Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit, Gil-
les Menage, war des Glaubens, daß die Güte
eines Buchs mit der Zahl der Ausgaben dessel-
ben im Verhältniß stehe, und man von einem be-
währt brauchbaren deren achte zählen müsse.
So wenig sich nun zwar absehen läßt, wie
der sonst scharssinnige Mann auf einen so aben-
teuerlichen – im Allgemeinen so höchst trüglichen,
ganz unzuverläßigen Maaßstab verfallen konnte,
so darf es inzwischen der Verfasser eines wissen-
schaftlichen, besonders auch zur Grundlage bey
academischen Vorlesungen bestimmten Handbuchs,
zumahl in einer Disciplin, die deren schon vorher
gar manches zählte, für ein Zeichen der Brauch-
barkeit des seinigen ansehen, wenn er die achte
(– und nun die neunte –) Ausgabe da-
von besorgen muß, – fünf bis sechs Uebersetzun-
[Seite 4] gen desselben in fremde Sprachen ungerechnet,
die zwischendurch davon erschienen sind*).
Das Buch sollte von der allgemeinen Na-
turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie, eine
faßliche Uebersicht; und aus der unübersehlichen
Fülle der speciellern so viel des gemeinnützigsten
und interessantesten in gedrängter Kürze enthal-
ten, als der zweckmäßige Zuschnitt eines, wie ge-
sagt, auch als Leitfaden bey academischen Vorle-
sungen brauchbaren Handbuchs gestattet. Da-
bey ist unter andern auch besonders darauf Rück-
sicht genommen, daß dasselbe zu einem nützlichen
Hülfsmittel zum Nachschlagen, und zwar nah-
mentlich beym Lesen von Reisebeschreibun-
gen dienen möchte; und dazu war denn auch
das genaue Register erforderlich, das einige tau-
send Nahmen von merkwürdigen Naturproducten
enthält.
So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz
beträchtlichen Zuwachs von neuen Entdeckungen
oder Berichtigungen in der Naturgeschichte, auch
von eignen Ansichten und Bemerkungen des Ver-
fassers erhalten hat, so auch diese gegenwärtige,
und zwar – wie schon die Vergleichung des Re-
gisters zu derselben ausweisen könnte – nach Ver-
hältniß wohl mehr als eine der vorigen.
Folgendes aus den Vorreden zu den letztern
Ausgaben mag auch in dieser hier seine Stelle
finden.
Ich habe in den mineralogischen Abschnit-
ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern,
und den darunter begriffenen Gattungen gesprochen.
Denn daß man in der Mineralogie die Fossilien
in genera und species eintheilt, und die gene-
ra auf deutsch Geschlechter, so wie die species
Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens
unter den gelehrten und philosophischen Minera-
logen Deutschlands nur eine Stimme. Und so
versteht sich wohl von selbst, daß, wenn ich also
in einem Theile des Buchs die Benennungen
von Geschlecht und Gattung in diesem von je (–
und bis vor Kurzem allgemein –) angenomme-
nen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem
andern Theile das Wort Gattung im verkehrten
Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in
der That neuerlich von gar manchen deutschen
Schriftstellern in der Zoologie und Botanik ver-
sucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der
diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimm-
ten Zeichen zuerst unternommen haben mag: –
aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen
versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch
‘„quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi"’
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte:
[Seite 6] – daß es ihm hingegen in meinem theuern Va-
terlande deutscher Nation nicht an Nachahmern
gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. –
Genug indeß, daß so viele philosophische Natur-
forscher und die größten unserer naturkundigen Phi-
losophen das verba valent sicut numi besser be-
folgt, und sich also durch diese sonderbare Um-
stempelung nicht irre führen lassen. – Und war-
um auch ich für meine Person es hierin lieber
beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer
anschließe, dafür habe ich folgende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner
Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und
wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's
Wörterbuche lernen –), was die erste und Fun-
damentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:
‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge:’
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wor-
tes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an,
selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Lu-
ther's Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber
auch, daß hingegen das Wort Gattung von
[Seite 7] dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da
nun im freyen Naturzustande wohl nur die Thiere
von einer species sich mit einander fruchtbar
gatten, so versteht sich also von selbst, daß das
Wort species, in dem Sinne, wovon hier die
Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort pas-
sender, bezeichnender und bestimmter ausgedrückt
werden konnte, als durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deutschen
Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als
sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde,
ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten,
als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie
wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym
Unterschied der Worte generis masculini oder
fœeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt des
ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber
nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache
– d.h. den bestimmten einmahl festgesetzten Sinn
der deutschen Worte – (da man z.B. Men-
schengeschlecht etc. sagt so gut wie genus hu-
manum) zu verkehren! Denn, wie unser seliger
Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich
ausdrückt:
‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf niemand
[Seite 8] gewehrt seyn, sie gehören dem Verfasser.
Aber die Sprache gehört der Nation,
und mit dieser darf man nicht
umspringen, wie man will.“’
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der
Nation gehörige Eigenthum habe ich auch bey
den deutschen Nahmen der Naturalien beobachtet,
und mich daher immer der allgemein angenomme-
nen und allgemein verständlichen, nicht aber et-
wa der Solöcismen einer einzelnen Provinz be-
dient. Darum brauche ich z.B. nicht das hier
zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das
allgemein angenommene Molch: eben so nicht das
im Erzgebirge gebräuchliche Wort Kobelt, son-
dorn das längst allgemein adoptirte, und selbst in
andere lebende und todte Sprachen aufgenomme-
ne Kobalt u.s.w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern zur
Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen
selbsterfundenen Kunst- und Trivial-Nah-
men. So billig und vernünftig es freylich ist,
auch hierin, so viel als möglich die einmahl ziem-
lich allgemein angenommenen Benennungen bey-
zubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo
es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher
gewählten Nahmen, wenn er einen durchaus irri-
gen Begriff erweckt, gegen einen richtigen umzu-
tauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich
erlaubten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten, und dann das Studium der Naturge-
[Seite 9] schichte so äußerst erschwerenden Freyheit nur in
äußerst wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich
schien, bedient. So habe ich z.B. den Pan-
zerthieren oder Armadillen ihren einheimischen, all-
gemein bekannten, und längst von elastischen Zoo-
logen angenommenen Nahmen, Tatu, restituirt;
da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch
einen seltsamen Mißgriff den Nahmen, Rauch-
fuß, Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten
Griechen, ganz passend und völlig nach der Na-
tur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeich-
net haben. – Aus ähnlichen Gründen braucht
ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lie-
ber seinen einheimischen Nahmen (Punammu-
stein), unter welchem er zuerst von unsern An-
tipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als
die ihm neuerlich beygelegte Benennung Beil-
stein, da ich im hiesigen academischen Museum,
so wie in den in London befindlichen großen Samm-
lungen von südländischen Merkwürdigkeiten, zwar
wohl die Menge von Hacken und andern Gerä-
then, so sich die Neuseeländer aus diesem Steine
bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfer-
tigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so habe
ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich
schlafenden Säugethieren das Blut aussaugt; da
hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegenden
Hund beygelegt hatte, der wohl seit die Welt
steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz
allein von Früchten nährt. – Aber viele andere,
nur nicht gar zu unpassende Kunstnahmen der Art
habe ich dennoch beybehalten, um ja nicht die
[Seite 10] Nomenclatur und Synonymien ohne dringende
Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Nahmen von Na-
turalien hier doch anders geschrieben werden, als
es insgemein geschieht, hat auch seinen guten
Grund. So schreibe ich z.B. Tofus und nicht
Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben
so Manacanit*) und nicht Menacanit, weil
der Fundort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe
ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den lateini-
schen Nahmen vorausgesetzt, weil da hundert exo-
tische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen
keinen bekannten verständlichen. Nahmen haben.
Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt.
Da sind gerade die deutschen Benennungen die
bekanntesten, und selbst großen Theils in andere
Sprachen aufgenommen.
Beym Thierreiche ist denjenigen Gattungen,
die sich in Deutschland finden, wieder so, wie
in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im
Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein
Zeichen bey den allgemein verbreiteten Fossilien
überflüssig, bey vielen von denen aber, die in
[Seite 11] Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vater-
land haben, wie der Boracit etc. unzureichend ge-
wesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände, die ich in der Verlagshandlung die-
ses Handbuchs heftweise herausgebe, beziehen sich
auf die neuesten Ausgaben desselben, und dienen
ihnen zu einer zweckmäßigen Erläuterung.
[interleaf]Göttingen,
im September 1814.
J. F. Blumenbach.
Alle Körper, die sich auf, und in unserer
Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Ge-
stalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand
des Schöpfers erhalten, und durch die Wirkung
der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenom-
men haben; oder so, wie sie durch Menschen und
Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch
bloßen Zufall verändert, und gleichsam umgeschaffen
worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte
(artefacta). Die erstern machen den Gegenstand
der Naturgeschichte*) aus, und man pflegt alle
[Seite 14] Köper zu den Naturalien zu rechnen, die
nur noch keine wesentliche Verände-
rung durch Menschen erlitten haben.
Artefacten werden sie dann genannt, wenn
der Mensch*) absichtlich Veränderungen mit
ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesent-
lichen und vom Absichtlichen im gegenwär-
tigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und
Modification, nicht anders als relativ seyn kön-
nen, bedarf wohl keiner Erinnerung. Wie viel
kommt nicht z.B. bloß auf den Gesichtspunct des
Sammlers an. So kann eine ägyptische Mumie
sowohl in eine Naturaliensammlung zur anthropo-
logischen Suite, als in eine Sammlung altägypti-
scher Kunstwerke gehören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von ein-
ander zu untrescheiden sind. Daher z.B. die ehe-
dem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der
piscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem
Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder
aber ein absichtlich aufgetragener künstlicher Mörtel
sey. (– s. Götting. gel. Anzeigen 1791.
188. St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1.)
in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3.) ihrer Structur, eine dop-
pelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von an-
dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und
[Seite 15] Art hervorgebracht; so daß ihre Existenz in einer
ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)
hinauf immer andere dergleichen Körper voraus-
setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens, nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf,
assimiliren sie den Bestandtheilen desselben, schei-
den das Ueberflüssige wieder aus, und befördern
mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wech-
sel ihr Wachsthum von innen (durch innige
Aneignung, intus susceptio, expansio.)
Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von
natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähm-
lich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel
zu sich nehmen und umwandeln, und mit der
Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor
bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbst-
erhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deß-
halb mit den so genannten Lebenskräften versehe-
ne, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter
einander verbundene, Gefäße, Adern und andere
Organe in ihrem Körper haben, die zur Auf-
nahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener
[Seite 16] Alimente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft
u.s.w. nothwendig sind.
Dieß Alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Minera-
lien Beydes, sowohl ihre Entstehung, als ihr
Wachsthum (wenn man es gar nur Wachsthum
nennen darf), wird keinesweges durch Ernährung,
sondern lediglich nach eigentlich so genannten bloß
physischen (mechanischen und chemischen, Gesetzen,
durch Anhäufung oder Ansatz homogener Theile
von außen (aggregatio, iuxta positio) be-
wirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche
Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorgani-
sirte, und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organi-
sirten Körper selbst, besonders in der Art, wie
sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von ei-
ner doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft, vorzüglich mittelst zahlrei-
cher Zasern, die sich am untern Ende ihres Kör-
pers befinden, ohne merkliche willkührliche Bewe-
gung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache
Hauptöffnung am obern oder vordern Ende ihres
Körpers haben, die zu einem geräumigen Schlau-
che führt, wohin sie, vom innern Gefühle des
Hungers getrieben, ihre Alimente, die von sehr
verschiedener Art sind, mittelst willkürlicher Be-
wegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu ver-
ändern (locomotiuitas) kein hinreichen des Unterschei-
dungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab.
Denn viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen Was-
serlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können
zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufenthalt verän-
dern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die
Oberfläche des Wassers steigen u.s.w. Und ander-
seits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthieren,
zumahl unter der Conchylien, Corallen etc. die ih-
ren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst
wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natürli-
chen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2),
und der organisirten wieder unter einander (§. 3.),
ist nun der Grund der bekannten drey Reiche,
worunter man die Naturalien sehr schicklich ge-
bracht hat, und wovon das erste die Thiere, das
zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien
begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und be-
seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr viel-
artige Nahrung mittelst willkürlicher Bewegung
suchen, und selbige durch den Mund in den Ma-
gen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ih-
ren sehr homogenen Nahrungssaft ohne willkür-
liche Bewegung mittelst der Wurzeln einsaugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte
und unorganisirte Körper, die folglich ohne Le-
benskraft nach den bloß physischen (mechanischen
[Seite 18] und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An-
häufung, Bildungskraft etc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche ist, zu-
mahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht
worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern anerkannt,
aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thie-
ren und Gewächsen zugeben wollen:
Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu da-
hin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren
Eintheilungen der Naturalien in Reiche u.s.w.
Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre ein-
zelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und
angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
‘„nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur.“’ Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der
Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der
Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen
(wie man sie nennt), so wie überhaupt von allen an-
dern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber
auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie
ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekom-
men seyn, Menschen und Affen etwa zu verwech-
seln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus
[Seite 19] noch so verschiedenen Classen manche theils auffal-
lende und unerwartete Aehnlichkeit mit einander
haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet un-
verkennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen
selbst wegfallen dürfte. Man theilt z.B. die Thie-
re sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige;
und rechnet eben so natürlicher Weise die Säuge-
thiere zu jenen und hingegen die Insecten zu die-
sen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bie-
nen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wär-
mer sind, als etwa ein Igel während seines Win-
terschlafs. – So gibt es in der Classe der Gewür-
me Geschlechter, wie z.B. die Sepien, die sich
von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeich-
nen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit
mit den Fischen haben. Aber Niemand wird mei-
nen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen
der Classe der Fische und der Gewürme aufgehoben
werden. – Und eben so wenig wird Jemand im
Ernst in Versuchung gerathen, das Thier- und
Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden,
weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkei-
ten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art
sind z.B. die sonderbaren Bewegungen mancher
Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die,
so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar
nicht einmahl in den oben angegebenen Character
der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiede-
rum diejenigen, Aehnlichkeiten, so die Arm-Polypen
mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten
Character der Vegetabilität betreffen. Sondern, die
Arm-Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch
und die Auster, vom Hunger getrieben ihre Nah-
rung durch willkührliche Bewegung in den Mund
bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der
bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so gepriesene Metapher von Stusenfolge der Ge-
schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Lei-
ter, von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie im Studium der Naturgeschichte in
so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den
Grund eines so genannten natürlichen Sy-
stems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ih-
ren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach
ihrem Totalhabitus, und der darauf gegründeten so
[Seite 20] genannten Verwandtschaft untereinander, zusam-
men ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinen-
den Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in
den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die
Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben
darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man
sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil
die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern
Form so fein stufenweise auf einander folgten,
das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwach-
heit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist,
bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte*).
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stu-
fenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu be-
leuchten, um einzusehen, wie sehr darin einerseits
sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung
in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen
Gattungen (zumahl unter den Insecten und Ge-
würmen, aber auch im Pflanzenreiche) zusammen
drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste-
hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz ei-
genen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in ei-
ner solchen Leiter der Natur irgendwo eingeschoben
und untergebracht werden können, wie z.B. die
ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon
gedachten Sepien u.a.m.) – Ferner aber finden
sich Thiere, bey welchen, wie z.B. bey den Schild-
läufen, Männchen und Weibchen eine so durchaus
ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folg-
lich in der gedachten Leiter die einen von den an-
dern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen
Sexualform beyden auf weit von einander entfern-
ten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen
müßte. – Und dann zeigen sich Lücken in der Lei-
ter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung
gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Bey-
spiel statt aller, die zwischen den organisirten Kör-
pern und den Mineralien u.s.w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u. dergl. ge-
rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
[Seite 21] gar die vermessene Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn
nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u.s.w. –
So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen
großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus Groß-
brittannien vertilgt sind, ohne daß die dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben soll-
te, so können andere Geschöpfe aus ganzen Welt-
theilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt wer-
den (wie dieß allem Anschein nach mit manchen,
z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß
durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der
Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille
Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefähr-
det werden dürfte.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von
seines Gleichen erzeugt, dann durch eigene Kraft
lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbst-
erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu
seiner Reife gelangt, auch seine Fortpflanzungs-
fähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die
organisirten Körper eben durch die Organisa-
tion ihres Baues, und durch die mit derselben
verbundenen Lebenskräfte geschickt gemacht.
Denn durch diese letztern erhalten die Organe
sowohl ihre Empfänglichkeit für reizende Eindrücke
(stimuli) als ihr Bewegungsvermögen, ohne wel-
ches beydes weder Ernährung noch Wachsthum,
noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweck-
mäßigen Erhaltung des Ganzen, und umgekehrt*),
denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die
so genannte Evolutions-Hypothese bequem
gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch,
und kein anderes Thier, und keine Pflanze er-
zeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der
ersten Schöpfung als völlig präformirte
Keime*) bey ihren Aeltern und Vorfahren
längstens vorräthig; die verschiedenen Generatio-
nen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln,
in einander, und würden nur nach und nach, so
wie die Reihe an sie käme, durch die Befruch-
tung entwickelt, und ans Licht gebracht. – Eine
Meinung, die doch schon sowohl durch den da-
bey erforderlichen Aufwand von übernatürli-
chen (hyperphysischen) Anstalten*), als
durch die, allen Gesetzen einer philosophischen
[Seite 25] Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel-
fältigung der natürlichen (physischen)*)
Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von
zwecklosen Schöpfungen aller der zahllo-
sen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer
Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlo-
sen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch
nicht durch die überwiegenden gegenseitigen
Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten
Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und wäh-
rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu-
kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und
zur Entwickelung angetrieben werden. Was man
Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Er-
wachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reiz
des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.
Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z.B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche
Gattungen (verschiedene Species) von Thieren
oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde, die eben so viel von der väterlichen
als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen, außer seiner erweckenden,
nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft
zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelege-
[Seite 26] nen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung
umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft
im männlichen Samen; 1.) die erweckende und 2.)
doch auch eine bildende. –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge-
nerationen hindurch immer wiederhohlten, künstlichen
Bastardzeugung endlich die Eine Gattung von or-
ganisirten Körpern gänzlich in die andere um-
wandeln. So hat man z.B. aus der künstlichen
Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst
des männlichen Staubes von einer andern, Sa-
men gezogen, welcher fecundabele Bastard-
pflanzen gegeben; d.h., die sich zur Blühezeit aber-
mahls mit männlichem Staub von jener andern
Gattung befruchten lassen, und wiederum secun-
dabele Bastarde der zweyten Generation hervor-
gebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation
hielten gleichsam das Mittel zwischen beyden ver-
schiedenen Stamm-Aeltern von väterlicher und
mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen
ähnelten schon weit mehr der väterlichen, als der
mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche
Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende
Generationen eben so wiederhohlt worden, so ent-
standen endlich Pflanzen, an welchen die ursprüng-
liche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz
verwischt, und in die väterliche umgewandelt
worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung
der Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflan-
zen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der
Ueberschrift: ‘„Gänzlich vollbrachte Ver-
wandlung Einer natürlichen Pflanzen-
gattung in die andere.“’ –)
Da hat denn folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen
Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der
bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der
eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch
seine erweckende Kraft auf denselben hätte wir-
ken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unse-
rem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln
[Seite 27] aller philosophischen Naturforschung*) weit an-
gemessener, wenn man die Entstehung der neu-
erzeugten organisirten Körper bloß durch allmäh-
liche Ausbildung (Epigenesis) des an sich
zwar ungeformten, aber unter den dazu erforder-
lichen Umständen organisirbaren Zeugungsstoffes,
erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen allmäh-
lichen Bildung machen kann und gemacht hat**),
darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem
Begriff von organisirten Körpern, und dann den
Phänomenen, die uns die Beobachtung bey Ent-
stehung derselben lehrt, am ungezwungensten ent-
spricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reife, vorher zwar ungeformte, aber or-
[Seite 28] ganisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er
zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Um-
ständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt,
dann für eine in denselben nun zweckmäßig wir-
kende Lebenskraft, nähmlich den Bildungs-
trieb (nisus formtiuus) zuerst empfänglich
wird; – für einen Trieb, der sich von aller
bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche
auch im unorganischen Reiche Crystallisationen*)
und dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß
er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Be-
stimmung der organisirten Körper und ihrer Thei-
le, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf
eben so mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte
Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag
– und so (– durch die Verbindung des Me-
chanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe**) –) zuerst bey der Empfäng-
[Seite 29] niß die allmähliche Ausbildung; dann aber auch
die lebenswierige Erhaltung dieser organischen
Bildung durch die Ernährung; und selbst
wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte,
so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch
die Reproduction, bewirkt wird**).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe
ein schnelles (so zu sagen zusehends merkliches)
Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige
Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen
Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut-
lichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis, Ceramium caesottosum
Roth.) die sich in den ersten Frühlingstagen fort-
pflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. –)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-
Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Er-
scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye, und
seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus-
bildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Er-
innerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst, so gut wie die Benennungen aller an-
dern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts
erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechani-
sche mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich ver-
einende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren
constante Wirkung aus der Erfahrung anerkannt
worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ur-
sache aller andern noch so allgemein anerkannten
Naturkräfte für uns hienieden im eigentlichen Wort-
[Seite 30] [Text von nachfolgender Seite für logischen Anschluss vorgezogen]verstande qualitas occulta bleibt†). – Das hindert
aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen soll-
te, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu
erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allge-
meine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam-
keit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür
empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun
die eben so bestimmte Form und der Habitus al-
ler einzelnen Gattungen (Species) von organisir-
ten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt
findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch
welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von
den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf
mancherley Weise von seiner eigentlichen bestimm-
ten Richtung abweichen*).
So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte ge-
[Seite 31] hörigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1)
durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz
widernatürliche**) Formen der organisirten Kör-
per, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Cha-
rakter, der sonst in den beyden Geschlechtern ge-
trennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem
und eben demselben Individuum verbunden ist,
die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver-
schiedener Gattung (zweyerley Species) einander
befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher-
ley Ursachen der allmählichen Ausartung, die Ras-
sen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche,
angebohrne, leicht in die Augen fallende Verun-
staltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So
mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können,
so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Haut-
classen zurück bringen*):
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die
seltensten von allen (– nähmlich unter Miß-
geburten in dem angegebenen Sinne. Oft
hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl-
gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide
in ganz verkehrter Lage gefunden –).
3) M. G., denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum. Unter diesen die lehr-
reichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum. Die gemeinsten (– selbst
nicht selten unter wilden Thieren. z.B. Ha-
sen –). Theils gar erblich, wie z.B. in den
sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit
fünf oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon-
strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun-
gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Ge-
setzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte
Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjo-
chung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben
weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterwor-
fen sind (daß z.B. Mißgeburten unter den Haus-
schweinen so häufig, unter den wilden Schweinen
hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der
Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten
ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs
präformirt eingeschachtelt gelegen, wohl schwer-
lich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sin-
ne bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise die
Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Or-
gane mehr oder weniger verbunden sind, die sonst,
in den männlichen und weiblichen Geschöpfen der-
selben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen fin-
den sich selbst zuweilen unter den warmblütigen
Thieren; zumahl unter dem Rindvieh, Schafen
und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Erwäh-
nung, wenn andere körperliche Functionen oder
Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn
sollten, sich bey Individuis des andern äußern.
Wenn z.B. Hirschkühe und Rehe Geweihe auf-
setzen; oder Fasan- und Pfau-Hennen mit zu-
nehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen;
oder Mannspersonen oder andere männliche Säu-
gethiere Milch geben*) u.s.w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im gan-
zen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übri-
gens noch so regelmäßig und schön gebildeter Ge-
schöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder we-
niger vom Totalhabitus des andern; z.B. weib-
[Seite 34] liche Weichlichkeit in der Totalform des männ-
lichen*).
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gat-
tung von einem männlichen einer andern Gattung
befruchtet worden, so entstehen daraus Bastar-
de, deren Bildung aus der beyderley Aeltern ih-
rer gleichsam zusammengeschmolzen ist**). Da aber
von der bestimmten Bildung der organisirten Kör-
per, besonders der Thiere, die gehörige und für
den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Voll-
ziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine
weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, we-
nigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem
freyen Natur-Zustande meines Wissens niemahls
eine Paarung und Vermischung unter zweyerley
Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Ba-
starde überhaupt meistentheils unfruchtbar, und
nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht
weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den
seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die
Bastarde von Hänflingen und Canarienvögeln zu-
weilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt
[Seite 35] es leichter, daß durch künstliche Befruchtung ver-
schiedener Gattungen Bastarde hervor gebracht wer-
den können, die fruchtbaren Samen tragen (–
s. oben Seite 26. –). Hingegen bedürfen die
fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus
der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder
Eseln, und von Kaninchen und Hühnern, oder
vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hof-
fentlich keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species sich
mit einander gatten, liegt der natürliche Grund,
warum das Wort Species im Deutschen am aller-
natürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (–
davon mit mehrerem in der Vorrede –).
Rassen und Spielarten (varietates)
sind diejenigen Abweichungen von der ursprüngli-
chen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattun-
gen organisirter Körper, so diese durch die all-
mähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinne ein sol-
cher durch Degeneration entstandener Charakter,
der sich durch die Fortpflanzung unausbleiblich und
nothwendig forterbt, wie z.B. wenn Weiße mit
den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen In-
dianern Mestissen zeugen: welches hingegen bey
den Spielarten keine nothwendige Folge ist;
wie z.B. wenn blauäugige Blonde mit braun-
äugigen Brünetten Kinder zeugen*).
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehlichen
Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so
hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Ras-
sen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Spe-
cies) sind? Wenigstens gibt es dann zur Entschei-
dung in dergleichen Fällen keine andern in praxi
anwendbaren Regeln, als die, so aus der Analogie
abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büf-
fon und andere angenommen haben, den Charak-
ter von Species darnach zu bestimmen, wenn die
Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommen-
schaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich
und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser
Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflan-
zen (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch in
unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher
Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey Ent-
scheidung der Frage, ob der asiatische und der afri-
kanische Elephant zu einerley Species gehören oder
nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat.
wie z.B. bey der Vermischung von Pferd und Esel,
fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche, oder aber
der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehen wer-
den? Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril,
und nur in äußerst seltenen Fällen hat man sie zur
Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also
diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen,
so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben
Species halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Kör-
perbau – zumahl im Innern (und nahmentlich in
der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer
Stimmwerkzeuge), wenigstens eben so specifisch von
einander differiren, als Löwe und Katze. Da stimmt
hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz
verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben
diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich
auch die gedachten beyderley Elephanten für ganz
verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß eine so con-
stante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich un-
möglich als bloße Folge der Degeneration gedenken
läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung
gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels-
strichs, der Nahrung, und bey Menschen und
Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc., so wie die Thie-
re und Gewächse kalter Erdstriche, klein, unter-
setzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe
an Thieren und Gewächsen hervor, und darum
sind die Nordländer von Natur von weißer Haut etc.
so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Ge-
genden anomalisch weiße Haare und Federn, viele
Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben
u.s.w. – Dagegen tragen die Creolen (d.h.
die in Ost- und West-Indien von europäischen
Aeltern geborenen Weißen) das unverkennbare meist
wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath
an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul-
tur und Nahrungsmittel nach und nach die Bil-
dung, Farbe und ganze Constitution der organi-
sirten Körper umzuändern vermögen, davon sehen
wir an unsern Hausthieren*), an unserem Ge-
treide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Flo-
ren etc. – am alleranffallendsten aber bey den Ver-
schiedenheiten im Menschengeschlechte selbst, die
augenscheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Umstän-
de einander entweder unterstützen, und die Aus-
artung um so schneller und auffallender machen,
oder aber auch wieder gewisser Maßen einander
aufheben u.s.w.; daher man in dieser Unter-
suchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle
nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie
kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc.
Hingegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der
wärmern Gegenden hervor, die in weit südlichern
Ländern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl
des Thierreichs, äußern. So, daß z.B. in Sy-
rien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffal-
lend langes und weißes Haar haben; auf Corsica
die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind;
auf Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Ne-
gern in ihrer Art werden u.s.w.
Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflan-
zen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln,
die sich außerhalb ihres Stammes am einen
Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere
hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte,
gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Kör-
pers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo
der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige
Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wur-
[Seite 39] zeln, eingesogen und dem übrigen Körper zuge-
führt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß
dem Stoff der organisirten Körper assimilirt;
der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey
den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungs-
saft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch
andere Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten er-
reichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers.
Von manchen Bäumen aber, wie z.B. von der
Norfolkinsel-Fichte (Columnia pinifolia), der
Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adan-
sonia digitata) etc., auch von einigen andern Ge-
wächsen, z.B. vom Rotang (Calamus rotang)
und so auch von manchen Thieren, wie z.B. von
vielen Gattungen der Bandwürmer, und selbst von
den Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt
sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Le-
ben sie aufhören, an Länge oder Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper ge-
hört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte
oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst
[Seite 40] wieder ergänzen. Diese bewundernswerthe Ein-
richtung in der organisirten Schöpfung sichert die
Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren,
wo ihr Körper verletzt wird: und ist folglich auch,
nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten
Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand
des Schöpfers bey weitem über die größten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als welchen
ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können,
ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen,
verstümmelt und abgenutzt werden, von selbst wie-
der herzustellen: eine Kraft, die hingegen der
Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur
in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren zu bestimm-
ten Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freyen
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer-
den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das
Mausern der Vögel, die Häutung der Schlan-
gen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das
Entblättern der Gewächse u.s.w. gehört. Man
könnte dieß die gewöhnliche Reproduction
nennen.
Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den
Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder
gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile
wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm
zunächst verwandten Thiere besitzen eine freylich
sehr eingeschränkte Reproductionskraft: die hinge-
gen bey vielen kaltblütigen Thieren, besonders bey
[Seite 41] den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken,
Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen,
Arm-Polypen etc. von einer ausnehmenden Stärke
und Vollkommenheit ist.
Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wassermolch
der größten Art (Lacerta lacustris), den ich nun in
Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstir-
pirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen, und
dann 4∫5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnit-
ten: – und doch hat sich binnen zehn Monathen ein
vollkommener neuer Angapfel mit neuer Hornhaut,
Augenstern, Crystall-Linse etc. reproducirt, der sich
bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeich-
net, daß er nur erst ungefähr halb so groß ist. (s.
– Götting. gel. Anz. 1785. 47 St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh-
rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge-
langen, so erhalten sie dann auch das Fort-
pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf
eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueber-
haupt nähmlich ist entweder schon jedes Indivi-
duum für sich im Stande, sein Geschlecht fort-
zupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey
mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue
organisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschiedenhei-
ten in diesen beyderley Hauptweisen der Fortpflan-
zung lassen sich doch füglich unter folgende vier
Arten bringen;
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein-
fachste Weise, ohne vorher gegangene Befrucht-
tung: entweder durch Theilung, wie manche
[Seite 42] Infusions-Thierchen*) und Blumen-Poly-
pen**); oder wie bey der Brunnen-Conferve
so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen
Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt,
das nachher abfällt, und wieder zu einem sol-
chen Faden ausgetrieben und umgebildet wird
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. –);
oder durch Sprossen, wie die Arm-Polypen und
viele Gewächse u.s.w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beyderley Geschlechtstheile an seinem
Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist,
die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit
männlichem Samen – und wenn es Pflanze
ist, seine weiblichen Samenkörner mit männ-
lichem Blumenstaub – begießen und dadurch
befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden
kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Ge-
wächsen, und im Thierreich, wie es scheint,
bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beyde Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem
Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst
zu befruchten im Stande ist, sondern immer
ihrer zwey sich zusammen paaren und wech-
selseitig einander befruchten und befruchtet wer-
den müssen. Diese sonderbare Einrichtung fin-
[Seite 43] det sich nur bey wenigen Thieren; beym Re-
genwurm, bey manchen Land-Schnecken*) etc.
4) Die beyden Geschlechter in separaten In-
dividuis, von denen das eine die weiblichen
Theile oder Eyer, das andere den männlichen
befruchtenden Saft enthält. So alle rothblü-
tige, und viele andere Thiere, und so auch
manche Pflanzen, wie die Palmen, der Ho-
pfen, die mehresten Moose etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher das
Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyerle-
genden Thiere (ouipara). Bey andern aber wird
dieß Ey so lang in der Bärmutter zurück behal-
ten, bis das Junge vollkommen ausgebildet wor-
den, und nun von seinen Hüllen befreyt zur
Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere
(viuipara).
Anm. Quae actu animal pariunt, viuipara dicuntur;
quae potentia, ouipara. Harvey.
Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die
Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen,
die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf
die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und
mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in wel-
chen aber schon das ganz ausgebildete Thier enthal-
ten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letz-
tern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren
reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim ein-
geschlossen liegt, wie z.B. bey den so genannten
ägyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das
ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge-
steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen
ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm-
ten Zeit. So rechnet man z.B., daß von 1000
gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter
sterben; und von den großen furchtbaren Amphi-
bien, Crocodilen, Riesenschlangen etc. erreicht viel-
leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und
Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflan-
zen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß
oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer-
setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mit-
hin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche end-
lich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos vielartig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionsthierchen etc.) den
Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben,
durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zu-
führen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr ein-
fachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde
einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter
äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne
Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst ent-
lehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen
Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will-
kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um
dadurch ihre Selbsterhaltung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten vollkomm-
neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs-
saft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern
[Seite 46] circulirt, vermischt, und von da erst in die übri-
gen Bestandtheile des Körpers angesetzt. Dieses
eigentlich so genannte Blut ist von rother Farbe,
aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschie-
denen Classen dieser rothblütigen Thiere von
doppelter Verschiedenheit. Bey den einen (nähm-
lich bey den Amphibien und Fischen) hält es
meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in
welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die deß-
halb warmblütig heißen (den Säugethieren
und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen be-
lebten Zustande immer eine Wärme von unge-
fähr 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger.
Der Saft hingegen, welcher bey den sogenann-
ten weißblütigen Thieren (nähmlich bey den
Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts
vertritt, unterscheidet sich besonders durch den
Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigent-
lich sogenannten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im
gesunden Zustande immer mit frischen Portionen
eines zum Leben nothwendigen Stoffes (– des
sogenannten Sauerstoffs –) aus der atmosphä-
rischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert
werden, wogegen es gleiche Portionen eines an-
dern Stoffes (– des Kohlenstoffes –) aus dem
Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwür-
digen lebenswierigen Proceß in dem belebten thie-
[Seite 47] rischen Laboratorium dient vorzüglichst das Athem-
hohlen; welches die rothblütigen Thiere entweder
durch Lungen, oder wie die Fische durch Kie-
men; die weißblütigen aber mittelst mancherley
anderer analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen ver-
sehen sind, können auch Stimme (vox) von
sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm
angebornen Stimme noch die Rede (loquela)
erfunden.
Die Organe, wodurch die willkührlichen Be-
wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die
Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren
das eigentlich sogenannte Fleisch ausmachen. Nur
bey einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie
die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von
dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter-
scheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige we-
nige Muskeln, über welche der Wille nichts ver-
mag. So z.B. das Herz, als welches lebens-
lang unaufhörlich (– beym Menschen ungefähr
4500 Mahl in jeder Stunde –), und zwar
ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder end-
lich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blut-
umlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beyde Arten von Muskeln aber, dir un-
willkührlichen sowohl als die, so sich nach dem
Entschluße des Willens bewegen, bedürfen zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflußes
der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß
die Größe der beyden letztern in Vergleichung
der Dicke der daraus entstehenden Nerven mit
den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten
Verhältniß stehe*), so daß der Mensch von al-
len das größte Gehirn, in Vergleichung seiner
sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige
Thiere, wie z.B. die hierländischen Amphibien,
dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge-
schäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf
den thierischen Körper, durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge
ist aber in den verschiedenen Thier-Classen selbst
sehr verschieden. So erhalten z.B. viele Thiere
offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß
wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken
[Seite 49] können, die bey andern zu solchen Eindrücken
nothwendig sind. Die Schmeißfliege z.B. und
viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich
keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne überhaupt
auf wenigere einschränken, andere hingegen diesel-
ben mit neuen vermehren wollen. Vanini z.B.
und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befrie-
digung des Sexual-Triebes für einen sechsten
Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym
Kitzeln unter den Achseln für einen siebenten. So
hielt achtens Spallanzani das Gefühl, wodurch
sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern
für den Anstoß sichern; so wie neuntens Darwin
das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere
Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten, von Gewächsen le-
benden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung
angewiesen; doch halten sich auch manche von
diesen, wie z.B. der Siebenschläfer etc., beson-
ders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die
mehresten Fische gehören, auch manche Insecten
und Gewürme, am Tage verborgen, und gehen
des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb sie
animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in
der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr beque-
[Seite 50] me Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil
des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Mo-
nathe, da es ihnen schwer werden würde, für
ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige
Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine
Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die
erwärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden.
Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblü-
tigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 19. –), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung be-
stehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres un-
beschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn
man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win-
terschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind man-
che dem Menschen mit den mehresten übrigen
Thieren gemein, wie z.B. die Vorstellungs-
kraft, die Aufmerksamkeit, und so auch
die beyden sogenannten innern Sinne, Gedächt-
niß nähmlich, und Einbildungskraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die sogenannten
Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er
hinwiederum im ausschließlichen Besitze der Ver-
nunft ist.
Der Instinct*) ist das Vermögen der
Thiere, aus einem angebornen, unwillkührlichen,
inneren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen
Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und
ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand-
lungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam maschi-
nenmäßig vollzogen werden, wird durch zahlrei-
che Bemerkungen erweislich, wie z.B., daß die
Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flü-
gel zerbrechen, ehe sie weiter anbeißen; daß jun-
ge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer
erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf
zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem
guten Futter und Pflege unruhig weiden.
Unter den mancherley Arten dieser thierischen
Triebe sind besonders die sogenannten Kunst-
triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele
warmblütige Thiere und Insecten ohne alle An-
weisung, und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt finden
kann; wie z.B. bey den Seidenwürmern etc.,
die nur ein für alle Mahl in ihrem Leben davon
Gebrauch machen können, und wo folglich schlech-
terdings erster Versuch und Meisterstück eines seyn
muß), so ungemein künstliche Wohnungen, Ne-
ster, Gewebe etc. zu ihrem Aufenthalte, zur Si-
cherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Rau-
bes, und zu vielfachen andern Zwecken zu ver-
fertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinbaren
Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Ver-
nunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fä-
higkeit seyn, wovon manche Thiere**) auch eini-
ge schwache Spur hätten; oder eine eigene Rich-
[Seite 53] tung der gesammten menschlichen Seelenkräfte
u.s.w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug,
den der Mensch durch den Besitz derselben erhält,
das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen, un-
widerredlich am Tage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde
zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze
organisirte Schöpfung zur Speise übellassen ist,
so erzeugt freylich eben die große Verschiedenheit
der Climate, die er bewohnen soll, und der Nah-
rung, die ihm der Ort seines Aufenthalts ge-
stattet, eben so verschiedene Bedürfnisse, die er
durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl
durch den Gebrauch seiner sich nach den Um-
ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf
eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thie-
rische Schöpfung erhoben werde, beweiset die un-
beschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung etc., mit
einem Worte, über das ganze Naturell dieser
seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die
furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Trie-
be dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlun-
gen abrichten kann u.s.w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die
Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung
der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig
vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere
[Seite 54] er aus dieser in jene überpflanzt hat, wie z.B.
Reis, Caffee etc., Pferde, Rindvieh etc. und was
er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welt-
theile einheimisch gemacht, wie z.B. Kartoffeln,
Tabak, wälsche Hühner u.s.w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf
dem Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
der Menschen über die übrige thierische Schöpfung,
durch die sogenannten Hausthiere; worunter
man in engerer Bedeutung diejenigen warmblüti-
gen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedi-
gung wichtiger Bedürfnisse, und überhaupt zu be-
trächtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit
entzogen, und sich unterjocht hat. Im weitern
Sinne kann man aber auch die Bienen und Sei-
denwürmer, so wie die Cochenill-Insecten dahin
rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne ist
eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von
manchen nähmlich hat der Mensch die ganze Gat-
tung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich
unterwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd. Von
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi-
stirt doch aber noch die ursprünglich wilde
Stammrasse, wie vom Rindvieh, Schwein, Katze,
Rennthier, den beyderley Cameelen der alten Welt,
und dem sogenannten Meiergeflügel. Der Elephant
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft
fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen
gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit
eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich sogenannten Hausthiere variiren
zwar häufig in der Farbe; und manche der darun-
ter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch
einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus;
aber keines von beyden ist ein beständiges Kennzei-
chen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s.
mit mehrerm den gothaischen Hof-Kalender vom
Jahre 1796. –)
Nach dem Linne'ischen System wird das
ganze Thierreich unter folgende sechs Classen ge-
bracht:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmem rothen Blut, die ihre Junge le-
bendig zur Welt bringen, und sie dann einige
Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmem rochen Blut,
die aber Eyer legen, und Gefieder haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Lungen Athem holen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut,
die durch Kiemen, und nicht durch Lungen,
athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf,
und eingelenkte (hornartige) Bewegungswerk-
zeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kal-
tem weißen Blut, die keine Fühlhörner, son-
dern meist Fühlfäden (tentacula) und meines
Wissens nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge
haben*).
Die Säugethiere haben das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären
lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie
von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von
dem auch die Benennung der ganzen Classe ent-
lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weib-
chen ihre Jungen mit Milch ernähren. Die An-
zahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist
sind ihrer noch ein Mahl so viel, als die Mut-
ter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt;
und sie sitzen entweder an der Brust, oder am
Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*).
Der Körper der allermehresten (wo nicht al-
ler*)) Säugethiere ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppig sind, oder gar
wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden. Bey
manchen sind die Haare an besondern Stellen als
Mähne oder Bart verlängert; und bey eini-
gen, wie bey den Pferden, Hunden etc. stoßen
sie an bestimmten Stellen in entgegengesetzter
Richtung an einander und machen sogenannte
Näthe (suturas). Bey manchen, wie z.B.
bey den Seehunden etc. ändert sich die Farbe mit
dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte
(§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Nor-
den aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau,
wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schnee-
weiß, wie das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn
hingegen diese weisse Farbe zugleich mit licht-
scheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist,
wie bey den sogenannten Kackerlacken im Men-
schengeschlecht, und unter manchen andern Gat-
tungen von warmblütigen Thieren, so ist es die
Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche, wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast
bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf,
als eigentliche animalia subterranea, unter der
Erde; andere halb auf dem Lande, bald im
Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch an-
dere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische.
– Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähn-
liche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die meh-
resten haben vier Füße; der Mensch nur zwey,
aber auch zwey Hände; die Affen hingegen haben
vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen
Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lan-
de zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut
verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an
den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und
zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt,
die zum Flattern dient. Die Füße mancher Was-
serthiere aus dieser Classe sind zum Rudern ein-
gerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar
einiger Maßen den Flossen der Fische; doch daß
die Hinterflossen ohne Knochen sind, und hori-
zontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, lie-
gen. Einige wenige Säugethiere (solidungula)
haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen.
Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfü-
ßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der
Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen,
Bären, Elephanten u.a.m. auf der ganzen
Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere, und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
sehen, die man in Vorderzähne*) (primores s.
incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos
s. laniarios), und Backenzähne (molares), ein-
theilt. Die letztern zumahl sind nach der ver-
schiedenen Nahrung dieser Thiere auch verschie-
dentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm-
lich ist die Krone scharfkantig, fast schneidend;
bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht;
und bey denen, die sich, so wie der Mensch,
aus beyden organisirten Reichen nähren, in der
Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narhwal, haben große promini-
rende Stoßzähne (dentes exserti); andere, wie
z.B. das Wallroß, Hauzähne.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm-
[Seite 61] lich das zuerst bloß obenhin zerbissene und ge-
schluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund
zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut
und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses: in-
dem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Quer-
furchen ausgeschnitten sind, und die Kronen der-
selben nicht horizontal liegen, sondern schräg aus-
geschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer
die Außenseite, an denen im untern aber die nach
der Zunge hingerichtete innere Seite die höchste
ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer,
der eine sehr freye Seitenbewegung gestattet, wo-
durch denn, wie der Augenschein lehrt, der Me-
chanismus dieser sonderbaren Verrichtung von
dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene
Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch
der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das
zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter
gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen
(rumen, magnus venter, franz. le double, l'her-
bier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein
Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird.
Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach
der andern mittelst des zweyten Magens (reticu-
lum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube,
Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang
des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den
Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wieder-
gekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen
durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die
beyden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem
Schlunde in den dritten (echinus, centipellio,
omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch,
der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er
von da endlich zur völligen Verdauung in den vier-
[Seite 62] ten (abomasus, franz. la caillette, der Laab, die
Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen
anderer Säugethiere am nächsten kommt*).
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thie-
re überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumina-
tion scheint mir noch gänzlich unbekannt.
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen
versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt; bey
andern, wie dem Rennthier und im Ziegengeschlecht,
sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen
ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber
die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym
Ochsen-Ziegen- und Gazellengeschlecht sind sie
hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem
knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins.
Die Hörner der beyderley Rhinocer sind dicht,
und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen.
Beym Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar eben-
falls solide, aber von mehr knochenartiger Textur,
und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue
an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt,
der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx),
und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch
[Seite 63] ist. El dient z.B. manchen Thieren sich der
stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen
und einigen andern americanischen und Neu-hol-
ländischen Thieren statt einer Hand, um sich da-
ran halten, oder damit fassen zu können (cauda
prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum
Springen (cauda saltatoria), dem Känguruh
zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung
und zur Vertheidigung etc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedener Be-
stimmung zu merken. So haben viele Affen,
Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u.a.,
Backentaschen (thesauri, Fr. salles), um Pro-
viant darin einschleppen zu können. Beym Weib-
chen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer be-
sondern Tasche am Bauche, worein sich die sau-
genden Jungen verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z.B. die mehre-
sten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur
mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere
hingegen, wie z.B. die Raubthiere, und die
Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter
durch die so genannte Nachgeburt (secundinae)
in Verbindung, welche aber von verschiedener Ge-
staltung ist; da sie z.B. im Menschengeschlecht
einen einfachen größern Mutterkuchen (placen-
[Seite 64] ta) bildet, hingegen bey den wiederkauenden Thie-
ten mit gespaltenen Klauen (bisulca) in mehrere,
theils sehr zahlreiche, zerstreute, kleine solche Ver-
bindungsorgane (cotyledones) vertheilt ist u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern
sie auf dir Haushaltung der Natur im Großen,
auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß ha-
ben; oder in so fern sie dem Menschen unmittel-
bar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie
wir unten sehen werden, die Insecten und Ge-
würme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus
dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl
wegen der Größe als der Vielartigkeit ihrer
Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung,
ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u.s.w. ma-
chen sie für den Menschen auf die mannigfaltig-
ste Weise brauchbar*). Aus keiner andern Classe
von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und
arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist
ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu
seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese.
– Ganze Völker des Erdbodens können mit einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre drin-
[Seite 65] gendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer
mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen etc. mit
dem Rennthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säu-
gethiere für das Menschengeschlecht reducirt sich
vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.: Pferde,
Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere,
Elephanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur
Jagd, zum Bewachen etc. Hunde. Zum Mau-
sen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere:
Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur Speise:
das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen,
Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen,
Kaninchen, u.s.w. Ferner Speck, Schmalz,
Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung,
zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk, Leder, Haa-
re, Wolle etc. Zum Brennen: Talg, Fisch-
thran, Wallrath*). Zum Schreiben, Bü-
cherbinden etc: Pergament, Leder. Für andere
Künstler und zu allerhand Gebrauch:
Borsten, Haare (zumahl Menschen- und Pferde-
Haar), Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u.
a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Därme,
Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Där-
me zu Saiten. Blut zu Berlinerblau u.a.
Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz,
[Seite 66] Hornschwarz etc. Fett und Mark zu Seife.
Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal-
miak etc. Endlich zu Arzney: Bisam, Biber-
geil, Hirschhorn, Milch etc.
Von der andern Seite find aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht
unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Man-
che reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-
Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese
und noch manche andere, z.B. die Wiesel, Mar-
der, Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische etc.
vertilgen viele nutzbare Thiere: – oder scha-
den den Gewächsen, Bäumen, Garten-
früchten, dem Getreide u.s.w. wie die
Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen,
Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach, wie Rat-
ten, Mäuse, Fledermäuse u.s.w. Gift scheint
kein einziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer
in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die
aus dem Hundegeschlecht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d.h.
bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde ge-
legten Charaktern entlehnte Systeme (systemata
artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher
die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Ari-
stotelis Eintheilung z.B. ist bloß auf die all-
gemeinste Verschiedenheit der Zehen und Klauen
[Seite 67] gegründet, und die haben auch Ray u.a. zum
Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen etc.
weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die ver-
wandtesten, und im Ganzen noch so ähnlichen Gat-
tungen von Ameisenbären, Faulthieren etc. getrennt,
und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt wer-
den, bloß weil die eine mehr, die andere weni-
ger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Clas-
sificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man
aber nicht minder bald auf die unnatürlichsten
Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbin-
dungen stößt*). Das Geschlecht der Fledermäuse
muß nach des Ritters Entwurf, wegen des ver-
schiedenen Gebisses bey einigen Gattungen, we-
nigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt
werden; so die beyderley Nashörner in zwey; –
dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthie-
ren, und dem formosanischen Teufelchen in eine
gemeinschaftliche Ordnung etc.
Ich habe daher ein im Ganzen natürli-
cheres System der Säugethiere zu entwerfen ge-
trachtet, wobey ich mehr auf den Totalhabi-
tus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die
Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in
die Augen fallen, und dem Totalhabitus sehr an-
gemessen sind, zum Grund der Ordnungen ge-
legt, aber zweye derselben, welche vielartige Ge-
[Seite 68] schöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses in einige Familien unterabgetheilt,
und diese mit den bekannten Nahmen einiger Linnei-
schen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze
Classe folgender Maßen geordnet:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Hän-
den.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Af-
fen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorder-
füße Flatterhäute bilden (§. 43). Die Fle-
dermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen an
allen vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt
nach der Verschiedenheit des Gebisses in fol-
gende drey Familien:
A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eich-
hörnchen, Hasel- und andere Mäuse, Mur-
melthiere, Meerschweinchen etc. Springmäu-
se, Hasen, Stachelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißen-
den Thiere, und einige andere Geschlechter
mit ähnlichem Gebiß. Löwen etc., Hunde etc.,
Bären, Wiesel, Viverren, Beutelthiere,
Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens
ohne Vorderzähne etc. Faulthiere, Ameisen-
bären, Schuppenthiere, Panzerthiere.
VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit ge-
spaltenen Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr große, aber un-
förmliche, borstige oder dünnbehaarte Säuge-
thiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß.
Schweine (denn auch diese haben im Grunde
vier Klauen) Tapir, Elephanten, Nashörner,
Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen.
Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses
in obgedachte drey Familien getheilt:
B) Ferae. Seehunde etc. Ottern.
C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß,
der Manate.
Letztere macht von hier den schicklichsten Ueber-
gang zur letzten Ordnung.
IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als
den unschicklichen Nahmen gemein haben, und
deren natürliche Verbindung mit den übrigen
Säugethieren schon Ray vollkommen richtig
eingesehen hat*).
1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentes aequaliter approximati;
incisores inferiores erecti.
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vor-
züglich sein aufrechter Gang (als wozu sein
ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine
beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner
Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh-
len, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch
zweyer vollkommenen Hände; ferner sein
prominirendes Kinn und die aufrechte
Stellung seiner untern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in
der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens)
noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem
männlichen und allen übrigen Thieren abgehen,
nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer
bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen
besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen
Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn-
zeichen der verletzten jungfräulichen Integri-
tät anzusehen, und wenigstens in der Form und La-
ge noch bey keinem andern weiblichen Thiere be-
merkt ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be-
trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttrie-
be aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Da-
[Seite 72] gegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft
(§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfunde-
nen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit
der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt
werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz
jungen, und selbst den stummgebornen Kindern zu-
kommt. Und so folgt aus jenen beyden ausschließ-
lichen Vorzügen das große ausschließliche Eigen-
thum der Menschenspecies, wodurch sie über die
ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wird,
das Vermögen sich selbst zu vervoll-
kommnen.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer
ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät
erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen
Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u.
s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Vernunft und
Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst,
sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Er-
ziehung entwickeln können; daher denn bey dieser
Hülfsbedürftigkeit, und bey diesen zahllosen dringen-
den Bedürfnissen, die allgemeine natürliche Bestim-
mung des Menschen zur gesellschaftlichen
Verbindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich
hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen
Welttheilen die Proportion in der Anzahl der ge-
bornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer
der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey beyden Ge-
schlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so
wie in Europa zur Monogamie bestimmt
werde.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beyde unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn-
bare Erde, und nährt sich mit den vielartigsten Stof-
fen aus dem weitesten Umfang der organisirten Schö-
pfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen kör-
perlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säu-
gethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es gibt nur eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle uns bekannte Völker aller
Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer
gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*). Alle
National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe
des menschlichen Körpers sind um nichts auffallen-
der oder unbegreiflicher als die, worin so viele an-
dere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl
unter den Hausthieren, gleichsam unter unsern Au-
gen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen
aber durch so mancherley Abstufungen und Ueber-
gänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch
keine andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen
ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze
Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgen-
de fünf Rassen zu bringen geglaubt:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3 und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen
Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar
(das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins
Schwarze übergeht); und der nach den europäi-
schen Begriffen von Schönheit musterhaften Sche-
del- und Gesichtsform. Es gehören dahin die
Europäer mit Ausnahme der Lappen; dann
die westlichen Asiaten, dießseits des Ob,
des caspischen Meeres, und des Ganges; nebst den
Nordafrikanern; – also ungefähr die
Bewohner der den alten Griechen und Römern
bekannten Welt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten
oder wie getrocknete Citronenschalen); mit weni-
gem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitzten,
[Seite 74] aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern, plat-
tem Gesicht, und seitwärts eminirenden Backen-
knochen. Diese Rasse begreift die übrigen
Asiaten, mit Ausnahme der Malayen; dann
in Europa die Lappen, und im nördlichen Ameri-
ka, von der Beringsstraße bis Labrador, die
Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krau-
sem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wul-
stigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die
übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger,
die sich dann durch die Fulahs in die Mauren etc.
verlieren, so wie jede andere Menschen-Varietät
mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam
zusammen fließt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straf-
fem, schwarzem Haar, und breitem, aber nicht
plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zü-
gen. Begreift die übrigen Amerikaner
außer den Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Maha-
goni, anderseits bis ins dunkelste Nelken- und Ca-
stanienbraun); mit dichtem schwarzlockigem Haar-
wuchs; breiter Nase; großem Mund. Dahin ge-
hören die Südsee-Insulaner, oder die Be-
wohner des fünften Welttheils, und der Maria-
nen, Philippinen, Molucken, sundaischen Inseln
etc., nebst den eigentlichen Malayen*).
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen phy-
siologischen Gründen die caucasische als die so ge-
nannte Stamm- oder Mittel-Rasse ange-
nommen werden. Die beyden Extreme, wo-
rin sie ausgeartet, ist einerseits die mongolische,
andere des die die äthiopische. Die andern zwey
Rassen machen die Uebergänge. Die america-
nische den, zwischen der caucasischen und mongo-
lischen, so wie die malayische den, zwischen jener
Mittel-Rasse und der äthiopischen*).
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die
Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt
haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch
nur Weniges von vielem.
Die vermeintlichen patagonischen Riesenz. B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis aus die
unfrigen, in den Erzählungen der Reisenden, von
zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und blei-
ben also wenig größer als jeder andere Mensch
von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cre-
tine, d.h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen
[Seite 76] und langen Armen (dergleichen sich im Salzbur-
gischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber
im Piemontesischen in Menge finden), wird bey
pathologischer Prüfung mehr als bloß wahr-
scheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Al-
binos, oder weiße Mohren*) nicht ein Mahl
eine Spielart, geschweige eine besondere Gattung,
sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte
mehr in die Pathologie, als in die Naturhistorie
gehört.
Linne's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemisch aus der Geschichte jener preßhaften kränk-
lichen weißen Mohren, und des Orangutangs:
– sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der*) sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andere durch Krankheit oder
Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Mei-
sterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natür-
liche Bartlosigkeit der Amerikaner**), die Si-
renen, Centauren, und alle Fabeln von
gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der
gutherzigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-
schen den Wendezirkeln zu Hause***).
2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthro-
pomorphus, auriculae et manus fere huma-
nae. Nares anteriores. Dentes primores in-
cisores, supra et infra 4 laniarii solita-
rii, reliquis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähnlicher
als die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch
[Seite 78] aber außer den schon beym Menschengeschlecht ange-
führten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, be-
sonders auch durch die schmalen Hüften und platten
Lenden, auf das auffallend sichtlichste vom Menschen
unterschieden.
1. Satyrus. der Orangutang. S. rufa, pilis
longis raris, capite globoso, fronte tumida,
auriculis minoribus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12. und 52.
Wie es scheint, bloß auf Borneo, und auch da in
geringer Anzahl*); läßt sich, wenn er ganz jung
eingefangen worden, so wie der Schimpansee und
andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Hand-
lungen abrichten, die man aber von seinem natür-
lichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines
solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Re-
de, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris.
S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis
magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im Innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von der
Größe eines dreyjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linne's Ho-
mo lar.) S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.
Auf beyden indischen Halbinseln, auch auf den
Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen-
ähnliches Gesicht, und ungeheuer lange Arme, und
ist von schwärzlicher Farbe.
4. Syluanus. der gemeine türkische Affe.
S. brachiis corpore breuioribus, natibus ca-
luis, capite subrotundo.
In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den unge-
schwänzten Affen der gemeinste und dauerhafteste;
der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr ge-
lehrig etc. Ihm ähnelt der inuus (cynocephalus,
Büffons magot) der auch gleiches Vaterland mit
ihm hat. Einer von beyden ist auch auf Gibraltar
verwildert, und hat sich da im Freyen fortge-
pflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan-Affe, Bantanian, (Fr. le
nasique, la guenon à long nez). S. cauda me-
diocri, naso elongato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia, die nicht
sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige
Nase auffallend auszeichnet.
6. Silenus, der Bartaffe, Wanduru. S.
caudata, barbata nigra, barba nigra prolixa.
Auf Ceilan etc. Aeltere, ganz kenntliche Abbildun-
gen*) dieses Affen sind durch Verschönerung von
spätern Copisten**) zum vorgeblichen geschwänzten
Menschen umgestaltet worden.
7. Cynomolgus, der Macacco, die (insgemein so
genannte) Meerkatze. S. cauda longa, ar-
cuata, labio leporino.
Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün. Wird
unter den geschwänzten wahren Affen am häufig-
sten nach Europa gebracht.
3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba-
boon.) Facies prolongata, minus anthropo-
morpha, nasus vtrinque tuberosus, nates
nudae, coccineae, cauda (plerisque*)) ab-
breuiata. Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat we-
nig menschenähnliches, bey manchen eher etwas
vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist
sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon, der Choras. P. naso miniato ad
latera caerulescente.
Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat,
zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden Strei-
fen auf und zu beyden Seiten der Nase, ein auf-
fallendes Ansehen.
2. Maimon, der Mandril. P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scharen
Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Viel
kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Auriculae
et manus minus humanae. Nares laterales.
Nates tectae. Dentes vt in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-
America einheimisch, wo es den einheimischen In-
dianern zu einem gemeinen Wildbret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajous.
1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate.)
C. barbatus rufus, gutture tumido.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.
Schaarenweis in den großen Waldungen von
Guiana etc., wo er, so wie eine andere Gattung
(Cercop. Belzebul) zumahl bey Wetterveränderung
ein betäubendes Geschrey hören läßt, das durch
eine sonderbare knöcherne Resonanzblase an dem da-
durch gleichsam kropfförmig aufgetriebenen Kehl-
kopf, hervorgebracht wird.
2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetra-
dactylis. absque police.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll-
schwanze*).
b) Cauda non prehensili, die Sanguin-
chen.
3. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad
genas ante aures, cauda villosa annulata.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß-
Schale Raum hat.
5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores 4. per paria remoti,
inferiores 4–6. porrecti, compressi, in-
cumbentes; laniarii solitarii, approximati**).
1. Tardigradus. der Loris, (cucang.) L. ecau-
datus.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörn-
chens, schlanke dünne Beine etc. und so wie die
folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße
eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber
platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, cor-
pore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Mada-
gascar und den benachbarten Inseln. Die Hinter-
füße sind viel länger als die vordern. Sein Fell
hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Ge-
ruch, fast nach Ameisenhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Körper
dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zar-
te Flatterhaut ausgespannt (§. 43) Daher kön-
nen sie eben so wenig als die Affen mit ihren
Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenför-
migen Kletterkrallen etc. bequem auf der Erde gehen.
6. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chauve-
souris. Engl. bat.) Pollex palmarum et di-
giti plantarum breues, reliqui longissimi,
membrana expansili intertexti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus noc-
turnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf
Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primoribus 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso
infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe des
Eichhörnchens. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht
nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh,
Pferden etc. sondern auch schlafenden Menschen, bey
welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt,
Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen
des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linne's
vampyrus, Büffon's roussette.) V. ecaudatus,
naso simplici, membrana inter femora diuisa.
Welt größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten, und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt werden:
findet sich schaarenweise in Hindustan, und auf den
ostindischen und Austral-Inseln; in unzähliger Men-
ge aber auf Neu-Holland. Ist aus den Pelew-
Inseln das allereinzige Säugethier.
b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritus. (Büffon's oreillard.) V. caudatus,
auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein,
aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle
Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus,
Speckmaus. (Engl. the rearmouse.) V. cau-
datus, auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen,
[Seite 84] auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegenden
binnen kurzer Zeit in Unzahl.
c) Dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V.
naso foliato ferri equini aemulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.
Im mittlern und südlichen Europa.
Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Ge-
schlechtern und Gattungen, daher jene füglich
nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wie-
der unter drey Familien gebracht werden. A)
Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit zwey zum Nagen bestimmten meißelartigen
Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.
7. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha. Den-
tes primores vtrinque 2; inferiores su-
bulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen.
(Büffon's polatouche.) S. duplicatura cutis
lateriali a pedibus anterioribus ad posteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der
Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das von
den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu auf der
Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fall-
schirm, um einen weitern Sprung von der Höhe
herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice bar-
batis, cauda dorso concolori.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.
Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien.
Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob und
am Baikal-See, werden im Winter grau, und ge-
ben dann das echte Grauwerk, (petit gris). Zu-
weilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eich-
hörnchen; seltener schneeweisse mit rosenrothen Au-
gen; und noch seltener weiß- und schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit
gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl
den Maisfeldern großen Schaden.
8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver-
sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl.
the rellmouse.) G. griseus, subtus albidus, au-
riculis rotundatis, nudis.
So wie die folgende Gattung in den mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis
der Alten, den sie verspeiseten*), und in eigenen
glirariis**) mästeten. Lebt in Eichen- und Bu-
chenwäldern, nistet in hohlen Bäumen; und hält lan-
gen und sehr festen Winterschlaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus.
(Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G.
rufus, pollice plantarum mutico, auriculis ro-
tundatis.
Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem
Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich
[Seite 86] festes Lager von Tangelnadeln, u.a. kleinem Ge-
strüppe, worein sie sich vergräbt.
9. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Dentes vt
in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquiunciali, auriculis nudis vellere mol-
li latentibus, palmis subtetradactylis, corpore
fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie, zu-
mahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren,
fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch
die Industrie merkwürdig, womit sie eine große
Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdischen
Höhlen schleppt, denen die Tungusen etc. (wie die
Thüringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.
2. †. Syluaticus die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat.)
M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab-
domine albido.
Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia corporis,
auribus vix vellere prominulis, pedibus sub-
tetradactylis.
Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders
dem Wurzelwerk.
4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus.
(Fr. le campagnol. Engl. the field mouse.) M.
cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdomine
cinereo.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und
thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das
bewährteste Vertilgungsmittel ist wohl der englische
Erdbohrer.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la sou-
ris. Engl. the mouse.) M. cauda elongata,
palmis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und Amerika. Hat sich dem Menschen gewisser
Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
scheu, daß sie in der Hellung die Augenlieder fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetradac-
tylis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet;
scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu
Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione,
und zieht dem Menschen und seinen Victualien
überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schach-
te, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter
andern gehört diese Land- und Hausplage zu den
gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-
Indien.
An vielen Orten wird sie allgemach durch die ur-
sprünglich wohl in Ostindien und Persien einheimi-
sche Wanderratte (M. decumanus Fr. le sur-
mulot) verdrängt, die von röthlichgrauer Farbe, und
ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren
durchmengt ist.
10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae ab-
breuiatae, cauda breuis, aut nulla. Dentes
vt in praecedentibus.
1. Alpina das Murmelthier (Graubünd-
nisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr.
[Seite 88] la marmotte.) M. corpore depresso, supra fus-
co, subtus flauescente.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1812.
In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée
blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen
findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervor-
lagen, Stunden weit von allem unbeeiseten Erd-
reich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs
Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es
scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen we-
nigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen
nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wa-
chend zu.
2. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel.
M. abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi-
rien etc. Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen etc.,
wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu
seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen, Höhlen
schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf
60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich aus-
nehmend, und man hat wohl eher im Gothaischen
in einem Jahr über 27000, Hamster getödtet. Es
gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thie-
ren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.
3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter maculato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emi-
griren ganze Legionen von einer Gegend in die an-
dere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft,
und dann auch der Fall, daß welche von den Raub-
vögeln in die Luft gehoben, und sich doch noch los
gearbeit und herunter gefallen etc., mag zu der al-
[Seite 89] ten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter
Lemminge vom Himmel regne.
4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter
der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen
Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend
der Augenlieder haben, und folglich gänzlich blind
seyn.
11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores su-
periores 2, distantes, inferiores 4 conti-
gui, palmae digitis 4, plantae digitis 3,
cauda nulla.
1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmot-
te du Cap.) H. palmarum unguibus planis,
plantarum vnico subulato.
Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers.
Lagert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber sei-
nem eigenen anomalischen Bau nach, zumahl we-
gen des Gebisses und der Füße schwer zu classifi-
ciren.
12. Sçavia. Halbkaninchen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla autbreuis.
Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, zumahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya.
(Fr. le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig.)
S. ecaudata, corpore variegato.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der
Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen
Säugethieren.
2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. S.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flauescente.
13. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.
1. †. Timidus. der Hase. (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, corpore
et pedibus posticis longioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und so-
gar zum Theil im Munde, behaart. Beyde, Hase
und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*).
Sonderbar ist die wundersame, von so vielen
braven Naturforschern für wahr angenommene Sa-
ge, daß man schon oft, und in ganz verschiedenen
Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen mit
kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**).
Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen
nördlichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet
sich schon in der Bildung vom gemeinen durch ei-
nen dickeren Kopf, kürzere Ohren, und kürzern
Schwanz, längere Hinterbeine mit auffallend brei-
ten Pfoten, paart sich auch nicht mit jenem. Im
äußersten Norden, wie in Grönland etc. ist er Jahr
[Seite 91] aus Jahr ein, in den Schweizer- und Tyroler Al-
pen etc. aber nur im Winter weiß*).
2. †. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin.
(Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, cor-
pore et pedibus posticis breuioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein-
heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl
eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736 auf der
St. Peters Insel bey Sardinien**)] zur Landpla-
ge geworden sind***); und kommen auch in ganz
wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so
öden liparischen Insel fort. Die wilden sind grau.
Die weissen mit rothen Augen sind Kackerla-
cken in ihrer Art.
Die langhaarigen angorischen (S. 38. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen
kommen auch hier zu Lande gut fort.
14. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda saltatoria,
apice floccosa. Dentes primores vtrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus.
Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Macht sich
Höhlen in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit
einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr.
porc epic. Engl. porcupine.) Corpus spinis
tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus sub pilis
occultis.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay etc.
Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen
großen Schaden.
2. Cristata. H. spinis longissimis, capite crista-
to, cauda abbreuiata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet
in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Sta-
cheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst, aus-
fallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfolger von
sich schießen*)!
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist
nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bey
den mehrsten von ansehnlicher Größe und Stärke
ist. – Die eigentlich so genannten reißenden Thiere
und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.
16. Erinacevs. Corpus spinis tectum.
Dentes primores vtrinque 6**); laniarii su-
pra 3, infra 1, molares 4.
1. †. Europaeus. der Igel. (Fr. le hêrisson.
Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotundatis,
naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal noc-
turnum. Nährt sich aus beyden Reichen. Mauset
wie die Katze. Kann spanische Fliegen in Menge
fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von
den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt,
mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen
Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine
Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu
tragen*).
17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae
breues. Dentes primores superiores**), bi-
fidi; inferiores 2–4 intermediis brevio-
ribus: laniarii vtrinque plures.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne. Engl. the shrew.) S. cauda mediocri,
abdomine albido.
In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie giftig
sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc. sind
ungegründete Sagen. Selten finden sich weiße
Spitzmäuse.
2. †. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab-
domine cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut
ist jede Zehe zu beyden Seiten mit steifen Härchen
besetzt, die die Füße zum Rudern ungemein geschickt
machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das
[Seite 94] Thier durch eine Klappe zuschließen, so lange es
unter Wasser ist.
3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt
bekannten Säugethiere. Wiegt nur 1/2 Quentchen.
18. Talpa. Caput rostratum, palmae fos-
soriae. Dentes primores superiores 6, in-
feriores 8; laniarii maior 1, minores 4.
1. †. Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole.) T.
cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommenes animal subterraneum, wozu ihm außer
andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders
die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat sehr
kleine Augen, kann geschickt schwimmen, und bey
Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine
erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hie-
sigen Gegend.
2. Versicolor. (s. aurata.). T. ecaudata, palmis
tridactylis.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linne')
asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn
es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
19. Didelphis. (plerisque) hallux muti-
cus. Feminis Folliculus abdominalis mam-
marum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen, und
einander im Ganzen so verwandten Gattungen va-
riirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß dieselben
nach dem Linne'ischen System in ganz verschiedene
Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Marsupialis, das Beutelthier, Opossum.
D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis ni-
[Seite 95] gris, canda squamosa longitudine corporis.
Dentes primores superiores 10, inferiores 8,
laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
Zumahl im wärmern Nord-America*). Das
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche
am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlos-
sen und geöfnet werden kann; und in deren Boden
die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer
Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abortus)
zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in
dieser Tasche getragen, wo sie sich ansaugen und
von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und voll-
kommener ausgebildet, gleichsam von neuem gebo-
ren werden können.
2. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in priori.
In Süd-America. Das Weibchen, das bey die-
ser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Jun-
gen, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken tra-
gen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwänzen
an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice at-
tenuato, pedibus anticis breuissimis, posticis
longissimis. Palmis pentadactylis, plantis sub-
tetradactylis. Dentes primores superiores 6.
inferiores 2. laniarii nulli.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es auf-
recht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer.
Lebt in Herden von 50 und mehr Stück. Ist
[Seite 96] bloß grasfressend. Springt in weiten, wohl zwey
Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat einen
Zitzensack. Wirft nur ein Junges auf einmal, das
bey der Geburt kaum halb so groß als eine Maus
ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr
lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl
14 Pfund wiegt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores vtrinque
6, intermediis breuioribus. Lingua pleris-
que retrorsum aculeata. Vngues exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odori-
fera. Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cau-
da annulata, dorso cinereo nigroque vnda-
tim striato.
Im südlichen Asien und nördlichen Afrika. Bey
beyden Geschlechtern sammelt sich in einer besondern
Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungs-
gliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, wohl-
riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, corpo-
re fuluo-nigricante maculato.
In der Levante. Wird seines Felles wegen ge-
schätzt.
3. Putorius. das Stinkthier, Conepatl.
(Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.)
V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nahmen
von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie
mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts,
im Zorne von sich gibt.
4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mun
go. (Büffon's große mangouste.) V. cauda
basi incrassata sensim attenuata apice floc-
cosa.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit brau-
nen breit geringelten Streifen. Ist häufig in Ae-
gypten, wo es zumahl den Crocodileneyern, so wie
außer dem den Schlangen, nachstellt; sich aber
ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büffon's
animal anonyme.) V. auriculis amplissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.
21. Mvstela. Dentes primores superio-
res 6, erecti, acutiores, distincti; inferio-
res 6, obtusiores, conferti; duo interiores.
Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie
im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr
flink, beissig und blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar-
ter, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder, (Fr. la marte. Engl. the pinemar-
tin.) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen
Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.
2. †. Foina. der Hausmarder, Steinmar-
der. (Fr. la fouine. Engl. the martin.) M.
corpore fuluo-nigricante, gula alba.
Im mittlern und wärmern Europa und dem be-
nachbarten Asien. Läßt sich, jung eingefangen, so wie
auch die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po-
lecat.) M. flauonigricans, ore et auricularum
apicibus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmar-
der. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und
selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widri-
gen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl.
the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen
Pupillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat-
tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem
es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten- und
Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl.
the sable.) M. corpore fuluo-nigricante, facie
et gula cinereis.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht
schwarzbraunem, dickhaarigem und glänzendem Fell
finden sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Herme-
lin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat,
the ermine.) M. caudae apice nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben
so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer
mehr bräunlich, im Winter aber (als Hermelin)
weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr.
la belette. Engl. the weesel.) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter
trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die
alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg
zur Welt brächte.)
22. Vrsvs. Dentes primores superiores 6,
intus excauati alterni, inferiores 6, latera-
les 2, longiores lobati; laniarii primarii
solitarii (minimi 1–2 inter hos et pri-
mos molares), lingua laeuis.
1. †. Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear). V. fusco nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-In-
dien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er
meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber
mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich
mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses. Ein
ausgewachsener kann wohl vier Centner und darü-
ber, am Gewicht halten.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den
Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbä-
ren; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die
noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmtlich
zottig, und zumahl unter dem Halse langbehaart.
Hingegen macht der nordamericanische Bär mit
schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und
flachern Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine
eigene Gattung, die sich gewöhnlich von Früchten,
und in manchen Jahrszeiten fast ausschließlich von
Ameisen nährt.
2. Maritimus (glacialis). der Eisbär, Polar-
bär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.
An den Küsten und beym Treibeis der nördlich-
sten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des
gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey
zwölf Fuß lang, und auf 15 Centner schwer;
schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist fast
bloß fleischfressend*).
3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton. Engl. the glutton.) V. corpore rufo-
fusco, medio dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.
In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien.
Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß
gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus)
auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint we-
nig von ihm verschieden zu seyn.
4. † Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl.
the badger.) V. cauda concolore, abdomine
nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein ani-
mal omniuorum. Baut unter der Erde einen tiefen
Kessel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gän-
ge führen. Verschläft den größten Theil seines Le-
bens, und hält besonders langen und festen Win-
terschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeu-
tel am Hinterleibe steckt.
5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel.
V. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab-
domine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wil-
den Bienen, die in den Höhlen der Stachelschwei-
ne etc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilen-
den Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anwei-
sung des Honigkuckuks. Hat ein zottiges Fell, mit
einer ungemein starken sehr beweglichen schiebbaren
Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen,
und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde etc. ge-
sichert ist.
6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp,
Coati. (Büffon's Raton.) V. cauda annu-
lata, fascia palpebrarum transuersali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.
Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstli-
chen America etc. Frißt mancherley. Bedient sich
der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch
zum Einweichen oder Auffischen seines Futters*) etc.
Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist nächst
des Bibers seinen, das vorzüglichste für Hutmacher.
23. Canis. Dentes primores superiores 6,
laterales longiores distantes, intermedii lo-
bati; inferiores 6, lobati omnes; laniarii
solitarii, incuruati.
1. † Familiaris, der Hund. (Fr. le chien. Engl.
the dog.) C. cauda recuruata; subinde digito
spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich be-
sonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sin-
ne, verbunden mit seiner großen vielartigen Ge-
lehrigkeit (sogar zum Fisch- und Robbenfang), aber
auch durch mancherley andere Brauchbarkeit em-
pfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Weltthei-
le verbreitet, und gibt den größten Beweis von
[Seite 102] der Perfectibilität der Thiere, wenn der Mensch
ihre Anlagen durch lange Reihen von Generationen
ausbildet.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als
bloße Varietäten einer und derselben Gattung an-
zusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder
Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden.
Mir scheinen manche Rassen, z.B. der Dachs-
hund, das Windspiel etc. viel Eigenes zu besondern
Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu ha-
ben, so daß ich diese zweckmäßigen Eigenheiten
nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausar-
tung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl.
the pugdog.) mit untersetztem, kurzem Leibe,
schwarzen Flecken an den Backen und hängen-
den Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfolgen-
den Rasse macht der eigentliche Bullenbei-
ßer, Wachthund, Bluthund, mo-
lossus (Engl. the bull-dog), bey welchem
der Unterkiefer vor dem obern etwas hervor-
tritt.
b) Mastiuus die englische Dogge. (Fr.
le dogue, Engl. the mastiff) mit stumpfem
Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen und
glattem Haar. Bellt, dumpsig und kurz. –
Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le mâ-
tin.) nahe verwandt.
e) Terrae nouae, der Neufundländer. (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeichnet sich
durch seine ausnehmende Größe, langes sei-
denartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts
gekrümmten Schwanz, besonders aber durch
die Art von Schwimmhaut zwischen den Zehen
aus, die bey ihm ungleich größer ist, als bey
andern Hunden. Daher sein ungemeines Ge-
[Seite 103] schick zum Schwimmen. Meist sind diese Hun-
de weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant.) mit langem, dickem Körper,
eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden
Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig.
– Hierher auch die Bracke, (Engl. the
spanish pointer.) der Hühnerhund, Wach-
telhund, und die schön getigerten Corsi-
canerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl.
the water-dog.) mit stumpfem Kopfe, und
wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund, (Fr. le
chien de berger. Engl. the cur) mit aufrech-
ten Ohren; der Schwanz an der untern Seiten
lang behaart. – Hierzu auch der isländi-
sche Hund, und der Spitz oder Pommer.
(Fr. le chien-loup). Auch der nun, wie es
scheint, ausgestorbene große St. Bernhards-
Hund. Und der kleinere, den die Kamtscha-
dalen etc. zum Zug in Schlitten gebrauchen.
– Auch die auf manchen Insel-Gruppen der
Südsee einheimischen Hunde, die von den Ein-
wohnern als Mastvieh gezogen werden, und
bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen
zu dieser Rasse zu gehören.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen.
(Fr. l'epagneul, le bichon. Engl. the lap dog,
the shock.) mit sehr langem, seidenartigem Haar,
zumahl im Gesichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset.
Engl. the tumbler, the turnspit.) mit langer
Schnautze, hängenden Ohren, lang gestrecktem
Körper, kurzen, krummen Vorderfüßen, und
rothbraunen Flecken über den Augen. – Ihm
scheint der englische Terrier (terrarius), mit
[Seite 104] borstigem Haar und struppiger Schnautze, nahe
verwandt.
i) Dingo. der neuholländische Hund.
Aehnelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und
Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le le-
vrier. Engl. the grey-hound.) mit langem,
zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker
Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.
l) Graius*). der Spartanische Hund.
(canis laconicus); sehr groß; hält in der Bil-
dung das Mittel zwischen Jagdhund und Wind-
spiel.
Ihm ähnelt der große Dänische und der
nun ausgestorbene große Irländische Hund.
m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc. Engl. the Indian dog, the na-
ked dog.) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur
im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper
ist meist kahl, und schwarz, oder rusigbraun,
fast wie Negerhaut. (s. S. 38. Anm. 2.)
Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander, son-
dern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen
sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
2. † Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf.) C. cauda incuruata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber in eini-
gen Ländern, wie z.B. in Groß-Brittannien und
Irland, ausgerottet. Hat einen schleppenden, doch
dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang.
Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und
[Seite 105] Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa
ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen etc. den
Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen
gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive.) C. corpore fuluo, pedibus longioribus,
caudae apice nigro.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in
Natolien und Bengalen; zieht des Nachts schaaren-
weist umher; frißt Thiere, Lederwaren etc.; gräbt
Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Scha-
kal für den ursprünglichen wilden Hund, und man-
che Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten.
4. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox.) C. cauda recta, api-
ce discolore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Un-
zahl auf den östlichen Aleuten, die davon den
Nahmen der Fuchsinseln erhalten haben. Frißt un-
ter andern Früchten nahmentlich sehr gern Wein-
trauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur
eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles
berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanz-
spritze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf
Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haa-
re gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silber-
fuchs genannt wird*)], für eine bloße Abart
des gemeinen Fuchses, oder für eine besondere Gat-
tung anzusehen sey, läßt sich vor der Hand noch
nicht mit Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs. Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox. Russ. Pesez.) C. cauda recta, api-
ce concolore, palmis plantisque pilosissimis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen,
Neu-Zembla, Grönland etc. – Die mehresten sind
weiß. Die so genannten blauen Füchse hinge-
gen bläulich-grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis
virgatis, facie nigra, iuba ceruicis dorsique,
pedibus tetradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal,
dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ab-
lager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-
Klüften.
Die gesteckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel grö-
ßer*) als jene gestreifte; findet sich zumahl in gro-
ßer Menge in Habessinien, und von da südlich bis
zum Cap.
Beyde machen in ihrem Körperbau einen Ueber-
gang zum folgenden Geschlecht.
24. Felis. Vngues retractiles, caput rotun-
dius, lingua aspera. Dentes primores 6
acutiusculi, exterioribus maioribus, laniarii
[Seite 107] solitarii, supra a primoribus, infra a mo-
laribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion.)
F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissen Zonen der alten Welt, vorzüglich
in Africa; weiland aber auch in Pelopones und
Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in Mena-
gerieen, in Deutschland und sonst im mildern Eu-
ropa Junge geworfen. Dem Männchen bricht die
Mähne erst im zweyten Lebensjahre aus. Das Fleisch
des Löwen wird von den Hottentotten gegessen, und
eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll
sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. der Tiger. F. cauda elonagta; ca-
pite, corpore et cruribus nigro-virgatis.
Bloß in Asien, und vorzüglich von Bengalen bis
Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus regelmä-
ßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und
muß auch vor dem Elephanten erliegen.
3. Pardus. der Panther, Parder*). F. cau-
da subelongata, maculis obtuse angulatis,
passim confluentibus et annulatis.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines
Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen,
theils in Hufeisenform, oder geringelt u.s.w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart,
mit kleinern Flecken, deren meist drey bis vier auf
fast goldgelbem Grunde beysammen stehen.
4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's
once.) F. cauda elongata, corpore albido, ma-
culis irregularibus nigris.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner
als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und
zur Jagd (der Rehe, Gazellen etc.) abzurichten,
wozu sie im Orient vorlängst, und in den mittlern
Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht
worden.
5. Onça. der Jaguar, americanische Ti-
ger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, medio
flauis.
In Südamerica. Größer als der Panther, dem
er sonst sehr ähnelt.
6. Concolor. der americanische Löwe, Pu-
ma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore
immaculato fuluo.
In Peru, Brasilien etc.; zeichnet sich durch sein
rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem
Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen
Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat.) F. cauda abbreviata,
apice atro, auriculis apice barbatis, corpore
maculato, plantis palmisque amplissimis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen großem
Schaden als der Wolf.
8. † Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl.
the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus
longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst
von da durch die Spanier nach America überbracht
worden. Die wilde*) ist größer, als die zahme,
von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und
Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich äußerst sel-
ten unter den Augen der Menschen, und verwildert
sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß ge-
räth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre
starke Elektricität; das Leuchten ihrer Augen im
Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflan-
zen, wie z.B. auf die Nepeta cataria und aufs
Teucrium marum etc.; ihr Schnurren oder Spin-
nen, das durch ein Paar eigene zarte gespannte
Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängst-
liche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen
gegen dieselben etc. – Zu den vorzüglichsten Spiel-
arten gehört die angorische oder persische
Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die
gewöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäu-
ser- oder Cyperkatze; und die spanische
oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell-
cat); unter welchen letztern man häufig weibliche
Katzen von drey ganz verschiedenen Farben
(z.B. schwarz, weiß und gelb), aber äußerst sel-
ten einen dergleichen Kater, findet.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignauus Fr.
paresseux. Engl. sloth.) Caput rotunda-
tum, crura antica longiora. Dentes primo-
res nulli vtrinque; laniarii (?) obtusi,
solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridactylis,
cauda breui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
[Seite 110]In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames,
schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi-
ges, und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf;
hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige
Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht etc.
26. Myrmecophaga. Ameisenbär.
(Fr. fourmiller. Engl. ant-eater.) Rostrum
productius, lingua lumbriciformis; dentes
nulli.
1. Iubata. der große Tamandua. M. palmis
tetradactylis, cauda longa iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.
Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß als ein
Fleischerhund, und lebt doch, so wie die folgende
kleine Gattung, in der Wildniß einzig von den dor-
tigen großen Ameisen.
2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, ungue exteriore maximo, plan-
tis tetradactylis; cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe, und
auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.
27. Manis. Schuppenthier, formosa-
nisches Teufelchen. Corpus squamis tec-
tum; lingua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere
dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart etc.
viel Aehnliches mit den Ameisenbären. Von vielen
ältern Naturforschern wurden sie unter die Eidexen
gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon-
giore: vngulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Un-
gefähr von der Größe des eben gedachten kleinen
[Seite 111] Ameisenbären. Sein castanienbraun geschuppter Kör-
per ähnelt einem Tannenzapfen.
28. Tatv. Armadill, Panzerthier,
Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus
testis zonisque osseis cataphractum; den-
tes primores et laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. T. zonis
dorsalibus 9; palmis tetradactylis; plantis pen-
tadactylis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.
In Südamerica, bis an die magellanische Stra-
ße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich
bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der
Igel, kugelicht zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.
29. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores 6. ob-
tuse truncati; inferiores 6. prominentiores:
laniarii solitarii undique remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse.) E. cauda vtrinque setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwer-
lich mehr, aber häufig und theils in großen Heer-
den verwilderte; so z.B. in der Mongoley,
vollends aber in unermeßlicher Menge in Paraguay,
wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America)
erst durch die Spanier überbracht worden u.s.w.
Unter den zahmen Pferde-Rassen zeichnen sich die
Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um
Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den
[Seite 112] Horeb etc.) durch ihren wunderschönen Bau, so wie
durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus.
Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den
europäischen sind die spanischen (besonders die aus
Andalusien), die neapolitanischen und englischen die
vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den
Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den
Wettrennen auszeichnen*). – Ganzer berittenen
Nationen zu geschweigen, wie z.B. die Cosacken,
Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die
Abiponer etc. so ist auch für die cultivirtesten Völ-
ker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft,
Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich. Manche der
gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils
vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt,
wenn sie zusammen geronnen, vollends aber wenn
sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der
Mongolen.
2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dor-
sali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme
Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Al-
ten; und findet sich jetzt zumahl in der Tatarey,
unter dem Nahmen Kulan***), von da er jährlich
im Herbst in großen Heerden südlich nach Indien
und Persien zu zieht, und daselbst überwintert. Er
ist größer und schlanker als der zahme Esel, und
von ausnehmender Schnelligkeit. – Ins nördliche
Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht ver-
[Seite 113] pflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa
in der Farbe, da es z.B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine
Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)], das vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute ge-
worfen wird. Das andere ist der Maulesel
[hinnus, Fr. le bardot**)], der vom Hengste
gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Dieser
letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sage
von den fabelhaften Iumarn, oder vorgeblichen
Bastarden vom Pferde- und Ochsengeschlecht, ge-
geben.
3. Zebra. E zonis fuscis et albidis, maxime re-
gularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene
Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die
Weibchen der andern gehalten hat) ist im südlichen
Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist ungemein
schnell, aber wild und unbändig. Gezähmt hat die
Stute sowohl mit Esel- als Pferdehengsten Bastar-
de gezeugt.
Die wiederkäuenden Thiere mit gespaltenen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus-
thiere finden.
30. Camelvs. Cornua nulla, labium lepo-
rinum, pedes subbisulci*). Dentes primo-
res inferiores 6 spathiformes; superiores 2;
laniarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius, das gemeine Camel. (Fr. le
dromadaire**). C. tofo dorsi vnico.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl
in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien,
wild, ist aber für den ganzen Orient und für das
nördliche und mittlere Africa das wichtigste Haus-
thier. (Das Schiff für die Wüsten – nennen es
die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen-
Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen
sie täglich gegen vier deutsche Meilen zurück. Das
nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den
Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes
Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es,
wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang
erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein
Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit in seinem
Magen ziemlich unverändert erhalten soll. Beyde,
sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine
große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an
den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hin-
terfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn
sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus, das Trampelthier. (Fr. le
chameau. (Engl. the camel.) C. tofis dorsi duo-
bus.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in
ganzen großen Herden in Bessarabien etc. wird da-
[Seite 115] selbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sat-
tels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zu-
ge gebraucht.
3. Llama, das Llama, die Camelziege,
Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.
So wie die folgende Gattung im südlichen Ame-
rica, besonders dem gebirgigen Peru. Wird als
Lastthier gebraucht, und kann bey seiner mäßigen
Größe doch bis anderhalb Centner tragen.
4. Vicuña, das Schafcamel. (Fr. la vigogne.)
C. tofis nullis, corpore lanato.
Kleiner als das Llama. Läßt sich nicht zähmen,
sondern wird wegen seines zimmtbraunnen Haares,
das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in
großen Treibjagden haufenweis gefangen. Auch soll
der occidentalische Bezoarstein am öfter-
sten in dieser Gattung gefunden werden.
31. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Den-
tes primores superiores nulli, inferiores 8,
laniarii nulli.
1. †. Ouis, das Schaf. (Fr. la brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi, cornibus com-
pressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild;
scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege
wieder verwildern zu können: wird aber fast
in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbar-
sten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach
der Entdeckung von America dorthin verpflanzt
worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind
vor allen die spanischen, aus Segovien, und
dann die englischen wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder
[Seite 116] acht Hörnern; und die arabischen und ägypti-
schen mit dem großen, und wohl 40 Pfund schwe-
ren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrisi-
schen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, woll-
reich, mit kahlen kurzen Schwänzen; die Lünebur-
ger Heidschnucken hingegen klein, und beyde
Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezir-
keln haben mehrentheils statt der krausen Wolle
schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch
überdieß lang herab hängende Ohren.
2. Ammon, das Muffelthier, (musimon, Büf-
fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis circum-
flexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland,
in der Barbarey; eine verwandte, weit größere Art
aber (das Argali) in Sibirien bis Kamtschatka,
und dann im nordwestlichen America. Letzteres ein
sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig starke und
schwere*) Hörner, und wird von einigen Naturfor-
schern für das Stammthier zu unserm Schaf ge-
halten.
3. †. Hircus, die Ziege. (Fr. la chevre. Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus arcuatis
carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustam-
men, der im Caucasus und den daran glänzenden
östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Magen (so
wie bey manchen Gattungen von Antilopen) zuwei-
len der orientalische Bezoarstein gefunden
wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des
Bezoarbocks belegt worden**). – Die Hausziege
(– das wichtige Hausthier der alten Guanchen auf
[Seite 117] den Canarischen Inseln –) verwildert leicht wieder,
und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf
der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder
das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar, und
gibt das beste so genannte Camelgarn, so wie aus
dem äußerst feinem Wollhaar, das die schönen klei-
nern geradhörnigen Bergziegen in Kashmir und Ti-
bet unter ihrem gröbern, langen Haar tragen, die
allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen
Wunderlande gewebt werden*).
4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr.
le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento
barbato, cornibus lunatis maximis, supra no-
dosis, in dorsum reclinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines
bejahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat
meist eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.
32. Antilope. Cornua cana, teretia, an-
nulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche
Gattungen im mittlern und südlichen Asien und Africa,
zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra, die Gemse. (Fr. le chamois,
l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den alpinischen Gegenden des mildern Europa
und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sol-
len sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt
haben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Fut-
ters, bilden sich in ihren Mägen die ehedem berühm-
ten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laevibus ap-
proximatis.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke
flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenlän-
der, und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild
weiblicher Schönheit.
3. Pygarga, der Springbock, Prunkbock. A. cor-
nibus liratis, linea laterali faciei et trunci
fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichen Africa, von wannen er
jährlich in Herden von vielen tausenden gegen das
Cap zu, und nach einigen Monathen wieder zurück
zieht.
4. Oreas, das Cudu. A. cornibus subulatis rec-
tis carinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form und
Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem
fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß
gegeben.
33. Bos. Cornua concaua, lunata, laeevia.
Dentes vt in generibus praecedentibus.
1. †. Taurus, der Ochse. (Fr. le bœuf. Engl.
the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum cur-
uatis, palearibus laxis.
Der Auerochse (vrus, bonasus und Bison der
alten Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Si-
birien gefunden, und war ehedem auch in Deutsch-
land einheimisch. Daß er die wilde Stammrasse
von unserem gezähmten Hornvieh sey, ist doch we-
gen bestimmter Eigenheiten in seinem Bau, unwahr-
scheinlich. – Zu den merkwürdigsten Varietäten des
domisticirten Rindviehs gehört die halbwilde weiße
[Seite 119] Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den
Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien:
die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sici-
lien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen
von England u.a.m.
Hingegen scheints noch zweifelhaft, daß auch die
indische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh,
der bos indicus, oder Zebu (– v. Schreber tab.
298. –) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn
solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zuweilen
Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und ein-
geschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pest-
artige Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen
lange, und weit und breit grassirt. Hingegen sind
die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohl-
thätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern be-
währt worden.
2. Buffelus, der Büffel. (Engl. the Buffalo.) B.
cornibus resupinatis intortis antice planis.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin
und wieder in Europa, wie z.B. seit dem sieben-
ten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch
im Salzburgischen gezogen, und zum Zuge gebraucht.
Hat ein schwarzes, dünn behaartes Fell, das aus-
nehmend stark, und vorzüglich zu Schläuchen taug-
lich ist.
3. Grunniens, der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
bus, introrsum curuatis, vellere propenden-
te, cauda vndique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in
Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als un-
ser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine
[Seite 120] grunzende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar,
und durch einen büschligen, sehr langhaarigen Schwanz
aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch ge-
schätzt und theuer bezahlt wird.
4. Arni, der Riesenbüffel. B. cornibus diua-
ricatis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindo-
stan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Cent-
ner gewogen.
5. Bison, der nordamericanische Bison. B.
cornibus diuaricatis breuibus, iuba longissima,
dorso gibboso.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt her-
denweise in den sumpfigen Wäldern des mildern
Nordamerica. Im Winter ist es über den ganzen
Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am
Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine
ungeheure Brust- und Nacken-Mähne.
6. Moschatus, der Bisamstier. (Fr. le bœuf
musqué. Engl. the musk ox.) B. cornibus de-
flexis, basibus latissimis complanatis ad fron-
tem contiguis; apicibus reflexis.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordame-
rica im Westen der Hudsonsbay von 66 bis 73° der
Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll
zuweilen über einen halben Centner wiegen.
34. Giraffa. Cornua simplicissima pelle
tecta, fasciculo pilorum nigro terminata.
Dentes primores superiores nulli; inferiores
8 spathulati, extimo bilobo; laniarii
nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
[Seite 121]Cptn. Carteret in den philos. Transact.
vol. LX. tab. 1.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen
Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und
wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Felles, ein
sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten,
wie die Paßgänger, immer den Vorder- und Hin-
terfuß der einen Seite zugleich heben, und daher
einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewe-
gung des Springers im Schachspiel entlehnt wor-
den; und ist, wenn sie aufrecht steht, über sechszehn
Fuß hoch.
35. Cervvs. Cornua solida multifida. Den-
tes vt in generibus praecedentibus (interdum
tamen laniarii solitarii superiores).
1. Alces, das Elennthier. (Fr. l'elan Engl.
the elk.) C. cornibus planis acaulibus, pal-
matis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das
nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl.
the moose-deer*) keine eigene Gattung macht), ist
sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt
wohl über 1200, und sein Gehörn über 50 Pfund;
läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide
treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft
von der Epilepsie befallen werde etc. brauchen jetzt
keiner Widerlegung.
2. †. Dama, der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the buck, fallow-deer.)
Cornibus subramosis compressis, summitate
palmata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine
Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus, das Rennthier. (rangifer. Fr. le
renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in vtro-
que sexu) longis, simplicibus, teretibus, sum-
mitatibus subpalmatis, iuba gulari pendula.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie in
Kamtschatka in Herden von tausend und mehr Stück;
kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern, lebt
von dürrem Laub, und vorzüglich von Rennthier-
Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt.
Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tun-
gusen und Koräken zur Befriedigung aller der drin-
gendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus, der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis te-
retibus, recuruatis apicibus multifidis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der En-
den seines Geweihes richtet sich nicht genau nach
dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist
sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen Ge-
weihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren
Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder
etwas darüber alt.
5. †. Capreolus, das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl.
the roe.) C. cornibus ramosis, teretibus, erec-
tis, summitate bifida.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von
Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird
zumal nach Castration, auffallender als bey andern
Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exo-
stosen entstellt.
36. Moschvs. Cornua nulla. Dentes primo-
res vt in praecedentibus generibus; laniarii
superiores solitarii exserti.
1. Moschifer, das Bisamthier (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo vmbilicali.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden
von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männ-
chen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von
der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam,
dieses wichtige Arzeneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus, das kleine guineische Rehchen.
M. supra fusco rufus, subtus albus, vngulis
succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier
dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fin-
gers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfei-
fenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, borstige
oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als
zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff
der Schweine, denn auch diese haben im Grun-
de vier Klauen.
37. Svs. Rostrum truncatum, prominens,
mobile. Dentes primores (plerisque) supe-
riores 4, conuergentes, inferiores 6, pro-
minentes; laniarii superiores 2, inferiores
2, exserti.
1. †. Scrofa, das Schwein. (Fr. das wilde le
sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the
wild boar, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda
pilosa.
Das wilde Schwein*) hat eine längere Schnauze,
und überhaupt eine andere Form des Schädels,
kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das
Hausschwein, auch keinen Speck, und niemahls Fin-
nenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer
Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze
Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen
ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein ani-
mal omniuorum. Das Weibchen wirft nicht selten
zwey Mahl im Jahr, und wohl ehr bis 20 Junge
auf ein Mahl. – In America, wohin die Schweine
aus Europa übergebracht worden, sind sie theils ver-
wildert. (Fr. cochons marons) Auf Cuba wurden sie
mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre euro-
päischen Stammältern; auf Cubagua arteten sie in
eine abenteuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf
eine halbe Spanne lang waren etc. – Die schinesi-
schen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine
und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. –
In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten
eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon
den Alten bekannt war, so wie man auch welche
mit fünf Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus, das Emgalo. (Büffon's sang-
lier du Cap verd.) S. dentibus primoribus nul-
lis; laniariis superioribus lunatis extrorsum
curuatis; sacculis verrucosis sub oculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Mada-
gascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig
großem Kopf, spannen-breitem Rüssel, großen war-
zigen Fleischlappen unter den Augen etc.
3. Tajassu, das Nabelschwein, Bisam-
schwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla,
folliculo moschifero ad extremum dorsi.
Herdenweise in den wärmern Gegenden von Süd-
america. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*). S. dentibus laniariis superiori-
bus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am
Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich ent-
legenen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu be-
stimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen
Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? beym Weib-
chen sind sie weit kleiner.
38. Tapir. Dentes primores vtrinque 6; la-
niarii 4; palmae vngulis 4, plantae vngu-
lis 3.
1. Americanus, der Tapir, Anta.
Das größte Landthier in Süd-America, von des
Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und
Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die
Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Gewöhn-
lich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund.
Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut etc.
39. Elephas. Elephant. Proboscis longis-
sima, prehensilis; dentes primores superio-
res exserti.
1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concaua,
auriculis minoribus, dentium molarium coro-
na lineis vndulatis parallelis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist
das größte von allen Landthieren, wird wohl 15
Fuß hoch, und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000
[Seite 126] Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke
Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche empfindlich;
gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan
des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athem-
hohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasser-
schöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul
zu stecken, und zu vielerley andern Verrichtungen,
statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang
ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder ein-
ziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem bieg-
samen Haken versehen, und hiermit kann er unge-
mein feine, kunstreiche Handlungen verrichten, z.B.
Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere
Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u.s.w.
Seine Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der
Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt
mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch schnelle Strö-
me. Bey der Begattung soll er sich wie die mehr-
sten übrigen Säugethiere bespringen. Das neuge-
worfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem
Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im
dritten, vierten Jahre kommen bey beyden Geschlech-
tern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die
das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8
Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund
wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200
Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Last-
tragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tragen,
und schwere Ballen etc. Berge hinauf zu wälzen im
Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles
Schieben der Beine, und dabey so sicher, daß er
auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte con-
uexa, auriculis amplissimis; dentium molarium
corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichen Africa einheimi-
sche Gattung, wird jetzt höchstens nur noch im In-
nern dieses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übri-
[Seite 127] gen aber bloß des Fleisches, und vorzüglich des El-
fenbeins wegen gefangen und geschossen.
40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu soli-
dum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrinque
quaternis, inferioribus conicis, superioribus
sublobatis, laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7 fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung mehren-
theils einzelne Horn ist bey ihm so, wie das doppelte
beym africanischen, nicht am Knochen fest gewachsen,
sondern bloß auf demselben aufsitzend.
2. Africanus, Rh. dentibus primoribus et laniariis
nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap. etc. Das zweyte Horn
ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
41. Hippopotamvs. Dentes primores supe-
riores remoti, (inferiores procumbentes);
laniarii inferiores incuruati, oblique trun-
cati.
1. Amphibius, das Nilpferd. (am Cap Seekuh
genannt).
Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63 vol.
VI. tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil.
Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen
Kopfe, ungeheuern Rachen, dicken Leibe, kurzen
Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt wenigstens vier-
tehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien
und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Ge-
schlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres
Gebisses (so wie oben die Digitata) in drey Fa-
milien zerfallen. A) (Glires. B) Ferae. C)
Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
42. Castor. Pedes postici palmati. Den-
tes primores vtrinque 2.
1. †. Fiber, der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ouata, quasi
squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.
In der nördlichem Erde, in einsamen Gegenden
an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird we-
gen seiner feinen Haare für die Handlung, und für
die Arzneykunst wegen des so genannten Bibergeils
wichtig, das sich bey beyden Geschlechtern in beson-
dern Behältern am Ende des Unterleibes findet.
Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die
ausnehmende Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da
wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in
Menge beysammen finden, ihre dauerhaften Woh-
nungen, besonders aber, da wo sie es nöthig fin-
den, die dazu gehörigen bewundernswürdigen Däm-
me aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in
den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom Bau
der Biber vieles verschönert und übertrieben worden,
so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstim-
migen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus
ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach zu-
fälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da-
durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer
Thiere erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
43. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti
coaliti. Dentes primores superiores 6, in-
feriores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleich-
sam die Amphibien unter den Säugethieren, deren
ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in
beyden Elementen leben zu können*).
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin, Engl. the
seal.) P. capite laeui, auriculis nullis, cor-
pore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
In den nördlichen Meeren. Ist für die finnischen
Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders
aber für die Grönländer und für die labradorischen
Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die bey-
den letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem
Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Som-
merhütten und Fischerbothe damit etc. Sein Fang
macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er-
worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz
aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo
laeui.
Buffon, Supplement vol. VI. tab. 47.
[Seite 130]Im Sommer herdenweise auf den Inseln des kamt-
schatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuth-
lich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln
des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß je-
des Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen
hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grim-
mig gegen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*).
3. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auri-
culata, collo iubato.
Buffon, Supplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean, Die größte Gattung
dieses Geschlechts; hat den Nahmen von der beym
Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.
4. Cristata. der ansonsche Seelöwe**). P.
capite antice cristato.
Anson's voyage round the world tab. 19.
Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf
der Nase.
44. Lvtra. Palmae plantaeque natatoriae.
Dentes primores vtrinque 6; superiores di-
stincti, inferiores conserti.
1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) L. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
In den mildern Gegenden der nördlichen Erde.
Die schönsten in Canada.
2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter,
der Wasserwolf. (la Saricovienne.) L. ba-
dia, macula alba submentali, cauda corpore
dimidio breuiore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.
Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte
Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des öst-
lichen und innern Südamerica.
3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilo-
sis, cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol.
II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti-
gen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter
nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und
zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silber-
graues Fell ist für die Schinesen das kostbarste al-
ler Rauchwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.
45. Ornithorhynchvs. Mandibulae
rostratae (anatinae). Dentes nulli*).
1. Paradoxus. das Schnabelthier. (Engl. the
duck bill.)
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
[Seite 132]Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet
sich von allen bisher bekannten Säugethieren durch
die beyspiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die
im äußern aufs vollkommenste einem breiten platten
Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen
nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut überzo-
gen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind.
Beyderley Füße sind mit einer Schwimmhaut ver-
sehen, die an den Vordern noch vor den Krallen
hervorragt, und sich mittelst derselben fächerartig
zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch hat man
an keinem von beyden Geschlechtern eine Spur von
Zitzen gefunden. Dieses Wunderthier lebt in Land-
seen des an sonderbaren Formen seiner Geschöpfe so
reichen fünften Welttheils, unweit Botanybay.
46. Trichechvs. Pedes posteriores compe-
des coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis supe-
rioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunder-
ten beysammen. Nährt sich vom Seetang und
Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen loskratzt.
Die alten Normannen machten ihre fast unverwüst-
lichen Ankertaue von Wallroßriemen*).
2. Manatus, die Seekuh. (Fr. le lamentin) T.
dentibus laniariis inclusis.
In Flüssen, und an den Seeküsten der wärmern
Erde, z.B. häufig im Orinoco. Scheint zu man-
[Seite 133] chen der Sagen von Sirenen und Meerjungfern An-
laß gegeben zu haben*).
Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fi-
schen gerechneten Säugethiere**).
47. Monodon. Dens alteruter maxillae
superioris exsertus longissimus, rectus, spi-
ralis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das
Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
Oberkieferknochen Einen), die aber von ungleicher
Größe sind, und beym Erwachsenen sehr selten zu-
sammen gefunden werden, sondern gewöhnlich nur
einer von beyden. Zuweilen so lang, als der Kör-
per des Thieres, d.h. wohl 18 Fuß und darüber.
48. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco
superiorum corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale.) B. dorso impinni.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.
[Seite 134]Das größte aller bekannten Thiere*), das über
100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den
Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im at-
lantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause.
Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten
über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheure Kopf
macht wohl ein Drittel des ganzen Thiers aus. Die
Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt
etc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Mu-
scheln besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und
den nordwestlichen Americanern gibt dieses ungeheure
Thier victus et amictus. etc. Die Europäer hinge-
gen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000
Rthlr. werth seyn kann) des Fischthrans und der
Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat,
die das Fischbein geben, und von denen die mittel-
sten wohl zwanzig Fuß lang werden.
2. Boops. einer der verschiedenen Finnfische.
(Fr. la jubarte). B. pectore sulcato, pinna
dorsali obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gat-
tungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der
Länge gefurcht**).
49. Physeter. Dentes in maxilla infe-
riore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale.) dorso impinni, den-
tibus inflexis, apice acutiusculo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl an
den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd-
wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches, hat
einen ungeheuren Rachen, und kann klafterlange
Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr
breit, der untere hingegen überaus schmal. Er
wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) we-
gen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen
Oehls theils im Körper des Thiers bey dem Thran,
theils aber, und zwar in größter Menge in beson-
dern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn
auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der
Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet.
Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine
Stercoralverhärtung, die sich zumahl im dicken Darm
mancher davon erkrankender Caschelotte findet.
50. Delphinvs. Dentes in maxilla
vtraqne.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin, Engl.
the porpoise.) D. corpore subconiformi, dorso
lato pinnato, rostro subobtuso.
So wie die folgende Gattung in den europäi-
schen Meeren: wird so wie diese 1 1/2 Klafter lang,
und ist zumahl für die Lachse ein schädliches
Raubthier.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin. Engl. the porpesse.) D. corpore ob-
longo subtereti, dorso pinnato, rostro at-
tenuato, acuto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca, der Nordcaper, Speckhauer.
(Fr. l'epaulard. Engl. the grampus.) D. pin-
na dorsi altissima; dentibus subconicis, pa-
rum incuruis.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im
mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines
von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich
folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um-
ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den
Vögeln ist der Fall anders. Beydes, so wohl
ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im
Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes, da-
her man sich bey der besondern Geschichte ihrer
einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer.
fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zwey
Füße, zwey Flügel, einen ganz, oder doch
zum Theil hornigen Schnabel, und einen mit
Federn bedeckten Körper haben. Sie
zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere
von allen andern Thielen aufs kenntlichste aus,
[Seite 138] und machen eine gleichsam isolirte Classe von
Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen
fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder
Leiter der natürlichen Körper (S. 20.) nicht ohne
Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Characteren sind die Federn
den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßi-
gen Reihen (in quincunce) in die Haut verwach-
sen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber
in gewisser Jahrszeit, gewöhnlich im Herbste, aus-
fallen, und neue an ihrer Statt regenerirt werden.
Viele, zumahl die meisten Wasservögel, auch die
Schneehühner etc. mausern sich gar zwey Mahl im
Jahr, im Frühling und Herbst. Bey manchen
Gattungen hat der junge Vogel, zumahl vor der
ersten Mause (als auis hornotina) andere Far-
ben oder Zeichnungen des Gefieders, als im rei-
fern Alter. Bey manchen herrscht auch hierin
große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren
unterscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß
sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder
sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie
diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwungfe-
dern (remiges), diese Steuerfedern (rectri-
ces). Die Schwungfedern bilden bey ausgespann-
ten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich
die Vögel in die Luft heben und fliegen können.
[Seite 139] Einige wenige Vögel (aues impennes), wie die
Pinguine etc. haben gar keine Schwungfedern,
und sind daher zum Fluge ungeschickt. So feh-
len auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den
Taucherchen etc. die Steuerfedern.
Im innren Körperbau*) zeichnen sich
die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft-
behälter aus, die in ihrem Körper vertheilt, und
vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit
sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, an-
dere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung,
und der Vogel kann sie nach Willkühr mit Luft
laden oder ausleeren. Zu diesen Luftbehältern
gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zel-
len, die theils im Unterleibe, theils unter den
Achseln, und sonst noch unter der Haut verbreitet
sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen
voll Luft gepumpt werden können. Außerdem die-
nen den Vögeln auch gewisse markleere hohle
Knochen, wie die Schulterknochen im Flügel etc.
und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen
Zwecken; und endlich sind auch die ungeheuern
Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel etc.
ebenfalls dahin gehörig.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen wer-
den die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem
die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhal-
tende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur weni-
ge Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin-
guine und andere aues impennes (§. 58.) kön-
nen gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die
mehresten leben auf Bäumen, andere auf dem
Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber
kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der
vorigen, und andere Geschöpfe in den beyden letz-
tern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die
Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln,
so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiedenen
Aufenthalt angemessen*).
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere
aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Stör-
[Seite 141] che etc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers Meer, und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win-
ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in
wärmern Zonen zubringen.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel
zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen
samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz,
unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht so-
gleich in den Magen, sondern werden vorher im
drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolobus) ein-
geweicht, und von da nur allmählich an den
Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach
Reaumur's u.a. merkwürdigen Versuchen, ver-
schluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrücken,
und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern
vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch
überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls
die Zermalmung und nachherige Verdauung der
Speisen befördern*). Verschiedene fleischfressende
Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel etc. kön-
nen die Knochen, Haare und Gräten der kleinen
[Seite 142] Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen,
sondern brechen sie, in eine runde Kugel (das
Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder
von sich*).
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Mangel
der knorpligen, zur Auffassung des Schalls dienen-
den äußern Ohren; der aber, zumahl bey den
nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regel-
mäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Rich-
tung der Federchen in der Gegend des Ohres, und
bey manchen derselben auch noch überdieß durch
eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange
vergütet wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u.
a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen
Sinn des Tastens (d.h. des Gefühls im en-
gern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu
ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schnabels, die
mit ausnehmend starken Hautnerven versehen; und
beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch
sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie
bey Aufsuchungen des Fraßes weder dem Gesichte,
noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schna-
bel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so
genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmu-
thig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie
singen (– denn natürlicher Gesang ist ein aus-
schließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß
sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehäl-
tern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die
Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Stat-
ten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie bey den
Säugethieren und Amphibien, am obern Ende,
nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern
gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die
beyden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die
Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat
man die Menschenstimme nachahmen, und Worte
aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel
im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lie-
der pfeifen lernen, und sich sogar zum Accom-
pagnement abrichten lassen, so, daß man mit
mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine
Concerte hat geben können. Uberhaupt aber scheint
auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst
durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet
zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frü-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der
kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Haus-
geflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden,
sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem
[Seite 144] Geschäft willig finden. Manche halten sich nur
zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben
und Hausschwalben, für immer paarweise zusam-
men: noch andere aber leben, wie der Haushahn,
und unter den wilden Vögeln der Straus, in
Polygynie.
Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct
getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu ni-
stern, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kuk-
kuck wohl nur sehr wenige andre, z.B. die Nacht-
schwalbe ausgenommen sind. Bey den polygyni-
schen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt
das Männchen gar keinen Antheil an diesem Ge-
schäfte; bey denen aber, die sich paarweise zu-
sammen halten, zumahl unter den Sangvögeln,
trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt
sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schne-
pfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich bloß ein
dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen etc. auf
der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches
[Seite 145] kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsen-
ritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher,
Dohlen, Sperlinge etc. Sehr viele, zumahl unter
den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben
ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer
Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, ungefähr
die Form eines Backofens: noch andere, wie manche
Meisen, Kernbeißer etc., die von einem Beutel u.
s. w.*).
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun-
gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was-
servögel z.B. legen jedes Mahl nur ein einziges
Ey: die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer
zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Fin-
ken fünf; die Schwalben sechs bis acht; die Reb-
hühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn
aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach
und nach wegnimmt**), bis fünfzig und darüber.
Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher
gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber
zum Brüten untauglich sind und Windeyer (oua
subuentanea, cynosura, zephyria, hypenemia)
heißen.
Die Ausbildung des jungen Thiers, die bey
den Säugethieren noch in Mutterleibe vollzogen
wild, muß hingegen bey den Vögeln im schon
gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt wer-
den. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst
aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder
Bachstelzen etc., in deren Nest er sein Ey gelegt
hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen
und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer aus-
gebrütet haben*). Auch bloß durch künstliche
Wärme, und erhitzten Mist**), und durch Lam-
penfeuer in so genannten Brüt-Maschinen***)
und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen
auskriechen lassen. – Die Vögel werden durchs
anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey sol-
chen, die sich paarweise zusammen halten, wie
bey den Tauben, Schwalben etc., nimmt auch das
Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die
[Seite 147] Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen,
Stieglitzen etc. überlassen zwar das Brüten bloß
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh-
rend der Zeit mit Futter, und ätzen sie theils aus
dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter über-
haupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern
auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Ober-
fläche (der so genannte Hahnentritt, cicatri-
cula), neben welcher das künftige Hühnchen zu
liegen kommt, selbst noch leichter als die entge-
gen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder La-
ge des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe
des bebrütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste
Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer
erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten sei-
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z.B.
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen An-
fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht
man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf
[Seite 148] sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn
aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das
Hühnchen schon nach Luft; und ist am neun-
zehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu
geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird,
verschieden, als die früheste Gestalt des neuempfan-
genen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung;
so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye
gelange erst durch eine Art von Metamorphose zu
seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in
Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B. des Herzens)
als in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n.
h. Gegenst. tab. 64. –)
Unter den mancherley zur bewunderungswür-
digen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens die-
nenden Organen, sind die beyden allerwichtigsten
zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl
um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmen-
der Schönheit sich zeigen. – Nähmlich die Na-
belhaut (chorion) die dann unter der Eyer-
schale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut
(membrana valuulosa vitelli), die mit dem
Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammenhängt.
– Jene dient ihm statt der Lungen zum so
genannten phlogistischen Proceß (– S. 46 u. f. –)
und diese zur Ernährung mittelst des Dotters,
der allgemach durch das sich ihm beymischende
Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimm-
te Blütezeit von verschiedener Länge, die aber
doch nach Verschiedenheit des Clima, und der
wärmern oder kältern Witterung verzögert oder
beschleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel-
chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzig-
sten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monogamie
leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit
gefüttert, und zumahl bey den mehresten körner-
fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie besie-
dert, und überhaupt für ihren eigenen Unterhalt
zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer
körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler
und Papageyen über hundert, Buchsinken, Stieg-
litze über 24 Jahre etc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht ohne Vergleich einfacher ist,
[Seite 150] als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen un-
zählige Insecten, und das unbedingte Weg-
fangen mancher vermeintlich schädlichen Vögel,
der Sperlinge, Krähen etc. in manchen Gegen-
den, hat meist eine ungleich schädlichere Vermeh-
rung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere
verzehren größere Thiere, Feldmäuse,
Schlangen, Frösche, Eidexen etc. oder Aeser.
Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der
andern Seite wird auch die Vermehrung und
Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der
Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß
man z.B., daß die wilden Enten bey ihren Zü-
gen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche
übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Samen-
körner, die sie nachher wieder ganz von sich ge-
ben, und dadurch die Verbreitung derselben be-
fördern: so z.B. die Tauben auf Banda die
Muscatnüsse etc. Der Mist der Seevögel düngt
kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher nütz-
liche Gewächse da fortkommen können. Manche
Falkengattungen lassen sich zur Jagd, so wie
die Scharben zum Fischfang, abrichten etc.
So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett etc. die-
nen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevö-
gel zur Kleidung mancher der nördlichsten Völ-
ker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum
Schreiben, und zu mancherley theils kostba-
ren Putz, so wie sie auch bey vielen wilden Völ-
kern, zumahl auf den Inseln des stillen Oceans,
einen beträchtlichen Handelsartikel ausmachen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutz-
barer Thiere und Gewächse zurück brin-
gen. Der Condor, der Lämmergeyer u.a. Raub-
vögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fi-
schen und ihrem Leich, so wie die Habichte, Sper-
ber, Aelstern etc. dem Hausgeflügel gefährlich.
Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel
schaden der Saat, den Weintrauben und Obst-
bäumen u.s.w. Und endlich werden freylich
nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch
eben so wohl wucherndes Unkraut durch die
Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich
aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig,
als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen
genommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die
Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah-
rung etc. beziehen, schon an sich so viel von ih-
rem Total-Habitus bestimmen; so haben die meh-
resten Ornithologen auch ihre Classification auf
die Verschiedenheit des einen oder des andern von
den genannten Theilen gegründet; Klein z.B.
auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die
Bedeckung der Beine, Brisson auf beydes in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels
u.s.w. Linné nimmt in dem Plan seines
[Seite 152] Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-
rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in
der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung
verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey
Ordnungen von einander gerissen, und mehr Ver-
bindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen
werden durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linne'ischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen ab-
zutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen
starken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken,
knorrigen Füßen, und großen, gebogenen, schar-
fen Klauen.
II. Leuirostres. Mit kurzen Füßen, und meist
sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen,
und daher sehr leichten Schnäbeln. Papageyen,
Tucane etc.
III Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig lan-
gen und schmalen Schnäbeln, und theils wurm-
förmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wende-
hals, Spechte, Baumkletten, Colibrite etc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langem, und ziemlich starkem, oben erhabenem
Schnabel. Raben, Krähen etc.
V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst
den Schwalben etc. Sie haben kurze Füße, und
einen mehr oder weniger kegelförmigen, zuge-
spitzten Schnabel, von verschiedener Länge und
Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabenem Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischigen Haut bewachsen ist.
Auch die Tauben habe ich unter diese Ord-
nung gebracht, da sie bey weitem mehr mit
den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen
sie Linne' zugesellete, verwandt sind.
VII. Struthiones. Die großen, zum Flug unge-
schickten Landvögel. Der Straus, Casuar und
Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen,
langem, fast walzenförmigem Schnabel, und
meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen,
einem stumpfen, mit Haut überzogenen, am
Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an
der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen
endigt.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen, und starkem, gekrümmtem Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum-
pfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an der
Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut
(cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von
Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben
in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und
haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum,
apice aduncum; plerisque caput et collum
impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus. der Condor. Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis.
de Humboldt Recueil d'observations de Zoo-
logie. tab. 8. 9.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die
Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel
wohl fingerdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit
einem weißen Halskragen. Nistet zumahl an felsi-
gen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom
Raube unter den Viehherden, und von den todten
Fischen, die die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer,
Sonnengeyer. V. naribus carunculatis,
vertice colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
In Westindien und Südamerika. Nur von der
Größe eines welschen Huhns; zumahl am Kopf
von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben,
mit langen, fleischigen Lappen über dem Schnabel.
Kann den nackten Hals ganz in den dickbefiederten
Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bark-
geyer, Goldgeyer, Jochgeyer. V. ro-
stri dorso versus apicem gibboso, mento
barbato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.
In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch
in Sibirien und Habessinien. Der größte europäi-
sche Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß
messen, und der sich vorzüglich durch seinen stark-
haarigen Bart, und durch den befiederten Kopf,
besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn
am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*).
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris, margine exteriore, praeter exti-
mas canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphi-
bien etc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel,
so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thie-
re, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bil-
derschrift aus Obelisken, Mumienbekleidungen u.s.w.
vorgestellt.
2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum adun-
cum, basi cera instructum; caput pennis
tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius,
Fr. le messager.) F. cera alba cruribus lon-
gissimis, crista ceruicali pendula, rectrici-
bus intermediis elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippi-
nen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel*).
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Ad-
ler. (Büffon's aigle commun, Engl. the
black eagle.) F. cera lutea, pedibusque semi-
lanatis, corpore ferrugineo-nigricante, striis
flauis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinad-
ler. (Büffon's grand aigle. Engl. the gol-
den eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis
luteo ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen,
und versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen,
Gemsen etc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Bein-
brecher. (Fr. l'orfraie. Engl. the seaeagle,
the osprey.) F. cera lutea pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere
interiore albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
[Seite 158]An den europäischen Küsten, auch in Nordame-
rica, und theils auf der Südsee. Fast von der Grö-
ße des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Mooß-
weih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See-
küsten. Ist oft mit dem Fischadler verwechselt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scheerschwänzel, Schwalben-
schwarz, Taubenfalke. (Fr. le milan.
Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forfi-
cata, corpore ferrugineo, capite albidiore.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon.
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus.
In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch
von manchen für besondere Gattungen angenommen
werden. Wird vorzüglich (so wie freylich manche
andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch)
zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, nah-
mentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd,
und in Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfal-
ke. (accipiter, Fr. l'autour, Engl. the goos-
hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque
flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pal-
lidis, superciliis albis.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera
viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo
vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, aduncum,
nudum absque cera; nares barbatae; caput
grande, lingua bifida; pedes digito versa-
tili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn-
owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iri-
dibus croceis, corpore rufo.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern
Europa und westlichen Asien*).
2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang.
S. capite laeui, corpore albido, maculis lu-
natis distantibus fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.
In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.
3. †. Flammea. die Schleiereule. Kirchen-
eule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. cor-
pore luteo punctis albis, subtus albido punc-
tis nigricantibus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
[Seite 160]In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen
Welt. Von ausnehmend schönem und sanftem Ge-
fieder.
4. †. Passerina. das Käutzlein. (Fr. la chevêche,
Engl. the little owl.) S. capite laeui, remi-
gibus maculis albis quinque ordinum.
4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum; lin-
gua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great
shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die
folgende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr ge-
schickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda
subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus qua-
tuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo.
In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insec-
ten, zumahl Käfern, Grashüpfern etc. die er zum
Vorrath an Schwarzdorn und anderes dorniges
Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß
den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die theils sehr großen, dicken aber im Verhältniß
[Seite 161] meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren
oben (§. 59.) bey Gelegenheit der Luftbehälter
gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr.
perroquet, Engl. parrot) Mandibula su-
perior adunca, cera instructa, lingua car-
nosa, integra. Pedes scansorii*).
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen
dieses Geschlechts eine so überaus eingeschränkte
Heimath haben, daß sich, z.B. auf den Philippi-
nen, verschiedene derselben bloß einzig und allein
auf der einen oder andern Insel, und hingegen nie
auf den noch so nahe liegenden, benachbarten fin-
den. Ueberhaupt haben die Papageyen viel auszeich-
nendes Eigenes in ihrem Betragen. Sie wissen
sich z.B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen,
bringen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen
sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem
Boden gehen, so treten sie, nicht wie andere Vö-
gel, bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen
Ferse auf etc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist
eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zu-
weilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern,
Anhalten u.s.w. Beyde Geschlechter lernen leicht
Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn
gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe.
(Aracanga.) P. macrourus ruber, remigibus
supra caeruleis subtus rufis, genis nudis ru-
gosis.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pec-
toreque rubro, gula nigra.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, cri-
sta plicatili flaua.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis al-
bis, cauda coccinea.
5. Ochrocephalus (Fr. l'amazone à tête jaune.) P.
viridis, vertice flauo, tectricibus alarum
puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio-
laceo et rubro variis, rectricibus duabus ex-
timis basi intus rubris.
6. Pullarius. (Fr. l'inséparable.) P. brachyurus
viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer
als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen
von der irrigen Sage, als ob er immer Paarweis
gehalten werden müßte, weil keiner den Verlust
seines Gatten überleben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras.
Rostrum maximum, inane, extrorsum ser-
ratum, apice incuruatum. Pedes scansorii
plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vö-
gel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von
ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe
Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel
kaum eine Linie breit, und an den Seiten vor-
wärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach
der Verschiedenheit der beyden Geschlechter, auch
nach dem Alter etc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente
versus basin fascia nigra, fascia abdominali
flaua.
7. Bvceros. der Nashornvogel, Ca-
lao. (hydrocorax) Rostrum maximum, ina-
ne, ad basin versus frontem recuruatum;
pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls aben-
theuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien
und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recur-
uato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße, und meist einen geraden, nicht dicken
Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-
pecker.) Rostrum polyedrum, apice cunea-
to; lingua teres lumbriciformis, longissima,
mucronata, apice retrorsum aculeato: pe-
des scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey
lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hin-
ten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter
der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an
der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind
also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher
diese Vögel ihre wurmförmige Zunge desto leichter
hervorschießen, und an der hornigen Spitze dersel-
ben Insecten anspießen können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemei-
ne Specht, die Hohlkrähe. P. niger, ver-
tice coccineo.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Eu-
ropa und nördlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.
3. †. Maior. der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius vertice rubro.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumina-
tum; lingua lumbriciformis, longissima,
mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla, der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck.) I. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Gelenk-
samkeit seines Halses, und meist die gleiche Hei-
math wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subula-
tum, teretiusculum, apice compresso, man-
dibula superiore paullo longiore; pedes
ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle,
le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker.) S. rectricibus nigris, lateralibus qua-
tuor infra apicem albis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis pa-
tulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green spar-
row.) T. viridis, pectore rubro.
2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpo-
re albo, cauda cuneata, rectricibus interme-
diis longissimis.
In Südafrica, auf Madagascar etc.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum; pedes breues, gressorii.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le
martin pecheur, Engl. the kingsfisher.) A. su-
pra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von
Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.)
ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet
ohne in Fäulniß überzugehen, ist nicht, wie Para-
celsus, und so viele nach ihm meinten, eine Eigen-
heit dieses Vogels, sondern zeigt sich unter ähnli-
[Seite 166] chen Umständen auch am Kreuzschnabel, Canarien-
vogel u.a.
13. Merops. Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfres-
ser. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
caerulescente, gula lutea, fascia temporali
nigra.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conuexum,
subcompressum, obtusiusculum, pedes am-
bulatorii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn,
(Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U. crista
variegata.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re-
genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in
hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt,
oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*).
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum ar-
cuatum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grü-
per, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le
grimpereau, Engl. the creeper.) C. grisea, sub-
tus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den
Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen
zu suchen etc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
rectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis, maculis alarum fuluis niueisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Nah-
mentlich im C. Bern. In Deutschland ists äußerst
selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen etc.
3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigibus-
que nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Ein-
wohner mit den Federchen dieses kleinen carmoisin-
rothen Vogels mancherley prachtvollen Putz und
andere Kleidungsstücke, Helme etc. sogar ganze
Mäntel etc. überziehen.
4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo, re-
migibus caudaque subfurcata fuscis.
Ablild. n. h. Gegenst. tab. 8.
16. Trochilvs*). Colibri, Honig-
sauger, Blumenspecht. (Fr. oïseau-
mouche. Engl. humming bird.) Rostrum
subulatofiliforme longum. Mandibula infe-
riore tubulata, superiore vaginante inferio-
rem. Lingua filis duobus coalitis tubulosa;
pedes ambulatorii, breuissimi.
Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt
weiß allein in America zu Hause. Aber nicht
[Seite 168] bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis
Nutka-Sund, und südlich bis zur Westküste von
Patagonien.
1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber, rec-
tricibus intermediis longissimis, capite fusco,
gula aurata vropygioque viridi.
2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus
albido; rectricibus lateralibus margine ex-
teriore albis.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrock-
net nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist
von Baumwolle, und hat die Größe einer Wall-
nuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zu-
ckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr.
le Rubis topase.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit
rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes
Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken, oben erhabenen Schnabel von mittelmäßiger
Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von
Getreide u.a. Pflanzensamen etc. theils von
[Seite 169] Insekten, und auch von Aas; und haben meh-
rentheils ein wilderndes, unschmackhaftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris, ex-
trorsum gibbosioribus. Pedes ambulatorii.
1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater.)
Latham Vol. I. P. I. tab. 12.
18. Crotophaga. Rostrum compressum,
semiouatum, arcuatum, dorsatocarinatum.
Mandibula superiore margine vtrinque an-
gulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-
billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbin-
dung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zu-
sammen halten und ein gemeinschaftliches Nest bauen,
mit einander brüten etc.
19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes ambula-
torii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau
Engl. the raven.) C. corpore atronitente, ro-
stri apice subincuruo, cauda semirhombea.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends
in beyden Welten. Hat einen überaus scharfen Ge-
ruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst
junge Haasen etc. schleppt auch andere Sachen zu
Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille, Engl. the carrion crow.) C. atrocaeru-
[Seite 170] lescens totus, cauda rotundata: rectricibus
acutis.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux, la frayonne, Engl. the
rook.) C. ater, fronte cinerascente, caudae
subrotunda.
Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den
mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die
weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäu-
se, Engerlinge, Grasraupen etc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow.) C. cinerascens,
capite, iugulo, alis caudaque nigris.
In den mildern Zonen der alten Welt. Haust
in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus
Jahr ein, in andern läßt er sich bloß über Winter
nieder, ohne daß man noch recht weiß, wo er von
da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut
doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite in-
cauo, fronte alis caudaque nigris.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr.
le geai. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum
caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse
noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus albo-
que punctatus, alis caudaque nigris: rectri-
cibus apice albis: intermediis apice detritis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste,
Heister. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
In Europa und Nordamerica. Ein schädliches
Thier für junges Meyergeflügel, aber für Felder
und Gärten sehr nützlich, das zahllose Raupen,
Schnecken etc. vertilgt. Zudem einer der unterhal-
tendsten Stubenvögel.
20. Coracias. Rostrum cultratum, apice
incuruato, basi pennis denudatum; pedes
breues ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke,
Blauracke, der Birkheher. (Fr. le rol-
lier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso ru-
bro, remigibus nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln
steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum conuexo-cul-
tratum, basi nudiusculum. Lingua integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme, und lernt
leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata.
22. Paradisea*). Paradisvogel. (ma-
nucodiatta.) Rostrum basi plumis tomento-
sis tectum. Pennae hypochondriorum lon-
giores. Rectrices duae superiores singulares
denudataae.
Das ganze Geschlecht, von zahlreichen Gattungen
hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es
wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von
da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken
u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schnei-
den die Papus diesen Thieren, die wegen ihres
prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen
werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen,
die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten
den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wagten**).
1. Apoda. (Fr. l'E'meraude.) P. brunnea pennis
hypochondriis luteis corpore longioribus,
rectricibus duabus intermediis longis setaceis.
2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr.
le manucode à 12 filets.) P. anterius nigra vio-
[Seite 173] lacea, posterius alba, humeribus viride vir-
gatis, rectricibus 12 nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.
Eine der schönsten, und zugleich die seltenste Gat-
tung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von
der Größe einer Drossel.
23. Tbogon. Curucuru. Rostrum capi-
te breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gu-
la nigra.
24. Bvcco. Bartvogel. (Fr. barbu, Engl.
barbet.) Rostrum cultratum, lateraliter com-
pressum apice vtrinque emarginato, incu-
ruato, rictu infra oculos protenso.
1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et lineis
supra- et infraorbitalibus luteis, abdomine
griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum. Na-
res margine prominulae. Pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou, Engl.
the cuckow.) C. cauda rotundata nigricante
albo-punctata.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch
nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er
bebrütet das halbe dutzend Eyer, das er jedes Früh-
Jahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt
sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bach-
[Seite 174] stelzen etc. zwischen dieser ihre eigenen Eyer, da sich
dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-
Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine
Eyer, die doch um vieles größer sind, als dieser so
weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht länger
als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge
Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft
die mit ihm zugleich ausgebrüteten jungen Gras-
mücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winter-
aufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.
2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo,
Mock. C. cauda cuneiformi fusco- et albi-
do-maculala, alis fuscis maculis flauis, pe-
dibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichen Africa vom Cap landeinwärts. Hat
seinen Nahmen von der Fertigkeit, mit welcher er,
wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung aus
den wilden Bienennestern aufzusuchen weiß.
26. Oriolvs. Rostrum conicum, conve-
xum, acutissimum, rectum: mandibula su-
periore paulo longiore, obsolete emargi-
nata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldam-
sel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol.
(Fr. le loriot.) O. luteus, pedibus nigris,
rectricibus exterioribus postice flauis.
Hin und wieder in der alten Welt. Das Männ-
chen goldgelb und schwarz, das Weibchen oliven-
grün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges,
sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes
Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black
bird.) O. niger, alarum tectricibus coccineis.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich
zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula.).
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso po-
stico maculaque rectricum alarum basique
rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige und
mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein
langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*),
deren man zuweilen mehrere Hundert an Einem
Baume hängen sieht.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedener Größe und Bildung. Sie leben
in Monogamie, nähren sich von Insecten und
Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf-
tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen
(wie mans insgemein nennt.).
27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi
deorsum dehiscentibus. Vnguis posticus rec-
tior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmels-
lerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the
fieldlark, sky-lark.) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis: in-
termediis inferiore latere ferrugineis.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so wie
der Straus, die Hühner und viele andere deßhalb
so genannte Scharrvögel (aues pulueratrices)
im Sande.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobel-
lerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis.) A.
rectricibus nigris: extimis duabus margine
exteriore albis, capite cristato.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, angu-
lato-depressum, obtusiusculum: mandibula
superiore integerrima, marginibus paten-
tiusculis.
1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, starling.) S. ro-
stro flauescente, corpore nigro punctis sagit-
tatis albis.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato.
1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine.
Engl. the missel bird, shrite.) T. dorso fusco,
collo maculis albis, rostro flauescente.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fortge-
pflanzt werden.
2. †. Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rec.
[Seite 177] tricibus nigris: extimis margine interiore
apice albicantibus, capite vropygioque cano:
Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche.
Nährt sich vorzüglich von Wachholder-(Krammets-)
Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus
ferrugineis, superciliis flauescentibus.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Let-
ten und faulem Holze aus; und da letzteres theils
im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui
pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von
einer aue hercynica noctu lucente gegeben haben.
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Wein-
drossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl.
the throstle, song thrush.) T. remigibus basi
interiore ferrugineis.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vorigen.
Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.
5. Polyglottus. die americanische Nachti-
gall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl.
the mockbird.) T. fusco-cinereus, subtus al-
bidus, maculis verticis, alarum et caudae
candidis.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täuschend
nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzäh-
lige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T. ater,
rostro palpebrisque flauis.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues
Gedächtniß.
30. Ampelis. Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore, sub-
incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffer-
vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr.
le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chat-
terer.) A. occipite cristato: remigum secun-
dariorum apice coccineo lanceolato.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen
Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zu-
mahl auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, fron-
tis basi rotundatum; mandibula inferior
margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel,
Krummschnabel, Krünitz, Tannenpa-
pagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-
bill, sheldapple.) L. rostro forficato.
In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.)
L. linea alarum alba, remigibus mediis apice
rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos
nigris.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink,
Liebig, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bou-
vreuil. Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris,
tectricibus caudae remigumque posticarum
albis.
In der nördlichern alten Welt. Beyde Geschlech-
ter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander ac-
compagniren, und sogar Worte nachsprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flauescens, fronte
oliuacea, nucha, humeris, alis et cauda
fuscis.
Am Cap, wo Herden von mehreren hunderten
ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen,
und das wunderbare Gebäude mit einem gemein-
schaftlichen überhängenden Dache bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis,
fascia oculari viridi, abdomine griseo, ro-
stro, pedibus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet
auch eins der wundersamsten Nester, am Wasser,
fast retortenförmig mit abwärts hängenden Halse zum
Ein- und Ausflug, so daß die Mündung nahe über
der Wasserfläche zu hängen kommt.
6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus al-
bido flauicans, vertice pectoreque luteis, gu-
la fusca.
Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.
In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der in-
dischen Halbinsel zu mancherley kleinen Künsten
abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunst-
reiches hängendes Nest aus Binsen etc.
7. Cardinalis. der indianische Haubenfink,
die virginische Nachtigall. (Engl. the
redbird.) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis.
In Nordamerica, wird wegen seines rothen Ge-
fieders und seines Gesanges häufig nach Europa
gebracht.
8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwanz, die Zwuntsche. (anthus,
florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.)
L. flauicanti-virens, remigibus primoribus
antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis.
9. Orix. der Feuervogel. L. grisea, rostro,
fronte abdomineque nigris, collo vropygio-
que fuluis.
Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und
tab. 134. fig. 1.
Am Cap etc.; das Männchen im Frühling und
Sommer feuerroth und sammtschwarz; im Herbst und
Winter hingegen von der graulichbraunen Farbe
des Weibchens.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se invi-
cem discendentes: inferiore lateribus infle-
xo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow
bunting.) E. remigibus albis, primoribus ex-
trorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus
tribus albis.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum Ueber-
wintern nach Deutschland, wo sie sich aber zuwei-
len mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen
läßt.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le
Proycr. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus
nigro maculata, orbitis rufis.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink,
die Fettammer, windische Goldammer.
E. remigibus nigris, primis tribus margine
albidis: rectricibus nigris, lateralibus duabus
extrorsum nigris.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1803.
In den wärmern Gegenden von Europa und dem
benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow hammer.) E. rectricibus nigricantibus:
extimis duabus latere interiore macula alba
acuta.
5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorsó-
que spadiceis, crisso albido, rectricibus dua-
bus vtrinque extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à col-
lier d'or. Engl. the whidab bird.) E. fusca,
pectore rubro, rectricibus intermediis qua-
tuor elongatis acuminatis: duabus longissi-
mis, rostro rubro.
Hat den englischen, nachher in andern Sprachen
aus Mißverstand verunstalteten Nahmen von ihrer
Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah)
auf der guineischen Küste.
33. Tanagra. Rostrum conicum, acu-
minatum, emarginatum, basi subtrigonum,
apice decliue.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'ar-
gent. Engl. the red-breasted blackbird.) T.
atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum coni-
cum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink, Waldfink. (Fr. le pinçon.
Engl. the chaffinch.) F. artubus nigris, remi-
gibus vtrinque albis, tribus primis immacu-
latis: rectribus duabus oblique albis.
In Europa und Africa: hat mannigfaltigen Ge-
fang, so daß oft die Finken in einem Revier von
sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und
in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink, Böheimer.
(Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.)
F. alarum basi subtus flauissima.
Linne' fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buch-
mast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tau-
senden nach manchen Gegenden Deutschlands.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.)
F. fusca, subtus niuea, remigibus secundariis
rectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen
Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink.
(Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the
thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, re-
migibus antrorsum flauis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Fast durch ganz Europa und in den benachbarten
Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Ca-
narien-Sie schöne Bastarde*).
5. Amandaua. der Finke von Bengalen.
(Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad
finch.) F. fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem
Zuckervögelein. (Fr. le serin de Canarie.)
F. rostro albido, corpore subfusco, pectore
flauescente, rectricibus remigibusque vires-
centibus.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts
aus den canarischen Inseln zuerst nach Europa ge-
bracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst in
mancherley Varietäten ausgeartet. Die wilde
Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit gelber Brust.
Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle
oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte
Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen
Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligu-
rinus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the
sisk n.) F. remigibus medio luteis: primis
quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis,
apice nigris.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest
selten gefunden wird*).
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink,
die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the
greater linnet.) F. remigibus primoribus rec-
tricibusque nigris, vtroque margine albis.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhäufling. (Fr. le sizerin.
Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura alarum albida.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz.
passer. (Fr. le moineau Engl. the sparrow.)
F. remigibus rectribusque fuscis, gula nigra,
temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern
der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet.
Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z.
[Seite 185] B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch
an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch
Obststämmen etc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier
Mahl im Jahre. Freylich für Gärten und Feld
ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähli-
ges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz
weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa. Fliegenfänger. (Fr.
gobe mouche. (Engl. flycatcher.) Rostrum
subtrigonum vtrinque emarginatum, apice
incuruo; vibrissae patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra, subtus, frontis macula alarumque
speculo albis, rectricibus lateralibus extus
albis.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rec-
tum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea ar-
millis cinereis.
In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien.
Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht
zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß
noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel be-
kannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hek-
kenschmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la
fauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra
fusca subtus albida, rectricibus fuscis: ex-
tima margine tenuiore alba.
3. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore cinereo maculato.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf
Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften
Fleisches weit verführt wird.
4. †. Alba. die weiße oder graue Bach-
stelze, das Ackermännchen. (Fr. la la-
vandiere. Engl. the white waterwagtail.) M.
pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus
dimidiato-oblique albis.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina, oliuaceo-maculata
subtus ex flauescente alba, gula miniata,
linea alba nigraque cincta, loris nigris, su-
perciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-
cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo ob-
scuro.
Linne' fauna suecica. tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sang-
vögel.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen.
(Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, ca-
pite dorsoque cano.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall;
kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus.
[Seite 187] Fr. le rougegorge. Engl. the robin-redbreast.)
M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win-
ter bey uns, und wird durch Vertilgung unzähliger
schädlicher Insecten sehr nutzbar.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cine-
reoque vndulatis.
In der nördlichern Erde. Macht sich ein bedeck-
tes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*), und
legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verticali
crocea.
Ebenfalls in der nördlichen Erde. Der kleinste
europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den
Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein
Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dür-
re Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines
Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine
tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit
Flaumen etc. ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erec-
ta margine purpurea, corpore croceo, rectri-
cibus rectricum truncatis.
38. Parvs. Meise. (Fr. mèsange, Engl.
titmouse, Tom-tit) Rostrum integerri-
mum, basi setis tectum.
1. †. Major. die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonnière, Engl. the great titmou-
se.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha
lutea.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges
Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern
kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc. Man
hat bey dieser und andern über Winter bey uns
bleibenden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt,
daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter
wird als im Sommer, das ihnen bey Auspicken
ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu Stat-
ten kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpel-
meise, Jungfernmeise, der Blaumül-
ler. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.)
P. remigibus caerulescentibus: primoribus
margine exteriore albis, fronte alba, vertice
caeruleo.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein
unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à
longue queue. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos, Wol-
le etc. und bekleidet es von außen mit den nähmli-
chen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit der Baum,
an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
indianische Sperling. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr.
la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus.
Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Si-
birien etc. baut sich ein beutelförmiges Nest von
Pappelwolle etc., das sie an einem dünnen Aste auf-
hängt.
39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum mini-
mum incuruum, subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von den
übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der be-
kannten Streitfrage über den Winteraufenthalt un-
serer hierländischen Schwalben, zumahl der beyden
[Seite 190] ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was da-
rüber geschrieben worden, noch manches nicht voll-
kommen ins Reine. Schade, daß bey den für die
eine*) oder für die andere**) Behauptung ange-
führten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen
sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angege-
ben sind. Im ganzen hat doch aber immer das
Wegziehen derselben nach wärmeren Gegenden bey
weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hiron-
delle de cheminée. Engl. the house-swallow,
chimney-swallow.) H. rectricibus, exceptis
duabus intermediis macula alba notatis, fron-
te et gula spadiceis.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der folgenden Gattung sind bey den Systema-
tikern auf das seltsamste vermengt und verwechselt
worden. Hier diese, mit den nackten unbefiederten
Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr
offenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an
die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den
Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwal-
[Seite 191] be. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle
de fenêtre ou de muraille, le martinet à cul
blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsu-
tis, rectricibus immaculatis, dorso nigro
caerulescente, tota subtus alba.
Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist auf
den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache,
an den Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest aus Lehm-
Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erd-
schwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl.
the sand-martin, shore bird.) H. cinerea, gula
abdomineque albis.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhü-
geln etc.
4. †. Esculenta. die Salangane. H. rectrici-
bus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sun-
daischen u.a. Inseln des indischen Archipelagus bis
Neu-Guinea etc. Baut da in die Uferlöcher und
Berghöhlen die berufenen indianischen oder Tunkins-
nester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt und ver-
muthlich aus halbverdauten, dadurch für Fäulung
gesicherten und so regurgitirten molluscis besteht.
Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser
Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft
werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwal-
be. (Fr. le martinet, Engl. the black martin,
swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omni-
bus quatuor anticis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
[Seite 192]40. Caprimvlgvs. Rostrum modice in-
curuum, minimum, subulatum, basi de-
pressum; vibrissae ciliares. Rictus amplis-
simus; vnguis intermedius introrsum cilia-
tus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger,
Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax.
Fr. l'engoulevent, la tette-chevre. Engl. the
goatsucker, night-raven.) C. narium tubis ob-
soletis.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt.
Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern etc.
und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch
aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und
dessen obere Hälfte zu beyden Seiten über die un-
tere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen-
samen, die sie im Kropfe einweichen, leben in
Polygamie, legen zahlreiche Eyer, und geben das
mehreste Hausgeflügel.
41. Columba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon). Rostrum rectum versus apicem
descendens*).
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube,
Holztaube. (vinago, livia. Fr. le biset.
Engl. the stock dove.) C. caerulescens, cerui-
ce viridi nitente, dorso postico albo, fascia
alarum apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt
zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach
etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erd-
strichen hingegen überwintern scharenweise in Fel-
sen-Klüften, hohlen Bäumen etc. Das wilde Weib-
chen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube
hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von
einem einzigen Paar binnen vier Jahren 14762
Tauben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten
(wovon doch manche für besondere Gattungen an-
gesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le
pigeon pattu. Engl. the rough-footed dove.)
mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grandgosier.
Engl. the cropper pigeon.) mit theils ungeheu-
rem Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit.)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schna-
bel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant. Engl. the tumbler.) mit glattem
Kopf und einem kahlen rothen Augenring;
überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch
tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopf-
taube. (Fr. le pigeon nonain. Engl. the ja-
cobine.) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Bu-
sche. Frisch tab. 159.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hü-
nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl.
the shaker.) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria, die Posttaube, Brieftau-
be, türkische Taube. (Fr. le pigeon mes-
sager. Engl. the carrier pigeon.) mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Au-
gen herum. Diese Taubenart hat ihren Nah-
men daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehe-
dem in der Levante bediente, um Briefchen zu
überschicken*).
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumahl auf Neu-Guinea und den Molucken etc.
Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier.
Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exterio-
re albidis, collo vtrinque albo.
4. †. Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour-
terelle. Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus
apice albis, dorso griseo, pectore incarnato,
macula laterali colli nigra lineolis albis.
In den warmen und mildern Gegenden der al-
ten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und
ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen ab-
[Seite 195] gerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln
ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourte-
relle à collier, Engl. the indian turtle.) C. su-
pra lutescens lunula ceruicali nigra.
Im mildern Europa und in Ostindien.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore rufo.
Im nordöstlichen America. Macht, zur Zeit ihrer
unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der da-
sigen Indianer aus, die auch Tausende derselben
räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula pro-
pe oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille.
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, corpore
griseo maculato, superciliis albis, rectricum
margine lunulaque ferruginea.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel der
sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn.
(Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle.)
T. pedibus nudis calcaratis rostroque san-
[Seite 196] guineis, gula alba cincta fascia nigra albo
punctata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den
Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la geli-
notte.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cine-
reis punctis nigris fascia nigra: exceptis in-
termediis duabus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern
Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist wohl das
schmackhafteste von allem wilden Geflügel.
5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinotte blanche. Engl. the white game.) T.
pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus
nigris, apice albis: intermediis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der
alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer
Farbe. Nahmentlich ein überaus wichtiges Thier
für die europäischen Colonisten in Labrador und
Grönland.
6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras. Engl. the black cock.) T. pedibus hir-
sutis, cauda bifurcata, remigibus secunda-
riis basin versus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere, tetras. Engl. the cock of the wood.)
T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axil-
lis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
[Seite 197]Im nördlichern Europa; hat ein äußerst scharfes
Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehl-
kopf liegen tief unten im Halse.
43 a). Nvmida. Caput cornutum, col-
lum compressum coloratum; palearia ca-
runculacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris, das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney ben.) N. rostro cera instruc-
to nares recipiente.
Das so zum wundern schön weißpunctirte Ge-
schöpf ist ursprünglich im nördlichen und westlichen
Africa einheimisch, aber auch längst nach Europa
und viele Gegenden von America verpflanzt.
43 b). Menvra. Cauda elongata, plana,
rectricibus 16. duabus intermediis angustis,
longioribus, duabus externis apice dilatato
exterius recuruo; reliquis laxis.
1. Superba. der Leyerschwanz, Schweif-
hahn.
Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis
tab. 14. 15. 16.
Auf Neuholland. Das Männchen, wegen seines
mächtig großen wundersam gebildeten schönfarbigen
Schweifes eines der prachtvollsten Thiere der gan-
zen Classe.
44. Phasianvs. Genae cute nuda lae-
vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl.
the cock.) Ph. caruncula compressa verticis
geminaque gulae, auribus nudis, cauda com-
pressa ascendente.
Die vermuthliche wilde Stammrasse*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und
zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den
Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus (die den
zinnoberrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes
ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die
ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die
Spanier nach America gebracht: hingegen auf vie-
len Inseln der Südsee bey ihrer Endeckung von den
Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn
ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem
oftmahligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere
der ganzen Classe, und die Hahnen-Gefechte längst
und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks-
schauspiel.
Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils in
wahre zum erblichen Schlag gewordene Monstrosi-
täten**); sowohl per defectum (– s. oben S.
32 –), wie der ungeschwänzte Kluthahn; als
per excessum (– a. a. O. –), wie z.B. mit
5 oder gar 6 Zehen***).
Unter den übrigen Abarten verdienen besonders
bemerkt zu werden:
a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl
so groß als der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.
c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries-
ländische Hahn, mit krausen auswärts
gekrümmten Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Ka-
ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorge-
birge, wo auch noch andere Vögelarten diese
Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl.
the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata, genis
papillosis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Mingre-
lien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Euro-
pa gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta-
tus et undulatus, remigum 11 interiorum
latere exteriore ocellato, genis nudis, occi-
pite nigro subcristato, rectricibus 2 interme-
diis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvoll-
ste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die gro-
ßen Augen auf den innern Schwungfedern unbe-
schreiblich schön schattirt, jedem gleichsam ein Licht-
punct aufgesetzt etc.; mißt vom Schnabel zur Schwanz-
spitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beyden folgen-
den Gattungen zumahl in Schina zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis cae-
ruleis, cauda cuneata.
Bey dieser und der nächstfolgenden Gattung zeich-
nen sich die erwachsenen Männchen durch die aus-
nehmende Schönheit ihres Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum in
vtraque mandibula. Pennae caput tegentes
reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, cor-
pore nigro, ventre albo.
46. Meleagris. Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membrana-
cea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wäl-
sche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr.
le dindon. Engl. the turkey.) M. maris pec-
tore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er in
großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt,
ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er
nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in man-
cherley Varietäten von weißer u.a. Farben aus-
geartet ist.
47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl.
the peacock.) P. capite crista compressa, cal-
caribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa verpflanzt. Das Mannchen zeichnet sich vom
dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz-
oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spiel-
arten ist die weiße die auffallendste.
48. Otis. Rostrum mandibula superiore for-
nicata; pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl.
the bustard.) O. maris capite iuguloque virin-
que cristato.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich
unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbunde-
nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten
Flügeln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum subconicum, pe-
des cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl.
the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito ex-
teriore paruo mutico, spinis alarum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht
Fuß und darüber erreicht, und außer Africa nur
in Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum
Flug wird bey ihm durch die ausnehmende Schnel-
[Seite 202] ligkeit seines Laufs vergütet*). Von seinen Eyern
deren er wohl 30 legt, hält jedes ohngefähr so viel
als 24 Hühnereyer. Vorzüglich wird er durch sei-
ne Federn schätzbar.
Der americanische Straus (Str. rhea)
ist zumahl in Chili zu Hause.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus
tridactylis, galea palearibusque nudis, re-
migibus spinosis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mit-
lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln
Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und
zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.
Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm
(Str. australis.) ist neuerlich im fünften Welttheil
auf Neu-Südwallis entdeckt worden.
50. Didvs. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis: vtraque mandibu-
la inflexo apice; facies vltra oculos nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvo-
gel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus am-
bulatoriis, cauda breuissima, pennis incur-
uis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel,
der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung an-
gestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr.
Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer-
leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folg-
lich leicht zu fangen, und doch wegen seines widri-
gen Fleisches von wenig Nutzen war**).
So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge,
hohe stelzenartige Beine, und auch mehrentheils
einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie
halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf,
leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten
und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der
Erde oder im Schilf, und weiden großentheils
durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und
durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum denudatum,
infracto-incuruatum, denticulatum, pedes
tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Kor-
korre. P. ruber, remigibus nigris.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beyder
Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper,
aber ganz auffallend langem Halse und Beinen,
wohl mannshoch.
52. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher. (Fr. la spatule. Engl. the spoonbill.)
[Seite 204] P. corpore albo, gula nigra, occipite sub-
cristato.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten
Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum, man-
dibula superiore adunca. Pedes tetradacty-
li, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis bi-
spinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Süd-America.
54. Mycteria. Rostrum subadscendens,
acutum: mandibula superiore triquetra: in-
feriore trigona acuminata adscendente:
frons calua: nares lineares: pedes tetra-
dactyli.
1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la cicogne
du Bresil.)
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma. Rostrum gibbosum; man-
dibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill.) C. ventre rufescente.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, lon-
gum, subcompressum; pedes tetradactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore cinereo, alis extus testaceis.
2. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re-
migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque
sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, son-
dern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten jun-
ge Rebhühner u.s.w., schleppt auch nicht selten
Leinewand, Garn etc. ins Nest, um es weich aus-
zufuttern*).
3. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigra
dependente, corpore cinereo, collo subtus
linea fasciaque pectorali nigris.
Fast durchgehends in beyden Welten. Schädliche
Thiere, die den Fischteichen und besonders der jun-
gen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen
Bäumen, Eichen etc.**).
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite crista-
to, corpore albo, rostro nigro, loris pedi-
busque virescentibus.
Zumahl in Persien etc. Mit den kostbaren laugen,
silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Ip-
rump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A.
capite laeuiusculo, supra testacea maculis
transuersis, subtus pallidior maculis oblon-
gis fuscis.
In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.
57. Tantalvs. Rostrum longum, subu-
latum, teretiusculum, subarcuatum: facies
nuda vltra oculos: pedes tetradactyli, basi
palmati.
1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nume-
nius ibis Cuvier.) T. albus, remigum api-
cibus, rostro et pedibus nigris, remigibus
secundariis elongatis nigro-violaceis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.
Das berühmte, von den alten Aegyptern, als
Symbol der Ueberschwemmung des Nils*), auf
ihren Denkmählern verewigte, und so wie die da-
mahligen menschlichen Leichen zu Mumien bereite-
te**), und in besondern Gewölben in größter Men-
ge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Ae-
gypten ziemlich seltene Thier***).
Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem
auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch-
land vorkommenden Tantalus falcinellus einerley
zu seyn.
58. Scolopax. Schnepfe. Rostrum te-
retiusculum, obtusum, capite longius fa-
cies tecta, pedes tetradactyli, postico plu-
ribus articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi ru-
fescente, pedibus cinereis, femoribus tectis,
fascia capitis nigra.
In den wärmern Gegenden der nördlichern alten
Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämm-
chen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S.
rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis,
frontis lineis fuscis quaternis.
Fast durchgehends in der nördlichen Erde.
59. Tringa. Rostrum teretiusculum lon-
gitudine capitis, digito postico vniarticula-
to, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer.
Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque rubris,
rectricibus tribus lateralibus immaculatis, fa-
cie papillis granulatis carneis.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Nah-
men von der Streitbarkeit, mit welcher die Männ-
chen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. ('gavia. Fr. le van-
neau. Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-
wit.) T. pedibus rubris, crista dependente,
pectore nigro.
Ebenfalls in der nördlichem alten Welt.
60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier, Engl. plover.) Rostrum teretius-
culum, obtusum. Nares lineares. Pedes cur-
sorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore ni-
gro, fronte nigricante fasciola alba, vertice
fusco, pedibus luteis.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde, nahmentlich aus den Sandwich-Inseln.
61. Recvrvirostra. Säbelschnäb-
ler. Rostrum depresso planum, subulatum,
recuruatum, acuminatum, apice flexili. Pe-
des palmati, tridactyli.
1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.,
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Ge-
würmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts ge-
bogenen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs. Rostrum compressum,
apice cuneo aequali; pedes cursorii tri-
dactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Auster-
mann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier.
Engl. the sea-pie, pied oyster-catcher.) H. ro-
stro pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Weltthei-
le; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine su-
pra inferiorem fornicata; frons calua, pe-
des tetradactyli, subpinnati.
1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl. the pur-
ple Water-hen.) F. Pedibus fissis, fronte pe-
dibusque rubris, corpore viridi subtus vio-
laceo.
Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zo-
nen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlan-
ken Wuchs und prächtigem violet und grün schil-
lenden Gefieder. Wird leicht zahm.
2. †. Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la
foulque, morelle. Engl. the coot.) F. pedibus
pinnatis fronte incarnata, armillis luteis, cor-
pore nigricante.
In der mildern nördlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, ob-
tusiusculum. Nares ouatae in medio rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis. Alu-
lae spinosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. vngui-
bus posticis longissimis, pedibus viridescen-
tibus.
65. Rallvs. Rostum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem ver-
[Seite 210] sus, aequale, acutum; pedes tetradactyli,
fissi.
1. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz,
Wiesenschnarrer, Schars. (ortygome-
tra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, da-
ker-hen) P. alis rufo-ferrugineis.
In den mildern Gegenden der alten Welt. Wach-
telkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als
ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandibula
superiore longiore. Nares ouatae, patulae.
Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. ni-
gra, pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama-
zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem
Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre
Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hin-
ten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge-
schickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind.
Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes
Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre-
sten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut
überzogen. (– s. oben S. 142. –) Sie haben
eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen
[Seite 211] Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die
Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere
knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dich-
tes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt,
halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen,
der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf etc.
auf und leben mehrentheils in Polygamie. Sie
legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind
aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes,
Federn etc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum rectum, man-
dibula superiore multo breuiore; inferiore
apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the sea-
crow, cut-water.) R. nigricans, subtus alba,
rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untere, und dieser liegt in jenem, gleichsam
wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, subula-
tum, subrectum, acutum, compressiuscu-
lum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S. corpore nigro, fronte albicante, superci-
liis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beyden Wendezirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil-
ver-bird.) S. cauda forficata: rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis.
An der ganzen nördlichsten Erde.
69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acuminatum,
pedes compedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tridac-
tylis corpore atro, rectricibus alarum albis.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fus-
co, pectore abdominineque niueo, remigibus
secundariis extremo apice albis.
An den Seeküsten der nördlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui,
palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.
Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so wie
das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen etc. verar-
beitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum, rectum, cultra-
tum, apice subadunco. Mandibula inferior
infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch
finden sich auch welche auf der Südsee, und zwar
theils in ungeheuren Schaaren.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albicans,
dorso canescente, rectricum apicibus, excep-
to extremo, nigris, pedibus tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
[Seite 213]71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta, pedes
palmati omnibus digitis connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer
Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das
Thier spiralförmig zusammen rollen, und so den Kopf
gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnel-
len soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rec-
tum, acuminatum, fauce pone rostrum hian-
te. Digitus posticus antrorsum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la pail-
le en-queue. Engl. the tropic-bird.) P. rec-
tricibus aequilibribus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen den beyden
Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden
Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum; subcompressum: mandibulis aequali-
bus, superiore apice adunco; inferiore api-
ce compresso-canaliculato. Pedes vngue
postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewit-
tervogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest-
bird, stormfinch, mother cary's chicken.) P. ni-
gra, vropygio albo.
Linne' fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist
in offener freyer See fern vom Lande auf Klippen,
und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen
[Seite 214] eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von
da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der
Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie
ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und
anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen
Fette, das allmählich hinein zieht, lange Zeit un-
terhalten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum: maxil-
la superiore apice adunca; inferiore trun-
cata.
1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du
cap.) D. alis pennatis longissimis, pedibus
aequilibribus tridactylis.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit
ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt
auf 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande
entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über
der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von
fliegenden Fischen*).
75. Pelecanvs. Rostrum rectum: apice
adunco, vnguiculato: pedes aequilibres:
digitis omnibus quatuor simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Peli-
can. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula sac-
cata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.
In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile,
(wenn anders die americanische Kropfgans nicht
specifisch von der in der alten Welt verschieden ist).
Hat den griechischen Nahmen von ihrer Eselsstim-
me, den deutschen aber von dem ungeheuren beutel-
[Seite 215] förmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt,
und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund
Wasser fassen kann.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro,
orbitis nigris.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnli-
ches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel,
die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und dem flie-
genden Thier ein sonderbares Ansehen geben.
3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormorán.) P. cauda rotundata,
corpore nigro, rostro edentulo, capite sub-
cristato.
Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schi-
na zum Fischfang labgerichtet. (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 25. –)
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
remigibusque primoribus nigris, facie cae-
rulea.
Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl auf den schottischen Inseln, und nahment-
lich auf Baß*), wovon diese Gans den Nahmen
führt. Macht die Hauptnahrung der armen Insu-
laner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abge-
streifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen,
[Seite 216] die zwar nur ohngefähr fünf Tage halten aber auch
augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind*).
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum; lingua ciliata, ob-
tusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro se-
micylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit gel-
ber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer
krummlaufender Luftröhre) unterscheiden. Dieser
letztere gibt einen hellen weit schallenden nicht un-
angenehmen Ton von sich.
Der schwarze Schwan mit weißen Schwung-
federn (A. nigra.) ist an den Küsten des fünften
Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl als
an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697
gefunden und beschrieben worden**).
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder
schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée.
Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. ro-
stro semicylindrico: cera gibbosa, palpebris
tumidis.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
[Seite 217] wich-Inseln des stillen Oceans. Man unterschei-
det mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl.
the goose.) A. rostro semicylindrico; corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den
zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganser-
te, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans
geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans.
(Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite
colloque nigris, genis gulaque albis.
Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen
ihrer ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch
vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans,
schottische Gans. A. fusca, capite collo
pectoreque nigris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde;
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und
andern mildern Gegenden, wo sie sich unter andern
von dem Thier der Entenmuschel (Barnacle, Lepas
anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel ent-
standen, daß dieser Vogel nicht aus einem Ey, son-
dern aus einer Muschel hervor komme u.s.w.*).
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A.
rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels tab.
1. u. f.
In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf Is-
land und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer
sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein
Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum-
federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen be-
kannt sind.
7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck, mallard.) A. rectricibus intermediis
(maris) recuruatis, rostro recto.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nörd-
lichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten.
Die zahme (A. domestica) scheint große Neigung
zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z.B.
die Entriche auf Hühner erpicht sind und v. v. En-
ten den wälschen Hahnen nachlaufen, und sie zu
reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelente (Fr. le souchet.
(Engl. the shoveler.) A. rostri extremo dilata-
to rotundato; vngue incuruo.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit
hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfisch-
barden.
77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylindri-
cum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitudinali
erectiuscula: pectore albido immaculato, rec-
tricibus cinereis, scapo nigricante.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere
Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier
für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum, trans-
uerse sulcatum: mandibula inferior ante
basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen
der nördlichen Erde.
1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le
macareux. Engl. the puffin.) A. rostro compresso-
ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita
temporibusque albis, palpebra superiore mu-
cronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst
so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pin-
guin. (Fr. manchot.) Rostrum compres-
siusculum, subcultratum, longitudinaliter
oblique sulcatum: mandibula inferior apice
truncato: alae impennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam
flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und
ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thie-
ren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedene Ar-
ten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa
und America, so wie andere um Neu-Holland,
Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*).
Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flaua.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis.
Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich
beydes durch die Warme ihres Bluts (§. 23.
und 40.) und durch die größere Menge dessel-
ben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin
noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen
sich hingegen von den Fischen vorzüglich dadurch
aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen
Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer
Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimm-
ter, und so zu sagen unordentlicher sind, als bey
den beyden Classen mit warmem Blute. Auch
können sie das Athemhohlen weit länger entbeh-
ren als diese, weit länger im so genannten luft-
leeren Räume, oder auch in eingesperrter Luft
(wie z.B. Kröten in einer engen Höhle mitten
in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst
geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlenge-
säuerter Luft aushalten, und auffallende Extreme
[Seite 222] von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man
z.B. ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen
und Fröschen hat, die sowohl im Magen und
Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch
ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen ein-
gefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stim-
me von sich zu geben: doch scheinen einige (z.B.
unter den hieländischen der wahre Salamander,
die grüne Eidexe, die Blindschleiche etc.) gänzlich
stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild-
kröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen ver-
sehen sind; oder aber, als Schlangen einen lang-
gestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere
Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den warmblü-
tigen Thieren. Einige sind mit einer knochigen
Schale überzogen: andere mit hornartigen Reifen,
oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit
Schuppen bedeckt: und noch andere haben eine
nackte, nur mit Schleim überzogene Haut. Die
[Seite 223] mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Man-
che, wie z.B. der Laubfrosch und verschiedene
Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch
zuweilen plötzlich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser
und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt
angewiesen. Manche gehen willkürlich in beyden
ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. An-
dere hingegen bringen entweder eine bestimmte
Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten
bloß in einem von beyden zu. Endlich sind aber
auch manche entweder bloß für das Wasser, und
nicht für beydes zugleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr ge-
mischter Nahrung: andere hingegen, wie der
Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen in der
Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß lebende
Insecten von einigen wenigen bestimmten Gattun-
gen an. In der Gefangenschaft nehmen viele
gar keine Nahrung zu sich, und können dann zum
Wunder lange fasten: ich selbst habe z.B. Sa-
lamander auf acht Monathe lang ohne Speise,
und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abge-
zehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß
man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle
Nahrung ausdauern können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproduc-
tionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre,
in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hin-
gegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.)
einen Grund; da folglich die erstern von letzterem
minder abhängig sind; und überhaupt die ganze
Maschine zwar schwächere Mobilität, weniger con-
sensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien ein-
facher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bey
den warmblütigen Thieren, – aber dagegen die
Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter
Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey
dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der ein-
zelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der
auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt,
sogleich, wir bey den warmblütigen Thieren, an-
dere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl
überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche,
denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher
hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus
dem Kopfe genommen worden, noch Monathe
lang leben können; daher auch wohl die anhal-
tende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnit-
tenen Theile, wie z.B. der Schwänze von Was-
sermolchen, Blindschleichen etc.*).
Zu Waffen und Vertheidigungsmit-
teln dient manchen Amphibien, zumahl unter
den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum, den sie
im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der
specifike Geruch, den sie verbreiten; so zumahl
manche Schlangen, Kröten, Eidexen etc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die
ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre gewor-
den, und vollends viele Schlangen bekanntlich
sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen. Hin-
gegen finden sich bey den Thielen dieser Classe
nur sehr wenige Spuren von wahren Kunst-
trieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. –
Dagegen aber wohl alle die kältern Wintermona-
the in Erstarrung zuzubringen. Und zwar theils
einzeln, theils, wie unsere hieländischen Frösche
und Salamander, in Hausen. Doch können auch,
diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und
Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten
werden.
Das Fortpflanzungsgeschäft der Am-
phibien hat ungemein viel Sonderbares. Der
Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man
z.B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung
eines Weibchens andere männliche Frösche oder
Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben.
Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkrö-
ten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen
lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung
mit dem Hinterleibe aufs innigste um einander,
und züngeln dabey mit gebogenem Halse auf ein-
ander los. Die Wassermolche hingegen umfassen
einander gar nicht, sondern das Männchen
schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen
herum und bespritzt die Eyerchen, so wie es die-
selben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber man-
che, zumahl unter den Schlangen etc. geben die
Eyer nicht eher von sich, als bis das darin be-
findliche Junge schon meist seine völlige Ausbil-
dung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Jungen
auf dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende
des Sommers au ganzer vier Monathe lang völlig
isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um
Neujahr herum ganz unerwartet binnen wenigen
Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine
ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere
Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksam-
leit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in ihrer voll-
kommenen Gestalt, sondern als so genannte Lar-
ven zur Welt, und müssen sich erst noch einer
Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie
die Ausbildung und den völligen Gebrauch aller
ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche
z.B. (die so genannten Kaulquappen, gy-
rini, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben an-
fangs noch keine Füße, sondern dafür einen lan-
gen Ruderschwanz; auch, so wie die jungen Sa-
lamander, eine Art von Fischkiemen (branchiae
oder Swammerdam's appendices fimbriatae)
zu beyden Seiten des Halses; ferner zum Theil
eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl.
m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand
des zarten jungen Thieres bestimmt sind, und mit
der zunehmenden Reife desselben allgemach schwin-
den*).
Die Amphibien haben ein langsames Wachs-
thum; so daß z.B. unsere hieländischen Frösche
meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und
doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß
dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter
von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man,
daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft
über 100 Jahre gelebt haben, so daß, hiernach
zu schließen, die Crocodile und großen Schlan-
gen etc. wohl zu einem noch höhern Alter gelan-
gen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche
Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumahl der
Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie
auch verschiedener Frösche und Eidexen etc. –
auch von Schildkröten Thran; und Schild-
patt zu Kunstarbeiten etc. –
Schädlich werden manche ungeheure Thie-
le dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere, zumahl unter
den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner
andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Hef-
tigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord-
nungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern Na-
turforscher) – Schildkröten, Frösche, Eide-
xen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben)
mit vier Füßen versehen, die nach dem verschie-
denen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye (pe-
des digitati), oder durch eine Schwimmhaut
verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse
verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber
turtle, Span. galápago). Corpus testa
obtectum, cauda (plerisque) breuis, os man-
dibulis nudis edentulis*).
Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochi-
gen, sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit
dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwach-
sen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt
ist, die bey manchen Gattungen so stark und schön-
farbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet wer-
den. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen
in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der
Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner,
als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf,
Schwanz und Füße versehen. – Ueberhaupt aber
dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil-
[Seite 231] dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts
zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte
Stufenfolge in der Natur.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vnguicu-
lis tribus, testa orbiculari ouata, membra-
nacea, grisea, striata, scabra.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawksbill
turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cor-
data subcarinata, margine serrato: scutellis
imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 42.
In beyden Indien; auch im rothen Meere. Gibt
das beste Schildpatt*).
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche. Engl. the green turtle.) T. pedibus
pinniformibus, marginibus maxillarum den-
tatis, testa ouata.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner
am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichen Nahmen
von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale, und der
auffallend grünen Farbe ihres schmackhaften Fettes.
Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, da-
her ihr ausnehmend schmackhaftes, gar nicht thrani-
ges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild-
kröte. (europaea Schneid.) T. pedibus pal-
matis, testa orbiculata planiuscula.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice-
gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis
planiusculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa und nördlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, te-
stae scutel is eleuatis truncatis.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der
Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regel-
mäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölb-
ten Rückenschildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl.
toad.) Corpus nudum pedibus quatuor, po-
sticis longioribus*).
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi,
digitis anticis muticis quadridentatis, posti-
cis vnguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die
überaus sonderbare und ganz anomalische Weise,
mit der die Mutter ihre Jungen ausheckt, merkwür-
dig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich,
den das Weibchen vorher auf die gewöhnliche Art
von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und
befruchtet ihn hierauf mit seinem Samen. Die
Eyerchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut
der Mutter, bis nach Verlaus von beynahe drey
Monathen die darin befindlichen anfangs geschwänz-
[Seite 233] ten Kaulquappen*) zum Ausbruch reif sind, und
nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden, und
sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ih-
rer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. T. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheuren tutenförmigen obern
Augenlieder ein abenteuerliches Ansehen.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auribus
ocellatis, pedibus muticis.
In Nord-America. Fast von der Größe eines
Meerschweinchens. Hat den englischen Nahmen von
seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis.) R. fe-
moribus postice oblique striatis.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) er-
reicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel
größer als der ausgebildete, zu seiner Reise gelangte
Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer
alten Sage von Fröschen, die sich in Fische ver-
wandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon
die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung
erhalten haben, bleibt das Thier doch noch geraume
Zeit geschwänzt.
5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso
verrucoso lurido fuscoque.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man
verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsäg-
[Seite 234] ten Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc. ange-
troffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu-
lato, pupilla triquetra.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo
calamita. Laurent.) R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt
selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dum-
pfen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sa-
gen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jungen
nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor-
kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl
zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben
haben mag.
9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch,
Röling, Marxgöker. R. viridis, corpo-
re angulato, dorso transuerse gibbo, abdo-
mine marginato.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen qua-
ken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter,
und treiben dabey zwey große Blasen hinter den
Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig,
verzehren Mause, Sperlinge, und selbst junge En-
ten, Forellen etc. und können sogar über Hechte
Herr werden. Zur Begattungszeit bekommen die
[Seite 235] Männchen dieser und der vorigen Gattung schwar-
ze warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße,
womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust
klammem können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites,
hyla. (Fr. la raine, grenouille de St. Martin,
le graisset.) R. corpore laeui, subtus granu-
lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len-
ticulatis.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch in America etc. Der klebrige Schleim, womit
er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey
seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Hal-
tung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer
braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute
Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern
will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich
geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer großen
Blase auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum caudatum,
alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.
4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard.) Corpus elongatum, pedibus qua-
tuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil.
(Crocodilus vulgaris Cuv.) L. rostro aequa-
li, scutis nuchae 6, squamis dorsi qua-
dratis, sex – fariam positis, pedibus po-
sticis palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
[Seite 236]Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa (nahmentlich im Ober-Nil und im Niger).
Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine
Länge von 30 Fuß erreichen soll*): und doch ha-
ben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes.
Erwachsen fällt er Menschen und andere große Thiere
an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zäh-
men**).
2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops
Cuv.) L. porca transuersa inter orbitas,
nucha fasciis osseis 4 cataphracta, pedibus
posticis semipalmatis.
Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.
Im mittlern America. Weit rundlicher und glat-
ter am Leibe und Schwanz, als der eigentliche
Crocodil, wird auch nicht so groß als dieser, und
legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener
fünf Zehen an den Vorderfüßen, und viere an den
hintern, von welchen allen aber nur die drey innern
mit Krallen bewaffnet sind.
3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elon-
gatis subcylindricis, pedibus posticis pal-
matis.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.
Zumahl im Ganges.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda ca-
rinata, corpore mutico squamis marginatis,
maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
[Seite 237]In beyden Indien. Ueberaus sauber und regel-
mäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 El-
len lang; hat den Nahmen daher, daß es sich wie
man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile auf-
halten, und durch einen pfeifenden Laut, den es
von sich gibt, diese seine furchtbaren Gefährten ver-
rathen soll.
5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti lon-
ga, sutura dorsali dentata, crista gulae den-
ticulata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein über-
aus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duo-
bus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. 11.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils
in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen
und Hecken, nährt sich von Insecten, die es mit
seiner langen, vorn kolbigen ausgehölten klebrigen
Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lun-
gen sind ausnehmend groß, und das Thier kann
sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner ma-
chen, daher vermuthlich die Sage der Alten ent-
standen seyn mag, daß es bloß von Luft lebe.
Seine Augen haben die ganz eigene Einrichtung,
daß jedes besonders, oder auch beyde zugleich nach
verschiedenen Richtungen, eines z.B. aufwärts
das andere hinterwärts u.s.w. und zwar schnell
bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist
grünlichtgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen
zumahl wenn es zornig wird etc. Der zuweilen
bemerkte Widerschein von benachbarten farbigen
Gegenständen aus die glänzenden Schuppen des le-
bendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben,
als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben
richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder sau-
rus der Alten.) L. cauda tereti mediocri,
digitis muticis subtus lamellatis, corpore
verrucoso, auribus concavis.
In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln
der Südsee, und selbst hin und wieder im südlichen
Europa, z.B. im Neapolitanischen. Er soll einen
giftigen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen
haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier
drüber wegläuft, mittheilen.
8. Scincus. (crocodilus terrester.) L. cauda te-
reti mediocri, apice compressa, digitis muti-
cis lobato-squamosis marginatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.
Im steinigen Arabien, Aegypten etc.
9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-
Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula,
squamis acutis, collari subtus squamis con-
stricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch
in beyden Indien und auf den Inseln der Südsee.
Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. nigra, dorso late-
ribusque verrucosis, abdomine flauo, nigro-
maculato.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf
bis zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende
empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner aus-
nehmenden Reproductionskräft s. oben S. 41.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis cor-
pore flauo nigroque vario, nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und
daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben
könne etc., sind Fabeln.
Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang
gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen;
und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen
bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie
bey ihrer ausnehmend langen und theils blasen-
förmigen Lunge leicht schwimmen können), ande-
re auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie
legen mehrentheils an einander gekettete Eyer,
und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey andern
Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen un-
geschickt, indem sie sich weit von einander dehnen
lassen, so daß die Schlagen andere Thiere, die
oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlin-
gen können. Manche sind mit heftigem Gift in
besondern Bläschen am vordern Rande des Ober-
kiefers versehen**), das in eigenen Drüsen ab-
geschieden, und durch besondere röhrenförmige, ein-
zeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer läng-
lichen Oeffnung versehene, Giftzähne (– als
[Seite 241] durch einen Ausführungsgang –) beym Biß in
dir Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern Rande
des zugleich merklich starken Oberkiefers befindli-
chen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten
Character ab, um die giftigen Schlangen von
den giftlosen zu unterscheiden*), da bey den letz-
tern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade
(bis hinten) mit Zähnen besetzt ist (– Abbild.
n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –); außerdem
haben aber wohl alle Schlangen noch eine dop-
pelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander
gemein.
5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr.
serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.)
Scuta abdominalia. Scuta squamaeque sub-
caudales. Crepitaculum terminale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6
Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen die-
ses Geschlechts unterscheiden sich von allen andern
[Seite 242] Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren
in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornarti-
ge, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. –
Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar ge-
bauten, und in seiner Art so ganz einzigen Organ
nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl
auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen etc.
im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlan-
ge*) gleichsam von selbst in den Rachen fallen,
wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber
keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das nähmliche auch an mehrern andern Schlan-
gen der neuen und alten Welt bemerkt haben will.
– Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von
den Schweinen und Raubvögeln, verzehrt. Auch
lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B.
scutis 240. scutellis 60.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adanson's
Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll leben-
digen Rehen etc. die Rippen und andere Knochen ent-
zwey brechen, das Thier nachher mit einem gallert-
artigen Geifer überziehen, und so hinter würgen.
Doch ist sie leicht kirre zu machen, und wird, wie
die Brillenschlange, von den ostindischen Gaucklern
zu allerhand Kunststücken abgerichtet. – Die Ama-
ru-Schlange in Süd-America, die von den Antis
in Peru angebethet ward, und auch auf 30 Fuß
lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. –
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehr-
te, so genannte Juda-Schlange von einer an-
dern Gattung.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta abdo-
minalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen
der Viper belegt. Hier diese von Linne' so genannte,
ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C.
tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa-
mis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 40.
Diese von den beyden über den Augen stehenden
Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland
mit der vorigen, und ist allerdings giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder.) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräunli-
cher Farbe, und in wärmern Gegenden der alten
Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz
zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Ent-
zündung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist
[Seite 244] dieselbe Gattung, womit ehedem Redi, und neuer-
lich Fontana so viele merkwürdige Versuche
angestellt haben.
4. †. Natrix. die Ringel-Natter, Schna-
cke, der Unk. (Fr. la couleuvre à collier.) C.
scutis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu-
mahl an den beyden Seiten des Halses. Man hat
selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß ge-
funden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den aben-
teuerlichen Erzählungen von Lindwürmern etc. ge-
geben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück.
tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige
Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu
Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang.
Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig gro-
ße und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die
mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder
mit citrongelben Querstreifen von einander abgeson-
dert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schö-
ne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haa-
re geflochten tragen etc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar,
und hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeich-
net. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber
häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht
zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Angvis. Squamae abdominales et sub-
caudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch-
schlange, der Haselwurm, Hartwurm.
(Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slow-worm.)
A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.
In dumpfigen Gegenden, altem Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und
die Stücken bewegen sich doch noch Stunden lang.
Man findet von ihr mancherley theils sauber ge-
zeichnete Spielarten.
2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci caudae-
que.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae
trunci caudaeque. Labrum superius tenta-
culis 2.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, son-
dern runzelige Ringe in der glatten Haut, fast wie
ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kal-
tem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst
wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden ver-
sehenen) Flossen bewegen, und mittelst wah-
rer, immer zu beyden Seiten des Halses verwahrt
liegenden (nicht wie bey den Froschlarven außer-
halb deßselben frey hervorragenden) Kiemen
Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiesen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf den beyden
Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer
oder mehreren großen halbmondförmigen Schup-
pen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula
branchialia) heißen, und bey den mehresten mit
der Kiemen-Haut (membrana branchiostega)
[Seite 247] verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit un-
zähligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und
auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt,
die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln,
und die an ihrer Basis durch eben so viele bo-
genförmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben
so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere
lange entbehren können, geschieht bey ihnen, in-
dem sie die im Wasser aufgelösete Luft
durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann
durch die Kiemenöffnung (apertura branchialis)
wiederum von sich geben; folglich nicht wie die
mit Lungen versehenen Thiere durch den glei-
chen Weg ein- und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich ei-
nige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger, als bey den beyden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine ver-
ticale Stellung, d.h. er ist auf beyden Seiten
zusammen gedrückt corpus compressum s. ca-
[Seite 248] thetoplateum): bey einigen andern hingegen, wie
bey den Rochen, liegt er horizontal, ist in die
Breite platt gedrückt (corpus depressum s. pla-
gioplateum); bey andern, wie beym Aal etc. ist
er mehr walzenförmig: bey andern, wie bey den
Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig etc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander, ohne durch einen ei-
gentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah-
men) mit Schuppen bekleidet; und zwar die
Grätenfische mit eigentlich sogenannten, die von
einer ganz eigenen Substanz, und bey den ver-
schiedenen Gattungen voll der mannigfaltigsten,
theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeich-
nung, und farbigen Gold- und Silberglanze
sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr
knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln,
u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch mit
einem besondern Schleim überzogen, der großen
Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu
werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu
beyden Seiten des Körpers in her so genannten
Seiten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische*), die
Flossen (an welchen man neuerlich merkwür-
dige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen
aus dünnen knochenartigen oder knorpeligen Grä-
ten, die durch eine besondere Haut mit einander
verbunden, an eigenen Knochen befestigt, und
durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer
bestimmten Lage nach heißen die obern, Rücken-
flössen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter
den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae
pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung
des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ven-
trales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse
(pinna analis); endlich am Schwanze, die
Schwanzflosse (pinna caudalis), die immer eine
verticale Stellung hat.
Die so genannten fliegenden Fische haben
sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich
damit selbst über die Oberfläche des Wassers er-
heben, und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der
Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken
(wie bey den so genannten cartesianischen Teufel-
[Seite 250] chen), ist die Schwimmblase, womit zumaht
die Süß-Wasser-Fische versehen sind, und die
mittelst eines eigenen Canals (ductus pneumati-
cus) meist mit dem Magen in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt
man die Fische überhaupt in See- und Süß-
Wasser-Fische. Einige können doch auch zuwei-
len einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne etc. Andere theils in warmen
mineralischen Quellen*).
Die mehresten Fische, zumahl die in der See
leben, sind animalia nocturna, die nähmlich
ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am
Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig hal-
ten. Daher auch die von Fischen lebenden In-
sulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts
auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändert in gewissen Jahrszeiten ihren Aufent-
halt; so steigen viele Seefische um zu leichen in
die Buchten und Mündungen der Flüsse; man-
che derselben aber, wir z.B. die Häringe im
nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch
[Seite 251] außerdem anderweitige Zuge zu bestimmten
Jahrszeiten und in unermeßlichen Scharen zwi-
schen den Küsten des westlichen Europa und des
nordöstlichen America*).
Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße
haben, ihre Beute damit zu fassen, mit
mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu werden,
versehen. Theils nähmlich mit langen Bartfasern
(cirri) am Maule, um damit andere kleine Was-
serthiere, wie mit einem Köder zu locken, und
gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der
Froschfisch etc.) Andere, wie der Chaetodon ro-
stratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die
über dem Wasser fliegenden Insecten, gleichsam
herab zu schießen. Andere, wie drey Seefische,
der Zitterrochen, Tetrodon electricus und Tri-
chiurus indicus, und die beyden Flußfische,
der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer be-
sondern erschütternden und betäubenden Kraft u.s.w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Ent-
fernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf,
und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die
im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Be-
[Seite 252] sonders aber zeigen sich mancherley Sonderbarkei-
ten im Baue ihres Auges, zahlreichere Häute,
ausschließlich eigne andere Organe u. dergl. m.*).
Ueber die Naturtriebe u.a. Seelen-
kräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus
Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen.
Doch weiß man, daß manche, w. z.B. die Fo-
rellen, überaus kirre werden**); andere z.B.
alte Karpfen, sehr listig und verschlagen sind
u.s.w.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht wor-
den ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich alle
einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl
nur sehr wenige einen bestimmten täglichen perio-
dischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z.B.
vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aal-
mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische
wirklich mit einander paaren; sondern bey den
mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch un-
befruchtet von sich, und das Männchen kommt
[Seite 253] hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu
begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Land-
wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch
aus der künstlichen Vermischung von Eyern und
Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische er-
zielen kann*).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man ein-
zeln unter denselben, nahmentlich beym Karpfen,
wirkliche Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer-
chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta-
tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an-
dern Thier-Classe, dennoch bey manchen die
Eierstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger
Körper. Daher zählt man, z.B. beym Häring,
zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über
200000, bey der Schleihe 383000, beym Flin-
der über eine Million Eyerchen etc.**).
Theils haben die jungen Fische, st wie sie
aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige
Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie
viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von
Metamorphose unterziehen, wodurch ihre
[Seite 254] Flossen u. dergl. m. allgemach vollends ausgebil-
det werden.
Die Fische gelangen, im Verhältnis zur
Größe ihres Körpers zu einem hohen Alter.
Man weiß von Karpfen, Hechten etc. daß sie an-
derthalb hundert Jahre erreichen können. Doch
werden einige kleine Fische, wie z.B. der Stich-
ling etc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur
Speise; aber eben von dieser Seite für einen
großen Theil des Menschengeschlechts, der theils
fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äu-
ßersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker, wie
z.B. die Kamtschadalen, Brasilianer etc. wissen
die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar
zu einer Art Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu be-
reiten: und bey vielen, wie z.B. unter den In-
sulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang
ihr Hauptgeschäft, – und in Rücksicht der über-
aus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die
sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art
von nachdenkendem Studium aus. Aber auch
für einen großen Theil der cultivirten Erde ist
der Fang, z.B. des Härings, Kabeljaus, Thunn-
fisches u. dergl. m. von äußerster Wichtigkeit. –
Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen etc.
wird häufigst in Lampen gebrannt. – Die östlich-
[Seite 255] sten Küstenbewohner des mittlern Asiens kleiden
sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche Thei-
le einiger Fische werden zu technischem Gebrauch
und Kunstfachen benutzt; wie z.B. die Schup-
pen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Ro-
chen und Hayen etc.; Hausenblase etc.
Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und
in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind
manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden
giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann.
So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Gan-
zen unter zwey Hauptabtheilungen, nähmlich:
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei)
die keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich
so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in fol-
gende zwey Ordnungen, welche Hr. Gr. la Ce-
pede nach dem Daseyn oder Mangel des Keimen-
deckels bestimmt, und hiernach die darunter ge-
hörigen Geschlechter vertheilt, nähmlich:
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
[Seite 256]II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
Die eigentlich so genannten Fische
aber hat Linne' nach der Beschaffenheit und La-
ge der Bauchflossen geordnet, nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge-
rade unter den Brustflossen, und
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben kei-
ne Kiemendeckel, und bey den mehresten ist das
Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchialia
7 ad latera colli. Fistula in nucha. Pinnae
pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye.
Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso,
pinna dorsali posteriore a cauda distincta.
In der Nordsee so wie im mittländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen
weit in die Flüsse. Wird wohl aus 3 Fuß lang.
2. †. Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die
vorige Gattung.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme.
Spiracula branchialia 2 ventralia. Fistula
in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales
nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter
dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal.
(Myxine glutinosa. Linn.)
An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans.
Soll gar keine Augen haben!
3. Raia. Roche (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula branchialia 5 subtus ad collum;
corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes, und theils gar wunderbar
organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man
ehedem durch allerhand Künsteley zu vorgeblichen
Basilisken etc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche
scheinen auch bey einiger Aehnlichkeit, die der Un-
tertheil ihres Kopfs mit einem Menschengesichte hat,
zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen zu
haben*). Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl
legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der
Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wim-
melt. Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier
Spitzen, und heißen die See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch.
(Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota
laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mittländischen Meere. Der bekann-
teste von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.)
Wird an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate, flair.) R. varia, dorso medio glabro,
cauda vnico aculeorum ordine.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes
Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïonette.
Engl. the sting-ray.) R. corpore glabro, acu-
leo longo anterius serrato in cauda, et dor-
so apterygio.
In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Sta-
chel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere
und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad
latera colli. Corpus oblongum teretiusculum
Os in inferiore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsahbus spinosis,
corpore teretiusculo.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso ma leiformi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano, den-
tibus serratis.
Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze Pferde gesunden.
Hat sechsfache Reihen Zahne in den Kiefern, die
(wie überhaupt bey den mehresten Hayen, nicht in
die Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch eine
Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vor-
dere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Ge-
[Seite 261] biß. Die hintern liegen (wenigstens beym jungen
Thier) rückwärts gekehrt, gleichsam aus Reserve,
damit zufälliger Verlust derer in der vordem Reihe
zu wiederhohlten Mahlen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch.
(Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S.
pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo pla-
no vtrinque dentato.
Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange
Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist
an beyden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren
starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Lophivs. Seeteufel. (Fr. baudroie,
diable de mer. Engl. sea devil.) Pinnae
pectorales branchiis insidentes. Spiracula
solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pis-
catrix. Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the
frog-fish.) L. depressus capite rotundato.
An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf,
der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht,
und dann die fleischigen Angelfaden am Maule
(§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput com-
pressum. Apertura supra pinnas pectorales.
Corpus compressum, squamis corio coa-
dunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pin-
na capitis biradiata, corpore posterius sub-
uilloso.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadri-
partita, sub collo. Oris labium superius
quinquepartitum. Dentes primores incisores
bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Im nördlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia solita-
ria, linearia. Os sub capite, retractile,
edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl.
the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11.
In allen europäischen Meeren, auch im caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechts sowohl
wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen be-
reiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen
Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer
werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen
aber langen Zügen hinter einander, und das soll
Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheuren
nordischen Seeschlangen gegeben haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa-
libus 15.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am
häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga,
aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.)
A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder Hausenblase
merkwürdig, die man besonders aus der Schwimm-
blase desselben, doch auch aus dem Stör und noch
aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähm-
lich der Sewruge (Acipenser stellatus), die
auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der
Schwimmblase des Wels, bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. pois-
son coffre.) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus dua-
bus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn anders
der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch
in America.
2. Triqueter. O. trigonus muticus.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus
subcaudalibusque binis.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen
Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken
wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. ab-
domine aculeato, corpore laeui, humeris
prominentibus.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt,
ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an
der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis vi-
ridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektrischen
Fischen (§. 110.). In Ostindien an der St. Johan-
na-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl.
the moon-fish.) T. totus hispidus, papillis se-
taceis.
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer.
Engl. the sun-fish.) T. laeuis compressus,
cauda truncata: pinna breuissima dorsali
analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.
Häufig im mittländischen und atlantischen Meere.
Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deut-
schen Nahmen von seiner unförmlichen Gestalt; den
französischen und englischen aber von dem starken
phosphorischen Schein, womit die Seiten und der
Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mobili-
bus vndique adspersum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis te-
retibus.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich auch
an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbi-
culum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost,
Hofpadde. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the
lump-sucker.) C. corpore squamis osseis an-
gulato.
In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt
sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs
festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum. Ab-
domen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.
1. Scolapax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa.
14. Syngnathvs. Rostrum subcylindri-
cum, ore operculato, maxilla inferiore mo-
biliore. Corpus cataphractum. Pinnae ven-
trales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pecto-
ralibusque radiatis; corpore septemangulato.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
[Seite 266] the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangulae
nulla, corpore septemangulato tuberculato.
Einer der weitestverbreiteten Seefische. Hat seinen
Nahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf
und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe ver-
glichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein
S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasvs. Os proboscide retractili. Ro-
strum ensiforme, lineare. Corpus articula-
tum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae
ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen
begreifen nun die mit Gräten versehenen, oder ei-
gentlich so genannten Fische. Und zwar
hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Mvraena. Caput laeue. Nares tubu-
losae. Membr. branch. radiis 10, corpus
teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis
coadunata dorsali anique. Spiracula pone
caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectorali-
bus nullis.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern
Meeren beyder Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl.
the eel). M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore.
In den Flüssen beyder Welten. Geht zuweilen
ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein
zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz be-
hält wohl noch 40 Stunden lang seine Nutzbarkeit.
Nach den genauesten Beobachtungen gebiert er sicher
lebendige Junge*).
17. Gymnotvs. Caput operculis latera-
libus. Tentacula duo ad labium superius.
Membr. branch. radiis 5; corpus compres-
sum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch,
Drillfisch. (Fr. l'anguille electrique.) G. nu-
dus, dorso apterygio, pinaa caudali obtusis-
sima anali connexa.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van Berkel**) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang***).
18. Trichivrvs. Caput porrectum, oper-
culis lateralibus. Dentes ensiformes, apice
semisagittati: primores maiores. Membr.
branchiostega radiis 7. Corpus compresso-
ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)
19. Anarrhicas. Caput obtusiusculum.
Dentes primores supra infraque conici,
diuergentes, sex pluresue, molares inferiores
palatique rotundati. Membr. branch. radiis
6. Corpus teretiusculum, pinna caudae di-
stincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf,
Steinbeißer. (Engl. the ravenous.) A. pin-
nis pectoralibus amplis subrotundis.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes ace-
rosi. Membr. branch. rad 7. Corpus tere-
tiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal,
Tobias-Fisch. (Engl. the sand-launce.) A.
maxilla inferiore longiore.
Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in
den Küstensand, wo er in England und Holland in
Menge herausgestochen wird.
21. Ophidivm. Caput nudiusculum. Den-
tes maxillis, palato, faucibus. Membr.
branch. radiis 7 patula. Corpus ensiforme.
1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffinger-
fisch. O. maxillis imberbibus, cauda obtu-
siuscula.
British Zoology. App. tab. 93.
Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste
Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in
fest geschloßnen Austerschalen gefunden*).
22. Stromatevs. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
turn, latum, lubricum. Cauda bifida.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore ter-
minatum rostro ensiformi. Os edentulum.
Membr. branch. rad. 8; corpus teretiuscu-
lum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon. Engl.
the sword-fish, whale killer.) X. mandibula in-
feriore acuta, triangulari.
In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und
hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein
sehr schmackhaftes Fleisch, und macht besonders für
die Calabrischen und Sicilianischen Fischer einen
wichtigen Fang**).
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput labio superio-
re duplicato; oculi approximati. Membr.
branchiostega rad. 6; apertura nuchae fo-
raminibus respirante. Opercula clausa. Cor-
pus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper.) C. dor-
salis prioris radiis longitudine corporis.
25. Vranoscopvs. Caput depressum, sca-
brum, maius. Os simum, maxilla superior
breuior. Membr. branch. radiis 5; anus in
medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf.
Engl. the star-gazer.) V. cirris multis in
maxilla inferiore.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.
26. Trachinvs. Caput scabriusculum, com-
pressum. Membr. branch. rad. 6; anus pro-
pe pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la
vive. Engl. the wever, stingfish.) Trachinus.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc.
[Seite 271]27. Gadvs. Corpus laeue. Membr. branch.
rad. 7 teretibus; pinnae cute communi ve-
stitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock.) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor-
züglich aber an den englischen und schottischen Kü-
sten. – Viele Fische phosphoresciren unter gewissen
Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber
dieses Leuchten zuweilen von ganz auffallender Stär-
ke und langanhaltender Dauer*).
2. †. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore.
Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the
cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts
begriffen, die wegen der unsäglichen Menge, und
wegen der mannigfaltigen Zubereitung (als Stock-
fisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und lan-
gen Couservation etc. von der äußersten Wichtigkeit
sind. Sie finden sich vorzüglich in den nördlichen
Gegenden, beydes des stillen und atlantischen Oceans,
wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland,
[Seite 272] auch um Island und an den Nordküsten von Groß-
brittannien den wichtigsten Fischfang ausmachen*).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripterygius
imberbis albus, maxilla superiore longiore.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Rutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl.
the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxillis
aequalibus.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der
schmackhaftesten deutschen Fische.
28. Blennivs. Schleimfisch. Caput de-
cliue, tectum. Membr. branch. rad. 6; cor-
pus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc. Ge-
biert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.
29. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curuati, sim-
[Seite 273] plici ordine. Membr. branch. radiis 6; cor-
pus ensiforme, nudum, abdomine vix ca-
pitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C.
pinna caudae attenuata, capile obtusissimo.
30. Echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulcatum.
Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking fish. L. cauda bifurca, striis
capitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier
kann sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs
aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc. anhalten
Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff
im vollem Lauf zu hemmen vermöge.
31. Coryphaena. Caput truncatodecliue.
Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis lon-
gitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpse. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, radiis
dorsalibus 60.
Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier,
das besonders im Sterben in wunderschöne Farben
(aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe etc.)
spielt.
32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos ap-
proximatos, altero anteriore. Membr. branch.
rad. 3; pinnae ventrales vnitae in ouatam.
1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis 14.
Im atlantischen und indischen Ocean.
33. Cottvs. Caput corpore latius, spino-
sum. Membr, branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus ro-
stro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
An den nördlichen Küsten von Europa und Ame-
rica.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe,
Gropp, Kruppe. (Engl. the bull head, the
miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis dua-
bus.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund,
und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind
aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput magnum, aculea-
tum. Oculi vicini. Dentes maxillis, pa-
lato, faucibusque. Membr. branch. ra-
diis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
35. Zevs. Caput compressum, decliue. La-
bium superius membrana transuersa forni-
catum. Lingua subulata. Membr. branch.
[Seite 275] radiis 7 perpendicularibus: infimo trans-
uerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pinnam
analem dorsalemque recumbente.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda ro-
tundata; lateribus mediis ocello fusco; pin-
nis analibus duabus.
36. Plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.) Ocu-
lis vtrisque in eodem latere frontis. Membr.
branch. rad. 4-7; corpus compressum, la-
tere altero dorsum, altero abdomen refe-
rente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Na-
tur, die ihre beyden Augen auf einer Seite des
Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der
rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich
Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der un-
rechten Seite ihre Augen haben. Auch beyde Na-
senlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie
schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite
in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte (passer Fr. la plie. Engl. the plaise,)
P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis
6 capitis.
Nebst den folgenden besonders in den nördlichen
Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der.) P. oculis dextris, linea laterali aspera,
spinulis ad pinnas.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl.
the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis,
spinulis ad radicem pinaarum dorsi anique,
dentibus obtusis.
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fietang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris,
corpore toto glabro.
Theils von vier Centnern an Gewicht; unter an-
dern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore
aspero.
Doch weit kleiner als die vorige. Einer der
schmackhaftesten Fische.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis) se-
tacei, flexiles confertissimi, numerosissimi.
Membr. branch. radiis 6; corpus pictum,
pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae
dorsalis 9., maculaque ocellari; rostro cylin-
drico.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine
Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an al-
lerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie her-
abfallen, und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dor-
salibus 11. radio dorsali quarto filiformi lon-
gissimo.
38. Sparvs. Brachse. Dentes primores ro-
busti, molares obtusi, conferti. Labia sim-
plicia. Membr. branch. rad. 5; corpus
compressum. Pinnae pectorales acuminatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea
inter oculos.
Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat
fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem gold-
farbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris.
Im mittländischen Meer. Die Männchen sollen
zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder
Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute
ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum
producta.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zu-
weilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti,
labia duplicata magna. Membr. branch.
rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramen-
to filiformi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim-
que dentala.
Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den Ba-
[Seite 278] denden durch seinen Biß lästig, der wie Mücken-
stiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput torum squamis ob-
tectum. Membr. branch. rad. 6.; opercu-
la squamosa. Corpus: fossula dorsi pro
pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco albe-
scente.
Wie so viele andere Gattungen dieses Geschlechts
im rothen Meere.
41. Perca. Opercula spinosa, antrorsum
serrata. Membr. branch. rad. 7. corpus
pinnis spinosis. Linea lateralis cum dorso
arcuata.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus distinc-
tis, secunda radiis 16.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis 32.
So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier
diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die
im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe
in der Donau.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.
42. Gasterostevs. Membr. branch.
rad. 3; corpus ad caudam vtrimque cari-
natum. Pinnae ventrales pone pectorales,
sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus.
In Europa. Wird fast bloß zum Mästen der Schwei-
ne und statt Dünger gebraucht.
2. Ductor. der Lootsmann. (Fr. le pilote.
Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus
4. membrana branchiostega 7-radiata.
Der berühmte kleine Fisch, der sich immer als Be-
gleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Requin
(Squales carcharias) findet. Einige Uebertreibungen
abgerechnet, ist die Hautsache neuerlich durch treffli-
che Beobachter vollkommen bestätigt*).
43. Scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li-
nea laterali postice carinatum. Pinnae spu-
riae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maquereau.
Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie der
folgende ein gefräßiger, aber vorzüglich schmackhaf-
ter Raubfisch. Von beyden machten die Alten ein
vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferiori-
bus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.
In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses Thier
phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark,
und kann dann so, wie manche andere Fische und
deren Thran etc. zum Leuchten des Seewassers bey-
tragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.
In der Nordsee, dem mittländischen Meer, Ost-
und Westindien etc. Wird über Manns lang, und
dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen
giftig*). – Ihm ähnelt die zumahl aus den Süd-
see-Reisen bekannte Albicore.
44. Mvllvs. Caput compressum, decliue,
squamis tectum. Membr. branch. rad. 3;
corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mittländischen
Meers. Ungefähr fußlang.
45. Trigla. Caput loricatum lineis sca-
bris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi
ad pinnas pectorales.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern sitzen. Die mehresten Süßwasser-Fische
sind aus dieser Ordnung.
46. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad. 4–6; cauda
versus pinnam minus angustata.
1. Anahleps. C. cirris 2; capite depresso, oculis
prominulis.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner
gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des
Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merk-
würdig*).
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the
loach.) C. cirris 6. capite inermi compresso.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfä-
den etc. Die größten finden sich in der Aar in der
Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peitzker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpiet-
sche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina su-
pra oculos.
In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut
von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit
Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorste-
hender Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs. Caput nudum. Os cirris
filiformibus tentaculatum. Membr. branch.
rad. 4–14; radius pinnarum pectoralium
aut dorsalis primus spinosus, retrodentatus.
1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S.
pinna dorsali vnica mutica, cirris 6.
In den mildern Strichen der alten Welt. Der
größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am
Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen
und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein
sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vnira-
diata, squamis ordine simplici, cirris 6,
cauda integra.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lumbari,
remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris. 1792. tab. 20.
Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.). Findet
sich im Nil und mehrern andern afrikanischen Flüs-
sen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.
48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput
laeue depressum. Os edentulum retractile.
Membr. branch. radiis 6; corpus cataphrac-
tum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
49. Salmo. Caput laeue. Dentes in ma-
xillis, lingua. Membr. branch. rad. 4–10;
[Seite 283] pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ven-
trales multiradiatae.
1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon
Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferiorem
maxillam prominente.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils,
wie aus Labrador und im Amur Lande, in unsägli-
cher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüs-
sen, im Winter aber in der See auf. Nur die
Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die
Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachs-
häute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu ma-
chen, um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la
truite saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocel-
lis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali
punctis 6.
An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla infe-
riore sublongiore.
In schattigen Waldbächen des gebirgigen, mildern
Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer.
Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ven-
tre fuluo.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, de-
ren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus-
[Seite 284] macht; lebt großentheils von Mücken (culex pi-
piens.)
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani 17.
Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän-
der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehundflei-
sche, in größter Menge gleichsam als Brod oder
Kuchen verzehren.
6. †. Lauaretus. der Gangfisch, Schnepel,
Weißfisch. S. maxilla superiore longiore,
radiis pinnae dorsi 14.
In der Nord- und Ostsee; auch in der Hudsons-
bey. – Dahin gehören vermutlich auch die Fel-
chen, und der Aalbock im Thuner-See, der
mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn
scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis 23.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput: rostrum cylin-
dricum, apice maxillosum. Membr. branch.
radiis 7; corpus....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-
kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze
findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern
America und an Neuholland.
51 a). Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plane breuiore, infe-
riore punctata: dentes in maxillis, lingua.
Membr. branch. rad. 7–12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso subaequali.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien
und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfi-
sche, der nicht nur andere Fische, sondern auch al-
lerhand Amphibien, Kröten etc. viele Wasservögel
und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse
verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxil-
la subulato.
In den europäischen Meeren, theils in unsägli-
cher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn
sie mit Saftfarbe angestrichen wären.
51 b). Polyptervs. Membr. branch.
radio vnico. Spiracula vtrinque bina in
vertice. Pinnae dorsales numerosae.
Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'hi-
stoire naturelle tab. 5.
Im Nil. Ungefähr zwey Spannenlang, von meer-
grüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen ge-
panzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16 und
darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzen-
den Brust- und Bauchflossen, so wie noch mehrere
auffallende Eigenheiten qualificiren dieses sonderbare
Thier zu einem eigenen Geschlechte.
52. Elops. Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
[Seite 286] Membr. branch. radiis 30; praeterea exte-
rius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
53. Argentina. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis 8. Corpus
ano caudae vicino. Pinnae ventrales mul-
tiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Hat den Nahmen von ihrem Vaterlande.
54. Atherina. Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. brancb. radiis 6. Cor-
pus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
55. Mvgil. Caput: Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes nulli.
Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr.
branch. rad. 7. curuis. Opercula laeuia-ro-
tundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
que radiata.
Im mittländischen u.a. Meeren.
56. Exocoetvs. Caput squamosum. Os
edentulum, maxillis vtroque latere conne-
xis. Membr. branch. radiis 10. Corpus al-
[Seite 287] bicans, abdomen angulatum, pinnae pecto-
rales maxime volatiles, radiis antice cari-
natis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. ab-
domine vtrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich
meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen
Scharen.
Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der
Exocoetus mesogaster (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 100. –) die zumahl im Westen des atlanti-
schen Oceans zu Hause ist, zeichnet sich durch die
Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unter-
leibes, und dadurch aus, daß die mittlern Strah-
len in denselben die längsten sind.
57. Polynemvs. Caput compressum,
vndique squamosum: rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad. 5. vel
7. Corpus digitis liberis ad pinnas pecto-
rales.
1. Quinquarius. P. digitis quinque corpore lon-
gioribus.
Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.
58. Clvpea. Caput maxillarum superio-
rum mystacibus serratis. Membr. branch.
rad. 8. Branchiae interne setaceae. Abdo-
minis carina serrata. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling. mem-
bras? (Fr. l'harneg. Engl. the herring.) C.
immaculata, maxilla inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Er-
de, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren
(zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-
Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber auch dage-
gen zum bewundern stark vermehrt. Besonders sind
nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit
ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Som-
mer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den euro-
päischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach
Norwegen etc. so viele tausend Europäer mit ihrem
Fang beschäftigt.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis 13.
Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch
im mittländischen. Ist von manchen Naturforschern
irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring,
Mayfisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C.
lateribus nigro maculatis, rostro nigro.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der An-
schovis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore
longiore.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di Li-
vorno gefangen.
59. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3.
Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani radiis
7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo vtrin-
que serrato.
Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr
Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr
gefahrvolle Zufälle erregt hat*).
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl.
the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio secundo postice serrato.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nödlichere
seit 300 J. allgemach durch die Kunst verpflanzt.
Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der
Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich un-
ter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter ir-
gend einer andern bekannten Fischgattung. – Die
Spiegelkarpfen**), die sich besonders durch
die beständig von Schuppen entblößten Theile des
Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spiel-
art, sondern eine besondere Gattung dieses Geschlechts
zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit
den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. Die
Goldschleihe***) ist einer der schönsten deutschen
Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cau-
da integra, linea laterali recta.
5. Auratus. das schinesiche Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae trifida transuersa bifurca.
Baster in Harlem. Verhandel. VII. D. 1. St.
mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der
vortrefflichsten Farben, Zahl und Bildung der Flossen,
Größe der Augen etc. ausgeartet sind. Sie kommen
auch im mildern Europa recht gut fort. Können
sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle
weitre Nahrung leben, und geben dabey doch von
Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, ma-
cula fusca ad caudam, corpore pellucido.
7. †. Orsus. der Orf, Urf, Würfling,
Elft. C. pinna ani radiis 13.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön oran-
gefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weiß-
fisch. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.)
C. pinna ani rad. 20.
So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur Ver-
fertigung der Glasperlen gebraucht*).
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la
brème.) C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.
Die Thiere der beyden letzten Classen (§. 40.),
die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich
schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie
kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weiß-
lichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie
(§. 23.) auch von den Alten Blutlose Thiere
(animalia exsanguia) genannt wurden. So wie
man sie neuerlich darum, weil sie keine Rücken-
wirbel – so wie überhaupt kein Gerippe – ha-
ben, auch Wirbellose Thiere (Fr. animaux in-
vertébrés) genannt hat.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen
Ausbildung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie
durch Einschnitte von einander abgesondert
sind, ja bey vielen fast nur wie durch einen Fa-
den unter einander verbunden werden. Außerdem
zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Aus-
nahmen unter den Geschlechtern der ungeflügelten
[Seite 293] Ordnung) durch besondere theils sehr empfindliche
Organe aus, die sie in ihrem vollkommnen Zu-
stande am Kopfe tragen (Antennae, Fühlhör-
ner), und die alle Mahl an der Wurzel einge-
lenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert
sind; und endlich durch die hornartigen, einge-
lenkten Füße, und deren größere Anzahl, da
die völlig ausgebildeten Insecten zum allerminde-
sten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb
hundert etc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen
allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche An-
zahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiede-
nen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben
so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse etc. erfordern
eine äußerst vielartige Bildung, in welcher sie,
so wie in der ungleichen Größe ihres Körpers,
ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör-
pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thie-
len. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen
Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken
besteht, die sich wie die Schienen eines Blech-
handschuhes über einander schieben lassen: und
wodurch diese Thiere vor mancherley Unfällen ge-
sichert, und für den Mangel der Knochen, die
bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln etc.
[Seite 294] dienen, entschädigt werden. Manche sind mit
feinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlin-
gen etc. die Flügel mit so genannten Federchen,
oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil
von den schönsten Farben sind: so wie sich über-
haupt unter den Insecten, Thiere von unbeschreib-
licher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gar
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen
sogar manche Naturforscher verschiedene von un-
sern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und
und den Geruch, ohne Grund haben absprechen
wollen; da man doch jenes bey vielen dir einan-
der zur Paarungszeit durch einen besondern Laut
locken, und diesen bey noch weit mehreren, die
ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar
wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich
merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues
von zweyfacher Art. Die einen sind große Halb-
kugeln, die aber meist aus lausenden von Facet-
ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelförmi-
[Seite 295] gen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite
mit einem theils buntfarbigen oder glanzenden
Anstrich überzogen sind: Die mehresten geflügel-
ten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie
der Flußkrebs, Hummer etc. haben dergleichen. Die
Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind
einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer
Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen
mehr für die Ferne, so wie die letztern für die
Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich
dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem ge-
flügelten, vollkommenen Zustande solche große
componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor-
her als Raupen nur myopische kleine Augen hat-
ten. Nur wenige Insecten, wie z.B. die Kreb-
se, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner*), die bey den verschie-
denen Gattungen, und bey manchen selbst nach
der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig ge-
staltet sind, und die manche Naturforscher für Or-
gane des Geruchs oder des Geschmacks etc. ange-
sehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn,
als was ihr Nahme andeutet, – Werkzeuge des
Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bey
ihrer harten, unempfindlichen, äußern Decke, und
den mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer
Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten schei-
nen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie
[Seite 296] wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie
großentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie
Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Ge-
fühl zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (pal-
pi), die meist neben den Freßwerkzeugen der In-
secten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen
scheinen, und die auch von manchen für Sinn-
werkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr
räthselhaft.
Im innern Körperbau*) weichen die
Insecten gar sehr von den rothblütigen Thie-
ren ab.
Was man z. E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
von ungleicher Weite, der längs des Rückens liegt,
aus welchem aber nicht eine einzige Ader ent-
springt, so daß folglich auch die Ernährung bey
diesen Insecten auf eine eigene, von der Nutri-
tion der rothblütigen Thiere ganz verschiedene Art
vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh-
ren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und
mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch
so wohl in der Bildung als in der Farbe von
[Seite 297] den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die
rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlen-
stoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ih-
res Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur
bey wenigen (wie z.B. bey den Krebsen, Heu-
schrecken und manchen Cicaden und Käfern etc.)
eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung. Ueber-
haupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch
den Mund sondern durch mancherley andere spi-
racula*). Auch können die meisten weit länger
als jene rothblütigen Thiere im so genannten luft-
leeren Raume aushalten; und viele leben in der
den so eben genannten Thieren so schädlichen me-
phitischen Luft, worin animalische und vegetabili-
sche Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasser-
stoffgas etc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der In-
secten auf und unter der Erde**) weit unbe-
schränkter, als der von irgend einer andern Thier-
[Seite 298] classe. Es sind fast auf allen warmblütigen Thie-
ren welche anzutreffen, und sogar, größere Insec-
ten, wie z.B. Käfer, Bienen etc. haben selbst
wieder ihre besondern Milben und Läuse. Auch
sind wohl nur wenige Gewächse (etwa der Ta-
xus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laub-
moose etc.) die gar keinen bekannten Insecten zur
Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen
manche, wie z.B. die Eiche, von mehr als einem
hundert verschiedener Gattungen von Insecten be-
wohnt und besucht werden. So allgemein aber
die Insecten, im Ganzen genommen, über die
ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch da-
gegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz beson-
derer, eingeschränckter Aufenthalt auf bestimmten
Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theiler
angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesell-
schaftlicher Verbindung, und leisten einander
in ihren Geschäften wechselseitige Hülfe. Die
allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Ver-
richtungen nach, und manche, die wie die Spin-
nen in zahlreicher Gesellschaft jung worden sind,
zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedle-
risch, so daß viele außer der Begattungszeit kein
anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen krie-
gen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verfer-
[Seite 299] tigen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunst-
triebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens
Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Le-
bens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ab-
legen sollten, indem sie entweder wie die Klei-
dermotten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollen-
deten Gestalt, als Larven sich ein Gehäuse zum
Aufenthalte und zum Schuhe verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen To-
desschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein-
spinnen etc., oder die sich wie die Ameisenlöwen
Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub verfertigen; oder die wie manche Wasser-
käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach-
kommenschaft, Säcke oder Nester zubereiten, de-
nen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche
von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung
leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und
nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen,
ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Woh-
nungen u.s.w.
Bey der Ernährungsart der Insecten
steht man offenbar, daß dieselbe nicht wie bey
den allermeisten rothblütigen Thieren, bloß auf
ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf
abzweckt, daß sie organisirte Materie consumi-
ren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um
satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver-
zehren, um selbst wieder andere lebendige Insec-
ten aufzureiben etc., um Unkraut zu vertilgen u.
[Seite 300] s. w. – eine große Bestimmung, zu deren Er-
füllung außer der fast zahllosen Menge der Gat-
tungen überhaupt, sehr vielen von diesen specie-
bus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils
ihre beyspiellos heftige Freßgierde und schnelle
Verdauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu
Statten kommt. Man weiß z.B., daß eine
Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eige-
nen Gewichts verzehren kann. – Auch sind die
Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger als in
irgend einer andern Thierclasse; da manche mit
seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und
Freßzangen (maxillae); andere mit einem zuge-
spitzten hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andere
mit einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mün-
düng (proboscis); manche mit einer spiralförmig
aufgerollten (so gennanten) Zunge etc. versehen
sind.
Von den Nachstellungen ihrer Fein-
de sind einige Insecten, wie z.B. die Spann-
raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere da-
durch daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen
haben, worauf sie leben*), folglich weniger dar-
auf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden
können; andere auch wohl durch den heftigen Ge-
ruch, den sie im Nothfall verbreiren können; an-
dere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens;
[Seite 301] noch andere durch ihre bewundernswürdige Stär-
ke etc. gesichert. Und manche sind gar mit Waf-
fen, z.B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder
mit Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insec-
ten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und eben
derselben Gattung die beyden Geschlechter einan-
der so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man
sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für
zusammen gehörige Gattung halten sollte: oder
daß unter den Bienen und andern ihnen ver-
wandten Insecten immer die größte Anzahl gänz-
lich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie ge-
zeugt und geboren werden, ohne doch nach dem
ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Em-
pfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiede-
nen Insecten sehr viel Eigenes. Bey nicht we-
nigen Gattungen wird sie z.B. im Fluge voll-
zogen, und manche derselben sind bloß für diese
kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueberhaupt aber
leben die mehresten in so fern in einer gezwun-
genen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht
mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich
paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so un-
ausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man
sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlän-
gern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan-
zungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bey
vielen, wie z.B. beym Cochenille-Wurm, beym
Sandfloh etc. das trächtige Weibchen zu einer ganz
ungeheuren Größe anwächst: so daß man z.B.
rechnet, daß bey der weißen Ameise der Hinter-
leib der zum Gebären reifen Mutter auf 2000
Mahl dicker und größer ist als er vor der Be-
fruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die
von den Müttern nach einem bewundernswürdi-
gen Instinct immer aufs genaueste an die bestimm-
ten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte
gebracht werden. Manche legen z.B. ihre Eyer
bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer
Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in
anderer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht
zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der
jungen Raupe eine eigene Art kleiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über-
aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeich-
nung, und wenn sie von der Mutter an die freye
Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzo-
gen, damit sie weder vom Regen abgespült, noch
durch andern Zufall leicht zerstört werden können.
Einige wenige Insecten gebären lebendige
Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflan-
zen sich auf beyderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey weiten
nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor-
phose. Es kommt nähmlich kein einziges geflü-
geltes Insect unmittelbar aus dem Ey, sondern
diese alle müssen sich (– so wie auch einige un-
geflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen einer
Art von Verwandlung unterziehen. Dabey wird
nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich
ihr ganzer innerer Körperbau (gegen die gemeine
Meinung) auf eine Weise umgebildet*), die
sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz
präformirter Keime (§. 7.) zusammen reimen
läßt**).
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem
Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen
sie äußerst klein ans Licht, so daß z.B. eine er-
[Seite 304] wachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer
wiegt, als da sie eben aus dem Ey gekrochen war.
Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller,
so daß z.B. die Maden der blauen Schmeiß-
fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon
155 Mahl schwerer sind, als da sie aus dem Ey
kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die
Raupen und Engerlinge: theils aber keine, wie
die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht.
Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflan-
zung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich
bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter
einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebil-
det wird, heißt sie Nymphe. Manche können
sich während dieses Zustandes herum bewegen,
auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere
hingegen verschließen sich als Puppe (chrysalis,
aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens
in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nahrungs-
mittel, und ohne sich von der Stelle zu bewe-
gen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver-
graben scheint, geht mit ihm selbst die große Pa-
lingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand
zum vollkommenen Insect (insectum de-
[Seite 305] claratum, imago) umgebildet wird, und zu be-
stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen
kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Role
ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschie-
dene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen,
nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie
fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene
beyden Bestimmungen eines organisirten Körpers
hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen
nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten für den Menschen ist ziemlich einfach: da-
gegen aber ist der Antheil, den diese kleinen we-
nig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung
der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz
unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an-
dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so
viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Mi-
ste leben u.s.w. und die dadurch, daß sie diese
widrigen animalischen Substanzen aufzehren, zer-
streuen und durchwirken, von der einen Seite der
Infection der Luft vorbeugen, und von der
andern die allgemeine Düngung des Erdreichs
befördern. Aus jener Rücksicht werden z.B. die
Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl-
thätig. Anderseits befördern auch unzählige In-
[Seite 306] secten die Befruchtung der Gewächse, auf über-
aus merkwürdige Weise*), und eine Gattung
von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung der
Feigen. Verschiedenartige Insecten werden von
den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche
Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige
Gattungen von Heuschrecken etc., sind eßbar. So
der Honig der Bienen, aus welchen auch in
manchen Gegenden von Europa so wie im Innern
von Africa der Meth gewonnen wird. Die
Seide nutzt zur Kleidung und mancherley an-
derm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treff-
liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach
etc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs
zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch benutzt.
So das Lack, ein Product gewisser ostindischer
Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u.
s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind
vorzüglich dir spanischen Fliegen, die Kelleresel
und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind
auch die so genannten Maywürmer, vom neuen
als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß, so
wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, ge-
priesen worden.
So unermeßlich der Nutzen der Insecten
ist, so ist aber auch anderseits der Schaden
sehr erheblich, den viele Gattungen derselben an-
[Seite 307] richten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt
gefährlich, verursachen Mißwachs, und verhee-
ren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und
alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders
dem Getreide nachtheilig; andere, wie so viele
Raupen, Erdflöhe, Engerlinge etc., den Garten-
gewächsen; andere Raupen und Käferlarven etc.
den Obstbäumen; die Schildläuse besonders
der Orangerie; die Larven einiger Dermestes-
Gattungen und die Holzraupen den Holzun-
gen; die Ameisen, Grasraupen etc. den Wie-
sen; die Brot-Schaben den Victualien; die
weißen Ameisen etc. dem Hausgeräthe etc.; die
Kleidermotten der Wolle, dem Pelzwerk
u.s.w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den
Büchern und Naturaliensammlungen.
Endlich werden auch einige Arten von so genann-
tem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie
den Pferden, Schafen, Hühnern und andern
Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren In-
secten, den Bienen, Seidenwürmern etc. auf un-
mittelbare Weise lästig; und andere, wie manche
Scorpione etc. durch ihr Gift furchtbar.
In der systematischen Anordnung
folge ich in dieser Classe dem Entwurf des R.
Linne', wie es die Einrichtung eines solchen, be-
sonders auch zu halbjährigen Vorlesungen über
die ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl
nicht anders gestattet.
I. Ord. Coleoptera. Käfer. Meist mit horn-
artigem Körper. Die Flügel falten sich in
der Ruhe zusammen, und sind mit zwey
hornartigen Decken oder Scheiden be-
legt, die sich in der Mitte in gerader Linie
an einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis
zusammen gelegten, oder gerade ausgestreckten,
meist zur Hälfte harten, fast pergamentähn-
lichen Flügeln etc. Theils haben sie Freß-
zangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaarten Körper, und vier ausge-
spannten Flügeln, die mit bunten Schuppen
bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen, netz-
förmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen ge-
aderten Flügeln.
Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach-
richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter
Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten-
nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern
auch mit Eifer und Kenntnis die Insecten der hie-
sigen Gegend sammelt, und Liebhabern gerne mittheilt.
Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Nahmen auch dem ersten. Geschlechte ins beson-
dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und
bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die
an der Brust sitzen: bey einigen, wie unter den
Holzböcken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie
verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in
einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie
bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das
vollkommene Insect kriecht zwar weich aus
der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer
Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn-
laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle.) Antennae clauatae capitulo
fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules (Geotrupes Hercules. F.) S. scutella-
tus, thoracis cornu incuruo maximo; subtus
vnidentato, capitis recuruato; supra multi-
dentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen
dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmu-
tzig-grün etc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus
thorace bicorni, capitis cornu vnidentato,
apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni; intermedio obtuso bifido,
capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh-
mist, aus dem er, wie andere verwandte Käfer-
gattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln un-
ter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt,
und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas-
hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi-
nentia triplici, capitis cornu incuruato, an-
tennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer, fliegt selten; als
Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und
in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegen-
den den Reben großen Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus,
clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato,
tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.
[Seite 313]Nahmentlich häufig in Aegypten, wo er von den
alten Aegyptiern als das heiligste ihrer mythischen
Symbole, als Sinnbild der Ober- und Unterwelt
verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarco-
phagen und mancherley andern Kunstwerken vorge-
stellt worden. Besonders hat man ihn auf die Rück-
seite der Aegyptischen (und auch der Etruskischen)
geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Kä-
ferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutella-
tus, thorace inermi, capite tuberculato, ely-
tris rubris, corpore nigro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung-beetle.) S. scutellatus, muticus, ater,
glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo; ver-
tice prominulo; antennis rubris.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahr-
wegen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum
fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag gut
Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, anten-
nis nigris.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar-
tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite tho-
raceque caeruleo subpiloso, elytris griseis.
pedibus nigris.
10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.) der
Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May-
chaffer, Cock-chaffer.) S. scutellatus muticus
testaceus, thorace villoso; cauda inflexa,
incisuris abdominis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling oder Glime unter der Erde
lebt, sich von Getreidewurzeln etc. nährt, und zu-
weilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*). Im
sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum
Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jun-
gen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brach-
käfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace vil-
loso, elytris luteo-pallidis pellucidis; lineis
tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jah-
ren der Saat großen Schaden.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Gold-
käfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus
auratus, segmento abdominis primo latera-
ribus vnidentato, clypeo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei-
senhaufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne
Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat Beyspiele,
[Seite 315] daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten und mit
angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.
2. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua com-
pressa latere latiore pectinato fissili. Ma-
xillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Wein-
schröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag
beetle.) L. scutellatus; maxillis exsertis, api-
ce bifurcatis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ-
chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am
Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae; ca-
pitulo perfoliato; articulis tribus crassiori-
bus. Thorax conuexus, vix marginatus. Ca-
put sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger ely-
tris antice cinereis, punctis nigris.
Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen
Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis
binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren u.s.w.
3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der Bor-
kenkäfer, Fichtenkäfer, Lichtenkrebs,
Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris
striatis retusis praemorso-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz
und in mehrern Gegenden Deutschlands so furcht-
bar gewordene Thier; das im Splint der Fichten
(Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß
man wohl in einem mäßigen Baume über 80000
seiner Larven gezählt hat. Bey der dadurch verur-
sachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel
herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert
sein Harz, und taugt dann nicht einmahl so gut
wie sonst zum Verkohlen, geschweige als Bau-
oder Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen-
käfer, schwarze fliegende Wurm. D. ni-
ger subuillosus, elytris piceis integris, plan-
tis rufis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brodkä-
fer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.
Seine Larve verzehrt zumahl das Brod, wird
daher nahmentlich auf weiten Seereisen dem Schiffs-
zwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der
schädlichsten Bücherwürmer.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. panna-
che, vrillette.) Antennae filiformes; articu-
lis vltimis maioribus. Thorax subrotundus,
immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus vni-
color.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man
ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und
lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzers. Gesch. tab. 2. fig. 8.
[Seite 317]Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die
Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the
death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo ir-
regulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271, 291.
Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein-
ander zur Paarungszeit locken, zu mancherley Volks-
aberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo
solidiusculo; infimo articulo compresso, de-
curuato. Caput intra corpus retractile. Os
forcipatum. Elytra corpore breuiora. Tibiae
anticae dentatae.
1. †. Vnicolar. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigidae,
capite breuiores, oculi 4, duobus supra,
duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Ober-
fläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luft-
blase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von
sich.
7. Byrrhvs. Antennae clauatae subsoli-
dae, subcompressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulo-
sus, elytris subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores.
Elytra marginata. Caput prominens. Tho-
rax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Todten-
gräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga atra,
clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia
duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern Ge-
schicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thie-
ren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von weiten
auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre
Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse sind
wohl im Stande, einen tobten Maulwurf binnen
vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden ein-
zuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra mar-
ginata. Caput sub thoracis clypeo plano
reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und Pup-
pe sind ganz flach, und am Rande sonderbar ausge-
zackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris
sanguineis, punctis nigris sparsis.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm-
chen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge.
Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae
[Seite 319] subclauatae, truncatae. Palpi claua semi-
cordata. Corpus hemisphaericum, thorace
elytrisque marginatis, abdomine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleopteris rubris; punc-
tis nigris septem.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Me-
loë Gattungen als wirksames Heilmittel bey man-
cherley Zahnweh empfohlen worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera. F.) C.
ouata atra pedibus violaceis.
Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.
2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten
Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo.
4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescen-
ti caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere
verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erd-
flöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkä-
fer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico
vtrinque impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve bedeckt
sich mit ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe Kä-
fer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man
ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen
Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von
sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Brvchvs. Antennae filiformes, sensim
crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. Elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut auch in Nordamerica dem Mais großen
Schaden.
2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, fe-
moribus posticis ouatis, dentatis, tibiis in-
curuis.
Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im mittlern America. Fast von der Größe des
Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bac-
tris verwechselt, und durchbohrt die steinharten,
daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea, woraus
Knöpfe u. dergl. gedreht werden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. cha-
ranson.) Antennae subclauatae, rostro insi-
dentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen, aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen
mehr oder weniger gebogenen Rüssel von verschie-
dener Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen
[Seite 321] besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäu-
men, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gar-
tengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher
Gattungen nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmboh-
rer. C. longiroster ater, thorace ouato plani-
usculo, elytris abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3 fig. 20.
In beyden Indien. Hat fast die Größe des Horn-
schröters. Die Larue nährt sich vom Sagumarke;
wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht ge-
gessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der schwar-
ze oder rothe Kornwurm, Reiter, Wip-
pel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt
das Mehl aus dem Korn, und läßt die Hülse lie-
gen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Frucht-
böden und ihre Gebälke etc. mit scharfer Seifensie-
derlauge besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht
selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und
Betten.
3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C. lon-
giroster piceus oblongus thorace punctato
longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster
cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er
den Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet,
und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber
nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher. C. longiroster aureus, rostro plan-
tisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.
6. †. Pomorum. C. longirostris femoribus anti-
cis dentatis, corpore griseo nebuloso.
Zerstört in manchen Jahren fast alle Aepfelknospen.
7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longiro-
ster, femoribus dentatis, corpore griseo lon-
gitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breuiro-
ster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
excauatis, auro versicolore distinctis, abdo-
mine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben
sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Ver-
größerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabvs. Caput postice attenua-
tum inclinatum. Antennae apicem versus
crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in man-
chen Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock.
(capricornus). Antennae attenuatae. Thorax
spinosus aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl-
hörner, einen ungemein starken Brustschild und
Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß
man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen
lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und
geben mittelst des Brustschildes, den sie an den
Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, ely-
tris basi vnidentatis apiceque bidentatis, an-
tennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.
So wie die folgende Gattung in Südamerica.
2. Ceruicornis. (Prionus. C. F.) C. thorace mar-
ginato dentato, maxillis porrectis coniformi-
bus vtrinque spinosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön ge-
zeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris ob-
tusis viridibus nitentibus, femoribus muticis,
antennis mediocribus.
Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso;
punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis,
antennis longissimis.
Die Fühlhörner find wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae setaceae. Elytra
apicem versus attenuata. Thorax teretius-
culus.
1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris, femoribus posticis den-
tatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. Anten-
nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda
simplex.
1. †. Maior. (Molorchus abbreuiatus F.) N. ely-
tris abbreuiatis ferrugineis immaculatis, an-
tennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen,
(cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm.) Antennae filiformes Elytra
flexilia. Thorax planus, semiorbiculatus,
caput subtus occultans cingensque. Abdo-
minis latera plicato-papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese ha-
ben zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte
unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen
leuchten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich
den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden.
Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer ge-
legt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), ver-
liert sich der Schein bey beyden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo ci-
nereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc. Ein
paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug,
um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae. Tho-
rax marginatus capite breuior. Elytra fle-
xilia. Abdominis latera plicato-papillosa.
1. †. Fusca C. thorace marginato rubro, ma-
cula nigra, elytris fusceis.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn
[Seite 325] es geschneyt hat, zu laufenden hervorgekrochen, da
ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee
zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.
21. Elater. Springkäfer. Schmid.
(Fr. taupin.) Antennae setaceae. Thorax
retrorsum angulatus. Mucro pectoris e fo-
ramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig-
keit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem
Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu
schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wis-
sen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der
vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne
oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnel-
len mit Gewalt heraus schnappt; und dann die
Spitzen, die rückwärts auf beyden Seiten des Brust-
schildes heraus stehen, und mit den Flügeldecken
auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateri-
bus macula flaua glabra.
Im mittlern America, wohl zwey Zoll lang. Die
beyden gelben runden Flecken gegen die Seitenspi-
tzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und
die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos
und einiger anderer phosphorescirenden Insecten
statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pedibus
corporeque nigris.
22. Cicindela. Sandkäfer. Antennae
setaceae. Maxillae prominentes denticulatae.
Oculi prominuli. Thorax rotundato-mar-
ginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern,
[Seite 326] und als Käfer missen sie ihnen mit ausnehmender
Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lu-
nulaque apicum albis.
23. Bvprestes. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput dimi-
dium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis ru-
gosis, thorace marginato laeui, corpore inau-
rato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beyden Indien. Wohl Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitudi-
naliter sulcatis, maculis duabus aureis im-
pressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
3. †. Viridis. B. elytris integerrimis sublineari-
bus punctatis, thorace deflexo, viridi elon-
gato.
Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber nur
ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor eini-
gen Jahren in hiesiger Gegend große Verwüstung
in jungen Rothbuchen-Stämmen an, tödtete sie
durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlän-
gelte Gänge fras.
24. Dyticvs. Wasserkäfer, Fischkä-
fer. (hydrocantharus.) Antennae setaceae
aut clauato-perfoliatae. Pedes postici vil-
losi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis
perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato,
postice spinoso.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer
seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine arti-
ge längliche Hülse, die er mit einer braunen Seide
überzieht, und die mit den eingeschlossenen Eyern
wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis
die kleinen Larven ausgebrochen und im Stande
sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytrorum-
que margine flavis (mas).
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen
dieses Geschlechts), den Fischleichen gefährlich.
Beym Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügel-
decken längs gefurcht.
25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice truncatus
marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man
sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die
wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus.
elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus in-
auratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo ni-
tens, thorace caeruleo, elytris aureo viridi-
bus striatis, abdomine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) Bombar-
dirkäfer. (Fr. le petard. Schwed. Styckjun-
[Seite 328] kare.) C. thorace capite pedibusque ferrugi-
neis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der
vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die
von Dr. Rolander beschriebne ganz eigene Art be-
kannt geworden, womit es sich gegen den C. inqui-
sitor u.a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da
es ihnen mit einem merklich starken Laut einen
blaulichen Dunst entgegen schießt etc.
5. †. Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus
F.) C. piceus, thorace linea excauata longi-
tudinali, manibus spinosis.
Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.
Die unterirdische Larve verursacht in manchen
Jahren wie z.B. 1776 in der Lombardey und 1812
im Hallischen Saalkreise furchtbaren Mißwachs der
jungen Getraidesaat. Der Käfer hält sich des Nachts
in Menge auf den Aehren auf.
26. Tenebrio. Antennae moniliformes
articulo vltimo subrotundo. Thorax plano-
conuexus, marginatus. Caput exsertum.
Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femoribus
anticis crassioribus.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich
daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen
Mehlwürmer, und geben das bekannte Nach-
tigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der Tod-
tenkäfer. T. apterus thorace aequali, co-
leoptris laeuibus mucronatis.
27. Meloë. Antennae moniliformes articu-
lo vltimo ouato. Thorax subrotundus. Ely-
tra mollia flexilia, caput inflexum gibbum.
1. †. Proscarabaeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabé ouctueux Engl. the oil-beetle.) M. ap-
terus, corpore violaceo.
Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Be-
rührung einen stinkenden Saft aus den Kniegelen-
ken der Beine fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala-
tus viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla-
senziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo (in
territo). Palpi compresso clauati, oblique
truncati. Elytra deorsum curua apicem ver-
sus. Ante femora lamina lata ad basin ab-
dominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift
nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig
zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinvs*). Antennae monili-
formes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cau-
da simplex exserens duas vesiculas oblon-
gas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merk-
würdig, die sie, sobald sie Gefahr merken, aus
dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis ci-
nereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae setaceae. Ely-
tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forcipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.
An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier
gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so
viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin so
gut wie jedes andere Insect, verirren kann. Aber
dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen etc. sind sie
nachtheilig, so wie da, wo sie sich in Menge ver-
mehren, dem Grundholz der Gebäude, und den
Fensterfutterungen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey
einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber
mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Sau-
gerüssel versehen, weßhalb diese auch von eini-
gen Naturforschern Proboscidea genannt werden.
Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zu-
mahl die obern an der Wurzel fester und horn-
artiger, am äußern Ende aber dünner und wei-
[Seite 331] cher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt,
bey andern übers Kreuz zusammengefaltet. Theils
sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken
belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey
verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflü-
gelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr auffallend:
sondern die Larven ähneln dem vollkommnern In-
sect bis auf die Flügel, die erst nach und nach
völlig ausgebildet werden.
31. Blatta. Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque planae,
subcoriaceae. Thorax planiusculus, orbicu-
latus, marginatus. Pedes cursorii. Cornicu-
la duo supra caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kackerlake, Tarokan. (Fr.
le cancrelus, ravet. Engl. the black beetle,
cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breuiatis sulco oblongo impresso.
Jetzt nun fast in allen Welltheilen. So wie eini-
ge andre Gattungen dieses Geschlechts (z.B. die
Germanica, Americana etc.) für manche Gegenden,
wo sie sich eingenistet und stark vermehrt hat, eine
der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich man-
cherley Victualien, vor allen aber Brot etc. Kann
daher in Schiffen auf weiten Seereisen schaudervol-
les Elend verursachen*). Ist noch am ersten durch
Arsenik, Dampf von Schwefel und Assa foetida,
kochend Wasser etc. und wo nur wenige in einem
Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertil-
[Seite 332] gen, daß man über Nacht einen Igel oder Ente
hinein sperrt.
2. Heteroclita. (B. Petiveriana F.) B. fusca, ely-
tris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dex-
tro ad marginem internum semipellucido,
3-pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden Un-
gleichheit in der Zeichnung der beyden Oberflügel
merkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigroma-
culatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillosum,
palpis instructum. Antennae setaceae. Alae
4 membranaceae, convolutae, inferiores
plicatae. Pedes antice compressi, subtus
serrato-denticulati, armati ungue solitario
et digito setaceo laterali articulato: postici
4. laeues, gressorii. Thorax linearis elon-
gatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten,
sonderbaren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was Eigenes gleichsam Feyerliches,
das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß
gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses
Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. [Phasma G. F.**)] M. thorace tere-
tiusculo scabro, elytris breuissimis, pedibus
spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Aus Amboina. Spannenlang, und doch kaum so
dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den India-
nern gegessen.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus
anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
Aus Guinea etc.
3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesanbetherinn, das wandelnde
Blatt, der Weinhandel, Weinhasel.
M. thorace laeui subcarinato elytrisque viri-
dibus immaculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beyden in die Höhe. Man nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an
Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann
wohl zehn Jahre alt werden.
4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flauis
ocello ferrugineis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.
Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig
verehrt wird.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. saute-
relle. Engl. grashopper.) Caput inflexum,
maxillosum, palpis instructum. Antennae
setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, con-
uolutae, inferiores plicatae. Pedes postici
saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen
dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey
manchen geben die Männchen entweder zur Begat-
tungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn
[Seite 334] sich das Wetter ändern will, einen bekannten zir-
penden Laut von sich, den sie theils mit den Spring-
füßen, am meisten aber mit den Flügeln hervor-
bringen.
1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm,
Reitwurm, Schrotwurm, Ackerwer-
bel, Erdkrebs. (Fr. la courtilière. Engl.
the molecrick.) G. thorace rotundato, alis cau-
datis elytro longioribus, pedibus anticis pal-
matis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt
meist unter der Erde, und thut zumahl den Kü-
chengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille,
Zirse, das Heimchen. (Fr. le grillon. Engl.
the cricket.) G. thorace rotundato, alis cau-
datis elytro longioribus, pedibus simplici-
bus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feldgril-
le. G. thorace rotundato, cauda biseta sty-
lo lineari, alis elytro breuioribus, corpore
nigro.
4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der
Baumhüpfer. G. thorace rotundato, alis
viridibus immaculatis, antennis setaceis lon-
gissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Ge-
büschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. (Locusta verruciuora. F.) das
Heupferd. G. thorace subquadrato laeui,
[Seite 335] alis viridibus fusco maculatis, antennis se-
taceis longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. Kammheuschrecke. G. thorace
cristato, carina quadrifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten etc.
7. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thora-
ce subcarinato; segmento vnico, capite ob-
tuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge-
meinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht hat.
Ursprünglich gehört es wohl in die asiatische Tata-
rey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in
Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Inva-
sionen desselben verschont geblieben*). Auch soll
sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche
Gattung ist) in Nord- und Süd-America finden.
– Daß sie in Arabien und dem nördlichen Africa
noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge
verspeiset wird, ist eine ausgemachte Sache: und
daß das einige neuere Reisende in diese Länder für
eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Bey-
spiel von voreilig dreistem Hyperscepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Lebt meist im Gehölze. Die Männchen geben im
Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora*). Caput fronte producta,
inani. Antennae infra oculos, articulis 2,
exteriore globoso. Rostrum inflexum, pe-
des gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist
die hornige Blase vor der Stirne, die bey den
nachbenannten Gattungen im Leben, und einige Zeit
nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann.(Fr. la portelanterne. Engl.
the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis
liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 28.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast
so groß als der ganze übrige Körper, und scheint
so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehe-
dem statt Leuchten bedient haben sollen.
2. Candelaria. der schinesische Laternträ-
ger. F. fronte rostrato-subulata adscenden-
te, elytris viridibus luteo-maculatis, alis
flavis; apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum infle-
xum. Antennae setaceae. Alae 4 membra-
naceae, deflexae. Pedes plerisque saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschre-
cken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr
zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe
hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keu-
lenschwämmen (clauariae) besonders häufig auf
den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem le-
bendigen Leibe ihrer Larven, so wie andere auf
Raupen, Schmetterlings-Puppen, Laufkäfern etc.
wachsen*).
1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flauomacu-
lata, alis hyalinis, basi flauis maculis nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab 25. fig. 3.
Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die bey
den Alten so beliebte Cicade.
2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum-
wurm, Gaschtwurm. C. fusca, elytris ma-
culis binis albis lateralibus; fascia duplici
interrupta albida.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die
Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn
in Gestalt eines Schaums (des so genannten Ku-
ckucksspeichels), unter welchem sie oft versteckt ist,
wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von
regnenden Weiden.
3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis ni-
gris: punctis caeruleis, fronte lateribusque
rubris, ano lanato.
Stoll tab. 10. fig. 49. und D.
In Westindien. Hat den Beynahmen von den
rätselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleich-
[Seite 338] sam schmelzenden langen Flocken am Hinter-
leibe*).
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace brevio-
res. Alae 4 cruciato-complicatae, antice
coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.
1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine
fusco punctatis apice bifidis.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc., von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu
haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae anti-
cae coriaceae. Pedes anteriores chelifor-
mes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thorace inaequali,
corpore oblongo-ouato.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus son-
derbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast
wie Samen von Kornblumen etc.
2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdominis
margine serrato.
3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca: oculis
nigris, alis albidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier,
das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf
den Rücken**).
38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum,
Alae 4 cruciato-complicatae, superioribus
antice coriaceis. Dorsum planum thorace
marginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die
Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise.
Engl. the bug, wall-louse.) C. flauescens,
alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
Ueber die ursprüngliche Heimath und den Auf-
enthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im
wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässiges.
Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder
sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah-
mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und Süd-
America etc.) So leicht Wanzen durch Zufall in ein
Haus kommen können, so leicht ist es, sie bald
anfangs durch sorgfältige wiederholte Anwendung
kräftiger Mittel*) auch wieder zu vertreiben: was
aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl über-
hand nehmen, und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) membranaceus,
abdominis margine imbricatim secto, corpo-
re nigricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner
täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer
zu finden.
3. †. Baccarum. der Qualster. C. ouatus
griseus, abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen an-
dern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu dienen
scheint.
4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro ar-
cuato, antennis apice capillaceis, corpore
oblongo subuilloso fusco.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer
wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehl-
thau. (Fr. puceron. Engl. plant-louse.)
Rostrum inflexum. Antennae thorace lon-
giores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes
ambulatorii. Abdomen postice saepius bi-
corne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und
eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügelte
Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den
Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als
[Seite 341] ihre Weibchen, und werden auch in weit minderer
Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als in der
letzten Generation jeden Sommers*); bey den meh-
resten Gattungen also erst zu Ende desselben, und
nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruch-
ten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen
von sich geben, in welchen zwar die jungen Blatt-
läuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht
eher als bis im folgenden Frühjahr hervor brechen,
und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen
Blattläuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so
daß bis zu dem eben gedachten Termin der letzten
Generation keine männliche Blattlaus zu sehen ist.
Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräu-
lichen Blättläuse im Stande, ohne Zuthun eines
Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene
einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende
Wirkung im folgenden Frühjahr und Sommer bey
vielen bis ins neunte Glied äußert.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig. 22.
u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren
Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen,
Alberknospen etc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longis-
simis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc., wo
sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schoten-
ähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum
pectorale. Antennae thorace longiores.
Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes
saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast
aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.
41. Coccvs. Schildlaus. (Fr. Gall-
insecte.) Rostrum pectorale. Abdomen
postice setosum. Alae 2 erectae masculis.
Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beyden Ge-
schlechter einander so auffallend ungleich, als bey
den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer klei-
nen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt,
und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbe-
weglich an den Gewächsen, und könnte bey man-
chen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze,
als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das
Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis
es, vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches ein-
siedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen-
bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an
Caffeebäumen etc. Man vertreibt sie, wenn man
[Seite 343] die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblu-
men bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders dem Languedoc
und in der Provence, an Stechpalmen etc. Die
beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester (Fr.
le vermillon) dieser Thiere werden mit Essig be-
sprengt, und das Carmoisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Jo-
hannisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an den
Wurzeln vom Weggras und andern Pflanzen; zu-
mahl häufig in Polen und am Don, wo sie gesam-
melt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille.
Engl. the cochineal-fly.) C. cacti coccinelli-
feri.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P.
II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren
Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen ge-
pflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Sei-
denwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen
Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII.
B. 4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hind-
ostan zu beyden Seiten des Ganges; von ihm kommt
das so genannte Gummilack*).
42. Thrips. Rostrum obscurum. Anten-
nae longitudine thoracis. Abdomen sur-
sum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incum-
bentes, longitudinales, angustae, subcru-
ciatae.
Ueberaus kleine Insekten, die sich gesellschaftlich
in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und
meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die
Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen,
bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744.
tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüthen etc.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit
bunten Schuppen befiederte Flügel, und einen
behaarten Körper auszeichnet. Als Raupen
[Seite 345] haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf,
einen lang gestreckten, cylindrischen Körper von
zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf je-
der Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an
der Brust, und meist fünf Paar runden fleischi-
gen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet
sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die
mehrentheils unbeweglich, doch bey der Weiden-
raupe und einigen andern sehr wenigen Gattun-
gen sich von der Stelle zu bewegen im Stande
ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimm-
ten Zeit der Schmetterling zum Vorschein,
der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße,
statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte
(so genannte) Zunge, und statt jener zwölf klei-
nen Augen, zwey große halbkugelichte und drey
kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gat-
tungen hat Linne' unter drey Geschlechter ge-
bracht.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly.) Antennae apicem versus crassiores,
saepius clauato-capitatae. Alae erectae sur-
sumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen be-
setzt, und häutet sich gewöhnlich viel Mahl. Sie
verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinnste: die Pup-
pe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis,
aurelia), und hängt sich mit dem hintern Ende auf.
Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und
hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flü-
gel in die Höhe, mit der Oberseite (die bey vielen
an Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unter-
seite verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linne'
hat das ganze Geschlecht, leichter Faßlichkeit we-
gen, wieder in fünf Familien (phalanges) abge-
theilt.
a. Eqvites. Alis primoribus ab angulo postice
ad apicem longioribus, quam ad basin: his
saepe antennae filiformes.
Troës, ad pectus maculis sanguineis. (sae-
pius nigri.)
Achiui, pectore incruento, ocello ad angu-
lum ani.
b. Heligonii. Alis angustis integerrimis, saepe
denudatis: primoribus oblongis; posticis
breuissimis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Phalerati, alis caecis absque ocellis.
c. Plebeii. Parui. Larua saepius contracta.
[Seite 347]Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomento-
sis supra viridibus: institis atris, posticis ma-
culis sex nigris.
Auf Amboina etc. So wie der folgende ein großes
prächtiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwanz. P.
E. A. alis caudatis concoloribus flauis, limbo
fusco, lunulis flauis, angulo ani fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescentibus:
fasciis nigricantibus geminatis: posticis sub-
tus linea aurantia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P.
H. alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baum-
weißling, Heckenweißling. P. H. alis
integerrimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel. vol. I. Tagvögel. II. tab. 3.
[Seite 348]Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Jungen halten sich gesellschaftlich in einem Ge-
spinnste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integer-
rimis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut und
Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so
wie die Butterblume), von der gelben Farbe der
Unterflügel: ein Nahme, der aber nachher auch den
Papilionen überhaupt gegeben worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotunda-
tis albis: subtus venis dilatato-virescenti-
bus.
10. †. Cardamines. der Auroravogel. P. D.
C. alis integerrimis rotundatis albis, primo-
ribus medio fuluis, posticis subtus viridine-
bulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion,
das fliegende Blatt. P. D. C. alis in-
tegerrimis angulatis flauis: singulis puncto
flauo, subtus ferrugineo.
12. †. Hyperantus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po-
sticis duobus tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauen-
spiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-
[Seite 349] fuluis nigromaculatis: singulis subtus ocello
caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
14. †. Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus primo-
ribus ocello vnico, posticis quinque obsole-
tis.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo nigroque variegatis, po-
sticis vtrinque ocellis quatuor, saepius cœcis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In man-
chen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fas-
cia vtrinque alba interrupta, posticis supra
vniocellatis.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.
18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis fuluis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.
19. †. Vrtica. der kleine Fuchs, Nessel-
vogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-
maculatis; primoribus supra punctis tribus
nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
[Seite 350]20. †. C. album, der C-Vogel. P. N. P. alis an-
gulatis fuluis nigro maculatis, posticis sub-
tus C albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel.
(Engl. the admirable.) P. N. P. alis dentatis
nigris albo maculatis: fascia communi pur-
purea, primoribus vtrinque, posticis margi-
nali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis
argeateis transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.
23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervo-
gel, Violenvogel. P. N. P. alis denta-
tis flauis nigro maculatis: subtus maculis
21 argenteis.
24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua
nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeruleis
posticis subtus limbo ferrugineo: ocellis cae-
ruleo-argenteis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.
26. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
[Seite 351]44. Sphinx. Abenvogel. Antennae me-
dio crassiores s. vtraque extremitate atte-
nuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren-
theils von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenför-
migen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur
auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpup-
pen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die
Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil sie
meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen.
Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug.
Linne' hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar
zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S.
L. alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidio-
ribus saturatioribus flauescentibusque.
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis ni-
gro fasciatis margine postico albo-punctatis,
abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri S. L. alis integris: posticis incar-
natis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis
nigris.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis fuscis, abdomine
luteo cingulis nigris.
Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke.
Die Raupen aus Jasmin, Kartoffelnkraut etc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S.
L. alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S.
L. alis integris fuscis, vitta superioribus pal-
lida, inferioribus rubra.
Rösel vol I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S.
L. alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in
den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerungen
anrichtet.
11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine
barbato lateribus albo nigroque variis, alis
posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die Zirkel-
motte. S. A. alis superionbus cyaneis;
punctis sex rubris; inferioribus rubris im-
maculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
[Seite 353]13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die Rin-
gelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis
fenestratis: superiorum sex, inferiorum duo-
bus, abdomine cingulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl.
Moth.) Antennae setaceae, a basi ad
apicem sensim attenuatae. Alae sedentis
saepius deflexae.
Das weitläuftigste Geschlecht unter den Insecten.
Die Raupen sind mehrentheils behaart: und verpup-
pen sich meist innerhalb eines besondern seidenarti-
gen Gespinstes (folliculus), wozu sie den kle-
brigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen,
die längs dem Rücken hinab neben dem Magen
liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer be-
sondern Röhre, die sich hinter dem Munde dieser
Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen,
die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich
z.B. daran herablassen zu können etc. nutzen*).
Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem
Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Ein-
richtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die
Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Ge-
schäften nachgehen, hat Linne' in folgende Familien
abgetheilt.
a. Attaci – alis palulis inclinatis.
b. Bombyces – alis incumbentibus; anten-
nis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto-spirali.
[Seite 354]c. Noctvae – alis incumbentibus. Antennis
setaceis, nec pectinatis.
d. Geometrae – alis patentibus horizon-
talibus quiescentes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere re-
tusis, margine exteriore curuo.
f. Pyralides – alis conniuentibus in figu-
ram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis conuolutis, fere in cylin-
drum, fronte prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin
vsque.
1. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis
elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-va-
riis, macula fenestrata, superioribus ses-
quialtera.
In beyden Indien. Die Flügel größer als an
einer hieländischen Fledermaus, aber mit auffallend
kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinnste die-
ser und anderer großen Phalänen in Schina die so-
genannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden
Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offenen
abgestutzten Halse, dessen Eingang aber doch inwen-
[Seite 355] dig auf eine überaus artige Weise, mittelst elasti-
scher convergirender Stacheln, die in eine hervor-
stehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt
ist, daß das vollkommene Thier zu seiner Zeit füg-
lich heraus, hingegen kein feindseliges Insect durch
diesen Weg hinein dringen kann*).
3. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt. P. B. elinguis, alis reuersis semitec-
tis dentatis ferrugineis margine postico ni-
gris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare buck-
lige Stellung.
4. †. Pini. (Bombyx. P. F.) der Kiefernspin-
ner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe.
P. B. elinguis, alis reuersis griseis; strigis
duabus cinereis; puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Eine der schädlichsten Raupen für die Kiefernwal-
dungen.
5. †. Vinula. (Bombyx. V. F.) der Gabel-
schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis
albida nigro punctata, alis subreuersis fusco
venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
Die Raupe bekommt durch ihren dicken abgestumpf-
ten Kopf, und die beyden Schwanzspitzen, die ihr
statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein
sonderbares Ansehen. Sie vermag einen scharfen
Saft durch eine Oeffnung unten am Halse von sich
[Seite 356] zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu verthei-
digen*).
6. †. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis
reuersis rufo-cinereis; fasciis duabus lineari-
bus luteis flexuosis.
Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch aben-
teuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwey
hornichten Schwanzspitzen etc.
7. Mori. (Bombyx M. F.) der Seiden-
wurm. P. B. elinguis, alis reuersis palli-
dis; striis tribus obsoletis fuscis maculaque
lunari.
Der assyrische Bombyx beym Plinius etc. ist wohl
sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen
verarbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu
Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6
bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nach-
dem er sich vier Mahl gehäutet hat, in einen Coc-
con von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er
drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900
Fuß langen Faden besteht (deren 180 dicht neben
einander gelegt erst die Breite von einer Linie aus-
machen), und kriecht endlich drey Wochen nachher
als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt
das überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im
folgenden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen
Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind wohl ursprünglich in Schina**) zu Hau-
se, gewohnen aber auch unser Clima recht gut, und
man zieht sie nun auch in Nordamerica.
8. †. Neustria. (Rombyx N. F.) die Ringel-
raupe. P. B. elinguis, alis reuersis: fascia
sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestchen herum.
9. †. Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fichten-
spinner. P. B. elinguis, alis eriseis: strigis
tribus obscurioribus, posterioribus pallidis;
puncto anali fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
10. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze
Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis
fuscis: riuulis albis, inferioribus purpureis
nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.
11. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne,
der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis
deflexis, superioribus albis atro-undatis,
abdominis incisuris sanguineis.
Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe,
fig. 17–19.
Eins der furchtbarsten Insecten für Fichtenwal-
dungen.
12. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elinguis,
alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebu-
losis: femineis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung
und Größe der beyden Geschlechter.
13. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwar-
ze Winterraupe. P. B. elinguis, alis de-
flexis albidis, abdominis apice barbato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume,
die im Herbst aus den Eyern kriecht, und den Win-
ter durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem
welken Laube an den Aesten zubringt, ohne daß ihr
selbst die strengste Kälte schadet.
14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis,
alis planiusculis: superioribus ferrugineis lu-
nula alba anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B. elin-
guis cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus
albidis coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.
16. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die Wei-
denraupe. P. B. elinguis, alis deflexis ne-
bulolis, thorace postice fascia atra, antennis
lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe, von der Lyonet die meisterhafte
Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ul-
men, Eichen etc., doch bey weitem am häusigsten an
Weidenstämmen auf, die so von ihr durchfressen
werden, daß sie leicht ausgehen, oder bey mäßigem
Sturme umfallen. Der Schade, den diese Raupe
verursacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen
das Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey
drey Jahr alt wird, ehe sie sich verpuppt. Dabey
hat sie ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne
Schaden etliche Stunden lang im so genannten luft-
[Seite 359] leeren Raume, und mitten im Sommer fast drey
Wochen lang unter Wasser andauern kann. Eben
so sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle
bewegen, und wenn die Zeit des Auskriechens her-
beynaht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis
an die Mündung in der Rinde hervor bohren kann.
17. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis
laeuis niuea, antennis thorace breuioribus,
alis punctis numerosis caeruleo-nigris, tho-
race senis.
18. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis
fulua, antennis thorace breuioribus, maris
alis niueis.
19. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis crista-
ta, alis grisescentibus, inferioribus rubris, fas-
ciis duabus nigris, abdomine supra rubro.
20. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis cristata, alis erosis pallidis: superio-
ribus basi incarnata, intra triangulum fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.
21. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flauo-maculatis sub-
tus nebulosis: fasciis duabus fuscis.
Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichten-
holzungen.
22. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cine-
reis: anticis fasciis 4 nigris abbreuiatis inae-
qualibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.
23. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albi-
dis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis
luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
[Seite 360]24. †. Brumata. der Frostschmetterling,
Blüthenwickler. P. G. seticornis, alis
griseofuscis: striga nigra postice pallidiori-
bus; femina aptera.
Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume.
Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eyer in die
Blüthknospen.
25. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis rhom-
beis, superionbus viridibus immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
26. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis
recuruatis, alis politis fuscescentibus: strigis
repandis albidis area interiecta glauca.
27. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fuscis,
fascia et maculis niueis subinterruptis; po-
sticis cinereis.
J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.
In Fichtenwaldungen an den Nadeln.
28. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti. alis
superioribus flauis, maculis duabus argenteis,
anteriore oblonga, posteriore ouata.
Ebenfalls in Fichtenwaldungen.
29. †. Pellionella. (Tinea P. F.). die Pelzmot-
te. P. Ti. alis canis, medio puncto nigro,
capite subgriseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
30. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider-
motte. P. Ti. alis cinereis, thorace vtrin-
que puncto albo.
Besonders in wollenen Kleidungsstücken.
31. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis ca-
nis postice purpurascentibus, striga alba, scu-
tello nigro, apice candido.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
32. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf,
weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigro-
que maculatis capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.
Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, ab-
hülfet, zerschrotet, und sich daher leicht verräth*).
33. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis
auratis: fasciis 2 argenteis: priore antrorsum,
posteriore retrorsum arcuata.
34. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fus-
cis, punctis tribus argenteis eleuatis.
35. †. Hexadactyla. (Pterophorus hexadactylus F.)
P. Al. alis patentibus fissis: singulis sexpar-
titis cinereis.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein un-
gewöhnliches Ansehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeich-
[Seite 362] net, die mehrentheils in allerhand Farben schil-
lern. Die Larve hat sechs Füße.
46. Libellvla. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. de-
moiselle. Engl. dragon-fly.) Os maxil-
losum, maxillis pluribus. Antennae thorace
breuiores. Alae extensae. Cauda maris
hamoso forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und ha-
ben gleichsam eine bewegliche Maske oder Kappe
vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die
Paarung der vollkommen geflügelten Wasserjungfern,
die überhaupt gar viel Sonderbares hat, wird im
Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigricanti-
bus, thorace lineis duabus flauis, abdomine
lanceolato lateribus flauescente.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.
Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling 1806
und 1807 am Harz und in Thüringen etc.) in mäch-
tigen Zügen sehen lassen*).
2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis colo-
ratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis hya-
linis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder, Lorenzfliege, Rheinschnac-
ke. (hemerobius, diaria). Os edentulum
[Seite 363] absque palpis. Ocelli 2 maximi supra ocu-
los. Alae erectae, posticis minimis. Cau-
da setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im
Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Gegen-
den Millionen der vollkommen ausgebildeten Thiere mit
einem Mahl aus dem Wasser hervor geflogen, die
sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insec-
ten, erst nochmahls häuten müssen; überhaupt aber
diesen ihren vollkommenen Zustand meist nur kurze
Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab.
2. fig. 2. 3. 4. p. 329. sq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis mar-
gine crassiore nigricantibus.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.
48. Phryganea. Frühlingsfliege.
(Engl. caddice, water-moth.) Os eden-
tulum palpis 4. Ocelli 3. Antennae tho-
race longiores. Alae incumbentes, inferio-
ribus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhal-
ten, werden besonders durch die theils sehr künstli-
chen (meist cylindrischen, theils aber auch vierkanti-
gen) Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen,
und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus, mit
sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse
[Seite 364] aus Schilfstückchen, andere aus Gras, aus Sand-
körnchen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen
Flußschneckchen u.s.w.
1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda bise-
ta, alis venosis reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-
striatis.
3. †. Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo
compressis macula rhombea laterali alba.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobivs. Florfliege, Land-
libelle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli
nulli. Alae deflexae (nec plicatae). An-
tennae thorace convexo longiores, setaceae
porrectae.
Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene
Insect ähnelt dem vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis:
vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.
Befestigt seine Eyer auf eine wundersame Weise
auf Baumblätter oder an Moos etc. mittelst eines
aufrechtstehenden borstenähnlichen kleinen Stiels*).
2. †. Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papier-
laus, Holzlaus. (Fr. le pou de bois.) H
apterus, ore rubro, oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten Individua so äußerst sel-
ten bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr
[Seite 365] kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen (§.
136.).
50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os
maxillosum: dentibus 2. Palpi 4 elongati.
Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e fila-
mentis duobus rectiusculis. Antennae claua-
tae longitudine thoracis. Alae deflexae.
1. †. Formicarius. der Anmeisenlöwe. (Fr.
le fourmilion.) M. alis macula alba marginali
postica.
Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als
Larve eine trichterförmige Fallgrube im Sandbo-
den wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hinein
scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine Insecten
empfängt und verzehrt, die unversehens an den Rand
dieser Grube kommen, und mit dem lockern Sand
hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Ro-
strum corneum cylindricum. Palpi 2. Ocel-
li 3. Antennae thorace longiores. Cauda
maris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigromacu-
latis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae lon-
gitudine thoracis antice elongati cylindrici.
Cauda feminae seta recurua laxa.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen, auch
meist kürzer und schmäler sind als bey den In-
secten der vorigen Ordnung. Bey den mehresten
sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit
einem verletzenden Stachel am Hinterleibe, theils
auch mit Gift, das sie beym Stich in die Wun-
de flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung
auch von einigen Entomologen Aculeata genannt
worden. Die Larven sind verschiedentlich gebil-
det: theils wie Raupen mit zwanzig Füßen, theils
wie Maden ohne Füße etc.*).
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis, sae-
pius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Theile
gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und
theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der
Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre
Verwandlung überstanden hat, und nun als voll-
kommenes Insect aus ihrem Kerker hervor brechen
kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß jene Eyer
selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs
gelegt worden, erst noch wachsen, theils noch Ein
Mahl so groß werden, bevor die darin befindliche
Larve auskriecht.
1. † Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo po-
stice nigro, pedibus ferrugineis.
An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krau-
sen Auswüchse verursacht, die unter dem Nahmen
Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spongia
cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.
2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gallä-
pfel hervor bringt, die auch oft noch nachher, wenn
sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Urheberinn
verlassen sind, kleinen Wespen verschiedener Art zum
Aufenthalt dienen.
Zumahl auf den Inseln des mittländischen Mee-
res; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu
den zahmen Feigen hängt, damit der cynips von
jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zei-
tigung und Größe derselben befördert wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os ma-
xillis absque proboscide. Alae planae tu-
midae. Aculeis laminis duabus serratis,
vix prominentibus. Scutellum granis duo-
bus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt (daher die Reau-
mur fausses chenilles nennt), leben vom Laub, und
finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden;
verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis claua-
tis luteis, abdominis segmentis plerisque
flauis.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege.
Os maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati:
Antennae filiformes, articulis vltra 24. Acu-
leus exsertus rigens serratus. Abdomen
sessile mucronatum. Alae lanceolatae, pla-
nae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Lege-
stachel, sehr geschickt in weiches Holz zu bohren,
um seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich
einige Jahre lang im Holze auf*).
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis
nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichneumon. Schlupfwespe, Rau-
pentödter, Spinnenstecher. Os maxil-
lis absque lingua. Antennae articulis vl-
tra 30. Abdomen petiolatum plerisque.
Aculeus exsertus vagina cylindrica, biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung
der Raupen, Spinnen und anderer Insecten beytra-
gen. Sie legen ihre Eyer in lebendige Raupen,
die davon erkranken, und vor oder nach ihrer Ver-
puppung absterben. Manche sind auch an andere
Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, denen
sie als Larve ihre Eyer in den Leib legen, so daß
nach Rolanders Bemerkung, von verschiedenen Gat-
tungen die eine bloß zur Vertilgung der andern ge-
schaffen zu seyn scheint.
1. †. Persuasorius. (Pimpla persuasoria. F.) I.
scutello albo, thorace maculato, abdomine
atro segmentis omnibus vtrinqne punctis duo-
bus albis.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.
2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig 14.
3. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomine falcato.
4. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pedi-
bus flauis.
Legt seine Eyer in die Raupen der Buttervögel,
so wie der vorige in die von manchen Phalänen.
57. Sphex. Raupentödter, Afterwe-
spe. Os maxillis absque lingua. Anten-
nae articulis 10. Alae plano-incumbentes
(nec plicatae) in omni sexu. Aculeus punc-
torius reconditus.
Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Ge-
schlechts graben sich Höhlen in sandigen Boden,
schleppen eine große Spinne oder Raupe einer Pha-
läne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und le-
gen sodann in jede Höhle ein Ey, da dann nachher
die junge Larve dem großen Thier, das die Mutter
dahin begraben hatte, den Saft zum Gespinnste aus-
saugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse dar-
aus bereitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdonune fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die Sieb-
Biene. S. nigra, abdomine fasciis flauis,
tibiis anticis clypeis concauis fenestratis.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen
der Männchen für durchlöchert gehalten, und hat
auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben ei-
ne merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel
Schönes über die weise Einrichtung eines gar nicht
existirenden Theils zu sagen.
58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl.
golden fly.) Os maxillis absque probosci-
de. Antennae filiformes: articulo 1 lon-
giore, reliquis 11 breuioribus. Abdomen
subtus fornicatum, vtrinque squama laterali.
Anus dentatus aculeo subexserto. Alae pla-
nae. Corpus auratum.
1. †. Ignita. C. grabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo; apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa. Wespe. (Fr. guèpe. Engl.
wasp.) Os maxillis absque proboscide.
Alae superiores plicatae in omni sexu. Acu-
leus punctorius reconditus. Oculi lunares.
Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des folgen-
den Geschlechts werden durch die strenge gesellschaft-
liche Verbindung, in der sie theils zu Tausenden
beysammen leben, und durch die überaus kunstrei-
chen Nester und gemeinschaftlichen Wohnungen, die
sie sich mit vereinten Kräften aus so vielartigen
Stoffen (– z.B. die Wespen aus Holzzasern etc.,
die Immen aus Wachs, die Maurer-Bienen aus
Grand etc. –) zu verfertigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet.)
V. thorace nigro antice rufo immaculato ab-
dominis incisuris puncto nigro duplici cou-
tiguo.
Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.
2. †. Vulgaris die Wespe. (Engl. the wasp.) V.
thorace vtrinque lineola interrupta, scutello
quadrimaculato, abdominis incisuris punctis
nigris distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
3. Nidulans. (Fr. la guêpe cartonnière.) V. nigra,
thorace striga antica subscutelloque albis,
abdominis segmentis margiae flauis.
In Guiana. Die äußerste Bekleidung ihres kunst-
reichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit Schreib-
papier überzogenen Pappe.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa vagi-
nis duabus biualuibus. Alae planae in om-
ni sexu. Aculeus feminis et neutris punc-
torius reconditus.
1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco,
tibiis posticis ciliatis, intus transverse stria-
tis*).
Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weitem zahlreichsten
Individuen geschlechtlos, d.h. sie werden von einem
Vater erzeugt, und von einer dadurch befruchteten
Mutter geboren, ohne doch selbst vollkommene Ge-
schlechtsorgane zu haben. – Hier bey der Imme
hat das Weibchen, die so genannte Königinn
oder Mutterbiene, oder der Weißler, ei-
nen schlanken schmalen Leib, länger als die Dro-
[Seite 372] nen, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein za-
ckiges Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die
männlichen Bienen oder Dronen (Deck- oder
Wasser- oder Holmbienen) sind groß und
stark von Leibe, mit langen Flügeln etc. – Die
geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-
Bienen hingegen sind weit kleiner als jene bey-
den, von mittler Taille, nach Verhältniß langen
Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und ei-
ner besondern Grube am Hinterschenkel, die zum
Eintragen dient, u.s.w. Diese letztern, deren in
einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können,
haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des
Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut.
Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu
Honig und Wachs, den sie als Höschen zum Sto-
cke tragen, wo er ihnen von den ältern abgenom-
men, und das Wachs vom Honig geschieden wird.
Sie füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub,
halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten
von da hinaus. Sie sind mit Stacheln als Waffen
versehen, den sie aber, wenn sie sie tief stechen,
leicht in der Wunde stecken lassen. – Die männli-
chen Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke)
haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer
Königinn (– und zwar wie es scheint im Fluge –)
zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übri-
gen müssen nachher verhungern, oder werden von
den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht
umgebracht. Die so reichlich befruchtete Königinn
legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeiffen,
von denen schon vorläufig die für die Dronen be-
stimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn
die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen
zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie
vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wild-
niß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter
die Erde etc. Der Mensch hat sie aber sich zum
Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige
scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Be-
[Seite 373] nutzung zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne
Bienen so wenig Wärme haben, als andere kalt-
blütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zu-
weilen bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).
2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.) die
Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulua.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät-
tern der Rosenbüsche.
3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holzbie-
ne. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushöhlet, und die einzelnen
Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander ab-
sondert.
4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel.
(bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hirsu-
ta nigra thoracis cingulo flauo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
[Seite 374]5. †. Muscorum. (Bombys M. F.) die Moos-
biene A. hirsuta fulua abdomine flauo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A. ful-
ua abdomine aigro (femina nigro-violacea
pedibus fuscis.)
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grand und Mörtel an alten
Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen
Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude
find, werden mit Gespinste austapezirt, und zuwei-
len auch vom Attelabus apiarius, Schlupfwespen etc.
bewohnt.
61. Formica*). Ameise, Emse. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis
elongatus, nodulosus, aut munitus squa-
mula erecta. Aculeus feminis et neutris re-
conditus. Alae maribus et feminis, sed
neutris nullae.
Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vor-
züglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier-
und mehreren tausenden in einem Haufen auf. Die
Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die Sorg-
falt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich so ge-
nannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen, geht
so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsamei-
se, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch
zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in Si-
cherheit gebracht hat etc.
1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato, femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferrugi-
neo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub
abdomine nigris.
4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra ni-
tida, tibiis cinerascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzähli-
ger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme
als auf- und niederfahrende Säulen zum Vorschein
kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf Ein
Mahl steht, die sich in der Ferne fast wie ein Nord-
licht ausnehmen*).
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo binodoso,
priore subtus, thoraceque supra bidentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadri-
spinoso, capite didymo magno vtrinque po-
stice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien. Von der Größe einer Wespe.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz-
Emse, Termite. (Fr. fourmi blanche,
poux de bois. Engl. white ant, wood-ant,
wood-louse.) Squamula intergerina nulla.
Alae maribus et feminis temporariae; sed
neutris plane nullae.
1. Fatalis. (bellicosus Soland.) T. corpore fus-
co, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stem-
matibus subsuperis oculo propinquis, punc-
to centrali prominulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
Die Gebäude der guineischen Termiten. Eben-
daselbst tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt we-
nigstens noch vier andere bekannt, die hin und wie-
der zwischen beyden Wendezirkeln, zumahl in beyden
Indien, im südwestlichen Africa und auf Neuholland
zu Hause sind) findet sich besonders in Ostindien
und Guinea, und führt aus Thon, Letten etc. ke-
gelförmige, meist mit mehreren Spitzen besetzte,
inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zu-
weilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch sind, und theils
in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von
Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den
Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen
ganz mit Gras überwachsen etc. und ist dabey so
fest, daß er mehrere Menschen zu tragen im Stan-
de ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen wei-
ten Gängen durchzogen sind, die theils über eine
halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich
wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abge-
brechen, neue aufgeführt, andere erweitert u.s.w.
Die Zellen des Königs und der Königinn (als von
welchen in jedem Stocke nur Ein Paar befindlich
ist) sind im Innersten des Gebäudes verborgen.
Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter,
hierauf folgen die Eyerzellen für die junge Brut,
und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere
zerbeißen und verzehren Holzwert, Geräthe, Hüt-
ten etc. und können binnen wenigen Wochen mäch-
tige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der
Hinterleib der befruchteten Königinn 2000 Mahl
dicker, und größer wird als er vorher war, ist
schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24
Stunden auf 80000 Eyer legen.
63. Mvtilla. Alae nullae in plerisque.
Corpus pubescens. Thorax postice retusus.
Aculeus reconditus punctorius.
1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea,
abdomine cingulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar
kleine Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen
oder Balancirstangen (halteres), die hinter den
Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch mit
einer kleinen Schuppe bedeckt sind, deren Nutzen
aber noch unbestimmt ist, und derentwegen einige
Naturkundige die ganze Ordnung Halterata be-
nannt haben. Die Larve ist meist eine Made**),
die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkommene
Insect hat bey einigen Geschlechtern einen spitzigen
harten Saugestachel, bey andern einen weichen
Schlurfrüssel, bey noch andern bloß eine einfache
Mündung u.s.w. Einige Gattungen gebären
lebendige Junge.
64. Oestrvs*). Bremse. Os apertura sim-
plex. Palpi duo, biarticulati, apice orbi-
culares in depressione oris vtrinque siti.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen
Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell
(die so genannte Dasselbeule) entsteht, in wel-
chem sich die Larve (der Engerling) ernährt.
1. †. Bouis. die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze.) O. alis immaculatis fuscis,
abdomine fascia atra media: apice pilis fu-
luo-flauis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.
2. Tarandi, die Rennthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo.
3. †. Equi. die Pferdebremse. (Oestrus bouis
Linn.) O. alis albidis, fascia media punctis-
que duobus nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.
Legt ihre Eyer den Pferden an die Schultern und
Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Larven von
denselben abgeleckt und hinuntergeschluckt werden;
die sich dann von dieser und der folgenden Gattung,
im Frühjahr fast allgemein und theils in großer
Anzahl im Magen der Pferde finden, wo sie mit
dem vordem spitzen Ende ihres an Größe und Form
ungefähr einem Dattelkern ähnelnden Körpers
(Engl. Botts.) in der innern Haut des Magens
eingehackt festsitzen.
4. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. alis
immaculatis fuscentibus, abdomine atro, ba-
si albo apiceque fuluo.
Legt ihre Eyer den Pferden gleich an die Lippen.
5. †. Ouis. die Scharfbremse. O. alis pellu-
cidis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.
Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen her
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore for-
nicata: palpi duo incurui capite longiores.
Proboscis recuruata brevissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar
in Schwefelwassern leben können, und die Herr
Prof. de Luc in einer Höhe von 1560 Toisen über
der Meeresfläche angetroffen.
1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, co-
sta marginali fusca.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl
am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis
incumbentibus, thorace virescente, alis hya-
linis puncto nigro.
Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser, und ist ei-
ne Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis
deflexis cinereis ouato-lanceolatis ciliatis.
Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Or-
ten, Abtritten etc. lebt.
66. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl.
fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2 late-
ralibus: palpi duo.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa ni-
gra, thorace lineis pallidioribus, abdomine
nitidulo tesselato: oculis rubris.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland, am
Cap etc. in unsäglich lästiger Menge*). Das be-
fruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer in
Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppenhülse auf-
zusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege
ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis
ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über-
haupt auf süßlichen gährenden Früchten. etc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa ni-
gra, abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren, gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis se-
tariis, subpilosa atra, alarum costa nigra,
oculis ferrugineis.
67. Tabanvs. Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon.) Os proboscide carnosa, termi-
nata labiis duobus. Rostro palpis duobus,
subulatis, proboscidi lateralibus, parallelis.
1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, abdomi-
nis dorso maculis albis trigoais longitudina-
libus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Culex. Os aculeis setaceis intra vagi-
nam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin. Engl. the gnat. Portug. Mosquito.)
C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab.
15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl im
heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie bey
uns in brennenden Sommertagen – weit heftigere
Entzündung verursachen), sind diese Thiere, die
von den europäischen Seefahrern, nach dem Por-
tugiesischen, Moskiten genannt werden, in un-
säglicher Menge, und werden oft eine recht gefähr-
liche Plage. Unkundige Reisende belegen aber auch
wohl überhaupt alle mückenartige stechende Insecten
mit dem gemeinschaftlichen Nahmen von Moskiten.
2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege,
Columbachische Mücke, Colombatz. C.
niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo
albo.
Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II.
tab. 2. fig. 1.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien,
vor allem aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im
Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeßli-
chen Schaaren erscheint, und den Pferden u.a.
Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers einkriecht,
daß es oft davon in wenigen Minuten sterben muß.
Auch den Menschen wird sie dann wenigstens äußerst
lästig, wenn auch nicht so gefährlich.
69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bi-
ualui, thorace loiigiore, valuulis horizon-
talibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedi-
bus posticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops. Stechfliege, Pferdeste-
cher. Os rostro porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis
subplumatis, cinerea glabra ouata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Schlurfrüssels den hervorragenden Bohr-
stachel. Sie kommt nur wenn es regnen will in
Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an
die Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich
an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist, das
daher so unruhig wird und aufstampft.
71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui.
1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomentoso, an-
tice segmentis tribus nigris, postice flauo in-
flexo.
72. Bombylivs. Schwebfliege. (Fr.
bourdon. Engl. buzz-fly.) Os rostro por-
recto, setaceo, longissimo, biualui, valuu-
lis horizontalibus, intra quas aculei setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso, nu-
tante. Pedes vnguibus pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the
horseleech.) H. alis obtusis, thorace albo va-
riegato, pedibus tetradactylis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt
Nur ein einziges Ey, oder vielmehr eine Puppe, in
welcher sich in den ersten Wochen nichts als ein
weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwach-
senen Thiere gebildet wird, das nach einiger Zeit
als vollkommen erwachsenes geflügeltes Insect aus-
kriecht.
2. †. Ouina. die Schaflaus. (Engl. the sheep-
tik, sheepfagg.) H. alis nullis.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halts, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Län-
ge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr ver-
[Seite 384] schieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären sie
lebendige Junge. Den Floh ausgenommen, besteht
wohl keins der übrigen eine eigentliche Verwand-
lung.
74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis
2 setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa se-
tis extensis. Corpus squamis imbricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa, cauda tri-
plici.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in ganz Europa einheimisch.
75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pedes
6 cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis.
Cauda bifurca, saltatrix, inflexa. Antennae
setaceae elongatae.
Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zu-
weilen manche Gattungen (z.B. P. niualis, der
so genannte Schneefloh) in Unzahl aus frischge-
fallnem Schnee*).
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Ost haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os
aculeo exserendo. Autennae longitudine
thoracis. Abdomen depressum sublobatum.
Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thierge-
schlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel
mögen wohl ihre Läuse haben: mnd selbst Fische,
ja sogar manche Insecten, wie die Bienen etc. sind
damit geplagt*).
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß
am Schimpansee (Simia troglodytes) und am Coai-
ta (Cercopithecus paniscus) gefunden worden.
Bey den Mohren sind die Läuse schwarz; daß sie
sich aber, wie Oviedo u.a. behaupten, auf den
Schiffe verlören, wenn diese die Linie passiren,
ist leider eine Fabel**).
2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the
crab-louse.) P. pubis.
77. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae fili-
formes. Os rostro inflexo, setaceo, aculeum
recondente. Abdomen compressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide corpo-
re breuiore.
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc. doch
nicht im äußersten Nordamerica, und nur sehr ein-
[Seite 386] zeln auf manchen Westindischen Inseln (z.B. auf
Martinike) etc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr alt
werden.
2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun. P. proboscide corpo-
ris longitudine.
Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in
den Sprüngen, ist aber kleiner; halt sich besonders
im Staube auf, und legt seine Eyer dem Menschen
unter die Nägel der Fußzehen, wodurch heftige und
zuweilen in Brand übergehende Entzündungen ent-
stehen.
78. Acarvs. Milbe (Fr. tique. Engl.
tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis.
Tentacula 2 articulata, pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*), die sich auch zum Theil, wie die Läuse
auf andern Thieren finden.
1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus,
der Holzbock. A. globoso-ouatus: macula
baseos rotunda: antennis clauatis.
2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite. Engl. the mite.) A. lateribus
sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis,
femoribus capiteque ferrugineis, abdomine
setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie
wird nur mit drey Paar Füßen geboren, und das
vierte wächst erst nachher dazu.
79. Hydrachna. Wasserspinne, Was-
sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati.
Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdomen-
que vnita.
1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F. Aca-
rus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata ma-
culis pluribus; oculis inferis.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.
80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver-
ticis 2 contigui. Frons antennis pediformi-
bus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster,
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau-
cheur. Engl. the shepherd.) P. abdomine oua-
to; subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum, und eins der wenigen
Land-Insecten, die Wasser trinken. Die ausgeris-
senen Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch
Bewegung. Das zweyte Paar derselben scheint ih-
nen statt Fühlhörner zu dienen. Die Augen sitzen
dem Thiere zwischen den Schultern.
2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher-
scorpion. (Fr. le scorpion araigné.) P. ab-
domine obouato depresso, chelis laeuibus,
digitis pilosis.
In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedrückten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht vor- und rückwärts wie ein
Krebs.
3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18.
fig. 7.
4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis dentatis
villosis, corpore oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7–9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung,
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr.
araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8.
(plerisque). Os vnguibus s. retinaculis 2.
Anus papillis textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen*), die sich meines Wissens alle bloß von
lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren, auch
einander selbst auffressen. Die mehresten weben sich
ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage sowohl
als die Festigkeit, womit es Wind und Wetter aus-
hält, bewundernswürdig ist**). Auch hat man
mehrmahls den freylich seltsamen Einfall im Klei-
nen ausgeführt, aus Spinnewebe, und besonders
aus dem Eyergespinnste der Kreuzspinne, eine Art
Seide zu verarbeiten. – Der so genannte flie-
gende Sommer (Mädchen-Sommer, Marien-
garn etc.) (Fr. Filets de St. Martin, cheveux
de la Ste Vierge. Engl. Gossamer.) ist wenigstens
größtentheils einer kleinen Gattung von Spinnen
(der A. obtectrix) zu zuschreiben, die zumahl im
Frühjahr häufig an Hecken und Büschen umher webt.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomi-
ne subgloboso rubro-fusco: cruce alba punc-
tata.
H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und die
folgende Spinne für die untrüglichsten Wetterpro-
pheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 subcon-
tiguis: anterioribus maioribus.
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens
nigra: lineis semicircularibus 3 albis trans-
uersis.
Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein Ge-
spinnste.
4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugineo
fusco.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn
er ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).
5. Auicularia. die Buschspinne. A. thorace or-
biculato conuexo: centro transuerso excauato.
Kleemann's Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.
Zumahl in Westindien. Von der Größe seiner
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte
Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und die Eyer
derselben aussaugen. Ihr Biß kann auch bey Men-
schen gefahrvolle Entzündung verursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus
longissimis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.?
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis.
Abbild n. h. Gegenst. tab. 38.
In Apulien. Die Fabel von den unausbleiblichen
Folgen ihres Bisses, und den musicalischen Heilungs-
mitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es theils
Einbildungen hypochondrischer und hysterischer Pa-
tienten; mehrentheils aber armselige Betteleyen seyn
mögen, womit sich leichtgläubige Reisende haben
hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig, daß
diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen
Erdhöhlen aufhalt, den Schnittern zur Erntezeit
durch ihren Biß lastig wird: und, so wie der Stich
mancher anderer Insecten im brennenden Sommer
gefährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz
erregen) kann, so auch freylich wohl der Tarantel-
Biß.
8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo
lateribus striatis: pedibus fuluis apicibus ni-
gricantibus.
Labillardière voyage. tab. 12. fig. 4–6.
Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen
Insulanern zu Hunderten geröstet und gegessen wird.
82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2
frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheli-
formes. Cauda elongata articulata termina-
ta mucrone arcuato. Pectines 2 subtus in-
ter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und Le-
bensart manches mit den Krebsen gemein, auch wer-
fen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie
nähren sich von andern Insecten, und hecken leben-
dige Junge. Der Stich der kleinen europäischen ist,
wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u.a. dergl.
Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*).
1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus sub-
cordatis pilosis.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis ma-
nibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chelatae.
Oculi 2 distantes, plerisque pedunculati,
elongati mobiles. Palpi 2 cheliferi. Cauda
articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen
nach der verschiedenen Länge und Bedeckung des
Schwanzes, von Linne' in folgende drey Familien
abgetheilt worden*):
A) Brachyuri. Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen.
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, tho-
race laeui lateribus antice planato, caudae
medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey An-
näherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er
verwirt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel,
so wie andere Krebse auch: aber die vorgegebene
Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo, an-
tice retuso: pedum articulis vltimis penulti-
mis vndique spinosis.
In Westindien und den benachbarten Landstrichen.
Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Früh-
jahr, theils in großen Scharen nach den Seeufern,
um die Eyer in den Sand zu legen.
3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the
sandcrab.) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti.
In Ostindien und im wärmern Nordamerica.
Das Männchen*) wird durch die auffallende Un-
gleichheit seiner beyden Scheren merkwürdig, deren
eine nicht viel größer als ein Bein des Thieres,
die andere hingegen so schwerfällig ist, daß sie der
Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rü-
cken legen, und so forttragen soll.
4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus,
thorace laeuiusculo, vtrinqae quinquedenta-
to, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis: po-
sticis subulatis.
5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace
vtrinque dentato, pedibus posticis vnguibus
geminis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.
Im Indischen Ocean. Hat so wie manche andere
Krabbenarten vier Beine oben auf dem Rücken,
womit er eine leere Muschelschale fassen und da-
mit kleine Fische oder Krebse zu seiner Nahrung
fangen soll.
6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Ta-
sche. (Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque obtuse nouem-plicato, mani-
bus apice atris.
B) Parasitici, cauda aphylla. Schne-
ckenkrebse.
7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsied-
ler. C. macrourus parasiticus, chelis corda-
tis muricatis: dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie
es scheint ohne Auswahl besonderer Geschlechter
oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbene Schne-
ckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs be-
zogen, und von außen zugleich mit Alcyoinen u.a.
dergl. Corallen besetzt.
C) Macrouri. Eigentlich so ge-
nannte Krebse.
8. Cammarus. (Astacus marinus. F.) der Hum-
mer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.) C. ma-
crourus thorace laeui, rostro lateribus den-
tato: basi supra dente duplici.
In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie
manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und
her zieht.
9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß-
krebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl.
the craw-fish.) C. macrourus thorace laeui,
rostro lateribus dentato: basi vtrinque den-
te vnico.
Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter,
und wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich
ab, wobey zugleich seine drey Zähne und selbst sein
Magen erneuert werden. Die zwey kalkigen Steine
die sich im Sommer zu beyden Seiten seines Ma-
gens finden (die irrig so genannten Krebsausgen),
sind doch wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die
neue verjüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige
Verlust von Füßen, Scheren etc. dieser u.a. Gat-
tungen von Krebsen, wird durch ihre starke Repro-
[Seite 394] ductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen so
gar Füße und Scheren, wenn sie ihnen (nur nicht
zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit einem glü-
henden Eisen berührt werden, von selbst von sich.
(So wie es der Hummer zuweilen bey heftigen
Donnerschlägen thun soll.)
10. †. Squilla. (Palaemon. S. F.) die Granate,
Garneele. (Fr. la chevrette, crevette, salico-
que, la barbot. Engl. the shrimp.) C. macrou-
rus, thorace laeui, rostro supra serrato,
subtus tridentato, manuum digitis aequalibus.
Mém. de l'ac. des sc. de Paris 1772. P. II.
tab. 1. fig. 1. 2.
11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die Gar-
neele. C. macrourus, thorace laeui, rostro
integerrimo, manuum pollice longiore.
Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.
So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa, zumahl in der Nordsee.
12. Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus,
thorace antrorsum aculeato, fronte diphyl-
la, manibus subadactylis.
Gesner hist. aquatil. pag. 1097.
13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus ar-
ticularis, manibus adactylis compressis fal-
catis serrato-dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittländischen u.a. Meeren der wärmern
Erdstriche.
14. †. Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-
Garneele. C. macrourus articularis, ma-
nibus 4 adactylis, pedibus 10.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.
15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. macrou-
rus articularis, manibus adactylis, pedibus
patentibus, cauda cylindrica bifida.
Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.
84. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi appro-
ximati, testae innati.
Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser.
1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der molucki-
sche Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-
fish.) M. testa plana conuexa sutura lunata,
postica dentata, cauda subulata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig ge-
nannt worden, ist lächerlich, da es über 2000 Au-
gen hat. Auch findet es sich nicht allein in Ostin-
dien, sondern auch an den Küsten des nordöstlichen
America, zumahl häufig in der bahamischen Meer-
enge.
2. †. Apus. M. testa subcompressa, antice re-
tusa, postice truncata, cauda biseta.
Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber
daselbst in nassen Jahren, nach Ueberschwemmun-
gen etc. in auffallender Menge. Wie es scheint ein
wahrer Zwitter*), dem Schäffer über 2 Millionen
Gelenke angerechnet hat.
3. †. Pulex. der Wasserfloh. M. antennis di-
chotomis, cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
[Seite 396]In Flüssen und Deichen, auch im Brunnenwas-
ser: an theils Orten so häufig, daß er bey seiner
röthlichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser,
das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.
4. †. Quadricornis. M. antennis quaternis, cau-
da recta bifida.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.
Beyde, diese und die vorige Gattung, sind eine
gewöhnliche Speise der Armpolypen.
85. Oniscvs. Pedes 14. Antennae seta-
ceae. Corpus ouale.
1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfisch-
laus. O. oualis segmentis distinctis, pedi-
bus tertii quartique paris linearibus ouaticis.
Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr.
la cloporte. Engl. the wood-louse.) O. oualis,
cauda obtusa, stylis simplicibus.
86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot corporis
segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2 ar-
ticulati. Corpus depressum.
1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.
2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, corpore
ouali, cauda penicillo albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.
[Seite 397]Unter allen Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen dieses
und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße
erst nach und nach erhalten, und nur wenige Paa-
re derselben mit aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuer-
wurm. S. pedibus vtrinque 70.
Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie
gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt
vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch
zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl
die gar nicht seltenen Fälle erklären, wo sich dieses
Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt
und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh etc.
verursacht hat.
87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi: du-
plo vtrinque plures quam corporis seg-
menta. Antennae moniliformes. Palpi 2
articulati. Corpus semicylindricum.
1. Terrester. (Engl. the hundred-legs). S. pe-
dibus vtrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder im
Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.
Die Insekten haben so bestimmte und faß-
liche, die Würmer hingegen so wenig allgemein
passende positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblüti-
gen Thiere definiren könnte, die keine Insecten
sind; als von welchen sie sich sowohl durch den
Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten Be-
wegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen Körper: nur we-
nige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren, ei-
nige, wie die See-Igel, mit einer kalkartigen
Schale bedeckt. Manche Amphitriten verfertigen
sich eine kunstreiche Hülse von Sandkörnchen etc.
viele andere Thiere dieser Classe aber (die Con-
chylien nähmlich und manche Polypen) bewohnen
ein ihnen angebornes festes, fast porzellan- oder
steinartiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz
und Aufenthalt dienet: und theils von dem Thie-
[Seite 399] re umher getragen wird, theils aber unbeweglich
fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirk-
lich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich
große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann,
ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch ha-
ben die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne etc.
besondere Organe, die gewisser Maßen eine ähn-
liche Bestimmung haben. Und dann wird auch
der Mangel dieser äußern Bewegungswerk-
zeuge bey vielen Würmern durch die bey ihnen
ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise
enge zusammen zu ziehen, und wieder weit aus-
zustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder bieg-
same ungegliederte, meist weiche fleischige
Faden am Kopfe, die bey einigen von ansehnli-
cher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger
Bestimmung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten;
manchen zum Fang: u.s.w.
Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be-
stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
[Seite 400] Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wir die Tintenfische etc.), und andere, wie z.B.
die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste
Gefühl von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die
mehresten Gewürme wieder eben so sehr von der
Insecten ihrem, als diese von dem der rothblüti-
gen Thiere ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so wie
hingegen die allermehrsten Insecten) einer Ver-
wandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter
der Erde: und viele ausschließlich im lebendigen
Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer,
Samenthierchen u.s.w.
Zur Selbsterhaltung dient vielen Thie-
ren dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer
Reproductionskraft, und einige, wie z.B. der
Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen eine Art
von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen un-
zerstörbar scheinen.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische etc. ausgenommen, sind wohl
die allermehrsten Würmer wahre Hermaphro-
diten, von denen jedes Individuum sein Ge-
schlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§.
20. S. 41. und 42.) forzupflanzen im Stande ist*).
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean (– so wie die In-
secten auf und in der Erde (§. 143.) –) un-
endlich mannigfaltigen überflüssigen oder nachthei-
ligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um-
wandeln u.s.w. – Dem Menschen insbesonde-
re werden sie dadurch nutzbar, daß Viele der-
selben, zumahl unter den Mollusken und Conchy-
lien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie
[Seite 402] z.B. nahmentlich venus mercenaria und myti-
lus bidens) manchen Küstenbewohnern und See-
fahrenden zu einer Hauptnahrung dienen. Von
einigen Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt
die Purpur-Farbe genommen*). Aus dem
den Blackfischen eigenen Saft kann Tinte und
Tusche bereitet werden. Der Bart der Steck-
muschel gibt eine Art brauner Seide, die ver-
arbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Per-
len**). Das rothe Corall gibt einen wichti-
gen Handelsartikel, zumahl nach Ostindien. –
Verschiedene Schneckchen oder Muscheln etc. cur-
siren ganz oder in Stückchen geschnitten bey eini-
gen fernern Völkern statt Scheide-Münze.
Aus ähnlichen Muschelstückchen von verschiedenen
Farben machen die Irokesen u.a. nordamericani-
sche Indianer ihre Denkschnüre (wampum) etc.
die ihnen statt Urkunden dienen***). Viele Wil-
de brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
[Seite 403] statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Süd-
see-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen
Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe (§.
118). Die nordwestlichen Americaner schärfen
ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen Stücken von
Muschelschalen. – Zu Kunstarbeiten dienen
vorzüglich manche Archen-Muscheln und Kink-
hornschnecken, die auf Onyx-Manier zu Cameen
verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große
beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae)
wird von Künstlern und Handwerkern benutzt.
Der Badeschwamm dient zu mancherley häußli-
chem Gebrauche. Unzählige Conchylien und
Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große
dünne Muschelschalen im südlichen Schina und
der Indischen Halbinsel statt Fensterscheiben
gebraucht u.s.w. Auch dienen die Conchylien
zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*).
Die Blutegel endlich sind ein überaus wichtiges
chirurgisches Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die sich entwe-
der wie die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichu-
[Seite 404] riden und Bandwürmer, im Darmcanal, oder
wie der Nervenwurm nahe unter der Haut auf-
halten*). Sodann auch die Egelschnecken, die
sich bey den Schafen etc., die Finnen bey
den Schweinen, die Blasenwürmer und so
viele andere Würmer, zumahl bey den vierfüßi-
gen Hausthieren und bey Fischen finden, und
sie krank machen. Die Regenwürmer und Schnecken
schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-
Pholade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf ei-
nige wenige Abänderungen im Ganzen die Ord-
nung des Linne'ischen Systems befolgt:
I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich
sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Mollusca. Nackte weiche Würmer, mit deut-
lichen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen;
viele derselben haben große Aehnlichkeit mit
den Bewohnern der Schneckenhäuser und
Muschelschalen in der folgenden Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern der vorigen
Ordnung ähnlichen Bewohner der Conchy-
lien.
IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorpeli-
gen Körper, und theils mit einer festen (gleich-
sam kalkartigen) Cruste. See-Igel, See-
sterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere, die einen Corallenstamm oder an-
dere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusionsthier-
chen.
Viel wichtiges und lehrreiches zur N. G. dieser Thier-
classe, was in theils sehr seltnen und kostbaren Wer-
ken zerstreut, und daher nicht allgemein bekannt ist,
findet man nützlich zusammen gestellt in einem Bu-
che, wo es mancher nicht gesucht haben würde, näm-
lich in dem neuen Jugendfreund etc. für die
gebildete Jugend (von J. C. A. Heyse) –
Hamburg 1802. IV. Bände 8.
Die mehrsten haben theils einen cylindri-
schen, theils einen bandförmigen Körper. Die
Eingeweidewürmer des menschlichen Körpers sind
(die Samenthierchen ausgenommen) alle aus die-
ser Ordnung*).
1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm.) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus
extremitatibus nigris.
Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirn-
fadens. In lettigem Boden und im Wasser. Zu-
weilen aber auch wie der folgende tropische Nerven-
wurm bey Menschen in Geschwüren etc.
2. Medinensis. der Nervenwurm, Faren-
teit. (dracunculus, vena Medinensis. Fr. le
ver de Guinée.) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab.
134. fig. 1.
Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost- und
West-Indien, auf Guinea etc. Wohl 2 Ellen lang.
Zeigt sich unter der Haut, zumahl an den Knöcheln,
Knieen, Armen etc. wo er schmerzhafte Beulen, Ent-
zündung u.s.w. verursacht, und äußerst vorsich-
tig (damit er nicht abreiße) ausgewunden werden
muß; eine langwierige oft mehrere Wochen dauern-
de Operation*).
2. Ascaris. Corpus aequale teres ore tri-
nodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subula-
ta, cute ad latera corporis subtilissime cre-
nata.
Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf, saugt
Mit dem stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl.
the round worm.) A. cauda obtusa, ani rima
transuersa, intestino aurantio.
Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen
Körper, zumahl in den dünnen Därmen; zuweilen
in unsäglicher Menge.
3. Trichocephalvs. Corpus inaequa-
le, teres; antice capillare, postice incras-
satum.
1. †. Dispar. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilissime
striatus.
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt mit
dem dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinobhynchvs. Kratzerwurm.
Corpus teres, proboscide cylindrica retrac-
tili echinata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, probos-
cide vaginata: aculeorum vncinatorum ordi-
nibus pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1–6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lvmbricvs. Corpus teres annulatum,
longitudinaliter exasperatum aculeis con-
ditis.
1. †. Terrester. der Regenwurum. (Fr. le ver
de terre Engl. the earth-worm. dew-worm.) L.
ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum ab-
dominalium.
Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schäd-
liche Thier: ein wahres animal subterraneum,
unter dessen Haut selbst wieder eine Gattung kleiner
Intestinalwürmer (ascaris minutissima) nistet.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sextariam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol. II. oeuvr. vol. I.
tab. 1. fig. 1–4.
Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll langes
Thier. In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie der
gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Reproduc-
tionskraft. Sogar ein abgeschnittenes 1/26 des Thie-
res kann binnen einigen Monathen wieder zu einem
ganzen Thiere von vollkommener Länge reproducirt
werden. Seine natürliche Fortpflanzung geschieht
sowohl indem er lebendige Junge gebiert, als auch
durch junge Brut, die er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke (Fr. la dou-
ve. Engl. the fluke.) F. depressa, ouata fas-
ca, antice tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1.
– 8.
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis.
Journal des savans 1726. p. 102.
Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in der
Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist selbst, nach-
dem diese gesotten waren, noch lebendig in ihnen
gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm. (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire. Engl. tape-worm, jòinted-worm.)
Corpus planiusculum, geniculatum. Os
quadrilobum.
Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend
sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen
der hartnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die
durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen
Körper verursacht werden, überaus merkwürdiges
[Seite 410] Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich
mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1.
fig. 4.) heraus ragenden zugespitzten Saugerüssels
im Darmcanal fest*). Zunächst auf den Kopf
folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gattungen)
ein überaus schmaler fast fadenförmiger Hals (tab.
1. fig. 4.), der allgemach mit immer deutlichern und
größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms
übergeht. In jedem der größern Glieder, die dann
bey weitem den längsten Theil des Thiers ausma-
chen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein besonderer
Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form,
wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen durch eine am
Rande oder auf der breiten Seite befindliche einfa-
che oder doppelte Oeffnung von sich geben kann.
Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als so-
litaire, sondern man hat gar oft bey Einem Men-
schen oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer
zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Band-
wurm. (T. curcurbitina.) T. humana articu-
lis oblongis, orificio marginali solitario, oua-
rio pinnato.
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie die folgende, im dünnen Darme
beym Menschen.
Die so genannten Kürbskernwürmer (ver-
mes cucurbitini, ascarides Couleti) sind abge-
setzte Hinterglieder dieses Wurms.
2. †. Vulgaris. der kurzgliederige Band-
wurm. T. humana articulis abbreuiatis
[Seite 411] transuersis, orificio laterali duplici, ouario
stellato.
In andern Gegenden von Europa, zumahl häufig
in der Schweiz und in Frankreich.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam lymphaticam.
Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden,
hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit
mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber
endigt sich in eine eyförmige Wasserblasse von ver-
schiedener Größe.
1. †. Finna. die Finne. H. conica, vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.
Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich
bloß bey dem vom Menschen unterjochten Haus-
schwein, aber nicht bey der wilden Sau findet, so
gibt sie ein Beyspiel von organisirten Körpern, die
erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nach-
erschaffen zu seyn scheinen.
2. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und an der Leber der
Schweine.
3. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz.
1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe. Engl. staggers.)
4. T. Erratica. H. multiplex, corpusculis plu-
ribus, ouatis, vesicae communi innatantibus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.
So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hyda-
riden gefunden, womit viele Eingeweide eines Ma-
cacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.
9. Sipvncvlvs. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylindri-
cum. Apertura lateralis corporis verruci-
formis.
1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. corpo-
re tunica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.
10. Hirvdo. Blutegel. (Fr. sangsue.
Engl. leech.) Corpus oblongum, pro-
mouens se ore caudaque in orbiculum di-
latandis*).
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata.
Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. 5.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**).
[Seite 413]2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5
–8.
Legt nur ein einziges Ey, das anfangs bloße Lym-
phe enthält, aus welchem aber nachher 8 bis 10,
und mehr Junge heraus kommen.
Nackte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlichkeit
mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und
Muschelschalen.
11. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. lima-
ce. Engl. slug.) Corpus oblongum, re-
pens: supra clypeo carnoso: subtus disco
longitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis. Ten-
tacula 4 supra os.
Diese nackten Schnecken haben die starke Repro-
ductionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken
mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, ge-
mein.
Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
Lister. tab. 101. a. fig. 104.
4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.
12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dor-
sali membranaceo. Foramen laterale dex-
trum pro genitalibus. Anus supra extre-
mitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus
der Alten) A. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
Wie das folgende Thier im mittländischen Meere.
13. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tentacula 2,
supra corpus antice, intra foramina retrac-
tilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad os,
ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
[Seite 415]14. Glavcvs. Corpus oblongum, per-
tusum foraminulis lateralibus duobus. Ten-
tacula 4. Brachia 8 palmata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.
Im atlantischen und indischen Ocean.
15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, oblongum subdepressum, articula-
tum: articuli utrinque fasciculati, setiferi,
pilosi. Os retractile. Tentacula (siphun-
culi) 2 annulata.
1. Aculeata. der Goldwurm. (Fr. la taupe de
mer, la grosse scolopendre de mer.) A. oualis
hirsuta aculeata, pedibus vtrinque 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und Haare, womit er an beyden Seiten besetzt ist,
schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feurigen
Farben: theils wie blaue Schwefelflammen u.s.w.
16. Amphitrite. Corpus protensum in
tubulo, annulatum. Pedunculi verrucosi,
Tentacula acuminata approximata; plu-
mosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A. cirris binis
vtrinqe, anterius tentaculis pectiniformibus
auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
In der Nordsee etc. Diese und verschiedene ande-
re Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus
zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer
einzigen Schicht unzähliger dicht aneinander liegen-
der kleiner Körnchen auf eine bewundernswürdige
Weise zusammengesetzt sind.
17. Nereis. Corpus repens oblongum li-
neare. Pedunculi laterales penicillati. Ten-
tacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con-
spicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie
in manchen Gegenden etwas beytragen mag.
18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr.
Millepied d'eau.) Corpus lineare pellucidum,
depressum, setis pedunculatum. Tentacu-
la nulla.
Diese Würmer pflanzen sich aus eine eigene Weise
fort*): das letzte Gelenk des gegliederten Wurms
dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu
einem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom
übrigen Körper der alten Naide absondert, oder
auch selbst noch vorher wieder andere Innge auf
gleiche Weise durch die Ausdehnung seines letzten
Gelenks hinten austreibt: doch können sich wenig-
stens manche Gattungen, wie z.B. die nachstehen-
de, auch außerdem durch Eyerstöcke, die durch eine
wahre Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N. se-
tis lateralibus solitariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
19. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad sum-
mitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das Was-
ser in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.
So wie das folgende Thier im nördlichen Welt-
meere.
20. Actinia. Seeanemone, Meernes-
sel, Klipprose. (vrtica marina. Fr. cul-
d'ane.) Corpus se affigens basi, oblongum,
teres, apicis margine dilatabili intus ten-
taculato, os terminale centrale ambiente.
Hat ausnehmende Reproductionskraft.
1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16. sq. fig.
10. sq.
21. tethys. Corpus liberum, oblongius-
culum, carnosum, apodum. Os proboscide
terminali, cylindrico, sub labio explicato.
Foramina 2 ad latus colli sinistrum.
1. Leporina. (lepus marinus maior Colvmnae.)
T. labro ciliato.
22. Holothvria. Seeblase. Corpus li-
berum, vesicam oblongam aëream referens,
dorso cristato velificans. Tentacula abdo-
minalia numerosa filiformia, pendula, caua,
ore terminali peltato instructa*).
1. Physalis. (Fr. la fregatte, galère, velette. Engl.
the Portuguese man of war.) H. corpore pyri-
formi, rostro conico, tentaculis longissimis.
v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.
[Seite 418]Im atlantischen Ocean etc. Von dem faustgroßen
mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und roth spie-
lenden Körper des wundersamen Thieres hängen lan-
ge, ausnehmend dehnbare Fäden herab, die die Ma-
genstelle vertreten, aber wenn man sie berührt, em-
pfindlicher als Nesseln brennen. Längs des Rückens
der Blase läuft eine Segelhaut, die das Thier im
Schwimmen nach dem Winde richtet.
23. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glandem
pedunculatam tubulosam exserente. Ten-
tacula circum os, capillaria plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8.
circa os 4.
Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A. E.
24. Lernaea. Corpus se affigens tentacu-
lis, oblongum teretiusculum. Ouaria bina.
Tentacula brachiformia.
Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kie-
men es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, thorace
cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
25. Scyllaea. Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os foramine
edentulo, terminali. Tentacula s. brachia
subtus trium parium.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Zumahl am Sargasso (fucus natans.)
26. Clio. Corpus natans, oblongum. Pin-
nis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland etc. Diese und
ähnliche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen fast
die einzige Nahrung des Wallfisches (Balaena my-
sticetus.) ausmachen.
27. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch.
(Engl. Ink-fish, squid.) Brachia 8 inte-
rius adspersa cotyledonibus. Rostrum in-
ter brachia terminale, corneum. Venter
(plerisque) vesica atramentifera instructus,
infra scissura transuersa ad basin apertus,
supra quam fistula excretoria eminet.
Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in sehr vielen Stücken, zu-
mahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so voll-
kommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-Werk-
zeuge, besonders aber auch der Augen, und sogar der
Gehörwerkzeuge (die ihnen J. Hunter u.a. zuschrei-
ben) gänzlich von andern Thieren dieser Classe ab.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann
bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften da-
mit fest an, gleichsam wie mit Schröpfköpfen. Die
Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abgekreipt
und von Fischen abgebissen werden, haben, wie schon
die Alten wußten, Reproductionsvermögen. Die meh-
resten Gattungen werden auch durch den schwarzbrau-
nen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Be-
hälter im Leibe führen, willkürlich von sich lassen, und
dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln kön-
nen**).
Herr Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht
schicklich in folgende zwey Familien abgetheilt:
A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo
dorsi.
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekat-
ze. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo ro-
tundato vndique pinna cincto, osse dorsali
maximo.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häufig-
ste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von
sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten der so genannten Seetrauben
(vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und ver-
wandter Gattungen.
2. Loligo. der Calmar (Fr. le casseron.) S. ven-
tre stricto subulato, pinna angulari media,
osse dorsali penniformi.
Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.
B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidibus,
pinnis et osse dorsali.
3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S. acetabu-
lorum in interna pedum superficie ordine du-
plici, in basi singulis acetabulis, paullatim
increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte
Gattung findet sich in manchen Gegenden, besonders
in Ostindien und im mexicanischen Meerbusen theils
von ausnehmender Größe.
28. Medvsa. Qualle, Meernessel,
Seelunge, Seeflagge. (Engl. blub-
ber.) Corpus gelatinosum, orbiculatum,
[Seite 421] supra conuexum, subtus cauum. Os infe-
rum, centrale, labiatum. Tentacula ple-
risque marginalia, saepius retractilia*).
Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des
Meeres bey**).
1. Aequorea M. orbicularis planiuscula, margine
inflexo villoso tentaculato.
Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.
2. Velella (vrtica marina Columnae.) M. oua-
lis concentrice striata, margine ciliato, supra
velo membranaceo.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tenta-
culis nullis, subtus columna quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus 16.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten
Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bildung;
doch großentheils den Würmern der vorigen Ord-
nung ähnlich. Die Schalen bestehen anfänglich
aus einer häutigen, theils fast hornartigen Grund-
lage, die ihre nachherige Festigkeit durch die all-
gemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die
neugebornen Schneckenhäuser haben aber (nach
Reaumur's, Kämmerer's u.a. Beobachtungen)
noch nicht ihre vollzähligen Windungen, sondern
diese werden mit zunehmendem Wachsthume des
Thieres allgemach nacherzeugt, und an dem Mün-
dungssaume der Schale abgesetzt. (– Bey wei-
tem nicht etwa aus der jugendlichen Schale als
Keime entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist
ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren
Baues*), andere wegen ihres porzellanartigen
glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen
[Seite 423] Farben*), regelmäßigen, saubern Zeichnung u.
a. dergl. Schönheiten, merkwürdig**).
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schalen in folgende vier Familien:
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
29. Chiton. Käfermuschel. Testae plu-
res, longitudinaliter digestae, dorso incum-
bentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valui, corpore tuberculato.
30. Lepas. (Engl. acorn-shell). Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis cristatis.
Testa multiualuis, inaequiualuis.
Manche Gattungen, wie z.B. hier die beyden
ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest;
bey andern hingegen, wie bey den zwey letztern,
hängt die vielschalige Muschel an einem darmähn-
lichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. – Eine
Verschiedenheit, die so auffallend ist, daß man wohl
[Seite 425] zwey besondere Geschlechter darnach bestimmen soll-
te*).
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel.
L. testa conica sulcata fixa, operculis acu-
minatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.
2. Ceti (diadema.) die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.
So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlechts, auf der Haut des Nordkapers u.a. Wall-
fische.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty) L. testa valuis 20
(aut pluribus) polymorphis, intestino squa-
mulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.
Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf ist be-
sonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle.) L. testa compressa quinqueualui, in-
testino insidente laeui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berichtigt worden, deren schon bey der Baumgans
(S. 217.) gedacht worden. Die fünffache Muschel-
schale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an
einer fleischigen darmähnlichen Röhre, auch wohl
[Seite 426] ihrer mehrere wie Zwiege eines Stammes an einem
gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich
an faulen Weiden, altem Schiffwrack etc. fest sitzt.
31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.
Engl. pierce-stone.) Testa biualuis, diua-
ricata, cum minoribus accessoriis difformi-
bus ad cardinem. Cardo recuruatus, con-
nexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem
Scheine.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa
oblonga rotundata arcuato-striata.
Spengler in den Schriften der Berl. Na-
turf. Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1–5.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht
auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beyden Scha-
len und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des
Schlosses (cardo.)
32. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl.
muscle, gaper.) Testa biualuis, hians alte-
ra extremitate. Cardo dente (plerisque)
[Seite 427] solido, crasso, patulo, vacuo, nee inserto
testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente
primaria crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche
de couteau, coutelier. Engl. razor-shell.)
Testa biualuis, oblonga, vtroque latere
hians. Cardo dens subulatus, reflexus,
saepe duplex, non insertus testae oppositae:
margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero
bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
34. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo
dentibus ternis; lateralibus planis alterius
testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali ca-
naliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata,
costa fusca transuersali.
Eine gemeine kleine Flußmuschel.
[Seite 428]35. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle)
Testa biualuis, subaequilatera, aequivaluis.
Cardo dentibus mediis binis alternatis; la-
teralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis
eleuatis carinatis concauis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exara-
tis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsole-
te recuruato-imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufig an den Küsten des mildern Europa.
36. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente me-
dio complicato cum adiecta foueola; late-
ralibus remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opa-
ca laeuiuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.
37. Donax. (Fr. came tronquée.) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo. Cardo
dentibus duobus: marginalique solitario,
subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa
ouala compressa laeui, scripta lineis purpu-
reis vndatis, rima acuta, marginibus crenu-
latis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.
[Seite 429]38. Venvs. Testa biualuis, labiis margine
antico incumbentibus. Cardo dentibus 3 om-
nibus approximatis; lateralibus apice diuer-
gentibus.
1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
subcordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa corda-
ta solida transuerse substriata laeni, margine
crenulato, intus violacea, ano ouato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Iro-
kesen u.a. nordamericanische Wilde die Corallen
zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen, (– s.
oben S. 402–403. –) und das darin befindliche
Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen,
auskauen etc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano impresso
ouato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390. sq.
39. Spondylys. (Fr. huitre epineuse.)
Testa inaequiualuis, rigida. Cardo denti-
bus 2 recuruis, cum foraminulo intermedio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le cla-
quet de Lazare). S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit
über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben
so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewin-
des selbst, dessen Zähne so sonderbar in einander
gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen, aber
[Seite 430] die Schalen nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von
einander ablösen lassen.
40. Chama. Gienmuschel. (Engl. cock-
le.) Testa biualuis, grossior. Cardo cal-
lo gibbo, oblique inserto fossulae obli-
quae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotun-
da laeui, processibus retrorsum recuruatis,
rima hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe,
Riesenmuschel, Vater-Noah Schul-
pe. (Kima. Fr. le grand benitier.) C. testa pli-
cata, fornicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492. sq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
wiegen. Letzteres wird von den ostindischen Insu-
lanern, so wie von den Küstenbewohnern am rothen
Meere etc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'hui-
tre de la mer rouge.) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valuula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110. sq.
4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valuula lon-
gioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516. sq.
41. Arca. Testa biualuis, aequiualuis. Car-
do dentibus numerosis, acutis, alternis, in-
sertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata
apice emarginata, processibus incuruis remo-
tissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529. sq.
2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa suborbi-
culata aequilatera pilosa, natibus incuruis:
margine crenato.
Poli T. II. tab. 26. fig. 1–4.
Im mittländischen Meere. Die Schalen, zumahl
am Außenrande wie mit einem braunen sammtarti-
gen Ueberzuge bekleidet.
42. Ostrea. Auster. (Fr. huitre. (Engl.
oyster, scallop.) Testa biualuis, inaequiual-
uis, (plerisque) subaurita. Cardo eden-
tulus fossula caua ouata, striisque laterali-
bus transuersis.
Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses
Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die Ramm-Muscheln
(wohin die ersten beyden Gattungen gehören), das
andere aber die Austern begreifen müßte.
1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12. du-
plicatis, extus laeui.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel, die Ja-
cobsmuschel. O. testa aequiualui radiis 12
conuexis, striata scabra squamis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der polnische Hammer, das
Crucifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa
aequivalui triloba, lobis transuersis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655. sq.
[Seite 432]4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inae-
quiualui semiorbiculata, membranis imbri-
catis vndulatis, valuula altera plana inte-
gerrima.
Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt*), und beson-
ders in Rücksicht auf diese, und die davon abhän-
gende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-
Sand- und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa
aequiualui orbiculata compressa membrana-
cea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576. sq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber
meist mißfarbige, und ungestaltete.
7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro vtroque scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.
43. Anomia. Bastardmuschel. Testa in-
aequiualuis; valuula altera planiuscula (sae-
pe basi perforata), altera basi magis gib-
ba. Cardo edentulus cicatricula lineari pro-
minente, introrsum dente laterali. Radii 2
ossei pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa sub-
orbiculata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa oboua-
ta inaequali violacea: superiore conuexa,
inferiore perforata.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.) A. testa ouata, ventricosa,
alba, tenerrima, valuula altera rostro incur-
uata, perforata. Margine acuto integerri-
mo, vndique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.
Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean etc.
– Eins von den wenigen Seethieren der jetzigen
Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich
ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den Flötzkalk-
Gebirgen angesehen werden kann.
44. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea-muscle, mussel) Testa biualuis
rudis, saepius affixa bysso. Cardo edentu-
lus, distinctus linea subulata excavata lon-
gitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.) M. testa compres-
so-plana suborbiculata, basi transuersa im-
bricata tunicis dentalis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste Per-
lenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen Schloß-
bande derselben der wie Labradorstein schillernde so
[Seite 434] genannte Pfauenstein (gemma penna pauonis s. hel-
mintholithus androdamas Linn.) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Stein-
dattel. (Fr. la moule pholade, la date.) M.
testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme
u.s.w.*).
3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscu-
la violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuweilen
tödtlich gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte magellanische
Miesmuschel. M. testa striata subcuruata,
margine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.
5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa
laeui margine anteriore carinato, natibus
gibbis cardine sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Sonst aber auch
an den nordischen europäischen Küsten.
45. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel. (Fr. jambon, coquille porte-
[Seite 435] soie.) Testa subbiualuis, fragilis, erecta,
emittens barbam byssinam. Cardo edentu-
lus, coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt,
womit sie sich befestigen können, und der eine brau-
ne Seide (lana penna) gibt, die in Smyrna, Mes-
sina, Palermo etc. zu Handschuhen u. dergl. ver-
arbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis,
per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 773 sq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canalicu-
lato tubulosis subimbricatis.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß wenn
man die Spitze unterwärts und die Mündung nach
oben gerichtet hält, diese letztere einem alsdann
links zugekehrt ist, und die Windungen von oben
nach unten rechts, (der scheinbaren Bewegung der
Sonne gleich) laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 20. –) und dann finden sich auch, obschon
äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen
völlig linksgewundene Mißgeburten (anfrac-
tibus sinistris s. contrariis)*).
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst
eines besondern Deckels (operculum) zu zuschlie-
[Seite 436] ßen, und andere ziehen bey Annäherung des Win-
ters eine Kalkscheibe vor die Mündung ihres Hauses.
46. Argonavta. Testa vniualuis spira-
lis, inuoluta, membranacea, vnilocularis.
1. Argo. der Papiernautilus, Reißbrei.
(nautilus papyraceus. (Engl. the paper-sai-
lor.) A. carina subdentata. (Animal sepia?)
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156 sq.
Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber
große Schale, die von einem blackfischähnlichen Thier
bewohnt werden, und dieses mittelst einer ausge-
spannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des
Meeres zu segeln, aber auch unterzutauchen etc.
verstehen soll.
47. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in de-
ren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser,
das es in die übrigen ein- und auspumpt, sich nach
Willkür leichter oder schwerer machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiff-
kuttel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le
burgan. Engl. the sailor.) N. testa spirali aper-
tura cordata, anfractibus contiguis obtusis
laeuibus.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, an-
fractibus contiguis: geniculis eleuatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168 sq.
Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand
von Rimini.
48. Convs. Tute. Testa vniualuis, convo-
luta, turbinata. Apertura effusa longitudi-
[Seite 437] nalis, linearis, edentula, basi integra. Co-
lumella laeuis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685–88.
2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis spar-
sis; fasciisque 3 flauis tenuissime reticula-
tis; media cingulo ferrugineo itidem squa-
mulis albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis lu-
teis fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598 sq.
49. Cypraea. Porcellane. (Concha ve-
neris, s. cytheriaca, s. paphia. Fr. le pu-
celage.) Testa vniualuis, inuoluta, subo-
uata, obtusa, laeuis. Apertura vtrinque ef-
fusa, linearis, vtrinque dentata, longitu-
dinalis.
Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr Schne-
ckenhaus zu gewissen Zeiten ab, und erhalten da-
für ein neues, das bey manchen Gattungen mit zu-
[Seite 438] nehmendem Alter dem jugendlichen so unähnlich wird,
daß dadurch manche Irrung in die Conchyliensy-
steme gekommen*).
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328 sq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf.
C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
pressa-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317 sq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.) C.
testa obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232 sq.
In Ost- und Westindien, auch auf der Südsee,
nahmentlich bey Utaheiti, wo sie den Einwohnern
zur Trinkschale dient.
4. Moneta. das Schlagenköpfchen, Kau-
ri, Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the
cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth.) C. testa
marginato-nodosa albida.
Zumahl an den Philippinen und Maldiven, aber
auch an der guineischen Küste und manchen Süd-
seeinseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze mancher
ostindischen Völker**), so wie der Neger in einem
großen Theil von Africa und Westindien. Und die
Braminen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige
u.s.w.
50. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dip-
per.) Testa vniualuis, conuoluta, inermis.
Apertura subcoarctata, oblonga longitu-
dinalis, basi integerrima. Columella obli-
qua, laeuis.
1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.
2. Physis. die Prinzenflagge, Orangen-
flagge. B. testa rotundata glaberrima pel-
lucida lineis crispata, spira retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira ob-
literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.
51. Volvta. Walze. (Engl. Rhombshell.)
Testa vnilocularis, spiralis. Apertura ecau-
data subeffusa. Columella plicata: labio
vmbilicoue nullo.
1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali-oblon-
ga, spira rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.
2. Oliua. die Mohrinn, das Prinzenbe-
gräbniß. V. testa emarginata cylindroide
laeui, spirae basi reflexa, columella oblique
striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.
In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato,
columella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laeui crassius-
culo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.
5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke, das Opfer-
horn. V. testa obouata subcaudata: spirae
anfractibus striatis; apice producto glaber-
rimo, columella triplicata.
Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.
Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig.
884. sq. (linksgewunden.)
Besonders an der Küste von Coromandel. Wird
hauptsächlich zu Arm- und Fingerringen verarbei-
tet, die von den ärmern Hindus durch ganz Indien
getragen, und nach deren Tode von ihren Verwand-
ten in einen heiligen Fluß geworfen, und von Nie-
manden dieses Volks, der sie wieder findet aufge-
hoben werden. Daher der große Absatz dieser Ringe
und die Wichtigkeit der Fischerey der Schnecke,
woraus sie verfertigt werden.
6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa
ventricosa flauicante aurantio striata; an-
fractu primo reliquis triplo maiore tubercu-
lato.
Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.
Im indischen Ocean. Ein durch die Sammler-
liebhaberey sehr vertheuertes Schneckenhaus.
52. Bvccinvm. Sturmhaube, Kink-
horn. (Engl. whelk.) Testa vniualuis,
spiralis, gibbosa. Apertura ouata, desinens
in canaliculum dextrum, cauda retusum.
Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als so ge-
nannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer
gemeinschaftlichen, wohl Fuß langen Rippe befestigt
an einander liegen.
1. Harpa. Die Davidsharfe. B. testa vari-
cibus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui,
columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111 sq.
Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die
Normänner noch jetzt bedienen.
3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transuersim stri-
ata: anfractibus curuato-multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206 sq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
53. Strombvs. Flügelschnecke. (Engl.
screw.) Testa vniualuis, spiralis, latere
ampliata. Apertura labro saepius dilatato,
desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel.
S. testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.
2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake. S. testa labro hexadactylo, digitis
curnis, cauda recuruata.
Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853 sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incrassato, dorso verrucoso
coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Räucherklaue, vnguis odora-
tus oder blatta byzantina), war ehedem officinell.
54. Murex. Stachelschnecke. (Engl. cal-
trop, rock-shell). Testa vniualuis, spira-
lis, exasperata suturis membranaceis. Aper-
tura desinens in canalem integrum, rectum
s. subascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa oua-
ta spinis setaceis trifariis, cauda elongata
subulata recta similiter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.
2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf.
M. testa subouata spinis rectis cincta, cauda
mediocri subulata recta spinisque oblique
circumdata.
Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.
So wie die folgende im mittländischen Meere.
3. Trunculus. M. testa ouata nodosa anterius
spinis cincta, cauda breuiore truncata per-
forata.
Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken
der Alten*).
4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8
teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.
An den Küsten von Großbritannien, Islands etc.
5. Vertagus. der Entenschnabel, die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, columel-
la intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.
55. Trochvs. Kräuselschnecke. (Engl.
top-shell, button-shell.) Testa vniualvis,
spiralis, subconica. Apertura subtetragono-
angulata s. rotundata, superius transuersa,
coarctata: columella obliquata.
1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. te-
sta conuexa obtusa marginata, vmbilico
peruio crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.
Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend sau-
bern Windungen, die in der Mitte einen trichter-
förmigen Raum zwischen sich lassen etc.*).
2. Magus. T. testa oblique vmbilicata conve-
xa: anfractibus supra obtuse nodolusis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imper-
forata turrita striata, columella exserta spi-
rali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.
4. Iridis (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.
Martyn's South-Sea shells tab. 21. (24) m.
Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen
neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in
die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom höchsten
Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere, maçonne.) T. testa imperforata rugo-
sa, quisquiliarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.
An den westindischen Inseln. Hat ihren Nahmen
daher, weil ihre Schale mit einer Menge Stein-
chen, Stückchen von andern Schneckenhäusern etc.
dicht belegt ist, die unebene Eindrücke auf die Ober-
fläche derselben (fast wie Hammerschläge oder Po-
ckennarben) verursachen.
56. Tvrbo. Mondschnecke. (Engl. whirl,
wreath.) Testa vniualuis, spiralis, solida.
Apertura coarctata, orbiculata, integra.
1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805 sq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist die so genannte Meer-Bohne (vm-
bilicus veneris.)
2. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scala-
ta.) T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeich-
net sich durch die von einander abstehenden gleich-
sam durchbrochenen Windungen aus.
3. Clathrus. die unechte Wendeltrepppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata: an-
fractibus contiguis laeuibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.
4. Terebra. die Trommelschraube. T. testa
turrita: anfractibus carinis 6 acutis.
Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.
5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida: anfractibus contrariis, aper-
tura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Tur-
bo muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.
6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.
Rösel Polypen-Historie. tab. 97. fig. 7.
57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escar-
got. Engl. snail, periwincle.) Testa vni-
ualuis, spiralis subdiaphana, fragilis. Aper-
tura coarctata, intus lunata s. subrotunda:
segmento circuli demto.
Meist Land- und Süßwasser-Schnecken.
1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa hi-
spida diaphana, anfractibus quinis, apertu-
ra subrotundo-lunata.
2. Pomatia. die Weinbergsschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel
mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da
besondere Schneckengärten, worin sie zu Tausenden
gefüttert werden etc. Ihrer starken Reproductions-
kraft ist schon oben gedacht worden.
3. Arbustorum. H. testa vmbilicata convexa
acuminata, apertura suborbiculari bimargi-
nata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bothchen. H.
testa subimperforata subrotunda obtusa dia-
phana fragilissima, apertura postice dilata-
ta, labro emarginato.
Im mittländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie man-
che andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die
Schale selbst ist purpurblau.
5. †. Viuipara. H. imperforata subouata obtu-
sa cornea: cingulis fuscatis; apertura sub-
orbiculari.
Frisch Insecten P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrèe.) H. testa imperforata subrotunda laeui
diaphana fasciata, apertura subrotundo-lu-
nata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1193 sq.
7. Decollata. H. testa imperforata turrita; spi-
ra mutilato-truncata, apertura ouata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis; apertura ouali
dilatata vsque in apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151. sq.
58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus planiuscu-
la. Apertura semiorbicularis: labio columel-
lae transuerso, truncato, planiusculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurescente, ma-
culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das
so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen
auf der Schale mit sich herum tragen soll*).
3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula ex-
cauato-oculato, labio interiore laeui crenu-
lato.
Eine ostindische Fluß-Schnecke.
59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear,
Venus's ear.) Testa auriformis, patens:
spira occultata laterali; disco longitudinali-
ter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans-
versim rugoso tubercualato.
Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.
2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hi-
paiia.) H. testa ouata, dorso gibbo, spira
alte prominula.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillern-
de Seeohr ist bey unsern Antipoden zu Hause.
Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten al-
lermehresten in der See.
60. Patella. Napfschnecke, Klippkle-
ber. (Engl. limpet.) Testa vniualuis sub-
conica absque spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice sub-
spirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali, ver-
tice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato, ver-
tice perforato.
Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus
gegessen.
61. Dentalivm. Meerzahn, Meer-
röhre. (Engl. tooth-shell.) Testa vnival-
vis, tubulosa, recta, vtraque extremitate
peruia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua
laeui.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.
62. Serpvla. Würmröhre. (Engl. worm-
shell.) Testa vniualuis, tubulosa, adhae-
rens.
1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo-
meratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa se-
mitereti rugosa glomerata carinata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige Bil-
dung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und
convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60
kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschaft, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the wa-
tering pot.) S. testa tereti recta, extremitatis
disco poris pertuso, margine reflexo, tubu-
loso.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch
auch manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen hat)
deren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt,
und die am Rande wie mit einem Kranze von kur-
zen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist
fast immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata
violacea, intus laeui lutea; apertura alba
vndulatim striata dente conico munita.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Stein-
bohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen
Madreporen.
63. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore te-
[Seite 450] reti elongato, ore attenuato, extremitate po-
stica pholadiformi, quadriualui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.
Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang.
Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen- u.a. Holz,
worin es sich fingersweite Gänge bohrt, die es mit
einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zumahl
1730, für Holland groß Unglück gedroht, da es
die Dämme in Seeland und Frießland so durch-
wühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht wi-
derstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zumahl
im Westkappler Damm, zuweilen arge Verwüstun-
gen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter ei-
ne besondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr
von andern Würmern abweichen, und im Gan-
zen hingegen viel Uebereinstimmendes unter ein-
ander zeigen.
Sie halten sich bloß in der See aus: – so wie
überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnungen
im Trocknen zu leben bestimmt ist.
64. Echinvs*). See-Igel. (Engl. sea
hedgehog.) Corpus subrotundum, crusta spa-
tacea tectum, spinis mobilibus saepius acu-
leatum. Os quinqueualue subtus.
Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit be-
weglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den
eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers ver-
[Seite 451] wechselt werden dürfen. Diese sind um ein Drittel
langer als die Stacheln, aber nur so lange sicht-
bar, als das Thier unter Wasser ist; es zieht sie
ein, wenn es aus seinem Elemente genommen wird.
Ein See-Igel der etwa 2000 Stacheln hat, hat
ungefähr 1400 solcher Bewegungswerkzeuge. Die
hochgewölbten See-Igel haben in ihrem Innern
ein sonderbares, knöchernes Gestelle, das unter
dem seltsamen Nahmen der Laterne des Aristoteles
bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahlreichen
Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr,
sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so ge-
nannten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. hemisphae-
rico-globosus; areis obsolete verrucosis.
2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris 5 repandis linearibus; areis alter-
natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambu-
lacris 5 oualibus, ano subremoto.
65. Asterias*). See-Stern. Corpus
depressum, crusta subcoriacea, tentaculis
muricata. Os centrale, quinqueualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind
der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie nicht
so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die
Schnecken fortkommen. Manche Gattungen thun
den Dorschen u.a. Fischen, andere den Austern
Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib-
bis, vndique aculeata.
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausnehmen-
de Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter
einer ganzen Folge solcher in der Reproduction ste-
henden See-Sterne dieser Gattung besitze ich einen,
der von seinen fünf Strahlen viere völlig verloren
hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt zu
werden anfingen.
2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angu-
lis verrucoso-aculeatis.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stel-
la orbiculata quinqueloba.
4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dichotomis.
In vielen Meeren der alten Welt, auch im Ca-
spischen. – Doch scheint das im nordischen Ocean
von dem Südindischen etc. specifisch verschieden zu
seyn. Ein überaus träges und sonderbar gebildetes
Thier, an dessen Umfange man aus 82000 End-
zweige gezählt hat*).
66. Encrinvs. Strips elongata, corpore
terminali radiato.
1. Asteria. die See-Palme.(isis asteria Linn.)
E. stirpe spatacea articulata pentagona, ra-
mis verticillatis: stella terminali sexsida ad
basin, tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier
soll sich an der Küste von Barbados finden. Es
ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder
Medusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu
gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehn-
lichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupte.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stir-
pe cartilaginea continua, stella terminali oc-
toradiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond. 1775. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchy-
[Seite 454] lien zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben
wenigstens in manchen Geschlechtern beyder Ord-
nungen viel Uebereinstimmendes. Nur sind sie in
der letzten nackt, unbedeckt, und können sich von
der Stelle bewegen: da sie hingegen hier in die-
ser besondere festsitzende Gehäuse bewohnen, die
bey den mehresten Arten von steinartiger Sub-
stanz sind, und Corallen*) heißen. Doch muß
man sich diese Gehäuse nicht als von ihren Be-
[Seite 455] wohnern erbaut, sondern vielmehr als einen ih-
nen angebornen Theil vorstellen, und sie daher
nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit
Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bey ih-
rer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig
aus dem Stamme hervorgetrieben wird; und sich
daher beym schnellen Wachsthum*) und Ver-
mehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe die un-
geheure Größe und Umfang derselben**) erklä-
ren läßt.
67. Tvbipora. Röhren-Corall. Co-
rallium tubis cylindricis, cauis, erectis,
parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transuersis
distantibus.
68. Madrepora. Stern-Corall. Co-
rallium cauitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stel-
la conuexa: lamellis simplicibus longitudi-
nalibus, subtus concaua.
2. Muricata. M. ramosa composita subimbrica-
ta, stellis oblique truncatis prominentibus
adscendentibus.
3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
69. Millepora. Punct-Corall. Co-
rallium poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie
dichotoma, ramis denticulatis binis porosis
scabris.
2. Cellulosa. die Neptunus-Manschette.
M. membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.
70. Cellepora. Corallium foraminulis
vrceolatis, membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplici-
bus vndulato-turbinatis cumulatis; cellulis
seriatis: osculo marginato.
71. Isis. Stauden-Corall. Stirps radi-
cata solida, cortice molli habitabili obducta.
1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1 sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis.
Wird vorzüglich an den Küsten des mittländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu kost-
baren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostindien
verführt, und zumahl in Japan und Schina fast
den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
72. Gorgonia. Crusta calcarea corallina
stirpem vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien
(deren holzige Natur, zumahl an den starken Wur-
zelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß mit
Corallencruste überzogen sind. Man findet den so
genannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den
thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings
nichts ausschließlich Animalisches*).
1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cortice
flauo.
73. Alcyonivm. See-Kork. Stirps ra-
dicata, stuposa, tunicato-corticata. Animal
hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente cori-
[Seite 458] acea coccinea superne ramosa, papillis stel-
latis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa rufes-
cente.
74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spongio-
sa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich ge-
hört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Officinalis. der Baderschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.
2. †. Fluuiatilis. (Ruß. Badiäga.) S. conformis
polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifiken Geruch, und ist oft, aber nur zu-
fällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur
flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit der Zeit
aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ge-
trocknet ist sie ganz mürbe und zerreiblich. – Ich
habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben ge-
funden, und seitdem oft allerhand Versuche mit ihr
angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheidendes
Zeichen einer wirklich animalischen Natur an ihr
gewahr zu werden.
75. Flvstra. Stirps radicata foliacea, vn-
dique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cunei-
formibus rotundatis.
76. Tvbvlaria. Stirps radiata, filifor-
mis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die Co-
rallen der süßen Wasser, nähmlich, die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à panache), an
welchen man, so wie bey denen im Meere, die Hül-
se und das darin wohnende Thierchen unterscheidet,
das sich durch einen ungemein saubern weißen Fe-
derbusch auszeichnet, den es aber bey der mindesten
Erschütterung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist
anfangs gallertartig, verhärtet aber mit der Zeit,
und zeigt sich oft bey der gleichen Gattung unter
sehr verschiedenen Gestalten. Ich habe einzelne der-
gleichen Röhrchen, wie kleine Darme an Wasser-
pflanzen, umherranken sehen: andere, die wie Bäum-
chen mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga m
die Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tau-
senden flach neben einander an Dämme etc. angelegt
hatten: andere, die in dichten Klumpen in unzähli-
ger Menge neben einander empor standen, u.s.w.
1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis, geniculis
contortis.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pella ter-
minali striata radiata calcarea.
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis va-
ginae annulatis, corpore intra vaginam ab-
scondito.
Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata.
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hie-
sigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme,
[Seite 460] die äußerst regelmäßig wie ein kleiner Federbusch
gestellt sind.*)
77. Corallina. Stirps radicata, genicu-
lata, filamentosa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis
subreniformibus.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subtur-
binatis.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.
78. Sertvlaria. Stirps radicata, tubu-
losa, cornea, nuda, articulata: denticulis
calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der gemei-
nen Austern finden. Die Stämme sind meist aus-
nehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum dem
bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Bla-
sen fort, die man mit Eyerstöcken vergleichen kann.
1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis,
ouariis oualibus, ramis pinnato-alternis.
2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis al-
ternis.
3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticu-
latis, ouariis obouatis polyzoniis, stirpe ra-
mosa.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen
Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich gefunden.
79. Cellvlaria. Stirps crustacea, lapi-
descens, e cellulis seriatis composita; ple-
rumque ramosa et articulata, tubulis ad-
haerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C.
denticulis alternis acutis, ramis dichotomis
erectis fastigiatis.
2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ouato-truncatis,
vno latere planis celliferis.
Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thier-
pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in der
That sehen auch, wie schon erinnert worden,
manche Polypen dieser Ordnung den Bewoh-
nern mancher Corallen in der vorigen gar sehr
ähnlich. Nur haben sie in der gegenwärtigen ei-
nen unbedeckten Körper, und nie ein solches Co-
rallengehäuse als in der vorigen. Auch können
wenigstens die bey weiten allermehresten (wo
nicht alle) ihren Standpunct verändern (haben
stirpem liberam, wie man es nennt). Einige
sind doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm
[Seite 462] verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem
werden aber auch die Infusionsthierchen u.a.
dergl. Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.
80. Pennatvla. Seefeder. Stirps li-
bera, penniformis.
Man unterscheidet an diesen merkwürdigen See-
geschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupt-
theile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere
besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen
Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu bey-
den Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme ste-
hen nun wieder 10, 12 und mehr überaus saubere
kleine, am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein
gallertartiger zarter Polype mit acht Fangarmen fest
sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder
wenigstens über 500 solcher kleinen Armpolypen ge-
zählt werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pin-
nis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig.
1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra,
pinnis imbricatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.
81. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.) Cor-
pus gelatinosum conicum. Os terminale
cinctum cirris filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind gal-
lertartig, halb durchsichtig, und daher von unge-
[Seite 463] übten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der
Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge-
streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber,
oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein un-
förmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den
ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst
in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden,
und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich
bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den
Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die
lebendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon
wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter
losreissen. Bey Annäherung des Winters aber mö-
gen sie wohl Eyer legen*), aus denen im Früh-
jahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück
wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Poly-
pen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den
Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel-
köpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man
kann mehrere in einander stecken, und so oder auf
andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen
zusammen heilen. Man kann sie durch einen, frey-
lich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff wie
einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Län-
ge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band
ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel
zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu be-
greifende Weise einander verzehren, oder eigentlich
in einander schmelzen. Man kann sie, nach den
[Seite 464] merkwürdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichten-
berg*), mit Schlingen von Haaren durchschnüren,
und während daß die Schlinge allmählig durch-
schneidet, werden die derweil getrennten Theile doch
schon wieder an einander wachsen u.s.w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis breuioribus.
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in
Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und
der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art
findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beob-
achtung ihrer Reproduction hat mich zuerst auf die
Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H.
fusca corpore longiore, cirris longissimis.
3. †. Grisea. der orangegelbe Armpolype.
H. aurantia, corpore longiore, cirris longio-
ribus.
82. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet.) Stirps ramosa, polypis
terminalibus ore contractili (plerisque ci-
liato.)
Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaft-
lichen Stamme als Aeste, da eine solche Colonie
dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vor-
kömmt, das aber bey der mindesten Erschütterung
für einen Augenblick ganz zusammen fährt, und zu
verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis.
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen
sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§.
20. S. 41 und 42.).
83. Vorticella. Afterpolype. Cor-
pus nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so,
daß oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich
habe selbst lebendige Wassermolche langes dem Rü-
cken mit unzähligen dieser Thiere dicht überzogen ge-
sehen.
1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V.
corpore infundibuliformi, tentaculis ciliari-
bus.
2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.) V. corpore pellucido, tentacu-
lis rotatoriis ciliatis.
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und mancher-
ley Infusionen, schwimmt überaus behende, ver-
ändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt;
soll Jahre lang im Trockenen für todt liegen kön-
nen, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser
wieder aufleben etc. Der dunkele Körper in seinem
Vorderleibe, den so viele Naturforscher seiner will-
kürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten
haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben
glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Organ,
und kein Herz.
84. Vibrio. Corpus liberum, teres, elon-
gatum.
1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus,
cauda longiore tenuiore acuminata: mucrone
retractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig.
12. u. f.
Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister*).
85. Thalia. Corpus liberum, oblongum,
gelatinosum, diaphanum. Tubus alimen-
tarius distinctus. Tentacula nulla.
1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.
Im atlantischen Ocean. Der sel. Dr. Forster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig ge-
sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt, daß
sie nicht zu den molluscis, sondern als ein eignes
Geschlecht hierher zu den Zoophyten gehören.
86. Volvox. Corpus liberum, rotunda-
tum, gelatinosum, gyratile. Tubus alimen-
terius vix vllus.
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder
anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewe-
gungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und um-
[Seite 467] her dreht. Man kann die Nachkommenschaft schon
im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte Glied er-
kennen.
87. Chaos. Corpus liberum....
(generi polymorphon, speciebus vniforme.)
Wir fassen der Kürze wegen mit Linne', zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren*), dem bloßen
Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon
sich manche Gattungen schon im See- und süßen
Wasser, andere erst im Aufguß von allerhand thie-
rischen und vegetabilischen Substanzen (daher diese
dann Infusionsthierchen heißen), und noch
andere im reifen Samen männlicher Thiere finden.
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gattun-
gen begreift;
Die im See- und stagnirenden süßen Wasser.
(– zumahl in solchem, worin die Priestley-
sche so genannte grüne Materie**) vegetirt –).
Die eigentlich so genannten Infusionsthier-
chen.
Die Samenthierchen, wovon die im
männlichen Samen des Menschengeschlechts befind-
[Seite 468] liche Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert ab-
gebildet ist*).
Tab. 1.
Fig. 1–6. die Intestinal-Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe.
Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 407).
– 2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoi-
des (Ebendaselbst).
– 3. Trichocephalus dispar (S. 408).
– 4. Das Kopfende der menschlichen Band-
würmer (S. 409).
– 5. Vier Hinterglieder der taenia solium
(S. 410).
– 6. Dreyzehn Hinterglieder der taenia vul-
garis (Ebendaselbst).
– 7. Das Vorderstück vom Regenwurm
(S. 408).
– 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke
(S. 401) stark vergrößert.
– 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Po-
lypen, tubularia sultana (S. 459)
stark vergrößert.
– 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen,
hydra viridis (S. 464). in natürli-
cher Größe.
Fig. 11. Ein Stamm von zwölf Blumen-Po-
lypen, brachionus anastatica (S. 464)
stark vergrößert.
– 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria
(S. 465) stark vergrößert.
– 13. Ein menschliches Samenthierchen, chaos
spermaticum (S. 467) noch weit stär-
ker vergrößert.
Wir kommen Zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3. und 4.)
festgesetzten Begriffen schon dadurch von den Thie-
ren auffallend unterscheiden, daß sie ihren sehr
homogenen Nahrungssaft ohne irgend merkliche,
willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich
durch die Wurzel einsaugen, die daher auch un-
ter allen äußern Theilen der Pflanzen bey weiten
der allgemeinste ist, worin sie (höchstens bis auf
einige äußerst wenige Ausnahmen des Rostocks,
der Trüffeln etc.) sämmtlich mit einander überein
kommen.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der allermehresten Thie-
re ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders
aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Ae-
[Seite 476] ste, Blätter, Blüthen etc. nicht so bestimmt, son-
dern im Ganzen ungleich veränderlicher ist*).
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als welcher nichts von alle dem
zeigt, was man mit den, für die thierische Oe-
konomie so wichtigen, eigentlich so genannten Ein-
geweiden, noch auch mit Nerven oder mit wah-
ren Muskeln, mit Knochen etc. vergleichen könn-
te: sondern es reducirt sich ihre Organisation am
Ende nur auf eigentlich so genannte Gefäße
(Adern) und auf das dazwischen liegende Zell-
gewebe**).
Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nah-
men mit mehrerem Rechte, als das ihm übrigens
ziemlich analoge Schleimgewebe der Thiere, da
es, wenigstens in vielen Theilen der Gewächse,
ein wirklich zellulöses, theils Luft theils Säfte
[Seite 477] haltendes Gefüge zeigt. Es ist zumahl in der
Borke und im so genannten Mark mancher Ge-
wächse deutlich zu erkennen, und enthält häufig
einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen
(vtriculi), und bildet auch theils lange Röhren-
förmige Höhlen.
Die eigentlich so genannten Gefäße (die übri-
gens manchen Familien und Geschlechtern von
cryptogamischen Gewächsen – so wie im Thier-
reich den Zoophyten, und auch wohl manchen
Mollusken – gänzlich abzugehn scheinen), zeich-
nen sich (wenigstens bey weiten größtentheils) be-
sonders dadurch aus, daß ihre Wände aus spiral-
förmig gewundenen Fäden (oder Röhrchen?) be-
stehen, und so gleichsam das Ansehn von be-
sponnenen Saiten haben.
So vielartig aber die Netzförmigen u.a.
Verbindungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter
einander sind, so zeigt sich doch kein solches Ver-
hältniß zwischen denselben, daß ein wahrer Kreis-
lauf der Säfte, wie bey allen rothblütigen, und
so vielen weißblütigen Thieren, dadurch unterhal-
ten werden könnte.
Aus der einförmigen Identität jener weni-
gen organischen Bestandtheile der Ge-
wächse (ihrer so genannten partium similarium)
[Seite 478] erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus
zusammengesetzten Theile (der partium
dissimilarium) in einander, der Blätter z.B.
in den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zu-
mahl bey gefüllten Blumen etc.*); auch daß
man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen, und
dadurch ihre Aeste in Wurzeln, und diese hinge-
gen in belaubte Aeste umwandeln kann**).
Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern Theile der Pflanzen,
und ihre Geschäfte, lassen sich am füglichsten
in die zur Selbsterhaltung, und in die zur Fort-
pflanzung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.
Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit
getränkten Boden. – Aus jener saugen sie Nah-
rung mittelst der unter ihrer Oberhaut, zumahl
auf den Blättern, in unsäglicher Menge verbrei-
teten absorbirenden Gefäße: aus dem
[Seite 479] Wasser aber mittelst der alljährlich neureprodu-
cirten Wurzelzasern, womit die allermehrsten
unmittelbar in der Erde, manche aber wie z.B.
der Mistel, die Flachsseide, die Vanille etc. als
so genannte Schmarotzer-Pflanzen (plantae pa-
rasiticae) an andern Gewächsen*) festsitzen; da
hingegen doch andere, wie die Wasserlinsen (s.
§. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.
Uebrigens scheint es bey aller dieser Ver-
schiedenheit des Aufenthalts der Gewächse im
Grunde doch immer darauf hinaus zu kommen,
daß ihnen das Wasser, sey es nun in tropfbar
flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Ve-
hikel dient, wodurch ihnen die Kohlensäure zu-
geführt wird, welche nach Ingen-Housz's Un-
tersuchungen**) wahrscheinlich einen Hauptnah-
rungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird
begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ih-
ren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur,
wie Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andere, wie das Hauslauch auf
den Dächern, und so viele eben so saftvolle
[Seite 480] Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z.B.
die Agaven, Aloën, Cactusgattungen etc. auch
bloß durch Einsaugung aus der Atmosphäre für
lange Zeit hinlängliche Nahrung erhalten können*).
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die
Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen gleich
über der Erde die Blätter aus; bey andern aber
treten sie vorher erst in einen Wurzelstrunk, und
dieser wird dann bey vielen in einen Stamm
oder Stängel, Halm (wie man es bey man-
chen Pflanzen nennt) verlängert, der aber im
Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wur-
zelstrunk selbst, behält.
Per Stamm der Bäume und Stauden
ist zu äußerst mit einer seinen Oberhaut be-
deckt, unter welcher die Rinde und der Bast
(liber) liegt, welcher letztere fast ganz aus den
thätigsten Saftgefäßen besteht, und daher für die
Erhaltung der Pflanze einer der allerwichtigsten
Theile ist. Weiter hinein folgt der Splint und
hierauf die eigentlich holzige Substanz, und
[Seite 481] dann theils zwischen dieser, theils aber auch beson-
ders längs der Mitte des Stammes, das so genann-
te Mark, welches letztere aber mit zunehmendem
Alter an Menge abzunehmen, und gleichsam zu
schwinden pflegt. Auch wird bey diesen Gewächsen da,
wo das Holz außen an den Bast stößt, alljähr-
lich eine, oder eigentlich zwey neue Holzlagen
aus dem gedachten Splint (alburnum) erzeugt,
daher man bekanntlich aus der Anzahl dieser con-
centrischen Lagen (pectines) ungefähr das Alter
der Stämme schätzen kann.
Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der
Palmen ausgenommen, als welche keine solche
concentrische Lagen bilden, sondern durchaus gleich-
förmig dicht, sehr hart und mit auffallend starken
Gefäßen durchzogen sind. Eine Bemerkung, die auch
für die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wich-
tigkeit ist.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste,
diese wieder in Zweige, an welchen endlich die
Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den
gleichen Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm,
zusammengesetzt sind: indem man auch an ihnen
Oberhaupt, Rinde, holzige Substanz und marki-
ges Zellgewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt
in der Mitte des Blatts, zwischen dem (meist
doppelten) holzigen Netze, von welchem man
durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übrigen
Theile absondern, und dadurch die so genannten
Blätter-Skelete verfertigen kann. Dieses hol-
zige Netz ist auf beyden Seiten des Blatts mit
[Seite 482] einer besondern Haut überzogen, die man insge-
mein die Cutikel nennt, die aber noch von dem
eigentlichen Oberhäutchen, was endlich zu
alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr ver-
schieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen
(§. 166.) durchzogen ist.
Diese Organisation der Blätter wird um so
merkwürdiger, je größer und wichtiger die Func-
tionen derselben für die damit versehenen Gewächse
sind. Sie dienen ihnen nähmlich wohl vorzüg-
lichst zur Unterhaltung des so genannten phlo-
gistischen Prozesses, der bey den Thieren
hauptsächlich durchs Einathmen des respirabeln
Theils der Luft oder seiner Grundlage, des Sauer-
stoffs, vollzogen, bey den Pflanzen aber wohl
hauptsächlich eben durch die Blätter bewirkt wird.
Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder seine Grundlage zum Lebensun-
terhalte unentbehrlich; besonders um (wie es In-
gen-Housz's Untersuchungen wahrscheinlich ma-
chen) sich dadurch in ihrem belebten Laboratorium
ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlensäure (§.
167.) zu bereiten; wovon sie hernach den Ueber-
fluß als kohlengesäuertes Gas wieder ausdun-
sten*).
Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in der
Dunkelheit, in seiner grüßten Stärke betrieben.
Bey Tage hingegen, und vollends im Sonnen-
scheine gehet er langsamer von Statten; daher
die Pflanzen alsdann weniger Kohlensäure berei-
ten und verbrauchen; und dagegen während der
Zeit aus ihren Blättern Sauerstoffgas, den re-
spirabeln Theil der atmosphärischen Luft, entbin-
den*).
Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe, bey den mehresten Gewächsen
der kältern Himmelsstriche, ein vergänglicher
Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch
versehen sind, der hingegen mit Annäherung des
Winters vertrocknet, welkt und theils abfällt. Daß
dieses Entblättern hauptsächlich durch den Frost
bewirkt werde, der die Gewächse in ihren Win-
terschlaf versenkt, und so wie bey den Thieren
den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zu-
sammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer
sonstigen Verrichtung gehindert werden und ab-
sterben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die Ge-
wächse der heißen Zonen (bis auf wenige Aus-
nahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht so
ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den käl-
tern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harz-
reiches Blatt haben, wie z B. die mehresten Tan-
[Seite 484] gel- oder Nadelhölzer, der Epheu, die Preußel-
oder Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das
Heidekraut, der Buxbaum u.s.w. dasselbe den
Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paa-
ren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die dann
am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nieswur-
zel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter, und bey manchen die Blü-
then des Abends zusammen legen, oder doch nie-
dersenken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben,
und fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der
übrigens nicht etwa bloß von der kühlen Abend-
luft herrührt, da er im Treibhause eben so gut
wie im Freyen erfolgt: auch schwerlich bloß von
der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen
schon im Sommer des Nachmittags ein: ja, so
wie die animalia nocturna (§. 31.) den Tag
zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall
mit den Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des
cactus grandiflorus, mesembryanthemum noc-
tiflorum, der hesperis tristis etc.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andere Arten von eigenthümlicher Be-
wegung; wohin z.B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
[Seite 485] wohlthätigen Lichte*) gehört, als welcher Zug
bey weiten nicht bloß an den Sonnenblumen,
sondern fast an allen Gewächsen zu merken ist:
zumahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen
so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drän-
gen, als ob sie dawider gepreßt wären**). Fer-
ner bewegen sich manche Theile gewisser Gewäch-
se sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z.
B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mi-
mosa pudica), oder der auerrhoa carambola,
oder die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Flie-
genfalle (dionaea muscipula), welche, wenn sich
auch nur eine Mücke darauf setzt, augenblicklich
zusammenklappen und das Insect zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Befruch-
tungszeit an den Geschlechtstheilen in vielen Zwit-
terblüthen bemerkt wird; da z.B. die Staubfä-
[Seite 486] den der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer
innern Seite (wo sie nach den Fruchtknoten hin-
gerichtet sind) berührt werden, (wenn sich z.B.
ein Insect auf die Blüthe setzt, um den Honig-
saft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts
schnellen, und ihre männlichen Staubbeutel gegen
die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre
Befruchtung bewirken.
So ausfallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Ge-
wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch
bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut-
lichste von dem ausschließlichen Eigenthume der
Thiere, nähmlich der willkürlichen Bewe-
gung, als von welcher auch bey den, wegen ih-
rer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z. E.
beym hedysarum gyrans) keine echte Spur zu
erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das
seine Nahrung ohne willkührliche Bewegung, und
hingegen keine einzige Pflanze, welche die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme.
Aus den gedachter Maßen von den Gewäch-
sen eingesogenen und assimilirten Nahrungsstoffen
werden nun die ihnen eigenen specifiken Säfte
abgeschieden, da z.B. manche einen milchigen,
theils ätzenden Saft enthalten; andere Gummi
geben; verschiedene Bäume, zumahl unter den
[Seite 487] Nadelhölzern, im höhern Alter Harz bereiten.
Andere Pflanzentheile enthalten Mehl, Manna,
Wachs, fette und ätherische Oehle, Kampher etc.
Einige wenige das so genannte Federharz (cahut-
chuc) u.s.w.*).
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstungen
gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen entzünd-
baren des weißen Diptams etc.
Daß aber diese verschiedenen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und Ver-
änderungen der eingesogenen Nahrungssäfte in
den Gewächsen selbst bereitet werden müs-
sen, erhellet schön daraus, weil im gleichen Erd-
reich und auf demselben Gartenbeete die Raute
ihre bittern, der Sauerampfer seine sauren, und
der Lattich seine kühlenden Säfte erhält, und
weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen
ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und
eben derselben Frucht, dennoch so äußerst verschie-
den seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die Ver-
schiedenheit des Bodens*) und des Climas
zur verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils man-
che in fremden Boden verpflanzte Gewächse so
wie in ihrer Bildung, so auch in der Beschaffen-
heit ihrer Säfte verändert werden, dadurch von
ihren Kräften verlieren etc., andere hingegen eben
dadurch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be-
stimmten, ihm angemessenen Pflanzen**), so daß
man zuweilen schon aus den einheimischen Ge-
wächsen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo-
dens errathen kann; doch hat die Vorsehung
manchen, für das Menschengeschlecht allerwichtig-
sten Gewächsen den großen Vorzug verliehen,
sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu ge-
wöhnen, so daß z.B. die schwächlich scheinenden
Getreidearten etc. besser als Eichen u.a. noch so
robust aussehende Bäume in ganz verschiedenen
Himmelsstrichen; die aus Chili abstammenden
Kartoffeln nun in allen fünf Welttheilen fort-
kommen etc.; oder wenn sie auch an ein bestimm-
tes Clima gebunden sind, doch daselbst in jeder
[Seite 489] Art von Boden gedeihen, wie z.B. die Cocos-
palme, die eben so üppig im steinigen und Sand-
land als im fetten Erdreich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß ge-
wisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-Hol-
land) eine so große Mannigfaltigkeit von recht
ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern ausschließ-
lich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ord-
nungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänz-
lich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast
keine Kohl- und Rübenarten. So finden sich
auf den westindischen Inseln Vergleichungsweise
wenige Laub-Moose (musci frondosi) und hin-
gegen desto mannigfaltigere Farnkräuter etc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in
Rücksicht der Vegetation der Gewächse anmer-
kenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zumahl
bey den Insecten, Statt hat, daß nähmlich man-
che nur isolirt und einsam leben, da hingegen
andere dicht beysammen bleiben, und theils (wie
die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie
das Sargasso) weite Meeresstrecken überziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der
Gewächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen
lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln
[Seite 490] oder Zweige; zweytens durch Augen; und end-
lich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto ge-
wöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich vermeh-
ren sich von selbst auf diese Weise. Bey vielen
andern hat es die Kunst durch Absenken oder
Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine Art
Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica)
dessen Zweige herab hangen, und sobald sie den
Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so
daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein
kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch
Bogen verbunden sind, vorstellen könnte.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein
solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhän-
genden Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt
und sein Schatten den er Mittags wirft, über 1100
Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nähm-
lich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste an
den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst
im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla-
gen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen
der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von
[Seite 491] selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vor-
sichtig säet, wie ein Same aufkeimen. Man
kann bekanntlich diese Augen andern Stämmen
inoculiren, oder auch das davon ausgeschos-
sene Reis einpfropfen.
Viel Aehnliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der
Bäume und also über der Erde, die eigentlich an
lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber
unter der Erde unmittelbar an der Wurzel ent-
stehen; bey jenen der Stamm fortlebt und den
Augen Nahrung gibt; bey diesen hingegen das
Uebrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und
Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher hinwiederum die der Knollen-
gewächse (Cartoffeln etc.) manche Aehnlichkeit zeigt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege, und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu
Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens
gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen,
oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre
oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthalt in ih-
rer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden
(receptaculum), verschiedene ausgezeichnet gebil-
dete Theile, von welchen einige männlich, andere
[Seite 492] weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit
der Fortpflanzung herbey gekommen ist, von je-
nen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be-
stimmung und Verrichtung haben also diese vege-
tabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeu-
gungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden
sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den
Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren,
und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu
jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk-
zeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das
Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung ver-
längern könne, findet gewisser Maßen auch bey den
Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechts-
theile im weiblichen Hanf z.B. halten sich lange,
wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männ-
lichen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen,
welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum) ge-
nannnt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entwe-
der mit den übrigen Theilen innerhalb der Blu-
menblätter (germen superum), oder wie bey der
Rose, bey den Aepfeln etc. unten außerhalb der-
selben (germen inferum): und enthält immer die
Samenkörner der Pflanze, daher man diesen
Behälter gewisser Maßen mit dem Eyerstock der
Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt
auf diesem Samenbehälter, und die Narbe end-
[Seite 493] lich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch
den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist,
und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung aus-
machen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (filamen-
tum), und dem darauf ruhenden Staubbeutel
(anthera). Dieser letztere ist mit einem mehligen
häufigst gelben Staube (pollen) überzogen, der
aber (wie man unter einer starken Vergrößerung
sieht) eigentlich aus zarten Bläschen besteht, die
bey vielen Pflanzen eine überaus sonderbare
Bildung haben, und ein unendlich feineres, duf-
tiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung
nach mit dem männlichen Samen der Thiere ver-
glichen zu werden pflegt*).
Bey der Befruchtung fällt jener Blu-
menstaub auf die weibliche Narbe: scheint da sich
zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschüt-
ten, welches dann vermuthlich durch den Griffel
in den Fruchtknoten dringt, und die daselbst vor-
räthig liegenden, bis dahin aber unfruchtbar ge-
[Seite 494] wesenen Samenkörner fecundirt. Wenn man die
Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser
wesentlichen Theile beraubt, so wird sie da-
durch, so gut als ein verschnittenes Thier, un-
fruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beyderley Geschlechter in der gleichen Blüthe, die
folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 42.), verbun-
den. Bey einigen hingegen in verschiedenen Blü-
then, wovon die einen bloß männlichen, die an-
dern weiblichen Geschlechts, aber doch am glei-
chen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoe-
cia Linn.), wie z.B. bey der Haselstaude,
Wallnußbaum, Gurken, Brotbaum etc. Andere
Gewächse, wie z.B. der Ahorn, die Esche etc.
haben gar dreyerley Blüthen, bloß männliche,
bloß weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen
(Polygamia). Bey noch andern aber, wie z.
E. bey den Palmen, dem Hanf, Hopfen u. s.
w. sind die beyden Geschlechter in den Pflanzen
selbst, so wie bey allen rothblütigen und vielen
andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflan-
ze bloß männliche, eine andere aber, die übri-
gens von dergleichen Art ist, bloß weibliche Blu-
men trägt: und die Blüthen des weiblichen Stam-
mes nicht anders befruchtet werden, als wenn
der Blumenstaub von der männlichen Pflanze
durch den Wind oder durch Insecten oder auch
durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist (Dioe-
cia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch
bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch
(calyx), und die so genannten nectaria, u.a.
m. zu merken. Ueberhaupt aber theilt man Blü-
then nach ihrer Bildung und nach der Lage ih-
rer Theile in regelmäßige und irreguläre.
Bey jenen nähmlich sind alle einzelnen Theile
derselben Art, z.B. die Blumenblätter etc. von
gleicher Gestalt, Größe und Verhältnis; bey die-
sen hingegen von ungleicher Proportion.
Bey den eigentlich so genannten oder Laub-
Moosen (musci frondosi etc.) ist, nach Hed-
wig's Entdeckungen die Aehnlichkeit der Befruch-
tungswerkzeuge mit denen bey andern Gewächsen
weit größer, als man vorher geglaubt hatte. Das
saubere, fast becherförmige Köpfchen (capitulum)
derselben, enthält gleichsam als Fruchtknote (§.
190.) die Samenkörnchen; die mittelst des klei-
nen spitzigen Hutes (calyptra), der die Stelle
des Griffels und der Narbe vertritt, von dem
männlichen Blumenstaube besonderer, theils rosen-
oder sternförmiger Theile befruchtet, und nachher
ausgeschüttet werden.
Von denjenigen einfachern Aftermoosen
hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bey
den Tremellen, Ulven, Conferven, und beym
[Seite 496] See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl
sehr verschieden, obschon bey den wenigsten noch
nicht genau genug untersucht; bey manchen aber,
wie z.B. bey der oben erwähnten Brunnen-Con-
ferve (– s. oben S. 29 und 42. –), zur Be-
wunderung einfach. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 49. –).
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der
Trüffeln etc. und des Schimmels, deren ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes Dunkles
hat*).
Bey den vollkommenen, im eigentlichen Sin-
ne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch-
tung die übrigen nun überflüssigen, Theile der
Blüthe ab (§. 189): der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und
nach zur Reife zu bringen**).
Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse, wo-
rin sie eingeschlossen sind, ist eben so mannigfal-
tig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht auf
ihre weite Verbreitung**) und auf ihr weiteres
Bekleiben etc. der Erhaltung der Gattungen aufs
weiseste angemessen. Auch ist der bekannte Trieb
merkwürdig, womit die Samen bey jeder Lage,
die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie
aufkeimen, alle Mahl die ersten Wurzelzäserchen
oder das so genannte Schnäbelchen (rostellum)
unter sich, und hingegen den Blattkeim (plumu-
la) über sich treiben†). Zur allerersten Ernäh-
rung des neuen Pflänzchens dienen ihm dann die
bey den mehresten Gewächsen doppelten Samen-
lappen oder Kernstücke (cotyledones), die vorher
die Hauptmasse des Samenkerns ausmachte.
Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen, die,
wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte ist,
eine Nuß genannt wird: und wenn die bloßen
[Seite 498] Samenkörner unmittelbar mit einem saftreichen
Zellgewebe oder so genannten Fleische überzogen
sind, so heißt dieß eine Beere (– sey sie übri-
gens noch so groß und an einem großen Baume,
wie z.B. die Brotfrucht –). Zuweilen liegen
auch die bloßen Samenkörner von außen auf dem
großgewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie
bey den Erdbeeren, die folglich nach der Kunst-
sprache nicht sollten Beeren genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie von Gewäch-
sen aus, deren Frucht entweder, wie bey den Bir-
nen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus oder
Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte (und
die Bäume dieser ganzen Ordnung pomaceae)
heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kir-
schen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß ent-
hält, die dann Steinfrüchte (die Bäume dru-
paceae) genannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben zu
können: daher viele theils in ihrer ganzen Bil-
dung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und
der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausge-
artet sind. So zählt man z.B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
[Seite 499] vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa
bekannt war. – So ist der Stängel (§. 168.)
bey manchen Pflanzen bloß Folge der Degenera-
tion, den sie erst im cultivirten Zustande treiben,
da sie hingegen im wilden Naturzustande acaules
sind (z.B. carlina acaulis u.a.m.). Ander-
seits verlieren manche Gewächse durch die Cultur
gewisse Theile, die sie im Naturzustande hatten.
So wird z.B. die indische wilde Lawsonia spi-
nosa in Syrien durch die Cultur inermis. –
Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Ar-
ten von Degeneration ausgesetzt, die bey den
Thieren gar nicht Statt haben können, wie z.B.
die Ausartung der männlichen Befruchtungstheile
in den gefüllten Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der
Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharfsin-
nigsten Versuche angestellt, und sogar durch wie-
derhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastardpflanzen,
die Eine Gattung von Toback (nicotiana rustica)
endlich vollkommen in eine andere (nicotiana
paniculata) verwandelt und umgeschaffen hat*):
welches sich freylich mit der Lehre von vermein-
ten präformirten Keimen schlechterdings nicht, aber
wo ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bil-
dungstriebe (§. 9) reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in
Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber
doch verwandte Gattungen zur Blühezeit nahe bey-
sammen waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im
Gewächsreiche ungleich zahlreicher, als unter den
Thieren, und zwar bekanntlich bey den cultivirten
Gewächsen ohne Vergleich häufiger als bey den
wildwachsenden. (– s. oben §. 12. Anm. –)
Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig, Mon-
strositäten bemerkte. Am meisten sind es über-
zählige, wuchernde Theile (monstra per exces-
sum S. 32.); doppelte an einander gewachsene
Stämme, doppelte oder vielfache Früchte etc. viel-
fache Kornähren; Rosen, aus deren Mitte ande-
re kleine Rosen hervorschießen u.s.w.
Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum über eine Stun-
de, und bey andern hingegen auf lange Jahrhun-
derte erstreckt*). Ueberhaupt aber theilt man die
Pflanzen in perennirende und Sommer-
gewächse, welche letztere nähmlich schon mit
dem Ende ihres ersten Sommers absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen
Vertrocknen, das im Thierreich vom Räderthier
(S. 400. 466.) und vom Kleisteraal behauptet wor-
[Seite 501] den, finden sich unter den Gewächsen ähnliche Bey-
spiele: besonders an der deßhalb längst berufenen
Himmelsblume oder Sternschnuppe (tremella nostoc.)
Ich habe von dieser merkwürdigen Erscheinung in
der Abhandl. de vi vitali sanguini deneganda etc.
Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu er-
wähnen.
Der unermeßlich große Einfluß ist schon oben
(§. 172. u. f.) berührt, den die Pflanzen durch
ihren phlogistischen Prozeß auf die atmosphärische
Luft äußern, indem sie derselben einerseits das
aus dem Thierreich unablässig zufließende irrespi-
rable kohlengesäuerte Gas eben so unaufhörlich
wieder entziehen und zu ihrer Selbsterhaltung
verwenden; und anderseits derselben durch ihre
Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.
Für gewisse Weltgegenden, besonders für
niedere Inseln der heißen Zonen, wird die Ve-
getation, zumahl der Waldungen, dadurch von
wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch dieselben die
Regenwolken angezogen, und der Boden gewässert
wird*).
Die mancherley Futterkräuter (und
theils auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nah-
rung der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so
genannten Hausthiere; und der beyden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung
der Gewächse für den Menschen selbst betrifft,
so gibt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze Nationen die mannigfaltigen Bedürfnisse
des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stan-
de sind, als andere mit gewissen Säugethieren
(den Seehunden, dem Rennthier etc.). Von der
Art ist z.B. die Cocospalme, zumahl für die
malayische Menschen-Rasse (– S. 74. –)
und gewisser Maßen auch die Dattel-Palme für
manche Völker von der caucasischen, so wie die
gemeine Birke für manche von der mongolischen
(– S. 73. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmit-
teln des Menschengeschlechts gehören zuvörderst
die sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoe-
nix dactylifera); und die verschiedenen Gattun-
gen Pisang (zumahl die Plantanen von musa
[Seite 503] paradisiaca und die Bananes oder Bacoves von
der musa sapientum). Für die malayische Men-
schen-Rasse die Brotfrucht (von artocarpus in-
cisa*)), die nur bloß vorher geschält und gerö-
stet zu werden braucht. In Hindostan, Ceilon
etc. Die Jacca, ebenfalls eine Art Brotfrucht von
artocarpus integrifolia.
So die vielen andern Gattungen von Bee-
ren (denn die Brotfrucht ist nach dem obigen
Begriff auch eine Beere), die ebenfalls für man-
che Völker (wie z.B. für die Lappen) eins der
wichtigsten Nahrungsmittel abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfordern-
den Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus), in beyden In-
dien die Bataten (convolvulus batatas). Im
wärmern America die Yams-Wurzeln (dioscorea
alata, sativa etc.), Caßawi-Wurzel (iatropha
manihot) und dergl. m.; so mancherley Hül-
senfrüchte und Gemüse.
Dann die sich nirgend mehr wild findenden,
eigentlichen Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen oder Heidekorn (poly-
[Seite 504] gonum fagopyrum); Reis (oryza sativa und
montana), zumahl für die Morgenländer; so
wie Moorhirse (holcus sorghum. Engl. Barba-
does millet) besonders für viele africanische Völ-
kerschaften und für die Schinesen etc.; das Teff
(poa abyssinica) für die Habessinier etc.
So auch die berühmten Lotus-Beeren (von
rhamnus lotus) der Lotophagen*).
Und einige andere besondere Pflanzen-
theile, die von manchen Völkern als gewöhn-
liches Nahrungsmittel verspeist werden, wie das
Sagumark (von cycas circinalis etc.); das Se-
negal-Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewür-
zen. Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich
aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus
manchen andern Gewächsen, z.B. aus der Run-
kelrübe u.a.m. So in Nord-America aus acer
saccharinum (der Maplezucker); auf Sumatra etc.
aus der Anu-Palme; auf Island aus dem fu-
cus saccharinus; in Kamtschatka aus dem he-
racleum sibiricum u.s.w.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Spei-
sen, Oehl, Essig etc.
Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa*).
Als Getränk erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, und die man-
cherley Biere, (unter andern das Spruce-Bier
aus der pinus canadensis etc.).
Dann die verschiedenen weinigen Getränke:
der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von
der weiblichen Cocospalme. Andere berauschende
Getränke, Branntwein, Arak, Rum, Kirschwas-
ser etc. etc.
Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wur-
zeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc. aus ih-
rem Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Süd-
see aus piper latifolium etc.
Und der Rauchtabak; und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.
Endlich unsere dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee
(von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts),
und bey den Mongolen der schinesische Ziegel-
Thee (von vogelkirschänlichen Blättern eines noch
nicht genau bestimmten wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die
wollichten Fäden, womit die Samenhaut in den
Fruchtcapseln bewachsen ist) von den verschiedenen
Gattungen gossypium und bombax; die zu Lei-
newand präparirten Saftgefäße des Flachses,
Hanfs, mehrerer Gattungen von Nesseln etc. Der
treffliche neu-seeländische Seidenflachs vom phor-
mium tenax; die südländischen Zeuge vom Ba-
ste der morus papyrifera und des Brotbaums etc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in manchen Gegenden besondere
Arten; wie z.B. auf den Alpen rhododendron
ferrugineum, auf den Heiden erica vulgaris
etc.
Der Torf (großentheils von conferua ri-
vularis, sphagnum palustre, carex caespitosa,
myriophyllum spicatum etc.)
Zum Bau der Häuser und Schiffe das man-
cherley Bauholz (in Ostindien auch bambos arun-
dinacea.).
Zum Dachdecken und vielfachen andern
Gebrauch, Schilf, Stroh, – bey den Südsee-
Insulanern die Palmetto-Blätter (von panda-
nus tectorius).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigun-
gen, Hecken, Lauben, Hütten etc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina.)
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das ver-
schiedene Nutzholz*) für Tischler, Ebenisten,
Wagner, Drechsler, Faßbinder etc. – So auch
die mancherley Rohre**). Beydes auch bey vie-
len Völkern zu ihren Waffen (so z.B. das
schöne Holz des Keulenbaumes, casuarina equi-
setifolia, zu den kunstreichen Lanzen u.a. Ge-
wehren der Südsee Insulaner).
Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu
Trinkgeschirren.
Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl.
zum Korbflechten etc. – Kork etc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.
andre zu Packpapier, Pappen, Papiertapeten u.
dergl.
Gummi zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.
Wachs (von myrica cerifera etc.)
Talg (z.B. vom croton sebiferum.)
Oehle, Firnisse etc. (der allerköstlichste Ja-
panische Lack-Firniß von demjenigen rhus ver-
nix, welcher bey Jassino gezogen wird.)
Auch die mehresten Schreibmaterialien
sind aus dem Gewächsreich genommen. Schreib-
rohr, Papierschilf (cyperus papyrus), malaba-
rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme etc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten, und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.
Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles
Unkraut im weitläuftigsten Sinne (– also z.B.
mit Einschluß der verwüstenden Holzschwämme,
merulius destruens und vastator etc. so wie der
microscopischen Schwämme uredo segetum etc.
welche den Brand, und Krebs und Rost am Ge-
treide verursachen und dergl. m. –) und die gif-
tigen Gewächse.
Unter den zahlreichen Pflanzensyste-
men, die man seit Cäfalpins Zeiten zu entwer-
fen versucht hat, sind neuerlich zumahl das lin-
ne'ische Sexualsystem, und das Jussieu-
sche am allgemeinsten adoptirt und befolgt wor-
den. Jenes ist bekanntlich den oben angezeigten
Befruchtungswerkzeugen nach deren verschiedener
Anzahl und Verhältniß angepaßt. – Das Jus-
sieusche hingegen gründet sich zuförderst auf
den Mangel oder Daseyn und Beschaffenheit der
Samenlappen, dann auf die respective Stellung
der Staubfäden, und auf den Mangel oder Da-
seyn und Form der Blumenkrone.
Mineralien oder Fossilien sind die unor-
ganischen Naturkörper (§. 2. 4,), die nähmlich
nach den bloß-physischen und chemischen Ge-
setzen, auf und in der Erde gebildet werden.
Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen
Mineralien, wie Quecksilber und Erdöhl, sind
die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im
flüssigen Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unsers Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch als Universal-
solution die Stoffe der nachher daraus niederge-
schlagenen Fossilien in sich aufgelöst enthalten hat.
Durch die succesiven Niederschläge und
andere chemische Prozesse, die dann allgemach in
jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die
verschiedenen Arten von Gebirgs- und Erdlagern
ihre Entstehung erhalten, die sich im Ganzen
aus chronologischer Rücksicht unter zwey
Hauptabtheilungen bringen lassen: nähmlich
A) die primitiven, so vor der organi-
sirten Schöpfung gebildet worden: und
B) die secundären, so erst seit der
Zeit, da Thiere und Pflanzen existirten,
entstanden sind.
Jede von beyden zerfällt wieder in zwey
Classen:
Die der primitiven nähmlich in
b) die Ganggebirge.
Die der secundären aber in
d) die aufgeschwemmten Erdlager.
[Seite 514]Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit seine Ent-
stehung; als welcher nur die selbstständige, ur-
anfängliche, feste Rinde unsers Planeten auszu-
machen, und den später gebildeten Gebirgen und
Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu dienen
scheint; zwischen welchen er auch hin und wie-
der, zumahl in den größten und höchsten Ge-
birgsketten zu Tage hervorragt.
Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch
in der Geologie Urgebirge oder Grundge-
birge genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagern, mußten, so
wie das Mischungsverhältniß im Primordialfluidum
(§. 224.) durch die jedesmahligen Präcipitationen
verändert ward, sowohl von dem Granit der Ur-
gebirge, als unter einander selbst, verschieden aus-
fallen. Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind
größtentheils von schieferigem Gefüge (wie z.B.
der Gneis, Glimmerschiefer, Thonschiefer etc.),
und in mächtigen Lagen stratificirt; welche
Lagen sich überdem mehrentheils durch eine sehr
abhängende, gestürzte Richtung auszeichnen.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehemah-
lige Risse und Spalten, die allgemach mit fremd-
artigem Gestein späterer Entstehung (das sich nach
der Hand darin abgesetzt) wiederum mehr oder
weniger ausgefüllt worden*). Und in eben die-
sen spätern Ausfüllungen oder so genannten Gän-
gen (Fr. filons. Engl. veins) hat sich auch das
allermehrste Erz erzeugt, daher sie den wichtigsten
Hauptgegenstand des practischen Bergbaues aus-
machen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-Ge-
birge, (Fr. montagnes à filons) weil sich in
ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber doch die
mehresten und ergiebigsten Erzgänge finden.
Durch diese beyden Classen von primiti-
ven Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde
unsers Planeten gegründet worden, ehe er durch
Vegetation belebt, und mit thierischer Schöpfung
beseelt worden. Denn in keiner von beyden fin-
det sich irgend eine Spur von versteinten, vor-
mahls organischen Körpern.
Anders verhält es sich hingegen mit den
beyden übrigen Classen der secundären Ge-
birge und Erdlager.
Die Flözgebirge (Fr. montagnes à cou-
ches) nähmlich sind zwar mehrentheils auch stra-
tificirt, aber meist in flächeren Lagen, als die
Ganggebirge, und von mehr abwechselnder Man-
nigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch machen sie
insgemein*) nur die niedern Bergrücken, gleich-
sam die Vorgebirge aus. Besonders aber unter-
scheiden sie sich dadurch von den Primordial-Ge-
birgen der vorigen beyden Classen, daß sie gro-
ßentheils von versteinten Resten organisirter Kör-
per gleichsam wimmeln. Die mehresten dieser Pe-
trefacten find so genannte Incognita, zu wel-
chen sich nähmlich in der jetzigen organisirten
Schöpfung keine Originale mehr finden: so z.B.
die Belemniten, ein Paar hundert verschiedene
Gattungen von Ammoniten u.s.w. Diese In-
cognita sind aber, wie alle Analogie lehrt, größ-
tentheils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger,
ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam
wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen wie
in einem Corallenrief etc.), so daß man aus allem
diesen schließen muß, unser jetziges festes Land
sey einst der Meeresboden der Vorwelt gewesen,
[Seite 517] und durch gewaltsame plötzliche Revolutionen aufs
Trockene versetzt worden.
Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen
mannigfaltig abwechselnden Lagen, werden von
den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und
daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Nahmen erhalten.
Von diesen drey Hauptclassen von eigentli-
chen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr
verschiedenen Zeiträumen, – durch Niederschlag
aus dem Wasser gebildet worden, und zusammen
die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, un-
terscheidet man nun viertens auch die so ge-
nannten aufgeschwemmten Erdlager (Fr.
montagnes et terreins de transport, couches
meubles), die sich hin und wieder, zumahl im
niedern Lande, aber theils in mächtigen Schich-
ten und weit verbreiteten Strecken finden. Es ge-
hören dahin z.B. die so genannten Seiffenbänke
und Schuttgebirge, die Lager von Sand, Rasen-
eisentein, Lehm, Mergeltuff etc., welche letztere
gar häufig auch calcinirte, und doch theils zum
Bewundern gut erhaltene Reste von Seeconchy-
lien, und zwar an manchen Orten in unüber-
sehlicher Menge*) enthalten.
Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nieder-
schlag aus dem Wasser, oder wie man zu sagen
pflegt, auf dem nassen Wege entstanden sind,
zeigen sich aber auch fünftens hin und wieder
theils ganze Berge, theils flache Fossilien-Lager,
die, seit sie auf jene Weise entstanden waren,
nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers, oder
wie man es zu nennen pflegt, auf dem trocke-
nen Wege, große Veränderung erlitten, gleich-
sam umgewandelt worden, und dadurch ihren
jetzigen Habitus erhalten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die
ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von de-
nen der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudo-
vulcanische Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Clas-
sen von Geburts- und Lager-Stätten*) der
[Seite 519] Fossilien im Ganzen von einander zu unter-
scheiden sind; so begreift sich doch aus dem, was
über ihre Entstehung gesagt worden, von selbst,
daß sie an den Gränzen, wo die einen an die
andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Ue-
bergänge gleichsam zusammen fließen müssen*).
Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem gene-
tischen Character von der Entstehungsweise der
unorganischen Körper oder Fossilien, im Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten organi-
sirten, von selbst, daß, wenn man etwa die ein-
[Seite 520] fachsten Fossilien ausnimmt (wie z.B. Diamant,
Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey den übrigen
keine so scharf bestimmbare Characteristik der Gat-
tungen (species)*) als bey den organisirten Kör-
pern; mithin aber weit mehr Willkürliches in der
Vertheilung derselben unter ihre Geschlechter (ge-
nera) ja sogar unter ihre Classen Statt hat, so
daß z.B. Chlorit, Röthel etc. von manchen Mi-
neralogen unter die Erze, von andern unter die
Steinarten gebracht werden können.
Denn da erstens sowohl das ursprüngli-
che Mischungsverhältniß der Bestandthei-
le, als auch die Verbindungsart etc. vieler einan-
der übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den man-
nigfaltigsten Abstufungen variirt, so entstehen schon
dadurch eben so mannigfaltige, und theils durch
fast unmerkliche Nüancen gleichsam zusammen-
fließende Uebergänge, in deren Stufenfolge zwar
die Extreme auffallend genug sich auszeichnen,
aber zwischen den Mittelgliedern, zumahl in ein-
zelnen Exemplaren, bey weitem keine so bestimm-
ten Gränzen als bey den organisirten Körpern
sich ziehen lassen. Besonders ist dieß der Fall
bey den vererzten Metallen, doch auch bey sehr
vielen Steinarten gemischten Gehalts**).
Zweytens aber werden diese Uebergänge auch
durch die Decomposition und Auflösung
vieler schon gebildeten Fossilien vervielfältigt, da
manche Steinarten durch den Verlust ihres soge-
nannten Crystallisationswassers, manche Erze durch
die Einwirkung von Säuren etc. allmählich ver-
wittern, und so z.B. Feldspath in Porcellaner-
de, Kupferkies in Kupferschwärze gleichsam um-
gewandelt werden.
Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfniß, zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äußeren
Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer (ohnehin
mit diesen Kennzeichen in sehr constantem Bezug
stehenden*)) Bestandtheile durch die chemische
Analyse zu verbinden.
Unter den äußern Kennzeichen**)
sind für die mineralogische Diagnostik die aller-
[Seite 522] wichtigsten und sichersten: das specifische Ge-
wicht*), die Härte, und zumahl, wo sie Statt
hat, die Crystallisation**), d.h. eine bestimm-
te Form aus einer bestimmten Anzahl und eben
so bestimmten Verbindungsart von Faßetten***),
[Seite 523] und der so genannte Durchgang der Blätter (oder
die Richtung der natürlichen Trennungsflächen),
der sich bey vielen Arten von Crystallisationen
nach dem Verhältniß der Außenflächen derselben
zu ihrer Grundgestalt (Forme primitive) oder
so genannten Kerne richtet*). Minder allgemein
constant und zuverlässig sind hingegen Farbe,
Grad der Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und
Bruchs, der Strich, den manche Fossilien geben,
wenn sie gekratzt werden, u. dergl. m.
Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien
ihre physikalischen Kennzeichen, die nähm-
lich erst einen physikalischen Versuch voraussetzen,
wie z.B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer
und Auflösbarkeit im Wasser, die Phosphores-
cenz, Elektricität, das Verhalten zum Magnet etc.,
und bey den durchsichtigen, ob sie eine einfache
Brechung machen, oder aber das Bild der dadurch
[Seite 524] angesehenen Gegenstände verdoppeln. – Und mit-
unter sind auch für den ersten Anlauf die so ge-
nannten empirischen Kennzeichen brauchbar,
die von beygemengten bekannten Fossilien, oder
von dem Fundorte abstrahirt werden.
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile aber (§. 237.) dient theils das weitere
Verhalten derselben im Feuer, das auf dem so
genannten trockenen Wege, besonders auch mittelst
des Löthrohrs*), erkannt wird; vorzüglich aber
die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege
mittelst der Reagentien etc.**).
Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Chemi-
kern angestellten Analysen eines und eben desselben
Fossils zuweilen so sehr von einander abweichend
ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Be-
hutsamkeit, und vor allem öftere Wiederhohlung
der Versuche dazu gehört, um dabey gegen Selbst-
täuschung und Irrthum gesichert zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen, als
Art und Menge (Qualität und Quantität) der Stof-
fe, worin sie sich zerlegen lassen. – Aber nichts
von dem, was doch gerade den wahren eigenthümli-
[Seite 525] chen Character so vieler Fossilien ausmacht, nähm-
lich die bewundernswürdige Zusammensetzung und
specifische Verbindungsart jener Stoffe, wo-
durch z.B. die Thonerde zum Saphir, und in
Verbindung mit ein Paar andern eben so gemeinen
Stoffen, zum Turmalin wird! oder wodurch die
Natur aus Kieselerde in Verbindung mit Thonerde
den Bildstein und hingegen in Verbindung mit
Talkerde den demselben übrigens so täuschend ähn-
lichen Speckstein hervorbringt, und dergl. m. – s.
Lichtenberg im göttingischen Taschenbuche v. J.
1794. S. 134 u. f. de Lüc in Voigts Magazin
IX. Band, 1. St. S. 74. u. f. und Klaproth
im I. B. seiner Beyträge S. 89.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen; deren Unterschiede
und Eigenschaften zu Anfange der folgenden vier
Abschnitte näher bestimmt werden.
I. Steine und erdige Fossilien.
III. Eigentlich so genannte brennli-
che Mineralien.
Steine und erdige Fossilien heißen
diejenigen trockenen Mineralien, die sich, wenn
sie rein sind, für sich*), nicht so wie die Salze
im Wasser, oder wie die eigentlich so genannten
Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch
wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer ver-
brennen; noch sich wie Metalle hämmern und
breitschlagen lassen**). Ueberhaupt sind sie sehr
feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber
schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig. Ihre
spezifische Schwere übersteigt des Wassers seine
höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fossilien
dieser Classe unter folgende, davon benannte Ge-
schlechter geordnet worden:
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon
dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich
im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem
Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder vitrescible
Erde genannt wird.
Der crystallisirte, eigentlich als doppelt sechssei-
tige Pyramide, mit längerer oder kürzerer Zwischen-
[Seite 532] säule, deren Flächen meist in die Quere feingestreift
sind. (– tab. II. fig. 19. –). Er ist hart, und
gibt meist ein phosphorisches Licht, wenn man zwey
Stücke im Finstern aneinander reibt.
Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den
edlen und 2) den gemeinen Quarz.
1) Edler Quarz, Bergcrystall. (Fr.
crystal de roche).
Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas-
glanz; flachmuschelichem Bruche; die Crystallen
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest-
gewachsen; und dann theils in centnerschweren Cry-
stallen (so zumahl in der Schweiz und auf Mada-
gascar); oft aber auch lose, und rein auscrystalli-
sirt, d.h. mit den beyderseitigen Endspitzen; dar-
unter besonders die kleinen, aber ausnehmend was-
serhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken (z.
B. die ungarischen aus der marmaroscher Gespan-
schaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils von
vorzüglicher Härte und Klarheit (so z.B. die cei-
lanischen Keys oder Kiesel.) – Sein specifisches
Gewicht = 2653. Gehalt (nach Bergmann) = 93
Kieselerde, 6 Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten
hält er fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B.
Chlorit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Grau-
braunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen Wassertro-
pfen. Selten findet er sich mit sechskantigen geraden
hohlen Röhrchen durchzogen (so nahmentlich am
St. Gotthard).
Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen
Quarzes gehören vorzüglich:
Meist von weingelber Farbe, selten crystallisirt.
Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren
Topase.
b. Rauchcrystal, vulgo Rauchtopas.
[Seite 533]Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwär-
zeste wird auch Morio genannt.
Meist violet in mancherley Abstufungen; zuweilen
von stänglig zusammengehäuftem Gefüge, theils
mit festungsförmigen Ablosungen. Die schönstfarbi-
gen in Ostindien und Persien.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst verbrei-
teten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in man-
cherley andern Farben; mehr oder weniger durch-
scheinend. Meist von Glasglanz, theils aber fett-
glänzend; häufigst ungeformt; theils aber crystalli-
sirt; zuweilen als Aftercrystall [S. 522. not. *)];
hin und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie
gehackt, zellig etc. Der Bruch meist muschelig; theils
ins Splitterige, Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch
dicht eingemengte feine Glimmerblättchen, oder durch
eine eigene Art von schuppigem Gefüge ein beson-
deres schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt-
braune spanische Avanturinquarz vom Cabo de Ga-
tes (das natürliche Avanturino, wie es nach
der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der be-
kannten Glascomposition – genannt wird.)
Ein paar besonders merkwürdige Abarten sind
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe
und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt
und theils mit schaligen Ablosungen; besonders in
Baiern und am Altai, in starken Lagern.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe,
und diese vom innig beygemengten Strahlstein. Meist
ungeformt; blicht besonders bey Breitenbrunn im
Erzgebirge.
2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kiesel-
tuff. Tofus siliceus thermalis.
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöh-
te Temperatur und vermuthlich auch durch die Ver-
bindung mit Sode aufgelöst [§. 242. not. *)]
und dann als Sinter abgesetzt. Er ist weiß, theils
ins Milchblaue, theils ins Wachsgelbe etc. Wenig
durchscheinend. Wie der Kalksinter von mancherley
besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über ein-
ander getropft oder geflossen; traubig etc. Meist von
lockerem Gefüge, theils blätterig etc. Gewicht =
1917. Gehalt eines isländischen (nach Klaproth) = 98
Kieselerde, 1,50 Thonerde, 0,50 Eisenkalk. In vor-
züglicher Menge und Mannigfaltigkeit an den hei-
ßen Quellen in Island und Kamtschatka.
3. Gummistein, Hyalit, Glasopal,
müllerisches Glas.
Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr oder
weniger durchscheinend; glasglänzend; theils wie
getropft oder geflossen, kleintraubig etc. An Farbe
und Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi
ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuffwacke. Ge-
halt (nach Buchholz) = 92 Kieselerde, 6,33 Was-
ser, mit einer Spur von Thon. Fundort zumahl
bey Frankfurt am Mayn.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und des
Achats. Denn die ersten beyden differiren fast bloß
in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat
ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern
Steinarten zusammengemengt oder gemischt.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols,
ins Rauchbraune des Onyx etc. Oft ist der Chalce-
don auch streifig, wolkicht etc. In manchen Gegen-
[Seite 535] den häufig mit dendritischen*) Zeichnungen (Moos-
achat, Dendrachat, Mochhastein). Ueber-
haupt mehr oder weniger durchscheinend; von Fett-
glanz; meist ebenem Bruch; oft von mancherley
besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch, oder in ur-
sprünglicher Nierenform, in Mandeln, Kugeln etc.
Letztere (im Vicentinischen) nicht selten mit ein-
geschlossenen Höhlungen, und in diesen zuweilen
Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine); anderwärts
auch theils wie gehackt, zellig etc. auch mit Cristal-
lisations-Eindrücken [S. 522. not. *)], theils
auch in eigenthümlicher meist cubischer Crystallisa-
tion. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phos-
phoresciren, wenn sie an einander gerieben werden.
Gehalt eines Färber (nach Bergmann) = 84 Kie-
selerde, 16 Thonerde. Oft macht er Uebergänge in
Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit
scharf abwechselnden Schichten von milchblauem ge-
meinen Chalcedon (arabischer oder so genannter
blinder Sardonyx; ital. Niccolo.) Hauptgebrauch
bey den alten Römern zu Siegelsteinen.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe oder
Hornbraune, anderseits ins dunkelste Granatroth.
Von letzterer Art vor allen die köstliche antike Cor-
niola nobile (Fr. cornaline de la vieille roche), die
mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfal-
lendem Lichte aber blutroth, wie ein böhmischer
Granat oder Pyrop, und fast eben so durchsichtig,
ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist, und worin die
[Seite 536] bey weiten größten Meisterwerke von alten griechi-
schen und etruskischen Siegelsteinen oder Intaglios
gegraben sind.
Der indische Sardonyx woraus hingegen die
köstlichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.
Achat ist, wie gesagt ein Gemengsel von meh-
reren der vorigen Arten, außerdem aber auch zu-
weilen von Quarz (zumahl Amethyst), Heliotrop,
Jaspis etc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zusam-
mensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die man-
cherley Benennungen, von Achatonyx, Jasp-
achat, Bandachat, Kreisachat, Punct-
achat, Festungsachat etc. – Trümmer-
achat, der Bruchstücke von jenen Steinarten
enthält, die durch Quarzcäment zusammen ver-
bunden sind. Regenbogenachat, mit bun-
tem Farbenspiel bey durchfallendem Lichte. Ueber-
haupt häufig in Kugelform; oft hohl. In größter
Menge und Mannigfaltigkeit in Deutschland, zumahl
in der Pfalz.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten ver-
schieden: alle sind mehr oder weniger durchscheinend;
haben meist Fettglanz, theils stärker, theils matter:
ihr Bruch ist muschelig; sie finden sich bloß derb;
und sind meist nur halbhart. – Die beyden Haupt-
arten sind: 1) der eigentliche Opal, und 2)
der Halbopal.
mit folgendenden Abarten: nähmlich
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bey
auffallendem milchblau, mit einem eigenen feurigen
Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114.
[Seite 537] Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kieselerde, 10 Was-
ser. Fundort zumahl Ober-Ungarn.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben-
spiel. Eine rahmgelbe Abart hat den mongolischen
Nahmen Kascholong (d.h. schöner Stein). Ge-
halt eines Kosemitzer (nach Klaproth) = 98, 75
Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Eisenkalk. Fundort im
Erzgebirge, Schlesien, den Färdern etc. Uebergang
in Chalcedon, Chrysopras etc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mun-
di, lapis mutabilis.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus
der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fund-
ort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt
an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey durch-
sichtig; theils mit Regenbogenfarben*).
a. Pechopal, Telkobanjerstein.
Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber
auch theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils
Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in gelben
Chalcedon und in Pechstein. Vorzüglich in großer
Mannigfaltigkeit bey Telkobanja in Ober-Ungarn.
Gehalt eines solchen (nach Klaproth) = 93,50 Kie-
selerde, 1 Eisenkalk, 5 Wasser.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, braunlich etc. Der Längenbruch theils noch
faserig; und zuweilen mit schaligen Ablosungen der
[Seite 538] Holz-Jahre. Fundort zumahl in Ungarn bey
Schemnitz.
6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz-
agathe chatoyant.
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der
Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist als
Gerölle auf Ceilan und Malabar, von wannen er
meist schon in so genannte Talgtropfen (en goutte
de suif) oder muglich zu Ringsteinen geschliffen
kommt. Gewicht = 2657. Gehalt (nach Klaproth)
= 95 Kieselerde, 1,75 Thonerde, 1,50 Kalker-
de, 0,25 Eisenkalk.
7. Pechstein. Petrofilex résinite.
In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger
Bruch; meist derb; theils in Nieren; halbhart.
Gewicht eines sächsischen = 2314. Uebergang in
Wachsopal; theils mit eingemengten Feldspath-
und Quarz-Körnern (Pechstein-Porphyr).
8. Menilit, Knollenstein, Leberopal.
vulgo blauer Pechstein.
Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnesten
Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem Flach-
muscheligen ins Grobschlittrige; ritzt in Glas. Ge-
halt (nach Klaproth) = 85,50 Kieselerde, 1
Thonerde, 0,50 Kalkerde, 0,50 Eisenkalk, 11
Wasser und kohlenartiger Stoff. In Nieren und
knolligen Stücken, im Polir-Schiefer von Menil-
Montant bey Paris.
9. Polirschiefer, Saugkiesel, Kleb-
schiefer.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft
gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem
[Seite 539] Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt stark
an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach
Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thonerde 1,
50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50 Eisenkalk, 19
Wasser. Fundort zumahl bey Menil-Montant.
Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich. Ge-
halt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thonerde,
3 Eisenkalk. Fundort unter andern bey Ronneburg
im Altenburgischen.
11. Schwimmstein. Quarz nectique.
Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch;
sehr weich; milde. Gewicht = 0,800. Gehalt (nach
Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalkerde.
Fundort bey Paris, meist in kuglichten Stücken
oder Knollen.
12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce.
Engl. pumice stone.)
Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; schar-
fes Korn; sehr leicht. Gehalt des liparischen (nach
Klaproth) = 77,05 Kieselerde, 17,50 Thonerde,
1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl in vielen vulcani-
schen Gegenden*), wie bey Lipari, Santorini,
Veracrux in Mexico etc.
13. Porzellan-Jaspis. Thermantide por-
cellanite.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils
strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglänzend; mu-
[Seite 540] scheliger Bruch. Ein pseudovulcanisches Product,
vermuthlich aus Schieferthon entstanden. Fundort
unter andern bey Stracke in Böhmen. Gehalt des-
selben (nach Rose) = 60,75 Kieselerde, 27,25 Thon-
erde, 3 Talkerde, 2,50 Eisenkalk, 3,66 Kali.
14. Obsidian, isländischer Achat, tok-
kayer Lux-Saphir, Lavaglas. Lave
vitreuse obsidienne.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr
oder weniger, theils aber nur an den dünnsten
Kanten durchscheinend; glasglänzend; muscheliger
Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Abildgard) =
74 Kieselerde, 14 Eisenkalk, 2 Thonerde. Hält
theils Quarz- und Feldspath-Körner eingemengt
(Obsidian-Porphyr). Fundort zumahl bey
Vulcanen, z.B. auf Island, Insel Ascension,
Oster-Insel etc.
15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrr-
homachus. (Fr. pierre à feu, pierre à fu-
sil. Engl. flint.)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc.
wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger
Bruch; meist in dichten Knollen theils in hoh-
len Kugeln (zu letztern gehören die so genann-
ten Melonen vom Berge Carmel); härter
als Quarz. Gibt wenn er geschlagen wird,
einen eigenen Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt
(nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 0,50 Kalkerde,
0,29 Thonerde, 0,25 Eisenkalk. Uebergang in Horn-
stein, Halbopal etc.*). Häufig in Kreide-Lagern.
Enthält oft Versteinerungen, zumahl von See-Igeln
und zarten Corallen (Cellularien etc.) als Gerölle
[Seite 541] im Puddingstein von Hertfordshire. Ein Hauptge-
brauch zu Flintensteinen*).
16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)
Meist grau, in allerhand andere meist auch un-
ansehnliche Farben übergehend. Am Altai milch-
weiß mit saubern dendritischen Zeichnungen (so ge-
nannter weißer Jaspis). Höchstens nur an den
Kanten durchscheinend. Meist splitteriger Bruch;
ungeformt; doch theils in Aftercrystallen [S. 522.
not. *)] nach Kalkspath gemodelt; minder hart als
Quarz. Gewicht = 2708. Gehalt (nach Kirwan)
= 72 Kieselerde, 22 Thonerde, 6 Kalkerde. Ueber-
gang in Feuerstein, Chalcedon, Jaspis etc. Macht
die Grundmasse mancher Porphyre aus.
Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein
brauntrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bey
Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.
Holzstein oder Kieselholz ist in einer Art
von Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley
Farben; unter andern zuweilen coschenillroth, selten
apfelgrün. Fundort zumahl im aufgeschwemmten
Lande; theils aber auch in Flözgebirgen (im rothen
todten liegenden).
17. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern, doch
meist matten Farben; nur an den Kanten durch-
scheinend; matter schimmernder Fettglanz; meist
grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch; schiefriges
Gefüge; ungeformt; hart; oft mit Quarzadern
durchzogen. Uebergang in Thonschiefer.
Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers, die
Hr. Werner lydischen Stein nennt, ist zu-
[Seite 542] mahl schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr
ebnem Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.
18. Eisenkiesel, Quarz hématoïde.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist
ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen von sechs-
seitigen Säulen sowohl mit sechs- als dreyseitigen
Endspitzen; hart. Gehalt eines Leberbraunen (nach
Bucholz) = 92 Kieselerde, 5,75 Eisenkalk, 1
Braunsteinkalk, 1 flüchtige Theile. Fundort zumahl
Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die
Beynahmen Bandjaspis etc.; undurchsichtig;
matter muscheliger Bruch; meist ungeformt: selten
in urspringlicher Nierenform; sehr hart. Gewicht
= 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde,
20 Thonerde, 5 Eisenkalk. Uebergang in Horn-
stein, Eisenkiesel etc.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der Aegyp-
tische Jaspis, Aegypten-Kiesel, silex Nilo-
ticus. (Fr. Caillou d'Egypte.) – Braun in aller-
hand Abstufungen, theils streifig oder geadert;
auch mit dendritischen Zeichnungen; in ursprüng-
licher Kieselform; trefflich polirbar. Gewicht =
2564. Fundort zumahl in Ober Aegypten.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Puncten;
wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz;
muscheliger Bruch; ungeformt. Gewicht = 2633.
Fundort vorzüglich in Aegypten. Häufig unter den
antiken Intaglios.
Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr.
prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo gem-
mario.) – Licht lauchgrün, meist mit weißen oder
[Seite 543] gelblichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort
jetzt unbekannt, doch vermuthlich Aegypten; häufig
von den alten Römischen Künstlern zu Petschirstei-
nen etc. verarbeitet*). Von der Art sind auch die
mehrsten antiken so genannten Smaragde.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend;
hat seine schöne, aber im Feuer sehr vergängliche
Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; ungeformt.
Gehalt (nach Klaproth) = 96,16 Kieselerde, 1
Nickelkalk. Fundort vorzüglich bey Kosemitz in
Schlesien.
Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils crystallisirt, und das in breiten sechsseitigen
Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flächen zu-
geschärft oder auch zugespitzt. Die Crystalle glas-
glänzend; der Bruch fettglänzend; Längenbruch blät-
terig; Querbruch muschelig. Gewicht = 3640.
Gehalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21
Thonerde, 15 Kalkerde, 24 Eisenkalk, 1,5 Braun-
steinkalk. Fundort in den Eisengruben zu Arendal
in Norwegen.
Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit, oder so-
genannt grüne Schörl von Dauphine'; daher auch
H. Werner beyde Fossilien unter den gemeinschaft-
lichen Nahmen des Pistacits vereinigt.
23. Axinit, Thumerstein, Glasstein.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein-
muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als auch in
[Seite 544] stachen Rauten crystallisirt. Gewicht = 3166. Ge-
hat (nach Klaproth) = 50,5 Kieselerde, 17 Thon-
erde, 17 Kalkerde, 9,5 Eisenkalk, 5,25 Braun-
steinkalk, 0,25 Kali. Fundort zumahl Dauphine'
und Thum im Erzgebirge.
24. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Harmo-
tome.
Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten
wasserhell; der Langenbruch blätterig, der Quer-
bruch muschelig; immer crystallisirt*), und zwar
ursprünglich als schmale, dicke, rechtwinkelige, vier-
seitige, Tafel oder Säule, an den Enden zugeschärft
und zugespitzt; aber fast immer als Zwillingscrystall
so, daß ihrer zwey und zwey einander der Länge
nach gleichsam durchschneiden (– tab. II. fig. 15.
–) und sie dann zusammen auf dem Querbruch
ein Kreuz vorstellen. Gewicht = 2355. Gehalt
(nach Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwererde,
16 Thonerde, 15 Wasser. Fundort zumahl An-
dreasberg am Harz.
25. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein.
Apophyllite.
Meist graulichweiß; durchscheinend, theils durch-
sichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem rechtwink-
lichten Durchgang; ritzt schwach ins Glas. Gewicht
= 2467. Gehalt (nach Rose) = 52 Kieselerde,
24, 5 Kalkerde, 8 Kali, 15 Wasser, nebst einer
Spur von Ammoniak. Fundort besonders zu Uton
in Roslagen in Schweden, mit ziegelrothem Kalk-
spath und gemeiner Hornblende.
Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem
Perlmutterglanz; theils ungeformt; theils in
kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusammengehäuft.
Gewicht = 2942. Gehalt (nach Klaproth) = 43,
83 Kieselerde, 30,33 Thonerde, 18,33 Kalkerde, 5,
66 Eisenkalk, 1,83 Wasser. Fundort zumahl am
Cap und in Dauphine'.
Isabell- und orangegelb; fast undurchsichtig;
schwachschimmernder Bruch; nierenförmig und ma-
mellonnirt, von divergirend strahlichtem Gefüge. Ge-
wicht = 2160. Gehalt (nach Klaproth = 48 Kie-
selerde, 24,25 Thonerde, 1,75, Eisenkalk, 16,50
Soda, 9 Wasser. Auf dem Porphyschiefer von Ho-
hentwyl im Würtenbergischen.
Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner Haupt-
eigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löth-
rohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle
zu fließen. Ist weiß in mancherley Schattirungen,
auch theils ziegelroth, grün; der frische mehr oder
weniger durchscheinend; meist perlmutterglänzend,
so zumahl der Stilbit; (der verwitterte hingegen
undurchsichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge
meist divergirend strahlicht; theils blätterig (Stilbi-
te); häufig ungeformt: oft nierenförmig; oft cry-
stallisirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder
Säulen, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cu-
bicit, Analcime) und rhomboidal (Chabasie) etc.
theils nadelförmig (so der seltene wasserhelle Islän-
dische Glaszeolith oder Nadelstein), theils
faserig (Haarzeolith); meist halbhart. Ge-
wicht = 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smith-
son) = 49 Kieselerde, 27 Thonerde, 17 Natron,
9 Wasser. Fundort unter andern zumahl auf Is-
land und den Färöern im Trapp. Sonst auch in
manchem Basalt etc.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder we-
niger durchscheinend; selten wasserhell und durchsich-
tig; glasglänzend; in runden und stumpfeckigen Kör-
nern, meist ungefähr von Erbsengröße, doch theils
auch so groß als Haselnüsse und darüber. Gewicht
= 2265. Gehalt (nach Lowitz) = 74 Kieselerde,
12 Thonerde, 7 Kalkerde, 3 Bittererde, 1 Eisen-
kalk. Fundort zumahl beym Ausfluß der Mare-
kanka ins ochotskische Meer; liegen als Kerne in
einer blätterigen Rinde von Perlstein; beydes Kern
und Rinde blähen sich vor dem Löthrohre wie
Zeolith.
30. Perlstein. Lave vitreuse perlée.
Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes in man-
cherley Schattirungen; wenig durchscheinend; theils
von Seiden- theils von Perlmutterglanze; besteht
theils aus körnigen abgesonderten, theils aus krumm-
schaligen, blätterigen, bröckligen und zerreiblichen
Stücken, welche letztere die eben gedachte Rinde
der Marekanitkörner bilden.
31. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Sap-
phirus der Alten. (Fr. pierre d'azur.)
Hat den Nahmen aus dem Persischen von seiner
vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von
mattem fast erdigen Bruch; oft mit eingesprengten
Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Gewicht =
2771. Gehalt (nach Klaproth) = 46 Kieselerde,
14,50 Thonerde, 28 kohlensaure Kalkerde, 6,50
schwefelsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2
Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender
Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Ge-
brauch zu mancherley Kunstarbeiten, und nahmentlich
zur Ultramarin-Farbe.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophonium-
braunen ins Schwarze; wenig durchscheinend; stark-
glänzend; blätteriger Längenbruch; muscheliger Quer-
bruch; theils derb; theils aber crystallisirt in fla-
chen, kurzen sechsseitigen Spitzen. Gehalt (nach
Vauquelin) = 52 Kieselerde, 13,20 Kalkerde, 10
Talkerde, 3,33 Thonerde, 14,66 Eisenkalk, 2 Braun-
steinkalk. Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke,
und vorzüglichen den Laven vom Vesuv und Aetna.
Hat den Nahmen von der ausgezeichnet körnich-
ten Form seiner abgesonderten Stücke. Meist lauch-
grün; durchscheinend; glasglänzend; hart. Gewicht
= 3316. Gehalt (nach Vauquelin) = 50 Kiesel-
erde, 24 Kalkerde, 10,3 Talkerde, 7 Eisenkalk, 3
Braunsteinkalk. Hauptfundort bey Arendal in Nor-
wegen.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-olivengrüne;
wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz;
inwendig Glasglanz; immer crystallisirt; besonders
in vierseitigen kurzen Säulen mit abgestumpften
Kanten und sehr stumpfen Endspitzen. Gehalt (nach
Klaproth) = 35,50 Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,
25 Thonerde, 7,50 Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk.
Fundort unter den Primordial-Fossilien des Ve-
suvs; vorzüglich aber (in rein auscrystallisirten theils
daumendicken Crystallen) an der Mündung der in
den Wiluj fallenden Achtaragda.
35. Leucit, weißer Granat, vulcani-
scher Granat. Amphigène.
Grauchlich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche con-
centrische Textur. Gemeiniglich crystallisirt, meist
als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flächen
[Seite 548] an jeder Endspitze (– tab. II. fig. 14. –); sehr
spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth)
= 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22 Kali. Fundort
vorzüglich in Unter-Italien, in mancherley Laven
und Tuffwacken.
Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig; glas-
glänzend; muscheliger Bruch; nie crystallisirt, son-
dern in rundlichen Körnern, lose oder eingewachsen
in Serpentin etc. Gewicht = 3941. Gehalt (nach
Klaproth) = 40 Kieselerde, 23,50 Thonerde, 10 Talk-
kerde, 3,50 Kalkerde, 16,50 Eisenkalk, 0,25 Braun-
steinkalk. Fundort zumahl Böhmen und Sachsen.
37. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat.
Engl. Garnet.)
Aus dem Colombin- und Karmesinrothen durchs
Pechbraune ins Olivengrüne; eben so verschiedene
Grade der vollkommnern oder mindern Durchsichtig-
keit; meist Glasglanz; muscheliger Bruch; sowohl
ungeformt als crystallisirt; letzteres in mancherley
Form; doch meist als Dodecaëder mit rautenförmi-
gen Flächen (– tab. II. fig. 13. –); auch wie
der Leucit (– tab. II. fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgen-
de drey Arten des Granats; wovon ersterer edler,
die andern beyden aber gemeiner Granat genannt
werden.
1) Rother Granat, orientalischer Gra-
nat, Almandin.
Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht
= 4188. Gehalt (nach Klaproth) = 35,75 Kie-
selerde, 27,25 Thonerde, 36 Eisenkalk, 0,25 Braun-
steinkalk. Findet sich vorzüglich in Pegu; wird ge-
meiniglich als Zweckenkopf (en cabochon) geschliffen.
2) Brauner Granat, Eisengranat.
[Seite 549]Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter an-
dern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch beym
Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.
Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde, 30,83
Kalkerde, 28,75 Eisenkalk. Unter andern als soge-
nannter Großular rein auscrystallisirt in der Leu-
cit-Form (– tab. II. fig. 14. –) beym Vesu-
vian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thü-
ringen und Meisen, auch nebst dem braunen am
Spitzenberg am Harz.
38. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.
Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durchschei-
nend; immer crystallisirt, meist in flachen sechssei-
tigen Säulen; zuweilen als Zwillingscrystall, theils
in rechten Winkeln, theils wie ein Andreaskreuz
(dieß der sogenannte Basler Taufstein*)). Ge-
halt (nach Vauquelin) = 30,59 Kieselerde, 47
Thonerde, 3 Kalkerde, 15,30 Eisenkalk. Fundort
in Bretagne und am St. Gotthard, in Glimmer-
schiefer, theils mit crystallisirtem Cyanit.
39. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend; der
Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig; meist
ungeformt; theils crystallisirt, meist in flachen sechs-
seitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so hart,
daß er am Stahl Funken giebt; dagegen er sich im
Längenbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Ge-
halt (nach Klaproth) = 43 Kieselerde, 55,5 Thon-
erde, 0,5 Eisenkalt, nebst einer Spur von Kali.
[Seite 550] Fundort zumahl am St. Gotthard, im Zillerthal
im Salzburgischen etc.
Die von Hrn. Klaproth entdeckte Zircon-
erde, von welcher dieß Fossilien-Geschlecht den
Nahmen hat, wird in Schwefelsäure und im
concentrirten Essig, aber nicht in Laugensalzen
aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Bo-
rax eine wasserhelle Perle, und findet sich in zwey
so genannten Edelsteinen, dem Zircon und dem
Hyacinth.
1. Hyacinth. Lyncurium veterum.
Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig; ge-
wöhnlich rein auscrystallisirt; und zwar meist in
vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kanten
aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig.
20. –). Gewicht = 3687. Gehalt (nach Klap-
roth) = 70 Zirconerde, 25 Kieselerde. Fundort
vorzüglich Ceilan*).
Meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen
Farben, zumahl ins Gebliche, Blauliche etc.; durch-
sichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch
etwas fettigen Glanze; crystallisirt in vierseitigen
[Seite 551] Säulen, die mit vier auf den Steinen aufsitzenden
Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 7. –);
sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche werden
stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach Klap-
roth) = 69 Zirconerde, 26,50 Kieselerde, 0,50 Ei-
senkalk. Fundort Ceilan und Norwegen; hier nähm-
lich bey Friedrichswärn, in einem aus opalisirendem
Feldspath und Hornblende gemengten Halbgranit.
Die nach ihrem Entdecker Hrn. Prof. Ga-
dolin bekannte Erde unterscheidet sich von der
Glücin- und Thonerde, mit welchen sie sonst in
manchen Eigenschaften überein kommt, unter an-
dern durch ihre Unauflösbarkeit in den ätzenden
festen Laugensalzen, und daß ihre salzsaure Auf-
lösung sowohl durch blausaure Neutralsalze, als
auch durch Gerbestoff gefällt wird.
Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmusche-
liger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Mag-
net. Gewicht = 4237. Gehalt (nach Ekeberg)
= 55,5 Gadolinerde, 23 Kieselerde, 4,5 Glücin-
erde, 16,5 Eisenkalk. Bricht bis jetzt nur in sehr
geringer Menge in rothem Feldspath zu Ytterby in
Roslagen in Schweden, von welchem Fundorte das
Fossil auch seinen einen Nahmen erhalten.
Die von Hrn. Vauquelin entdeckte
Glücinerde (Süßerde) unterscheidet sich von
der Thonerde, mit welcher sie manche Eigenschaf-
[Seite 552] ten gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der
Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht; und
hat ihren Nahmen von der Eigenheit, daß sie
mit Säuren süße und leicht zusammenziehende
Salze bildet.
1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue ma-
rine.)
Meergrün in mancherley Schattirungen, einerseits
bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggel-
be; durchsichtig; Längenbruch muschelig; Querbruch
blätterig; in sechsseitigen Säulen von mancherley
Varietät crystallisirt. Gewicht = 2683. Gehalt
(nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69 Kieselerde,
13 Thonerde, 0,5 Kalkerde, 1 Eisenkalk. Fundort
vorzüglich auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk
und dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue etc.
fast undurchsichtige Abart in großen Säulen bey
Chanteloupe in Haute-Vienne.
2. Smaragd. (Fr. Emeraude, Engl. Eme-
rald).
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men: seine Crystallisation ist eine sechsseitige Säu-
le (– tab. II. fig. 10 –) in mancherley Abände-
rungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 13 Glücinerde, 46,60 Kieselerde, 14
Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chromiumkalk. Fund-
ort vorzüglichst in Peru.
Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend;
Längenbruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang
der Blätter; leicht darnach zu spalten. Querbruch
muschelig; crystallisirt als geschobene vierseitige Säu-
le; hart. Gewicht = 3062. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 12 Glücinerde. 35 Kieselerde, 22 Thon-
erde, 3 Eisenkalk. Fundort Brasilien.
Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch
Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine.)
weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet.
Sie wird außerdem auch in der Salpetersäure
und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auflösung
durch Pottasche wieder gefällt. Für sich ist sie
im Feuer unschmelzbar, verhärtet aber darin;
und wird dabey (und zwar nach Verhältniß des
Grades der Hitze) in einen kleinern Raum zu-
sammen gezogen. – Viele thonartige Fossilien
geben, wenn sie angehaucht werden, den eigenen
Thongeruch von sich. Die weichen kleben meist
an der Zunge, und manche derselben saugen das
Wasser ein, und werden darin zähe.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick schei-
nen muß – manche farbige Edelsteine
(Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre ge-
naueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem Tho-
ne bestehen, der auf eine unbegreifliche Weise,
zu so ausnehmend harten, durchsichtigen, feuri-
gen edlen Steinarten verbunden ist (§. 240.
S. 524.).
Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne;
opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend;
muscheliger Bruch; meist ungeformt in Körnern;
selten crystallisirt als achtseitige Säule mit derglei-
chen Endspitze. Gewicht = 3710. Gehalt (nach
[Seite 554] Klaproth) = 71,50 Thonerde, 18 Kieselerde, 6
Kalkerde, 1,50 Eisenkalk. Fundort Brasilien.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber auch
einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrü-
ne, Blauliche etc.; der Längenbruch muschelig; der
Querbruch blätterig. Meist crystallisirt, und zwar
gewöhnlich als vier- oder achtseitige Säule, die
beym brasilischen mit vier, acht oder auch sechs
Flächen zugespitzt (– tab. II. fig. 16. –), beym
Sächsischen aber mehrentheils mit einer sechsseitigen
Fläche abgestumpft ist (– tab. II. fig. 9. –). Ge-
wicht des brasilischen = 3515 L. Dieser zeigt auch
die Elektricität des Turmalins. Gehalt des Säch-
sischen (nach Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kie-
selerde, 20 Flußsäure. Fundort, in Europa zu-
mahl bey Auerbach im Voigtlande auf dem Schnecke-
stein, in einem eigenen, merkwürdigen Mutterge-
stein (dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Muk-
la in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame-
rica in Brasilien.
2) gemeiner Topas, Leucolith, Stan-
genstein, weißer Stangenschörl,
schörlartiger Beryll, Pyrophysalith.
Pycnite.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Querbuch;
in stänglich zusammengehäuften Säulen, theils in
sechsseitigen Crystallen. Gewicht = 3530. Gehalt
(nach Klaproth) = 49,50 Thonerde, 43 Kieselerde,
4 Flußsäure, 1 Eisenkalk, 1 Wasser. Fundort vor-
züglich im Stockwerk bey Altenberge im Erzgebir-
ge, in einem gemengten Muttergestein von Glim-
mer und Quarz.
Roth in mancherley Abstufungen; daher die be-
sondern Benennungen, da der ponceaurothe Spi-
nell genannt wird, der rosenrothe Balais, der
ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell etc., zu-
weilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße etc.;
seine Crystallisation mannigfaltig; doch meist als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –)
oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in man-
cherley Abänderungen. Mittel-Gewicht = 3700.
Gehalt (nach Klaproth) = 74, 50 Thonerde, 15,
50 Kieselerde, 8,25 Talkerde, 0,75 Kalkerde, 1,50
Eisenkalk*). Fundort Ceilan, Pegu etc.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins
Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb**),
wozu vielleicht mancher so genannte ostindi-
sche Topas gehört; eigentlich durchsichtig; zuwei-
len in etwas opalisirend; seine Crystallisation als
sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide (– tab.
II. fig. 18. –). Ist der härteste Stein dieses
Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt
(nach Klaproth) = 98, 50 Thonerde, 1 Eisenkalk,
0,50 Kalkerde. Findet sich wohl bloß als Gerölle;
zumahl auf Ceilan.
5. Demantspath und Corund***).
Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, sel-
ten ins Haarbraune; beyde wenig durchscheinend;
[Seite 556] von so genanntem Demant-Glanz, und spathar-
tigem Gefüge; crystallisirt in sechsseitigen (zuweilen
etwas conisch zulaufenden) kurzen Säulen. Mittel-
Gewicht, sowohl des schinesischen als hindostani-
schen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klap-
roth) = 89,50 Thonerde, 5,50 Kieselerde, 1,25
Eisenkalk. Fundort Coromandel und Schina, im
Granit. Gebrauch in jenen Ländern zum Schnei-
den und Poliren der Edelsteine und des Stahls*).
Unter dem Nahmen von edlen Corund kann
man die schönfarbigen, zumahl Rubinrothen und
Saphirblauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls
in Ostindien finden, und wovon die erstern Salam-
rubine, die letztern aber vulgo Sternsaphire
genannt werden, weil sie, zumahl wenn sie an den
Enden der Säule rundlich angeschliffen werden, bey
auffallendem Lichte mit einem beweglichen sechsstrah-
ligen Sterne spielen.
6. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril. Engl.
emery.)
Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an den
Kanten durchscheinend; schimmernd, theils fast me-
tallisch glänzend; kleinkörniger, theils splitteriger
Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich. Z.B. =
3922. Auch der Gehalt ungleich; doch (nach Ten-
nant) immer sehr viel Thonerde, mit weniger Kie-
selerde und Eisenkalk. Fundort des wahren Smir-
gels**) unter andern Naxos, Estremadura und Ei-
benstock im Erzgebirge.
7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhy-
drat.
Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene
die kostbarsten; (verwittert ins Berggrüne;) un-
durchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen.
Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73 Thon-
erde, 18 Wasser, 4,5 Kupferkalk, 4 Eisenkalk.
Kommt vorzüglich von Nischabur in Ostpersien.
Bricht in Thonlagern zwischen Gangschiefer. Ward
vulgo, aber irrig, für ein Petrefact, nähmlich für
versteinte Fischzähne gehalten.
In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz,
theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils
als Gerölle, meist aber in drey- oder sechs- oder
neunseitigen der Länge nach gestreiften Säulen, mit
dreyseitiger kurzer Endspitze (– tab. II. fig. 12.
–). Manche Abarten zeigen die sonderbare Elek-
tricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer gewissen
Temparatur erwärmt sind, Asche etc. anziehen und
abstoßen, und diese heißen Turmaline*).
1) Schwarzer gemeiner Schörl und
Turmalin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in
dünnen Splittern braun oder grün durchscheinend.
Hat glasartigen Bruch. Meist in langen Säulen
(Stangenschörl), theils nadelförmig; theils
in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
Bricht sowohl im Granit, als in manchen Gang-
gebirgsarten, zumahl im Gneis, Schneidestein,
[Seite 558] Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen; nahment-
lich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar etc.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey durch-
fallendem fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch
wie der schwarze theils in langen Säulen (so z.
B. auf den Pyrenäen). theils in Graupen (z.B.
auf Ceilan). Gehalt (nach Bergmann) = 39 Thon-
erde, 37 Kieselerde, 15 Kalkerde, 9 Eisenkalk.
3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit,
Rubellit.
Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säu-
len in die Länge gestreift, theils stänglicht zusam-
mengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 40 Thonerde, 42 Kieselerde, 10 Soda,
7 Braunsteinkalk. Fundort Permien. Es gehört
aber auch dazu der sonst sogenannte crystalli-
sirte Lepidolith von Rozena in Mähren.
Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durch-
scheinend; Glasglanz, dem metallischen sich nähernd;
hart; meist in nadelförmigen, zusammengehäuften,
der Länge nach gestreiften Säulen. Fundort Uton
in Südermanland.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch-
sichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht
= 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Thon-
erde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde, 5 Eisenkalk.
Fundort Brasilien.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durch-
scheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlich-
grauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900.
[Seite 559] Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen Thon-
geruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:
1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée).
Theils strahlig, büschelförmig etc. Eins der wei-
test verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Pla-
neten; das einen der gemeinsten Gemengtheile vielen
Aftergranits ausmacht.
Meist mit kurzen durch einander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säulen,
die theils tafelartig, und mit zwey oder drey End-
flächen zugeschärft oder zugespitzt sind. Meist ein-
gewachsen in Basalt und Tuffwacke; auch einge-
mengt in Laven.
10. Schillerstein, Schillerspath*).
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durch-
scheinend; von metallischem, schillerndem Glanze;
geradblätterig; weich. Gehalt (nach Gmelin) =
17, 9 Thonerde, 43, 7 Kieselerde, 11, 2 Talker-
de, 23, 7 Eisenkalk. Fundort im harzburger Forst
am Harz, in einem grünlichschwarzen, mit Serpen-
tin und Asbest durchzogenen Urgrünstein.
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder weni-
ger durchsichtig; meist geradeblätterig, selten krumm-
blätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica Linn.)
Jene theils in Bogengröße; so z.B. das russi-
sche Frauenglas oder Fensterglimmer
[Engl. Isinglass. Russ. Sliuda*)]; die Blätter
elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt, und dieß gewöhnlich in sechsseitigen Tafeln.
Gewicht = 2934. Gehalt des russischen Frauen-
glases (nach Klaproth) = 34, 25 Thonerde, 48
Kieselerde, 8, 75 Kali, 4, 50 Eisenkalk, 0, 5
Talkerde und Braunsteinkalk. Auch eins der primi-
tivsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien in un-
serer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von
Gebirgen (§. 227-230).
12. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)
Lillaroth, theils ins Graue, Braunliche etc.; an
den Kanten durchscheinend; schimmernd, von fast
metallischem Glanze; unebnem, kleinschuppigem,
fast glimmerigem Bruche; halbhart. Gehalt (nach
Klaproth) = 38, 25 Thonerde, 54,50 Kieselerde,
4 Kali, 2, 50 Wasser, 0, 75 Braunstein- und
Eisenkalk. Fundort bey Rozena in Mähren, in einer
gemengten Gebirgsart von Feldspath und großen
Quarzbrocken.
13. Kryolith, flußsaurer Thon.
Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend;
von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957.
[Seite 561] Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu milch-
weißen Kügelchen. Gehalt (nach Klaproth) = 24
Thonerde, 40 Flußsäure, 36 Natron. Fundort
Grönland.
14. Feldspath. (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field spar.)
Von mancherley, doch meist blassern Farben; meist
nur wenig durchscheinend; meist von wahrem Spath-
gefüge; theils umgeformt, theils verschiedentlich cry-
stallisirt; häufig als Bestandtheil gemengter Ge-
birgsarten; theils mit andern Fossilien (z.B. mit
Quarz oder Hornblende) innig gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art
ist z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen Serpen-
tino verde antico.
Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch theils
auch in andern und selbst hohen Farben, z.B.
smaragdgrün mit mattem Perlmutterglanz im so
genannten Amazonenstein aus dem Catharinburgi-
schen; mit deutlichem Spathgefüge; häufig crystal-
lisirt, zumahl in sechsseitigen (einfachen oder zu
Zwillingscrystallen verbundenen) Tafeln mit zugeschärf-
ten oder zugespitzten Enden, oder in Rhomben, in
vierseitigen Säulen etc. Manche Abarten verwittern
leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des smaragd-
grünnen sibirischen = 2573 L. Und der Gehalt des
nähmlichen (nach Vauquelin) = 65 Kieselerde, 17
Thonerde, 3 Kalkerde, 13 Pottasche. Ueberhaupt
aber ist der gemeine Feldspath wiederum eine der
uranfänglichsten Fossilienarten unsers Erdkörpers,
als Hauptgemengtheil des Granits, wo er in man-
[Seite 562] chen Abarten den bey weitem vorwaltenden Theil
ausmacht*).
Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so z.B. einge-
wachsen, in manchen hieländischen Basalt); theils
säulen- oder tafelförmig crystallisirt (so z.B. in
ersterer Form im Granit vom Drachenfels am Rhein,
in letzterer am Vesuv).
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend;
opalisirend; seine Crystallisation meist wie am ge-
meinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort
zumahl auf der Adula am St. Gotthard (theils in
großen Crystallen), und der eigentliche Mondstein
als Gerölle auf Ceilan**).
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils hohe
Farben schillernd, theils mit Messing- oder Tom-
backglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692. Fund-
ort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle) und in
Ingermanland.
Auch zum Feldspath rechnet Hr. Werner 6) den
Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein sonder-
[Seite 563] bares Fossil von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in
langen dünnen vierseitigen Säulen, die im Quer-
bruch in der Mitte einen schwarzen ebenfalls vier-
eckten Kern zeigen, der von seinen Ecken nach den
Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fettglanz,
feinsplitterigen Bruch, und ritzt ins Glas. Gewicht
= 2944. Es ist in Thonschiefer eingewachsen.
Fundort zumahl Bretagne, und Gefrees im Bay-
reuthschen.
15. Aluminit, (so genannte) reine Thon-
erde.
Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend;
mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Ge-
wicht = 1669. Gehalt (nach Simon) = 32,5
Thonerde, 47 Wasser, 19,25 Schwefelsäure, 0,45
Kieselerde, 0,35 Kalkerde, 0,45 Eisenkalk. Fund-
ort zumahl bey Halle.
16. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.
Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend;
mager; sanft anzufühlen; von verschiedenem Zu-
sammenhange. Gehalt verschieden; doch gewöhnlich
nur ungefähr 1/4 Thonerde zu 3/4 Kieselerde. Fundort
in vielen Ländern von Europa und Asien. Ist we-
nigstens großentheils aus verwittertem Feldspath
entstanden.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch
mancherley Uebergänge in andere; matt; weich;
fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins Schieferi-
ge; gibt angehaucht den eigenen Thongeruch. Es
gehören dahin
1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.)
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannig-
faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon
abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z.B. zu
Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielartiger an-
derer Töpferwaare*), Tabackspfeifen, türkischen
Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so genannten terrae
sigillatae-Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln,
auch zum Walken schlechter Tücher, zum Raffiniren
des Zuckers etc. Findet sich meist in aufgeschwemm-
tem Lande, nahe unter der Dammerde.
2) Verhärteter Thon, Thonstein.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegen-
den als Baustein.
Meist rauchgrau, ins Schwarze; der Bruch schie-
ferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen stark
[Seite 565] an der Zunge*); oft mit Kräuterabdrücken (Kräu-
terschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte der
eigentlichen Steinkohlen. Uebergänge in Thonschie-
fer, Porcellan-Jaspis.
Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist,
heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer,
Schistus carbonarius, (Engl. the slag, the cleft);
dieser brennt mit Harzgeruch, und wird dabey heller.
Kann auch sehr gut zu mancher Art von Feuerung
gebraucht werden, weßhalb er denn auch von man-
chen Mineralogen den Steinkohlen selbst beygezählt
wird.
18. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl.
Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweich-
bar; innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er
mit Säuern braust, und theils leicht im Feuer
schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschlemm-
tem Lande.
19. Bolus (der Mineralogen**)), lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s.
sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig;
muscheliger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt
stark an der Zunge; zerfällt im Wasser mit Auf-
[Seite 566] stoßen von Luftblasen und Geräusch, gibt ange-
haucht den Thongeruch. Fundort vorzüglich auf der
Insel Stalimene (Lemnos).
20. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl.
fuller's earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Farben;
theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch;
fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und
Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wich-
tige Benutzung. Gehalt (nach Bergmann) = 25
Thonerde, 51,8 Kieselerde, 3,3 Kalkerde, nur 0,7
Talkerde, 3,7 Eisenkalk, 15,5 Wasser. Fundort der
vorzüglichsten in Hampshire.
Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit
grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch;
sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zunge,
und läßt sich spähneln. Fundort zumahl bey Med-
ziana Gora in Polen.
22. Steinmark. Lithomarga. (Engl. sto-
nemarrow.)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen
drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt
(so z.B. die meist veilchenblaue so genannte Wun-
dererde von Planitz bey Zwickau) von sehr verschie-
dener Festigkeit; vom Zerreiblichen bis zum Halb-
harten*); letzeres mit muscheligem Bruche.
Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich ge-
sprenkelte armenische Bolus gehört hierher.
Besonders merkwürdig ist das vom H. Ober-
berghauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen
[Seite 567] bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße
Steinmark, welches mittelst eines Federkiels einen
phosphorescirenden Strich gibt.
23. Bildstein, schinesischer Speckstein.
Agalmatolithe.
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche, Ro-
the; mehr oder weniger durchscheinend; Gewicht =
2600; ähnelt überhaupt im Aeußern dem eigentli-
chen Specksteine; enthält aber keine Talkerde, son-
dern (nach Klaproth) = 36 Thonerde, 54 Kiesel-
erde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Wasser. Fundort in
Schina, wo er bekanntlich zu mancherley kleinen
Kunstsachen verarbeitet wird.
24. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge.
Engl. red-chalk.)
Bluthroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend; meist
schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig ge-
mengt mit rothem Eisenocher (doch nur in wenigen
pro Centen).
Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend;
weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl
in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger
Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Verona);
theils als Ueberzug in Drusenlöchern im Trapp
(Mandelstein) und auf den dann liegenden Chalce-
don- und Zeolith-Nieren (so z. E. bey Ilfeld
und auf den Färöern).
Ganz in den nähmlichen drey Abarten wie der
gemeine Thon, von dem er sich aber unter andern
[Seite 568] auch meist schon durch einen süßlich zusammenzie-
henden Alaungeschmack auszeichnet.
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzender
Strich; theils in ganzen Flözen. Uebergang in
Braunkohle.
Weiß, ins Gelbliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten et-
was durchscheinend (mehr noch wenn er im Wasser
liegt); halbhart; theils abfärbend. Gehalt (nach
Vauquelin) = 43, 92 Thonerde, 24 Kieselerde,
25 Schwefelsäure, 3, 80 schwefelsaure Pottasche,
4 Wasser. In ganzen Flözen bey Tolfa im Kir-
chenstaat.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheiben-
förmig; theils gerade-theils krumm-blätterig;
theils in Kugeln; der Bruch theils matt, theils
glänzend; hält häufig Schwefelkies eingemengt;
bricht theils (– aber bey weitem nicht ausschließlich
–) in Ganggebirgen als Thonschiefer, von dem er
im Aeußern oft kaum zu unterscheiden ist; und theils
hingegen unläugbar in Flötzgebirgen mit Abdrücken
von Versteinerungen aus beyden organisirten Rei-
chen; so z.B. als Kräuterschiefer im Saarbrücki-
schen; und als Trilobitenschiefer bey Andrarum.
28. Thonschiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus (Fr. Ardoise. Engl. Slate.)
Grau, in mancherley andere Farben übergehen,
bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig etc.;
schimmernd, theils mit Seidenglanz; von sehr
verschiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils
gerade theils wellenförmig; die Bruchstücke meist
scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken und
[Seite 569] undeutlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich
oder halbhart. Gibt graulich-weißen Strich (scrip-
tura). Ueberhaupt aber in endloser Mannigfaltig-
keit von Abarten, die theils von ihrem Gebrauch
den Nahmen haben, z.B. Probirstein (Ital.
pietra paragone, die ein wahrer Thonschiefer ist –),
Tafelschiefer, Dachschiefer etc. Auch man-
cherley Uebergänge in Kieselschiefer, Glimmerschie-
fer etc. Hauptsächlich in Ganggebirgen. Doch auch
theils in Flözgebirgen (– so z.B. der glarner
Tafelschiefer vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.
29. Wetzschiefer. (Fr. pierre à rasoir, Engl.
whet-stone.)
Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an den
Kanten wenig durchscheinend; schwachschimmernd;
schieferiger Bruch; theils splitterig; halbhart; bricht
in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante, in
Deutschland unter andern im Bayreuthschen.
30. Klingstein. (Fr. Phonolithe.)
Grau in mancherley Schattirungen, zumahl ins
Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten durch-
scheinend; von dickschieferigem Gefüge; der Bruch
grobsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht = 2575.
Gehalt (nach Klaproth) = 23, 50 Thonerde, 57, 25
Kieselerde, 2, 75 Kalkerde, 3, 25 Eisenkalk, 0, 25
Braunsteinkalk, 8, 10 Soda, 3 Wasser. Hat den
Nahmen vom Klange, den dünne Scheiben beym
Anschlagen von sich geben; macht die gewöhnliche
Grundmasse des Porphyrschiefers. Fundort unter an-
dern in Böhmen und Lausitz.
31. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn.
Corneus trapezius Waller. (Engl. Whin-
stone.)
Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche
und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter fein-
körniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt;
Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die Grund-
masse einer porphyrähnlichen gemengten Gebirgsart
aus, da er andere Fossilien eingemengt enthält,
z.B. basaltische Hornblende, Glimmer, Zeolith,
Chalcedon, Kalkspathnieren etc. Dahin gehören also
die mehresten Mandelsteine, wie z.B. die von
Ilfeld; der Blatterstein (Perlstein) von Ler-
bach am Harz, der Toadstone von Derbyshire*).
Uebergang in Grünstein, Basalt etc. Eine durch die
entferntesten Weltgegenden verbreitete Gebirgsart,
findet sich z.B. nördlich bis Island, Kamtschat-
ka etc. und so auch fast im äußersten von Europäern
besuchten Süden auf Kerguelen-Land.
Vermuthlich gehören noch hierher:
a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.
Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder
grüner basaltischen Hornblende und kleinen Kalk-
spathkörnern. Scheint das Urgestein zu vielen vesu-
vischen Laven, denen sie insgemein (aber irrig) selbst
beygezählt wird.
Und auch wohl b. der sogenannte Variolit.
[Seite 571]Dunkellauchgrün, mit eigesprengten blaßberggrü-
nen Nierchen, die dem Stein ein pockenartiges An-
sehen geben. Fundort zumahl im Bayreuthischen und
als Gerölle in der Durance bey Briançon.
Aus dem schwarzen ins Grauliche, Blauliche
und theils auch ins Grünliche: von sehr ungleichem
Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebenen
schieferigen Ablosungen, theils wie aus runden Kör-
nern zusammengebacken etc. Ueberhaupt aber entwe-
der ungeformt, oder säulenförmig [– aber nicht
crystallisirt – s. oben S. 522. not. ***)]. Diese
Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen theils
zu tausenden dicht aneinander; meist schräg, wie
angelehnt, theils aber auch aufrecht: theils gebogen;
theils gar aufs regelmäßigste gegliedert*); und
diese Glieder zuweilen durch Verwitterung kugelicht
abgerundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark auf
den Magnet. Gehalt eines Böhmischen Säulenba-
salts (nach Klaproth) = 16,75 Thonerde, 44, 50
Kieselerde, 9, 50 Kalkerde, 2, 25 Talkerde, 20 Ei-
senkalk, 0, 12 Braunsteinkalk, 2, 60 Soda, 2 Was-
ser. Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gattungen
von mancherley andern Fossilien eingemengt, zu-
mahl Olivin, Augit, Speckstein, Feldspath, Zeo-
lith, basaltische Hornblende etc. Uebergänge zumahl
in Trapp, Tuffwacke und Lava; auch theils in den
[Seite 572] eigentlichen Grünstein, eine aus Hornblende und
Feldspath innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche
amphibolique)*). Gemeiniglich in einzelnen Bergen
(Kuppen); die aber in theils Gegenden ganze Zü-
ge machen.
Beydes Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich
nun seit der Schöpfung unseres Planeten so man-
cherley unterirdische Selbstentzündungen in seiner
Rinde ereignet, so begreift sich wohl, wie dieselben
an manchen Orten, vorzüglich auf jen beyden so
leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und diese da-
durch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren
ihrer im Feuer erlittenen Veränderung erhalten
haben.
33. Tuffwacke, Basalttuff, (Ital. Tufa.)
Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils Roth-
braune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit;
leicht; großentheils vulkanischen Ursprungs. Daher
auch ihr gewöhnlicher Fundort bey Vulcanen und
ehemahligen Erdbränden.
Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschieden-
heiten derselben unter folgende zwey, freylich theils
in einander übergehende, Hauptarten bringen;
Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dich-
terem Gefüge, und mehrerer oder minderer Festig-
keit.
Zu der lockerern Abart gehört z.B. die roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji
großentheils erbaut war; und die mit basaltischer
Hornblende, welche in der Gegend von Andernach
die Mittellage zwischen dem Traß und dem so ge-
nannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.
Zur dichtern hingegen das aschgraue, vielen
Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen Felder,
und die mehreste der besonders mit Olivin gemeng-
ten Tuffwacke vom Habichtswalde ohnweit Cassel.
Dahin gehören nahmentlich folgende zwey, we-
gen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders
merkwürdige Abarten:
a. Pozzolana. Puluis putolanus Vitruv.
Thermantide cimentaire.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Bro-
cken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint auch
das Haupt-Ingrediens zu Faxe's Steinpapier zu
seyn.
Gelblichgrau; hält häufig Bimsteinbrocken; auch
zuweilen Aeste oder kleine Stämme von verkohltem
Holze*). Fundort zumahl bey Andernach am Rhein.
34. Lava und Erd schlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer ange-
griffenen, theils verschlackten, theils verglasten Fos-
silien, zumahl basaltischen Ursprungs: wodurch im
den Vulcanen die Laven, in andern Erdbränden
aber die Erdschlacken entstehen**).
Meist find sie schwarz, doch auch theils ins Graue,
Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten Splittern
durchscheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und
Gehalt, nach Verschiedenheit der Primordialfossilien,
woraus sie gebildet – und des Grades und der an-
haltenden Dauer des Feuers, dem sie ausgesetzt
worden. Die Laven enthalten, so wie der Basalt
und die Tuffwacke, oft basaltische Hornblende, Oli-
vin, Leucit etc. eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey
Hauptarten bringen:
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bru-
che mattglänzend; schwer; auf mancherley Weise
geflossen, getropft, ästig*).
Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist nah-
mentlich der so genannte Rheinländische Mühl-
stein aus der Gegend von Andernach zu merken.
Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glasglän-
zend; mit muscheligem Bruch; manche ähneln dem
Obsidian, andere dem Pechstein. Fundort zumahl
aus den liparischen Inseln; auf den neu entstande-
nen vulcanischen bey Santorini, auf der Insel As-
cension im atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel
in der Süd-See etc.
Die Talkerde, deren auszeichnende Eigen-
schaft zuerst vom Prof. Black genau bestimmt
[Seite 575] worden, heißt auch Bittererde (terra mag-
nesialis), weil aus ihrer Verbindung mit der
Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra
muriatica, weil sie häufig aus der Muttersole
(muria) gewonnen wird, die nach der Crystalli-
sation des Kochsalzes zurück bleibt. Sie schlägt
alle andere Erden aus ihren Auflösungen in Säu-
ren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf,
und theilt denselben einen bitteren Geschmack mit.
Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün. Ihr Verhal-
ten im Feuer kommt großentheils mit der Thon-
erde ihrem überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne
Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an.
Die mehresten finden sich ungeformt, und bloß
in Ganggebirgen, daher sie nie Versteinerungen
enthalten.
Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; matt-
schimmernd; theils schuppig: weich; gibt angehaucht
den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
Locker zusammen gebacken, oder staubig; schim-
mernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt
(nach Vauquelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde,
18, 50 Thonerde, 43 Eisenkalk. Findet sich zumahl
zwischen und im Bergcrystall, vorzüglich auf Ma-
dagascar und dem St. Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlo-
riterde.
Fettglänzend; mit feinerdigem, theils blätterigem
oder krummschieferigem Bruch. Meist als Ueberzug
über mancherley crystallisirte Fossilien, z.B. über
Granaten, Bitterspath, Bergcrystall, magnetischem
Eisenstein etc.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt
grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stan-
genschörl etc. eingewachsen. Uebergang in Thonschie-
fer, Talkschiefer etc. Fundort zumahl in Tyrol,
Norwegen und auf Corsica.
Mancher sogenannte Schneidestein gehört
hierher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gat-
tung, und wiederum mancher zum Talk-Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein.
Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau: undurchsichtig; erdiger Bruch,
theils wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast
blätteriges Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu-
Caledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt
(nach Wiegleb) = 38, 54 Talkerde, 38, 12 Kie-
selerde, 6, 66 Thonerde, 12, 2 Eisenkalk. Fundort
zumahl Graubünden und Grönland. Gebrauch vor-
züglichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen; auf Neu-
Caledonien zu Schleudersteinen; wo auch eine wei-
chere zerreibliche Abart von den dasigen Insulanern
häufig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist sprö-
der, und wird in dicke Platten zu unvergänlichen
Stubenöfen gehauen.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durch-
scheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammen-
gebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend.
Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gottharder
(nach Klaproth) = 30, 5 Talkerde, 62 Kieselerde,
2, 5 Eisenkalk, 2, 75 Kali, 0, 5 Wasser. Ueber-
gang ist Tropfstein etc.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft
mit eingesprengtem Schwefelkies. Uebergang in Chlo-
ritschiefer.
4. a) Magnesit, so genannte reine Talk-
erde.
Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelb-
liche; undurchsichtig; meist flachmuschelicher Bruch;
halbhart; mager; abfärbend; klebt an der Zunge;
in kugelichten Stücken. Gehalt (nach Klaproth) =
48 Talkerde, 49 Kohlensäure, 3 Wasser. Fundort
unter andern in Steiermark.
4. b) Meerschaum. Spuma marina. Leu-
caphrum. (Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil
oder Killkeffi, d.h. Schaumthon oder leich-
ter Thon.)
Meist blaß Isabellgelb; matter, feinerdiger Bruch;
fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr
weich; und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) =
17, 25 Talkerde, 50, 50 Kieselerde, 25 Wasser, 5
Kohlensäure. Hauptfundort Kiltschik (d.h. Thonort)
bey Konie in Anatolien*).
5. Speckstein, Steatites. (Fr. pierre de lard.)
In mancherley, meist blassen Farben: theils mar-
morirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den
Kanten wenig durchscheinend; von mattem Fett-
glanz; fettig anzufühlen; stumpfsplitteriger Bruch;
meist ungeformt; der bayreuther selten in kleinen
Crystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule
mit dergleichen Spitze (– tab. II. fig. 19. –)
auch rhomboidal etc.; weich in verschiedenem Grade,
verhärtet aber im Feuer so, daß er dann am Stahl
Funken gibt*). Gewicht eines bayreuther = 2614.
Gehalt (nach Klaproth) = 30, 50 Talkerde, 59, 50
Kieselerde, 2, 50 Eisenkalk, 5, 50 Wasser.
Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und Briançoner-Kreide.
6. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock.)
Theils milchweiß und an den Kanten durchschei-
nend, theils gelblich, schwärzlichgrau etc., seifenar-
tig anzufühlen; theils blätterig; leicht mit dem
Nagel zu schaben; läßt sich spähneln wie Seife.
Gehalt (nach Klaproth) = 24, 75 Talkerde, 45
Kieselerde, 9, 25 Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 75 Kali,
18 Wasser. Fundort in Cornwall. Gebrauch beson-
der zum Englischen Steingut (Staffordshire-ware.)
In mancherley meist schwarz- oder graulichgrünen
Farben, theils ins Dunkelrothe etc.; geadert, mar-
morirt, fleckig etc.; meist nur an den Kanten durch-
scheinend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen; theils
politurfähig. Mittel-Gewicht = 2700. Gehalt (nach
[Seite 579] Kirwan) = 23 Talkerde, 45 Kieselerde, 18 Thon-
erde, 3 Eisenkalk, 12 Wasser*). Hält zuweilen
Pyrop eingemengt. Fundort zumahl Zöblitz im Erz-
gebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.
Besonders merkwürdig ist der von Hrn. Alex.
von Humboldt bey Erbendorf am Fichtelberg ent-
deckte Serpentinfels, wovon manche Stücke selbst
in kleinen Fragmenten auffallende Polarität zeigen.
Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine (dem
(Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart,
die durchscheinend, und etwas härter ist als der ge-
meine, und sich auch in manchen italienischen Mar-
morarten eingemengt findet, nahmentlich in einer
Art von so genanntem verde antico und im Polze-
vera.
8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen, ei-
nerseits ins Lichtberggrüne, anderseits ins Schwarz-
grüne (so besonders der unter dem Nahmen der
pietra d'Egitto bekannte schöne antike ägyptische,
dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder weniger
durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch;
Härte verschieden; meist polirbar.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der Pu-
nammustein, Beilstein. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl Fun-
ken. Gewicht = 3007 L. Fundort zumahl auf Ta-
pai-Punammu (der südlichen von den beyden neu-
seeländischen Inseln) woselbst unsere dasigen Anti-
poden ihre Hacken, Meisel, Ohrgehänge etc. (aber
keine Beile) daraus verfertigen.
Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schine-
sische Stein Yü. Er ist molkenfarbig; folglich we-
nig durchscheinend; fettglänzend; ritzt ins Glas.
[Seite 580] Gebrauch zu Kunstsachen, nahmentlich zu Petschir-
steinen.
Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglänzend;
muscheliger Bruch; die Außenfläche längsgestreift;
crystallisirt in breiten viereckigen Säulen, mit ab-
gestumpften Seitenkanten, und meist sechsseitigen
Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375. Gehalt (nach
Klaproth) = 43, 50 Talkerde, 39 Kieselerde, 19
Eisenkalk. Fundort nicht genau bekannt; vermuthlich
in den türkischen Morgenländern.
10. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün, in mancherley Abstufungen (verwit-
tert wird er ochergelb); durchscheinend; glasglän-
zend; muscheliger, theils blätteriger Bruch; rissig;
eingesprengt in Trapp, Basalt und Tuffwacke. Ge-
wicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth) = 38, 50
Talkerde, 50 Kieselerde, 0, 25 Kalkerde, 12, 50
Eisenkalk.
Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen als
dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil, welches
die Blasenräume der berühmten von Hrn. Pallas
1772 am Jenisei wiedergefundenen großen Eisen-
maße füllt*), und (nach Howard) = 27 Talker-
de, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und 1 Nickelkalk
hält**).
Weißlich, gelblich, grünlich etc; ungeformt; von
faserigem oder blätterigem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer As-
best.
Meist grünlich; weiß; wenig durchscheinend; stark-
schimmernd, theils mit Seidenglanz; in zarten
theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam. Ge-
halt eines schwedischen (nach Bergmann) = 17, 2
Talkerde, 64 Kieselerde, 13, 9 Kalkerde, 2, 7 Thon-
erde, 1, 2 Eisenkalk. Fundort unter andern in Grau-
bünden, auf Corsica, und besonders häufig in Schi-
na, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lampendoch-
ten bedient.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken; un-
biegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48, 45 Talkerde,
46, 66 Kieselerde, 4, 79 Eisenkalk. Bricht oft in
und bey Serpentinstein.
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blätterig, theils dicht: der Bruch theils verworren
[Seite 582] faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittelgewicht
= 0, 836. Gehalt (nach Bergmann) = 26, 1 Talk-
erde, 56, 2 Kieselerde, 12, 7 Kalkerde, 2 Thonerde,
3 Eisenkalk. Fundort unter andern in sehr großen
Stücken im Olonezkischen*).
Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich;
hängt an der Zunge; etwas biegsam, gibt glänzen-
den Strich. Dieses aus mancher Rücksicht noch sehr
räthselhafte Fossil bricht bey Sterzingen in Tyrol.
12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).
Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.
1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn-
blenda.)
Von mancherley Grün; durchscheinend; glänzend;
der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleich-
laufend, theils divergirend strahlig; meist crystalli-
sirt in langen, breitgedruckten, theils nadelförmigen
vier- oder sechsseitigen Säulen; halbhart. Gewicht
= 3250. Gehalt (nach Bergmann) = 20 Talkerde,
64 Kieselerde, 9, 3 Kalkerde, 2, 7 Thonerde, 4 Ei-
senkalk.
Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben erinnert.
(S. 533.)
Grünlich; graulich etc. sehr wenig durchscheinend;
mattschimmernd; meist divergirend faserig; unge-
[Seite 583] formt; weich; etwas fettig anzufühlen. Uebergang
in Asbest. Fundort unter andern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglänzend;
meist von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt
(nach Bergmann) = 12, 7 Talkerde, 72 Kieselerde,
2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7, 3 Eisenkalk. Fundort
unter andern im Zillerthal.
4) Körniger Strahlstein, Smaragdit,
Bitterstein. Diallage.
Smaragdgrün und theils auch blaulichgrau; nur
an den Kanten wenig durchscheinend; Atlasglanz;
splitteriger Bruch; hart; ausnehmend zähe. Gewicht
= 3146. Gehalt (nach Vauquelin) = 6 Talkerde,
50 Kieselerde, 13 Kalkerde, 11 Thonerde, 5, 5
Eisenkalk, 7, 5 Chromkalk, 1, 1 Kupferkalk. Fund-
ort zumahl in den Berneralpen und in Corsica.
(verde di Corsica duro.)
Grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den Kan-
ten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils
ungeformt, theils crystallisirt; auch meist in vier-
seitigen Säulen mit abgestumpften Kanten. Gewicht
= 3236. Gehalt (nach Vauquelin) = 19 Talkerde,
53 Kieselerde, 20 Kalkerde, 3 Thonerde, 4 Eisen-
und Braunsteinkalk. Fundort Arendal.
Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in man-
cherley Abstufungen; wenig durchscheinend; glas-
glänzend; der Längenbruch blätterig mit einfachem
Durchgang; der Querbruch muschelig; meist cry-
stallisirt als vierseitige Säule mit abgeschärften
Kanten; theils in sehr großen Crystallen. Gewicht
= 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde,
44 Kieselerde, 20 Kalkerde, 6 Eisenkalk. Bricht zwi-
schen Kalkspath und großblätterigem Glimmer an
den Quellen der Sljudenka im S. W. des Bai-
kals.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges,
theils blätteriges Gefüge; meist divergirend; bricht
meist in einem Muttergestein von weißem, körnigem,
theils sandartigem kohlensauern Kalk (Dolomit.)
In folgenden drey Arten (fast wie beym Strahl-
stein):
Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils krumm-
faserig; meist ungeformt, theils aber crystallisirt in
sehr geschobenen vier- oder sechsseitigen Säulen,
meist mit Querrissen; selten sternförmig. Gehalt
(nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60, 50 Kieselerde,
23, 25 Kalkerde. Mit der Nadel im Finstern gekri-
tzelt, gibt er einen leuchtenden Strich. Fundort zu-
mahl das Levantinerthal am St. Gotthard.
Ins Silberweiße; perlmutterglänzend; fast un-
durchsichtig, theils blätterig; fettig anzufühlen;
silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht wie
die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber
entstanden seyn mag). Fundort ebenfalls am St.
Gotthardsberge.
Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchscheinend;
glasglänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem
Faserigen ins Splitterige; sehr spröde; hart; phos-
phorescirt stark auf die gedachte Weise. Fundort
unter andern auf Ceilan*).
Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonderbare
Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes Pro-
duct der hannoverischen Lande; und findet sich sel-
ten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils
rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend;
frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh
und matt; bricht muschelig; immer rein auscry-
stallisirt, eigentlich als Würfel mit abgestumpften
Kanten und Ecken, so daß die Flächen der letztern
abwechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so
der ganze Crystall gewöhnlich 26 Flächen hat. (–
tab. II. fig. 3. –). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566.
Gehalt (nach Westrumb) 13, 50 Talkerde, 68 Borax-
säure, 11 Kalkerde*), 1 Thonerde, 2 Kieselerde 0, 75 Ei-
senkalk. Bey erhöheter Temperatur zeigt er die Electrici-
tät des Turmalins, aber mit vier Axen, deren jede von
einer der sechsseitigen stark abgestumpften Eckflächen
nach der gegenüberstehenden schwachgestumpften drey-
seitigen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes
Ende der Axe positive, und hingegen das letztere
negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art so
einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr kleinen,
ebenfalls reinauscrystallisirten Rauchcrystallen) im
schuppigen Gypsstein des so genannten Kalkbergs
bey Lüneburg.
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendi-
ge, caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk)
hat brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Was-
ser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht
[Seite 586] mit andern, zumahl mit Thon- und Kieselerde);
hat starke Anziehungskraft zur Kohlensäure; ver-
bindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps, mit
der Spathsäure zu Fluß etc.; und färbt blaue
Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich*); sie werden im
Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils anima-
lischen Ursprungs; und machen eins der allge-
meinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts
werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung
mit den verschiedenen Säuren eingetheilt:
Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß-
selten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; stark-
glänzend; hat rhomboidale Textur, und größere
klare Stücken davon zeigen auffallend starke dop-
pelte Strahlenbrechung**); daher denn der Nah-
me Doppelspath, Spathum disdiaclasticum
(ehedem irrig so genannter isländischer Cry-
stall, Androdamas etc.); bricht theils ungeformt,
theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusammen-
[Seite 587] gehäuft; häufigst aber auch crystallisirt; zumahl in
sechsseitigen Säulen als so genannte Canondru-
sen etc. (– tab. II. fig. 10. –); theils verschie-
dentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger stumpf-
winkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder
in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säu-
le übergehen; oder in einfachen oder doppelten drey-
seitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –), letz-
tere theils so platt niedrig, daß sie Linsen bilden,
als so genannter Nagelkopfspath etc.; theils
in Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als
so genannte Schweinszähne etc. Gewicht =
2715. Gehalt (nach Stromeyer) = 56, 15 Kalker-
de, 43, 70 Kohlensäure. Uebergang in körnigen Kalk-
stein, in Braunspath etc.
Hierher gehört auch der irrig so genannte cry-
stallisirte Sandstein (Fr. grés crystallisé)
von Fontainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit splittrigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher Außen-
fläche. Gewicht = 2611.
Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend;
von Glasglanz und blätterigem Bruch; crystallisirt
in sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –)
häufig als Zwillingscrystall (Fr. macle.); theils
wie aus mehreren kleinen stängelicht zusammenge-
häuft; sein Gefüge der Länge nach concentrisch Ge-
wicht = 2778. Gehalt [nach Stromeyer*)] =
53, 62 Kalkerde 2, 31 Strontianerde, 42, 44 Koh-
lensäure, 0, 30 Wasser. Hat den Nahmen von sei-
nem Fundort, wo er nesterweise in ziegelrothem
Gyps bricht.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend;
von mattem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig
ins schieferige; bloß ungeformt; weich; braust stark
mit Säuren. Gewicht = 2474. Gehalt (nach Buch-
holz) = 55 Kalkerde, 3 Braunsteinkalk, 41, 66
Kohlensäure. Fundort besonders Schwarzenberg im
Erzgebirge.
4. Braunspath. (Fr. Spath perlé.)
Weiß, in mancherley Farben übergehend, zumahl
ins Rahmgelbe, Braune; meist nur an den Kanten
durchscheinend; glasglänzend; mit blätterigem Bruch;
und rhomboidalen meist sehr geschobenen Bruchstü-
cken; häufig ungeformt; theils aber crystallisirt, in
kleinen Linsen oder Rhomben etc.: etwas härter als
Kalkspath; braust auch schwächer mit Säuren. Ge-
wicht 2880. L.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.; durch-
scheinend; glasglänzend; in Rhomben crystallisirt;
meist mit einem talkartigen Ueberzug. Gewicht =
2480. Gehalt (nach Klaproth) = 52 kohlensaure
Kalkerde, 45 kohlensaure Talkerde, 3 Eisenkalk.
Fundort zumahl im Salzburgischen und Steyer-
märkischen; meist im talkartigen Schneidestein.
Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stän-
gelichte Bitterspath, auf der Außenfläche in
fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abgestumpften
Seitenkanten drusig crystallisirt. Gewicht = 2880 L.
Gehalt (nach Klaproth) = 33 Kalkerde, 14, 50
Talkerde, 2, 50 Eisenkalk, 47, 25 Kohlensäure,
2, 75 Wasser etc. Fundort bey Glücksbrunn im
Meiningischen.
6. Kalksinter. Tofus calcareus.
Von mancherley Farben; doch an den mehresten
Orten nur weißlich; mehr oder weniger durchschei-
[Seite 589] nend; theils undurchsichtig; aus kalkigem Wasser
regenerirt*); der Bruch dicht, oder faserig oder
schalig; und hiernach also drey Arten: die sich nah-
mentlich im Carlsbad in zahllosen Spielarten der
Farben, Zeichnungen etc. finden; die ersten beyden
unter dem gemeinschaftlichen Nahmen des dasigen
Sprudelsteins, die dritte als Erbsenstein.
Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils
marmorartig**) polirbar; theils aber auch erdig,
zerreiblich; auch sehr verschieden in Rücksicht seines
Gehalts. Meist als Rindenstein, da er an die
Wände der in Kalkgebirgen befindlichen Sinterhöh-
len, oder auch solcher Cisternen etc. die kalkiges Was-
ser enthalten***), abgesetzt wird; oder auch andere
fremde Körper überzieht; oder sich sonst in man-
cherley zufälligen Gestalten (wie z.B. unter dem
mancherley Travertino das so genannte Confet-
to di Tivoli) anlegt; oder auch Klüfte und andere
Zwischenräume dicht ausfüllt, wie z.B. im Kno-
chenfels von Gibraltar, wo er die Osteolithen und
Steintrümmer zusammencämentirt.
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend: der frische
Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als
[Seite 590] Tropfstein; theils in mancherley zufälliger Ge-
stalt, als so genannte Naturspiele. Fundort
zumahl in den gedachten Berghöhlen; z.B. in der
auf Antiparos, in der Baumannshöhle am Untern-
harz etc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend schönt
feinkörnige, polirbare alabastrites der Alten (Ital.
alabastro antico. Fr. albâtre calcaire oder oriental.)
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglänzendem
Bruche mit krummlaufenden, theils wie durcheinan-
der gewirrten Fasern; und krummästiger zackiger
Gestalt. Fundort zumahl an den Seitenwänden der
Schatzkammer des Erzberges zu Eisenerz in Steyer-
mark, beym Spatheisenstein.
Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils
als eine Art Rindenstein, meist krummschalig oder
wellenförmig; meist aber als Ueberzug über Sand-
körner; so z.B. die so genannten Drageen von
Radicofani.
Von der Art ist vorzüglich der gedachte carls-
bader Erbsenstein, pisolithus, der sich gro-
ßentheils in Masse zusammengebacken findet, theils
polirbar ist, und nicht mit dem unten anzuführen-
den Rogenstein verwechselt werden darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr,
Bergziger. Lac lunae, Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter
andern nahmentlich im Mondloch am lucerner Pi-
latusberge.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanzer-
de oder Schaumerde von Rubitz bey Gera, die
sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen
[Seite 591] eigenen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert be-
diente sich ihrer zu seinen Abdrücken von geschnitte-
nen Steinen.
8. Kreide. Creta. (Fr. craie. Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch;
stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittel-
gewicht = 2525. Hält 43 p. C. Kohlensäure. In ihr
findet sich oft Feuerstein (s. oben S. 541.) und
Versteinerungen von Seethieren der Vorwelt; bil-
det theils ganze Flözgebirge, zumahl an Seeküsten
(daher Albion und Creta oder Candia ihre Nahmen
haben).
In Mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer unge-
formt; meist polirbar, da dann die feineren Sorten
Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns
folgende zwey Hauptarten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Mar-
mor, Glanzmarmor. (Fr. marbre sacca-
roide.)
Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch
nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht mar-
morirt); wenigstens an den Kanten durchscheinend;
auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener
Zucker; das Korn verschieden, theils schuppig etc.
Daher Uebergänge einerseits in den ungeformten
Kalkspath, anderseits in den dichten Kalkstein. Hält
nur sehr selten Versteinerungen; aber der carrari-
sche (marmor Lunense) zuweilen wasserhelle Berg-
crystalle. Gebrauch zu Bildhauerey und Baukunst;
zumahl die heerrlichen Sorten von bianco antico
und unter diesen vor allen der berühmte Pari-
sche, durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das
Gewicht desselben = 2837.
2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbona-
tée fibreuse et soyeuse.)
Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils
mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und
Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schönheit
aber bey Alstonmore in Northumberland, wo er
zu Ohrgehängen u.a. dergl. Schmuck verarbeitet
wird.
3) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger, po-
lirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen
Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar-
morirt, geadert etc. in endloser Mannigfaltigkeit. So
z.B. vom einfarbigen die vorzüglichen antiken
Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar-
bigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit
drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb ge-
flammt; mit vieren, broccatello, weiß, roth,
gelb und grau; u.s.w. So unter denen mit be-
sondern Zeichnungen, z.B. Dendriten-Mar-
mor (alberino); Ruinen-Marmor. (cittadino
ruderato, paësino, Rimaggio etc.) der schon in Mer-
gelstein übergeht etc. So unter denen, die fremde
Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Mar-
mor, und unter diesen wieder nahmentlich der Mu-
schel-Marmor (lumacchella); und der Corallen-
Marmor, wohin die pietra stellaria gehört etc. Man-
cher besieht als Breschen-Marmor aus zusam-
mencämentirten Trümmern von andern Marmorar-
ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzo-
gen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S.
579.), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne
lauchgrüne Cipollino antico u.s.w. – Ueberhaupt
hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitteri-
gen Bruch; theils schieferiges Gefüge (– so z.B.
der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey
angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem
sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen
[Seite 593] Seegeschöpfen der Vorwelt finden –). Mittelge-
wicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z.B.
der ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Ge-
genden Zechstein heißt). Bildet große durch alle
Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemei-
niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträcht-
licher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefactenstein über-
zogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der
Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des ge-
meinen Kalksteins gehört nahmentlich:
a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der
nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf,
sondern aus mächtigen, theils ganze Flözlagen
bildenden Massen von gleichgroßen Körnern, dich-
ten (selten concentrisch schaligen) Kalksteins be-
steht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges
Cäment zu einem festen Gestein zusammen ver-
bunden sind. (Wohin denn auch die berühmten
Sorten von englischem Baustein, Portlandstone,
Purbeckstone etc. gehören.)
b) Die dem Korne nach gleichsam Sandsteinähnli-
chen Kalksteinarten; wie z.B. die wegen ihrer
Versteinerungen von vielartigen Seethieren so
berühmte Gebirgsart des Petersberges bey Maes-
tricht; der so genannte marmo arenaceo vom Ve-
suv; der Dolomit im Levantinerthal am St.
Gotthard, wo er das Muttergestein des dasigen
Tremolits ausmacht, und in dünnen Tafeln bieg-
sam ist.
10. Mergel. Marga. (Fr. marne. Engl. marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang und
Festigkeit. Daher besonders drey Hauptarten des-
selben zu unterscheiden sind:
1) Erdiger Mergel, Düngmergel.
[Seite 594]Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rüh-
ren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuch-
tigkeit an, und zerfällt früher oder später. Nach dem
vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten be-
nannt [Kalkmergel, Thonmergel*) etc.], und auch
ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiedener Arten
von Boden bestimmt.
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zer-
fällt nicht an der Luft, sondern verhärtet vielmehr.
Fast immer voll Reste und Spuren vegetabilischer
Körper, die davon incrustirt worden; besonders Blät-
terabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zu-
mahl im röhrförmigen so genannten Beinwell
oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in man-
chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern cal-
cinirte See-Conchylien (s. oben S. 545 u. f.) etc.
Bildet hin und wieder große Lager von niederem
aufgeschwemmtem Lande; in welchem sich häufig
die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a.
tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zo-
nen in so großer Menge ausgegraben werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk etc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, so genannte
Ingwersteine etc.; hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein.
Besondere Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorescirende
Sandmergelstein**): und der wegen seiner
eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont.
[Seite 595] Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Ge-
genden, wie z.B. um Antwerpen und im Fränki-
schen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen
Mergelsteins besteht, die durch Scheidewände von
grauem dichten Kalksinter von einander abgesondert
sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas platt-
gedruckte kugelichte Massen bilden.
11. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd;
schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasserfi-
schen (so die Riegelsdorfer, Eisleber etc.), auch theils
mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf
Schieferthon verschieden sind; selten enthält er hin-
gegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z.B. der bey
Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme
(helmintholithus portentosus Linn.) Ost ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse. Engl. slaty coppero-
re); und theils ansehnliche Flötze bildet, die einen
wichtigen Gegenstand des Bergbaues ausmachen.
12. Stinkstein, Saustein, Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits
ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten
durchscheinend; meist erdiger, theils splitteriger
Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist un-
geformt, und zwar sowohl derb als schieferig; sel-
ten spathartig [wie z.B. der Stinkspath oder
Leberspath von Lissabon*)]. Wenn er geschabt
oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Geruch, wie
gebranntes Horn. Hält häufig Versteinerungen, und
zwar sowohl Incognita der Vorwelt, zumahl Be-
lemniten, als auch organisirte Körper beyder Reiche
[Seite 596] aus der jetzigen Schöpfung, wie z.B. im Oenin-
ger Stinkschiefer*).
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen, im Ganzen
genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus
weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis,
Marienglas. (Ital. scagliola.)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich,
ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr oder we-
niger durchsichtig; theils mit Perlmutterglanz; blät-
teriges Gefüge; ein wenig biegsam, doch ohne merk-
liche Schnellkraft; läßt sich leicht mit dem Messer
spalten; häufig ungeformt; theils aber auch cry-
stallisirt**); zumahl in Linsenform, oder in rau-
tenförmigen Tafeln mit zugeschärften Kanten (–
tab. II. fig. 17. –) oft auf mancherley Weise
als Zwillingscrystall; selten in achtseitiger Säule
mit achtseitiger Spitze u.s.w. Gehalt = 32 Kalker-
de, 46 Schwefelsäure, 22 Wasser.
So wie der Kalksinter regenerirt als Tropfstein,
oder Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über an-
dere Körper etc.; theils faserig, theils dicht. Letzte-
rer theils alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmels-
mehl. Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils
ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort in den Klüf-
ten der Gypsberge.
Meist weißlich oder graulich, doch auch in ande-
re, meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger
durchscheinend; immer ungeformt.
1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk genannt.
Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Ge-
wicht = 2167. (Gehalt nach Kirwan) = 32 Kalk-
erde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit
andern Fossilien inniger oder gröber gemengt, z.B.
mit Quarz (bey Wisbaden), mit Hornstein [bey
Montmartre*)]. Oft hält er andere Fossilien, theils
ausschließlich in sich eingewachsen; so z.B. bey
Lüneburg den Boracit, in Arragonien den Arrago-
nit, in Gallizien zimmtbraune kleine Quarzcrystalle
(die irrig so genannten Hyacinthen von Compostel-
la) etc.
2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps,
Katzenstein. Gypsum fibr sum, lapis inoli-
thus, stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch
theils gerade-, theils krumm-faserig; meist schim-
[Seite 598] mernd; theils mit Perlmutterglanz; theils zer-
reiblich; meist in dünnen Lagen. Gewicht = 2305.
3) Dichter Gypstein, Alabaster. Gypsum
densum.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherley an-
dere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch
aus dem Splitterigen ins Erdige.
Begreift zwey neuerlich entdeckte schwefelsaure
Kalkarten, die sich außer ihrem äußern Habitus
vorzüglich durch den Mangel des Crystallisations-
wassers von den übrigen auszeichnen.
1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.
Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutter-
glänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der
Blätter; sehr leicht zersprengbar; Gewicht = 2964.
Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Kalkerde, 60 Schwe-
felsäure. Fundort beym Steinsalz im Salzburgi-
schen und im C. Bern.
2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.
Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durch-
scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach
Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit
etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fundort zumahl
Sulz am Neckar.
Begreift die dem Stinkstein (S. 595.) analogen,
mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die,
wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber rie-
chen; sind meist von rauchgrauer Farbe.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor.)
Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den man
beym Hüttenwesen davon macht. Findet sich von
den mehrsten Farben der Edelsteine; selten unge-
gefärbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglän-
zend; mit spathartigem Gefüge; theils ungeformt;
selten stängelicht zusammengehäuft (so der honey-
comb spar von Derbyshire); häufig crystallisirt, zu-
mahl cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyrami-
den (– tab. II. fig. 5. –); meist polirbar. Ge-
wicht eines smaragdgrünen = 3481. Gehalt (nach
Kirwan) = 57 Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Was-
ser. Auf glühende Kohlen gebröckelt phosphorescirt
er meist mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß
(auch schon in größern Stücken und ohne dadurch
zu zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von
Nertschinsk (der deßhalb so genannte Chloro-
phan oder Pyrosmaragd).
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün-
lich- oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend;
mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort zu-
mahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.
Meist graulichweiß; theils von kreidiger Consi-
stenz; mager; etwas abfärbend; auf heißer Asche
gibt sie das grüne Licht wie der Flußspath, wor-
aus sie vermutlich durch Verwitterung entstanden.
Fundort unter andern bey Freyberg im Erzgebirge,
bey Kongsberg in Norwegen etc.
In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der
[Seite 600] Querbruch blätterig, der Längenbruch ins Musche-
lige. Gewöhnlich crystallisirt, meist in sechsseitigen
Säulen von mancherley Abartung. Gewicht = 3218.
Gehalt (nach Klaproth) = 55 Kalkerde, 45 Phos-
phorsäure und etwas Braunsteinkalk; auf Kohlen
gebröckelt phosphorescirt er ebenfalls mit grünem
Lichte. Fundort zumahl die Zinnwerke bey Ehren-
friedersdorf und Schlackenwalde.
Auch der Spanische Spargelstein und der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.
22. Phosphorit, erdiger Apatit.
Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm Korn;
erdigem auch splitterigem Bruche, der theils auch
ins Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dun-
keln mit scharfem Eisen gekräht, gibt er leuchtenden
Strich, und auf Kohlen gebröckelt, so wie der
Apatit, grünes Licht. Fundort bey Truxillo in Estre-
madura in abwechselnden Schichten von gemeinem
Quarz; und lose staubartig bey Sigeth in Ungarn.
Die Strontianerde ist zuerst von Hrn. Hofr.
Sulzer in Ronneburg und Dr. Crawford für ei-
ne besondere Grunderde anerkannt worden. Zu
[Seite 601] den Haupteigenschaften derselben gehört, daß sie
mit Salzsäure nadelförmige Crystallen bildet, und
daß eine Auflösung derselben in Weingeist car-
minroth brennt, wenn Papier, Baumwolle etc.
damit eingetränkt und angezündet worden. Die
salpetersaure Auflösung derselben gibt sechsseitige,
dicke, tafelförmige Crystallen.
Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der Kohlen- und Schwefelsäure, ver-
bunden. Also.
Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglanzend; faserig;
theils stängelicht zusammengehäuft; meist in keil-
förmigen Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst
selten in nadelförmigen abgesonderten Crystallen.
Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach Klaproth) =
69, 50 Strontianerde, 30 Kohlensäure, 0, 50 Was-
ser. Halbhart Fundort im Bleygange des Granit-
gebirges bey Strontian in Schottland, meist in
Schwerspath eingewachsen*).
Nicht bloß, wie der erste Nahme andeutet, blau,
sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.; mehr
oder weniger durchscheinend, und auch undurchsich-
tig; sowohl von dichtem, als faserigem und blätte-
rigem Gefüge; theils derb, theils in geschobenen
vierseitigen Tafeln crystallisirt. Gewicht des faserigen
aus Pensylvanien = 3714 L. Gehalt desselben (nach
Klaproth) = 58 Strontianerde, 42 Schwefelsäure.
Andre Fundorte (zumahl der blätterigen Abart).
Münder im Hannöverschen, Bristol in Sommer-
setshire und Mazzara in Sicilien; und der derben
erdigen bey Montmartre.
Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwer-
erde (terra ponderosa, barytes) ist zuerst von
Bergmann für eine eigene Grunderde erkannt
worden, und hat den Nahmen von ihrem an-
sehnlichen specifischen Gewichte = 4000. Sie
wird, so wie die Kalkerde, nach dem Brennen
caustisch; schmilzt in hoher Temperatur für sich
zu Glas; verbindet sich mit der Schwefelsäure
zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflösun-
gen in der Salpeter- und Salzsäure durch die
Blutlauge gefällt.
Auch sie findet sich, wie die Strontianerde,
sowohl mit der Kohlen- als mit der Schwefel-
säure verbunden.
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast
dem Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt
in keilförmige Bruchstücke, auf dem Längenbruch
schwachdivergirend gestreift; sehr selten crystallisirt;
und dann meist in sechsseitiger Säule mit sechssei-
tiger Spitze (– tab. II. fig. 19. –) Gewicht =
4271 L. Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde,
20 Kohlensäure. Fundort vorzüglich in den Bley-
werken zu Anglezark bey Chorley in Lancashire
und zu Steinbauer in Obersteyermark. Innerlich
genossen ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber
auch wie so viele andere Gifte, zweckmäßig ver-
setzt, und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heil-
mittel.
2. Schwerspath. (Fr. spat pêsant. Engl.
cawk, ponderous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber
auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie
mancher Flußfpath, dicht; daher dann folgende drey
Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaliger
Schwerspath.
Meist weiß, aber auch in mancherley andere, doch
nur unansehnliche Farben; selten farbenlos und
[Seite 604] wasserhell; meist mehr oder weniger durchscheinend;
theils undurchsichtig, häufig ungeformt; theils in
dickschaligen Ablösungen; aber auch in sehr vielar-
tigen Crystallisationen; sowohl in Säulen als Ta-
feln, meist von vier oder sechs Seiten und man-
cherley Zuschärfung und Zuspitzung; auch als dop-
pelt vielseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) etc.
Die Säulen theils nadelförmig, wohin z.B. der
so genannte Stangenspath von Freyberg ge-
hört. Die Tafeln häufig sechsseitig mit zugeschärf-
ten Enden, die theils wieder mit kleinen Flächen
zugespitzt sind (– tab. II. fig. 8. –); theils in
sehr kleinen, wie an Fäden angereihten, tafelförmi-
gen Crystallen als Haardrusen; oder sonst in
mannigfaltiger besondern Gestalt zusammengehäuft,
z.B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht
= 4430. Gehalt eines Freyberger (nach Klaproth)
= 97, 50 Schwefelsaure Schwererde, 0, 35 Schwe-
felsaure Strontianerde, 0, 80 Kieselerde, 0, 70
Eisenkalk, 0, 7 Wasser. Häufig auf Gängen, wo
er eine der gemeinsten Gangarten vieler Erze macht;
aber auch hin und wieder in Flözen.
Eine besonders anzuführende Abart ist der so ge-
nannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwer-
spath, blumicht wie Aehrenbüschel, womit sein
aschgraues, thonartiges Muttergestein gleichsam
durchwachsen ist. Fundort, ehedem bey Osterode.
2) Faseriger Schwerspath, Bologne-
serspath.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauche
grau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleich-
sam plattgedrückten Nieren (von Größe und Form
meist wie getrocknete Feigen). Gewicht = 4440.
Gehalt (nach Aroidson) = 62 schwefelsaure Schwer-
erde, 16 Kieselerde, 14, 75 Thonerde, 6 schwefel-
saure Kalkerde, 0, 25 Eisenkalk, 2 Wasser. Findet
sich bloß am Berge Paterno bey Bologna; auch
[Seite 605] hat man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst
die so genannten Lichtmagnete verfertigt.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur an
den Kanten oder in Splittern durchscheinend; mat-
ter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Gehalt des
Rammelsberger (nach Westrumb) = 83, 5 schwe-
felsaure Schwer- und Strontianerde, 6, 5 Kiesel-
erde, 1, 5 Thonerde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Was-
ser und Erdharz. Fundort wie gesagt der Rammels-
berg, aber auch Derbyshire etc.
3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer-
spath.
Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh. Beson-
ders bey und auf gemeinem Schwerspath.
4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte
sulfatée fétide. Lapis hepaticus Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur
an den Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig;
glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten
Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen geschabt oder
gekrantzt wird, einen Geruch nach Schwefelleber.
Fundort besonders Kongsberg in Norwegen. Gehalt
(nach John) = 92, 75 schwefelsaurer Baryt, 2
Kohle und Erdharz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1, 50
Eisenkalk, 1, 25 Wasser.
Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien be-
trachtet. Häufigst aber finden sich auch Fossilien
verschiedener Gattungen, und selbst aus verschie-
denen Geschlechtern auf mannigfaltige, aber be-
stimmte Weise, und meist in ansehnlichen Massen
und Gebirgslagern unter einander gemengt, da-
her es, besonders für den geognostischen Theil der
Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus
heterogenen Gattungen von Fossilien gemengten
Gebirgsarten (saxa s. petrae heterogeneae) un-
ter eine systematische Uebersicht zu bringen*).
Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit Aus-
schluß derer, wo sich nur selten oder einzeln ein
[Seite 607] Fossil in einem andern gleichsam eingewachsen
findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im carrari-
schen Marmor (S. 592.) etc., oder wo irgend in
Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Gesteins
andere Fossilien von weit neuerer Entstehung ab-
gesetzt worden, wie z.B. Kalksinter in alten
Erdschlacken oder Laven etc.
Jene eigentlich so genannten gemengten Ge-
birgsarten lassen sich nach der verschiedenen Ver-
bindungsalt ihrer Gemengstoffe unter folgende
drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri-
mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles
fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich
wie in einander crystallisirt und innig zu-
sammen verwachsen sind, wie beym Granit;
daher angeschliffene Stücke desselben gleich-
sam einem Mosaik ähneln.
B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in
einen Grundteig oder Hauptmasse von ande-
rer Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie
beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Kör-
ner und Gerölle durch ein Cäment gleich-
sam zusammengekittet sind, wie in den Bre-
schen und im Sandstein.
Bey den beyden ersten Classen sind wohl alle
Gemengstoffe von gleichzeitiger Entstehung.
Bey der dritten hingegen müssen, wenigstens
bey den Breschen, die Körner und Gerölle
früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch
ein Cäment unter einander verbunden wor-
den.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten ab-
zutheilen:
a) Die eigentliche Art, dir aus denen
ihr eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit aus
Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe
einen oder den andern fremden enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
überzählige beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß
dafür ein fremder eingemengt wäre.
A) Gemengte Gebirgsarten mit ur-
sprünglich in einander gewachsenen
Stoffen.
In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in mäch-
tigen Banken geschichtet; aber von mannigfaltiger
[Seite 609] Verschiedenheit des grob- oder feinkörnigen Gemen-
ges; oder des ungleichen Verhältnisses der Gemeng-
stoffe; oder des mehr oder minder festen und fri-
schen Korns u.s.w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.
Wie gesagt bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. S. z.B. der antike Granito rosso. So
auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus einem
Sumpfe am finnischen Meerbusen, das seines Ge-
wichts von drey Millionen Pfund ungeachtet nach
St. Petersburg transportirt worden, um der Sta-
tüe Czaar Peters des großen zur Basis zu dienen**).
Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
[Seite 610] ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Verwit-
terung steht.
So z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syeuit.)
Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
und Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten, Demantspath, Zinnstein, mag-
netischen Eisenstein*) etc. enthält.
Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, welcher dann, wenn er innigst gemengt ist,
nach oryctognostischer Ansicht in den Grünstein (S.
572.) übergebt; oder aus Feldspath und Glimmer
wohin man das Feldspath Avanturino vom
weißen Meere [S. 562. nat. **)] rechnen kann etc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an welchen
er auch meist angränzt, und daher theils in ihn
übergeht (zumahl durch den von Saussüre so ge-
nannten Granit veiné); insgemein aber geschichtet,
dickfaserich, theils gar schieferig; bricht in Gang-
gebirgen. Seine Unterarten übrigens wie beym
Granit.
Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind ei-
gentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in
schieferigem Gefüge. Häufig erzführend, theils alaun-
haltig. Es gehört dazu:
a. Eigentlicher Glimmerschiefer.
Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe
Oefen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.
Eine vorzüglich schöne zimmtbraune und avan-
turinartig goldschimmernde Art bricht bey
Catharinburg in Sibirien.
b. Uebermengter Glimmerschiefer.
Zumahl häufig mit Granaten, im so genannten
Murkstein.
B) Gemengte Gebirgsarten, bey wel-
chen einzelne Brocken von gewissen
Fossilien in einer homogenen Haupt-
masse, wie in einem Grundteige,
liegen.
Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig Horn-
stein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp;
oder Pechstein etc.; gehört mehrentheils, wie die
beyden vorigen, zu den Ganggebirgsarten, und
bricht meist in derben Massen; doch theils auch
kugelich.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten
Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Har-
te etc. vorzüglich und eigentlich so genannte antike
Porphyr, ist, wie schon der Nahme anzeigt, von
rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus einem
[Seite 612] eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich nähernden
Gestein besteht, und kleine Brocken eines von die-
ser Grundmasse röthlich tingirten, dichten Feldspaths
und schwarzer Hornblende enthält. Fundort vorzüg-
lichst Nieder-Aegyten und das steinige Arabien.
Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen
irrig so genannten dichten Laven des Vesuvs (S. 570.)
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmaffe.
Von der Art ist z.B. der ungarische Grau-
stein (Saxum metalliferum Born.), der aus
einer Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge-
mengter Hornblende, Feldspalh, Glimmer und zu-
weilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-Ungarn,
wo er das Hauptganggebirge und das Muttergestein
der mehresten dasigen reichen Gold- und Silbererze
ausmacht*).
Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund-
masse.
So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich so genannte Serpentino verde antico),
mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zuweilen auch
grünsteinartiger) Grundmasse und darein gemengten
mittelmaßig großen Feldspathbrocken, die davon
blaßgrün gefärbt sind.
5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschiefers
ist meist der obgedachte Klingenstein (S. 569). Ein-
gemengt ist in sehr kleinen Körnern Feldspath,
Quarz etc. Das Gefüge, wie schon der Nahme
zeigt, schieferig.
Hingegen beym Weißstein oder (wie er von
seinem Fundort in Mähren, genannt wird) Na-
miesterstein, der auch meist schieferige Textur
hat, macht weißer dichter Feldspath die Grundmasse,
in welcher kleine Granaten, theils auch Glimmer
etc. Porphyrartig eingemengt liegen.
C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht
zusammengehäuften Körnern und
Geröllen, die durch ein bloßes Cä-
ment gleichsam zusammen gekittet
sind.
6. Bresche, Trümmerstein, Conglome-
rat. (Ital. Breccia).
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in
eine gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cäments
sowohl als der inneliegenden Gemengstoffe. Jenes
ist aber immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
[Seite 614]Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Ouarz-Cäment
verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von
Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest eingewachsen sind*).
Fundort vorzüglich in England; der schönste bey
St. Albans in Hertfordshire.
Das so genannte Rothe todte liegende
der deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigen durch, Thon-Cäment ver-
bundenen Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester oder
lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig die un-
terste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch
theils ganze weite Berglagerungen; zumahl in der
Schweiz, denn die dasige Nagelfluhe**) ist
von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-Cä-
ment verbundenen Sandstein, in welchem Quarz
von ungleichförmigen Geröllen oder Körnern, und
theils sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer
eingemengt liegt. Uebergang in Sandstein, und
zwar nahmentlich in denjenigen, welcher bey den
Steinkohlenflözen bricht, und deßhalb (zum Unter-
schied vom gemeinen neuern Flözsandstein) Kohlen-
sandstein genannt wird. Macht eine Hauptgebirgs-
art des Oberharzes, wo sie reiche Erzgänge führt,
und ins Flözgebirge übergeht.
Die Gemengtheile, wie bey den letztgedachten Ar-
ten der Breschen, aber mit schieferigem Ge-
füge.
So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise die
allerältesten Spuren von organisirter Schöpfung
auf unserm Planeten sind.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von verschiede-
ner Art; z.B. kalkartig: oder thonartig; oder ei-
senschüssig; zuweilen aber auch selbst quarzartig,
da dann solcher Sandstein in körnigen gemeinen
(S. 533.) übergeht.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit crystalli-
nischem Korn; theils mit Abdrücken von Petrefac-
ten der Vorwelt, und zwar aus beyden Reichen or-
ganisirter Körper.
Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört
vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Kugeln
der verschiedensten Größe findet.
Des so genannten crystallisirten Sandsteins von
Fontainebleau ist oben gehörigen Orts beym Kalk-
spath (S. 587.) Erwähnung geschehen. Eher ver-
dient derjenige hier seine Stelle, der im Würtem-
bergischen bey Stuttgard und Lübingen bricht.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
[Seite 616] Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein des
rothen Bleyerzes von Beresofsk im Catharinbur-
gischen.
Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 554.) hier füg-
lich seine Stelle, der aus einem in körnigen Quarz
übergehenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher
mit nadelförmigem schwarzen Stangenschörl, ge-
meinem dichten Quarz, theils auch mit ungeform-
tem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.
Der sich also wegen seines Gefüges zum derben
Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum
Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur Grau-
wacke etc.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 24 Jah-
ren von neuem*) berühmt gewordene biegsame
Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren meist
flachsplitterigen Korn ist kein merkliches Cäment zu
unterscheiden.
Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich
mit Glimmer übermengt, und meist damit im schie-
ferigen Bruche durchzogen (so z.B. nahmentlich im
englischen Yorkstone, Bremingstone etc.) Nur variirt
dabey das Verhältniß des Quarzes zum Glimmer
sowohl in Rücksicht der Menge als der Vertheilung
gar vielartig.
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auf-
lösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken Ge-
schmack; und durch ihr großes Aneignungs- und
Mischungsvermögen, d.h. ihren starken Hang sich
mit andern Stoffen innig zu verbinden*).
Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur fossil finden), gehören zu den so ge-
nannten Mittel-Salzen (Salia media, neutra,
composita), die nähmlich aus einer Säure be-
stehen, verbunden, entweder A) mit einem Lau-
gensalze, oder B) mit einer wegen dieses Verbin-
dungsvermögens so genannten alkalischen Erde,
oder C) mit metallischen Kalken.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Saure verbun-
dene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber we-
gen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auflös-
barkeit, wenigstens in der Mineralogie, füglicher
wie oben geschehen, den Erden und Steinen bey-
gezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren, die sie
enthalten, unter folgende fünf Geschlechter ge-
bracht:
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
1. Steinsalz, natürliche salzsaure So-
da. Sal gemmae, muria montana. Sal
ammoniacum veter. Soude muriatée.
Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.; meist
mehr oder weniger durchscheinend; theils nur schim-
mernd, theils aber glänzend; der Bruch theils
dicht, theils blätterig, theils faserig, theils körnig;
meist ungeformt; selten crystallisirt, und dann cu-
bisch; zuweilen mit eingeschlossenen Wassertropfen etc.
Gewicht = 2143. Gehalt = 33 Salzsäure, 50
Soda, 17 Wasser. Zerspringt im Feuer mit Kni-
[Seite 619] stern. Bildet theils mächtige Flöze und Lager*)
(Salz-Stöcke), wie z.B. zu Bochnia und Wie-
liczka bey Krakau etc. Theils aber wird es auch (als
Seesalz) an den Usern salziger Landseen durch
die Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z.B.
bey Alexandria in Aegypten und am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures
Ammoniak. Sal ammoniacum. Ammo-
niaque muriaté.
Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemischtem
Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd; theils
mehlich; theils in undeutlichen kleinen Crystallen;
zeigt einige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht
= 1420 Geschmack kühlendstechend, laugenhaft;
geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe.
Fundort zumahl in vulcanischen Gegenden.
A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz, schwefel-
saure Soda. Sal mirabile Glaub. Sou-
de sulfatée.
Weißlich, theils durchscheinend theils erdig. Ge-
halt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Wasser.
Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort unter an-
dern bey der natürlichen Soda von Debrezin.
B) In Verbindung mit alkalischen Er-
den.
2. Natürliches Bittersalz, schwefel-
saure Talkerde. Magnesia vitriolata.
Magnesie sulfatée.
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser. Ge-
schmack sehr bitter. Fundort unter andern bey
Jena.
Eine besondere Abart ist das so genannte Haar-
salz (Halotrichum) von Idria, das sich durch
seine langen haarförmigen Crystallen, silberweiße
Farbe und Seidenglanz auszeichnet.
3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure
Thonerde. Alumen, argilla vitriolata.
Alumine sulfatée.
Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur
schimmernd; theils seideglänzend; theils erdig. Ge-
wicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B. = 24 Schwe-
felsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser. Geschmack zu-
sammenziehend, herbe, hintennach süßlich. Fundort
vorzüglich im Neapolitanischen. Zuweilen auch auf
den so genannten Alaunerzen. Gebrauch hauptsäch-
lichst zur Färberey etc.
C) In Verbindung mit metallischen
Kalken.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; doch werden sie auch dann a potiori benannt.
1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwe-
felsaures Kupfer. Cuivre sulfaté. (coupe-
rose bleue.)
Blau, ins spangrüne; durchscheinend: glasglän-
zend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt
im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung färbt das
damit geriebene Eisen kupferroth. Herber, zusam-
menziehender, ekelhafter Kupfergeschmack. Fundort
z. E. bey Herrengrund in Ungarn etc.
2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sul-
faté. (couperose verte.)
Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb; theils
auch als weißer Beschlag auf Schwefelkies etc.;
meist durchscheinend; herber zusammenziehender Tin-
tengeschmack. Fundort z.B. im Rammelsberge
bey Goslar, aber auch bey Vulcanen, Steinkoh-
len etc.*).
Als eine besondere Abart verdient die Berg-
butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden; die gelb, durchscheinend, wachs-
glänzend, blätterig, fettig anzufühlen ist, und sich
besonders häufig in Sibirien, auf dem Altai, Ural
etc. findet.
3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwe-
felsaurer Zink. Zinc sulfaté (couperose
blanche.)
Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch;
theils als mehlicher Beschlag; theils haarförmig
[Seite 622] (als mancher so genannte Feder-Alaun),
theils stalactitisch etc. Fundyrt z.B. ebenfalls im
Rammelsberge.
4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Ko-
balt. Cobalt sulfaté.
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend sta-
lactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure
Pottasche. Nitrum prismaticum. Potasse
nitratée.
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920. Ge-
schmack bitterlich und kältend. Im Feuer schmilzt
er, und auf glühenden Kohlen verpufft er; mehren
theils ist er mit Kalkerde gemischt (als sogenannte
Salpetererde). Fundort vorzüglichst in Ludamar
(im Innern von Afrika), in Hindustan, außerdem
auch hin und wieder in Europa, z.B. in Ungarn,
Apulien etc., bey Homburg im Würzburgischen, und
auch bey Göttingen am Reinhauser Sandstein etc.*)
Hauptgebrauch bekanntlich zu Schießpulver, zu
Scheidewasser etc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure
Soda. Swaga der Tibbetaner. Soude
boratée.
Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachsglän-
zend; krummblätteriger Bruch; crystallisirt in sechs-
seitigen platten Säulen mit schräg zugeschärften
Enden. Geschmack anfangs süßlich, hintennach bren-
nend; schmilzt leicht im Feuer. Fundort an eini-
gen alpinischen Seen in den Schneegebirgen von
Tibbet und Nepal. Gebrauch besonders zum Lö-
then etc.
2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.
In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppi-
gen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach
Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer
Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den heißen Quel-
len (Lagoni) bey Sasso im Florentinischen.
1. Natürliche Soda, kohlensaure So-
da, vulgo natürliches mineralisches
Laugensalz, Natrum. Borech der Per-
sianer. Trona in der Barbarey. Nitrum
der Alten. Soude carbonatée.
Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist er-
dig; doch theils derb, durchscheinend, mattglänzend;
theils auf dem Bruche stängelich zusammengehäuft;
leicht im Wasser auflösbar; Geschmack laugenhaft.
Gehalt an Kohlensäure ungleich; theils 38 pro Cent
etc. Fundort besonders an den Natron-Seen in
Aegypten etc. Außerdem auch auf den Heiden um
Debrezin, bey Erzen unweit Hameln etc. – Die al-
ten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monath lang
in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien
bereiteten*); und den schiffbrüchigen Kaufleuten
[Seite 624] am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin-
dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch
letzt wird es in den Morgenländern häufig zu die-
sem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen
und Färben der Zeuge, auch in Aegypten zum Brod-
teig und sonst an die Speisen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum, das aus feuchten Mauern wie wollich-
ter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber
irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit Kalk-
erde vermischte, unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im Grun-
de alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit
dem Sauerstoff verbinden, daß dabey Wärme-
stoff und Lichtstoff frey werden. Folglich gehö-
ren, genau genommen, auch die Metalle darun-
ter. Allein, da sich diese außerdem noch durch
manche andere auffallende und ihnen ausschließ-
lich eigene Charaktere von allen übrigen minera-
lischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach
der alten, einmahl allgemein angenommenen Ein-
theilung (§. 241.) unter eine besondere Classe ge-
bracht, und nur nachstehende vier Geschlechter
zu den eigentlich so genannten brennlichen Mine-
ralien gerechnet:
Das erste dieser Geschlechter und die mehr-
sten Gattungen des zweyten haben das mit ein-
ander gemein, und hingegen von den übrigen bey-
den verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein sind,
in Oehl auflösen lassen, und schon im Glühe-
feuer mit Rauch und Flamme und eigenem Ge-
ruch brennen oder wenigstens glimmen, und zur
Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom
Erdharz ist eine Gattung, nähmlich das Erdöhl
flüssig. Die übrigen trockenen sind stark idioelek-
trisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone.)
In mancherley Abstufungen seiner bekannten Far-
be; mehr oder weniger durchscheinend; Fettglanz,
muscheliger Bruch; spröde; meist ungeformt, und
zwar sowohl locker als derb; theils stalactitisch;
theils crystallisirt, in dreyseitigen oder doppelt vier-
seitigen Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilzt
bey 244° Fahrenh. und bricht bey 414° in Flam-
me aus. Oft unrein, als Schwefelerde etc. Fund-
ort zumahl in Gypsflözen, z. E. bey Lauenstein
im Hannoverischen; und dann auf und bey Vul-
canen etc.
Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, ist meist Honiggelb; durchschei-
nend; glasglanzend; sehr spröde, von kleinmusche-
ligem Bruch; immer crystallisirt, häufigst als dop-
pelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben
Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach
Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure,
die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fund-
ort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bitumi-
nosem Holz und dergl. Holzerde, bey Artern im
Mansfeldischen.
2. Bernstein, Agtstein. Succinum, elec-
trum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. suc-
cin, ambre jaune, carabé.)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und
vom durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige;
selten wasserhell, meist öhlklar*), theils Glasglanz,
theils Wachsglanz; muscheliger Bruch; theils in
besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte
Tropfen. Läßt sich drehen, poliren etc. Gewicht
eines durchsichtigen Weingelben = 1083. Enthält
eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist ver-
muthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutio-
nen**) aus Baumharz entstanden; halt nicht selten
fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-In-
secten etc. Fundort vorzüglichst Samland in Ost-
[Seite 628] preußen; theils in Flözen von bituminösem Holz*)
und Braunkohle; theils am Seestrande.
3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petro-
leum. Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich voll-
kommen tropfbar (so die Naphtha); theils hin-
gegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der
Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in
Farben und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von man-
cherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarz-
braune (der echte Barbados-Theer grünlich-braun);
jenes durchsichtig; dieser hingegen kaum in dünnen
Faden durchscheinend. Mittel-Gewicht = 0,850
Starkriechend. Fundort, zumahl die Naphtha auf
den brennenden Feldern am caspischen Meer, das
Bergtheer besonders auf Barbados, aber auch hier
zu Lande z. E. bey Edemißen im Amte Meinersen.
Gebrauch der Naphtha zum Brennen, selbst zur
Feuerung etc. des Bergtheers als Arzney etc.**).
1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Juden-
pech.
Meist schwarz, und nur in Splittern braun durch-
scheinend; theils Fettglanz, theils Glasglanz, meist
muscheliger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt le-
berbraunen Strich; hat einen eigenen meist bitter-
lichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht
= 1104. Fundort zumahl auf dem todten Meere,
das davon seinen griechischen Nahmen hat. Ward
[Seite 629] von den alten Aegyptiern zu ihren Compositionen
zur Mumienbereitung genommen. Jetzt brauchen es
die Türken, Araber etc. häufigst in Oehl aufgelöst
zum Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten. – Unter den Abarten verdient
der berühmte kostbare, wohlriechende feste Berg-
balsam, oder die mineralische Mumie
[Pers. Muminahi*)] aus den Bergklüften in Kho-
rassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.
2) Elastisches Erdpech, fossiles Feder-
harz.
Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und
auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie
das vegetabilische Federharz, ohne zu zerreißen,
dehnen, aber doch fast wie weicher Kork zusammen-
drucken läßt, und dann in seine vorige Gestalt zu-
rückschnellt. Fundort bey Castletown in Derbyshire,
zumahl in folgenden beyden Abarten.
Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in
der Wärme weich; und ähnelt überhaupt in dem
äußern Habitus mehr noch als das folgende dem
vegetabilischen Cahutschuk.
Haarbraun: von einem schwammichten, theils ins
Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als die
dichte Abart.
5. Bituminöses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z.B.
das isländische Surtar-brandr oder Schwarzholz);
[Seite 630] mit mehr oder minder deutlicher Holztextur. Ueber-
gang in Braunkohle und Pechkohle; theils in mäch-
tigen Flözen*); theils alaunhaltig.
Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber (nahmentlich die Cölnische) gehört, ist
durch Verwitterung dieses Holzes entstanden, und
findet sich theils bey demselben in Flözen, theils
aber auch im aufgeschwemmten Lande, Torfmoo-
ren**) etc.
6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille,
charbon de terre. Engl. coal.)
Ohne Zweytel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Ein-
[Seite 631] drücken fremdartiger Gewächse*); theils auch mit
fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit schwarzem
Dampfe; besteht aus Erdharz und Kohlenstoff, nach
Verschiedenheit der Abarten in eben so verschiedenem
Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz,
Gefüge etc. besonders in folgende sechs Abarten: die
sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Haupt-
arten bringen lassen; da die vier erstern sich mehr
oder weniger dem bituminösen Holze nähern, in
mächtigern Lagern vorkommen, meist auf gemeinem
Flözsandstein oder dichtem Kalkstein aufliegen, und
gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beyden letz-
tern aber in weit schwächern Flözen, meist nur von
wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber
dagegen mehrere übereinander mit Schichten von
Schieferthon oder Kohlensandstein (S. 614.) ab-
wechseln. Auch findet sich diese letztere Hauptart
mehr in der Nähe der Ganggebirge, und ist fast
immer mit Kohlensandstein oder mit Schieferthon
(zumahl mit Pflanzenabdrücken) und Brandschiefer
(S. 565.) bedeckt**).
1) Braunkohle, Erdkohle (Engl. Bovey-
coal.)
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in Alaun-
erde, so wie ins bituminöse Holz, von welchem sie
sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge un-
terscheidet.
2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle,
Glaskohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten);
starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.
In stängelicht abgesonderten Stücken; meist fett-
glänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am
Meißner in Hessen.
4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein.
(Fr. jayet. jais. Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglanzend; flachmuscheliger Bruch;
fest, so daß sie sich drehen und poliren läßt.
Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.
5) Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; wachsglanz; weich und
sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glänze; groß-
muscheligem Bruche; würfliger Gestalt der Bruch-
stücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zumahl häu-
figst in Großbritannien.
Gebrauch der letztgedachten beyden Arten (außer
den allgemein bekannten der Steinkohlen überhaupt),
unter andern auch zum Theerschwelen und zur Ge-
winnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, (schiefrige Glanzkoh-
le). Anthracolithus. (Fr. Anthracite, plom-
bagine charbonneuse.)
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; färbt stark ab;
ist sehr spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils
stängelich in kleinen vierseitigen Säulen. Gewicht
= 1468. Gehalt (nach Guyton Morvau) = Koh-
lenstoff mit wenigem Sauerstoff und etwa 4 pro
Cent Thonerde. Bricht meist bey und mit Quarz;
unter andern bey Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier
theils mit gediegenem Silber) etc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
fer carburé, plombagine, crayon noir,
crayon d'Angleterre. Engl. black lead,
wad.)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder we-
niger metallischglänzend; abfärbend; fettig anzufüh-
len; theils dicht, theils körnig, theils schuppig,
oder krummblätterig, oder dünnschieferig; weich.
Mittelgewicht = 2089. Gehalt (nach Vauquelin)
= Kohle mit 8 pro Cent Eisen. Im starken offe-
nen Feuer verfliegt er großentheils, und hinterläßt
bloß etwas Eisen- und Kieselerde*). Fundort zu-
mahl in der größten Menge und Feinheit bey Kes-
wick in Cumberland**). Gebrauch des feinern,
festen vorzüglich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf
die Stange der Gewitterableiter), des gemeinsten
aber zu Ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc.
Auch zum Einschmieren hölzerner Schrauben und
Räderwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der äußer-
sten Klarheit wasserhell, wie ein Thautropfe; doch
theils blaß tingirt, und das fast in allen Farben;
von einem eigenen dem metallischen sich nähernden
Glänze; ursprünglich immer crystallisirt; und zwar
eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide (– tab.
II. fig. 5 –), deren Flächen aber mehrentheils ge-
wölbt, und theils gar in der Mitte so stark zugespitzt
sind, daß dadurch der octoëdrische Crystall in das
Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen (– tab.
II. fig. 13 –) umgewandelt wird. Sein Gefüge
ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet
sich allemahl und einzig nach den acht Seiten der
octoëdrischen Grundcrystallisation; daher sich auch
der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten
oder kloven läßt*) Er ist der härteste aller bekann-
ten Körper, der von keiner Feile angegriffen wird,
hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist
[Seite 635] stark idioelektrisch; und manche saugen besonders
leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus der ausneh-
mend starken Strahlenbrechung des Demanten a
priori geahndet*), daß er eine brennbare Sub-
stanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkom-
menste bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er ein
wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man
sogar aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetz-
tem Demant, Gußstahl gemacht hat. – Fundort
Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo**)) und
Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben er-
wähnt (§. 251.). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen im
vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als von
den übrigen Mineralien der andern beyden Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Na-
tur; und unter den Fossilien die allerundurchsich-
tigsten; sie haben alle den deßhalb so genannten
metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und
viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger
Ductilität. Sie sind nähmlich erstens biegsam
(so besonders Bley und Zinn); zweytens dehn-
bar oder malleabel, daß sie sich in dünne Blätt-
chen treiben lassen (so zumahl Gold und Silber);
und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer ver-
schiedenen Tenacität im Drahtzug mehr oder we-
niger strecken lassen, und gleich starke Drahte aus
den verschiedenen Metallen größere oder gelingere
Lasten tragen können, ehe sie davon gerissen wer-
den (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).
Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst, d.
h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber schon
in einer sehr niedern Temperatur, daher es ge-
wöhnlich flüssig erscheint, die übrigen Metalle hin-
gegen erfordern erhöhte Temperatur, und manche
derselben (z.B. Platin, Eisen, Braunstein, Wolf-
ram etc.) eine sehr große Hitze, ehe sie in Fluß
kommen. – Alle schmelzen undurchsichtig und mit
gewölbter Oberfläche.
Bis auf eine oder die andre Ausnahme un-
ter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich
die übrigen entweder in Salpetersäure oder in
Salzsäure (oder dem aus beyden zusammengesetz-
ten Königswasser) auflösen; und sind die vollkom-
mensten elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchem sich die mehresten Me-
talle in der Natur zu finden pflegen, so lassen sich
doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey Haupt-
arten zurück bringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr. metal vier-
ge) in ihrer wahren vollkommen metallischen Ge-
stalt: – oder aber vererzt im weitläuftigern
Sinn (metallum mineralisatum), so daß ihnen
mehr oder weniger von ihrem metallischen Habi-
tus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustan-
de eines Metalls mancherley besondere Verschie-
[Seite 638] denheit Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe
entweder sichtbar, oder aber in unmerklich klei-
nen Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt
und durch dieselben verlarvt. – Ferner findet
sich entweder Ein gediegenes Metall (z.B. Queck-
silber) rein, für sich; oder aber mehrere im ge-
diegenen Zustande zusammen gemischt (z.B. na-
türliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene
Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung
eines Metalls mit einem andern verbrennlichen
Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt
oder vererzt im engern Sinne genannt werden;
und bey dieser Verbindung mehrentheils noch
einen metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere Veränderung, nähmlich durch Verbindung
des Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen
Glanzes beraubt, und gesäuert oder verkalkt
genannt werden.
Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum,
entweder durch den unmittelbaren Beytritt des
reinen Sauerstoffs, – oder so, daß der-
selbe schon mit einer Grundlage verbunden ist,
und dadurch eine eigentlich so genannte Säure
bildet.
Nur zehn Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas,
Nickel, Arsenik, Tellurium und Palladium) hat
man bis jetzt in beyderley Haupgestalt gefunden;
nähmlich so wohl gediegen als vererzt. Von den
übrigen hingegen die mehrsten bloß vererzt.
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstrahirt,
und nicht in der Natur gegründet war, bedarf
jetzt kaum noch einer Erwähnung.
Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle;
Diese achte hießen vor Alters ganze Me-
talle: von den folgenden hingegen die vormahls
schon bekannten, Halb-Metalle:
Da sich aber letztre beyde vor der Hand bloß mit der
rohen Platina und dem Iridium und Palladium
verbunden finden, so werden sie hier in der Mine-
ralogie nur beyläufig angeführt. Ein mehreres von
denselben s. in Gilberts Annalen XXIV. B. 1806.
S. 209. u. f.
Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich
der schwerste aller bekannten Körper in der Na-
tur*)); so gereinigt ist er auch ausnehmend dehn-
[Seite 641] bar und zähe*) (§. 253.); wird in Königs-
wasser aufgelöst, und amalgamirt sich mit siedendem
Quecksilber; ist das strengflüssigste Metall; und
nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch so
wie dieses, schweißen. Gebrauch vorzüglich zu
Maßstäben, Micrometerfäden, Schmelztiegeln,
Pendelkugeln, Pyrometern, Räderwerk in Taschen-
uhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Tele-
scopspiegeln etc.
Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nische Diminutiv von plata, Silber) seit 1736 be-
kannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahlgrauen
theils rundlichen, theils eckigen, meist aber platten
Körnern; die aber außer der Platina noch achterley
andere Metalle (– nämlich: Kupfer, Eisen Tita-
nium, Chromium, Iridium, Osmium, Rhodium
und Palladium) halten; und in einem mit magne-
tischem Eisensande, Waschgold, Quecksilberkügel-
chen, und kleinen Hyacinthen etc. vermengten San-
de, vorzüglich bey Carthagena und Santa Fé in
Peru gefunden werden.
Das Gold ist ausnehmend ductil in aller
dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbar-
[Seite 642] keit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich durch
anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen
läßt. Gewicht = 19257. Wird in Königswas-
ser aufgelöst; und aus der Solution durch Salmiak
als Knallgold, und durch Zinnauflösung als mi-
neralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich sehr
leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und
und Braunstein wahrscheinlich das allgemeinst ver-
breitete Metall.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm
in größerer oder geringerer Menge beygemischten
andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen, oder Tel-
lurium. In mancherley besonderer Gestalt z.B.
blätterig, gestrickt etc. Theils crystallisirt, in man-
cherley Formen, z.B. cubisch, octoëdrisch etc.; theils
dendritisch etc.
Zuweilen in Seifenwerken (davon unten dem Zinn-
geschlecht), wie z. E. das bey Wicklow in Irland.
Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz, in
vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc. Nah-
mentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem so ge-
nannten Brandstein) von Verespatak in Siebenbürgen.
Das Silber läuft von Schwefeldämpfen
gelbschwarz an. Gewicht = 10474. Ausneh-
[Seite 643] mend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird Salpeter-
säure aufgelöst, und aus der Solution durch Salz-
säure als Hornsilber, und durch Quecksilber als
so genannter Dianenbaum gefällt.
In mancherley besonderer Gestalt; blätterig, zäh-
nicht, haarförmig, gestrickt etc. theils crystallisirt,
und zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyra-
mide; theils dendritisch; theils bey metallisirten Pe-
trefacten, wie z.B. bey den frankenberger Korn-
ähren etc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit an-
dern Metallen gemischt.
So z B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Grafen von
Veltheim).
Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß;
blätteriger Bruch; theils crystallisirt in sechsseitigen
Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt sehr un-
gleich z.B. in einem andreasberger (nach Klaproth)
= 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25 Eisen, 4
Spießglas.
Zinnweiß; theils derb; theils crystallisirt in vier-
und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen Tafeln.
Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spieß-
glas. Fundort ebenfalls bey Andreasberg am Harz,
und bey Alt-Wolfach im Fürstenbergischen.
4. Glaserz, Glänzerz, Weichgrwächs,
Silberkies. Argent sulfuré.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt glän-
zenden Strich; theils crystallisirt; meist in doppelt
vierseitigen Pyramiden; auch cubisch etc.; weich;
sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist theils so
dehnbar, daß es sich prägen läßt. Gewicht = 7215.
Mittel-Gehalt (nach Bergmann) = 75 Silber,
25 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erzgebirge.
5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs,
Silberkies.
Meist eisenschwarz, theils rußig, theils crystalli-
sirt, und das meist in sehr kleinen sechsseitigen Säu-
len oder Tafeln; theils zeilicht; spröde. Gewicht
= 7208. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Sil-
ber, 12 Schwefel, 10 Spießglas, 5 Eisen. Fund-
ort zumahl in Ungarn.
6. Silberschwärze, erdiges Glaserz.
Argent noir.
Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich;
scheint aus einer Auflösung des Schwarzgülden und
Glaserzes entstanden zu seyn. Findet sich meist in
der Nachbarschaft dieser beyden.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pista-
ziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachs-
glänzend, theils knospig; theils cubisch crystallisirt;
theils dendritisch (so vorzüglichst das sibirische vom
Schlangenberg); weich; geschmeidig; läßt sich spä-
neln. Gewicht = 4840. Gehalt (nach Klaproth)
= 67,75 Silber, 21 concentrirte Salzsäure, 6 Ei-
senkalk, 1,75 Thonerde. Fundort, außer dem eben
gedachten, Johanngeorgenstadt im Erzgebirge, Corn-
wall etc.
8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. ar-
gent rouge, rosiclair.).
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins
Bleygraue und Eisenschwarze, mehr oder weniger
durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte schwarz-
roth, mit durchfallendem aber blutroth, (Engl.
ruby ore); fast metallisch glänzend; theils crystalli-
sirt, meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer
sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendri-
tisch; gibt rothen Strich. Mittelgewicht = 5563.
Gehalt eines dunkelen von Andreasberg (nach Klap-
roth) = 60 Silber, 19 Spießglas, 17 Schwefel,
4 Sauerstoff. Andre sind auch arsenikhaltig. –
Fundort, vorzüglich am gedachten Orte.
Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallisch-
glänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde;
theils derb, zumahl bey Schemnitz und Kapnick;
theils crystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab.
II. fig. 1.) bey Clausthal. Uebergang in Fahlerz.
Das Quecksilber, hydrargyrum. (Fr. mer-
cure, vif-argent. Engl. quicksilver) behält
seinen Silberglanz an der Luft unverändert; ist
flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39°
unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht des
flüssigen = 13568*). Wird am vollkommen-
sten von der Salpetersäure aufgelöst; phospho-
rescirt im so genannten luftleeren Raumme; amal-
gamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber,
Zinn und Bley; daher sein Gebrauch zum An-
[Seite 646] quicken der Erze, zum Vergolden, zur Spiegel-
folie etc. Außerdem bekanntlich auch zu meteoro-
logischen Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung
mancher Insecten, und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.
Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwi-
schenräumen von Quecksilbererzen. Fundort, in Euro-
po zumahl Idria und das Zweybrückische.
2. Natürliches Amalgama. Mercure ar-
gental.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amal-
gamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils derb,
knospig etc.; weich. Gehalt sehr ungleich; z.B.
(nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber. Fund-
ort zumahl im Zweybrückischen.
3. Zinnober, Quecksilberblende. Cin-
nabaris. Mercure sulfuré.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillro-
the etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder we-
niger durchscheinend; theils erdig, theils derb; und
dann theils von einem fast metallischen Glänze; theils
faserig; theils crystallisirt, und zwar meist in vier-
seitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachrothen Strich.
Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z.B.
(nach Kirwan) = 80 Quecksilber, 20 Schwefel.
Fundorte zumahl Idria, das Zweybrückische, Al-
maden, Schina und Mexico.
Das so genannte Quecksilber-Branderz
von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.
Der eben daselbst brechende, seltene Stinkzin-
nober (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durch-
scheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn
er gerieben wird, Schwefellebergeruch.
4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksil-
berblende. Mercure sulfuré bituminifère.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge
nach von zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht, und
b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie man-
cher Glaskopf*). Gewicht = 7937. Hält bis 70
pro Cent Quecksilber. Fundort zumahl bey Idria,
wo es das gewöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches
Turpeth, natürlicher Sublimat. Mer-
cure muriaté.
Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend; von
fast metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen
in Klüften anderer Quecksilbererze; theils in sehr
kleinen cubischen oder säulenförmigen Crystallen;
weich. Hält (nach Kirwan) = 70 pro Cent Queck-
silber durch Salzsäure und Schwefelsäure verkalkt.
Fundort zumahl im Zweybrückischen.
Das Kupfer ist sehr hart und elastisch,
und hat unter allen Metallen den stärksten Klang.
Gewicht = 7788. Wird von allen Säuren auf-
gelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme:
[Seite 648] verbindet sich leicht mit andern Metallen, und
gibt dadurch die mancherley vorzüglichen Compo-
sitionen; wie z.B. mit Gold, das Similor und
das malayische Suasso; mit Zink, das Messing
und Tomback (von Tombago, dem malayischen
Worte für Kupfer); mit Zinn das Glockengut
und Stückgut; mit Arsenik das argent haché
und die Composition zu Telescopspiegeln; mit
Nickel, das schinesische Packfong u.s.w. Dient
daher auch beym Münzwesen zur Karatirung und
Legirung des Goldes und Silbers etc.
Theils güldisch, oder silberhaltig etc; daher Ab-
stufungen der Röthe; in mancherley besonderer Ge-
stalt; theils crystallisirt; und dann meist als dop-
pelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Europa be-
sonders Cornwall und Ungarn, außerdem aber vor-
züglich Sibirien, die Küsten der Kupfer-Insel
(Mednoi ostrow) im kamtschatkischen Meere, die
Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hudsonsbay,
Brasilien etc.*).
2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz.
(Fr. cuivre sulfuré, mine de cuivre vi-
treuse.)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violet-
te, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer Glanz;
der Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt;
theils aber crystallisirt, z.B. in sechsseitigen Säulen
[Seite 649] (– tab. II. fig. 10. –); weich, milde, schneid-
bar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht. Mit-
tel-Gewicht = 5074. Gehalt (nach Klaproth) =
50 bis 80 pro Cent Kupfer, mit Eisen, so wie die
nächstfolgenden Gattungen durch Schwefel vererzt.
Fundort, in Europa zumahl Cornwall und der
Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Cuivre pyriteux hepatique.
Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist tau-
benhälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder
als das Kupferglas; gibt braunrothen Strich; fin-
det sich wohl nur ungeformt. Gehalt (nach Kirwan
und Klaproth) = 40 bis 70 pro Cent Kupfer mit
mehr Eisengehalt als beym Kupferglas; geht aber
sowohl in dieses als in den Kupferkies über. Fund-
ort, unter andern Lauterberg am Harz, und der
Schlangenberg in Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)
Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils grün-
lich; auch oft taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils mit Spiegelfläche; oder geflossen, nie-
renförmig, traubig etc.; zuweilen crystallisirt, z.B.
als dreyseitige Pyramide (– tab. II. fig. 1. –)
Mittel-Gewicht = 3980. Gehalt (nach Kirwan)
= 20 pro Cent Kupfer, mit noch mehr Eisengehalt
als bey der vorigen Gattung: ist das allergemeinste
Kupfererz; findet sich, so wie auch theils die bey-
den vorigen Gattungen, oft im bituminösen Mer-
gelschiefer, der dann Kupferschiefer genannt
wird (s. oben S. 595.)
5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglän-
zend; spröde; gibt theils am Stahl Funken; hält
[Seite 650] (nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer, und außerdem
Eisen und Arsenik. Uebergang in Kupferkies und
in Fahlerz. Findet sich überhaupt selten; unter an-
dern bey Freyberg.
6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz
so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de
ouivre grise. Engl. grey copper-ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils crystal-
lisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden, sechsseiti-
gen Säulen u.a.m.; hält außer dem Kupfer auch
Spießglas und Silber, beydes in sehr verschiede-
nem Verhältniß, auch theils Bley, Eisen etc. Fin-
det sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa
und Asien.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz;
wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden.
Fundort unter andern bey Freyberg.
8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé
rouge, mine de cuivre rouge.)
Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils durch-
scheinend; selten durchsichtig; theils fast metallisch-
glänzend; theils dicht; theils blätterig; theils cry-
stallisirt, und dann meist in doppelt vierseitigen Py-
ramiden; theils haarförmig, faserig, seideglänzend,
als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Ge-
halt, Kupfer durch Kohlensäure verkalkt. Fundort
vorzüglich Cornwall und Catharinburg: die Kupfer-
blüthe aber besonders bey Rheinbreidbach im Cöl-
nischen.
9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)
Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres
mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich aus der
vorigen Gattung mit braunem Eisenocher innig ge-
mengt. Fundort, unter andern der Bannat, Lau-
terberg am Harz etc.
10. Kupferlasur, Kupferblau, Berg-
blau. (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur de
cuivre, bleu de montagne.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils
aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils strah-
lig; theils nierenförmig, traubig etc.; theils cry-
stallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen Säulen.
Hält (nach Kirwan) auf 69 pro Cent Kupfer, wie
in den drey nächstfolgenden Gattungen, durch Koh-
lensäure verkalkt. Fundort vorzüglich im Bannat
und am Ural.
11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de
cuivre soyeuse); smaragdgrün; seidenglänzend; fa-
serig; theils in abgesonderten, haarförmigen Cry-
stallen büschelförmig divergirend etc. Fundort zu-
mahl Lauterberg am Harz und der Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht polirbar, meist nierenförmig, mammelonirt
in concentrischen Schalen, theils traubig, stalacti-
tisch, röhrenförmig etc. Gewicht = 3641. Gehalt
eines sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18
Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser.
Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien.
12. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo
nativa, chrysocolla, lapis armenus. (Fr.
cuivre carbonaté vert, verd de montagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an
den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreiblich;
theils dicht mit muscheligem Bruche; meist nur in
kleinen Partien bey andern Kupfererzen; hält außer
dem kohlensauren Kupfer meist noch Thonerde. Fund-
ort unter andern Saalfeld, Dillenburg und Catha-
rinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils erdig,
zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit muscheli-
gem Bruche, theils knospiger Oberfläche etc. Aus
der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher innig
gemengt. Findet sich überhaupt nicht häufig; z.B.
den Saalfeld und auf der Insel Elba.
14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseu-
domalachit. (Fr. Cuivre phosphaté.)
Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; un-
durchsichtig, meist seidenglänzend, schimmernd; zart-
faseriger Bruch; meist traubig, nierenförmig; selten
in sehr kleinen sechsseitigen Crystallen; weich. Ge-
halt (nach Klaproth) = 68, 13 Kupferkalk, 30, 95
Phosphorsäure. Fundort Virneberg bey Rheinbreid-
bach im Cölnischen.
15. Olivenerz, Pharmacochalcit, arse-
niksaures Kupfererz. Cuivre arseniaté.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel
Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne; durch-
scheinend oder durchsichtig; fettglänzend; meist cry-
stallisirt, theils in spangrünen sechsseitigen Tafeln
(Kupferglimmer oder blätteriges Olivenerz),
theils in sehr flachen Octoëdren (Linsenerz),
theils in kleinen sechsseitigen Säulen etc. und diese
[Seite 653] theils büschelförmig divergirend, theils in kleinen
kugelichten Nieren mit büschelförmig, faserig seiden-
glänzendem Bruch (faseriges Olivenerz. Engl. wood
copper). Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen durch
Arseniksäure verkalkt. Fundort zumahl Carrarach in
Cornwall.
16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit.
(Fr. cuivre muriaté, muriate de cuivre
oxygené.)
Von mancherley grüner Farbe; vom Undurchsich-
tigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, erdig;
theils verschiedenartiger Glanz. So der Ataca-
mit, als smaragdgrüner Sand, von sehr kleinen
doch ungleichförmigen Körnern: durchscheinend; glas-
glänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und
grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50
Kupferkalk, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort im
westlichen Süd-America, in einem kleinen Flusse
in der Sandwüste Atacama zwischen Peru und
Chili.
Reines oder so genanntes Frisch-Eisen,
hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße
fallende Farbe, und ist äußerst zähe. Gewicht =
7807. Es wird vom Magnet gezogen, und selbst
leicht attractorisch; läßt sich schweißen; wird von
allen Säuren angegriffen, und gibt ihnen einen
Tintengeschmack; wird aus diesen Solutionen durch
die Galläpfelsäure schwarz, und durch die Blau-
säure blau gefällt. Ist unter allen Metallen am
allgemeinsten in der Erde, und selbst in der or-
ganisirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein
[Seite 654] anderes Metall von den cultivirten Völkern in so
unsäglicher Menge, verarbeitet; sowohl als eigent-
lich so genanntes Eisen in seinen beyden Haupt-
verschiedenheiten (Guß-Eisen nähmlich und
Stab-Eisen), als auch nachdem beyde zu
Stahl geschmolzen oder gebrannt worden*).
Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gedie-
genen Eisens, die neuerlich bekannt worden, und
von denen schon oben die Rede gewesen [S. 518.
not. *) und S. 580.], gehört besonders die 1772
von Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekansk auf
dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefundene.
Sie hat ein sonderbares, theils ästiges, theils
gleichsam zelliges Gefüge, und enthält in ihren
bläserigen Zwischenräumen das obgedachte grüngel-
be, glasartige, dem Olivin ähnelnde Fossil (S. 580.)
Das Eisen selbst in dieser auf 1600 Pfund schwe-
ren Masse hält (nach Howard) = 17 pro Cent
Nickel.
Eine andere noch ungleich größere findet sich un-
weit des Paranastroms in Chaco, im spanischen
Süd-America, wo sie 1782 durch Don Mich. Ru-
bin de Celis untersucht, und ihr Gewicht auf 30000
Pfund angeschlagen worden**), und dieses Eisen
hält 10 pro Cent Nickel.
Hingegen hält das von diesem so genannten Me-
teoreisen verschiedene tellurische gedie-
gen Eisen vom Eisernen Johannes zu Gros-
camsdorf im Neustädtischen Kreise in Sachsen (nach
Klaproth) = 92,50 Eisen, 6 Bley, 1,50 Kupfer.
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit.
Pyrites. Fer sulfuré. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einerseits
ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft
taubenhälsig oder rombackbraun angelaufen; metal-
lischglänzend; meist so hart, daß er am Stahl Fun-
ken gibt, mit Schwefelgeruch; hält, außer dem
durch Schwefel vererzten Eisen zuweilen auch Gold,
Silber, Arsenik etc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilzförmig etc.
häufig crystallisirt in mancherley Form, z.B. als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –);
oder als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und
zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –) oder in ei-
ner der seltensten crystallinischen Formen der Fossi-
lien, als Icosaëder mit gleichen dreyseitigen Flä-
chen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6. –);
häufig hingegen cubisch mit gestreiften Flächen, und
das so sonderbar, daß immer nur die Streifen von
zwey einander gerade entgegenstehenden Flächen ei-
nerley Richtung haben, hingegen die von den dreyen
in eine Ecke des Würfels zusammenstoßenden Flä-
chen in conträrer Richtung widereinander laufen
(– tab. II. fig. 2. –) Mittel-Gewicht = 4700.
Uebergang in dichten Brauneisenstein. Fundort in
aller Welt als die gemeinste aller Ezarten.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig in
Nierenform; crystallisirt meist als doppelt vierseiti-
ge Pyramide, und zwar in mancherley Abarten zu-
sammen gruppirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.*); hat strahligen Bruch; und als man-
cher Haarkies (z. E. bey St. Andreasberg auf
dem Harz) abgesonderte haarförmige Nadeln.
Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt, z.B.
als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig, ge-
strickt, zellig etc.; zuweilen crystallisirt, in sechssei-
tigen kleinen Säulen etc. Theils als metallisirte Pe-
trefacten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns, und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; doch meist angelaufen; meist un-
geformt; sehr selten (am Herz) crystallisirt, in
sechsseitigen Tafeln und Säulen, die zuweilen an
den Endkanten abgestumpft sind**). Ist wie so man-
che andere Eisenerze retractorisch, d.h. er wird
vom Magnet gezogen. Uebergang in Schwefelkies.
Bricht auf Ganggebirgen, z.B. zu Breitenbrunn
im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher
Magnet, attractorisches Eisenerz.
(Fr. Aimant, fer oxydulé, Engl. Load-
stone.)
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beyden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er das
Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage nach
den Polen richtet; auch beyderley Kraft dem Eisen
selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein Eisengehalt
ungleich, theils 80 pro Cent. Fundort vorzüglichst
der Magnetberg in Werchoturien; außerdem unter
andern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzen-
berg am Harz*).
Der Magnet-Eisensand, magnes glareo-
sus, findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern,
entweder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B. in
manchem Granit [s. oben S. 610.], Porphyr,
Basalt etc.); oder aber, und zwar häufiger in man-
chem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.
5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié.)
Theils bräunlich- theils eisenschwarz; jenes we-
nigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch
theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils
vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667.
Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Ti-
tankalk. Fundort am Spessart und bey Eggersund,
Krageröe etc. in Norwegen.
6. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer
oligiste, fer speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von
starkem metallischen Glanze; sowohl ungeformt als
crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt dreyseitigen
Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen;
oder in sechsseitigen Tafeln etc. Gewicht = 5158.
Eisengehalt (nach Kirwan) = 60 bis 80 pro Cent;
ist meist retractorisch. Fundort vorzüglichst in gro-
[Seite 658] ßer Mannigfaltigkeit und Schönheit der Crystalli-
sationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz;
von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als cry-
stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils
zellig zusammengehäuft sind. Fundort unter andern
zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg, und in
manchen vesuvischen Laven.
7. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschro-
the, anderseits bis fast ins Stahlgraue.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark ab-
färbend; theils derb; theils als Ueberzug über an-
dere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.
Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch; (so
z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blutrothen
Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haema-
tites.
Meist nierenförmig, mit mammelonirter Außen-
fläche und schaligen Ablosungen; theils stalactitisch;
keilförmige Bruchstücke von strahligem Gefüge. Ei-
sengehalt bis 80 pro Cent. Gebrauch unter andern
als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.
8. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubi-
gineux.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins
Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält meh-
rentheils auch Braunsteinkalk.
Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils
crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies (S.
655.) gedachten Formen, nähmlich als Dodecaëder
mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II. fig. 4. –)
und als Würfel mit der sonderbaren Richtung der
Streifen auf seinen sechs Flächen (– tab. II. fig.
2. –) Theils auch als Petrefact von Incognitis
der Vorwelt; so z.B. bey Rübeland am Harz als
Schraubenstein, Fungit etc. Uebergang des unge-
formten in Spath-Eisenstein, Thon-Eisenstein etc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vori-
gen Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder
so genannte türkische Umber gehört.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der
rothe. Der Bruch theils seidenglänzend, faserig.
9. Spath-Eisenstein, Eisenspath,
Stahlstein, Flinz. Chaux carbonatée
ferrifère.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durscheinend; häufig crystalli-
sirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen. Meist
rhomboidale Gestalt der Bruchstücke; spröde. Ge-
wicht = 3784. Gehalt verschieden. Z.B. eines
Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50 Eisenkalk,
3,50 Braunsteinkalk, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlen-
säure. Uebergang in Braun-Eisenstein.
Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau; meist
erdig: weich; mager; theils ungeformt; aber auch
in mancherley besonderer Gestalt; theils mit Petre-
facten, der Vorwelt; z.B. mit Conchylien oder mit
Kräuterabdrücken (so z.B. die berühmten so ge-
[Seite 660] nannten Katzenköpfe von Colbrookdale, deren viele
inwendig ein kleines Farnkraut einschließen). Ueber-
haupt meist reich an Eisengehalt bis 40 pro Cent.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu wer-
den:
a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Na-
gelerz, Schindelnägel.
Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken;
theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuth-
lich pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort zumahl
bey Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisen-
stein, Adlerstein, Klapperstein. Aëtites.
(Fr. Géode.)
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit scha-
ligen Ablosungen; meist hohl; theils mit einge-
schlossenen losen und daher klappernden Brocken und
Körnern; theils dicht, kugelicht*).
c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist
stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt, abge-
rundet; so z.B. wie in großen runden Bohnen
ausnehmend sauber am Vorgebirge der guten Hoff-
nung.
d. Linsenerz, Körniger Thoneisenstein.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.
Des Röthels ist schon oben S. 567 gedacht.
[Seite 661]11. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus
Tubalcaini Linn. Minera ferri subaquosa,
Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zu-
sammengebacken, knollig; erdig; theils in allerhand
besonderes Gestalt, röhrenförmig etc., theils aller-
hand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos
Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Gehalt
bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch Phos-
phorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe unter der
Dammerde, im aufgeschwemmten Lande und im
Moorgrunde.
12. Blau-Eisenerde, natürliches Ber-
linerblau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de
fer natif)
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der
Luft blau in mancherley Abstufungen: ist erdig,
staubartig oder zusammengebacken; abfärbend; ma-
ger. Gehalt der Eckardsberger (nach Klaproth) =
47,5 Eisenkalk, 32 Phosphorsäure, 20 Wasser.
Fundort unter andern im Churbraunschweigischen
am Ufer der Stecknitz, und so auch im Treibholz
bey Stade (s. oben S. 630. not. *).
Meist Zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel
noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zumahl bey
Schneeberg im Erzgebirge.
14. Würfelerz, arseniksaures Eisen.
Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich;
in kleinen cubischen Crystallen von mancherley Ab-
änderung. Meist auf Brauneisenstein zu Carrarach
in Cornwall.
15. Chromsaures Eisen. (Fr. Fer chro-
maté.)
Aus dem Sthahlgrauen ins Schwärzlichbraune;
mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher unebe-
ner Bruch; hart; spröde; ungeformt; für sich un-
schmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es grün
färbt. Gewicht = 4032. Gehalt (nach Vauquelin)
= 34,7 Eisenkalk, 43 Chromiumsäure, 20,3
Thonerde, 2 Kieselerde. Fundort besonders im De-
partement Dü Var, in einem Serpentinartigen
Gestein.
Das Bley läuft an der Luft schwarz an,
und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen Ge-
ruche ab. Ist das weichste der festen Metalle;
leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar, und gar
wenig zähe (§. 253.) Gewicht = 11,352. Schmilzt
ehe es glüht: brennt leicht zu Kalk; wird in
stark erhöheter Temperatur allgemach verglast;
und von allen Säuren aufgelöst, die davon ei-
nen süßlichen Geschmack erhalten. Gebrauch (au-
ßer dem allgemein bekannten zu Kugeln und
Schrot, Dachdecken, Wasserröhren, Schriftgie-
ßen etc.) besonders beym Hüttenwesen und in der
Probirkunst; auch zu mancherley Farbe etc.
1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré. (Engl.
blue lead-ore.)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist
mit starkem metallischen Glanze; meist ungeformt;
theils mit Spiegelfläche; theils wie geflossen, zel-
[Seite 663] lig etc.; theils dendritisch oder gestrickt*); häufig
crystallisirt; und zwar meist cubisch; selten in dop-
pelt vierseitigen Pyramiden, oder sechsseitigen Säu-
len etc.; sämmtliche Crystallisationen wieder in man-
cherley Abarten; bricht in cubische Stücken; hat
meist blätteriges Gefüge; gröberes oder feineres
Korn. Mittelgewicht = 7290. Gehalt sehr verschie-
den: z.B. 77 Bley durch 20 Schwefel vererzt,
außerdem fast immer mehr oder weniger Silber,
und im Strip- oder Sproterz (Fr. mine de
plomb striée.) auch Spießglas. Ueberhaupt eins der
gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd,
weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend; immer
ungeformt. Fundort unter andern bey Clausthal,
und in Derbyshire**).
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem
metallischen sich nähernden Glanz; meist crystalli-
sirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort un-
ter andern bey Freyberg, wo es auf 60 pro Cent
Bley hält.
3. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath.
Plomb carbonaté.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr
oder weniger durchscheinend; meist gleichsam de-
mantglänzend; sowohl derb, als crystallisirt in Na-
deln oder vier- und sechsseitigen Säulen. Gehalt
(nach Westrumb) = 80,25 Bley, 16 Kohlensäu-
re, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde, 0,50 Kalkerde.
Fundort vorzüglich bey Zellerfeld am Harz.
4. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbonaté
terreux.
Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch
zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich a) schwe-
felgelb (Fr. massicot natif); so z.B. bey Lead-
hills in Schottland; b) weißlich grau, so bey Zel-
lerfeld am Harz; c) bräunlich roth, z. E. im Jü-
lichschen.
5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath.
Plomb phosphaté.
Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen und
Uebergängen; theils ins Nelkenbraune etc. durch-
scheinend; fettglänzend; meist crystallisirt, zumahl
in sechsseitigen Säulen. Gewicht = 6270. Gehalt
des von Tschopau (nach Klaproth) = 78,40 Bley-
kalk, 18,37 Phosphorsäure, 1,70 Salzsäure,
0,10 Eisenkalk. Fundort außer dem eben genannten
auch bey Clausthal, bey Wanlockhead in Schott-
land, und bey Beresofsk im Catharinburgischen
(letzteres hält nach Vauquelin auch Chromiumkalk.)
6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath,
Kallochrom. Plomb chromaté.
Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend
glänzend; meist crystallisirt, zumahl als vierseitige
Säule in mancherley Abartung; gibt gelben Strich.
Gewicht = 6026. Gehalt (nach Vauquelin) =
[Seite 665] 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromiumsäure. Fundort
Beresofsk im Catharinburgischen meist in der obge-
dachten eigenen Art von übermengtem Sandstein
(S. 615.)
7. Gelb Bleyerz, Bleygelb. Plomb mo-
lybdaté.
Meist wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseitigen
Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,42 Bley-
kalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort zumahl Bley-
berg in Kärnthen.
8. Vitriolbleyerz, Bleyvitriol, Bley-
glas. Plomb sulfaté.
Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich
durchscheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne etc.;
Glasglanz, theils Demantglanz; muscheliger Bruch;
meist crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige
Pyramide; theils in mancherley Abänderungen, als
Rhomboëder etc. Gewicht = 6300. Gehalt (nach
Stromeyer) = 73 Bleykalk, 26 Schwefelsäure und
etwas Eisen- und Braunsteinkalk. Fundort Zeller-
feld und Anglesey bey Wales.
Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar,
aber wenig zähe; es knirscht zwischen den Zäh-
nen und knarrt, wenn es gebogen wird*) (le
cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben einen
eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr
leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser auf-
gelöst; und findet sich nur in wenigen Weltge-
[Seite 666] genden; aber daselbst meist in ausnehmender Men-
ge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier,
Glockengut, Stückgut, zur Scharlachfärberey etc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif
natif. Engl. bellmetal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metal-
lischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht =
4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30
Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis
jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein. (Fr. étain oxydé, étain vi-
treux.
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins
Hyacinthgelbe und gelblichgraue; theils durchschei-
nend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B. das ro-
sin-tin aus Cornwall); theils ungeformt; theils
als Gerölle in Seifenwerken*) (Engl. stream-tin),
oder als Zinnsand; häufig aber crystallisirt (so ge-
nannte Zinngraupen), zumahl als sehr kurze
vierseitige Säule an beyden Enden vierseitig zuge-
spitzt, oft als Zwillingscrystalle (Visirgraupen).
Mittel-Gewicht = 6900. Zinn-Gehalt wohl bis
80 pro Cent. Fundort zumahl das sächsische und
böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malacka, die
Insel Banca bey Sumatra etc.
3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain. Engl.
wood tin.)
Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf dem
Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren mit
concentrischen deutlich absetzenden Schichten; keil-
förmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl Fun-
ken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt (nach
Klaproth) = 63, 3. Fundort Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mit-
telfarbe zwischen Bley und Zinn, einen breit-
strahligen zackigen Bruch, und beträchtliche Dehn-
barkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe er
glüht, und entzündet sich im offenen Feuer mit
einer blaulichgrünen Flamme. Wird von allen
Säuren aufgelöst, ohne sie zu färben. Wichtig-
ster Gebrauch zum Messingmachen.
1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré
Engl. black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne;
daher die Benennungen von Pechblende, Colopho-
niumblende, Rubinblende etc.; mehr oder weniger
durchscheinend; von verschiedener Art des Glanzes;
meist ungeformt; doch auch häufig crystallisirt, z.B.
als dreyseitige, oder als doppelt vierseitige Pyrami-
de etc.; spathähnlicher Bruch; manche Abarten ge-
ben, wenn sie gerieben werden, Schwefelleberge-
ruch; manche phosphoresciren, wenn sie im Fin-
stern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-Gewicht =
4000. Zink-Gehalt von 44 bis 64 pro Cent; durch
[Seite 668] Schwefel vererzt; mit mehr oder weniger Eisen;
theils auch gold- und silberhaltig mit innig einge-
mengtem Bleyglanze (so z.B. das so genannte
Braunerz vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein
sehr allgemein verbreitetes Erz.
2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc
oxydé, calamine.
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune
durch mancherley Abstufungen; theils undurchsich-
tig; theils mehr oder weniger durchscheinend; meist
ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils
wie geflossen, traubig, nierenförmig, oder auch wie
durchlöchert, zerfressen etc.; theils crystallisirt als
Zinkspath, meist in vierseitigen Tafeln; so zu-
mahl in Kärnthen und am Altai; theils als After-
crystall (z.B. in Flintshire); der ungeformte aber
theils in ganzen Flözen z. E. bey Olkutschk in
Pohlen.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace. Engl. tin glass), hat eine aus
dem Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe;
blätteriges Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht =
9822; schmilzt ehe er glüht*); wird aus seiner
Auflösung in Salpetersäure durch reines Wasser
als weißer Kalk (blanc d'Espagne) gefällt.
Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Gebrauch un-
ter andern zum Schnell- oder Zinn-Loth.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt;
theils gestrickt; selten crystallisirt in kleinen Wür-
feln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich doch häufi-
ger als die beyden folgenden Gattungen, und nebst
denselben zumahl im sächsischen und böhmischen Erz-
gebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismutherz.
Bismuth sulfuré.
Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger,
theils strahliger Bruch, meist ungeformt; selten in
spießigen der Länge nach eingewachsenen Crystallen
oder in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneid-
bar; brennt auf Kohlen gebröckelt mit Schwefel-
flamme. Gehalt (nach Sage) = 60 pro Cent Wis-
muth, durch Schwefel vererzt, theils mit etwas
Eisen und Arsenik etc.
3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig;
angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwi-
schen Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges, strah-
liges Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702;
schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer,
wird von den Säuren nur unvollkommen aufge-
löst; und aus der Solution in Königswasser durch
Laugensalze weiß gefällt. Gebrauch unter andern,
um weichen Metallen mehr Härte zu geben; also
z.B. zum Schriftgießen.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern bey
Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klaproth) =
98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25 Eisen.
2. Grau Spießglaserz, Spießglanz-
kies. Antimoine sulfuré.
Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt; und
zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger aber
strahlig, und zwar meist in nadelförmigen Cry-
stallen; theils aber auch in stärkern vier- oder sechs-
seitigen Säulen. Schmilzt und brennt am Lichte
mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt =
70 bis 80 Spießglas, 30 bis 20 Schwefel. Fund-
ort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.
Das Federerz, ist ein zartfaseriges oder haa-
riges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges Spieß-
glaserz, das sich unter andern zu St. Andreasberg
und bey Nagybanya in Siebenbürgen findet.
3. Roth Spießglaserz, Spießglanz-
blende. Antimoine hydrosulfuré.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahligen Crystallen, die theils sternförmig zusam-
mengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt des
Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50 Spieß-
glasmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70 Schwefel.
Fundort wie gedacht Bräunsdorf bey Freyberg, und
Ungarn.
Eine besondere blätterige Abart ist das so ge-
nannte Zundererz, das sich in Drusenhölen und
als Ueberzug auf Quarz, Bleyglanz etc. bey Claus-
thal findet.
4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.
[Seite 671]Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue; meist
perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammen-
gehäuften nadelförmigen Crystallen; ähnelt im Aeu-
ßern so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präpa-
rirten weißen Spießglasblumen (Nix antimonii).
Fundort bey Malaczka in Siebenbürgen und Przi-
bram in Böhmen.
5. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)
Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bey
Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwischen
strahligem Grauspießglaserz.
Das Kobalt-Metall*), oder die so
genannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig
ins Stahlgraue und ein wenig ins Rothe zie-
hend; gibt in Königswasser aufgelöst die sympa-
thetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr streng-
flüssig, und wenn es völlig rein ist, magnetisch.
Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver,
welches mit Glasfritten, das für die Blaufarben-
werke wichtige Smalteglas gibt.
1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti.
Cobalt gris.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als
Spiegel; auch theils gestrickt; theils baumförmig;
nicht selten crystallisirt, und zwar meist cubisch in
mancherley Abartungen als Kobaltgraupen;
minder hart als die folgende Gattung; hält auch
[Seite 672] Arsenik und etwas Eisen. Fundort unter andern
Glücksbrunn im Meiningischen, Riegelsdorf in Hes-
sen etc. Eins der häufigsten Kobalterze.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber
Kobalt. Cobalt arsenical.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart; hält
ebenfalls außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen.
Fundort unter andern im sächsischen und böhmischen
Erzgebirge.
Zinnweiß ins blaßröthliche; meist ungeformt;
theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen
Crystallen. Findet sich an wenigen Orten, z.B. im
Stiftamte Christiania in Norwegen.
4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwär-
ze. Cobalt oxydé noir.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich,
als Rußkobalt; theils verhärtet als Schla-
ckenkobalt; theils traubig, nierenförmig, scha-
lig etc.; matt oder schimmernd; wird durch den
Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch Kohlen-
säure verkalkt. Findet sich unter andern auch an
den bey der ersten Gattung angegebenen Orten.
Vom Leberbraunen durch mancherley Abstufun-
gen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Le-
derkobalt.) Ungeformt; erdig; weich; gibt fett-
glänzenden Strich. Fundort unter andern zumahl
im Saalfeldischen.
6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.
[Seite 673]Pfersichblüthroth, das aber an der Luft verschießt;
entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobalt-
beschlag; oder in nadelförmigen, theils sammet-
artigen, theils sternförmig zusammengehäuften,
glänzenden, durchscheinenden Crystallen, als Ko-
baltblüthe. Gehalt der letztern von Riegels-
dorf (nach Bucholz) = 39 Kobaltkalk, 38 Arsenik-
säure, 23 Wasser. Fundort unter andern auch bey
Schneeberg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig rein
ist, allerdings magnetisch, löst sich vorzüglich in
Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün;
sein Kalk aber den Salmiakgeist blau. Gewicht =
7807. Gebrauch zum schinesischen Packfong (S.
648.)
1. Gediegen (?), Haarkies*).
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in ab-
gesonderten haarförmigen Nadeln (wie der oben
S. 655. genannte haarförmige Strahlkies); hält
(nach Klaproth) außer dem Nickel sehr wenig Ko-
balt und Arsenik. Fundort in den Drusenlöchern
des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt im Erzgebirge.
2. Kupfernickel. Nickel arsenical.
[Seite 674]Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger,
gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bey
Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560. Gehalt
= Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und Schwefel.
Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.
3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel
oxydé.
Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so
bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist als
Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel. Nach
Hausmanns Untersuchung durch Arseniksäure ver-
kalkt. Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm
habe, ist oben erwähnt (S. 543), so wie auch,
daß sich Nickelkalk in dem olivinähnlichen Fossil
des Pallasischen gediegenen Eisens, und in den Aë-
rolithen findet (S. 580.)
Das Braunstein- oder Mangan-Me
tall, magnesium (Fr. manganèse), ist stahl-
grau, sehr hart, spröde, und strengflüssig. Ge-
wicht = 6850. Verbindet sich leicht mit dem
Eisen; hat unter allen Metallen das stärkste An-
ziehungsvermögen zum Sauerstoff; so daß es an
der Luft sehr bald zu schwarzem Pulver verkalkt;
ist sehr allgemein in der Erde verbreitet; selbst
in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vor-
züglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur
Bereitung der Lebensluft, der übersauren Salz-
säure etc.
1. Braunsteinblende, Schwarzerz, Man-
ganglanz.
Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Gewicht =
3950. Gehalt des Siebenbürgischen (nach Klaproth)
= 82 Braunstein, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure.
Fundort zumahl beym Siebenbürgischen Rothbraun-
steinerz.
2. Grau Braunsteinerz. Manganèse oxy-
dé metalloide etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder
matterem, metallischem Glanze; theils ungeformt,
häufig aber strahlig, und zwar meist büschelför-
mig, oder sternförmig; theils in nadelförmigen Cry-
stallen, oder in vierseitigen Säulen mit zugeschärf-
ten oder zugespitzten Enden. Fundort des strahligen
zumahl bey Ilfeld am Harz. Gehalt desselben
(nach Klaproth) = 90,50 schwarzer Braunstein-
kalk (verbunden mit dem Maximum an Sauerstoff,
den es im Feuer figirt an sich halten kann), 2,25
Sauerstoffgas, 7 Wasser.
3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse
oxydé noir etc.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig; sehr
weich; abfärbend; theils staubartig, rußig; (so z.B.
das black wad von Winster in Derbyshire, das mit
Leinöhl angerieben in Selbstentzündung geräth;
und häufig zur schwarzen Oehlfarbe gebraucht wird);
theils verhärtet, nieren- oder staudenförmig etc.;
theils von schlackenförmigem Ansehen (so das von
Saska im Bannat). Gehalt eines von Clausthal
am Harze (nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk,
6,50 Eisenkalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1
Kohle, 17,50 Wasser.
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnun-
gen in mancherley Steinarten rühren von dieser
Gattung des Braunsteingeschlechts her.
4. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxy-
dé rose.
Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils dich-
ter, theils blätteriger Bruch; theils matt, theils
glänzend, mehr oder weniger hart. Gehalt (nach
Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer Spur von
Kieselerde. Fundort zumahl bey Nagyag und Kap-
nik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen
Gold- und Tellurerze) und zu Catharinburg in
Sibirien.
Das Arsenik-Metall hat eine Mittel-
farbe zwischen zinnweiß und bleygrau; einen
schuppig blätterigen Bruch. Gewicht = 8308.
Ist das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf aufgelöst, der wie
Knoblauch riecht, süßlich schmeckt, und das Ku-
pfer weiß färbt; so wie überhaupt die farbigen
Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß wer-
den. Sein Kalk, der eine eigene Säure enthält,
läßt sich im Wasser auflösen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig
in Nierenform, oft mit krummschaligen Ablosungen
als irrig so genannter Scherbenkobalt oder
Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé); sehr
selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen Schalen
klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter andern
zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel.
Fer arsenical. (Engl. arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als einge-
sprengt; theils crystallisirt, zumahl in vierseitigen
Säulen; hart; gibt getrieben oder zerschlagen star-
ken Knoblauchsgeruch. Gehalt des crystallisirten von
Freyberg [nach Stromeyer*)] = 42,88 Arsenik,
36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.
3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic
sulfuré.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri-
pigmentum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von ei-
nem fast talkartigen Ansehen und fast metallischen
Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist unge-
formt; theils crystallisirt, zumahl in vierseitigen,
aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwach-
senen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt (nach
Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwefel. Fundort
zumahl in Siebenbürgen und im Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel,
Sandarac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend;
gibt gelben Strich; häufig crystallisirt in kleinen
vier- oder sechsseitigen Säulen; theils aber auch
nur angeflogen über andere Fossilien (z.B. auf
St. Andreasberg über Kalkspath- und Zeolithdru-
sen etc.). Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth)
= 69 Arsenik, 31 Schwefel, Fundort, vorzüglich
auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.
4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure.
Arsenic oxydé.
Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig,
theils in haarförmigen, büschelig zusammengehäuf-
ten, seidenglänzenden, durchscheinenden Crystallen.
Im Wasser auflösbar. Besteht bloß aus Arsenik
und Sauerstoff. Hingegen ist der Gehalt des ihr im
äußern sehr ähnlichen und daher sonst mit ihr ver-
wechselten Pharmacoliths (nach John) = 45,
68 Arseniksäure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalk-
erde; folglich nicht im Wasser, aber wohl in Sal-
petersäure auflösbar. Fundort von beyden Arten St.
Andreasberg am Harz, und von der letztern vor-
züglich Riegelsdorf in Hessen, und Wittichen im
Fürstenbergischen.
Das Molybdän-Metall ist fast stahl-
grau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Ge-
wicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine
eigene Säure.
1. Wasserbley, Molybdänkies. Molyb-
dène sulfuré.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist
bleygrau; von metallischem Glanze; und meist
krummblätterigem Gefüge; fettig anzufühlen; weich;
abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam. Gewicht
= 4738. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Molyb-
dänsäure, 40 Schwefel. Findet sich an nicht vie-
len Orten; aber einzeln in sehr verschiedenen Welt-
gegenden. Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und
bey Kolywan in Sibirien.
Das Scheel- oder Wolfram-Metall
(Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen
Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe
aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden an-
gegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein Kalk
enthält eine eigene Säure, und bildet mit Am-
moniac (dem flüchtigen Alkali) ein eigenes Mit-
telsalz.
1. Tungstein, Schwerstein, irrig so ge-
nannte weiße Zinngraupen. Schéelin
calcaire.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend;
fettglänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt;
oder in doppelt vierseitigen Pyramiden crystallisirt.
Gewicht = 6066. Gehalt des Schlackenwalder
(nach Klaproth) = 77,75 Scheelkalk, 17,60 Kalk-
erde, 3 Kieselerde, Scheelsäure und Kalkerde.
Fundort vorzüglich an gedachtem Orte in Böhmen.
2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferru-
giné.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; matt-
glänzend; blätteriger Bruch; meist schalig; unge-
formt; oder crystallisirt, zumahl in platten sechs-
seitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Gewicht
= 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Eisen und et-
was Braunstein. Fundort zumahl im Erzgebirge,
und in größter Menge auf Dolcoath in Cornwall.
Ueberhaupt (so wie auch der Tungstein) meist bey
Zinnstein.
Das Urangeschlecht, das 1789 von
Hrn. Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau,
von mattem, metallischem Glanze; weich; spröde;
Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird in
Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst,
und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk
gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.
1. Pecherz, Pechblende. Vranium sulphu-
ratum. Urane oxydulé.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend;
spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium und
Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gattungen
zumahl im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalco-
lith. Vranium spathosum. Urane oxydé.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreiblich,
matt; theils glänzend, fest, crystallisirt, zumahl in
vierseitigen Tafeln. Gehalt = Uranium durch Koh-
lensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Vranium ochraceum. Urane
oxydé.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist
auf und zwischen dem Pecherz.
Das Titan-Metall hat zwar Hr. Gre-
gor schon 1791 im Manacanit zu finden ge-
glaubt, aber Hr. Klaproth 1795 erst ganz außer
Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner metallischen
Gestalt eine dunkele Kupferfarbe; nimmt gute Po-
litur an; ist spröde; äußerst strengflüssig; hat star-
kes Anziehungsvermögen zum Sauerstoffe; wird
leicht von der Salpetersäure, Salzsäure und Schwe-
felsäure aufgelöst; und durch Laugensalze aus die-
sen Auflösungen weiß – hingegen durch Gall-
äpfelaufguß kermesbraun – niedergeschlagen; mit
Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber
scheinen weder auf dem trocknen noch nassen Wege
etwas davon aufzulösen.
1. Titan-Sand, Manacanit. Titane
oxydé ferrifère.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in klei-
nen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf dem er-
sten Blick grobkörnigem Schießpulver ähnelnd; wird
theils vom Magnet gezogen. Gewicht = 4427.
Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titankalk, 51
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 3,50 Kieselerde.
Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel Ma-
nacan in Cornwall und an der Providenz-Insel
bey Botanybay.
Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem
Isergrund in Böhmen hält (nach Klaproth) = 28
Titankalk, 72 Eisenkalk.
2. Titan-Spath, Titanit, Brunon.
Sphène.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend:
crystallisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zu-
sammengedruckten, vierseitigen an beyden Enden
mit zwey Flächen zugeschärften Säulen. Gehalt
des norwegischen (nach Abildgaard) = 58 Titankalk,
22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundort im Passaui-
schen in einer gemengten Gebirgsart aus vorwalten-
dem Feldspath mit Quarz, Hornblende etc. und bey
Arendal in Norwegen in Quarz.
3. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.
Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zumahl
in und auf Bergcrystall und gemeinem Quarz; theils
aber in stärkern, vierseitigen, der Länge nach ge-
streiften, stangenförmigen Crystallen; so vorzüglich
bey Boinik in Ungarn in einem aus Glimmerschie-
fer und milchweißem Quarz geschlichteten Lager.
Der ihm nahe verwandte Nigrin findet sich in
stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben in
den Goldseifenwerken bey Olahpian in Siebenbür-
gen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titankalk,
14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
Das Tellurium (Sylvanium), dessen ei-
genthümliche Metallität zuerst von Hrn. Müller
von Reichenstein entdeckt, und nachher von
Hrn. Klaproth vollkommen bestätigt worden,
hat eine aus dem Zinnweißen ins Bleygraue fal-
lende Farbe; ist starkglänzend; hat blätterigen
Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig. Ge-
wicht nur = 6115. Also das leichteste von allen
Metallen.
1. Gediegen (aurum problematicum s. parado-
xum.) Tellure natif ferrifère.
Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen,
und ein weniges Gold. Meist eingesprengt in grauen,
hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay in Sieben-
bürgen.
2. Schrifterz (das so genannte aurum gra-
phicum). Tellure natif aurifére et argen-
tifère.
Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder
tafelförmigen Crystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klaproth)
= 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber, Fundort
bey Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz und
Graustein.
3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure na-
tif aurifère et plombifère.
Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge; weich;
etwas abfärbend; in etwas biegsam. Gehalt. (nach
Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Bley, 9 Gold,
1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwefel. Fundort bey
Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth-
Braunsteinerz.
Das Chromium-Metall, das 1797
von Hrn. Klaproth, und um gleiche Zeit auch
von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist fast
bleygrau, spröde, sehr hart und strengflüssig. Sein
Kalk enthält eine eigene Säure.
1. Chromocher. Chrome oxydé natif.
Meist apfelgrün; erdig; giebt grünlichgrauen
Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im De-
partement der Sarne und Loire; meist in einem bre-
schenartigen Gestein.
Dieses Metall ward von Hrn. Ekeberg
1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer Far-
be; in den Säuren unauflöslich; aber auflösbar
in den Alkalien.
Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dich-
tem Bruch; hart; in undeutlichen, wie es scheint
octoëdrischen Crystallen meist von Haselnußgröße.
Gewicht = 7953. Hält (nach Ekeberg und Wol-
laston) außer dem Tantalkalk auch Eisen- und Braun-
steinkalk. Fundort in Finnland in einem granitar-
tigen Gemenge, und in Nordamerica (als vordem
sogenannter Columbit), vermuthlich in Massa-
chusetsbay.
Von den Herren Hisinger und Berze-
lius 1804 entdeckt. Dieses Metall ist von grau-
lichweißer Farbe, blätterigem Bruch, sehr spröde;
wird in Königswasser aufgelöst, und in starkem
Feuer verflüchtigt.
Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd;
von splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht
[Seite 685] = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Cerium-
kalk, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Eisenkalk, 12
Wasser und Kohlensäure. Fundort bey der Ritter-
hütte in Westmanland.
Dieses von Hrn. Tennant 1803 entdeckte
(in Frankreich auch Ptène genannte) Metall ist
silberweiß, sehr hart, spröde und strengflüssig;
wird von einfachen Säuren gar nicht, und selbst
vom Königswasser nur schwach angegriffen; aber
durch die festen Alkalien läßt sichs auflösen, und
giebt ihnen eine rothe und blaue Farbe.
Nähmlich bloß mit Osmium (S. 640.) verbun-
den, in einzelnen Körnern unter der rohen Platina,
außerdem aber auch in Verbindung mit den (S.
641.) gedachten sieben andern Metallen.
Ebenfalls 1803 von den Herren Chenevix
und Wollaston entdeckt. Das Metall ist licht-
stahlgrau ins Silberweiße, von faserigem Gefüge.
Gewicht = 11,300. Giebt mit Salpetersäure
eine rothe Auflösung.
Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in
einzelnen Körnern unter der gediegenen Platina.
Die Petrefactenkunde, oder so genannte
Oryctologie im engern Sinn, ist – wenn sie
anders aus dem rechten Gesichtspuncte angesehen
und benutzt wird – ein sehr wichtiger und frucht-
barer Theil der Mineralogie, da sie mannigfalti-
ges, aufklärendes Licht über Geogenie, über die
verschiedenen successiven, mehr oder weniger all-
gemeinen Katastrophen*), die mit unserer Erde
vorgegangen, folglich über das relative Alter der
Gebirgsarten überhaupt, über die Entstehungsart
mancher Arten von Flözgebirgen insbesondere u.
s. w. verbreitet, ohne welches alles kein philoso-
phisches Studium des mineralogischen Theils der
Naturgeschichte gedacht werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Ver-
steinerungen (Engl. extraneoux fossils) im
[Seite 687] weitläuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere und
Gewächse, die entweder ihren Tod in einer sol-
chen Erdcatastrophe gefunden, oder doch nachher
durch eine dergleichen in eine so günstige Lage ge-
kommen, daß dadurch ihr Körper oder einzelne
Theile desselben, statt zu verwesen, seine Bildung
mehr oder minder vollkommen erhalten, und meh-
rentheils noch überdem mit fremden steinartigen
oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdhar-
zen durchzogen worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon abge-
sondert werden, was weiland damit vermengt ward.
Vor allen die bloßen so genannten Naturspiele,
lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbil-
dungskraft übte und die Unwissenheit und der Aber-
glaube sich weideten. Z.B. der leibhafte Dr. Lu-
ther im mansfelder Kupferschiefer den Val. Alberti
1675 beschrieben; des alten Dr. Nic. Lange zu Lu-
zern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offenbare
Artefacten, wie z.B. die badner Würfelchen; oder
vollends absichtliche Betrügereyen, wie die so ge-
nannten würzburger Versteinerungen, womit einst
der ehrliche Beringer angeführt worden, s. Dess.
lithographia Wirceburgensis 1726. Fol., zumahl
S. 5.
Von der verschiedenen Weise dieser Conser-
vation, pflegt man folgende viererley Arten zu
unterscheiden. Die Versteinerungen finden sich
nähmlich;
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien etc. ihren thierischen Leim, und mit demsel-
ben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit
[Seite 688] verloren haben*), da sie statt desselben nur höch-
stens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durch-
zogen worden; mithin gemeiniglich mürbe und
leicht sind. Sie finden sich meist im aufge-
schwemmten Lande (S. 518. 630.) und zwischen
dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S.
589.).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so
genannte Versteinerungen oder Petrefacte im en-
gern Sinne, die in den festern Steinlagen der
Flözgebirge eingeschlossen sind, daher großentheils
selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören
zuvörderst die unbekannten Seegeschöpfe der Vor-
welt, wovon zumahl die Kalkflözgebirge auf dem
jetzigen festen Lande, das den Meeresboden der
Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächst-
dem aber auch die in Hornstein oder Wachsopal
versteinten Hölzer etc.
Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden,
ist selten die Schale selbst noch erhalten (– wie
dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden Muschel-
[Seite 689] marmor aus Kärnthen der Fall ist –), sondern
bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere Ab-
guß von dem versteinerten Schlamme, der die
nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat.
So z. E. bey den allermehrsten Ammoniten, Hy-
sterolithen etc. Man nennt dergleichen Petrefacte
zum Unterschied Steinkerne, nucleos (Fr.
pierres moulées.) – Spurensteine hingegen,
typolithi (Fr. pierres imprimées) heißen die,
von welchen bloß der Abdruck der äußern
Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten
Kräuterschiefern.
3) metallisirt (Fr. petrification pyri-
teuses, bronzées) wenn die Versteinerungen
mit metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-Eisen-
stein etc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech
etc. durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. –
Und dahin gehören auch allerdings die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten etc. da es ebenfalls
nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind,
die bey irgend einer partiellen Erdcatastrophe die-
ses ihr köstliches Grab gefunden haben müssen.
Wichtiger, und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,
da man die Versteinerungen einerseits nach dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich gegen-
wärtig finden, und anderseits nach der Gleichheit,
[Seite 690] oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völliger Ver-
schiedenheit mit den organisirten Körpern der jetzi-
gen Schöpfung, betrachtet.
Aus dem ersten dieser beyden Gesichtspuncte
ist es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe
der Revolutionen, die einst mit unserm Planeten
vorgegangen seyn müssen, von wichtiger Bedeu-
tung, wenn man sieht, in welcher Höhe über
der jetzigen Meeresfläche, und in welcher Tiefe
unter derselben sich noch Versteinerungen finden.
Nur ein paar Beyspiele von denen in Europa zu
geben, so hat Hr. de Lüc auf den savoyischen
Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der
Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammo-
niten) gefunden*), und in Whitehaven in Cum-
berland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß
tief unter derselben die Abdrücke von Waldge-
wächsen (Farnkräutern) aus! Außerdem gehören
zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten
der Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen
vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden sich
nähmlich:
1) im aufgeschwemmten Lande, meist
lose liegend. So z.B. die mehrsten fossilen Ele-
phanten, Rhinozere etc. und so auch das Nord-
americanische Mammut.
Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist
in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam bre-
schenartig zusammengesintert. So die
prodigiosen Knochenfelsen an einigen Küsten des
mitländischen und adriatischen Meeres, an Ceri-
go, Dalmatien, und Gibraltar.
Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge*)
und an den Carpathen.
Oder endlich 4) in den Flözlagern von
Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösen Mergelschie-
fer, Gyps, Schieferthon, Grauwackenschiefer,
Kohlensandstein u. dergl. m.
In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung, scheint es mir
am zweckmäßigsten und sichersten, die Versteine-
rungen überhaupt unter folgende dreyfache Haupt-
abtheilungen zu bringen:
Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren
Versteinerungen, d.h. denen jetzt existirende Ge-
schöpfe völlig gleichen. Von der Art sind z.B.
die Flußschneckchen und Reste von Vegetabilien
im hieländischen Mergeltuff**), auch wie es
[Seite 692] scheint wohl die mehrsten der versteinten Thiere
und Pflanzen in den merkwürdigen Stinkschiefer-
Flözen bey Oeningen am Bodensee.
Die zweifelhaften Versteinerungen, d.
h. die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre ungeheure Größe, theils durch mancherley
kleine, aber doch constante Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß ist
zumahl der Fall mit vielen fossilen Knochen großer
Säugethiere, der fossilen Hirsche, Bären etc. so
auch mit mancherley Seegeschöpfen im Pappen-
heimer Kalkschiefer, deren ähnliche Urbilder jetzt
bloß zwischen den Wendecirkeln leben etc.
Die Versteinerungen von völlig unbe-
kannten Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu
welchen sich bis jetzt nicht einmahl nur ein äh-
nelndes, geschweige ein völlig gleiches Urbild ge-
funden. So z.B. die Phaciten, Belemniten
u.a.m.
Dem zu Folge sind also hier die Verstei-
nerungen erst nach den beyden Reichen organi-
sirter Körper, und die Zoolithen nach den sechs
Classen des Thierreichs geordnet, die Unterab-
theilungen aber, so weit es sich thun läßt, nach
dem eben angegebenen Gesichtspunkte bestimmt.
So z.B. die theils fast completen Menschen-
gerippe an der Küste von Guadeloupe) von den
dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalkar-
tigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken aus
der jetzigen Schöpfung zusammengesintert*) und
so die Knochen von Füchsen, Schweinen etc. im hie-
ländischen Mergeltuff.
So z.B. 1) von einer Gattung von Bären
(Ursus spelaeus) und zwar in unsäglicher Menge in
den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen*).
2) Von einer eigenen Gattung des Hirschgeschlechts,
dem sogenannten Riesen-Elenn, Cervus gi-
ganteus, die zumahl in Irland ausgegraben wird,
und sich durch ihre mächtige Größe auszeichnet.
Von manchen ist der Schedel fast eine Elle lang,
und stehen die Enden der beyden (zuweilen etliche
Centner wiegenden,) Geweihe auf 14 Fuß aus ein-
ander**).
3) Von dem schon gedachten (S. 688. Note *)
Mammut der alten Welt, einer Elephanten-
gattung (Elephas primigenius) [die vermeinten
Riesenknochen***) unserer ehrlichen Alten]; unter
andern auch in Menge in Deutschland†). Das El-
fenbein der Sibirischen, die zumahl am Eismeere
ausgegraben werden (das sogenannte (Mammonto-
vaiakost), ähnelt dem frischesten von den beiden jetzt
existirenden Elephantengattungen, und wird in Ar-
changel und von den Schinesischen Künstlern in Can-
ton u.s.w. auch eben so verarbeitet.
4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis). Häufig in Sibirien; aber auch in
[Seite 696] Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz*), (a
1750 fünf Individua im Umfang einer Meile); bey
Burg-Tonna**) im Gothaischen u.a.
So 1) das colossale Land-Ungeheuer der Vor-
welt, das Nordamericanische Mammut (Mammut
ohioticum, – Mastodonte Cuv.), dessen Gebeine
besonders am Ohio etc. in Menge ausgegraben wer-
den; und das sich unter andern schon durch die
eigene auffallende Form seiner enormen Backzähne
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. –) von der
übrigen thierischen Schöpfung der Vorwelt aus-
zeichnet***).
2) Das besonders durch die abenteuerliche Miß-
gestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und Krallen
auffallende Megatherium americanum, dessen Ge-
beine hin und wieder in Südamerica ausgegraben
werden****).
3) Das ganze Geschlecht der Paläotherien,
wovon Hr. Cüvier im Gypsflöz von Montmartre
schon mehrere Gattungen entdeckt hat; unbekannte
Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn-Tapir- und
Schweinegeschlechtern*****).
4) Der wundersame vom Hrn. Geh. R. von
Sömmerring genau beschriebene*) und in diese
Thierclasse gesetzte Ornithocephalus im Pappenhei-
mer Kalkschiefer.
Ueberhaupt nur wenige, doch z.B. im öninger
Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln, und
von mancherley andern im eben gedachten Gyps von
Montmartre.
Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stinkschie-
fer††).
Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze,
wo auch Elephanten- und Rhinocer-Gebeine der
gedachten zweifelhaften Gattungen gefunden wer-
den**).
Z.B. von einem ungeheuren, crocodillartigen
Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr-
scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andere Kno-
[Seite 698] chen, die im Petersberge bey Mastricht gefunden
werden*).
Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser Classe,
die Ichthyolithen, in größter Menge und Mannig-
faltigkeit (sowohl der Fischgattungen die sie vorstel-
len, als der Steinarten worin sie brechen,) gefun-
den werden, so bedarf es doch bey den mehresten
erst noch einer strengvergleichenden präjudizlosen Re-
vision, ehe sich mit Sicherheit bestimmen läßt, zu
welcher von unseren drey Hauptabtheilungen (– in
bestimmbare oder zweifelhafte oder unbekannte –)
sie gehören mögen. Denn nur mit wenigen, wie
z.B. mit denen im öninger Stinkschiefer, oder mit
den einzelnen so sonderbar in länglichen Thonschol-
len gleichsam mumisirten Angmarsets (Salmo
arcticus S. 284) von Zuckertop auf der Westküste
von Grönland**), läßt sich dieß vor der Hand mit
Gewißheit thun.
Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe im
Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen***)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte
Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey be-
denklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemein-
schaftliche Niederlage nicht nur von Flußfischen so-
wohl, als von Seefischen, sondern unter den letz-
lern zumahl, zugleich von Thieren aus den weitst
von einander entfernten Oceanen seyn soll. Von
Utaheiti sowohl als aus dem mitländischen Meer,
[Seite 699] und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem
nordöstlichen America, Africa etc. Die im Tafel-
schiefer vom Blattenberg im Canton Glaris, und die
im Mansfeldischen und Hessischen bituminösen Mer-
gelschiefer haben selten die zur specifischen Charakte-
ristik wichtigsten Theile deutlich genug erhalten, daß
man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen könnte.
Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl
die so genannten Schlangenzungen (glosso-
petrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bu-
foniten oder so genannten Schlangenaugen
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen
Zähnen des Klippfisches (Anarrhicas lupus) Aehn-
lichkeit haben.
Dahin gehören wohl vor der Hand noch die mei-
sten von den im Bernstein eingeschlossenen (s. oben
S. 627. not. **), so wie auch die mehrsten ver-
steinten Krebse (Cammarolithen).
So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
so genannten Käfermuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dudley-
fossil) die hin und wieder (s. z.B. oben S. 68.),
aber nirgend schöner als bey Dudley in Worcester-
shire, und zwar theils noch mit der natürlichen krebs-
[Seite 700] artigen Schale gefunden werden. (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 50. –).
Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea und Corallia. Doch schei-
nen die fossilen Schnäbel, die sich auf dem Heinberg
bey Göttingen, so wie im Petersberge bey Mastricht
und bey Bath finden, einem Mollusken-Ge-
schlechte, nähmlich den Sepien zugehört zu ha-
ben*).
In zahllosen Gattungen; und was dabey beson-
ders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Fluß-
conchylien abwechselnd zwischen solchen, die nach aller
Analogie im Meere gelebt haben müssen†).
So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirklich petrificirten
Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 433 u. f.)
gleicht, und nach dem alten Typus in der Vorwelt,
nun auch in der nachwärtigen jetzigen Schöpfung
regenerirt worden.
Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S. 444.), die
sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande findet.
Z.B. Von vielschaligen Conchylien der
schöne Balanites porosus aus dem Osnabrückischen
[Seite 701] ,*) der besonders durch den merkwürdigen Umstand
für die Archäologie unsers Planeten lehrreich wird,
daß er nicht selten in aller seiner Integrität auf ein-
zelnen glatt abgerundeten Geröllen aufsitzt**).
Unter den Muscheln die sehr großen Tere-
bratuliten ebenfalls im Osnabrückischen***).
Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.
Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.
So z.B. um nur einige der sonderbarsten anzu-
führen, unter den Muscheln:
1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor.
2) Der dickschalige ostracites pinnigenus, den der
jüngere Hr. de Lüc nebst dem folgenden auf dem
Saleveberg bey Genf entdeckt hat****).
3) Der große fast herzförmige Anomit*****).
6) Die so genannte Langue fourrée aus Saint-
Onges*****)).
7) Die Pantoffel-Muschel des Hrn. von
Hüpsch†).
8) Die sogenannten versteinten Ziegenklauen aus
dem Blattensee in Ungarn††) u.a.m.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae, deren Schale nähmlich
inwendig durch Scheidewände in Kammern oder
Fächer abgetheilt ist:
So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten
oder Linsensteine, in theils Gegenden auch
Pfennigsteine, Kümmelsteine und Frucht-
steine genannt, propites, lapis numularis, he-
licites einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre
lenticulaire oder numismale, monnoie du diable), die
außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen belegt
sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme-
rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthal-
ten (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. –). Sind
häufigst von Linsengröße, theils aber auch wohl
wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Welt-
gegenden, und theils in mächtigen Lagen; nahment-
lich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden großen-
theils daraus erbauet sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones.)
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Or-
thoceratiten, die sich theils fußlang, und vor-
züglich im Meklenburgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dac-
tyli idaei, (Engl. thunder-stones, fairies-fin-
gers), unter welchen es aber auch Gattungen ohne
[Seite 703] Scheidewände oder Alveolen gibt. Uebrigens eine
der allgemeinsten Versteinerungen der Kalkflözgebir-
ge, wo sie häufig mit schwarzem Stinkstein durch-
zogen sind (S. 595.); aber auch in andern Flöz-
lagen, wie z.B. in den Kreidebergen von Kent
brechen.
5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae von
Capo Passaro an Sicilien*).
Von solchen einschaligen Conchylien, die niemahls
innere Scheidewände haben, z.B.
1) Die merkwürdigen linksgewundenen Mu-
riciten am Ufer von Harwich (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 20. –).
2) Der überaus sonderbare kleine Muricites de-
formis Soland, dessen Spitze sich immer wie in
eine irreguläre Wurmröhre verläuft**).
3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten
aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher
Menge und unvermengt im dichten Kalkfels lie-
gen***).
4) Der kleine Serpulites coacervatus, der am
Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen von
Stinkstein zusammengehäuft ist****).
1) Unter den mancherley See-Igeln zumahl
diejenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem
so räthselhaften Judensteinen besetzt sind†).
Dann 2) die Encriniten und 3) die Penta-
criniten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die
der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 453.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen
gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*),
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich meist
in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör-
pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine
Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch
unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein
genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem
untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt fest-
gesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche
die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger
Zeichnung haben, sind unter den Nahmen der En-
trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü-
nenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuth-
bert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalk-
stein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpal-
me**)) (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70. –) be-
steht aus einem großen vielarmigen, quastenförmi-
gen Körper, der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8
Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand
sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer
bey Boll im Wirtembergischen (S. 595.)
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom
gegliederten und dabey ästigen Stängel eines ähnli-
chen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.
Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegenden als
in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeß-
licher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So z.
B. im dichten Kalkstein und Marmor (S. 592.) auf
dem Saleveberge bey Genf, auf dem Harz bey Blan-
kenburg und bey Grund etc. Von letzterm Orte ver-
dient nahmentlich der ansehnliche schön geformte Ma-
dreporites cristatus*) Erwähnung; so wie von der
berühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine Ma-
dreporites lenticularis) (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 80. –) der zu mancherley mineralogischen Irr-
thümern Anlaß gegeben. – Madreporiten in
sandartigem Kalkstein im Petersberge bey Mastricht.
– In Kreide als so genannte Fungiten in Kent.
– In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz,
auch als Fungiten und Schraubensteine (– eine Art
Tubiporiten? –) bey Rübeland am Harz. Letz-
tere auch im Catharinburgischen in Sibirien. –
12) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalkstein
des Petersbergs bey Mastricht. – In Feuerstein (S.
540.) bey Celle im Hannöverschen, und im Pud-
dingstein in Hertfortshire (S. 614. not.*) etc.
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten, daß man ihre specifischen
Charaktere daran erkennen könnte, was zumahl
bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie
z. E. bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist;
indeß findet doch im Ganzen der nähmliche drey-
fache Unterschied Statt, den ich bey der Einthei-
lung der thierischen Versteinerungen zum Grunde
gelegt habe.
Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farnkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein (S. 659.) zu gehören.
Von diesen nur zu Einem Beyspiele statt aller
die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften, theils
[Seite 707] ästigen oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke,
die hin und wieder, zumahl auf Steinkohlengruben,
in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bey
Edinburgh in Kohlensandstein (S. 614.), und bey
Clausthal in Grauwacke und Thonschiefer*) gefun-
den werden.
Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschiefer,
wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blüthen
(eines Ranunculus) gefunden haben.
Dahin gehören die so genannten frankenber-
ger Kornähren, Sterngraupen u.a. da-
selbst brechende in Silber- und Kupfererze metalli-
sirte Fruchttheile.
Z.B. die mandelförmigen Fruchtcapseln, die sich
zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den preußi-
schen Bernsteingruben finden [s. oben S. 628. not.
*)]; so wie die kleinen Palmnüsse aus den Cölni-
schen Umbergruben**) u.a.m.
Bey den mehresten derselben hält es, wie gesagt,
sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die hier zum
Grunde gelegte Haupteintheilung zu bringen.
Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das (zwar kaum hieher zu rechnende) saubere
in Raseneisenstein umgewandelte Birkenholz von
Kontschosero im Olonezkischen.
Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
so genannte Staarholz von Hilbersdorf bey
Chemnitz, das sich durch seine gleichförmige dichte
Textur ohne Spur concentrischer Lagen (S. 481.
Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie
mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke
einer Gänsespuhle) durchzogen gewesen scheint.
Die übrigen mehr zweifelhaften sind über-
haupt entweder wirklich versteint, z.B. in
Kalkstein, Sandstein, besonders aber in Holz-
stein (S. 541.) und in Holzopal (S. 537.);
– oder aber noch brennbar, wohin vor allem
das bituminose Holz (S. 629.) in den mächtigen
Flözlagen so vieler Gegenden der nördlichen Erde
gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an manchen
Stellen mit Quarz durchzogen, so daß es da am
Stahl Funken schlägt.
Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossilem
Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bi-
tuminösen in sofern gleichsam in der Mitte, daß sie
mit kohlensaurem Kalk durchzogen sind, und daher
mit Säuren brausen, und doch auch auf Kohlen
mit Harzgeruch brennen; wie z.B. das merkwür-
dige so genannte Sündfluthholz, das im
Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe von 150 Lach-
ter bricht.
Tab. II.
Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.
[interleaf]Ins Französische, Englische, Holländi-
sche, Dänische, Russische, und der größte
Theil desselben, nähmlich die allgemeine Naturge-
schichte und Zoologie, auch ins Ungrische.
Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Spa-
che zu vernachlässigenden Regel:
‘„Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch
die Eigennahmen – so schreiben, als die Sprache
sie schreibt, aus der man sie entlehnt.“’
s. Hrn. Legat. R. Hennicke im allg. Anzeiger der
Deutschen 1809. N. 16.
Nur bleiben einige Naturproducte, wie z.B. das
Wasser, von den einmahl angenommenen Gränzen
der eigentlichen Naturgeschichte deßhalb ausgeschlos-
sen, weil sie passender in andern Naturwissenschaf-
ten abgehandelt werden.
‘„Ars, sine additus rebus homo.“’ Bacon de Veru-
lam. de augm. scient. L. II.
‘„L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux
productions de la Nature.“’ Diderot Syst. figu-
ré des connoiss. humaines.
Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stamm-
ältern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte Facta ange-
führet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen,
daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gat-
tungen von organisirten Körpern entstehen, und
gleichsam nacherschaffen werden; wohin nah-
mentlich auch die erste Entstehungsweise mancher
sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten
Körper, wie z.B. der mehrsten sogenannten Infu-
sionsthierchen zu gehören scheint.
Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn
daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Er-
scheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner
Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, qui-
bus natura explicari solet, modos esse tantummo-
do imaginandi, nec vllius rei naturam, sed tan-
tum imaginationis constitutionem indicare. Spinoza.
‘„Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire.“’ Gaubius.
‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern
nur an der Schwierigkeit, ihn in manchen Fällen
zu finden.“’ J. A. Unzer.
Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg.
der Beyträge zur Naturgeschichte. I. Th. S. 106
u. f. gesagt.
‘„Denn“’ (so sagt Haller, das Haupt der neueren
Evolutionisten –), ‘„alle Eingeweide und die Kno-
chen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vor-
her gebaut, gegenwärtig, obgleich in einem fast
flüssigen Zustande.“’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.
Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim enthalte,
der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu-
gungsstoff etc., so sind das unbestimmte, leere Aus-
drücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen
Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi
corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt:
"corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo.“
‘„Causas rerum naturalium non plures admitti debe-
re, quam quae et verae sint, et earum phaenome-
nis explicandis sufficiant:"’ ist ja die erste von New-
ton's güldenen regulis philosophandi.
Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß im Mutterleibe bloß an-
schössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war
das auch eine Art Epigenese.
Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
mählichen Ausbildung organisirter Körper
durch eine sogenannte vis plastica (wie es unsere
ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus
dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher
durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt.
– s. Kant a. a. O. S. 292.
Die Crystallisationen unterscheiden sich von den or-
ganisirten Körpern selbst schon durch die geometri-
sche Regularität ihrer fast immer geradlinichten Um-
risse, die auf wenige Fundamentalformen reducir-
bar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere
und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar viel-
artigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtun-
gen auch in unübersehlich vielartige Formen (von
endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten.
Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
des mechanischen mit dem teleologischen, – die man
sonst bey Erklärung der Entstehungsart organisirter
Körper für unvereinbar gehalten, und worin gera-
de das Auszeichnende im Begriffe von Bildungs-
trieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende
Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Men-
ge, deren ich manche in meinem Handbuch dersel-
ben S. 65. und anderw., auch in Hrn. Hofrath
Voigt's neuem Magazin B. II. S. 213. ange-
führt habe.
Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift:
über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791, 8., wei-
ter ausgeführt.
‘„Il fallait respecter les qualités occultes: car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu'à la route
que tant d'astres suivent dans l'espace: depuis la
formation d'une mite dans un fromage jusqu'à la
Galaxie, soit que vous consideriez une pierre qui
tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète
traversant les cieux, tout est qualité occulte."’
Voltaire:
Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen ge-
handelt in einer Commentatio de anomalis et vitio-
sis quibusdam nisus formatiui aberrationibus. Gott.
1813. 4. Mit Kupf.
Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allge-
meinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat
gemeint, es sey besser ungewöhnlich zu sagen als
widernatürlich. Aber das sind zwey sehr
verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich, aber gewiß nicht natür-
lich ist.
Einen abentheuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus
meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier
[Seite 32] Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in
den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.
Von dieser Anomalie habe ich im Hannover-
schen Magazin o. J. 1787. S. 753 u. f. ge-
handelt.
Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae natu-
ralis antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim
illustrantis. Gott. 1808. 4. Mit Kupf. S. 14. u. s.
Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls ba-
stardartige Geschöpfe, die nur nicht aus der Ver-
mischung von zweyerley specifisch verschiedenen
Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen
Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z.B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mu-
latten etc. (§. 15.)
Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten
hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen
[Seite 36] Mercur 1788 I. B. S. 48. S. hiervon ausführlich
Girtanner über das Kantische Princip für die
Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.
S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen
– in Voigt's Magazin. VI. B. 1. St. S. 1.
u. f.
A. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474.
S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.
Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh.
R. Sömmerring. S. dessen Diss. de basi en-
cephali. p. 17.
Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe
der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.
Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur
différens sujets etc. Par. 1807. 8. S. 147–373.
Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'intelli-
gence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8.
Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerk-
zeuge hergenommene Character dünkt mich minder un-
bestimmt, als die, wodurch man sonst Insecten und
Gewürme von einander zu unterscheiden gesucht hat.
Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen der
Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit
der Gattungen sowohl in der Anzahl als Lage so
vielartig variiren.
An manchen, wie meines Wissens am Stachel-
schwein, waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich
sehe aber an zwey ungebornen der genannten Thiere
in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben,
die paarweise an einer freylich unerwarteten Stel-
le, nähmlich seitwärts dicht hinter dein Schulter-
gelenk sitzen. Und so findet man sie vielleicht auch
noch an irgend einer ungewöhnlichen Stelle beym
[Seite 58] Schnabelthier, an welchem wunderlichen anomali-
schen Geschöpf sie bisher ebenfalls noch nicht be-
merkt worden.
Denn selbst die Haut der Wallfische ist hin und wie-
der, an den Lippen etc. dünn behaart; auch haben
sie Augenwimpern etc.
Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in
einem besondern (– einfachen oder gepaarten –)
Knochen, der das os intermaxillare genannt wird;
von dessen merkwürdigen Besonderheiten ich in der
3ten Ausgabe der Schrift: de generis humani va-
rietate natiua S. 34. u. f., und im Handbuche
der vergleichenden Anatomie S. 22. u. f.
der 2ten Ausg. ausführl. gehandelt habe. – In
den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist er Tab. 52 am
Schedel des Orangutangs zu sehen.
Auch das, daß bey Manchen schon das einzelne In-
dividuum von so bedeutendem Werth ist; wie z.B.
große Wallfische oder Portfische; edler Hausthiere
zu geschweigen, bey welchen Schönheit, Feinheit der
Wolle, Dressirung etc., den Preis so mächtig
steigert.
Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem ma-
cerirten Fleisch von Pferden u.a. Quadrupeden be-
reitete. S. Voigt's neues Magazin II. B. S.
772. u. f.
‘„Non enim methodicorum scholis se adstringere vo-
luit natura – systemata artificialia nostra flocci fa-
ciens.“’ Pallas.
‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant,
coëunt, viuos fœtus pariunt, eosdemque lacte
alunt, partium denique omnium internarum struc-
tura et vsu cum iis conueniunt.“’ Raius.
Ich habe dieß in der dritten Ausgabe der Schrift:
de generis humani varietate natiua weiter aus-
geführt.
‘„Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens
wieder ein und das andere Volk, das sich durch
seine Bildung mehr oder minder auffallend von den
[Seite 75] übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so
könnten z.B. die Hindus von der Caucasischen;
die Schinesen und Japaner von der Mongoli-
schen; die Hottentotten von der Aethiopischen;
so wie die Nord-Americaner von denen in
der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die
schwarzen Papus auf Neuholland etc. von den
braunen Utaheiten u.a. Insulanern des stillen
Oceans, als eigene Unterarten abgesondert wer-
den.“’ Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 72. der 2ten
Ausg.
Versteht sich nähmlich dieß Alles so – daß die in den
verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaf-
ten nach der stärkern und längern Einwirkung der
verschiedenen Climate und andere, obgedachten Ur-
fachen der Degeneration, entweder um desto weiter
[Seite 76] von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgearter
sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr
genähert haben. So sind z.B. die Jakuten, Ko-
räken, Eskimos u.a. dergl. Polarvölker der mon-
golischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen
Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn
gleich entferntere, aber einen meist mildern Erd-
strich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben
wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten En-
de ihres Welttheils; nämlich an dem beeisten Feuer-
lande, nochmahls in die mongolische Gestaltung zu-
rückfällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische
Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem
in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgear-
tet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Hol-
land, und auf den neuen Hebriden etc. zur malayi-
schen Rasse übergeht.
Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwande-
rung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum
erst einer Erwähnung.
Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres
blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren einer, den ich
in London gesehen, und eine Probe von seinem weiß
und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vor-
gestellt ist.
Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II.
Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13–44.
Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und malayischen
Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit
mancher Amerikaner, die ist Werk der Kunst, so
gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen
Frauenzimmer (– die Struthopodes des Eudoxus
beym Plinius. –)
Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature
par J. D. Audebert. Par. 1797 gr. Fol.
Folglich eine sehr kleine Species von Säugethie-
ren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von
circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die größte.
Denn der furchtbar große Pavian auf Borneo (Papio
vongo), ist gänzlich ungeschwänzt; und der Man-
dril hingegen kann wohl langgeschänzt heißen.
Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich-
sam kettenartig an einander hängen sollen, um sich
von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flus-
ses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu
schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe
von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol.
I. p. 144. vergl. mit p. 149.
Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich
im Handbuche der vergleichenden Ana-
tomie S. 34 u. f. angegeben.
‘„Certum est, Balearicos aduersus prouentum cuni-
culorum auxilium militare a diuo Augusto petiisse.“’
Plinius.
Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallen-
stein (piedra del porco) soll sich in einer noch nicht
genau bekannten ostindischen Gattung von Stachel-
schweinen finden.
Schwerlich nur 2, wie Linne' meinte. Denn obe-
re Vorderzähne sind doch wohl alle die, so im Os
intermaxillare (– S. 60. Not. * –) sitzen; und
untere alle die vorn im Unterkiefer, auf wel-
che jene obern passen.
Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.
Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich leben-
dig besessen, habe ich in Voigt's neuem Magazin
mitgetheilt, im III. B. S. 683. u. f.
Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere
auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Jour-
nal during a Residence of nearly 16 years on the
Coast of Labrador, Newark 1792. III. vol. 4.
Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich Jah-
re lang lebendig befessen; und eben so sahen es
Ol. Worm, Linne', Rolof, Büffon, J.
Dom. Schulze, Götze, Bechstein, u.a.m.
So nannten Ray, Linne' u.a. das eigentliche
Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht
gekannt zu haben scheinen.
Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber-
fuchses ist wohl in London mit 300 Thalern und
darüber bezahlt worden.
Eine zehnjährige Löwin, die ich im vorigen Früh-
jahr zergliedert, maß von der Schnautze bis zum
Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine
noch nicht völlig erwachsene Crocuta die in Ld.
Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so ge-
messen 4 Fuß 3 Zoll.
Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gestreif-
ten Hyäne, womit der Hr. Forstconservateur von
Wildungen meine Sammlung bereichert hat, ist
wenigstens vollkommen so groß als der von meiner
Löwin.
Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren die-
ses Geschlechts, die geringelte Flecken haben, Pan-
ther, und hingegen alle gefleckte ohne Ringform,
Tiger.
Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclip-
se, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück; bedeck-
te nähmlich bey der größten Streckung 25 Fuß,
und wiederholte diese Action 2 1∫3 Mahl in einer
Secunde – s. an Essay on the Proportions of
Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel,
London 1795. 4.
Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hin-
gegen das Camel mit zwey Buckeln Dromedar ge-
nannt.
Ein einzelnes und, nicht einmahl vollständiges der-
gleichen Horn im academischen Museum wiegt volle
9 Pfund.
Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im
Göttingischen Taschenbuch für das J. 1813.
Nachricht gegeben.
So habe ich z.B. a. 1784. bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrich-
tung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind,
nach Willkür die Achse desselben zu verlängern oder
zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so
verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich
eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu
können. s. Handbuch der vergleichend. Anatomie.
§. 274. tab. 6.
G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren
Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Com.
ment. Petropolit.)
Denn die Organe die Hr. Ever. Home für Backen-
zähne des Schnabelthiers ausgegeben, können doch,
da sie weder die substantia vitrea noch ossea, weder
Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer
Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut
des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem
gemeinen Sprachgebrauch, noch nach der wissen-
[Seite 132] schaftlichen anatomischen und naturhistorischen Ter-
minologie für wirkliche Zähne eines warmblutigen
Quadruped's gehalten werden.
Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar
nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein
Theil des äußeren Gehörganges und der Pauke des
Wallfisches.
S. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl.
zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8.
S. 175.–304.
Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von den
Wallfischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts
belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie phy-
salus u.a. –) den frischgestrandet zu sehen die mir
[Seite 135] unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang,
und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und
eben so tiefe Brustfurchen.
Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi san-
guinis viuipara et ouipara gehandelt, das im IX. B.
der commentation. societ. reg. scientiar. Göttingens.
p. 108.–128. befindlich ist.
Die Kunstnahmen dieser verschiedenen Bildung der
Vogelfüße sind in Forsteri enchiridion p. 15. und
in Illigers Terminologie S. 187. erklärt, und
im III. Th. von Bechsteins ornitholog. Taschen-
buch durch treffliche Abbildungen erläutert.
Ueber den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vögel
solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinun-
gen der Physiologen sehr verschieden. – Manche
haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. –
Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehr-
liches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner
dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft
zu berauben, die sonst der Digestionskraft wi-
dersteht.
Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so
genannten Sternschnuppen, nähmlich die
graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig
gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf
Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide
von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf- und
Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. – s. Hrn.
Dr. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem
Magazin, I. B. 2. St. S. 56. u. f.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern
verschiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr.
Günther. Nürnb. 1772 Fol.
In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will-
kürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom
durchaus unwillkürlichen Gebären der Säugethiere
auffallend auszeichnet.
Plin. L. X. cap. 55. ‘„Liuia Augusta, prima sua
iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum
parere virilem sexum admodum cuperet, hoc vsa
est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, atque
cum deponendum haberet, nutrici per sinum tra-
dendo, ne intermitteretur tepor.“’
Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.
L'art de faire éclore des oiseaux domestiques,
par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3. Vol. 12.
(des Abbé Cotineau.) Ornithtotrophie artificielle. Par.
1780. 12.
Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen, gar nicht
kostbaren Maschine, und die doch so ausnehmend
interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt,
s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht von Ba-
rometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8.
S. 206 u. f. 271 u. f.
Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb. der
vergleichend. Anatomie.
Viele unserer neuern Naturforscher, z.B. Büf-
fon, Fortis, und andere, auch Bomare, Mo-
lina etc. hielten ihn (ganz irrig) für einerley mit
dem Condor.
Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er gehöre
eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein treff-
lich ausgestopftes Exemplar im akademischen Mu-
seum, vor mir, und habe den Vogel in London le-
bendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem
Ban sowohl, als aus seiner Lebensart, daß hier
die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Systeme
gebührt.
Linne' und viele andere Naturforscher, aber auch
Antiquarier hielten den Uhu für den Minervens-
Vogel. Daß dem nicht so, sondern daß das eine
glattköpfige Eule sey, habe ich aus den alten grie-
chischen Kunstwerken gezeigt, im Specimen historicae
naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 20. sq.
Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches,
par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.
Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro-
merops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieil-
lot, J. B. Audebert et C. Sauvages. Par. seit
1801. fol.
Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des
Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Tou-
cans et des Barbus. par F. Le-Vaillant, eben
das. seit 1801. fol.
J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie. Halle 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.
Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux.
vol. VI. p. 557.
Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Win-
terschlafs der Schwalben war Daines Bar-
rington; in s. miscellanies. p. 225.
Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the
American Academy of arts and sciences zu Boston.
Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93. u. 94.
Sogar, daß bey den so genannten Hollen- oder
Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch
auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie
zu einer monströsen, das große oder eigentlich so
genannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben wird.
Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des
Bildungstriebes, die ich in der Commentatio de ni-
sus formatiui aberrationibus genauer beschrieben, und
durch anatomische Abbildungen etläutert habe.
Von der bekannten, aber doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley, einem Hahn seinen
Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel
in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1746. S. 349. u. f.
Ich habe von diesem u.a. Beweisen der Verän-
derlichkeit in der Schöpfung im ersten
[Seite 203] Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f.
gehandelt.
Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der
Störche s. im hannoverschen Magazin 1809.
96. St.
Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le-
vante gesehen habe, das war bloß in der schönern
Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Na-
ckenfedern des hieländischen Reihers verschieden.
Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich da-
von verschiednen weißen, kommen hingegen, wie
gesagt, von der Garzetta.
Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses Vo-
gels gerade mit dem Eintritt, Steigen und der nach-
herigen Abnahme der jenem Wunderlande so wohl-
thätigen Ueberschwemmung zusammentrifft. s. Jul.
Ces. Savigny histoire naturelle et mythologique
de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf.
Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die
ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt,
in den philosophical Transactions vom Jahr 1794.
Nachricht gegeben.
Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis
avium in labyrintho apud Sacaram repertis. Viteb.
1803. 4. mit Kupf.
Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten
Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn.
Past. Hesse in her Capstadt erhalten habe.
s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the remo-
test of all the Hebrides. Lond. 1698. 8.
Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die
[Seite 218] daher, auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Barnaele führt.
j. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Commentat.
Soc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121. sq.
Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animantia ca-
lidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commen-
tation. Soc. reg. scientiar. Göttingens.
Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen Eidech-
senähnliche Amphibien, der Proteus anguinus in dem
unterirdischen Sittichersee in Crain, und die Siren
lacertina in den Gewässern von Carolina, haben
ganz anomalischer weise zugleich ansehnliche Lungen,
und doch auch solche Kiemen, wie sie sich sonst nur
im Larvenzustande der oben gedachten Reptilien
zeigen.
Vom Proteus s. Hrn. von Schreibers (dem
ich selbst ein treffliches Exemplar des eben so wun-
dersamen als seltnen Thiers verdanke) in den Philo-
sophical Transactions. v. J. 1801. – Von der Si-
rene Ellis und J. Hunter im LVIten B. eben
dieser Societätsschriften – und von beyden Hrn.
Cüvier in dess. Recherches anatomiques sur les
reptiles regardés encore comme douteux etc. Par.
1807. 4.
S. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der
Schildkröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepff historia testudinum iconibus
illustrata. Erlang. 1792. 4.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
s. Rösels natürl. Historie der Frösche hiesigen
Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.
Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten
Crocodile s. Hrn. Cüvier in den annales du Mu-
seum d'histoire naturelle T. X. 1807.
und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire
über zweyerley Gattungen von Nil-Croco-
dilen.
S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am-
phibien. Duisb. 2 Hefte 4.
Patr. Russell's Account of Indian Serpents –
together with experiments on their several poisons.
Lond. 1796. gr. Fol.
[Seite 241] Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1 zu 6 zu verhalten.
Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch
in den bey weitem mehrsten Fällen eintreffenden Kenn-
zeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen
auszeichnen, gehört 1) ein breiter, gleichsam herz-
förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt
der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen
(d.h. mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein
kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1/5 der
Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den phi-
los. Transact. Vol. LXXIX. P. I.
Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind,
und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's
Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die
ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klap-
per wohl dazu dienen könne, die dadurch aufge-
schreckten Vögel etc. zu sich herunter zu bringen. –
(– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht
ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genann-
ten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel
herbey zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuver-
lässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gard-
ner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten,
versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer
um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der
Klapperschlangen nachahmen.
Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuem Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37. u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des
Hrn. Dr. Barton.“’
Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische,
(so wie auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich
Aug. W. Zachariä's Elemente der Luftschwimm-
kunst. Wittemb. 1807. 8. S. 34 u. f.
Und über den Antheil, den besonders ihr Aus-
athmen durch die Kiemen (§. 101.) daran hat, S.
J. Brugmans over de Middelen, doo welke de
Visschen zich bewegen etc. (Amst. 1813.) 4.
S. Sonnerat in Rozier Journal de physique Avr.
1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement Vol. V.
pag. 540 u. f.
S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame-
rican. philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab.
5. B.
S. z.B. des Capucinner Cavazzi pesce donna; in
seiner Descrizione di Congo etc. p. 52.
S. Sammlung seltener und merkwürdi-
ger Reisegeschichten. I. Th. Memmingen,
1789. 8. S. 220.
Eine malerische Schilderung der wundersamen
Weise, wie die Indianer Maulthiere und Pferde
in die von Zitteraalen wimmelnde Sümpfe treiben,
damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft ent-
laden und bald daraus ohne Gefahr gefangen wer-
den können, s. in Alex. von Humboldt's An-
sichten der Natur I. B. S. 37 u. f.
s. Hrn. Hofr. Osiander's Denkwürdigkeiten für
die Heilkunde und Geburtshülft I. B. S. 417 u. f.
s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affec-
tion mutuelle de quelques animaux, in seinen Mé-
moires d'histoire naturelle S. 5. u. f.
Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitto-
resque de Sicile etc. Par. 1782. fol. vol. I. tab.
XXVIII.–XXX.
s. z.B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materia-
lien für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150
u. f.
M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis ani-
malium exsanguium: commentatio praemio regio or-
nata. Götting. 1798.4. – F. Jos. Schelvers
Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerkzeuge
bey den Insecten und Würmern, ebendas. 1798. 8.
Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet
traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de
saule. à la Haye. 1762. 4.
Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast
zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasser-
thiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur sehr
wenige im Ocean, der dagegen den bey weiten al-
lermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfol-
genden Thierclasse zum Aufenthalt angewiesen ist.
Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's le-
pidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol.
II. tab. 99.
Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präfor-
mirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenig-
stens erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch
ähnliche Schmetterlinge entwickelten. – So aber
kommen z.B. aus manchen americanischen Raupen,
die manchen Europäischen aufs Täuschendste ähneln,
doch ganz anders gestaltete Schmetterlinge: und
anderseits entstehen manche einander auffallend
ähnliche Schmetterlinge dieser beyden Welttheile
aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr.
J. Ed. Smith in Abbot's angeführtem Werke.
I. B. S. 5.
Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß
der Natur im Bau und in Befruchtung der Blu-
men. Berlin 1793. 4.
Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopte-
res. à la Haye 1766 u. f. 4.
Gu. Ant. Olivier entomologia. Par. seit 1789. 4.
Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von
K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.
J. Ch. Fabricii systema Eleutkeratorum. Kil.
1801. II. vol. 8.
Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb
in einem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht
gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen
Defensor von Freyburg zugestand, sie selbst aber
nach genauer Abhörung beyder Parteyen, und reif-
licher Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that.
S. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S.
278 u. f.
J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc.
Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopterorum mi-
cropterorum. Gotting. 1806. 8.
Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour du monde
vol. I. p. 279 u. f.
Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spoo-
ken, wandelende Bladen etc. door Casp. Stoll.
Amst. 1787. 4.
j. C. Fabricii Supplementum entomologiae systema-
ticae. Hafniae. 1798. 8. p. 186.
S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Ge-
schichte dieses furchtbaren Insects:
Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi. Leipz. 1792. 8.
und Jac. Bryant's observations upon the pla-
gues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8,
p. 137.
Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern
s. Natuurlyke Afbeeldingen en Bescbryvingen der
Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll. Amst. 1780.
sq. 4.
Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngofo-
rum. Brunsvigae 1803. 8.
Fougeroux in den Mém. de. l'ac. des sc. de Paris,
v. J. 1769.
Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis
Danicis impensa. Havn. 1790. fol.
Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten
Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve
oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.
[Seite 339] Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam an dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae. T.
I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen
B) Scheidenwasser, frische Rindsgalle und Ei-
senvitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, un-
tereinander gemischt.
[Seite 340] C) Aetzenden Quecksilber-Sublimats, 1/2
Quentchen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist.
Dieß zu 1 Quartier Terpenthingeist gemischt, und bey
jedesmahligem Gebrauche stark umgeschüttelt.
Mit diesen Mitteln werden die Fugen etc. be-
strichen.
D) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlosse-
nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten Zim-
mern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stunden
verschlossen gehalten.
Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronen-
fast oder Weinessig auf die Betttücher etc. gesprengt.
Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein
wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wo-
von die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zel-
[Seite 344] len bestehen, die an Größe und Form den Caffee-
bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen-
wachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.
Zur Geschickte dieser Ordnung vergleiche man, außer
den schon obengenannten, vorzüglich noch folgende
Werke:
Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlin-
ge. Erlangen, seit 1776. gr. 4.
Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbil-
dungen. Augsb. 4.
Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. I. Th. Rostock, 1785. 8.
M. B. Borkhausen's Naturgesch. der eu-
ropäischen Schmetterlinge. Frkf. 1788 u. f. 8.
[Seite 345] (Denis und Schiffermüller) Systema-
tisches Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener
Gegend. Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg. (von
Illiger und Häfeli). Braunschw. 1800 sq. II.
B. 8.
Chr. Sepp Nederlandshe Insecten. Amst. seit
1762. 4.
C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm.
1759. sq. II. vol. 4.
P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit
1775. 4.
The natural history of the rarer lepidopterous
insects of Georgia, collected from Abbot's observa-
tions by Jam. E. Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.
Joh. Mader's Raupenkalender. Herausge-
geben von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb.
1785. 8.
Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S.
54. tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab.
XIV. fig. 10. 11. S. 198.
Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Nahmens
(der sogenannten Ph. pauonia minor oder Bombyx
carpini) hat neuerlich Hr. Heeger zu Berchtols-
dorf bey Wien im Großen und fabrikenmäßig auf
vielfache Weise zu benutzen gesucht.
Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst
zarten, leichten, und doch ganz festen Zeuge verfer-
[Seite 357] tigt werden, kommt von einer ganz eigenen Gat-
tung Seidenwürmer, nähmlich von der phalaena
(noctua) serici. s. Thunberg in den schwedischen
Abhandl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2.
Gegenmittel hat Hr. Obercommiß. Westfeld im
Hanoverschen Magaz. 1806. 37. St. mitgetheilt.
Von mancherley andern in Brasilien einheimischen
Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae vtrius-
que re naturali p. 111. u. f. und J. Stanes in
des jüngern Sam. Purchas's Theatre of politicall
Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203 u. f.
Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur fünfe
statt aller an:
Swammerdam bibl. nat. pag. 369.
Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.
J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. pag. 128.
Huber nouvelles observations sur les abeilles.
Genève 1792. 8.
und, besonders in Rücklicht der neuern Bemerkun-
gen über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch
Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oeconomie dieser bewundernswür-
digen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitge-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. be-
kannt gemacht.
P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de
la France. Brive. 1798. 8. und Dess. histoire na-
turelle des fourmis. Paris 1802. 8.
P. Huber Recherches sur les moeurs des four-
mis indigènes. ebendas. 1810. 8.
Der berüchtigte sogenannte Herrwurm, eine Art
von Erdmast der wilden Sanen, besteht aus ei-
nem bewundernswürdigen Zuge von vielen tausend
dicht an einander kriechenden, kaum einen halben
Zoll langen Maden, und zwar, wie es scheint,
von Insecten dieser Ordnung (– etwa von Tipulis
oder Asilis –). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl
12 Ellen lang, Hand breit und Daumens hoch,
und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden im
Sommer in größter, regelmäßigster Ordnung umher.
Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark
aufgehellt. – S. dess. meisterhafte observations
of the genus oestrus; im III. B. der Transactions
of the Linnean Society, p. 289 u. f.
Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlosesten
Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu tödten,
gehört eine halbe Quente Quaßia-Extract mit ei-
nem Stückchen Zucker in ein Paar Unzen Wasser
aufgelöst.
Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den
Schnee herausgekrochen seyn können, wird dadurch
erwiesen, daß man sie manchmahl auch nach hefti-
gem Winde auf frischem Schnee gefunden, der eine
hartgefrorene See bedeckte. s. De Geer in der
Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40.
S. F. Redi experimenta circa generationem insecto-
rum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. 1–24.
Die Kleiderlaus soll von der Kopflaus specifisch ver-
schieden, und schwerer zu vertreiben seyn. Ein Mittel
finde ich als ganz bewahrt in einem seltenen Buche
angegeben, wo man man es nicht eben suchen wür-
de; in Fr. v. d. Mye de morbis popularibus Bre-
danis tempore obsidionis. Antverp. 1627. 4. p. 30.
Eine Salbe von 2 Loth grüner Seift mit 2 Quent-
chen Kochsalz.
J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié par
Fr. L. Hammer. Strasb. 1804. fol. mit ausgemalten
Kupfern.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
s. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4.
S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Hrn.
Dr. Reimarus in der Einleit. zur IVten Ausg.
von seines Vaters classischem Werke über die Trie-
be der Thiere S. 8 u. f.
Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat
unter andern schon unser vortrefflicher Keyßler
[Seite 391] durch eigne Versuche widerlegt. Reisen II. Theil.
S. 23 1.
J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschich-
te der Krabben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.
Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
schaftes hat. (tab. I. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt
ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Hal-
ses, und wenn ihrer zwey und zwey einander auf-
gefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige
Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte
Anreitzung erfolgt die wahre Paarung.
S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im
II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz.
Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margariti-
fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilan und
im persischen Meerbusen gefischt. Die westindi-
schen, californischen, so auch die von Utaheiti etc.
sind schon weniger schön: vollends die meisten von
denen aus europäischen Flüssen etc. Doch finden sich
unter letztern, und nahmentlich unter den hieländi-
schen Cellischen, so wie unter den Lievländischen auch
welche von ungemeiner Schönheit.
In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj.
der König an das hiesige academische Museum ge-
schenkt haben, findet sich unter vielen andern der-
gleichen Putzstücken, sogar ein Halsband von nied-
lichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit
Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den
[Seite 404] kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts ver-
schrieen wird, nämlich von den Pesserähs auf
dem Feuerlande.
Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen
von der höllischen Furie, einem von niemand zuver-
sichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschriebe-
nen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen bewaff-
neten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegen-
den Würmchen, was auf Menschen und Vieh her-
abstürzen, und sie durchbohren soll u.s.w., keinen
Glauben beymessen.
Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Naturge-
schichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper.
Blankenburg, 1782. 4.
Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz.
seit 1800. 4.
Vermium intestinalis, praesertim taeniae huma-
nae breuis expositio, auctore P. Chr. Wernero.
Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen
continuario. ib. 1782. u. f. 8.
J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Einge-
weidewürmer. Bamberg. 1803. 8.
[Seite 407] Aber nun vor allen: C. Asm. rudolphi ento-
zoorum s. vermium intestinalium historia naturalis,
Amst. 1808 II. vol. 8. mit Kupf.
s. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümli-
che Animalität schon alte griechische Aerzte ohne
Grund haben bezweifeln wollen,) die beyden vor-
züglich classischen Werke:
Kämpfer amoenitat. exotic. p. 526.
und Winterbottom on the native Africans
in the Neighbourhood of Sierra Leone. vol. II. p. 82.
Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abgerisse-
nen Stücken von Bandwürmern aus ihrem Vorder-
ende wieder ein neuer Kopf bildet. S. Hrn. Car-
lisle's treffliche Beobachtungen über diese Thiere
im II. B. der Transactions of the Linnean Society.
p. 256.
Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch
wenig bearbeiten Ordnung des Thierreichs sind:
Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus
marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von
Nath. Gottfr. Leske. Ebend. 1776. 4.
Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas
in itinere orientali depingi curauit. edidit Carst.
Niebuhr. Havn. 1776. fol.
[Seite 414] Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae
ibid. 1777 sq. fol.
Und L. A. G. Bose histoire naturelle des vers.
Par. 1801. III. vol. 8.
s. des verdienstvollen Weltumseeglers Tilesius
Monographie über die Seeblasen in A. J. von
Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. p. 1.
J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin,
1784. 4. S. 7–134.
Die Tinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch
das Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.
Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.
Zu den vorzüglichen Werken über diesen (– nach
der gemeinen sonstigen Behandlungsweise freylich
nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der N. G.
gehören unter andern:
Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum.
Lond. 1685. sq. Fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu.
Huddesford.) Oxon. 1770. Fol.
Index testarum conchyliorum, quae adservantur
in museo Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.
Desall. D'argenville conchyliologie. Paris.
1757. 4.
Ed. 3. par de Favanne De Montcervelle.
ib. 1780. 4.
F. Mich. Regenfuß Sammlung von Mu-
scheln, Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.
Fr. H. W. Martini systematisches Conchy-
liencabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz).
Nürnb. 1768. sq. XI. B. 4.
Ion. A. Born testacea musei Caesarei Vindobo-
nensis. Vindob. 1780. fol.
L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquilles.
Par. 1802. V. vol. 8.
adolph. Murray fundamenta testaceologiae
Vpsal. 1771. 4. (it. in Linné amoenitat. acad. vol.
VIII.)
C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette
des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Ru-
dolst. 1786. 8.
jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire natu-
relle des mollusques terrestres et fluuiatiles de la
France. Par. 1806. 4.
Th. Martyn's Figures of Shells collected in
the different voyages to the South-Seas. Lond. 1784.
gr. Fol.
Jos. Xav. Poli testacea vtriusque Siciliae eorum-
que historia et anatome. Parmae 1791. II. vol. Fol.
Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an
den europäischen Küsten, s. in Beckmanns Vorbe-
reit, zur Waarenkunde I. B. S. 93–111.
Selbst in den härtesten Marmor, wie z.B. das be-
rühmte, immer noch räthselhafte und schwer zu be-
greifende Phänomen an den drey großen Säulen
von Cipollino antico im Serapis Tempel zu Poz-
zuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über
dem Spiegel des benachbarten miltländischen Mee-
res ringsherum von diesen Steindatteln ausge-
gebohrt sind. s. P. Ant Paoli Antichità di Pozzu-
oli tab. 15.
z.B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so
zu sagen die Larve) von Cypraea tigris.
In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen hal-
ben Gulden, und doch gibts dort Waaren, die man
für ein einziges Kauri auf dem Markte kaufen kann.
s. Rennell's geographical Illustrations of M.
Park's Journey. p. 86.
Linne' nennt dieses Nabelloch (vmbilicus) ‘„stupen-
dum naturae artificium“’ und neuere Archäologen
halten die schöne Schnecke für das Urbild der Vo-
lute an den Ionischen Säulen.
Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinoder
matum ex ed. Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4.
Unter den Rormännern geht eine Volkssage, als ob
dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kra-
ken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abenteuerliches erzählt hat.
– Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähmlich in
der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten em-
por steigen, zur großen Gefährde der Schiffe, die
sich dann etwa gerade über ihm befänden; da dann
auch sein über der Meeresfläche herausragender Rü-
cken für eine schwimmende Insel angesehen worden
sey u.s.w.
Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß
sehr verschiedene und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.
Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s.
z.B. einen neuerlichen Unglücksfall, der sich durchs
[Seite 453] Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be-
mannten Fahrzeug ereignet, in Watk. Tench's ac-
count of the settlement at Pt. Jackson p. 52. –)
Manches hingegen auf dicke, niedrigstehende Nebel,
dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrenen See-
leuten für Küsten etc. angesehen worden: (– einen
merkwürdigen Fall der Art s. im voyage de la Pé-
rouse autour du monde vol. III. p. 10. –) Und so
löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod
Torfesen in s. Groenlandia antiqua p. 100. vom
Kraken sagt: ‘„Tracta haec fabula videtur ex
insula – aliquando conspicua, saepius tamen in-
conspicua.“’
Zur Geschichte der Corallen vergl.
P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766.
8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wil-
kens. Nürnb. 1787. 4.
J. Ellis's natural history of the corallines etc.
Lond. 1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
Ej. natural history of many curious and un-
common zoophytes etc. – systematically arranged
and described by D. Solander. Lond. 1786. 4.
(– Ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um
es von dem vorigen zu unterscheiden, unter So-
lander's Nahmen –).
Vital. Donati della storia naturale marina
dell' Adriatico. Ven. 1750. 4.
Fil. Cavolini memoria per servire alla storia
de polipi marini. Nap. 1785. 4. Deutsch durch
W. Sprengel. Nürnb. 1813. 4.
E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.
Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques
de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle,
1782. 8.
J. Alb. H. Reimarus von der Natur der
Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Rei-
marus Betr. über die besondern Arten der thieri-
schen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.
Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3∫4 Jah-
ren über und über mit Madreporen u.a. Corallen
dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so treffli-
che Hafen von Bantam nun großentheils von Co-
rallen eingenommen.
Viele vulkanische Inseln der Südsee, auch westin-
dische, wie z.B. Barbados, sind wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des
Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden kön-
nen, hat Capit. Cook auf seiner ersten Reise um
die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von
Neu-Holland lange genug erfahren.
Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung f. in
den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1.
S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist.
d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme
de cornes. Leid. 1744. 4.
[Seite 463] H. Baker's natural history of the polype. Lond.
1743. 8.
Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754.
4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)
Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den
süßen Wassern um Regensb. 1754. 4.
Auch diese sind also Thiergattungen, die erst lange
nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und beydes
sind späte Kunstproducte des cultivirten Menschen-
geschlechts.
Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte
O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infu-
sionsthierchen.
Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von
Vegetationen, wie das dabey befindliche Chaos
[Seite 468] aquatile für die unterste erste Staffel von eigen-
thümlicher Animalität angesehen werden kann.
Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch
eines zweypfundigen Karpen über 253000 Millionen
Samenthierchen halten kann.
S. hierüber vorzüglich die beyden Göttingischen
Preisschriften, von Rudolphi (Berlin 1807. 8.),
und Link (Götting. 1807, mit Nachträgen 1809.
8.) Sowie auch L. C. T. Treviranus vom in-
wendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8.
welche Schrift das Accessit erhalten; und von frü-
hern Abhandlungen J. J. Bernhardi's Beob-
achtungen über die Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.
Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Ver-
suchen, Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s.
Commentat. societat. Reg. scientiar. Gottingens.
vol. XVI. pag. 100 u. f.
S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch die
Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha,
1790. 8.
Und besonders über die Identität der Knollen
(z.B. der Cartoffeln) und ihrer Stängel, Hrn.
Obercommiß Westfeld in Voigt's neuem Ma-
gazin VI. B. S. 371 u. f.
Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vo-
gelsang, am leidner Kanal bey Harlem, eine ganze
Linde-Alle auf diese Weise gepflanzt.
Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt
zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern
immer an den Wurzeln gewisser anderer benachbar-
ten Pflanzen ansitzen, und sich durch dieselben näh-
ren. So z.B. die hydnora africana an der euphor-
bia mauritanica u.a. – S. schwed. Abhandl.
XXXIX. B. S. 132.
So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina.
s. Jo. de loureiro flora Cochinchinens. T. II. p.
525. ‘„mirabilis huius plantae proprietas est, quod
ex syluis domum delata, et in aëre libero suspen-
sa, in multos annos duret, crescat, floreat, et
germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia
comprobassem.“’
Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsinnige
Naturforscher daraus für practische Landwirthschaft
gezogen, s. in Voigts neuem Magazin a. a. O.
s. Placid. Heinrich's Petersburg. Preisschrift von
der Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4.
Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs
nach dem Lichte: – In einem Keller, in welchem
Wurzelwerk über Winter aufbewahrt worden, und
der nur oben an einer Seite ein kleines Lichtloch
hatte, war beym Ausräumen im Frühjahr unten
in einem entgegengesetzten Winkel eine Kartoffel lie-
gen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben
hatte, der erst 20 Fest weit auf dem Boden hin,
dann an der Wand in die Höhe und so gerade nach
dem Lichtloche fortgerankt war. – S. die Memoirs
of the American Academy of arts and sciences zu
Boston, Vol. II. P. I. p. 147.
Vergl. auch Hrn. Legat. R. Bertuch's
Beobachtungen an der Indianischen Kresse im all-
gem. teutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S.
226. u. f.
Zu den allerauffallendsten Producten des Secretions-
geschäfts der Gewächse gehört wohl das längst be-
rühmte, aber erst neuerlich recht untersuchte Ta-
baschir, eine meist milchblaue, an den Kanten
durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die
sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambusrohrs
findet, und sowohl im äußern Ansehen, und daß sie
im Wasser durchsichtig wird, als auch sogar in
Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mineralischen
Hydrophan oder Weltauge ähnelt. – S. Dr. Patr.
Russel und Jac. L. Macie in den philosoph. Trans-
act. Vol. LXXX. und LXXXI.
Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen;
von G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8.
Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zu-
weilen zur Blüthenzeit, und zwar zumahl bey Ge-
witterregen in Menge abgeweht und abgeschwemmt,
wo er sich dann besonders auf stehenden Wassern,
Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von ver-
meintem Schwefelregen Anlaß gegeben.
Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifica-
tionstheile darstellen. S. Voigts Magazin VIII.
B. 4. St. S. 80. u. f.
L. Cl. Richard Analyse der Frucht- und des Sa-
menkorns, übers. mit Zusätzen des Verf. etc. von
F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8.
Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum.
Stutg. 1788–91. II. vol. 4. und vol. III. s. t. C.
Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4.
S. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vor-
rede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.
S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter
on the blood, inflamation, and gun-shot wounds.
pag. 237.
S. J. R. Forsters Stoff zur künftigen Entwer-
fung einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit
dem voyage de La Pe'rouse autour du monde. vol.
II. p. 81.
Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792. durch den
großen Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach
den westindischen Inseln verpflanzt worden. – Von
seinem trefflichen Gedeihen daselbst habe ich in
Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 110 u.
f. einige Nachricht gegeben.
Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Africa
eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr
beliebtes Getränk daraus. – s. Mungo Park's
Travels in the interior Districts of Africa, Lond.
1799. 4. p. 100. tab. 1.
Und hierzu auch nahmentlich für die Küstenbewohner
der Nordischen Polarländer das wundersame Treib-
holz (von Pappeln, Lärchen etc.) ohne welches jene
Eisgegenden, wo kein Baum wächst, ganz unbe-
wohnbar bleiben müßten.
Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres
bey den Schinesen s. van Braam voyage de l'Am-
bassade etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.
Ueber diese zum philosophischen Studium der
Mineralogie unentbehrliche geogenische Prämissen,
s. Hrn. Prof. de Lüc's Lettres sur l'histoire phy-
sique de la terre, Par. 1798. 8., die in Voigts
[Seite 513] Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französischen
Handschrift übersetzt sind, und Hrn. Hofr. Mayer's
Lehrbuch über die physische Astronomie, Theorie
der Erde etc. Gött. 1805. 8.
Insgemein: – denn hin und wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa auf den Pyrenäen und manchen savoyi-
schen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf-
ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits
weit niedrigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken
auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klaf-
ter über des Meeres seiner erhaben ist.
So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem La-
gec solcher calcinirten Seeconchylien, das nach
Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cu-
bic-Klaftern halten soll.
Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als
wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte
hingegen so viel als bloßer Fundort. Beyde müs-
sen in der Mineralogie sorgfältig von einander un-
terschieden werden. Denn so ist z.B. von den ge-
diegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen die
in so genannten Steinregen herabgefallen, der
Fundort hienieden – ihr Entstehungsort aber au-
ßerhalb unserer Erde.
Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Classi-
fication s. mit mehreren
J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1768. 8.
C. Haidinger's Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten 1785. 4.
A. G. Werner's kurze Classification und Be-
schreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden
1787. 8.
C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.;
und besonders den orologischen Theil der syste-
matisch-tabellarischen Uebersicht der Mineralkörper
von Leonhard, Merz und Kopp. Fr. 1806. Fol.
Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8. nebst
der dazu gehörigen petrographischen Char-
te des Harzgebirgs, und dem Cabinet der
harzischen Gebirgsarten.
Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgs-
arten sind z.B. die Voigtischen, die Char-
pentierische, und die des Hrn. Past. Heim
zu Gumpelstadt im Meiningischen.
Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique,
et sur l'espèce minéralogique. Par. 1801. 8.
Dieses gilt sogar zuweilen von der mechanischen
Verbindungsart der Fossilien; so daß es in einzel-
nen Fällen nichts weniger als leicht ist, die Grän-
[Seite 521] zen zwischen mechanisch-einfachen und gemeng-
ten Steinarten zu ziehen. So z. E. bey den Ue-
bergängen des reinsten Basalts von noch so homo-
gen scheinendem Korn zum Halbgranit, der aus Horn-
blende und Feldspath gemengt ist; oder des körni-
gen Quarzes zu manchem Sandstein etc.
J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum na-
turalium anorganicorum indoles chemicas atque ex-
ternas im IIten B. der Commentat. Societ. Regiae
scientiar. Gottingens. recentior. 1813.
Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kenn-
zeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8.
[Seite 522] J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Ent-
wurfs zu einer Einleitung in die Oryktognosie.
Braunschw. 1805. 8.
Pesanteur specifique des corps. – par M. Brisson.
Par. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof. Leipz.
1796. 8.
Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das
Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur
von ungefähr 64° Fahrenh. angenommen. – Wo
ein L. dabey steht, bedeutet es des sel. Hofr. Lich-
tenberg's Wägung.
Die aus Holz geschnittenen Modelle der wichtigsten
Crystallisationen, die in der hiesigen Industrie-
Schule unter der Aufsicht des Mathematicus, Hrn.
List, verfertigt werden, sind nebst der dazu gehöri-
gen gedruckten Beschreibung daselbst für anderthalb
Rthlr. zu haben.
Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der
Crystallographie par M. de Rome' de l'Isle. 2de
Edit. Par. 1783. IV. Bände. 8. Dieser hat sich mehr
an die äußern Crystallisationsformen gehalten. Weit
tiefer ist hingegen H. Haüy in den unten anzufüh-
renden Werken mittelst der Stereotomie der Fossi-
lien in das innere Gefüge (Structur) der Crystalle
und in die Bestimmung der Formen ihrer Kerne
oder Grundgestalten, und dieser ihrer Maßentheil-
chen (molecules integrantes) eingedrungen.
Folglich versteht sich von selbst, daß man nach die-
sem Begriffe von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar säulenförmigen, aber nicht so determinir-
ten Gestalten manches Basalts, thonartigen Eisen-
steins, Stangenkohle etc. damit verwechseln dürfe.
Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystalle von so genannten After-Crystallen
unterschieden werden, da nähmlich ein Fossil die
[Seite 523] Stelle und Form eines vorher da befindlich gewese-
nen, aber allgemach aufgelösten verwitterten oder
ausgefallenen Crystalls anderer Art eingenom-
men hat. So z.B. die so genannten crystallisirten
Hornsteine von Schneeberg etc.
Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfän-
ger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein
Fossil für dessen eigene Crystallisation halte. So
z. E. bey manchem Chalcedon.
S. Théorie sur la structure des cristaux, par R. J.
Haüy im Journal de physique T. XLIII. p. 103.
u. f.
J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Bey-
träge. Braunschw. 1803. 4. – s. auch Dess.
Handbuch I. S. 13 u. f.
Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen-Laboratoriums und ins beson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage
Greifsw. 1782. 8.
S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen; und
J. F. A. Göttling's chemisches Probir-Ca-
binet zum Handgebrauche. Jena 1790. 8. nebst der
dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus. etc.
Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alkalien,
besonders in erhöheter Temperatur – Denn daß sich
z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung mit Sode
in manchen heißen Quellen aufgelöst finde, zeigt
der an manchen derselben (– zumahl in Kamtschatka
und Island –) sich ansetzende Kieselsinter,
von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch
die Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den
Transact. of the Roy. Soc. of Edinburgh. Vol. III.
S. 119. u. f.
Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bey
manchen orientalischen) zuweilen carneol und onyx-
farbig; häufigst scheinen sie hingegen vom Braun-
stein herzurühren; – manche isländische enthalten
aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem
Vergrößerungsglase vollkommen das Ansehen vom
Wasserfaden-Moos (Conferven) zu haben scheint.
Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:
‘„in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc
ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aet-
na, insulis Aeolicis. – Ad Coblenz, et in infe-
riore Germania.“’
Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von
rahmgelbem Halbopal werden in Rom nette Cameen
gearbeitet.
S. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.
Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen, von
neuern Schriftstellern oft verkannten, und mit an-
dern verwechselten Steinart gehandelt in Specimen
historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae
p. 30. u. f.
S. Leop. von Puoh über den Kreuzstein. Leipz.
1794. 8.: und J. Fr. L. Hausmann in We-
ber's und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B.
S. 111.
Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von ei-
gentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch
habe ich von Hrn. Baronet Banks einen grobkör-
nigen Sand erhalten, den der Botaniker W. Braß
am Cape' Coast auf Guinea gesammelt, und worin
sich besonders eine Menge Körner finden, die dem
Hyacinth vollkommen gleichen. Außerdem auch un-
ter andern kleine dem Spinell ähnelnde Gerölle.
Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke:
s. z.B. im Inventaire des diamans de la couronne
etc. imprimé par ordre de l'Assemblée nationale. Par.
1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un saphir d'orient –
couleur saphir des deux bouts, et topaze au mi-
lieu.“’
S. Ch. Greville on the Corundumstone from
Asia; in den Philos. Transact. 1798. P. I.
Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p.
292.
Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fos-
silien (z. E. in einigen Gegenden von Thüringen
der Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs zum
[Seite 557] Schleifen barter Steine, des Glases, Stahls etc.
Smirgel genannt.
S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten –
zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeich-
net von einem Liebhaber der Immer Gern Speculirt.
Chemnitz, 1707. 8. S. 269. u. f. wo der Verf.
Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste
bestimmte Nachricht vom ceilanischen Turmalin
gibt.
S. J. C. Freiesleben über das schillernde Fos-
sil von der Baste bey Harzburg. Leipz. 1794. 8.;
und J. Fr. L. Hausmann in den Norddeut-
schen Beyträgen zur Berg- und Hüttenkunde 1.
St. S. 1.
Von der merkwürdigen Eigenschaft des russischen
Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen
und vollkommen parallel durchgehen läßt, und dem
nützlichen Gebrauch, den man folglich davon bey
astronomischen Instrumenten machen kann, s. des
Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B. p.
239. u. f.
So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Gra-
nit aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse
nur wie mit Quarzblättchen und Splittern so son-
derbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimm-
ter Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen
einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch
den Nahmen, pierre graphique, erhalten hat. – s
Voitgs Magazin. VI. B. 4. St. S. 21.
Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturi-
no (Avauturinspath) vom weißen Meere. Ein
[Seite 563] blaßfleischrother Feldspath, der mit zarten, gold-
glänzenden. Glimmerblättchen durchmengt ist, und
dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Widerscheine opalisirt.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpfer-
thons, die sich durch auffallende Eigenheiten der dar-
aus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehören vor-
züglich
1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken
griechischen und so genannten etruskischen
Basen gearbeitet worden, die sich besonders
durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unter-
scheiden.
2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros
de Estremoz gedreht werden, welche einen an-
genehmen adstringirenden Geschmack haben,
und selbigen auch dem daraus genossenen Ge-
tränk mittheilen.
3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Sie-
benbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit
großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wän-
den verfertigt.
Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der
vom jüngern Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an der
Mündung der Kamyschinka in die Wolga entdeckte
überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer-
Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen An-
wendung den Nahmen hat, die dieser treffliche Che-
miker davon gemacht, und in Lichtenberg's göt-
tingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S.
401 u. f. genau beschrieben hat.
Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend
feinkörniges Steinmark von der Insel St. Helena,
das selbst seine schärfsten Kanten in einer Hitze die
Eisen schmilzt, unverändert erhält.
Viele dieser Mandelsteine sind zur Zeit, da der
so genannte Vulcanismus sehr im Schwange war,
für Laven angesehen worden. So z.B. nahment-
lich die vom Kaiserstuhl, einem Gebirgszug im Breis-
gau, die wegen ihrer mancherley Abartung der
Wacke sowohl als der darin eingemengten Fossilien
merkwürdig sind. S. Bar. De Dietrich Descript.
des Volcans, decouvértes en 1774. dans le Brisgau
im Xten B. der Mém. presentés à l'Ac. des sc. p.
435 u. f. Ich habe mich aber vom Ungrund ihrer
vermeynten Vulcanität durch eine zahlreiche Suite
derselben in meiner Sammlung überzeugt, als wor-
unter sich auch nicht ein einziges Stück befindet,
das man mit Schein des Rechtens für eine wirkli-
chen Lave ansprechen dürfte.
So vor allen die unzähligen mächtig großen Basalt-
säulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in
der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesendamm
(Giant's Causeway) an der Nordküste von Irland
ausmachen. – Ich besitze von diesem berühmtesten
aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die
zusammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich
eine genaue Zeichnung im zweyten Hefte der Abbil-
dungen naturhist. Gegenstände tab. 18. geliefert ha-
be. – Immer bleibt die äußerst regelmäßige Arti-
culation dieser Säulen eines der räthselhaftesten
und merkwürdigsten Phänomene der Geogenie.
Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen
Basalte zu gehören. In manchen Abarten derselben,
zumahl unter den schwarzen, sind die Gemengstoffe
noch von einander zu unterscheiden, und diese gehen
dann in den aus Hornblende und Feldspath beste-
henden Halbgranit über. Mehr davon habe ich
in dem Specimen historiae naturalis antiquae artis
operibus illustratae p. 29. gesagt.
So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno
findet. S St. Will. Hamilton's Campi phlegraei
tab. 40. nr. 3.
S. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792–1794.
III. Th. 8.
Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehete vom Atrio di Cavallo, und die
eyförmige Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, besondere
Erwähnung. Von jener s. die Campi phlegraei tab.
13 un 33, und von dieser das Supplement dazu tab. 4.
S. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient.
Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46. sq. und des Colleg.
[Seite 578] R. Reineggs Brief aus Persien an den Baron
von Asch in Voigts Magazin. IV. B. 3. St.
S. 13 u. f.
S. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunst-
werken der Steinschneider. V. C. von Dalberg.
Erf. 1800. 8.
Das hiesige akademische Museum besitzt in der alten
Schlüterschen Sammlung zwey kleine Stücken ge-
diegen Eisen von Johanngeorgenstadt, die unvoll-
kommen ästig, wie an manchen Stellen das Sibi-
rische, und ebenfalls mit einem fast Olivinähnlichen
Fossil gemengt sind.
Nun und hiermit kommt wieder der Gehalt der so
wunderbaren Aërolithen oder Meteorstei-
ne, nähmlich der Steinmassen überein, die schon so
manchmahl zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz
verschiedenen Weltgegenden, aber meist unter glei-
chen Umständen, bey Explosion eines Meteors,
[Seite 581] vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen,
welche man bis jetzt genauer untersucht, sowohl im
äußern als in ihrem Gehalt einander auffallend
ähneln, hingegen sich von allen bekannten telluri-
schen Fossilien schlechterdings auszeichnen. – Von
diesen so merkwürdigen Massen s. mit mehrern den
Freyh. von Ende über Massen und Steine, die aus
dem Monde auf die Erde gefallen sind. Braunschw.
1804. 4. und in Voigts neuem Magazin. II. B.
S. 620 u. f. IV. B. S. 515 u. f. VII. B. S. 233
u. f. VIII. B. S. 3. 7. 133. 178 und 434 u. f. und
X. B. S. 220 u. f.
Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.
Ein Stück, so ich davon besitze, bat mir Herr Ba-
ronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr. Kö-
nig in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst bey
Gale auf Ceilan gebrochen hatte.
Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalkerde
nur in den opaken, nie in den durchsichtigen Bo-
raciten.
So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelstei-
nen etc. ausnehmend hart verbunden ist, so kann al-
lerdings auch der Kalk zu einer Härte verbunden
werden, daß er am Stahl Funken gibt. s. Loques
in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870.
(Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphor-
haltige Kalk im Schmelz der Zähne.)
Fr. Stromeyer de Arragonite eiusque differentia a
Spatho calcareo rhomboidali chemica im II. B. der
Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens.
recentior. 1813.
Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San
Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksin-
ter (albâtre factice) zum Abformen marmorähnlicher
Basreliefs und Medaillons benutzt; s. von dieser
Sinter-Plastik die deutschen Schriften der
göttingischen königl. Soc. der Wiss. I.
Th. S. 94. und. Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch.
der zeichnenden Künste I. B. S. 463.
Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse
von einer Bergleiter befindlich, die man beym Auf-
räumen einer, höchstens 100 Jahre lang verlassen
gewesenen Grube im Rammelsberge am Harze vor-
gefunden, um welche sich während dieser Zeit eine
Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und
von einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.
Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die ich
vom sel. Girtanner erhalten, befindet sich Gyps
mit ganzen Lagen und Adern von Hornstein durch-
zogen, und anderseits Hornstein voll eingewachsener
Selenitblättchen.
Der Strontianit, der oft mit dem Witherit verwech-
selt worden, unterscheidet sich besonders auch da-
durch von demselben, daß er, nach den Versuchen,
die ich damit an warmblütigen Thieren angestellt,
von denselben ohne allen merklichen Nachtheil ge-
nossen wird, da hingegen der Witherit bekanntlich
denselben ein tödtliches Gift ist. – Ich habe diese
Versuche im III. B. der medicinischen Bibliothek
S. 730 beschrieben. Auch gibt nach der Bemerkung
des Hrn. Dr. Ash, ein mit der salpetersauren
Auflösung der Strontianerde getränktes Papier,
wenn es getrocknet und angezündet wird, eine schön
[Seite 602] purpurrothe Flamme, da hingegen die vom Withe-
rit unter gleichen Umständen gelblichweiß brennt.
Vergleiche hiermit Karstens tabellarische Uebersicht
der Gebirgsarten, einen vorzüglich lehrreichen Ab-
schnitt seiner oben (S. 526.) angeführten mineralo-
gischen Tabellen.
Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus welchem
die bewundernswürdigsten Denkmahle der altägyp-
tischen Kunst. die Obelisken, gehauen worden,
von seinem Fundort bey der Stadt Syene am
Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Gabinetto
del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238. ‘„I graniti
delle nostre guglie Egiziane hanno per base un fel-
spato rossigno con quarzo fragile semitrasparente,
e mica nero.“’ – Vollkommen so sind die Proben
von rothem antiken Granit in meiner Sammlung;
nahmentlich eine vom Obelisk des Rameses, und
eine von der Säule Kais. Antonin's. – Und Hr.
Prof. Wad, der die echten frischen Bruchstücke,
die sich von den berühmtesten römischen Obelisken
in der Sammlung des Cardinal Borgia befinden,
aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his
speciminibus clare patet Syeniten Plinii esse
granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo,
feldspato, et mica).“’ S. Dess. Fossilia Aegyp-
tiaca musei Borgiani. Velitris 1794. 4. pag. 1 u. f.
– Vergl. auch H. Petrini bey Zoega de origi-
ne obeliscorum. Rom. 1797. fol. pag. 648.
Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil; nur 973537 Pfund. – S. des Grafen Car-
bury monument élévé à la gloire de Pierre le
grand. Par. 1777. Fol.
So nahmentlich, obschon nur in geringer Menge, in
einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken auf
dem Harz, die an gewissen Stellen, und selst in
kleinen Stücken, so wie der obgedachte vom Hrn.
von Humboldt entdeckte polarische Serpentinfels,
die Richtung der Magnetnadel invertiren. S. J.
Fr. L. Hausmann im Hannöverschen Magazin
1801. St. 84 u. f.
Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die
ganz eigene merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer
ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten
und vermuthlich ältesten aller bekannten Denkmahle
menschlicher Kunst, nähmlich die wunderbaren mäch-
tig großen Felsenpagoden ans Elephanta bey Bom-
bay mit ihren abentheuerlichen theils colossalen Ido-
len nicht erbaut, sondern in den lebendigen Felsen
selbst aus dem Ganzen gehauen sind. Die Probe,
die ich davon besitze, die mir Chs. Townley von
der berühmten Gruppe in seinem Museum von Al-
terthümern absägen lassen, besteht so wie andre aus
diesem Felsentempel ausgeschlagnen Idole, die ich
in London gesehen, aus einer Grundmasse von über-
aus hartem leberbraunen eisenschüssigen Thon, worin
vieler Feldspath, weniger Quarz, und noch weniger
Hornblende eingemengt ist. – Mehr davon habe ich
in dem Specimen historiae naturalis archaeologicum
p. 28 u. f. gesagt.
Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens
besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuer-
steingerölle versteinte Cellularien enthalten.
Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist
mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre
Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die Mer-
gulartige, allgemach erweichte des schräggelegnen
dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C.
Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am
2. Sept. 1806 verursacht, der das Goldauerthal
überschüttete.
Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte des
17ten Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi vit.
Peireskii ad. a. 1630. pag. 150.
Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffs von Salzen; in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. II. B. S. 6. u. f.
Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de
Luc's geologische Briefe; im Voigtischen Magazin
IX. B. 4. St. S. 37.
Der so genannte Atramentstein oder Kupfer-
rauch ist ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen
leerer Räume in den Gruben gebrauchtes, zusam-
mengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser durch-
zogen worden, und woraus dann (z.B. in Gos-
lar) der mehreste Vitriol gesotten wird.
Das dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den
Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen, II. Th.
S. 92.
s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Er-
zeugung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.
Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit einiger
ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich den
18. Feb. 1791. im britischen Museum zu öffnen. Er-
[Seite 624] laubniß erhalten. s. philosoph. Transactions for 1794
pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beytr. zur Na-
turgesch. II. Th. S. 53.
Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer
wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er
angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut;
dagegen springen brennende Stückchen von diesem
in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwie-
derum nicht mit dem Copal geschiecht.
In einer überaus instructiven Suite zur Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von
Finkenstein Schönburg meine Sammlung be-
reichert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini, Blattae, etc.
Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr sel-
ten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandel-
förmige Samenkapsel des ehemahligen Bernstein-
baumes, dergleichen ich durch die Güte des Hrn.
Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze.
Der von Barbados wird als ein bewährtes Keilmit-
tel bey hartnäckigen Hautkrankheiten, und sogar bey
krebsartigen Uebeln gebraucht.
Diese persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägyptische
balsamirten Leichen gebraucht, und diese seitdem all-
gemein Mumien genannt worden.
Man hat die bituminösen Holzflöze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle einer
catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treib-
holz halten wollen, das, so wie das frische an den
Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben S.
507. not *) durch Strömungen etc. in solche mächtige
Lagen zusammengeschwemmt worden sey. Mir
scheint hingegen manches Treibholz, wie z.B. das-
jenige so hier zu Lande bey Stabe angeschwemmt
wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-
Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst
aus Flözlagen von bituminösem fossilen Holze los-
gerissen und an die Küsten getrieben zu seyn.
Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammenge-
filzten, mit Erdharz mehr oder weniger durchzoge-
nen Pflanzen, zumahl von Moosen und Gräsern
(S. 506.); in theils Gegenden auch von Heidekraut etc.
und diese Torfarten sind freylich großentheils von
neuer Entstehung, wodurch denn manche Naturfor-
scher bewogen worden, den Torf überhaupt gar nicht
zu den Fossilien zu zählen. Indeß, da doch man-
cher inländische Torf auch aus Seepflanzen,
fucis etc. besteht, die folglich von einem weit höhe-
ren (auf Erdrevolutionen zurückführenden) Alter des-
selben zeugen, mancher auch ganz deutlich in Brann-
[Seite 631] kohle übergeht, so scheint hier doch immer für den-
selben die passendste Stelle in der Naturgeschichte
zu bleiben.
Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die
Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.
S. E. F. Rettberg's Erfahrungen über die Lager-
stätte der Steinkohlen, Braunkohlen und des Tor-
fes. Hannover 1801. 8.; und J. C. W. Voigt's
Versuch einer Geschichte der Steinkohlen etc. Wei-
mar 1802 8.
Ich habe bey den Versuchen, die ich über den so ge-
nannten Galvanismus angestellt, im Herbst 92 ge-
funden, daß der Graphit denselben eben so gut als
Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur
Belegung der entblößten Nerven, oder als Conduc-
tor gebraucht werden.
Doch besitze ich auch durch, die Güte des sel. Baron
von Asch, als eine exotische Seltenheit, ausneh-
mend feinen Graphit vom äußersten Ende des nord-
östlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen sich
[Seite 634] die Tschuktschen und andere benachbarte Polarmen-
schen, auch auf der gegenüberliegenden Küste des
nordwestlichen America, zur Schminke und statt Farbe
an ihren Geräthen und Kleidungsstücken bedienen.
Die Identität des Durchgangs der Blätter in den
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins, der
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Folge von Demanten in meiner Samm-
lung, die ich dem berühmten Demantschleifer Be-
melmann in Amsterdam verdanke, der sie nach
den verschiednen Richtungen geklovt hat.
S. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in den
Götting. gel. Anzeigen vom J. 1805. S. 1777. u. f.
Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt
das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me-
talls sogar auf = 23286.
So besitze ich z.B. vom Hrn. Dr. Wollaston
Platindrahte von der bewundernswerthen Feinheit
von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/3100 Zoll Dicke.
Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupferblech
auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit
Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser verschie-
denen Metalle zusammen von der Dicke eines Blat-
[Seite 642] tes Papier; auch einen aus Platina scharf und nett
ausgeprägten Bracteaten, den er dem Astronomen
Hell zu Ehren verfertigen lassen.
Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die
aus Vernachläßigung des solidern Petrefacten-Stu-
diums entstanden sind, gehört unter andern, daß
manche der neuesten und übrigens sehr verdienstvol-
len Mineralogen diese concentrischen Ablosungen des
schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich
so genannten Corallen-Erzes, für wirkliche Ver-
steinerungen gehalten haben.
Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der
zweyten Formation, heißt das so aus vitrioli-
schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge bey Goslar etc.) mittelst des Eisens
gefällt wird.
S. Dr. Pearson's Remarks on the properties and
composition of the different states of Iron; in den
philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f.
bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz,
des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin I. B. 1.
St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.
Eine Probe von diesem berühmten süd-amerikani-
schen, Eisenblock, die ich als eine ausnehmende Sel-
tenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks ver-
danke, unterscheidet sich von dem sibirischen beson-
[Seite 655] ders durch eine hellere, dem Zinnweißen sich nä-
hernde Farbe.
Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepatico ac
radiato auctor.) im III. B. der Commentat. recen-
tior. Societ. Reg. scientiar. Gottingens.
s. Hausmann de relatione inter corpor. natur. an-
organic. indol. chemicas atque externas pag. 34.
So die sonderbaren kopfgroßen mit Scheidewänden
von Braunspath durchzogenen Kugeln von Aberlady
in Lothian, die durch Dr. Hutton's Theorie der
Erde berühmt worden. S. Hrn. Faujas-Saint-
Fond in s. Voyage en Angleterre etc. T. I. p. 124
und Girtanners Darstellung des Darwinschen
Systems II. B. S. 324 u. f.
Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in
dergl. besondern Gestalt gesehen habe.
Die berühmten Slickensides in den derbyshirer Gru-
ben sind spiegelglatte Saalbandflächen des dasigen
dichten Flusses (S. 599.), die wie mit einem dün-
nen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der aus
Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen
soll. Beym Brechen desselben entstehen durch Bey-
tritt der atmosphärischen Luft oft gewaltsame, den
Arbeitern leicht tödtliche Explosionen. – S. W.
Jone's phisiological disquisitions. Lond. 1781. 4.
P. 5. 11. u. f.
Seifenwerke (Engl. stream-works.) sind eine
eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz-
führenden Ganggebirgen, die theils zu mehreren
Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und theils
abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer
Gänge gefüllt sind; und wovon z.B. die bey Ei-
benstock im Erzgebirge, und die bey St. Austel etc.
in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von
jenen s. Charpentier's mineralog. Geogr. der
Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber das
bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143.
Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel
Bley zusammengeschmolzen, gibt das so genannte
rosensche Metall, das schon im kochenden Wasser
schmilzt.
Gediegen ist der Nickel auch, aber nur in gerin-
gen Procenten, dem oben (S. 654 u. f.) gedachten
gediegenen Eisen beygemischt; und zwar (nach Ho-
ward) dem Sibirischen zu 17, dem Südamericani-
schen aber zu 10 pro Cent.
Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen
archaeologiae telluris etc. Götting. 1803. 4. mit Kupf.
[Seite 687] und im XV. B. der Commentat. Soc. Reg. Scient.
Gottingens.
Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die dessen ungeachtet wegen ihrer Lage, worin sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteinerun-
gen im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen.
So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Aus-
fluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar
ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas
primigenius), dessen ausgestopftes Fell so wie sein
Skelet im Museum der Acad. der Wiss. zu St.
Petersburg aufgestellt ist.
Der Güte des Hrn. Prof. Stromeyer verdanke
ich blaulichschwarze Osttraciten in bräunlichgrauen
splittrigen Flözkalk, die am Taillon auf den Pyre-
näen in einer noch beträchtlichern Höhe, nämlich
von 8400 Fuß brechen.
s. die Umgebungen von Muggendorf; ein Taschenbuch
von G. Aug. Goldfuß. Erlang. 1810. 12.
Hr. Obercommiss. Westfeld über die letzte Aus-
bildung der obersten Erdrinde der Gegend um Göt-
tingen. s. die hiesigen gel. Anzeigen 1809. 106. Stück.
Ch. König on a fossil human Skeleton from Guada-
loupe in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.
Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's vermeyn-
ter homo diluuii testis, und die Pfoten von Palma-
tis in bituminösem Mergelschiefer, die der sel. Bergr.
Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt keiner Be-
richtigung mehr; aber wohl hat Spallanzani's zu-
versichtliche Behauptung (im III. B. der Memorie
della Società italiana S. 452. u. f.), daß die zu-
sammengesinterten Knochenbreschen auf Cerigo von
Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich man-
che Mineralogen irre geführt. – Ich habe aber durch
die Freundschaft des besonders durch seine gelehrten
Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn.
Hawkins einen Vorrath von diesen famosen Kno-
chenbreschen erhalten, und nach aller streng osteo-
logischen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die
ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien
besitze.
Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschich-
te fossiller Knochen, I. St. Leipz. 1795. 8.
L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch
für Forst- und Jagdfreunde, für 1800. S. 159.
u. f. und J. Weib. Neergaard Beyträge zur
vergleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127. u. f.
(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'elephans
et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne etc.
I–III. St. Darmst 1783. u. f. a.; und Hr.
Staatsrath Cüvier in dem angeführten classischen
Werke.
Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens.
T. II. pag. 215–280. und Cuvier a. a. O. – s.
Voigts neues Magazin. XII. B. S. 97. u. f.
Rembr. Peale's Account of the Skeleton of the
Mammoth Lond. 1802. 4. Cuvier a. a. O. und
A. C. Bonn in den natuurlyke Verhandel. der Maatsch.
der Wetensch. te Haarlem. IV. B. 2. St.
D. Jos. Garriga Description del Esqueleto de un
quadrupedo muy corpulento y raro. Madr. 1796. 4.
und Cuvier a. a. O.
In den Denkschriften der königl. Acad. der Wissen-
schaft. zu München, für die Jahre 1811 und 12. S.
89. tab. 5.
S. Hrn. Geh. Assist. Rath von Hoff in s. Magaz.
über die gesammte Mineralogie I. B. S. 283. und
Hrn. Cüvier a. a. O.
B. Faujas – St. – Fond histoire naturelle de la
Montagne de St. Pierre de Maestricht. Par. an VII. 4.
S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Ve-
ronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Trans-
actions of the Royal Irish Academy. Vol. V. 1794.
p. 281.
vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur
la Geographie mineralogique des Environs de Paris.
Eine Art des Vorkommens, das der gelehrte Mine-
raloge Guettard bey fossilen Conchylien ganz be-
zweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Paris
v. J. 1759. S. 204. 206.
S. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Ge-
schichte der Erde und des Menschen, l. B. S.
262. u. f.
S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1.
S. Wiedemanns Archiv für Zoologie etc. IV, B. S.
1. tab. 1. und Karsten im Magaz. der Berlin.
naturforsch. Gesellsch. 3ter Jahrg. 1s Quart. S. 95.
Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac li-
thophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrino-
rum. Goett. 1784. 4.
Act. acad. Palatina. T. III. P. phys. – Die Platte
voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Pe-
trefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, be-
findet sich jetzt in meiner Sammlung.
J. Jac. Scheuchzer herbarium diluuianum. Lugd.
Batav. 1723. Fol.
E. F. von Schlotheim Beschreibung merkwür-
diger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen.
1ste Abthl. Gotha. 1804. 4.
Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das
auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im
Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen, und sich jetzt
in meiner Sammlung befindet, s. das Mineralien-
Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Ver-
fasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge.
S. 41. u. f.