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Handbuch
der
Naturgeschichte

Multa fiunt eadem sed aliter.

(QUINTILIAN.)

Zehnte Ausgabe.

Göttingen,
in der Dieterichschen Buchhandlung.
1821
.
[titlePage_verso]
Ex
Bibliotheca
Regia Acad.
Georgiæ
Aug:

Vorrede.

[Seite III]

Man darf es wohl dem Verfasser nicht eben
zur Autoreitelkeit anrechnen, wenn er sich
freut, die zehnte Ausgabe dieses Handbuchs
auszufertigen, das (– drey Nachdrücke des-
selben ungerechnet –) auch in mancherley-
Sprachen übersetzt worden, kurz, wie man
spricht, sein Publicum gesunden hat.

Es sollte dasselbe von der allgemeinen Na-
turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie,
eine faßliche Uebersicht; und aus der unüber-
sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge-
meinnützigsten und interessantesten in gedräng-
ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu-
schnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden
bey akademischen Vorlesungen brauchbaren
Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an-
dern besonders darauf Rücksicht genommen,
[Seite IV] daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfsmittel
zum Nachschlagen, und zwar namentlich beym
Lesen von Reisebeschreibungen dienen
möchte, und dazu war denn auch das genaue
Register erforderlich, das einige tausend
Namen von merkwürdigen Naturproducten
enthält.

So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz
beträchtlichen Zuwachs von neuen Entdeckun-
gen oder Berichtigungen in der Naturge-
schichte, auch von eignen Ansichten und Be-
merkungen des Verfassers erhalten hat, so
gleichfalls auch diese gegenwärtige, in welcher
Folgendes aus den Vorreden zu den letzten
Ausgaben auch in dieser hier seine Stelle
finden mag.


Ich habe in den mineralogischen Abschnit-
ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech-
tern und den darunter begriffenen Gattungen
gesprochen. Denn daß man in der Minera-
logie die Fossilien in genera und species
eintheilt, und die genera auf deutsch Ge-
schlechter, so wie die species Gattungen
nennt, darüber ist meines Wissens unter den
gelehrten und philosophischen Mineralogen
[Seite V] Deutschlands nur eine Stimme. Und so
versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich
also in einem Theile des Buchs die Be-
nennungen von Geschlecht und Gattung in
diesem von je angenommenen Sinne brauchen
mußte, ich nicht in einem andern Theile das
Wort Gattung im verkehrten Sinne für
genus brauchen durfte, wie doch in der
That neuerlich von gar manchen deutschen
Schriftstellern in der Zoologie und Botanik
versucht worden.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß ich, was er mit
einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

‘“quem penes arbitrium est, et ius,
et norma loquendi
“’

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte:
– daß es ihm hingegen in Deutschland nicht
an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger
als unerwartet. – Genug indeß, daß so
viele philosophische Naturforscher und die größ-
ten unserer naturkundigen Philosophen das
verba valent sicut numi besser befolgt,
und sich also durch diese sonderbare Umstem-
pelung nicht irre führen lassen. – Und
[Seite VI] warum auch ich für meine Person es hierin
lieber beym Alten lasse, als mich an jene
Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol-
gende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner
Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelung's Wörterbuche lernen –), was
die erste und Fundamentalbedeutung des
Wortes Geschlecht ist:

‘“Die Aehnlichkeit der verschiedenen
Gattungen der Dinge:“’

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache
höchst kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung
lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung
auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der
Systematiker bringt sie nach ihren ge-
meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge-
schlechter.

2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber
auch, daß hingegen das Wort Gattung
von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;
[Seite VII] und da nun im freyen Naturzustande wohl
nur die Thiere von einer species sich mit
einander fruchtbar gatten, so versteht sich also
von selbst, daß das Wort species, in dem
Sinne wovon hier die Rede ist, durch kein
anderes deutsches Wort passender und bezeich-
nender und bestimmter ausgedrückt werden
konnte, als durch Gattung.

3. Daß aber die Homonymie des deutschen
Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus
als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben
werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu
befürchten als bey dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Kinderjahren
in der Grammatik beym Unterschied der Worte
generis masculini oder feminini lernen,
auch statt sexus gebraucht wird.

4. Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu
müssen meinte, so hätte er immerhin mögen
wer weiß was für ein Wort von eigener
Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts
vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechti-
gen, die Landessprache – d.h. den bestimm-
ten einmahl festgesetzten Sinn der deutschen
Worte – (da man z.B. Menschenge-
schlecht etc. sagt so gut wie genus humanum)
zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lich-
[Seite VIII] tenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich
ausdrückt:

‘“Hypothesen zu machen, und sie als
seine Stimme der Welt vorzulegen,
darf niemand gewehrt seyn, sie gehören
dem Verfasser. Aber die Sprache
gehört der Nation, und mit dieser
darf man nicht umspringen, wie
man will.“’

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, habe ich
auch bey den deutschen Namen der Natura-
lien beobachtet, und mich daher immer der
allgemein angenommenen und allgemein ver-
ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen
einer einzelnen Provinz bedient. Darum
brauche ich z.B. nicht das hier zu Lande
gewöhnliche Wort Molle, sondern das allge-
mein angenommene Molch: eben so nicht
das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Ko-
belt, sondern das längst allgemein adoptirte
und selbst in andere lebende und todte Spra-
chen aufgenommene Kobalt u.s.w.

Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundenen Kunst – und
[Seite IX] Trivial-Namen. So billig und vernünftig
es freylich ist, auch hierin so viel als möglich
die einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Namen,
wenn er einen durchaus irrigen Begriff er-
weckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich er-
laubten, aber auch heut zu Tage so oft ge-
mißbrauchten und dann das Studium der
Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Frey-
heit nur in äußerst wenigen Fallen, wo es
mir unvermeidlich schien, bedient. So habe
ich z.B. den Panzerthieren oder Armadillen
ihren einheimischen, allgemein bekannten und
längst von klassischen Zoologen angenomme-
nen Namen, Tatu, restituirt; da man sonst
diesen fast haarlosen Thieren durch einen
seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß,
Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten
Griechen, ganz passend und völlig nach der
Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht
bezeichnet haben. – Aus ähnlichen Grün-
den brauche ich für den schönen neuseeländi-
schen Nephrit lieber seinen einheimischen
Namen (Punammustein), unter welchem
er zuerst von unsern Antipoden zu uns ge-
bracht und bekannt worden, als die ihm
[Seite X] neuerlich beygelegte Benennung Beilstein,
da ich im hiesigen academischen Museum, so
wie in den in London befindlichen großen
Sammlungen von südländischen Merkwürdig-
keiten, zwar wohl die Menge von Häcken
und andern Geräthen, so sich die Neusee-
länder aus diesem Steine bereiten, aber
schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil
aufgefunden habe. – Eben so habe ich
diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirk-
lich schlafenden Säugethieren das Blut aus-
saugt; da hingegen Linné diesen Namen dem
fliegenden Hund beygelegt hatte, der wohl
seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat,
sondern sich ganz allein von Früchten nährt.
– Aber viele andere, nur nicht gar zu
unpassende Kunstnamen der Art habe ich
dennoch beybehalten, um ja nicht die
Nomenclatur und Synonymien ohne drin-
gende Noth, zur großen Last der Lernenden,
zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von
Naturalien hier doch anders geschrieben wer
den, als es insgemein geschieht, hat auch
seinen guten Grund. So schreibe ich z.B.
Tofus und nicht Tophus, weil es kein
griechisches Wort ist; eben so Manaca-
[Seite XI] nit*) und nicht Menacanit, weil der Fund-
ort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe ein
a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den latei-
nischen Namen vorausgesetzt, weil da hundert
erotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut-
schen keinen bekannten verständlichen Namen
haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deut-
schen Benennungen die bekanntesten und selbst
großen Theils in andere Sprachen aufge-
nommen.

Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun-
gen, die sich in Deutschland finden, wieder
so, wie in den vorigen Ausgaben, ein †
vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß
unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den
allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig,
bey vielen von denen aber, die in Deutsch-
[Seite XII] land selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland
haben, wie der Boracit etc. unzureichend ge-
wesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer
Gegenstände
, die ich in der Verlagshand-
lung dieses Handbuchs heftweise herausgebe,
beziehen sich auf die neuesten Ausgaben des-
selben und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen
Erläuterung.

Göttingen,
im August 1820.
J. F. Blumenbach.

[interleaf]

[Tab. I]
TAB. I.xxx

Anweisung der Kupfertafeln.

[Seite XIII]

Tab. I.

Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe.

  • Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 439).
  • – 2. Der Vordertheil von ascaris lumbri-
    coides
    . (S. 440).
  • – 3. Trichocephalus dispar (Ebendaselbst).
  • – 4. Das Kopfende der menschlichen Band-
    würmer (S. 442).
  • – 5. Vier Hinterglieder der taenia solium
    (S. 443).
  • – 6. Dreyzehn Hinterglieder der taenia vul-
    garis
    (Ebendas.).
  • – 7. Das Vorderstück vom Regenwurm
    (S. 441).
  • – 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Wald-
    schnecke (S. 432) stark vergrößert.
  • – 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Poly-
    pen, tubularia sultana (S. 497)
    stark vergrößert.
  • [Seite XIV] Fig. 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen,
    hydra viridis (S. 502) in natür-
    licher Größe.
  • – 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Poly-
    pen, brachionus anastatica (Eben-
    daselbst) stark vergrößert.
  • – 12. Das Räderthier, furcularia rotatoria
    (S. 503) stark vergrößert.
  • – 13. Ein menschliches Samenthierchen, chaos
    spermaticum
    (S. 506) noch weit
    stärker vergrößert.

Tab. II.

Zwanzig merkwürdige Krystallisationen der
Fossilien.

[Tab. II]
TAB. II.xxx
[interleaf]

Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt
und
ihrer Eintheilung in drey Reiche.

[Seite 1]

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unsrer
Erde finden, zeigen sich entweder in derselben
Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie durch
Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich-
ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert
und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte
(artefacta). Die erstern machen den Gegen-
stand der Naturgeschichte aus, und man pflegt
alle Körper zu den Naturalien zu rechnen,
die nur noch keine wesentliche Verände-
rung durch Menschen erlitten haben.
Artefacten werden sie dann genannt, wenn
[Seite 2] der Mensch*) absichtlich Veränderungen
mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli-
chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen
Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo-
dification, nicht anders als relativ seyn können,
bedarf wohl keiner Erinnerung. – Denn so
könnte man ein Maulthier, oder einen Caraiben
mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel
und dergl. mehr, aus gewisser Rücksicht auch zu
dem Artefacten rechnen.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von
einander zu unterscheiden sind. Daher z.B. die
ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug
in der pisscina mirabile bey Bajä ein von selbst
aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk-
sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner künst-
licher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzei-
gen 1791. 188 St. –)

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine dop-
pelte Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von an-
dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und
Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in
einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten
[Seite 3] Schöpfung*) hinauf immer andere dergleichen
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu
danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper
auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel-
ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und
befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung
und Wechsel ihr Wachsthum von innen
(durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio
).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens
von selbst eine besondere Structur bey dieser
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise
Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan-
deln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer
Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort-
pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so
genannten Lebenskräften versehene und zu ei-
[Seite 4] nem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver-
bundene, Gefäße, Adern und andere Organe
in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme be-
stimmter Säfte, zur Assimilation jener Alimente,
zur Erzeugung der Nachkommenschaft u.s.w.
nothwendig sind.

Dieß Alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Minera-
lien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als
ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs-
thum nennen darf), wird keineswegs durch
Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so
genannten bloß physischen (mechanischen und
chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder
Ansatz homogener Theile von außen (aggre-
gatio, iuxta positio
) bewirkt; folglich ist
bey ihnen weder ursprüngliche Organisation
noch Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisir-
ten Körper selbst, besonders in der Art, wie sie
ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer
doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl-
reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres
[Seite 5] Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche
Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache
Hauptöffnung am obern oder vordern Ende
ihres Körpers haben, die zu einem geräumi-
gen Schlauche führt, wohin sie vom innern
Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente,
die von sehr verschiedener Art sind, mittelst
willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu
verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen
Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern kön-
nen zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufenthalt
verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder
auf die Oberfläche des Wassers steigen u.s.w. Und
andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasser-
thieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen etc.
die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von
selbst wieder verlassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien
sehr schicklich gebracht hat, und wovon das
erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das
dritte die Mineralien begreift.

[Seite 6]

Die Thiere sind demnach belebte und be-
seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr viel-
artige Nahrung mittelst willkürlicher Bewe-
gung suchen, und selbige durch den Mund in
den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie
ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will-
kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein-
saugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens-
kraft nach den bloß physischen (mechanischen
und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An-
häufung, Bildungskraft etc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi-
schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm-
baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche
u.s.w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
[Seite 7] kennen und von andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden
und angeben kann*). – So sagte z.B. Linné:
‘„nullum characterem hactenus eruere potui,
unde Homo a Simia internoscatur
.”’ Nun
glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere
Charactere der Humanität angegeben zu haben,
wodurch sich der Mensch von den noch so menschen-
ähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie über-
haupt von allen andern Säugethieren unverkenn-
bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird
doch höffentlich nie ein Naturforscher in praxi in
Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen
etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können
ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die
dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit
zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte.
Man theilt z.B. die Thiere sehr natürlich in warm-
blütige und kaltblütige; und rechnet eben so na-
türlicher Weise die Säugthiere zu jenen und hin-
gegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre
zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so
ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein
Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es
in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z.B.
die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die-
ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche
auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben.
Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun
[Seite 8] die Scheidewand zwischen der Classe der Fische
und der Classe der Gewürme aufgehoben werden. –
Und eben so wenig wird Jemand im Ernst in Ver-
suchung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich
deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an
gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit ge-
wissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind
z.B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi-
mosenarten, und des hedysarum gyrans etc.,
die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch
gar nicht einmahl in den oben angegebnen Cha-
rakter der Animalität eingreifen. So wenig als
hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-
Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be-
stimmten Character der Vegetabilität betreffen.
Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die so
wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge-
trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung
in den Mund bringen, was hingegen bey keiner
Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung,
der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge-
schöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie im Studium der Naturgeschichte in
sofern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den
Grund eines so genannten natürlichen Systems
abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren
meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach
ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten
so genannten Verwandtschaft untereinander, zu-
sammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei-
nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer
in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und
die Vollkommenheit und den Zusammenhang der-
selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie
man sich ausdruckt) keinen Sprung thue, weil
die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern form
so sein stufenweise auf einander folgten, das wäre
[Seite 9] doch schon an sich eine vermessene Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*).

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu
beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer-
seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher
Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich
zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten
und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu-
sammen drängen, und andere dagegen gleichsam
isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten
ganz eignen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang
in einer solchen Leiter der Natur irgendwo einge-
schoben und untergebracht werden können (wie
z.B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten,
die schon gedachten Sepien u.a.m.) – Ferner aber
finden sich Thiere, bey welchen, wie z.B. bey den
Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so
durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß
man folglich in der gedachten Leiter die einen von
den andern trennen und nach dieser so sehr ver-
schiedenen Sexualform beiden auf weit von einan-
der entfernten Sprossen ihre verschiednen Stellen
anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken
in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten
Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu
Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga-
nisirten Körpern und den Mineralien u.s.w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u.s.w. ge-
rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermessene Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn
nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u.s.w. –
So gut einzelne Gattungen von Thieren aus gan-
zen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus Groß-
[Seite 10] britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben
sollte, so können andre Geschöpfe aus ganzen
Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver-
tilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit
manchen, z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen),
ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der da-
durch in der Kette der Physicotheologen entsteht,
der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im
mindesten gefährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel
zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Ge-
    burt.). Ej. opera. gr. lat. ex. ed. Gu. du Val.
    Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius secundus (†. im J. 79. nach Chr. Geb.)
    Ej. historia mundi l. xxxvii – Ein Paar sau-
    bere und correcte Handausgaben sind die Leidner,
    Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey-
    brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (†. 1562.)
  4. Joh. Rav. (†. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt-
    werke dieser beiden Männer werden anderwärts
    angeführt.
  5. C. v. Linné. (†. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12.
    Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen
    beiden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips.
    1788. IX. vol. 8.

Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:

  1. Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae na-
    turali inserviens
    . Hal
    . 1788. 8.
  2. J. R. W. Illiger's Versuch einer systematischen voll-
    ständigen Terminologie für das Thierreich und
    Pflanzenreich. Helmstädt. 1800. 8.
  3. G. L. le Clerc C. de Buffon. (†. 1788.) Ej. histoire
    naturelle
    . Die Orig. Ausgabe, Paris, seit 1749.
    XXXIII. vol. 4 oder LXXII. vol. 12.

Zur allgemeinen N. G.

[Seite 11]
  1. F. S. Voigt's Grundzüge einer N. G. Frankf. 1817. 8.

Zur geographischen N. G.

  1. C. Ritter's Erkunde im Verhältniß zur Natur, Berl.
    seit 1817. 8.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit
    1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die
    ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works
    of the creation
    . ed
    . 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter
    Band der gedachten Ausg. seiner Werke.)

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire natu-
    relle
    . ed
    . 4. Lyon, 1791. VIII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle apliquée
    aux arts
    etc. par une Societé de naturalistes
    et d'agriculture
    . Par
    . 1804. XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturelles, par plusieurs
    Prof. du Jardin du Roi
    etc. Strasb
    . seit 1816. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich's allgemeines Polyglotten Lexi-
    con der Naturgeschichte
    . Hamb
    . 1793. IV B. 4.

Journale etc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturge-
    schichte, herausgeg. von L. C. Lichtenberg und
    J. H. Voigt. Gotha, 1781 bis 1797. XII. B. und
    J. H. Voigt's Magazin für den neuesten Zustand
    der Naturkunde. Jena 1797 bis 1806; ebenfalls
    XII. B. 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt.

[Seite 12]

§. 5.

Im allgemeinen werden die organisirten Kör-
per (§. 2.) von ihres Gleichen*) erzeugt, dann
durch eigene Kraft lebenslang ernährt, und
dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachs-
thum, und wenn er zu ihrer Reise gelangt,
auch seine Fortpflanzungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden sie
eben durch die Organisation ihres Baues,
und durch die mit derselben verbundenen Le-
benskräfte geschickt gemacht. Denn durch
diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre
Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (sti-
muli
) und ihr Bewegungsvermögen, ohne
welches beydes weder Ernährung noch Wachs-
thum, noch wechselseitige Einwirkung der
Theile zur zweckmäßigen Erhaltung des Gan-
zen, und umgekehrt**), denkbar seyn könnte.

§. 7.

[Seite 13]

Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich,
die so genannte Evolutions-Hypothese be-
quem gefunden, und gemeint, es werde gar
kein Mensch, und kein anderes Thier, und
keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen
alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte Keime*) bey ihren Aeltern und
Vorfahren längst vorräthig; die verschiede-
nen Generationen steckten, gleichsam wie ein-
gepackte Schachteln, in einander, und würden
nur nach und nach, so wie die Reihe an sie
käme, durch die Befruchtung entwickelt und
aus Licht gebracht. – Eine Meynung, die
doch schon sowohl durch den dabey erforder-
lichen Aufwand von übernatürlichen (hyper-
[Seite 14] physischen) Anstalten*), als durch die,
allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor-
schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti-
gung der natürlichen [physischen]**) Kräfte,
und durch die unübersehliche Menge von zweck-
losen Schöpfungen aller der zahllosen prä-
formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen
Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch
nicht durch die überwiegenden gegenseitigen
Erfahrungsgründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
bey der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng-
niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z.B. Neger und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche
Gattungen (verschiedene Species) von Thieren
oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als
von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

[Seite 15]

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen, außer seiner erwecken-
den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende
Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt
gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen
Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende –

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge-
nerationen hindurch immer wiederholten, künst-
lichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung
von organisirten Körpern gänzlich in die andere
umwandeln. So hat man z.B. aus der künst-
lichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung
mittelst des männlichen Staubes von einer andern,
Samen gezogen, welcher fecundabele Bastard-
pflanzen gegeben; d.h., die sich zur Blühezeit
abermals mit männlichem Staub von jener an-
dern Gattung befruchten lassen, und wiederum
fecundabele Bastarde der zweyten Generation
hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten
Generation dielten gleichsam das Mittel zwischen
beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter-
licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey-
ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väter-
lichen, als der mütterlichen. Und nachdem die
gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit
durch zwey folgende Generationen eben so wieder-
hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an
welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung
so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche
umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte
Fortsetzung der Nachricht von einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51.
§. 24. mit der Ueberschrift: ‘„Gänzlich voll-
brachte Verwandlung Einer natürlichen
Pflanzengattung in die andere.”’ –)

Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen
Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat
der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der
[Seite 16] eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch
seine erweckende Kraft auf denselben hätte wir-
ken sollen,) gänzlich weichen müssen!

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem
Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln
aller philosophischen Nachforschung*) weit
angemessner, wenn man die Entstehung der
neuerzeugten organisirten Körper bloß durch
allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des
an sich zwar ungeformten, aber unter den
dazu erforderlichen Umständen organisirbaren,
Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen all-
mählichen Bildung machen kann und gemacht
hat**), darauf an, sie so zu bestimmen, wie
[Seite 17] sie dem Begriff von organisirten Körpern, und
dann den Phänomenen, die uns die Beobach-
tung bey Entstehung derselben lehrt, am un-
gezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den
Bildungstrieb (nisus formativus) zuerst
empfänglich wird; – für einen Trieb, der
sich von aller bloß mechanischen bildenden
Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche
Crystallisationen*) und dergl. hervorbringt]
dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos
mannigfaltig verschiedenen Bestimmung der
organisirten Körper und ihrer Theile, die viel-
[Seite 18] artig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so
mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise
in bestimmte Gestalten zu formen vermag –
und so [– durch die Verbindung des Mecha-
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe*) –] zuerst bey der Em-
pfängniß die allmähliche Ausbildung; dann
aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser
organischen Bildung durch die Ernährung;
und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten
haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung
derselben durch die Reproduction, bewirkt
wird**).

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergröße-
rung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden
können.

[Seite 19]

So im Gewächsreiche an manchen einfaches Was-
sermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Conferve
(Conferva fontinalis, Ceramium caespitosum
Roth
.) die sich in den ersten Frühlingstagen fort-
pflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. –)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Er-
scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und
seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus-
bildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Er-
innerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb
selbst so gut wie die Benennungen aller andern
Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts er-
klären, sondern bloß eine besondre (das Mecha-
nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich
vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll,
deren constante Wirkung aus der Erfahrung aner-
kannt worden, deren Ursache aber so gut, wie
die Ursache aller andern noch so allgemein aner-
kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigentli-
chen Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung
weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so
auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam-
keit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,
[Seite 20] wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen.*)

So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche**) Formen der organisir-
ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.

[Seite 21]

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
Charakter, der sonst in den beiden Geschlech-
tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger
in einem und eben demselben Individuum
verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz
verschiedener Gattung (zweyerley Species)
einander befruchten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancher-
ley Ursachen der allmählichen, Ausartung, die
Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versieht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatür-
liche, angebohrne, leicht in die Augen fallende
Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer
Theile. So mannigfaltig aber diese Mißge-
stalten seyn können, so lassen sie sich doch
alle auf folgende vier Hauptclassen zurück
bringen*):

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten von allen (– nähmlich unter
[Seite 22] Mißgeburten in dem angegebnen Sinne.
Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen
wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein-
geweide in ganz verkehrter Lage gefun-
den –).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen die
lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten (–
selbst nicht selten unter wilden Thieren
z.B. Hasen –). Theils gar erblich, wie
z.B. in den sechsfingrigen Familien, und
bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen
Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab-
weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm-
ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer
Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen
denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande
unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten unter
den Hausschweinen so häufig, unter den wilden
Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit
der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die-
ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung
schon monströs präformirt eingeschachtelt ge-
legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-
[Seite 23] Organe mehr oder weniger verbunden sind,
die sonst, in den männlichen und weiblichen
Geschöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter
den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem
Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Er-
wähnung, wenn andre körperliche Functionen
oder Charaktere, die dem einen Geschlechte
eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an-
dern äußern. Wenn z.B. Hirschkühe und
Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan- und
Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ-
liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen
oder andere männliche Säugethiere Milch
geben*) u.s.w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im
ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde-
ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr
oder weniger vom Totalhabitus des andern;
z.B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform
des männlichen**).

§. 14.

[Seite 24]

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern
Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beiderley
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen
ist*). Da aber von der bestimmten Bildung
der organisirten Körper, besonders der Thiere,
die behörige und für den Gang der Schöpfung
so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in
der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-
Zustande meines Wissens niemahls eine Paa-
rung und Vermischung unter zweyerley Gattun-
gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde
überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur
sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei-
ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den
seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder
die Bastarde von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen gelingt es leichter, daß durch künstliche
Befruchtung verschiedner Gattungen Bastarde
[Seite 25] hervor gebracht werden können, die fruchtbaren
Samen tragen (– s. oben Seite 15. –).
Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von
vermeinten Bastarden aus der Vermischung
vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und
von Caninchen und Hühnern, oder vollends
gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich
keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species sich
mit einander gatten, liegt der natürliche Grund,
warum das Wort Species im Deutschen am aller-
natürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (–
davon mit mehreren in der Vorrede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die allmähliche
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauern Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Cha-
racter, der durch die Fortpflanzung unaus-
bleiblich und nothwendig forterbt, wie z.B.
wenn Weiße mir den Negern Mulatten, oder
mit americanischen Indianern Mestissen zeugen:
welches hingegen bey den Spielarten keine
nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau-
[Seite 26] äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten
Kinder zeugen*).

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli-
chen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben,
so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße
Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent-
scheidung in dergleichen Fällen keine andern in
praxi
anwendbare Regeln, als die, so aus der
Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray,
Büffon und andere angenommen haben, den Cha-
racter von Species darnach zu bestimmen, wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom-
menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu-
länglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung die-
ser Regel ohnehin bey allen den Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort-
pflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch
in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindli-
cher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey
Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der
africanische Elephant zu einerley Species gehören
oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung
Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung von
Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg
als Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich
sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst sel-
tenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig
befunden. Wollte man also diesen wunderseltnen
Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd
und Esel für Thiere derselben Species halten, un-
geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumal
im Innern (und namentlich in der ganz auffallend
verschiednen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge!),
[Seite 27] wenigstens eben so specifisch von einander differiren
als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle
Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat-
tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grund-
satz der Analogie gemäß halte ich auch die ge-
dachten beiderley Elephanten für ganz verschiedene
Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf-
fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich
als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

Zu den mancherley Ursachen der Ausartung
gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels-
strichs, der Nahrung, und bey Menschen und
Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc. so wie die
Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein,
untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße
Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und
darum sind die Nordländer von Natur von
weißer Haut etc. so wie viele warmblütige
Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße
Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst
anomalisch weiße Blüthen haben u.s.w. –
Dagegen tragen die Creolen (d.h. die in
Ost- und West-Indien von europäischen Ael-
tern geborenen Weißen) das unverkennbare
meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen
Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul-
tur und Nahrungsmittel nach und nach die
[Seite 28] Bildung, Farbe und ganze Constitution der
organisirten Körper umzuändern vermöge, da-
von sehen wir an unsern Hausthieren*), an
unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen,
Blumen-Floren etc. – am allerauffallendsten
aber bey den Verschiedenheiten im Menschen-
Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey-
spiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und ausfallender,
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in weit südlichern
Ländern von Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So, daß z.B. in Sy-
rien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffal-
lend langes und weißes Haar haben; auf Corsica
die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt
sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner
zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.

§. 17.

[Seite 29]

Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor sich. Den
Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch
Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes
am einen Ende desselben befinden, zugeführt.
Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer-
haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in-
nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen
und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie
bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen
und dem übrigen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Pro-
ceß dem Stoff der organisirten Körper assimi-
lirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet;
und bey den Thieren, die keinen so einfachen
Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh-
men, auch durch andere Wege als Unrath
ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini-
folia
oder Araucaria excelsa), der Kohlpalme
(Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia
[Seite 30] digitata) etc., auch von einigen andern Ge-
wächsen, z.B. vom Rotang (Calamus rotang)
und so auch von manchen Thieren, wie z.B.
von vielen Gattungen der Bandwürmer und
selbst von den Crocodilen und großen Wasser-
schlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und
wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge
oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm-
melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers
von selbst wieder ergänzen. Diese bewun-
dernswerthe Einrichtung in der organisirten
Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen
bey tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt
wird: sie ist folglich auch, nebst der Ernäh-
rung überhaupt, einer der größten Vorzüge,
wodurch die Maschinen aus der Hand des
Schöpfers bey weiten über die größten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als wel-
chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen
können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie
verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden,
von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die
hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder
Pflanze – nur in verschiedenem Maße –
beygelegt hat.

[Seite 31]

Viele organisirte Körper verlieren, zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung
der Schlangen, der Raupen, das Schälen der
Krebse, das Entblättern der Gewächse u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche
Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl
den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt,
oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo-
rene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch
und die ihm zurächst verwandten Thiere be-
sitzen eine freylich sehr eingeschränkte Repro-
ductionskraft: die hingegen bey vielen kalt-
blütigen Thieren, besonders bey den Wasser-
Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen-
würmern, See-Anemonen, See-Sternen,
Arm-Polypen etc. von einer ausnehmenden
Stärke und Vollkommenheit ist.

Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern Art (Lacerta lacustris), den
ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze
Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen
lassen und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein
ausgeschnitten; – und doch hat sich hinnen zehn
Monaten ein vollkommener neuer Augapfel mit
neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc.
reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern
gesunden Auge auszeichnet, das er nur erst un-
[Seite 32] gefähr hald so groß ist. (s. – Götting. gel. Anz.
1785. 47. St. –)

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernäh-
rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife
gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort-
pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf
eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird.
Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes
Individuum für sich im Stande, sein Ge-
schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich
ihrer zwey mit einander paaren oder begatten,
wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art
hervor bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen beiderley Hauptweisen der
Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter
folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorher gegangene
Befruchtung: entweder durch Theilung, wie
manche Infusions-Thierchen*) und Blu-
men-Polypen**); oder wie bey der Brun-
nen-Conferve so, daß das alte fadenartige
Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen
Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt
[Seite 33] und wieder zu einem solchen Faden ausge-
trieben und umgebildet wird (– Abbild. nat.
hist. Gegenst. tab. 49. –); oder durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele
Gewächse u.s.w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem
Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist,
die bey sich habenden weiblichen Eyerchen
mit männlichem Samen – und wenn es
Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner
mit männlichem Blumenstaub – begießen
und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges
daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey
den mehresten Gewächsen, und im Thier-
reich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei-
nem Individuo verknüpft; doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist, son-
dern immer ihrer zwey sich zusammen paa-
ren und wechselseitig einander befruchten und
befruchtet werden müssen. Diese sonderbare
Einrichtung findet sich nur bey wenigen
Thieren; beym Regenwurm, bey manchen
Land-Schnecken*) etc.

[Seite 34]

4) Die beiden Geschlechter in separaten In-
dividuis, von denen das eine die weiblichen
Theile oder Eyer, das andere den männ-
lichen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Palmen,
der Hopfen, die mehresten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher
das Junge vollends ausbildet. Dieß sind
die eyerlegenden Thiere (ovipara). Bey
andern aber wird dieß Ey so lange in der
Bärmutter zurück behalten, bis das Junge
vollkommen ausgebildet worden, und nun
von seinen Hüllen befreyt zur Welt kommen
kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicun-
tur: quae potentia, ovipara. Harvey
.
Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die
Beyspiele der Blattläufe und Federbusch-Poly-
pen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in welchen aber schon das ganz aus-
gebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen
könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen
Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör-
nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt,
wie z.B. bey den so genannten ägyptischen Boh-
nen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so
[Seite 35] weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und
sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das
Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres
Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zu-
fälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange
vor der bestimmten Zeit. So rechnet man
z.B., daß von 1000 gebornen Menschen nur
ungefähr 78 für Alter sterben; und von den
großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen,
Riesenschlangen etc. erreicht vielleicht nicht das
tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach
dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr
Körper durch Gährung, Fäulniß oder Ver-
brennen, kurz durch die chemische Zersetzung
seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin
ihr Organismus zerstört, und ihre Asche
endlich mit der übrigen Erde vermengt, die
ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gege-
ben hatte.

Zur N. G. der organisirten Körper überhaupt.

  1. Ch. Bonnet Considérations sur les corps organisés
    (im IIIten B. der Oeuvres).
  2. G. R. Treviranus Biologie etc. Göttingen seit 1802. 8.

Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 36]

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionstierchen etc.)
den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu
haben, durch welchen sie dem Körper seine
Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen
ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft,
Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen
der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig,
und wird beynahe ohne Ausnahme aus den
organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie
müssen es, durch die peinlichen Gefühle des
Hungers getrieben, mittelst willkürlicher
Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre
Selbsterhallung zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten voll-
kommneren Thieren wird der abgesonderte
Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in
seinen Adern circulirt, vermischt, und von da
[Seite 37] erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers
abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut
ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner
Wärme bey den verschiednen Classen dieser
rothblütigen Thiere von doppelter Verschie-
denheit. Bey den einen (nähmlich bey den
Amphibien und Fischen) hält es meist unge-
fähr die Temperatur des Mediums, in wel-
chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die
deßhalb warmblütig heißen (den Säugethie-
ren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkom-
men belebten Zustande immer eine Wärme
von ungef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder we-
niger. Der Saft hingegen, welcher bey den
so genannten weißblütigen Thieren (nähmlich
bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle
des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders
durch den Mangel der rothen Kügelchen, von
jenem eigentlich so genannten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es
im gesunden Zustande immer mit frischen Por-
tionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes
(– des so genannten Sauerstoffs –) aus der
atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser ge-
schwängert werden, wogegen es gleiche Portio-
nen eines andern Stoffes (– des Kohlenstof-
[Seite 38] fes –) aus dem Körper wiederum fortschafft.
Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Pro-
ceß in dem belebten thierischen Laboratorium
dient vorzüglichst das Athemhohlen; welches
die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen,
oder wie die Fische durch Kiemen; die weiß-
blütigen aber mittelst mancherley anderer ana-
logen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver-
sehen sind, können auch Stimme (vox) von
sich geben. Der Mensch hat sich außer der
ihm angebornen Stimme auch noch die Rede
(loquela), erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Be-
wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind
die Muskeln, die bey den rothblütigen Thie-
ren das eigentlich so genannte Fleisch ausma-
chen. Nur bey einigen ganz einfach gebauten
Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewe-
gungs-Organe von dem übrigen gallertigen
Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige
Muskeln, über welche der Wille nichts vermag.
So z B. das Herz, als welches lebenslang
unaufhörlich (– beym Menschen ungefähr
[Seite 39] 4500 Mahl in jeder Stunde –), und zwar
ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder
endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des
Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewe-
gung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis un-
willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein-
flusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint,
daß die Größe der beiden letztern in Verglei-
chung zur Dicke der daraus entstehenden Ner-
ven mit den Geisteskräften der Thiere im
umgekehrten Verhältniß stehe*), so daß der
Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver-
gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da
hingegen einfältige Thiere, wie z.B. die hie-
ländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem
sehr kleinen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes
[Seite 40] Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den thierischen Körper, durch die Sinne
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiednen Thier-
Classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z.B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die Schmeißfliege z.B. und viele andere In-
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen
dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z.B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey
Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechs-
ten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl
beym Kitzeln unter den Achseln für einen sieben-
ten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl,
wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern
im Finstern für den Anstoß sichern; so wie nenn-
tens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte
für besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt.
Dem Menschen und den mehresten von Ge-
wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die-
ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich
[Seite 41] auch manche von diesen, wie z.B. der Sieben-
schläfer etc., besonders aber viele Raubthiere,
wohin zumahl die mehresten Fische gehören,
auch manche Insecten und Gewürme, am Tage
verborgen und gehen des Nachts ihren Ge-
schäften nach, weshalb sie animalia nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monate, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind,
daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie-
[Seite 42] res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas
klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien,
Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen
Thieren gemein, wie z.B. die Vorstellungs-
kraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die
beiden so genannten innern Sinne, Gedächt-
niß nähmlich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so ge-
nannten Naturtriebe oder Instincte. Da-
gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be-
sitze der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*) ist das Vermögen der
Thiere, aus einem angebornen, unwillkürli-
chen, inneren Drange, ohne allen Unterricht,
von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und
[Seite 43] zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung ab-
zielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma-
schinenmäßig vollzogen werden, wird durch
zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z.B.,
daß die Hamster auch todten Vögeln doch zu-
erst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an-
beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst
den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und
im Käfich bey allem guten Futter und Pflege
unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt finden
kann; wie z.B. bey den Seidenwürmern etc.,
die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben da-
von Gebrauch machen können, und wo folglich
schlechterdings erster Versuch und Meisterstück
Eins seyn muß), so ungemein künstliche Woh-
nungen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem Auf-
enthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum
[Seite 44] Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern
Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba-
ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer
Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere*) auch
einige schwache Spur hätten; oder eine eigene
Richtung der gesammten menschlichen Seelen-
kräfte u.s.w., so liegt wenigstens der hohe
Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der-
selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver-
vollkommnen, unwiderredlich am Tage.

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum
Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or-
ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist,
so erzeugt freylich eben die große Verschieden-
heit der Climate, die er bewohnen soll, und
der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent-
halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf-
nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst-
[Seite 45] trieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner
sich nach den Umständen gleichsam accommodi-
renden Vernunft auf eben so mannigfaltige
Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset
die unbeschränkte Herrschaft, womit er über
alle Triebe und über die Lebensart, Haushal-
tung etc. mit einem Worte, über das ganze
Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Will-
kür disponiren, die furchtbarsten Thiere zäh-
men, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den
kunstreichsten Handlungen abrichten kann u.s.w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die
Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung
der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel-
seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und
Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat,
wie z.B. Reis, Caffee etc., Pferde, Rindvieh etc.
und was er v. v. von dorther nun wieder in sei-
nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z.B.
Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u.s.w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
des Menschen über die übrige thierische Schö-
pfung durch die so genannten Hausthiere;
worunter man in engerer Bedeutung diejenigen
[Seite 46] warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch
zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und
überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht-
lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht
hat. Im weitern Sinne kann man aber auch
die Bienen und Seidenwürmer, so wie die
Cochenill-Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn
ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd.
Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht,
existirt doch aber noch die ursprünglich wilde
Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze,
Renthier, den beiderley Cameelen der alten Welt,
und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele-
phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan-
genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des
Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der
Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet
werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen
Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)

§. 40.

Nach dem Linnéischen System wird das
ganze Thierreich unter folgende sechs Classen
gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
[Seite 47] lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen
Blut, die aber Eyer legen, und Gefieder haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Kiemen, und nicht durch
Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte (hornartige) Bewe-
gungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).

* * *

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
Thiergeschichte überhaupt.

  1. Aristoteles. – Histoire des animaux d'Aristote,
    avec des notes etc. par Camus. Par. 1793.
    II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it.
    avium et animalium aquatilium; cum nomen-
    [Seite 48] claturis singulorum in linguis diversis Europae
    .
    ed
    . 2. Tig. 1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Fran-
    cof
    . 1649-1653. fol.

auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) thea-
trum universale omnium animalium
. Amst
. 1718.
II. vol. fol.

  1. Ray.
  2. Buffon.
  3. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte
    der Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  4. G. Cuvier tableau élémentaire de l'histoire natu-
    relle des animaux
    . Par
    . 1798. 8.
  5. und Dess. Règne animal, distribué d'après son
    organisation
    . Par
    . 1817. IV. vol. 8.
  6. A. M. Constant Duméril Zoologie analytique.
    Par. 1806. 8.
  7. Gottl. Fischer zoognosia etc. Mosq. 1813. III. vol.
    4. und 8.
  8. Lor. Oken's Lehrbuch der N. G. IIIter Th. Leipzig
    1816. II. B. 8.
  9. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit
    Beschreibungen von Jac. Sturm. Nürnb. seit
    1790. 12.
  10. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  11. Th. Pennant's British zoology. Lond. 1768-1777.
    IV. vol. 8.

und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel
ib. seit 1763. gr. Fol.

  1. C. P. Cl. Fieurieu histoire naturelle des Oiseaux,
    des Poissons, des Cetacèes, des Amphibies
    etc
    .
    marins, im IIten und IIIten Bande des voyage
    autour du monde par Et. Marchand
    . Par
    .
    1800. 4.
* * *
  1. W. Elf. Leach's Zoological Miscellany. Lond.
    seit 1814. 8.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren.

[Seite 49]

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebä-
ren lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter,
der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet,
und von dem auch die Benennung der ganzen
Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch
die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren.
Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschie-
den. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel,
als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur
Welt bringt; und sie sitzen entweder an der
Brust, oder am Bauche, oder zwischen den
Hinterbeinen*).

§. 42.

[Seite 50]

Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)] Säugethiere ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppig sind, oder gar
wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden.
Bey manchen sind die Haare an besondern
Stellen als Mähne oder Bart verlängert;
und bey einigen, wie bey den Pferden, Hun-
den etc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent-
gegengesetzter Richtung an einander und ma-
chen so genannte Näthe (suturas). Bey
manchen, wie z.B. bey den Seehunden etc.
ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch
sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns
im strengen Winter, im Norden aber Jahr
aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eich-
hörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie
das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hin-
gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen
Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie
bey den so genannten Kackerlacken im Men-
schengeschlecht und unter manchen andern Gat-
[Seite 51] tungen von warmblütigen Thieren, so ist es
die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche, wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast
bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf,
als eigentliche animalia subterranea, unter
der Erde; andere bald auf dem Lande, bald
im Wasser, wie die Biber, Seebären; und
noch andere endlich bloß im Wasser, wie die
Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre
Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge ver-
schieden. Die mehresten haben vier Füße;
der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände;
die Affen hingegen vier Hände. Die Fin-
ger und Zehen derjenigen Säugethiere, die
im Wasser und auf dem Lande zugleich leben,
sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey
den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen
ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen
ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat-
tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere
aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet,
und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger
Maßen den Flossen der Fische; doch daß die
Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizon-
tal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen.
Einige wenige Säugethiere (solidungula)
[Seite 52] haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene
Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit
den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige
aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen
auch die Affen, Bären, Elephanten u.a.m.
auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die mahren Ameisenbären, die Schuppen-
thiere und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
sehen, die man in Schneidezähne*) (primores
s. incisores
), Eckzähne oder Spitzzähne (ca-
ninos s. laniarios
), und Backenzähne (mo-
lares
), eintheilt. Die letztern zumahl sind
nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere
auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch-
fressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig
fast schneidend; bey den grasfressenden oben
breit und eingefurcht; und bey denen, die sich,
so wie der Mensch, aus beiden organisirten
Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt,
und an den Ecken abgerundet.

[Seite 53]

Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narhwal, haben große promi-
nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere,
wie z.B. das Wallroß, Hauzähne.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen
nähmlich das zuerst bloß obenhin zerbissene und
geschluckte Futter bissenweise wieder durch den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses;
indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen
Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro-
nen derselben nicht horizontal liegen, sondern
schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen
im Oberkiefer die Außenseite, an denen im
untern aber die nach der Zunge hingerichtete
innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie
einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye
Seitenbewegung gestattet, wodurch denn, wie
der Augenschein lehrt, der Mechanismus die-
ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite
bewirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge-
spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun
[Seite 54] außerdem noch der vierfache Magen hinzu,
dessen innerer Bau und Mechanismus überaus
merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte
noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den
ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven-
ter
, franz. le double, l'herbier, la panse, der
Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es
nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses Futters nach der an-
dern mittelst des zweyten Magens (reticulum,
franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze,
das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des
ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund
hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute,
zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine
besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden
ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde
in den dritten (echinus, centipellio, omasus,
franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der
Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von
da endlich zur völligen Verdauung in den vier-
ten (abomasus, franz. la caillette der Laab,
die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Ma-
gen anderer Säugethiere am nächsten kommt*).

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Ru-
mination scheint mir noch gänzlich unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen
versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt;
bey andern, wie beym Renthier und im Zie-
gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als
[Seite 55] der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage,
besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-, Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine
Scheide über einem knöchernen Zapfen oder
Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der bei-
derley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der
Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirsch-
geschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide,
aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig.
Sie heißen dann Geweihe, und werden ge-
wöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an
ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern ame-
ricanischen und Neu-holländischen Thieren statt
einer Hand, um sich daran halten, oder damit
fassen zu können (cauda prehensilis, Roll-
schwanz); den Jaculis zum Springen
(cauda saltatoria), dem Känguruh zum Gleich-
gewicht bey seinem aufrechten Stellung und zur
Verteidigung etc.

§. 48.

[Seite 56]

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondre Beutel von verschiedener
Bestimmung zu merken. So haben viele Af-
fen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster
u.a., Backentaschen (thesauros, Fr. salles),
um Proviant darin einschleppen zu können.
Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die
Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche,
worein sich die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z.B. die meh-
resten größern grasfressenden, sind gewöhnlich
nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig;
andere hingen, wie z.B. die Raubthiere,
und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter
durch die so genannte Nachgeburt (secundinae)
in Verbindung, welche aber von verschiedener
Gestaltung ist; da sie z.B. im Menschenge-
schlecht einen einfachen größeren Mutterkuchen
(placenta) bildet, hingegen bey den wieder-
kauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bi-
sulca
) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer-
streute kleine solche Verbindungsorgane (coty-
ledones
) vertheilt ist u.s.w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Ge-
[Seite 57] sichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich,
in so fern sie auf die Haushaltung der Natur
im Großen, auf den ganzen Gang der
Schöpfung Einfluß haben; oder in sofern sie
dem Menschen unmittelbar nutzbar werden.
Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen
werden, die Insecten und Gewürme die bey
weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere; und zwar sowohl me-
gen der Größe als der Vielartigkeit ihrer
Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer
Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke
u.s.w. machen sie für den Menschen auf die
mannigfaltigste Weise brauchbar*). Aus kei-
ner andern Classe von Thieren hat er sich so
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen
zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem
unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbst-
erhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze
Völker des Erdbodens können mit einer ein-
zigen Art von Säugethieren fast alle ihre drin-
gendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Renthier; die Aleuten
mit dem Wallfisch.

§. 51.

[Seite 58]

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere für das Menschengeschlecht reducirt sich
vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.; Pferde,
Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Ren-
thiere, Elephanten, Camele, Llamas, Hunde.
Zur Jagd zum Bewachen etc. Hunde. Zum
Mausen und Vertilgen anderer schädlichen
Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur
Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen,
Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht,
von Hasen, Kaninchen, u.s.w. Ferner
Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter,
Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten etc.
Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle etc. Zum
Brennen: Talg, Thran, Wallrath*). Zum
Schreiben, Bücherbinden etc. Pergament,
Leder. Für andere Künstler und zu aller-
hand Gebrauch: Borsten, Haare, Geweihe,
Hörner, Klauen, Elfenbein u.a. Zähne, Fisch-
bein, Knochen, Blasen. Därme, Sehnen und
Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai-
ten. Blut zu Berlinerblau u.a. Farben.
Knochen und Huf zu Beinschwarz, Hörn-
[Seite 59] schwarz etc. Fett und Mark zu Seife.
Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal-
miak etc. Endlich zur Arzney: Bisam, Bi-
bergeil, Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei-
lig. Manche reissende Thiere, besonders aus
dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an.
Eben diese und noch manche andere, z.B.
die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße,
Fischottern, Wallfische etc. vertilgen viele nutz-
bare Thiere: – oder schaden den Ge-
wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten,
dem Getreide u.s.w. wie die Feldmäuse,
Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber,
Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach, wie
Ratten, Mäuse, Fledermäuse u.s.w. Gift
scheint (außer etwa dem männlichen Schnabel-
thier dessen Sporn am Hinterfuße für giftig
gehalten worden) kein anderes Thier dieser
Classe im gesunden Zustande zu besitzen.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d.h.
bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde
[Seite 60] gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy-
stemata artificialia
), nach welchen verdiente
Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver-
sucht haben. Aristotelis Eintheilung z.B.
ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit
der Zehen und Klauen gegründet, und die
haben auch Ray u.a. zum Grunde gelegt,
und nach der Zahl der Zehen etc. weiter bear-
beitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun-
gen von Ameisenbären, Faulthieren etc. ge-
trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die
andere weniger Zehen hat. Linné hat die
Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein
Weg, auf dem man aber nicht minder, bald
auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach sei-
nem Entwurf, wegen des verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beiderley Nashörner in zwey; – da-
gegen kommt der Elephant mit den Panzer-
thieren, und dem formosanischen Teufelchen
in eine gemeinschaftliche Ordnung etc.

§. 54.

[Seite 61]

Ich habe daher ein im Ganzen natürliche-
res System der Säugethiere zu entwerfen ge-
trachtet, wobey ich mehr auf den Totalha-
bitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich
die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichte-
sten in die Augen fallen und dem Totalhabitus
sehr angemessen sind, zum Grund der Ord-
nungen gelegt, aber zweye derselben, welche
vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der
Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Fami-
lien unterabgetheilt, und diese mit den be-
kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen
bezeichnet: und so die ganze Classe folgender
Maßen geordnet:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey
Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere deren
Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.).
Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen
an allen vier Füßen. – Diese Ordnung
zerfällt nach der Verschiedenheit des Ge-
bisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß.
Eichhörnchen, Hasel- und andere Mäuse,
[Seite 62] Murmelthiere, Meerschweinchen u.s.w.
Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Ge-
schlechter mit ähnlichem Gebiß. Löwen etc.,
Hunde etc., Bären, Wiesel, Viverren,
Beutelthiere, Igel, Spitzmäuse, Maul-
würfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens
ohne Vorderzähne etc. Faulthiere, Amei-
senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd etc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit
gespaltnen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, aber
unförmliche, borstige oder dünnbehaarte
Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an
jedem Fuß. Schweine (denn auch diese
haben im Grunde vier Klauen) Tapir,
Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm-
füßen. Wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses in obgedachte drey Familien
getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde etc. Ottern.

[Seite 63]

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß,
der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten
Uebergang zur letzten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts
als den unschicklichen Namen gemein ha-
ben, und deren natürliche Verbindung mit
den übrigen Säugethieren schon Ray voll-
kommen richtig eingesehen hat*).

* * *

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de qua-
    drupedibus viviparis.
    Basil
    . 1551 fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis vivi-
    paris
    L
    . III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de pisci-
    bus
    ) ib. eod. fol.
  6. Jo. Raii. synopsis animalium quadrupedum. Lond.
    1613. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781.
    II. vol. 4.
  9. Deutsch (mit Zusätzen von J. M. Bechstein). Weimar
    1799. II. B. 4.
  10. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 4.
  11. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit
    1774. 4.
  12. I. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips.
    1777. 8.
  13. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte
    des Menschen, und der allgemein verbreiteten
    vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  14. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands
    I. B. Leipz. 1789. 8.
  15. Marmad. Tunstall's general history of Quadru-
    peds. The figures engraved an wood by
    J
    .
    Bewick. Newcastle upon Tyne 1790. 8.
  16. Fr. Tiedemann's Zoologie. I. B. Landshut. 1808. 8.
  17. Histoire naturelle des mammifères, par Geoffroy
    St. Hilaire
    et Fr. Cuvier, publiée par C.
    de Lasteyrie
    . Par
    . seit 1819. gr. Fol.

I. BIMANUS.

[Seite 65]

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentibus aequaliter approxi-
matis; incisoribus inferioribus erectis
.

1. †. Sapiens*).

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der
Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen,
geschweige von den übrigen Thieren zu unterschei-
den ist, gehört vorzüglich sein aufrechter Gang
(als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, be-
sonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen,
das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen
und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind),
dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkomme-
nen Hände; ferner sein prominirendes Kinn
und die aufrechte Stellung seiner untern
Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere,
die dem männlichen und allen übrigen Thieren
abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver-
lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren;
und dann einen besondern Theil an den Sexual-
Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als
ein körperliches Kennzeichen der verletzten
jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig-
stens in der Form und Lage noch bey keinem
andern weiblichen Thiere bemerkt ist.

[Seite 66]

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.),
Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar
nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz
der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm
selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela),
die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox)
verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch
den ganz jungen und selbst den stummgebornen
Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bei-
den ausschließlichen Vorzügen das große aus-
schließliche Eigenthum der Menschenspecies, wo-
durch sie über die ganze übrige thierische Schö-
pfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst
zu vervollkommnen. (§. 37.)

* * *

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer
ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät
erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen
Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar
u.s.w. Selbst seine großen Vorzüge, Vernunft
und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von
selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur
und Erziehung entwickeln können; daher denn
bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahl-
losen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na-
türliche Bestimmung des Menschen zur gesell-
schaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allge-
mein läßt sich hingegen vor der Hand noch ent-
scheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion
in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mäd-
chen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungs-
fähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey,
[Seite 67] daß der Mensch überall so wie in Europa zur
Monogamie bestimmt werde.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze be-
wohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartig-
sten Stoffen aus dem weitesten Umfang der orga-
nisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu sei-
ner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich
mit andern Säugethieren erreicht er ein ausneh-
mend hohes Alter.

* * *

Es gibt nur eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle und bekannten Völker
aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von
einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*).
Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und
Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts
auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so
viele andere Gattungen von organisirten Körpern,
zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter
unsern Augen ausarten. Alle diese Verschieden-
heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun-
gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich daher auch keine andere, als sehr will-
kürliche Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen.
Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch
am füglichsten unter folgende fünf Rassen**)
zu bringen geglaubt:

[Seite 68]

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit ro-
then Wangen, langem, weichem, nußbrau-
nem Haar (das aber einerseits ins Blonde,
anderseits ins Schwarze übergeht); und der
nach den europäischen Begriffen von Schönheit
musterhaftesten Schedel- und Gesichts-Form.
Es gehören dahin die Europäer mit Aus-
nahme der Lappen; dann die westlichern
Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen
Meers und des Ganges; nebst den Nordafri-
canern; – also ungefähr die Bewohner der
den alten Griechen und Römern bekannten
Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder wie getrocknete Citronenschalen); mit we-
nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz-
ten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern,
plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden
Backenknochen. Diese Rasse begreift die übri-
gen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen,
dann in Europa die Lappen, und im nördlichen
America von der Beringsstraße bis Labrador,
die Eskimos.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem,
krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie-
fern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase.
Dahin die übrigen Afrikaner, namentlich
die Neger, die sich dann durch die Fulahs in
die Mauren etc. verlieren, so wie jede andere
[Seite 69] Menschen-Varietät mit ihren benachbarten
Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie
Eisenrost oder angelaufnes Kupfer); mit
schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und
breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern
stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übri-
gen Americaner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle
Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken-
und Castanienbraun); mit dichtem schwarz-
lockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem
Munde. Dahin gehören die Südsee-Insula-
ner oder die Bewohner des fünften Welttheils
und der Marianen, Philippinen, Molucken,
sundaischen Inseln etc., nebst den eigentlichen
Malayen*).

[Seite 70]

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
sogenannte Stamm- oder Mittel-Rasse
angenommen werden. Die beiden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern
zwey Rassen machen die Uebergänge. Die
americanische den, zwischen der caucasischen
und mongolischen, so wie die malayische den,
zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio-
pischen*).

* * *
[Seite 71]

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts
verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der
Mühe; – doch nur Weniges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen
z.B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf
die unserigen, in den Erzählungen der Reisen-
den, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekro-
chen, und bleiben also wenig größer als jeder
andere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art
Cretine, d.h. kleine Blödsinnige mit dicken
Köpfen und langen Armen (dergleichen sich im
Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zu-
mahl aber im Piemontesischen in Menge fin-
den), wird bey pathologischer Prüfung mehr
als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi-
nos, oder weißen Mohren*) nicht ein Mahl
eine Spielart, geschweige eine besondre Gat-
tung, sondern gleichfalls Patienten, deren
Geschichte mehr in die Pathologie als in die
Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemische aus der Geschichte jener preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
[Seite 72] utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der*) sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andere durch Krankheit
oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster
des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner**), die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-
gen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.


II. QUADRUMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß
zwischen den Wendezirkeln zu Hause***).

2. Simia. Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere

[Seite 73] humanae. Nares anteriores. Dentes
primores incisores, supra et infra 4.
laniarii solitarii, reliquis longiores
.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlech-
ter, doch aber außer dem schon beym Menschen-
geschlecht angeführten Umständen, in ihrer gan-
zen Bildung, besonders auch durch die schmalen
Hüften und platten Lenden, auf das ausfallend
sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der Orangutang. S. rusa, pilis
longis raris, capite globoso, fronte tu-
mida, auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo, und auch da
in geringer Anzahl*); läßt sich, wenn er ganz
jung eingefangen worden, so wie der Schimpan-
see und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen
Handlungen abrichten, die man aber von seinem
natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines
solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen
Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan-
ges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris.
S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis
magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. II.

[Seite 74]

Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von
der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linnés Homo
lar.
) S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.

v. Schreber tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den
Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen-
ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme,
und ist von schwärzlicher Farbe.

4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S.
brachiis corpore brevioribus, natibus caluis,
capite subrotundo.

v. Schreber tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den un-
geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf-
teste; der auch leicht in Europa Junge heckt;
ist sehr gelehrig etc. Wohl kaum von inuus
(Büffons magot) verschieden. Ist auch auf
Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen
fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le nasi-
que, la guenon à long nez
). S. cauda
mediocri, naso elongato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die
nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüs-
selförmige Nase auffallend auszeichnet.

[Seite 75]

6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. cau-
data, barbata nigra, barba incana prolixa.

v. Schreber tab. 11.

Auf Ceilan etc. Aeltere ganz kenntliche Abbil-
dungen*) dieses Affen sind durch Verschönerung
von spätern Copisten**) zum vorgeblichen ge-
schwänzten Menschen umgestaltet worden.

7. Cynomolgus der Macacco, die (insgemein
so genannte) Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, naribus bifidis elastis.

v. Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün.
Wird unter den geschwänzten wahren Affen am
häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl.
baboon.) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus utrinque tubero-
sus, nates nudae, coccineae, cauda

(plerisque***)) abbreviata. Dentes ut
in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas
vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist
sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

[Seite 76]

1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocepha-
lus
. Fr. le Tartarin). P. cinereus, auri-
bus comosis, unguibus acutiusculis.

v. Schreber tab. 10.

In Aegypten etc. bis zum Cap. Kommt so
oft in der Bilderschrift auf den Altägyptischen
Kunstwerken vor*).

2. Mormon. der Choras. P. naso miniato ad
latera caerulescente.

v. Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch;
hat, zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden
Streifen auf und zu beiden Seiten der Nase,
ein auffallendes Ansehen.

3. Maimon. der Mandril. P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.

v. Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scha-
ren Weinberge und Obstgärten plündern sollen.
Viel kleiner als der vorige.

4. Cercopithecus. Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae. Na-
res laterales. Nates tectae. Dentes ut
in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern
Süd-America einheimisch, wo es den Indianern
zu einem gemeinen Wildbret dient.

[Seite 77]

a) Cauda prehensili, die Sapajous.

1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate).
C. barbatus rufus, gutture tumido.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Scharenweis in den großen Waldungen von
Guiana etc., wo er, so wie eine andre Gattung
(Cercop. Belzebut) zumahl bey Wetterverän-
derung ein betäubendes Geschrey hören läßt, das
durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase
am Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Sei-
tenflügeln des Unterkiefers) hervorgebracht wird.

2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis te-
tradactylis absque pollice.

v. Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen
Rollschwanze*).

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

3. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad
genas ante aures, cauda villosa annulata.

v. Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß-
Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, den-
tes primores superiores
4. per paria re-
moti, inferiores
4-6. porrecti, com-
[Seite 78] pressi, incumbentes; laniarii solitarii,
approximati
*).

1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L.
ecaudatus.

v. Schreber tab. 38.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so
wie die folgende Gattung am Zeigefinger der
Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen
Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra,
corpore et cauda griseis
.

v. Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Ma-
dagascar, und den benachbarten Inseln. Die Hin-
terfüße sind viel länger als die vordern. Sein
Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifi-
ken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.


III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist
die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit
[Seite 79] ihren hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem
auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus (Fr.
chauve-souris. Engl. bat.) Pollex palma-
rum et digiti plantarum breves, reliqui
longissimi, membranae expansili inter-
texti, pro volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis
, dessen verschiedene Gattungen in alle
fünf Welttheile verbreitet sind.

a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso,
infundibuliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerica; der Körper von der Größe
des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß
er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem
Rindvieh, Pferden etc. sondern auch schlafenden
Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die
Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn
auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers)
erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus, Büffon's roussette.) V. ecau-
datus, naso simplici, membrana inter fe-
mora divisa.

v. Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer-
den: findet sich scharenweise in Hindustan und
[Seite 80] auf den ostindischen und Austral-Inseln; in un-
zähliger Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf
den Pelew-Inseln das allereinzige Säugethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. †. Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau-
datus, auriculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein,
aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur
alle Theile ungeheuer groß.

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus,
Speckmaus (Engl. the rearmouse.) V. cau-
datus, auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen
auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegen-
den binnen kurzer Zeit in Unzahl.

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V.
naso foliato ferri equini aemulo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.


IV. DIGITATA. (Pododactyla.)

Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Ge-
schlechtern und Gattungen, daher jene füglich
nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst
wieder unter drey Familien gebracht werden.
A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A). Glires. (Scalpris dentata Io.
Hunter.)
[Seite 81]

Mit zwey zum Nagen bestimmten meißenlartigen
Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha.
Dentes primores utrinque 2; inferiores
subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf-
fon's polatouche.) S. duplicatura cutis late-
rali a pedibus anterioribus ad pofteriores
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der
Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das
von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu
auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu
einem Fallschirm, um einen weitern Sprung
von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil
. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien.
Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob
und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben dann das echte Grauwerk, (petit
gris
). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande
schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit
rosenrothen Augen; und noch seltener weiß- und
schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit
gris
) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zu-
mahl den Maisfeldern großen Schaden.

[Seite 82]

8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver-
sus apicem crassior. Dentes ut in sciuris.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl.
the rellmouse.) G.. griseus, subtus albidus,
auriculis rotundatis, nudis
.

v. Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie verspeiseten*), und in
eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in Eichen-
und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und
hält langen und sehr festen Winterschlaf.

2. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr.
le muscardin. Engl. the dormouse.) G.. ru-
fus, pollice plantarum mutico, auriculis
rotundatis.

v. Schreber tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ih-
rem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches,
ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u.a.
kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Den-
tes ut in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquiunciali, auriculis nudis vellere
molli latentibus, palmis subtetradactylis,
corpore fusco
.

v. Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie,
[Seite 83] zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah-
ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders
aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre
unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun-
gusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor-
rath), nachgraben.

2. †. Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat)
M. cauda mediocri, pectore flavescente,
abdomine albido.

v. Schreber tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat
Schaden.

3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia cor-
poris, auribus vix vellere prominulis, pal-
mis subtetradactylis.

v. Schreber tab. 186.

In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumal
den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzel-
werk.*)

4. †. Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus.
(Fr. le campagnol. Engl. the field mouse.)
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.

v. Schreber tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer,
und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.
Das bewährteste Vertilgungsmittel ist wohl der
[Seite 84] englische Erdbohrer. Auch unter diefer Gattung
finden sich hier herum wie unter der folgenden,
Kackerlacken.

5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris
Engl. the mouse.) M. caude elongata, palmis
tetradactylis, pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und America. Hat sich dem Menschen ge-
wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.

6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the
rat
.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum unguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei-
tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa
zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor-
pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua-
lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten
Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe.
Unter andern gehört diese Land- und Hausplage
zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen
in West-Indien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die
ursprünglich wohl in Ostindien und Persien ein-
heimische Wanderratte (M. decumanus. Fr. le
surmulot
. Engl. the Norway rat) verdrängt,
die von röthlichgrauer Farbe und ihr Fell mit
vielen einzelnen langen Borstenhaaren durch-
mengt ist.

[Seite 85]

10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae
abbreviatae, cauda brevis, aut nulla.
Dentes ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat, mus montanus. Fr. la
marmotte.
) M. corpore depresso, supra
fusco, subtus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.

In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der
allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klip-
pen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer
hervorragen, Stundenweit von allem unbeeise-
ten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur
etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt
sind; so daß es scheint, die dasigen Murmel-
thiere durchschlafen wenigstens zehn Monate vom
Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen
Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. (Mus
ponticus
). M. auriculis minimis, cauda
villosa, corpore vario
.

v. Schreber tab. 211.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien.
Hat die Größe vom Hamster; auch so wie dieser
Backentaschen.

3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi-
rien etc. lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen
etc., wovon er großen Vorrath in den Backenta-
schen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen,
[Seite 86] Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manch-
mahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er ver-
mehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher
nur allein in der Gothaischen Stadtflur in Ei-
nem Sommer auf 90000 Hamster getödtet. Es
gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen
Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen
Pupillen.

4. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fulvoque irregulariter ma-
culato.

v. Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen
emigriren ganze Legionen von einer Gegend in
die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte
Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche
von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich
doch noch los gearbeitet und herunter gefallen etc.,
mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß
es mitunter Lemminge vom Himmel regne.

5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.

v. Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz
deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in
der Gegend der Augenlider haben, und folglich
gänzlich blind seyn.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores
superiores
2, distantes, inferiores 4
contigui, palmae digitis 4, plantae di-
gitis
3, cauda nulla.

[Seite 87]

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's mar-
motte du Cap
.) H. palmarum unguibus
planis, plantarum unico subulato
.

v. Schreber tab. 240.

Am Cap, fast von der Größe des Murmel-
thiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen,
ist aber seinem eigenen anomalischen Bau nach,
zumahl wegen des Gebisses und der Füße schwer
zu classificiren.

12. Savia. Halbkanichen. Auriculae
rotundatae, parvae. Cauda nulla aut
brevis. Dentes primores utrinque
2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, zumahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya.
(Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig.)
S. ecaudata, corpore variegato.

v. Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in
der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von
allen Säugethieren. Soll jetzt kaum mehr wild
gefunden werden.

2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. S.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flavescente
.

v. Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepus. Dentes primores utrinque 2;
superiores duplicati.

1. †. Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) L. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

[Seite 88]

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum Theil im Munde behaart. Beide,
Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*).

Sonderbar ist die wundersame von so vielen
braven Naturforschern für wahr angenommene
Sage, daß man schon oft und in ganz verschiede-
nen Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen
mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**).

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen
nördlichen und alpinischen Gegenden, unterschei-
det sich schon in der Bildung vom gemeinen durch
einen dickeren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern
Schwanz, längere Hinterbeine mit auffallend
breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem.
Im äußersten Norden, wie in Grönland etc. ist
er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer- und
Tyroler Alpen etc. aber nur im Winter weiß***).

2. †. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la-
pin
. Engl. the rabbit.) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis brevioribus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden
einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß
sie wohl eher [z.B. ums Jahr 1736. auf
der S. Peters Insel bey Sardinien†)] zur
[Seite 89] Landplage geworden sind*); und kommen auch
in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der
sonst so öden liparischen Insel fort. Die wilden
sind grau; und die weißen mit rothen Augen
die gemeinsten Kackerlacken.

Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.

14. Iaculus. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria, apice floccosa. Dentes primores
utrinque
2.

1. Ierboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus.
Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

v. Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Macht
sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich-
tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß
weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr.
porceptic. Engl. porcupine.) Corpus spi-
nis tectum. Dentes primores utrinque
2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri-
stato, cauda abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden;
[Seite 90] nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit
seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders
im Herdst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen
seine Verfolger von sich schießen!*)

2. Dorsata. (Urson.) H. spinis brevibus sub
pilis occultis
.

v. Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den jungen
Baumstämmen großen Schaden.

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und
meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der
aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe
und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Geschlechter
mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum.
Dentes primores utrinque 6**); laniarii
supra
3; infra 1, molares 4.

1. †. Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson
Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis
.

[Seite 91]

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum
. Nährt sich aus beiden Reichen.
Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen
in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne
allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von
drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert
worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um
sie so in sein Lager zu tragen*).

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae
breves. Dentes primores superiores
6**),
bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre-
vioribus
; laniarii utrinque plures.

1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne
. Engl. the shrew.) S. cauda me-
diocri, abdomine albido
.

v. Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie gif-
tig sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc.
sind ungegründete Sagen. Selten finden sich
weiße Spitzmäuse.

2. †. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo-
mine cinereo, digitis ciliatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un-
gemein geschickt machen. Die Oeffnung des
Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe
zuschließen, so lang es unter Wasser ist.

[Seite 92]

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt
bekannten Säugethiere. Wiegt nur ½ Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae
fossoriae. Dentes primores superiores
6,
inferiores 8. laniarii maior 1. mino-
res
4.

1. †. Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole.) T.
cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum, wozu ihm
außer andern Eigenheiten seines Körperbaues,
besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom-
men. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt
schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die
Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart
findet sich mitunter in der hiesigen Gegend.

2. Versicolor. (s. aurata.) T. ecaudata, pal-
mis tridactylis
.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné)
asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl
wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphis. (plerisque) hallux mu-
ticus. Feminis folliculus abdominalis
mammarum
.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und
einander im Ganzen so verwandten Gattungen
variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die-
selben nach dem linnéischen System in ganz ver-
schiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.

[Seite 93]

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum,
D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis
nigris, cauda squamosa longitudine corpo-
ris. Dentes primores superiores
10, infe-
riores
8. laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nord-America*). Das
Weibchen von dieser und andern Gattungen die-
ses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche,
die durch besondere Muskeln geschlossen und ge-
öffnet werden kann; und in deren Boden die
Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer
Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Ab-
ortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange
Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau-
gen und von der Muttermilch nähren, bis sie
reifer und vollkommener ausgebildet, gleichsam
von neuem geboren werden können.

2. Gigantea. das Känguruh. D. grisea,
cauda longa crassa, pedibus anticis brevissi-
mis, posticis longissimis. Palmis penta-
dactylis, plantis subtetradactylis. Dentes
primores superiores
6. inferiores 2. laniarii
nulli
.

v. Schreber tab. 154.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es
aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund
schwer. Lebt in Herden von 50 und mehr Stück.
Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl
zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat
einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf
einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß
[Seite 94] als eine Maus ist, dann aber von der Mutter
drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen
wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca,
cauda brevissima. Dentes primores utrin-
que
2 cylindrici, obtusi. laniarii nulli.
molares
5.

Leach vol. II. tab. 96.

Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der
Größe des Dachses. Wie es scheint auch so ein
animal nocturnum, das in der Erde wühlt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores utrin-
que
6, intermediis brevioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Ungues
exserti
.

1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena odori-
fera
. Fr. la civette. Engl. the civet.) V.
cauda annulata, dorso cinereo nigroque
undatim striato
.

v. Schreber tab. 112.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey
beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson-
dern Höhle, die zwischen dem After und den
Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmie-
rige, wohlriechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor-
pore fulvo-nigricante maculato
.

v. Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen
geschätzt.

[Seite 95]

3. Putorius. das Stinkthier, Coneparl. (Fr.
la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.)
V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

v. Schreber tab. 122.

In Virginien, Canada etc. Hat seinen Na-
men von dem unerträglichen Gestank, den es,
so wie mehrere verwandte Gattungen seines
Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

4. Ichneumon. die Pharaonmaus, der
Mungo. (Büffon's große mangouste .) V.
cauda basi incrassata sensim attenuata apice
floccosa
.

v. Schreber tab. 45. B.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit
braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig
in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileyern,
so wie außer dem den Schlangen, nachstellt; sich
aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.

5. Aurita. das Großohr. (Fennec. Büf-
fon's animal anonyme.) V. auriculis am-
plissimis
.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.

21. Mustela. Dentes primores supe-
riores
6. erecti, acutiores, distincti;
inferiores 6, obtusiores, conferti; duo
interiores. Lingua laevis
.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den
sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind
sehr flink, beissig und blutdürstig.

[Seite 96]

1. †. Martes. der Baummarder, Edelmar-
der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-
martin
.) M. corpore fulvo-nigricante,
gula flava
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen
Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.

2. †. Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor-
pore fulvo-nigricante, gula alba
.

v. Wildungen a. a. O.

Im mittlern und wärmern Europa und dem
benachbarten Asien. Läßt sich jung eingefangen,
so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder
zahm machen.

3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po-
lecat
.) M. flavonigricans, ore et auricula-
larum apicibus albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret
) von gelblich weißer Farbe mit rothen
Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner
Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche ei-
gene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis,
mit welchem es sich auch paart. Taugt gut
zum Ratten- und Caninchen-Fang.

[Seite 97]

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline.
Engl. the sable .) M. corpore fulvo-nigri-
cante, facie et gula cinereis
.

v. Schreber tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht
schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzenden
Fell finden sich um Jakuzk.

5. †. Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat,
the ermine
.) M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber
eben so wie dieses die Farbe, so daß es im
Sommer bräunlich, im Winter aber (als Her-
melin) weiß ist.

6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette
. Engl. the weesel) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo
.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die
Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher
(daher die alte Fabel, als ob sie dieselben
durch diesen Weg zur Welt brächte).

22. Ursus. Dentes primores superiores
6, intus excavati alterni, inferiores 6,
laterales 2, longiores lobati; laniarii
primarii solitarii (minimi
1-2 inter hos
et primos molares
), lingua laevis.

1. †. Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
.) U. fusco nigricans, cauda abrupta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

[Seite 98]

In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-In-
dien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er
meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr
aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er
sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.
Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und
darüber, am Gewicht, halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den
Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen-
bären; die kleinen hellbraunen Honigbären;
und die noch kleinern weißlichen Silberbären;
sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse
langbehaart.

Hingegen macht der nordamericanische Bär
mit schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar,
und flacherm Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl
eine eigene Gattung, die sich gewöhnlich von
Früchten und in manchen Jahrszeiten fast aus-
schließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polar-
bär. U. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33

An den Küsten und beym Treibeis der nörd-
lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel-
art des gemeinen Bären verwechselt werden.
Er wird bey 12 Fuß lang, und auf 15 Centner
schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und
ist fast bloß fleischfressend*).

[Seite 99]

3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton
. Engl. the glutton.) U. corpore
rufofusco, medio dorsi nigro
.

Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibi-
rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln
Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus
luscus
) auf Labrador und an der Hudsonsbay
scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.

4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) U. cauda concolore,
abdomine nigro
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein
animal omnivorum. Baut unter der Erde
einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röh-
ren oder Gänge führen. Verschläft den größten
Theils seines Lebens, und hält besonders langen
und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze
in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

5. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel.
U. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab-
domine nigro
.

Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine etc. nisten. Er gibt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
der Anweisung des Honigkuckuks. Hat ein zotti-
ges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweg-
lichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits
vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen
Bissen der Hunde etc. gesichert ist.

[Seite 100]

6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp,
Coati. (Büffon's Raton.) U. cauda annu-
lata, fascia palpebrarum transversali nigra
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.

Ein animal nocturnum, im wärmern nord-
östlichen America etc. Frißt mancherley. Bedient
sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen,
auch zum Einweichen oder Auffischen seines Fut-
ters*) etc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein
Haar ist nächst des Bibers seinem, das vor-
züglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superio-
res
6, laterales longiores distantes, in-
termedii lobati; inferiores
6, lobati
omnes
; laniarii solitarii, incurvati.

1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien.
Engl. the dog.) C. cauda recurvata; sub-
inde
digito spurio ad pedes posticos
.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen
Gelehrigkeit (sogar zum Fisch- und Robbenfang),
aber auch durch mancherley andere Brauchbarkeit
empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt-
theile verbreitet, und gibt den größten Beweis
von der Perfectibilität der Thiere, wenn der
Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von
Generationen ausbildet.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als
bloße Varietäten einer und derselben Gattung
[Seite 101] anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf
oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu ent-
scheiden. Mir scheinen manche Rassen, z.B.
der Dachshund, das Windspiel etc. viel Eigenes
zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer
Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßi-
gen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge
der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin.
Engl. the pugdog) mit untersetztem,
kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den
Backen, und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfol-
genden Rasse nacht der eigentliche Bullen-
beißer, Wachthund, Bluthund, mo-
lossus
(Engl. the bull-dog.) bey wel-
chem der Unterkiefer vor dem obern etwas
herwortritt.

b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le
dogue
. Engl. the mastiff.) mit stumpfem
Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen
und glattem Haar. Bellt dumpfig und
kurz. – Ihm scheint der Metzgerhund
(Fr. le matin.) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –)
Zeichnet sich durch seine ausnehmende Größe,
langes seidenartiges Haar, langflockigen,
meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be-
sonders aber durch die Art von Schwimm-
haut zwischen den Zehen aus, die bey ihm
ungleich-größer ist, als bey andern Hunden.
Daher sein ungemeines Geschick zum Schwim-
[Seite 102] men. Meist sind diese Hunde weiß und
schwarz; und ausnehmend gelehrig.

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant.) mit langem dickem, Kör-
per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän-
genden Ohren. Das Haar bald schlicht,
bald zottig. – Hierher auch die Bracke,
(Engl. the spanish pointer.)der Hühner-
hund, Wachtelhund und die schön ge-
tigerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet.
Engl. the water-dog) mit stumpfem
Kopfe, und wollichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger
, Engl. the cur.) mit aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang behaart. – Hierzu auch der islän-
dische Hund, und der Spitz oder Pom-
mer. (Fr. le chien-loup.). Auch der große
St. Bernhards-Hund. Und der kleinere,
den die Kamtschadalen etc. zum Zug in
Schlitten gebrauchen. – Auch die auf
manchen Insel-Gruppen der Südsee ein-
heimischen Hunde, die von den Einwoh-
nern als Mastvieh gezogen werden, und
bloß vegetabilische Nahrung genießen,
scheinen zu dieser Rasse zu gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen.
(Fr. l'epagneul, le bichon. Engl. the lap-
dog, the shock.
) mit sehr langem, seiden-
artigem Haar, zumahl im Gesichte.

h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le
basset
. Engl. the tumbler, the turnspit.)
mit langer Schnautze, hängenden Ohren,
[Seite 103] lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen
Vorderfüßen, und rothbraunen Flecken
über den Augen. – Ihm scheint der eng-
lische Terrier (terrarius), mit borstigem
Haar und struppiger Schnauze, nahe
verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh-
nelt, zumal in der Bildung des Kopfs
und Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le
levrier
, Engl. the grey-hound) mit lan-
gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren,
dicker Brust, sehr schlanken Leid und Beinen.

l) Graius*). Der Spartanische Hund.
(canis laconicus); sehr groß; hält in der
Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und
Windspiel.

Ihm ähnelt der große Dänische und der
nun ausgestorbene große Irländische Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc. Engl. the Indian dog, the
naked dog
.) ähnelt dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der
übrige Körper ist meist kahl, und schwarz,
oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s.
S. 28. Anm. 2.)

Diese verschiednen Haupt-Raffen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander,
sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit
welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde
erzeugen.

[Seite 104]

2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf.) C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in
einigen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppen-
den doch dabey schnellen und nicht leicht zu
ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die
Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch
Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche
Erscheinung auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der
alten Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive.) C. corpore fulvo, pedibus longio-
ribus, caudae apice nigro
.

v. Schreber tab. 94.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders
in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts
scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren
etc.; gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher
haben den Schakal für den ursprünglich wilden
Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse
für Schakale gehalten.

4. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox) C. cauda recta,
apice discolore
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In
Unzahl auf den ostlichen Aleuten, die davon den
Namen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt
unter andern Früchten nahmentlich sehr gern
Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher
nur eine Abart davon.

[Seite 105]

Ob aber auch der wegen seines kostbaren
Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer
Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in
Menge auf Labrador zu Hause ist [und der,
wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen
haben, Silberfuchs genannt wird*)], für eine
bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine
besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor
der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox
. Russ. Pesez.) C. cauda recta,
apice concolore, palmis plantisque pilo-
sissimis
.

v. Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla, Grönland etc. – Die
mehresten sind weiß. Die so genannten blauen
Füchse hingegen bläulich-grau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis
virgatis, facie nigra, iuba cervicis dorsi-
que, pedibus tetradactylis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal,
dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr
Ablager unter der Erde oder in Felsenhöhlen
und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel
größer**) als jene gestreifte; findet sich zumahl
[Seite 106] in großer Menge in Habessinien und von da
südlich bis zum Cap.

Beide machen in ihrem Körperbau einen Ue-
bergang zum folgenden Geschlecht.

24. Felis. Ungues retractiles, caput
rotundius, lingua aspera. Dentes pri-
mores
6 acutiusculi, exterioribus maio-
ribus, laniarii solitarii, supra a primo-
ribus, infra a molaribus remoti
.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the
lion
.) F. cauda elongata floccosa*), cor-
pore fulvo
.

v. Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heissen Zonen der alten Welt, vorzüg-
lich in Africa; weiland aber auch in Peloponues
und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in
Menagerieen, in Deutschland und sonst im mil-
dern Europa Junge geworfen. Dem Männchen
bricht die Mähne erst im zweyten Lebensjahre
aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hot-
[Seite 107] tentotten gegessen und eine Horde Araber zwi-
schen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon
nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata; ca-
pite, corpore et cruribus nigro-virgatis
.

the Tiger, von G. Stubbs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zäh-
men, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus. das Panther, Parder*). F.
cauda subelongata, maculis obtuse angula-
tis, passim confluentibus et annulatis
.

v. Schreber tab. 99.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines
Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen,
theils in Hufeisenform, oder geringelt u.s.w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart,
mit kleineren Flecken, deren meist drey bis vier
auf fast goldgelbem Grunde beysammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's
once). F. cauda elongata, corpore albido,
maculis irregularibus nigris
.

v. Schreber tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner
als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen,
und zur Jagd (der Rehe, Gazellen etc.) abzurich-
ten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den
mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich
gebraucht worden.

[Seite 108]

5. Onça, der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flavis
.

v. Schreber tab. 102.

In Südamerica. Größer als der Panther,
dem er sonst sehr ähnelt.

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fulvo
.

v. Schreber tab. 104.

In Peru, Brasilien etc. zeichnet sich durch
sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er
mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden)
und kleinen Kopf aus.

7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat.) F. cauda abbre-
viata, apice atro, auriculis apice barbatis,
corpore maculato, plantis palmisque am-
plissimis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.

8. †. Catus. die Katze (Fr. le chat Engl.
the cat.) F. cauda elongata, striis dorsali-
bus longitudinalibus, lateralibus spiralibus
.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst
von da durch die Spanier nach America über-
bracht worden. Die wilde*) ist größer, als die
zahne, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen
Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet
[Seite 109] sich äußerst selten unter den Augen der Mensche,
und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zu-
fällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten
der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das
Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame
Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z.B. auf die
Nepeta cataria und aufs Teucrium marum etc.;
ihr Schnurren oder Spinnen; die ängstliche un-
überwindliche Antipathie vieler Menschen gegen
dieselben etc. – Zu den vorzüglichsten Spielar-
ten gehört die angorische oder persische Katze
mit dem langen, seidenartigen Haar, die ge-
wöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäu-
ser- oder Cyperkatze; und die spanische oder
schildpattfarbige Katze (Tortoiseshellcat); un-
ter welchen letztern man häufig weibliche Katzen
von drey ganz verschiedenen Farben (z.B.
schwarz, weiß und gelbbraun) in großen Flecken
gleich vertheilt, aber äußerst selten einen der-
gleichen Kater, findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorder-
zähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus
Fr. paresseux. Engl. floth.) Caput
rotundatum, crura antica longiora
.
Dentes primores nulli utrinque; lania-
rii
(?) obtusi, solitarii; molares cylin-
drici, obtusi
.

1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty-
lis, cauda brevi
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

[Seite 110]

In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames
schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit
listiges und im Nothfall muthiges und starkes
Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben,
und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft
gar nicht etc.

26. Orycteropus. Caput productum
rostratum. Cauda elongata conica
.
Palmae tetradactylae, plantae penta-
dactylae. Dentes primores et laniarii
nulli
; molares infra 4, supra 5.

1. Capensis. das Erdschwein.

Buffon Supplement vol. VI. tab. 31.

Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären
gerechnet. Ein großes animal nocturnum,
das mit seinen mächtig starken Krallen in der
Erde gräbt.

27. Myrmecophaga. Ameisenbär.
(Fr. fourmiller. Engl. ant-eater.) Ro-
strum productius, lingua lumbricifor-
mis: dentes nulli
.

1. Iubata der große Tamandua. M. palmis
tetradactylis, cauda longa iubata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als
ein Fleischerhund, und lebt doch so wie die fol-
gende kleine Gattung in der Wildniß einzig von
den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, ungue exteriore maximo,
plantis tetradactylis: cauda prehensili
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

[Seite 111]

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe
und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.

28. Manis. Schuppenthier, formo-
sanisches Teufelchen. Corpus squamis
tectum: lingua teres: dentes nulli
.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die
Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung,
Lebensart etc. viel Aehnliches mit den Ameisen-
bären. Von vielen ältern Naturforschern wur-
den sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda
longiore; ungulis bifidis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien.
Ungefähr von der Größe des eben gedachten
kleinen Ameisenbären. Sein castanienbraun ge-
schuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.

29. Tatu. Armadill, Panzerthier,
Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus
testis zonisque osseis cataphractum; den-
tes primores et laniarii nulli
.

1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis
dorsalibus
9; palmis tetradactylis: plantis
pentadactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerica, bis an die magellanische
Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere
und der Igel, kugelicht zusammen.


V. SOLIDUNGULA.

[Seite 112]

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.

30. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores
6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores
: laniarii solitarii utrinque remoti.

1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval.
Engl. the horse.) E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich,
mehr, aber häufig und theils in großen Heerden
verwilderte; so z.B. in der Mongoley, vollends
aber in unermeßlicher Menge in Paraguay, wo-
hin die Pferde (so wie überhaupt nach America)
erst durch die Spanier überbracht worden u.s.w.
Unter den zahnem Pferde-Rassen zeichnen sich
die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy
um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge-
gen den Horeb etc.) durch ihren wunderschönen
Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persia-
ner und Barben. Unter den europäischen sind
die spanischen (besonders die aus Andalusien),
die neapolitanischen und englischen die vorzüglich-
sten. Die letztern haben besonders den Vorzug
der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wett-
rennen auszeichnen*). – Ganzer berittenen
[Seite 113] Nationen zu geschweigen, wie z.B. die Cosacken,
Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die
Abiponer etc. so ist auch für die cultivirtesten
Völker der Werth dieses Thiers für Landwirth-
schaft, Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich.
Manche der gedachten berittenen Völker leben
auch großen Theils vom Fleisch und Milch der
Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zusammen
geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen wor-
den, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass
.) E. cauda extremitate setosa, cruce
dorsali nigra
.

Der wilde Esel, von welchem das zahme
Hausthier abstammt, ist der wahre onager der
Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tata-
rey, unter dem Nahmen Kulan*), von da er
jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach
Indien und Persien zu zieht und daselbst über-
wintert. Er ist größer und schlanker als der
zahme Esel, und von ausnehmender Schnellig-
keit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet
er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe,
da es z.B. weiße Esel gibt.

* * *

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
[Seite 114] sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine
Maulthier [mulus. Fr. le mulet*)], das vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute
geworfen wird. Das andre ist der Maulesel
[hinnus, Fr. le bardeau**)], der vom Hengste
gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Die-
ser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur
Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor-
geblichen Bastarden vom Pferde- und Ochsenge-
schlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus
.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene
Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die
Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd-
lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist
ungemein schnell, aber wild und unbändig.
Gezähmt hat die Stute sowohl mit Esel- als
Pferdehengsten Bastarde gezeugt***).


VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten
Hausthiere finden.

31. Camelus. Cornua nulla, labium
leporium, pedes subbisulci
†). Den-
[Seite 115] tes primores inferiores
6. spathiformes;
superiores
2; laniarii distantes, supe-
riores
3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire
.*) ] C. tofo dorsi unico.

v. Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu-
mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und
Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient
und für das nördliche und mittlere Africa das
wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wü-
sten – nennen es die Araber.) Die gewöhnliche
Last der Carawanen-Camele ist gegen sechs Cent-
ner, und damit legen sie täglich gegen vier
deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier
frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten
in Menge wächst, und für kein anderes Säuge-
thier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie
versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang
erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf
ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die fol-
gende Gattung, haben eine große Schwiele vorn
an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen,
und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die
ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde
sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le
chameau
. Engl. the camel.) C. tofis dorsi
duobus
.

v. Schreber tab. 304.

[Seite 116]

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen großen Herden in Bessarabien etc. wird
daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen
Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung
zum Zuge gebraucht.

3. Llama. das Liama, die Camelziege, Gua-
naco. C. dorso laevi, tofo pectorali.

v. Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen
America, besonders dem gebirgigen Peru.
Ward als Lastthier gebraucht, und kann bey
seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Cent-
ner tragen.

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.)
C. tofis nullis, corpore lanato.

v. Schreber tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen
Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt,
jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan-
gen. Auch der occidentalische Bezoarstein
am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.

32. Capra. Cornua cava rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, infe-
riores
8; laniarii nulli.

1. †. Ovis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep .) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis
.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich
wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die
Ziege wieder verwildern zu können: wird aber
fast in der ganzen alten Welt als eins der aller-
nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch
[Seite 117] bald nach der Entdeckung von America dorthin
verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind
vor allen die spanischen, aus Segovien, und
dann die englischen wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder
acht Hörnern; und die arabischen und ägypti-
schen mit dem großen und wohl 40 Pfund schwe-
ren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrist-
schen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß,
wollreich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die
Lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und
beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den
Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krau-
sen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Süd-
africa noch überdieß lang herab hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, (musimon Büf-
fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis cir-
cumflexis subtus planiusculis, palearibus
laxis pilosis
.

v. Schreber tab. 268.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland,
in der Barbarey; eine verwandte, weit größere
Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamt-
schatka und dann im nordwestlichsten America.
Letzteres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat
mächtig starken und schweren*) Hörnern, und wird
von einigen Naturforschern für das Stammthier
zu unserem Schaf gehalten.

3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl.
the goat .) C. mento barbato, cornibus
arcuatis carinatis
.

[Seite 118]

Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab-
zustammen, der im Caucasus und den daran
gränzenden östlichen Gebirgen lebt, und in
dessen Pansen (so wie bey manchen Gattungen
von Antilopen) zuweilen der orientalische Be-
zoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst
mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt wor-
den*). – Die Hausziege (– das wichtige
Hausthier der alten Guanchen auf den Canari-
schen Inseln –) verwildert leicht wieder, und
ist nun meist eben so weit als das Schaf auf
der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege
oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges
Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn,
so wie aus dem äußerst feinen Wollhaar das
die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in
Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, lan-
gen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls
in jenem paradiesischen Wunderlande gewebt
werden**).

4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr.
le bouquetin. Engl. the wild goat.) C.
mento barbato, cornibus lunatis maximis,
supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Meisner's Museum der N. G. Helve-
tiens Nro 1. und 5.

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn
eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund,
[Seite 119] und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf
jeder Seite.

33. Antilope. Cornua cava, teretia,
annulata, vel spiralia. Dentes ut in
capris
.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich
zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern
Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden.

1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois,
l'Izard
.) A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern
Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte
Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und
Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau-
lichen Zasern ihres Futters, bilden sich in ihrem
Pansen die ehedem berühmten so genannten
Gemsballen, (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti-
bus annulatis, medio flexis, apicibus lae-
vibus approximatis
.

v. Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Das
schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der
Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache
das reizende Bild weiblicher Schönheit.

3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock.
A. cornibus liratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus albis
.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er jährlich in Herden von vielen tausenden ge-
gen das Cap und nach einigen Monathen
wieder zurück zieht.

[Seite 120]

4. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis
rectis carinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé
Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form und
Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem
fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den
Anlaß gegeben.

34. Bos. Cornua concava, lunata, lae-
via. Dentes ut in generibus praece-
dentibus
.

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf.
Engl. the ox.) B. cornibus teretibus ex-
trorsum curvatis, palearibus laxis
.

Das Auerochse (urus, bonasus und Bison
der alten Welt) wird noch jetzt in Polen, Li-
tauen, Sibirien gefunden, und war ehedem auch
in Deutschland einheimisch. Daß er die wilde
Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh
sey, ist doch wegen bestimmter Eigenheiten in
seinem Bau, unwahrscheinlich. – Zu den merk-
würdigsten Varietäten des domesticirten Rind-
viehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau-
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen,
und hin und wieder in Großbritannien: die mit
den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien:
die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von
England u.a.m.

Hingegen scheints noch zweifelhaft, daß auch
die indische (von den Hindus heilig verehrte)
Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (–
v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Varietät
dieser Gattung seyn solle.

[Seite 121]

Im Pausen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene,
furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit
1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt.
Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr.
Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für
die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.)
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

v. Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn,
und auch im Salzburgischen gezogen und zum
Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be-
haartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
bus, introrsum curvatis, vellere propen-
dente, cauda undique iubata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch
in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem
durch seine grunzende Stimme, durch sein zotti-
ges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr
langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er
schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer
bezahlt wird.

[Seite 122]

4. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus diva-
ricatis, lunatis, longissimis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord-
Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger
15 Centner gewogen.

5. Bison. der nordamericanische Bison. B.
cornibus divaricatis brevibus, iuba longis-
sima, dorso gibboso.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamerica. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und
behält bloß seine große Brust- und Nachen-
Mähne.

6. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué
. Engl. the musk ox.) B. cornibus
deflexis, basibus latissimis complanatis ad
frontem contiguis; apicibus reflexis
.

v. Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis
73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner
Hörner soll zuweilen über einen halben Centner
wiegen.

35. Giraffa. Cornua simplicissima
pelle tecta, fasciculo pilorum nigro
terminata. Dentes primores superiores
nulli; inferiores
8 spathulati, extimo
bilobo
; laniarii nulli.

[Seite 123]

1. Camelopardalis. die Giraffe. (Nabis.)

Cptn. Carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. I.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres
langen Halses, kurzen Körpers, abhängigen
Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön ge-
fleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Ansehen;
sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer
den Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zu-
gleich heben, und daher einen sonderbaren Gang
haben, von dem die Bewegung des Springers
im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn
sie aufrecht steht, über 16 Fuß hoch.

36. Cervus. Cornua solida multifida.
Dentes ut in generibus praecedentibus
(interdum tamen laniarii solitarii su-
periores
).

1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'elan.
Engl. the elk.) C. cornibus planis acauli-
bus, palmatis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders
das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer*) keine eigne Gattung
macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe
vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein
Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und
herdenweise auf die Weide treiben. Die alten
Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie
befallen werde etc. brauchen jetzt keiner Wider-
legung.

[Seite 124]

2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the buck, fallow-deer.)
Cornibus subramosis compressis, summitate
palmata
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine
Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in
utroque sexu
) longis, simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari
pendula
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr
Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus-
dauern, lebt von dürrem Land, und vorzüglich
von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee
hervor scharrt. Dient zumal den Lapplän-
dern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur
Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse
des Lebens.

4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis
teretibus, recurvatis apicibus multifidis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau
nach dem Alter des Thiers: nach dem achten
Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natür-
lichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr
als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird
ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

[Seite 125]

5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von
Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks
wird zumal nach Castration, auffallender als
bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch
sonderbare Exostofen entstellt.

37. Moschus. Cornua nulla. Dentes
primores ut in praecedentibus generi-
bus; laniarii superiores solitarii exserti
.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo umbilicali.

v. Schreber tab. 242.

In den Schwarzwäldern und bergigen Ge-
genden von, Tibet und dem südlichen Sibirien.
Das Männchen hat in der Nabelgegend einen
Beutel fast von der Größe eines Hühnereyes,
worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzney-
mittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen.
(Fr. le chevrotain.) M. supra fusco-rufus,
subtus albus, ungulis succenturiatis nullis
.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind
nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke
eines Pfeifenstiels.

VII. MULTUNGULA (Belluae.)

[Seite 126]

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige
oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr
als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit
Inbegriff der Schweine, denn auch diese
haben im Grunde vier Klauen.

38. Sus. Rostrum truncatum, promi-
nens, mobile. Dentes primores
(ple-
risque
) superiores 4, convergentes, in-
feriores
6, prominentes; laniarii supe-
riores
2, inferiores 2, exserti.

1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le
sanglier
, das zahme le cochon. Engl. jenes
the wild boar, dieses the hog.) S. dorso
setoso, cauda pilosa
.

Das wilde Schwein*) hat eine längere
Schnauze und überhaupt eine andere Form des
Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fang-
zähne als das Hausschwein, niemahls Finnen-
würmer, und ist fast immer von schwarzgrauer
Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die
ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein.
Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist
beynahe ein animal omnivorum. Das Weib-
chen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und
wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. – In
America, wohin die Schweine aus Europa über-
gebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr.
[Seite 127] cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr
als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen
Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine
abenteuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf
eine halbe Spanne lang waren etc. – Die
schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere
Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne
Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich
nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen
Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie
man auch welche mit fünf Klauen gesehen hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's
sanglier du Cap verd.) S. dentibus primo-
ribus nullis, laniariis superioribus lunatis
extrorsum curvatis; sacculis verrucosis sub
oculis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma-
dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mäch-
tig großem Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen
warzigen Fleischlappen unter den Augen etc.

3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo
moschifero ad extremum dorsi
.

v. Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund
schwer.

4. Babirussa*). S. dentibus laniariis superio-
ribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis
.

v. Schreber tab. 328.

[Seite 128]

Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am
Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich
entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer,
zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen
großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
beym Weibchen sind sie weit kleiner.

39. Tapir. Dentes primores utrinque 6;
laniarii 4; palmae ungulis 4, plantae
ungulis
3.

1. Americanus. der Tapir, Anta.

v. Schreber tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein;
die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Ge-
wöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein
Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr
gut etc.

40. Elephas. Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis: dentes primores
superiores exserti
.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte con-
cava, auriculis minoribus angulosis; den-
tium molarium corona lineis undulatis pa-
rallelis
distincta
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon.
Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre
auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast
Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In-
sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer
Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist
[Seite 129] sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum
äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein
Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken,
und zu vielerley andern Verrichtungen, statt
der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang
ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder
einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem
biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er
ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich-
ten, z.B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö-
sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl
aufheben u.s.w. Seine Nahrung besteht vor-
züglich aus Laub der Bäume, Reis und andern
Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich-
tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der
Begattung soll er sich wie die mehresten vierfüßi-
gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene
Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem
Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer-
den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben
kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein-
lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am
häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er
zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere
Ballen etc. Berge hinauf zu wälzen, im Stande
ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie-
ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch
auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte
convexa, auriculis amplissimis, rotundatis;
dentium molarium corona rhombis distincta
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

[Seite 130]

Diese im mittlern und südlichern Africa ein-
heimische Gattung, wird jetzt höchstens nur noch
im Innern dieses Erdtheils als Hausthier gehal-
ten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vor-
züglich des Elfenbeins wegen gefangen und ge-
schossen.

41. Rhinoceros. Nashorn. (Abada.)
Cornu solidum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrin-
que quaternis, inferioribus conicis, supe-
rioribus sublobatis; laniariis nullis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn ist bey ihm, so wie das
doppelte beym afrikanischen, nicht am Knochen fest
gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et
laniariis nullis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Africa, am Cap etc. Meist mit dop-
peltem Horn; das zweyte ist kleiner, und sitzt
hinter dem erstern.

42. Hippopotamus. Dentes primores
superiores remoti, (inferiores procum-
bentes)
; laniarii inferiores incurvati,
oblique truncati
.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See-
kuh genannt.)

Buffon, Supplement vol. III. tab. 62.
63. vol. VI tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im
Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen
[Seite 131] großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe,
kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt wenig-
stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von
Vegetabilien und Fischen.


VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren
Geschlechter wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses (so wie oben die Digitata)
in drey Familien zerfallen. A) Glires.
B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

43. Castor. Pedes postici palmati.
Dentes primores utrinque
2.

1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ovata,
quasi squamosa
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Land-Seen und größern Flüssen. Er
wird wegen seiner feinen Haare für die Hand-
lung, und für die Arzneykunst wegen des so
genannten Bibergeils wichtig, das sich bey beiden
Geschlechtern in besondern Behältern am Ende
des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind
aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunst-
fertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im
Innern von Canada) noch in Menge beysammen
[Seite 132] finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewunderuswürdigen Dämme aufführen.
Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzäh-
lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der
Biber vieles verschönert und übertrieben worden,
so wissen sich doch diese Thiere, nach dem ein-
stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beob-
achter aus ganz verschiedenen Welttheilen, da-
bey so nach zufälligen Umständen zu bequemen,
daß sie sich dadurch weit über die einförmigen
Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

44. Phoca. Pedes postici exporrecti,
digiti coaliti. Dentes primores superio-
res
6, inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beiden Elementen leben zu können*).

1. †. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the
seal
.) P. capite laevi, auriculis nullis,
corpore griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

[Seite 133]

In den nördlichen Meeren. Ist für die finni-
schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für die
labradorischen Esquimds, ein äußerst wichtiges
Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in
sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Leder-
bothe damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüg-
lichstes Geschäft, und die darin erworbene Ge-
schicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. les
Phoques à ventre blanc
.) P. inauriculata,
dentibus incisoribus utrinque
4; palmis in-
divisis, plantis exunguiculatis
.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr ge-
lehrig. Auch auffallend wegen der unruhigen
Veränderlichkeit ihrer ganzen Gesichtsbildung.

3. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo
laevi
.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 47.

Im Sommer herdenweise auf den Inseln des
kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber
vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern
Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie,
so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier-
zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht
bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler
zu behaupten sucht*).

4. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auri-
culata, collo iubato
.

Buffon, Supplem. vol. VI. tab. 48.

[Seite 134]

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat-
tung dieses Geschlechts; hat den Namen von
der beym Männchen gewisser Maßen löwen-
artigen Mähne.

5. Proboscidea (cristata Linn.) der ansonsche
Seelöwe. (Engl. the Sea-Elephant.) P.
naso proboscideo retractili.

Péron voy. aux terres australes tab. 32.

An den südlichern Inseln im atlantischen und
stillen Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur
das Männchen hat die sonderbare rüsselförmige
Nase.

45. Lutra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentes primores utrinque
6; su-
periores distincti, inferiores conferti.

1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) L. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breviore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen
Erde. Die schöpften in Canava.

2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der
Wasserwolf. (la saricovienne.) L. badia,
macula alba submentali, cauda corpore di-
midio breviore
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwech-
selte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen
des östlichen und innern Südamerika.

3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilo-
sis, cauda corpore quadruplo breviore.

Cook's voyage to the northern hemisphere
vol
. II. tab. 43.

[Seite 135]

Besonders um Kamtschatka und an der jensei-
tigen Küste vom nordwestlichen America bis hin-
unter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea,
und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und
silbergraues Fell ist für die Schinesen das kost-
barste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder-
zähne.

46. Ornithorhynchus. Mandibu-
lae rostratae
(anatinae). Dentes nulli*).

1. Paradoxus. das Schnabelthier. (Engl.
the duck-bill.)

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich-
net sich von allen bisher bekannten Säugethieren
durch die beyspiellose Bildung seiner Kinnladen
aus, die im äußern aufs vollkommenste einem
breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben
so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten
bestimmten Haut überzogen, auch an den Seiten-
rändern gezähnelt sind. Beiderley Füße sind
mit einer Schwimmhaut versehen, die an den
Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und
[Seite 136] sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten
oder ausbreiten läßt. Noch hat man au keinem
von beiden Geschlechtern eine Spur von Zitzen
gefunden. Dieses Wunderthier lebt in Land-
seen des an sonderbaren Formen seiner Ge-
schöpfe so reichen fünften Welttheils, unweit
Botanybay.

47. Trichechus. Pedes posteriores
compedes coadunati
.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis
superioribus exsertis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun-
derten beysammen. Nährt sich vom Seetang und
Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen los-
kratzt. Die alten Normannen machten ihre fast
unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*).

2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis inclusis.

v. Schreber tab. 80.

In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern
Erde, z.B. häufig im Oricono. Scheint zu
manchen der Sagen von Sirenen und Meer-
jungfern Anlaß gegeben zu haben**).

IX. CETACEA.

[Seite 137]

Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten Säugethiere*).

48. Monodon. Dens alteruter maxillae
superioris exsertus longissimus, rectus,
spiralis
.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das
Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
Oberkieferknochen Einen), die aber von un-
gleicher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr
selten zusammen gefunden werden, sondern ge-
wöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so
lang, als der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.

49. Balaena. Dentes nulli. Laminae
loco superiorum corneae
.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale.) B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

Das größte aller bekannten Thiere**), das
über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils
[Seite 138] gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge-
genden im atlantischen Ocean, und im stillen
Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen
werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang.
Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des
ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens
schwarz oder mit weiß gemarmelt etc., hin und
wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln
besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und
den nordwestlichen Americanern gibt dieses un-
geheuere Thier victus et amictus etc. Die Euro-
päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein
großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch-
thrans und der Barden wegen, deren er auf
700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben,
und von denen die mittelsten wohl 20 Fuß
lang werden.

2. Rostrata. einer der verschiednen Finnfische.
B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern
Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig
nach der Länge gefurcht*).

50. Physeter. Dentes in maxilla in-
feriore
.

[Seite 139]

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale.) P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice acutiusculo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl
an den Küsten von Brasilien und von Neu-
Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfi-
sches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann
Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Ober-
kiefer ist sehr breit, der untere hingegen über-
aus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths
(sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt
eines milchweißen Oels theils im Körper des
Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar
in größter Menge in besondern Behältern am
Kopfe desselben, zumahl vorn auf den Oberkie-
fern gefunden wird, und an der Luft zu einem
halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche
wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorolver-
härtung, die sich zumahl im dicken Darm mancher
davon erkrankender Caschelotte findet.

51. Delphinus. Dentes in maxilla
utraque
.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl.
the porpoise) D. corpore subconiformi,
dorso lato pinnato, rostro subobtuso
.

v. Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den euro-
päischen Meeren: wird 1½ Klafter
lang und ist zumahl für die Lachse ein schäd-
liches Raubthier.

[Seite 140]

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin
. Engl. the porpesse) D. corpore
oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato, acuto
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr.
l'epaulard. Engl. the grampus.) D. pinna
dorsi altissima: dentibus subconicis, parum
incurvis
.

v. Schreber tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch
im mittelländischen; wird 20 Fuß lang.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln.

[Seite 141]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei-
nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man
sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto
umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey
den Vögeln ist der Fall anders. Beides,
so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart
hat im Ganzen genommen mehr Ueberein-
stimmendes, daher man sich bey der besondern
Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und
Gattungen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer
Bildung darin mit einander überein, daß sie
zwey Füße, zwey Flügel, einen ganz oder
doch zum Theil hornigen Schnabel, und
einen mit Federn bedeckten Körper haben.
Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier
Charactere von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine gleichsam
[Seite 142] isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit
keiner andern zusammen fließt, und sich daher
in die vermeinte Kette oder Leiter der natür-
lichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang ein-
passen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charactern sind die Federn
den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel-
mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut
verwachsen und mit vielem Fette durchzogen
sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich
im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt
regenerirt werden. Viele, zumahl die meisten
Wasservögel, auch die Schneehühner etc. mau-
sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh-
ling und Herbst. Bey manchen Gattungen
hat der junge Vogel, zumal vor der ersten
Mause (als avis hornotina) andre Farben
oder Zeichnungen des Gefieders, als im rei-
sern Alter. Bey manchen herrscht auch hierin
große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren
unterscheiden sie sich besonders auch dadurch,
daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten
oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht
so wie diese, wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwung-
federn (remiges), diese Steuerfedern
[Seite 143] (rectrices). Die Schwungfedern bilden bey
ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und
fliegen können. Einige wenige Vögel (aves
impennes
), wie die Pinguine etc. haben gar
keine Schwungfedern, und sind daher zum
Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen
Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen etc.
die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*) zeichnen sich
die Vögel besonders durch die merkwürdigen
Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver-
theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer-
ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen
mit den Lungen, andere aber bloß mit dem
Rachen in Verbindung, und der Vogel kann
sie nach Willkür mit Luft laben oder aus-
leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vor-
züglich große aber zarte häutige Zellen, die
theils im Unterleibe, theils unter den Achseln
und sonst noch unter der Haut verbreitet sind,
und durchs Einathmen mittelst der Lungen
voll Luft gepumpt werden können. Außer-
[Seite 144] dem dienen den Vögeln auch gewisse markleere
hohle Knochen, wie die Schulterknocken
im Flügel etc. und manchen selbst die Hirnschale,
zu ähnlichen Zwecken; und endlich sind auch die
ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nas-
hornvögel etc. ebenfalls dahin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen
werden die Vögel zum Flug geschickt, bey
welchem die Geschwindigkeit so wohl als die
lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Nur wenige Vögel, wie der Straus, der
Casuar, die Pinguine und andre aves impen-
nes
(§. 58) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der Säugethiere ihrer.
Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf
dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde:
aber kein einziger Vogel (so wie der Maul-
wurf in der vorigen, und andre Geschöpfe
in den beiden letztern Thier-Classen) bloß
unter der Erde. Die Bildung der Füße ist
auch bey den Vögeln, so wie bei den Säu-
gethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt an-
gemessen*).

§. 62.

[Seite 145]

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten
zwar bloß in sofern, daß sie nur wenige Mei-
len weit in die benachbarten Gegenden streichen,
und bald darauf in ihre alte Heimath zurück-
kehren; andere aber wie die Hausschwalben,
die Kraniche, Störche etc. so, daß sie im Herbst
große Wallfahrten, weit übers Meer und
über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel
weg, anstellen, und den Winter bis zur
Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern
Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese
Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey
denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelan-
gen diese nicht sogleich in den Magen, sondern
werden vorher im drüsenreichen Kropfe (in-
gluvies, prolobus
) eingeweicht, und von da
nur allmählich an den Magen überlassen: der
bey diesen Thieren äußerst musculös, und so
stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u.a.
merkwürdigen Versuchen, verschluckte Hasel-
nüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Mün-
[Seite 146] zen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag.
Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über-
dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls
die Zermalmung und nachherige Verdanung
der Speisen befördern*). Verschiedene fleisch-
fressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eis-
vögel etc. können die Knochen, Haare und
Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt
haben, nicht verdauen, sondern brechen sie,
in eine runde Kugel (das Gewölle) geballt,
nach der Mahlzeit wieder von sich**).

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Man-
[Seite 147] gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und
bestimmte Richtung der Federchen in der Ge-
gend des Ohres und bey manchen derselben
auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe
am äußern Gehörgange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk-
lichen Sinn des Tastens (d.h. des Gefühls im
engern Verstande) zu besitzen; und das Organ
dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna-
bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven
versehen, und beym lebendigen Thier äußerst
empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Enten
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben
können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und
anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen,
daß sie singen (– denn natürlicher Gesang ist
ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –)
als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten
Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vor-
züglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (la-
rynx
) zu Statten, der bey den Vögeln nicht
bloß, so wie den Säugethieren und Amphi-
bien, am obern Ende, nähmlich an der Zun-
genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey
[Seite 148] abgesonderte Hälften an die beiden Enden der
Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Ra-
ben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man die
Menschenstimme nachahmen und Worte aus-
sprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel
im Käficht leicht fremden Gesang annehmen,
Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Ac-
compagnement abrichten lassen, so, daß man
mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirk-
lich kleine Concerte hat geben können. Ueber-
haupt aber scheint auch der Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Uebung und Nach-
ahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im
Frühjahr; manche aber, wie der Kreuzschna-
bel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnach-
ten. Das Hausgeflügel ist gar an keine be-
stimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr
aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig fin-
den. Manche halten sich nur zur Begat-
tungszeit, andere aber, wie die Tauben und
Hausschwalben, für immer paarweise zusam-
men: noch andre aber leben, wie die Haus-
hahn, und unter den wilden Vögeln der
Straus, in Polygamie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,
[Seite 149] und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer
dem Kuckuck wohl nur sehr wenige andre,
z.B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind.
Bey den polygynischen Vögeln, wie bey den
Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei-
nen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen
aber, die sich paarweise zusammen halten, zu-
mahl unter den Sangvögeln, trägt es doch
Baumaterialien herbey, und verpflegt sein
Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnis-
sen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste
angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch
jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem
Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres Lager von Reisholz, Stroh-
halmen etc. auf der platten Erde: andere tragen
sich nur ein welches kunstloses Bett in Löcher
der Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume;
so die Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge etc.
Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau-
ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die
Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel:
[Seite 150] andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form
eines Backofens: noch andere, wie manche
Meisen, Kernbeißer etc. die von einem Beutel
u.s.w.*)

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nester-
baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre
Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie-
denen Gattungen der Vögel sehr verschieden
ist. Viele Wasservögel z.B. legen jedes
Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen
und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven
drey; die Raben vier; die Finken fünf; die
Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner
und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber,
besonders wenn man ihm die Eyer nach und
nach wegnimmt**), bis fünfzig und drüber.
Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vor-
her gegangene Befruchtung, Eyer von sich,
die aber zum Brüten untauglich sind und
Windeyer (ova subventanea, cynosura,
zephyria, hypenemia
) heissen.

§. 71.

[Seite 151]

Die Ausbildung des jungen Thiers, die
bey den Säugethieren noch im Mutterleibe
vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln
im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens
bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine
Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den
Grasmücken oder Bachstelzen etc. in deren Nest
er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man,
daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar
Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*).
Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitz-
ten Mist**), und durch Lampenfeuer in so ge-
nannten Brüt-Maschinen***) und in Brut-
öfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen las-
sen. – Die Vögel werden durchs anhaltende
[Seite 152] Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die
sich paarweise zusammen halten, wie bey den
Tauben, Schwalben etc. nimmt auch das
Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die
Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen,
Stieglitzen etc. überlassen zwar das Brüten bloß
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh-
rend der Zeit mit Futter und ätzen sie theils
aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter
überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß,
sondern auch wiederum diejenige Stelle auf
seiner Oberfläche (der so genannte Hahnen-
tritt, cicatricula), neben welcher das künftige
Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter
als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich
bey jeder Lage des Eyes doch immer jene
Stelle dem Leibe des brütenden Vogels zu-
gekehrt ist. Die erste Spur des neuen
Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume
Zeit nachdem das Brüten seinen Anfang ge-
[Seite 153] nommen. Beym Hühnerey z.B. kaum vor
Ende des ersten Tages: so wie am Ende des
zweyten das berühmte Schauspiel der ersten
Bewegung des dann noch sehr unvollkommnen
Herzchens (das punctum saliens) seinen An-
fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages
sieht man schon das ganze kleine gallertartige
Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen
die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten
schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und
ist am neunzehnten Tage im Stande einen
Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird,
verschieden als die früheste Gestalt des neu-
empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen
Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen
im Eye gelange erst durch eine wahre Metamor-
phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das
sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B.
des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl.
die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. –)

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungs-
würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens
dienenden Organen, sind die beiden allerwich-
tigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die
zumahl um die Mitte der Brütezeit in ganz
ausnehmender Schönheit sich zeigen. –
Nähmlich die Nabelhaut (chorion) die dann
unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und die
[Seite 154] Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli),
die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs
zusammenhängt. – Jene dient ihm statt der
Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß
(– S. 37 u. f. –) und diese zur Ernährung
mittelst des Dotters, der allgemach durch das
sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch
nach Verschiedenheit des Climas und der wär-
mern oder kältern Witterung verzögert oder be-
schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelchen
gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten
Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt-
lichkeit gefüttert, und zumahl bey den mehre-
sten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis
sie befiedert, und überhaupt für ihren eignen
Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer
körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
[Seite 155] weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler
und Papageyen über hundert, Buchsinken,
Stieglitze über 24 Jahre etc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit
fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein-
facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie ver-
tilgen unzählige Insecten, und das unbeding-
te Wegsangen einiger vermeintlich schädlichen
Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in manchen
Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere
Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen.
Andere verzehren größere Thiere, Feld-
mäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen etc. oder
Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten.
Von der andern Seite wird auch die Vermeh-
rung und Fortpflanzung der Thiere so
wohl, als der Gewächse, durch Vögel be-
fördert. So weiß man z.B., daß die wilden
Enten bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen
in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch
zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel
verschlucken Samenkörner, die sie nachher wie-
der ganz von sich geben, und dadurch die Ver-
breitung derselben befördern: so z.B. die Tau-
ben auf Banda die Muscatnüsse etc. Der Mist
der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und
[Seite 156] Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da
fortkommen können. Manche Falkengattungen
lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum
Fischfang, abrichten etc. So sehr viele Vö-
gel, ihre Eyer, ihr Fett etc. dienen zur Speise.
Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung
mancher der nördlichsten Völker. Die Federn
zum Füllen der Betten, zum Schreiben,
und zu mancherley theils kostbaren Putz, so
wie sie auch bey vielen wilden Völkern, zumahl
auf den Inseln des stillen Oceans, einen be-
trächtlichen Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzba-
rer Thiere und Gewächse zurück bringen.
Der Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvö-
gel tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele Wasservögel sind den
Fischen und ihrem Leich so wie die Habichte,
Sperber, Aelstern etc. dem Hausgeflügel ge-
fährlich. Die Sperlinge und andre kleine
Sangvögel schaden der Saat, den Weintrau-
ben und Obstbäumen etc. Und endlich werden
freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern
auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch
die Vogel verpflanzt. Wirklich giftige Thiere
finden sich aber in dieser Classe eben so wenig,
als in der vorigen.

§. 79.

[Seite 157]

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen ge-
nommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und
die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart,
Nahrung etc. beziehen, schon an sich so viel von
ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die
mehresten Ornithologen auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen oder des andern
von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen, Möhring
auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf
beides in Verbindung mit der Beschaffenheit
des Schnabels etc. Linné nimmt in dem
Plan seines Systems der Vögel auch auf die
Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziem-
lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur
scheint er sich in der Ausführung zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens begreift man
nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen
bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen
Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von
einander gerissen, und mehr Verbindungen
oder Trennungen dieser Art zugelassen werden
dursten.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen
abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

[Seite 158]

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krum-
men starken Schnäbeln, meist mit kurzen,
starken, knorrigen Füßen, und großen, ge-
bogenen, scharfen Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und
meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils
hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln.
Papageyen, Tucane etc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langen und schmalen Schnäbeln, und theils
wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge.
Wendehals, Spechte, Baumkletten, Co-
librite etc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langem, und ziemlich starkem, oben erha-
benem Schnabel. Raben, Krähen etc.

V. Passeres. Die sogenannten Sangvögel
nebst den Schwalben etc. Sie haben kurze
Füße, und einen mehr oder weniger kegel-
förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver-
schiedner Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabenem Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist.
Auch die Tauben habe ich unter diese Ord-
nung gebracht, da sie bey weitem mehr mit
den Hühnern als mit den Sangvögeln,
denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

[Seite 159]

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug
ungeschickten Landvögel. Der Straus,
Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen
Füßen, langem, fast walzenförmigem
Schnabel, und meistens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder-
süßen, einem stumpfen, mit Haut über-
zognen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der sich an der Spitze des Ober-
kiefers mit einem Häkchen endigt.

* * *

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est
    de avium natura
    . Tiguri
    . 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq.
    Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed, Raji.
    Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond.
    1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol.
    III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775. sq. fol.
    (1008 Bl.)
  10. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  11. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  12. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781.
  13. Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  14. F. M. Daudin Traité elementaire et complet d'or-
    nithologie
    . Par.
    1800. Vol. II. 4.
* * *
  1. C. J. Temminck Tableau systematique des oiseaux
    qui se trouvent en Europe
    . Amst
    1815. 8.
  2. Joh. Leonh. Frisch. Vorstellung der Vögel in Deutsch-
    land. Berlin, 1733 bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  3. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands
    II-IV. B. Leipz. 1791. 8.
  4. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutsch-
    land. Leipz. 1802 u. f. III. Th. kl. 8.
  5. J. P. A. Leislers Nachträge zu Bechsteins N. G.
    Deutschlands. 1. H. Hanau, 1812. 8.
  6. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen u. Be-
    schreibungen der in Franken brütenden Vögel.
    Nürnb. seit 1799. Fol. und 4.
  7. Teutsche Ornithologie, herausgeg. von Borkhausen,
    Lichthammer und Becker dem Jüng. Darmst.
    seit 1800. Fol.
  8. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze
    Beschreibung aller Vögel Deutschlands, von
    Meyer u. Wolf. Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  9. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door
    Chr. Sepp en Zoon. Amst
    . 1770. sq. fol.
  10. a History of British Birds; the figures engraved
    on wood by
    T. Bewick. Newcastle upon
    Tyne 1797-1803.
    II. vol. 8.
  11. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond.
    1731. Vol. II. fol.
  12. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm.
    1786. Fasc. II. fol.
* * *

Zur Physiologie dieser Thier-Classe.

  1. Fr. Tiedemann's Zoologie. IIr u. IIIr Bd. Heidelb.
    1810-14. 8.

[Seite 161]

Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem
Schnabel, der meist oben auf der Seite in
zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft,
und an der Wurzel mehrentheils mit einer
fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh-
ren sich theils von Aas, theils vom Raube
lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten
an erhabenen Orten, und haben ein wildern-
des, widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer Rostrum rectum,
apice aduncum; plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de
Zoologie
. tab
. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die
Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel
wohl fingersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe
mit einem weißen Halskragen. Nistet zumahl
an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt
meist vom Raube unter den Viehherden, und von
den todten Fischen, die die See auswirft.

[Seite 162]

2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice
colloque denudato
.

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerica. Nur von
der Größe eines welschen Huhns; zumal am
Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen
Farben, mit langen, fleischigen Lappen über
dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in
den dickgefiederten Schulterkragen einziehen.

3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer, Jochgeyer. V. rostri
dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch
in Sibirien und Habessinien. Der größte euro-
päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey
10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch sei-
nen starkharigen Bart, und durch den befiederten
Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rük-
ken vorn am Oberschnabel von andern Geyern
auszeichnet*).

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris, margine exteriore, praeter ex-
timas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am-
phibien etc. Die alten Aegyptier haben diesen
Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich
nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig
[Seite 163] in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumien-
bekleidungen etc. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum
aduncum, basi cera instructum; caput
pennis tectum; lingua bifida
.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius,
Fr. le messager.) F. cera alba, cruribus
longissimis, crista cervicali pendula, rectri-
cibus intermediis elongatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf-
vogel*).

2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun, Engl. the black
eagle
.) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo, nigricante, striis
flavis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der
folgende.

3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle, Engl. the golden
eagle
.) F. cera lutea, pedibusque lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo undulata.

Buffon vol. I. tab I.

[Seite 164]

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen
Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret
von Hasen, Gemsen etc.

4. †. Ossifragus. der Seeadier, Fischadler,
Beinbrecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the sea-
eagle, osprey
.) F. cera lutea pedibus-
que semilanatis, corpore ferrugineo, rectri-
cibus latere interiore albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Fast von
der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von
Fischen.

5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den
Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler ver-
wechselt worden.

6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scherschwänzel, Schwalben-
schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan. Engl.
the kite.) F. cera flava, cauda forficata,
corpore ferrugineo, capite albidiore
.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon.
Engl. the falcon .) F. cera pedibusque fla-
vis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda
fasciis quatuor nigricantibus
.

Frisch tab. 74.

[Seite 165]

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige
auch von manchen für besondre Gattungen an-
genommen werden. Wird vorzüglich (so wie
freylich manche andere verwandte Gattungen
dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu-
gethiere und Vögel, namentlich in den Mor-
genländern zur Gazellenjagd, und in Europa
zur Reiherbezitze abgerichtet.

8. †. Palumbarius. der Habicht, Tauben-
falke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. the
gooshawk
.) F. cera nigra, margine pedi-
busque flavis, corpore fusco, rectricibus
fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen
Gattung.

9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier. Engl. the sparrow hawk.) F. cera
viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo
undulato, cauda fasciis nigricantibus
.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares barba-
tae; caput grande; lingua bifida; pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae
.

1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. Engl. the great horn-
owl, the eagle-owl
.) S. auribus pennatis,
iridibus croceis, corpore rufo
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

[Seite 166]

Das größte Thier seines Geschlechts. Im
mildern Europa und westlichen Asien*).

2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S.
capite laevi, corpore albido, maculis luna-
tis distantibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles
Thier.

3. †. Flammea. die Schleiereule, Perleule,
Kircheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie.)
S. corpore luteo punctis albis, subtus albido
punctis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und
neuen Welt. Von ausnehmend schönem und
sanftem Gefieder.

4. Passerina. das Käutzchen (Fr. la che-
vêche
. Engl. the little owl, screechowl.)
S. capite laevi, remigibus maculis albis
quinque ordinum
.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente
utrinque versus apicem, basi nudum;
lingua lacera
.

1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great
[Seite 167] shrike .) L. cauda cuneiformi, lateribus
alba, dorso, cano, alis nigris macula alba
.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie
die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme
sehr geschickt nach.

2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur.
Engl. the red-backed shrike.) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri-
cibus quatuor intermediis unicoloribus, ro-
stro plumbeo
.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von
Insecten, zumahl Käfern, Grashüpfern etc. die
er zum Vorrath an Schwarzdorn und andres
dorniges Gebüsche anspießt.


II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß
den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden
durch die theils sehr großen, dicken, aber in
Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt-
lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der
Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagey, Sittig. (Fr.
perroquet, Engl. parrot.) Mandibula
superior adunca, cera instructa; lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii*).

[Seite 168]

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattun-
gen dieses (– weitläufigen, daher von den
Ornithologen in mancherley Familien eingetheil-
ten –) Geschlechts eine so überaus eingeschränkte
Heimath haben, daß sich, z.B. auf den Philip-
pinen, verschiedne derselben bloß einzig und
allein auf der einen oder andern Insel, und
hingegen nie auf den noch so nahe liegenden,
benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Pa-
pageyen viel auszeichnendes, Eignes in ihrem
Betragen. Sie wissen sich z.B. ihrer Füße fast
wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise da-
mit zum Schnabel, krauen sich damit hinter den
Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so
treten sie, nicht wie andre Vögel bloß mit den
Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf etc.
Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und
sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen fast
statt eines dritten Fußes zum Klettern, An-
halten etc. Beide Geschlechter lernen leicht
Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn
gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe,
(Aracanga). P. macrourus ruber, remi-
gibus supra caeruleis, subtus rutis, genis
nudis rugosis
.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra.

Edwards l. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus,
crista plicatili flava.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

[Seite 169]

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis al-
bis, cauda coccinea
.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus. (Fr. l'amayone à tête jaune.)
P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum
puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio-
laceo et rubro variis, rectricibus duabus
extimis basi intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien etc.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia
nigra, orbitis cinereis
.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel
größer als ein Blutfink. Hat den französischen
Namen von der irrigen Sage als ob er immer
Paarweis gehalten werden müßte weil keiner den
Verlust seines Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras.
Rostrum maximum, inane, extrorsum
serratum, apice incurvatum. Pedes
scansorii plerisque
.

Der ungeheuere Schnabel, der die zahlreichen
Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts süd-
americanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend
leicht, und von ungemein welchem Horn. Ihre
Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fisch-
bein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und
an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefie-
der variirt sehr, nach der Verschiedenheit der
beiden Geschlechter, auch nach dem Alter etc.

[Seite 170]

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdominali
flava
.

7. Buceros. Der Nashornvogel, Ca-
lao. (hydrocorax.) Rostrum maximum,
inane, ad basin versus frontem recur-
vatum; pedes gressorii
.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls
abenteuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ost-
indien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curvato
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße, und meist einen geraden, nicht dicken
Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht (Fr. pic. Engl. wood-
pecker
.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato; lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum
aculeato; pedes scansorii
.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in
zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die
von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschä-
del unter der Haut liegen, und sich an der Stirne
nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese
Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mit-
[Seite 171] telst welcher diese Vögel ihre wurmförmige Zunge
desto leichter hervorschießen, und an der hornigen
Spitze derselben Insecten anspießen können.

1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo
.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern
Europa und nördlichen Asien.

2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. †. Maior. Der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro
.

Frisch tab. 36.

4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu-
minatum; lingua lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata; pedes scansorii
.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol. Engl. the
wryneck
.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche
Heimath wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice compresso,
[Seite 172] mandibula superiore paullo longiore;
pedes ambulatorii
.

1. †. Europaea. der Blauspecht (Fr. la sitelle,
le torchepot
. Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker
.) S. rectribus nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis
.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis; pedes gressorii
.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green
sparrow
.) T. viridis, pectore rubro
.

Im mittlern America.

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, cor-
pore albo, cauda cuneata, rectricibus in-
termediis longissimis.

In Südafrica, auf Madagascar etc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras-
sum, rectum, longum; pedes breves,
gressorii.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcvon, Fr. le
martin pecheur
. Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flava, cauda
brevi
.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich
von Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle
(§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht
vertrocknet ohne in Fäulniß überzugehn, ist nicht
wie Paracelsus und so viele nach ihm meinten
eine Eigenheit dieses Vogels, soudern zeigt sich
[Seite 173] unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschna-
bel, Canarienvogel u.a.

13. Merops. Rostrum curuatum com-
pressum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier. Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque vi-
ridi caerulescente, gula lutea, fascia tem-
porali nigra
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, con-
vexum, subcompressum, obtusiusculum,
pedes ambulatoii.

1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn.
(Fr. la hupe. Engl. the hoopoe.) U. crista
variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von
Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet
in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles
anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men-
schenkoth*).

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acu-
tum; pedes ambulatorii
.

1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim-
[Seite 174] pereau
. Engl. the creeper.) C. grisea. subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem
.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an
den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre
Puppen zu suchen etc.

2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
rectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis, maculis alarum fulvis niveisque
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe, und lebt einsam im wärmern Europa.
Namentlich im C. Bern. In Deutschland ists
äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf
Thürmen etc.

3. Coccinea. (vestiaria.) C. coccinea, rectri-
cibus remigibusque nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car-
moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz
und andre Kleidungsstücke, Helme etc. sogar
ganze Mäntel etc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilus*). Colibri, Honigsau-
ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche.
Engl. humming bird.) Rostrum subulato-
filiforme longum. Mandibula inferiore
[Seite 175] tubulata, superiore vaginante inferio-
rem. Lingua filis duobus coalitis tubu-
losa; pedes ambulatorii, brevissimi
.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich
bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste
von Patagonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris.)

1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber,
rectricibus intermediis longissimis, capite
fusco, gula aurata vropygioque viridi.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, fubtus
albido; rectricibus lateralibus margine ex-
teriore albis.

Edwards tab. 105.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein
Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe
einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die
von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le
Rubis-topase
.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo
.

Seba thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen
mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie
glühendes Gold.


IV. CORACES.

[Seite 176]

Die Vögel dieser Ordnung haben einen
starken, oben erhabnen Schnabel von mittel-
mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben
theils von Getreide u.a. Pflanzensamen etc.
theils von Insecten, und auch von Aas; und
haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack-
haftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, sub-
quadrangulare: mandibulis gibbis, in-
tegris, extrorsum gibbosioribus. Pedes
ambulatorii.

1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the
beefeater
.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien etc.

18. Crotophaga. Rostrum compres-
sum, semiovatum, arcuatum, dorsato-
carinatum. Mandibula superiore margine
utrinque angulata. Nares perviae
.

1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de
petun
. Engl. the razor-billed blackbird.)
C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftliches
Nest bauen, mit einander brüten etc.

[Seite 177]

19. Corvus. Rostrum convexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes am-
bulatorii.

1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. corpore atronitente,
rostri apice subincurvo, cauda semirhombea
.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beiden Welten. Hat einen überaus
scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge
Enten, selbst junge Hasen etc. schleppt auch an-
dere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille
, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis
.

Buffon vol. III. tab. 3.

3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl.
the rook.) C. ater, fronte cinerascente,
cauda subrotunda
.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet
den mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch
die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger
Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen etc.

4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow.) C. cinera-
scens, capite iugulo alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset
in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus
[Seite 178] Jahr ein, in andern läßt er sich bloß über Winter
nieder, ohne daß man noch recht weiß wo er
von da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls
durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers
nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern
großen Schaden.

5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
geai
. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum
caeruleis, lineis transversis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix
. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi
.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein schädliches
Thier für junges Meyergeflügel, und mitunter
wohl für die Saat-Felder, das aber auch zahl-
lose Raupen, Schnecken etc. vertilgt.

[Seite 179]

20. Coracias. Rostrum cultratum,
apice incurvato, basi pennis denuda-
tum; pedes breves ambulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke,
Blauracke, der Birkheher. (Fr. le rollier,
Engl. the roller.) C. caerulea, dorso ru-
bro, remigibus nigris
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cul-
tratum, basi nudiusculum. Lingua in-
tegra, acutiuscula, carnosa. Pedes am-
bulatorii
.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle
.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flava.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata
.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

22. Paradisea*). Paradisvogel (ma-
nucodiatta
.) Rostrum basi plumis to-
[Seite 180] mentosis tectum. Pennae hypochon-
driorum longiores. Rectrices duae su-
periores singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland,
da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist,
von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo-
lucken u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch
jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die
wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als
Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Ab-
sicht verkaufen, die Füße ab, die daher die
leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln über-
haupt abzusprechen wagten*).

1. Apoda. (Fr. l'Emeraude.) P. brunnea pen-
nis hypochondriis luteis corpore longiori-
bus, rectricibus duabus intermediis longis
setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le
manucode à
12 filets. P. anterius nigra
violacea, posterius alba, humeribus viride
virgatis, rectricibus
12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und zugleich die seltenste
Gattung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr
von der Größe einer Drossel.

[Seite 181]

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite
brevius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii
.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra
.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu.
Engl. barbet .) Rostrum cultratum, la-
teraliter compressum apice utrinque
emarginato, incurvato; rictu infra ocu-
los protenso
.

1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et
lineis supra-et infraorbitalibus luteis, ab-
domine griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum.
Nares margine prominulae. Pedes
scansorii
.

1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow .) C. cauda rotundata
nigricante albo-punctata
.

Frisch tab. 40. u. f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber
doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist.
Er bebrütet das halbe dutzend Eyer, das er jedes
Frühjahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern
legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und
Bachstelzen etc.* ) zwischen dieser ihre eignen
[Seite 182] Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner
Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merk-
würdig ist, daß seine Eyer die doch um vieles
größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel
ihre, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet
zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst
aber dagegen sehr schnell, und drängt wohl ehr
die mit ihm zugleich ausgebrüteten jungen Gras-
mücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winter-
aufenthalt ist noch nicht ganz zuverlässig bekannt.

2. Indicator. Der Honigkukuk, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flavis, pedibus
nigris
.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts.
Hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit
welcher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste
Nahrung, aus den wilden Bienennestern auf-
zusuchen weiß.

3. Persa. der Turaco. C. capite cristato,
corpore viridi-caerulescente, remigibus
sanguineis, cauda aequali.

Buffon vol. VI. tab. 15.

In Süd-Africa. Das sehr schöne Thier
zeichnet sich außer anderm besonders durch die
doppelte apfelgrüne Holle mit weißen Endspitzen
von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts
auffallend aus.

26. Oriolus. Rostrum conicum, con-
vexum, acutissimum, rectum: mandi-
bula superiore paulo longiore, obsolete
emarginata; pedes ambulatorii
.

[Seite 183]

1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel
der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le
loriot.
) O. luteus, pedibus nigris, rectri-
cibus exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Soll in
Bigamie leben. Das Männchen goldgelb und
schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich
ein künstliches, napfförmiges, sehr dauerhaft
zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the
black bird
.) O. niger, alarum tectricibus
coccineis
.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei
niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula
quiscula
.)

3. Jupujuba. ( Persicus Linn.) O. niger,
dorso postico maculaque tectricum alarum
basique rectricum luteis.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*), deren man zuweilen mehrere Hundert
an Einem Baume hängen sieht.


V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schna-
[Seite 184] bel von verschiedner Größe und Bildung. Sie
leben in Monogamie, nähren sich von In-
secten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes,
schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ih-
nen singen, (wie mans insgemein nennt.)

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subu-
latum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Unguis
posticus rectior digito longior
.

1. †. Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-
lark, sky-lark
.) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis inferiore latere ferrugineis
.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so
wie der Straus, die Hühner und viele andere
deßhalb so genannte Scharrvögel (aves pul-
veratrices
) im Sande.

2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine exte-
riori albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis
.

1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S.
[Seite 185] rostro flavescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis
.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutz-
bares Thier, das unzählige schädliche Insecten
vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultra-
tum: mandibula superiore apice deflexo,
emarginato
.

1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel,
der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl.
the missel bird, shrite.) T. dorso fusco,
collo maculis albis, rostro flavescente
.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt
sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie
fortgepflanzt werden.

2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle
. Engl. the fieldfare.) T.
rectricibus nigris; extimis margine inte-
riore apice albicantibus, capite vropygio-
que cano
.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.

3. †. Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis sub-
tus ferrugineis, supercillis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im nördlichen Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letzteres
theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht
so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung
[Seite 186] der Alten, von einer ave hercynica noctu lu-
cente
gegeben haben.

4. †. Musicus. die Sangdrossel, Zipdrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the
throstle, song thrush
.) T. remigibus basi
interiore ferrugineis.

Frisch tab. 27.

Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zu-
weilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachti-
gall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the
mockbird
.) T. fusco-cinereus, subtus
albidus, maculis verticis, alarum, et caudae
candidis
.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt andrer Vögel Stimme leicht und täu-
schend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis
caudaque nigris, occipite cristato.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt
unzählige Zugheuschrecken.

7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T.
ater, rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues
Gedächtniß.

30. Ampelis. Rostrum rectum, con-
vexum: mandibula superiore longiore,
subincurvata, utrinque emarginata
.

[Seite 187]

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme
. Engl. the bohemian chatterer .)
A. occipite cristato; remigum secundario-
rum apice coccineo lanceolato
.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in man-
chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch-
land: zumahl auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.

1. †. Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld-
apple
.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch .)
L. linea alarum alba, remigibus mediis apice
rhombeis, rectricibus latere basis tenuiore
nigris
.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil.
Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris,
tectricibus caudae remigumque posticarum
albis
.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichem alten Welt. Beide Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein-
[Seite 188] ander accompagniren, und sogar Worte nach-
sprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte
olivacea, nucha, humeris, alis et cauda
fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Herden von mehreren Hunderten
ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen
bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem
gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis,
fascia oculari viridi, abdomine griseo, ro-
stro, pedibus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar.
Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am
Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hän-
gendem Halse zum Ein- und Ausflug, so daß
die Mündung nahe über der Wasserfläche zu.
hängen kommt.

6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus
albido-flavicans, vertice pectoreque luteis,
gula fusca.

Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der
indischen Halbinsel, zu mancherley kleinen Kün-
sten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr
kunstreiches hängendes Nest aus Binsen etc.

7. Cardinalis. der indianische Haubenfink,
die virginische Nachtigall. (Engl. the red-
bird
.) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis
.

Frisch tab. 4. fig. 1.

[Seite 189]

In Nordamerica, wird wegen seines rothen
Gefieders und seines Gesanges häufig nach Eu-
ropa gebracht.

8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwarz, die Zwuntsche. (anthus,
florus.
Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.)
L. flavicanti-virens, remigibus primoribus
antice luteis, rectricibus lateralibus qua-
tuor basi luteis
.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro,
fronte abdomineque nigris, collo vropy-
gioque fulvis
.

Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und
tab. 134. fig. 1.

Am Cap etc. das Männchen im Frühling und
Sommer feuerroth und samtschwarz; im Herbst
und Winter hingegen von der graulichbraunen
Farbe des Weibchen.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum
conicum, mandibulae basi deorsum a
se invicem discedentes: inferiore late
ribus inflexo-coarctata, superiore an-
gustiore
.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting
.) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis
.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

[Seite 190]

In der nördlichsten Erde*). Kommt nur
zum Ueberwintern nach Deutschland, wo sie
sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeß-
lichen Zügen sehen läßt.

2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le
proyer
. Engl. the bunting .) E. grisea,
subtus nigro maculata, orbitis rufis
.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus margine
albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua-
bus extrorsum nigris
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803

In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.

4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow hammer
.) E. rectricibus nigrican-
tibus: extimis duabus latere interiore ma-
cula alba acuta
.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dor-
soque spadiceis, crisso albido, rectricibus
duabus utrinque extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

5. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or
. Engl. the whidah bird.) E.
[Seite 191] fusca, pectore rubro, rectricibus interme-
diis quatuor elongatis acuminatis: duabus
longissimis, rostro rubro
.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Mißverstand verunstalteten Namen von
seiner Heimath, dem Königreich Whydah (oder
Judah) auf der guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum acu-
minatum, emarginatum, basi subtrigo-
num, apice declive
.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec
d'argent
. Engl. the red-breasted black-
bird
.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque
coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum coni-
cum rectum acuminatum.

1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl.
the chaffinch.) F. artubus nigris, remigibus
utrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa: hat mannigfaltigen
Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die Runde über-
ein, und in benachbarten Gegenden wieder an-
ders schlagen.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr.
[Seite 192] le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.)
F. alarum basi subtus flavissima
.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die
Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen
Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle)
F. fusca, subtus nivea, remigibus secunda-
riis tectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen
Alpen.

4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the
thistlefinch
.) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flavis: rectricibus
duabus extimis medio, reliquisque apice
albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit
der Canarien-Sie schöne Bastarde*).

5. Amandava. der Fink von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté. Engl. the Ahmedabad
finch
.) F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuk-
kervöglein. (Fr. le serin de Canarie) F.
rostro albido, corpore subfusco, pectore
[Seite 193] flavescente rectricibus remigibusque vires-
centibus
.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu-
ropa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem
daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet.
Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit
gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders
die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem
Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die
Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis.
Fr. le tarin. Engl. the
siskin
.) F. remigibus medio luteis: primis
quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis,
apice nigris
.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein
Nest selten gefunden wird*).

8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet
.) F. remigibus primoribus rectrici-
busque nigris, utroque margine albis
.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin.
Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura alarum albida
.

[Seite 194]

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. †. Domestica. der Sperling, Spatz.
passer. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.)
F. remigibus rectricibusque fuscis, gula
nigra, temporibus ferrugineis
.

In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver-
breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen-
den, wie z.B. an manchen Orten in Thüringen
(und zwar auch an solchen, wo es doch weder
an Laubholz noch Obststämmen etc. fehlt) nicht
findet. Er brütet vier Mahl im Jahre. Frey-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt.
Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr.
gobe mouche. Engl. flycatcher.) Ro-
strum subtrigonum utrinque emargina-
tum, apice incurvo; vibrissae patentes
versus fauces
.

1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra, subtus, frontis macula alarumque
speculo albis, rectricibus lateralibus extus
albis
.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus.

1. †. Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea,
armillis cinereis
.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

[Seite 195]

In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an,
und zieht zu Ende Augusts wieder von dannen,
man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens,
so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette.
Engl. the hedge sparrow .) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba
.

Frisch tab. 21. fig. 3.

Im mildern Europa.

3. †. Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr.
l' oyselet de Chypre.) M. subfusca, subtue
alba, pectore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

In mildern und wärmern Europa, zumahl auf
Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack-
halten Fleisches weit verführt wird.

4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze,
das Ackermännchen. (Fr. la lavandiere.
Engl. the white waterwagtail.) M. pectore
nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi-
diato-oblique albis.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-macu-
lata, subtus ex flavescente alba, gula
miniata, linea alba nigraque cincta, loris
nigris, superciliis albis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the
[Seite 196] black
-cap.) M. testacea, subtus cinerea,
pileo obscuro
.

Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten
Sangvögel.

7. †. Phoenicurus. das Rothschwänzchen,
Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de
muraille
. Engl. the redstart.) M. gula
nigra, abdomine caudaque rufis, capite
dorsoque cano
.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach-
tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit
mit ihr.

8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr.
le rougegorge. Engl. the robin-redbreast.)
M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über
Winter bey uns, und wird durch Vertilgung
unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. †. Suecica. das Blaukehlchen, die Schild-
Nachtigall. M. pectore ferrugineo fascia
caerulea, rectricibus fuscis versus basin fer-
rugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.

Zumahl am Wasser in den gebirgigen Ge-
genden der mildern alten Welt.

10. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro
cinereoque undulatis
.

Frisch tab. 24. fig. 3.

[Seite 197]

In der nördlichern Erde. Macht sich ein be-
decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*),
und legt zahlreiche Eyer.

11. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet
.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flavis, medio albis, crista verti-
cali crocea
.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der
kleinste europäische Vogel.

12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea
.

J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Namen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er
einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten
Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird,
die er mit Flaumen etc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
brevius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incurvum. Pedes gressorii
.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo,
tectricibus rectricum truncatis
.

Edwards tab. 264.

In Guiana etc.

38. Parus. Meise. (Fr. mésange, Engl.
titmouse, Tom-tit.) Rostrum integer-
rimum, basi setis tectum
.

[Seite 198]

1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonnière. Engl. the great tit-
mouse
.) P. capite nigro, temporibus albis,
nucha lutea
.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi-
ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an-
dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc.
Man hat bey dieser und andern über Winter bey
uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts
angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels
weit härter wird als im Sommer, das ihnen
beym Auspicken ihres Futters aus dem gefror-
nen Erdreich zu Statten kommt.

2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
mesange bleue
. Engl. the nun.) P. remigi-
bus caerulescentibus: primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo
.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten.

3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à
longue queue
. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20
Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*) von
Moos, Wolle etc. und bekleidet es von außen
mit den nämlichen Baumkrätzen u.a. Moosen,
womit der Baum, an dessen Stamm sie es an-
gelegt, bewachsen ist.

[Seite 199]

4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
indianische Sperling. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato
.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendu-
linmeise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr.
la mesange de Pologne.) P. capite subfer-
rugineo, fascia oculari nigra, remigibus
rectricibusque fuscis margine utroque fer-
rugineo
.

J. D. Titii parus minimus Remiz de-
scriptus
. Lips
. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Ita-
lien, Polen, Sibirien etc. baut sich ein beutel-
förmiges Nest von Pappelwolle etc., das sie an
einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum
minimum incurvum, subulatum, basi
depressum
.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von
den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey
der bekannten Streitfrage über den Winterauf-
enthalt unserer hieländischen Schwalben, zumahl
der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach
allem, was darüber geschrieben worden, noch
manches nicht vollkommen ins Reine. Schade,
daß bey den für die eine*) oder für die an-
[Seite 200] dere*) Behauptung angeführten Erfahrungen,
die Gattungen, an welchen sie gemacht worden,
nicht bestimmt genug angegeben sind. Im gan-
zen hat doch aber immer das Wegziehen dersel-
ben nach wärmeren Gegenden bey weiten die
größte Wahrscheinlichkeit für sich.

1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée
. Engl. the house-swal-
low, chimney-swallow
.) H. rectricibus, ex-
ceptis duabus intermediis macula alba notatis,
fronte et gula spadiceis.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der folgenden Gattung sind bey den Syste-
matikern auf das seltsamste vermengt und verwech-
selt worden. Hier diese, mit den nackten unbefie-
derten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern,
baut ihr offenes Nest (das oft von Wan-
zen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe,
Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären
und unter die Rauchfänge.

2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de
fenêtre ou de muraille, le martinet à cul blanc
.
Engl. the martin, martlet.) H. pedibus
[Seite 201] hirsutis, rectricibus immaculatis, dorso
nigro caerulescente, tota subtus alba
.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist
auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm
Dache, an den Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest
aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand-
martin, shore bird
.) H. cinerea, gula ab-
domineque albis
.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand-
hügeln etc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis
.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
sundaischen u.a. Inseln des indischen Archipe-
lagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen
oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausen-
blase ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier
Millionen dieser Nestchen, die größtentheils
nach Schina verkauft werden.

5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe.
(Fr. le martinet. Engl. the black martin,
swift
.) H. nigricans, gula alba, digitis
omnibus quatuor anticis
.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice
incurvum, minimum, subulatum, basi
depressum; vibrissae ciliares. Rictus
[Seite 202] amplissimus; unguis intermedius intror-
sum ciliatus
.

1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht-
rabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'en-
goulevent, la tette-chevre.
Engl. the goat-
sucker, night-raven
.) C. narium tubis
obsoletis
.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören
läßt. Es lebt von Insecten, besonders von
Nachtfaltern etc. und die alte Sage, daß es den
Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.


VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der
Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen
ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten
über die untere tritt. Sie nähren sich meist
von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein-
weichen, legen zahlreiche Eyer; und geben das
mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens
.*)

a) Cauda aequali modica.
[Seite 203]

1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl.
the stock dove.) C. caerulescens, cervice vi-
ridi nitente, dorso postico albo, fascia ala-
rum apiceque caudae nigricante.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J.
1815.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im
Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die
in mildern Erdstrichen hingegen überwintern
scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu-
men etc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl
im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis
zehn Mahl, so daß man von einem einzigen
Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen
könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wovon
doch manche für besondere Gattungen angesehen
werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi-
geon pattu
. Engl. the rough-footed dove.)
mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand-
gosier
, Engl. the cropper pigeon.) mit
theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate, à gorge frisée
. Engl. the turbit.)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant
, Engl. the tumbler.) mit glattem
Kopf und einem kahlen rothen Augenring:
[Seite 204] überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch
tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon nonain. Engl. the jacobine.)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche.
Frisch tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüner-
schwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the
shaker
) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.

g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon.) mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die
Augen herum. Diese Taubenart hat ihren
Namen daher, weil man sich ihrer vorzüg-
lich ehedem in der Levante bediente, um
Briefe zu überschicken*).

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis
.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumahl auf Neu-Guinea und den Molucken etc.
Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier,
Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo utrinque albo
.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d.J.
1815.

Meist in ganz Europa.

[Seite 205]

4. †. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour-
terelle
. Engl. the turtle-dove.) C. rectri-
cibus apice albis, dorso griseo, pectore
incarnato, macula laterali colli nigra lineo-
lis albis
.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d.J.
1815.

In den warmen und mildern Gegenden der
alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit
und ehelichen Treue, die fabelhaften Uebertrei-
bungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor
andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier
, Engl. the indian tourtle.) C. supra
lutescens lunula cervicali nigra
.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore rufo
.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit
ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung
der dasigen Indianer aus, die auch Tausende
derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grouse.) Macula
prope oculos nuda, papillosa
.

1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis,
rectricum margine lunulaque ferruginea
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1802.

[Seite 206]

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge
sehen läßt.

2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.

3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta-
velle
.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta fascia nigra
albo punctata
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf
den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.

4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli-
notte
. Engl. the grous.) T. pedibus hirsu-
tis, rectricibus cinereis punctis, nigris
fascia nigra: exceptis intermediis duabus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist
wohl das schmackhafteste von allem wilden Ge-
flügel.

5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinotte blanche. Engl. the white game.)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis: intermediis albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1800.

[Seite 207]

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden
der alten und neuen Welt. Ist im Sommer
von grauer Farbe. Namentlich ein überaus
wichtiges Thier für die europäischen Cölonisten
in Labrador und Grönland.

6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit
tetras.
Engl. the black cock.) T. pedibus
hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secun-
dariis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. †. Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere, tetras
. Engl. the cock of the
wood
.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1794.

Im nördlichern Europa; hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und
oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halfe.

43. Numida. Caput cornutum, collum
compressum coloratum; palearia carun-
culacea ad latera maxillae utriusque
.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente
.

Frisch tab. 126.

Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf
ist ursprünglich im nördlichen und westlichen
Africa einheimisch, aber auch längst nach Eu-
ropa und viele Gegenden von America ver-
pflanzt.

[Seite 208]

44. Menura. Cauda elongata, plana,
rectricibus 16. duabus intermediis angu-
stis, longioribus, duabus externis apice
dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.

1. Superba. der Leyerschwanz, Schweifhahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Pa-
radis
tab.
14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen sei-
nes großen wundersam gebildeten schönfarbigen
Schweifes eines der prachtvollsten Thiere der
ganzen Classe.

45. Phasianus. Genae cute nuda
laevigata
.

1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq,
Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda compressa ascendente
.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe;
und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen
an den Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus
(die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Sei-
denschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen
ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch
ist er erst durch die Spanier nach America ge-
bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee
bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon
vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah-
ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der
ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst
[Seite 209] und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks-
schauspiel.

Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils
in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon-
strositäten*); sowohl per defectum (– s. oben
S. 22. –), wie der ungeschwänzte Bluthahn;
als per excessum (– a.a.O. –), wie z.B.
mit fünf oder gar sechs Zehen**).

Unter den übrigen Abarten verdienen beson-
ders bemerkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl
so groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries-
ländische Hahn, mit krausen auswärts ge-
krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
[Seite 210] daher die Fabel von Bastarden, die von
Kaninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor-
gebirge, wo auch noch andre Vögelarten
diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1797.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Min-
grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta-
tus et undulatus, remigum II interiorum
latere exteriore ocellato, genis nudis, oc-
cipite nigro subcristato, rectricibus 2 in-
termediis longissimis
.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste pracht-
vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind
die großen Augen auf den innern Schwungfedern
unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam
ein Lichtpunkt aufgesetzt etc.; mißt vom Schnabel
zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den
beiden folgenden Gattungen zumahl in Schina
zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava,
pectore coccineo, remigibus secundariis
caeruleis, cauda cuneata
.

Edwards tab. 68. 69.

[Seite 211]

Bey dieser und der folgenden Gattung zeich-
nen sich die erwachsenen Männchen durch die
ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata
.

Edwards tab. 66.

46. Crax. Rostrum basi cera obductum
in utraque mandibula. Pennae caput
tegentes revolutae
.

1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera
flava, corpore nigro, ventre albo
.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana etc.

47. Meleagris. Caput carunculis
spongiosis tectum, gula caruncula mem-
branacea longitudinali
.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le
dindon
. Engl. the turkey.) M. maris pectore
barbato
.

Im mittlern und nördlichern America, wo er
in großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge-
bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten
wird, und in mancherley Varietäten von weißer
u.a. Farben ausgeartet ist.

48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae
.

1. †. Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon.
Engl. the peacock.) P. capite crista com-
pressa, calcaribus solitariis
.

[Seite 212]

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach
Europa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich
vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner
Schwanz- oder vielmehr Rücken-Federn aus. Un-
ter den Spielarten ist die weiße die auffallendste.

49. Otis. Rostrum mandibula superiore
fornicata; pedes cursorii
.

1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite iugu-
loque utrinque cristato
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d.J. 1796.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.


VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbunde-
nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten
Flügeln ohne Schwungfedern.

50. Struthio. Rostrum subconicum,
pedes cursorii
.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche,
Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis,
digito exteriore parvo mutico, spinis ala-
rum binis
.

Latham vol. III. P. I. tab. 71.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 77.

[Seite 213]

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
8 Fuß und darüber erreicht, und außer Africa
nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermö-
gen zum Flug wird bey ihm durch die ausneh-
mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet.*)
Von seinen Eyern deren er wohl 30 legt, hält
jedes ohngefähr so viel als 24 Hünereyer. Vor-
züglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der americanische Straus (Str. rhea) ist
zumahl in Chili zu Hause.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis,
remigibus spinosis
.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner
mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und
ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer
zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft-
lichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm
(Str. australis) ist neuerlich im fünften Welttheil
auf Neu-Südwallis entdeckt worden.

51. Didus. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transversis: utraque man-
dibula inflexo apice; facies ultra ocu-
los nuda
.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula-
toriis, cauda brevissima, pennis incurvis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der
[Seite 214] deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung ange-
stellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr.
Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das
schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe,
folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines
widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*).


So weit die Landvögel. Nun die
Wasservögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge,
hohe Stelzenartige Beine, und auch mehren-
theils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz.
Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden
auf, leben meist von Amphibien, Fischen,
Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten
nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden
großentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes
Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

52. Phoenicopterus. Rostrum de-
nudatum, infracto-incurvatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli
.

[Seite 215]

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d.J.
1814.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider
Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper,
aber ganz auffallend langem Halse und Beinen,
wohl mannshoch.

53. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati
.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-
bill
.) P. corpore albo, gula nigra, occi-
pite subcristato
.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumahl in der westlichen
alten Welt.

54. Palamedea. Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes
tetradactyli, fissi
.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta
.

Latham vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Süd-America.

55. Mycteria. Rostrum subadscen-
dens, acutum: mandibula superiore
triquetra; inferiore trigona acuminata
adscendente; frons calua: nares linea-
res; pedes tetradactyli
.

[Seite 216]

1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la
cicogne du Bresil
.)

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

56. Cancroma. Rostrum gibbosum;
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma
.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the
boatbill
.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien etc.

57. Ardea. Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum; pedes tetra-
dactyli
.

1. Pavonina. der Kron-Branich. (Fr. l'oiseau
royal
.) A. crista setosa erecta, tempori-
bus palearibusque binis nudis.

Buffon vol. VII. tab. II.

Im südlichern Africa. Die Federn in seiner
schönen Krone sind sonderbar spiralförmig ge-
wunden.

2. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso,
corpore cinereo, alis extus testaceis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In der nördlichen alten Welt.

3. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis
remigibusque nigris: rostro, pedibus cute-
que sanguineis
.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien,
[Seite 217] sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten
junge Rebhühner u.s.w. schleppt auch nicht sel-
ten Leinewand, Garn etc. ins Nest, um es weich
auszufuttern*).

4. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigra
dependente, corpore cinereo, collo subtus
linea fasciaque pectoralis nigris
.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen etc**).

5. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite
cristato, corpore albo, rostro nigro, loris
pedibusque virescentibus
.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien etc. Mit den kostbaren lan-
gen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

6. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite
laeviusculo, supra testacea, maculis trans-
versis, subtus pallidior maculis oblongis
fuscis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

[Seite 218]

58. Tantalus. Rostrum longum,
subulatum, teretiusculum, subarcua-
tum: facies nuda ultra oculos: pedes
tetradactyli, basi palmati
.

1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu-
menius ibis Cuvier
.) T. albus, remigum
apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi-
bus secundariis elongatis nigro-violaceis
.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Aegyptern, als
Symbol der Ueberschwemmung des Nils*),
auf ihren Denkmählern verewigte, und so wie
die damahligen menschlichen Leichen zu Mumien
bereitete**) und in besondern Gewölben in größ-
ter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in
Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier***).

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem
auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch-
land vorkommenden Tantalus falcinellus einer-
ley zu seyn.

[Seite 219]

59. Scolopax. Schnepse. Rostrum
teretiusculum, obtusum, capite longius,
facies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus articulis insistente
.

1. †. Arquata. die Brachschnepfe, das
Brachhuhn. (Numenius. Fr. le courlis.
Engl. the curlew.) S. rostro arcuato, pedi-
bus caerulescentibus, alis nigris maculis
niveis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1809.

Weit verbreitet, zumahl an den Küsten und
Ufern der nördlichen Erde.

2. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la
becasse
. Engl. the woodcock.) S. rostro
basi rufescente, pedibus cinereis, femori-
bus tectis, fascia capitis nigra
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

In den wärmern Gegenden der nördlichern
alten Welt.

3. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis quaternis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

60. Tringa. Rostrum teretiusculum
longitudine capitis, digito postico uni-
articulato, a terra elevato
.

1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de
mer
. Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque
[Seite 220] rubris, rectricibus tribus lateralibus imma-
culatis, facie papillis granulatis carneis
.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen
Namen von der Streitbarkeit, mit welcher
die Männchen zur Brunstzeit gegen einander
kämpfen.

2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le van-
neau
. Engl. the bastard-plover, lapwing,
pee-wit.
) T. pedibus rubris, crista depen-
dente, pectore nigro
.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier, Engl. plover.) Rostrum te-
retiusculum, obtusum. Nares lineares.
Pedes cursorii, tridactyli
.

1. †. Hiaticula. die Seelerche, der Brach-
vogel. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the
sea-lark
.) C. pectore nigro, fronte nigri-
cante fasciola alba, vertice fusco, pedibus
luteis
.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde, namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

62. Recurvirostra. Säbelschnäb-
ler. Rostrum depresso planum, subula-
tum, recurvatum, acuminatum, apice
flexili
. Pedes palmati, tridactyli
.

1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

[Seite 221]

In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts
gebogenen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

63. Haematopus. Rostrum compres-
sum, apice cuneo aequali; pedes
cursorii tridactyli
.

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the
sea-pie, oyster-catcher
.) H. rostro pedi-
busque rubris
.

Latham vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.

64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum
convexum, mandibula superiore mar-
gine supra inferiorem fornicata
; frons
calua
, pedes tetradactyli, subpinnati
.

1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl.
the purple Water-hen.) F. Pedibus fissis.
fronte pedibusque rubris, corpore viridi
subtus violaceo.

Buffon vol. III. tab. 17.

Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern
Zonen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten
schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün
schillenden Gesieder. Wird leicht zahm.

2. †. Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la
foulque, morelle
. Engl. the coot.) F. pedi-
bus pinnatis fronte incarnata, armillis
luteis, corpore nigricante
.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erde.

[Seite 222]

65. Parra. Rostrum teretiusculum, ob-
tusiusculum. Nares ovatae in medio
rostri. Frons carunculata, carunculis
lobatis. Alulae spinosae
.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P.
unguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus
.

Buffon vol VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien etc.

66. Rallus. Rostrum basi crassius,
compressum, dorso attenuatum apicem
versus, aequale, acutum; pedes tetra-
dactyli, fissi
.

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz,
Wiesenschnarrer, Schars. (ortygometra.
Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker-
hen
.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.

67. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, convexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ovatae,
patulae. Pedes tetradactyli, fissi
.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P.
nigra, pectore columbino
.

Latham vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-America, vorzüglich häufig am
Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre
und ihrem Herrn zugethan.

[Seite 223]

IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern
sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen
sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in
ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey
den mehresten mit einer ausnehmend nerven-
reichen Haut überzogen. (– s. oben S. 147. –)
Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen
stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen
haben die Männchen vorn an der Luftröhre
eine besondere knorplige oder knöcherne Kapsel.
Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein
Wasser annimmt, halten sich an den Ufern
des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf
Inseln, Klippen, im Schilf etc. auf, und leben
mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei-
stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber,
besonders wegen ihres Fleisches, Fettes,
Federn etc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.

68. Rhinchops. Rostrum rectum,
mandibula superiore multo breviore;
inferiore apice truncata
.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the
sea-crow, cut-water
.) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro
.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

[Seite 224]

In Nord-America. Der Oberschnabel ist
kürzer als der untere und dieser liegt in jenem,
gleichsam wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.

69. Sterna. Rostrum edentulum, subu-
latum, subrectum, acutum, compressius-
culum. Nares lineares, ad basin rostri
.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S. corpore nigro, fronte albicante, super-
ciliis atris
.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wende-
zirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the
silver-bird
.) S. cauda forficata. rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis
.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

70. Colymbus. Taucher. Rostrum
edentulum, subulatum, rectum, acumi-
natum, pedes compedes
.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri-
dactylis, corpore atro, rectricibus alarum
albis
.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niveo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis
.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

[Seite 225]

3. †. Urinator. (Fr. la grébe.) C. capite
laevi, palpebra inferiore lutea, macula
alarum alba
.

Edwards tab. 306. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe
silberweißes Fell wird, so wie das vom C.
cristatus, zu Feder-Muffen, Verbrämungen etc.
verarbeitet.

71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum, rectum,
cultratum, apice subadunco. Mandi-
bula inferior infra apicem gibba
.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde,
doch finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar theils in ungeheuren Scharen.

1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L.
albicans, dorso canescente, rectricum apici-
bus, excepto extremo, nigris, pedibus
tridactylis
.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

72. Plotus. Rostrum rectum, acumi-
natum, denticulatum. Facies tecta,
pedes palmati omnibus digitis connexis
.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse,
den das Thier spiralförmig zusammen rollen und
so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen
will, los schnellen soll.

[Seite 226]

73. Phaëthon. Rostrum cultratum.
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum versus
.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille-
en-queue
. Engl. the tropic-bird.) P. rectri-
cibus duabus longissimis, rostro serrato,
pedibus aequilibribus: digito postico con-
nexo
.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen beiden
Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen-
den Fischen.

74. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum: mandibulis aequa-
libus: superiore apice adunco; inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes
ungue postico sessili absque digito
.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest-
bird, stormfinch, mother cary's chicken
.)
P. nigra, vropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean.
Meist in offener freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich
als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an,
wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet.
Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner
statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht
durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann
die Flamme von dem vielen Fette, das allmäh-
lich hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.

[Seite 227]

75. Diomedea. Rostrum rectum: ma-
xilla superiore apice adunca; inferiore
truncata
.

1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton
du cap
) D. alis pennatis longissimis, pe-
dibus aequilibribus tridactylis
.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber
mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite,
fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem
Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20
Fuß über der Meeres-Fläche. Nährt sich großen-
theils von fliegenden Fischen*).

76. Pelecanus. Rostrum rectum:
apice adunco, unguiculato: pedes ae-
quilibres: digitis omnibus quatuor simul
palmatis
.

a) Rostro edentulo.

1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli-
can. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula
saccata
.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welt-
theile, (wenn anders die americanische Kropf-
gans nicht specifisch von der in der alten Welt
verschieden ist). Hat den griechischen Namen
von ihrer Eselstimme, den deutschen aber von
dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr
am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen
läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

[Seite 228]

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur.
Engl. the man of war bird.) P. alis amplissi-
mis, cauda forficata, corpore nigro, rostro
rubro, orbitis nigris
.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü-
gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und
dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn
geben.

3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata,
corpore nigro, rostro edentulo, capite
subcristato
.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen
sehr nachtheilig. Vermehrt sich zuweilen an
Küsten, wo er sonst unbekannt war, binnen
wenigen Jahren zu vielen Tausenden.

Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus
sinensis
) wird in Schina zum Fischfang abge-
richtet. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. –)

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan
. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, ro-
stro remigibusque primoribus nigris, facie
caerulea
.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl auf den schottischen Inseln, und nament-
lich auf Baß*), wovon diese Gans den Namen
führt. Macht die Hauptnahrung der armen
[Seite 229] Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch
die abgestreifte Haut dieses Vogels statt Schuhe
tragen, die zwar nur ohngefähr fünf Tage
halten aber auch augenblicklich wieder durch
neue ersetzt sind.*)

77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum: lingua ciliata,
obtusa
.

1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne
. Engl. the swan, elk.) A. rostro
semicylindrico atro, cera nigra, corpore
albo
.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit
längerer krummlaufender Luftröhre), unter-
scheiden. Dieser letztere gibt einen hellen weit
schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.

Der schwarze Schwan mit weißen Schwung-
federn (A. nigra) ist an den Küsten des fünften
Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl
als an der Westküste, wo das schöne Thier schon
1697 gefunden und beschrieben worden**).

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder
schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée.
Engl. the swan-goose, chinese goose.) A.
[Seite 230] rostro semicylindrico: cera gibbosa palpe-
bris tumidis
.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter-
scheidet mehrere Varietäten.

3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose
) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo
striato
.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat un-
ter den warmblütigen Thieren wohl das schnellste
Wachsthum. Unter den zahmen soll es wohl
häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur
selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose.) A. cinerea, capite collo-
que nigris, genis gulaque albis
.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen
ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt
auch vorzügliche Schreibfedern.

5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo
.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde;
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland
und andern mildern Gegenden, wo sie sich un-
ter andern von dem Thier der Entenmuschel
(Barnacle, Lepas anatisera) nährt, daher die
alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel
[Seite 231] nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel
hervor komme u.s.w.*)

6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet
. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida,
rugosa
.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und
Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber
ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und
die Flaumfedern, die unter dem Namen der
Eiderdunen bekannt sind.

7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck, mallard.) A. rectricibus inter-
mediis
(maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in in der ganzen
nördlichen Erde, theils in ungemein schönen
Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint
große Neigung zu unnatürlicher Paarung zu
haben, so daß z.B. die Entriche aus Hühner
erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah-
nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostro extremo
dilatato rotundato; ungue incurvo
.

Frisch tab. 161. u. f.

[Seite 232]

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
Die Ränder des Schnabels sind nach innen
mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine
Wallfischbarden.

78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco
.

1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista lon-
gitudinali erectiuscula: pectore albido
immaculato, rectricibus cinereis scapo
nigricante
.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches
Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

79. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breve, compressum, convexum,
transverse sulcatum: mandibula inferior
ante basin gibba
.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und
Klippen der nördlichen Erde.

1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux
. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato sulcis
4, oculorum
orbita temporibusque albis, palbebra supe-
riore mucronata
.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so ein unterirdisches Lager.

80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
(Fr. manchot.) Rostrum compressiuscu-
[Seite 233] lum, subcultratum, longitudinaliter
oblique sulcatum; mandibula inferior
apice truncato: alae impennes, pinni-
formes
.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich-
sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel,
und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben
diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren
verschiedne Arten an den südlichen Küsten und
Inseln von Africa und America, so wie andere
um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See-
land zu Hause sind*). Finden sich theils in
zahlloser Menge beysammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flavescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flava
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris,
superciliis fasciaque pectorali albis
.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap etc.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien.

[Seite 234]

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich beides durch die Wärme ihres Bluts
(§. 23. und 40.) und durch die größere Menge
desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin
noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen
sich hingegen von den Fischen vorzüglich da-
durch aus, daß sie wie jene auch noch durch
Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von
weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge
weit unbestimmter, und so zu sagen unordent-
licher sind als bey den beiden Classen mit war-
mem Blute. Auch können sie das Athemhohlen
weit länger entbehren als diese, weit länger
im so genannten luftleeren Raume, oder auch
in eingesperrter Luft (wie z.B. Kröten in einer
engen Höhle mitten in Baumstämmen oder
Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer
Atmosphäre von kohlengesäuerter Luft aus-
halten, und auffallende Extreme von Hitze
[Seite 235] und von Kälte ausdauern, so daß man z.B.
ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen und
Fröschen hat, die sowohl im Magen und
Darmcanal von Menschen gelebt haben, als
auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis-
schollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch noch fähig
Stimme von sich zu geben: doch scheinen
einige (wie z.B. unter den hieländischen der
wahre Salamander, die grüne Eidexe, die
Blindschleiche etc.) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt
herrscht vorzüglich die doppelte Verschieden-
heit unter den Amphibien, daß sie entweder,
wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen etc.
mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als
Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen
Körper ohne alle äußere Bewegungswerk-
zeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den warm-
blütigen Thieren. Einige sind mit einer
knochigen Schale überzogen: andre mit horn-
artigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen
[Seite 236] Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und
noch andre haben eine nackte nur mit Schleim
überzogene Haut. Die mehresten häuten sich
von Zeit zu Zeit. Manche, wie z.B. der
Laubfrosch und verschiedene Eidexen, besonders
der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich
ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classe andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf-
enthalt angewiesen. Manche gehen willkür-
lich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nah-
rung nach. Andre hingegen bringen entweder
eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder ge-
wisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu.
Endlich sind aber auch manche entweder bloß
für das Wasser, und nicht für beides zugleich
bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr
gemischter Nahrung: andre hingegen, wie
der Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen
in der Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß
lebende Insecten von einigen wenigen bestimm-
ten Gattungen an. In der Gefangenschaft
nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und
können dann zum Wunder lange fasten: ich
[Seite 237] selbst habe z.B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey
beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten weiß man, daß sie gegen
anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern
können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro-
ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht
irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven
und hingegen respectiven Kleinheit ihres Ge-
hirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die
erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwä-
chere Mobilität, weniger consensus zeigt, das
ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr
bloß vegetativ scheint, als bey den warmblüti-
gen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr
mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft
versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr
eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile,
nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen
Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich,
wie bey den warmblütigen Thieren, andere
in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl
überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß
Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch
noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen
das Gehirn aus dem Kopfe genommen wor-
[Seite 238] den, noch Monathe lang leben können; daher
auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der
den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie
z.B. der Schwänze von Wassermolchen,
Blindschleichen etc.*)

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den
sie im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl
der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zu-
mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen etc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat,
die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre
geworden, und vollends viele Schlangen be-
kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten
lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren
dieser Classe nur sehr wenige Spuren von
wahren Kunsttrieben. (§. 36.)

§. 91.

[Seite 239]

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu halten; –
dagegen aber wohl alle die kältern Wintermo-
nathe in Erstarrung zuzubringen; und das zwar
theils einzeln, theils wie unsere hieländischen
Frösche und Salamander, in Haufen. Doch
können auch diese gar leicht des Winterschlafs
entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend
im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Am-
phibien hat ungemein viel Sonderbares. Der
Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man
z.B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung
eines Weibchens andre männliche Frösche oder
Kröten oder gar todte Weibchen besprungen
haben. Bey den mehresten Fröschen und See-
Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage,
ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich
in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs in-
nigste um einander, und züngeln dabey mit
gebogenem Halse auf einander los. Die Was-
sermolche hingegen umfassen einander gar nicht,
sondern das Männchen schwimmt zur Brunst-
zeit bloß um sein Weibchen herum und be-
spritzt die Eyerchen, so wie es dieselben von
sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

[Seite 240]

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber
manche, zumahl unter den Schlangen etc. geben
die Eyer nicht eher von sich, als bis das
darin befindliche Junge schon meist seine völlige
Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt
ihre Junge auf dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe
lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat
hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin-
nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß
folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf
eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den
Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in ihrer
vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte
Larven zur Welt, und müssen sich erst noch
einer Art von Metamorphose unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die
kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaul-
quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad-
poles
) haben anfangs noch keine Füße, son-
dern dafür einen langen Ruderschwanz: auch,
so wie die jungen Salamander, eine Art von
Fischkiemen (branchiae oder Swammer-
dam's appendices fimbriatae) zu beiden
[Seite 241] Seiten des Halses; ferner zum Theil eine
kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m.
Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des
zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit
der zunehmenden Reife desselben allgemach
schwinden*).

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländi-
schen Frösche meist erst im vierten Jahre
mannbar werden: und doch erreichen diese nur
ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät,
nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren.
Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst
in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt
haben, so daß hiernach zu schließen, die
[Seite 242] Crocodile und großen Schlangen etc. wohl zu
einem noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien fürs
Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber
für manche Gegenden theils äußerst beträcht-
lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten
und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener
Frösche und Eidexen etc. – auch von Schild-
kröten Thran; Schildpatt zu Kunstarbei-
ten; gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sat-
teln etc. –

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheuere
Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasser-
schlangen etc. durch ihre Größe, und andere,
zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift,
das in keiner andern Thierclasse von einer so
gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey
Ordnungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier
Füßen. (Die quadrupeda ovipara der
[Seite 243] ältern Naturforscher) – Schildkröten,
Frösche, Eidechsen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser
Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734.
    1765. IV. vol. gr. Fol. (– hierher gehören bloß
    die beiden ersten Bände.)
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata.
    Vindob
    . 1786. 8.
  3. C. de la Cepède histoire naturelle des quadrupèdes
    ovipares et des serpens
    . Paris
    . 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bech-
    stein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere.
    III. Th. Leipzig 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis
    et literariae
    Fasc.
    I. II. Jen. 1799. 1801. 8.
  7. Fr. Tiedemann, M. Oppel und Jos. Liboschitz N. G.
    der Amphibien. Heidelb. seit 1817. Fol.

I. REPTILES.

[Seite 244]

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha-
ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem
verschiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye (pedes digitati), oder durch eine
Schwimmhaut verbundene (palmati), oder
gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen
(pinnati) haben.

1. Testudo. Schildkröte. (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber
turtle, Span. galápago) Corpus testa
obtectum, cauda
(plerisque) brevis,
os mandibulis nudis edentulis
*).

Die mehresten Schildkröten sind mit einer
knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober-
theil mit dem Rückgrath und den Rippen des
Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen
Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun-
gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu
Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie-
gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und
24 um den Rand herum. Der Untertheil oder
das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere,
und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und
Füße versehen. – Ueberhaupt aber dient die
so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bildung
[Seite 245] dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu
einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte
Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, un-
guiculis tribus, testa orbiculari ovata, mem-
branacea, grisea, striata, scabra
.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle
.) T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato: scutel-
lis imbricatis latiusculis, cauda squamata
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere.
Gibt das beste Schildpatt*).

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche
. Engl. the green turtle.) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus maxillarum
dentatis, testa ovata
.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent-
ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern
Namen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale
und der auffallend grünen Farbe ihres schmack-
haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl.
Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack-
haftes gar nicht thraniges Fleisch.

4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild-
kröte (europaea Schneid.) T. pedibus
palmatis, testa orbiculata planiuscula
.

[Seite 246]

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa
postice gibba: margine laterali obtusissimo,
scutellis planiusculis
.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis elevatis truncatis
.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von
der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres
regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hoch-
gewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) nud Kröte (Fr. crapaud. Engl.
toad.) Corpus nudum pedibus quatuor
posticis longioribus
*).

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi-
formi, digitis anticis muticis quadridentatis,
posticis unguiculatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus sonderbare und ganz anomalische
Weise, mit der die Mutter ihre Junge aus-
heckt, merkwürdig. Das Männchen streicht
nämlich den Leich, den das Weibchen vorher
auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, dem-
selben auf den Rücken, und befruchtet sie hier-
auf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwach-
[Seite 247] sen nachher gleichsam in der Haut der Mutter,
bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen
die darin befindlichen anfangs geschwänzten Kaul-
quappen*) zum Ausbruch reif sind, und nach-
dem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie
dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken
ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern
Augenlider ein abenteuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri-
bus ocellatis, pedibus muticis
.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-America. Fast von der Größe eines
Meerschweinchens. Hat den englischen Namen
von seiner starken Stimme.

4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis.) R.
femoribus postice oblique striatis
.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.)
erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann
viel größer als der ausgebildete, zu seiner Reise
gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande
zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in
Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nach-
dem schon die vier Beine ihre ganze Größe und
Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier
doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventri-
coso verrucoso lurido fuscoque
.

[Seite 248]

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten
in durchsägten Baumstämmen, oder in Stein-
blöcken etc. angetroffen hat.

6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma-
culato, pupilla triquetra
.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.

7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo
calamita , Laurent
). R. verrucosa, linea
dorsali flava, lateralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt
selten zum Vorschein: gibt aber einen eignen
dumpfen Laut von sich, der allerhand aber-
gläubige Sagen veranlaßt hat.

8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jungen
nach warmen Sommer-Regen haufenweise her-
vorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung
wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß
gegeben haben mag.

9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. viridis, corpore an-
gulato, dorso transverse gibbo, abdomine
marginato.

Rösel tab. 13-16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumahl des Abends bey schönem
[Seite 249] Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und
muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst
junge Enten, Forellen etc. und können sogar über
große Hechte Herr werden. Zur Begattungszeit be-
kommen die Männchen dieser und der vorigen
Gattung schwarze warzige Ballen an den Dau-
men der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest
um ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites,
hyla.
Fr. la raine, grenouille de St. Mar-
tin, le graisset
). R. corpore laeui, subtus
granulato, pedibus fissis, apicibus digito-
rum lenticulatis
.

Rösel tab. 9-12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch in America etc. Der klebrige Schleim, wo-
mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient
ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume,
zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die
an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben
eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter
sich ändern will, aber auch außerdem zur Paa-
rungszeit von sich geben. Sie blähen dabey die
Kehle zu einer großen Blase auf.

3. Draco*). Corpus tetrapodum cau-
datum, alatum
.

1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis
ab ala distinctis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Africa.

[Seite 250]

4. Lacerta. Eidechse. (Fr. lezard.
Engl. lizard) Corpus elongatum, pe-
dibus quatuor aequalibus
.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil.
(Crocodilus vulgaris Cuv.) L. rostro ae-
quali, scutis nuchae 6. squamis dorsi qua-
dratis, sex-fariam positis, pedibus posticis
palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger).
Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl
eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*): und
doch haben seine Eyer kaum die Größe eines
Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und
andre große Thiere an. Jung gefangen aber
läßt er sich doch zähmen**).

2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus scler-
ops Cuv
.) L. porca transversa inter orbi-
tas, nucha fasciis offeis 4 cataphracta, pe-
dibus posticis semipalmatis
.

Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern America. Weit rundlicher und
glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent-
liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die-
ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben
so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und
viere an den hintern, von welchen allen aber nur
[Seite 251] die drey innern mit Krallen bewaffnet sind. Die
Felle dieser Gattung werden jetzt in Brasilien
trefflich gegerbt.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis
elongatis subcylindricis, pedibus posticis
palmatis.

Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.

Zumahl im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda
carinata, corpore mutico squamis margi-
natis, maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ueberaus sauber und regel-
mäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3
Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich,
wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile
aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den
es von sich gibt, diese seine furchtbaren Ge-
fährten verrathen soll.

5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti
longa, sutura dorsali dentata, crista gulae
denticulata
.

Seba vol. I. tab. 95. sq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis
.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. II.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf
Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten,
die es mit seiner langen vorn kolbigen ausge-
hölten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen
versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß,
und das Thier kann sich damit nach Willkür auf-
[Seite 252] blähen oder dünner machen, daher vermuthlich
die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß
es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die
ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
oder auch beide zugleich nach verschiedenen Rich-
tungen, eins z.B. aufwärts, das andere hin-
terwärts etc. und zwar schnell bewegt werden kön-
nen. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau,
es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn
es zornig wird etc. Der zuweilen bemerkte Wie-
derschein von benachbarten farbigen Gegenständen
auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers
hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich
seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*) oder
saurus der Alten.) L. cauda tereti mediocri,
digitis muticis subtus lamellatis, corpore
verrucoso, auribus concavis
.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, in Ostindien, auch auf den Inseln
der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen
Europa, z.B. im Neapolitanischen. Er soll einen
giftigen Saft zwischen seinen blätterichten Fuß-
zehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo
das Thier drüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus. (crocodilus terrester.) L. cauda
tereti mediocri, apice compressa, digitis
muticis lobato-squamosis marginatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Aegypten etc.

9. †. Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-
Eidechse. L cauda verticillata longiuscula,
[Seite 253] squamis acutis, collari subtus squamis con-
stricto
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und wie es scheint,
auch in beiden Indien und auf den Inseln der
Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im
Finstern.

10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri-
busque verrucosis, abdomine flavo, nigro-
maculato
.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin-
laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von
seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben
S. 31.

11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.)
L. cauda tereti brevi, pedibus muticis,
corpore flavo nigroque vario, nudo,
poroso
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang
und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind Fabeln.


II. SERPENTES.

[Seite 254]

Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andre
meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils
an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in-
dem sie sich weit von einander dehnen lassen,
so daß die Schlangen andere Thiere, die oft
weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen
können. Ihre meist gespaltne sehr schlanke
Zunge dient ihnen zum Tasten**). Manche
sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen
am vordern Rande des Oberkiefers versehen†),
[Seite 255] das in eignen Drüsen abgeschieden und durch
besondere röhrenförmige, einzeln stehende, ge-
gen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung
versehene, Giftzähne (– als durch einen Aus-
führungsgang –) beym Biß in die Wunde
geflößt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab
. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern
Rande des zugleich merklich starken Oberkie-
fers befindlichen Giftzähne geben auch den zu-
verlässigsten Character ab, um die giftigen
Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden*),
da bey den letztern der ganze äußere Rand der
obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be-
setzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O.
fig. 2. –); außerdem haben aber wohl alle
Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner
Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr.
serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.)
Scuta abdominalia. Scuta squamaeque
subcaudales. Crepitaculum terminale
caudae
.

[Seite 256]

1. Horridus.C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen
andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-
gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-
hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende
des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an
diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art
so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren
zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen. Daß
kleine Vögel, Eichhörnchen etc. im Gebüsch der
darunter liegenden Klapperschlange*) gleichsam
von selbst in den Rachen fallen, wird von gülti-
gen Augenzeugen versichert; ist aber keine aus-
schließliche Eigenheit dieses Geschlechts da man
[Seite 257] das nähmliche auch an mehreren andern Schlan-
gen der neuen und alten Welt bemerkt haben
will. – Die Klapperschlangen selbst werden
häufigst von den Schweinen und Raubvögeln
verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre
und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcau-
dalia
.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B.
scutis
240. scutellis 60.

Merrem II. Heft tab. I.

In Ostindien und Africa. Wird nach Adan-
son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Antilopen etc. die Rippen und andere
Knochen entzwey brechen, das Thier nachher
mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und
so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu
machen und wird, wie die Brillenschlange, von
den ostindischen Gauklern zu allerhand Kunst-
stücken abgerichtet. – die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis in Peru
angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang
wird, scheint wenig von dieser verschieden. –
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig
verehrte so genannte Juda-Schlange von
einer andern Gattung.

7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta
abdominalia, squamae subcaudales
.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Na-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné
so genannte ist in Aegypten zu Hause und
giftlos.

[Seite 258]

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C.
tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa-
mis
44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 40.

Diese von den beiden über den Augen stehen-
den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches
Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings
giftig.

3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder
) ♂ C. scutis 146. squamis 39.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
alten Welt, auch schon in Deutschland und in
der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht
zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur
selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, womit
ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele
merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. †. Natrix. die Ringel-Natter, Schnake,
der Unk. (Fr. la couleuvre à collier.) C.
scutis
170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu-
mahl an den beiden Seiten des Halses. Man
hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß
gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den
abenteuerlichen Erzählungen von Lindwürmern etc.
gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück.
tab. 1.

[Seite 259]

Diese ausnehmend schönfarbige und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß
lang. Längs dem Rücken laufen etliche und
zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin-
rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein-
gefaßt, und diese wieder mit citrongelben
Queerstreifen von einander abgesondert sind.
Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier
zum Putz als Halsband oder in die Haare
geflochten tragen etc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de
Cabelo
.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar,
und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be-
zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen,
wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und
ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu-
richten.

8. Anguis. Squamae abdominales et
subcaudales.

1. †. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch-
schlange, der Haselwurm, Hartwurm.
(Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, flow-
worm
.) A. squ. abd. 135. totidemque
subcaud
.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt,
und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden
lang. Man findet von ihr mancherley theils
sauber gezeichnete Spielarten.

[Seite 260]

2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae
trunci caudaeque. Labrum superius
tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlige Ringe in der glatten Haut,
fast wie ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen.

[Seite 261]

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kal-
tem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst
wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden
versehenen) Flossen bewegen, und mittelst
wahrer immer zu beiden Seiten des Halses
verwahrt liegenden (nicht wie an den Frosch-
larven etc. außerhalb desselben frey hervorragen-
den) Kiemen Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden
Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter ei-
ner oder mehreren großen halbmondförmigen
Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel
(opercula branchialia) heißen und bey den
mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana
branchiostega
) verbunden sind. Die Kiemen
selbst sind mit unzähligen der zartesten Blut-
[Seite 262] gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist
in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der
Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer
Basis durch eben so viele bogenförmige Grä-
ten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben
so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere
lange entbehren können, geschieht bey ihnen, in-
dem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann
durch die Kiemenöffnung (apertura branchia-
lis
) wiederum von sich geben; folglich nicht wie
die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein- und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben
können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung, d.h. er ist auf beiden Sei-
[Seite 263] ten zusammen gedrückt (corpus compressum
s. cathetoplateum
); bey einigen andern hin-
gegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizon-
tal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus
depresum s. plagioplateum
); bey andern,
wie beym Aal etc. ist er mehr walzenförmig:
bey andern, wie bey den Panzerfischen, pris-
matisch oder vierkantig etc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander, ohne durch einen
eigentlichen Hals von einander abgesondert zu
seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah-
men) mit Schuppen bekleidet; und zwar die
Grätenfische mit eigentlich so genannten, die
von einer ganz eignen Substanz, und bey den
verschiedenen Gattungen von der mannigfal-
tigsten theils ausnehmend eleganten Bildung
und Zeichnung, und farbigen Gold- und
Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische
hingegen mit mehr knochenartigen Schildern,
hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit
einem besondern Schleim überzogen, der großen
Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden
zu werden scheint, die bey den mehresten
Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der
so genannten Seiten-Linie liegen.

§. 105.

[Seite 264]

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*),
die Flossen (an welchen man neuerlich merk-
würdige Reproductionskraft wahrgenommen),
bestehen aus dünnen knochenartigen oder knor-
peligen Gräten, die durch eine besondere Haut
mit einander verbunden, an eignen Knochen
befestigt, und durch bestimmte Muskeln be-
wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach
heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor-
sales
); die seitwärts hinter den Kiemen be-
findlichen, Brustflossen (pinnae pectorales);
die am Bauche vor der Oeffnung des Afters
stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales);
die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna
analis
); endlich am Schwanze, die Schwanz-
flosse (pinna caudalis), die immer eine ver-
ticale Stellung hat.

Die so genannten fliegenden Fische haben
sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie
sich damit selbst über die Oberfläche des Was-
[Seite 265] sers erheben und kleine Strecken weit fort-
fliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung
der Fische, besonders wohl zum Steigen und
Sinken (wie bey den so genannten cartesiani-
schen Teufelchen), ist die Schwimmblase,
womit zumahl die Süß-Wasser-Fische ver-
sehen sind, und die mittelst eines eignen Ca-
nals (ductus pneumaticus) meist mit dem
Schlunde, seltener mit dem Magen in Ver-
bindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Was-
ser-Fische. Manche können doch auch zuweilen
einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne etc. Andere theils in war-
men mineralischen Quellen*).

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die
nämlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach-
gehen, am Tage hingegen sich mehr in der
Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi-
[Seite 266] schen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner
meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf-
enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben aber, wie z.B. die Häringe
im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch
noch außerdem anderweitige Züge zu be-
stimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen
Scharen zwischen den Küsten des westlichen
Europa und des nordöstlichen America**).

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende Thiere, und da sie keine eigentliche
Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit
mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer-
den, versehen. Theils nämlich mit langen
Bartfasern (cirri) am Maule, um damit an-
dere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder
zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der
Sternseher, der Froschfisch etc.) Andere, wie
der Chaetodon rostratus, mit einer Spritz-
röhre, um dadurch die über dem Wasser flie-
genden Insecten gleichsam herab zu schießen.

[Seite 267]

Andere, wie drey Seefische, der Zitterroche,
Tetrodon electricus und Trichiurus indicus
und die beiden Flußfische, der Zitteraal und
der Zitterwels, mit einer besondern erschüt-
ternden und betäubenden Kraft etc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter
Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist
scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe,
wie die im innern Ohr anderer rothblütigen
Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley
Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, zahl-
reichere Häute, ausschließlich eigne andre
Organe u. dergl. m.*)

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen.
Doch weiß man, daß manche, wie z.B. die
Forellen, überaus kirre werden**); andere
z.B. alte Karpfen, sehr listig und verschla-
gen sind etc.

§. 113.

[Seite 268]

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht
worden ist (§. 91.), daß nämlich vermuthlich
alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber
wohl nur sehr wenige einen bestimmten täg-
lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben:
wie es z.B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte
Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige
Fische wirklich mit einander paaren; sondern
bey den mehresten gibt das Weibchen den
Rogen noch unbefruchtet von sich, und das
Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Land-
wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch
aus der künstlichen Vermischung von Eyern
und Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische
erzielen kann*).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß manche,
wie die Lamprete, durchgehends beiderley Sexual-
organe haben, so wie man hingegen bey andern,
wie namentlich beym Karpfen, anomalisch einzeln,
wirkliche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

[Seite 269]

Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die
Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer
Statur ungleich kleiner sind, als in irgend
einer andern Thier-Classe; dennoch bey
manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr
ganzer übriger Körper. Daher zählt man,
z.E. beym Häring, zwischen 20 und 37000,
beym Karpfen über 200000 bey der Schleihe
383000, beym Flinder über eine Million
Eyerchen etc.*)

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie
aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige
Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie
viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von
Metamorphose unterziehen, wodurch ihre
Flossen u. dergl. m. allgemachs vollends aus-
gebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur
Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter.
Man weiß von Karpfen, Hechten etc. daß sie
anderthalb hundert Jahre erreichen können.
Doch werden einige kleine Fische, wie z.B.
der Stichling etc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

[Seite 270]

Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur
Speise; aber eben von dieser Seite für einen
großen Theil des Menschengeschlechts, der
theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von
der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde
Völker, wie z.B. die Kamtschadalen, Brasi-
lianer etc. wissen die Fische auf die mannig-
faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu
Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey vielen,
wie z.B. unter den Insulanern des stillen
Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schäft, – und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen angemessnen Geräthschaften, die sie
sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art
von nachdenkendem Studium aus. Aber
auch für einen großen Theil der cultivirten
Erde ist der Fang, z.B. des Härings,
Kabeljaus, Thunnfisches u. dergl. m. von
großer Wichtigkeit. – Der Thran von
Hayen, Häringen, Kabeljauen etc. wird häu-
figst in Lampen gebrannt. – Die östlichsten
Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden
sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche
Theile einiger Fische werden zu technischem
Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie
z.B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen;
und Fischhaut von Rochen und Hayen etc.;
Hausenblase etc.

§. 119.

[Seite 271]

Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye;
und in den süßen Wassern die Hechte. –
Auch sind manche Fische wenigstens in ge-
wissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß
tödtlich werden kann. So zumahl einige
Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand im
Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen:
nämlich.

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei)
die keine wahren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich
so genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in
folgende zwey Ordnungen, welche Herr Gr.
la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel
des Kiemendeckels bestimmt, und hiernach
die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt:
nämlich

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

[Seite 272]

Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der
Bauchflossen geordnet: nämlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen
vor den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen
gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen
sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium
    natura
    . Tig
    . 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. etc. Hamburg.
    1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium, ex ed. Raii
    Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
    Bat. 1738. 8.
  6. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovia
    num
    . Lugd. Bat.
    1781. P. I – III. fol.
  7. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  8. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité
    des pêches etc.
    ) Par. 1770. sq. III. vol. fol.
  9. M. El. Bloch ökonomische N. G. der Fische Deutsch-
    lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  10. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  11. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Io.
    Gottl. Schneider. Berol.
    1801. 8.
  12. de La Cépède histoire naturelle des poissons. Par.
    1798. V. vol. 4.
  13. G. Ad. Suckow Anfangsgr. der N. G. der Thiere.
    IVter Th. Leipz. 1799. II. Bände. 8.
* * *
  1. Patr. Russell's Descriptions and Figures of 200
    Fishes of the coast of Coromandel. Lond.
    1803. II. vol. fol.
* * *
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio-
    logie der Fische mit dem Bau des Menschen
    und der übrigen Thiere. – Mit vielen Zusätzen
    vor P. Camper und J. G. Schneider. Leip-
    zig. 1787. 4.

I. CHONDROPTERYGII.

[Seite 274]

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben
keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist
das Maul an der Unterseite des Kopfs be-
findlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in nucha.
Pinnae pectorales aut ventrales nullae
.

1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye
. Engl. the lamprey.) P. ore intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda
distincta
.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere
Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3
Fuß lang.

2. †. Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als
die vorige Gattung.

2. Gastrobranchus. Bauchkieme.
Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi-
stula in rostro. Pinnae pectorales aut
ventrales nullae
.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem
unter dem Namen Myxine den Gewürmen bey-
gezählt.

[Seite 275]

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine glutinosa Linn
.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen
Oceans. Soll gar keine Augen haben!

3. Raia. Roche*). (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula branchialia 5 subtus ad collum;
corpus depressum; os sub capite
.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wun-
derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Ar-
ten hat man ehedem durch allerhand Künsteley
zu vorgeblichen Basilisken etc. umgestaltet und
aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey einiger
Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit
einem Menschengesichte hat, zu der Sage von
Sirenen etwas beygetragen zu haben**). Un-
geachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so
vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean
in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt.
Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier
Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch.
(Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R.
tota laevis maculis dorsalibus
5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittländischen Meere. Der be-
kannteste von den so genannten elektrischen Fischen.
(§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.

[Seite 276]

2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate, flair
.) R. varia, dorso medio gla-
bro, cauda unico aculeorum ordine
.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf-
tes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo-
nette
.) Engl. the sting-ray) R. corpore
glabro, aculeo longo anterius serrato in
cauda, et dorso apterygio
.

Bloch tab. 82.

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark .) Spiracula branchialia 5
ad latera colli. Corpus oblongum te-
retiusculum. Os in inferiore capitis
parte
.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo
.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
(Fr. le marteau.) S. capite latissimo trans-
verso malleiformi
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

In den mehresten Welt-Meeren.

[Seite 277]

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis
.

Bloch tab. 120.

Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun-
den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie-
fern, die (wie überhaupt bey den mehresten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben
verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne
macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen
(wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge-
lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger
Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder-
hohlten Mahlen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch.
(Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.)
S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo
plano utrinque dentato
.

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen
lange Gewehr, das dieses Thier vor dem
Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern
mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zäh
nen besetzt.

5. Lophius. Seeteufel (Fr. baudroie,
diable de mer
. Engl. sea-devil ) Pin-
nae pectorales branchiis insidentes.
Spiracula solitaria pone brachia
.

[Seite 278]

1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix
. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
frog-fish
.) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheuere
Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers
ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes
Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput com-
pressum. Apertura supra pinnas pecto-
rales. Corpus compressum, squamis
corio coadunatis. Abdomen carinatum
.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.)
B. pinna capitis biradiata, corpore poste-
rius subvilloso
.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes pri-
mores incisores bini supra infraque
.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis per-
tusis
.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.



II. BRANCHIOSTEGI.

[Seite 279]

Die mit Kieferdeckeln versehenen Knor-
pelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia so-
litaria, linearia. Os sub capite, re-
tractile, edentulum. Cirri quatuor
sub rostro ante os.

1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon.
Engl. the sturgeon.) A. squamis dor-
salibus
11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so-
wohl wegen des Fleisches, als des aus dem
Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen
wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend
Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine
Menge in schmalen aber langen Zügen hinter
einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften
Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen
gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor-
salibus
15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.)
A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

[Seite 280]

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
nebst dem Wels wohl der größte Süß-Wasser-
fisch, und vorzüglich wegen des Fischleims oder
der Hausenblase merkwürdig, die man besonders
aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus
dem Stör und noch aus einer andern Gattung
dieses Geschlechts, nähmlich der Sewruge
(Acipenser stellatus.), die auch das beste Caviar
gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des
Wels u.a. bereitet.

9. Ostracion. Panzerfisch (Fr.
poisson coffre. ) Corpus osse integro
loricatum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus
duabus
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn an-
ders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung
ist, auch in America.

2. Triqueter. O. trigonus, muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali-
bus subcaudalibus binis
.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier,
dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit
Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales
nullae
.

[Seite 281]

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.)
T. abdomine aculeato, corpore laevi, hu-
meris prominentibus
.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt,
ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe
an der See, in der Mündung des Stroms,
sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis
viridibus
.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl.
the moon-fish.) T. totus hispidus, papil-
lis setaceis
.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (luna. Fr. la lune
de mer
. Engl. the sun-fish.) T. laevis
compressus, cauda truncata: pinna bre-
vissima dorsali analique annexa
.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.

Häufig im mitländischen und atlantischen
Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat
den deutschen Namen von seiner unförmlichen
Gestalt; den französischen und englischen aber
von dem starken phosphorischen Schein, womit
die Seiten und der Unterleib des lebendigen
Fisches leuchten.

[Seite 282]

11. Diodon. Corpus spinis acutis mo-
bilibus undique adspersum. Pinnae
ventrales nullae
.

1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis
teretibus
.

Bloch tab. 126.

Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich
auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae
.

1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the
lump-sucker
.) C. corpore squamis osseis
angulato
.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brust-
schilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe
u.s.w. an.

13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
unitae
.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa
.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mittländischen Meer etc.

[Seite 283]

14. Syngnathus. Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato, maxilla infe-
riore mobiliore. Corpus cataphractum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis; corpore septem-
angulato
.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
the sea-horse.) S. pinna caudae quadran-
gulae nulla, corpore septemangulato tu-
berculato
.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat
seinen Namen, weil der Vordertheil einem
Pferdekopf und Hals, das Hintere Ende aber
einer Raupe verglichen worden. Im Tode
krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem
Springer im Schach.

15. Pegasus. Os proboscide retractili.
Rostrum ensiforme, lineare. Corpus
articulatum osseis incisuris, cataphra-
ctum. Pinnae ventrales abdominales
.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brust-
flossen ähneln ausgespannten Flügeln, und
mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.


III. APODES.

[Seite 284]

Diese und die drey folgenden Ordnungen
begreifen nun die mit Gräten versehenen oder
eigentlich so genannten Fische. Und zwar
hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares
tubulosae. Membr. branch. radiis
10,
corpus teretiusculum, lubricum. Pinna
caudalis coadunata dorsali anique. Spi-
racula pone caput vel pinnas pectorales
.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectora-
libus nullis
.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär-
mern Meeren beider Welten.

2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore,
corpore unicolore
.

Bloch tab. 73.

Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische
beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf
Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein zähes Leben,
und das ihm ausgeschnittene Herz behält
wohl noch 40 Stunden lang seine Reißbarkeit.
Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er
sicher lebendige Junge*).

17. Gymnotus. Caput operculis late-
ralibus. Tentacula duo ad labium su-
[Seite 285] perius. Membr. branch. radiis
5;
corpus compressum, subtus pinna cari-
natum
.

1. Electricus, der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali connexa
.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne, wo
ihn van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat.
Ungefähr mannslang**).

18. Trichiurus. Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensifor-
mes, apice semisagittati: primores ma-
iores. Membr. branchiostega radiis
7.
Corpus compresso-ensiforme. Cauda
subulata, aptera
.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)

[Seite 286]

19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque
conici, divergentes, sex pluresve, mo-
lares inferiores palatique rotundati.
Membr. branch. radiis
6. Corpus tere-
tiusculum, pinna caudae distincta
.

1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein-
beißer. (Engl. the ravenous .) A. pinnis
pectoralibus amplis subrotundis
.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes
acerosi. Membr. branch. rad
. 7. Corpus
teretiusculum, cauda distincta
.

1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch, Sandspier. (Engl. the sand-
launce
) A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich
in den Küstensand, wo er in England und Hol-
land in Menge herausgestochen wird.

21. Ophidium. Caput nudiusculum.
Dentes maxillis, palato, faucibus.
Membr. branch. radiis
7 patula. Cor-
pus ensiforme
.

1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch.
O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.
British Zoology. App. tab.
93.

[Seite 287]

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste
Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten
in fest geschloßnen Austerschalen gefunden*).

22. Stromateus. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus ova-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida
.

1. Paru. S. unicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad.
8; corpus
teretiusculum
.

1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish, whale-killer.) X.
mandibula inferiore acuta, triangulari
.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und
hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein
sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders
für die Calabrischen und Sicilianischen Fischer
einen wichtigen Fang**).

24. Leptocephalus. Caput exile.
Corpus elongatum, tenuissime compres-
sum. Pinnae pectorales minutae
.

[Seite 288]

1. Morrisii.

Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.

An den englischen Küsten, wie ein schmaler
hell durchscheinender Rieme*).


IV. IUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.

25. Callionymus. Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad.
6.; apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus nudum. Pinnae
ventrales remotissimae
.

1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis
.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

26. Uranoscopus. Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla
superior brevior. Membr. branch. ra-
diis
5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf.
Engl. the star-gazer.) U. cirris multis in
maxilla inferiore
.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.

[Seite 289]

27. Trachinus. Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad.
6;
anus prope pectus.

1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever, flingfish) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc.

28. Gadus. Corpus laeve. Membr.
branch. rad.
7 teretibus; pinnae cute
communi vestitae, pectorales acumi-
natae
.

1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock
.) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore
.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor-
züglich aber an den englischen und schottischen
Küsten. – viele Fische phosphoresciren unter
gewissen Umständen nach dem Tode: bey diesem
hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf-
fallender Stärke und langanhaltender Dauer*).

2. †. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius
cirratus varius, cauda integra, maxilla
superiore longiore
.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl.
the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso
.

Bloch tab. 64.

[Seite 290]

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen
Nahmen mehrere verwandte Gattungen dieses
Geschlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei-
tung (als Stockfisch, als Laberdan, und als
Klippfisch) und langen Conservation etc. von der
äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor-
züglichst in den nördlichen Gegenden, beides des
stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders
um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island
und an den Nordküsten von Großbritannien den
wichtigsten Fischfang ausmachen*).

4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte-
rygius imberbis albus, maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl.
the burbot.) G. dipterygius cirratus, ma-
xillis aequalibus
.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer
der schmackhaftesten deutschen Fische.

29. Blennius. Schleimfisch Caput
declive, tectum. Membr. branch. rad.
6;
corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. †. Viviparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus
.

Bloch tab. 72.

Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.


V. THORACICI.

[Seite 291]

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.

30. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curvati,
simplici ordine. Membr. branch. radiis

6; corpus ensiforme, nudum, abdomine
vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittländischen Meere.

31. Echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transverse sulca-
tum. Membr. branch. rad
. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking-fish.) E. cauda bifurca,
striis capitis
18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin-
terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc.
anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger
ein Schiff in vollen Lauf zu hemmen vermöge.

32. Coryphaena. Caput truncato-
declive. Membr. branch. rad.
5; pinna
dorsalis longitudine dorsi
.

[Seite 292]

1. Hippurus der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra-
diis dorsalibus
60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles
Thier, das besonders im Sterben in wunder-
schöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und
Purpurrothe etc.) spielt.

33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos
approximatos, altero anteriore. Membr
.
branch. rad. 4; pinnae ventrales unitae
in ovatam
.

1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis
14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

34. Cottus. Caput corpore latius,
spinosum. Membr. branch. rad
. 6.

1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso
.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und
America.

2. †. Gobio. der Raulkopf, Rotzkolbe,
Gropp, Kruppe. (Fr. le Chabot. Engl.
the bull-head, the miller's thumb.) C. lae-
vis, capite spinis duabus
.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und bewacht es bis die Jungen aus-
gekrochen sind aufs sorgfältigste.

[Seite 293]

35. Scorpaena. Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxil-
lis, palato, faucibusque. Membr.
branch. radiis
7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

36. Zeus. Caput compressum, declive.
Labium superius membrana transversa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis
7 perpendicularibus: in-
fimo transverso. Corpus compressum
.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin-
nam analem dorsalemque recumbente
.

Bloch tab. 139.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus
.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

37. Pleuronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.)
Oculis utrisque in eodem latere fron-
tis. Membr. branch. rad.
4-7; cor-
pus compressum, latere altero dorsum,
altero abdomen referente
.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich
auf der rechten, andere auf der linken; sehr
selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die
[Seite 294] anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so
schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrä-
gen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis dextris, corpore glabro, tuber-
culis
6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nörd-
lichen Meeren.

2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der
.) P. oculis dextris, linea laterali
aspera, spinulis ad pinnas
.

Bloch tab. 44.

3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia-
tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi
anique, dentibus obtusis
.

Bloch tab. 46

4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang
. Engl. the holibut.) P. oculis dex-
tris, corpore toto glabro
.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht; unter
andern in größter Menge im nördlichen stillen
Ocean.

5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore
aspero
.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der
schmackhaftesten Fische.

[Seite 295]

38. Chaetodon. Dentes (plurimis)
setacei, flexiles confertissimi, nume-
rosissimi. Membr. branch. radiis
6;
corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin-
nae dorsalis
9, maculaque ocellari; rostro
cylindrico
.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in
eine Röhre, wodurch der Fisch die Insecten,
die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt,
daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer-
den müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus
11, radio dorsali quarto filiformi
longissimo
.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

39. Sparus. Brachse. Dentes pri-
mores robusti, molares obtusi, conferti.
Labia simplicia. Membr. branch. rad.
5;
corpus compressum. Pinnae pectorales
acuminatae
.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula
aurea inter oculos
.

Bloch tab. 266.

Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat
fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello
subcaudali, corpore fasciis nigris
.

Bloch tab. 264.

[Seite 296]

Im mittländischen Meer. Die Männchen sol-
len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere
oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum producta
.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.

40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti,
labia duplicata magna. Membr. branch.
rad.
6; pinnae dorsalis radii postice
ramento filiformi aucti. Pectorales
rotundatae
.

1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulva
utrimque dentata
.

Bloch tab. 287.

Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den
Badenden durch seinen Biß lästig.

41. Sciaena. Caput totum squamis
obtectum. Membr. branch. rad.
6;
opercula squamosa. Corpus: fossula
dorsi pro pinna dorsali recondenda
.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente
.

Bloch tab. 297.

Wie so viele andere Gattungen dieses Ge-
schlechts im rothen Meere.

[Seite 297]

42. Perca. Opercula spinosa, antror-
sum serrata. Membr. branch. rad.
7;
corpus pinnis spinosis. Linea lateralis
cum dorso arcuata
.

1. †. Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis
16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis
23.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa.
Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor
allen die im Plattensee in Ungarn. Von an-
sehnlicher Größe in der Donau.

3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe
.) P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

43. Gasterosteus. Membr. branch.
rad.
3; corpus ad caudam utrimque ca-
rinatum. Pinnae ventrales pone pecto-
rales, sed supra sternum
.

1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus
.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der
Schweine und statt Dünger gebraucht.

[Seite 298]

2. Ductor. der Lootemann. (Fr. le pilote.
Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus
4, membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als
Begleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Re-
quin (Squalus carcharias) findet. Einige Ue-
bertreibungen abgerechnet ist bis Hauptsache
neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen
bestätigt*).

44. Scomber. Caput compressum, laeve.
Membr. branch. rad.
7; corpus laeve,
linea laterali postice carinatum. Pinnae
spuriae saepe versus caudam
.

1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque-
reau
. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber sehr schmackhaf-
ter Raubfisch. Von beiden machten die Alten
ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis in-
ferioribus
7; abdomine lineis utrimque 4
nigris.

In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses
Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen
sehr stark, und kann dann so wie manche an-
dere Fische und deren Thran etc. zum Leuchten
des Seewassers beytragen.

3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

[Seite 299]

In der Nordsee, dem mittländischen Meer,
Ost- und Westindien etc. Wird über Manns
lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer.
Ist zuweilen giftig*). – Ihm ähnelt die zumahl
aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.

45. Mullus. Caput compressum, de-
clive, squamis tectum. Membr. branch.
rad.
3; corpus squamis magnis facile
deciduis
.

1. Barbatus. der Rothbarbe, Meerbarbe.
trigla. Fr. le surmulet) M. cirris geminis,
corpore rubro
.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Zumahl im mittländischen Meere. Ungefähr fuß-
lang. Berühmt wegen des Luxus, den weiland die
römischen Schwelger damit getrieben, so wie
wegen des physiologisch merkwürdigen wunder-
samen Farbenspiels, das dieser Fisch (so wie
der Goldkarpfe – S. 292 – u. einige andere)
im sterben zeigt**).

Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint
mir nach genauer Vergleichung gar nicht speci-
fisch von dieser Gattung verschieden.

46. Trigla. Caput loricatum lineis
scabris. Membr. branch. rad.
7; digiti
liberi ad pinnas pectorales
.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana
palmatis
.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern
Welt-Meeren.


VI. ABDOMINALES.

[Seite 300]

Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern sitzen. Die mehresten Süßwasser-
Fische sind aus dieser Ordnung.

47. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad.
4-6; cauda
versus pinnam minus angustata
.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso,
oculis prominulis
.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau
seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten
Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung
der Augäpfel, merkwürdig*).

2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the
loach
.) C. cirris 6, capite inermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar in
der Schweiz.

3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra
oculos
.

Bloch tab. 31. fig. 1.

[Seite 301]

In Europa kann wie der Knurrhahn einen
Laut von sich geben. Wenn man ihn in
Gläsern, mit Sand am Boden, erhält, so
wird er bey bevorstehender Wetterveränderung
unruhig*).

48. Silurus. Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr
.
branch. rad. 4-14; radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spi-
nosus, retrodentatus
.

1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali unica mutica, cirris
6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt.
Nebst dem Hausen der größte Süßwasser-Fisch,
der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen
des unförmlich großen und breiten Kopfes und der
langen Bartfäden ein sonderbares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica
uniradiata, squamis ordine simplici, cirris

6 cauda integra.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna dorsali unica lumbari,
remota absque radiis, cirris
6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc.
de Paris
, 1782. tab. 20.

Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Fin-
det sich im Nil und mehrern andern africani-
[Seite 302] schen Flüssen. Wild ungefähr 20 Zoll lang.
Ist eßbar.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier .) Caput
laeve depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch. radiis
6;
corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

50. Salmo. Caput laeve. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch.
rad
. 4-10; pinna dorsalis postica adi-
posa: pinnae ventrales multiradiatae
.

1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon
. Engl. the salmon.) S. rostro ultra
inferiorem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils,
wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäg-
licher Menge. Hält sich des Sommers in den
Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur
die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die
Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig
zu machen, um sich damit zu kleiden.

2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la
truitte saumonée
. Engl. the sea trout.) S.
ocellis nigris iridibus brunneis, pinna
pectorali punctis
6.

Bloch tab. 21.

[Seite 303]

An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla in-
feriore sublongiore
.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mil-
dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund
schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre fulvo
.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten
ausmacht; lebt großentheils von Mücken (cu-
lex pipiens
).

5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani
17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring.
Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän-
der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund-
fleische, in größter Menge gleichsam statt Brot
oder Kuchen verzehren.

6. †. Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel,
Weißfisch. S. maxilla superiore longiore,
radiis pinnae dorsi
14.

Bloch tab. 25.

In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch die
Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der
[Seite 304] mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu
seyn scheint.

7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis
23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr
.
branch. radiis 7; corpus. ...

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit
winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen
Schnauze findet sich an den östlichen Küsten vom
wärmern America und an Neuholland.

52. Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breviore, in-
feriore punctata; dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad.
7-12.

1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) E. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien,
und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raub-
fische, der nicht nur andere Fische, sondern auch
allerhand Amphibien, Kröten etc. viele Wasser-
vögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar
Krebse verschlingt.

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) E. rostro utraque
maxilla subulato
.

Bloch tab. 33.

[Seite 305]

In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge.

53. Polypterus. Membr. branch.
radio unico. Spiracula utrinque bina in
vertice. Pinnae dorsales numerosae
.

1. Bichir.

Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires
d'histoire naturelle
tab
. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von
meergrüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen
gepanzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16
und darüber); und die gleichsam wie an Beinen
ansitzenden Brust- und Bauchflossen, so wie noch
mehrere auffallende Eigenheiten zeichnen dieses
sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte
aus.

54. Elops. Caput laeve. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
Membr. branch. radiis
30; praeterea
exterius in medio armata dentibus
5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

55. Argentina. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis
8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventra-
les multiradiatae
.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Namen von seinem Vaterlande.

[Seite 306]

56. Atherina. Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis
6.
Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittländischen Meere.

57. Mugil. Caput; Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad.
7. curvis.
Opercula laevia rotundata. Corpus
albicans
.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queardiata
.

Bloch tab. 394.

Im mittländischen u.a. Meeren.

58. Exocoetus. Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis utroque latere
connexis. Membr. branch. radiis
10.
Corpus albicans, abdomen angulatum,
pinnae pectorales maxime volatiles,
radiis antice carinatis
.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo-
mine utrinque carinato
.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der
Exocoetus mesogaster (– Abbild. n. h. Ge-
genst
. tab
. 100. –) die zumahl im Westen des
[Seite 307] atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich
durch die Stellung der Bauchflossen an der
Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß
die mittlern Strahlen in denselben die läng-
sten sind.

59. Polynemus. Caput compressum,
undique squamosum; rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad.
5.
vel. 7. Corpus digitis liberis ad pin-
nas pectorales
.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore
longioribus
.

Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.

In Westindien.

60. Clupea. Caput maxillarum supe-
riorum mystacibus serratis. Membr.
branch. rad.
8. Branchiae interne se-
taceae. Abdominis carina serrata. Pin-
nae ventrales saepe novemradiatae
.

1. Harengus. der Häring, Strömling.
(membras? Fr. l'hareng. Engl. the herr-
ing
.) C. immaculata, maxilla inferiore
longiore
.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich
aber auch dagegen zum bewundern stark ver-
mehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften
Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst
[Seite 308] bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen
(– s. oben §. 109. –) nach den europäischen
Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Nor-
wegen etc. so viele tausend Europäer mit ihrem
Fang beschäftig.

2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis
13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber
auch im mittländischen. Ist von manchen Na-
turforschern irrig für den jungen Häring gehal-
ten worden.

3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring,
Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C.
lateribus nigro maculatis, rostro nigro
.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittländischen Meere;
aber auch in der Nord- und Ostsee etc.

4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo
di Livorno gefangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo.
Os nasale bisulcum. Membr. branch.
rad.
3. Corpus laeve albens. Pinnae
ventrales saepe novemradiatae
.

[Seite 309]

1. †. Barbus. die Flußbarbe. C. pinna ani
radiis
7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
utrinque serrato
.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien.
Ihr Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon
oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*).

2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe.
Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9,
cirris 4, pinnae dorsalis radio secundo po-
stice serrato
.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nörd-
lichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst
verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen,
zumahl mit der Karausche, Bastarden geben.
Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Miß-
geburten als unter irgend einer andern bekannten
Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen**), die
sich besonders durch die beständig von Schuppen
entblößten Theile des Körpers auszeichnen, schei-
nen doch keine bloße Spielart, sondern eine be-
sondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.

3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann
mit den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben.
[Seite 310] Die Goldschleihe*) ist einer der schönsten deut-
schen Fische.

4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesiche Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae trifida transversa bifurca
.

Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D.
1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare, theils fast monströse Varietäten,
der vortrefflichen Farben, Zahl und Bildung der
Flossen, Größe der Augen etc. ausgeartet sind.
Sie kommen auch im mildern Europa recht gut
fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen
Wasser ohne alle weitre Nahrung leben, und
geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath
von sich.

6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pel-
lucido
.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

[Seite 311]

7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön
orangefarben.

8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch,
Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette.
Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine
Schuppen werden zur Verfertigung der Glas-
perlen gebraucht*).

9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la
brème
.) C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.


Achter Abschnitt.
Von den Insecten.

[Seite 312]

§. 121.

Die Thiere der beiden letzten Classen
(§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter-
scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen-
den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt
dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper
führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den
Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich
darum, weil sie keine Rückenwirbel – so wie
überhaupt kein Gerippe – haben, auch
Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés)
genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom-
menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter-
leib, wie durch Einschnitte von einander ab-
gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch
einen Faden unter einander verbunden werden.
Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf
wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern
der ungeflügelten Ordnung)durch besondere
[Seite 313] theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in
ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen
(Antennae, Fühlhörner), und die alle
Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber
auch noch außerdem gegliedert sind; und end-
lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße,
und deren größere Anzahl, da die völlig aus-
gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer
sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun-
dert etc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was
ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß-
liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich
verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab-
zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be-
dürfnisse etc. erfordern eine äußerst vielartige
Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei-
chen Größe ihres Körpers, ausnehmend von
einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör-
pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus mehrern
Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines
Blechhandschuhes über einander schieben lassen;
[Seite 314] und wodurch diese Thiere vor mancherley Un-
fällen gesichert, und für den Mangel der
Knochen, die bey andern Thieren zur Anlage
der Muskeln etc. dienen, entschädigt werden.
Manche sind mit seinen Haaren besetzt,
und bey den Schmetterlingen etc. die Flügel
mit so genannten Federchen, oder vielmehr
Schuppen bedeckt, die zum Theil von den
schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt
unter den Insecten Thiere von unbeschreib-
licher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gar
sehr von den übrigen Thieren ab, so daß
ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne
von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl
das Gehör und den Geruch, ohne Grund
haben absprechen wollen; da man doch jenes
bey vielen die einander zur Paarungszeit durch
einen besondern Laut locken, und diesen bey
noch weit mehreren, die ihren versteckten
Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

[Seite 315]

Die Augen der Insecten sind vorzüglich
merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres
Baues von zweyfacher Art. Die einen sind
große Halbkugeln, die aber meist aus taufen-
den von Facetten, bey einigen auch aus zahl-
reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die
auf der innern Seite mit einem theils buntfar-
bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hum-
mer etc. haben dergleichen. Die Augen der
andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach,
klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl
als Lage verschieden. Die erstern scheinen
mehr für die Ferne, so wie die letztern für
die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt
sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in
ihrem geflügelten vollkommnen Zustande
solche große componirte telescopische Augen
kriegen, da sie vorher als Raupen nur myo-
pische kleine Augen hatten. Nur wenige In-
secten, wie z.B. die Krebse, können ihre Augen
bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*), die bey den verschie-
denen Gattungen, und bey manchen selbst nach
der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig
[Seite 316] gestaltet sind, und die manche Naturforscher
für Organe des Geruchs oder des Geschmacks etc.
angesehen haben, scheinen doch nichts weiter
zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, –
Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten,
die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen,
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl
zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau*) weichen die
Insecten gar sehr von den rothblütigen Thie-
ren ab.

Was man z.E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
[Seite 317] von ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey diesen Insecten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-
schiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh-
ren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau,
und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die
aber auch so wohl in der Bildung als in
der Farbe von den Muskeln der rothblütigen
Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh-
lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung
ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur
bey wenigen (wie z.B. bey den Krebsen, Heu-
schrecken und manchen Cicaden und Käfern etc.)
eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung.
Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine
Luft durch den Mund sondern durch mancherley
andere spiracula*). Auch können die meisten
weit länger als jene rothblütigen Thiere im
so genannten luftleeren Raume aushalten;
und viele leben in der den so eben genannten
Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin
[Seite 318] animalische und vegetabilische Stoffe faulen
(– dem gekohlten Wasserstoffgas etc. –)
gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde*) weit unbeschränkter,
als der von irgend einer andern Thierclasse.
Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren
welche anzutreffen, und sogar größere In-
secten, wie z.B. Käfer, Bienen etc. haben
selbst wieder ihre besonderen Milben und
Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge-
wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum,
und die mehrsten Laubmoose etc.) die gar keinen
bekannten Insecten zur Wohnung und Aufent-
halt dienen. Da hingegen manche, wie z.B.
die Eiche, von mehr als einem hundert ver-
schiedener Gattungen von Insecten bewohnt
und besucht werden. – So allgemein aber
die Insecten, im Ganzen genommen, über
die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist
doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr
ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt
[Seite 319] auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und
deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten einander in
ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die
allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren
Verrichtungen nach und manche, die wie die
Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor-
den sind, zerstreuen sich bald nachher, und
leben einsiedlerisch, so daß viele außer der
Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer
Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu ver-
fertigen wissen, ist schon oben den Anlaß der
Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen.
Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht
wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe-
riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie ent-
weder wie die Kleidermotten und Frühlings-
fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als
Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und
zum Schutze verfertigen; oder sich, um die
Verwandlung und den langen Todesschlaf zu
bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen etc.,
[Seite 320] oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallgruben
graben, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub weben; oder die wie manche Wasser-
käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zube-
reiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten
Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst
regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst,
gemeinschaftliche Wohnungen u.s.w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten
sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey
den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß
auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsäch-
lich darauf abzweckt, daß sie organisirte Ma-
terie consumiren sollen. Sie müssen essen,
nicht bloß um satt zu werden, sondern um
zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder
andere lebendige Insecten aufzureiben etc., um
Unkraut zu vertilgen etc. – eine große Be-
stimmung, zu deren Erfüllung außer der fast
zahllosen Menge der Gattungen überhaupt,
sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre
äußerst starke Vermehrung, theils ihre bey-
spiellos heftige Freßgierde und schnelle Ver-
dauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu
Statten kommt. Man weiß z.B., daß eine
[Seite 321] Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres
eigenen Gewichts verzehren kann. – Auch
sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielarti-
ger als in irgend einer andern Thierclasse: da
manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten
Kinnladen und Freßzangen (maxillae); an-
dere mit einem zugespitzten hornartigen Bohr-
rüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen
Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis);
manche mit einer spiralförmig aufgerollten (so
genannten) Zunge etc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die Spann-
raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere
dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge-
wächsen haben, worauf sie leben*), folglich
weniger darauf abstechen, und nicht so leicht
bemerkt werden können; andere auch wohl
durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall
verbreiten können; andere durch die Macht
des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch
ihre bewundernswürdige Stärke etc. gesichert.
Und manche sind gar mit Waffen, z.B.
mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit
Stachel und Gift versehen.

§. 135.

[Seite 322]

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und eben
derselben Gattung die beiden Geschlechter ein-
ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß
man sie eher für ganz verschiedene Thierarten,
als für zusammen gehörige Gatten halten
sollte: oder daß unter den Bienen und an-
dern ihnen verwandten Insecten immer die
größte Anzahl gänzlich geschlechtlos ist; das
heißt, daß sie gezeugt und gebohren werden,
ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst
die Bestimmung zur Empfängniß oder zur
Zeugung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bey verschiede-
nen Insecten seht viel Eigenes. Bey nicht
wenigen Gattungen wird sie z.B. im Fluge
vollzogen, und manche derselben sind bloß für
diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueber-
haupt aber leben die mehresten in sofern in ei-
ner gezwungenen Monogamie, daß sie schlech-
terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in
ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist
bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der
ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

[Seite 323]

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan-
zungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß
bey vielen, wie z.B. beym Cochenille-Wurm,
beym Sandfloh etc. das trächtige Weibchen zu
einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß
man z.B. rechnet, daß bey der weißen Ameise
der Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter
auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er
vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die
von den Müttern nach einem bewundernswür-
digen Instinct immer aufs genaueste an die
bestimmten der künftigen jungen Brut ange-
messensten Orte gebracht werden. Manche legen
z.B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger
Insecten anderer Art, in Raupen; oder in
Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre
Eyer; denn wirklich kriecht zuweilen aus den
Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe
eine eigene Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer
überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung
und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter
an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art
Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen
abgespült noch durch andern Zufall leicht zer-
[Seite 324] stört werden können. Einige wenige Insecten
gebähren lebendige Junge, und manche,
wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderley
Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens
in den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey
weiten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta-
morphose. Es kommt nähmlich kein ein-
ziges geflügeltes Insect unmittelbar aus dem
Ey, sondern diese alle müssen sich (– so wie
auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen
Lebensepochen einer Art von Verwandlung
unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere
Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Kör-
perbau (gegen die gemeine Meynung) auf eine
Weise umgebildet*), die sich schwerlich mit
der vorgeblichen Präexistenz präformirter
Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).

§. 140.

[Seite 325]

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus
dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist
kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß
z.B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000
Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem
Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber
auch desto schneller, so daß z.B. die Maden
der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach
dem Auskriechen schon 155. Mahl schwerer sind
als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die
Raupen und Engerlinge: theils aber keine,
wie die Maden. Flügel haben sie gar noch
nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur
Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie er-
nähren sich bloß, und wachsen, und häuten
sich mit unter einige Mahl.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebil-
det wird, heißt sie Nymphe. Manche kön-
nen sich während dieses Zustandes herum be-
wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen.
Andere hingegen verschließen sich als Puppe
[Seite 326] (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil
ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf,
ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der
Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse
vergraben scheint, geht mit ihm selbst die
große Palingenesie vor, daß es aus seinem
Larvenstand zum vollkommenen Insect (in-
sectum declaratum, imago
) umgebildet wird,
und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker
hervorbrechen kann. Manche Insecten absol-
viren diese letzte Role ihres Lebens in einer sehr
kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie
aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr,
sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestim-
mungen eines organisirten Körpers hatten sie
schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur
noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit*) der
Insecten für den Menschen ist ziemlich einfach:
dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen
[Seite 327] wenig bemerkten Thiere an der großen Haus-
haltung der Natur haben, desto mannigfalti-
ger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die
unzählige Arten von Unkraut theils im Keim
ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen
ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern
vorbeugen. Einen andern ebenfalls äußerst
wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die
sich von Aas nähren, im Miste leben u.s.w.
und die dadurch, daß sie diese widrigen ani-
malischen Substanzen aufzehren, zerstreuen
und durchwirken, von der einen Seite der
Infection der Luft vorbeugen, und von
der andern die allgemeine Düngung des
Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht
werden z.B. die Schmeißfliegen in den heißen
Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför-
dern auch unzählige Insecten die Befruchtung
der Gewächse, auf überaus merkwürdige
Weise*), und eine Gattung von Gallwespen
benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Ver-
schiedenartige Insecten werden von den Fischern
zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere
dieser Classe, wie die Krebse, und einige
Gattungen von Heuschrecken etc. sind eßbar.
So der Honig der Bienen, aus welchen auch
in manchen Gegenden von Europa so wie im
[Seite 328] Innern von Africa der Meth gewonnen wird.
Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley
anderm Gebrauch. Verschiedene Insecten
geben treffliche Farben, wie die Cochenille
den Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur
Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerley
andern Gebrauch benutzt. So das Lack,
ein Product gewisser ostindischer Schildläuse,
das zu Firniß, zum Siegellack u.s.w. ver-
braucht wird. Für die Arzney sind vorzüg-
lich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und
die Ameisen von Belange, und neuerlich sind
auch die so genannten Maywürmer, vom
neuen als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue,
so wie manche andere Käser gegen Zahnweh,
gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutze der Insecten
ist, so ist aber auch anderseits der Schaden*)
sehr erheblich, den viele Gattungen derselben
anrichten. Viele sind den Feldfrüchten
überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs,
und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken,
junge Saat, und alles, wo sie auffallen.
Manche sind besonders dem Getreide nach-
theilig; andere, wie so viele Raupen, Erd-
flöhe, Engerlinge etc. den Gartengewächsen;
andere Raupen und Käferlarven etc. den Obst-
[Seite 329] bäumen; die Schildläuse besonders der
Orangerie; die Larven einiger Dermestes-
Gattungen und die Holzraupen den Hol-
zungen; die Ameisen, Grasraupen etc. den
Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien;
die weißen Ameisen etc. dem Hausgeräthe etc.;
die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz-
werk u.s.w. Die Larven vieler kleiner
Käferchen den Büchern und Naturalien-
sammlungen. Endlich werden auch einige
Arten von so genanntem Ungeziefer dem
Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen,
Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar
verschiedenen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf unmittelbare Weise
lästig; und andere, wie manche Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge
ich in dieser Classe dem Entwurf des R. Linné
wie es die Einrichtung eines solchen, besonders
auch zu halbjährigen Vorlesungen über die
ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl
nicht anders gestattet.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten
sich in der Ruhe zusammen, und sind mit
zwey hornartigen, Decken oder Schei-
[Seite 330] den belegt, die sich in der Mitte in
gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz-
weis zusammen gelegten oder gerade aus-
gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast
pergamentähnlichen Flügeln etc. Theils
haben sie Freßzangen, theils einen spitzi-
gen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaartem Körper, und vier
ausgespannten Flügeln, die mit bunten
Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey
(unbedeckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

* * *

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemesne Verhandeling van de
    bloedeloose Dierkens
    . Utr
    . 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Suri-
    namensium
    . Amst
    . 1705. Fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselnde gekorvene
    Diertjes
    . Amst
    . 1740. Fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In-
    secten in Deutschland. Berl. 1720-38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit
    1795. 12.
  9. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigun-
    gen. Nürnb. 1746-61. IV. B. 4.
  10. Chr. Fr. C. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit
    1761. 4.
  11. v. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4.
    it. im VII. B. von Linnés amoenitatib. academic.
  12. I. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich
    1761. 4.
  13. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur
    1766. 4.
  14. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ratisb.
    1766. 4.
  15. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  16. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob.
    1763. 8.
  17. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Ham-
    burg
    . 1778. 8.
  18. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  19. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  20. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  21. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  22. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742.
    VI. vol. 4.
  23. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1778.
    VII. vol. 4.
  24. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J.
    Retzius. Lips. 1783. 8.
  25. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris.
    Par. 1762. II. vol. 4.
* * *
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand)
    avec des remarques de P. Lyonet. à la Haye.
    1742. II. vol. 8.
  2. W. Kirby's and W. Spenge's Introduction to En-
    tomology
    . ed
    . 2. Lond. 1818. II. vol. 8.
* * *
  1. L. G. Scriba Beyträge zur Insectengeschichte. Frkf.
    seit 1790. 4.
* * *
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K.
    Illiger. Braunschw. 1801-07. VI. Th. 8.
  2. E. F. Germar's Magaz. der Entomologie. Halle seit
    1813. 8.
* * *
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Calender. Mainz 1790.
    II. Th. 8.
* * *
  1. Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach-
    licht interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter
    Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten-
    nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern
    auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der
    hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne
    mittheilt.

I. COLEOPTERA s. Vaginipennia.
(Eleutherata Fabr.)

[Seite 333]

Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Namen auch dem ersten Geschlechte ins beson-
dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und
bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße,
die an der Brust sitzen: bey einigen, wie
unter den Holzbocken ist sie ohne Füße (eine
Made). Sie verpuppt sich mehrentheils
unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-
Scholle: oder aber, wie bey den genannten
Holzböcken, im Holze. Das vollkommene
Insect kriecht zwar weich aus der Puppe;
seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an
der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle.) Antennae clavatae capitulo
fissili. Tibiae anticae saepius dentatae
.

[Seite 334]

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu-
tellatus, thoracis cornu incurvo maximo;
subtus unidentato, capitis recurvato; supra
multidentato
.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Dau-
men dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist
schmutzig-grün etc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus
thorace bicorni, capitis cornu unidentato,
apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni; intermedio obtuso bifido,
capitis cornu erecto clypeo emarginato
.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte
Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein-
zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln
befestigt und in jede ein einziges Ey legt.

4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas-
hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi-
nentia triplici, capitis cornu incurvato,
antennis heptaphyllis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer; fliegt selten;
als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe
und in hohlen Bäumen; und thut in manchen
Gegenden den Reben großen Schaden.

5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus,
clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato,
tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato
.

Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.

[Seite 335]

Namentlich häufig in Aegypten, wo er von
den alten Aegyptiern als das heiligste ihrer my-
tischen Symbole, als Sinnbild der Ober- und
Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken,
Mumiensarcophagen und mancherley andern
Kunstwerken vorgestellt worden*). Besonders
hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen
(und auch der Etruskischen) geschnittenen Steine
ausgeschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder
Scarabäen genannt werden.

6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel-
latus, thorace inermi, capite tuberculato,
elytris rubris, corpore nigro
.

Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.

Im Kuhmist.

7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung-beetle
.) S. scutellatus, muticus, ater,
glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo
;
vertice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den herum fliegt, so ist meist auch für den fol-
genden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laevissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis nigris
.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der
Gartenkäfer. S. scutellatus muticus, capite
[Seite 336] thoraceque caeruleo subpiloso, elytris gri-
seis, pedibus, nigris
.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen etc.

10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.)
der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the
May-chaffer, Cock chaffer
.) S. scutellatus
muticus testaceus, thorace villoso; cauda
inflexa, incisuris abdominis albis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling oder Glime unter der Erde
lebt, sich von Getreidewurzeln etc. nährt, und zu-
weilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*).
Nach der Verpuppung kommt es endlich als May-
käfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt
dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der
Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis;
lineis tribus albis parallelis
.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen
Jahren der Saat großen Schaden.

12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der
Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muti-
[Seite 337] cus auratus, segmento abdominis primo
lateribus unidentato, clypeo planiusculo
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in
Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der
schöne Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat
Beyspiele, daß er mit angefeuchteten Brot-
rinden gefüttert, über 8 Jahre lebendig erhal-
ten worden.

2. Lucanus. Antennae clavatae; clava
compressa latere latiore pectinato fissili
.
Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.

1. †. Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter,
Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl.
the flag beetle.) L. scutellatus; maxillis
exsertis, apice bifurcatis, latere uniden-
tatis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das
Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip-
zangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae;
capitulo perfoliato; articulis tribus
crassioribus. Thorax convexus, vix
marginatus. Caput sub thorace in-
flexum latens
.

1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger
elytris antice cinereis, punctis nigris
.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten,
weichen Theilen todter Thiere.

[Seite 338]

2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis
albis binis
.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopf-
ten Thieren etc.

3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der
Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs,
Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris
striatis retusis praemorso-dentatis
.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges.
Naturforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem
Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordene Thier; das im Splint der
Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge
hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume
über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der
dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der
Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln
werden roth, er verliert sein Harz, und taugt
dann nicht einmal so gut wie sonst zum Ver-
kohlen, geschweige als Bau- oder Brennholz.

4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tan-
nenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D.
niger subvillosus, elytris piceis integris,
plantis rufis
.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brot-
käfer. D. oblongus, serrugineus, oculis
rufis
.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumahl das Brot, wird
daher namentlich auf weiten Seereisen dem
Schiffszwieback sehr gefährlich, und ist auch einer
der schädlichsten Bücherwürmer.

[Seite 339]

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pan-
nache, vrillette
.) Antennae filiformes;
articulis ultimis maioribus. Thorax
subrotundus, immarginatus, caput ex-
cipiens
.

1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus
unicolor
.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald
man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen Reitz von der
Stelle zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subopterus, thorace
quadridentao, elytris fasciis duabus alpis
.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum F.) die
Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the
death-watch
.) P. fuscus subpilosus griseo
irregulariter maculosus
.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten,
die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten
einander zur Parungszeit locken, zu mancherley
Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo
solidiusculo; infimo articulo compresso,
decurvato. Caput intra corpus retra-
ctile. Os forcipatum. Elytra corpore
breviora. Tibiae anticae dentatae
.

1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

[Seite 340]

6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigi-
dae, capite breviores, oculi 4, duobus
supra, duobus infra
.

1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er
eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen
Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae sub-
solidae, subcompressae
.

1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebu-
losus, elytris subnebulosis puncto albo
.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput prominens.
Thorax planiusculus, marginatus
.

1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod-
tengräber. (Fr. le sossoyeur.) S. oblonga
atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris
fascia duplici aurantia
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Namen von der besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weiten auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer
sechse find wohl im Stande, einen todten Maul-
wurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in
fetten Boden einzuscharren.

[Seite 341]

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae
subfiliformes, extrorsum crassiores. Ely-
tra marginata. Caput sub thoracis
clypeo plano reconditum
.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis
.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm-
chen. (Fr. vache à Dieu, bête de la
vierge
. Engl. Lady-cow, Lady-bird.)
Antennae subclavatae, truncatae. Palpi
clava semicordata. Corpus hemisphae-
ricum, thorace elytrisque marginatis,
abdomine plano.

1. †. 7-Punctata. C. coleopteris rubris;
punctis nigris septem
.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und
Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey
mancherley Zahnweh empfohlen werden.

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo
.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores
.
Thorax, nec elytra, marginatus.

[Seite 342]

1. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera. F.)
C. ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun Germ. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarbe*).

2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den drit-
ten Theil so groß als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis,
abdomine violaceo.

4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-
caerulea
.

Ein schädliches kleines Thier, das so wie
mehrere verwandte Gattungen unter dem Namen
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilien-
kafer. C. oblonga rubra, thorace cylin-
drico utrinque impresso
.

Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve, bedeckt
sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe
Käfer, worein sie sich verwandelt, giebt, wenn
man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit
seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen
Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae
fusiformes, basi approximatae, inter
oculos sitae. Thorax elytraque aculeata
saepius
.

[Seite 343]

1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes,
sensim crassiores
.

1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris
.

Thut zumahl in Nordamerica dem Mais großen
Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis,
femoribus posticis ovatis, dentatis, tibiis
incurvis
.

Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe
des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern
Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die stein-
harten, daumensdicken. Nußschalen der Cocos
lapidea
woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. cha-
ranson
.) Antennae subclavatae, rostro
insidentes. Rostrum corneum pro-
minens
.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen
festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von
verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere,
von denen besonders die mit dem sehr langen
Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den
Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden
thun. Die Larven mancher Gattungen nennt
man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm-
bohrer. C. longiroster ater, thorace ovato
planiusculo, elytris abbreviatis striatis
.

[Seite 344]

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

Zumahl in Süd-Indien. Hat fast die Größe
des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom
Sagumarke; wird aber selbst als ein schmack-
haftes Gericht gegessen.

2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der
schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter,
Wippel. C. longiroster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt
das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse
liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die
Fruchtböden und ihre Gebälke etc. mit scharfer
Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu
lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in
Wohnzimmer und Betten.

3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C.
longiroster piceus oblongus thorace pun-
ctato longitudine elytrorum
.

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi-
roster cylindricus subcinereus, elytris mu-
cronatis.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das darauf wohnende unschul-
dige Thier.

5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher. C. longiroster aureus, rostro plan-
tisque nigris
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.

[Seite 345]

6. †. Pomorum. C. longirostris femoribus an-
ticis dentatis, corpore griseo nebuloso
.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren die mehresten
Apfelknospen.

7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi-
roster, femoribus dentatis, corpore griseo
longitudine rostri
.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the
Diamond Beetle
.) C. breviroster niger,
elytris dentatis, sulcatis punctis excavatis,
auro versicolore distinctis, abdomine aeneo
viridi
.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den Flügeldecken eingegra-
ben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter
dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche
Wirkung.

15. Attelabus. Caput postice atte-
nuatum inclinatum. Antennae apicem
versus crassiores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

[Seite 346]

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock.
(capricornus). Antennae attenuatae.
Thorax spinosus aut gibbus. Elytra
linearia
.

Manche Gattungen haben auffallend lange
Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild
und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben,
so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und geben mittelst des Brustschildes,
den sie an den Flügeldecken reiben, einen knar-
renden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi unidentatis apiceque bidentatis,
antennis longis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace
marginato dentato, maxillis porrectis coni-
formibus utrinque spinosis, antennis brevibus
.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Horn-
schröter.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus
.

Frisch P. XIII. tab. II.

Giebt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace
spinoso; punctis
4. luteis, elytris obtusis
nebulosis, antennis longissimis
.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.

[Seite 347]

17. Leptura. Antennae setaceae. Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus
.

1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris, femoribus posticis
dentatis
.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in
der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. An-
tennae setaceae. Elytra alis minora.
Cauda simplex
.

1. †. Maior. (Molorchus abbreviatus F.)
N. elytris abbreviatis ferrugineis immacu-
latis, antennis brevioribus
.

19. Lampyris. Johanniswürmchen.
(cicindela, nitedula. Fr. ver luisant.
Engl. glow-worm.) Antennae filifor-
mes. Elytra flexilia. Thorax planus,
semiorbiculatus, caput subtus occultans
cingensque. Abdominis latera plicato-
papillosa
.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben zwey blaulich phosphorescirende lichte
Puncte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten
Weibchen leuchten weit stärker als die Männ-
chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr
Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige
dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem
das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst
auch im Finstern leuchten), verliert sich der
Schein bey beiden Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo
.

[Seite 348]

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite brevior.
Elytra flexilia. Abdominis latera pli-
cato-papillosa
.

1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro,
macula nigra, elytris fuscis
.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen,
wenn es geschneyt hat, zu tausenden hervorge-
krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem
frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen
Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid.
(Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho-
rax retrorsum angulatus. Mucro pecto-
ris e foramine abdominis resiliens
.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine
zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu
ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist,
und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beiden Seiten des Brustschilds heraus
stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähn-
liche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. Der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flava glabra
.

[Seite 349]

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei-
tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin-
stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem
der Cucuyos und einiger anderer phosphores-
cirenden Insecten statt der Leuchten.

2. †. Niger. E. thorace laevi, elytris, pe-
dibus corporeque nigris
.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandkäfer. Anten-
nae setaceae. Maxillae prominentes
denticulatae. Oculi prominuli. Tho-
rax rotundato-marginatus
.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu-
lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit
ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug
nachzujagen.

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis
.

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum
.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laevi, corpore
inaurato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beiden Indien. Wohl Fingers lang.

2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. †. Viridis. B. elytris integerrimis subli-
nearibus punctatis, thorace deflexo, viridi
elongato
.

[Seite 350]

Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber
nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete
vor einigen Jahren in hiesiger Gegend große Ver-
wüstung in jungen Rothbuchen-Stämmen an.
Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin
sie geschlängelte Gänge fras.

24. Dytiscus. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(hydrocantharus) Antennae setaceae
aut clavato-perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici
.

1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. anten-
nis perfoliatis, corpore laevi, sterno cari-
nato, postice spinoso
.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der
Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu
eine artige längliche Hülfe, die er mit einer
braunen Seide überzieht, und die mit den ein-
geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem
Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus-
gekrochen und im Stande sind, in ihr Element
über Bord zu springen.

2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytro-
rumque margine flavis
(mas.).

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischreichen ge-
fährlich. Beym Weibchen ist die vordere Hälfte
der Flügeldecken längs gefurcht.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice trun-
catus marginatus. Elytra marginata
.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn
man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich.
[Seite 351] Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto
schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely-
tris punctis intricatis subrugosis
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcatis; striis sulcisque laevibus
inauratis
.

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo
nitens, thorace caeruleo, elytris aureo
viridibus striatis, abdomine subatro
.

Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom-
bardirkäfer. C. thorace capite pedibusque fer-
ugineis, elytris viridi nigricantibus
.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey
durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz
eigene Art bekannt geworden, womit er sich
gegen den C. inquisitor u.a. seiner Feinde zu
vertheidigen sucht; da er ihnen mit einem
merklich starken Laut einen blaulichen Dunst ent-
gegen schießt etc.

5. †. Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus F.)
C. piceus, thorace linea excavata longitu-
dinali, manibus spinosis
.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen
Jahren wie z.B. 1776 in der Lombardey und 1812
im Halltschen Saalkreise furchtbaren Mißwach-
[Seite 352] der jungen Getreidesaat. Der Käfer hält sich
des Nachts in Menge auf den Aehren auf.

26. Tenebrio. Antennae monilifor-
mes articulo ultimo subrotundo. Tho-
rax plano-convexus, marginatus. Ca-
put exsertum. Elytra rigidiuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori-
bus anticis crassioribus
.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.

2. †. Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der
Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali,
coleoptris laevibus mucronatis
.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes
articulo ultimo ovato. Thorax subro-
tundus. Elytra mollia flexilia, caput
inflexum gibbum
.

1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabè onctueux
. Engl. the oil-beetle.) M.
apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer
Berührung einen stinkenden Saft aus den Knie-
gelenkten der Beine fließen läßt.

2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala-
tus viridissimus nitens, antennis nigris
.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum
Blasenziehen gebraucht wird.

[Seite 353]

28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo
(in
territo
). Palpi compresso clavati, obli-
que truncati. Elytra deorsum curva
apicem versus. Ante femora lamina
lata ad basin abdominis
.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig zu vermehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus*). Antennae mo-
niliformes. Elytra dimidiata. Alae
tectae. Cauda simplex exferens duas
vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken,
aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber
noch unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis
.

30. Forficula. Antennae setaceae.
Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda
forcipata
.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig
.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.

[Seite 354]

An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier
gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur
so viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin
so gut wie jedes andere Insect, verirren kann.
Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen etc.
sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge
vermehren dem Grundholz der Gebäude und den
Fensterfutterungen.


II. HEMIPTERA. (Ulonata und
Rhyngota Fabr
.)

Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt,
bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten
aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen
Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von
einigen Naturforschern Proboscidia genannt
werden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie grade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam-
mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer
Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben
nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind
die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver-
wandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern
die Larven ähneln dem vollkommnern Insect
bis auf die Flügel, die erst nach und nach
völlig ausgebildet werden.

[Seite 355]

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque pla-
nae, subcoriaceae. Thorax planiusculus,
orbiculatus, marginatus. Pedes cursorii.
Cornicula duo supra caudam
.

1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le
cancrelas, ravet
. Engl. the black beetle,
cockroach
.) B. ferrugineo-fusca elytris
abbreviatis sulco oblongo impresso
.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie
einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z.B.
die ich weiß nicht warum so genannte Germa-
nica
, die Americana etc.) für manche Ge-
genden, wo sie sich eingenistet und stark ver-
mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Ver-
zehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen
aber Brot etc. Kann daher in Schiffen auf
weiten Seereisen schaudervolles Elend verur-
sachen*). Ist noch am ersten durch Arsenik,
Dampf von Schwefel und Assa foetida, kochend
Wasser etc. und wo nur wenige in einem Zimmer
oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen,
daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente
hinein sperrt.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro
integro
4-pustulato; dextro ad marginem
internum semipellucido,
3-pustulato.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

[Seite 356]

In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden
Ungleichheit in der Zeichnung der beiden Ober-
flügel merkwürdig.

3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-
maculatis
.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillo-
sum, palpis instructum. Antennae
setaceae. Alae 4 membranaceae, con-
volutae, inferiores plicatae. Pedes
antici compresi, subtus serrato-den-
ticulati, armati ungue solitario et
digito setaceo laterali articulato: po-
stici
4. laeves, gressorii. Thorax linea-
ris elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck-
ten, sonderbaren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr
Betragen etc. hat was Eigenes gleichsam Feyer-
liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion
Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen
dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen
werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.**)] M. thorace tere-
tiusculo scabro, elytris brevissimis, pedibus
spinosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

[Seite 357]

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum
so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesanbetherin, das wandelnde Blatt,
der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace
laevi subcarinato elytrisque viridibus im-
maculatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.

4. †. Prècaria. M. thorace subciliato, elytris
flavis ocello ferrugineis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig
verehrt wird.

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. saute-
relle
. Engl. grashopper.) Caput in-
flexum, maxillosum, palpis instructum.
Antennae setaceae s. filiformes. Alae
4 deflexae, convolutae, inferiores pli-
catae. Pedes postici saltatorii. Ungues
ubique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gat-
tungen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey manchen geben die Männchen entwe-
[Seite 358] der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber
mit den Flügeln hervorbringen.

1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit-
wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd-
krebs. (Fr. la courtilière. Engl. the mole-
crick
). G. thorace rotundato, alis caudatis
elytro longioribus, pedibus anticis palma-
tis tomentosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: an theils Or-
ten, wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig.
Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl
den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen
Schaden.

2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille,
Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl.
the cricket.) G. thorace rotundato, alis
caudatis elytro longioribus, pedibus sim-
plicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld-
grille. G. thorace rotundato, cauda biseta
stylo lineari, alis elytro breuioribus, cor-
pore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.)
der Baumhüpfer. G. thorace rotundato,
alis viridibus immaculatis, antennis seta-
ceis longissimis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

[Seite 359]

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf
Gebüschen, springt vorzüglich weit.

5. †. Verrucivorus. (Locusta verrucivora. F.)
das Heupferd. G. thorace subquadrato laevi,
alis viridibus fusco maculatis, antennis se-
taceis longitudine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus. die Kammheuschrecke. G. thorace
cristato, carina quadrifida
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Aegypten etc.

7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato; segmento unico, capite ob-
tuso, maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge-
meinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht
hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiati-
sche Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch
einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit
großen Invasionen desselben verschont geblie-
ben.*) Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn
es anders die gleiche Gattung ist) in Nord- und
Süd-America finden. – Daß sie in Arabien
und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in
den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird,
[Seite 360] ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige
neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel
erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel von
voreilig dreistem Hyperscepticismus.

8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Lebt meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora.*) Caput fronte pro-
ducta, inani. Antennae infra oculos,
articulis
2, exteriore globoso. Rostrum
inflexum, pedes gressorii
.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts
ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey
den nachbenannten Gattungen im Leben und
einige Zeit nach dem Tode einen hellen Schein
verbreitet.

1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne.
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ovali
recta, alis lividis; posticis ocellatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast
so groß als der ganze übrige Körper, und scheint
so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer
ehedem statt Leuchten bedient haben sollen.

[Seite 361]

2. Candelaria. der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente,
elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla-
vis; apice nigris
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.

35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum
inflexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae, deflexae. Pedes ple-
risque saltatorii
.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch beson-
dere, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem
Unterleibe hervor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von
Keulenschwämmen (clavariae) besonders häufig
auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf
dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie andere
auf Raupen, Schmetterlings-Puppen, Lauf-
käfern etc. wachsen*).

1. Orni. die Manna-Cicade – (Tettigonia
O. F
.) C. nigra flavo-maculata, alis hyali-
nis, basi flavis, maculis nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 1. 2.

Im südlichen Europa und in Nordafrica an
einigen Gattungen von Eschen, wo sie durch
ihren Stich das ausschwitzen der Manna verur-
sachen soll. Wird insgemein nebst der fast noch
[Seite 362] ein Mahl so großen C. plebeia (Rösel fig. 3.)
für die bey den Alten so beliebten Cicaden ge-
halten*).

2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum-
wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris
maculis binis albis lateralibus; fascia du-
plici interrupta albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt
ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von regnenden Weiden.

3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis
nigris: punctis caeruleis, fronte lateribus-
que rubris, ano lanato.

Stoll tab. 10 fig. 49. und D.

In Westindien. Hat den Beynamen von den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser
gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hin-
terleibe.**)

36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace bre-
viores. Alae
4 cruciato-complicatae,
[Seite 363] antice coriaceae. Pedes posteriores pi-
losi natatorii
.

1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis
.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc., von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit
zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum
inflexum. Alae
4 cruciato-complicatae
anticae coriaceae. Pedes anteriores che-
liformes; reliqui
4 ambulatorii.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thorace inaequali,
corpore oblongo-ovato
.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie Samen von Kornblumen etc.

2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdo-
minis margine serrato
.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica F.) N. subfusca:
oculis nigris, alis albidis, dorso plano
.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken.*)

[Seite 364]

38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum.
Alae
4 cruciato-complicatae, superiori-
bus antice coriaceis. Dorsum planum
thorace marginato. Pedes cursorii.

1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die
Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise,
Engl. the bug, wall-louse.) C. flavescens,
alis nullis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.

Ueber die ursprüngliche Heimath und den Auf-
enthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im
wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässiges.
Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher
oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen
(nahmentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und
Süd-America etc.) So leicht Wanzen durch Zu-
fall in ein Haus kommen können, so leicht ist es,
sie bald anfangs durch sorgfältige wiederhohlte An-
wendung kräftiger Mittel*) auch wieder zu ver-
[Seite 365] treiben: was aber äußerst schwer hält, wo man
sie einmahl überhand nehmen und sich weit ver-
breiten lassen.

2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. membra-
naceus, abdominis margine imbricatim secto,
corpore nigricante
.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen sei-
ner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe
schwer zu finden.

3. †. Baccarum. der Qualster. C. ovatus gri-
seus, abdominis margine nigro maculato
.

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen
andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu
dienen scheint.

4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro
arcuato, antennis apice capillaceis, cor-
pore oblongo subvilloso fusco
.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im-
mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehl-
tau. (Fr. puceron. Engl. plant-louse.)
Rostrum inflexum. Antennae thorace
longiores. Alae
4 erectae aut nullae.
Pedes ambulatorii. Abdomen postice
saepius bicorne
.

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer
und eben derselben Familie, geflügelte und un-
geflügelte Blattläuse, und das ohne alle Bezie-
hung auf den Sexualunterschied. Die Männchen
sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch
[Seite 366] in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen
nicht eher als in der letzten Generation jeden
Sommers*); bey den mehresten Gattungen also
erst zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit,
da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf
Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in
welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig
ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis
im folgenden Frühjahr hervor brechen, und zwar
sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blatt-
läuse durchgehende weiblichen Geschlechts, so
daß bis zu dem eben gedachten Termin der
letzten Generation keine männliche Blattlaus zu
sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle
jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne
Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzu-
pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im
Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgen-
den Frühjahr und Sommer bey vielen bis ins
neunte Glied äußert.

1. †. Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. †. Ulmi. A. ulmi campestris.

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. †. Rosae. A. rosae.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. †. Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig.
22. u. f.

[Seite 367]

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren Auswüchse verursachen, die man Pappel-
rosen, Alberknospen etc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis, thorace verrucoso
.

An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum etc.,
wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen,
schotenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum
pectorale. Antennae thorace longiores
.
Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes
saltatorii
.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.

1. †. Buxi. C. buxi.

2. †. Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gall-
insecte
) Rostrum pectorale. Abdomen
postice setosum. Alae
2 erectae mascu-
lis. Feminae apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beiden
Geschlechter einander so auffallend ungleich, als
bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt
einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist
ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und
könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe
an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an-
gesehen werden. Das Männchen schwärmt in-
deß im Freyen umher, bis es, vom Begattungs-
[Seite 368] trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen
aussucht und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Caffeebäumen etc. Man vertreibt sie, wenn
man die Gewächse nach dem Begießen mit
Schwefelblumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Griechen-
land, in der Provence etc. an Stechpalmen etc. Die
beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester
(Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit
Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus
verfertigt.

4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln vom Weggras und andern Pflan-
zen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo
sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille
. Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi
.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII.
P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf meh-
reren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan-
tagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast
[Seite 369] wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und
jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae
.

D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hind-
ostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm
kommt das so genannte Gummilack.*)

42. Thrips. Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdomen
sursum reflexile. Alae
4 rectae, dorso
incumbentes, longitudinales, angustae,
subcruciatae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten,
und meist nur durch ihre große Anzahl, oder
durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen
und fliegen, bemerkbar werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore
atro
.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744.
tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen etc.



III. LEPIDOPTERA. (Glossata Fabr.)*)

[Seite 370]

Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier ausgespannte,
mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und
einen behaarten Körper, auszeichnet. Als
[Seite 371] Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am Kopf, einen lang gestreckten, cylindrischen
Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft-
löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenför-
miger Klauen an der Brust, und meist fünf
Paar runder fleischiger Füßen am Hinterleibe.
Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweg-
lich, doch bey der Weidenraupe und einigen
andern sehr wenigen Gattungen sich von der
Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus
kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der
Schmetterling zum Vorschein, der meist lange
Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der
Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so ge-
nannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen
Augen, zwey große halbkugelichte und drey
kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen
Gattungen hat Linné unter drey Geschlechter
gebracht.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly
.) Antennae apicem versus crassio-
res, saepius clavato-capitatae. Alae
erectae sursumque conniventes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste:
die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig
(chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem
hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur
am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier
[Seite 372] breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit
der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeich-
nung gar sehr von der Unterseite verschieden ist)
gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze
Geschlecht, leichter Faßlichkeit wegen, wieder
in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Equites: Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad basin
:
his saepe antennae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis.
(saepius nigri.)

Achivi, pectore incruento, ocello ad
angulum ani
.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis;
posticis brevissimis
.

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festivi, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Pharelati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parvi. Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis maculis pellucidis.

* * *

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: instritis atris, posticis
maculis sex nigris.

Clerk tab. 17.

Auf Amboina etc. So wie der folgende ein
größes prächtiges Thier.

[Seite 373]

2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis,
disco caeruleo splendente dentato. Posti-
cis subtus ocellis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz.
P. E. A. alis caudatis concoloribus flavis,
limbo fusco, lunulis flavis, angulo ani
fulvo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flavescentibus:
fasciis nigricantibus geminatis: posticis
subtus linea auratia
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique rubris.

Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinnste zusammen.

7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
[Seite 374] ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Name, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden ist.

8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 45.

9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.

10. †. Cardamines. der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fulvis, posticis subtus viridi-
nebulosis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flavis: singulis puncto flavo, sub-
tus ferrugineo
.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis duobus tribusque
.

13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fulvis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. †. Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello unico, posticis quinque ob-
soletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

[Seite 375]

15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fulvis albo nigroque variegatis,
posticis utrinque ocellis quatuor, saepius
coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In
manchen Jahren unsäglich häufig.

16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis;
fascia utrinque alba interrupta, posticis su-
pra uniocellatis
.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.

19. †. Urtica. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-macu-
latis; primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fulvis nigro maculatis, posticis
subtus C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel.
(Engl. the admirable.) P. N. P. alis dentatis
nigris albo-maculatis: fascia communi pur-
purea, primoribus utrinque, posticis mar-
ginali.

[Seite 376]

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus
lineis argenteis transversis
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.

23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis
nigro maculatis: subtus maculis
21 ar-
genteis.

24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulva
nigro-punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis cae-
ruleis: posticis subtus limbo ferrugineo;
ocellis caeruleo-argenteis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.

Auf Kreuzdorn etc.

26. †. Malvae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis divaricatis nigris albo-ma-
culatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae
medio crassiores s. utraque extremitate
attenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind meh-
rentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem
hakenförmigen Horn am Ende des Rückens,
dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist.
[Seite 377] Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Ge-
spinnste. Die Abendvögel haben ihren Namen
daher, weil sie meist bloß in der Abenddämme-
rung umher fliegen. Die mehresten haben einen
langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze
Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf
folgende Art unterabgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitaehabitu et larva diversae.

* * *

1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatioribus flavescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis nigris.

5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.

Rösel vol. III. tab. 2.

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke.
Die Raupen auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.

[Seite 378]

6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L.
alis integris fuscis, vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich
in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verhee-
rungen anrichtet.

11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine
barbato lateribus albo nigroque variis, alis
posticis ferrugineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die
Zirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis;
punctis sex rubris; inferioribus rubris
immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

[Seite 379]

13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die
Ringelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis
fenestratis: superiorum sex, inferiorum
duobus, abdomine cingulo luteo.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl.
Moth.) Antennae setaceae, a basi ad
apicem sensim attenuatae. Alae se-
dentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Ins-
ecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart;
und verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern seidenartigen Gespinstes (folliculus), wo-
zu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen
Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben
dem Magen liegen, führen; und ihn nachher,
mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter
dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst
feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem
zu andern Zwecken, sich z.B. daran herablassen
zu können etc. nutzen*). Diese Gehäuse werden
bey einigen, wie bey dem Pfauvogel, wegen
ihrer überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen
Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große
Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst,
die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen,
hat Linné in folgende Familien abgetheilt:

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyges alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis
.

[Seite 380]

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. Noctuaealis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizon-
tatibus quiescentes
.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, ut fere
retusis, margine exteriore curvo
.

f. Pyralides alis conniventibus in
figuram deltoideam forficatam
.

g. Tineae alis convolutis, fere in cy-
lindrum, fronte prominula
.

h. Alucitae alis digitatis fissis ad basin
usque
.

* * *

1. †. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectini-
cornis elinguis, alis falcatis concoloribus
luteo-variis, macula fenestrata, superiori-
bus sesquialtera
.

Merianae Surinam. tab. 32.

In beiden Indien. Die Flügel größer als an
einer hieländischen Fledermaus, aber mit auffal-
lend kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinste
dieser und anderer großen Phalänen in Schina
die sogenannte wilde Seide.

2. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato.

[Seite 381]

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach,
offenen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber
doch inwendig auf eine überaus artige Weise,
mittelst elastischer convergirender Stacheln, die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feind-
seliges Insect durch diesen Weg hinein dringen
kann*).

3. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt. P. B. elinguis, alis reversis semitectis
dentatis ferrugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare
bucklige Stellung.

4. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefern-
spinner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe.
P. B. elinguis, alis reversis griseis; strigis
duabus cinereis; puncto albo triangulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefern-
waldungen.

5. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabel-
schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis
albida nigro-punctata, alis subreversis fusco
venosis striatisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

[Seite 382]

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen,
die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege-
ben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag
einen scharfen Saft, durch eine Oeffnung unten
am Halse von sich zu spritzen, und sich damit im
Nothfall zu vertheidigen*).

6. †. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis,
alis reversis rufo-cinereis; fasciis duabus
lineatibus luteis flexuosis.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch
abenteuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbei-
nen, zwey hornichten Schwanzspitzen etc.

7. Mori. (Bombyx M. F.) der Seidenwurm.
P. B. elinguis, alis reversis pallidis; striis
tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral tab. 9.

Der assyrische Bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezo-
gen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl ge-
häutet hat, in einen Coccon von weißer oder gel-
ber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden
besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen), und
kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmet-
terling aus. Nach der Paarung legt das überaus
dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden
[Seite 383] Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul-
beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind wohl ursprünglich in Schina*) zu
Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht
gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.

8. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringel-
raupe. P. B. elinguis, alis reversis: fascia
sesquialtera; subtus unica.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestchen herum.

9. †. Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich-
tenspinner. P. B. elinguis, alis griseis:
strigis tribus obscurioribus, posterioribus
pallidis: puncto anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

10. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze
Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis
fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis
nigro punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.

11. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne,
der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis
deflexis, superiobus albis atro-undatis,
abdominis incisuris sanguineis.

Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe,
fig. 17-19.

[Seite 384]

Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten-
waldungen.

12. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elin-
guis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque
nebulosis: femineis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung
und Größe der beiden Geschlechter.

13. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die
schwarze Winterraupe. P. B. elinguis,
alia deflexis albidis, abdominis apice bar-
bato luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht,
und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen
gesponnenem welken Laube an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte
schadet.

14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elin-
guis, alis planiusculis: superioribus ferru-
gineis lunula alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B.
elinguis cristata, alis deflexis griseis: stig-
matibus albidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.

16. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die
Weidenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis
nebulosis, thorace postice fascia atra, an-
tennis lamellatis.

[Seite 385]

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.

Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte
Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich in
Ulmen, Eichen etc., doch bey weitem am häufig-
sten an Weidenstämmen auf, die so von ihr durch-
fressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bey
mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den
diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert,
daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen
Raupen bey drey Jahr alt wird, ehe sie sich
verpuppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes
Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden
lang im so genannten luftleeren Raume, und
mitten im Sommer fast drey Wochen lang unter
Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar ist,
daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und
wenn die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus
der Mitte des Stammes sich vorn bis an die
Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

17. †. Graminis. die Grasraupe. (Cossus Gr.
F
.) P. B. spirilinguis, alis depressis grieseis:
linea trifurca, punctoque albidis.

Schwed. Abh. 1742. tab. 2.

In manchen Jahren für die Wiesen furcht-
bar verheerend.

18. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis
leavis nivea, antennis thorace brevioribus,
alis punctis numerosis caeruleo-nigris,
thorace senis
.

19. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elin-
guis fulva, antennis thorace brevioribus,
maris alis niveis.

20. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis grisescentibus, inferioribus
[Seite 386] rubris, fasciis duabus nigris, abdomine
supra rubro.

21. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis cristata, alis erosis pallidis: supe-
rioribus basi incarnata, intra triangulum
fuscum.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.

22. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flavo-maculatis
subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich-
tenholzungen.

23. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis: anticis fasciis
4 nigris abbreviatis
inaequalibus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren,
Stachelbeeren.

24. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

25. †. Brumata. der Frostschmetterling,
Blüthenwickler. P. G. seticornis, alis
griseo-fuscis: striga nigra postice pallidio-
ribus; femina aptera

Reaumur T. II. tab. 30.

Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume.
Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eyer in
die Blüthknospen.

26. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis
rhombeis, superioribus viridibus imma-
culatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

[Seite 387]

27. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis
recurvatis, alis politis fuscescentibus: strigis
repandis albidis area interiecta glauca.

Clerck phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

28. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus
fuscis, fascia et maculis niveis subinter-
ruptis; posticis cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

29. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti.
alis superioribus flavis, maculis duabus ar-
genteis, anteriore oblonga, posteriore ovata.

Clerck phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

30. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz-
motte. P. Ti. alis canis, medio puncto
nigro, capite subgriseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

31. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider-
motte. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque
puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungstücken.

32. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis
canis postice purpurascentibus, striga alba,
scutello nigro, apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

33. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf,
weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque
maculatis capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

[Seite 388]

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht ver-
räth*).

34. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti.
alis auratis: fasciis
2 argenteis: priore an-
trorsum, posteriore retrorsum arcuata.

Clerck phal. tab. 12. fig. 14.

35. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis
fuscis, punctis tribus argenteis elevatis.

Clerck phal. tab. II. fig. 8.

36. †. Pentadactyla. (Pterophorus pentada-
ctylus
F
.) die Fünffeder. P. Al. alis paten-
tibus fissis quinquepartitis niveis: digito
quinto distincto.

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein
ungewöhnliches Ansehen.


IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel aus-
zeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellula. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoi-
selle
. Engl. dragon-fly .) Os maxillo-
sum, maxillis pluribus. Antennae tho-
[Seite 389] race breviores. Alae extensae. Cauda
maris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben gleichsam eine bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflü-
gelten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel
Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri-
cantibus, thorace lineis duabus flavis, ab-
domine lanceolato lateribus flavescente.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling
1806 und 07 am Harz und in Thüringen etc.)
im mächtigen Zügen sehen lassen*).

2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis
coloratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis
hyalinis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder, Lorenzfliege, Rheinschnake.
(hemerobius, diaria). Os edentulum
absque palpis: Ocelli
2 maximi supra
oculos. Alae erectae, posticis minimis.
Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im
Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Ge-
[Seite 390] genden Millionen der vollkommen ausgebildeten
Thiere mit einem Mahl aus dem Wasser hervor
geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise
anderer Insecten, erst nochmahls häuten müs-
sen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern
Zustand meist nur kurze Zeit, oft nur wenige
Stunden genießen.

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebu-
loso-maculatis
.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329. sq.

Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis
margine crassiore nigricantibus
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth.) Os edentulum
palpis
4. Ocelli 3. Antennae thorace
longiores. Alae incumbentes, inferio-
ribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils sehr
künstlichen (meist cylindrischen theils aber auch
vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die sie sich ver-
fertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr
Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen
diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andere aus
Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen,
andere aus kleinen Flußschneckchen u.s.w.

1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda
biseta, alis venosis reticulatis.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.

[Seite 391]

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. †. Rhombica. P. alis flavescentibus de-
flexo compressis macula rhombea laterali
alba.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobius. Florfliege, Land-
libelle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli
nulli. Alae deflexae
(nec plicatae).
Antennae thorace convexo longiores,
setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkom-
mene Insect ähnelt dem vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyali-
nis; vasis viridibus
.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

Befestigt seine Eyer auf eine wundersame
Weife auf Baumblätter oder an Moos etc. mit-
telst eines aufrechtstehenden borstenähnlichen klei-
nen Stiels*).

2. †. Pulsatorius. (Pfocus P. F.) die Papier-
laus, Holzlaus. (Fr. le pou de bois.) H.
apterus, ore rubro, oculis luteis
.

Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten Individua so äußerst
selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur
auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn
müssen. (§. 136.)

[Seite 392]

50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os
maxillosum: dentibus
2. Palpi 4 elon-
gati. Ocelli nulli. Cauda maris for-
cipe e filamentis duobus rectiusculis.
Antennae clavatae longitudine thora-
cis. Alae deflexae
.

1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion
.) M. alis macula alba margi-
nali postica.

Rösel vol. III. tab. 17. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals
hinein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens
an den Rand dieser Grube kommen, und mit
dem lockern Sand hinab schurren.

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum. Palpi
2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda
maris chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro-
maculatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus
2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae
longitudine thoracis antice elongati
cylindrici. Cauda feminae seta re-
curva laxa.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.


V. HYMENOPTERA. (Piezata Fabr.)

[Seite 393]

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen,
auch meist kürzer und schmäler sind als bey den
Insecten der vorigen Ordnung. Bey den meh-
resten sind die Weibchen und geschlechtlosen
Thiere mit einem verletzenden Stachel am
Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie
beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet;
daher die ganze Ordnung auch von einigen
Entomologen Aculeata genannt worden. Die
Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie
Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie Ma-
den ohne Füße etc*)..

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis,
saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die
dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen,
bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und
nun als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker
hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey,
daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter
in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
[Seite 394] theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor
die darin befindliche Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen,
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem
Namen Rosenschwämme oder Schlafäpfel
(spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem offici-
nell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace li-
neato, pedibus griseis, femoribus subtus
nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedener Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumahl auf den Inseln des mittländischen
Meeres; in den wilden Feigen, die man deß-
halb zu den zahmen Feigen hängt, damit der
cynips von jenen in diese übergehen mag, als
wodurch die Zeitigung und Größe derselben be-
fördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os
maxillis absque proboscide. Alae planae
tumidae. Aculeis laminis duabus ser-
ratis, vix prominentibus. Scutellum
granis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt), leben vom
[Seite 395] Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken
und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis
clavatis luteis, abdominis segmentis ple-
risque flavis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. †. Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis
2 validis. Palpi 2 truncati:
Antennae filiformes, articulis ultra
24.
Aculeus exsertus rigens serratus. Ab-
domen sessile mucronatum. Alae lan-
ceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu
bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die
Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf*).

1. †. Gigas. S. abdomine serrugineo: seg-
mentis nigris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Rau-
pentödter, Spinnenstecher. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis ultra

30. Abdomen petiolatum plerisque.
Aculeus exsertus vagina cylindrica,
bivalvi
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Ver-
tilgung der Raupen, Spinnen und anderer In-
[Seite 396] secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in leben-
dige Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche
sind auch an andere Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larve ihre
Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die
eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn scheint.

1. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomine falcato.

2. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger
pedibus flavis
.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eyer in die Raupen der Butter-
vögel, so wie der vorige in die von manchen
Phalänen.

3. †. Globatus. (Cryptus G. F.) I. niger
pedibus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 10.

An Grashalmen. Merkwürdig wegen des
äußerst zarten baumwolleähnlichen Gespinnstes,
von der Größe eines Taubeneyes, worin die
zahlreichen kleinen Puppen ihre Verwandlung
zusammen bestehn.

57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe.
Os maxillis absque lingua. Antennae
articulis
10. Alae plano-incumbentes
(nec plicatae) in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus
.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses
Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo-
[Seite 397] den, schleppen eine große Spinne oder Raupe
einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm
beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey,
da dann nachher die junge Larve dem großen
Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den
Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo,
postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die
Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis
flavis, tibiis anticis clypeis concavis
fenestratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
süßen des Männchen für durchlöchert gehalten,
und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten
Sieben eine merkwürdige Bestimmung anzudich-
ten, und viel Schönes über die weise Einrichtung
eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl.
golden-fly.) Os maxillis absque pro-
boscide. Antennae filiformes: articulo

1 longiore, reliquis 11 brevioribus.
Abdomen subtus fornicatum, utrinque
squama laterali. Anus dentatus aculeo
subexserto. Alae planae. Corpus au-
ratum.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato
.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

[Seite 398]

59. Vespa. Wespe. (Fr. guèpe. Engl.
wasp.) Os maxillis absque proboscide.
Alae superiores plicatae in omni sexu.
Aculeus punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu
Tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften
aus so vielartigen Stoffen (– z.B. die Wespen
aus Holzzasern etc., die Immen aus Wachs, die
Maurer-Bienen aus Grant etc. –) zu verfer-
tigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet.)
V. thorace nigro antice ruso immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici
contiguo
.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace utrinque lineola interrupta, scu-
tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. †. Nidulans. (Fr. la guêpe cartonnière.) V.
nigra, thorace striga antica subscutelloque
albis, abdominis segmentis margine flavis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres
kunstreichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit
Schreibpapier überzogenen Pappe.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa
[Seite 399] vaginis duabus bivalvibus. Alae planae
in omni sexu. Aculeus feminis et
neutris punctorius reconditus.

1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine
fusco, tibiis posticis ciliatis, intus trans-
verse striatis
*).

Bekänntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weiten zahlreich-
sten Individuen geschlechtlos, d.h. sie werden
von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch
befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst
vollkommne Geschlechtsorgane zu haben. – Hier
bey der Imme hat das Weibchen, die so genannte
Königinn oder Mutterbiene, oder der Weißler,
einen schlanken schmalen Leib, länger als die
Dronen, kurze Flügel, einen behaarten Kopf,
ein zackiges Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die
männlichen Bienen, oder Dronen (Deck- oder
Wasser- oder Holmbienen) sind groß und stark
von Leibe, mit langen Flügeln etc. – Die ge-
schlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bienen
hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von
mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln,
glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer be-
sondern Grube am Hinterschenkel, die zum Ein-
tragen dient, u.s.w. Diese letztern, deren in
einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können,
haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen
[Seite 400] des Eintragens, Bauens und der Besorgung der
Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den
Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen
zum Stocke tragen, wo er ihnen von den ältern
abgenommen, und das Wachs vom Honig geschie-
den wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit
Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen
ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel
als Waffen versehen, den sie aber wenn sie tief
stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. – Die
männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andere Bestimmung, als
sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint
im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern,
oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge-
nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-
läufig die für die Dronen bestimmten größer als
die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen-
schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekom-
men, so trennt sie sich als Colonie vom Stamm-
volke, sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die
Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu
machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige
Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu
befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen
so wenig Wärme haben als andere kalkblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen
bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).

[Seite 401]

2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.) die
Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der Rosenbüsche.

3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holz-
biene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushöhlet, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von ein-
ander absondert.

4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel.
(bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir-
suta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die Moos-
biene. A. hirsuta fulva abdomine flavo.

[Seite 402]

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulva
abdomine nigro
(femina nigro-violacea
pedibus fuscis
).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an
alten Mauern, die viel Sonne haben. Die ey-
förmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen
Gebäude sind, werden mit Gespinste austape-
zirt, und zuweilen auch vom Attelabus apiarius,
Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. Formica*). Ameise, Emse. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis
elongatus, nodulosus, aut munitus squa-
mula erecta. Aculeus feminis et neutris
reconditus. Alae maribus et feminis,
sed neutris nullae.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich
vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey
vier- und mehreren taufenden in einem Haufen
auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüg-
lich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die
fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten
und pflegen, geht so weit, daß man gesehen,
wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib
abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem
schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.

[Seite 403]

1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ovato, femoribus ferrugineis.

Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.

3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.

4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra
nitida, tibiis cinerascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzähli-
ger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme
als auf- und niederfahrende Säulen zum Vor-
schein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf
Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie
ein Nordlicht ausnehmen*).

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra
bidentato.

Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadri-
spinoso, capite didymo magno utrinque
postice mucronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Von der Größe einer Wespe.

62. Termes. Weiße Ameise, Holz-
Emse, Termite. (Fr. fourmi blanche,
poux de bois
. Engl. white ant, wood-ant,
wood louse
.) Squamula intergerina
nulla. Alae maribus et feminis tem-
porariae; sed neutris plane nullae.

[Seite 404]

1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der guineischen Termiten.
Ebenselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und
wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in bei-
den Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehreren
Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Ge-
bäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch
sind, und theils in solcher Menge beysammen ste-
hen, daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs
kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler
Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras über-
wachsen etc. und ist dabey so fest, daß er mehrere
Menschen zu tragen im Stande ist, ungeachtet
die Wände selbst mit großen weiten Gängen durch-
zogen sind, die theils über eine halbe Elle im
Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen
Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue
aufgeführt, andere erweitert u.s.w. Die Zellen
des Königs und der Königinn (als von welchen in
jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im
Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst
um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf
folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht
bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen
und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten etc.
und können binnen wenigen Wochen mächtige
Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hin-
[Seite 405] terleib der befruchteten Königin 2000 Mahl
dicker, und größer wird als er vorher war, ist
schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen
24 Stunden auf 80000 Eyer legen.

63. Mutilla. Alae nullae in pleris-
que. Corpus pubescens. Thorax po-
stice retusus. Aculeus reconditus pun-
ctorius.

1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea,
abdomine cingulo nigro.

In Nordamerica.


VI. DIPTERA*). (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und einem
Paar kleinen Knöpfchen oder so genannter
Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halte-
res
), die hinter den Flügeln an der Brust
sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe
bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbe-
stimmt ist, und derentwegen einige Natur-
kündige die ganze Ordnung Halterata benannt
haben. Die Larve ist meist eine Made**),
[Seite 406] die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkom-
mene Insect hat bey einigen Geschlechtern
einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern
einen weichen Schlurfrüssel, bey noch andern
bloß eine einfache Mündung u.s.w. Einige,
Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus*). Bremse. Os apertura
simplex. Palpi duo, biatriculati, apice
orbiculares in depressione oris utrin-
que siti.

Bey den zunächst benannten Gattungen legt
das Weibchen seine Eyer in die Haut der leben-
digen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fon-
tanell (die so genannte Dasselbeule) entsteht, in
welchem sich die Larve (der Engerling) ernährt.

1. †. Bovis. die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze.
) O. alis immaculatis
fuscis, abdomine fascia atra media: apice
pilis fulvo-flavis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

[Seite 407]

2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flavo fascia nigra,
abdomine fulvo apice flavo
.

3. †. Equi. die Pferdebremse. (Engl. the
horse-bee
. Oestrus bovis Linn
) O. alis
albidis, fascia media punctisque duobus
nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt seine Eyer den Pferden an die Schultern
und Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Lar-
ven von denselben abgeleckt und hinuntergeschluckt
werden; die sich dann von dieser und der folgen-
den Gattung, im Frühjahr fast allgemein und
theils in großer Anzahl im Magen der Pferde
finden, wo sie mit dem vordern spitzen Ende
ihres an Größe und Form ungefähr einem Dat-
telkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts) in der
innern Haut des Magens eingehakt festsitzen.

4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscis, abdomine atro,
basi albo apiceque fulvo.

Clark l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eyer den Pferden gleich an die
Lippen.

5. †. Ovis. die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipula. Schnacke. (Engl. crane-
fly
.) Os capitis elongati maxilla supe-
riore fornicata: palpi duo incurvi capite
[Seite 408] longiores. Proboscis recurvata bre-
vissima
.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
sogar in Schwefelwassern leben können, und die
unser Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toi-
sen über der Meeresfläche angetroffen.

1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis,
costa marginali fusca
.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mahl am Gemüse viel Schaden.

2. †. Destructor. (Engl. the Hessian fly*).)
T. capite et thorace nigris, alis nigris
basi fulvis
.

Philadelph. journal of nat. sciences. 1817.
tab. 3.

Ist bloß im Nordamericanischen Freystaat ein-
heimisch, wo sie große Verwüstung am Waizen
anrichtet.

3. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.)
T. alis incumbentibus, thorace virescente,
alis hyalinis puncto nigro
.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.

4. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis
deflexis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis
.

Frisch P. XI. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen
Orten, Abtritten etc. lebt.

[Seite 409]

66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl.
fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2
lateralibus: palpi duo.

1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente
.

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris
.

Frisch P. VII. tab. 14.

Gebiert lebendige Maden.

3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis
5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis
.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich lästiger Menge*). Das
befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr
Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Pup-
penhülse aufzusprengen, kann die zum Auskrie-
chen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase
auftreiben.

4. †. Cellaris. (vinulus, conops) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis
ferrugineis
.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

[Seite 410]

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und
überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa
nigra, abdomine subcinereo, alis basi sub-
flavis, oculis brunneis
.

In Gärten und Wäldern, haben einen son-
derbaren, gleichsam hüpfenden Flug.

6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis
setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra,
oculis ferrugineis
.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon) Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis
duobus, subulatis, proboscidi laterali-
bus, parallelis
.

1. †. Bovinus. T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis lon-
gitudinalibus.

Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra
vaginam flexilem
.

1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin
. Engl. the gnat. Portug. mosquito.)
C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen – weit
heftigere Entzündung verursachen), sind diese
[Seite 411] Thiere, die von den europäischen Seefahrern,
nach dem Portugiesischen, Moskiten genannt
werden, in unsäglicher Menge, und werden oft
eine recht gefährliche Plage. Unkundige Rei-
sende belegen aber auch wohl überhaupt alle
mückenartige stechende Insecten mit dem ge-
meinschaftlichen Namen von Moskiten.

2. Reptans. (Scatopfe R. F.) die Beißfliege,
Columbachische Mücke, Colombatz. C.
niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo
albo
.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte
II. tab. 1. fig. 1.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibi-
rien, vor allem aber im Bannat, wo sie zwey
Mahl im Jahre, im Frühjahr und Sommer, in
unermeßlichen Scharen erscheint und den Pfer-
den u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des Kör-
pers einkriecht, daß es oft davon in wenigen
Minuten sterben muß. Auch den Menschen wird
sie dann wenigstens äußerst lästig, wenn auch
nicht so gefährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo,
bivalvi, thorace longiore, valvulis
horizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra,
pedibus posticis longis: alterius sexus
pennatis
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.

[Seite 412]

1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. anten-
nis subplumatis, cinerea glabra ovata
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege,
nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden
Bohrstachel. Sie kommt nur wenn es regnen
will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch
bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der
Weide sich an die Füge des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.

71. Asilus. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto bivalvi
.

1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomen-
toso, antice segmentis tribus nigris, postice
flavo inflexo
.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylius. Schwebfliege (Fr.
bourdon. Engl. buzz-fly.) Os rostro
porrecto, setaceo, longissimo, bivalvi,
valvulis horizontalibus, intra quas
aculei setacei
.

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.

Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-
araignée
.) Os rostro bivalvi, cylin-
drico, obtuso, nutante. Pedes ungui-
bus pluribus
.

1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the
horseleech
.) H. alis obtusis, thorace albo
variegato, pedibus tetradactylis
.

[Seite 413]

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen
nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher
gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird,
das nach einiger Zeit als vollkommen erwachse-
nes geflügeltes Insect auskriecht.

2. †. Ovina. die Schaflaus. (Engl. the
sheeptik, sheepfagg
.) H. alis nullis.

Frisch P. V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.


VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Auf-
enthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr
verschieden. Theils legen sie Eyer, theils ge-
bären sie lebendige Junge. Den Floh aus-
genommen, besteht wohl keins der übrigen
eine eigentliche Verwandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os
palpis
2 setaceis et 2 capitatis. Cauda
setosa setis extensis. Corpus squamis
imbricatum
.

1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa, cauda
triplici
.

[Seite 414]

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in gang Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pe-
des
6 cursorii. Oculi 2 compositi ex
octonis. Cauda bifurca, saltatrix, in-
flexa. Antennae setaceae elongatae
.

Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich
zuweilen manche Gattungen (z.B. P. nivalis,
der so genannte Schneefloh) in Unzahl auf
frischgefallnem Schnee*).

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2.
Os aculeo exserendo. Antennae lon-
gitudine thoracis. Abdomen depressum
sublobatum
.

Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst
Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit geplagt**).

1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.

[Seite 415]

Ist, außer am Menschen, meines Wissens
bloß am Schimpansee (Simia troglodytes) und
am Coaita (Cercopithecus paniscus) gefunden
worden. Bey den Mohren sind die Läuse
schwarz; daß sie sich aber, wie Oviedo u. a
behaupten, auf den Schiffen verlören, wenn
diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel*).

2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl.
the crab-louse.) P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

77. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum
.

1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor-
pore breviore
.

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch nicht im äußersten Nordamerica, und nur
sehr einzeln aus manchen Westindischen Inseln
(z.B. auf Martinike) etc. Er kann wenigstens
auf 6 Jahr alt werden.

[Seite 416]

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor-
poris longitudine
.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und
in den Sprüngen, ist aber weit kleiner; hält
sich besonders im Staube auf, und bohrt sich
den Menschen unter die Haut der Fußzehen wo
dann den Hinterleib des befruchteten Weibchens
zu einem Eyersacke von Erbsengröße anschwillt,
wodurch heftige und zuweilen in Brand über-
gehende Entzündungen entstehen.

78. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl.
tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis.
Tentacula
2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen*), die sich auch zum Theil, wie die
Läuse auf andern Thieren finden.

1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus,
der Holzbock. A. globoso-ovatus: macula
baseos rotunda; antennis clavatis
.

Frisch P. V. tab. 19.

2. †. Telarius. A. rubicundo hyalinus, ab-
domine utrinque macula fusca
.

Hermann tab. 2. fig. 15.

Unter andern auf den Linden. Eins der
schädlichsten Ungeziefer für die Gewächshäuser.

3. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite
. Engl. the mite .) A. late-
[Seite 417] ribus sublobatis, pedibus 4 posticis lon-
gissimis, femoribus capiteque ferrugineis,
abdomine setoso
.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird nur mit drey Paar Füßen geboren,
und das vierte wächst erst nachher dazu*).

79. Hydrachna. Wasserspinne, Was-
sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati.
Oculi
2, 4, 6. Caput, thorax, abdo-
menque unita
.

1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F.
Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotun-
data maculis pluribus; oculis inferis
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

80. Phalangium. Pedes 8. Oculi
verticis
2 contigui. Frons antennis pe-
diformibus. Abdomen rotundatum
.

1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau-
cheur
. Engl. the shepherd.) P. abdomine
ovato; subtus albo
.

Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum, und eins der weni-
gen Land-Insecten die Wasser trinken. Die
ausgerissenen Beine zeigen noch Tage lang Lebens-
kraft durch Bewegung. Das zweyte Paar der-
selben scheint ihnen statt Fühlhörner zu dienen.
Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den
Schultern.

[Seite 418]

2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher-
scorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab-
domine obovato depresso, chelis laevibus,
digitis pilosis
.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht vor- und rückwärts wie
ein Krebs.

3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato
.

Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18.
fig. 7.

4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis
dentatis villosis, corpore oblongo
.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung,
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr.
araignée. Engl. spider.) Pedes 8.
Oculi 8. (plerisque). Os unguibus s.
retinaculis
2. Anus papillis textoriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen
Gattungen*), die sich meines Wissens alle bloß
von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, näh-
ren, auch einander selbst auffressen. Die mehre-
sten weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige
Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind
[Seite 419] und Wetter aushält, bewundernswürdig ist*).
Auch hat man mehrmahls den freylich seltsamen
Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinnewebe,
und besonders aus dem Eyergespinnste der Kreuz-
spinne, eine Art Seide zu verarbeiten. – Der
so genannte fliegende Sommer (Mädchen-Som-
mer, Mariengarn etc.) (Fr. Filets de St. Mar-
tin, cheveux de la Ste Vierge
. Engl. Gossa-
mer
.) ist wenigstens größtentheils einer kleinen
Gattung von Spinnen (der A. obtectrix) zuzu-
schreiben, die zumahl im Frühjahr häufig an
Hecken und Büschen umher webt.

1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba
punctata
.

Rösel vol. IV. tab. 35-40.

Quatremere d'Isjonval erklärte diese und die
folgende Spinne für den untrüglichsten Wetter-
propheten.

2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ovato fusco: maculis nigris
5 sub-
contiguis: anterioribus maioribus
.

Martyn tab. 2. fig. 10.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A.
saliens nigra: lineis semicircularibus
3 albis
transversis
.

Martyn tab. 6. fig. 1.

Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber
kein Gespinnste.

[Seite 420]

4. †. Saccata. A. abdomine ovato ferru-
gineo fusco
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn
er ihr mir Gewalt entrissen wird, zu retten*).

5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace
orbiculato convexo: centro transverso ex-
cavato
.

Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.

Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und
die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann
auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung ver-
ursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis
.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedi-
bus subtus atro fasciatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabel von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen
Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf,
daß es theils Einbildungen hypochondrischer und
hysterischer Patienten; mehrentheils aber arm-
selige Betteleyen seyn mögen, womit sich leicht-
gläubige Reisende haben hintergehen lassen. So
[Seite 421] viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die
sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält,
den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß
lästig wird: und, so wie der Stich mancher
anderer Insecten im brennenden Sommer ge-
fährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz
erregen) kann, so auch freylich wohl der Taran-
tel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo
lateribus striatis: pedibus fulvis apicibus
nigricantibus
.

Labillardiére voyage. tab. 12. fig. 4-6.

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen
Insulanern zu Hunderten geröstet- und gegessen
wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato. Pectines
2
subtus inter pectus et abdomen.

Die Scorpione haben in der Bildung und
Lebensart manches mit den Krebsen gemein, auch
werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale
ab. Sie nähten sich von andern Insecten, und
hecken lebendige Junge. Der Stich des kleinen
europäischen ist, wenn nicht grade schwüle Son-
nenhitze u.a. dergl. Umstände dazu kommen, nicht
eben gefährlich*).

1. Afer. S. pectinibus 13-dentatis, manibus
subcordatis pilosis.

[Seite 422]

Rösel vol. III. tab. 65.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18-dentatis.
manibus angulatis
.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.

83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 che-
latae. Oculi
2 distantes, plerisque
pedunculati, elongati mobiles. Palpi
2
cheliferi. Cauda articulata inermis.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiedenen Länge und Bedeckung
des Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt worden*):

A) Brachyuri. Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laevi lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato
.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser
Muschel, so wie andere Krebse auch: aber die
vorgegebene Absicht fällt weg.

2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laevi integerrimo,
antice retuso: pedum articulis ultimis pen-
ultimisque undique spinosis
.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht
[Seite 423] aber im Frühjahr, theils in großen Scharen
nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand
zu legen.

3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
krab
.) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti
.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerika.
Das Männchen*) wird durch die auffallende
Ungleichheit seiner beiden Scheeren merkwürdig,
deren eine nicht viel größer als ein Bein des
Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist,
daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will,
auf den Rücken legen, und so forttragen soll.

4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus,
thorace laeviusculo, utrinque quinqueden-
tato, carpis unidentatis, pedibus ciliatis:
posticis subulatis
.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace
utrinque dentato, pedibus posticis ungui-
bus geminis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche
andere Krabbenarten vier Beine oben auf dem
Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen
und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner
Nahrung fangen soll.

6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the puńger.) C. brachyurus, tho-
race utrinque obtuse novem-plicato, ma-
nibus apice atris
.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schnek-
kenkrebse.
[Seite 424]

7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsied-
ler. C. macrourus parasiticus, chelis cor-
datis muricatis: dextra maiore
.

Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar,
wie es scheint ohne Auswahl besonderer Ge-
schlechter oder Gattungen. Oft sind solche aus-
gestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich
mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte
Krebse.

8. Cammarus. (Astacus marinus. F.) der
Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.)
C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus
dentato: basi supra dente duplici
.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er,
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.

9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß-
krebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the
craw-fish
.) C. macrourus thorace laevi,
rostro lateribus dentato: basi utrinque
dente unico
.

Rösel vol. III. tab. 54.-61.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die
zwey kalkigen Steine die sich im Sommer zu
beiden Seiten seines Magens finden (die irrig
so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der
[Seite 425] vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte
Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust
von Füßen, Scheeren etc. dieser u.a. Gattungen
von Krebsen, wird durch ihre starke Repro-
ductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnel-
len so gar Füße und Scheren, wenn sie ihnen
(nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder
mit einem glühenden Eisen berührt werden, von
selbst von sich. (So wie es der Hummer zu-
weilen bey heftigen Donnerschlägen thun soll.)

10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate,
Garneele. (Fr. la chevrette, crevette, salico-
que, le barbot
. Engl. the shrimp.) C. macrou-
rus, thorace laevi, rostro supra serrato, sub-
tus tridentato, manuum digitis aequalibus
.

Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II.
tab. 1. fig. 1. 2.

11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die
Garneele. C. macrourus, thorace laevi ro-
stro integerrimo, manuum pollice longiore
.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.

So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa, zumahl in der Nordsee.

12. Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus.
thorace antrorsum aculeato, fronte di-
phylla, manibus subadactylis
.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus
articularis, manibus adactylis compressis
falcatis serrato-dentatis
.

Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittländischen u.a. Meeren der wärmern
Erdstriche.

[Seite 426]

14. †. Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-
Garneele. C. macrourus articularis, mani-
bus
4 adactylis, pedibus 10.

Rösel vol. III. tab. 62.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.

15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. ma-
crourus articularis, manibus adactylis, pe-
dibus patentibus, cauda cylindrica bifida
.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.

84. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes
natatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati
.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser*).

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der molucki-
sche Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-
fish
.) M. testa plana convexa sutura lunata,
postica dentata, cauda subulata longissima
.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig ge-
nannt worden, ist lächerlich, da es über 2000
Augen hat. Auch findet es sich nicht allein in
Ostindien, sondern auch an den Küsten des nord-
östlichen America, zumahl häufig in der bahami-
schen Meerenge.

2. †. Apus. (Limulus lacustris Müll.) M.
testa subcompressa, antice retusa, postice
truncata, cauda biseta
.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber daselbst in nassen Jahren, nach Ueberschwem-
[Seite 427] mungen etc. in auffallender Menge. Wie es
scheint ein wahrer Zwitter*), dem Schäffer über
2 Millionen Gelenke angerechnet hat.

3. †. Pulex. der Wasserfloh. (Daphnia pen-
nata
Müll
.) M. antennis dichotomis, cauda
inflexa
.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Deichen, auch im Brunnenwasser:
an theils Orten so häufig, daß er bey seiner Zie-
gelrothen Farbe wohl eher die Sage von Wasser,
das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. †. Conchaceus. (Cypris pubera Müll.) M.
testa bivalvi ovali tomentosa.

Müller tab. 5. fig. 1-5.

Ebenfalls in unsern süßen Wassern. Bey die-
ser und einigen verwandten Gattungen steckt das
Thierchen in seinen zarten Schalen wie in einer
Klaffmuschel.

85. Oniscus. Pedes 14. Antennae
setaceae. Corpus ovale
.

1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus.
O. ovalis, segmentis distinctis, pedibus tertii
quartique paris linearibus ovaticis
.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungs-
theilen, aufs festeste sich einnistelt.

2. †. Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr.
la cloporte. Engl. the wood louse.) O. ova-
lis, cauda obtusa, stylis simplicibus
.

86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem utrinque quot corporis

[Seite 428] segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2
articulati. Corpus depressum.

1. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

2. †. Lagura. S. pedibus utrinque 24, cor-
pore ovali, cauda penicillo albo
.

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen die-
ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen
Füße erst nach und nach erhalten, und nur we-
nige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.

3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus utrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen
sich wohl die gar nicht seltnen Fälle erklären,
wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey
Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang un-
erträgliches Kopfweh etc. verursacht hat.

87. Iulus. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo utrinque plures quam corporis
segmenta. Antennae moniliformes. Palpi

2 articulati. Corpus semicylindricum.

1. †. Terrester. (Engl. the hundred-legs).
S. pedibus utrinque 100.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.

Neunter Abschnitt.
Von den Würmern.

[Seite 429]

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faß-
liche, die Würmer hingegen so wenig allge-
mein passende positive Charactere, daß man
die letztern vielleicht am kürzesten durch die-
jenigen weißblütigen Thiere definiren könnte,
die keine Insecten sind; als von welchen sie sich
sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als
der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter-
scheiden. (§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen Körper: nur
wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie die See-Igel, mit einer kalkarti-
gen Schale bedeckt. Manche Amphitriten
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Klasse
aber (die Conchylien nähmlich und manche Po-
lypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes,
fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse, das
ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und
[Seite 430] theils von dem Thiere umher getragen wird,
theils aber unbeweglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirk-
lich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich
große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann,
ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen
eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern Bewe-
gungswerkzeuge bey vielen Würmern durch
die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren
Körper wechselsweise enge zusammen zu ziehen,
und wieder weit auszustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder
biegsame ungegliederte, meist weiche flei-
schige Faden am Kopfe, die bey einigen von
ansehnlicher Länge, überhaupt aber von man-
nigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen
sie zum Tasten; manchen zum Fang: u.s.w.

§. 150.

Uebriges läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be-
[Seite 431] stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische etc.), und andere, wie z.B.
die Polypen, haben ohne Augen doch das
feinste Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die
mehresten Gewürme wieder eben so sehr von
der Insecten ihrem, als diese von dem der
rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter
der Erde: und viele ausschließlich im leben-
digen Körper anderer Thiere, wie die Darm-
würmer, Samenthierchen u.s.w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke
ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z.B.
der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
[Seite 432] eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-
wisser Maßen unzerstörbar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische etc. ausgenommen, sind
wohl die allermehrsten Würmer wahre Herm-
aphroditen, von denen jedes Individuum
sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen
Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflanzen im
Stande ist*).

§. 155.

Die unübersehliche Menge von Seege-
schöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die
Conchylien und Corallen, werden in der großen
Haushaltung der Natur vorzüglichst dadurch
äußerst wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die
Insecten auf und in der Erde (§. 143.) –]
[Seite 433] unendlich mannigfaltigen überflüßigen oder
nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken,
gleichsam umwandeln u.s.w. – Dem Men-
schen insbesondre werden sie dadurch nutzbar,
daß Viele derselben, zumahl unter den Mol-
lusken und Conchylien, eßbar sind, und vor-
züglich einige (wie z.B. namentlich venus
mercenaria
und mytilus bidens) manchen
Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer
Hauptnahrung dienen. Von einigen Schnecken
wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-
Farbe genommen*). Aus dem den Black-
fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche
bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel
gibt eine Art brauner Seide, die verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Per-
len**). Das rothe Corall gibt einen
wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostin-
[Seite 434] dien. – Verschiedene Schneckchen oder Mu-
scheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen ge-
schnitten bey einigen fernen Völkern statt
Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel-
stückchen von verschiedenen Farben machen die
Irokesen u.a. nordamericanische Indianer
ihre Denkschnüre (wampum) etc. die ihnen
statt Urkunden dienen*). Viele Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen
Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe
(§. 118.). Die nordwestlichen Americaner
schärfen ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen
Stücken von Muschelschalen. – Zu Kunst-
arbeiten dienen vorzüglich manche Archen-
Muscheln und Kinkhornschnecken, die auf
Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige
Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von
Künstlern und Handwerkern benutzt. Der
Badeschwamm dient zu mancherley häus-
lichem Gebrauche; Madreporen zu Qua-
der-Bausteinen z.B. an beiden Küsten des
rothen Meeres. Unzählige Conchylien und
Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige
große dünne Muschelschalen im südlichen
Schina und der Indischen Halbinsel statt
[Seite 435] Fensterscheiben gebraucht u.s.w. Auch die-
nen die Conchylien zum allgemeinsten Putz der
wilden Völker*). Die Blutegel endlich sind
ein überaus wichtiges chirurgisches Genes-
mittel.

§. 156.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die furchtbaren Wür-
mer des menschlichen Körpers, die sich
entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür-
mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darm-
canal, oder wie der Nervenwurm nahe unter
der Haut aufhalten**). Sodann auch die
Egelschnecken, die sich bey den Schafen etc.,
die Finnen bey den Schweinen, die Blasen-
[Seite 436] würmer und so viele andere Würmer, zu-
mahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey
Fischen finden, und sie krank machen. Die
Regenwürmer und Schnecken schaden Ge-
wächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pho-
lade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im Ganzen die
Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne
merklich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Molusca. Nackte welche Würmer,
mit deutlichen, theils sehr zahlreichen
Gliedmaßen; viele derselben haben große
Aehnlichkeit mit den Bewohnern der
Schneckenhäuser und Muschelschalen in
der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der
vorigen Ordnung ähnlichen Bewohner
der Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knor-
peligen Körper, und theils mit einer
festen (gleichsam kalkartigen) Cruste.
See-Igel, Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere
Pflanzenthiere, die einen Corallen-
[Seite 437] stamm oder andere ähnliche Gehäuse
bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.

* * *

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. B. Lamark Système des animaux sans vertèbres.
    Par. 1801. 8.
  2. J. Gu. Bruguiere histoire naturelle des vers. in
    der Encyclopédie méthodique. Par. 1789. 4.
  3. O. Fr. Müller historia vermium, terrestrium et
    fluviatilium
    Havn
    . 1773. 4.
  4. Alb. Seba thesaurus (s. S. 243.) vol. III.
* * *

Viel wichtiges und lehrreiches zur N. G. dieser Thier-
classe was in theils sehr seltnen und kostbaren
Werken zerstreut und daher nicht allgemein be-
kannt ist, findet man nützlich zusammengestellt
in einem Buche, wo es mancher nicht gesucht
haben würde, nähmlich in dem neuen Jugend-
freund etc. für die gebildete Jugend (von
J. C. A. Heyse) – Hamburg 1802. IV Bände 8.



I. INTESTINA.

[Seite 438]

Die mehrsten haben theils einen cylindri-
schen, theils einen bandförmigen Körper. Die
Eingeweidewürmer des menschlichen Körpers
sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle
aus dieser Ordnung*).

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm
.) Corpus filiforme, teres, ae-
quale, laeve
.

1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. (Seta
equina
.) G. pallidus extremitatibus nigris.

Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
Zuweilen aber auch wie der folgende tropische
Nervenwurm bey Menschen in Geschwüren etc.

[Seite 439]

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée
.) G. totus pallidus.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II.
tab. 134. fig. 1.

Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost-
und West-Indien, auf Guinea etc. Wohl zwey
Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut, zumahl
an den Knöcheln, Knieen, Armen etc. wo er
schmerzhafte Beulen, Entzündung u.s.w. verur-
sacht, und äußerst vorsichtig (damit er nicht ab-
reiße) ausgewunden werden muß; eine langwie-
rige oft mehrere Wochen dauernde Operation*).

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis
.

1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latera corporis subtilissime crenata
.

(tab. 1. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf,
saugt mit dem stumpfern Ende.

[Seite 440]

2. †. Lumbricoides. der Spulwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle.
Engl. the round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima transversa, intestino aurantio
.

(tab. 1. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschli-
chen Körper, zumahl in den dünnen Därmen;
zuweilen in unsäglicher Menge.

3. Trichocephalus. Corpus in-
aequale, teres; antice capillare, postice
incrassatum
.

1. †. Dispar. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laevis, anterius subtilis-
sime striatus
.

(tab. 1. fig. 3.)

Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchus. Kratzerwurm.
Corpus teres, proboscide cylindrica re-
tractili echinata
.

1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum uncinatorum
ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lumbricus. Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum acu-
leis conditis
.

1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre
. Engl. the earth-worm, dew-worm.)
[Seite 441] L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium
.

(tab. 1. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen
schädliche Thier: ein wahres animal subterra-
neum
, unter dessen Haut selbst wieder eine Gat-
tung kleiner Intestinalwürmer (ascaris minutis-
sima
) nistet.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus
.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll langes
Thier. In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie
der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende
Reproductionskraft. Sogar ein abgeschnittnes
1/26 des Thieres kann binnen einigen Monaten
wieder zu einem ganzen Thiere von vollkommener
Länge reproducirt werden. Seine natürliche
Fortpflanzung geschieht sowohl indem er lebendige
Junge gebiert, als auch durch junge Brut, die
er wie Sprossen austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Fr. la douve.
Engl. the fluke.) F. depressa, ovata fusca,
antice tubulo instructa
.

J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.

In den Lebergallengängen der Schafe und
mancherley andrer grasfressenden Säugethiere.

2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus undulatis
.

Journal des savans 1726. p. 102.

[Seite 442]

Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in
der Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist selbst,
nachdem diese gesotten waren, noch lebendig in
ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm. (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire
. Engl. tape-worm, jointed-
worm.
) Corpus planiusculum, genicu-
latum. Os quadrilobum
.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zu-
fälle, die durch die nachgenannten Gattungen
im menschlichen Körper verursacht werden, über-
aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der geglie-
derte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem
vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ra-
genden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal
fest*). Zunächst aus den Kopf folgt (wenigstens
bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus
schmaler fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.),
der allgemach mit immer deutlichern und größern
Gliedern in den übrigen Körper des Wurms
übergeht. In jedem der größern Glieder, die
dann bey weiten den längsten Theil des Thiers
ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein be-
sonderer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten
Form, wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen durch
[Seite 443] eine am Rande oder auf der breiten Seite be-
findliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich
geben kann. Uebrigens ist der Bandwurm nichts
weniger als solitaire, sondern man hat gar oft
bey Einem Menschen oder Einem Thiere viele
ganze Bandwürmer zugleich gefunden.

1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina.) T. humana articulis ob-
longis, orificio marginali solitario, ovario
pinnato
.

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende, im dünnen Darme
beym Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (ver-
mes cucurbitini, ascarides Couleti
) sind ab-
gesetzte Hinterglieder dieses Wurm.

2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
[Bothriocephalus latus*)]. T. humana
articulis abbreviatis transversis, orificio late-
rali duplici; ovario stellato
.

(tab. 1. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl
häufig in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus
taeniforme desinens in vesicam lympha-
ticam. Os quadrilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
[Seite 444] schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehn-
lichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hin-
tertheil aber endigt sich in eine eyförmige Was-
serblase von verschiedener Größe.

1. †. Finna. die Finne. (Cysticorcus cellulosae
Rudolph
.) H. conica, vesicae duplici in-
clusa, interiori basi sua adhaerens, capite
versus collum vesicae directo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.

Sehr selten bey Menschen*) und Assen auf
den Muskeln, auf dem Hirne etc. Am gemein-
sten aber im Schweinefleisch. Ihre thierische
Natur hat schon Malpighi außer Zweifel gesetzt.
Da sie sich bloß bey dem vom Menschen unter-
jochten Hausschwein, aber nicht bey der wilden
Sau findet, so gibt sie ein Beyspiel von organi-
sirten Körpern, die erst lange nach der ersten
Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn
scheinen.

2. †. Globosa. H. simplex ovata, corpore
distincte articulato, rugoso, imbricato
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und in der Leber der
Schweine.

3. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis
.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe. Engl. staggers.)

[Seite 445]

4. T. Erratica. H. multiplex, corpusculis
pluribus, ovatis, vesicae communi inna-
tantibus
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hyda-
tiden gefunden, womit viele Eingeweide eines
Macacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.

9. Sipunculus. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis ver-
ruciformis
.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S.
corpore tonica laxa induto.

C. Gesner hist. aquatil pag. 1226.

Im ostindischen Ocean.

10. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue.
Engl. leech.) Corpus oblongum, pro-
movens se ore caudaque in orbiculum
dilatandis
*).

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, su-
pra lineis flavis
6: intermediis nigro-ar-
cuatis, subtus cinerea nigro maculata
.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**).
Daher für manche Gegenden ein bedeutender
Handelsartikel.

[Seite 446]

2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis
8 nigris supra os.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.

Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher 8
bis 10, und mehr Junge heraus kommen.


II. MOLLUSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlich-
keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschalen.

11. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. li-
mace
. Engl. slug.) Corpus oblongum,
repens: supra clypeo carnoso: subtus
[Seite 447] disco longitudinali plano: foramen la-
terale dextrum pro genitalibus et ex-
crementis. Tentacula
4 supra os.

Diese nackten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnek-
ken mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte,
gemein.

1. †. Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a. fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a. fig. 104.

4. †. Agrestis. die Ackerschnecke. L. cinereus
immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

Diese, zumahl in nassen Frühjahren, eine
furchtbare Plage für die Feldfrüchte*).

12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo. Foramen laterale
dextrum pro genitalibus. Anus supra
extremitatem dorsi
.

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus
der Alten.) A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

Wie das folgende Thier im mittländischen
Meere.

[Seite 448]

13. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tentacula

2, supra corpus antice, intra foramina
retractilia
.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. ovalis, corpore laevi, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio
.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

14. Glaucus. Corpus oblongum, per-
tusum foraminulis lateralibus duobus,
Tentacula
4. Brachia 8 palmata.

1. Atlanticus. Glaucus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.

Im atlantischen und indischen Ocean.

15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, oblongum subdepressum, articu-
latum: articuli utrinque fasciculati, feti-
feri, pilosi. Os retractile. Tentacula

(siphunculi) 2 annulata.

1. Aculeata. der Goldwurm (Fr. la taupe de
mer, la grosse scolopendre de mer
.) A. ova-
lis hirsuta aculeata, pedibus utrinque
32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und Haare, womit er an beiden Seiten besetzt
ist, schillern, zumahl im Sonnenschein, mit
feurigen Farben: theils wie blaue Schwefel-
flammen u.s.w.

16. Amphitrite. Corpus protensum
in tubulo, annulatum. Pedunculi
[Seite 449] verrucosi. Tentacula acuminata ap-
proximata; plumosa
.

1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris
binis utrinque, anterius tentaculis pectini-
formibus auratis rigidis
.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee etc. Diese und verschiedne
andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen
überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist
aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an-
einander liegender kleiner Körnchen auf eine be-
wundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.

17. Nereis. Corpus repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicil-
lati. Tentacula simplicia
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo
.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten
es in manchen Gegenden etwas beytragen mag.

18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr.
Millepied d'eau.) Corpus lineare pel-
lucidum, depressum, setis peduncula-
tum. Tentacula nulla
.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene
Weise fort*): das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andere Junge auf gleiche Weise durch die Aus-
[Seite 450] dehnung seines letzen Gelenkes hinten austreibt:
doch können sich wenigstens manche Gattungen,
wie z.B. die nachstehende, auch außerdem durch
Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung be-
fruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.)
N. setis lateralibus solitariis, proboscide
longa
.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

19. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen und vermögen das
Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.

So wie das folgende Thier im nördlichen
Weltmeere.

20. Actinia. Seeanemone, Meer-
nessel, Klipprose. (urtica marina. Fr.
cul d'ane.) Corpus se affigens basi,
oblongum, teres, apicis margine dila-
tabili intus tentaculato, os terminale
centrale ambiente
.

Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII tab. 16 sq.
fig. 10 sq.

21. Tethys. Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os

[Seite 451] proboscide terminali, cylindrico, sub
labio explicato. Foramina
2 ad latus
colli sinistrum
.

1. Leporina. (lepus marinus maior Colum-
nae
.) T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittländischen Meere.

22. Holothuria. Seeblase. Corpus
liberum, vesicam oblongam aëream re-
ferens, dorso cristato velificans. Ten-
tacula abdominalia numerosa filiformia,
pendula, cava, ore terminali peltato
instructa
*).

1. Physalis. (Fr. la fregatte, galère, velette.
Engl. the Portuguese man of war.) H. cor-
pore pyriformi, rostro conico, tentaculis
longissimis
.

v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.

Im atlantischen Ocean etc. Von dem Faust-
großen mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und
roth spielenden Körper des wundersamen Thieres
hängen lange ausnehmend dehnbare Fäden herab,
die die Magenstelle vertreten, aber wenn man
sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen.
Längs des Rückens der Blase läuft eine Segel-
haut, die das Thier im Schwimmen nach dem
Winde richtet.

23. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan
-
[Seite 452] dem pedunculatam tubulosam exserente.
Tentacula circum os, capillaria, plura
.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corpo-
ris
8. circa os 4.

Schwedische Abhandl. 1754. tab. III.
fig. A.-E.

Im mittländischen Meere.

24. Lernaea. Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ovaria
bina. Tentacula brachiformia
.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiemen es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclavato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice
lunatis
.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

25. Scyllaea. Corpus se affigens,
compressum, dorso canaliculato. Os
foramine edentulo, terminali. Tenta-
cula s. brachia subtus trium parium
.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumahl am Sargasso (fucus natans.)

26. Clio. Corpus natans, oblongum.
Pinnis duabus membranaceis, oppositis.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland etc. Diese und
ähnliche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen
[Seite 453] fast die einzige Nahrung des Wallfisches (Ba-
laena mysticetus
) ausmachen.

27. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch.
(Engl. Ink.-fish, squid.) Brachia 8 in-
terius adspersa cotyledonibus. Rostrum
inter brachia terminale, corneum. Venter

(plerisque) vesica atramentifera in-
structus, infra scissura transversa ad ba-
sin apertus, supra quam fistula excreto-
ria eminet
.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in sehr vielen
Stücken, zumahl in Rücksicht ihres innern
Baues, der so vollkommen ausgebildeten Ein-
geweide, Paarungs-Werkzeuge, besonders aber
auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
(die ihnen J. Hunter u.a. zuschreiben) gänz-
lich von andern Thieren dieser Classe ab.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt
dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie
haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpf-
köpfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von
Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen
werden, haben, wie schon die Alten wußten,
Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattun-
gen werden auch durch den schwarzbraunen Saft
merkwürdig, den sie in einem besondern Behält-
ter im Leibe führen, und willkürlich von sich las-
sen, und dadurch das Wasser zunächst um sich
[Seite 454] verdunkeln können*). Herr Prof. Schneider
hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende
zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato;
ossiculo dorsi
.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
undique pinna cincto, offe dorsali maximo
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von
sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten der so genannten Seetrauben
(uvae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und
verwandter Gattungen.

2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto subulato, pinna angulari
media, osse dorsali penniformi
.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 27.
fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promusci-
dibus, pinnis et osse dorsali
.

3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S.
acetabulorum in interna pedum superficie
ordine duplici, in basi singulis acetabulis,
paullatim increscentibus
.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung findet sich in manchen Gegenden,
besonders in Ostindien und im mexicanischen
Meerbusen theils von ausnehmender Größe.

[Seite 455]

28. Medusa. Qualle, Meernessel, See-
lunge, Seeflagge. (Engl. blubber.)
Corpus gelatinosum, orbiculatum, supra
convexum, subtus cavum. Os inferum,
centrale, labiatum. Tentacula ple-
risque marginalia, saepius retractilia
*).

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten
des Meeres bey**).

1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula, mar-
gine inflexo villoso tentaculato
.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See etc.

2. Velella. (urtica marina Columnae.) M.
ovalis concentrice striata, margine ciliato,
supra velo membranaceo
.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten-
taculis nullis, subtus columna, quadriplicata:
apice lobis
8 multifidis, laterumque appen-
dicibus
16.

Forskål icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.



III. TESTACEA.
Die Conchylien.

[Seite 456]

Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung; doch großentheils den Würmern der
vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen be-
stehen anfänglich aus einer häutigen, theils
fast hornartigen Grundlage, die ihre nachherige
Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte
Kalkerde erhält. Die neugebornen Schnecken-
häuser haben aber (nach Reaumur's, Kämme-
rer's u.a. Beobachtungen) noch nicht ihre
vollzähligen Windungen, sondern diese werden
mit zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saume der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als
Keime entwickelt. –) Und bey den Muscheln
ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung.
Viele dieser Schalen sind wegen ihres wun-
derbaren Baues*), andere wegen ihres por-
zellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen
[Seite 457] ihrer vortrefflichen Farben*), regelmäßigen,
saubern Zeichnung u.a. dergl. Schönheiten,
merkwürdig**).

[Seite 458]

Gar viele Gattungen von mancherley Ge-
schlechtern der Muscheln und Schnecken sind
immer mit einer theils sehr nett organisir-
ten Oberhaut bekleidet, die nicht mit den oft
zufällig darauf sitzenden Milleporen, Flustren
u. dergl. verwechselt werden darf.

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windun-
gen, nähmlich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Win-
dungen.

A) Vielschalige Conchylien.
MULTIVALVES.
[Seite 459]

Leben bloß in der See.

29. Chiton. Käfermuschel. Testae
plures, longitudinaliter digestae, dorso
incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valvi, corpore tuberculato
.

30. Lepas. (Engl. acorn-shell.) Ani-
mal rostro involuto spirali, tentaculis
cristatis. Testa multivalvis, inaequi-
valvis
.

Manche Gattungen, wie z.B. hier die beiden
erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey
letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem
darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest
sitzt. – Eine Verschiedenheit die so auffallend
ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter
darnach bestimmen sollte*).

A) Sessiles.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica sulcata fixa, operculis acumi-
natis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.

2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa
.

[Seite 460]

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlecht, auf der Haut des Nordkapers u.a.
Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty.) L. testa valvis
20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle
.) L. testa compressa quinquevalvi, in-
testino insidente laevi
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 230.) gedacht worden. Die fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.

31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.
Engl. pierce-stone) Testa bivalvis,
divaricata, cum minoribus accessoriis
difformibus ad cardinem. Cardo recur-
vatus, connexus cartilagine
.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

[Seite 461]

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit
hellen Scheine.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa
oblonga rotundata arcuato-striata
.

Spengler in den Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1-5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE. (Mollusca testacea
acephala
)

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter be-
ruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der bei-
den Schalen und ihrer Ränder, und der Be-
schaffenheit des Schlosses (cardo).

32. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule.
Engl. muscle, gaper.) Testa bivalvis,
hians altera extremitate. Cardo dente

(plerisque) solido, crasso, patulo, va-
cuo, nec inserto testae oppositae
.

1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ovata, cardinis dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ovata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

[Seite 462]

33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche
de couteau, coutelier
. Engl. razor-shell.)
Testa bivalvis, oblonga, utroque latere
hians. Cardo dens subulatus, reflexus,
saepe duplex, non insertus testae oppo-
sitae: margo lateralis obsoletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine
altero bidentato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

34. Tellina. Sonne. Testa bivalvis,
antice hinc ad alterum latus flexa.
Cardo dentibus ternis; lateralibus pla-
nis alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata.

Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.

2. †. Cornea. T. globosa, transversim striata,
costa fusca transversali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

35. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle)
Testa bivalvis, subaequilatera, aequival-
vis. Cardo dentibus mediis binis alter-
natis; lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi; costis
elevatis carinatis concavis tennissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.

An der guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

[Seite 463]

3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob-
solete recurvato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufig an den Küsten des mildern Europa.

36. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis
inaequilatera, aequivalvis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foveola;
lateralibus remotis insertis.

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeviuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.

37. Donax. (Fr. came tronquée) Testa
bivalvis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ovata
compressa laevi, scripta lineis purpureis un-
datis, rima acuta, marginibus crenulatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.

38. Venus. Testa bivalvis, labiis mar-
gine antice incumbentibus. Cardo den-
tibus
3 omnibus approximatis, laterali-
bus apice divergentibus.

1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
succordata, transverse sulcata, antrorsum
spinosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam. Irokes.
wampum.) V. testa cordata solida trans-
verse substriata laevi, margine crenulato,
intus violacea, ano ovato.

[Seite 464]

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die
Irokesen u.a. nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen,
(– s. oben S. 434. –) und das dann befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ovato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

39. Spondylys. (Fr. huitre epineuse.)
Testa inaequivalvis, rigida. Cardo den-
tibus
2 recurvis, cum foraminulo in-
termedio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.
) S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein
ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öff-
nen kann, aber die Schalen sich nicht ohne Zer-
brechen des Schlosses von einander ablösen lassen.

40. Chama. Gienmuschel. (Engl. cockle.)
Testa bivalvis, crassior. Cardo callo
gibbo, oblique inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima
hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

[Seite 465]

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima
Fr. le grand benitier.) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
wiegen. Letzteres wird von den ostindischen In-
sulanern, so wie von den Küstenbewohnern am
rothen Meere etc. häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge.
) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valvula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valvula
longioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

41. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, al-
ternis, insertis.

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incurvis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

2. Pilosa. (Fr. la noix de mer) A. testa sub-
orbiculata aequilatera pilosa, natibus incur-
vis: margine crenato
.

Poli T. II. tab. 26. fig. 1-4.

Im mittländischen Meere. Die Schalen, zu-
mahl am Außenrande wie mit einem braunen
sammtartigen Ueberzuge bekleidet. (s. oben
S. 459.)

[Seite 466]

42. Ostrea. Auster. (Fr. huitre. Engl.
oyster, scallop.) Testa bivalvis, inae-
quivalvis
, (plerisque) subaurita. Cardo
edentulus fossula cava ovata, striisque
lateralibus transversis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen die-
ses Geschlechts könnten füglicher in zwey andere
vertheilt werden, deren eins die Kamm-Mu-
scheln (wohin die ersten beiden Gattungen ge-
hören), das andere aber die Austern begreifen
müßte.

1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequivalvi radiis 12 du-
plicatis, extus laevi.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel. O. testa aequivalvi radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequi-
valvi triloba, lobis transversis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quivalvi ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.

5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inae-
quivalvi semiorbiculata, membranis imbri-
catis undulatis, valvula altera plana inte-
gerrima.

Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und adriatischen
[Seite 467] Meere etc. auf Austerbänken gehegt*), und be-
sonders in Rücksicht auf diese, und die davon ab-
hängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-
Sand- und Thon-Austern eingetheilt.

6. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa
aequivalvi orbiculata compressa membra-
nacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sq.

Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber meist mißfarbige, und ungestaltete.

7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequivalvi plicata,
spinosa, labro utroque scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.

43. Anomia. Bastardmuschel. Testa in-
aequivalvis; valvula altera planiuscula

(saepe basi perforata), altera basi magis
gibba. Cardo edentulus cicatricula li-
neari prominente, introrsum dente late-
rali. Radii
2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obovata
inaequali violacea: superiore convexa, in-
feriore perforata.

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.
) A. testa ovata, ventri-
[Seite 468] cosa, alba, tenerrima, valvula altera rostro
incurvata, perforata. Margine acuto inte-
gerrimo, undique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean
u.s.w. – Eins von den wenigen Seethieren der
jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den
Flötzkalk-Gebirgen angesehen werden kann.

44. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea-muscle, mussel.) Testa bi-
valvis rudis, saepius affixa bysso. Cardo
edentulus, distinctus linea subulata ex-
cavata longitudinali
.

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transversa imbri-
cata tunicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen
Schloßbande derselben der wie Labradorstein schil-
lernde so genannte Pfauenstein (gemma penna
pavonis
s. helmintholithus androdamas Linn
.)
geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade, la datte.) M.
testa cylindrica utrinque extremitatibus ro-
tundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

[Seite 469]

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme
u.s.w*).

3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeviuscula
violacea, valvulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcurvata, mar-
gine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laevi
margine anteriore carinato, natibus gibbis,
cardine sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Sonst aber
auch an den nordischen europäischen Küsten.

45. Pinna. Steckmuschel, Schinke,
Seidenmuschel (Fr. jambon, coquille
portesoie.
) Testa subbivalvis, fragilis,
erecta, emittens barbam byssinam.
Cardo edentulus, coalitis in unam
valvulis
.

[Seite 470]

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine braune Seide (lana penna) gibt, die in
Smyrna, Tarent, Palermo etc. zu Handschuhen
u. dergl. verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis,
per series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali-
culato tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimm-
ten Windungen
. Schnecken.
COCHLEAE. (Mollusca testacea ce-
phalopoda et gasteropoda
.)

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß,
wenn man die Spitze unterwärts und die Mün-
dung nach oben gerichtet hält, diese letztere
einem alsdann links zugekehrt ist, und die Win-
dungen von oben nach unten rechts, (der schein-
baren Bewegung der Sonne gleich) laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab.
20. –) und dann finden sich auch,
obschon äußerst selten, unter andern Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten
(anfractibus sinistris s. contrariis)*).

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu-
[Seite 471] schließen, und andere ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kaltscheibe vor die Mündung ihres
Hauses.

46. Argonauta. Testa univalvis spi-
ralis, involuta, membranacea, unilo-
cularis.

1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrei. (nau-
tilus papyraceus.
Engl. the paper-sailor.)
A. carina subdentata. (Animal sepia?)

Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber
große Schale, die angeblich von einem black-
fischähnlichen Thier bewohnt werden, und dieses
mittelst einer ausgespannten Haut sehr geschickt
auf der Oberfläche des Meers zu segeln, aber
auch unterzutauchen etc. verstehen soll.

47. Nautilus. Testa univalvis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es in die übrigen ein- und aus-
pumpt, sich nach Willkür leichter oder schwerer
machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffku-
tel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau.
Engl. the sailor.) N. testa spirali aper-
tura cordata, anfractibus contiguis obtusis
laevibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus contiguis: geniculis elevatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.

[Seite 472]

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand
von Rimini.

48. Conus. Tute. Testa univalvis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa lon-
gitudinalis, linearis, edentula, basi in-
tegra. Columella laevis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ovatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.

2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis
sparsis; fasciisque
3 flavis tenuissime reti-
culatis; media cingulo ferrugineo itidem
squamulis albis interrupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis fuscisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.

49. Cypraea. Porcellane (Concha
veneris, s. cytheriaca, s. paphia
) Testa
[Seite 473] univalvis, involuta, subovata, obtusa,
laevis. Apertura utrinque effusa, linea-
ris, utrinque dentata, longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr
Schneckenhaus zu gewissen Zeiten ab und erhal-
ten dafür ein neues, das bey manchen Gattun-
gen mit zunehmendem Alter dem jugendlichen so
unähnlich wird, daß dadurch manche Irrung in
die Conchyliensysteme gekommen*).

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
pressa-acuta; subtus nigra.

Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.)
C. testa obtusa ovata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.

In Ost- und Westindien, auch auf der Süd-
see, namentlich bey Utaheiti, wo sie den Ein-
wohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the
cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth.
)
C. testa marginato-nodosa albida.

Zumahl an den Philippinen und Maldiven,
aber auch an der guineischen Kuste und an manchen
Südseeinseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze
[Seite 474] mancher ostindischen Völker*), so wie der Neger
in einem großen Theil von Africa und Westin-
dien. Und die Braminen bedienen sich ihrer
statt Rechenpfennige u.s.w.

50. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dip-
per.
) Testa univalvis, convoluta, iner-
mis. Apertura subcoarctata, oblonga,
longitudinalis, basi integerrima. Colu-
mella obliqua, laevis.

1. Ovum. das Hühnerey. B. testa ovata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spira retusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obovato-clavata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira ob-
literata.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.

In beiden Indien.

51. voluta. Walze. (Engl. Rhomb-
shell.
) Testa unilocularis, spiralis. Aper-
tura ecaudata subeffusa. Columella pli-
cata: labio umbilicove nullo.

[Seite 475]

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali-
oblonga, spira rugosa columella bidentata.

Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.

2. Oliva. die Mohrinn, das Prinzenbegräb-
niß. V. testa emarginata cylindroide laevi,
spirae basi reflexa, columella oblique striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sq.

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emargi-
nata fusiformi laevi, labro denticulato, co-
lumella quadriplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laevi crassi-
usculo
.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sq.

5. Pirum. die Tsjanko-Schnecke, das Opfer-
horn. V. testa obovata subcaudata: spirae
anfractibus striatis; apice producto glaber-
rimo, columella triplicata.

Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.
Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884. sq.
(linksgewunden.)

Besonders an der Küste von Coromandel. Wird
hauptsächlich zu Arm- und Fingerringen verar-
beitet, die von den ärmern Hindus durch ganz
Indien getragen und nach deren Tode von ihren
Verwandten in einen heiligen Fluß geworfen und
von Niemanden dieses Volks der sie wieder findet
aufgehoben werden. Daher der große Absatz die-
ser Ringe und die Wichtigkeit der Fischerey der
Schnecke woraus sie verfertigt werden.

[Seite 476]

6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ven-
tricosa flavicante aurantio striata; anfractu
primo reliquis triplo maiore tuberculato
.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im indischen Ocean. Ein durch die Sammler-
liebhaberey sehr vertheuertes Schneckenhaus.

52. Buccinum. Sturmhaube, Kink-
horn. (Engl. whelk.) Testa univalvis,
spiralis, gibbosa. Apertura ovata, desi-
nens in canaliculum dextrum, cauda re-
tusum. Labium interius explanatum.

Manche Gattungen legen ihre Eyer als so ge-
nannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere aber in einer langen Reihe hornarti-
ger flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an
einer gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe
befestigt an einander liegen.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laevigata.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi,
columella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sq.

Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich
die Normänner noch jetzt bedienen.

3. Undatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transversim
striata: anfractibus curvato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laevibus indivisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

[Seite 477]

53. Strombus. Flügelschnecke. (Engl.
screw.) Testa univalvis, spiralis, latere
ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laevi, cauda subulata, labio
dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake. S. testa labro hexadactylo, digitis
curvis, cauda recurvata.

Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853. sq.

3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae
labro antice trilobo incrassato, dorso verru-
coso coronato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Raucherklaue, unguis odora-
tus
oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

54. Murex. Stachelschnecke. (Engl.
caltrop, rock-shell.) Testa univalvis,
spiralis, exasperata suturis membrana-
ceis. Apertura desinens in canalem
integrum, rectum s. subascendentem
.

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ovata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu-
lata recta silmiliter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1055 sq.

2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf.
M. testa subovata spinis rectis cincta, cauda
mediocri subulata recta spinisque oblique
circumdata.

[Seite 478]

Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.

So wie die folgende im mittländischen Meere.

3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius
spinis cincta, cauda breviore truncata per-
forata.

Lister tab. 947. fig. 42.

Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken
der Alten*).

4. Antiquus. das nordische Rinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus
8
teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island etc.

5. Vertagus. der Entenschnabel, die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, columella
intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

55. Trochus. Kräuselschnecke (Engl.
top-shell, button-shell.) Testa uni-
valvis, spiralis, subconica. Apertura
subtetragono-angulata s. rotundata, su-
perius transversa, coarctata: columella
obliquata.

1. Perspectivus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. testa
convexa obtusa marginata, umbilico pervio
crenulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. p. 1691 sq.

[Seite 479]

Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend
saubern Windungen, die in der Mitte einen
trichterförmigen Raum zwischen sich lassen etc.*)

2. Magus. T. testa oblique umbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodolusis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa im-
perforata turrita striata, columella exserta spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ovata, subcaerulea,
laevi, oblique striata.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21.
(24) m.

Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schö-
nen neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom
höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere, maçonne.
) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sq.

An den westindischen Inseln. Hat ihren Na-
men daher, weil ihre Schale mit einer Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
sern etc. dicht belegt ist, die unebene Eindrücke
auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.

[Seite 480]

56. Turbo. Mondschnecke. (Engl.
whirl, wreath.) Testa univalvis, spira-
lis, solida. Apertura coarctata, orbicu-
lata, integra.

1. Littoreus. T. testa sabovata acuta striata,
margine columnari plano.

2. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ovata striata: stria unica dorsali
crassiore.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten
Gattungen ist die so genannte Meer-Bohne
(umbilicus veneris.)

3. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata.)
T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel.
Zeichnet sich durch die von einander abstehenden
gleichsam durchbrochnen Windungen aus.

4. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laevibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sq.

5. Terebra. die Trommelschraube. T. testa
turrita: anfractibus carinis
6 acutis.

Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.

[Seite 481]

6. †. Perversus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida: anfractibus contrariis
.
apertura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
muscorum
sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.

7. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.

Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.

In süßen Wassern.

57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr.
escargot. Engl. snail, periwincle.) Testa
univalvis, spiralis subdiaphana, fragilis.
Apertura coarctata, intus lunata s. sub-
rotunda: segmento circulari demto.

Meist Land- und Süßwasser-Schencken.

1. †. Hispida. T. testa umbilicata convexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.

2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa umbilicata subovata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-
lunata
.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Han-
del mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat
man da besondre Schneckengärten, worin sie
zu Tausenden gefüttert werden etc. Ihrer starken
Reproductionskraft ist schon oben gedacht worden.

[Seite 482]

3. †. Arbustorum. H. testa umbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Botchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato.

Fab. Columna l. p. XXII.

Im mittländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier giebt, so wie
manche andere Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist purpurblau.

5. †. Vivipara. H. imperforata subovata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura
suborbiculari.

Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.

6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée.
) H. testa imperforata subrotunda
laevi diaphana fasciata, apertura subrotundo-
lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita;
spira mutilato-truncata, apertura ovata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis undatis; apertura ovali
dilatata usque in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
univalvis spiralis, gibba, subtus pla-
[Seite 483] niuscula. Apertura semiorbicularis:
labio columellae transverso, truncato
planiusculo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.
) N. testa umbilicata laevi, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. †. Fluviatilis. N. testa purpurescente, ma-
culis albis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen,
das so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen
auf der Schale mit sich herum tragen soll.*)

3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula ex-
cavato oculata, labio interiore laevi cre-
nulato.

Eine ostindische Fluß-Schnecke.

59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-
ear, Venus's ear.
) Testa auriformis,
patens: spira occultata laterali; disco
longitudinaliter poris pertuso.

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso trans-
versim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia.)
H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll
schillernde Seeohr ist bey unsern Antipoden zu
Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne be-
stimmte äußere Windungen
.
[Seite 484]

Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten
allermehresten in der See.

60. Patella. Napfschnecke, Klipp-
kleber. (Engl. limpet.) Testa univalvis
subconica absque spira externa
.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice
subspirali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.

Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ovali,
vertice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata,
vertice recurvo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ovata
convexa: margine introrsum crenulato,
vertice perforato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipela-
gus gegessen.

61. Dentalium. Meerzahn, Meer-
röhre. (Engl. tooth-shell.) Testa uni-
valvis, tubulosa, recta, utraque extre-
mitate pervia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti-
nua laevi.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

[Seite 485]

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi
minuta.

Im Sande von Rimini.

62. Serpula. Wurmröhre. (Engl. worm-
shell
.) Testa univalvis, tubulosa, ad-
haerens.

1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-
glomeratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.

2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa
semitereti rugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
und convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the watering
pot.
) S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. 1.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die
doch auch manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen
hat) deren Mündung dem Ende einer Gießkanne
ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze
von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere
Ende ist fast immer abgebrochen.

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente atte-
nuata violacea, intus laevi lutea; apertura
alba undulatim striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

[Seite 486]

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in
großen Madreporen.

63. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.

1. Navalis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore
tereti elongato, ore attenuato, extremitate
postica pholadiformi, quadrivalvi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang.
Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen- u.a. Holz,
worin es sich fingersweite Gänge bohrt, die es
mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zu-
mahl 1730, für Holland groß Unglück gedroht,
da es die Dämme in Seeland und Frießland so
durchwühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht
widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zu-
mahl im Westkappler Damm, zuweilen arge
Verwüstungen an.


IV. CRUSTACEA.

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine
besondere Ordnung gebracht, da sie zu
sehr von andern Würmern abweichen, und im
Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes un-
ter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: – so wie
überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnun-
gen im Trocknen zu leben bestimmt ist.

[Seite 487]

64. Echinus.*) See-Igel. (Engl. sea
hedgehog
.) Corpus subrotundum, crusta
spatacea tectum, spinis mobilibus sae-
pius aculeatum. Os quinquevalve subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit
den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers
verwechselt werden dürfen. Diese sind um ein
Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange
sichtbar, als das Thier unter Wasser ist, es
zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente ge-
nommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000
Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe-
gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel
haben in ihrem Innern ein sonderbares, knöcher-
nes Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen
der Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueber-
haupt variiren aber die zahlreichen Gattungen
dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl
in der Bildung ihrer Schale als der so genann-
ten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris
5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

[Seite 488]

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am-
bulacris
5 ovalibus, ano subremoto.

Klein tab. 21. sq.

65. Asterias*). See-Stern. Corpus
depressum, crusta subcoriacea, tenta-
culis muricata. Os centrale, quin-
quevalve.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne
sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen. Manche
Gattungen thun den Dorschen u.a. Fischen,
andere den Austern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib-
bis, undique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der
Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gat-
tung besitze ich einen, der von seinen fünf
Strahlen viere völlig verloren hatte, und die
alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, an-
gulis verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. (Gorgono-cephalus). A.
radiata, radiis dichotomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

[Seite 489]

In vielen Meeren der alten Welt, auch im
Caspischen. – Doch scheint das im nordischen
Ocean von dem Südindischen etc. specifisch ver-
schieden zu seyn. Ein überaus träges und son-
derbar gebildetes Thier, an dessen Umfang man
auf 82000 Endzweige gezählt hat*).

66. Encrinus. Stirps elongata, cor-
pore terminali radiato.

[Seite 490]

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)

E stirpe spatacea articulata pentagona, ra-
mis verticillatis: stella terminali sexfida ad
basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene
Thiere soll sich an der Küste von Barbados fin-
den. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacri-
niten oder Medusen-Palmen, aber ohne ihnen
specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf
hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten
Medusenhaupte.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E.
stirpe cartilaginea continua, stella termi-
nali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an Haller. Lond.
1755. 4.


V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchy-
lien zu den Molluscis. Die Thiere selbst ha-
ben wenigstens in manchen Geschlechtern bei-
der Ordnungen viel Uebereinstimmendes. Nur
sind sie in der letzten nackt, unbedeckt und
können sich von der Stelle bewegen: da sie
hingegen hier in dieser besondere festsitzende
Gehäuse bewohnen, die bey den mehresten
Arten von steinartiger Substanz sind, und
[Seite 491] Corallen*) heißen. Doch muß man sich
Gehäuse nicht als von ihren Bewohnern
erbaut, sondern vielmehr als eine ihnen an-
geborne Theil vorstellen, und sie daher nicht
etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit
Schnecken-Schalen vergleichen; nur daß bey
ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich
mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie
[Seite 492] ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrie-
ben wird; und sich daher beym schnellen
Wachsthum*) und Vermehrung dieser merk-
würdigen Geschöpfe die ungeheuer Größe und
Umfang derselben**) erklären läßt.

67. Tubipora. Röhren-Corall. Co-
rallium tubis, cylindricis, cavis, erectis,
parallelis.

1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transversis
distantibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost- und Süd-Indien.

68. Madrepora. Stern Corall. Co-
rallium cavitatibus lamelloso-stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella convexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concava.

Solander tab. 28.

[Seite 493]

2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscententibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis.

Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.

69. Millepora. Punct-Corall. Co-
rallium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis
porosis scabris.

Ellis. tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa. die Neptunus-Manschette. M.
membranacea reticulata umbilicata, turbi-
nato-undulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.

70. Cellepora. Corallium foraminu-
lis urceolatis, membranaceis
.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.
) C. lamellis simplici-
bus undulato-turbinatis cumulatis; cellulis
seriatis: osculo marginato.

71. Isis. Stauden-Corall. Stirps ra-
dicata solida, cortice molli habitabili
obducta
*).

[Seite 494]

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis.

Cavolini. tab. 2. fig. 1-6.

Wird vorzüglich an den Küsten des mittländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ost-
indien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

72. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabi-
lien (deren holzige Natur, zumahl an den starken
Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß
mit Corallencruste überzogen sind. Man findet
den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt
er schlechterdings nichts ausschließlich Anima-
lisches*).

1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cortice
flavo.

Ellis tab. 26. fig. K.

[Seite 495]

73. Alcyonium. See-Kork. Stirps
radicata, stuposa, tunicato-corticata.
Animal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papillis
stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

2. Epipetrum. A. stirpe cavata carnosa ru-
fescente.

Gesner a. a. O. pag. 1287.

74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spon-
giosa, bibula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich
gehört, wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.

2. †. Fluviatilis. (Ruß. Badiäga.)S. confor-
mis polymorpha, fragilis, granulis repleta.

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifischen Geruch; und ist oft, aber
nur zufällig, mit Stämmen von Federbusch-
Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt
sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an.
Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder
Geweihe. Ich habe diese Gattung im hiesigen
Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand
Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend
ein entscheidendes Zeichen einer wirklich animali-
schen Natur an ihr gewahr zu werden.

[Seite 496]

75. Flustra. Stirps radicata foliacea,
undique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu-
neiformibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

76. Tubularia. Stirps radicata, fili-
formis, tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die
Corallen des süßen Wasser, nähmlich die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à panache), an
welchen man, so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiednen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen,
wie kleine Därme an Wasserpflanzen, umher-
ranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit
Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die
Höhe gewachsen waren: andere, die sich zu Tau-
senden flach neben einander an Dämme etc. an-
gelegt hatten: andere, die in dichten Klumpen
in unzähliger Menge neben einander empor stan-
den, u.s.w.

1. Indivisia. T. culmis simplicissimis, geni-
culis contoris.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea
.

Donati tab. 2.

[Seite 497]

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orifi-
ciis vaginae annulatis, corpore intra vagi-
nam abscondito.

Rösel Hist. der Ploypen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi,
ad basin ciliata.

(tab. 1. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein klei-
ner Federbusch gestellt sind*).

77. Corallina. Stirps radicata, ge-
niculata, filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.

Ellis tab. 24. fig. a.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus elevatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

78. Sertularia. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: den-
ticulis calyciformibus obsita.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
[Seite 498] dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken
vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubu-
losis, ovariis ovalibus, ramis pinnato-al
ternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ovariis ovatis, ramis pinnatis
alternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis sub-
denticulatis, ovariis obovatis polyzoniis,
stirpe ramosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) sei-
nen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich
gefunden.

79. Cellularia. Strips crustacea,
lapidescens, e cellulis seriatis compo-
sita, plerumque ramosa et articulata,
tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn. )
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa di-
chotoma, articulis subciliatis, ovato-trun-
catis, uno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.


VI. ZOOPHYTA.

[Seite 499]

Man hat den Nahmen Zoophyte oder Thier-
pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in
der That sehen auch, wie schon erinnert wor-
den, manche Polypen dieser Ordnung den
Bewohnern mancher Corallen in der vorigen
gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegen-
wärtigen einen unbedeckten Körper, und nie
ein solches Corallengehäuse als in der vorigen.
Auch können wenigstens die bey weiten aller-
mehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct
verändern (haben stirpem liberam wie man
es nennt). Einige sind doch dabey in einen
gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere
hingegen einzeln. Außerdem werden aber auch
die Infusionsthierchen u.a. dergl. Geschöpfe
mit in dieser Ordnung begriffen.

80. Pennatula. Seefeder. Stirps
libera, penniformis.

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen
Seegeschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey
Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne.
Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bo-
genförmigen Armen, womit die obere Hälfte
des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf
jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und
mehr überaus saubere kleine am Rande zackige
Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter
[Seite 500] Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß
an einer Spannen langen Seefeder wenigstens
über 500 solcher kleinen Armpolypen gezählt
werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi,
pinnis imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi sca-
bra, pinnis imbricatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.

Leuchten stark im Finstern.

81. Hydra. Armpolype, Vielarm.
Corpus gelatinolum conicum. Os ter-
minale cinctum cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind
gallertartig, halb durchsichtig, und daher von
ungeübten Augen nicht immer gleich zu erkennen.
In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme
ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Berührung
aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in
ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind
von den ersten warmen Frühlingstagen an bis
in den Herbst in sanft fließenden Wassern und
[Seite 501] Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern
Ende an Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest.
Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit
Fangarmen versehener Magen. Den Sommer
hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben-
digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon
wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mut-
ter losreißen. Bey Annäherung des Winters
aber mögen sie wohl Eyer legen*), aus denen
im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man
kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden,
und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wie-
der zu ganzen Polypen erwachsen. Man kann
ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge
nach spalten, und sich vielköpfige oder vielge-
schwänzte Polypen schaffen. Man kann mehrere
in einander stecken, und so oder auf andere
Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen,
freylich Uebung und Geduld erfordernden, Hand-
griff wie einen Handschuh umkehren. Man kann
sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stück-
chen Band ausbreiten, und doch können auch
dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere
auf eine schwer zu begreifende Weise einander
verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen.
Man kann sie, nach den merkwürdigen Versuchen
des sel. Hofr. Lichtenberg**), mit Schlingen von
Haaren durchschnüren, und während daß die
Schlinge allmählig durchschneidet, werden die
derweile getrennten Theile doch schon wieder an
einander wachsen u.s.w.

[Seite 502]

1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis brevioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu variiren. Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unserer Nachbarschaft;
und die Beobachtung ihrer Reproduction hat
mich zuerst auf die Untersuchungen über den
Bildungstrieb geführt.

2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84. sq.

3. †. Grisea der orangegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris longio-
ribus.

Rösel tab. 78. sq.

82. Brachionus. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet,) Stirps ramosa, po-
lypis terminalibus ore contractili (ple-
risque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche
Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen
Schimmel vorkömmt, das aber bey der minde-
sten Erschütterung für einen Augenblick ganz zu-
sammen fährt, und zu verschwinden scheint.

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung
fort (§. 20. S. 32).

[Seite 503]

2. †. Umbellarius (Vorticella umbellaria Linn)
B. stirpe umbellata, floribus ciliatis globosis
muticis.

Rösel tab. 100.

Wie die vorige Gattung und das folgende
Geschlecht in Gräben und Teichen an Waser-
pflanzen, Schneckenhäusern etc.

83. Vorticella. Afterpolype. Cor-
pus nudum, simplex, vagum.

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben.
Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs
dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht
überzogen gesehen.

1. †. Stentorea. (Hydra stentorea Linn.) V.
corpore infundibuliformi, tentaculis cilia-
ribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. †. Socialis. (Hydra socialis Linn.) V.
mutica torosa rugosa.

Rösel tab. 95.

84. Furcularia. Corpus liberum nu-
dum oblongum, tentaculis rotatoriis
ciliatis, cauda bicuspidata.

1. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.
)

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische
Thierchen findet sich in stehenden Wassern und
mancherley Infusionen, schwimmt überaus be-
hende, verändert dabey fast alle Augenblicke
seine Gestalt; soll Jahre lang im Trocknen für
[Seite 504] todt liegen können, und doch nachher in jedem
Tropfen Wasser zu 10-12 wiederholten Mahlen
wieder aufleben etc. Der dunkele Körper in sei-
nem Vorderleibe, den so viele Naturforscher sei-
ner willkürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz
gehalten haben, ist, wie ich mich genau über-
zeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal
gehöriges Organ, und kein Herz.*)

85. Vibrio. Corpus liberum, teres,
elongatum.

1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.

Dieser im mancherley Essig. Eine verwandte
Gattung in altem Buchbinderkleister**).

86. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile. Tubus
alimentarius vix nullus.

1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
[Seite 505] schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte Glied erkennen.

87. Chaos. Corpus liberum . . . . . . . . . . .
(generi polymorphon, speciebus uni-
forme.
)

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren*), dem
bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen,
wovon sich manche Gattungen schon im See- und
süßen Wasser, andere erst im Aufguß von aller-
hand thierischen und vegetabilischen Substanzen
(daher diese dann Infusionsthierchen heißen),
und noch andere im reifen Samen männlicher
Thiere finden**).

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat-
tungen begreift:

A) Aquatile.

Die im See- und stagnirenden süßen Wasser.
[– zumahl in solchem, worin die Priestleysche
so genannte grüne Materie***) vegetirt –].

[Seite 506]

B) Infusorium.

Die eigentlich so genannten Infusions-
thierchen.

C) Spermaticum. (Cercaria spermatica)

Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge-
bildet ist*).


Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen.

[Seite 507]

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.)
festgesetzten Begriffen schon dadurch von den
Thieren auffallend unterscheiden, daß sie ihren
sehr homogenen Nahrungssaft ohne irgend
merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar
hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die
daher auch unter allen äußern Theilen der
Pflanzen bey weiten der allgemeinste ist, worin
sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln etc.)
sämmtlich mit einander überein kommen.

§. 159.

Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der der allermehresten
Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs be-
sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile,
der Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so be-
stimmt, sondern im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist.*)

§. 160.

[Seite 508]

Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als welcher nichts von alle dem
zeigt, was man mit den, für die thierische
Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten
Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit
wahren Muskeln, mit Knochen etc. vergleichen
könnte: sondern es reducirt sich ihre Organi-
sation am Ende nur auf eigentlich so genannte
Gefäße (Adern) und auf das dazwischen
liegende Zellgewebe*).

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Namen
mit mehrerem Rechte als das ihm übrigens
ziemlich analoge Schleimgewebe der Thiere,
da es, wenigstens in vielen Theilen der
Gewächse, ein wirklich zellulöses theils Luft
theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es
[Seite 509] ist zumahl in der Borke und im so genannten
Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen,
und enthält häufig einzelne dazwischen ver-
theilte größere Bläschen (utriculi), und bil-
der auch theils lange Röhrenförmige Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich so genannten Gefäße (die
übrigens manchen Familien und Geschlechtern
von cryptogamischen Gewächsen – so wie
im Thierreich den Zoophyten und auch wohl
manchen Mollusken – gänzlich abzugehn
scheinen), zeichnen sich (wenigstens bey weiten
größtentheils) besonders dadurch aus, daß
ihre Wände aus spiralförmig gewundenen Fä-
den (oder Röhrchen?) bestehen, und so gleich-
sam das Ansehn von besponnenen Saiten haben.

§. 163.

So vielartig aber die Netzförmigen u.a.
Verbindungen (Anastomosen) dieser Gefäße
unter einander sind, so zweigt sich doch kein
solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein
wahrer Kreislauf der Säfte, wie bey allen
rothblüthigen und so vielen weißblütigen Thie-
ren, dadurch unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener weni-
gen organischen Bestandtheile der Ge-
wächse (ihrer so genannten partium simila-
[Seite 510] rium
) erklärt sich die leichte Umwandlung der
daraus zusammengesetzten Theile (der par-
tium dissimilarium
) in einander; der Blät-
ter z.B. in den Kelch oder in die Krone der
Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen etc.*);
auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde
pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln
und diese hingegen in belaubte Aeste umwan-
deln kann**).

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern Theile der Pflan-
zen, und ihre Geschäfte lassen sich am füg-
lichsten in die zur Selbsterhaltung und in die
zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von
jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit
getränkten Boden. – Aus jener saugen sie
[Seite 511] Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut,
zumahl auf den Blättern, in unsäglicher Menge
verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem
Wasser aber mittelst der alljährlich neu-
reproducirten Wurzelzasern, womit die aller-
mehrsten unmittelbar in der Erde; manche aber
(wie z.B. der Mistel, die Flachsseide, die
Vanille etc.) als so genannte Schmarotzer-
Pflanzen (plantae parasiticae) an andern
Gewächsen*) festsitzen; da hingegen noch
andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.)
bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens scheint es bey aller dieser Ver-
schiedenheit des Aufenthalts der Gewächse
im Grunde doch immer darauf hinaus zu
kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun
in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste
aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen
die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach
Ingen-Housz's Untersuchungen**) wahr-
scheinlich einen Hauptnahrungsstoff der Pflan-
[Seite 512] zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie
sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel-
zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie
Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andere, wie das Hauslauch
auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle
Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche,
z.B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen etc.
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo-
sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung
erhalten können.*)

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen,
die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen
gleich über der Erde die Blätter aus; bey an-
dern aber treten sie vorher erst in einen Wur-
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie
man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän-
gert, der aber im Grunde meist die gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst,
behält.

§. 169.

[Seite 513]

Der Stamm der Bäume und Stauden
ist zu äußerst mit einer seiner Oberhaut
bedeckt, unter welcher die Rinde und der
Bast (liber) liegt, welcher letztere fast ganz
aus den thätigsten Saftgefäßen besteht, und
daher für die Erhaltung der Pflanze einer
der allerwichtigsten Theile ist. Weiter hin-
ein folgt der Splint (alburnum) und hier-
auf die eigentlich holzige Substanz, und
dann theils zwischen dieser, theils aber auch
besonders längs der Mitte des Stammes,
das so genannte Mark, welches letztere aber
mit zunehmenden Alter an Menge abzuneh-
men und gleichsam zu schwinden pflegt. Auch
wird bey diesen Gewächsen, alljährlich eine
oder eigentlich zwey neue Holzlagen, und
zwar wahrscheinlich aus dem gedachten Splint
erzeugt, daher man bekanntlich aus der Anzahl
dieser concentrischen Lagen (pectines) unge-
fähr das Alter der Stämme schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer
der Palmen ausgenommen, als welche keine
solche concentrische Lagen bilden, sondern durch-
aus gleichförmig dicht, sehr hart und wie mit
partiellen Splintröhren durchzogen sind. Eine
Bemerkung die auch für die Bestimmung der
versteinten Hölzer von Wichtigkeit ist.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen
[Seite 514] endlich die Blätter ansitzen, die doch im
Grunde aus den gleichen Theilen, wie die
Wurzel oder der Stamm, zusammengesetzt
sind; indem man auch an ihnen Oberhaut,
Rinde, holzige Substanz und markiges Zell-
gewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in
der Mitte des Blatts, zwischen dem (meist
doppelten) holzigen Netze, von welchem
man durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die
übrigen Theile absondern und dadurch die so
genannten Blätter-Skelete verfertigen kann.
Dieses holzige Netz ist auf beiden Seiten
des Blattes mit einer besondern Haut über-
zogen, die man insgemein die Cutikel nennt,
die aber noch von dem eigentlichen Ober-
häutchen, was endlich zu alleräußerst die
Blätter überzieht, gar sehr verschieden, und
vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen (§.
166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um
so merkwürdiger, je größer und wichtiger die
Functionen derselben für die damit versehenen
Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich
wohl vorzüglichst zur Unterhaltung des so
genannten phlogistischen Prozesses, der
bey den Thieren hauptsächlich durchs Einath-
men des respirabeln Theils der Luft oder sei-
ner Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen,
[Seite 515] bey den Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben
durch die Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder seine Grundlage zum Lebens-
unterhalte unentbehrlich; besonders um (wie
es Ingen-Housz's Untersuchungen wahrschein-
lich machen) sich dadurch in ihrem belebten
Laboratorium ihren Hauptnahrungsstoff, die
Kohlensäure (§. 167.) zu bereiten; wovon
sie hernach den Ueberfluß als kohlengesäuertes
Gas wieder ausdunsten.*)

§. 173.

Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in
der Dunkelheit, in seiner größten Stärke be-
trieben. Bey Tage hingegen, und vollends
im Sonnenscheine gehet er langsamer von
Statten; daher die Pflanzen alsdann weni-
ger Kohlensäure bereiten und verbrauchen;
und dagegen währen der Zeit aus ihren
Blättern Sauerstoffgas, den respirabeln Theil
der atmosphärischen Luft, entbinden**).

§. 174.

[Seite 516]

Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe bey den mehresten Ge-
wächsen der kältern Himmelsstriche, ein ver-
gänglicher Schmuck, womit sie bloß den
Sommer hindurch versehen sind, der hinge-
gen mit Annäherung des Winters vertrock-
net, welkt und theils abfällt. Daß dieses
Entblättern hauptsächlich durch den Frost
bewirkt werde, der die Gewächse in ihren
Winterschlaf versenkt, und so wie bey den
Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die
Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter
nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert
werden und absterben, wird dadurch wahr-
scheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen
(bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen
des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil
auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen,
die ein sehr festes harzreiches Blatt haben,
wie z.B. die mehresten Tangel- oder Nadel-
hölzer, der Epheu, die Preußel- oder Mehl-
beeren (vaccinium vitis idaea), das Heide-
kraut, der Buxbaum u.s.w. dasselbe den
Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.

§. 175.

[Seite 517]

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder
doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe
begeben, und fast wie in eine Art von Schlaf
fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib-
hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: auch
schwerlich bloß von der Dunkelheit, denn
manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia
nocturna
(§. 31.) den Tag zum Schlaf ver-
wenden, so ist dieß auch der Fall mit den
Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des cactus
grandiflorus , mesembryanthemum nocti-
florum
, der hesperis tristis etc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andere Arten von eigenthümlicher
Bewegung; wohin z.B. meist bey allen ihr
Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so
äußerst wohlthätigen Lichte*) gehört, als welcher
Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen-
blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu
merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich
[Seite 518] oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
gepreßt wären.*) Ferner bewegen sich
manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft,
wenn sie berührt werden; wie z.B. die
Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica
), oder der auerrhoa carambola, oder
die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Flie-
genfalle (dionaea muscipula), welche, wenn
sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augen-
blicklich zusammenklappen und das Insect
zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vie-
len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
[Seite 519] Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht-
knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu
ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen
Staubbeutel gegen die weibliche Narbe trei-
ben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Ge-
wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch
bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut-
lichste von dem ausschließlichen Eigenthume
der Thiere, nämlich der willkürlichen Be-
wegung, als von welcher auch bey den, wegen
ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie
z.E. beym hedysarum gyrans) keine echte
Spur zu erkennen ist.

Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, welche die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme!

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Ge-
wächsen eingesogenen und assimilirten Nah-
rungsstoffen werden nun die ihnen eigenen
specifiken Säfte abgeschieden, da z.B.
[Seite 520] manche einen milchigen, theils ätzenden Saft
enthalten; andere Gummi geben; verschiedene
Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im
höhern Alter Harz bereiten. Andre Pflan-
zentheile enthalten Mehl, Zucker, Manna, Wachs,
fette und ätherische Oele, Kampfer etc. Einige
wenige das so genannte Federharz (cahutchuc)
u.s.w.*)

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen
entzündbaren des weißen Diptams etc. –

§. 180.

Das aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesogenen Nahrungs-
säfte in den Gewächsen selbst bereitet wer-
den müssen, erhellet schon daraus, weil im
gleichen Erdreich und auf demselben Garten-
beete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer
[Seite 521] seine sauren und der Lattich seine kühlenden
Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den
verschiedenen Theilen ein und eben derselben
Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht,
dennoch so äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Freylich aber trägt auch allerdings die Ver-
schiedenheit des Bodens*) und des Climas
zur verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in
den Pflanzen vieles bey: daher denn eines
Theils manche in fremden Boden verpflanzte
Gewächse so wie in ihrer Bildung so auch in
der Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert wer-
den, dadurch von ihren Kräften verlieren etc.,
andere hingegen eben dadurch noch gewinnen
und veredelt werden.

§. 182.

Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine
bestimmten, ihm angemessenen Pflanzen**),
so daß man zuweilen schon aus den einheimi-
[Seite 522] schen Gewächsen einer Gegend die Beschaffen-
heit ihres Bodens errathen kann; doch hat
die Vorsehung manchen, für das Menschenge-
schlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes
fremde Clima zu gewöhnen, so daß z.B. die
schwächlich scheinenden Getreidearten etc. besser
als Eichen u.a. noch so robust aussehende
Bäume in ganz verschiedenen Himmelsstriche;
die aus Chili abstammenden Kartoffeln nun in
allen fünf Welttheilen fortkommen etc.; oder
wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebun-
den sind, doch daselbst in jeder Art von Bo-
den gedeihen, wie z.B. die Cocospalme, die
eben so üppig im steinigen und Sandland als
im fetten Erdreich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß
gewisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-
Holland) eine so große Mannigfaltigkeit von
recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern
ausschließlich hervorbringen, und dagegen an-
sehnliche Ordnungen von Gewächsen großen
Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der
heiße Erdgürtel fast keine Kohl- und Rüben-
arten. So finden sich aus den westindischen
Inseln vergleichungsweise wenige Laub-Moose
(musci frondosi) und hingegen desto man-
nigfaltigere Farnkräuter etc.

§. 184.

[Seite 523]

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit
in Rücksicht der Vegetation der Gewächse an-
merkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zu-
mahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähm-
lich manche nur isolirt und einsam leben, da
hingegen andere dicht beysammen bleiben und
theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche,
oder (wie das Sargasso) weite Meeresstrecken
überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbrin-
gen lassen. Auf die Fortpflanzung durch
Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen;
und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im
Thierreiche bey den Polypen und sonst einige
Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche
desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nähm-
lich vermehren sich von selbst auf diese Weise.
Bey vielen andern hat es die Kunst durch
Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es
gibt z.B. eine Art Feigenbaum (der Banian-
baum, ficus indica) dessen Zweige herab
[Seite 524] hangen, und sobald sie den Boden berühren,
von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines
Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen
verbunden sind, vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusam-
menhängenden Stämmen, der auf 370 Fuß im
Durchschnitt, und sein Schatten den er Mittags
wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 187.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man
nähmlich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste
an den Bäumen, da wo die Blattstiele an-
sitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den
mehresten erst im folgenden Frühjahr sich
öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist
nur an den Bäumen der kältern Erdstriche,
und fallen bey einigen von selbst ab: sollen
auch theils, wenn man sie vorsichtig säet, wie
ein Same aufkeimen. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschossene Reis
einpfropfen.

§. 188.

Viel Aehnliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die
eigentlichen an lilienartigen Gewächsen befind-
[Seite 525] lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit-
telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel
im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Kartoffeln etc.) manche Aehnlich-
keit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach
zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise
zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag
übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen, oder mehrere zusammen in
einer Traube oder Aehre oder Kätzchen etc. ver-
bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem
so genannten Fruchtboden (receptaculum),
verschiedne ausgezeichnet gebildete Theile,
von welchen einige männlich, andere weiblich
sind; und diese müssen, wenn die Zeit der
Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen
befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be-
stimmung und Verrichtung haben also diese
vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit
den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch
[Seite 526] unterscheiden sie sich schon dadurch sehr auffal-
lend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den
Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind,
sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch
jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paa-
rung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die
Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B. halten
sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube
des männlichen befruchtet werden. Sobald dieß
geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum)
genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt
entweder mit den übrigen Theilen innerhalb
der Blumenblätter (germen superum), oder
wie bey der Rose, bey den Aepfeln etc. unten
außerhalb derselben (germen inferum): und
enthält immer die Samenkörner der Pflanze,
daher man diesen Behälter gewisser Maßen
mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbe-
hälter, und bis Narbe endlich zu oberst auf
dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit
dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey
eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

[Seite 527]

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (fila-
mentum
), und dem darauf ruhenden Staub-
beutel (anthera). Dieser letztere ist mit
einem mehligen häufigst gelben Staube (pol-
len
) überzogen, der aber (wie man unter
starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus
zarten Bläschen besteht, die bey vielen Pflan-
zen eine überaus sonderbare Bildung haben,
und ein unendlich feineres, duftiges Pulver
enthalten, welches seiner Bestimmung nach
mit dem männlichen Samen der Thiere ver-
glichen zu werden pflegt*).

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blu-
menstaub auf die weibliche Narbe: scheint
da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver
zu verschütten, welches dann vermuthlich
durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt
und die daselbst vorräthig liegenden, bis dahin
aber unfruchtbar gewesene Samenkörner fecun-
dirt. Wenn man die Blüthe vor der Be-
[Seite 528] fruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile
beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein
verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese bei-
derley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.),
verbunden. Bey einigen hingegen in ver-
schiedenen Blüthen, wovon die einen bloß
männlichen, die andern weiblichen Geschlechts,
aber doch am gleichen Stamme befindlich sind,
getrennt (Monoecia Linn.), wie z.B. bey
der Haselstaude, Wallnußbaum, Gurken,
Brotbaum etc. Andere Gewächse, wie z.B.
der Ahorn, die Esche etc. haben gar dreyerley
Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und
überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia).
Bey noch andern aber, wie z.B. bey den
Palmen, dem Hanf, Hopfen etc. sind die bei-
den Geschlechter in den Pflanzen selbst, so wie
bey allen rothblüthigen und vielen andern Thie-
ren abgesondert: so daß die eine Pflanze bloß
männliche, eine andere aber, die übrigens von
dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen
trägt: und die Blüthen des weiblichen Stam-
mes nicht anders befruchtet werden, als wenn
der Blumenstaub von der männlichen Pflanze
durch den Wind oder durch Insecten oder auch
durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist
(Dioecia Linn.)

§. 194.

[Seite 529]

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der Blüthe ist besonders der
doch bey den mehresten befindliche Blumen-
Kelch (calyx), und die so genannten necta-
ria
, u.a.m. zu merken. Ueberhaupt aber
theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nähmlich sind
alle einzelnen Theile derselben Art, z.B.
alle Blumenblätter etc. von gleicher Gestalt,
Größe und Verhältniß; bey diesen hingegen
von ungleicher Proportion.

§. 195.

Bey den eigentlich so genannten oder Laub-
Moosen (musci frondosi etc.) ist, nach
Hedwig's Entdeckungen die Aehnlichkeit der
Befruchtungswerkzeuge mit denen bey andern
Gewächsen weit größer, als man vorher ge-
glaubt hatte. Das saubere, fast becherförmige
Köpfchen (capitulum) derselben, enthält
gleichsam als Fruchtknote (§. 190.) die Sa-
menkörnchen; die mittelst des kleinen spitzigen
Hutes (calyptra), der die Stelle des Grif-
fels und der Narbe vertritt , von dem männ-
lichen Blumenstaube besonderer, theils rosen-
oder sternförmiger Theile befruchtet, und
nachher ausgeschüttet werden.

§. 196.

[Seite 530]

Von denjenigen einfachern Aftermoosen
hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bey
den Tremellen, Ulven, Conferven, und beym
See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungs-
art wohl sehr verschieden, obschon bey den
wenigsten noch genau genug untersucht; bey
manchen aber, wie z.B. bey der oben erwähn-
ten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 19
und 33 –), zur Bewunderung einfach.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. –)

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge,
der Trüffeln etc. und des Schimmels, deren
ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaf-
tes Dunkles hat*).

§. 198.

Bey den vollkommnern, im eigentlichen
Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der
Befruchtung die übrigen nun überflüssigen,
Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwän-
gerte Fruchtknote aber fängt an aufzuschwellen,
[Seite 531] und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen
nach und nach zur Reise zu bringen.*)

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa-
menkörner selbst**), als auch der Gehäuse,
worin sie eingeschlossen sind, ist eben so mannig-
faltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung***) und auf ihr
weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gat-
tungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der
bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen
bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten,
dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die
ersten Wurzelzäserchen oder das so genannte
Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und
hingegen den Blattkeim (plumula) über sich
treiben†). Zur allerersten Ernährung des
neuen Pflänzchens dienen ihm dann die bey
den mehresten Gewächsen doppelten Samen-
lappen oder Kernstücke (cotyledones), die
[Seite 532] vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus-
machten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und
Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn
die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem
saftreichen Zellgewebe oder so genannten Flei-
sche überzogen sind, so heißt dieß eine Beere
(– sey sie übrigens noch so groß und an einem
großen Baume, wie z.B. die Brotfrucht –).
Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkörner
von außen auf dem großgewachsenen fleischigen
Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die
folglich nach der Kunstsprache nicht sollten
Beere genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-
haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern-
früchte (und die Bäume dieser ganzen Ord-
nung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey
den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfir-
schen, eine Nuß enthält, die dann Stein-
früchte (die Bäume drupaceae) genannt
werden.

§. 202.

[Seite 533]

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey
den Thieren auf den Bildungstrieb wirken,
und ihm eine abweichende veränderliche Rich-
tung geben zu können*): daher viele theils
in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in
Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so
zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So
zählt man z.B. jetzt auf drey tausend Varie-
täten von Tulipanen, wovon doch vor 200
Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa
bekannt war. – So ist der Stängel
(§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge
der Degeneration, den sie erst im cultivirten
Zustande treiben, da sie hingegen im wilden
Naturzustande acaules sind (z. B carlina
acaulis
u.a.m.). Andererseits verlieren
manche Gewächse durch die Cultur gewisse
Theile, die sie im Naturzustande hatten.
So wird z.B. die indische wilde Lawsonia
spinosa
in Syrien durch die Cultur inermis.
– Ueberhaupt sind auch die Gewächse
manchen Arten von Degeneration ausgesetzt,
die bey den Thieren gar nicht Statt haben
können, wie z.B. die Ausartung der männ-
lichen Befruchtungstheile in den gefüllten
Blumen u. dergl. m.

§. 203.

[Seite 534]

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der
Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen, die Eine Gattung von Toback (nico-
tiana rustica
) endlich vollkommen in eine an-
dere (nicotiana paniculata) verwandelt und
umgeschaffen hat*): welches sich freylich mit
der Lehre von vermeinten präformirten Keimen
schlechterdings nicht, aber wo ich nicht irre,
ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.)
reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber
doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe
beysammen waren.

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im
Gewächsreiche ungleich zahlreicher, als unter
den Thieren und zwar bekanntlich bey den
cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufiger
als bey den wildwachsenden. (– s. oben §. 12.
Anm. –) Es ist kein Theil der Pflanze, an
welchem man nicht zuweilen, an einigen aber
sehr häufig, Monstrositäten bemerkte**). Am
[Seite 535] meisten sind es überzählige, wuchernde Theile
(monstra per excessum S. 22.); doppelte
an einander gewachsene Stämme, doppelte
oder vielfache Früchte etc. vielfache Kornähren;
Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen
hervor schießen u.s.w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum über eine
Stunde, und bey andern hingegen auf lange
Jahrhunderte erstreckt*). Ueberhaupt aber
theilt man die Pflanzen in perennirende und
Sommergewächse, welche letztere nähmlich
schon mit dem Ende ihres ersten Sommers
absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan-
gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räder-
thier (S. 431. 503.) und vom Kleisteraal be-
hauptet worden, finden sich unter den Gewächsen
ähnliche Beyspiele: besonders an der deßhalb längst
berufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
mella nostoc
). Ich habe von dieser merkwür-
digen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali
sanguini deneganda
etc. Gotting
. 1795. 4.
pag. 8. gehandelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu
erwähren.

[Seite 536]

Der unermeßlich große Einfluß ist schon
oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen
durch ihren phlogistischen Proceß auf die
atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben
einerseits das aus dem Thierreich unablässig
zufließende irrespirable kohlengesäuerte Gas
eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu
ihrer Selbsterhaltung verwenden; und ander-
seits derselben durch ihre Blätter in der Hel-
lung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für
niedre Inseln der heißen Zonen, wird die
Vegetation, zumahl der Waldungen, dadurch
von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der
Boden gewässert wird.*)

§. 208.

Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

[Seite 537]

Was aber die unmittelbare Benutzung der
Gewächse für den Menschen selbst betrifft,
so giebt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im
Stande sind, als andere mit gewissen Säuge-
thieren (den Seehunden, dem Renthier etc.).
Von der Art ist z. B die Cocospalme, zu-
mahl für die malayische Menschen-Rasse
(– S. 69. –) und gewisser Maßen auch die
Dattel-Palme für manche Völker von der cau-
casischen, so wie die gemeine Birke für manche
von der mongolischen (– S. 68. –).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die
sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von
phoenix dactylifera); und die verschiedenen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen
von musa paradisiaca und die Bananes
oder Bacoves von der musa sapientum).
Für die malayische Menschen-Rasse die Brot-
frucht [von artocarpus incisa*)], die nur bloß
[Seite 538] vorher geschält und geröstet zu werden braucht.

In Hindostan, Ceilon etc. die Jacca, eben-
falls eine Art Brotfrucht von artocarpus
integrifolia.

So die vielen andern Gattungen von
Beeren (denn die Brotfrucht ist nach dem
obigen Begriff auch eine Beere), die eben-
falls für manche Völker (wie z.B. für die
Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel
abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse etc.

§. 211.

Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kar-
toffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), in
beiden Indien die Bataten (convolvulus
batatas
). Im wärmern America die Yams-
Wurzeln (dioscorea alata, sativa etc.),
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und
dergl. m.; so mancherley Hülsenfrüchte und
Gemüse.

Dann die sich nirgend mehr ursprünglich
wild findenden, eigentlichen Getreidearten,
nebst dem Mais (zea mays); Buchwaizen
oder Heidekorn (polygonum fagopyrum );
[Seite 539] Reis (oryza sativa und montana), zumahl
für die Morgenländer; so wie die Moorhirse
(holcus sorghum, Engl. barbadoes millet),
besonders für viele africanische Völkerschaften
und für die Schinesen etc.; das Tess (poa
abyssinica
) für die Habessinier etc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren
(von rhamnus lotus) der Lotophagen.*)

Und einige andere besondere Pflanzen-
theile, die von manchen Völkern als gewöhn-
liches Nahrungsmittel verspeißt werden, wie
das Sagumark (von cycas circinalis etc.);
das Senegal-Gummi (von mimosa sene-
gal
) u.s.w.

§. 212.

Hierzu die mancherley Arten von Gewür-
zen. Auch der Zucker; der eigentliche nähm-
lich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch
aus manchen andern Gewächsen, z.B. aus
der Runkelrübe u.a.m. So in Nord-Ame-
rica aus acer saccharinum (der Maple-
zucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-Plame;
auf Island aus dem fucus saccharinus; in
[Seite 540] Kamtschatka aus dem heracleum sibiri-
cum
u.s.w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Spei-
sen, Oehl, Essig etc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa.*)

Betel (piper betle) zum Kauen, Tabak
zum Schnupfen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, und die mancher-
ley Biere, (unter andern das Spruce-Bier
aus der pinus canadensis etc.).

Dann die verschiedenen weinigen Getränke:
der Rebensaft; der Palmwein von der weib-
lichen Weinpalme (borassus stabellifer) oder
auch von der weiblichen Cocospalme. Andere
berauschende Getränke-, Brantewein, Arak,
Rum, Kirschwasser etc. etc.

Die gegohrenen Getränke aus gekauten
Wurzeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc.
aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern
der Südsee aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak; und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.

[Seite 541]

Endlich unsere dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-
Thee (von einigen Gattungen des Cassine-
Geschlechts), und bey den Mongolen der schine-
sische Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen
Blättern eines noch nicht genau bestimmten
wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die
wollichten Fäden womit die Samenhaut in den
Fruchtcapseln bewachsen ist) von den verschie-
denen Gattungen gossypium und bombax;
die zu Leinewand präparirten Saftgefäße des
Flachses, Hanfs, mehrer Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche neu-seeländische
Seidenflachs vom phormium tenax; die
südländischen Zeuge vom Baste der Brousso-
netis papyrifera
und des Brotbaums etc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in manchen Gegenden beson-
dere Arten; wie z.B. auf den Alpen rhodo-
dendron ferrugineum
, auf den Heiden
erica vulgaris etc.

Der Torf (großentheils von conferua
rivularis, sphagnum palustre, carex caes-
pitosa
, myriophyllum spicatum etc
.).

Kohlen, Zunder, Lunten etc.

§. 216.

[Seite 542]

Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch bam-
bos arundinacea
.)

Zum Dachdecken und vielfachen andern
Gebrauch, Schilf, Stroh, – bey den Süd-
see-Insulanern die Palmetto-Blätter (von
pandanus tectorius).

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina).
Das nähmliche auch zum Auspolstern der Küssen.

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das ver-
schiedene Nutzholz*) für Tischler, Ebenisten,
Wagner, Drechsler, Faßbinder etc. – So
auch die mancherley Rohre**). Beides auch
bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z.B.
das schöne Holz des Keulenbaumes, casua-
rina equisetifolia
, zu den kunstreichen Lanzen
u.a. Gewehren der Südsee-Insulaner).

[Seite 543]

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete) und mehr dergleichen
zu Trinkgeschirren.

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß und
dergl. zum Korbflechten etc. – Kork etc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.

andre zu Packpapier, Pappen, Papiertape-
ten und dergl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.

Wachs (vorr myrica cerifera etc.)

Talg (z.B. vom croton sebiferum).

Oehle, Firnisse etc. (der allerköstlichste Ja-
panische Lack-Firniß von demjenigen rhus
vernix
welcher bey Jassino gezogen wird.)

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien
sind aus dem Gewächsreich genommen.
Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus),
malabarische Oltjes von Palmblättern der
Weinpalme etc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
[Seite 544] Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der
ältesten und vieler jetzigen Völker des Erd-
bodens ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles
Unkraut im weitläuftigsten Sinne (– also
z.B. mit Einschluß der verwüstenden Holz-
schwämme, merulius destruens und vasta-
tor
etc.
so wie der microscopischen Schwämme
uredo segetum etc. welche den Brand, und
Krebs und Rost am Getreide verursachen und
dergl. m.–) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen,
die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen
versucht hat, sind neuerlich zumahl das Lin-
néische Sexualsystem und das Jussieusche
am allgemeinsten adoptirt und befolgt wor-
den. Jenes ist bekanntlich den oben ange-
zeigten Befruchtungswerkzeugen nach deren
verschiedner Anzahl und Verhältniß ange-
paßt. – Das Jussieusche hingegen grün-
det sich zufördert auf den Mangel oder Da-
seyn und Beschaffenheit der Samenlappen,
dann auf die respective Stellung der Staub-
fäden, und auf den Mangel oder Daseyn
und Form der Blumenkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als
Hülfsmittel.

[Seite 545]

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips.
    1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoe-
    nitat. academicar
    .)
  2. Theod. Leonh. Oskamp tabulae plantarum termi-
    nologicae
    etc. Lugd. Bat.
    1793. Fol.
  3. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunst-
    sprache. Jena 1803. 8.
* * *

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. à Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  4. Ej. systema vegetabilium ed. XV. curante C. H.
    Persoon. Gotting
    . 1797. 8.
  5. Synopsis plantarum s. Enchiridium botanicum. cur.
    C. H. Persoon. Paris
    1805 sq. 11. vol. 12.
  6. J. Miller's illustration of the sexual system of Lin-
    naeus
    . Lond
    . 1775. II. vol. Fol. und 1779. 8.
  7. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft.
    Zürich 1775. Fol.
  8. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkennt-
    niß nach Linne's Methode. Wien 1800. 8.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und
    angewandten Botanik. 2te Auflage. Leipz. 1797.
    II. Th. 8.
  10. Aug. Joh. G. C. Batsch Versuch einer Anleitung
    zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen. Halle
    1787. II. Th. 8.
  11. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl.
    Berlin 1802. 8.
  12. Chr. Fr. Ludwig Handd. der Botanik. Leipz. 1800. 8.
  13. J. E. Smith's introduction to the study of botany.
    ed
    . 4. Lond. 1819. 8.
  14. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse.
    Halle, 2te Ausg. 1817. II. Th. 8.
  15. Fr. S. Voigt System der Botanik. Jena 1808. 8.
  16. E. P. Venienat tableau du regne végétal selon la
    methode de
    Jussieu. Par.
    1799. IV. vol. 8.
  17. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von Jus-
    sieu, nach seinen neuesten Verbesserungen, in
    Tabellen. Herausgegeben von Fr. S. Voigt.
    Leipz. 1806. Fol.
* * *

Besonders zur Kenntniß unserer ein-
heimischen Gewächse:

  1. Alb v. Haller historia stirpium Helvetiae indige-
    narum
    . Bern
    . 1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn.
    1761. sq. Fol.
  3. Ale. W. Roth tentamen florae Germaniacae. Lips.
    1788 sq. III. vol. 8.
  4. Chr. Schkuhr botanisches Handbuch. Wittenb. seit
    1791. 8.
  5. Deutschlands Flora oder botanisches Taschenbuch von
    G. Fr. Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
  6. H. Ad. Schrader Flora Germaniaca. T. I. Gotting.
    1806. 8. mit Kupf.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpighii anatome plantarum ib.
    1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Housz Versuche mit Pflanzen. übers.
    von Joh. Andr. Scherer. Wien 1786–1790.
    III. Th. 8.
  6. Theod. v. Saussüre chemische Untersuchungen über
    die Vegetation, übers. mit einem Anhange und Zu-
    sätzen von Fr. S. Voigt. Lpz. 1805. 8. mit Kupf.
  7. Fr. Alexand. von Humboldt Aphorismen aus der che-
    mischen Physiologie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie.
    Aus dem Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800.
    V. vol. 8.
  10. C. F. Brisseau-Mirbel Traité d'anatomie et de
    Physiologie végétales.
    Par.
    1802. II. vol. 8.
  11. J. v. Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde. Braun-
    schweig. 1794. 8.
  12. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Gegen-
    stände aus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit
    1793. 8.
  13. Dess. Beyträge zur Pflanzen-Anatomie und Physio-
    logie. Leipz. seit 1799. VII. Hefte. 8.
  14. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit
    1803. 12.
  15. R. Sprengel von dem Bau und der Natur der Ge-
    wächse. Halle 1812. 8.
  16. H. Fr. Link kritische Bemerkungen zu R. Sprengel's
    Werk. Ebendas. 1812. 8.
  17. D. G. Rieser Grundzüge der Anatomie der Pflanzen.
    Jena 1815. 8.
  18. Joh. Hedwig Sammlung seiner zerstreuten Abhand-
    lungen und Beobachtungen etc. Leipz. 1793 und
    1797. II. Th. 8.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 548]

§. 222.

Mineralien oder Fossilien sind die unor-
ganischen Naturkörper (§. 2. 4.), die nähmlich
nach den bloß-physischen und chemischen Ge-
setzen, auf und in der Erde gebildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen
Mineralien, wie Quecksilber und Erdöhl, sind
die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im
flüssigen Zustande gewesen.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).

§. 225.

[Seite 549]

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch als Univer-
salsolution die Stoffe der nachher daraus nie-
dergeschlagenen Fossilien in sich aufgelöst ent-
halten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und
andere chemische Processe, die dann allgemach
in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich
die verschiednen Arten von Gebirgs- und Erd-
lagern ihre Entstehung erhalten, die sich im
Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter
zwey Hauptabtheilungen bringen lassen:
nähmlich

A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden
sind.

Jede von beiden zerfällt wieder in zwey
Classen:

Die der primitiven nähmlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flözgebirge; und in

d) die aufgeschwemmten Erdlager.

[Seite 550]

Von jeder dieser vier Classen ein Wort
insbesondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit seine
Entstehung; als welcher nun die selbstständige,
uranfängliche, feste Rinde unseres Planeten
auszumachen, und den später gebildeten Gebir-
gen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage
zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin
und wieder, zumahl in den größten und
höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.

Deshalb werden denn die Granitgebirge
auch in der Geologie Urgebirge oder Grund-
gebirge genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagen, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Prä-
cipitationen verändert ward, sowohl von dem
Granit der Urgebirge, als unter einander selbst,
verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der
zweyten Classe sind größtentheils von schieferi-
gem Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmer-
schiefer, Thonschiefer etc.), und in mächtigen
Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem
[Seite 551] mehrentheils durch eine sehr abhängende, ge-
stürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten, die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich nach der Hand darin abgesetzt) wie-
derum mehr oder weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
so genannten Gängen (Fr. filons, Engl.
veins) hat sich auch das allermehrste Erz
erzeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegen-
stand des practischen Bergbaues ausmachen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-
Gebirge, (Fr. montagnes à filons) weil
sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber
doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge
finden.

§. 229.

Durch diese beiden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde
unsers Planeten gegründet worden, ehe er
durch Vegetation belebt und mit thierischer
Schöpfung, beseelt worden. Denn in
keiner von beiden findet sich irgend eine
[Seite 552] Spur von versteinten, vormahls organischen
Körpern.

Anders verhält es sich hingegen mit den
beiden übrigen Classen der secundären Ge-
birge und Erdlager.

§. 230.

Die Flözgebirge (Fr. montagnes à
couches
)
nähmlich sind zwar mehrentheils auch
stratificirt, aber meist in flächeren Lagen, als
die Ganggebirge, und von mehr abwechselnder
Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch
machen sie insgemein*) nur die niedern Berg-
rücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Be-
sonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden
Classen, daß sie großentheils von versteinten
Resten organisirter Körper gleichsam wimmeln.
Die mehresten dieser Petrefacten sind so ge-
nannte Incognita, zu welchen sich nähmlich
in der jetzigen organisirten Schöpfung keine
Originale mehr finden: so z.B. die Belemni-
ten, ein paar hundert verschiedene Gattungen
von Ammoniten u.s.w. Diese Incognita
[Seite 553] sind aber, wie alle Analogie lehrt, größten-
theils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger,
ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam
wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen
wie in einem Corallenrief etc.), so daß man aus
allen diesen schließen muß, unser jetziges festes
Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt
gewesen, und durch gewaltsame plötzliche Re-
volutionen aufs Trockene versetzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen
mannigfaltig abwechselnden Lagen, werden von
den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und
daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Nahmen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigent-
lichen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in
sehr verschiedenen Zeiträumen, – durch Nie-
derschlag aus dem Wasser gebildet worden, und
zusammen die feste Rinde unseres Planeten aus-
machen, unterscheidet man nun viertens auch
die so genannten aufgeschwemmten Erdla-
ger (Fr. montagnes et terreins de transport,
couches meubles
), die sich hin und wieder,
zumahl im niedern Lande, aber theils in mäch-
tigen Schichten und weit verbreiteten Strecken
finden. Es gehören dahin z.B. die sogenann-
ten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager
[Seite 554] von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergel-
tuff etc. welche letztere gar häufig auch calcinirte
und doch theils zum Bewundern gut erhaltene
Reste von Seeconchylien und zwar an manchen
Orten in unübersehlicher Menge*) enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nie-
derschlag aus dem Wasser, oder wie man zu
sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden
sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und
wieder theils ganze Berge, theils flache Fossi-
lien-Lager, die, seit sie auf jene Weise ent-
standen waren, nun durch Einwirkung unter-
irdischen Feuers, oder wie man es zu nennen
pflegt, auf dem trockenen Wege, große
Veränderung erlitten, gleichsam umgewandelt
worden, und dadurch ihren jetzigen Habitus
erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die
ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von
[Seite 555] denen der wirklich feuerspeyenden Berge)
pseudo-vulcanische Producte.

§. 233.

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten*) der Fossi-
lien im Ganzen von einander zu unterschei-
den sind; so begreift sich doch aus dem, was
über ihrer Entstehung gesagt worden, von
selbst, daß sie an den Gränzen, wo die einen
an die andern stoßen, zuweilen durch unmerk-
liche Uebergänge gleichsam zusammen fließen
müssen.**)

§. 234.

[Seite 556]

Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem geneti-
schen Character von der Entstehungsweise der
unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten orga-
nisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die
einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z.B. Dia-
mant, Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey
den übrigen keine so scharf bestimmbare Cha-
racteristik der Gattungen (species)*) als bey
den organisirten Körpern; mithin aber weit
mehr Willkürliches in der Vertheilung dersel-
ben unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar
unter ihre Classen Statt hat, so daß z.B.
Chlorit, Röthel etc. von manchen Minera-
logen unter die Erze, von andern unter die
Steinarten gebracht werden können.

§. 235.

[Seite 557]

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als
auch die Verbindungsart, etc. vieler einan-
der übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den
mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent-
stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und
theils durch fast unmerkliche Nüancen gleich-
sam zusammenfließende Uebergänge, in deren
Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug
sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelglie-
dern, zumahl in einzelnen Exemplaren, bey
weiten keine so bestimmten Gränzen als bey den
organisirten Körper sich ziehen lassen. Be-
sonders ist dieß der Fall bey den vererzten Me-
tallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten
gemischten Gehalts.

§. 236.

Zweytens aber werden diese Uebergänge
auch durch die Decomposition und Auf-
lösung vieler schon gebildeten Fossilien ver-
vielfältigt, da manche Steinarten durch den
Verlust ihres so genannten Krystallisations-
wassers, manche Erze durch die Einwir-
kung von Säuren etc. allmählich verwittern,
und so z.B. Feldspath in Porcellanerde,
Kupferkies in Kupferschwärze gleichsam um-
gewandelt werden.

§. 237.

[Seite 558]

Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfnis, zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äuße-
ren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer
(ohnehin mit diesen Kennzeichen in sehr con-
stanten Bezug stehenden*)) Bestandtheile
durch die chemische Analyse zu verbinden.**)

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen***)
sind für die mineralogische Diagnostik die aller-
wichtigsten und sichersten: das specifische Ge-
wicht†), die Härte, und zumahl, wo sie
[Seite 559] Statt hat, die Krystallisation*), d.h. eine
bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl
und eben so bestimmten Verbindungsart von
Faßetten**), und der so genannte Durchgang
der Blätter, (oder die Richtung der natürlichen
Trennungsflächen), der sich bey vielen Arten
von Krystallisationen nach dem Verhältniß der
Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt
(Forme primitive) oder so genannten Kerne
[Seite 560] richtet*). Minder allgemein constant und
zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der
Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs,
der Strich den manche Fossilien geben, wenn
sie gekratzt werden, u. dergl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien
ihre physikalischen Kennzeichen, die nähmlich
erst einen physikalischen Versuch voraussetzen,
wie z.B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer
und Auflösbarkeit im Wasser, die die Phospho-
rescenz, Electricität, das Verhalten zum Mag-
net etc. und bey den durchsichtigen, ob sie eine
einfache Brechung machen, oder aber das Bild
der dadurch angesehenen Gegenstände verdop-
peln. – Und mitunter sind auch für den ersten
Anlauf die sogenannten empirischen Kenn-
zeichen brauchbar, die von beygemengten be-
kannten Fossilien, oder von dem Fundorte ab-
strahirt werden**).

§. 240.

[Seite 561]

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile aber (§. 237.) dient theils das weitere
Verhalten derselben im Feuer, besonders auch mit-
telst des Löthrohrs*), erkannt wird; vorzüglich
aber die Zerlegung derselben auf dem nassen
Wege mittelst der Reagentien etc.**)

Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Che-
mikern angestellten Analysen eines und eben des-
selben Fossils zuweilen so sehr von einander ab-
weichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel
Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftere Wie-
derhohlung der Versuche dazu gehört, um da-
bey gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert
zu seyn.

Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und Quantität)
der Stoffe, worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts von dem, was doch gerade den wahren ei-
genthümlichen Charakter so vieler Fossilien aus-
macht, nämlich die bewundernswürdige Zusam-
mensetzung und specifische Verbindungsart jener
Stoffe, wodurch z.B. die Thonerde zum Saphir,
[Seite 562] und in Verbindung mit ein Paar andern eben so
gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird! oder wo-
durch die Natur aus Kieselerde in Verbindung mit
Thonerde den Bildstein und hingegen in Verbin-
dung mit Talkerde den demselben übrigens so täu-
schend ähnlichen Speckstein hervorbringt, u. dergl. m.
– s. Lichtenberg's vermischte Schriften Vter B.
S. 161 u. f. de Lüc in Voigts Magazin IX. B.,
1. St. S. 74. u. f. und Klaproth im I. B. seiner
Beyträge S. 89.

§. 241.

Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen: deren Unterschiede
und Eigenschaften zu Anfange der folgenden
vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Fossilien.

II. Salze.

III. Eigentlich so genannte brennliche
Mineralien.

IV. Metalle.

* * *

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel
zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII – it. de na-
    tura fossilium
    . L. X. etc. Basil 1546. Fol.
  2. Ax. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, – aus
    dem Schwed. – vermehrt durch M. Chr. Brün-
    nich. Kopenhagen, 1770. 8.
  3. – mit äußern Beschreib. etc. von A. G. Werner.
    I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum.
    Holm. 1772. II. Vol. 8.
  5. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin
    1808. Fol.
  6. F. Ambr. Reuß Lehrbuch der Mineralogie nach Kar-
    sten's Tabellen. Leipz. 1801-1806. VIII. B. 8.
  7. Systematisch-tabellarische Uebersicht und Characteristik
    der Mineralkörper; von C. C. Leonhard, K. F.
    Merz und J. H. Kopp. Frkf. 1806. Fol.
  8. Propädeutik der Mineralogie; von C. C. Leonhard,
    J. H. Kopp und C. L. Gärtner, daselbst
    1817. Fol.
  9. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hin-
    sicht auf die neuesten Entdeckungen, herausgegeben
    von C. C. Leonhard. daselbst seit 1807. 8.
  10. C. A. L. Hoffman Handbuch der Mineralogie. Frey-
    berg. seit 1811. 8.
  11. J. Fr. L. Hausmann Entwurf eines Systems der
    unorganisirten Naturkörper. Cassel 1809. 8.
  12. Dess. Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813.
    III. B. 8.
  13. J. Chr. Ullman systematisch-tabellarische Uebersicht
    der mineralogisch-einfachen Fossilen. Cassel
    1814. 4.
  14. Haüt Traité de Minéralogie. Par. 1801. V. Vol. 8.
    mit Anm. von D. L. G. Karsten und Chr. S.
    Weiß. Par. u. Leipz. 1804–1810. V. B. 8.
  15. Ej. (Haüy) Tableau comparatif des resultats de la
    cristallographie et de l'analyse chimique rela-
    tivement à la classification des mineraux
    Par
    .
    1809. 8.
  16. Tableau méthodique des Espèces minérales – extrait
    du Traité de Mineralogie de
    M. Haüy, et aug-
    menté des nouvelles Dècouvertes
    ; par J. A. H.
    Lucas.
    Par.
    1806. 8.
  17. Al. Brongniart Traité élémentaire de minéralogie,
    avec des applications aux arts.
    Par.
    1807.
    II. vol. 8.
  18. Rob. Jameson's System of Mineralogy. ed. 2.
    Edinb.
    1816. III. vol. 8.
  19. Park. Cleaveland's Treatise on Mineralogy and
    Geology.
    Boston
    1816. 8.
  20. M. H. Klaproths Beyträge zur chemischen Kenntniß
    der Mineralkörper. Berlin seit 1795. V. B. 8.
  21. Ohne der so zahlreichen mineralogischen Com-
    pendien zu gedenken, die in Deutschland in
    dem letztern Jahrzehenden erschienen sind.
* * *

Besonders zur Bestimmung der Fossilien durch
Aufsuchung und Vergleichung ihrer äußern
Kennzeichen.

  1. H. Struve methode analytique des fossiles, fondée
    sur leurs caractères extérieurs
    . Lausanne
    1797. 8.
  2. Handbuch des Mineralogen – von H. Struve, aus
    desselben französ. Handschrift übersetzt durch D.
    B. Rätzer. Bern 1806. 4.
  3. J. G. Lenz mineralogisches Taschenbuch. Erf. 1798. 12.
* * *

Ueber die Benutzung der Fossilien.

  1. C. Schmieders Versuch einer Lithurgik oder ökonomi-
    schen Mineralogie. Leipz. 1303. II. B. 8.
* * *

Zur Geologie.

  1. J. A. de Luc Traité élémentaire de Géologie.
    Lond.
    1809. 8.
  2. Essay on the Theory of the Earth, by M. Cuvier,
    with mineralogical Notes by Prof. Jameson,
    and Observations on the Geology of N. Ame-
    rica by
    Prof. Mitchill. New-York.
    1818. 8.
  3. Scip. Breislak's Lehrbuch der Geologie, mit Anm.
    von Fr. K. von Strombeck. Braunschw. seit
    1819. 8.
  4. g. b. Greenough's critical examination of the
    first principles of Geology.
    Lond.
    1819. 8.
* * *

Einige hierher gehörige Journale etc. außer den
oben (S. 11) angeführten.

  1. Chemische Annalen von L. von Crell.
  2. Journal der Chemie von N. Al. Scherer.
  3. Neues allgemeines Journal der Chemie. Herausgege-
    ben von Ad. Ferd. Gehlen.
  4. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F.
    Lempe). Dresden seit 1805. 8.
  5. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W.
    Köhler und C. A. S. Hoffman. Freyberg seit
    1788. 8.
  6. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  7. C. Ehrenb. von Moll Jahrbücher der Berg- und
    Hüttenkunde. Salzb. seit 1797. 8.
  8. Dess. Annalen derselben. seit 1801.
  9. Dess. Fortsetzung von diesen: (auch unter dem Titel
    Efemeriden etc.)
  10. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie
    Leipz. 1800. 8.
  11. Transactions of the geological Society of London.
    seit 1811. 8.
* * *

Auch einige der vorzüglichst instructiven Ver-
zeichnisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of
    England
    etc. – in the collection of J. Wood-
    ward
    . Lond
    . 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sqq.
    II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle de
    Raab
    par M. de Born. Vienn
    . 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschrieben von
    D. L. G. Karsten
    . Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M.
    Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G.
    Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  6. (Gianv. Petrini) Gabinetto mineralogico del colle-
    gio Nazareno
    . Rom
    . 1791. II. Vol. 8.
  7. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von
    dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der
    Gebirge. Clausthal, 1795. 8.
  8. W. Babington's new System of Mineralogy in the
    Form of a catalogue
    . Lond.
    1799. 4.
  9. Des Hrn. J. F. von der Null Mineraliencabinet, als
    Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht von
    F. Mohs. Wien, 1804. III. B. 8.
* * *

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in hundert Fällen schlechter-
dings aushelfen müssen), und doch das Selbst-
sammeln für die mehresten Anfänger eine schwierige
Sache seyn muß; so ist es für diese eine große
Erleichterung, daß man nun bey der Mineralien-
Niederlage zu Freyberg, und beym Mineralien-
Tausch- und Handlungscomtoir zu Hanau, so
wie hier in Göttingen beym Mineralienhändler
H. Geisler und beym Universitätsmechanikus
H. Apel, kleine Mineralien-Sammlungen, zu
verschiedenen sehr billig bestimmten Preisen, zu
Kauf haben kann.


Zwölfter Abschnitt.
Von
den Steinen und erdigen Fossilien.

[Seite 567]

§. 242.

Steine und erdige Fossilien heißen die-
jenigen trocknen Mineralien, die sich, wenn sie
rein sind, für sich*), nicht so wie die Salze
im Wasser oder wie die eigentlich so genannten
Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch
wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer
verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern
und breitschlagen lassen.**) Ueberhaupt sind
sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn
sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig.
Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers
seine höchstens vier bis fünf Mahl.

§. 243.

[Seite 568]

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fos-
silien dieser Classe unter folgende, davon be-
nante Geschlechter geordnet werden:

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Gadolingeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Strontiangeschlecht und

VII. Barytgeschlecht.


I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon
dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich
im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
sie von keiner andern als der Spathsäure an-
gegriffen: schmilzt aber mit beiderley feuer-
festem Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu
Glas, daher sie auch glasartige oder vitres-
cible Erde genannt wird.

[Seite 569]

1. Quarz.

Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechs-
seitige Pyramide, mit längerer oder kürzerer
Zwischensäule, deren Flächen meist in die Quere
feingefreist sind, (– tab. II. fig. 19. –). Er
ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht,
wenn man zwey Stücke im Finstern aneinan-
der reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den
edlen und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal
de roche
).

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas-
glanz; flachmuschelichem Bruche; die Krystallen
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz
festgewachsen; und dann theils in centnerschwe-
ren Krystallen (so zumahl in der Schweiz und
auf Madagascar); oft aber auch lose, und rein
auskrystallisirt, d.h. mit den beiderseitigen
Endspitzen; darunter besonders die kleinen, aber
ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel-
säule zu merken (z.B. die ungarschen aus der
marmaroscher Gespanschaft). Endlich auch häu-
fig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte
und Klarheit (so z.B. die ceilanischen Keys oder
Kiesel.) – Sein specifisches Gewicht = 2653.
Gehalt (nach Bergmann) = 98 Kieselerde, 6
Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten hält er
fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B. Chlo-
rit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer,
Graubraunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen
Wassertropfen. Selten findet er sich mit sechs-
kantigen geraden hohlen Röhrchen durchzogen
(so namentlich am St. Gotthardt).

[Seite 570]

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des
edlen Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin.

Meist von weingelbes Farbe, selten krystalli-
sirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfund-
schweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherley Abstufungen; zu-
weilen von stänglig zusammengehäuftem Gefüge,
theils mit festungsförmigen Ablosungen. Die
schönstfarbigen in Ostindien und Persien.

2) Gemeiner Quarz.

Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch
in mancherley andern Farben; mehr oder weniger
durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils
aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils
aber krystallisirt; zuweilen als Afterkrystall
[(S. 559. not. *)]; hin und wieder in besonderer
äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc. Der
Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige,
Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch dicht einge-
mengte feine Glimmerblättchen oder durch eine
eigne Art von schuppigem Gefüge ein besonderes
schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt-
braune spanische Avanturinquarz vom Cabo de
Gates
(das natürliche Avanturino wie es nach
der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der
bekannten Glascomposition – genannt wird).

[Seite 571]

Ein paar besonders merkwürdige Abarten sind

a. Rosenquarz.

Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe,
und diese vom Braunstein. Bricht meist unge-
formt, und theils mit schaligen Ablosungen; be-
sonders in Baiern und am Altai, in starken
Lagern.

b. Prasem.

Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe,
und diese vom innig beygemengten Strahlstein.
Meist ungeformt; bricht besonders bey Breiten-
brunn im Erzgebirge.

2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff.
(Engl. stalagmitical quartz). Tofus
siliceus thermalis
.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die Verbindung mit Sode aufgelöst [§. 242.
not. *)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, einerseits ins Milchblaue, theils ins Wachs-
gelbe etc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalk-
sinter von mancherley besonderer Gestalt und
Bruch; theils wie über einander getropft oder
geflossen; traubig etc. Meist von lockerem Ge-
füge, theils blätterig etc. Gewicht = 1917.
Gehalt eines isländischen (nach Klaproth) = 98
Kieselerde, 1,50 Thonerde, 0,50 Eisenkalk. In
vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an den
heißen Quellen in Island und Kamtschatka, und
der Perlsinter oder Fiorit zu Sta Fiora im
Florentinischen.

3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül-
lerisches Glas.

[Seite 572]

Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder weniger durchscheinend; glasglänzened; theils
wie getropft oder geflossen, kleintraubig etc. An
Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder
Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuff-
wacke. Gehalt (nach Buchholz) = 92 Kieselerde,
6,33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fund-
ort zumahl bey Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols,
Heliotrops, Chrysopra's und des Achats.
Denn die ersten viere differiren fast bloß in
der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat
ist nur aus mehreren von diesen und einigen
andern Steinarten zusammen gemengt oder
gemischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Car-
neols, ins Rauchbraune des Onyx etc. Oft
auch streifig, wolkicht etc. In manchen Gegenden
häufig mit dendritischen*) Zeichnungen (Mos-
achat, Dendrachat, Mochhastein). Ueberhaupt
mehr oder weniger durchscheinend; von Fett-
glanz; meist ebenem Bruch; oft von mancher-
ley besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch, oder
in ursprünglicher Nierenform, in Mandeln,
[Seite 573] Kugeln etc. Letztere (im Vicentinschen) nicht
selten mit eingeschlossenen Höhlungen, und in
diesen zuweilen Wassertropfen (Fr. Hydrocal-
cedoine
); anderwärts auch theils wie gehackt,
zellig etc. auch mit fremden Krystallisations-
Eindrücken, theils auch in eigenthümlicher,
meist cubischer Krystallisation. Gewicht = 2615.
Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn
sie an einander gerieben werden. Gehalt eines
Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16
Thonerde. Uebergang in Quarz, Hornstein,
Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft
mit scharf abwechselnden Schichten von milch-
blauen gemeinen Chalcedon (arabischer oder so
genannter blinder Sardonix; ital. Niccolo.)
Hauptgebrauch bey den alten Römern zu Sie-
gelsteinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe,
oder Hornbraune, anderseits ins dunkelste Gra-
natroth. Von letzterer Art vor allen die köst-
liche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de
la vieille roche
), die mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blut-
roth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten
größten Meisterwerke von alten griechischen und
etruskischen Siegelsteinen oder Intaglios ge-
graben sind.

Der indische Sardonyx, woraus hingegen die
köstlichen antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.

[Seite 574]

4) Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punc-
ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend;
Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Ge-
wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
Häufig unter den antiken Intaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr.
prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo
gemmario
.)
– Licht lauchgrün, meist mit
weißen oder gelblichen kleinen Flecken; durch-
scheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch ver-
muthlich Aegypten; häufig von den alten Römi-
schen Künstlern zu Petschirsteinen etc. verarbeitet*).
Von der Art sind auch die mehresten antiken so
genannten Smaragde.

5) Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spie-
lend; hat seine schöne aber im Feuer sehr ver-
gängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchschei-
nend; ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) =
96, 16 Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vor-
züglich bey Kosemitz in Schlesien.

* * *

Achat, ist, wie gesagt, ein Gemengsel von
mehreren der vorigen Arten, außerdem aber
auch zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst),
Jaspis etc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zu-
[Seite 575] sammensetzung, Farben und Zeichnung. Daher
die mancherley Benennungen, von Achatonyx,
Jaspachat, Bandachat, Kreisachat, Punct-
achat, Festungsachat etc. – Trümmerachat,
der Bruchstücke von jenen Steinarten enthält,
die durch Quarzcäment zusammen verbunden
sind. Regenbogenachat, mit buntem Farben-
spiel bey durchfallendem Lichte. Ueberhaupt häu-
fig in Kugelform; oft hohl. In größter Menge
und Mannigfaltigkeit in Deutschland, zumahl
in der Pfalz.

5. Opal. Quarz-résinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
scheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker,
theils matter: ihr Bruch ist muschelig; sie fin-
den sich bloß derb; und sind meist nur halb-
hart. – Die beiden Hauptarten sind: 1) der
eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.

1) eigentlicher Opal

mit folgenden Abarten: nähmlich

a. Edler Opal.

Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht
= 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kie-
selerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-
Ungarn.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Far-
benspiel. Eine rahmgelbe Abart hat den mongo-
lischen Namen Rascholong (d.h. schöner Stein).
Gehalt eines Kosemitzer (nach Klaproth) =
98,75 Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Eisenkalk.
[Seite 576] Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern etc.
Uebergang in Chalcedon, Chysopras etc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis
.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung
aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher
Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher als
diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein;
wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbogen-
farben*).

2) Halbopal

in zwey Abarten: nähmlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber
auch theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils
Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in
gelben Chalcedon, Pechstein und in Feuerstein.
Vorzüglich in großer Mannigfaltigkeit bey Telko-
banja in Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen
(nach Klaproth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisen-
kalk, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, braunlich etc. Der Längenbruch theils
noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablo-
sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.

6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz-
agathe chatoyant
. (Oeil de chat).

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher
[Seite 577] der Name; wenig durchscheinend; Fettglanz;
meist als Gerölle auf Ceilan und Malabar, von
wannen er meist schon in so genannte Talgtropfen
(en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen
geschliffen kommt. Gewicht = 2657. Gehalt
(nach Klaproth) = 95 Kieselerde, 1,75 Thon-
erde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenkalk.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche-
liger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb-
hart. Gewicht eines sächsischen = 2314. Ue-
bergang in Wachsopal: theils mit eingemeng-
ten Feldspath- und Quarz-Körnern (Pechstein-
Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal.
vulgo blauer Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünn-
sten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem
Flachmuscheligen ins Grobsplittrige; ritzt in
Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kie-
selerde, 1 Thonerde, 0,50 Kalkerde, 0,50 Ei-
senkalk, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff.
In Nieren und knolligen Stücken, im Polir-
Schiefer von Menil-Montant bey Paris.

9. Polirschiefer, Saugkiesel, Kleb-
schiefer.

Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche,
oft gestreift; wenig abfärbend; von schiefrigem
Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt
stark an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50
[Seite 578] Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumahl bey
Menil-Montant.

10. Tripel.

Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich.
Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern bey
Ronneburg im Altenburgischen.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger
Bruch; sehr weich; milde. Gewicht = 0,800.
Gehalt (nach Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2
kohlensaure Kalkerde. Fundort bey Paris, meist
in kuglichten Stücken oder Knollen.

12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce.
Engl. pumice stone.)

Meist weißlich grau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari-
schen (nach Klaproth) = 77,05 Kieselerde, 17,
50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl
in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bey
Lipari, Santorini Veracrux in Mexico etc.

13. Porcellan-Jaspis. Thermantide
porcellanite.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglän-
zend; muscheliger Bruch. Ein pseudovulcani-
[Seite 579] sches Product, vermuthlich aus Schieferthon
entstanden. Fundort unter andern bey Stracke
in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,
75 Kieselerde, 27, 25 Thonerde, 3 Talkerde,
2, 50 Eisenkalk, 3, 66 Kali.

14. Obsidian, Ospian, isländischer
Achat, tockayer Lux-Saphir, Lava-
glas. Lave vitreuse obsidienne.

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder weniger, theils aber nur an den
dünnsten Kanten (und zwar bey den Antiken
von der Sarbo-Bucht an der Westküste des
rothen Meeres*), aus dem schwarzgrauen ins
Lauchgrüne) durchscheinend; glasglänzend; mu-
scheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Bau-
quelin) =78 Kieselerde, 2 Eisenkalk, 10 Thon-
erde, 6 Kali, 1 Kalkerde, 1, 16 Braunstein-
Kalk. Hält theils Quarz- und Feldspath-Körner
eingemengt (Obsidian-Porphyr). Fundort
zumahl bey Vulcanen, z.B. auf Island, Insel
Ascension, Oster-Insel etc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrho-
machus
. (Fr. pierre à feu, pierre à
fusil
. Engl. flint.)

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc.
wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger
Bruch; meist in dichten Knollen theils in hohlen
Kugeln (zu letztern gehören die so genannten Me-
lonen vom Berge Carmel); harter als Quarz.
Giebt wenn er geschlagen wird, einen eigenen
[Seite 580] Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klap-
roth) = 98 Kieselerde, 0, 50 Kalkerde, 0, 29
Thonerde, 0, 25 Eisenkalk. Uebergang in Horn-
stein, Halbopal etc.*). Häufig in Kreide-La-
gern. Enthält oft Versteinerungen, zumahl von
See-Igeln und zarten Corallen (Cellularien etc.).
als Gerölle im Puddingstein von Hertfordshire.
Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen**).

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex,
corneus
. (Fr. pierre de corne. Engl.
chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch
unansehnliche Farben übergehend. Am Altai
milchweiß mit saubern dendritischen Zeichnungen
(so genannter weißer Jaspis). Höchstens nur
an den Kanten durchscheinend. Meist splitteri-
ger Bruch; ungeformt; doch theils in Afterkry-
stallen [S. 559. not. **)] nach Kalkspath gemo-
delt; minder hart als Quarz. Gewicht = 2708.
Gehalt (nach Kirwan) = 72 Kieselerde, 22
Thonerde, 6 Kalkerde. Uebergang in Feuer-
stein , Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grund-
masse mancher Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein
braunrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der
bey Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art von
Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley
Farben; unter andern zuweilen coschenillroth,
[Seite 581] selten apfelgrün. Fundort zumahl im aufge-
schwemmten Lande; theils aber auch in Flözge-
birgen (im rothen todten liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern
doch meist matten Farben; nur an den Kanten
durchscheinend; matter schimmernder Fettglanz;
meist grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch;
schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit
Quarzadern durchzogen. Uebergang in Thon-
schiefer.

Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers,
die Werner lydischen Stein nannte, ist zu-
mahl schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit
mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als
Gerölle.

18. Eisenkiesel, Quarz hématoide.

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen,
von sechsseitigen Säulen sowohl mit sechs- als
dreyseitigen Endspitzen; hart. Gehalt eines
Leberbraunen (nach Bucholz) = 92 Kieselerde,
5, 75 Eisenkalk, 1 Braunsteinkalk, 1 flüchtige
Theile. Fundort zumahl Böhmen und das
sächsische Erzgebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher
die Beynamen Bandjaspis etc.; undurchsichtig;
matter muscheliger Bruch; meist ungeformt:
selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart.
Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75
Kieselerde, 20 Thonerde, 5 Eisenkalk. Ueber-
gang in Hornstein, Eisenkiesel etc.

[Seite 582]

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Ae-
gyptische Jaspis, Aegypten-Kiesel, filex Ni-
loticus
. (Fr. Cailou d'Egypte.) – Braun in
allerhand Abstufungen; theils streifig oder gea-
dert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in
ursprünglicher Kieselform; trefflich polirbar.
Gewicht = 2564. Fundort zumahl in Ober-
Aegypten.

20. Arendalit.

Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils krystallisirt, und das in breiten sechsseiti-
gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier
Flächen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die
Krystalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend;
Längenbruch blätterig; Querbruch muschelig, Ge-
wicht = 3640. Schalt (nach Vauquelin) =
37 Kieselerde, 21 Thonerde, 15 Kalkerde, 24
Eisenkalk, 1, 5 Braunsteinkalk. Fundort in den
Eisengruben zu Arendal in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so-
genannte grüne Schörl von Dauphiné; daher
auch Werner beide Fossilien unter den gemein-
schaftlichen Namen des Pistacits vereinigte.

21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz;
kleinmuscheliger Bruch; sowohl ungeformt als
auch in flachen Rauten krystallisirt. Gewicht
= 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 50, 5
Kieselerde, 17 Thonerde, 17 Kalkerde, 9, 5
Eisenkalk, 5, 25 Braunsteinkalk, 0, 25 Kali.
Fundort zumahl Dauphiné und Thum im
Erzgebirge.

[Seite 583]

22. Kreuzstein, Kreuzkrystall. Har-
motome
.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend;
selten wasserhell; der Längenbruch blätterig, der
Querbruch muschelig; immer krystallisirt*),
und zwar ursprünglich als schmale, dicke, recht-
winkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den
Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast im-
mer als Zwillingskrystall so, daß ihrer zwey und
zwey einander der Länge nach gleichsam durch-
schneiden (– tab. II. fig. 15 –) und sie dann
zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel-
len. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth)
= 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Thon-
erde, 15 Wasser. Fundort zumahl Andreas-
berg am Harz.

23. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein.
Apophyllite.

Meist graulichweiß; durchscheinend, theils
durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem
rechtwinklichten Durchgang; ritzt schwach ins
Glas. Gewicht = 2467. Gehalt (nach Rose)
= 52 Kieselerde, 24, 5 Kalkerde, 8 Kali, 15
Wasser, nebst einer Spur von Ammoniak. Fund-
ort besonders zu Uton in Roslagen in Schweden,
und in netten Krystallen zu St. Andreasberg.

24. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa-
chem Perlmutterglanz; theils ungeformt; theils
in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusam-
[Seite 584] mengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach
Klaproth) = 43, 83 Kieselerde, 30, 33 Thon-
erde, 18, 33 Kalkerde, 5, 66 Eisenkalk, 1, 83
Wasser. Fundort zumahl am Cap und in Dau-
phiné; auch an mehrern Orten am Harz, z.B.
krystallisirt bey Goslar.

25. Zeolith. Mesotype.

Hat den Namen (Brausestein) von seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu
einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley
Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün;
der frische mehr oder weniger durchscheinend;
meist perlmutterglänzend, so zumahl der Stil-
bit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig,
erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist diver-
girend strahlicht; theils blätterig (Stilbite); häu-
fig ungeformt: oft nierenförmig; oft krystallisirt,
und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säu-
len, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubicit,
Analcime) und rhomboidal (Chabasie) etc. theils
nadelförmig (so der seltene wasserhelle Isländi-
sche Glaszeolith oder Nadelstein), theils fase-
rig (Faser- und Haarzeolith); meist halbhart.
Gewicht = 2134. Gehalt eines Färöer (nach
Smithson) = 49 Kieselerde, 27 Thonerde, 17
Natron, 9 Wasser. Fundort unter andern zu-
mahl auf Island und den Färöern im Trapp.
Sonst auch in manchem Basalt etc.

Zum Faserzeolith gehört auch der Natrolith;
Isabell- und orangegelb; nierenförmig und
mamellonnirt, von divergirend strahlichtem Ge-
füge. Auf dem Porphyrschiefer von Hohentwyl
im Würtembergischen.

[Seite 585]

26. Marekanit.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und
durchsichtig; glasglänzend; in runden und
stumpfeckigen Körnern, meist ungefähr von Erb-
sengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse
und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach
Lowitz) = 74 Kieselerde, 12 Thonerde, 7 Kalk-
erde, 3 Bittererde, 1 Eisenkalk. Fundort zu-
mahl beym Ausfluß der Marekanka ins ochotski-
sche Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen
Rinde von Perlstein; beides Kern und Rinde
blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.

27. Perlstein. Lave vitreuse perlée.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beides in
mancherley Schattirungen; wenig durchscheinend;
theils von Seiden-theils von Perlmutterglanze;
besteht theils aus körnigen abgesonderten, theils
aus krummschaligen blätterigen bröckligen und
zerreiblichen Stücken, welche letztere die eben
gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden. Ge-
halt (nach Klaproth) = 75 Kieselerde, 12 Thon-
erde, 4, 50 Kali, 1, 60 Eisenkalk, 4, 50
Wasser.

28. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli.
Sapphirus der Alten. (Fr. pierre d'azur.)

Hat den Namen aus dem Persischen von sei-
ner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsich-
tig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit
eingesprengten Schwefelkies-Puncten; unge-
formt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klap-
roth) = 46 Kieselerde, 14, 50 Thonerde, 28
kohlensaure Kalkerde, 6, 50 schwefelsaure Kalk-
[Seite 586] erde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2 Wasser. Fundort
unter andern in ausnehmender Schönheit und
großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu
mancherlei Kunstarbeiten und nahmentlich zur
Ultramarin-Farbe.

29. Haüyn. Latialite*).

Aus dem Lasurblauen bis ins Spangrüne;
mehr oder minder durchscheinend; glasglänzend;
hart; meist in Körnern. Gewicht = 3333.
Gehalt (nach Vauquelin) = 30 Kieselerde, 15
Thonerde, 5 Kalkerde, 20, 5 Gyps, 11 Kali
Fundort zumahl bey Albano mit Glimmer.

30. Augit. Pyroxéne.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colopho-
niumbraunen ins Schwarze; wenig durchschei-
nend; starkglänzend; blätteriger Längenbruch;
muscheliger Querbruch; theils derb; theils aber
krystallisirt in flachen, kurzen sechsseitigen Säu-
len mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 52 Kieselerde, 13, 20 Kalkerde, 10
Talkerde, 3, 33 Thonerde, 14, 66 Eisenkalk, 2
Braunsteinkalk. Meist eingewachsen in Basalt,
Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom
Vesuv und Aetna.

Der Coccolith, eine körnige Abart des Augits,
findet sich zumahl bey Arendal in Norwegen.

31. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils ins Dunkel-oliven-
grüne; wenig durchscheinend; von außen meist
Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer krystal-
lisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen
[Seite 587] mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen
Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35, 50
Kieselerde, 33 Kalkerde, 22, 25 Thonerde, 7, 50
Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort unter
den Primordial-Fossilien des Vesuvs; vorzüg-
lich aber (in rein auskrystallisirten theils dau-
mensdicken Krystallen) an der Mündung der in
den Wiluj fallenden Achtaragda.

* * *

Der Loboit (wie ihn H. Berzelius nach dem
Hrn. Grafen von Lobo benannt hat, dem wir
die erste genaue Kunde von diesem merkwürdigen
Fossil verdanken*)) unterscheidet sich von dem
ihm in manchen äußern Kennzeichen ähnelnden
Vesuvian, außer seinem andern Verhalten vor
dem Löthrohre und daß er keine Spur von Elek-
tricität zeigt, besonders durch einen bedeutenden
Gehalt von Talkerde. Fundort in einen Kalk-
bruche ohnweit der Dannemora Eisengruben in
Upland.

32. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat. Amphigène.

Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur. Gemeiniglich krystallisirt,
meist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier
Flächen an jeder Endspitze(– tab. II. fig. 14. –);
sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22
Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in
mancherley Laven und Tuffwacken.

[Seite 588]

33. Pyrop, Böhmischer Granat.

Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt,
sondern in rundlichen Körnern, lose oder einge-
wachsen in Serpentin etc. Gewicht = 3941.
Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28, 50
Thonerde, 10 Talkerde, 3, 50 Kalkerde, 16, 50
Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort zu-
mahl Böhmen und Sachsen.

34. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat.
Engl. Garnet.)

Aus dem Colombin- und Karmesinrothen
durchs Pechbraune ins Olivengrüne; eben so
verschiedene Grade der vollkommnern oder min-
dern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; musche-
liger Bruch; sowohl ungeformt als krystallisirt;
letzteres in mancherley Form; doch meist als Do-
decaëder mit rautenförmigen Flachen (– tab. II.
fig. 13. –); auch wie der Leucit (– tab. II.
fig. 14. –).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats; wovon ersterer
edler, die andern beiden aber gemeiner Granat
genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Granat,
Almandin.

Meist von der gedachten rothen Farbe. Ge-
wicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth) =
35, 75 Kieselerde, 27, 25 Thonerde, 36 Eisen-
kalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Findet sich vorzüg-
lich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf
(en cabochon) geschliffen.

[Seite 589]

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.

Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36, 45 Kieselerde,
30, 83 Kalkerde, 28, 75 Eisenkalk. Unter an-
dern als so genannter Großular rein auskrystal-
lisirt in der Leucit-Form (– tab. II. fig. 14. –)
beym Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten
häufig in Thüringen und Meisen, auch nebst dem
braunen am Spitzenberg am Harz.

35. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durch-
scheinend; immer krystallisirt, meist in flachen
sechsseitigen Säulen; zuweilen als Zwillingskry-
stall, theils in rechten Winkeln, theils wie ein
Andreaskreuz (dieß der so genannte Basler Tauf-
stein*)). Gehalt (nach Vauquelin) = 30, 59
Kieselerde, 47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15, 30
Eisenkalk. Fundort in Bretagne und am St.
Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit krystal-
lisirtem Cyanit.

36. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend;
der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig;
meist ungeformt; theils krystallisirt, meist in
stachen sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch
theils so hart, daß er am Stahl Funken gibt;
[Seite 590] dagegen er sich im Längenbruch mit dem Nagel
zerreiben läßt. Gehalt (nach Klaproth) = 43
Kieselerde, 55, 5 Thonerde, 0, 5 Eisenkalk, nebst
einer Spur von Kali. Fundort zumahl am St.
Gotthurd, im Zillerthal im Salzburgischen.


II. Zircongeschlecht.

Die vom Hrn. Klaproth entdeckte Zircon-
erde, von welcher dieß Fossilien-Geschlecht
den Namen hat, wird in Schwefelsäure und
im concentrirten Essig, aber nicht in Laugen-
salzen aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre
mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet
sich in zwey so genannten Edelsteinen, dem
Zircon und dem Hyacinth.

1. Hyacinth. Lyncurium veterum?

Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auskrystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den
Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (–
tab. II. fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt
(nach Klaproth) = 70 Zirconerde, 25 Kiesel-
erde. Fundort vorzüglich Ceilan*).

[Seite 591]

2. Zircon, Sargon.

Meist gelblichbraun; theils in allerhand blas-
sen Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche etc.;
durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen,
doch etwas fettigen Glanze; krystallisirt in vier-
seitigen Säulen, die mit vier auf den Seiten auf-
sitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 7.
–); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche
werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt
(nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26, 50 Kie-
selerde, 0, 50 Eisenkalk. Fundort Ceilan und
Norwegen; hier nähmlich bey Friedrichswärn,
in einem aus opalisirendem Feldspath und Horn-
blende gemengten Halbgranit.


III. Gadolingeschlecht.

Die nach ihrem Entdecker Hrn. Prof.
Gadolin benannte Erde unterscheidet sich
von der Glücin- und Thonerde, mit welchen
sie sonst in manchen Eigenschaften überein
kommt, unter andern durch ihre Unauflösbar-
keit in den ätzenden festen Laugensalzen, und
daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch
blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbe-
stoff gefällt wird.

Gadolinit, Ytterit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; klein-
muscheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf
den Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach
[Seite 592] Ekeberg) = 55, 5 Gadolinerde, 13 Kieselede, 4, 5
Glücinerde, 16, 5 Eisenkalk. Fundort Falun,
und Ytterby in Roslagen in Schweden.


IV. Glücingeschlecht.

Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glü-
cinerde (Süßerde) unterscheidet sich von
der Thonerde, mit welcher sie manche Ei-
genschaften gemein hat, schon dadurch, daß
sie mit der Schwefelsäure nicht wie diese
Alaun macht; und hat ihren Namen von
der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und
leicht zusammenziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)

Meergrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins
Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch musche-
lig; Querbruch blätterig; in sechsseitigen Säu-
len von mancherley Varietät krystallisirt. Ge-
wicht = 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16
Glücinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0, 5
Kalkerde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst
auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem
Baikal, und eine gemeine grünlichgraue etc. fast
undurchsichtige Abart in großen Säulen bey
Chanteloupe in Haute-Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emeraude. Engl.
Emerald.)

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Na-
men: seine Krystallisation ist eine sechsseitige
[Seite 593] Säule (– tab. II. fig. 10. –) in mancherley Ab-
änderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach
Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46, 60 Kieselerde,
14 Thonerde, 2, 56 Kalkerde, 3, 50 Chromium-
kalk. Fundort vorzüglichst in Peru.

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglän-
zend; Längenbruch Blätterig; mit zweyfachem
Durchgang der Blätter; leicht darnach zu spal-
ten. Querbruch muschelig; krystallisirt als ge-
schobene vierseitige Säule; hart. Gewicht = 3062.
Gehalt (nach Vauquelin) = 12 Glücinerde, 35
Kieselerde, 22 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.


V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch
Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine),
weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bil-
det. Sie wird außerdem auch in der Salpe-
tersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der
Auflösung durch Kali wieder gefällt. Für
sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet
aber darin; und wird dabey (und zwar nach
Verhältniß des Grades der Hitze) in einen klei-
nern Raum zusammen gezogen. – Viele
thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht
werden, den eigenen Thongeruch von sich.
Die weichen kleben meist an der Zunge, und
manche derselben saugen das Wasser ein, und
lassen sich darin zähe.

[Seite 594]

In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick schei-
nen muß – manche farbige Edelsteine
(Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre
genaueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem
Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche
Weise, zu so ausnehmend harten, durchsichti-
gen, feurigen, edlen Steinalten verbunden
ist (§. 240. S. 561.)

1. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargel-
grüne; opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glas-
glänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt
in Körnern; selten krystallisirt als achtseitige
Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht = 3710.
Gehalt (nach Klaproth) = 71, 50 Thonerde, 18
Kieselerde, 6 Kalkerde, 1, 50 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.

2. Topas.

1) Edler Topas.

Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins
Meergrüne, Blauliche etc.; der Längenbruch mu-
schelig; der Querbruch blätterig. Meist krystal-
lisirt, und zwar gewöhnlich als vier- oder acht-
seitige Säule, die beym brasilischen mit vier,
acht oder auch sechs Flächen zugespitzt (– tab. II.
fig. 16. –), beym Sächsischen aber mehrentheils
mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpft ist
(– tab. II. fig. 9. –). Gewicht des brasilischen
= 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität
des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach
Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20
[Seite 595] Flußsäure. Fundort, in Europa zumahl bey
Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein,
in einem eigenen, merkwürdigen Muttergestein
(dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Mukla
in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame-
rica in Brasilien.

2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangen-
stein, weißer Stangenschörl, schörlarti-
ger Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Quer-
bruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen,
theils in sechsseitigen Krystallen. Gewicht =
3530. Gehalt (nach Klaproth) = 49, 50 Thon-
erde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Eisenkalk,
1 Wasser. Fundort vorzüglich im Stockwerk bey
Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten
Muttergestein von Glimmer und Quarz.

3. Rubin, Spinell.

Roth in mancherley Abstufungen; daher die
besondern Benennungen, da der ponceaurothe
Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais,
der ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell etc.,
zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins
Weiße etc.; seine Krystallisation mannigfaltig;
doch meist, als doppelt vierseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) oder als sechsseitige Säule
oder Tafel, in mancherley Abänderungen. Mit-
tel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klaproth)
= 74, 50 Thonerde, 15, 50 Kieselerde, 8, 25
Talkerde, 0, 75 Kalkerde, 1, 50 Eisenkalk*).
Fundort Ceilan, Pegu etc.

[Seite 596]

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherley Abstufungen; bis
ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar wein-
gelb*), wozu vielleicht mancher so genannte
ostindische Topas gehört; eigentlich durchsich-
tig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Kry-
stallisation als sechsseitige einfache oder doppelte
Pyramide – (tab. II. fig. 18. –). Ist der här-
teste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht
= 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98, 50
Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 50 Kalkerde. Findet
sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.

5. Demantspath und Corund**).

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün,
selten ins Haarbraune; beide wenig durchschei-
nend; von so genanntem Demant-Glanz, und
spathartigem Gefüge; krystallisirt in sechsseitigen
(zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen
Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesi-
schen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt
des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Thonerde
5, 50 Kieselerde, 1, 25 Eisenkalk. Fundort Co-
romandel und Schina, im Granit. Gebrauch
in jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der
Edelsteine und des Stahls***).

[Seite 597]

Unter dem Namen von edlen Corund kann
man die schönfarbigen, zumahl Rubinrothen und
Saphirblauen Abarten begreifen, die sich eben-
falls in Ostindien finden und wovon die erstern
Salamrubine, die letztern aber vulgo Stern-
saphire genannt werden, weil sie, zumahl wenn
sie an den Enden der Säule rundlich angeschlissen
werten, bey auffallendem Lichte mit einem be-
weglichen sechsstrahligen Sterne spielen.

* * *

Dem Demantspath ist der Andalusit, Feld-
spath apyre
, nahe verwandt, der meist. Pfirsch-
blüthroth, theils (nahmentlich in Tyrol) in vier-
seitigen Säulen krystallisirt, in Gneis und Glim-
merschiefer bricht.

6. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril. Engl.
emery.)

Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an
den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils
fast metallisch glänzend; kleinkörniger theils split-
teriger Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich.
Z.B. = 3922. Auch der Gehalt ungleich; doch
(nach Tennant) immer sehr viel Thonerde, mit
weniger Kieselerde und Eisenkalk. Fundort des
wahren Smirgels*) unter andern Naxos, Estre-
madura und Eibenstock im Erzgebirge.

7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.

Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene
die kostbarsten; (verwittert ins Berggrüne;) un-
[Seite 598] durchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen.
Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73
Thonerde, 18 Wasser, 4, 5 Kupferkalk, 4 Ei-
senkalk. Kommt vorzüglich von Nischabur in
Ostpersien. Bricht in Thonlagern zwischen Gang-
schiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Pe-
trefact, nemlich für versteinte Fischzähne ge-
halten.

8. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben; theils Glas-
glanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch.
Theils als Gerölle, meist aber in drey- oder
sechs- oder neunseitigen der Länge nach gestreif-
ten Säulen, mit dreyseitiger kurzer Endspitze
(– tab. II. fig. 12. –). Manche Abarten zei-
gen die sonderbare Elektricität, daß sie, wenn
sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt
sind, Asche etc. anziehen und abstoßen, und diese
heißen Turmaline*).

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur-
malin.

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat glasartigen Bruch. Meist in lan-
gen Säulen (Stangenschörl), theils nadelför-
mig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupen-
schörl). Bricht sowohl im Granit, als in
manchen Ganggebirgsarten, zumahl im Gneis,
[Seite 599] Schneidestein, Topasfels etc. Fast in allen Welt-
theilen; namentlich in Tyrol, Grönland, auf
Madagascar etc.

2) Brauner Turmalin.

Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey
durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsich-
tig; auch wie der schwarze theils in langen Säu-
len (so z.B. auf den Pyrenäen), theils in Grau-
pen (z.B. auf Ceilan). Gehalt (nach Berg-
mann) = 39 Thonerde, 37 Kieselerde, 15 Kalk-
erde, 9 Eisenkalk.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Rubellit.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die
Säulen in die Länge gestreift, theils stänglicht
zusammengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach
Vauquelin) = 40 Thonerde, 42 Kieselerde, 10
Soda, 7 Braunsteinkalk. Fundort Permien. Es
gehört aber auch dazu der sonst so genannte kry-
stallisirte. Lepidolith von Rozena in Mähren.

4) Blauer Schötl, Indicolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten
durchscheinend; Glasglanz, dem metallischen sich
nährend; hart; meist in nadelförmigen, zusam-
mengehäuften, der Länge nach gestreiften Säu-
len. Fundort Utön in Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch-
sichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht
= 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Thon-
erde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde, 5 Eisenkalk.
Fundort Brasilien.

9. Dichroit. Jolithe.

Dunkelveilchenblau; an den Kanten durch-
scheinend; Glasglänzend; hart; selten krystal-
[Seite 600] lisirt in kleinen sechsseitigen Säulen. Gewicht
= 2560. Gehalt (nach Stromeyer) = 49,
17 Kieselerde, 33, 10 Thonerde, 11, 48 Talk-
erde, 4, 33 Eisenkalk. In Bayern, Spanien,
Grönland etc.

10. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig
durchscheinend; meist blätteriger Bruch; gibt
grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600
bis 3900. Gibt wenn sie angehaucht wird,
den eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:

1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée
).

Theils strahlig, büschelförmig etc. Eins der
weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile
vielen Aftergranits ausmacht.

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durch einander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säu-
len, die theils tafelartig, und mit zwey oder
drey Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind.
Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke;
auch eingemengt in Laven.

11. Schillerstein, Schillerspath*).

Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem
[Seite 601] Glänze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach
Gmelin) = 17, 9 Thonerde, 43, 7 Kieselerde,
11, 2 Talkerde, 23, 7 Eisenkalk. Fundort im
harzburger Forst am Harz, in einem grünlich-
schwarzen, mit Serpentin und Asbest durch-
zogenen Urgrünstein.

12. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we-
niger durchsichtig; meist geradeblätterig, selten,
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn
.) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das russische Frauenglas oder Fensterglimmer
[Engl. Isinglaß. Russ. Sliuda*)]; die Blätter
elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber
krystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des russischen
Frauenglases (nach Klaproth) = 34, 25 Thon-
erde, 48 Kieselerde, 8, 75 Kali, 4, 50 Eisen-
kalk, 0, 5 Talkerde und Braunsteinkalk. Auch
eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten
Fossilien in unserer Erdrinde; in allen dreyen
Hauptarten von Gebirgen (§. 227-230).

13. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu).

Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd;
[Seite 602] fast metallischer Glanz; unebner, kleinschup-
piger, fast glimmeriger Bruch; halbhart. Ge-
halt (nach Klaproth) = 38, 25 Thonerde,
54, 50 Kieselerde, 4 Kali, 2, 50 Wasser,
0,75 Braunstein- und Eisenkalk. Fundort bey
Rozena in Mähren, in einer gemengten Gebirgs-
art von Feldspath und großen Quarzbrocken.

14. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend;
von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht =
2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre
zu milchweißen Kügelchen. Gehalt (nach Klap-
roth) = 24 Thonerde, 40 Flußsäure, 36 Natron.
Fundort Grönland.

15. Tetraklasit, Skapolith mit Wernerit
oder Fettstein, und Sodalit etc. Paranthine.

Aus dem Grünlichgrauen ins Gelblichgraue
und Lauchgrüne etc.; durchscheinend; hart; derb
oder in vierseitigen Säulen krystallisirt. Ge-
halt (des Skapoliths, nach John) = 50, 25
Kieselerde, 30 Thonerde, 10, 45 Kalkerde,
3 Eisenkalk, 1, 45 Braunsteinkalk, 2 Kali,
2, 85 Wasser. Meist im Gneis in Norwegen
und Schweden; der Sodalit in Grönland.

16. Feldspath (Fr. Spath étincelant. Engl.
Field spar.)

Von mancherley, doch meist blassern Farben;
weist nur wenig durchscheinend; weist wahren
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie-
dentlich krystallisirt; häufig als Bestandtheil
gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Fos-
silien (z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig
gemengt.

[Seite 603]

Man unterscheidet folgende fünf Arten des-
selben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen
Serpentina verde antico.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch
theils auch in andern und selbst hohen Farben,
z.B. smaragdgrün mit mattem Perlenmutterglanz
im so genannten Amazonenstein aus dem Catharin-
burgischen; mit deutlichen Spathgefüge; häufig
krystallisirt, zumahl in sechsseitigen (einfachen
oder zu Zwillingskrystallen verbundenen) Tafeln
mit zugeschärften oder zugespitzten Enden, oder
in Rhomben, in vierseitigen Säulen etc. Manche
Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon).
Gewicht des smaragdgrünen sibirischen = 2573 L.
Feldspath wiederum eine der uranfänglichsten Fos-
silienarten unsers Erdkörpers, als Hauptgemeng-
theil des Granits, wo er in manchen Abarten
den bey weitem vorwaltenden Theil ausmacht*).

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so z.B. einge-
[Seite 604] wachsen, in manchen hieländischen Basalt); theils
säulen- oder tafelförmig krystallisirt (so z.B. in
ersterer Form im Granit vom Drachenfels am
Rhein, in letzterer am Vesuv).

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Krystallisation meist wie
am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard
(theils in großen Krystallen), und der eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilan*).

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils
hohe Farben schillernd, theils mit Messing- oder
Tombackglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692.
Fundort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle)
und in Ingermanland.

* * *

Auch zum Feldspath rechnete Werner 6) den
Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein sonder-
bares Fossil von weißer oder gelblichgrauer Farbe,
in langen dünnen vierseitigen Säulen die im
Querbruch in der Mitte einen schwarzen ebenfalls
viereckten Kern zeigen der von seinen Ecken nach
den Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fett-
glanz, feinsplitterigen Bruch, und ritzt ins Glas.
Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer einge-
[Seite 605] wachsen. Fundort zumahl Bretagne, und Ge-
frees im Bayreuthschen.

17. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfär-
fend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nie-
ren. Gewicht = 1669. Gehalt (nach Stro-
meyer) = 30, 26 Thonerde, 23, 36 Schwefel-
säure, 46, 37 Wasser. Fundort zumahl bey
Halle.

18. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben überge-
hend; mager; sanft anzufühlen; von verschiede-
nem Zusammenhange. Gehalt verschieden; doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thonerde zu 3/4 Kiesel-
erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver-
wittertem Feldspath entstanden.

19. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt man-
nigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit,
z.B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so
vielartiger anderer Töpferwaare*), Tabackspfei-
[Seite 606] fen, türkischen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so ge-
nannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelz-
tiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlechter
Tücher, zum Raffiniren des Zuckers etc. Fin-
det sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe
unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils
Gegenden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hän-
gen stark an der Zunge*); oft mit Kräuterab-
[Seite 607] drücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher
Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Ueber-
gänge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.

Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist,
heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schi-
stus carbonarius
, (Engl. slag, cleft); die-
ser brennt mit Harzgeruch und wird dabey hel-
ler. Kann auch sehr gut zu mancher Art von
Feuerung gebraucht werden, weßhalb er denn
auch von manchen Mineralogen den Steinkohlen
selbst beygezählt wird.

20. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er mit Säuern braust, und theils leicht im
Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in
aufgeschlemmtem Lande.

21. Bolus [der Mineralogen*)], lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s.
sigillata
.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe;
fettig; muscheliger Bruch; glänzender Strich;
weich; hängt stark an der Zunge; zerfällt im
Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und Ge-
räusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Fund-
ort vorzüglich auf der Insel Stalimene (Lem-
nos).

[Seite 608]

22. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl.
fuller's earth.)

Meist leberbraun, aber auch in andern Far-
ben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich,
und Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher
ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach Berg-
mann) = 25 Thonerde, 51, 8 Kieselerde, 3, 3
Kalkerde, nur 0, 7 Talkerde, 3, 7 Eisenkalk, 15,5
Wasser. Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.

23. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß
mit grauen und leberbraunen Adern; seifenarti-
ger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark
an der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gora in Polen.

24. Steinmark. Lithomarga. (Engl.
stonemarrow.)

Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu
allen drey Grundfarben; theils streifig, oder
marmorit (so z.B. die meist veilchenblaue ist
genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreib-
lichen bis zum Halbharten*); letzteres mit
muscheligem Bruche.

Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich
gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.

[Seite 609]

Und diesem ähnelt, wenigstens im äußern,
die bey den Alten so berühmte, von ihrem
Fundorte benannte Sinopische Erde, (Sinopis
pontica
).

Besonders merkwürdig ist das vom sel. von
Trebra im tiefen Georgstollen bey Clausthal
auf Grauwacke entdeckte milchweiße Stein-
mark, welches mittelst eines Federkiels ei-
nen phosphorescirenden Strich gibt.

25. Bildstein, schinesischer Speckstein.
Agalmatolithe.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche,
Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Ge-
wicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern dem
eigentlichen Specksteine; enthält aber keine Talk-
erde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thonerde,
54 Kieselerde, 0, 75 Eisenkalk, 5, 50 Wasser.
Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancher-
ley kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.

26. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge.
Engl. red-chalk.)

Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. In-
nig gemengt mit rothem Eisenocher (doch nur in
wenigen pro Centen).

27. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfär-
bend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort
zumahl in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.

28. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdi-
ger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey
[Seite 610] Verona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern
im Trapp (Mandelstein) und auf den darin lie-
genden Chalcedon- und Zeolith-Nieren (so z.E.
bey Ilfeld und auf den Färöern).

29. Wavellit, Hydrargillit, phosphor-
saurer Thon. Diaspore.

Weiß in allerhand Farben; meist Perlmutter-
glänzend; theils erdig; theils strahlig und durch-
scheinend; letzterer halbhart. Gehalt (nach
Fuchs) = 37, 2 Thonerde, 35, 12 Phosphor-
säure, 28 Wasser. Fundort in Devonshire (in
Kieselschiefer) und Böhmen (auf Sandstein).

30. Alaunthon.

Ganz in den nähmlichen drey Abarten wie der
gemeine Thon, von dem er sich aber andern
auch meist schon durch einen süßlich zusammen-
ziehenden Alaungeschmack auszeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theils in ganzen Flözen. Uebergang
in Braunkohle.

2) Alaunstein.

Weiß, ins Gebliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten
etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im
Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt (nach Vauquelin) = 43, 92 Thonerde, 24
Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3, 80 schwefel-
saure Pottasche, 4 Wasser. In ganzen Flözen
bey Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei-
benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte-
[Seite 611] rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon-
schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar
in Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerun-
gen aus beiden organisirten Reichen; so z.B.
als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und als
Trilobitenschiefer bey Andrarum.

31. Thonschiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus. (Fr. Ardoise. Engl. Slate.)

Grau, in mancherley andere Farben überge-
hend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder
fleckig etc.; schimmernd, theils mit Seidenglanz;
von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der
Bruch theils gerade theils wellenförmig; die
Bruchstücke weist scheibenförmig; doch theils
auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen;
selten trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt
graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt
aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten,
die theils von ihrem Gebrauch den Namen haben,
z.B. Probirstein (Ital. pietra paragone, die
ein wahrer Thonschiefer ist –), Tafelschiefer,
Dachschiefer etc. Auch mancherley Uebergänge
in Kieselschiefer, Glimmerschiefer etc. Haupt-
sächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in
Flözgebirgen (– so z.B. der glarner Tafelschie-
fer vom Blattenberge –).

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.

[Seite 612]

32. Wetzschiefer (Fr. pierre à rasoir,
Engl. whet-stone.)

Meist grünlich- oder gelblich-grau; theils ins
rahmgelbe und graulich-schwarze; nur an den
Kanten wenig durchscheinend; schwachschimmernd;
schieferiger Bruch; theils splitterig; halbhart;
bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante,
in Deutschland unter andern im Bayreuthschen.

33. Klingstein. (Fr. Phonolithe.)

Grau in mancherley Schattirungen, zumahl
ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten
durchscheinend; von dickschieferigem Gefüge; der
Bruch grobsplittrig; halbhart; zähe; Gewicht
= 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23, 50
Thonerde, 57, 25 Kieselerde, 2, 75 Kalkerde, 3, 25
Eisenkalk, 0, 25 Braunsteinkalk, 8, 10 Soda,
3 Wasser. Hat den Namen vom Klange den
dünne Scheiden beym Anschlagen von sich geben;
macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyr-
schiefers. Fundort unter andern in Böhmen
und Lausitz.

34. Trapp, Wacke. Saxum trapezium
Linn. Corneus trapezius Waller
.
(Engl. Whinstone.)

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; mat-
ter feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; unge-
formt; Härte und Gewicht verschieden. Macht
oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen ge-
mengten Gebirgsart aus, da er andere Fossilien
eingemengt enthält, z.B. basaltische Hornblende,
Glimmer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspathnie-
ren etc. Dahin gehört also die mehresten Man-
[Seite 613] delsteine, wie z.B. die von Ilfeld; der Blat-
terstein (Perlstein) von Lerbach am Harz, der
Toadstone von Derbyshire. Uebergang in Grün-
stein, Basalt etc. Eine durch die entferntesten
Weltgegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich
z.B. nördlich bis Island, Kamtschatka etc. und
so auch fast im äußersten von Europäern besuch-
ten Süden auf Kerguelen-Land.

Vermuthlich gehören noch hierher:

a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer
oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen
Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vie-
len vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber
irrig) selbst beygezählt wird.

und auch wohl b. der so genannte Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaß-
berggrünen Nierchen, die dem Stein ein pocken-
artiges Ansehen geben. Fundort zumahl im
Bayreuthischen und als Gerölle in der Durance
bey Briançon.

35. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blau-
liche und theils auch ins Grünliche: von sehr
ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht;
theils in unebnen schieferigen Ablosungen, theils
wie aus runden Körnern zusammengebacken etc.
Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säu-
lenförmig. Diese Säulen, von drey bis
neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht
aneinander; meist schräg, wie angelehnt, theils
aber auch aufrecht: theils gebogen; theils gar
[Seite 614] aufs regelmäßigste gegliedert*); und diese Glie-
der zuweilen durch Verwitterung kugelicht abge-
rundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark
auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen
Säulenbasalts (nach Klaproth). – 16, 75 Thon-
erde, 44, 50 Kieselerde, 9, 50 Kalkerde, 2, 25
Talkerde, 20 Eisenkalk, 0, 12 Braunsteinkalk,
2, 60 Soda, 2 Wasser. Hält gemeiniglich eine
oder mehrere Gattungen von mancherley andern
Fossilien eingemengt, zumahl Olivin, Augit,
Glimmer, Feldspath, Zeolith, basaltische Horn-
blende etc. Uebergänge zumahl in Trapp, Tuff-
wacke und Lava; auch theils in den eigentlichen
Grünstein eine aus Hornblende und Feldspath
innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphi-
bolique
)**). Gemeiniglich in einzelnen Bergen
[Seite 615] (Kuppen); die aber in theils Gegenden ganze
Züge machen.

Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich
nun seit der Schöpfung unseres Planeten so
mancherley unterirdische Selbstentzündungen in
seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie
dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene
beiden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und
diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten
Spuren ihrer im Feuer erlittenen Veränderung
erhalten haben.

36. Tuffwacke, Basalttuff. (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils
Rothbraune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Fe-
stigkeit; leicht; großentheils vulcanischen Ur-
sprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fundort
bey Vulcanen und ehemahligen Erdbränden.

Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschie-
denheiten derselben unter folgende zwey, freylich
theils in einander übergehende, Hauptarten
bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder
dichterem Gefüge, und mehrerer oder minderer
Festigkeit.

Zu der lockerern Abart gehört z.B. die roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji
großentheils erbaut war; und die mit basaltischer
Hornblende, welche in der Gegend von Andernach
die Mittellage zwischen dem Traß und dem so
genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.

[Seite 616]

Zur dichtern hingegen das aschgraue vielen
Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen
Felder, und die mehreste der besonders mit
Olivin gemengten Tuffwacke vom Habichtswalde
ohnweit Cassel.

2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören nahmentlich folgende zwey, we-
gen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, beson-
ders merkwürdige Abarten:

a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv.
Thermantide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint
auch das Haupt-Ingrediens zu Faxe's Stein-
papier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von ver-
kohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.

37. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils verschlackten, theils verglas-
ten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs;
wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**).

[Seite 617]

Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Grane, Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades und der anhaltenden Dauer des
Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven
enthalten, so wie der Basalt und die Tuffwacke,
oft basaltische Hornblende, Olivin, Leucit etc.
eingeschlossen.

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende drey
Hauptarten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; theils auf mancher-
ley Weise geflossen, getropft, ästig.*).

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist
namentlich der so genannte Rheinländische
Mühlstein aus der Gegend von Andernach zu
merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glas-
glänzend; mit muscheligem Bruch; manche äh-
neln dem Obsidian, andere dem Pechstein. Fund-
ort zumahl auf den liparischen Inseln, auf den
neu entstandenen vulcanischen bey Santorini, auf
der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf
der Oster-Insel in der Süd-See etc.


VI. Talkgeschlecht.

[Seite 618]

Die Talkerde, deren auszeichnende Eigen-
schaften zuerst vom Prof. Black genau bestimmt
worden, heißt auch Bittererde (terra magne-
sialis
), weil aus ihrer Verbindung mit der
Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und
terra muriatica, weil sie häufig aus der
Muttersole (muria) gewonnen wird, die nach
der Krystallisation des Kochsalzes zurück bleibt.
Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auf-
lösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht
in Säuren auf, und theilt denselben einen
bitteren Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte
färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer
kommt großentheils mit der Thonerde ihrem
überein.

Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die
grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich
fettig an. Die mehresten finden sich unge-
formt, und bloß in Ganggebirgen, daher sie
nie Versteinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig;
mattschimmernd; theils schuppig; weich; gibt
angehaucht den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

[Seite 619]

Locker zusammen gebacken, oder staubig;
schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufüh-
len. Gehalt (nach Vauquelin) = 8 Talkerde,
26 Kieselerde, 18, 50 Thonerde, 43 Eisenkalk.
Findet sich zumahl zwischen und im Bergkrystall,
vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.

Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätte-
rigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als
Ueberzug über mancherley krystallisirte Fossilien,
z.B. über Granaten, Bitterspath, Bergkrystall,
magnetischem Eisenstein etc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc. eingewachsen. Uebergang in
Thonschiefer, Talkschiefer etc. Fundort zumahl
in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.

Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden
Gattung, und wiederum mancher zum Talk-
Schiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein.
Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.

Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufüh-
len; fast blätterichtes Gefüge; weich. Gewicht
(eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See)
= 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54
Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde,
12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graubünden
und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln,
Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu
Schleudersteinen; wo auch eine weichere zerreib-
[Seite 620] liche Abart von den dasigen Insulanern häufig
und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder, und wird in dicke Platten zu unver-
gänglichen Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgende drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusam-
mengebacken, und dann leicht zerreiblich; abfär-
bend. Fundort unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gotthar-
der (nach Klaproth) = 30,5 Talkerde, 62 Kie-
selerde, 2,5 Eisenkalk, 2,75 Kali, 0,5 Wasser.
Uebergang in Topfstein etc.

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft mit eingesprengten Schwefelkies. Ueber-
gang in Chloritschiefer.

4. Magnesit, so genannte reine Talkerde.

Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und
Gelbliche; undurchsichtig; meist flachmuschlicher
Bruch; halbhart; mager; abfärbend; klebt an
der Zunge; meist in kuglicht zusammengeballten
Knollen. Gehalt (nach Klaproth) = 48 Talk-
erde, 49 Kohlensäure, 3 Wasser. Fundort
[Seite 621] unter andern in Steiermark und im Bisthum
Durham.

5. Meerschaum. Spuma marina. Leuc-
aphrum
. (Fr. Ecume de mer. Türk.
Kefekil oder Killkeffi, d.h. Schaumthon
oder leichter Thon.)

Meist blast Isabellgelb; matter feinerdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kie-
selerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Haupt-
fundort Kiltschik (d.h. Thonort) bey Konie in
Anatolien.*)

6. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de
lard
).

In mancherley, meist blassen Farben: theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
an den Kanten wenig durchscheinend; von mat-
tem Fettglanz; fettig anzufühlen; stumpfspitte-
riger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther
selten in kleinen Krystallen, und dann meist in
sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. II. fig. 19. –) auch rhomboidal etc.; weich
in verschiedenem Grade, verhärtet aber im Feuer
so, daß er dann am Stahl Funken gibt**).
[Seite 622] Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt
(nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kie-
selerde, 2,50 Eisenkalk, 5,50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und Briançoner-Kreide.

7. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock.)

Theils milchweiß und an den Kanten durch-
scheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau etc.,
seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht
mit dem Nagel zu schaben; läßt sich spähneln
wie Seife. Gehalt (nach Klaproth) = 24,75
Talkerde, 45 Kieselerde, 9,25 Thonerde, 1 Ei-
senkalk, 0,75 Kali, 18 Wasser. Fundort in
Cornwall. Gebrauch besonders zum Englischen
Steingut (Staffordshire-ware).

8. Serpentin. (Ital. Gabbro.)

In mancherley meist schwarz- oder graulich-
grünen Farben, theils ins Dunkelrothe etc.;
geadert, marmorirt, fleckig etc.; meist nur an
den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig
anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Ge-
wicht = 2700. Gehalt (nach Vauquelin) =
44 Talkerde, 44 Kieselerde, 2 Thonerde, 7,3
Eisenkalk, 1,5 Braunsteinkalk, 2 Chremiumkalk.
Hält zuweilen Pyrop eingemengt. Fundort
zumahl Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth,
Sörmeland etc.

Besonders merkwürdig ist der vom Alex. von
Humboldt bey Erbendorf am Fichtelberge ent-
deckte Serpentinfels, wovon manche Stücke
selbst in den kleinen Fragmenten auffallende Polari-
tät zeigen.

Edlen Serpentin nannte Werner eine (dem
Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart,
[Seite 623] die durchscheinend und etwas härter ist als der
gemeine, und sich auch in manchen italiänischen
Marmorarten eingemengt findet, namentlich
in einer Art von sogenanntem verde antico
und im Polzevera.

9. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)

Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen,
einerseits ins Lichtberggrüne, anderseits ins
Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Na-
men der pietra d'Egitto bekannte schöne antike
ägyptische, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr
oder weniger durchscheinend; fettglänzend; split-
teriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der
Punammustein, Beilstein. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl
Funken. Gewicht = 3000 L. Fundort zumahl
auf Tavai-Punammu (der südlichen von den
beiden neu-seelandischen Inseln) woselbst unsere
dasigen Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohrge-
hänge etc. (aber keine, Beile) daraus verfertigen.

Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schi-
nesische Stein Yü. Er ist molkenfarbig; folglich
wenig durchscheinend; fettglänzend; ritzt ins
Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, namentlich
zu Petschirsteinen.

10. Chrysolith, Peridot.

Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; krystallisirt in breiten viereckigen Säu-
len, mit abgestumpften Seitenkanten und meist
sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht =
3375. Gehalt (nach Klaproth) = 43,50 Talk-
[Seite 624] erde, 39 Kieselerde, 19 Eisenkalk. Fundort nicht
genau bekannt; vermuthlich in den türkischen
Morgenländern.

11. Olivin, basaltischer Chrysolith.

Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver-
wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas-
glänzend; muscheliger, theils blätteriger Bruch;
rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff-
wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25
Kalkerde, 12,50 Eisenkalk.

Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen
als dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil,
welches die Blasenraüme der berühmten von
Pallas 1772 am Jenisei wiedergefundenen
großen Eisenmasse füllt*), und (nach Howard)
= 27 Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und
1 Nickelkalk hält**).

[Seite 625]

12. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterigem Gefüge.

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlich; weiß; wenig durchscheinend;
starkschimmernd, theils mit Seidenglanz; in zar-
ten theils spannenlangen Fasern; elastisch bieg-
sam. Gehalt eines schwedischen (nach Berg-
mann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 2,2 Eisenkalk. Fund-
ort unter andern in Graubünden, auf Corsica,
und besonders häufig in Schina, wo man sich
seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45
Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenkalk.
Bricht oft in und bey Serpentinstein.

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana
. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)

Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blätterig, theils dicht; der Bruch theils verworren
faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mit-
telgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann)
= 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalk-
erde, 2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter
andern in sehr großen Stücken im Dannemora
in Upland und im Olonezkischen.*)

[Seite 626]

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge;
weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt
glänzenden Strich. Das aus mancher Rück-
sicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey Sterzin-
gen in Tyrol.

13. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).

Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.

In folgenden drey Arten:

1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn-
blenda.
)

Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist
krystallisirt in langen, breitgedruckten, theils
nadelförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen;
halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach
Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 4 Eisenkalk.

Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S. 571)

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich, graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend fase-
rig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufühlen.
Uebergang in Asbest. Fundort unter andern am
Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
[Seite 627] Gehalt (nach Bergmann) = 12,7 Talkerde, 72
Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7,3 Eisen-
kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.

14. Sahlit, Malacolith.

Grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den
Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz;
theils ungeformt, theils krystallisirt; auch meist
in vierseitigen Säulen mit abgestumpften Kan-
ten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalk-
erde, 3 Thonerde, 4 Eisen- und Braunstein-
kalk. Fundort Arendal.

Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in
mancherley Abstufungen; wenig durchscheinend;
glasglänzend; der Längenbruch blatterig mit
einfachem Durchgang; der Querbruch musche-
lig; meist krystallisirt als vierseitige Säule mit
abgeschärften Kanten; theils in sehr großen
Krystallen. Gewicht = 2200. Gehalt (nach
Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 22 Kalk-
erde, 6 Eisenkalk. Bricht zwischen Kalkspath
und großblätterigem Glimmer an den Quellen
der Sljudenka im S. W. des Baikals.

15. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges
theils blätteriges Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk
(Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie beym
Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

[Seite 628]

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber kry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseiti-
gen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern-
förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde,
60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der
Nadel im Finstern gekritzelt gibt er leuchtenden
Strich. Fundort zumahl das Levantinerthal
am St. Gotthard.

2) Talkartiger Tremolit.

Ins Silberweiße; perlmutterglänzend; fast
undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufüh-
len; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt
nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung
sie aber entstanden seyn mag). Fundort eben-
falls am St. Gotthardsberge.

3) Glasartiger Tremolit.

Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch
aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise.
Fundort unter andern auf Ceilan.*)

16. Boracit.

Dieses aus jeder Rücksicht so sonderbare Fossil,
findet sich selten farbenlos und wasserhell; meist
weiß, theils rauchgrau, und mehr oder weniger
durchscheinend; frisch ist es glasglänzend; verwit-
ternd aber rauh und matt; bricht muschelig; immer
[Seite 629] rein auskrystallisirt, eigentlich als Würfel mit
abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die
Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und
Dreyecke bilden, und so der ganze Krystall ge-
wöhnlich 26 Flächen hat (– tab. II. fig. 3 –).
Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt
(nach Westrumb) = 13,50 Talkerde, 63 Borax-
säure, 11 Kalkerde*), 1 Thonerde, 2 Kiesel-
erde, 0,75 Eisenkalk. Von erhöheter Tempera-
tur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber
mit vierte Axen, deren jede von einer der sechssei-
tigen stark abgestumpften Eckflächen nach der ge-
genüberstehenden schwach abgestumpften dreyseiti-
gen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes
Ende der Axe positive, und hingegen das letztere
negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art
so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr
kleinen ebenfalls reinauskrystallisirten Rauchkry-
stallen) besonders im schuppigen Gypsstein des so
genannten Kalkbergs bey Lüneburg.


VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalk-Erde (der so genannte leben-
dige, caustische, gebrannte oder ungelöschte
Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich
mit Wasser, ist für sich nicht schmelzbar (aber
sehr leicht mit andern, zumahl mit Thon- und
Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur
[Seite 630] Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefel-
säure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß etc.;
und färbt blaue Pflanzensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich*); sie werden
im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils
animalischen Ursprungs; und machen eins der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.

Die mancherley Gattungen dieses Ge-
schlechts werden am natürlichsten nach ihrer
Verbindung mit den verschieden Säuren
eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. (Chaux
carbonatées
).

1. Kalkspath**).

Theils farbenlos und wasserhell, meist aber
weiß; selten farbig; mehr oder weniger durch-
sichtig; starkglänzend; hat rhomboidale Textur,
und größere klare Stücken davon zeigen auffallend
[Seite 631] starke doppelte Strahlenbrechung*); daher denn
der Name Doppelspath, Spathum disdiacla-
sticum
(ehedem irrig so genannter isländischer
Krystall, Androdamas etc.); bricht theils un-
geformt, theils stalaktitisch; theils wie stängelich
zusammengehäuft; häufigst aber auch krystallisirt;
zumahl in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –); theils
verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger
stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –);
oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in
die Säule übergehen, oder in einfachen oder
doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II.
fig. 1. –), letztere theils so platt niedrig, daß
sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopf-
spath etc., theils in Rhomben; theils in sechs-
seitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach
Stromeyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlen-
säure. Uebergang in körnigen Kalkstein, in
Braunspath etc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte kry-
stallisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von
Fontainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit splittrigem
Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher
Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch;
krystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.
[Seite 632] fig. 10. –) häufig als Zwillingskrystall (Fr.
macle); theils wie aus mehreren kleinen stän-
gelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge
nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt (nach
Stromeyer*)) = 53,62 Kalkerde, 2,31 Stron-
tianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat
den Namen von seinem Fundort, wo er nester-
weise in ziegelrothem Gyps bricht.

3. Schieferspath.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch
blätterig ins schieferige; bloß ungeformt; weich;
braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474.
Gehalt (nach Bucholz) = 55 Kalkerde, 3 Braun-
steinkalk, 41,66 Kohlensäure. Fundort beson-
ders Schwarzenberg im Erzgebirge.

4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).

Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu-
mahl ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den
Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blät-
terigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr ge-
schobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils
aber krystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom-
ben etc.; etwas härter als Kalkspath; braust
auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben kry-
[Seite 633] stallisirt; mit einem kalkartigen Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) =
52 kohlensaure Kalkerde, 45 kohlensaure Talk-
erde, 3 Eisenkalk. Fundort zumahl im Salz-
burgischen und Steyermärkischen; meist im talk-
artigen Schneidestein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne,
stängelichte Bitterspath (Miemit), auf der
Außenfläche in fast rechtwinkeligen Tetraëdern
mit abgestumpften Seitenkanten drusig krystalli-
sirt. Gewicht = 2880 L. Gehalt (nach Klap-
roth) = 33 Kalkerde, 14,50 Talkerde, 2,50
Eisenkalk, 47, 25 Kohlensaure, 2,75 Wasser etc.
Fundort bey Glücksbrunn im Gothaischen.

6. Kalksinter. Tofus calcareus.

Von mancherley Farben; doch an den meh-
resten Orten nur weißlich; mehr oder weniger
durchscheinend; theils undurchsichtig; aus kalki-
gem Wasser regenerirt*); der Bruch dicht, oder
faserig oder schalig; und hiernach also drey Ar-
ten: die sich namentlich im Carlsbad in zahllosen
Spielarten der Farben, Zeichnungen etc. finden;
die ersten beiden unter dem gemeinschaftlichen
Namen des dasigen Sprudelsteins, die dritte
als Erbsenstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn, und Festigkeit;
theils marmorartig**) polirbar; theils aber auch
[Seite 634] erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein,
da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind-
lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen etc.
die kalkiges Wasser enthalten*), abgesetzt wird;
oder auch andere fremde Körper überzieht; oder
sich sonst in mancherley zufälligen Gestalten (wie
z.B. das Consetto di Tivoli) anlegt; oder auch
Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt,
wie z.B. im Knochenfels von Gibraltar, wo
er die Osteolithen und Steintrümmer zusammen-
cämentirt**).

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend: der fri-
sche Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch
als Tropfstein; theils in mancherley zufälliger
Gestalt, als so genannte Naturspiele. Fundort
zumahl in den gedachten Berghöhlen: z.B. in
der auf Antiparos, in der Baumannshöhle am
Unterharz etc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend
schöne feinkörnige, polirbare alabastrites der
[Seite 635] Alten. (Ital. alabastro antico. Fr. albâtre
calcaire
oder oriental.)*).

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän-
zendem Bruche mit krummlaufenden, theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krumm-
ästiger zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den
Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges
zu Eisenerz in Steyermark, beym Spatheisen-
stein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die so genannten
Drageen von Radicofani.

Von der Art ist vorzüglich der gedachte carls-
bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen-
theils in Masse zusammengebacken findet, theils
polirbar ist, und nicht mit dem unten anzufüh-
renden Rogenstein verwechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr,
Bergziger. Lac lunae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter andern namentlich im Mondloch am lu-
cerner Pilatusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
erde oder Schaumerde von Rubitz bey Gera,
[Seite 636] die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie. Engl. chalk.)

Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge.
Mittelgewicht = 2525. Hält auf 43 p. C. Kohlen-
säure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. oben
S. 580.) und Versteinerungen von Seethieren
der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge, zu-
mahl an Seeküsten (daher Albion und Creta oder
Candia ihren Namen haben).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die feineren
Sorten Marmor genannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des
Korns folgende drey Hauplatten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor. (Fr. marbre saccaroide.)

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils
wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils schuppig etc. Daher Uebergänge einerseits
in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den
dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Verstei-
nerungen; aber der carrarische (marmor Lunense)
zuweilen wasserhelle Bergkrystalle. Gebrauch
zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herr-
[Seite 637] lichen Sorten von bianco antico und unter diesen
vor allen der berühmte Parische, durchscheinend
wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben
= 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbo-
natée fibreuse et soyeuse
. Engl. satin spar.)

Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils
mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal
und Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schön-
heit aber bey Alstonmore in Northumberland,
wo er zu Ohrgehängen u.a. dergl. Schmuck ver-
arbeitet wird.

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger,
polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa-
chen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt,
marmorirt, geadert etc. in endloser Mannigfaltig-
tigkeit. So z.B. vom einfarbigen die vorzüg-
lichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.;
vom zweyfarbigen, pavonazzo, weiß mit ro-
then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß,
roth und gelb geflammt; mit vieren, brocca-
tello
, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w. So
unter denen mit besondern Zeichnungen, z.B.
Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen-
Marmor (cittadino ruderato, paësino, Ri-
maggio
etc
.) der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder namentlich der Muschel-Mar-
mor (lumacchella); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört etc. Mancher
besteht als Breschen-Marmor als zusammen-
cämentirten Trümmern von andern Marmorar-
[Seite 638] ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durch-
zogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera
(S. 623.), oder geflammt, wie der ausnehmend
schöne lauchgrüne Cipollino antico u.s.w. –
Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor
meist splitterigen Bruch; theils in schieferiges Ge-
füge (– so z.B. der neuerlich zur Lithographik
oder Steindruckerey angewandte Pappenheimer
Kalkschiefer, in welchem sich auch die merkwür-
digen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen der
Vorwelt finden –). Mittelgewicht = 2675.
Uebergang in Mergelstein. (So z.B. der ältere
Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden
Zechstein heißt). Bildet große durch alle Welt-
theile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemei-
niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträcht-
licher Teufe) mit dem gemeinen Petrefactenstein
überzogen sind, welcher die allgemeinste Grab-
stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt
ausmacht.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des
gemeinen Kalksteins gehört namentlich:

a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der
nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden
darf, sondern aus mächtigen, theils ganze
Flözlagen bildenden Massen von gleichgroßen
Körnern dichten (selten concentrisch schali-
gen) Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges
oder mergelartiges Cäment zu einem festen Ge-
stein zusammen verbunden sind. (Wohin denn
auch die berühmten Sorten von englischem
Baustein, Portlandstone, Purbeckstone etc.
gehören.)

b) Die dem Korne nach gleichsam Sandsteinähn-
lichen Kalksteinarten; wie z.B. die wegen ih-
[Seite 639] rer Versteinerungen von vielartigen Seethieren
so berühmte Gebirgsart des Petersberges bey
Maestricht; der so genannte marmo arenaceo
vom Vesuv; der theils fast zur Hälfte. Koh-
lensaure Talkerde haltende Dolomit, unter
andern besonders im Levantinerthal am St.
Gotthard, wo er das Muttergestein des da-
sigen Tremolits ausmacht, und in dünnen
Tafeln biegsam ist.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne. Engl.
marl.)

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang
und Festigkeit. Daher besonders drey Haupt-
arten desselben zu unterscheiden sind:

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch
Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft
Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später.
Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die
Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmergel*) etc.),
und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung ver-
schiedener Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch.
zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel-
mehr. Fast immer voller Reste und Spuren vege-
tabilischer Körper die davon incrustirt worden;
besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und
[Seite 640] Schilf (letzteres zumahl im röhrförmigen so ge-
nannten Beinwell oder Beinbrech, osteo-
colla
); aber auch in manchen Gegenden kleine
Flußschnecken; in andern calcinirte See-Con-
chylien (s. oben S. 554.) etc. Bildet hin und
wieder große Lager von niederem aufgeschwemm-
tem Lande; in welchem sich häufig die Reste der
fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a. tropischen
Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in
so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancher-
ley besonderer Gestalt, als Mergelnüsse, so ge-
nannte Ingwersteine etc.; hat erdigen Bruch.
Uebergang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorescirende
Sandmergelstein*): und der wegen seiner ei-
genen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii
(Fr. Dés de van-Helmont,
Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen
Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und im
Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leber-
braunen Mergelsteins besteht, die durch Schei-
dewände von grauem dichten Kalksinter von ein-
ander abgesondert sind, und im Ganzen theils
kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas-
sen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulichschwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von
[Seite 641] Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
ber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
kannte Seegeschöpfe, wie z.B. der bey Boll in
Schwaben die colossale Medusen-Palme (hel-
mintholithus portentosus Linn
.). Oft ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse. Engl. slaty cop-
perore
); und theils ansehnliche Flöze bildet,
die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues
ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander-
seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils split-
teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar;
meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie-
ferig; selten spathartig [wie z.B. der Stinkspath
oder Leberspath von Lissabon*)]. Wenn er ge-
schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Ge-
ruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver-
steinerungen, und zwar sowohl unbekannte See-
thiere der Vorwelt, zumahl Belemniten, als
auch organisirte Land- und Flußgeschöpfe beider
Reiche, wie z.B. im Oeninger Stinkschiefer.

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux
sulfatées
.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen
[Seite 642] genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus
weit weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis,
Marienglas. (Ital. scagliola)

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätteriges Gefüge; ein wenig biegsam,
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber auch krystallisirt*); zumahl Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften
Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf mancher-
ley Weise als Zwillingskrystall; selten in acht-
seitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22
Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter regenerirt als Tropf-
stein, oder Rindenstein, oder sonst als Ueber-
zug über andere Körper etc.; theils faserig, theils
dicht. Letzterer theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmels-
mehl. Farina fossilis.

Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß;
theils ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort
in den Klüften der Gypsberge.

[Seite 643]

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in an-
dere, meist unansehnliche Farben; mehr oder
weniger durchscheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige.
Gewicht = 2167. (Gehalt nach Kirwan) =
32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser.
Theils mit andern Fossilien inniger oder gröber
gemengt, z.B. mit Quarz (bey Wisbaden),
mit Hornstein (bey Montmartre). Oft hält er
andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein-
gewachsen; so z.B. bey Lüneburg den Boracit,
in Aragonien den Arragonit; und in gleichem
Königreich auch die zimmtbraunen kleine Quarz-
krystalle (die irrig so genannten Hyacinthen von
Compostella) etc.

2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzen-
stein. Gypsum fibrosum, lapis inolithus,
stirium
.

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-, theils krumm-faserig;
meist schimmernd; theils mit Perlmutterglanz;
theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Ge-
wicht = 2305.

3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum
densum
.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der
[Seite 644] weiße theils stark durchscheinend; matt; der
Bruch aus dem Splitterigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit, Karstenit.

Begreift zwey schwefelsaure Kalkarten, die sich
außer ihrem äußern Habitus vorzüglich durch den
Mangel des Krystallisationswassers von den
übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmut-
terglänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durch-
ganz der Blätter; sehr leicht zersprengbar; Ge-
wicht = 2964. Gehalt (nach Vauquelin) = 40
Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beym
Steinfalz im Salzburgischen und im C. Bern.

2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durch-
scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt
(nach Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefel-
saure mit etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fund-
ort zumahl Sulz am Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 641.) analo-
gen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Se-
lenite, die, wenn sie geschabt werden, wie
Schwefelleber riechen; sind meist von rauch-
grauer Farbe.

C) Flußsaure Kalkarten. Chaux
fluatées.

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).

Hat den Namen von dem Gebrauche, den
man beym Hüttenwesen davon macht. Findet
[Seite 645] sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; sel-
ten ungefärbt; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils
ungeformt; selten stängelicht zusammengehäuft
(so der honey-comb spar von Derbyshire);
häufig krystallisirt, zumahl cubisch; selten in
doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig.
5. –); meist polirbar. Gewicht eines smaragd-
grünen = 3481. Gehalt (nach Kirwan) = 57
Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glü-
hende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist
mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch
schon in größern Stücken und ohne dadurch zu
zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von
Nertschinsk (der deshalb so genannte Chloro-
phan oder Pyrosmaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist
grünlich- oder blaulich-weiß; schwach durch-
scheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt.
Fundort zumahl Derbyshire, und Strasberg
am Harz.

D) Phosphorsaure Kalkarten.
Chaux phosphatées.

20. Apatit.

In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend;
der Querbruch blätterig, der Längenbruch ins
muschelige. Gewöhnlich krystallisirt, meist in
sechsseitigen Säulen von mancherley Abartung.
Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) =
55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas
Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phospho-
[Seite 646] rescirt er ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort
zumahl die Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf und
Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

21. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm
Korn; erdigem auch splitterigem Bruche, der
theils auch ins Faserige übergeht; halbhart;
schwer; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt
gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge-
bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fund-
ort bey Truxillo in Estremadura in abwechselnden
Schichten von gemeinem Quarz; und lose staub-
artig bey Sigeth in Ungarn.

E) Boraxsaure Kalkart. Chaux
boratée.

22. Datolith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend;
Bruch aus dem Kleinmuschligen ins Splittrige;
derb und krystallisirt (wie's scheint würflich mit
abgestumpften Kanten). Gehalt (nach Klap-
roth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kieselerde, 24
Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Arendal.


VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst von Hrn. Hofr.
Sulzer in Ronneburg und Dr. Crawford für
eine besondere Grunderde anerkannt worden.
[Seite 647] Zu den Haupteigenschaften derselben gehört,
daß sie mit Salzsäure nadelförmige Krystallen
bildet, und daß eine Auflösung derselben in
Weingeist carminroth brennt, wenn Papier,
Baumwolle etc. damit eingetränkt und ange-
zündet worden. Die salpetersaure Auflösung
derselben gibt sechsseitige, dicke, tafelförmige
Krystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der Kohlen- und Schwefelsäure ver-
bunden. Also

A) Kohlensaure Strontianart.
Strontiane carbonatée.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa-
serig; theils stängelicht zusammengehäuft; meist
in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt;
äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten
Krystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach
Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlen-
säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im
Bleygange des Granitgebirges bey Strontian in
Schottland, meist in Schwerspath eingewachsen.

B) Schwefelsaure Strontianart.
Strontiane sulfatée.

2. Cälestin, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Name andeutet,
blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.;
[Seite 648] mehr oder weniger durchscheinend und auch un-
durchsichtig; sowohl von dichtem, als faserigem
und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in
geschobenen vierseitigen Tafeln krystallirt. Ge-
wicht des faserigen aus Pensylvanien = 3714 L.
Gehalt desselben (nach Klaproth) = 58 Stron-
tianerde, 42 Schwefelsäure. Andre Fundorte
(zumahl der blätterigen Abart), der Süntel bey
Münder im Hannöverschen, Bristol in Som-
mersetshire und Mazzara in Sicilien; und der
derben erdigen bey Montmartre.


IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht charakterisirende
Schwererde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von Bergmann für eine eigene
Grunderde erkannt worden, und hat den Na-
men von ihrem ansehnlichen specifischen Ge-
wichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalk-
erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in
hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet
sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath;
und wird aus ihren Auflösungen in der
Salpeter- und Salzsäure durch die Blut-
lauge gefällt.

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde,
sowohl mit der Kohlen- als mit der Schwefel-
säure verbunden.

A) Kohlensaure Barytart. Baryte
carbonatée.
[Seite 649]

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus
fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist unge-
formt, springt in keilförmige Bruchflüche, auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift;
sehr selten krystallisirt; und dann meist in sechs-
seitiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II.
fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt
(nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Kohlen-
säure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken
zu Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu
Steinbauer in Obersteiermark. Innerlich genossen
ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch;
wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt
und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten.
Barytes sulfatées.

2. Schwerspath. (Fr. spat pésant. Engl.
cawk, ponderous spar.)

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem
aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und
wie mancher Flußspath, dicht; daher dann fol-
gende drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath.

Meist weiß, aber auch in mancherley andere,
doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos
und wasserhell; meist mehr oder weniger durch-
scheinend; theils undurchsichtig; häufig unge-
[Seite 650] formt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber
auch in sehr vielartigen Krystallisationen; sowohl
in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs
Seiten und mancherley Zuschärfung und Zu-
spitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) etc. Die Säulen theils
nadelförmig, wohin z.B. der so genannte Stan-
genspath von Freyberg gehört. Die Tafeln
häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die
theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind,
(– tab. II. fig. 8 –); theils in sehr kleinen,
wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Kry-
stallen als Haardrusen; oder sonst in mannig-
faltiger besondern Gestalt zusammengehäuft,
z.B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht =
4430. Gehalt eines Freyberger (nach Klaproth)
= 97,50 Schwefelerde Schwererde, 0,35
Schwefelsaure Strontianerde, 0,80 Kieselerde,
0,70 Eisenkalk, 0,7 Wasser. Häufig auf Gän-
gen, wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler
Erze macht; aber auch hin und wieder in Flözen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der so
genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo-
mit sein aschgraues, thonartiges Muttergestein
gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem
bey Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bolognerserspath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch;
rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen,
gleichsam plattgedrückten Nieren (von Größe und
Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht =
4440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefel-
saure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75Thon-
[Seite 651] erde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenkalk,
2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno
bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart
des Schwerspaths zuerst die so genannten Licht-
magnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt des Rammelsberger (nach Westrumb) =
83,5 schwefelsaure Schwer- und Strontianerde,
6,5 Kieselerde, 1,5 Thonerde, 2 schwefelsaurer
Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge-
sagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire etc.

3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer-
spath.

Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh.
Besonders bey und auf gemeinem Schwerspath.

4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul-
fatée fétide
. Lapis hepaticus Cronst
.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Ei-
sen geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch
nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongs-
berg in Norwegen. Gehalt (nach John) =
92,75 schwefelsaurer Baryt, 2 Kohle und Erd-
harz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenkalk,
1,25 Wasser.


Uebersicht der merkwürdigsten ge-
mengten
Gebirgsarten.

[Seite 652]

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien
betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fos-
silien verschiedener Gattungen und selbst aus
verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige,
aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen
Massen und Gebirgslagern unter einander
gemengt, daher es, besonders für den geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus wich-
tig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen
von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa
s. petrae heterogeneae
) unter eine systema-
tische Uebersicht zu bringen.

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit
Ausschluß derer, wo sich nur selten oder ein-
zeln ein Fossil in einem andern gleichsam
eingewachsen findet, wie z.B. zuweilen Berg-
krystall im carrarischen Marmor (S. 636.) etc.,
[Seite 653] oder wo irgend in Höhlen und Drusen-
löchern eines ältern Gesteins andere Fossilien
von weit neuerer Entstehung abgesetzt worden,
wie z.B. Kalksinter in alten Erdschlacken
oder Laven etc.

§. 246.

Jene eigentlich so genannten gemengten Ge-
birgsarten lassen sich nach der verschiedenen
Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter fol-
gende drey Hauptclassen bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem
Primordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne
alles fremde Cäment oder Grundteig
ursprünglich wie in einander krystalli-
sirt und innig zusammen verwachsen sind,
wie beym Granit; daher angeschliffene
Stücke desselben gleichsam einem Mo-
saik ähneln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien
in einen Grundteig oder Hauptmasse von
anderer Steinart gleichsam eingeknetet
sind, wie beym Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
gleichsam zusammengekittet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.

[Seite 654]

Bey den beiden ersten Classen sind wohl
alle Gemengstoffe von gleichzeitiger Ent-
stehung.

Bey der dritten hingegen müssen, wenig-
stens bey den Breschen, die Körner und
Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe
sie durch ein Cäment unter einander ver-
bunden worden.

§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten
abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe, einen oder den andern fremden
enthalten.

c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
überzähliche beygemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß dafür ein fremder eingemengt wäre.

* * *
[Seite 655]

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng-
lich in einander gewachsenen Stoffen.

1. Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in
mächtigen Bänken geschichtet; aber von mannig-
faltiger Verschiedenheit des grob- oder feinkör-
nigen Gemenges; oder des ungleichen Verhält-
nisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder
minder festen und frischen Korns u.s.w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. s. z.B. der antike Granito rosso.
[Seite 656] So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus
einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un-
geachtet nach St. Petersburg transportirt worden,
um der Statüe Czaar Peters des Großen zur
Basis zu dienen*).

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.

b. Aftergranit.

So z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehö-
ren (nur nicht der wahre Syenit).

c. Uebermengter Granit.

Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten, Demantspath, Zinnstein,
magnetischen Eisenstein*) etc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, welcher dann, wenn er innig gemengt
[Seite 657] ist, nach oryctognostischer Ansicht in den Grün-
stein (S. 614.) übergeht; oder aus Feldspath und
Glimmer, wohin man das Feldspath Avantu-
rino vom weißen Meere [S. 604. not. *)] rech-
nen kann etc.

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)

Die Gemengstoffe wie beym Granit, an wel-
chen er auch meist angränzt, und daher theils in
ihn übergeht (zumahl durch den von Saussüre
so genannten Granit veiné); insgemein aber ge-
schichtet, dickflaserich, theils gar schieferig; bricht
in Ganggebirgen. Seine Unterarten übrigens
wie beym Granit:

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind
eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim-
mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend;
theils alaunhaltig. Es gehört dazu:

a. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe
Oefen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avan-
turinartig Goldschimmernde Art bricht bey Ca-
tharinburg in Sibirien.

b. Uebermengter Glimmerschiefer.

Zumahl häufig mit Granaten, im so genann-
ten Murkstein.

B) Gemengte Gebirgsarten, bey welchen
einzelne Brocken von gewissen Fossilien
in einer homogenen Hauptmasse, wie
in einem Grundteige, liegen.

[Seite 658]

4. Porphyr. (Ital. porfido).

Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder
Trapp; oder Pechstein etc.; gehört mehrentheils,
wie die beiden vorigen, zu den Ganggebirgs-
arten, und bricht meist in derben Massen: doch
theils auch kugelich.

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedach-
ten Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglich und eigentlich so genannte
antike Porphyr, ist, wie schon der Name anzeigt,
von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus
einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich
nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken
eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten,
dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende ent-
hält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und
das steinige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen
irrig so genannten dichten Laven des Vesuvs
(S. 613).

c. Uebermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.

Von der Art ist z.B. der ungarische Graustein
(Saxum metalliferum Born.), der aus einer
Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge-
mengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und
zuweilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-
Ungarn, wo er das Hauptganggebirge und das
[Seite 659] Muttergestein der mehresten dasigen reichen Gold-
und Silbererze ausmacht*).

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der
Grundmasse.

So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich so genannte Serpentino verde an-
tico
), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zu-
weilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und
darein gemengten mittelmäßig großen Feldspath-
brocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyr-
schiefers ist meist der obgedachte Klingstein (S.
612.) Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern
Feldspath, Quarz etc. Das Gefüge, wie schon
der Name zeigt, schieferig.

[Seite 660]

Hingegen beym Weißstein oder (wie er von
seinem Fundort in Mähren genannt wird) Na-
miesterstein der auch meist schieferige Textur
hat, macht weißer dichter Feldspath die Grund-
masse, in welcher kleine Granaten, theils auch
Glimmer etc. Porphyrartig eingemengt liegen.

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht
zusammengehäuften Körnern und Ge-
röllen, die durch ein bloßes Cäment
gleichsam zusammen gekittet sind.

6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat.
(Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine
oft sandsteinartige Hauptmasse eingebacken. Von
großer Mannigfaltigkeit des Cäments sowohl als
der inliegenden Gemengstoffe. Jenes ist aber
immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:

Die so schöne und köstliche antike Breccia verde
d'Egitto
; eine grünsteinartige Grundmasse mit
grünem dichten Feldspath, Hornstein, Serpen-
tinstein etc.; woraus unter andern altägyptischen
Kunstwerken der im britischen Museum befind-
liche, unter dem Namen des Sargs Alexanders
berühmte herrliche Sarcophag gearbeitet ist.

Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cä-
ment verbundenen Sandstein, in welchem Ge-
rölle von Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest einge-
wachsen sind*). Fundort vorzüglich in England;
der schönste bey St. Alban's in Hertfordshire.

[Seite 661]

Das so genannte Rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigen durch Thon-Cäment ver-
bundenen Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester
oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häu-
fig, die unterste Flözlage in Bergwerken; bildet
aber auch theils ganze weite Berglagerungen;
zumahl in der Schweiz, denn die dasige Nagel-
fluhe*) ist von dieser Art.

Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-
Cäment verbundenem Sandstein, in welchem
Quarz von ungleichförmigen Geröllen oder Kör-
nern und theils sehr verschiedener Größe, fester
oder lockerer eingemengt liegt. Uebergang, in
Sandstein, und zwar namentlich in denjenigen,
welcher bey den Steinkohlenflözen bricht, und
deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen neuern
Flözsandstein) Kohlensandstein genannt wird.
Macht eine Hauptgebirgsart des Oberharzes,
wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flözge-
birge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bey den letzgedach-
ten Arten der Breschen, aber mit schieferigem
Gefüge.

[Seite 662]

So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise
die aller ältesten Spuren von organisirter Schö-
pfung auf unserm Planeten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art; z.B. kalkartig; oder thonartig;
oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
artig, da dann solcher Sandstein in körnigen
gemeinen Quarz (S. 570) übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit kry-
stallinischem Korn; theils mit Abdrücken von
Petrefacten der Vorwelt und zwar aus beiden
Reichen organisirter Körper.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört
vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Ku-
geln der verschiedensten Größe findet.

Des so genannten krystallisirten Sandsteins
von Fontainebleau ist oben gehörigen Orts beym
Kalkspath (S. 630.) Erwähnung geschehen. Eher
verdient derjenige hier seine Stelle, der im
Wirtembergischen bey Stuttgard und Tübin-
gen bricht.

b. Uebermengter Sandstein.

Am allermeinsten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein
[Seite 663] des rothen Bleyerzes von Beresofsk im Catha-
rinburgischen.

Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 595.) hier
füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark
durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum der-
ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer
zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer
zur Grauwacke etc.

Besonders merkwürdig ist der seit etwa 40 Jah-
ren von neuem*) berühmt gewordene biegsame
Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren
meist flachsplitterigen Korn ist kein merkliches
Cäment zu unterscheiden.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeinig-
lich mit Glimmer übermengt und meist damit im
schieferigen Bruche durchzogen (so z.B. nament-
lich im englischen Yorkstone, Bremingstone etc.)
Nur variirt dabey das Verhältniß des Quarzes
zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als
der Vertheilung gar vielartig.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den mineralischen Salzen.

[Seite 664]

§. 248.

Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken
Geschmack; und durch ihr großes Aneignungs-
und Mischungsvermögen, d.h. ihren starken
Hang sich mit andern Stoffen, innig zu
verbinden.

§. 249.

Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur fossil finden) gehören zu den so ge-
nannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita
), die nähmlich aus einer
Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit
einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen
dieses Verbindungsvermögens so genannten al-
kalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen
beygezählt.

§. 250.

[Seite 665]

Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren, die
sie enthalten, unter folgende fünf Geschlechter
gebracht:

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.


I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. Sal am-
moniacum vet. Soude muriatée
.

Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
nur schimmernd, theils aber glänzend; der
Bruch theils dicht, theils blätterig, theils fa-
serig, theils körnig; meist ungeformt; selten
krystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit ein-
geschlossenen Wassertropfen etc. Gewicht = 2143.
Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda, 17 Wasser.
Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils
mächtige Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke),
[Seite 666] wie z.B. zu Bochnia und Wieliczka bey Kra-
kau etc. Theils aber wird es auch (als Seesalz)
an den Usern salziger Landseen durch die Sonne
als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. in Ae-
gypten*) und am Baikal.

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am-
moniak. Sal ammoniacum. Ammo-
niaque muriaté
.

Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils mehlich; theils in undeutlichen kleinen
Krystallen; zeigt einige Ductilität und Schnell-
kraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlend-
stechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer
Rauch in die Höhe. Fundort zumahl in vulca-
nischen Gegenden.


II. Schwefelsaures Geschlecht.

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefel-
saure Soda. Sal mirabile Glaub.
Soude sulfatée.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58
Wasser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fund-
ort unter andern bey der natürlichen Soda von
Debrezin.

[Seite 667]

2. Polyhalit, schwefelsaures Kali.

Dieses erst zum Gyps, nachher zum Anhy-
drit gerechnete und nun erst von Stromeyer
genau untersuchte Fossil ist ziegelroth; wachs,
glänzend; theils faserig; durchscheinend; von
salzig bitterm Geschmack; und ausnehmend
leichtflüssig. Gehalt = 27,48 schwefelsaures
Kali, 51,10 schwefelsaure Kalkerde, 20,11
schwefelsaure Talkerde. Fundort in den Stein-
salzlagern zu Ischel in Oberösterreich*).

B) In Verbindung mit alkalischen Erden.

3. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure
Talkerde. Magnesia vitriolata. Mag-
nesie sulfatée
.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Krystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern
bey Jena.

Eine besondere Abart ist das so genannte Haar-
salz (Halotrichum) von Idria, daß sich durch
seine langen haarförmigen Krystallen, silberweiße
Farbe und Seidenglanz auszeichnet.

4. Natürlicher Alaun, schwefelsaure
Thonerde. Alumen, argilla vitriolata.
Alumine sulfatée.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur schimmernd; theils seideglänzend; theils er-
dig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B.
[Seite 668] = 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser.
Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach
süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den so genannten Alaunerzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberey etc.

C) In Verbindung mit metallischen
Kalken.

5. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; doch werden sie auch dann a potiori benannt.

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer. Cuivre sulfaté. (coupe-
rose bleue
.)

Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene Eisen kupferroth. Her-
ber, zusammenziehender, ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in
Ungarn etc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté.
(couperose verte.)

Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B. im
Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*).

[Seite 669]

Als eine besondere Abart verdient die Berg-
butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden, die gelb, durchscheinend,
wachsglänzend, blätterig, fettig anzufühlen ist
und sich besonders häufig in Sibirien, auf dem
Altai, Ural etc. findet.

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau-
rer Zink. Zinc sulfaté (couperose blanche.)

Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch; theils als mehlicher Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so genannte Feder-
Alaun); theils stalactitisch etc. Fundort z.B.
ebenfalls im Rammelsberge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt.
(Cobalt sulfaté.)

Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.


III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure
Pottasche. Nitrum prismaticum. Pot-
asse nitratée.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
[Seite 670] wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920.
Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer
schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er;
mehrentheils ist er mit Kalkerde gemischt (als so
genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in
Ludamar (im Innern von Africa), in Hindustan,
außerdem auch hin und wieder in Europa, z.B.
in Ungarn, Apulien etc., bey Homburg im Würz-
burgischen, und auch bey Göttingen am Reinhau-
ser Sandstein etc.*). Hauptgebrauch bekanntlich
zu Schießpulver, zu Scheidewasser etc.


IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure
Soda. Swaga der Tibbetaner. Soude
boratée
.

Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krummblätteriger Bruch; krystallirt
in sechsseitigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süßlich,
hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen alpinischen Seen in den
Schneegebirgen von Tibet und Nepal. Ge-
brauch besonders zum Löthen etc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schup-
pigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt
(nach Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefel-
[Seite 671] saurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den
heißen Quellen (Lagoni) bey Sasso im Floren-
tinischen.

Die natürliche Boraxsäure in einer Felsen-
höhle der Liparischen Insel Vulcano, aus wel-
cher ebenfalls heiße Quellen entspringen, ist
hingegen (nach Stromeyer)*) mit 5 bis 20
p. C. Schwefel verbunden.


V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliches Natron, kohlensaure
Soda, vulgo natürliches mineralisches
Laugensalz, Natrum. Borech der
Persianer. Trona in der Barbarey. Ni-
trum
der Alten. Soude carbonatée.

Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stängelich zu-
sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 p. C. etc. Fundort beson-
ders an den Natron-Seen in Aegypten etc.
Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin,
bey Erzen unweit Hameln etc. – Die alten Ae-
gyptier beizten ihre Leichen einen Monat lang
in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien
bereiteten*); und den schiffbrüchigen Kaufleuten
am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin-
dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben.
[Seite 672] Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig
zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife,
zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in
Aegypten zum Brotteig und sonst an die Spei-
sen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum
, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischtes unreine natürliche Soda.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den
(eigentlich so genannten)
brennlichen Mineralien.

[Seite 673]

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im
Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so
schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß
dabey Wärmestoff und Lichtstoff frey werden.
Folglich gehören, genau genommen, auch hie
Metalle darunter. Allein, da sich diese außer-
dem noch durch manche andere auffallende und
ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen
übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so
werden sie nach der alten einmahl allgemein an-
genommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine
besondere Classe gebracht, und nur nachstehende
vier Geschlechter zu den eigentlich so genanten
brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

[Seite 674]

Das erste dieser Geschlechter und die mehr-
sten Gattungen des zweyten haben das mit ein-
ander gemein und hingegen von den übrigen
beiden verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein
sind, in Oehl auflösen lassen, und schon im
Glühfeuer mit Rauch und Flamme und eige-
nem Geruch brennen oder wenigstens glimmen,
und zur Unterhaltung des Feuers dienen kön-
nen. Vom Erdharz ist eine Gattung, nehm-
lich das Erdöhl, flüssig. Die übrigen trocke-
nen sind stark idioelektrisch.


I. Schwefelgeschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone)

In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe; mehr oder weniger durchscheinen; Fett-
glanz; muscheliger Bruch; spröde; meist unge-
formt und zwar sowohl locker als dicht; theils
stalactitisch; theils krystallisirt, in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
= 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus. Oft unrein,
als Schwefelerde etc. Fundort zumahl in Gyps-
flözen, z.E. bey Lauenstein im Hannoverischen:
und dann auf und bey Vulcanen etc.


II. Erdharzgeschlecht.

[Seite 675]

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, ist meist Honiggelb; durch-
scheinend; glasglänzend; sehr spröde, von klein-
muscheligem Bruch; immer krystallisirt, häufigst
als doppelt-vierseitige Pyramide, und zeigt
beym Reiben Harzelectricität. Gewicht = 1666.
Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine
eigene Säure die den vegetabilischen ähnelt, 39
Wasser. Fundort (theils zwischen natürlichem
Schwefel) in bituminosen Holz und dergl. Holz-
erde, den Artern im Mansfeldischen.

2. Bernstein Agtstein. Succinum, ele-
ctrum, lyncurium, glessum Tacit
. (Fr.
succin, ambre jaune, carabé)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe;
und vom durchsichtigen bis ins völlig undurch-
sichtige; selten wasserhell, meist öhlklar*),
theils Glasglanz, theils Wachsglanz; musche-
liger Bruch; theils in besonderer Gehalt als
birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich
drehen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen
Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure
(Fr. acide succinique); ist vermuthlich aus Folge
[Seite 676] einer der frühern Erdrevolutionen*) aus Baum-
harz entstanden; hält nicht selten fremde Körper
eingeschlossen; zumahl Wald-Insecten etc. Fund-
ort vorzüglichst Samland in Ostpreußen; theils
in Fläzen von bituminösem Holz**) und Braun-
kohle; theils am Seestrande.

3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petro-
leum. Bitume liquide
(Engl. fossile
Tar
.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich
vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils
hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so
der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in
Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von
mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort,
zumahl die Naphtha auf den brennenden Feldern
am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z.E.
bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der
[Seite 677] Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc.
des Berghteers zu Arzney etc.*)

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.

Meist schwarz und nur in Splittern braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde,
brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat einen
eigenen meist bitterlichen Geruch; brennt mit
dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort
zumahl auf dem todten Meere, das davon seinen
griechischen Namen hat. Ward von den alten
Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumien-
bereitung genommen. Jetzt brauchen es die Tür-
ken, Araber etc. häufigst in Oehl aufgelöst zum
Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten. – Unter den Abarten
verdient der berühmte kostbare, wohlriechende
feste Bergbalsam, oder die mineralische Mu-
mie [Pers. Muminahi**)] aus den Bergklüften
in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.

2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos,
und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar
nicht, wie das vegetabilische Federharz, ohne zu
zerreißen, dehnen, aber doch fast wie weicher
Kork zusammendrucken läßt und dann in seine
[Seite 678] vorige Gestalt zurückschnellt. Fundort bey Cast-
letown in Derbyshire, zumahl in folgenden bei-
den Abarten.

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird
in der Warme weich; und ähnelt überhaupt in
dem äußern Habitus mehr noch als das folgende
dem vegetabilischen Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils
in Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als
die dichte Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum
.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie
z.B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz); mit wehr oder minder deutlicher Holz-
textur. Uebergang in Braunkohle und Pechkohle;
theils in mächtigen Flözen*); theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber (namentlich die Cölnische) gehört, ist
durch Verwitterung dieses Holzes entstanden und
findet sich theils bey demselben in Flözen, theils
[Seite 679] aber auch in aufgeschwemmten Lande, Torf-
mooren*) etc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille,
charbon de terre.
Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit
Eindrücken fremdartiger Gewächse**); theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz und
Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in
eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber
gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge etc. besonders
in folgenden Abarten: die sich aus geogno-
stischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen
lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger
dem bituminösen Holze nähern, in mächtigern
Lagern vorkommen, meist auf gemeinen Flöz-
[Seite 680] sandstein oder dichtem Kalkstein aufliegen und
gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beiden
letztern aber in weit schwächern Flözen, meist
nur von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen,
deren aber dagegen mehrere übereinander mit
Schichten von Schieferthon oder Kohlensandstein
(S. 661.) abwechseln. Auch findet sich diese letz-
tere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge,
und ist fast immer mit Kohlensandstein oder mit
Schieferthon (zumahl mit Pflanzenabdrücken)
und Brandschiefer (S. 607.) bedeckt.

1) Braunkohle, Erdkohle (Engl. Boveycoal.

Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in
Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von wel-
chem sie sich doch durch das minder kenntliche
Holzgefüge unterscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas-
kohle.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken; meist
fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich
am Meißner in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr.
jayet, jais, Engl. jet.)

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger
Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.

Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; wachsglanz; weich,
und sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.

[Seite 681]

6) Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze;
großmuscheligem Bruche; würfliger Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu-
mahl häufigst in Großbritannien.

Gebrauch der letztgedachten beiden Arten (außer
dem allgemein bekannten der Steinkohlen über-
haupt), unter andern auch zum Theerschwelen
und zur Gewinnung des Salmiaks.


III. Graphitgeschlecht.

1. Kohlenblende, (schiefrige Glanz-
kohle). Anthracolithus. (Fr. Anthra-
cite, plombagine charbonneuse
.)

Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; färbt stark
ab; ist sehr, spröde; ihr Bruch theils schieferig,
theils stängelich in kleinen vierseitigen Säulen.
Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Mor-
veau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauerstoff
und etwa 4 p. C. Thonerde. Bricht meist
bey und mit Quarz; unter andern bey Gera,
Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediege-
nem Silber) etc.

2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
fer carburé, plombagine, crayon noir,
crayon d'Angleterre
. Engl. black lead,
Keswik lead, wad
.)

Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
[Seite 682] zufühlen; theils dicht, theils körnig, theils
schuppig, oder krummblätterig, oder dünnschie-
ferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Ge-
halt (nach Vauquelin) = Kohle mit 8 p. C.
Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er
großentheils, und hinterläßt bloß etwas Eisen-
und Kieselerde*). Fundort zumahl in der größ-
ten Menge und Feinheit bey Keswick in Cumber-
land**). Gebrauch des feinern, festen vorzüg-
lich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf die Stangen
der Gewitterableiter), das gemeinste aber zu
Ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc. Auch
zum Einschmieren hölzerner Schrauben und
Räderwerks.



IV. Demantgeschlecht.

[Seite 683]

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer krystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der
octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rau-
tenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um-
gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen
Grundkrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
[Seite 684] geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er
ist stark idioelektrisch; und manche saugen beson-
ders leicht Licht ein. Was Newton aus der
ausnehmend starken Strahlenbrechung des De-
manten a priori geahndet*), daß er eine brenn-
bare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs
vollkommenste bestätigt, und dadurch erwiesen,
daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist,
so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbren-
nen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht
hat. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan
und Borneo**)) und Brasilien.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den Metallen.

[Seite 685]

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben
erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl,
als von den übrigen Mineralien der andern
beiden Classen.

Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deßhalb so genannten
metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und
viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger
Ductilität. Sie sind nähmlich erstens bieg-
sam (so besonders Bley und Zinn); zweytens
dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne
Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und
Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach
ihrer verschiedenen Tenacität im Drahtzug
mehr oder weniger strecken lassen, und gleich-
starke Drahte aus den verschiedenen Metallen
größere oder geringere Lasten tragen können,
ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst
Platin, Gold und Eisen).

[Seite 686]

Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber
schon in einer sehr niedrigen Temperatur, daher
es gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen
Metalle hingegen erfordern erhöhte Tempera-
tur, und manche derselben (z.B. Platin,
Eisen, Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr
große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. – Alle
schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter
Oberfläche.

Bis auf eine oder die andre Ausnahme un-
ter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich
die übrigen entweder in Salpetersäure oder in
Salzsäure (oder dem aus beiden zusammen-
gesetzten Königswasser) auflösen; und sind die
vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurück bringen:

Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr. metal
vierge
) in ihrer wahren vollkommen metalli-
schen Gestalt: – oder aber vererzt im weit-
läuftigern Sinn (metallum mineralisatum),
so, daß ihnen mehr oder weniger von ihrem
metallischen Habitus benommen ist.

§. 255.

[Seite 687]

Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere Verschieden-
heit Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe
entweder sichtbar, oder aber in unmerklich
kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien ver-
steckt und durch dieselben verlarvt. – Ferner
findet sich entweder Ein gediegenes Metall
(z.B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber
mehrere im gediegenen Zustande zusammen ge-
mischt (z.B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene
Weise:

Erstens nähmlich bloß durch Verbindung
eines Metalls mit einem andern verbrennlichen
Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt
oder vererzt im engern Sinne genannt werden;
und bey dieser Verbindung mehrentheils noch
einen metallischen Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere Veränderung, nähmlich durch Verbin-
dung des Metalls mit Säuren; da sie ihres
metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert
oder verkalkt genannt werden.

[Seite 688]

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wieder-
um, entweder durch den unmittelbären Bey-
tritt des reinen Sauerstoffs, – oder so,
daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte
Säure bildet.

§. 258.

Nur zehn Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas,
Nickel, Arsenik, Tellurium und Palladium) hat
man bis jetzt in beiderley Hauptgestalt gefunden;
nähmlich so wohl gediegen als vererzt. Von
den übrigen hingegen die mehrsten bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstra-
hirt und nicht in der Natur gegründet war, be-
darf jetzt kaum noch einer Erwähnung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle;

I. Platina.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Bley.

VIII. Zinn.

[Seite 689]

Diese achte hießen vor Alters ganze Metalle;
von den folgenden hingegen die vormahls schon
bekannten, Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spiesglas.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Braunstein.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Tantalum.

XXIII. Cerium.

XXIV. Iridium.

XXV. Palladium.

XXVI. Cadmium.


XXVII. Osmium.

XXVIII. Rhodium.

Da sich aber letztre beide vor der Hand bloß mit der
rohen Platina und dem Iridium und Palladium
verbunden finden, so werden sie hier in der Mi-
neralogie nur beyläufig angeführt. Ein mehreres
von denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV. B.
1806. S. 209 u. f.


I. Platingeschlecht.

[Seite 690]

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich
der schwerste aller bekannten Körper in der Na-
tur*)); so gereinigt ist er auch ausnehmend
dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird in Kö-
nigswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit
siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste
Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Microme-
terfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py-
rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clar-
ke's Nachtlicht ohne Flamme, Räderwerk in
Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt
zu Telescopspiegeln etc.

1. Gediegen.

Unter dem Namen von Platina (dem Spani-
schen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736
[Seite 691] bekannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahl-
grauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist
aber platten Körnern; die aber außer der Platina
noch achterley andere Metalle (– nämlich: Kupfer,
Eisen, Titanium, Chromium, Iridium, Osmium,
Rhodium und Palladium –) halten; und in einem
mit magnetischem Eisensande, Waschgold, Queck-
silberkügelchen, und kleinen Hyacinthen etc. ver-
vermengten Sande, vorzüglich bey Santa Fé in
Mexico gefunden werden.


II. Goldgeschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller
dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehn-
barkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich
durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern
stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in
Königswasser aufgelöst; und aus der Solution
durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinn-
auflösung als mineralischer Purpur, gefällt.
Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber.
Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahr-
scheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen,
oder Tellurium. In mancherley besonderer Ge-
stalt z.B. blätterig, gestrickt etc. Theils krystal-
lisirt, in mancherley Formen, z.B. cubisch,
octoëdrisch etc.; theils dendritisch etc.

[Seite 692]

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym
Zinngeschlecht), wie z.E. das bey Wicklow in
Irland.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz, in
vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
Namentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem
so genannten Brandstein) von Verespatak in
Siebenbürgen.


III. Silbergeschlecht.

Das Silber läuft von Schwefeldämpfen
gelbschwarz an. Gewicht = 10474. Ausneh-
mend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpe-
tersäure aufgelöst, und aus der Solution durch
Salzsäure als Hornsilber, und durch Queck-
silber als so genannter Dianenbaum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherley besonderer Gestalt; blätterig,
zähnicht, haarförmig, gestrickt etc. theils krystalli-
sirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige
Pyramide; theils dendritisch; theils bey metal-
lisirten Petrefacten, wie z.B. bey den franken-
berger Kornähren etc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern Metallen gemischt.

[Seite 693]

So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Grafen von
Veltheim).

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß;
blätteriger Bruch; theils krystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
sehr ungleich z.B. in einem andreasberger (nach
Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25
Eisen, 4 Spießglas.

3. Spießglassilber.

Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in
vier- und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen
Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber,
24 Spießglas. Fundort ebenfalls bey Andreas-
berg am Harz und bey Alt-Wolfach im Fürsten-
bergischen.

4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs,
Silberkies. Argent sulfuré.

Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt
glänzenden Strich; theils krystallisirt; meist in
doppelt vierseitigen Pyramiden; auch cubisch etc.;
weich; sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist
theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge-
wicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Berg-
mann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort
vorzüglich im Erzgebirge.

5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs,
Silberkies.

Meist eisenschwarz, theils rußig, theils kry-
stallisirt, und das meist in sehr kleinen sechsei-
tigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde.
Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) =
[Seite 694] 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas,
5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.

6. Silberschwärze, erdiges Glaserz.
Argent noir.

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarz-
gülden und Glaserzes entstanden zu seyn. Fin-
det sich meist in der Nachbarschaft dieser beiden.

7. Hornerz. Argent muriaté.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pi-
staziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast
wachsglänzend, theils knospig; theils cubisch
krystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglich das
sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei-
dig; läßt sich späneln. Gewicht = 4840. Ge-
halt (nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21 con-
centrirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon-
erde. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo-
hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall etc.

8. Rothgülden, Silberblende. (Fr.
argent rouge, rosiclair.)

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins
Bleygraue und Eisenschwarze; mehr oder weniger
durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem aber bluthroth,
(Engl. ruby ore); fast metallisch glänzend;
theils krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen
mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze;
theils dendritisch; gibt rothen Strich. Mittelge-
wicht = 5563. Gehalt eines dunkelen von An-
dreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber, 19
Spießglas, 17 Schwefel, 4 Sauerstoff. Andre
[Seite 695] sind auch arsenikhaltig. – Fundort, vorzüglich
am gedachten Orte.

9. Schwarzgülden, Graugülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metal-
lischglänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart;
spröde; theils derb, zumahl bey Schemnitz und
Kapnick; theils krystallisirt in dreyseitigen Pyra-
miden (tab. II. fig. 1.) bey Clausthal. Ueber-
gang in Fahlerz.


IV. Quecksilbergeschlecht.

Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr.
mercure, vif-argent, Engl. quicksilver)
behält seinen Silberglanz an der Luft unverän-
dert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst
bey 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel.
Gewicht des flüssigen = 13568*). Wird
am vollkommensten von der Salpetersäure auf-
gelöst; phosphorescirt im so genannten luft-
leeren Raume; amalgamirt sich am leichtesten
mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher
sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum
Vergolden, zur Spiegelfolie etc. Außerdem
bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu-
gen, Vertreibung und Tödtung mancher In-
secten, und als wichtiges Heilmittel.

[Seite 696]

1. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und
Zwischenräumen von Quecksilbererzen. Fundort,
in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure
argental
.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch
theils derb, knospig etc.; weich. Gehalt sehr un-
gleich; z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36
Silber. Fundort zumahl im Zweybrückischen.

3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinna-
baris. Mercure sulfuré
.

Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann theils von einem fast metallischen Glanze;
theils faserig; theils krystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachro-
then Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich.
Ersterer z.B. (nach Kirwan) = 80 Quecksilber,
20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das
Zweybrückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.

Das eben daselbst brechende, seltene Stink-
zinnober (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth;
durchscheinend; von spathartigem Gefüge; und
gibt, wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz. Quecksilber-
blende. Mercure sulfuré bituminifère.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;
[Seite 697] gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht,
und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen,
wie mancher Glaskopf*). Gewicht = 7937.
Hält bis 70 p. C. Quecksilber. Fundort zu-
mahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste Queck-
silbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches
Turpeth, natürlicher Sublimat. Mer-
cure muriaté
.

Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen in Klüften anderer Quecksilbererze;
theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi-
gen Krystallen; weich. Hält (nach Kirwan) =
70 p. C. Quecksilber durch Salzsäure und
Schwefelsäure verkalkt. Fundort zumahl im
Zweybrückischen.


V. Kupfergeschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch,
und hat unter allen Metallen den stärsten Klang.
Gewicht = 7788. Wird von allen Säuren auf-
gelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme:
[Seite 698] verbindet sich leicht mit andern Metallen, und
gibt dadurch die mancherley vorzüglichen Com-
positionen; wie z.B. mit Gold, das Similor
und das malayische Suasso; mit Zink, das
Messing und Tomback (von Tombago, dem
malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn
die antike Bronze, das Glockengut und Stück-
gut; mit Arsenik das argent haché und die
Composition zu Telescopspiegeln; mit Nickel,
das schinesische Packfong u.s.w. Dient daher
auch beym Münzwesen zur Karatirung und
Legirung des Goldes und Silbers etc.

1. Gediegen.

Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt; theils krystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu-
ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer-
Insel (Mednoi ostrow) im kamtschatkischen Meere,
die Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hud-
sonsbay, Brasilien etc.*).

2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz.
(Fr. cuivre sulfuré, mine de cuivre
vitreuse
.)

Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer
[Seite 699] Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist
ungeformt; theils aber krystallisirt, z.B. in sechs-
seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich;
milde, schneidbar; gibt glänzenden Strich;
schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Ge-
halt (nach Klaproth) = 50 bis 80 p. C. Kupfer, mit
Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen durch
Schwefel vererzt. Fundort, in Europa zumahl
Cornwall und der Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Cuivre pyriteux hepatique.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist
taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend;
spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen
Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt
(nach Kirwan und Klaproth) = 40 bis 70 p. C.
Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupfer-
glas; geht aber sowohl in dieses als in den Ku-
pferkies über. Fundort, unter andern Lauterberg
am Harz, und der Schlangenberg in Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre
jaune
.)

Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils
grünlich; auch oft taubenhälsig angelaufen;
meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen, nierenförmig, traubig etc.; zuweilen
krystallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide (–
tab. II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980.
Gehalt (nach Kirwan) = 20 p. C. Kupfer, mit
noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen Gat-
tung; ist das allergemeinste Kupfererz; findet
sich, so wie auch theils die beiden vorigen Gat-
tungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der
[Seite 700] dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben
S. 641.)

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche
.)

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Fun-
ken; hält (nach Henkel) 40 p. C. Kupfer und
außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang in
Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich über-
haupt selten; unter andern bey Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz
so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de
cuivre grise
. Engl. grey copper-ore.)

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen
grauröthlichen Strich; meist ungeformt; theils
krystallisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden,
sechseitigen Säulen u.a.m.; hält außer dem
Kupfer auch Spiesglas und Silber, beides in
sehr verschiedenem Verhältniß, auch Bley
Eisen etc. Findet sich sehr häufig in vielen Län-
dern von Europa und Asien.

7. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz;
wohl bloß aus Verwitterung derselben entstan-
den. Fundort unter andern am Harz bey Lauter-
berg etc.

8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé
rouge, mine de cuivre rouge
.)

Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils
[Seite 701] durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast
metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig;
theils krystallisirt und dann meist in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig,
seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de
cuivre
). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure
verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und
Catharinburg; die Kupferblüthe aber besonders
bey Rheinbreidenbach im Cölnischen.

9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres
mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich aus
der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher
innig gemengt. Fundort, unter andern der
Bannat, Lauterberg am Harz etc.

10. Kupferlasur, Kupferblau, Berg-
blau. (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur
de cuivre, bleu de montagne
.)

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend;
theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend;
theils strahlig; theils nierenförmig, traubig etc.;
theils krystallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen
Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 p. C.
Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gat-
tungen, durch Kohlensäure verkalkt. Fundort
vorzüglich im Bannat und am Ural.

11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.

Vorzüglich in zwey Hauptarten:

Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de
cuivre soyeuse
); smaragdgrün; seidenglänzend;
[Seite 702] faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen
Krystallen, büschelförmig divergirend etc. Fundort
zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelo-
nirt in concentrischen Schalen, theils traubig,
stalactitisch, röhrenförmig etc. Gewicht = 3641.
Gehalt eines sibirischen (nach Klaproth) = 58
Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff,
11,50 Wasser. Fundort zumahl Catharinburg
in Sibirien.

12. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo
nativa, chrysocolla, lapis armenus
. (Fr.
cuivre carbonaté vert, verd de mon-
tagne
.)

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten
an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zer-
reiblich; theils dicht mit muscheligem Bruche;
meist nur in kleinen Partien bey andern Kupfer-
erzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist
noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld,
Dillenburg und Catharinburg.

13. Eisenschüssiges Kupfergrün.

Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit
muscheligem Bruche, theils knospiger Oberfläche etc.
Aus der vorigen Gattung mit braunem Eisen-
ocher innig gemengt. Findet sich überhaupt nicht
häufig; z.B. Saalfeld und auf der Insel Elba.

14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudo-
malachit. (Fr. Cuivre phosphaté.)

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; un-
durchsichtig, meist seidenglänzend, schimmernd;
[Seite 703] zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenför-
mig; selten in sehr kleinen sechsseitigen Krystal-
len; weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13
Kupferkalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort
Virneberg bey Rheinbreidbach im Cölnischen.

15. Olivenerz, Pharmakochalcit, arsenik-
saures Kupfererz. Cuivre arseniaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;
meist krystallisirt, theils in spangrünen sechseiti-
gen Tafeln (Kupferglimmer oder blätteriges
Olivenerz), theils in kleinen sechseitigen Säu-
len etc. und diese theils büschelförmig divergirend,
theils in kleinen kugelichten. Nieren mit büschel-
förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseri-
ges Olivenerz Engl. wood copper). Gehalt =
Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure ver-
kalkt. Fundort zumahl Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit.
(Fr. cuivre muriaté, muriate de cuivre
oxygené
.)

Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch-
sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt,
erdig; theils verschiedenartiger Glanz. So der
Atacamit, als smaragdgrüner Sand, von sehr
kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durch-
scheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine
schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach
Proust) = 70,50 Kupferkalk, 11 Salzsäure,
18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-America
in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Ata-
cama zwischen Peru und Chili.


VI. Eisengeschlecht.

[Seite 704]

Reines oder so genanntes Frisch-Eisen,
hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silber-
weiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Ge-
wicht = 7807. Es wird vom Magnet gezo-
gen, und selbst leicht attractorisch; läßt sich
schweißen; wird von allen Säuren angegriffen
und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird
aus diesen Solutionen durch die Galläpfel-
säure schwarz, und durch die Blausäure blau
gefällt. Ist unter allen Metallen am allge-
meinsten in der Erde und selbst in der organi-
sirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein
anderes Metall von den cultivirten Völkern in
so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als
eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden
Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nähm-
lich und Stab-Eisen), als auch nachdem
beide zu Stahl geschmolzen oder gebrannt
worden.*)

1. Gediegen.

Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen ge-
diegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden
[Seite 705] und von denen schon oben bis Rede gewesen
[S. 555. not.*) und S. 624.], gehört besonders
die 1772 von Pallas zwischen Krasnojarsk und
Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs
wieder gefundene. Sie hat ein sonderbares,
theils ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge,
und enthält in ihren bläserigen Zwischenräumen
das obgedachte grüngelbe, glasartige, dem Oli-
vin ähnelnde Fossil (S. 624). Das Eisen selbst
in dieser auf 1600 Pfund schweren Masse hält
(nach Howard) = 17 p. C. Nickel.

Eine andere noch ungleich größere findet sich
unweit des Paranastroms in Chaco, im spani-
schen Süd-America, wo sie 1782 durch Don
Mich. Rubin de Celis untersucht und ihr Ge-
wicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*),
und dieses Eisen hält 10 p. C. Nickel.

Hingegen hält das von diesem so genannten
Meteoreisen verschiedene tellurische gediegen
Eisen vom Eisernen Johannes zu Groscamsdorf
im Neustädtischen Kreise in Sachsen (nach Klap-
roth) = 92,50 Eisen, 6 Bley, 1,50 Kupfer.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit.
Pyrites. Fer sulfuré. (Engl. mundick.)

Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun an-
gelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß
[Seite 706] er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch;
hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen
zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik etc.

Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:

1) Gemeiner Schwefelkies.

In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilz-
förmig etc. häufig krystallisirt in mancherley Form,
z.B. als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen und zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –)
oder in einer der seltensten krystallinischen Formen
der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreysei-
tigen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6.
–); häufig hingegen cubisch mit gestreiften
Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur
die Streifen von zwey einander gerade entgegen-
stehenden Flächen einerley Richtung haben, hin-
gegen die von den dreyen in eine Ecke des Wür-
fels zusammenstoßenden Flächen in conträrer
Richtung wider einander laufen (– tab. II. fig.
2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Fundort in aller
Welt als die gemeinste aller Erzarten.

2) Strahlkies.

Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in Nierenform; krystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc*).; hat strahligen Bruch; und als man-
[Seite 707] cher Haarkies (z.E. bey St. Andreasberg auf
dem Harz) abgesonderte haarförmige Nadeln.

3) Leberkies, Wasserkies.

Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt, zellig etc.; zuweilen krystallisirt, in sechs-
seitigen kleinen Säulen etc. Theils als metallisirte
Petrefacten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.

Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe;
metallischglänzend; doch meist angelaufen; meist
ungeformt; sehr selten (am Harz) krystallisirt,
in sechseitigen Tafeln und Säulen die zuweilen
an den Endkanten abgestumpft sind*). Ist wie
so manche andere Eisenerze retractorisch, d.h.
er wird vom Magnet gezogen. Uebergang in
Schwefelkies. Bricht auf Ganggebirgen, z.B.
zu Breitenbrunn im Erzgebirge.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag-
net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai-
mant, fer oxydulé
. Engl. Load-stone.)

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Krystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beiden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
[Seite 708] das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem
Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 p. C. Fundort
vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien;
außerdem unter andern auch in unserer Nachbar-
schaft der Spitzenberg am Harz.*)

Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B. in
manchem Granit (s. oben S. 656), Porphyr,
Basalt etc.); oder aber, und zwar häufiger in
manchem Sande des Meeres oder der Seen und
Flüsse.

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié.)

Theils bräunlich-theils eisenschwarz; jenes
wenigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch
theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils
vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667.
Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Ti-
tankalk. Fundort am Spessart und bey Egger-
sund, Krageröe etc. in Norwegen.

6. Chromeisen. (Fr. Fer chromaté.)

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune;
mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher un-
ebner Bruch; hart; spröde; meist ungeformt;
für sich unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax,
den es grün färbt. Gewicht = 4032. Gehalt
(nach Vauquelin) = 34,7 Eisenkalk, 43 Chrom-
oxydsäure, 20,3 Thonerde, 2 Kieselerde. Fund-
ort besonders im Departement Dü Var, und
in Octoëdern krystallisirt bey Baltimore.

[Seite 709]

7. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer
oligiste, fer speculaire, fer noir
.)

Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von starkem metallischen Glanze; sowohl unge-
formt als krystallisirt; letzteres z.B. in doppelt
dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform
übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Ge-
wicht = 5158. Eisengehalt (nach Kirwan)
= 60 bis 80 p. C.; ist meist retractorisch.
Fundort vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit
und Schönheit der Krystallisationen auf der
Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von
blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als kry-
stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils
zellig zusammengehäuft sind. Fundort unter an-
dern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg,
und in manchen vesuvischen Laven.

8. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.

Davon drey Arten.

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils krystallisirt, cubisch;
(so z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blut-
rothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.

[Seite 710]

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.

Meist nierenförmig, mit mamelonirter Außen-
fläche und schaligen Ablosungen; theils stalacti-
tisch; keilförmige Bruchstücke von strahligem
Gefüge. Eisengehalt bis 80 p. C. Gebrauch
unter andern als Pulver zum Poliren der
Stahlwaaren.

9. Braun-Eisenstein. Fer oxydé ru-
bigineux
.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch Braunsteinkalk.

1) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils
krystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies
(S. 706) gedachten Formen, nähmlich als Do-
decaëder mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II.
fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren
Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen
(– tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Petre-
fact von Incognitis der Vorwelt; so z.B. bey
Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun-
git etc. Uebergang des ungeformten in Spath-
Eisenstein, Thon-Eisenstein etc.

Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder
so genannte türkische Umber gehört.

2) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie
der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend,
faserig.

[Seite 711]

10. Spath-Eisenstein, Eisenspath,
Stahlstein, Flinz. Chaux carbonatée
ferrifère
.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlich-
schwarze; theils an den Kanten durchscheinend;
häufig krystallisirt, und zwar meist in Rhomben
oder Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der
Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784. Ge-
halt verschieden. z.B. eines Dankeröder (nach
Klaproth) = 57,50 Eisenkalk, 3,50 Braun-
steinkalk, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlensäure. Ue-
bergang in Braun-Eisenstein.

11. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig; weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley, besonderer Gestalt; theils
mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Conchy-
lien oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die be-
rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook-
dale, deren viele inwendig ein kleines Farnkraut
einschließen). Ueberhaupt meist reich an Eisen-
gehalt bis 40 p. C.

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu
werden:

a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stük-
ken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt.
Vermuthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fund-
ort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.

[Seite 712]

b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein,
Adlerstein, Klapperstein. Aëtites (Fr.
Géode).

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit ein-
geschlossenen losen und daher klappernden Brocken
und Körnern; theils dicht, kugelicht*).

c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der
guten Hoffnung.

d. Linsenerz, Körniger Thoneisenstein.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.

Des Röthels ist schon oben S. 609. gedacht.

12. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus
Tubalcaini Linn. Minera ferri sub-
aquosa
Waller
. (Fr. mine de fer
limoneuse
.)

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken
zusammengebacken, knollig; erdig; theils in aller-
hand besonderer Gestalt, röhrenförmig etc., theils
[Seite 713] allerhand Vegetabilien von neuerem Datum,
Moos, Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt.
Gehalt bis 35 p. C. Eisen, wahrscheinlich durch
Phosphorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe
unter der Dammerde, im aufgeschwemmten Lande
und in Moorgrunde.

13. Eisenblau, vulgo natürliches Berli-
nerblau. (Fr. Fer azuré, Prussiate
de fer natif
.)

1) blättriges.

Meist Indigblau; durchscheinend; blättrich;
auf dem Bruche Glasglänzend; weich; theils
krystallisirt in kleinen vierseitigen Säulen. Fund-
ort zumahl des krystallisirten bey Bodenmais
in Baiern*).

2) erdiges.

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder zusammengebacken; ab-
färbend; mager. Gehalt der Eckardsberger (nach
Klaproth) = 47,5 Eisenkalk, 32 Phosphorsäure,
20 Wasser. Fundort unter andern im Hannover-
schen am Ufer der Stecknitz, und so auch im fossi-
len Treibholz bey Stade (s. oben S. 678. not.*).

14. Grün-Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmit-
tel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zu-
mahl bey Schneeberg im Erzgebirge.

[Seite 714]

15. Würfelerz, arseniksaures Eisen.

Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich;
in kleinen cubischen Krystallen von mancherley
Abänderung. Meist auf Brauneisenstein zu Car-
rarach in Cornwall.

16. Pittizit, Eisenpecherz. Fer oxydé
résinite
.

Meist Dunkel-Leberbraun, an den rissigen Kan-
ten feuerroth durchscheinend; von Pechglanz;
muschelichem Bruche. Gibt citrongelben Strich.
Gewicht = 2407. Gehalt (nach Stromeyer)
= 33,46 Eisenoxyd, 0,59 Manganoxydul, 26,6
Arseniksäure, 10,75 Schwefelsäure, 28,48
Wasser. Fundort bey Freyberg und in Ober-
Schlesien.


VII. Bleygeschlecht.

Das Bley läuft an der Luft schwarz an,
und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen
Geruche ab. Ist das weichste der festen Me-
talle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar,
und gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht =
11,352. Schmilzt ehe es glüht: brennt
leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Tempe-
ratur allgemach verglast; und von allen Säu-
ren aufgelöst, die davon einen süßlichen Ge-
schmack erhalten. Gebrauch (außer dem allge-
mein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dach-
decken, Wasserröhren, Schriftgießen etc.) be-
[Seite 715] sonders beym Hüttenwesen und in der Probir-
kunst; auch zu mancherley Farbe etc.

1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré.
(Engl. blue lead-ore.)

Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen;
meist mit starkem metallischen Glanze; meist un-
geformt; theils mit Spiegelfläche; theils wie
geflossen, zellig etc.; theils dendritisch oder ge-
strickt*); häufig krystallisirt; und zwar meist
cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyrami-
den, oder sechsseitigen Säulen etc.; sämmtliche
Krystallisationen wieder in mancherley Abarten;
bricht in cubische Stücken; hat meist blätteriges
Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittel-
gewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden: z.B.
77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdem
fast immer mehr oder weniger Silber, und im
Strip- oder Sproterz (Fr. mine de plomb
striée
) auch Spießglas. Ueberhaupt eins der
gemeinsten Erze.

Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte
) ist mehr stahlgrau, schimmernd,
weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend; im-
mer ungeformt. Fundort unter andern bey
Clausthal, und in Derbyshire**).

[Seite 716]

2. Schwarz Bleyerz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast
dem metallischen sich nähernden Glanz; meist
krystallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen.
Fundort unter andern bey Freyberg, wo es auf
60 p. C. Bley hält.

3. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath.
Plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich-
sam demantglänzend; sowohl derb, als krystalli-
sirt in Nadeln oder vier- und sechsseitigen Säu-
len. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley,
10 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde,
0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller-
feld am Harz.

4. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbo-
naté terreux
.

Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z.B.
bey Leadhills in Schotland; b) weißlich grau,
so z.B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich roth,
z.E. im Jülichschen.

5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath.
Plomb phosphaté.

[Seite 717]

Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen; theils ins Nelkenbraune etc.
durchscheinend; fettglänzend; meist krystallisirt,
zumahl in sechsseitigen Säulen. Gewicht =
6270. Gehalt des von Thscopau (nach Klap-
roth) = 78,40 Bleykalk, 18,37 Phoshorsäure,
1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk. Fundort außer
dem eben genannten auch bey Clausthal, bey
Wanlockhead in Schottland, und bey Beresofsk
im Catharinburgischen (letzterer hält nach Vau-
quelin auch Chromiumkalk.)

6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath,
Kallochrom. Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchschei-
nend; glänzend; meist krystallisirt, zumahl als
vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt
gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach
Vauquelin) = 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromium-
säure. Fundort Beresofsk im Catharinburgischen
meist in der obgedachten eigenen Art von über-
mengten Sandstein (S. 662. u. f.)

7. Gelb Bleyerz, Bleygelb. Plomb
molybdaté
.

Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist krystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,42
Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort zu-
mahl Bleyberg in Kärnthen.

8. Vitriolbleyerz, Bleyvitriol, Bley-
glas. Plomb sulfaté.

Selten Farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich
durchscheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne etc.;
Glasglanz, theils Demantglanz; muschliger
[Seite 718] Bruch; meist krystallisirt, zumahl als doppelt
vierseitige Pyramide: theils in mancherley Ab-
änderungen, als Rhomboëder etc. Gewicht =
6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 73 Bley-
kalk, 26 Schwefelsäure und etwas Eisen- und
Braunsteinkalk. Fundort Zellerfeld und Anglesey
bey Wales.


VIII. Zinngeschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar,
aber wenig zähe; er knirscht zwischen den
Zähnen und knarrt, wenn es gebogen wird*)
(le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben
einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; ver-
kalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königs-
wasser aufgelöst; und findet sich nur in weni-
gen Weltgegenden; aber daselbst meist in aus-
nehmender Menge. Gebrauch unter andern
zu Silberpapier, Glockengut, Stückgut, zur
Scharlachfärberey etc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif
natif
. Engl. bellmetal ore.)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Ge-
wicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5
Zinn, 30 Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel.
Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

[Seite 719]

2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, etain
vitreux
.)

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits
ins Hyacinthgelbe und gelblichgraue; theils durch-
scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B. das
rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als Gerölle in Seifenwerken*) (Engl.
stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber
krystallisirt (so genannte Zinngraupen) zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule an beiden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingskrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 p. C. Fundort zu-
mahl das sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacca, die Insel Banca bey
Sumatra etc.

3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain. Engl.
wood tin.)

Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nie-
ren mit concentrischen deutlich absetzenden Schich-
ten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am
Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-
[Seite 720] Gehalt (nach Klaproth) = 63,3. Fundort
Gavrigan in Cornwall.


IX. Zinkgeschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen breit-
strahligen zackigen Bruch, und beträchtliche
Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt
ehe er glüht, und entzündet sich im offenen
Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme.
Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie
zu färben. Wichtigster Gebrauch zum Mes-
singmachen.

1. Blende. Pseudogalena. Fr. Zinc sul-
furé
. (Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne;
daher die Benennungen von Pechblende, Colo-
phoniumblende, Rubinblende etc.; mehr oder we-
niger durchscheinend; von verschiedener Art des
Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig kry-
stallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als doppelt
vierseitig Pyramide etc.; spathähnlicher Bruch;
manche Abarten geben, wenn sie gerieben wer-
den, Schwefellebergeruch; manche phosphoresci-
ren, wenn sie im Finstern mit Eisen gekratzt wer-
den. Mittel-Gewicht = 4000. Zink-Gehalt
von 44 bis 64 p. C.; durch Schwefel vererzt;
mit mehr oder weniger Eisen; theils auch gold-
und silberhaltig mit innig eingemengtem Bley-
glanze (so z.B. das so genannte Braunerz vom
[Seite 721] Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein
verbreitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc
oxyde, calamine
.)

Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune
durch mancherley Abstufungen; theils undurch-
sichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend;
meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb;
theils wie gefloßen, traubig, nierenförmig, oder
auch wie durchlöchert, zerfressen etc.; theils kry-
stallisirt als Zinkspath, meist in vierseitigen
Tafeln; so zumahl in Kärnthen und am Altai;
theils als Afterkrystall (z.B. in Flintshire); der
ungeformte aber theils in ganzen Flözen z.E.
bey Olkutschk in Pohlen.


X. Wismuthgeschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine
aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde;
Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure
durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc
d'Espagne
) gefällt. Ueberhaupt ein nicht
häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum
Schnell- oder Zinn-Loth.

[Seite 722]

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten krystallisirt in klei-
nen Würfeln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich
doch häufiger als die beiden folgenden Gattun-
gen, und nebst denselben zumahl im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz.
Bismuth sulfuré.

Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
riger, theils strahliger Bruch; meist ungeformt;
selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen
Krystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr
weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt
mit Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) =
60 p. C. Wismuth, durch Schwefel vererzt,
theils mit etwas Eisen und Arsenik etc.

3. Nadelerz.

Stahlgrau; lauft gelblich an; metallischglän-
zend; kleinkörniger Bruch. Gehalt (nack John)
= 43,20 Wismuth, mit Bley, Kupfer,
Schwefel etc. Meist in Milchquarz eingewachsen
als nadelförmige Krystallen; zuweilen mit ge-
diegenem Golde. Fundort im Catharinburgischen.

4. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist er-
dig; angeflogen oder eingesprengt.


XI. Spießglasgeschlecht.

[Seite 723]

Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteri-
ges, strahliges Gefüge; ist spröde; Gewicht
= 6702; schmilzt leicht; verdampft in an-
haltendem Feuer; wird von den Säuren nur
unvollkommen aufgelöst; und aus der Solu-
tion in Königswasser durch Laugensalze weiß
gefällt. Gebrauch unter andern um weichen
Metallen mehr Härte zu geben; also z.B.
zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern
bey Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klap-
roth) = 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25
Eisen.

2. Grau Spießglaserz, Spießglanzkies.
Antimoine sulfuré.

Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger
aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen
Krystallen; theils aber auch in stärkern vier- oder
sechsseitigen Säulen. Schmilzt und brennet am
Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200.
Gehalt = 70 bis 80 Spießglas, 30 bis 20
Schwefel. Fundort vorzüglich in Ungarn und
Siebenbürgen.

[Seite 724]

Das Federerz, von graulich schwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haa-
riges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges
Spießglaserz, das sich unter andern zu St.
Andreasberg und bey Nagybanya in Sieben-
bürgen findet.

3. Nickelspießglaserz.

Aus dem Bleygrauen ins Zinnweiße; unvoll-
kommen blättrig; glänzend; unebner Bruch;
halbhart. Gewicht = 6546. Gehalt (nach
Klaproth) = 47,75 Spießglas, 25,25 Nickel,
11,75 Arsenik, 15,25 Schwefel. Fundort im
Nassauischen.

4. Roth Spießglaserz, Spießglanz-
blende. Antimoine hydrosulfuré.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahligen Krystallen, die theils sternförmig zu-
sammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt
des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50
Spießglasmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70
Schwefel. Fundort wie gedacht Bräunsdorf
bey Freyberg und in Ungarn.

Eine besondre blättrige Abart ist das so ge-
nannte Zundererz das sich in Drusenhölen und
als Ueberzug auf Quarz, Bleyglanz etc. bey
Clausthal findet.

5. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften nadelförmigen Krystallen;
ähnelt im Außern so wie (nach Klaproth) im
Gehalt den präparirten weißen Spießglasblumen
[Seite 725] (Nix antimonii). Fundort bey Malaczka in
Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.

6. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)

Gewöhnlich zitrongelb; erdig; zerreiblich.
Fundort bey Freyberg und in Ungarn, meist auf
und zwischen strahligem Grauspießglaserz.


XII. Kobaltgeschlecht.

Das Kobalt-Metall*), oder die so ge-
nannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig
ins Stahlgraue und ein wenig ins Rothe zie-
hend; gibt in Königswasser aufgelöst die sym-
pathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist
sehr strengflüssig, und wenn es völlig rein ist,
magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es zu
schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten
das für die Blaufarbenwerke wichtige Smalte-
glas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti.
Cobalt gris
.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen
als Spiegel; auch theils gestrickt; theils baum-
förmig; nicht selten krystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die folgende Gattung.
Gehalt (nach Stromeyer) = 20,3 Kobalt,
74,2 Arsenik, 3,4 Eisen etc. Fundort unter
[Seite 726] andern Glücksbrunn im Gothaischen, Riegelsdorf
in Hessen etc. Eins der häufigsten Kobalterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber
Kobalt. Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart;
hält ebenfalls außer dem Kobalt auch Arsenik und
Eisen. Fundort unter andern im sächsischen und
böhmischen Erzgebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß; ins blaßröthliche; meist ungeformt;
theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen
Krystallen. Gehalt (nach Stromeyer) = 33,1
Kobalt, 43,4 Arsenik, 3,2 Eisen, 20 Schwe-
fel. Findet sich an wenigen Orten, z.B. im
Stiftamte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt, Kobalt-
schwärze. Cobalt oxydé noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich,
als Kußkobalt; theils verhärtet als Schlacken-
kobalt; theils traubig, nierenförmig, schalig etc.;
matt oder schimmernd; wird durch den Strich
glänzend; leicht; vermuthlich durch Kohlensäure
verkalkt. Findet sich unter andern auch an den
bey der ersten Gattung angegebenen Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraunen durch mancherley Abstufun-
gen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Le-
derkobalt). Ungeformt; erdig; weich; gibt
fettglänzenden Strich. Fundort unter andern
zumahl im Saalfeldischen.

[Seite 727]

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfersichblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils
sammetartigen, theils sternförmig zusammenge-
häuften, glänzenden, durchscheinenden Krystallen,
als Kobaltblüthe. Gehalt der letztern, von
Riegelsdorf (nach Buchholz) = 39 Kobaltkalk,
38 Arseniksäure, 23 Wasser. Fundort unter
andern bey Schneeberg im Erzgebirge.


XIII. Nickelgeschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig
rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vor-
züglich in Salpetersäure auf, und färbt die
Auflösung grün; sein Kalk aber den Salmiak-
geist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch
zum schinesischen Packfong (S. 689).

1. Gediegen (?), Haarkies.*)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in
abgesonderten haarförmigen Nadeln (wie der
oben S. 706. genannte haarförmige Strahlkies);
hält (nach Klaproth) außer dem Nickel sehr wenig
[Seite 728] Kobalt und Arsenik. Fundort in den Drusen-
löchern des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt
im Erzgebirge.

2. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig,
(so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560.
Gehalt (nach Stromeyer) = 44,2 Nickel,
54,7 Arsenik, mit etwas Eisen, Bley und
Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.

3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel
oxydé
.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet
(so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist
als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel.
Gehalt (nach Stromeyer) = 37,35 Nickeloxyd
mit Kobaltoxyd, 1,13 Eisenoxyd, 36,97 Ar-
seniksäure, 24,32 Wasser. Daß der Chrysopras
seine Farbe von ihm habe, ist oben erwähnt
(S. 574), so wie auch, daß sich Nickelkalk in
dem olivinähnlichen Fossil des Pallasischen ge-
diegenen Eisens, und in den Aërolithen findet
(S. 624).


XIV. Braunsteingeschlecht.

Das Braunstein- oder Mangan-Me-
tall, magnesium (Fr. manganèse), ist stahl-
grau, sehr hart, spröde, und strengflüssig.
Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit
dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärk-
[Seite 729] ste Anziehungsvermögen zum Sauerstoff; so
das es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pul-
ver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde
verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schö-
pfung. Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung
des weißen Glases, zur Bereitung der Lebens-
luft, der übersauren Salzsäure etc.

1. Braunsteinblende, Schwarzerz, Man-
ganglanz.

Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen
(nach Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel,
5 Kohlensäure. Fundort zumahl beym Sieben-
bürgischen Rothbraunsteinerz.

2. Grau Braunsteinerz. Manganèse
oxydé metalloide etc
.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem
oder matterem, metallischem Glanze; theils un-
geformt, häufig aber strahlig, und zwar meist
büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadel-
förmigen Krystallen, oder in vierseitigen Säulen
mit zugeschärften oder zugespitzten Enden. Fund-
ort des strahligen zumahl bey Ilfeld am Harz.
Gehalt desselben (nach Klaproth) = 90,50
schwarzer Braunsteinkalk (verbunden mit dem
Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer figirt
an sich halten kann), 2,25 Sauerstoffgas, 7
Wasser.

[Seite 730]

3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse
oxydé noir
. etc
.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig;
(so z.B. das black wad von Winster in Der-
byshire, das mit Leinöhl angerieben in Selbst-
entzündung geräth; und häufig zur schwarzen
Oehlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nie-
ren- oder staudenförmig etc.; theils von schlacken-
förmigem Ansehen (so das von Saska im Ban-
nat). Gehalt eines von Clausthal am Harze
(nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Ei-
senkalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1 Kohle,
17,50 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.

4. Roth Braunsteinerz. Manganèse
oxydé rose.

Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils
dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt,
theils glänzend, mehr oder weniger hart. Ge-
halt (nach Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer
Spur von Kieselerde. Fundort zumahl bey Nagyag
und Kapnik in Siebenbürgen (als Gangart der
dasigen Gold- und Tellurerze) und zu Catharin-
burg in Sibirien.


XV. Arsenikgeschlecht.

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schup-
[Seite 731] pig blätterigen Bruch. Gewicht = 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf aufgelöst, der
wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far-
bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene
Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen
Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé);
sehr selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer
arsenical
. (Engl. arsenical mundick.)

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils krystallisirt, zumahl viersei-
tigen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschla-
gen starken Knoblauchsgeruch. Gehalt des kry-
stallisirten von Freyberg (nach Stromeyer*)) =
42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.

3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic
sulfuré
.

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

[Seite 732]

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig-
mentum
. (Fr. orpiment.)

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von
einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist
ungeformt; theils krystallisirt, zumahl in viersei-
tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Ge-
halt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwe-
fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im
Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig krystallisirt in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils
aber auch nur angeflogen über andere Fossilien
(so z.B. auf St. Andreasberg über Kalkspath-
und Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225. Ge-
halt (nach Klaproth) = 69 Arsenik, 31 Schwe-
fel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und
in Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar-
senic oxydé
.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig,
theils in haarförmigen, büschelig zusammenge-
häuften, seidenglänzenden, durchscheinenden Kry-
stallen. Im Wasser auflösbar. Besteht bloß
aus Arsenik und Sauerstoff.

Hingegen ist der Gehalt des ihr im äußern
sehr ähnlichen und daher sonst mit ihr verwech-
selten Pharmacoliths (nach John) = 45,68
Arseniksäure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalk-
erde; folglich nicht im Wasser aber wohl in
[Seite 733] Salpetersäure auflösbar. Fundort von beiden
Arten St. Andreasberg am Harz, und von
der letztern vorzüglich Riegelsdorf in Hessen und
Wittichen im Fürstenbergischen.


XVI. Molybdängeschlecht.

Das Molybdän-Metall ist fast stahl-
grau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart.
Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls
eine eigene Säure.

1. Wasserbley, Molybdänkies. Molyb-
dène sulfuré
.

Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist bleygrau; von metallischem Glanze; und meist
krummblätterigem Gefüge; fettig anzufühlen;
weich; abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam.
Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) =
60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Findet sich an
nicht vielen Orten; aber einzeln in sehr verschie-
denen Weltgegenden. Zumahl bey Altenberg im
Erzgebirge und bey Kolywan in Sibirien.


XVII. Scheelgeschlecht.

Das Scheel- oder Wolfram-Metall
(Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen
Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe
aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden
angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein
[Seite 734] Kalk enthält eine eigene Säure und bildet mit
Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein eigenes
Mittelsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig so ge-
nannte weiße Zinngraupen. Schéelin
calcaire
.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; un-
geformt; oder in doppelt vierseitigen Pyramiden
krystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des
Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75
Scheelkalk, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde,
Scheelsäure und Kalkerde. Fundort vorzüglich
an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin fer-
ruginé
.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich;
mattglänzend; blätteriger Bruch; meist schalig;
ungeformt; oder krystallisirt, zumahl in platten
sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Ge-
wicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit
Eisen und etwas Braunstein. Fundort zumahl im
Erzgebirge und in größter Menge auf Dolcoath
in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch der
Tungstein) meist bey Zinnstein.


XVIII. Urangeschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 von
Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von
mattem, metallischem Glanze; weich; spröde;
[Seite 735] Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird
in Salpetersäure und in Königswasser aufge-
löst, und durch Laugensalz daraus als ein
gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hell-
braune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Uranium sul-
phuratum. Urane oxydulé
.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglän-
zend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt =
Uranium und Schwefel. Fundort nebst den
folgenden Gattungen zumahl im sächsischen und
böhmischen Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Uranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest, krystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Ura-
nium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.

3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane
oxydé
.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig;
weich; mager; löst sich in Salpetersäure ganz
auf. Meist auf und zwischen dem Pecherz.


XIX. Titangeschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar W. Gre-
gor schon 1791 im Manacanit zu finden
geglaubt, aber Klaproth 1795 erst ganz
[Seite 736] außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner me-
tallischen Gestalt eine dunkele Kupferfarbe;
nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst
strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermögen
zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpe-
tersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufge-
löst; und durch Laugensalze aus diesen Auflö-
sungen weiß – hingegen durch Galläpfelauf-
guß kermesbraun – niedergeschlagen; mit
Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze
aber scheinen weder auf dem trocknen noch
nassen Wege etwas davon aufzulösen.

1. Anatas, Oisanit, Octaedrit.

Indigblau; durchscheinend; fast metallisch-
glänzend; in kleine längliche Oktaëder krystalli-
sirt. Gewicht = 3857. Fundort zumahl bey
l'Oisaus in Dauphine.

2. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu-
mahl in und auf Bergkrystall und gemeinem
Quarz; theils aber in stärkern, vierseitigen, der
Länge nach gestreiften, säulenförmigen Krystal-
len; so vorzüglich bey Boinik in Ungarn in einem
aus Glimmerschiefer und milchweißem Quarz ge-
schichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin oder Ei-
sentitan findet sich in stumpfkantigen Körnern
und kleinen Geschieben in den Goldseifenwerken
bey Olahpian in Siebenbürgen, und hält (nach
Klaproth) = 84 Titankalk, 14 Eisenkalk, 2
Braunsteinkalk.

[Seite 737]

3. Titan-Spath, Titanit, Brunon.
Sphène.

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend: krystallisirt in kurzen, gleichsam linsenför-
mig zusammengedruckten, vierseitigen an beiden
Enden mit zwey Flächen zugeschärften Säulen.
Am St. Gotthard theils als vollkommner Kreuz-
krystall. Gehalt des norwegischen (nach Abild-
gaard) = 58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20
Kalkerde. Fundorte außer dem eben genannten
auch im Passauischen in einer gemengten Gebirgs-
art aus vorwaltenden Feldspath mit Quarz,
Hornblende etc. und bey Arendal in Norwegen
in Quarz.

4. Titan-Sand, Manacanit. Titane
oxydé ferrifère
.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf dem
ersten Blick grobkörnigem Schießpulver ähnelnd;
wird theils vom Magnet gezogen. Gewicht =
4427. Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titan-
kalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 3,50
Kieselerde. Fundort besonders als Flußsand
im Kirchspiel Manacan in Cornwall und an der
Providenz-Insel bey Botanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem
Isergrund in Böhmen hält (nach Klaproth) =
28 Titankalk, 72 Eisenkalk.


XX. Tellurgeschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen eigen-
thümliche Metallität zuerst von Müller von
[Seite 738] Reichenstein entdeckt, und nachher von Klap-
roth vollkommen bestätigt worden, hat eine
aus dem Zinnweißen ins Bleygraue fallende
Farbe; ist starkglänzend; hat blätterigen
Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig.
Gewicht nur = 6115. Also das leichteste
von allen Metallen.

1. Gediegen (aurum problematicum s. pa-
radoxum
.) Tellure natif ferrifère.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Ei-
sen, und ein weniges Gold. Meist eingesprengt
in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay
in Siebenbürgen.

2. Schrifterz (das so genannte aurum gra-
phicum
). Tellure natif aurifère et ar-
gentifère
.

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder
tafelförmigen Krystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klaproth)
= 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber. Fund-
ort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz
und Graustein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure
natif aurifère et plombifère
.

Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge;
weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam.
Gehalt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54
Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwe-
fel. Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen, in
Quarz und Roth-Braunsteinerz.


XXI. Chromiumgeschlecht.

[Seite 739]

Das Chromium-Metall, das 1797 von
Hrn. Klaproth, und um gleiche Zeit auch
von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist fast
bleygrau, spröde, sehr hart und strengflüssig.
Sein Kalk enthält eine eigene Säure.

1. Chromocher. Chrome oxydé natif.

Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen
Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im
Departement der Sarne und Loire; meist in
einem breschenartigen Gestein.


XXII. Tantalumgeschlecht.

Dieses Metall ward von Hrn. Ekeberg
1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer
Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber
auflösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von
dichtem Bruch; hart; in undeutlichen, wie es
scheint octoëdrischen Krystallen meist von Hasel-
nußgröße. Gewicht = 7953. Hält (nach Eke-
berg und Wollaston) außer dem Tantalkalk auch
Eisen- und Braunsteinkalk. Fundort in Baiern,
in Finnland in einem granitartigen Gemenge,
und in Nordamerica (als vordem so genannter
Columbit), vermuthlich in Massachusetsbay.

[Seite 740]

2. Ytterotantalit.

Im Aeußern so wie im Vorkommen dem vori-
gen ähnelnd. Aber Gehalt (nach Vauquelin)
= 45 Tantalkalk, 55 Eisenkalk und Gadolin-
erde. Fundort bey Ytterby. (s. S. 592.)


XXIII. Ceriumgeschlecht.

Von den Herren Hisinger und Berzelius
1804 entdeckt. Dieses Metall ist von grau-
lichweißer Farbe, blättrigem Bruch, sehr
spröde; wird in Königswasser aufgelöst und
in starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd;
von splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67
Ceriumkalk, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Ei-
senkalk, 2 Wasser und Kohlensäure. Fundort
bey der Ritterhütte in Westmanland.

2. Allanit.

Schwarzbraun; undurchsichtig.; Pechglänzend;
halbhart; theils krystallisirt in vierseitigen Säu-
len. Gewicht = 3500. Gehalt (nach Thom-
son) = 33,9 Ceriumkalk, 35,4 Kieselerde, 9,2
Kalkerde, 4,1 Thonerde, 25,4 Eisenkalk. In
Granit- und Gneisartigen Gemenge in Grön-
land*).


XXIV. Iridiumgeschlecht.

[Seite 741]

Dieses von Hrn. Tennant 1803 entdeckte
Metall ist silberweiß, sehr hart, spröde und streng-
flüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht
und selbst vom Königswasser nur schwach an-
gegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt
sichs auflösen und gibt ihnen eine rothe und
blaue Farbe.

1. Gediegen.

Nähmlich bloß mit Osmium (S. 689.) ver-
bunden, in einzelnen Körnern unter der rohen
Platina, außerdem aber auch in Verbindung mit
den (S. 691.) gedachten sieben andern Me-
tallen.


XXV. Palladiumgeschlecht.

Ebenfalls 1803 von den Herren Chevenix
und Wollaston entdeckt. Das Metall ist
lichtstahlgrau ins Silberweiße, von faserigen
Gefüge. Gewicht = 11,300. Gibt mit
Salpetersäure eine rothe Auflösung.

1. Gediegen.

Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie die-
ses in einzelnen Körnern unter der gediegnen
Platina.


XXVI. Cadmiumgeschlecht.

[Seite 742]

Das neueste, 1818 von Herrn Hofr.
Stromeyer zuerst in einigen böhmischen
Zinkblenden entdeckte Metall, ist fast Zinn-
weiß, sehr weich, biegsam, doch zähe; färbt
stark ab; ist sehr leichtflüssig; verflüchtigt in
der Hitze so leicht als Quecksilber. Gewicht
= 8604.*).


Sechszehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen.

[Seite 743]

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder so genannte
Oryktologie im engern Sinn, ist – wenn sie
anders aus dem rechten Gesichtspuncte ange-
sehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger
und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie
mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geo-
genie, über die verschiedenen successiven, mehr
oder weniger allgemeinen Katastrophen*), die
mit unserer Erde vorgegangen, folglich über
das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt,
über die Entstehungsart mancher Arten von
Flözgebirgen insbesondere u.s.w. verbreitet,
ohne welches alles kein philosophisches Stu-
dium des mineralogischen Theils der Naturge-
schichte gedacht werden kann.

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Ver-
steinerungen (Engl. extraneous fossils) im
[Seite 744] weitläuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere
und Gewächse, die entweder ihren Tod in ei-
ner solchen Erdkatastrophe gefunden, oder doch
nachher durch eine dergleichen in eine so gün-
stige Lage gekommen, daß dadurch ihr Körper
oder einzelne Theile desselben, statt zu ver-
wesen, seine Bildung mehr oder minder voll-
kommen erhalten, und mehrentheils noch über-
dem mit fremden steinartigen oder metallischen
Stoffen, oder aber mit Erdharzen durchzogen
worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward. Vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im mansfelder Kupferschiefer den Val.
Alberti 1675 beschrieben; des alten Dr. Nic.
Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m.
Ferner offenbare Artefacten, wie z.B. die badner
Würfelchen; oder vollends absichtliche Betrüge-
reyen, wie die so genannten würzburger Verstei-
nerungen, womit einst der ehrliche Beringer an-
geführt worden. s. Dess. lithographia Wirce-
burgensis
1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Con-
servation, pflegt man folgende viererley Arten
zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden
sich nähmlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien etc. ihren thierischen Leim und mit dem-
[Seite 745] selben einen großen Theil ihrer sonstigen Fe-
stigkeit verloren haben*), da sie statt dessel-
ben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff
u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig-
lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 554
640) und zwischen dem Kalksinter der Berg-
höhlen und Klüfte (S. 634).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so
genannte Versteinerungen oder Petrefacte im
engern Sinne, die in den festern Steinlagen
der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher
großentheils selbst Steinhärte erlangt haben.
Dahin gehören zuvörderst die meisten der
unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wo-
von zumahl die Kalkflözgebirge auf dem
jetzigen festen Lande, das den Meeresboden
der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln.
Nächstdem aber auch die in Hornstein oder
Wachsopal versteinten Hölzer etc.

[Seite 746]

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert fin-
den, ist selten die Schale selbst noch erhalten
(– wie dieß z.E. bey dem feurig opalisiren-
den Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall
ist –), sondern bey den mehrsten zeigt sich
bloß der innere Abguß von dem versteinerten
Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte
Schale ausgefüllt hat. So z.E. bey den
allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen etc.
Man nennt dergleichen Petrefacte zum Unter-
schied Steinkerne, nucleos (Fr. pierres
moulées
). – Spurensteine hingegen, ty-
polithi
(Fr. pierres imprimées) heißen die,
von welchen bloß der Abdruck der äußern
Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten
Kräuterschiefern.

3) metallisirt (Fr. petrifications pyri-
teuses, bronzées
), wenn die Versteinerungen
mit metallischen Stoffen durchzogen sind; be-
sonders mit Schwefel- und Kupferkies, oder
mit Fahlerz, Thon-Eisenstein etc.

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. –
Und dahin gehören auch allerdings die im
Bernstein eingeschlossenen Insecten etc. da es
ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte
Körper sind, die bey irgend einer partiellen Erd-
katastrophe dieses ihr köstliches Grab gefunden
haben müssen.

§. 264.

[Seite 747]

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,
da man die Versteinerungen einerseits nach dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge-
genwärtig finden, und anderseits nach der Gleich-
heit, oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völli-
gen Verschiedenheit mit den organisirten Kör-
pern der jetzigen Schöpfung, betrachtet.

§. 265.

Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte
ist es zu bewundern, und in Bezug auf die
Größe der Revolutionen, die einst mit unserm
Planeten vorgegangen seyn müssen, von wich-
tiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher
Höhe über der jetzigen Meeresfläche, und in
welcher Tiefe unter derselben sich noch Ver-
steinerungen finden. Nur ein paar Beyspiele
von denen in Europa zu geben, so hat unser de
Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe
von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*),
und in Whitehaven in Cumberland gräbt man
hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter der-
selben die Abdrücke von Waldgewächsen
[Seite 748] (Farnkräutern) aus! Außerdem gehören zu den
besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der
Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen
vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich nähmlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist
lose liegend. So z.B. die mehrsten fossilen
Elephanten, Rhinocere etc. und so auch das
Nordamericanische Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen,
meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam
breschenartig zusammengesintert. So die
prodigiösen Knochenfelsen an einigen Küsten
des mittländischen und adriatischen Meeres, an
Cerigo, Dalmatien, und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge*)
und an den Carpathen.

Oder endlich 4) in den Flözlagern von
Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösen Mer-
gelschiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwacken-
schiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung scheint es
zuförderst am zweckmäßigsten, die Versteine-
[Seite 749] rungen der einzelnen Classen überhaupt wieder
unter folgende dreyfache Hauptabtheilungen zu
bringen:

A. Petrificata superstitum.

Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren
Versteinerungen, d.h. denen jetzt existirende
Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind
z.B. die Flußschneckchen und Reste von Ve-
getabilien im hieländischen Mergeltuff*), auch
wie es scheint wohl die mehrsten der ver-
steinten Thiere und Pflanzen in den merkwür-
digen Stinkschiefer-Flözen bey Oeningen am
Bodensee.

B. Petrificata dubiorum.

Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre auffalende Größe, theils durch mancherley
kleine aber doch constante Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile, theils aber auch da-
durch auszeichnen, daß die damit mehr oder
minder übereinstimmenden jetzt lebenden Ur-
bilder bloß in fernen tropischen Zonen einhei-
misch sind. Unter diese Kategorie können
wenigstens einstweilen viele Osteolithen, auch
[Seite 750] manche Seegeschöpfe (z.B. unter denen im
Pappenheimer Kalkschiefer) und viele der In-
secten im Bernstein gebracht werden.

C. Petrificata incognitorum.

Die Versteinerungen von völlig unbe-
kannten Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu
welchen sich bis jetzt nicht einmahl nur ein
ähnelndes, geschweige ein völlig gleiches Ur-
bild gefunden. So z.B. die Phaciten,
Belemniten u.a.m.

§. 267.

Dem zu folge sind also hier die Versteine-
rungen erst nach den beiden Reichen organisir-
ter Körper, und die Zoolithen nach den sechs
Classen des Thierreichs geordnet, die Unter-
abtheilungen aber, so weit es sich thun läßt,
nach dem eben angegebenen Gesichtspuncte
bestimmt.

* * *

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petre-
factenkunde.

  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. Lugd. B.
    1758. 8.
  3. J. E. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der
    Versteinerungen. Nürnb. 1755 u. f. IV. B.
    in Fol.
  5. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad ge-
    nera naturalia protyporum
    ; in den novis com-
    mentar Soc. Reg. scient. Goetting
    . T
    . II. und III.
  6. God. Gv. Leibnitii protogaea. Goett. 1749. 4.
  7. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg.
    scient. Soc. recensitarum sylloge
    . Goett
    . I. 1762.
    II. ed. 2. 1784. 4.
  8. Fr. Xav. Burtin sur les revolutions générales qu'a
    subies la surface de la terre
    ; im VIII. St. der
    Verhandelingen uitgegeeven door Teyler's twee-
    de Genootschap
    . Haarl
    . 1790. 4.
  9. FaujasSt. – Fond Essai de Géologie. Paris.
    1803. u. f. III. B. 8.
  10. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover ge-
    schrieben. Zürich 1776. 4.
  11. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  12. Cas. Chr. Schmiedel Verstellung merkwürdiger Ver-
    steinerungen. Nürnb. seit 1780. 4.
  13. Jam. Parkinson's organic Remains of a former
    world
    . Lond
    . 1804-11. III. vol. 4.
  14. G. Cuvier Recherches sur les Ossemens fossiles de
    Quadrupèdes
    etc. Par
    . 1812. IV. vol. 4.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 752]
I. Von Säugethieren.
A. Bestimmbare.

So z.B. die theils fast completen Menschen-
gerippe an der Küste von Guadeloupe in einem
festen Kalksinter mit Muschelsand, der auch Mille-
poren und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung
enthält*); und so die Knochen von Füchsen,
Schweinen etc. im hieländischen Mergeltuff.

B. Zweifelhafte.
[Seite 753]

So z.B. 1) von einer Gattung von Bären
(Ursus spelaeus) und zwar in unsäglicher Menge
in den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen*).

2) Von einer eigenen Gattung des Hirschge-
schlechts, dem so genannten Kiesen-Elenn, Cer-
vus giganteus
, die zumahl in Irland ausgegra-
ben wird, und sich durch ihre mächtige Größe
auszeichnet. Von manchen ist der Schedel fast
eine Elle lang und stehen die Enden der beyden
(zuweilen etliche Centner wiegenden) Geweihe
auf 14 Fuß aus einander**).

3) Von dem schon gedachten (S. 745. Note*)
Mammut der alten Welt, einer Elephanten-
gattung (Elephas primigenius) [die vermeinten
Riesenknochen***) unserer ehrlichen Alten]; un-
ter andern auch in Menge in Deutschland†).
Das Elfenbein der Sibirischen die zumahl am
Eismeere ausgegraben werden (das so genannte
(Mammontovaiakost), ähnelt dem frischesten von
den beiden jetzt existirenden Elephantengattungen,
und wird in Archangel und von den Schinesischen
Künstlern in Canton u.s.w. auch eben so ver-
arbeitet.

[Seite 754]

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis
). Häufig mit dem eben gedachten
Elephanten z. E. in Sibirien; aber auch in
Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz*),
(a. 1750 fünf Individua im Umfang einer Meile);
bey Thiede im Braunschweigischen; bey Burg-
Tonna**) im Gothaischen u.a.

C. Völlig unbekannte.

Nur wenige von vielen:

So 1) das colossale Land-Ungeheuer der Vor-
welt, das Nordamercanische Mammut (Mam-
mut ohioticum
, – Mastodonte Cuv.), dessen
Gebeine besonders am Ohio etc. in Menge ausge-
graben werden; und das sich unter andern schon
durch die eigene auffallende Form seiner enormen
Backzähne (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. –)
von der übrigen thierischen Schöpfung der Vor-
welt auszeichnet***).

2) Das besonders durch die abenteuerliche Miß-
gestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und
Krallen auffallende Megatherium americanum,
[Seite 755] dessen Gebeine hin und wieder in Südamerica
ausgegraben werden*).

3) Das ganze Geschlecht der Paläotherien
wovon Hr. Cüvier im Gypsflöz von Mont-
martre schon mehrere Gattungen entdeckt hat;
unbekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn-
Tapir- und Schweinegeschlechtern**).

4) Die beiden wundersame vom Hrn. Geh.
R. von Sömmerring genau beschriebenen***)
und zu dden Chiropteris gesetzte Ornithocephali
im Pappenheimer Kalkschiefer.


II. Von Vögeln†).

Ueberhaupt nur wenige, doch z.B. im öninger
Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln, und
von mancherley andern im eben gedachten Gyps
von Montmartre.


III. Von Amphibien.
A. Bestimmbare.

Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stink-
schiefer.††)

B. Zweifelhafte.
[Seite 756]

Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze,
wo auch Elephanten- und Rhinocer-Gebeine der
gedachten zweifelhaften Gattungen gefunden wer-
den*).

C. Unbekannte.

Z.B. von einem ungeheueren, crocodillartigen
Geschöpf (Lacerta gigantea)**), zumahl im
Petersberge bey Mastricht***).


IV. Von Fischen.

Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser
Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge
und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen
die sie vorstellen, als der Steinarten worin sie
brechen) gefunden werden, so bedarf es doch bey
den mehresten erst noch einer strengvergleichenden
präjudizlosen Revision, ehe sich mit Sicherheit
bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey
Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei-
felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen.
Denn nur mit wenigen, wie z.B. mit denen im
öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so
[Seite 757] sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam mu-
misirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 303)
von Zuckertop auf der Westküste von Grönland*),
läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in
Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte
Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey
bedenklich, daß dem zu Folge jener Berg die
gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi-
schen sowohl als von Seefischen, sondern unter
den letztern zumahl, zugleich von Thieren aus den
weitst von einander entfernten Oceanen seyn soll.
Von Utaheiti sowohl als aus dem mitländischen
Meer, und von den Küsten von Japan, Brasi-
lien, dem nordöstlichen America, Africa etc. Die
im Tafelschiefer vom Blattenberg im Canton
Glaris und die im Mannsfeldischen und Hessischen
bituminösen Mergelschiefer haben selten die zur
specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deut-
lich genug erhalten, daß man die Gattungen mit
Zuversicht bestimmen könnte.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zu-
mahl die so genannten Schlangenzungen (glos-
sopetrae
) aus dem Hayfischgeschlechte, und die
Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen,
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den
stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas
lupus
) Aehnlichkeit haben.

V. Von Insecten.
[Seite 758]
A. Bestimmbare.

So z.B. im öninger Schiefer, Larven von
Libellen, Wasserwanzen u. dergl.

B. Zweifelhafte.

Dahin gehören wohl vor der Hand noch die
meisten von den im Bernstein eingeschlossenen
(s. oben S. 676. not.*), so wie auch die mehr-
sten versteinten Krebse (Cammarolithen).

C. Unbekannte.

So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
so genannten Käsermuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil
) die hin und wieder (s. z.B. oben
S. 611.), aber nirgend schöner als bey Dudley
in Worcestershire und zwar theils noch mit der
natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50 –)


VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea und Corallia. Doch schei-
nen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Hein-
berg bey Göttingen, so wie im Petersberge bey
Mastricht und bey Bath finden, einem Mol-
lusken-Geschlechte, nähmlich den Sepien zu-
gehört zu haben*).

[Seite 759]
I) Testacea.

In zahllosen Gattungen; und was dabey be-
sonders merkwürdig, mitunter auch Lagen von
Flußconchylien abwechselnd zwischen solchen die
nach aller Analogie im Meere gelebt haben
müssen*).

A. Bestimmbare.

So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirklich petrificir-
ten Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 468 u.f.)
gleicht, und nach dem Typus in der Vor-
welt nun auch in der nachwärtigen jetzigen
Schöpfung regenerirt worden.

Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S. 479.),
die sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande
findet.

B. Zweifelhafte.

Z.B. Von vielschaligen Conchylien der schöne
Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**)
der besonders durch den merkwürdigen Umstand
für die Archäologie unsers Planeten lehrreich
wird, daß er nicht selten in aller seiner Integri-
tät auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen
aufsitzt***)

[Seite 760]

Unter den Muscheln die sehr großen Tere-
bratuliten ebenfalls im Osnabrückischen*).

Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.

C. Unbekannte.

Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.

So z.B. um nur einige der sonderbarsten an-
zuführen, unter den Muscheln:

1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor. (Engl. fire marble.)

2) Der dickschalige ostracites pinnigenus den
de Lüc nebst dem folgenden auf dem Saleveberg
bey Genf entdeckt hat.**)

3) Der große fast herzförmige Anomit.***)

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die so genannte Langue fourrée aus
Saint-Onges.†)

7) Die Pantoffel-Muschel des Hrn. von
Hüpsch††).
8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen
aus dem Blattensee in Ungarn†††) u.a.m.

[Seite 761]

Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae, deren Schale nähm-
lich inwendig durch Scheidewände in Kammern
oder Fächer abgetheilt ist:

So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfen-
nigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine ge-
nannt, porpites, lapis numularis, helicites
einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre len-
ticulaire
oder numismale, monnoie du diable),
die außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen
belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte
vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher
Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 40. –). Sind häufigst von Linsengröße,
theils aber auch wohl wie ein halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in
mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegyp-
ten, wo die Pyramiden großentheils daraus er-
bauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen
Orthoceratiten, die sich theils fußlang, und
vorzüglich im Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei.
(Engl. thunder-stones, fairies-fingers),
unter welchen es aber auch Gattungen ohne
Scheidewände oder Alveolen gibt. Uebrigens
eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalk-
flözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
stein durchzogen sind (S. 641); aber auch in
andern Flözlagen, wie z.B. in den Kreidebergen
von Kent brechen.

[Seite 762]

5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae
von Capo Passaro an Sicilien*).

Von solchen einschaligen Conchylien, die keine
innere Scheidewände haben, z.B.

1) Die merkwürdigen linksgewundenen Mu-
riciten am Ufer von Harwich. (– Abbild. n. h.
Gegenst
. tab
. 20. –)

2) Der überaus sonderbare kleine Muricites
deformis Soland.
, dessen Spitze sich immer
wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft**).

3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten
aus dem Lucerner Gebiet, die dort in unsäg-
licher Menge und unvermischt im dichten Kalk-
fels liegen***).

4) Der kleine Serpulites coacervatus der am
Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen
von Stinkstein zufammengehäuft ist†).

II) Crustacea.

1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl
diejenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem
so räthselhaften Judensteinen besetzt sind††).

Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri-
niten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der
Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 490.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
[Seite 763] vielarmigen Körper bestehen, der auf einem lan-
gen gegliederten Stängel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien*), (– Ab-
bild. n. h. Gegenst.
tab
. 60. –) die sich meist in
dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör-
pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann
einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder ei-
ner noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb
Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel
muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresbo-
den der Vorwelt festgesessen haben. Seine wir-
belartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner
Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben,
sind unter dem Namen der Entrochiten, Räder-
steinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen
Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads)
allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher
Gegenden wimmelt gleichsam davon.

Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70 –) besteht
aus einem großen vielarmigen, quastenförmigen
Körper, der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über
8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact
fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen
Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergischen
(S. 641).

[Seite 764]

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines
ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Pe-
trefacts.

III) Corallia.

Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegen-
den als in wahren Corallenriefen der Vorwelt,
in unermeßlicher Menge und großer Mannigfal-
tigkeit. So z.B. im dichten Kalkstein und
Marmor (S. 637) auf dem Saleveberge bey
Genf, auf dem Harz bey Blankenburg und bey
Grund etc. – Von letzterm Orte verdient nament-
lich der ansehnliche schön geformte Madreporites
cristatus
*) Erwähnung; so wie von der be-
rühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine
Madreporites lenticularis (– Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab
. 80. –) der zu mancherley mineralo-
gischen Irrthümern Anlaß gegeben. –

Ausnehmend schöne und große Madreporiten
in muscheligem Hornstein, theils mit Milchblauen
Chalcedon durchzogen, auf der W. Indischen
Insel Antigua.

Andre in saudartigem Kalkstein im Petersberge
bey Mastricht. – In Kreide als so genannte
Fungiten in Kent. – In Brauneisenstein und
eisenschüssigem Quarz, auch als Fungiten und
Schraubensteine (– eine Art Tubiporirten? –)
bey Rübeland am Harz. Letztere auch im Ca-
tharinburgischen in Sibirien. –

2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalk-
stein des Petersbergs bey Mastricht. – In
[Seite 765] Feuerstein (S. 580.) bey Celle im Hannöver-
schen*), und im Puddingstein in Hertfordshire
(S. 660. not. *) etc.


B. Versteinerungen des Pflanzenreichs.

Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollstän-
dig und deutlich erhalten, daß mau ihre specifi-
schen Charaktere daran erkennen, könnte, was zu-
mahl bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse,
wie z.B. bey den fossilen Hölzern kaum möglich
ist; indeß findet doch im Ganzen der nähmliche
dreyfache Unterschied Statt, den ich bey der
Eintheilung der thierischen Versteinerungen zum
Grunde gelegt habe.

I. Abdrücke von Pflanzen und
Blättern
.**)
A. Bestimmbare.

So z.B. die im öninger Stinkschiefer etc.

B. Zweifelhafte.

Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farnkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein (S. 711) zu gehören.

C. Unbekannte.
[Seite 766]

Von diesen nur zu Einen, Beyspiele statt aller,
die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften
theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen
Abdrücke, die hin und wieder, zumahl aus Stein-
kohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer);
aber auch bey Edinburgh in Kohlensandstein
(S. 661), und bey Clausthal in Grauwacken-
und Thonschiefer*) gefunden werden.

II. Fossile Samen, Früchte u. dergl.
A. Bestimmbare.

Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschie-
fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von
Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.

B. Zweifelhafte.

Dahin gehören die so genannten frankenberger
Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst bre-
chende in Silber- und Kupfererze metallisirte
Fruchttheile.

Auch wohl eins der schönsten und zugleich
seltensten Petrefacten, der vulgo so genannte
Madenstein in gelblichen und röthlichen Horn-
steingeschieben im Plauischen Grund bey Dres-
den, das den Samencapseln einer tropischen
Onoklea ähnelt**).

C. Unbekannte.
[Seite 767]

Z.B. die mandelförmigen Fruchtcapseln, die
sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den
preußischen Bernsteingruben*) finden [s. oben
S. 676. not.**)]; so wie die kleinen Palm-
nüsse aus den Cölnischen Umbergruben**) u.a.m.

III. Fossile Hölzer (Lithoxyla).

Bey den mehresten derselben hält es, wie ge-
sagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die
hier zum Grunde gelegte Haupteintheilung zu
bringen.

Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das (zwar kaum hierher zu rechnende)
saubere in Raseneisenstein umgewandelte Birken-
holz von Kontschosero im Olonezkischen.

Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
so genannte Staarholz von Hilbersdorf bey
Chemnitz, das sich durch seine gleichförmige dichte
Textur ohne Spur concentrischer Lagen (S. 513.
Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie
mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke
einer Gänsespuhle) durchzogen gewesen scheint.

Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt
entweder wirklich versteint, z.B. in Kalkstein,
Sandstein, besonders aber in Holzstein (S. 580)
und in Holzopal (S. 576); – oder aber noch
[Seite 768] brennbar, wohin vor allen das bituminose Holz
(S. 678.) in den mächtigen Flözlagen so vieler
Gegenden der nördlichen Erde gehört. Doch
ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit
Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl
Funken schlägt.

Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fos-
silem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und
dem bituminösen in sofern gleichsam in der Mitte,
daß sie mit kohlensauren Kalk durchzogen sind
und daher mit Säuren brausen, und doch auch
auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z.B.
das merkwürdige so genannte Sündfluthholz,
das im Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe
von 152 Lachter bricht.

Schließlich verdient auch noch die mineralische
Holzkohle Erwähnung die sich in manchen Stein-
kohlen (S. 679), so wie im Traß und Piperno
(S. 616) und zuweilen (als so genannte Gold-
kohle) beym gediegenen Golde von Verespatak
in Siebenbürgen findet.


Zusätze.

[Seite 769]

Zu S. 64. Tabellarische Uebersicht der Säugethiere
                nach Illiger etc. von J. Chr. L. Hell-
                wig. Helmst. 1819. 8.

— S. 99. Z. 11. hinter Dachs setze Meles.

— S. 241. Note. Z. 2. v. unten: hinter 1801. s.
     P. Configliachi e M. Rusconi del
     Proteo anguino. Pavia 1819. 4.

— S. 243. unten: s. Blas Merrem tentamen
     systematis amphibiorum. Marburg.
     1820. 8.

— S. 364. zwischen Z. 3 und 4. von unten:

Und vorzüglich E. auf gleiche Weise
angewandte Räucherungen von oxy-
genirter Salzsäure in Gas- oder
Dunstgestalt.

— S. 437. unter Z. 10. s. Aug. Fr. Schweig-
     ger's Handb. der N. G. der skelett-
     losen ungegliederten Thiere. Leipz.
     1820. 8.

[Seite 770]

Zu S. 451. zwischen Z. 2. und 3. von unten:

22. b. Thalia. (Salpa) corpus libe-
rum, oblongum, gelatinosum, diapha-
num. Tubus alimentarius distinctus.
Tentacula nulla
.

1. Lingulata. Th. corpore depresso, an-
tice in apicem acutum desinente
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

Im atlantischen Ocean.

s. Adelb. de Chamisso de Salpa. Berol.
1819. 4.

— S. 595. zu Z. 6. s. — und in Neuholland jen-
     seits der blauen Berge im Westen
     von Botanybay.

— S. 600. Z. 3. v. unten: hinter Schillerspath.
     s. Diallage metalloide.


Appendix A Register.

[[A1]]

Appendix B Verbesserungen.

[Seite 814]

Seite 88. Zeile 8. von unten lies rabbit.

   –  201.    –   7.   –     –     –    swift.

   –  479.    –   9.   –     –     –    maçonne.

   –  610.    –   5.  lies Wavellit.


[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite XI]

Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre
Sprache zu vernachlässigenden Regel:

“Man muß alle Worte – und wie vielmehr
noch die Eigennamen – so schreiben, als
die Sprache sie schreibt, aus der man sie
entlehnt.”

s. Hrn. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger
der Deutschen 1809. No. 16.

*).
[Seite 2]

‘„Ars, sive additus rebus homo.”’ Bacon de
Verulam
. de augm. scient. L
. II.

‘„L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe,
aux productions de la Nature
.”’ Diderot
Syst. figuré des connoiss. humaines
.

*).
[Seite 3]

Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl-
tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta an-
geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich
machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung
neue Gattungen von organisirten Körpern entste-
hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo-
hin namentlich auch die erste Entstehungsweise
mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen
organisirten Körper, wie z.B. der mehrsten soge-
nannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.

*).
[Seite 6]

Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
[Seite 7] wohl keiner Erinnerung. Videmus enim, omnes
rationes, quibus natura explicari solet, modos
esse tantummodo imaginandi, nec ullius rei
naturam, sed tantum imaginationis constitu-
tionem indicare. Spinoza
.

*).
[Seite 7]

‘„Facilius plerumque est rem praesentem discer-
nere, quam verbis exacte definire.
”’. Gaubius.

‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, son-
dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen
Fällen zu finden.”’ J. Aug. Unzer.

*).
[Seite 9]

Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg.
der Beyträge zur Naturgeschichts 1. Th. S. 106
u. s. gesagt.

*).
[Seite 12]

s. oben S. 3. Not. *)

**).
[Seite 12]

Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f.

*).
[Seite 13]

„Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neue-
ren Evolutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim
vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem
fast flüssigen Zustande.”’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.

Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeform-
ter Zeugungsstoff etc. so sind das unbestimmte,
leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit
solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem
quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon
er sagt: ‘„corpus quid sit, intelligo: quasi cor-
pus
quid sit, nullo prorsus modo intelligo
.”’

*).
[Seite 14]

S. Kant a. a. O. S. 372.

**).
[Seite 14]

Physische Kräfte überhangt – im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

*).
[Seite 16]

‘„Causas rerum naturalium non plures ad-
mitti debere, quam quae et verae sint et
earum phaenomenis explicandis sufficiant
:”’
ist ja die erste von Newton's güldnen regulis
philosophandi
.

**).
[Seite 16]

Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß
anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so
war das auch eine Art Epigenese.

Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
mählichen Ausbildung organisirter Körper durch
eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehr-
lichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus
dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher
[Seite 17] durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. –
s. Kant a. a. O. S. 292.

*).
[Seite 17]

Die Crystallisationen unterscheiden sich von den
organisirten Körpern selbst schon durch die geome-
trische Regularität ihrer fast immer geradlinichten
Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen redu-
cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der
Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber-
sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten
Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige
Formen (von endlos variirenden Umrissen) ge-
bildet werden mußten.

*).
[Seite 18]

Von dieser Verbindung der beiden Principien, –
des mechanischen mit dem ideologischen, – die
man sonst bey Erklärung der Entstehungsart or-
ganisirter Körper für unvereinbar gehalten, und
worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die ver-
gleichende Anatomie auffallend einleuchtende Bey-
spiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche
derselben manche angeführt habe; – s. auch
Hrn. Geh. Hofr. Voigt's neues Magazin II. B.
S. 213.

**).
[Seite 18]

Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der
Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen,
1791. 8., weiter ausgeführt.

†).
[Seite 19]

‘„Il fallait respecter les qualités occultes; car
depuis le brin d'herbe que l'ambre attira,
jusqu' à la route que tant d'astres suivent dans
l'espace: depuis la formation d'une mite dans
un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous
considériez une pierre qui tombe, soit que vous
suiviez le cours d'une comète traversant les
cieux, tout est
qualité occulte.”
Voltaire.

*).
[Seite 20]

Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen
gehandelt in einer Commentatio de anomalis et
vitiosis quibusdam nisus formativi aberrationi-
bus
. Gott
. 1813. 4. Mit Kupf.

**).
[Seite 20]

(Widernatürliche) versieht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man
hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen
als widernatürlich. Aber das find zwey sehr
verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-
lich ist.

*).
[Seite 21]

Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus
meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier
Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in
den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.

*).
[Seite 23]

Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen
Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt.

**).
[Seite 23]

Mehr hierüber s. in meinen Specimen historiae
naturalis antiquae artis operibus illustratae ea-
qus visissim illustrantis
. Gott
. 1808. 4. Mit
Kupf. S. 14 u. f.

*).
[Seite 24]

Blendlinge hingegen beißen zwar ebenfalls ba-
stardartige Geschöpfe, die oder nicht aus der Ver-
mischung von zweyerley specifisch verschiedenen
Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen
Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z.B. selbst im Menschen-Geschlechte die
Mulatten etc. (§. 15.)

*).
[Seite 26]

Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten
hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen
Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführ-
lich Girtanner' über das Kantische Princip für
die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8.

*).
[Seite 28]

S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f.

*).
[Seite 32]

J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX.
P. I. S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1–6.

**).
[Seite 32]

A. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474.
S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.

*).
[Seite 33]

Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. 8.
fig. 6.

*).
[Seite 39]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Geh. R. von Sömmerring. s. Dessen Diss. de
basi encephali
p.
17.

*).
[Seite 41]

‘„Ergo in hiemes aliis provisum pabulum,
aliis pro cibo somnus
.”’ Plinius.

*).
[Seite 42]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe
der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.

Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur
différens sujets
etc. Par
. 1807. 8. S. 147-373.

*).
[Seite 43]

‘„Nascitur ars ista, non discitur.”’ Seneca.

*).
[Seite 44]

Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'in-
telligence et la perfectibilité des animaux.

Par
. 1802. 8.

*).
[Seite 47]

Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs-
werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich
minder unbestimmt, als die, wodurch man sonst
Insecten und Gewürme von einander zu unter-
scheiden gesucht hat.

*).
[Seite 49]

Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen
der Säugethiere die einzigen, die nach Verschie-
denheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als
Lage so vielartig variiren.

An manchen, wie meines Wissens am Sta-
chelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefun-
den. Ich sehe aber an zwey ungebornen der ge-
nannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie
vier Zitzen haben, die paarweise an einer freylich
unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht
hinter dem Schultergelenk sitzen. (s. Abbild.
nat. hist. Gegenst. tab. 81.). Und so findet
[Seite 50] man sie vielleicht auch noch an irgend einer un-
gewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an wel-
chem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bis-
her ebenfalls noch nicht bemerkt worden.

*).
[Seite 50]

Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder, an den Lippen etc. dünn behaart, auch
haben sie Augenwimpern etc.

*).
[Seite 52]

Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne
in einem besondern (– einfachen oder gepaar-
ten –) Knochen, der das intermaxillare ge-
nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder-
heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de ge-
neris humani varietate nativa
, S. 34. u. f., und
im Handbuche der vergleichenden Anatomie
S. 22. u. f.. der 2ten Ausg. ausführl. gehandelt habe.
– In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52
am Schebel des Orangutangs zu sehen.

*).
[Seite 54]

Mehr davon s. im Handbuche der vergleichen-
den Anatomie S. 136 u. f.

*).
[Seite 57]

Auch das, daß bey Manchen schon das einzelne
Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie
z.B. große Wallfische oder Pottfische; edler
Hausthiere zu geschweigen, bey welchen Schön-
heit, Feinheit der Wolle, Dressirung etc., den
Preis so mächtig steigert.

*).
[Seite 58]

Namentlich auch das durch die Kunst aus dem
macerirten Fleisch von Pferden u.a. Quadrupe-
den bereitete. S. Voigt's neues Magazin II. B.
S. 772 u. f.

*).
[Seite 60]

‘ „Non enim methodicorum scholis se adstrin-
gere voluit natura – systemata artificialia
nostra flocci faciens
”’. Pallas.

*).
[Seite 63]

‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus re-
spirant, coëunt, vivos foetus pariunt, eos-
demque lacte alunt, partium denique omnium
internarum structura et usu cum iis conve-
niunt.
”’ Raius.

*).
[Seite 65]

W. Lawrence's Lectures – on the natural
History of Man
. Lond
. 1819. 8. Mit 12
Kupfern.

*).
[Seite 67]

Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift:
de generis humani varietate nativa weiter aus-
geführt.

**).
[Seite 67]

Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Welt-
charteim Iten B. des Archivs für Ethnographie und
Linguistik von J. F. Bertuch und J. S. Vater.

*).
[Seite 69]

„Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens
wieder ein und das andere Volk, das sich durch
seine Bildung mehr oder minder auffallend von
den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und
so könnten z.B. die Hindus von der Caucaß-
schen; die Schinesen und Japaner von der
Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio-
pischen; so wie die Nord-Americaner von de-
nen in der sudlichen Hälfte der neuen Welt;
und die schwarzen Papus auf Neuholland etc. von
den braunen Utaheiten u.a. Insulanern des
stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert
werden.“ Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 72.
der 2ten Ausg.

*).
[Seite 70]

Versteht sich nämlich dieß Alles so – das die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker-
schaften nach der stärkern und längern Einwirkung
der verschiedenen Climate und anderer obgedach-
ten Ursachen der Degeneration, entweder um
desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse
ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hin-
wiederum mehr genähert haben. So sind z.B.
die Jakuten, Koräken, Eskimos u.a. dergl. Po-
larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend
von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da
hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen
meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische
Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und
nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm-
lich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die
mongolische Gestaltung, zurückfällt. – Eben so
ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend-
heißen Africa zum andern Extrem in der Stu-
fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die
hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und
auf den neuen Hebriden etc. zur malayischen Rasse
übergeht.

Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung
zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst
einer Erwähnung.

*).
[Seite 71]

Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres
blancs
) müssen die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren einer, den ich
in London gesehen und eine Probe von seinem
weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe,
in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem
Leben vorgestellt ist.

*).
[Seite 72]

Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II.
Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44.

**).
[Seite 72]

Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und malayi-
schen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bart-
losigkeit mancher Americaner, die ist Werk der
Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der
schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes
des Eudoxus beym Plinius. –).

***).
[Seite 72]

Histoire naturelle des Singes, peints d'après
nature par
J. D. Audebert. Par
. seit 1797. gr. Fol.

*).
[Seite 73]

Folglich eine sehr kleine Species von Säugethie-
ren; so wie hingegen das Menschengeschlecht,
von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die
größte.

*).
[Seite 75]

Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reyß
in das gelobt Land. Mainz. 1486. Fol.

**).
[Seite 75]

Z.B. im VI. B. von Martini's Uebersetzung
von Büffon.

***).
[Seite 75]

Denn der furchtbar große Pavian auf Bornes
(Papio pongo), ist gänzlich ungeschwänzt;
und der Hundskopf hingegen kann wohl langge-
schwänzt heißen.

*).
[Seite 76]

S. z.B. das Rouleau de Papyrus; publié par
Cadet
. 1805.

*).
[Seite 77]

Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich-
sam kettenartig an einander hängen sollen, um
sich von einem Baume, am dießseitigen Ufer eines
Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu
schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus-
gabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol.
vol
. I. p. 144. vergl. mit p. 149.

*).
[Seite 78]

Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B.
Frankf. 1804. 4. mit Kupf.

*).
[Seite 82]

Apicius VIII, 9.

**).
[Seite 82]

Varro de R. R. III, 15.

*).
[Seite 83]

Vor Kurzen erhielt ich eine gar schöne Spielart
dieser Gartung aus hiesiger Gegend. Hermelin-
weiß, bloß mit ein Paar bräunlich-grauen Flecken
auf dem Rücken.

*).
[Seite 88]

III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f.

**).
[Seite 88]

Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe
ich im Handbuche der vergleichenden Anato-
mie S. 34 u. f. angegeben.

***).
[Seite 88]

s. Meisners Museum der Naturgesch. Helvetiens.
Nro. 4.

†).
[Seite 88]

(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.

*).
[Seite 89]

Certum est, Balearicos adversus proventum
cuniculorum auxilium militare a divo Augusto
petiisse
.“ Plinius.

*).
[Seite 90]

Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallen-
stein (piedra del porco) soll sich in einer noch
nicht genau bekannten ostindischen Gattung von
Stachelschweinen finden.

**).
[Seite 90]

Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn
obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im
Os intermaxillare (– S. 52. Not. * –) sitzen;
und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche jene obern passen.

*).
[Seite 91]

Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T
. II. p. 419.

**).
[Seite 91]

So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus.

*).
[Seite 93]

Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich
lebendig besessen, habe ich in Voigt's neuem
Magazin mitgetheilt, im III. B. S. 683 u. f.

*).
[Seite 98]

Viel Merkwürdiges über dieses und andre Thiere
auf Labrador findet sich in G. Cartwright's
Journal during a Residence of nearly
16 years
on the Coast of Labrador
. Newark
1798.
III. vol. 4.

*).
[Seite 100]

Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich
Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen
es Ol. Worm, Linné, Rolof, Büffon, I.
Dom. Schulze, Götze, Bechstein u.a.m.

*).
[Seite 103]

So nannten Ray, Linné u.a. das eigentliche
Windspiel, das aber die alten Griechen gar
nicht gekannt zu haben scheinen.

*).
[Seite 105]

Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber-
fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern
und darüber bezahlt worden.

**).
[Seite 105]

Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jah-
ren zergliedert, maß von der Schnauze bis zum
[Seite 106] Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine
noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld
Valentia's Reisen beschrieben wird, eben son ge-
messen 4 Fuß 3 Zoll.

Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleck-
ten Hyäne, womit der Hr. Oberforstmeister von
Wildungen meine Sammlung bereichert hat, ist
wenigstens vollkommen so groß, als der von mei-
ner Löwin.

*).
[Seite 106]

Die alten Scholiasten zum Homer (Il. XX.
170) reden von einem eignen Stachel am Löwen-
schwanze. Und wirklich habe ich bey der gedach-
ten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in
dem Specimen historiae naturalis ex auctoribus
classicis illustratae
beschrieben und abgebildet.

*).
[Seite 107]

Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren
dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben,
Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ring-
form, Tiger.

*).
[Seite 108]

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

*).
[Seite 112]

Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd,
Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück:
bedeckte nähmlich bey der größten Streckung 25
Fuß, und wiederhohlte diese Action 2⅓ Mahl in
[Seite 113] einer Secunde. – s. an Essay on the Propor-
tions of Eclipse
; in den Works of Ch. Vial
De Sainbel, London
1795. 4.

*).
[Seite 113]

Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq.

*).
[Seite 114]

Buffon, Supplem. vol. III. tab. 1.

**).
[Seite 114]

Ebendaselbst tab. 2.

***).
[Seite 114]

s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal
of natural Philosophy
vol.
II. pag. 267.

†).
[Seite 114]

III. B. Mosis Kap. XI. V. 4.

*).
[Seite 115]

Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.

*).
[Seite 117]

Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges
dergleichen Horn im academischen Museum wiegt
volle 9 Pfund.

*).
[Seite 118]

Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.

**).
[Seite 118]

Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege
im Göttingischen Taschenbuch f. d. J. 1813
Nachricht gegeben.

*).
[Seite 123]

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10.

*).
[Seite 126]

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

*).
[Seite 127]

Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der
Hirsch.

*).
[Seite 132]

So habe ich z.B. a. 1784 bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrich-
tung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande
sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän-
gern oder zu verkürzen, um durch zweyerley me-
dium
von so verschiedener Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl.
Anatomie §. 274. tab. 6.

*).
[Seite 133]

G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren
Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov.
Comment. Petropolit.)

*).
[Seite 135]

Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Bak-
kenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, können
doch, da sie weder substantia vitrea noch ossea,
weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie
ihrer Structur nach vielmehr mit der von der
innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl
weder nach dem gemeinen Sprachgebrauch, noch
nach der wissenschaftlichen anatomischen und natur-
historischen Terminologie für wirkliche Zähne eines
warmblütigen Quadruped'S gehalten werden.

*).
[Seite 136]

s. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Ael-
fredi
magni Anglor. regis. p.
205.

**).
[Seite 136]

Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und der
Pauke des Wallfisches.

*).
[Seite 137]

S. Hrn. Prof. Schneider's vermischte Abhandl.
zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8.
S. 175-304.

C. Lacépede histoire naturelle des cetacées.
Par. an.
12. 4.

**).
[Seite 137]

Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten
bey der Asterias caput medusae.

*).
[Seite 138]

Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von
den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge-
schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus, boops u.a. –) den ich
frischgestrandet zu sehen die mit unverhoffte Ge-
legenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64
solche mehr als Daumensbreite und eben so tiefe
Brustfurchen.

*).
[Seite 143]

Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi
sanguinis vivipara et ovipara
gehandelt das
im IX. B.der commentation. societ reg. scien-
tiar. Gottingens
. p
. 108-128. befindlich ist.

*).
[Seite 144]

Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der
Vogelfüße sind in Forsteri enchiridion p. 15.
und in Illigers Terminologie S. 187. erklärt,
[Seite 145] und im IIIten Theil von Bechsteins ornitholog.
Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert.

*).
[Seite 146]

Ueber den Zweck und Nutzen weshalb diese Vö-
gel solche Steinchen schleichen müssen, sind die
Meynungen der Physiologen sehr verschieden. –
Manche haben gar gewährt, es geschehe aus
Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist
es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die ein-
geschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer
Lebenskraft zu berauben, die sonst der Dige-
stionskraft widersteht.

**).
[Seite 146]

Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo
so genannten Sternschnuppen, nämlich die
graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig
gewundenen Klumpen die man oft haufenweise
auf Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Einge-
weide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf-
und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden –
s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Geh. Hofr. Voigt's
neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.

*).
[Seite 150]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.

**).
[Seite 150]

In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine
willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich
vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu-
gethiere auffallend auszeichnet.

*).
[Seite 151]

Plin L. X. cap. 55. ‘„Linia Augusta, prima
sua iuventa Tiberio Caesare ex Nerone gra-
vida, cum parere virillem sexum admodum
cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum
in sinu fovendo, atque cum deponendum ha-
beret, nutrici per sinum tradendo, ne inter-
mitteretur tepor
”’

**).
[Seite 151]

Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.

L'art de faire éclore des oiseaux domestiques,
par Mr. de Reaumur. Par
. 1741. 3 Vol. 12.

(des Abbé Copineau) Ornithotrophie arti-
ficielle.
Par
. 1780. 12.

***).
[Seite 151]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f.

*).
[Seite 152]

Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschnitt des Handb.
der vergl. Anatomie.

*).
[Seite 162]

Viele unserer neuen Naturforscher, z.B. Büffon,
Fortis, und andere, auch Bomare, Molina etc.
hielten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem
Condor.

*).
[Seite 163]

Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im akademi-
schen Museum vor mir, und habe den Vogel in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun
aus seinem Bau sowohl, als aus seiner Lebensart,
daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im
Systeme gebührt.

*).
[Seite 166]

Linné und viele andre Naturforscher, aber auch
Antiquarier hielten den Uhu für den Minervens-
Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine
glattköpfige Eule sey, (– wahrscheinlich das
Käuzchen, Str. passerina –) habe ich aus den
alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Speci-
men historiae naturalis antiquae artis operibus
illustratae
p
. 20 sq.

*).
[Seite 167]

Histoire naturelle des Perroquets, par F. Le-
vaillant
. Par
. 1801 u. folg. gr. Fol.

*).
[Seite 173]

Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo-
gelen
p.
129 sq.

*).
[Seite 174]

Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux
mouches, par J. B. Audebert. Par. seit
1800, sol.

*).
[Seite 179]

Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers,
des Promerops, et des Oiseaux de Paradis, par
L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sau-
vages
. Par.
seit 1801. fol.

Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis,
des Rolliers et des Promerops, suivio de celle
[Seite 180] des
Toucans et des Barbus. par F. Le-Vail-
lant
,
eben das. seit 1801. fol.

*).
[Seite 180]

J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.

* ).
[Seite 181]

oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hin-
ein. – s. Weidmanns Feierabende 1. B. 1815
S.67.

*).
[Seite 183]

Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die
fast wie Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 190]

Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch
in einer Höhe von 2000 F. oberhalb der Schnee-
gränze findet. Wahlenberg über die Lapplän
dischen Alpen; mit Anmerk. von Hausmann.
Göttingen 1812. 4. S. 55.

*).
[Seite 192]

Frisch tab. 12. fig. 5.

*).
[Seite 193]

Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel,
durch Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 197]

Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen.
tab. 59. pag. 111.

*).
[Seite 198]

Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49.

*).
[Seite 199]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux
. vol.
VI. p. 557.

*).
[Seite 200]

Einer der eifrigsten Vertheidiger des Win
terschlafs der Schwalben war Daines Bar-
rington; in s. miscellanies. p. 225.

Drey verschiedne Aufsätze zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of
the American Academy of arts and sciences
zu
Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94.

*).
[Seite 202]

Les pigeons, par Mme Knip, le Texte par C.
J. Themminck. Par.
seit 1811, gr. Fol.

*).
[Seite 204]

S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790.

*).
[Seite 208]

Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95.

*).
[Seite 209]

Sogar, daß bey den so genannten Hollen- oder
Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch
auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale
wie zu einer monströsen das große oder eigentlich
sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben
wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abwei-
chung des Bildungstriebes, die ich in der Com-
mentatio de nisus formativi aberrationibus
ge-
nauer beschrieben und durch anatomische Abbil-
dungen erläutert habe.

**).
[Seite 209]

Von der bekannten aber doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen
Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel
in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1746. S. 349 u. f.

*).
[Seite 213]

Volat curriculo. Plaut.

*).
[Seite 214]

Ich habe von diesem u.a. Beweisen der Verän-
derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile
der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f.
gehandelt.

*).
[Seite 217]

Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der
Störche s. im hannoverschen Magazin 1809.
96. St.

**).
[Seite 217]

Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le-
vante gesehen habe, das war bloß in der schönern
Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den
Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden.
Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich
davon verschiednen weißen, kommen hingegen
wie gesagt von der Garzetta.

*).
[Seite 218]

Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses
Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und
der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande
so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft.

**).
[Seite 218]

Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien,
die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge-
habt, in den Philosophical Transactions vom
Jahr 1794 Nachricht gegeben.

Vergl. auch Chh. Aug. Langguth de mumiis
avium in labyrintho apud Sacaram repertis
.
Viteb.
1803. 4. mit Kupf.

***).
[Seite 218]

Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten
Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn.
Past. Hesse aus der Capstadt erhalten habe.

*).
[Seite 227]

Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507.

*).
[Seite 228]

Harvey de generat. animal. pag. 30.

*).
[Seite 229]

s. Mart. Martin's voyage to St Kilda, the
remotest of all the Hebrides.
Lond.
1698. 8.

**).
[Seite 229]

s. Valentyn's Oost-Indien III. D. 2. St. p. 69.
tab. D.

*).
[Seite 231]

Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 198.), die
daher auch bey vielen Ornithologen den Namen
Bernicla oder Barnacle führt.

*).
[Seite 233]

J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Com-
ment
. Soc. Sc. Gött
. 1780. Vol. III. p. 121. sq.

*).
[Seite 238]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiol. comparatae inter animantia
calidi et frigidi sanguinis
; im VIII. B. der Com-
mentat. Soc. reg. scientiar. Gotting
.

*).
[Seite 241]

Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen Ei-
dechsenähnliche (– aber im System wohl noch nicht
mit Bestimmtheit unterzubringende –) Amphi-
bien, der Proteus anguinus, in dem unterirdischen
Sittichersee in Crain, und die Siren lacertina
in den Gewässern von Carolina, haben ganz
anomalischer Weise zugleich ansehnliche Lungen
und doch auch solche Kiemen, wie sie sich sonst
nur im Larvenzustande der oben gedachten Repti-
lien zeigen.

Vom Proteus – der vorn 3, hinten nur
2 Zehen, keine Oeffnung der Augenlieder und
doch unter der Haut Rudimente von Augäpfelchen
hat – s. Herrn von Schreibers (dem ich
selbst ein treffliches Exemplar des eben so wunder-
samen als seltnen Thiers verdanke) in den Philo-
sophical Transactions
v.J. 1801. und Herrn
Treviranus den ält. im Commentat. Soc. scient.
[Seite 242] Gotting. recent. vol.
IV. – Von der Sirene
Ellis und J. Hunter im LVIten B. eben dieser
Societätsschriften – und von beiden Hrn. Cüvier
in dess. Recherches anatomiques sur les reptiles
regardés encore comme douteux
etc. Par.
1807. 4.

*).
[Seite 244]

s. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild-
kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.

J. D. Schoepff historia testudinum iconibus
illustrata
. Erlang. 1792. 4.

*).
[Seite 245]

S. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde.
1. Th. S. 68 u. f.

*).
[Seite 246]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche
hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.

*).
[Seite 247]

S. Camper im IX. Bande der commentat. soc.
reg. scientiar. Göttingens. p. 129 u. f.

*).
[Seite 249]

Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen.
Nürnb. 1811. 4.

*).
[Seite 250]

Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p. 163.

**).
[Seite 250]

Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten
Crocodile s. Hrn. Cüvier in den annales du Mu-
seum d'histoire naturelle
T.
X. 1807.

und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire über
zweyerley Gattungen von Nil-Crocodilen.

*).
[Seite 252]

Daher Stellionatus in Pandect. l. 47. tit. 20

*).
[Seite 254]

S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der
Amphibien
. Duisb
. 2. Hefte 4.

Patr. Rusell's Account of Indian Ser-
pents. – together with experiments on their
several poisons
. Lond
. 1796 gr. Fol.

**).
[Seite 254]

Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlan-
gen. Göttingen, 1817. 8.

†).
[Seite 254]

Diese sind mit ♂ bezeichnet.

Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1 zu 6 zu verhalten.

*).
[Seite 255]

Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen,
doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen-
den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan-
gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam
herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen
statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige
Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken);
und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger
als 1/5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray
in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I.

*).
[Seite 256]

Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so
ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrschein-
lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene
sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die
dadurch aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter
zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenig-
stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cera-
sten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen
sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch
hat mir ein sehr zuverlässiger und genauer Beob-
achter, Herr. Major Gardner, der sich lange
in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-
halb die dasigen jungen Indianer um Eich-
hörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der
Klapperschlangen nachahmen.

Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift
des Hrn. Dr. Barton.”’

*).
[Seite 264]

Ueber den Mechanismus des Schwimmens der
Fische, (so wie auch des Flugs der Vögel,) s.
vorzüglich Aug. W. Zachariä's Elemente der
Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S. 34 u.f.
89 u.f.

Und über den Antheil den besonders ihr Aus-
athmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat,
S. J. Brugmans over de Middelen, door welke
de Visschen zich bewegen
etc.
(Amst. 1813.) 4.

*).
[Seite 265]

S. Sonnerat in Rozier Journal de physique
Avr.
1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement
Vol. V. pag. 540 u. f.

**).
[Seite 266]

S. Gilpin's Karte in den Transactions of the
American. philos. Soc. at Philadelphia
Vol
. II.
tab. 5. B.

*).
[Seite 267]

S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 418 u.f.
der zweyten Aufl.

**).
[Seite 267]

Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.

*).
[Seite 268]

s. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v.J.
1765. S. 978 u.f.

*).
[Seite 269]

Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

*).
[Seite 275]

Ueber dieses un die beiden folgenden und das
Chimaera-Geschlecht s. Ed. Eichwald de Se-
lachis
Aristot. Viln.
1819. 8.

**).
[Seite 275]

S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna;
in seiner Descrizione di Congo etc. p. 52.

*).
[Seite 284]

s. Voigts neues Magazin XII. B. S. 519.

*).
[Seite 285]

S. Sammlung seltener und merkw. Reisege-
schichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.

**).
[Seite 285]

Eine malerische Schilderung der wundersamen
Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde
in die von Zitteraalen wimmelnde Sümpfe trei-
den, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft
entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen
werden können, s. in Alex, von Humboldt's
Ansichten der Natur 1. B. S. 37 u. f.

*).
[Seite 287]

Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f.

**).
[Seite 287]

Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f.

*).
[Seite 288]

Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren
Geschlechts, von der südafrikanischen Küste, ver-
danke ich der Güte des Herrn Pastor Hesse.

*).
[Seite 289]

s. Hrn. Hofr. Osiander's Denkwürdigkeiten für die
Heilkunde u. Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f.

*).
[Seite 290]

du Hamel Traité général des pêches. P. II.
sect. I. p. 36. sq.

*).
[Seite 298]

s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'af-
fection mutuelle de quelques animaux
, in seinen
Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u. f.

*).
[Seite 299]

Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage
pittoresque de Sicile
. etc. Par
. 1782. fol. vol. I.
tab. XXVIII-XXX.

**).
[Seite 299]

Seneca quaestion. natural. I, III. c. 17 sq.

*).
[Seite 300]

Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis
et animalium sectione horizontali
. Goetting.
1818. sol. pag. 68 sqq. tab. III.

*).
[Seite 301]

Heisler im Sylvan, von Laurop und Fischer,
für d. J. 1814.

*).
[Seite 309]

s. z.B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materialien
für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f.

**).
[Seite 309]

Bloch tab. 17.

*).
[Seite 310]

Bloch tab. 15.

*).
[Seite 311]

S. Beckmanns Beyträge zur Geschichte der
Erfindungen II. B. S. 325 u. f.

*).
[Seite 314]

M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis
animalium exsanguium
: commentatio praemio
regio ornata
. Goetting
. 1798. 4. – F. Jos.
Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür-
mern. ebendas. 1798. 8.

*).
[Seite 315]

M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insecto-
rum
. Diss
. I. II. Lond. 1800. 8.

*).
[Seite 316]

Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui
ronge le bois de saule
. à la Haye
. 1762. 4.

*).
[Seite 317]

S. Handbuch der vergleichenden Anatomie
S. 272 u. f.

*).
[Seite 318]

Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der
fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige
Wasserthiere: und nahmentlich finden sich ihrer
nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey
weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und
nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalte be-
stimmt ist.

*).
[Seite 321]

Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's
lepidopterous insects of Georgia vol.
I. tab. 5.
und vol. II. tab. 99.

*).
[Seite 324]

Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.

**).
[Seite 324]

Sollte der Schmetterling schon in der Raupe
präformirt gewesen seyn, so müßte man doch
wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen
Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus manchen
americanischen Raupen, die manchen Europäi-
schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an-
ders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits
entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz
verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed.
[Seite 325] Smith in Abbot's angeführten Werke I. B.
S. 5. und Hrn. Prof. Herold's Entwickelungs-
geschichte der Schmetterlinge. Marb. 1815. 4.
Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f.

*).
[Seite 326]

Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f.

*).
[Seite 327]

Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß
der Natur im Bau und in Befruchtung der
Blumen. Berlin 1793. 4.

*).
[Seite 328]

Kirby and Spences a. a. O. S. 81 u. f.

*).
[Seite 333]

Jo. Eus. Voet catalogue systematique des co-
leopteres
. à la Haye
1766. u. f. 4.

Gu. Ant. Olivier entomologia. Par. seit
1789. 4.

Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von
K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.

J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum.
Kil. 1801. II. vol. 8.

*).
[Seite 335]

s. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum.
pag. 446 sq.

*).
[Seite 336]

Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem förmlichen Monitorio vors geistliche
Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen
zwar einen Defensor von Freyburg zugestand,
sie selbst aber nach genauer Abhörung beider
Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ganz ernst-
lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers
Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.

*).
[Seite 342]

S. Hrn. Prof Gravenhorst's critische Bestim-
mung dieser oft verkannten und mit andern
verweckselten Gattung in Voigt's neuem Magaz.
XI. B. S. 201 u. f.

*).
[Seite 353]

J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc.
Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopte-
rorum micropterorum
. Gotting
. 1806. 8.

*).
[Seite 355]

Ein schreckliches Beyspiel giebt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour du
monde
vol.
I. p. 279. u. f.

*).
[Seite 356]

Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der
Spooken, wandelende Bladen
etc. door Casp
.
Stoll. Amst. 1787. 4

**).
[Seite 356]

J. C. Fabricii Supplementum entomologiae sy-
stematicae
. Hafnias
, 1798. 8. p. 186.

*).
[Seite 359]

S. außer den allgemein bekannten Quellen zur
Geschichte dieses furchtbaren Insects.

Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipz. 1792. 8.

und Jac. Bryant's observations upon the
plagues inflicted upon the Egyptians
. Lond
.
1794. 8. p. 137.

*).
[Seite 360]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschry-
vingen der Cicaden en Wantzen,
door Casp.
Stoll,
Amst
. 1780 sq. 4.

Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyn-
gotorum
. Brunsvigae
1803. 8.

*).
[Seite 361]

Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris
, v. J. 1769.

Theod. Holmskiold beata ruris otia fan-
gis Danicis impensa
. Havn
. 1790. fol.

*).
[Seite 362]

Allein die ächt griechische Cicade, die mir einer
meiner Zuhörer, Herr Dr. Glarakes, aus
Chios kommen lassen, und die von jenen beiden
sehr verschieden ist, finde ich blos bey Petiver
abgebildet. Gazophylac. tab. 15. fig. 7.

**).
[Seite 362]

Könnten das vielleicht Uederreste solcher obgedach-
ten Keulenschwämme seyn, die vorher auf der
Larve oder Puppe des Thiers gewachsen sind?

*).
[Seite 363]

Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam an dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae.
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

*).
[Seite 364]

Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen

A. Baumöl.

B. Scheidewasser, frische Rindsgalle und Ei-
senvitriol, von jedem am Gewicht gleich viel,
untereinander gemischt.

C. Absud von Zweigen und Vorke des Lär-
chenbaums.

Mit diesen Mitteln werden die Fugen der
hölzernen Bettgestelle etc. bestrichen.

D. Spanischen Pfeffer, Assa foetida und
Schwefel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest ver-
schlossenen Thüren und Fenstern in den ausge-
räumten Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so
24 Stunden verschlossen gehalten.

Als Palliativmittel auf Reisen dient Citro-
nensaft oder Weinessig aus die Betttücher etc.
gesprengt.

*).
[Seite 366]

s. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B.
S. 426.

*).
[Seite 369]

Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien
ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wo-
von die Proben, die ich besitze, aus einzelnen
Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee-
bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen-
wachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.

*).
[Seite 370]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man,
außer den schon obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:

Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge.
Erlangen, seit 1776. gr. 1.

Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbildungen.
Augsb. 4.

Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. I. Th. Rostock, 1785. 8.

M. B. Borkhausen's Naturgesch. der euro-
päischen Schmetterlinge. Frkf. 1788 u. f. 8.

Ferd. Ochsenbeimer's Schmetterlinge von
Europa. Dresd. seit 1817. 8.

(Denis und Schiffermiüller) Systematisches
Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Wegend.
Wien, 1776. gr. 4. 2te verm Ausg. (von Illiger
und Häfelt. Braunschw. 1800 sq. II. B. 8.

Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst.
seit 1762. 4.

C. Clerck zoones insectorum rariorum. Holm.
1759 sq. II. vol. 4.

P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst.
seit 1775. 4.

The natural history of the rarer lepidopte-
rous insects of Georgia, collected from
Abbot's
observations by Jam. E. Smith. Lond
. 1797.
II. vol. Fol.

Joh. Mader's Raupenkalender. Herausgegeben
von C. F. C. Kleemann ed. 2. Nürnb. 1785. 8.

*).
[Seite 379]

Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.

*).
[Seite 381]

Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Na-
mens (der sogenannten Ph. pavonia minor oder
Bombyx carpini) hat neuerlich Hr. Heeger zu
Berchtolsdorf bey Wien im Großen und fabriken-
mäßig auf vielfache Weise zu benutzen versucht.

*).
[Seite 382]

Sepp Nederl. Insecten IV. St. V. Verhandl.
S. 25 Taf. 5.

*).
[Seite 383]

Die Seide woraus hingegen in Japan die
äußerst zarten, leichten und doch ganz festen
Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz
eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von
der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in
den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V.
fig. 1. 2.

*).
[Seite 388]

Gegenmittel hat Hr. Obercommiss. Westfeld im
Hannov. Magazin 1806. 37. St. mitgetheilt.

*).
[Seite 389]

s. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 521.

*).
[Seite 391]

s. Reaumur. T. III. tab. 33.

*).
[Seite 393]

J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvi-
gae
. 1804. 8.

J. Jurine nouvelle methode de classer les
Hymenoptères
. Genèv
. 1801. 4.

*).
[Seite 395]

Fr. Klug monographia siricum Germaniae.
Berol. 1803. 4.

*).
[Seite 399]

Von mancherley andern in Brasilien einheimischen
Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae
utriusque re naturali
p
. 111 u. f. und J. Stanes
in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of
politicall Flying-Insects
. Lond
. 1657. 4. pag.
203 u. f.

*).
[Seite 400]

Von den unzähligen Schriften, worin die Ge-
schichte der Bienen abgehandelt worden, führe
ich nur sechse statt aller an:

Swammerdam bibl. nat. pag. 369. [Seite 401]

Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.


J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. pag. 128.

Huber nouvelles observations sur les abeil-
les
. Genève
1792. 8.

Th. Andr. Knight in den philos. Transact.
1807. pag. 234.

und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.

Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mit Bonnet schriftlich
mitgetheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B.
bekannt gemacht.

*).
[Seite 402]

P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis
de la France
. Brive 1798. 8. und Dess. histoire
naturelle des fourmis
. Paris 1802. 8.

P. Huber Recherches sur les mesurs des
fourmis indigènes
. Ebendas. 1810. 8.

*).
[Seite 403]

Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Berlin.
1749. Pl. 2.

*).
[Seite 405]

J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvi-
gae
1805. 8.

J. W. Meigen systemat. Beschreib. der eu-
ropäischen zweyflüglichen Insecten. 2te Ausgabe
Aachen seit 1818. 8.

**).
[Seite 405]

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine
Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht
[Seite 406] aus einem bewundernswürdigen Zuge von vielen
tausend dicht an einander kriechenden, kaum
einen halben Zoll langen Maden von Insecten
dieser Ordnung (– etwa von Tipulis oder
Asilis –). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl
12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch,
und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden
im Sommer in größter, regelmäßigster Ordnung
umher.

*).
[Seite 406]

Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark auf-
gehellt. – s. dess. meisterhaften Observations on
the genus oestrus
; im III. B. der Transactions
of the Linnean Society
, p
. 289. u. f.

*).
[Seite 408]

So ward sie nähmlich vulgo – aber ganz irrig –
in N. America genannt.

*).
[Seite 409]

Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahr-
losesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer
zu tödten, gehört ein halb Quente Quaßia-
Extract mit einem Stückchen Zucker in ein Paar
Unzen Wasser aufgelöst.

*).
[Seite 414]

Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den
Schnee herausgekrochen seyn können, wird da-
durch erwiesen, daß man sie manchmahl auch nach
heftigem Winde auf frischem Schnee gefunden, der
einen hartgefrorenen See bedeckte. s. de Geer
in der Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1750. S. 40.

**).
[Seite 414]

s. F. Redi experimenta circa generationem in-
sectorum
. Opusculor. ed. Amst.
1686. 12. P. I.
tab. 1-24.

*).
[Seite 415]

Die Kleiderlaus soll von der Kopflaus specifisch
verschieden und schwerer zu vertreiben seyn. Ein
Mittel finde ich als ganz bewährt in einem seltnen
Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen
würde; in Fr. v. d. Mye de morbis populari-
bus
Bredanis tempore obsidionis. Antverp
. 1627.
4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth grüner Seife
mit 2 Quenten Kochsalz.

*).
[Seite 416]

J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié
par Fr. L. Hammer. Strasb
. 1804. fol. mit
ausgemalten Kupfern.

*).
[Seite 417]

Ueber die Meynungen von den so genannten Krätz-
Milden s. Kirby and Spencer vol. I. pag. 92.

*).
[Seite 418]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. Th. Martyn's natural History of
Spiders
. Lond
. 1793. 4. enthält Eleaz. Al-
bin's und C. Clerk's Werke darüber.

*).
[Seite 419]

S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Dr.
Reimarus in der Einleit. zur IVten Ausg. von
seines Vaters classischem Werke über die Triebe
der Thiere S. 8 u. f.

*).
[Seite 420]

Bonnet oeuvres vol. I. p. 545. u. f.

*).
[Seite 421]

Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat
unter andern schon unser vortrefflicher Keyßler
durch eigne Versuche widerlegt. Reisen II. Theil.
S. 231.

*).
[Seite 422]

J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.

*).
[Seite 423]

H. Baronet Banks in Hawkesworth's col-
lection
etc. vol
. II. p. 32.

*).
[Seite 426]

O. Fr. Müller entomostraca s. insecta testa-
cea
. Havn
. 1785. 4.

*).
[Seite 427]

Stralsund. Magaz. I. B. S. 239.

*).
[Seite 432]

Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc
.), als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und
dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre
Paarung.

*).
[Seite 433]

S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im
II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America
Leipz. 1781. 8. S. 377-431.

**).
[Seite 433]

Zumahl beym mytilus margaritifer, mya mar-
garitifera
etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere
selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale
fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht
aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich
auf Ceilan und im persischen Meerbusen gefischt.
Die westindischen, californischen, so auch die von
Utaheiti etc. sind schon weniger schön: vollends
die meisten von denen aus europäischen Flüssen etc.
Doch finden sich unter letztern und namentlich
unter den hieländischen Cellischen so wie unter
den Lievländischen auch welche von ungemeinter
Schönheit.

*).
[Seite 434]

S. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nord-
america S. 34. u. f. 173. etc.

*).
[Seite 435]

In der großen südländischen Sammlung, die S.
Maj. unser voriger König an das hiesige academische
Museum geschenkt haben, findet sich unter vielen
andern dergleichen Putzstücken, sogar ein Halsbald
von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten,
und mit Gehnen kunstreich zusammen geflochtenen
Schneckenhäuschen von demjenigen Volke, das
vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Men-
schengeschlechts verschrieen wird, nämlich von den
Pässerähs auf dem Feuerlande.

**).
[Seite 435]

Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählun-
gen von der höllischen Furie, einem von niemand
zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau be-
schriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen
bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum
fliegenden Würmchen, was auf Menschen und
Vieh herabstürzen, und sie durchbohren soll u.s.w.,
keinen Glauben beymessen.

*).
[Seite 438]

Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Kör-
per. Blankenburg, 1782. 4.

Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz.
seit 1800. 4.

Vermium intestinalium praesertim taeniae
humanae brevis expositio
, auctore P. Chr.
Wernero
. Lips
. 1782. 8. nebst der dazu gehöri-
gen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u.f. 8.

J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Einge-
weidewürmer. Bamberg, 1803. 8.

Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi
entozoorum s. vermium intestinalium historia
naturalis
. Amst
. 1808. II. vol. 8. mit Kupf.

Ej. entozoorum Synopsis. Berol. 1819. 8.
mit Kupf.

und J. G. Bremser über lebende Würmer
im lebenden Menschen. Wien, 1819. 4. mit Kupf.

*).
[Seite 439]

s. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigen-
thümliche Animalität schon alte griechische Aerzte
ohne Grund haben bezweifeln wollen,) außer den
beiden vorzüglich classischen Werken:

Kämpfer amoenitat. exotic. p. 526.

und Winterbottom on the native Africans
in the Neighbourhood of Sierra Leone
. vol
.
II. p. 82.

besonders noch sechs verschiedene Aufsätze im
IIten B. des Edinburgh medical und surgical
Journal
1806. Kann der Wurm mit einem
Mahle ganz herausgebracht werden, so zeigt er
noch viele Minutenlang Leben und Bewegung.
(S. 302.)

*).
[Seite 442]

Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abge-
rissenen Stücken von Bandwürmern aus ihrem
Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S.
Hrn. Carlisle's treffliche Beobachtungen über
diese Thiere im II. B. der Transactions of the
Linnean Society
. p
. 256.

*).
[Seite 443]

Ueber die unter dem Namen der Grubenköpfe,
Bothriocephali, zu einem besondern Geschlechte
verbundenen Gattungen von Bandwürmern, s.
Hrn. Dr. Leuckart's zoologische Bruchstücke
I. Helmst. 1820. 4.

*).
[Seite 444]

s. Hrn. Hofr. Himly im Journal der practischen
Arzneykunde
1809. II. B. 12. St. p. 115. tab.
1-3.

*).
[Seite 445]

J. S. P. Braun's systematische Beschreibung
einiger Egelarten. Berl. 1805. 4.

**).
[Seite 445]

P. Thomas histoire naturelle des Sangsues.
Par. 1806. 8.

Jam. Rawl. Johnson on the medicinal
Leech
. Lond
. 1817. 8.

*).
[Seite 446]

Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst
noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thier-
reichs sind:

J. Bapt. Bohadsch de quibusdam anima-
libus marinis
. Dresd
. 1761. 4. Deutsch mit
Anmerk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebenda-
selbst 1776. 4.

Petr. Forskål icones rerum naturalium,
quas in itinere orientali depingi curavit
. edidit
Carst. Niebuhr. Havn
. 1776. fol.

Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae.
ibid. 1777 sq. fol.

L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers.
Par. 1801. III. vol. 8.

Und d'Audebard de Ferussac histoire
naturelle des mollusques terrestres et fluviatiles
.
Paris. seit 1819. fol. mit Kupf.

*).
[Seite 447]

s. die von der Königl. Soc. der Wissenschaften
zu Göttingen gekrönte Preisschrift von J. C.
Leuchs im Hannoverschen Magazin von 1820.
S. 1 bis 140.

*).
[Seite 449]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen und
salzigen Wassers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 451]

s. des verdienstvollen Weltumseeglers Tilesius
Monographie über die Seeblasen in A. J. von
Krusenstern
Reise um die Welt
. III. Th. p. 1.

*).
[Seite 453]

J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin
1784. 4. S. 7-134.

*).
[Seite 454]

Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich
auch das Hauptingrediens zur Schinefischen Tusche.

*).
[Seite 455]

s. Tilesius im Jahrbuche d. N. G. I. S. 166 u.f.

**).
[Seite 455]

Vergl. Mitchill in Albers's americanischen An-
nalen
I. S. 119 u.f.

*).
[Seite 456]

s. J. Sam. Schröter über den innern Bau der
See- u.a. Schnecken. Frankf. 1783. 4.

*).
[Seite 457]

Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonsti-
gen natürlichen Oberfläche.

**).
[Seite 457]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach
der gemeinen bisherigen Behandlungsweise freylich
nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der N. G.
gehören unter andern:

Mart. Lister synopsis methodica conchy-
liorum
. Lond
. 1685 sq. Fol.

Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu.
Huddesford
.) Oxon. 1770. Fol.

Index testarum conchyliorum, quae adser-
vantur in museo Nic. Gualtieri. Florent
.
1742. Fol.

Desall. d'Argenville conchyliologie. Pa-
ris
. 1757. 4.

Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle.
ib
. 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.

Fr. H. M. Martini systematisches Conchy-
liencabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz).
Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.

Ign. a Born testacea musei Caesarei Vin-
dobonensis. Vindob
. 1780. fol.

C. Schreibers Versuch einer vollständigen
Conchylienkenntniß, nach Linnes System. Wien,
1793. II. vol. 8.

L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquil-
les
. Par
. 1802. V. vol. 8.

Chr. Fr. Schumacher Essai d'un nouveau
système des habitations des vers testacés
. Co-
penh
. 1817. 4. mit Kupf.

Fr. Chr. Schmidt's Versuch über die beste
Einrichtuing der Conchylien-Sammlungen etc.
Gotha 1818. Fol.

* * *
[Seite 458]

Adolph. Murray fundamenta testaceolo-
giae
. Upsal.
1771. 4. (it. in Linné amoenitat.
acad
. vol.
VIII.)

C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette
des Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt
.
Rudolst. 1786. 8.

* * *

Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire
naturelle des mollusques terrestres et fluviatiles
de la France
. Par
. 1806. 4.

Th. Martyn's Figures of Shells collected
in the different voyages to the South-Seas.

Lond
. 1784. gr. Fol.

* * *

Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae
eorumque historia et anatome
. Parmae
1791.
II. vol. Fol.

*).
[Seite 459]

S. Tilesius a. a. O. S. 222-419.

*).
[Seite 467]

Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an
den europäischen Küsten s. in Beckmanns Vor-
bereit, zur Waarenkunde I. B. S. 93-111.

*).
[Seite 469]

Selbst in den härtesten Marmor, wie z B. das
berühmte, immer noch räthselhafte und schwer
zu begreifende Phänomen an den drey großen Säu-
len von Cipollino antico im Serapis Tempel
zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß
über dem Spiegel des benachbarten mittländischen
Meeres Ringsherum von diesen Steindatteln
angebohrt find. s. P. Ant. Paøli Antichitá di
Pozzuoli
tab
. 15.

*).
[Seite 470]

s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Ab-
schnitt von den Linksschnecken.

*).
[Seite 473]

z.B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale
(so zu sagen die Larve) von Cypraea tigris.

*).
[Seite 474]

In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen
halben Gulden, und doch giebts dort Waaren (z.B.
Betelblätter, Areknüsse etc.) die man für ein ein-
ziges Kauri auf dem Markte kaufen kann. s.
Rennell's geographical Illustrations of M.
Park's Journey. p. 86.

*).
[Seite 478]

vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi.
Moden. 1786. 4. mit Kupf.

*).
[Seite 479]

Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) „stu-
pendum naturae artificium“
und neuere Archäo-
logen halten die schöne Schnecke für das Urbild
der Volute an den Ionischen Säulen.

*).
[Seite 483]

Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 487]

Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio
echinodermatum
ex ed. Nath. God. Leske,
Lips
. 1778. 4.

*).
[Seite 488]

J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733 Fol.

*).
[Seite 489]

Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen
Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt
hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-
fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehen worden sey u.s.w.

Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß
sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.

Manches darunter paßt auf den Wallfisch
(– s. z.B. einen Unglücksfall, der sich durchs
Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be-
mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's
account of the settlement at Pt. Jackson
p
. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig-
stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr
erfahrnen Seeleuten für Küsten etc. angesehen wor-
den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im
vogage de la Pérouse autour du monde vol. III.
p. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst
der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia
antiqua
p.
100 vom Kraken sagt: ‘„Tracta
haec fabulavidetur ex insula aliquando
conspicus, sapius tamen inconspicua
.”’

*).
[Seite 491]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag.
1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr.
Wilkens. Nürnb. 1787. 4.

J. Ellis's natural history of the corallines
etc. Lond
. 1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von
J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.

Ej. natural history of many curious and
uncommon zoophytes
etc.
systematically ar-
ranged and described
by D. Solander. Lond
.
1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreffliche
Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden,
unter Solander's Nahmen –).

Vital. Donati della storia naturale marina
dell' Adriatico.
Ven.
1750. 4.

Fil. Cavolini memoria per servire alla
storia de polipi marini.
Nap.
1785. 4. Deutsch
durch W. Sprengel. Nürnb. 1813. 4.

E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.

Und als brauchbares Handbuch: J. E. Ro-
ques de Maumont
sur les polypiers de mer.
Zelle
, 1782. 8.

* * *

J. Alb. H. Reimarus von der Natur der
Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Rei-
marus Betr. über die besondern Arten der thier
schen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.

*).
[Seite 492]

Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4
Jahren über und über mit Madreporen u.a.
Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst
so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils
von Corallen eingenommen.

**).
[Seite 492]

Viele vulkanische Inseln der Südsee auch west-
indische, wie z.B. Barbados, und wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des
Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden
können, und Capit. Cook auf seiner ersten Reise
um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste
von Neu-Holland lange genug erfahren.

*).
[Seite 493]

Von diesem und den übrigen folgenden Corallen-
geschlechtern s. J. V. F. Lamouroux histoire des
polypters coralligènes flexibles
. Caen.
1816. 8.
mit Kupf.

*).
[Seite 494]

Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s.
in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1.

*).
[Seite 497]

Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f.

*).
[Seite 500]

S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à
l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras
en forme de cornes.
Leid.
1744. 4.

H. Baker's natural history of the polype.
Lond.
1743. 8.

Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)

Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den
süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4.

*).
[Seite 501]

Pallas elenchus Zoophytor. p. 28.

**).
[Seite 501]

S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4 St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 504]

s. Handbuch der vergl. Anatomie S. 245.

**).
[Seite 504]

Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange
nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam
nach erschaffen worden. Denn sie finden sich so
viel bekant bloß im Essig und Kleister, und
beides sind späte Kunstproducte des cultivirten
Menschengeschlechts.

*).
[Seite 505]

Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte
O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infu-
sionsthierchen.

**).
[Seite 505]

Vergl. G. R. Treviranus Biologie II. B.
S. 264 u. f.

und Chr. L. Mitzsch Beytrag zur Infusorien-
kunde. Halle 1817. 8. mit Kupf.

***).
[Seite 505]

Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von
Vegetation, wie das dabey befindliche Chaos
aquatile
für die unterste erste Staffel von eigen-
thümlicher Animalität angesehen werden kann.

*).
[Seite 506]

Unser sell. Hollmann hat berechnet daß die Milch
eines zweypfündigen Karpen über 253000 Millio-
nen Samenthierchen halten kann.

*).
[Seite 507]

Extensio minus definita.

*).
[Seite 508]

s. hierüber vorzüglich die beiden Götingischen
Preisschriften, von Rudolphi (Berlin 1807. 8.),
und Link (Götting. 1807, mit Nachträgen 1809.
8.). So wie auch L. C. T. Treviranus vom
inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8.
welche Schrift das Accessit erhalten; und von
frühern Abhandlungen I. I. Bernhardi's Beob-
achtungen über die Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.

* * *

Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Ver-
suchen Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s.
Commentat. Societat. Reg. scientiar. Gottin-
gens.
vol.
XVI. pag. 100 u. f.

*).
[Seite 510]

S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch
die Metamorphose der Pflanzen
zu erklären.
Gotha,
1790. 8.

Und besonders über die Identität der Knollen
(z.B. der Cartoffeln und ihrer Stängel Hrn.
Obercommiss. Westfeld in Voigt's neuem Ma-
gazin VI. B. S. 371 u. f.

**).
[Seite 510]

Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am leidner Kanal den Harlem, eine ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.

*).
[Seite 511]

Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer
benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch
dieselben nähren. So z.B. die hydnora afri-
cana
an der euphorbia mauritanica u.a. –
S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132.

**).
[Seite 511]

s. Voigts neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798.
S. 101. u. f.

*).
[Seite 512]

So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochin-
china. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens.
T. II. p. 525. ‘„mirabilis huius plantae proprie-
tas est, quod ex sylvis domum delata, et in
aere libero suspensa, in multos annos duret,
crescat, floreat, et germinet. Vix crederem,
nisi diuturna experientia comprobassem.
”’

*).
[Seite 515]

Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsin-
nige Naturforscher daraus für practische Land-
wirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Maga-
zin a. a. O.

**).
[Seite 515]

J. Ingen. Housz's Experiments upon vegeta-
bles.
Lond
. 1779. 8.

*).
[Seite 517]

s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift
von der Natur und den Eigenschaften des Lichts.
1806. 4.

*).
[Seite 518]

Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt wor-
den, und der nur oben an einer Seite ein klei-
nes Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im
Frühjahr unten in einem entgegengesetzten Winkel
eine Kartoffel liegen geblieben, die nun einen
Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit
auf dem Boden hin, dann an der Wand in die
Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortge-
rankt war. – s. die Memoirs of the American
Academy of arts and sciences
zu Boston,
Vol. II. P. I. pag. 147.

Vergl. auch Hrn. Legat R. Bertuch's Beobach-
tungen an der Indianischen Kresse im allgem.
teutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S. 226 u.f.

*).
[Seite 520]

Zu den allerauffallendsten Producten des Secre-
tionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das
längst berühmte, aber erst neuerlich recht unter-
suchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den
Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Sub-
stanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des
Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An-
sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird,
als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile,
dem mineralischen Hydrophan oder Weltauge
ähnelt. – s. Dr. Patr. Russel und Jam. L.
Macie
in den philosoph. Transact. Vol. LXXX.
und LXXXI. und Dr. Dav. Brewster in eben
diesen Transact. von 1819.

*).
[Seite 521]

Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewäch-
sen: von G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8.

**).
[Seite 521]

Fr. Stromeyer historiae vegetabilium geo-
graphicae specimen
.Goett.
1800. 4.

Al. de Humboldt Essai sur la Géographie
des plantes
. Par.
1807. fol.

Ej. Prolegomena de distributione geogra-
phica plantarum
vor seinen Nova genera et
species.

*).
[Seite 527]

Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird
zuweilen zur Blüthenzeit und zwar zumahl bey
Gewitterregen in Menge abgeweht und abge-
schwemmt, wo er sich dann besonders auf stehen-
den Wassern, Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur
Sage von vermeintem Schwefelregen Anlaß
gegeben.

*).
[Seite 530]

Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifica-
tionstheile darstellen. S. Voigts Magaz. VIII. B.
4. St. S. 80 u. f.

*).
[Seite 531]

L. Cl. Richard Analyse der Frucht- und des
Samenkorns, übers. mit Zusätzen des Verf. etc.
von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8.

**).
[Seite 531]

Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plan-
tarum
. Stutg
. 1788–91. II. vol. 4. und vol. III.
s. t. C. Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4.

***).
[Seite 531]

G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vor-
rede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.

†).
[Seite 531]

S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hun-
ter
on the blood, inflammation, and gun-shot
wounds
. pag
. 237.

*).
[Seite 533]

s. Dav. Hopkirk on the anomalies in the ve-
getable kingdom
.Glasg.
1817. 8.

*).
[Seite 534]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht.
S. 51 u. f.

**).
[Seite 534]

G. Fr. Jäger über die Mißbildungen der Ge-
wächst, Stuttg. 1814. 8. mit Kupf.

*).
[Seite 535]

S. Hrn. Staats-R. Hufeland's Makrobiotik.
I. Th. S. 58 u.f. der dritten Aufl.

*).
[Seite 536]

s. J. A. Forsters Stoff zur künftigen Entwer-
fung einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit
dem voyage de la Pérouse autour du monde.
vol. II. p. 81.

*).
[Seite 537]

Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792.
durch den großen Seefahrer, Cptn. Bligh, glück-
lich nach den westindischen Inseln verpflanzt wor-
[Seite 538] den. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst
habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St.
S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.

*).
[Seite 539]

Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von
Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und
ein sehr beliebtes Getränk daraus. – s. Mungo
Park
's Travels in the interior District of
Africa
. Lond
. 1799. 4. p. 100. tab. 1.

*).
[Seite 540]

s. Mungo Park a. a. O. S. 224. u. 352. tab. V.

*).
[Seite 542]

Und hierzu auch namentlich für die Küstenbewoh-
ner der Nordischen Polarländer das wundersame
Treibholz (von Pappeln, Lärchen etc.) ohne
welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst,
ganz unbewohnbar bleiben müßten.

**).
[Seite 542]

Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres
bey den Schinesen s. van Braam voyage de l'Am-
bassade
etc. Philad
. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.

*).
[Seite 548]

Ueber diese zum philosophischen Studium der
Mineralogie unentbehrliche geogenische Prämissen,
s. J. A. de Lüc Lettres sur l'histoire phy-
sique de la terre
, Par.
1798. 8., die in Voigts
Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französi-
schen Handschrift übersetzt sind, und Hrn. Hofr.
Mayer's Lehrbuch über die physische Astronomie,
Theorie der Erde etc. Götting. 1805. 8.

*).
[Seite 551]

A. G. Werners neue Theorie von der Entstehung
der Gänge. Freyberg 1791. 8.

*).
[Seite 552]

Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa auf den Pyrenäen und manchen savoyi-
schen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf-
ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits
weit niedrigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken
auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573
Klafter über des Meeres seiner erhaben ist.

*).
[Seite 554]

So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem
Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach
Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
Klaftern halten soll.

*).
[Seite 555]

Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als
wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte hin-
gegen so viel als bloßer Fundort. Beyde müssen
in der Mineralogie sorgfältig von einander unter-
schieden werden. Denn so ist z.B. von den ge-
diegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen
die in so genannten Steinregen herabgefallen, der
Fundort hienieden – ihr Entstehungsort aber
außerhalb unserer Erde.

**).
[Seite 555]

Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Clas-
sification s. mit mehreren

J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1768. 8.

C. Haidinger's Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.

A. G. Werner's kurze Classification und Be-
schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dres-
den 1787. 8.

C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.;

[Seite 556]

und besonders den orologischen Theil der
systematisch-tabellarischen Uebersicht der Mine-
ralkörper von Leonhard, Merz und Kopp.
Frankf. 1806. Fol.

Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte
des Harzgebirges, und dem Cabinet der har-
zischen Gebirgsarten.

Aehnliche Sammlungen von deutschen Ge-
birgsarten sind z.B. die Voigtischen, die Char-
pentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu
Gumpelstadt im Meiningischen.

*).
[Seite 556]

Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogi-
que, et sur l'espece minéraloqique.
Par.
1801. 8.

*).
[Seite 558]

J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corpo-
rum naturalium anorganicorum indoles chemicas
atque externas
im IIten B. der Commentat.
Societ. Regiae sotentiar. Gottingenf. recentior.

1813.

**).
[Seite 558]

(Fr. Bouterwerk) über die Möglichkeit einer
philosophischen Classification der Mineralkörper. Ein
Gutachten aus keiner Schule. Götting. 1808. 8.

***).
[Seite 558]

Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kenn-
zeichen der Fossilien. Leipz 1774. 8.

J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Ent-
wurfs zu einer Einleitung in die Oryktognoste.
Braunschw. 1805. 8.

†).
[Seite 558]

Pesanteur specifique des corps. – par M. Bris-
son
. Par
. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof.
Leipz. 1796. 8.

Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben,
das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem-
[Seite 559] peratur von ungefähr 64° Fahrenh. angenom-
men. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es
der sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung.

*).
[Seite 559]

Die mit schärfster Genauigkeit und in zweckmäßiger
Größe (von 1–1 1/2 zolliger Länge) aus Holz
geschnittene Modelle der wichtigsten Krystallisatio-
nen, die in der hiesigen Industrie Schule unter
der Leitung des Hrn. Hofr. Hausmann, ver-
fertigt werden, sind nebst der dazu gehörigen ge-
druckten Beschreibung daselbst in Lieferungen zu
25 St. zu haben.

Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der
Crystallographie par M. de Romé de l'Isle.
2 de Edit. Par. 1783. IV Bände. 8. Dieser hat
sich mehr an die äußern Krystallisationsformen ge-
halten. Weit tiefer ist hingegen H. Haüy in den
unten anzuführenden Werken mittelst der Stereo-
tomie der Fossilien in das innere Gefüge (Struktur)
der Krystalle und in die Bestimmung der Formen
ihrer Kerne oder Grundgestalten, und dieser
ihrer Maßentheilchen (molécules intégrantes) ein-
gedrungen.

**).
[Seite 559]

Versteht sich ursprüngliche Krystalle von
so genannten After-Krystallen unterschieden
werden müssen, wo nähmlich ein Fossil die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten, verwiterten
oder ausgefallenen Krystalls anderer Art einge-
[Seite 560] nommen hat. So z.B. die so genanten krystal-
lisirten Hornsteine von Schneeberg etc.

*).
[Seite 560]

S. Théorie sur la structure des cristaux; par
R. J. Hauy
im Journal de physique T. XLIII.
p. 103. u.f.

J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Bey-
träge. Braunschw. 1803. 4. – s. auch Dess.
Handbuch I. S. 13 u.f.

**).
[Seite 560]

Und in der Petrefactenkunde sind gerade diese
empirischen Kennzeichen von der höchsten Bedeut-
samkeit. s. z.B. die Götting. gel. Anzeigen v. J.
1815. S. 1753 u.f.

*).
[Seite 561]

Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen-Laboratoriums und ins beson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.

**).
[Seite 561]

s. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen; und

J. F. A. Göttling's chemisches Probir-Cabi-
net zum Handgebrauche. Jena 1790. 8. nebst der
dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus etc.

*).
[Seite 567]

Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Kieselsinter, von welchem unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of
Edinburgh
. Vol
. III. S. 119. u. f.

**).
[Seite 567]

Terrae characteres vix nisi privativi ha-
bentur. Bergmann.

*).
[Seite 572]

Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders
bey manchen orientalischen) zuweilen carneol- und
onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen vom
Braunstein herzurühren; – manche isländische
enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das
selbst unter dem Vergrößerungsglase vollkommen
das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Confer-
ven) zu haben scheint.

*).
[Seite 574]

Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen
von neuern Schriftstellern oft verkannten und
mit andern verwechselten Steinart gehandelt im
Specimen historiae naturalis antique artis
operibus illustratas
p.
30. u.f.

*).
[Seite 576]

Vom vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 520.
not. *)

*).
[Seite 578]

Schon Agricola sagt, de natura fossilium
pag
. 614: ‘„in locis autem, qui olim arserunt
aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sic-
ut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis
. –
Ad Coblenz, et in inferiore Germania.”’

*).
[Seite 579]

Von diesem wahren Opsian der Alten habe ich
in den Commentat. Soc. Reg. Gotting. recentior.
vol. III. pag. 76. u. f. Nachricht gegeben.

*).
[Seite 580]

Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von
rahmgelben Halbopal werden in Rom nette Cameen
gearbeitet.

**).
[Seite 580]

s. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.

*).
[Seite 583]

s. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz.
1794. 8: und J. Fr. L. Hausmann in Weber's
und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111.

*).
[Seite 586]

Leop. Gmelin de Hauyna, Heidelb. 1814. 8.

*).
[Seite 587]

s. Leonhards Taschenb. V. Jahrg. S. 16.

*).
[Seite 589]

s. Chr. Bernoulli in Voigts neuem Magazin
IV. B. S. 524. tab. 8. fig. *.

*).
[Seite 590]

Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von ei-
gentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch
habe ich von Hrn. Baronet Banks einen grob-
körnigen Sand erhalten, den der Botaniker W.
Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt,
und worin sich besonders eine Menge Körner
finden, die dem Hyacinth vollkommen gleichen.
Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell
ähnelnde Gerölle.

*).
[Seite 595]

Nach Vauquelin nur Thonerde mit 3, 78 Talk-
erde und 6, 18 Chromiumkalk.

*).
[Seite 596]

Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen
Stücke: s. z.B. im Inventaire des diamans de la
couronne
etc. imprimé par ordre de l'Assemblée
nationale
. Par
. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un
saphir d'orient
couleur saphir des deux
bouts, et topaze au milieu
.”’

**).
[Seite 596]

s. Ch. Greville on the Corundumstone from
Asia
; in den Philos. Transact. 1798. P. I.

***).
[Seite 596]

Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4.
p. 292.

*).
[Seite 597]

Denn sonst werden auch manche ganz heterogene
Fossilien (z. E. in einigen Gegenden von Thürin-
gen der Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs
zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls etc.
Smirgel genannt.

*).
[Seite 598]

s. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten
– zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufge-
zeichnet von einem Liebhaber der Immer Gern Spe-
culirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der
Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die
erste bestimmte Nachricht vom ceilanischen Tur-
malin gibt.

*).
[Seite 600]

s. J. C. Freiesleben über das schillernde Fossil
von der Baste bey Hurzburg. Leipz. 1794. 8.; und
[Seite 601] J. Fr. L. Hausmann in den Norddeutschen Bey-
trägen zur Berg- und Hüttenkunde 1. St. S. 1.

*).
[Seite 601]

Von der merkwürdigen Eigenschaft des russischen
Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen
und vollkommen parallel durchgehen läßt, und
dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon
den astronomischen Instrumenten machen kann,
s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B.
p. 239 u. f.

*).
[Seite 603]

So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie
mit Quarzblättchen und Splittern so sonderbar
durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimmter
Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen
einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch
den Namen, pierre graphique, erhalten hat. –
s. Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S. 21.

*).
[Seite 604]

Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
(Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein
blaßfleischrother Feldspath, der mit zarten, gold-
glänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und
dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Widerscheine opalisirt.

*).
[Seite 605]

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Tö-
pferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten
[Seite 606] der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehö-
ren vorzüglich

1) Die; woraus die bewundernswürdigen anti-
ken griechischen und so genannten etruski-
schen Vasen gearbeitet worden, die sich be-
sonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit
unterscheiden.

2) Die, aus welcher die Portugiesischen Buca-
ros de Estremoz
gedreht werden, welche einen
angenehmen adstringirenden Geschmack haben,
und selbigen auch dem daraus genossenen Ge-
tränk mittheilen.

3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Sie-
benbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit
großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wän-
den verfertigt.

*).
[Seite 606]

Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß
der vom jüngern Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an
der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent-
deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome-
ter-Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen
Anwendung den Namen hat, die dieser treffliche
[Seite 607] Chemiker davon gemacht, und in Lichtenberg's
göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück
S. 401 u. f. genau beschrieben hat.

*).
[Seite 607]

Denn der officinelle armenische Bolus ist eine Art
Steinmark.

*).
[Seite 608]

Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausneh-
mend feinkorniges Steinmark von der Insel St.
Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer
Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.

*).
[Seite 614]

So vor allen die unzähligen mächtig großen Basalt-
säulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in
der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen-
damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Irland ausmachen. – Ich besitze von diesem be-
rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen,
und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten
Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände
tab
. 18 geliefert habe. – Immer bleibt die äu-
ßerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines
der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phänomene
der Geogenie.

**).
[Seite 614]

Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen
Basalte zu gehören. In manchen Abarten dersel-
ben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemeng-
stoffe noch von einander zu unterscheiden, und diese
gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath
bestehenden Halbgranit über. Mehr davon habe
ich in dem Specimen historiae naturalis antiquae
artis operibus illustratae
. p
. 29. gesagt.

*).
[Seite 616]

So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno
findet. – s. Sir. Will. Hamilton's Campi phle-
graei
tab
. 40. nr. 3.

**).
[Seite 616]

s. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94.
III. Th. 8.

*).
[Seite 617]

Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die
eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phle-
graei
tab
. 13 und 33, und von dieser das Sup-
plement
dazu tab. 4.

*).
[Seite 621]

s. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg.
scient. Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und
des Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an
den Baron von Asch in Voigts Magazin IV. B.
3. St. S. 13 u. f.

**).
[Seite 621]

s. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunst-
werken der Steinschneider. Von C. v. Dalberg.
Erfurt 1800. 8.

*).
[Seite 624]

Das hiesige akademische Museum besitzt in der
alten Schlüterschen Sammlung zwey kleine
Stücken gediegen Eisen von Johanngeorgenstadt,
die unvollkommen ästig, wie an manchen Stellen
das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Olivin-
ähnlichen Fossil gemengt sind.

**).
[Seite 624]

Nun und hiermit kommt wieder der Gehalt der
so wunderbaren Aërolithen oder Meteorsteine,
nähmlich der Steinmassen überein, die schon so
manchmahl zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz
verschiedenen Weltgegenden, aber meist unter glei-
chen Umständen, bey Explosion eines Meteors,
vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen,
welche man bis jetzt genauer untersucht, sowohl
im äußern als in ihrem Gehalt einander auffallend
ähneln, hingegen sich von allen bekannten telluri-
schen Fossilien schlechterdings auszeichnen. –

*).
[Seite 625]

Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.

*).
[Seite 628]

Ein Stück, so ich davon besitze, hat mir Herr
Baronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr.
König in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst
bey Gale auf Ceilan gebrochen hatte.

*).
[Seite 629]

Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalk-
erde nur in den opaken, nie in den durchsichti-
gen Boraciten.

*).
[Seite 630]

So wie aber die Thonerde in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist
so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte
verbunden werden, daß er am Stahl Funken
gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin
T.
V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen
der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz
der Zähne.)

**).
[Seite 630]

Traité complet de la Chaux carbonatée et de
l'Arragonita
, par le Cte. de Bournon. Lond
.
1808. III. vol. 4.

*).
[Seite 631]

s. Newton's optice, pag. 271, 356, 376 und 394.
der Clarkeschen Ausgabe von 1719.

*).
[Seite 632]

Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae
scientiar. Gottingens. recentior
. 1813.

I. F. L. Hausmann im Magazin her Ber-
liner naturforsch. Gesellsch. III. Jahrg. I. Quart.

*).
[Seite 633]

‘„Tales sunt aquae qualis est natura terrae per
quam fluunt
.”’ Plin. XIV. 4.

**).
[Seite 633]

Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di
San Filippo
im Florentinischen sich absetzenden
Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen mar-
morähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt;
[Seite 634] s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schrif-
ten der göttingischen königl. Soc. der Wiss.
I. Th. S. 94. und Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch.
der zeichnenden Künste I. B. S. 463.

*).
[Seite 634]

So z.B. in der berühmten piscina mirabile,
davon oben S. 2.

**).
[Seite 634]

Vom Guadeloupe-Sinter (the Galibi stone)
worin sich die Menschenknochen eingesintert finden,
s. unten im Abschnitt von den Versteinerungen.

*).
[Seite 635]

Von dem berühmten zu Tabriz in Persien und
seiner Formation s. Jam. Morirr's second
Journey through Persia
. Lond
. 1818. 4. p. 284.

*).
[Seite 639]

Zu welchem auch der Niederägypten befruchtende
Nilschlamm gehört.

*).
[Seite 640]

s. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

*).
[Seite 641]

s. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.

*).
[Seite 642]

Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse
von einer Bergleiter befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am
Harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durch-
messer und von einer ausnehmenden Schönheit
angesetzt hat.

*).
[Seite 655]

Diesen Namen hat derjenige Granit, aus welchem
die bewundernswürdigsten Denkmahle der altä-
gyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen wor-
den, von seinem Fundort bey der Stadt Syene
am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Ga-
binetto del collegio Nazareno
1792. T. II. p. 238
‘„I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno
per base un felspato rossigno con quarzo fragile
semitrasparente, e mica nero.
”’ – Vollkommen
so sind die Proben von rothem antiken Granit in
meiner Sammlung; namentlich eine vom Obe-
lisk des Rameses, und eine von der Säule Kais.
Antonin's. – Und Hr. Prof. Wad, der die
echten frischen Bruchstücke, die sich von den be-
rühmtesten römischen Obelisken in der Sammlung
des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste
geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his specimini-
bus clare patet Syeniten Plinii esse granitem
nostrum stricte sic dictum
(ex quarzo, feld-
spato, et mica
)”’ s. Dess. Fossilia Aegyptiaca
musei Borgiani
. Velitris
1794. 4. pag. 1. u. f. –
Vergl. auch H. Petrini bey Zoega de origine
obeliscorum
. Rom
. 1797. fol. pag. 648. Zu-
wahl aber W. Hamilton's Aegyptiaca. Lond.
1809. 4. pag. 68. not. †); und de Rozière in
der großen Deser. de l'Egypte. Hist. nat. T. II.
1813. pag. 45. und T. III. 1818. pag. 461.

*).
[Seite 656]

Die schwerste Last, die je durch Menschenkunft be-
wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil, nur 973537 Pfund. – s. des Grafen Car-
bury monument élévé à la gloire de Pierre
la grand. Par
. 1777. Fol.

*).
[Seite 656]

So namentlich, obschon nur in geringer Menge,
in einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken
auf dem Harz, die an gewissen Stellen, und selbst
in kleinen Stücken, so wie der obgedachte vom
Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Serpen-
tinfels, die Richtung der Magnetnadel invertiren.
s. J. Fr. L. Hausmann im Hannöverischen
Magazin 1801. St. 84 u. f.

*).
[Seite 659]

Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die
ganz eigene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer
ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten
und vermutlich ältesten aller bekannten Denkmahle
menschlicher Kunst, nemlich die wunderbaren
mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bey
Bombay mit ihren abenteuerlichen theils colossa-
len Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendi-
gen Felsen selbst aus dem Ganzen gehauen sind.
Die Probe die ich davon besitze die mir Chs.
Townley von der berühmten Gruppe in seinem
Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht,
so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlag-
ne Idole die ich in London gesehen, aus einer
Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisen-
schüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger
Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt ist.
– Mehr davon habe ich in dem Specimen histo-
riae naturalis archaeologicum
p
. 28 u. f. gesagt.

*).
[Seite 660]

Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsene
Feuersteingerölle versteinte Cellularien enthalten.

*).
[Seite 661]

Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist
mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und
ihre Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die
Mergelartige allgemach erweichte des schräggeleg-
nen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im
C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben
am 2. Sept. 1806 verursacht, der das Goldauer-
thal überschüttete.

*).
[Seite 663]

Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi
vit. Peireskii ad. a
. 1630. pag. 150.

*).
[Seite 665]

Von der Entstehung derselben s. de Lüc's geolo-
gische Briefe; im Voigtischen Magazin IX. B.
4. St. S. 37.

*).
[Seite 666]

s. Hornemann's Tagebuch. S. 10. 20.

*).
[Seite 667]

Fr. Stromeyer de polyhalite, nova e salium
classe fossilium specie
, im IVten B. der. Com-
mentat. Soc. Gotting. recentior
. p
. 139.

*).
[Seite 668]

Der so genannte Atramentstein oder Kupfer-
rauch ist ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen
[Seite 669] leerer Räume in den Gruben gebrauchten, zusam-
mengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser durch-
zogen worden, und woraus dann (z.B. in Goslar)
der mehreste Vitriol gesotten wird.

Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den
Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen, II. Th.
S. 92.

*).
[Seite 670]

s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeu-
gung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.

*).
[Seite 671]

s. Götting. gel. Anz. 1818. S. 2073.

*).
[Seite 671]

Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich
den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff-
nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans-
actions for
1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.
und Beytr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.

*).
[Seite 675]

Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal im-
mer wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen
wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht
thut; dagegen springen brennende Stückchen von
diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was
hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht.

*).
[Seite 676]

In einer überaus instructiven Suite zur Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von
Finkenstein Schönburg meine Sammlung be-
reichert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini, Blattae, etc.

**).
[Seite 676]

Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr
selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte
mandelförmige Samenkapsel des ehemahligen
Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des Hrn. Medicinalraths Hagen zu Königsberg
besitze.

*).
[Seite 677]

Der von Barbados wird als ein bewährtes Heil-
mittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und so-
gar bey krebsartigen Uebeln gebraucht.

**).
[Seite 677]

Diese persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägypti-
schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt worden.

*).
[Seite 678]

Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle ei-
ner catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treib-
holz halten wollen, das, so wie das frische an den
Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben
S. 542. not. *.) durch Strömungen etc. in solche
mächtige Lagen zusammengeschwemmt worden sey.
Mir scheint hingegen manches Treibholz, wie z.B.
dasjenige so thier zu Lande bey Stade angeschwemmt
wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-
Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus
Flözlagen von bituminösen fossilen Holze losge-
rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.

*).
[Seite 679]

Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durchzo-
genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern
(S. 541.); in theils Gegenden auch von Heide-
kraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuer Entstehung, wodurch denn manche
Naturforscher bewogen worden, den Torf über-
haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. In-
deß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergeht, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.

**).
[Seite 679]

Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die
Güte des sel. Prof. D'Annone besitze.

*).
[Seite 682]

Ich habe bey den Versuchen, die ich über den so
genannten Galvanismus angestellt, im Herbst 92
gefunden, daß der Graphit dieselbe eben so gut
als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur
Belegung der entblößten Nerven, oder als Con-
ductor gebraucht werden.

**).
[Seite 682]

Doch besitze ich auch durch die Güte des sel. Ba-
ron von Asch, als eine exotische Seltenheit, aus-
nehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des
nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen
sich die Tschuktschen und andere benachbarte Po-
larmenschen, auch auf der gegenüberliegenden Küste
des nordwestlichsten America, zur Schminke und
statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs-
stücken bedienen.

*).
[Seite 683]

Die Identität des Durchgangs der Blätter in den
beiderley Krystallisationen dieses Edelsteins, der
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Folge von Demanten in meiner
Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei-
fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie
nach den verschiedenen Richtungen geklovt hat.

*).
[Seite 684]

Optice pag. 270. 272. der oben (S. 631) an-
geführten Ausgabe.

**).
[Seite 684]

s. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in den
Göttingischen gelehrten Anzeigen vom Jahr 1805.
S. 1777 u. f.

*).
[Seite 690]

Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt
das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me-
talls sogar auf = 23286.

**).
[Seite 690]

So besitze ich z.B. vom Hrn. Dr. Wollaston
Platindrahte von der bewundernswerthen Fein-
heit von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/8100 Zoll
Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

*).
[Seite 695]

Des festen = 14391 (Gehlens Journ. IV. B.
S. 434.)

*).
[Seite 697]

Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern,
die aus Vernachlässigung des solidern Petrefacten-
Studiums entstanden sind, gehört unter andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
losungen des schaligen Quecksiber-Leber-Erzes,
oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für
wirkliche Versteinerungen gehalten haben.

*).
[Seite 698]

Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der
zweyten Formation, heißt das so auf vitrioli-
schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge bey Goslar etc.) mittelst des
Eisens gefällt wird.

*).
[Seite 704]

s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and
composition of the different states of Iron
; in den
philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f.
bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz,
des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin 1. B.
1. St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.

*).
[Seite 705]

Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika-
nischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks
verdanke, unterscheidet sich von dem sibirischen
besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich
nähernde Farbe.

*).
[Seite 706]

Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepa-
tico ac radiato auctor
.) im IIIten B. der Com-
mentat. recentior. Societ. Reg. scientiar. Got-
tingens
.

*).
[Seite 707]

s. Hausmann de relatione inter corpor. natur.
anorganic. indol. chemicas atque externas
p
. 34.

Hrn. Hofr. Stromeyers chemische Analyse
des Mangnetkieses s. in den Götting. gel. Anz.
1814. St. 147

*).
[Seite 708]

Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola
de natura fossilium. L.
V. p. 604.

*).
[Seite 712]

So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath durchzogenen Kugeln von
Aberlady in Lothian, die durch Dr. Hutton's
Theorie der Erde berühmt worden. s. Faujas-
Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc.
T. I. p. 124 und Girtanners Darstellung des
Darwinschen Systems. II. B. S. 324. u. f.

*).
[Seite 713]

s. Hrn. Hofr. Hausmann im VIten B. der Denkschr.
der K. Akad. der Wiss. zu München. II. Abth.
S. 233.

*).
[Seite 715]

Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in
dergl. besondern Gestalt gesehen habe.

**).
[Seite 715]

Die berühmten Slickensides in den derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des da-
sigen dichten Flusses (S. 645.), die wie mit einem
dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff be-
[Seite 716] stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen
durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio-
nen. – s. W. Jones's physiological disquisi-
tions
. Lond
. 1781. 4. p. 5. 11 u. f.

*).
[Seite 718]

Doch thut dieß das reine Zinn von Malacca nicht.

*).
[Seite 719]

Seifenwerke (Engl. stream-works) sind eine
eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz-
führenden Ganggebirgen, die theils zu mehreren
Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und
theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und
ihrer Gänge gefüllt find; und wovon z.B. die
bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey St.
Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen
sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog.
Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen
aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2.B.
S. 143.

*).
[Seite 721]

Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb
so viel Bley zusammengeschmolzen gibt das so
genannte rosensche Metall, das schon im kochen-
den Wasser schmilzt.

*).
[Seite 725]

Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen ko-
walty
, Erzhaltig. s. Adelungs Wörterbuch.

*).
[Seite 727]

Gediegen ist der Nickel auch, aber nur in gerin-
gen Procenten dem oben (S. 70 u. f.) gedachten
gediegenen Eisen beygemischt; und zwar (nach
Howard) dem Sibirischen zu 17, dem Südameri-
canischen aber zu 10. p. C.

*).
[Seite 731]

s. Götting. gel. Anz. 1814. 47. St.

*).
[Seite 740]

Eins von vielen merkwürdigen Fossilien, womit
der verdiente Sir Charles Lewis Giesecke
bey seinem fast achtjährigen Aufenthalt daselbst
die Wissenschaft bereichert hat.

*).
[Seite 742]

Götting. gel. Anz. 1818. S. 1521.

*).
[Seite 743]

Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen
archaeologiae telluris etc. Götting
. 1803. 4.
mit Kupf. und im XV. B. der Commentat. Soc.
Reg. Scient. Gottingens
.

*).
[Seite 745]

Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die dessen ungeachtet wegen ihrer Lage, worin sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit
Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten
Welt (Elephas primigenius), dessen ausgestopftes
Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der
Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist.

*).
[Seite 747]

Der Güte des Hrn. Hofr. Stromeyer verdanke
ich blaulichschwarze Ostraciten in bräunlichgrauen
splittrigen Flözkalk die am Taillon auf den Py-
renäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.

*).
[Seite 748]

s. die Umgebungen von Muggendorf; ein Taschen-
buch von G. Aug. Goldfuß. Erlang. 1810. 12.

*).
[Seite 749]

Hr. Obercommiss. Dr. Westfeld über die letzte
Ausbildung der obersten Erdrinde der Gegend um
Göttingen in den hiesigen gel. Anzeigen 1809.
106. Stück.

*).
[Seite 752]

Ch. König on a fossil human Skeleton from
Guadaloupe
in den Philos. Transactions for
1814. tab. 3.

und in meinem Specimen archaeologiae telluris
alterum
(1816.) das Epimetrum p. 22. u.f.

Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver-
meynter homo diluvii testis und die Pfoten von
Palmatis in bituminösen Mergelschiefer, die der
sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen,
jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat
Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im
III. B. der Memorie della Società italiana
S. 452 u.f.), daß die zusammengefinterten Kno-
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen
nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-
kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen-
breschen erhalten, und nach aller streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die
ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze.

*).
[Seite 753]

Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen. 1. St. Leipz. 1795. 8.

**).
[Seite 753]

L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch für
Forst- und Jagdfreunde, für 1800. S. 159 u. f.
und J. Weib. Neergaard Beyträge zur ver-
gleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127 u. f.

***).
[Seite 753]

s. Voigts Magazin. V. B. 1. St S. 16 u. f.

†).
[Seite 753]

(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'ele-
phans et de rhinoceros qui se trouvent en Alle-
magne
etc
. I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.;
und Hr. Baron Cüvier in dem angeführten clas-
sischen Werke.

*).
[Seite 754]

Hollmann in comment. Societ. scient. Gottin-
gens
. T
. II. pag. 215-280. und Cuvier
a. a. O. – s. Voigts neues Magazin. XII. B.
S. 97. u. f.

**).
[Seite 754]

s. Hrn. Geh. Hofr. Voigt in seinem Magazin
III. B. 4. St. S. 2 u. f.

***).
[Seite 754]

Rembr. Peale's Account of the Skeleton of
the
Mammoth Lond
. 1802. 4. Cuvier.
a.a.O. und A. C. Bonn in den natuurlyke
Verhandel. der Maatsch. der Wesensch. to
Haarlem
. IV. B. 2. St.

*).
[Seite 755]

D. Jos. Garriga Descripcion del Esqueleto de
un quadrupedo muy corpulento y raro
. Madr
.
1796. 4. und Cuvier a.a.O.

**).
[Seite 755]

Cuvier a. a. O.

***).
[Seite 755]

Ueber den Ornithochephalus priscus und brevi-
rostris
in den neuern Bänden den Denkschriften
der Königl. Acad. der Wissensch. zu München.

†).
[Seite 755]

S. Hrn. Geh. Assist. Rath von Hoff in s. Magazin
über die gesammte Mineralogie. I. B. S. 283. und
Hrn. Bar. Cuvier a. a. O.

††).
[Seite 755]

Andreä a.a.O. tab. 15. fig. 6.

*).
[Seite 756]

S. Hrn. Hofr. Voigt a.a.O. tab. 1. fig. 1.

**).
[Seite 756]

Hrn. Geh. Rath von Sömmerring über die
Lac. gigantea der Vorwelt; und über den Cro-
codilus priscus
. Beide in den neuern Bänden
der Denkschr. der Königl. Akad. der Wissensch.
zu München.

***).
[Seite 756]

B. FaujasSt. – Fond histoire naturelle de
la Montagne de St. Pierre de Maestricht
. Par
.
an VII. 4.

*).
[Seite 757]

Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19

**).
[Seite 757]

S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia
Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in
den Transactions of the Royal Irish Academy.
Vol. V. 1794. p. 281.

*).
[Seite 758]

Specimen archaeologiae telluris I. (1803.)
tab. 2. fig. 5.

*).
[Seite 759]

vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai
sur la Géographie mineralogique des Environs
de Paris
. 1811. 4.

**).
[Seite 759]

Specimen archaeolog. tellur. I. t. 1. fig. 1.

***).
[Seite 759]

Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mine-
raloge Guettard bey fossilen Conchylien ganz be-
zweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Pa-
ris
v. J. 1759. S. 204. 206.

*).
[Seite 760]

In dem eben angeführten Specimen I. tab. 1. fig. 4.

**).
[Seite 760]

S. de Saussure voyages dans les Alpes vol. I.
tab. 2. fig. 5. 6.

***).
[Seite 760]

de Saussure l. c. fig. 1-4.

†).
[Seite 760]

S. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Erde
und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.

††).
[Seite 760]

S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1.

†††).
[Seite 760]

C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B.
S. 135. u. f.

*).
[Seite 762]

S. Wiedemanns Archiv für Zoologie etc. IV. B.
S. 1. tab. 1. und Karsten im Magaz. der Berlin.
naturforsch. Gesellsch. 3ter Jahrg. 19 Quart. S. 95.

**).
[Seite 762]

Brander l. c. tab. 2. fig. 37. 38.

***).
[Seite 762]

S. Voigts Magazin V. Bd. I. St. S. 14. u. f.
tab. 2.

†).
[Seite 762]

Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8.

††).
[Seite 762]

s. Andreä a.a.O. tab. 14. fig. d. S. 265. u. f.

*).
[Seite 763]

Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac
lithophytis prodromus
. Hamb
. 1719. 4.

Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri-
norum.
Goett
. 1784. 4.

Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f.
tab. 1.

**).
[Seite 763]

Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. – Die
Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchi-
schen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet
ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.

*).
[Seite 764]

Specimen archaeologiae telluris I. tab. 3. fig. 12.

*).
[Seite 765]

Specimen alterum fig. 7.

**).
[Seite 765]

J. Jac. Scheuchzer herbarium diluvianum.
Lugd. Batav. 1723. Fol.

E. Fr. von Schlotheim Beschreibung merk-
würdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteine-
rungen. 1ste Abthl. Gotha. 1804. 4.

*).
[Seite 766]

Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das
auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im
Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen und sich jetzt
in meiner Sammlung befindet, s. das Mineralien-
Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Ver-
fasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge
S. 41 u. f.

**).
[Seite 766]

Specimen alterum fig. 3. 4. wo ich auch fig. 1. 2.
einen ächten Karpachat mit einigen unverkenn-
[Seite 767] baren stachlichten Perikarpien (der Form nach fast
wie von Bunias orientalis) in einem orientalischen
Chalcedon abgebildet habe.

*).
[Seite 767]

Im gleichen Specimen p. 15 u.f.

**).
[Seite 767]

Faujas St. Fond im Journal des mines 1797.
an V. Triemstr. 4. tab. 25.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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