Table of contents

[binding_recto] [interleaf] [interleaf] [interleaf]
[titlePage_recto]
Handbuch
der
Naturgeschichte
Abbildung Titelseitexxx
Zwölfte rechtmäßige Ausgabe.

Göttingen,
1830.

In der Dieterich'schen Buchhandlung.
[titlePage_verso]
Ex
Bibliotheca
Regia Acad.
Georgiæ
Aug:
[titlePage_recto]
Handbuch
der
Naturgeschichte
.
[interleaf]

Vorrede.

[[III]]

So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auf-
lage dieses Handbuchs ans Licht, das, mehrere Nach-
drücke desselben ungerechnet, auch in mancherlei
Sprachen (– ins Englische, Französische, Italiänische,
Holländische, Danische und Russische –) übersetzt
worden, kurz, wie man spricht, sein Publicum ge-
funden hat.

Es bedarf dabei nicht erst der Versicherung,
daß diese abermalige Ausgabe mit ganz bedeuten-
dem Zuwachs und Berichtigungen ausgestattet wor-
den, wovon ich namentlich im mineralogischen Theile
Vieles der Güte meiner theuren Freunde und Col-
legen, der Herrn Hofräthe Stromeyer und Haus-
mann
verdanke.

Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen
Ausgaben mag auch in dieser seine Stelle finden.

Ich habe eben in jenen mineralogischen Ab-
schnitten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech-
tern und den darunter begriffenen Gattungen ge-
[Seite IV] sprochen. Denn, daß man in der Mineralogie
die Fossilien in genera, und species eintheilt, und
genera auf deutsch Geschlechter, so wie die spe-
cies
Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens
unter den gelehrten und philosophischen Mineralogen
Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht
sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem
Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht
und Gattung in diesem von jeher angenommenen Sinne
brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile
das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus
brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von
gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik beliebt ist.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der
diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten
Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber
wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten
Eingriffe in den Sprachgebrauch

‘„quem penes arbitrium est, et jus, et
norma loquendi
“ ’

bei andern aufgeklarten Nationen riskirt hatte: –
daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nach-
ahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. –
Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher
und die größten unserer naturkundigen Philosophen das
verba valent sicut numi besser befolgt, und sich
[Seite V] also durch diese sonderbare Umstempelung nicht irre
führen lassen. – Und warum auch ich für meine
Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich
an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol-
gende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache
kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es
nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörter-
buch lernen –) was die ersts und Fundamental-
bedeutung des Wortes Geschlecht ist:

„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen
der Dinge:"’

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wor-
tes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an,
selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Lu-
ther's Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung
auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber
auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem
Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun
im freien Naturzustande wohl nur die Thiere von
einer specie, sich mit einander fruchtbar gatten,
[Seite VI] so versteht sich also von selbst, daß das Wort spe-
cies
, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist,
durch kein anderes deutsches Wort passender und
bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden
konnte, als durch Gattung.

3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wor-
tes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus
bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl
eben so wenig im Ernst zu befürchten, als bei dem
lateinischen Worte genus, das, wie wir in den
Knabenjahren in der Grammatik beim Unterschied
der Worte generis masculini oder femini lernen,
auch statt sexus gebraucht wird.

4. Und wenn aber auch obbesagter Reformator
im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte,
so hatte er immerhin mögen wer weiß was für
ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenk-
lichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte
ihn berechtigen, die Landessprache – d.h. den be-
stimmten einmal festgesetzten Sinn der deutschen
Worte – (da man z.B. Menschen geschlecht etc.
sagt so gut wie genus humanum) zu verkehren!
Denn, wie unser sel. Lichtenberg bei einem ähn-
lichen Anlaß sich ausdrückt:

‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf niemand
[Seite VII] gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser.
Aber die Sprache gehört der Nation,
und mit dieser darf man nicht um-
springen, wie man will
.“ ’

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der
Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bei den
deutschen Namen der Naturalien beobachtet, und
mich daher immer der allgemein angenommenen und
allgemein verständlichen, nicht aber etwa der Solö-
cismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum
brauche ich z.B. nicht das hier zu Lande gewöh-
nliche Wort Molle, sondern das allgemein angenom-
mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge ge-
bräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allge-
mein adoptirte und selbst in andere lebende und todte
Sprachen aufgenommene Kobalt u.s.w.

Anders ist der Fall mit den in der Naturbe-
schreibung von unsern neuen Systematikern zur Be-
zeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen
selbsterfundenen Kunst- und Trivial-Namen.
So billig und vernünftig es freilich ist, auch hierin
so viel als möglich die einmal ziemlich allgemein
angenommenen Benennungen beizubehalten, so kön-
nen doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und
vernünftiger ist, einen vorher gewählten Namen,
wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, ge-
gen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe
[Seite VIII] ich mich dieser an sich erlaubten, aber auch heut zu
Tage so oft gemißbrauchten und dann das Studium
der Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Frei-
heit nur in sehr wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z.B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren einheimi-
schen, allgemein bekannten und längst von classischen
Zoologen angenommenen Namen, Tatu, restituirt;
da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch
einen seltsamen Mißgriff den Namen, Rauchfuß,
Dasypus, beigelegt hatte, womit die alten Griechen,
ganz passend und völlig nach der Natur, das
rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. –
Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen
neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimi-
schen Namen (Punammustein), unter welchem
er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht
und bekannt worden, als die ihm neuerlich beige-
legte Benennung Beilstein, da ich im hiesigen
akademischen Museum, so wie in den in London be-
findlichen großen Sammlungen von südländischen
Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken
und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer aus
diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein
daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben
so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Wampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schla-
fenden Säugethieren das Blut aussaugt: da hinge-
[Seite IX] gen Linné diesen Namen dem fliegenden Hund bei-
gelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein
Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von
Früchten nährt. – Aber viele andere, nur nicht gar
zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich den-
noch beibehalten, um ja nicht die Nomenclatur und
Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last
der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Na-
turalien hier doch anders geschrieben werden, als es
insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund.
So schreibe ich z.B. Tofus und nicht Tophus,
weil es kein griechisches Wort ist; eben so Manaca-
nit
*) und nicht Menacanit, weil der Fundort die-
ses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut
wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen
Namen vorausgesetzt, weil da hundert exotische Ge-
schöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekann-
ten verständlichen Namen haben. Im Mineral-
reiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind
[Seite X] gerade die deutschen Benennungen die bekanntesten
und selbst großen Theils in andere Sprachen auf-
genommen.

Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die
sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den
vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineral-
reich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen
bei den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig,
bei vielen von denen aber, die in Deutschland selbst
ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der
Boracit etc. unzureichend gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Gegen-
stände
, die in der Verlagshandlung dieses Hand-
buchs heftweise herauskommen, (– und von welchen
schon mehrere Hefte [namentlich I. II. V. VI.] in
neuen verbesserten Auflagen erschienen sind –) beziehen
sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen
ihm zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen,
im Januar 1831.
J. F. Blumenbach.

Anweisung der Kupfertafeln.

[Seite XI]

Tab. I.

Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im menschlichen Kör-
per in natürlicher Größe (theils nach Bremser).

  • Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 364).
  • – 2. Der Vordertheil von Ascaris lumbricoides. (Eben-
    daselbst).
  • – 3. Der männliche spiralförmige Trichocephalus
    dispar (S. 365).
  • – 4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer
    (S. 366).
  • – 5. Fünf Hinterglieder der Taenia solium (S. 367).
  • – 6. Drey und zwanzig Hinterglieder der Taenia vul-
    garis
    (Ebendas.)
  • – 7. Das Vorderstück vom Regenwurm (S. 365).
  • – 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S. 357)
    stark vergrößert.
  • – 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, Tu-
    bularia sultana
    (S. 413) stark vergrößert.
  • – 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen, hydra vi-
    ridis
    (S. 417) in natürlicher Größe.
  • – 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Polypen, Bra-
    chionus anastatica
    (S. 418) stark vergrößert.
  • – 12. Das Räderthier, Furcularia ratatoria (S. 419)
    stark vergrößert.
  • – 13. Ein menschliches Samenthierchen, Chaos sperma-
    ticum
    (S. 420) noch weit stärker vergrößert.

Tab. II.

Zwanzig merkwürdigsten Krystallisationen der Fossilien.


Zusätze.

[[XII]]

S. 41 Z. 20 J. B. Wilbrand Handbuch der Natur-
geschichte des Thierreichs. Gießen 1829. 8.

– 187 Z. 26 Diesel letztere findet sich auch in Nord-
america und gibt

– 326 zu Z. 12 *)

*) J. L. C. Gravenhorst Ichneumono-
logia europaea
. Vratisl. 1829. II vol. 8.

Und zum Register: Cercaria. 420. Cipollino. 526.
Crocuta. 87.


Verbesserungen.

S. 119. N. **) l. for 1824. P. I. pag. II. S. 231 Z. 4.
Scolopax. S. 255. Z. 8. Carassius.


Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt
und
ihrer Eintheilung in drey Reiche.

[Seite 1]

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde
finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und
Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers
erhalten und durch die Wirkung der sich selbst über-
lassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so,
wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten
Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert
und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die be-
kannte Eintheilung derselben in natürliche (natu-
ralia
), und durch Kunst verfertigte (artefacta).
Die erstern machen den Gegenstand der Naturge-
schichte aus, und man pflegt alle Körper zu den
Naturalien zu rechnen, die nur noch keine
wesentliche Veränderung durch Menschen
erlitten haben. Artefacten werden sie dann
[Seite 2] genannt, wenn der Mensch*) absichtlich Verän-
derungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesent-
lichen
und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle,
bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modification, nicht
anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erin-
nerung. – Denn so könnte man ein Maulthier, oder einen
Caraiben mit seinem durch die Kunst gemodelten Schedel
und dergl. mehr, aus gewisser Rücksicht auch zu den Ar-
tefacten rechnen.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu
unterscheiden sind. Daher z.B. die ehedem getheilten
Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile
bei Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rin-
denstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetra-
gener künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. An-
zeigen
1791. 188 St. –)

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums
, und 3) ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern na-
türlichen Körpern derselben Gestalt und Art her-
vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununter-
brochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung**) hinauf
[Seite 3] immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen
sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assi-
miliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das
Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst
dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachs-
thum von innen (durch innige Aneignung, intus
susceptio, expansio
).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von na-
türlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich,
wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich
nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere
Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen,
mancherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und
Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so ge-
nannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweck-
mäßigen Ganzen unter einander verbundene, Ge-
fäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper
haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur
Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nach-
kommenschaft u.s.w. nothwendig sind.

Dies Alles fehlt bey den natürlichen Körpern
der andern Art, nähmlich den Mineralien. Bei-
des, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum
(wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf),
wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich
nach eigentlich so genannten bloß physischen (mecha-
nischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung
[Seite 4] oder Ansatz homogener Theile von außen (aggre-
gatio, juxta positio
) bewirkt; folglich ist bey ihnen
weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu
erwarten*).

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten
Körper selbst, besonders in der Art, wie sie ihre
Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten
Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen
Nahrungssaft, vorzüglich mittelst zahlreicher Fasern,
die sich am untern Ende ihres Körpers befinden,
ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Haupt-
öffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers
haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt,
wohin sie, vom innern Gefühle des Hungers getrie-
ben, ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art
sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu
verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unterschei-
dungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn
viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen Wasserlinsen, sind
nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszei-
ten etc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken,
bald wieder auf die Oberfläche des Wassers steigen u.s.w.
Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthie-
ren, zumahl unter den Conchylien, Corallen etc. die ihren
[Seite 5] einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder ver-
lassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natürlichen
Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und
der organisirten wieder unter einander (§. 3.), ist
nun der Grund der bekannten drey Reiche,
worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht
hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte
die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte
organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nah-
rung mittelst willkürlicher Bewegung suchen, und
selbige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte or-
ganisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren
sehr homogenen Nahrungssaft ohne willkürliche Be-
wegung mittelst der Wurzeln einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft
nach den physischen (mechanischen und chemischen)
Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungs-
kraft etc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisir-
ten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine
bestimmten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zu-
geben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Metaphern
von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet,
als ob überhaupt keine bestimmbaren Eintheilungen der
Naturalien in Reiche u.s.w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt
nicht vergessen, was so oft den Gegenständen der Erfah-
[Seite 6] rung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das, was
sie sind, richtig anerkennen und von andern unterschei-
den, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen aus-
finden und angeben kann*). – So sagte z.B. Linné:
‘„nullum characterem hactenus eruere potui, unde
Homo a Simia internoscatur
.“ ’ Nun glaube ich zwar
in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität
angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den
noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt), so
wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkenn-
bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hof-
fentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit
gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. –
Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver-
schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwar-
tete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die
dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen
diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z.B.
die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige;
und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu
jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deß-
halb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so
ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel
während seines Winterschlafs. – So gibt es unter den
Molusken Geschlechter, wie z.B. die Sepien, die sich
von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen,
und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fi-
schen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse
nun die Scheidewand zwischen diesen beiden Classen
aufgehoben werden. – Und eben so wenig wird Jemand
im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier- und Pflan-
zenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an
gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen
Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z.B. die son-
derbaren Bewegungen mancher Mimosenarten, und des
hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an
sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebe-
[Seite 7] nen Charakter der Animalität eingreifen. So wenig als
hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-Poly-
pen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Cha-
rakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-
Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Au-
ster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür-
liche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey
keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der
Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Einwendung
gegen die Naturreiche etc., die sich auf die so geprie-
sene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe gründet,
eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von
Netz etc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie
im Studium der Naturgeschichte in sofern ihren unver-
kennbaren Nutzen zum regulativen Gebrauch, als sie den
Grund eines so genannten natürlichen Systems ab-
geben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und
auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und
der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft unter-
einander zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden
Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan
seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit
und den Zusammenbang derselben darin suchen zu wollen,
daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung
thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer
äußern Form so fein stufenweise auf einander folgten,
das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer
Prüfung sich selbst widerlegte*).

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorg-
fältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in
der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzu-
sehen, wie sehr darin einerseits sich ganze Haufen von
Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast un-
übersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In-
[Seite 8] secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu-
sammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste-
hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eigenen
Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Lei-
ter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht
werden können (wie z.B. die ganze Classe der Vögel;
die Schildkröten, die schon gedachte Sepien u.a.m.). –
Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z.B.
bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so
durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man
folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern
trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Sexualform
beiden auf weit von einander entfernten Sprossen ihre
verschiedenen Stellen anweisen müßte. – Nun dann zei-
gen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr
gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu
Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organisirten
Körpern und den Mineralien u.s.w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstel-
lungen von Kette der Natur u.s.w. gerathen müssen,
so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Be-
hauptung mancher Physicotheologen, als ob kein Glied
aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen
dürste, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte
u.s.w. – So gut einzelne Gattungen von Thieren aus
ganzen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus Groß-
britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung
durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zu-
sammenhang verloren haben sollte, so können andere Ge-
schöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen
Erde vertilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit
manchen, z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne
daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der
Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang
der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden
dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.) Ej.
    opera. gr. lat. ex. ed. Gu. du Val. Paris. 1654. IV. vol.
    fol
    . zumahl im 11. B.
  2. C. Plinius secundus (†. im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej. histo-
    ria mundi
    l
    . xxxvii – Ein Paar saubere und correcte
    Handausgaben sind die Leidner, Elzevirische 1635. III. vol. 12.
    und die Zweybrücker 1782. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (†. 1562.)
  4. Joh. Ray (†. 1705.) Die hierher gehörigen Hauptwerke dieser
    beiden Männer werden anderwärts angeführt.
  5. C. v. Linné. (†. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12. Holm.
    1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beiden mantissae
    ib
    . 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788.
    IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache: Jo. Reinh.
    Forster enchiridion historiae naturali inserviens. Hal.
    1788. 8.
  8. J. K. W. Illiger's Versuch einer systematischen vollständigen
    Terminologie für das Thierreich und Pflanzenreich. Helm-
    städt. 1800. 8.
  9. G. L. le Clerc C. de Buffon. (†. 1788.) Ej. histoire naturelle.
    Die Orig. Ausgabe, Paris, seit 1749. XXXIII. vol. 4. oder
    LXXII. vol. 12.

Zur allgemeinen N. G.

  1. F. S. Voigt's Grundzüge einer N. G. Frankf. 1817. 8.
  2. Dess. System der Natur und ihre Geschichte. Jena. 1823. 8.
* * *
  1. H. F. Link's Urwelt und das Alterthum, erläutert durch die
    Naturkunde. Berl. 1821 u. f. II. Th. 8.

Zur geographischen N. G.

  1. C. Ritter's Erdkunde im Verhältniß zur Natur, Berl. seit
    1817. 8.

Miscellan-Werke.

  1. G. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the crea-
    tion
    . ed. 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter Band der
    gedachten Ausg. seiner Werke.)
  4. W. Paley's natural Theology. ed. 16. Lond. 1819. 8.
  5. Holländ. mit gehaltreichen Zusätzen und Anm. von J. Clarisse.
    Amst. 1810. 8.

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire naturelle. ed. 4. Lyon,
    1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée aux arts etc.
    par une Société de naturalistes et d'agriculture.
    Par
    . 1804.
    XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturelles, par plusieurs Prof. du Jar-
    din du Roi
    etc
    . Strasb. seit 1816. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich's allgemeines Polyglotten Lexicon der Na-
    turgeschichte
    . Hamb. 1793. IV B. 8.

Journale etc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773 bis 1823. XCVI B. 4.
  2. Annales des sciences naturelles. par Audouin, Ad. Brogniart
    et Dumas. Paris seit 1824. 8.
* * *
  1. Zur Naturwissenschaft überhaupt – und zur Morphologie. Von
    Goethe. Stuttg. u. Tübingen seit 1817. 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den
organisirten Körpern überhaupt.

[Seite 11]

§. 5.

Im allgemeinen werden die organisirte Körper
(§. 2.) von ihres Gleichen*) erzeugt, dann durch
eigene Kraft lebenslang ernährt, und dadurch ihre
Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn sie
zu ihrer Reife gelangt, auch ihre Fortpflanzungs-
fähigkeit
bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben
durch die Organisation ihres Baues, und durch
die mit derselben verbundenen Lebenskräfte ge-
schickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten
die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reitzende
Eindrücke (stimuli) und ihr Bewegungsvermögen,
ohne welches beides, weder Ernährung noch Wachs-
thum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur
zweckmäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge-
kehrt**), denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Körper
zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so ge-
nannte Evolutions-Hypothese bequem gefunden,
[Seite 12] und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein
anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, – son-
dern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung
als völlig präformirte Keime*) bey ihren
Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die ver-
schiedenen Generationen steckten, gleichsam wie ein-
gepackte Schachteln, in einander; und würden nur
nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch
die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. –
Eine Meinung, die doch schon sowohl durch den
dabei erforderlichen Aufwand von übernatürlichen
(hyperphysischen) Anstalten**), als durch die,
allen Gesetzen einer philosophischen Naturforschung
zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der
natürlichen [physischen]***) Kräfte, und durch die
unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfun-
gen
aller der zahllosen präformirten Keime, die
nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten,
aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte,
wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegen-
seitigen Erfahrungsgründe
widerlegt würde.

[Seite 13]

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolu-
tionshypothese
, sollen die präformirten Keime bei der
Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung
durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungs-
stoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werden.
Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das
Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden
Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß
ihrem Vater; – Batzen, die sich kurz hintereinander
mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen
oft Junge, die diesen verschiedenen Vätern äh-
neln; – zweyerlei Menschenrassen, z.B. Neger
und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittel-
schlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends
ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thie-
ren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von
der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und
dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männ-
lichen Samen, außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2.
in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bei der
Mutter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur vä-
terlichen Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerlei Kraft im männ-
lichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine
bildende –

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Generatio-
nen hindurch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeu-
gung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern
gänzlich in die andere umwandeln. – So hat man z.B.
aus der künstlichen Befruchtung der Einen Pflanzengat-
tung mittelst des männlichen Staubes von eine andern,
Samen gezogen, welcher fecundable Bastardpflanzen
gegeben; d.h. die sich zur Blühezeit abermahls mit
männlichem Stand von jener andern Gattung befruchten
lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zwey-
ten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der
ersten Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen
[Seite 14] beiden verschiedenen Stamm-Aeltern von väterlicher
und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen
ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütter-
lichen und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung
noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so
wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an
welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu
sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewan-
delt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der
Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betref-
fender Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:
‘„Gänzlich vollbrachte Verwandlung Einer na-
türlichen Pflanzengattung in die andere
.“ ’ –)

Da hat den folglich alle Präformation des seit Er-
schaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims am
Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bildenden
Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der
Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft
auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen.

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem
Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller phi-
losophischen Nachforschung*) weit angemessener,
wenn man die Entstehung der neuerzeugten organi-
sirten Körper bloß durch allmähliche Ausbil-
dung
(Epigenesis) des an sich zwar ungeformten,
aber unter den dazu erforderlichen Umständen orga-
nisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bei der vielfachen Vorstellungs-
art, die man sich von einer solchen allmählichen Bil-
dung machen kann und gemacht hat**), darauf an,
[Seite 15] sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von orga-
nisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die
uns die Beobachtung bei Entstehung derselben lehrt,
am ungezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß
der reife, vorher zwar umgeformte, aber organisir-
bare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er zu seiner
Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an
den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine
in demselben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft,
nähmlich den Bildungstrieb (nisus formativus),
zuerst empfänglich wird; – für einen Trieb, der
sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft [als
welche auch im unorganischen Reiche Krystallisatio-
nen*) u. dergl. hervorbringt] dadurch auszeichnet,
daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen
Bestimmung der organisirten Körper und ihrer
Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe
auf eben so mannichfaltig aber zweckmäßig modifi-
cirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen ver-
mag – und so [– durch die Verbindung des me-
[Seite 16] chanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe*) –] zuerst bei der Empfängniß
die allmähliche Ausbildung; dann aber auch die le-
benswierige Erhaltung dieser organischen Bildung
durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe
durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich
die Wiederersetzung derselben durch die Repro-
duction
, bewirkt wird**).

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu be-
trachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein
schnelles (so in sagen zusehends merkliches) Wachsthum,
und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß
sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Ver-
größerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden
können.

So im Gewächsreiche an manchen einfaches Wasser-
moosen, wie z.B. an der Brunnen-Conferve (Conferva
fontinalis, Ceramium caespitosum Roth.) die sich in
den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. nat.
hist. Gegenst.
tab.
49.)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei-
nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann
von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb
selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten
von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern
[Seite 17] bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig
Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend
bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfah-
rung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie
die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten
Naturkräfte für uns hienieden im eigentlichen Wortver-
stande qualitas occulta bleibt. Das hindert aber
nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wir-
kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu ver-
folgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit
des Bildungstriebes in den bestimmten dafür
empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die
eben so bestimmte Form und der Habitus aller
einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Kör-
pern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet,
auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich
nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weib-
lichen in derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben
sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte
oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancher-
lei Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Rich-
tung abweichen*).

So entstehen dann (– der bloß krankhaften,
nicht ins Gebiete der Naturgeschichte gehörigen,
Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz ge-
[Seite 18] waltsame Störungen desselben ganz widernatürliche*)
Formen der organisirten Körper, nähmlich die
Mißgeburten.

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Cha-
racter, der sonst in den beiden Geschlechtern ge-
trennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem
und eben demselben Individuum verbunden ist, die
Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie-
dener Gattung (zweyerlei Species) einander befruch-
ten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancherlei
Ursachen der allmählichen, Ausartung, die Rassen
und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an-
gebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstal-
tung in Bildung äußerer, größerer Theile. So
mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können,
so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Haupt-
classen zurückbringen**);

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzelner
Glieder. Fabrica aliena.

[Seite 19]

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage
einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten
von allen (– nähmlich unter Mißgeburten in
dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen
bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche
ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage ge-
funden –).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum
. Unter diesen die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Monstra
per excessum
. Die gemeinsten (– selbst nicht
selten unter wilden Thieren, z.B. Hasen –);
theils gar erblich, wie z.B. in den sechsfingri-
gen Familien, und bei Hühnern mit fünf oder
sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen
Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun-
gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen fol-
gen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß
die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten
Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden
Zustand unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten unter
den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen
hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der
Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls
seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt
eingeschachtelt gelegen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individua von organisirten Kör-
pern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spu-
ren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr
oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männ-
lichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge-
[Seite 20] trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst
zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl
unter den Rindvieh, Schafen und Ziegen, aber im
Menschengeschlechte sind sie noch unerwiesen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung,
wenn andere körperliche Functionen oder Charaktere,
die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bei
Individuis des andern äußern. Wenn z.B. Hirsch-
kühe und Reh-Geißen Geweihe aufsetzen; oder Fasan-
und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ-
liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder an-
dere männliche Säugethiere Milch geben*) u.s.w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen
Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch
so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des
einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom To-
talhabitus des andern; z.B. weibliche Weichlichkeit
in der Totalform des männlichen**).

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gat-
tung von einem männlichen einer andern Gattung be-
fruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde,
deren Bildung aus der beiderlei Aeltern ihrer gleich-
sam zusammengeschmolzen ist***). Da aber von der
[Seite 21] bestimmten Bildung der organisirten Körper, be-
sonders der Thiere, die behörige und für den Gang
der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer
Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung
in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu-
stande meines Wissens niemals eine Paarung und
Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt
worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei-
stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande
sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher
gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-
thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca-
narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den
Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche
Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her-
vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen
tragen (– s. oben Seite 13. –). Hingegen be-
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba-
starden aus der Vermischung vom Rindvieh und
Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh-
nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh,
jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die
von einer und eben derselben Species sich mit einander
gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort
Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gat-
tung übersetzt wird. (– davon mit mehren in der Vor-
rede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe-
[Seite 22] cifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organi-
sirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausar-
tung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Charakter,
der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und noth-
wendig forterbt, wie z.B. wenn Weiße mit den
Negern Mulatten, oder mit amerikanischen India-
nern Mestissen zeugen: welches hingegen bei den
Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie
z B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen
Brünetten Kinder zeugen*).

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabseh-
lichen Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so
hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen
oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind?
Wenigstens gibt es dann zur Entscheidung in dergleichen
Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als
die, so aus des Analogie abstrahirt sind; da hingegen
die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben,
den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommen-
schaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und
schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel
ohnehin bei den unzähligen Thieren und Pflanzen wegfällt, die
sich ohne Paarung fortpflanzen. (– s. unten §. 20. –),
so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen un-
überwindlicher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bei
Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der afrika-
nische Elephant zu einerlei Species gehören oder nicht?
Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. E. bei
der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder,
soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Er-
[Seite 23] folg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind
die Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen
hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte
man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen,
so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Spe-
cies
halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körperbau –
zumahl im Innern (und namentlich in der ganz auffallend
verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge), wenig-
stens eben so specifisch von einander differiren als Löwe
und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie
als zwey ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und
eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch
die gedachten beiderlei Elephanten für ganz verschiedene
Gattungen, weil ihr Gebiß, äußeres Ohr etc. eine so con-
stante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich
als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

Zu den mancherlei Ursachen der Ausartung ge-
hören vorzüglichst der Einfluß des Himmelstrichs,
der Nahrung, und bei Menschen und Thieren auch
der Lebensart.

Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachsthum
der organisirten Körper, und darum sind die Grön-
länder, Lappländer etc. so wie die Thiere und Ge-
wächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so
bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und
Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer
von Natur von weißer Haut etc. so wie viele warm-
blütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch
weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst
anomalisch weiße Blüthen haben u.s.w. – Dage-
gen tragen die Creolen (d.h. die in Ost- und
West-Indien von europäischen Aeltern gebohrenen
Weißen) meist das unverkennbare Gepräge ihrer
südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
[Seite 24] Farbe und ganze Constitution der organisirten Kör-
per umzuändern vermöge, davon sehen wir an un-
sern Hausthieren*), an unserem Getreide, Obst,
Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. – am aller-
auffallendsten aber bei den Verschiedenheiten im
Menschen-Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten
Beispiele.

Diese mancherlei Ursachen der Degeneration kön-
nen nun aber nach Verschiedenheit der Umstände
einander entweder unterstützen, und die Ausartung
um so schneller und ausfallender machen, oder aber
auch wieder gewisser Maaßen einander aufheben u.s.w.;
daher man in dieser Untersuchung bei der Anwen-
dung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie
kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern
Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von Eu-
ropa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung,
die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So, daß z.B. in Syrien die
Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffallend langes und
weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde etc.
so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen,
Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird
ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich
außerhalb ihres Stammes am einen Ende des-
selben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen
haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam
[Seite 25] ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich
im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil
der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie
bei den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und
dem übrigen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird
durch einen bewundrungswürdigen Proceß dem Stoff
der organisirten Körper assimilirt; der überflüs-
sige hingegen ausgedunstet; und bei den Thieren,
die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflan-
zen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als
Unrath ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist
die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen
früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von
manchen Bäumen aber, wie z.B. von der Nor-
folkinsel-Fichte (Columnia pinifolia oder Arauca-
ria excelsa
), der Kohlpalme (Areca oleracea),
dem Baobab (Adansonia digitata) etc., auch von
einigen andern Gewächsen, z.B. vom Rotang (Ca-
lamus rotang
) und so auch von manchen Thieren,
wie z.B. von vielen Gattungen der Bandwürmer
und selbst von den Crocodilen und großen Wasser-
schlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann
in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu-
zunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört
auch ihre Reproductions-Kraft, oder die
merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder
völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wie-
der ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung
[Seite 26] in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und
die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper
verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernäh-
rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wo-
durch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers
bei weitem über die größten Kunstwerke der Men-
schen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger
keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und
Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abge-
nutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine
Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und
jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße –
beigelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten
Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer-
den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mau-
sern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der
Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern
der Gewächse u.s.w. gehört. Man könnte dies
die gewöhnliche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche
, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thie-
ren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar
durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wie-
der ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zu-
nächst verwandten Thiere besitzen eine freilich sehr
eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bei
vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Was-
ser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen-
würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-
Polypen etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.

[Seite 27]

Anm.Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun
in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt;
nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4/5 der aus-
geleerten Häute rein ausgeschnitten; – und doch hat sich
hinnen zehn Monaten ein vollkommener neuer Augapfel
mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. re-
producirt, der sich bloß dadurch vom andern gesunden
Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß
ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernährung
und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so
erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsver-
mögen
(§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene
Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist ent-
weder schon jedes Individuum für sich im Stande,
sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen
sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten,
wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor-
bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten
in diesen beiderlei Hauptweisen der Fortpflanzung
lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten
bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein-
fachste Weise, ohne vorhergegangene Befruch-
tung: entweder durch Theilung, wie manche In-
fusions-Thierchen*) und Blumen-Polypen**);
oder wie bei der Brunnen-Conferve so, daß das
[Seite 28] alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu
einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nach-
her abfällt und wieder zu einem solchen Faden
ausgetrieben und umgebildet wird (– Abbild.
nat. hist. Gegenst
. tab. 49 –); oder durch
Sprossen, wie die Arm Polypen und viele Ge-
wächse u.s.w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich
fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter
beiderlei Geschlechtstheile an seinem Leibe, und
muß vorher, wenn es Thier ist, die bei sich ha-
benden weiblichen Eierchen mit männlichem Sa-
men – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen
Samenkörner mit männlichem Blumenstaub –
befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden
kann. Dies ist der Fall bei den mehresten
Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bei
manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bei den Herm-
aphroditen der vorigen Classe, in einem Indi-
viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu
befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer
zweye sich zusammen paaren und wechselseitig ein-
ander befruchtet und befruchtet werden müssen.
Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bei
wenigen Thieren; beim Regenwurm, bei manchen
Land-Schnecken*) etc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Indivi-
duis, von denen das eine die weiblichen Theile
oder Eier, das andere den männlichen befruchten-
den Saft enthält. So alle rothblütige und viele
[Seite 29] andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie
die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst
von sich, in welchen sich erst nachher das Junge
vollends ausbildet. Dies sind die eierlegenden
Thiere (ovipara). Bei andern aber wird dies
Ei so lange in der Bärmutter zurück behalten,
bis das Junge vollkommen ausgebildet worden,
und nun von seinen Hülsen befreit zur Welt kom-
men kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara di-
cuntur: quae potentia, ovipara. Harvey
.

Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eier-
legen und lebendig gebären sei, erweisen die Beispiele
der Blattläuse und Federbusch-Polypen, die sich nach
den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf
die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen,
die zwar Eier legen, in welchen aber schon das ganz aus-
gebildete Thier enthalten ist. Gewissermassen könnte man
mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen,
in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim
eingeschlossen liegt, wie z.B. bei den so genannten ägyp-
tischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich
alle Lebenskraft von ihnen, und sie sterben. Die
wenigsten aber erreichen das Ziel, das ihnen die Na-
tur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern
tausenderlei Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg,
meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet
man z.B., daß von 1000 in Europa gebohrnen Men-
schen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den
großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen, Riesen-
[Seite 30] schlangen etc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein
gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere
und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäul-
niß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer-
setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin
ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit
der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nah-
rung und Aufenthalt gegeben hatte.

* * *

Zur N. G. der organischen Körper überhaupt:

  1. Ch. Bonnet Considérations sur les corps organisés (im IIIten B).
    der Oeuvres).
  2. G. R. Treviranns Biologie etc. Göttingen seit 1802. 8.
* * *
  1. Gemälde der organischen Natur in ihrer Verbreitung auf der
    Erde. von J. B. Wilbrand und F. Aug. Ritgen.
    Gießen 1821. mit einer großen ausgemalten Charte und der
    Erklärung. 8.
  2. Dazu Wilbrand's Darstellung der gesammten Organisation.
    Das. 1809. II. B. 8.

Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 31]

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich
(oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher
so genannten Infusionstierchen etc.) den Mund
(§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen
sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt
daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft
aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hinge-
gen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig,
und wird beinahe ohne Ausnahme aus den organi-
sirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es,
durch die peinlichen Gefühle des Hungers getrie-
ben, mittelst willkürlicher Bewegung zu sich
nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu be-
wirken.

§. 23.

Bei den insgemein so genannten vollkomm-
neren
Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft
zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circu-
lirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Be-
standtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich so
genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rück-
sicht seiner Wärme bey den verschiedenen Classen
dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschie-
denheit. Bei den einen (nähmlich bey den Am-
phibien und Fischen) hält es meist ungefähr die
Temperatur des Mediums, in welchem sie sich be-
[Seite 32] finden, daher sie kaltblütig genannt werden.
Bei den andern aber, die deßhalb warmblütig
heißen (den Säugethieren und Vögeln), zeigt es in
ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine
Wärme von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder
weniger. Der Saft hingegen, welcher bei den so
genannten weißblütigen Thielen die Stelle des
Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den
Mangel der rothen Kügelchen von jenem eigentlich
so genannten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder
roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden
Zustande immer mit frischen Portionen eines zum
Leben nothwendigen Stoffes (– des so genannten
Sauerstoffs) aus der atmosphärischen Luft oder
aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es
gleiche Portionen eines andern Stoffes (– des Koh-
lenstoffes –) aus dem Körper wiederum fortschafft.
Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Proceß in
dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg-
lichst das Athemholen; welches die rothblütigen
Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische
durch Kiemen; die weißblütigen aber mittelst mancher-
lei anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen
sind, können auch Stimme (vox) von sich geben.
Der Mensch hat sich außer der ihm angebohrnen
Stimme auch noch die Rede (loquela) erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewe-
gungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Mus-
[Seite 33] keln, die bei den rothblütigen Thieren das eigent-
lich so genannte Fleisch ausmachen. Nur bei einigen
ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind
diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti-
gen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige
Muskeln, über welche der Wille nichts vermag.
So z.B. das Herz, als welches lebenslang un-
aufhörlich (– beim Menschen ungefähr 4500 Mahl
in jeder Stunde –), und zwar ohne wie andere
Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen,
als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner
schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beide Arten von Muskeln aber, bis unwill-
kürlichen sowohl als die, so sich nach dem Ent-
schlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem
ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der
Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die
Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke
der daraus entstehenden Nerven mit den Geistes-
kräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*),
so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in
Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da
hingegen einfältige Thiere, wie z.B. die hieländi-
[Seite 34] schen Amphibien, dicke Nerven bei einem sehr klei-
nen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Geschäft,
auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thie-
rischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen.
Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist aber in
den verschiednen Thier-Classen selbst sehr verschie-
den. So erhalten z.B. viele Thiere offenbar aller-
hand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die
Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die bei
andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die
Schmeißfliege z.B. und viele andere Insecten haben
Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahr-
nehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselben
mit neuen vermehren wollen. Vanini z.B. und viele
nach ihm hielten das Gefühl bei Befriedigung des Sexual-
Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger
das Gefühl beim Kitzeln unter den Achseln für einen
siebenten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl,
wodurch sich die Fledermäuse bei ihrem Flattern im Fin-
stern für den Anstoß sichern; so wie neuntens Darwin
das Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven
und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit
zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die
ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und
den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist
die Nacht zu dieser Erholung angewiesen; doch
halten sich auch manche von diesen, wie z.B. der
Siebenschläfer etc., besonders aber viele Raubthiere,
[Seite 35] wohin zumal die mehresten Fische gehören, auch
manche Insecten und Gewürme, am Tage verbor-
gen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach,
weßhalb sie animalia nocturna genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der
Oekonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Ein-
richtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs,
und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen
schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sor-
gen*), in einem tiefen Winterschlaf zubringen.
Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender
Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst
durch die erwärmende Frühlingssonne wieder erweckt
werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die
warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs
nur unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 32. –), und daß die Puppen vieler Insecten,
die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im
Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben
des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eis-
zapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die
Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel,
hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren
gemein, wie z.B. die Vorstellungskraft, die
[Seite 36] Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so
genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich
und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen,
so daß sich beim Menschen nur wenige Spuren da-
von finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe
oder Instincte. Dagegen er hinwiederum im
ausschließlichen Besitze der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*) ist das Vermögen der Thiere,
aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, inneren
Drange, ohne allen Unterricht, von freien Stücken,
sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts
Erhaltung abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz
unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der
Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig voll-
zogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen
erweislich, wie z.B., daß die Hamster auch todten
Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie
weiter anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den
innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich
bei allem guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

[Seite 37]

Unter den mancherlei Arten dieser thierischen
Triebe sind besonders die so genannten Kunst-
triebe
merkwürdig, da sich nähmlich so viele warm-
blütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung
und ohne alle vorgängige Uebung*), (als welche bei
so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z.B.
bei den Seidenwürmern etc., die nur Ein für alle
Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen kön-
nen, und wo folglich schlechterdings erster Versuch
und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein künst-
liche Wohnungen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem
Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum
Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken
zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben we-
nig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunst-
triebe aber hat er vollends ganz und gar nicht.
Was ihn hingegen für diesen scheinbaren Mangel
entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich ei-
genthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder
aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit
seyn, wovon manche Thiere**) auch einige schwache
Spur hätten; oder eine eigne Richtung der ge-
sammten menschlichen Seelenkräfte u.s.w., so liegt
wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch
den Besitz derselben erhält, das Vermögen sich selbst
zu vervollkommnen, unwiderredlich am Tage.

[Seite 38]

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum
Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organi-
sirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt
freilich eben die große Verschiedenheit der Climate,
die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm
der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so ver-
schiedene Bedürfnisse, die er durch keinen einförmi-
gen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch sei-
ner sich nach den Umständen gleichsam accommodi-
renden Vernunft auf eben so mannichfaltige Weise
zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch die-
sen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische
Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte
Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die
Lebensart, Haushaltung etc., mit einem Worte, über
das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe
nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere
zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den
kunstreichsten Handlungen abrichten kann u.s.w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr
der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf
dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung
zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit
ihr und der alten wechselseitig vorgenommen hat! Was
für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene überge-
pflanzt hat, wie z.B. Reis, Caffee etc., Pferde, Rind-
vieh etc. und was er v. v. von dorther nun wieder in sei-
nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z.B. Cartoffeln,
Taback, wälsche Hühner u.s.w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf dem
Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Men-
schen über die übrige thierische Schöpfung durch die
[Seite 39] so genannten Hausthiere; worunter man in en-
gerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere ver-
steht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be-
dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung
absichtlich ihrer Freiheit entzogen und sich unterjocht
hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die
Bienen und Seidenwürmer, so wie die Cochenill-
Insecten dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne
ist eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von man-
chen nähmlich hat der Mensch die ganze Gattung ihrem
freien Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig ge-
macht, wie z.B. das Pferd. Von andern, die er sich
zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die
ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Schwein,
Katze, Renthier, den beiderlei Camelen der alten Welt,
und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort,
sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht
werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen,
gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter
gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hän-
genden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von
beiden ist ein beständiges Kennzeichen der Unterjochung.
(– Ueber die Hausthiere s. mit mehreren den Gothai-
schen Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)

§. 40.

Die zoologischen Systeme haben sich nach dem
Linnéischen vielartig gemehrt*). Nach diesem
wird das ganze Thierreich unter folgende sechs Clas-
sen gebracht:

[Seite 40]

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit
warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig
zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang
mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut,
die aber Eier legen, und Federn haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Lungen Athem holen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut,
die durch Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf und
eingelenkte (hornartige) Bewegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem
weißen Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist
Fühlfäden (tentacula) und wohl nie eingelenkte
Bewegungswerkzeuge haben.

* * *

Die beiden letztern Classen sind aber neuerlich, zumahl von
französischen Zoologen, und vor allen von Hrn. Bar. Cüvier
naturgemäßer in mehrere vertheilt und geordnet worden, wovon
weiter unten behörigen Ortes die Rede seyn wird.

* * *

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thierge-
schichte überhaupt.

  1. Aristoteles. – Histoire des animaux, avec des notes etc. par
    Camus. Par. 1793. II. vol. 4.
  2. Aristoteles N. G. der Thiere, mit Anm. von Fr. Strack.
    Frankf. 1816. 8.
  3. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it. avium et
    animalium aquatilium; cum nomenclaturis singulorum in
    linguis diversis Europae.
    ed
    . 2. Tig. 1560. fol.
  4. Aldrovandus.
  5. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Francof. 1649–
    1653. fol.
  6. auch unter dem Titel: H. Ruysch (Frid. fil.) theatrum univer-
    sale omnium animalium
    . Amst. 1718. II. vol. fol.
  7. Ray.
  8. Buffon.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte der (roth-
    blütigen) Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  10. G. Cuvier. tableau élémentaire de l'histoire naturelle des ani-
    maux.
    Par
    . 1798. 8.
  11. und Dess. Règne animal, distribué d'après son organisation.
    Par. 1817. IV. vol. 8.
  12. A. M. Const. Duméril zoologie analytique. Par. 1806. 8.
  13. Gotth. Fischer zoognosia etc. Mosq. 1813. III. vol. 4. und 8.
  14. Lor. Oken's Lehrbuch der N. G. IIIter Th. Leipz. 1816. Il. B. 8.
  15. G. Aug. Goldfuß, Handbuch der Zoologie. Nürnberg.
    1820. II. B. 8.
  16. P. A. Latreille Familles naturelles du règne animal. Par.
    1825. 8. überf. mit Anmerk. von Dr. Berthold. Weimar.
    1827. 8.
  17. J. B. Wilbrand Handbuch der Natur-
    geschichte des Thierreichs. Gießen 1829. 8.
* * *
  1. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Beschrei-
    bungen von Jac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  2. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  3. Th. Pennant's British zoology. Lond. 1768–1777. IV. vol. 8.
  4. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel, ib. seit
    1763. gr. Fol.
  5. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des Pois-
    sons, des Cetacées, des Amphibies
    etc. marins,
    im IIten und
    IIIten Bande des voyage autour du monde par Et. Mar-
    chand.
    Par
    . 1800. 4.
* * *
  1. I. F. Brandt und I. T. C. Ratzeburg Darstellung und Be-
    schreibung der Thiere, die in der Arzneymittellehre in Betracht
    kommen. Berl. seit 1827. gr. 4.
* * *
  1. W. Elf. Leach's Zoological Miscellany. Lond. seit 1814. 8.
  2. The Zoological Journal by Th. Bell, Sowerby and N. A.
    Vigors. Lond
    . seit 1824. 8.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren.

[Seite 42]

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut
mit den Vögeln gemein; aber sie gebären lebendige
Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen
übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die
Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die
Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit
Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste
ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl
so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge
zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der
Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hin-
terbeinen.*)

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht aller**)]
Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiede-
ner Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bei
[Seite 43] einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten
straff und struppig sind, oder gar wie beim Igel etc.
steife Stacheln bilden. Bei manchen sind die
Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart
verlängert; und bei einigen, wie bei den Pferden,
Hunden etc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent-
gegengesetzter Richtung an einander und machen so
genannte Nähte (suturas). Bei andern, wie
z.B. bei den Seehunden etc. ändert sich die Farbe
mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte
(§. 16.) bei uns im strengen Winter, im Norden
aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das
Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das
große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hingegen diese
weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und ro-
then Pupillen verbunden ist, wie bei den so genann-
ten Kackerlacken im Menschengeschlecht und unter
manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thie-
ren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen
Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver-
schieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche, wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast bloß
auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei-
gentliche animalia subterranea, unter der Erde;
andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie
die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß
im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind
nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerk-
zeuge verschieden. Die mehresten haben vier Füße;
der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände; die
Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen
derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem
Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut
[Seite 44] verbunden. Bei den Fledermäusen sind sie an den
Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen
ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat-
tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus die-
ser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei
den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maaßen den
Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne
Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fisch-
schwanz vertikal, liegen. Einige wenige Säuge-
thiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca)
gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl
mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige
aber, wie der Mensch, und gewisser Maaßen auch
die Affen, Bären, Elephanten u.a.m. auf der gan-
zen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere,
und einige Wallfische ausgenommen, sind die übri-
gen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man
in Vorderzähne*) (primores s. incisores.), Eckzähne
oder Spitzzähne (caninos s. laniaros), und Backen-
zähne (molares) eintheilt. Die letztern zumahl sind
nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch
verschiedentlich gebildet. Bei den fleischfressenden
nähmlich ist die Krone scharfkantig, fast schneidend;
bei den grasfressenden oben breit und eingefurcht;
und bei denen, die sich, so wie der Mensch, aus
[Seite 45] beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein-
gedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z.B. der Elephant
und der Narhwal, haben große prominirende Stoß-
zähne (dentes exserti); andere, wie z.B. das
Wallroß, Hauzähne.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur
unter den grasfressenden, gibt es wirklich wieder-
kauende
Gattungen, bei welchen nähmlich das zu-
erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis-
senweise wieder durch den Schlund zurückgetrieben,
und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten
Mahl geschluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere
eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre
Backenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen aus-
geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho-
rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind,
so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an
denen im untern aber die nach der Zunge hin gerich-
tete innere Seite die höchste ist. Dabei haben sie
einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freie Sei-
tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au-
genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren
Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bei den ruminantibus, die zugleich ge-
spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem
noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum
ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt
nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen,
magnus venter
, franz. le double, l'herbe, la panse,
der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur
ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine
[Seite 46] Portion dieses Futters nach der andern mittelst des
zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le
reseau,
die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam
nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch
den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiederge-
kaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine
besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mä-
gen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den drit-
ten
(echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet,
le pseautier
, das Buch, der Psalter, der Blättermagen)
geleitet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung
in den vierten (abomasus, franz. la caillette, der
Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Ma-
gen anderer Säugethiere am nächsten kommt.*)

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination
scheint mir noch unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele Säu-
gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen.
Bei einigen Gattungen, wie beim Hirsch, Reh etc.
sind die Weibchen ungehörnt; bei andern, wie beim
Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner
doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form
und Lage, besonders aber die Textur der Hörner,
ist sehr verschieden. Beim Ochsen-, Ziegen- und
Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine
Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fort-
satz des Stirnbeins. Die Hörner der beiderlei Rhi-
nocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der
Nase verwachsen. Beim Hirschgeschlecht hingegen
sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochen-
artiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Ge-
weihe
, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen
und neue an ihrer Statt reproducirt.

[Seite 47]

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bei den mehresten
Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine
Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von
mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient
z.B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten
zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen andern
americanischen und Neu-holländischen Thieren statt
einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen
zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den
Springhasen zum Springen (cauda saltatoria); dem
Kängaruh zum Gleichgewicht bei seinem aufrechten
Sitzen und zur Vertheidigung etc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe
besondere Beutel von verschiedener Bestimmung
zu merken. So haben viele Affen, Paviane, Meer-
katzen, auch der Hamster u.a., Backentaschen (the-
sauros
), um Proviant darin einschleppen zu können.
Beim Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen
in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich
die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z.B. die mehresten
größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem
Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen,
wie z.B. die Raubthiere, und die Schweine mit
mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch
die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver-
bindung, welche aber von verschiedener Gestaltung
ist; da sie z.B. im Menschengeschlecht einen ein-
fachen größern Mutterkuchen (placenta) bildet,
[Seite 48] hingegen bei den wiederkauenden Thieren mit gespal-
tenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahl-
reiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane.
(cotyledones) vertheilt ist u.s.w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
puncte bestimmen; entweder nähmlich, in sofern sie
auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf
den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben;
oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar
werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten
sehen werden, die Insecten und Gewürme die bei
weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die
Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe
als der Vielartigkeit ihrer Benutzung. Die Ver-
schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrig-
keit, ihre Stärke u.s.w. machen sie für den Men-
schen auf die mannichfaltigste Weise brauchbar*).
Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich
so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu
schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittel-
baren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so
unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erd-
bodens können mit einer einzigen Art von Säuge-
thieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse be-
friedigen. So die Grönländer mit dem Seehund;
die Lappen, Tungusen etc. mit dem Renthier; die
Aleuten mit dem Wallfisch.

§. 51.

[Seite 49]

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere
fürs das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich
auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker-
bau, Lasttragen
u.s.w.: Pferde, Maulthiere,
Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Ca-
mele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Be-
wachen
etc.: Hunde. Zum Mausen und Vertilgen
anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisen-
bären etc. Zur Speise: das Fleisch vom Rind-
vieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschge-
schlecht, von Hasen, Kaninchen u.s.w. Ferner
Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse.
Zur Kleidung, zu Decken, Zelten etc. Pelz-
werk, Leder, Haare, Wolle etc. Zum Brennen:
Talg, Thran, Wallrath. Zum Schreiben,
Bücherbinden etc.: Pergament, Leder. Für an-
dere Künstler und zu allerhand Gebrauch:
Borsten, Haar, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfen-
bein u.a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen,
Därme, Sehnen und Knochen zu Tischerleim.
Därme zu Saiten. Blut zu Berlinerblau u.a.
Farben. Knochen und Huf Mark zu Seife.
Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal-
miak
etc. Endlich zur Arznei: Bisam, Bibergeil,
Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freilich meh-
rere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht un-
mittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche
reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Ge-
schlecht, fallen Menschen an. Eben diese und
noch manche andere, z.B. die Wiesel, Marder,
[Seite 50] Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische etc. vertil-
gen viele nutzbare Thiere: – oder schaden den
Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem
Getreide u.s.w. wie die Feldmäuse, Hamster,
Lemming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephan-
ten, Rhinocer, Nilpferde etc. oder gehen andern
Eßwaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fleder-
mäuse u.s.w. Gift scheint (außer etwa dem männ-
lichen Schnabelthier, dessen Sporn am Hinterfuße für
giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser
Classe im gefunden Zustande zu besitzen.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d.h. bloß
von einzelnen zum Classificationsgrunde gelegten Cha-
raktern entlehnte Systeme (systemata artificialia),
nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere
zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei-
lung z.B. ist bloß auf die allgemeinste Verschieden-
heit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben
auch Ray u.a. zum Grunde gelegt, und nach der
Zahl der Zehen etc. weiter bearbeitet. Aber hierbei
müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so
ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthie-
ren etc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnun-
gen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die
andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne
zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf
dem man aber nicht minder, bald auf die unnatür-
lichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver-
bindungen stößt*). Das Geschlecht der Fledermäuse
muß nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen
[Seite 51] Gebisses bei einigen Gattungen, wenigstens in drey
verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die bei-
derlei Nashörner in zwey; – dagegen kommt der
Elephant mit den Panzerthieren, und dem formosa-
nischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung etc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres
System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet,
wobei ich mehr auf den Totalhabitus dieser
Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerk-
zeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fallen
und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum
Grund der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben,
welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach
der Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Familien
unterabgetheilt, und diese mit den bekannten Namen
einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die
ganze Classe folgende Maaßen geordnet.

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße
Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an
allen vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach
der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey
Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eich-
hörnchen, Hasel- und andere Mäuse, Murmel-
thiere, Meerschweinchen u.s.w. Springmäuse,
Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden
Thiere und einige andere Geschlechter mit ähn-
[Seite 52] lichem Gebiß. Löwen etc., Hunde etc., Bären,
Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitz-
mäuse, Maulwürfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne
Vorderzähne etc. Faulthiere, Ameisenbären,
Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd etc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit ge-
spaltenen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, aber un-
förmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere
mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß.
Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier
Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen.
Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in
obgedachte drey Familien getheilt.

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde etc., Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der
Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichten Ueber-
gang zur letzten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als
den unschicklichen Namen gemein haben, und de-
ren natürliche Verbindung mit den übrigen Säu-
gethieren schon Ray vollkommen richtig einge-
sehen hat*).

* * *

Zur N. G. der Säugethiere.

[Seite 53]
  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedibus vi-
    viparis.
    Basil
    . 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viviparis L. III.
    Bouon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus. ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de piscibus). ib.
    eod. fol.
  6. Jo. Raii synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1693. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781. II. vol. 4.
  9. Deutsch (mit Zusätzen von I. M. Bechstein). Weimar.
    1799. II. B. 4.
  10. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 8.
  11. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit 1774. 4.
  12. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium. Lips. 1777. 8.
  13. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte des Men-
    schen, und der allgemein verbreiteten vierfüßigen Thiere.
    Leipz. 1778. III. B. 8.
  14. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands. I. B.
    Leipz. 1789. 8.
  15. A general history of Quadrupeds. The figures engraved on
    wood by
    Th. Bewick. Newcastle upon Tyne
    1790. 8.
  16. Fr. Tiedemann's Zoologie. I. B. Landshut. 1808. 8.
  17. C. Illigeri prodromus systematis mammalium et avium. Berol.
    1811. 8.
  18. J. Bapt. Fischer. synopsis mammalium. Stuttg. 1829. 8.
  19. Histoire naturelle des mammifères, par Geoffroy St. Hilaire
    et Fr. Cuvier, publiée par C. de Lasteyrie. Par. seit
    1819. gr. Fol.
  20. J. C. Temminck monographies de mammalogie. Par. seit 1824. 4.

I. BIMANUS.

[Seite 54]

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum promi-
nulum. Dentes aequaliter approximati; inci-
sores inferiores erecti.

1. †. Sapiens*).

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüg-
lich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer
Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähn-
lichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu
den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freieste Gebrauch zweyer vollkom-
menen Hände
; ferner sein prominirendes Kinn
und die aufrechte Stellung seiner untern
Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der
Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch
ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männ-
lichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich ei-
nen periodischen Blutverlust in einer bestimmten
Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern
Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder
Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver-
letzten jungfräulichen Integrität anzusehen, und in
der Form und Lage bei andern weiblichen Thieren nicht
gefunden ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be-
trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe
aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist
er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.),
und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder
Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen
[Seite 55] Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als
welche auch den ganz jungen und selbst den stummge-
bornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bei-
den ausschließlichen Vorzügen das große ausschließliche
Eigenthum der Menschenspecies, wodurch sie über die
ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das
Vermögen sich selbst zu vervollkommnen
(§. 37.)

* * *

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbe-
dürftiges
Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm
bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein
Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen,
keins wird so sehr spät mannbar u.s.w. Selbst
eine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur
Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch
fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können;
daher denn bei dieser Hülfsbedürftigkeit und bei die-
sen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na-
türliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaft-
lichen Verbindung
. – Nicht ganz so allgemein läßt
sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in
allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der ge-
bornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der
Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern
so gleich sei, daß der Mensch überall so wie in Eu-
ropa
zur Monogamie bestimmt werde*).

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide
unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde,
und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem
weitesten Umfang der organisirten Schöpfung. Und in
Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und
in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht er ein
ausnehmend hohes Alter.

* * *

Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschenge-
schlecht; und alle uns bekannten Völker aller Zeiten und
aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaftlichen
Stammrasse abstammen**). Alle National-Verschieden-
[Seite 56] heiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers
sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher als die,
worin so viele andere Gattungen von organisirten Kör-
pern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter
unsern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten
fließen aber durch so mancherlei Abstufungen und Ueber-
gänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch
keine andre, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ih-
nen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Men-
schengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf
Rassen*) zu bringen geglaubt:

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wan-
gen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber
einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze über-
geht); und der nach den europäischen Begriffen von
Schönheit musterhaftesten Schedel- und Gesichts-
Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus-
nahme der Lappen; dann die westlichern Asia-
ten
, dießseits des Ob, des caspischen Meers und
des Ganges; nebst den Nordafricanern; – also
ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und
Römern bekannten Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder
wie getrocknete Citronenschalen); mit wenigem, straf-
fem, schwarzem Haar; enggeschlitzten aber gleichsam
aufgedunsenen Augenliedern; plattem Gesicht; und
seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse
begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der
Malayen; dann in Europa die Lappen, und im
nördlichen America, von der Beringsstraße bis La-
brador, die Eskimos.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

[Seite 57]

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem
Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen
Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen
Africaner, namentlich die Neger, die sich dann
durch die Fulahs in die Mauren etc. verlieren, so wie
jede andere Menschen-Varietät mit ihren benachbarten
Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem,
schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Ge-
sicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die
übrigen Americaner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Maha-
goni, anderseits bis ins dunkelste Nelken- und Ca-
stanienbraun); mit dichtem, schwarzlockigem Haarwuchs;
breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die
Südsee-Insulaner oder die Bewohner des fünf-
ten Welttheils und der Marianen, Philippinen, Mo-
lucken, sundaischen Inseln etc., nebst den eigent-
lichen Malayen
*).

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physio-
logischen Gründen die caucasische als die so genannte
Stamm- oder Mittel-Rasse angenommen wer-
den. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet,
ist einerseits die mongolische, anderseits die äthio-
[Seite 58] pische. Die andern zwey Rassen machen die Ueber-
gänge
. Die americanische den, zwischen der cauca-
sischen und mongolischen, so wie die malayische den,
zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*).

* * *

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,
lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weni-
ges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B.
sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unfri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also
wenig größer als jeder andere Mensch von guter
Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein
Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada-
gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d.h.
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-
men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in
Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung
mehr als bloß wahrscheinlich.

[Seite 59]

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos,
oder weißen Mohren*) nicht ein Mahl eine Spiel-
art, geschweige eine besondere Gattung, sondern
gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die
Pathologie als in die Naturhistorie gehört.

Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge-
misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen
weißen Mohren, und des Orang utangs: – sein
Homo lar hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder**)
sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so we-
nig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte
Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schö-
pfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hot-
tentottinnen, die vorgebliche natürliche Bart-
losigkeit der Americaner***), die Sirenen, Cen-
tauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und
Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubig-
keit unserer lieben Alten.


[Seite 60]

II. QUADRUMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le-
bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfor-
dert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den
Wendezirkeln zu Hause*).

2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro-
pomorphus, auriculae et manus fere humanae.
Nares anteriores. Dentes
primores incisores,
supra et infra
4. laniarii solitarii, reliquis
longiores
.

Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als
die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber
außer dem schon beim Menschengeschlecht angeführten
Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch
durch die schmalen Hüften und platten Lenden, aufs das
auffallend-sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus, der Orang utan, Pongo**). S.
rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte
tumida, auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

[Seite 61]

Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und
auch da in geringer Anzahl*); läßt sich, wenn er
ganz jung eingefangen worden, so wie der Schimpansee
und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Hand-
lungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen
Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen
Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch
eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S.
nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo etc. und tiefer land-
einwärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen
Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Lin-
né's
Homo lar). S. brachiis longissimis, talos
attingentibus.

Schreber. tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Mo-
lucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches
Gesicht, aber ganz auffallend lange Arme, und ist von
schwärzlicher Farbe.

4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S.
brachiis corpore brevioribus, natibus calvis, ca-
pite subrotundo.

Schreber. tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den ungeschwänz-
ten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch
leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig etc. Wohl
kaum vom inuus (Büffon's magot) verschieden. Ist auch
[Seite 62] auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freien
fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le na-
sique, la guenon à long nez
. Engl. the Pro-
boscis Monkey
). S. cauda mediocri, naso elon-
gato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die nicht
sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige
Nase auffallend auszeichnet.

6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. caudata,
barbata nigra, barba incana prolixa.

Schreber. tab. 11.

Auf Ceilon etc. Aeltere ganz kenntliche Abbildun-
gen*) dieses Affen sind durch Verschönerung von spä-
tern Copisten**) zum vorgeblichen geschwänzten Menschen
umgestaltet worden.

7. Cynomulgus. der Macacco, die (insgemein so
genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata,
naribus bifidis elatis.

Schreber. tab. 12.

Auf Guinea, Angola etc. beinahe olivengrün. Wird
unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten
nach Europa gebracht.

3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba-
boon
). Facies prolongata, minus anthropomor-
pha, nasus utrinque tuberosus, nates nudae,
coccineae, cauda
(plerisque) abbreviata. Den-
tes ut in simiis.

[Seite 63]

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat we-
nig menschenähnliches, bei manchen eher etwas vom
Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es un-
bändige, und äußerst geile Thiere.

1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocephalus.
Fr. le Tartarin). P. cinereus, auribus comosis,
unguibus acutiusculis.

Schreber. tab. 10.

In Aegypten etc. bis zum Cap. Kommt so oft in der
Bilderschrift auf den altägyptischen Kunstwerken vor*).

2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea gla-
bra, profunde sulcata.

Schreber. tab. 7.

Auf Guinea, am Cap etc., wo oft ganze Scharen
Weinberge und Obstgärten plündern sollen.

Eine größere Gattung oder Varietät davon (S. mor-
mon
, der Choras) ist in Ceilon zu Hause.

4. Cercopithecus. Meerkatze. Auriculae et
manus minus humanae. Nares laterales.
Nates tectae. Dentes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-
America einheimisch, wo es den Indianern zu einem
gemeinen Wildbret dient.

a) Cauda prehensili, die Sapajous.

1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate).
C. barbatus rufus, gutture tumido.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Scharenweis in den großen Waldungen von Guia-
na etc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop.
Belzebul) zumahl bei Wetterveränderung ein betäu-
bendes Geschrei hören läßt, das durch eine sonderbare
knöcherne Resonanzblase am Kehlkopfe (zwischen den
mächtig großen Seitenflügeln des Unterkiefers) hervor-
gebracht wird.

[Seite 64]

2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetra-
dactylis
absque pollice.

Schreber. tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll-
schwanze*).

b) Cauda non prehensili, die Sanguin-
chen
, (eigentlich Sahuichen).

3. Jacchus. der Uistiti, (eigentlich Titi). der
Nachtigallaffe, Bisamaffe. C. fuscus, juba
pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa
annulata.

Das flinke, in der Gefangenschaft gar zuthuliche
Thierchen erreicht nicht die Größe unsrer Eichhörnchen;
daher es in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes pri-
mores
superiores
4. per paria remoti, infe-
riores
4–6. porrecti, compressi, incumbentes;
laniarii solitarii, approximati**).

1. Tardigradus. der Loris. (cucang). L. ecaudatus.

Schreber. tab. 38.

Zumahl auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so wie die
folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine
spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte
Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore
et cauda griseis
.

Schreber. tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar
und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel
länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bei
manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Amei-
senhaufen.


III. CHIROPTERA.

[Seite 65]

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Körper
dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte
Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können
sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen,
oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletter-
krallen etc. bequem auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chauve-sou-
ris
. Engl. bat). Pollex palmarum et digiti plan-
tarum breves, reliqui longissimi, membranae
expansili intertexti, pro volatu.

Ein weitläufiges Geschlecht von animalibus noctur-
nis
, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt-
theile verbreitet sind.

a) Dentibus primoribus 4. utrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso in-
fundibiliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerica; der Körper von der Größe des Eich-
hörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur
anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pfer-
den etc., sondern auch schlafenden Menschen, bei welchen
er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt,
woher er denn auch den Namen des Vampyrs (Blut-
saugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linné's
vampyrus, Büffon's roussette). V. ecaudatus,
naso simplici, membrana inter femora divisa.

Schreber. tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit aus-
gespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll,
lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlech-
terdings nicht Vampyr genannt werden: findet sich schaa-
renweise in Hindustan und auf den ostindischen und Au-
[Seite 66] stral-Inseln; in größter Menge aber auf Neu-Hol-
land. Ist auf den Pelew-Inseln das allereinzige Säu-
gethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. †. Auritus. (Büffon's oreillard). V. caudatus,
auriculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der
alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber
irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile
auffallend groß.

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus,
Speckmaus. (Engl. the rearmouse). V. cau-
datus, auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem
Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Ver-
mehrt sich zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer
Zeit in Unzahl

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V.
naso foliato ferri equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.


IV. DIGITATA. (Pododactyla).

Die Säugethiere mit freien Zehen an allen vier
Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern
und Gattungen, daher jene füglich nach der Verschie-
denheit ihres Gebisses erst wieder unter drei Fa-
milien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae.
C
) Bruta.

A) Glires. (Rodentia, Scalpris dentata, Jo.
Hunter.)

Mit zwei zum Nagen bestimmten meißelartigen Vor-
derzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes pri-
mores
utrinque
2; inferiores subulati.

[Seite 67]

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf-
fon's
polatouche). S. duplicatura cutis laterali
a pedibus anterioribus ad posteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe
des petit-gris. Das schlaffe Fell, das von den Vor-
derfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite weg-
läuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen
weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'écureil.
Engl. the squirrel). S. auriculis apice barbatis,
cauda dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nor-
dischen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-
See, werden im Winter grau, und geben dann das
ächte Grauwerk, (petit-gris). Zuweilen finden sich
auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schnee-
weiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß-
und schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit-gris)
ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Mais-
feldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus). Cauda rotunda, versus api-
cem crassior. Dentes ut in sciuris.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl.
the rellmouse). G. griseus, subtus albidus, auri-
culis rotundatis, nudis
.

Schreber. tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstri-
chen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten,
den sie verspeiseten*), und in eigenen glirariis**) mä-
steten. Lebt in Eichen- und Buchenwäldern, nistet in
hohlen Bäumen; und hält langen und sehr festen Winter-
schlaf.

[Seite 68]

2. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr.
le muscardin. Engl. the dormouse). G. rufus,
pollice plantarum mutico, auriculis rotundatis.

Schreber. tab. 227.

Kleiner am Leibe als der Hausmaus. Zu ihrem Win-
terschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes La-
ger von Tangelnadeln, u.a. kleinem Gestrüppe, worein
sie sich vergräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in
praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda sub-
sesquiunciali, auriculis nudis vellere molli laten-
tibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco
.

Schreber. tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils
durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von
Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lem-
ming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merk-
würdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wur-
zeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die
Tungusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vorrath)
nachgraben.

2. †. Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus
. (Fr. le mulot. Engl. the field rat). M.
cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine
albido
*).

Schreber. tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf
. M. cauda longitudine dimidia corporis,
auribus vix vellere prominulis, palmis subtetra-
dactylis.

Schreber. tab. 186.

[Seite 69]

In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumahl den Gär-
ten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk*).

4. †. Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr.
le campagnol. Engl. the field mouse). M. cauda
mediocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.

Schreber. tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und
thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das be-
währteste Vertilgungsmittel ist wohl der englische Erd-
bohrer. Auch unter dieser Gattung finden sich hier
herum, wie unter der folgenden, Kackerlacken.

5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris.
Engl. the mouse). M. caude elongata, palmis te-
tradactylis, pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser
Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kacker-
lacken in ihrer Art), sind zuweilen so lichtscheu, daß
sie in der Hellung die Augenlieder fest zuschließen, und
für blind gehalten werden.

6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the
rat
). M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum
unguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet;
scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause**).
Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht
dem Menschen und seinen Victualien überall nach; den
Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den See-
[Seite 70] fahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese
Land- und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der
Zuckerplantagen in Westindien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ur-
sprünglich wohl in Ostindien und Persien einheimische
Wanderratte (M. decumanus. Fr. le surmulot.
Engl. the Norway rat) verdrängt, die von röthlich-
grauer Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen
Borstenhaaren durchmengt ist.

7. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, cauda
brevicula, corpore nigro fulvoque irregulariter
maculato.

Schreber. tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emi-
griren ganze Legionen von einer Gegend in die andere.
Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann
auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die
Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und her-
unter gefallen etc., mag zu der alten Sage Anlaß ge-
geben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel
regne.

8. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecau-
datus, palmis pentadactylis, incisoribus supra in-
fraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque
nullis.

Schreber. tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der
Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel
doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlie-
der haben, und folglich gänzlich blind seyn.

10. Marmota. (Arctomys). Auriculae abbrevia-
tae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in
praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la mar-
motte
). M. corpore depresso, supra fusco, sub-
tus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.

[Seite 71]

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien.
Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche
in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie
Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stundenweit
von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen
Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee ent-
blößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere
durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre,
und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Exi-
stenz wachend zu.

2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick. (Mus
ponticus
). M. auriculis minibus, cauda villosa,
corpore vario.

Schreber. tab. 211.

Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die
Größe vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.

3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro.

F. G. Sulzer's N. G. des Hamsters. Götting.
1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibirien etc.
Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen etc., wovon er
großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter-
irdischen, wohl 7 Fuß tiefen, Höhlen schleppet. Eine
Höhle hält manchmal auf 60 Pfund solcher Victualien.
Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher
nur allein in der Gothaischen Stadtflur in Einem Som-
mer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz
schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch
Kackerlacken mit rothen Pupillen.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superio-
res
2, distantes, inferiores 4 contigui, pal-
mae digitis
4, plantae digitis 3, cauda nulla.

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmotte
du Cap.
) H. palmarum unguibus planis, plan-
tarum unico subulato.

Schreber. tab. 240.

[Seite 72]

Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers.
Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem ei-
genen anomalischen Bau nach, zumahl wegen des Ge-
bisses und der Füße, schwer zu classificiren..

12. Savia. Halbkaninchen. Auriculae rotunda-
tae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Den-
tes primores utrinque
2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerica,
zumahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya.
(Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig).
S. ecaudata, corpore variegato*).

Schreber. tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der
Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säuge-
thieren. Soll jetzt kaum mehr wild gefunden werden.

2. Aguti. (Piculi). das Ferkelkaninchen. S. cau-
data, corpore ex rufo fusco, abdomine flave-
scente
.

Ménag. du Mus. nation. L. V. tab. 3.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; supe-
riores duplicati
.

1. †. Timidus. der Hase. (Fr. le lièvre. Engl.
the hare). L. auriculis apice nigris, corpore et
pedibus posticis longioribus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist unter den Fuß-
sohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart.
Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wiederzukauen**).

[Seite 73]

Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven
Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man
schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zei-
ten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen
gefunden habe*).

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen
nördlichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet sich
schon in der Bildung vom gemeinen durch einen dicke-
ren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, län-
gere Hinterbeine mit auffallend breiten Pfoten; paart
sich auch nicht mit jenem. Im äußersten Norden, wie
in Grönland etc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den
Schweizer- und Tyroler-Alpen etc. aber nur im Winter
weiß**).

2. †. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin.
Engl. the rabbit). L. auriculis nudatis, corpore
et pedibus posticis brevioribus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt,
aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch, und auf
manche Südsee-Inseln verpflanzt. Sie vermehrten
sich so stark, daß sie wohl eher [z.B. ums Jahr 1736.
auf der St. Peters-Insel bei Sardinien***)] zur Land-
plage geworden sind†); und kommen auch in ganz
wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden
liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau; und die
weißen mit rothen Augen die gemeinsten Kacker-
lacken.

Die langhaarigen angorischen (S. 24. Anm. 2.) oder
so genannten englischen Seidenhasen kommen
auch hier zu Lande gut fort.

[Seite 74]

14. Jaculus. (Dipus). Pedes antici brevissimi,
postici elongati. Cauda saltatoria, apice floc-
cosa. Dentes primores utrinque
2.

1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Pal-
mis tridactylis, plantis tetradactylis
.

Schreber. tab. 228.

Zumahl in Nordafrica, Arabien etc. Macht sich Höh-
len in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer
Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic.
Engl. porcupine). Corpus spinis tectum.
Dentes primores utrinque
2.

1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato,
cauda abbreviata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa;
nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in der Erde.
Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zu-
weilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber
nicht gegen seine Verfolger von sich schießen!*)

2. Dorsata. (Urson). H. spinis brevibus sub pilis
occultis
.

Schreber. tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay etc.
Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen
großen Schaden.

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur
einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bei den mehr-
sten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. – Die
eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige an-
dere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

[Seite 75]

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes
primores utrinque
6*); laniarii supra 3, in-
fra
1, molares 4.

1. Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson.
Engl. the hedge-hog). E. auriculis rotundatis,
naribus cristatis
**).

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal noctur-
num
. Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine
Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt
allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hin-
gegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon
von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert wor-
den) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in
sein Lager zu tragen***).

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves.
Dentes primores superiores
6†), bifidi; infe-
riores
2–4 intermediis brevioribus; laniarii
utrinque plures.

1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne
. Engl. the shrew). S. cauda mediocri,
abdomine albido
.

Schreber. tab. 160.

In Europa und Nordasien. Daß sie giftig sey,
oder den Pferden in den Leib krieche etc. sind ungegrün-
dete Sagen. Selten finden sich gefleckte oder ganz
weiße Spitzmäuse.

[Seite 76]

2. †. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo-
mine cinereo, digitis ciliatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist
jede Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt,
die die Füße zum Rudern ungemein geschickt machen.
Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier wie durch
eine Klappe zuschließen, so lange es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt be-
kannten Säugethiere. Wiegt nur 1/2 Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae.
Dentes primores superiores
6. inferiores 8;
laniarii major 1, minores 4.

1. †. Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus
. (Fr. la taupe. Engl. the mole). T.
cauda breviore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommenes
animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenhei-
ten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu
Statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann ge-
schickt schwimmen und bei Ueberschwemmung auf die
Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet sich
mitunter in der hiesigen Gegend.

2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, palmis
tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asia-
tica
heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß
ist, mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphys. (Plerisque) hallux muticus. Fe-
minis folliculus abdominalis mammarum
.

Auch bei dieses Geschlechts so zahlreichen und einan-
der im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch
das Gebiß so mannichfaltig, daß dieselben nach dem lin-
néischen System in ganz verschiedene Geschlechter ver-
theilt werden müßten.

[Seite 77]

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum.
D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris,
cauda squamosa longitudine corporis. Dentes pri-
mores
superiores
10, inferiores 8, laniarii
elongati
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nordamerica*). Daß Weib-
chen von dieser und andern Gattungen dieses Geschlechts
hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondere
Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in
deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden
ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife
Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit
in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansaugen und von
der Muttermilch nähren, bis sie reifer und vollkomme-
ner ausgebildet, gleichsam vom neuem geboren werden
können.

2. Gigantea. das Kängaruh. D. grisea, cauda
longa crassa, pedibus anticis brevissimis, posticis
longissimis. Palmis pentadactylis, plantis subte-
tradactylis. Dentes primores superiores
6. infe-
riores
2. laniarii nulli.

Hawkesworth T. III. pag. 157.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es auf-
recht sitzt, wohl mannshoch, und gegen 200 Pfund
schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist
bloß grasfressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter
langen Sätzen. wobei ihm sein mächtig starker Schwanz
zum Springstock, so wie beim Aufrechtfitzen zur Stütze,
und gegen den Angriff als kräftige Vertheidigungswaffe
dient. Das Weibchen wirft nur ein Junges auf ein-
mahl, das bei der Geburt kaum halb so groß als eine
Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr
lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14
Pfund wiegt.

3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda
brevissima. Dentes primores utrinque
2 cylin-
drici, obtusi. laniarii nulli. molares
5.

Leach vol. II. tab. 96.

[Seite 78]

Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des
Dachses. Wie es scheint, auch so ein animal noctur-
num,
das in der Erde wühlt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris-
que felina. Dentes primores utrinque
6, in-
termediis brevioribus. Lingua plerisque retror-
sum aculeata. Ungues exserti
.

1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odorifera.
Fr. la civette. Engl. the civet). V. cauda
annulata, dorso jubato cinereo nigroque undatim
striato
.

Ménagerie du Muséum national. Livrn IV.
tab. 1.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bei bei-
den Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle,
die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt,
das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet). V. cauda annulata, corpore
fulvo-nigricante maculato
.

H. n. des mammifères XVII. tab. 3.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Nasua. Coatimondi. V. rufa, cauda albo an-
nulata
.

Schreber. tab. 218.

In Südamerica. Mit einer rüffelförmigen sehr be-
weglichen Nase.

4. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr.
la moussette. Engl. the skunk, pol-cat). V. li-
neis dorsalibus albis, per caudam productis.

Schreber. tab. 122.

In Virginien, Canada etc. Hat seinen Namen von
dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere
verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von
sich gibt.

[Seite 79]

5. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo.
(Büffon's große mangouste). V. cauda basi
incrassata sensim attenuata apice floccosa
.

Ménag. du Mus. nation. L. VI. tab. 4.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen
breit geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo
es zumahl den Crocodileneiern, so wie außerdem den
Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und
häuslich machen läßt.

21. Mustela. Dentes primores superiores 6,
erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, ob-
tusiores, conferti; duo interiores. Lingua
laevis
.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße,
und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen
bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und
blutdürstig.

1. †. Martes. der Baummarder, Edelmarder,
Tannenmarder, Wildmarder, Feldmarder.
(Fr. la marte. Engl. the pinemartin). M. cor-
pore fulvo-nigricante, gula flava
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde.
Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. †. Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin). M. corpore
fulvo-nigricante, gula alba
.

v. Wildungen a. a. O.

Im mittlern und wärmern Europa und dem benach-
barten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch
die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz
. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po-
lecat
). M. flavonigricans, ore et auricularum
apicibus albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

[Seite 80]

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder.
Auch in der Barbarei. Das ganze Thier, und selbst
sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch
von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret
) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen,
ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl
keine ursprüngliche eigene Gattung, sondern eine Abart
vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt
gut zum Ratten- und Caninchen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl.
the sable). M. corpore fulvo-nigricante, facie
et gula cinereis
.

Schreber. tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz-
braunem, dickhaarigem und glänzendem Fell finden sich
um Jakuzk.

5. †. Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the
ermine
). M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben
so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräun-
lich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette
. Engl. the weesel). M. corpore ex rufo
fusco subtus albo
.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter
trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte
Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt
brächte).

22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus
excavati alterni, inferiores
6, laterales 2, lon-
giores lobati; laniarii primarii solitarii
(mi-
nimi
1–2 inter hos et primos molares), lin-
gua laevis.

[Seite 81]

1. †. Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
). U. fusco nigricans, cauda abrupta.

Ménag. du Mus. nat. III. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

In der nördlichen Erde, doch auch in Ostindien
und Nordafrica. In der Jugend lebt er meist von
Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom
Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vor-
dertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann
wohl vier Centner und darüber am Gewicht halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären
gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die klei-
nen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern
weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl
unter dem Halse langbehaart.

Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwar-
zem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm
Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung
aus, die sich gewöhnlich von Früchten und in manchen
Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus (glacialis). der Eisbär, Polarbär.
U. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.

An den Küsten und beim Treibeis der nördlichsten
Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen
Bären verwechselt werden. Er wird bei 10 Fuß lang,
und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr
geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*).

3. Longirostris. (Engl. the Petre Bear). niger,
villosus, labiis protensilibus, colli macula alba.

Catton's Animals in aquatinta 1788. tab. 20.

Tiedemann über das vermeintliche Bärenartige
Faulthier 1820. 4.

[Seite 82]

In Bengalen, wo er in die Erde gräbt. Auch dort
selten (S. 61. N.*). Von der Mittelgröße des Bären*).

4. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton
. Engl. the glutton). U. corpore rufo-
fusco, medio dorsi nigro
.

Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Seine
Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus)
auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von
ihm verschieden zu seyn.

5. †. Taxus. der Dachs. Meles. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger). U. cauda concolore, abdo-
mine nigro
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal
omnivorum
. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel,
zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen.
Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält
besonders langen und festen Winterschlaf, wobei er seine
Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

6. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U.
dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine
nigro
.

Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777.
tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden
Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine etc. nisten.
Er gibt auf den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder
folgt auch bloß der Anweisung des Honigkukuks. Hat
ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr be-
weglichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor
den Bienenstichen, und anderseits vor tiefen Bissen der
Hunde etc. gesichert ist.

7. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp,
Coati. (Büffon's Raton). U. cauda annulata,
fascia palpebrarum transversali nigra
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.

[Seite 83]

Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen
America etc. Frißt mancherlei. Bedient sich der Vor-
derpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einweichen
oder Auffischen seines Futters etc. Wird überhaupt sehr
kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinem, das
vorzüglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superiores 6, late-
rales longiores distantes, intermedii lobati, in-
feriores
6, lobati omnes, laniarii solitarii,
incurvati
.

1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl.
the dog). C. cauda recurvata; subinde digito
spurio ad pedes posticos
.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich beson-
ders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, ver-
bunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar
zum Fisch- und Robbenfang), aber auch durch mancher-
lei andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm
über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den größ-
ten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn
der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Ge-
nerationen ausbildet.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße
Varietäten einer und derselben Gattung anzusehen sind,
und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme,
ist schwerlich zu entscheiden. Doch scheinen manche Rassen,
z.B. der Dachshund, das Windspiel etc. viel Eigenes,
zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung
zu haben, so daß man diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht
wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten
kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl.
the pug-dog). Mit untersetztem, kurzem Leibe,
schwarzen Flecken an den Backen und hängenden
Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfolgenden
Rasse macht der eigentliche Bullenbeißer,
[Seite 84] Wachthund, Bluthund, molossus (Engl.
the bull-dog), bei welchem der Unterkiefer vor
dem obern etwas hervortritt.

b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le
dogue
. Engl. the mastiff). Mit stumpfem Kopfe,
hängenden lappichten Oberlefzen und glattem Haar.
Bellt dumpfig und kurz. – Ihm scheint der
Metzgerhund (Fr. le matin) nahe verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer. (– Ab-
bild. n. h. Gegenst
. tab. 6. –) Zeichnet sich
durch seine ausnehmende Größe, langes seidenarti-
ges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümm-
ten Schwanz, besonders aber durch die Art von
Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die bei ihm
ungleich größer ist, als bei andern Hunden. Da-
her sein ungemeines Geschick zum Schwimmen.
Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und
ausnehmend gelehrig*).

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien courant). Mit langem, dickem Körper,
eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren.
Das Haar bald schlicht, bald zottig. – Hierher
auch die Bracke (Engl. the spanish pointer),
der Hühnerhund, Wachtelhund und die
schön getigerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus. der Pudel. (Fr. le barbet. Engl.
the water-dog). Mit stumpfem Kopfe, und wol-
lichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schä-
ferhund, Haushund
. (Fr. le chien de ber-
ger
. Engl. the cur). mit aufrechten Ohren; der
Schwanz an der untern Seite lang behaart. –
Hierzu auch der isländische Hund, und der
Spitz oder Pommer. (Fr. le chien loup).
Auch der große St. Bernhards-Hund; und
der kleinere, den die Kamtschadalen etc. zum Zug
in Schlitten gebrauchen. – Auch die auf manchen
Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde,
die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen wer-
[Seite 85] den, und bloß vegetabilische Nahrung genießen,
scheinen zu dieser Rasse zu gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon, Engl. the lapdog,
the shock). Mit sehr langem, seidenartigem Haar,
zumahl im Gesichte.

h) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le basset.
Engl. the tumbler, the turnspit). Mit langer
Schnauze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Kör-
per, kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbrau-
nen Flecken über den Augen. – Ihm scheint der
englische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar
und struppiger Schnauze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund. Aeh-
nelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwan-
zes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier.
Engl. the grey-hound). Mit langem, zugespitz-
tem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr
schlankem Leib und Beinen.

l) Graius*). der spartanische Hund. (canis
laconicus
). Sehr groß; hält in der Bildung das
Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große dänische und der nun
ausgestorbene große irländische Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc. Engl. the Indian dog, the na-
ked dog
). Aehnelt dem Windspiel, hat aber nur
im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper ist
meist kahl, und schwarz, oder rusigbraun, fast wie
Negerhaut. (s. S. 24. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und ver-
mischen sich aber nicht nur unter einander, sondern
auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar
zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.

[Seite 86]

2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf). C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen
Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien und Irland,
ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabei schnellen
und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger
fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch
Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erschei-
nung auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten Sage
von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive). C. corpore fulvo, pedibus longioribus,
caudae apice nigro
.

Schreber tab. 94.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Nato-
lien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise um-
her; frißt Thiere, Lederwaren etc.; gräbt Leichen aus.
Manche Naturforscher haben den Schakal für den ur-
sprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simson's
Füchse für Schakale gehalten.

4. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le
renard
. Engl. the fox). C. cauda recta, apice
discolore
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl
auf den östlichen Aleuten, die davon den Namen der
Fuchsinseln erhalten haben. Frißt unter andern Früch-
ten namentlich sehr gern Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine
Abart davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be-
rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der
in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu
Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silber-
weiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)],
für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine
[Seite 87] besondere Gattung anzusehen sei, läßt sich vor der
Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. Isatis. (Engl. the
arctic fox
. Russ. Pesez). C. cauda recta, apice
concolore, palmis plantisque pilosissimis
.

Schreber. tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-
Zembla, Grönland etc. – Die mehresten sind weiß.
Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-
grau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis vir-
gatis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus
tetradactylis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerlei Vaterland mit dem Schakal, dem
sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager un-
ter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel
größer*) als jene gestreifte; findet sich zumahl in
großer Menge in Habessinien und von da südlich bis
zum Cap.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius,
lingua aspera. Dentes
primores 6 acutius-
culi, exterioribus majoribus, laniarii solitarii,
supra a primoribus, infra a molaribus remoti
.

[Seite 88]

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion).
F. cauda elongata floccosa*), corpore fulvo.

Ménag. du Mus. national. VI. tab. 2. und II.
tab. 1.

In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in
Africa; weiland aber auch in Peloponnes und Aetolien.
Auch neulich haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutsch-
land und sonst im mildern Europa Junge geworfen.
Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Le-
bensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den
Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen
Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata, capite,
corpore et cruribus nigro-virgatis
.

the Tiger, von G. Stubbs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis
Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus regelmäßig
gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch
vor dem Elephanten erliegen.

3. Pardus. der Panther, Parder**). F. cauda
subelongata, maculis obtuse angulatis, passim con-
fluentibus et annulatis.

Ménag. du Mus. nat. III tab. 1.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells
sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in
Hufeisenform, oder geringelt u.s.w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit
kleineren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast
goldgelbem Grunde beisammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's
once). F. cauda elongata, corpore albido, macu-
lis irregularibus nigris
.

Schreber. tab. 100.

[Seite 89]

In der Barbarei und Ostindien. Weit kleiner, als
die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur
Jagd (der Rehe, Gazellen etc.) abzurichten, wozu sie im
Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in
Italien und Frankreich gebraucht worden.

5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente,
maculis angulatis, ocellatis, medio flavis
.

Hist. nlle des Mammifères XVII. tab. 1.

In Südamerica. Größer als der Panther, dem er
sonst sehr ähnelt.

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore immacu-
lato fulvo
.

Schreber. tab. 104.

In Peru, Brasilien etc.; zeichnet sich durch sein
rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Namen
eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat). F. cauda abbreviata,
apice atro, auriculis apice barbatis, corpore ma-
culato, plantis palmisque amplissimis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapo-
litanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als
der Wolf.

8. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the
cat
). F. cauda elongata, striis dorsalibus longi-
tudinalibus, lateralibus spiralibus
.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da
durch die Spanier nach America überbracht worden. Die
wilde*) ist größer, als die zahme, von grauröthlicher
Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Haus-
katze begattet sich äußerst selten unter den Augen der
Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie
zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der
[Seite 90] Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten ihrer
Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse
Pflanzen, wie z.B. auf die Nepeta cataria und aufs
Teucrium marum etc.; ihr Schnurren oder Spinnen;
die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen
gegen dieselben etc. – Zu den vorzüglichsten Spielarten
gehört die angorische oder persische Katze mit
dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer
hört; die bläulichgraue Carthäuser- oder Cyper-
katze
; und die spanische oder schildpattfarbige
Katze (Tortoiseshell-cat); unter welchen letztern man
häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen
Farben (z.B. schwarz, weiß und gelbbraun), in großen
Flecken gleich vertheilt, aber äußerst selten einen
dergleichen Kater, findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus. Fr. pares-
seux
. Engl. sloth). Caput rotundatum, crura
antica longiora. Dentes primores nulli utrin-
que; laniarii
(?) obtusi, solitarii; molares cy-
lindrici, obtusi
.

1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridactylis,
cauda brevi
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana etc. Freilich ein äußerst langsames schwer-
fälliges, aber bei aller dieser Trägheit listiges und im
Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabei ein
äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt
Laub, säuft gar nicht etc.

26. Orycteropus. Caput productum rostratum.
Cauda elongata conica. Palmae tetradactylae,
plantae pentadactylae. Dentes primores et
laniarii nulli; molares infra
4, supra 5.

1. Capensis. das Erdschwein.

Buffon Supplément vol. VI. tab. 31.

[Seite 91]

Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären ge-
rechnet. Ein großes animal nocturnum, das mit sei-
nen mächtig starken Krallen in der Erde gräbt, und
fast einzig von Termiten lebt.

27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. four-
miller
. Engl. ant-eater). Rostrum productius,
lingua lumbriciformis; dentes nulli.

1. Jubata. der große Tamandua. M. palmis
tetradactylis, cauda longa jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein
Fleischerhund, und lebt doch so wie die folgende kleine
Gattung in der Wildniß einzig von den dortigen großen
Ameisen.

2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, ungue exteriore maximo, plantis
tetradactylis; cauda
prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch
fast von der Farbe des Eichhörnchens.

28. Echidna. (Tachyglossus). Corpus spinis pilis-
que tectum; rostrum elongatum, teretiusculum;
lingua lumbriciformis; dentes nulli.

1. Hystrix. E. spinis albido annulatis.

Leach's Miscellany vol. II. tab. 91.

Home in den philos. Transact. 1802. tab. 10.

So wie eine verwandte Gattung (E. setosa) in
Neu-Holland. Beide haben im innern Bau vieles, von
andern Mammalien Abweichendes, mit dem Schnabel-
thiere gemein.

29. Manis. Schuppenthier, formosanisches
Teufelchen. Corpus squamis tectum; lingua
teres; dentes nulli
.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere die-
ses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart etc. viel
[Seite 92] Aehnliches mit den Ameisenbären. Von vielen ältern
Naturforschern wurden sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon-
giore: ungulis
bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr
von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären.
Sein castanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem
Tannenzapfen.

30. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gür-
telthier
. (dasypus Linn). Corpus testis zo-
nisque osseis
cataphractum: dentes primores
et laniarii nulli
.

1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dor-
salibus
9; palmis tetradactylis; plantis penta-
dactylis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerica, bis an die magellanische Straße.
Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bei
Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kuge-
licht zusammen.


V. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von
wenigen Gattungen.

31. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa,
Dentes primores superiores
6 obtuse truncati;
inferiores
6 prominentiores; laniarii solitarii
utrinque remoti
.

1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse). E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich
mehr, aber häufig und theils in großen Heerden ver-
wilderte
, so z.B. in der Mongolei, und in Paraguay,
[Seite 93] wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America)
erst durch die Spanier überbracht worden u.s.w. Un-
ter den zahmen Pferde-Rassen*) zeichnen sich die Ara-
ber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra
herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb etc.)
durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch äußerste
Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen
die Persianer und Barben. Unter den europäischen
sind die spanischen (besonders die aus Andalusien), die
neapolitanischen und englischen die vorzüglichsten. Die
letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit,
wodurch sie sich in den Wettrennen auszeichnen**). –
Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z.B.
die Kosaken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungu-
sen, die Abiponer etc., so ist auch für die cultivirtesten
Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft,
Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich. Manche der ge-
dachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom
Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn
sie zusammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezo-
gen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass
). E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali
nigra
.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus-
thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und
findet sich jetzt zumahl in der Tatarei, unter dem Na-
men Kulan***), von da er jährlich im Herbst in großen
Heerden südlich nach Indien und Persien zu zieht und
daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als
der zahme Esel, und von ausnehmender Schnelligkeit. –
Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar
nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens
etwa in der Farbe, da es z.B. weiße Esel gibt.

* * *
[Seite 94]

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und
geben zweyerlei Bastarde, die von großer Dauerhaftig-
keit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) frucht-
bar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus,
Fr. le mulet*)], das vom männlichen Esel erzeugt,
und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der
Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau**)], der vom
Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist.
Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur
Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen
Bastarden vom Pferde- und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime re-
gularibus
.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gat-
tungen gibt, deren eine, das Guagga***), man irrig
für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd-
lichen Africa zu Hause. Es lebt heerdenweis, ist unge-
mein schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt haben
beide sowohl mit Eseln als Pferden Bastarde gezeugt†).


VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen,
unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.

32. Camelus. Cornua nulla, labium leporinum,
pedes subbisulci††). Dentes primores infe-
riores
6 spathiformes: superiores 2; laniarii
distantes, superiores 3, inferiores 2.

[Seite 95]

1. Dromedarius. das gemeine Camel. [Fr. le
dromadaire
*)]. C. tofo dorsi unico.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 4.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in
den Wüsteneien zwischen Schina und Indien, wild, ist
aber für den ganzen Orient und für das nördliche und
mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff
für die Wüsten – nennen es die Araber). Die ge-
wöhnliche Last der Carawanen-Camele ist gegen sechs
Centner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche
Meilen (– die Courier-Camele oder Heiries aber
zwey Meilen in einer Stunde –) zurück. Das nutzbare
Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in
Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur
Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den
Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür
ungeheuer viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als
die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn
an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und
zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum
Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich nie-
derlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le
chaineau
. Engl. the camel). C. tofis dorsi
duobus
.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 1.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in gan-
zen großen Heerden in Bessarabien etc. wird daselbst
seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen,
mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Llama. das Liama, die Camelziege, Gua-
naco
. C. dorso laevi, tofo pectorali.

Schreber. tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen America,
besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier ge-
braucht, und kann bei seiner mäßigen Größe doch bis
anderthalb Centner tragen.

[Seite 96]

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne).
C. tofis nullis, corpore lanato.

Schreber. tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, son-
dern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die
bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treib-
jagden haufenweis gefangen. Auch soll der occiden-
talische Bezoarstein
am öftersten in dieser Gattung
gefunden werden.

33. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Den-
tes primores superiores nulli, inferiores 8,
laniarii nulli.

1. †. Ovis. das Schaf. (Fr. la brebis. Engl.
the sheep). C. mento imberbi, cornibus com-
pressis lunatis
.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild;
scheint auch weit seltner als die Ziege wieder
verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen
alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere ge-
halten, und ist auch bald nach der Entdeckung von
America dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor
allen die spanischen, aus Segovien, und die engli-
schen
und deren treffliche Abkömmlinge auf Neu-Süd-
Wallis wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländi-
schen
mit vier, sechs oder acht Hörnern; und die
arabischen und ägyptischen mit dem großen und
wohl 40 Pfund schweren Fett-Schwanze, zu merken.
Die ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt;
groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die lü-
neburger Heidschnucken hingegen klein, und beide
Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln
haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Zie-
genhaar; und die in Südafrica noch überdies lang
herabhängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier. (musimon. Büf-
fon's
mouflon). C. cornibus arcuatis circum-
flexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis
.

Brandt u. Ratzeburg. l. t. 9.

[Seite 97]

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der
Barbarei; eine verwandte, weit größere Art aber
(das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann
im nordwestlichen America. Letzteres ein sehr schmack-
haftes Wildbret, hat mächtig starke und schwere*) Hör-
ner, und wird von einigen Naturforschern für das
Stammthier zu unserm Schaf gehalten.

3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chèvre. Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis
carinatis
.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustam-
men, der im Caucasus und den daran gränzenden öst-
lichen Gebirgen lebt, und in dessen Pansen (so wie bei
manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der orien-
talische
Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier
selbst mit dem Namen des Bezoarbocks belegt wor-
den**). – Die Hausziege (– das wichtige Haus-
thier der alten Guanchen auf den Canarischen In-
seln –) verwildert leicht wieder, und ist nun meist
eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. –
Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes
seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Ca-
melgarn, so wie aus dem äußerst seinen Wollhaar, das
die schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kash-
mir und Tibet unter ihrem gröbern, langen Haar tra-
gen, die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen
Wunderlande gewebt werden***).

4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le
bouquetin
. Engl. the wild goat.) C. mento bar-
bato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in
dorsum reclinatis
.

Meisner's Museum der N. G. Helvetiens
Nro. 1 und 6.

[Seite 98]

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so
wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines be-
jahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist
eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.

34. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata,
vel spiralia. Dentes ut in capris
.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche
Gattungen im mittlern und südlichern Asien und Africa,
zumahl aber am Cap finden*).

1. †. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois,
l'Izard). A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa
und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen
sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt ha-
ben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters
bilden sich in ihrem Pansen die ehedem berühmten so
genannten Gemsballen (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laevibus approxi-
matis
.

Schreber. tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke
flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer,
und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild weib-
licher Schönheit.

3. Oreotragus. der Klippspringer. A. cornibus
rectis subulatis, capite rufo, corpore ex flavo
virescente, cauda brevissima.

Schreber. tab. 259.

In Südafrica.

4. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A.
cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci
fusca, clunibus albis
.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

[Seite 99]

Im Innern des südlichen Africa, von wannen er
jährlich in Heerden von vielen tausenden gegen das Cap
zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

5. Leucophaea. der große blaue Bock. A. cor-
nibus recurvatis teretiusculis annulatis, corpore
caerulescente.

Schreber. tab. 278.

Nur noch im Caffetlande; übrigens aber ausgerottet.

6. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis
carinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge
seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften
Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

7. Pieta. das Nylghau. A. cornibus antrorsum
incurvis, cervice colloque jubatis, cauda longa
floccosa, pedibus albo nigroque annulatis.

W. Hunter in philos. Transact. vol. LXI.
tab. 5.

In Bengalen etc.

8. Gnu. A. cornibus antrorsum directis, apicibus
reflexis; mento barbato: juba cervicali et pectorali.

Vosmaer descr. du Gnou.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast
von der Größe eines Pferdes; und an Gebilde manches
Ochsenähnlich.

35. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Den-
tes ut in generibus praecedentibus
.

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the
ox.
) B. cornibus teretibus extrorsum curvatis,
palearibus laxis
.

Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der al-
ten Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Sibirien
gefunden, und war ehedem auch in Deutschland einhei-
misch. Ob er die wilde Stammrasse von unserem ge-
zähmten Hornvieh sei, ist neuerlich bezweifelt worden.

[Seite 100]

Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten
Rindviehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau-
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin
und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend
großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in
einigen Provinzen von England u.a.m.

Dagegen scheint's noch zweifelhaft, daß auch die in-
dische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der
bos indicus, oder Zebu*)eine bloße Varietät dieser
Gattung seyn solle.

Im Pansen des Rindviehs finden sich zuweilen Bal-
len aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt
haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Vieh-
seuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und weit
und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit
1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs-
mittel für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo).
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

Brandt u. Ratzeburg. l. t. 10.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber
nach und nach durch den größten Theil von Asien und
Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder
in Europa, wie z.B. seit dem siebenten Jahrhundert
in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen
gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes
dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divari-
catis, lunatis, longissimis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindostan.
Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse
. B. cornibus teretibus,
introrsum curvatis, vellere propendente, cauda
undique jubata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

[Seite 101]

In Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan
als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh,
zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende
Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch
einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der,
wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer
bezahlt wird.

5. Bison. der nordamericanishe Bison. B.
cornibus divaricatis brevibus, juba longissima,
dorso gibboso.

Schreber. tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt heerden-
weise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordame-
rica. Im Winter ist es über den ganzen Körper be-
haart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und
Hinterleibe kahl, und behält bloß seine große Brust-
und Nacken-Mähne.

6. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus-
qué
. Engl. the musk ox). B. cornibus deflexis,
basibus latissimis complanatis ad frontem conti-
guis; apicibus reflexis
.

Cptn. Parry's 1st voyage tab. 17.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerica
im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite
eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen
über einen halben Centner wiegen.

36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta,
fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes pri-
mores
superiores nulli; inferiores
8 spathulati,
extimo bilobo; laniarii nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe.(Nabis).

Cptn. Carteret in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. 1.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen
Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und we-
gen ihres röthlichen, schön gefleckten Felles, ein sehr
auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten, wie ein
Paßgänger, immer den Vorder- und Hinterfuß der ei-
nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren
[Seite 102] Gang haben, von dem die Bewegung des Springers
im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie auf-
recht steht, über 16 Fuß hoch.

37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut
in generibus praecedentibus
(interdum tamen
laniarii solitarii superiores
).

1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'élan.
Engl. the elk). C. cornibus planis acaulibus,
palmatis
.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 5.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das
nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the
moose-deer
*) keine eigene Gattung macht), ist sehr
hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl
über 600 und sein Gehörn 30 Pfund; läßt sich
zähmen und heerdenweise auf die Weide treiben. Die
alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie be-
fallen werde etc. brauchen jetzt keiner Widerlegung.

2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr.
le daim. Engl. the buck, the fallow-deer). Corni-
bus subramosis compressis, summitate palmata
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine
Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le
renne
. Engl. the rein). C. cornibus (in utro-
que sexu
) longis, simplicibus, teretibus, summi-
tatibus subpalmatis, juba gulari pendula
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde; theils in mäch-
tigen Heerden; kann in wärmern Zonen nicht aus-
dauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von
Renthier-Moos, das es unter dem Schnee hervorscharrt.
Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen
und Koräken zur Befriedigung der dringendsten Bedürf-
nisse des Lebens.

[Seite 103]

4. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag). C. cornibus ramosis totis tere-
tibus, recurvatis apicibus multifidis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur
unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden sei-
nes Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter
des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt.
Die größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten
von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird
ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl.
the roe). C. cornibus ramosis, teretibus, erectis,
summitate bifida
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa
und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumal nach
Castration, auffallender als bei andern Gattungen die-
ses Geschlechts durch sonderbare Exostosen entstellt.

38. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores
ut in praecedentibus generibus; laniarii supe-
riores solitarii exserti
.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk). M. folliculo umbilicali.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 7.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von
Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat
in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe
eines Hühnereies, worin sich der Bisam, dieses wichtige
Arzneimittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen.
(Fr. le chevrotain). M. supra fusco-rufus, sub-
tus albus, ungulis succenturiatis nullis
.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier
dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers
lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.


VII. MULTUNGULA. (Belluae,
die mehresten Pachydermata Cuv.)

[Seite 104]

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder
dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey
Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der
Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier
Klauen.

39. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mo-
bile. Dentes
primores (plerisque) superiores
4, convergentes, inferiores 6, prominentes;
laniarii superiores 2, inferiores 2, exserti.

1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le
sanglier
, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild
boar
, dieses the hog). S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und
überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere
aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Haus-
schwein, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze
Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen
ungemein scharfen Geruch, und ist beinahe ein animal
omnivorum
. Das Weibchen wirft nicht selten zwey
Mahl im Jahr und wohl ehr bis 20 Junge auf ein
Mahl. – In America, wohin diese Schweine aus
Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert.
(Fr. cochons marons). Auf Cuba wurden sie mehr
als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen
Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine aben-
teuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe
Spanne lang waren etc. – Die schinesischen (Fr. co-
chons de Siam
) haben kürzere Beine und einen aus-
geschweiften Rücken ohne Mähne. – In Schweden
und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit
ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war,
so wie man auch welche mit fünf Klauen gesehen hat.

[Seite 105]

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sang-
lier du Cap verd
). S. dentibus primoribus nul-
lis; laniariis superioribus lunatis extrorsum cur-
vatis; sacculis verrucosis sub oculis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Südafrica. Auch auf Madagascar.
Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großem Kopf,
spannen-breitem Rüssel, großen warzigen Fleischlappen
unter den Augen etc.

3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo mo-
schifero ad extremum dorsi
.

Schreber. tab. 325.

Heerdenweise in den wärmern Gegenden von Süd-
america. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*). S. dentibus laniariis superioribus
maximis, parallelis retrorsum arcuatis
.

Schreber. tab. 328.

Zumal auf den moluckischen Inseln. Lebt am Was-
ser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen
Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu
ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Ober-
kiefers dienen mögen? beim Weibchen sind sie weit
kleiner.

40. Tapir. Dentes primores utrinque 6; lania-
rii
4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3.

1. Americanus. der Tapir, Anta.

Schreber. tab. 319.

Das größte Landthier in Südamerica, von der Sta-
tur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel
sind ungefähr wie beim Schwein; die Oberlippe zuge-
spitzt und sehr beweglich. Gewöhnlich setzt sich's auf die
Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser,
schwimmt sehr gut etc. – Ein sehr ähnliches Thier, das
[Seite 106] Maïta findet sich in Ostindien auf Malacca und Su-
matra*).

41. Elephas. Elephant. Proboscis longissima,
prehensilis; dentes superiores eburnei exserti
.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concava,
auriculis minoribus angulosis; dentium molarium
corona lineis undulatis parallelis distincta
.

Ménag. du Mus. nat. II. tab. 2. VII. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das
größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch
und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine
auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst
gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer
Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüs-
sel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Ge-
ruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen
und ins Maul zu stecken, und zu vielerlei andern Ver-
richtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey
Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wie-
der einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem
biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er unge-
mein feine kunstreiche Handlungen verrichten, z.B.
Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken
Geld mit Einem Mahl aufheben u.s.w. Seine Nah-
rung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und
andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leichtig-
keit selbst durch schnelle Ströme. Bei der Begattung
soll er sich wie die mehrsten vierfüßigen Säugethiere be-
springen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem
Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben).
Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bei beiden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch,
die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis
8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund
wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre
alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da
[Seite 107] er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwere
Ballen etc. Berge hinauf zu wälzen im Stande ist.
Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der Beine,
und dabei so sicher, daß er auf auch ungebahnten We-
gen doch nicht strauchelt.

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte con-
vexa, auriculis amplissimis, rotundatis; dentium
molarium corona rhombis distincta
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Africa einheimische
Gattung wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses
Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß
des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins wegen ge-
fangen und geschossen.

42. Rhinoceros. Nashorn. (Abada). Cornu
solidum, conicum, naso insidens
.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrinque
quaternis, inferioribus conicis, superioribus sub-
lobatis; laniaris nullis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bei dieser Gattung mehrentheils
einzelne Horn ist bei ihm, so wie das doppelte beim
africanischen, nicht am Knochen fest gewachsen, sondern
bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis
nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Südafrica, am Cap etc. Meist mit doppeltem
Horn; das zweyte ist kleiner, und sitzt hinter dem
erstern.

43. Hippopotamus. Dentes primores superiores
remoti
, (inferiores procumbentes); laniarii in-
feriores incurvati, oblique truncati
.*)

[Seite 108]

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap Seekuh
genannt).

Buffon, Supplément vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI. tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil.
Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe,
ungeheuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen etc.
Ein erwachsenes wiegt wenigstens viertehalb tausend
Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.


VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Geschlech-
ter wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses
(so wie oben die Digitata) in drey Familien zerfal-
len. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

44. Castor. Pedes postici palmati. Dentes pri-
mores
utrinque
2.

1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver). C. cauda depressa, ovata, quasi
squamosa
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an
Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen sei-
ner feinen Haare für die Handlung, und für die Arz-
neikunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig,
das sich bei beiden Geschlechtern in besondern Behäl-
tern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten
sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfer-
tigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern
von Canada) noch in Menge beisammen finden, ihre
dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es
nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswürdigen
Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freilich in
den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der
[Seite 109] Biberhütten vieles verschönert und übertrieben worden,
so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen
Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz ver-
schiedenen Welttheilen, dabei so nach zufälligen Umstän-
den zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die
einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coa-
liti. Dentes primores superiores
6, inferio-
res
4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam
die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer
Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Ele-
menten leben zu können*).

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal).
P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Cas-
pischen, und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die
finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, be-
sonders aber für die Grönländer und für die labradori-
schen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die bei-
den letztern Völker zumal, nähren sich von seinem Fleisch,
kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und
Lederbothe damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes
Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr
Glück und ihren Stolz aus. Kann wie die nächstfol-
gende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.

[Seite 110]

2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le pho-
que à ventre blanc
). P. inauriculata, dentibus
incisoribus utrinque
4; palmis indivisis, plantis
exunguiculatis
.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.

Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig.
Auch auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit
ihrer ganzen Gesichtsbildung.

3. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 47.

Im Sommer heerdenweise auf den Inseln des kamt-
schatkischen Meers, überwintert aber vermuthlich auf
den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen
Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen
wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vie-
ler Eifersucht bewacht, und gegen seine Nebenbuhler zu
behaupten sucht*).

4. Jubata. der stellersche Seelöwe. P. auricu-
lata, collo jubato
.

Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses
Geschlechts; hat den Namen von der beim Männchen
gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

5. Proboscidea (cristata Linn.). der ansonsche See-
löwe
. (Engl. the Sea-Elephant). P. naso pro-
boscideo retractili
.

Péron voy. aux terres australes. tab. 32.

An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen
Ocean. Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen
hat die sonderbare rüsselförmige Nase.

46. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Den-
tes primores utrinque
6; superiores distincti,
inferiores conferti
.

[Seite 111]

1. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) L. plantis nudis, cauda cor-
pore dimidio breviore
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die
schönsten in Canada.

2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der
Wasserwolf. (la saricovienne.) L. badia, ma-
cula alba submentali, cauda corpore dimidio bre-
viore
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte
Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen
und innern Südamerica.

3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilosis,
cauda corpore quadruplo breviore
.

Cook's voyage to the northern hemisphere
vol. II. tab.43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste
vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-
Sund, doch auch um Corea, und zumal im gelben See.
Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen
das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

47. Ornithorhynchus. Mandibulae rostratae
(anatinae). Dentes nulli*).

[Seite 112]

1. Paradoxus. das Schanabelthier. (Engl. the
duck-bill
).

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich
von allen bisher bekannten Säugethieren durch die bei-
spiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern
aufs vollkommenste einem breiten platten Entenschnabel
ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen
zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den
Seitenrändern gezähnelt sind. Beiderlei Füße sind mit
einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern noch
vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst derselben
fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Dieses
Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren For-
men seiner Geschöpfe so reichen Australiens, unweit Bo-
tanybay.

48. Trichechus. Pedes posteriores compedes
coadunati
.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus). T. dentibus laniariis supe-
rioribus
exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bei dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten
beisammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren,
die er mit seinen Hauzähnen loskratzt. Die alten
Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue
von Wallroßriemen*).

Eine verwandte Gattung, der Dugong, ist in Süd-
indien, zumal an den Sundischen und Moluckischen
Inseln zu Hause**).

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin).
T. dentibus laniariis inclusis.

Albers icones ad illustr. anat. compar. Fasc. II.
tab. 4.

[Seite 113]

In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde,
z.B. häufig im Orinoco. Scheine zu manchen der Sa-
gen von Meerjungfern (oder Sirenen der neuern) An-
laß gegeben zu haben*).


IX. CETACEA**).

49. Monodon. Dens alteruter maxillae superio-
ris exsertus longissimus, rectus, spiralis
.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge
hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferkno-
chen Einen), die aber von ungleicher Größe sind, und
beim Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden wer-
den, sondern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuwei-
len so lang als der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.

50. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco su-
periorum corneae
.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale). B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

Das größte aller bekannten Thiere***), das über
100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den
[Seite 114] Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im atlanti-
schen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heu-
tiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70
Fuß lang. Der ungeheure Kopf macht wohl ein Drit-
tel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist meistens
schwarz oder mit weiß gemarmelt etc., hin und wieder
dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamt-
schadalischen Insulanern und den nordwestlichen Ameri-
canern gibt dieses ungeheure Thier victus et amictus etc.
Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon
ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch-
thrans und der Barden wegen, deren er auf 700 im
Oberkiefer hat, die das (zuweilen weißstreifige) Fischbein
geben, und von denen die mittelsten wohl 20 Fuß
lang werden.

2. Rostrata. einer der verschiedenen Finnfische.
B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des
Bauchs ist bei dieser und einigen andern Gattungen
dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge ge-
furcht*).

51. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale). P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice acutiusculo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichen Weltmeeren; zumal an den
Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er er-
reicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuren
Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen.
Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen
überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths
(sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines
[Seite 115] milchweißen Oehls theils im Körper des Thiers bei dem
Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in be-
sondern Behältern am Kopfe desselben, zumal vorn auf
den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu ei-
nem halb durchsichtigen Talg verhärtet. – Die köstliche
wohlriechende graue Ambra ist eine Stercoralverhärtung,
die sich zumal im dicken Darm mancher davon erkran-
kender Caschelotte findet.

52. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch
. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl.
the porpoise). D. corpore subconiformi, dorso
lato pinnato, rostro subobtuso
.

Ménag. du Mus. nat. VII. tab. 4.

So wie die folgende Gattung in den europäischen
Meeren: wird so wie diese 1 1/2 Klafter lang und ist zu-
mal für die Lachse ein schädliches Raubthier.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin
. Engl. the porpesse). D. corpore ob-
longo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato,
acuto
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr.
l'épaulard. Engl. the grampus). D. pinna dorsi
altissima: dentibus subconicis, parum incurvis
.

Schreber. tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittel-
ländischen; wird 20 Fuß lang.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln.

[Seite 116]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mit-
hin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel Verschie-
denheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen
überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bei ih-
rer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn
gedrungen sieht. Bei den Vögeln ist der Fall an-
ders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre
Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Ueberein-
stimmendes, daher man sich bei der besondern Ge-
schichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen
schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung
darin mit einander überein, daß sie zwey Füße,
zwey Flügel, einen ganz oder doch zum Theil
hornichten Schnabel, und einen mit Federn be-
deckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zu-
gleich durch diese vier Charaktere von allen andern
Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleich-
sam isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit kei-
ner andern zusammen fließt, und sich daher in die
vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper
(S. 8.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charakteren sind die Federn den
Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Rei-
[Seite 117] hen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit
vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs-
zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal die
meisten Wasservögel, auch die Schneehühner etc.
mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Früh-
ling und Herbst. Bei manchen Gattungen hat der
junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis
hornotina
) andere Farben oder Zeichnungen des Ge-
fieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht
auch hierin große Sexualverschiedenheit. Von den
Haaren unterscheiden sie sich besonders auch dadurch,
daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder
sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese,
wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und
im Schwanze. Jene heißen Schwungfedern
(remiges), diese Steuerfedern (rectrices). Die
Schwungfedern bilden bei ausgespannten Flügeln
gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die
Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vö-
gel (aves impennes), wie die Pinguine etc. haben
gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge
ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den Taucherchen etc. die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbe-
[Seite 118] hälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und
vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind.
Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber
bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vo-
gel kann sie nach Willkür mit Luft laden oder aus-
leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich
große aber zarte häutige Zellen, die theils im Un-
terleibe, theils unter den Achseln und sonst noch un-
ter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen
mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können.
Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere
hohle Knochen, wie die Schulterknocken im Flü-
gel etc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähn-
lichen Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern
Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel etc. eben-
falls dahin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden
die Vögel zum Flug geschickt, bei welchem die Ge-
schwindigkeit sowohl als die lang anhaltende Dauer
gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der
Straus, der Casuar, die Pinguine und andre aves
impennes
(§. 58.) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beinahe eben
so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die meh-
resten leben auf Bäumen, andere auf dem Wasser,
sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger
Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und
andere Geschöpfe in den beiden letztern Thier-
Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der
Füße ist auch bei den Vögeln, so wie bei den
[Seite 119] Säugethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt ange-
messen*).

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz
zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
bloß in sofern, daß sie nur wenige Meilen weit in
die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf
in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie
die Hausschwalben, die Kraniche, Störche etc. so,
daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers
Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdku-
gel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rück-
kehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zu-
bringen**).

§. 63.

Kein Vogel hat wahre Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zer-
beißen, oder ganz schlucken. Bei denjenigen samen-
fressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen
einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Ma-
gen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe
(ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur
allmählich an den Magen überlassen, der bei diesen
Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er
sogar, nach Reaumur's u.a. merkwürdigen Ver-
suchen, verschluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu
zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzu-
scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber
auch überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die eben-
[Seite 120] falls die Zermalmung und nachherige Verdauung
der Speisen befördern*). Verschiedene fleischfres-
sende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel etc.
können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen
Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, son-
dern brechen sie, in eine Kugel (das Gewölle)
geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich**).

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerk-
zeuge
der Vögel in Vergleichung zu den Säuge-
thieren, gehört unter andern der Mangel der knorp-
ligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern
Ohren; der aber, zumal bei den nächtlichen Raub-
vögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige
Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in
der Gegend des Ohres und bei manchen derselben
auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am
äußern Gehörgange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen scheinen den wirklichen Sinn
des Tastens (d.h. des Gefühls im engern Verstande)
zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Be-
deckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken
Hautnerven versehen, und beim lebendigen Thier äußerst
empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den
[Seite 121] Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem
Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem
Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumal bei den kleinen so
genannten Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig,
doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen,
(– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vor-
recht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer
den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen da-
zu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx)
zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie
den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende,
nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern
gleichsam in zwei abgesonderte Hälften an die bei-
den Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa-
geien, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man
die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen
gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht
fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,
und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen,
so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich
schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung
recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der
kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus-
geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden,
sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge-
schäft willig finden. Manche halten sich nur zur
[Seite 122] Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und
Hausschwalben, für immer paarweise zusammen:
noch andere aber leben, wie die Haushahn, und un-
ter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct
getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten,
wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl
nur sehr wenige andre, z.B. die Nachtschwalbe aus-
genommen sind. Bei den polygynischen Vögeln,
wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar
keinen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber,
die sich paarweise zusammen halten, zumal unter
den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien her-
bei, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gat-
tung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ih-
rer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und
eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Bau-
materialien
zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald min-
der künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen,
Trappen, Kibitze etc. machen sich bloß ein dürres La-
ger von Reisholz, Strohhalmen etc. auf der platten
Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle
Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Sper-
linge etc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern,
Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die
Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere,
[Seite 123] wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backo-
fens: noch andere, wie manche Meisen, Kernbeißer etc.
die von einem Beutel u.s.w.*).

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues voll-
endet ist, so legt die Mutter ihre Eier hinein; de-
ren Anzahl bei den verschiedenen Gattungen der
Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z.B.
legen jedes Mahl nur ein einziges Ei; die Taucher-
chen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven
drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwal-
ben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln
vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man
ihm die Eier nach und nach wegnimmt**), bis
funfzig und darüber. Zuweilen geben auch manche
Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eier
von sich, die aber zum Brüten untauglich sind und
Windeier (ova subventanea, cynosura, zephy-
ria, hypenemia
) heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thiers, die bei den
Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird,
muß hingegen bei den Vögeln im schon gelegten Ei,
mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der
Kukkuk brütet seine Eier nicht selbst aus, sondern
überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen etc.,
in deren Nest er sein Ei gelegt hat. Hingegen
weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und so-
[Seite 124] gar Menschen Vogeleier ausgebrütet haben*). Auch
bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**),
und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma-
schinen***) und in Brütöfen, kann man leicht
Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel werden
durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bei
solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bei
den Tauben, Schwalben etc. nimmt auch das Männ-
chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc. über-
lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver-
sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und
ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eie selbst
die große Veränderung vor, daß das Küchelchen
darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr
zur Reise gebracht wird†). Zu dieser Absicht ist
nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als
[Seite 125] das Eiweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle
auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt,
cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu
liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen
gesetzte Seite, so daß folglich bei jeder Lage des Eies
doch immer jene Stelle dem Leibe des brütenden
Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen
Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit,
nachdem das Brüten seinen Anfang genommen; beim
Hühnerei z.B. kaum vor Ende des ersten Tages:
so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel
der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang
nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon
das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen.
Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang
des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach
Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen
Laut von sich zu geben.

Anm. Beim Vogel im Ei ist die erste Gestalt, wor-
in er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahligen
Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, verschieden, als
die früheste Gestalt des neuempfangenen Säugethiers von
seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das
Küchelchen im Eie gelange erst durch eine wahre Metamor-
phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in
Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B. des Herzens) als in
der Totalbildung.(– vergl. die Abbild n. h. Gegenst.
tab. 64. –)

§. 73.

Unter den mancherlei zur bewunderungswürdigen
Oekonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Or-
ganen, sind die beiden allerwichtigsten zwey sehr ge-
fäßreiche Membranen, die zumal um die Mitte der
Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zei-
gen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion), die
[Seite 126] dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die
Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die
mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammen-
hängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum so
genannten phlogistischen Proceß (– S. 32 u. f. –)
und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der
allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß
verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach
Verschiedenheit des Climas und der wärmern oder
kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird.
Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende
des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen
aus dem Eie reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der
Mutter, und bei denen, die in Monogamie leben,
auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert,
und zumal bei den mehresten körnerfressenden aus
dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt
für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer kör-
perlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethie-
ren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst
in der Gefangenschaft Adler und Papageien über hun-
dert, Buchfinken, Stieglitze über 24 Jahre etc. leben
können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur
im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich
[Seite 127] ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschen-
geschlecht ohne Vergleich einfacher ist, als der Säu-
gethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten,
und das unbedingte Wegfangen einiger vermeintlich
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in
manchen Gegenden, hat meist eine ungleich schäd-
lichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen.
Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse,
Schlangen, Frösche, Eidexen etc. oder Aeser. Viele
helfen Unkraut ausrotten. Von der andern
Seite wird auch die Vermehrung und Fort-
pflanzung
der Thiere sowohl, als der Gewächse,
durch Vögel befördert. So weiß man z.B., daß
die wilden Enten bei ihren Zügen befruchteten Fisch-
rogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch
zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel ver-
schlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz
von sich geben, und dadurch die Verbreitung dersel-
ben befördern: so z.B. die Tauben auf Banda die
Muscatnüsse etc. Der Mist der Seevögel düngt
kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nützliche
Gewächse da fortkommen können. Manche Falken-
gattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben
zum Fischfang, abrichten etc. So sehr viele Vö-
gel, ihre Eier, ihr Fett etc. dienen zur Speise;
die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung man-
cher Polar-Völker; die Federn zum Füllen
der Betten, zum Schreiben, und zu mancher-
lei theils kostbaren Putz, so wie sie auch bei vielen
wilden Völkern, zumal auf den Inseln des stillen
Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel aus-
machen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich
fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer
[Seite 128] Thiere und Gewächse zurückbringen. Der Con-
dor, der Lämmergeier u.a. Raubvögel tödten Käl-
ber, Ziegen, Schafe etc. Der Fischadler und so viele
Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie
die Habichte, Sperber, Aelstern etc. dem Hausgeflügel
gefährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sang-
vögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obst-
bäumen etc. Und endlich werden freilich nicht bloß
brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wu-
cherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Wirk-
lich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe
eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genom-
men, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres
Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich
auf ihre ganze Lebensart, Nahrung etc. beziehen, schon
an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen;
so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classi-
fication auf die Verschiedenheit des einen oder des
andern von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen; Möhring auf
die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels etc.
Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vö-
gel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich,
und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht;
nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie
Papageien, Colibrite und Krähen bei ihm in eine
Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen
werden dursten.

§. 80.

[Seite 129]

Ich habe mir also hier einige Abänderung von
dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe
in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen star-
ken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knor-
rigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen
Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr
großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und da-
her sehr leichten Schnäbeln. Papageien, Tu-
cane etc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen
und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmi-
ger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals,
Spechte, Baumkletten, Colibrite etc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig lan-
gem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schna-
bel. Raben, Krähen etc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst
den Schwalben etc. Sie haben kurze Füße, und
einen mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitz-
ten Schnabel, von verschiedener Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabenem Schnabel, der an der Wurzel
mit einer fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die
Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht,
da sie bei weitem mehr mit den Hühnern als mit
den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellete, ver-
wandt sind.

[Seite 130]

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug unge-
schickten Landvögel. Der Straus, Casuar und
Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen,
langem, fast walzenförmigem Schnabel, und mei-
stens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen,
einem stumpfen, mit Haut überzogenen, am Rande
meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze
des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

* * *

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium
    natura
    . Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed. Raji. Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758 sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton jun. planches des oiseaux. Paris 1775 sq. fol.
    (1008 Bl.)
  10. C. J. Temminck et Meiffr. Laugier nouveau Recueil de Plan-
    ches color. des oiseaux.
    ib. 1820 sq. fol.
  11. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI. 4.
    und das Supplement dazu. ib. 1787.
  12. F. M. Daudin Traité élémentaire et complet d'ornithologie. Par.
    1800. Vol. II. 4.
* * *
  1. C. J. Temminck Tableau systématique des oiseaux qui se trou-
    vent en Europe
    . ed. 2. Par. 1820. II vol. 8.
  2. Deutsch mit vielen Zusätzen v. C. L. Nitzsch. Halle 1822.
    2 Bände. 8.
  3. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutschland.
    Berlin, 1733 bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  4. J. M. Bechstein's gemeinnützige N. G. Deutschlands II-IV. B.
    Leipz. 1791. 8.
  5. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutschland.
    Leipz. 1802 u. f. III. Th. kl. 8.
  6. J. P. A. Leisler's Nachträge zu Bechstein's N. G. Deutsch-
    lands. 1. H. Hanau, 1812. 8.
  7. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen und Beschrei-
    bungen der in Franken brütenden Vögel. Nürnb. seit 1799.
    Fol. und 4.
  8. Teutsche Ornithologie, herausgeg. von Borkhausen, Licht-
    hammer
    und Becker dem Jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  9. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Beschreibung
    aller Vögel Deutschlands, von Meyer und Wolf. Frankf.
    a. M. 1810. II. B. 8.
  10. J. A. und J. Fr. Naumann N. G. der Vögel Deutschlands.
    Leipz. seit 1820. 8.
  11. Chr. L. Brehm Beiträge zur (Deutschen) Vögelkunde. Neu-
    stadt an der Orla, seit 1820. 8.
  12. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp en
    Zoon. Amst. 1770 sq. fol.
  13. History of British Birds; the figures engraved on wood by T.
    Bewick. Newcastle upon Tyne. ed. 3. 1816. II. vol. 8.
  14. Pennant's arctic zoology. IIr Band.
  15. Fr. Levaillant hist. naturelle des oiseaux d'Afrique. Paris.
    1796 sq. 4.
  16. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731.
    Vol. II. fol.
  17. Alex. Wilson's American ornithology. Philad. 1808 sq. vol. I–
    VIII. gr. 4. dazu vol. IX. von G. Ord. und Forts. von
    Ch. Lucian Bonaparte. in III. vol.
  18. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm. 1786. Fasc. II.
    fol.
* * *

Zur Physiologie dieser Thier-Classe.

  1. Fr. Tiedemann's Zoologie. IIr und IIIr Band. Heidelberg.
    1810–14. 8.

[Seite 132]

Erst also die Landvögel in VII. Ordnungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen schar-
fen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der
meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schnei-
dende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehren-
theils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist.
Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube
lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an
erhabenen Orten, und haben ein wilderndes, wider-
liches Fleisch.

1. Vultur. Geier Rostrum rectum, apice
aduncum; plerisque caput et collum impenne.
Lingua bifida.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur. V. carun-
cula verticali longitudine capitis.

de Humboldt Recueil d'observations de Zoo-
logie.
tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit
ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und
seine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er
ist schwarzbraun von Farbe mit einem weißen Halskra-
gen. Nistet zumal an felsigen Ufern, fliegt ausneh-
mend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehheer-
den, und von den todten Fischen, welche die See aus-
wirft.

2. Papa. der Geierkönig, Kuttengeier, Son-
nengeier
. V. naribus carunculatis, vertice col-
loque denudato
.

Buffon oiseaux vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe
eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gel-
ben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischi-
[Seite 133] gen Lappen über dem Schnabel. Kann den nackten Hals
ganz in den dickbefiederten Schulterkragen einziehen.

3. †. Barbatus. der Lämmergeier, Bartgeier,
Goldgeier, Jochgeier. V. rostri dorso ver-
sus apicem gibboso, mente barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch in Si-
birien und Habessinien. Der größte europäische Raub-
vogel, dessen ausgespannte Flügel bei 10 Fuß messen,
und der sich vorzüglich durch seinen starkhaarigen Bart,
und durch den befiederten Kopf, besonders aber durch
den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern
Geiern auszeichnet.

4. Percnopterus. der Aasgeier. V. remigibus
nigris, margine exteriore, praeter extimas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegyp-
ten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphibien etc. Die
alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige an-
dere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten,
und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken,
Mumienbekleidungen etc. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor). Rostrum aduncum,
basi cera instructum; caput pennis tectum;
lingua bifida
.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius. Fr.
le messager). F. cera alba, cruribus longissimis,
crista cervicali pendula, rectricibus intermediis
elongatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen.
Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel.

2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle).
F. cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore fer-
rugineo, nigricante, striis flavis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

[Seite 134]

3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.)
F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugi-
neis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra,
basi cinereo undulata.

Buffon vol. I. tab. 1.

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und
versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen etc.

4. †. Ossifragus. der Seeadler, Fischadler,
Beinbrecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the sea-
eagle, osprey
). F. cera lutea pedibusque semi-
lanatis, corpore ferrugineo, rectricibus latere in-
teriore albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den europäischen Küsten, auch in Nordamerica
und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des
Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard. Engl. the osprey). F. cera
pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus
albo, capite albido.

Buffon vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten.
Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.

6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeier, Mi-
lan, Scheerschwänzel, Schwalbenschwanz
,
Taubenfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite).
F. cera flava, cauda forficata, corpore ferrugineo,
capite albidiore
.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon. Engl.
the falcon). F. cera pedibusque flavis, corpore
cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor ni-
gricantibus
.

Frisch tab. 74.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt
in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von man-
chen für besondere Gattungen angenommen werden. Wird
vorzüglich (so wie freilich manche andere verwandte Gat-
[Seite 135] tungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu-
gethiere und Vögel, namentlich in den Morgenländern
zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze ab-
gerichtet.

8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke.
(accipiter, Fr. l'autour. Engl. the gooshawk).
F. cera nigra, margine pedibusque flavis, corpore
fusco, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier. Engl. the sparrow hawk). F. cera
viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo un-
dulato, cauda fasciis nigricantibus
.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In einem großen Theile der alten Welt.

3. Strix. Eule. (Noctua). Rostrum breve, adun-
cum, nudum absque cera; nares barbatae;
caput grande; lingua bifida; pedes digito ver-
satili; remiges aliquot serratae
.

1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. Engl. the great horn owl,
the eagle-owl
). S. auribus pennatis, iridibus cro-
ceis, corpore rufo
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern
Europa und westlichen Asien*).

2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. ca-
pile laevi, corpore albido, maculis lunatis distan-
tibus fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

[Seite 136]

3. †. Flammea. die Schleiereule, Perleule,
Kircheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S.
capite laevi, corpore luteo punctis albis, subtus
albido punctis nigricantibus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt.
Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.

4. †. Passerina. das Käuzchen. (Fr. la chevêche.
Engl. the little owl, screechowl). S. capite laevi,
remigibus maculis albis quinque ordinum
.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrin-
que versus apicem, basi nudum; lingua lacera
.

1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr.
la pie-grièche grise. Engl. the great shrike).
L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano,
alis nigris macula alba
.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die fol-
gende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr geschickt nach.

2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'écorcheur.
Engl. the red-backed shrike). L. cauda subcu-
neiformi, dorso griseo, rectricibus quatuor inter-
mediis unicoloribus, rostro plumbeo
.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zu-
mal Käfern, Grashüpfern etc., die er zum Vorrath an
Schwarzdorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.


II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die
theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist
[Seite 137] sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59.)
bei Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagei, Sittig. (Fr. perro-
quet
. Engl. parrot). Mandibula superior
adunca, cera instructa, lingua carnosa, in-
tegra. Pedes scansorii
*).

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen die-
ses (– weitläufigen, daher von den Ornithologen in
mancherlei Familien eingetheilten –) Geschlechts eine
so überaus eingeschränkte Heimath haben, daß sich, z.B.
auf den Philippinen, verschiedene derselben bloß einzig
und allein auf der einen oder andern Insel, und hinge-
gen nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten
finden. Ueberhaupt haben die Papageien viel Auszeich-
nendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich
z.B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen
ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hin-
ter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so
treten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen,
sondern mit der ganzen Ferse auf etc. Ihr hakenförmi-
ger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und
nutzt ihnen zuweilen statt eines dritten Fußes zum
Klettern, Anhalten etc. Beide Geschlechter lernen leicht
Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich
höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe. (Ara-
canga
). P. macrourus ruber, remigibus supra
caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis
.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pecto-
reque rubro, gula nigra.

Edwards l. c. tab. 292.

In Ostindien.

[Seite 138]

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista
plicatili flava.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumal auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagei.
P. brachyurus canus, temporibus nudis albis,
cauda coccinea
.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus. (Fr. l'amazone à tête jaune). P.
viridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis,
remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro va-
riis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris
.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien etc.

6. Pullarius. (Fr. l'inséparable). P. brachyurus
viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra,
orbitis cinereis
.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als
ein Blutfink. Hat den französischen Namen von der
irrigen Sage, als ob er immer Paarweis gehalten wer-
den müßte, weil keiner den Verlust seines Gatten über-
leben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Ro-
strum maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque
.

Der ungeheuere Schnabel, der die zahlreichen Gat-
tungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von un-
gemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe
Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum
eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts geza-
sert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschieden-
heit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter etc.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente versus
basin fascia nigra, fascia abdominali flava
.

[Seite 139]

7. Buceros. Der Nashornvogel, Calao.
(hydrocorax). Rostrum maximum, inane, ad
basin versus frontem recurvatum; pedes gressorii
.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abenteuer-
lich gebildeten Geschlechts sind in Ostindien und Neu-
Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recurvato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße,
und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von
mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. woodpecker).
Rostrum polyedrum, apice cuneato; lingua
brevissima, retrorsum aculeata; vagina ossis
linguae teres lumbriciformes, longissima; pe-
des scansorii
.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau,
daß sich ihr Zungenbein in zwey lange grätenförmige
Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den
ganzen Hirnschädel unter der Haut liegen, und sich an
der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese
Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst
welcher diese Vögel das wurmförmige Vorderende desto
leichter hervorschießen, und an der hornigen kleinen
Zunge Insecten anspießen können*).

1. Martius. der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coc-
cineo
.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa
und nördlichen Asien.

[Seite 140]

2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P.
viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. †. Major. der große Bunt- oder Rothspecht.
P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Rothspecht.
P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum;
lingua ut in picis mucronata; pedes scansorii
.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol. Engl. the wry-
neck
). F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksam-
keit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie
die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum,
teretiusculum, apice compresso, mandibula su-
periore paullo longiore; pedes ambulatorii
.

1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle,
le torchepot
. Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker
). S. rectricibus nigris, lateralibus qua-
tuor infra apicem albis
.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depressiuscu-
lum, obtusum, rectum, basi setis patulis;
pedes gressorii
.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green spar-
row
). T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

[Seite 141]

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpore
albo, cauda cuneata, rectricibus intermediis lon-
gissimis
.

In Südafrica, auf Madagascar etc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum,
longum; pedes breves, gressorii
.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le martin
pêcheur
. Engl. the kingsfisher). A. supra cya-
nea, fascia temporali flava, cauda brevi
.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen,
deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht.
Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäul-
niß überzugehn, ist nicht, wie Paracelsus und so viele
nach ihm meinten, eine Eigenheit dieses Vogels, son-
dern zeigt sich unter ähnlichen Umständen auch am Kreuz-
schnabel, Canarienvogel u.a.

13. Merops. Rostrum curvatum compressum,
carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier. Engl. the bee-eater). M. dorso
ferrugineo, abdomine caudaque viridi caerule-
scente, gula lutea, fascia temporali nigra
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von
Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, sub-
compressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.

1. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn. (Fr.
la hupe. Engl. the hoopoe). U. crista variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regen-
würmern und mancherlei Insecten. Nistet in hohle
Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf
eine Grundlage von Menschenkoth*).

[Seite 142]

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcua-
tum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes
ambulatorii
.

1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau.
Engl. the creeper). C. grisea, subtus alba, remi-
gibus fuscis; rectricibus decem
.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den
Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen
zu suchen etc.

2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
rectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis,
maculis alarum fulvis niveisque
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe,
und lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im
C. Bern. In Deutschland ist's äußerst selten. Nistet
in altem Gemäuer, auf Thürmen etc.

3. Coccinea. (vestiaria). C. coccinea, rectricibus
remigibusque nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwoh-
ner mit den Federchen dieses kleinen carmoisinrothen
Vogels mancherlei prachtvollen Putz und andere Klei-
dungsstücke, Helme etc. sogar ganze Mäntel etc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remi-
gibus caudaque subfurcata fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilus*). Colibri, Honigsauger,
Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl.
humming bird). Rostrum subulato-filiforme
longum. Mandibula inferiore tubulata, supe-
[Seite 143] riore vaginante inferiorem. Lingua filis duo-
bus coalitis tubulosa; pedes ambulatorii, bre-
vissimi
.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß,
allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wär-
mern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund
und südlich bis zur Westküste von Patagonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris).

1. Pella. (Fr. le colibri-topase). Tr. ruber, rectri-
cibus intermediis longissimis, capite fusco, gula
aurata uropygioque viridi
.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches).

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus al-
bido; rectricibus lateralibus margine exteriore albis
.

Edwards tab. 105

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrocknet nur
ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baum-
wolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine
zwey Eier etwa die von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le
Rubis-topase
). T. viridescens vertice purpureo
aurato, gutture auroreo rutilo
.

Seba. thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit ru-
binrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.


IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken,
oben erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe,
und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u.a.
[Seite 144] Pflanzensamen etc. theils von Insecten, und auch von
Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, un-
schmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subquadrangu-
lare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum
gibbosioribus. Pedes ambulatorii.

1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-
eater
).

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien etc.

18. Crotophaga. Rostrum compressum, semio-
vatum, arcuatum, dorsato-carinatum. Man-
dibula superiore margine utrinque angulata.
Nares perviae
.

1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun.
Engl. the razor-billed blackbird). C. pedibus
scansoriis
.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung,
und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen
halten und ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit ein-
ander brüten etc.

19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, na-
res mystace tectae; pedes ambulatorii.

1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven). C. corpore atronitente, rostri
apice subincurvo, cauda semirhombea
.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends in
beiden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch,
raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Haa-
sen etc., schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er
nicht fressen kann.

2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille
. Engl. the carrion crow). C. atrocaeru-
lescens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis
.

Buffon vol. III. tab. 3.

[Seite 145]

3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel.
(Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook).
C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den
mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die
weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse,
Engerlinge, Grasraupen etc.

4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe
. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow). C. cinerascens,
capite jugulo alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in
manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein,
in andern läßt sie sich bloß über Winter nieder, ohne
daß man noch recht weiß, wo sie von da im Frühjahr
hinzieht. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähli-
gen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Mais-
feldern großen Schaden.

5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw). C. fuscus, occipite incano,
fronte alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
geai
. Engl. the jay). C. tectricibus alarum cae-
ruleis, lineis transversis albis nigrisque, corpore
ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse-
noix
. Engl. the nutcracker). C. fuscus alboque
punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice
albis: intermediis apice detritis
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

[Seite 146]

8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster
. (Fr. la pie. Engl. the magpie). C. albo
nigroque varius, cauda cuneiformi
.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier
für junges Meiergeflügel, und mitunter wohl für die
Saalfelder, das aber auch zahllose Raupen, Schnek-
ken etc. vertilgt.

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice in-
curvato, basi pennis denudatum; pedes breves
ambulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher
. (Fr. le rollier. Engl.
the roller). C. caerulea, dorso rubro, remigibus
nigris
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in
der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, hau-
fenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum,
basi nudiusculum. Lingua integra, acutiu-
scula, carnosa. Pedes ambulatorii
.

1. Religiosa. (Fr. le mainate. Engl. the minor
grakle
). G. nigro violacea, macula alarum alba,
fascia occipitis nuda, flava.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt
leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-violacea,
cauda rotundata
.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

[Seite 147]

22. Paradisea*). Paradisvogel. (manuco-
diatta
). Rostrum basi plumis tomentosis tec-
tum. Pennae hypochondriorum longiores.
Rectrices duae superiores singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat
ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß
auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere
als Zugvögel nach den Molucken u.a. benachbarten In-
seln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thie-
ren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien
als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht
verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen
Alten den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wag-
ten**).

1. Apoda. (Fr. l'émeraude). P. brunnea pennis
hypochondriis luteis corpore longioribus, rectri-
cibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le
manucode à 12 filets
). P. anterius nigra vio-
lacea, posterius alba, humeris viride virgatis
,
rectricibus 12 nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und sonst seltensten Gattungen
dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe
einer Drossel.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius,
cultratum, aduncum, margine mandibularum
serratum. Pedes scansorii
.

[Seite 148]

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula
nigra
.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl.
barbet). Rostrum cultratum, lateraliter com-
pressum apice utrinque emarginato, incurvato;
rictu infra oculos protenso
.

1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et lineis
supra et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares
margine prominulae. Pedes scansorii
.

1. †. Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow). C. cauda rotundata nigri-
cante albo-punctata
.

Frisch tab. 40. u. f.

In der nördlichen alten Welt, wo er aber doch nur
im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet
das halbe dutzend Eier, das er jedes Frühjahr nach und
nach legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die
Nester der Grasmücken und Bachstelzen etc.*) zwischen
dieser ihre eigenen Eier, da sich dann diese kleinen Vö-
gel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen.
Merkwürdig ist, daß seine Eier, die doch um Vieles größer
sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch
eben nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen.
Der junge Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell, und
drängt wohl eher die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun-
gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Neste**). Sein
Winteraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.

[Seite 149]

2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco et albido maculata, alis
fuscis maculis flavis, pedibus nigris
.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat
seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie
der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wil-
den Bienennester aufzusuchen weiß.

3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, cor-
pore viridi-caerulescente, remigibus sanguineis
,
cauda aequali.

Buffon vol. VI. tab. 15.

In Südafrica. Das sehr schöne Thier zeichnet sich
außer andern besonders durch die doppelte apfelgrüne
Holle mit weißen Endspitzen von den übrigen Gattungen
dieses Geschlechts auffallend aus.

26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acu-
tissimum, rectum: mandibula superiore paulo
longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii
.

1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel,
der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le
loriot
). O. luteus, pedibus nigris, rectricibus
exterioribus postice flavis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie
leben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weib-
chen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmi-
ges, sehr daauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black
bird
). O. niger, alarum tectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu
dem abgedachten Maisdieb (Gracula quiscula).

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum luteis
.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

[Seite 150]

In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige und
mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes
beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*), deren
man zuweilen mehrere Hundert an einem Baume hän-
gen sieht.


V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und
kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von ver-
schiedener Größe und Bildung. Sie leben in Mo-
nogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-
Samen, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und
die meisten von ihnen singen (wie man's insgemein
nennt).

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum,
rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum
dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito
longior
.

1. †. Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark,
sky-lark). A. rectricibus extimis duabus extror-
sum longitudinaliter albis: intermediis inferiore
latere ferrugineis
.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich, so wie
der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so
genannte Scharrvögel (aves pulveratrices), im
Sande.

2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis). A. rectricibus
nigris: extimis duabus margine exteriore albis,
capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

[Seite 151]

28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato-
depressum, obtusiusculum: mandibula supe-
riore integerrima, marginibus patentiusculis
.

1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'étourneau. Engl. the stare, starling). S. rostro
flavescente, corpore nigro punctis sagittatis albis
.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier,
das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: man-
dibula superiore apice deflexo, emarginato
.

1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel,
der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl.
the missel bird, shrite). T. dorso fusco collo
maculis albis, rostro flavescente
.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von
Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt
werden.

2. †. Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la li-
torne, tourdelle
. Engl. the fieldfare). T. rectri-
cibus nigris; extimis margine interiore apice al-
bicantibus, capite vropygioque cano
.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche.
Nährt sich vorzüglich von Wachholder- (Krammets-)
Beeren.

3. †. Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing). T. alis subtus
ferrugineis, superciliis flavescentibus.

Frisch tab. 28.

Im nördlichen Europa. Glättet ihr Nest mit Letten
und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Fin-
stern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo
den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave
hercynica
noctu lucente gegeben haben.

[Seite 152]

4. †. Musicus. die Sangdrossel, Zipdrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle,
song thrush
). T. remigibus basi interiore ferru-
gineis.

Frisch tab. 27.

Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zuweilen fin-
det sich eine weißgraue Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock-
bird
). T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis
verticis, alarum et caudae candidis
.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica. Ahmt
anderer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque
nigris, occipite cristato.

Edwards vol. I. tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige
Zugheuschrecken.

7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr.
le merle. Engl. the blackbird, ouzel). T. ater,
rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von
Wachholderbeeren; hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.

8. Cyanus. die Blauamsel. (Solitarius. Fr. le
merle bleu
). T. nigro-caeruleus, remigibus re-
ctricibusque fuscis
.

Edwards vol. I. tab. 18.

Einsam auf den Inseln und an den Küsten des
Archipelagus; ein lieblicher Sangvogel.

30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: man-
dibula superiore longiore, subincurvata, utrin-
que emarginata
.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer
. (Fr. le jaseur de
[Seite 153] Bohème
. Engl. the bohemian chatterer). A.
occipite cristato: remigum secundariorum
apice
coccineo lanceolato
.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen
Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumal
auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis
basi rotundatum; mandibula inferior margine
laterali inflexa.

1. †. Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagei
. (Fr. le
bec croisé
). Engl. (the cross-bill, sheldaple).
L. rostro forficato.

Frisch tab. 11. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Brü-
tet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink
. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch). L.
linea alarum alba, remigibus mediis apice rhom-
beis, rectricibus latere basis tenuiore nigris
.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. †. Pyrrhula. der Dompfaffe, Blutfink, Lie-
big, Gimpel
. (rubicilla. Fr. le bouvreuil.
Engl. the bullfinch). L. artubus nigris, tectri-
cibus caudae remigumque posticarum albis
.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt, Beide Geschlechter
lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagni-
ren, und sogar Worte nachsprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte oliva-
cea, nucha, humeris, alia et cauda fuscis
.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre
Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen, und
[Seite 154] das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen
überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis,
fascia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pe-
dibus, cauda remigibusque nigris
.

Sonnerat voy. aux Indes. T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet
auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast
retortenförmig mit abwärts hängendem Halse zum Ein-
und Ausflug, so daß die Mündung nahe über der
Wasserfläche zu hängen kommt.

6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido-
flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca
.

Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen
Halbinsel, zu mancherlei kleinen Künsten abgerichtet wird.
Bauet gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest
aus Binsen etc.

7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die
virginische Nachtigall. (Engl. the redbird).
L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibus-
que sanguineis
.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders
und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.

8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün-
schwanz, die Zwuntsche
. (anthus, florus. Fr.
le verdier. Engl. the greenfinch). L. flavicanti-
virens, remigibus primoribus antice luteis, rectri-
cibus lateralibus quatuor basi luteis
.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fronte
abdomineque nigris, collo uropygioque fulvis
.

Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und tab.
134. fig. 1.

Am Cap etc.; das Männchen im Frühling und Sommer
feuerroth und sammetschwarz; im Herbst und Winter hin-
gegen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.

[Seite 155]

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, man-
dibulae basi deorsum a se invicem disceden-
tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, su-
periore angustiore
.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schneevo-
gel
. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow
bunting
). E. remigibus albis, primoribus ex-
trorsum nigris: rectricibus nigris: lateralibus
tribus albis
.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde*). Kommt nur zum Ueber-
wintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit
ein Mal in unermeßlichen Zügen sehen läßt.

2. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer.
Engl. the bunting). E. grisea, subtus nigro ma-
culata, orbitis rufis
.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche Goldammer. E. remi-
gibus nigris, primis tribus margine albidis: rectri-
cibus nigris, lateralibus duabus extrorsum nigris
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem
benachbarten Asien.

4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow hammer
). E. rectricibus nigricantibus: ex-
timis duabus latere interiore macula alba acuta
.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

[Seite 156]

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorsoque
spadiceis, crisso albido, rectricibus duabus utrin-
que extimis fascia obliqua alba
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à col-
lier d'or
. Engl. the whidah bird). E. fusca, pe-
ctore rubro, rectricibus intermediis quatuor elonga-
tis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro
.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Sprachen aus
Mißverstand verunstalteten Nahmen von ihrer Heimath,
dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guinei-
schen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum acuminatum,
emarginatum, basi subtrigonum, apice declive
.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'ar-
gent
. Engl. the red-breasted blackbird). T.
atra, fronte, iuguto pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

So wie mehrere verwandte Gattungen in Westindien
und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum
acuminatum.

1. †. Caelebs*). der Buchfink, Gartenfink, Roth-
fink, Waldfink
. (Fr. le pinçon. Engl. the
chaffinch
). F. artubus nigris, remigibus utrinque
albis, tribus primis immaculatis: rectricibus dua-
bus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa: hat mannigfaltigen Gesang,
so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder
mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbar-
ten Gegenden wieder anders schlagen.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Win-
terfink, Quäkfink, Böheimer
. (Fr. le pinçon
[Seite 157] d'Ardennes. Engl. the bramble). F. alarum
basi subtus flavissima
.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast
gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach
manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle).
F. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis
rectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.

4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thist-
lefinch
). F. fronte et gula coccineis, remigibus
antrorsum flavis: rectricibus duabus extimis me-
dio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten
Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-
Sie schöne Bastarde*).

5. Amandava. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté. Engl. the Ahmedabad finch).
F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behaup-
tet, gelb seyn sollen, habe ich bei denen, die ich zu
untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuk-
kervögelein
. (Fr. le serin de Canarie). F.
rostro albido, corpore subfusco, pectore flave-
scente, rectricibus remigibusque virescentibus
.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus
den canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht wor-
den zu seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherlei
Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Rasse ist
[Seite 158] bräunlichgrau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind
besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem
Kopfe (so genannte Kapp-Vögel), und die Kacker-
lacken mit rothen Augen zu merken.

7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus,
acanthis.
Fr. le tarin. Engl. the siskin). F.
remigibus medio luteis: primis quatuor immacu-
latis, rectricibus basi flavis, apice nigris
.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten
in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten ge-
funden wird*).

8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet
). F. remigibus primoribus rectricibusque
nigris, utroque margine albis
.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachsfink,
Bluthänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the
lesser linnet
). F. remigibus rectricibusque fuscis,
margine obsolete pallido, litura alarum albida
.
(Mas pectore et vertice sanguineis.)

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. †. Domestica. der Sperling, Spatz. (passer.
Fr. le moineau. Engl. the sparrow). F. remi-
gibus rectricibusque fuscis, gula nigra, tempori-
bus ferrugineis
.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der
übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch,
daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z.B. an man-
chen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen,
wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen etc.
fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mal im Jahre. Frei-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das
[Seite 159] aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen
finden sich ganz weiße Sperlinge.

35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe-mou-
che
. Engl. flycatcher). Rostrum subtrigonum
utrinque emarginatum, apice incurvo;
vibris-
sae
patentes versus fauces.

1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra, subtus, frontis macula alarumque speculo
albis, rectricibus lateralibus extus albis
.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum:
mandibulis subaequalibus
.

1. †. Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale). M. rufo-cinerea armil-
lis cinereis
.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien.
Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht zu
Ende Augusts wieder von dannen, man weiß noch nicht
gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach
Africa.

2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig
. (Fr. la fauvette.
Engl. the hedge sparrow). M. supra fusca, sub-
tus albida, rectricibus fuscis: extima margine te-
nuiore alba
.

Frisch tab. 21 fig. 3.

Im mildern Europa.

3. †. Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr.
l'oyselet de Chypre). M. subfusca, subtus alba,
pectore cinereo maculato
.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumal auf Cy-
prus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften Flei-
sches weit verführt wird.

[Seite 160]

4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze,
das Ackermännchen. (Fr. la lavandière. Engl.
the white waterwagtail). M. pectore nigro, re-
ctricibus duabus lateralibus dimidiato-oblique albis
.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-maculata, sub-
tus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba
nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-
cap
). M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.

Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sang-
vögel.

7. †. Phoenicurus. das Rothschwänzchen,
Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille.
Engl. the redstart). M. gula nigra, abdomine
caudaque rufis, capite dorsoque cano
.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall;
kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüst-
chen, der Rothbart
. (erithacus. Fr. le rouge-
gorge
. Engl. the robin redbreast, ruddock). M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. In England der Lieblings-
vogel des Volks. Das muntere beliebte Geschöpf wird
durch Vertilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr
nutzbar.

9. †. Suecica. das Blaukehlchen, die Schild-
Nachtigall
. M. pectore ferrugineo fascia cae-
rulea, rectricibus fuscis versus basin ferrugineis
.

Frisch tab. 19. fig. 2. a. b.

Zumal am Wasser in den gebirgigen Gegenden der
mildern alten Welt.

[Seite 161]

10. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig
. (Engl.
the wren). M. grisea, alis nigro cinereoque un-
dulatis
.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nördlichern Erde. Macht sich ein bedecktes
Nest, fast in Gestalt eines Backofens*), und legt zahl-
reiche Eier.

11. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roi-
telet
). M. remigibus secundariis exteriori mar-
gine flavis, medio albis, crista verticali crocea
.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste eu-
ropäische Vogel.

12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pal-
lide lutea
.

J. R. Forster's Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den
Namen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest
aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blät-
ter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges
gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höh-
lung gebildet wird, die er mit Flaumen etc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius,
basi subtrigonum integerrimum, apice incur-
vum. Pedes gressorii
.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche). P. crista erecta
margine purpurea, corpore croceo, tectricibus
rectricum truncatis
.

Edwards tab. 264.

In Guinea etc.

38. Parus. Meise. (Fr. mésange. Engl. tit-
mouse
). Rostrum integerrimum, basi setis
tectum
.

[Seite 162]

1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr.
la charbonnière. Engl. the great titmouse). P.
capite nigro, temporibus albis, nucha lutea
.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier,
das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sang-
vögeln die Köpfe aufhackt etc. Man hat bei dieser und
andern über Winter bei uns bleibenden Gattungen die-
ses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres
Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen
beim Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erd-
reich zu Statten kommt.

2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
mésange bleue
. Engl. the nun). P. remigibus
caerulescentibus: primoribus margine exteriore
albis, fronte alba, vertice caeruleo
.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein
unzählige Insecten.

3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moormeise,
Schneemeise. (Fr. la mésange à longue queue.
Engl. the longtailed titmouse). P. vertice albo,
cauda corpore longiore
.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eier,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos, Wolle etc.
und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baum-
krätzen u.a. Moosen, womit der Baum, an dessen
Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.

4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der in-
dianische Sperling
. (Fr. le moustache. Engl.
the bearded titmouse). P. vertice cano, cauda
corpore longiore, capite barbato
.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

[Seite 163]

5. †. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel
. (Fr. la me-
sange de Pologne
). P. capite subferrugineo, fascia
oculari nigra, remigibus rectricibusque fuscis mar-
gine utroque ferrugineo
.

J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus.
Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Italien, Polen,
Sibirien etc. baut sich ein beutelförmiges Nest von Pap-
pelwolle etc., das sie an einem dünnen Aste aufhängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum
incurvum, subulatum, basi depressum
.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung
durch ihre Lebensart etc. gar sehr von den übrigen Thie-
ren dieser Ordnung aus. Bei der bekannte Streit-
frage über den Winteraufenthalt unserer hieländischen
Schwalben, zumal der beiden ersten Gattungen, scheint
doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch
manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bei
den für die eine*) oder für die andere**) Behauptung
angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen
sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind.
Im ganzen hat doch aber immer das Wegziehen dersel-
ben nach wärmeren Gegenden bei weiten die größte
Wahrscheinlichkeit für sich.

1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe
. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hiron-
delle de cheminée
. Engl. the house-swallow,
chimney-swallow). H. rectricibus, exceptis dua-
[Seite 164] bus intermediis macula alba notatis, fronte et
gula spadiceis
.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitetsten
Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der
folgenden Gattung sind bei den Systematikern auf das
seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese,
mit den nackten unbefiederten Füßen und weißgefleckten
Steuerfedern, baut ihr offenes Nest (das oft von
Wanzen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern,
und auf den Dörfern in der Hausflur und unter die
Rauchfänge.

2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe
.
(hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre
ou de muraille, le martinet à cul blanc
. Engl.
the martin, martlet). H. pedibus hirsutis, re-
ctricibus immaculatis, dorso nigro caerulescente,
tota subtus alba
.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Zumal in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den
Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den
Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen,
oben zugewölbt.

3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmar-
tin, shore bird
). H. cinerea, gula abdomineque
albis
.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhügeln etc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis
.

Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sundai-
schen u.a. Inseln des indischen Archipelagus bis Neu-
Guinea etc. Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen
die berufenen indianischen oder Tunkinsnester, deren
Stoff der Hausenblase ähnelt. Man sammelt jährlich
wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils
nach Schina verkauft werden.

[Seite 165]

5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwal-
be, Pierschwalbe, Thurmschwalbe
. (Fr. le
martinet
. Engl. the black martin, swift). H.
nigricans, gula alba
, digitis omnibus quatuor
anticis
.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum,
minimum, subulatum, basi depressum; vibris-
sae ciliares. Rictus amplissimus; unguis in-
termedius introrsum ciliatus
.

1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der
Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe,
Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la
tette-chèvre
. Engl. the goatsucker, night-ra-
ven
). C. narium tubis obsoletis.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das
im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt
von Insecten, besonders von Nachtfaltern etc. und die
alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist
ungegründet.


VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel
mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen
obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt.
Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im
Kropfe einweichen, legen zahlreiche Eier, und geben
das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube*). (Fr. und Engl. pigeon).
Rostrum rectum versus apicem descendens.

[Seite 166]

a) Cauda aequali modica.

1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube
. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the
stock dove
). C. caerulescens, cervice viridi ni-
tente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque
caudae nigricante.

Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu
Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas
südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hin-
gegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, hoh-
len Bäumen etc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mal
im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis zehn
Mal, so daß man von einem einzigen Paar binnen
vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüg-
lichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gat-
tungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon
pattu
. Engl. the rough-footed dove). Mit lang-
befiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grandgosier.
Engl. the cropper pigeon). Mit theils ungeheu-
rem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate,
à gorge frisée
. Engl. the turbit). Mit krausen
Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch
tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbu-
tant
. Engl. the tumbler). Mit glattem Kopf und
einem kahlen rothen Augenring: überschlägt sich im
steigenden Fluge. Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon nonain. Engl. the jacobine).
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch
tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühner-
schwanz
. (Fr. le pigeon paon. Engl. the
shaker
). Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze.
Frisch tab. 151.

[Seite 167]

g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube, tür-
kische Taube
. (Fr. le pigeon messager. Engl.
the carrier pigeon). Mit rothen Fleischwarzen um
den Schnabel und die Augen herum. Diese Tau-
benart hat ihren Namen daher, weil man sich ihrer
vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um
Briefchen zu überschicken*).

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, hu-
meris ferrugineis
.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumal auf Neu-Guinea und den Molucken etc. Fast
von der Größe des welschen Hahns.

3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube
. (Fr. le pigeon ramier. Engl.
the ring-dove). C. rectricibus postice atris, re-
migibus primoribus margine exteriore albidis,
collo utrinque albo
.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.

Meist in ganz Europa.

4. †. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tourterelle.
Engl. the turtle-dove). C. rectricibus apice al-
bis, dorso griseo, pectore incarnato, macula la-
terali colli nigra lineolis albis
.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.

In den warmen und mildern Gegenden der alten
Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen
Treue die fabelhaften Uebertreibungen abgerechnet, ha-
ben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Le-
bensart voraus.

5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier
. Engl. the indian turtle). C. supra
lutescens lunula cervicali nigra
.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

[Seite 168]

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis denuda-
tis sanguineis, pectore rufo
.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer un-
ermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen
Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und
dörren.

42. Tetrao. (Engl. grouse). Macula prope ocu-
los nuda, papillosa
.

1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail). T. pedibus nudis, corpore
griseo maculato, superciliis albis, rectricum mar-
gine lunulaque ferruginea
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der
sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.

2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge). T. pe-
dibus nudis calcaratis, macula nuda coccinea sub
oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Gegenden
des asiatischen Rußlands.

3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle.)
T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis,
gula alba cincta fascia nigra albo punctata
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den
Inseln des Archipelagus als Meiergeflügel gehalten.

4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli-
notte
. Engl. the grouse). T. pedibus hirsutis,
rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra:
exceptis intermediis duabus
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Eu-
ropa. Das schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmack-
hafteste von allem wilden Geflügel.

[Seite 169]

5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinotte blanche. Engl. the white grouse,
ptarmigan
). T. pedibus lanatis, remigibus albis,
rectricibus nigris apice albis, intermediis albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der
alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer
Farbe. Namentlich ein überaus wichtiges Thier für die
europäischen Colonisten in Labrador und Grönland.

Eine dieser verwandte Art ist der J. Scoticus
(Engl. the red grouse, moor cock), zumal in den
schottischen Hochländern.

6. †. Tetrix. der Birkhahn, der die Kurre. (Fr.
le petit tetras. Engl. the black cock). T. pedi-
bus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secunda-
riis basin versus albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. †. Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de
bruyère, tetras
. Engl. the capercaile, cock of
the wood
). T. pedibus hirsutis, cauda rotundata,
axillis albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Ge-
sicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf
liegen tief unten im Halse.

43. Numida. Caput cornutum, collum compres-
sum coloratum; palearia carunculacea ad la-
tera maxillae utriusque
.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen). N. rostro cera instructo
nares recipiente
.

Frisch tab. 126.

Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ur-
sprünglich im nördlichen und westlichen Africa einhei-
misch, aber auch längst nach Europa und vielen Gegen-
den von America verpflanzt.

44. Menura. Cauda elongata, plana, rectrici-
bus
16. duabus intermediis angustis, longiori-
[Seite 170] bus, duabus externis apice dilatato exterius
recurvo; reliquis laxis
.

1. Superba. der Leierschwanz, Schweifhahn.

Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis
tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines großen
wundersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der
sonderbarsten Thiere der ganzen Classe.

45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.

1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl.
the cock). Ph. caruncula compressa verticis ge-
minaque gulae, auribus nudis, cauda compressa
ascendente
.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*) ist in Hin-
dustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet
sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der
Hals- und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen
Flügelblättchen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haus-
hahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet.
Doch ist er erst durch die Spanier nach America ge-
bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bei ihrer
Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden wor-
den. Das Huhn ist bei der Menge Eier, die es legt,
und seinem oftmaligen Brüten eins der allernutzbarsten
Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte
längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks-
schauspiel.

Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser Classe
in die allermannigfaltigsten und auffallendsten Rassen
und Spielarten degenerirt; theils in wahre zum erb-
lichen Schlag gewordene Monstrositäten**); sowohl per
[Seite 171] defectum (– s. oben S. 19. –), wie der unge-
schwänzte Kluthahn; als per excessum (– a. a. O. –),
wie z.B. mit fünf oder gar sechs Zehen*).

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders be-
merkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so
groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb
so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries-
ländische Hahn
, mit krausen auswärts ge-
krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc. Seine
Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die
Fabel von Bastarden, die von Kaninchen und Hüh-
nern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vor-
züglich auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo
auch noch andere Vögelarten diese Sonderbarkeit
haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl.
the pheasant). P. rufus, variegatus, capite viridi
caerulescente, cauda cuneata, genis papillosis
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien,
von wo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht
haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro punctatus et
undulatus, remigum
11 interiorum latere exteriore
ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato
,
rectricibus 2 intermediis longissimis.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvollste
Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Au-
[Seite 172] gen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön
schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt etc.;
mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und
ist nebst den beiden folgenden Gattungen zumal in
Schina zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pe-
ctore coccineo, remigibus secundariis caeruleis,
cauda cuneata
.

Edwards tab. 68. 69.

Bei dieser und der folgenden Gattung zeichnen sich
die erwachsenen Männchen durch die ausnehmende
Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata
.

Edwards tab. 66.

46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utra-
que mandibula. Pennae caput tegentes re-
volutae
.

1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava,
corpore nigro, ventre albo
.

Buffon vol. II. tab. 13.

In Guiana etc.

47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis
tectum, gula caruncula membranacea longitu-
dinali
.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon.
Engl. the turkey). M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichern America, wo er in
großen Heerden auf Bäumen lebt; ward 1530 zuerst
nach Deutschland gebracht, wo er nun als Meiergeflügel
gehalten wird, und in mancherlei Varietäten von weißer
u.a. Farben ausgeartet ist.

48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pen-
nae caudales elongatae, ocellatae
.

[Seite 173]

1. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl.
the peacock). P. capite crista compressa, calca-
ribus solitariis
.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und
seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa ver-
pflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre
an durch die Pracht seiner Schwanz- oder vielmehr
Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die
weiße die auffallendste.

49. Otis. Rostrum mandibula superiore forni-
cata; pedes cursorii
.

1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl.
the bustard). O. maris capite inguloque utrin-
que cristato
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der gemäßigten
alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen
30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten
verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.


VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freien unverbundenen Ze-
hen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne
Schwungfedern.

50. Struthio. Rostrum subconicum: pedes
cursorii
.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl.
the ostrich). S. pedibus didactylis, digito exte-
riore parvo mutico, spinis alarum binis
.

Ménag. du Mus. nat. I. tab. 3.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß
und darüber erreicht, und außer Africa nur in Arabien
zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bei
[Seite 174] ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs
vergütet*). Von seinen Eiern, deren er wohl 30 legt,
hält jedes ungefähr so viel als 24 Hühnereier. Vor-
züglich wird er durch seine Federn schätzbar.

Der americanische Straus (Str. rhea) ist zu-
mal in Chili zu Hause.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus
tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus

spinosis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern
Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferde-
haaren, und es entspringen immer zwey und zwey
Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str.
australis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-
Südwallis entdeckt worden.

51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis dua-
bus transversis: utraque mandibula inflexo
apice; facies ultra oculos nuda
.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus). D. pedibus ambulatoriis,
cauda brevissima, pennis incurvis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. – Aber
nach den Versicherungen von Morel, der deßhalb an
Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt
dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht un-
wahrscheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste
Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und
doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen
war**).


[Seite 175]

So weit die Landvögel. Nun die Wasser-
vögel
in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal-
zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe
stelzenartige Beine, und auch mehrentheils einen
langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich
in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von
Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen,
die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf,
und werden großentheils durch ihr vorzüglich schmack-
haftes Fleisch und durch ihre Eier nutzbar.

52. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, in-
fracto-incurvatum, denticulatum, pedes te-
tradactyli
.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.

Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1814.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Wel-
ten. Wird bei einem mäßig großen Körper, aber ganz
auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.

53. Platalea. Rostrum planiusculum: apice di-
latato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli,
semipalmati
.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher
. (Fr. la spatule. Engl. the spoonbill).
P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumal in der westlichen alten Welt.

54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula
superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi
.

[Seite 176]

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle). P. alulis bi-
spinosis, fronteque cornuta
.

Latham vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Südamerica.

55. Mycteria. Rostrum subadscendens, acu-
tum: mandibula superiore triquetra; inferiore
trigona acuminata adscendente; frons calva:
nares lineares: pedes tetradactyli
.

1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cigogne du
Brésil
).

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

56. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula
superiore cymbae resupinatae forma
.

1. Cochlearia. (Fr. le cuiller. Engl. the boatbill).
C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien etc.

57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum,
subcompressum; pedes tetradactyli
.

1. Pavonina. der Kron-Kranich. (Fr. l'oiseau
royal
). A. crista setosa erecta, temporibus pa-
learibusque binis nudis
.

Buffon vol. VII. tab. 11.

Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen
Krone sind sonderbar spiralförmig gewunden.

2. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the
crane
). A. occipite nudo papilloso, corpore ci-
nereo, alis extus testaceis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In der nördlichen alten Welt.

3. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cigogne.
Engl. the stork). A. alba, orbitis nudis re-
[Seite 177] migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque san-
guineis
.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt.
Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch
nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u.s.w.;
schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn etc. ins Nest,
um es weich auszufuttern*).

4. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr. héron.
Engl. heron). A. occipite crista nigra depen-
dente, corpore cinereo, collo subtus linea fascia-
que pectorali nigris
.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche
Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen
Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäu-
men, Eichen etc.**).

5. Garzetta. (Fr. l'aigrette). A. occipite cristato,
corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque vi-
rescentibus
.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumal in Persien etc. Mit den kostbaren langen,
silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

6. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern). A. capite lae-
viusculo, supra testacea maculis transversis, subtus
pallidior maculis oblongis fuscis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde.

[Seite 178]

58. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, te-
retiusculum, subarcuatum. facies nuda ultra
oculos: pedes tetradactyli, basi palmati
.

1. Ibis. [Tantalus aethiopicus. Latham. Nume-
nius
ibis Cuvier*)]. T. albus, remigum apici-
bus, rostro et pedibus nigris, remigibus secun-
dariis elongatis nigro-violaceis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Sym-
bol der Ueberschwemmung des Nils**), auf ihren Denk-
mälern verewigte, und so wie die damaligen mensch-
lichen Leichen und manche Thiere (wie z.B. verschie-
denartige Raubvögel, Falken sowohl als Sperber), zu
Mumien bereitete***) und in besondern Gewölben in
größter Menge beigesetzte, aber jetzt so wie das Nil-
pferd, der Nilcrocodil etc. in Nieder-Aegypten selten
gewordne Thier†).

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in
Europa und selbst im südlichen Deutschland vorkommen-
den Tantalus falcinellus einerlei zu seyn.

59. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiuscu-
lum, obtusum, capite longius, facies tecta, pe-

[Seite 179] des tetradactyli, postico pluribus articulis in-
sistente
.

1. †. Arquata. die Brachschnepfe, das Brach-
huhn
. (Numenius. Fr. le courlis. Engl. the
curlew
). S. rostro arcuato: pedibus caerulescen-
tibus, alis nigris maculis niveis
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1809.

Weit verbreitet, zumal an den Küsten und Ufern
der nördlichern Erde.

2. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la bé-
casse
. Engl. the woodcock). S. rostro basi ru-
fescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia
capitis nigra
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1801.

In den wärmern Gegenden der nördlichern alten
Welt.

3. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen
.
(Fr. la bécassine. Engl. the snipe). S. rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis frontis lineis
fuscis quaternis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitu-
dine capitis, digito postico uniarticulato, a
terra elevato
.

1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer.
Engl. the ruff). T. rostro pedibusque rubris,
rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie
papillis granulatis carneis
.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen
von der Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur
Brunstzeit gegen einander kämpfen.

[Seite 180]

2. †. Vanellus. der Kiebitz. (gavia. Fr. le van-
neau
. Engl. the bastard-plover, lapwing,
pee-wit). T. pedibus rubris, crista dependente,
pectore nigro
.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier.
Engl. plover). Rostrum teretiusculum, ob-
tusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri-
dactyli
.

1. †. Hiaticula. die Seelerche, der Brachvo-
gel
. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-
lark
). C. pectore nigro, fronte nigricante fas-
ciola alba, vertice fusco, pedibus luteis
.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde,
namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

62. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum
depresso-planum, subulatum, recurvatum,
acuminatum,
apice flexili. Pedes palmati,
tridactyli
.

1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt etc.; nährt
sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen,
die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen Schna-
bel sehr geschickt zu fangen weiß.

63. Haematopus. Rostrum compressum, apice
cuneo aequali; pedes cursorii tridactyli
.

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the sea-
pie, oyster-catcher
). H. rostro pedibusque rubris.

Latham vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile;
nährt sich vorzüglich von Muschelthieren.

[Seite 181]

64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum,
mandibula superiore margine supra inferio-
rem fornicata
; frons calva, pedes tetra-
dactyli, subpinnati
.

1. Porphyrio. (Fr. la poule Sultane. Engl. the
purple water-hen
). F. pedibus fissis, fronte
pedibusque rubris, corpore viridi subtus vio-
laceo
.

Buffon vol. III. tab. 17.

Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in
allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs
und prächtigen violet und grün schillenden Gefieder.
Wird leicht zahm.

2. †. Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la
foulque, morelle
. Engl. the coot). F. pedibus
pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, corpore
nigricante
.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erde.

65. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusius-
culum. Nares ovatae in medio rostri. Frons
carunculata, carunculis lobatis. Alulae spi-
nosae
.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier). P. un-
guibus posticis longissimis, pedibus viridescentibus
.

Buffon vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien etc.

66. Rallus. Rostrum basi crassius, compres-
sum, dorso attenuatum apicem versus, aequale,
acutum; pedes tetradactyli, fissi
.

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarrer, Schars
. (ortygometra. Fr. le
râle de genet
. Engl. the rail, dakerhen). R.
alis rufo-ferrugineis
.

Frisch tab. 210.

[Seite 182]

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wach-
telkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob
er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.

67. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum,
convexum, acutiusculum, mandibula superiore
longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes te-
tradactyli, fissi
.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette). P. ni-
gra, pectore columbino
.

Latham vol. II. P. II. tab. 68.

In Südamerica, vorzüglich häufig am Amazonen-
Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zu-
gethan.


IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre
Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten
zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber
desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschna-
bel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist
wie der untere bei den mehresten mit einer ausneh-
mend nervenreichen Haut überzogen (– s. oben S.
120). Sie haben eine fleischige Zunge, einen rau-
hen stacheligen Gaumen, und bei vielen von ihnen
haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be-
sondere knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben
dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt,
halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der
Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilfe etc. auf, und
leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei-
stens nur Ein oder wenige Eier; sind aber, beson-
ders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn etc. von
mannichfaltiger Nutzbarkeit.

[Seite 183]

68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula
superiore multo breviore; inferiore apice
truncata
.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the sea-
crow, cut-water
). R. nigricans, subtus alba,
rostro basi rubro
.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als
der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein
eingeschlagnes Taschenmesser.

69. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum,
subrectum, acutum, compressiusculum. Nares
lineares, ad basin rostri
.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable).
S. corpore nigro, fronte albicante, superciliis
atris
.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver-
bird
). S. cauda forsicata: rectricibus duabus ex-
timis albo nigroque dimidiatis
.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum,
subulatum, rectum, acuminatum, pedes com-
pedes
.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the
sea-turtle
). C. pedibus palmatis tridactylis,
corpore atro, rectricibus alarum albis
.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot). C.
pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pec-
tore abdomineque niveo, remigibus secundariis
extremo apice albis
.

Frisch tab. 185.

[Seite 184]

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. †. Urinator. (Fr. le grèbe). C. capite laevi,
palpebra inferiore lutea, macula alarum alba
.

Edwards tab. 306. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silber-
weißes Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu
Feder-Muffen, Verbrämungen etc. verarbeitet.

71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull).
Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice
subadunco. Mandibula inferior infra apicem
gibba
.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden
sich auch welche auf der Südsee und zwar in un-
geheueren Scharen.

1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock). L. albicans,
dorso canescente, rectricum apicibus, excepto
extremo, nigris, pedibus tridactylis
.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

72. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum,
denticulatum. Facies tecta, pedes palmati
omnibus digitis connexis
.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer
Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier
spiralförmig zusammenrollen und so den Kopf gegen die
Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.

73. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum,
acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Di-
gitus posticus antrorsum versus
.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille-
en-queue
. Engl. the tropic-bird). P. rectri-
[Seite 185] cibus duabus longissimis, rostro serrato, pedibus
aequilibribus: digito postico connexo
.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen beiden Wende-
zirkeln. Nährt sich meist von fliegenden Fischen.

74. Procellaria. Rostrum edentulum, sub-
compressum: mandibulis aequalibus, superiore
apice adunco; inferiore apice compresso-ca-
naliculato. Pedes ungue postico sessili abs-
que digito
.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel
. (Fr. le petrel. Engl. the tempestbird,
stormfinch, mother cary's chicken
). P. nigra,
uropygio albo
.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in
offener freier See fern vom Lande auf Klippen,
und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines
bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach
den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer be-
dienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen
Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann
die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hin-
eindringt, lange Zeit unterhalten wird.

75. Diomedea. Rostrum rectum; maxilla supe-
riore apice adunca; inferiore truncata
.

1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du
cap
). D. alis pennatis longissimis, pedibus
aequilibribus tridactylis
.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit aus-
gespannten Flügeln über 10 Fuß Breite, fliegt auf
500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt,
aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meeres-
fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*).

[Seite 186]

76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco,
unguiculato: pedes aequilibres: digitis omni-
bus quatuor simul palmatis
.

a) Rostro edentulo.

1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli-
can
. (Fr. pélican. Engl. pelican). P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile,
(wenn anders die americanische Kropfganz nicht speci-
fisch von der in der alten Welt verschieden ist). Hat
den griechischen Namen von ihrer Eselsstimme, den
deutschen aber von dem ungeheuren beutelförmigen Kropfe,
der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen
läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird). P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, or-
bitis nigris
.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches
mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die aus-
gespannt auf 14 Fuß klaftern, und dem fliegenden
Thiere ein sonderbares Ansehen geben.

3. †. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und
Engl. cormoran). P. cauda rotundata, corpore
nigro, rostro edentulo, capite subcristato
.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr
nachtheilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er
sonst unbekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen
Tausenden*).

Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis)
wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 25. –)

[Seite 187]

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bas-
san
. Engl. the gannet, the soland goose). P.
cauda cuneiformi, corpore albo, rostro remigi-
busque primoribus nigris, facie caerulea
.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America, zu-
mal auf den schottischen Inseln, und namentlich auf
Baß*), wovon diese Gans den Namen führt. Macht
die Hauptnahrung der Insulaner auf St. Kilda, deren
Weiber auch die abgestreifte Haut dieses Vogels statt
Schuhe tragen, die zwar nur ungefähr fünf Tage
halten, aber auch augenblicklich wieder durch neue er-
setzt sind**).

77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, con-
vexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa
.

1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne.
Engl. the swan, elk). A. rostro semicylindrico
atro, cera nigra, corpore albo
.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen,
Wasserpflanzen etc. Man muß diesen, den so genannten
stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten
wilden, A. cygnus (mit gelber Haut an der Schna-
belwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre),
unterscheiden. Dieser letztere findet sich auch in Nord-
america und gibt einen hellen weit
schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.

Der schwarze Schwan mit weißen Schwungfedern
(A. nigra) ist an den Küsten von Australien zu
Hause. Bei Botanybay sowohl als an der West-
küste, wo das schöne Thier schon 1697 gefunden und
beschrieben worden***).

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder
schinesische Gans. (Fr. l'oie de Guinée. Engl.
[Seite 188] the swan-goose, chinese goose). A. rostro se-
micylindrico: cera gibbosa palpebris tumidis
.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina,
und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des
stillen Oceans. Man unterscheidet mehrere Varietäten.

3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oie. Engl. the
goose
). A. rostro semicylindrico, corpore supra
cinereo, subtus pallidiore, collo striato
.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat unter den
warmblütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum.
Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße
Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche
Gans geben.

4. Aegyptiaca (chenalopex). A. rostro subcylin-
drico, corpore undulato, vertice albo, speculo
alari candido fascia nigra
.

Ménag. du Mus. nat. V. tab. 4.

Zumal in Aegypten, auf dessen alten Kunstwerken
sie häufig als Symbol der Kinderliebe vorkommt.

5. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose). A. cinerea, capite colloque ni-
gris, genis gulaque albis
.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer
ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzüg-
liche Schreibfedern.

6. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans
. A. fusca, capite, collo pectoreque
nigris, collari albo
.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt
bloß zum Ueberwintern nach Schotland und andern
mildern Gegenden, wo sie sich unter andern von dem
Thiere der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatifera)
nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß
[Seite 189] dieser Vogel nicht aus einem Ei, sondern aus einer
Muschel hervorkomme u.s.w.*)

7. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oie à
duvet
. Engl. the eiderduck, cuthbert duck). A.
rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa
.

Brünnich's N. G. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumal häufig auf Island
und in Grönland. Sein Fleisch und Eier sind sehr
schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit
man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter
dem Namen der Eiderdunen bekannt sind.

8. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the
duck, mallard
). A. rectricibus intermediis (maris)
recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158 u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nörd-
lichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten.
Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung zu
unnatürliches Paarung zu haben, so daß z.B. die En-
triche auf Hühner erpicht sind und sie zu reitzen suchen.

9. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler). A. rostro extremo dilatato
rotundato; ungue incurvo
.

Frisch tab. 161. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die
Ränder des Schnabels sind nach innen mit hornigen
Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum
denticulatum, subulato-cylindricum, apice
adunco
.

[Seite 190]

1. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl.
the goos-ander). M. crista longitudinali ere-
ctiuscula: pectore albido immaculato, rectricibus
cinereis scapo nigricante
.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere
Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für
Fischteiche, zumal zur Leichzeit.

79. Alca. (Engl. auk). Rostrum edentulum,
breve, compressum, convexum, transverse
sulcatum: mandibula inferior ante basin gibba
.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen
der nördlichen Erde.

1. Arctica. der Papageitaucher. (Fr. le ma-
careux
. Engl. the puffin). A. rostro compresso-
ancipiti, sulcato sulcis
4, oculorum orbita tempo-
ribusque albis, palpebra superiore mucronata
.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so
ein unterirdisches Lager.

80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr.
manchot). Rostrum compressiusculum, sub-
cultratum, longitudinaliter oblique sulcatum
:
mandibula inferior apice truncato: alae im-
pennes, pinniformes
.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flos-
senähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gera-
der, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein son-
derbares Ansehen, deren verschiedene Arten an den süd-
lichen Küsten und Inseln von Africa und America, so
wie andere um Neu-Holland, Neu-Guinea und Neu-
Seeland zu Hause sind*). Finden sich theils in zahl-
loser Menge beisammen.

[Seite 191]

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus fla-
vescentibus, crista frontali atra erecta, auricu-
lari deflexa flava
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.

2. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, ma-
cula ad aures aurea
.

Forster l. c. tab. 2.

In der gleichen Heimath, die größte Gattung ihres
Geschlechts. Und von Farbe und Zeichnung des Gefie-
ders, zumal am Halse, die schönste.

3. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, super-
ciliis fasciaque pectorali albis
.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap etc.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien.

[Seite 192]

§. 81.

Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich
beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23 und 40.)
und durch die größere Menge desselben von den
Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hinge-
gen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie
wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; ob-
gleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch
ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen
unordentlicher sind, als bei den beiden Classen mit
warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen
weit länger entbehren als diese, weit länger im so
genanten luftleeren Raume, oder auch in einge-
sperrter Luft (wie z.B. Kröten in einer engen
Höhle mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken)
und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von
kohlenstoffsaurem Gas aushalten, und auffallende Ex-
treme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß
man z.B. ungezweifelte Beispiele von Wassermolchen
und Fröschen hat, die sowohl im Magen und
Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch
ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen einge-
froren sind.

§. 83.

[Seite 193]

Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver-
sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme
von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z.B.
unter den hieländischen der wahre Salamander, die
grüne Eidexe, die Blindschleiche etc.) gänzlich stumm
zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten,
Frösche, Eidexen etc. mit Füßen versehen sind; oder
aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylin-
drischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk-
zeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bei den Am-
phibien mannichfaltiger als bei den warmblütigen
Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale
überzogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit
zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schuppen
bedeckt: und noch andere haben eine nackte, nur mit
Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten
sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z.B. der Laub-
frosch und verschiedene Eidexen, besonders der Cha-
mäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und
Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt angewie-
sen. Manche gehen willkürlich in beiden ihren Ge-
schäften und ihrer Nahrung nach. Andere hingegen
[Seite 194] bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le-
bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von
beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder
bloß für das Land, oder bloß für das Wasser, und
nicht für beides zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumal unter den Schild-
kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter
Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch,
Chamäleon etc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer
Speisen, gehen z.B. bloß lebende Insecten von ei-
nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der
Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu
sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich
selbst habe z.B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabei be-
trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild-
kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre
ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bei vielen Amphibien so ganz ausnehmende
Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft
(§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten
Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein-
heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund: da folg-
lich die erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Le-
ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege-
tativ scheint, als bei den warmblütigen Thieren, –
aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher,
independenter Lebenskraft versehen sind. Und da
folglich bei dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft
der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,
[Seite 195] der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt,
sogleich, wie bei den warmblütigen Thieren, andere
in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl über-
haupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen
das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen,
und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe
genommen worden, noch Monathe lang leben kön-
nen; daher auch wohl die anhaltende Beweglich-
keit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie
z.B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind-
schleichen etc.*)

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumal unter den Schlan-
gen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte etc.
ihr milchichter Hautschaum, den sie im Nothfall von
sich geben: vielen auch wohl der specifike Geruch,
den sie verbreiten; so zumal manche Schlangen,
Kröten, Eidexen etc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten
Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. –
Unter den innern zeichnet sich doch bei vielen das
Gedächtniß aus, da man Beispiele selbst von Cro-
codilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen
gelernt und kirre geworden, und vollends viele
Schlangen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleien
abrichten lassen. Hingegen finden sich bei den Thie-
ren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wah-
ren Kunsttrieben (§. 36.).

§. 91.

[Seite 196]

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erholungsschlaf zu halten; – dage-
gen aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Er-
starrung zubringen; und das zwar theils einzeln,
theils, wie unsere hieländischen Frösche und Sala-
mander, in Haufen. Doch können auch diese gar
leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus
Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphi-
bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bei vielen so heftig, daß man z.B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib-
chens andere männliche Frösche oder Kröten oder gar
todte Weibchen besprungen haben. Bei den mehre-
sten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paa-
rung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern
schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe
aufs innigste um einander, und züngeln dabei mit
gebogenem Halse auf einander los. Die Wasser-
molche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern
das Männchen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eierchen, so wie es
dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Aus-
nahmen, eierlegende Thiere. Aber manche, zu-
mal unter den Schlangen etc., geben die Eier nicht
eher von sich, als bis das darin befindliche Junge
schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die
Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig
[Seite 197] isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr
herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen 34 Junge
geheckt, so daß folglich hier eine ehemalige Befruchtung,
auf eine noch weit längere Zeit hinaus, als bei den Hüh-
nern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung
werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen
Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt,
und müssen sich erst noch einer Art von Metamor-
phose
unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den
völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen.
Die kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaul-
quappen
, gyrini, cordyli, Fr. tétards, Engl.
toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern
dafür einen langen Ruderschwanz: auch, so wie die
jungen Salamander*), eine Art von Fischkiemen
(branchiac oder Swammerdam's appendices fim-
briatae
) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum
Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u.
dgl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand
des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der
zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachs-
thum
; so daß z.B. unsere hieländischen Frösche
meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und
doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser
späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12
bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schild-
kröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre
[Seite 198] gelebt haben, so daß, hiernach zu schließen, die Cro-
codile und großen Schlangen etc. wohl zu einem
noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien für's Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche
Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumal der
Genuß der Schildkröten und ihrer Eier, so wie
auch verschiedener Frösche und Eidechsen etc. – auch
von Schildkröten Thran; Schildpatt zu Kunst-
arbeiten
; gegerbte Alligatorshäute zu schönen
Sätteln etc. –

§. 97.

Schädlich werden manche ungeheure Thiere
dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere, zumal unter den
Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern
Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt in zwey Haupt-Ord-
nungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ovipara der ältern Natur-
forscher.) – Schildkröten, Frösche, Eidechsen.
Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge (§. 84.).

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

[Seite 199]
  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765. IV.
    vol. gr. Fol. (– hierher gehören bloß die beiden ersten Bände.)
  2. Jo. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob.
    1786. 8.
  3. C. de la Cepède histoire naturelle des quadrupèdes ovipares
    et des serpens
    . Paris 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bechstein.
    Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere. III. Th.
    Leipzig 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis et lite-
    rariae
    Fasc. I. II. Jen. 1799. 1801. 8.
  7. Fr. Tiedemann, M. Oppel und Jos. Liboschitz N. G.
    der Amphibien. Heidelb. seit 1817. Fol.
  8. Blas. Merrem tentamen systematis amphibiorum. Marburg.
    1820. 8.

I. REPTILES*).

[Seite 200]

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben)
mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiede-
nen Aufenthalt dieser Thiere entweder freie (pedes
digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene
(palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene
Zehen (pinnati) haben.

1. Testudo**). Schildkröte. (Fr. tortue. Engl.
tortoise, die See-Schildkröten aber turtle.
Span. galápago). Corpus testa obtectum,
cauda
(plerisque) brevis, os mandibulis nudis
edentulis
***).

Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen
sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem
Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und
mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die bei
manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß
sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie-
gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um
den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild
ist etwas kleiner, als das obere, und mit Ausschnitten
für Kopf, Schwanz und Füße versehen. – Ueberhaupt
aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil-
dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu
einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufen-
folge in der Natur.

[Seite 201]

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, unguiculis
tribus, testa orbiculari orvata, membranacea, gri-
sea, striata, scabra
.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle
). T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato: scutellis
imbricatis latiusculis, cauda squamata
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im An-
hang tab. 42.

In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt
das beste Schildpatt*).

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte
. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche
. Engl. the green turtle). T. pedibus
pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis,
testa ovata
.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 22.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am
Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ih-
rer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend
grünen Farbe ihres Fettes. Lebt bloß vom Seetang
u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack-
haftes gar nicht thraniges Fleisch.

4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte
(Emys Aristot.) T. pedibus palmatis, testa
orbiculata planiuscula
.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice
gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis pla-
niusculis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

[Seite 202]

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, te-
stae scutellis elevatis truncatis
.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der
Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßi-
gen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rücken-
schildes ein artiges Ansehen.

2. Rana*). Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad).
Corpus nudum pedibus quatuor, posticis lon-
gioribus
**).

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi,
digitis anticis muticis quadridentatis, posticis un-
guiculatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die
überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der
die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das
Männchen streicht nämlich den Leich, den das Weib-
chen vorher auf die gewöhnliche Art von sich gegeben,
demselben auf den Rücken, und befruchtet ihn hierauf
mit seinem Samen. Die Eierchen verwachsen nachher
gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf
von beinahe drei Monathen die darin befindlichen an-
fangs geschwänzten Kaulquappen***) zum Ausbruch reif
sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden
und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken
ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

[Seite 203]

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Au-
gen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augen-
lieder ein abenteuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog). R. auribus
ocellatis, pedibus muticis
.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nordamerica. Fast von der Größe eines
Meerschweinchens. Hat den englischen Namen von
seiner starken Stimme.

4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis). R. fe-
moribus postice oblique striatis
.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht
eine fast spannenlange Größe, ist dann viel größer, als
der ausgebildete, zu seiner Reife gelangte Frosch, und
hat in jenem Larvenzustande zu einer alten Sage, von
Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gege-
ben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze
Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier
doch noch geraume Zeit geschwänzt.

5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso
verrucoso lurido fuscoque
.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr sogenannter Harn ein heftiges Gift seyn soll,
ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man
verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten
Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc. angetroffen hat.

6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio maculato,
pupilla triquetra
.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft
fast wie ein Frosch.

7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo cala-
mita
Laurent.). R. verrucosa, linea dorsali
flava, lateralibus rufescentibus
.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt selten
zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut
[Seite 204] von sich, der allerhand abergläubige Sagen veran-
laßt hat.

8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R.
subfusca dorso planiusculo subangulato
.

Rösel tab. 1–8.

Im Gras und Gebüsch etc., von da die Jungen nach
warmen Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da
dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage
vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.

9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker
. (Engl. the gibbous frog).
R. viridis, corpore angulato, dorso transverse
gibbo, abdomine marginato.

Rösel tab. 13–16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken
laut, zumal des Abends bei schönem Wetter, und
treiben dabei zwey große Blasen hinter den Maulwin-
keln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse,
Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen etc. und
können sogar über Hechte Herr werden. Zur Begat-
tungszeit bekommen die Männchen dieser und der vo-
rigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Dau-
men der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um
ihrer Weibchen Brust klammern können.

10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla.
Fr. la rainette, grenouille de St. Martin, le
graisset
). R. corpore laevi, subtus granulato,
pedibus fissis, apicibus digitorum lenticulatis
.

Rösel tab. 912.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch
in America etc. Der klebrige Schleim, womit er wie
die Schnecken überzogen ist, dient ihm bei seinem
Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die
erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle
kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn
das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur
Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabei die
Kehle zu einer großen Blase auf.

[Seite 205]

3. Draco*). Corpus tetrapodum caudatum,
alatum
.

1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis
ab ala distinctis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Africa.

4. Lacerta**). Eidechse. (Fr. lézard. Engl.
lizard). Corpus elongatum, pedibus quatuor
aequalibus
.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Cro-
codilus
vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis
nuchae
6, squamìs dorsi quadratis, sex-fariam
positis, pedibus posticis palmatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumal häufig in den größern Strömen von Africa
(namentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte
Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von
30 Fuß erreichen soll***): und doch haben seine Eier
kaum die Größe eines Gänse-Eies. Erwachsen fällt er
Menschen und andere große Thiere an. Jung gefan-
gen aber läßt er sich doch zähmen†).

2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops
Cuv.) L. porca transversa inter orbitas, nucha
fasciis osseis
4 cataphracta, pedibus posticis se-
mi-palmatis
.

Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter
am Leibe und Schwanz, als der eigentliche Crocodil,
[Seite 206] wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere
Eier. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an
den Vorderfüßen und viere an den hintern, von wel-
chen allen aber nur die drey innern mit Krallen be-
waffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden jetzt in
Brasilien trefflich gegerbt.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elon-
gatis subcylindricis, pedibus posticis palmatis
.

Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.

Zumal im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde). L. cauda ca-
rinata, corpore mutico squamis marginatis, ma-
culis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig
schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat
den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist
in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen
pfeifenden Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht-
baren Gefährten verrathen soll.

5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa,
sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata
.

Seba vol. I. tab. 95. sq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein über-
aus schmackhaftes Fleisch und Eier.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duo-
bus tribusque coadunatis
.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 11.

In Ostindien, Nordafrica, und nun auch theils in
Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken,
nährt sich von Insecten, die er mit seiner langen vorn
kolbigen ausgehöhlten klebrigen Zunge sehr behende zu
fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß,
und das Thier kann sich damit nach Willkür aufblähen
oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der
Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe.
Seine Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß
jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschie-
[Seite 207] denen Richtungen, eines z.B. aufwärts, das andere
hinterwärts u.s.w. und zwar schnell bewegt werden können.
Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, es ändert die-
selbe aber zuweilen, zumal wenn es gereizt wird etc.
Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten
farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des
lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben,
als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*) oder sau-
rus
der Alten). L. cauda tereti mediocri, digitis
muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, au-
ribus concavis
.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der
Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa,
z.B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft
zwischen seinen blätterichten Fußzehen haben, und dieser
sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft,
mittheilen.

8. Scincus. (crocodilus terrester). L. cauda tereti
mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato-
squamosis marginatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Aegypten etc.

9. †. Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-Ei-
dechse
. L cauda verticillata longiuscula, squamis
acutis, collari subtus squamis constricto
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in
beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre
Eier leuchten eine Zeitlang im Finstern.

10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-
Salamander
. L. nigra, dorso lateribusque ver-
rucosis, abdomine flavo, nigro-maculato
.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

[Seite 208]

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf
bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende empor-
stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden
Reproductionskraft s. oben S. 27.

11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron).
L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore
flavo nigroque vario, nudo, poroso
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und
daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne etc.,
sind Fabeln.

* * *

Interimistisch mögen hier ein Paar anomalische
Amphibien ihre Stelle finden, deren sonderbarer
Bau – zumal ihre ansehnlichen frei ausstehenden
Kiemen – immer noch räthselhaft scheint.

A. Proteus. Pedes antici digitis 3; postici binis.
Palpebrae indivisae.

1. †. anguinus.

von Schreibers in den philos. Transact.
for 1801*).

Im unterirdischen Sitticher See in Krain. Höchst
lichtscheu.

B. Siren. Pedes tantum antici: digitis 4.

1. lacertina.

Ellis uni J. Hunter in den philos. Trans-
act.
vol. LVI.

In den Gewässern von Carolina.


II. SERPENTES*).

[Seite 209]

Die Schlangen**) haben gar keine äußere
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang
gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen;
und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen
bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei
ihrer ausnehmend langen und theils blasenförmigen
Lunge leicht schwimmen können), andere auf der
Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen meh-
rentheils an einander gekettete Eier, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bei andern Thieren, fest ein-
gelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie
sich weit von einander dehnen lassen, so daß die
Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als
sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist
gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Ta-
sten***). Manche sind mit heftigem Gift in beson-
dern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers
versehen†), das in eigenen Drüsen abgeschieden
und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehende,
gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung
versehene, Giftzähne (– als durch einen Ausfüh-
rungsgang –) beim Biß in die Wunde geflößt
wird. (– Abbild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. –)
[Seite 210] Diese bloß am vordern Rande des zugleich merklich
starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch
den zuverlässigsten Character ab, um die giftigen
Schlangen von den giftlosen zu unterscheiden*), da
bei den letztern der ganze äußere Rand der obern
Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen besetzt ist (–
Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –); außer-
dem haben aber wohl alle Schlangen noch eine dop-
pelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander
gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent
à sonnettes
. Engl. rattle-snake). Scuta ab-
dominalia. Scuta squamaeque subcaudales.

Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus.C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumal im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß
lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Ge-
schlechts unterscheiden sich von allen andern Schlangen,
ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung
durch die räthselhafte, hornartige, gegliederte Rassel
am Ende des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder
an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so
ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und
soll bei alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel,
Eichhörnchen etc. im Gebüsch der darunter liegenden
Klapperschlange**) von selbst in den Rachen fallen,
[Seite 211] wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das
Nämliche auch an mehreren andern Schlangen der neuen
und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapper-
schlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und
Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre
und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Cal-
caria analia bina
.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda
. (Fr. le devin). B. scu-
tis
240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

In Ostindien, Africa und Brasilien**). Wird nach
Adanson's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Antilopen etc. die Rippen und andere Kno-
chen entzwei brechen, das Thier nachher mit einem
gallertartigen Geifer überziehen, und so hinterwürgen.
Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die
Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu aller-
hand Kunststücken abgerichtet. – Die Amaru-Schlange
in Südamerica, die von den Antis in Peru angebe-
tet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint we-
nig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die
auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-
Schlange
von einer andern Gattung.

[Seite 212]

7. Coluber. (Fr. couleuvre). Scuta abdomi-
nalia. Squamae subcaudales
.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Namen der
Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in
Aegypten zu Hause und giftlos.

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C. ten-
taculis superciliaribus, scutis
145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 40.

Diese von den beiden über den Augen stehenden
Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland
mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the ad-
der
). ♂ C. scutis 146. squamis 39.

Brandt u. Ratzeburg l. t. 20.

Diese ehemals officinelle Viper ist von bräunlicher
Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch
schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause.
Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung, wird doch
aber nur selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, wo-
mit ehedem Redi und nachher Fontana so viele
merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. † Natrix. die Ringel-Natter, Schnacke,
der Unk. (Fr. la couleuvre à collier). C. scu-
tis
170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seitenflecken, zumal an
den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Eu-
ropa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann
wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen Erzählungen
von Lindwürmern etc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scu-
tis
175. squamis 35.

Voigt's Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange
ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers
dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken
laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige
carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein-
[Seite 213] gefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen
von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Flo-
rida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband
oder in die Haare geflochten tragen etc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo
). ♂ C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und
hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist
eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom
Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu allerhand
Gaukelkünsten abzurichten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.

1. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch-
schlange, der Haselwurm, Hartwurm
. (Fr.
l'orvet. Engl. the blind-worm, slowworm).
A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc. Bricht
leicht entzwei, wenn man sie anfaßt, und die Stücken
bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von
ihr mancherlei theils sauber gezeichnete Spielarten.

2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci
caudaeque. Labrum superius tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern run-
zelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen.

[Seite 214]

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kaltem
Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer
(mit Gräten oder knorpligen Faden versehenen)
Flossen bewegen, und mittelst wahrer immer zu
beiden Seiten des Halses verwahrt liegenden (nicht
wie an den Froschlarven etc. außerhalb desselben frei
hervorragenden) Kiemen Athem holen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um
sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz
jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) ver-
treten bei den Fischen fast vollkommen die Stelle
der Lungen. Sie liegen auf beiden Seiten hinter
dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren
großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die
Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und
bei den mehresten mit der Kiefer-Haut (mem-
brana branchiostega
) verbunden sind. Die Kie-
men selbst sind mit unzähligen der zartesten Blutge-
fäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier
Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer
Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so
viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemholen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange
[Seite 215] entbehren können, geschieht bei ihnen, indem sie die
im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund
in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich
geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen
Thiere durch den gleichen Weg ein- und aus-
athmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folg-
lich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme
zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen,
wie z.B. der Knurrhahn, der Wetterfisch etc. einen
Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genom-
men, ist bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als
bei den beiden vorigen Thierclassen. Bei den meh-
resten hat doch der Körper eine verticale Stellung,
d.h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt
(corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei-
nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt
er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (cor-
pus depressum s. plagioplateum
); bei andern, wie
beim Aal etc., ist er mehr walzenförmig: bei andern,
wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder vier-
kantig etc.

Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmit-
telbar an einander, ohne durch einen eigentlichen
Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit
Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit
eigentlich so genannten, die von einer ganz eigenen
[Seite 216] Substanz, und bei den verschiedenen Gattungen
von der mannichfaltigsten theils ausnehmend elegan-
ten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold-
und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische
hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakich-
ten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit ei-
nem besondern Schleim überzogen, der großen
Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu
werden scheint, die bei den mehresten Fischen zu
beiden Seiten des Körpers in der so genannten
Seiten-Linie liegen.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*), die
Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige
Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus
dünnen knochenartigen oder knorpligen Gräten, die
durch eine besondere Haut mit einander verbunden,
an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte
Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage
nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor-
sales
); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen,
Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche
vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen
(pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung,
Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze,
die Schwanzflosse (pinna caudalis), die immer eine
verticale Stellung hat.

[Seite 217]

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit
selbst über die Oberfläche des Wassers erheben und
kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische,
besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bei
den so genannten cartesianischen Teufelchen), ist
die Schwimmblase, womit zumal die Süß-
Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst eines
eigenen Canals (ductus pneumaticus) meist mit
dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbin-
dung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Wasser-Fische.
Manche können doch auch zuweilen einige Zeit im
Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne etc.
Andere theils in warmen mineralischen Quellen*).

§. 108.

Die mehresten Fische, zumal die in der See
leben, sind animalia nocturna, die nämlich ihren
Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hin-
gegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher
auch die von Fischen lebenden Insulaner und Kü-
sten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang
ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen ver-
ändert in gewissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so
[Seite 218] steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten
und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber,
wie z.B. die Häringe im nördlichen atlantischen
Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige
Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß-
lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen
Europa und des nordöstlichen America*).

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende
Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha-
ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an-
dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils
nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule,
um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem
Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der
Sternseher, der Froschfisch etc.) Andere, wie der
Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um
dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten
gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See-
fische
, der Zitterochse, Tetrodon electricus und
Trichiurus indicus und die beiden Flußfische,
der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern
erschütternden und betäubenden Kraft etc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so
muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da
sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus-
wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben
dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande-
rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich
mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges,
[Seite 219] zahlreichere Häute, ausschließlich eigne andre Organe
u. dergl. m.*).

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an
richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß
man, daß manche, wie z.B. die Forellen, überaus
kirre werden**); andere z.B. alte Karpfen, sehr
listig und verschlagen sind etc.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche An-
merkung, die bei den Amphibien gemacht worden ist
(§. 91.), daß nämlich wenigstens die mehresten ei-
nem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur
sehr wenige einen bestimmten täglichen periodischen
Erholungsschlaf haben: wie es z.B. vom Gold-
brachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen,
wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehö-
ren, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit ein-
ander paaren; sondern bei den mehresten gibt das
Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und
das Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mit seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirth-
schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der
künstlichen Vermischung von Eiern und Samen der
Lachs-Forellen etc. junge Fische erzielen kann***).

[Seite 220]

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte
der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete,
durchgehends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man
hingegen bei andern, wie namentlich beim Karpfen, ano-
malisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum
Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der
mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich
kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe,
dennoch bei manchen die Eierstöcke größer sind, als
ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z.B.
beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Kar-
pfen über 200000, bei der Schleihe 383000, beim
Flinder über eine Million Eierchen etc.*).

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus
dem Eie kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt:
sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi-
bien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose
unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge-
mach vollends ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß
von Karpfen, Hechten etc., daß sie anderthalb hun-
dert Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine Fische, wie z.B. der Stichling etc., nur wenige
Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;
[Seite 221] aber eben von dieser Seite für einen großen Theil
des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von die-
sen Thieren lebt, von der äußersten Wichtigkeit.
Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamtschadalen,
Brasilianer etc., wissen die Fische auf die mannichfal-
tigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen
u.s.w. zu bereiten: und bei vielen, wie z.B. un-
ter den Insulanern des stillen Oceans, macht der
Fischfang ihr Hauptgeschäft, – und in Rücksicht
der überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften,
die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art
von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für
einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang,
z.B. des Härings, Kabeljaus, Thunfisches u. dergl. m.
von großer Wichtigkeit – Der Thran von Hayen,
Häringen, Kabeljauen etc. wird häufigst in Lampen
gebrannt: der Leberthran von letztern nun auch als
Arzneimittel. – Die östlichsten Küstenbewohner des
mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachs-
häute. – Und manche Theile einiger Fische werden
zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt;
wie z.B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen;
und Fischhaut von Rochen und Hayen etc.; Hau-
senblase etc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raubfische;
zumal in den Weltmeeren die Haye; und in den
süßen Wassern die Hechte. – Auch sind manche
Fische wenigstens in gewissen Gegenden giftig, so
daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumal
einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint
noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen
[Seite 222] bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey
Hauptabtheilungen, nämlich.

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die
keine wahre Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so
genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in folgende
zwey Ordnungen, welche la Cepede nach dem Da-
seyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt, und
hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt
hat: nämlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der
Bauchflossen geordnet: nämlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade
unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natura.
    Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. etc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex. ed. Linnaei. Lugd. Bat. 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovianum.
    Lugd. Bat. 1781. P. I–III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des péches
    etc.) Par. 1770. sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutschlands.
    Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Jo. Gottl.
    Schneider. Berol. 1801. 8.
  13. de la Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798. V.
    vol. 4.
  14. Histoire naturelle des poissons, par le B. Cuvier et M.
    Valenciennes. Par. seit 1828. 8. und Planches, fol.
* * *
  1. Patr. Russell's Descriptions and Figures of 200 Fishes of the
    coast of Coromandel
    . Lond. 1803. II. vol. fol.
* * *
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physiologie der
    Fische mit dem Bau des Menschen und der übrigen Thiere. –
    Mit vielen Zusätzen vor P. Camper und J. G. Schneider.
    Leipzig 1787. 4.

I. CHONDROPTERYGII.

[Seite 224]

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine
Kiemendeckel, und bei den mehresten ist das Maul
an der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad la-
tera colli. Fistula in nucha. Pinnae pecto-
rales aut ventrales nullae
.

1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proie
. Engl. the lamprey). P. ore intus papil-
loso, pinna dorsali posteriore a cauda distincta
.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittelländischen u.a. Mee-
ren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit
in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. †. Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vo-
rige Gattung.

2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula
branchialia
2 ventralia. Fistula in rostro.
Pinnae pectorales aut ventrales nullae
.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem
Namen Myxine den Gewürmen beigezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (Myxine
glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans.
Soll gar keine Augen haben.

[Seite 225]

3. Raia. Roche*). (Fr. raie. Engl. ray). Spi-
racula branchialia
5 subtus ad collum; corpus
depressum, os sub capite
.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar or-
ganisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehe-
dem durch allerhand Künstelei zu vorgeblichen Basilis-
ken etc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen
auch bei einiger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres
Kopfs mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage
von Meerjungfern etwas beigetragen zu haben**).
Ungeachtet sie nur ein Ei auf einmal legen, so vermeh-
ren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen
Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eier haben
eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-
Mäuse
.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr.
la torpille. Engl. the crampfish). R. tota lae-
vis maculis dorsalibus
5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittelländischen Meere. Der bekannteste
von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.).
Wird an theils Orten gegessen.

2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate, flair
). R. varia, dorso medio glabro,
cauda unico aculeorum ordine
.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent-
ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïonnette.
Engl. the sting-ray). R. corpore glabro, aculeo
longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio
.

Bloch tab. 82.

[Seite 226]

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel
ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und
auch wilden Völkern als Waffen.

4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl.
shark). Spiracula branchialia 5 ad latera
colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in
inferiore capitis parte
.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat).
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore
teretiusculo
.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr.
le marteau). S. capite latissimo transverso mal-
leiformi
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

In den mehresten Welt-Meeren.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl.
the white shark). S. dorso plano, dentibus ser-
ratis
.

Bloch tab. 120.

Einer der weitest verbreiteten Fische. Zumal häufig
im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend
Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze
Pferde gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne in den
Kiefern, die (wie überhaupt bei den mehresten Hayen)
nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch
eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die
vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß.
Die hintern liegen (wenigstens beim jungen Thier)
rückwärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälli-
ger Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder-
holten Malen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr.
la scie de mer. Engl. the saw fish). S. pinna
ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrinque
dentato
.

Bloch tab. 120.

[Seite 227]

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das
breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr,
das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden
Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken einge-
keilten Zähnen besetzt.

5. Lophius. Seeteufel. (Fr. baudroie, diable
de mer
. Engl. sea-devil). Pinnae pectorales
branchiis insidentes. Spiracula solitaria pone
brachia
.

1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix
. Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the
frog-fish
). L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf,
der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht,
und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.)
geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput compressum.
Apertura supra pinnas pectorales. Corpus
compressum, squamis corio coadunatis. Ab-
domen carinatum
.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife). B.
pinna capitis biradiata, corpore posterius sub-
villoso
.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beiden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripar-
tita, sub collo. Oris labium superius quin-
quepartitum. Dentes primores incisores bini
supra infraque
.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.


II. BRANCHIOSTEGI.

[Seite 228]

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li-
nearia. Os sub capite, retractile, edentulum.
Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl.
the sturgeon). A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspischen etc.,
in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst den übrigen
Gattungen dieses Geschlechts sowohl wegen des Flei-
sches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für
viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann ge-
gen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer
eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter ein-
ander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von
ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa-
libus
15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am
häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber
selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.)
A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst
dem Wels wohl der größte Süß-Wasserfisch, und vor-
züglich wegen des Fischleims oder Hausenblase merkwür-
dig, die man besonders aus der Schwimmblase dessel-
ben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer an-
dern Gattung dieses Geschlechts, nämlich der Sewruge
(Acipenser stellatus), die auch das beste Caviar
gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels
u.a. bereitet.

[Seite 229]

9. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson
coffre
). Corpus osse integro loricatum. Pin-
nae ventrales nullae
.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn anders der
O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in
America.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus sub-
caudalibus binis
.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen
Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie
Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus sub-
tus muricatum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur). T.
abdomine aculeato, corpore laevi, humeris pro-
minentibus
.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die,
so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesun-
des gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in
der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viri-
dibus
.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den bis jetzt bekannten elektrischen Fi-
schen (§. 110.). In Ostindien an der St. Johanna-
Insel.

[Seite 230]

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the
moon-fish
). T. totus hispidus, papillis setaceis.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen Was-
sern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (luna. Fr. la lune
de mer
. Engl. the sun-fish). T. laevis com-
pressus, cauda truncata: pinna brevissima dorsali
analique annexa
.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittelländischen und atlantischen Meere.
Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen
Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französi-
schen und englischen aber von dem starken phosphorischen
Schein, womit die Seiten und der Unterleib des leben-
digen Fisches leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis acutis mobilibus un-
dique adspersum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish). D. oblongus, aculeis tere-
tibus
.

Bloch tab. 126.

Zumal im atlantischen Ocean: namentlich auch an
den nordamericanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput
obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum con-
natae
.

1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf-
padde
. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the lump-
sucker
). C. corpore squamis osseis angulato.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt
sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste
an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.

[Seite 231]

13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput pro-
ductum in rostrum angustissimum. Abdomen
carinatum. Pinnae ventrales unitae
.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa
.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mittelländischen Meer etc.

14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore
operculato, maxilla inferiore mobiliore. Cor-
pus cataphractum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl.
the pipe). S. pinnis caudae ani pectoralibusque
radiatis; corpore septem-angulato
.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-
Raupe
. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea-
horse
). S. pinna caudae quadrangulae nulla, cor-
pore septemangulato tuberculato
.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitest verbreiteten Seefische. Hat seinen
Namen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und
Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen
worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und
ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum
ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis
incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales ab-
dominales
.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln
ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Namen
veranlaßt haben.


III. APODES.

[Seite 232]

Diese und die drey folgenden Ordnungen begrei-
fen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich
so genannten Fische. Und zwar hier diese, die
sogar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae.
Membr. branch. radiis
10, corpus teretiuscu-
lum, lubricum. Pinna caudalis coadunata
dorsali anique. Spiracula pone caput vel
pinnas pectorales
.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectoralibus
nullis
.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Mee-
ren beider Welten.

2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl.
the eel). M. maxilla inferiore longiore, corpore
unicolore
.

Bloch tab. 73.

Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider
Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Ge-
treide etc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausge-
schnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine
Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge-
biert er sicher lebendige Junge*).

17. Gymnotus. Caput operculis lateralibus.
Tentacula duo ad labium superius. Membr.
branch. radiis
5; corpus compressum, subtus
pinna carinatum
.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch
. (Fr. l'anguille électrique). G. nudus,
[Seite 233] dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali
connexa
.

Bloch tab. 156.

Besonders bei Surinam und Cayenne, wo ihn van
Berkel*) 1695 zuerst bekannt gemacht hat. Unge-
fähr Mannslang**).

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis la-
teralibus. Dentes ensiformes, apice semisa-
gittati: primores maiores. Membr. branchio-
stega radiis
7. Corpus compresso-ensiforme.
Cauda subulata, aptera
.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beiden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.).

19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den-
tes primores supra infraque conici, divergen-
tes, sex pluresve, molares inferiores palatique
rotundati. Membr. branch. radiis
6. Corpus
teretiusculum, pinna caudae distincta
.

1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein-
beißer
. (Engl. the ravenous). A. pinnis pecto-
ralibus amplis subrotundis
.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

[Seite 234]

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium
superius duplicatum, dentes acerosi. Membr.
branch. rad.
7. Corpus teretiusculum, cauda
distincta.

1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch, Sandspier
. (Engl. the sandlaunce).
A. maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den
Küstensand, wo er in England und Holland in Menge
herausgestochen wird.

21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes
maxillis, palato, faucibus. Membr. branch.
radiis
7 patula. Corpus ensiforme.

1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch.
O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.

British Zoology. App. tab. 93.

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind
der Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest ge-
schloßnen Austerschalen gefunden*).

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes
in maxillis, palato. Corpus ovatum, latum,
lubricum. Cauda bifida
.

1. Paru. S. unicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore termina-
tum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr.
branch. rad.
8; corpus teretiusculum, alepi-
dotum.

1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empéreur, l'espadon. Engl.
[Seite 235] the sword-fish, whale-killer). X. mandibula in-
feriore acuta, triangulari
.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird
mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann
gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaf-
tes Fleisch und macht besonders für die calabrischen und
sicilianischen Fischer einen wichtigen Fang*).

24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus
elongatum, tenuissime compressum. Pinnae
pectorales minutae
.

1. Morrisii.

Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.

An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell
durchscheinender Rieme**).


IV. IUGULARES.

[Seite 236]

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust-
flossen sitzen.

25. Callionymus. Caput labio superiore dupli-
cato; oculi approximati. Membr. branchio-
stega rad.
6; apertura nuchae foraminibus
respirante. Opercula clausa. Corpus nudum.
Pinnae ventrales remotissimae
.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper). C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis
.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum,
maius. Os simum, maxilla superior brevior.
Membr. branch. radiis
5; anus in medio.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf.
Engl. the-star gazer). U. cirris multis in
maxilla inferiore
.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

27. Trachinus. Caput scabriusculum, com-
pressum. Membr. branch. rad.
6; anus prope
pectus
.

1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever, stingfish). Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee etc.

28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch.
rad.
7 teretibus; pinnae cute communi vesti-
tae, pectorales acuminatae
.

[Seite 237]

1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the had-
dock
). G. tripterygius cirratus albicans, cauda
biloba, maxilla superiore longiore
.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vorzüglich
aber an den englischen und schottischen Küsten – Viele
Fische phosphoresciren unter gewissen Umständen nach
dem Tode: bei diesem hier ist aber dieses Leuchten zu-
weilen von ganz auffallender Stärke und langanhalten-
der Dauer*).

2. †. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-
fish
). G. tripterygius cirratus, cauda subaequali,
radio primo anali spinoso
.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Namen
mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begrif-
fen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der
mannichfaltigen Zubereitung (als Stockfisch, als La-
berdan, und als Klippfisch) und langen Conservation etc.
von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor-
züglich in den nördlichen Gegenden, beides des stillen und
atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-
Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von
Großbritannien den wichtigsten Fischfang ausmachen**).

4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting). G. tripterygius
imberbis albus, maxilla superiore longiore
.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

[Seite 238]

5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Rutte, Aal-
raupe, Aalputte
. (Fr. la lote, Engl. the
burbot
). G. dipterygius cirratus, maxillis aequa-
libus
.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmack-
haftesten deutschen Fische.

29. Blennius. Schleimfisch Caput declive,
tectum. Membr. branch. rad.
6; corpus lan-
ceolatum, pinna ani distincta
.

1. †. Viviparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus
.

Bloch tab. 72.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee etc. Ge-
biert lebendige Junge.


V. THORACICI.

[Seite 239]

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den
Brustflossen sitzen.

30. Cepola. Caput subrotundum compressum.
Os simum, dentes curvati, simplici ordine.
Membr. branch. radiis
6, corpus ensiforme,
nudum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban). C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittelländischen Meere.

31. Echeneis. Caput depressum, supra planum
marginatum, transverse sulcatum. Membr.
branch. rad
. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl.
the sucking-fish). L. cauda bifurca, striis ca-
pitis
18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier
kann sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs aufs
festeste an Schiffe, Hayfische etc. anhalten. Daher die
alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf
zu hemmen vermöge.

32. Coryphaena. Caput truncato-declive.
Membr. branch. rad.
5; pinna dorsalis longi-
tudine dorsi.

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin). C. cauda bifida, radiis dor-
salibus
60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das
besonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem
Gelben ins Blaue und Purpurrothe etc.) spielt.

[Seite 240]

33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approxi-
matos, altero anteriore. Membr. branch. rad.

4.; pinnae ventrales unitae in ovatam.

1. †. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali
secunda radiis
14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum.
Membr. branch. rad
. 6.

1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker
. (Engl. the pogge). C. loricatus rostro
verrucis bifidis, capite subtus cirroso
.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und America.

2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp,
Kruppe. (Fr. le chabot. Engl. the bull-head,
the miller's thumb
). C. laevis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weib-
chen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und
bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorg-
fältigste.

35. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum.
Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, fauci-
bus. Membr. branch. radiis
7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium
superius membrana transversa fornicatum.
Lingua subulata. Membr. branch. radiis
7
perpendicularibus: infimo transverso. Corpus
compressum
.

[Seite 241]

1. Vomer. (Engl. the silvery dory). Z. cauda
bifurca, spina ante pinnam analem dorsalemque
recumbente
.

Bloch tab. 139.

2. Faber. (Engl. the doree, dory). Z. cauda ro-
tundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis
analibus duabus
.

Bloch tab. 41.

Beide im atlantischen Meer.

37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halb-
fisch
. (Fr. sole. Engl. flounder). Oculis
utrisque in eodem latere frontis. Membr.
branch. rad.
4–7; corpus compressum, latere
altero dorsum, altero abdomen referente
.

Die Schollen sind die einzigen Thiere die ihre bei-
den Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche
Gattungen nämlich auf der rechten, andere auf der
linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter
ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Au-
gen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so
schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage,
die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte
. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise).
P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis 6
capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nördlichen
Meeren.

2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der
). P. oculis dextris, linea laterali aspera,
spinulis ad pinnas
.

Bloch tab. 44.

3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab). P. oculis dextris, squamis ciliatis,
spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, den-
tibus obtusis
.

Bloch tab. 46.

[Seite 242]

4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang
. Engl. the holibut.) P. oculis dextris,
corpore toto glabro
.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht; unter andern
in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.

5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und
Engl. turbot). P. oculis sinistris, corpore aspero.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmack-
haftesten Fische.

38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei,
flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr.
branch. radiis
6; corpus pictum, pinna dorsi
anique carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dor-
salis
9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine
Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an aller-
hand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen
und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsa-
libus
11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

39. Sparus. Brachse. Dentes primores robusti,
molares obtusi, conferti. Labia simplicia.
Membr. branch. rad.
5; corpus compressum.
Pinnae pectorales acuminatae
.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea
inter oculos
.

Bloch tab. 266.

[Seite 243]

Im mittelländischen und atlantischen Meer. Hat fast
in allen Sprachen seinen Namen von dem goldfarbigen
halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris
.

Bloch tab. 264.

Im mittelländischen Meer. Die Männchen sollen zur
Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vö-
gel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachsen. S. rubescens, cute
ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum pro-
ducta
.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuwei-
len giftig.

40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia
duplicata magna. Membr. branch. rad.
6;
pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi
aucti. Pectorales rotundatae
.

1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caeru-
lescentibus, vitta longitudinali fulva utrimque
dentata
.

Bloch tab. 287.

Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von
ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch
seinen Biß lästig.

41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum.
Membr. branch. rad.
6; opercula squamosa.
Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recon-
denda
.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albescente.

Bloch tab. 297.

Wie viele andere Gattungen dieses Geschlechts im
rothen Meere.

[Seite 244]

42. Perca. Opercula spinosa, antrorsum ser-
rata. Membr. branch. rad
. 7; corpus pinnis
spinosis. Linea lateralis cum dorso arcuata
.

1. †. Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch). P. pinnis dorsalibus distinctis,
secunda radiis
16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda
radiis
23.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier
diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im
Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der
Donau.

3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe).
P. pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15;
cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; cor-
pus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae
ventrales pone pectorales, sed supra sternum
.

1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl.
the stickleback). G. spinis dorsalibus tribus.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine,
zu Thran, und statt Dünger gebraucht.

2. Ductor. der Lootsmann. (Fr. le pilote.
Engl. the pilot-fish). G. spinis dorsalibus 4
membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Beglei-
ter oder Vorläufer beim furchtbaren Requin (Squalus
carcharias) findet. Einige Uebertreibungen abgerechnet
[Seite 245] ist die Hauptsache neuerlich durch treffliche Beobachter
vollkommen bestätigt*).

44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr.
branch. rad.
7; corpus laeve, linea laterali
postice carinatum. Pinnae spuriae saepe ver-
sus caudam
.

1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque-
reau
. Engl. the mackrel). S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie der
folgende ein gefräßiger aber sehr schmackhafter Raubfisch.
Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferiori-
bus
7; abdomine lineis utrimque 4 nigris.

In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier
phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und
kann dann so wie manche andere Fische und deren Thran etc.
zum Leuchten des Seewassers beitragen.

3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon.
Engl. the tunny). S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost- und
Westindien etc. Wird über Manns lang, und dann
wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig**). –
Ihm ähnelt die zumal aus den Südsee-Reifen bekannte
Albicore.

45. Mullus. Caput compressum, declive, squa-
mis tectum. Membr. branch. rad.
3; corpus
squamis magnis facile deciduis
.

1. Barbatus. die Rothbarbe, Meerbarbe.
(trigla. Fr. le surmulet). M. cirris geminis, cor-
pore rubro
.

Bloch tab. 348. fig. 2.

[Seite 246]

Zumal im mittelländischen Meere. Ungefähr fußlang.
Berühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen
Schwelger damit getrieben, so wie wegen des physiolo-
gisch merkwürdigen wundersamen Farbenspiels, das die-
ser Fisch (so wie der Goldkarpfe – S. 239 – u. ei-
nige andere) im Sterben zeigt*).

Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir
nach genauer Vergleichung gar nicht specifisch von dieser
Gattung verschieden.

46. Trigla. Seehahn. Caput loricatum lineis
scabris. Membr. branch. rad.
7; digiti liberi
ad pinnas pectorales
.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-
Meeren.


VI. ABDOMINALES.

[Seite 247]

Die, deren Bauchflossen hinter den Brustfloß-
federn sitzen. Die mehresten Süßwasserfische sind
aus dieser Ordnung.

47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte
Membr. branch. rad
. 4–6; cauda versus pin-
nam minus angustata
.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis
prominulis
.

Bloch tab. 361.

Bei Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird
besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam
in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und
übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*).

2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the lo-
ach
). C. cirris 6, capite intermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfäden etc.
Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.

3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammpeizker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut
von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand
am Boden, erhält, so wird er bei bevorstehender Wet-
terveränderung unruhig**).

[Seite 248]

48. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformi-
bus tentaculatum. Membr. branch. rad.
4–14;
radius pinnarum pectoralium aut dorsalis pri-
mus spinosus, retrodentatus
.

1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali unica mutica, cirris
6.

Bloch tab. 34

In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem
Hausen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent-
ner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen
und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein son-
derbares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica unira-
diata, squamis ordine simplici, cirris
6, cauda
integra
.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le
trembleur
). S. pinna dorsali unica lumbari, re-
mota absque radiis, cirris
6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris
. 1792. tab. 20.

Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110). Findet sich
im Nil und mehrern andern africanischen Flüssen. Wird
ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier). Caput laeve
depressum. Os edentulum retractile. Membr.
branch. radiis
6; corpus cataphractum.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad
. 4–10; pinna
dorsalis postica adiposa: pinnae ventrales mul-
tiradiatae
.

[Seite 249]

1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon.
Engl. the salmon). S. rostro ultra inferiorem
maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie
auf Labrador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge.
Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter
aber in der See auf. Wächst wohl unter den Fischen
am schnellsten. Nur die Männchen haben einen gebo-
genen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tun-
gusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend
geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.

2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite
saumonée
. Engl. the sea trout). S. ocellis ni-
gris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis
6.

Bloch tab. 21.

An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout). S. maculis rubris, maxilla inferiore
sublongiore
.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern
Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer.
Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch
. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre
fulvo
.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichti-
ges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beinahe
einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt großen-
theils von Mücken (culex pipiens).

5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt). S. capite diaphano, radiis
pinnae ani
17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. – Ihm
ähnelt der so genannte grönländische Häring, Angmar-
[Seite 250] set
(Salmo arcticus) den die Grönländer nächst ih-
rer Hauptnahrung, dem Seehundfleische, in größter
Menge gleichsam als Brot oder Kuchen verzehren.

6. †. Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel,
Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis
pinnae dorsi
14.

Bloch tab. 25.

In der Nord- und Ostsee; auch in der Hudsons-
bay. – Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen,
und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra
des Genfer-Sees einerlei zu seyn scheint.

7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre). S.
maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis
23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum,
apice maxillosum. Membr. branch. radiis
7;
corpus....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-
kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze fin-
det sich an den östlichen Küsten vom wärmern America
und an Neuholland.

52. Esox. Caput supra planiusculum: mandi-
bula superiore plana breviore, inferiore
punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr.
branch. rad.
7–12.

1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike). E. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien,
und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische,
der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Am-
phibien, Kröten etc. viele Wasservögel und kleine Säu-
gethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.

[Seite 251]

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike). E. rostro utraque maxilla
subulato
.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäglicher
Menge. Hat grünliche Gräten, die durchs Sieden
grasgrün werden.

53. Polypterus. Membr. branch. radio unico.
Spiracula utrinque bina in vertice. Pinnae
dorsales numerosae
.

1. Bichir.

Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'hi-
stoire naturelle
tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meer-
grüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert.
Seine zahlreichen Rückenflossen (16 und darüber); und
die gleichsam wie an Beinen ansitzenden Brust- und
Bauchflossen, so wie noch mehrere auffallende Eigenhei-
ten zeichnen dieses sonderbare Thier zu einem eigenen
Geschlechte aus.

54. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities
in maxillarum margine, palato. Membr.
branch. radiis
30; praeterea exterius in me-
dio armata dentibus
5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua.
Membr. branch. radiis
8. Corpus ano cau-
dae vicino. Pinnae ventrales multiradiatae
.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Namen von seinem Vaterlande.

[Seite 252]

56. Atherina. Caput maxilla superiore pla-
niuscula. Membr. branch. radiis
6. Corpus
fascia laterali argentea
.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittelländischen Meere.

57. Mugil. Caput: Labia membranacea; infe-
rius introrsum carinatum. Dentes nulli. Den-
ticulus inflexus supra sinus oris. Membr.
branch. rad.
7. curvis. Opercula laevia ro-
tundata. Corpus albicans
.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinque-
radiata
.

Bloch tab. 394.

Im mittelländischen u.a. Meeren.

58. Exocoetus. Caput squamosum, maxillis
utroque latere connexis. Membr. branch. ra-
diis
10. Corpus albicans, abdomen angula-
tum, pinnae pectorales maxime volatiles, ra-
diis antice carinatis
.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo-
mine utrinque carinato
.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Ist zahnlos.
Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoe-
tus
mesogaster (– Abbild. n. h. Gegenst. tab.
100. –) die zumal im Westen des atlantischen Oceans
zu Hause ist, zeichnet sich außer den gezähnelten Kiefern,
auch durch die Stellung der Bauchflossen an der Mitte
des Unterleibes, und dadurch aus, daß die mittlern
Strahlen in denselben die längsten sind.

59. Polynemus. Caput compressum, undique
squamosum: rostro obtusissimo prominente.
[Seite 253] Membr. branch. rad.
5. vel. 7. Corpus digi-
tis liberis ad pinnas pectorales
.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore lon-
gioribus
.

Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.

In Westindien.

60. Clupea. Caput maxillarum superiorum my-
stacibus serratis. Membr. branch. rad.
8. Bran-
chiae interne setaceae. Abdominis carina ser-
rata. Pinnae ventrales saepe novemradiatae
.

1. Harengus. der Häring, Strömling. (mem-
bras
? Fr. l'hareng. Engl. the herring). C.
immaculata, maxilla inferiore longiore
.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde,
der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zu-
mal vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattun-
gen etc.) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum be-
wundern stark vermehrt. Besonders sind nun seit dem
zwölften Jahrhundert bei Gelegenheit ihrer großen äußerst
bestimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumal nach
den Orcaden, nach Norwegen etc. tausende von Euro-
päern mit ihrem Fang beschäftig.

2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat). C. pinna
dorsali radiis
13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im
mittelländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig
für den jungen Häring gehalten worden.

3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring,
Maifisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad). C.
lateribus nigro maculatis, rostro nigro
.

Bloch tab. 30. fig. 1.

[Seite 254]

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere; aber
auch in der Nord- und Ostsee etc.

4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis
. (Fr. l'anchois). C. maxilla superiore lon-
giore
.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird
vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno ge-
fangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale
bisulcum. Membr. branch. rad.
3. Corpus
laeve albens. Pinnae ventrales saepe novem-
radiatae
.

1. †. Barbus. die Flußbarbe. C. pinna ani ra-
diis
7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
utrinque serrato
.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Ro-
gen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahr-
volle Zufälle erregt hat*).

2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl.
the carp). C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pin-
nae dorsalis radio secundo postice serrato
.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit
300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit
verwandten Gattungen, zumal mit der Karausche, Ba-
starden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häu-
figer Mißgeburten als unter irgend einer andern bekann-
ten Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen**), die
sich besonders durch die beständig von Schuppen ent-
blößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch
keine bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung
dieses Geschlechts zu seyn.

[Seite 255]

3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl.
the tench). C. pinna ani radiis 25, cauda in-
tegra, corpore mucoso cirris
2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den
Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. Die Gold-
schleihe
*) ist einer der schönsten deutschen Fische.

4. †. Carassius. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian). C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der
Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl.
the goldfish). C. pinna ani gemina, caudae tri-
fida transversa bifurca
.

Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St.
mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Haus-
thiere gehalten werden, und in mancherlei wunderbare,
theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichen Far-
ben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Au-
gen etc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern
Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im
bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und ge-
ben dabei doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.

6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow). C. pinna ani radiis 8, ma-
cula fusca ad caudam, corpore pellucido
.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumal im südlichen Deutschland. Schön orange-
farben.

[Seite 256]

8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch,
Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl.
the bleak). C. pinna ani rad. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und west-
lichen Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen
werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*).

9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la
brème
). C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.


Achter Abschnitt.
Von den Insecten.

[Seite 257]

§. 121.

Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.),
die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon
dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes
Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in
ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23) auch von
den Alten blutlose Thiere (animalia exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum,
weil sie keine Rückenwirbel – so wie überhaupt kein
Gerippe – haben, auch wirbellose Thiere (Fr.
animaux invertébrés) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Namen daher, daß,
wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbil-
dung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein-
schnitte
von einander abgesondert sind, ja bei vie-
len fast nur wie durch einen Faden unter einander
verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber
auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Ge-
schlechtern der ungeflügelten Ordnung) durch beson-
dere theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in
ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen (An-
tennae
, Fühlhörner), und die alle Mal an der
Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem
gegliedert sind; und endlich durch die hornartigen,
eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl,
da die völlig ausgebildeten Insecten zum allermin-
[Seite 258] desten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb
hundert etc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die
Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen
gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der
Gattungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestim-
mungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene
Lebensart, Bedürfnisse etc. erfordern eine äußerst viel-
artige Bildung, in welcher sie, so wie in der un-
gleichen Größe ihres Körpers, ausnehmend von ein-
ander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist mannigfaltiger als bei den übrigen Thieren.
Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer
überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich
wie die Schienen eines Blechhandschuhes über ein-
ander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor
mancherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel
der Knochen, die bei andern Thieren zur Anlage
der Muskeln etc. dienen, entschädigt werden. Manche
sind mit seinen Haaren besetzt, und bei den Schmet-
terlingen etc. die Flügel mit so genannten Federchen,
oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil
von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt
unter den Insecten Thiere von unbeschreiblicher
Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge
*), und also vermuthlich auch in der Art
[Seite 259] der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr
von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar
manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf,
äußern Sinnen, zumal das Gehör und den Geruch,
ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch
jenes bei vielen, die einander zur Paarungszeit durch
einen besondern Laut locken, und diesen bei noch weit
mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un-
verkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln,
die aber meist aus tausenden von Facetten, bei eini-
gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be-
stehen, die auf der innern Seite mit einem theils
buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche
ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata,
ocelli
) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht
ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei-
nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die
Nähe bestimmt zu seyn, wenigstens reimt sich dieß
damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten,
vollkommenen Zustande solche große componirte tele-
scopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen
nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige
Insecten, wie z.B. die Krebse, können ihre Augen
bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*) [Seite 259] die bei den verschiede-
nen Gattungen, und bei manchen selbst nach der
[Seite 260] Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind,
und die manche Naturforscher für Organe des Ge-
ruchs oder des Geschmacks etc. angesehen haben, schei-
nen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Name
andeutet, – Werkzeuge des Tastens, Sonden,
Tangenten, die ihnen bei ihrer harten, unempfind-
lichen, äußern Decke, und den mehrsten auch bei
der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl
in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu
haben; und da sie großentheils im Dunklen leben,
dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts
durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hingegen ist der
allgemeine Hauptzweck der so genannten Freß-
spitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeu-
gen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für
Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch
sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau**) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bei den Raupen für ihr Herz
angesehen hat, das ist ein langer Canal von un-
gleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus
welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so
daß folglich auch die Ernährung bei diesen Insecten
[Seite 261] auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen
Thiere ganz verschiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit
äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so
wohl in der Bildung als in der Farbe von den
Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die
rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff
gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens
bedürfen; so bemerkt man doch nur bei wenigen (wie
z.B. bei den Krebsen, Heuschrecken und manchen
Cicaden und Käfern etc.) eine dem Athemholen ähn-
liche Bewegung. Ueberhaupt aber schöpft kein In-
sect seine Luft durch den Mund, sondern durch man-
cherlei andere spiracula*). Auch können die mei-
sten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so
genannten luftleeren Raume aushalten; und viele le-
ben in der den so eben genannten Thieren so schäd-
lichen mephitischen Luft, worin animalische und vege-
tabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasser-
stoffgas etc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde**) weit unbeschränkter, als
[Seite 262] der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind
fast auf allen warmblütigen Thieren welche anzu-
treffen, und sogar größere Insecten, wie z.B. Kä-
fer, Bienen etc. haben selbst wieder ihre besonderen
Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge-
wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum, und die
mehrsten Laubmoose etc.) die gar keinen bekannten In-
secten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da
hingegen manche, wie z.B. die Eiche, von mehr
als einem hundert verschiedener Gattungen von In-
secten bewohnt und besucht werden. – So allgemein
aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die
ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dage-
gen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer,
eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren
oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung
, und leisten sich in ihren
Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten ge-
hen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und
manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesell-
schaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher,
und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Be-
gattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder
zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnun-
gen
etc. die sich so viele Insecten zu verfertigen wis-
sen, ist schon oben bei Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.)
Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser
Classe, die nicht wenigstens Ein Mal, in einer ge-
wissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder
[Seite 263] wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ihrer
unvollendeten Gestalt als Larven sich ein Gehäuse
zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder
sich um die Verwandlung und den langen Todes-
schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspin-
nen etc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fall-
gruben graben, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub weben: oder die, wie manche Wasserkäfer
und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommen-
schaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre
Eier anvertrauen können. Manche von denen, die
in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit
vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer
äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst,
gemeinschaftliche Wohnungen u.s.w.

§. 133.

Bei der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bei den aller-
mehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbst-
erhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt,
daß sie organisirte Materie consumiren sollen.
Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden,
sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst
wieder andere lebendige Insecten aufzureiben etc.,
um Unkraut zu vertilgen etc. – eine große Bestim-
mung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen
Menge der Gattung überhaupt, sehr vielen von
diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Ver-
mehrung, theils ihre beispiellos heftige Freßgierde
und schnelle Verdauung bei einem sehr kurzen Darm-
canal zu Statten kommt. Man weiß z.B., daß
eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eige-
nen Gewichts verzehren kann. – Auch sind die
Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in
irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seit-
[Seite 264] wärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freß-
zangen (maxillae); andere wie einem zugespitzten,
hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem
fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (pro-
boscis
); manche mit einer spiralförmig aufgerollten
(so genannten) Zunge etc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie
einerlei Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie
leben*), folglich weniger darauf abstechen, und
nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch
wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall
verbreiten können; andere durch die Macht des ge-
sellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre be-
wundernswürdige Stärke etc. gesichert. Und manche
sind gar mit Waffen, z.B. mit Hörnern wie
Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bei der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten.
So z.B., daß oft in einer und eben derselben Gat-
tung die beiden Geschlechter einander so äußerst un-
ähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz ver-
schiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gat-
ten halten sollte: oder daß unter den Bienen und
andern ihnen verwandten Insecten immer die größte
Anzahl gänzlich geschlechtslos ist; das heißt, daß
sie gezeugt und geboren werden, ohne doch nach
dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur
Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

[Seite 265]

Ferner hat die Begattung bei verschiedenen
Insecten sehr viel Eigenes. Bei nicht wenigen
Gattungen wird sie z.B. im Fluge vollzogen, und
manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungs-
zeit geflügelt. – Ueberhaupt aber leben die mehresten
in sofern in einer gezwungenen Monogamie, daß
sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mal
in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bei
ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Be-
gattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte
Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beim Fortpflanzungs-
geschäfte der Insecten gehört auch, daß bei vielen,
wie z.B. beim Cochenille-Wurm, beim Sandfloh etc.
das trächtige Weibchen zu einer ungeheuren Größe
anwächst: so daß man z.B. rechnet, daß bei der
weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebähren rei-
fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist als
er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eier, die von
den Müttern nach einem bewundernswürdigen In-
stinct immer aufs genaueste an die bestimmten, der
künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht
werden. Manche legen z.B. ihre Eier bloß in den
Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen;
oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre
Eier; denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eiern
der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigene
Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal
bei den Schmetterlingen, von einer überaus man-
[Seite 266] nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und
wenn sie von der Mutter an die freie Luft gelegt
werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie
weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu-
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige
Insecten gebären lebendige Junge, und manche,
wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderlei
Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast
bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an-
dern (§. 72. Anm. 94. 116.), bei weiten nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es
kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un-
mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen
sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in
gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung
unterziehen. Dabei wird nicht nur ihre äußere Ge-
staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge-
gen die gemeine Meinung) auf eine Weise umge-
bildet*), die sich schwerlich mit der vorgeblichen
Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusam-
men reimen läßt**).

§. 140.

[Seite 267]

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer
Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ei krie-
chen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst
klein aus Licht, so daß z.B. eine erwachsene Wei-
denraupe 72,000 Mal schwerer wiegt als da sie
eben ans dem Ei gekrochen war. Dagegen wachsen
sie aber auch desto schneller, so daß z.B. die Maden
der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach dem Aus-
kriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie
aus dem Ei kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau-
pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Ma-
den. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind
sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänz-
lich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wachsen,
und häuten sich mit unter einige Mal.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet
wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich
während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nah-
rungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen ver-
schließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und
bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäuben-
den Todesschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne
sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so
ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben
scheint, geht mit ihm selbst die große Palingenesie
vor, daß es aus seinem Larvenstand zum vollkom-
menen Insect
(insectum declaratum, imago)
umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem
[Seite 268] Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol-
viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr
kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus
ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mal einen Mund
mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen
nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga-
nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt;
jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen
ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom-
menschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit*) der In-
secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen
aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk-
ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur
haben, desto mannichfaltiger und ganz unermeßlich.
Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils
im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen
ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor-
beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen
Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas
nähren, im Miste leben u.s.w. und die dadurch,
daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen
Seite der Infection der Luft vorbeugen, und
von der andern die allgemeine Düngung des Erd-
reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z.B.
die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl-
thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten
die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwür-
dige Weise**), und eine Gattung von Gallwespen
[Seite 269] benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Verschie-
denartige Insecten werden von den Fischern zu
Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser
Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von
Heuschrecken etc. sind eßbar. So der Honig der
Bienen, aus welchen auch in manchen Gegenden von
Europa so wie im Innern von Africa der Meth
gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung
und mancherlei anderm Gebrauch. Verschiedene In-
secten geben treffliche Farben, wie die Cochenille
den Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur Tinte,
und Wachs zu Kerzen und vielerlei andern Ge-
brauch benutzt. So das Lack, ein Product gewisser
ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Sie-
gellack u.s.w. verbraucht wird. Für die Arznei
sind vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel
und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind
auch die so genannten Maiwürmer, vom neuen als
Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche
andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist,
so ist aber auch anderseits der Schade*) sehr
erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten.
Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich,
verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die
Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie
auffallen. Manche sind besonders dem Getreide
nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe,
Engerlinge etc. den Gartengewächsen; andere
Raupen und Käferlarven etc. den Obstbäumen; die
Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven
einiger Dermestes-Gattungen und die Holzraupen
[Seite 270] den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen etc. den
Wiesen; die Brot-Schaben den Victualien; die
weißen Ameisen etc. dem Hausgeräthe etc.; die
Kleidermotten der Wolle, dem Pelzwerk u.s.w.
Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und
Naturaliensammlungen. Endlich werden auch
einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem
Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hüh-
nern und andern Hausthieren, ja sogar verschiedenen
nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern etc.
auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie
manche Scorpione etc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich
auch hier überhaupt dem Linnéischen Systeme, doch
daß in der letzten Ordnung, nach dem Vorgange von
De Lamarck u.a. neuern französischen Entomolo-
gen die Spinnen, Scorpione, Krebse etc. (die Arach-
niden und Crustaceen) von den eigentlichen Insecten
ganz abgesondert, den Beschluß machen.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit horn-
artigem Körper. Die Flügel falten sich in der
Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornar-
tigen Decken
oder Scheiden belegt, die
sich in der Mitte in gerader Linie an einander
schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zu-
sammen gelegten oder gerade ausgestreckten, meist
zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flü-
geln etc. Theils haben sie Freßzangen, theils
einen spitzigen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit wei-
chem behaartem Körper, und vier ausgespann-
[Seite 271] ten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt
sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzför-
migen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen ge-
aderten
Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeck-
ten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

* * *

Zur N. G. der Insecten. Nur wenige von vielen.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloedeloose
    Dierkens
    . Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamensium.
    Amst. 1705. Fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselnde gekorvene Diertjes.
    Amst. 1740. Fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand Insecten in
    Deutschland. Berl. 1720–38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands. Nürnb. seit 1795. 12.
  9. Index entomologicus in Panzeri faunam insectorum Germaniae.
    P. I. 1813.
  10. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigungen. Nürnb.
    1746–61. IV. B. 4.
  11. Chr. Fr. C. Kleemann Beiträge dazu. Ebendas. seit 1761. 4.
  12. v. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im VII. B.
    seiner amoenitat. academic.
  13. J. H. Sulzer's Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  14. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur 1766. 4.
  15. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg. 1778. 8.
  16. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  17. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  18. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  19. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  20. P. A. Latreille histoire naturelle des insectes. Par. 1804. XIV.
    vol. 8. (als Forts. der Sonninischen Ausg. von Büffon.)
  21. De Lamarck (s. beim folgenden Abschn.)
  22. A. M. C. Duméril considérations générales sur la classe des
    Insectes
    . Par. 1823. 8.
  23. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734–1742. VI. vol. 4.
  24. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752–1778. VII. vol. 4.
  25. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius. Lips.
    1783. 8.
  26. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par. 1762.
    II. vol. 4.
* * *
  1. Lesser théologie des insectes. (trad. de l'allemand) avec des re-
    marques de
    P. Lyonet. à la Haye. 1742. II. vol. 8.
  2. W. Kirby's and W. Spence's Introduction to Entomology. ed. 2.
    Lond. 1818–26. IV. vol. 8.
* * *
  1. L. G. Scriba Beiträge zur Insectengeschichte. Frkf. seit 1790. 4.
* * *
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger.
    Braunschw. 1801–07. VI. Th. 8.
  2. C. F. Germar's Magaz. der Entomologie. Halle seit 1813. 8.
* * *
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Calender. Mainz 1790. II. Th. 8.
* * *

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach-
richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadel-
macher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln von vor-
züglicher Güte verfertigt, sondern auch mit Eifer und
Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend sammelt und
Liebhabern gerne mittheilt.


I. COLEOPTERA s. Vaginipennia.
(Eleutherata Fabr.)

[Seite 273]

Die Insecten dieser Ordnung*) werden überhaupt
Käfer genannt, ob man gleich diesen Namen auch
dem ersten Geschlechte insbesondere beilegt. Die
Larve hat Freßzangen, und bei den mehresten Ge-
schlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bei
einigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße
(eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils un-
ter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle:
oder aber, wie bei den genannten Holzböcken, im
Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar
weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in
kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve
Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl.
beetle). Antennae clavatae capitulo fissili.
Tibiae anticae saepius dentatae
.

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu-
tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; subtus
unidentato, capitis recurvo; supra multidentato
.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick.
Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-grün etc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus tho-
race bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.

[Seite 274]

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni; intermedio obtuso bifido, capi-
tis cornu erecto, clypeo emarginato
.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist,
aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen,
hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde ver-
scharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein ein-
ziges Ei legt.

4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nashorn-
käfer
. S. scutellatus, thorace prominentia tri-
plici, capitis cornu incurvato, antennis hepta-
phyllis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als En-
gerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hoh-
len Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Re-
den großen Schaden.

5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus,
clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato,
tibiis, posticis ciliatis, vertice subbidentato
.

Sulzer's Gesch. tab. 1. fig. 3.

Namentlich häufig in Aegypten, wo er von den alten
Aegyptiern als Sinnbild der Ober- und Unterwelt ver-
ehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und
mancherlei andern Kunstwerken, theils in coloßaler
Größe, vorgestellt worden*). Besonders hat man ihn
auf die Rückseite der Aegyptischen (und auch der Etrus-
kischen) geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb
Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutella-
tus, thorace inermi, capite tuberculato, elytris
rubris, corpore nigro
.

Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.

Im Kuhmist.

[Seite 275]

7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung-beetle
). S. scutellatus, muticus, ater, gla-
ber; elytris sulcatis; capite rhombeo: vertice pro-
minulo: antennis rubris
.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwe-
gen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum
fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut
Wetter zu erwarten.

8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus mu-
ticus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo
rhombeo, vertice prominulo, antennis nigris
.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar-
tenkäfer
. S. scutellatus muticus, capite thora-
ceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus
nigris
.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumal an den Obstbäumen etc.

10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris. F.) der
Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May-
chaffer, cockchaffer
). S. scutellatus muticus
testaceus, thorace villoso; cauda inflexa, incisu-
ris abdominis albis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang
als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von
Getreidewurzeln etc. nährt, und zuweilen allgemeinen
Mißwachs verursacht hat*). Nach der Verpuppung
kommt es endlich als Maikäfer zum Vorschein, und
schadet in dieser Gestalt dem jungen Laube, besonders
an Obstbäumen.

[Seite 276]

11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brach-
käfer, Juniuskäfer
, Johanniskäfer. S.
scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, ely-
tris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis
parallelis
.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren
der Saat großen Schaden.

12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F:) der Gold-
käfer, Rosenkäfer
. S. scutellatus muticus au-
ratus, segmento abdominis primo lateribus uni-
dentato, clypeo planiusculo
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisen-
haufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer
selbst aber in Gärten etc. Man hat Beispiele, daß er
mit angefeuchteten Brotrinden gefüttert lassen, über 8 Jahre
lebendig erhalten worden.

2. Lucanus. Antennae clavatae; clava compressa
latere latiore pectinato fissili. Maxillae por-
rectae, exsertae, dentatae
.

1. †. Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter,
Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the
stag beetle
). L. scutellatus; maxillis exsertis,
apice bifurcatis, latere unidentatis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen
hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo per-
foliato; articulis tribus crassioribus. Thorax
convexus, vix marginatus. Caput sub tho-
race inflexum latens
.

1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger ely-
tris antice cinereis, punctis nigris
.

Frisch P. V. tab. 9.

[Seite 277]

Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen
Theilen todter Thiere.

2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.

Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thie-
ren etc.

3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der Bor-
kenkäfer, Fichtenkäfer
, Fichtenkrebs, Holz-
wurm
. D. testaceus pilosus elytris striatis re-
tusis praemorso-dentatis
.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Natur-
forsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz
und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar ge-
wordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinis
abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl
in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven
gezählt hat. Bei der dadurch verursachten Wurmtrock-
niß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine
Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt
dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkohlen, ge-
schweige als Bau- oder Brennholz.

4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen-
käfer, schwarze fliegende Wurm
. D. niger
subvillosus, elytris piceis integris, plantis rufis
.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brotkäfer.
D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumal das Brot, wird daher
namentlich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback
sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten
Bücherwürmer.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette). Antennae filiformes; articulis ulti-
mis maioribus. Thorax subrotundus, immar-
ginatus, caput excipiens
.

[Seite 278]

1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus uni-
color
.

Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn
berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange
durch keinen Reiz von der Stelle zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace qua-
dridentato, elytris fasciis duabus albis
.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensammlun-
gen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die
Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the
death-watch
). P. fuscus subpilosus griseo irre-
gulariter maculosus
.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch
den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur
Paarungszeit locken, zu mancherlei Volksaberglauben
Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo soli-
diusculo; infimo articulo compresso, decur-
vato. Caput intra corpus retractile. Os for-
cipatum. Elytra corpore breviora. Tibiae
anticae dentatae
.

1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzer's Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigidae, ca-
pite breviores, oculi
4, duobus supra, duo-
bus infra
.

1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
.

Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 10.

[Seite 279]

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche
des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am
Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae,
subcompressae
.

1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulosus,
elytris subnebulosis puncto albo
.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Ely-
tra marginata. Caput prominens. Thorax
planiusculus, marginatus
.

1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod-
tengräber
. (Fr. le fossoyeur). S. oblonga
atra clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia
duplici aurantia
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Namen von der besondern Geschick-
lichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maul-
würfen, Fröschen etc. die sie von weitem auswittern, un-
ter die Erde zu vergraben, und ihre Eier dahinein zu
legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande,
einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen
Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfili-
formes, extrorsum crassiores. Elytra margi-
nata. Caput sub thoracis clypeo plano re-
conditum
.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und Puppe
sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit
Spitzen versehen.

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris
sanguineis, punctis nigris sparsis
.

Besonders häufig am Alant.

[Seite 280]

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Marienkuh,
Sommerkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache
à Dieu, bête de la vierge
. Engl. Lady-
cow, Lady-bird
). Antennae subclavatae,
truncatae. Palpi clava semicordata. Corpus
hemisphaericum, thorace elytrisque margina-
tis, abdomine plano.

1. †. 7-Punctata. C. coleopteris rubris; punctis
nigris septem
.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë-
Gattungen als wirksames Heilmittel bei mancherlei
Zahnweh empfohlen worden.

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo
.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Antennae mo-
niliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec
elytra, marginatus
.

1. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera F.) C.
ovata atra pedibus violaceis
.

Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarbe*).

2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten
Theil so groß als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tri-
bus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine
violaceo.

[Seite 281]

4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescenticae-
rulea
.

Ein, namentlich der Rübsaat, gar schädliches kleines
Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen un-
ter dem Namen Erdflöhe oder Erdfliegen be-
kannt ist*).

5. †. Merdigera. (Lema M. F.) er Lilienkäfer.
C. oblonga rubra, thorace cylindrico utrinque
impresso
.

Sulzer's Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Maiblumen etc. Die Larve, bedeckt sich mit
ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein
sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen
Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen
durchdringenden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusifor-
mes, basi approximatae, inter oculos sitae.
Thorax elytraque aculeata saepius
.

1. †. Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim cras-
siores
.

1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris
.

Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femo-
ribus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis
.

Mém. de l'ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe des
Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris
verwechselt, und durchbohrt die steinharten, daumens-
[Seite 282] dicken Nußschalen der Cocos lapidea woraus Knöpfe
u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson).
Antennae subclavatae, rostro insidentes. Ro-
strum corneum prominens
.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus
hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder
weniger gebogenen Rüssel von verschiedener Länge. Es
sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit
dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber
den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun.
Die Larven mancher Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmbohrer.
C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo,
elytris abbreviatis striatis
.

Sulzer's Kennz. tab. 3. fig. 20.

Zumal in Süd-Indien. Hat fast die Größe des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke;
wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.

2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der rothe
Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster
sanguineus.

So wie der folgende eine große Plage für die Korn-
böden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt
die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die
Fruchtböden und ihre Gebälke etc. mit scharfer Seifen-
fiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht
selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. †. Granarius. der schwarze Kornwurm. (Ca-
landra
granaria. F.) C. longiroster piceus ob-
longus thorace punctato longitudine elytrorum
.

4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster
cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den
Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet, und
trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das
darauf wohnende unschuldige Thier.

[Seite 283]

5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher
. C. longiroster aureus, rostro plantisque
nigris
.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.

6. †. Pomorum. C. longiroster, femoribus anticis
dentatis, corpore griseo nebuloso
.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.

7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longiroster,
femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri
.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the
Diamond Beetle
.) C. breviroster niger, elytris
dentatis, sulcatis punctis excavatis, auro versico-
lore distinctis, abdomine aeneo viridi
.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das
gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihen-
weise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in
hellem Lichte, zumal unter dem Vergrößerungsglase,
eine ausnehmende Wirkung.

15. Attelabus. Caput postice attenuatum incli-
natum. Antennae apicem versus crassiores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf
. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris.

Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viele Bienenzucht ist; thut in manchen
Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capri-
cornus
). Antennae attenuatae. Thorax spi-
nosus aut gibbus. Elytra linearia
.

[Seite 284]

Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhör-
ner, einen ungemein starken Brustschild und ein überaus
zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch
nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben
sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den
sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut
von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, ely-
tris basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis
longis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.

So wie die folgende Gattung in Südamerica.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace mar-
ginato dentato, maxillis porrectis coniformibus
utrinque spinosis, antennis brevibus
.

Rösel a. a. O. fig. b.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeich-
net, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris ob-
tusis viridibus nitentibus, femoribus muticis, an-
tennis mediocribus
.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso;
punctis
4. luteis, elytris obtusis nebulosis, anten-
nis longissimis
.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mal so lang als
das ganze Thier.

17. Leptura. Antennae setaceae. Elytra api-
cem versus attenuata. Thorax teretiusculus
.

1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis
.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Antennae se-
taceae. Elytra alis minora. Cauda simplex
.

[Seite 285]

1. †. Maior. (Molorchus abbreviatus F.) N. ely-
tris abbreviatis ferrugineis immaculatis, antennis
brevioribus
.

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela,
nitedula
. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm).
Antennae filiformes. Elytra flexilia. Thorax
planus, semiorbiculatus, caput subtus occultans
cingensque. Abdominis latera plicatopapillosa
.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben
zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte unten am
Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit
stärker als die Männchen, besonders um die Begat-
tungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur
Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem
das Weibchen seine Eier gelegt hat (die selbst auch im
Finstern leuchten), verliert sich der Schein bei beiden
Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc. Ein
Paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um
dabei im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax
marginatus capite brevior. Elytra flexilia.
Abdominis latera plicato-papillosa
.

1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro, macula
nigra, elytris fuscis
.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in
der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es ge-
schneit hat, zu tausenden hervorgekrochen, da ihre plötz-
liche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand
fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr.
taupin). Antennae setaceae. Thorax retror-
sum angulatus. Mucro pectoris e foramine
abdominis resiliens
.

[Seite 286]

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit
merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken
zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und
wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich dient
ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befe-
stigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beim Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt;
und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten
des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flügel-
decken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus
macula flava glabra
.

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die
beiden gelben runden Flecken gegen die Seitenspitzen
des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und die
Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger
anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.

2. †. Niger. E. thorace laevi, elytris, pedibus
corporeque nigris
.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandkäfer. Antennae setaceae.
Maxillae prominentes denticulatae. Oculi pro-
minuli. Thorax rotundato-marginatus
.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der
Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und
als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnellig-
keit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. †. Germanica. O. viridis, elytris puncto lunu-
laque apicum albis
.

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae seta-
ceae, longitudine thoracis. Caput dimidium
intra thoracem retractum
.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugo-
sis, thorace marginato laevi, corpore inaurato
.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beiden Indien. Klein Fingers lang.

[Seite 287]

2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitudi-
naliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis,
thorace punctato
.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. †. Viridis. B. elytris integerrimis sublinearibus
punctatis, thorace deflexo, viridi elongato
.

Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber nur ein
Paar Linien lang. Die Larve richtete vor einigen Jah-
ren in hiesiger Gegend große Verwüstung in jungen
Rothbuchen-Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung
des Splints, worin sie geschlängelte Gänge fraß.

24. Dyticus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hy-
drocantharus
). Antennae setaceae aut clavato-
perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii
submutici
.

1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis
perfoliatis, corpore laevi, sterno carinato, postice
spinoso
.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine
Eier legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche
Hülse, die er mit einer braunen Seide überzieht, und
die mit den eingeschlossenen Eiern wie ein Schiffchen
auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus-
gekrochen und im Stande sind, in ihr Element über
Bord zu springen.

2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytrorum-
que margine flavis
(mas).

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen
dieses Geschlechts), den Fischteichen gefährlich. Beim
Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken längs
gefurcht.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae setaceae.
Thorax obcordatus apice truncatus margina-
tus. Elytra marginata
.

[Seite 288]

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man
sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die we-
nigsten können fliegen, laufen aber desto schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis subrugosis
.

Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus, ely-
tris porcatis; striis sulcisque laevibus inauratis
.

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo ni-
tens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus
striatis, abdomine subatro
.

Sulzer's Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bombar-
dirkäfer
. (Fr. le pétard). C. thorace capite
pedibusque ferugineis, elytris viridi nigrican-
tibus
.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vo-
rigen Gattung verfolgt, und ist dabei durch die von
Dr. Rolander beschriebene ganz eigene Art bekannt
geworden, womit er sich gegen den C. inquisitor u.a.
seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da es ihnen mit
einem merklich starken Laut einen blaulichen Dunst ent-
gegen schießt etc.

5. †. Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus F.)
C. piceus, thorace linea excavata longitudinali
manibus spinosis
.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jahren
(wie z.B. 1776 in der Lombardey und 1812 im Halli-
schen Saalkreise) furchtbaren Mißwachs der jungen Ge-
treidesaat. Der Käfer halt sich des Nachts in Menge
auf den Aehren auf.

[Seite 289]

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo
ultimo subrotundo. Thorax plano-convexus
,
marginatus. Caput exsertum. Elytra rigi-
diuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femoribus
anticis crassioribus
.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich da-
her häufig in Mühlen und Bäckerhäusern, heißen Mehl-
würmer
, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.

2. †. Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der
Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, co-
leoptris laevibus mucronatis
.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ul-
timo ovato. Thorax subrotundus. Elytra
mollia flexilia, caput inflexum gibbum
.

1. †. Proscarabeus. der Maiwurm. (Fr. le
scarabé onctueux
. Engl. the oil-beetle). M.
apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bei gewaltsamer Berührung
einen stinkenden Saft aus den Kniegelenken der Beine
ausfließen läßt.

2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege. (cantharis offic.) M. alatus
viridissimus nitens, antennis nigris
.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das (so wie in Ben-
galen die M. trianthemae*)) zum Blasenziehen ge-
braucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes serratae.
Caput deflexum sub collo
(in territo). Palpi
[Seite 290] compresso-clavati, oblique truncati. Elytra
deorsum curva apicem versus. Ante femora
lamina lata ad basin abdominis
.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur
wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu ver-
mehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzer's Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus*). Antennae moniliformes.
Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda sim-
plex exserens duas vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwür-
dig, die sie, sobald sie Gefahr merken, aus dem Hin-
terleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis ci-
nereis, maxillis longitudine capitis
.

30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra di-
midiata. Alae tectae. Cauda forcipata
.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig
). F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.

An der ungegründeten Sage, daß dies Thier gern
den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß
sich irgend etwa ein Mal eins dahin so gut, wie irgend
ein andres Insect, verirren kann. Aber dem jungen
Gemüse, den Nelkenknospen etc. sind sie nachtheilig, so
wie da wo sie sich in Menge vermehren dem Grundholz
der Gebäude und den Fensterfutterungen.


II. HEMIPTERA. (Ulonata und
Rhyngota Fabr.)

[Seite 291]

Bei den meisten Insecten dieser Ordnung ist
der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bei einigen
mit Kinnladen, bei den mehresten aber mit einem
nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen,
weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Pro-
boscidea
genannt werden. Meistens haben sie vier
Flügel, von welchen zumal die obern an der Wur-
zel fester und hornartiger, am äußern Ende aber
dünner und weicher sind. Bei einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bei andern übers Kreuz zusammenge-
faltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner
Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flü-
gel, und bei verschiedenen sind die Weibchen gänz-
lich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr
auffallend: sondern die Larven ähneln dem vollkomm-
nern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und
nach völlig ausgebildet werden*).

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Anten-
nae setaceae. Elytra alaeque planae, subcoria-
ceae. Thorax planiusculus orbiculatus, margina-
tus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra caudam
.

1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake, Tarokan
. (Fr. le
cancrelas, ravet
. Engl. the black beetle, cock-
roach
). B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis
sulco oblongo impresso
.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige
andre Gattungen dieses Geschlechts (z.B. die, ich weiß
nicht warum, sogenannte Germanica, die Americana
etc.) für manche Gegenden, wo sie sich eingenistet und
[Seite 292] stark vermehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen.
Verzehrt vorzüglich mancherlei Victualien, vor allen aber
Brot etc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen
schaudervolles Elend verursachen*). Ist noch am ersten
durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Asa foetida,
kochend Wasser etc. und wo nur wenige in einem Zimmer
oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man
über Nacht einen Igel oder eine Ente hineinsperrt.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro in-
tegro
4-pustulato; dextro ad marginem inter-
num semipellucido,
3-pustulato.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden Ungleich-
heit in der Zeichnung der beiden Oberflügel merk-
würdig.

3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigroma-
culatis
.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis
instructum. Antennae setaceae. Alae
4 mem-
branaceae, convolutae, inferiores plicatae.
Pedes
antici compressi, subtus serrato-den-
ticulati, armati ungue solitario et digito seta-
ceo laterali articulato:
postici 4. laeves, gres-
sorii. Thorax linearis elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, son-
derbaren Bildung**). Auch ihr Gang, ihr Betragen etc.
hat was Eignes gleichsam Feierliches, das wohl zu
der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit
der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumal im
Oriente, angesehen werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.***)] M. thorace teretius-
culo scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

[Seite 293]

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so
dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern
gegessen.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus
anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesanbetherin, das wandelnde Blatt,
der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace
laevi subcarinato elytrisque viridibus immaculatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält
die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das
wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und
Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn
Jahre alt werden.

4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flavis
ocello ferrugineo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig ver-
ehrt wird.

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper). Caput inflexum, maxil-
losum, palpis instructum. Antennae setaceae
s. filiformes. Alae
4 deflexae, convolutae,
inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii.
Ungues ubique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen
dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bei
manchen geben die Männchen entweder zur Begattungs-
zeit, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen be-
kannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den
Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln her-
vorbringen.

[Seite 294]

1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit-
wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd-
krebs
. (Fr. la courtilière. Engl. the mole-
cricket
). G. thorace rotundato, alis caudatis elytro
longioribus, pedibus anticis palmatis tomentosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: theils an Orten wie
im Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt meist un-
ter der Erde, und thut zumal den Küchengewächsen
und der Gerstensaat großen Schaden.

2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille,
Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the
cricket
). G. thorace rotundato, alis caudatis ely-
tro longioribus, pedibus simplicibus, corpore
glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld-
grille
. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo
lineari, alis elytro brevioribus, corpore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der
Baumhüpfer. G. thorace rotundato, alis viri-
dibus immaculatis, antennis setaceis longissimis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Gebüschen,
springt vorzüglich weit.

5. †. Verrucivorus. (Locusta verrucivora. F.) das
Heupferd. G. thorace subquadrato laevi, alis
viridibus fusco maculatis, antennis setaceis lon-
gitudine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus. die Kammheuschrecke. G. thorace
cristato, carina quadrifida
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Aegypten etc.

7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke
. G. thorace
[Seite 295] subcarinato; segmento unico, capite obtuso,
maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen
auch in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Miß-
wachs, Hungersnoth etc. verursacht hat. Ursprünglich ge-
hört es wohl (so wie der ihm ähnliche, sich auch zu
Zeiten in Unzahl vermehrende Gr. tataricus), in die
asiatische Tatarei zu Hause, doch findet es sich auch
einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen
Invasionen desselben verschont geblieben*). Auch soll
sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gat-
tung ist) in Nord- und Süd-America finden. – Daß
sie in Arabien und dem nördlichen Africa noch jetzt,
so wie in den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird,
ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige neuere
Reisende in diese Länder für eine Fabel erklärt haben,
gibt ein lehrreiches Beispiel von voreilig dreistem Hy-
perscepticismus.

8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris ne-
bulosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im
Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora**). Caput fronte producta, inani.
Antennae infra oculos, articulis
2, exteriore
globoso. Rostrum inflexum, pedes gressorii
.

[Seite 296]

Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist die
hornige Blase vor der Stirne, die bei den nachbenann-
ten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem
Tode einen Schein verbreitet.

1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leiermann
. (Fr. la porte-lanterne. Engl.
the lanthorn-fly). F. fronte ovali recta, alis
lividis; posticis ocellatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so
groß als der ganze übrige Körper, und scheint so hell,
daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt
Leuchten bedient haben sollen.

2. Candelaria. der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente, elytris
viridibus luteo-maculatis, alis flavis: apice nigris
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.

35. Cicada. (Fr. cigale). Rostrum inflexum.
Antennae setaceae. Alae
4 membranaceae,
deflexae. Pedes plerisque saltatorii
.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken
einen Laut von sich, der durch besondere, mehr zu-
sammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe hervor-
gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keulen-
schwämmen (clavariae) besonders häufig auf den Pup-
pen von Cicaden, theils gar auf dem lebendigen Leibe
ihrer Larven, so wie andere auf Raupen, Schmetter-
lings-Puppen, Laufkäfern etc. wachsen*).

1. Orni. die Manna-Cicade – (Tettigonia O.
F.) C. nigra flavo-maculata, alis hyalinis, basi
flavis maculis nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 1. 2.

[Seite 297]

Im südlichen Europa und in Nordafrica an einigen
Gattungen von Eschen, wo sie durch ihren Stich das
Ausschwitzen der Manna (so wie in Arabien eine Gat-
tung von Schildläusen an einer Tamariske) verursachen
soll. Wird insgemein nebst der fast noch ein Mal so
großen C. plebeia (Rösel fig. 4.) für die bei den
Alten so beliebten Cicaden gehalten*).

2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum-
wurm, Gäschtwurm
. C. fusca, elytris maculis
binis albis lateralibus, fascia duplici interrupta
albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die
Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Ge-
stalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels),
unter welchen sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt.
Daher auch die Sage von regnenden Weiden.

3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis ni-
gris: punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris,
ano lanato.

Stoll tab. 10. fig. 49. und D.

In Westindien. Hat den Beinamen von den räth-
selhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleichsam
schmelzenden langen Flocken am Hinterleibe**).

36. Notonecta. Wasserwanze. Rostrum in-
flexum. Antennae thorace breviores. Alae

4 cruciato-complicatae, antice coriaceae. Pe-
des posteriores pilosi natatorii
.

1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine
fusco punctatis apice bifidis
.

Frisch P. VI. tab. 13.

[Seite 298]

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß
auch in dieser Lage kleine Mücken etc., von denen sie
sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae
4 cruciato-complicatae anticae
coriaceae. Pedes anteriores cheliformes; re-
liqui
4 ambulatorii.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thorace inaequali, cor-
pore oblongo-ovato
.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eier dieses Thieres haben eine überaus sonder-
bare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie
Samen von Kornblumen etc.

2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdominis
margine serrato
.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica F.) N. subfusca: ocu-
lis nigris, alis albidis, dorso plano
.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das
namentlich auf Trankebar zu Hause ist, ihre Eier
auf den Rücken.*)

38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum. Alae
4 cruciato-complicatae, superioribus antice
coriaceis. Dorsum planum thorace marginato.
Pedes cursorii
**).

1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die
Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise.
[Seite 299] Engl. the bug, wall-louse). C. flavescens,
alis nullis.

Sulzer's Kennz. tab. 10. fig. 69.

Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufenthalt
dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wilden Zu-
stande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs
fast in allen Welttheilen (namentlich in Sibirien, Ostin-
dien, Nord- und Süd-America etc.) So leicht Wan-
zen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht
ist es, sie bald anfangs durch sorgfältige wiederholte
Anwendung kräftiger Mittel*) auch wieder zu vertrei-
ben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmal
überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.

2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. membrana-
ceus, abdominis margine imbricatim secto, cor-
pore nigricante
.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner
täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu
finden.

3. †. Baccarum. der Qualster. C. ovatus gri-
seus, abdominis margine nigro maculato
.

In Gärten, zumal an Johannisbeeren. Auch diese
Wanze stinkt heftig: doch bloß wenn sie berührt wird;
da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen,
zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.

[Seite 300]

4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro
arcuato, antennis apice capillaceis, corpore ob-
longo subvilloso fusco
.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer wie
mit Staub und Kehricht bedeckt.

5. †. Apterus. (Lygaeus A. F.) C. ovatus, ru-
bro nigroque varius, elytris rubris, punctis duo-
bus nigris
.

Stoll tab. 15. fig. 103.

Mitunter doch auch geflügelt. Ueberwintert klum-
penweiß an Baumwurzeln etc.*)

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, (vulgo sogenann-
ter Mehlthau). (Fr. puceron. Engl. plant-
louse
). Rostrum inflexum. Antennae thorace
longiores. Alae
4 erectae aut nullae. Pedes
ambulatorii. Abdomen postice saepius bicorne
.

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und
eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügelte
Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den
Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre
Weibchen: und werden auch in weit minderer Anzahl
jung. Sie erscheinen nicht eher als in der letzten Ge-
neration jeden Sommers**); bei den mehresten Gat-
tungen also erst zu Ende desselben, und nur auf kurze
Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf
Eier oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen
zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet lie-
gen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr
hervorbrechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus-
gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen Geschlechts,
so daß bis zu dem ebengedachten Termin der letzten
Generation keine männliche Blattlaus zu sehen ist.
Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen
Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten
[Seite 301] ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmalige
Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im
folgenden Frühjahr und Sommer bei vielen bis ins
neunte Glied äußert.

1. †. Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. †. Ulmi. A. ulmi campestris.

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. †. Rosae. A. rosae.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. †. Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 45. fig. 22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren Aus-
wüchse verursachen, die man Pappelrosen, Alber-
knospen
etc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longis-
simis, thorace verrucoso
.

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc., wo sich
die Blattläuse in einer spannenlangen, schotenähnlichen
Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pectorale.
Antennae thorace longiores. Alae
4 deflexae.
Thorax gibbus, pedes saltatorii
.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den ge-
flügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus
wie Cicaden, hüpfen auch so etc.

1. †. Buxi. C. buxi.

2. †. Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gallinsecte).
Rostrum pectorale. Abdomen postice seto-
[Seite 302] sum. Alae
2 erectae masculis. Feminae
apterae.

Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Ge-
schlechter einander so auffallend ungleich, als bei den
Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke,
das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nach-
dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Ge-
wächsen, und könnte bei manchen Arten eher für eine
Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an-
gesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im
Freien umher, bis es, vom Begattungstrieb gereizt,
ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und be-
fruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäu-
men, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an
Caffeebäumen etc. Man vertreibt sie, wenn man die
Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblumen be-
streut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in
der Provence etc. an Stechpalmen etc. Die beerenförmi-
gen, gallapfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon)
dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car-
moisinroth daraus verfertigt.

4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johan-
nisblut
. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den
Wurzeln des Scleranthus perennis und einiger andern
Pflanzen; zumal häufig in Polen und am Don, wo
sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille.
Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

[Seite 303]

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren
Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt,
und die Cochenillewürmer fast wie die Seidenwürmer
darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abge-
lesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus in-
dicae et religiosae
.

D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.

Zumal in den gebirgigen Gegenden von Hindostan
zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so
genannte Gummilack.*)

42. Thrips. Rostrum obscurum. Antennae
longitudine thoracis. Abdomen sursum re-
flexile. Alae
4 rectae, dorso incumbentes,
longitudinales, angustae, subcruciatae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in
den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist
nur durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen
und fliegen, bemerkbar werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744.
tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen etc.


III. LEPIDOPTERA. (Glossata
Fabr.)*).

[Seite 304]

Die Schmetterlinge, eine weitläuftige Ord-
nung, die sich durch vier ausgespannte, mit bun-
ten Schuppen befiederte Flügel, und einen behaar-
ten Körper, auszeichnet. Als Raupen haben sie
Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang ge-
streckten, cylindrischen Körper von zwölf Abschnit-
ten, mit neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey
Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und
meist fünf Paar runden fleischiger Füßen am Hinter-
leibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
[Seite 305] dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch
bei der Weidenraupe und einigen andern sehr weni-
gen Gattungen sich von der Stelle zu bewegen im
Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer be-
stimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein,
der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße,
statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so
genannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen Au-
gen, zwey große halbkugelichte und drey kleine
(§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen hat
Linné unter drey Geschlechter gebracht.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butterfly).
Antennae apicem versus crassiores, saepius
clavato-capitatae. Alae erectae sursumque
conniventes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt,
und häutet sich gewöhnlich vier Mal. Sie verpuppt
sich ohne ein äußeres Gespinnste: die Puppe ist zackig,
theils schön goldfarbig (chrysalis, aurelia), und hängt
sich mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling
fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine
vier breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der
Oberseite (die bei vielen an Farbe und Zeichnung gar
sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen einander
gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichter Faß-
lichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalanges)
abgetheilt.

a. Equites. Alis primoribus ab angulo postico
ad apicem longioribus, quam ad basin: his
saepe antennae filiformes
.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis. (saepius
nigris
).

Achivi, pectore incruento, ocello ad angulum ani.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe
denudatis; primoribus oblongis; posticis bre-
vissimis
.

[Seite 306]

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festivi, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parvi. Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis maculis pellucidis.

* * *

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis
supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex
nigris.

Clerk tab. 17.

Auf Amboina etc. So wie der folgende ein großes
prächtiges Thier.

2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocel-
lis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E.
A. alis caudatis concoloribus flavis, limbo fusco,
lunulis flavis, angulo ani fulvo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flavescentibus: fasciis
nigricantibus geminatis: posticis subtus linea au-
rantia
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis
supra
4: subtus 6, basique rubris.

Sulzer's Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

[Seite 307]

6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling
. P. II. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die
jungen halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste
zusammen.

7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel
. P. D. C. alis integerrimis
rotundatis albis: primoribus maculis duabus apici-
busque nigris, maior.

Herold's Entwickelungsgesch. des Schmetterl. tab. 1.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und
Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie
die Butterblume), von der gelben Farbe der Unter-
flügel: ein Name, der aber nachher auch den Papilio-
nen überhaupt gegeben worden.

8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, minor
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 45.

9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis
albis: subtus venis dilatato-virescentibus.

10. †. Cardamines. der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primoribus me-
dio fulvis, posticis subtus viridinebulosis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flavis: singulis puncto flavo, subtus fer-
rugineo
.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. †. Hyperantus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis
duobus tribusque
.

13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauen-
spiegel
. P. N. G. alis angulato dentatis-ful-
[Seite 308] vis nigro-maculatis: singulis subtus ocello cae-
ruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. †. Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus primoribus
ocello unico, posticis quinque obsoletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fulvis albo nigroque variegatis, posticis
utrinque ocellis quatuor, saepius coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen
Jahren unsäglich häufig.

16. †. Iris. der Schillervogel. P. N. G. alis
subdentatis subtus griseis; fasciautrinque alba in-
terrupta, posticis supra uniocellatis
.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis fulvis, nigro maculatis: primoribus
supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. †. Urtica. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-maculatis;
primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fulvis nigro maculatis, posticis subtus

C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

[Seite 309]

21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel. (Engl.
the admirable). P. N. P. alis dentatis nigris
albo maculatis: fascia communi purpurea, pri-
moribus utrinque, posticis marginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis ar-
genteis transversis
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.

23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis ni-
gro maculatis: subtus maculis
21 argenteis.

24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra fus-
cis: posticis subtus fascia marginali fulva nigro-
punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeruleis:
posticis subtus limbo ferrugineo: ocellis caeruleo-
argenteis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.

Auf Kreuzdorn etc.

26. †. Malvae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis divaricatis nigris albo-maculatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae medio
crassiores s. utraque extremitate attenuatae
subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehrentheils
von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen Horn
am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an
der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der
Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren
[Seite 310] Namen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämme-
rung umher fliegen. Die mehresten haben einen lang-
samen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht,
das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unter-
abgetheilt:

a. Legitimae – alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitaehabitu et larva diversae.

* * *

1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidioribus
saturatioribus flavescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis ni-
gro fasciatis margine postico albo-punctatis ab-
domine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis incar-
natis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis
nigris.

5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis inte-
gris: posticis luteis fasciis fuscis, abdomine luteo
cingulis nigris.

Rösel vol. III. I. tab. 2.

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke. Die
Raupe auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.

6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi ru-
bris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

[Seite 311]

7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescentibus,
fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S.
L. alis integris fuscis, vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis, margine postico albo maculato,
abdomine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den
Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerungen anrichtet.

11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf
. S. L. abdomine barbato
lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferru-
gineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die Zirkel-
motte
. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis
sex rubris; inferioribus rubris immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die Rin-
gelmotte
. S. A. viridi-atra, alis punctis fene-
stratis: superiorum sex, inferiorum duobus, ab-
domine cingulo luteo.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth).
Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim
attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten.
Die Raupen sind mehrentheils behaart; und verpuppen
sich meist innerhalb eines besondern seidenartigen Ge-
[Seite 312] spinnstes (folliculus), wozu sie den klebrigen Stoff
in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken
hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nach-
her, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter
dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen
Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern
Zwecken, sich z.B. daran herablassen zu können etc.
nützen*). Diese Gehäuse werden bei einigen, wie
bei dem Pfauenauge, wegen ihrer überaus künstlichen
Einrichtung; bei einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die
Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften
nachgehen, hat Linné in folgende Familien abgetheilt.

a. Attaci – alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces – alis incumbentibus; antennis
pectinatis
.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. Noctuaealis incumbentibus. Antennis se-
taceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae – alis patentibus horizontalibus
quiescentes
.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortricesalis obtusissimis, ut fere retusis,
margine exteriore curvo
.

f. Pyralidesalis conniventibus in figuram
deltoideam forficatam
.

g. Tineaealis convolutis, fere in cylindrum,
fronte prominula.

[Seite 313]

h. Alucitaealis digitatis fissis ad basin
usque
.

* * *

1. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis
elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis,
macula fenestrata, superioribus sesquialtera
.

Merianae Surinam. tab. 32.

In beiden Indien. Die Flügel größer als an einer
hieländischen Fledermaus, aber mit auffallend kleinem
Leibe. Man macht aus dem Gespinnste dieser und an-
derer großen Phalänen in Schina die so genannte wilde
Seide.

2. Cecropia. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicor-
nis elinguis, alis subfalcatis griseis: fascia fulva
,
superioribus ocello subfenestrato ferrugineo.

Abbot vol. I. tab. 45.

In Nordamerica*).

3. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht-
pfauenauge
. P. Att. pectinicornis elinguis, alis
rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello
nictitante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden
Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offenen abge-
stutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf
eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergi-
render Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zu-
sammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkom-
mene Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein
feindseliges Insect durch diesen Weg hinein dringen
kann**).

[Seite 314]

4. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt
. P. B. elinguis, alis reversis semitectis
dentatis ferrugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige
Stellung.

5. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefernspin-
ner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe
. P. B.
elinguis, alis reversis griseis; strigis duabus ci-
nereis; puncto albo triangulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefernwal-
dungen.

6. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabel-
schwanz, Hermelinvogel
. P. B. elinguis ale
bida nigro-punctata, alis subreversis fusco veno-
sis, striatisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abgestumpf-
ten Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt
des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonder-
bares Ansehen. Sie vermag einen scharfen Saft durch
eine Oeffnung unten am Halse von sich zu spritzen, und
sich damit im Nothfall zu vertheidigen*).

7. †. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis
reversis rufo-cinereis; fasciis duabus linearibus
luteis flexuosis
.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch abenteuer-
lich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwey hornich-
ten Schwanzspitzen etc.

8. Mori. (Bombyx M. F.) der Siedenwurm.
P. B. elinguis, alis reversis pallidis; striis tribus
obsoletis fuscis maculaque lunari.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral tab. 9.

[Seite 315]

Der assyrische Bombyx beim Plinius etc. ist wohl
sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen ver-
arbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu Ju-
stinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7
Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nachdem er
sich vier Mal gehäutet hat, in einen Coccon von
weißer oder gelber Farbe, der, wenn er drittehalb
Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen
Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht
endlich drey Wochen nachher als Schmetterling aus.
Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen
bei 500 Eier, die im folgenden Frühjahr um die Zeit,
wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen anfangen,
auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in Schina*)
zu Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht gut,
und man zieht sie nun auch in Nordamerica.

9. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringel-
raupe
. P. B. elinguis, alis reversis: fascia ses-
quialtera; subtus unica.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die
Phaläne legt ihre Eier in einer Spirallinie dicht an
einander um ein Aestchen herum.

10. †. Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich-
tenspinner
. P. B. elinguis, alis griseis: strigis
tribus obscurioribus, posterioribus pallidis; puncto
anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

11. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze
Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fus-
cis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro
punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.

[Seite 316]

12. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne,
der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis de-
flexis, superioribus albis atro-undatis, abdominis
incisuris sanguineis.

Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe,
fig. 17–19.

Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichtenwaldungen.

13. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elinguis,
alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis
femineis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung und
Größe der beiden Geschlechter. In manchen Jahren
in Unzahl an Obstbäumen, Rosenbüschen etc.

14. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die
schwarze Winterraupe. P. B. elinguis, alis
deflexis albidis, abdominis apice barbato luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume,
die im Herbst aus den Eiern kriecht, und den Winter
durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem welken
Laube an den Testen zubringt, ohne daß ihr selbst die
strengste Kälte schadet.

15. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis,
alis planiusculis: superioribus ferrugineis lunula
alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

16. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B.
elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus
albidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.

17. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die Wei-
denraupe
. P. B. elinguis, alis deflexis nebu-
losis, thorace postice fascia atra, antennis lamel-
latis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.

[Seite 317]

Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte Zer-
gliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen,
Eichen etc., doch bei weitem am häufigsten an Weiden-
stämmen auf, die so von ihr durchfressen werden, daß
sie leicht ausgehen oder bei mäßigem Sturme umfallen.
Der Schade, den diese Raupe verursacht, wird dadurch
vergrößert, daß sie gegen das Beispiel vielleicht aller
übrigen Raupen bei drey Jahr alt wird, ehe sie sich
verpuppt. Dabei hat sie ein so äußerst zähes Leben,
daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so ge-
nannten luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast
drey Wochen lang unter Wasser ausdauern kann. Eben
so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle
bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens herbei-
naht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die
Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

18. †. Graminis. die Grasraupe. (Cossus Gr.
F.) P. B. spirilinguis, alis depressis griseis: li-
nea trifurca, punctoque albidis
.

Schwed. Abhandl. 1742. tab. 2.

In manchen Jahren für die Wiesen furchtbar ver-
heerend.

19. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis
laevis nivea, antennis thorace brevioribus, alis
punctis numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.

20. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis
fulva antennis thorace brevioribus, maris alis
niveis.

21. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis grisescentibus, inferioribus rubris,
fasciis duabus nigris, abdomine supra rubro.

22. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis cristata, alis erosis pallidis: superioribus
basi incarnata, intra triangulum fuscum.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erdbeeren.

23. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flavo-maculatis subtus
nebulosis: fasciis duabus fuscis.

[Seite 318]

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichtenhol-
zungen.

24. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cine-
reis: anticis fasciis
4 nigris abbreviatis inaequa-
libus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachel-
beeren.

25. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis,
maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

26. †. Brumata. der Frostschmetterling, Blü-
thenwickler
. P. G. seticornis, alis griseo-fus-
cis: striga nigra postice pallidioribus; femina
aptera
.

Reaumur T. II. tab. 30.

Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume. Das
ungeflügelte Weibchen legt seine Eier in die Blüth-
knospen.

27. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis
rhombeis, superioribus viridibus immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

28. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis
recurvatis, albis politis fuscescentibus, strigis re-
pandis albidis area interiecta glauca.

Clerck phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

29. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fuscis,
fascia et maculis niveis subinterruptis; posticis
cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

30. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti.
alis superioribus flavis, maculis duabus argenteis,
anteriore oblonga, posteriore ovata.

Clerck phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

[Seite 319]

31. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz-
motte
. P. Ti. alis canis, medio puncto nigro,
capite subgriseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

32. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider-
motte
. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque
puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungstücken.

33. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis ca-
nis postice purpurascentibus, striga alba, scutello
nigro, apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

34. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf,
weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque
maculatis capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, ab-
hülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth*).

35. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis
auratis: fasciis
2 argenteis: priori antrorsum
posteriore retrorsum arcuata.

Clerck phal. tab. 12. fig. 14.

36. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fus-
cis, punctis tribus argenteis elevatis.

Clerck phal. tab. 11. fig. 8.

37. †. Pentadactyla. (Pterophorus pentadactylus
F.) die Fünffeder. P. Al. alis patentibus fis-
sis quinquepartitis niveis: digito quinto distincto.

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie, we-
gen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein ungewöhn-
liches Ansehen.


IV. NEUROPTERA.

[Seite 320]

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet,
die mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die
Larve hat sechs Füße.

46. Libellula. Wasserjungfer, Spinne-
jungfer, Teufelsnadel
. (Fr. demoiselle,
Engl. dragon-fly). Os maxillosum, maxillis
pluribus. Antennae thorace breviores. Alae
extensae. Cauda maris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben
gleichsam eine bewegliche Maske oder Kappe vor dem
Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung
der vollkommen geflügelten Wasserjungfern, die über-
haupt gar viel Sonderbares hat, wird im Fluge voll-
zogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigricanti-
bus, thorace lineis duabus flavis, abdomine lan-
ceolato lateribus flavescente.

Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling 1806 und
07 am Harz und in Thüringen etc.) in mächtigen Zü-
gen sehen lassen*).

2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis colo-
ratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. †. Puella. (Agrion P. E.) L. alis erectis hyalinis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Geschwä-
der, Lorenzfliege, Rheinschnake
. (heme-
[Seite 321] robius, diaria). Os edentulum absque palpis.
Ocelli
2 maximi supra oculos. Alae erectae,
posticis minimis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im
Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Sommer
binnen wenigen Tagen in manchen Gegenden Millionen
der vollkommen ausgebildeten Thiere mit einem Mal
aus dem Wasser hervorgeflogen, die sich auch alsdann,
gegen die Weise anderer Insecten, erst nochmals häu-
ten müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern
Zustand meist nur kurze Zeit, oft nur wenige Stunden
genießen.

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis
.

Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sq.

Das Weibchen legt ein eiförmiges Klümpchen, das
aus sehr vielen Eiern zusammengesetzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine
crassiore nigricantibus
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth). Os edentulum pal-
pis
4. Ocelli 3. Antennae thorace longiores.
Alae incumbentes, inferioribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhalten,
werden besonders durch die theils sehr künstlichen (meist
cylindrischen theils aber auch vierkantigen) Hülsen merk-
würdig, die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie
die Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen.
Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstücken, andere
aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen,
andere aus kleinen Flußschneckchen u.s.w.

1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda biseta,
alis venosis reticulatis.

Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 6.

[Seite 322]

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-
striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. †. Rhombica. P alis flavescentibus deflexo
compressis macula rhombea laterali alba.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobius. Florfliege, Landlibelle.
Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae
deflexae
(nec plicatae). Antennae thorace
convexo longiores, setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene In-
sect ähnelt dem vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis; vasis
viridibus
.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

Befestigt seine Eier auf eine wundersame Weise auf
Baumblätter oder an Moos etc. mittelst eines aufrecht-
stehenden borstenähnlichen kleinen Stiels*).

2. †. Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus,
Holzlaus, Todtenuhr. (Fr. le pou de bois).
H. apterus, ore rubro oculis luteis.

Sulzer's Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward
sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die
geflügelten Individua so selten bemerkt worden, daß
sie höchstens nur auf sehr kurze Zeit mit Flügeln ver-
sehen seyn müssen (§. 136.).

50. Myrmelon. Afterjungfer. Os maxillo-
sum: dentibus
2. Palpi 4 elongati. Ocelli
nulli. Cauda maris forcipe e filamentis duo-
bus rectiusculis. Antennae clavatae longitu-
dine thoracis. Alae deflexae
.

[Seite 323]

1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion
). M. alis macula alba marginali po-
stica.

Rösel vol. III. tab. 17. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als
Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sandboden wühlt,
sich selbst unten bis an den Hals hineinscharrt, und
da die Ameisen u.a. kleine Insecten empfängt und ver-
zehrt, die unversehens an den Rand dieser Grube kom-
men, und mit dem lockern Sand hinab schurren.

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum cor-
neum cylindricum. Palpi
2. Ocelli 3. Anten-
nae thorace longiores. Cauda maris chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigromaculatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os dentibus 2 in
capite depresso corneo. Palpi
4. Ocelli 3.
Alae deflexae. Antennae longitudine thoracis
antice elongati cylindrici. Cauda feminae seta
recurva laxa.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.


V. HYMENOPTERA. (Piezata Fabr.)

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit
wenigen aber starken Adern durchzogen, auch meist
kürzer und schmäler sind als bei den Insecten der
vorigen Ordnung. Bei den mehresten sind die
Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem ver-
letzenden Stachel am Hinterleibe, theils auch mit
Gift, das sie beim Stich in die Wunde flößen,
bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch von eini-
gen Entomologen Aculeata genannt worden. Die
[Seite 324] Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie Rau-
pen mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne
Füße etc.*).

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque
proboscide. Aculeus spiralis, saepius recon-
ditus.

Das Weibchen legt seine Eier in besondere Theile
gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils
sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so
lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre Verwand-
lung überstanden hat, und nun als vollkommnes In-
sect aus ihrem Kerker hervorbrechen kann. Ganz
sonderbar ist dabei, daß jene Eier selbst, nachdem sie
von der Mutter in das Gewächs gelegt werden, erst
noch wachsen, theils noch Ein Mal so groß werden,
bevor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo po-
stice nigro, pedibus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krausen
Auswüchse verursacht, die unter dem Namen Rosen-
schwämme
oder Schlafäpfel (spongia cynosbati,
Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pe-
dibus griseis, femoribus subtus nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Galläpfel
hervorbringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon
von der Nachkommenschaft ihrer Urheberinn verlassen
sind, kleinen Wespen verschiedener Art zum Aufenthalt
dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumal auf den Inseln des mittelländischen Meeres;
in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zah-
[Seite 325] men Feigen hängt, damit der cynips von jenen in diese
übergehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe
derselben befördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxillis abs-
que proboscide. Alae planae tumidae. Acu-
leis laminis duabus serratis, vix prominenti-
bus. Scutellum granis duobus impositis di-
stantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reau-
mür
fausses chenilles nannte), leben vom Laub, und
finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden;
verpuppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clavatis
luteis, abdominis segmentis plerisque flavis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. †. Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis
2 validis. Palpi 2 truncati: Anten-
nae filiformes, articulis ultra
24. Aculeus ex-
sertus rigens serratus. Abdomen sessile mu-
cronatum. Alae lanceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Lege-
stachel, sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um
seine Eier da einzulegen. Die Larve hält sich einige
Jahre lang im Holze auf*).

1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis
nigris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Raupen-
tödter, Spinnenstecher
. Os maxillis abs-
[Seite 326] que lingua. Antennae articulis ultra 30. Ab-
domen petiolatum plerisque. Aculeus exser-
tus vagina cylindrica, bivalvi
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der
Raupen, Spinnen und anderer Insecten beitragen.
Sie legen ihre Eier in lebendige Raupen, die davon
erkranken, und vor oder nach ihrer Verpuppung abster-
ben. Manche sind auch an andere Gattungen ihres
eigenen Geschlechts gewiesen, denen sie als Larve ihre
Eier in den Leib legen, so daß nach Rolander's Be-
merkung, von verschiedenen Gattungen die eine bloß
zur Vertilgung der andern geschaffen zu seyn scheint.*)

1. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomine falcato.

2. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pe-
dibus flavis
.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eier in die Raupen der Buttervögel, so
wie der vorige in die von manchen Phalänen.

3. †. Globatus. (Cryptus G. F.) I. niger, pedi-
bus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 10.

An Grashalmen. Merkwürdig wegen des äußerst
zarten baumwolleähnlichen Gespinnstes, von der Größe
eines Taubeneies, worin die zahlreichen kleinen Puppen
ihre Verwandlung zusammen bestehn.

57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe. Os
maxillis absque lingua. Antennae articulis
10.
Alae plano-incumbentes (nec plicatae) in
omni sexu. Aculeus punctorius reconditus
.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Ge-
schlechts graben sich Höhlen in sandigen Boden, schlep-
pen eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hin-
ein, die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann
in jede Höhle ein Ei, da dann nachher die junge Larve
dem großen Thiere, das die Mutter dahin begraben
[Seite 327] hatte, den Saft zum Gespinnste aussaugt, und sich
selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo,
postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die Sieb-
Biene
. S. nigra, abdomine fasciis flavis, tibiis
anticis clypeis concavis fenestratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen
des Männchen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merk-
würdige Bestimmung anzudichten, und viel Schönes
über die weise Einrichtung eines gar nicht existirenden
Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden
fly
). Os maxillis absque proboscide. An-
tennae filiformes: articulo
1 longiore, reliquis
11 brevioribus. Abdomen subtus fornicatum,
utrinque squama laterali. Anus dentatus acu-
leo subexserto. Alae planae. Corpus au-
ratum.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: ab-
domine aureo; apice quadridentato
.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guèpe. Engl. wasp).
Os maxillis absque proboscide. Alae su-
periores plicatae in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus. Oculi lunares. Cor-
pus glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgenden
Geschlechts werden durch die strenge gesellschaftliche
Verbindung, in der sie theils zu Tausenden beisammen
leben, und durch die überaus kunstreichen Nester und
gemeinschaftlichen Wohnungen, die sie sich mit vereinten
[Seite 328] Kräften aus so vielartigen Stoffen (– z.B. die Wespen
aus Holzzasern etc., die Immen aus Wachs, die Mau-
rerbienen aus Grand etc. –) zu verfertigen wissen,
merkwürdig.

1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet).
V. thorace nigro antice rufo immaculato abdomi-
nis incisuris puncto nigro duplici contiguo
.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp).
V. thorace utrinque lineola interrupta, scutello
quadrimaculato, abdominis incisuris punctis ni-
gris distinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. Nidulans. (Fr. la guèpe cartonnière). V.
nigra, thorace striga antica subscutelloque albis,
abdominis segmentis margine flavis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunst-
reichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit Schreibpa-
pier überzogenen Pappe.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee).
Os maxillis atque proboscide inflexa vaginis
duabus bivalvibus. Alae planae in omni sexu.
Aculeus feminis et neutris punctorius recon-
ditus.

1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco, ti-
biis posticis ciliatis, intus transverse striatis
*).

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen, Amei-
sen und Termiten, die bei weiten zahlreichsten Indivi-
duen geschlechtlos, d.h. sie werden von einem Vater
erzeugt, und von einer dadurch befruchteten Mutter
[Seite 329] geboren, ohne doch selbst vollkommne Geschlechtsorgane
zu haben*). – Hier bei der Imme hat das Weib-
chen, die so genannte Königinn oder Mutter-
biene
, oder der Weißler, einen schlanken schmalen
Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen be-
haarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u.s.w. –
Die männlichen Bienen oder Dronen (Deck- oder
Wasser- oder Holmbienen) sind groß und stark
von Leibe, mit langen Flügeln etc. – Die Werk- und
Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene
beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen
Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer
besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Eintragen
dient, u.s.w. Diese letztern, deren in einem großen
Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die
mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens
und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln
aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie
als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den
ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig ge-
schieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit
Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre
Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waf-
fen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht
in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bie-
nen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine
andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (–
und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren.
Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher
verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der
so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eier in die
Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig
die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen
gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich
[Seite 330] als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der
Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un-
ter die Erde etc. Der Mensch hat sie aber sich zum
Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharf-
sinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung
zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen so
wenig Wärme haben als andere kalkblütige Thiere; so
erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wärme
des menschlichen Körpers*).

2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.) die
Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine
überaus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der
Rosenbüchse.

3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holz-
biene
. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung
der Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen
durch dünne Holzscheibchen von einander absondert.

4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel.
(bombylius. Engl. the humble-bee). A. hir-
suta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

[Seite 331]

5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die Moos-
biene
. A. hirsuta fulva abdomine flavo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A. fulva
abdomine nigro
(femina nigro-violacea pedibus
fuscis
).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festig-
keit ihr Nest aus Grand und Mörtel an alten Mauern,
die viel Sonne haben. Die eiförmigen Zellen, deren
etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit
Gespinnste austapezirt, und zuweilen auch vom Atte-
labus
apiarius, Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. Formica*). Ameise, Emse. (Fr. fourmi.
Engl. ant). Petiolus abdominis elongatus, no-
dulosus, aut munitus squamula erecta. Acu-
leus feminis et neutris reconditus. Alae ma-
ribus et feminis, sed neutris nullae.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich
in Wäldern und Wiesen, theils bei vier- und mehreren
tausenden in einem Haufen auf. Die Emsigkeit dieses
kleinen Volks, vorzüglich die Sorgfalt, mit der sie
ihre Puppen (die fälschlich so genannten Ameisen-Eier)
warten und pflegen, geht so weit, daß man gesehen,
wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib abge-
schnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem schmerz-
haften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.

1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra ab-
domine ovato, femoribus ferrugineis.

Sulzer's Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferrugineo,
capite abdomineque nigris.

[Seite 332]

3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub
abdomine nigris.

4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra ni-
tida, tibiis cinerascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers
im Schwärmen, da sie zuweilen in unzähliger Menge
und sonderbarer Gestalt der Schwärme, als auf- und
niederfahrende Säulen zum Vorschein kommen, deren
man zuweilen wohl 20 auf Ein Mal sieht, die sich
in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*).

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo binodi:
priore subtus, thoraceque supra bidentato.

Sulzer's Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadrispi-
noso, capite didymo magno utrinque postice mu-
cronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Von der Größe einer Wespe.

62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse,
Termite. (Fr. fourmi blanche, poux de
bois
. Engl. white ant, wood-ant, wood-
louse
). Squamula intergerina nulla. Alae
maribus et feminis temporariae; sed neutris
plane nullae.

1. Fatalis. (bellicosus Soland.) T. corpore fusco,
alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus
subsuperis oculo propinquis, puncto centrali
prominulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der guineischen Termiten. Ebenda-
selbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenig-
stens noch vier andere bekannt, die hin und wieder
[Seite 333] zwischen den Wendezirkeln zumal in beiden Indien, im
südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind)
findet sich besonders in Ostindien und Guinea, und
führt aus Thon, Letten etc. kegelförmige, meist mit
mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte
Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch
sind, und theils in solcher Menge beisammen stehen,
daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen.
Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von
außen ganz mit Gras überwachsen etc. und ist dabei so
fest, daß er mehrere Menschen zu tragen im Stande
ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten
Gängen durchzogen sind, die theils über eine halbe
Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen
Stöcken gebaut, alte Zellen werden abgebrochen, neue auf-
geführt, andere erweitert u.s.w. Die Zellen des Kö-
nigs und der Königinn (als von welchen in jedem Stocke
nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Ge-
bäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum woh-
nen die Arbeiter, hierauf folgen die Eierzellen für die
junge Brut, und dicht bei diesen die Magazine. Diese
Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe,
Hütten etc. und können binnen wenigen Wochen mächtige
Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib
der befruchteten Königinn 2000 Mal dicker und größer
wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie
kann dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eier legen.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus
pubescens. Thorax postice retusus. Aculeus
reconditus punctorius.

1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea,
abdomine cingulo nigro.

In Nordamerica.


VI. DIPTERA*). (Antliata Fabr.)

[Seite 334]

Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar
kleiner Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen
oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flü-
geln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer
kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun-
dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben.
Die Larve ist meist eine Made**), die Puppe
braun, cylindrisch. Das vollkommene Insect hat
bei einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Sau-
gestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel,
bei noch andern bloß eine einfache Mündung u.s.w.
Einige Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus†). Bremse. Os apertura simplex.
Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares in
depressione oris utrinque siti.

Bei den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere,
wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die so ge-
[Seite 335] nannte Dasselbeule) entsteht, in welchem sich die
Larve (der Engerling) ernährt.

1. †. Bovis. die Ochsenbremse. (Engl. the gad-
fly, breeze
). O. alis immaculatis fuscis, abdo-
mine fascia atra media: apice pilis fulvo-flavis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis im-
maculatis, thorace flavo fascia nigra, abdomine
fulvo apice flavo
.

3. †. Equi. die Pferdebremse. (Engl. the
horse-bee
. Oestrus bovis Linn.) O. alis albi-
dis, fascia media punctisque duobus nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt ihre Eier den Pferden an die Schultern und
Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Larven von den-
selben abgeleckt und hinuntergeschluckt werden; die sich
dann von dieser und der folgenden Gattung, im Früh-
jahr fast allgemein und theils in großer Anzahl im Ma-
gen der Pferde finden, wo sie mit dem vordem spitzen
Ende ihres an Größe und Form ungefähr einem Dat-
telkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts) in der in-
nern Haut des Magens eingehakt festsitzen.

4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscis, abdomine atro, basi albo
apiceque fulvo.

Clark l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eier den Pferden gleich an die Lippen.

5. †. Ovis. die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigroque ver-
sicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hirsche,
Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipula. Schnake. (Engl. cranefly). Os
capitis elongati maxilla superiore fornicata:
palpi duo incurvi capite longiores. Proboscis
recurvata brevissima
.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar
in Schwefelwassern leben können, und die unser Prof.
[Seite 336] de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen über der
Meeresfläche angetroffen.

1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, costa
marginali fusca
.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumal am
Gemüse viel Schaden.

2. Destructor. [Engl. the Hessian fly*)]. T. ca-
pite et thorace nigris, alis nigris basi fulvis
.

Philadelph. journal of nat. sciences. 1817.
tab. 3.

Ist bloß im Nordamericanischen Freistaat einheimisch,
wo sie große Verwüstung am Waizen anrichtet.

3. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T.
alis incumbentibus, thorace virescente, alis hya-
linis puncto nigro
.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser und ist eine
Speise der Armpolypen.

4. †. Hortulana. T. alis albis margine exteriore
nigro, thorace abdomineque rubro
.

So wie mehrere Gattungen dieses Geschlechts den
Obstbäumen sehr schädlich.

5. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis
deflexis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis
.

Frisch P. XI. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Orten,
Abtritten etc. lebt.

66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly).
Os proboscide carnosa: labiis 2 lateralibus:
palpi duo
.

1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, abdomine
caeruleo nitente
.

[Seite 337]

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa ni-
gra, thorace lineis pallidioribus, abdomine niti-
dulo tesselato: oculis rubris
.

Frisch P. VII. tab. 14.

Gebiert lebendige Maden.

3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis
5 obso-
letis, abdomine nitidulo tesselato, oculis fuscis
.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stubenfliege
(Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und theils in
Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland, am Cap etc.
in unsäglich lästiger Menge. Das befruchtete Weib-
chen legt seine 80 oder mehr Eier in Ställe, Mist-
haufen. – Um ihre Puppenhülse aufzusprengen, kann
die zum Auskriechen reife Fliege ihre Stirne wie zu
einer Blase auftreiben.

4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis ferru-
gineis
.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt
auf süßlichen gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra,
abdomine subcinereo, alis basi subflavis, oculis
brunneis
.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonderbaren,
gleichsam hüpfenden Flug.

6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis seta-
riis, subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis
ferrugineis
.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr.
taon). Os proboscide carnosa, terminata la-
[Seite 338] biis duobus. Rostro palpis duobus, subulatis,
proboscidi lateralibus, parallelis
.

1. †. Bovinus. T. oculis virescentibus, abdominis
dorso maculis albis trigonis longitudinalibus.

Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam
flexilem
.

1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le cou-
sin
. Engl. the gnat. Portug. mosquito). C.
cinereus, abdomine annulis fuscis
8.

Kleemann's Beitr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig an
Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumal in heißen
(wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie bei uns in bren-
nenden Sommertagen – weit heftigere Entzündung
verursachen), sind diese Thiere, die von den europäi-
schen Seefahrern, nach dem Portugiesischen, Moskiten
genannt werden, in unsäglicher Menge, und werden oft
eine recht gefährliche Plage. Oft aber werden auch an-
dere mückenartige stechende Insecten mit jenem Namen
belegt.

2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege,
Columbachische Mücke, Colombatz. C. niger,
alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo
.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II.
tab. 1. fig. 1.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor
allem aber im Bannat, wo sie zwey Mal im Jahre,
im Frühjahr und Sommer, in unermeßlichen Schaaren
erscheinen und den Pferden u.a. Vieh zu allen Oeff-
nungen des Körpers einkriechen, und dieses oft davon
in wenigen Minuten sterben soll. Auch den Menschen
werden sie dann wenigstens sehr lästig.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi,
thorace longiore, valvulis horizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus
posticis longis: alterius sexus pennatis
.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 137.

[Seite 339]

2. †. Maura. E. nigra, tarsis anticis incrassatis
ovatis
.

Panzer tab. 54. fig. 3.

Schwärmen an Frühlingsabenden, zuweilen in Un-
zahl an stehenden Wassern, so daß man dann die Ufer
von Teichen mit Millionen Todten, die mit einer wohl
2 Ruthen breiten und fast zolldicken Einfassung bedeckt
gefunden.

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os
rostro porrecto geniculato
.

1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis
subplumatis, cinerea glabra ovata
.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Schlurfrüssels den hervorragenden Bohrstachel.
Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt
niedrig, und setzt sich auch bloß an die Beine, so wie
sie draußen auf der Weide sich an die Füße des Viehes
zu setzen gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.

71. Asilus. Raubfliege. Os rostro corneo
porrecto, recto bivalvi
.

1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flavo in-
flexo
.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylius. Schwebfliege. (Fr. bourdon.
Engl. buzz-fly). Os rostro porrecto, setaceo,
longissimo, bivalvi, valvulis horizontalibus,
intra quas aculei setacei
.

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.

Sulzer's Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée). Os
rostro bivalvi, cylindrico, obtuso, nutante.
Pedes unguibus pluribus
.

[Seite 340]

1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the hor-
seleech
). H. alis obtusis, thorace albo variegato,
pedibus tetradactylis
.

Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt
nur ein einziges Ei oder vielmehr eine Puppe, in wel-
cher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer
Saft zeigt, der nachher gleich zum erwachsenen Thiere
gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommenes
geflügeltes Insect auskriecht.

2. †. Ovina. die Schaflaus. (Engl. the sheep-
tik, sheepfagg
). H. alis nullis.

Frisch P. V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.


VII. APTERA.

[Seite 341]

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind
in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufenthalt, Nah-
rung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße,
der Augen u.s.w. so sehr verschieden, daß daher,
nach der schon oben gedachten Anordnung der neuern
Französischen Zoologen, die spinnen- und krebsar-
tigen Insecten, so wie die Tausendfüße etc. auch
hier – wenigstens als Unterordnungen – von den
ungeflügelten eigentlichen Insecten gänzlich abgeson-
dert werden. Theils legen sie Eier, theils gebären
sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen, be-
steht wohl keins der übrigen eine eigentliche Ver-
wandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2
setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis ex-
tensis. Corpus squamis imbricatum
.

1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen
. (forbicina). L. squamosa, cauda triplici.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon
fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail). Pedes 6 cur-
sorii. Oculi
2 compositi ex octonis. Cauda
bifurca, saltatrix, inflexa. Antennae setaceae
elongatae
.

Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zuwei-
len manche Gattungen (z.B. P. nivalis, der so ge-
nannte Schneefloh) in Unzahl auf frischgefallenem
Schnee*).

[Seite 342]

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl. louse).
Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo ex-
serendo. Antennae longitudine thoracis. Ab-
domen depressum sublobatum
.

Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thiergeschlech-
ter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen
wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja sogar
manche Insecten, wie die Bienen etc. sind damit ge-
plagt*).

1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.

Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß am
Schimpansee (Simia troglodytes) und am Coaita (Cer-
copithecus
paniscus) gefunden worden. Bei den Moh-
ren sind die Läuse schwarz; daß sie sich aber, wie
Oviedo u.a. behaupten, auf den Schiffen verlören,
wenn diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel**).

2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the
crab-louse
). P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

[Seite 343]

77. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea). Pe-
des
6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes.
Os rostro inflexo, setaceo, aculeum recon-
dente. Abdomen compressum
.

1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide corpore
breviore
.

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen,
Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc. doch nicht im
äußerstem Nordamerica, und nur sehr einzeln aus manchen
Westindischen Inseln (z.B. auf Martinike) etc. Ange-
kettete sind auf 6 Jahr alt werden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Ni-
gua, Ton, Attun
. P. proboscide corporis lon-
gitudine
.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, ähnelt
dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprün-
gen, ist aber kleiner; hält sich besonders im Staube
auf, und bohrt sich den Hunden in die Fußballen, und
den Menschen besonders unter die Haut der Fußzehen
wo dann der Hinterleib des befruchteten Weibchens zu
einem Eiersacke von Erbsengröße anschwillt, wodurch
heftige und zuweilen in Brand übergehende Entzündun-
gen entstehen können.

78. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick).
Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Tenta-
cula
2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattungen*),
die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf andern
Thieren finden.

1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus,
Zäcke, der Holzbock. (Engl. the dog-tick). A.
globoso-ovatus: macula baseos rotunda; antennis
clavatis
.

Frisch P. V. tab. 19.

[Seite 344]

2. †. Telarius. A. rubicundo hyalinus, abdomine
utrinque macula fusca
.

Hermann tab. 2. fig. 15.

Unter andern auf den Linden. Eins der schädlichsten
Ungeziefer für die Gewächshäuser.

3. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ci-
ron, la mite
. Engl. the mite). A. lateribus
sublobatis, pedibus
4 posticis longissimis, femo-
ribus capiteque ferrugineis, abdomine setoso
.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie wird
nur mit drey Paar Füßen geboren, und das vierte
wächst erst nachher dazu*).

79. Hydrachna. Wasserspinne, Wassermil-
be
. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2,
4, 6. Caput, thorax, abdomenque unita.

1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F.
Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata
maculis pluribus; oculis inferis
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

* * *

Nun wie gesagt als ein Paar besondere Unter-
ordnungen:

A) Arachnidea.

80. Phalangium. Afterspinne. Pedes 8. Oculi
verticis
2 contigui. Frons antennis pedifor-
mibus. Abdomen rotundatum
.

1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster,
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau-
[Seite 345] cheur. Engl. the shepherd). P. abdomine
ovato; subtus albo
.

Sulzer's Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum, und eins der wenigen Land-
Insecten die Wasser trinken. Die ausgerissenen Beine
zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch Bewegung.
Das zweite Paar derselben scheint ihnen statt Fühlhör-
ner zu dienen. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen
den Schultern.

2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher-
scorpion
. (Fr. le scorpion araignée). P. ab-
domine obovato depresso, chelis laevibus, digi-
tis pilosis
.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen platt-
gedrückten Körpers und der langen Scheeren sonderbar
aus. Kriecht vor- und rückwärts wie ein Krebs.

3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato
.

Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18.
fig. 7.

4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis dentatis
villosis, corpore oblongo
.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7–9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung, zu-
weilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée.
Engl. spider). Pedes 8. Oculi 8. (plerisque).
Os unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis
textoriis
.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*) die sich wohl bloß von lebendigen Thieren, zu-
[Seite 346] mal Insecten, nähren, auch einander selbst auffressen.
Die mehreren verfertigen sich ein Gespinnst, entweder
bloß gewebt (wie die Fensterspinnen u.a. deshalb so-
genannte Ar. textores s. telariae) oder netzförmig
(wie die Kreuzspinne u.a. Ar. geometricae s. retia-
riae
) bei welchem letztern die regelmäßige Anlage sowohl
als die Festigkeit, womit es Wind und Wetter aus-
hält, bewundernswürdig ist*). Auch hat man mehr-
mals den freilich seltsamen Einfall im Kleinen aus-
geführt, aus Spinnwebe, und besonders aus dem Eier-
gespinnste der Kreuzspinne, eine Art Seide zu verarbei-
ten. – Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen-
Sommer, Mariengarn etc.) (Fr. Filets de St. Mar-
tin, cheveux de la Ste Vierge
. Engl. Gossa-
mer
.) ist wenigstens größtentheils einer kleinen Gat-
tung von Spinnen (der A. obtectrix) zuzuschreiben,
die, zumal im Frühjahr, häufig an Hecken und Büschen
umher webt.

1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomine
subgloboso rubro-fusco: cruce alba punctata
.

Rösel vol. IV. tab. 35–40.

Quatremere d'Isjonval erklärte diese und die
folgende Spinne für die untrüglichsten Wetterpropheten.

2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ovato fusco: maculis nigris
5 subcontiguis:
anterioribus majoribus
.

Martyn tab. 2. fig. 10.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse). A. sa-
liens nigra: lineis semicircularibus
3 albis trans-
versis
.

Martyn tab. 6. fig. 1.

Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein Ge-
spinnste.

4. †. Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo fusco.

Frisch P. VIII. tab. 3.

[Seite 347]

Sie trägt ihre Eier in einem Sacke am Hinterleibe
mit sich umher, und wagt mit einer beispiellosen Be-
harrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mit Ge-
walt entrissen wird, zu retten*).

5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace or-
biculato convexo: centro transverso excavato
.

Kleemann's Beiträge zu Rösel Tom. I. tab. 11. 12.

Zumal in Westindien. Von der Größe einer kleinen
Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Gold-
farben. Sie soll Colibrite tödten, und die Eier der-
selben aussaugen. Ihr Biß kann auch bei Menschen
gefahrvolle Entzündung verursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus lon-
gissimis
.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Um-
fang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus sub-
tus atro fasciatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabel von den unausbleiblichen
Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungs-
mitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es theils
Einbildungen hypochondrischer und hysterischer Patienten;
mehrentheils aber armselige Betteleien seyn mögen,
womit sich leichtgläubige Reisende haben hintergehen
lassen. So viel ist indeß richtig, daß diese Spinne,
die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält,
den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig
wird: und, so wie der Stich mancher anderer Insecten
im brennenden Sommer gefährlich werden (zuweilen
eine Art Veits-Tanz erregen) kann, so auch freilich
wohl der Tarantel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo la-
teribus striatis: pedibus fulvis apicibus nigri-
cantibus
.

Labillardiere voyage. tab. 12. fig. 4–6.

[Seite 348]

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen Insu-
lanern zu Hunderten geröstet und gegessen wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 fron-
tales. Oculi
2 in tergo. Palpi 2 cheliformes.
Cauda elongata articulata terminata mucrone
arcuato.
Pectines 2 subtus inter pectus et
abdomen
.

Die Scorpione haben in der Bildung und Lebensart
manches mit den Krebsen gemein, auch werfen sie, so
wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie nähren sich
von andern Insecten, und hecken lebendige Junge.
Der Stich des kleinen europäischen ist, wenn nicht
gerade schwüle Sonnenhitze u.a. dergl. Umstände dazu
kommen, nicht eben gefährlich*).

1. Afer. S. pectinibus 13-dentatis, manibus sub-
cordatis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18-dentatis, ma-
nibus angulatis
.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.

B) Crustacea.

83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab).
Pedes 8. insuper manus 2 chelatae. Oculi 2
distantes, plerisque pedunculati, elongati mo-
biles. Palpi
2 cheliferi. Cauda articulata
inermis
.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach
der verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes,
von Linné in folgende drey Familien abgetheilt
worden**):

[Seite 349]
A) Brachyuri. Krabben, Taschenkrebse,
Seespinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, tho-
race laevi lateribus antice planato, caudae medio
noduloso carinato
.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steck-
muschel aufhalte, um die Muschel bei Annäherung
der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich
wohl oft in den Bart dieser Muschel, so wie andere
Krebse auch: aber die vorgegebene Absicht fällt weg.

2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C. bra-
chyurus, thorace laevi integerrimo, antice re-
tuso: pedum articulis ultimis penultimisque un-
dique spinosis
.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Landstrichen.
Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Früh-
jahr, theils in großen Scharen nach den Seeufern,
um die Eier in den Sand zu legen.

3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab
). C. brachyurus, thorace quadrato inermi,
chela altera ingenti
.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerica. Das
Männchen*) wird durch die auffallende Ungleichheit sei-
ner beiden Scheren merkwürdig, deren eine nicht viel
größer als ein Bein des Thieres, die andere hingegen
so schwerfällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der
Stelle will, auf den Rücken legen, und so forttra-
gen soll.

4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeviusculo, utrinque quinquedentato, carpis
unidentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis
.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrin-
que dentato, pedibus posticis unguibus geminis
.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 67.

[Seite 350]

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche andere
Krabbenarten vier Beine oben auf dem Rücken, wo-
mit er eine leere Muschelschale fassen und damit kleine
Fische oder Krebse zu seiner Nahrung fangen soll.

6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger). C. brachyurus, thorace
utrinque obtuse novem-plicato, manibus apice
atris
.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schneckenkrebse.

7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsiedler.
C. macrourus parasiticus, chelis cordatis murica-
tis: dextra majore
.

Sulzer's Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es
scheint ohne Auswahl besonderer Geschlechter oder Gat-
tungen. Oft sind solche ausgestorbene Schneckenhäuser
inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von
außen zugleich mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen
besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte Krebse.

8. Cammarus. (Astacus marinus F.) der Hum-
mer
. (Fr. l'homard. Engl. the lobster). C. ma-
crourus thorace laevi, rostro lateribus dentato:
basi supra dente duplici
.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie
manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und her
zieht.

9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß-
krebs, Edelkrebs
. (Fr. l'écrevisse. Engl. the
craw-fish
). C. macrourus thorace laevi, rostro
lateribus dentato: basi utrinque dente unico
.

Rösel vol. III. tab. 54–56.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und
andere selbst beim Sieden schwarzbleibende Spielarten
gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft
bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobei zu-
gleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert
werden. Die zwey kalkigen Steine die sich im Sommer
[Seite 351] zu beiden Seiten seines Magens finden (die irrig so ge-
nannten Krebsaugen), sind doch wohl der vorzüglichste
Stoff, woraus die neue verjüngte Schale verhärtet.
Auch der zufällige Verlust von Füßen, Scheren etc.
dieser u.a. Gattungen von Krebsen, wird durch ihre
starke Reproductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie
schnellen sogar Füße und Scheeren, wenn sie ihnen
(nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit ei-
nem glühenden Eisen berührt werden, von selbst von
sich. (So wie es der Hummer zuweilen bei heftigen
Donnerschlägen thun soll.)

10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate,
Garneele. (Fr. la chevrette, crevette, salico-
que le barbot
. Engl. the shrimp). C. macrou-
rus, thorace laevi, rostro supra serrato, subtus
tridentato, manum digitis aequalibus
.

Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II.
tab. 1. fig. 1. 2.

11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die
Garneele. C. macrourus, thorace laevi rostro
integerrimo, manum postice longiore
.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.

So wie die vorige, häufig an den Küsten von Eu-
ropa, zumal in der Nordsee.

12. Arctus. (Scyllarus A. E.) C. macrourus, tho-
race antrorsum aculeato, fronte diphylla, mani-
bus subadactylis
.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus arti-
cularis, manibus adactylis compressis falcatis ser-
rato-dentatis
.

Sulzer's Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittelländischen u.a. Meeren der wärmern Erdstriche.

14. †. Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-Gar-
neele
. C. macrourus articularis, manibus 4
adactylis, pedibus 10.

Rösel vol. III. tab. 62.

[Seite 352]

Zumal häufig in der Brunnenkresse. Aber auch in
Unzahl an manchen Seeküsten. Sehr gefräßig, Aas
verzehrend.

15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. macrou-
rus articularis, manibus adactylis, pedibus paten-
tibus, cauda cylindrica bifida
.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.

In stehenden Wassern.

84. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes natatorii.
Corpus crusta tectum. Oculi approximati,
testae innati
.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Geschlechts
finden sich bloß im Wasser*).

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der moluckische
Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-fish).
M. testa plana convexa sutura lunata, postica
dentata, cauda subulata longissima
.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4
Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig genannt worden,
ist lächerlich, da es über 2000 Augen hat. Auch fin-
det es sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an
den Küsten des nordöstlichen America, zumal häufig
in der bahamischen Meerenge.

2. †. Apus. (Limulus lacustris Müll.) M. testa
subcompressa, antice retusa, postice truncata,
cauda biseta
.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber
daselbst in nassen Jahren nach Ueberschwemmungen etc.
in auffallender Menge. Wie es scheint ein wahrer
Zwitter**), dem Schäffer über 2 Millionen Gelenke
angerechnet hat.

[Seite 353]

3. †. Pulex. der Wasserfloh. (Daphnia pen-
nata. Müll
.) M. antennis dichotomis, cauda
inflexa
.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser:
theils an Orten so häufig, daß er bei seiner ziegel-
rothen Farbe wohl eher die Sage von Wasser, das in
Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. †. Conchaceus. (Cypris pubera Müll.) M.
testa bivalvi ovali tomentosa.

Müller tab. 5. fig. 1–5.

Ebenfalls in unsern süßen Wassern. Bei dieser und
einigen verwandten Gattungen, steckt das Thierchen in
seinen zarten Schalen wie in einer Klaffmuschel.

85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae.
Corpus ovale
.

1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus.
O. ovalis, segmentis distinctis, pedibus tertii
quartique paris linearibus ovaticis
.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.

Zumal eine Plage der Wallfische, bei welchen dieses
Insect, besonders an den Finnen und Zeugungstheilen,
aufs festeste sich einnistelt.

2. †. Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr.
la cloporte. Engl. the wood louse). O. ova-
lis, cauda obtusa, stylis simplicibus
.

86. Scolopendra. Assel. Pedes numerosi, to-
tidem utrinque quot corporis segmenta. An-
tennae setaceae. Palpi
2 articulati. Corpus
depressum
.

1. †. Lagura. S. pedibus utrinque 24, corpore
ovali, cauda penicillo albo
.

Leach vol. III. tab. 135. B.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc. Merk-
würdig ist, daß verschiedene Gattungen dieses und des
[Seite 354] folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach
und nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit
aus dem Ei bringen.

2. †. Gigantea. S. pedibus utrinque 22.

In Westindien etc. Der folgenden sehr ähnlich, aber
fußlang und drüber.

3. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spanien.
Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

4. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuer-
wurm
. S. pedibus utrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie ge-
legen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vor-
züglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen
auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die nicht gar
seltenen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die
Stirnhöhlen bei Menschen eingenistelt und wohl Jahre
lang unerträgliches Kopfweh etc. verursacht hat.

87. Iulus. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo
utrinque plures quam corporis segmenta. An-
tennae moniliformes. Palpi
2 articulati. Cor-
pus semicylindricum
.

1. †. Terrester. (Engl. the hundred-legs). S.
pedibus utrinque
100.

Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder im
Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.


Neunter Abschnitt.
Von den Würmern.

[Seite 355]

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche,
die Würmer hingegen so wenig allgemein passende
positive Charactere, daß man die letztern vielleicht
am kürzesten durch diejenigen weißblütigen Thiere de-
finiren könnte, die keine Insecten sind; als von wel-
chen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhör-
ner als der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter-
scheiden (§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen, theils
gleichsam gallertartigen Körper: nur wenige sind,
wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die
See-Igel, mit einer kalkartigen Schale bedeckt.
Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunstreiche
Hülse von Sandkörnchen etc. viele andere Thiere die-
ser Classe aber (die Conchylien nämlich und manche
Polypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast
porzellan- oder steinartiges Gehäuse, das ihnen
zum Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von
dem Thiere umher getragen wird, theils aber unbe-
weglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich ge-
flügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze
[Seite 356] aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu
nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße
zum Aufstützen des Körpers und zum Fortschreiten
zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-
Igel, Seesterne etc. besondere Organe, die gewisser
Maßen eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern Bewegungs-
werkzeuge
bei vielen Würmern durch die bei ih-
nen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise
weit auszustrecken, und wieder enge zusammen zu
ziehen, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so
genannte Fühlfaden (tentacula), oder biegsame
ungegliederte, meist weiche fleischige Faden am
Kopfe, die bei einigen von ansehnlicher Länge, über-
haupt aber von mannigfaltiger Bestimmung sind.
Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang:
u.s.w.

§. 150.

Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser Thiere
und deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes,
als über der Insecten ihre, sagen. Doch haben
einige ungezweifelt wahre Augen (wie die Tinten-
fische etc.), und andere, wie z.B. die Polypen,
haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht
und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten
Gewürme wieder eben so sehr von der Insecten
ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen
schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens
[Seite 357] kein einziges Thier derselben sich (so wie hingegen
die allermehrsten Insecten) einer wahren Verwand-
lung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bei weiten allermehrsten
ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde:
und viele ausschließlich im lebendigen Körper anderer
Thiere, wie die Darmwürmer, Samenthierchen u.s.w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer
Reproductionskraft, und einige, wie z.B. der Klei-
steraal, das Räderthier etc. besitzen eine Art von Re-
viviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstörbar
scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch
die Tintenfische etc. ausgenommen, sind wohl die aller-
mehrsten Würmer wahre Hermaphroditen, von
denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der
oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 28.) fortzu-
pflanzen im Stande ist*).

§. 155.

[Seite 358]

Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in
dieser Classe (§. 152.), zumal die Conchylien und
Corallen, werden in der großen Haushaltung der
Natur vorzüglich dadurch äußerst wichtig, daß sie
im Ocean [– so wie die Insecten auf und in der
Erde (§. 143.) –] unendlich mannigfaltigen über-
flüssigen oder nachtheiligen Stoff verzehren, durch-
wirken, gleichsam umwandeln u.s.w. – Dem
Menschen insbesondere werden sie dadurch nutzbar,
daß Viele derselben, zumal unter den Mollusken
und Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich einige
(wie z.B. namentlich venus mercenaria und my-
tilus
bidens) manchen Küstenbewohnern und See-
fahrenden zu einer Hauptnahrung dienen. Von ei-
nigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die
Purpur-Farbe genommen*). Aus dem den Black-
fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche be-
reitet werden. Der Bart der Steckmuschel gibt eine
Art brauner Seide, die verarbeitet wird. Meh-
rere Muschelarten führen Perlen**). Das rothe
Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumal
nach Ostindien. – Verschiedene Schneckchen oder
Muscheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen ge-
schnitten bei einigen fernen Völkern statt Scheide-
[Seite 359] Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen von ver-
schiedenen Farben machen die Irokesen u.a. nord-
americanische Indianer ihre Denkschnüre (wam-
pum
) etc. die ihnen statt Urkunden dienen*). Viele
Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln
und mancherlei anderes Fischergeräthe (§. 118.).
Die nordwestlichen Americaner schärfen ihre Har-
punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel-
schalen. – Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich
manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die
auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe
des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu
mancherlei häuslichem Gebrauche; Madreporen
zu Quader-Bausteinen z.B. an beiden Küsten
des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Co-
rallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne
Muschelschalen im südlichen Schina und der Indi-
schen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht
u.s.w. Auch dienen die Conchylien zum allgemein-
sten Putz der wilden Völker**). Die Blutegel
endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Ge-
nesmittel
.

§. 156.

[Seite 360]

Zu den schädlichsten Thieren dieser Classe ge-
hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des
menschlichen Körpers, die sich entweder wie
die Mastwürmer, Spulwürmer, Trichuriden und
Bandwürmer im Darmcanal, oder wie der Nerven-
wurm nahe unter der Haut aufhalten*). Sodann
auch die Egelschnecken, die sich bei den Schafen etc.,
die Finnen bei den Schweinen, die Blasenwür-
mer
und so viele andere Würmer, zumal bei den
vierfüßigen Hausthieren und bei Fischen finden,
und sie krank machen. Die Regenwürmer und
Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm,
die Bohr-Pholade etc. durchbohren Schiffe und
Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bei dieser Classe bis auf einige
wenige Abänderungen im Ganzen die Ordnung des
Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich
sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte welche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen;
viele derselben haben große Aehnlichkeit mit den
Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschel-
schalen in der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vorigen
Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchylien.

[Seite 361]

IV. Echinodermata (Crustacea). Mit einem
beinahe knorpeligen Körper, und theils mit ei-
ner festen (gleichsam kalkartigen) Rinde. See-
Igel, Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere, die einen Corallenstamm oder andere
ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne
Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.

* * *

Das von den neuern französischen Zoologen ge-
gründete System der Thiere dieser Classe, ist weit
mehr als das Linnéische dem innern Baue derselben
entsprechend. Daher die nackten Mollusken und die
Bewohner der Conchylien mit einander in eine ge-
meinschaftliche Ordnung verbunden, und diesen über-
dem noch vor den Insecten ihre Stelle angewiesen
worden; so wie eine andere Abtheilung (Annelides),
welche die Geschlechter Serpula, Sabella, Amphi-
trite, Nereis, Aphrodita, Lumbricus, Nais
,
Hirudo und die mehrsten Gattungen von Gordius
begreift, vor die Krebse und Spinnen (Crustaceen
und Arachniden) zu stehen kommt. Der übrigen Ord-
nungen, die dann den Schluß des ganzen Thierreichs
machen, sind folgende fünf:

1) Echinodermata.

2) Intestina (Entozoa).

3) Acalephae. Die Geschlechter Actinia, Me-
dusa
und Holothuria.

4) Die Zoophyta und Corallia.

[Seite 362]

5) Infusoria mit Einschluß von Furcularia,
Brachionus, Vibrio, Volvox etc.

* * *

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. B. de. Lamarck Système des animaux sans vertèbres. Par.
    1801. 8.
  2. Ej. Histoire naturelle des animaux sans vertèbres. ib. 1815–22.
    VII T. 8.
  3. J. G. Bruguiere histoire naturelle des vers. in der Encyclopé-
    die méthodique
    ib. 1789. 4.
  4. Aug. Fr. Schweigger's Handbuch der Naturg. der skeletlosen
    ungegliederten Thiere. Leipz. 1820. 8.
  5. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluviatilium.
    Havn. 1773. 4.
  6. Alb. Seba thesaurus. (s. S. 119.) vol. III.

I. INTESTINA.

[Seite 363]

Die mehrsten haben theils einen cylindrischen,
theils einen bandförmigen Körper. Die Eingeweide-
würmer des menschlichen Körpers sind (die Samen-
thierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung*).

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm
). Corpus filiforme, teres, aequale, laeve.

1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. (Seta equina).
G. pallidus extremitatibus nigris.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirnfa-
dens. In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen
aber auch wie der folgende tropische Nervenwurm bei
Menschen in Geschwüren.

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver de
Guinée
). G. totus pallidus.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 134.
fig. 1.

[Seite 364]

Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost- und
West-Indien, auf Guinea etc. Wohl zwey Ellen lang.
Zeigt sich unter der Haut, zumal an den Knöcheln,
Knieen, Armen etc. wo er schmerzhafte Beulen, Ent-
zündung u.s.w. verursacht, und äußerst vorsichtig (da-
mit er nicht abreiße) ausgewunden werden muß; eine
langwierige oft mehrere Wochen dauernde Operation*).

3. Papillosus. F. ore orbiculari colloque papillo-
sis, corpore subaequali, postice attenuato, cauda
incurvata
.

Bei Pferden in mehreren Eingeweiden; und, wenn
es anders die gleiche Gattung ist, zumal in Ostindien
auch nicht selten in der vordern Augenkammer.

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo,
intestinis conspicuis
.

1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm
. (Oxyuris vermicularis).
A. cauda subulata, cute ad latera corporis subti-
lissime crenata
.

(tab. 1. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bei Menschen auf, saugt
mit dem stumpfern Ende.

2. †. Lumbricoides. der Spulwurm, Herzwurm.
(lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the
round worm
). A. cauda obtusa, ani rima trans-
versa, intestino aurantio
.

(tab. I. fig. 2.)

[Seite 365]

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Kör-
per, zumal in den dünnen Därmen; zuweilen in un-
säglicher Menge.

3. Trichocephalus. Corpus inaequale, teres;
antice capillare, postice incrassatum
.

1. †. Dispar. die (vulgo so genannte) Trichuride.
T. supra subcrenatus, subtus laevis, anterius
subtilissime striatus
.

(tab. I. fig. 3.)

Beim Menschen in den dicken Därmen; saugt mit
dem dünnen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchus. Kratzerwurm, Haken-
wurm
*).Corpus teres, proboscide cylin-
drica retractili echinata
.

1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, proboscide
vaginata: aculeorum uncinatorum ordinibus plu-
ribus, papillis suctoriis senis
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1–6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lumbricus. Corpus teres annulatum, longi-
tudinaliter exasperatum aculeis conditis
.

1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de
terre
. Engl. the earth-worm, dew-worm). L.
ephippio circulari
, 8 seriebus aculeorum abdo-
minalium
.

(tab. 1. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche
Thier: ein wahres animal subterraneum, unter dessen
Haut selbst wieder eine Gattung kleiner Intestinalwür-
mer (ascaris minutissima) nistet.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sex-
fariam aculeatus
.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1–4.

[Seite 366]

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll langes Thier.
In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie der gemeine Re-
genwurm auch, ausnehmende Reproductionskraft. So-
gar ein abgeschnittenes 1/26 des Thieres, kann binnen ei-
nigen Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von
vollkommener Länge reproducirt werden. Seine natür-
liche Fortpflanzung geschieht, sowohl indem er lebendige
Junge gebiert, als auch durch junge Brut, die er wie
Sprossen austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, planiuscu-
lum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Distoma he-
paticum
. Fr. la douve. Engl. the fluke). F.
depressa, ovata fusca, antice tubulo instructa
.

J. C. Schäffer's Egelschnecken etc. fig. 1–8.

In den Lebergallengängen der Schafe und mancher-
lei andrer zumal grasfressender Säugethiere*).

2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick
. (Ligula cingulum). F. corpore
taeniolari marginibus undulatis
.

Journal des savans. 1726. p. 102.

Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in der Bauch-
höhle bei manchen Fischen. Ist selbst, nachdem diese ge-
sotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Ket-
tenwurm
. (vormals sogenannter Lumbricus la-
tus
. Fr. ver solitaire. Engl. tape-worm,
jointed-worm
). Corpus planiusculum, geni-
culatum. Os quadrilobum
.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend
sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen der
hartnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die durch die
nachgenannten Gattungen im menschlichen Körper ver-
ursacht werden, überaus merkwürdiges Thiergeschlecht.
Der gegliederte Wurm saugt sich mittelst des aus sei-
nem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ragen-
[Seite 367] den zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest*).
Zunächst auf den Kopf folgt, (wenigstens bei den nach-
benannten Gattungen) ein überaus schmaler, fast fa-
denförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit
immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen
Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern
Glieder, die dann bei weitem den längsten Theil des
Thiers ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein
besonderer Eierstock, meist von einer sehr eleganten
Form, wie Laubwerk etc. der seine Eierchen durch eine
am Rande oder auf der breiten Seite befindliche ein-
fache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann.
Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als soli-
taire
, sondern man hat gar oft bei Einem Menschen
oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zu-
gleich
gefunden.

1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. cucurbitina). T. humana articulis oblongis,
orificio marginali solitario, ovario pinnato
.

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Fin-
det sich, so wie die folgende, im dünnen Darme beim
Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes
cucurbitini, ascarides Couleti
) sind abgesetzte Hin-
terglieder dieses Wurms.

2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Band-
wurm
. [Bothriocephalus latus**)]. T. humana
articulis abbreviatis transversis, orificio laterali
duplici, ovario stellato
.

(tab. 1. fig. 6.)

[Seite 368]

In andern Gegenden von Europa, zumal häufig in
der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taeniforme
desinens in vesicam lymphaticam. Os qua-
drilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus son-
derbaren Thiere, die sich meist an und in verschiedenen
Eingeweiden vielerlei Säugethiere finden, hat bei den
mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit mit denen vom
Bandwurm. Der Hintertheil aber endigt sich in eine
eiförmige Wasserblase verschiedener Größe.

1. †. Finna. die Finne. (Cysticercus cellulosae)
H. conica, vesicae duplici inclusa, interiori
basi sua adhaerens, capite versus collum vesicae
directo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.

Sehr selten bei Menschen*) und Affen auf den
Muskeln, auf dem Hirne etc. Am gemeinsten aber im
Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat schon Mal-
pighi
außer Zweifel gesetzt. Da sie sich bloß bei, dem
vom Menschen unterjochten Hausschwein, aber nicht bei
der wilden Sau findet, so gibt sie ein Beispiel von
organisirten Körpern, die erst lange nach der ersten
Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.

2. †. Globosa. H. simplex ovata, corpore distincte
articulato, rugoso, imbricato
.

Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerei. Am häu-
figsten am Bauchfell und an der Leber der Schweine.

3. †. Cerebralis. die Queese. (Coenurus cer.)
H. multiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta
vesicae communi adnatis
.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesenköpfe,
Segler, Dreher, Umgänger. Engl. staggers).

[Seite 369]

4. Erratica. H. multiplex, corpusculis pluribus,
ovatis, vesicae communi innatantibus
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hydatiden
gefunden, womit viele Eingeweide eines Macacco (Si-
mia
cynomolgus) besetzt waren.

9. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl.
leech). Corpus oblongum, promovens se ore
caudaque in orbiculum dilatandis
*).

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flavis
6: intermediis nigro-arcuatis, sub-
tus cinerea nigro maculata
.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**). Da-
her jetzt für manche Gegenden ein bedeutender Han-
delsartikel.

2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5–8.

Legt nur ein einziges Ei, das anfangs bloße Lymphe
enthält, aus welchem aber nachher 8 bis 10, und mehr
Junge heraus kommen.


II. MOLLUSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schlei-
migen Körper und deutlichere äußere Gliedmaßen
von denen in der vorigen Ordnung auszeichnen†).
Manche haben große Aehnlichkeit mit den Bewoh-
nern der Schneckenhäuser und Muschelschalen.

[Seite 370]

10. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. limace. Engl.
slug). Corpus oblongum, repens: supra cly-
peo carnoso: subtus disco longitudinali plano:
foramen laterale dextrum pro genitalibus et
excrementis. Tentacula
4 supra os.

Diese nackten Schnecken haben die starke Repro-
ductionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit
dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. †. Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101. fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a. fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a. fig. 104.

4. †. Agrestis. die Ackerschnecke. L. cinereus
immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

Diese, zumal in nassen Frühjahren, eine furchtbare
Plage für die Feldfrüchte*).

11. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali
membranaceo. Foramen laterale dextrum pro
genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi
.

[Seite 371]

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der
Alten). A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

Wie das folgende Thier im mittelländischen Meere.

12. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus
planum. Os antice subtus. Anus postice,
supra cinctus ciliis. Tentacula
2, supra cor-
pus antice, intra foramina retractilia
.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae). D.
ovalis, corpore laevi, tentaculis
2 ad os, ano
ciliato phrygio
.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

13. Glaucus. Corpus oblongum, pertusum fo-
raminulis lateralibus duobus. Tentacula
4.
Brachia 8 palmata.

1. Atlanticus. Glaucus.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 48.

Im atlantischen und indischen Ocean.

14. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, ob-
longum subdepressum, articulatum: articuli
utrinque fasciculati, setiferi, pilosi. Os re-
tractile. Tentacula (siphunculi)
2 annulata.

1. Aculeata. der Goldwurm. (Fr. la taupe de
mer, la grosse scolopendre de mer
. Engl. the
Sea-mouse
). A. ovalis hirsuta aculeata, pedi-
bus utrinque
32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln und
Haare, womit er an beiden Seiten besetzt ist, schillern,
zumal im Sonnenschein, mit feurigen Farben: theils
wie blaue Schwefelflammen u.s.w.

15. Amphitrite. Corpus protensum in tubulo,
annulatum. Pedunculi verrucosi. Tentacula
acuminata approximata; plumosa
.

[Seite 372]

1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris binis
utrinque, anterius tentaculis pectiniformibus au-
ratis rigidis
.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee etc. Diese und verschiedene andere
Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte,
etwas conische Gehäuse, die meist aus einer einzigen
Schicht unzähliger dicht an einander liegender kleiner
Körnchen auf eine bewundernswürdige Weise zusammen-
gesetzt sind.

16. Nereis. Corpus repens oblongum lineare.
Pedunculi laterales penicillati. Tentacula sim-
plicia
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con-
spicuo
.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie in
manchen Gegenden etwas beitragen mag.

17. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille-
pied d'eau
). Corpus lineare pellucidum, de-
pressum, setis pedunculatum. Tentacula nulla
.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise
fort*): das letzte Gelenk des gegliederten Wurms
dehnt sich nämlich allmählig aus, und erwächst zu ei-
nem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom
übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch
selbst noch vorher wieder andere Junge auf gleiche
Weise durch die Ausdehnung seines letzen Gelenks hin-
ten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gat-
tungen, wie z.B. die nachstehende, auch außerdem
durch Eierstöcke, die durch eine wahre Paarung be-
fruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N.
setis lateralibus solitariis, proboscide longa
.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

[Seite 373]

18. Ascidia. Corpus fixum teretiusculum, va-
ginans. Aperturae binae ad summitatem: al-
tera humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen und vermögen das Wasser
in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.

So wie das folgende Thier im nördlichen Weltmeere.

19. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (urtica marina. Fr. cul d'âne).
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus tentaculato, os
terminale centrale ambiente
.

Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq. fig.
10 sq.

20. Holothuria. Corpus liberum, cylindri-
cum, coriaceum. Os terminale, tentaculis
subramosis cinctum
.

1. Tubulosa. die Röhren-Holothurie. (H.
tremula Linn.) H. tentaculis fasciculatis, cor-
pore papillis hinc subconicis, illinc cylindricis
.

Tiedemann*) tab. 1.

Im mittelländischen u.a. Meeren.

21. Tethys. Corpus liberum, oblongiusculum,
carnosum, apodum. Os proboscide terminali,

[Seite 374] cylindrico, sub labio explicato. Foramina 2
ad latus colli sinistrum.

1. Leporina. (lepus marinus major Columnae.)
T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittelländischen Meere.

22. Physalia. Seeblase. Corpus liberum, ve-
sicam oblongam aëream referens, dorso cri-
stato velificans. Tentacula abdominalia nu-
merosa filiformia, pendula, cava, ore termi-
nali peltato instructa
*).

1. Arethusa. (Fr. la frégatte, galère, velette.
Engl. the Portuguese man of war). H. cor-
pore pyriformi, rostro conico, tentaculis longis-
simis
.

v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.

Im atlantischen Ocean etc. Von dem faustgroßen
mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und roth spielenden
Körper des wundersamen Thieres hängen lange ausneh-
mend dehnbare Fäden herab, die die Magenstelle ver-
treten, aber wenn man sie berührt, empfindlicher als
Nesseln brennen. Längs des Rückens der Blase läuft
eine kammförmige Segelhaut, die das Thier im
Schwimmen nach dem Winde richtet.

23. Thalia. [Salpa**)] corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tubus ali-
mentarius distinctus. Tentacula nulla
.

1. Lingulata. Th. corpore depresso, antice in
apicem acutum desinente
.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 30.

Im atlantischen Ocean.

[Seite 375]

24. Terebella. Steinbohrer. Corpus filiforme.
Os anticum, praeputio glandem pedunculatam
tubulosam exserente. Tentacula circum os,
capillaria plura
.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8.
circa os 4.

Schwedische Abhandl. 1754. tab. III. fig. A–E.

Im mittelländischen Meere.

25. Lernaea. Corpus se affigens tentaculis,
oblongum teretiusculum. Ovaria bina. Ten-
tacula brachiformia
.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kiemen
es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclavato, thorace
cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis
.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

26. Scyllaea. Corpus se affigens, compres-
sum, dorso canaliculato. Os foramine eden-
tulo, terminali. Tentacula s. brachia subtus
trium parium
.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumal am Sargasso (fucus natans).

27. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis
duabus membranaceis, oppositis
.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bei Spitzbergen, Neufundland etc. Diese und ähn-
liche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen fast die
einzige Nahrung des Wallfisches (Balaena mysticetus)
ausmachen.

28. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl.
Ink-fish, squid). Brachia 8 interius ad-
[Seite 376] spersa cotyledonibus. Rostrum inter brachia
terminale, corneum. Venter
(plerisque) ve-
sica atramentifera instructus, infra scissura
transversa ad basin apertus, supra quam
fistula excretoria eminet
.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-Meeren
finden*), weichen in sehr vielen Stücken, zumal in
Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus-
gebildeten Eingeweide, Paarungs-Werkzeuge, besonders
aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
gänzlich von andern Thieren dieser Classe ab.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst
mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bei manchen
Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an,
gleichsam wie mit Schröpfköpfen. Die Arme, die diesen
Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen
abgebissen werden, haben, wie schon die Alten wußten,
Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattungen
werden auch durch den schwarzbraunen Saft merkwür-
dig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe
führen, willkürlich von sich lassen, und dadurch das
Wasser zunächst um sich verdunkeln können**). Prof.
Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in fol-
gende zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossi-
culo dorsi
.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche). S. ventre latissimo rotundato
undique pinna cincto, osse dorsali maximo
.

Swammerdam Biblia nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste
os sepiae (das so genannte weiße Fischbein, das
auch in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine
breite knochichte Schulpe von sehr sonderbarer Textur,
im Rücken des Thiers. Manche Arten der so genann-
[Seite 377] ten Seetrauben (uvae marinae) sind die Eierstöcke
dieser und verwandter Gattungen.

2. Loligo. der Calmar. (Fr. le casseron). S.
ventre stricto subulato, pinna angulari media,
osse dorsali penniformi
.

Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidi-
bus, pinnis et osse dorsali
.

3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe). S. ace-
tabulorum in interna pedum superficie ordine
duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim in-
crescentibus
.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte
Gattung findet sich in manchen Gegenden, besonders
in Ostindien und im mexicanischen Meerbusen theils
von ausnehmender Größe.

29. Medusa. Qualle, Meernessel, See-
lunge, Seeflagge
. (Engl. blubber). Cor-
pus gelatinosum, orbiculatum, supra con-
vexum, subtus cavum. Os inferum, centrale,
labiatum. Tentacula plerisque marginalia,
saepius retractilia
*).

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des
Meeres bei**).

1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula, margine
inflexo villoso tentaculato
.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See etc.

2. Velella. (urtica marina Columnae). M. ova-
lis concentrice striata, margine ciliato, supra
velo membranaceo
.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

[Seite 378]

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tenta-
culis nullis, subtus columna quadriplicata: apice
lobis
8 multifidis, laterumque appendicibus 16.

Forskål icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten
Veilchenblau.


III. TESTACEA.
Die Conchylien.


Man unterscheidet bei diesen äußerst zahlreichen
Geschöpfen zwey Haupttheile, nämlich die Schalen
und die darin befindlichen Thiere. Die Letztern sind
von mannigfaltiger Bildung; doch großentheils
den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich. Die
Schalen bestehen anfänglich aus einer häutigen,
theils fast hornartigen Grundlage, die ihre nachhe-
rige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte
Kalkerde erhält. Die neugebornen Schneckenhäuser
haben aber (nach Reaumur's, Kämmerer's u.a.
Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Win-
dungen, sondern diese werden mit zunehmendem
Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und
an dem Mündungssaume der Schale abgesetzt. (–
Bei weiten nicht etwa aus der jugendlichen Schale
als Keime entwickelt. –) Und bei den Muscheln
ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues,
andere wegen ihres porzellanartigen glänzenden Schmel-
[Seite 379] zes, wegen ihrer vortrefflichen Farben*), regelmäßi-
gen, saubern Zeichnung u.a. dergl. Schönheiten,
merkwürdig.**)

[Seite 380]

Gar viele Gattungen von mancherlei Geschlech-
tern der Muscheln und Schnecken sind immer mit
einer theils sehr nett organisirten Oberhaut bekleidet,
die nicht mit den oft zufällig darauf sitzenden Mille-
poren, Flustren u. dergl. verwechselt werden darf.

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füg-
lichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen
in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln.

C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nämlich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien.
MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

30. Chiton. Käfermuschel. Testae plures,
longitudinaliter digestae, dorso incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valvi, corpore tuberculato
.

31. Lepas. (Engl. acorn-shell). Animal rostro
involuto spirali, tentaculis cristatis. Testa
multivalvis, inaequivalvis
.

[Seite 381]

Manche Gattungen, wie z.B. hier die beiden ersten,
sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bei an-
dern hingegen, wie bei den zwey letztern, hängt die
vielschalige Muschel an einem darmähnlichen Eingeweide,
das irgendwo fest sitzt. – Eine Verschiedenheit die so
auffallend ist, daß man wohl zwey besondere Geschlech-
ter darnach bestimmen sollte*).

A) Sessiles.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica fulcata fixa, operculis acuminatis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel der
Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln, Kreb-
sen etc.

2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Geschlechts
auf der Haut des Nordkapers u.a. Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty). L. testa valvis 20
(aut pluribus) polymorphis, intestino squamulis
granulato
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist beson-
ders an den Küsten der Barbarei zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle
). L. testa compressa quinquevalvi, inte-
stino insidente laevi
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen be-
rüchtigt worden, deren schon bei der Baumgans (S. 188.)
gedacht worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit
dem darin wohnenden Thiere an einer fleischigen darm-
[Seite 382] ähnlichen Röhre, auch wohl ihrer mehrere wie Zweige
eines Stammes an einem gemeinschaftlichen solchen
Darme, der gewöhnlich auf faulen Weiden, allem
Schiffwrack etc. fest sitzt.

32. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl.
pierce-stone). Testa bivalvis, divaricata,
cum minoribus accessoriis difformibus ad car-
dinem. Cardo recurvatus, connexus carti-
lagine
.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in
den härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme,
Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen sich am Ende
des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem
Scheine.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuato-striata
.

Spengler in den Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1–5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE. (Mollusca testacea acephala).

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf
der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen
und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses
(cardo).

33. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl.
muscle, gaper). Testa bivalvis, hians altera
extremitate. Cardo dente (plerisque) solido,
[Seite 383] crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae op-
positae
.

1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel
. M. testa ovata, cardinis dente pri-
mario crenulato: laterali longitudinali: alterius
duplicato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ovata antice coarctata, cardinis dente pri-
mario conico, natibus decorticatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

34. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de
couteau, coutelier
. Engl. razor-shell). Testa
bivalvis, oblonga, utroque latere hians. Cardo
dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non
insertus testae oppositae: margo lateralis ob-
soletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero
bidentato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

35. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice
hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus
ternis; lateralibus planis alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter sub-
tilissime substriata nitida, sutura anali canaliculata.

Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.

2. †. Cornea. T. globosa, transversim striata,
costa fusca transversali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

36. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle). Te-
sta bivalvis, subaequilatera, aequivalvis. Cardo
dentibus mediis binis alternatis; lateralibus
remotis insertis.

[Seite 384]

1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi; costis ele-
vatis carinatis
concavis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.

An der guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exaratis
linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsolete
recurvato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufig an den Küsten des mildern Europa.

37. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inae-
quilatera, aequivalvis. Cardo dente medio
complicato cum adiecta foveola; lateralibus
remotis insertis.

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeviuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.

38. Donax. (Fr. came tronquée). Testa bi-
valvis, margine antico obtusissimo. Cardo
dentibus duobus: marginalique solitario, sub-
remoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ovata
compressa laevi, scripta lineis purpureis undatis,
rima acuta, marginibus crenulatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.

39. Venus. Testa bivalvis, labiis margine an-
tico incumbentibus. Cardo dentibus
3 omni-
bus approximatis, lateralibus apice diver-
gentibus.

1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
subcordata, transverse sulcata, antrorsum spinosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.

[Seite 385]

2. Mercenaria. (Engl. the clam. Irokes. wam-
pum.
) V. testa cordata solida transverse sub-
striata laevi, margine crenulato, intus violacea,
ano ovato.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen
u.a. nordamericanische Wilde die Corallen zu ihren
Denkschnüren, Putz etc. schleifen, (– s. oben S. 359.)
und das darin befindliche Thier auf ihren weiten Fuß-
reisen im Munde führen, auskauen etc.

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano impresso
ovato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

40. Spondylys. (Fr. huître épineuse). Testa
inaequivalvis, rigida. Cardo dentibus
2 re-
curvis, cum foraminulo intermedio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare
). S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 495.

Die eine Schale läuft hinten beim Gewinde weit
über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben
so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewindes
selbst, dessen Zähne so sonderbar in einander gefügt
sind, daß sich die Muschel zwar öffnen kann, aber die
Schalen sich nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von
einander ablösen lassen.

41. Chama. Gienmuschel. (Engl. cockle). Testa
bivalvis, crassior. Cardo callo gibbo, oblique
inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima
hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe
. (Kima.
[Seite 386] Fr. le grand bénitier). C. testa plicata, forni-
cata, squamosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl
gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund wiegen.
Letzteres wird von den ostindischen Insulanern, so wie
von den Küstenbewohnern am rothen Meere etc. häufig
gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huître
de la mer rouge
). C. testa orbiculata, muricata;
valvula altera planiore; altera nate productiore
subspirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus cu-
neiformibus obliquis tubulosis valvula longioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

42. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo
dentibus numerosis, acutis, alternis, insertis.

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata
apice emarginata, processibus incurvis remotissi-
mis, margine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa sub-
orbiculata aequilatera pilosa, natibus incurvis
:
margine crenato.

Poli T. II. tab. 26. fig. 1-4.

Im mittelländischen Meere. Die Schalen, zumal am
Außenrande, wie mit einem braunen sammtartigen Ueber-
zuge bekleidet. (s. oben S. 380.)

43. Ostrea. Auster. (Fr. huître. Engl. oyster,
scallop
). Testa bivalvis, inaequivalvis, (ple-
risque
) subaurita. Cardo edentulus fossula
cava ovata, striisque lateralibus transversis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses Ge-
schlechts könnten füglicher in zwey andere vertheilt wer-
[Seite 387] den, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die
ersten beiden Gattungen gehören), das andre aber die
Austern begreifen müßte.

1. Jacobaea. O. tesla inaequivalvi radiis 14 angu-
latis longitudinaliter striatis
.

Chemnitz vol. VII. tab. 60. fig. 588.

2. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'evan-
tail
). O. testa aequivalvi radiis 12 duplicatis,
extus laevi.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

3. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel
. O. testa aequivalvi radiis 12 convexis,
striata scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

4. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix
. (Fr. le marteau noir). O. testa aequi-
valvi triloba, lobis transversis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

5. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quivalvi ovata, lateribus obtuse plicata parasitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.

6. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inae-
quivalvi semiorbiculata, membranis imbricatis un-
dulatis, valvula altera plana integerrima.

Wird zumal an den Küsten des nordwestlichen Eu-
ropa auch am mittelländischen und adriatischen Meere etc.
auf Austerbänken gehegt*), und besonders in Rücksicht
auf diese, und die davon abhängende Verschiedenheit
des Geschmacks in Berg-, Sand- und Thon-Austern
eingetheilt.

7. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa
aequivalvi orbiculata compressa membranacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 69. fig. 576 sq.

[Seite 388]

Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber
meist mißfarbige, und ungestaltete.

8. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequivalvi plicata, spi-
nosa, labro utroqoe scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.

44. Anomia. Bastardmuschel. Testa inae-
quivalvis; valvula altera planiuscula (saepe
basi perforata), altera basi magis gibba. Cardo
edentulus cicatricula lineari prominente, in-
trorsum dente laterali. Radii
2 ossei pro basi
animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obovata
inaequali violacea: superiore convexa, inferiore
perforata.

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq
et la poule
). A. testa ovata, ventricosa, alba,
tenerrima, valvula altera rostro incurvata, per-
forata. Margine acuto integerrimo, undique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittelländischen Meere, atlantischen Ocean u.s.w. –
Eins von den äußerst wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung,
das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petre-
fact der Vorwelt in den Flötzkalk-Gebirgen angesehen
werden kann.

45. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl.
sea-muscle, mussel). Testa bivalvis rudis,
saepius affixa bysso. Cardo edentulus, di-
stinctus linea subulata excavata longitudinali
.

[Seite 389]

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre). M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transversa imbricata tu-
nicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die
sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale
wegen merkwürdig, die das gemeinste Perlenmutter
gibt, so wie aus dem sehnigen Schloßbande derselben
der wie Labradorstein schillernde so genannte Pfauenstein
(gemma penna pavonis s. helmintholithus andro-
damas
Linn.) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel
. (Fr. la moule pholade, la date). M. testa
cylindrica utrinque extremitatibus rotundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme u.s.w.*)

3. Edulis. der Blaubart, die Schille. M.
testa laeviuscula violacea, valvulis antice subca-
rinatis, postice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweideutige Speise, deren Genuß zuweilen tödt-
lich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel
. M. testa striata subcurvata, margine
posteriore inflexo, cardine terminali bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

[Seite 390]

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laevi,
margine anteriore carinato, natibus gibbis cardine
sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.

Vorzüglich schön bei Neuguinea. Sonst aber auch
an den nordischen europäischen Küsten.

46. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel
. (Fr. jambon, coquille portesoie).
Testa subbivalvis, fragilis, erecta, emittens
barbam byssinam. Cardo edentulus, coalitis
in unam valvulis
.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt,
womit sie sich befestigen können, und der eine braune
Seide (lana penna) gibt, die in Smyrna, Tarent,
Palermo etc. zu Handschuhen u. dergl. verarbeitet wird*).

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per
series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canaliculato
tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten
Windungen. Schnecken.
COCHLEAE. (Mollusca testacea cephalopoda
et gasteropoda
).

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durch-
gehends gleichförmig; so nämlich, daß, wenn man die
Spitze unterwärts und die Mündung nach oben gerich-
tet hält, diese letztere einem alsdann links zugekehrt ist,
und die Windungen von oben nach unten rechts, (der
scheinbaren Bewegung der Sonne gleich) laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine ge-
genseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 20. –) und dann finden sich auch, obschon äußerst
selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig links-
[Seite 391] gewundene Mißgeburten [anfractibus sinistris s.
contrariis
]*).

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst eines
besondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und an-
dere ziehen bei Annäherung des Winters eine Kalk-
scheibe vor die Mündung ihres Hauses.

47. Argonauta. Testa univalvis spiralis, in-
voluta, membranacea, unilocularis.

1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrei. (nau-
tilus papyraceus.
Engl. the paper-sailor). A.
carina subdentata. (Animal sepia?
)

Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber große
Schale, die von einem blackfischähnlichen Thier bewohnt
wird**), welches mittelst einer ausgespannten Haut
sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu segeln,
aber auch unterzutauchen etc. verstehen soll.

48. Nautilus. Testa univalvis, isthmis perfo-
ratis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren
vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser, das es
in die übrigen ein- und auspumpt, sich nach Willkür
leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffkut-
tel, Perlenmutterschnecke
. (Fr. le burgau.
Engl. the sailor). N. testa spirali apertura cor-
data, anfractibus contiguis obtusis laevibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, an-
fractibus contiguis: geniculis elevatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168 sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sande
von Rimini.

[Seite 392]

49. Conus. Tute. Testa univalvis, convoluta,
turbinata. Apertura effusa longitudinalis, li-
nearis, edentula, basi integra. Columella
laevis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contread-
miral, Schout by Nacht
. C. testa conica
fusca, maculis ovatis albis, spirae anfractibus ca-
naliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.

2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis sparsis;
fasciisque
3 flavis tenuissime reticulatis; media
cingulo ferrugineo itidem squamulis albis inter-
rupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota reticulata.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineis-
que punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or).
C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis
fuscisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.

50. Cypraea. Porcellane. (Concha veneris,
s. cytheriaca, s. paphia
). Testa univalvis, in-
voluta, subovata, obtusa, laevis. Apertura
utrinque effusa, linearis, utrinque dentata,
longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr Schnecken-
haus zu gewissen Zeiten ad und erhalten dafür ein
neues, das bei manchen Gattungen mir zunehmendem
[Seite 393] Alter dem jugendlichen so unähnlich wird, daß dadurch
manche Irrung in die Conchyliensysteme gekommen*).

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula lon-
gitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice depressa-
acuta; subtus nigra.

Martini vol. I. tab. 30. fig. 317 sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell).
C. testa obtusa ovata, postice obtusa, antice ro-
tundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.

In Ost- und Westindien, auch auf der Südsee, na-
mentlich bei Utaheiti, wo sie den Einwohnern zur
Trinkschale dient.

4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the
cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth
). C.
testa marginato-nodosa albida.

Zumal an den Philippinen und Maldiven, aber
auch an der guineischen Küste und an manchen Süd-
seeinseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze mancher
ostindischen Völker**), so wie der Neger in einem
großen Theil von Africa und Westindien. Und die
Braminen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige
u.s.w.

51. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper).
Testa univalvis, convoluta, inermis. Aper-
[Seite 394] tura subcoarctata, oblonga, longitudinalis,
basi integerrima. Columella obliqua, laevis.

1. Ovum. das Hühnerei. B. testa ovata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida lineis
crispata, spina retusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obovato-clavata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira obliterata.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733 sq.

In beiden Indien.

52. Voluta. Walze. (Engl. Rhomb-shell).
Testa unilocularis, spiralis. Apertura ecau-
data subeffusa. Columella plicata: labio um-
bilicove nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali-oblonga,
spina rugosa columella bidentata.

Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.

2. Oliva. die Mohrin, das Prinzenbegräb-
niß
. V. testa emarginata cylindroide laevi, spi-
rae basi reflexae, columella oblique striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

3. Mitra. die Bischofsmüntze. V. testa emar-
ginata fusiformi laevi, labro denticulato, colu-
mella quadriplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa margi-
nata fusiformi, anfractibus spinis obtusis, colu-
mella octoplicata, labro laevi crassiuscolo
.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.

[Seite 395]

5. Pirum. die Tsjanko-Schnecke, das Opfer-
horn
. V. testa obovata subcaudata: spirae an-
fractibus striatis; apice producto glaberrimo, co-
lumella triplicata.

Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.

Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884. sq.
(linksgewunden.)

Besonders an der Küste von Coromandel. Wird
hauptsächlich zu Arm- und Fingerringen verarbeitet,
die von den armern Hindus durch ganz Indien getra-
gen und nach deren Tode von ihren Verwandten in
einen heiligen Fluß geworfen und von Niemandem die-
ses Volks, der sie wieder findet, aufgehoben werden.
Daher der große Absatz dieser Ringe und die Wichtig-
keit der Fischerei der Schnecke woraus sie verfertigt
werden.

6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa
ventricosa flavicante aurantio striala; anfractu
primo reliquis triplo maiore tuberculato
.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im indischen Ocean. Ein durch die Sammlerlieb-
haberei sehr vertheuertes Schneckenhaus.

53. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn.
(Engl. whelk). Testa univalvis, spiralis, gib-
bosa. Apertura ovata, desinens in canalicu-
lum dextrum, cauda retusum. Labium inte-
rius explanatum.

Manche Gattungen legen ihre Eier als so genannte
Seetrauben, andere als Seehopfen, noch andere
aber in einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln,
die mit dem einen Rande an einer gemeinschaftlichen,
wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander liegen.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis mucro-
natis, columella laevigala.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

[Seite 396]

2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, co-
lumella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sq.

Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die
Normänner noch jetzt bedienen.

3. Undatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen
. B. testa oblonga rudi transversim striata:
anfractibus curvato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laevibus indivisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

54. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw)
Testa univalvis, spiralis, latere ampliata.
Apertura labro saepius dilatato, desinens in
canalem sinistrum.

1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel.
S. testa turrita laevi, cauda subulata, labio dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake
. S. testa labro hexadactylo, digitis curvis,
cauda recurvata.

Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853 sq.

3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incrassato, dorso verrucoso coro-
nato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken (die
so genannte Räucherklaue, unguis odoratus oder
blatta byzantina), war ehedem officinell.

55. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop,
rock-shell
). Testa univalvis, spiralis, ex-
asperata suturis membranaceis. Apertura de-
sinens in canalem integrum, rectum s. sub-
ascendentem
.

[Seite 397]

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ovata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata subulata
recta silmiliter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1055 sq.

2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf.
M. testa subovata spinis rectis cincta, cauda me-
diocri subulata recta spinisque oblique circumdata
.

Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.

So wie die folgende im mittelländischen Meere.

3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spi-
nis cincta, cauda breviore truncata perforata
.

Lister tab. 947. fig. 42.

Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der
Alten*).

4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M. testa
patulo-caudata oblonga, anfractibus
8 teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island etc.

5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnau-
zennadel
. M. testa turrita, anfractibus superne
plicatis, cauda adscendente, columella intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

56. Trochus. Kräuselschnecke. (Engl. top-
shell, button-shell
). Testa univalvis, spira-
lis, subconica. Apertura subtetragono-angu-
lata s. rotundata, superius transversa, co-
arctata: columella obliquata.

1. Perspectivus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case). T. testa
convexa obtusa marginata, umbilico pervio cre-
nulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. p. 1691 sq.

[Seite 398]

Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend saubern
Windungen, die in der Mitte einen trichterförmigen
Raum zwischen sich lassen etc.*).

2. Magus. T. testa oblique umbilicata convexa:
anfractibus supra obtuse nodulosis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa im-
perforata turrita striata, columella exserta spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty).
T. testa imperforata ovata, subcaerulea, laevi,
oblique striata.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.

Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen neu-
seeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die
lebhaftesten Goldfarben, zumal vom höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la
fripière, maçonne
). T. testa imperforata ru-
gosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.

An den westindischen Inseln. Hat ihren Namen da-
her, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen,
Stückchen von andern Schneckenhäusern etc. dicht belegt
ist, die unebene Eindrücke auf die Oberfläche derselben
(fast wie Hammerschläge oder Pockennarben) verur-
sachen.

57. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl,
wreath
). Testa univalvis, spiralis, solida.
Apertura coarctata, orbiculata, integra.

1. Littoreus. T. testa subovata acuta striata, mar-
gine columnari plano
.

Chemnitz vol. V. tab. 185. fig. 1852.

[Seite 399]

In vielen Meeren. Unter andern im Adriatischen;
dessen Anwohner das Thier in Unzahl verspeisen.

2. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ovata striata: stria unica dorsali cras-
siore.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805 sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandter Gattun-
gen, ist die so genannte Meer-Bohne (umbilicus
veneris.
)

3. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Sca-
lata
). T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichnet
sich durch die von einander abstehenden gleichsam durch-
brochenen Windungen aus.

4. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, anfractibus
contiguis laevibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.

5. Terebra. die Trommelschraube. T. testa
turrita: anfractibus carinis
6 acutis.

Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

6. †. Perversus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida:
anfractibus contrariis, aper-
tura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übri-
gens dem immer rechtsgewundenen Turbo mus-
corum
sehr ähnlich ist) findet sich häufig an alten Wei-
den und andern Baumstämmen.

7. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus
annulatis, dorso cristatis.

Rösel Polypen-Historie. tab. 97. fig. 7.

In süßen Wassern.

[Seite 400]

58. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escar-
got.
Engl. snail, periwincle). Testa unival-
vis, spiralis subdiaphana, fragilis. Apertura
coarctata, intus lunata s. subrotunda: seg-
mento circulari demto.

Meist Land- und Süßwasser-Schencken.

1. †. Hispida. T. testa umbilicata convexa hispida
diaphana, anfractibus quinis, apertura subrotundo-
lunata.

2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr.
le vigneron). H. testa umbilicata subovata, ob-
tusa decolore, apertura subrotundolunata
.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumal in der Schweiz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit
diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da besondere
Schneckengärten, worin sie zu Tausenden gefüttert wer-
den etc. Ihrer starken Reproductionskraft ist schon
oben gedacht worden.

3. †. Arbustorum. H. testa umbilicata convexa
acuminata, apertura suborbiculari bimarginata,
antice elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bothchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana fra-
gilissima, apertura postice dilatata, labro emar-
ginato.

Fab. Columna p. XXII.

Im mittelländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche
andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale
selbst ist purpurblau.

5. †. Vivipara. (Cyclostoma viviparum). H. im-
perforata subovata obtusa cornea, cingulis fusca-
tis; apertura suborbiculari.

Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.

[Seite 401]

6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée
). H. testa imperforata subrotunda laevi
diaphana fasciata, apertura subrotundo-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita; spira
mutilato-truncata, apertura ovata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr-
schulpe
. H. testa imperforata depresso-pla-
niuscula striis undatis; apertura ovali dilatata us-
que in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

59. Nerita. Schwimmschnecke. Testa uni-
valvis spiralis, gibba, subtus planiuscula.
Apertura semiorbicularis: labio columellae
transverso, truncato, planiusculo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon
). N. testa umbilicata laevi, spira sub-
mucronata, umbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. †. Fluviatilis. N. testa purpurescente, maculis
albis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so,
wie die folgende Gattung, seine Brut außen auf der
Schale mit sich herum trägt*).

3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula exca-
vato oculato, labio interiore laevi crenulato.

Eine ostindische Fluß-Schnecke.

60. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear, Ve-
nus's ear
). Testa auriformis, patens: spira
occultata laterali; disco longitudinaliter po-
ris pertuso.

[Seite 402]

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso transver-
sim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia).
H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde
Seeohr ist bei unsern Antipoden zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne be-
stimmte äußere Windungen
.

Bloß im Wasser; und zwar die bei weiten aller-
mehresten in der See.

61. Patella. Napfschnecke, Klippkleber.
(Engl. limpet). Testa univalvis subconica
absque spira externa
.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice subspi-
rali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 ob-
soletis: margine dilatato acuto.

Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ovali, ver-
tice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, ver-
tice recurvo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ovata con-
vexa: margine introrsum crenulato, vertice
perforato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus ge-
gessen.

[Seite 403]

62. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre.
(Engl. tooth-shell). Testa univalvis, tubu-
losa, recta, utraque extremitate pervia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua
laevi.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi
minuta.

Im Sande von Rimini.

63. Serpula. Wurmröhre. (Engl. worm-shell).
Testa univalvis, tubulosa, adhaerens.

1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-glome-
ratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.

2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa se-
mitereti rugosa glomerata carinata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gelegen-
heit gehabt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit
sieben langen in Bogen gekrümmten und convergirenden
Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen geraden Fä-
den besetzt sind.

3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne
. (Engl. the watering
pot
). S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. 1.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch
auch manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen hat) deren
Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die
am Rande wie mit einem Kranze von kurzen Röhrchen
eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer ab-
gebrochen.

[Seite 404]

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata
violacea, intus laevi lutea; apertura alba undula-
tim striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Stein-
bohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen Ma-
dreporen.

64. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa,
lignum penetrans.

1. Navalis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret). T. corpore tereti
elongato, ore attenuato, extremitate postica
pho-
ladiformi
, quadrivalvi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang. Wohnt
in Eichen-, Ellern-, Tannen- u.a. Holz, worin es sich
fingersweite Gänge bohrt, die es mit einer zarten
Kalkschale auskleidet. Hat, zumal 1730, für Holland
groß Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland
und Frießland so durchwühlte, daß sie der Gewalt der
Wellen nicht widerstehen konnten: richtet auch noch
jetzt, zumal im Westkappler Damm, zuweilen arge
Verwüstungen an. Hat sich hingegen neuerlich von den
Schiffen mancher seefahrenden europäischen Nationen
wieder ganz verloren.


IV. ECHINODERMATA. (Crustacea).

[Seite 405]

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine be-
sondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern
Würmern abweichen, und im Ganzen hingegen viel
Uebereinstimmendes unter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: – so wie
überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnungen im
Trocknen zu leben bestimmt ist.

65. Echinus*). See-Igel. (Engl. sea hed-
gehog
). Corpus subrotundum, crusta spata-
cea tectum, spinis mobilibus saepius aculea-
tum. Os quinquevalve subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bei man-
chen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen
Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigentlichen
Bewegungswerkzeugen des Thiers verwechselt werden
dürfen. Diese sind um ein Drittel länger als die
Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als das Thier
unter Wasser ist, es zieht sie ein, wenn es aus seinem
Elemente genommen wird. Ein See-Igel, der etwa
2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe-
gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel haben
in ihrem Innern ein sonderbares, knöchernes Gestelle,
das unter dem seltsamen Namen der Laterne des Ari-
stoteles bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahl-
reichen Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar
sehr, sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so
genannten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg). E. hemi-
sphaerico-globosus; areis obsolete verrucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

[Seite 406]

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; ambu-
lacris
5 repandis linearibus; areis alternatim bi-
fariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambulacris
5 ovalibus, ano subremoto.

Klein tab. 21. sq.

66. Asterias*). See-Stern. Corpus depres-
sum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata.
Os centrale, quinquevalve.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind denen
der See-Igel ähnlich. Doch können sie nicht so
schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schnecken
fortkommen. Manche Gattungen thun den Dorschen
u.a. Fischen, andere den Austern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis,
undique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bei dieser Gattung ist die ausnehmende
Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter einer
ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden
See-Sterne dieser Gattung besitze ich einen, der von
seinen fünf Strahlen viere völlig verloren hatte, und
die alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angulis
verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella
orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. (Gorgono-cephalus). A. ra-
diata, radiis dichotomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

[Seite 407]

In vielen Meeren der allen Welt, auch im Caspi-
schen. – Doch scheint das im nordischen Ocean von
dem Südindischen etc. specifisch verschieden zu seyn. Ein
überaus träges und sonderbar gebildetes Thier, an des-
sen Umfange man auf 82000 Endzweige gezählt hat*).

67. Encrinus. Stirps elongata, corpore termi-
nali radiato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis
verticillatis: stella terminali sexfida ad basin,
tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll
sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt
zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Pal-
men, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein
so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt
genannten Medusenhaupt.

[Seite 408]

2. Radiatus. (Vorticella encrinus Linn.) E. stirpe
cartilaginea continua, stella terminali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an Haller. Lond. 1755. 4.


V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der
folgenden letzten, beinahe wie die Conchylien zu den
Molluscis. Die Thiere selbst haben wenigstens in
manchen Geschlechtern beider Ordnungen viel Ueber-
einstimmendes. Nur sind sie in der letzten nackt,
unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen:
da sie hingegen hier in dieser besondere festsitzende
Gehäuse bewohnen, die bei den mehresten Arten
von steinartiger Substanz sind, und Corallen*)
[Seite 409] heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse nicht
als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr
als einen ihnen angebornen Theil vorstellen, und sie
daher nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher
mit Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bei
ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit sei-
nem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig aus
dem Stamme hervorgetrieben wird; und sich daher
beim schnellen Wachsthum*) und Vermehrung die-
ser merkwürdigen Geschöpfe die ungeheure Größe und
Umfang derselben**) erklären läßt.

68. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium
tubis, cylindricis, cavis, erectis, parallelis.

1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicula-
tis combinatis: dissepimentis transversis distan-
tibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost- und Süd-Indien.

69. Madrepora. Stern-Corall. Corallium
cavitatibus lamelloso-stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella
convexa: lamellis simplicibus longitudinalibus,
subtus concava.

Solander tab. 28.

[Seite 410]

2. Muricata. M. ramosa composita subimbricata,
stellis oblique truncatis prominentibus adscenden-
tibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis
alternis, stellis immersis bifariis.

70. Millepora. Punct-Corall. Corallium
poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie
dichotoma, ramis denticulatis binis porosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M.
membranacea reticulata umbilicata, turbinato-un-
dulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.

71. Cellepora. Corallium foraminulis urceo-
latis, membranaceis
.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.
) C. lamellis simplicibus un-
dulato-turbinatis cumulatis; cellulis seriatis: os-
culo marginato.

72. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata
solida, cortice molli habitabili obducta
*).

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe ar-
ticulata, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ramis
vagis.

Cavolini tab. 2. fig. 1-6.

[Seite 411]

Wird vorzüglich an den Küsten des mittelländischen
Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu kostbaren
Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostindien verführt,
und zumal in Japan und Schina fast den Edelsteinen
gleich geschätzt werden.

73. Gorgonia. Crusta calcarea corallina stir-
pem vegetabilem obducens
.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (deren
holzige Natur, zumal an den starken Wurzelstämmen
nicht zu verkennen ist), die bloß mit Corallencruste
überzogen sind. Man findet den so genannten Venus-
fliegenwedel gar häufig ohne den thierischen Ueberzug,
und da zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Ani-
malisches*).

1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cortice flavo.

Ellis tab. 26. fig. K.

74. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata,
stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre). A. stirpe arborescente co-
riacea coccinea superne ramosa, papillis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

75. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr. Epon-
ge.
) Stirps radicata, flexilis, spongiosa, bi-
bula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört,
wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.

[Seite 412]

2. †. Fluviatilis. (Ruß. Badiäga). S. conformis
polymorpha, fragilis,
granulis repleta.

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr star-
ken specifiken Geruch, und ist oft, aber nur zufällig,
mit Stämmen von Federbusch-Polypen durchwirkt.
Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer,
an Dämmen etc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste
wie Finger oder Geweihe. Getrocknet ist sie ganz mürbe
und zerreiblich. – Ich habe diese Gattung im hiesigen
Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand Ver-
suche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein ent-
scheidendes Zeichen einer wirklich animalischen Natur
an ihr gewahr zu werden.

76. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique
poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cuneifor-
mibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

77. Tubularia. Stirps radicata, filiformis, tu-
bulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen
des süßen Wassers, nämlich die Federbusch-Poly-
pen
(Fr. polypes à panache), an welchen man, so
wie bei denen im Meere, die Hülse und das darin
wohnende Thierchen unterscheidet, das sich durch einen
ungemein saubern weißen Federbusch auszeichnet, den
es aber bei der mindesten Erschütterung oder im
Tode einzieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bei der glei-
chen Gattung unter sehr verschiedenen Gestalten. Ich
habe einzelne dergleichen Röhrchen, wie kleine Därme
an Wasserpflanzen, umherranken sehen: andere, die wie
Bäumchen mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga in
die Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tausen-
den flach neben einander an Dämme etc. angelegt hat-
ten: andere, die in dichten Klumpen in unzähliger
Menge neben einander empor standen, u.s.w.

[Seite 413]

1. Indivisa. C. culmis simplicissimis, geniculis
contoris.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta ter-
minali striata radiata calcarea
.

Donati tab. 2.

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis va-
ginae annulatis, corpore intra vaginam abscondito.

Rösel Hist. der Ployppen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat
gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad ba-
sin ciliata
.

(tab. 1. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen
Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die
äußerst regelmäßig wie ein kleiner Federbusch gestellt
sind*).

78. Corallina. Stirps radicata, geniculata,
filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis
subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subtur-
binatis.

Ellis tab. 24. fig. b.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: ar-
ticulis superioribus elevatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

79. Sertularia. Stirps radicata, tubulosa,
cornea, nuda, articulata: denticulis calyci-
formibus obsita.

[Seite 414]

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich mancherlei
Arten auf der gewölbten Schale der gemeinen Austern
finden. Die Stämme sind meist ausnehmend fein, und
alle ihre Schönheit kaum dem bloßen Auge sichtbar.
Sie pflanzen sich durch Blasen fort, die man mit Eier-
stöcken vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis,
ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis trun-
catis, ovariis ovatis, ramis pinnatis alternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticula-
tis, ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ramosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre
ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpolypen
der süßen Wasser sehr ähnlich gefunden.

80. Cellularia. Strips crustacea, lapidescens,
e cellulis seriatis composita; plerumque ramo-
sa et articulata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C.
denticulis alternis acutis, ramis dichotomis erectis
fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ovato-truncatis, uno
latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.


VI. ZOOPHYTA.

[Seite 415]

Man hat den Namen Zoophyt oder Thierpflanze
den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung ge-
meinschaftlich beigelegt. Und in der That sehen
auch, wie schon erinnert worden, manche Polypen
dieser Ordnung den Bewohnern mancher Corallen
in der vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie
in der gegenwärtigen einen unbedeckten Körper, und
nie ein solches Corallengehäuse als in der vorigen.
Auch können wenigstens die bei weiten allermehresten
(wo nicht alle) ihren Standpunct verändern (haben
stirpem liberam, wie man es nennt). Einige
sind doch dabei in einen gemeinschaftlichen Stamm
verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem
werden aber auch die Infusionsthierchen u.a. dergl.
Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.

81. Pennatula. Seefeder. Stirps libera,
penniformis.

Man unterscheidet an den beiden ersten Gattungen
dieses merkwürdigen Geschlechts, wie an einer Vogel-
feder, zwey Haupttheile, den Kiel nämlich und die
Fahne. Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr
bogenförmigen Armen, womit die obere Hälfte des
Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser
Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus
saubere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren jeder
ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fangarmen
fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder
wenigstens über 500 solcher kleinen Armpolypen gezählt
werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis
imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.

[Seite 416]

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra,
pinnis imbricatis.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 90.

Leuchtet so wie die folgenden stark im Finstern.

3. Cynomorium. (Alcyonium epipetrum Linn.
Veretillum Cuv.) F. stirpe cylindrica, subcla-
vata, seminuda, superne polypos minutos exerens
.

Pallas miscell. zool. tab. 13. fig. 1. 4.

Wie die vorigen, zumal im mittelländischen Meere,
aber in der mehr cylindrischen Form und in der weichen
Textur des ganzen, doch sehr von jenen verschieden.

82. Hydra. Armpolype, Vielarm. Corpus
gelatinosum conicum. Os terminale cinctum
cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind gallert-
artig, halb durchsichtig, und daher von ungeübten Au-
gen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe
haben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bei
einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem
Wasser, ziehen sie sich in ein unförmliches Klümpchen
zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlings-
tagen an, bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern
und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende
an Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest. Ihr ganzer
Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener
Magen. Den Sommer hindurch vermehren sie sich,
indem sie die lebendigen Jungen wie Sprossen aus
ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen
selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der
Mutter losreissen. Bei Annäherung des Winters aber
[Seite 417] mögen sie wohl Eier legen*), aus denen im Frühjahr
die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs
und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er-
wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin-
tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige
oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann meh-
rere in einander stecken, und so oder auf andere Weise
zu wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen.
Man kann sie durch einen, freilich Uebung und Ge-
duld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh um-
kehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und
wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch können
auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf
eine schwer zu begreifende Weise einander verzehren,
oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie,
nach den merkwürdigen Versuchen des sel. Hofr. Lich-
tenberg
**), mit Schlingen von Haaren durchschneidet,
und während daß die Schlinge allmählig durchschneidet,
werden die derweile getrennten Theile doch schon wieder
an einander wachsen u.s.w.

1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis brevioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rück-
sicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme
zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich in
unserer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer Re-
production hat mich zuerst auf die Untersuchungen über
den Bildungstrieb geführt.

2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84 sq.

3. †. Grisea. der oragegelbe Armpolype.
H. aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.

Rösel tab. 78. sq.

[Seite 418]

83. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. polype
à bouquet
). Stirps ramosa, polypis termina-
libus ore contractili (plerisque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaftlichen
Stamme als Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen
Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt, das aber
bei der mindesten Erschütterung für einen Augenblick
ganz zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus cam-
panulatis.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich
auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20.
S. 27.).

2. †. Umbellarius. (Vorticella umbellaria Linn.)
B. stirpe umbellata, floribus ciliatis globosis mu-
ticis
.

Rösel tab. 100.

Wie die vorige Gattung und das folgende Geschlecht
in Gräben und Teichen an Wasserpflanzen, Schnecken-
häusern etc.

84. Vorticella. Afterpolype. Corpus nudum,
simplex, vagum.

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß
oft tausende derselben beisammen sind, und dann fast
das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe selbst
lebendige Wassermolche längs dem Rücken mit unzähli-
gen dieser Thiere dicht überzogen gesehen.

1. †. Stentorea. (Hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. †. Socialis. (Hydra socialis Linn.) V. mutica
torosa rugosa
.

Rösel tab. 95.

85. Furcularia. Corpus liberum nudum ob-
longum, tentaculis rotatoriis ciliatis, cauda
bicuspidata
.

[Seite 419]

1. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal
).

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thierchen
findet sich in stehenden Wassern und mancherlei Infu-
sionen, schwimmt überaus behende, verändert dabei fast
alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im
Trockenen für todt liegen können, und doch nachher in
Wasser zu wiederholten Malen wieder aufleben etc. Der
dunkele Körper in seinem Vorderleibe, den so viele
Naturforscher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet
fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich genau
überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal gehö-
riges Organ, und kein Herz*).

86. Vibrio. Corpus liberum, teres, elongatum.

1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone retractili
ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12. u. f.

Dieser ist in mancherlei Essig. Eine verwandte Gat-
tung in altem Buchbinderkleister**).

87. Volvox. Corpus liberum, rotundatum,
gelatinosum, gyratile. Tubus alimentarius
vix ullus.

1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder
anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungs-
werkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht.
Man kann die Nachkommenschaft schon im Leibe der
Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

[Seite 420]

88. Chaos. Corpus liberum...... (generi po-
lymorphon, speciebus uniforme
).

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Be-
schluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Ge-
schlechtsnamen die unzählbaren*), dem bloßen Auge
unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich manche
Gattungen schon im See- und süßen Wasser, andere
erst im Aufguß von allerhand thierischen und vegetabili-
schen Substanzen (daher diese dann Infusionsthier-
chen
heißen), und noch andere im reifen Samen männ-
licher Thiere finden**).

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Familien
abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gattungen begreift:

A) Aquatile.

Die im See- und stagnirenden süßen Wasser. [–
zumal in solchem, worin die Priestleysche so ge-
nannte grüne Materie†) vegetirt –].

B) Infusorium.

Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.

C) Spermaticum. (Cercaria spermatica).

Die Samenthierchen, wovon die im männlichen
Samen des Menschengeschlechts befindliche Gattung tab. 1.
fig. 13. stark vergrößert abgebildet ist††).


Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen.

[Seite 421]

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder
organisirter Körper, nämlich zu den Gewächsen,
die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Be-
griffen schon dadurch von den Thieren auffallend un-
terscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungs-
saft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung,
und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen,
die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflan-
zen der bei weiten der allgemeinste ist, worin sie (höch-
stens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des
Nostocks, der Trüffeln etc.) sämmtlich mit einander
überein kommen.

§. 159.

Uebrigens ist die Bildung der Gewächse über-
haupt auch darin von denen der allermehresten Thiere
verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die
Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter,
Blüthen etc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen
ungleich veränderlicher ist.*)

§. 160.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer
Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was
[Seite 422] man mit den, für die thierische Oekonomie so wich-
tigen, eigentlich so genannten Eingeweiden, noch auch
mit Nerven oder mit wahren Muskeln, mit Knochen
etc. vergleichen könnte: sondern es reducirt sich ihre
Organisation am Ende nur auf eigentlich so genannte
Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende
Zellgewebe*).

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Namen mit
mehrerem Rechte als das ihm übrigens ziemlich ana-
loge Schleimgewebe der Thiere, da es, wenigstens
in vielen Theilen der Gewächse, ein wirklich zellu-
loses, theils Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt.
Es ist zumal in der Borke und im so genannten
Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen, und
enthält häufig einzelne dazwischen vertheilte größere
Bläschen (utriculi), und bildet auch theils lange
röhrenförmige Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich so genannten Gefäße (die übrigens
manchen Familien und Geschlechtern von kryptoga-
mischen Gewächsen – so wie im Thierreich den
Zoophyten und auch wohl manchen Mollusken –
gänzlich abzugehn scheinen), zeichnen sich (wenigstens
[Seite 423] bei weiten größtentheils) besonders dadurch aus, daß
ihre Wände aus spiralförmig gewundenen Fäden
(oder Röhrchen?) bestehen, und so gleichsam das
Ansehn von besponnenen Saiten haben.

§. 163.

So vielartig aber die netzförmigen u.a. Ver-
bindungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter einan-
der sind, so zeigt sich doch kein solches Verhältniß
zwischen denselben, daß ein wahrer Kreislauf der
Säfte, wie bei allen rothblütigen und so vielen
weißblütigen Thieren, dadurch unterhalten werden
könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener wenigen
organischen Bestandtheile der Gewächse (ih-
rer so genannten partium similarium) erklärt sich
die leichte Umwandlung der daraus zusammenge-
setzten Theile
(der partium dissimilarium) in
einander; der Blätter z.B. in den Kelch oder in
die Krone der Blüthe, zumal bei gefüllten Blu-
men etc.*); auch daß man Bäume umgekehrt in
die Erde pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wur-
zeln und diese hingegen in belaubte Aeste umwan-
deln kann.**)

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusam-
mengesetzten besondern Theile der Pflanzen, und ihre
[Seite 424] Geschäfte, lassen sich am füglichsten in die zur
Selbsterhaltung, und in die zur Fortpflanzung ge-
hörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbsterhaltung
nöthigen Stoffe theils aus der Atmosphäre, theils
aus dem Wasser oder dem damit getränkten Bo-
den. – Aus jener saugen sie Nahrung mittelst der
unter ihrer Oberhaut, zumal auf den Blättern, in
unsäglicher Menge verbreiteten absorbirenden
Gefäße: aus dem Wasser aber mittelst der Wur-
zelzasern
, womit die allermehrsten unmittelbar in
der Erde; manche aber (wie z.B. der Mistel,
die Flachsseide, die Vanille etc.) als so genannte
Schmarotzer-Pflanzen (plantae parasiticae) an an-
dern Gewächsen*) festsitzen; da hingegen noch andere,
wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem
Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens scheint es bei aller dieser Verschieden-
heit des Aufenthalts der Gewächse im Grunde doch
immer darauf hinaus zu kommen, daß ihnen das
Wasser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder
in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ih-
nen die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach In-
gen-Housz's
Untersuchungen**) wahrscheinlich einen
[Seite 425] Hauptnahrungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und
so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit
ihren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur,
wie Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: son-
dern manche andere, wie das Hauslauch auf den
Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen
der dürresten, heißesten Erdstriche, z.B. die Aga-
ven, Aloën, Cactusgattungen etc. auch bloß durch
Einsaugung aus der Atmosphäre für lange Zeit hin-
längliche Nahrung erhalten können*).

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder ei-
gentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wur-
zelzasern, treiben bei vielen Gewächsen gleich über
der Erde die Blätter aus; bei andern aber treten
sie vorher erst in einen Wurzelstrunk und dieser wird
dann bei vielen in einen Stamm oder Stängel,
Halm (wie man es bei manchen Pflanzen nennt)
verlängert, der aber im Grunde meist die gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.

§. 169.

Der Stamm der Bäume und Stauden ist
zu äußerst mit einer feinen Oberhaut bedeckt, un-
ter welcher die Borke und der Bast (liber) liegen,
welcher letztere fast ganz aus den thätigsten Saftge-
fäßen besteht, und daher für die Erhaltung der
[Seite 426] Pflanze einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter
hinein folgt der Splint (alburnum) und hierauf
die eigentlich holzige Substanz, und dann theils
zwischen dieser, theils aber auch besonders längs der
Mitte des Stammes, das so genannte Mark, wel-
ches letztere aber mit zunehmendem Alter an Menge
abzunehmen und gleichsam zu schwinden pflegt. Auch
wird bei diesen Gewächsen, alljährlich eine oder ei-
gentlich zwey neue Holzlagen, und zwar wahr-
scheinlich aus dem gedachten Splint erzeugt, daher
man bekanntlich aus der Anzahl dieser concentrischen
Lagen (pectines) ungefähr das Alter der Stämme
schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer
der Palmen ausgenommen, als welche keine solche con-
centrische Lagen bilden, sondern durchaus gleichförmig dicht,
sehr hart und wie mit partiellen Splintröhren durchzogen
sind. Eine Bemerkung die auch für die Bestimmung der
versteinten Hölzer von Wichtigkeit ist.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste,
diese wieder in Zweige, an welchen endlich die
Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den
gleichen Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm,
zusammengesetzt sind: indem man auch an ihnen
Oberhaut, Rinde, holzige Substanz und markiges
Zellgewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in der
Mitte des Blattes, zwischen dem (meist doppelten)
holzigen Netze, von welchem man durch Einbeitzen
u.a. Handgriffe die übrigen Theile absondern und
dadurch die so genannten Blätter-Skelete verferti-
gen kann. Dieses holzige Netz ist auf beiden Sei-
ten des Blattes mit einer besondern Haut überzogen,
die man insgemein die Cutikel nennt, die aber noch
von dem eigentlichen Oberhäutchen, was endlich
[Seite 427] zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr ver-
schieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen
(§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um so
merkwürdiger, je größer und wichtiger die Functio-
nen derselben für die damit versehenen Gewächse
sind. Sie dienen ihnen nämlich wohl vorzüglichst
zur Unterhaltung des so genannten phlogistischen
Prozesses, der bei den Thieren hauptsächlich durchs
Einathmen des respirabeln Theils der Luft oder sei-
ner Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bei den
Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben durch die
Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respirable
Gas oder seine Grundlage zum Lebensunterhalte un-
entbehrlich; besonders um (wie es Ingen-Housz's
Untersuchungen wahrscheinlich machen) sich dadurch
in ihrem belebten Laboratorium ihren Hauptnah-
rungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.) zu bereiten;
wovon sie hernach den Ueberfluß als kohlengesäuertes
Gas wieder ausdunsten.*)

§. 173.

Dieser wichtige Prozeß wird, zumal in der
Dunkelheit, in seiner größten Stärke betrieben.
Bei Tage hingegen, und vollends im Sonnenscheine
geht er langsamer von Statten; daher die Pflanzen
[Seite 428] alsdann weniger Kohlensäure bereiten und verbrauchen;
und dagegen während der Zeit aus ihren Blättern
Sauerstoffgas, den respirablen Theil der atmosphä-
rischen Luft, entbinden*).

§. 174.

Inzwischen sind doch die Blätter, die so wich-
tigen Organe, bei den mehresten Gewächsen der
kältern Himmelsstriche, ein vergänglicher Schmuck,
womit sie bloß den Sommer hindurch versehen sind,
der hingegen mit Annäherung des Winters vertrock-
net, welkt und theils abfällt. Daß dieses Ent-
blättern
hauptsächlich durch den Frost bewirkt
werde, der die Gewächse in ihren Winterschlaf ver-
senkt, und so wie bei den Thieren den Lauf ihrer
Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so
daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung
gehindert werden und absterben, wird dadurch wahr-
scheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen (bis
auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes
nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den
kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harz-
reiches Blatt haben, wie z.B. die mehresten Tan-
gel- oder Nadelhölzer, der Epheu, die Preußel-
oder Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das
Heidekraut, der Buxbaum u.s.w. dasselbe den
Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt,
die gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paa-
ren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am
stärksten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeit-
losen, Schneeglöckchen etc.

[Seite 429]

§. 175.

Bei vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich
ihre Blätter und bei manchen die Blüthen des
Abends zusammenlegen oder doch niedersenken, und
sich gleichsam zur Ruhe begeben, und fast wie in
eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht
etwa bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er
im Treibhause eben so gut wie im Freien erfolgt:
auch schwerlich bloß von der Dunkelheit, denn manche
Pflanzen schlafen schon im Sommer des Nachmit-
tags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§. 31.)
den Tag zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch
der Fall mit den Blüthen einiger Pflanzen, z.B.
des cactus grandiflorus, mesembryanthemum
noctiflorum, der hesperis tritis etc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen ver-
schiedene andere Arten von eigenthümlicher Bewe-
gung
; wohin z.B. meist bei allen ihr Zug nach
dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst wohl-
thätigen Lichte*) gehört, als welcher Zug bei wei-
ten nicht bloß an den Sonnenblumen, sondern fast
an allen Gewächsen zu merken ist: zumal in Treib-
häusern, wo sich oft die Blüthen so sehr nach
der Hellung an die Glasfenster drängen, als ob sie
dawider gepreßt wären**). Ferner bewegen sich
[Seite 430] manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn
sie berührt werden; wie z.B. die Blätter und Zweige
des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der averrhoa
carambola, oder die vordern Blatt-Ansätze der
Venus-Fliegenfalle (dionaea muscipula), welche,
wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augen-
blicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils aus-
nehmend lebhafte Bewegung, die zur Befruchtungs-
zeit an den Geschlechtstheilen in vielen Zwitterblü-
then bemerkt wird; da z.B. die Staubfäden der
gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite
(wo sie nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) be-
rührt werden, (wenn sich z.B. ein Insect auf die
Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem Boden
derselben zu ziehen) einwärts schnellen und ihre
männlichen Staubbeutel gegen die weibliche Narbe
treiben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewegungen
sind, und so sinnliche Beweise sie von der Thätig-
keit der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben,
so unterscheiden sie sich doch bei genauer physiolo-
gischer Prüfung aufs deutlichste von dem ausschließ-
lichen Eigenthume der Thiere, nämlich der will-
kürlichen
Bewegung, als von welcher auch bei
[Seite 431] den, wegen ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen
(wie z. E. beim hedysarum gyrans*)) keine echte
Spur zu erkennen ist.

Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung, und hin-
gegen keine einzige Pflanze, welche die ihrige mittelst der-
selben zu sich nähme.

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Gewächsen
eingesogenen und assimilirten Nahrungsstoffen werden
nun die ihnen eigenen specifiken Säfte abgeschieden,
da z.B. manche einen milchigen, theils ätzenden
Saft enthalten; andere Gummi geben; verschiedene
Bäume, zumal unter den Nadelhölzern, im höhern
Alter Harz bereiten. Andere Pflanzentheile ent-
halten Mehl, Manna, Wachs, fette und ätherische
Oele, Kampfer etc. Einige wenige das so genannte
Federharz (cahutchuc) u.s.w.**).

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdün-
stungen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen ent-
zündbaren des weißen Diptams etc.

§. 180.

Daß aber diese verschiedenen Säfte durch man-
cherlei Abscheidungen (secretiones) und Verände-
[Seite 432] rungen der eingesogenen Nahrungssäfte in den Ge-
wächsen selbst
bereitet werden müssen, erhellet
schon daraus, weil im gleichen Erdreich und auf dem-
selben Gartenbeete die Raute ihre bittern, der Sauer-
ampfer seine sauren und der Lattich seine kühlenden
Säfte erhält, und weil selbst die Säfte in den ver-
schiedenen Theilen ein und eben derselben Pflanze,
ja in einer und eben derselben Frucht, dennoch so
äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Freilich aber trägt auch allerdings die Verschie-
denheit des Bodens*) und des Climas zur ver-
schiedenen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen
vieles bei: daher denn eines Theils manche in frem-
den Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bil-
dung, so auch in der Beschaffenheit ihrer Säfte
verändert werden, dadurch von ihren Kräften ver-
lieren etc., andere hingegen eben dadurch noch ge-
winnen und veredelt werden.

§. 182.

Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimm-
ten, ihm angemessenen Pflanzen**), so daß man
zuweilen schon aus den einheimischen Gewächsen einer
Gegend die Beschaffenheit ihres Bodens errathen
kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das
[Seite 433] Menschengeschlecht allerwichtigsten Gewächsen den
großen Vorzug verliehen, sich entweder leicht an je-
des fremde Clima zu gewöhnen, so daß z.B. die
schwächlich scheinenden Getreidearten etc. besser als
Eichen u.a. noch so robust aussehende Bäume in
ganz verschiedenen Himmelsstrichen; die aus Chili
abstammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welt-
theilen fortkommen etc.; oder wenn sie auch an ein
bestimmtes Clima gebunden sind, doch daselbst in
jeder Art von Boden gedeihen, wie z.B. die Co-
cospalme, die eben so üppig im steinigen und Sand-
land als im fetten Erdreich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse
Länder (wie z.B. das Cap und Neu-Holland) eine
so große Mannigfaltigkeit von recht ausgezeichneten
Pflanzen-Geschlechtern ausschließlich hervorbringen,
und dagegen ansehnliche Ordnungen von Gewächsen
großen Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der
heiße Erdgürtel fast keine Kohl- und Rübenarten.
So finden sich aus den westindischen Inseln verglei-
chungsweise wenige Laub-Moose (musci frondosi)
und hingegen desto mannigfaltigere Farnkräuter etc.

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück-
sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth,
die ebenfalls im Thierreich, zumal bei den In-
secten, Statt hat, daß nämlich manche nur isolirt
und einsam leben, da hingegen andere dicht beisam-
men bleiben und theils (wie die gemeine Heide) große
Erdstriche, oder (wie das Sargasso) weite Meeres-
strecken überziehen.

§. 185.

[Seite 434]

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen
doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf
die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zwey-
tens durch Augen; und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nämlich durch
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bei
den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben,
ist im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche
Gewächse nämlich vermehren sich von selbst auf
diese Weise. Bei vielen andern hat es die Kunst
durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es
gibt z.B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum,
ficus indica)*) dessen Zweige herab hangen, und wenn
sie dann den Boden berühren, von selbst Wurzel
schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der
Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben
durch Bogen verbunden sind, vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen-
den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt, und
sein Schatten den er Mittags wirft, über 1100 Fuß im
Umfang hält.

§. 187.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflanzungs-
art, durch Augen. So nennt man nämlich die
kleinen Knöpfchen, die im Herbste an den Bäumen,
da wo die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kom-
men, aber bei den mehresten erst im folgenden Früh-
jahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich
[Seite 435] meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche,
und fallen bei einigen von selbst ab: sollen auch
theils, wenn man sie vorsichtig säet, wie ein Same
aufkeimen. Man kann bekanntlich diese Augen an-
dern Stämmen inoculiren, oder auch das davon
ausgeschossene Reis einpfropfen.

§. 188.

Viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwie-
beln
, nur daß die Augen am Stamm der Bäume
und also über der Erde, die eigentlich an lilienarti-
gen Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber unter der
Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen; bei je-
nen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
gibt; bei diesen hingegen das Uebrige der alten
Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste
abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise mit welcher hin-
wiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln etc.)
manche Aehnlichkeit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflan-
zungswege und beinahe im ganzen Pflanzenreiche
verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mit-
telst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht,
oder auf andere Weise zu Samen reift. Diese
nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie
will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen
in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen etc. ver-
bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so ge-
nannten Fruchtboden (receptaculum), verschie-
dene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen ei-
nige männlich, andere weiblich sind; und diese müs-
sen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbei gekom-
men ist, von jenen befruchtet werden. In Rück-
sicht ihrer Bestimmung und Verrichtung haben also
[Seite 436] diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den
Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden
sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den
Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und
lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder
neuen Zeugung auch jedes Mal neue Werkzeuge
bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung ver-
längern könne, findet gewisser Maßen auch bei den Blü-
then vieler Gewächse Statt. Die Geschlechtstheile im
weiblichen Hanf z.B. halten sich lange, wenn sie nur von
keinem Blumenstaube des männlichen befruchtet werden.
Sobald dies geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum) ge-
nannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (ger-
men
), dem Griffel (stylus), und der Narbe
(stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den
übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen
superum
), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln etc.
unten außerhalb derselben (germen inferum): und
enthält immer die Samenkörner der Pflanze, da-
her man diesen Behälter gewisser Maßen mit dem Eier-
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel
sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich
zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel
mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey
eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männ-
lichen
oder die Staubfäden (stamina) herum:
und bestehen aus dem Faden (filamentum), und
[Seite 437] dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera).
Dieser letztere ist mit einem mehligen häufigst gel-
ben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man
unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zar-
ten Bläschen besteht, die bei vielen Pflanzen eine
überaus sonderbare Bildung haben, und ein unend-
lich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches
seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Samen
der Thiere verglichen zu werden pflegt*).

§. 192.

Bei der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub
auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu
öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, wel-
ches dann vermuthlich durch den Griffel in den
Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig lie-
genden, bis dahin aber unfruchtbar gewesenen Sa-
menkörner fecundirt. Wenn man die Blüthe vor
der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile
beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein ver-
schnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bei den mehresten Gewächsen sind diese beider-
lei Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die
folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.), verbunden.
Bei einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo-
von die einen bloß männlichen, die andern weib-
lichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme
befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie
[Seite 438] z.B. bei der Haselstaude, Wallnußbaum, dem
Brotbaum, den Gurken etc. Andere Gewächse, wie
z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben gar dreyerlei Blü-
then, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch
Zwitterblüthen (Polygamia). Bei noch andern
aber, wie z. E. bei den Palmen, dem Hanf,
Hopfen etc. sind die beiden Geschlechter in den Pflan-
zen selbst, so wie bei allen rothblütigen und vielen
andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflanze
bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von
dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt:
und die Blüthen des weiblichen Stammes nicht
anders befruchtet werden, als wenn der Blumen-
staub von der männlichen Pflanze durch den Wind
oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen
zugeführt worden ist (Dioecia Linn.)

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemeinen,
Theilen der Blüthe sind besonders der doch bei den
mehresten befindliche Blumen-Kelch (calyx), und
die so genannten nectaria, u.a.m. zu merken.
Ueberhaupt aber theilt man die Blüthen nach ihrer
Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regel-
mäßige
und irreguläre. Bei jenen nämlich
sind die einzelnen Theile derselben Art, Größe und
Verhältniß; bei diesen hingegen von ungleicher Pro-
portion.

§. 195.

Bei den eigentlich so genannten oder Laub-
Moosen
(musci frondosi etc.) ist, nach Hedwig's
Entdeckungen die Aehnlichkeit der Befruchtungswerk-
zeuge mit denen bei andern Gewächsen weit größer,
[Seite 439] als man vorher geglaubt hatte. Das saubere, fast
becherförmige Köpfchen (capitulum) derselben, ent-
hält gleichsam als Fruchtknoten (§. 190.) die Samen-
körnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (ca-
lyptra
), der die Stelle des Griffels und der Narbe
vertritt, von dem männlichen Blumenstaube beson-
derer, theils rosen- oder sternförmiger Theile be-
fruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.

§. 196.

Von denjenigen einfachern Aftermoosen hin-
gegen, die bloß im Wasser leben, wie bei den Tre-
mellen, Ulven, Conferven, und beim See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr verschie-
den, obschon bei den wenigsten noch genau genug
untersucht; bei manchen aber, wie z.B. bei der
oben erwähnten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 16.
und 27 –), zur Bewunderung einfach.(– Ab-
bild. n. h. Gegenst.
tab. 49. –)

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fort-
pflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüf-
feln etc. und des Schimmels, deren ganze Natur-
geschichte annoch viel räthselhaft Dunkles hat*).

§. 198.

Bei den vollkommenen, im eigentlichen Sinne
blühenden Gewächsen fallen nach der Befruchtung
die übrigen nun überflüssigen, Theile der Blüthe ab
(§. 189.): der beschwängerte Fruchtknoten aber fängt
[Seite 440] an aufzuschwellen, und seinen theils erstaunlich zahl-
reichen Samen nach und nach zur Reise zu bringen*).

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Samen-
körner selbst**), als auch der Gehäuse, worin sie
eingeschlossen sind, ist eben so mannigfaltig als die
der Blüthen, und in Rücksicht auf ihre weite Ver-
breitung†) und auf ihr weiteres Bekleiben etc. der
Erhaltung der Gattungen aufs weiseste angemessen.
Auch ist der bekannte Trieb merkwürdig, womit die
Samen bei jeder Lage, die sie im Boden erhalten,
dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mal die ersten
Wurzelzäferchen oder das so genannte Schnäbelchen
(rostellum) unter sich, und hingegen den Blattkeim
(plumula) über sich treiben††). Zur allerersten Er-
nährung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die
bei den mehresten Gewächsen doppelten Samenlappen
oder Kernstücke (cotyledones), die vorher die
Hauptmasse des Samenkerns ausmachten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils
noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn
sie von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine
Nuß genannt wird: und wenn die bloßen Samen-
körner unmittelbar mit einem saftreichen Zellgewebe
oder so genannten Fleische überzogen sind, so heißt
[Seite 441] dies eine Beere (– sey sie übrigens noch so groß
und an einem großen Baume, wie z.B. die Brot-
frucht. –) Zuweilen liegen auch die bloßen Sa-
menkörner von außen auf dem großgewachsenen flei-
schigen Fruchtboden auf, wie bei den Erdbeeren, die
folglich, nach der Kunstsprache nicht sollten Beeren
genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine eigene
und sehr ansehnliche Familie von Gewächsen aus,
deren Frucht entweder, wie bei den Birnen, Aepfeln
und Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs einschließt,
die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser gan-
zen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bei
den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen,
eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die
Bäume drupaceae) genannt werden.

§. 202.

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) schei-
nen bei den Gewächsen leichter als bei den Thieren
auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abwei-
chende veränderliche Richtung geben zu können*):
daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, beson-
ders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so
zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt
man z.B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tuli-
panen, wovon doch vor dritthalbhundert Jahren bloß
die gelbe Stammart in Europa bekannt war. –
So ist der Stängel (§. 168.) bei manchen Pflanzen
bloß Folge der Degeneration, den sie erst im culti-
virten Zustande treiben, da sie hingegen im wilden
Naturstande acaules sind (z.B. carlina acaulis
[Seite 442] u.a.m.). Anderseits verlieren manche Gewächse
durch die Cultur gewisse Theile, die sie im Natur-
zustande hatten. So wird z.B. die indische wilde
Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur
inermis. – Ueberhaupt sind auch die Gewächse
manchen Arten von Degenerationen ausgesetzt, die bei
den Thieren gar nicht Statt haben können, wie
z.B. die Ausartung der männlichen Befruchtungs-
theile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Ge-
wächse durch Bastardzeugung (§. 14.)*), wor-
über bekanntlich Kölreuter die scharfsinnigsten Ver-
suche angestellt, und sogar durch wiederholte Erzeu-
gung fruchtbarer Bastardpflanzen, die Eine Gattung
von Tabak (nicotiana rustica) endlich vollkommen
in eine andere (nicotiana paniculata) verwandelt
und umgeschaffen hat**): welches sich freilich mit der
Lehre von vermeinten präformirten Keimen schlech-
terdings nicht, aber wenn ich nicht irre, ganz wohl
mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in
Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber doch ver-
wandte Gattungen zur Blühezeit nahe beisammen waren***).

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge-
wächsreiche ungleich zahlreicher, als unter den Thie-
ren und zwar bekanntlich bei den cultivirten Gewäch-
[Seite 443] sen ohne Vergleich häufiger als bei den wildwach-
senden (– s. oben §. 12. Anm. –). Es ist kein
Theil der Pflanze, an welchem man nicht zuweilen,
an einigen aber sehr häufig, Monstrositäten be-
merkte*). Am meisten sind es überzählige, wu-
chernde Theile (monstra per excessum S. 19.);
doppelte an einander gewachsene Stämme, doppelte
oder vielfache Früchte etc. vielfache Kornähren; Ro-
sen, aus deren Mitte andere kleine Rosen hervor-
schießen u.s.w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bei manchen kaum über eine Stunde,
und bei andern hingegen auf lange Jahrhunderte
erstreckt**). Ueberhaupt aber theilt man die Pflan-
zen in perennirende und Sommergewächse,
welche letztere nämlich schon mit dem Ende ihres
ersten Sommers absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan-
gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räderthier
(S. 357. 419.) und vom Kleisteraal behauptet worden, fin-
den sich unter den Gewächsen ähnliche Beispiele; besonders
an der deßhalb längst berufenen Himmelsblume oder Stern-
schnuppe (tremella nostoc). Ich habe von dieser merk-
würdigen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali san-
guini deneganda
etc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.


§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der
Raum hier nur etwas Weniges kurz zu erwähnen.

[Seite 444]

Der unermeßlich große Einfluß ist schon oben
(§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren
phlogistischen Prozeß auf die atmosphärische Luft
äußern, indem sie derselben einerseits das aus dem
Thierreich unablässig zufließende irrespirable kohlen-
säure Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen
und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und ander-
seits derselben durch ihre Blätter in der Hellung
Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedere
Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zu-
mal der Waldungen, dadurch von wohlthätigster
Wichtigkeit, daß durch dieselben die Regenwolken
angezogen und der Boden gewässert wird*).

§. 208.

Die mancherlei Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung der
dem Menschen wichtigsten, eigentlich so genannten
Hausthiere; und der beiden nützlichen Insecten-Gat-
tungen die er sich zieht, der Bienen nämlich und
der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der
Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so gibt
es erstens einige derselben, mit welchen ganze Na-
tionen die mannigfaltigen Bedürfnisse des Lebens fast
eben so zu befriedigen im Stande sind, als andere
[Seite 445] mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem
Rennthier etc.). Von der Art ist z. B die Cocos-
palme, zumal für die malayische Menschen-Rasse
(– S. 57. –) und gewisser Maßen auch die Dat-
tel-Palme für manche Völker von der caucasischen
so wie die gemeine Birke für manche von der mon-
golischen (– S. 56. –).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die so-
gleich ohne weitere Bereitung genießbaren mancher-
lei Früchte. Zumal in den heißen Erdstrichen
die Feigen, die Datteln (von phoenix dactylifera);
und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die
Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes
oder Bacoves von der musa sapientum). Für die
malayische Menschen-Rasse die Brotfrucht [von ar-
tocarpus
incisa*)], die nur bloß vorher geschält
und geröstet zu werden braucht. In Hindostan,
Ceilon etc. die Jacca, ebenfalls eine Art Brotfrucht
von artocarpus integrifolia.

So die vielen andern Gattungen von Beeren
(denn die Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff
auch eine Beere), die ebenfalls für manche Völker
(wie z.B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nah-
rungsmittel abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse etc.

§. 211.

[Seite 446]

Ferner die schon einige Zubereitung erfordernden
Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel
(helianthus tuberosus); in beiden Indien die Ba-
taten (convolvulus batatas); im wärmern Ame-
rica die Yams-Wurzeln (dioscorea alata, sativa
etc.), Caßawi-Wurzel (jatropha manihot) und
dergl. m.; so mancherlei Hülsenfrüchte und
Gemüse.

Dann die sich nirgend mehr ursprünglich wild
findenden, eigentlichen Getreidearten; nebst dem
Mais (zea mays); Buchwaizen oder Heidekorn (po-
lygonum
fagopyrum); Reis (oryza sativa und
montana), zumal für die Morgenländer; so wie
Moorhirse (holcus sorghum, Engl. Barbadoes
millet
) besonders für viele africanische Völkerschaf-
ten und für die Schinesen etc.; das Teff (poa abys-
sinica
) für die Habessinier etc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren (von
rhamnus lotus) der Lotophagen*).

Und einige andere besondere Pflanzen-
theile
, die von manchen Völkern als gewöhnliches
Nahrungsmittel verspeißt werden, wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-
Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.

§. 212.

Hierzu die mancherlei Arten von Gewürzen.
Auch der Zucker; der eigentliche nämlich aus dem
Zuckerrohr; außerdem aber auch aus manchen andern
[Seite 447] Gewächsen, z.B. aus der Runkelrübe u.a.m.
So in Nord-America aus acer saccharinum (der
Maplezucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-Palme;
auf Island aus dem fucus saccharinus; in Kamt-
schatka aus dem heracleum sibiricum u.s.w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen,
Oel, Essig etc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem
Butterbaume im Innern von Africa*).

Betel (piper betle) zum Kauen, Tobak zum
Schnupfen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzenmilch
in der unreifen Cocosnuß, und die mancherlei Biere,
(unter andern das Spruce-Bier aus der pinus ca-
nadensis
etc.)

Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Wein-
palme (borassus flabellifer) oder auch von der
weiblichen Cocospalme. Andere berauschende Ge-
tränke, Brantewein, Arak, Rum, Kirschwasser etc. etc.

Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln,
wie z.B. bei den Brasilianern etc. aus ihrem Caßa-
wi-Brot; bei den Insulanern der Südsee aus piper
latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak; und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.

Endlich unsere dreyerlei warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee
[Seite 448] (von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts),
und bei den Mongolen der schinesische Ziegel-Thee
(von vogelkirschähnlichen Blättern eines noch nicht
genau bestimmten wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wol-
lichten Fäden womit die Samenhaut in den Frucht-
capseln bewachsen ist) von den verschiedenen Gattun-
gen gossypium und bombyx; die zu Leinewand
präparirten Saftgefäße des Flachses, Hanfs, meh-
rerer Gattungen von Nesseln etc. Der treffliche neu-
seeländische Seidenflachs vom phormium tenax;
die südländischen Zeuge vom Baste der Broussonetia
papyrifera und des Brotbaums etc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerlei gemeinen
Brennholze in manchen Gegenden besondere Arten;
wie z.B. auf den Alpen rhododendron ferrugi-
neum
, auf den Heiden erica vulgaris etc.

Der Torf (großentheils von conferua rivula-
ris
, sphagnum palustre, carex caespitosa, my-
riophyllum
spicatum etc.)

Kohlen, Zunder, Lunten etc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das man-
cherlei Bauholz (in Ostindien auch bambos arun-
dinacea
).

Zum Dachdecken und vielfachen andern Ge-
brauch, Schilf, Stroh, – bei den Südsee-Insu-
lanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tec-
torius
).

[Seite 449]

Vielerlei Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc., das Seewier (zostera marina).

Das nämliche auch zum Auspolstern der Küssen.

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künst-
ler und Handwerker
alle das verschiedene Nutz-
holz
*) für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechs-
ler, Faßbinder etc. – So auch die mancherlei
Rohre**). Beides auch bei vielen Völkern zu
ihren Waffen (so z.B. das schöne Holz des Keu-
lenbaumes, casuarina equisetifolia, zu den kunst-
reichen Lanzen u.a. Gewehren der Südsee-Insu-
laner).

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der
crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trink-
geschirren.

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß und dergl.
zum Korbflechten etc. – Kork etc.

Mancherlei vegetabilische Substanzen zur Fär-
berei
(wie zu Einem Beispiel statt aller der In-
dig –), zum Gärben, Waschen etc. andere zu
Packpapier, Pappen, Papiertapeten und dergl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.

[Seite 450]

Wachs (von myrica cerifera etc.)

Talg (z.B. vom croton sebiferum).

Oele, Firnisse etc.(der allerköstlichste Japa-
nische Lack-Firniß von demjenigen rhus vernix wel-
cher bei Jassino gezogen wird).

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind aus
dem Gewächsreich genommen. Schreibrohr, Papier-
schilf (cyperus papyrus), malabarische Oltjes von
Palmblättern der Weinpalme etc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und so
wohlthätigen Arzneikräuter hierher, deren Kennt-
niß die ganze Heilkunde der ältesten und vieler
jetzigen Völker des Erdbodens ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles Un-
kraut im weitläuftigsten Sinne (– also z.B. mit
Einschluß der verwüstenden Holzschwämme, meru-
lius
destruens und vastator etc. so wie der mi-
kroskopischen Schwämme uredo segetum etc. welche
den Brand, und Krebs und Rost am Getreide ver-
ursachen u. dergl. m. –) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die
man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat,
sind neuerlich, zumal von den sogenannten künstlichen,
das Linnéische Sexualsystem das Jus-
sieusche
am allgemeinsten adoptirt und befolgt
[Seite 451] worden. Jenes ist bekanntlich den oben angezeigten
Befruchtungswerkzeugen, nach deren verschiedener An-
zahl und Verhältniß angepaßt. – Das Jussieusche
hingegen gründet sich zuförderst auf den Mangel
oder Daseyn und Beschaffenheit der Samenlappen,
dann auf die respective Stellung der Staubfäden,
und auf den Mangel oder Daseyn und Form der
Blumenkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als
Hülfsmittel.

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips. 1767. 8.
    (auch im VI. B. der Linnéischen amoenitat. academicar.)
  2. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunstsprache.
    2te Aufl. Jena 1824. 8.
* * *

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. à Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  4. Ej. systema vegetabilium ed. XVI. curante Curt. Sprengel.
    Gotting. 1825. V. vol. 8.
  5. Synopsis plantarum s. Enchiridium botanicum, cur. C. H. Per-
    soon. Par. 1805 sq. II. vol. 12.
  6. J. Miller's illustration of the sexual system of Linnaeus.
    Lond. 1775. II. vol. Fol. und 1779. 8.
  7. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkenntniß nach
    Linné's Methode. Wien 1800. 8.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und ange-
    wandten Botanik. 2te Aufl. Leipz. 1797. II. Th. 8.
  9. Aug. Joh. G. C. Batsch Versuch einer Anleitung zur Kennt-
    niß und Geschichte der Pflanzen. Halle 1787. II. Th. 8.
  10. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl. Berlin
    1802. 8.
  11. J. E. Smith's introduction to the study of botany ed. 4. Lond.
    1819. 8.
  12. Fr. S. Voigt Lehrbuch der Botanik. Jena, 2te Ausg. 1827. 8.
  13. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse. Halle,
    2te Ausg. 1817. II. Th. 8.
  14. J. B. Wilbrand Handbuch der Botanik nach Linné's System.
    Gießen 1819. 8.
  15. C. G. Nees von Esenbeck Handbuch der Botanik. Nürnb.
    1820. II. Th. 8.
  16. G. W. F. Wenderoth Lehrbuch der Botanik. Marb. 1821. 8.
  17. E. P. Ventenat tableau du règne végétal selon la méthode de
    Jussieu. Par. 1799. IV. vol. 8.
  18. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von Jussieu, nach
    seinen neuesten Verbesserungen, in Tabellen. Herausgegeben
    von Fr. S. Voigt. Leipz. 1806. Fol.
  19. Aug. Pyr. De Candolle prodromus systematis naturalis regni
    vegetabilis.
    Par. 1824–28. III. vol. 8.
* * *

Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen
Gewächse.

  1. Alb. V. Haller historia stirpium Helvetiae indigenarum. Bern.
    1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn. 1761. sq. Fol.
  3. Alb. W. Roth tentamen florae Germanicae. Lips. 1788 sq.
    III. vol 8.
  4. Chr. Schkuhr botanisches Handbuch. Wittenb. seit 1791. 8.
  5. Deutschlands Flora oder botanisches Taschenbuch von G. Fr.
    Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
  6. H. Ad. Schrader Flora Germanica. T. I. Gotting. 1806. 8.
    mit Kupf.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpichii anatome plantarum ib. 1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Housz Versuche mit Pflanzen; übers. von Joh.
    Andr. Scherer. Wien 1786-1790. III. Th. 8.
  6. Theod. v. Saussüre chemische Untersuchungen über die Ve-
    getation, übers. mit einem Anhange und Zusätzen von Fr.
    S. Voigt. Lpz. 1805. 8. mit Kupf.
  7. Alerand. v. Humboldt Aphorismen aus der chemischen Phy-
    siologie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie. Aus dem
    Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800. V. vol. 8.
  10. C. F. Brisseau-Mirbel Traité d'anatomie et de physiologie
    végétales.
    Par. 1802. II. vol. 8.
  11. H. Fr. Link elementa physiologiae botanicae. Berol. 1827. 8.
  12. J. v. Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde. Braunschweig
    1794. 8.
  13. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Gegenstände
    aus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit 1793. 8.
  14. Dess. Beiträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiologie. Leipz.
    seit 1799. VII. Hefte. 8.
  15. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit 1803. 12.
  16. K. Sprengel von dem Bau und der Natur der Gewächse.
    Halle 1812. 8.
  17. H. Fr. Link kritische Bemerkungen zu K. Sprengel's Werk.
    Ebendas. 1812. 8.
  18. D. G. Kieser Grundzüge der Anatomie der Pflanzen. Jena
    1815. 8.
  19. Joh. Hedwig Sammlung seiner zerstreuten Abhandlungen und
    Beobachtungen etc. Leipz. 1793. und 1797. II. Th. 8.
  20. Aug. Pyr. De Candolle organographie végétale. Par. 1827.
    II. vol. 8. mit Kupf.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 454]

§. 222.

Mineralien sind die unorganischen Naturkör-
per (§. 2. 4.), die nämlich nach den bloß physischen
und chemischen Gesetzen, auf und in der Erde ge-
bildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Mine-
ralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind die übrigen
fest; aber doch sämmtlich erst im flüssigen Zu-
stande gewesen
.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unsers Planeten, so tief wir
sie kennen (und das ist freilich noch nicht 1/6000 des
Halbdurchmessers der Erde), anfangs selbst flüssig
gewesen seyn muß*).

§. 225.

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß
jenes Primordialfluidum auch als Universalsolution
[Seite 455] die Stoffe der nachher daraus niedergeschlagenen Mi-
neralien in sich aufgelöst enthalten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und an-
dere chemische Processe, die dann allgemach in jenem
Fluidum erfolgt sind, haben folglich die verschiede-
nen Arten von Gebirgs- und Erdlagen ihre Ent-
stehung erhalten, die sich im Ganzen aus chrono-
logischer
Rücksicht unter zwey Hauptabthei-
lungen
bringen lassen: nämlich

A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden sind.

Jede von beiden zerfällt wieder in zwey
Classen:

Die der primitiven nämlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flözgebirge; und in

d) die aufgeschwemmten Erdlager.

Von jeder dieser vier Classen ein Wort insbe-
sondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag, von
welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden,
gab wohl dem echten Granit seine Entstehung; als
welcher nur die selbstständige, uranfängliche, feste
Rinde unsers Planeten auszumachen, und den später
gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur
Unterlage zu dienen scheint; zwischen welchen er auch
[Seite 456] hin und wieder, zumal in den größten und höchsten
Gebirgsketten zu Tage hervorragt.

Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch in
der Geologie Urgebirge oder Grundgebirge
genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag ab-
gesetzten Arten von Gebirgslagern, mußten, so
wie das Mischungsverhältniß im Primordialfluidum
(§. 224.) durch die jedesmaligen Präcipitationen
verändert ward, sowohl von dem Granit der Ur-
gebirge, als unter einander selbst, verschieden aus-
fallen. Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind
größtentheils von schieferigem Gefüge (wie z.B. der
Gneis, Glimmerschiefer, Thonschiefer etc.), und in
mächtigen Lagen stratificirt; welche Lagen sich
überdem mehrentheils durch eine sehr abhängende,
gestürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam angelehn-
ten Lagen, zeigen sich auch häufig ehemalige Risse
und Spalten, die allgemach mit fremdartigen Ge-
stein späterer Entstehung (das sich nach der Hand
darin absetzt) wiederum mehr oder weniger ausge-
füllt worden*). Und in eben diesen spätern Aus-
füllungen oder so genannten Gängen (Fr. filons,
Engl. veins) hat sich auch das allermehrste Erz er-
zeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des
praktischen Bergbaues ausmachen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten
Classe selbst den Namen, Gang-Gebirge (Fr.
[Seite 457] montagnes à filons), weil sich in ihnen, zwar
nicht ausschließlich, aber doch die mehresten und er-
giebigsten Erzgänge finden.

§. 229.

Durch diese beiden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde unsers
Planeten gegründet worden, ehe er durch Vegeta-
tion belebt und mit thierischer Schöpfung beseelt
worden. Denn in keiner von beiden findet sich ir-
gend eine Spur von versteinten, vormals organi-
schen Körpern.

Anders verhält es sich hingegen mit den beiden
übrigen Classen der secundären Gebirge und
Erdlager.

§. 230.

Die Flözgebirge (Fr. montagnes à couches)
nämlich sind zwar mehrentheils auch stratificirt,
aber meist in mehr flächeren Lagen, als die Ganggebirge,
und von mehr abwechselnder Mannigfaltigkeit der
Bestandtheile. Auch machen sie insgemein*) nur
die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge
aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch
von den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden
Classen, daß sie großentheils von versteinten Resten
organisirter Körper gleichsam wimmeln. Die mehre-
sten dieser Petrefacten sind so genannte Incognita,
[Seite 458] zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisirten
Schöpfung keine Originale mehr finden: so z.B.
die Belemniten, ein Paar hundert verschiedene Gat-
tungen von Ammoniten u.s.w. Diese Incognita
sind aber, wie alle Analogie lehrt, größtentheils See-
geschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen
Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die
Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank,
die Coralliolithen wie in einem Corallenriff etc.), so
daß man aus allem diesen schließen muß, unser jetzi-
ges festes Land sey einst der Meeresboden der Vor-
welt gewesen, und durch gewaltsame plötzliche Revo-
lutionen aufs Trockene versetzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen man-
nigfaltig abwechselnden Lagen werden von den deut-
schen Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese
Classe von Gebirgen selbst ihren Namen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen
Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr verschie-
denen Zeiträumen, – durch Niederschlag aus dem
Wasser gebildet worden, und zusammen die feste
Rinde unseres Planeten ausmachen, unterscheidet man
nun viertens auch die so genannten aufge-
schwemmten Erdlager
(Fr. montagnes et ter-
reins de transport, couches meubles
), die sich
hin und wieder, zumal im niedern Lande, aber
theils in mächtigen Schichten und weit verbreiteten
Strecken finden. Es gehören dahin z.B. die so ge-
nannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager
von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff etc.
welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch
theils zum Bewundern gut erhaltene Reste von See-
[Seite 459] conchylien, und zwar an manchen Orten in unüber-
sehlicher Menge*) enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebirgen
und Erdlagern, die sämmtlich durch Niederschlag aus
dem Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf
dem nassen Wege entstanden sind, zeigen sich
aber auch fünftens hin und wieder theils ganze
Berge, theils flache Lager, die, seit sie auf jene
Weise entstanden waren, nun durch Einwirkung
unterirdischen Feuers, oder wie man es zu nennen
pflegt, auf dem trockenen Wege, große Verände-
rung erlitten, gleichsam umgewandelt worden, und
dadurch ihren jetzigen Habitus erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vulcane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch Erd-
brände verschlacktes Land
, und die ihm eige-
nen Mineralien (zum Unterschied von denen der wirk-
lich feuerspeienden Berge) pseudo-vulcanische Producte.

§. 233.

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten**) der Mineralien
im Ganzen von einander zu unterscheiden sind; so
begreift sich doch aus dem, was über ihre Entstehung
[Seite 460] gesagt worden, von selbst, daß sie an den Gränzen,
wo die einen an die andern stoßen, zuweilen durch
unmerkliche Uebergänge gleichsam zusammenfließen
müssen*).

§. 234.

Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem genetischen
Character von der Entstehungsweise der unorgani-
schen Körper oder Fossilien, im Gegensatz der durch
Zeugung fortgepflanzten organisirten, von selbst, daß,
wenn man etwa die einfachsten Fossilien ausnimmt
(wie z.B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle
etc.) bei den übrigen keine so scharf bestimmbare Cha-
racteristik der Gattungen (species)**) als bei den
organisirten Körpern; mithin aber weit mehr Will-
kürliches in der Vertheilung derselben unter ihre Ge-
[Seite 461] schlechter (genera) ja sogar unter ihre Classen Statt
hat, so daß z.B. Chlorit, Röthel etc. von manchen
Mineralogen unter die Erze, von andern unter die
Steinarten gebracht werden können.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als
auch die Verbindungsart etc. vieler einander übrigens
sehr ähnlichen Mineralien in den mannigfaltigsten Ab-
stufungen variirt, so entstehen schon dadurch eben so
mannigfaltige und theils durch fast unmerkliche Nüan-
cen gleichsam zusammenfließende Uebergänge, in de-
ren Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug
sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern,
zumal in einzelnen Exemplaren, bei weiten keine
so bestimmten Grenzen als bei den organisirten Kör-
pern sich ziehen lassen. Besonders ist dies der Fall
bei den vererzten Metallen, doch auch bei sehr vie-
len Steinarten gemischten Gehalts.

§. 236.

Zweytens aber werden diese Uebergänge auch durch
die Decomposition und Auflösung vieler schon ge-
bildeten Mineralien vervielfältigt, da manche Steinar-
ten durch den Verlust ihres so genannten Crystalli-
sationswassers, manche Erze durch die Einwirkung
von Säuern etc. allmählich verwittern, und so z.B.
Feldspath in Porcellanerde, Kupferkies in Kupfer-
schwärze gleichsam umgewandelt werden.

§. 237.

Um so einleuchtender wird daher das dringende
Bedürfniß, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien
die genaue Bestimmung ihrer äußeren Kennzeichen,
mit der Untersuchung ihrer [ohnehin mit diesen Kenn-
[Seite 462] zeichen in sehr constantem Bezug stehenden*)] Be-
standtheile durch die chemische Analyse zu verbinden**).

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen***) sind
für die mineralogische Diagnostik die allerwichtigsten
und sichersten: das specifische Gewicht†), die Härte,
und zumal, wo sie Statt hat, die Crystallisation††),
[Seite 463] d.h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten An-
zahl und eben so bestimmten Verbindungsart von
Faßetten*), und der so genannte Durchgang der
Blätter (oder die Richtung der natürlichen Tren-
nungsflächen), der sich bei vielen Arten von Kry-
stallisationen nach dem Verhältniß der Außenflächen
derselben zu ihrer Grundgestalt (Forme primitive)
oder so genannten Kerne richtet**). Minder allge-
mein constant und zuverlässig sind hingegen Farbe,
Grab der Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und
Bruchs, der Strich den manche Mineralien geben, wenn
sie gekratzt werden, u. dergl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien
ihre physikalischen Kennzeichen***), die nämlich
erst einen physikalischen Versuch voraussetzen, wie
z.B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer und Auf-
lösbarkeit im Wasser, die Phosphorescenz, Electri-
cität, das Verhalten zum Magnet etc., und bei den
durchsichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen,
oder aber das Bild der dadurch angesehenen Gegen-
stände verdoppeln. – Und mitunter sind auch für
den ersten Anlauf die so genannten empirischen
Kennzeichen brauchbar, die von beigemengten be-
[Seite 464] kannten Mineralien, oder von dem Fundorte abstrahirt
werden*).

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestandtheile
aber**) dient theils das weitere Verhalten derselben
im Feuer, das auf dem so genannten trockenen
Wege, besonders auch mittelst des Löthrohrs***),
erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung derselben
auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien etc.†).

Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Che-
mikern angestellten Analysen eines und eben desselben Mi-
nerals zuweilen so sehr von einander abweichend ausgefallen
sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und vor
allem öftere Wiederholung der Versuche dazu gehört, um
dabei gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bei den unübertrefflich ge-
nauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts
weiter zeigen können und sollen, als Art und Menge
(Qualität und Quantität) der Stoffe, worin sie sich zer-
legen
lassen. – Aber nichts von dem, was doch gerade
den wahren eigenthümlichen Charakter so vieler Fossilien
ausmacht, nämlich die bewundernswürdige Zusammensetzung
und specifische Verbindungsart jener Stoffe, wodurch
z.B. die Thonerde zum Saphir, und in Verbindung mit
ein Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turma-
lin wird! oder wodurch die Natur aus Kieselerde in Ver-
bindung mit Thonerde den Bildstein und hingegen in Ver-
bindung mit Talkerde den demselben übrigens so täuschend
[Seite 465] ähnlichen Speckstein hervorbringt u. dergl. m. – s. Lich-
tenberg's
vermischte Schriften Vter B. S. 161 u. f. de
Lüc in Voigt's Magazin IX. B., 1. St. S. 74. u. f.
und Klaproth im I. B. seiner Beiträge S. 89.

§. 241.

Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien nach
der alten (– zuerst von Avicenna beobachteten –)
Eintheilung unter folgende vier Classen bringen; deren
Unterschiede und Eigenschaften zu Anfange der fol-
genden vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Mineralien.

II. Salze.

III. Eigentlich so genannte brennliche
Mineralien.

IV. Metalle.

* * *

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII – it. de natura fos-
    silium
    . L. X. etc. Basil 1546. Fol.
  2. Ar. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, – aus dem
    Schwed. – vermehrt durch M. Thr. Brünnich. Kopen-
    hagen, 1770. 8.
  3. – mit äußern Beschreib. etc. von A. G. Werner. I. Th.
    Leipz. 1780. 8.
  4. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum. Holm. 1772.
    II. Vol. 8.
  5. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin 1808. Fol.
  6. F. Ambr. Reuß Lehrbuch der Mineralogie nach Karsten's
    Tabellen. Leipz. 1801–06. VIII. B. 8.
  7. Systematisch-tabellarische Uebersicht und Characteristik der Mine-
    ralkörper: von C. C. Leonhard, K. F. Merz und J. H.
    Kopp. Frkf. 1806. Fol.
  8. Propädeutik der Mineralogie; von C. C. Leonhard, J. H.
    Kopp und C. L. Gärtner. daselbst 1817. Fol.
  9. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hinsicht auf die
    neuesten Entdeckungen, herausgegeben von C. C. Leonhard.
    daselbst seit 1807. 8.
  10. Dess. Handbuch der Oryktognosie. Heidelb. 1826. 8.
  11. C. A. E. Hoffmann Handbuch der Mineralogie. Freyberg
    seit 1811. 8.
  12. I. F. L. Hausmann Entwurf eines Systems der unorgani-
    sirten Naturkörper. Cassel 1809. 8.
  13. Dess. Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813. III. B. 8.
  14. Davon die neue gänzlich umgearbeitete Ausgabe. Das. seit 1828.
    gr. 8.
  15. Fr. Mohs Grundriß der Mineralogie. Dresd. 1822 u. f. II. B. 8.
  16. J. Chr. Ullmann systematisch-tabellarische Uebersicht der mi-
    neralogisch-einfachen Fossilien. Cassel 1814. 4.
  17. Haüy Traité de Minéralogie. 2 ed. Par. 1822. IV. Vol. 8. Die
    erste Ausg. mit Anm. von D. L. G. Karsten und Chr.
    S. Weiß. Par. u. Leipz. 1804 – 10 V. B. 8.
  18. Ej. (Haüy) Traité de Cristallographie. Par. 1822. II. vol. 8.
  19. Tableau méthodique des espèces minérales – extrait du traité
    de minéralogie de
    M. Haüy, et augmenté des nouvelles dé-
    couvertes
    ; par J. A. H. Lucas. Par. 1806. 8.
  20. Al. Brongniart Traité élémentaire de minéralogie, avec des
    applications aux arts.
    Par. 1807. II. vol. 8.
  21. Rob. Jameson's System of Mineralogy. ed. 2. Edinb. 1816.
    III. vol. 8.
  22. Park. Cleaveland's Treatise on Mineralogy and Geology.
    2. ed. Boston 1822. II. vol. 8.
  23. M. H. Klaproth Beiträge zur chemischen Kenntniß der Mine-
    ralkörper. Berlin seit 1795. VI. B. 8.
  24. Fr. Stromeyer Untersuchungen über die Mischung der Mine-
    ralkörper I. B. Göttingen 1821. 8.
* * *

Ueber die Benutzung der Fossilien.

  1. E. Schmieder Versuch einer Lithurgik oder ökonomischen
    Mineralogie. Leipz. 1803. II. B. 8.
  2. C. Pr. Brard minéralogie appliquée aux arts. Par. 1821.
    III. vol. 8.
* * *

Zur Geologie.

  1. J. A. De Luc Traité élémentaire de Géologie. Lond. 1809. 8.
  2. Essay on the Theory of the Earth, by B. G. Cuvier, with geo-
    logical Notes by
    Prof. Jamesom. ed. 5. Edinb. 1827. 8.
  3. Scip. Breislak's Lehrbuch der Geologie, mit Anm. von Fr.
    K. von Strombeck. Braunschw. seit 1819. 8.
  4. G. B. Greenough's critical examination of the first principles
    of Geology.
    Lond. 1819. 8.
  5. D'Aubuisson de Voisins Traité de Géognosie. Par. 1819.
    II. vol. 8. (von Iten B. eine neue Aufl. 1828. 8.)
  6. Al. de Humboldt Essai géognostique sur le Gisement des
    roches.
    Par. 1823 8. Deutsch von Leonhard.
  7. Al. Brongniart Tableau des Terrains qui composent l'écorcs
    du Globe
    etc. Par. 1829. 8. Deutsch von C. Th. Klein-
    schrod
    . Straßb. 1830. 8.
* * *

Einige hierher gehörige Journale etc. außer den oben
(S. 10.) angeführten.

  1. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F. Lempe).
    Dresden 1805 u. f. 8.
  2. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W. Köhler
    und C. A. S. Hoffmann. Freyberg 1788 u. f. 8.
  3. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  4. C. Ehrenb. von Moll Jahbücher der Berg- und Hütten-
    kunde. Salzb. 1797 u. f. 8.
  5. Dess. Annalen derselben. 1801 u. f.
  6. Dess. Fortsetzung von diesen: (auch unter dem Titel Efe-
    meriden etc.)
  7. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie. Leipz. 1800. 8.
  8. Transactions of the geological Society of London. seit 1811. 4.
  9. C. C. von Leonhard Zeitschrift für Mineralogie. Heidelb.
    1825– 29. 8.
  10. Dess. und H. Bronn Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie etc.
    Das. seit 1830. 8.
* * *

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeichnisse
von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of Eng-
    land
    etc. – in the collection of J. Woodward. Lond.
    1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sqq. II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle de Raab. par
    M. de Born. Vienne. 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschrieben von D. L. G.
    Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M. Pabst von
    Ohain. Herausgegeben von A. G. Werner. Freyberg,
    1791. II. B. 8.
  6. (Gianv. Petrini) Gabinetto mineralogico del collegio Nazareno.
    Rom. 1791. II. Vol. 8.
  7. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Ver-
    fasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge. Claus-
    thal, 1795. 8.
  8. W. Babington's new System of Mineralogy in the Form of a
    catalogue
    . Lond. 1799.4.
  9. Des Hrn. J. F. von der Null Mineraliencabinet, als Hand-
    buch der Oryctognosie brauchbar gemacht von F. Mohs.
    Wien, 1804. III. B. 8.
* * *

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weil un-
entbehrlicher ist, als bei der Zoologie und Botanik (wo doch
getreue Abbildungen noch aushelfen können und in hundert
Fällen schlechterdings aushelfen müssen), und doch das
Selbstsammeln für die mehrsten Anfänger eine schwierige
Sache seyn muß; so ist es für diese eine große Erleichte-
rung, daß man nun bei der Mineralien-Niederlage zu
Freyberg, und beim Mineraliencomtoir zu Heidelberg,
so wie hier in Göttingen beim Mineralienhändler Geisler
und beim Universitäts-Mechanikus Apel, kleine Mineralien-
Sammlungen, zu verschiedenen sehr billig bestimmten Prei-
sen, zu Kauf haben kann.


Zwölfter Abschnitt.
Von
den Steinen und erdigen Mineralien.

[Seite 469]

§. 242.

Steine und erdige Mineralien heißen die-
jenigen trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein
sind, für sich*), nicht so wie die Salze im Wasser
oder wie die eigentlich so genannten Erdharze im
Oel auflösen lassen; noch auch wie diese letztern,
schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie
Metalle hämmern und breitschlagen lassen**). Ueber-
haupt sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig;
wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabei durchsich-
tig. Ihre specifische Schwere übersteigt die des
Wassers höchstens vier bis fünf Mal.

§. 243.

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Mineralien
dieser Classe unter folgende, davon benannte Ge-
schlechter geordnet worden:

[Seite 470]

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Gadolingeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Talkgeschlecht.

VII. Kalkgeschlecht.

VIII. Strontiangeschlecht und

IX. Barytgeschlecht.


I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon die-
ses Geschlecht den Namen hat, ist für sich im Feuer
nicht schmelzbar, und bleibt an der Luft und im
Wasser unveränderlich: auch wird sie von keiner an-
dern als der Spathsäure angegriffen: schmilzt aber
mit beiderlei feuerfestem Laugensalz (des Natron
und Kali) zu Glas, daher sie auch glasartige
oder vitrescible Erde genannt wird.

1. Quarz.

Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechsseitige
Pyramide, mit längerer oder kürzerer Zwischensäule,
deren Flächen meist in die Quere feingestreift sind.
(– tab. II. fig. 19. –). Er ist hart, und gibt meist
ein phosphorisches Licht, wenn man zwey Stücke im
Finstern aneinander reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nämlich 1) den ed-
len
und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal
de roche
).

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glasglanz;
flachmuscheligem Bruche, die Krystallen meist mit dem
[Seite 471] einen Ende im Mutter-Quarz festgewachsen; und dann
theils in centnerschweren Krystallen (so zumal in der
Schweiz und auf Madagascar); oft aber auch lose,
und rein auskrystallisirt, d.h. mit den beiderseitigen
Endspitzen; darunter besonders die kleinen, aber aus-
nehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu
merken (z.B. die ungarschen aus der marmaroscher Ge-
spanschaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils
von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z.B. die cei-
lanischen Keys oder Kiesel). – Sein specifisches Ge-
wicht = 2653. Gehalt (nach Bucholz) = 99,37 Kie-
selerde, 0,63 Alaunerde, nebst einer Spur Eisenoxyd. –
Nicht selten hält er fremdartige Fossilien eingeschlossen,
z.B. Chlorit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer,
Graubraunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen Wasser-
tropfen. Selten findet et sich mit sechskantigen gera-
den hohlen Röhrchen durchzogen (so namentlich am St.
Gotthard).

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen
Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin.(Engl. Topazine Quartz).

Meist von weingelber Farbe, selten krystallisirt. Von
der Art sind die vorgeblichen pfundschweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwärzeste
wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherlei Abstufungen; zuweilen von
stänglig zusammengehäuftem Gefüge, theils mit festungs-
förmigen Ablosungen. Gehalt (nach Rose d. Vater)
= 97,50 Kieselerde, 0,25 Alaunerde, 0,75 Eisen- und
Manganoxyd. Die schönstfarbigen in Ostindien und
Persien.

2) Gemeiner Quarz.

Eins der uranfänglichsten und allgemeinst verbreiteten
Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in mancherlei
andern Farben; mehr oder weniger durchscheinend.
Meist von Glasglanz, theils aber fettglänzend; häu-
figst ungeformt; theils aber krystallisirt; zuweilen als
Afterkrystall [S. 463 not. *)]; hin und wieder in be-
sonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc. Der
[Seite 472] Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige, Körnige
etc. Zuweilen kriegt er durch dicht eingemengte feine
Glimmerblättchen oder durch eine eigene Art von schup-
pigem Gefüge ein besonderes schimmerndes Ansehen;
so vorzüglich der zimmtbraune spanische Avanturinquarz
vom Cabo de Gates (das natürliche Avanturino)
wie es nach der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, –
der bekannten Glascomposition – genannt wird).

Ein Paar besonders merkwürdige Abarten sind

a. Rosenquarz.

Hat den Namen von seiner blaßrothen Farbe, und
diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt, und
theils mit schaligen Ablosungen; besonders in Baiern
und am Altai, in starken Lagern.

b. Prasem.

Hat den Namen von seiner lauchgrünen Farbe. Meist
ungeformt. Gehalt (nach Bucholz) = 98,5 Kieselerde,
0,5 Alaunerde, 1 Eisenoxyd mit etwas Manganoxyd.
Bricht besonders bei Breitenbrunn im Erzgebirge.

2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff.
(Engl. stalagmitical quartz) Tofus siliceus
thermalis
.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöhte
Temperatur und vermuthlich auch durch die Verbindung
mit Natron aufgelöst [§. 242. not. *)] und dann als Sin-
ter absetzt. Er ist weiß, theils ins Milchblaue, theils
ins Wachsgelbe etc. Wenig durchscheinend. Wie der
Kalksinter von mancherlei besonderer Gestalt und
Bruch; theils wie über einander getropft oder geflos-
sen; traubig etc. Meist von lockerem Gefüge, theils
blätterig etc. Gewicht = 1917. Gehalt eines isländischen
(nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 1,50 Alaunerde,
0,50 Eisenoxyd. In vorzüglicher Menge und Mannig-
faltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamt-
schatka, und der Perlsinter oder Fiorit zu Sta Fiora
im Florentinischen*).

[Seite 473]

3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül-
lerisches Glas
.

Weißlich, in mancherlei Abstufungen: mehr oder
weniger durchscheinend; glasglänzend; theils wie ge-
tropft oder geflossen, kleintraubig etc. An Farbe und
Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi ähnelnd;
meist als Ueberzug auf Tuffwacke. Gehalt (nach
Bucholz) = 92 Kieselerde, 6,33 Wasser, mit einer
Spur von Thon. Fundort zumal bei Frankfurt am
Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols, Heliotrops,
Chrysopras's und des Achats. Denn die ersten viere
differiren fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalce-
don, und Achat ist nur aus mehreren von diesen und
einigen andern Steinarten zusammengemengt oder ge-
mischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue; aber
auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols, ins
Rauchbraune des Onyx etc. Oft auch streifig, wolkicht etc.
In manchen Gegenden häufig mit dendritischen*) Zeich-
nungen (Moosachat, Dendrachat, Mochhastein).
Ueberhaupt mehr oder weniger durchscheinend; von Fett-
glanz; meist ebenem Bruch; oft von mancherlei beson-
derer Gestalt, zumal stalactitisch, oder in ursprüngli-
cher Nierenform, in Mandeln, Kugeln etc. Letztere (im
Vicentinischen) nicht selten mit eingeschlossenen Höhlun-
gen, und in diesen zuweilen Wassertropfen (Fr. Hy-
drocalcedoine
); anderwärts auch theils wie gehackt,
zellig etc. auch mit fremden Krystallisations-Eindrücken,
theils auch in eigenthümlicher, meist cubischer Krystalli-
sation. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phos-
phoresciren, wenn sie an einander gerieben werden.
Gehalt eines Färöer (nach Bergmann) = 84 Kiesel-
[Seite 474] erde, 16 Alaunerde. Uebergang in Quarz, Hornstein,
Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit scharf
abwechselnden Schichten von milchblauen gemeinen Chal-
cedon (arabischer oder so genannter blinder Sardonyx;
ital. Niccolo). Hauptgebrauch bei den alten Rö-
mern zu Siegelsteinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe oder
Hornbraune, anderseits ins dunkelste Granatroth. Von
letzterer Art vor allen die köstliche antike Carniola no-
bile
(Fr. cornaline de la vieille roche), die mit
auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem Lichte
aber blutroth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber jetzt un-
bekannt ist, und worin die bei weiten größten Meister-
werke von alten griechischen und etruskischen Siegelstei-
nen oder Intaglios gegraben sind.

Der indische Sardonyx, woraus hingegen die köst-
lichsten antiken Cameen gearbeitet worden, ist meist horn-
brauner Carneol mit Chalcedonschichten.

Gehalt des Carneols (nach Bindheim) = 94 Kie-
selerde, 3,50 Alaunerde, 0,75 Eisenoxyd.

4) Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Puncten;
wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz;
muscheliger Bruch; ungeformt. Gewicht = 2633. Gehalt
(nach Brande) = 96,25 Kieselerde, 0,83 Alaunerde,
l,25 Eisenoxyd, 1,05 Wasser. Fundort vorzüglich in
Aegypten. Häufig unter den antiken Intaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr. prime
d'Emeraude.
Ital. plasma di smeraldo gemma-
rio
). – Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelb-
lichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort jetzt
unbekannt, doch vermutlich Aegypten; häufig von den
alten Römischen Künstlern zu Petschirsteinen etc. ver-
arbeitet*). Von der Art sind auch viele antike so
genannte Smaragde.

[Seite 475]

5) Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend; hat
seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche Farbe vom
Nickelkalk; ist durchscheinend; ungeformt. Gehalt (nach
Klaproth) = 96,16 Kieselerde, 1 Nickeloxyd. Fund-
ort vorzüglich bei Kosemitz in Schlesien.

* * *

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von mehreren
der vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von
Quarz (zumal Amethyst) Jaspis etc. in endloser Man-
nigfaltigkeit der Zusammensetzung, Farben und Zeich-
nung. Daher die mancherlei Benennungen, von Achat-
onyx, Jaspachat
, Bandachat, Kreisachat,
Punctachat, Festungsachat etc. – Trümmer-
achat
, der Bruchstücke von jenen Steinarten enthält,
die durch Quarzcäment zusammen verbunden sind. Re-
genbogenachat
, mit buntem Farbenspiel bei durch-
fallendem Lichte. Ueberhaupt häufig in Kugelform;
oft hohl. In größter Menge und Mannigfaltigkeit in
Deutschland, zumal in der Pfalz.

5. Opal. Quarz-résinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten ver-
schieden: alle sind mehr oder weniger durchscheinend;
haben meist Fettglanz, theils stärker, theils matter:
ihr Bruch ist muschelig; sie finden sich bloß derb; und
sind meist nur halbhart. – Die beiden Hauptarten
sind: 1) der eigentliche Opal, und 2) der Halb-
opal
.

1) eigentlicher Opal

mit folgenden Abarten: nämlich

a. Edler Opal.

Bei durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bei auf-
fallendem milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel
von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114. Gehalt
(nach Klaproth) = 90 Kieselerde, 10 Wasser. Fund-
ort zumal Ober-Ungarn. Und des von seiner glühen-
[Seite 476] den Farbe sogenannten Feueropals besonders Mexico.
Gehalt desselben (auch nach Klaproth) = 92 Kiesel-
erde, 0,25 Eisenoxyd, 7,75 Wasser.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Farbenspiel.
Eine rahmgelbe Abart hat den mongolischen Namen
Kascholong (d.h. schöner Stein). Gehalt eines Ko-
semitzer (nach Klaproth) = 98,75 Kieselerde, 1 Alaun-
erde, 1 Eisenoxyd. Fundort im Erzgebirge, Schlesien,
den Färöern etc. Uebergang in Chalcedon, Chrysopras etc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi, lapis
mutabilis
.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der
vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fundort, und
ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge;
saugt Wasser ein; wird dabei durchsichtig; theils mit
Regenbogenfarben*). Gehalt des Hubertsburger (nach
Klaproth) = 93,12 Kieselerde, 1,62 Alaunerde, 5,25
Wasser.

2) Halbopal

in zwei Abarten: nämlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch
theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder weniger
durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fettglanz;
muscheliger Bruch. Uebergang in gelben Chalcedon,
Pechstein und in Feuerstein. Vorzüglich in größer Man-
nigfaltigkeit bei Telkobanja in Ober-Ungarn. Gehalt
eines solchen (nach Klaproth) = 93,50 Kieselerde,
1 Eisenoxyd, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelb-
lich, braunlich etc. Der Längenbruch theils noch faserig;
und zuweilen mit schaligen Ablosungen der Holz-Jahre.
Gehalt (nach Brande) = 93 Kieselerde, 0,12 Alaun-
erde, 0,37 Eisenoxyd, 6,12 Wasser. Fundort zumal
in Ungarn bei Schemnitz.

6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz-aga-
the, chatoyant
. (Oeil de chat).

[Seite 477]

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauchgraue;
mit einem eigenen Widerschein, daher der Name; we-
nig durchscheinend; Fettglanz; meist als Gerölle auf
Ceilon und Malabar, von wannen er meist schon in
so genannte Talgtropfen (en goutte de suif) oder
muglich zu Ringsteinen geschliffen kommt; aber auch
am Harz, bei der Treseburg. Gewicht = 2657. Ge-
halt (nach Klaproth) = 95 Kieselerde, 1,75 Alaun-
erde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherlei Farben; doch meist ins Braune; meist
wenig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; meist
derb; theils in Nieren; halbhart. Gewicht = 2314.
Gehalt des von Meißen (nach Klaproth) = 73 Kie-
selerde, 14,50 Alaunerde, 1 Kalkerde, 1 Eisenoxyd,
0,10 Manganoxyd, 1,75 Natron, 8,50 Wasser. Ue-
bergang in Wachsopal; theils mit eingemengten Feld-
spath- und Quarz-Körnern (Pechstein-Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal. vulgo
blauer Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnsten Kan-
ten durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmuscheligen
ins Grobsplittrige; ritzt in Glas. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 85,50 Kieselerde, 1 Alaunerde, 0,50 Kalk-
erde, 0,50 Eisenoxyd, 11 Wasser und kohlenartiger
Stoff. In Nieren und knolligen Stücken, im Polir-
Schiefer von Menil-Montant bei Paris.

9. Polirschiefer, Saugkiesel, Klebschiefer.

Meist gelblichweiß, theils ins Bräunliche, oft ge-
streift; wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; fein-
erdig; mager anzufühlen; hängt stark an der Zunge;
sehr weich; leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50
Kieselerde, 7 Alaunerde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde,
2,50 Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumal bei Me-
nil-Montant.

10. Tripel.

Meist schwarzgrau; erdig; mager; weich. Gehalt (nach
Haase) = 90 Kieselerde, 7 Alaunerde, 3 Eisenoxyd.
[Seite 478] Fundort unter andern bei Ronneburg im Altenbur-
gischen.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch;
sehr weich; milde. Gewicht = 0,800. Gehalt (nach
Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalk-
erde. Fundort bei Paris, meist in kuglichten Stücken
oder Knollen.

12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce.
Engl. pumice stone).

Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwammicht;
meist krummfaseriges Gefüge; spröde; scharfes Korn;
sehr leicht. Gehalt des liparischen (nach Klaproth) =
77,50 Kieselerde, 17, 50 Alaunerde, 1,75 Eisenoxyd.
Fundort zumal in vielen vulcanischen Gegenden*),
wie bei Lipari, Santorini, Veracrux in Mexico etc.

13. Porcellan-Jaspis. Thermantide por-
cellanite
.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils
strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglänzend; musche-
liger Bruch. Ein pseudovulcanisches Product, vermuth-
lich aus Schieferthon entstanden. Fundort unter andern
bei Stracke in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose)
= 60,75 Kieselerde, 27,25 Alaunerde, 3 Talkerde,
2,50 Eisenoxyd, 3,66 Kali.

14. Obsidian, Opsian, isländischer Achat,
tockayer Lux-Saphir, Lavaglas. Lave
vitreuse obsidienne
. (Span. Pietra del gal-
linazzo
).

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr
oder weniger, theils aber nur an den dünnsten Kanten
[Seite 479] (und zwar bei den Antiken von der Sarbo-Bucht an
der Westküste des rothen Meeres*), aus dem Schwarz-
grauen ins Lauchgrüne) durchscheinend; glasglänzend;
muscheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Vauque-
lin
) = 78 Kieselerde, 10 Alaunerde, 2 Eisenoxyd, 6
Kali, 1 Kalkerde, 1,16 Manganoxyd. Hält theils
Quarz- und Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian
Porphyr). Fundort zumal bei Vulcanen, z.B.
auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel etc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhoma-
chus
. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil.
Engl. flint).

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc. wenig
durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch; meist
in dichten Knollen, theils in hohlen Kugeln (zu letztern
gehören die so genannten Melonen vom Berge
Carmel); härter als Quarz. Gewicht = 2595.
Gehalt (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 0,50 Kalk-
erde, 0,29 Alaunerde, 0,25 Eisenoxyd. Uebergang in
Hornstein, Halbopal etc.**). Häufig in Kreide-Lagern.
Enthält oft Versteinerungen, zumal von See-Igeln
und zarten Corallen (Cellularien etc.). Als Gerölle im
Puddingstein von Hertfordshire. Ein Hauptgebrauch zu
Flintensteinen.†)

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus
. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch unansehn-
liche Farben übergehend. Am Altai milchweiß mit sau-
bern dendritischen Zeichnungen (so genannter weißer
Jaspis). Höchstens nur an den Kanten durchscheinend.
[Seite 480] Meist splitteriger Bruch; ungeformt; doch theils in Af-
terkrystallen [(S. 463 not. *)] nach Kalkspath gemo-
delt; minder hart als Quarz. Gewicht = 2708. Ge-
halt (nach Klaproth) = 90,95 Kieselerde, 0,7 Alaun-
erde, 0,5 Eisenoxyd, 0,5 Wasser. Uebergang in Feuer-
stein, Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grundmasse
mancher Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein
braunrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bei
Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art von
Hornstein petrificirtes Holz; von mancherlei Farben;
unter andern zuweilen coschenillroth, selten apfelgrün.
Fundort zumal im aufgeschwemmten Lande; theils aber
auch in Flözgebirgen (im rothen todten liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern doch
meist matten Farben; nur an den Kanten durchschei-
nend; matter schimmernder Fettglanz; meist grobsplitte-
riger, theils schuppiger Bruch; schiefriges Gefüge; un-
geformt; hart; oft mit Quarzadern durchzogen. Ueber-
gang in Thonschiefer.

Der Basanit, eine jaspisähnliche Abart des Kiesel-
schiefers, die Werner lydischen Stein nannte, ist
zumal schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr
ebnem Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.

18. Eisenkiesel. Quarz hématoïde.

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist un-
geformt; zuweilen in kleinen Krystallen von sechsseitigen
Säulen sowohl mit sechs- als dreyseitigen Endspitzen;
hart. Gehalt eines rothen (nach Bucholz) = 76,8 Kie-
selerde, 0,25 Alaunerde, 21,66 Eisenoxyd, 1 flüchtige
Theile. Fundort zumal Böhmen und das sächsische Erz-
gebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Bei-
namen Bandjaspis etc. undurchsichtig; matter mu-
scheliger Bruch; meist ungeformt: selten in ursprüng-
licher Nierenform; sehr hart. Gewicht = 2691. Ge-
[Seite 481] halt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde, 20 Alaunerde,
5 Eisenoxyd. Uebergang in Hornstein, Eisenkiesel etc.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Aegypti-
sche Jaspis, Aegypten-Kiesel, silex Niloticus.
(Fr. Caillou d' Egypte). – Braun in allerhand Ab-
stufungen; theils streifig oder geadert; auch mit den-
dritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kiesel-
form; trefflich polirbar. Gewicht = 2564. Fundort
zumal in Ober-Aegypten.

20. Arendalit.

Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb, theils
krystallisirt, und das in breiten sechseitigen Säulen,
die Enden mit zwey oder vier Flächen zugeschärft oder
auch zugespitzt. Die Krystalle glasglänzend; der Bruch
fettglänzend; Längendruch blätterig; Querbruch musche-
lig. Gewicht = 3640. Gehalt (nach Vauquelin) =
37 Kieselerde, 21 Alaunerde, 15 Kalkerde, 24 Eisen-
oxyd, 1,5 Manganoxyd. Fundort in den Eisengruben
zu Arendal in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so ge-
nannte grüne Schörl von Dauphiné; daher auch
Werner beide Fossilien unter dem gemeinschaftlichen
Namen des Pistacits vereinigte.

21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; kleinmusche-
liger Bruch; sowohl ungeformt als auch in flachen Rau-
ten krystallisirt. Gewicht = 3166. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 50,5 Kieselerde, 17 Alaunerde, 17 Kalkerde,
9,5 Eisenoxyd, 5,25 Manganoxyd, 0,25 Kali, (und
nach Vogel und Wiegmann auch Boraxsäure).
Fundort zumal Dauphiné und Thum im Erzgebirge.

22. Kreuzstein, Kreuzkrystall. Harmotome.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten was-
serhell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch mu-
schelig; immer krystallisirt*), und zwar ursprünglich als
[Seite 482] schmale, dicke, rechtwinkelige, vierseitige Tafel oder
Säule, an den Enden zugeschärft und zugespitzt; aber
fast immer als Zwillingskrystall so, daß ihrer zwey und
zwey einander der Länge nach gleichsam durchschneiden
(– tab. II. fig. 15. –) und sie dann zusammen auf
dem Querbruch ein Kreuz vorstellen. Gewicht = 2355.
Gehalt (nach Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwer-
erde, 16 Alaunerde, 15 Wasser. Fundort zumal An-
dreasberg am Harz.

23. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein.
Apophyllite.

Meist graulichweiß; durchscheinend, theils durchsichtig;
blätteriger Bruch, von dreyfachem rechtwinklichten Durch-
gang; ritzt schwach ins Glas. Gewicht = 2467. Ge-
halt (nach Stromeyer) = 51,8 Kieselerde, 25,1
Kalkerde, 5,l Kali, 16 Wasser. Fundort besonders zu
Uton in Roslagen in Schweden, und im Faßathal in
Tyrol.

24. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perl-
mutterglanz; theils ungeformt; theils in kurzen viersei-
tigen Säulen stänglich zusammengehäuft. Gewicht =
2942. Gehalt (nach Klaproth) = 43,83 Kieselerde,
30,33 Alaunerde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenoxyd,
1,83 Wasser. Fundort zumal am Cap und in Dau-
phiné; auch an mehreren Orten am Harz; z.B. kry-
stallisirt bei Goslar.

25. Zeolith. Mesotype.

Hat den Namen (Brausestein) von seiner Hauptei-
genschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löthrohre
zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle zu fließen.
Ist weiß in mancherlei Schattirungen, auch theils zie-
gelroth, grün; der frische mehr oder weniger durch-
scheinend; meist perlmutterglänzend, so zumal der Stil-
bit
; (der verwitterte hingegen undurchsichtig, erdig,
oder mehlicht); sein Gefüge meist divergirend strah-
licht; theils blätterig; häufig ungeformt: oft nieren-
förmig; oft krystallisirt, und dieß meist in sechsseiti-
[Seite 483] gen Tafeln oder Säulen, seltner cubisch (Würfelzeo-
lith, Cubicit
, Analcime) und rhomboidal (Chaba-
sie
) etc. theils nadelförmig (so der seltene wasserhelle
Islandische Glaszeolith oder Nadelstein), theils
faserig (Faser- und Haarzeolith); meist halbhart.
Gewicht = 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smith-
son
) = 49 Kieselerde, 27 Alaunerde, 17 Natron, 9
Wasser. Fundort unter andern zumal auf Island und
den Färöern im Trapp. Sonst auch in manchem Ba-
salt etc.

Zum Faserzeolith gehört auch der Natrolith; isa-
bell- und orangegelb; nierenförmig und mamellonnirt,
von divergirend strahligem Gefüge. Auf dem Porphyr-
schiefer von Hohentwyl im Würtembergischen.

26. Marekanit.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger
durchscheinend; selten wasserhell und durchsichtig; glas-
glänzend; in runden und stumpfeckigen Körnern, meist
ungefähr von Erbsengröße, doch theils auch so groß als
Haselnüsse und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt
(nach Klaproth) = 81 Kieselerde, 9,50 Alaunerde,
0,33 Kalkerde, 0,60 Eisenoxyd, 2,70 Kali, 4,50 Na-
tron, 0,50 Wasser (folglich hierin dem Obsidian sehr
ähnlich). Fundort zumal beim Ausfluß der Marekanka
ins ochotskische Meer; liegen als Kerne in einer blätte-
rigen Rinde von Perlstein; beides Kern und Rinde
blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.

27. Perlstein. Lave vitreuse perlée.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beides in mancher-
lei Schattirungen; wenig durchscheinend; theils von
Seiden- theils von Perlmutterglanze; besteht theils aus
körnigen abgesonderten, theils aus krummschaligen blät-
terigen bröckligen und zerreiblichen Stücken, welche letz-
tere die eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bil-
den. Gehalt (nach Klaproth) = 75 Kieselerde, 12
Alaunerde, 4,50 Kali, 1,60 Eisenoxyd, 4,50 Wasser.

28. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Sap-
phirus
der Alten. (Fr. pierre d'azur).

[Seite 484]

Hat den Namen aus dem Persischen von seiner vor-
trefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von mattem
fast erdigen Bruch; oft mit eingesprengten Schwefel-
kies-Puncten; ungeformt. Gewicht = 2771. Gehalt
(nach Klaproth) = 46 Kieselerde, 14,50 Alaunerde,
28 kohlensaure Kalkerde, 6,50 schwefelsaure Kalkerde
(Gyps), 3 Eisenoxyd, 2 Wasser. Fundort unter andern
in ausnehmender Schönheit und großen Blöcken am
Baikal. Gebrauch zu mancherlei Kunstarbeiten und
namentlich zur Ultramarin-Farbe.

29. Haüyn. Latialite*).

Aus dem Lasurblauen bis ins Spangrüne; mehr oder
minder durchscheinend; glasglänzend: hart; meist in
Körnern. Gewicht = 3333. Gehalt (nach Leop. Gme-
lin
) = 35,48 Kieselerde, 18,87 Alaunerde, 42 Kalk-
erde, 12,39 Schwefelsäure, 15,45 Kali, 1,16 Eisen-
oxyd, 1,20 Wasser. Fundort zumal bei Albano mit
Glimmer.

30. Augit. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophoniumbrau-
nen ins Schwarze; wenig durchscheinend; stark glänzend;
blätteriger Längenbruch; muscheliger Querbruch: theils
derb; theils aber krystallisirt in flachen, kurzen sechssei-
tigen Säulen mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach
Vauquelin) = 52 Kieselerde, 13,20 Kalkerde, 10 Talk-
erde, 3,33 Alaunerde, 14,66 Eisenoxyd, 2 Mangan-
oxyd. Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und
vorzüglich in den Laven vom Vesuv und Aetna.

Der Coccolith, eine körnige Abart des Augits,
bricht zumal bei Arendal in Norwegen.

Und ebendaselbst der hieher gehörige Malacolith,
(Sahlit): grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den
Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils un-
geformt, theils krystallisirt; auch meist in vierseitigen
Säulen mit abgestumpften Kanten. Gewicht = 3236.
Gehalt (nach Vauquelin) = 19 Talkerde, 53 Kie-
selerde, 20 Kalkerde, 3 Alaunerde, 4 Eisen- und Man-
ganoxyd.

[Seite 485]

Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in mancher-
lei Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend;
der Längenbruch blätterig mit einfachem Durchgang;
der Querbruch muschelig; meist krystallisirt als vierseitige
Säule mit abgeschärften Kanten; theils in sehr großen
Krystallen. Gewicht = 2200. Gehalt (nach Lowitz)
= 30 Talkerde; 44 Kieselerde, 20 Kalkerde, 6 Eisen-
oxyd. Bricht zwischen Kalkspath und großblätterigem
Glimmer an den Quellen der Sljudenka im S. W.
des Baikals.

Auch findet in der Nahe des Augits der Ilvait
(Lievrit) eine passende Stelle. Schwarz; undurchsich-
tig; hart; Textur blättrig, theils strahlig; krystallisirt als
Octaëder, oder geschoben vierseitiges Prisma. Gehalt
[nach Stromeyer*))] = 29,27 Kieselerde, 13,77 Kalk-
erde, 52,54 schwarzes Eisenoxyd, 1,58 Manganoxyd, 1,26
Wasser. Fundort auf der Insel Elba.

31. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils ins Dunkel-olivengrüne;
wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz; in-
wendig Glasglanz; immer krystallisirt; besonders in
vierseitigen kurzen Säulen mit abgestumpften Kanten
und sehr stumpfen Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth)
= 35,50 Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Alaunerde,
7,50 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Fundort unter den
Primordial-Fossilien des Vesuvs; vorzüglich aber (in
rein auskrystallisirten theils daumensdicken Krystallen,
an der Mündung der in den Wiluj fallenden Achtaragda.

* * *

Der Loboit (wie ihn Berzelius nach dem Grafen
Lobo da Oriola benannt hat, dem wir die erste ge-
naue Kunde von diesem merkwürdigen Fossil verdan-
ken**)] unterscheidet sich von dem ihm in manchen äußern
Kennzeichen ähnelnden Vesuvian, außer seinem andern
[Seite 486] Verhalten vor dem Löthrohre und daß er keine Spur
von Elektricität zeigt, besonders durch einen bedeuten-
den Gehalt von Talkerde. Fundort in einem Kalkbruche
ohnweit den Dannemora Eisengruben in Upland.

32. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat. Amphigène.

Graulichweiß, milchicht; durchscheinend; aber meist
rissig, und daher trübe; von außen rauh; inwendig
glasglänzend, zeigt auf dem Bruche concentrische Tex-
tur. Gemeiniglich krystallisirt, meist als doppelt acht-
seitige Pyramide mit vier Flächen an jeder Endspitze
(– tab. II. fig. 14. –); sehr spröde. Gewicht = 2468.
Gehalt (nach Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Alaun-
erde, 22 Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien,
in mancherlei Laven und Tuffwacken.

33. Pyrop, Böhmischer Granat.

Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt, sondern in
rundlichen Körnern, lose oder eingewachsen in Serpen-
tin etc. Gewicht = 3941. Gehalt (nach Klaproth) =
40 Kieselerde, 28,50 Alaunerde, 10 Talkerde, 3,50
Kalkerde, 16,50 Eisenoxyd, 2 Chromoxyd, 0,25 Man-
ganoxyd. Fundort zumal Böhmen und Sachsen.

34. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat Engl.
Garnet).

Aus dem Colombin- und Karmesinrothen durchs Pech-
braune ins Olivengrüne; eben so verschiedene Grade
der vollkommnern oder mindern Durchsichtigkeit; meist
Glasglanz; muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als
krystallisirt; letzteres in mancherlei Form; doch meist
als Dodecaëder mit rautenförmigen Flachen (– tab. II.
fig. 13. –); auch wie der Leucit (– tab. II. fig. 14. –).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgende
drey Arten des Granats; wovon ersterer edler, die
andern beiden aber gemeiner Granat genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Granat,
Almandin.

[Seite 487]

Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht =
4188. Gehalt (nach Klaproth) = 36,75 Kieselerde,
27,25 Alaunerde, 36 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd.
Findet sich vorzüglich in Pegu; wird gemeiniglich als
Zweckenkopf (en cabochon) geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter andern
vorzüglich schön am St. Gotthard; auch beim Vesuvian
vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.

Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754. Gehalt
(nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde, 30,83 Kalkerde,
28,75 Eisenoxyd. Unter andern als so genannter
Großular rein auskrystallisirt in der Leucit-Form
(– tab. II. fig. 14. –) beim Vesuvian vom Wiluj.
Gemeine Abarten häufig in Thüringen und Meisen,
auch nebst dem braunen am Spitzenberg am Harz.

35. Eudialyt*).

Aus dem blaßrosenrothen ins Hyacinthrothe; an den
Kanten durchscheinend; ins Fettglänzende; Bruch aus
dem muschligen ins splittrige; theils ungeformt, theils
krystallisirt als Dodekaëder mit rautenförmigen Flächen.
Gewicht = 2,903. Gehalt (nach Stromeyer) =
54,39 Kieselerde, 11,30 Zirconerde, 9,50 Kalkerde, 671
Eisenoxyd. 1,51 Manganoxyd. Fundort an der West-
küste von Grönland.

36. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durchscheinend;
immer krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säu-
len; zuweilen als Zwillingskrystall, theils in rechten
Winkeln, theils wie ein Andreaskreuz [dieß der so ge-
nannte Basler Taufstein**)]. Gehalt (nach Vau-
quelin
) = 30,59 Kieselerde, 37 Alaunerde, 3 Kalk-
erde, 15,30 Eisenoxyd. Fundort in Bretagne und am
[Seite 488] St. Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit krystalli-
sirtem Cyanit.

37. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils ins Graue, Silberweiße;
durchscheinend; fast perlmutterglänzend; der Bruch lang-
splitterig, strahlig und blätterig; meist ungeformt; theils
krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; auf
dem Querbruch theils so hart, daß er am Stahl Fun-
ken giebt; dagegen er sich im Längenbruch mit dem Na-
gel zerreiben läßt. Gehalt (nach Klaproth) = 43 Kie-
selerde, 55,5 Alaunerde, 0,5 Eisenoxyd nebst einer
Spur von Kali. Fundort zumal am St. Gotthard,
im Zillerthal im Salzburgischen.


II. Zircongeschlecht.

Die von Klaproth entdeckte Zirconerde,
von welcher dies Fossilien-Geschlecht den Namen
hat, wird in Schwefelsäure und im concentrirten
Essig, aber nicht in Laugensalzen aufgelöst. Sie
gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle
Perle, und findet sich in zwey so genannten Edel-
steinen, dem Zircon und dem Hyacinth.

1. Zircon und Hyacinth.

Ersterer meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen
Farben, zumal ins Gelbliche, Blauliche etc.; durchsichtig;
von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas fetti-
gen Glanze; krystallisirt in vierseitigen Säulen, die mit
vier auf den Seiten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind
(– tab. II. fig. 7. –); sehr hart. Gewich = 4475 L.
Manche werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt
(nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26,50 Kieselerde,
0,50 Eisenoxyd. Fundort Ceilon und Norwegen; hier
nämlich bei Friedrichswärn, in einem aus opalisiren-
dem Feldspath und Hornblende gemengten Halbgranit.

Der Hyacinth aber meist orangegelb, feuerfarben;
durchsichtig; gewöhnlich rein auskrystallisirt; und zwar
meist in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den
[Seite 489] Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II.
fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 70 Zirconerde, 25 Kieselerde. Fundort vor-
züglich Ceilon*).


III. Gadolingeschlecht.

Die nach ihrem Entdecker Profess. Gadolin
benannte Erde unterscheidet sich von der Glücin-
und Thonerde, mit welchen sie sonst in manchen
Eigenschaften überein kommt, unter andern durch
ihre Unauflösbarkeit in den ätzenden festen Laugen-
salzen, und daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch
blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbestoff ge-
fällt wird.

1. Gadolinit, Ytterit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmuscheliger
Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Magnet. Ge-
halt (nach Ekeberg) = 55,5 Gadolinerde, 13 Kiesel-
erde, 4,5 Glücinerde, 16,5 Eisenoxyd. Fundort Falun,
und Ytterby in Roslagen in Schweden.


IV. Glücingeschlecht.

Die von Vauquelin entdeckte Glücin-
erde
(Süßerde) unterscheidet sich von der Thon-
erde, mit welcher sie manche Eigenschaften gemein
hat, schon dadurch, daß sie mit der Schwefelsäure
nicht wie diese Alaun macht; und hat ihren Namen
[Seite 490] von der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und
leicht zusammenziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine).

Meergrün in mancherlei Schattirungen, einerseits bis
ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggelbe; durch-
sichtig; Längenbruch muschelig; Querbruch blätterig; in
sechsseitigen Säulen von mancherlei Varietät krystallisirt.
Gewicht = 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16
Glücinerde, 69 Kieselerde, 13 Alaunerde, 0,5 Kalk-
erde, 1 Eisenoxyd. Fundort vorzüglichst auf dem Adon-
schelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal, und eine
gemeine grünlichgraue etc. fast undurchsichtige Abart in
großen Säulen bei Chanteloupe in Haute-Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emeraude. Engl. Emerald).

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Namen:
seine Krystallisation ist eine sechsseitige Säule (– tab. II.
fig. 10. –) in mancherlei Abänderungen. Gewicht =
2775. Gehalt (nach Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46,
60 Kieselerde, 14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chro-
miumkalk. Fundort vorzüglichst in Peru; aber auch in
Oberägypten, bei Coßir etc.

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend; Län-
genbruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang der Blät-
ter; leicht darnach zu spalten. Querbruch muschelig;
krystallisirt als geschobene vierseitige Säule; hart. Ge-
wicht = 3062. Gehalt (nach Berzelius) = 21,78
Glücinerde, 43,22 Kieselerde, 30,56 Alaunerde, 2,22
Eisenoxyd, 0,70 Zinnoxyd. Fundort Brasilien.

4. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne; opa-
lisirt ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend; muscheliger
Bruch; meist ungeformt in Körnern; selten krystallisirt
als achtseitige Säule mit dergleichen Endspitze. Ge-
wicht = 3710. Gehalt (nach Seybert) = 16 Glü-
cinerde, 68,66 Alaunerde, 5,99 Kieselerde, 4,73 Eisen-
oxydul, 2,66 Titanoxyd. Fundort ebenfalls Brasilien.


V. Thongeschlecht.

[Seite 491]

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch
Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine),
weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet.
Sie wird außerdem auch in der Salpetersäure und
Salzsäure aufgelöst, und aus der Auflösung durch
Kali wieder gefällt. Für sich ist sie im Feuer un-
schmelzbar, verhärtet aber darin; und wird dabei
(und zwar nach Verhältniß des Grades der Hitze)
in einen kleinern Raum zusammengezogen. – Viele
thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht wer-
den, den eigenen Thongeruch von sich. Die weichen
kleben meist an der Zunge, und manche derselben
saugen das Wasser ein, und werden darin zähe.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst – so auf-
fallend es auch auf den ersten Blick scheinen muß–
manche farbige Edelsteine (Argilo-gemmes),
deren einige, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat,
fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine un-
begreifliche Weise, zu so ausnehmend harten, durch-
sichtigen, feurigen edlen Steinarten verbunden
ist (§. 240. S. 464.).

1. Topas.

1) Edler Topas.

Gelb in mancherlei Abstufungen; theils aber auch
einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne,
Blauliche etc.; der Längenbruch muschelig; der Quer-
bruch blätterig. Meist krystallisirt, und zwar gewöhn-
lich als vier- oder achtseitige Säule, die beim brasili-
schen mit vier, acht oder auch sechs Flächen zugespitzt
(– tab. II. fig. 16. –), beim Sächsischen aber meh-
rentheils mit einer sechsseitigen Flache abgestumpft ist
(– tab. II. fig. 9. –). Gewicht des brasilischen =
[Seite 492] 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität des Turma-
lins. Gehalt des Sächsischen (nach Vauquelin) =
49 Alaunerde, 29 Kieselerde, 20 Flußsäure. Fundort,
in Europa zumal bei Auerbach im Voigtlande auf dem
Schneckenstein, in einem eigenen, merkwürdigen Mut-
tergestein (dem Topasfels); in Asien vorzüglich bei
Mukla in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame-
rica in Brasilien; und in Neuholland jenseits der blauen
Berge im Westen von Botanybay.

2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangen-
stein, weißer Stangenschörl, schörlartiger

Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röthlich; we-
nig durchscheinend; blätteriger Querbruch; in stänglich
zusammengehäuften Säulen, theils in sechsseitigen Kry-
stallen. Gewicht = 2530. Gehalt (nach Klaproth)
= 49,50 Alaunerde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Ei-
senoxyd, 1 Wasser. Fundort vorzüglich im Stockwerk
bei Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten
Muttergestein von Glimmer und Quarz.

2. Rubin, Spinell.

Roth in mancherlei Abstufungen; daher die beson-
dern Benennungen, da der ponceaurothe Spinell ge-
nannt wird, der rosenrothe Balais, der ins Hya-
cinthenrothe fallende Rubicell etc., zuweilen geht er
aber auch ins Blauliche, ins Weiße etc.; seine Krystalli-
sation mannigfaltig; doch meist als doppelt vielseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) oder als sechsseitige
Säule oder Tafel, in mancherlei Abänderungen. Mit-
tel-Gewicht – 3700. Gehalt (nach Klaproth) = 74,50
Alaunerde, 15,50 Kieselerde, 8,25 Talkerde, 0,75 Kalk-
erde, 4,50 Eisenoxyd*). Fundort Ceilon, Pegu etc.

3. Gahnit, Automolit. Spinelle zincifère.

Schwarzgrün; an dünnen Kanten durchscheinend;
zwischen Fett- und Glasglanz; muschliger Bruch; Kry-
stallisation als doppelt vierseitige Pyramide; Gewicht
[Seite 493] = 4,177. Gehalt (nach Ekeberg) = 60 Alaunerde;
24,25 Zinkoxyd, 9,25 Eisenoxyd, 4,25 Kieselerde. Fund-
ort bei Falun in Talkschiefer.

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherlei Abstufungen; bis ins Weiße
(ächter Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*), wozu
vielleicht mancher so genannte ostindische Topas ge-
hört; eigentlich durchsichtig; zuweilen in etwas opalisi-
rend; seine Krystallisation als sechsseitige einfache oder
doppelte Pyramide (– tab. II. fig. 18. –). Ist der
härteste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht =
4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98,50 Alaunerde,
1 Eisenoxyd, 0,50 Kalkerde. Findet sich meist als Ge-
rölle; zumal auf Ceilon; aber auch in Krystallen, ein-
gewachsen in der Rheinländischen Mühlstein-Lava.

5. Demantspath und Corund**).

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, selten
ins Haarbraune; beide wenig durchscheinend; von so
genanntem Demant-Glanz, und spathartigem Gefüge;
krystallisirt in sechsseitigen (zuweilen etwas conisch zu-
laufenden) kurzen Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl
des schinesischen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt
des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Alaunerde, 5,50
Kieselerde, 1,25 Eisenoxyd. Fundort Coromandel und
Schina, im Granit. Gebrauch in jenen Ländern zum
Schneiden und Poliren der Edelsteine und des Stahls***).

Unter dem Namen von edlen Corund kann man
die schönfarbigen, zumal rubinrothen und saphir-
blauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls in Ostin-
dien finden und wovon die erstem Salamrubine,
[Seite 494] die letztern aber vulgo Sternsaphire genannt wer-
den, weil sie, zumal wenn sie an den Enden der
Säule rundlich angeschliffen werden, bei auffallendem
Lichte mit einem beweglichen sechsstrahligem Sterne
spielen.

* * *

Dem Demantspath ist der Andalusit, Feldspath
apyre
, nahe verwandt, der meist Pfirschblüthroth, theils
(namentlich in Tyrol) in vierseitigen Säulen krystalli-
sirt, in Gneis und Glimmerschiefer bricht.

6. Smirgel. Smiris. (Fr. Emeril. Engl. emery).

Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an den Kan-
ten durchscheinend; schimmernd, theils fast metallisch
glänzend; kleinkörniger theils splitteriger Bruch. Sehr
hart. Gewicht ungleich. Z.B. = 3922. Auch der
Gehalt verschieden, z.B. der von Naxos (nach Ten-
nant
) = 86 Alaunerde, 3 Kieselerde, 4 Eisenoxyd:
hingegen der von Jersey (nach Vauquelin) = 53,83
Alaunerde, 12,66 Kieselerde, 24,66 Eisenoxyd, 1,66
Kalkerde. Fundort des wahren Smirgels*) unter an-
dern Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erzgebirge.

7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.

Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene die
kostbarsten; (verwittert ins Berggrüne); undurchsichtig;
in kleintraubigen knospigen Nierchen. Gewicht = 2900.
Gehalt (nach John) = 73 Alaunerde, 18 Wasser,
4,5 Kupferoxyd, 4 Eisenoxyd. Kommt vorzüglich von
Nischabur in Ostpersien. Bricht in Thonlagern zwischen
Gangschiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Petre-
fact, nämlich für versteinte Fischzähne gehalten.

8. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz,
theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils als
[Seite 495] Gerölle, meist aber in drey- oder sechs- oder neunseiti-
ger kurzer Endspitze (– tab. II. fig. 12. –). Manche
Abarten zeigen die sonderbare Elektricität, daß sie,
wenn sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt
sind, Asche etc. anziehen und abstoßen, und diese heißen
Turmaline*).

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur-
malin
.

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dün-
nen Splittern braun oder grün durchscheinend. Hat
glasartigen Bruch. Meist in langen Säulen (Stan-
genschörl
), theils nadelförmig; theils in kurzen
dicken Säulen (Graupenschörl). Gehalt des Grön-
ländischen (nach Gruner) = 41 Kieselerde, 32 Alaun-
erde, 3 Talkerde, 5 Eisenoxyd, 1 Manganoxydul, 9 Bo-
raxsäure, 5 Lithion. Bricht sowohl im Granit, als in
manchen Ganggebirgsarten, zumal im Gneis, Schnei-
destein, Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen; na-
mentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagaskar etc.

2) Brauner Turmalin.

Bei auffallendem Lichte schwarzbraun, bei durchfal-
lendem fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch wie
der schwarze theils in langen Säulen (so z.B. auf den
Pyrenäen), theils in Graupen (z.B. auf Ceilon).
Gehalt (nach Bergmann) = 39 Alaunerde, 37 Kie-
selerde, 15 Kalkerde, 9 Eisenoxyd.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Ru-
bellit
.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säulen in
die Länge gestreift, theils stänglicht zusammengehäuft.
Gewicht 3043. Gehalt (nach Vauquelin) = 40
Alaunerde, 42 Kieselerde, 10 Natron, 7 Braunstein-
kalk. Fundort Permien. Es gehört aber auch dazu der
sonst so genannte krystallisirte Lepidolith von Ro-
zena in Mähren.

[Seite 496]

4) Blauer Schörl, Indicolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durch-
scheinend; Glasglanz, dem metallischen sich nähernd;
hart; meist in nadelförmigen, zusammengehäuften, der
Länge nach gestreiften Säulen. Fundort Utön in
Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durchsichtig;
die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht = 3600. Ge-
halt (nach Bergmann) = 50 Alaunerde, 34 Kiesel-
erde, 11 Kalkerde, 5 Eisenoxyd. Fundort Brasilien.

9. Dichroit. Iolithe.

Dunkelveilchenblau; an den Kanten durchscheinend;
glasglänzend; hart; selten krystallisirt in kleinen sechs-
seitigen Säulen. Gewicht = 2560. Gehalt (nach
Stromeyer) = 49,17 Kieselerde, 33,10 Alaunerde,
11,48 Talkerde, 4,33 Eisenoxyd. In Baiern, Spa-
nien, Grönland etc.

10. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherlei Abstufungen und
Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durchscheinend;
weist blätteriger Bruch; giebt grünlichgrauen Strich.
Gewicht = von 3600 bis 3900. Giebt wenn sie an-
gehaucht wird, den eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:

1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée
).

Theils strahlig, büschelförmig etc. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 42 Kieselerde, 12 Alaunerde, 11 Kalkerde,
2,25 Talkerde, 30 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Eins
der weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile vie-
len Aftergranits ausmacht.

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durch einander laufenden strahligen
Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säulen, die
theils tafelartig, und mit zwey oder drey Endflächen
zugeschärft oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen in
Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt in Laven.

[Seite 497]

11. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherlei Abstufungen, theils
mit Silber- oder Messing-Glanz, oder tombackbraun
bis ins Schwarze; mehr oder weniger durchsichtig; meist
geradblätterig, selten krummblätterig (wie z.B. Mica
hemisphaerica Linn.) Jene theils in Bogengröße;
so z.B. das russische Frauenglas oder Fenster-
glimmer [Engl. Isinglass. Russ. Sliuda*)]; die
Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber
krystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen Tafeln.
Gewicht = 2934. Gehalt des russischen Frauenglases
(nach Klaproth) = 34,25 Alaunerde, 48 Kieselerde,
8,76 Kali, 4,50 Eisenoxyd, 0,5 Talkerde und Mangan-
oxyd. Hingegen des silberweißen Glimmers von Zinn-
walde in Böhmen (nach Turner) = 44,28 Kiesel-
erde, 24,53 Alaunerde, 9,47 Kali, 4 Lithion, 11,33
Eisenoxydul, 1,66 Manganoxyd, 5,14 Flußsäure. Auch
eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten Mine-
ralien in unserer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten
von Gebirgen (§ 227–230).

12. Lepidolith, Lillalith. (Fr. Mica grenu).

Lillaroth, theils ins Graue, Braunliche etc.; an den
Kanten durchscheinend; schimmernd; fast metallischer
Glanz; unebner, kleinschuppiger, fast glimmeriger Bruch;
halbhart. Gehalt (nach Klaproth) = 38,26 Alaunerde.
54,50 Kieselerde, 4 Kali, 2,50 Wasser, 0,75 Mangan-
und Eisenoxyd. Fundort bei Rozena in Mähren, in
einer gemengten Gebirgsart von Feldspath und großen
Quarzbrocken.

13. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend; von
dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957. Schmilzt
sehr leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen Kügelchen.
Gehalt (nach Klaproth) = 24 Alaunerde, 40 Fluß-
säure, 36 Natron. Fundort, Grönland.

[Seite 498]

14. Skapolith mit Wernerit oder Fettstein etc.
Paranthine.

Aus dem Grünlichgrauen ins Gelblichgraue und Lauch-
grüne etc.; durchscheinend; hart; derb oder in vierseiti-
gen Säulen krystallisirt. Gehalt (des Skapoliths, nach
John) = 50,25 Kieselerde, 30 Alaunerde, 10,45 Kalk-
erde, 3 Eisenoxyd, 1,45 Manganoxyd, 2 Kali, 2,85
Wasser. Meist im Gneis in Norwegen und Schweden.

Damit verwandt der Sodalit in Grönland.

15. Feldspath. (Fr. Spath étincelant. Engl.
Field spar).

Von mancherlei, doch meist blassern Farben; meist nur
wenig durchscheinend; meist mit wahren Spathgefüge;
theils ungeformt, theils verschiedentlich krystallisirt; häu-
fig als Bestandtheil gemengter Gebirgsarten; theils
mit andern Mineralien (z.B. mit Quarz oder Horn-
blende) innig gemengt.

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist
z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen Serpentino
verde antico
.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch theils auch
in andern und selbst hohen Farben, z.B. smaragdgrün
mit mattem Perlmutterglanz im so genannten Amazo-
nenstein aus dem Catharinburgischen; mit deutlichem
Spathgefüge; häufig krystallisirt, zumal in sechsseitigen
(einfachen oder zu Zwillingskrystallen verbundenen) Ta-
feln mit zugeschärften oder zugespitzten Enden, oder in
Rhomben, in vierseitigen Säulen etc. Manche Abarten
verwittern leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des sma-
ragdgrünen sibirischen = 2573 L. Und der Gehalt des
nämlichen (nach Vauquelin) = 65 Kieselerde, 17
Alaunerde, 3 Kalkerde, 13 Kali. Ueberhaupt aber
ist der gemeine Feldspath wiederum eine der uranfäng-
lichsten Mineralienarten unsers Erdkörpers, als Hauptge-
[Seite 499] mengtheil des Granits, wo er in manchen Abarten den
bei weiten vorwaltenden Theil ausmacht*).

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos und wasserhell; theils weiß; glas-
glänzend; theils ungeformt (so z.B. eingewachsen, in
manchen hieländischen Basalt); theils säulen- oder ta-
felförmig krystallisirt (so z.B. in ersterer Form im Gra-
nit vom Drachenfels am Rhein, in letzterer am Vesuv).

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend; opa-
lisirend; seine Krystallisation meist wie am gemeinen
Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort, zumal auf der
Adula am St. Gotthard (theils in großen Krystallen),
und der eigentliche Mondstein als Gerölle auf Ceilon**).

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber bei
auffallendem Lichte in mancherlei, theils hohe Farben
schillernd, theils mit Messing- oder Tombackglanz; durch-
scheinend. Gewicht = 2692. Gehalt (nach Klaproth)
= 55,75 Kieselerde, 26,50 Alaunerde, 11 Kalkerde,
1,25 Eisenoxyd, 4 Natron, 0,50 Wasser. Fundort
vorzüglich auf Labrador und in Ingermanland.

* * *

Auch zum Feldspath rechnete Werner 6) den Hohl-
spath, Chiastolith
, Macle, ein sonderbares Mineral
von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in langen dün-
nen vierseitigen Säulen die im Querbruch in der Mitte
[Seite 500] einen schwarzen ebenfalls viereckten Kern zeigen, der von
seinen Ecken nach den Kanten der Säule ausläuft.
Es hat Fettglanz, feinsplitterigen Bruch, und ritzt ins
Glas. Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer ein-
gewachsen. Fundort unter andern Bretagne, und Ge-
frees im Bayreuthschen.

16. Kieselspath*), Albit, Cleavelandit.

Aehnelt im äußern dem Adular; hat aber eine aus-
gezeichnet blätterige Textur. Gehalt (nach Stromeyer)
= 70,67 Kieselerde, 59,80 Alaunerde, 9 Natron etc.
Fundort in Massachusets.

17. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend; ma-
ger anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Gewicht =
1669. Gehalt (nach Stromeyer) = 30,26 Alaunerde,
23,36 Schwefelsäure, 46,37 Wasser. Fundort zumal
bei Halle.

18. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend;
mager; sanft anzufühlen; von verschiedenem Zusammen-
hange. Gehalt verschieden; z.B. der Passauer (nach
Fuchs) = 45 Kieselerde, 32 Alaunerde, 0,74 Kalkerde,
0,90 Eisenoxyd, 18 Wasser. Fundort in vielen Län-
dern von Europa und Asien. Ist wenigstens großen-
theils aus verwittertem Feldspath entstanden.

19. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch
mancherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig
anzufühlen; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt
angehaucht den eigenen Thongeruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im
Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig in
[Seite 501] Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden
vielfachen Brauchbarkeit, z.B. zu Terra cotta, Fayence,
Steingut, so vielartiger anderer Töpferwaare*), Ta-
backspfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so
genannten terrae sigillatae - Waaren), Schmelztiegeln,
Ziegeln, auch zum Walken schlechter Tücher, zum Raf-
finiren des Zuckers etc. Findet sich meist in aufge-
schwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist fein-
erdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher
Porphyre aus. Gebrauch in manchen Gegenden als
Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze; der Bruch schieferig,
scheibenförmig; manche Abarten hängen stark an der
Zunge**); oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschie-
fer
). Ein gewöhnlicher Gefährte der eigentlichen
Steinkohlen. Uebergänge in Thonschiefer, Porcellan-
Jaspis.

[Seite 502]

Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist, heißt
er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus
carbonarius
, (Engl. slag, cleft); dieser brennt mit
Harzgeruch und wird dabei Heller. Kann auch sehr gut
zu mancher Art von Feuerung gebraucht werden, weß-
halb er denn auch von manchen Mineralogen den Stein-
kohlen selbst beigezählt wird.

20. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam).

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweichbar;
innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit
Säuern braust, und theils leicht im Feuer schmilzt;
meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschlemmtem Lande.

21. Bolus [der Mineralogen*)], lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s. si-
gillata
.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig;
muscheliger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt
stark an der Zunge; zerfallt im Wasser mit Aufstoßen
von Luftblasen und Geräusch, gibt angehaucht den
Thongeruch. Gehalt (nach Klaproth) = 66 Kieselerde,
14,50 Alaunerde, 6 Eisenoxyd, 3,50 Natron, 0,35
Kalkerde, 0,25, Talkerde, 8,50 Wasser. Fundort vor-
züglich auf der Insel Stalimene (Lemnos).

22. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. ful-
ler's earth
).

Meist leberbraun, aber auch in andern Farben; theils
streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch; fettig
anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thongeruch;
saugt leicht Fett ein; daher ihre wichtige Benutzung.
Gehalt (nach Klaproth) = 53 Kieselerde, 10 Alaun-
erde, 0,50 Kalkerde, 1,25 Talkerde, 0,75 Eisenoxyd,
0,10 Kochsalz, 24 Wasser. Fundort der vorzüglichsten
in Hampshire.

[Seite 503]

23. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit
grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch;
sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zunge, und
läßt sich spähneln. Gehalt (nach Bucholz) = 44 Kie-
selerde, 26,5 Alaunerde, 0,5 Kalkerde, 8 Eisenoxyd,
20,5 Wasser. Fundort in Thüringen, auch bei Med-
ziana Gora in Polen etc.

24. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone-
marrow
.

Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen
drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt (so
z.B. die meist veilchenblaue ist genannte Wundererde
von Planitz bei Zwickau) von sehr verschiedener Festig-
keit; vom Zerreiblichen bis zum Halbharten*); letzteres
mit muscheligem Bruche. Gehalt desselben (nach Klap-
roth
) = 45,25 Kieselerde, 36,50 Alaunerde, 2,75
Eisenoxyd, 14 Wasser.

Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich gespren-
kelte armenische Bolus gehört hierher.

Und diesem ähnelt, wenigstens im Aeußern, die bei
den Alten so berühmte, von ihrem Fundorte benannte
Sinopische Erde, (Sinopis pontica).

Besonders merkwürdig ist das vom sel. von Trebra
im tiefen Georgstollen bei Clausthal auf Grauwacke
entdeckte milchweiße Steinmark, welches mittelst eines
Federkiels einen phosphorescirenden Strich gibt.

25. Bildstein, schinesischer Speckstein.
Agalmatolithe.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche. Rothe;
mehr oder weniger durchscheinend; Gewicht = 2600;
ähnelt überhaupt im Aeußern dem eigentlichen Speck-
steine; enthält aber keine Talkerde, sondern (nach Klap-
[Seite 504] roth) = 36 Alaunerde, 54 Kieselerde, 0,76 Eisenoxyd,
5,50 Wasser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich
zu mancherlei kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.

26. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge. Engl.
red-chalk).

Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend; meist
schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig gemengt
mit rothem Eisenocher (doch nur in wenigen pro Centen).

27. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend; weich;
gibt starken Thongeruch. Fundort zumal in der Ober-
lausitz, in ganzen Flözen.

28. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger Bruch;
etwas fettig; theils derb (so bei Verona); theils als
Ueberzug in Drusenlöchern im Trapp (Mandelstein) und
auf den darin liegenden Chalcedon- und Zeolith-Nieren
(so z.B. bei Ilfeld und auf den Färöern).

29. Wavellit, Hydrargillit, phosphorsau-
rer Thon
. Diaspore.

Weiß in allerhand Farben; meist Perlmutterglän-
zend; theils erdig; theils divergirend strahlig und durch-
scheinend; letzterer halbhart. Gehalt (nach Fuchs) =
37,2 Alaunerde, 35,12 Phosphorsäure, 28 Wasser.
Fundort in Devonshire (in Kieselschiefer) und Böhmen
(auf Sandstein).

30. Alaunthon.

Ganz in den nämlichen drey Abarten wie der ge-
meine Thon, von dem er sich aber unter andern auch
meist schon durch einen süßlich zusammenziehenden Alaun-
geschmack auszeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun; erbiger Bruch; glänzender Strich;
theils in ganzen Flözen. Uebergang in Braunkohle.

[Seite 505]

2) Alaunstein.

Weiß, ins Gelbliche, Grauliche etc. (im Feuer brennt
er sich röthlich); theils an den Kanten etwas durch-
scheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt); halb-
hart; theils abfärbend. Gehalt (nach Vauquelin) =
43,92 Alaunerde, 24 Kieselerde, 25 Schwefelsäure,
3,80 Kali, 4 Wasser. In ganzen Flözen bei Tolfa im
Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheibenförmig;
theils gerade- theils krumm-blätterig; theils in Ku-
geln; der Bruch theils matt, theils glänzend; hält
häufig Schwefelkies eingemengt; bricht theils (– aber
bei weiten nicht ausschließlich –) in Ganggebirgen als
Thonschiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu un-
terscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in Flötz-
gebirgen mit Abdrücken von Versteinerungen aus beiden
organisirten Reichen; so z.B. als Kräuterschiefer im
Saarbrückischen; und als Trilobitenschiefer bei Andra-
rum. Gehalt des von Garphytta in Schweden (nach
Berzelius und Hisinger) = 44,70 Kieselerde.
10,30 Thon, 26,77 Erdharz, 18,23 Schwefelkies.

31. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schi-
slus
. (Fr. Ardoise. Engl. Slate).

Grau, in mancherlei andere Farben übergehend, bis
ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig etc.; schim-
mernd, theils mit Seidenglanz; von sehr verschiedener
Feinheit des Korns; der Bruch theils gerade theils
wellenförmig; die Bruchstücke meist scheibenförmig; doch
theils auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen;
selten trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt graulich-
weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt aber in endlo-
ser Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils von ih-
rem Gebrauch den Namen haben, z.B. Probirstein
(Ital. pietra paragone, die ein wahrer Thonschie-
fer ist –), Tafelschiefer, Dachschiefer etc. Auch
mancherlei Uebergänge in Kieselschiefer, Glimmerschie-
fer etc. Hauptsächlich in Ganggebirgen. Doch auch
theils in Flözgebirgen (- so z.B. der glarner Tafel-
schiefer vom Blattenberge –).

[Seite 506]

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer oder
die schwarze Kreide, ampelites, sehr weich, ab-
färbend.

32. Wetzschiefer. (Fr. pierre à rasoir. Engl.
whet-stone).

Meist grünlich- oder gelblich-grau; theils ins rahm-
gelbe und graulich-schwarze; nur an den Kanten wenig
durchscheinend; schwachschimmernd; schieferiger Bruch;
theils splitterig; halbhart; bricht in Ganggebirgen; vor-
züglich in der Levante, in Deuschland unter andern im
Bayreuthschen.

33. Klingstein. (Fr. Phonolithe).

Grau in mancherlei Schattirungen, zumal ins Grün-
liche; mattschimmernd; an den Kanten durchscheinend;
von dickschieferigem Gefüge; der Bruch grobsplitterig;
halbhart; zähe; Gewicht = 2575. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 23,50 Alaunerde, 57,25 Kieselerde, 2,75
Kalkerde, 3,25 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd, 8,10
Natron, 3 Wasser. Hat den Namen vom Klange den
dünne Scheiben beim Anschlagen von sich geben; macht
die gewöhnliche Grundmasse des Porphyrschiefers. Fund-
ort unter andern in Böhmen und der Lausitz.

34. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn.
Corneus trapezius Waller. (Engl. Whin-
stone
).

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche und
ins Rothbraune; undurchsichtig; matter feinkörniger
Bruch; theils ins Erdige; ungeformt; Härte und Ge-
wicht verschieden. Macht oft die Grundmasse einer
porphyrähnlichen gemengten Gebirgsart aus, da er an-
dere Mineralien eingemengt enthalt, z.B. basaltische
Hornblende, Glimmer, Zeolith, Ehalcedon, Kalkspath-
nieren etc. Dahin gehören also die mehresten Man-
delsteine
, wie z.B. die von Ilfeld; der Blatter-
stein
(Perlstein) von Lerbach am Harz, der Toad-
stone
von Derbyshire. Uebergang in Grünstein, Ba-
salt etc. Eine durch die entferntesten Weltgegenden ver-
breitete Gebirgsart; findet sich z.B. nördlich bis Is-
[Seite 507] land, Kamtschatka etc. und so auch fast im äußersten
von Europäern besuchten Süden auf Kerguelen-Land.

Vermuthlich gehören noch hierher:

a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder
grüner basaltischer Hornblende und kleinen Kalkspath-
körnern. Scheint das Urgestein zu vielen vesuvischen
Laven, von denen sie insgemein (aber irrig) selbst bei-
gezählt wird.

Und auch wohl b. der so genannte Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberggrünen
Nierchen, die dem Stein ein pockenartiges Ansehen ge-
ben. Fundort zumal im Bayreuthischen und als Ge-
rölle in der Durance bei Briançon.

35. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und
theils auch ins Grünliche: von sehr ungleichem Korn;
mehr oder weniger dicht; theils in unebnen schieferigen
Ablosungen, theils wie aus runden Körnern zusammen-
gebacken etc. Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder
säulenförmig. Diese Säulen, von drey bis neun Sei-
ten, stehen theils zu taufenden dicht aneinander; meist
schräg, wie angelehnt, theils aber auch aufrecht: theils
gebogen; theils gar aufs regelmäßigste gegliedert*);
und diese Glieder zuweilen durch Verwitterung kuge-
licht abgerundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener
Härte, specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark
auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen Säulen-
basalts (nach Klaproth) = 16,75 Alaunerde, 44,50
[Seite 508] Kieselerde, 9,50 Kalkerde, 2,25 Talkerde, 20 Eisenoxyd,
0,12 Manganoxyd, 2,60 Natron, 2 Wasser. Hält ge-
meiniglich eine oder mehrere Gattungen von mancherlei
andern Mineralien eingemengt, zumal Olivin, Augit,
Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende etc.
Uebergänge zumal in Trapp, Tuffwacke und Lava;
auch theils in den eigentlichen Grünstein eine aus
Hornblende und Feldspath innig gemengte Gebirgsart
(Fr. Roche amphibolique)*). Gemeiniglich in ein-
zelnen Bergen (Kuppen); die aber in theils Gegenden
ganze Züge machen.

Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest ver-
breiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören, werden
leicht vom Feuer angegriffen; und da sich nun seit der
Schöpfung unseres Planeten so mancherlei unterirdische
Selbstentzündungen in seiner Rinde ereignet, so begreift
sich wohl, wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich
auf jene beiden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt,
und diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten
Spuren ihrer im Feuer erlittenen Veränderung er-
halten haben.

36. Tuffwacke, Basalttuff. (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils Roth-
braune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; leicht;
großentheils vulcanischen Ursprungs. Daher auch ihr
gewöhnlicher Fundort bei Vulcanen und ehemaligen
Erdbränden.

Ueberhaupt lassen sich die mancherlei Verschiedenhei-
ten derselben unter folgende zwei, freilich theils in
einander übergehende, Hauptarten bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dichterem
Gefüge, und mehrerer oder minderer Festigkeit.

[Seite 509]

Zu der lockerern Abart gehört z.B. die roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji großen-
theils erbaut war; und die mit basaltischer Hornblende,
welche in der Gegend von Andernach die Mittellage,
zwischen dem Traß und dem so genannten Rheinländi-
schen Mühlstein ausmacht.

Zur dichtern hingegen das aschgraue, vielen Feld-
spath haltende Piperno, der Phlegraischen Felder, und
die mehreste der besonders mit Olivin gemengten Tuff-
wacke vom Habichtswalde ohnweit Cassel.

2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören namentlich folgende zwey, wegen
ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders merk-
würdige Abarten:

a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Ther-
mantide cimentaire
.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken.
Fundort zumal bei Pozzuolo. Scheint auch das Haupt-
Ingredienz zu Faxe's Steinpapier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken; auch zu-
weilen Aeste oder kleine Stämme von verkohltem Holze*).
Fundort zumal bei Andernach am Rhein.

37. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbstent-
zündungen mehr oder weniger vom Feuer angegriffe-
nen, theils verschlackten, theils verglasten Mineralien,
zumal basaltischen Ursprungs; wodurch in den Vul-
canen die Laven, in andern Erdbränden aber die
Erdschlacken entstehen**).

Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins Graue,
Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten Splittern durch-
scheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und Ge-
[Seite 510] halt, nach Verschiedenheit der Primordialfossilien, wo-
raus sie gebildet – und des Grades und der anhalten-
den Dauer des Feuers, dem sie ausgesetzt worden.
Die Laven enthalten, so wie der Basalt und die Tuff-
wacke, oft basaltische Hornblende, Olivin, Leucit etc.
eingeschlossen.

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey Haupt-
arten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche
mattglänzend; schwer; theils auf mancherlei Weise ge-
flossen, getropft, ästig*).

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist nament-
lich der so genannte Rheinländische Mühlstein
aus der Gegend von Andernach zu merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glasglänzend;
mit muscheligem Bruch; manche ähneln dem Obsidian,
andere dem Pechstein. Fundort zumal auf den lipari-
schen Inseln, auf den neu entstandenen vulcanischen bei
Santorini, auf der Insel Ascension im atlantischen
Ocean, auf der Oster-Insel in der Süd-See etc.


VI. Talkgeschlecht.

Die Talkerde, deren auszeichnende Eigenschaft
zuerst vom Prof. Black genau bestimmt worden,
heißt auch Bittererde (terra magnesialis), weil
aus ihrer Verbindung mit der Schwefelsäure das
Bittersalz entsteht; und terra muriatica, weil sie
häufig aus der Muttersole (muria) gewonnen wird,
[Seite 511] die nach der Krystallisation des Kochsalzes zurück
bleibt. Sie schlägt alle andere Erden aus ihren
Auflösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht
in Säuren auf, und theilt denselben einen bittern
Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün.
Ihr Verhalten im Feuer kommt großentheils mit
dem der Alaunerde überein.

Anmerkenswerth, daß bei den unter dieses Geschlecht
gehörigen Mineralien mehrentheils die grüne Farbe
vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die
mehresten finden sich ungeformt, und bloß in Gang-
gebirgen, daher sie nie Versteinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; mattschim-
mernd; theils schuppig; weich; giebt angehaucht den
Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig; schimmernd;
nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt (nach Vau-
quelin
) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18,50 Alaun-
erde, 43 Eisenoxyd. Findet sich zumal zwischen und
im Bergkrystall, vorzüglich auf Madagascar und dem
St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlorit-
erde
.

Fettglänzend; mit feinerdigem, theils blätterigem
oder krummschieferigem Bruch. Meist als Ueberzug
über mancherlei krystallisirte Mineralien, z.B. über
Granaten, Bitterspath, Bergkrystall, magnetischem Ei-
senstein etc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; giebt
grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangen-
schörl etc. eingewachsen. Gehalt (nach Gruner) =
29,50 Kieselerde, 15,62 Alaunerde, 21,39 Talkerde,
[Seite 512] 1,50 Kalkerde, 7,38 Wasser. Uebergang in Thonschie-
fer, Talkschiefer etc. Fundort zumal in Tyrol, Norme-
gen und auf Corsica.

Mancher so genannte Schneidestein gehört hierher,
mancher hingegen zur nächstfolgenden Gattung, und
wiederum zum Talkschiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. La-
pis ollaris, s. lebetum, s. Comensis
.

Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger Bruch,
theils wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast blätte-
riges Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu-Ca-
ledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt (nach
Wiegleb) = 38,54 Talkerde, 38,12 Kieselerde; 6,66
Alaunerde, 12,2 Eisenoxyd. Fundort zumal Grau-
bünden und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kes-
seln, Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu Schleu-
dersteinen; wo auch eine weichere zerreibliche Abart ven
den dasigen Insulanern häufig und zu ganzen Pfunden
gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein gröberes
Korn, und mehr, splitterigen Bruch; ist spröder, und
wird in dicke Platten zu unvergänglichen Stubenöfen
gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durch-
scheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgende drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammenge-
backen, und dann leicht zerreiblich; abfärbend. Fundort
unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherlei Abstufungen der grünen Farbe; meist
Perlmutterglänzend; krummblätterig, biegsam. Gewicht
= 2780. Gehalt des Gottharder (nach Klaproth) =
30,6 Talkerde, 62 Kieselerde. 2,5 Eisenoxyd, 2,75
Kali, 0,5 Wasser. Uebergang in Topfstein etc.

[Seite 513]

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft mit
eingesprengtem Schwefelkies. Uebergang in Chlorit-
schiefer.

4. Magnesit, so genannte reine Talkerde.

Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelbliche;
undurchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch; halbhart;
mager; abfärbend; klebt an der Zunge; meist in kug-
licht zusammengeballten Knollen. Gehalt eines späthi-
gen aus dem Zillerthale (nach Stromeyer) = 84,79
kohlensaure Talkerde, 13,82 kohlensaures Eisenoxydul.
Fundort unter andern in Steiermark und im Bisthum
Durham.

5. Meerschaum. Spuma marina. Leucaphrum.
(Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil, oder
Kilkeffi, d.h. Schaumthon oder leichter Thon).

Meist blaß isabellgelb; matter, feinerdiger Bruch:
fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich;
und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 17,25
Talkerde, 50,50 Kieselerde, 25 Wasser, 5 Kohsensäure.
Hauptfundort Kiltschik (d.h. Thonort) bei Konie in
Anatolien*).

6. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).

In mancherlei, meist blassen Farben: theils marmo-
rirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den Kanten
wenig durchscheinend; von mattem Fettglanz; fettig an-
zufühlen; stumpfsplitteriger Bruch; meist ungeformt;
der bayreuther selten in kleinen Krystallen, und dann
meist in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. II. fig. 19 –) auch rhomboidal etc.; weich in ver-
schiedenem Grade, verhärtet aber im Feuer so, daß er
dann am Stahl Funken gibt**). Gewicht eines bay-
[Seite 514] reuther = 2614. Gehalt (nach Klaproth) = 30,50
Talkerde, 59,50 Kieselerde, 2,50 Eisenoxyd, 5,50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die spanische und
Briançoner-Kreide.

7. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).

Theils milchweiß und an den Kanten durchscheinend,
theils gelblich, schwärzlichgrau etc., seifenartig anzufüh-
len; theils blätterig; leicht mit dem Nagel zu schaben;
läßt sich spähneln wie Seife. Gehalt (nach Klaproth)
= 24,75 Talkerde, 45 Kieselerde, 9,25 Alaunerde,
1 Eisenoxyd, 0,75 Kali, 18 Wasser. Fundort in Corn-
wall. Gebrauch besonders zum Englischen Steingut
(Staffordshire-ware).

8. Serpentin. (Ital. Gabbro).

In mancherlei meist schwarz- oder graulichgrünen
Farben, theils ins Dunkelrothe etc.; geadert, marmo-
rirt, fleckig etc.; meist nur an den Kanten durchschei-
nend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen; theils politur-
fähig. Mittel-Gewicht = 2700. Gehalt (nach Vau-
quelin
) = 44 Talkerde, 44 Kieselerde, 2 Alaunerde,
7,3 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 2 Chromoxyd. Hält
zuweilen Pyrop eingemengt, Fundort zumal Zöblitz
im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.

Besonders merkwürdig ist der von Alex. von Hum-
boldt bei Erbendorf am Fichtelberge entdeckte Serpen-
tinfels, wovon manche Stücke selbst in kleinen Frag-
menten auffallende Polarität zeigen.

Edlen Serpentin nannte Werner eine (dem
Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart, die
durchscheinend und etwas härter ist als der gemeine, und
sich auch in manchen italiänischen Marmorarten ein-
gemengt findet, namentlich in einer Art von so ge-
nanntem verde antico und im Polzevera.

9. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade).

Meist lauchgrün in mancherlei Abstufungen, einer-
seits ins Lichtberggrüne, anderseits ins Schwarzgrüne
(so besonders der unter dem Namen der pietra
d'Egitto
bekannte schöne antike ägyptische, dessen Ge-
[Seite 515] wicht = 2655 L.); mehr oder weniger durchscheinend;
fettglänzend; splitteriger Bruch; Härte verschieden;
meist polirbar. Gehalt (nach Kastner) = 50,50 Kie-
selerde, 31 Talkerde, 10 Alaunerde, 5,50 Eisenoxyd,
2,75 Wasser.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Punam-
mustein, Beilstein
. Lauchgrün in mancherlei Ab-
stufungen; mancher giebt am Stahl Funken. Gewicht
= 3000 L. Fundort zumal auf Tavai-Punammu (der
südlichen von den beiden neu-seeländischen Inseln) wo-
selbst unsere dasigen Antipoden ihre Hacken, Meisel,
Ohrgehänge etc. (aber keine Beile) daraus verfertigen.

Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schinesische
Stein . Er ist molkenfarbig; folglich wenig durch-
scheinend; fettglänzend; ritzt ins Glas. Gebrauch zu
Kunstsachen, namentlich zu Petschirsteinen.

10. Chrysolith, Peridot*).

Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglänzend; mu-
scheliger Bruch; die Außenfläche längsgestreift; krystalli-
sirt in breiten viereckigen Säulen, mit abgestumpften
Seitenkanten und meist sechsseitigen Endspitzen. Mittel-
Gewicht = 3375. Gehalt (nach Stromeyer) =
48,42 Talkerde, 38,48 Kieselerde, 11,19 Eisenoxydul.
Fundort nicht genau bekannt; vermuthlich in den tür-
kischen Morgenländern.

Der dazu gehörige Olivin ist olivengrün, in man-
cherlei Abstufungen (verwittert wird er ochergelb); durch-
scheinend; glasglänzend; von muscheligem, theils blät-
terigem Bruch; rissig; eingesprengt in Trapp, Basalt
und Tuffwacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach
Stromeyer) = 50,49 Talkerde, 40,09 Kieselerde,
8,17 Eisenoxydul.

Ihm ähnelt, sowohl dm äußern Kennzeichen als dem
Gehalte nach, das merkwürdige Fossil, welches die Bla-
senräume der berühmten, von Pallas 1772 am Jenisei
wiedergefundenen großen Eisenmasse füllt, und (eben-
[Seite 516] falls nach Stromeyer) = 48,42 Talkerde, 33,48
Kieselerde, 11,19 Eisenoxydul, 0,34 Manganoxyd hält*).

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt; von fa-
serigem oder blätterigem Gefüge.

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlichweiß; wenig durchscheinend; stark-
schimmernd, theils mit Seidenglanz; in zarten theils
spannenlangen Fasern; elastisch biegsam. Gehalt eines
schwedischen (nach Bergmann) = 17,2 Talkerde, 64
Kieselerde, 13,9 Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 1,2 Eisen-
oxyd. Fundort unter andern in Graubünden, auf Cor-
sica, und besonders häufig in Schina, wo man sich
seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend; glas-
glänzend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam.
Gehalt (nach Wiegleb) = 45,45 Talkerde, 46,66
Kieselerde, 4,79 Eisenoxyd. Bricht oft in und bei
Serpentinstein.

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile).

Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blätte-
rig, theils dicht; der Bruch theils verworren faserig;
sehr weich; elastisch biegsam. Mittelgewicht = 0,836.
Gehalt (nach Bergmann) = 26,1 Talkerde, 56,2
Kieselerde, 12,7 Kalkerde, 2 Alaunerde, 3 Eisenoxyd.

[Seite 517]

Fundort unter andern in sehr großen Stücken bei Dan-
nemora in Upland und im Olonezkischen*).

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt schim-
mernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich; hängt
an der Zunge; etwas biegsam; giebt glänzenden Strich.
Dieses aus mancher Rücksicht noch räthselhafte Fossil
bricht bei Sterzingen in Tyrol.

12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).

Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue; mehr
oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.

In folgenden drey Arten:

1) Gemeiner Strahlstein. (Schwed. Horn-
blenda
).

Von mancherlei Grün; durchscheinend; glänzend; der
Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleichlaufend,
theils divergirend strahlig; meist krystallisirt in langen,
breitgedruckten, theils nadelförmigen vier- oder sechs-
seitigen Säulen; halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt
(nach Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde,
9,3 Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 4 Eisenoxyd.

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich; graulich etc. sehr wenig durchscheinend; matt-
schimmernd; meist divergirend faserig; ungeformt; weich;
etwas fettig anzufühlen. Uebergang in Asbest. Fund-
ort unter andern am Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglänzend;
meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt des
dasigen (nach Laugier) = 50 Kieselerde, 19,25 Talk-
erde, 9,75 Kalkerde, 0,75 Alaunerde, 11 Eisenoxyd,
5 Chromoxyd, 3 Wasser. Fundort unter andern im
Zillerthal.

[Seite 518]

13. Schillerstein, Schillerspath. [Fr. Dial-
lage métalloide
*)]

Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durchschei-
nend; von metallischem, schillerndem Glanze; geradblät-
terg; weich. Gehalt (nach Köhler) = 25,85 Talk-
erde, 43,90 Kieselerde, 13,02 Eisen- und Chromoxydul,
2,64 Kalkerde, 1,28 Alaunerde, 12,42 Wasser. Fund-
ort im Harzburger Forst am Harz, in einem grün-
lichschwarzen, mit Serpentin und Asbest durchzogenen
Urgrünstein.

14. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger
durchscheinend; strahliges oder faseriges, theils blätte-
riges Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem
Muttergestein von weißem, körnigem, theils sandartigem
kohlensauern Kalk (Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie beim Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durch-
scheinend; meist mit Seidenglanz; theils krummfaserig;
meist ungeformt, theils aber krystallisirt in sehr gescho-
benen vier- oder sechsseitigen Säulen, meist mit Quer-
rissen; selten sternförmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14
Talkerde, 60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der
Nadel im Finstern gekritzelt giebt er leuchtenden Strich.
Fundort zumal das Levantinerthal am St. Gotthard.

2) Talkartiger Tremolit.

Ins Silberweiße; perlmutterglänzend; fast undurch-
sichtig, theils blätterig; fettig anzufühlen; silberweiß
abfärbend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige
Art (aus deren Verwitterung sie aber entstanden seyn
mag). Fundort ebenfalls am St. Gotthardsberge.

[Seite 519]

3) Glasartiger Tremolit.

Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchscheinend;
glasglänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem Fa-
serigen ins Splitterige; sehr spröde; hart; phospho-
rescirt stark auf die gedachte Weise. Fundort unter
andern auf Ceilon.

15. Boracit.

Dieses in jeder Rücksicht so sonderbare Fossil, fin-
det sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß,
theils rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend;
frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh und
matt; bricht muschelig; immer rein auskrystallisirt, ei-
gentlich als Würfel mit abgestumpften Kanten und
Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnd
Sechsecke und Dreyecke bilden, und so der ganze Kry-
stall gewöhnlich 26 Flächen hat (– tab. II. fig. 3. –).
Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt (nach
Arfwedson) = 30,3 Talkerde, 69,7 Boraxsäure.
Bei erhöheter Temperatur zeigt er die Elektricität des
Turmalins, aber mit vier Aren, deren jede von einer
der sechsseitigen stark abgestumpften Erdflächen nach der
gegenüberstehenden schwachabgestumpften dreyseitigen der
gleichen Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe
positive, und hingegen das letztere negative Elektricität
zeigt. Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich
(zuweilen nebst sehr kleinen ebenfalls reinauskrystallisirten
Rauchkrystallen) besonders im schuppigen Gypsstein des
so genannten Kalkbergs bei Lüneburg.


VII. Kalkgeschlecht.

[Seite 520]

Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige,
caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat
brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist
für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit an-
dern, zumal mit Thon- und Kieselerde); hat starke
Anziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit
der Schwefelsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu
Fluß etc.; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur
halbhart, theils gar weich*); sie werden im Feuer
mürbe gebrannt; sind großentheils animalischen Ur-
sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreite-
ten Steingeschlechter aus.

Die mancherlei Gattungen dieses Geschlechts
werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit
den verschiedenen Säuren eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car-
bonatées
.

1. Kalkspath**).

Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; sel-
ten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare
Stücken davon zeigen auffallend starke doppelte
[Seite 521] Strahlenbrechung*); daher denn der Name Doppel-
spath, Spathum disdiaclasticum (ehedem irrig so ge-
nannter isländischer Krystall, Androdamas etc.);
bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie
stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystalli-
sirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –); theils
verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf-
winkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in
sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule über-
gehen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen
Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –), letztere theils so
platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter
Nagelkopfspath etc.; theils in Rhomben; theils in
sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stro-
meyer
) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlensäure. Ueber-
gang in körnigen Kalkstein, in Braunspath etc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte krystal-
lisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fon-
tainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchschei-
nend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spath-
gefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal
krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend;
von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in
sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –) häufig als
Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren
kleinen stängelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der
Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt
[nach Stromeyer**)] = 53,62 Kalkerde, 2,31
Strontianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat
den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in
ziegelrothem Gyps bricht.

[Seite 522]

3. Schieferspath, blättricher Aphrit.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend; von
mattem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig ins Schie-
ferige; bloß ungeformt; weich; braust stark mit Säuren.
Gewicht = 2474. Gehalt (nach Bucholz) = 55
Kalkerde, 3 Manganoxyd, 41,66 Kohlensäure. Fund-
ort besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.

4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).

Weiß, in mancherlei Farben übergehend, zumal ins
Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kanten durch-
scheinend; glasglänzend, mit blätterigem Bruch; und
rhomboidalen meist sehr geschobenen Bruchstücken; häufig
ungeformt; theils aber krystallisirt, in kleinen Linsen
oder Rhomben etc.: etwas härter als Kalkspath; braust
auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L. Gehalt
(nach Hisinger) = 27,97 Kalkerde, 21,14 Talkerde,
3,40 Eisenoxyd, 1,50 Manganoxyd, 44,60 Kohlensäure.

Dahin gehört auch nach Hausmann's neuern
Untersuchungen der so genannte faserige Kalkstein vom
Harz.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.; durchschei-
nend; glasglänzend; in Rhomben krystallisirt; meist
mit einem talkartigen Ueberzug. Gewicht = 2480.
Gehalt (nach Klaproth) = 52 kohlensaure Kalkerde,
45 kohlensaure Talkerde, 3 Eisenoxyd. Fundort zumal
im Salzburgischen und Steyermarkischen; meist im
talkartigen Schneidestein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stänge-
lichte Bitterspath (Miemit), auf der Außen-
fläche in fast rechtwinkeligen Tetraedern mit abge-
stumpften Seitenkanten drusig krystallisirt. Gewicht =
2880 L. Gehalt (nach Klaproth) = 33 Kalkerde, 14,50
Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 47,25 Kohlensäure, 2,75
Wasser etc. Fundort bei Glücksbrunn im Gothaischen.

Und auch hierher gehört der schöne weiße Atlas-Spath
(Engl. satin spar) von Alstonmore in Northumber-
land, wo er zu allerhand Putz verarbeitet wird.

[Seite 523]

6. Kalksinter. Tofus calcarius.

Von mancherlei Farben; doch an den mehresten Or-
ten nur weißlich; mehr oder weniger durchscheinend;
theils undurchsichtig; aus kalkigem Wasser regenerirt*);
der Bruch dicht, oder faserig oder schalig; und hier-
nach also drey Arten; die sich namentlich im Carlsbad
in zahllosen Spielarten der Farben, Zeichnungen etc. fin-
den; die ersten beiden unter dem gemeinschaftlichen Na-
men des dasigen Sprudelsteins, die dritte als Erb-
senstein
.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils mar-
morartig**) polirbar; theils aber auch erdig, zerreib-
lich; auch sehr verschieden in Rücksicht seines Gehalts.
Meist als Rindenstein, da er an die Wände der in
Kalkgebirgen befindlichen Sinterhöhlen, oder auch solcher
Cisternen etc. die kalkiges Wasser enthalten†), abgesetzt
wird; oder auch andere fremde Körper überzieht; oder
sich sonst in mancherlei zufälligen Gestalten (wie z.B.
unter dem mancherlei Travertino das so genannte
Confetto di Tivoli) anlegt; oder auch Klüfte und
andere Zwischenräume dicht ausfüllt, wie z.B. im
Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteolithen und
Steintrümmer zusammencämentirt††).

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Ge-
füge; gleichlaufend oder divergirend: der frische Bruch
meist schimmernd; häufig stalactitisch als Tropfstein;
[Seite 524] theils in mancherlei zufälliger Gestalt, als so genannte
Naturspiele. Fundort zumal in den gedachten
Berghöhlen: z.B. in der auf Antiparos, in der Bau-
mannshöhle am Unterharz etc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne fein-
körnige, polirbare Marmorsinter, alabastrites der
Alten. [Ital. alabastro antico. Fr. albâtre cal-
caire oder oriental
*)].

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die so
genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksin-
ter, von schneeweißer Farbe, seideglänzendem Bruche
mit krummlaufenden, theils wie durcheinander gewirrten
Fasern; und krummästiger zackiger Gestalt. Fundort
zumal an den Seitenwänden der Schatzkammer des
Arzberges zu Eisenerz in Steyermark, beim Spath-
eisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils
als eine Art Rindenstein, meist krummschalig oder wel-
lenförmig; meist aber als Ueberzug über Sandkörner;
so z.B. die so genannten Drageen von Radicofani.

Von der Art ist vorzüglich der gedachte Carlsbader
Erbsenstein, pisolithus, der sich großentheils in
Masse zusammengebacken findet, theils polirbar ist, und
nicht mit dem unten anzuführenden Rogenstein ver-
wechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr,
Bergziger, schuppichter Aphrit. Lac lu-
nae, Morochthus
.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide; stark
abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern
namentlich im Mondloch am Lucerner Pilatusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanzerde
oder Schaumerde von Rubitz bei Gera, die sich
durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eigenen
matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bediente sich
ihrer zu seinen Abdrücken von geschnittenen Steinen.
[Seite 525] Gehalt (nach Bucholz) = 90,5 kohlensaurer Kalk,
5,71 Kieselerde, 3,28 Eisenoxyd, 1 Wasser.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie Engl. chalk).

Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch;
stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittelge-
wicht = 2525. Hält 43 p. C. Kohlensäure. In ihr
findet sich oft Feuerstein (s. oben S. 479.) und Ver-
steinerungen von Seethieren der Vorwelt; bildet theils
ganze Flözgebirge, zumal an Seeküsten (daher Albion
seinen Namen hat).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherlei Farben und Zeichnungen; meist wenig
oder gar nicht durchscheinend; immer ungeformt; meist
polirbar, da dann die feinern Sorten Marmor ge-
nannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns
folgende drey Hauptarten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor. (Fr. marble saccaroide).

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch
nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht marmo-
rirt); wenigstens an den Kanten durchscheinend; auf
dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener Zucker;
das Korn verschieden, theils schuppig etc. Daher Ueber-
gänge einerseits in den ungeformten Kalkspath, ander-
seits in den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten
Versteinerungen; aber der carrarische (marmor Lu-
nense
) zuweilen wasserhelle Bergkrystalle. Gebrauch
zu Bildhauerei und Baukunst; zumal die herrlichen
Sorten von bianco antico und unter diesen vor allen
der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes
Wachs; das Gewicht desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatée
fibreuse
).

Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern
bei der Porta Westphalica.

[Seite 526]

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancher-
lei Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer
Marmor sowohl fast in allen einfachen Farben, als
auf die vielartigste Weise bunt, marmorirt, geadert etc.
in endloser Mannigfaltigkeit. So z.B. vom einfar-
bigen die vorzüglichen antiken Arten, giallo, rosso,
nero
etc.; vom zweyfarbigen pavonazzo, weiß
mit rothen Streifen; mit drey Farben, fiorito,
weiß, roth und gelb geflammt; mit vieren, brocca-
tello
, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w. So unter
denen mit besondern Zeichnungen, z.B. Dendriten-
Marmor
(alberino); Ruinen-Marmor citta-
dino ruderato, paësino, Rimaggio
etc.) der schon
in Mergelstein übergeht etc. So unter denen, die fremde
Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor,
und unter diesen wieder namentlich der Muschel-Mar-
mor (lumacchella); und der Corallen-Marmor, wo-
hin die pietra stellaria gehört etc. Mancher besteht
als Breschen-Marmor aus zusammencämentirten
Trümmern von andern Marmorarten. Mancher ist mit
talkartigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt,
wie der Polzevera (S. 514), oder geflammt, wie der
ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino antico u.s.w. –
Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist
splitterigen Bruch; theils schieferiges Gefüge (– so
z.B. der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerei
angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem sich
auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen Seege-
schöpfen der Vorwelt finden –). Mittelgewicht = 2675.
Uebergang in Mergelstein. (So z.B. der ältere Flöz-
kalkstein, der auch in manchen Gegenden Zechstein
heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete
Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite
(nicht leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen
Petrefactenstein überzogen sind, welcher die allgemeinste
Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt
ausmacht.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des gemei-
nen Kalksteins gehört namentlich:

a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der
nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf,
[Seite 527] sondern aus mächtigen, theils ganze Flözlagen bilden-
den Massen von gleichgroßen Körnern dichten (selten
concentrisch schaligen) Kaltsteins besteht, die durch ein
kalkiges oder mergelartiges Cäment zu einem festen
Gestein zusammen verbunden sind.

b) Die dem Korne nach gleichsam sandsteinähnlichen
Kaltsteinarten; wie z.B. die wegen ihrer Versteine-
rungen von vielartigen Seethieren so berühmte Ge-
birgsart des Petersberges bei Maestricht; der so ge-
nannte marmo arenaceo vom Vesuv; der theils fast
zur Hälfte kohlensaure Talkerde haltende Dolomit,
unter andern besonders im Levantinerthal am St.
Gotthard, wo er das Muttergestein des dasigen Tre-
molits ausmacht, und in dünnen Tafeln biegsam ist.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne. Engl. marl).

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; undurch-
sichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festigkeit.
Daher besonders drey Hauptarten desselben zu unter-
scheiden sind:

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; ma-
ger; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rühren im
Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuchtigkeit an und
zerfällt früher oder später. Nach dem vorwaltenden
Bestandtheile werden die Abarten benannt (Kalkmergel,
Thonmergel*) etc.), und auch ihr Gebrauch zur Ver-
besserung verschiedener Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwam-
michtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zerfällt nicht an
der Lust, sondern verhärtet vielmehr. Fast immer voll
Reste und Spuren vegetabilischer Körper die davon in-
crustirt worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelge-
strüppe und Schilf (letzteres zumal im röhrförmigen
so genannten Beinwell oder Beinbrech, osteo-
[Seite 528] colla); aber auch in manchen Gegenden kleine Fluß-
schnecken; in andern calcinirte See-Conchylien (s. oben
S. 458.) etc. Bildet hin und wieder große Lager von
niederem aufgeschwemmtem Lande; in welchem sich häu-
fig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a.
tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zonen
in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zu-
mal letzterer oft dendritisch: auch in mancherlei beson-
derer Gestalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwer-
steine etc.; hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten
Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende,
durch Reiben phosphorescirende Sandmergel-
stein
*): und der wegen seiner eigenen Gestaltung al-
lerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés
de
van - Helmon, Engl. waxen-vein), der
sich nur in wenigen Gegenden, wie z.B. um Antwer-
pen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines
leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Scheide-
wände von grauem dichten Kalksinter von einander ab-
gesondert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas
plattgedruckte kugelichte Massen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist
graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig;
häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Rie-
gelsdorfer, Eisleber etc.), auch theils mit Kräuterab-
drücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon
verschieden sind; selten enthält er hingegen unbekannte
Seegeschöpfe, wie z.B. der bei Boll in Schwaben die
colossale Medusen-Palme. Oft ist er stark kupferhal-
tig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ar-
doise cuivreuse
. Engl. slaty copperore); und theils
ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Gegenstand
des Bergbaues ausmachen.

[Seite 529]

12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. La-
pis suillus
. (Fr. pierre puante).

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins
Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten durchschei-
nend; meist erdiger, theils splitteriger Bruch; theils
marmorartig, polirbar; meist ungeformt, und zwar so-
wohl derb als schieferig; selten spathartig [wie z.B.
der Stinkspath oder Leberspath von Lissabon*)].
Wenn er geschabt oder scharf gekratzt wird, gibt er ei-
nen Geruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver-
steinerungen, und zwar sowohl unbekannte Seethiere
der Vorwelt, zumal Belemniten, als auch organisirte
Land- und Flußgeschöpfe beider Reiche, wie z.B. im
Oeninger Stinkschiefer.

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux sul-
fatées
.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des
Kalkgeschlechts sind den vorigen, im Ganzen genommen,
analog; nur sind sie ceteris paribus weit weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Ma-
rienglas
. (Ital. scagliola).

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich, ins
Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr oder weniger
durchsichtig; theils mit Perlmutterglanz; blätteriges Ge-
füge; ein wenig biegsam, doch ohne merkliche Schnell-
kraft; läßt sich leicht mit dem Messer spalten; häufig
ungeformt; theils aber auch krystallisirt**); zumal in
Linsenform, oder in rautenförmigen Tafeln mit zuge-
schärften Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf man-
cherlei Weise als Zwillingskrystall: selten in achtseitiger
[Seite 530] Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w. Gehalt = 32
Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22 Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter regenerirt als Tropfstein, oder
Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere Kör-
per etc.; theils faserig, theils dicht. Letzterer theils
alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl.
Farina fossilis.

Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils
ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort in den Klüften
der Gypsberge.

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in andere,
meist unansehnliche Farben, mehr oder weniger durch-
scheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg Gyps,
und in manchen Gegenden Kalk genannt. Gypsum
lamellosum
.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig durch-
scheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht =
2167. Gehalt (nach Kirwan) = 32 Kalkerde, 30
Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit andern Fossilien
inniger oder gröber gemengt, z.B. mit Quarz (bei
Wisbaden), mit Hornstein (bei Montmartre). Oft
hält er andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein-
gewachsen; so z.B. bei Lüneburg den Boracit, in Ara-
gonien den Arragonit, und in gleichem Königreich auch
die zimmtbraunen kleinen Quarzkrystalle (die irrig so
genannten Hyacinthen von Compostella) etc.

2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzen-
stein
. Gypsum fibrosum, lapis inolithus, stirium.

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch theils
gerade-, theils krumm-faserig; meist schimmernd;
[Seite 531] theils mit Perlmutterglanz; theils zerreiblich: meist in
dünnen Lagen. Gewicht = 2305.

3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum
densum
.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherlei andere,
doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils
streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der weiße theils
stark durchscheinend; matt; der Bruch aus dem Split-
terigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit, Karstenit.

Begreift zwey schwefelsaure Kalkarten, die sich außer
ihrem äußern Habitus vorzüglich durch den Mangel des
Krystallisationswassers von den übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutterglän-
zend; dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der Blät-
ter; sehr leicht zersprengbar; Gewicht = 2964. Ge-
halt (nach Vauquelin) = 40 Kalkerde, 60 Schwe-
felsäure. Fundort beim Steinsalz im Salzburgischen
und im C. Bern.

2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durchschei-
nend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit etwas
Kieselerde und Eisenkalk. Fundort zumal Sulz am
Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 529) analogen,
mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die
wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber riechen;
sind meist von rauchgrauer Farbe.

C) Flußsaure Kalkarten. Chaux fluatées.

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).

Hat den Namen von dem Gebrauche, den man beim
Hüttenwesen davon macht. Findet sich von den mehr-
[Seite 532] sten Farben der Edelsteine; selten ungefärbt; mehr
oder weniger durchsichtig; glasglänzend; mit spatharti-
gem Gefüge; theils ungeformt; selten stängelicht zu-
sammengehauft (so der honey-comb spar von Der-
byshire); häufig krystallisirt, zumal cubisch; selten in
doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 5. –);
meist polirbar. Gewicht eines smaragdgrünen = 3481.
Gehalt des von Gersdorf in Sachsen (nach Klaproth)
= 67,75 Kalkerde, 32,25 Flußsäure, und eine Spur
Eisenoxyd. Auf glühende Kohlen gebröckelt phospho-
rescirt er meist mit einem Lichte; vorzüglich thut dieß
(auch schon in größern Stücken und ohne dadurch zu
zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von Nert-
schinsk (der deßhalb so genannte Chlorophan oder
Pyrosmaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Man-
gel des Spathgefüges; findet sich meist grünlich- oder
blaulich-weiß; schwach durchscheinend; mit schimmern-
dem Bruche; ungeformt. Fundort zumal Derbyshire,
und Strasberg am Harz.

D) Phosphorsaure Kalkarten. Chaux
phosphatées
.

20. Apatit.

In mancherlei Farben, fast wie der Flußspath, nur
blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der Querbruch
blätterig, der Längenbruch ins Muschelige. Gewöhnlich
krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen von mancherlei
Abartung. Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth)
= 55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas Braun-
steinkalk; auf Kohlen gebröckelt phosphorescirt er eben-
falls mit grünem Lichte. Fundort zumal die Zinn-
werke bei Ehrenfriedersdorf und Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der Nor-
wegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

21. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm Korn;
erdigem auch splitterigem Bruche, der theils auch ins
Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dunkeln mit
scharfem Eisen gekratzt gibt er leuchtenden Strich, und
[Seite 533] auf Kohlen gebröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht.
Fundort bei Truxillo in Estremadura in abwechselnden
Schichten von gemeinem Quarz; und lose staubartig
bei Sigeth in Ungarn.

E) Boraxsaure Kalkart. Chaux boratée.

22. Datolith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch aus
dem Kleinmuschligen ins Splittrige; derb und krystalli-
sirt (wie's scheint würflich mit abgestumpften Kanten).
Gehalt (nach Klaproth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kie-
selerde, 24 Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Andreas-
berg*) und Arendal.


VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst vom geh. Hofr.
Sulzer in Altenburg und Dr. Crawford für eine
besondere Grunderde anerkannt worden. Zu den
Haupteigenschaften derselben gehört, daß sie mit
Salzsäure nadelförmige Krystallen bildet, und daß
eine Auflösung derselben in Weingeist carminroth
brennt, wenn Papier, Baumwolle etc. damit einge-
tränkt und angezündet worden. Die salpetersaure
Auflösung derselben giebt sechsseitige, dicke, tafelför-
mige Krystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerlei Säuren,
mit der Kohlen- und Schwefelsäure, verbunden.
Also:

A) Kohlensaure Strontianart. Strontiane
carbonatée
.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich: durchschei-
nend; schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils
[Seite 534] stängelicht zusammengehäuft; meist in keilförmigen Bruch-
stücken; meist ungeformt; äußerst selten in nadelför-
migen abgesonderten Krystallen. Gewicht = 3591 L.
Gehalt (nach Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30
Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im
Bleigange des Granitgebirgs bei Strontian in Schott-
land, meist in Schwerspath eingewachsen.

B) Schwefelsaure Strontianart. Stron-
tiane sulfatée.

2. Cälestin, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Name andeutet, blau,
sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.; mehr oder
weniger durchscheinend und auch undurchsichtig; sowohl
von dichtem, als faserigem und blätterigem Gefüge;
theils derb, theils in geschobenen vierseitigen Tafeln
krystallisirt. Gewicht des faserigen aus Pensylvanien =
3714 L. Gehalt des Sicilianischen von Girgenti (nach
Stromeyer) = 36,35 Strontianerde, 43 Schwefel-
säure, 0,18 Wasser. Andre Fundorte (zumal der blät-
terigen Abart), der Süntel bei Münder im Hannöver-
schen ; [deren Gehalt (nach Stromeyer) = 97 schwe-
felsaure Strontianerde, 1,30 schwefelsaure Baryterde,
0,74 schwefelsaure Kalkerde;] Bristol in Sommersetshire;
und der derben erdigen bei Montmartre.


IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwer-
erde
(terra ponderosa, barytes) ist zuerst von
Bergmann für eine eigene Grunderde erkannt
worden, und hat den Namen von ihrem ansehnlichen
specifischen Gewichte = 4000. Sie wird, so wie
die Kalkerde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt
in hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich
mit der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird
aus ihren Auflösungen in der Salpeter- und Salz-
säure durch die Blutlauge gefällt.

[Seite 535]

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, so-
wohl mit der Kohlen- als mit der Schwefelsäure
verbunden.

A) Kohlensaure Barytart. Baryte carbo-
natée.

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast dem
Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt in
keilförmige Bruchstücke, auf dem Längenbruch schwach-
divergirend gestreift; sehr selten krystallisirt; und dann
meist in sechsseitiger Säule mit sechsseitiger Spitze
(– tab. II. fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt
(nach Kirwan) = 78 Schwererde, 30 Kohlensäure.
Fundort vorzüglich in den Bleiwerken zu Anglezark bei
Chorley in Lancashire, und zu Steinbauer in Ober-
steiermark. Innerlich genossen ist er warmblütigen Thie-
ren ein Gift, aber auch, wie so viele andere Gifte,
zweckmäßig versetzt und in kleinen Gaben, ein kräftiges
Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten. Barytes
sulfatées.

2. Schwerspath. (Fr. spat pesant. Engl.
cawk, ponderous spar).

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch
wie mancher Gypsspath, faserig; und wie mancher
Flußspath, dicht; daher dann folgende drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath
.

Meist weiß, aber auch in mancherlei andere, doch
nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos und wasser-
hell; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
undurchsichtig; häufig ungeformt; theils in dickschaligen
Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Krystallisatio-
nen; sowohl in Säulen als Tafeln meist von vier oder
sechs Seiten und mancherlei Zuschärfung und Zuspitzung;
[Seite 536] auch als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –) etc. Die Säulen theils nadelförmig, wohin
z.B. der so genannte Stangenspath von Freyberg
gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig mit zugeschärften
Enden, die theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt
sind (– tab. II. fig. 8. –); theils in sehr kleinen, wie
an Fäden angereihten, tafelförmigen Krystallen als
Haardrusen; oder sonst in mannigfaltiger besondern
Gestalt zusammengehäuft, z.B. als Hahnenkamm-
drusen
etc. Gewicht = 4430. Gehalt eines krystal-
lisirten weingelben aus Surrey (nach Stromeyer)
= 65,53 Schwererde, 33,85 Schwefelsäure etc. Ueber-
haupt häufig auf Gängen, wo er eine der gemeinsten
Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder
in Flözen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der so ge-
nannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwer-
spath, blumicht wie Aehrenbüschel, womit sein asch-
graues, thonartiges Muttergestein gleichsam durchwachsen
ist. Fundort, ehedem bei Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauch-
grau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleichsam
plattgedrückten Nieren (von Größe und Form meist wie
getrocknete Feigen). Gewicht = 4440. Gehalt (nach
Arvidson) = 62 schwefelsaure Schwererde, 16 Kiesel-
erde, 14,75 Alaunerde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25
Eisenoxyd, 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Pa-
terno bei Bologna; auch hat man aus dieser Abart
des Schwerspaths zuerst die so genannten Lichtmagnete
verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur an den
Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist
splitteriger Bruch; ungeformt. Gehalt des Rammels-
berger (nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure Schwer-
und Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5 Alaunerde, 2
schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort
wie gesagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire etc.

[Seite 537]

3. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul-
fatée fétide.
Lapis hepaticus Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an
den Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig; glän-
zend ; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken.
Gibt, wenn er mit Eisen geschabt oder gekratzt wird,
einen Geruch nach Schwefelleber. Fundort besonders
Kongsberg in Norwegen. Gehalt (nach John) =
92,75 schwefelsaurer Baryt, 2 Kohle und Erdharz, 2
schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenoxyd, 1,25 Wasser.


Uebersicht von den merkwürdigsten ge-
mengten
Gebirgsarten.

[Seite 538]

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine als
homogene (mechanisch einfache) Fossilien betrachtet.
Häufigst aber finden sich auch Fossilien verschiedener
Gattungen und selbst aus verschiedenen Geschlechtern
auf mannigfaltige, aber bestimmte Weise und meist
in ansehnlichen Massen und Gebirgslagern unter ein-
ander gemengt, daher es, besonders für den geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus wichtig ist,
auch diese aus heterogenen Gattungen von Fossilien
gemengten Gebirgsarten (saxa s. petrae heteroge
neae
) unter eine systematische Uebersicht zu bringen.

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf diejenigen
ein, die in ihren bestimmten Mengungsverhältnissen
ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo
sich nur selten oder einzeln ein Fossil in einem an-
dern gleichsam eingewachsen findet, wie z.B. zuwei-
len Bergkrystall im carrarischen Marmor (S. 525) etc.
oder wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines
ältern Gesteins andere Fossilien von weit neuerer
Entstehung abgesetzt werden, wie z.B. Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.

§. 246.

Jene eigentlich so genannten gemengten Gebirgs-
arten, lassen sich nach der verschiedenen Verbindungs-
[Seite 539] art ihrer Gemengstoffe unter folgende drey Haupt-
classen bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bei gleich-
zeitigem Niederschlag aus ihrem Primordialflui-
dum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde Cäment
oder Grundteig ursprünglich wie in einander
krystallisirt und innig zusammen verwachsen sind,
wie beim Granit; daher angeschliffene Stücke
desselben gleichsam einem Mosaik ähneln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in
einen Grundteig oder Hauptmasse von anderer
Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie beim
Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner
und Gerölle durch ein Cäment gleichsam zu-
sammengekittet sind, wie in den Breschen und
im Sandstein.

Bei den beiden ersten Classen sind wohl alle Ge-
mengstoffe von gleichzeitiger Entstehung.

Bei der dritten hingegen müssen, wenigstens bei
den Breschen, die Körner und Gerölle früher
gebildet gewesen seyn, ehe sie durch ein Cä-
ment unter einander verbunden worden.

§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die
Hauptarten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr ei-
gentlich zukommenden Stoffen rein gemengt ist,
wie z.B. eigentlicher Granit aus Feldspath,
Quarz und Glimmer.

[Seite 540]

b) Afterarten, die, statt eines oder des an-
dern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe,
einen oder den andern fremden enthalten.

c) Uebermengte Arten, denen außer ihren ei-
gentlichen Stoffen überdieß noch fremde über-
zähliche beigemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer
eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein
fremder eingemengt wäre.

* * *
A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng-
lich in einander gewachsenen Stoffen
.

1. Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in mäch-
tigen Bänken geschichtet; aber von mannigfaltiger Ver-
schiedenheit des grob- oder feinkörnigen Gemenges; oder
des ungleichen Verhältnisses der Gemengstoffe; oder
des mehr oder minder festen und frischen Korns u.s.w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glim-
mer, s. z.B. der antike Granito rosso. So auch
[Seite 541] das berühmte ungeheure Geschiebe aus einem Sumpfe
am finnischen Meerbusen, das seines Gewichts von drey
Millionen Pfund ungeachtet nach St. Petersburg trans-
portirt worden, um der Statüe Czaar Peters des
Großen zur Basis zu dienen*).

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls ein
eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Verwitterung
steht.

b. Aftergranit.

So z.B. der statt des Glimmers Hornblende ent-
hält, wohin auch manche antike Arten gehören (nur
nicht der wahre Syenit).

c. Uebermengter Granit.

Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und Glim-
mer auch noch Hornblende oder Stangenschörl, Gra-
naten, Demantspath, Zinnstein, magnetischen Eisen-
stein**) etc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath be-
steht, welcher dann, wenn er innigst gemengt ist, nach
oryctognostischer Ansicht in den Grünstein (S. 508)
übergeht; oder aus Feldspath und Glimmer, wohin
man das Feldspath Avanturino vom weißen
Meere [S. 499 not.*)] rechnen kann etc.

[Seite 542]

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté).

Die Gemengstoffe wie beim Granit, an welchen er
auch meist angrenzt, und daher theils in ihn übergeht
(zumal durch den von Saussüre so genannten Granit
veiné
); insgemein aber geschichtet, dickfaserich, theils
gar schieferig; bricht in Ganggebirgen. Seine Unter-
arten übrigens wie beim Granit.

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind eigent-
lich bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in schiefe-
rigem Gefüge. Häufig erzführend, theils alaunhaltig.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe Oefen
Gestellstein (saxum fornacum) genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avanturin-
artig goldschimmernde Art bricht bei Catharinburg in
Sibirien.

Auch findet der berühmte so genannte biegsame
Sandstein von Villa rica in der Brasilischen Provinz
Minas geraes nach neuern Untersuchungen*) wohl
hier seine passende Stelle.

Der so genannte Murkstein ist ein mit Granaten
übermengter Glimmerschiefer.

B) Gemengte Gebirgsarten, bei welchen
einzelne Brocken von gewissen Fossilien
in einer homogenen Hauptmasse, wie in
einem Grundteige, liegen.

4. Porphyr. (Ital. porfido).

Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig Horn-
stein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp;
der Pechstein etc.; gehört mehrentheils, wie die bei-
den vorigen, zu den Ganggebirgsarten, und bricht
meist in derben Massen: doch theils auch kugelich.

[Seite 543]

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten
Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte etc.
vorzüglich und eigentlich so genannte antike Porphyr,
ist, wie schon der Name anzeigt, von rothbrauner Farbe
der Grundmasse, die aus einem eigenen hornsteinar-
tigen, dem Jaspis sich nähernden Gestein besteht, und
kleine Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich
tingirten, dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende
enthält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und
das steinige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feldspaths
Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen irrig so ge-
nannten dichten Laven des Vesuvs (S. 507).

c. Uebermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerlei Gemengstoffen in der Grund-
masse.

Dahin gehört der verschiedenartige weitverbreitete
Trachyt; z.B. namentlich der ungarische Graustein
(Saxum metalliferum Born.), der aus einer Grund-
masse von verhärtetem Thon mit eingemengter Horn-
blende, Feldspath, Glimmer und zuweilen Quarz, be-
steht und in Nieder-Ungarn das Hauptganggebirge und
das Muttergestein der mehresten dasigen reichen Gold-
und Silbererze ausmacht*).

[Seite 544]

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grundmasse.

So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr (das
fälschlich so genannte Serpentino verde antico), mit
lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zuweilen auch grün-
steinartiger) Grundmasse und darein gemengten mittel-
mäßig großen Feldspathbrocken, die davon blaßgrün
gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschiefers ist
meist der obgedachte Klingstein (S. 506). Eingemengt
ist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz etc. Das
Gefüge, wie schon der Name zeigt, schieferig.

Hingegen beim Weißstein oder (wie er von seinem
Fundort in Mähren genannt wird) Namiesterstein der
auch meist schieferige Textur hat, macht weißer dichter
Feldspath die Grundmasse, in welcher kleine Granaten
theils auch Glimmer etc. porphyrartig eingemengt liegen.

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zu-
sammengehäuften Körnern und Geröllen
,
die durch ein bloßes Cäment gleichsam zu-
sammen gekittet sind
.

6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat.
(Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine oft
sandsteinartige Hauptmasse eingebacken. Von großer Man-
nigfaltigkeit des Cäments sowohl als der inneliegenden
Gemengstoffe. Jenes ist aber immer derb, nicht von
schieferigem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Die so schöne und köstliche antike Breccia verde
d'Egitto
; eine grünsteinartige Grundmasse mit grünem
dichten Feldspath, Hornstein, Serpentinstein etc.; wor-
aus unter andern altägyptischen Kunstwerken der im
britischen Museum befindliche, unter dem Namen des
[Seite 545] Sargs Alexanders berühmte herrliche Sarcophag gear-
beitet ist.

Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment ver-
bundenen Sandstein, in welchem Gerölle von Feuer-
stein, Kieselschiefer etc. fest eingewachsen sind*). Fund-
ort vorzüglich in England; der schönste bei St. Alban's
in Hertfordshire.

Das so genannte Rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse von
stark eisenschüssigen durch Thon-Cäment verbundenen
Sandstein, in welchem Quarz, Kieselschiefer etc. in un-
gleichförmigen Körnern fester oder lockerer eingemengt
liegen. Es macht häufig die unterste Flözlage in Berg-
werken; bildet aber auch theils ganze weite Berglage-
rungen; zumal in der Schweiz, denn die dasige Na-
gelfluhe**)
ist von dieser Art.

Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine Grund-
masse von meist grauem, durch Thon-Cäment verbun-
denen Sandstein, in welchem Quarz von ungleichför-
migen Geröllen oder Körnern und theils sehr verschiede-
ner Größe, fester oder lockerer eingemengt liegt. Ue-
bergang in Sandstein, und zwar namentlich in denjeni-
gen, welcher bei den Steinkohlenflözen bricht, und deß-
halb (zum Unterschied vom gemeinen neuem Flözsand-
stein) Kohlensandstein genannt wird. Macht eine Haupt-
gebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche Erzgänge führt,
und ins Flözgebirge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bei den letztgedachten Arten
der Breschen, aber mit schieferigem Gefüge.

[Seite 546]

So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen
Gegenden des Oberharzes, z.B. am Burgstetterzug bei
Clausthal, schilfähnliche Abdrücke enthält, die für die
Geogenie um so merkwürdiger werden, da es wahrschein-
licher Weise die allerältesten Spuren von organisirter
Schöpfung auf unserm Planeten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zu-
sammen gekittet. Das Cäment ist von verschiedener
Art; z.B. kalkartig: oder thonartig; oder eisenschüs-
sig; zuweilen aber auch selbst quarzartig, da dann sol-
cher Sandstein in körnigen gemeinen Quarz (S. 472)
übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit krystallini-
schem Korn; theils mit Abdrücken von Petrefacten der
Vorwelt und zwar aus beiden Reichen organisirter
Körper.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört vor-
züglich der, so sich bei Clausenburg in Kugeln der ver-
schiedensten Größe findet.

Des so genannten krystallisirten Sandsteins von Fon-
tainebleau ist oben gehörigen Orts beim Kalkspath
(S. 521) Erwähnung geschehen. Eher verdient derje-
nige hier seine Stelle, der im Wirtembergischen bei
Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Uebermengter Sandstein.

Am allermeisten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B. außer
dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-Würfelchen
in dem sonderbaren Muttergestein des rothen Bleierzes
von Beresofsk im Catharinburgischen.

Und so findet sich auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 491) hier füglich
seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz über-
gehenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher mit
nadelförmigen schwarzen Stangenschörl, gemeinem dich-
[Seite 547] ten Quarz, theils auch mit ungeformtem Topas und
gelbem Steinmark durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum derben
Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum Por-
phyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke etc.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich mit
Glimmer übermengt und meist damit im schieferigen
Bruche durchzogen (so z.B. namentlich im englischen
Yorkstone, Bremingstone etc.). Nur variirt dabei
das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in
Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar vielartig.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den mineralischen Salzen.

[Seite 548]

§. 248.

Die in der Mineralogie aufzuführenden Salze
unterscheiden sich von andern Körpern vorzüglich
durch ihre leichte Auflösbarkeit im Wasser, und durch
ihren specifiken Geschmack.

§. 249.

Alle diese hieher gehörigen Salze (die sich näm-
lich von Natur fossil finden, gehören zu den soge-
nannten Neutral- oder zu den Mittel- oder zu den
Metall-Salzen; die nämlich aus einer Säure be-
stehn, verbunden, entweder A) mit einem Laugen-
salze, oder B) mit einer sogenannten Erde, oder C)
mit den Oxyden (sonst sogenannten Kalken) einiger
Metalle.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer Erde mit einer Säure verbundene Fossilien in
diese Classe; sie werden aber wegen ihrer Geschmacklosig-
keit und mindern Auflösbarkeit, hier in der Mineralogie,
füglich wie oben geschehen, den Erden und Steinen bei-
gezählt.

§. 250.

Die mineralischen Salze werden am natürlich-
sten nach den verschiedenen Säuren, die sie enthalten
unter folgende fünf Geschlechter gebracht.

[Seite 549]

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.


I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliches salzsaures Na-
tron
. Sal gemmae, muria montana. Sal
ammoniacum vet.
Soude muriatée.

Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber grau-
lich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.; meist mehr
oder weniger durchscheinend; theils nur schimmernd,
theils aber glänzend; der Bruch theils dicht, theils
blätterig, theils faserig, theils körnig; meist unge-
formt; selten krystallisirt, und dann cubisch; zuweilen
mit eingeschlossenen Wassertropfen etc. Gewicht = 2143.
Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Natron, 17 Wasser. Zer-
springt im Feuer mit Knistern. Bildet theils mächtige
Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke), wie z.B. zu Boch-
nia und Wieliczka bei Krakau etc. Theils aber wird
es auch (als Seesalz) an den Ufern salziger Land-
seen durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie
z. E. in Egypten**) und am Baikal.

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am-
moniak
. Sal ammoniacum. Ammoniaque
muriaté
.

Weiß, graulich etc. theils gelb von beigemischtem
Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd; theils meh-
lich; theils in undeutlichen kleinen Krystallen; zeigt ei-
[Seite 550] nige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht = 1420.
Geschmack kühlendstechend, laugenhaft; geht auf Koh-
len als weißer Rauch in die Höhe. Fundort nament-
lich in vulcanischen Gegenden. Gehalt des krystallisir-
ten vesuvischen (nach Klaproth) = 99,5 salzsaures
Ammoniak, 0,5 salzsaures Natron.


II. Schwefelsaures Geschlecht.

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefelsau-
res Natron
. Sal mirabile Glaub. Soude
sulfatée.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig. Gehalt
des von Eger (nach Reuß) = 67,02 schwefelsaures
Natron, 16,33 kohlensaures Natron, 11 Kochsalz,
5,64 kohlensaure Kalkerde. Geschmack bittersalzig, küh-
lend. Fundort unter andern bei dem natürlichen Na-
tron von Debrezin.

2. Polyhalit, schwefelsaures Kali.

Dieses erst zum Gyps, nachher zum Anhydrit ge-
rechnete und nun erst von Stromeyer genau unter-
suchte Fossil ist ziegelroth; wachsglänzend; theils faserig;
durchscheinend; von salzig bitterm Geschmack; aus-
nehmend leichtflüssig. Gehalt = 27,63 schwefelsaures
Kali, 28,46 schwefelsaures Kalkhydrat, 22,22 schwefel-
saure Kalkerde, 20,03 schwefelsaure Talkerde, 0,29
schwefelsaures Eisenoxydul, 0,19 salzsaures Natron, 0,19
Eisenoxyd. Fundort in den Steinsalzlagern zu Ischel
in Oberösterreich*).

B) In Verbindung mit Erden.
[Seite 551]

3. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure
Talkerde. Magnesia vitriolata. Magnésie
sulfatée
.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadelförmigen
zusammengehäuften Krystallen. Gehalt = 33 Schwe-
felsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser. Geschmack sehr bit-
ter. Fundort unter andern bei Jena.

Eine besondere Abart ist das so genannte Haarsalz
(Halotrichum) von Idria, das sich durch seine langen
haarförmigen Krystallen, silberweiße Farbe und Seiden-
glanz auszeichnet.

4. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thon-
erde
. Alumen, argila vitriolata. Alumine
sulfatée.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schim-
mernd; theils seideglänzend; theils erdig. Gewicht =
2071. Gehalt ungleich; z.B. der von Frauenwalde
(nach Klaproth) = 15,25 Alaunerde, 0,25 Kali,
7,50 Eisenoxydul, 77 Schwefelsäure. Geschmack zu-
sammenziehend, herbe, hintennach süßlich. Fundort
vorzüglich im Neapolitanischen. Zuweilen auch auf den
so genannten Alaunerzen. Gebrauch hauptsächlich zur
Färberei etc.

C) In Verbindung mit Metalloxyden.

5. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metalloxyde, zumal von Kupfer, Ei-
sen. Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser
verschiedenen Metalloxyde zusammen verbunden; doch
werden sie auch dann a potiori benannt.

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer
. Cuivre sulfaté. (couperose
bleue
).

Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glasglänzend;
meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer
grüne Flamme; seine Auflösung färbt das damit ge-
riebene Eisen kupferroth. Herber, zusammenziehender,
[Seite 552] ekelhafter Kupfergeschmack. Fundort z. E. bei Herren-
grund in Ungarn etc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen
. Fer sulfaté.
(couperose verte).

Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb; theils
auch als weißer Beschlag auf Schwefelkies etc.; meist
durchscheinend; herber zusammenziehender Tintengeschmack.
Fundort z.B. im Rammelsberge bei Goslar, aber
auch bei Vulkanen, Steinkohlen etc.*).

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefel-
saurer Zink
. Zinc sulfaté. (couperose blanche).

Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch;
theils als mehlicher Beschlag; theils haarförmig (als
mancher so genannte Feder-Alaun); theils stalacti-
tisch etc. Fundort z.B. ebenfalls im Rammelsberge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt. Co-
balt sulfaté
.

Blaß rosenroth; glasglänzend, durchscheinend stalacti-
tisch. Fundort bei Herrengrund in Ungarn, und zu
Bieber bei Hanau. Gehalt des letztern (nach Kopp)
= 38,71 Kobaltoxyd, 19,74 Schwefelsäure, 41,55
Wasser.


III. Salpetersaures Geschlecht.

[Seite 553]

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure
Pottasche. Nitrum prismaticum. Potasse
nitratée
.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend, theils
schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder wollicht;
theils stalactitisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitter-
lich und kältend. Im Feuer schmilzt er und auf glü-
henden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er mit
Kalkerde gemischt (als so genannte Salpetererde).
Fundort vorzüglichst in Ludamar (im Innern von Africa),
in Hindustan, außerdem auch hin und wieder in Europa,
z.B. in Ungarn, Apulien etc. bei Homburg im Würz-
burgischen, und auch bei Göttingen am Reinhauser
Sandstein etc.*). Hauptgebrauch bekanntlich zu Schieß-
pulver, zu Scheidewasser etc.


IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda.
Swaga der Tibbetaner. Soude boratée.

Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachsglänzend;
krummblätteriger Bruch; krystallisirt in sechsseitigen plat-
ten Säulen mit schräg zugeschärften Enden. Geschmack
anfangs süßlich, hintennach brennend; schmilzt leicht im
Feuer. Gehalt (nach Klaproth) = 14,5 Natron. 37
Boraxsäure, 47 Wasser. Fundort an einigen alpini-
schen Seen in den Schneegebirgen von Tibbet und Nepal.
Gebrauch besonders zum Löthen etc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppigen
oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach Klap-
[Seite 554] roth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer Braunstein,
3 Gyps. Fundort an den heißen Quellen (Lagoni)
bei Sasso im Florentinischen.

Die natürliche Boraxsäure in einer Felsenhöhle der
Liparischen Insel Vulcano, aus welcher ebenfalls heiße
Quellen entspringen, ist hingegen [nach Stromeyer*)]
mit 5 bis 20 p. C. Schwefel verbunden.


V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliches Natron, kohlensaure Soda,
vulgo natürliches mineralisches Laugen-
salz
, Natrum. Borech der Persianer. Trona
in der Barbarey. Nitrum der Alten. Soude
carbonatée.

Weißlich; ins Gelbliche; Grauliche etc.; meist erdig;
doch theils derb, durchscheinend, mattglänzend; theils
auf dem Bruche stängelich zusammengehäuft; leicht im
Wasser auflösbar; Geschmack laugenhaft. Gehalt des
Aegyptischen (nach Klaproth) = 32,5 kohlensaures
Natron, 20,8 schwefelsaures Natron, 15 salzsaures Na-
tron, 31,6 Wasser. Fundort besonders an den Natron-
Seen in Aegypten etc. Außerdem auch auf den Heiden
um Debrezin, bei Erzen unweit Hameln etc. – Die
alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monat lang
in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien be-
reiteten**); und den schiffbrüchigen Kaufleuten am
Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des
Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird
es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern
[Seite 555] Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben
der Zeuge, auch in Aegypten zum Brodteig und sonst
an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calca-
rium
, das aus feuchten Mauern wie wollichter Schim-
mel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Sal-
peter genannt wird), ist eines mit Kalkerde vermischtes,
unreines natürliches Natron.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den
(eigentlich sogenannten)
brennlichen Mineralien.

[Seite 556]

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im Grunde
alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit dem
Sauerstoff verbinden, daß dabei Wärmestoff und
Lichtstoff frei werden. Folglich gehören, genau ge-
nommen, auch die Metalle darunter. Allein, da sich
diese außerdem noch durch manche andere auffallende
und ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen
übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so werden
sie nach der alten einmal allgemein angenommenen
Eintheilung (§. 241.) unter eine besondere Classe
gebracht, und nur nachstehende vier Geschlechter zu
den eigentlich so genannten brennlichen Mineralien
gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

Das erste dieser Geschlechter und die mehrsten
Gattungen des zweyten, haben das mit einander ge-
mein und hingegen von den übrigen beiden verschie-
[Seite 557] dene, daß sie sich, wenn sie rein sind, in Oel auf-
lösen lassen, und schon im Glühfeuer mit Rauch und
Flamme und eigenem Geruch brennen oder wenigstens
glimmen, und zur Unterhaltung des Feuers dienen
können. Vom Erdharz ist eine Gattung, nämlich
das Erdöl, flüssig. Die übrigen trockenen sind
stark idioelektrisch.


I. Schwefelgeschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone).

In mancherlei Abstufungen seiner bekannnten Farbe;
mehr oder weniger durchscheinend; Fettglanz, muscheli-
ger Bruch; spröde; meist ungeformt und zwar sowohl
locker als dicht; theils krystallisirt, in dreiseitigen oder
doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht = 2033.
Schmilzt bei 244° Fahrenh. und bricht bei 414° in
Flamme aus. Oft unrein, als Schwefelerde etc. Fund-
ort zumal in Gypsflözen, z. E. bei Lauenstein im Han-
noverischen; und dann auf und bei Vulcanen etc.


II. Erdharzgeschlecht.

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich problema-
tische Fossil, ist meist honiggelb; durchscheinend; glas-
glänzend; sehr spröde, von kleinmuscheligem Bruch;
immer krystallisirt, häufigst als doppelt-vierseitige Py-
ramide, und zeigt beim Reiben Harzelectricität. Ge-
wicht = 1666. Gehalt (nach Klaproth) = 16
Thonerde, 46 einer eigenen Säure die davon den Na-
men erhalten hat, 39 Wasser. Fundort (theils zwischen
natürlichem Schwefel) in bituminösen Holz und dergl.
Holzerde, bei Artern im Mansfeldischen.

[Seite 558]

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum,
lyncurium, glessum Tacit.
(Fr. succin, ambre
jaune, carabé.
Engl. amber).

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom
durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten was-
serhell, meist ölklar*), theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt
als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre-
hen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen weingel-
ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der
frühern Erdrevolutionen aus Baumharz entstanden;
hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumal
Wald-Insecten etc.**). Fundort vorzüglichst Samland
in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem
Holz†) und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum.
Bitume liquide. (Engl. fossil tar).

Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkom-
men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr
zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer,
Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich-
tigkeit; jenes z.B. von mancherlei gelber Farbe; dieser
hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-
Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge-
gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi-
schen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff, 14,8
Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den
[Seite 559] brennenden Feldern am caspischen Meer, das Bergtheer
besonders auf Barbados, aber auch hier zu Lande z. E.
bei Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der
Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc. des
Bergtheers als Arznei etc.*).

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.

Meist schwarz und nur in Splittern braun durchschei-
nend; theils Fettglanz, theils Glasglanz; meist musche-
liger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt lederbraunen
Strich; hat einen eigenen meist bitterlichen Geruch;
brennt mit dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fund-
ort zumal auf dem todten Meere, das davon seinen
griechischen Namen hat. Ward von den alten Aegyp-
tiern zu ihren Compositionen zur Mumienbereitung ge-
nommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber etc.
häufigst in Oel aufgelöst zum Bestreichen ihres Pferde-
geschirres, um die Stechfliegen abzuhalten etc. – Unter
den Abarten verdient der berühmte kostbare, wohlrie-
chende feste Bergbalsam, oder die mineralische
Mumie [Pers. Muminahi**)] aus den Bergklüften
in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.

2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und
auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie das
vegetabilische Federharz, ohne zu zerreißen, dehnen,
aber doch fast wie weicher Kork zusammendrücken läßt
und dann in seine vorige Gestalt zurückschnellt. Fund-
ort bei Castletown in Derbyshire, zumal in folgenden
beiden Abarten.

[Seite 560]

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in der
Wärme weich; und ähnelt überhaupt in dem äußern
Habitus mehr noch als das folgende dem vegetabilischen
Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils ins Fa-
serige übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte
Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lignum
fossile bituminosum.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z.B. das
isländische Surtar-brandr oder Schwarzholz); mit
mehr oder minder deutlicher Holztextur. Uebergang in
Braunkohle und Pechkohle; theils in mächtigen Flö-
zen*); theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche Umber
(namentlich die Cölnische) gehört, ist durch Verwitte-
rung dieses Holzes entstanden und findet sich theils bei
demselben in Flözen, theils aber auch im aufgeschwemm-
ten Lande, Torfmooren etc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, char-
bon de terre.
Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch
mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Eindrücken
fremdartiger Gewächse; theils auch mit fest eingemeng-
ten Holzkohlen; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht
[Seite 561] aus Erdharz und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der
Abarten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt
aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge etc. besonders
in folgende sechs Abarten: die sich aus geognostischer
Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen lassen; da die
vier erstern sich mehr oder weniger dem bituminösen
Holze nähern, in mächtigern Lagern vorkommen, meist
auf gemeinem Flözsandstein oder dichtem Kalkstein auf-
liegen und gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die
beiden letztern aber in weit schwächern Flözen, meist nur
von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber
dagegen mehrere übereinander mit Schichten von Schie-
ferthon oder Kohlensandstein (S. 545) abwechseln. Auch
findet sich diese letztere Hauptart mehr in der Nähe der
Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlensandstein
oder mit Schieferthon (zumal mit Pflanzenabdrücken)
und Brandschiefer (S. 502) bedeckt.

1) Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey-coal).

Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in so genannte
Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von welchem
sie sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge un-
terscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas-
kohle
.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten);
starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken;, meist fettglän-
zend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am Meißner
in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr.
jayet, jais. Engl. jet).

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch;
fest, so daß sie sich drehen und poliren läßt.

Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; Wachsglanz; weich, und
sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.

[Seite 562]

6) Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; großmu-
scheligem Bruche; würftiger Gestalt der Bruchstücke; zur
Feuerung die vorzüglichste, zumal häufig in Großbri-
tannien.

Gebrauch der letztgedachten beiden Arten (außer dem
allgemein bekannten der Steinkohlen überhaupt), unter
andern auch zum Theerschwelen und zur Gewinnung
des Salmiaks.


III. Graphitgeschlecht.

1. Kohlenblende, (schiefrige Glanzkohle).
Anthracolithus (Fr. Anthracite, plombagine
charbonneuse
).

Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie auch
ehedem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr
spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich in
kleinen vierseitigen Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt
(nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit weni-
gem Sauerstoff und etwa 4 p. C. Alaunerde. Bricht
meist bei und mit Quarz; unter andern bei Gera,
Chemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediegenem
Silber) etc.

2. Graphit, Reißblei, Schriftblei. Plum-
bago
. (Fr. fer carburé, plombagine, crayon
noir, crayon d'Angleterre.
Engl. black
lead, Keswik lead, wad
).

Meist bleigrau; theils eisengrau; mehr oder weniger
metallischglänzend; abfärbend; fettig anzufühlen; theils
dicht, theils körnig, theils schuppig, oder krummblätte-
rig, oder dünnschieferig; weich. Mittelgewicht = 2089.
Gehalt des Cornwaller (nach Saussüre) = 96,1 Koh-
lenstoff, 3,9 Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt
er größtentheils*). Fundort zumal in der größten
[Seite 563] Menge und Feinheit bei Keswick in Cumberland*).
Gebrauch des feinern, festen vorzüglich zu Bleistiften
(auch zur Spitze auf die Stangen der Gewitterableiter),
des gemeinsten aber zu Ipser Schmelztiegeln, Ofen-
schwärze etc. Auch zum Einschmieren holzerner Schrau-
ben und Räderwerks.


IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond).

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wun-
derbarsten – so wie der kostbarste Körper in der Na-
tur. – Eigentlich farbenlos und mit der äußersten
Klarheit wasserhell, wie ein Thautropfen; doch theils
blaß tingirt, und das fast in allen Farben; von einem
eigenen dem Metallischen sich nähernden Glanze; ur-
sprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –),
deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar
in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der
octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenför-
migen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) umgewandelt
wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang
der Blätter richtet sich allemal und einzig nach den
acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; da-
her sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen
spalten oder kloven läßt**). Er ist der härteste aller
[Seite 564] bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen
wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher
nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist
stark idioelektrisch; und manche saugen besonders leicht
Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken
Strahlenbrechung des Demanten a priori geahndet*),
daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Er-
fahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch er-
wiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff
ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen
von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. –
Fundort Ostindien [zumal Hindustan und Borneo**)],
Brasilien, und nun auch der Ural.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den Metallen.

[Seite 565]

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt
(§. 251). Sie unterscheiden sich aber durch folgende
Eigenheiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte
abgehandelten sowohl, als von den übrigen Minera-
lien der andern beiden Classen.

Sie sind unter den Fossilien die allerundurchsich-
tigsten; sie haben alle den deßhalb so genannten me-
tallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und viele
auch eine dreyfache Art von geschmeidiger Ductilität.
Sie sind nämlich erstens biegsam (so besonders
Blei und Zinn); zweytens dehnbar oder malleabel,
daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so
zumal Gold und Silber); und drittens zähe, daß
sie sich nach ihrer verschiedenen Tenacität im Draht-
zug mehr oder weniger strecken lassen, und gleichstarke
Drahte aus den verschiedenen Metallen größere oder
geringere Lasten tragen können, ehe sie davon gerissen
werden (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).

Sie schmelzen in der Hitze; doch das Quecksilber
schon in einer so niedern Temperatur, daß es ge-
wöhnlich flüssig erscheint, die übrigen Metalle hinge-
gen erfordern erhöhte Temperatur, und manche der-
selben (z.B. Platin, Eisen, Mangan, Wolfram etc.)
eine sehr große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. –
Alle schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter
Oberfläche.

[Seite 566]

Bis auf eine oder die andre Ausnahme unter den
neuerlich entdeckten Metallen lassen sich die übrigen
entweder in Salpetersäure oder in Salzsäure (oder
dem aus beiden zusammengesetzten Königswasser) auf-
lösen; und sind die vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das An-
sehen ist, unter welchem sich die mehresten Metalle
in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch
alle diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zu-
rück bringen:

Entweder nämlich finden sich die Metalle ge-
diegen
(metallum nativum, Fr. métal vierge)
in ihrer wahren vollkommen metallischen Gestalt: –
oder aber vererzt im weitläuftigern Sinn (metal-
lum
mineralisatum), so daß ihnen mehr oder we-
niger von ihrem metallischen Habitus benommen ist.

§. 255.

Doch hat auch beim gediegenen Zustande eines
Metalls mancherlei besondere Verschiedenheit Statt. –
Es findet sich z.B. dasselbe entweder sichtbar,
oder aber in unmerklich kleinen Partikeln zwischen
andern Fossilien versteckt und durch dieselben ver-
larvt
. – Ferner findet sich entweder Ein gedie-
genes Metall (z.B. Quecksilber) rein, für sich;
oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen
gemischt (z.B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:

Erstens nämlich bloß durch Verbindung eines
Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe,
[Seite 567] dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder ver-
erzt im engern Sinne genannt werden; und bei die-
ser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen
Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesentlichere
Veränderung, nämlich durch Verbindung des Metalls
mit Säuren; da sie ihres metallischen Glanzes be-
raubt, und gesäuert oder verkalkt genannt werden.

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum,
entweder durch den unmittelbaren Beitritt des
reinen Sauerstoffs, – oder so, daß derselbe
schon mit einer Grundlage verbunden, und dadurch
eine eigentlich so genannte Säure bildet.

§. 258.

Nur neun Metalle (nämlich Silber, Quecksil-
ber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglanz, Ar-
senik, Tellurium und Palladium) hat man bis jetzt
in beiderlei Hauptgestalt gefunden; so wohl gediegen
als vererzt. Von den übrigen hingegen die mehrsten
bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemalige Eintheilung der Metalle, in
Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß relativen,
unbestimmten Verhältnissen abstrahirt und nicht in
der Natur gegründet war, bedarf jetzt kaum noch
einer Erwähnung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende hieher gehörige,
eigentlich sogenannte Metalle:

[Seite 568]

I. Platin.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Blei.

VIII. Zinn.

Diese achte hießen vor Alters ganze Metalle;
von den folgenden hingegen die vormals schon be-
kannten, Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spießglanz.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Mangan.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII. Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Tantalum.

XXIII. Cerium.

XXIV. Iridium.

XXV. Palladium.

XXVI. Cadmium.


XXVII. Osmium.

XXVIII. Rhodium.

Da sich aber letztere beide vor der Hand bloß mit dem
rohen Platin und dem Iridium und Palladium verbunden
[Seite 569] finden, so werden sie hier in der Mineralogie nur bei-
läufig angeführt. Ein mehreres von denselben s. in Gil-
bert's
Annalen XXIV. B. 1806. S. 209 u. f.


I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König ist sil-
berweiß ; sein Gewicht = 20850 [folglich der schwerste
aller bekannten Körper in der Natur*)]; so gereinigt
ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.);
wird in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste
Metall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt
sich auch so wie dieses, schweißen. Gebrauch vor-
züglich zu Maasstäben, Mikrometerfäden, Schmelz-
tiegeln, Pendelkugeln, Pyrometern, Davy's Sicher-
heitslampe, Clarke's Nachtlicht ohne Flamme, Rä-
derwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik
versetzt zu Teleskopspiegeln etc.

1. Gediegen, Polyxen.

Unter dem Namen von Platina (dem Spanischen
Diminutiv von plata, Silber) seit 1736 bekannt. Ge-
wöhnlich nur in kleinen, fast stahlgrauen, theils rund-
lichen, theils eckigen, meist aber platten Körnern; die
aber außer der Platina noch achterlei andere Metalle
(– nämlich: Kupfer, Eisen, Titanium, Chromium,
[Seite 570] Iridium, Osmium, Rhodium und Palladium –) hal-
ten; und in einem mit magnetischem Eisensande,
Waschgold, Quecksilberkügelchen, und kleinen Hya-
cinthen etc. vermengten Sande, vorzüglich bei Santa
Fe in Mexico (aber auch am Ural) gefunden werden.


II. Goldgeschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller drey-
fachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und
Zähigkeit), weich, doch daß es sich durch anhalten-
des Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Ge-
wicht = 19257. Wird in Königswasser aufgelöst;
und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold,
und durch Zinnauflösung als mineralischer Purpur,
gefällt. Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber.
Ist nächst dem Eisen und Mangan wahrscheinlich
das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm
in größerer oder geringerer Menge beigemischten andern
Metalle, Kupfer, Silber, Eisen, oder Tellurium. In
mancherlei besonderer Gestalt, z.B. blätterig, gestrickt etc.
Theils krystallisirt, in mancherlei Formen, z.B. cubisch,
octoëdrisch etc.; theils dendritisch etc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beim Zinn-
geschlecht), wie z. E. das bei Wicklow in Irland.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder ver-
larvt
(§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein von
Beresofsk, im rammelsberger Braunerz, in vielem
Schwefelkies, Bleiglanz, Zinkblende etc. Namentlich
auch in der goldhaltigen Kohle (dem so genannten
Brandstein) von Verespatak in Siebenbürgen.


III. Silbergeschlecht.

[Seite 571]

Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelb-
schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehn-
bar; auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den
stärksten Klang; wird in Salpetersäure aufgelöst,
und aus der Solution durch Salzsäure als Hornsil-
ber, und durch Quecksilber als so genannter Dianen-
baum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherlei besonderer Gestalt; blätterig, zäh-
nicht, haarförmig, gestrickt etc., theils krystallisirt, und
zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyramide; theils
dendritisch; theils bei metallisirten Petrefacten, wie
z.B. bei den Frankenberger Kornähren etc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit andern
Metallen gemischt.

So z.B. mit Gold bei Kongsberg und am Schlan-
genberg (das Electrum des Grafen von Veltheim).

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß; blätte-
riger Bruch; theils krystallisirt in sechsseitigen Säulen
und Pyramiden; weich. Gehalt sehr ungleich z.B. in
einem anbreasberger (nach Klaproth) = 12,75 Sil-
ber, 35 Arsenik, 44,25 Eisen, 4 Spießglas.

3. Spießglanzsilber.

Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier- und
sechsseitigen Säulen und sechsseitigen Tafeln. Gehalt
(nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spießglanz.
Fundort ebenfalls bei Andreasberg am Harz und bei
Alt-Wolfach im Fürstenbergischen.

4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs, Sil-
berkies
. Argent sulfuré.

Schwärzlich bleigrau; mattschimmernd; gibt glänzen-
den Strich; theils krystallisirt; meist in doppelt viersei-
[Seite 572] tigen Pyramiden; auch cubisch etc.; weich; sehr geschmei-
dig; läßt sich spähneln; ist theils so dehnbar, daß es sich
prägen läßt. Gewicht = 7215. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 85 Silber, 15 Schwefel. Fundort vorzüg-
lich im Erzgebirge.

5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Sil-
berkies
.

Meist eisenschwarz, theils rußig, theils krystallisirt,
und das meist in sehr kleinen sechsseitigen Säulen oder
Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Ge-
halt (nach Klaproth) = 66,50 Silber, 12 Schwefel,
10 Spießglanz, 5 Eisen. Fundort zumal in Ungarn.

6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Ar-
gent noir.

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich;
scheint aus einer Auflösung des Schwarzgülden und
Glaserzes entstanden zu seyn. Findet sich meist in der
Nachbarschaft dieser Beiden.

7. Hornerz, Chlorinsilber. Chlorure d'argent.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pistazien-
grüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachsglän-
zend; theils knospig; theils cubisch krystallisirt; theils
dendritisch (so vorzüglich das sibirische vom Schlangen-
berge); weich; geschmeidig; läßt sich spähneln. Gewicht
= 4840. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo-
hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall etc.

8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent
rouge, rosiclair
).

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis
ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins Bleigraue
und Eisenschwarze, mehr oder weniger durchscheinend;
theils mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durch-
fallendem aber blutroth, (Engl. ruby ore); fast me-
tallisch glänzend; theils krystallisirt, meist in sechsseitigen
Säulen mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze;
theils dendritisch; gibt rothen Strich. Mittelgewicht =
[Seite 573] 5563. Gehalt eines dunkeln von Andreasberg (nach
Klaproth) = 60 Silber, 19 Spießglanz, 17 Schwe-
fel, 4 Sauerstoff. Andre sind auch arsenikhaltig. -
Fundort, vorzüglich am gedachten Orte.


IV. Quecksilbergeschlecht.

Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mercure,
vif-argent. Engl. quicksilver) behält seinen Sil-
berglanz an der Luft unverändert; ist flüssig ohne zu
netzen; und wird erst bei 39° unter ° Fahr. fest
und malleabel. Gewicht des flüssigen = 13568*).
Wird am vollkommensten von der Salpetersäure auf-
gelöst; phosphorescirt im so genannten luftleeren
Raume; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold,
Silber, Zinn und Blei; daher sein Gebrauch zum
Anquicken der Erze, zum Vergolden, zur Spiegel-
folie etc. Außerdem bekanntlich auch zu meteorologi-
schen Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher
Insecten, und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwi-
schenräumen von Quecksilbererzen. Fundort, in Europa
zumal Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure ar-
gental.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalga-
mirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils derb,
knospig etc.; weich. Gehalt sehr ungleich; z.B. (nach
Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber. Fundort zu-
mal im Zweybrückischen.

3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinnaba-
ris.
Mercure sulfuré.

[Seite 574]

Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe etc.;
theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchschei-
nend; theils erdig, theils derb und dann theils von
einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils kry-
stallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden etc.;
gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr
ungleich. Ersterer z.B. (nach Kirwan) = 80 Queck-
silber, 20 Schwefel. Fundorte zumal Idria; das Zwey-
brückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.

Der eben daselbst brechende, seltene Stinkzinno-
ber
(Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchschei-
nend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn er
gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber-
blende
. Mercure sulfuré bituminifère.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; un-
durchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt
coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von
zwey Hauptarten: nämlich a) dicht, und b) schalig,
mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf*).
Gewicht = 7937. Gehalt (nach Klaproth) =
81,80 Quecksilber, 13,75 Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65
Kieselerde, 0,55 Alaunerde, 0,20 Eisenoxyd, 0,73
Wasser etc. Fundort zumal bei Idria, wo es das ge-
wöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur-
peth, natürlicher Sublimat
. Mercure
muriaté.

Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend; von fast
metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüf-
ten anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubi-
[Seite 575] schen oder säulenförmigen Krystallen; weich. Im Ge-
halt auch eine Chlorinverbindung. Fundort zumal im
Zweybrückischen.


V. Kupfergeschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und
hat unter allen Metallen den stärksten Klang. Ge-
wicht = 7788. Wird von allen Säuren aufgelöst;
brennt mit grüner und blauer Flamme: verbindet
sich leicht mit andern Metallen, und gibt dadurch
die mancherlei vorzüglichen Compositionen; wie z.B.
mit Gold, das Similor und das malayische Suasso;
mit Zink, das Messing und Tomback (von Tom-
bago
, dem malayischen Worte für Kupfer); mit
Zinn die antike Bronze, das Glockengut und Stück-
gut; mit Arsenik das argent haché und die Com-
position zu Teleskopspiegeln; mit Nickel, das schine-
sische Packtong u.s.w. Dient daher auch beim
Münzwesen zur Karatirung und Legirung des Gol-
des und Silbers etc.

1. Gediegen.

Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher Abstu-
fungen der Rothe; in mancherlei besonderer Gestalt;
theils krystallisirt; und dann meist als doppelt viersei-
tige Pyramide. Fundort, in Europa besonders Corn-
wall und Ungarn, außerdem aber vorzüglich Sibirien,
die Küsten der Kupfer-Insel (Medoni ostrow) im
kamtschatkischen Meere, die Ufer des Kupferflusses im
N. W. der Hudsonsbay, Brasilien etc.*).

[Seite 576]

2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr.
cuivre sulfuré, mine de cuivre vitreuse).

Bleigrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violette,
dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer Glanz; der
Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt; theils
aber krystallisirt, z.B. in sechsseitigen Säulen (–
tab. II. fig. 10. –); weich, milde; schneidbar; gibt
glänzenden Strich; schmilzt leicht. Mittel-Gewicht =
5074. Gehalt des Sibirischen (nach Klaproth) =
78,50 Kupfer, 18,50 Schwefel, 2,25 Eisen, 0,75 Kie-
selerde. Fundort, in Europa zumal Cornwall und der
Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre
pyriteux hepatique
.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist tauben-
hälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das
Kupferglas; gibt braunrothen Strich; findet sich wohl
nur ungeformt. Gehalt (nach Phillips) = 61 Kup-
fer, 14 Eisen, 23,75 Schwefel etc. Fundort, unter
andern Lauterberg am Harz, und der Schlangenberg
in Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune).

Goldgelb in mancherlei Abstufungen; theils grünlich;
auch oft taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt;
theils mit Spiegelfläche; oder geflossen, nierenförmig,
traubig etc.; zuweilen krystallisirt, z.B. als dreyseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht
= 3980. Gehalt des Cornwaller (nach Phillips) =
30,50 Kupfer, 32 Eisen, 35,16 Schwefel, 2,14 Blei,
Arsenik etc. Ist das allergemeinste Kupfererz; findet
sich, so wie auch theils die beiden vorigen Gattungen,
oft im bituminösen Mergelschiefer, der dann Kupfer-
schiefer genannt wird. (s. oben S. 528.)

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche
).

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglänzend;
spröde; gibt theils am Stahl Funken; hält (nach Hen-
kel
) 40 p. C. Kupfer und außerdem Eisen und Arsenik.
[Seite 577] Uebergang in Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich
überhaupt selten; unter andern bei Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so-
genanntes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre
grise
. Engl. grey copper-ore).

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grauröth-
lichen Strich; meist ungeformt; theils krystallisirt; z.B.
in dreiseitigen Pyramiden, sechsseitigen Säulen u.a.m.
Gehalt eines Freibergischen (nach Klaproth) = 41
Kupfer, 22,5 Eisen, 24,10 Arsenik, 0,40 Silber, 10
Schwefel etc. Findet sich sehr häufig in vielen Ländern
von Europa und Asien.

7. Schwarzgülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallischglän-
zend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde; theils derb;
theils krystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab. II.
fig. 1.) bei Clausthal. Gehalt des Kapnicker (nach
Klaproth) = 37,75 Kupfer, 22 Spießglanz, 3,25
Eisen, 5 Zink, 28 Schwefel.

8. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als
Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß aus
Verwitterung derselben entstanden. Fundort unter an-
dern am Harz bei Lauterberg etc.

9. Kupferroth, roth Kupfer-Glas, Kupfer-
Lebererz
. (Fr. cuivre oxydé rouge, mine
de cuivre rouge
).

Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth bis ins
Bleigraue; das Coschenillrothe theils durchscheinend;
selten durchsichtig; theils fast metallischglänzend; theils
dicht; theils blätterig; theils krystallisirt und dann meist
in doppelt vierseitigen Pyramiden; theils haarförmig,
faserig, seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs
de cuivre
). Gehalt des Cornwaller (nach Chenevix)
= 88,5 Kupfer, 11,5 Sauerstoff. Fundort vorzüglich
Cornwall und Catharinburg; die Kupferblüthe aber be-
sonders bei Rheinbreidbach im Cölnischen.

[Seite 578]

10. Kupferbraun, Ziegelerz. (Fr. ochre de
cuivre rouge
).

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und Gelbe;
matt oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet
als Kupfer-Pecherz; letzteres mit kleinmuscheligem
Bruche. Eigentlich aus der vorigen Gattung mit brau-
nem Eisenocher innig gemengt. Fundort, unter andern
der Bannat, Lauterberg am Harz etc.

11. Kupferblau, Bergblau, Kupferlasur.
(Fr. cuivre carbonaté bleu, azur de cuivre,
bleu de montagne
).

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt,
erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glän-
zend, zuweilen durchscheinend; theils strahlig; theils
nierenförmig, traubig etc.; theils krystallisirt, zumal in
kurzen vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan) auf
69 p. C. Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gat-
tungen durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüglich
im Bannat und am Ural.

12. Malachit.

Vorzüglich in zwey Hauptarten:

Erstens nämlich als Atlaserz (Fr. mine de cuivre
soyeuse
); smaragdgrün; seidenglänzend; faserig; theils
in abgesonderten, haarförmigen Krystallen, büschelför-
mig divergirend etc. Fundort zumal Lauterberg am
Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, mamelonirt in
concentrischen Schalen, theils traubig, stalactitisch, röh-
renförmig etc. Gewicht = 3641. Gehalt eines sibiri-
schen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18 Kohlensäure,
12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser. Fundort zumal Ca-
tharinburg in Sibirien.

13. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo
nativa, chrysocolla, lapis armenus
. (Fr.
cuivre carbonaté vert, verd de montagne).

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den
Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreiblich; theils
[Seite 579] dicht mit muscheligem Bruche; meist nur in kleinen Par-
tien bei andern Kupfererzen; hält außer dem kohlen-
sauren Kupfer meist noch Thonerde. Fundort unter
andern Saalfeld, Dillenburg und Catharinburg. Ge-
halt des letztern (nach Klaproth) = 50 Kupferoxyd,
7 Kohlensäure, 26 Kieselerde, 17 Wasser.

14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudo-
malachit
. (Fr. Cuivre phosphaté).

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; undurch-
sichtig, meist seidenglänzend, schimmernd; zartfaseriger
Bruch; meist traubig, nierenförmig; selten in sehr klei-
nen sechsseitigen Krystallen; weich. Gehalt (nach Klap-
roth
) = 68,13 Kupferoxyd, 30,95 Phosphorsäure.
Fundort Virneberg bei Rheinbreiddach im Cölnischen.

15. Olivenerz, Pharmakochalcit, arsenik-
saures Kupfererz
. Cuivre arseniaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel
Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne; durchschei-
nend oder durchsichtig; fettglänzend; meist krystallisirt,
theils in spangrünen sechsseitigen Tafeln (Kupfer-
glimmer
oder blätteriges Olivenerz), theils in sehr
flachen Octoëdren (Linsenerz), theils in kleinen sechs-
seitigen Säulen etc. und diese theils büschelförmig diver-
girend, theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschel-
förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseriges Oli-
venerz, Engl. wood copper). Gehalt = Kupfer, mit
etwas Eisen durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zu-
mal Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr.
cuivre muriaté, muriate de cuivre oxygené).

Von mancherlei grüner Farbe; vom Undurchsichtigen
bis zum Durchsichtigen; theils matt, erdig; theils ver-
schiedenartiger Glanz. So der Atacamit, als sma-
ragdgrüner Sand, von sehr kleinen doch ungleichförmi-
gen Körnern; durchscheinend; glasglänzend; gibt auf
Kohlen eine schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt
(nach Proust) = 70,50 Kupferoxyd, 11 Salzsäure,
18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-America in
einem kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama zwischen
Peru und Chili.


VI. Eisengeschlecht.

[Seite 580]

Reines oder so genanntes Frisch-Eisen hat
eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende
Farbe und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es
wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht attracto-
risch; läßt sich schweißen; wird von allen Säuren
angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack;
wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure
schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist
unter allen Metallen am allgemeinsten in der Erde
und selbst in der organisirten Schöpfung verbreitet;
auch wird kein anderes Metall von den cultivirten
Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl
als eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden
Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nämlich und
Stab-Eisen), als auch nachdem beide zu Stahl
geschmolzen oder gebrannt worden*).

1. Gediegen.

Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gediegenen
Eisens, die neuerlich bekannt worden und von denen
schon oben die Rede gewesen [S. 459. not. **) und
S. 515], gehört besonders die 1772 von Pallas zwi-
schen Krasnojarsk und Abekansk auf dem Rücken eines
Schiefergebirgs wieder gefundene. Sie hat ein sonder-
bares, theils ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge,
und enthält in ihren bläserigen Zwischenräumen das ob-
gedachte grüngelbe, glasartige, dem Olivin ähnelnde
Fossil (S. 515). Das Eisen selbst in dieser auf 1600
Pfund schweren Masse hält (nach Stromeyer) = 10
p. C. Nickel und Kobalt.

[Seite 581]

Eine andere noch ungleich größere findet sich unweit
des Paranastroms in Chaco, im spanischen Süd-Ame-
rika, wo sie 1782 durch Don Mich. Rubin de Celis
untersucht und ihr Gewicht auf 30000 Pfund angeschla-
gen worden*), und dieses Eisen hält ebenfalls 10 p. C.
Nickel.

Hingegen hält das von diesem so genannten Meteor-
eisen
verschiedene tellurische gediegen Eisen
vom Eisernen Johannes zu Groscamsdorf im Neustäd-
tischen Kreise in Sachsen (nach Klaproth) = 92,50
Eisen, 6 Blei, 1,50 Kupfer.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Py-
rites.
Fer sulfuré. (Engl. mundick).

Speisgelb, in mancherlei Abstufungen; einerseits ins
Goldgelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft tauben-
hälsig oder tombackbraun angelaufen; metallischglänzend;
meist so hart, daß er am Stahl Funken gibt, mit
Schwefelgeruch; hält, außer dem durch Schwefel ver-
erzten Eisen zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik etc.
findet sich in mancherlei besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilzförmig etc.
häufig krystallisirt in mancherlei Form, z.B. als dop-
pelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –); oder
als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwanzig
Ecken (– tab. II. fig. 4. –) oder in einer der selten-
sten krystallinischen Formen der Fossilien, als Icosaëder
mit gleichen dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken (–
tab. II. fig. 6. –); häufig hingegen cubisch mit gestreif-
ten Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur die
Streifen von zwey einander gerade entgegenstehenden
Flächen einerlei Richtung haben, hingegen die von den
dreyen in eine Ecke des Würfels zusammenstoßenden
Flächen in conträrer Richtung widereinander laufen (–
tab. II. fig. 2.–). Mittel-Gewicht = 4700. Ueber-
gang in dichten Brauneisenstein. Gehalt (nach Hatchett)
= 47,85 Eisen, 52,15 Schwefel. Fundort fast in aller
Welt als die gemeinste aller Erzarten.

[Seite 582]

Der Wasserkies ist meist heller von Farbe; häufig in
Nierenform; entweder dicht (Leberkies), krystallisirt
meist als doppelt vierseitige Pyramide, und zwar in man-
cherlei Abarten zusammengruppirt, z.B. als Hahnen-
kammkies
etc.*); oder strahlig (Strahlkies),
theils als mancher Haarkies (z. E. bei St. Andreas-
berg auf dem Harz, in abgesonderten haarförmigen
Nadeln; theils in mancherlei besonderer Gestalt, z.B.
stalactitisch, röhrenförmig, gestrickt, zellig etc.; theils als
metallisirte Petrefacten der Vorwelt, zumal als Am-
moniten. Gehalt des Strahlkiefes (nach Berzelius)
= 45,07 Eisen, 0,70 Mangan, 53,35 Schwefel, 0,80
Kieselerde.

Gebrauch zur Gewinnung des Schwefels, Alauns und
Eisenvitriols; ehedem statt Feuerstein an deutschen Büch-
sen etc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; metallisch-
glänzend; doch meist angelaufen; meist ungeformt; sehr
selten (am Harz) krystallisirt, in sechsseitigen Tafeln und
Säulen, die zuweilen an den Endkanten abgestumpft
sind**). Ist wie so manche andere Eisenerze retracto-
risch, d.h. er wird vom Magnet gezogen. Gehalt des
von der Treseburg am Harz (nach Stromeyer)
= 59,85 Eisen, 40,15 Schwefel.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag-
net, attractorisches Eisenerz
. (Fr. Ai-
mant, fer oxydulé.
Engl. Load-stone).

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen
Krystallen als doppelt vierseitige Pyramiden; hart;
spröde; zeichnet sich durch die beiden großen physikali-
schen Eigenschaften aus, daß er das Eisen zieht, und
sich in freischwebender Lage nach den Polen richtet;
[Seite 583] auch beiderlei Kraft dem Eisen selbst mittheilt. Ge-
wicht = 4243. Ist natürliches schwarzes Eisenoxyd
oder eine Verbindung von Eisenoxydul mit Eisenoxyd.
Hält aber häufigst noch andere Metalloxyde, besonders
Titanoxyd, Manganoxyd und Kieselerde. Fundort vor-
züglichst der Magnetberg in Werchoturien; außerdem
unter andern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzen-
berg am Harz*).

Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, entweder
in Gebirgsarten eingesprengt [so z.B. in manchem Gra-
nit (s. oben S. 541), Porphyr, Basalt etc.]; oder aber,
und zwar häufiger in manchem Sande des Meeres
oder der Seen und Flüsse.

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié).

Theils bräunlich-theils eisenschwarz; jenes wenig-
glänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils ins
Muschlige, theils ins Blättrige, theils vieleckigkörnig;
hart; spröde; Gewicht = 4667. Gehalt (nach Klaproth)
= 78 Eisenoxyd, 22 Titanoxyd. Fundort am Spessart
und bei Eggersund, Krageröe etc. in Norwegen.

6. Chromeisen. (Fr. Fer chromaté).

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune; matt-
schimmernd; aschgrauer Strich; rauher unebner Bruch;
hart; spröde; meist ungeformt; für sich unschmelzbar,
schmilzt aber mit Borax, den es grün färbt. Gewicht
= 4032. Fundort besonders im Departement Dü
Var, und in Octoëdern krystallisirt bei Baltimore. Ge-
halt des letztem (nach Seybert) = 39,5 t Chromoxyd,
36 Eisenoxyd, 13 Alaunerde, 10,60 Kieselerde.

7. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli-
giste, fer spéculaire, fer noir
).

Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von star-
kem metallischem Glanze; sowohl ungeformt als krystalli-
[Seite 584] sirt; letzteres z.B. in doppelt dreyseitigen Pyramiden,
die dann in Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen
Tafeln etc. Gewicht = 5158. Ist reines Eisenoxyd,
bestehend aus 70 Eisen und 30 Sauerstoff. Fundort
vorzüglich in großer Mannigfaltigkeit und Schönheit
der Krystallisationen auf der Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von
blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als krystallisirt
in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils zellig zusam-
mengehäuft sind. Fundort unter andern zuweilen im
Holzstein vom Kiefhäuserberg, und in manchen vesuvi-
schen Laven.

8. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschrothe,
anderseits bis fast ins Strahlgraue. Gehalt im ganzen
wie in der vorigen Gattung.

Davon drey Arten:

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfär-
bend; theils derb; theils als Ueberzug über andere
Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils krystallisirt, cubisch; (so
z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisenocher
genannt.

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.

Meist nierenförmig, mit mamelonirter Außenfläche
und schaligen Ablösungen; theils stalactitisch; keilför-
mige Bruchstücke von strahligem Gefüge. Gebrauch un-
ter andern als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.

9. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins
Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Ist natürliches
Eisenoxydhydrat.

1) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils kry-
stallisirt in zweyen der beim Schwefelkies (S. 581) ge-
[Seite 585] dachten Formen, nämlich als Dodecaëder mit den fünf-
seitigen Flächen (– tab. II. fig. 4. –) und als Wür-
fel mit der sonderbaren Richtung der Streifen auf sei-
nen sechs Flächen (– tab. II. fig. 2. –). Theils auch
als Petrefact von Incognitis der Vorwelt; so z.B.
bei Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fungit etc.
Uebergang des ungeformten in Spath-Eisenstein,
Thon-Eisenstein etc.

Auch Braun-Eisenocher wie bei der vorigen
Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder so ge-
nannte türkische Umber gehört.

2) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der rothe.
Der Bruch theils seidenglänzend; faserig. Gehalt des
von Bergzabern (nach D'Aubuisson) = 79 Eisenoxyd,
2 Manganoxyd, 3 Kieselerde, 15 Wasser.

10. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl-
stein, Flinz
. Chaux carbonatée ferrifère.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze; theils
an den Kanten durchscheinend; häufig krystallisirt, und
zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboi-
dale Gestalt der Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784.
Ist natürliches kohlensaures Eisenoxydul. Gehalt eines
Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50 Eisenoxydul,
3,50 Manganoxyd, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlensäure.

11. Sphärosiderit.

Aus dem Weingelben ins Gelblichbraune; durchschei-
nend; inwendig glänzend; halbhart; kugelich, oft mit
krummschaaliger Absonderung. Gewicht = 3,915. Ge-
halt (nach Stromeyer) = 59,62 Eisenoxydul, 1,89
Manganoxyd, 0,20 Kalkerde, 0,14 Talkerde, 38 Koh-
lensäure. Fundort Steinheim bei Hanau.

12. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarz-
braune; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich;
mager; theils ungeformt; aber auch in mancherlei be-
sonderer Gestalt; theils mit Petrefacten der Vorwelt;
z.B. mit Conchylien oder mit Kräuterabdrücken (so
z.B. die berühmten so genannten Katzenköpfe von Col-
[Seite 586] brookdale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut
einschließt).

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu werden:

a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken;
theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuthlich
pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort bei Hoschenitz
in Böhmen.

b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein,
Adlerstein, Klapperstein. Aëties. (Fr.
Géode).

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit schaaligen
Ablosungen; meist hohl; theils mit eingeschlossenen losen
und daher klappernden Brocken und Körnern; theils
dicht, kuglich*).

c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist
stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt, abgerun-
det; so z.B. wie in großen runden Bohnen ausneh-
mend sauber am Vorgebirge der guten Hoffnung. Ge-
halt des aus der Högau (nach Klaproth) = 53
Eisenoxyd, 23 Kieselerde, 6,5 Alaunerde, 1 Mangan-
oxyd, 14,5 Wasser.

d. Linsenerz, körniger Thoneisenstein.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast
wie ein lockerer Rogenstein.

Des Röthels ist schon oben S. 504 gedacht.

12. Rasen-Eisenstein, Wiesenerz, Ortstein.
Tofus Tubalcaini Linn. Minera ferri sub-
aquosa
Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)

[Seite 587]

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt oder
fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zusammenge-
backen, knollig; erdig; theils in allerhand besonderer
Gestalt, röhrenförmig etc., theils allerhand Vegetabilien
von neuerem Datum, Moos, Wurzelgestrüppe etc. darein
umgewandelt. Gehalt des von Klempnow (nach Klap-
roth
) = 66 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 8 Phos-
phorsäure, 23 Wasser. Findet sich meist nahe unter der
Dammerde, im aufgeschwemmten Lande und im Moor-
grunde.

13. Eisenblau, vulgo natürliches Berliner-
blau
. (Fr. Fer azuré, Prussiate de fer
natif
).

1) blättriges.

Meist indigblau; durchscheinend; blättrich; auf dem
Bruche glasglänzend; weich; theils krystallisirt in klei-
nen vierseitigen Säulen. Gehalt des von Bodenmais
in Baiern (nach Vogel) = 41 Eisenoxydul, 26,4
Phosphorsäure, 31 Wasser. Fundort außer dem eben
gedachten*) vorzüglich schön (als sogenannter Vivia-
nit
) in Cornwall.

2) erdiges.

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft
blau in mancherlei Abstufungen; ist erdig, staubartig oder
zusammengebacken; abfärbend; mager. Gehalt der
Eckardsberger (nach Klaproth) = 41,5 Eisenoxyd, 32
Phosphorsaure, 20 Wasser. Fundort unter andern im
Hannoverschen am Ufer der Stecknitz, und so auch im
fossilen Treibholz bei Stade (s. oben S. 560. not. *).

14. Grün-Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, abfärbend;
selten verhärtet. Das Vererzungsmittel noch nicht zu-
verlässig bekannt. Fundort zumal bei Schneeberg im
Erzgebirge.

[Seite 588]

15. Würfelerz, arseniksaures Eisen, Phar-
makosiderit
.

Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich; in
kleinen cubischen Krystallen von mancherlei Abänderung.
Meist auf Brauneisenstein zu Carrarach in Cornwall.
Gehalt desselben (nach Vauquelin) = 48 Eisenoxy-
dul, 18 Arseniksäure, 2 Kalkerde, 32 Wasser.

16. Pittizit, Eisenpecherz. Fer oxydé ré-
sinite
.

Meist dunkel-leberbraun, an den rissigen Kanten
feuerroth durchscheinend; von Pechglanz; muschelichem
Bruche. Gibt citrongelben Strich. Gewicht = 2407.
Gehalt (nach Stromeyer) = 33,46 Eisenoxyd, 0,59
Manganoxydul, 26,6 Arseniksäure, 10,75 Schwefelsäure,
28,48 Wasser. Fundort bei Freyberg und in Ober-
Schlesien.


VII. Bleigeschlecht.

Das Blei läuft an der Luft an, und färbt,
stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist
das weichste der festen Metalle; leicht biegsam, aber
nicht sehr dehnbar, und gar wenig zähe (§. 253).
Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glühet: brennt
leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur
allgemach verglast; und von allen Säuren aufgelöst,
die davon einen süßlichen Geschmack erhalten. Ge-
brauch (außer dem allgemein bekannten zu Kugeln
und Schrot, Dachdecken, Wasserröhren, Schrift-
gießen etc.) besonders beim Hüttenwesen und in der
Probirkunst; dann zu mancherlei Farbe etc.

1. Bleiglanz. Galena. Plomb sulfuré. (Engl.
blue lead-ore.)

Bleigrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit
starkem metallischem Glanze; meist ungeformt; theils
[Seite 589] mit Spiegelfläche; theils wie geflossen, zellig etc.; theils
dendritisch oder gestrickt*); häufig krystallisirt; und
zwar meist cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyra-
miden, oder sechsseitigen Säulen etc.; sämmtliche Kry-
stallisationen wieder in mancherlei Abarten; bricht in
cubische Stücken; hat meist blätteriges Gefüge; gröberes
oder feineres Korn. Mittelgewicht = 7290. Gehalt
sehr verschieden: z.B. 85 Blei, 13 Schwefel, außerdem
auch (z.B. der Harzer) etwas Schwefel-Silber. Ueber-
haupt eins der gemeinsten Erze.

Der Bleischweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte
) ist mehr stahlgrau, schimmernd, wei-
cher als der Bleiglanz, mehr abfärbend; immer unge-
formt, und etwas Schwefel-Spiesglanz haltend. Fundort
unter andern bei Clausthal, und in Derbyshire**).

2. Selenblei.

Aehnelt im Aeußern kleinspeisigem Bleiglanz, doch
sticht seine liebte bleigraue Farbe mehr ins Blaue; Ge-
wicht = 7697. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,98
Blei, 28,11 Selen, Kobalt 0,83. Neuerlich bei Claus-
thal entdeckt***).

3. Schwarz Bleierz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt graulich
weißen Strich; hat einen eigenen fast dem Metallischen
sich nähernden Glanz; meist krystallisirt, in kleinen sechs-
seitigen Säulen. Fundort unter andern bei Freiberg,
wo es auf 60 p. C. Blei hält.

[Seite 590]

4. Weiß Bleierz, weißer Bleispath, He-
terochrom
. Plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder
weniger durchscheinend; meist gleichsam demantglänzend;
sowohl derb, als krystallisirt in Nadeln oder vier- und
sechsseitigen Säulen. Gehalt des von Leadhills in
Schottland (nach Klaproth) = 82 Bleioxyd, 16
Kohlensäure, 2 Wasser. Fundort vorzüglich auch bei
Zellerfeld am Harz.

5. Bleierde, Bleiocher. Plomb carbonaté
terreux
.

Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zer-
reiblich; in verschiedenen Farben, nämlich schwefelgelb;
(Fr. massicot natif); weißlich grau, bräunlich roth etc.;
Gehalt der von Tarnowitz (nach John) = 66 Blei-
oxyd, 12 Kohlensäure, 2,25 Wasser, 10,50 Kieselerde,
4,50 Alaunerde, 2,25 Eisen- und Manganoxyd.

6. Grün Bleierz, grüner Bleispath.
Plomb phosphaté.

Meist zeisiggrün, in mancherlei Abstufungen und
Uebergängen; theils ins Nelkenbraune etc. durchscheinend;
fettglänzend; meist krystallisirt, zumal in sechsseitigen
Säulen. Gewicht = 6270. Gehalt des von Tschopau
(nach Klaproth) = 78,40 Bleioxyd, 18,37 Phos-
phorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenoxyd. Fundort
außer dem eben genannten auch bei Clausthal, bei
Wanlockhead in Schottland, und bei Beresofsk im Ca-
tharinburgischen (letzteres hält nach Vauquelin auch
Chromiumoxyd).

7. Roth Bleierz, rother Bleispath, Kal-
lochrom
. Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend; glän-
zend; meist krystallisirt, zumal als vierseitige Säule in
mancherlei Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht =
6026. Gehalt (nach Vauquelin) = 63,96 Bleioxyd,
36,40 Chromiumsäure. Fundort Beresofsk im Catharin-
burgischen meist in der obgedachten eigenen Art von
übermengtem Sandstein (S. 546).

[Seite 591]

8. Gelb Bleierz, Bleigelb. Plomb mo-
lybdaté
.

Meist wachsgelb; wenig durchscheinend; fettglänzend;
meist krystallisirt, zumal in vierseitigen Tafeln etc. Hält
(nach Klaproth) = 64,42 Bleioxyd, 34,25 Molyb-
dänoxyd. Fundort zumal Bleyberg in Kärnthen.

9. Vitriolbleierz, Bleivitriol, Blei-
glas
. Plomb sulfaté.

Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich durch-
scheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne etc.; Glasglanz,
theils Demantglanz; muschliger Bruch; meist krystallisirt,
zumal als doppelt vierseitige Pyramide: theils in man-
cherlei Abänderungen, als Rhomboëder etc. Gewicht =
6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 73 Bleioxyd,
26 Schwefelsäure und etwas Eisen- und Manganoxyd.
Fundort Zellerfeld und Anglesey bei Wales.


VIII. Zinngeschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber
wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen und
knarrt, wenn es gebogen wird*) (le cri d'étain);
gibt erwärmt oder gerieben einen eigenen Geruch;
Gewicht = 7857; verkalkt sehr leicht zu Zinnasche;
wird in Königswasser aufgelöst; und findet sich nur
in wenigen Weltgegenden; aber daselbst meist in
ausnehmender Menge. Gebrauch unter andern zu
Silberpapier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach-
färberei etc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif
natif
. Engl. bellmetal ore).

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metallischglän-
zend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht = 4350. Ge-
halt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30 Kupfer,
[Seite 592] 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß St.
Agnes in Cornwall.

2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vi-
treux
).

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Hya-
cinthgelbe und Gelblichgraue; theils durchscheinend, zu-
weilen fast durchsichtig (so z.B. das rosin-tin aus
Cornwall); theils ungeformt; theils als Gerölle in
Seifenwerken*) (Engl. stream-tin), oder als Zinn-
sand; häufig aber krystallisirt (so genannte Zinngrau-
pen
), zumal als sehr kurze vierseitige Säule an beiden
Enden vierseitig zugespitzt, oft als Zwillingskrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900. Ge-
halt eines Cornwaller (nach Klaproth) = 99 Zinn-
oxyd, 0,25 Eisenoxyd, 0,75 Kieselerde. Fundort zumal
das sächsische und böhmische Erzgebirge, Cornwall,
Malacca, die Insel Banca bei Sumatra etc.

3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain. Engl.
wood tin.)

Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf dem
Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren mit con-
centrischen deutlich absetzenden Schichten; keilförmige
Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Funken gibt. Ge-
wicht = 6450. Gehalt (nach Vauquelin) = 91
Zinnoxyd, 9 Eisenoxyd. Fundort Gavrigan in Cornwall.


IX. Zinkgeschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittelfarbe
zwischen Blei und Zinn, einen breitstrahligen zacki-
[Seite 593] gen Bruch, und beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht
= 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und entzündet
sich im offenen Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme.
Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu fär-
ben. Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré.
Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, anderseits ins
Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne; daher die
Benennungen von Pechblende, Colophoniumblende, Ru-
binblende etc.; mehr oder weniger durchscheinend; von
verschiedener Art des Glanzes; meist ungeformt; doch
auch häufig krystallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als
doppeltvierseitige Pyramide etc.; spathähnlicher Bruch;
manche Abarten geben, wenn sie gerieben werden, Schwe-
fellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn sie im Fin-
stern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-Gewicht =
4000. Gehalt einer braunen aus Cornwall (nach Thom-
son
) = 59,09 Zink, 12,05 Eisen, 28,86 Schwefel;
theils auch gold- und silberhaltig mit innig eingemeng-
tem Bleiglanze (so z.B. das so genannte Braunerz
vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein
verbreitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc
oxydé, calamine
).

Meist aus dem Bleigrauen ins Gelblichbraune durch
mancherlei Abstufungen; theils undurchsichtig; theils mehr
oder weniger durchscheinend; meist ungeformt, und zwar
sowohl erdig als derb; theils wie gestoßen, traubig,
nierenförmig, oder auch wie durchlöchert, zerfressen etc.
Gehalt eines Breisgauer (nach Berthier) = 64,5
Zinkoxyd, 25,5 Kieselerde, 10 Wasser. Fundorte in
verschiedenen Gegenden von Deutschland, Großbritan-
nien, Ungarn, Polen etc.

3. Zinkspath.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche etc.; durch-
scheinend; krystallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide,
oder als sechsseitige Säule etc. Gehalt eines Derbyshi-
[Seite 594] rer (nach Smithson Tennant) 65,2 Zinkoxyd, 34,8
Kohlensäure. Fundorte meist wie beim Galmey.


X. Wismuthgeschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace. Engl. tin-glass), hat eine aus
dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe;
blätteriges Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht =
9822; schmilzt ehe er glüht*). Ueberhaupt ein
nicht häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum
Schnell- oder Zinn-Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt;
theils gestrickt; selten krystallisirt in kleinen Würfeln etc.;
blätteriger Bruch. Findet sich doch häufiger las die fol-
genden Gattungen, und nebst denselben zumal im säch-
sischen und böhmischen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bis-
muth sulfuré
.

Bleigrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger,
theils strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in
spießigen der Länge nach eingewachsenen Krystallen oder
in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneidbar. Ge-
halt (nach Rose) = 80,98 Wismuth, 18, 72 Schwefel.

3. Nadelerz.

Stahlgrau; läuft gelblich an; metallischglänzend;
kleinkörniger Bruch. Gehalt (nach John) = 43,20
Wismuth, 24,32 Blei, 12,10 Kupfer, 1,58 Nickel?,
1,32 Tellur?; 11,58 Schwefel. Meist in Milchquarz
eingewachsen als nadelförmige Krystallen; zuweilen mit
gediegenem Golde, so im Catharinburgischen.

[Seite 595]

4. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig; an-
geflogen oder eingesprengt. Gehalt (nach Lampa-
dius
) = 86,3 Wismuthoxyd, 5,2 Eisenoxyd, 4,1 Koh-
lensäure, 3,4 Wasser.


XI. Spießglasgeschlecht.

Der Spießglanz oder das Spießglas,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen
Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges, strahliges Ge-
füge; ist spröde; Gewicht = 6702; schmilzt leicht;
verdampft in anhaltendem Feuer; wird von den
Säuren nur unvollkommen aufgelöst; und aus der
Solution in Königswasser durch Laugensalze weiß ge-
fällt. Gebrauch unter andern um weichen Metallen
mehr Härte zu geben; also z.B. zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blät-
terig, theils schalig. Fundort unter andern bei An-
dreasberg. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 98
Antimonium, 1 Silber, 0,25 Eisen.

2. Grau Spießglanzerz, Spießglanzkies.
Antimoine sulfuré.

Bleigrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt; und
zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger aber
strahlig und zwar meist in nadelförmigen Krystal-
len; theils aber auch in stärkern vier- oder sechsseitigen
Säulen. Schmilzt und brennt am Lichte mit blauer
Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt (nach Thom-
son
) = 73,77 Antimonium, 26,23 Schwefel. Fund-
ort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulichschwarzer oder blei-
grauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haariges (theils
silberhaltiges), hierher gehöriges Spießglaserz, das sich
unter andern zu St. Andreasberg und bei Nagybanya
in Siebenbürgen findet.

[Seite 596]

3. Nickelspießglanzerz.

Aus dem Bleigrauen ins Zinnweiße; unvollkommen
blättrig; glänzend; unebner Bruch; halbhart. Gewicht
= 6546. Gehalt (nach Klaproth) = 47,75 Spieß-
glanz, 25,25 Nickel, 11,75 Arsenik, 15,25 Schwefel.
Fundort im Nassauischen.

4. Roth Spießglanzerz, Spießglanz-
blende
. Antimoine hydrosulfuré.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glanzes;
theils ungeformt, theils in nadelförmigen, strahligen
Krystallen, die theils sternförmig zusammengehäuft sind.
Gewicht = 4090. Gehalt des Bräunsdorfer (nach
Klaproth) = 67,50 Spießglanzmetall, 10,80 Sauer-
stoff, 19,70 Schwefel. Fundort Bräunsdorf bei Frey-
berg und Ungarn.

Eine besondre blättrige Abart ist das so genannte
Zundererz, das sich in Drusenhöhlen und als Ueber-
zug auf Quarz, Bleiglanz etc. bei Clausthal findet.

5. Weiß Spießglanzerz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue; meist
perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammenge-
häuften nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Aeußern
so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präparirten
weißen Spießglanzblumen (Nix antimonii). Fundort
bei Malaczka in Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.

6. Spießglanzocher. (Fr. Kermes minéral).

Gewöhnlich zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bei Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwischen
strahligem Grauspießglanzerz.


XII. Kobaltgeschlecht.

Das Kobalt-Metall*), oder die so ge-
nannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins
[Seite 597] Stahlgraue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt
in Königswasser aufgelöst die sympathetische Tinte.
Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig, und wenn
es völlig rein ist, magnetisch. Durchs Rösten ver-
kalkt es zu schwarzem Pulver, welches mit Glas-
fritten das für die Blaufarbenwerke wichtige Smal-
teglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti.
Cobalt gris.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spie-
gel; auch theils gestrickt; theils baumförmig; nicht sel-
ten krystallisirt, und zwar meist cubisch in mancherlei
Abartungen als Kobaltgraupen; minder hart als
die folgende Gattung. Gehalt (nach Stromeyer) =
20,3 Kobalt, 72,2 Arsenik, 3,4 Eisen etc. Fundort
unter andern Glücksbrunn im Gothaischen, Riegelsdorf
in Hessen etc. Eins der häufigsten Kobalterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Ko-
balt
. Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glatter
Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch ähnelt dem
vom englischen Stahl; sehr hart; hält ebenfalls außer
dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fundort unter
andern im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß ins Blaßröthliche; meist ungeformt; theils
nierenförmig, und in kleinen undeutlichen Krystallen.
Gehalt (nach Stromeyer) = 33,1 Kobalt, 43,4 Ar-
senik, 3,2 Eisen, 20 Schwefel. Findet sich an weni-
gen Orten, z.B. im Stiftamte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwärze.
Cobalt oxydé noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braun-
liche; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Ruß-
kobalt
; theils verhärtet als Schlackenkobalt;
theils traubig, nierenförmig, schalig etc.; matt oder
schimmernd; wird durch den Strich glänzend; leicht;
[Seite 598] vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt. Fundort sich
unter andern auch an den bei ersten Gattung ange-
gebenen Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraunen durch mancherlei Abstufungen ins
Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Leberkobalt).
Ungeformt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich.
Fundort unter andern zumal im Saalfeldischen.

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfersichblüthroth, das aber an der Luft verschießt;
entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobaltbe-
schlag
; oder in nadelförmigen, theils sammetartigen,
theils sternförmig zusammengehäuften, glänzenden, durch-
scheinenden Krystallen, als Kobaltblüthe. Gehalt
der letztern, von Riegelsdorf (nach Bucholz) = 39
Kobaltoxyd, 38 Arseniksäure, 23 Wasser. Fundort
unter andern auch bei Schneeberg im Erzgebirge.


XIII. Nickelgeschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulichweißen
ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr hart; sehr
strengflüssig; und wenn er völlig rein ist, allerdings
magnetisch, löst sich vorzüglich in Salpetersäure auf,
und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den
Salmiakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch
zum schinesischen Packtong (S. 575).

1. Nickelkies, Haarkies.

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abgeson-
derten haarförmigen Nadeln (wie der oben S. 582 ge-
nannte haarförmige Strahlkies. Gehalt (nach Arfwed-
son
) = 64,35 Nickel, 34,26 Schwefel, nebst Spuren
von Eisen und Arsenik. Fundort in den Drusen-
löchern des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt im Erz-
gebirge.

[Seite 599]

2. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger, gleich-
sam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bei Riegels-
dorf in Hessen). Gewicht = 7560. Gehalt (nach
Stromeyer) = 44,2 Nickel, 54,7 Arsenik, mit etwas
Eisen, Blei und Schwefel. Fundort gemeiniglich bei
Glanzkobalt.

3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxydé.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so bei
Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist als Ueberzug;
gewöhnlich beim Kupfernickel. Gehalt (nach Stro-
meyer
) = 37,35 Nickeloxyd mit Kobaltoxyd, 1,13 Ei-
senoxyd, 36,97 Arseniksäure, 24,32 Wasser. Daß der
Chrysopras seine Farbe von ihm habe, ist oben erwähnt
(S. 475), so wie auch, daß sich Nickeloxyd in dem
olivinähnlichen Fossil des Pallasischen gediegenen Eisens,
und in den Aërolithen findet (S. 516).


XIV. Mangangeschlecht.

Das Mangan- oder Braunstein-Metall,
magnesium (Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr
hart, spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850.
Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen
Metallen das stärkste Anziehungsvermögen zum Sauer-
stoff; so daß es an der Luft sehr bald zu schwar-
zem Pulver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde
verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schöpfung.
Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung des weißen
Glases, zur Bereitung der Lebenslust, der übersau-
ren Salzsäure etc.

1. Manganblende, Schwarzerz, Mangan-
glanz
.

Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurchsichtig;
glänzend; unebner, kleinkörniger, mattschimmernder
Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 3950. Gehalt
[Seite 600] des Siebenbürgischen (nach Klaproth) = 82 Man-
gan, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure. Fundort zumal
beim Siebenbürgischen Rothbraunsteinerz.

2. Grau Manganerz. Manganèse oxydé mé-
talloide
etc.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder mat-
terem, metallischem Glänze; theils ungeformt, häufig
aber strahlig, und zwar meist büschelförmig, oder
sternförmig; theils in nadelförmigen Krystallen, oder
in vierseitigen Säulen mit zugeschärften oder zugespitz-
ten Enden; theils mit braunem Pulver (Manganit).
Fundort zumal bei Ilfeld am Harz. Gehalt desselben
(nach Ed. Turner) = 86,85 rothes Manganoxyd,
3,05 Sauerstoff, 10,10 Wasser.

3. Schwarz Manganerz. Manganèse oxydé
noir
etc.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig; sehr
weich; abfärbend; theils staubartig, rußig; (so z.B.
das black wad von Winster in Derbyshire, das mit
Leinöl angerieben in Selbstentzündung geräth; und
häufig zur schwarzen Oelfarbe gebraucht wird); theils
verhärtet, nieren- oder staudenförmig etc. theils von
schlackenförmigem Ansehen (so das von Saska im Ban-
nat). Gehalt eines dichten (Philomelan) vom Harz
(ebenfalls nach Turner) = 69,79 rothes Mangan-
oxyd, 16,36 Schwererde, 0,26 Kieselerde, 7,36 Sauer-
stoff, 6,21 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnungen in
mancherlei Steinarten rühren von dieser Gattung des
Braunsteingeschlechts her.

4. Roth Manganerz. Manganèse oxydé rose.

Rosenroth in mancherlei Abstufungen; theils dichter,
theils blätteriger Bruch; theils matt, theils glänzend,
mehr oder weniger hart. Gehalt (nach Klaproth)
Manganoxyd mit einer Spur von Kieselerde. Fundort
zumal bei Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als
Gangart der dasigen Gold- und Tellurerze) und zu
Catharinburg in Sibirien.


XV. Arsenikgeschlecht.

[Seite 601]

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und bleigrau; einen schuppig blät-
terigen Bruch. Gewicht = 8308. Ist das flüch-
tigste aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken
weißen Dampf aufgelöst, der wie Knoblauch riecht,
süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie
überhaupt die farbigen Metalle durch Versetzung mit
Arsenik weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene
Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleigrau; läuft aber an der Luft gelblich, dann
tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nie-
renform, oft mit krummschaligen Ablösungen als irrig so
genannter Scherbenkobalt oder Näpfchenkobalt
(Fr. arsenic testacé); sehr selten gestrickt, dendri-
tisch etc.; in dünnen Schalen klingend; meist eisenhaltig.
Fundort unter andern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer
arsenical
. (Engl. arsenical mundick).

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft angelau-
fen; meist ungeformt, sowohl derb als eingesprengt;
theils krystallisirt, zumal in vierseitigen Säulen; hart;
gibt gerieben oder zerschlagen starken Knoblauchsgeruch.
Gehalt des krystallisirten von Freyberg [nach Stro-
meyer
*)] = 42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08
Schwefel.

3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic
sulfuré
.

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig-
mentum
. (Fr. orpiment).

[Seite 602]

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von einem
fast talkartigen Ansehen und fast metallischen Glanze;
blätterig; weich; biegsam; meist ungeformt; theils kry-
stallisirt, zumal in vierseitigen, aber meist undeutlichen
kleinen zusammen verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313.
Gehalt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwefel.
Fundort zumal in Siebenbürgen und im Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel,
Sandarac, Realgar.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend; gibt
gelben Strich; häufig krystallisirt in kleinen vier- oder
sechsseitigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen
über andere Fossilien (so z.B. auf St. Andreasberg
über Kalkspath- und Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225.
Gehalt (nach Klaproth) = 69 Arsenik, 31 Schwefel.
Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar-
senic oxydé
.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig, theils
in haarförmigen, büschelig zusammengehäuften, seiden-
glänzenden, durchscheinenden Krystallen. Im Wasser
auflösbar. Besteht bloß aus Arsenik und Sauerstoff.

Hingegen ist der Gehalt des ihr im Aeußern sehr ähn-
lichen und daher sonst mit ihr verwechselten Pharma-
koliths
(nach John) = 45,68 Arseniksäure, 23,86
Wasser und 27,28 Kalkerde; folglich nicht im Wasser
aber wohl in Salpetersäure auflösbar. Fundort von
beiden Arten St. Andreasberg am Harz, und von der
letztem vorzüglich Riegelsdorf in Hessen und Wittichen
im Fürstenbergischen.


XVI. Molybdängeschlecht.

Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau;
und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht
= 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene
Säure.

[Seite 603]

1. Wasserblei; Molybdänkies. Molybdène
sulfuré
.

Dieses sonst oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist blei-
grau; von metallischem Glanze; und meist krummblätte-
rigem Gefüge; fettig anzufühlen; weich; abfärbend; in
dünnen Blättchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt
(nach Klaproth) = 60 Moylybdänsäure, 40 Schwe-
fel. Findet sich an nicht vielen Orten; aber einzeln in
verschiedenen Weltgegenden. Zumal bei Altenberg im
Erzgebirge und bei Kolywan in Sibirien.


XVII. Scheelgeschlecht.

Das Scheel- oder Wolfram-Metall (Fr.
Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen Erzen als
König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl
als sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden.
Ist sehr strengflüssig; sein Kalk enthält eine eigene
Säure und bildet mit Ammoniac ein eigenes Mit-
telsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig so genannte
weiße Zinngraupen. Schéelin calcaire.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend;
fettglänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt; oder
in doppelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt. Gewicht
= 6066. Gehalt des Schlackenwalder (nach Klaproth)
= 77,75 Scheelsäure, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde.
Fundort vorzüglich an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferruginé.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; mattglän-
zend; blätteriger Bruch; meist schalig; ungeformt; oder
krystallisirt, zumal in platten sechsseitigen Säulen und
vierseitigen Tafeln. Gewicht = 7130. Gehalt =
Scheelsäure mit Eisen und etwas Mangan. Fundort
zumal im Erzgebirge und in größter Menge auf Dol-
coath in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch der Tung-
stein) meist bei Zinnstein.


XVIII. Urangeschlecht.

[Seite 604]

Das Urangeschlecht, das 1789 von Klap-
roth
entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mattem,
metallischem Glanze; weich; spröde; Gewicht = 6440,
äußerst strengflüssig; wird in Salpetersäure und in
Königswasser aufgelöst, und durch Laugensalz daraus
als ein gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine
hellbraune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Uranium sulphura-
tum
. Urane oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend; spröde.
Gewicht = 7500. Gehalt (nach Pfaff) = 84,52
Uranoxydul, 8,24 Eisenoxydul, 1,45 Kobaltoxyd, 2,02
Kieselerde, 4,20 Schwefelblei. Fundort nebst den fol-
genden Gattungen zumal im sächsischen und böhmischen
Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Uranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisiggrüne etc.;
durchscheinend; theils erdig, zerreiblich, matt; theils
glänzend, fest, krystallisirt, zumal in vierseitigen Ta-
feln. Gehalt des aus Cornwall (nach Phillips) =
60 Uranoxyd, 9 Kupferoxyd, 16 Phosphorsäure, 0,5
Kieselerde, 14,5 Wasser.

3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane
oxydé
.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; ma-
ger; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf
und zwischen dem Pecherz. Dem Gehalte nach eben-
falls ein phosphorsaures Uranoxyd.


XIX. Titangeschlecht.

[Seite 605]

Das Titan-Metall hat zwar W. Gregor
schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt, aber
Klaproth 1795 erst ganz außer Zweifel gesetzt.
Es zeigt in seiner metallischen Gestalt eine dunkele
Kupferfarbe; nimmt gute Politur an; ist spröde;
äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermö-
gen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpeter-
säure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und
durch Laugensalze aus diesen Auflösungen weiß –
hingegen durch Galläpfelaufguß kermesbraun – nie-
dergeschlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die
Laugensalze aber scheinen weder auf dem trocknen
noch nassen Wege etwas davon aufzulösen.

1. Anatas, Oisanit, Octaëdrit.

Indigblau; durchscheinend, fast metallischglänzend; in
kleine längliche Octaëder krystallisirt. Gewicht = 3857.
Fundort zumal bei l'Oisans in Dauphiné.

2. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen sich
nähernden Glanze; meist nadelförmig; zumal in und
auf Bergkrystall und gemeinem Quarz; theils aber in
stärkern, vierseitigen, der Länge nach gestreiften, stan-
genförmigen Krystallen; so vorzüglich bei Boinik in Un-
garn in einem aus Glimmerschiefer und milchweißem
Quarz geschichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin oder Eisentitan
findet sich in stumpfkantigen Körnern und kleinen Ge-
schieben in den Goldseifenwerken bei Olahpian in Sie-
benbürgen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titan-
oxyd, 14 Eisenoxyd, 2 Manganoxyd.

3. Titan-Spath, Titanit, Brunon.
Sphène.

[Seite 606]

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend; kry-
stallisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zusammenge-
druckten, vierseitigen an beiden Enden mit zwey Flächen
zugeschärften Säulen. Am St. Gotthard theils als
vollkommner Kreuzkrystall. Gehalt des norwegischen
(nach Abildgaard) = 58 Titanoxyd, 22 Kieselerde,
20 Kalkerde. Fundorte außer dem eben genannten auch
im Passauischen in einer gemengten Gebirgsart aus vor-
waltendem Feldspath mit Quarz, Hornblende etc. und
bei Arendal in Norwegen in Quarz.

4. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé
ferrifère
.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in kleinen
ungleichförmigen eckigen Körnern; auf den ersten Blick
grobkörnigem Schießpulver ähnelnd; wird theils vom
Magnet gezogen. Gewicht = 4427. Gehalt (nach
Klaproth) = 45,25 Titanoxyd, 51 Eisenoxyd, 0,25
Manganoxyd, 3,50 Kieselerde. Fundort besonders als
Flußsand im Kirchspiel Manacan in Cornwall und an
der Providenz-Insel bei Botanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem Iser-
grund in Böhmen hält (nach Klaproth) = 28 Ti-
tanoxyd, 72 Eisenoxyd.


XX. Tellurgeschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen eigen-
thümliche Metallität zuerst von Müller von Rei-
chenstein
entdeckt, und nachher von Klaproth
vollkommen bestätigt worden, hat eine aus dem Zinn-
weißen ins Bleigraue fallende Farbe; ist starkglän-
zend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und
leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das
leichteste von allen hieher gehörigen Metallen.

1. Gediegen. (aurum problematicum s. para-
doxum
). Tellure natif ferrifère.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch. Ge-
halt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen, und
[Seite 607] ein weniges Gold. Meist eingesprengt in grauen, horn-
steinähnlichen Quarz von Fatzebay in Siebenbürgen.

2. Schrifterz (das so genannte aurum graphi-
cum
). Tellure natif aurifère et argentifère.

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder tafel-
förmigen Krystallen, die meist mit einer Seitenfläche
auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch einander ge-
wachsen sind. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Tellu-
rium, 30 Gold, 10 Silber. Fundort bei Offenbanja
in Siebenbürgen, in Quarz und Graustein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif
aurifère et plombifère
.

Ins Bleigraue; meist blätteriges Gefüge; weich;
etwas abfärbend; in etwas biegsam. Gehalt (nach
Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Blei, 9 Gold,
1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwefel. Fundort bei
Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth Man-
ganerz.


XXI. Chromiumgeschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1797 von
Klaproth, und um gleiche Zeit auch von Vau-
quelin
entdeckt worden, ist fast bleigrau, spröde,
sehr, hart und strengflüssig. Sein Kalk enthält eine
eigene Säure.

1. Chromocher. Chrome orydè natif.

Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen Strich;
innig mit Quarz gemengt. Fundort im Departement
der Same und Loire; meist in einem breschenartigen
Gestein.


XXII. Tantalumgeschlecht.

[Seite 608]

Dieses Metall ward von Ekeberg 1802 ent-
deckt und ist von schwärzlichgrauer Farbe; in den
Säuren unauflöslich; aber auflösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dichtem
Bruch; hart; in undeutlichen, wie es scheint octoëdri-
schen Krystallen meist von Haselnußgröße. Gewicht
= 7953. Hält (nach Ekeberg und Wollaston)
außer dem Tantaloxyd auch Eisen- und Manganoxyd.
Fundort in Baiern, in Finnland in einem granitartigen
Gemenge, und in Nordamerica (als vordem so genann-
ter Columbit), vermuthlich in Massachusetsbay.

2. Ytterotantalit.

Im Aeußern so wie im Vorkommen dem vorigen
ähnelnd. Aber Gehalt (nach Vauquelin) = 45
Tantaloxyd, 55 Eisenoxyd und Gadolinerde. Fundort
bei Ytterby. (s. S. 489.)


XXIII. Ceriumgeschlecht.

Von Hisinger und Berzelius 1804 ent-
deckt. Dieses Metall ist von graulichweißer Farbe,
blättrigem Bruch, sehr spröde; wird in Königs-
wasser aufgelöst und in starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd; von
splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 4733.
Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Ceriumoxyd, 17,5
Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Eisenoxyd, 2 Wasser und Koh-
lensäure. Fundort bei der Ritterhütte in Westmanland.

2. Allanit.

Schwarzbraun; undurchsichtig; pechglänzend; halb-
hart; theils krystallisirt in vierseitigen Säulen. Gewicht
[Seite 609] = 3500. Gehalt (nach Thomson) = 33,9 Cerium-
oxyd, 35,4 Kieselerde, 9,2 Kalkerde, 4,1 Alaunerde,
25,4 Eisenoxyd. In granit- und gneisartigem Ge-
menge in Grönland*).


XXIV. Iridiumgeschlecht.

Dieses von Tennant 1803 entdeckte Metall
ist silberweiß, sehr hart, spröde und strengflüssig;
wird von einfachen Säuren gar nicht und selbst vom
Königswasser nur schwach angegriffen; aber durch die
festen Alkalien läßt sich's auflösen und gibt ihnen eine
rothe und blaue Farbe.

1. Gediegen.

Nämlich bloß mit Osmium (S. 568) verbunden, in
einzelnen Körnern unter der rothen Platina, außerdem
aber auch in Verbindung mit den (S. 569 u. f.) ge-
dachten sieben andern Metallen.


XXV. Palladiumgeschlecht.

Ebenfalls 1803 von Wollaston und Chene-
vix
entdeckt. Das Metall ist lichtstahlgrau ins
Silberweiße, von faserigem Gefüge. Gewicht = 11,
300. Gibt mit Salpetersäure eine rothe Auflösung.

1. Gediegen.

Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in ein-
zelnen Körnern unter der gediegnen Platina.


XXVI. Cadmiumgeschlecht.

[Seite 610]

Das neueste, 1818 von Hofr. Stromeyer
zuerst in der strahligen Zinkblende von Przibram in
Böhmen entdeckte Metall, ist fast zinnweiß, sehr
weich, biegsam, doch zähe; färbt stark ab; ist sehr
leichtflüssig; verflüchtigt in der Hitze so leicht als
Quecksilber. Gewicht = 8604*).


Sechszehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen.

[Seite 611]

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder so genannte Orykto-
logie im engern Sinn, ist – wenn sie anders aus
dem rechten Gesichtspunkte angesehen und benutzt
wird – ein sehr wichtiger und fruchtbarer Theil
der Mineralogie, da sie mannigfaltiges, aufklärendes
Licht über Geogenie, über die verschiedenen successi-
ven, mehr oder weniger allgemeinen Katastrophen*),
die mit unserer Erde vorgegangen, folglich über das
relative Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die
Entstehungsart mancher Arten von Flözgebirgen ins-
besondere u.s.w. verbreitet, ohne welches alles kein
philosophisches Studium des mineralogischen Theils
der Naturgeschichte gedacht werden kann.

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Verstei-
nerungen
(Engl. extraneous fossils) im weitern
Sinne alle abgestorbene Thiere und Gewächse, die
entweder ihren Tod in einer solchen (– mehr oder
weniger allgemeinern, oder aber localern –) Erd-
katastrophe gefunden, oder doch nachher durch eine
dergleichen in eine so günstige Lage gekommen, daß
dadurch ihr Körper oder einzelne Theile desselben,
[Seite 612] statt zu verwesen, seine Bildung mehr oder minder
vollkommen erhalten, und mehrentheils noch über-
dem mit fremden steinartigen oder metallischen Stof-
fen, oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon
abgesondert werden, was weiland damit vermengt ward;
vor allen die bloßen so genannten Naturspiele, lusus
naturae
, an denen sich ehedem die Einbildungskraft übte
und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten.
Z.B. des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina
sacra
u. dergl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z.B.
die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche Be-
trügereien, wie die so genannten Würzburger Versteine-
rungen, womit einst der ehrliche Beringer angeführt
worden. s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726.
Fol., zumal S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Conservation,
pflegt man folgende viererlei Arten zu unterscheiden.
Die Versteinerungen finden sich nämlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy-
lien etc. ihren thierischen Leim und mit demselben ei-
nen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren
haben*), da sie statt derselben nur höchstens mit
Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen worden;
mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind. Sie
[Seite 613] finden sich meist im aufgeschwemmten Lande (S. 458.
528) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen
und Klüfte (S. 523).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzge-
birge eingeschlossen sind, und daher großentheils
selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zu-
vörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe
der Vorwelt, wovon zumal die Kalkflötzgebirge auf
dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden
der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln.
Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachs-
opal versteinten Hölzer etc.

Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die
sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist
selten die Schale selbst noch erhalten (– wie dieß
z. E. bei dem feurig opalisirenden Muschelmarmor
aus Kärnthen der Fall ist –), sondern bei den
mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem
versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach
zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bei den
allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen etc. Man
nennt dergleichen Petrefacte zum Unterschied Stein-
kerne
, nucleos (Fr. pierres moulées). – Spu-
rensteine
hingegen, typolithi (Fr. pierres im-
primées
), heißen die, von welchen bloß der Ab-
druck
der äußern Oberfläche übrig ist; wie bei
den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. pétrifications pyriteu-
ses, bronzées
), wenn die Versteinerungen mit me-
tallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit
Schwefel- und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein etc.

Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. – Und
[Seite 614] dahin gehören auch allerdings die im Bernstein ein-
geschlossenen Insecten etc. da es ebenfalls nach dem
Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei ir-
gend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köst-
liches Grab gefunden haben müssen.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist
hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man
die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß
der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden,
und anderseits nach der mehrern oder mindern Aehn-
lichkeit, oder aber völlig fremdartigen Verschieden-
heit mit den organisirten Körpern der jetzigen
Schöpfung, betrachtet*).

§. 265.

Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist
es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der
Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn
man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Mee-
resfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Bei-
spiele von denen in Europa zu geben, so hat unser
de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe
von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden**), und in
[Seite 615] Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen
mehr als 2000 Fuß tief unter derselben die Ab-
drücke von Waldgewächsen (Farnkräutern) aus!
Außerdem gehören zu den besonders merkwürdigen
Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die
Wersteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende:
Sie finden sich nämlich

4) im aufgeschwemmten Lande, meist lose
liegend. So z.B. die mehrsten fossilen Elephan-
ten, Rhinocere etc. und so auch das Nordamericanische
Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist
in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam breschen-
artig zusammengesintert
. So die prodigiösen
Knochenfelsen an einigen Küsten des mittelländischen
und adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien und
Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge, an
den Karpaten, und in Yorkshire etc.

Oder endlich 4) in den Flötzlagern von Kalk-
stein, Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer,
Gyps, Schieferthon, Grauwackenschiefer, Kohlen-
sandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber mit den organisirten Kör-
pern der jetzigen Schöpfung, finden sich manche
(selbst unter den präadamitischen Conchylien des hie-
sigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so gut wie
völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi-
renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils
durch ihre auffallende Größe, theils durch mancher-
lei kleine aber doch constante Abweichungen in der
[Seite 616] Bildung einzelner Theile, theils aber auch dadurch
auszeichnen, daß die damit mehr oder minder über-
einstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropi-
schen Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte
einheimisch sind. – Unter diese Kategorie können
wenigstens einstweilen viele Osteolithen, auch manche
Seegeschöpfe (z.B. unter denen im Pappenheimer
Kalkschiefer) und viele der Insecten im Bernstein
gebracht werden.

Und davon unterscheiden sich wieder die Verstei-
nerungen von völlig unbekannten Geschöpfen
der Vorwelt, d.h. zu welchen sich bis jetzt nicht
einmal nur ein ähnelndes, geschweige ein gleiches
Urbild gefunden. So z.B. die Phaciten, Belem-
niten u.a.m.

* * *

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petrefactenkunde.

  1. (Bourguet) traité des pétrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. E. Imm. Walch's und G. W. Knorr's Naturgeschichte
    der Versteinerungen. Nürnberg 1755. u. f. IV. B. in Fol.
  3. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad genera natu-
    ralia protyporum
    ; in den novis commentar. Soc. Reg. scient.
    Goetting
    . T. II. und III.
  4. God. Gv. Leibnitii protogaea. Goett. 1749. 4.
  5. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg. scient. Soc.
    recensitarum sylloge
    . Goett. I. 1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  6. Fr. Xav. Burtin sur les révolutions générales qu'a subies la
    surface de la terre
    ; im VIII. St. der Verhandelingen
    uitgegeeven door Teyler's tweede Genootschap
    . Haarl.
    1790. 4.
  7. FaujasSt. – Fond Essai de Géologie. Paris. 1803. u. f.
    III. B. 8.
  8. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover geschrieben.
    Zürich 1776. 4.
  9. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  10. Cas. Chr. Schmiedel Verstellung merkwürdiger Versteinerungen.
    Nürnb. 1780. 4.
  11. Jam. Parkinion's organic Remains of a former world. Lond.
    1804-11. III. vol. 4.
  12. G. Cuvier Recherches sur les Ossemens fossiles ; nouvelle éd.
    entièrement refondue et augmentèe. Par. 1821 u. f. VII. vol. 4.
  13. C. F. B. v. Schlotheim Petrefactenkunde. Gotha 1820. 8.
    m. Kupf. in 4. und Nachträge dazu seit 1822.
  14. F. H. Link's Urwelt (s. oben S. 9).
  15. W. Buckland's Reliquiae diluvianae; or observations on the
    organic Remains contained in caves, fissures, and diluvial
    Gravel
    etc. Lond. 1823. 4.
  16. (C. König) Icones fossilium sectiles. Lond. 1825. Fol.
  17. Aug. Goldfuß Petrefacten Europa's. Düsseld. seit 1826. gr. Fol.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 618]

I. Von Säugethieren.

Die so oft und viel pro und contra besprochen
so genannten Anthropolithen, wie z.B. die theils fast
completen Menschengerippe an der Küste von Gua-
deloupe in einem festen Kalksinter mit Muschelsand, der
auch Milleporen und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung
enthält*), sind wohl von zu modernen Datum, als daß
sie in die eigentliche Petrefactenkunde gezogen werden
dürften; so wenig als die Knochen von Füchsen, Schwei-
nen etc. im hieländischen Mergeltuff**).

Hingegen gehören zu den fossilen Resten von solchen
Quadrupeden der Vorwelt, welchen verwandte Gattun-
gen in der jetzigen Schöpfung ähneln, um nur einige
[Seite 619] Beispiele anzuführen, 1) die von einer Gattung von
Bären (Ursus spelaeus) und zwar in unsäglicher Menge
in den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen.

So 2) in einigen derselben (wie namentlich in der
von Yorkshire, und bei Montpellier, aber auch am
Harze) die von einer großen Hyäne*).

3) Von dem schon gedachten [S. 612. Note *)] Mam-
mut
der alten Welt, einer Elephantengattung
(Elephas primigenius) [die vermeinten Riesenkno-
chen**) unserer ehrlichen Alten]; unter andern auch in
Menge in Deutschland***). Das Elfenbein der sibi-
rischen, die zumal am Eismeere ausgegraben werden
(das so genannte Mammontovaiakost), ähnelt dem
frischesten von den beiden jetzt existirenden Elephanten-
gattungen, und wird in Archangel und von den Schi-
nesischen Künstlern in Canton u.s.w. auch eben so
verarbeitet.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros an-
tiquitatis
). Häufig mit dem eben gedachten Elephan-
ten z. E. in Sibirien; aber auch in Deutschland, z. E.
bei Herzberg am Harz†), (a. 1750 die Gebeine von
fünf Individuen im Umfang einer Meile); bei Thiede
im Braunschweigischen; bei Burg-Tonna im Go-
thaischen u.a.

Und von völlig fremdartig gestalteten auch nur we-
nige von vielen:

So 5) das colossale Land-Ungeheuer der Vorwelt,
das Nordamericanische Mammut (Mammut ohioti-
cum
, – Mastodonte Cuv.), dessen Gebeine beson-
[Seite 620] ders am Ohio etc. in Menge ausgegraben werden; und
das sich unter andern schon durch die eigene auffallende
Form seiner enormen Backzähne (– Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab. 19. –) von der übrigen thierischen Schöpfung
der Vorwelt auszeichnet*).

6) Das besonders durch die abenteuerliche Mißgestalt
des Kopfs, Beckens, der Beine und Krallen auffallende
Megatherium americanum, dessen Gebeine hin und
wieder in Südamerica ausgegraben werden**).

7) 8) Die ganzen Geschlechter der Paläotherien
und Anoplotherien, wovon Baron Cüvier im
Gypsflötz von Montmartre schon mehrere Gattungen ent-
deckt hat; unbekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nas-
horn-, Tapir- und Schweinegeschlechtern***); aber
manche Arten nur von der Größe des Fuchses und noch
kleiner.

* * *

Die im Pappenheimer Kalkschiefer gefundenen kleinen
Skelete eines fliegenden Thiergeschlechts der Urwelt zei-
gen einen so zweydeutigen Bau, daß dasselbe von Söm-
merring
unter dem Namen von Ornithocephalus zu
den Chiropteris hier dieser Classe gerechnet†), hingegen
von Cüvier††) und Oken†††) unter dem von Pte-
rodactylus
für ein geflügeltes Amphibium angesprochen
wird a).


II. Von Vögeln*).

[Seite 621]

Ueberhaupt nur wenige, doch z.B. im öninger Stink-
schiefer Knochen von Sumpfvögeln, und von man-
cherlei andern im eben gedachten Gyps von Montmartre.


III. Von Amphibien.

Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stinkschiefer**).

Schildkrötenschalen, dergleichen ich aus der
gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze, wo auch
fossile Elephanten- und Rhinocer-Knochen gefunden
werden***).

Die Gebeine eines ungeheuren, crocodilartigen Ge-
schöpfs (Lacerta gigantea)†), zumal im Petersberge
bei Mastricht††).

Und die neuerlich zumal in England bei Lyme Regis
und Bath a) entdeckten Arten vom Proteosaurus†††),
Ichthyosaurus (mit der Menge von einzelnen Knochen
in den Ruderfüßen), Plesiosaurus (dieser mit den sonst
beispiellos zahlreichen Halswirbeln) u.a.m. b).


IV. Von Fischen*).

[Seite 622]

Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der
Ichthyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in
länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen
[Angmarsets? (Salmo arcticus) S. 249] vom
Zuckertop auf der Westküste von Grönland**).

Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und
Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die
zur specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich
genug, daß man die Gattungen mit Zuversicht bestim-
men könnte.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stink-
schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen***) werden
zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder re-
ferirt. Aber schon das scheint dabei bedenklich, daß dem
zu Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage
nicht nur von Flußfischen sowohl, als von Seefischen,
sondern unter den letztern zumal, zugleich von Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn
soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem Mittelländischen
Meere und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem
nordöstlichen America, Africa etc.

Was sich aber im dichten Flötz-Kalkstein von ver-
steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel,
Graten und Zähne. Unter letztern zumal die so ge-
nannten Schlangenzungen (glossopetrae) aus dem
Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so ge-
nannten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wo-
von manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches
(Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.


V. Von Insecten.

[Seite 623]

So z.B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen,
Wasserwanzen und dergl.

Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils
wie in wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen In-
secten [s. oben S. 558. not. **)].

Ferner die versteinten Krebse (Cammarolithen).

Und besonders die berühmten Trilobiten*) oder
fälschlich so genannten Käfermuscheln oder Cacadumu-
scheln (entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil
), die hin und wieder (s. z.B. oben S. 505),
aber nirgend schöner als bei Dudley in Worcestershire
und zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen
Schale gefunden werden. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 50. –)


VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Te-
stacea, Echinodermata
(oder Crustacea) und Corallia.
Doch scheinen die fossilen Schnäbel, die sich auf dem
Heinberg bei Göttingen, so wie im Petersberge bei Ma-
stricht und bei Bath finden, einem Mollusken-Ge-
schlechte, nämlich den Sepien zugehört zu haben**).

I. Testacea.

In zahllosen Gattungen***): und was dabei beson-
ders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Flußconchy-
[Seite 624] lien abwechselnd zwischen solchen, die nach aller Analo-
gie im Meere gelebt haben müssen*).

Z.B. von vielschaligen Conchylien der schöne
Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**), der
besonders durch den merkwürdigen Umstand für die Ar-
chäologie unsers Planeten lehrreich wird, daß er nicht
selten in aller seiner Integrität auf einzelnen glatt
abgerundeten Geröllen aufsitzt***).

Unter den Muscheln z.B.

1) Der feurig opalisirende Ostracit im Kärnthner
Muschelmarmor (Engl. fire marble).

2) Der dickschalige ostracites pinnigenus, den de
Lüc nebst dem folgenden auf dem Saleveberg bei Genf
entdeckt hat****).

3) Der große fast herzförmige Anomit†).

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die so genannte Langue fourrée aus Saint-
Onges††).

7) Die Pantoffel-Muschel des von
Hüpsch†††).

8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus
dem Blattensee in Ungarn††††) u.a.m.

[Seite 625]

So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer
diejenige, übrigens noch so gemeine Gattung von Te-
rebratuliten
im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merk-
würdig wird, daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel
(Anomia vitrea S. 388) gleicht, und nach dem vor-
maligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nach-
wärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so ge-
nannten polythalamiae, deren Schale nämlich inwen-
dig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer ab-
getheilt ist:

So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfennig-
steine, Kümmelsteine
und Fruchtsteine gen [...]
porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftster-
ler (Fr. camérine, pierre lenticulaire oder numis-
male, monnoie du diable
), die außen mit flachge-
wölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber
eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von
ansehnlicher Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 40. –). Sind häufigst von Linsengröße, theils
aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich
in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen;
namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden
großentheils daraus erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
[Engl. Snake-stones]*).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Ortho-
ceratiten
, die sich theils fußlang, und vorzüglich im
Mecklenburgischen findet.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei
(Engl. thunder-stones, fairies-fingers),
unter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheide-
wände oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allge-
meinsten Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie
häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind
(S. 529); aber auch in andern Flözlagen, wie z.B.
in den Kreidebergen von Kent brechen.

* * *
[Seite 626]

5) Die Hippuriten (Thomson's cornu copiae),
zwar gar sehr von den Belemniten verschieden, doch
aber in die Nachbarschaft zu ordnen, kegelförmig, wohl
einige Fuß lang, im Innern mit longitudinellen Walzen
und Querkammern, am weiten Ende mit einem beson-
dern Deckel. Theils in Unzahl in Frankreich, Italien,
und in Baiern*).

* * *

Von solchen einschaligen Conchylien, die keine innere
Scheidewände haben, z.B. vor so vielen andern

1) die räthselhaften Doppelröhren (Bitubulites
problematicus vom Hainberg bei Göttingen**).

2) Die merkwürdigen linksgewundenen Muri-
citen
am Ufer von Harwich (– Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab. 20. –).

3) Der überaus sonderbare kleine Muricites defor-
mis
Soland., aus Hampshire, dessen Spitze sich im-
mer wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft***).

4) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus
dem Lucerner Gebiet, die dort in unsäglicher Menge
und unvermengt im dichten Kalkfels liegen†).

5) Der kleine Serpulites coacervatus der am Dei-
ster im Hannöverschen in ganzen Flözlagen von Stink-
stein zusammengehäuft ist††).

II. Echinoderrnata (crustacea).

1) Unter den mancherlei See-Igeln zumal die-
jenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem so räth-
selhaften Judensteinen besetzt sind†††).

Dann 2) die Enkriniten und 3) die Pentakri-
niten
, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der
Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 407) zwar
ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem vielarmi-
gen Körper bestehen, der auf einem langen geglieder-
ten Stängel sitzt.

[Seite 627]

Bei den Enkriniten oder Seelilien*) (– Ab-
bild. n. h. Gegenst.
tab. 60. –) die sich meist in
dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast
zahllosen Glieder**) Arme des Körpers gewöhnlich
zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit
einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten
Lilie hat, und deshalb Lilienstein genannt wird. Der
astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem
Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine
wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl-
steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter
dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifa-
ciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl.
St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der
Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.

Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen
[Helmintholithus portentosus Linn.***))] (– Ab-
bild. n. h. Gegenst.
tab. 70. –) bestehen aus einem
großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf
einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt,
welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merk-
würdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüg-
lich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wir-
tembergischen (S. 528).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom
gegliederten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen,
aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.

III. Corallia.
[Seite 628]

Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden
als in wahren Corallenriffen der Vorwelt, in unermeß-
licher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So z.B.
im dichten Kalkstein und Marmor auf dem Saleveberge
bei Genf, auf dem Harz bei Blankenburg und bei
Grund etc. Von letzterm Orte verdient namentlich der
ansehnliche schön geformte Madreporites cristatus*)
Erwähnung; so wie von der berühmten Perte du
Rhône
der sonderbare kleine Madreporites lenticula-
ris
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8. –) der zu man-
cherlei mineralogischen Irrthümern Anlaß gegeben. –

Ausnehmend schöne und große Madreporiten in
muscheligem Hornstein, theils mit milchblauen Chalce-
don durchzogen, auf der W. Indischen Insel Antigua.

Andre in sandartigem Kalkstein im Petersberge bei
Mastricht. – In Kreide als so genannte Fungiten
in Kent. – In Brauneisenstein und eisenschüssigem
Quarz, auch als Fungiten und Schraubensteine (–
eine Art Tubiporiten? –) bei Rübeland am Harz.
Letztere auch im Catharinburgischen in Sibirien. –

2) Milleporiten und andere zarte Corallenarten
vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalkstein des
Petersberges bei Mastricht. – In Feuerstein (S. 479)
bei Celle im Hannöverschen**), und im Puddingstein
in Hertfordshire (S. 545. not. *) etc.


B. Versteinerungen des Pflanzenreichs.


I. Abdrücke von Pflanzen und Blättern†).

So z.B. die manchen hieländischen Baumblättern
ähnelnden, im Oeninger Stinkschiefer, im Sandstein bei
Blankenburg etc.

[Seite 629]

Ferner die mancherlei Farnkräuter etc. im Schieferthon
und Thoneisenstein. (S. 585 u. f.)

Und von den ganz fremdartigen nur zu Einem Beispiele
statt aller die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften,
theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke,
die hin und wieder, zumal auf Steinkohlengruben, in
Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bei Edinburgh
in Kohlensandstein (S. 545), und bei Clausthal in
Grauwacken- und Thonschiefer*) gefunden werden.

II. Fossile Samen, Früchte u. dergl.

Z.B. in dem oft genannten Oeninger Stinkschiefer,
wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blüthen
(eines Ranunculus) gefunden haben.

Ferner die so genannten Frankenberger Korn-
ähren, Sterngraupen
u.a. daselbst brechende in
Silber- und Kupfererze metallisirte Fruchttheile.

So wie eins der schönsten und zugleich seltensten
Petrefacten, der vulgo so genannte Madenstein in
gelblichen und röthlichen Hornsteingeschieben im Plaui-
schen Grunde bei Dresden, das den Samencapseln einer
tropischen Onoklea ähnelt**).

Und die mandelförmigen Fruchtkapseln, die sich zu-
weilen zwischen dem fossilen Holze in den Preußischen
Bernsteingruben***) finden [s. oben S. 558 not. †)];
[Seite 630] so wie die kleinen Palmnüsse aus den Cölnischen Um-
bergruben*) u.a.m.

III. Fossile Hölzer. (Lithoxyla).

Z.B. das in Holzstein petrificirte so genannte
Staarholz von Hilbersdorf bei Chemnitz, das sich
durch seine gleichförmige dichte Textur ohne Spur con-
centrischer Lagen (S. 426 Anm.) auszeichnet, und über-
dem gleichsam, wie mit parallellaufenden Röhren (meist
von der Dicke einer Gänsespuhle) durchzogen gewesen
scheint.

Andre fossile Hölzer sind entweder wie der oben ge-
dachte wirklich versteint, z.B. in Kalkstein, Sand-
stein, besonders aber in Holzstein (S. 480) und in
Holzopal (S. 476); – oder aber noch brennbar,
wohin vor allem das bituminöse Holz (S. 560) in den
mächtigen Flözlagen so vieler Gegenden der nördlichen
Erde gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an manchen
Stellen mit Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl
Funken schlägt.

Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossilem
Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bitu-
minösen in sofern gleichsam in der Mitte, daß sie mit
kohlensaurem Kalk durchzogen sind und daher mit Säu-
ren brausen, und doch auch auf Kohlen mit Harzgeruch
brennen; wie z.B. das merkwürdige so genannte
Sündfluthholz, das im Trap zu Joachimsthal in einer
Tiefe von 150 Lächter bricht.

Schließlich verdient auch noch die mineralische
Holzkohle Erwähnung, die sich in manchen Steinkoh-
len (S. 661), so wie im Traß und Piperno (S. 509)
und zuweilen (als so genannte Goldkohle) beim ge-
diegenen Golde von Verespatak in Siebenbürgen findet.


Appendix A Register.

[Seite 631]

Appendix B

[Tab. I]
TAB. I.xxx
[interleaf] [Tab. II]
TAB. II.xxx
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite IX]

Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache
zu vernachlässigenden Regel:

„Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch die
Eigennamen – so schreiben, als die Sprache sie schreibt,
aus der man sie entlehnt.“

s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen
1809. No. 16.

*).
[Seite 2]

‘"Ars, sive additus rebus homo.“ ’ Bacon de Verulam.
de augm. scient. L. II.

‘"L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par
ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature
.“’
Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines.

**).
[Seite 2]

Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern
hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur
Naturgeschichte
Facta angeführet, die es mehr als bloß wahr-
scheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue
Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam
[Seite 3] nacherschaffen werden; wohin namentlich auch die erste Ent-
stehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen or-
ganisirten Körper, wie z.B. der mehrsten sogenannten Infusions-
thierchen zu gehören scheint.

*).
[Seite 4]

Vergl. Hausmann's Untersuchungen über die Formen der
leblosen Natur. I. B. S. 20 u. f.

*).
[Seite 6]

‘„Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire
“ ’. Gaubius.

‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde,
welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn
in manchen Fällen zu finden.“ ’ J. Aug. Unzer.

*).
[Seite 7]

Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Bey-
träge zur Naturgeschichte
I. Th. S. 106 u. f. gesagt

*).
[Seite 11]

s. oben S. 2. Not. **)

**).
[Seite 11]

Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f.

*).
[Seite 12]

„Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neuern Evo-
lutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die Knochen selbst waren
schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich
in einem fast flüssigen Zustande.“ ’

Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.

Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit
der Lehre von der allmählichen Bildung in vereinbaren, zwar
zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch
meinen, daß er dessen ungeachtet einen Keim enthalte, der den-
noch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff etc., so sind
das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann
mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi
corpus
des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: ‘"corpus quid
sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo in-
telligo
.“ ’

**).
[Seite 12]

s. Kant a. a. O. S. 372.

***).
[Seite 12]

Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

*).
[Seite 14]

‘„Causas rerum naturalium non plures admitti debere,
quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis
sufficiant
:"’ ist ja die erste von Newton's goldenen regulis
philosophandi
.

**).
[Seite 14]

Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kinder bey
ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie
der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.

[Seite 15] Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß me-
chanischen
Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung or-
ganisirter
Körper durch eine so genannte vis plastica (wie
es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff
von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweck-
mäßigkeit
involvirt. – s. Kant a. a. O. S. 292.

*).
[Seite 15]

Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisir-
ten Körpern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer
fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamental-
formen reducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere
und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweck-
mäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unübersehlich viel-
artige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet wer-
den mußten.

*).
[Seite 16]

Von dieser Verbindung der beiden Principien, – des me-
chanischen mit dem teleologischen, – die man sonst bey Erklä-
rung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar ge-
halten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende
Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Menge, deren ich
in meinem Handbuche derselben manche angeführt habe; – s. auch
Voigt's neues Magazin II. B. S. 213.

**).
[Seite 16]

Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift:
über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt.

*).
[Seite 17]

Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in
der Schrift de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi
aberrationibus
. im IIten B. der Commentat. Societ. R. scientiar.
recentior
.

*).
[Seite 18]

(Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemei-
nen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint, es sey
besser, ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber
das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung
selbst zwar nicht ungewöhnlich, aber gewiß nicht natürlich ist.

**).
[Seite 18]

Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner
Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Mon-
strosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst.
tab
. 61.

*).
[Seite 20]

Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen
Magazin v. 1787. S. 753 u. f. gehandelt.

**).
[Seite 20]

Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae naturalis
antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustrantis
. im
XVIten B. der Commentat. Soc. Gotting.

***).
[Seite 20]

Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardar-
tige Geschöpfe, die aber nicht aus der Vermischung von zweyer-
lei specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus den von
[Seite 21] verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z.B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten etc.
(§. 15.)

*).
[Seite 22]

Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat
zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B.
S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kautische
Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8.

*).
[Seite 24]

S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in
Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f.

*).
[Seite 27]

J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I.
S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1–6.

**).
[Seite 27]

Abr. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175
u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.

*).
[Seite 28]

Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. VIII. fig. 6.

*).
[Seite 33]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geb. R.
von Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17.

*).
[Seite 35]

‘„Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo
somnus
.“ ’ Plinius.

*).
[Seite 36]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der
Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.

Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens su-
jets
etc. Par.
1807. 8. S. 147–373.

The Percy Anecdotes of Instinct. by Sholto and Reuben
Percy. Lond. 1821. 12.

*).
[Seite 37]

‘„Nascitur ars ista, non discitur.“ Seneca.

**).
[Seite 37]

Cu. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'intelligence
et la perfectibilité des animaux
. Par
. 1802. 8.

*).
[Seite 39]

I. Spir's Gesch. und Beurtheilung aller Systeme in der
Zoologie. Nürnb. 1811. 8.

I. Fr. Meckel's System der vergleichenden Anatomie. I. Th.
S. 64. u. ff.

*).
[Seite 42]

Ueberhaupt sind die Brüste von allen äußern Organen der
Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen
sowohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.

An manchen, wie meines Wissens am Stachelschwein, waren
sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebohr-
nen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier
Zitzen haben, die paarweise an einer freilich unerwarteten Stelle,
nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen. (s. Ab-
bild. nat. hist. Gegenst.
tab
. 81.). Und auch am weiblichen
Schnabelthiere hat Meckel nun die Milchdrüse entdeckt.

**).
[Seite 42]

Denn selbst die Haut der Wallfische ist hin und wieder,
an den Lippen etc. dünn behaart, auch haben sie Augenwimpern etc.

*).
[Seite 44]

Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem
besondern (– einfachen oder gepaarten –) Knochen, der das
os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Beson-
derheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de generis humani
varietate nativa
, S. 34. u. f., und im Handbuche der ver-
gleichenden Anatomie
S. 22. u. f. der 3ten Ausg. aus-
führl. gehandelt habe.– In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er
tab. 52. am Schedel des Orang utans zu sehen.

*).
[Seite 46]

Mehr davon s. im Handbuche der vergleichenden
Anatomie S. 130. u. f.

*).
[Seite 48]

Auch das, daß bei Manchen schon das einzelne Indivi-
duum von so bedeutendem Werth ist; wie z.B. große Wallfische
oder Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bei welchen
Schönheit, Feinheit der Wolle, Dressirung etc., den Preis so
mächtig steigert.

*).
[Seite 50]

‘„Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit
natura – systemata artificialia nostra flocci faciens.
“ ’. Pallas.

*).
[Seite 52]

‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant,
coëunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium
denique omnium internarum structura et usu cum iis conve-
niunt.“
Raius.

*).
[Seite 54]

W. Lawrence's Lectures – on the natural History of
Man
. Lond
. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.

Jam. Cowl. Prichard's Researches into the physical History
of Mankind
. 2d Ed. Lond. 1826. II. vol. 8. mit Kupf.

*).
[Seite 55]

Doch vergl. auch Hrn. Staatsrath Hufeland über die
Gleichzahl beider Geschlechter im Menschengeschlecht. Berl. 1820. 8.

**).
[Seite 55]

Ich habe dies in der 3ten Ausgabe der Schrift: de gene-
ris humani varietate nativa
weiter ausgeführt.

*).
[Seite 56]

Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Weltcharte
im ersten V. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von
J. F. Bertuch und J. S. Vater.

*).
[Seite 57]

‘„Jede dieser fünf Haupt-Rassen, begreift übrigens wieder
ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr
oder minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung aus-
zeichnet. Und so könnten z.B. die Hindus von der Cauca-
sischen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen;
die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die Nord-
Amerikaner
von denen in der südlichen Hälfte der neuen
Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland etc. von den
braunen Utaheiten u.a. Insulanern des stillen Oceans, als
eigene Unterarten abgesondert werden.“ ’ Beytr. zur Naturgesch.
l. Th. S. 75. der 2ten Ausg.

*).
[Seite 58]

Versteht sich nähmlich dies Alles so – das die in den
verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär-
kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an-
derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto
weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, –
oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So
sind z.B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u.a. dergl. Polar-
völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen
Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern-
tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america-
nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am
südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten
Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück-
fällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren-
nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der
Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil-
dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden etc. zur malayi-
schen Rasse übergeht.

Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd-
artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen
habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.

*).
[Seite 59]

Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs)
müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden
werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe
von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in
den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist.

**).
[Seite 59]

Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile
der Beytr. zur Naturgesch. p. 13–44.

***).
[Seite 59]

Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs
ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben.
Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist
Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schi-
nesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes des Cudorus
beim Plinius. –).

*).
[Seite 60]

Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature
par
J. D. Audebert. Par
. 1797. gr. Fol.

**).
[Seite 60]

Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich
außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Ru-
dolphi's
anatomische Untersuchungen über den Zahnewechsel des
ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von
1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Hand-
zeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter;
besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechs-
jährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie ein-
heimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt.

Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-
sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so
habe ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen
Exemplar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer,
[Seite 61] Hrn. Dr. C. A. Fritze in Batavia verdanke –) die obige speci-
fische Charakteristik beibehalten müssen.

*).
[Seite 61]

Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so
wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millio-
nen Köpfen, wohl die größte.

*).
[Seite 62]

Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reiß in
das gelobt Land. Mainz 1486. Fol.

**).
[Seite 62]

Z.B. im VI. B. von Martini's Uebersetzung von
Büffon.

*).
[Seite 63]

S. z.B. das Rouleau de Papyrus; publié par Cadet. 1805.

*).
[Seite 64]

Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ket-
tenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume
am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegenüber
stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe
von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl.
mit p. 149.

**).
[Seite 64]

Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf.
1804. 4. mit Kupf.

*).
[Seite 67]

Apicius VIII, 9.

**).
[Seite 67]

Varro de R. R. III, 15.

*).
[Seite 68]

Const. Nicati comm. de mure domestico, silvatico atque
arvali
. Vltraj. 1822. 8.

*).
[Seite 69]

Vor Kurzem erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gat-
tung aus hiesiger Gegend. Hermelinweiß, bloß mit ein paar
bräunlich-grauen Flecken auf dem Rücken.

**).
[Seite 69]

Von der von manchen neuern Naturforschern gar seltsam
angegebenen ursprünglichen Heimath, so wie von der allmähligen
Verpflanzung der Ratten und vieler andern nun weit verbreiteten
Thiere, habe ich ausführlich gehandelt in der Commentatio de
quorundam animantium coloniis, sive sponte migratis sive casu
aut studio ab hominibus aliorsum translatis.
Gotting
. 1823. 4.
und im T. V. comm. recentior. Soc. R. Scientiar. Gott.

*).
[Seite 72]

J. Jac. Freuler monographia Caviae porcelli zoologica.
Gotting. 1820. 4.

**).
[Seite 72]

III. B. Mosis, K. XI. V. 5. u. f.

*).
[Seite 73]

Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im
Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34. u. f.
angegeben.

**).
[Seite 73]

S. Meisner's Museum der Naturgesch. Helvetiens.
Nro. 4.

***).
[Seite 73]

(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.

†).
[Seite 73]

‘„Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo-
rum auxilium militare a divo Augusto petiisse
.“ ’ Plinius.

*).
[Seite 74]

Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (pie-
dra del porco
) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ost-
indischen Gattung von Stachelschweinen finden.

*).
[Seite 75]

Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere
Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare
(– S. 44. Not. **) –) sitzen; und untere alle die vorn im Un-
terkiefer, auf welche jene obern passen.

**).
[Seite 75]

J. Joach. Wetter erinacei europaei anatome. Gotting.
1808. 8. pag. 7.

***).
[Seite 75]

Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419.

†).
[Seite 75]

So ist es wenigstens bei der Wasserspitzmaus.

*).
[Seite 77]

Bemerkungen an einem Beutelthier, das ich lange lebendig
besessen, s. in Voigt's neuem Magazin III. B. S. 683 u. f.

*).
[Seite 81]

Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf La-
brador findet sich in G. Cartwright's Journal during a Resi-
dence of nearly
16 years on the Coast of Labrador. Newark
1792. III. vol. 4.

*).
[Seite 82]

Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor-
derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere
gerechnet.

*).
[Seite 82]

Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor-
derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere
gerechnet.

*).
[Seite 84]

Anspach's History of Newfoundland pag. 379.

*).
[Seite 85]

So nannten Ray, Linné u.a. das eigentliche Wind-
spiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben
scheinen.

*).
[Seite 86]

Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silberfuchses ist
wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.

*).
[Seite 87]

Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jahren zerglie-
dert, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes
4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta,
die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen
4 Fuß 3 Zoll.

Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleckten Hyäne, wo-
mit der sel. Oberforstmeister von Wildungen meine Samm-
lung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß, als der
von meiner Löwin.

*).
[Seite 88]

Die alten Scholiasten zum Homer (Il. XX. 170) reden
von einem eignen Stachel am Löwenschwanze. Und wirklich habe
ich bei der gedachten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in
dem Specimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustra-
tae
beschrieben und abgebildet.

**).
[Seite 88]

Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge-
schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen
alle gefleckte ohne Ringform, Tiger.

*).
[Seite 89]

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

*).
[Seite 93]

Abbildungen sämmtlicher Pferderaçen von R. Kurtz. mit
Text von C. d'Alton. Carlsr. 1827. Fol.

**).
[Seite 93]

Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse,
legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bei der
größten Streckung 25 Fuß, und wiederholte diese Action 2 1/3
Mahl in einer Secunde. – s. an Essay on the Proportions of
Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel. Lond. 1795. 4.

***).
[Seite 93]

Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 238 sq.

*).
[Seite 94]

Buffon, Supplém. vol. III. tab. 1.

**).
[Seite 94]

Ebendaselbst tab. 2.

***).
[Seite 94]

Ménagerie du Musèum national IV. tab. 3.

†).
[Seite 94]

s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural
Philosophy
vol
. II. pag. 267. und Graf Morton in den philos.
Transact. for. 1821. P. I. pag. 20.

††).
[Seite 94]

III. B. Mosis, Kap. XI. V. 4.

*).
[Seite 95]

Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das
Camel mit zwey Buckeln Dromedar genannt.

*).
[Seite 97]

Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen
Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund.

**).
[Seite 97]

Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.

***).
[Seite 97]

Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt-
tingischen Taschenbuch
f. d. J. 1813 Nachricht gegeben.

*).
[Seite 98]

s. H. Lichtenstein's Darstellung neuer oder wenig bekann-
ter Säugethiere. Berl. 1827. Fol. H. I. II.

*).
[Seite 100]

Ménag. du Mus. national IV. tab. 3.

*).
[Seite 102]

Jo. Fr. Miller Fasc. II. tab. 10.

*).
[Seite 105]

Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa der Hirsch.

*).
[Seite 106]

Fr. Cuvier in der Hist. naturelle des Mammifères Cah. IV.

*).
[Seite 107]

Eine Fundgrube zur N. G. dieser Elephantengattung,
aus indischen Schriftstellern, enthält A. W. von Schlegel
Indische Bibliothek, I. B. S. 129–231.

*).
[Seite 109]

So habe ich z.B. a. 1784 bei der Zergliederung eines
Seehund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch
diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu
verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von
so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut
als durch die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl.
Anatomie S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6.

*).
[Seite 110]

G. W. Steller's Beschreibung von sonderbaren Meer-
thieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.)

*).
[Seite 111]

Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Backenzähne
des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder sub-
stantia vitrea
noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben,
und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern
Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemei-
nen Sprachgebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen
und naturhistorischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warm-
blütigen Quadruped's gehalten werden.

*).
[Seite 112]

s. Othere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi
magni Anglor. regis p.
205.

**).
[Seite 112]

Sir Ev. Home in den philos. Transact. 1820. tab. 25.

*).
[Seite 113]

Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht
von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußeren Ge-
hörganges und der Pauke des Wallfisches.

**).
[Seite 113]

s. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der
Zoologie etc. Berlin, 1784. 8. S. 175–304.

C. Lacépède histoire naturelle des cetacées. Par. 1803. 4.

***).
[Seite 113]

Denn von der vermeinten Riesen-Krake s. unten bei der
Asterias caput medusae.

*).
[Seite 114]

Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wall-
fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die
eine Rückenfinne haben, wie physalus, boops u.a. –), den ich
frisch gestrandet zu sehen die mir unverhoffte Gelegenheit gehabt,
war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite
und eben so tiefe Brustfurchen.

*).
[Seite 117]

Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der
Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae com-
paratae
inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara ge-
handelt, das im IX. B. der commentation. societ. reg. scientiar.
Gottingens.
p
. 108–128. befindlich ist.

*).
[Seite 119]

Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogel-
füße sind in Forsteri enchiridion p. 15. und in Illiger's Ter-
minologie S. 187. erklärt, und im IIIten Theil von Bechstein's
ornitholog. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert.

**).
[Seite 119]

s. Dr. Jenner in den philosoph. Transact. for 1824. P. I. pag.
P. I. pag. 11.

*).
[Seite 120]

Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel solche
Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen
sehr verschieden. – Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus
Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unent-
behrliches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner dadurch
zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die
sonst der Digestionskraft widersteht.

**).
[Seite 120]

Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so ge-
nannten Sternschnuppen, nähmlich die graulichweißen, gallert-
artigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft
haufenweise auf Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide
von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf- und Wasservögeln
wieder ausgebrochen worden. – s. Dr. Persoon in Voigt's
neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 56 u. f.

*).
[Seite 123]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern
verschiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther.
Nürnb. 1772. Fol.

**).
[Seite 123]

In diesem Falle scheint also das Eierlegen eine willkür-
liche
Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwill-
kürlichen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet.

*).
[Seite 124]

Plin. L. X. cap. 55. „Livia Augusta, prima sua ju-
venta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem
sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum
in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per
sinum tradendo, ne intermitteretur tepor.

**).
[Seite 124]

Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.

L'art de faire éclorre des oiseaux domestiques, par de
Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.

(Des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12.

***).
[Seite 124]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kost-
baren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und
lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmann's
Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783.
8. S. 206 u. f. 271 u. f.

†).
[Seite 124]

Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den
zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eies s. den XXVII.
Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.

Aber auch über den merkwürdigen Organismus im noch unbebrü-
teten Vogel-Eie J. Ev. Purkinje ovi avium historia ante
incubationem
. Vratisl. 1825. 4.

*).
[Seite 135]

Linne' und viele andere Naturforscher, aber auch Anti-
quartier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem
nicht so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, (– wahr-
scheinlich das Käuzchen, Str. passerina –) habe ich aus den
alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Specimen historiae na-
turalis antiquae artis operibus illustratae
p. 20 sq.

*).
[Seite 137]

Histoire naturelle des Perroquets, par F. Levaillant.
Par. 1801 u. folg. gr. Fol.

*).
[Seite 139]

V. A. Huber diss. de lingua et osse hyoideo Pici viridis.
Stuttg. 1821. 4. m. Steindr.

*).
[Seite 141]

Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129 sq.

*).
[Seite 142]

Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches,
par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.

*).
[Seite 147]

Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro-
merops
, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B.
Audebert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol.

Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et
des
Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par
F. Le-Vaillant, ebendas. seit 1801. fol.

**).
[Seite 147]

J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix;
in der indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.)
S. 26. u. f.

*).
[Seite 148]

oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hinein. –
s. Weidmann's Feierabende 1. B. 1815. S. 67.

**).
[Seite 148]

s. zur ganzen N. G. dieses gar merkwürdigen Thiers Dr.
Jenner in den philos. Transact. vol. LXXVIII. P. II. pag. 219.

*).
[Seite 150]

Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie
Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 155]

Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer
Höhe von 2000 F. oberhalb der Schneegränze findet. Wahlen-
berg
über die Lappländischen Alpen; mit Anmerk. von Haus-
mann
. Göttingen 1812. 4. S. 55.

*).
[Seite 156]

Hat diesen im Grunde unpassenden Namen von der irrigen
Sage, als ob nur die Weibchen Zugvögel wären, hingegen die
Männchen als Nordvögel bei uns überwinterten.

*).
[Seite 157]

Frisch tab. 12. fig. 5.

*).
[Seite 158]

Günther's Nester und Eier verschiedner Vögel durch
Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 161]

Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59.
p. 111.

*).
[Seite 162]

Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49.

*).
[Seite 163]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach
wärmern Gegenden hat zumal Büffon's Gehülfe Guenau
de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in
der hist. des oiseaux. vol. IV. p. 557.

**).
[Seite 163]

Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winter-
schlafs
der Schwalben ist Daines Barrington; in s. mis-
cellanies
225.

Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Mei-
nung finden sich in den Memoirs of the American Academy
of arts and sciences
zu Boston Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I.
p. 93 u. 94.

*).
[Seite 165]

Les pigeons, par Mme Knit, le Texte par C. J. Them-
minck. Par. seit 1811. gr. Fol.

*).
[Seite 167]

S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790.

*).
[Seite 170]

Sonnerat voyag. aux Indes vol. II. tab. 94. 95.

**).
[Seite 170]

Sogar, daß bei den so genannten Hollen- oder Hau-
ben-Hühnern
, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe,
der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das
große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase auf-
getrieben wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung
des Bildungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus for-
mativi aberrationibus
genauer beschrieben, und durch anatomische
Abbildungen erläutert habe.

*).
[Seite 171]

Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür-
digen Künstelei, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf ein-
zupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris
vom Jahr 1746. S. 349 u. f.

*).
[Seite 174]

Volat curriculo. Plaut.

**).
[Seite 174]

Ich habe von diesem u.a. Beweisen der Veränderlich-
keit in der Schöpfung
im ersten Theile der Beyträge zur
Naturgeschichte
S. 24 u. f. gehandelt.

*).
[Seite 177]

Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche
s. im hannoverschen Magazin 1809. 96. St.

**).
[Seite 177]

Was ich von schwarzen Reiberfedern aus der Levante gese-
hen habe, das zeichnete sich bloß durch schönere Schwärze, nicht
in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hieländischen Rei-
hers aus. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon
verschiednen weißen, kommen hingegen, wie gesagt, von der
Garzetta.

*).
[Seite 178]

s. Dess. Détermination des oiseaux nommés Ibis par les
anciens Egyptiens
im Isten B. seiner Recherches s. les ossemens
fossiles
pag. CXLI.

**).
[Seite 178]

Weil die Ankunft, Brützeite und Rückzug dieses Vogels
gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme
der jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusam-
mentrifft, s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et mythologi-
que de l'Ibis
. Par. 1805. 8. mit Kupf.

***).
[Seite 178]

Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in
London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den Philosophical
Transactions
vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.

Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la-
byrintho apud Sacaram repertis
. Viteb. 1803. 4. mit Kupf.

†).
[Seite 178]

Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa,
von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Superint. Hesse,
vormaligen Past. in der Capstadt, erhalten habe.

*).
[Seite 185]

Vergl. Pennant's arctic zoology. vol. II. p. 507.

*).
[Seite 186]

s. die oben (S. 69) citirte Commentatio de quorundam
animantium coloniis
a. a. O. pag. 109.

*).
[Seite 187]

Harvey de generat. animal. p. 30.

**).
[Seite 187]

s. Mart. Martin's voyage to St Kilda, the remotest of
all the Hebrides
. Lond. 1698. 8.

***).
[Seite 187]

s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. p. 69. tab. D.

*).
[Seite 189]

Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwand-
ten Gattung Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne
(Frisch tab. 189.), die daher auch bei vielen Ornithologen den
Namen Bernicla oder Barnacle führt. Fischer im Sylvan 1820.
tab. 3.

*).
[Seite 190]

J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Comment. Soc.
Sc. Gott
. 1780. Vol. III. p. 121. sq.

*).
[Seite 195]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen
physiol. comparatae inter animantia colidi et frigidi sanguinis
;
im VIII. B. der Commentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.

*).
[Seite 197]

s. C. Th. E. de Siebold observat. de Salamandris. Berol.
1828. 4. fig. 1. 2.

*).
[Seite 200]

J. L. C. Gravenhorst reptilia musei zoologici Vratisla-
viensis
. Fasc. I. Lips. 1829. fol.

**).
[Seite 200]

Brongniart's Cheloniens.

***).
[Seite 200]

s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkrö-
ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.

J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Er-
lang
. 1792. 4.

*).
[Seite 201]

S. Beckmann's Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th.
S. 68 u. f.

*).
[Seite 202]

Brongniart's Batraciens (mit Einschluß der Molche).

**).
[Seite 202]

F. M. Daudin histoire naturelle des rainettes, des gre-
nouilles et des crapauds
. Par. 1803. mit Kupf.

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösel's
natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.

***).
[Seite 202]

S. Camper im IX. Bande der Commentat. soc. reg.
scientiar. Gottingens
. p. 129 u. f.

*).
[Seite 205]

Fr. Tiedemann's Anat. und N. G. des Drachen.
Nürnb. 1811. 4.

**).
[Seite 205]

Brongniart's Sauriens (mit Einschluß des vorigen Ge-
schlechts, und ausgenommen die Molche).

***).
[Seite 205]

Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p. 163.

†).
[Seite 205]

Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Croco-
dile s. Cüvier in den annales du Museum d'histoire naturelle.
T. X. 1807.

Und ebendas. Geoffroy St. Hilaire über zweyerlei Gat-
tungen von Nil-Crocodilen.

*).
[Seite 207]

Daher Stellionatus in Pandect. l. 47. tit. 20.

*).
[Seite 208]

Vergl. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo anguino.
Pavia 1809. 4.

G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. Scientiar. Gottin-
gens. recentior
. vol. IV.

Und von beiden wundersamen Geschöpfen Cüvier in den
voyages de Humboldt IIme P. Obs. d'anat. comparée. Ier vol.

*).
[Seite 209]

Brongniart's Ophidiens.

**).
[Seite 209]

S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am-
phibien
. Duisb. 1790–1821. III. Hefte 4.

Patr. Russell's Account of Indian Serpents – together
with experiments on their several poisons
. Lond. 1796. gr. Fol.

***).
[Seite 209]

Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen.
Göttingen, 1817. 8

†).
[Seite 209]

Diese sind mit ♂ bezeichnet.

Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint
sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.

*).
[Seite 210]

Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in
den bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wo-
durch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter
gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der
Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem
scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich
weniger als 1/5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in
den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I.

**).
[Seite 210]

Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und
nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung
[Seite 211] eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich
eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch
aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter zu bringen. – (– so
wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage,
dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen,
kleine Vögel herbei zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuver-
lässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner, der sich
lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deshalb die dasi-
gen jungen Indianer, um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden
Ton der Klapperschlangen nachahmen.

Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuem Magazin
gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton.“ ’

Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. I. p. 334.

**).
[Seite 211]

Denn daß sie auch in Südamerica einheimisch ist, beweist
der Prinz Maximilian zu Wied in s. Beiträgen zur N. G.
von Brasilien. I. B. S. 211 u. f.

*).
[Seite 216]

Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische (so
wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zacha-
riä's
Elemente der Luftschwimmkunst. Wittemb. 1807. 8. S. 34
u. f. 89 u. f.

Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die
Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over de
Middelen, door welke de Visschen zich bewegen
etc. (Amst. 1813.) 4.

*).
[Seite 217]

S. Sonnerat in Rozier Journal de physique. Avr. 1774.
pag. 256 u. f. Buffon Supplément Vol. V. pag. 540 u. f.

*).
[Seite 218]

S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ameri-
can philos. Soc. at Philadelphia.
Vol. II. tab. 5. B.

*).
[Seite 219]

S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 423. u. f. der
dritten Aufl.

**).
[Seite 219]

Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.

***).
[Seite 219]

S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J.
1765. S. 978 u. f.

*).
[Seite 220]

Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

*).
[Seite 225]

Ueber dieses und die beiden folgenden und das Chimaera-
Geschlecht s. Ed. Eichwald de Selachis Aristot. Viln. 1819. 8.

**).
[Seite 225]

S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner
Descrizione di Congo etc. p. 52.

*).
[Seite 232]

S. J. H. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 519.

*).
[Seite 233]

S. Sammlung seltener u. merkw. Reisegeschich-
ten
. I. Th. Memmingen. 1789. 8. S. 220.

**).
[Seite 233]

Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie
die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wim-
melnden Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer erschütternden
Kraft entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden
können, s. in Alex. von Humboldt's Ansichten der Natur.
I. B. S. 37 u. f.

*).
[Seite 234]

Götting. gel. Anz. v. J. 1771. S. 1321 u. f.

*).
[Seite 235]

Iac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f.

**).
[Seite 235]

Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts,
von der südafricanischen Küste, verdanke ich der Güte des Herrn
Superint. Hesse.

*).
[Seite 237]

s. F. B. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde
und Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f.

**).
[Seite 237]

du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I.
p. 36. sq.

*).
[Seite 245]

S. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle
de quelques animaux
, in seinen Mémoires d'histoire naturelle
S. 5 u. f.

**).
[Seite 245]

Von seinen wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque
de Sicile
. etc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII–XXX.

*).
[Seite 246]

Seneca quaestion. natural. l. III. c. 17. sq.

*).
[Seite 247]

Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium
sectione horizontali
. Gotting. 1818. fol. pag. 68 sqq. tab. III.

**).
[Seite 247]

Leisler im Sylvan, von Laurop und Fischer, für
d. J. 1814. S. 139.

*).
[Seite 254]

S. z.B. Jul. H. Gottl. Schlegel's Materialien für
die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f.

**).
[Seite 254]

Bloch tab. 17.

*).
[Seite 255]

Bloch tab. 15.

*).
[Seite 256]

S. Beckmann's Beiträge zur Geschichte der Erfindun-
gen. II. B. S. 325 u. f.

*).
[Seite 258]

M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium
exsanguium; commentatio praemio regio ornata
. Goetting. 1798.
4. – F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sin-
neswerkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8.

*).
[Seite 260]

M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss.
I. II. Lond. 1800. 8.

**).
[Seite 260]

Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet
traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la
Haye
. 1762. 4. H. Straus-Dürckheim anatomie comparée des
animaux articulés.
Par. 1828. 4.

*).
[Seite 261]

S. Handbuch der vergleichenden Anatomie
S. 276 u. f.

**).
[Seite 261]

Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen
Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und namentlich
finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bei
weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden
Thierclasse zum Aufenthalte bestimmt ist.

*).
[Seite 264]

Einige auffallende Beispiele davon s. in Abbot's lepi-
dopterous insects of Georgia
vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99.

*).
[Seite 266]

Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.

**).
[Seite 266]

Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt
gewesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich
aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus manchen americanischen Rau-
pen, die manchen europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch
ganz anders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits entstehen
manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden
Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J.
Ed. Smith in Abbot's angeführten Werke. I. B. S. 5. und
Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb.
1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f.

*).
[Seite 268]

Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f.

**).
[Seite 268]

Chr. Conr. Sprengel's entdecktes Geheimniß der Na-
tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.

*).
[Seite 269]

Kirby and Spence a. a. O. S. 81 u. f.

*).
[Seite 273]

Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres.
à la Haye 1766. u. f. 4.

Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.

Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger.
Braunschw. seit 1800. 4.

J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8.

*).
[Seite 274]

S. G. Zoega de orig. et usu obeliscorum. pag. 446 sq.

*).
[Seite 275]

Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deßhalb in
einem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne ci-
tirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freiburg zuge-
stand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteien, und
reiflicher Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich.
Stettler's Schweitzer-Chronick. S. 278 u. f.

*).
[Seite 280]

S. Prof. Gravenhorst's critische Bestimmung dieser oft
verkannten und mit andern verwechselten Gattung in Voigt's
neuem Magaz. XI. B. S. 201 u. f.

*).
[Seite 281]

s. G. H. Ritter's Göttingische Preisschrift im Hannover-
schen Magaz. 1801.

*).
[Seite 289]

S. Hardwicke u.a. im Vten B. der Asiatic Researches
pag. 213. u. f.

*).
[Seite 290]

J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc. Brunsv.
1802. 8. Ej. monographia coleopterorum micropterorum. Got-
tingae
. 1806. 8.

*).
[Seite 291]

Viel zur N. G. dieser Ordnung und der Neuropteren ent-
halten T. de Charpentier horae entomologicae. Vratisl. 1825. 4.

*).
[Seite 292]

Ein schreckliches Beispiel gibt Maurelle's Südseereise
im voyage de la Perouse autour du monde vol. I. p. 279 u. f.

**).
[Seite 292]

Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken,
wandelende Bladen etc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4.

***).
[Seite 292]

J. C. Fabricii Supplementum entomologiae systematicae.
Hafniae, 1798. 8. p. 186.

*).
[Seite 295]

S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte
dieses furchtbaren Insects:

Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipz.
1792. 8.

und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted
upon the Egyptians
. Lond. 1794. 8. p. 137.

**).
[Seite 295]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s.
Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Want-
zen
, door Casp. Stoll. Amst. 1780 sq. 4.

Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngotorum. Brunsvigae
1803. 8.

*).
[Seite 296]

Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v.
J. 1769.

Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis Danicis im-
pensa
. Havn. 1790. fol.

*).
[Seite 297]

Allein die ächt griechische (weiland den Musen ge-
heiligte, von den griechischen Dichtern gefeierte) Cicade, die
mir einer meiner Zuhörer, Herr Dr. Glarakes, aus Chios kom-
men lassen, und die von jenen beiden sehr verschieden ist, finde
ich bloß bei Petiver abgebildet. Gazophylac. tab. 15. fig. 7.

**).
[Seite 297]

Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten Keu-
lenschwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des
Thiers gewachsen sind?

*).
[Seite 298]

Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swam-
merdam
bei dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht.
S. dess. Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

**).
[Seite 298]

J. Fr. Wolff icones cimicum descriptionibus illustratae.
Fasc. I–V. Erlang. 1800. sq. 4.

*).
[Seite 299]

Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen

A. Heiße Seifensiederlauge.

B. Absud von Zweigen und Borke des Lärchenbaums.

Mit diesen Mitteln wird das Holzwerk gewachsen:

Vorzüglich aber

C. Räucherungen von oxygenirter Salzsäure in Gas- oder
Dunstgestalt, in den ausgeräumten Zimmern bei festverschlossenen
Thüren und Fenstern.

Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Wein-
essig auf die Bettücher etc. gesprengt.

*).
[Seite 300]

S. Hofr. Hausmann in Illiger's Magaz. I. B. S.
229 u. f.

**).
[Seite 300]

S. ebenfalls Hausmann in dem gedachten Magazin.
I. B. S. 426.

*).
[Seite 303]

Bei Madras in Indien hat man ein wachsähnliches,
weißliches Lack entdeckt, wovon die Proben, die ich besitze, aus
einzelnen Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee-
bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer
ist, wichtig werden kann.

*).
[Seite 304]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer den
schon oben genannten, vorzüglich noch folgende Werke:

Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Erlangen, seit
1777. gr. 4.

Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbildungen. Augsb. 4.

Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge.
I. Th. Rostock, 1785. 8.

M. B. Borkhausen's Naturgesch. der europäischen Schmet-
terlinge Frkf. 1788 u. f. 8.

Ferd. Ochsenheimer's Schmetterlinge von Europa. Dresd.
seit 1817. 8. – fortgesetzt von Fr. Treitschke. Leipz. seit 1827.

J. W. Meigen Beschreibung der europäischen Schmetterlinge.
Aachen, seit 1829. 4.

(Denis und Schiffermüller) Systematisches Verzeich-
niß der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr. 4.
2te verm. Ausg. (von Illiger und Häfeli). Braunschw.
1800 sq. II. B. 8.

Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.

C. Clerck icones insectorum rariorum. Holm. 1759.sq. II.
vol. 4.

P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.

The natural history of the rarer lepidopterous insects of
Georgia, collected from
Abbot's observations by Jam. E. Smith.
Lond. 1797. II. vol. Fol.

Chr. Schwarz neuer Raupenkalender. Nürnb. 1791. II. B. 8.

*).
[Seite 312]

Lyonet Traité anatomique. tab. 2. fig. 8. 9. 10. S. 54.
tab. 5. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. 14. fig. 10. 11.
S. 498.

*).
[Seite 313]

Von einem eifrigen Entomologen, Herrn M. C. Sommer
Kaufmann in Altona, habe ich ausgezeichnet schöne Exemplare
dieses ansehnlichen Nachtvogels erhalten, die er (so wie mehrere
exotische Schmetterlinge) aus den Eiern gezogen.

**).
[Seite 313]

Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Namens (der
sogenannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat
Wenz. Heeger zu Berchtolsdorf bei Wien im Großen und fa-
brikenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen versucht.

*).
[Seite 314]

Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25. Taf. 5.

*).
[Seite 315]

Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst zar-
ten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt
von einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von
der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen
Abhandl. 1781. II. B. tab. 5. fig. 1. 2.

*).
[Seite 319]

Gegenmittel hat der Amtm. A. W. Westfeld im Han-
nov. Magazin 1806. 37. St. mitgetheilt.

*).
[Seite 320]

S. Voigt's neues Magazin XII. B. S. 521.

*).
[Seite 322]

S. Reaumur. T. III. tab. 33.

*).
[Seite 324]

J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvigae. 1804. 8.

J. Jurine nouvelle methode de classer les Hymenopteres.
Genèv. 1801. 4.

*).
[Seite 325]

Fr. Klug monographia siricum Germaniae. Berol. 1803. 4.

*).
[Seite 326]

J. L. C. Gravenhorst Ichneumono-
logia europaea
. Vratisl. 1829. II vol. 8.

*).
[Seite 328]

Von mancherlei andern in Brasilien einheimischen Arten
von Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali
p. 111 u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's
Theatre of politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203
u. f.

*).
[Seite 329]

Bei den bekannten, zumal seit Schirach und Wil-
helmi
so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Lar-
ven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln,
und zu Ablegern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so
manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst
einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.

*).
[Seite 330]

Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der
Bienen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an:

Swammerdam bibl. nat. pag. 369.

Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.

J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. p. 128.

Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève
1792. 8.

Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807.
pag. 234.

und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger,
Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.

Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten
Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie
dieser bewundernswürdigen Thiere, die mit Bonnet schriftlich
mitgetheilt, habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt
gemacht.

*).
[Seite 331]

P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la
France
. Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des four-
mis
. Paris 1802. 8.

P. Huber Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes.
Ebendas. 1810. 8.

*).
[Seite 332]

Gleditsch in den Mém. de l'acad. des sc. de Berlin.
1749. Pl. 2.

*).
[Seite 334]

J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8.

I. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zwey-
flüglichen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8.

C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insecten.
Hamm seit 1828. 8.

**).
[Seite 334]

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von
Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswür-
digen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden,
kaum einen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ord-
nung (– etwa von Tipulis –). Ein solcher Zug ist zuweilen
wohl 12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch, und zieht
so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, re-
gelmäßigster Ordnung umher.

†).
[Seite 334]

Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merk-
würdigen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar-
arzt, Bracy Clark aufgehellt. – S. dess. meisterhafte Ob-
servations on the genus oestrus
; im III. B. der Transactions of
the Linnean Society
, p. 289. u. f.

*).
[Seite 336]

So ward sie nämlich vulgo – aber ganz irrig – in
N. America genannt.

*).
[Seite 341]

Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee
herausgekrochen seyn können, wird dadurch erwiesen, daß man sie
[Seite 342] manchmal auch nach heftigem Winde auf frischem Schnee gefun-
den, der einen hartgefrorenen See bedeckte. S. de Geer in der
Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40.

*).
[Seite 342]

S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum.
Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. 1–24.

Auch von diesen parasitischen Insecten sowohl als von den
übrigen Epizoen, zumal aus den beiden nächstfolgenden Ge-
schlechtern, s. J. Fr. M. de Olfers de vegetativis et animatis
corporibus in corporib. animat. reperiundis
. Gotting. 1815. 8.
p. 68.

Und Nitzsch in Germar's Magaz. III. B. S. 261.

**).
[Seite 342]

Die Kleiderlaus ist von der Kopflaus specifisch verschieden
und schwerer zu vertreiben. Ein Mittel finde ich als ganz be-
währt in einem Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen
würde; in Fr. v. d. Mye de morbis popularibus Bredanis tem-
pore absidionis.
Antverp. 1627. 4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth
grüner Selfe mit 2 Quenten Kochsalz.

*).
[Seite 343]

J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié par Fr.
L. Hammer. Strasb. 1804. fol. mit ausgemalten Kupfern.

*).
[Seite 344]

Ueber die Meinungen von den so genannten Krätz-Milben
s. Kirby and Spencer vol. I. pag. 92.

*).
[Seite 345]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s.
Th. Martyn's natural History of Spiders. Lond. 1793. 4.
enthält Eleaz. Albin's und C. Clerk's Werke darüber.

*).
[Seite 346]

S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Dr. Reima-
rus
in der Einleit. zur IVten Ausg. von seines Vaters classischem
Werke über die Triebe der Thiere S. 8 u. f.

*).
[Seite 347]

Bonnet oeuvres vol. I. p. 545 u. f.

*).
[Seite 348]

Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter
andern schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche
widerlegt. Reisen II. Theil. S. 231.

**).
[Seite 348]

J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der
Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.

*).
[Seite 349]

Banks in Hawkesworth's collection etc. vol. II. p. 32.

*).
[Seite 352]

O. Fr. Müller entomostraca s. insecta testacea. Havn.
1785. 4.

**).
[Seite 352]

Stralsund. Magaz. I. B. S. 239.

*).
[Seite 357]

Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe
ungemein viel Eigenes, wie z.B. bei den gemeinsten Garten-
und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als
welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen
Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und unge-
fähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1.
fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in ei-
ner Oeffnung des Halses, und wenn ihrer zweye einander
aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in
die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser
Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die wahre
Paarung.

*).
[Seite 358]

S. Schneider's Abhandl. hierüber im II. B. von Ant.
de Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377–431.

**).
[Seite 358]

Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera
etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch
inwendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart
nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Cei-
lon und im persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen,
californischen, so auch die von Utaheiti etc. sind schon weniger
schön: vollends die meisten von denen aus europäischen Flüssen etc.
Doch finden sich unter letztern und namentlich unter den hielän-
dischen Cellischen, so wie unter den Lievländischen auch welche von
ungemeiner Schönheit.

*).
[Seite 359]

S. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerica.
S. 34 u. f. 173 etc.

**).
[Seite 359]

In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj.
unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt
haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken,
sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohr-
ten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlichsten
Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nämlich von den
Pescheräs auf dem Feuerlande.

*).
[Seite 360]

Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen von
der höllischen Furie, einem von Niemand zuversichtlich gesehenen,
und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi-
derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegen-
den Würmchen, was auf Menschen und Vieh herabstürzen, und
sie durchbohren soll u.s.w., keinen Glauben beimessen.

*).
[Seite 363]

Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Naturgeschichte
der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blankenburg, 1782. 4.

Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.

Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis
expositio
, auctore P. Chr. Wernero. Lips.1782. 8. nebst der
dazu gehörigen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.

J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Eingeweidewürmer.
Bamberg, 1803. 8.

Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorum s. ver-
mium intestinalium historia naturalis
. Amst. 1808. II. vol. 8.
mit Kupf.

Ej. entozoorum Synopsis. Berol. 1819. 8. mit Kupf.

Und J. G. Bremser über lebende Würmer im lebenden
Menschen. Wien, 1819. 4. mit Kupf.

Ej. Icones helminthum systema Rudolphi entozoologicum illu-
strantes
. ib. 1824. III Fasc. fol.

*).
[Seite 364]

S. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümliche
Animalität schon alle griechische Aerzte ohne Grund haben bezwei-
feln wollen,) außer den beiden vorzüglich classischen Werken:

Kämpfer amoenit. exotic. p. 526.

Und Winterbottom on the native Africans in the Neigh-
bourhood of Sierra Leone
. vol. II. p. 82.

Besonders noch sechs verschiedene Aufsätze im IIten B. des
Edinburgh medical and surgical Journal 1806. Kann der Wurm
mit einem Male ganz herausgebracht werden, so zeigt er noch
viele Minuten lar, Leben und Bewegung. (s. a. a. O. S. 302.)

*).
[Seite 365]

A. H. L. Westrumr de helminthibus acanthocephalis.
Hannov. 1821. fol. mit Kupf.

*).
[Seite 366]

Ed. Mehlis de Distomate hepatico et lanceolato. Got-
ting
. 1827. fol. mit Kupf.

*).
[Seite 367]

Allerdings scheint aber, daß sich auch bei abgerissenen
Stücken von Bandwürmern, aus ihrem Vorderrende wieder ein
neuer Kopf bildet. S. Carlisle's treffliche Beobachtungen
über diese Thiere im II. B. der Transactions of the Linneam
Society
. p. 256.

**).
[Seite 367]

Ueber die unter dem Namen der Grubenköpfe, Rothrio-
cephali
, zu einem besondern Geschlechte verbundenen Gattungen
von Bandwürmern, s. Leuckart's zoologische Bruchstücke I.
Helmst. 1820. 4.

*).
[Seite 368]

S. Hofr. Himly im Journal der practischen Arzney-
kunde
1809. II. B. 12. St. p. 115. tab. 1–3.

*).
[Seite 369]

J. F. P. Braun's systematische Beschreibung einiger
Egelarten. Berl. 1805. 4.

**).
[Seite 369]

P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8.

Jam. Rawl. Johnson on the medicinal Leech. Lond. 1817. 8.

†).
[Seite 369]

Einige Hauptwerke zur Kenntniß dieser Ordnung sind:

[Seite 370] J. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marinis.
Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr.
Leske. Ebendaselbst 1776. 4.

Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas in itinere
orientali depingi curavit
, edidit Carst. Niebuhr. Havn.
1776. fol.

Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. ibid. 1777. sq. fol.

L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801.
III. vol. 8.

Cuvier Mémoires sur les Mollusques. Par. 1807. 4.

Und d'Audebard de Ferussac histoire naturelle des mol-
lusques terrestres et fluviatiles
. Paris. seit 1819. fol. mit Kupf.

*).
[Seite 370]

S. die Preisschrift von J. C. Leuchs im Hannoverschen
Magazin von 1820. S. 1 bis 140. Auch einzeln, Nürnb. eod. 8.

*).
[Seite 372]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzigen
Wassers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 373]

Fr. Tiedemann's Anat. der Röhren-Holothurie, des
Pomeranzfarbigen Seesterns und Stein-See-Igels
. Landsh.
1816. fol. mit Kupf.

*).
[Seite 374]

S. Tilesius's Monographie über die Seeblasen in A.
J. von Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. S. 1.

Und von Olfers in den Abh. der Berl. Acad. der Wis-
sensch. v.
1820. S. 347.

**).
[Seite 374]

S. Adelb. de Chamisso de Salpa. Berol. 1819. 4.

*).
[Seite 376]

J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur
Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 4. S. 7–134.

**).
[Seite 376]

Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das
Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.

*).
[Seite 377]

s. Fr. Eschscholtz System der Acalephen. Berl. 1829. m. Kupf.

**).
[Seite 377]

Vergl. Mitchill in Albers's americanischen Annalen
I. S. 119 u. f.

*).
[Seite 379]

Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine
ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen
Oberfläche.

**).
[Seite 379]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach der
gemeinen bisherigen Behandlungsweise freilich nicht eben allerfrucht-
barsten –) Theil der N. G. gehören unter andern:

Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685
sq. Fol.

Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.)
Oxon. 1770. fol.

Index testarum conchyliorum, quae adservantur in museo
Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.

Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.

Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken etc.
Kopenhagen 1758. gr. Fol.

Fr. H. W. Martini systematisches Conchyliencabinet (fort-
gesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.

Ign. a Born testacea musei Caesarei Vindobonensis. Vin-
dob
. 1780. fol.

C. Schreiber's Versuch einer vollständigen Conchylienkennt-
niß, nach Linne's System. Wien, 1793. II. vol. 8.

L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquilles. Par. 1802.
V. vol. 8.

Chr. Fr. Schumacher Essai d'un nouveau système des ha-
bitations des vers testacés.
Copenh. 1817. 4. mit Kupf.

Fr. Chr. Schmidt's Versuch über die beste Einrichtung der
Conchylien-Sammlungen etc. Gotha 1818. Fol.

Sam. Brookes's Introduction to the study of Conchology.
Lond. 1820. 4. Deutsch mit Zusätzen von C. Gust. Carus.
Leipz. 1823. 4.

* * *

Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771. 4.
(it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)

C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des Erbpr. von
Schwarzburg-Rudolstadt
. Rudolst. 1786. 8.

* * *

Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle des mollus-
ques terrestres et fluviatiles de la France
. Par. 1806. 4.

[Seite 380] d'Audebard de Ferussac s. oben S. 370.

C. Pfeiffer's Naturgeschichte deutscher Land- und Süßwasser-
Mollusken. Weimar 1825. 4. mit Kupf.

Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different
voyages to the South-Seas
Lond. 1784. gr. Fol.

* * *

Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque historia
et anatome.
Parmae 1791. II. vol. Fol.

*).
[Seite 381]

s. Tilesius a. a. O. S. 222–419.

*).
[Seite 387]

Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den eu-
ropäischen Küsten s. in Beckmann's Vorbereit. zur Waaren-
kunde I. B. S. 93-111.

*).
[Seite 389]

Selbst in den härtesten Marmor, wie z.B. das berühmte,
immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomen an
den drey großen Säulen von Cipollino antico im Serapis Tem-
pel zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über dem
Spiegel des benachbarten mittelländischen Meeres ringsherum von
diesen Steindatteln angebohrt sind. s. P. Ant. Paoli Antichità
di Pozzuoli
tab. 15. D. Andr. de Jorio sul tempio di Serapide
in Pozzuoli
. Nap. 1820. 4. pag. 52. tab. 7. von Hoff's Gesch.
der durch Ueberliefer. nachgewiesenen natürl. Veränderungen der
Erdoberfläche. I. Th. S. 455. und von Goethe zur Naturwis-
sensch. II. B. S. 79.

*).
[Seite 390]

s. davon vorzüglich der Fr. Elisa von der Recke R.
durch Italien. III B. S. 76. 331 u. f.

*).
[Seite 391]

s. Chemnitz Conchylien-Cabinet. IX. B. 1. Abschnitt
von den Linksschnecken.

**).
[Seite 391]

s. de Férussac in den Mémoires de la Soc. d'hist. nat.
de Paris. T. II. p. 160.

*).
[Seite 393]

z.B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu
sagen die Larve) von Cypraea tigris.

**).
[Seite 393]

In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen halben
Gulden, und doch giebts dort Waaren (z.B. Betelblätter, Arek-
nüsse etc.) die man für ein einziges Kauri aus dem Markte kaufen
kann, s. Rennell's geographical Illustrations of M. Park's
Journey. p. 86.

*).
[Seite 397]

Vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden.
1786. 4. mit Kupf. und C. F. Heusinger observ. de purpura
antiquorum
. Isen. 1826. 4.

*).
[Seite 398]

Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) „stupendum
naturae artificium
“ und neuere Archäologen halten die schöne
Schnecke für das Urbild der Volute an den Jonischen Säulen.

*).
[Seite 401]

Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177 und Pfeif-
fer
S. 107.

*).
[Seite 405]

Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinodermatum
ex ed. Nath. God. Leske. Lips. 1778. 4.

*).
[Seite 406]

J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. Fol.

*).
[Seite 407]

Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses
Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon
Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer-
liches erzählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll näm-
lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor stei-
gen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade
über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende Insel angesehen
worden sey u.s.w.

Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden,
kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich
sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben
mögen.

Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z.B. einen
Unglücksfall, der sich durch's Aufsteigen eines solchen Thiers un-
ter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account
of the settlement at
Pt. Jackson p. 52. –) Manches hingegen
auf dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von
sehr erfahrenen Seeleuten für Küsten etc. angesehen worden: (–
einen merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de la Pérouse
autour du monde vol. III. p. 10 –) Und so löst sich das auf,
was vorlängst der alte Thormod. Torfaeus in s. Groenlandia
antiqua
p. 100 vom Kraken sagt: ‘„Tracta haec fabula vide-
tur ex insula – aliquando conspicus, saepius tamen incon-
spicua
.“ ’

*).
[Seite 408]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8.
Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb.
1787. 4.

J. Ellis's natural history of the corallines etc. Lond. 1753.
4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.

Ej. natural history of many curious and uncommon zoophy-
tes
etc.systematically arranged and described by D. Solan-
der. Lond. 1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreffliche
Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solan-
der's
Namen –).

Vital. Donati della storia naturale marina dell' Adriatico.
Ven. 1750. 4.

Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi ma-
rini.
Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel. Nürnb.
1813. 4.

E. J. Chr. Esper's Pflanzenthiere etc. Nürnb. seit 1788. 4.

Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Mau-
mont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.

* * *

J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzenthiere (als
Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die besondern
Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.

*).
[Seite 409]

Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in Westin-
dien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4 Jahren über und
über mit Madreporen u.a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist
auch der sonst so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils
von Corallen eingenommen.

**).
[Seite 409]

Viele vulcanische Inseln der Südsee, auch westindische,
wie z.B. Barbados, sind wie mit einer Corallen-Rinde über-
zogen; und wie furchtbar die aus dem Boden des Meeres empor-
rankenden Corallen-Stämme den Seefahrenden in unkundigen
Gegenden werden können, und Capit. Cook auf seiner Reise um
die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland
lange genug erfahren.

*).
[Seite 410]

Von diesen und den übrigen folgenden Corallengeschlech-
tern s. J. V. F. Lamouroux histoire des polypiers coralligènes
flexibles
. Caen. 1816. 8. mit Kupf.

*).
[Seite 411]

Das bestätigt auch Prof. Gravenhorst in Oken's Isis
1823. VII. H. S. 725.

*).
[Seite 413]

Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f.

*).
[Seite 416]

S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist. d'un
genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes.
Leid.
1744. 4.

H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.

Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4. (am
III. B. seiner Insecten-Belustigungen).

Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Wassern
um Regensburg. 1754. 4.

*).
[Seite 417]

Pallas elenchus Zoophytor. p. 28.

**).
[Seite 417]

S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 419]

S. Handbuch der vergl. Anatomie S. 248.

**).
[Seite 419]

Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange nach
der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen
worden. Denn sie finden sich so viel bekannt bloß im Essig und
Kleister, und beides sind späte Kunstproducte des cultivirten
Menschengeschlechts.

*).
[Seite 420]

Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte O.
Fr. Müller gegen 400 Gattungen von Infusionsthierchen.

**).
[Seite 420]

Vergl. G. R. Treviranus Biologie II. B. S. 264 u. f.

Chr. L. Nitzsch Beitrag zur Infusorienkunde. Halle 1817. 8.
mit Kupf. Und so wie über manche andre nackte Würmer K. E.
v. Baer Beitr. zur Kenntniss der niedern Thiere in den Nov.
Act. de N. C. vol. XIII. P. II. p. 525 u. f.

†).
[Seite 420]

Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von Ve-
getation, wie das dabei befindliche Chaos aquatile für die un-
terste erste Staffel von eigenthümlicher Animalität angesehen wer-
den kann.

††).
[Seite 420]

Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch eines
zweypfündigen Karpfen über 253000 Millionen Samenthierchen
halten könne.

*).
[Seite 421]

Extensio minus definita.

*).
[Seite 422]

S. hierüber vorzüglich die beiden Göttingischen Preisschrif-
ten, von Rudolphi (Berlin 1807. 8.), und Link (Götting.
1807, mit Nachträgen 1809. 8.) So wie auch L. C. T. Tre-
viranus
vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8.;
und von frühern Abhandlungen J. J. Bernhardi's Beobach-
tungen über die Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.

* * *

Von des sel. Osiander's glücklichen Versuchen, Pflanzen mit
Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg. scientiar.
Gottingens. vol. XVI. pag. 100 u. f.

*).
[Seite 423]

S. von Goethe Versuch die Metamorphosa der Pflanzen
zu erklären
. Gotha, 1790. 8.

Und besonders über die Identität der Knollen (z.B. der
Kartoffeln) und ihrer Stängel Dr. Westfeld in Voigt's neuem
Magazin VI. B. S. 371 u. f.

**).
[Seite 423]

Ein Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am Leidner Kanal den Haarlem, eine ganze Linden-Allee auf
diese Weise gepflanzt.

*).
[Seite 424]

Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt zu
seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern immer an den
Wurzeln gewisser anderer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich
durch dieselben nähren. So z.B. die hydnora africana an der
euphorbia mauritanica u.a. – S. schwed. Abhandl. XXXIX. B.
S. 132.

**).
[Seite 424]

s. Voigt's neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798.
S. 101. u. f.

*).
[Seite 425]

So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina. s.
Jo. de Loureiro flora Cochinchinens. T. II. p. 525. ‘„mirabilis
hujus plantae proprietas est, quod ex sylvis domum delata,
et in aëre libero suspensa, in multos annos duret, crescat,
floreat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia
comprobassem.“

*).
[Seite 427]

Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsinnige Na-
turforscher daraus für practische Landwirthschaft gezogen, s. in
Voigt's neuem Magazin a. a. O.

*).
[Seite 428]

J. Ingen-Housz's Experiments upon vegetables. Lond.
1779. 8.

*).
[Seite 429]

s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von
der Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4.

**).
[Seite 429]

Ein Beispiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs
nach dem Lichte: – In einem Keller, in welchem Wurzelwerk
über Winter aufbewahrt worden, und der nur oben an einer
Seite ein kleines Lichtloch hatte, war beim Ausräumen im Früh-
jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine Kartoffel liegen
geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20
Fuß weit auf dem Boden hin, dann an der Wand in die Höhe
[Seite 430] und so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war. – s. die
Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu
Boston Vol. II. P. I. p. 147.

Auch F. J. Bertuch's Beobachtungen an der India-
nischen Kresse im allgem. teuschen Garten-Magaz. 1804. 5 St.
S. 226 u. f.

*).
[Seite 431]

Vergl. davon C. W. Hufeland's kleine medizinische
Schriften. Iten V. Taf. I. fig. 1. 2.

**).
[Seite 431]

Zu den allerauffallendsten Producten des Secretionsge-
schäfts der Gewächse gehört wohl das längst berühmte, aber erst
neuerlich recht untersuchte Tabaschir, eine meist milchblaue,
an den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Substanz,
die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambusrohrs findet,
und sowohl im äußern Ansehen, und daß sie im Wasser durch-
sichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem
mineralischen Hydrophan oder Weltauge ähnelt. – s. Dr. Patr.
Russel und Jac. L. Macie in den philosoph. Transact. Vol.
LXXX. und LXXXI. und Dr. Dav. Brewster in eben diesen
Transact. von 1819.

*).
[Seite 432]

Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen: von
G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8.

**).
[Seite 432]

Fr. Stromeyer historiae vegetabilium geographicae spe-
cimen.
Goett. 1800. 4.

Al. de Humboldt Essai sur la Géographie des plantes.
Par. 1807. fol.

Ej. Prolegomena de distributione geographica plantarum vor
seinen Nova genera et species.

Joach. Fr. Schouw Grundzüge einer allgemeinen Pflanzen-
Geographie. Berl. 1823. 8. mit Atlas.

*).
[Seite 434]

s. von Hofr. Schrader's Commentatio de varia planta-
rum propagatione absque praevia foecundatione
, die Götting.
gel. Anz. 1830. 62. St.

*).
[Seite 437]

Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen
zur Blüthezeit und zwar zumal bei Gewitterregen in Menge
abgeweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf
stehenden Wassern, Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von
vermeintem Schwefelregen Anlaß gegeben hat.

*).
[Seite 439]

Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für solche Pflanzen
zu halten, die sich bloß als nackte Fructificationstheile darstellen.
S. Voigt's Magaz. VIII. B. 4. St. S. 80 u. f.

*).
[Seite 440]

L. Cl. Richard Analyse der Frucht- und des Samen-
korns, übers. mit Zusätzen des Vers. etc. von F. S. Voigt.
Leipz. 1811. 8.

**).
[Seite 440]

Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum.
Stutg. 1788-91. II vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner
carpologia. Lips.1805. 4.

†).
[Seite 440]

s. Rösel's Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede. zu
den Wasser-Insecten der zweyten Classe.

††).
[Seite 440]

s. merkwürdige Versuche hierüber bei Jo. Hunter on
the blood, inflammation, and gun-shot wounds.
pag. 237.

*).
[Seite 441]

S. Dav. Hopkirk on the anomalies in the vegetable king-
dom.
Glasg. 1817. 8.

*).
[Seite 442]

A. F. Wiegmann über die Bastarderzeugung im Pflanzen-
reiche. Braunschw. 1828. 4.

**).
[Seite 442]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.

***).
[Seite 442]

Chr. Jul. W. Schiede de plantis hybridis sponte na-
tis.
Cassel. 1825. 8.

*).
[Seite 443]

G. Fr. Jäger über die Mißbildungen der Gewächse.
Stuttg. 1814. 8. mit Kupf.

**).
[Seite 443]

s. Hufeland's Makrobiotik. I. Th. S. 58 u. f. der drit-
ten Aufl.

*).
[Seite 444]

s. J. R. Forster's Stoff zur künstigen Entwerfung einer
Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem voyage de la Pé-
rouse autour du monde. vol. II. pag. 81.

*).
[Seite 445]

Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792. durch den be-
rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen
Inseln verpflanzt worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen
daselbst habe ich in Voigt's neuem Magazin I. B. 2. St. S. 110.
u. f. einige Nachricht gegeben.

*).
[Seite 446]

Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Africa
eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes
Getränk daraus. – S. Mungo Park's Travels in the interior
Districts of Africa
. Lond. 1799. 4. pag. 100. tab. 1.

*).
[Seite 447]

s. Mungo Park a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V.

*).
[Seite 449]

Und hierzu auch namentlich für die Küstenbewohner der
Nordischen Polarländer das wundersame Treibholz, (von Pap-
peln, Lärchen etc.) ohne welches jene Eisgegenden, wo kein Baum
wächst, ganz unbewohnbar bleiben müßten.

**).
[Seite 449]

Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres bei
den Schinesen s. Van Braam voyage de l'Ambassade etc. Philad.
1797. 4. T. I. p. 314. sq.

*).
[Seite 454]

Ueber diese zum philosophischen Studium der Mine-
ralogie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. J. A. de Lüc
Lettres sur l'histoire physique de la terre, Par. 1798. 8., die
in Voigt's Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französischen
Handschrift übersetzt sind, und Hofr. Mayer's Lehrbuch über
die physische Astronomie, Theorie der Erde etc. Götting. 1805. 8.

*).
[Seite 456]

A. G. Werner's neue Theorie von der Entstehung der
Gänge. Freiberg 1791. 8.

*).
[Seite 457]

Insgemein: – denn hin und wieder finden sich auch Ge-
birge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst in Europa auf den
Pyrenäen und manchen savoyischen und Schweizer-Alpen) weit
über 1000 Klafter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits
weit niedrigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken auf dem
Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter über der des Meeres
erhaben ist.

*).
[Seite 459]

So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol-
cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berech-
nung auf 130 Millionen Cubic-Klafter halten soll.

**).
[Seite 459]

Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirk-
licher Entstehungsort; und Lagerstätte hingegen so viel als
bloßer Fundort. Beide müssen in der Mineralogie sorgfältig
von einander unterschieden werden. Denn so ist z.B. von den
gediegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen die in so ge-
nannten Steinregen herabgefallen, der Fundort hienieden – ihr
Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde.

*).
[Seite 460]

Von den mancherlei Gebirgsarten und ihrer Classification
s. mit mehreren.

J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgslehre. Zweyte
Ausgabe. Weimar 1786. 8.

C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung
der Gebirgsarten. 1785. 4.

A. G. Werner's kurze Classification und Beschreibung der
verschiedenen Gebirgsarten. Dresden 1787. 8.

C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgslehre
in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790.
S. 163 u. f.;

Auch den orologischen Theil der systematisch-tabellarischen
Uebersicht der Mineralkörper von Leonhard, Merz und Kopp.
Franks. 1806. Fol.

Vorzüglich aber K. C. von Leonhard Charakteristik der
Felsarten. Heidelb. 1823. 8.

Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die
Harzgebirge. Hannover 1798. 8. nebst der dazu gehörigen pe-
trographischen Charte des Harzgebirgs
, und dem Ca-
binet der harzischen Gebirgsarten
.

Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgsarten sind z.B.
die Voigtischen, die Charpentierische, und die des Past.
Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen.

**).
[Seite 460]

Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique, et
sur l'espèce minéralogique.
Par. 1801. 8.

*).
[Seite 462]

J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum natu-
ralium anorganicorum indoles chemicas atque externas
im IIten B.
der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recen-
tior
. 1813.

**).
[Seite 462]

(Fr. Bouterwek) über die Möglichkeit einer philo-
sophischen Classification der Mineralkörper. Ein Gutachten aus
keiner Schule. Götting. 1808. 8.

***).
[Seite 462]

Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kennzeichen
der Fossilien. Leipz. 1774. 8.

J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Entwurfs zu einer
Einleitung in die Oryktognosie. Braunschw. 1805. 8.

Und nun aber Dess. Einleitung in die Mineralogie (als Ir Th.
der neuen Ausgabe von dess. Handbuche). Götting. 1828. 8.

†).
[Seite 462]

Pesanteur spécifique des corps. – par M. Brisson.
Par. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof. Leipz. 1796. 8.

Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge an-
führe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des
Wassers zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fah-
renh
. angenommen. – Wo ein L. dabei steht, bedeutet es des
sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung.

††).
[Seite 462]

Die mit schärfster Genauigkeit und in zweckmäßiger Größe
(von 1– 1 1/2 zolliger Länge) aus Holz geschnittene Modelle
der wichtigsten Krystallisationen, die in der hiesigen Industrie-
Schule unter der Leitung des Hofr. Hausmann, verfertigt
werden, sind nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung
daselbst in Lieferungen zu 25 St. zu haben.

Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallogra-
phie par
M. de Romé de l'Isle. 2de Edit. Par. 1783. IV.
Bände. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisations-
formen gehalten. Weit tiefer ist hingegen Haüy in den unten
anzuführenden Werken mittelst der Stereotomie der Fossilien in
das innere Gefüge (Structur) der Krystalle und in die Bestim-
mung der Formen ihrer Kerne oder Grundgestalten, und dieser
ihrer Maßentheilchen (molécules intégrantes) eingedrungen.

Vergl. C. M. Marr Geschichte der Crystallkunde. Carlsr.
1825. 8.

*).
[Seite 463]

Versteht sich, daß ursprüngliche Krystalle von so ge-
nannten After-Krystallen unterschieden werden müssen, wo
nämlich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befind-
lich gewesenen, aber allgemach aufgelösten, verwitterten oder aus-
gefallenen Krystalls anderer Art eingenommen hat. So z.B.
die so genannten krystallisirten Hornsteine von Schneeberg etc.

**).
[Seite 463]

S. Théorie sur la structure de cristaux; par R. J.
Haüy im Journal de Physique T. XLIII. p. 103 u. f.

J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Beiträge. Braun-
schweig 1803. 4.

Und nun vor allen Dess. Untersuchungen über die Formen
der leblosen Natur I. B. Göttingen 1821. gr. 4.

***).
[Seite 463]

s. Hausmann's eben genanntes Handbuch. I. Th.
S. 439 u. f.

*).
[Seite 464]

Und in der Petrefactenkunde sind gerade diese em-
pirischen
Kennzeichen von der höchsten Bedeutsamkeit. s.
z.B. mein Specimen archaeologiae telluris alterum im IIIten B.
der Commentat. recentior. soc. scientiar Gottingens. S. 22. u. f.

**).
[Seite 464]

Hausmann's Handbuch. I. Th. S. 459 u. f.

***).
[Seite 464]

Jac. Berzelius von der Anwendung des Löthrohrs in
der Chemie und Mineralogie übers. von H. Rose. Nürnb. 1821. 8.

†).
[Seite 464]

J. F. A. Göttling's chemisches Probir-Cabinet zum Hand-
gebrauche. Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste
mit Reagentien etc.

*).
[Seite 469]

Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alkalien,
besonders in erhöheter Temperatur – Denn daß sich z.B. selbst
die Kieselerde in Verbindung mit Natron in manchen heißen Quel-
len aufgelöst finde, zeigt der an manchen derselben (– zumal
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende Kieselsinter,
von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch die Analyse
dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact. of the Roy. Soc.
of Edinburgh
. Vol. III. S. 119. u. f.

**).
[Seite 469]

Terrae characteres vix nisi privativi habentur. Bergmann.

*).
[Seite 472]

So wie unten der Aërolithen gedacht wird, so können
auch hier die Fulguriten oder Blitzröhren eine Stelle finden,
die neuerlich nach Einschlagen des Blitzes als röhrenförmige Quarz-
schmelzungen (einer derselben im K. Naturalien-Cabinet zu Dresden
16 F. lang) zu Tage gefördert worden.

*).
[Seite 473]

Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bei man-
chen orientalischen) zuweilen carneol- und onyxfarbig; häufigst
scheinen sie hingegen vom Braunstein herzurühren; – manche
isländische enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst
unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das Ansehen vom
Wasserfaden-Moos (Conferven) zu haben scheint.

*).
[Seite 474]

Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen (von neuern
Schriftstellern oft mit andern verwechselten) Steinart gehan-
[Seite 475] delt im Specimen historiae naturalis antiquae artis operi-
bus illustratae
p. 30 u. f.

*).
[Seite 476]

Von vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 431.
not. **).

*).
[Seite 478]

Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:
‘„in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent,
pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeoli-
cis
. – Ad Coblenz, et in inferiore Germania.“ ’

*).
[Seite 479]

Von diesem wahren Opsian der Alten habe ich in den
Commentat. Soc. Reg. Gotting. recentior. vol. III. pag. 76 u. f.
Nachricht gegeben.

**).
[Seite 479]

Aus seinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahm-
gelben Halbopal werden in Rom schöne Cameen gearbeitet.

†).
[Seite 479]

s. B. Hacquet's physische und technische Beschreibung
der Flintensteine. Wien, 1792. 8.

*).
[Seite 481]

S. Leop von Buch über den Kreuzstein. Leipz. 1794. 8.:
und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's Archiv
für die Naturg. I. B. S. 111.

*).
[Seite 484]

Leop. Gmelin de Hauyna. Heidelb. 1814. 8.

*).
[Seite 485]

s. Dess. Untersuchungen über die Mischung der Mineral-
körper. Ir B. S. 372 u. f.

**).
[Seite 485]

s. Leonhard's Taschenb. V. Jahrg. S. 16.

*).
[Seite 487]

Stromeyer's Untersuchungen I. V. S. 438.

**).
[Seite 487]

s. Chr. Bernoulli in Voigt's neuem Magazin IV. B.
S. 524. tab. 8. fig. *.

*).
[Seite 489]

Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von eigentlich
so genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich vom Baronet
Banks einen grobkörnigen Sand erhalten, den der Botaniker W.
Braß am Cave Coast auf Guinea gesammelt, und worin sich be-
sonders eine Menge Körner finden, die dem Hyacinth vollkom-
men gleichen. Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell
ähnelnde Gerölle.

*).
[Seite 492]

Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8,78 Talkerde und
6,18 Chromiumkalk.

*).
[Seite 493]

Manchmal sogar gelb und blau am gleichen Stücke: s.
z.B. im Inventaire des diamans de la couronne etc. imprimé
par ordre de l'Assemblée nationale
. Par. 1791. 8. T. I. p. 200.
n. 4. ‘„Un saplhir d'orientcouleur saphir des deux bouts,
et topaze au milieu.“’

**).
[Seite 493]

S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in
den Philos. Transact. 1798. P. I.

***).
[Seite 493]

Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages
de
Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292.

*).
[Seite 494]

Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien
(z. E. in einigen Gegenden von Thüringen der Holzstein) wegen
des ähnlichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des
Glases, Stahls etc. Smirgel genannt.

*).
[Seite 495]

S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten – zu
eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeichnet von einem
Liebhaber der Immer Gern Speculirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269
u. f. wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die
erste bestimmte Nachricht vom ceilonischen Turmalin gibt.

*).
[Seite 497]

Von der Eigenschaft des russischen Frauenglases, daß es
den Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen parallel durchgehen
läßt, und dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon bei
astronomischen Instrumenten machen kann, s. des B. von Zach
monatl. Corresp. III. B. p. 239 u. f.

*).
[Seite 499]

So z.B. in dem merkwürdigen Portfoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarz-
blättchen und Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das
Fossil, nach bestimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das
Ansehen einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch den
Namen, pierre graphique, erhalten hat. – s. Voigt's Maga-
zin. VI. B. 4. St. S. 21.

**).
[Seite 499]

Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
(Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother
Feldspath, der mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen
durchmengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Widerscheine opalisirt.

*).
[Seite 500]

Hausmann in den Götting. gel. Anz. 1817. S. 1401.
und Stromeyer's Untersuchungen I. B. S. 300.

*).
[Seite 501]

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons,
die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße
auszeichnen, gehören vorzüglich

1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen
und so genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden,
die sich besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unter-
scheiden.

2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estremoz
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden
Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen
Getränk mittheilen.

3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die
sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in
ihren Wänden verfertigt.

**).
[Seite 501]

Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom
jüngern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der
Kamyschinka in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue
Hygrometer Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen
Anwendung den Namen hat, die dieser treffliche Chemiker davon
gemacht, und in Lichtenberg's Göttingischem Magazin 3tem
Jahrg. 4tem Stück, S. 401 u. s. genau beschrieben hat.

*).
[Seite 502]

Denn vom officinellen armenischen Bolus s. die folg. S.

*).
[Seite 503]

Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend fein-
körniges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine
schärfsten Kanten in einer Hitze die Eisen schmilzt, unverändert
erhält.

*).
[Seite 507]

So vor allen die unzähligen mächtig großen Basaltsäu-
len, die eins der prodigiosesten Phänomene in der physischen
Erdkunde, nämlich den Riesendamm (Giant's Causeway) an
der Nordküste von Irland ausmachen. – Ich besitze von diesem
berühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die zu-
sammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich eine genaue Zeich-
nung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände
tab. 18. geliefert habe. – Immer bleibt die äußerst regelmäßige
Articulation dieser Säulen eines der räthselhaftesten und merkwür-
digsten Phänomene der Geogenie.

*).
[Seite 508]

Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen Ba-
salte zu gehören. In manchen Abarten derselben, zumal unter
den schwarzen, sind die Gemengstoffe noch von einander zu unter-
scheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und Feld-
spath bestehenden Halbgranit über. Mehr davon habe ich in
dem Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illu-
stratae
p. 29. gesagt.

*).
[Seite 509]

So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet.
s. Hamilton's Campi phlegraei tab. 40. nr. 3.

**).
[Seite 509]

s. K. W. Nose's Beiträge zu den Vorstellungen über vul-
canische Gegenstände. Franks. 1792–94. III. Th. 8.

*).
[Seite 510]

Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehete Lava corde vom Atrio di Cavallo und die
eiförmigen Bombe, die zumal bei der großen Eruption von 1790
ausgeworfen worden, besondere Erwähnung. Von jener s. die
Campi phlegraei tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement
dazu tab. 4.

*).
[Seite 513]

s. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Got-
ting
. Vol. IV. 1791. pag. 46. sq. und des Colleg. R. Reineggs
Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigt's Ma-
gazin. IV. B. 3 St. S. 13. u. f.

**).
[Seite 513]

f. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der
Steinschneider. Von C. v. Dalberg. Erfurt 1800. 8.

*).
[Seite 515]

Stromeyer de Olivini, Chrysolithi et fossilis, quod cel-
lulas et cavernulas ferri meteorici Pallasii explet. analysi che-
mica
. in den Götting. gel. Anz. 1824. S. 2073–83.

*).
[Seite 516]

Nun und hieran grenzen die so wunderbaren Aërolithen
oder Meteorsteine, nämlich Steinmassen, die schon so manch-
mal zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weltge-
genden, aber meist unter gleichen Umständen, mit Exlosion eines
Meteors, vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen,
welche mau bis jetzt genauer untersucht, sowohl im äußern als
in ihrem Gehalt einander eben so auffallend ähneln, als sie sich
hingegen von allen bekannten tellurischen Mineralien auszeichnen.

*).
[Seite 517]

Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter
den Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen
gediegenen Kupferschollen.

*).
[Seite 518]

s. Freiesleben über das schillernde Fossil von der Baste
bei Harzburg. Leipz. 1794. 8.; und Hausmann in den Nord-
deutschen Beiträgen zur Berg- und Hüttenkunde 1. St. S. 1.

*).
[Seite 520]

So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen etc.
ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der Kalk
zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken
gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V.
p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhal-
tige Kalk im Schmelz der Hähne).

**).
[Seite 520]

Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arrago-
nite
, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4.

*).
[Seite 521]

s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar-
ke'schen
Ausgabe von 1719.

**).
[Seite 521]

Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got-
tingens. recentior
. 1813.

Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Ge-
sellsch. III. Jahrg. I. Quart.

*).
[Seite 523]

‘„Tales sunt aquae qualis est natura terrae per quam
fluunt
.“ ’ Plin. XIV. 4.

**).
[Seite 523]

Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San Fi-
lippo
im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice)
zum Abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medaillons be-
nutzt; s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schriften
der göttingischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94.
und Fiorillo's Gesch. der zeichnenden Künste. I. B. S. 463.

†).
[Seite 523]

So z.B. in der berühmten piscina mirabile, davon oben S. 2.

††).
[Seite 523]

Vom Guadeloupe-Sinter (the Galibi stone) worin sich
die Menschenknochen eingesintert finden, s. unten im Abschnitt
von den Versteinerungen.

*).
[Seite 524]

Von dem berühmten zu Tabriz in Persien und seiner Forma-
tion s. Jam. Morier's second Journey through Persia. Lond.
1818. 4. p. 284.

*).
[Seite 527]

Zu welchem auch der Niederägypten befruchtende Nil-
schlamm
gehört.

*).
[Seite 528]

s. Voigt's neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

*).
[Seite 529]

s. Tilesius Jahrbuch der N. G. I. Th. S. 473.

**).
[Seite 529]

Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von
einer Bergleiter befindlich, die man beim Aufräumen einer, höch-
stens 100 Jahre lang verlassen gewesenen Grube im Nammels-
berge am Harze vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit
eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer
ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.

*).
[Seite 533]

s. Stromeyer und Hausmann in den Göttingischen
gel. Anzeigen 1828. 9 St.

*).
[Seite 540]

Diesen Namen hat derjenige Granit, aus welchem die
bewundernswürdigsten Denkmahle der altägyptischen Kunst, die
Obelisken, gehauen worden, von seinem Fundort bei der
Stadt Syene am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Ga-
binetto del collegio Nazareno
1792. T. II. p. 238. ‘"I graniti
delle nostre guglie Egiziane hanno per base un felspato rossigno
con quarzo fragile semitrasparente, e mica nero.
“’ – Voll-
kommen so sind die Proben von rothem antiken Granit in meiner
Sammlung; namentlich eine vom Obelisk des Rameses, und
eine von der Säule Kais. Antonin's. – Und Prof. Wad,
der die echten frischen Bruchstücke, die sich von den berühmtesten
römischen Obelisken in der Sammlung des Cardinal Borgia
befinden, aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his spe-
ciminibus clare patet
Syeniten Plinii esse granitem nostrum
stricte sic dictum (ex quarzo, feldspato, et mica).“’ s. Dess.
Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani. Velitris 1794. 4. pag. 1 [Seite 541]
u. f.– Vergl. auch Petrini bei Zoega de origine obelisco-
rum
. Rom. 1797. fol. pag. 648. Zumal aber W. Hamil-
ton's Aegyptiaca. Lond. 1809. 4. pag. 68. not. †); und de
Rozière in der großen Descr. de l' Egypte. Hist. nat. T. II.
1813. pag. 45. und T. III. 1818. pag. 461.

*).
[Seite 541]

Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst bewegt
worden. – Der große vaticanische Obelisk, den Fontana auf-
gerichtet, hält kaum den dritten Theil, nur 973537 Pfund. – s.
des Grafen Carbury monument élévé à la gloire de Pierre
le grand. Par. 1777. Fol.

**).
[Seite 541]

So namentlich, obschon nur in geringer Menge, in eini-
gen magnetischen Granitfelsen am Brocken auf dem Harz, die an
gewissen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der obge-
dachte von Alex. von Humboldt entdeckte polarische Serpentin-
fels, die Richtung der Magnetnadel invertiren. s. Hausmann
im Hannöverischen Magazin 1801. St. 84 u. f.

*).
[Seite 542]

von Spir und von Martius Reise in Brasilien.
Iter Th. S. 352.

*).
[Seite 543]

Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz ei-
gene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte
ohngeachtet die prodigiosesten und vermuthlich ältesten aller be-
kannten Denkmahle menschlicher Kunst, nämlich die wunderbaren
mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bei Bombay mit
ihren abenteuerlichen theils colossalen Idolen nicht erbaut, son-
dern in den lebendigen Felsen selbst aus dem Ganzen gehauen
sind. Die Probe die ich davon besitze, die mir Chs. Townley
von der berühmten Gruppe in seinem Museum von Alterthümern
absägen lassen, besteht, so wie andre aus diesem Felsentempel
ausgeschlagne Idole, die ich in London gesehen, aus einer Grund-
masse von überaus hartem, leberbraunen, eisenschüssigen Thon,
worin vieler Feldspath, weniger Quarz und noch weniger Horn-
blende eingemengt ist. – Mehr davon habe ich in dem Specimen
historiae naturalis archaeologicum.
p. 28. u. f. gesagt.

*).
[Seite 545]

Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens be-
sitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuersteingerölle ver-
steinte Cellularien enthalten.

**).
[Seite 545]

Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist mehr
oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmasse von
sehr ungleicher Härte. Die mergelartige allgemach erweichte des
schräugelegenen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C.
Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1806
verursacht, der das Goldauerthal überschüttete.

*).
[Seite 549]

Von der Entstehung derselben s. de Luc's geologische
Briefe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37.

**).
[Seite 549]

s. Hornemann's Tagebuch S. 10. 20.

*).
[Seite 550]

Fr. Stromeyer de polyhalite, nova e salium classe
fosillium specie. im IVten B. der Commentat. Soc. Gotting. re-
centior.
p. 139.

*).
[Seite 552]

Der so genannte Atramentstein oder Kupferrauch
ist ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen leerer Räume in den
Gruben gebrauchten, zusammengebackenes Gestein, so mit Vitriol-
wasser durchzogen worden, und woraus dann (z.B. in Goslar)
der mehrste Vitriol gesotten wird.

Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten
sey, zeigt Beckmann in den Beiträgen zur Geschichte der Er-
findungen, II. Th. S. 92.

*).
[Seite 553]

s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeugung
des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.

*).
[Seite 554]

s. Götting. gel. Anz. 1818. S. 2073.

**).
[Seite 554]

Ich habe dieses Mumiensalz bei Gelegenheit einiger ägypti-
schen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1792. im
britischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph.
Transactions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beitr.
zur Naturgesch. II. Th. S. 53.

*).
[Seite 558]

Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser-
hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was
der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen
von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum
nicht mit dem Copal geschieht.

**).
[Seite 558]

vergl. G. C. Berendt's Insecten im Bernstein. Is H.
Danzig 1830. 4.

†).
[Seite 558]

Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des
ehemaligen Bernsteinbaumes.

*).
[Seite 559]

Der von Barbados wird als ein bewährtes Heilmittel bei
hartnäckigen Hautkrankheiten und sogar bei krebsartigen Uebeln
gebraucht.

**).
[Seite 559]

Diese persische Benennung des Bergbalsams ist erst im
13ten Jahrhundert von den alten ägyptischen balsamirten Leichen
gebraucht, und diese sind seitdem allgemein Mumien genannt
worden.

*).
[Seite 560]

Man hat die bituminösen Holzflöze – diese großen für
die Geogenie so merkwürdigen Denkmale einer catastrophirten
Vorwelt – für eine Art Treibholz halten wollen, das, so
wie das frische an den Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon
oben S. 449. not.*) durch Strömungen etc. in solche mächtige
Lagen zusammengeschwemmt worden sey. Mir scheint hingegen
manches Treibholz, wie z.B. dasjenige, so hier zu Lande bei
Stade angeschwemmt wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit
Blau-Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus
Flözlagen von bituminösen fossilen Holze losgerissen und an die
Küsten getrieben zu seyn.

*).
[Seite 562]

Ich habe bei den Versuchen, die ich über den so genann-
ten Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der
[Seite 563] Graphit denselben eben so gut als Metalle oder Holzkohle erregt,
er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Con-
ductor gebraucht werden.

*).
[Seite 563]

Doch besitze ich auch vom sel. Baron von Asch, als
eine erotische Seltenheit, ausnehmend feinen Graphit vom äußer-
sten Ende des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen
sich die Tschuktschen und andere benachbarte Polarmenschen,
auch auf der gegenüberliegenden Küste des nordwestlichen America,
zur Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs-
stücken bedienen.

**).
[Seite 563]

Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beider-
lei Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode-
caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in
[Seite 564] meiner Sammlung, die ich dem berühmten Demantschleifer Be-
melmann
in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen
Richtungen geklovt hat.

*).
[Seite 564]

Optice pag. 270. 272. der oben (S. 521) angeführten
Ausgabe.

**).
[Seite 564]

s. Fr. B. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An-
zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.

*).
[Seite 569]

Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das
specifische Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf =
23286.

**).
[Seite 569]

So besitze ich z.B. vom Dr. Wollaston Platin-
drahte von der bewundernswerthen Feinheit von 1/3260, 1/6200
und sogar 1/8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß
Kupferblech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit
Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle
zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen
aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

*).
[Seite 573]

Des festen = 14391 (Gehlen's Journ. IV. B. S. 434.)

*).
[Seite 574]

Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus
Vernachlässigung des solidern Petrefacten-Studiums entstanden
sind, gehört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr
verdienstvolle Mineralogen diese concentrischen Ablosungen des
schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten
Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.

*).
[Seite 575]

Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der zwey-
ten Formation
, heißt das so aus vitriolischen Kupfer-
wassern (z.B. bei Neusohl in Ungarn, im Rammelsberge bei
Goslar etc.) mittelst des Eisens gefällt wird.

*).
[Seite 580]

s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and compo-
sition of the defferent states of Iron
; in den philosoph. Trans-
actions
v. J. 1795. S. 337 u. f. bei Gelegenheit seiner Unter-
suchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus
bei Bombay.

*).
[Seite 581]

Eine Probe von diesem berühmten süd-amerikanischen
Eisenblock, die ich vom Bar. Banks erhalten, unterscheidet sich
von dem sibirischen besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich
nähernde Farbe.

*).
[Seite 582]

Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepatico ac ra-
diato auctor.
) im IIIten B. der Commentat. recentior. Societ.
Reg. scientiar. Gottingens.
p. 1.

**).
[Seite 582]

s. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic.
indol. chemicas atque externas
im IIten B. der gedachten Com-
mentat.
p. 31.

Stromeyer in den Götting. gel. Anz. 1814. St. 147.

*).
[Seite 583]

Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de na-
tura fossilium
, L. V. p. 604.

*).
[Seite 586]

So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewänden von
Braunspath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die
durch Dr. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. s.
Faujas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc. T. I.
p. 224 und Girtanner's Darstellung des Darwinschen Sy-
stems. II. B. S. 324 u. f.

*).
[Seite 587]

s. Hausmann im VIten B. der Denkschr. der K. Akad.
der Wiff. zu München. II. Abth. S. 233.

*).
[Seite 589]

Ein solcher gestrickter Bleiglanz von der Insel Ila, den
ich der Güte des Dr. Crichton verdanke, übertrifft an ausnehmen-
der Eleganz alles was ich von der Art in dergl. besondern Gestalt
gesehen habe.

**).
[Seite 589]

Die berühmten Slickensides in den derbyshirer Gruben sind
spiegelglatte Saalbandflächen des dasigen dichten Flusses (S. 533),
die wie mit einem dünnen bleifarbigen Anstrich überzogen sind,
der aus Bleiglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen soll.
Beim Brechen desselben entstehen durch Beitritt der atmosphäri-
schen Luft oft gewaltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio-
nen. – s. W. Jones's physiological disquisitions. Lond. 1781. 4.
p. 5. 11. u. f.

***).
[Seite 589]

s. Stromeyer und Hausmann in den Göttingischen
gel. Anzeigen 1825. 34. St.

*).
[Seite 591]

Doch thut dieß das reine Zinn von Malacca nicht.

*).
[Seite 592]

Seifenwerke (Engl. stream-works) sind eine eigene
Art von Bergbau in Thälern zwischen erzführenden Ganggebirgen,
die theils zu mehreren Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben
und theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge
gefüllt sind; und wovon z.B. die bei Eibenstock im Erzgebirge,
und die bei St. Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinn-
erzen sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog. Geogr.
der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das bergmänn.
Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143.

*).
[Seite 594]

Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel
Blei zusammengeschmolzen, gibt das so genannte rosensche Me-
tall, das schon im kochenden Wasser schmilzt.

*).
[Seite 596]

Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty, erz-
haltig
. s. Adelung's Wörterbuch.

*).
[Seite 601]

s. Götting. gel. Anz. 1814. 47. St.

*).
[Seite 609]

Eins von den vielen merkwürdigen Fossilien, womit der ver-
diente Sir Charles Lewis Giesecke bei seinem fast acht-
jährigen Aufenthalt daselbst die Wissenschaft bereichert hat.

*).
[Seite 610]

Götting. gel. Anz. 1818. S. 1521.

*).
[Seite 611]

Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen ar-
chaeologiae telluris I. Götting
. 1803. 4. mit Kupf. und im
XV. B. der Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens.

*).
[Seite 612]

Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist
unverändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach-
tet wegen ihrer Lage, worin sie durch große Erdrevolutio-
nen
der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den fossilen
Thieren im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu
einem Beispiele statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins
Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene Mammut der
alten Welt (Elephas primigenius), dessen ausgestopftes Fell so wie
sein Skelet im Museum der Akad. der Wissensch. zu St. Peters-
burg aufgestellt ist.

*).
[Seite 614]

Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Unterein-
theilung der Versteinerungen in Petrificata superstitum, dubio-
rum
und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend,
aufgegeben.

**).
[Seite 614]

Der Güte des Hofr. Stromeyer verdanke ich bläulich-
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flötzkalk, die am
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichem Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.

*).
[Seite 618]

Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe
in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.

Und in meinem Specimen archaeologiae telluris alterum (1816)
das Epimetrum p. 22. u. f.

Zwar bedarf des alten Scheuchzer's vermeinter homo diluvii
testis
und die Pfoten von Palmatis in bituminösem Mergelschie-
fer, die der Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt kei-
ner Berichtigung mehr; aber wohl hat Spallanzani's zuversicht-
liche Behauptung (im III. B. der Memoire della Societá italiana
S. 452 u. f.), daß die zusammengesinterten Knochenbreschen auf
Cerigo von Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich manche
Mineralogen irre gefühlt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besonders durch seine gelehrten Reisen nach den Mor-
genländern berühmten Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen
famosen Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Menschengebeinen
darin gefunden, als in den ihnen oryktognostisch und geognostisch
völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-
tien besitze.

**).
[Seite 618]

Und das gleiche gilt auch wohl von den Knochen und mäch-
tig großen Geweihen des sogenannten Riesen-Elenns (Cervus me-
gaceros
), die zumal in Irland in neuern Torf- und Mergeltuff-
Lagern gefunden werden. s. Th. Weaver in den philos. Trans-
actions for
1825. p. 429. und die Abbildung des Skelets in J.
Hart's Description. Dublin 1825. 8.

*).
[Seite 619]

s. Vuckland a. a. O. – wo er auch die von ihm entdeck-
ten, ganz unverkennbare fossilen Excremente dieser Hyäne (– also
eine Art von sogenannten album graecum der Vorwelt –) be-
schrieben und abgebildet hat.

**).
[Seite 619]

s. Voigt's Magazin. V. B. 1. St. S. 16 u. f.

***).
[Seite 619]

(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'éléphans et
de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne
etc. I-III. St.
Darmst. 1783. u. f. 4.; Tilesius in den Mém. de l'Acad. des
Sciences de St. Petersbourg.
T. V. p. 406. und Cuvier T. I.
p. 95.

†).
[Seite 619]

Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens. T. II.
pag. 215–280. und Cuvier T. II. P. I. p. 43.

*).
[Seite 620]

Rembr. Peale's Account os the Skeleton of the Mam-
moth. Lond. 1802. 4. Cuvier. T. I. p. 206. und A. C. Bonn
in den natuurlyke Verhandel. der Maatsch. der Wetensch. te
Haarlem
. IV. B. 2. St.

**).
[Seite 620]

Chr. Pander's und E. d'Alton's Riesenfaulthier,
Bradypus giganteus. Bonn 1821. quer Fol.

***).
[Seite 620]

Cuvier. T. III. p. 250.

†).
[Seite 620]

Im VI. B. der Denkschriften der Königl. Acad. der
Wissensch. zu München.

††).
[Seite 620]

T. V. P. II. p. 350.

†††).
[Seite 620]

In der Isis 1818 u. 19.

a) ‘„Es ist deutlich“ (sagt Link a. a. O. Th. I. S. 21),
daß dieses Thier zwischen drey Thierclassen in der Mitte stand,
den Säugethieren, den Amphibien, und auch den Vögeln.“ ’

*).
[Seite 621]

S. Geh. Confer. Rath v. Hoff in s. Magazin über die ge-
sammte Mineralogie. I. B. S. 283 und Cüvier s. les Ossem.
fossiles
.

**).
[Seite 621]

Andreä a. a. O. tab. 15. fig. 16.

***).
[Seite 621]

s. H. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 1.

†).
[Seite 621]

s. Th. von Sömmerring über die Lac. gigantea der
Vorwelt; und über den Crocodilus priscus. Jenen im VI. und
diesen im V. B. der Denkschr. der Königl. Acad. der Wissensch.
zu München.

††).
[Seite 621]

FaujasSt. – Fond histoire naturelle de la Mon-
tagne de St. Pierre de Maestricht.
Par. an VII. 4.

a) Eine geniale Idee hat Prof. Buckland auf einem litho-
graphirten Blatte ausgeführt; eine Ansicht der mancherlei urwelt-
lichen nun fossilen Thiere und Gewächse an jener Küste von Dorset-
shire, wie sie sich weiland im Leben ausgenommen haben mögen.

†††).
[Seite 621]

B. Cuvier T. V. p. II. p. 445. und G. F. Jäger über
fossile Reptilien in Würtemberg. Stuttg. 1828. 4.

S. Ev. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. III.
tab. 62–76.

b) Auch von diesen Geschlechtern hat Buckland eine Mannig-
faltigkeit nun fossiler Excremente gefunden, die er Coprolithen
nennt.

*).
[Seite 622]

M. H. de Blainville sur les poissons fossiles im
nouveau Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F.
Krüger. Quedlinb. 1823. 8.

**).
[Seite 622]

Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19.

***).
[Seite 622]

S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the
Royal Irish Academy
. Vol. V. 1794. p. 281.

*).
[Seite 623]

s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart
et Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustacés fossiles.
Par. 1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in
dess. naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde
betreffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von
ihm so genannten) Paläaden. Nürnb. 1828. 4.

**).
[Seite 623]

Specimen archaeologiae telluris I. (1803.) tab. 2. fig. 5.

***).
[Seite 623]

s. z.B. einen Reichthum nur allein von Englischen in Jam.
Sowerby's mineral Conchology of Great Britain. Lond. seit
1812. 8. so wie von denen in einigen Strichen in Italien gelager-
ten, in G. Brocchi Conchiologia fossile subapennina. Milan.
1814. II vol. 4. und Al. Brongniart Mém. sur les terrains de
sédiment supérieurs du Vicentin
. Par. 1823. 4.

*).
[Seite 624]

Vergl. G. Cuvier et Alex. Brongniart Essai sur la
Géographie minéralogique des Environs de Paris
. 1811. 4. ed. 2.
1822. als T. II. P. II. von des Erstern oben (S. 617 und öfter)
genannten classischen Werke.

**).
[Seite 624]

Specimen archaeolog. tellur. I. t. 1. fig. 1.

***).
[Seite 624]

Eine Art des Vorkommens, das der gelehrte Mineraloge
Guettard bei fossilen Conchylien ganz bezweifelte. s. Mém.
de l'Acad. des scienc. de Paris v. J. 1759. S. 204. 206.

****).
[Seite 624]

S. de Saussure voyages dans les Alpes. vol. I. tab. 2.
fig. 5. 6.

†).
[Seite 624]

de Saussure l. c. fig. 1-4.

††).
[Seite 624]

S. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Erde und
des Menschen. I. B. S. 262 u. f.

†††).
[Seite 624]

S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands
gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1.

††††).
[Seite 624]

C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B.
S. 135 u. f.

*).
[Seite 625]

S. unter andern J. C. M. Reineckecornua ammonis
in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8.

*).
[Seite 626]

Leop. von Buch in der Isis. XXI. B. S. 438.

**).
[Seite 626]

Specimen archaeol. tellur. I. tab. 2. fig. 9.

***).
[Seite 626]

Brander l. c. tab. 2. fig. 8.

†).
[Seite 626]

s. Voigt's Magazin. V. Bd. I. St. S. 14 u. f. tab. 2.

††).
[Seite 626]

Specimen archaeol. tellur. I. tab. 2. fig. 8.

†††).
[Seite 626]

s. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 265 u. f.

*).
[Seite 627]

Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy-
tis prodromus
. Hamb. 1719. 4.

Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett.
1784. 4.

Voigt's Magazin. IV. B. 4. St. S. 1 u. f. tab. 1.

Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the
Crinoides, or Lily-shaped animals etc. Bristol. 1821. 4. mit
50 Steindrucktafeln.

**).
[Seite 627]

Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder,
in oben genannten organic Remains vol. II. p. 181.

***).
[Seite 627]

Act. acad. Palatinae. T. III. P. phys. – Die Platte
voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke
T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner
Sammlung.

*).
[Seite 628]

Specimen archaeologiae telluris I. tab. 3. fig. 12.

**).
[Seite 628]

Specimen alterum fig. 7.

†).
[Seite 628]

E. Fr. von Schlotheim Beschreibung merkwürdiger
Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen. 1ste Abthl. Gotha.
1804. 4.

[Seite 629] I. G. Rhode Beiträge zur Pflanzenkunde der Vorwelt. Verl.
seit 1820. gr. Fol.

Graf Kasp. Sternberg Versuch einer geognostisch-bota-
nischen Darstellung der Flora der Vorwelt. Leipz. auch seit
1820. Fol.

*).
[Seite 629]

Von einem lehrreichen Stücke der Alt, das auf der Grube
Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 sachter Tiefe ge-
brochen und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s. das Mine-
ralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der
Erfahrungen vom Innern der Gebirge. (von Trebra) S. 41 u. f.

**).
[Seite 629]

Specimen alterum fig. 3. 4. wo ich auch fig. 1. 2. einen
ächten Karpachat mit einigen unverkennbaren stachlichten Perikarpien
(der Form nach fast wie von Bunias orientalis) in einem orienta-
lischen Chalcedon abgebildet habe.

***).
[Seite 629]

Im gleichen Specimen p. 15 u. f.

*).
[Seite 630]

Faujas St. Fond im Journal des mines 1797. an V.
Trimestr. 4. tab. 25.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
This page is copyrighted