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Handbuch der Naturgeschichte —

Table of contents

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[titlePage_recto]
Handbuch
der
Naturgeschichte
Multa fiunt eadem sed aliter.
(quintilian.)
Neunte Ausgabe.
Erste Abtheilung.

Wien
1816
,
bey Rath. Gräffer und Härter.
[titlePage_verso]

Vorrede
zur vorhergehenden achten Auflage.

[[III]]

(Mit einigen Zusätzen.)

Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit,
Gilles Menage, war des Glaubens, daß die
Güte eines Buchs mit der Zahl der Ausgaben
desselben in Verhältniß stehe, und man von ei-
nem bewährt brauchbaren deren acht zählen
müsse.

So wenig sich nun zwar absehen läßt, wie
der sonst scharfsinnige Mann auf einen so aben-
teuerlichen – im Allgemeinen so höchst trüglichen
ganz unzuverlässigen Maßstab verfallen konnte, so
darf es inzwischen der Verfasser eines wissenschaft-
lichen, besonders auch zur Grundlage bey akade-
mischen Vorlesungen bestimmten Handbuchs, zu-
mahl in einer Disciplin, die deren schon vorher gar
manches zählte, für ein Zeichen der Brauchbar-
[Seite IV] keit des seinigen ansehen, wenn er die achte (–
und nun die neunte –) Ausgabe davon be-
sorgen muß, – fünf bis sechs Übersetzungen des-
selben in fremde Sprachen ungerechnet, die zwi-
schendurch davon erschienen sind*).

Das Buch sollte von der allgemeinen Natur-
geschichte, gleichsam von ihrer Philosophie, eine
faßliche Übersicht, und aus der unübersehlichen
Fülle der speciellern so viel des Gemeinnützigsten
und Interessantesten in gedrängter Kürze enthal-
ten, als der zweckmäßige Zuschnitt eines, wie
gesagt, auch als Leitfaden bey akademischen Vor-
lesungen brauchbaren Handbuchs gestattet. Da-
bey ist unter andern auch besonders darauf Rück-
sicht genommen, daß dasselbe zu einem nützlichen
Hülfsmittel zum Nachschlagen, und zwar nah-
mentlich beym Lesen von Reisebeschrei-
bungen
dienen möchte, und dazu war denn
auch das genaue Register erforderlich, das einige
tausend Rahmen von merkwürdigen Naturproduc-
ten enthält.

So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz
beträchtlichen Zuwachs von neuen Entdeckungen
[Seite V] oder Berichtigungen in der Naturgeschichte, auch
von eigenen Ansichten und Bemerkungen des Ver-
fassers erhalten hat, so auch diese gegenwärtige,
und zwar – wie schon die Vergleichung des Re-
gisters zu derselben ausweisen könnte – nach Ver-
hältniß wohl mehr als eine der vorigen.

Folgendes aus den Vorreden zu den letz-
tern Ausgaben mag auch in dieser hier seine Stelle
finden.


Ich habe in den mineralogischen Abschnitten,
so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und
den darunter begriffenen Gattungen gesprochen.
Denn daß man in der Mineralogie die Fossilien
in genera und species eintheilt, und die genera
auf Deutsch Geschlechter, so wie die species Gat-
tungen
nennt, darüber ist meines Wissens un-
ter den gelehrten und philosophischen Mineralogen
Deutschlands nur eine Stimme. Und so ver-
steht sichs wohl von selbst, daß, wenn ich also in
einem Theile des Buchs die Benennungen von
Geschlecht und Gattung in diesem von je (– und
bis vor Kurzem allgemein –) angenommenen
Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern
Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne
[Seite VI] für genus brauchen durfte, wie doch in der That
neuerlich von gar manchen Deutschen Schriftstel-
lern in der Zoologie und Botanik versucht worden.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer be-
stimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag:
– aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen
versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch

‘„quem penes arbitrium est, et jus, et
norma loquendi
“’

bey andern aufgeklärten. Nationen riskirt hätte:
– daß es ihm hingegen in meinem theuern Va-
terlande Deutscher Nation nicht an Nachahmern
gefehlt hat, ist nichts weniger als unerwartet. –
Genug indeß, daß so viele philosophische Natur-
forscher und die größten unserer naturkundigen
Philosophen das verba valent sicut numi besser
befolgt, und sich also durch diese sonderbare Um-
stempelung nicht irre führen lassen. – Und war-
um auch ich für meine Person es hierin lieber
beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer
anschließe, dafür habe ich folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, der sei-
ner Sprache kundige, Deutsche Naturforscher (–
und wer es nicht weiß, der kann es aus Ade-
lung's
Wörterbuche lernen –), was die erste
[Seite VII] und Fundamentalbedeutung des Wortes Ge-
schlecht ist:

‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen
der Dinge:’

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbei-
nen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundi-
gen Luther's Bibel-Übersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Ähnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber
auch, daß hingegen das Wort Gattung von
dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und
da nun im freyen Naturzustande wohl nur die
Thiere von einer species sich mit einander
fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst,
daß das Wort species, in dem Sinne, wovon
hier die Rede ist, durch kein anderes Deutsches
Wort passender und bezeichnender und bestimm-
ter ausgedrückt werden konnte, als durch Gat-
tung
.

[Seite VIII]

3) Daß aber die Homonymie des Deutschen
Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als
sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde,
ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten
als bey dem Lateinischen Worte genus, das,
wie wir in den Kinderjahren in der Gramma-
tik beym Unterschied der Worte generis ma-
sculini
oder foeminini lernen, auch statt sexus
gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt des
ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber
nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache –
d.h. den bestimmten einmahl festgesetzten Sinn
der Deutschen Worte – (da man z.B. Men-
schen geschlecht etc. sagt so gut wie genus hu-
manum
) zu verlehren! Denn, wie unser seliger
Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich
ausdrückt:

‘Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim-
me der Welt vorzulegen, darf niemand ge-
wehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber
die Sprache gehört der Nation, und
mit dieser darf man nicht umsprin-
gen, wie man will
.“’

[Seite IX]

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey
den Deutschen Nahmen der Naturalien beobachtet,
und mich daher immer der allgemein angenomme-
nen und allgemein verständlichen, nicht aber etwa
der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient.
Darum brauche ich z.B. nicht das hier zu Lande
gewöhnliche Wort Molle, sondern das allgemein
angenommene Molch: eben so nicht das im Erz-
gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das
längst allgemein adoptirte und selbst in andere le-
bende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt
u.s.w.

Anders ist der Fall mit den in der Naturbe-
schreibung von unsern neuen Systematikern zur
Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen
selbsterfundenen Kunst- und Trivial-Nah-
men. So billig und vernünftig es freylich ist,
auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich
allgemein angenommenen Benennungen beyzube-
halten, so können doch Fälle eintreten, wo es
noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher
gewählten Nahmen, wenn er einen durchaus irri-
gen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzu-
tauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich er-
laubten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Naturge-
[Seite X] schichte so äußerst erschwerenden Freyheit nur in
äußerst wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich
schien, bedient. So habe ich z.B. den Panzer-
thieren oder Armadillen ihren einheimischen, allge-
mein bekannten und längst von classischen Zoolo-
gen angenommenen Nahmen, Tatu, restituirt;
da man sonst diesen fast haarlosen Thieren durch
einen seltsamen Mißgriff den Nahmen, Rauch-
fuß
, Dasypus, beygelegt hatte, womit die
alten Griechen, ganz passend und völlig nach der
Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht be-
zeichnet haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche
ich für den schönen Neuseeländischen Nephrit lieber
seinen einheimischen Nahmen (Punammustein),
unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu
uns gebracht und bekannt worden, als die ihm
neuerlich beygelegte Benennung Beilstein, da
ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in
den in London befindlichen großen Sammlungen
von südländischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl
die Menge von Hacken und andern Geräthen, so
sich die Neuseeländer aus diesem Steine bereiten,
aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil
aufgefunden habe. – Eben so habe ich diejenige
Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder
Blutsauger genannt, die wirklich schlafenden Säu-
gethieren das Blut aussaugt; da hingegen Linné
[Seite XI] diesen Nahmen dem fliegenden Hund beygelegt
hatte, der wohl, seit die Welt steht, kein Blut
gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten
nährt. – Aber viele andere, nur nicht gar zu
unpassende Kunstnahmen der Art habe ich dennoch
beybehalten, um ja nicht die Nomenclatur und
Synonymien ohne dringende Noth, zur großen
Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Nahmen von
Naturalien hier doch anders geschrieben werden,
als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten
Grund. So schreibe ich z.B. Tofus und nicht
Tophus, weil es kein griechisches Wort ist; eben
so Manacanit*) und nicht Menacanit, weil
der Fundort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe
ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateini-
schen Nahmen vorausgesetzt, weil da hundert exo-
tische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen
keinen bekannten verständlichen Nahmen haben.
Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt.

[Seite XII]

Da sind gerade die Deutschen Benennungen die
bekanntesten und selbst großen Theils in andere
Sprachen aufgenommen.

Beym Thierreiche ist denjenigen Gattungen,
die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in
den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im
Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein
Zeichen bey den allgemein verbreiteten Fossilien
überflüssig, bey vielen von denen aber, die in
Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vater-
land haben, wie der Boracit etc. unzureichend
gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer
Gegenstände,
die ich in der Verlagshandlung
dieses Handbuchs heftweise herausgebe, beziehen
sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen
ihnen zu einer zweckmäßigen Erläuterung.

Göttingen,
im September 1814.

J. F. Blumenbach.

Handbuch
der
Naturgeschichte

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Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt
und
ihrer Eintheilung in drey Reiche.

[[1]]

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde fin-
den, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Be-
schaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers er-
halten und durch die Wirkung der sich selbst überlasse-
nen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie
durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten,
oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam
umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekann-
te Eintheilung derselben in natürliche (naturalia),
und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die
erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte*)
aus, und man pflegt alle Körper zu den Natura-
lien
zu rechnen, die nur noch keine wesentliche
Veränderung durch Menschen erlitten ha-
[Seite 2] ben. Artefacten
werden sie dann genannt, wenn
der Mensch*) absichtlich Veränderungen mit ihnen
vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesent-
lichen
und vom Absichtlichen im gegenwärti-
gen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo-
dification, nicht anders als relativ seyn können, be-
darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt nicht
z.B. bloß auf den Gesichtspunct des Sammlers an.
So kann eine Ägyptische Mumie sowohl in eine Na-
turaliensammlung zur anthropologischen Suite, als
in eine Sammlung altägyptischer Kunstwerke gehören.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einan-
der zu unterscheiden sind. Daher z.B. die ehedem
getheilten Meinungen, ob der Überzug in der piscina
mirabile
bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser
abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein
absichtlich aufgetragener künstlicher Mörtel sey. (– s.
Götting. gel. Anzeigen 1791. 188. S. –)

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums
, und 3) ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit.

Die einen nähmlich sind allemahl von andern na-
türlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor ge-
bracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen
Reihe bis zur ersten Schöpfung**) hinauf, immer an-
[Seite 3] dere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Da-
seyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimili-
ren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Über-
flüssige wieder aus und befördern mittelst dieser bestän-
digen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von
innen
(durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio).

Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natür-
lichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn
sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen
und umwandeln, und mit der Zeit andere Geschöpfe
ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung
entsprechende, deßhalb mit den sogenanten Lebens-
kräften versehene, und zu einem zweckmäßigen
Ganzen unter einander verbundene, Gefäße, Adern
und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur
Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Ali-
mente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u.s.w.
nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern der
andern Art, nähmlich den Mineralien. Beydes,
sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn
man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird kei-
nesweges durch Ernährung, sondern lediglich nach ei-
[Seite 4] gentlich sogenannten bloß physischen (mechanischen und
chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder Ansatz
homogener Theile von außen (aggregatio, juxta
positio
) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüng-
liche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisirten
Körper selbst, besonders in der Art wie sie ihre Nah-
rungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Ver-
schiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen
Nahrungssaft, vorzüglich mittelst zahlreicher Zasern,
die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne
merkliche willkührliche Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache Haupt-
öffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers ha-
ben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wo-
hin sie vom innern Gefühle des Hungers getrieben ihre
Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mit-
telst willkührlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu
verändern (locomotivitas) kein hinreichendes Unter-
scheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab.
Denn viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen Was-
serlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu
gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufenthalt verändern,
bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Ober-
fläche des Wassers steigen u.s.w. Und andererseits
gibt es ganze Geschlechter von Wasserthieren, zumahl
unter den Conchylien, Korallen etc. die ihren einmahl
eingenommenen Platz nie von selbst wieder verlassen
können.

[interleaf]

§. 4.

[Seite 5]

Diese sehr faßliche Einteilung der natürlichen
Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und
der organisirten wieder unter einander (§. 3.) ist nun
der Grund der bekannten drey Reiche, worunter
man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und
wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen,
das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und beseelte
organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nah-
rung mittelst willkührlicher Bewegung suchen, und sel-
bige durch den Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte or-
ganisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr
homogenen Nahrungssaft ohne willkührliche Bewegung
mittelst der Wurzeln einsaugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft
nach den bloß physischen (mechanischen und chemischen)
Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungskraft
etc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist zu-
mahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht
worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den or-
ganisirten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber
nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thieren und
Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Metaphern
von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeu-
tet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Einthei-
lungen der Naturalien in Reiche u.s.w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar über-
haupt nicht vergessen, was so oft bey Gegenständen
[Seite 6] der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter
für das, was sie sind*), richtig anerkennen und von
andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheiden-
den Merkzeichen ausfinden und angeben kann**). –
So sagte z.B. Linné: nullum characterem hacte-
‘„nus eruere potui, unde Homo a Simia internosca-
tur
.“’ Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche
äußere Charaktere der Humanität angegeben zu ha-
ben, wodurch sich der Mensch von den noch so men-
schenähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie über-
haupt von allen andern Säugthieren unverkennbar
auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hof-
fentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegen-
heit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu
verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschö-
pfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils
auffallende und unerwartete Ähnlichkeit mit einander
haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unver-
kennbare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst
wegfallen dürfte. Man theilt z.B. die Thiere sehr
natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet
eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen
und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb
irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so
ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel
während seines Winterschlafs. – So gibt es in der
Classe der Gewürme Geschlechter, wie z.B. die Se-
pien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe
sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende
Ähnlichkeit mit den Fischen haben Aber niemand
wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand
zwischen der Classe der Fische und der Classe der Ge-
[Seite 7] würme aufgehoben werden. – Und eben so wenig
wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das
Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu
verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse
Ähnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von
der Art sind z.B. die sonderbaren Bewegungen man-
cher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc.
die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar
nicht einmahl in den oben angegebenen Charakter der
Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum
diejenigen Ähnlichkeiten, so die Arm-Polypen mit
den Gewächsen haben, den oben bestimmten Charak-
ter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-
Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die
Auster, vom Hunger getrieben, ihre Nahrung durch
willkührliche Bewegung in den Mund bringen, was
hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekann-
ten Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Einwen-
dung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die so
gepriesene Metapher von Stufenfolge der Geschöpfe
gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die Me-
thodologie im Studium der Naturgeschichte in so fern
ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines
so genannten natürlichen Systems abgeben,
worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auf-
fallendsten Ähnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus
und der darauf gegründeten so genannten Verwandt-
schaft untereinander, zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden
Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den
Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Voll-
kommenheit und den Zusammenhang derselben darin
suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich aus-
drückt) keinen Sprung thue, weil die Ge-
schöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so
fein stufenweise auf einander folgten, das wäre doch
schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie
auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prü-
fung sich selbst widerlegte*).

[Seite 8]

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und
sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufen-
folgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuch-
ten, um einzusehen, wie sehr darin einerseits sich gan-
ze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Ge-
schlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattun-
gen (zumahl unter den Insecten und Gewürmen, aber
auch im Pflanzenreiche) zusammen drängen, und an-
dere dagegen gleichsam isolirt stehen, weil sie wegen
ihrer ausgezeichneten ganz eigenen Bildung nicht ohne
sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur
irgendwo eingeschoben und untergebracht, werden kön-
nen (wie z.B. die ganze Classe der Vögel; die Schild-
kröten, die schon gedachten Sepien u.a.m.) – Fer-
ner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. E. bey den
Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durch-
aus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man
folglich in der gedachten Leiter die einen von den an-
dern trennen und nach dieser so sehr verschiedenen Se-
xualform beyden auf weit von einander entfernten
Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte.
– Nur dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo of-
fenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht
überzukommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller,
die zwischen den organisirten Körpern und den Mine-
ralien u.s.w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vor-
stellungen von Kette der Natur u.s.w. gerathen
müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die
vermessene Behauptung mancher Physicotheologen,
als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrach-
ten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung
selbst stocken sollte u.s.w. – So gut einzelne Gat-
tungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie
z.B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind,
ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmeh-
rige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang
verloren haben sollte, so können andere Geschöpfe aus
ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde
vertilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit
manchen, z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen),
ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch
in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige
stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten ge-
fährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
N. G. überhaupt.

[Seite 9]
  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Geburt.)
    Ej. opera, gr. lat. ex ed. Gu. du Val. Paris. 1654.
    IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius Secundus († im J. 79. nach Chr. Geb.) Ej.
    historia mundi
    . I. xxxvii – ein Paar saubere und
    correcte Handausgaben sind die Leidner, Elzevirische
    1635. III. vol. 12. und die Zweybrücker 1783. V.
    vol. 8.
  3. Conr. Gesner († 1562.)
  4. Joh. Ray. († 1705.) Die hierher gehörigen Hauptwer-
    ke dieser beyden Männer werden anderwärts an-
    geführt.
  5. C. v. Linné († 1778) Ej. systema naturae ed. 12. Holm.
    1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen beyden
    mantissae ib 1767. sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips. 1788.
    IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der Linnéischen Kunstsprache; Jo.
    Reinh. Forster
    enchiridion historiae naturali inserviens
    Hal. 1788. 8.
  8. J. K. W. Illiger's Versuch einer systematischen vollstän-
    digen Terminologie für das Thierreich und Pflanzen-
    reich. Helmstädt 1800. 8.
  9. G. L. le Clerc C. de Buffon. († 1788.) Ej. histoire natu-
    relle
    . Die Original Ausgabe, Paris, seit 1749. XXXIII.
    vol. 4. oder LXXII. vol. 12.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749 IX.
    vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten
    V. Bd.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the
    creation
    . ed. 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IV. Band
    der gedachten Ausgabe seiner Werke.)

Wörterbücher.

[Seite 10]
  1. Valm. de Bomare Dictionaire d'histoire naturelle. ed. 4.
    Lyon, 1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée aux
    arts
    etc. par une Société de naturaliste et d'agricul-
    ture
    . Par 1804 XXIV. vol. 8.
  3. Dictionnaire des sciences naturrelles, par plusieurs Prof.
    du Museum National
    etc. Par. seit 1804. 8.
  4. Ph. Andr. Nemnich allgemeines Polyglotten Lexicon der
    Naturgeschichte
    . Hamb. 1793. IV. Bd. 4.

Journale etc.

  1. Journale de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das neueste aus der Physik und Naturge-
    schichte, herausgegeben von L. E. Lichtenberg und
    J. H. Voight. Gotha, 1781 bis 97. XII. B. und
    J. H. Voigts Magazin für den neuesten Zustand
    der Naturkunde. Jena seit 1797 bis 1806. ebenfalls
    XII. Bände 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt.

[Seite 11]

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von seines
Gleichen erzeugt, dann durch eigene Kraft lebens-
lang ernährt, und dadurch seine Selbsterhaltung
und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reife
gelangt, auch seine Fortpflanzungsfähigkeit
bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden die orga-
nisirten Körper eben durch die Organisation ihres
Baues, und durch die mit derselben verbundenen Le-
benskräfte
geschickt gemacht. Denn durch diese letz-
tern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit
für reitzende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewegungsver-
mögen, ohne welches beydes weder Ernährung noch
Wachsthum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile
zur zweckmäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge-
kehrt*), denkbar seyn könnte.

§. 7.

[Seite 12]

Sich die Entstehung der organisirten Körper
zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so ge-
nannte Evolutions-Hypothese bequem gefunden,
und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein
anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, – sondern
sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte Keime
*) bey ihren Ältern und Vor-
fahren längstens vorräthig, die verschiedenen Genera-
tionen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln,
in einander, und würden nur nach und nach, so wie
die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwi-
ckelt und ans Licht gebracht. – Eine Meinung, die
doch schon sowohl durch den dabey erforderlichen Auf-
wand von übernatürlichen (hyperphysischen)
Anstalten**), als durch die, allen Gesetzen einer phi-
losophischen Naturforschung zuwiderlaufende unnütze
Vervielfältigung der natürlichen (physi-
schen
)***) Kräfte, und durch die unübersehliche Men-
ge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahl-
[Seite 13] losen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheils-
kraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die
überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs-
gründe
widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evolu-
tionshypothese
, sollen die präformirten Keime bey
der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruch-
tung durch die Kraft des hinzukommenden männli-
chen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung
angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt,
sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunke-
nen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden
männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden
Kraft
.

Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz hin-
tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau-
fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschiede-
nen Vätern
ähneln; – zweyerley Menschenra-
cen
, z.B. Neger und Weiße, zeugen mit einander
nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten;
– und wenn nun vollends ungleiche Gattungen
(verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen
einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben
so viel von der väterlichen als von der mütterlichen
Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und
dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem
männlichen Samen, außer seiner erweckenden, nun
auch Nr. 2. insofern eine bildende Kraft zu, daß
er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim
wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen
vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch
auch eine bildende. –

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Genera-
tionen hindurch immer wiederhohlten, künstlichen Ba-
stardzeugung endlich die Eine Gattung von organi-
sirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln.
[Seite 14] So hat man z.B. aus der künstlichen Befruchtung
der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen
Staubes von einer andern, Samen gezogen, wel-
cher fecundabele Bastardpflanzen gegeben; d.h.
die sich zur Blühezeit abermahls mit männlichem Staub
von jener andern Gattung befruchten lassen, und wie-
derum fecundabele Bastarde der zweyten Gene-
ration hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten
Generation hielten gleichsam das Mittel zwischen bey-
den verschiedenen Stammältern von väterlicher und
mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen
ähnelten schon weit mehr der väterlichen, als der
mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Be-
fruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Gene-
rationen eben so wiederhohlt worden, so entstanden
endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche müt-
terliche
Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und
in die väterliche umgewandelt worden. – (s. Köl-
reuter's
dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen
das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen
S 51. §. 24. mit der Überschrift: ‘„Gänzlich voll-
brachte Verwandlung einer natürlichen
Pflanzengattung in die andere
.“’ –)

Da hat denn sogleich alle Präformation des seit
Erschaffung der Welt conservirten mütterlichen Keims
am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bilden-
den
Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach
der Evolutionshypothese bloß durch seine erwecken-
de
Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich
weichen müssen!

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Er-
kenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philoso-
phischen Naturforschung*) weit angemessener, wenn
man die Entstehung der neuerzeugten organisirten
Körper bloß durch allmähliche Ausbildung
[Seite 15] (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber un-
ter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren
Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstellungsart,
die man sich von einer solchen allmählichen Bildung
machen kann und gemacht hat*), darauf an, sie so zu
bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Kör-
pern, und dann den Phänomenen, die uns die Be-
obachtung bey Entstehung derselben lehrt, am unge-
zwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß
der reife, vorher zwar ungeformte, aber organisirba-
re Zeugungsstoff der Ältern, wenn er zu seiner Zeit,
und unter den erforderlichen Umständen an den Ort
seiner Bestimmung gelangt, dann für eine in den-
selben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähm-
lich den Bildungstrieb (nisus formativus) zu-
erst empfänglich wird; – für einen Trieb, der sich
von aller bloß mechanischen bildenden Kraft (als wel-
che auch im unorganischen Reiche Krystallisationen**)
[Seite 16] u. dgl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er
nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Bestim-
mung der organisirten Körper und ihrer Theile, die
vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so
mannigfaltig, aber zweckmäßig modificirte Weise in
bestimmte Gestalten zu formen vermag – und so
(– durch die Verbindung des Mechanischen mit dem
zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*) –)
zuerst bey der Empfängniß die allmählige Aus-
bildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung
dieser organischen Bildung durch die Ernährung;
und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben
sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben
durch die Reproduction, bewirkt wird**).

Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu
betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe
ein schnelles (so zu sagen zusehendes merkliches) Wachs-
thum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur ver-
binden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und un-
ter mäßiger Vergrößerung) auf das deutlichste, klar-
ste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen Was-
sermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Conserve
(Conserva fontinalis Ceramium caesnitosum ROTH.) die
sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. (– Ab-
bild. n. h. Gegenst. tab
. 49. –)

[Seite 17]

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Er-
scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und
seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus-
bildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Er-
innerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb
selbst, so gut wie die Benennungen aller anderen
Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklä-
ren, sondern bloß eine besondere (das Mechanische
mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinen-
de) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren con-
stante Wirkung aus der Erfahrung anerkannt wor-
den, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache
aller anderen noch so allgemein anerkannten Natur-
kräfte für uns hienieden im eigentlichen Wortverstan-
de qualitas occulta bleibt*). – Das hindert aber nicht,
daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wir-
kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und
zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zu-
rück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit
des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfäng-
lichen orgainsirbaren Stoffen, wird nun die eben so
bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gat-
tungen (Species) von organisirten Körpern erhalten;
und bey denen, wo es Statt findet, auch ihre Se-
xual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben
Gattung auszeichnen.

§. 11.

[Seite 18]

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben
sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte
oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley
Weise von seiner eigentlichen bestimmten Richtung
abweichen*).

So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten
, nicht in das Gebiethe der Naturgeschichte gehö-
rigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch
ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widerna-
türliche**) Formen der organisirten Körper, nähmlich
die Mißgeburten.

2) Dadurch, daß bei zweyfache Sexual-Cha-
rakter, der sonst in den beyden Geschlechtern getrennt
seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben
demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie-
dener Gattung (zweyerley Species) einander befruch-
ten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancherley Ur-
sachen der allmählichen Ausartung, die Racen und
Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an-
[Seite 19] geborne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung
in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannig-
faltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen
sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück
bringen*):

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzel-
ner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die
seltensten von allen (– nähmlich unter Mißge-
burten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man
hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter
Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz
verkehrter Lage gefunden –).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen die lehr-
reichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten (– selbst
nicht selten unter wilden Thieren, z.B. Ha-
sen). – Theils gar erblich, wie z.B. in den
sechsfingerigen Familien, und bey Hühnern mit
fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Ähnlichkeit unter so vielen Mon-
strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun-
gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen
folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfah-
rung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die
cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in
[Seite 20] ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z.B.
Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig,
unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört
sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die
Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten
Schöpfung schon monströs präformirt einge-
schachtelt gelegen, wohl schwerlich zusammen rei-
men läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individuen von organisirten Kör-
pern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spu-
ren der zweyfachen eigentlichen Sexual-Organe mehr
oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männ-
lichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge-
trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zu-
weilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl un-
ter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Abwei-
chung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung,
wenn andere körperliche Functionen oder Charaktere,
die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey
Individuen des andern äußern. Wenn z.B. Hirsch-
kühe und Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan- und
Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männliches
Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere
männliche Säugethiere Milch geben*) u.s.w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen
Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch
so regelmäßig und schön gebildeter Geschöpfe des einen
Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus
[Seite 21] des andern; z.B. weibliche Weichlichkeit in der To-
talform des männlichen.*).

§. 14.

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung
von einem männlichen einer andern Gattung befruch-
tet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren
Bildung aus der beyderley Ältern ihrer gleichsam zu-
sammengeschmolzen ist**). Da aber von der bestimmten
Bildung der organisirten Körper, besonders der
Thiere, die behörige und für den Gang der Schö-
pfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Na-
tur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen
Thieren, in ihrem freyen Natur-Zustande meines
Wissens niemahls eine Paarung und Vermischung un-
ter zweyerley Gattungen bemerkt worden; zweytens
aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar,
und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht
weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den selt-
nern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Ba-
starde von Hänflingen und Canarienvögeln zuweilen
fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter,
daß durch künstliche Befruchtung verschiedener Gat-
tungen Bastarde hervorgebracht werden können, die
fruchtbaren Samen tragen (s. oben S. 15.). Hingegen
[Seite 22] bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastar-
den aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden
oder Eseln, und von Kaninchen und Hühnern, oder
vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich
keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur
die von einer und eben derselben Species sich mit ein-
ander gatten, liegt der natürliche Grund, warum
das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten
durch Gattung übersetzt wird (davon mit mehreren
in der Vorrede). –

§. 15.

Racen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe-
cifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisir-
ter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung
oder Degeneration erlitten haben.

Race heißt aber im genauern Sinne ein sol-
cher durch Degeneration entstandener Charakter, der
durch die Fortpflanzung unausbleiblich und nothwen-
dig forterbt, wie z.B. wenn Weiße mit den Negern,
Mulatten, oder mit Amerikanischen Indianern Me-
stissen zeugen: welches hingegen bey den Spielar-
ten
keine nothwendige Folge ist; wie z.B. wenn
blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kin-
der zeugen*).

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen feit unabsehlichen
Reihen von Generationen fortgepflanzt haben, so
[Seite 23] hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Racen
oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species
sind? Wenigstens gibt es dann zur Entscheidung in
dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare
Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind;
da hingegen die, so Ray, Büffon und andere
angenommen haben, den Charakter von Species
darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit ein-
ander fruchtbare Nachkommenschaft zeugen, zu
diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Re-
gel ohnehin bey den unzähligen Thieren und Pflanzen
wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflanzen (s. un-
ten §. 20), – so findet sie auch in unzähligen andern
Fällen wegen unüberwindlicher Schwierigkeiten nicht
Statt, wie z.B. bey Entscheidung der Frage, ob
der Asiatische und der Afrikanische Elephant zu einerley
Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die
Erfahrung Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung
von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als
Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die
Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen
hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte
man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten
lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere der-
selben Species halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen
Körperbau – zumahl im Innern (und nahmentlich
in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer
Stimmwerkzeuge), wenigstens eben so specifisch von
einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt
hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz ver-
schiedene Gattungen anzuerkennen. Und eben diesem
Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die ge-
dachten beyderley Elephanten für ganz verschiedene
Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf-
fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als
bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

Zu den mancherley Ursachen der Ausartung ge-
hören vorzüglichst der Einfluß des Himmelsstriches,
der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch
der Lebensart.

[Seite 24]

Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachsthum
der organisirten Körper, und darum sind die Grön-
länder, Lappländer etc., so wie die Thiere und Ge-
wächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so
bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Ge-
wächsen hervor, und darum sind die Nordländer von
Natur von weißer Haut etc., so wie viele warmblü-
tige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße
Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch
weiße Blüthen haben u.s.w. – Dagegen tragen
die Creolen (d.h. die in Ost- und West-Indien
von Europäischen Ältern geborenen Weißen) das un-
verkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südli-
chen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten Kör-
per umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern
Hausthieren*), an unserem Getreide, Obst, Kü-
chen-Gewachsen, Blumen-Floren etc. – am aller-
auffallendsten aber bey den Verschiedenheiten im
Menschen-Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten
Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Umstände
einander entweder unterstützen, und die Ausartung
um so schneller und auffallender machen, oder aber
auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u.s.w.;
[Seite 25] daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung
auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hinge-
gen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wärmern
Gegenden hervor, die in weit südlichern Ländern von
Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirten Körper, zumahl
des Thierreichs, äußern. So, daß z.B. in Syrien
die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffallend lan-
ges und weißes Haar haben; auf Corsica die Pfer-
de, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind; auf
Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Regern
in ihrer Art werden u.s.w.

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper geht
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird
ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich au-
ßerhalb
ihres. Stammes am einen Ende desselben
befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben,
wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wur-
zeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Ma-
gen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den
Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übri-
gen Körper zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird
durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff
der organisirten Körper assimilirt; der überflüssi-
ge hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die
keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu
sich nehmen, auch durch andere Wege als Unrath
ausgeworfen.

§. 18.

[Seite 26]

Das Wachsthum der organisirten Körper ist
die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh
die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen
Bäumen aber, wie z.B. von der Norfolkinsel-Fichte
(Columnia pinifolia), der Kohlpalme (Areca ole-
racea
), dem Baobab (Adansonia digitata) etc.,
auch von einigen andern Gewächsen, z.B. vom Ro-
tang (Calamus rotang) und so auch von manchen
Thieren, wie z.B. von vielen Gattungen der Band-
würmer und selbst von den Krokodillen und großen
Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und
wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke
zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört
auch ihre Reproductions-Kraft, oder die
merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder
völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der
organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die
Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper ver-
letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung
überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die
Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem
über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben
werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mit-
theilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn
sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von
selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen
der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur
in verschiedenem Maße – beygelegt hat.

[Seite 27]

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten
Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stü-
cken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden;
wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der
Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen,
das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewäch-
se u.s.w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnli-
che
Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche
, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähm-
lich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren,
Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar durch Unfall
verstümmelte und verlorene Theile wieder ersetzt werden.
Der Mensch und die ihm zunächst verwandten Thiere
besitzen eine freylich sehr eingeschränkte Reproductions-
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren,
besonders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-
Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-
Sternen, Arm-Polypen etc. von einer ausnehmenden
Stärke und Vollkommenheit ist.

Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wassermolch
der größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in
Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt;
nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4/5
der ausgeleerten Häute rein ausgeschnitten: – und
doch hat sich binnen zehn Monathen ein vollkommener
neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern,
Krystall-Linse etc. reproducirt, der sich bloß dadurch
vom andern gesunden Auge auszeichnet, daß er nur
erst ungefähr halb so groß ist. (s. Götting. gel. Anz.
1785. 47. St.)

§. 20.

Wenn die organisirten Körper durch Ernährung
und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so
[Seite 28] erhalten sie dann auch das Fortpflanzungsver-
mögen
(§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene
Weise vollzogen wird. Überhaupt nähmlich ist entwe-
der schon jedes Individuum für sich im Stande, sein
Geschlecht fortzupflanzen; oder aber müssen sich ihrer
zwey mir einander paaren oder begatten, wenn sie
neue organisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten
in diesen beyderley Hauptweisen der Fortpflanzung las-
sen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfach-
ste Weise, ohne vorher gegangene Befruchtung:
entweder durch Theilung, wie manche Infusions-
Thierchen*) und Blumen-Polypen**); oder wie
bey der Brunnen-Conserve so, daß das alte fa-
denartige Gewächs am einen Ende zu einem kug-
lichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt
und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben
und umgebildet wird (Abbild. n. h. Gegenst.
tab
. 49.); oder durch Sprossen wie die Arm-
Polypen und viele Gewächse u.s.w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwit-
ter beyderley Geschlechtstheile an seinem Leibe,
und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich
habenden weiblichen Eyerchen mir männlichem
Samen – und wenn es Pflanze ist, seine weib-
lichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub
[Seite 29] – begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein
Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey
den mehresten Gewächsen, und im Thierreich,
wie es scheint, bey manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beyde Geschlechter, wie bey den Her-
maphroditen der vorigen Classe, in einem Indi-
viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu be-
fruchten im Stande ist, sondern immer ihrer
zwey sich zusammen paaren und wechselseitig ein-
ander befruchten und befruchtet werden müssen.
Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey
wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey man-
chen Land-Schnecken*) etc.

4) Die beyden Geschlechter in separaten Indivi-
duis, von denen das eine die weiblichen Theile
oder Eyer, das andere den männlichen befruch-
tenden Saft enthält. So alle rothblütige und
viele andere Thiere, und so auch manche Pflan-
zen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehre-
sten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst
von sich, in welchen sich erst nachher das Junge
vollends ausbildet. Dieß sind die eyerlegenden
Thiele (ovipara). Bey andern aber wird dieß Ey
so lange in der Gebärmutter zurück behalten, bis
das Junge vollkommen ausgebildet worden, und
nun von seinen Hüllen befreyt zur Welt kommen
kann; lebendig gebärende Thiere (vivipara).

Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicuntur;
quae
potentia, ouipara. Harvey.

[Seite 30]

Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die
Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Polypen,
die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf
die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und
mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen
aber schon das ganz ausgebildete Thier enthalten ist.
Gewisser Maßen könnte man mit diesem letztern Falle
diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Sa-
menkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen
liegt, wie z.B. bey den sogenannten Ägyptischen
Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Bestimmungen
ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Le-
benskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten
erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Lau-
fe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley
Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor
der bestimmten Zeit. So rechnet man z.B., daß von
1000 gebornen Menschen nur ungefähr 76 vor Alter
sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien,
Krokodillen, Riesenschlangen etc. erreicht vielleicht nicht
das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach
dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper
durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch
die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich auf-
gelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre
Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.


Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 31]

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und der Bau
der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höch-
stens bis auf wenige Ausnahmen mancher sogenann-
ten Infusionsthierchen etc.) den Mund (§. 3.) mit
einander gemein zu haben, durch welchen sie dem
Körper feine Nahrung zuführen: und statt daß die
Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft,
Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thie-
le ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird bey-
nahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst
entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Ge-
fühle des Hungers getrieben, mittelst willkührli-
cher Bewegung
zu sich nehmen, um dadurch ihre
Selbsterhaltung zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten vollkomm-
neren
Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zu-
vor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt,
vermischt, und von da erst in die übrigen Bestandthei-
le des Körpers abgesetzt. Dieses eigentlich sogenannte
Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner
Wärme bey den verschiedenen Classen dieser rothblü-
[Seite 32] tigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den
einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält
es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in
welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig ge-
nannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb
warmblütig heißen (den Sáugethieren und Vö-
geln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustan-
de immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh.
mehr oder weniger. Der Saft hingegen, welcher bey
den sogenannten weißblütigen Thieren (nähmlich
bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts
vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel
der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann-
ten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder
roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden
Zustande immer mit frischen Portionen eines zum Le-
ben nothwendigen Stoffes – (des sogenannten Sau-
erstoffs oder Oxygens) – aus der atmosphärischen Luft
oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen
es gleiche Portionen eines andern Stoffes – (des
Kohlenstoffes) – aus dem Körper wiederum fortschafft.
Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Proceß in
dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg-
lichst das Athemhohlen; welches die rothblütigen
Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische
durch Kiemen; die weißblütigen aber mittelst man-
cherley anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen
sind, können auch Stimme (vox) von sich geben.
[Seite 33] Der Mensch hat sich außer der ihm angebornen Stim-
me auch noch die Rede (loquela) erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkührlichen Bewe-
gungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Mus-
keln
, die bey den rothblütigen Thieren das eigentlich
so genannte Fleisch ausmachen. Nur bey einigen ganz
einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese
Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen
Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige wenige
Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So
z.B. das Herz, als welches lebenslang unaufhörlich
(beym Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stun-
de), und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden,
oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des
Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Beyde Arten von Muskeln aber, die unwillkühr-
lichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des
Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewe-
gungsvermögen des Einflusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die
Größe der beyden letzteren in Vergleichung der Dicke
der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräf-
ten der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*),
[Seite 34] so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in
Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hin-
gegen einfältige Thiere, wie z.B. die hierländischen
Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Ge-
hirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Geschäft,
auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen
Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Be-
schaffenheit der Sinnenwerkzeuge ist aber in den ver-
schiedenen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So
erhalten z.B. viele Thiere offenbar allerhand sinnli-
che Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge
an ihnen entdecken können, die bey andern zu solchen
Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z.B.
und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich
keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne überhaupt
auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselben
mit neuen vermehren wollen. Vanini z.B. und
viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befriedigung
des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn. Jul.
Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den
Achseln für einen 7ten. So hielt 8tens Spallan-
zani
das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey
ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern;
so wie 9tens Darwin das Gefühl für Wärme und
Hälte für besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven
und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu
Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen
der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehre-
[Seite 35] sten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu
dieser Erhohlung angewiesen; doch halten sich auch
manche von diesen, wie z.B. der Siebenschläfer etc.,
besonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die
mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und
Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts
ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia noctur-
na
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der
Ökonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrich-
tung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs,
und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen
schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie ver-
kriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere,
schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in
eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die
erwärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden.
Diese Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche
Wärme übrig behalten (s. oben S. 7.), und daß die
Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre
Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren
sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie-
res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel,
hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.

§. 33.

[Seite 36]

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren ge-
mein, wie z.B. die Vorstellungskraft, die
Aufmerksamkeit, und so auch die beyden soge-
nannten, innern Sinne, Gedachtniß nähmlich
und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen,
so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon
finden, nähmlich die sogenannten Naturtriebe
oder Instincte. Dagegen er hinwieder im aus-
schließlichen Besitze der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*) ist das Vermögen der Thiere,
aus einem angebornen, unwillkührlichen, innern Dran-
ge, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken sich
zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Er-
haltung abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz
unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Gesetzen der
Nothwendigkeit, und gleichsam maschinenmäßig voll-
zogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen er-
weislich, wie z.B. daß die Hamster auch todten Vö-
geln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter
anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam
im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern
[Seite 37] Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem
guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thierischen
Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe
merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige
Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne
alle vorgängige Übung*), (als welche bey so vielen
gar nicht Statt finden kann; wie z.B. bey den
Seidenwürmern etc., die nur Ein für alle Mahl in
ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und
wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meister-
stück eines seyn muß), so ungemein künstliche Woh-
nungen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem Aufenthalte,
zur Sicherheit für ihre Jungen, zum Fang ihres Rau-
bes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verferti-
gen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben we-
nig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunst-
triebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was
ihn hingegen für diesen scheinbaren Mangel entschä-
digt, ist der Gebrauch der Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich ei-
genthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder
aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn,
wovon manche Thiere**) auch einige schwache Spur hät-
ten; oder eine eigene Richtung der gesammten mensch-
lichen Seelenkräfte u.s.w., so liegt wenigstens der
[Seite 38] hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz dersel-
ben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkomm-
nen, unwiderredlich am Tage.

Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum
Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte
Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt frey-
lich eben die große Verschiedenheit der Klimate, die
er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort
seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be-
dürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb,
aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Um-
ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf eben
so manigfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen
einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schö-
pfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herr-
schaft, womit er über alle Triebe und über die Lebens-
art, Haushaltung etc., mit einem Worte, über das
ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach
Willkühr disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen,
ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreich-
sten Handlungen abrichten kann u.s.w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die
Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der
neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor-
genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus
dieser in jene übergepflanzt hat, wie z.B. Reiß,
Caffeh etc. Pferde, Rindvieh etc. und was er v. v.
von dorther nun wieder in seinem Welttheile einhei-
misch gemacht, wie z.B. Kartoffeln, Tobak, wäl-
sche Hühner u.s.w.

§. 39.

[Seite 39]

Am auffallendsten erweist sich die allein auf den
Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Men-
schen über die übrige thierische Schöpfung durch die so-
genannten Hausthiere; worunter man in engerer
Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere versteht,
so der Mensch zur Befriedigung wichtiger Bedürfnisse
und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich
ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im
weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und
Seidenwürmer, so wie die Cochenill-Insecten da-
hin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne ist
eine dreyfache Verschiedenheit zu bemerken. Von man-
chen nähmlich hat der Mensch die ganze Gattung ih-
rem freyen Naturzustande entzogen, und sich unter-
würfig gemacht, wie z.B. das Pferd. Von andern,
die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber
noch die ursprünglich wilde Stammrace, wie
vom Rindvieh, Schwein. Katze, Rennthier, den bey-
derley Camehlen der alten Welt, und dem so ge-
nannten Meyergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt
sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern je-
der, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden
soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt
und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der dar-
unter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch
einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus,
aber keines von beyden ist ein beständiges Kennzeichen
der Unterjochung. – (Uber die Hausthiere s. mit
mehrern den Gothaischen Hof-Kalender vom Jahre
1796). –

§. 40.

Nach dem Linnéischen System wird das ganze
Thierreich unter folgende sechs Classen gebracht:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit
[Seite 40] warmem rothen Blut, die ihre Jungen lebendig
zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang
mit Milch an Brüsten säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmem rothen Blut,
die aber Eyer legen, und Gefieder haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut,
die durch Kiemen, und nicht durch Lungen,
athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf,
und eingelenkte (hornartige) Bewegungswerk-
zeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kal-
tem weißen Blut, die keine Fühlhörner, son-
dern meist Fühlfäden (tentacula) und meines
Wissens nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge
haben*).

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur Thier-
geschichte überhaupt.

  1. AristotelesHistoire des animaux d' Aristote, avec
    des notes etc. par
    Camus. Par. 1783. II vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viviparorum, it.
    avium et animalium aquatilium cum nomenclaturis
    singulorum in linguis diversis Europae
    . ed. 2. Tig.
    1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. Jo. Jonston. historia naturalis de animalibus. Francof.
    1649–1653. fol.
  5. auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) theatrum
    universale omnium animalium
    Amst. 1718. II. vol.
    fol
    .
  6. Ray.
  7. Buffon.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte
    der Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  9. G. Cuvier tableau élémentaire de l'histoire naturelle des
    animaux
    . Par. 1798. 8.
  10. A. M. Constant Duméril zoology analytique. Par. 1806 8.
  11. Deutschlands Fauna in Abbild. nach der Natur, mit Be-
    schreibungen von Iac. Sturm. Nürnb. seit 1790. 12.
  12. Linnaei fauna Suecica. ed. 2. Holm. 1761. 8.
  13. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768 – 1777. IV.
    vol. 8.
  14. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib.
    seit 1763. gr. Fol.
  15. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des
    Poissons, des Cétacées, des Amphibies etc. marins
    ,
    im II. und III. Bande des voyage autor du monde
    par Et. Marchand
    . Par. 1800. 4.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren.

[Seite 42]

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit
den Vögeln gemein; aber sie gebären lebendige Jun-
ge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen
Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benen-
nung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brü-
ste
, wodurch die Weibchen ihre Jungen mit Milch er-
nähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschie-
den. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die
Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt;
und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bau-
che, oder zwischen den Hinterbeinen*).

§. 42.

[Seite 43]

Der Körper der allermehresten (wo nicht aller*))
Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener
Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bey einigen
als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und
struppig sind, oder gar wie beym Igel etc. steife Sta-
cheln
bilden. Ben manchen sind die Haare an beson-
dern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und
bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden etc. stoßen
sie an bestimmten Stellen in entgegengesetzter Rich-
tung an einander und machen so genannte Näthe
(suturas). Bey manchen, wie z.B. bey den See-
hunden etc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch
sind manche durch die Kälte (§. 16) bey uns im stren-
gen Winter, im Norden aber Jahr ans Jahr ein, entwe-
der grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) etc.
Wenn hingegen diese weiße Farbe zugleich mit licht-
scheuen Augen und rochen Pupillen verbunden ist, wie
bey den so genannten Kackerlacken im Menschenge-
schlecht und unter manchen andern Gattungen von
warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirk-
lich tränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschie-
den. Die mehresten leben auf der Erde; manche, wie
die Affen, Eichhörnchen etc., fast bloß auf Bäumen;
einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia
subterranea
, unter der Erde; andere bald auf dem
[Seite 44] Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären;
und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wall-
fische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähn-
liche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten
haben vier Füße; der Mensch hat nur zwey, aber auch
zwey Hände; die Affen hingegen haben vier Hände.
Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die
im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind
durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder-
mäusen sind sie an den Vorderfüßen ungemein lang
und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut aus-
gespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher
Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern einge-
richtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger
Maßen den Floßen der Fische; doch daß die Hinterflo-
ßen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein
Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säuge-
thiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca)
gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit
den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber,
wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen,
Bären, Elephanten u.a.m. auf der ganzen Fußsoh-
le bis zur Ferse.

§. 44.

Die mehresten Ameisenbären, die Schuppenthiere,
und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen
Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in
Vorderzähne*) (primores s. incisores), Eckzähne
[Seite 45] oder Spitzzähne (caninos s. laniarios), und Backen-
zähne (molares), eintheilt. Die letztern zumahl sind
nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch ver-
schiedentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm-
lich ist die Krone scharfkantig fast schneidend; bey den
grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey
denen, die sich, so wie der Mensch, aus beyden orga-
nisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und
an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z.B. der Elephant und
der Narhwal, haben große prominirende Stoßzähne
(dentes exserti); andere, wie z.B. das Wallroß,
Hauzähne etc.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter
den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende
Gattungen, bey welchen nähmlich das zuerst bloß oben-
hin zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder
durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchgekaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere
eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Ba-
ckenzähne wie mit sägeförmigen Querfurchen ausge-
schnitten sind, und die Kronen derselben nicht horizon-
tal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß
an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im
untern aber die nach der Zunge Hingerichtete innere
Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen
[Seite 46] Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung ge-
stattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der
Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser
Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene
Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch
der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum
ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt
nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen,
magnus venter, franz. le double, l' herbier, la pan-
se
, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, wor-
in es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses Futters nach der andern
mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz.
le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn),
der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufge-
faßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben.
Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl ge-
schluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wie-
der durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipel-
lio, omasus
, franz. le feuillet, le pseautier, das
Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo
er von da endlich zur völligen Verdauung in den
vierten (abomasus, franz. la caillette, der Laab,
die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen
anderer Säugethiere am nächsten kommt*).

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thie-
re überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination
scheint mir noch gänzlich unbekannt.

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele Säu-
gethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen.
Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh etc.
sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym
[Seite 47] Rennthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner
doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form
und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist
sehr verschieden. Beym Ochsen-, Ziegen- und Gazellen-
geschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide
über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirn-
beins. Die Hörner der beyderley Rhinocer sind dicht,
und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide,
aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie
heißen dann Geweihe, und werden gewöhnlich all-
jährig abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Öffnung des Afters wird bey den mehresten
Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine
Fortsetzung des Guckgucksbeins (coccyx), und von
mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z.
B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu
erwehren; vielen Meerkatzen und einigen andern Ame-
rikanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer
Hand um sich daran halten, oder damit fassen zu kön-
nen (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Spring-
hasen zum Springen (cauda saltatoria), dem Kängu-
ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung
und zur Vertheidigung etc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe
besondere Beutel von verschiedener Bestimmung zu
merken. So haben viele Affen, Paviane, Meerkatzen,
auch der Hamster u.a., Backentaschen (thesauri),
fr. salles, um Proviant darin einschleppen zu kön-
nen. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zi-
[Seite 48] tzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich
die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z.B. die mehresten
größten grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem
Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen,
wie z.B. die Rauvthiere, und die Schweine mit
mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch
die sogenannte Nachgeburt (secundinae) in Verbin-
dung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist;
da sie z. P. im Menschengeschlecht einen einfachen grö-
ßern Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen
bey den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen
(bisulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer-
streute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledones)
vertheilt ist u.s.w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte
bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die
Haushaltung der Natur im Großen auf den ganzen
Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern
sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus
jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die
Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten
Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und
zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartig-
keit
ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer
Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s.
w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltig-
[Seite 49] ste Weise brauchbar*). Aus keiner andern Classe von
Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeit-
same Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu
seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhal-
tung so unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des
Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säuge-
thieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen.
So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit
dem Wallfisch.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere
für das Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf fol-
gendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau,
Lasttragen
u.s.w.: Pferde, Maulthiere, Esel,
Ochsen, Büffel, Rennthiere, Elephanten, Kamehle,
Lama's, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen etc.
Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer schäd-
lichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur
Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Zie-
gen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen,
Kaninchen, u.s.w. Ferner Speck, Schmalz, Blut,
Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu De-
cken, Zelten
etc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle etc.
Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath**).

[Seite 50]

Zum Schreiben, Bücherbinden etc. Pergament,
Leder. Für andere Künstler und zu allerhand
Gebrauch
: Borsten, Haare (zumahl Menschen-
und Pferde-Haare), Geweihe, Hörner, Klauen,
Elfenbein u.a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen.
Därme, Sehnen und Knochen zu Tischlerleim.
Därme zu Saiten. Blut zu Berlinerblau u.a.
Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz, Horn-
schwarz
etc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum
Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich
zur Arzney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich mehrere
Thiere dieser Classe dem Menschengeschlecht unmittel-
bar oder mittelbar nachtheilig. Manche reißende
Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen
Menschenan. Eben diese und noch manche andere, z.B.
die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße, Fischottern,
Wallfische etc. vertilgen viele nutzbare Thiere: – oder
schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar-
tenfrüchten, dem Getreide
u.s.w. wie die
Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Bi-
ber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten,
Mäuse, Fledermäuse u.s.w. Gift scheint kein ein-
ziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer in der
Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem
Hundegeschlecht ausgesetzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche, d.h. bloß
von einzelnen zum Classificationsgrunde gelegten Cha-
rakteren entlehnte Systeme (sistemata artificialia),
[Seite 51] nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere
zu ordnen versucht haben. Aristoteles Einthei-
lung z.B. ist bloß auf die allgemeinste Verschieden-
heit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben
auch Ray u.a. zum Grunde gelegt, und nach der
Zahl der Zehen etc. weiter bearbeitet. Aber hierbey
müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähn-
lichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren etc.
getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt
werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger
Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classifications-
grund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht
minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald
auf die sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das Ge-
schlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Ent-
wurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen
Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun-
gen zerstückt worden; so die beyderley Nashörner in
zwey; – dagegen kommt der Elephant mit den Pan-
zerthieren, und dem sormosanischen Teufelchen in eine
gemeinschaftliche Ordnung etc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres
System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wo-
bey ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere
gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge,
weil sie am leichtesten in die Augen fallen und dem
Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der
[Seite 52] Ordnungen gelegt, aber zweye derselben, welche viel-
artige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschie-
denheit ihres Gebisses in einige Familien unterabge-
theilt, und diese mit den bekannten Nahmen einiger
Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze
Classe folgender Maßen geordnet:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorder-
füße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der
Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Fa-
milien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörn-
chen, Hasel- und andere Mäuse, Murmelthie-
re, Meerschweinchen etc., Springmäuse, Hasen,
Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden
Thiere und einige andere Geschlechter mit ähn-
lichem Gebiß. Löwen etc., Hunde etc., Bären,
Wiesel, Viverren, Beutelthiere, Igel, Spitz-
mäuse, Maulwürfe.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vor-
derzähne etc. Faulthiere, Ameisenbären, Schup-
penthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd etc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespal-
tenen Klauen.

[Seite 53]

VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförm-
liche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit
mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine
(denn auch diese haben im Grunde vier Klauen),
Tapir, Elephanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen.
Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in
obgedachte drey Familien getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde etc., Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der
Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten Über-
gang zur letzten Ordnung.

IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die
mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den un-
schicklichen Nahmen gemein haben, und deren na-
türliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren
schon Ray vollkommen richtig eingesehen hat*).

* * *

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedi-
    bus viuiparis
    . Basil. 1551. fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrudedibus digitatis viuiparis. L. III.
    Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedibus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis. L. I. (am Ende seines Werks de piscibus ib.)
    eod. fol.
  6. Jo. Raii synopsis animalium quadrupedum. Lond. 1613. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadupeds. Lond. 1781. II.
    vol. 4.
  9. Deutsch mit Zusätzen von D. M. Bechstein. Weimar
    1799. II. B. 4.
  10. Ej. aretic zoology. vol. I. ib. 1784. 8.
  11. I. Ch. Dan. V. Schreber Säugethiere, Erlang, seit.
    1774. 4.
  12. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium, Lips. 1777. 8.
  13. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte
    des Menschen, und der allgemein verbreiteten vier-
    füßigen Thiere Leipz, 1778. III. B. 8.
  14. I. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands,
    I. B. Leipz. 1789. 8.
  15. Marmad. Tunstall's general history of Quadrupeds. The
    figures engraved on wood by
    J. Bewik. Newcastle
    upon Tyne
    1790. 8.
  16. Fr. Tiedemanns Zoologie I. B. Landshut. 1808. 8.

I. BIMANUS.

[Seite 55]

1. HOMO. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentes aequaliter approxima-
ti; incisores inferiores erecti
.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzechen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vor-
züglich sein aufrechter Gang (als wozu sein gan-
zer Wuchs und Bildung, besonders aber seine becken-
ähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel
zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerich-
tet sind; dann der freyeste Gebrauch zweyer voll-
kommenen Hände
; ferner sein prominirendes
Kinn
und die aufrechte Stellung seiner un-
tern Schneidezähne
.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der
Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein
Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen
periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe
von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den
Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als
ein körperliches Kennzeichen der verletzten jung-
fräulichen
Integrität anzusehen und wenigstens in
der Form und Lage noch bey keinem andern weiblichen
Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft,
so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren
von Instinct (§. 34 u. f.). Kunsttriebe aber
(§. 36.) schlechterdings garnicht. Dagegen ist er aus-
schließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der
dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Spra-
che
(loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stim-
me
(vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche
[Seite 56] auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen
Kindern zukommt. Und so folgt aus je en beyden aus-
schließlichen Vorzügen das große ausschließliche Eigen-
thum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze
übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das Ler-
mögen sich selbst zu vervollkommnen
.

* * *

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbe-
dürftiges
Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm
bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein
Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen,
keins wird so sehr spät mannbar u.s.w. Selbst seine
großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur
Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch frem-
de Hülfe, Cultur und Erziehung entwickeln können;
daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey die-
sen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine
natürliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaft-
lichen Verbindung
. Nicht ganz so allgemein läßt
sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in al-
len Welttheilen die Proportion in der Anzahl der ge-
bornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der
Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit der beyden Geschlech-
ter so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in
Europa
zur Monogamie bestimmt werde.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind bey-
de unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Er-
de, und nährt sich mit den vielartigsten Stoffen aus
dem weitesten Umfang der organisirten Schöpfung.
Und in Verhaltniß zu seiner mäßigen körperlichen Grö-
ße, und in Vergleich mit andern Säugethieren erreicht
er ein ausnehmend hohes Alter.

* * *

Es gibt nur Eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle uns bekannte Völker aller
Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer ge-
meinschaftlichen Stammrace abstammen*). Alle Na-
tional-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des
menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder
unvegreiflicher als die, worin so viele andere Gattun-
gen von organisirten Körpern, zumahl unter den Haus-
[Seite 57] thieren, gleichsam unter unfern Augen ausarten. Alle
diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley
Abstufungen und Übergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich daher auch keine andere, als sehr willkührliche
Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich
das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter
folgende fünf Racen zu bringen geglaubt:

1) Die Kaukasische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen
Wangen, langem, weichem, nußbraunem Haar (das
aber einerseits ins Blonde, andererseits ins Schwarze
übergeht); und der nach den Europäischen Begriffen
von Schönheit musterhaftesten Schedel- und Gesichts-
Form. Es gehören dahin die Europäer mit Aus-
nahme der Lappen; dann die westlichern Asia-
ten
, dießseits des Ob, des Caspischen Meers und des
Ganges; nebst den Nordafrikanern; – also
ungefähr
die Bewohner der den alten Griechen und
Römern bekannten Welt.

2) Die Mongolische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder
wie getrocknete Eitronschalen); mit wenigem, straffem,
schwarzem Haar; enggeschlitzten, aber gleichsam aufge-
dunsenen Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts
eminirenden Backenknochen. Diese Race begreift die
übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen,
dann in Europa die Lappen, und im nördlichen Ameri-
ka, von der Beringsstrasse bis Labrador, die Eskimos.

3) Die Aethiopische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem
Haar; vorwärts prominirenden Kiefern, wulstigen
Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen
Afrikaner
, nahmentlich die Neger, die sich dann
durch die Fulahs in die Mauren etc. verlieren, so wie
jede andere Menschen-Varietät mit ihren benach-
barten Völkerschaften gleichsam zusammen stießt.

4) Die Amerikanische Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder
angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwar-
[Seite 58] zem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht,
sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übri-
gen Amerikaner
außer den Eskimos.

5) Die Malaysche Race:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahago-
ui, andererseits bis in das dunkelste Nelken- und Kasta-
nienbraun); mit dichtem schwarzlockigem Haarwuchs;
breiter Nase; großem Mund. Dahin gehören die
Südsee-Insulaner oder die Bewohner des
fünften Welttheils und der Marianen, Philippinen,
Molucken, Sundaischen Inseln etc, nebst den eigent-
lichen Malayen
*)

Von diesen fünf Haupt-Racen muß nach allen physio-
logischen Gründen die Kaukasische als die so genannte
Stamm- oder Mittel-Race angenommen wer-
den. Die beyden Extreme, worin sie ausgear-
tet, ist einerseits die Mongolische, andererseits die Aethio-
pische. Die andern zwey Racen machen die Ueber-
gänge
. Die Amerikanische den, zwischen der Kauka-
sischen und Mongolischen, sowie die Malayische den,
zwischen jener Mittel-Race und der Aethiopischen.**).

* * *

Allen den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,
[Seite 59] lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges
von vielem.

Die vermeintlichen Patagonischen Riefen z.B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebenthalb eingekrochen, und bleiben also
wenig größer als jeder andere Mensch von guter
Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein
Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada-
gascar nichts weiter sind als eine Art Kretine, d.h.
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-
men, (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Men-
ge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als
bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos,
oder weiße Mohren*) nicht ein Mahl eine Spiel-
art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleich-
falls Patienten, deren Geschichte mehr in die Patho-
logie als in die Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge-
misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen
weißen Mohren, und des Orangutangs sein Homo
lar
hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der**) sind klägliche sittliche Monstra, die man eben
[Seite 60] so wenig, als andere durch Krankheit oder Zufall
entstellte Menschen zum Muster des Meisterstucks der
Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen
, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Amerikaner*), die Sirenen,
Centauren
, und alle Fabeln von gleichem Schrot
und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläu-
bigkeit unserer lieben Alten.


II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Le-
bensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert.
Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wende-
cirkeln zu Hause**).

2. Simia: Affe. Habitus plus minus anthropo-
morphus, auriculae et manus fere humanae.
Nares anteriores. Dentes
primores incisores,
supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis lon-
giores
.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähnlicher als
die Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber
außer den schon beym Menschengeschlecht angeführten
Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch
durch die schmalen Hüften und platten Lenden, auf das
auffallend sittlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus, der Orangutang. S. rufa, pilis longis
raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis mino-
ribus
.

[Seite 61]

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12. und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo, und auch da in ge-
ringer Anzahl*); läßt sich, wenn er ganz jung einge-
fangen worden, so wie der Schimpansee und andere
Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen ab-
richten, die man aber von seinem natürlichen Betragen
genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen
Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch
eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes, der Schimpansee, Barris. S.
nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo etc. und tiefer land-
einwärts; so wie der vorige ungefähr von der Größe
eines dreyjährigen Buben.

3. Lar, der Gibbon, Golok, (Linnés Homo
lar) S. brachiis longisimis, talos attingentibus.

v. Schreber tab. 3.

Auf beyden Indischen Halbinseln, auch auf den Mo-
lucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches
Gesicht und ungeheuer lange Arme, und ist von schwärz-
licher Farbe.

4. Sylvanus, der gemeine Türkische Affe. S.
brachiis corpore brevioribus, natibus caluis, capite
subrotundo.

v. Schreber. tab. 4.

In Nordafrika, Ostindien etc. Unter den ungeschwänz-
ten Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch
leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig etc. Ihm
ähnelt der inuus (cyocephalus, Büffons magot) der
auch gleiches Vaterland mit ihm hat. Einer von bey-
den ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata, der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan, Bantanian
, (Fr. le nasique, la
guenon à long nez
). S. cauda mediocri, naso elon-
gato, rostrato.

[Seite 62]

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den Sundaischen Inseln. Eine simia die nicht
sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Na-
se auffallend auszeichnet.

6. Silenus, der Bartaffe, Manduru. S. cauda-
ta, barbata nigra, barba nigra prolixa
.

v. Schreber tab. 11.

Auf Ceilon etc Ältere ganz kenntliche Abbildungen*)
dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Co-
pisten**) zum vorgeblichen geschwänzten Menschen um-
gestaltet worden.

7. Cynomolgus, der Macacco, die (insgemein so
genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata,
labio leporino
.

v. Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün. Wird
unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten
nach Europa gebracht.

3. Papio, Pavian (Fr. babouin, Engl. baboon.)
Facies prolongata, minus anthropomorpha, na-
sus utrinque tuberosus, natos nudae, coccineae,
cauda (
plerisque***)) abbreviata. Dentes vt in
simiis
.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig
menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein,
zumahl in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und
äußerst geile Thiere.

1. Mormon, der Choras. P. naso miniato ad latera
caerulescente
.

v. Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilon etc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat, zu-
mahl wegen der hochfarbigen abstechenden Streifen auf
und zu beyden Seiten der Nase, ein auffallendes An-
sehen.

2. Maimon, der Mandril. P. facie violacea glabra,
profunde sulcata.

v. Schreber tab. 7.

[Seite 63]

Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scharen
Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Viel klei-
ner als der vorige.

4. Cercopithecus, Meerkatze. Auriculae
et manus minus humanae. Nares laterales. Na-
tes tectae. Dentes ut in simiis
.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-
America einheimisch, wo es den einheimischen India-
nern zu einem gemeinen Wildbret dient.

a) Cauda prehensili, die Sapaious.

1. Seniculus, der rothe Brüllaffe (l' Alouate). C.
barbatus rufus, gutture tumido.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.

Schaarenweis in den großen Waldungen von Guia-
na etc., wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Bel-
zebul
) zumahl bey Wetterveränderung ein betäubendes
Geschrey hören läßt, das durch eine sonderbare knöcher-
ne Resonanzblase an dem dadurch gleichsam kropfförmig
aufgetriebenen Kehlkopf, hervorgebracht wird.

2. Paniscus, der Coaita C. ater, palmis tetradactylis
absque pollice
.

v. Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll-
schwanze*)

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

3. Iacchus, der Uistiti. C. juba pilosa alba ad genas
ante aures, cauda villosa annulata.

v. Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß-
Schale Raum hat.

5. Lemvr, Maki. Nasus acutus, dentes primo-
res
superiores 4. per paria remoti, inferiores 4 –
6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii
solitarii, approximati**).

[Seite 64]

1. Tardigradus, der Loris. (cueang.) L. ecaudatus.

v. Schreber tab. 38.

Auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eichhörn-
chens, schlanke dünne Veine etc. und so wie die folgende
Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige
Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz, der Mongus. L. facie nigra, corpore et
cauda griseis.

v. Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar
und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel
länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey man-
chen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisen-
haufen.


III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Daumen aus-
genommen, länger als der ganze Körper dieser Thiere;
und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut aus-
gespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als
die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren
hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem auf der Erde
gehen.

6. Vespertilio, Fledermaus. (Fr. chauve-
souris
. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti
plantarum breves, reliqui longissimi, membra-
nae expansili intertexti, pro volatu
.

Ein weitläufiges Geschlecht von, animalibus noctur-
nis
, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt-
theile verbreitet sind.

a) Dentibus primoribus 4. utrinque.

1. Spectrum, der Vampyr. V. ecaudatus, naso in-
fundibuliformi lanceolato
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

In Südamerika; der Körper von der Größe des
Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht
nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh,
Pferden etc. sondern auch schlafenden Menschen, bey wel-
chen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut
[Seite 65] aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vam-
pyrs (Blutsaugers) erhalten hat.

2. Caninus, der fliegende Hund. (Linne's vam-
pyrus,
Büffon's roussette.) V. ecaudatus, naso
simplici, membrana inter femora divisa
.

v. Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausge-
spannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt
aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechter-
dings nicht Vampyr genannt werden: findet sich scha-
renweise in Hindostan und auf den Ostindischen und
Austrat-Inseln; in unzähliger Menge aber auf Neu-
Holland. Ist auf den Pelew-Inseln das alleinzige
Säugethier.

b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. †. Auritus, (Büffon's oreillard.) V. caudatus, au-
riculis maximis
.

So wie die folgende in den mildern Gegenden der
alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber ir-
rig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile un-
geheuer groß.

4. †. Murinus, die gemeine Fledermaus, Speck-
maus
. (Engl. the rearmouse) V. caudatus, auri-
culis capite minoribus
.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Win-
terschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich
zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in
Unzahl.

c) Dentibus primoribus superioribus nullis.

5. †. Ferrum equinum, die Hufeisennase. V. naso
foliato ferrum equini aemulo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.


IV. DIGITATA. (Pododactyla).

Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier
Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und
Gattungen, daher jene füglich nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses erst wieder unter drey Familien gebracht
werden.

[Seite 66]

A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Scalpris dentata Jo. Hunter.)

Mit zwey zum Nagen bestimmten meißelartigen Vor-
derzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes pri-
mores
utrinque 2. inferiores subulati.

1. Volans, das fliegende Eichhörnchen. (Büf-
fon's
polatouche.) S. duplicatura cutis lateriali a
pedibus anterioribus ad posteriores
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe
des petit gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorder-
füßen nach den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft,
dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen wei-
tern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. †. Vulgaris, das Eichhörnchen. (Fr. l'ecureil.
Engl the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cau
da dorso concolori.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.

Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die
nordischen, zumahl an den Ufern des Ob- und am Bai-
kal-See, werden im Winter grau, und geben dann
das echte Grauwerk, (petit gris). Zuweilen finden
sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener
schneeweiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener
weiß- und schwarzgefleckte.

Der Virginische Sc. cinereus (Büffon's petit gris)
ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Mais-
feldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, versus api-
cem crassior. Dentes ut in sciuris
.

1. †. Esculentus, der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus
. (Fr. le loir. Engl. the
rellmouse.
)
G. grisens, subtus albidus, auriculis ro-
tundatis, nudis.

v. Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern Erd-
strichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Al-
ten, den sie verspeiseten*), und in eigenen glirariis**)
mästeten. Lebt in Eichen- und Buchenwäldern, nistet
[Seite 67] in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Win-
terschlaf.

1. †. Avellanarius, die kleine Haselmaus. (Fr.
le muscardin. Engl the dormouse.) G. rufus, pol-
lice plantarum mutico, auriculis rotundatis
.

v. Schreber tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem Win-
terschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes
Lager von Tangelnadeln, u.a. kleinem Gestrüppe, wor-
ein sie sich vergräbt.

9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in
praecedentibus
.

1. Oeconomus, die Wurzelmaus. M. cauda subses-
quiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus,
palmis subtetradactylis, corpore, fusco
.

v. Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils
durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von
Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der
Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie
merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer
Wurzeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen
die Tungusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor-
rath) nachgraben.

2. †. Sylvaticus, die Waldmaus, große Feld-
maus
. (Fr. le mulot. Engl the field rat.) M.
cauda mediocri, pectore flavescente, abdomine albido.

v. Schreber tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.

3. †. Amphibius, die Wasserratte, der Erd-
wolf
. M. cauda longitudine dimidia corporis, auri-
bus vix vellere prominulis, pedibus subtetradactylis
.

v. Schreber tab. 186.

Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders dem
Wurzelwerk.

4. †. Arvalis, die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr.
le campagnol. Engl. the field mouse.) M. cauda me-
diocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo
.

v. Schreber tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und
thut zumahl der Wintersaat großen Schaden. Das be-
währteste Vertilgungsmittel ist wohl der Englische Erd-
bohrer.

5. †. Musculus, die Hausmaus. (Fr. la souris.
[Seite 68] Engl. the mouse.) M. cauda elongata, palmis te-
tradactylis, police palmarum mutico
.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asten
und Amerika. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen
zum Hausthiere aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kacker-
lacken in ihrer Art, und zuweilen so lichtscheu, daß sie
in der Hellung die Augenlieder fest zuschließen, und für
blind gehalten werden.

6. †. Rattus, die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.)
M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum ungui-
culo pollicari
.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint
aber ursprünglich im mittleren (Europa zu Hause. Äußerst
gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Men-
schen und seinen Victualien überall nach. Den Berg-
leuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern
auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land- und
Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplan-
tagen in West-Indien.

An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprüng-
lich wohl in Ostindien und Persien einheimische Wan-
derrate
(M. decumanus. Fr. le surmulot) verdrängt,
die von rothlichgrauer Farbe und ihr Fell mit vielen ein-
zelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.

10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbrevia-
tae, cauda brevis, aut nulla. Dentes ut in prae-
cedentibus.

1. Alpina, das Murmelthier (Granbündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte.)
M. corpore depresso, supra fusco, subtus flavescente.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1812.

In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien,
Merkwürdig ist, daß man es auf der allé blanche in
Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie
Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stunden weit
von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im gan-
zen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee ent-
blößt sind; so daß eß scheint, die dasigen Murmelthiere
durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und
bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz
wachend zu.

2. †. Cricetus, der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro
.

[Seite 69]

F. S. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774.
8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Pohlen, Sibirien etc.
Lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen etc., wovon er
großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter-
irdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen, schleppet. Eine Höh-
le hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien.
Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher
im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster ge-
tödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter die-
sen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pu-
pillen.

3. Lemmus, der Lemming. M. capite acuto, corpore-
re nigro fulvorque irregulariter maculato
.

v. Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien Zuweilen emigri-
ren ganze Legionen von einer Gegend in die andere.
Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann
auch der Fall, daß, welche von den Raubvögeln in die
Lust gehoben und sich doch noch los gearbeitet und her-
untergefallen etc., mag zu der alten Sage Anlaß gege-
ben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel
regne.

4. Typhlus, die Blindmaus, Slepez, M. ecau-
data, palmis pentadactylis, incisoribus supra infra-
que latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis
.

v. Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der
Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel
doch gar keine Öffnung in der Gegend der Augenlieder
haben, und folglich gänzlich blind seyn.

11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superio-
res
2. distantes, inferiores 4. contigui, palmae
digitis
4, plantae digitis 3, cauda nulla.

1. Capensis, der Klipdas. (Büffon's marmotte
du Cap.
)
H. palmarum unguibus planis, plantarum
unico subulato
.

v. Schreber tab. 240.

Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. La-
gert sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eige-
nen anomalischen Bau nach zumahl wegen des Gebisses
und der Füße schwer zu classificiren.

12. Scavia. Halbkaninchen. Auriculae ro-
tundatae, parvae. Cauda nulla aut brevis. Den-
tes
primores utrinque 2.

[Seite 70]

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerika,
zumahl in Brasilien.

1. Porcellus, das Meerschweinchen. Cobaya, (Fr.
le cochon d'Inde. Engl. the Guinea pig.) S. ecau-
data, corpore variegato
.

v. Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der
Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säuge-
thieren.

2. Aguti, (Piculi) das Ferkelkaninchen S. cau-
data, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente
.

v. Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepvs. Dentes primores utrinque 2. superio-
res duplicati
.

1. †. Timidus, der Hase, (Fr. le liévre, Engl. the
hare
.) auriculis apice nigris, corpore et pedibus
posticis longioribus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-Ameri-
ka Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im
Munde, behaart. Beyde, Hasennd Kaninchen, scheinen
wieder zu kauen*).

Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven
Naturforschern für wahr angenommene Sage, daß man
schon oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zei-
ten einzelne gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen
gefunden habe**).

Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nörd-
lichen und Alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon
in der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf,
kürzere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinter-
beine mit auffallend breiten Pfoten, paart sich auch nicht
mit jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland etc.
ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer- und Ty-
roler Alpen etc. aber nur im Winter weiß***).

2. †. Cuniculus, das Kaninchen. (Fr. le lapin.
Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et
pedibus posticis brevioribus
.

von Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

[Seite 71]

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt,
aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch. Sie
verwehren sich so stark, daß sie wohl eher [z.B. neuer-
lich ums Jahr 1736 auf der St. Peters Insel bey Sar-
dinien*)] zur Landplage geworden sind†); und kom-
men auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano,
der sonst so öden Liparischen Insel fort. Die wilden
sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind
Kackerlacken in ihrer Art.

Die langhaarigen Angorischen (S 28. Anm. 2.) oder
so genannten Englischen Seidenhasen kommen
auch hier zu Lande gut fort.

14. Iaculus. (Dipus.) Pedes antici brevissimi,
postici elongati. Cauda saltatoria, apice floc-
cosa. Dentes
primores utrinque 2.

1. Jerbou, der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus
.
Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

v. Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Afrika, Arabien etc. Macht sich Höh-
len in die Erde Springt mit der Leichtigkeit einer Heu-
schrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic.
Engl. porcupine.) Corpus spinis tectum. Den-
tes
primores utrinque 2.

1) Dorsata, (Urson.) H. spinis brevibus sub pilis occultis.

v. Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbau etc.
Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen gro-
ßen Schaden.

2. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato, cau-
da abbreviata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Afrika;
nähert sich zumahl von Baumrinden; nistet in der Erde.
Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zu-
weilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber
nicht gegen seine Verfolger von sich schießen!**)

B.) Ferae.
[Seite 72]

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist
nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bey den
mehrsten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. – Die
eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige an-
dere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Den-
tes
primores utrinque 6*); laniarii supra 3, in-
fra
1. molares 4.

1. †. Europaeus, der Igel. (Fr. le hérisson. Engl.
the hedge-hog.) E auriculis rotundatis, naribus cri-
siatis
.

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal noctur-
num
. Nährt sich aus beyden Reichen. Mauset wie eine
Katze. Kann Spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt
allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hinge-
gen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon
von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert wor-
den) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in
sein Lager zu tragen**).

17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves.
Dentes primores superiores 6***), bifidi; infe-
riores
2 – 4 intermediis brevioribus; laniarii
utrinque plures.

1. †. Araneus, die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne,
Engl. the shrew,) S. cauda mediocri, abdomine
albido.

v. Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie giftig sey,
oder den Pferden in den Leib krieche etc. sind ungegrün-
dete Sagen. Selten finden sich weiße Spitzmäuse.

2. †. Fodiens, die Wasserspitzmaus. S. abdomi-
mine cinereo, digitis ciliatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist
jede Zehe zu beyden Seiten mit steifen Härchen besetzt,
[Seite 73] die die Füße zum Rudern ungemein geschickt machen.
Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch
eine Klappe zuschließen, so lange es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt be-
kannten Säugethiere. Wiegt nur 1/2 Quentchen.

18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae.
Dentes primores superiores 6, inferiores 8; la-
niarii
maior 1, minores 4.

1. †. Europaea, der Maulwurf, die Schermaus.
(Fr. la taupe. Engl. the mole.) T. cauda breviore,
auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkomme-
nes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Ei-
genheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufel-
pfoten zu Staaten kommen. Er hat sehr kleine Augen,
kann geschickt schwimmen und bey Überschwemmung auf
die Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart findet
sich mitunter in der hiestgen Gegend.

2. Versicolor, (s. aurata). T. ecaudata, palmis tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiati-
ca
heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist,
mit farbigem Goldglanz.

19. Didelphis. (plerisque) Hallux muticus. Fe-
minis folliculus abdominalis mammarum
.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einan-
der im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch
das Gebiß so mannigfaltig, daß dieselben nach dem Lin-
néischen System in ganz verschiedene Geschlechter ver-
theilt werden müßten.

1. Marsupialis, das Beutelthier, Opossum.
D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cau-
da squamosa longitudine corporis. Dentes
primores
superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nord-Amerika*). Das Weib-
chen von dieser und den mehresten übrigen Gattungen
dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche,
die durch besondere Muskeln geschlossen und geöffnet
[Seite 74] werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen.
Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleich-
sam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann
aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie
sich ansaugen und von der Muttermilch nähren, bis sie
reifer und vollkommener ausgebildet, gleichsam von
neuem geboren werden können.

2. Dorsigera, der Surinamische Aeneas. D. cauda
basi pilosa, orbitarum marginie fusco. Dentes ut in
priori.

v. Schreber tab. 150.

In Süd-Amerika Das Weibchen, das bey dieser
Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Jungen, wenn
sie noch klein sind, auf dem Rücken tragen, und diese
sich dabey mit ihren Nollschwänzen an der Mutter ih-
rem anhalten.

3. Gigantea, das Känguruh. Cauda apice attenua-
to, pedibus anticis brevissimis, posticis longissimis
.
Palmis pentadactylis, plantis subtetradaetylis Den-
tes
primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

v. Schreber, tab. 154.

In Neu-Holland Mausefahl. Ist, wenn es auf-
recht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt
in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfres-
send. Springt in weiten wohl zwey Klafter langen
Sätzen. Das Weibchen hat einen Zitzensack. Wirst nur
Ein Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum
halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der
Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getra-
gen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris-
que felina. Dentes
primores utrinque 6. inter-
mediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum
aculeata. Ungues exserti.

1. Zibetha, die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr.
la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dor-
so cinereo nigroque undatim striato
.

v. Schreber tab. 112.

Im südlichen Asten und nördlichen Afrika. Bey bey-
den Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle,
die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt,
das Zibeth, eine schmierige, wohlriechende Substanz.

2. Genetta, die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl.
the genet.) V. cauda annulata, corpore fulvo-nigri-
cante maculato
.

[Seite 75]

v. Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.

3. Putorius, das Stinkthier, Conepatl. (Fr.
la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.) V. lineis
quinque dorsalibus parallelis albis.

v. Schreber tab. 122.

In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nahmen von
dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere
verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von
sich gibt.

4. Ichneumon, die Pharaonsmaus, der Mun-
go
(Buffon's große mangouste) V. cauda basi
incrassata sensim attenuata apice floccosa.

v. Schreber tab. 45 B.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunen
breit geringelten Streifen. Ist häufig in Ägypten, wo
es zumahl den Krokodilleneyern, so wie außer dem den
Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und
häuslich machen läßt.

5. Aurita, das Großohr. (Fennec. Büffon's ani-
mal anonyme
) V. auriculis amplissimis.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V.
B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den Palmen,
und lebt Vorzüglich von Datteln.

21. Mustela. Dentes primores superiores 6,
erecti, acutiores, distincti: inferiores 6, obtusio-
res, conferti; duo interiores. Lingua laevis
.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße,
und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen
bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beißig und
blutdürstig.

1. †. Martes, der Baummarder, Edelmarder,
Tannenmarder, Wildmarder
, Feldmar-
der
. (Fr. la marte. Engl. the pinemartin.) M. cor-
pore fulvo-nigricante, gula
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde.
Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. †. Foina, der Hausmalder, Steinmarder,
(Fr. la fouine Engl. the martin,) M. corpore fulvo-
nigricante, gula alba
.

v. Wildungen a. a. O.

Im mittlern und wärmern Europa und dem benach-
[Seite 76] barten Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch
die vorige Gattung, zum Wunder zahm machen.

3. †. Putorius, der Iltis, Ilk, Ratz, Stänker-
ratz
. (Fr. le putois. Engl. the fithet, polecat.) M.
flavonigricans, ore et auricularum apicibus albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder.
Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst
sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch
von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the fer-
ret
) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist
ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher
keine ursprüngliche eigene Gattung, sondern eine Ab-
art von Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt
gut zum Ratten- und Kaninchen-Fang.

4. Zibellina, der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the
sable
.) M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula cinereis.

v. Schreber tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönste mit recht schwarz-
braunen, dickhaarigem und glänzendem Fell finden sich
um Jakuzk.

5. †. Erminea, das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le rosolet, l'hermine. Engl. the stoat, the er-
mine.
) M. caudae apice nigro.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien, Grö-
ßer als das gemeine Wiesel. Ändert aber eben so wie
dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im
Winter aber (als Hermelin) weiß ist.

6. †. Vulgaris, das gemeine Wiesel. (Fr. la be-
lette
. Engl. the weesel.) M. corpore ex rufo fusco
subtus albo.

v. Wildungen a. a. O.

Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter
trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die
alte Fabel. als ob sie dieselben durch diesen Weg zur
Welt brächte.)

22. Ursus. Dentes primores superiores 6. intus
excavati alterni, inferiores
6, laterales 2, longio-
res lobati
, laniarii primarii slotarii (minimi 1-
2 inter hos et primos molares), lingua laevis.

2. †. Arctos, der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear).
V. fusco nigricans, cauda abrupta.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 32.

[Seite 77]

In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-Indien
und Nord-Afrika. In der Jugend lebt er meist von
Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom
Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vor-
dertatzen, als des Gebisses. Ein ausgewachsener kann
wohl vier Centner und darüber, am Gewicht halten.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bä-
ren gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die
kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern
weißlichen Silberbären; sämmtlich zottig, und zumahl
unter dem Halse langbehaart.

Hingegen macht der Nordamerikanische Bär mit
schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und
flachern Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine eigene
Gattung, die sich gewöhnlich von Früchten und in man-
chen Jahrszeiten fast ausschließlich von Ameisen nährt.

2. Maritimus, (glacialis). der Eisbär, Polarbär.
V. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.

An den Küsten und beym Treibeis der nördlichsten
Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemei-
nen Bären verwechselt werden. Er wird bey zwölf Fuß
lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht
sehr geschickt, und ist fast bloß fleischfressend*).

3. Gulo, der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton.
Engl. the glutton,) V. corpore rufofusco, medio dor-
si nigro
.

Pallas Spicileg, zoologie. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Sei-
ne Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf
Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm
verschieden zu seyn.

4. †. Taxus, der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl.
the badger,) V. cauda concolore, abdomine nigro.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.

In Europa und Asien bis gegen Schina. Ein ani-
mal omnivorum
. Baut unter der Erde einen tiefen Kes-
sel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen.
Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält
[Seite 78] besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er sei-
ne Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

5. Mellivorus, der Honig-Dachs, Rattel. V.
dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.

Sparmann in den schwed. Abhandl. 1777.
tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden
Vienen, die in den Höhlender Stachelschweine etc. nisten.
Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht.
oder folgt auch bloß der Anweisung des Honig Guckucks.
Hat ein zottiges Fell, mit einer ungemein starken sehr
beweglichen schiebbaren Haut, wodurch er einerseits vor
den Bienenstichen, und anderseits vor tiefen Bissen der
Hunde etc, gesichert ist.

6. Lotor, der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coa-
ti
. (Büffon's Raton.), V. cauda annulata, fascia
palpebrarum transversali nigra.

Abbild. n. h. Gegens. tab. 62.

Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen
Amerika etc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vor-
derpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einwei-
chen oder Aufsischen seines Futters*) etc. Wird überhaupt
sehr kirre. Sein Haar ist nächst des Bibers seinen, das
vorzüglichste für Hutmacher.

23. Canis. Dentes primores superiores 6, latera-
les longiores dostantes, intermedii lobatil; infe-
riores
6, lobati omnes; laniarii solitarii, incur-
vati
.

1. †. Familiaris, der Hund. (Fr. le chien. Engl.
the dog,) C. cauda recurvata; subinde digito spurio
ad pedes posticos
.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich beson-
ders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, ver-
bunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (so-
gar zum Fisch- und Robbenfang), aber auch durch man-
cherley andere Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit
ihm über alle fünf Welttheile verbreitet, und gibt den
größten Beweis von der Perfectibilität der Thiere, wenn
der Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Ge-
nerationen ausbildet.

[Seite 79]

Ob alle die verschiedenen Hunde-Racen als bloße
Varietäten einer und derselben Gattung anzusehen sind,
und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme,
ist schwerlich zu entscheiden. Wir scheinen manche Ra-
cen, z.B. der Dachshund, das Windspiel etc. viel Ei-
genes zu besondern Funktionen Abzweckendes in ihrer
Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßigen Ei-
genheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen
Ausartung halten kann.

Zu den Hauptracen gehören wohl

a) Fricator, der Wops. (Fr. le doguin. Engl. the
pugdog
,) mit untersetzten, kurzem Leibe, schwarzem
Flecken an den Backen und hängenden Ohren.

Den Übergang von dieser zur nächstfolgenden Ra-
ce macht der eigentliche Bullenbeißer, Wacht-
hund, Bluthund
, molossus (Engl. the bull
dog
), bey welchem der Unterkiefer vor dem obern
etwas hervortritt.

b) Mastivus, die Englische Dogge (Fr. le do-
gue
. Engl. the mastiff.) mit stumpfem Kopfe, hän-
genden lappichten Oberlefzen und glattem Haar.
Vellt dumpfig und kurz. – Ihm scheint der Metz-
gerhund
(Fr. le matin) nahe verwandt.

c) Terrae novae, der Neufundländer, (– Ab-
bild. n. h. Gegenst
. tab. 6. –) Zeichnet sich durch
seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar,
langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz,
besonders aber durch die Art von Schwimmhaut
zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich grö-
ßer ist, als bey andern Hunden. Daher sein un-
gemeines Geschick zum Schwimmen. Meist sind die-
se Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend ge-
lehrig.

d) Sagax, venaticus, der Jagdhund. (Fr. le
chien-courant
.) mit langem, dickem Körper, einge-
furchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren.
Das Haar bald schlicht, bald zottig. – Hierher
auch die Bracke, (Engl. the spanish, pointer.),
der Hühnerhund, Wachtelhund und die
schön getiegerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus, der Budel (Fr. le barbet. Engl.
the water-dog.) mit stumpfem Kopfe, und wollich-
tem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus, der Schäfer-
hund, Haushund
. (Fr. le chien de berger.
Engl. the cur.) mit aufrechten Ohren; der Schwanz
[Seite 80] an der untern Seite lang behaart. – Hierzu auch
der Isländische Hund, und der Spitz oder
Pommer. (Fr. le chien-loup). Auch der nun,
wie es scheint, ausgestorbene große St. Bern-
hards
-Hund. Und der kleinere, den die Kamt-
schadalen etc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. –
Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee
einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als
Mastvieh gezogen werden, und bloß vegetabilische
Nahrung genießen, scheinen zu dieser Race zu
gehören.

g) Meliteus, das Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon. Engl. the lap dog the
shok
.) mit sehr langem, seidenartigem Haar, zu-
mahl im Gesichte.

h) Vertagus, der Dachshund (Fr. le basset.
Engl. the tumbler, the turnspit) mit langer Schnau-
tze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Körper,
kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen
Flecken über den Augen. – Ihm scheint der En-
glische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und
struppiger Schnautze nahe verwandt.

i) Dingo, der Neuholländische Hund Ähnelt,
zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwanzes,
mehr dem Fuchs.

k) Leporarius, das Windspiel (Fr. le levrier.
Engl the grey-hound.) mit langem, zugespitztem
Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlan-
kem Leib und Beinen.

l) Graius,*) der Spartanische Hund (cànis la-
conicus
), sehr groß; hält in der Bildung das Mit-
tel zwischen Jagdhund und Windspiel.

Ihm ähnelt der große Dänische und der nun
ausgestorbene Irländische Hund.

m) Aegyptius, der Guineische Hund. (Fr. le
chien turc
. Engl. the Indian dog, the naked dog.)
ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte ge-
krullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und
schwarz, oder rußigbraun, fast wie Negerhaut. (s, S.
28. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Racen paaren und ver-
mischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch
[Seite 81] mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuwei-
len fruchtbare Bastarde erzeugen.

2. †. Lupus, der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the
wolf
.) C. cauda incurvata.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber in einigen
Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien und Irland,
ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabey schnel-
len und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hun-
ger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben
auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Er-
scheinung auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten Sa-
ge von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus, der Schakal, Thos (Büffon's Adi-
ve
.) C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae api-
ce nigro
.)

v. Schreber tab. 94.

In ganz Nordafrika und Orient, besonders in Na-
tolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise um-
her; frißt Thiere, Lederwaaren etc.; gräbt Leichen aus.
Manche Naturforscher haben den Schakal für den ur-
sprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Sim-
sons Füchse für Schakale gehalten.

4. †. Vulpes, der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le re-
nard
. Engl. the fox.) C. cauda recta, apice discolore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl
auf den östlichen Aleuten, die davon den Nahmen
der Fuchsinseln erhallen haben. Frißt unter andern
Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine
Abart davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be-
rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze,
der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu
Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silber-
weiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)],
für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für
eine besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor der
Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus, der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs
. (Isatis. Engl. the arctic
[Seite 82] fox. Russ. Pesez.) C. cauda recta, apice concolore,
palmis plantisque pilosissimis
.

v. Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-
Zembla, Grönland etc. – Die mehresten sind weiß.
Die so genannten blauen Füchse hingegen bläulich-
grau.

6. Hyaena, die Hyäne. C. nigricans, maculis vir-
gatis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus
tetradactylis.

Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal, dem
sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager un-
ter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.

Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel grö-
ßer*) als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer
Menge in Habessinien und von da südlich bis zum Cap.

Beyde machen in ihrem Körperbau einen Übergang
zum folgenden Geschlecht.

24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius,
lingua aspera. Dentes
primores 6 acutiusculi,
exterioribus majoribus,
laniarii solitarii, supra
a primoribus, infra a molaribus remoti.

1. Leo, der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion.)
F. cauda elongata floccosa, corpore fulvo.

v. Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in
Afrika; weiland aber auch im Pelopones und Aetolien.
Auch neulich haben Löwinnen in Menagerien in Deutsch-
land und sonst im mildern Europa Junge geworfen.
Dem Männchen bricht die Mähne erst im zweyten Le-
bensjahre aus. Das Fleisch des Löwen wird von den
Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen
Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.

[Seite 83]

2. Tigris, der Tieger. F. cauda elongata; capite, cor-
pore et cruribus nigro-virgatis.

the Tiger, von G. Stubbs.

Blöß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schi-
na, auch auf Sumatra etc. Überaus regelmäßig gestreift.
Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem
Elephanten erliegen.

3. Pardus, der Panther. Parder*). F. cauda
subelongata, maculis obtuse angulatis, passim con-
fluentibus et annulatis.

v. Schreber. tab. 99.

In Afrika und Ostindien, Die Flecken seines Fells
sind hin und wieder wie zusammengeflossen, theils in
Hufeisenform, oder geringelt u.s.w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit
kleinern Flecken, deren meist drey bis vier auf fast gold-
gelbem Grunde beysammen stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's
once.) F. cauda elongata, corpore albido, maculis ir-
regularibus nigris.

v. Schreber. tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als
die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur
Jagd (der Rehe, Gazellen etc.) abzurichten, wozu sie im
Orient verlangst, und in den mittlern Zeiten auch in
Italien und Frankreich gebraucht worden.

5. Onca, der Jaguar, Amerikanische Tieger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lutescente, ma-
culis angulatis, ocellatis, medio flavis
.

v. Schreber tab. 102.

In Südamerika. Größer als der Panther, dem er
sonst sehr ähnelt.

6. Concolor, der Amerikanische Löwe, Puma,
Cuguar
. F. cauda mediocri, corpore immaculata
fulvo.

v. Schreber tab. 104.

In Peru, Brasilien etc.; zeichnet sich durch sein roth-
gelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Nahmen
eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.

7. †. Lynx, der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl.
the mountain cat.) F. cauda abbreviata, apice atro,
[Seite 84] auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis
palmisque amplissimis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Nea-
politanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden
als der Wolf.

8. †. Catus, die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat.)
F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus,
lateralibus spiralibus.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da
durch die Spanier nach Amerika überbracht worden.
Die wilde*) ist größer, als die zahme, von grauröth-
licher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die
Hauskatze begattet sich äußerst selten unter den Augen
der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn
sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten
der Katzen gehört ihre starke Elektricität; das Leuchten
ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde auf ge-
wisse Pflanzen, wie z.B. auf die Nepeta cataria und
aufs Teucrium marum etc.; ihr Schnurren oder Spin-
nen, das durch ein Paar eigene zarte, gespannte Häut-
chen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche un-
überwindliche Antipathie vieler Menschen gegen diesel-
ben etc. – Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die
Angorische oder Persische Katze mit dem langen,
seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die
bläulichgraue Carthäuser- oder Cyperkatze; und
die Spanische oder schildpattfarbige Katze
(Tortoiseshellcat); unter welchen letztern man häufig
weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Far-
ben (z.B. schwarz, weiß und gelb), aber äußerst selten
einen dergleichen Kater findet.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus Fr. pares-
seux
. Engl. sloth.) Caput rotundatum, crura an-
tica lóngiora. Dentes
primores nulli utrinque;
laniarii (?) obtusi, solitarii; morales cylindrici.
obtusi.

4. Triadactylus, der Ai. B. pedibus trydactilis, cauda
brevi
.

[Seite 85]

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames schwer-
fälliges, aber bey aller dieser Trägheit listiges und im
Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein
äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt
Laub, säuft gar nicht etc.

26. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. four-
miller
. Engl. ant-eater.) Rostrum productius,
lingua Iumbriciformis; dentes nulii
.

1. Iubata, der große Tamandua. M. palmis te-
tradactylis, cauda longa jubata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.

Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß als ein Flei-
scherhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung
in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.

2. Didactyla, der kleine Tamandua. M. palmis
didactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetradac-
tylis; cauda
prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

Ebenfalls in Südamerika; von der Größe und auch
fast von der Farbe des Eichhörnchens.

27. Manis. Schuppenthier, Formosani-
sches Teufelchen
. Corpus squamis tectum; lin-
gua terzes; dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere die-
ses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart etc. viel Ähn-
liches mit den Ameisenbären. Von vielen altern Na-
turforschern wurden sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla, der Phatagin. M. cauda logiore:
ungulis bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr
von der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbä-
ren. Sein kastanienbraun geschuppter Körper ähnelt ei-
nem Tannenzapfen.

28. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gür-
telthier
. (dasypus Linn.) Corpus testis zonis-
que osseis
cataphractum: dentes primores et la-
niarii
nulli.

1. Novemcinctus, der Caschicame. T. zonis dor-
salibus 9; palmis tetradatylis; plantis pentadactylis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.

In Südamerika, bis an die Magellanische Straße.
[Seite 86] Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey
Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, ku-
gelicht zusammen.


V. SOLINDVNGVLA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von
wenigen Gattungen.

29. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda fetosa,
Dentes
primores superiores 6. obtuse truncati;
interiores 6. prominentiores:
laniarii solitarii
utrinque remoti.

1. †. Caballus, das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse.) E. cauda undique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich
mehr, aber häufig und theils in großen Heerden ver-
wilderte
; so z.B. in der Mongoley, vollends aber
in unermeßlicher Menge in Paraguay, wohin die Pfer-
de (so wie überhaupt nach Amerika) erst durch die Spa-
nier überbracht worden u.s.w. Unter den zahmen
Pferde-Racen zeichnen sich die Araber (zumahl die von
der Zucht der Anneey um Palmyra herum, und vom
Libanus bis gegen den Horeb etc.) durch ihren wunder-
schönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und
Barben. Unter den Europäischen sind die Spanischen
(besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben be-
sonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich
in den Wettrennen auszeichnen*). – Ganzer beritte-
nen Nationen zu geschweigen, wie z.B. die Cosacken,
Tataren, Kalmücken, die Pferde-Tungusen, die Abi-
poner etc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der
[Seite 87] Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie,
Postwesen etc. unermeßlich. Manche der gedachten be-
rittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch
und Milch der Pferde. Die letzters gibt, wenn sie zu-
sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen
worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. †. Asinus, der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.)
E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.

Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus-
thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und
findet sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nah-
men Kulan*), von da er jährlich im Herbst in gro-
ßen Heerden südlich nach Indien und Persien zuzieht
und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker
als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnellig-
keit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt
noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus.
Höchstens etwa in der Farbe, da es z.B. weiße Esel
gibt.

* * *

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und
geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftig-
keit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) frucht-
bar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus,
Fr. le mulet**)], das vom männlichen Esel gezeugt,
und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der
Maulesel [hinnus. Fr. le bardeau***)], der vom
Hengste gezeugt, und von der Eselinn geworfen ist.
Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur Sa-
ge von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen
Bastarden vom Pferde- und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gat-
tungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen
der andern gehalten hat), ist im südlichen Afrika zu
Hause. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber
wild und unbändig. Gezähmt hat die Stute sowohl
mit Esel als Pferdehengsten Bastarde gezeugt.

[Seite 88]

VI. BISULCA. (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus-
thiere finden.

30. Camelus. Cornua nulla, labium lepori-
num,
pedes subbisulci*). Dentes primores in-
feriores 6 spathiformes; superiores 2;
laniarii
distantes, superiores 3, inferiores 2.

1. Dromedarius, das gemeine Kamehl. [Fr. le dro-
madaire
**)]. C. tofo dorsi unico.

v. Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in
den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist
aber für den ganzen Orient und für das nördliche und
mittlere Afrika das wichtigste Hausthier. (Das Schiff
für die Wüsten – nennen es die Araber.) Die gewöhn-
liche Last der Karavanen-Kamehle ist gegen sechs Cent-
ner, und damit legen sie täglich gegen vier Deutsche
Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges
Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und
für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch
kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wo-
chen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf
ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit in seinem
Magen ziemlich unverändert erhalten soll. Beyde, so-
wohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große
Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vor-
derfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die
ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind,
und sich niederlegen.

2. Bactrianus, das Trampelthier. (Fr. le cha-
meau
. Engl. the camel) C. tofis dorsi duobus.

v. Schreber tab. 304.

[Seite 89]

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in gan-
zen großen Herden in Bessarabien etc, wird daselbst seines
schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr
als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Llama, das Liama, die Kamehlziege Gua-
naco
. C. dorso laevi, toso pectorali.

v. Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen Amerika,
besonders dem gebirgigen Peru. Ward als Lastthier
gebraucht, und kann bey seiner mäßigen Größe doch
bis anderthalb Centner tragen.

4. Vicunna, das Schafkamehl. (Fr. la vigogne.) C.
tofis nullis, corpore lanato.

v. Schreber tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, son-
dern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die
bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treib-
jagden haufenweis gefangen. Auch soll der Occiden-
talische Bezoarstein
am öftesten in dieser Gat-
tung gefunden werden.

31. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Den-
tes
primores superiores nulli, inferiores 8, lania-
rii
nulli.

1. †. Ovis, das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the
sheep
.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild;
scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege wie-
der verwildern zu können: wird aber fast in der
ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Haus-
thiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung
von Amerika dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Racen der Schafe sink vor
allen die Spanischen, aus Segovien, und dann die
Englischen wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die
Isländischen mit vier, sechs oder acht Hörnern;
und die Arabischen und Ägyptischen mit dem
großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-Schwanze,
zu merken. Die Ostfrisischen Marsch-Schafe sind
ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän-
zen; die Lüneburger Heidschnucken hingegen klein,
und beyde Geschlechter gehörnt. Die zwischen den
Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen
[Seite 90] Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrika noch
überdieß lang herab hängende Ohren.

2. Ammon, das Muffelthier, (musimon Büf-
fon's
mouflon) C. cornibus arcuatis circumflexis
subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.

v. Schreber tab. 268.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der
Barbarey; eine verwandte, weit größere Art aber (das
Argali) in Sibirien bis Kamtschatka und dann im
nordwestlichen Amerika. Letzteres, ein sehr schmackhaftes
Wildbret, hat mächtig starke und schwere*) Hörner,
und wird von einigen Naturforschern für das Stamm-
thier zu unserm Schaf gehalten.

3. †. Hircus, die Ziege. (Fr. la chevre. Engl. the
goat
.) C. mento barbato, cornibus arcuatis carinatis.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustam-
men, der im Caucasus und den daran glänzenden östli-
chen Gebirgen lebt, und in dessen Wägen, (so wie bey
manchen Gattungen von Antilopen) zuwellen der Ori-
entalische
Bezoarstein gefunden wird, daher das
Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt
worden**). – Die Hausziege (– das wichtige Haus-
thier der alten Guanchen auf den Canarischen In-
seln –) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben
so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. – Die
Angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes sei-
denartiges Haar und gibt das beste so genannte Kamehl-
garn, so wie aus dem äußerst feinen Wollhaar, das die
schönen kleinen geradhörnigen Bergziegen in Kashmir
und Tibet unter ihrem gröbern, langen Haar tragen,
die allerköstlichsten Shawls in jenem paradiesischen
Wunderlande gewebt werden***).

4. †. Ibex, der Steinbock. (capricornus. Fr. le
bouquetin
. Engl. the wild goat.) C. mento barba-
to, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dor-
sum reclinatis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

[Seite 91]

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so
wie in den Sibirischen Alpen. Das Gehörn eines be-
jahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist
eben so viel knorrige Ringe auf feder Seite.

32. Antilope. Cornuacava, teretia, annulata,
vel spiralia. Dentes ut in capris.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche
Gattungen im mittlern und südlichen Asien und Afrika,
zumahl aber am Cap finden.

1. †. Rupicapra, die Gemse. (Fr. le chamois, l'Izard.)
A. cornibus erectis uncinatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.

In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und
westlichen Asiens, Zahm gemachte Gemsen sollen sich
mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben.
Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters, bilden
sich in ihren Mägen die ehedem berühmten so genann-
ten Gemsballen (aegagropilae).

2. Dorcas, die Gazelle. C. cornibus teretibus an-
nulatis, medio flexis, apicibus laevibus approximatis.

v. Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrika. Das schlanke
flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer,
und gibt ihrer Dichtersprache das reihende Bild weibli-
cher Schönheit.

3. Pygarga, der Springbock, Prunkbock. A.
cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca,
clunibus albis
.

Vosmaer descr. de la Grazelle de parade.

Im Innern des südlichen Afrika, von wannen er jähr-
lich in Heerden von vielen Tausenden gegen das Cap zu
und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.

4. Oreas, das Cudu. A. cornibus subulatis rectis ca-
rinato-contortis. corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrika und Ostindien. Die Form und Länge
seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften
Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.

33. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Den-
tes ut in generibus praecedentibus.

1. †. Taurus, der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the
[Seite 92] ox.) B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, pale-
aribus laxis.

Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der al-
ten Welt) wird noch jetzt in Poylen, Litauen, Sibirien
gefunden, und war ehedem auch in Deutschland ein-
heimisch. Daß er die wilde Stammrace von unserem
gezähmten Hornvieh sey, ist doch wegen bestimmter Ei-
genheiten in seinem Bau, unwahrscheinlich. – Zu den
merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rindviehs
gehört die halbWilde weiße Race mit braunen oder
schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wie-
der in Großbritannien; die mit den ausnehmend gro-
ßen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in
einigen Provinzen von England u.a.m.

Hingegen scheints noch zweifelhaft, daß auch die In-
dische (von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der
bos indicus, oder Zebu (– v. Schreber tab. 298. –)
eine bloße Varietät dieser Gattung seyn folle.

In den Wagen des Rindviehs finden sich zuweilen
Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und einge-
schluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige
Viehseuche, hat zumahl seit 1711 zuweilen lange und
weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken
seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs-
mittel für die Kinderblattern bewährt wurden.

2. Buffelus, der Büffel. (Engl. the Buffato.) B.
cornibus resupinatis intortis antice planis
.

v. Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber
nach und nach durch den größten Theil von Asien und
Nordafrika verbreitet, und wird auch hin und wieder
in Europa, wie z.B. seit dem siebenten Jahrhundert
in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen
gezogen, und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes
dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Grunniens, der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse
. B. cornibus teretibus,
introrsum curvatis, vellere propendente, cauda un-
dique iubata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in
Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser
Hornvieh, zeichnet sich außerdem durch seine grunzende
[Seite 93] Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch ei-
nen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der,
wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer
bezahlt wird.

4. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divarica-
tis, lunatis, longissimis.

In den gebirgigten Gegenden von Nord-Hindostan.
Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.

5. Bison, der Nordamerikanische Bison. B.
cornibus divaricatis brevibus, juba longissima, dorso
gibboso.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herden-
weise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordame-
rika. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart,
im Frühjahr hingegen wird er am Rücken und Hinter-
leibe kahl, und behält bloß seine ungeheure Brust- und
Nacken-Mähne.

6. Moschatus, der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus-
qué
. Engl. the musk ox.) B. cornibus deflexis, ba-
sibus latissimis complanatis ad frontem contiguis;
apicibus reflexis.

v. Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerika
im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite
eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen
über einen halben Centner wiegen.

34. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tec-
ta, fascicula pilorum nigro terminata. Dentes
lati, extimo bilobo
; laniarii nulli.

1. Cameleopardalis, die Giraffe.

Cptn Carteret in den philos. Transact. Vol. LX.
tab. 1.

Im innern Afrika. Sie hat, wegen ihres langen
Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und we-
gen ihres röthlichen, schön gefleckten Felles, ein sehr
auszeichnendes Anschen; sie soll im Schreiten, wie die
Paßgänger, immer den Vorder- und Hinterfuß der ei-
nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren
Gang haben, von dem die Bewegung des Springers
[Seite 94] im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie auf-
recht steht, über sechszehn Fuß hoch.

35. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes
ut in generibus praecedentibus (interdum ta-
men
laniarii solitarii superiores).

1. Alces, das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl. the
elk
.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders daß
Nord-Amerikanische Elenn, Fr. l'original. Engl. the
moose-deer
*) keine eigene Gattung macht), ist sehr
hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl
über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich
zähmen und heerdenweise auf die Weide treiben. Die
alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie be-
fallen werden, brauchen jetzt keiner Widerlegung.

2. †. Damma, der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr.
le daim. Engl. the buck fa low-deer.) Cornibus
subramosis compressis, summitate palmata
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch;
variirt in der Farbe.

3. Tarandus, das Rennthier. (rangifer. Fr. le renne.
Engl. the rein.) C. cornibus (in utroque sexu) lon-
gis, simplicibus, teretibus, summitatibus subalmatis,
juba gulati pedula.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie in Kamt-
schatka in Heerden von tausend und mehr Stück; kann
in wärmern Gegenden nicht ausdauern, lebt von dür-
rem Laub, und vorzüglich von Rennthier-Moos das
es unter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den
Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur
Befriedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des
Lebens.

4. †. Elaphus, der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl the stag) C. cornibus ramosis totis tereti-
cus recurvatis apicibus multifidis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur
[Seite 95] unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines
Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Aller des
Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die
größten natürlichschönen Geweihe sind höchst selten von
mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird unge-
fähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. †. Capreolus, das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl.
the roe) C. cornibus ramosis, teretibus, erectis,
summitate bifida.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von Eu-
ropa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zu-
mahl nach Castration, auffallender als bey andern Gat-
tungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostosen
entstellt.

36. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores
ut in praecedentibus generibus; laniarii supe-
riores solitarii exserti.

1. Moschifer, das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl.
the musk.) M. folliculo umbilicali.

v. Schreber tab. 242.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von
Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat
in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe
eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wich-
tige Arzneymittel, sammelt.

2. Pygmaeus, das kleine Guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, ungulis succen-
turiatis nullis.

Seba, thes. I. tab. 45, fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier
dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fin-
gers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfei-
fenstiels.


VII. MULTUNGULA (Belluae.)

Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder
dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen
[Seite 96] an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine,
denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.

37. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mo-
bile. Dentes
primores (plerisque) superiores 4,
convergentes, inferiores 6, prominentes;
lania-
rii
superiores 2, inferiores 2, exserti.

1. †. Scrofa, das Schwein, (Fr. das wilde, le san-
glier
, das zahme le cochon. Engl jenes the wild
boar
, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa.

Das wilde Schwein*) hat eine längere Schnauze
und überhaupt eine andere Form des Schädels, kürzere
aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Haus-
schwein, auch keinen Speck, und niemahls Finnenwür-
mer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze
Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen
ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal
omnivorum
. Das Weibchen wirft nicht selten zwey
Mahl im Jahr und wohl eher bis 20 Junge aus ein
Mahl. – In Amerika, wohin die Schweine aus Eu-
ropa übergebracht worden, sind sie theils verwildert,
(Fr. cochons marons). Auf Cuba wurden sie mehr als
noch ein Mahl so groß, als ihre Europäischen Stamm-
ältern; auf Cubagua arteton sie in eine abentheuerliche
Race aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang
waren etc. – Die Schinesischen (Fr. cochons de Siam)
haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken
ohne Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich
nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen,
die schon den Alten bekannt war, so wie man auch wel-
che mit fünf Klanen gesehen hat.

2. Aethiopicus, das Emgalo. (Büffon's sanglier
du Cap. verd.
) S. dentibus primoribus nullis; lania-
riis superioribus lunatis extrorsum curvatis; saeculis
verrucosis sub oculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.

Im Innern von Süd-Afrika. Auch auf Madagaskar.
Ein furchtbar wildes Thier, mit mächtig großen Kopf,
spannen-breiten Rüssel, großen warzigen Fleischlappen
unter den Augen etc.

[Seite 97]

3. Tajassu, das Nabelschwein, Visamschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschife-
ro ad extremum dorsi.

v. Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmern Gegenden von Süd-
amerika. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa,*) S. dentibus laniariis superioribus ma-
ximis, parallelis retrorsum arcuatis.

v. Schreber tab. 328.

Zumahl auf den Moluckischen Inseln. Lebt am Was-
ser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen
Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wo-
zu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des
Oberkiefers dienen mögen? beym Weibchen sind sie weit
kleiner.

38. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii
4; palmae ungulis 4, plantae ungulis 3
.

1. Americanus, der Tapir, Anta.

v. Schreber. tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-Amerika, von der
Statur eines mittelmäßigen Ochsen, Kopf und Schen-
kel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe
zugespitzt und sehr beweglich. Gewöhnlich setzt sich's auf
die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser,
schwimmt sehr gut etc.

39. Elephas. Elephant. Proboscis longissima,
prehensilis; dentes
primores superiores exserti.

1. Asiaticus, E capite elongato, fronte concava, auri-
culis minoribus, dentium molarium corona lineis
un-
dulatis parallelis
distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das
größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch,
und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund Sei-
ne auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch
selbst gegen Insectenstiche empfindlich; gewöhnlich von
grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist
sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst
feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit
zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerley
andern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann
[Seite 98] ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu ander-
halb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie
mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann
er ungemein feine kunstreiche Handlungen verrichten,
z.B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere
Stücke Geld mit Einem Mahl aufheben u.s.w. Sei-
ne Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume,
Reiß und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemei-
ner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der
Begattung soll er sich wie die mehrsten übrigen Säu-
gethiere bespringen. Das neugeworfene Junge saugt
mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele ge-
meint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kom-
men den beyden Geschlechtern die zwey großen Stoß-
zähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie
werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann
bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der
Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man
ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner
zu tragen, und schwere Ballen etc. Berge hinauf zu
wälzen im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein
schnelles Schieben der Beine, und dabey so sicher, daß
er auch auf ungebahnten Wegen doch niche strauchelt.

2. Africanus. E capite subrotundo, fronte convexa, au-
riculis amplissimis; dentium molarium corona
rhom-
bis
distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Afrika einheimische
Gattung, wird jetzt höchstens nur noch im Innern die-
ses Erdtheils als Hausthier gehalten, im übrigen aber
bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins we-
gen gefangen und geschossen.

40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu soli-
dum, conicum, naso insidens.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus utrinque quater-
nis, inferioribus conicis, superioribus sublobatis;

laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien Das bey dieser Gattung mehrentheils
einzelne Horn ist bey ihm so wie das doppelte beym
Afrikanischen nicht am Knochen fest gewachsen, sondern
bloß auf demselben aufsitzend.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

[Seite 99]

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Afrika, am Cap etc. Das zweyte Horn ist
kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

41. Hippopotamus. Dentes primores supe-
riores remoti (inferiores procumbentes);
laniarii
inferiores incurvati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd. (Am Cap Seekuh
genannt).

Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI.
tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Afrika, wo sie ehedem im Nil.
Äußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe,
ungeheuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen etc.
Ein erwachsenes wiegt wenigstens vierthalb tausend
Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.


VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Ge-
schlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge-
bisses (so wie oben die Digitata) in drey Familien zer-
fallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

42. Castor. Pedes postici palmati. Dentes
primores utrinque 2.

1. †. Fiber, der Biber. (Fr. le castor. Engl. the
beaver
.) C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an
Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen sei-
ner feinen Haare für die Handlung, und für die Arz-
neykunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig,
das sich bey deyden Geschlechtern in besondern Behäl-
tern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten
sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfer-
[Seite 100] tigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern
von Canada) noch im Menge beysammen finden, ihre
dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie
es nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswür-
digen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß frey-
lich in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom
Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben wor-
den, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstim-
migen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus
ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach zufälli-
gen Umstanden zu bequemen, daß sie sich dadurch weit
über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

43. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti co-
aliti. Dentes
primores superiores 6, inferiores 4;
laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam
die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer
Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beyden Ele-
menten leben zu können*).

1. Vitulina, der Seehund, die Robbe, das
Seekalb
. (Fr. le veau marin. Engl. the seal,)
P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren. Ist für die Finnischen
Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders
aber für die Gronländer und für die Labradorischen Es-
quimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beyden letz-
tern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch,
kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und
Fischerbothe damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüg-
lichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklich-
keit ihr Glück und ihren Stolz aus.

[Seite 101]

2. Ursina. der Seebär. P. auriculata, collo laevi.

Buffon, Supplement, vol. VI. tab. 47.

Im Sommer herdenweise, auf den Inseln des Kamt-
schatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich
auf den benachbarten, etwas südlichern Inseln des stil-
len Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Mäna-
chen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit
vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Ne-
benbuhler zu behaupten sucht*).

3. Iubata, der Stellersche Seelöwe. P. auricula-
ta, collo jubato.

Buffon. Supplement. vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung die-
ses Geschlechts; hat den Nahmen von der beym Männ-
chen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.

4. Cristata, der Ansonsche Seelöwe**). P. ca-
pite antice cristato
.

Anson's voyage round the world. tab. 19.

Im Atlantischen sowohl als im stillen Ocean. Nur
das Männchen hat den häutigen Kamm auf der Nase.

44. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Den-
tes
primores utrinque 6; superiores distincti,
inferiores conferti.

1. †. Vulgaris, die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl.
the otter.) L. plautis nudis, vauda corpore dimidio
breviore.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.

In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die
schönsten in Canada.

2. Brasiliensis, die Brasilische Flußotter, der
Wasserwolf
. (le Saricovienne.) L. badia, macula
alba submentali, cauda corpore dimidio breviore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.

Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte
Gattung lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen
und innern Südamerika.

[Seite 102]

3. Marina, die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pilosis, cau-
da corpore quadruplo breviore
.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II.
tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen
Küste vom nordwestlichen Amerika bis hinunter nach
Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zumahl im
gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für
die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Bruta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

45. Ornithorhynchus. Mandibulae rostra-
tae
(anatinae). Dentes nulli*).

1. Paradoxus, das Schnabelthier. (Engl. the
duck-bill
.)

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich
von allen bisher bekannten Säugethieren durch die bey-
spiellose Bildung seiner Kinnladen aus, die im äußern
aufs vollkommenste einen breiten platten Entenschna-
bel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenrei-
chen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an
den Seitenrändern gezähnelt sind. Beyderley Füsse sind
mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vordern
noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst der-
selben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt.
Noch hat man an keinem von beyden Geschlechtern eine
Spur von Zitzen gefunden. Dieses Wunderthier lebt
in Landseen des an sonderbaren Formen seiner Geschö-
pfe so reichen fünften Welttheils, unweit Botanybay.

[Seite 103]

46. Trichechus. Pedes posteriores compedes
coadunati.

1. Rosmarus, das Wallroß. (Fr. le morse. Engl.
the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten
beysammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthie-
ren, die er mit seinen Hauzähnen loskratzt Die alten
Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue
von Wallroßriemen*).

2. Manatus, die Seekuh. (Fr. le lamantin.) T. den-
tibus laniariis inclusis.

v. Schreber tab. 80.

In Flüssen und an den Seeküstender wärmerm Erde,
z.B. häufig im Orinoco. Scheint zu manchen der Sa-
gen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben zu
haben**).


IX. CETACEA.

Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen
gerechneten Säugethiere***).

47. Monodon. Dens alteruter maxillae su-
perioris exsertus longissimus, rectus spiralis.

1. Narhwal, das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen Atlantischen Ocean. Das jun-
ge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkiefer-
[Seite 104] knochen Einen), die aber von ungleicher Größe sind,
und beym Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden
werden, sondern gewöhnlich nur einer von beyden. Zu-
weilen so lang, als der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.

48. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco su-
periorum corneae.

1. Mysticetus, der Wallfisch. (Fr. la baleine Engl.
the black whale.) B. dorso impinni.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.

Das größte aller bekannten Thiere*), das über 100000
Pfund an Gewicht halt, ist theils gegen den Nordpol,
aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean,
und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages
gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang.
Der ungeheure Kopf macht wohl ein Drittel des gan-
zen Thiers aus. Die Haut ist meistens schwarz der
mit weiß gemarmelt etc., hin und wieder dünn behaart,
und oft mit Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen
Insulanern und den nordwestlichen Amerikanern giht
dieses ungeheure Thier victus et amictus etc. Die Eu-
ropäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein gro-
ßer 5000 Rthlr werth seyn kann) des Fischthrans und
der Barden wegen, deren er auf 700 im Oberkiefer hat,
die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fuß lang werden.

2. Boops, einer der verschiedenen Finnfische (Fr.
la jubarte). B. pectore sulcato, prinna dorsali obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des
Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gattungen
dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge ge-
furcht**).

49. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus, der Caschelot, Pottfisch.
[Seite 105] (Engl. the white whale.) P. dorso impinni, dentibus
inflexis, apice acutiusculo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.

Meist in den südlichern Weltmeeren; zumahl an den
Küsten von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er
erreicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheu-
ren Rachen und kann klafterlange Hayfische verschlin-
gen Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hinge-
gen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths
(sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines
milchweißen Öhls theils im Körper des Thiers bey dem
Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in be-
sondern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf
den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu
einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche
wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorolnerhär-
tung, die sich zumahl im dicken Darm mancher davon
erkrankender Caschelotte findet.

50. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena, das Meerschwein, der Braunfisch.
(tursio Plinn Fr. le marsouin. Engl. the porpoise.)
D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro
subobtuso.

v. Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den Europäischen
Meeren: wird so wie diese 1/2 Klafter lang, und ist zu-
mahl für die Lachse ein schädliches Raubthier.

2. Delphis, der Delphin, Tümmler. (Fr. le dau-
phin
. Engl. the porpesse.) D. corpore oblongo sub-
tereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca, der Nordcaper, Speckhauer. (Fr.
l'epaulard, Engl. the grampus) D. pinna dorsi al-
tissima; dentibus subconicis, parum incurvis.

v. Schreber tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittel-
ländischen; wird 20 Fuß lang.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln.

[Seite 106]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin
auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel Verschieden-
heit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen über-
haupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer spe-
ciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrun-
gen sieht. Bey den Vögeln ist der Fall anders. Bey-
des, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart
hat im Ganzen genommen mehr Übereinstimmendes,
daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer ein-
zelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen
kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung
darin mir einander überein, daß sie zwey Füsse,
zwey Flügel
, einen ganz oder doch zum Theil
hornigen Schnabel, und einen mit Federn
bedeckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zu-
gleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thie-
ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam
isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner an-
dem zusammen stießt, und sich daher in die vermeinte
[Seite 107] Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 9.) nicht
ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charakteren sind die Federn den
Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Rei-
hen (in quincunce) in die Haut verwachsen, und mit
vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahrs-
zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumahl die
meisten Wasservögel, auch die Schneehühner etc. mau-
sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und
Herbst. Bey manchen Gattungen hat der junge Vo-
gel, zumahl vor der ersten Mause (als avis hornoti-
na
) andere Farben oder Zeichnungen des Gefieders,
als im reifern Alter. Bey manchen herrscht auch hier-
in große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren un-
terscheiden sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so
viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstüm-
melt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder er-
gänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im
Schwänze. Jene heißen Schwungfedern (remi-
gés
), diese Steuerfedern (rectrices). Die Schwung-
federn bilden bey ausgespannten Flügeln gleichsam
breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben
und fliegen können. Einige wenige Vögel (aves im-
pennes
), wie die Pinguine etc. haben gar keine
Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt.
So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar,
den Taucherchen etc. die Steuerfedern.

§. 59.

[Seite 108]

Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbehälter
aus, die in ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich
zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die meh-
resten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit
dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie
nach Willkühr mit Luft laden oder ausleeren. Zu die-
sen Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte
häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils
unter den Achseln und sonst noch unter der Haut ver-
breitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lun-
gen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem
dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle
Knochen
, wie die Schulterknochen im Flügel etc.
und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwe-
cken; und endlich sind auch die Ungeheuern Schnä-
bel
der Pfefferfraße, Nashornvögel etc. ebenfalls da-
hin gehörig.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden
die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem die Ge-
schwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer
gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der
Strauß, der Casuar, die Pinguine und andere aves
impennes
(§. 58.) können gar nicht fliegen.

§. 61.

[Seite 109]

Der Anfenthalt der Vögel ist beynahe eben
so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehre-
sten leben auf Bäumen, andere auf dem Wasser, sehr
wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vögel
(so wie der Maulwurf in der vorigen, und andere Ge-
schöpfe in den beyden letztern Thier-Classen) bloß un-
ter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey
den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem
verschiedenen Aufenthalte angemessen*).

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz
zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß
in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit in die be-
nachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in
ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber, wie die
Hausschwalben, die Kraniche, Störche etc. so, daß sie
im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und
über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, an-
stellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgen-
den Frühjahre in wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zer-
beißen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samen-
fressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen
einschlucken, gelangen diese nicht sogleich in den Ma-
[Seite 110] gen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kröpfe
(ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur
allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen
Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er
sogar, nach Reaumur's u.a. merkwürdigen Versu-
chen, verschluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zer-
drücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern
vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über-
dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zer-
malmung und nachherige Verdauung der Speisen be-
fördern*). Verschiedene fleischfressende Vögel, wie
die Falken, Eulen, Eisvögel etc. können die Knochen,
Haare und Graten der kleinen Thiere, die sie verzehrt
haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine
runde Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahl-
zeit wieder von sich**).

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerk-
zeuge
der Vögel in Vergleichung zu den Säugethie-
ren, gehört unter andern der Mangel der knorpligen,
zur Auffassung des Schalls dienenden, äußern Ohren;
[Seite 111] der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln,
durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung
und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend
des Ohres und bey manchen derselben auch noch über-
dieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehör-
gange vergütet wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u.
a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen
Sinn des Tastens d.h. des Gefühls im en-
gern Verstände) zu besitzen; und das Organ dazu
ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schnabels, die
mit ausnehmend starken Hautnerven versehen; und
beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch
sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie
bey Aussuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch
dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel
wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so ge-
nannten Sangvögeln mannigfaltig und anmuthig, doch
darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (– denn
natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des
Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den ob-
gedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu
vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu
Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den
Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähm-
lich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleich-
sam in zwey abgesonderte Hälften an die beyden En-
den der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Ra-
ben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man die Menschen-
stimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt; so
wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Ge-
sang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar
[Seite 112] zum Accompaganement abrichten lassen, so, daß man
mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich klei-
ne Concerte hat geben können. Überhaupt aber scheint
auch der Waldgesang der Sangvogel doch erst durch
Übung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

§. 66.

Die mehreren Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel in der käl-
testen Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflü-
gel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern
läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig
finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für
immer paarweise zusammen: noch andere aber leben,
wie der Haushahn, und unter den wilden Vögeln der
Strauß, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct ge-
trieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten,
wovon eigentlich vielleicht außer dem Guckguck wohl nur
sehr wenige andre, z.B. die Nachtschwalbe ausgenom-
men sind. Bey den polygynischen Vögeln, wie bey
den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen
Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber, die sich
paarweise zusammen halten, zumahl unter den Gang-
vögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und
verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gat-
tung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer
ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und
[Seite 113] eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Bau-
materialien
zu ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald min-
der künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen-
Trappen, Kibitze etc. machen sich bloß ein dürres La-
ger von Reisholz, Strohhalmen etc. auf der platten
Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle
Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Sperlin-
ge etc. Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau-
ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt
einer Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der
Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch
andere, wie manche Meisen, Kernbeißer etc. die von
einem Beutel u.s.w.*).

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues voll-
endet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hinein; de-
ren Anzahl bey den verschiedenen Gattungen der Vö-
gel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z.B. le-
gen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucher-
chen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven
drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwal-
ben sechs bis acht; die Repphühner und Wachteln vier-
zehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm
die Eyer nach und nach wegnimmt**), bis funfzig und
[Seite 114] darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne
vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die
aber zum Brüten untauglich sind und Windeyer
heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den
Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird,
muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey,
mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der
Guckguck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern über-
läßt es den Grasmücken oder Bachstelzen etc., in deren
Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß
selbst Kapaunen und Hunde und sogar Menschen Vo-
geleyer ausgebrütet haben*). Auch bloß durch künst-
liche Wärme, und erhitzten Mist**), und durch Lam-
penfeuer in so genannten Brüt-Maschinen***) und in
Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen las-
sen. – Die Vögel werden durch das anhaltende Brüten
abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise
[Seite 115] zusammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben etc.
nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte An-
theil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflin-
gen, Stieglitzen etc. überlassen zwar das Brüten bloß
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der
Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst
die große Veränderung vor, daß das Küchelchen
darin allmählich gebildet, und von Tag zu Tag mehr
zur Reift gebracht wird*). Zu dieser Absicht ist nicht
nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das
Eyweiß, sondern auch wieder diejenige Stelle auf
seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt,
cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu
liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge-
setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes
doch immer jene Stelle dem Leibe des bebrütenden Vo-
gels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchel-
chens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem
das Brüten seinen Anfang genommen. Beym Hüh-
nerey z.B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie
am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkommenen
Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang
nimmt. Zu Ende des fünften Tages ficht man schon
das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen.
Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang
[Seite 116] des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft:
und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut
von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahli-
gen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, ver-
schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange-
nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung;
so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye ge-
lange erst durch eine Art von Metamorphose zu sei-
ner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rück-
sicht einzelner Eingeweide (z.B. des Herzens) als
in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n. h.
Gegenst.
tab. 64. –)

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungswürdi-
gen Ökonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden
Organen, sind die beyden allerwichtigsten zwey sehr
gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte
der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich
zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion)
die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und
die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die
mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfes zusammen-
hängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum sogenann-
ten phlogistischen Prozeß, – (S. 37 u. f. –) und diese
zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach
durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach
Verschiedenheit des Klima und der wärmern oder käl-
tern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym
Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein
[Seite 117] und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem
Eye reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der
Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben,
auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und
zumahl bey den mehresten körnerfressenden aus dem
Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für
ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer kör-
perlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren,
ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in
der Gefangenschaft Adler und Papageyen über hun-
dert, Buchfinken, Stieglitze über 24 Jahre etc. leben
können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur
im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich
ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschen-
geschlecht ohne Vergleich einfacher ist, als der Säu-
gethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten,
und das unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in man-
chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere
Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. An-
dere verzehren größere Thiere, Feldmäuse,
Schlangen, Frösche, Eidexen etc. oder Aeser. Viele
helfen Unkrautausrotten. Von der andern Sei-
te wird auch die Vermehrung und Fortpflan-
zung
der Thiere so wohl, als der Gewächse,
durch Vögel befördert. So weiß man z.B., daß die
[Seite 118] wilden Enten bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen
in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zu-
weilen fischreich machen. Sehr viele Vogel verschlu-
cken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von
sich geben, und dadurch die Verbreitung derselben be-
fördern: so z.B. die Tauben auf Panda die Muscat-
nüsse etc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Fel-
senklippen und Küsten, daß nachher nützliche Gewäch-
se da fortkommen können. Manche Falkengattungen
lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch-
fang, abrichten etc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer,
ihr Fett etc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle
der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlichsten
Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum
Schreiben, und zu mancherley theils kostbarem Putz,
so wie sie auch bey vielen wilden Völkern, zumahl auf
den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen
Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich
fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thie-
re und Gewächse
zurück bringen. Der Condor,
der Lammergeyer u.a. Raubvögel tödten Kälber, Zie-
gen, Schafe etc. Der Fischadler und so viele Wasser-
vögel sind den Fischen und ihrem Leich, so wie die Ha-
bichte, Sperber, Älstern etc. dem Hausgeflügel ge-
fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel
schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäu-
men u.s.w. Und endlich werden freylich nicht bloß
brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wu-
cherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Gif-
[Seite 119] tige Thiere finden sich aber in dieser Classe von
Thieren eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genom-
men, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres
Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich
auf ihre ganze Lebensart, Nahrung etc. beziehen, schon
an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen;
so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classi-
fication auf die Verschiedenheit des einen oder des an-
dern von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf
die Bedeckung der Beine, Brisson auf beydes in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels u.
s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems
der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zu-
gleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rück-
sicht; nur scheint er sich in der Ausführung zu-
weilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man
nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey
ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben
und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen,
und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art
zugelassen werden dürften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung von
dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe
in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen, star-
ken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knor-
[Seite 120] rigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen
Klauen.

II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr
großen, dicken, aber mehrentheils hohlen, und da-
her sehr leichten Schnäbeln.

Papageyen, Tucane etc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen
und schmahlen Schnäbeln, und theils wurmförmiger,
theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte,
Baumkletten, Colibrite etc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig lan-
gem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schna-
bel. Raben, Krähen etc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den
Schwalben etc. Sie haben kurze Füße, und einen
mehr oder weniger kegelförmigen, zugespitzten Schna-
bel, von verschiedener Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas
erhabenem Schnabel, der an der Wurzel mit einer
fleischigen Haut bewachsen ist. Auch die Tauben
habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bey
weiten mehr mit den Hühnern als mit den Sang-
vögeln, denen sie Linné zugesellete, verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschick-
ten Landvögel. Der Strauß, Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen,
langem, fast walzenförmigem Schnabel, und mei-
stens langem Halse.

[Seite 121]

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem
stumpfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist
gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des
Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.

* * *

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de avium
    natura
    , Figur. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologiae. Bonon. 1599. sq. Vol.
    III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed. Raji. Lond.
    1676. fol.
  4. J. Edwards's natural history of birds. Lond. 1743. sq.
    Vol. IV. 4.
  5. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758 sq. Vol. III. 4.
  6. Brissom ornithologie. Paris. Vol. VI. 4.
  7. Buffon.
  8. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775 sq. fol.
    (1008 Bl.)
  9. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  10. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  11. (Jo. Latham's general synopsis of birds. ib. 1781. Vol. VI.
    4. und das Supplement dazu ib. 1787.)
  12. F. M. Daudin Traité elementaire et complement d'ornitholo-
    gie
    . Par. 1800. Vol. II. 4.
* * *
  1. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutsch-
    land. Berlin, 1733 bis 1763. Fol. 242 Taf.
  2. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands
    II. IV. B. Leipzig, 1791. 8.
  3. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutsch-
    land. Leipz. 1802. u. f. III. Th. kl. 8.
  4. J. P. A. Leislers Nachträge zu Bechsteins N. G.
    Deutschlands. 1. H. Hanau 1812. 8.
  5. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen u. Ve-
    schreibung der in Franken brütenden Vögel. Nürnb.
    seit 1799. Fol. u. 4.
  6. Deutsche Ornithologie, herausgeg, von Borkhausen,
    Lichthammer
    und Becker dem Jüng. Darmst. seit
    1800. Fol.
  7. Taschenbuch der deutschen Vögel-Kunde, oder kurze Be-
    schreibung aller Vögel Deutschlands, von Meyer. u.
    Wolf Frankf. a. M. 1810. II. B. 8.
  8. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr. Sepp.
    en Zoon. Amst
    . 1770 sq. fol.
  9. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond. 1731.
    Vol. II. fol.
  10. Andr. Sparrmann Museum Carlsoniarum. Holm. 1786. Fasc.
    II. fol.

Erst also die Landvögel in VII. Ordnunger.

[Seite 123]

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel,
der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schnei-
dende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehren-
theils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie
nähren sich theils von Aas, theils vom Raube leben-
diger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erha-
benen Orten, und haben ein wilderndes, widerliches
Fleisch.

1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice
aduncum; plerisque caput et collum impenne.
Lingua bifida.

1. Gryphus, der Condor, Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis
.

de Humboldt Recueil d'observations de
Zoologie
tab. 8. 9.

Hauptsächlich im westlichen Südamerika. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Brei-
te, und seine Schwungfedern sind am Kiel wohl
singersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe mit ei-
nem weißen Halskragen. Nistet zumahl an felsigen
Ufern, stiegt ausnehmend hoch, lebt meist vom
Raube unter den Viehheerden, und von den todten
Fischen, die die See auswirft.

2. Papa, der Geyerkönig, Kuttengeyer,
Sonnengeyer
. V. naribus carunculatis, ver-
tice colloque denudato.

[Seite 124]

Buffon oiseaux Vol. I. tab. 6.

In Westindien und Südamerika. Nur von der
Größe eines Welschen Huhns; zumahl am Kopf von
schönen gelben, rothen und schwarzen Farben, mit
langen, fleischigen Lappen über dem Schnabel. Kann
den nackten Hals ganz in den dickbefiederten Schul-
terkragen einziehen.

3. †. Barbatus, der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer
, Jochgeyer. V. rostri
dorso versus apicem gibboso, mento barbato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.

In den Tyroler- und Schweizer Alpen: auch in
Sibirien und Habessinien. Der größte Europäische
Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß
messen, und der sich vorzüglich durch seinen start-
haarigen Bart, und durch den befiederten Kopf, be-
sonders aber durchden gewölbten Rücken vorn am Ober-
schnabel von andern Geyern auszeichnet*).

4. Percnopterus, der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris, margine exteriore, practer exti-
mas, canis
.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Ägypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphi-
bien etc. Die alten Ägyptier haben diesen Vogel,
so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thie-
re, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bil-
derschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s.
w. vorgestellt.

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum,
basi cera instructum; caput pennis tectum; lin-
gua bifida.

1. Serprentarius, der Secretär. (sagittarius.
Fr. le messager.) F. cera alba cruribus longis-
[Seite 125] simis, crista cervicali pendula, rectricibus in-
termediis elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippi-
nen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel*).

2. †. Melanaëtus, der schwarzbraune Ad-
ler
. (Büffon's aigle commun. Engl. the
black eagle
.) F. cera lutea, pedibusque se-
milanatis, corpore ferrungineo nigricante, striis
flavis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. †. Chrysaëtos, der Goldadler, Stein-
adler
. (Büffon's grand aigle, Engl. the
golden eagle
.) F. cera lutea, pedibusque la-
natis luteo ferrugineis, corpore fusco ferru-
gineo vario, cauda nigra, basi cinereo undu-
lata.

Buffon Vol. I. tab. 1.

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen
und versorgt seine Jungen mit Wildbret von Hasen,
Gemsen etc.

4. †. Ossifragus, der Fischadler, der Bein-
brecher
. (Fr. l'orfraie, Engl. the seaeagle,
the osprey
.) F. cera lutea pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere in-
teriore albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.

An den Europäischen Küsten, auch in Nordame-
rika und theils auf der Südsee. Fast von der Grö-
ße des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

[Seite 126]

5. †. Haliaëtus, der Entenstößer, Moos-
weih
. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.)
F. cera pedibusque ceruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon Vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See-
küsten. Ist oft mit dem Fischadler verwechselt worden.

6. †. Milvus, die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scherschwänzel
, Schwalben-
schwanz, Taubenfalke
. (Fr. le milan,
Engl. the kite.) F. cera flava, cauda forsicata,
corpore ferrugineo, capite albidiore.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis, der Edelfalke. (Fr. le faucon.
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flavis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus.

Frisch tab. 47.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; va-
riirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch
von manchen für besondere Gattungen angenommen
werden. Wird vorzüglich (so wie freylich manche
andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch)
zum Fang kleiner Säugethiere und Vogel, nah-
mentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd,
und in Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.

8. †. Palumbarius, der Habicht, Tauben-
falke
. (Aaccipiter. Fr. l'autour, Engl. the
gooshawk
.) F. cera nigra, margine pedibusque
flavis, corpore fusco, rectricibus fasciis palli-
dis, superciliis albis
.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gat-
tung.

9. Nisus, der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'epervier. Engl. the sparrow hawk. (F. cera
[Seite 127] viridi, pedibus flavis, abdomine albo griseo
undulato, cauda fasciis nigricantibus.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

3. Strix. Eule. Rostrum breve, aduncum, nu-
dum absque cera; nares barbatae; caput grande;
lingua bifida; pedes digito versatili; remiges ali-
quot ferratae
.

1. †. Bubo, der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule
. (Fr. le grand duc. Engl. the great
hornowl, the eagle-owl
.) S. auribus pennatis,
iridibus croceis, corpore rufo
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

Das größre Thier seines Geschlechts. Im mil-
dern Europa und westlichen Asien*).

2. Nyctea, die Schnee-Eule, Harfang.
S. capite laevi, corpore albido, maculis lunatis
distantibus fuscis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.

3. †. Flammea, die Schleyereule, Kir-
cheneule, Thurmeule
. (Fr. l'effraie). S.
corpore luteo punctis albis, subtus albido punc-
tis nigricantibus.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen
Welt. Von ausnehmend schönen und sanftem Ge-
fieder.

4. †. Passerina, das Käutzlein. (Fr. la che-
vêche
. Engl. the little owl.) S. capite laevi,
remigibus maculis albis quinque ordinum
.

[Seite 128]

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerika.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrin-
que versus apicem, basi nudum; lingua lacera.

1. †. Excubitor, der Würger, Bergalster.
(Fr. la pie-grieche grise. Engl. the great
shrike
.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerika. Ahmt, so wie die
folgende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr ge-
schickt nach.

2. †. Collurio, der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur,
Engl. the red-backed shrike.) L. cau-
da subcuneiformi, dorso griseo, rectricibus
quatuor intermediis unicoloribus, rostro plum-
beo.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von In-
secten, zumahl Käfern, Grashüpfern etc., die er zum
Vorrath an Schwarzdorn und anderes dorniges Ge-
büsche anspießt.


II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die
theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist
sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59)
bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacus. Papagey, Sittig, (Fr.
perroquet, Engl. parrot.) Mandibula superior
[Seite 129] adunca, cera instructa, lingua carnosa, integra.
Pedes scansorii
.*)

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattun-
gen dieses Geschlechts eine so überaus, eingeschränkte
Heimath haben, daß sich, z.B. auf den Philippi-
nen, verschiedene derselben bloß einzig und allein
auf der einen oder andern Insel, und hingegen
nie auf den noch so nahe liegenden, benachbarten
finden. Überhaupt haben die Papageyen viel Aus-
zeichnendes, Eigenes in ihrem Betragen. Sie wis-
sen sich z.B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen,
bringen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen
sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem
Boden gehen, so treten sie, nicht wie andere Vö-
gel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen
Ferse auf etc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist ein-
gelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuwei-
len fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, An-
halten u.s.w. Beyde Geschlechter lernen leicht Wor-
te nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich
höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao, der Aras, Indianische Rabe.
(Aracanga). P. macrourus ruber, remigibus
supra caeruleis subtus rufis, genis nudis ru-
gosis
.

Edward's birds tab. 158.

In Südamerika.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pec-
toreque rubro, gula nigra
.

Edwards. I. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus, der Kakadu. P. brachyurus, cry-
sta plicatili flava.

[Seite 130]

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

4. Erithacus, der Jaco, aschgraue Papa-
gey
. P. brachyurus canus, temporibus nudis
albis, cauda coccinea
.

Frisch tab. 51.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus, (Fr. l'amazone à tête jaune.)
P. viridis, vertice flavo, tectricibus alarum
puniceis, remigibus ex viridi, nigro, violaceo
et rubro variis, rectricibus duabus extimis basi
intus rubris.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien etc.

6. Pullarius, (Fr. l'inseparable.) P. brachyurus
viridis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra,
orbitis cinereis
.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer
als ein Blutfink. Hat den Französischen Nahmen
von der irrigen Sage, als ob er immer Paarweis
gehalten werden müßte, weil keiner den Verlust sei-
nes Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tucan, Pfefferfras.
Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der ungeheure Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts Südamerikanischer Vö-
gel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von
ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine hal-
be Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wur-
zel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vor-
wärts
gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach
Verschiedenheit der beyden Geschlechter, auch nach
dem Alter etc.

1. Tucanus, R. nigricans rostro flavéscente
[Seite 131] versus basin fascia nigra, fascia abdominal
flava.

7. Bvceros. Der Nashornvogel, Calao.
(hydrocorax) Rostrum maximum, inane, ad
basin versus frontem recurvatum; pedes gressorii.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls eben-
teurlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien
und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros, B. processu rostri frontali re-
curvato
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße,
und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von
mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-pe-
cker
.) Rostrum polyedrum, apice cuneato; lin-
gua teres lumbriciformis, longissima, mucro-
nata, apice retrorsum aculeato; pedes scansorii
.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey
lange grätenförmige Knorpel verlauft, die von hin-
ten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der
Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der
Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also
gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese
Vögel ihre wurmförmige Zunge desto leichter her-
vorschießen, und an der hornigen Spitze derselben
Insecten anspießen können.

1. †. Martius, der Schwarzspecht, gemei-
ne Specht, die Hohlkrähe
. P. niger, ver-
tice coccineo
.

[Seite 132]

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern Eu-
ropa und nördlichen Asien.

2. †. Viridis, der Grünspecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. †. Major, der große Bunt- oder Roth-
specht
. P. albo nigroque varius, occipite rubro.

Frisch tab. 36.

4. †. Minor, der kleine Bunt- oder Roth-
specht
. P. albo nigroque varius, vertice rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum;
lingua lumbriciformis, longissima, mucronata;
pedes scansorii.

1. †. Torquilla, der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel
. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck
.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor
.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Gelenk-
samkeit seines Halses, und meist die gleiche Hei-
math wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum,
teretiusculum, apice compresso, mandibula su-
periore paullo longiore; pedes ambulatorii
.

1. †. Europaea, der Blauspecht. (Fr. la
sittele, le torchepot
, Engl. the nut-hatch,
the wood-cracker.) S. rectricibus nigris, late-
ralibus quatuor infra apicem albis
.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todus. Rostrum subulatum, depressiuscu-
lum, obtusum, rectum, basi setis patulis
;
pedes gressorii.

1. Viridis, (Fr. te todier, Engl. the green spar-
row
.) T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern Amerika.

[Seite 133]

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpo-
re albo, cauda cuneata, rectricibus interme-
diis longissimis
.

In Südafrika, auf Madagascar etc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rec-
tum, longum; pedes breves, gressorii
.

1. †. Ispida, der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le
martin pecheur
, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flava, cauda
brevi
.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von
Fischen, deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.)
ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht vertrocknet
ohne in Fäulniß überzugehen, ist nicht wie Para-
celsus und so viele nach ihm meinten, eine Eigenheit
dieses Vogels, sondern zeigt sich unter ähnlichen
Umständen auch am Kreuzschnabel, Canarienvo-
gel u.a.

13. Merops. Rostrum curvatum compressum,
carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster, der Immenwolf, Bienen-
fresser
. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.)
M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque vi-
ridi caerulescente, gula lutea, fascia tempo-
rali nigra
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, sub-
compressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii
.

1. †. Epops, der Wiedehopf, Rothhahn.
(Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U. crista
variegata
.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re-
[Seite 134] genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in
hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt,
oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*).

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum,
tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.

1. †. Familiaris, die Baumklette, der Grü-
per, Grauspecht
, Baumkleber. (Fr. le
grimpereau
, Engl. the creeper.) C. grisea.
subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den
Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Pup-
pen zu suchen etc.

2. †. Muraria, der Mauerspecht. C. cinerea,
rectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis, maculis alarum fulvis niveisque
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Nah-
mentlich im C. Bern. In Deutschland ists äußerst
selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen etc.

3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigibus-
que nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleinen carme-
sinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz und
andere Kleidungsstücke, Helme etc. sogar ganze Män-
tel etc. überziehen.

4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, re-
migibus caudaque subfurcata fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

[Seite 135]

16. Trochilus*) Colibri, Honigsauger,
Blumenspecht
. (Fr. oiseau-mouche. Engl.
humming bird.) Rostrum subulatofiliforme lon-
gum. Manbibula inferiore tubulata, superiore
vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coa-
litis tubulosa; pedes ambulatorii
, brevissimi.

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt
weiß, allein in Amerika zu Hause. Aber nicht bloß
im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nut-
ka-Sund und südlich bis zur Westküste von Pata-
gonien.

A) Curvirostres (eigentliche Colibris).

1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber, rec-
tricibus intermediis longissimis, capite fusco-
gula aurata uropygioque viridi
.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)

2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus al-
bido; rectricibus lateralibus margine exterio-
re albis
.

Edwards tab. 105.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrock-
net nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist
von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß;
und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus, der Juwelen-Colibri. (Fr.
le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo
.

Seba thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit
rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes
Gold.

[Seite 136]

IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken,
oben erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe,
und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u.a.
Pflanzensamen etc. theils von Insecten, und auch von
Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, un-
schmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subquadran-
gulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum
gibbosioribus. Pedes ambulatorii
.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf Engl. the beefater.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien etc.

18. Crotophaga. Rostrum compressum, se-
miovatum, arcuatum, dorsatocarinatum. Man-
dibula superiore margine utrinque angulata. Na-
res perviae
.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-
billed blackbird
.) C. pedibus scansoriis.

Latham I. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbin-
dung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich
zusammen halten, und ein gemeinschaftliches Nest
bauen, mit einander brüten etc.

19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, na-
res mystace tectae; pedes ambulatorii
.

1. †. Corax, der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. corpore atronitente, ro-
stri apice subincurvo, cauda semirhombea
.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends
[Seite 137] in beyden Welten. Hat einen überaus scharfen Ge-
ruch, rauht Fische, Krebse, junge Enten, selbst
junge Hasen etc. schleppt auch andere Sachen zu
Neste, die er nicht fressen kann.

2. Corone, †. die Raben-Krähe. (Fr. la corneil-
le
, Engl. the carrion crow.) C. atrocaerules-
cens totus, cauda rotundata: rectricibus acutis
.

Buffon Vol. III. tab. 3.

3. †. Frugilegus, die Saatkrähe, der Ka-
rechel
. (Fr. le freux, la frayonne, Engl.
the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda
subrotunda
.

Frisch tab. 64.

Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den
mäßigen Schaden, den sie der Saat thut, durch die
weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger Feldmäu-
se, Engerlinge, Grasraupen etc.

4. †. Cornix, die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe
. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow.) C. cinera-
scens, capite jugulo alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 65.

In den mildern Zonen der alten Welt. Haust in
manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr
ein, in andern läßt er sich bloß über Winter nieder,
ohne daß man noch recht weiß, wo er von da im
Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch die Ver-
tilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch
aber auch den Maisfeldern großen Schaden.

5. †. Monedula, die Dohle. (Fr. le choucas,
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite in-
cavo, fronte alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. †. Glandarius, der Holzheher, Nußbei-
ßer, Marcolph
, Hetzle, Herrenvogel.
(Fr. le geai. Engl. the jay.) C. rectricibus
[Seite 138] alarum caeruleis, lineis transversis albis ni-
grisque, corpore ferrugineo variegato
.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. †. Caryocatactes, der Nußheher. (Fr.
le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fus-
cus alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus apice albis: intermediis apice de-
tritis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.

In der nördlichen Erde.

8. †. Pica, die Älster, Atzel, Ägerste, Hei-
ster
. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C. albo
nigroque varius, cauda cuneiformi
.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerika. Ein schädliches
Thier für junges Meiergeflügel, aber für Felder
und Gärten sehr nützlich, das zahllose Raupen,
Schnecken etc. vertilgt. Zudem einer der unterhal-
tendsten Stubenvögel.

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice in-
curvato, basi pennis denudatum; pedes breves
ambulatorii
.

1. Garrula, die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher
. (Fr. le rollier, Engl.
the roller.) C. caerulea, dorso rubro, remi-
gibus nigris
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.

Im mildern Europa und in Nordafrika. Läßt sich
in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht,
haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, ba-
si nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula
,
carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa (Fr. le mainate, Engl. the minor
[Seite 139] grakle.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flava.

Buffon Vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme, und
lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula, der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata
.

Catesby vol. 1. tab. 12.

In Nordamerika.

22. Paradisea*) Paradiesvogel. (manu-
codiatta.
) Rostrum basi plumis tomentosis tec-
tum. Pennae hypochondriorum longiores. Rec-
trices duae superiores singularrs denudatae
.

Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen
hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es
wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da
diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u.a.
benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden
die Papus diesen Thieren, die wegen ihres pracht-
vollen Gefieders in Indien als Putz getragen wer-
den, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die
Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den
Paradiesvögeln überhaupt abzusprechen wagten**).

1. Apoda. (Fr. l'Émeraude.) P. brunnea pen-
nis hypochondriis luteis corpore longioribus
.
rectricibus duabus intermediis longis setaceis.

Edwards tab. 110.

2. Alba, der weiße Paradiesvogel. (Fr. le
manucode à
12 filets.) P. anterius nigra-vio-
[Seite 140] lacea, posterius alba, humeribus viride virga-
tis, rectricibus 12 nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.

Eine der schönsten und zugleich die seltenste Gat-
tung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von
der Größe einer Drossel.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite bre-
vius, cultratum, aduncum, margine mandibu-
larum serratum. Pedes scansorii
.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gu-
la nigra
.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu, Engl. bar-
bet
.) Rostrum cultratum, lateraliter compres-
sum apice utrinque emarginato, incurvato, rictu
infra oculos protenso
.

1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et li-
neis supra- et infraorbitalibus luteis, abdomine
griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares
margine prominulae. Pedes scansorii
.

1. †. Canorus, der Guckguck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni-
gricante albo punctata
.

Frisch tab. 40 u. f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch
nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er be-
brüter das halbe Dutzend Eyer, das er jedes Früh-
jahr nach und nach legt, nicht selbst, sondern legt
sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bach-
stelzen etc. zwischen dieser ihre eigenen Eyer, da sich
dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-
Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine
[Seite 141] Eyer, die doch um vieles größer sind, als dieser so
weit kleinern Vögel ihre, dennoch eben nicht län-
ger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der
junge Guckguck wächst aber dagegen sehr schnell, und
wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jungen
Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein
Winteraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.

2. Indicator, der Honigguckguck, Sengo,
Mook
. C. cauda cuneiformi fusco et albido-
maculata, alis fuscis maculis flavis, pedibus
nigris
.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Afrika vom Cap landeinwärts. Hat
seinen Nahmen von der Fertigkeit, mit welcher er,
wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus
den wilden Bienennestern auszusuchen weiß.

26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum,
acutissimum, rectum: mandibula superiore pau-
lo longiore, obsolete emarginata; pedes ambu-
latorii
.

1. †. Galbula, die Golddrossel, Goldam-
sel, der Kirschvogel
, Bülow, Pirol.
(Fr. le loriot.) O. luteus, pedibus nigris, rec-
tricibus exterioribus postice flavis
.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Das Männ-
chen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün.
Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr dauer-
haft zwischen zwey Ästchen befestigtes Nest.

2. Phoecenius, der Maisdieb. (Engl. the black
bird
.) O. niger, alarum rectricibus coccineis.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerika. Hält sich gemeinig-
lich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quisculo.)

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O niger, dorso
postico maculaque rectricum alarum basique
rectricum luteis
.

[Seite 142]

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige und
mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein
langes beutelförmiges Nest von Schilf und Bin-
sen*) deren man zuweilen mehrere Hundert an Ei-
nem Baume hängen sieht.


V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und
legelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von ver-
schiedener Größe und Bildung. Sie leben in Mono-
gamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Sa-
men, haben ein zartes, schmackhaftes Fleisch, und die
meisten von ihnen singen (wie mans insgemein nennt).

27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum,
rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum
dehiscentibus. Unguis posticus rectior digito
langior
.

1. †. Arvensis, die Feldlerche, Himmels-
lerche, Bardale
. (Fr. l'alouette. Engl. the
field-lark, sky-lark
.) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis: in-
termediis inferiore latere ferrugineis
.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so wie
der Strauß, die Hühner und viele andere deßhalb
so genannte Scharrvögel (aves pulveratrices)
im Sande.

2. †. Cristala, die Haubenlerche, Kobel-
[Seite 143] lerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis.) A.
rectricibus nigris: extimis duabus margine ex-
teriore albis, capite cristato
.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato-
deoressum, obtusiusculum: mandibula superio-
re integerrima, marginibus patentiusculis
.

1. †. Vulgaris, der Staar, die Sprehe.
(Fr. l'etourneau. Engl. the stare, starling.)
S. rostro flavescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis
.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandi-
bula superiore apice deflexo, emarginato
.

1. †. Viscivorus, die Schnarre, Mistel-
drossel, der Ziemer
, Mistler. (Fr. la
draine
. Engl. the missel bird, shrite.) T. dor-
so fusco, collo maculis albis, rostro flaves-
cente
.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fortge-
pflanzt werden.

2. †. Pilaris, der Krammetsvogel. (Fr.
la litorne, tourdelle. Engl. the field fare.) T.
rectricibus nigris: extimis margine interiore
apice albicantibus, capite uropygioque cano
.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche.
Nährt sich vorzüglich von Wachholder-(Krammets)-
Beeren.

3. †. Iliacus, Zipdrossel, Rothdrossel.
[Seite 144] (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis
subtus ferrugineis, superciliis flavescentibus
.

Frisch tab. 28.

Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Let-
ten und faulem Holze aus; und da letzteres theils
im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui
pro quo
den Anlaß zur Erzählung der Alten, von
einer ave hercynica noctu lucente gegeben haben.

4. †. Musicus, die Sangdrossel, Wein-
drossel, Weißdrossel
. (Fr. la grive.
Engl. the throstle, song thrush.) T. remi-
gibus basi interiore ferrugineis
.

Frisch tab. 27.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori-
gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart
von ihr.

5. Polyglottus, die Amerikanische Nachti-
gall, Sisonte
. (Fr. le moqueur. Engl.
the mock-bird.) T. fusco-cinereus, subtus al-
bidus, maculis verticis, alarum et caudae can-
didis
.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täuschend
nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato
.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un-
zählige Zugheuschrecken.

7. †. Merula, die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T. ater,
rostro palpebrisque flavis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von
Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Ge-
dächtniß.

[Seite 145]

30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum:
mandibula superiore longiore, subincurvata
,
utrinque emarginata.

1. Garrulus, der Seidenschwanz, Pfeffer-
vogel, Sterbevogel
, Böhmer. (Fr. le
jaseur de Bohème.
Engl. the bohemian chat-
terer
.) A. occipite cristato: remigum secun-
dariorum
apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in man-
chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland:
zumahl auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis
basi rotundatum; mandibula inferior margine
laterali inflexa
.

1. †. Curvirostris, der Kreutzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz
, Tannenpapaqey.
(Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld-
apple
.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. 11. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. †. Coccothraustes, der Kernbeißer, Kirsch-
fink
. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.)
L. linea alarum alba, remigibus mediis apice
rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos
nigris
.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. †. Pyrrhula, der Dompfaff, Blutfink,
Liebig, Gimpel
. (rubicilla. Fr. le bouvreuil.
Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris, tec-
tricibus caudae remigumque posticarum albis
.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt. Beyde Geschlech-
[Seite 146] ter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander ac-
compagniren, und sogar Worte nachsprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte oli-
vacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis
.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten
ihre Nester auf einen Baum dicht zusammen bauen,
und das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaft-
lichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis,
fascia oculari viridi, abdomine griseo, rostro,
pedibus, cauda remigibusque nigris.

Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar.
Bauet auch eins der wundersamsten Nester, am
Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hängendem
Halse zum Ein- und Ausflug, so daß die Mün-
dung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.

6. Philippina, die Baya. L. fusca, subtus al-
bido flavicans, vertice pectoreque luteis, gula
fusca
.

Daubenton Planches, tab. 135. fig. 2.

In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der In-
dischen Halbinsel, zu mancherley kleinen Künsten
abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr kunst-
reiches hängendes Nest aus Binsen etc.

7. Cardinalis, der Indianische Hauben-
fink, die Virginische Nachtigall
. (Engl.
the red-bird.) L. cristata rubra, capistro ni-
gro, rostro pedibusque sanguineis
.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerika, wird wegen seines rothen Ge-
fieders und seines Gesanges häufig nach Europa ge-
bracht.

8. †. Chloris, der Grünfink, Grünling,
Grünschwanz, die Zwuntsche
. (anthus
[Seite 147] florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.)
L. flavicanti-virens, remigibus primoribus
antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis
.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

9. Orix, der Feuervogel. L. grisea, rostro,
fronte abdomineque nigris, collo uropygio-
que fulvis
.

Daubenton Planches, tab. 6. fig. 2. und tab.
134. fig. 1.

Am Cap etc. das Männchen im Frühling und
Sommer feuerroth und sammtschwarz; im Herbst und
Winter hingegen von der graulichbraunen Farbe
des Weibchens.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, man-
dibulae basi deorsum a se invicem discenden-
tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, supe-
riore angustiore
.

1. Nivalis, die Schneeammer, der Schnee-
vogel
. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting
.) E. remigibus albis, primori-
bus extrorsum nigris: rectricibus nigris, late-
ralibus tribus albis
.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum
Überwintern nach Deutschland, wo sie sich aber zu-
weilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen
läßt.

2. †. Miliaria, die graue Ammer. (Fr. le
proyer
. Engl. the bunting.) E. grisea, sub-
tus nigro maculata, orbitis rusis
.

Frisch tab. 6. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana, der Ortolan, Kornfink,
die Fettammer, windsche Goldammer
.
[Seite 148] E. remigibus nigris, primis tribus margine
albidis: rectricibus nigris, lateralibus duabus
extrorsum nigris
.

v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1803.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem
benachbarten Asien.

4. †. Citrinella, die Goldammer, Gelb-
gans, der Emmerling
. (Fr. le bruant.
Engl. the yellow hammer.) E. rectricibus ni-
gricantibus: extimis duabus latere interiore
macula alba acuta
.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorso-
que spadiceis, crisso albido, rectricibus dua-
bus utrinque extimis fascia oblinqua alba
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea, die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or
. Engl. the whidah bird.) E. fus-
ca, pectore rubro, rectricibus intermediis qua-
tuor elongatis acuminatis: duabus longissimis
,
rostro rubro.

Edwards tab. 86.

Hat den Englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen von
ihrer Heimath, dem Königreich Whydah (oder Ju-
dah) auf der Guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum, acumina-
tum, emarginatum, basi subtrigonum, apice
declive
.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal poupré, le bec d'ar-
gent
. Engl. the red-breasted blackbird.) T.
atra, fronte, jugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten Amerika.

[Seite 149]

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rec-
tum acuminatum
.

1. †. Caelebs, der Buchfink, Gartenfink.
Rothfink, Waldfink
. (Fr. le pinçon. Engl.
the chaffinch.) F. artubus nigris, remigibus
utrinque albis, tribus primis immaculatis
:
rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Afrika: hat maningfaltigen Ge-
sang, so daß oft die Finken in einem Revier von
sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und
in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.

2. †. Montifringilla, der Bergfink, Tan-
nenfink, Rothfink
, Mistfink, Schnee-
fink, Winterfink
, Quäkfink, Böhei-
mer
. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the
bramble
.) F. alarum basi subrus flavissima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa, Kommt, wenn die Buch-
mast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tau-
senden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Nivalis, der Schneefink. (Fr. la niverolle.)
E. fusca, subtus nivea, remigibus secundariis
tectricibusque albis
.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den Europäischen
Alpen.

4. †. Carduelis, der Stieglitz, Distelfink.
(Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch,
the thistlefinch
.) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flavis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis
.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten
Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Ca-
narien-Sie schöne Bastarde*).

[Seite 150]

5. Amandava, der Finke von Bengalen.
(Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad
finch
.) F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man be-
hauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die
ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestä-
tigt gesunden.

6. Canaria, der Canarienvogel, ehedem
Zuckervögelein
. (Fr. le serin de Canarie.)
F. rostro albido, corpore subfusco, pectore
flavescente, rectricibus remigibusque vires-
centibus
.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechzehnten Jahrhun-
derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Euro-
pa gebracht worden zu seyn: ist aber seitdem daselbst
in mancherley Varietäten ausgeartet. Die wilde
Stamm-Race ist bräunlichgrau mit gelber Brust.
Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle
oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte
Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen
Augen zu merken.

7. †. Spinus, der Zeisig, Erlenfink. (li-
gurinus, acanthis
. Fr. le tarin. Engl. the
siskin
.) F. remigibus medio luteis: primis
quatuor immaculatis, rectricibus basi flavis
,
apice nigris.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest
selten gefunden wird*).

8. †. Cannabina, der Hänfling, Leinfink,
die Artsche
. (Fr. la linotte. Engl. the grea-
[Seite 151] ter linnet.) F. remigibus primoribus rectrici-
busque nigris, utroque margine albis
.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerika.

9. †. Linaria, das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhänfling
. (Fr. le sizerin.
Engl. the lesser linet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido
,
litura alarum albida.

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. †. Domestica, der Sperling, Spatz,
passer. (Fr. le moineau. Engl. the sparrow.)
F. remigibus rectricibusque fuscis, gula ni-
gra, temporibus ferrugineis
.

In ganz Europa und den benachbarten Ländern
der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet.
Doch daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z.B.
an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an
solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obst-
stämmen etc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mahl
im Jahre. Freylich für Gärten und Feld ein schäd-
liches Thier, das aber doch auch unzähliges Unge-
ziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße
Sperlinge.

35. Muscicapa, Fliegenfänger. (Fr. gobe
mouche
. Engl. flycatcher.) Rostrum subtri-
gonum utrinque emarginatum, apice incur-
vo;
vibrissae patentes versus fauces.

1. †. Atricapilla, der Fliegenschnäpper.
M. nigra, subtus, frontis macula alarumque
speculo albis, rectricibus lateralibus extus
albis
.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum:
mandibulis subaequalibus.

[Seite 152]

1. †. Luscinia, Nachtigall. (Fr. le rossignol
Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea ar-
millis cinereis
.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien.
Kommt im April in unsern Gegenden an, und zieht
zu Ende Augusts wieder von dannen, man weiß
noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel be-
kannt, nicht nach Afrika.

2. †. Curruca, die Grasmücke, der He-
ckenschmatzer, Weidenzeisig
. (Fr. la
fauvelle
. Engl. the hedge sparrow.) M. su-
pra fusca subtus albida, rectricibus fuscis:
extima margine tenuiore alba
.

Frisch tab. 21. fig. 3.

Im mildern Europa.

3. †. Ficedula, die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore cinereo maculato.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf
Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften
Fleisches weit verführt wird.

4. †. Alba, die weisse oder graue Bach-
stelze, das Ackermännchen
. (Fr. la la-
vandiere
. Engl. the white waterwagtail.) M.
pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus
dimidiato oblique albis
.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, oblivaceo-macula-
ta, subtus ex flavescente alba, gula miniata
,
linea alba nigraque cincta, loris nigris, su-
perciliis albis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. †. Atricapilla, der Klosterwenzel, Mönch.
[Seite 153] (Fr. la fauvette â téte noire. Engl. the black-
cap
.) M. testacea, subtus cinerea, pileo ob-
scuro
.

Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sang-
vögel.

7. †. Phoenicurus, das Schwarzkehlchen.
(Fr. le rossignol de muraille. Engl. the red-
start
.) M. gula nigra, abdomine caudaque
rufis, capite dorsoque cano
.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall;
kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.

8. †. Rubecula, das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart
. (erithacus Fr.
le rougegorge. Engl. the robin-redbreast.)
M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter
bey uns, und wird durch Vertilgung unzähliger
schädlicher Insecten sehr nutzbar.

9. †. Troglodytes, der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig
, Winterkönig.
(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cine-
reoque undulatis
.

Frisch tab. 24. figur. 3.

In der nördlichern Erde. Macht sich ein bedecktes
Nest, fast in Gestalt eines Backofens*), und legt
zahlreiche Eyer.

10. †. Regulus, das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet
.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flavis, medio albis, crista verticali
crocea
.

Frisch tab. 24. fig. 4.

[Seite 154]

Ebenfalls in der nördlichem Erde. Der kleinste
Europäische Vogel.

11. Sartoria, der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea
.

J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den
Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein
Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige
dürre Blätter au ein grünes am äußersten Ende
eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch
eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er
mit Flaumen etc. ausfüttert.

37. Pipra, Manakin. Rostrum capite brevius,
basi subtrigonum integerrimum, apice incur-
vum. Pedes gresorii
.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche) G. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo
,
tectricibus rectricum truncatis.

Edwards tab. 264.

In Guiana etc.

38. Parus, Meise. (Fr. mésage, Engl. tit-
mouse, Tom-tit
.) Rostrum integerrimum, basi
setis tectum
.

1. †. Maior, die Kohlmeise, Brandweise.
(Fr. la charbonnière, Engl. the great lit-
mouse
.) P. capite nigro, temporibus albis,
nucha lutea.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alle Welt. Ein muthiges
Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern
kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc. Man
hat bey dieser und andern über Winter bey uns blei-
benden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt,
daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter
wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken
ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu Stat-
ten kommt.

[Seite 155]

2. †. Caeruleus, die Blaumeise, Pimpel-
meise, Jungfernmeise
, der Blaumül-
ler
. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.)
P. remigibus caerulescentibus: primoribus
margine: exteriore albis, fronte alba, vertice
caeruleo
.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein
unzählige Insecten.

3. †. Caudatus, die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise
. (Fr. la mesange à
longue queue
. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
laut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es von außen mit den nähm-
lichen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit der
Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewach-
sen ist.

4. †. Biarmicus, das Bartmännchen, der
Indianische Sperling
. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato
.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

5. Pendulinus, die Beutelmeise, Pendu-
linmeise, der Remitz
, Cottonvogel. (Fr.
la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra, remigibus rectrici-
busque fuscis margine utroque ferrugineo
.

J. D. Titii parus minimus Remiz descript-
tus
. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Ober-Italien, Pohlen, Si-
birien etc. baut sich ein beutelförmiges Nest von
[Seite 156] Pappelwolle et. das sie an einem dünnen Aste auf-
hängt.

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum
incurvum, subulatum, basi depressum
.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von den
übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der be-
kannten Streitfrage über den Winteraufenthalt un-
serer hierländischen Schwalben, zumahl der beyden
ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was
darüber geschrieben worden, noch manches, nicht voll-
kommen in das Reine. Schade, daß bey den für
die eine*) oder für die andere**) Behauptung
angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an
welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug
angegeben sind. Im Ganzen hat doch aber immer
das Wegziehen derselben nach wärmeren Gegenden
bey weiten die größte Wahrscheinlichkeit für sich.

1. †. Domestica, die Rauchschwalbe, Feu-
erschwalbe
. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée
. Engl. the house swal-
low, chimney-swallow
.) H. rectricibus, ex-
ceptis duabus intermediis macula alba nota-
tis, fronte et gula spadiceis
.

Frisch. tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und
der folgenden Gattung sind bey den Systematikern
[Seite 157] auf das seltsamste vermengt und verwechselt worden.
Hier diese, mit den nackten unbefiederten Füßen
und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr offenes
Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dach-
giebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern
in den Hausären und unter die Rauchfänge.

2. †. Agrestis, die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe
, Spyrschwal-
be
. (hirundo urbica Linn. Fr. l'hirondelle de
fenétre ou de muraille, le martinet à cul
blanc
. Engl. the martin.) H. pedibus hirsu-
tis, rectricibus immaculatis, dorso nigro
caerulescente, tota subtus alba
.

Frisch. tab. 17. fig. 2.

Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist auf
den Dörfern außerhalb der Häuser unter dem Da-
che, an den Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest aus
Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. †. Riparia, die Uferschwalbe, Erd-
schwalbe
. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl.
the sandmartin, shore bird.) H. cinerea, gula
abdomineque albis
.

Frisch. tab. 13. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhü-
geln etc.

4. Esculenta, die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis
.

Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den Sundai-
schen u.a. Inseln des Indischen Archipelagus bis
Neu-Guinea etc. Baut da in die Uferlöcher und
Berghöhlen die berufenen Indianischen oder Tun-
kinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt und
vermuthlich aus halbverdauten, dadurch für Fäu-
lung gesicherten und so regurgitirten molluscis be-
steht. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen
dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina ver-
kauft werden.

[Seite 158]

5. †. Apus, die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe, Pierschwalbe
, Thurmschwal-
be
. (Fr. le martinet. Engl. the black mar-
tin, swift
.) H. nigricans, gula alba, digitis
omnibus quatuor anticis
.

Frisch. tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum,
minimum, subulatum, basi depressum: vi-
brissae ciliares. Rictus amplissimus; unguis in-
termedius introrsum ciliatus
.

1. †. Europaeus, die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger,
Nachtrabe, Tagschläfer
. (nycticorax. Fr.
l'engoulevent, la tette-chevre. Engl. the
goatsucker, night-raven
.) C. narium tubis
obsoletis
.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt.
Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern etc.
und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch
aussauge, ist ungegründet.


VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und
einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit ei-
ner fleischigen Haut überzogen ist und dessen obere Hälf-
te zu beyden Seiten über die untere tritt. Sie nähren
sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein-
weichen, leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer, und
geben das mehreste Hausgeflügel.

[Seite 159]

41. Columba, Taube. (Fr. und Engl. pi-
geon
.) Rostrum rectum versus apicem descen-
dens
*).

a) Cauda aequali modica.

1. †. Oenas, die Haustaube, Feldtaube,
Holztaube
. (vinago, livia. Fr. le biset
Engl. the stock dove.) C. caerulescens, cervi-
ce viridi nitente, dorso postico albo, fascia
alarum apiceque caudae nigricante
.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst
nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern
Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in
Felsen-Klüften, hohlen Bäumen etc. Das wilde
Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haus-
taube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von
einem einzigen Paar binnen vier Jahren 4762 Tau-
ben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wo-
von doch manche für besondere Gattungen angesehen
werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le
pigeon pattu.
Engl. the rough-footed dove.)
mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Krö-
pfer
. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand-
gosier
. Engl. the cropper pigeon.) mit theils
ungeheurem Kropfe. Frisch. tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cra-
vate
, à gorge frisée. Engl. the turbit.) Mit
krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel.
Frisch. tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant
, Engl. the tumbler.) Mit glattem
Kopf und einem kahlen rothen Augenring: über-
schlägt sich im steigenden Fluge. Frisch. tab. 148.

[Seite 160]

e) cuculata, die Schleyertaube, Zopf-
taube
. (Fr. le pigeon nonain, Engl. the
jacobine
.) Mit vorwärts gerichtetem Kopf-
Busche. Frisch. tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz
. (Fr. le pigeon paon, Engl.
the shaker.) Mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch. tab. 151.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftau-
be, Türkische Taube
. (Fr. le pigeon mes-
sager
. Engl. the carrier pigeon.) Mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Augen
herum. Diese Taubenart hat ihren Nahmen da-
her, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in
der Levante bediente, um Briefchen zu über-
schicken*).

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumahl auf Neu-Guinea und den Molucken etc.
Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. †. Palumbus, die Ringtaube, große
Holztaube, Schlagtaube
, Plochtau-
be, Kohltaube
, Holztaube. (Fr. le pi-
geon ramier
, Engl. the ring-dove.) C. rec-
tricibus postice atris: remigibus primoribus
margine exteriore albidis collo utrinque albo
.

Frisch. tab. 138.

Meist in ganz Europa.

4. †. Turtur, die Turteltaube. (Fr. la tour-
terelle
, Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus
[Seite 161] apice albis, dorso griseo, pectore incarnato,
macula laterali colli nigra lineolis albis.

Frisch tab. 140.

In den warmen und mildern Gegenden der alten
Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und eheli-
chen Treue die fabelhaften Übertreibungen abgerech-
net, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähn-
licher Lebensart voraus.

5. †. Risoria, die Lachtaube. (Fr. la tour-
terelle à collier
, Engl. the indian turtle.) C.
supra lutescens lunula cervicali nigra.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria, die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore rufo
.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen Amerika. Macht zur Zeit ihrer
unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der da-
sigen Indianer aus, die auch Tausende derselben
räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope
oculus nuda, papillosa
.

1. †. Coturnix, die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, corpore
griseo maculato, superciliis albis, rectricum
margine lunulaque ferruginea
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen
läßt.

2. †. Perdix, das Rebhuhn, Feldhuhn.
(Fr. la perdix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco
.

[Seite 162]

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

Im mittlern Europa und in den mildern Gegen-
den des Asiatischen Rußlands.

3. †. Rufus, (Fr. la perdrix rouge, la barta-
velle.)
T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo
punctata
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den
Inseln des Archipelagus als Meiergeflügel gehalten.

4. †. Bonasia, das Haselhuhn. (Fr. la ge-
linotte
.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cine-
reis punctis nigris fascia nigra: exceptis inter-
mediis duabus
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern
Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist wohl das
schmackhafteste von allem wilden Geflügel.

5. †. Lagopus, das Schneehuhn, Rype.
(Fr. la gelinotte blanche. Engl. the white
game
.) T. pedibus lanatis, remigibus albis,
rectricibus nigris, apice albis: intermediis
albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der
alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer
Farbe. Nahmentlich ein überaus wichtiges Thier
für die Europäischen Colonisten in Labrador und
Grönland.

6. †. Tetrix, der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras
, Engl. the black cock.) T. pedibus hir-
sutis, cauda bifurcata, remigibus secundariis
basin versus albis
.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

In der nördlichern alten Welt.

7. †. Vrogallus, der Auerhahn. (Fr. le coq
[Seite 163] de bruyere, tetras. Engl. the cock of the
wood
.) T. pedibus hirsutis, cauda rotundata,
axillis albis.

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.

Im nördlichern Europa; hat ein äußerst scharfes
Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehl-
kopf liegen tief unten im Halse.

43. a). Numida. Caput cornutum, collum com-
pressum coloratum; palearia carunculacea ad la-
tera maxillae utriusque
.

1. Meleagris, das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera instruc-
to nares recipiente
.

Frisch tab. 126.

Das so zum wundern schön weißpunctirte Geschöpf
ist ursprünglich im nördlichen und westlichen Afrika
einheimisch, aber auch längst nach Europa und vie-
le Gegenden von Amerika verpflanzt.

43. p). Menura. Cauda elongata, plana, rectri-
cibus 16. duabus intermediis angustis, longiori-
bus, duabus externis apice dilatato exterius re-
curvo; reliquis laxis
.

1. Superba, der Leyerschwanz, Schweif-
hahn
.

Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis
tab. 14. 15. 16.

Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines
mächtig großen wundersam gebildeten schönfarbigen
Schweifes eines der prachtvollsten Thiere der gan-
zen Classe.

44. Phasianus. Genae cuta nuda laevigata.

1. †. Callus, der Haushahn. (Fr. le coq. Engl.
the cock.) Ph. caruncula compressa verticis
geminaque gulae, auribus nudis, cauda com-
pressa ascendente
.

[Seite 164]

Die vermuthliche wilde Stammrace*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe, und
zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den
Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus (die den
zinnoberrothen Flügelblättchen des Seidenschwan-
zes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über
die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die
Spanier nach Amerika gebracht: hingegen auf vielen
Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den
Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn
ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem
oftmahligen Brüten eines der allernutzbarsten Thiere
der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst
und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks-
schauspiel.

Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallendsten
Racen und Spielarten degenerirt. Theils in wahre
zum erblichen Schlag gewordene Monstrositäten**);
sowohl per defectum (– s. oben S. 22 –), wie
der ungeschwänzte Kluthahn; als per excessum
(– a. a. O. –), wie z.B. mit 5 oder gar 6
Zehen***).

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders
bemerkt zu werden:

a) Der Paduanerhahn, wohl noch einmahl
so groß als der gemeine Haushahn.

[Seite 165]

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
bald so groß als der gemeine.

c) Der Struphahn, krause Hahn, Fries-
ländische Hahn
, mit krausen auswärts ge-
krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Kanin-
chen und Hühnern erzeugt seyn sollten, ent-
standen ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vorgebir-
ge, wo auch noch andere Vogelarten diese
Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchcus, der Fasan. (Fr. le faisan. Engl.
the pheasant.) Ph. rusus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata, genis
papillosis
.

v. Wilgungen Taschenbuch f. d. J. 1797.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Mingre-
lien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Euro-
pa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta-
tus et undulatus, remigum 11 interiorum la-
tere exteriore ocellato, genis nudis, occipite
nigro, subcristato, rectricibus 2 intermediis
longissimis
.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste, prachtvoll-
ste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen
Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich
schön schattirt, jedem gleichsam ein Lichtpunct auf-
gesetzt etc; mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze
auf 9 Fuß, und ist nebst den beyden folgenden Gat-
tungen zumahl in Schina zu Hause.

4. Pictus, der Goldfasan. Ph. crista flava,
[Seite 166] pectore coccineo, remigibus secundariis cae-
ruleis, cauda cuneata
.

Edwards tab. 68. 69.

Bey dieser und der nächstfolgenden Gattung zeich-
nen sich die erwachsenen Männchen durch die ausneh-
mende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus, der Silberfasan. Ph. albus
crista abdomineque nigris, cauda cuneata
.

Edwards tab. 66.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum in utra-
que mandibula. Pennae caput tegentes revo-
lutae.

1. Alector, der Curasso. C. cera flava, cor-
pore nigro, ventre albo
.

Buffon Vol. II. tab. 13.

In Guiana etc.

46. Meleagris. Caput carunculis spongiosis
tectum, gula caruncula membranacea longitudi-
nali
.

1. Gallopavo, der Truthahn, Puter, wäl-
sche Hahn, Kalekuter
, Kuhnhahn.
(Fr. le dindon, Engl. the turkey.) M. maris
pectore barbato
.

Im mittlern und nördlichem Amerika, wo er in
großen Herden zu Hunderten auf Bäumen lebt,
ward 1530 zuerst nach Deutschtand gebracht, wo er
nun als Meiergeflügel gehalten wird, und in man-
cherley Varietäten von weißer u.a. Farben ausge-
artet ist.

47. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pen-
nae caudales elongatae, ocellatae
.

1. †. Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon,
Engl. the peacock.) P. capite crista com-
pressa, calcaribus solitariis
.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa
[Seite 167] verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich von dritten
Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz- oder
vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielar-
ten ist die weiße die auffallendste.

48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornica-
ta; pedes cursorii
.

1. †. Tarda, der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite ingulo-
que utrinque cristato
.

Frisch tab. 106 u. f.

Dieser größte hierländische Vogel ist in der gemä-
ßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird
wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Hal-
se einen weiten verborgenen Sack, der sich unter
der Zunge öffnet.


VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Ze-
hen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne
Schwungfedern.

49. Struthio. Rostrum subconicum, pedes
cursorii
.

1. Camelus, der Strauß. (Fr. l'autruche,
Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, di-
gito exteriore parvo mutico, spinis alarum
binis
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 71.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht
Fuß und darüber erreicht, und außer Afrika nur in
Arabien zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug
wird bey ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit
seines Laufs vergütet*). Von seinen Eyern, deren er
[Seite 168] wohl 30 legt, hält jedes ungefähr soviel als 24
Hünereyer. Vorzüglich wird er durch seine Federn
schätzbar.

Der Amerikanische Strauß (Str. rhea) ist
zumahl in Chili zu Hause.

2. Casuarius, der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis, re-
migibus
spinosis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mit-
lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln
Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und
zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.

Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm
(Str australis) ist neuerlich im fünften Welttheil
auf Neu-Südwallis entdeckt worden.

50. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis
duabus transversis: utraque mandibula inflexo
apice; facies ultra oculos nuda
.

1. Ineptus, der Dudu, Dronte, Walgh-
vogel
. (Gygnus cucullatus.) D. pedibus am-
bulatoriis, cauda brevissima, pennis incurvis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel,
der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung an-
gestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr.
Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer-
leibigste, langsame Thier der ganzen Classe, folg-
lich leicht zu fangen, und doch wegen seines widri-
gen Fleisches von wenig Nutzen war*).

[Seite 169]

So weit die Landvögel. Nun die Wasservö-
gel
in II Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese die Sumpfvögel, haben einen walzen-
förmigen Schnabel von ungleicher Länge, hohe stel-
zenartige Beine, und auch mehrentheils einen langen
Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum-
pfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Am-
phibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die
mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und
werden großentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes
Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, in-
fracto-incurvatum, denticulatum, pedes tetra-
dactyli
.

1. Ruber, der Flamingo, Flamant, Kor-
korre
. P. ruber, remigibus nigris.

Catesby vol. I. tab. 73 sq.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beyder
Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper,
aber ganz auffallend langem Halse und Beinen,
wohl mannshoch.

52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice
dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli
,
semipalmati.

1. Leucorodia, die Löffelgans, der Löf-
felreiher
. (Fr. la spatule, Engl. the spo-
onbill
.) P. corpore albo, gula nigra, occipite
subcristato
.

Frisch tab. 200 u. f.

Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten
Welt.

[Seite 170]

53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibu-
la superiore adunca. Pedes tetradactyli, fissi
.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Süd-Amerika.

54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acu-
tum: mandibula superiore triquetra: inferiore
trigona acuminata adscendente: frons calva-
nares lineares: pedes tetradactyli
.

1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la cicog-
ne du Bresil
.)

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

55. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandi-
bula superiore cymbae resupinatae forma
.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill
.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien etc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum,
subcompressum; pedes tetradactyli
.

1. †. Grus, der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore cinereo, alis extus testaceis
.

Frisch tab. 194.

In der nördlichen alten Welt.

2. †. Ciconia, der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re-
migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque
sanguineis
.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern
frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junger Repp-
hühner u.s.w. schleppt auch nicht selten Leinwand,
[Seite 171] Garn etc. in das Nest, um es weich auszufüttern*).

3. †. Major, der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigra de-
pendente, corpore cinereo, collo subtus linea
fasciaque pectorali nigris
.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beyden Welten. Schädliche
Thiere, die den Fischteichen und besonders der jun-
gen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen
Bäumen, Eichen etc.**).

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cristato,
corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque
virescentibus
.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien etc. Mit den kostbaren langen,
silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

5. †. Stellaris, die Rohrdommel, der
Iprump
. (Fr. le butor. Engl. the bittern.)
A. capite laeviusculo, supra testacea maculis
transversis, subtus pallidior maculis oblongis
fuscis
.

Frisch tab. 205.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

57. Tantalus. Rostrum longum, subulatum,
teretiusculum, subarcuatum: facies nuda ultra
oculos; pedes tetradactyli, basi palmati
.

1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu-
menius
ibis Cuvier.) T. albus, remigum
[Seite 172] apicibus, rostro et pedibus nigris, remigibus
secundariis elongatis nigro-violaceis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.

Das berühmte, von den alten Ägyptern, als
Symbol der Überschwemmung des Nils*), auf
ihren Denkmählern verewigte, und so wie die da-
mahligen menschlichen Leichen zu Mumien bereitete**)
und in besondern Gewölben in größter Menge bey-
gesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Ägypten
ziemlich seltene Thier***).

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch
in Europa und selbst im südlichen Deutschland vor-
kommenden Tantalus falcinellus einerley zu seyn.

58. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretius-
culum, obtusum, capite longius, facies tecta,
pedes tetradactyli, postico pluribus articulis in-
sistente
.

1. †. Rusticula, die Waldschnepfe. (Fr. la
becasse
. Engl. the woodcock.) S. rostro basi
rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis
,
fascia capitis nigra.

Frisch tab. 226 u. f.

In den wärmern Gegenden der nördlichern alten
Welt.

2. †. Gallinago, die Heerschnepfe, Him-
melsziege, der Haberbock
, das Haber-
[Seite 173] lämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the sni-
pe
.) S. rostro recto, tuberculato, pedibus fus-
cis, frontis lineis fuscis quaternis
.

Frisch tab. 229.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

59. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine
capitis, digito postico uniarticulato, a terra
elevato
.

1. †. Pugnax, der Kampfhahn, Renom-
mist, Hausteufel
. (Fr. le combattant,
paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pe-
dibusque rubris, rectricibus tribus lateralibus
immaculatis, facie papillis granulatis carneis
.

Frisch tab. 232 u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Nahmen
von der Streitbarkeit, mit welcher die Männchen
zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

2. †. Vanellus, der Kybitz. (gavia. Fr. le van-
neau
. Engl. the bastard-plover, lapwing,
pee-wit.) T. pedibus rubris, crista depen-
dente, pectole nigro
.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichem alten Welt.

60. Charadrius. Regenpfeifer. (Fr. plu-
vier
, Engl. plover.) Rostrum teretiusculum,
obtusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tridac-
tyli
.

1. †. Hiaticula, die Seelerche. (Fr. le plu-
vier à collier
. Engl. the sea-lark.) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba, vertice
fusco, pedibus luteis
.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde, nahmentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

61. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Ro-
strum depresso planum, subulatum, recurva
-
[Seite 174] tum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati
tridactyli
.

1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon Vol. VIII. tab. 38.

In den mildem Gegenden der alten Welt etc. nährt
sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen,
die er mit seinem sonderbar aufwärts gebogenen
Schnabel sehr geschicht zu fangen weiß.

62. Haematopus. Rostrum compressum, apice
cuneo aequali: pedes cursorii tridactyli
.

1. †. Ostralegus, der Austerdieb, Auster-
mann, die Meerälster
. (Fr. l'huitrier
Engl. the sea-pie, pied oyster-catcher.) H.
rostro pedibusque rubris.

Latham Vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheilen
nährt sich vorzüglich von Conchylien.

63. Fulica, Wasserhuhn. Rostrum conve-
xum, mandibula superiore margine supra infe-
riorem fornicata
; frons calva, pedes tetradac-
tyli, subpinnati
.

1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl. the
purple Water-hen
.) F. pedibus fissis, fronte
pedibusque rubris, corpore viridi subtus vio-
laceo
.

Buffon Vol. VIII. tab. 17.

Auf vielen Kusten und Inseln der wärmern Zonen
in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken
Wuchs und prächtigen violet und grün schillernden
Gefieder. Wird leicht zahm.

2. †. Atra, das schwarze Bläßhuhn. (Fr.
la foulque, morelle. Engl. the coot.) F. pe-
dibus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis
,
corpore nigricante.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erd.

[Seite 175]

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusiuscu-
lum. Mares ovatae in medio rostri. Frons carun-
culata, carunculis lobatis. Alulae spinosae
.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. un-
guibus posticis longissimis, pedibus viridescen-
tibus
.

Buffon Vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien etc.

65. Rallus. Rostrum basi crassius, compres-
sum, dorso attenuatum apicem versus, aequale
,
acutum; pedes tetradactyli, fissi.

1. †. Grex, der Wachtelkönig, Schnerz,
Wiesenschnarrer, Schars
. (ortygometra.
Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker-
hen
.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Wach-
telkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als
ob er dieser Vögel Heerführer im Zuge sey.

66. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum,
convexum, acutiusculum, mandibula superiore
longiore. Nares ovatae, patulae. Pedes tetradac-
tyli, fissi
.

1. Crepitans, die Trompete, der Agami,
Mackukawa
. (Fr. l'oiseau trompette.) P.
nigra, pectore columbino.

Latham. Vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-Amerika, vorzüglich häufig am Amazo-
nen-Strom. Wird aufnehmend kirre und ihrem
Herrn zugethan.


IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre
Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten
zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber
[Seite 176] desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel
endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie
der untere bey den mehresten mit einer ausnehmend
nervenreichen Haut überzogen. (– s. oben S. 145. –)
Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache-
ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die
Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knor-
pelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes
Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an
den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf
Inseln, Klippen, im Schilf etc. auf, und leben meh-
rentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein
oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres
Fleisches, Fettes, Federn etc. von mannigfaltiger Nutz-
barkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula
superiore multo breviore; inferiore apice trun-
cata
.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the sea-
crow, cut-water
.) R. nigricans, subtus alba,
rostro basi rubro.

Brisson. T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-Amerika. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam
wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum.
subrectum, acutum, compressiusculum. Nares
lineares, ad basin rostri
.

1. Stolida, die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S. corpore nigro, fronte albicante, supercili-
is atris
.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beyden Wendezir-
keln.

[Seite 177]

2. Hirundo, die Seeschwalbe. (Engl. the
silver-bird
.) S. cauda forficata: rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis
.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

69. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum,
subulatum, rectum, acuminatum, pedes com-
pedes
.

1. Grylle, die Grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tridac-
tylis, corpore atro, rectricibus alarum albis
.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. †. Troile, die Lumer. (Fr. le guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco,
pectore abdomineque niveo, remigibus secun-
dariis extremo apice albis
.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. †. Urinator. (Fr. la grébe.) C. capite laevi,
palpebra inferiore lutea, macula alarum alba.

Edwards tab. 360 fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so wie
das vom C. cristalus, zu Feder-Muffen etc. verar-
beitet.

70. Larus. Möve. (Fr. mouette, Engl. gull.)
Rostrum edentulum, rectum, cultratum, apice
subadunco. Mandibula inferior infra apicem
gibba
.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch
finden sich auch welche auf der Südsee und zwar
theils in ungeheuren Scharen.

1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albi-
cans, dorso canescente, rectricum apicibus
,
excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

[Seite 178]

71. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum,
denticulatum. Facies tecta, pedes palmati om-
nibus digitis connexis
.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer
Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das
Thier spiralförmig zusammen rollen und so den
Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los
schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum,
acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Digi-
tus posticus antrorsum versus
.

1. Aethereus, der Tropikvogel. (Fr. la pail-
leen-queve
. Engl. the trobic-bird.) P. rectri-
cibus duabus longissimis, rostro ferrato, pe-
dibus aequilibribus: digito postico connexo
.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen den beyden
Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden
Fischen.

73. Procellaria. Rostrum edentulum, sub-
compressum: mandibulis aequalibus, superiore
apice adunco; inferiore apice compresso-cana-
liculato. Pedes ungue postico sessili absque di-
gito
.

1. Pelagica, der Sturmvogel, Ungewit-
tervogel
. (Fr. le petrel. Engl. the tempest-
bird, stormfinch, mother cary's chicken
.) P.
nigra, uropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als sudlichen Ocean. Meist
in offener freyer See fern vom Lande auf Klippen,
und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen
eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von
da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der
[Seite 179] Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie
ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und
anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen
Fette, das allmählich hinein zieht, lange Zeit un-
terhalten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum: maxilla su-
periore apice adunca; inferiore truncata
.

1. Exulans, der Albatros. (Fr. le mouton.
du cap
.) D. alis pennatis longissimis, pedi-
bus aequilibribus tridactylis
.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber mit
ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt
auf 500 Deutsche Meilen von irgend einem Lande
entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über
der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von
fliegenden Fischen*).

75. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adun-
co, unguiculato: pedes aequilibres: digitis om-
nibus quatuor simul palmatis
.

a) Rostro edentulo.

1. †. Onocrotalus, die Kropfgans, der
Pelican
. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula
saccata
.

Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile,
(wenn anders die Amerikanische Kropfgans nicht spe-
cifisch von der in der alten Welt verschieden ist).
Hat den Griechischen Nahmen von ihrer Eselsstimme,
den Deutschen aber von dem ungeheuren beutelför-
migen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt,
und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund
Wasser fassen kann.

[Seite 180]

2. Aquilus, die Fregatte. (Fr. le tailleur
Engl. the man of war bird.) P. alis amplis-
simis, cauda forficata, corpore nigro, rostro
rubro, orbitis nigris
.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Ähnliches
mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die
ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und dem fliegen-
den Thier ein sonderbares Ansehen geben.

3. Carbo, die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata,
corpore nigro, rostro edentulo, capite sub-
cristato
.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in
Schina zum Fischfang abgerichtet.

(Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25.)

b) Rostro serrato.

4. Bassanus, die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan
. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
remigibusque primoribus nigris, facie caerulea
.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und Amerika,
zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahment-
lich auf Baß*), wovon diese Gans den Nahmen
führt. Macht die Hauptnahrung der armen Insu-
laner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abge-
streifte Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen,
die zwar nur ungefähr fünf Tage halten, aber auch
augenblicklich wieder durch neue ersetzt sind**).

[Seite 181]

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, con-
vexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa
.

1. †. Olor, der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne
. Engl. the swan, elk.) A. rostro se-
micylindrico atro, cera nigra, corpore albo
.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden, A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weil län-
gerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden.
Dieser letztere gibt einen hellen, wen schallenden,
nicht unangenehmen Ton von sich.

Der schwarze Schwan mir weißen Schwung-
federn (A. nigra) ist an den Küsten des fünften
Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl als
an der Westküste, wo das schöne Thier schon 1697
gefunden und beschrieben worden*).

2. Cignoides, die Spanische, Türkische oder
Schinesische Gans
. (Fr. l'oye de Guinée.
Engl. the swan-goose, chinese goose.) A.
rostro semicylindrico: cera gibbosa, palpe-
bris tumidis
.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sandwich-
Inseln des stillen Oceans. Man unterscheidet meh-
rere Varietäten.

3. †. Anser, die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose
.) A. rostro semicilyndrico, corpore su-
pra cinereo, subtus pallidiore, collo striato
.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den
zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Gan-
[Seite 182] serte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche
Gans geben.

4. Canadensis, die Hudsonsbay-Gans.
(Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite
colloque nigris, genis qulaque albis.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerika. Sehr gesucht wegen ihrer
ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vor-
zügliche Schreibfedern.

5. Bernicla, die Baumgans, Rothgans,
Schottische Gans
. A. fusca, capite collo
pectoresque nigris, collari albo.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde;
kommt bloß zum Überwintern nach Schottland und
andern mildern Gegenden, wo sie sich unter andern
von dem Thier der Entenmuschel (Barnacle, Lepas
anatifera) nährt, daher die alle seltsame Fabel
entstanden, daß dieser Vogel nicht aus einem Ey,
sondern aus einer Muschel hervor komme u.s.w.*).

6. Mollissima, der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet
. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida, ru-
gosa.

Brünnichs N. H. des Eidervogels tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf Is-
land und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind
sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell,
womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern,
die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind.

7. Boschas, die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck, mallard.) A. rectricibus interme-
diis (maris) recurvatis, rostro recto.

Frisch tab. 158 u. f.

[Seite 183]

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen
nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel-
arten. Die zahme (A. domestica) scheint große
Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben, so
daß z.B. die Entriche auf Hühner erpicht sind und
v. v. Enten den wälschen Hahnen nachlaufen und
sie zu reitzen suchen.

8. †. Clypeata, die Löffelente. (Fr. le sou-
chet
. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo
dilatato rotundato; ungue incurvo.

Frisch tab. 161 u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hor-
nigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

77. Mergus. Taucher, Wasserbuhn. Ro-
strum denticulatum, subulato-cylindricum,
apice adunco.

1. †. Merganser, der Kneifer. (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitudi-
nali erectiuscula: pectore albido immaculato,
rectricibus cinereis, scabo nigricante
.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere
Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier
für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentulum,
breve, compressum, convexum, transverse ful-
catum, mandibula inferior ante basin gibbosa
.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen
der nördlichen Erde.

1. Arctica, der Papageytaucher. (Fr. le
macareux
. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum
orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata.

[Seite 184]

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst
so ein unterirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
(Fr. manchot.) Rostrum compressiusculum:
subcultratum, longitudinaliter oblique fulcatum,
mandibula inferior apies truncato: alae impen-
nes, pinniformes
.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam
flossenäbulichen, schuppigen, kleinen Flügel, und
ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thie-
ren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedene
Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Afri-
ka, und Amerika, so wie andere um Neu-Hol-
land, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause
sind*). Finden sich theils in zahlloser Menge bey-
sammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flavescentibus, crista frontali atra erecta, au-
riculari deflexa flava.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap etc.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien.

[Seite 185]

§. 81.

Die Säugethiere und Vogel unterscheiden sich
beydes durch die Wärme ihres Bluts (§. 23 und 40.)
und durch die größere Menge desselben von den Am-
phibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen
von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie
jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich
dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre
Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unor-
dentlicher sind als bey den beyden Classen mit warmem
Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger
entbehren als diese, weit länger im so genannten luft-
leeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie
z.B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baum-
stämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit
in einer Atmosphäre von kohlengesäuerter Luft aushal-
ten, und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte
ausdauern, so daß man z.B. ungezweifelte Beyspiele
von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im
[Seite 186] Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben,
als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eisschollen
eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen verse-
hen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von
sich zu geben: doch scheinen einige (wie z.B. unter
den hierländischen der wahre Salamander, die grüne
Eidexe, die Blindschleiche etc.) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Am-
phibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten,
Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen versehen sind;
oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cy-
lindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerk-
zeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den warmblütigen
Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale über-
zogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahl-
reichen kleinen Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt:
und noch andere haben eine nackte nur mit Schleim
überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von
Zeit zu Zeit. Manche, wie z.B. der Laubfrosch und
verschiedene Eidexen, besonders der Chamäleon, än-
dern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und
[Seite 187] Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt angewie-
sen. Manche gehen willkührlich in beyden ihren Geschäf-
ten und ihrer Nahrung nach. Andere hingegen bringen
entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder
gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beyden zu. End-
lich sind aber auch manche entweder bloß für daß
Wasser, und nicht für beydes zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schild-
tröten und Schlangen, leben von sehr gemischter
Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch,
Chamäleon etc. und sehr eigen in der Wahl ihrer Spei-
sen, gehen z.B. bloß lebende Insecten von einigen
wenigen bestimmten Gattungen an. In der Gefan-
genschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und
können dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe
z.B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise
und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt
wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man,
daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung
ausdauern können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausnehmende
Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductions-
kraft
(§. 19) hat, wo ich nicht irre, in der ob-
gedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respecti-
ven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da
folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben
der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ
[Seite 188] scheint, als bey den warmblütigen Thieren, – aber
dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, inde-
pendenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich
bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzel-
nen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf
Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich,
wie bey den warmblütigen Thieren, andere in Con-
sensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher
ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz aus-
gerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkrö-
ten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen
worden, noch Monathe lang leben können; daher auch
wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien
abgeschnittenen Theile, wie z.B. der Schwänze von
Wassermolchen, Blindschleichen etc.*)

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmit-
teln
dient manchen Amphibien, zumahl unter ten
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feue-
kröte etc. ihr milchichter Hautschaum, den sie im Noth-
fall von sich geben: vielen auch wohl der specifike Ge-
ruch, den sie verbreiten; so zumahl manche Schlan-
gen, Kröten, Eidexen etc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten
Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. –
Unter den innern zeichnet sich doch bey vielen das Ge-
dachtniß aus, da man Beyspiele selbst von Crocodilen
[Seite 189] und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt
und kirre geworden, und vollends viele Schlangen be-
kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen.
Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur
sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben.
(§. 36.)

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täg-
lichen Erhohlungsschlaf zu halten. – Dagegen
aber wohl alle die kältern Wintermonathe in Erstar-
rung zuzubringen. Und zwar theils einzeln, theils
wie unsere hierländischen Frösche und Salamander in
Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Win-
terschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend
im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphi-
bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungs-
trieb ist bey vielen so heftig, daß man z.B. Frösche
gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens an-
dere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte
Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Frö-
schen und See-Schildkröten dauert die Paarung meh-
rere Täge, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln
sich in der Paarung mit dem Hinterleibe auf das in-
nigste um einander, und züngeln dabey mit geboge-
nem Halse auf einander los. Die Wassermolche hinge-
gen umfassen einander gar nicht, sondern das Männ-
chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen
herum und bespritzt die Eyerchen, so wie es dieselben
von sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

[Seite 190]

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Aus-
nahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche, zu-
mahl unter den Schlangen etc. geben die Eyer nicht
eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon
meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa
heckt ihre Jungen auf dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende
des Sommers an ganzer vier Monathe lang völlig
isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neu-
jahr herum ganz unerwartet binnen wenigen Tagen
34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemah-
lige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit
hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhal-
ten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung
werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommenen
Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt,
und müssen sich erst noch einer Art von Metamor-
phose
unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den
völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen.
Die kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaul-
quappen
, gyrini, Fr. tetards, Engl. toadpoles)
haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen
langen Ruderschwanz; auch, so wie die jungen Sala-
mander, eine Art von Fischkiemen (branchiae oder
Swammerdams appendices simbriatae) zu bey-
den Setten des Halfes; ferner zum Theil eine kleine
Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter
Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen
[Seite 191] Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife
desselben allgemach schwinden*).

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames Wachs-
thum
; so daß z.B. unsere hierländischen Frösche
meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch
erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten
Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16
Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst
in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben,
so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen
Schlangen etc. wohl zu einem noch höhern Alter gelan-
gen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien für das Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Ge-
genden theils äußerst beträchtlich. Zumahl der Ge-
nuß
der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch
verschiedener Frösche und Eidexen etc. – auch von
Schildkröten Thran; und Schildpart zu Kunstar-
beiten
etc. –

§. 97.

[Seite 192]

Schädlich werden manche ungeheure Thiere
dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc. durch
ihre Größe, und andere, zumahl unter den Schlan-
gen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse
von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ordnun-
gen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die
quadrupeda ovipara der altern Naturforscher)
Schildkröten, Frösche, Eidexen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äu-
ßere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. 1765.
    IV. vol. gr. Fol. (– hierher gehören bloß die bey-
    den ersten Bände.)
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata.
    Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepéde histoire naturelle des quadrupédes ovi-
    pares et des serpens
    . Paris. 1788. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bech-
    stein
    . Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere.
    III. Th. Leipz. 1798. 8.
  6. J. Gottl Schneider historiae amphibiorum naturalis et
    literariae
    . Fasc. I. II. Jen. 1799 1801. 8.

I. REPTILES.

[Seite 193]

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn
sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier
Füßen versehen, die nach dem verschiedenen Aufent-
halt dieser Thiere entweder freye (pedes digitati),
oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati),
oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati)
haben.

1. Testudo, Schildkröte. (Fr. tortue. Engl.
lortoise, die See-Schildkröten aher turtle,
Span. galàpago) Corpus testa obtectum, cauda
(plerisque) brevis, os mandibulis nudis eden-
tulis
*)

Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno-
chigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil
mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers ver-
wachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen
belegt ist, die Hey manchen Gattungen, so stark und
schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbei-
tet werden. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schup-
pen in der Mitte, und 24 um den Rand herum.
Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas klei-
ner, als das obere, und mit Ausschnitten für
Kopf, Schwan; und Füße versehen. – Überhaupt
aber dient die so ganz auszeichnete eigenthümliche
Bildung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts
zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte
Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, ungui-
[Seite 194] culis tribus, testa orbiculari ovata, membra-
nacea, grisca, striata, scabra
.

Schneider l. c. tab. I.

In Guiana.

2. Imbricata, die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle
.) T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato: scu-
tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 42.

In beyden Indien; auch im rothen Meere. Gibt
das beste Schildpatt*).

3. Mydas, die grüne oder Riesen-Schild-
kröte
. (viridis Schneider. Fr. la tortue fran-
che
. Engl. the green turttle.) T. pedibus pin-
niformibus, marginibus maxillarum dentatis,
testa ovata.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8. Centner
am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Nahmen
von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der
auffallend grünen Farbe ihres schmackhaften Fettes.
Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien,
daher ihr ausnehmend schmackhaftes, gar nicht thra-
niges Fleisch.

4. †. Orbicularis, die gemeine Flußschild-
kröte
. (europaea Schneid.) T. pedibus pal-
matis, testa orbiculata planiuscula.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice
gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis
planiusculis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Afrika.

[Seite 195]

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis elevatis truncatis.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der
Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regel-
mäßigen schwarz und gelbgezeichneten, hochgewölb-
ten Rückenschildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog.)
und. Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Cor-
pus nudum pedibus quatuor, posticis lan-
gioribus
*).

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi,
digitis anticis muticis quadridentatis, posti-
cis unguiculatis
.

Abild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die
überaus sonderbare und ganz anomalische Weise,
mit der die Mutter ihre Jungen ausheckt, merke-
würdig. Das Mannchen streicht nähmlich den Leich,
den das Weibchen vorher auf die gewöhnliche Art
von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und
befruchtet ihn hierauf mit seinem Samen. Die
Eyerchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut
der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey
Monathen die darin befindlichen anfangs geschwänz-
ten Kaulquappen**) zum Ausbruch reif sind, und
nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und
sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken
ihrer Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
[Seite 196] Augen, und der Ungeheuren tutenförmigen obern
Augenlieder ein abenteuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auribus
ocellatis, pedibus muticis
.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-Amerika. Fast von der Größe eines
Meerschweinchens. Hat den Englischen Nahmen von
seiner starken Stimme.

4. Paradoxa, die Jackie. (Rana piscis.) R. fe-
moribus postice oblique striatis
.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen Amerika. Die Larve (§. 95.) er-
reicht eine fast spannenlange Größe, ist dann viel
größer als der ausgebildete, zu seiner Reife gelang-
te Frosch, und hat in jenem Larvenzustande zu einer
alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische ver-
wandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon die
vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung er-
halten haben, bleibt das Thier doch noch geraume
Zeit geschwänzt.

5. †. Bufo, die Kröte. R. corpore ventrico-
so verrucoso lurido fuscoque.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist un-
gegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man
verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsäg-
ten Baumstämmen, oder in Steinblocken etc. Ange-
troffen hat.

6. †. Bombina, die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu-
lato, pupilla triquetra.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.

7. †. Portentosa, die Haus-Unke. (Buso ca-
[Seite 197] lamita. Laurent.) R. verrucosa, linea dor-
sali flava, lateralibus rufescentibus.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt
selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dum-
pfen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sa-
gen veranlaßt hat.

8. †. Temporaria, der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1–8.

Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jungen
nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor-
kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl
zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben
haben mag.

9. †. Esculenta, der grüne Wasserfrosch,
Röling, Marxgöker
. R. viridis, corpore
angulato, dorso transverse gibbo, abdomine
marginato.

Rösel tab. 13–16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen qua-
ken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter,
und treiben dabey zwey große Blasen hinter den
Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig,
verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge
Enten, Forellen etc. und können sogar über Hechte
Herr werden. Zur Begattungszeit bekommen die
Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze
warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße,
womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust
klammern können.

10. †. Arborea, der Laubfrosch. (calamites,
hyla. Fr. la raine, grenouille de St. Martin,
le graisset
.) R. corpore laevi, subtus granu-
lato pedibus fissis, apicibus digitorum lenti-
culatis.

Rösel tab. 9–12.

[Seite 198]

Fast in ganz Europa (doch nicht in England,
auch in Amerika etc. Der klebrige Schleim, womit
er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey
seinem Aufenthalt am Laub der Bäume zur Hal-
tung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer
braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute
Summe, die sie, wenn das Wetter sich ändern
will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von
sich geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer
großen Blase auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum caudatum,
alatum.

1. Volans, die fliegende Eidexe. D. bra-
chiis ab ala distinctis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.

In Ostindien und Afrika.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard.) Corpus elongatum, pedibus quatuor
aequalibus.

1. Crocodilus, der (eigentliche) Krokodil. (Cro-
codilus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali,
scutis nuchae 6, squamis dorsi quadratis,
sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumahl häufig in den großern Strömen von Afrika
(nahmentlich im Ober Nil und im Niger). Das
größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge
von 30 Fuß erreichen soll*): und doch, haben seine
Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes. Erwach-
sen fällt er Menschen und andere große Thiere an.
Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**).

[Seite 199]

2. Alligator, der Kaiman. (Crocodilus scler-
ops Cuv
.) L. porca transversa inter orbitas,
nucha fasciis osseis 4 cataphracta, pedibus
postici semipalmatis.

Seba. vol. I. tab. 104. fig. 10.

Im mittlern Amerika. Weit rundlicher und glat-
ter am Leihe und Schwanz, als der eigentliche
Krokodil, wird auch nicht so groß als dieser und
legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener
fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den
hintern, von welchen allen aber nur die drey innern
mit Krallen bewaffnet sind.

3. Gangetica, der Gavial. L. mandibulis
elongatis subcylindricis, pedibus postici pal-
matis.

Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.

Zumahl im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda
carinata, corpore mutico squamis marginatis,
maculis ocellatis
.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beyden Indien. Ueberaus sauber und regel-
mäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen
lang; hat den Nahmen daher, daß es sich, wie
man sagt, meist in Gesellschaft der Krokodile auf-
halten, und durch einen pfeifenden Laut, den es
von sich gibt, diese seine furchtbaren Gefährten
verrathen soll.

5. Iguana, der Leguan. L. cauda tereti lon-
ga, sutura dorsali dentata, crista gulae denti-
culata.

Seba. vol. I. tab. 95 sqq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein über-
aus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duo-
bus tribusque coadunatis.

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. 11.

[Seite 200]

In Ostindien, Nord Afrika, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäu-
men und Hecken, naht sich von Insecten, die es-
mit seiner langen vorn kolbigen ausgehöhlten klebri-
gen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine
Lungen und ausnehmend groß, und das Thier kann
sich damit nach Willkühr aufblähen oder dünner
machen, daher vermuthlich die Sage der Alten ent-
standen seyn mag, das ei bloß von Luft lebe. Seine
Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß
jedes besonders, oder auch beyde zugleich nach ver-
schiedenen Richtungen, eines z.B. aufwärts, das
andere hinterwärts u.s.w. und zwar schnell bewegt
werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlich-
grau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl
wenn es zornig wird etc. Der zuweilen bemerkte
Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen
auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers
hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine
Farbe überhaupt nach denselben richte.

7. Gecko (vermuthlich der wahre stellio oder sau-
rus
der Alten) L. cauda tereti mediocri, di-
gitis muticis subtus lamellatis, corpore verruco-
so, auribus concavis.

Seba vol. 1. tab. 109.

In Ägypten, Ostindien, auch auf den Inseln
der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen
Europa, z.B. im Megapolitanischen. Er soll einen
giftigen Saft zwischen seinen blättrichen Fußzehen
haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier
drüber wegläuft, mittheilen.

8. Scincus, (crocodilus terrester.) L. cauda tereti
mediocri, apice compressa, digitis muticis
lobato-squamosis marginatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.

Im steinigen Arabien, Ägypten etc.

9. †. Agilis, die grüne Eidexe, Kupfer-
[Seite 201] Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula,
squamis acutis, collari subtus squamis con-
stricto.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch
in beyden Indien und auf den Inseln der Südsee.
Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.

10. †. Lacustris, der Wasser-Molch, Was-
ser
-Salamander. L. nigra, dorso lateri-
busque verrucosis, abdomine flavo, nigro-
maculato.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hinlau-
fende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner
ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 31.

11. †. Salamandra, der Salamander,
Molch, die Molle
, Ulme. (Fr. le sourd,
mouron
) L. cauda tereti brevi. pedibus mu-
ticis, corpore flavo nigroque vario, nudo, po-
roso.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang
und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben
kenne etc. sind Fabeln.


II. SERPENTES.

[Seite 202]

Die Schlangen*) haben gar keine äußeren Glied-
maßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreck-
ten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der
mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist.
Manche leben im Wasser (da sie bey ihrer ausnehmend
langen und theils blasenförmigen Lunge leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere meist auf
Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekette-
te Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey an-
dern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen
ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen
lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft
weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können.
Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen
am vordern Rande des Oberkiefers versehen**), das
in eigenen Drüsen abgeschieden und durch besondere
röhrenförmige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu
mit einer länglichen Öffnung versehene, Giftzähne
(– als durch einen Ausführungsgang –) beym Biß
in die Wunde geflößt wild. (– Abbild. n. h. Ge-
genst
. tab. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern
Rande des zugleich merklich starken Oberkiefers befind-
lichen Giftzähne geben auch den zuverlässigsten Cha-
[Seite 203] rakter ab, um die giftigen Schlangen von den giftlo-
sen zu unterscheiden*), da bey den letztern der ganze
äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zäh-
nen besetzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O.
fig. 2. –); außerdem haben aber wohl alle Schlan-
gen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne
mit einander gemein.

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. ser-
pent à sonnettes
. Engl. rattle-snake.) Scuta
abdominalia. Scuta squamaeques subcaudales.

Crepitaculum terminale caudae.

1. Horridus. ♃ C. scutis 167. scutellis 23.

Seba. vol. II. tab. 95. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerika: wird auf 6
Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses
Geschlechts unterscheiden sich von allen andern Schlan-
gen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der
Schöpfung durch die räthselhafte, hornartige, ge-
gliederte Raffel am Ende des Schwanzes. – Die
Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten
und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt
mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl auf 40
steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen etc. im
Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange**)
gleichsam von selbst in den Rachen fallen, wird von
[Seite 204] gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine aus-
schließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man
das nähmliche auch an mehrern andern Schlangen
der neuen und alten Welt bemerkt haben will. –
Die Klapperschlangen selbst werden häufigst von den
Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen
sie sich überaus kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor, die Riesenschlange, Ab-
gottsschlange, Anaconda
. (Fr. le devin)
B. scutis 240. scutellis 60.

Merrem II. Heft. tab. 1.

In Ostindien und Afrika. Wird nach Adanson's
Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll leben-
digen Rehen etc. die Rippen und andere Knochen
entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gal-
lertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen.
Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die
Brillenschlange, von den Ostindischen Gauklern zu
allerhand Kunststücken abgerichtet. – Die Amaru-
Schlange in Süd-Amerika, die von den Antis in
Peru angebethet ward, und auch auf 30 Fuß lang
wird, scheint wenig von dieser verschieden. – Hin-
gegen ist wohl die aus Guinea so heilig verehrte so
genannte Juda-Schlange von einer andern
Gattung.

7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta abdomi-
nalia, squamae subcaudales
.

1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.

[Seite 205]

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen
der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte,
ist in Ägypten zu Hause.

2. Cerastes, die gehörnte Schlange. ♃ C.
tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa-
mis
44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 40.

Diese von den beyden über den Augen flehenden
Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland
mit der vorigen, und ist allerdings giftig.

3. †. Berus, die Otter, Viper. (Engl. the
adder
.) ♃ C. scutis 146. squamis 39.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräunli-
cher Farbe und in wärmern Gegenden der alten
Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz
zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzün-
dung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist die-
selbe Gattung, womit ehedem Redi und neuerlich
Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt
haben.

4. †. Natrix, die Ringel-Natter, Schna-
cke, der Unk
. (Fr. la couleuvre à collier.)
C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zumahl
an den beyden Seiten des Halses. Man hat selbst
in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden die
dann wohl ehedem Anlaß zu den abenteuerlichen
Erzählungen von Lindwürmern etc. gegeben haben
mögen.

5. Coccineus, die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten Bdes. 1stes Stück.
tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige
[Seite 206] Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu
Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang.
Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große
und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die
mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder
mit citrongelben Querstreifen von einander abgeson-
dert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne
Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare ge-
flochten tragen etc.

6. Naja, die Brillenschlange. (Cobra de
Cabelo.
) ♃ C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und
hinten mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet.
Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig
vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu-
allerhand Gaukelkünsten abzurichten.

8. Anguis. Squamae abdominales et subcau
dales.

1. †. Fragilis, die Blindschleiche, Bruch-
schlange, der Haselwurm
, Hartwurm.
(Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slow-
worm
) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, altem Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und
die Stücke bewegen sich doch noch Stunden lang.
Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeich-
nete Spielarten.

2. Platuros. ♃ A. cauda compressa, obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im Indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200. caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.

In Amerika. Schwarz und weiß gefleckt.

[Seite 207]

10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trun-
ci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in Amerika. Hat gar keine Schuppen, son-
dern runzelige Ringe in der glatten Haut, fast wie
ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen.

[Seite 208]

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten
Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit
Gräten oder knorplichen Faden versehenen) Flossen
bewegen, und mittelst wahrer immer zu beyden Seiten
des Halses verwahrt liegenden (nicht wie bey den
Froschlarven außerhalb desselben frey hervorragenden)
Kiemen Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um
sie von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) ver-
treten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der
Lungen. Sie liegen auf beyden Seiten hinter dem
Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen
halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-
Deckel (opercula branchialia) heißen, und bey den
mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana bran-
chiostega
) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit
unzähligen der zartesten Blutgesäße durchwebt, und
auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die
ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln, und die an
ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten
unterstützt werden.

§. 101.

[Seite 209]

Das Athemhohlen, das die Fische eben so
wenig als dietmit Lungen versehenen Thiere lange ent-
behren können, geschieht bey ihnen, indem sie die im
Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die
Kiemen leiten, und dann durch die Kiemenöffnung
(apertura branchialis) wiederum von sich geben; folg-
lich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch
den gleichen Weg ein- und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folg-
lich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme
zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen,
wie z.B. der Knurrhahn, der Wetterfisch etc. einen
Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genom-
wen, ist bey den Fischen ungleich mannigfaltiger als
bey den beyden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten
hat doch der Körper eine verticale Stellung, d.h. er
ist auf beyden Seiten zusammen gedrückt (corpus com-
pressum s. cathetoplateum
): bey einigen andern
hingegen, wie bey den Rochen, liegt er horizontal,
ist in die Breite platt gedruckt (corpus depressum s.
plagioplateum
); bey andern, wie beym Aal etc. ist er
mehr walzenförmig: bey andern, wie bey den Pan-
zerfischen, prismatisch oder vierkantig etc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittel-
bar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals
von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit
Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit
eigentlich sogenannten, die von einer ganz eigenen
Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von
[Seite 210] der mannigfaltigsten theils ausnehmend eleganten Bil-
dung und Zeichnung, und farbigen Cold- und Silber-
glanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit
mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln,
u. dgl. m.

Die Schuppen weiden von außen noch mit einem
besondern Schleim überzogen, der großen Theils
aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden
scheint, die bey den mehresten Fischen zu beyden Sei-
len des Körpers in der sogenannten Seiten-Linte
liegen.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische*), die Flo-
ßen
(an welchen man neuerlich merkwürdige Repro-
ductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen
knochenartigen oder knorpeligen Gräten, die durch eine
besondere Haut mit einander verbunden, an eigenen
Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be-
wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die
odern, Rückenfloßen (pinnae dorsales); die seitwärts
hinter den Kiemen befindlichen, Brustfloßen (pinnae
pectorales
; die am Bauche vor der Öffnung des Af-
ters stehenden, Bauchfloßen (pinnae ventrales; die
hinter dieser Öffnung, Steißfloße (pinna analis);
endlich am Schwanze, die Schwanzfloße (pinna cau-
dalis
), die immer eine verticale Stellung hat.

Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustfloßen, so daß sie sich damit
selbst über die Oberfläche des Wassers erheben und kleine
Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

[Seite 211]

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische,
besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den
sogenannten Cartesianischen Teufelchen), ist die
Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-
Fische versehen sind, und die mittelst eines eigenen Ca-
nals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde,
seltener mit dem Magen in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die
Fische überhaupt in See- und Süß-Wasser-Fische.
Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trock-
nen aushalten, wie der Aal, die Muräne etc. Andere
theils in warmen mineralischen Quellen*).

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der See le-
ben, sind animalia nocturna, die nahmlich ihren Ge-
schiften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen
sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die
von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewoh-
ner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verän-
dert in gewissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so stei-
gen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und
Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie
z.B. die Häringe im nördlichen Atlantischen Ocean,
machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu
bestimmten Jahreszeiten und in unermeßlichen Scharen
zwischen den Küsten des westlichen Europa und des
nordöstlichen Amerika**).

§. 110.

[Seite 212]

Die Fische sind größten Theils fleischfressen-
de
Thiere, und da sie keine eigentlichen Füße haben,
ihre Beute damit zu fassen, mit mancherley andern
Mitteln, ihrer Herr zu werden, versehen. Theils nähm-
lich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um
damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Kö-
der zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der
Sternseher, der Froschfisch etc.) Andere, wie der Chae-
todon
rostrarus, mit einer Spritzröhre, um dadurch
die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam her-
ab zu schießen. Ändere, wie drey Seefische, der
Zitterrochen, Tetrodon electricus und Trichiurus
indicus
und die beyden Flußfische, der Zitteraal
und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden
und betäubenden Kraft u.s.w.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so
muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie
den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern.
Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche
Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen
Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley Sonder-
barkeiten im Baue ihres Auges, zahlreichere Häute,
ausschließlich eigene andere Organe u. dergl. m.*).

§. 112.

Über die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an rich-
tigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man,
daß manche, wie z.B. die Forellen, überaus kirre
werden**); andere z.B. alle Karpfen, sehr listig
und verschlagen sind u.s.w.

§. 113.

[Seite 213]

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche An-
merkung, die bey den Amphibien gemacht worden ist
(§. 91.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Win-
terschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige
einen bestimmten täglichen periodischen Erhohlungs-
schlaf haben: wie es z.B. vom Goldbrachsen gesagt
wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebärenden Fischen,
wohin der Aal und die sogenannte Aalmutter gehören,
mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander
paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weib-
chen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das
Männchen kommt hierauf nach, um denselben mit sei-
ner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft
benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen
Vermischung von Eyern und Samen der Lachs-Forel-
len etc. junge Fische erzielen kann*).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln
unter denselben, nahmentlich beym Karpfen wirkli-
che Zwitter
gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum
Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der
mehresten im Verhältniß zu ihrer Statur ungleich klei-
ner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe,
dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als
ihr ganzer übriger Körper. Daher zahlt man, z.B.
beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen
[Seite 214] über 200000, bey der Schleihe 383000, beym Flin-
der über eine Million Eyerchen etc.*)

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus
dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: son-
dern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphibien
(§. 94.), erst einer Art von Metamorphose un-
teziehen, wodurch ihre Floßen u. dgl. m. allgemach
vollends ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß von
Karpfen, Hechten etc., daß sie anderthalb hundert Jah-
re erreichen können. Doch werden einige kleine Fische,
wie z.B. der Stichling etc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber
eben von dieser Seite für einen großen Theil des Men-
schengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren
lebt, von der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völ-
ker, wie z.B. die Kamtschadalen, Brasilianer etc.
wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar
zu einer Art Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten:
und bey vielen, wie z.B. unter den Insulanern des
stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schöft, – und in Rücksicht der überaus sinnreichen
angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden
haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium
aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten
Erde ist der Fang, z.B. des Härings, Kabeljaus,
Thunnfisches u. dgl. m. von äußerster Wichtigkeit. –
Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen etc.
[Seite 215] wird häufig in Lampen gebrannt. – Die östlichsten
Küstenbewohner des mittlern Asiens kleiden sich in
gegärbte Lachshäute. – Und manche Theile einiger
Fische werden zu technischem Gebrauch und Kunstsa-
chen
benutzt; wie z.B. die Schuppen des Ukley zu
Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen etc.;
Hausenblase etc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raubfische;
zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen
Wassern die Hechte. – Auch sind manche Fische wenig-
stens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß
tödtlich werden kann. So zumahl einige Gattungen
von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische scheint
noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen
bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey
Hauptabtheilungen: nähmlich:

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei), die keine
wahren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so-
genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in folgende
zwey Ordnungen, welche Hr. Gr. la Cepede nach dem
Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels bestimmt,
und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter ver-
theilt: nähmlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckeln.

Die eigentlich sogenannten Fische aber hat
Anns nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchfloßen
geordnet: nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchfloßen haben.

[Seite 216]

IV. Jugulares. Die, deren Bauchstoßen vor den
Brustfloßen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchstoßen gerade
unter den Brustfloßen, und

VI. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium natu-
    ra
    Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a Schonevelde ichthyologia. etc. Hamburg. 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii. Oxon.
    1686 fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex ed Linnaei Lugd. Bat.
    1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovianum.
    Lugd. Bat. 1781. P. I-III fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des
    pêches etc.) Par. 1770 sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutsch-
    lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. 1785 IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Jo. Gottl.
    Schneider
    . Berol. 1801. 8.
  13. De la Cépède histoire naturelle des poissons. Par. 1798.
    V vol. 4.
  14. G. Ad. Suckow Anfangsgr. der N. G. der Thiere.
    IVter Th. Leipz. 1799. II Bände. 8.
* * *
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio-
    logie der Fische mit dem Bau des Menschen und der
    übrigen Thiere. – Mit vielen Zusätzen vou P. Cam-
    per
    und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.

[Seite 217]

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine
Kiemendeckel, und bey den mehresten ist das Maul
an der Unterseite des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad
latera colli. Fistula in nucha. Pinnae pectora-
les aut ventrales nullae
.

1. †. Marinus, die Lamprete. (Fr. la lam-
proye
. Engl. the lamprey.) P. ore intus
distincta
.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittelländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen
weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. †. Fluviatilis, die Pricke, Neunauge.
P. pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als
die vorige Gattung.

2. Gastrobranchus, Bauchkieme. Spira-
cula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro.
Pinnae pectorales aut ventrales nullae.

Dieses räthselhaste Geschlecht ward ehedem un-
ter dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine
glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen Atlantischen Oceans.
Soll gar keine Augen haben!

3. Raia, Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spira-
cula branchialia 5 subtus ad collum; corpus
depressum; os sub capite.

[Seite 218]

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar
organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man
ehedem durch allerhand Künstelen zu vorgeblichen
Basilisken etc. umgestaltet und aufgetrocknet. Man-
che scheinen auch bey einiger Ähnlichkeit, die der
Untertheil ihres Kopfes mit einem Menschengesichte
hat, zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen
zu haben*). Ungeachtet sie nur ein Ey auf ein-
mahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß
der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon
wimmelt. Die Eyer haben eine hornige Schale mit
vier Spitzen, und Heißen See-Mäuse.

1. Torpedo, der Zitterroche, Krampffich.
(Fr. la torpille. Engl. the chrampfish.) R.
tota laevis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittelländischen Meere. Der be-
kannteste von den sogenannten electrischen Fischen
(§. 110.). Wird an mehrern Orten gegessen.

2. †. Batis, der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel
. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate
, flair.) R. varia, dorso medio glabro,
cauda unico aculeorum ordine
.

Bloch tab. 79.

In den Europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent-
ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca, der Stachelroche, Pfeil-
schwanz
. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie
baionette
, Engl. the sting-ray.) R. corpore
glabro, aculeo longo anterius serrato in cau-
da, et dorso apterygio.

Bloch tab. 82.

[Seite 219]

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel
ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und
auch wilden Völkern als Waffen.

4. Sqvalus, Hay. (Fr. chien de mer. Engl.
shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli.
Corpus oblongum teretiusculum. Os in infe-
riore capitis parte
.

1. Acanthias, der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, cor-
pore teretiusculo
.

Bloch tab. 85.

In den Europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena, der Hammerfisch, Jochfisch. S.
capite latissimo transverso malleiformi.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.

In den mehresten Weltmeeren.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin
Engl. the white shark.) S. dorso plano, den-
tibus serratis
.

Bloch tab. 120.

Zumahl häufig im Atlantischen Ocean. Wiegt zu-
weilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Ma-
gen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden. Hat
sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie
überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die
Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch eine Art
Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere
Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die
hintern liegen (wenigstens beym jungen Thier) ruck-
wärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zu-
fälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wie-
derhohlten Mahlen ersetzt werden kann.

4. Pristis, der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr.
la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna
ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrin-
que dentato.

[Seite 220]

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen Atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lan-
ge Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt,
ist an beyden Seiten-Rändern mit 24 oder mehre-
ren starken eingekeilten Zahnen besetzt.

5. Lophius, Seeteufel. (Fr. baudroie, diab-
le de mer.
Engl. sea-devil.) Pinnae pecto-
rales branchiis insidentes. Spiracula solitaria
pone brachia
.

1. †. Piscatorius, der Froschfisch, (rana pisca-
trix
. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
frog-fish
.) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den Europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf,
der die größere Hälfte des ganzen Thieres ausmacht,
und dann die fleischigen Angelfaden am Maule
(§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.

6. Balistes, Hornfisch. Caput compressum.
Apertura supra pinnas pectorales. Corpus com-
pressum, squamis corio coadunatis. Abdomen
carinatum
.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B.
pinna capitis biradiata, corpore posterius
subvilloso.

Bloch tab. 148, fig. 1.

In beyden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripar-
tita, sub collo. Oris labium superius quinque-
partitum. Dentes primores incisores bini supra
infraque.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen Atlantischen Ocean.

II. BRANCHIOSTEGI.

[Seite 221]

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li-
nearia. Os sub capite, retractile, edentulum.
Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. †. Sturio, der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl.
the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11.

Bloch tab. 88.

In allen Europäischen Meeren, auch im Caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechtes sowohl
wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen berei-
teten Caviars, für viele Völker einen wichtigen
Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer
werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen
aber langen Zügen hinter einander, und das soll
Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheuren nor-
dischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus, der Sterlet. A. squamis dor-
salibus
15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im Caspischen Meere und in der Wolga,
aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso, der Hausen, Beluga. (Antacaeus).
A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder Hausenblase
merkwürdig, die man besonders aus der Schwimm-
blase desselben, doch auch aus dem Stör und noch
aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähm-
lich der Sewruge (Acipenser stellatus), die auch
den besten Caviar gibt, ja theils auch aus der
Schwimmblase des Wels, bereitet.

[Seite 222]

9. Ostracion, Panzersisch. (Fr. poisson coffre)
Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventra-
les nullae.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinie dorsalibus duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn anders
der O. stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch
in Amerika.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 150.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus
subcaudalibusque binis
.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen
Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken
wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus sub-
tus muricatum. Pinnae ventrales nullae.

1. Lagocephalus, (Fr. le poisson souffleur.) T.
abdomine aculeato, corpore laevi, humeris
prominentibus.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt,
ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an
der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso: pinnis vi-
ridibus.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten electrischen
Fischen (§. 110.). In Ostindien an der St. Johan-
na-Insel.

3. Hispidus, der Kugelfisch. (orbis. Engl. the
moon-fish
.) T. totus hispidus, papillis setaceis.

[Seite 223]

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer.
Engl. the sun fish-) T. laevis compressus,
cauda truncata; pinna brevissima dorsali ana-
lique annexa.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittelländischen und Atlantischen Meere.
Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den Deut-
schen Nahmen von seiner unförmlichen Gestalt; den
Französischen und Englischen aber von dem starken
phosphorischen Schein, womit die Seiten und der
Untrleib des lebendigen Fisches leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis scutis mobilibus
undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Histrix, der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish) D. oblongus, aculeis te-
retibus.

Bloch tab. 126.

Zumahl im Atlantischen Ocean: nahmentlich auch
an den nordamerikanischen Küsten.

12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput
obtusum. Pinnae ventrales in urbiculum connatae
.

1. †. Lumpus, der See-Hase, Klebpfost,
Hafpadde
. (Fr. le liévre de mer. Engl. the
lump
-sucker.) C. corpore squamis osseis an-
gulato
.

Bloch tab. 90.

Im den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt
sich mir seinem gerippten flachen Brustschilde aufs
festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.

13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput pro-
ductum in rostrum angustissimum. Abdomen
carinatam. Pinnae ventrales unitae.

[Seite 224]

1. Scolapax, die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa
.

Bloch tab. 123. fig. 1.

Im mittelländischen Meer etc.

14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum,
ore operculato, maxilla inferiore mobiliore. Cor-
pus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.

1. Acus, die Meer-Nadel, Sack-Nadel,
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pecto-
ralibusque radiatis; corpore septemangulato.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc.

2. Hippocampus, das See-Pferdchen, die
See
-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangulae
nulla, corpore septemangulato tuberculato.

Bloch tab. 116. fig. 5.

Einer der weitverbreiteten Seefische. Hat seinen
Nahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf
und Hals, das Hintere Ende aber einer Raupe ver-
glichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S,
und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasvs. Os proboscide retractili. Rostrum
ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis
incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales ab-
dominales.

1. Draconis, der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustfloßen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.


III. APODES.

[Seite 225]

Diese und die drey folgenden Ordnungen begrei-
fen nun die mit Graten versehenen oder eigentlich
so genannten
Fische. Und zwar hier diese, die
gar keine Bauchflossen haben.

16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae.
Membr. branch. radiis 10, corpus teretiuscu-
lum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dor-
sali anique. Spiracula pone caput vel pinnas
pectorales.

1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectorali-
bus nullis.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern
Meeren beyder Welten.

2. †. Anguilla, der Aal. (Fr. l'anguille. Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore unicolore
.

Bloch tab. 73.

In den Flüssen beyder Welten. Geht zuweilen
ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein
zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz be-
hält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit.
Nach den genauesten Beobachtungen gebährt er sicher
lebendige Junge*).

17. Gymnotvs. Caput operculis lateralibus.
Tentacula duo ad labium superius. Membr.
branch. radiis 5; corpus compressum, subtus
pinna carinatum.

[Seite 226]

1. Electricus, der Zitteraal, Zitterfisch,
Drillfisch
. (Fr. l'anguille electrique.) G. nu-
dus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissi-
ma anali connexa.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang**).

18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis
lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagit-
tati: primores maiores. Membr. branchiostega
radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda
subsulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beyden Indien.

2. Indicus. T. Mandibulis aequalibus.

Willoughby. App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein electrischer Fisch.
(§. 110.)

19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den-
tes primores supra infraque conici, divergentes,
sex pluresve, molares inferiores palatique rotun-
dati. Membr. branch. radiis 6. Corpus teretius-
culum, pinna caudae distincta.

1. †. Lupus, der Klippfisch, Seewolf, Stein-
beißer
. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pec-
toralibus amplis subrotundis.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

[Seite 227]

20. Ammodytes. Caput compressum. Labium
superius duplicatum, dentes acerosi. Membr.
branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda
distincta.

1. †. Tobianus, der Sandfisch, Sandaal, To-
biassfsch
. (Engl. the sand-launce.) A. ma-
xilla inferiore longiore.

Bloch tab. 75 fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in
den Küstensand, wo er in England und Holland in
Menge herausgestochen wird.

21. Ophidivm. Caput nudiusculum. Dentes
maxillis, palato, faucibus. Membr. branch, radiis
7 patula. Corpus ensiforme
.

1. †. Imberbe, der Nugnoge, Fünffingerfisch.
O. maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula,
British Zoology. App. tab. 93.

Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste
Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten in
fest geschloßnen Austerschalen gefunden*).

22. Stromateus. Caput compressum. Dentes
in maxillis, palato. Corpus ovatum, latum, lu-
bricum. Cauda bifida.

1. Paru. 8. unicolor.

Bloch tab. 160.

An Amerika.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore termina-
tum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr.
branch. rad. 8; corpus teretiusculum
.

1. †. Gladius, der Schwertfisch, Hörnfisch.
(Fr. l'epee de mer, l'empereur, l'espandon.
Engl. the sword-fish, whale killer.) X.
mandibula inferiore acuta, triangulari.

Bloch tab. 76.

[Seite 228]

In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und
hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein
sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders für
die Calabrischen und Sicilianischen Fischer einen,
wichtigen Fang*).


IV. JUGULARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust-
floßen sitzen.

24. Callionymus. Caput labio superiore du-
plicato; oculi approximati. Membr. branchio-
stega rad. 6; apertura nuchae foraminibus re-
spirante. Opercula clausa. Corpus nudum. Pin-
nae ventrales remotissimae.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper.) C. dor-
salis prioris radiis longitudine corporis.

Bloch tab. 161.

Im Atlantischen Ocean.

25. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum,
maius. Os simum, maxilla superior brevior,
Membr. branch. radiis 5; anus in medio.

1. Scaber, der Sternseher. (Fr. le boeuf.
Engl. the star-gazer.) U. cirris multis in
maxilla inferiore.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

26. Trachinus. Caput scabriusculum, com-
pressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope
pectus.

[Seite 229]

1. †. Draco, das Petermänchen. (Fr. la vive
Engl. the wever, stingfish.) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittelländischen Meere, in der Nordsee etc.

27. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad.
7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pec-
torales acuminatae
.

1. †. Aeglefinus, der Schellfisch. (Engl. the
hadock
.) G. tripterygius cirratus albicans, cau-
da biloba, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen Europäischen Ocean, vor-
züglich aber an den Englischen und Schottischen Kü-
sten. – Viele Fische phosphoresciren unter gewissen
Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber
dieses Leuchten zuweilen von ganz auffallender Stär-
ke und lang anhaltender Dauer*).

2. †. Callarias, der Dorsch. G. tripterygius
cirratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. †. Morrhua, der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao (Asellus. Fr. la morue. Engl. the
cod-fish
.) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts
begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und we-
gen der mannigfaltigen Zubereitung (als Stock-
fisch
, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen
[Seite 230] Conservation etc. von der äußersten Wichtigkeit sind.
Sie finden sich Vorzüglich in den nördlichen Gegen-
den, beydes des stillen und Atlantischen Oceans, wo
sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch
um Island und an den Nordküsten von Großbrita-
nien den wichtigsten Fischfang ausmachen*).

4. †. Merlangus, der Witling, Gadde (Fr.
le merlan Engl. the whiting) G. tripterygius
imberbis albus, maxilla superiore longiore.

Bloch tab. 65.

In den Europäischen Meeren.

5. †. Lota, die Quappe, Drusche, Rutte,
Aalraupe Aalputte
. (Fr. la lote. Engl.
the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxillis
aequalibus.

Bloch tab. 70.

Vorzuglich in den Schweizer-Seen. Einer der
schmackhaftesten Deutschen Fische.

28. Blennius, Schleimfisch. Caput declive,
tectum. Membr branch. rad. 6; corpus lance.
olatum. pinna ani distincta.

1. †. Viniparus, die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus.

Bloch tab. 72.

Im mitelländischen Meere, in der Nordsee etc.
Gebärt lebendige Junge.


V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den
Brustfloßer sitzen.

29. Cepola. Caput subrotundum compressum.
Os simum, dentes curvati, simplici ordine
.
[Seite 231] Membr. branch, radiis 6; corpus ensiforme, nu-
dum, abdomine vix capitis longitudine.

1. Taenia, der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mittelländischen Meere.

30. Echeneis. Caput depressum, supra pla-
num marginatum, transverse sulcatum. Membr.
branch. rad. 10.

1. Remora, der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking-fish.) E. cauda bifurca,
striis capitis
18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hinter-
kopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc. anhal-
ten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein
Schiff im vollem Lauf zu hemmen vermöge.

31. Coryphaena. Caput truncatodeclive.
Membr. branch. rad. 5; pinna darsalis longitu-
dine dorsi
.

1. Hippurus, der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, radiis
dorsalibus
60.

Bloch tab. 174.

Im Atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier,
das besonders im Sterben in wunderschöne Farben
(aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe etc.)
spielt.

32. Gobius. Caput poris a inter oculos appro-
ximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad.
4; pinnae ventrales unitae in ovatam.

1. Niger, die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis 14
.

Bloch tab. 36. fig. 1. 2. 5.

Im Atlantischen und Indischen Ocean.

[Seite 232]

33. Cottus. Caput corpore latius, spinosum.
Membr. branch. rad. 6.

1. †. Cataphractus, der Knurrhahn, Stein-
picker
. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro
verrucis bifidis, capite subtus cirroso
.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und Amerika.

2. †. Gobio, der Kaulkopf, Kotzkolbe, Gropp,
Kruppe
. (Engl. the bull-head, the miller's
thumb
.) C. laevis, capite spinis duabus.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner Europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund,
und bewacht es, bis die Jungen ausgekrochen sind,
aufs sorgfältigste.

34. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum.
Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibus-
que. Membr. branch. radiis
7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

35. Zevs. Caput compressum, declive. Labium
superius membrana transversa fornicatum. Lin-
gua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpen-
dicularibus: infimo transverso. Corpus com-
pressum
.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pinnam
analem dorsalemque recumbente
.

Bloch tab. 193.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco: pin-
nis analibus duabus
.

Bloch tab. 41.

Beyde im Atlantischen Meer.

[Seite 233]

36. Pleuronectes, Butte, Scholle, Halb-
fisch
. (Fr. sole. Engl. flounder.) Oculis utris-
que in eodem latere frontis. Membr. branch
.
rad. 4-7; corpus compressum, latere altero
dorsum, altero abdomen referente
.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Na-
tur, die ihre beyden Augen auf einer Seite des
Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der
rechten, andere auf der linken; sehr selten finden
sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf
der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beyde
Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie
schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite
in die Höhe gerichtet.

1. †. Platessa, die Scholle, Plateis, Gold-
butte
(passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu-
lis 6 capitis
.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nördli-
chen Meeren.

2. †. Flesus, der Flünder. (Engl. the floun-
der
.) P. oculis dextris, linea laterali aspera,
spinulis ad pinnas.

Bloch tab. 44.

3. †. Limanda, die Glahrke, Kliesche.(Engl.)
the dab. P. oculis dextris, squamis ciliatis,
spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique,
dentibus obtusis.

Bloch. tab. 46.

4. †. Hippoglossus, die Heiligbutte. (Fr. le
fletang
. Engl. the holibut.) P. Oculis dex-
tris, corpore toto glabro
.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht; unter
[Seite 234] andern in größter Menge im nördlichen stillen
Ocean.

5. †. Maximus, die Steinbutte. (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore
aspero
.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmack-
haftesten Fische.

37. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei,
flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr.
branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi
anique carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin-
nae dorsalis 9., maculaque ocellari; rostro
cylindrico
.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in ei-
ne Röhre, wodurch der Fisch die Insecten, die an
allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie
herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dor-
salibus 11, radio dorsali quarto filiformi lon-
gissimo
.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

38. Sparus, Brachse. Dentes primores robu-
sti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia
.
Membr. branch. rad. 5; corpus compressum.
Pinnae pectorales acuminatae.

1. Aurata, der Goldbrachsen. S. lunula au-
rea inter oculos
.

Bloch tab. 266.

Im mittelländischen und Atlantischen Meer. Hat
[Seite 235] fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem gold-
farbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus, der Greißbrachsen. S. ocello
subcaudali, corpore fasciis nigris.

Bloch tab. 264.

Im mittelländischen Meere. Die Männchen sollen
zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder
Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus, der Seebrachse. S. rubescens, cu-
te ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum
producta
.

Bloch tab. 267.

Einer der am allgemeinsten verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.

39. Labrus, Lippfisch. Dentes acuti, labia du-
plicata magna. Membr. branch. rad. 6; pin-
nae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti
Pectorales rotundatae
.

1. Julis, der Meerjunker. L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulva utrim-
que dentata
.

Bloch tab. 287.

Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von
ausnehmend schönen Farben. Wird den Baden-
den durch seinen Biß lästig, der wie Mückenstiche
schmerzt.

40. Sciaena. Caput totum squamis obtectum.
Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa.
Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recon-
denda
.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albes-
cente
.

Bloch tab. 297.

Wie so viele andere Gattungen dieses Geschlechts
im rothen Meere.

[Seite 236]

41. Perca. Opercula spinosa, antrorsum serra-
ta. Membr. branch. rad. 7. corpus pinnis spino-
sis. Linea lateralis cum dorso arcuata
.

1. †. Fluviatilis, der Barsch. (Fr. la perche,
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis
16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. †. Lucioperca, der Zander, Sandbarsch,
Schiel
. P. pinnis dorsalibus distinctis se-
cunda radiis
32.

Bloch. tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier
diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die
im Plattensee in Ungarn. Von ansehnlicher Größe
in der Donau.

3. †. Cernua, der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe
.) P. pinnis dorsalibus unitas radiis 27:
spinis 15: cauda bifida.

Bloch tab. 53 fig. 2.

42. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3;
corpus ad caudam utrimque carinatum. Pinnae
ventrales pone pectorales, sed supra sternum
.

1. †. Aculeatus, der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus
.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa; wird fast bloß zum Mästen der
Schweine und statt Dünger gebraucht.

2. Ductor, der Lootsmann. (Fr. le pilote.
Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus 4,
membrana branchiostega 7-radiata.

Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Be-
gleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Requin
(Squalus carcharias) findet. Einige Übertreibun-
[Seite 237] gen abgerechnet, ist die Hauptsache neuerlich durch
treffliche Beobachter vollkommen bestätiget*).

43. Scomber. Caput compressum, laeve.
Membr. branch. rad. 7; corpus laeve, linea
laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe
versus caudam
.

1. †. Scomber, die Makrele. (Fr. le maque-
reau
. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und Atlantischen Meere etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack-
hafter Raubfisch. Von beyden machten die Alten ein
Vorzügliches Garum.

2. Pelamys. Die Bonite. S. pinnulis inferio-
ribus 7; abdomine lineis utrimque 4 nigris
.

In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses Thier
phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark,
und kann dann so wie manche andere Fische und de-
ren Thran etc. zum Leuchten des Seewassers beytragen.

3. †. Thynnus der Thunfisch. (Fr. le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost-
und Westindien etc. Wird über Manns lang, und
dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen
giftig**). – Ihm ähnelt die zumahl aus den Süd-
see-Reisen bekannte Albicore.

44. Mullus. Caput compressum, declive, squa-
mis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus
squamis magnis facile deciduis
.

[Seite 238]

1. Barbatus, der Rothbart, die Meerbar-
be
. M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 328. fig. 2.

Ein schöner schmackhafter Fisch des mittelländischen
Meeres. Ungefähr fußlang.

45. Trigla. Caput loricatum lineis scabris.
Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas
pectorales
.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal-
matis
.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-
meeren.


VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchfloßen hinter den Brustfloß-
federn sitzen. Die mehresten Süßwasser-Fische sind aus
dieser Ordnung.

46. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte.
Membr. branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam
minus angustata
.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis
prominulis
.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebärt lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner
gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des
Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merk-
würdig*).

[Seite 239]

2. †. Barbatula, der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel
. (Fr. la loche. Engl. the
loach
.) C. cirris 6, capite inermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfä-
den etc. Die größten finden sich in der Aar in der
Schweiß.

3. †. Fossilis, der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe
, Stein-
pietsche, Kurrpietsche
. C. cirris 6, spina
supra oculos
.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut
von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit
Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorste-
hender Wetterveränderung unruhig.

47. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformi-
bus tentaculatum. Membr. branch. rad
. 4-14;
radius pinnarum pectoralium aut dorsalis pri-
mus spinosus, retrodentatus
.

1. †. Glanis, der Wels, Schaidfisch. S. pin-
na dorsali unica mutica, cirris
6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt. Der
größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am
Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und
breiten Kopfes und verlangen Bartfäden ein sonder-
bares Ansehen hat.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uni-
radiata, squamis ordine simplici, cirris
6,
cauda integra.

Catesby vol. III. tab. 19.

In Nordamerika.

3. Electricus, der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
[Seite 240] le trembleur.) S. pinna dorsali unica lumbari.
remota absque radiis, cirris 6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des
sc. de Paris
1792. tab. 20.

Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110). Findet
sich im Nil und mehrern andern Afrikanischen Flüs-
sen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.

48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeve
depressum. Os edentulum retractyle. Membr.
brauch. radiis 6; corpus cataphractum
.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerika.

49. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad. 4-10; pinna dor-
salis postica adiposa; pinnae ventrales multira-
diatae
.

1. †. Salar, der Lachs, Salm. (Fr. le saumon.
Engl. the salmon.) S. rostro ultra inferiorem
maxillam prominente
.

Bloch tab. 20. 98.

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils
wie auf Labrador und im Amur-Lande in unsäglicher
Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im
Winter aber in der See auf. Nur die Männchen
haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weibchen
der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch
Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen um sich
damit zu kleiden.

2. †. Trutta, die Lachs-Forelle. (Fr. la
truite saumonée
. Engl. the sea trout.) S. ocel-
lis nigris iridibus brunneis, pinna pectorale
punctis
, 6.

Bloch tab. 21.

[Seite 241]

An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. †. Fario, die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla inferio-
re sublongiore
.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern
Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer.
Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. †. Alpinus, die Alpenforelle, der Roth-
fisch
. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ven-
tre fulvo
.

Bloch tab. 104.

Im Alpinischen und nördlichen Europa. Ein wich-
tiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren bey-
nahe einige Nahrung es zu Zeiten ausmacht; lebt
großentheils von Mücken (culex pipiens).

5. †. Eperlanus, der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani
17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der sogenannte Grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus), den die Grönlän-
der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehundflei-
sche, in größter Menge gleichsam als Brod oder
Kuchen verzehren.

6. †. Lavaretus, der Gangfisch, Schnepel,
Weißfisch
. S. maxilla superiore longiore,
radiis pinnae dorsi 14.

Bloch tab. 25.

In der Nord- und Ostsee; auch in der Hudsons-
bay. – Dahin gehören vermuthlich auch die Fel-
chen
, und der Aalbock im Thuner-See, der
mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn
scheint.

[Seite 242]

7. †. Thymallus, die Äsche. (Fr. l'ombre.) S.
maxilla superiore longiore, pinna dorsi ra-
diis
23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

50. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum,
apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7:
corpus....

1. Tabacaria, F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit win-
zig kleinem Maule an einer mächtig langen Schnau-
tze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern
Amerika und an Neuholland.

51. a) Esox. Caput supra planiusculum; mandi-
bula superiore plana breviore, inferiore puncta-
ta: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch
.
rad. 7-12.

1. †. Lucius, der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien
und Nordamerika. Einer der gefräßigsten Raub-
fische, der nicht nur andere Fische, sondern auch al-
lerhand Amphibien, Kröten etc., viele Wasservögel
und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse
verschlingt.

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie
Engl. the garpike.) L. rostro utraque ma-
xilla subulato
.

Bloch tab. 33.

In den Europäischen Meeren, theils in unsägli-
cher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn
sie mit Saftfarbe angestrichen wären.

[Seite 243]

51. b) Polypterus. Membr. branch. radio
unico. Spiracula utrinque bina in vertice. Pin-
nae dorsales numerosae
.

1. Bichir.

Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires d'hi-
stoire naturelle
tab. 5.

Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von
meergrüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen
gepanzert. Seine zahlreichen Ruckenfloßen (16 und
darüber); und die gleichsam wie an Beinen ansitzen-
den Brust- und Bauchfloßen, so wie noch mehrere
auffallende Eigenheiten qualificiren dieses sonderbare
Thier zu einem eigenen Geschlechte.

52. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in
maxillarum margine, palato. Membr. branch
.
radiis 30; praeterea exterius in medio armata
dentibus
5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

53. Argentina. Dentes in maxillis, lingua.
Membr. branch. radiis 8. Corpus ano caudae
vicino. Pinnae ventrales multiradiatae
.

1. Carolina. A pinna anali radiis 15.

Catesby. vol. II. tab. 24.

Hat den Nahmen von ihrem Vaterlande.

54. Atherina. Caput maxilla superiore pla-
niuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus
fascia laterali argentea
.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393, fig. 3.

Im mittelländischen Meere.

55. Mugil. Caput: Labia membranacea: in-
[Seite 244] ferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Den-
ticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch
rad. 7. curvis. Opercula laevia rotundata. Cor-
pus albicans
.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata
.

Bloch tab. 394.

Im mittelländischen u.a. Meeren.

56. Exocoetus. Caput squamosum. Os eden-
tulum, maxillis utroque latere connexis. Membr
.
branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen
angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles
,
radiis antice carinatis.

1. Volitans, der fliegende Häring. E. ab-
domine utrinque carinato
.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich
meistens in allen wärmern Weltmeeren; theils in
großen Scharen.

Die seltenste Gattung dieses Geschlechtes, der
Exocoetus mesogaster (Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 100.), die zumahl im Westen des Atlantischen
Oceans zu Hause ist, zeichnet sich durch die Stel-
lung der Bauchfloßen an der Mitte des Unterleibes,
und dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in
denselben die längsten sind.

57. Polynemus. Caput compressum, undique
squamosum: rostro obtusissimo prominente
.
Membr. branch. rad. 5. vel 7. Corpus digitis
liberis ad pinnas pectorales
.

Quinquarius. P. digitis quinque corpore longio-
ribus
.

Seba vol. III. tab. 27, fig. 2.

In Westindien.

[Seite 245]

58. Clupea. Caput maxillarum superiorum my-
stacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Bran-
chiae interne setaceae. Abdominis carina serra-
ta. Pinnae ventrales saepe novemradiatae
.

1. Harengus, der Häring, Strämling,
membras? (Fr. l'hareng. Engl. the herring.)
C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Er-
de, der zwar von Menschen und sehr vielen Thie-
ren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-
Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber auch dage-
gen zum Bewundern stark vermehrt. Besonders sind
nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit
ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen
Sommer-Reisen (s. oben §. 109.) nach den Euro-
päischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach
Norwegen etc. so viele tausend Europäer mit ihrem
Fang beschäftigt.

2. †. Sprattus, die Sprotte, der Breit-
ling
. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C.
pinna dorsali radiis 13.

Bloch tab. 29, fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch
im mittelländischen. Ist von manchen Naturforschern
irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. †. Alosa, die Alse, der Mutterhäring,
Mayfisch
. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C.
lateribus nigro maculatis, rostro nigro.

Bloch tab. 30, fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.

4. †. Enerasicolus, die Sardelle, der An-
schovis
. (Fr. l'anchois.) C. maxilla supe-
riore longiore
.

Bloch tab. 30, fig. 2.

[Seite 246]

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di
Livorno gefangen.

59. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale
bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus lae-
ve albens. Pinnae ventrales saepe novemra-
diatae
.

1. †. Barbus, die Barbe. C. pinna ani ra-
diis 7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
utrinque serrato
.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr
Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr
gefahrvolle Zufälle erregt hat*).

2. †. Carpio, der Karpfe. (Fr. la carpe.
Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cir-
ris 4, pinnae dorsalis radio secundo postice
serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere
seit 300 Jahren allgemach durch die Kunst verpflanzt.
Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der
Karausche, Bastarden geben. Auch finden sich un-
ter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter ir-
gend einer andern bekannten Fischgattung. – Die
Spiegelkarpfen**), die sich besonders durch
die beständig von Schuppen entblößlen Theile des
Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße
Spielart, sondern eine besondere Gattung dieses
Geschlechts zu seyn.

3. †. Tinca, die Schleihe. (Fr. la tanche,
[Seite 247] Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitestverbreiteten Flußfische. Kann mit
den Kiemendeckeln einen Laut von sich geben. Die
Goldschleihe*) ist einer der schönsten Deut-
schen Fische.

4. †. Carassus, die Karausche (Fr. le ca-
rassin
. Engl. the crucian.) C. pinna ani
radiis 10, cauda integra, linea laterali recta
.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus, das Schinesiche Goldfischen,
der Goldkarpfe, Kin
-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae trifida transversa bifurca.

Baster in Harlem. Verhandel. VII. D. 1. St.
mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der
vortrefflichsten Farben, Zahl und Bildung der Flos-
sen, Größe der Augen etc. ausgeartet sind. Sie
kommen auch im mildern Europa recht gut fort.
Können sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne
alle weitere Nahrung leben, und geben dabey doch
von Zeit zu Zeit Unrath von sich.

6. †. Phoxinus, die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pellucido.

Bloch tab. 8, fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. †. Orfus, der Orf, Urs, Würfling,
Elft
. C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

[Seite 248]

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orange-
farben.

8. †. Alburnus, der Ukley, Lauge, Weiß-
fisch
. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.)
C. pinna ani rad. 20.

Bloch tab. 8, fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur Ver-
fertigung der Glasperlen gebraucht*).

9. †. Brama, der Bley, Brachsen. (Fr. la
brème
.) C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.


Achter Abschnitt.
Von den Insecten.

[Seite 249]

§. 121.

Die Thiere der beyden letzten Classen (§. 40), die
Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon da-
durch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes
Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in
ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23) auch von
den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum,
weil sie keine Rückenwirbel – so wie überhaupt kein
Gerippe – haben, auch Wirbellose Thiere (Fr. ani-
maux invertébrés
) genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil
wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbil-
dung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein-
schnitte
von einander abgesondert sind, ja bey vie-
len fast nur wie durch einen Faden unter einander
verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch
(bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern
der geflügelten Ordnung) durch besondere theils sehr
empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkomm-
[Seite 250] nen Zustande am Kopfe tragen (Antennae, Fühl-
hörner
), und die alle Mahl an der Wurzel einge-
lenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind;
und endlich durch die hornartigen, eingelenkten
Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig aus-
gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer sechs,
manche aber wohl auf anderthalb hundert etc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die
Insecten in ihrem Äußern wenig, was ihnen allen
gemein wäre. Die ganz unermeßliche Anzahl der Gat-
tungen, ihre so unendlich verschiedenen Bestimmungen,
und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart,
Bedürfnisse etc. erfordern eine äußerst vielartige Bil-
dung, in welcher sie, so wie in der ungleichen Größe
ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thieren. Sehr
viele sind wie mit einem hornartigen Panzer über-
zogen, der aus mehreren Stücken besteht, die sich wie
Schienen eines Blechhandschuhes über einander schie-
ben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherley
Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln etc.
dienen, entschädigt werden. Manche sind mit feinen
Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen etc.
die Flügel mit sogenannten Federchen, oder vielmehr
Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten
Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten
Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

[Seite 251]

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeu-
ge
*), und also vermuthlich auch in der Art der Em-
pfindung
, weichen die Insecten gar sehr von den
übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Na-
turforscher verschiedene von unsern fünf äußern Sin-
nen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund
haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vie-
len, die einander zur Paarungszeit durch einen beson-
dern Laut locken, und diesen bey noch weit mehreren,
die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar
wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig. und zwar in Rücksicht ihres Baues von zwey-
facher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die
aber meist aus Tausenden von Facetten, bey einigen
auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen bestehen,
die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbigen
oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehre-
sten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflü-
gelte, wie der Flußkrebs, Hummer etc. haben derglei-
chen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli)
sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer
Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr
für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe be-
stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß
[Seite 252] die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkomme-
nen Zustande solche große componirte teleskopische Au-
gen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische
kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z.B.
die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*), die bey den verschiede-
nen Gattungen, und bey manchen selbst nach der Se-
xualdifferenz derselben, sehr vielartig gestaltet sind,
und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs
oder des Geschmacks etc. angesehen haben, scheinen doch
nichts wetter zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, –
Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die
ihnen bey ihrer harten, unempfindlichen, äußern De-
cke, und den mehresten auch bey der Unbeweglichkeit
ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten
scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie
wir in den Fingerspitzen zu haben; und da sie größ-
tentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen.
– Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so ge-
nannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den
Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen
gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden,
noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau**) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

[Seite 253]

Was man z. E. bey den Raupen für ihr Herz
angesehen hat, das ist ein langer Canal von ungleicher
Weite, der längs des Rückens liegt, aus welchem aber
nicht eine einzige Ader entspringt, so, daß folglich
auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine ei-
gene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz
verschiedene Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit
äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch sowohl
in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der
rothblütigen Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die roth-
blütigen Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen
Sauerstoff (§. 24) zur Erhaltung ihres Lebens bedür-
fen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z.B.
bey den Krebsen, Heuschrecken und manchen Cicaden
und Käfern etc.) eine dem Athemhohlen ähnliche Bewe-
gung. Überhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft
durch den Mund, sondern durch mancherley andere spi-
racula
*). Auch können die meisten weit länger als
jene rothblütigen Thiere im sogenannten luftleeren
Raume aushalten; und viele leben in der, den so eben
genannten Thieren so schädlichen, mephitischen Luft,
worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen
(– dem gekohlten Wasserstoffgas etc. –) gleichsam als
in ihrem Elemente.

§. 130.

[Seite 254]

Überhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf
und unter der Erde*) weit unbeschränkter, als der
von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf
allen warmblütigen Thieren welche anzutreffen, und
sogar größere Insecten, wie z.B. Käfer, Bienen etc.
haben selbst wieder ihre besondern Milben und Läuse.
Auch sind wohl nur wenige Gewächse (etwa der Ta-
xus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose etc.),
die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und
Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z.B.
die Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener
Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden.
– So allgemein aber die Insecten, im Ganzen ge-
nommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng
ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz
besonderer, eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten
Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theile
angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftli-
cher Verbindung
, und leisten einander in ihren
Geschäften wechselseitige Hülfe. Die allermeisten ge-
hen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und
manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesellschaft
jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und
leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begat-
[Seite 255] tungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu
sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen
etc., die sich so viele Insecten zu verfertigen
wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunsttriebe (§. 36)
Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser
Classe, die nicht wenigstens ein Mahl, in einer ge-
wissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder,
wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen, in ihrer
unvollendeten Gestalt, als Larven sich ein Gehäuse
zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen Todes-
schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspin-
nen etc., oder die, sich wie die Ameisenlöwen Fallen,
und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verferti-
gen; oder die wie manche Masserkäfer und Spinnen,
zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder
Nester zubereiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen
können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ih-
nen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Woh-
nungen u.s.w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den aller-
mehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbst-
erhaltung, sondern hauptsächlich darauf abzweckt, daß
sie organisirte Materie consumiren sollen. Sie
[Seite 256] müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern
um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder ande-
re lebendige Insecten aufzureiben etc., um Unkraut zu
vertilgen u.s.w. – eine große Bestimmung, zu de-
ten Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gat-
tungen überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus,
theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bey-
spiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bey
einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man
weiß z.B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri-
plum ihres eigenen Gewichts verzehren kam. – Auch
sind die Freßwerkzeuge der Insecten vielartiger
als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit
seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freß-
zangen (maxillae); andere mit einem zugespitzten horn-
artigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem flei-
schigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (probos-
cis
); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (soge-
nannten) Zunge etc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen durch
ihre täuschende Gestalt; andere dadurch, daß sie einer-
ley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie le-
ben*), folglich weniger darauf abstechen, und nicht
so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl
durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall ver-
breiten können; andere durch die Macht des gesell-
[Seite 257] schaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewun-
dernswürdige Stärke etc. gesichert. Und manche sind gar
mit Waffen, z.B. mit Hörnern wie Kneipzangen,
oder mit Stachel und Gift versehen.

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So
z.B., daß oft in einer und eben derselben Gattung
die beyden Geschlechter einander so äußert unähnlich
gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene
Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten
sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen
verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich
geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und
geboren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe
selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeu-
gung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bey verschiedenen
Insecten sehr viel Eigenes. Bey nicht wenigen Gat-
tungen wird sie z.B. im Fluge vollzogen, und manche
derselben sind, bloß für diese kurze Paarungszeit geflü-
gelt. – Überhaupt aber leben die mehresten in so fern
in einer gezwungenen Monogamie; daß sie schlechter-
dings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben
sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so un-
ausbleibliche Folge der ersten Begattung; daß man
sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern
kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflanzungs-
geschäfte der Insecten gehört auch, daß bey vielen;
[Seite 258] wie z.B. bey dem Cochenille Wurm, bey dem Sand-
floh etc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheu-
ren Größe anwächst: so daß man z.B. rechnet, daß
bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh-
ren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer
ist als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den
Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct
immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen
jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden.
Manche legen z.B. ihre Eyer bloß in den Körper
lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder
in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eyer!
denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Rin-
gelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art kleiner
Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl
bey den Schmetterlingen, von einer überaus mannig-
faltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und
wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt
werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie
weder vom Regen abgespühlt, noch durch andern Zufall
leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten
gebähren lebendige Junge, und manche, wie die
Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast
bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern
(§. 72. Anm. 94. 116.), bey weiten nicht so auffal-
lend wird, ist ihre Metamorphose. Es kommt
[Seite 259] nähmlich kein einziges geflügeltes Insect unmittelbar
aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich (– so wie
auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebens-
epochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabey
wird nicht nur ihre äußere Gestattung, sondern zugleich
ihr ganzer innerer Körperbau (gegen die gemeine Mei-
nung) auf eine Weise umgebildet*) die sich schwerlich
mu der vorgeblichen Präexistenz präformirter
Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer
Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen,
heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein
ans Licht, so daß z.B. eine erwachsene Weidenraupe
72,000 Mahl schwerer wiegt, als da sie eben aus dem
Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto
schneller, so daß z.B. die Maden der blauen Schmeiß-
fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155
Mahl schwerer sind, als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen
und Engerlinge: theils aber keine; wie die Maden.
Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem
Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie
[Seite 260] ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich
mitunter einige Mahl.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet
wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich wäh-
rend dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungs-
mittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen
sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen
diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todes-
schlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der
Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz
fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint,
geht mit ihm selbst die große Palingenesie vor, daß
es aus seinem Larvenstand zum vollkommenen
Insect
(insectum declaratum, imago) umgebildet
wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker her-
vorbrechen kann. Manche Insecten absolviren diese
letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Ver-
schiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen,
nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen
nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beyden Be-
stimmungen eines organisirten Körpers hatten sie schon
als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte
übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann
der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der Insec-
ten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen
[Seite 261] aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk-
ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur
haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich.
Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils
im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen
ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor-
beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nu-
tzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren,
im Miste leben u.s.w. und die dadurch, daß sie diese
widrigen animalischen Substanzen aufzehren, zerstreuen
und durchwirken, von der einen Seite der Insec-
tion
der Luft vorbeugen, und von der andern
die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern.
Aus jener Rücksicht werden z.B. die Schmeißfliegen
in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Andererseits be-
fördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der
Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*), und
eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeiti-
gung der Feigen. Verschiedenartige Insecten werden
von den Fischern zu Angelköder gebraucht. Manche
Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gat-
tungen von Heuschrecken etc. sind eßbar. So der Ho-
nig
der Bienen, aus welchem auch in manchen Ge-
genden von Europa so wie im Innern von Afrika der
Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Klei-
dung und mancherley anderem Gebrauch. Verschiedene
Insecten geben treffliche Farben, wie die Cochenille
den Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur Tinte,
und Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch
[Seite 262] benutzt. So das Lack, ein Product gewisser Offindi-
scher Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u.
s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüg-
lich die Spanischen Fliegen, die Kellevesel und die Amei-
sen von Belange, und neuerlich sind auch die soge-
nannten Maywürmer, von Neuem als Hülfsmittel ge-
gen den tollen Hundsbiß, so wie manche andere Käfer
gegen Zahnweh, gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so
ist aber auch andererseits der Schaden sehr erheblich,
den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind
den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen
Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschre-
cken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen.
Manche sind besonders dem Getreide nachtheilig; an-
dere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge etc.
den Gartengewächsen; andere Raupen und Käfer-
larven etc. den Obstbäumen; die Schildläuse beson-
ders der Orangerie; die Larven einiger Derme-
stes
-Gattungen und die Holzraupen den Holzun-
gen
; die Ameisen, Grasraupen etc. den Wiesen; die
Brot Schaben den Victualien; die weißen Ameisen
etc. dem Hausgeräthe etc.; die Kleidermotten der
Wolle, dem Pelzwerk u.s.w. Die Larven vieler
kleiner Käferchen den Büchern und Naturalien-
sammlungen
. Endlich werden auch einige Arten
von sogenanntem Ungeziefer dem Menschen selbst,
so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern
Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren Insec-
ten, den Bienen, Seidenwürmern etc. auf unmittel-
[Seite 263] bare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpio-
ne etc. durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge
ich in dieser Classe dem Entwurf des R. Linné, wie
es die Einrichtung eines solchen, besondere auch zu
halbjährigen Vorlesungen über die ganze N. G. be-
stimmten, Handbuchs wohl nicht anders gestattet.

I. Ordn. Coleoptera, Käfer. Meist mit horn-
artigem Körper. Die Flügel falten sich in der
Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornarti-
gen Decken
oder Scheiden belegt, die sich in
der Mitte in gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zu-
sammen gelegten oder gerade ausgestreckten, meist
zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flü-
geln etc. Theils haben sie Freßzangen, theils
einen spitzigen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera, Schmetterlinge. Mit
weichem behaarten Körper, und vier ausgespann-
ten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt
sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen, netzför-
migen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen gea-
derten
Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten)
Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.

Zur N. G. der Insecten.

[Seite 264]
  1. Th. Mouffet theatrum insectorum Lond 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algeméene Verhandeling van de bloede-
    loose Dieckens
    . Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamen-
    sium
    . Amst. 1705. Fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselnde gekorvene Diertjes.
    Amst. 1740. Fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In-
    secten in Deutschland. Berl. 1720 – 38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit 1795. 12.
    Index entomologicus in Panzeri faunam insectorum Ger-
    manie P
    . I. 1813.
  9. Aug. Joh. Rösel monathliche Insecten-Belustigun-
    gen. Nürnb. 1746 – 61 IV. B. 4.
  10. Chr. Fr. E. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit
    1761. 4.
  11. V. Linné fundamenta entomologiae. Ups. 1767. 4. it. im
    VII B. von Linnés amoenitatib. academic.
  12. J. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich
    1761. 4.
  13. Dess abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur
    1776. 4.
  14. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ratish.
    1766. 4.
  15. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  16. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob. 1763. 8.
  17. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamburg.
    1778. 8.
  18. Ej. sistema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  19. Ej. genera insectorum Kilon. 1776. 8.
  20. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol 8.
  21. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  22. P. A. Latreille histoire naturelle des insectes. Par. 1804.
    XIV. vol. 8. (als Forts. der Sonninischen Ausg. von
    Büffon.)
  23. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734 – 1742. VI.
    vol. 4.
  24. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752. – 1778.
    VII. vol. 4.
  25. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J. Retzius.
    Lips. 1783. 8.
  26. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris. Par.
    1762. II. vol. 4.
* * *
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec
    des remarques de
    P. Lyonet. à la Haye. 1742. II.
    vol. 8.
* * *
  1. J. G. Scriba Beyträge zur Insectengeschichte Frkf. seit
    1790. 4.
* * *
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von K. Illiger.
    Braunschw. seit 1801. 8.
* * *
  1. Nic. Jos. Brahm Insecten-Kalender. Mainz. 1790.
    II. Th. 8.
* * *

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach-
richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Na-
delmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insectennadeln
von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern auch mit
Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend
sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.


I. COLEOPTERA, s. Vaginipennia.
(Eleutherata Fabr.)

[Seite 266]

Die Thiere dieser Ordnung*) werden überhaupt
Käfer genannt, ob man gleich diesen Nahmen auch
dem ersten Geschlechte ins besondere beylegt. Die
Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Ge-
schlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey ei-
nigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße
(eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter
der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder
aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Hohe.
Das vollkommene Insect kriecht zwar weich
aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer
Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügelde-
cken (elytra) versehen.

1. Scarabaeus, Käfer. (Fr. hanneton. Engl.
beetle.) Antennae clavatae capitulo fissili. Ti-
biae anticae saepius dentatae
.

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu-
tellatus, thoracis cornu incurvo maximo; sub-
tus unidentato, capitis recurvato; supra multi-
dentato
.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen
[Seite 267] dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-
grün etc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus
thorace bicorni, capitis cornu unidentato,
apice bifido
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni; intermedio obtuso bifido,
capitis cornu erecto clypeo emarginato
.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh-
mist, aus dem er, wie andere verwandte Käfer-
gattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln un-
ter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt
und in jede ein einziges Ey legt.

4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas-
hornkäfer
. S. scutellatus, thorace promi-
nentia triplici, capitis cornu incurvato, an-
tennis heptaphyllis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8, 10.

Der größte hierländische Käfer, fliegt selten;
als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und
in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegenden
den Reben großen Schaden.

5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus,
clypeo sex-dentato, thorace inermi crenula-
to, tibiis posticis ciliatis, vertice subbiden-
tato.

Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.

Nahmentlich häufig in Ägypten, wo er von den
alten Ägyptiern als das heiligste ihrer mythischen
Symbole, als Sinnbild der Ober- und Unterwelt
verehrt, und auf ihren Obelisken, Mumiensarco-
phagen und mancherley andern Kunstwerken vorge-
stellt worden. Besonders hat man ihn auf die Rück-
[Seite 268] seite der Ägyptischen (und auch der Etruskischen) ge-
schnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Kä-
ferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutella-
tus, thorace inermi, capite tuberculato, ely-
tris rubris, corpore nigro
.

Frisch P. IV. tab. 19, fig. 3.

Im Kuhmist.

7. †. Stercorarius, der Roßkäfer. (Engl. the
dung-beetle
.) S. scutellatus, muticus, ater,
glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo; ver-
tice prominulo; antennis rubris
.

Frisch P. IV. tab. 6, fig. 3.

Besonders im Pferdemist; daher häufig auf Fahr-
wegen. Wenn er an heitern Sommerabenden her-
um fliegt, so ist meist auch für den folgenden Tag
gut Wetter zu erwarten.

8. †. Vernalis, der Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laevissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, anten-
nis nigris
.

Sulzers Gesch. tab. 1, fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar-
tenkäfer
. S. scutellatus muticus, capite tho-
raceque caeruleo subpiloso, elytris griseis,
pedibus nigris
.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen etc.

10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.)
der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the
May-chaffer, Cock chaffer
.) S. scutellatus
muticus testaceus, thorace villoso; cauda in-
flexa, incisuris abdominis albis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

[Seite 269]

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt,
sich von den Getreidewurzeln etc. nährt, und zuwei-
len allgemeinen Mißwachs verursacht hat*). Im
sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum
Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jun-
gen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brach-
käfer, Juniuskäfer
, Johanniskäfer. S.
scutellatus muticus testaceus, thorace villoso,
elytris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus al-
bis parallelis
.

Frisch P. IX. tab. 15, fig. 3.

Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren
der Saat großen Schaden.

12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkä-
fer, Rosenkäfer
. S. scutellatus muticus au-
ratus, segmento abdominis primo lateribus uni-
dentato, clypeo planiusculo
.

Frisch P. XII. tab. 3, fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei-
senhaufen und hohlen Baumstämmen. Der schöne
Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat Beyspiele,
daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten und mit
angefeuchteten Brotrinden füttern lassen.

2. Lucanus. Antennae clavatae; clava com-
pressa latere latiore pectinato fissili. Maxillae
porrectae, exsertae, dentatae
.

1. †. Cervus, der Hörnschröter, Wein-
schröter
. (Fr. le cerf-volant. Engl. the
[Seite 270] stag beetle.) L. scutellatus; maxillis exsertis,
apice bifurcatis, latere unidentatis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst dem Krebsen das größte Deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ-
chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am
Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clavatae: capitulo
perfolio; articulis tribus crassioribus. Thorax
convexus, vix marginatus. Caput sub thorace
inflexum latens
.

1. †. Lardarius, der Speckkäfer. D. niger
elytris antice cinereis, punctis nigris
.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen
Theilen todter Thiere.

2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis
binis
.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren u.s.w.

3. †. Typographus, (Bostrichus T. F.) der
Borkenkäfer, Fichtenkäfer
, Fichten-
krebs, Holzwurm
. D. testaceus pilosus
elytris striatis retusis praemorso-dentatis
.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem
Harz und in mehreren Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordene Thier; das im Splint der
Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hau-
set, das man wohl in einem mäßigen Baume über
80,000 seiner Larven gezählt hat. Bey der dadurch
verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom
Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er
verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmahl
[Seite 271] so gut wie sonst zum Verkohlen, geschweige als
Bau- oder Brennholz.

4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tan-
nenkäfer, schwarze fliegende Wurm
.
D. niger subvillosus, elytris piceis integris,
plantis rufis.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brot-
käfer
. D. oblongus, ferrugineus, oculis
rufis
.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumahl das Brot, wird
daher nahmentlich auf weiten Seereisen dem Schiffs-
zwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der
schädlichsten Bücherwürmer.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
urillette
.) Antennae filiformes; articulis ultimis
majoribus. Thorax subrotundus, immarginatus
,
caput excipiens.

1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus
unicolor
.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man
ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt,
und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu
treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis
.

Sulzers Gesch. tab. 2, fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensamm-
lungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die
Todtenuhr, der Klopfkäfer
. (Engl. the
death-watch
.) P. fuscus subpilosus griseo
irregulariter maculosus
.

Philos. Transact. N. 271, 291.

[Seite 272]

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein-
ander zur Paarungszeit locken, zu mancherley Volks-
aberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo soli-
diusculo; infimo articulo compresso, decurva-
to. Caput intra corpus retractile. Os forcipa-
tum. Elytra corpore breviora. Tibiae anticae
dentatae
.

1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzers Kennzeichen tab. 2, fig. 8, 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clavatae; rigidae, capi-
te breviores, oculi 4, duobus supra, duobus
infra
.

1. †. Natator, der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
.

Sulzers Gesch. tab. 2, fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine
Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch
von sich.

7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae,
subcompressae.

1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulo-
sus, elytris subnebulosis puncto albo
.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores.
Elytra marginata. Caput prominens. Thorax
planiusculus, marginatus
.

1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Tod-
tengräber
. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga
[Seite 273] atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia
duplici aurantia
.

Frisch P. XII. tab. 3, fig. 2.

Sie haben ihren Nahmen von der besondern Ge-
schicklichkeit, womit sie die Äser von kleinen Thie-
ren, Maulwürfen, Fröschen etc., die sie von wei-
ten auswittern, unter die Erde zu vergraben, und
ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechs
sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf
binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten
Boden einzuscharren.

9. Cassida, Schildkäfer. Antennae subfili-
formes, extrorsam crassiores. Elytra marginata.
Caput sub thoracis clypeo plano reconditum
.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und Pup-
pe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausge-
zackt mit Spitzen versehen.

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis
.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella, Sonnenkäfer, Marien-
kuh, Sommerkind
, Gotteslämmchen.
(Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl.
Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclava-
tae, truncatae. Palpi clava semicordata. Cor-
pus hemisphaericum, thorace elytrisque mar-
ginatis, abdomine plano
.

1. †. 7. Punctata. C. coleopteris rubris; punc-
tis nigris septem
.

Frisch P. IV. tab. 1, fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer- und Me-
[Seite 274] loë-Gattungen als wirksames Heilmittel bey man-
cherley Zahnweh empfohlen worden.

2. †. Bipustulata. C coleoptris nigris; punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo
.

Frisch P. IX. tab. 16, fig. 6.

11. Chrysomela, Blattkäfer. Antennae
moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax
,
nec elytra, marginatus.

1. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera. F.) C.
ovata atra pedibus violaceis.

Panzer Faun. Germ. Heft 44, t. 3.

Häufig an der Schafgarbe.

2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten
Theil so groß als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo
.

4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-
caerulea
.

Ein schadliches kleines Thier, das so wie mehrere
verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erd-
flöh
- oder Erdfliegen bekannt ist.

5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilien-
käfer
. C. oblonga rubra, thorace cylindrico
utrinque impresso.

Sulzers Gesch. tab. 3, fig. 14.

In Allen, Mayblumen etc. Die Larve bedeckt
sich mit ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe
Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn
man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit
seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen
Laut von sich.

[Seite 275]

12. Hispa, Stachelkäfer. Antennae fusifor-
mes, basi approximatae, inter oculos sitae
.
Thorax elytraque aculeata saepius.

1. †. Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim
crassiores
.

1. †. Pisi, der Erbsenkäfer. C. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris
.

Thut auch in Nordamerika dem Mais großen
Schaden.

2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, fe-
moribus posticis ovatis, dentatis, tibiis in-
curvis
.

Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern Amerika. Fast von der Größe des
Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinem Br. bac-
tris
verwechselt, und durchbohrt die steinharten,
daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea, woraus
Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Curculio, Rüsselkäfer. (Fr. charanson.)
Antennae subclavatae, rostro insidentes. Ro-
strum corneum prominens
.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen, aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen
mehr oder weniger gebogenen Rüssel von verschiede-
ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen
besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäu-
men, die übrigen aber den Feldfluchten und Gär-
tengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher
Gattungen nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmhoh-
rer
. C. longiroster ater, thorace ovato pla-
niusculo, elytris abbreviatis striatis
.

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

[Seite 276]

In beyden Indien. Hat fast die Größe des Horn-
schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke;
wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht ge-
gessen.

2. †. Frumentarius, (Attelabus F. F.) der schwar-
ze
oder rothe Kornwurm, Reiter, Wip-
pel
. C. longiroster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt
das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen.
Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden
und ihre Gebälke etc. mit scharfer Seifensiederlauge
besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht selten
verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.

3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C. lon-
giroster piceus oblongus thorace punctato lon-
gitudine elytrorum
.

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster
cylindricus subcinereus, elytris mucronatis
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist ungegrün-
det, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber
nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.

5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher
. C. longiroster aureus, rostro plan-
tisque nigris
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.

6. †. Pomorum. C. longirostris femoribus anti-
cis dentatis, corpore griseo nebuloso
.

Frisch P. I. tab. 8.

Zerstört in manchen Jahren fast alle Apfelknospen.

7. †. Nucum. (Rynchaenus N. F.) C. longiro-
[Seite 277] ster, femoribus dentatis, corpore griseo lon-
gitudine rostri
.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis, der Juwelenkäfer. C. brevi-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
excavatis, auro versicolore distinctis, abdo-
mine aeneo viridi
.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die
reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind,
thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Vergrö-
ßerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.

15. Attelabus. Caput postice attenuatum in-
clinatum. Antennae apicem versus crassiores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. †. Apiarius, (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf
. A caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig, wo viel Bienenzucht ist, thut in man-
chen Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock, (ca-
pricornus
). Antennae attenuatae. Thorax spino-
sus aut gibbus Elytra linearia
.

Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl-
hörner, einen ungemein starken Brustschild und Flü-
geldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß
man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen
lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und
geben Mittelst des Brustschildes, den sie an den Flü-
geldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
[Seite 278] elytris basi unidentatis apiceque bidentatis,
antennis longis.

Rösel vol. II. Erdkäf II. tab. 1 fig. a.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace mar-
ginato dentata, maxillis porrectis coniformi-
bus utrinque spinosis, antennis brevibus
.

Rösel a. a. O. fig. b.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön ge-
zeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris ob-
tusis viridibus nitentibus, femoribus muticis
,
antennis mediocribus.

Frisch P. XIII. tab. 11.

Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spino-
so; punctis 4 luteis, elytris obtusis nebulosis
,
antennis longissimis.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als
das ganze Thier.

17. Leptura. Antennae setaceae. Elytra apicem
versus attenuata. Thorax teretiusculus
.

1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris, femoribus posticis den-
tatis
.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis, Afterholzbock. Antennae
setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex
.

1. †. Maior. (Molorchus abbreviatus F.) N. ely-
tris abbreviatis ferrugineis immaculatis, an-
tennis brevioribus
.

19. Lampyris, Johanniswürmchen, (ci-
cindela, nitedula)
. (Fr. ver luisant. Engl. glow-
[Seite 279] worm.) Antennae filiformes. Elytra flexilia. Tho-
rax planus, semiorbiculatus, caput subtus oc-
cultans cingensque. Abdominis latera plicato-
papillosa
.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese ha-
ben zwey blaulich phosphorescirende lichte Puncte
unten am Bauche. Ihre ungeflugelten Weibchen
leuchten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich
den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden.
Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer ge-
legt hat (die selbst auch im Finstern leuchten) ver-
liert sich der Schein bey beyden Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo ci-
nereo
.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc. Ein
Paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug,
um dabey im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax
marginatus capite brevior. Elytra flexilia. Ab-
dominis latera plicato-papillosa
.

1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro, ma-
cula nigra, elytris fusceis
.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in
der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es
geschneyt hat, zu Tausenden hervorgekrochen, da
ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee
zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.

21. Elater, Springkäfer, Schmied. (Fr.
taupin.) Antennae setaceae. Thorax retrorsum
angulatus. Mucro pectoris e foramine abdomi-
nis resiliens
.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig-
keit merkwürdig, mir welcher sie, wenn sie auf dem
Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu
[Seite 280] schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wis-
sen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der
vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne
oben am Bauche paßt, aus der er heym Aufschnel-
len mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spi-
tzen, die rückwärts auf beyden Seiten des Brust-
schildes heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf
eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus, der Cucuyo. E. thoracis la-
teribus macula flava glabra
.

Im mittlern Amerika; wohl zwey Zoll lang. Die
beyden gelben runden Flecken gegen die Seitenspi-
tzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und
die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und
einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt
der Leuchten.

2. †. Niger. E. thorace laevi, elytris, pedibus
corporeque nigris
.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela, Sandkäfer. Antennae seta-
ceae. Maxillae prominentes denticulatae. Oculi
prominuli. Thorax rotundato-marginatus
.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der
Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern,
und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender
Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lu-
nulaque apicum albis
.

23. Buprestes, Prachtkäfer. Antennae se-
taceae, longitudine thoracis. Caput dimidium
intra thoracem retractum
.

1. †. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laevi, corpore in-
aurato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beyden Indien. Wohl Fingers lang.

[Seite 281]

2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitudi-
naliter sulcatis, maculis duabus aureis impres-
sis, thorace punctato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

3. †. Viridis. B. elytris integerrimis sublineari-
bus punctatis, thorace deflexo, viridi elon-
gato
.

Von der Farbe der Spanischen Fliege, oder nur
ein Paar Linien lang. Die Larve richtete vor eini-
gen Jahren in hiesiger Gegend große Verwüstung
in jungen Rothbuchen-Stämmen an. Tödtete sie
durch Zerstörung des Splints, worin sie geschlängel-
le Gänge fraß.

24. Dyticus, Wasserkäfer, Fischkäfer,
(hydrocantharus). Antennae setaceae aut clava-
to-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii
submutici
.

1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis
perfoliatis, corpore laevi, sterno carinato
,
postice spinoso.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer
seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine ar-
tige längliche Hülse, die er mit einer braunen Sei-
de überzieht, und die mit den eingeschlossenen Eyern
wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis
die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande
sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytrorum-
que margine flavis (mas)
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen
dieses Geschlechts,) den Fischteichen gefährlich. Beym
Weibchen ist die vordere Hälfte der Flügeldecken
längs gefurcht.

[Seite 282]

25. Carabus, Laufkäfer. Antennae setaceae
Thorax obcordatus apice truncatus marginatus.
Elytra marginata
.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man
sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die
wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis subrugosis
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. †. Auratus, der Goldhahn. C. apterus.
elytris porcatis; striis sulcisque laevibus inau-
ratis
.

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo
nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridi-
bus striatis, abdomine subatro
.

Sulzers Gesch. tab. 7 fig. 1.

Der größte hierländische Laufkäfer.

4. †. Crepitans, (Brachinus C. F.) der Bom-
bardirkäfer
. (Fr. le petard, Schwed.
Styckjunkare.) C. thorace capite pedibusque
ferrugineis, elytris viridi nigricantibus
.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der
vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die
von Dr. Rolander beschriebene ganz eigene Art de-
kannt geworden, womit es sich gegen den C. inqui-
sitor
u.a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da
es ihnen mit einem merklich starken Laut einen blau-
lichen Dunst entgegen schießt etc.

5. †. Spinipes, der Saatfresser. (C. gibbus
E.) C. piceus, thorace linea excavata longi-
tudinali, manibus spinosis
.

Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.

Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jah-
ren, wie z.B. 1776 in der Lombardey und 1812
[Seite 283] im Hallischen Saalkreise furchtbaren Mißwachs der
jungen Getreidesaat. Der Käfer hält sich des Nachts
in Menge auf den Ähren auf.

26. Tenebrio. Antennae moniliformes articu-
lo ultimo subrotundo. Thorax plano-convexus,
marginatus. Caput exsertum. Elytra rigidiuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femoribus
anticis crassioribus
.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich
daher häufig in Mühlen und Beckhäusern, heißen
Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachti-
gallenfutter ab.

2. †. Mortisagus, (Blaps mortisaga. F.) der
Todtenkäfer
. T. apterus thorace aequali,
coleoptris laevibus mucronatis
.

Frisch P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ul-
timo ovato. Thorax subrotundus. Elytra mollia
flexilia, caput inflexum gibbum
.

1. †. Proscarabaeus, der Maywurm. (Fr. le
scarabé onctueux
, Engl. the oil-beetle.) M.
apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Berüh-
rung einen stinkenden Saft aus den Kniegelenken
der Beine fließen läßt.

2. †. Vesicatorius, (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege
. (cantharis offic.) M. ala-
tus viridissimus nitens, antennis nigris
.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla-
senziehen gebraucht wird
.

28. Mordella. Antennae filiformes serratae.
Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi com-
presso clavati, oblique truncati. Elytra deorsum

[Seite 284] curva apicem versus. Ante femora lamina lata
ad basin abdominis
.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift
nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu
vermehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinus.*) Antennae monilifor-
mes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda sim-
plex exserens duas vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen werk-
würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus
dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis
.

30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra di-
midiata. Alae tectae. Cauda forcipata
.

1. †. Auricularia, der Ohrvurm, Öhrling,
Ohrhöhler
. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
car-wig
.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1, 2.

An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier
gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so
viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin so
gut wie jedes andere Insect, verirren kann. Aber
dem jungen Gemüse, den Nelkenknofpen etc. sind
sie nachtheilig, so wie da, wo sie sich in Menge ver-
mehren, dem Grundholz der Gebäude und den Fen-
sterfutterungen.


II. HEMIPTERA. (Ulonata und Rhyn-
gota Fabr
.)

[Seite 285]

Bey den meisten Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey einigen mit
Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach
dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weß-
halb diese auch von einigen Naturforschern Probosci-
dea
genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel,
von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und
weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt,
bey andern übers Kreutz zusammengefaltet. Theils
sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken belegt.
Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiede-
denen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre
Verwandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die
Larven ähneln dem vollkommenern Insect bis auf die
Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebilder
werden.

31. Blatta, Schabe. Caput inflexum. Anten-
nae setaceae. Elytra alaeque planae, subcoria-
cae. Thorax planiusculus, orbiculatus, margi-
natus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra
caudam
.

1. †. Orientalis, die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake
, Tarokan. (Fr.
le cancrelas, ravet. Engl. the black beetle,
cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breviatis sulco oblongo impresso
.

Frisch P. V. tab. 3.

[Seite 286]

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie eini-
ge andere Gattungen dieses Geschlechts (z.B. die
Germanica, Americana etc.) für manche Gegen-
den, wo sie sich eingenistet und stark vermehrt hat,
eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich
mancherley Victualien, vor allen aber Brok etc.
Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schau-
dervolles Elend verursachen*). Ist noch am ersten
durch Arsenik, Dampf von Schwefel und Assa
foetida
, kochend Wasser etc., und wo nur wenige
in einem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu
vertilgen, daß man über Nacht einen Igel oder
eine Ente hinein sperrt.

2. Heteroclita. (B. Petiveriana F.) B. fusca,
elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato;
dextro ad marginem internum semipellucido,
3-pustulato
.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden Un-
gleichheit in der Zeichnung der beyden Oberflügel
merkwürdig.

3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-
maculatis
.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, pal-
pis instructum. Antennae setaceae. Alae
4
membranaceae, convolutae, inferiores plica-
tae. Perles
antici compressi, subtus serrato-
denticulati, armati ungue solitario et digito se-
taceo laterali articulato:
postici 4. laeves, gres-
sorii. Thorax linearis elongatus angustatus
.

[Seite 287]

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten,
sonderbaren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was Eigenes gleichsam Feyerliches,
das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß ge-
geben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Ge-
schlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.**)] M. thorace tere-
tiusculo scabro, elytris brevissimis, pedibus
spinosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19, fig. 9, 10.

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so
dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den India-
nern gegessen.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femori-
bus anticis spina terminatis, reliquis lobo
.

Rösel vol. II. Heusch tab. 7. fig. 1, 2, 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesandetherinn, das wandelnde
Blatt, der Weinhandel
, Weinhasel.
M. thorace laevi subcarinato elytrisque viridi-
bus immaculatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beyden in die Höhe. Man nennt es
das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Ge-
stalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann
wohl zehn Jahre alt werden.

4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flavis
ocello ferrugineis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.

[Seite 288]

Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig ver-
ehrt wird.

33. Gryllus, Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum, maxillo-
sum, palpis instructum. Antennae setaceae s
.
filiformes. Alae 4 deflexae, convolutae, infe-
riores plicatae. Pedes postici saltatorii. Ungues
ubique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind.
Bey manchen geben die Männchen entweder zur
Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder
wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten
zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den
Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln
hervordringen.

1. †. Gryllotalpa, (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm,
Reitwurm, Schrotwurm
, Ackerwer-
bel, Erdkrebs
. (Fr. la courtilière, Engl.
the molecrick.) G. thorace rotundato, alis
caudatis elytro longioribus, pedibus anticis
palmatis tomentosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14, 15.

In Europa und Nordamerika: theils an Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt
meist unter der Erde, und thut zumahl den Ku-
chengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.

2. †. Domesticus, (Acheta D. F.) die Grille
Zirse, Heimchen
. (Fr. le grillon. Engl.
the cricket.) G. thorace rotundato, alis cau-
datis elytro longioribus, pedibus simplicibus
,
corpore glauco.

Rösel vol. II Heuschr. tab. 12.

[Seite 289]

3. †. Campestris, (Acheta C. F.) die Feldgril-
le
. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo
lineari, alis elytro brevioribus, corpore nigro
.

Frisch P. I. tab. 1.

4. †. Viridissimus, (Locusta viridissima. F.)
der Baumhüpfer. G. thorace rotundato,
alis viridibus immaculatis, antennis setaceis
longissimis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10, 11.

Von schöner grüner Farbe. Ledt meist auf Gebü-
schen; springt vorzüglich weit.

5. †. Verrucivorus, (Locusta verrusivora. F.)
das Heupferd. G. thorace subquadrato lae-
vi, alis viridibus fusco maculatis, antennis
setaceis longitudine corporis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus, Kammheuschrecke. G. thorace
cristato, carina quadrifida
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Ägypten etc.

7. †. Migratorius, die Zugheuschrecke,
Strichheuschrecke, Heerheuschrecke
. G.
thorace subcarinato; segmento unico, capite
obtuso, maxillis atris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge-
meinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht hat.
Ursprünglich gehört es wohl in die Asiatische Tata-
rey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in
Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Inva-
sionen desselben verschont geblieben*). Auch soll sich
[Seite 290] diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gat-
tung ist) in Nord- und Süd-Amerika finden. –
Daß sie in Arabien und dem nördlichen Afrika noch
jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge ver-
speiset wird, ist eine ausgemachte Sache: und daß
das einige neuere Reisende in diese Länder für eine
Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel
von voreilig dreistem Hyperscepticismus.

8. †. Stridulus, die Holzheuschrecke. G.
thorace subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Lebt meist im Gehölze. Die Männchen geben im
Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora*). Caput fronte producta, inani.
Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore glo-
boso. Rostrum inflexum, pedes gressorii
.

Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist
die hornige Blase vor der Stirne, die bey den nach-
benannten Gattungen im Leben und einige Zeit nach
dem Tode einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria, der Surinamische Latern-
träger, Leyermann
. (Fr. la portelanterne,
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ovali rec-
ta, alis lividis; posticis ocellatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28, 28.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so
groß als der ganze übrige Körper, und scheint so
[Seite 291] hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem
statt Leuchten bedient haben sollen.

2. Candelaria, der Schinesische Laternträ-
ger
. F fronte rostrato-subulata adscenden-
te, elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla-
vis; apice nigris
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.

35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum inflexum.
Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, de-
flexae. Pedes plerisque saltatorii
.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschre-
cken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr
zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Unterleibe her-
vor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keu-
lenichwämmen (clavariae) besonders häufig auf den
Puppen von Cicaden, theils gar auf dem lebendi-
gen Leibe ihrer Larven, so wie andere auf Raupen,
Schmetterlings-Puppen, Laufkäfern etc. wachsen.*).

1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flavoma-
culata, alis hyalinis, basi flavis maculis
nigris
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25, fig. 3.

Im südlichen Europa und in Nordafrika. Die bey
den Alten so beliebte Cicade.

2. †. Spumaria, (Cercopis S. F.) der Schaum-
wurm, Gäschtwurm
. C. fusca, elytris
maculis binis albis lateralibus; fascia duplici
interrupta albida
.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die
Larve im Fruhjahr den Saft aussagt, und ihn in
[Seite 292] Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckucks-
speichels), unter welchem sie oft versteckt ist, wie-
der von sich gibt. Daher auch die Sage von regnen-
den Weiden.

3. Lanata, (Listra L. F.) C. alis deflexis nigris
punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris:
ano lanato
.

Stoll. tab. 10, fig. 49 und D.

In Westindien. Hat den Beynahmen von den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser
gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hinter-
leibe*).

36. Notonecta, Wasserwanze. Rostrum
inflexum. Antennae thorace breviores. Alae 4
cruciato-complicatae, antice coriaceae. Pedes
posteriores pilosi natatorii
.

1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine
fusco punctatis apice bifidis
.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken;
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc., von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu
haschen.

37. Nepa, Wasserscorpion. Rostrum infle-
xum. Alae 4 cruciato-complicatae anticae coria-
ceae. Pedes anteriores cheliformes; reliqui 4
ambulatorii
.

1. †. Cinerea, N. cinerea, thorace inaequali,
corpore oblongo-ovato.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus son-
[Seite 293] derbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast
wie Samen von Kornblumen etc.

2. †. Cimicoides, (Naucoris C. F.) N. abdomi-
nis margine serrato
.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca: ocu-
lis nigris, alis albidis, dorso plano
.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier,
das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf
den Rücken*).

38. Cimex, Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4
cruciato-complicatae, superioribus antice co-
riaceis. Dorsum planum thorace marginato. Pe-
des cursorii
.

1. †. Lectularius, (Acanthia lectularia. F.) die
Bettwanze, Wandlaus
. (Fr. la punaise.
Engl. the bug, wall-louse.) C. flavescens, alis
nullis
.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.

Über die ursprüngliche Heimath und den Aufent-
halt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wil-
den Zustande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt
findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder
sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah-
mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und Süd-
Amerika etc.). So leicht Wanzen durch Zufall in ein
Haus kommen können, so leicht ist es, sie bald an-
fangs durch sorgfältige wiederhohlte Anwendung kräf-
tiger Mittel**) auch wieder zu vertreiben: was
[Seite 294] aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl über-
hand nehmen und sich weit verbreiten lassen.

2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. membrana-
ceus, abdominis margine imbricatim secto,
corpore nigricante
.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner
täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer
zu finden.

3. †. Baccarum, der Qualster. C. ovatus gri-
seus, abdominis margine nigro maculato
.

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß, wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen
andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu die-
nen scheint.

4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro
arcuato, antennis apice capillaceis, corpore
oblongo subvilloso fusco
.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer
wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. Aphis, Blattlaus, Neffe, Mehlthau.
(Fr. puceron. Engl. plant-louse.) Rostrum in-
flexum. Antennae thorace longiores. Alae 4
erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen
postice saepius bicorne
.

[Seite 295]

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und
eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügel-
te Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf
den Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner
als ihre Weibchen, und werden auch in weit minde-
rer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als in
der letzten Generation jedes Sommers*); bey den
mehresten Gattungen also erst zu Ende desselben,
und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen be-
fruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hül-
sen von sich geben, in welchen zwar die jungen
Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber
doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr her-
vor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus-
gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen Ge-
schlechts, so daß bis zu dem eben gedachten Termin
der letzten Generation keine männliche Blattlaus
zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle
jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne
Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen;
so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre
befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und
Sommer bey vielen bis ins neunte Glied äußert.

1. †. Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. †. Ulmi. A. ulmi campestris.

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. †. Rosae. A. rosae.

Sulzers Kennz. tab. 12, fig. 79.

5. †. Bursaria. A populi nigrae.

Swammerdam Biblia nat. tab. 45, fig. 22
u. f.

[Seite 296]

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren
Auswüchse verursachen, die man Pappelrosel,
Alberknospen
etc. heißt.

6. Pistaciae. A nigra, alis albidis, tibiis lon-
gissimis, thorace verrucoso
.

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc., wo
sich die Blattläuse in einer spannenlangen, scho-
tenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes, Blattsauger. Rostrum pecto-
rale. Antennae thorace longiores. Alae 4 defle-
xae. Thorax gibbus, pedes saltatorii
.

Haben in der Bildung viel Ähnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast
aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.

1. †. Buxi. C. buxi.

2. †. Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gallinsecte.)
Rostrum pectorale. Abdomen postice setosum.
Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beyden Ge-
schlechter einander so auffallend ungleich, als bey
den Schildläufen. Das Männchen ähnelt einer klei-
nen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt,
und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbe-
weglich an den Gewächsen, und könnte bey man-
chen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als
für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das
Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis
es, vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches ein-
siedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.

1. Hisperidum. C. hybernaculorum.

Sulzers Kennz. tab. 12, fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen-
bäumen, auf der Rückseite der Blätter auf.

[Seite 297]

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Kaffehbäumen etc. Man vertreibt sie, wenn man
die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblu-
men bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders dem Languedoc
und in der Provence, an Stechpalmen etc. Die bee-
renförmigen, galläpfelartigen Eyer-Nester (Fr. le
vermillon
) dieser Thiere werden mit Essig besprengt,
und das Carmoisinroth daraus verfertigt.

4. †. Polonicus, Deutsche Cochenille, Jo-
hannisblut
. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln vom Weggras und andern Pflanzen;
zumahl häufig in Pohlen und am Don, wo sie ge-
sammelt, und zur Farbe angewendet werden.

5. Cacti, der Scharlachwurm. (Fr. le co-
chenille
. Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi
.

Ellis in ben philos. Transact. vol. LII.
P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren
Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen ge-
pflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Sei-
denwürmer darauf gezogen, und jährlich zu drey
Mahl abgelesen werden.

6. Lacca, der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae
.

D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII.
B. 4. St. tab. I.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hind-
[Seite 298] ostan zu beyden Seiten des Ganges; von ihm
kommt das so genannte Gummilack*).

42. Thrips. Rostrum obscurum. Antennae
longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile
.
Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudi-
nales, angustae, subcruciatae
.

Überaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich
in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und
meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die
Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen,
bemerkbar werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1774.
tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen etc.


III. LEPIDOPTERA (Glossata Fabr.)*).

[Seite 299]

Die Schmetterlinge, eine weitläufige Ord-
nung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten
Schuppen befiederte Flügel, und einen behaarten Kör-
ner auszeichnet. Als Raupen haben sie Kinnladen,
zwölf Augen am Kopfe, einen lang gestreckten, cy-
lindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun
Luftlöchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen
Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden
fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet
sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die meh-
rentheils unbeweglich, doch bey der Weidenraupe und
einigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der
Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt
[Seite 300] endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetter-
ling
zum Vorschein, der meist lange Fühlhörner, nur
drey Paar Füße, statt der Kinnladen eine spiralför-
mig aufgerollte (so genannte) Zunge, und statt jener
zwölf kleinen Augen, zwey große halbkugelichte und
drey kleine (§. 126) hat. Alle die zahlreichen Gattun-
gen hat Linné unter drey Geschlechter gebracht.

43. Papilio, Tagvogel.(Engl. butter-fly.)
Antennae apicem versus crassiores, saepius cla-
vato-capitatae. Alae erectae sursumque conni-
ventes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen be-
setzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie
verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinnste: die Pup-
pe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, au-
relia
), und hängt sich mit dem hintern Ende auf.
Der Schmetterling fliegt nur am Tage herum, und
hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flü-
gel in die Höhe, mit der Oberseite (die bey vielen
an Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unterseite
verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linné hat
das ganze Geschlecht, leichter Faßlichkeit wegen,
wieder in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Equites. Alis primoribus ab angulo posti-
co ad apicem longioribus, quam ad basin:
his saepe antennae filiformes
.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis (sae-
pius nigri
).

Achivi, pectore incruento, ocello ad an-
gulum ani
.

b. Helliconi. Alis angustis integerrimis, saepe
denudatis: primoribus oblongis; posticis bre-
vissimis.

[Seite 301]

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festivi, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis eaecis absque ocellis.

e) Plebeji. Parvi. Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis maculis pellucidis.

* * *

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomento-
sis supra viridibus: institis atris, posticis ma-
culis sex nigris
.

Clerk tab. 17.

Auf Ambonia etc. So wie der folgende ein großes
prächtiges Thier.

2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem
.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. †. Machaon, der Schwalbenschwanz.
F. E. A. alis caudatis concoloribus flavis, lim-
bo fusco, lunulis flavis, angulo ani fulvo
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.

4. †. Podalirius, der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flavescentibus:
fasciis nigricantibus geminatis: posticis subtus
linea aurantia
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. †. Apollo, der rothe Augenspiegel. P.
H. alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris
.

Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

[Seite 302]

6. †. Crataegi, der Lilienvogel, Baum-
weißling, Heckenweißling
. P. H. alis
integerrimis rotundatus albis: venis nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Jungen halten sich gesellschaftlich in einem Ge-
spinnste zusammen.

7. †. Brassicae, die Kohleule, der Kohl-
weißling, Buttervogel
. P. D. C. alis
integerrimis rotundatis albis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, major
.

Rösel vol. I. Tagsvögel II. tab. 4.

Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling
(so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der
Unterflugel: ein Nahme, der aber nachher auch
den Papilionen überhaupt abgeben worden ist.

8. †. Rapae, der Rübenweibling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor
.

Rösel vol. I. Tagsvögel II. tab. 5.

9. †. Napi, P. D. C. alis iniegerrimis rotun-
datis albis: subtus venis dilatato-virescen-
tibus
.

10. †. Cardamines, der Auroravogel. P.
D. C. alis integerrimis rotundatis albis, pri-
moribus medio fulvis, posticis subtus viridi-
nebulosis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. †. Rhammi, der Citronen-Papi-
lion, das fliegende Blatt
. P. D. C.
alis integerrimis angulatis flavis: singilis punc-
to flavo, subtus ferrugineo
.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. †. Hyperantus, P. D. F. alis integerrimis
[Seite 303] fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po-
sticis duobus tribusque
.

13. †. Io, das Pfauenauge, der Pfauen-
spiegel
. P. N. G. alis angulato dentatis-
fulvis nigromaculatis: singulis subtus ocello
caeruleo
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. †. Galatea, das Bretspiel. P. N. G.
alis dentatis albis nigroque variis, subtus
primoribus ocello unico, posticis quinque
obsoletis
.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. †. Cardui, der Distelvogel. P. N. G.
alis dentatis fulvis albo nigroque variegatis,
posticis utrinque ocellis quatuor, saepius
coecis
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In man-
chen Jahren unsäglich häufig.

16. †. Iris, der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
utrinque alba interrupta, posticis supra unio-
cellatis
.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. †. Antiopa, der Trauermantel. P. N.
P. alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

18. †. Polychlores, der große Fuchs. P. N.
P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.

[Seite 304]

19. †. Urtica, der kleine Fuchs, Nesselvo-
gel
. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-ma-
culatis; primoribus supra punctis tribus nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. †. C. album, der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fulvis nigro maculatis, posticis sub-
tus
C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

21. †. Atalanta, der Mars, 980-Vogel.
(Engl. the admirable.) P. N. P. alis dentatis
nigris albo maculatis: fascia communi pur-
purea, primoribus utrinque, posticis mar-
ginali
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten Deutschen Schmetterlinge.

22. †. Pavia, der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis
argenteis transversis
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittlerer Größe.

23. †. Aglaja, der große Perlenmutter-
vogel, Violenvogel
. P. N. P. alis denta-
tis flavis nigro maculatis: subtus maculis 21
argenteis
.

24. †. Pruni, P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulva
nigro-punctata
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. †. Argus, P. P. R. alis ecaudatis caeruleis:
posticis subtus limbo ferrugineo: ocellis cae-
ruleo-argenteis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.

Auf Kreuzdorn.

26. †. Malvae. der Pappelvogel. P. P. V.
[Seite 305] alis denticulatis divaricatis nigris albo-macu-
latis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx, Abendvogel. Antennae medio
crassiores s. utraque extremitate attenuatae sub-
prismaticae. Alae deflexae
.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren-
theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken-
förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur
auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen
sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abend-
vögel haben ihren Nahmen daher, weil sie meist
bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die
mehresten haben einen langsamen schweren Flug.
Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar
zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:

a. Legitimaealis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitaehabitu et larva diversae.

* * *

1. †. Ocellata, das Abendpfauenauge. S.
L. alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. †. Nerii, der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidio-
ribus saturatioribus flavescentibusque
.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis ni-
gro fasciatis margine postico albo-punctatis,
abdomine rubro cingulis atris
.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis in-
carnatis fasciis nigris, abdomine rubro cin-
gulis nigris
.

[Seite 306]

5. †. Atropos, der Todtenkopfs. S. L. alis
integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo-
mine luteo cingulis nigris
.

Rösel vol. III. tab. 2.

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke.
Die Raupen auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.

6. †. Celerio, der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex
.

Rösel vol. IV. tab. 8.

7. †. Elpenor, die Weinraupe, der große
Weinvogel
S. L. alis integris virescentibus,
fasciis purpureis variis, posticis rubris basi
atris
.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. †. Porcellus, die kleine Weinmotte. S.
L. alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. †. Euphorbiae, die Wolfsmilchraupe. S.
L. alis integris fuscis, vitta superioribus pal-
lida, inferioribus rubra
.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. †. Pinastri, der Fichtenschwärmer. S.
L. alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine fusco cingulis albis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in
den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerungen
anrichtet.

11. †. Stellatarum, (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf
. S. L. abdomine
barbato lateribus albo nigroque variis, alis
posticis ferrugineis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

[Seite 307]

12. †. Filipendulae, (Zygaena F. F.) die Zir-
kelmotte
. S. A. alis superioribus cyaneis;
punctis sex rubris; inferioribus rubris imma-
culatis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. †. Phegea, (Zygaena quercus F.) die Rin-
gelmotte
. S. A. viridi-atra, alis punctis
fenestratis: superiorum sex, inferiorurn duo-
bus, abdomine cingulo luteo
.

45. Phalaena, Nachtvogel. (Engl. Moth.)
Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim at-
tenuatae. Alae sedentis saepius deflexae
.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten.
Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver-
puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden-
artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den
klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen,
die längs dem Rücken hinab neben dem Magen lie-
gen, führen, und ihn nachher, mittelst einer be-
sondern Röhre, die sich hinter dem Munde dieser
Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen,
die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich
z.B. daran herablassen zu können etc. nutzen*).
Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem
Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen. Ein-
richtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die
Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Ge-
schäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien
abgetheilt.

a. Attacialis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

[Seite 308]

b. Bombycesalis incumbentibus; antennis
pectinatis
.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. Noctuaealis incumbentibus. Antennis
setaceis, nec pectinatis
.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometraealis patentibus horizontali-
bus quiescentes
.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortricesalis obtusissimis, ut feré
retusis, margine exteriore curvo
.

f. Pyralidesalis conniventibus in figuram
deltoideam forficatam
.

g. Tineaealis convolutis, fere in cylin-
drum, fronte prominula
.

h. Alucitaealis digitatis fissis ad basin
usque
.

* * *

1. Allas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis
elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-va-
riis, macula fenestrata, superioribus sesqui-
altera
.

Mrrianae Surinam. tab. 32.

In beyden Indien. Die Flügel größer als an ei-
ner hierländischen Fledermaus, aber mit auffallend
kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinnste die-
ser und anderer großen Phalänen in Echina die so
genannte wilde Seide.

2. †. Pavonia, (Bombyx P. F.) das Nacht-
pfauenauge
. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

[Seite 309]

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offe-
nen abgestützten Halse, dessen Eingang aber doch
inwendig auf eine überaus artige Weise, mittelst
elastischer convergirender Stacheln, die in eine her-
vorstehende Spitze zusammen laufen, so gut ver-
wahrt ist, daß das vollkommene Thier zu seiner
Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges In-
sect durch diesen Weg hinein dringen kann*).

3. †. Quercifolia, (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt
. P. B. elinguis, alis reversis semitectis
dentatis ferrugineis margine postico nigris
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare buckli-
ge Stellung.

4. †. Pini, (Bombyx P. F.) der Kiefernspin-
ner, die Fichtenraupe
, Föhrenraupe.
P. B. elinguis, alis reversis griseis; strigis
duabus cinereis; puncto albo triangulari
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Eine der schädlichsten Raupen für die Kiefernwal-
dungen.

5. †. Vinula, (Bombyx V. F.) der Gabel-
schwanz, Hermelinvogel
. P. B. elinguis
albida nigro-punctata, alis subreversis fusco
venosis striatisque
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beyden Schwanzspitzen,
die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben
sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag einen
[Seite 310] scharfen Saft durch eine Öffnung unten am Halse
von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu
vertheidigen*).

6. †. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis
reversis rufo-cinereis; fasciis duabus linea-
ribus luteis flexuosis
.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch aben-
teuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwey
hornichten Schwan spitzen etc.

7. †. Mori, (Bombyx M. F.) der Seiden-
wurm
. P. B. elinguis, alis reversis pallidis;
striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari
.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral tab. 9.

Der Assyrische Bombyx beym Plinius etc. ist wohl
sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen
verarbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu
Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6
bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nach-
dem er sich vier Mahl gehäutet hat, in einen Coccon
von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er dritt-
halb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß
langen Faden besteht (deren 180 dicht neben einan-
der gelegt erst die Breite von einer Linie ausma-
chen), und kriecht endlich drey Wochen nachher als
Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das
überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im fol-
genden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen
Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind wohl ursprünglich in Schina**) zu Hause,
[Seite 311] gewöhnen aber auch unser Klima recht gut, und
man zieht sie nun auch in Nordamerika.

8. †. Neustria, (Bombyx N. F.) die Ringel-
raupe
. P. B. elinguis, alis reversis: fascia
sesquialtera; subtus unica
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Ästchen herum.

9. †. Pityocampa, (Bombyx P. F.) der Fich-
tenspinner
. P. B. elinguis alis griseis: stri-
gis tribus obscurioribus, posterioribus palli-
dis; puucto anali fusco
.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

10. †. Caja, (Bombyx C. F.) die schwarze
Bärenraupe
. P. B. elinguis, alis deflexis
fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis
nigro punctatis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.

11. †. Monacha, (Bombyx M. F.) die Nonne,
der Fichtenspinner
. P. B. elinguis, alis
deflexis, superioribus albis atro-undatis, ab-
dominis incisuris sanguineis
.

Jordens Geschichte der kleinen Fichtenraupe,
fig. 17–19.

Eins der furchtbarsten Insecten für Fichtenwal-
dungen.

12. †. Dispar, (Bombyx D. F.) P. B. elinguis,
alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebu-
losis: femineis albidis lituris nigris
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung
und Größe der beyden Geschlechter.

13. †. Chrysorhoea, (Bombyx. Ch. F.) die
schwarze Winterraupe
. P. B. elinguis,
[Seite 312] alis deflexis albidis, abdominis apice barba-
to luteo
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume,
die im Herbst aus den Eyernkriecht, und den Win-
ter durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem
welken Laube an den Ästen zubringt, ohne daß ihr
selbst die strengste Kälte schadet.

14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis,
alis planiusculis: superioribus ferrugineis lu-
nula alba anguli postici
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B.
elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigma-
tibus albidis coadunatis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.

16. †. Cossus, (Cossus ligniperda F.) die Wei-
denraupe
. P. B. elinguis, alis deflexis ne-
bulosis, thorace postice fascia atra, antennis
lamellatis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.

Dieselbe Raupe, von der Lyonet die meisterhafte
Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen,
Eichen etc., doch bey weiten am häufigsten an Wei-
denstämmen auf, die so von ihr durchfressen werden,
daß sie leicht ausgehen oder bey mäßigem Sturme
umfallen. Der Schade, den diese Raupe verur-
sacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das
Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey drey
Jahr alt wird, ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie
ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden
etliche Stunden lang im so genannten luftleeren
Raume, und mitten im Sommer fast drey Wochen
[Seite 313] lang unter Wasser ausdauern kann. Eben so son-
derbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle be-
wegen, und wenn die Zeit des Auskriechens her-
beynaht, aus der Mitte des Stammes sich vorn bis
an die Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

17. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis
laevis nivea, antennis thorace brevioribus,
alis punctis numerosis caeruleo-nigris, tho-
race senis
.

18. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis
falva, antennis thorace brevioribus, maris alis
niveis
.

19. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis grisescentibus, inferioribus ru-
bris, fasciis duabus nigris, abdomine supra
rubro
.

20. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis cristata, alis erosis pallidis: superio-
ribus basi incarnata, intra triangulum fuscum
.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.

21. †. Piniaria, der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flavo-maculatis sub-
tus nebulosis: fasciis duabus fuscis
.

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichten-
holzungen.

22. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cine-
reis: anticis fasciis 4 nigris abbreviatis inae-
qualibus
.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.

23. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albi-
dis, maculis rotundatis nigris: anticis strigis
luteis
.

[Seite 314]

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

24. †. Brumata, der Frostschmetterling,
Blüthenwickler
. P. G. seticornis, alis gri-
seofuscis: striga nigra postice pallidioribus;
femina aptera
.

Reaumur T. II. tab 30.

Eins der schädlichsten Insecten für Obsthäume.
Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eyer in die
Blüthenknospen.

25. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. T. alis rhom-
beis, superioribus viridibus immaculatis
.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

26. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis re-
curvatis, alis politis fuscescentibus: strigis re-
pandis albidis area interjecta glauca
.

Clerk phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

27. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fus-
cis, fascia et maculis niveis subinterruptis
;
posticis cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

28. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti.
alis superionbus flavis, maculis duabus argen-
teis, anteriore oblonga, posteriore ovata
.

Clerk phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

29. †. Pellionella, (Tinea P. F.) die Pelz-
motre
. P. Ti. alis canis, medio puncto ni-
gro, capite subgriseo
.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwert, ausgestopften Thieren etc.

30. †. Sarcitella, (Tinea S. F.) die Kleider-
[Seite 315] motte. P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque
puncto albo
.

Besonders in wollenen Kleidungsstücken.

31. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis
canis postice purpurascentibus, striga alba
,
scutello nigro, apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

32. †. Granella, (Alucita G. F.) der Wolf,
weiße Kornwurm
. P. Ti. alis albo nigro-
que maculatis capite albo
.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülfet, zerschrotet, und sich daher leicht ver-
räth*).

33. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis au-
ratis: fasciis 2 argenteis: priore antrorsum
,
posteriore retrorsum arcuata.

Clerk phal. tab. 12. fig. 14.

34. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fus-
cis, punctis tribus argenteis elevatis
.

Clerk phal. tab. 11. fig. 8.

35. †. Hexadactyla. (Pterophorus hexadactylus
F.) P. Al. alis patentibus fissis: singulis sex-
partitis cinereis
.

Hot wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein un-
gewöhnliches Ansehen.


IV. NEUROPTERA.

[Seite 316]

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte
netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die
mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die Larve
hat sechs Füße.

46. Libellula, Wasserjungfer, Spinne-
jungfer, Teufelsnadel
. (Fr. demoiselle,
Engl. dragon-fly.) Os maxillosum, maxillis
pluribus. Antennae thorace breviores. Alae ex-
tensae. Cauda maris hamoso-forcipata
.

Als Larve leben, diese Thiere im Wasser, und ha-
ben gleichsam eine bewegliche Maske oder Kappe vor
dem Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die
Paarung der vollkommen geflügelten Wasserjung-
fern, die überhaupt gar viel Sonderbares hat, wird
im Fluge vollzogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigricanti-
bus, thorace lineis duabus flavis, abdomine
lanceolato lateribus flavescente
.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling 1806
und 1807 am Harz und in Thüringen etc.) in mäch-
tigen Zügen sehen lassen*).

2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis co-
loratis
.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis hya-
linis
.

[Seite 317]

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera, Uferaas, Hafft, Geschwä-
der, Lorenzfliege
, Rheinschnacke. (he-
merobius, diaria
). Os edentulum absque pal-
pis. Ocelli 2 maximi supra oculos. Alae erec-
tae, posticis minimis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im
Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im Som-
mer binnen wenigen Tagen in manchen Gegenden
Millionen der vollkommen ausgebildeten Thiere mit
einem Mahl aus dem Wasser hervor geflogen, die
sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insec-
ten, erst nochmahls häuten müssen; überhaupt aber
diesen ihren vollkommenern Zustand weist nur kurze
Zeit, oft nur wenige Stunden genießen.

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis
.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329. sq.

Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis mar-
gine crassiore nigricantibus
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea, Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth.) Os edentulum palpis 4:
Ocelli 3. Antennae thorace longiores. Alae in-
cumbentes, inferioribus plicatis
.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhal-
ten, werden besonders durch die theils sehr künstli-
chen (meist cylindrischen, theils aber auch vierkanti-
gen) Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen,
und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus, mit
sich herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse
[Seite 318] aus Schilfstücken, andere aus Gras, aus Sand-
körnchen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen
Flußschneckchen u.s.w.

1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda bise-
ta, alis venosis reticulatis
.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-
striatis
.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. †. Rhombica. P. alis flavescentibus deflexo-
compressis macula rhombea laterali alba
.

Rösel. vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobius. Florfliege, Landlibel-
le
. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae
deflexae (nec plicatae). Antennae thorace con-
vexo longiores, setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene
Insect ähnelt dem vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis: va-
sis viridibus
.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

Befestigt seine Eyer auf eine wundersame Weise
auf Baumblätter oder an Moos etc. mittelst eines
aufrechtstehenden horstenähnlichen kleinen Stiels*).

2. †. Pulsatorius, (Psocus P. F.) die Papier-
laus, Holzlaus
. (Fr. le pou de bois.) H.
apterus, ore rubro, oculis luteis.

Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch
sind die geflügelten Individuen so äußerst selten be-
[Seite 319] merkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr kurze
Zell mit Flügeln versehen seyn müssen (§. 136.)

50. Myrmeleon, Afterjungfer. Os maxil-
losum: dentibus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli
nulli. Cauda maris forcipe e filamentis duobus
rectiusculis. Antennae clavatae longitudine tho-
racis. Alae deflexae
.

1. †. Formicarius, der Ameisenlöwe. (Fr.
le fourmilion.) M. alis macula alba margina-
li postica
.

Rösel vol. II. tab. 17 u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals hin-
ein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine In-
secten empfangt und verzehrt, die unversehens an
den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lo-
ckern Sand hinab schurren.

51. Panorpa, Skorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum. Palpi 2. Ocelli 3. Anten-
nae thorace longiores. Cauda maris chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro-ma-
culatis
.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia, Kamehlhals. Os dentibus 2
in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3.
Alae deflexae. Antennae longitudine thoracis an-
tice elongati cylindrici. Cauda feminae seta re-
curva laxa
.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.


V. HYMENOPTERA, (Piezata. Fabr.)

[Seite 320]

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit we-
nigen aber starken Adern durchzogen, auch meist
kürzer und schmähler sind als bey den Instcten der vo-
rigen Ordnung. Bey den mehresten sind die Weibchen
und geschlechtslosen Thiere mit einem verletzenden Sta-
chel am Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie
beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher
die ganze Ordnung auch von einigen Entomologen
Aculeata genannt worden. Die Larven sind verschie-
dentlich gebildet; theils wie Raupen mit zwanzig Fü-
ßen, theils wie Maden ohne Füße etc.*).

53. Cynips, Gallwespe. Os maxillis absque
proboscide. Aculeus spiralis, saepius reconditus
.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Thei-
le gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und
theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann der
Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis sie ihre
Verwandlung überstanden hat, und nun als voll-
kommenes Insect aus ihrem Kerker hervor brechen
kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß jene Eyer
selbst, nachdem sie von der Mutter in das Gewächs
gelegt worden, erst noch wachsen, theils noch ein
Mahl so groß werden, bevor die darin befindliche
Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo po-
stice nigro pedibus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krau-
sen Auswüchse verursacht, die unter dem Nahmen
[Seite 321] Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spon-
gia cynosbati
, Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel
hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer Ur-
heberinn verlassen sind, kleinen Wespen verschiede-
ner Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumahl auf den Inseln des mittelländischen Mee-
res; in den wilden Feigen, die man deßhalb zu
den zahmen Feigen hängt, damit der cynips von
jenen in diese übergehen mag, als wodurch die Zei-
tigung und Größe derselben befördert wird.

54. Tenthredo, Blattwespe. Os maxillis
absque proboscide. Alae planae tumidae. Acu-
leis laminis daabus serratis, vix prominentibus
.
Scutellum granis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reau-
mür fausses chenilles nennt), leben vom Laub und
finden sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden;
verpuppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clava-
tis luteis, abdominis segmentis plerisque flavis
.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. †. Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex, Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: Antennae
filiformes, articulis ultra 24 Aculeus exsertus
rigens serratus. Abdomen sessile mucronatum.
Alae lanceolatae, planae omnibus
.

[Seite 322]

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Le-
gestachel, sehr geschickt in weiches Holz zu bohren,
um seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich
einige Jahre lang im Holze auf*).

1. †. Gygas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso
.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. ichneumon, Schlupfwespe, Raupen-
tödter, Spinnenstecher
. Os maxillis absque
lingua. Antennae articulis ultra 30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exsertus vagina
cylindrica, bivalvi
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung
der Raupen, Spinnen und anderer Insecten bey-
tragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige Raupen,
die davon ertranken, und vor oder nach ihrer Ver-
puppung absterben. Manche sind auch an andere
Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, de-
nen sie als Larve ihre Eyer in den Leib legen, so
daß nach Rolanders Bemerkung, von verschiedenen
Gattungen die eine bloß zur Vertilgung der andern
geschaffen zu seyn scheint.

1. †. Persuasorius. (Pimpla persuasoria. F.) I.
scutello albo, thorace maculato. abdomine
atro segmentis omnibus utrinque punctis duo-
bus albis.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.

2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba
.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.

3. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomiae falcato
.

[Seite 323]

4. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pe
dibus flavis
.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eyer in die Raupen der Buttervögel,
so wie der vorige in die von manchen Phalänen.

57. Sphex, Raupentödter, Afterwespe.
Os maxillis absque lingua. Antennae articulis
10. Alae plano-incumbentes (nec plicatae) in
omni sexu. Aculeus punctorius reconditus
.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Ge-
schlechts graben sich Höhlen in sandigen Boden,
schleppen eine große Spinne oder Raupe einer Pha-
läne hinein, die sie meist nur lahm beißen, und
legen sodann in jede Höhle ein Ey, da dann nach-
her die junge Larve dem großen Thier, das die
Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Ge-
spinnste aussagt, und sich selbst ein Verwandlungs-
gehäuse daraus bereitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomihe fulvo,
postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria, (Crabro cribrarius F.) die
Sieb
-Biene. S. nigra, abdomine fasciis
flavis, tibiis anticis clypeis concavis fene-
stratis
.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen
des Männchen für durchlöchert gehalten, und hat
auch nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben
eine merkwürdige Bestimmung anzudichten, und
viel Schönes über die weise Einrichtung eines gar
nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden-
fly
.) Os maxillis absque proboscide. Antennae
filiformes: articulo 1 longiore, reliquis 11 bre
-
[Seite 324] vioribus. Abdomen subtus fornicatum, utrinque
squama laterali. Anus dentatus aculeo subexser-
to. Alae planae. Corpus auratum
.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo; apice quadridentato
.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa, Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp.)
Os maxillis absque proboscide. Alae superiores
plicatae in omni sexu. Aculeus punctorius re-
conditus. Oculi lunares. Corpus glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgen-
den Geschlechts werden durch die strenge gesellschaft-
liche Verbindung, in der sie theils zu Tausenden
beysammen leben, und durch die überaus kunstrei-
chen Nester und gemeinschaftlichen Wohnungen, die
sie sich mit vereinten Kräften aus so vielartigen
Stoffen (z.B. die Wespen aus Holzzasern etc., die
Immen aus Wachs, die Maurer-Bienen aus
Grand etc.) zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro, die Hornisse. (Engl. the hor-
net
.) V. thorace nigro antice rufo immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici con-
tiguo
.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. †. Vulgaris, die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace utrinque lineola interrupta, scu-
tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis
.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. Nidulans. (Fr. la guépe cartonière.) V. ni-
gra, thorace striga antica subscutelloque al-
bis, abdominis segmentis margine flavis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunst-
reichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit Schreib-
papier überzogenen Pappe.

[Seite 325]

60. Apis, Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os
maxillis atque proboscide inflexa vaginis duabus
bivalvibus. Alae planae in omni sexu. Aculeus
feminis et neutris punctorius reconditus
.

1. †. Mellifica, die Honigbiene, Imme.
A. pubescens thorace subgriseo, abdomine
fusco, tibiis posticis ciliatis, intus transverse
striatis
*).

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weiten zahlreichsten
Individuen geschlechtslos, d.h. sie werden von ei-
nem Vater erzeugt, und von einer dadurch befruch-
teten Mutter geboren, ohne doch selbst vollkomme-
ne Geschlechtsorgane zu haben. – Hier bey der
Imme hat das Weibchen, die so genannte Köni-
ginn
oder Mutterbiene, oder der Weißler,
einen schlanken schmahlen Leib, länger als die Dro-
nen, kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein za-
ckiges Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die männ-
lichen Bienen oder Dronen (Deck- oder Was-
ser
- oder Holmbienen) sind groß und stark von
Leibe, mit langen Flügeln etc. – Die geschlechtslo-
sen, oder Werk- und Arbeits-Bienen hin-
gegen sind weit kleiner als jene beyden, von mittlerer
Taille, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem
Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Gru-
be am Hinterschenkel, die zum Eintragen dient,
u.s.w. Diese letztern, deren in einem großen Stock
wohl auf 10,000 seyn können, haben allein die
mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens,
Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern
sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und
[Seite 326] Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen,
wo er ihnen von den ältern abgenommen, und das
Wachs vom Honig geschieden wird. Sie futtern die
Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock
rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie
sind mit Stachel als Waffen versehen, den sie aber
wenn sie tief stechen, leicht in der Wunde stecken
lassen. – Die männlichen Bienen (etwa 700 in
einem großen Stocke) haben keine andere Bestim-
mung, als sich mit ihrer Königinn (und zwar wie
es scheint im Fluge) zu paaren. Manche sterben
gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhun-
gern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so
genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-
läufig die für die Dronen bestimmten größer als die
übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft
nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen,
so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie
schwärmt. – In der Wildniß bauen die Bienen in
hohle Bäume, oder unter die Erde etc. Der Mensch
hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und
durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre
Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt.
– Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben
als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch
im Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschli-
chen Korpers*).

[Seite 327]

2. †. Centuncularis, (Anthophora C. F.) die
Rosenbiene
. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. IX. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät-
tern der Rosenbüsche.

3. †. Violacea, (Xylocopa V. F.) die Holz-
biene
. A. hirsutra atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushöhlet, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander
absondert.

4. †. Terrestris, (Bombus T. F.) die Hummel.
(bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir-
suta nigra thoracis cingulo flavo, ano albo
.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum, (Bombus M. F.) die Moos-
biene
. A. hirsuta fulva abdomine flavo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. †. Caementaria, die Maurerbiene. A ful-
va abdomine nigro (femina nigro-violacea pe-
dibus fuscis
).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grand und Mörtel an alten
Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen
Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude
sind, werden mit Gespinnste austapezirt, und zu-
[Seite 328] weilen auch vom Attelabus apiarius, Schlupwe-
spen etc. bewohnt.

61. Formica*), Ameise, Emse. (Fr. four-
mi.
Engl. ant.) Petiolus abdominis elongatus,
nodulosus, aut munitus squamula erecta. Acu-
leus feminis et neutris reconditus. Alae maribus
et feminis, sed neutris nullae
.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vor-
züglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier-
und mehreren Tausenden in einem Haufen auf. Die
Emfigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die Sorg-
falt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich so ge-
nannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen, geht
so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsamei-
se, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch
noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in
Sicherheit gebracht hat etc.

1. †. Herculanea, die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ovato, femoribus ferrugineis
.

Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. †. Rufa, F. thorace compresso toto ferrugi-
neo; capite abdomineque nigris
.

3. †. Rubra, F. testacea, oculis punctoque sub
abdomine nigris
.

4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra ni-
tida, tibiis cinerascentibus
.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers
im Schwarmen, da sie zuweilen in unzähliger Men-
ge und sonderbarer Gestalt der Schwärme als auf-
und niederfahrende Säulen zum Vorschein kommen,
[Seite 329] deren man zuweilen wohl 20 auf ein Mahl sieht,
die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht ausneh-
men*).

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo binodo-
so: priore subtus, thoraceque supra bidentato
.

Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadrispi-
noso, capite didymo magno utrinque postice
mucronato
.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Bon der Größe einer Wespe.

62. Termes, Weiße Ameise, Holz-Emse,
Termite
. (Fr. fourmi blanche, poux de bois.
Engl. white ant, wood-ant, Wood-louse.) Squa-
mula intergerina nulla. Alae maribus et feminis
temporariae; sed neutris plane nullae
.

1. Fatalis, (bellicosus Soland.) T. corpore fus-
co, alis fuscescentibus: costa ferruginea, stem-
matibus subsuperis oculo propinquis, puncto
centrali prominulo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben
daselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt we-
nigstens noch vier andere bekannt, die hin und wie-
der zwischen beyden, Wendezirkeln zumahl in beyden
Indien, im südwestlichen Afrika und auf Neuhol-
land zu Hause sind) findet sich besonders in Ostin-
dien und Guinea, und fuhrt aus Thon, Letten etc.
kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen besetzte,
inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zu-
weilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch sind; und theils
in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von
[Seite 330] Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den
Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen
ganz mit Gras überwachsen etc. und ist dabey so
fest, daß er mehrere Manschen zu tragen im Stan-
de ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen wei-
ten Gängen durchbogen sind, die theils über eine
halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird
in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen,
neue ausgeführt, andere erweitert u.s.w. Die
Zellen des Königs und der Königinn (als von wel-
chen in jedem Stocke nur ein Paar befindlich ist)
sind im Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst
um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf
folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht
bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen
und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten etc., und
können binnen wenigen Wochen mächtige Baum-
stämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib
der befruchteten Königinn 2000 Mahl dicker, und
größer wird, als er vorher war, ist schon oben er-
wähnt. Sie kann dann binnen 24 Stunden auf
80,000 Eyer legen.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus
pubescens. Thorax postice retusus. Aculeus re-
conditus punctorius
.

1. Occidentalis. (M. coccinea. F.) M. coccinea,
abdomine cingulo nigro.

In Nordamerika.


VI. DIPTERA*). (Antliata Fabr.)

[Seite 331]

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar
kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen oder
Balancirstangen (halteres); die hinter den Flügeln
an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen
Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbe-
stimmt ist, und derentwegen einige Naturkundige die
ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve
ist meist eine Made**), die Puppe braun, cylin-
drisch. Das vollkommene Insect hat bey einigen Ge-
schlechtern einen spitzigen harten Saugestachel, bey
andern einen weichen Schlurfrüssel, bey noch an-
dern bloß eine einfache Mündung u.s.w. Einige
Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus***), Bremse. Os apertura sim-
plex. Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares
in depressione oris utrinque siti
.

Bey den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen
[Seite 332] Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell
(die sogenannte Dasselbeule) entsteht, in wel-
chem sich die Larve (der Engerling) ernährt.

1. †. Bovis, die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze
.) O. alis immaculatis fuscis,
abdomine fascia atra media: apice pilis fulvo-
flavis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

2. Tarandi, die Rennthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flavo fascia nigra, abdo-
mine fulvo apice flavo
.

3. †. Equi, die Pferdebremse. (Oestrus bo-
vis
Linn.) O. alis albidis, fascia media punc-
tisque duobus nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt ihre Eyer den Pferden an die Schultern und
Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Larven von
denselben abgeleckt und hinuntergeschluckt werden;
die sich dann von dieser und der folgenden Gattung,
im Frühjahr fast allgemein und theils in großer An-
zahl im Magen der Pferde finden, wo sie mit dem
vordern spitzen Ende ihres an Größe und Form un-
gefähr einem Dattelkern ähnelnden Körpers (Engl.
Botts) in der innern Haut des Magens eingehakt
fest sitzen.

4. †. Haemorrhoidalis, die Pferdebremse.
O. alis immaculatis fuscentibus, abdomine
atro, basi albo apicequc fulvo
.

Clarc l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eyer den Pferden gleich an die Lippen.

5. †. Ovis, die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigroque
versicolore
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hir-
sche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

[Seite 333]

65. Tipula, Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore fornicata:
palpi duo incurvi capite longiores. Proboscis re-
curvata brevissima
.

Äußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar
in Schwefelwassern leben können, und die Herr
Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen über
der Meeresfläche angetroffen.

1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, co-
sta marginali fusca
.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl
am Gemüse viel Schaden.

2. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis
incumbentibus, thorace virescente, alis hya-
linis puncto nigro
.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser und ist eine
Speise der Armpolypen.

3. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis
deflexis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis
.

Frisch P. XI. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Or-
ten, Abtritten etc. lebt.

66. Musca, Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.)
Os proboscide carnosa: labiis 2 lateralibus: pal-
pi duo
.

1. †. Vomitoria, die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, abdo-
mine caeruleo nitente
.

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdomine
nitidulo tesselato: oculis rubris.

Frisch P. VII. tab. 14.

[Seite 334]

Gebärt lebendige Maden.

3. †. Domestica, die Stubenfliege. M. an-
tennis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis
5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis
.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb. 1784. 4.)

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und theil
in Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland, am
Cap etc. in unsäglich lästiger Menge*). Das be-
fruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer in
Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppenhülse auf-
zusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege
ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.

4. †. Cellaris, (vinulus, conops). M. antennis
setariis pilosa nigra, alis nervosis, oculis fer-
rugineis
.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über-
haupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa ni-
gra, abdomine subcinereo, alis basi subfla-
vis, oculis brunneis
.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonderba-
ren, gleichsam hüpfenden Flug.

6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis se-
tariis, subpilosa atra, alarum costa nigra, ocu-
lis ferrugineis
.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

[Seite 335]

67. Tabanus, Blinde Fliege, Breme. (Fr.
taon.) Os proboscide carnosa, terminata labiis
duobus. Rostro palpis duobus, subulatis, pro-
boscidi lateralibus, parallelis.

1. †. Bovinus. T. oculis virescentibus, abdomi-
nis dorso maculis albis trigonis longitudina-
libus
.

Reamur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam
flexilem
.

1. †. Pipiens, die Mücke, Schnacke. (Fr.
le cousin. Engl. the gnat. Portug. Mosqui-
to
.) C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I.
tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl in
heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie bey
uns in brennenden Sommertagen – weit heftigere
Entzündung verursachen), sind diese Thiere, die
von den Europäischen Seefahrern, nach dem Portu-
gisischen, Moskiten genannt werden, in un-
säglicher Menge, und werden oft eine recht gefähr-
liche Plage. Unkundige Reisende belegen aber auch
wohl überhaupt alle mückenartige stechende Insec-
ten mit dem gemeinschaftlichen Nahmen von Mos-
kiten.

2. Reptans, (Scatopse R. F.) die Beißfliege,
Columbachische Mücke, Colombatz
. C.
niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo
albo
.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II.
tab. 2. fig. 1.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien,
vor allem aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im
[Seite 336] Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeßli-
chen Scharen erscheint und den Pferden a. a. Vieh
zu allen Öffnungen des Körpers einkriecht, daß es
oft davon in wenigen Minuten sterben muß. Auch
den Menschen wird sie dann wenigstens äußerst lä-
stig, wenn auch nicht so gefährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi,
thorace longiore, valvulis horizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedi-
bus posticis longis: alterius sexus pennalis.

Sulzers Kennz. tab. 21, fig. 137.

70. Conops, Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.

1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis
subplumatis, cinerea glabra ovata
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege,
nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden
Bohrstachel. Sie kommt nur, wenn es regnen will,
in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß
an die Beine, so wie sie draußen auf der Weide
sich an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist,
das daher so unruhig wird und aufstampft.

71. Asilus, Raubfliege. Os rostro corneo
porrecto, recto bivalvi
.

1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flavo
inflexo
.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylius, Schwebfliege. (Fr. bour-
don
. Engl. buzz-fly) Os rostro porrecto, seta-
ceo, longissimo, bivalvi, valvulis horizontali-
bus, intra quas aculei setacei
.

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.

[Seite 337]

Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.) Os
rostro bivalvi, cylindrico, obtuso, nutante. Pe-
des unguibus pluribus.

1. †. Equina, die Pferdelaus. (Engl. the
horseleech
.) H. alis obtusis, thorace albo va-
iegato, pedibus tetradactylis
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe,
in welcher sich in den ersten Wochen nichts als ein
weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum erwach-
senen Thiere gebildet wird, das nach einiger Zeit
als vollkommen erwachsenes geflügeltes Insect aus-
kriecht.

2. †. Ovina, die Schaflaus. (Engl. the sheep-
tik, sheepfagg
.) H. alis nullis.

Frisch P V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.


VII. APTERA.

[Seite 338]

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in
Rücksicht der Größe, Bildung, Aufenthalt, Nah-
rung, Freßwerkzeuge, Anzahl und Länge der Füße,
der Augen u.s.w. gar sehr verschieden. Theils legen
sie Eyer, theils gebären sie lebendige Junge. Den
Floh ausgenommen, besteht wohl keines der übrigen
eine eigentliche Verwandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2 se-
taceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis extensis.
Corpus squamis imbricatum
.

1. †. Saccharina, der Zuckergast, das Fisch-
chen
. (forbicina.) L. squamosa, cauda triplici.

Ist eigentlich in Amerika zu Hause, aber nun
schon fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pedes 6 cur-
sorii. Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bi-
furca, saltatrix, inflexa. Antennae setaceae elon-
gatae
.

Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zu-
weilen manche Gattungen (z.B. P. nivalis, der
so genannte Schneefloh) in Unzahl auf frischge-
fallenem Schnee*).

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.

Ost haufenweise unter Blumentöpfen.

76. pediculus, Laus. (Fr. pou. Engl. louse.)
Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exse-
[Seite 339] rendo. Antennae longitudine thoracis. Abdomen
depressum sublobatum.

Vielleicht eines der weitläufigsten aller Thierge-
schlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel
mögen wohl ihre Läuse haben; und selbst Fische, ja
sogar manche Insecten, wie die Bienen etc. sind da-
mit geplagt*).

1. †. Humanus, die Laus. P. humanus.

Ist, außer dem Menschen, meines Wissens bloß
am Schimpansee (Simia troglodytes) und am Coai-
ta (Cercopithecus paniscus) gefunden worden.
Bey den Mohren sind die Läuse schwarz; daß sie sich
aber, wie Oviedo u.a. behaupteten, auf den Schif-
fen verlören, wenn diese die Linie passiren, ist lei-
der eine Fabel**).

2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the
crab-louse
.) P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

77. Pulex, Floh. (Fr. puce. Engl. flea.) Pe-
des 6 saltatorii: oculi 2. Antennae filiformes.
Os rostro inflexo, setaceo, aculeum reconden-
te. Abdomen compressum.

1. †. Irritans, der Floh. P. proboscide cor-
pore breviore
.

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc. doch
nicht im äußersten Nordamerika, und nur sehr ein-
[Seite 340] zeln auf manchen Westindischen Inseln (z.B. auf
Martinike) etc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr alt
werden.

2. Penetrans, der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton
, Attun. P. proboscide cor-
poris longitudine
.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern Amerika,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in
den Sprüngen, ist aber kleiner; halt sich besonders
im Staube auf, und legt seine Eyer dem Menschen
unter die Nägel der Fußzehen, wodurch heftige
und zuweilen in Brand übergehende Entzündungen
entstehen.

78. Acarus, Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.)
Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Tentacula 2
articulata, pediformia
.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*), die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf
andern Thieren finden.

1. †. Ricinus, (Ixodes R. F.) die Zangenlaus,
der Holzbock
. A. globoso-ovatus: macula
baseos rotunda: antennis clavatis
.

Frisch P. V. tab. 19.

2. †. Siro, die Käsemilbe, Miete. (Fr.
le ciron, la mile. Engl. the mite) A. lateri-
bus sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis,
femoribus capiteque ferrugineis, abdomine
setoso
.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie
wird nur mit drey Paar Füßen geboren, und das
vierte wächst erst nachher dazu.

[Seite 341]

79. Hydrachna, Wasserspinne, Wasser-
milbe
. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4,
6. Caput, thorax, abdomenque unita
.

1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F.
Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotundata
maculis pluribus; oculis inferis
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

80. Phalangium. Pedes 8. Oculi verticis a
contigui. Frons antennis pediformibus. Abdo-
men rotundatum
.

1. †. Opilio, der Weberknecht, Schuster,
Geist, Tod
, die Holzspinne. (Fr. le fau-
cheur
. Engl. the shepherd.) P. abdomine
ovato; subtus albo
.

Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum, und eines der wenigen
Land-Insecten, die Wasser trinken. Die ausgeriffe-
nen Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch
Bewegung. Das zweyte Paar derselben scheint ihnen
statt Fühlhörner zu dienen. Die Augen sitzen dem
Thiere zwischen den Schultern.

2. †. Cancroides, (Scorpio C. F.) der Bücher-
scorpion
. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab-
domine obovato depresso, chelis laevibus, di-
gitis pilosis
.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheren
sonderbar aus. Kriecht vor- und rückwärts wie ein
Krebs.

3. Balaenarum, die Wallfischlaus. P abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato
.

Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18.
fig. 7.

[Seite 342]

4. Araneoidés. (Solpuga A. F.) P. chelis denti-
tis villosis, corpore oblongo
.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung,
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea, Spinne, Kanker. (Fr. araignée.
Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (plerisque).
Os unguibus s. retinaculis 2. Apus papillis tex-
toriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen*), die sich meines Wissens alle bloß von
lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren;
auch einander selbst auffressen. Die mehresten we-
ben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage
sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und
Wetter aushalt, bewundernswürdig ist**). Auch
hat man mehrmahls den freylich seltsamen Einfall
im Kleinen ausgeführt, aus Spinnewebe, und be-
sonders aus dem Eyergespinnste der Kreuzspinne,
eine Art Seide zu verarbeiten. – Der so genann-
te fliegende Sommer (Mädchen-Sommer, Ma-
riengarn etc.) (Fr. Filets de St. Martin, cheveux
de la Ste. Vierge
. Engl. Goffumer.) ist wenig-
stens größtentheils einer kleinen Gattung von Spin-
nen (der A. obtectrix) zuzuschreiben, die zumahl
im Frühjahr häufig an Hecken und Büschen umher
webt.

1. †. Diadema, die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba
punctata
.

Rösel vol. IV. tab. 35-40.

[Seite 343]

H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und die
folgende Spinne für die untrüglichsten Wetterpro-
pheten.

2. †. Domestica, die Fensterspinne. A. ab-
domine ovato fusco: maculis nigris 5 subcon-
tiguis: anterioribus majoribus
.

Clerk tab. 2. fig. 9.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens
nigra: lineis semicircularibus 3 albis trans-
versis
.

Clerk tab. 5. fig. 13.

Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein
Gespinnste.

4. †. Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo
fusco.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hinter-
leibe mit sich umher, und wagt mit einer beyspiel-
losen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er
ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).

5. Avicularia, die Buschspinne. A. thorace
orbiculato convexo: centro transverso exca-
vato
.

Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11, 12.

Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bun-
te Goldfarben, Sie soll Colibrite tödten, und die
Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann auch bey
Menschen gefahrvolle Entzündung verursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus
longissimis
.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.

[Seite 344]

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabel von den unausbleibli-
chen Folgen ihres Bisses und den musikalischen Hei-
lungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß es
theils Einbildungen hypochondrischer und hysterischer
Patienten; mehrentheils aber armselige Betteleyen
seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende ha-
ben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig,
daß diese Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen
Erdhöhlen aufhält, den Schnittern zur Erntezeit
durch ihren Biß lästig wird: und, so wie der Stich
mancher anderer Insecten im brennenden Sommer
gefährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz-
erregen) kann, so auch freylich wohl der Taran-
tel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo
lateribus striatis: pedibus fulvis apicibus ni-
gricantibus
.

Labillardiere voyage. tab. 12. fig. 4-6.

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen
Insulanern zu Hunderten geröstet und gegessen wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 fron-
tales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes
.
Cauda elongata articulata terminata mucrone ar-
cuato.
Pectiles 2 subtus inter pectus et abdomen.

Die Scorpione haben in der Bildung und Le-
bensart manches mit den Krebsen gemein, auch wer-
fen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Sie
nähren sich von andern Insecten, und hecken leben-
dige Junge. Der Stich der kleinen Europäischen
[Seite 345] ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u.a. dgl.
Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*).

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus sub-
cordatis pilosis
.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis ma-
nibus angulatis
.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1, 2.

83. Cancer, Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.)
Pedes 8. insuper manus 2 chelatae. Oculi 2 di-
stantes, plerisque pedunculati, elongati mobi-
les. Palpi 2 cheliferi. Cauda articulata inermis.

Ein weitläufiges Geschlecht, dessen Gattungen
nach der verschiedenen Länge und Bedeckung des
Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien
abgetheilt worden**):

A) Brachyuri, Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen
.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, tho-
race laevi lateribus antice planato, caudae me-
dio noduloso-carinato
.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey Annä-
herung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er ver-
wirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel, so
wie andere Krebse auch: aber die vorgegebene Ab-
sicht fällt weg.

2. Ruricola, die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thoracae laevi integerrimo, anti-
[Seite 346] ce retuso: pedum articulis ultimis penultimis
undique spinosis
.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Landstrichen.
Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Früh-
jahr, theils in großen Scharen nach den Seeufern,
um die Eyer in den Sand zu legen.

3. Vocans, die Sandkrabbe. (Engl. the
sand-crab
.) C. brachyurus, thorace quadra-
to inermi, chela altera ingenti
.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerika. Das
Männchen*) wird durch die auffallende Ungleichheit
seiner beyden Scheren merkwürdig, deren eine nicht
viel größer als ein Bein des Thieres, die andere
hingegen so schwerfällig ist, das sie der Krebs, wenn
er von der Stelle will, auf den Rücken legen, und so
forttragen soll.

4. †. Maenas, die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeviusculo, utrinque quinquedentato,
carpis unidentatis, pedibus ciliatis: posticis
subulatis
.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrin-
que dentato, pedibus posticis unguibus ge-
minis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche andere
Krabbenarten vier Beine oben auf dem Rücken,
womit er eine leere Muschelschale fassen und da-
mit kleine Fische oder Krebse zu seiner Nahrung
fangen soll.

6. †. Pagurus, der Taschenkrebs, die Ta-
sche
. (Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
[Seite 347] race utrinque obtuse novem-plicato, mani-
bus apice atris
.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schne-
ckenkrebse
.

7. Bernhardus, (Pagurus B. F.) der Einsied-
ler
. C. macrourus parasiticus, chelis corda-
tis muricatis: dextra majore
.

Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie
es scheint ohne Auswahl besonderer Geschlechter
oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbene
Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedlerkrebs
bezogen, und von außen zugleich mit Alcyonien
u.a. dgl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so ge-
nannte Krebse
.

8. Cammarus, (Astacus marinus. F.) der Hum-
mer
. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.) C.
macrourus thorace laevi, rostro lateribus den-
tato: basi supra dente duplici
.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er,
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten, hin und
her zieht.

9. †. Astacus, (Astacus fluviatilis F.) der
Flußkrebs, Edelkrebs
. (Fr. l'ecrevisse.
Engl. the craw-fish.) C. macrourus thorace
laevi, rostro lateribus dentato: basi utrinque
dente unico
.

Rösel vol. III. tab. 54-61.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende Spiel-
arten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges Alter und
wirft bekanntlich seine ganze Schale alljährlich ab,
wobey zugleich seine drey Zähne und selbst sein Ma-
gen erneuert werden. Die zwey kalkigen Steine, die
sich im Sommer zu beyden Seiten seines Magens
[Seite 348] finden (die irrig so genannten Krebsaugen), sind
doch wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die neue
verjüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Ver-
luft von Füßen, Scheren etc. dieser u.a. Gattungen
von Krebsen, wird durch ihre starke Reproductions-
kraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen so gar Füße
und Scheren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe
am Leibe) gequetscht oder mit einem glühenden Ei-
sen berührt werden, von selbst von sich. (So wie
es der Hummer zuweilen bey heftigen Donnerschlä-
gen thun soll.)

10. †. Squilla, (Palaemon S. F.) die Gra-
nate, Garneele
. (Fr. la chevrette, cre-
vette, salicoque, le barbbot
. Engl. the shrimp.)
C. macrourus, thorace laevi, rostro supra
serrato, subtus tridentato, manuum digitis
aequalibus
.

Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II.
tab. 1. fig. 1. 2.

11. †. Crangon; (Crangon vulgaris F.) die
Garneele
. C. macrourus, thorace laevi, ro-
stro integerrimo, manuum pollice longiore
.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1, 2.

So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa, zumahl in der Nordsee.

12. †. Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus,
thorace antrorsum aculeato, fronte diphylla,
manibus subadactylis
.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus arti-
cularis, manibus adactylis compressis falcatis
serrato-dentatis
.

Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittelländischen u.a. Meeren der wärmern
Erdstriche.

[Seite 349]

14. †. Pulex, (Gammarus P. F.) die Fluß-
Ganeele
. C. macrourus articularis, mani-
bus 4 adactylis, pedibus 10
.

Rösel vol. III. tab. 62.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.

15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. ma-
crourus articularis, manibus adactylis, pedi-
bus patentibus, cauda cylindrica bifida
.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.

In stehenden Wassern.

84. Monoculus, Kiefenfuß. Pedes natato-
rii. Corpus crusta tectum. Oculi approximati,
testae innati.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Geschlechts
finden sich bloß im Wasser.

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der Molicki-
sche Krebs
. (Engl. the horse-shoe, helmed-
fish.
) M. testa plana convexa sutura lunata,
postica dentata, cauda subulata longissima
.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von
4 Fuß erreichen kann. Daß es einäugig genannt
worden, ist lächerlich, da es über 2000 Augen hat.
Auch findet es sich nicht allein in Ostindien, sondern
auch an den Küsten des nordöstlichen Amerika, zumahl
häufig in der Bahamischen Meerenge.

2. †. Apus. M. testa subcompressa, antice retu-
sa, postice truncata, cauda biseta
.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber daselbst in nassen Jahren, nach Überschwem-
mungen etc. in auffallender Menge. Wie es scheint
ein wahrer Zwitter*), dem Schäffer über 2 Millio-
nen Gelenke angerechnet hat.

[Seite 350]

3. †. Pulex, der Wasserfloh. M. antennis
dichotomis, cauda inflexa
.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwas-
ser: theils an Orten so häufig, daß er bey seiner
röthlichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser,
das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. †. Quadricornis. M. antennis quaternis, cau-
da recta bifida
.

Sulzers Gesch. tab. 30 fig. 9.

Beyde, diese und die vorige Gattung, sind eine
gewöhnliche Speise der Armpolypen.

85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae.
Corpus ovale.

1. Ceti, (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus.
O ovalis segmentis distinctis, pedibus tertii
quartique paris linearibus ovaticis.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.

2. †. Asellus, der Kelleresel. (millepeda. Fr.
la cloporte. Engl. the wood-louse.) O. ova-
lis, cauda obtusa, stylis simplicibus
.

86. Scolopendra, Assel. Pedes numerosi, to-
tidem utrinque quot corporis segmenta. Antennas
setaceae Palpi 2 articulati. Corpus depressum.

1. Morsitans. S pedibus utrinque 20.

Sulzers Gesch. tab 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

2. †. Lagura. S. pedibus utrinque 24, corpore
ovali, cauda penicillo albo
.

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.

[Seite 351]

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen die-
ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen
Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige
Paare derselben mit aus dem Ey bringen.

3. †. Electrica, die Feuerassel, der Feuer-
wurm
. S. pedibus utrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2, 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck, wo sie
gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt
vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch
zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl
die gar nicht seltenen Fälle erklären, wo sich dieses
Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt
und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh etc.
verursacht hat.

87. Julus, Vielfuß. Pedes numerosi: duplo
utrinque plures quam corporis segmenta. Anten-
nae moniliformes. Palpi 2 articulati. Corpus
semicylindricum
.

1. †. Terrester. (Engl. the hundred legs). S.
pedibus utrinque 100.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder im
Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.


[interleaf]

Table of contents

[titlePage_recto]
Handbuch
der
Naturgeschichte
Multa fiunt eadem sed aliter.
(quintilian.)
Neunte Ausgaben
Zweyte Abtheilung.

Wien
1816
,
bey Kath. Gräffer und Härter.
[titlePage_verso]

Neunter Abschnitt.
Von den Würmern.

[[1]]

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche,
die Würmer hingegen so wenig allgemein passende
positive Charaktere, daß man die letztern vielleicht am
kürzesten durch diejenigen weißblütigen Thiere definiren
könnte, die keine Insecten sind; als von welchen sie
sich sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als
der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unterscheiden.
(§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen, theils
gleichsam gallertartigen Körper: nur wenige sind,
wie die Aphroditen, mit Haaren, einige, wie die
See-Igel, mit einer kalkartigen Schale bedeckt.
Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunstreiche
Hülse von Sandkörnchen etc. viele andere Thiere dieser
Classe aber (die Conchylien nähmlich und manche Po-
lypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast
porzellan- oder steinartiges Gehäuse, das ihnen
zum Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von
den Thiere umher getragen wird, theils aber unbe-
weglich fest sitzt.

§. 148.

[Seite 2]

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich ge-
flügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze
aus dem Wasser heraus thun kann, ist kein Flug zu
nennen), auch kann man ihnen keine eigentliche Füße
zum Aufstützen des Körpers und zum Fortschreiten zu-
gestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel,
Seesterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen
eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann wird auch
der Mangel dieser äußern Bewegungswerkzeug:
bey vielen Würmern durch die bey ihnen ausnehmende
Kraft, ihren Körper wechselsweise enge zusammen zu
ziehen, und wieder weit aufzustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so-
genannte Fühlfaden (tentacula), oder biegsame
ungegliederte, meist weiche fleischige Faden am
Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher Länge, über-
haupt aber von mannigfaltiger Bestimmung sind.
Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang:
u.s.w.

§. 150.

Übrigens läßt sich über die Sinne dieser Thiere
und deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als
über der Insecten ihre, sagen. Doch haben einige
ungezweifelt wahre Augen (wie die Tintenfische etc);
und andere, wie z.B. die Polypen, haben ohne
Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten
[Seite 3] Gewürme wieder eben so sehr von der Insecten ihrem,
als diese von dem der röthblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen
schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens
kein einziges Thier derselben sich (so wie hingegen die
allermehrsten Insecten) einer Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehrsten
ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der Erde:
und viele ausschließlich im lebendigen Körper anderer
Thiere, wie die Darmwürmer, Samenthierchen
u.s.w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer Re-
productionskraft, und einige, wie z.B. der Klei-
steraal, das Räderthier etc. besitzen eine Art von Revi-
viscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstörbar
scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch
die Tintenfische etc. ausgenommen, sind wohl die aller-
mehrsten Würmer wahre Hermaphroditen, von
denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der
oben angegebenen Weisen (§. 20.) fortzuflanzen im
Stande ist*).

§. 155.

[Seite 4]

Die unübersebliche Menge von Seegeschöpfen in
dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchylien und
Corallen, werden in der großen Haushaltung der
Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im
Ocean [– so wie die Insecten auf und in der Erde
(§. 143.) –] unendlich mannigfaltigen überflüssigen
oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken,
gleichsam umwandeln u.s.w. – Dem Mensche
insbesondere werden sie dadurch nutzbar, daß viele
derselben, zumahl unter den Mollusken und Conchy-
lien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie z.B.
nahmentlich venus mercenaria und mytilus bidens)
manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer
Hauptnahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde
ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe genom-
men*). Aus dem den Blackfischen eigenen Saft kann
Tinte und Tusche bereitet werden. Der Bart der
Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die ver-
arbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Per-
len
**). Das rothe Corall gibt einen wichtigen
Handelsartikel, zumahl nach Ostindien. – Verschie-
dene Schneckchen oder Muscheln etc. cursiren ganz oder
[Seite 5] in Stückchen geschnitten bey einigen fernen Völkern
statt Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel-
stückchen von verschiedenen Farben machen die Irokesen
u.a. Nordamerikanische Indianer ihre Denkschnüre
(wampum) etc. die ihnen statt Urkunden dienen*).
Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schnecken-
häuser statt Trinkgeschirren, Löffeln etc. Die
Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen
Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.).
Die nordwestlichen Amerikaner schärfen ihre Har-
punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel-
schalen. – Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich
manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die
auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des
Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu
mancherley häuslichem Gebrauche. Unzählige
Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt;
einige große dünne Muschelschalen im südlichen Schina
und der Indischen Halbinsel statt Fensterscheiben
gebraucht u.s.w. Auch dienen die Conchylien zum
allgemeinsten Putz der wilden Völker**). Die Blut-
[Seite 6] egel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches
Genesmittel.

§. 156.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe gehören
vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des mensch-
lichen Körpers
, die sich entweder, wie die Mast-
würmer, Spuhlwürmer, Trichuriden und Bandwürm-
mer im Darmcanal, oder wie der Nervenwurm nahe
unter der Haut aufhalten*). Sodann auch die Egel-
schnecken, die sich bey den Schafen etc., die Fin-
nen
bey den Schweinen, die Blasenwürmer und
so viele andere Würmer, zumahl bey den vierfüßigen
Hausthieren und bey Fischen finden, und sie krank
machen. Die Regenwürmer und Schnecken schaden
Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade etc.
durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf einige
wenige Abänderungen im Ganzen die Ordnung bei
Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich
sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte weiche Würmer, mit deutli-
[Seite 7] chen, theils sehr zahlreichen Gliedmaßen; viele
derselben haben große Ähnlichkeit mit den Bewoh-
nern der Schneckenhäuser und Muschelschalen in
der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vorigen Ord-
nung ähnlichen Bewohner der Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorpeligen
Körper, und theils mit einer festen (gleichsam
kalkartigen) Cruste. See-Igel, Seesterne,
Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflanzen-
thiere, die einen Corallenstamm oder andere
ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne
Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.

* * *

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. B. Lamark Sytème des animaux sans vertèbres. Par.
    1801. 8.
  2. J. Gu. Bruguiere histoire naturelle des vers. in der Ency-
    clopédie méthodique
    . Paris 1789. 4.
  3. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluviati-
    lium
    Havn. 1773. 4.
  4. Alb. Seba thesaurus (f. S. 238.) vol. III.
* * *
  1. Viel Wichtiges und Lehrreiches zur N. G. dieser Thier-
    classe, was in theils sehr seltnen und kostbaren Werken
    zerstreut und daher nicht allgemein bekannt ist, findet
    man nützlich zusammen gestellt in einem Buche, wo
    es mancher nicht gesucht haben würde, nähmlich m
    dem neuen Jugendfreund etc. für die gebil-
    dete Jugend
    (von J. C. A. Heyse) – Ham-
    burg 1802. IV Bände 8.

[Seite 8]

I. INTESTINA.

Die mehrsten haben theils einen cylindrischen,
theils einen bandförmigen Körper. Die Eingeweide-
würmer des menschlichen Körpers sind (die Samen-
thierchen ausgenommen) alle aus dieser Ordnung*).

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hairworm.)
Corpus filiforme, teres, aequale, laeve.

1. †. Aquaticus, das Wasserkalb. G. palli-
dus extremitatibus nigris
.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirn-
faden. In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen
aber auch wie der folgende tropische Nervenwurm
bey Menschen in Geschwüren etc.

2. Medinensis, der Nervenwurm, Faren-
teit
(dracunculus, yena Medinensis. Fr. le
ver de Guinée
). G. totus pallidus.

Sloane. nat. hist. of Jamaica. vol. II.
tab. 134. fig. 1.

Am Persischen Meerbusen, in Ägypten, Ost-
und West-Indien, auf Guinea etc. Wohl 2 Ellen
lang. Zeigt sich unter der Haut, zumahl an den
Knöcheln, Knien, Armen etc. wo er schmerzhafte
Beulen, Entzündung u.s.w. verursacht, und
äußerst vorsichtig (damit er nicht abreiße) ausgewun-
[Seite 9] den werden muß; eine langwierige oft mehrere
Wochen dauernde Operation*).

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo,
intestinis conspicuis.

1. †. Vermicularis, der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm
. A. cauda subulata,
cute ad latera corporis subtilissime crenata.

(tab. I. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf, saugt
mit dem stumpfern Ende.

2. †. Lumbricoides, der Spuhlwurm, Herz-
wurm
. (lumbricus teres. Fr. le strongle.
Engl. the round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima transversa, intestino aurantio.

(tab. I. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen
Körper, zumahl in den dünnen Därmen; zuweilen
in unsäglicher Menge.

3. Trichocephalus. Corpus inaequale,
teres; antice capillare, postice incrassatum.

1. †. Dispar, die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laevis, anterius subtilissime
striatus
.

(tab. I. fig. 3.)

Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchus, Kratzerwurm. Cor-
pus teres, proboscide cylindrica retractili echi-
nata
.

[Seite 10]

1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, probos-
cide vaginata: aculeorum uneinatorum ordi-
nibus pluribus, papillis suctoriis senis
.

Göze Eingeweibewürmer tab. 10. fig. 1 – 6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lumbricus. Corpus teres annulatum, lon-
gitudinaliter exasperatum aculeis conditis
.

1. †. Terrester, der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre
. Engl. the earth-worm, dew worm.)
L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium
.

(tab. I. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen
schädliche Thier: ein wahres animal subterraneum.
Unter dessen Haut selbst wieder eine Gattung kleiner
Intestinalwürmer (ascaris minutissima) nistet.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus
sexfariam aculeatus
.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. I. fig. 1–4.

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll langes
Thier. In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie der
gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Repro-
ductionskraft. Sogar ein abgeschnittenes 1/26 des
Thieres kann binnen einigen Monathen wieder zu
einem ganzen Thiere von vollkommener Länge repro-
ducirt werden. Seine natürliche Fortpflanzung ge-
schieht sowohl indem er lebendige Junge gebärt,
als auch durch junge Brut, die er wie Sprossen
austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, planiuscu-
lum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica, die Egelschnecke. (Fr. la
douve
. Engl. the fluke.) F. depressa, ovata
fusca, antice tubulo instructa
.

[Seite 11]

J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1.–8.

In den Lebern der Schafe.

2. †. Intestinalis, der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick
. F. corpore taeniolari margini-
bus undulatis
.

Journal des savans 1726. pag. 102.

Wie ein schmaler Riemen; ungegliedert: in der
Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist selbst, nach-
dem diese gesotten waren, noch lebendig in ihnen
gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm
. (lumbricus latus. Fr. ver soli-
taire
. Engl. tape-worm, jointed-worm.) Cor-
pus planiusculum, geniculatum. Os quadrilo-
bum
.

Ein weitläufiges, sowohl wegen der ausnehmend
sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen
der härtnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die
durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen
Körper verursacht werden, überaus merkwürdiges
Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich
mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. I.
fig. 4.) heraus ragenden zugespitzten Saugerüssels
im Darmcanal fest*). Zunächst auf den Kopf folgt
(wenigstens bey den nachbenannten Gattungen) ein
überaus schmahler fast fadenförmiger Hals (tab I.
fig. 4.), der allgemach mit immer deutlichern und
größern Gliedern in den übrigen Körper des Wurms
übergeht. In jedem der größern Gliedern, die
dann bey weitem den längsten Theil des Thiers aus-
machen (tab I. fig. 5. 6.), zeigt sich ein besonde-
[Seite 12] rer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form,
wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen durch eine am
Rande oder auf der breiten Seite befindliche einfache
oder doppelte Offnung von sich geben kann. Übrigens
ist der Bandwurm nichts weniger als solitaire,
sondern man hat gar oft bey Einem Menschen
oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zu-
gleich
gefunden.

1. †. Solium, der langgliedrige Band-
wurm
. (T. cucurbitina.) T. humana articulis
oblongis, orificio marginali solitario, ovario
pinnato
.

(tab. I. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie die folgende, im dünnen Darme
beym Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (ver-
mes cucurbitini, ascarides Couleti
) sind abge-
setzte Hinterglieder dieses Wurms.

2. †. Vulgaris, der kurzgliedrige Band-
wurm
. T. humana articulis abbreviatis, trans-
versis, orificio laterali duplici, ovario stellato
.

(tab. I. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl häufig
in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taenifor-
me desinens in vesicam lymphaticam. Os qua-
drilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden,
hat bey den mehrsten Gattungen viele Ähnlichkeit
mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber
endigt sich in eine eyförmige Wasserblase von ver-
schiedener Größe.

1. †. Finna, die Finne. H. conica, vesicae
[Seite 13] duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab 39.

Im Schweinefleisch Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich
bloß bey dem vom Menschen unterjochten Haus-
schwein, aber nicht bey der wilden Sau findet, so
gibt sie ein Beyspiel von organisirten Körpern, die
erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam nach-
erschaffen zu seyn scheinen.

2. †. Globosa. H. simplex ovata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato
.

Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und an der Leber der
Schweine.

3. †. Cerebralis, die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis
.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe. Engl
. staggers).

4. T. Erratica. H. multiplex. corpusculis pluri-
bus ovatis, vesicae communi innatantibus
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hydati-
den gefunden, womit viele Eingeweide eines Ma-
cacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.

9. Sipunculus. Corpus teres elongatum. Os
anticum, attenuatum, cylindricum. Apertura la-
teralis corporis verruciformis
.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. cor-
pore tunica laxa induto
.

C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.

Im Ostindischen Ocean.

10. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl.
[Seite 14] leech.) Corpus oblongum, promovens se ore
caudaque in orbiculum dilatandis
*).

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flavis 6: intermediis nigro-arcuatis, sub-
tus cinerea nigro maculata
.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**).

2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5–8.

Legt nur ein einziges Ey, das anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher 8 bis 10,
und mehr Junge heraus kommen.


II. MOLLUSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schlei-
migen Körper und deutlichere äußere Gliedmaßen von
denen in der vorigen Ordnung auszeichnen.***) Manche
haben große Ähnlichkeit mit den Bewohnern der Schne-
ckenhäuser und Muschelschalen.

[Seite 15]

11. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. limace. Engl.
slug.) Corpus oblongum, repens: supra clypeo
carnoso: subtus disco longitudinali plano: fora-
men laterale dextrum pro genitalibus et excre-
mentis. Tentacula 4 supra os
.

Diese nackten Schnecken haben die starke Repro-
ductionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit
dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. †. Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101
fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a fig. 104.

4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali
membranaceo. Foramen laterale dextrum pro
genitalibus. Anus supra extremitatem dorsi
.

1. Depilans, die Giftkuttel. (lepus marinus
der Alten.) A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

Wie das folgende Thier im mittelländischen Meere.

13. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus
planum. Os santice subtus. Anus postice, supra
cinctus ciliis. Tentacula 2, supra corpus antice,
intra foramina retractilia
.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.) D.
ovalis, corpore laevi, tentaculis 2 ad os, an-
ciliato phrygio
.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

14. Glaucus. Corpus oblongum, pertusum fo-
[Seite 16] raminulis lateralibus duobus, Tentacula 4. Bra-
chia 8 palmata
.

1. Atlanticus. Glaucus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.

Im Atlantischen und Indischen Ocean.

15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens,
oblongum subdepressum, articulatum: articuli
utrinque fasciculati, setiferi, pilosi. Os retractile
.
Tentacula (siphunculi) 2 annulata.

1. Aculeata, der Goldwurm. (Fr. la taupe
de mer, la grosse scolopendre de mer
.) A. ova-
lis hirsuta aculeata, pedibus utrinque
32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und Haare, womit er an beyden Seiten besetzt ist,
schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feurigen
Farben: theils wie blaue Schwefelflammen u.s.w.

16. Amphitrite. Corpus protensum in tu-
bulo, annulatum. Pedunculi verrucosi. Tenta-
cula acuminata approximata; plumosa
.

1. Auricoma, der Sandköcher. A. cirris bi-
nis utrinque, anterius tentaculis pectinifor-
mibus auratis rigidis
.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee etc. Diese und verschiedene andere
Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus
zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer
einzigen Schicht unzähliger dicht aneinander liegen-
der kleiner Körnchen auf eine bewundernswürdige
Weise zusammengesetzt sind.

17. Nereis. Corpus repens oblongum lineare.
Pedunculi laterales penicillati. Tentacula sim-
plicia
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con-
spicuo
.

[Seite 17]

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie
in manchen Gegenden etwas beytragen mag.

18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille-
pied d'eau
) Corpus lineare pellucidum, depres-
sum, setis pedunculatum. Tentacula nulla
.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise
fort*): das letzte Gelenk des gegliederten Wurms
dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu
einem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom
übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch
selbst noch vorher wieder andere Junge auf gleiche
Weise durch die Ausdehnung seines letzten Gelenks
hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche
Gattungen, wie z.B. die nachstehende, auch außer-
dem durch Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung
befruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N.
setis lateralibus solitariis, proboscide longa
.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

19. Ascidia. Corpus fixum teretiusculum, va-
ginans. Aperturae binae ad summitatem: altera
humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das Was-
ser in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.

So wie das folgende Thier im nördlichen Welt-
meere.

20. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose
. (urtica marina. Fr. cul d'ane.)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres, apicis
margine dilatabili intus tentaculato, os termi-
nale centrale ambiente
.

[Seite 18] Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A subcylindrica transverse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq.
fig. 10 sq.

21. Tethys. Corpus liberum, oblongiusculum,
carnosum, apodum. Os proboscide terminali,
cylindrico, sub labio explicato. Foramina 2 ad
latus colli sinistrum
.

1. Leporina. (lepus marinus major Columnae.)
T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittelländischen Meere.

22. Holothuria. Seeblase. Corpus libe-
rum, vesicam oblongam aëream referens, dorso
cristato velificans. Tentacula abdominalia nu-
merosa filiformia, pendula, cava, ore terminali
peltato instructa
*).

1. Physalis. (Fr. la fregatte, galère, velette.
Engl. the Portuguese man of war.) H. cor-
pore pyriformi, rostro conico, tentaculis lon-
gissimis
.

v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.

Im Atlantischen Ocean etc. Von dem faustgroßen,
mit Luft gefülltem zarthäutigen blau und roth spie-
lenden Körper des wundersamen Thieres hangen
lange ausnehmend dehnbare Fäden herab, die die
Magenstelle vertreten, aber wenn man sie berührt,
empfindlicher als Nesseln brennen. Längs des Rückens
der Blase läuft eine Segelhaut, die das Thier im
Schwimmen nach dem Winde richtet.

[Seite 19]

23. Terebella. Steinbohrer. Corpus fili-
forme. Os anticum, praeputio glandem pedun-
culatam tubulosam exserente. Tentacula circum
os, capillaria, plura
.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8.
circa os 4.

Schwed. Abh. 1754, tab. III, fig. A.-E.

Im mittelländischen Meere.

24. Lernaea. Corpus se affigens tentaculis, ob-
longum teretiusculum. Ovaria bina. Tentacula
brachiformia
.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kie-
men es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclavato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice lu-
natis
.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

25. Scyllaea. Corpus se affigens, compres-
sum, dorso canaliculato. Os foramine edentulo
,
terminali. Tentacula s. brachia subtus trium pa-
rium
.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumahl am Sargasso (fucus natans.)

26. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis dua-
bus membranaceis, oppositis
.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland etc. Diese und
ähnliche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen fast
die einzige Nahrung des Wallfisches (Balaena my-
sticetus
.) ausmachen.

27. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl.
[Seite 20] Ink-fisch, squid.) Brachia 8 interius adspersa
cotyledonibus. Rostrum inter brachia terminale
,
corneum. Venter (plerisque) vesica atramenti-
fera instructus, infra scissura transversa ad
basin apertus, supra quam fistula excretoria
eminet
.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Weltmee-
ren finden*), weichen in sehr vielen Stücken, zu-
mahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so voll-
kommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-Werk-
zeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der
Gehörwerkzeuge (die ihnen J. Hunter u.a. zuschrei-
ben) gänzlich von andern Thieren dieser Classe ab.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann
bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften da-
mit fest an, gleichsam wie mit Schröpfköpfen. Die
Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abge-
kneipt, und von Fischen abgebissen werden, haben,
wie schon die Alten wußten, Reproductionsvermo-
gen. Die mehrsten Gattungen werden auch durch den
schwarzbraunen Saft merkwürdig, den sie in einem
besondern Behälter im Leibe führen, willkührlich von
sich lassen, und dadurch das Wasser zunächst um sich
verdunkeln können**). Herr Prof. Schneider hat das
ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien
abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossi-
culo dorsi
.

1. Officinalis, der Kuttelfisch, die See-
katze
. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo ro-
[Seite 21] tundato undique pinna cincto, osse dorsali
maximo
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das sogenannte weiße Fisch-
bein
, das auch in manchen Gegenden Meerschaum
heißt) eine breite knochichte Schulpe von sehr sonder-
barer Textur im Rücken des Thiers. Manche Arten
der sogenannten Seetrauben (vuae marinae) sind
die Eyerstöcke dieser und verwandter Gattungen.

2. Loligo, der Calmar (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto subulalo, pinna angulari media,
osse dorsali penniformi.

Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promusci-
dibus, pinnis et osse dorsali
.

3. Octopodia. (polypus Fr. le poupe.) S. aceta-
bulorum in interna pedum superficie ordine
duplici, in basi singulis acetabulis, paullatim
increscentibus
.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte
Gattung findet sich in manchen Gegenden, beson-
ders in Ostindien und im Mexikanischen Meerbusen,
theils von ausnehmender Größe.

28. Medusa. Qualle, Meernessel, See-
lunge, Seeflagge
. (Engl. blubber.) Corpus
gelatinosum, orbiculatum, supra convexum, sub-
tus cavum. Os inferum, centrale, labiatum. Ten-
tacula plerisque marginalia, saepius retractilia
*).

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des
Meeres bey**).

[Seite 22]

1. Aequorea M. orbicularis planiuscula, mar-
gine inflexo villoso tentaculato
.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See etc.

2. Velella (urtica marina Columnae.) M. ovalis
concentrice striata, margine ciliato, supra
velo membranaceo
.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tenta-
culis nullis, subtus columna quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appendi-
cibus
16.

Forscal icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten
Veilchenblau.


III. TESTACEA.
Die Conchylien.

[Seite 23]

Man unterscheidet bey diesen äußerst zahlreichen
Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich die Schalen,
und die darin befindlichen Thiere. Die letztern sind
von sehr mannigfaltiger Bildung; doch großentheils
den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich. Die
Schalen bestehen anfänglich aus einer häutigen,
theils fast hornartigen Grundlage, die ihre nachhe-
rige Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte
Kalkerde erhält. Die neugebornen Schneckenhäuser
haben aber (nach Reaumur's, Kämmerer's u.a.
Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Win-
dungen, sondern diese werden mit zunehmendem
Wachsthume des Thieres allgemach nacherzeugt und
an dem Mündungssaume der Schale abgesetzt.
(– Bey weiten nicht etwa aus der jugendlichen
Schale als Keime entwickelt. –) Und bey den
Muscheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung.
Viele dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren
Baues*), andere wegen ihres porzellanartigen
glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen
Farben**), regelmäßigen, saubern Zeichnung u.a.
dergl. Schönheiten, merkwürdig***).

[Seite 24]

Man vertheilt die weitläufige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der Schalen
in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nähm-
lich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien.
MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

29. Chiton. Käfermuschel. Testae plures,
longitudinaliter digestae, dorso imcumbentes
.

[Seite 25]

1. Tuberculatus, Oscabrion. C. testa septem-
valvi, corpore tuberculato
.

30. Lepas. (Engl. acorn-shell.) Animal rostro
involuto spirali, tentaculis cristatis. Testa mul-
tivalvis, inaequivalvis
.

Manche Gattungen, wie z.B. hier die beyden
ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest;
bey andern hingegen, wie bey den zwey letztern,
hängt die vielschalige Muschel an einem darmähnli-
chen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. – Eine
Verschiedenheit, die so auffallend ist, daß man wohl
zwey besondere Geschlechter darnach bestimmen
sollte*).

A) Sessiles.

1. Balanus, die Meertulpe, See-Eichel.
L. testa conica sulcata fixa, operculis acumi-
natis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.

2. Ceti (diadema), die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata fulcata fixa.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843 sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlechts, auf der Haut des Nordkapers u.a.
Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps, die Fußzehe. (Fr. le pousse-
pied
. Engl. the horn of plenty.) L. testa val-
vis 20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

[Seite 26]

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist be-
sonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

4. Anatifera, die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle
.) L. testa compressa quinquevalvi, in-
testino insidente laevi
.

Abbild n. h. Gegenst. tab. 68.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen be-
rüchtigt worden, deren schon bey der Baumgans
(S. 224.) gedacht worden. Die fünffache Muschel-
schale hängt mit dem darin wohnenden Thiere an ei-
ner fleischigen darmähnlichen Röhre, auch wohl ih-
rer mehrere, wie Zweige eines Stammes an einem
gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich an
faulen Weiden, altem Schiffwrack etc. fest sitzt.

31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl.
pierce-stone.) Testa bivalvis, divaricata, cum
minoribus accessoriis difformibus ad cardinem
.
Cardo recurvatus, connexus cartilagine.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Korallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus, die Dattelmuschel. Ph. testa
oblonga hinc reticulato-striata
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem
Scheine.

2. Pusilla, die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuato-striata
:

Spengler in den Schriften der Berl. Naturl.
Gesellsch. IV B. tab. 5. fig. 1–5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE.
[Seite 27]

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht
auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beyden Scha-
len und ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des
Schlosses (cardo.)

32. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl.
muscle, gaper.) Testa bivalvis, hians altera ex-
tremitate. Cardo dente (plerisque) solido, crasso,
patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae
.

1. †. Pictorum, die Flußmuschel, Mahler-
muschel
. M. testa ovata, cardinis dente pri-
mario crenulato: laterali longitudinali: alte-
rius duplicato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. †. Margaritifera, die Perlenmuschel. M.
testa ovata antice coarctata, cardinis dente pri-
mario conico, natibus decorticatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de
couteau, coutelier
. Engl. razor-shell.) Testa
bivalvis, oblonga, utroque latere hians. Cardo
dens subulatus, reflexus, saepe duplex, non
insertus testae oppositae: margo lateralis obso-
letior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero
bidentato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

34. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice
hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus ter-
nis; lateralibus planis alterius testae
.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter sub-
[Seite 28] tilissime substriata nitida, sutura anali canali-
culata
.

Chemnitz vol. VI. tab. II. fig. 102.

2. †. Cornea. T. globosa, transversim striata,
costa fusca transversali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

35. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle.) Testa
bivalvis, subaequilatera, aequivalvis. Cardo den-
tibus mediis binis alternatis: lateralibus remotis
insertis
.

1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi: costis
elevatis carinatis
concavis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151 sq.

An der Guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exara-
tis linea ciliata aculeis inflexis plurimis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsolete
recurvato-imbricatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufig an den Küsten des mildern Europa.

36. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inae-
quilatera, aequivalvis. Cardo dente medio com-
plicato cum adjecta foveola: lateralibus remo-
tis insertis
.

1. Solida, die Strandmuschel. M. testa opaca
laeviuscula subantiquata
.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229 sq.

37. Donax. (Fr. came tronquée.) Testa bival-
vis, margine antico obtusissimo. Cardo denti-
bus duobus; marginalique solitario, subremoto
sub ano
.

1. Scripta, die Letter-Schulpe. D. testa
ovata compressa laevi, scripta lineis pur
-
[Seite 29] pureis undatis, rima acuta, marginibus cre-
nulatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261 sq.

38. Venus. Testa bivalvis, labiis margine antico
incumbentibus. Cardo dentibus
3 omnibus ap-
proximatis, lateralibus apice divergentibus
.

1. Dione, die echte Venusmuschel. V. testa
subcordata, transverse fulcata, antrorsum spi-
nosa
.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271 sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cor-
data solida transverse substriata laevi, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ovato
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Iro-
kesen u.a. Nordamerikanische Wilde die Korallen zu
ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen, und das darin
befindliche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.

3. Tigerina, die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi; striis crenatis decussatis, ano impresso
ovato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

39. Spondylys. (Fr. huitre epineuse.) Testa in-
aequivalvis, rigida. Cardo dentibus
2 recurvis,
cum foraminulo intermedio.

1. Gaederopus, die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare
.) S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit
über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben
so merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewin-
des selbst, dessen Zähne so sonderbar in einander ge-
fügt sind, daß sich die Muschel zwar öffnen, aber
[Seite 30] die Schalen nicht ohne Zerbrechen des Schlosses von
einander ablösen lassen.

40. Chama. Gienmuschel. (Engl. cockle.)
Testa bivalvis, grossior. Cardo callo gibbo, ob-
lique inserto fossulae obliquae
.

1. Cor, das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laevi, processibus retrorsum recurvatis, rima
hiante
.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas, die Hohlziegel, Nagelschulpe,
Niesenmuschel, Vater
-Noah Schulpe.
(Kima Fr. le grand benitier.) C. testa plicata,
fornicata, squamosa.

Chemnitz vol. VII, tab. 49. fig. 492 sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner uno das Fleisch 30 Pfund wie-
gen. Letzteres wird von den Ostindischen Insulanern,
so wie von den Küstenbewohnern am rothen Meere etc.
häufig gegessen.

3. Gryphoides, die Felsenmuschel. (Fr. l'hui-
tre de la mer rouge
.) C. testa orbiculata, mu-
ricata: valvula altera planiore: altera nate pro-
ductiore subspirali
.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valvula lon-
gioribus
.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

41. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo
dentibus numerosis, acutis, alternis, insertis
.

1. Noae, die Arche. A. testa oblonga striata
apice emarginata, processibus incurvis remo-
tissimis, margine integerrimo hiante
.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa subor-
[Seite 31] biculata aequilatera pilosa, natibus incurvis:
margine crenata
.

Poli T. II. tab. 26. fig. 1–4.

Im mittelländischen Meere. Die Schalen, zu-
mahl am Außenrande, wie mit einem braunen sammet-
artigen Überzüge bekleidet.

42. Ostrea. Auster. (Fr. huitre. Engl. oyster,
scallop.) Testa bivalvis, inaequivalvis, (pleris-
que
) subaurita. Cardo edentulus fossula cava
ovaia, striisque lateralibus transversis
.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses
Geschlechts konnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln
(wohin die ersten beyden Gattungen gehören), das
andere aber die Austern begreifen müßte.

1. Pleuronectes, die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequivalvi radiis 12 dupli-
catis, extus laevi
.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

2. Pallium, der Konigsmantel, die Jacobs-
muschel
. O. testa aequivalvi radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis imbricata
.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

3. Malleus, der Pohlnische Hammer, das
Crucifix
. (Fr. le marteau noir.) O. testa
aequivalvi triloba, lobis transversis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

4. Folium, das Lorberblatt. O. testa inae-
quivalvi ovata, lateribus obtuse plicata para-
sitica
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 362 sq.

5. Edulis, die gemeine Auster. O. testa in-
aequivalvi semiorbiculata, membranis imbri-
catis undulatis, valvula altera plana integer-
rima
.

[Seite 32]

Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittelländischen und Adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt*), und besonders
in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende
Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-, Sand- und
Thon-Austern eingetheilt.

6. Ephippium, der Pohlnische Sattel. O. te-
sta aequivalvi orbiculata compressa membra-
nacea
.

Chemnitz vol. VII. tab. 59 fig. 576 sq.

Im Indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber
meist mißfarbige, und ungestaltete.

7. Christa galli, der Hahnenkamm, das
Schweinsohr
. O. testa aequivalvi plicata,
spinosa, labro utroque scabro
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 685 sq.

43. Anomia. Bastardmuschel. Testa inaequi-
valvis; valvula altera planiuscula
(saepe basi per-
forata
), altera basi magis gibba. Cardo edentu-
lus cicatricula lineari prominente, introrsum
dente laterali. Radii
2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium, das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel
. A. testa sub-
orbiculata rugoso-plicata: planiore perforata
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa, die Zwiebelschale. A. testa obo-
vata inaequali violacea: superiore convexa, in-
feriore perforata
.

Chemnitz l. c. fig. 694. sq.

3. Vitrea, die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule
.) A. testa ovata, ventricosa,
[Seite 33] alba, tenerrima, valvula altera rostro incurva-
ta, perforata. Margine acuto integerrimo, un-
dique clauso
.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittelländischen Meere, Atlantischen Ocean etc.
– Eins von den wenigen Seethieren der jetzigen
Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich
ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den Flötzkalk-
Gebirgen angesehen werden kann.

44. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl.
sea-muscle, mussel.) Testa bivalvis rudis, sae-
pius affixa bysso. Cardo edentulus, distinctus
linea subulata excavata longitudinali
.

1. Margaritifer, die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transversa imbricata
tunicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die
sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale
wegen merkwürdig, die das gemeinste Perlenmut-
ter gibt, so wie aus dem sehnigen Schloßbande der-
selben, der wie Labradorstein schillernde so genannte
Pfauenstein (gemma penna pavonis s. helmintho-
lithus
androdamas Linn.) geschnitten wird.

2. Lithophagus, der Steinbohrer, Stein-
dattel
. (Fr. la moule pholade, la date.) M.
testa cylindrica utrinque extremitatibus ro-
tundatis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme
u.s.w.*).

[Seite 34]

3. Edulis, der Blaubart. M. testa laevius-
cula violacea, valvulis antice subcarinatis, po-
stice retusis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuweilen
tödtlich gewesen ist.

4. Bidens, die gestreifte Magellani-
sche Miesmuschel
. M. testa striata sub-
curvata, margine posteriore inflexo, cardine
terminali bidentato
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

5. Modiolus, die Papusmuschel. M. testa
laevi margine anteriore carinato, natibus gib-
bis cardine sublaterali
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Sonst aber auch
an den nordischen Europäischen Küsten.

45. Pinna. Gteckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel
. (Fr. jambon, coquille portesoie.)
Testa subbivalvis, fragilis, erecta, emittens bar-
bam byssinam
. Cardo edentulus, coalitis in unam
valvulis
.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt,
womit sie sich befestigen können, und der eine braune
Seide (lana penna) gibt, die in Smyrna, Messina,
Palermo etc. zu Handschuhen u. dergl. verarbeitet
wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis,
per series digestis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

[Seite 35]

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canaliculato
tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimm-
ten Windungen. Schnecken
.
COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durch-
gehends gleichförmig: so nähmlich, daß, wenn man
die Spitze unterwärts und die Mündung nach oben
gerichtet hält, diese letztere einem alsdann links zu-
gekehrt ist, und die Windungen von oben nach un-
ten rechts (der scheinbaren Bewegung der Sonne
gleich) laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 20. –) und dann finden sich auch, obschon
äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völ-
lig linksgewundene Mißgeburten (anfractibus
sinistris s. contrariis
)*)).

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst
eines besondern Deckels (operculum) zuzuschließen,
und andere ziehen bey Annaherung des Winters
eine Kalkscheibe vor die Mündung ihres Hauses.

46. Argonauta. Testa univalvis spiralis, invo-
luta, membranacea, unilocularis
.

1. Argo, der Papternautilus: Reißbrey.
(nautilus papyraceus. Engl. the paper-sailor.)
A. canna subdentata (Animal sepia?)

Martini vol. I. tab 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dunne, leichte, aber
große Schale, die von einem blackfischahnlichen
[Seite 36] Thier bewohnt werden, und dieses mittelst einer,
ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche
des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen etc.
verstehen soll.

47. Nautilus. Testa univalvis, isthmis per-
foratis concamerata, polythalamia
.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser,
das es in die übrigen ein- und auspumpt, sich nach
Willkühr leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius, das Schiffboth, die Schiff-
kuttel, Perlenmutterschnecke
. (Fr. le
burgau
. Engl. the sailor.) N. testa spirali
apertura cordata, anfractibus contiguis obtusis
laevibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus contiguis: geniculis elevatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168 sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand
von Rimini.

48. Conus. Gute. Testa univalvis convoluta, tur-
binata. Apertura effufa longitudinalis, linearis,
edentula, basi integra. Columella laevis.

1. Marmoreus, das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht
. C. testa co-
nica fusca, maculis ovatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis
.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685. – 88.

2. Ammiralis summus, der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis spar-
sis; fasciisque 3 flavis tenuissime reticulatis;

[Seite 37] media cingulo ferrugineo itidem squamulis
albis interrupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens, der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota reti-
culata
.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus, der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis
.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textill, das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis luteis
fuscisque
.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598 sq.

49. Cypraea. Porcellane. (Concha veneris,
s. cytheriaca, s. paphia
. Fr. le pucelage.) Testa
univalvis, involuta, subovata, obtusa, laevis.
Apertura utrinque effusa, linearis, utrinque
dentata, longitudinalis
.

Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr Schne-
ckenhaus zu gewissen Zeiten ab und erhalten dafür
ein neues, das bey manchen Gattungen mit zuneh-
mendem Alter dem jugendlichen so unähnlich wird,
daß dadurch manche Irrung in die Conchyliensysteme
gekommen*).

1. Arabica, der Bastard-Harlekin. C.
testa subturbinata characteribus inscripta,
macula longitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328 sq.

2. Mauritiana, der große Schlangenkopf.
[Seite 38] C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
pressa-acuta; subtus nigra
.

Martini vol I. tab. 30. fig. 317 sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.) C.
testa obtusa ovata, postice obtusa, antice ro-
tundata, linea longitudinali testacea
.

Martini vol. I. tab. 24 fig. 252 sq.

In Ost- und Westindien, auch auf der Südsee,
nahmentlich bey Utaheiti, wo sie den Einwohnern
zur Trinkschale dient.

4. Moneta, das Schlangenköpfchen, Kau-
ri, Simbipuri
. (Fr. le pucelage. Engl.
the cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth.)
C. testa marginato-nodosa albida.

Zumahl an den Philippinen und Maldiven, aber
auch an der Guineischen Küste und an manchen Süd-
feelnseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze mancher
Ostindischen Völker*), so wie der Neger in einem
großen Theil von Afrika und Westindien. Und die
Braminen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige
u.s.w.

50. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper.)
Testa univalvis, convoluta, inermis. Apertura
subcoarctata, oblonga, longitudinalis, basi in-
tegerrima. Columella obliqua, laevis
.

1. Ovum, das Hühnerey. B. testa ovata ob-
tuse subbirostri, labro dentato
.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.

2. Physis, die Prinzenflagge, Orangen-
flagge
. B. testa rotundata glaberrima pellu-
cida lineis crispata, spira tetusa
.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

[Seite 39]

3. Ficus, die Feige. B. testa obovato-clavata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira ob-
literala
.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733 sq.

In beyden Indien.

51. Voluta. Walze. (Engl. Rhombshell.) Te-
sta unilocularis, spiralis. Apertura ecaudata sub-
effusa. Columella plicata: labio umbilicove nullo
.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovalioblonga,
spira rugosa columella bidentata
.

Martini. vol. II. tab. 43. fig. 436 sq.

2. Oliva, die Mohrinn, das Prinzenbegräb-
niß
. V. testa emarginata cylindroide laevi,
spirae basi reflexa, columella oblique striata
.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.

In Ostindien; auch in Nordamerika etc.

3. Mitra, die Bischofsmütze. V. testa emar-
ginata fusiformi laevi, labro denticulato, co-
lumella quadriplicata
.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica, die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laevi crassiusculo
.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.

5. Pyrum, die Tsjanko-Schnecke, das
Opferhorn
. V. testa obovata subcaudata:
spirae anfractibus striatis; apice producto gla-
berrimo, columella triplicata
.

Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.

Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884 sq.
(linksgewunden.)

Besonders an der Küste von Coromandel. Wird
hauptsächlich zu Arm- und Fingerringen verarbeitet,
die von den ärmern Hindus durch ganz Indien ge-
tragen und nach deren Tode von ihren Verwandten
[Seite 40] in einen heiligen Fluß geworfen und von Nieman-
den dieses Volkes, der sie wieder findet, aufgehoben
werden. Daher der große Absatz dieser Ringe und
die Wichtigen der Fischerey der Schnecke, woraus
sie verfertigt werden.

6. Vexillum, die Orange-Flagge. V. testa
ventricosa flavicante aurantio striata; anfractu
primo reliquis triplo majore tuberculato
.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im Indischen Ocean. Ein durch die Sammlerlieb-
haberey sehr vertheuertes Schneckenhaus.

52. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn.
(Engl. whelk.) Testa univalvis, spiralis, gib-
bosa. Apertura ovata, desinens in canaliculum
dextrum, cauda retusum. Labium interius ex-
planatum
.

Manche Gattungen legen ihre Eyer als soge-
nannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer
gemeinschaftlichen, wohl Fuß langen Rippe befestigt
an einander liegen.

1. Harpa, die Davidsharfe. B. testa va-
ricibus aequalibus lorgitudinalibus distinctis
macronatis, columella laevigata
.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, co-
lumella planiuscula
.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111 sq.

Das Thier gibt eine Purpurfarke, deren sich die
Normänner noch jetzt bedienen.

3. Undatum, das Wellenhorn, Bartmänn-
chen
. B. testa oblonga rudi transversim stria-
ta: anfractibus curvato-multangulis
.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206 sq.

[Seite 41]

4. Maculatum, das große Tiegerbein, die
Pfrieme
. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laevibus indivisis integerrimis
.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

53. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw.)
Testa univalvis, spiralis, latere ampliata. Aper-
tura labro saepius dilatato, desinens in canalem
sinistrum
.

1. Fusus, die Sternspindel, Zahnspindel.
S. testa turrita laevi, cauda subulata, labio
dentato
.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.

2. Chiragra, die Teufelsklaue, der Boths-
hake
. S. testa labro hexadactylo, digitis cur-
vis, cauda recurvata
.

Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853 sq.

3. Lentiginosus, der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incrassato, dorso verrucoso co-
ronato, cauda obtusa
.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die sogenannte Räucherklaue, unguis odora-
tus
oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

54. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop,
rock-shell). Testa univalvis, spiralis, exaspe-
rata suturis membranaceis. Apertura desinens in
canalem integrum, rectum s. subascendentem
.

1. Tribulus, der Spinnenkopf. M. testa ovata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu-
lata recta similiter spinosa
.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.

2. Brandaris, der dornige Schnepfenkopf.
M. testa subovata spinis rectis cineta, cauda
[Seite 42] mediocri subulala recta spinisque oblique cir-
cumdata
.

Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.

So wie die folgende im mittelländischen Meere.

3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spi-
nis cincta, cauda breviore truncata perforata
.

Lister tab. 947. fig. 42.

Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der
Alten*).

4. Antiquus, das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8
teretibus
.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island etc.

5. Vertagus, der Entenschnabel, die
Schnauzennadel
. M. testa turrita, an-
fractibus superne plicatis, cauda adscendente,
columella intus plicata
.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

55. Trochus. Kräuselschnecke. (Engl. top-
shell
, button-shell) Testa univalvis, spiralis,
subconica. Apertura subtetragono-angulata s.
rotundata, superius transversa, coarctata: colu-
mella obliquata
.

1. Perspectivus, die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn
. (Engl. the stair case.) T. te-
sta convexa obtusa marginata, umbilico pervio
crenulato
.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.

Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend sau-
[Seite 43] bern Windungen, die in der Mitte einen trichter-
förmigen Raum zwischen sich lassen etc.*)

2. Magus T. testa obliquo umbilicata convexa:
anfractibus supra obtuse nodulosis
.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656. sq.

3. Telescopium, die Seetonne. T. testa im-
perforata turrita striata, columella exserta
spirali
.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ovata, subcaerulea, laevi,
oblique striata
.

Martyn's South-Sea shells tab. 21. (24) m.

Wenn der blauliche Uterzug von dieser schönen
Neuseeländischen Schnecke abgeheitzt ist, spielt sie in
die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom höchsten
Grün.

5. Lithophorus, die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere, maçonne
.). T. testa imperforata ru-
gosa, quisquiliarum impressionibus scabra
.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.

An den Westindischen Inseln. Hat ihren Nahmen
daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen,
Stückchen von andern Schneckenhäusern etc. dicht be-
legt ist, die unebene Eindrucke auf die Oberfläche
derselben (fast wie Hammerschläge oder Pockennar-
ben) verursachen.

56. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl,
wreath.) Testa univalvis, spiralis, solida. Aper-
tura coarctata, orbiculata, integra
.

1. Cochlus, die Schlangenhaut. T. testa im-
[Seite 44] perforata ovata striata: stria unica dorsali
crassiore
.

Chemnitz vol V. tab. 172. fig. 1805 sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist die sogenannte Meer-Bohne (umbi-
licus veneris
).

2. Scalaris, die echte Wendeltreppe. (Sca-
lata
) T. testa cancellata conica anfractibus
distantibus
.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichner
sich durch die von eiander abstehenden, gleichsam durch-
drochenen Windungen aus.

3. Clathrus, die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, anfracti-
bus contiguis laevibus
.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.

4. Terebra, die Trommelschraube. T. testa
turrita: anfractibus carinis
6 acutis.

Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

5. †. Perversus, das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida: anfractibus contrariis, aper-
tura edentula
.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig au alten
Weiden und anderen Baumstämmen.

6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus
annulatis, dorso christatis
.

Rösel Polypen-Historie, tab. 97. fig. 7.

57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escargot.
Engl. snail, periwincle.) Testa univalvis, spi-
ralis subdiaphana, fragilis. Apertura coarctata,

[Seite 45] intus lunata s. subrotunda: segmento circuli
demto
.

Meist Land- und Süßwasser-Schnecken.

1. †. Hispida. T. testa umbilicata convexa hispi-
da diaphana, anfractibus quinis, apertura sub-
rotundo-lunata
.

2. †. Pomatia, die Weinbergsschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa umbilicata subovata, ob-
tusa decolore, apertura subrotundo-lunata
.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumahl in der Schweiz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel
mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man da
besondere Schneckengärten, worin sie zu Tausenden
gefüttert werden etc. Ihrer starken Reproductions-
kraft ist schon oben gedacht worden.

3. †. Arbustorum. H. testa umbilicata convexa
acuminata, apertura suborbiculari bimargi-
nata, antice elongata
.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina, die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle
-Bothchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato
.

Fab. Columna p. XXII.

Im mittelländischen, so wie im Atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche
andere Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale
selbst ist purpurblau.

5. †. Vivipara. H. imperforata subovata obtusa
cornea: cingulis fuscatis; apertura suborbi-
culari
.

Frisch Insecten P. XIII. tab. 1.

6. †. Nemoralis, die Waldschnecke. (Fr.
[Seite 46] livrée.) H. testa imperforata subrotunda laevi
diaphana fasciata, apertura subrotunda-lunata
.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata H. testa imperforata turrita; spira
mutilato-truncata, apertura ovata
.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

8. Haliotoidea, der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe
. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis undatis; apertura ovali dila-
tata usque in apicem
.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa uni-
valvis spiralis, gibba, subtus planiuscula. Aper-
tura semiorbicularis: labio columellae trans-
verso, truncato, planiusculo
.

1. Canrena, der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon
.) N. testa umbilicata laevi, spira sub-
mucronata, umbilico gibbo bifido
.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. †. Fluviatilis. N. testa purpurescente, macu-
lis albis tesselata
.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so,
wie die folgende Gattung, seine Brut außen auf
der schale mit sich herum tragen soll*).

3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula excavato-
oculato, labio interiore laevi crenulato
.

Eine Ostindische Fluß-Schnecke.

59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear, Ve-
nus's ear
.) Testa auriformis, patens: spira
occultata laterali; disco longitudinaliter poris
pertuso
.

[Seite 47]

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso trans-
versim rugoso tuberculato
.

Martini vol I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris, das Neuseeländische Seeohr. (hi-
paiia
) H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte
prominula
.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde
Seeohr ist bey unsern Antipoden zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte
äußere Windungen
.

Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten aller-
mehresten in der See.

60. Patella. Napfschnecke, Klippkleber.
(Engl. limpet.) Testa univalvis subconica abs-
que spira externa
.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice sub-
spirali, labio laterali
.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 ob-
soletis: margine dilatato acuto
.

Martini vol. 1. tab. 5. fig. 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ovali, ver-
tice mucronato reflexo
.

4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, ver-
tice recurvo, antice fissa
.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca, das Ziegenauge. P. testa ovata
convexa: margine introrsum crenulato, vertice
perforato
.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus ge-
gessen.

61. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre.
[Seite 48] (Engl. tooth-shell.) Testa univalvis, tubulosa,
recta, utraque extremitate pervia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua
laevi.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi
minuta.

Im Sande von Rimini.

62. Serpula. Würmröhre. (Engl. worm-
shell
.) Testa univalvis, tubulosa, adhaerens.

1. Filigrana, die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo-
meratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100 fig. 8.

2. Contortuplicata, der Fischdarm. S. testa
semitereti rugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gele-
genheit gehabt habe, hat eine überaus artige Bil-
dung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten und
convergirenden Armen, die an der Wurzel mit 60
kurzen geraden Fäden besetzt sind.

3. Perforata, der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne
. (Engl. the wate-
ring pot
.) S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. I.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch
auch manche Ähnlichkeit mit den Tubiporen hat), de-
ren Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt,
und die am Rande wie mit einem Kranze von kur-
zen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast
immer abgebrochen.

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata
[Seite 49] violacea, intus laevi lutea; apertura alba un-
dula im striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Stein-
bohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen
Madreporen.

63. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa,
lignum penetrans.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fuß lang.
Wohnt in Eichen-, Ellern-, Tannen- u.a. Holz, worin
es sich fingersweite Gänge bohrt, die es mit einer
zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zumahl 1730,
für Holland groß Unglück gedroht, da es die Dämme
in Seeland und Frießland so durchwühlte, daß sie
der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten:
richtet auch noch jetzt, zumahl im Westkappler Damm,
zuweilen arge Verwüstungen an.


IV. CRUSTACEA.

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine be-
sondere Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern
Würmern abweichen, und im Ganzen hingegen viel
Übereinstimmendes unter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: – so wie
überhaupt kein Thier der noch übrigen Ordnungen
im Trocknen zu leben bestimmt ist.

[Seite 50]

64. Echinus*). See-Igel. (Engl. sea hedge-
hog
.) Corpus subrotundum, crusta spatacea
tectum, spinis mobilibus saepius aculeatum. Os
quinquevalve subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bey man-
chen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweg-
lichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigent-
lichen Bewegungswerkzeugen des Thiers verwechselt
werden dürfen. Diese sind um ein Drittel länger
als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als
das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn
es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See-
Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr
1400 solcher Bewegungswerkzeuge. Die hochgewölb-
ten See-Igel haben in ihrem Innern ein sonder-
bares, knöchernes Gestelle, das unter dem seltsa-
men Nahmen der Laterne des Aristoteles bekannt ist.
Überhaupt variiren aber die zahlreichen Gattungen
dieses weitläufigen Geschlechts gar sehr, sowohl in
der Bildung ihrer Schale als der sogenannten Sta-
cheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. hemis-
phaerico-globosus; areis obsolete verrucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris 5 repandis linearibus; areis alterna-
tim bifariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambu-
lacris
5 ovalibus, ano subremoto.

Klein tab. 21 sq.

[Seite 51]

65. Asterias*). See-Stern. Corpus depres-
sum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata. Os
centrale, quinquevalve.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind
denen der See-Igel ähnlich. Doch können sie nicht
so schnell wie diese, sondern nur langsam wie die
Schnecken fortkommen. Manche Gattungen thun
den Dorschen u.a. Fischen, andere den Austern
Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis,
undique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend.
Unter einer ganzen Folge solcher in der Reproduction
stehenden See-Sterne dieser Gattung besitze ich ei-
nen der von seinen fünf Strahlen viere völlig ver-
loren hatte, und die alle viere schon wieder ergänzt
zu werden anfingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angu-
lis verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella
orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspi-
schen. – Doch scheint das im nordischen Ocean von
dem Südindischen etc. specifisch verschieden zu seyn.
Ein überaus träges und sonderbar gebildetes Thier,
[Seite 52] an dessen Umfange man auf 82000 Endzweige ge-
zählt hat*).

66. Encrinus. Strips elongata, corpore termi-
nali radiato.

1. Asteria, die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis
verticillatis: stella terminali sexfida ad basin,
tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'acc. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier
soll sich an der Küste von Barbados finden. Es äh-
nelt
zwar den versteinten Pentacriniten oder Me-
dusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu glei-
chen
. Sein sogenannter Kopf hat viel Ähnlichkeit
mit dem letzt genannten Medusenhaupte.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stirpe
[Seite 53] cartilaginea continua, stella terminali octo-
radiata.

Chr. Mylius Schreiben au den Hrn. von
Haller. Lond. 1755. 4.


V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der
folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien zu den
Molluscis. Die Thiere selbst haben wenigstens in man-
chen Geschlechtern beyder Ordnungen viel Übereinstim-
mendes. Nur sind sie in der letzten nackt, unbedeckt
und können sich von der Stelle bewegen: da sie hinge-
gen hier in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewoh-
nen, die bey den mehresten Arten von steinartiger Sub-
stanz sind, und Corallen*) heißen. Doch muß man sich
diese Gehäuse nicht als von ihren Bewohnern erbaut,
[Seite 54] sondern vielmehr als einen ihnen angebornen Theil vor-
stellen, und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen,
sondern eher mit Schnecken-Schalen vergleichen: nur
daß bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich
mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig
aus dem Stamme hervorgetrieben wird; und sich daher
beym schnellen Wachsthum*) und Vermehrung dieser
merkwürdigen Geschöpfe die ungeheure Größe und Um-
fang derselben**) erklären läßt.

67. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium
tubis cylindricis, cavis, erectis, parallelis.

1. Musica, das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transversis di-
stantibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost- und Süd-Indien.

68. Madrepora. Stern-Corall. Corallium
cavitatibus lamelloso-stellatis.

[Seite 55]

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella
convexa: lamellis simplicibus longitudinali-
bus, subtus concava.

Solander tab. 28.

2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominentibus
adscendentibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata, das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata, ra-
mis alternis, stellis immersis bifariis.

Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.

69. Millepora. Punct-Corall. Corallium
poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis po-
rosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa, die Neptunus-Manschette.
M. membranacea reticulata umbilicata, tur-
binato-undulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12 sq.

70. Cellepora. Corallium foraminulis urceola-
tis, membranaceis.

1. Spongites, der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplicibus
undulato-turbinatis cumulatis; cellulis seria-
tis: osculo marginato.

71. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata
solida, cortice molli habitabili obducta.

1. Hippuris, das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis
.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

[Seite 56]

2. Nobilis, das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis.

Cavolini tab. 2. fig. 1 – 6.

Wird vorzüglich an den Küsten des mittelländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu kost-
baren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostindien
verführt, und zumahl in Japan und Schina fast den
Edelsteinen gleich geschätzt werden.

72. Gorgonia. Crusta calcarea corallina stir-
pem vegetabilem obducens.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien
(deren holzige Natur, zumahl an den starken Wur-
zelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß mit Co-
rallenkruste überzogen sind. Man findet den soge-
nannten Venusfliegenwedel gar häufig ohne den
thierischen Überzug, und da zeigt er schlechterdings
nichts ausschließlich Animalisches*).

1. Antipathes, das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose, striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum, der Venusfliegenwedel. G.
reticulata, ramis interne compressis: cortice
flavo.

Ellis tab. 26. fig. K.

73. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata,
stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Exos, die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre
.) A. stirpe arborescente coria-
cea coccinea superne ramosa, papillis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

[Seite 57]

2. Epipetrum. A. stirpe cavata carnosa rufes-
cente.

Gesner a. a. O. pag. 1287.

74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spongiosa,
bibula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört,
wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis, der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.

2. †. Fluviatilis. (Ruß. Badiäga.) S. conformis
polymorpha, fragilis,
granulis repleta.

Diese hierländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifiken Geruch, und ist oft, aber nur zu-
fällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen durch-
wirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach
am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit der Zeit aber
treibt sie Äste, wie Finger oder Geweihe. Getrock-
net ist sie ganz mürbe und zerreiblich. – Ich habe
diese Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden,
und seitdem oft allerhand Versuche mit ihr angestellt,
ohne bis jetzt irgend ein entscheidendes Zeichen ei-
ner wirklich animalischen Natur an ihr gewahr zu
werden.

75. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique
poris cellulosis tecta.

1. Foliacea F. foliacea ramosa, laciniis cunei-
formibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

76. Tubularia. Stirps radiata, filiformis, tu-
bulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Co-
rallen der süßen Wasser, nähmlich die Federbusch-
Polypen
(Fr. polypes à panache), an welchen
[Seite 58] man, so wie bey denen im Meere, die Hülse und
das darin wohnende Thierchen unterscheidet, das sich
durch einen ungemein saubern weißen Federbusch
auszeichnet, den es aber bey der mindesten Erschüt-
terung oder im Tode einzieht. Die Hülse ist an-
fangs gallertartig, verhärtet aber mit der Zeit, und
zeigt sich oft bey dergleichen Gattungen unter sehr
verschiedenen Gestalten. Ich habe einzelne derglei-
chen Röhrchen, wie kleine Därme an Wasserpflan-
zen, umherranken sehen: andere, die wie Bäumchen
mit Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die
Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tausen-
den flach neben einander an Dämme etc. angelegt hat-
ten: andere, die in dichten Klumpen in unzähliger
Menge neben einander empor standen, u.s.w.

1. Indivisa. T. culmis simplicissimis, geniculis
contortis.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta ter-
minali striata radiata calcarea.

Donati tab. 2.

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis va-
ginae annulatis, corpore intra vaginam abs-
condito.

Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat
gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata.

(tab. I. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen
Stadtgraben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die
äußerst regelmäßig, wie ein kleiner Federbusch ge-
stellt sind*).

[Seite 59]

77. Corallina. Stirps radicata, geniculata,
filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis
subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subtur-
binatis.

Ellis tab. 24. fig. b.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: ar-
ticulis superioribus elevatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

78. Sertularia. Stirps radicata, tubulosa, cor-
nea, nuda, articulata: denticulis calyciformibus
obsita.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der gemei-
nen Austern finden. Die Stämme sind meist aus-
nehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum dem
bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch Bla-
sen fort, die man mit Eyerstöcken vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulo-
sis, ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricaris
truncatis, ovariis ovatis, ramis pinnatis al-
ternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticu-
latis, ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ra-
mosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre
ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpo-
lypen der süßen Wasser sehr ähnlich gefunden.

[Seite 60]

79. Cellularia. Stirps crustacea, lapidescens,
e cellulis seriatis composita; plerumque ramosa
et articulata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata Linn.) C. den-
ticulis alternis acutis, ramis dichotomis erectis
fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ovato-truncatis,
uno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.


VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thierpflanze
den Geschöpfen dieser und der vorigen Ordnung ge-
meinschaftlich beygelegt. Und in der That sehen auch,
wie schon erinnert worden, manche Polypen dieser
Ordnung den Bewohnern mancher Corallen in der
vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der ge-
genwärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein
solches Corallengehäuse als in der vorigen. Auch kön-
nen wenigstens die bey weiten allermehresten (wo nicht
alle) ihren Standpunct verändern (haben stirpem li-
beram
, wie man es nennt). Einige sind doch dabey in
einen gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere hin-
gegen einzeln. Außerdem werden aber auch die Infu-
sionsthierchen u.a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ord-
nung begriffen.

80. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, pen-
niformis.

[Seite 61]

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen See-
geschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupt-
theile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere
besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen
Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu bey-
den Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme stehen
nun wieder 10, 12 und mehr überaus saubere, kleine,
am Rande zackige Hülsen, in deren jeder ein gallert-
artiger zarter Polype mit acht Fangarmen fest sitzt;
so daß an einer Spannen langen Seefeder wenig-
stens über 500 solcher kleinen Armpolypen gezählt
werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis
imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra,
pinnis imbricatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.

Leuchtet stark im Finstern.

81. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr. po-
lype à bras en forme des cornes
.) Corpus gelati-
nosum conicum. Os terminale cinctum cirris
filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind gal-
lertartig, halb durchsichtig, und daher von ungeüb-
ten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der
[Seite 62] Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge-
streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder
außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmli-
ches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten
warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft
fliessenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen
mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schne-
cken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß
ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Som-
mer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben-
digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper trei-
ben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder
Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreis-
sen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie
wohl Eyer legen*), aus denen im Frühjahr die
junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und
mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er-
wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin-
tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige
oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann
mehrere in einander stecken, und so oder auf an-
dere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich
Übung und Geduld erfordernden, Handgriff wie ei-
nen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge
nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus-
breiten, und doch können auch dann, wie Rösel zu-
erst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begrei-
fende Weise einander verzehren, oder eigentlich in
einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk-
würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg**),
mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und wäh-
rend daß die Schlinge allmählig durchschneidet, wer-
[Seite 63] den die derweil getrennten Theile doch schon wieder
an einander wachsen u.s.w.

1. †. Viridis, der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis brevioribus
.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in
Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und der
Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich
in unserer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer
Reproduction hat mich zuerst auf die Untersuchungen
über den Bildungstrieb geführt.

2. †. Fusca, der braune Armpolype. H.
fusca, corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84 sq.

3. †. Grisea, der orangengelbe Armpolype.
H. aurantia, corpore longiore, cirris longio-
ribus
.

Rösel tab. 78 sq.

82. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. po-
lype à bouquet.) Stirps ramosa, polypis termi-
nalibus ore contractili
(plerisque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaft-
lichen Stamme als Äste, da eine solche Colonie dem
bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt,
das aber bey der mindesten Erschütterung für einen
Augenblick ganz zusammen fährt, und zu verschwin-
den scheint.

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis
.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen
sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20.
S. 32.)

83. Vorticella. Afterpolype. Corpus nu-
dum, simplex, vagum
.

[Seite 64]

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß
oft Tausende derselben beysammen sind, und dann
fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe
selbst lebendige Wassermolche längs dem Rücken mit
unzähligen dieser Thiele dicht überzogen gesehen.

1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus
.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. †. Rotatoria, das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal
.) V. corpore pellucido, tenta-
culis rotatoriis ciliatis
.

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und mancherley
Infusionen, schwimmt überaus behende, verändert
dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre
lang im Trocknen für todt liegen können, und doch
nachher in jedem Tropfen Wasser wieder aufleben etc.
Der dunkle Körper in seinem Vorderleibe, den so
viele Naturforscher seiner willkührlichen Bewegung
ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich
mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Spei-
secanal gehöriges Organ, und kein Herz.

84. Vibrio. Corpus liberum, terres, elongatum.

1. †. Aceti, der Esstgaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig.
12. u. f.

Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung im al-
ten Buchbinderkleister*).

[Seite 65]

85. Thalia. Corpus liberum, oblongum, gela-
tinosum, diaphanum. Tubus alimentarius di-
stinctus Tentacula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore oblongo, deprosso,
antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

Im Atlantischen Ocean. Der sel. Dr. Forster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig ge-
sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt, daß
sie nicht zu den molluscis, sondern als ein eignes
Geschlecht hierher zu den Zoophyten gehören.

86. Volvox. Corpus liberum, rotundatum, ge-
latinosum, gyratile. Tubus alimentarius vix ullus.

1. †. Globator, das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1–3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder
anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewe-
gungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher
dreht. Man kann die Nachkommenschaft schon im
Leide der Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

87. Chaos. Corpus liberum...... (generi po-
lymorphon, speciebus uniforme
.)

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Be-
schluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem Ge-
schlechtsnahmen die unzählbaren*), dem bloßen Auge
unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon sich manche
Gattungen schon im See- und süßen Wasser, an-
dere erst im Aufguß von allerhand thierischen und
vegetabilischen Substanzen (daher diese dann Infu-
sionsthierchen
heißen), und noch andere im rei-
fen Samen männlicher Thiere finden.

[Seite 66]

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
lien
abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gattun-
gen begreift:

A) Aquatile.

Die im See- und stagnirenden süßen Wasser.
[– zumahl in solchem, worin die Priestleysche
sogenannte grüne Materie*) vegetirt –].

B) Infusorium.

Die eigentliche sogenannten Infusions-
thierchen
.

C) Spermaticum.

Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche Gat-
tung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abgebildet ist**).


Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen.

[Seite 67]

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder
organisirter Körper, nähmlich zu den Gewächsen,
die sich nach den oben (§. 3 und 4) festgesetzten Be-
griffen schon dadurch von den Thieren auffallend unter-
scheiben, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft
ohne irgend merkliche, willkührliche Bewegung, und
zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die
daher auch unter allen äußern Theilen der Pflanzen
bey weitem der allgemeinste ist, worin sie (höchstens bis
auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocks,
der Trüffeln etc.) sämmtlich mir einander überein kommen.

§. 159.

Übrigens ist die Bildung der Gewächse über-
haupt auch darin von der der allermehresten Thiere
verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl
ihrer einzelnen Theile, der Äste, Blätter, Blüthen etc.
nicht so bestimmt, sondern im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist*).

§. 160.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer
Bau
, als welcher nichts von alle dem zeigt, was
[Seite 68] man mit den, für die thierische Ökonomie so wichtigen,
eigentlich sogenannten Eingeweiden, noch auch mit
Nerven oder mit wahren Muskeln, mit Knochen etc.
vergleichen könnte: sondern es reducirt sich ihre Organi-
sation am Ende nur auf eigentlich sogenannte Gefäße
(Adern) und auf das dazwischen liegende Zellge-
webe
*).

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nahmen
mit mehrerem Rechte als das ihm übrigens ziemlich
analoge Schleimgewebe der Thiere, da es, wenigstens
in vielen Theilen der Gewächse, ein wirklich zellulöses,
theils Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es ist
zumahl in der Borke und im sogenannten Mark mancher
Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält häufig
einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen (utri-
culi
), und bildet auch theils lange röhrenförmige
Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich sogenannten Gefäße (die übrigens
manchen Familien und Geschlechtern von cryptogami-
schen Gewächsen – so wie im Thierreich den Zoophyten
und auch wohl manchen Mollusken – gänzlich abzugehen
[Seite 69] scheinen), zeichnen sich (wenigstens bey weitem größten
Theils) besonders dadurch aus, daß ihre Wände aus
spiralförmig gewundenen Fäden (oder Röhrchen?) beste-
hen, und so gleichsam das Ansehen von besponnenen
Saiten haben.

§. 163.

So vielartig aber die netzförmigen u.a. Verbin-
dungen (Anastomosen) dieser Gefäße unter einander
sind, so zeigt sich doch kein solches Verhältniß zwischen
denselben, daß ein wahrer Kreislauf der Säfte, wie
bey allen rothblütigen und so vielen weißblütigen Thie-
ren, dadurch unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener wenigen or-
ganischen Bestandtheile
der Gewächse (ihrer
sogenannten partium similarium) erklärt sich die leichte
Umwandlung der daraus zusammengesetzten
Theile
(der partium dissimilarium) in einander;
der Blätter z.B. in den Kelch oder in die Krone der
Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen etc.*); auch
daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und
dadurch ihre Äste in Wurzeln und diese hingegen in
belaubte Äste umwandeln kann**).

§. 165.

[Seite 70]

Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusam-
mengesetzten besondern Theile der Pflanzen, und ihre
Geschäfte, lassen sich am füglichsten in die zur Selbst-
erhaltung, und in die zur Fortpflanzung gehörigen, ab-
theilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbsterhaltung
nöthigen Stoffe theils aus der Atmosphäre, theils aus
dem Wasser oder dem damit getränkten Boden. – Aus
jener saugen sie Nahrung mittelst der unter ihrer Ober-
haut, zumahl auf den Blättern in unsäglicher Menge
verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem
Wasser aber mittelst der alljährlich neureproducirten
Wurzelzasern, womit die allermehrsten unmittel-
bar in der Erde, manche aber, wie z.B. der Mistel,
die Flachsseide, die Vanille etc.) als sogenannte Schma-
rotzer-Pflanzen (plantae parasiticae) an andern Ge-
wächsen*) festsitzen; da hingegen noch andere, wie die
Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser
schwimmen.

§. 167.

Übrigens scheint es bey aller dieser Verschieden-
heit des Aufenthalts der Gewächse im Grunde doch
immer darauf hinaus zu kommen, daß ihnen das Was-
[Seite 71] ser, sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste
aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen die Koh-
sensäure zugeführt wird, welche nach Ingen-Housz's
Untersuchungen*) wahrscheinlich einen Hauptnahrungs-
stoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird begreiflich,
wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzelzasern
in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln
auf bloßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem
Flanell ziehen lassen: sondern manche andere, wie das
Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saft-
volle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z.B.
die Agaven, Aloen, Cactusgattungen etc. auch bloß durch
Einsaugung aus der Atmosphäre für lange Zeit hin-
längliche Nahrung erhalten können**).

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder eigent-
lich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelza-
sern, treiben bey vielen Gewächsen gleich über der Erde
die Blätter aus; bey andern aber treten sie vorher erst
in einen Wurzelstrunk, und dieser wird dann bey vielen
in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man
es bey manchen Pflanzen nennt) verlängert, der aber
im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wur-
zelstrunk selbst, behält.

§. 169.

[Seite 72]

Der Stamm der Bäume und Stauden ist zu
äußerst mit einer feinen Oberhaut bedeckt, unter
welcher die Rinde und der Bast (liber) liegt, wel-
cher letztere fast ganz aus den thätigsten Saftgefäßen
besteht, und daher für die Erhaltung der Pflanze einer
der allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein folgt der
Splint, und hierauf die eigentlich holzige Sub-
stanz, und dann theils zwischen dieser, theils aber auch
besonders längs der Mitte des Stammes, das soge-
nannte Mark, welches letztere aber mit zunehmendem
Alter an Menge abzunehmen und gleichsam zu schwin-
den pflegt. Auch wird bey diesen Gewächsen da, wo das
Holz außen an den Bast stößt, alljährlich eine oder
eigentlich zwey neue Holzlagen aus dem gedach-
ten Splint (alburnum) erzeugt, daher man bekannt-
lich aus der Anzahl dieser concentrischen Lagen (pectines)
ungefähr das Alter der Stämme schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der
Palmen ausgenommen, als welche keine solche con-
centrische Lagen bilden, sondern durchaus gleichför-
mig dicht, sehr hart und mit auffallend starken Ge-
fäßen durchzogen sind. Eine Bemerkung, die auch für
die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wichtig-
keit ist.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Äste,
diese wieder in Zweige, an welchen endlich die Blät-
ter
ansitzen, die doch im Grunde aus den gleichen
Theilen, wie die Wurzel oder der Stamm, zusam-
mengesetzt sind: indem man auch an ihnen Oberhaut,
Rinde, holzige Substanz und markiges Zellgewebe un-
[Seite 73] terscheiben kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blatts,
zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze, von
welchem man durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übri-
gen Theile absondern, und dadurch die sogenannten Blät-
ter-Skelete verfertigen kann. Dieses holzige Netz ist
auf beyden Seiten des Blatts mit einer besondern Haut
überzogen, die man insgemein die Cutikel nennt, die
aber noch von dem eigentlichen Oberhäutchen, was
endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar sehr
verschieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen
(§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um so merk-
würdiger, je größer und wichtiger die Functionen der-
selben für die damit versehenen Gewächse sind. Sie
dienen ihnen nähmlich wohl vorzüglichst zur Unterhal-
tung des sogenannten phlogistischen Prozesses,
der bey den Thieren hauptsächlich durchs Einathmen des
respirabeln Theils der Luft oder seiner Grundlage, des
Sauerstoffs, vollzogen, bey den Pflanzen aber wohl
hauptsächlich eben durch die Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respirable Gas
oder seine Grundlage zum Lebensunterhalte unentbehr-
lich; besonders um (wie es Ingen-Housz's Unter-
suchungen wahrscheinlich machen) sich dadurch in ihrem
belebten Laboratorium ihren Hauptnahrungsstoff, die
Kohlensäure (§. 167.), zu bereiten; wovon sie hernach
den Überfluß als kohlengesäuertes Gas wieder aus-
dunsten*).

§. 173.

[Seite 74]

Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in der Dun-
kelheit, in seiner größten Stärke betrieben. Bey Tage
hingegen, und vollends im Sonnenscheine geht er lang-
samer von Statten; daher die Pflanzen alsdann we-
niger Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und dage-
gen während der Zeit aus ihren Blättern Sauerstoff-
gas, den respirabeln Theil der atmosphärischen Luft,
entbinden*).

§. 174.

Inzwischen sind doch die Blätter, diese so wichti-
gen Organe, bey den mehresten Gewächsen der käl-
tern Himmelsstriche, ein vergänglicher Schmuck, wo-
mit sie bloß den Sommer hindurch versehen sind, der
hingegen mit Annäherung des Winters vertrocknet,
welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblättern
hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Ge-
wächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey
den Thielen den Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße
zusammen zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonsti-
gen Verrichtung gehindert werden und absterben, wird
dadurch wahrscheinlich, weil die Gewächse der heißen
Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen
des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst
in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes
harzreiches Blatt haben, wie z.B. die mehresten Tan-
gel oder Nadelhölzer, der Epheu, die Preußel- oder
[Seite 75] Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das Heidekraut,
der Buchsbaum u.s.w. dasselbe den Winter über grün
behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die ge-
rade im Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren etc.
so gibt es auch manche Pflanzen, die dann am stärk-
sten vegetiren, wie die schwarze Nieswurzel, die Zeit-
losen, Schneeglöckchen etc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich
ihre Blätter und bey manchen die Blüthen des Abends
zusammen legen oder doch niedersenken, und sich gleich-
sam zur Ruhe begeben, und fast wie in eine Art von
Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treibhause eben
so gut wie im Freyen erfolgt: auch schwerlich bloß von
der Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon
im Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die
animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf ver-
wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blüthen
einiger Pflanzen, z.B. des cactus grandiflorus,
mesembryanthemum noctiflorum, der hesperis
tristis etc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen ver-
schiedene andere Arten von eigenthümlicher Bewe-
gung
; wohin z.B. meist bey allen ihr Zug nach dem
ihnen auf so vielfache Weise so äußerst wohlthätigen
Lichte*) gehört, als welcher Zug bey weitem nicht
[Seite 76] bloß an den Sonnenblumen, sondern fast an allen
Gewächsen zu merken ist: zumahl in Treibhäusern,
wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider gepreßt
wären*). Ferner bewegen sich manche Theile gewisser
Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie
z.B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimo-
sa
pudica), oder der averrhoa carambola, oder die
vordern Blatt-Ansätze der Venus-Fliegenfalle (dio-
naea
muscipula), welche, wenn sich auch nur eine
Mücke darauf setzt, augenblücklich zusammenklappen
und das Insect zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils ausneh-
mend lebhafte Bewegung, die zur Befruchtungszeit
an den Geschlechtstheilen in vielen Zwitterblüthen be-
merkt wird; da z.B. die Staubfäden der gemeinen
Berberis, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie
nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) berührt werden,
(wenn sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen)
einwärts schnellen und ihre männlichen Staubbeutel
[Seite 77] gegen die weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre
Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewegungen
sind, und so sinnliche Beweise sie von der Thätigkeit
der Lebenskräfte in den Gewächsen abgeben, so
unterscheiden sie sich doch bey genauer physiologischer
Prüfung auf das deutlichste von dem außschließlichen
Eigenthume der Thiere, nähmlich der willkührli-
chen
Bewegung, als von welcher auch bey den, wegen
ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z. E.
bey dem hedysarum gyrans) keine echte Spur zu
erkennen ist.

Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das
seine Nahrung ohne willkührliche Bewegung, und
hingegen keine einzige Pflanze, welche die thrige
mittelst derselben zu sich nähme.

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Gewächsen
eingesogenen und assimilirten Nahrungsstoffen werden
nun die ihnen eigenen specifiken Säfte abgeschieden,
da z.B. manche einen milchigen, theils ätzenden Saft
enthalten; andere Gummigeben; verschiedene Bäume,
zumahl unter den Nadelhölzern, im höhern Alter
Harz bereiten. Andere Pflanzentheile enthalten Mehl,
Manna, Wachs, fette und ätherische Öhle, Kam-
pher etc. Einige wenige das sogenannte Federharz
(cahutchuc) u.s.w.*)

[Seite 78]

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen ent-
zündbaren des weißen Diptams etc.

§. 180.

Daß aber diese verschiedenen Säfte durch man-
cherley Abscheidungen (secretiones) und Veränderungen
der eingesogenen Nahrungssäfte in den Gewächsen
selbst
bereitet werden müssen, erhellet schon daraus,
weil im gleichen Erdreich und auf demselben Garten-
beete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer seine
sauren, und der Lattich seine kühlenden Säfte erhält,
und weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen
ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben
derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden seyn
können.

§. 181.

Freylich aber trägt auch allerdings die Verschie-
denheit des Bodens*) und des Klimas zur verschie-
denen Beschaffenheit der Säfte in den Pflanzen vieles
bey: daher denn eines Theils manche in fremden Boden
verpflanzte Gewächse so wie in ihrer Bildung, so auch
in der Beschaffenheit ihrer Säfte verändert werden,
dadurch von ihren Kräften verlieren etc., andere hinge-
gen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden.

§. 182.

[Seite 79]

Uberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimm-
ten, ihm angemessenen Pstanzen*), so daß man zu-
wielen schon aus den einheimischen Gewächsen einer
Gegend die Beschaffenheit ihres Bodens errathen
kann; doch hat die Vorsehung manchen, für das
Menschengeschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes fremde
Klima zu gewöhnen, so daß z.B. die schwächlich schei-
nenden Getreidearten etc. besser als Eichen u.a. noch-
so robust aussehende Bäume in ganz verschiedenen
Himmelstrichen; die aus Chili abstammenden Kartof-
feln nun in allen fünf Welttheilen fortkommen etc.;
oder wenn sie auch an ein bestimmtes Klima gebunden
sind, doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen,
wie z.B. die Cocospalme, die eben so üppig im stei-
nigen und Sandland, als im fetten Erdreich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse
Länder (wie z.B. das Cap und Neu-Holland) eine
so große Mannigfaltigkeit von recht ausgezeichneten
Pflanzen Geschlechtern ausschließlich hervorbringen, und
dagegen ansehnliche Ordnungen von Gewächsen großen
Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der heiße Erd-
gürtel fast keine Kohl- und Rübenarten. So finden
sich auf den westindischen Inseln vergleichungsweise we-
nige Laub-Moose (musci frondosi) und hingegen desto
mannigfaltigere Farnkräuter etc.

§. 184.

[Seite 80]

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück-
sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die
ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten, Statt
hat, daß nähmlich manche nur isolirt und einsam leben,
dahingegen andere dicht beysammen bleiben, und theils
(wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie
das Sargaffo) weite Meerestrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen
doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die
Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens
durch Augen, und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich durch
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den
Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist
im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse
nähmlich vermehren sich von leibst auf diese Weise.
Bey vielen andern har es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine Art
Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen
Zweige herab hängen, und sobald sie den Boden be-
rühren, von selbst Wurzel schlagen; so das ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen,
dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind,
vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein
solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen-
den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt,
und sein Schatten, den er Mittags wirft, über 1100
Fuß im Umfang hält.

§. 187.

[Seite 81]

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflanzungsart,
durch Augen. So nennt man nähmlich die kleinen
Knöpfchen, die im Herbste an den Bäumen, da wo
die Blattstiele ansitzen, zum Vorschein kommen, aber
bey den mehrsten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen
und ausschlagen. Sie finden sich meist nur an den
Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen
von selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vor-
sichtig säet, wie ein Same aufkeimen. Mann kann
bekanntlich diese Augen andern Stämmen inoculi-
ren
, oder auch das davon ausgeschlossene Reis ein-
pfropfen
.

§. 188.

Viel Ähnliches mit den Augen haben die Zwie-
beln
, nur daß die Augen am Stamm der Baume
und also über der Erde, die eigentlich an lilienartigen
Gewächsen befindlichen Zwiebeln aber unter der Erde
unmittelbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bey
diesen hingegen das Übrige der alten Pflanze bis auf
Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fort-
pflanzungsweise, mit welcher hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Kartoffeln etc.) manche Ähnlichkeit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflan-
zungswege und beynahe im ganzen Pflanzenreiche ver-
breitet, ist endlich die dritte Art (§. 105.) mittelst
der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder
auf andere Weise zu Samen reift. Diese nähmlich,
sie mag übrigens gestaltet seyn, wie sie will, sie mag
[Seite 82] einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube
oder Ähre oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthalt
in ihrer Mitte auf dem sogenannten Fruchtboden
(receptaculum), verschiedene ausgezeichnet gebildete
Theile, von welchen einige männlich, andere weiblich
sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflan-
zung herbey gekommen ist, von jenen befruchtet
werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrich-
tung haben also diese vegetabilischen Organe viele
Ähnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere.
Doch unterscheiden sie sich schon dagegen sehr auffallend,
daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren ange-
boren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich
zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk-
zeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung
verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey
den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechts-
theile im weiblichen Hanf z.B. halten sich lange,
wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männli-
chen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen, welken
sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der Mit-
te, werden der Staubweg (pistillum) genannt,
und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen),
dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma).
Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen superum),
oder wie bey der Rose, bey den Äpfeln etc. unten außer-
halb derselben (germen inferum): und enthält immer
die Samenkerner der Pflanze, daher man diesen
[Seite 83] Behälter gewisser Maßen mit dem Eyerstock der Thiere
vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem
Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf
dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem
Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemein-
schaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männ-
lichen
oder die Staubfäden (stamina) herum:
und bestehen aus dem Faden (filamentum), und
dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera). Die-
ser letztere ist mit einem mehligen häufigst gelben Staube
(pollen) überzogen, der aber (wie man unter einer
starken Vergrößerung sieht) eigentlich aus zarten Bläs-
chen besteht, die bey vielen Pflanzen eine überaus son-
derbare Bildung haben, und ein unendlich feineres, duf-
tiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung
nach mit dem männlichen Samen der Thiere verglichen
zu werden pflegt*).

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub
auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öff-
nen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, welches
dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtkno-
ten dringt und die daselbst vorräthig liegenden, bis da-
hin aber unfruchtbar gewesenen Samenkörner fecundirt.
[Seite 84] Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines
dieser wesentlichen Theile betaubt, so wird sie dadurch,
so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese beyder-
ley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich
zwitterattig ist (§. 20. S. 33.), verbunden. Bey eini-
gen hingegen in verschiedenen Blüthen, wovon die ei-
nen bloß männlichen, die andern weiblichen Geschlechts,
aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt
(Monoecia Linn.), wie z.B. bey der Haselstaude,
Wallnußbaum, Gurken, Brotbaum etc. Andere Ge-
wächse, wie z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben gar
dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und
überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bey noch
andern aber, wie z. E. bey den Palmen, dem Hanf,
Hopfen u.s.w. sind die beyden Geschlechter in den
Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblütigen und vie-
len andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflanze
bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von
dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und
die Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders be-
fruchtet werden, als wenn der Blumenstaub von der
männlichen Pflanze durch den Wind oder durch Insec-
ten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden
ist (Dioecia Linn.).

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemeinen,
Theilen der Blüthe ist besonders der doch bey den meh-
resten befindliche Blumen-Kelch (calyx), und die
sogenannten nectaria, u.a.m. zu werten. Überhaupt
[Seite 85] aber theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und
nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige und ir-
reguläre
. Bey jenen nähmlich sind alle einzelnen
Theile derselben Art, z.B. die Blumenblätter etc. von
gleicher Gestalt, Größe und Verhältniß; bey diesen
hingegen von ungleicher Proportion.

§. 195.

Bey den eigentlich sogenannten oder Laub-Moo-
sen
(musci frondosi etc.) ist, nach Hedwig's Ein-
deckungen die Ähnlichkeit der Befruchtungswerkzeuge
mit denen bey anderen Gewächsen weit größer, als
man vorher geglaubt hatte. Das saubere, fast becher-
förmige Köpfchen (capitulum) derselben, enthält gleich-
sam als Fruchtknote (§. 190) die Samenkörnchen; die
mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der die
Stelle des Griffels und der Narbe vertritt, von dem
männlichen Blumenstaube besonderer, theils rosen- oder
sternförmiger Theile befruchtet, und nachher ausge-
schüttet werden.

§. 196.

Von denjenigen einfachen Aftermoosen hin-
gegen, die bloß im Wasser leben, wie bey den Tre-
mellen, Ulven, Conferven, und beym See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr verschieden,
obschon bey den wenigsten noch nicht genau genug un-
tersucht; bey manchen aber, wie z.B. bey der oben er-
wähnten Brunnen Conferve, zur Bewunderung ein-
fach. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. –)

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflan-
zungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln etc.
[Seite 86] und des Schimmels, deren ganze Naturgeschichte
annoch viel räthselhaftes Dunkles hat*).

§. 198.

Bey den vollkommenen, im eigentlichen Sinne
blühenden Gewächsen fallen nach der Befruchtung
die übrigen nun überflüssigen, Theile der Blüthe ab
(§. 189): der beschwängerte Fruchtknoten aber fängt an
aufzuschwellen, und seinen theils erstaunlich zahlreichen
Samen nach und nach zur Reife zu bringen**).

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Samen-
kerner selbst***), als auch der Gehäuse, worin sie ein-
geschlossen sind, ist eben so mannigfaltig als der Blü-
then ihre, und in Rücksicht auf ihre weite Verbrei-
tung†) und auf ihr weiteres Bekleiben etc. der Erhal-
tung der Gattungen aufs weiseste angemessen. Auch ist
der bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey
jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn
sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wurzelzäserchen
oder das sogenannte Schnäbelchen (rostellum) unter
sich, und hingegen den Blattkeim (plumula) über sich
[Seite 87] treiben*). Zur allerersten Ernährung des neuen Pflänz-
chens dienen ihm dann die bey den mehresten Gewächsen
doppelten Samenlappen oder Kernstücke (cotyledo-
nes
), die vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus-
machten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils
noch weit härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie
von beträchtlicher Größe und Härte ist, eine Nuß ge-
nannt wird: und wenn die bloßen Samenkörner un-
mittelbar mit einem saftreichen Hellgewebe oder soge-
nannten Fleische überzogen sind, so heißt dieß eine
Beere (– sey sie übrigens noch so groß und an ei-
nem großen Baume, wie z.B. die Brotfrucht –).
Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkerner von
außen auf dem großgewachsenen fleischigen Fruchtbo-
den aus, wie bey den Erdbeeren, die folglich nach der
Kunstsprache nicht sollten Beeren genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine eigene
und sehr ansehnliche Familie von Gewächsen aus, de-
ren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Äpfeln und
Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs einschließt, die
dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser ganzen
Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den
Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfirschen, eine
Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die Bäume
drupaceae) genannt werden.

§. 202.

[Seite 88]

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) schei-
nen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren
auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abwei-
chende veränderliche Richtung geben zu können: daher
viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber
in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche
Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z.B.
jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wo-
von doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in
Europa bekannt war. – So ist der Stängel (§. 168)
bey manchen Pflanzen bloß Folge der Degeneration,
den sie erst im cultivirten Zustande treiben, da sie hin-
gegen im wilden Naturzustande acaules sind (z.B.
carlina acaulis u.a.m.). Anderseits verlieren manche
Gewächse durch tie Cultur gewisse Theile, die sie im
Naturzustande hatten. So wird z.B. die Indische
wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur
inermis. – Überhaupt sind auch die Gewächse manchen
Arten von Degeneration ausgesetzt, die bey den Thie-
ren gar nicht Statt haben können, wie z.B. die Aus-
artung der männlichen Befruchtungstheile in den ge-
füllten
Blumen u. dgl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Ge-
wächse durch Bastardzeugung (§. 14.), worüber
bekanntlich Herr Kölreuter die scharfsinnigsten Versuche
angestellt, und sogar durch wiederhohlte Erzeugung
fruchtbarer Bastardpflanzen, die Eine Gattung von
Tabak (nicotina rustica) endlich vollkommen in eine
andere (nicotiana paniculata) verwandelt und um-
[Seite 89] geschaffen hat*): welches sich freylich mit der Lehre von
vermeinten präformirten Keimen schlechterdings nicht,
aber wo ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bil-
dungstriebe (§. 9.) reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in
Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber doch
verwandte Gattungen zur Blüthezeit nahe beysammen
waren.

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge-
wüchsreiche ungleich zahlreicher, als unter den Thieren
und zwar bekanntlich bey den cultivirten Gewächsen
ohne Vergleich häufiger als bey den wildwachsenden.
(– s. oben §. 12. Anm. –) Es ist kein Theil der
Pflanze, an welchem man nicht zuweilen, an einigen
aber sehr häufig, Monstrositäten bemerkte. Am meisten
sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra per-
excessum
); doppelte an einander gewachsene Stäm-
me, doppelte oder vielfache Früchte etc. vielfache Korn-
ähren; Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen
hervorschießen u.s.w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß
es sich bey manchen kaum über eine Stunde, und bey
andern hingegen auf lange Jahrhunderte erstreckt**).
Überhaupt aber theilt man die Pflanzen in perenni-
rende
und Sommergewächse, welche letztere
[Seite 90] nähmlich schon mit dem Ende ihres ersten Sommers
absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen
Vertrocknen, das im Thierreich vom Näderthier und
vom Kleisteraal behauptet worden, finden sich unter
den Gewächsen ähnliche Beyspiele: besonders an der
deßhalb längst berufenen Himmelsblume oder Stern-
schnuppe (tremella nostoc). Ich habe von dieser merk-
würdigen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali san-
guini denegunda
etc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. ge-
handelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der
Raum hier nur etwas Weniges kurz zu erwahnen.

Der unermeßliche große Einfluß ist schon oben
(§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren
phlogistischen Prozeß auf die atmosphärische Luft äußern,
indem sie derselben einerseits das aus dem Thierreich
unablässig zufließende, irrespirable kohlengesäuerte Gas
eben so unaushörlich wieder entziehen und zu ihrer Selbst-
erhaltung verwenden; und anderseits derselben durch
ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedere
Inseln der heißen Zonen, wird die Vegetation, zu-
mahl der Waldungen, dadurch von wohlthätigster Wich-
tigkeit, daß durch dieselben die Regenwolken angezo-
gen und der Boden gewässert wird*).

§. 208.

[Seite 91]

Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung der
dem Menschen wichtigsten, eigentlich sogenannten Haus-
thiere, und der beyden nützlichen Insecten-Gattungen,
die er sich zieht, der Bienen nähmlich und der Sei-
tenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der
Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so gibt es
erstens einige derselben, mit welchen ganze Nationen
die mannigfaltigen Bedürfnisse des Lebens fast eben so
zu befriedigen im Stande sind, als andere mit gewis-
sen Säugethieren (den Seehunden, dem Rennthier etc.).
Von der Art ist z.B. die Cocospalme, zumahl für die
Malayische Menschen-Raçe und gewisser Maßen auch
die Dattel-Palme für manche Völker von der Kaukasi-
schen, so wie die gemeine Birke für manche von der
Mongolischen.

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich
ohne weitere Bereitung genießbaren mancherley Früch-
te
. Zumahl in den heißen Erdstrichen die Feigen, die
Datteln (von phoenix dactylifera); und die verschie-
denen Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von
musa paradisiaca und die Bananes oder Bacoves
von der musa sapientum). Für die Malayische Men-
schen-Raçe die Brotfrucht [von artocarpus incisa*)],
[Seite 92] die nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden
braucht. In Hindostan, Ceilon etc. Die Jacca, eben-
falls eine Art Brotfrucht von artocarpus integrifolia.

So die vielen andern Gattungen von Beeren
(denn die Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff auch
eine Beere), die ebenfalls für manche Völker (wie
z.B. für die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungs-
mittel abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse etc.

§. 211.

Ferner die schon einige Zubereitung erfordernden
Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel
(helianthus tuberosus), in beyden Indien die Bataten
(convolvulus batatas). Im wärmern Amerika die
Yams-Wurzeln dioscorea alata, sativa etc.).

Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und dgl. m,;
so mancherley Hüsenfrüchte und Gemüse.

Dann die sich nirgend mehr wild findenden, eigent-
lichen Getreidearten, nebst dem Mais (zea mays);
Buchweitzen oder Heidekorn (polygonum fagopyrum);
Reis (oryza sativa und montana), zumahl für die
Morgenländer; so wie Moorhirse (holcus sorghum,
Engl. Barbadoes millet) besonders für viele Afrika-
nische Völkerschaften und für die Schinesen etc.; das
Teff (poa abyssinica) für die Habessinier etc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren (von
rhamnus lotus) der Lotophagen*).

[Seite 93]

Und einige andere besondere Pflanzen-
theile
, die von manchen Völkern als gewöhnliches
Nahrungsmittel verspeist werden, wie das Sagumark
(von cycas circinalis etc.); das Senegal-Gummi
(von mimosa sennegal) u.s.w.

§. 212.

Hierzu die mancherley Arten von Gewürzen.
Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus dem
Zuckerrohr; außerdem aber auch aus manchen andern
Gewächsen, z.B. aus der Runkelrübe u.a.m. So
in Nord-Amerika aus acer saccharinum (der Maple-
zucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-Palme; auf
Islands aus dem fucus saccharinus; in Kamtschatka
aus dem heracleum sibiricum u.s.w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen,
Öhl, Essig etc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem
Butterbaume im Innern von Afrika*).

Tabak, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzenmilch
in der unreifen Cocosnuß, und die mancherley Biere,
(unter andern das Spruce-Bier aus der pinus cana-
densis
etc.)

Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen Wein-
palme (borassus stabellifer) oder auch von der weib-
[Seite 94] lichen Cocospalme. Andere berauschende Getränke,
Branntwein, Arak, Rum, Kirschwasser etc. etc.

Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln,
wie z.B. bey den Brasilianern etc. aus ihrem Caßawi-
Brot; bey den Insulanern der Südsee aus piper,
latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak; und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.

Endlich unsere dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-Amerika der Paraguay-Thee (von
einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts, und bey
den Mongolen der Schinesische Ziegel-Thee (von vogel-
kirschähnlichen Blättern eines noch nicht genau bestimm-
ten wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wol-
lichten Faden, womit die Samenhaut in den Fruchtkap-
seln bewachsen ist) von den verschiedenen Gattungen
gossypium und bombax; die zu Leinewand präparir-
ten Saftgefäße des Flachses, Hanfs, mehrerer Gat-
tungen von Nesseln etc. Der treffliche neu-Seeländische
Seidenflachs vom phormium tenax; die südländischen
Zeuge vom Baste der morus papyrifera und des
Brothaums etc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerley gemeinen
Brennholze in manchen Gegenden besondere Arten;
wie z.B. auf den Alpen rhododendron ferrugineum,
auf den Heiden erica vulgaris etc.

Der Torf (großen Theils von conserva rivularis,
[Seite 95] sphagnum palustre carex caespitosa, myriophyllum
spicatum etc.)

Kohlen, Zunder, Lunten etc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancher-
ley Bauholz (in Ostindien auch bambos arundinacea).

Zum Dachdecken und vielfachen andern Ge-
brauch, Schilf, Stroh, – bey den Südsee-Insu-
lanern die Palmetto-Blätter (von pandanus tec-
torius
.)

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahlwür-
mer etc. der Seewier (zostera marina).

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künst-
ler und Handwerker
alle das verschiedene Nutz-
holz
*) für Tischler, Ebenisten, Wagner, Drechs-
ler, Faßbinder etc. – So auch die mancherley Rohre**).
Beydes auch bey vielen Völkern zu ihren Waffen
(so z.B. das schöne Holz des Keulenbaumes, casua-
rina
equisetifolia, zu den kunstreichen Lanzen u.a.
Gewehren der Südsee-Insulaner).

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der
crescentia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkge-
schirren.

[Seite 96]

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl. zum
Korbflechten etc. – Kork etc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur Fär-
berey
(wie zu Einem Beyspiel statt aller der
Indig –), zum Gärben, Waschen etc. andere zu
Packpapier, Pappen, Papiertapeten u. dgl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.

Wachs (von myrica cerifera etc.)

Talg (z.B. vom croton sebiferum.)

Öhle, Firnisse etc. (der allerköstlichste Japanische
Lack-Firniß von demjenigen rhus vernix, welcher bey
Jassino gezogen wird.)

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien
sind aus dem Gewächsreich genommen. Schreibrohr,
Papierschilf (cyperus papyrus), Malabarische Oltjes
von Palmblättern der Weinpalme etc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und so
wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren Kennt-
niß die ganze Arzneywissenschaft der ältesten und vieler
jetzigen Völker des Erdbodens ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles Un-
kraut im weitläufigsten Sinne (– also z.B. mit
Einschluß der verwüstenden Holzschwämme, merulius
destruens und vastator etc. so wie der microscopischen
Schwämme uredo segetum etc. welche den Brand,
[Seite 97] und Krebs und Rost am Getreide verursachen und
dgl. m. –) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen,
die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht
hat, sind neuerlich zumahl das Linneische Sexual-
system
und das Jussieusche am allgemeinsten
adoptirt und befolgt worden. Jenes ist bekanntlich den
oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen nach deren
verschiedener Anzahl und Verhältniß angepaßt. – Das
Jussieusche hingegen gründet sich zuförderst auf
den Mangel oder Daseyn und Beschaffenheit der Samen-
lappen, dann auf die respective Stellung der Staub-
fäden, und auf den Mangel oder Daseyn und Form
der Blumenkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als Hülfs-
mittel.

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips.
    1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoe-
    nitat. academicar
    .)
  2. Theod. Leonh. Oskamp tabulae plantarum termi-
    nologicae
    etc. Lugd. Bat. 1793. Fol.
  3. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunst-
    sprache. Jena 1803. 8.
* * *

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. à Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  4. Ej. sistema vegetabilium. ed. XV. curante C. H.
    Persoon. Götting. 1797. 8.
  5. Synopsis plantarum s. Enchiridium botanicum, cur.
    C. H. Persoon. Paris. 1805 sq. II. vol. 12.
  6. J. Miller's illustration of the sexual system of
    Linnaeus. Lond. 1775. II. vol. Fol. und
    1799. 8.
  7. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft
    Zürich 1775. Fol.
  8. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzen-
    kenntniß nach Linné's Methode. Wien 1798. 8.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und
    angewandten Botanik. 2te Auflage Leipz. 1797.
    II. Th. 8.
  10. Aug. Joh. G. C. Batsch. Versuch einer Anleitung
    zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen. Halle
    1787. II. Th. 8.
  11. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te
    Aufl. Berlin 1802. 8.
  12. Chr. Fr. Ludwig Handb. der Botanik. Leipz. 1800. 8.
  13. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse
    Halle 1802. II. Th. 8.
  14. Fr. S. Voigt System der Botanik. Jena 1808. 8.
  15. E. P. Ventenat tableau du regne végétal selon la
    methode de
    Jussieu Par. 1799. IV. vol. 8.
  16. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von Jus-
    sieu
    , nach seinen neuesten Verbesserungen, in
    Tabellen. Herausgegeben von Fr. S. Voigt.
    Leipz. 1806. Fol.
* * *

Besonders zur Kenntniß unserer einhei-
mischen Gewächse
.

  1. Alb. v. Haller historia stirpium Helvetiae indige-
    narum
    Bern. 1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn.
    1761 sq. Fol.
  3. Alb. W. Roth tentamen florae Germanicae. Lips.
    1788 sq. III. vol. 8.
  4. Chr. Schkur botanisches Handbuch. Wittenb. seit
    1791. 8.
  5. Deutschland Flora oder botanisches Taschenbuch von
    G. Fr. Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
  6. H. Ad. Schrader Flora Germanica. T. I. Götting.
    1806. 8. mit Kupf.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond.1682. Fol.
  2. Marcell. Malpighi anatome plantarum ib. 1686.
    Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. du Hamel physique des arbres Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Houß Versuche mir Pflanzen; übers.
    von Joh. Andr. Scherer. Wien 1786 – 1790.
    III. Th. 8.
  6. Theod. von Saussüre chemische Untersuchungen
    über die Vegetation, übers. mit einem Anhange und
    Zusätzen von Fr. S. Voigt. Leipzig 1805. 8.
    mit Kupf.
  7. Fr. Alexand. von Humboldt Aphorismen aus
    der chemischen Physiologie der Pflanzen. Leipz.
    1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie.
    Aus dem Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800. V.
    vol. 8.
  10. C. F. Brisseau-Mirbel. Traité d'anatomie et de
    Physiologie végétales
    . Par. 1802. II. vol. 8.
  11. J. von Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde.
    Braunschweig 1794. 6.
  12. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Ge-
    genstände aus dem Pflanzenreiche. Mannheim
    seit 1793. 8.
  13. Dess. Beyträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiolo-
    gie. Leipz. seit 1799. VII. Hefte. 8.
  14. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit
    1803. 12.
  15. K. Sprengel von dem Bau und der Natur der Ge-
    wächse. Halle. 1812. 8.
  16. Joh. Hedwig Sammlung feiner zerstreuten Abhand-
    lungen und Beobachtungen etc. Leipz. 1793. und
    1797. II. Th. 8.
* * *

Journal.

  1. Journal für die Botanik. Herausgegeben von H. Ad.
    Schrader. Götting. seit 1799. 8.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 101]

§. 222.

Mineralien oder Fossilien sind die unorgani-
schen Naturkörper (§. 2. 4.), die nähmlich nach den
bloß-physischen und chemischen Gesetzen, auf und in
der Erde gebildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Minera-
lien, wie Quecksilber und Erdöhl, sind die übrigen
fest; aber doch sämmtlich erst im flüssigen Zu-
stande gewesen
.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige
feste Felsenrinde unsers Planeten, so tief wir sie kennen
(und das ist freylich noch nicht 1/0000 des Halbdurch-
messers der Erde), anfangs selbst flüssig gewesen seyn
muß*).

§. 225.

[Seite 102]

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes
Primordialfluidum auch als Universalsolution die Stoffe
der nachher daraus niedergeschlagenen Fossilien in sich
aufgelöst enthalten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und
andere chemische Prozesse, die dann allgemach in jenem
Fluidum erfolgt sind, haben folglich die verschiedenen
Arten von Gebirgs- und Erdlagern ihre Entstehung
erhalten, die sich im Ganzen aus chronologischer
Rücksicht unter zwey Hauptabtheilungen brin-
gen lassen: nähmlich.

A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden sind.

Jede von beyden zerfällt wieder in zwey
Classen
:

Die der primitiven nähmlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flötzgebirge; und in

b) die aufgeschwemmten Erdlager.

Von jeder dieser vier Classen ein Wort insbesondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren finden,
gab wohl dem echten Granit seine Entstehung, als
welcher nur die selbstständige, uranfängliche, feste
[Seite 103] Rinde unsers Planeten auszumachen, und den später
gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur Un-
terlage zu dienen scheint, zwischen welchen er auch hin
und wieder, zumahl in den größten und höchsten Ge-
birgsketten zu Tage hervorragt.

Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch in
der Geologie Urgebirge oder Grundgebirge
genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag abge-
setzten Arten von Gebirgslagern, mußten, so wie das
Mischungsverhältniß im Primordialfluidum (§. 224.)
durch die jedesmahligen Präcipitationen verändert ward,
sowohl von dem Granit der Urgebirge, als unter ein-
ander selbst, verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten
der zweyten Classe sind größten Theils von schieferigem
Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmerschiefer, Thon-
schiefer etc.), und in mächtigen Lagen stratificirt;
welche Lagen sich überdem mehrentheils durch eine sehr
abhängende, gestürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam angelehn-
ten Lagen, zeigen sich auch häufig ehemahlige Risse und
Spalten, die allgemach mit fremdartigem Gestein spä-
terer Entstehung (das sich nach der Hand darin abge-
setzt) wiederum mehr oder weniger ausgefüllt worden*).
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder söge-
nannten Gängen (Fr. filons. Engl. veins) hat sich
auch das allermehrste Erz erzeugt, daher sie den wich-
[Seite 104] tigsten Hauptgegenstand des practischen Bergbaues aus-
machen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten
Classe selbst den Nahmen Gang-Gebirge, (Fr.
montagnes à filons) weil sich in ihnen, zwar nicht
ausschließlich, aber doch die mehresten und ergiebigsten
Erzgänge finden.

§. 229.

Durch diese beyden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde unsers Pla-
neten gegründet worden, ehe er durch Vegetation be-
lebt und mit thierischer Schöpfung beseelt worden.
Denn in keiner von beyden findet sich irgend eine Spur
von versteinten, vormahls organischen Körpern.

Anders verhalt es sich hingegen mit den beyden
übrigen Classen der secundären Gebirge und Erd-
lager.

§. 230.

Die Flötzgebirge (Fr. montagnes à cauches)
nähmlich sind zwar mehrentheils auch stratificirt,
aber meist in flächeren Lagen, als die Ganggebirge, und
von mehr abwechselnder Mannigfaltigkeit der Bestand-
theile. Auch machen sie insgemein*) nur die niedern
Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Besonders
aber unterscheiden sie sich dadurch von den Primordial-
Gebirgen der vorigen beyden Classen, daß sie großen
[Seite 105] Theils von versteinten Resten organisirter Körper gleich-
sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind
sogenannte Incognita, zu welchen sich nähmlich in der
jetzigen organisirten Schöpfung keine Originale mehr
finden: so z.B. die Belemniten, ein Paar hundert
verschiedene Gattungen von Ammoniten u.s.w. Diese
Incongnita sind aber, wie alle Analogie lehrt, größ-
ten Theils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt
in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter
Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Auster-
bank, die Coralliolithen wie in einem Corallenrief etc.),
so daß man aus allem diesen schließen muß, unser jetzi-
ges festes Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt
gewesen; und durch gewaltsame plötzliche Revolutionen
aufs Trockene verseht worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannig-
faltig abwechselnden Lagen, werden von den Deutschen
Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese Classe
von Gebirgen selbst ihren Nahmen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen
Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen
Zeiträumen, – durch Niederschlag aus dem Wasser ge-
bildet worden, und zusammen die feste Rinde unseres
Planeten ausmachen, unterscheidet man nun vier-
tens
auch die sogenannten aufgeschwemmten
Erdlager
(Fr. montagnes et terreins de transport,
couches meubles), die sich hin und wieder, zumahl im
niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und
weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin
z.B. die sogenannten Seiffenbänke und Schuttgebirge,
[Seite 106] die Lager von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergel-
tuff etc., welche letztere gar häufig auch calcinirte und
doch theils zum Bewundern gut erhaltene Neste von
Seeconchylien, und zwar an manchen Orten in unüber-
sehlicher Menge*) enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebirgen und
Erdlagern, die sämmtlich durch Niederschlag aus dem
Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf dem nas-
sen Wege
entstanden sind, zeigen sich aber auch fünf-
tens
hin und wieder theils ganze Berge, theils flache
Fossilien-Lager, die, seit sie auf jene Weise entstan-
den waren, nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers,
oder wie man es zu nennen pflegt, auf dem trocke-
nen
Wege, große Veränderung erlitten, gleichsam um-
gewandelt worden, und dadurch ihren jetzigen Habitus
erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vul-
cane
.

Die flachen Lagen aber nennt man durch Erd-
brände verschlacktes Land
, und die ihm eige-
nen Fossilien (zum Unterschied von denen der wirklich
feuerspeyenden Berge) pseudovulcanische Producte.

§. 233.

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von
Geburts- und Lager-Stätten**) der Fossilien im Gan-
[Seite 107] zen von einander zu unterscheiden sind; so begreift
sich doch aus dem, was über ihre Entstehung gesagt
worden, von selbst, daß sie an den Gränzen, wo die
einen an die andern stoßen, zuweilen durch unmerk-
liche Übergänge gleichsam zusammen fließen müssen*).

§. 234.

Überhaupt aber ergibt sich aus dem genetischen
Charakter von der Entstehungsweise der unorganischen
Körper oder Fossilien, im Gegensatz der durch Zeu-
gung fortgepflanzten organisirten, von selbst, daß,
wenn man etwa die einfachsten Fossilien ausnimmt (wie
z.B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey
den übrigen leine so scharf bestimmbare Charakteristik
[Seite 108] der Gattungen (species)*) als bey den organisirten
Körpern; mithin aber weit mehr Willkührliches in der
Vertheilung derselben unter ihre Geschlechter (genera),
ja sogar unter ihre Classen Statt hat, so daß z.B.
Chlorit, Röthel etc. von manchen Mineralogen unter
die Erze, von andern unter die Steinarten gebracht
werden können.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß
der Bestandtheile, als auch
die Verbindungsart etc., vieler einander übrigens sehr
ähnlichen Fossilien in den mannigfaltigsten Abstufungen
variirt, so entstehen schon dadurch eben so mannigfal-
tige und theils durch fast unmerkliche Nüancen gleich-
sam zusammenfließende Übergänge, in deren Stufen-
folge zwar die Extreme auffallend genug sich auszeich-
nen, aber zwischen den Mittelgliedern, zumahl in ein-
zelnen Exemplaren, bey weiten keine so bestimmten
Gränzen als bey den organisirten Körpern sich ziehen
lassen Besonders ist dieß der Fall bey den vererzten
Metallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten ge-
mischten Gehalts**).

§. 236.

[Seite 109]

Zweytens aber werden diese Übergänge auch durch
die Decomposition und Auflösung vieler schon ge-
bildeten Fossilien vervielfältigt, da manche Steinarten
durch den Verlust ihres sogenannten Krystallisations-
wassers, manche Erze durch die Einwirkung von Säu-
ren etc. allmählich verwittern, und so z.B. Feldspath
in Porzellänerde, Kupferkies in Kupferschwärze gleich-
sam umgewandelt werden.

§. 237.

Um so einleuchtender wird daher das dringende
Bedürfniß, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien
die genaue Bestimmung ihrer äußeren Kennzeichen, mit
der Untersuchung ihrer (ohnehin mit diesen Kennzeichen
in sehr constantem) Bezug stehenden*) Bestandtheile
durch die chemische Analyse zu verbinden.

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen**) sind für
die mineralogische Diagnostik die allerwichtigsten und
sichersten: das specifische Gewicht***), die Härte, und
[Seite 110] zumahl, wo sie Statt hat, die Krystallisation*),
d.h. eine bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl
und eben so bestimmten Verbindungsart von Façet-
ten**), und der sogenannte Durchgang der Blätter
(oder die Richtung der natürlichen Trennungsflächen),
der sich bey vielen Arten von Krystallisationen nach
dem Verhältniß der Außenflächen derselben zu ihrer
Grundgestalt (Forme Primitive) oder sogenannten
Kerne richtet***). Minder allgemein constant und zuver-
lässig sind hingegen Farbe, Grad der Durchsichtigkeit,
[Seite 111] Art des Glanzes und Bruchs, der Strich den manche
Fossilien geben, wenn sie gekratzt werden, u. dgl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien ihre
physikalischen Kennzeichen, die nähmlich erst einen
physischen Versuch voraussetzen, wie z.B. nächst
der Schmelzbarkeit im Feuer und Auflösbarkeit im
Wasser, die Phosphorescenz, Elektricität, das Ver-
halten zum Magnet etc., und bey den durchsichtigen,
ob sie eine einfache Brechung machen, oder aber das
Bild der dadurch angesehenen Gegenstände verdop-
peln. – Und mitunter sind auch für den ersten Anlauf
die sogenannten Empirischen Kennzeichen brauchbar,
die von beygemengten bekannten Fossilien, oder von
dem Fundorte abstrahirt werden.

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestandtheile
aber (§. 207.) dient theils das weitere Verhalten der-
selben im Feuer, das auf dem sogenannten trockenen
Wege, besonders auch mittelst des Löthrohrs*),
erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung derselben
auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien etc.**).

[Seite 112]

Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Ehe-
mikern angestellten Analisen eines und eben desselben
Fossils zuweilen so sehr von einander abweichend aus-
gefallen sind, zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behut-
samkeit und vor allem öftere Wiederholung der Ver-
suche dazu gehört, um dabey gegen Selbsträuschung
und Irrthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bey den unübertrefflich
genauesten Analysen nie vergessen, daß sie durchaus
nichts weiter zeigen können und sollen, als Art und
Menge (Qualität und Quantität) der Stoffe, worin
sie sich zerlegen lassen. – Aber nichts von dem,
was doch gerade den wahren eigenthümlichen Charak-
ter so vieler Fossilien ausmacht, nähmlich die bewun-
dernswürdige Zusammensetzung und specifische Ver-
bindungsart
jener Stoffe, wodurch z.B. die
Thonerde zum Saphir, und in Verbindung mit ein
Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turma-
lin wird! oder wodurch die Natur aus Kieselerde in
Verbindung mit Thonerde den Bildstein, und hingegen
in Verbindung mit Talkerde den demselben übrigens
so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt und
dgl. m. – s. Lichtenberg im Göttingischen Taschen-
buche v. J. 1794 S. 134 u. f. de Lüc in Voigts
Magazin IX. Band, 1. St. S. 74 u. f. und Klap-
roth
im I. B. seiner Beyträge S. 89.

§. 241.

Überhaupt aber lassen sich alle Mineralien noch der
alten (– meines Wissens zuerst von Avicenna beobach-
teten –) Eintheilung unter folgende vier Classen brin-
gen; deren Unterschiede und Eigenschaften zu Anfange
der folgenden vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Fossilien.

II. Salze.

III. Eigentlich sogenannte brennliche
Mineralien
.

IV. Metalle.

* * *

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
Mineralogie.

[Seite 113]
  1. G. Agricola de re metallica L. XII. – it. de na-
    natura fossilium
    L. X. etc. Basil. 1546. Fol.
  2. Ax. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, – aus
    dem Schwed. – vermehrt durch M. Chr. Brun-
    nich
    . Kopenhagen, 1770. 8.
  3. – mit äußern Beschreib. etc. von A. G. Werner.
    I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum.
    Holm. 1772. II. Vol. 8.
  5. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin
    1808. Fol.
  6. F. Ambr. Reuß Lehrbuch der Mineralogie nach Kar-
    sten's
    Tabellen. Leipz. 1801–6. VIII. B. 8.
  7. Systematisch-tabellarische Übersicht und Charakteristik
    der Mineralkörper; von C. C. Leonhard, K. F.
    Merz und J. H. Kopp. Frkf. 1806. Fol.
  8. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hin-
    sicht auf die neuesten Entdeckungen, herausgege-
    ben von C. C. Leonhard. Frkf. seit 1807. 8.
  9. C. A. E. Hoffmann Handbuch der Mineralogie. Frey-
    berg. I. B. 1811. 8.
  10. J. Fr. L. Hausmann Entwurf eines Systems der
    unorganisirten Naturkörper. Cassel 1809. 8.
  11. Dess. Handbuch der Mineralogie. Göttingen 1813.
    III. B. 8.
  12. Haüy Trainté de Minéralogie. Par. 1801. V. Vol. 8.
    mit Anm. von D. L. G. Karsten und Chr. S.
    Weiß. Par. u. Leipz. 1804–10. V. B. 8.
  13. Ej. (Haüy) Tableau comparatif des resultats de la
    cristallographie et de l'analyse chemique rela-
    tivement à la classification des mineraux.
    Par
    1809. 8.
  14. Tableau methodique des Espèces mineralesextrait
    du Trailé de Minéralogie de
    M. Haüy, et aug-
    menté des nouvelles Découvertes;
    par J. A. H.
    Lucas. Par. 1806. 8.
  15. Al. Brongniart Traité elémentaire de minéralo-
    gie, avec des applications aux arts.
    Par. 1807
    II. vol. 8.
  16. M. H. Klaproth Beyträge zur chemischen Kenntniß
    der Mineralkörper. Berlin seit 1795. V. B. 8.
  17. Ohne der so zahlreichen mineralogi-
    schen Compendien zu gedenken, die in
    Deutschland in den letztern Jahrze-
    henden erschienen sind
    .
* * *

Besonders zur Bestimmung der Fossilien durch
Aufsuchung und Vergleichung ihrer äußern
Kennzeichen.

  1. H. Struve methode analytique des fossiles, fon-
    dés sur leurs caractères exterieurs.
    Lausanne
    1797. 8.
  2. Handbuch des Mineralogen – von H. Struve, aus
    desselben Franzöl. Handschrift übersetzt durch D. B.
    Rätzer. Bern 1806. 4.
  3. J. G. Lenz mineralogisches Taschenbuch. Erf. 1798. 12.
* * *

Über die Benutzung der Fossilien.

  1. C. Schmieder Versuch einer Lithurgik oder ökono-
    mischen Mineralogie. Leipz. 1803. II. B. 8.
* * *

Wörterbücher.

  1. D. F. A. Reuß neues mineralogisches Wörterbuch.
    Hof. 1798. 4.
  2. Des Fürsten Dimitri de Gallizin Recueil de noms
    apropriés en Minéralogie
    etc. avec un précis
    de leurs histoire naturelle
    . nouv. Edit. Brunsv.
    1802. Fol.
* * *

Einige hierher gehörige Journale etc. außer den
oben angeführten.

  1. Chemische Annalen von L. von Crell.
  2. Journal der Chemie von N. Al. Scherer.
  3. Neues allgemeines Journal der Chemie. Herausgege-
    ben von Ad. Ferd. Gehlen.
  4. Magazin der Bergdaukunde (herausgegeben von J. F.
    Lempe). Dresden seit 1785. 8.
  5. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W.
    Köhler und C. A. S. Hoffmann. Freyberg
    seit. 1788. 8.
  6. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  7. C. Ehrenb. von Moll Jahrbücher der Berg- und
    Hüttenkunde. Salzb. seit 1797. 8.
  8. Dess. Annalen derselben, seit 1801.
  9. Dess. Fortsetzung von diesen: (auch unter dem Titel
    Ephemeriden etc.)
  10. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie.
    Leipz. seit 1800. 8.
* * *

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeich-
nisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils
    of England
    etc.in the collection of Wood-
    ward. Lond. 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772 sq. II.
    Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle. de
    Raab
    par M. de Born. Vienn
    . 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschriebe von
    D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M.
    Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G.
    Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  6. (Gianv. Petrini) Cabinetto mineralogico del colle-
    gio Nazareno.
    Rom. 1791. II. Vol. 8.
  7. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von
    dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der
    Gebirge. Clausthal, 1795. 8.
  8. W. Babington's new System of Mineralogy in the
    Form of a catalogue
    . Lond. 1799. 4.
  9. Des Hrn. J. F. von der Null Mineraliencabinet, als
    Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht von
    F. Mohs. Wien, 1814. III. B. 8.
* * *
  1. Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
    weit unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
    Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
    helfen können und in hundert Fällen schlechterdings
    aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln
    für die mehresten Anfänger eine schwierige Sache
    seyn muß; so ist es für diese eine große Erleichte-
    rung, daß man nun bey der Mineralien-Nieder-
    lage zu Freyberg, und beym Mineralien-Tausch-
    und Handlungscomptoir zu Hanau, kleine Mi-
    neralien-Sammlung in ausgesuchten instructiven
    Stücken, zu verschiedenen sehr billigen bestimmten
    Preisen zu Kauf haben kann.

Zwölfter Abschnitt.
Von den Steinen und erdigen
Fossilien.

[Seite 117]

§. 242.

Steine und erdige Fossilien heißen die-
jenigen trockenen Mineralien, die sich, wenn sie rein
sind, für sich*), nicht so wie die Salze im Wasser
oder wie die eigentlich sogenannten Erdharze im
Ohl auflösen lassen; noch auch wie diese letztern, schon
im bloßen Glühfeuer verbrennen: noch sich wie Metalle
hämmern und breitschlagen lassen**). Überhaupt sind
sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber
schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig. Ihre specifische
Schwere übersteigt die des Wassers höchstens vier bis
fünf Mahl.

§. 243.

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fossilien
[Seite 118] dieser Classe unter folgende, davon benannte Geschlech-
ter geordnet worden:

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Gadolingeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Talkgeschlecht.

VII. Kalkgeschlecht.

VIII. Strontiangeschlecht und

IX. Barytgeschlecht.


I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (tera silicea), wovon dieses
Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich im Feuer nicht
schmelzbar, und bleibt an der Luft und im Wasser un-
veränderlich: auch wird sie von keiner andern als der
Spathsäure angegriffen: schmilzt aber mit beyderley
feuerfestem Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu
Glas, daher sie auch glasartige oder vitresci-
ble
Erde genannt wird.

1. Quarz.

Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechssei-
tige Pyramide, mit längerer oder kürzerer Zwischen-
säule, deren Flächen meist in die Quere feingestreift
sind. (– tab. II. fig. 19. –). Er ist hart, und
gibt meist ein phosphorisches Licht, wenn man zwey
Stücke im Finstern an einander reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den
edlen und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr.
crystal de roche).

[Seite 119]

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas-
glanz; flachmuschelichem Bruche; die Krystallen
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest
gewachsen; und dann theils in zentnerschweren Kry-
stallen (so zumahl in der Schweiz und auf Madagas-
car); oft aber auch lose, und rein auskrystallisirt,
d.h. mit den beyderseitigen Endspitzen; darunter
besonders die kleinen, aber ausnehmend wasserhellen
mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken (z.B. die
Ungarschen aus der Marmaroscher Gespanschaft.)
Endlich auch häufig als Gerölle, theils von vorzüg-
licher Härte und Klarheit (so z.B. die Ceilanischen
Keys oder Kiesel). – Sein specifisches Gewicht =
2653 Gehalt (nach Bergmann) = 93 Kieselerde,
6 Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten hält er
fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B. Chlorit-
Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Grau-
braunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen Wassertro-
pfen. Selten findet er sich mir sechskantigen geraden
hohlen Röhrchen durchzogen (so nahmentlich am St.
Gotthard).

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen
Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin.

Meist von weingelber Farbe, selten krystallisirt.
Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren
Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwär-
zeste wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherley Abstufungen: zuweilen
von stänglig zusammengehäuftem Gefüge, theils mit
festungsförmigen Ablosungen. Die schönstfarbigen in
Ostindien und Persien.

[Seite 120]

2) Gemeiner Quarz.

Eine der uranfänglichsten und allgemeinst verbrei-
teten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in man-
cherley andern Farben, mehr oder weniger durch-
scheinend. Meist von Glasglanz, theils aber fett-
glänzend; häufigst ungeformt; theils aber krystalli-
sirt; zuweilen als Afterkrystall; hin und wieder in
besonderer äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc.
Der Bruch meist muschelig; theils in das Splitte-
rige, Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch dicht
eingemengte feine Glimmerblättchen oder durch eine
eigene Art von schuppigem Gefüge ein besonderes
schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmtbraune
Spanische Avanturinquarz vom Cabo de Gates (das
natürliche Avanturino, wie es nach der Ähn-
lichkeit mit dem Avanturinfluß, – der bekannten
Glascomposition – genannt wird.)

Ein Paar besonders merkwürdige Abarten sind:

a. Rosenquarz.

Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe,
und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt,
und theils mit schaligen Ablosungen; besonders in
Bayern und am Altay, in starken Lagern.

b. Prasem.

Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe,
und diese vom innig beygemengten Strahlstein.
Meist ungeformt; bricht besonders bey Breitenbrunn
im Erzgebirge.

2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff.
Tofus siliceus thermalis.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöhte
Temperatur und vermuthlich auch durch die Verbin-
dung mit Sode aufgelöst [§. 242. not. *)] und
dann als Sinter abgesetzt. Er ist weiß, theils in
das Milchblaue, theils in das Wachsgelbe etc. Wenig
durchscheinend. Wie der Kalksinter von mancherley
[Seite 121] besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über ein
ander getropft oder geflossen; traubig etc. Meist von
lockerem Gefüge, theils blätterig etc. Gewicht =
1917. Gehalt eines Isländischen (nach Klaproth) =
98 Kieselerde, 1, 50 Thonerde, 0, 50 Eisentalk.
In vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an den
heißen Quellen in Island und Kamtschatka.

3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül-
lerisches Glas
.

Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr oder
weniger durchscheinend; glasglänzend; theils wie ge-
tropft oder geflossen, kleintraubig etc. An Farbe und
Form zuweilen einem Baumharz oder Gummi
ähnelnd; meist als Überzug auf Tuffwacke. Gehalt
(nach Buchholz) = 92 Kieselerde, 6, 33 Wasser,
mit einer Spur von Thon. Fundort zumahl bey
Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und des
Achats. Denn die ersten beyden differiren fast bloß
in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat
ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern
Steinarten zusammen gemengt oder gemischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis in das Himmelblaue;
aber auch in das Honniggelbe und Rothe des Car-
neols, in das Rauchbraune des Onyx etc. Oft ist der
Chalcedon auch streifig, wolkicht etc. In manchen
Gegenden häufig mit dendritischen*) Zeichnungen
(Moosachat, Dendrachat, Mochhastein).
[Seite 122] Überhaupt mehr oder weniger durchscheinend; von
Fettglanz; meist ebenem Bruch; oft von mancherley
besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch, oder in
ursprünglicher Nierenform, in Mandeln, Kugeln etc.
Letzterer (im Vicentinischen) nicht selten mit einge-
schlossenen Höhlungen, und in diesen zuweilen
Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine); anderwarts
auch theils wie gehackt, zellig etc. auch mit Krystalli-
sations-Eindrücken, theils auch in eigenthümlicher,
meist cubischer Krystallisation. Gewicht = 2615.
Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie an
einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer
(nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16 Thonerde.
Oft macht er Übergänge in Quarz, Hornstein, Opal.
Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils in das Schwarzblaue: oft
mit scharf abwechselnden Schichten von milchblauen
gemeinen Chalcedon (Arabischer oder sogenannter
blinder Sardonyx; ital. Niccolo.) Hauptgehrauch
bey den alten Römern zu Siegelsteinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis in das Wachsgelbe
oder Hornbraune, anderseits in das dunkelste Gra-
natroth. Von letzterer Art vor allen die köstliche
antike Corniola nobile (Fr. cornaline de la vieille
roche
), die mit auffallendem Lichte schwarzroth,
mit durchfallendem Lichte aber blutroth, wie ein
Böhmischer Granat oder Pyrop und fast eben so
durchsichtig, ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist,
und worin die bey weiten größten Meisterwerke von
alten Griechischen und Etruskischen Siegelsteinen oder
Intaglios gegraben sind.

Der Indische Sardonyx, woraus hingegen die
köstlichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.

* * *
[Seite 123]

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von meh-
reren der vorigen Arten, außerdem aber auch zu-
weilen von Quarz (zumahl Amethyst), Heliotrop,
Jaspis etc. in endloser Mannigfaltigkeit der Zusam-
mensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die man-
cherley Benennungen, von Achatonyx, Jasp-
achat, Bandachat
, Kreisachat, Punct-
achat, Festungsachat
etc. – Trümmerachat,
der Bruchstücke von jenen Steinarten enthält, die
durch Quarzcament zusammen verbunden sind. Re-
genbogenachat
, mit buntem Farbenspiel bey
durchfallendem Lichte. Überhaupt häufig in Kugel-
form; oft hohl. In größter Menge und Mannig-
faltigkeit in Deutschland, zumahl in der Pfalz.

5. Opal. Quarz-resinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten ver-
schieden: alle sind mehr oder weniger durchscheinend;
haben meist Fettglanz, theils stärker, theils matter:
ihr Bruch ist muschelig; sie finden sich bloß derb;
und sind meist nur halbhart. – Die beyden Haupt-
arten sind: 1) der eigentliche Opal, und 2) der
Halbopal.

1) Eigentlicher Oval

mit folgenden Abarten: nähmlich

a. Edler Opal.

Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bey
auffallendem milchblau, mit einem eigenen feurigen
Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht = 2114. Ge-
halt (nach Klaproth) = 90 Kieselerde, 10 Wasser.
Fundort zumahl Ober-Ungarn.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben-
spiel. Eine rahmgelbe Abart hat den Mongolischen
Nahmen Kascholong (d. b. schöner Stein). Ge-
halt eines Kosemitzer (nach Klaproth) = 98,75 Kie-
[Seite 124] selerde, 1 Thonerde, 1 Eisenkalk. Fundort im Erz-
gebirge, Schlesien, den Färöern etc. Übergang in
Chalcedon, Chrysopras etc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus
der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fund-
ort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese; klebt
an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey durch-
sichtig; theils mit Regenbogenfarben*).

2) Halbopal

in zwey Abarten: nähmlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch
theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder we-
niger durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fett-
glanz; muscheliger Bruch. Übergang in gelben Chal-
cedon und in Pechstein. Vorzüglich in großer Man-
nigfaltigkeit bey Telkobanja in Ober-Ungarn. Ge-
halt eines solchen (nach Klaproth) = 93, 50 Kiesel-
erde, 1 Eisenkalk, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, braunlich etc. Der Längenbruch theils noch
faserig; und zuweilen mit schaligen Ablosungen
der Holz-Jahre. Fundort zumahl in Ungarn bey
Schemnitz.

6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarzagathe
chatoyant
.

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der
Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist als
[Seite 125] Gerölle auf Ceilan und Malabar, von wannen er
meist schon in sogenannte Talgtropfen (en goutte de
suif
) oder muglich zu Ringsteinen geschliffen kommt.
Gewicht = 2657. Gehalt (nach Klaproth) = 95 Kie-
selerde, 1, 75 Thonerde, 1, 50 Kalkerde, 0, 25
Eisenkalk.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger
Bruch; meist derb; theils in Nieren; halbhart. Ge-
wicht eines Sächsischen = 2314. Übergang in Wachs-
opal; theils mit eingemengten Feldspath- und Quarz-
Körnern (Pechstein-Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal, vulgo
blaner Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnesten
Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmu-
scheligen ins Grobschlittrige; ritzt in Glas. Gehalt
(nach Klaproth) = 85, 50 Kieselerde, 1 Thonerde,
0, 50 Kalkerde, 0, 50 Eisenkalk, 11 Wasser und koh-
lenartiger Stoff. In Nieren und knolligen Stücken,
im Polir-Schiefer von Menil-Montant bey Paris.

9. Polirschiefer, Saugkiesel, Klebschiefer.

Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft
gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch;
feinerdig; mager anzufühlen; hängt stark an der
Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach Klaproth)
= 66, 50 Kieselerde, Thonerde, 1, 50 Talkerde,
1, 25 Kalkerde, 2, 50 Eisenkalk, 19 Wasser. Fund-
ort zumahl bey Menil-Montant.

10. Tripel.

Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich. Gehalt
(nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thonerde, 3 Ei-
[Seite 126] senkalk. Fundort unter andern bey Ronneburg im
Altenburgischen.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch;
sehr weich; milde, Gewicht = 0, 800 Gehalt (nach
Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalkerde.
Fundort bey Paris, meist in kuglichten Stücken
oder Knollen.

12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl.
pumice stone.)

Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde; schar-
fes Korn; sehr leicht. Gehalt des Liparischen (nach
Klaproth) = 77, 05 Kieselerde, 17, 50 Thonerde,
1, 75 Eisenkalk. Fundort zumahl in vielen vulca-
nischen Gegenden*), wie bey Lipari, Santorini,
Veracrux in Mexico etc.

13. Porzellan-Jaspis. Thermantide porcel-
lanite.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils
strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglänzend; musche-
liger Bruch. Ein pseudovulcanisches Product, ver-
muthlich aus Schieferthon entstanden. Fundort un-
ter andern bey Stracke in Böhmen. Gehalt dessel-
ben (nach Rose) = 60, 75 Kieselerde, 27, 25 Thon-
erde, 3 Talkerde, 2, 50 Eisenkalk, 3, 66 Kali.

14. Obsidian, Isländischer Achat, Tockayer
Lux
-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse obsi-
dienne.

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr
[Seite 127] oder weniger, theils aber nur an den dünnsten Kan-
ten durchscheinend; glasglänzend; muscheliger Bruch;
ungeformt; Gehalt (nach Abildgaard) = 74 Kiesel-
erde, 14 Eisenkalk, 2 Thonerde. Hält theils Quarz-
und Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian-
Porphyr
). Fundort zumahl bey Vulcanen, z.B.
auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel etc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhomachus.
(Fr. pirre à feu, pierre à fusil. Engl. flint.)

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc. wenig
durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch;
meist in dichten Knollen theils in hohlen Kugeln (zu
letztern gehören die sogenannten Melonen vom
Berge Carmel
); härter als Quarz Gibt, wenn
er geschlagen wird, einen eigenen Geruch. Gewicht
= 2595. Gehalt (nach Klaproth) = 98 Kieselerde,
0, 50 Kalkerde, 0, 29 Thonerde, 0, 25 Eisenkalk.
Übergang in Hornstein, Halbopal etc.*) Häufig in
Kreide-Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zu-
mahl von See-Igeln und zarten Corallen (Cellu-
larien etc.), als Gerölle im Puddingstein von Hert-
fordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen**).

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus
. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch un-
ansehnliche Farben übergehend. Am Altai milchweiß
mit saubern dendritischen Zeichnungen (sogenannter
weißer Jaspis). Höchstens nur an den Kanten durch-
scheinend. Meist splitteriger Bruch; ungeformt; doch
theils in Afterkrystallen [§. 238. not.] nach Kalk-
spath gemodelt; minder hart als Quarz. Gewicht
[Seite 128] = 2708. Gehalt (nach Kirman) = 72 Kieselerde,
22 Thonerde, 6 Kalkerde. Übergang in Feuerstein,
Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grundmasse mancher
Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein
braunrother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bey
Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist eine Art von
Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley Farben;
unter andern zuweilen cochenillroth, selten apfel-
grün. Fundort zumahl im aufgeschwemmten Lande;
theils aber auch in Flößgebirgen (im rothen todten
liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern, doch
meist matten Farben; nur an den Kanten durchschei-
nend; matter schimmernder Fettglanz; meist grob-
splitteriger, theils schuppiger Bruch; schiefriges Ge-
füge; ungeformt; hart; oft mit Quarzadern durch-
zogen. Übergang in Thonschiefer.

Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers, die
Hr. Werner Lydischen Stein nennt, ist zumahl
schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr ebnem
Bruch, und findet sich häufig als Gerölle.

18. Eisenkiesel. (Quarz hématoïde.)

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist
ungeformt; zuweilen in kleinen Krystallen von sechs-
seitigen Säulen, sowohl mit sechs- als dreyseitigen
Endspitzen; hart. Gehalt eines Leberbraunen (nach
Buchholz) = 92 Kieselerde, 5, 75 Eisenkalk, 1
Braunsteinkalk, 1 flüchtige Theile. Fundort zumahl
Böhmen und das Sächsische Erzgebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher die
Beynahmen Bandjaspis etc.; undurchsichtig; mat-
[Seite 129] ter muscheliger Bruch; meist ungeformt: selten in
ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht =
2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75 Kieselerde, 20
Tyonerde, 5 Eisenkalk. Übergang in Hornstein, Ei-
senkiesel etc.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Ägypti-
sche Jaspis. Ägypten-Kiesel, silex Niloticus.
(Fr. Caillou d'Egypte.) – Braun in allerhand Ab-
stufungen; theils streifig oder geadert, auch mit den-
dritischen Zeichnungen; in ursprünglicher Kie-
selform; trefflich polirbar. Gewicht = 2504. Fund-
ort zumahl in Ober-Ägypten.

20. Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit bluthrothen Punc-
ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend; Fett-
glanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Gewicht =
2633. Fundort vorzüglich in Ägypten. Häufig un-
ter den antiken Intaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr.
prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo
gemmario
.) – Licht lauchgrün, meist mit weißen
oder gelblichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fund-
ort jetzt unbekannt, doch vermuthlich Ägypten; häu-
fig von den alten Römischen Künstlern zu Petschir-
steinen etc. verarbeitet*). Von der Art sind auch die
mehrsten antiken sogenannten Smaragde.

21. Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend;
hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche
Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; ungeformt.
[Seite 130] Gehalt (nach Klaproth) = 96, 16 Kieselerde, 1
Nickelkalk. Fundort vorzüglich bey Kosemitz in
Schlesien.

22. Arendalit.

Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils krystallisirt, und das in breiten sechsseitigen
Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flächen
zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Krystalle glas-
glänzend; der Bruch fettglänzend; Längenbruch
blätterig; Querbruch muschelig. Gewicht = 3540.
Gehalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21
Thonerde, 15 Kalkerde, 24 Eisenkalk, 1, 5 Braun-
steinkalk. Fundort in den Eisengruben zu Arendal
in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot oder Challit oder so-
genannte grüne Schörl von Dauphiné; daher
auch H. Werner beide Fossilien unter den gemein-
schaftlichen Nahmen des Pistacits vereinigt.

23. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein-
muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als auch in
flachen Rauten krystallisirt. Gewicht = 3166.
Gehalt (nach Klaproth) = 50, 5 Kieselerde, 17
Thonerde, 17 Kalkerde, 9, 5 Eisenkalk, 5, 25
Braunsteinkalk, 0, 25 Kali. Fundort zumahl
Dauphiné und Thum im Erzgebirge.

24. Kreutzstein, Kreutzkrystall. Harmotome.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten
wasserhell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch
muschelig; immerkrystallisirt*), und zwar ursprüng-
lich als schmahle, dicke, rechtwinkelige, vierseitige
Tafel oder Säule, an den Enden zugeschärft und
[Seite 131] zugespitzt; aber fast immer als Zwillingskrystall so,
daß ihrer zwey und zwey einander der Länge nach
gleichsam durchschneiden (– tab. II. fig. 15. –)
und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreutz
vorstellen. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth)
= 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Thonerde,
15 Wasser. Fundort zumahl Andreasberg am Harz.

25. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein.
Apophyllite.

Meist graulichweiß: durchscheinend, theils durch-
sichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem recht-
winklichten Durchgang; ritzt schwach in das Glas.
Gewicht = 2467. Gehalt (nach Rose) = 52 Kiesel-
erde, 24, 5 Kalkerde, 8 Kali, 15 Wasser, nebst
einer Spur von Ammoniak. Fundort besonders zu
Uton in Roslagen, in Schweden, mit ziegelrothem
Kalkspath und gemeiner Hornblende.

26. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem
Perlmutterglanz; theils ungeformt. theils in kurzen
vierseitigen Säulen stänglich zusammengehäuft. Ge-
wicht = 2942. Gehalt (nach Klaproth) = 43, 83
Kieselerde, 30, 33 Thonerde, 18, 33 Kalkerde,
5, 66 Eisenkalk, 1, 83 Wasser. Fundort zumahl
am Cap und in Dauphiné.

27. Natrolith.

Isabell- und orangegelb, fast undurchsichtig schwach-
schimmernder Bruch; nierenförmig und mamellon-
nirt, von divergirend strahlichtem Gefüge. Gewicht
= 2160. Gehalt (nach Klaproth) = 48 Kieselerde,
24, 25 Thonerde, 1, 75 Eisenkalk, 16, 50
Soda, 9 Wasser. Auf dem Porphyrschiefer von
Hohentwyl im Würtembergischen.

28. Zeolith. Mesotype.

Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner Haupt-
eigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor dem Löth-
[Seite 132] rohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer Perle zu
stießen. Ich weiß in mancherley Schattirungen,
auch theils ziegelroth, grün; der frische mehr oder
weniger durchscheinend; meist perlmutterglänzend
so zumahl der Stilbit; (der verwitterte hingegen
undurchsichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge
meist divergirend strahlicht; theils blätterig (Stilbite);
häufig ungeformt: oft nierenförmig; oft krystalli-
sirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder
Säulen, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubi-
cit
, Analcime) und rhomboidal (Chabasie) etc.
theils nadelförmig (so der seltene wasserhelle Islän-
dische Gläszeolith oder Nadelstein), theils
faserig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smithson) = 49
Kieselerde, 27 Thonerde, 17 Natron, 9 Wasser.
Fundort unter andern zumahl auf Island und den
Färöern im Trapp. Sonst auch in manchem Basalt etc.

29. Marekanit.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und durch-
sichtig; glasglänzend; in runden und stumpfeckigen
Körnern, meist ungefähr von Erbsengröße, doch
theils auch so groß als Haselnüsse und darüber.
Gewicht = 2365. Gehalt (nach Lowitz) = 74
Kieselerde, 12 Thonerde, 7 Kalterde, 3 Bitter-
erde, 1 Eisenkalk. Fundort zumahl bey dem Ausfluß
der Marekanka in das Ochotskische Meer; liegen als
Kerne in einer blätterigen Rinde von Perlstein;
beydes Kern und Rinde blähen sich vor dem Löth-
rohre wie Zeolith.

30. Perlstein. Lave vitreuse perlée.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes in
mancherley Schattirungen; wenig durchscheinend;
theils von Seiden-theils von Perlmutterglanze;
besteht theils aus kernigen abgesonderten, theils
aus krummschaligen blätterigen bröckligen und zerreib-
[Seite 133] lichen Stücken, welche letztere die eben gedachte
Rinde der Marekanitkörner bilden.

31. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Saphirus.
der Alten (Fr. pierre d'azur.)

Hat den Nahmen aus dem Persischen von seiner
vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von
mattem fast erdigen Bruch; oft mit eingesprengten
Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Gewicht =
2771. Gehalt (nach Klaproth) = 46 Kieselerde,
14, 50 Thonerde, 28 kohlensaure Kalkerde, 6,
50 schwefelsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenkalk,
2 Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender
Schönheit und großen Blöcken am Baikal. Gebrauch
zu mancherley Kunstarbeiten und nahmentlich zur
Ultramarin-Farbe.

32. Augit. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophonium-
braunen in das Schwarze; wenig durchscheinend;
starkglänzend; blätteriger Längenbruch; muscheliger
Querbruch; theils derb; theils aber krystallisirt in
flachen, kurzen sechsseitigen Säulen mit vierseitigen
Spitzen. Gehalt (nach Vauquelin) = 52 Kiesel-
erde, 13, 20 Kalkerde, 10 Talkerde, 3, 33
Thonerde, 14, 66 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und
vorzüglich in den Laven vom Vesuv und Ätna.

33. Coccolith.

Hat den Nahmen von der ausgezeichnet kernigten
Form seiner abgesonderten Stücke. Meist lauchgrün;
durchscheinend; glasglänzend; hart. Gewicht =
3316. Gehalt (nach Vauquelin) = 50 Kieselerde,
24 Kalkerde, 10, 3 Talkerde, 7 Eisenkalk, 3
Braunsteinkalk. Hauptfundort bey Arendal in Nor-
wegen.

34. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils in das Dunkel-oliven-
[Seite 134] grüne; wenig durchscheinend; von außen meist
Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer krystalli-
sirt: besonders in vierseitigen kurzen Säulen mit
abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspitzen.
Gehalt (nach Klaproth) = 35, 50 Kieselerde, 33
Kalkerde, 22, 25 Thonerde, 7, 50 Eisenkalk,
0, 25 Braunsteinkalk. Fundort unter den Primor-
dial-Fossilien des Vesuvs; vorzüglich aber (in rein
auskrystallisirten theils daumensdicken Krystallen)
an der Mündung der in den Wiluj fallenden
Achtaragda.

35. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat
. Amphigène.

Graulich weiß, milchicht, durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche con-
centrische Textur. Gemeiniglich krystallisirt, meist
als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flachen
an jeder Endspitze (– tab. II. fig. 14. –); sehr
spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth)
= 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22 Kali. Fundort
vorzüglich in Unter-Italien, in mancherley Laven
und Tuffwacken.

36. Pyrop, Böhmischer Granat.

Bluthroth; mehr oder weniger durchsichtig; glas-
glänzend; muscheliger Bruch; nie krystallisirt,
sondern in rundlichen Körnern, lose oder eingewach-
sen in Serpentin etc. Gewicht = 3941. Gehalt
(nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28, 50 Thon-
erde, 10 Talkerde, 3, 50 Kalkerde, 16, 50 Eisen-
kalk, 0, 25 Braunsteinkalk. Fundort zumahl
Böhmen und Sachsen.

37. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat. Engl.
Garnet.)

Aus dem Colombin- und Karmesinrothen durchs
Pechbraune in das Olivengrüne; eben so verschiedene
[Seite 135] Grade der vollkommnern oder mindern Durchsichtig-
keit; meist Glasglanz; muscheliger Bruch; sowohl
ungeformt als krystallisirt; letzteres in mancherley
Form; doch meist als Dodecaëder mit rautenförmi-
gen Flächen (– tab. II. fig. 13. –); auch wie der
Leucit (– tab. II. fig. 14. –).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgende
drey Arten des Granats; wovon esterer edler, die
andern beyden aber gemeiner Granat genannt
werden.

1) Rother Granat, orientalischer Gra-
nat, Almandin
.

Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht
= 4188. Gehalt (nach Klaproth) = 35, 75 Kiesel-
erde, 27, 25 Thonerde, 36 Eisenkalk, 0, 25
Braunsteinkalk. Findet sich vorzüglich in Pegu;
wird gemeiniglich als Zweckenkopf (en cabochon)
geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils in das Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
bey dem Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.

Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36, 45 Kieselerde, 30,
83 Kalkerde, 28, 75 Eisenkalk. Unter andern als
sogenannter Großular rein auskrystallisirt in der
Leucit-Form (– tab. II. fig. 14. –) bey den
Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in
Thüringen und Meissen, auch nebst dem braunen am
Spitzenberg am Harz.

38. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun in das Schwarzbraune; wenig durch-
scheinend; immer krystallisirt, meist in flachen sechs-
seitigen Säulen; zuweilen als Zwillingskrystall,
theils in rechten Winkeln, theils wie ein Andreas-
[Seite 136] kreutz (dieß der sogenannte Basler Taufstein*))
Gehalt (nach Vauquelin) = 30, 59 Kieselerde
47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15, 30 Eisenkalk
Fundort in Bretagne und am St. Gotthard, in
Glimmerschiefer, theils mit krystallisirtem Cyanit.

39. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils in das Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend; der
Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig; meist
ungeformt; theils krystallisirt, meist in flachen
sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils so
hart, daß er am Stahl Funken gibt; dagegen er
sich im Längenbruch mit dem Nagel zerreiben läßt.
Gehalt (nach Klaproth) = 43 Kieselerde, 55, 5
Thonerde, 0, 5 Eisenkalk, nebst einer Spur von
Kali. Fundort zumahl am St. Gotthard, im Ziller-
thal im Salzburgischen etc.


II. Zircongeschlecht.

Die von Hrn. Klaproth entdeckte Zirconerde,
von welcher dieß Fossilien-Geschlecht den Nahmen
hat, wird in Schwefelsäure und im concentrirten Essig,
aber nicht in Laugensalzen aufgelöst. Sie gibt vor dem
Löthrohre mit Borax eine wasserhelle Perle, und
findet sich in zwey sogenannten Edelsteinen, dem Zircon
und dem Hyacinth.

1. Hyacinth. Lincurium veterum?

Meist orangegelb, feuerfalben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auskrystallisirt; und zwar meist in
vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kanten
[Seite 137] aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig.
20. –). Gewicht = 3687. Gehalt (nach Klaproth)
= 70 Zirconerde, 25 Kieselerde. Fundort vorzüg-
lich Ceilan*).

2. Zircon, Sargon.

Meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen
Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche etc.; durch-
sichtig; von einem eigenen, fast metallischen, doch
etwas fettigen Glanze; krystallisirt in vierseitigen
Gäulen, die mit vier auf den Seiten aufsitzenden
Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 7. –); sehr
hart. Gewicht = 4475 L. Manche werden stark vom
Magnet angezogen. Gehalt (nach Klaproth) = 69
Zirconerde, 26, 50 Kieselerde, 0, 50 Eisenkalk.
Fundort Ceilan und Norwegen; hier nähmlich bey
Friedrichswärn, in einem aus opalisirendem Feldspath
und Hornblende gemengten Halbgranit.


III. Gadolingeschlecht.

Die nach ihrem Entdecker Hrn. Prof. Gado-
lin
benannte Erde unterscheidet sich von der Glücin-
und Thonerde, mit welchen sie sonst in manchen Ei-
genschaften überein kommt, unter andern durch ihre
Unauflösbarkeit in den ätzenden festen Laugensalzen, und
daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch blausaure
Neutralsalze als auch durch Gärbestoff gefällt wird.

[Seite 138]

1. Gadolinit, Ytterit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmu-
scheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den
Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach Ekeberg)
= 55, 5 Gadolinerde, 23 Kieselerde, 4, 5 Glücin-
erde, 16, 5 Eisenkalk. Bricht bis jetzt nur in sehr-
geringer Menge in rothen Feldspath zu Ytterby in
Roslagen in Schweden, von welchem Fundorte das
Fossil auch seinen einen Nahmen erhalten.


IV. Glücingeschlecht.

Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glücin-
erde
(Süßerde) unterscheidet sich von der Thon-
erde, mit welcher sie manche Eigenschaften gemein hat,
schon dadurch, daß sie nur der Schwefelsäure nicht wie
diese Alaun macht; und hat ihren Nahmen von der
Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und leicht zusam-
menziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine).

Meergrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins Honig-
gelbe; durchsichtig; Längenbruch muschelig; Quer-
bruch blätterig; in sechsseitigen Säulen von mancher-
ley Varietät krystallisirt. Gewicht = 2683. Gehalt
(nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69 Kieselerde,
13 Thonerde, 0, 5 Kalkerde, 1 Eisenkalk. Fundort
vorzüglichst auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk
und dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue etc.
fast undurchsichtige Abart in großen Säulen bey
Chanteloupe in Haute-Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emerauade. Engl. Emerald).

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
[Seite 139] men: seine Krystallisation ist eine sechsseitige Säule
(– tab. II. fig. 10 –) in mancherley Abänderungen.
Gewicht = 2775. Gehalt (nach Vauquelin) = 13
Glücinerde, 46, 60 Kieselerde, 14 Thonerde, 2,
56 Kalkerde, 3, 50 Chromiumkalk. Fundort vor-
züglichst in Peru.

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend;
Längenbruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang
der Blätter; leicht darnach zu spalten. Querbruch
muschelig; krystallisirt als geschobene vierseitige Säu-
le
; hart. Gewicht = 3062. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 12 Glücinerde, 35 Kieselerde, 22 Thonerde,
3 Eisenkalk. Fundort Brasilien.


V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch
Alaunerde (terra alluminosa, Fr. alumine), weil
sie mit der Schwefelsäure den Alaun bildet. Sie wird
außerdem auch in der Salpetersäure und Salzsäure
aufgelöst, und aus der Auflösung durch Potasche wie-
der gefällt. Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar, ver-
härtet aber darin; und wird dabey (und zwar nach Ver-
hältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern Raum
zusammen gezogen. – Viele thonartige Fossilien ge-
ben, wenn sie angehaucht werden, den eigenen Thonge-
ruch von sich. Die weichen kleben meist an der Zunge,
und manche derselben saugen das Wasser ein, und wer-
den darin zähe.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst – so auf-
fallend es auch auf den ersten Blick scheinen muß –
[Seite 140] manche farbige Edelsteine (Argilo-gemmes),
deren einige, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat,
fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine unbe-
greifliche Weise, zu so ausnehmend harten, durchsisch-
tigen, feurigen edlen Steinarten verbunden ist.
(§. 240.)

1. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne;
opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend; mu-
scheliger Bruch; meist ungeformt in Körnern; selten
krystallisirt als achtseitige Säule mit dergleichen End-
spitze. Gewicht = 3710. Gehalt (nach Klaproth)
= 71, 50 Thonerde, 18 Kieselerde, 6 Kalkerde,
1, 50 Eisenkalk. Fundort Brasilien.

2. Topas.

1) Edler Topas.

Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber auch
einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne,
Blauliche etc.; der Längenbruch muschelig; der Quer-
bruch blätterig. Meist krystallisirt, und zwar gewöhn-
lich als vier- oder achtseitige Säule, die beym Bra-
silischen mit vier, acht oder auch sechs Flächen zuge-
spitzt (– tab. II. fig. 16. –) beym Sächsischen aber
mehrentheils mit einer sechsseitigen Fläche abge-
stumpft ist (– tab. II. fig. 9 –). Gewicht des Bra-
silischen = 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektrici-
tät des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach
Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20 Fluß-
säure. Fundort, in Europa zumahl bey Auerbach im
Voigtlande auf dem Schneckenstein, in einem eige-
nen, merkwürdigen Muttergestein (dem Topasfels);
in Asien vorzüglich bey Mukla in Notolien und am
Ural in Sibirien; in Amerika in Brasilien.

[Seite 141]

2) Gemeiner Topas, Leucolith, Stan-
genstein, weißer Stangenschörl
, schörl-
artiger Beryll, Pyrophysalith
. Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röthlich;
wenig durchscheinend; blätteriger Querbruch: in stäng-
lich zusammengehäuften Säulen, theils in sechssei-
tigen Krystallen. Gewicht = 3530. Gehalt (nach
Klaproth) = 49, 50 Thonerde, 43 Kieselerde, 4
Flußsäure, 1 Eisenkalk, 1 Wasser. Fundort vorzüg-
lich im Stockwerk bey Altenberge im Erzgebirge, in
einem gemengten Muttergestein von Glimmer und
Quarz.

3. Rubin, Spinell.

Roth in mancherley Abstufungen; daher die be-
sondern Benennungen, da der ponçeaurothe Spi-
nell
genannt wird, der rosenrothe Balais, der
ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell etc., zu-
weilen geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße etc.;
seine Krystallisation mannigfaltig; doch meist als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –)
oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in mancher-
ley Abänderungen. Mittel-Gewicht = 3700. Ge-
halt (nach Klaproth) = 74, 50 Thonerde, 15, 50
Kieselerde, 8, 25 Talkerde, 0, 75 Kalkerde, 1, 50
Eisenkalk*). Fundort Ceilan, Pegu etc.

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins
Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb**),
[Seite 142] wozu vielleicht mancher sogenannte Ostindische
Topas
gehört; eigentlich durchsichtig; zuweilen in
etwas opalisirend; seine Krystallisation als sechsei-
tige einfache oder doppelte Pyramide (– tab. II.
fig. 18. –). Ist der härteste Stein dieses Geschlechts.
Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt (nach Klaproth
= 98, 50 Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 50 Kalkerde.
Findet sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.

5. Demantspath und Corund*).

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, sel-
ten ins Haarbraune; beyde wenig durchscheinend;
von sogenannten Demant-Glanz, und spatharti-
gem Gefüge; krystallisirt in sechsseitigen (zuweilen
etwas conisch zulaufenden) kurzen Säulen. Mittel-
Gewicht, sowohl des Schinesischen als Hindostani-
schen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klaproth
= 89, 50 Thonerde, 5, 50 Kieselerde, 1, 25 Ei-
senkalk. Fundort Coromandel und Schina, im Gra-
nit. Gebrauch in jenen Ländern zum Schneiden und
Poliren der Edelsteine und des Stahls**).

Unter dem Nahmen von edlem Corund kann
man die schönfarbingen, zumahl Rubinrothen und
Saphirblauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls
in Ostindien finden und wovon die erstern Salam-
rubine
, die letztern aber vulgo Sternsaphire
genannt werden, weil sie, zumahl wenn sie an den
Enden der Säule rundlich angeschliffen werden, bey
auffallendem Lichte mit einem beweglichen sechstrah-
ligen Sterne spielen.

6. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril. Engl. emery.)

Schwarzgrau, theils in das Indigblaue etc.; an
den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils fast
[Seite 143] mettallisch glänzend; kleinkörniger theils splitteriger
Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich. Z.B. =
3922. Auch der Gehalt ungleich; doch (nach Tennant)
immer sehr viel Thonerde, mit weniger Kieselerde
und Eisenkalk. Fundort des währen Smirgels*)
unter andern Naxos, Estremadura und Eibenstock
im Erzgebirge.

7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.

Aus dem Himmelblauen in das Spangrüne; jene
die kostbarsten; (verwittert in das Berggrüne;) un-
durchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen.
Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73 Thon-
erde, 18 Wasser, 4, 5 Kupferkalk, 4 Eisenkalk.
Kommt vorzüglich von Nischabur in Ostpersien.
Bricht in Thonlagern zwischen Gangschiefer. Ward
vulgo, aber irrig, für ein Petrefact, nähmlich für
versteinte Fischzähne gehalten.

8. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz,
theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils
als Gerölle, meist aber in drey- oder sechs- oder
neunseitigen der Lange nach gestreiften Säulen, mit
dreyseitiger kurzer Endspitze (– tab. II. fig. 12. –).
Manche Abarten zeigen die sonderbare Elektricität,
daß sie, wenn sie nur bis zu einer gewissen Tempe-
ratur erwärmt sind, Asche etc. anziehen und absto-
ßen, und diese heißen Turmaline**).

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur-
malin
.

[Seite 144]

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in
dünnen Splittern braun oder grün durchscheinend.
Hat glasartigen Bruch. Meist in langen Säulen
(Stangenschörl), theils nadelförmig; theils
in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
Bricht sowohl im Granit, als in manchen Gang-
gebirgsarten, zumahl im Gneis, Scheidestein,
Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen; nahmentlich
in Tyrol, Grönland, auf Madagascar etc.

2) Brauner Turmalin.

Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey durch-
fallendem fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch
wie der schwarz theils in langen Säulen (so z.B.
auf den Pyrenäen), theils in Graupen (z.B. auf
Ceilan). Gehalt (nach Bergmann) = 39 Thonerde,
37 Kieselerde, 15 Kalkerde, 9 Eisenkalk.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit,
Rubellit
.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säu-
len in die Länge gestreift, theils stänglicht zusam-
mengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 40 Thonerde, 42 Kieselerde, 10 Soda,
7 Braunsteinkalk. Fundort Permien. Es gehört
aber auch dazu der sonst sogenannte krystalli-
sirte
Lepidolith von Rozena in Mähren.

4) Blauer Schörl, Indigolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten
durchscheinend; Glasglanz, dem Metallischen sich
nähernd; hart; meist in nadelförmigen, zusammen-
gehäuften, der Länge nach gestreiften Säulen. Fund-
ort Uton in Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils in das Stahlbaue;
durchsichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht
= 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Thon-
[Seite 145] erde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde, 5 Eisenkalk.
Fundort Brasilien.

9. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Übergängen. Undurchsichtig oder wenig durch-
scheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlich-
grauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900.
Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen
Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:

1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée
).

Theils strahlig, büschelförmig etc. Eins der weitest
verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Planeten;
das einen der gemeinsten Gemengtheile vielen After-
granits ausmacht.

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durch einander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säulen,
die theils tafelartig, und mit zwey oder drey End-
flächen zugescharft oder zugespitzt sind. Meist einge-
wachsen in Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt
in Laven.

10. Schillerstein, Schillerspath*).

Wessinggelb, in das Grünliche; kaum merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem Glanze,
[Seite 146] geradblätterig; weich. Gehalt (nach Gmelin = 17,
9 Thonerde, 43, 7 Kieselerde, 11, 2 Talkerde,
23, 7 Eisenkalk. Fundort im Harzburger Forst am
Harz, in einem grünlich schwarzen, mit Serpentin
und Asbest durchzogenen Urgrünstein.

11. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis in das Schwarze; mehr oder we-
niger durchsichtig; meist geradeblätterig, selten
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B. das
Russische Frauenglas oder Fensterglim-
mer
[Engl. Insinglass. Russ. Sliuda*)]; die
Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils
aber krystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des Russischen
Frauenglases (nach Klaproth) = 34, 25 Thonerde,
48 Kieselerde, 8, 75 Kali, 4, 50 Eisenkalk, 0,
5 Talkerde und Braunsteinkalk. Auch eines der primi-
tivsten und allgemeinst verbreiteten Fossilien in un-
serer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von
Gebirgen (§. 227 – 230).

12. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)

Lillaroth, theils in das Graue, Braunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschuppi-
gem, fast glimmerigem Bruche; halbhart. Gehalt
(nach Klaproth) = 38, 25 Thonerde, 54, 50
Kieselerde, 4 Kali, 2, 50 Wasser, 0, 75 Braun-
[Seite 147] stein- und Eisenkalk. Fundort bey Rozena in Mäh-
ren; in einer gemengten Gebirgsart von Feldspath
und großen Quarzbrocken.

13. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend;
von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957.
Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen
Kügelchen. Gehalt (nach Klaproth) = 24 Thonerde,
40 Flußsäure, 36 Natron. Fundort Grönland.

14. Feldspath. (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field spar.)

Von mancherley, doch meist blassern Farben;
meist nur wenig durchscheinend; meist wahren
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschiedent-
lich krystallisirt; häufig als Bestandtheil gemengter
Gebirgsarten; theils mit andern Fossilien (z.B.
mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art
ist z.B. der blaßlauchgrüne im Ägyptischen Serpen-
tino verde antico.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch theils
auch in andern und selbst hohen Farben, z.B.
smaragdgrün mit mattem Perlmutterglanz im so-
genannten Amazonenstein aus dem Catharinburgi-
schen; mit deutlichem Spathgefüge; häufig krystalli-
sirt, zumahl in sechsseitigen (einfachen oder zu
Zwillingskrystallen verbundenen) Tafeln mit zuge-
schärften oder zugespitzten Enden, oder in Rhom-
ben, in vierseitigen Säulen etc. Manche Abarten
verwittern leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des
smaragdgrünen Sibirischen = 2573 L. Und der
[Seite 148] Gehalt des nähmlichen (nach Vauquelin) = 65
Kieselerde, 17 Thonerde, 3 Kalkerde, 13 Pott-
asche. Überhaupt aber ist der gemeine Feldspath
wiederum eine der uranfänglichsten Fossilienarten
unsers Erdkörpers, als Hauptgemengtheil des Gra-
nits, wo er in manchen Abarten den bey weiten vor-
waltenden Theil ausmacht*).

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so. z.B. einge-
wachsen, in manchen hierländischen Basalt); theils
säulen- oder tafelförmig krystallisirt (so z.B. in
ersterer Form im Granit vom Drachenfels am
Rhein, in letzterer am Vesuv).

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend;
opalisirend; seine Krystallisation meist wie am
gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561. Fundort
zumahl auf der Adula am St. Gotthard (theils in
großen Krystallen), und der eigentliche Mondstein
als Gerölle auf Ceilan**).

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils hohe
Farben schillernd, theils mit Messing- oder Tomback-
[Seite 149] glanz; durchscheinend. Gewicht = 2692. Fundort
vorzüglich auf Labrador (als Gerölle) und in Inger-
manland.

* * *

Auch zum Feldspath rechnet Hr. Werner 6) den
Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein son-
derbares Fossil von weißer oder gelblichgrauer Farbe,
in langen dünnen vierseitigen Säulen, die im Quer-
bruch in der Mitte einen schwarzen ebenfalls viereckig-
ten Kern zeigen der von seinen Ecken nach den
Kanten der Sâule ausläuft. Es hat Fettglanz,
feinsplitterigen Bruch, und ritzt in das Glas.
Gewicht = 2944. Es ist in Thonschiefer eingewach-
sen. Fundort zumahl Bretagne, und Gefrees im
Bayreuthschen.

15. Aluminit, (sogenannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend;
mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Gewicht
= 1069. Gehalt (nach Simon) = 32, 5 Thon-
erde, 47 Wasser, 19, 25 Schwefelsaure, 0, 45
Kieselerde, 0, 35 Kalterde, 0, 45, Eisenkalk.
Fundort zumahl bey Halle.

16. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend;
mager; sanft anzufühlen; von verschiedenem Zusam-
menhange. Gehalt verschieden; doch gewöhnlich nur
ungefähr 1/4 Thonerde zu 3/4 Kieselerde. Fundort in
vielen Ländern von Europa und Asien. Ist wenig-
stens großen Theils aus verwittertem Feldspath ent-
standen.

17. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Übergänge in andere; matt;
[Seite 150] weich fettig anzufühlen; der Bruch häufig in das
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.)

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannig-
faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z.B.
zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielarti-
ger anderer Töpferwaare*), Tabakspfeifen, Türki-
schen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo sogenannten
terrae sigillatae-Waaren), Schmelztiegeln, Zie-
geln, auch zum Walken schlechtes Tücher, zum
Raffiniren des Zuckers etc. Findet sich meist in auf-
geschwemmtem Lande, nahe linier der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegen-
den als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, in das Schwarze; der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen
stark an der Zunge**); oft mit Kräuterabdrücken
[Seite 151] (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte
der eigentlichen Steinkohlen. Übergänge in Thon-
schiefer, Porcellan-Jaspis.

Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist, heißt
er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus
carbonarius
, (Engl. the flag, the cleft); dieser
brennt mit Harzgeruch und wird dabey heller. Kann
auch sehr gut zu mancher Art von Feuerung gebraucht
werden, weßhalb er denn auch von manchen Mine-
ralogen den Steinkohlen selbst beygezählt wird.

18. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam).

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweich-
bar; innig gemengt mit Sand und Kalk, daher er
mit Säuern braust, und theils leicht im Feuer
schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in aufgeschlemm-
tem Lande.

19. Bolus [der Mineralogen*)], lemnische Er-
de, Siegelerde
. Terra Lemnia s. sigillata.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig;
muscheliger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt
stark an der Zunge; zerfällt im Wasser mit Aufstoßen
von Luftblasen und Geräusch, gibt angehaucht den
Thongeruch. Fundort vorzüglich auf der Insel Sta-
limene (Lemnos).

20. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. ful-
ler's earth
).

Meist leberbraun, aber auch in andern Farben:
theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch;
[Seite 152] fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und Thon-
geruch; saugt leicht Feit ein; daher ihre wichtig,
Benutzung. Gehalt (nach Bergmann) = 25 Thon-
erde, 51, 8 Kieselerde 3, 3 Kalkerde, nur 0, 7
Talkerde, 3, 7 Eisenkalk, 15, 5 Wasser. Fundort
der vorzüglichsten in Hampshire.

21. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit
grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch;
sehr fettig anzufühlen; hängt stark an der Zunge, und
läßt sich spähneln. Fundort zumahl bey Medziana
Gora in Pohlen.

22. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone-
marrow
.)

Weißlich, aber in allerhand Übergängen zu allen
drey Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt
(so z.B. die meist veilchenblaue sogenannte Wunder-
erde von Planitz bey Zwickau) von sehr verschiedener
Festigkeit; vom Zerreiblichen biß zum Halbharten*);
letzteres mit muscheligem Bruche.

Auch der officinelle ziegelrothe, meist weißlich ge-
sprenkelte, Armenische Bolus gehört hierher.

Besonders merkwürdig ist das vom H. Oberberg-
hauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen bey
Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße Stein-
mark, welches mittelst eines Federkiels einen phos-
phorescirenden Strich gibt.

23. Bildstein, Schinesischer Speckstein.
Agalmatolithe.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche, Rothe;
mehr oder weniger durchscheinend; Gewicht = 2600;
[Seite 153] ähnelt überhaupt im Äußern dem eigentlichen Speck-
steine; enthält aber keine Talkerde, sondern (nach
Klaproth) = 36 Thonerde, 54 Kieselerde, 0, 75
Eisenkalk, 5, 50 Wasser. Fundort in Schina, wo
er bekanntlich zu mancherley kleinen Kunstsachen ver-
arbeitet wird.

24. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge. Engl.
red-chalk.)

Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend; meist
schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig gemengt
mit rothem Eisenocher (doch nur wenigen pro Cen-
ten).

25. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend;
weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl in
der Oberlausitz, in ganzen Flötzen.

26. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger
Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Verona);
theils als Überzug in Drusenlöchern im Trapp (Man-
delstein) und auf den darin liegenden Chalcedon- und
Zeolith-Nieren (so z. E. bey Ilfeld und auf den
Färöern).

27. Alaunthon.

Ganz in den nähmlichen drey Abarten, wie der
gemeine Thon, von dem er sich aber unter andern
auch meist schon durch einen süßlich zusammenziehen-
den Alaungeschmack auszeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun: erdiger Bruch; glänzender
Strich; theils in ganzen Flötzen. Übergang in Braun-
kohle.

[Seite 154]

2) Alaunstein.

Weiß, ins Gelbliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten etwas
durchscheinend (mehr noch wenn er im Wasser liegt);
halbhart; theils abfärbend. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 43, 92 Thonerde, 24 Kieselerde, 25 Schwe-
felsäure, 3, 80 schwefelsaure Pottasche, 4 Wasser.
In ganzen Flötzen bey Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheiben-
förmig; theils gerade-, theils krumm-blätterig; theils
in Kugeln; der Bruch theils matt, theils glänzend;
hält häufig Schwefelkies eingemengt; bricht theils
(– aber bey weilen nicht ausschließlich –) in Gang-
gebirgen als Thonschiefer, von dem er im Äußern
oft kaum zu unterscheiden ist; und theils hingegen
unläugbar in Flötzgebirgen mit Abdrücken von Ver-
steinerungen aus beyden organisirten Reichen; so
z.B. als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und
als Trilobitenschiefer bey Andrarum.

28. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schi-
stus
. (Fr. Ardoise. Engl. State.)

Grau, in mancherley andere Farben übergehend,
bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig etc.;
schimmernd, theils mit Seidenglanz; von seht ver-
schiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils ge-
rade, theils wellenförmig; die Bruchstücke meist schei-
benförmig; doch theils auch nur in dicken und un-
dentlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich oder
halbhart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura).
Überhaupt aber in endloser Mannigfaltigkeit von Ab-
arten, die theils von ihrem Gebrauch den Nahmen
haben. z.B. Probirstein (Ital. pietra para-
gone
, die ein wahrer Thonschiefer ist –), Tafel-
schiefer, Dachschiefer
etc. Auch mancherley Über-
gänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer etc. Haupt-
[Seite 155] fächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in Flötz-
gebirgen (– so z.B. der Glarner Tafelschiefer vom
Blattenberge –).

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.

29. Wetzschiefer. (Fr. pierre à rasoir. Engl.
whet-stone.)

Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an den
Kanten wenig durchscheinend; schwachschimmernd;
schiefriger Bruch; theils splitterig; halbhart; bricht
in Ganggebirgen; vorzüglich in der Levante, in
Deutschland unter andern im Bayreuthschen.

30. Klingstein. (Fr. Phonolithe).

Grau in mancherley Schattirungen, zumahl ins
Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten durch-
scheinend; von dickschieferigem Gefüge; der Bruch
großsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht = 2575.
Gehalt (nach Klaproth) = 23, 50 Thonerde, 57,
25 Kieselerde, 2, 75 Kalkerde, 3, 25 Eisenkalk,
0, 25 Braunsteinkalk, 8, 10 Soda, 3 Wasser. Hat
den Nahmen vom Klange, den dünne Scheiben beym
Anschlagen von sich geben; macht die gewöhnliche
Grundmasse des Porphyrschiefers. Fundort unter
andern in Böhmen und Lausitz.

31. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Cor-
neus
trapezius Waller. (Engl. Whinstone.)

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche
und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter fein-
körniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt: Härte
und Gewicht verschieden. Macht oft die Grundmasse
einer porphyrähnlichen gemengten Gebirgsart aus,
da er andere Fossilien eingemengt enthält, z.B. ba-
saltische Hornblende, Glimmer, Zeolith, Chalce-
don, Kalkspathnieren etc. Dahin gehören also die
[Seite 156] mehresten Mandelsteine, wie z.B. die von Il-
feld; der Blatterstein, (Perlstein) von Ler-
bach am Harz, der Toadstone von Derbyshire*).
Übergang in Grünstein, Basalt etc. Eine durch die
entferntesten Weltgegenden verbreitete Gebirgsart;
findet sich z.B. nördlich bis Island, Kamtschatka etc.
und so auch fast im äußersten von Europäern besuch-
ten Süden auf Kerguelen-Land.

Vermuthlich gehören noch hierher:

a. Manche vulgo sogenannte dichte Lava vom
Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder
grüner basaltischen, Hornblende und kleinen Kalk-
spathkörnern. Scheint das Urgestein zu vielen vesuvi-
schen Laven, denen sie insgemein (aber irrig) selbst
beygezählt wird,

und auch wohl b. der sogenannte Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberg-
grünen Nierchen, die dem Stein ein pockenartiges
Ansehen geben. Fundort zumahl im Bayreuthischen
und als Gerölle in der Durance bey Briançon.

32. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und
theils auch ins Grünliche: von sehr ungleichem Korn;
[Seite 157] mehr oder weniger dicht; theils in unebenen schie-
ferigen Ablosungen, theils wie aus runden Kör-
nern zusammengebacken etc. Überhaupt aber entwe-
der ungeformt, oder säulenförmig [– aber nicht
crystallisirt – s. §. 238. not.]. Diese Säulen, von
drey bis neun Seiten, stehen theils zu Tausenden
dicht an einander; meist schräg, wie angelehnt, theils
aber auch aufrecht: theils gebogen; theils gar aufs
regelmäßigste gegliedert*); und diese Glieder zuwei-
len durch Verwitterung kugelicht abgerundet. Über-
haupt von sehr verschiedener Härte specifischem Ge-
wicht etc., wirkt theils sehr stark auf den Magnet.
Gehalt eines Böhmischen Saulenbasalts (nach Klap-
roth) = 16, 75 Thonerde, 44, 50 Kieselerde, 9,
50 Kalkerde, 2, 25 Talkerde, 20 Eisenkalk, 0, 12
Braunsteinkalk, 2, 60 Soda, 2 Wasser. Hält ge-
meiniglich eine oder mehrere Gattungen von mancher-
ley andern Fossilien eingemengt, zumahl Olivin,
Augit, Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische
Hornblende etc. Übergänge zumahl in Trapp, Tuff-
wacke und Lava: auch theils in den eigentlichen
Grünstein eine aus Hornblende und Feldspath
innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphiboli-
que
)**). Gemeiniglich in einzelnen Bergen (Kup-
[Seite 158] pen); die aber in theils Gegenden ganze Züge ma-
chen.

Beydes Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flößgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich
nun seit der Schopfung unseres Planeten so mancher-
ley unterirdische Selbstentzündungen in seiner Rinde
ereignet, so begreift sich wohl, wie dieselben an
manchen Orten, vorzüglich auf jene beyden so leicht-
flussigen Steinarten, gewirkt, und diese dadurch hin
und wieder die unverkennbarsten Spuren ihrer im
Feuer erlittenen Veränderung erhalten haben.

33. Tuffwacke, Basalttuff, (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils Roth-
bräune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit;
leicht; großen Theils vulkanischen Ursprungs. Da-
her auch ihr gewöhnlicher Fundort bey Vulcanen und
ehemaligen Erdbränden.

Überhaupt lassen sich die mancherley Verschieden-
heiten derselben unter folgende zwey, freylich theils
in einander übergehende, Hauptarten bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dich-
terem Gefuge, und mehrerer oder minderer Festig-
keit.

Zu der lockeren Abart gehört z.B. die roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pom-
peji großen Theils erbaut war; und die mit basalti-
scher Hornblende, welche in der Gegend von Ander-
nach die Mittellage zwischen dem Traß und dem so-
genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.

Zur dichtern hingegen das aschgraue vielen
Feldspath haltende Piperno der Phligräischen Fel-
der, und die mehreste der besonders mit Olivin
gemengten Tuffwacke vom Habichtswalde ohnweit
Cassel.

[Seite 159]

2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören nahmentlich folgende zwey, we-
gen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders
merkwürdige Abarten:

a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Ther-
mantide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken.
Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint auch das
Haupt-Ingrediens zu Faxe's Steinpapier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken: auch
zuweilen Äste oder kleine Stämme von verkohltem
Holze*). Fundort zumahl bey Andernach am Rhein.

34. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbstent-
zündungen mehr oder weniger vom Feuer angegriffe-
nen, theils verschlackten, theils verglasten Fossilien,
zumahl basaltischen Ursprungs; wodurch in den Vulca-
nen die Laven, in andern Erdbränden aber die
Erdschlacken entstehen**).

Meist sind sie schwärz, doch auch theils ins Graue,
Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten Splittern
durchscheinend; von sehr verschiedenem Gewicht und
Gehalt, nach Verschiedenheit der Primordialfossi-
lien, woraus sie gebildet – und des Grades und der
anhaltenden Dauer des Feuers, dem sie ausgefetzt
werden. Die Laven enthalten, so wie der Basalt
und die Tuffwacke, oft basaltische Hornblende, Oli-
vin, Leucit etc. eingeschlossen.

[Seite 160]

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey
Hauptarten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley Weise
geflossen, getropft, ästig*).

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist nah-
mentlich der sogenannte Rheinländische Muhl-
stein
aus der Gegend von Andernach zu merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glasglän-
zend; mit muscheligem Bruch; manche ähneln dem
Obsidian, andere dem Pechstein. Fundort zumahl
auf den Liparischen Inseln, auf den neu entstande-
nen vulcanischen bey Santorini, auf der Insel äscen-
sion im Atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel
in der Süd-See etc.


VI. Talkgeschlecht.

Die Talkerde, deren auszeichnende Eigenschaft
zuerst vom Prof. Black genau bestimmt worden, heißt
auch Bittererde (terra magnesialis), weil aus ih-
ter Verbindung mit der Schwefelsäure das Bittersalz
entsteht; und terra muriatica, weil sie häufig aus der
Nuttersole (muria) gewonnen wird, die nach der Kry-
stallisation des Kochsalzes zuruck bleibt. Sie schlägt,
[Seite 161] alle andere Erden aus ihren Auflösungen in Säuren
nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und theilt
denselben einen bitteren Geschmack mit. Blaue Pflan-
zensäfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt
großen Theils mit dem der Thonerde überein.

Sonderbar, daß bey den unter dieses Geschlecht
gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne Farbe vor-
waltet. Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten
finden sich ungeformt, und bloß in Ganggebirgen, da-
her sie nie Versteinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; matt-
schimmernd; theils schuppig; weich; gibt angehaucht
den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig; schim-
mernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt
(nach Vauquelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18,
50 Thonerde, 43 Eisenkalk. Findet sich zumahl zwi-
schen und im Bergkrystall, vorzüglich auf Madagas-
car und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlo-
riterde
.

Fettglänzend; mit feinerdigem, theils blätterigem
oder krummschiefrigem Bruch. Meist als Überzug
über mancherley krystallisirte Fossilien, z.B. über
Granaten, Bitterspath, Bergkrystall, magnetischem
Eisenstein etc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt
grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangen-
schörl etc. eingewachsen. Übergang in Thonschiefer,
[Seite 162] Talkschiefer etc. Fundort zumahl in Tyrol, Norwe-
gen und auf Corsica.

Mancher sogenannte Schneidestein gehört
hierher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gat-
tung, und wiederum mancher zum Talk-Schiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. La-
pis ollaris, s. lebetum, s. Comensis
.

Meist grünlichgrau: undurchsichtig; erdiger Bruch,
theils wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast
blätteriges Gefüge; weich. Gewicht (eines von Neu-
Caledonien auf der Süd-See) = 2622 L. Gehalt
(nach Wiegleb) = 38, 54 Talkerde, 38, 12 Kiesel-
erde, 6, 66 Thonerde, 12, 2 Eisenkalk. Fundort zu-
mahl Granbünden und Grönland. Gebrauch vorzüg-
lichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen; auf Neu-Cale-
donien zu Schleudersteinen; wo auch eine weichere
zerreibliche Abart von den dasigen Insulanern häufig
und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist spro-
der, und wird in dicke Platten zu unvergänglichen
Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß apfelgrüne; wenig durch-
scheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgen drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammen-
gebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend.
Fundort unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist perlmutterglänzend; krummblätterig; biegsam.
Gewicht = 2780. Gehalt des Gottharder (nach Klap-
[Seite 163] roth) = 30, 5 Talkerde, 62 Kieselerde, 2, 5 Ei-
senkalk, 2, 75 Kali, 0, 5 Wasser. Übergang in Topf-
stein etc.

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig; oft
mit eingesprengtem Schwefelkies. Übergang in Chlo-
ritschiefer.

4. a) Magnesit, sogenannte reine Talkerde.

Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelb-
liche; undurchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch;
halbhart; mager; abfärbend; klebt an der Zunge;
in kuglichten Stücken. Gehalt (nach Klaproth) =
48 Talkerde, 49 Kohlensäure, 3 Wasser. Fundort
unter andern in Steyermark.

4. b) Meerschaum. Spuma marina. Leucaphrum.
(Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil oder Kill-
keffi
, d.h. Schaumthon oder leichter Thon).

Meist blaß isabellgelb; matter, feinerdiger Bruch;
fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr
weich; und sehr leicht. Gehalt (nach Klaproth) =
17, 25 Talkerde, 50, 50 Kieselerde, 25 Wasser,
5 Kohlensäure. Hauptfundort Kiltschik (d.h. Thon-
ort) bey Konie in Anatolien*).

5. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).

In mancherley, meist blassen Farben: theils mar-
morirt oder mit dendritischen Zeichnungen; an den
Kanten wenig durchscheinend; von mattem Fett-
glanz; fettig anzufühlen; stumpfsplitteriger Bruch;
meist ungeformt; der Bayreuther selten in kleinen
[Seite 164] Krystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule mit
dergleichen Spitze (– tab. II. fig. 19. –) auch
rhomboidal etc.; weich in verschiedenem Grade, ver-
härtet aber im Feuer so, daß er dann am Stahl
Funken gibt*). Gewicht eines Bayreuther = 2614.
Gehalt (nach Klaproth) = 30, 50 Talkerde, 59,
50 Kieselerde, 2, 50 Eisenkalk, 5, 50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die Spanische
und Briançoner-Kreide.

6. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).

Theils milchweiß und an den Kanten durchschei-
nend, theils gelblich, schwärzlichgrau etc., seifenartig
anzufühlen; theils blätterig; leicht mit dem Nagel
zu schaben; läßt sich spähneln wie Seife. Gehalt
(nach Klaproth) = 24, 75 Talkerde, 45 Kieselerde,
9, 25 Thonerde, 1 Eisenkalk, 0, 75 Kali, 18 Was-
ser. Fundort in Cornwall. Gebrauch besonders zum
Englischen Steingut (Staffordshire-ware).

7. Serpentin. (Ital. Gabbro).

In mancherley meist schwarz- oder graulich-grü-
nen Farben, theils ins Dunkelrothe etc.; geadert,
marmorirt, fleckig etc.; meist nur an den Kanten
durchscheinend; kleinsplitterig; fettig anzufühlen;
theils politurfähig. Mittel-Gewicht = 2700. Ge-
halt (nach Kirwan) = 23 Talkerde, 45 Kieselerde,
18 Thonerde, 3 Eisenkalk, 12 Wasser**). Hält zu-
weilen Pyrop eingemengt. Fundort zumahl Zöblitz
im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.

Besonders merkwürdig ist der von Hrn. Alex. von
Humboldt bey Erbendorf am Fichtelberg entdeckte
[Seite 165] Serpentinfels, wovon manche Stücke selbst in klei-
nen Fragmenten auffallende Polarität zeigen.

Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem. Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und etwas härter ist als
der gemeine, und sich auch in manchen Italienischen
Marmorarten eingemengt findet, nahmentlich in
einer Art von sogenanntem verde antico und im
Polzevera.

8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade).

Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen,
einerseits in das Lichtberggrüne, anderseits in das
Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Nahmen
der pietra d'Egitto, bekannte schöne antike Ägypti-
sche, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder weni-
ger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch;
Härte verschieden; meist polirbar.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der Pu-
nammustein, Beilstein
. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl Funken.
Gewicht = 3007 L. Fundort zumahl auf Tavai-
Punammu (der südlichen von den beyden neu-See-
ländischen Inseln) woselbst unsere dasigen Antipoden
ihre Haken, Meisel, Ohrgehänge etc. (aber keine
Beile) daraus verfertigen.

Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schine-
sische Stein Yü. Er ist molkenfarbig; folglich wenig
durchscheinend; fettglänzend; ritzt in das Glas.
Gebrauch zu Kunstsachen, nahmentlich zu Petschir-
steinen.

9. Chrysolith, Peridot.

Meist pistaziengrün; durchsichtig: glasglänzend;
muscheliger Bruch; die Außenfläche längsgestreift;
krystallisirt in breiten viereckigen Säulen, mit abge-
stumpften Seitenkanten und meist sechsseitigen End-
[Seite 166] spitzen. Mittel-Gewicht = 3375. Gehalt (nach
Klaproth) = 43, 50 Talkerde, 39 Kieselerde, 19
Eisenkalk. Fundort nicht genau bekannt; vermuth-
lich in den Türkischen Morgenländern.

10. Olivin, basaltischer Chrysolith.

Olivengrün, in mancherley Abstufungen (vermit-
tert wird er ochergelb); durchscheinend; glasglän-
zend; muscheliger, theils blätteriger Bruch: rissig;
eingesprengt in Trapp, Basalt und Tuffwacke.
Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth) = 38,
50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0, 25 Kalkerde, 12,
50 Eisenkalk.

Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen als
dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil, welches
die Blasenräume der berühmten von Hrn. Pallas
1772 am Jenisei wiedergefundenen großen Eisen-
masse füllt*), und (nach Howard) = 27 Talkerde,
54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und 1 Nickelkalk hält**).

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterigem Gefüge.

[Seite 167]

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer
Asbest
.

Meist grünlich; weiß; wenig durchscheinend.
starkschimmernd, theils mit Seidenglanz; in zarten
theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam;
Gehalt eines Schwedischen (nach Bergmann) = 17,
2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13, 9 Kalkerde, 2, 7
Thonerde, 1, 2 Eisenkalk. Fundort unter andern
in Graubünden, auf Corsica, und besonders häufig
in Schina, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lam-
pendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist in das Lauchgrüne; wenig durchscheinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48, 45
Talkerde, 46, 66 Kieselerde, 4, 79 Eisenkalk.
Bricht oft in und bey Serpentinstein.

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)

Meist in das Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blätterig, theils dicht; der Bruch theils verworren
faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittelge-
wicht = 0, 836. Gehalt (nach Bergmann) = 26,
1 Talkerde, 56, 2 Kieselerde, 12, 7 Kalkerde,
2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern in
sehr großen Stücken im Olonezkischen*).

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun in das Graue etc.; undurchsichtig; matt-
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich;
hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt glänzen-
[Seite 168] den Strich. Dieses aus mancher Rücksicht noch sehr
räthselhafte Fossil bricht bey Sterzingen in Tyrol.

12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).

Meist berg- oder olivengrün, theils in das Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.

In folgenden vier Arten:

1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn-
blenda
.)

Von mancherley Grün; durchscheinend; glänzend;
der Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleich-
laufend, theils divergirend strahlig; meist krystalli-
sirt in langen, breitgedruckten, theils nadelförmi-
gen vier- oder sechsseitigen Säulen; halbhart.
Gewicht = 3250. Gehalt (nach Bergmann) = 20
Talkerde, 64 Kieselerde, 9, 3 Kalkerde, 2, 7
Thonerde, 4 Eisenkalk.

Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben erinnert.

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich; graulich etc. sehr wenig durchscheinend;
mattschimmernd; meist divergirend faserig; unge-
formt; weich; etwas fettig anzufühlen. Übergang
in Asbest. Fundort unter andern am Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasami-
ant
.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt (nach Bergmann) = 12, 7 Talkerde, 72
Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7, 3 Eisen-
kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.

4) Körniger Strahlstein, Smaragdit,
Bitterstein
. Diallage.

Smaragdgrün und theils auch blaulichgrau; nur
an den Kanten wenig durchscheinend; Atlasglanz;
[Seite 169] splitteriger Bruch; hart; ausnehmend zähe. Gewicht
= 3146. Gehalt (nach Vauquelin) = 6 Talkerde,
50 Kieselerde, 15 Kalkerde, 11 Thonerde, 5, 5
Eisenkalk, 7, 5 Chromkalk, 1, 1, Kupferkalk.
Fundort zumahl in den Berneralpen und in Corsica
(verde di Corsica duro.)

13. Salith, Malacolith.

Grünlichgrau in das Lichtlauchgrüne; an den
Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils
ungeformt, theils krystallisirt; auch meist in vier-
seitigen Säulen mit abgestumpften Kanten. Gewicht
= 3236. Gehalt (nach Vauquelin) = 19 Talk-
erde, 55 Kieselerde, 20 Kalkerde, 3 Thonerde,
4 Eisen- und Braunsteinkalk. Fundort Arendal.

Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in
mancherley Abstufungen; wenig durchscheinend;
glasglänzend; der Längenbruch blätterig mit einfa-
chem Durchgang; der Querbruch muschelig; meist
kristallisirt als vierseitige Säule mit abgeschärften
Kanten; theils in sehr großen Krystallen. Gewicht
= 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44
Kieselerde, 20 Kalkerde, 6 Eisenkalk. Bricht
zwischen Kalkspath und großblätterigem Glimmer
an den Quellen der Sljudenka im S. W. des
Baikals.

14. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges,
theils blätteriges Gefüge; meist divergirend; bricht
meist in einem Muttergestein von weißem, körni-
gem, theils sandartigem kohlensauern Kalk (Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie bey dem
Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
[Seite 170] krummfaserig; meist ungeformt; theils aber kry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseitigen
Säulen, meist mit Querrissen; selten sternförmig.
Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60, 50
Kieselerde, 23, 25 Kalkerde. Mit der Nadel in,
Finstern gekritzelt gibt er einen leuchtenden Strich.
Fundort zumahl das Levantinerthal am St. Gotthard.

2) Talkartiger Tremolit.

In das Silberweiße; perlmutterglänzend; fast
undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufühlen;
silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht
wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie aber
entstanden seyn mag). Fundort ebenfalls am St.
Gotthardsberge.

3) Glasartiger Tremolit.

In das Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch
aus dem Faserigen in das Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise,
Fundort unter andern auf Ceilan*).

15. Boracit.

Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonderbare
Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes Product
der Hannöverischen Lande; und findet sich selten
farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauch-
grau, und mehr oder weniger durchscheinend; frisch
ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh und matt;
bricht muschelig; immer rein auskrystallisirt, eigent-
lich als Würfel mit abgestumpften Kanten und
Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnd
Sechsecke und Dreyecke bilden, und so der ganze
[Seite 171] Krystall gewöhnlich 26 Flächen hat. (– tab. II.
fig. 3. –). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566.
Gehalt (nach Westrumb) = 13, 50 Talkerde, 68
Boraxsäure, 11 Kalkerde*), 1 Thonerde, 2 Kiesel-
erde, 0, 75 Eisenkalk. Bey erhöheter Temperatur
zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber mit
vier Axen, deren jede von einer der sechsseitigen stark
abgestumpften Eckflächen nach der gegenüberstehen-
den schwachabgestumpften dreyseitigen der gleichen
Fläche liegt, und wovon jenes Ende der Axe positive,
und hingegen das letztere negative Elektricität zeigt.
Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich (zu-
weilen nebst sehr kleinen ebenfalls reinauskrystallisir-
ten Rauchkrystallen) im schuppigen Gypsstein des so-
genannten Kalkbergs bey Lüneburg.


VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalkerde (der sogenannte lebendige, cau-
stische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennen-
den Geschmack, erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht
schmelzbar (aber sehr leicht mit andern, zumahl mit
Thon- und Kieselerde; hat starke Anziehungskraft zur
Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefelsaure zu
Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß etc.; und färbt blaue
Pflazensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur
holbhart, theils gar weich**); sie werden im Feuer
[Seite 172] mürbe gebrannt; sind großen Theils animalischen Ur-
sprungs; und machen eins der allgemeinst verbreiteten
Steingeschlechter aus.

Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts wer-
des am natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den
verschiedenen Sauren eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux car-
bonatés.

1. Kalkspath.

Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß;
selten farbig; mehr oder weniger durchsichtig; stark-
glänzend; hat rhomboidale Textur, und größere
klare Stücke davon zeigen auffallend starke dop-
pelte
Strahlenbrechung*); daher denn der Nahme
Doppelspath, Spathum disdiaclasticum (ehe-
dem irrig sogenannter Isländischer Krystall,
Androdamas etc.); bricht theils ungeformt, theils
stalaktitisch; theils wie stängelich zusammengehäuft;
häufigst aber auch krystallisirt; zumahl in sechsseiti-
gen Säulen als sogenannte Canondrusen etc.
(– tab. II. fig. 10. –); theils verschiedentlich zu-
gespitzt, zumahl mit dreyseitiger stumpfwinkeliger
Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in sechsseiti-
gen Tafeln, die dann theils in die Säule überge-
hen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen
Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –), letztere theils
so platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als soge-
nannter Nagelkopfspath etc.; theils in Rhom-
[Seite 173] ben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als soge-
nannte Schweinszähne etc. Gewicht = 2715.
Gehalt (nach Stromeyer) = 56, 15 Kalkerde, 43,
70 Kohlensäure. Übergang in körnigen Kalkstein, in
Braunspath etc.

Hierher gehört auch der irrig sogenannte kry-
stallisirte Sandstein
(Fr. gres crystallisé)
von Fontainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne beut-
liches Spathgefüge; sondern mit splitterigem Bruche;
rhomboidal krystallisirt mit rauher Außenfläche. Ge-
wicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchschei-
nend; von Glasglanz und blätterigem Bruch; kry-
stallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig.
10. –) häufig als Zwillingskrystall (Fr. macle);
theils wie aus mehreren kleinen stängelicht zusam-
mengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concen-
trisch. Gewicht = 2778. Gehalt (nach Stromeyer*))
= 55, 62 Kalkerde, 2, 31 Strontianerde, 42,
44 Kohlensaure, 0, 30 Wasser. Hat den Nahmen
von seinem Fundort, wo er nesterweise in ziegelro-
them Gyps bricht.

3. Schieferspath.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend;
von mattem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig
ins schieferige; bloß ungeformt; weich; braust stark mit
Säuren. Gewicht = 2474. Gehalt (nach Bucholz)
= 55 Kalkerde, 3 Braunsteinkalk, 41, 66 Kohlen-
saure. Fundort besonders Schwarzenberg im Erzge-
birge.

[Seite 174]

4. Braunspath. (Fr. Spath perle).

Weiß, in mancherley Farben übergehend, zumahl
ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kan-
ten durchscheinend; glasglänzend, mit blätterigem
Bruch; und rhomboidalen, meist sehr geschobenen
Bruchstücken; häufig ungeformt; theils aber krystal-
lisirt, in kleinen Linsen oder Rhomben etc.: etwas
härter als Kalkspath; braust auch schwächer mit Säu-
ren. Gewicht 2880 L.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombakbraun etc.; durch-
scheinend; glasglänzend; in Rhomben krystallisirt;
meist mit einem talkartigen Überzug. Gewicht =
2480. Gehalt (nach Klaproth) = 52 kohlensaure Kalk-
erde, 45 kohlensaure Talkerde, 5 Eisenkalk. Fund-
ort zumahl im Salzburgischen und Steyermärkischen;
meist im talkartigen Schneidestein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stänge-
lichte Bitterspath
, auf der Außenfläche in fast
rechtwinkeligen Tetraedern mit abgestumpften Sei-
tenkanten drusig krystallisirt. Gewicht = 2880 L.
Gehalt (nach Klaproth) = 33 Kalkerde, 14, 50 Talk-
erde, 2, 50 Eisenkalk, 47, 25 Kohlensäure, 2,
75 Wasser etc. Fundort bey Glücksbrunn im Mei-
ningischen.

6. Kalksinter. Tofus calcareus.

Von mancherley Farben; doch an den mehresten
Orten nur weißlich; mehr oder weniger durchschei-
nend; theils undurchsichtig; aus kalkigem Wasser re-
generit*); der Bruch dicht, oder faserig oder scha-
lig; und hiernach also drey Arten: die sich nahment-
lich im Carlsbad in zahllosen Spielarten der Farben,
[Seite 175] Zeichnungen etc. finden; die ersten beyden unter dem
gemeinschaftlichen Nahmen des dasigen Sprudel-
steins
, die dritte als Erbsenstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils
marmorartig*) polirbar; theils aber auch erdig, zer-
reiblich; auch sehr verschieden in Rücksicht seines Ge-
halts. Meist als Rindenstein, da er an die
Wände der in Kalkgebirgen befindlichen Sinterhöh-
len, oder auch solcher Cisternen etc., die kalkiges Was-
ser enthalten**), abgesetzt wird; oder auch andere
fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancher-
ley zufälligen Gestalten (wie z.B. unter dem mancher-
ley Travertino das sogenannte Confetto di Ti-
voli
) anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischen-
räume dicht ausfüllt, wie z.B. im Knochenfels von
Gibraltar, wo er die Osteolithen und Steintrüm-
mer zusammen cämentirt.

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Ge-
füge; gleichlaufend oder divergirend: der frische Bruch
meist schimmernd; häufig stalactitisch als Tropfstein;
theils in mancherley zufälliger Gestalt, als sogenannte
Naturspiele. Fundort zumahl in den gedachten
Berghöhlen: z.B. in der auf Antiparos, in der
Baumannshöhle am Unterharz etc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne
feinkörnige, polirbare alabastrites der Alten. (Ital.
[Seite 176] alabastro antico, Fr. albâtre calcaire oder orien-
tal
.)

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
sogenannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglänzendem
Bruche, mit krummlaufenden, theils wie durcheinan-
der gewirrten Fasern; und krummästiger zackiger Ge-
stall. Fundort zumahl an den Seitenwänden der
Schatzkammer des Arzberges zu Eisenerz in Steyer-
mark, beym Spatheisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils
als eine Art Rindenstein, meist krummschalig oder
wellenförmig; meist aber als Überzug über Sand-
körner; so z.B. die sogenannten Drageen von Ra-
dicofani.

Von der Art ist vorzüglich der gedachte Carls-
bader Erbsenstein
, pisolithus, der sich großen
Theils in Masse zusammengebacken findet, theils po-
lirbar ist, und nicht mit dem unten anzuführenden
Rogenstein verwechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr,
Bergziger
. Lac lunae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort unter
andern nahmentlich im Mondloch am Lucerner Pi-
katusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanzerde
oder Schaumerde von Rubitz bey Gera, die sich
durch ein fast talkähnliches Ansehen und einen eige-
nen matten Silberglanz auszeichnet. Lippert bediente
sich ihrer zu seinen Abdrücken von geschnittenen
Steinen.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalck).

Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch;
stark abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittel-
[Seite 177] gewicht = 2525. Hält 43 p. C. Kohlensäure. In
ihr findet sich oft Feuerstein (s. weiter oben) und Ver-
steinerungen von Seethieren der Vorwelt; bildet
theils ganze Flötzgebirge, zumahl an Seeküsten (da-
her Albion und Creta oder Candia ihre Nahmen
haben).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer unge-
formt; meist polirbar, da dann die feineren Sorten
Marmor genannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns
folgende zwey Hauptarten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Mar-
mor, Glanzmarmor
. (Fr. marbre sacca-
roide
.)

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch
nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht mar-
morirt); wenigstens an den Kanten durchscheinend;
auf dem Bruche schimmernd, theils wie geschlagener
Zucker; das Korn verschieden, theils schuppig etc.
Daher Übergänge einerseits in den ungeformten
Kalkspath, anderseits in den dichten Kalkstein. Hält
nur sehr selten Versteinerungen; aber der Carrarische
(marmor Lunense) zuweilen wasserhelle Bergkry-
stalle. Gebrauch zu Bildhauerey und Baukunst;
zumahl die herrlichen Sorten von bianco antico
und unter diesen vor allen der berühmte Parische,
durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht
desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbo-
natée fibreuse et soyeuse
).

Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils
mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und
Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schönheit
[Seite 178] aber bey Alstomnore in Northumberland, wo er zu
Ohrgehängen u.a. dgl. Schmuck verarbeitet wird.

3) Dichter Kalkstein, (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger,
polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa-
chen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt,
marmorirt, geadert etc. in endloser Mannigfaltig-
keit. So z.B. vom einfärbigen die vorzügli-
chen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.;
vom zweyfarbigen, pavanazzo, weiß mit ro-
then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß,
roth und gelb gestammt; mit vieren, brocca-
tello
, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w. So
unter denen mit besondern Zeichnungen, z.B.
Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen-
Marmor
(cittadino ruderato, paësino, Ri-
maggio
etc.), der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Mar-
mor
(lumacchella); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört etc. Mancher
besteht als Breschen-Marmor aus zusammen-
cämentirten Trümmern von andern Marmorarten.
Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzogen;
entweder gemarmelt, wie der Polzevera oder ge-
flammt, wie der ausnehmend schöne lauchgrüne
Cipollino antico u.s.w. – Überhaupt hat der
dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen
Bruch; theils schieferiges Gefüge (– so z.B. der
neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey
angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem
sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen
Seegeschöpfen der Vorwelt finden –). Mittelge-
wicht = 2675. Übergang in Mergelstein. (So z.B.
der ältere Flötzkalkstein, der auch in manchen Gegen-
[Seite 179] den Zechstein heißt). Bildet große durch alle
Welttheile verbreitete Flötzgebirgsketten, die gemei-
niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträchtli-
cher Teufe) mit dem gemeinen Petrefactenstein
überzogen sind, welcher die allgemeinste. Grab-
stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt
ausmacht.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des
gemeinen Kalksteins gehört nahmentlich:

a) der sogenannte Rogenstein, Hammites, der
nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf,
sondern aus mächtigen, theils ganze Flötzlagen
bildenden Massen von gleichgroßen Körnern,
dichten (selten concentrisch schaligen) Kalksteins
besteht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges
Cäment zu einem festen Gestein zusammen ver-
bunden sind. (Wohin denn auch die berühmten
Sorten von Englischem Baustein, Portland-
stone
, Purbeckstone etc. gehören.)

b) Die dem Korne nach gleichsam sandsteinähn-
lichen Kalksteinarten; wie z.B. die wegen ihrer
Versteinerungen von vielartigen Seethieren so
berühmte Gebirgsart des Petersberges bey Maes-
tricht; der sogenannte marmo arenaceo vom
Vesuv; der Dolomit im Levantinerthal am
St. Gotthard, wo er das Muttergestein des
dasigen Tremolits ausmacht, und in dünnen
Tafeln biegsam ist.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; undurch-
sichtig; von verschiedenem Zusammenhang und Festig-
keit. Daher besonders drey Hauptarten desselben zu
unterscheiden sind.

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch
[Seite 180] Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Lust
Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später.
Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die
Abarten benannt (Kalgmergel, Thonmergel*)) etc.,
und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiedener
Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöcherten, theils gleichsam
schwammichten Gefüge; meist erdigem Bruch;
zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel-
mehr. Fast immer voll Reste und Spuren vegetabi-
lischer Körper, die davon incrustirt worden; beson-
ders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf
(letzteres zumahl im röhrförmigen sogenannten
Beinwell oder Beinbrech, osteocolla); aber
auch in manchen Gegenden kleine Flußschnecken; in
andern calcinirte See-Conchylien etc. Bildet hin
und wieder große Lager von niederem aufgeschwemm-
ten Lande; in welchem sich häufig die Reste der
fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a. tropischen
Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in so
großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, sogenannte
Ingwersteine etc.; hat erdigen Bruch. Übergang in
dichten Kaltstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorescirende
Sandmergelstein
**): und der wegen seiner
eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii
(Fr. Dés de van-Helmont,
[Seite 181] Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen
Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und im Fränki-
schen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen
Mergelsteins besteht, die durch Scheibewände von
grauem dichten Kalksinter von einander abgesondert
sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas
plattgedrückte kugelichte Massen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulichschwarz undurchsichtig; schimmernd;
schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasser-
fischen (so die Riegelsdorfer, Eisleber etc.); auch
theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von
denen auf dem Schieferthon verschieden sind; selten
enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie
z.B. der bey Boll in Schwaben die colossale Medu-
sen-Palme (helmintholithus portentosus Linn.).
Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupfer-
schiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl.
slaty copperore); und theils ansehnliche Flötze
bildet, die einen wichtigen Gegenstand des Berg-
baues ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus. (Fr.
pierre puante.)

Meist grau; einerseits in das Gelbliche, ander-
seits in das Schwarze; meist undurchsichtig, sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils splitte-
riger Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist
ungeformt, und zwar sowohl derb als schieferig;
selten spathartig [wie z.B. der Stinkspath oder
Leberspath von Lissabon*)]. Wenn er geschabt
oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Geruch,
wie gebranntes Horn. Hält häufig Versteinerungen,
und zwar sowohl Incognita der Vorwelt, zumahl
[Seite 182] Belemniten, als auch organisirte Körper beyder
Reiche aus der jetzigen Schöpfung, wie z.B. im
Öninger Stinkschiefer*).

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux
sulfatées
.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen, im Ganzen ge-
nommen, analog; nur sind sie ceteris paribus weit
weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Ma-
rienglas
. (Ital. scagliola).

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich,
ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr oder we-
niger durchsichtig; theils mir Perlmutterglanz; blät-
teriges Gefüge; ein wenig biegsam, doch ohne meik-
liche Schnellkraft; läßt sich leicht mit dem Messer
spalten; häufig ungeformt; theils aber auch krystal-
lisirt**); zumahl in Linsenform, oder in rautenför-
migen Tafeln mit zugeschärften Kanten (– tab. II.
fig. 17. –) oft auf mancherley Weise als Zwillings-
krystall; selten in achtseitiger Säule mit achtseiti-
ger Spitze u.s.w. Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwe-
felsäure, 22 Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter regenerirt als Tropfstein,
oder Rindenstein, oder sonst als Überzug über an-
[Seite 183] dere Körper etc.; theils faserig, theils dicht. Letztere
theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl.
Farina fossilis.

Ähnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils
ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort in den Klüf-
ten der Gypsberge.

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in andere,
meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger durch-
scheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig durch-
scheinend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht
= 2167. (Gehalt nach Kirwan) = 32 Kalkerde,
30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit andern
Fossilien inniger oder gröber gemengt, z.B. mit
Quarz (bey Wisbaden), mit Hornstern [bey Mont-
martre*)]. Oft hält er andere Fossilien, theils aus-
schließlich in sich eingewachsen: so z.B. bey Lüne-
burg den Boracit, in Arragonien den Arragonit,
in Gallizien zimmtbraune kleine Quarzkrystalle (die
irrig sogenannten Hyacinthen von Compostella) etc.

2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps,
Katzenstein
. Gypsum fibrosum, lapis inoli-
thus, stirium
.

[Seite 184]

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch
theils gerade-, theils krumm-faserig; meist schim-
mernd; theils mit Perlmutterglanz; theils zerreib-
lich: meist in dünnen Lagen. Gewicht = 2305.

3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum
densum
.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherley an-
dere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der weiße
theils stark durchscheinend; matt; der Bruch aus dem
Splittrigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit.

Begreift zwey neuerlich entdeckte schwefelsaure
Kalkalten, die sich außer ihrem äußern Habitus vor-
züglich durch den Mangel des Krystallisationswas-
sers von den übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutter-
glänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der
Blätter; sehr leicht zersprengbar; Gewicht = 2964.
Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Kalterde, 60 Schwe-
felsäure. Fundort beym Steinsalz im Salzburgischen
und im C. Bern.

2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durch-
scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach
Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit
etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fundort zumahl
Sulz am Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 181) analogen,
mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die,
wenn sie geschabt werden, wie Schwefelleber riechen;
sind meist von rauchgrauer Farbe.

C) Spathsaure Kalkarten. Chaux
fluatées.
[Seite 185]

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor.)

Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den man
beym Hüttenwesen davon macht. Findet sich von
den mehrsten Farben der Edelsteine; selten unge-
färbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend;
mit spathartigem Gefüge; theils ungeformt; selten
stängelicht zusammengehäuft (so der honey-comb
spar
von Derbyshire); häufig krystallisirt, zumahl
cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden
(– tab. II. fig. 5. –); meist polirbar. Gewicht ei-
nes smaragdgrünen = 3481. Gehalt (nach Kirwan)
= 57 Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf
glühende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist
mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon
in größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen)
ein violetter und grünlichweißer von Nertschinsk (der
deßhalb sogenannte Chlorophan oder Pyro-
smaragd
).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün-
lich- oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend; mit
schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort zumahl
Derbyshire, und Strasberg am Harz.

20. Flußerde.

Meist graulichweiß; theils von kreidiger Consi-
stenz; mager; etwas abfärbend; auf heißer Asche gibt
sie das grüne Licht, wie der Flußspath, woraus sie
vermuthlich durch Verwitterung entstanden. Fund-
ort unter andern bey Freyberg im Erzgebirge, bey
Kongsberg in Norwegen etc.

D) Phosphorsaure Kaltarten.
Chaux phosphatées.
[Seite 186]

21. Apatit.

In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der
Querbruch blätterig, der Längebruch ins Muschelige.
Gewöhnlich krystallisirt, meist in sechsseitige Säulen
von mancherley Abartung. Gewicht = 3218. Ge-
halt (nach Klaproth) = 55 Kalkerde, 45 Phosphor-
säure und etwas Braunsteinkalk; auf Kohlen ge-
bröckelt phosphorescirt er ebenfalls mit grünem Lichte.
Fundort zumahl die Zinnwerte bey Ehrenfrieders-
dorf und Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

22. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm Korn;
erdigem, auch splitterigen Bruche, der theils auch
ins Faserige übergeht; halbhart; schwer; im Dun-
keln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er leuchtenden
Strich, und auf Kohlen gebröckelt, so wie der Apa-
tit, grünes Licht. Fundort bey Truxillo in Estre-
madura in abwechselnden Schichten von gemeinem
Quarz; und lose staubartig bey Sigeth in Ungarn.

E) Boraxsaure Kalkart. Chaux boratée.

23. Datolith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch
aus dem Kleinmuscheligen ins Splittrige; derb und
krystallisirt (wie es scheint würflich mit abgestumpften
Kanten). Gehalt (nach Klaproth) = 35, 5 Kalk-
erde, 36,5 Kieselerde, 24 Boraxsäure, 4 Wasser.
Fundort Arendal.


VIII. Strontiangeschlecht.

[Seite 187]

Die Strontianerde ist zuerst von Hrn. Hofr. Sul-
zer in Ronneburg und Dr. Crawford für eine besondere
Grunderde anerkannt worden. Zu den Haupteigenschaf-
ten derselben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelför-
mige Krystallen bildet, und daß eine Auflösung dersel-
ben in Weingeist carminroth brennt, wenn Papier,
Baumwolle etc. damit eingetränkt und angezündet wor-
den. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt sechs-
seitige, dicke, tafelförmige Krystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerley Säuren, mit
der Kohlen- und Schwefelsäure, verbunden. Also

A) Kohlensaure Strontianart.
Strontiane carbonatée.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; faserig;
theils stängelicht zusammengehäuft; meist in keilför-
migen Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst selten
in nadelförmigen abgesonderten Krystallen. Gewicht
= 3591 L. Gehalt (nach Klaproth) = 69,50 Stron-
tianerde, 30 Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart.
Fundort im Bleygange des Granitgebirges bey
Strontian in Schottland, meist in Schwerspath ein-
gewachsen*).

B) Schwefelsaure Strontianart.
Strontiane sulfatée.
[Seite 188]

2. Cälestein, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Nahme andeutet, blau,
sondern auch weiß, gelblich, graulich etc; mehr oder
weniger durchscheinend und auch undurchsichtig, so-
wohl von dichtem, als faserigem und blätterigem
Gefüge; theils derb, theils in geschobenen vierseiti-
gen Tafeln krystallisirt. Gewicht des faserigen aus
Pensylvanien = 3714 L. Gehalt desselben (nach Klap-
roth) = 58 Strontianerde, 42 Schwefelsäure. Andre
Fundorte (zumahl der blätterigen Abart). Münder
im Hannöverschen, Bristol in Sommersethire und
Mazzara in Sicilien; und der derben erdigen bey
Montmartre.


IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwer-
erde
(terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Berg-
mann
für eine eigene Grunderde erkannt worden, und
hat den Nahmen von ihrem ansehnlichen specifischen
Gewichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalkerde,
nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher Tempe-
ratur für sich zu Glas; verbindet sich mit der Schwe-
felsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflö-
[Seite 189] sungen in der Salpeter- und Salzsäure durch die Blut-
lauge gefällt.

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, so-
wohl mit der Kohlen- als mit der Schwefelsäure ver-
bunden.

A) Kohlensaure Barytart. Baryte car-
bonatée
.

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast
dem Alaun; ist fettglänzend; meist ungeformt, springt
in keilförmige Bruchstücke, auf dem Längenbruch
schwachdivergirend gestreift; sehr selten krystallisirt; und
dann meist in sechsseitiger Säule mit sechsseitiger
Spitze (– tab. II. fig. 19. –). Gewicht = 4271 L.
Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Koh-
lensäure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken zu
Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu Stein-
bauer in Obersteyermark. Innerlich genossen ist er
warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch, wie so
viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt und in klei-
nen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten.
Barytes sulftées.

2. Schwerspath. (Fr. spat pésant, Engl. cawk,
ponderous spar.)

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber
auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie man-
cher Flußspath, dicht; daher dann folgende drey
Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger
Schwerspath
.

[Seite 190]

Meist weiß, aber auch in mancherley andere, doch
nur unansehliche, Farben; selten farbenlos und was-
serhell; meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
undurchsichtig; häufig ungeformt; theils in dickscha-
ligen Ablosungen; aber auch in sehr vielartigen Kry-
stallisationen; sowohl in Säulen als Tafeln meist
von vier oder sechs Seiten und mancherley Zuschär-
fung und Zuspitzung; auch als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) etc. Die Säulen
theils nadelförmig, wohin z.B. der sogenannte
Stangenspath von Freyberg gehört. Die Ta-
feln häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die
theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind
(– tab. II. fig. 8. –); theils in sehr kleinen, wie
an Fäden angereihten, tafelförmigen Krystallen als
Haardrusen; oder sonst in mannigfaltiger be-
sondern Gestalt zusammengehäuft, z.B. als Hah-
nenkammdrusen
etc. Gewicht = 4430. Gehalt
eines Freyberger (nach Klaproth) = 97,50 schwe-
felsaure Schwererde, 0,35 schwefelsaure Stron-
tianerde, 0,80 Kieselerde, 0,70 Eisenkalk, 0,7
Wasser. Häufig auf Gängen, wo er eine der ge-
meinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch
hin und wieder in Flötzen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der soge-
nannte Ährenstein oder fälschlich sogenannte
Straußasbest (Lapis acerosus), ein weißer Schwer-
spath, blumicht wie Ährenbüschel, womit sein asch-
graues, thonartiges Muttergestein gleichsam durch-
wachsen ist. Fundort, ehedem bey Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneser-
spath
.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauch-
grau, wenig durchscheinend, in rundlichen, gleich-
sam plattgedrückten Nieren (von Größe und Form
meist wie getrocknete Felgen). Gewicht = 4440.
Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefelsaure Schwer-
[Seite 191] erde, 16 Kieselerde, 14, 75 Thonerde, 6 schwefel-
saure Kalterde, 0,25 Eisenkalk, 2 Wasser. Findet
sich bloß am Berge Paterno bey Bologna; auch hat
man aus dieser Abart des Schwerspaths zuerst die
sogenannten Lichtmagnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur an
den Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter
meist splitteriger Bruch; ungeformt. Gehalt des Ram-
melberger (nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure
Schwer- und Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5
Thonerde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser und
Erdharz. Fundort wie gesagt der Rammelsberg, aber
auch Derbyshire etc.

3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer-
spath
.

Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh. Beson-
ders bey und auf gemeinem Schwerspath.

4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sulfa-
tée fétide
. Lapis hepaticus Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur
an den Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig;
glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen ungeformten
Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen geschabt oder ge-
kratzt wird, einen Geruch nach Schwefelleber. Fund-
ort besonders Kongsberg in Norwegen. Gehalt (nach
John) = 92,75 schwefelsaurer Baryt, 2 Kohle und
Erdharz, 2 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenkalk,
1,25 Wasser.


Uebersicht der merkwürdigsten ge-
mengten Gebirgsarten
.

[Seite 192]
§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine als homo-
gene (mechanisch einfache) Fossilien betrachtet. Häufigst
aber finden sich auch Fossilien verschiedener Gattungen
und selbst aus verschiedenen Geschlechtern auf mannig-
faltige, aber bestimmte Weise und meist in ansehnlichen
Massen und Gebirgslagern unter einander gemengt,
daher es, besonders für den geognostischen Theil der
Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus he-
terogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgs-
arten (saxa s. petrae heterogeneae) unter eine syste-
matische Übersicht zu bringen*).

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf diejenigen
ein, die in ihren bestimmten Mengungsverhältnissen
ganze Gebirgslager bilden, mit Ausschluß derer, wo
sich nur selten oder einzeln ein Fossil in einem andern
gleichsam eingewachsen findet, wie, z.B. zuweilen Berg-
krystall im Carrarischen Marmor (S. 178) etc., oder
wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern
[Seite 193] Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Entstehung
abgesetzt worden, wie z.B. Kalksinter in alten Erd-
schlacken oder Laven etc.

§. 246.

Jene eigentlich sogenannten gemengten Gebirgs-
arten lassen sich nach der verschiedenen Verbindungsart
ihrer Gemengstoffe unter folgende drey Hauptclassen
bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey gleich-
zeitigem Niederschlag aus ihrem Primordial-
fluidum (§. 227 u. f.) ohne alles fremde Cä-
ment oder Grundteig ursprünglich wie in einan-
der krystallisirt und innig zusammen verwachsen
sind, wie beym Granit; daher angeschliffene
Stücke desselben gleichsam einem Mosaik äh-
neln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in ei-
nen Grundteig oder Hauptmasse von anderer
Steinart gleichsam eingeknetet sind, wie beym
Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner
und Gerölle durch ein Cäment gleichsam zu-
sammengekittet sind, wie in den Breschen und
im Sandstein.

Bey den beyden ersten Classen sind wohl alle Ge-
mengstoffe von gleichzeitiger Entstehung.

Bey der dritten hingegen müssen, wenigstens bey
den Preschen, die Körner und Gerölle früher
gebildet gewesen seyn, ehe sie durch ein Cäment
unter einander verbunden worden.

§. 247.
[Seite 194]

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Haupt-
arten wieder in folgende Unterarten abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr ei-
gentlich zukommenden Stoffen rein gemengt ist,
wie z.B. eigentlicher Granit aus Feldspath,
Quarz und Glimmer.

b) Afterarten, die, statt eines oder des an-
dern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe, ei-
nen oder den andern fremden enthalten.

c) Übermengte Arten, denen außer ihren ei-
gentlichen Stoffen überdieß noch fremde über-
zählige beygemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß da-
für ein fremder eingemengt wäre.

* * *

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng-
lich in einander gewachsenen Stoffen
.

1) Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in mäch-
tigen Bänken geschichtet; aber von mannigfaltiger
Verschiedenheit des grob- oder feinkörnigen Ge-
menges; oder des ungleichen Verhältnisses der Ge-
mengstoffe; oder des mehr oder minder festen und
frischen Korns u.s.w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glim-
[Seite 195] mer. S. z.B. der antike Granito rosso. So
auch das berühmte ungeheuere Geschiebe aus einem
Sumpfe am Finnischen Meerbusen, das seines Ge-
wichts von drey Millionen Pfund ungeachtet nach
St. Petersburg transportirt worden, um der Statüe
Czaar Peters des Großen zur Basis zu dienen*).

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.

b. Aftergranit.

So z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syenit).

c. Übermengter Granit.

Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und Glim-
mer auch noch Hornblende oder Stangenschörl, Gra-
[Seite 196] naten
, Demantspath, Zinnstein, magnetischen Ei-
senstein*) etc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, welcher dann, wenn er innigst gemengt ist,
nach oryctognostischer Ansicht in den Grünstein über-
geht; oder aus Feldspath und Glimmer, wohin
man das Feldspath Avanturino vom weißen
Meere rechnen kann etc.

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)

Die Gemengstoffe wie beym Granit, an welchen
er auch meist angränzt, und daher theils in ihn
übergeht (zumahl durch den von Saussüre so genann-
ten Granit veiné); insgemein aber geschichtet, dick-
faserig, theils gar schieferig; bricht in Ganggebir-
gen. Seine Unterarten übrigens wie beym Granit.

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind ei-
gentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in
schieferigem Gefüge. Häufig erzführend, theils alaun-
haltig. Es gehört dazu:

a. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe
Öfen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avan-
turinartig goldschimmernde Art, bricht bey Catha-
rinburg in Sibirien.

b. Übermengter Glimmerschiefer.

Zumahl häufig mit Granaten, im sogenannten
Murkstein.

[Seite 197]

B) Gemengte Gebirgsarten, bey welchen
einzelne Brocken von gewissen Fossilien
in einer homogenen Hauptmasse, wie in
einem Grundteige, liegen
.

4. Porphyr. (Ital. porfido.)

Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig Horn-
stein; aber auch verhärteter Thon; oder Trapp; oder
Pechstein etc.; gehört mehrentheils, wie die bey-
den vorigen, zu den Ganggebirgsarten, und
bricht meist in derben Massen: doch theils auch
kugelich.

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedach-
ten Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglich und eigentlich so genannte an-
tike Porphyr ist, wie schon der Nahme anzeigt,
von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus
einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich
nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken ei-
nes von dieser Grundmasse röthlich tingirten, dich-
ten Feldspaths und schwarzer Hornblende enthält.
Fundort vorzüglichst Nieder-Ägypten und das stei-
nige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen
irrig sogenannten dichten Laven des Vesuvs.

c. Übermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.

Von der Art ist z.B. der Ungarische Grau-
stein
(Saxum metalliferum Born.), der aus ei-
ner Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge-
[Seite 198] mengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zu-
wellen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-Un-
garn, wo er das Hauptganggebirge und das Mut-
tergestein der mehresten dasigen reichen Gold- und
Silbererze ausmacht*).

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund-
masse.

So der schöne antike Ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich sogenannte Serpentino verde antico),
mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher (zuweilen auch
grünsteinartiger) Grundmasse und darein gemeng-
ten mittelmäßig großen Feldspathbrocken, die da-
von blaßgrün gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschie-
fers ist meist der obgedachte Klingstein. Eingemengt
ist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz etc.
Das Gefüge, wie schon der Nahme zeigt, schieferig.

Hingegen beym Weißstein oder (wie er von
seinem Fundort in Mähren genannt wird) Na-
miesterstein
, der auch meist schieferige Textur hat,
macht weißer dichter Feldspath die Grundmasse,
[Seite 199] in welcher kleine Granaten, theils aus Glimmer etc.
porphyrartig eingemengt liegen.

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zu-
sammengehäuften Körnern und Geröl-
len, die durch ein bloßes Cäment gleich-
sam zusammen gekittet sind
.

6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat.
(Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in ei-
ne gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cäments
sowohl als der inneliegenden Gemengstoffe. Jenes
ist aber immer derb, nicht von schieferigem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:

Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment
verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von
Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest eingewachsen sind*).
Fundort vorzüglich in England; der schönste bey St.
Albans in Hertfordshire.

Das sogenannte Rothetodteliegende der
Deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse von
stark eisenschüssigen, durch Thon-Cäment verbunde-
nen Sandstein, in welchem Quarz, Kieselschiefer etc.
in ungleichförmigen Körnern fester oder lockerer ein-
gemengt liegen. Es macht häufig die unterste Flötz-
lage in Bergwerken; bildet aber auch theils ganze
weite Berglagerungen; zumahl in der Schweitz,
denn die dasige Nagelfluhe**) ist von dieser
Art.

[Seite 200]

Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-Cäment
verbundenen Sandstein, in welchem Quarz von un-
gleichförmigen Geröllen oder Körnern und theils sehr
verschiedener Größe, fester oder lockerer eingemengt
liegt. Übergang in Sandstein, und zwar nahment-
lich in denjenigen, welcher bey den Steinkohlenflö-
tzen bricht, und deßhalb (zum Unterschied vom ge-
meinen neuern Flößsandstein) Kohlensandstein ge-
nannt wird. Macht eine Hauptgebirgsart des Ober-
harzes, wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flötzge-
birge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bey den letztgedachten
Arten der Breschen, aber mit schieferigem Ge-
füge.

So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am Burg-
stetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Abdrücke ent-
hält, die für die Geogenie um so merkwürdiger wer-
den, da es wahrscheinlicher Weise die allerältesten
Spuren von organisirter Schöpfung auf unserm Pla-
neten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von verschiede-
ner Art; z.B. kalkartig; oder thonartig; oder ei-
senschüssig; zuweilen aber auch selbst quarzartig, da
dann solcher Sandstein in körnigen gemeinen Quarz
übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit krystalli-
[Seite 201] nischem Korn; theils mit Abdrücken von Petrefacten
der Vorwelt und zwar aus beyden Reichen organi-
sirter Körper.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört
vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Kugeln
der verschiedensten Größe findet.

Des so genannten krystallisirten Sandsteins von
Fontainebleau ist oben gehörigen Orts beym Kalk-
spath Erwähnung geschehen. Eher verdient derjeni-
ge hier seine Stelle, der im Würtembergischen bey
Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Übermengter Sandstein.

Am allermeisten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein des
rothen Bleyerzes von Beresofsk im Catharinbur-
gischen.

Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande hier füglich seine
Stelle, der aus einem in körnigen Quarz über-
gehenden Sandstein zu bestehen scheint, welcher
mit nadelförmigem schwarzen Stangenschörl, ge-
meinem dichten Quarz, theils auch mit ungeform-
tem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum der-
ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer
zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur
Grauwacke etc.

Besonders merkwürdig ist der seit etwa 24 Jah-
ren von neuem*) berühmt gewordene biegsame
[Seite 202] Sandstein von villa rica in der Brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren
meist flachsplitterigen Korn ist kein merkliches Cä-
ment zu unterscheiden.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich
mit Glimmer übermengt und meist damit im schie-
ferigen Bruche durchzogen (so z.B. nahmentlich im
Englischen Torkstone, Bremingstone etc.). Nur
variirt dabey das Verhältniß des Quarzes zum
Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als der
Vertheilung gar vielartig.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den mineralischen Salzen.

[Seite 203]

§. 248.

Die Salze überhaupt unterscheiden sich von an-
dern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auflösbar-
keit im Wasser; durch ihren specifiken Geschmack; und
durch ihr großes Aneignungs- und Mischungsvermögen,
d.h. ihren starken Hang sich mit andern Stoffen in-
nig zu verbinden*).

§. 249.

Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich von Na-
tur fossil finden) gehören zu den sogenannten Mittel-
Salzen (Salia media, neutra, composita), die nähm-
lich aus einer Säure bestehen, verbunden, entweder
A) mit einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen
dieses Verbindungsvermögens sogenannten alkalischen
Erde, oder C) mit metallischen Kalken.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure verbunde-
ne Fossilien zu den Salzen; sie werden aber wegen
ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auflösbarkeit,
wenigstens in der Mineralogie, füglicher wie oben ge-
schehen, den Erden und Steinen beygezählt.

§. 250.

[Seite 204]

Die mineralischen Salze werden am natürlichsten
nach den verschiedenen Säuren, die sie enthalten, un-
ter folgende fünf Geschlechter gebracht:

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.


I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. Sal ammoniacum
veter
. Soude muriatée.

Theils farbenlos und wasserhell, häufiger aber
graulich; selten ziegelroth oder saphirblau etc.; meist
mehr oder weniger durchscheinend; theils nur schim-
mernd, theils aber glänzend; der Bruch theils dicht,
theils blätterig, theils faserig, theils körnig; meist
ungeformt; selten krystallisirt, und dann cubisch;
zuweilen mit eingeschlossenen Wassertropfen etc. Ge-
wicht = 2143, Gehalt = 33 Salzsäure, 50 So-
da, 17 Wasser. Zerspringt im Feuer mit Knistern.
Bildet theils mächtige Flötze und Lager*) (Salz-
Stöcke), wie z.B. zu Bochnia und Wieliczka bey
Krakau etc. Theils aber wird es auch (als Seesalz)
an den Ufern salziger Landseen durch die Sonne als
eine feste Rinde gradirt, wie z. E. bey Alexandria
in Ägypten und am Baikal.

[Seite 205]

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am-
moniak
. Sal ammoniacum. Ammoniaque mu-
riaté
.

Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemischtem
Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd; theils
mehlich; theils in undeutlichen kleinen Krystallen;
zeigt einige Ductilität und Schnellkraft. Gewicht
= 1420. Geschmack kühlendstechend, laugenhaft;
geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe.
Fundort zumahl in vulcanischen Gegenden.


II. Schwefelsaures Geschlecht

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefel-
saure Soda
. Sal mirabile Glaub. Soude
sulfatée
.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig.
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Was-
ser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort unter
andern bey der natürlichen Soda von Debreczin.

B) In Verbindung mit alkalischen Erden.

2. Natürliches Bittersalz, schwefelsau-
re Talkerde
. Magnesia vitriolata. Magnesie
sulfatée
.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in radel-
förmigen zusammengehäuften Krystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern bey
Jena.

Eine besondere Abart ist das sogenannte Haar-
salz
(Halotrichum) von Idria, da sich durch seine
[Seite 206] langen haarförmigen Krystallen, silberweiße Farbe
und Seidenglanz auszeichnet.

3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure
Thonerde
. Alumen, argilla vitriolata. Alu-
mine sulfatée
.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur
schimmernd; theils seideglänzend; theils erdig. Ge-
wicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B. = 24
Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser. Ge-
schmack zusammenziehend, herbe, hintennach süß-
lich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zu-
weilen auch auf den sogenannten Alaunerzen. Ge-
brauch hauptsächlichst zur Färberey etc.

C. In Verbindung mit metallischen
Kalken
.

4. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; doch werden sie auch dann a potiori benannt.

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwe-
felsaures Kupfer
. Cuivre sulfaté, (coupe-
rose bleue
.)

Blau, ins Spangrüne; durchscheinend; glasglän-
zend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt
im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung färbt das
damit geriebene Eisen kupferroth. Herber, zusam-
menziehender, ekelhafter Kupfergeschmack. Fundort
z. E. bey Herrengrund in Ungarn etc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Ku-
pferwasser, schwefelsaures Eisen
. Fer
sulfaté
(couperose verte).

Meist spangrün etc. verwittert aber ocherhelb; theils
auch als weißer Beschlag auf Schwefelkies etc.; meist
durchscheinend; herber zusammenziehender Tinten-
[Seite 207] geschmack. Fundort z.B. im Rammelsberge bey
Goslar, aber auch bey Vulkanen, Steinkohlen etc.*).

Als eine besondere Abart verdient die Bergbut-
ter, Steinbutter
(Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden; die gelb, durchscheinend, wachs-
glänzend, blätterig, fettig anzufühlen ist und sich
besonders häufig in Sibirien, auf dem Altai, Ural etc.
findet.

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwe-
felsaurer Zink
. Zinc sulfaté (couperose
blanche
).

Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch;
theils als mehliger Beschlag; theils haarförmig (als
mancher sogenannte Feder-Alaun); theils sta-
lactistisch etc. Fundort z.B. ebenfalls im Rammels-
berge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Ko-
balt
. Cobalt sulfaté.

Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend sta-
lactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.


III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure
Pottasche
. Nitrum prismaticum. Potasse ni-
tratée
.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
[Seite 208] theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder wol-
licht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920. Geschmack
bitterlich und kältend. Im Feuer schmilzt er und auf
glühenden Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er
mit Kalkerde gemischt (als sogenannte Salpetererde).
Fundort vorzüglichst in Ludamar (im Innern von
Afrika), in Hindustan, außerdem auch hin und wie-
der in Europa, z.B. in Ungarn, Apulien etc., bey
Homburg im Würzburgischen, und auch bey Göt-
tingen am Rheinhauser-Sandstein etc.*). Hauptge-
brauch bekanntlich zu Schießpulver, zu Scheide-
wasser etc.


IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure So-
da. Swaga
der Tibbetaner. Soude boratée.

Meist grünlichgrau; durchscheinend: wachsglän-
zend; krummblätteriger Bruch; krystallisirt in sechs-
seitigen platten Säulen mit schräg zugeschärften
Enden. Geschmack anfangs süßlich, hintennach
brennend; schmilzt leicht im Feuer. Fundort an ei-
nigen alpinischen Seen in den Schneegebirgen
von Tibbet und Nepal. Gebrauch besonders zum
Löthen etc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppi-
gen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach
Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer
Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den heißen Quel-
len (Lagoni) bey Sasso im Florentinischen.

V. Kohlensaures Geschlecht.

[Seite 209]

1. Natürliche Soda, kohlensaure Soda,
vulgo natürliches mineralisches Laugen-
salz
, Natrum. Borech der Persianer. Troná
in der Barbarey. Nitrum der Alten. Soude car-
bonatée
.

Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, mattglän-
zend; theils auf dem Bruche stängelich zusammen-
gehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Geschmack
laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure ungleich; theils
38 pro Cent etc. Fundort besonders an den Natron-
Seen in Ägypten etc. Außerdem auch auf den Hei-
den um Debreczin, bey Erzen unweit Hameln etc. –
Die alten Ägyptier beitzten ihre Leichen einen Mo-
nath lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben
zu Mumten bereiteten*); und den schiffbrüchigen
Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich
zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben ha-
ben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häu-
fig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife,
zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in
Ägypten zum Brötteig und sonst an die Speisen
verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum
, das aus feuchten Mauern wie wollich-
ter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber
irrig, Salpeter genannt wird, ist eine mit Kalk-
erde vermischte, unreine natürliche Soda.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den
(eigentlich sogenannten)
brennlichen Mineralien.

[Seite 210]

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle
diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauer-
stoff verbinden, daß dabey Wärme und Lichtstoff frey
werden. Folglich gehören, genau genommen, auch die
Metalle darunter. Allein, da sich diese außerdem noch
durch manche andere auffallende und ihnen ausschließ-
lich eigene Charaktere von allen übrigen mineralischen
Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten,
einmahl allgemein angenommenen Eintheilung (§. 241)
unter eine besondere Classe gebracht, und nur nachste-
hende vier Geschlechter zu den eigentlich sogenannten
brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

Das erste dieser Geschlechter und die mehrsten Gat-
tungen des zweyten haben das mit einander gemein,
und hingegen von den übrigen beyden verschiedene, daß
[Seite 211] sie sich, wenn sie rein sind, in Öhl auflösen lassen,
und schon im Glühefeuer mit Rauch und Flamme und
eigenem Geruch brennen oder wenigstens glimmen, und
zur Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom Erd-
harz ist eine Gattung, nähmlich das Erdöhl, flüssig.
Die übrigen trockenen sind stark idiolektrisch.


I. Schwefel-Geschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Soufre.
Engl. Brimstone.)

In mancherley Abstufungen seiner bekannten Far-
be; mehr oder weniger durchscheinend; Fettglanz,
muscheliger Bruch; spröde; meist ungeformt und
zwar sowohl locker als derb; theils stalactitisch; theils
krystallisirt, in dreyseitigen oder doppelt vierseitigen
Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilzt bey 244°
Fahrenh. und bricht bey 414° in Flamme aus.
Oft unrein, als Schwefelerde etc. Fundort, zumahl
in Gypsflötzen, z. E. bey Lauenstein im Hannoveri-
schen; und dann auf und bey Vulkanen etc.


II. Erdharz-Geschlecht.

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, ist meist honiggelb: durchschei-
nend; glasglänzend; sehr spröde, von kleinmusche-
ligem Bruch; immer krystallisirt, häufigst als dop-
pelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben
Harzelektricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach
Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure,
die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fundort
[Seite 212] (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bituminö-
sem Holz u. dgl. Holzerde, bey Altern im Mans-
feldischen.

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum,
lyncurium, glessum Tacit. (Fr. succin, ambre
jaune
, carabé.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und
vom Durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige;
selten wasserhell, meist öhlklar*), theils Glas-
glanz, theils Wachsglanz; muscheliger Bruch;
theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder
kugelichte Tropfen. Läßt sich drehen, poliren etc.
Gewicht eines durchsichtigen weingelben = 1083.
Enthält eine eigene Säure (Fr. acide succinique);
ist vermuthlich als Folge einer der frühern Erdrevo-
lutionen**) aus Baumharz entstanden; hält nicht
selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-
Insecten etc. Fundort vorzüglichst Samland in Ost-
Preußen; theils in Flötzen von bituminösem Holz**)
und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum.
Bitume liquide. (Engl. fossile Tat.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich voll-
kommen tropfbar (so die Naphtha); theils hin-
gegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der
[Seite 213] Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in
Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von man-
cherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lichbraun); jenes durchsichtig; dieser hingegen kaum
in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-Gewicht
= 0,850. Starkriechend. Fundort, zumahl die
Naphtha auf den brennenden Feldern am Caspischen
Meere, das Bergtheer besonders auf Barbados,
aber auch hier zu Lande; z. E. bey Edemissen im Am-
te Meinersen. Gebrauch der Naphtha zum Brennen,
selbst zur Feuerung etc., des Bergtheers als Arz-
ney etc.*)

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Juden-
pech
.

Meist schwarz und nur in Splittern braun durch-
scheinend; theils Fettglanz, theils Glasglanz;
meist muscheliger Bruch; sehr spröde, brüchig; gibt
lederbraunen Strich; hat einen eigenen meist bitter-
lichen Geruch; brennt mit dickem Dampf. Gewicht
= 1104. Fundort zumahl auf dem todten Meere,
das davon seinen Griechischen Nahmen hat. Ward
von den alten Ägyptiern zu ihren Compositionen
zur Mumienbereitung genommen. Jetzt brauchen es
die Türken, Araber etc. häufig in Öhl aufgelöst,
zum Bestreichen ihres Pferdegeschirrs, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten. – Unter den Abarten ver-
dient der berühmte kostbare, wohlriechende feste
Bergbalsam, oder die mineralische Mu-
mie
[Perf. Muminahi**)] aus den Bergklüften
in Khorassan am Fuß des Kaukasus, Erwähnung.

[Seite 214]

2) Elastisches Erdpech, fossiles Feder-
harz
.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos,
und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht,
wie das vegetabilische Federharz, ohne zu zerreissen,
dehnen, aber doch fast wie weicher Kork zusammen-
drücken läßt, und dann in seine vorige Gestalt zu-
rückschnellt. Fundort bey Castletown in Derbishire,
zumahl in folgenden beyden Abarten.

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird
in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt in dem
äußern Habitus mehr noch als das folgende dem ve-
getabilischen Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils
ins Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als die
dichte Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lig-
num fossile bituminosum
.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z.B.
das Isländische Surtar-brandr oder Schwarzholz);
mit mehr oder minder deutlicher Holztextur. Über-
gang in Braunkohle und Pechkohle; theils in mäch-
tigen Flötzen*); theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber (nahmentlich die Kölnische) gehört, ist
[Seite 215] durch Verwitterung dieses Holzes entstanden und
findet sich theils bey demselben in Flötzen; theils
aber auch im aufgeschwemmten Lande, Torfmoo-
ren etc.*)

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, char-
bon de terre
. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Ein-
drücken fremdartiger Gewächse**); theils auch mit
fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit schwarzem
Dampfe; besteht aus Erdharz und Kohlenstoff, nach
Verschiedenheit der Abarten in eben so verschiedenem
Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz,
Gefüge etc. besonders in folgende sechs Abarten, die
sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptar-
ten bringen lassen; da die vier erstern sich mehr oder
weniger dem bituminösen Holze nähern, in mächti-
gern Lagern vorkommen, meist auf gemeinem Flötz-
sandstein, oder dichtem Kalkstein aufliegen, und ge-
wöhnlich von Basalt bedeckt sind; die beyden letztern
aber in weit schwächern Flötzen, meist nur von we-
nigen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber da-
gegen mehrere über einander mit Schichten von Schie-
ferthon oder Kohlensandstein abwechseln. Auch findet
sich diese letztere Hauptart mehr in der Nähe der
[Seite 216] Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlensand-
stein oder mit Schieferthon (zumahl mit Pflanzen-
abdrücken) und Brandschiefer bedeckt*).

1) Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey-
coal
.)

Dunkelbraun; mattglänzend; Übergang in Alaun-
erde so wie ins bituminöse Holz, von welchem sie
sich doch durch das minder kenntliche Holzgefüge un-
terscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle,
Glaskohle
.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten);
starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken; meist fett-
glänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am
Meißner in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr.
jayet, jais. Engl. jet.)

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch;
fest, so daß sie sich drehen und poliren läßt.

Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; wachsglanz; weich,
und sehr spröde. Übergang in Brandschiefer.

6) Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; groß-
muscheligem Bruche; würfliger Gestalt der Bruch-
stücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zumahl häu-
figst in Großbritannien.

[Seite 217]

Gebrauch der letztgedachten beyden Arten (außer
dem allgemein bekannten der Steinkohlen überhaupt),
unter andern auch zum Theerschwelen und zur Ge-
winnung des Salmiaks.


III. Graphit-Geschlecht.

1. Kohlenblende (schiefrige Glanzkohle).
Anthracolithus. (Fr. Anthracite, plombagine
charbonneuse
.)

Ähnelt im Äußern der Glanzkohle, wofür sie auch
ehedem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr
spröde; ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich
in kleinen vierseitigen Säulen. Gewicht = 1468.
Gehalt nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit
wenigem Sauerstoff und etwa 4 pro Cent Thoner-
de. Bricht meist bey und mir Quarz; unter andern
bey Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit
gediegenem Silber) etc.

2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr. fer
carburé
, plombagine, crayon noir, crayon d'An-
gleterre
. Engl. black lead, Keswick lead, wad.)

Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder we-
niger metallischglänzend; abfärbend; fettig anzufüh-
len; theils dicht, theils körnig, theils schuppig oder
krummblätterig, oder dünnschieferig; weich. Mittel-
gewicht = 2089. Gehalt (nach Vauquelin) = Koh-
le mit 8 pro Cent Eisen. Im starken offenen Feuer
verfliegt er großen Theils, und hinterläßt bloß etwas
Eisen- und Kieselerde*). Fundort zumahl in der
[Seite 218] größten Menge und Feinheit bey Keswick in Cum-
berland*). Gebrauch des feinern, festen, vorzüglich
zu Bleystiften (auch zur Spitze auf die Stange der
Gewitterableiter), des gemeinsten aber zu Ipser
Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc. Auch zum Ein-
schmieren hölzerner Schrauben und Räderwerks.


IV. Demant-Geschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie ein Thautropfen;
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Far-
ben; von einem eigenen dem metallischen sich nä-
hernden Glanze; ursprünglich immer krystallisirt;
und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyrami-
de (tab. II. fig. 5.), deren Flächen aber mehren-
theils gewölbt und theils gar in der Mitte so stark
zugespitzt sind, daß dadurch der octoëdrische Krystall
in das Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen
(tab. II. fig. 13.) umgewandelt wird. Sein Gefü-
ge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter
richtet sich allemahl und einzig nach den acht Seiten
der octoëdrischen Grundkrystallisation; daher sich
auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spal-
ten oder kloven läßt**). Er ist der härteste aller be-
[Seite 219] kannten Körper, der von keiner Feile angegriffen
wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und
daher nur mit seinem eigenen Pulver dem Demant-
Boord, geschliffen werden kann. Gewicht = 3521.
Er ist stark idioelektrisch; und manche saugen beson-
ders leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus der aus-
nehmend starken Strahlenbrechung des Demanten
a priori geahnet*), daß er eine brennbare Sub-
stanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkommen-
ste bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er ein wun-
derbar verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar
aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetztem
Demant, Gußstahl gemacht hat. – Fundort Ost-
indien (zumahl Hindustan und Borneo)**) und
Brasilien.

Fünfzehnter Abschnitt.
Von den Metallen.

[Seite 220]

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die brenn-
lichen Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt (§.
251). Sie unterscheiden sich über durch folgende Eigen-
heiten gar sehr von denen im vorigen Abschnitte abge-
handelten sowohl, als von den übrigen Mineralien
der andern beyden Classen.

Sie sind die schwersten Körper in der Natur; und
unter den Fossilien die allerundurchsichtigsten; sie ha-
ben alle den deßhalb sogenannten metallischen Glanz;
meist hakigen Bruch; und viele auch eine dreyfache
Art von geschmeidiger Ductilität. Sie sind nähmlich
erstens biegsam (so besonders Bley und Zinn); zwey-
tens dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne
Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und Silber);
und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer verschiede-
nen Tenacität im Drahtzug mehr oder weniger strecken
lassen, und gleichstarke Drahte aus den verschiedenen
Metallen größere oder geringere Lasten tragen können,
ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst Platin,
Gold und Eisen).

Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst, d.h. sie
schmelzen; und zwar das Quecksilber schon in einer sehr
niedern Temperatur, daher es gewöhnlich flüssig er-
[Seite 221] scheint, die übrigen Metalle hingegen erfordern erhöh-
te Temperatur, und manche derselben (z.B. Platin,
Eisen, Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr große Hi-
tze, ehe sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen un-
durchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.

Bis auf eine oder die andere Ausnahme unter den
neuerlich entdeckten Metallen lassen sich die übrigen ent-
weder in Salpetersäure oder in Salzsäure (oder dem
aus beyden zusammengesetzten Königswasser) auflösen;
und sind die vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das Anse-
hen ist, unter welchem sich die mehresten Metalle in
der Natur zu finden pflegen, so lassen sich doch alle
diese Verschiedenheiten auf zwey Hauptarten zurück
bringen:

Entweder nähmlich finden sich die Metalle ge-
diegen
(metallum nativum, Fr. metal vierge)
in ihrer wahren vollkommen metallischen Gestalt: –
oder aber vererzt im weitläufigern Sinn (metallum
mineralisatum), so, daß ihnen mehr oder weniger von
ihrem metallischen Habitus benommen ist.

§. 255.

Doch hat auch beym gediegenen Zustande ei-
nes Metalls mancherley besondere Verschiedenheit
Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe entweder
sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen Partikeln
zwischen andern Fossilien versteckt und durch diesel-
ben verlarvt. – Ferner findet sich entweder ein
gediegenes Metall (z.B. Quecksilber) rein, für sich;
[Seite 222] oder aber mehrere im gediegenen Zustande zusammen
gemischt (z.B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläufigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:

Erstens nähmlich bloß durch Verbindung eines
Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe,
dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder ver-
erzt im engern Sinne genannt werden; und bey die-
ser Verbindung mehrentheils noch einen metallischen
Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesentli-
chere Veränderung, nähmlich durch Verbindung des
Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen Glan-
zes beraubt, und gesäuert oder verkalkt genannt
werden.

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum,
entweder durch den unmittelbaren Beytritt des rei-
nen Sauerstoffsoder so, daß derselbe schon
mit einer Grundlage verbunden ist, und dadurch eine
eigentlich sogenannte Säure bildet.

§. 258.

Nur zehn Metalle (nähmlich Silber, Quecksilber,
Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas, Nickel, Ar-
senik, Tellurium und Palladium) hat man bis jetzt
in beyderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so wohl
gediegen als vererzt. Von den übrigen hingegen die
mehrsten bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemalige Eintheilung der Metalle, in
[Seite 223] Ganz- und Halb-Metalle, aus bloß relativen, un-
bestimmten Verhältnissen abstrahirt und nicht in der
Natur gegründet war, bedarf jetzt kaum noch einer
Erwähnung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle:

I. Platina.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Bley.

VIII. Zinn.

Diese acht hießen vor Alters ganze Metalle: von
den folgenden hingegen die vormahls schon bekannten
Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spießglas.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Braunstein.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII. Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Tantalum.

[Seite 224]

XXIII. Cerium.

XXIV. Iridium.

XXV. Palladium.


XXVI. Osmium.

XXVII. Rhodium.

Da sich aber letztere beyde vor der Hand bloß mit der
rohen Platina und dem Iridium und Palladium
verbunden finden, so werden sie hier in der Mine-
ralogie nur beyläufig angeführt. Ein mehreres von
denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV. B.
1806, S. 209 u. f.


I. Platin-Geschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König ist sil-
berweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich der schwerste
aller bekannten Körper in der Natur)*); so gereinigt
ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.),
wird in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste Me-
tall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch
so wie dieses, schweißen. Gebrauch vorzüglich zu
[Seite 225] Maßstäben, Micrometerfäden, Schmelztiegeln, Pen-
delkugeln, Pyrometern, Räderwerk in Taschenuhren,
mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Telescopspiegeln etc.

1. Gediegen.

Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nischen Diminutio von plata, Silber) seit 1736
bekannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahl-
grauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist aber
platten Körnern; die aber außer der Platina noch
achterley andere Metalle (nähmlich: Kupfer, Eisen,
Titanium, Chromium, Iridium, Osmium, Rho-
dium und Palladium) halten; und in einem mit
magnetischem Eisensande, Waschgold, Quecksilber-
kügelchen, und kleinen Hyacinthen etc. vermengten
Sande, vorzüglich bey Carthagena und Santa Fé
in Peru gefunden werden.


II. Gold-Geschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller dreyfa-
chen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zä-
higkeit), weich, doch daß es sich durch anhaltendes Häm-
mern selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Gewicht = 19257.
Wird zu Königswasser aufgelöst; und aus der Solution
durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinnauflösung
als mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich
sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und
Braunstein wahrscheinlich das allgemeinst verbreitete
Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm
in größerer oder geringerer Menge beygemischten
andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen oder Tel-
[Seite 226] lurium. In mancherley besonderer Gestalt, z.B.
blätterig, gestrickt etc. Theils krystallisirt, in man-
cherley Formen, z.B. cubisch, octoëdrisch etc.; theils
dendritisch etc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym
Zinngeschlecht), wie z. E. das bey Wicklow in Ir-
land.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255), wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im Rammelsberger Braunerz, in
vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
Nahmentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem
sogenannten Brandstein) von Verespatak in Sie-
benbürgen.


III. Silber-Geschlecht.

Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelb-
schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehnbar;
auch sehr zähe; hat nächst dem Kupfer den stärksten
Klang; wird in Salpetersäure aufgelöst, und aus der
Solution durch Salzsäure als Hornsilber, und durch
Quecksilber als sogenannter Dianenbaum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherley besonderer Gestalt; blätterig, zäh-
nicht, haarförmig, gestrickt etc. theils krystallisirt,
und zwar auch meist als doppelt vierseitige Pyrami-
de; theils dendritisch; theils bey metallisirten Petre-
facten, wie z.B. bey den Frankenberger Kornäh-
ren etc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit an-
dern Metallen gemischt.

[Seite 227]

So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Grafen von
Veltheim).

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß;
blätteriger Bruch; theils krystallisirt in sechsseiti-
gen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt sehr
ungleich z.B. in einem Andreasberger (nach Klap-
roth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25 Ei-
sen, 4 Spießglas.

3. Spießglassilber.

Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier-
und sechssertigen Säulen und sechsseitigen Tafeln.
Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber, 24 Spieß-
glas. Fundort ebenfalls bey Andreasberg am Harz
und bey Alt-Wolfach im Fürstenbergischen.

4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs,
Silberkies
. Argent sulfurèe.

Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt
glänzenden Strich; theils krystallisirt; meist in dop-
pelt vierseitigen Pyramiden; auch kubisch etc.;
weich; sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist theils
so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Gewicht
= 7215. Mittel-Gehalt (nach Bergmann) = 75
Silber, 25 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erz-
gebirge.

5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Sil-
berkies
.

Meist eisenschwarz, theils russig, theils krystalli-
sirt, und das meist in sehr kleinen sechsseitigen
Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht
= 7208. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Silber,
12 Schwefel, 10 Spießglas, 5 Eisen. Fundort
zumahl in Ungarn.

6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Ar-
gent noir
.

[Seite 228]

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarzgül-
den und Glaserzes entstanden zu seyn. Findet sich
meist in der Nachbarschaft dieser beyden.

7. Hornerz. Argent muriaté.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pista-
ziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast wachs-
glänzend, theils knospig; theils kubisch krystallisirt;
theils dendritisch (so vorzüglichst das Sibirische vom
Schlangenberg); weich; geschmeidig; läßt sich spä-
neln. Gewicht = 4840. Gehalt (nach Klaproth)
= 67,75 Silber, 21 concentrirte Salzsäure, 6
Eisenkalk, 1,75 Thonerde. Fundort, außer dem
eben gedachten, Johanngeorgenstadt im Erzgebirge,
Cornwall etc.

8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent
rouge, rosiclair
.)

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins
Bleygraue und Eisenschwarze, mehr oder weniger
durchscheinend; theils mit ausfallendem Lichte schwarz-
roth, mit durchfallendem aber blutroth (Engl.
ruby ore); fast metallisch glänzend; theils krystalli-
sirt, meist in sechsseitigen Säulen, mit stumpfer
sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendri-
tisch; gibt rothen Strich. Mittelgewicht = 5563.
Gehalt eines dunkeln von Andreasberg (nach Klap-
roth) = 60 Silber, 19 Spießglas, 17 Schwefel,
4 Sauerstoff. Andere sind auch arsenikhaltig. Fund-
ort vorzüglich am gedachten Orte.

9. Schwarzgülden, Graugülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallisch-
glänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde;
theils derb, zumahl bey Schemnitz und Kapnick;
theils krystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab. II.
fig. 1.) bey Clausthal. Übergang in Fahlerz.

IV. Quecksilber-Geschlecht.

[Seite 229]

Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mer-
cure, vif-argent,
Engl. quicksilver) behält seinen
Silberglanz an der Luft unverändert; ist flüssig ohne
zu netzen; und wird erst bey 39° unter 0 Fahr. fest
und malleabel. Gewicht des flüssigen = 13568*).
Wird am vollkommensten von der Salpetersäure auf-
gelöst; phosphorescirt im sogenannten luftleeren Rau-
me; amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber,
Zinn und Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken
der Erze, zum Vergolden, zur Spiegelfolie etc. Au-
ßerdem bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu-
gen, Vertreibung und Tödtung mancher Insecten,
und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen. Jungfern-Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwi-
schenräumen von Quecksilbererzen. Fundort in Euro-
pa zumahl Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure argental.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Überzug; doch theils
derb, knospig etc.; weich. Gehalt sehr ungleich;
z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber.
Fundort zumahl im Zweybrückischen.

3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinnaba-
ris
. Mercure sulfuré.

Vom licht Scharlachrothen ins dunkel Coschenillro-
the etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder we-
niger durchscheinend; theils erdig; theils derb; und
[Seite 230] dann theils von einem fast metallischen Glanze;
theils faserig; theils krystallisirt, und zwar meist in
vierseitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachrothen
Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer
z.B. (nach Kirwan) = 80 Quecksilber, 20 Schwe-
fel. Fundort zumahl Idria, das Zweybrückische,
Almaden, Schina und Mexico.

Das sogenannte Quecksilber-Branderz
von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.

Der eben daselbst brechende, seltene Stink-
zinnober
(Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth;
durchscheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt,
wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber-
blende
. (Mercure sulfure bituminifére.)

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig: mit schimmerndem, mattem Glanze:
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge
nach von zwey Hauptarten; nähmlich a) dicht, und
b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie man-
cher Glaskopf*). Gewicht = 7937. Hält bis 70
pro Cent Quecksilber. Fundort zumahl bey Idria,
wo es das gewöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches
Turpeth, natürlicher Sublimat
. Mercu-
re muriaté.

Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend; von
fast metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen
in Klüften anderer Quecksilbererze; theils in sehr
kleinen cubischen oder säulenförmigen Krystallen;
[Seite 231] weich. Hält (nach Kirwan) = 70 pro Cent Queck-
silber durch Salzsäure und Schwefelsäure verkalkt.
Fundort zumahl im Zweybrückischen.


V. Kupfer-Geschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und hat
unter allen Metallen den stärksten Klang. Gewicht =
7788. Wird von allen Säuren aufgelöst; brennt mit
grüner und blauer Flamme: verbindet sich leicht mit,
andern Metallen, und gibt dadurch die mancherley vor-
züglichen Compositionen; wie z.B. mit Gold, das
Similor und das Malayische Suasso; mit Zink, das
Messing und Tomback (von Tombago, dem Malayischen
Worte für Kupfer); mit Zinn das Glockengut und
Stückgut; mit Arsenik das argent haché, und die
Composition zu Telescopspiegeln; mit Nickel, das Schi-
nesische Packfong u.s.w. Dient daher auch beym Münz-
wesen zur Karatirung und Legirung des Goldes und
Silbers etc.

1. Gediegen.

Theils güldisch oder silberhaltig etc.; daher Abstu-
fungen der Röthe; in mancherley besonderer Gestalt;
theils krystallisirt; und dann meist als doppelt vier-
seitige Pyramide. Fundort, in Europa besonders
Cornwall und Ungarn, außerdem aber vorzüglich
Sibirien, die Küsten der Kupfer-Insel (Mednoi
ostrow
) im Kamtschatkischen Meere, die Ufer des
Kupferflusses im N. W. der Hudsonsbay, Brasi-
lien etc.*).

[Seite 232]

2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr.
cuivre sulfure, mine de cuivre vitreuse.)

Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violet-
te, dunkel Leberbraune etc.: theils metallischer Glanz;
der Bruch theils ins Blätterige; meist ungeformt;
theils aber krystallisirt, z.B. in sechsseitigen Säu-
len (tab. II. fig. 10.); weich, milde, schneidbar;
gibt glänzenden Strick; schmilzt leicht. Mittel Ge-
wicht = 5074. Gehalt (nach Klaproth) = 50 bis
80 pro Cent Kupfer, mit Eisen, so wie die nächst-
folgenden Gattungen durch Schwefel vererzt. Fund-
ort, in Europa zumahl Cornwall und der Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre
pyriteux hepatique.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist rau-
benhälsig angelaufen; metallisch glänzend; spröder
als das Kupferglas; gibt braunrothen Strich; findet
sich wohl nur ungeformt. Gehalt (nach Kirwan und
Klaproth) = 40 bis 70 pro Cent Kupfer mit mehr
Eisengehalt als beym Kupferglas; geht aber sowohl
in dieses als in den Kupferkies über. Fundort, unter
andern Lauterberg am Harz, und der Schlangen-
berg in Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)

Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils grün-
lich; auch oft taubenhälsig angelaufen; menst unge-
formt; theils mit Spiegelflache; oder geflossen, me-
renförmig, traubig etc.; zuweilen krystallisirt, z.B.
als dreyseitige Pyramide (tab. II. fig. 1.). Mittel-
Gewicht = 3980. Gehalt (nach Kirwan) = 20 pro
Cent Kupfer, mit noch mehr Eisengehalt als bey
der vorigen Gattung: ist das allergemeinste Kupfer-
erz; findet sich, so wie auch theils die beyden vori-
gen Gattungen, oft im bituminösen Mergelschiefer,
der dann Kupferschiefer genannt wird.

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche)

[Seite 233]

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglän-
zend; spröde; gibt theils am Stahl Funken; halt
(nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer und außerdem
Eisen und Arsenik. Übergang in Kupferkies und in
Fahlerz. Findet sich überhaupt selten; unter andern
bey Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so-
genanntes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre
grise
, Engl. grey copper-ore.)

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils krystalli-
sirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden, sechsseitigen
Säulen u.a.m.; hält außer dem Kupfer auch Spieß-
glas und Silber, beydes in sehr verschiedenem Ver-
hältniß, auch theils Bley, Eisen etc. Findet sich sehr
häufig in vielen Ländern von Europa und Asien.

7. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist
als Überzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß
aus Verwitterung derselben entstanden. Fundort un-
ter andern bey Freyberg.

8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer
-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé rouge,
mine de cuivre rouge.)

Vom Lederbraunen durchs lichte Coschenillroth bis
ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils durch-
scheinend; selten durchsichtig; theils fast metallisch-
glänzend; theils dicht; theils blätterig; theils kry-
stallisirt und dann meist in doppelt vierseitigen Py-
ramiden; theils haarförmig, faserig, seideglänzend,
als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Ge-
halt, Kupfer durch Kohlensäure verkalkt. Fundort
vorzüglich Cornwall und Catharinburg; die Ku-
pferblüthe aber besonders bey Rheinbreidbach im
Kölnischen.

9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und
[Seite 234] Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres
mit kleinwuscheligem Bruche. Eigentlich aus der
vorigen Gattung mir braunem Eisenocher innig ge-
mengt. Fundort unter andern der Bannat, Lauter-
berg am Harz etc.

10. Kupferlasur, Kupferblau, Bergblau.
(Fr. cuivre carbonate bleu, azur de cuivre, bleu
de montagne.
)

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils
aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils strah-
lig, theils nierenförmig, traubig etc.; theils kry-
stallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen Säulen.
Hält (nach Kirwan) auf 69 pro Cent Kupfer, wie
in den drey nächstfolgenden Gattungen, durch Koh-
lensäure verkalkt. Fundort vorzüglich im Bannat
und am Ural.

11. Malachit. Cuire carbonate vert.

Vorzüglich in zwey Hauptarten.

Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de
cuivre soyeuse
); smaragdgrün; seidenglänzend;
faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen
Krystallen, büschelförmig divergirend etc. Fundort
zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich sogenannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelonirt
in concentrischen Schalen, theils traubig, stalacti-
tisch, röhrenförmig etc. Gewicht = 3641. Gehalt
eines Sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer, 18
Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Wasser.
Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien.

12. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo
nativa, chrysocolla, lapis armenus
. (Fr. cuivre
carbonate vert, verd de montagne
.)

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an
den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreib-
[Seite 235] lich; theils dicht mit muscheligem Bruche; meist nur
in kleinen Parthien bey andern Kupfererzen; hält
außer dem kohlensauren Kupfer meist noch Thoner-
de. Fundort unter andern Saalfeld, Dillenburg
und Catharinburg.

13. Eisenschüssiges Kupfergrün.

Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils erdig,
zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit muscheligem
Bruche, theils knospiger Oberfläche etc. Aus der vo-
rigen Gattungen mit braunem Eisenocher innig ge-
mengt. Findet sich überhaupt nicht häufig; z.B. bey
Saalfeld und auf der Insel Elba.

14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudo-
malachil
. (Fr. Cuivre phosphaté.)

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; un-
durchsichtig, meist seidenglänzend, schimmernd; zart-
faseriger Bruch; meist traubig, nierenförmig; selten
in sehr kleinen sechsseitigen Krystallen; weich. Ge-
halt (nach Klaproth) = 68,13 Kupferkalk, 30,95
Phosphorsäure. Fundort Virneberg bey Rheinbreid-
bach im Kölnischen.

15. Olivenerz, Pharmacochalcit, arsenik-
saures Kupfererz
. Cuivre arsenitaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dun-
kel Lauchgrüne und andererseits ins Spangrüne;
durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend; meist
krystallisirt, theils in spangrünen sechsseitigen Ta-
feln (Kupferglimmer oder blätteriges Oliven-
erz), theils in sehr flachen Octoëdern (Linsenerz),
theils in kleinen sechsseitigen Säulen etc., und diese
theils büschelförmig divergirend, theils in kleinen
kugelichten Nieren mit büschelförmig, faserig sei-
denglänzendem Bruch (faseriges Olivenerz Engl.
wood copper). Gehalt = Kupfer, mit etwas Ei-
sen durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zumahl
Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr.
cuivre muriaté, muariate de cuivre oxygené.)

[Seite 236]

Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch-
sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, er-
dig; theils verschiedenartiger Glanz. So der Ata-
camit
, als smaragdgrüner Sand, von sehr klei-
nen doch ungleichförmigen Körnern; durchscheinend;
glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue
und grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50
Kupferkalk, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort
im westlichen Süd-Amerika, in einem kleinen
Flusse in der Sandwüste Atacama zwischen Peru
und Chili.


VI. Eisen-Geschlecht.

Reines oder sogenanntes Frisch-Eisen, hat
eine aus dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende
Farbe und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es
wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht attrac-
torisch; läßt sich schweißen; wird von allen Säuren
angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack;
wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure
schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt. Ist
unter allen Metallen am allgemeinsten in der Erde
und selbst in der organisirten Schöpfung verbreitet;
auch wird kein anderes Metall von den cultivirten
Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl
als eigentlich sogenanntes Eisen in seinen beyden
Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nähmlich und
Stab-Eisen), als auch nachdem beyde zu Stahl
geschmolzen oder gebrannt werden*).

[Seite 237]

1. Gediegen.

Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gedie-
genen Eisens, die neuerlich bekannt worden, und
von denen schon oben die Rede gewesen, gehört be-
sonders die 1772 von Pallas zwischen Krasnojarsk
und Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs
wieder gefundene. Sie hat ein sonderbares, theils
ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge, und ent-
hält in ihren bläserigen Zwischenräumen das obge-
dachte grüngelbe, glasartige, dem Olivin ähnelnde
Fossil. Das Eisen selbst in dieser auf 1600 Pfund
schweren Masse hält (nach Howard) = 17 pro Cent
Nickel.

Eine andere noch ungleich größere findet sich un-
weit des Paranästroms in Chaco, im Spanischen
Süd-Amerika, wo sie 1782 durch Don Mich. Ru-
bin de Celis untersucht und ihr Gewicht auf 30000
Pfund angeschlagen worden*), und dieses Eisen
hält 10 pro Cent Nickel.

Hingegen hält das von diesem sogenannten Me-
teoreisen
verschiedene tellurische gediegen
Eisen
vom eisernen Johannes zu Großcamsdorf
im Neustädtischen Kreise in Sachsen (nach Klaproth)
= 92,50 Eisen, 6 Bley, 1,50 Kupfer.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit.
Pyrites. Fer sulsuré. (Engl. mundick.)

Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einerseits
ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft
taubenhälsig oder tombackbraun angelaufen; metal-
[Seite 238] lischglänzend; meist so hart, daß er am Stahl Fun-
ken gibt, mit Schwefelgeruch; hält, außer dem durch
Schwefel vererzten Eisen, zuweilen auch Gold, Sil-
ber, Arsenik etc.

Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:

1) Gemeiner Schwefelkies.

In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als Kies-
nieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilzförmig etc.
häufig krystallisirt in mancherley Form, z.B. als
doppelt vierseitige Pyramide (tab. II. fig. 5.); oder
als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwan-
zig Ecken (tab. II. fig. 4.) oder in einer der selten-
sten krystallinischen Formen der Fossilien, als Icosaë-
der mit gleichen dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken
(tab. II. fig. 6.); häufig hingegen cubisch mit ge-
streiften Flächen, und das so sonderbar, daß immer
nur die Streifen von zwey einander gerade entgegen-
stehenden Flächen einerley Richtung haben, hingegen
die von den dreyen in eine Ecke des Würfels zusam-
menstoßenden Flächen in conträrer Richtung wider-
einander laufen (tab. II. fig. 2.). Mittel-Gewicht
= 4700. Übergang in dichten Brauneisenstein.
Fundort in aller Welt als die gemeinste aller Erz-
arten.

2) Strahlkies.

Meist Heller von Farbe als der vorige; häufig in
Nierenform; krystallisirt meist als doppelt vierseitige
Pyramide, und zwar in mancherley Abarten zusam-
men gruppirt, z.B. als Hahnenkammkies etc.*);
hat strahligen Bruch; und als mancher Haarkies
(z. E. bey St. Andreasberg auf dem Harz) abge-
sonderte haarförmige Nadeln.

[Seite 239]

3) Leberkies, Wasserkies.

Auch Heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt, z.B.
als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig, ge-
strickt, zellig etc.; zuweilen krystallisirt, in sechssei-
tigen kleinen Säulen etc. Theils als metallisirte Pe-
trefacten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.

Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewinnung
des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols; ehedem
statt Feuerstein an Deutschen Büchsen etc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; doch meist angelaufen; meist unge-
formt; sehr selten (am Harz) krystallisirt, in sechs-
seitigen Tafeln und Säulen, die zuweilen an den End-
kanten abgestumpft sind*). Ist wie so manche ande-
re Eisenerze retractorisch, d.h. er wird vom Magnet
gezogen. Übergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang-
gebirgen, z.B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag-
net, attractorisches Eisenerz
. (Fr. Ai-
mant, fer oxydule
. Engl. Load-stone.)

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Krystallen als doppelt vierseitige Pyramiden;
hart; spröde; zeichnet sich durch die beyden großen
physikalischen Eigenschaften aus, daß er das Eisen
zieht, und sich in freyschwebender Lage nach den Po-
len richtet; auch beyderley Kraft dem Eisen selbst
mittheilt. Gewicht = 4243. Sein Eisengehalt un-
gleich, theils 80 pro Cent. Fundort vorzüglichst der
Magnetberg in Werchoturien; außerdem unter an-
dern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzenberg
am Harz**).

[Seite 240]

Der Magnet-Eisensand, magnes glareo-
sus
, findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern,
entweder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B. in
manchem Granit, Porphyr, Basalt etc.); oder aber,
und zwar häufiger in manchem Sande des Meeres
oder der Seen und Flüsse.

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié.)

Theils bräunlich-, theils eisenschwarz; jenes we-
nigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils
ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils viel-
eckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667. Ge-
halt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Titankalk.
Fundort am Spessart und bey Eggersund, Krageröe etc.
in Norwegen.

6. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli-
giste, fer speculaire, fer noir
.)

Stahlgrau: theils taubenhälsig angelaufen; von
starkem metallischen Glanze; sowohl ungeformt als
krystallisirt; letzteres z.B. in doppelt dreyseitigen
Pyramiden, die dann in Linsenform übergehen; oder
in sechsseitigen Tafeln etc. Gewicht = 5158. Eisen-
gehalt (nach Kirwan) = 60 bis 80 pro Cent; ist meist
retractorisch. Fundort vorzüglichst in großer Man-
nigfaltigkeit und Schönheit der Krystallisationen auf
der Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz;
von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als kry-
stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils
zellig zusammengehäuft sind. Fundort unrer andern
zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg, und in
manchen vesuvischen Laien.

7. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschro-
the, anderseits bis fast ins Stahlgraue.

Davon drey Arten:

[Seite 241]

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Überzug über an-
dere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils krystallisirt, kubisch;
(so z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blutrothen
Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher
genannt.

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haema-
tites
.

Meist nierenförmig, mit mammelonirter Außen-
fläche und schaligen Ablosungen; theils stalactitisch;
keilförmige Bruchstücke von strahligem Gefüge. Ei-
sengehalt bis 80 pro Cent. Gebrauch unter andern
als Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.

8. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins
Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält mehren-
theils auch Braunsteinkalk.

1) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils
krystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies gedach-
ten Formen, nähmlich als Dodecaëder mit den fünf-
seitigen Flächen (tab. II. fig. 4), und als Würfel
mit der sonderbaren Richtung der Streifen auf sei-
nen sechs Flächen (tab. II. fig. 2.). Theils auch als
Petrefact von Incognitis der Vorwelt; so z.B.
bey Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun-
git etc. Übergang des ungeformten in Spath-Eisen-
stein, Thon-Eisenstein etc.

Auch Braun-Eisenocher wie bey der vori-
gen Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder
sogenannte türkische Umber gehört.

[Seite 242]

2) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der
rothe. Der Bruch theils seidenglänzend, faserig.

9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl-
stein, Flinz
. Chaux carbonatée ferrifére.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig krystal-
lisirt, und zwar meist in Rhomben oder Linsen.
Meist rhomboidale Gestalt der Bruchstücke; spröde.
Gewicht = 3784. Gehalt verschieden. Z.B. eines
Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50 Eisenkalk,
3,50 Braunsteinkalk, 1,25 Kalkerde, 36 Kohlen-
säure. Übergang in Braun-Eisenstein.

10. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau; meist
erdig; weich; mager; theils ungeformt; aber auch
in mancherley besonderer Gestalt; theils mit Petre-
facten der Vorwelt; z.B. mit Conchylien oder mit
Kräuterabdrücken (so z.B. die berühmten sogenann-
ten Katzenköpfe von Colbrookdale, deren viele inwen-
dig ein kleines Farrenkraut einschließen). Überhaupt
meist reich an Eisengehalt bis 40 pro Cent.

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu wer-
den:

a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Na-
gelerz, Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken;
theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuth-
lich pseudovulkanischen Ursprungs. Fundort zumahl
bey Hoschenitz in Böhmen.

b. Eisen-Niere, schaliger Thon-Eisen-
stein, Adlerstein
, Klapperstein. Aëtites.
(Fr. Géode.)

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit scha-
ligen Ablosungen; meist hohl; theils mit einge-
[Seite 243] schlossenen losen und daher klappernden Brocken und
Körnern; theils dicht, kugelicht*).

c. Bohnenerz, kugelicher Thon-Eisen-
stein.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist
stumpfeckigen Körnern; theils plattgedrückt, abge-
rundet; so z.B. wie in großen runden Bohnen
ausnehmend sauber am Vorgebirge der guten Hoff-
nung.

d. Linsenerz, Körniger Thon-Eisen-
stein
.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.

Des Röthels ist schon oben gedacht.

11. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus Tu-
balcaini
Linn. Minera ferri subaquosa Waller.
(Fr. mine de fer limoneuse.)

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zu-
sammengebacken, knollig; erdig; theils in aller-
hand besonderer Gestalt, röhrenförmig etc., theils
allerhand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos,
Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Gehalt
bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch Phos-
phorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe unter der
Dammerde, im aufgeschwemmten Lande und im
Moorgrunde.

12. Blau-Eisenerde, natürliches Berli-
nerblau
. (Fr. Fer azuré, Prussiate de fer
natif.
)

[Seite 244]

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der
Luft blau in mancherley Abstufungen; ist erdig,
staubartig oder zusammengebacken; abfärbend; ma-
ger. Gehalt der Eckardsberger (nach Klaproth =
47, 5 Eisenkalk, 32 Phosphorsäure, 20 Wasser.
Fundort unter andern im Churbraunschweigischen am
Ufer der Stecknitz, und so auch im Treibholz bey
Stade.

13. Grün-Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel
noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zumahl bey
Schneeberg im Erzgebirge.

14. Würfelerz, arseniksaures Eisen.

Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich;
in kleinen kubischen Krystallen von mancherley Ab-
änderung. Meist auf Brauneisenstein zu Carrarach
in Cornwall.

15. Chrymsaures Eisen. (Fr. Fer chromaté.)

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune;
mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher unebe-
ner Bruch; hart; spröde; ungeformt; für sich un-
schmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es grün
färbt. Gewicht = 4032. Gehalt (nach Vauquelin)
= 34,7 Eisenkalk, 43 Chromiumsäure, 20,3
Thonerde, 2 Kieselerde. Fundort besonders im De-
partement Dü Var, in einem serpentinartigen
Gestein.


VII. Bley-Geschlecht.

Das Bley läuft an der Luft schwarz an, und
färbt, stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab.
Ist das weichste der festen Metalle; leicht biegsam,
her nicht sehr dehnbar, und Zar wenig zähe (§. 253).
[Seite 245] Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glüht; brennt
leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur
allgemach verglast; und von allen Säuren aufgelöst,
die davon einen süßlichen Geschmack erhalten. Ge-
brauch (außer dem allgemein bekannten zu Kugeln und
Schrot, Dachdecken, Wasserröhren, Schriftgießen etc.)
besonders beym Hüttenwesen und in der Probierkunst;
auch zu mancherley Farbe etc.

1. Bleyglanz Galena. Plomb sulfuré. (Engl.
blue lead-ore.)

Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist
mit starkem metallischen Glanze; meist unge-
formt; theils mit Spiegelfläche; theils wie geflossen,
zellig etc.; theils dendritisch oder gestrickt*); häusig
krystallisirt; und zwar meist kubisch; selten in dop-
pelt vierseitigen Pyramiden, oder sechsseitigen Säu-
len etc.; sämmtliche Krystallisationen wieder in man-
cherley Abarten; bricht in kubische Stücken; hat
meist blätteriges Gefüge: gröberes oder feineres Korn.
Mittelgewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden:
z.B. 77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außer-
dem fast immer mehr oder weniger Silber, und im
Strip- oder Sproterz (Fr. mine de plomb
striée
) auch Spießglas. Überhaupt eins der gemein-
sten Erze.

Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte
) ist mehr stahlgrau, schimmernd,
weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend; immer
ungeformt. Fundort unter andern bey Clausthal,
und in Derbyshire**).

[Seite 246]

2. Schwarz Bleyerz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt grau-
lich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem me-
tallischen sich nähernden Glanz; meist kristallisirt, in
kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort unter andern
bey Freyberg, wo es auf 60 pro Cent Bley hält.

3. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath,
plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr
oder weniger durchscheinend; meist gleichsam de-
mantglänzend; sowohl derb, als krystallisirt in Na-
deln oder vier- und sechsseitigen Säulen. Gehalt
(nach Westrumb) = 80,25 Bley, 16 Kohlensäure,
0,18 Eisen, 0,75 Thonerde, 0,50 Kalkerde. Fund-
ort vorzüglich bey Zellerfeld, am Harz.

4. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbonaté ter-
reux.

Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch
zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich a) schwe-
felgelb (Fr. massicot natif); so z.B. bey Lead-
hills in Schottland; b) weißlich grau, so bey Zeller-
feld am Harz; c) bräunlich roth, z. E. im Jülich-
schen.

5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath.
Plomb phosphaté.

Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Übergängen; theils ins Nelkenbraune etc. durch-
scheinend; fettglänzend; meist krystallisirt, zumahl
in sechseitigen Säulen. Gewicht = 6270. Gehalt
des von Tschopau (nach Klaproth) = 78,40 Bley-
[Seite 247] kalk, 18,37 Phosphorsäure, 1,70 Salzsäure,
0,10 Eisenkalk. Fundort außer dem eben genannten
auch bey Clausthal, bey Wanlockhead in Schott-
land, und bey Beresofsk im Catharinburgischen
(letzteres hält nach Vauquelin auch Chromiumkalk).

6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath, Kal-
lochrom
. Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend;
glänzend; meist krystallisirt, zumahl als vierseitige
Säule in mancherley Abartung; gibt gelben Strich.
Gewicht = 6026. Gehalt (nach Vauquelin)
= 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromiumsäure. Fund-
ort Beresofsk im Catharinburgischen meist in der
obgedachten eigenen Art von übermengtem Sandstein.

7. Gelb Bleyerz, Bleygelb. Plomb molyb-
daté.

Meist wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist krystallisirt, zumahl in vierseitigen
Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,42 Bleykalk.
34,25 Molybdänkalk. Fundort zumahl Bleyberg in
Kärnthen.

8. Vitriol-Bleyerz, Bley-Vitriol, Bley-
glas
. Plomb sulfaté.

Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich
durchscheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne etc.;
Glasglanz, theils Demantglanz; muscheliger Bruch;
meist krystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige
Pyramide; theils in mancherley Abänderungen, als
Rhomboëder etc. Gewicht = 6300. Gehalt (nach
Stromeyer) = 73 Bleykalk, 26 Schwefelsäure
und etwas Eisen- und Braunsteinkalk. Fundort
Zellerfeld und Anglesey bey Wales.

VIII. Zinn-Geschlecht.

[Seite 248]

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber
wenig zähe; es knirrscht; zwischen den Zähnen und knarrt,
wenn es gebogen wird*) (le cri d'etain); gibt er-
wärmt oder gerieben einen eigenen Geruch; Gewicht =
7857; verkalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Kö-
nigswasser aufgelöst; und findet sich nur in wenigen
Weltgegenden; aber daselbst meist in ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier, Glo-
ckengut, Stückgut, zur Scharlachfärberey etc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif natif.
Engl. bellmetal ore.)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe: metallisch-
glänzend: spröde: bloß ungeformt. Gewicht =
4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5 Zinn, 30
Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel. Fundort bis
jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

2. Zinnstein. (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins
Hyacinthgelbe und Gelblichgraue; theils durchschei-
nend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B. das rosin-
tine
, aus Cornwall); theils ungeformt; theils als
Gerölle in Seifenwerken**) (Engl. stream-tin),
[Seite 249] oder als Zinnsand; häufig aber krystallisirt (soge-
nannte Zinngraupen), zumahl als sehr kurze
vierseitige Saule an beyden Enden vierseitig zuge-
spitzt, oft als Zwillingskrystalle (Visirgraupen).
Mittel-Gewicht = 6900. Zinn-Gehalt wohl bis
80 pro Cent. Fundort zumahl das Sächsische und
Böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malacca, die
Insel Banca bey Sumatra etc.

3. Holz-Zinn, kornisches Zinnerz. (Fr.
élain limoneux, hématite d'étain. Enlg. wood
tin.
)

Holzbraun, haarbraun etc.; undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren
mit concentrischen deutlich absetzenden Schichten;
keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl
Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt (nach
Klaproth) = 63,3. Fundort Gavrigan in Cornwall.


IX. Zink-Geschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittelfarbe
zwischen Bley und Zinn, einen breitstrahligen zacki-
gen Bruch, und beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht =
7190. Er schmilzt, ehe erglüht, und entzündet sich im
offenen Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme. Wird
von allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu färben. Wich-
tigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré.
Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, anderseits
ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne; da-
her die Benennungen von Pechblende, Colophonium-
blende, Rubinblende etc.; mehr oder weniger durch-
scheinend; von verschiedener Art des Glanzes; meist
[Seite 250] ungeformt; doch auch häufig krystallisirt, z.B. als
dreyseitige, oder als doppelt vierseitige Pyramide etc.;
spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn
sie gerieben werden, Schwefellebergeruch; manche
phosphoresciren, wenn sie im Finstern mit Eisen
gekratzt werden. Mittel-Gewicht = 4000. Zink-
Gehalt von 44 bis 64 pro Cent; durch Schwefel
vererzt; mit mehr oder weniger Eisen; theils auch
gold- und silberhaltig, mit innig eingemengtem Bley-
glanze (so z.B. das sogenannte Braunerz vom
Rammelsberge). Überhaupt ein sehr allgemein ver-
breitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc oxydé,
calamine.
)

Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune
durch mancherley Abstufungen; theils undurchsichtig;
theils mehr oder weniger durchscheinend; meist un-
geformt, und zwar sowohl erdig als derb; theils
wie geflossen, traubig, nierenförmig oder auch wie
durchlöchert, zerfressen etc.; theils krystallisirt als
Zinkspath, meist in vierseitigen Tafeln; so zu-
mahl in Kärnthen und am Altai; theils als After-
krystall (z.B. in Flintshire); der ungeformte aber
theils in ganzen Flötzen, z. E. bey Olkutschk in
Pohlen.


X. Wismuth-Geschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine aus dem
Silberweißen ins Röthliche fallende Farbe; blätteriges
Gefüge; ist sehr spröde; Gewicht = 9822; schmilzt,
ehe er glüht*); wird aus seiner Auflösung in Sal-
[Seite 251] petersäure durch reines Wasser als weißer Kalk (blane
d'Espagne
) gefällt. Überhaupt ein nicht häufiges Erz.
Gebrauch unter andern zum Schnell- oder Zinn-Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt;
theils gestrickt; selten krystallisirt in kleinen Wür-
feln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich doch häu-
figer als die beyden folgenden Gattungen, und
nebst denselben zumahl im Sächsischen und Böhmi-
schen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz.
Bismuth sulfuré.

Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger
theils strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in
spießigen der Länge nach eingewachsenen Krystallen
oder in haarförmigen Nadeln; sehr weich, schneid-
bar; brennt auf Kohlen gebröckelt mit Schwefel-
flamme. Gehalt (nach Sage) = 60 pro Cent Wis-
muth, durch Schwefel vererzt, theils mit etwas
Eisen und Arsenik etc.

3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig;
angeflogen oder eingesprengt.


XI. Spießglas-Geschlecht.

Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen
Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges, strahliges Ge-
füge; ist spröde; Gewicht = 6702; schmilzt leicht;
verdampft in anhaltendem Feuer, wird von den Säu-
ren nur unvollkommen aufgelöst; und aus der Solu-
tion in Königswasser durch Laugensalze weiß gefällt.
[Seite 252] Gebrauch unter andern um weichen Metallen mehr
Härte zu geben; also z.B. zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern bey
Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klaproth)
= 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25 Eisen.

2. Grau Spießglaserz, Spießglanzkies.
Antimoine sulfuré.

Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt; und
zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger aber
strahlig und zwar meist in nadelförmigen Kry-
stallen; theils aber auch in stärkern vier- oder sechs-
seitigen Säulen. Schmilzt und brennt am Lichte
mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt
= 70 bis 80 Spießglas, 20 bis 30 Schwefel.
Fundort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulichschwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haari-
ges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges Spieß-
glaserz, das sich unter andern zu St. Andreasberg
und bey Nagybanya in Siebenbürgen findet.

3. Roth Spießglaserz, Spießglanzblen-
de
. Antimoine hydrosulfuré.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahligen Krystallen, die theils sternförmig zusam-
mengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt des
Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67, 50 Spießglas-
metall, 10, 80 Sauerstoff, 10, 70 Schwefel. Fund-
ort wie gedacht Bräunsdorf bey Freyberg und Un-
garn.

Eine besondere blätterige Abart ist das sogenann-
te Zundererz das sich in Drusenhöhlen und als
Überzug auf Quarz, Bleyglanz etc. bey Clausthal
findet.

[Seite 253]

4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue; meist
perlmutterglänzend; meist in sternförmig zusammen-
gehäuften nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Äu-
ßern so wie (nach Klaproth) im Gehalt den präparir-
ten weißen Spießglasblumen (Nix antimonii).
Fundort bey Malaczka in Siebenbürgen und Przi-
bram in Böhmen.

5. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)

Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bey
Freyberg und in Ungarn, meist aus und zwischen
strahligem Grauspießglaserz.


XII. Kobalt-Geschlecht.

Das Kobalt-Metall*), oder die sogenann-
te Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahl-
graue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt in Kö-
nigswasser aufgelöst die sympathetische Tinte. Gewicht
= 7811. Ist sehr strengflüssig, und wenn es völlig
rein ist, magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es zu
schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten das für
die Blaufarbenwerke wichtige Smalteglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti. Co-
balt gris.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als
Spiegel; auch theils gestrickt: theils baumförmig;
nicht selten krystallisirt, und zwar meist kubisch in
mancherley Abartungen als Kobaltgraupen;
minder hart als die folgende Gattung; hält such
Arsenik und etwas Eisen. Fundort unter andern
[Seite 254] Glücksbrunn im Meiningischen, Riegelsdorf in Hes-
sen etc. Eins der häufigsten Kobalterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Ko-
balt
. Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glat-
ter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch äh-
nelt dem vom Englischen Stuhl; sehr hart; hält eben-
falls außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen. Fund-
ort unter andern im Sächsischen und Böhmischen Erz-
gebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß ins Blaßröthliche; meist ungeformt;
theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen
Krystallen. Findet sich an wenigen Orten, z.B.
im Stiftamte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwär-
ze
. Cobalt oxyde noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich,
als Rußkobalt; theils verhärtet als Schlacken-
kobalt
; theils traubig, nierenförmig, schalig etc.;
matt oder schimmernd; wird durch den Strich glän-
zend; leicht; vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt.
Findet sich unter andern auch an den bey der er-
sten Gattung angegebenen Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraunen durch mancherley Abstufungen
ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Leder-
kobalt
). Ungeformt; erdig; welch; gibt fettglän-
zenden Strich. Fundort unter andern zumahl im
Saalfeldischen.

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfirsichblüthroth, das aber an der Luft verschießt;
entweder ungeformt, erdig, matt, als Kobalt-
beschlag
; oder in nadelförmigen, theils sammet-
artigen, theils sternförmig zusammengehäuften,
[Seite 255] glänzenden, durchscheinenden Krystallen, als Ko-
baltblüthe
. Gehalt der letztern, von Riegels-
dorf (nach Bucholz) = 39 Kobaltkalk, 38 Arsenik-
säure, 23 Wasser. Fundort unter andern auch bey
Schneeberg im Erzgebirge.


XIII. Nickel-Geschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulichweißen
ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr hart; sehr
strengflüssig; und wenn er völlig rein ist, allerdings
magnetisch, löst sich vorzüglich in Salpetersäure auf,
und färbt die Auflösung grün; sein Kalk aber den Sal-
miakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum Schi-
nesischen Packfong.

1. Gediegen (?), Haarkies*).

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abge-
sonderten haarförmigen Nadeln (wie der oben ge-
nannte haarförmige Strahlkies); hält (nach Klap-
roth) außer dem Nickel sehr wenig Kobalt und Ar-
senik. Fundort in den Drusenlöchern des Hornsteins
zu Johanngeorgenstadt im Erzgebirge.

2. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger,
gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig, (so
bey Riegelsdorf in Hessen. Gewicht = 7560. Ge-
halt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und Schwe-
fel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.

[Seite 256]

3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxyde.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so
bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist als
Überzug; gewöhnlich beym Kupfernickel. Nach Haus-
manns Untersuchung durch Arseniksäure verkalkt.
Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe, ist
oben erwähnt, so wie auch, daß sich Nickelkalk in
dem olivinähnlichen Fossil des Pallasischen gediege-
nen Eisens, und in den Aërolithen findet.


XIV. Braunstein-Geschlecht.

Das Braunstein- oder Mangan-Metall,
magnesium (Fr. manganése), ist stahlgrau, sehr hart,
spröde und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet
sich leicht mit dem Eisen; hat unter allen Metallen
das stärkste Anziehungsvermögen zum Sauerstoff; so
daß es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pulver ver-
kalkt; ist sehr allgemein in der Erde verbreitet; selbst
in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich
zur Verfertigung des weißen Glases, zur Bereitung
der Lebensluft, der übersauren Salzsäure etc.

1. Braunsteinblende, Schwarzerz, Man-
ganglanz
.

Eisenschwarz, theils ins Nußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Gewicht =
3950. Gehalt des Siebenbürgischen (nach Klaproth)
= 82 Braunstein, 11 Schwefel, 5 Kohlensäure.
Fundort zumahl beym Siebenbürgischen Rothbraun-
steinerz.

2. Grau Braunstein. Manganèse oxydé me-
talloide etc.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder
[Seite 257] matterem, metallischen Glanze; theils ungeformt,
häufig aber strahlig, und zwar meist büschelför-
mig oder sternförmig; theils in nadelförmigen Kry-
stallen, oder in vierseitigen Säulen mit zugeschärf-
ten oder zugespitzten Enden. Fundort des strahligen
zumahl bey Ilfeld am Harz. Gehalt desselben (nach
Klaproth) = 90,50 schwarzer Braunsteinkalk (ver-
bunden mit dem Maximum an Sauerstoff, den es im
Feuer figirt an sich halten kann), 2,25 Sauerstoff-
gas, 7 Wasser.

3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse oxydé
noir etc.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig; sehr
weich; abfärbend; theils staubartig, rußig (so z.
B. das black wad von Winster in Derbyshire, das
mit Leinohl angerieben in Selbstentzündung geräth;
und häufig zur schwarzen Öhlfarbe gebraucht wird);
theils verhärtet, nieren- oder staudenförmig etc.; theils
von schlackenförmigem Ansehen (so das von Saska
im Bannat). Gehalt eines von Clausthal am Harze
(nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Eisen-
kalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1 Kohle, 17,50
Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnun-
gen in mancherley Steinarten rühren von dieser Gat-
tung des Braunsteingeschlechtes her.

4. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxydé rose.

Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils dich-
ter, theils blatteriger Bruch; theils matt, theils
glänzend, mehr oder weniger hart. Gehalt (nach
Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer Spur von
Kieselerde. Fundort zumahl bey Nagyag und Kap-
nik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen Gold-
und Tellurerze) und zu Catharinburg in Sibirien.

[Seite 258]

XV. Arsenik-Geschlecht.

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schuppig blät-
terigen Bruch. Gewicht = 8308. Ist das flüchtigste
aller Metalle. Wird im Feuer in einen dicken weißen
Dampf aufgelöst, der wie Knoblauch riecht, süßlich
schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt
die farbigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß
werden. Sein Kalk, der eine eigene Säure enthält,
läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an; häufig
in Nierenform, oft mit krummschaligen Ablosungen
als irrig sogenannter Scherbenkobalt oder
Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé); sehr
selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen Schalen
klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter andern
zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. (Fer
arsenical
. Engl. arsenical mundick.)

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils krystallisirt, zumahl in vierseitigen
Säulen; hart; gibt gerieben oder zerschlagen star-
ken Knoblauchsgeruch. Gehalt des krystallisirten von
Freyberg (nach Stromeyer)*) = 42,88 Arsenik,
36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.

3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic sul-
furé
.

[Seite 259]

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri-
pigmentum
. (Fr. orpiment.)

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von ei-
nem fast kalkartigen Ansehen und fast metallischen
Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist unge-
formt; theils krystallisirt, zumahl in vierseitigen,
aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwach-
senen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt (nach
Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwefel. Fundort zu-
mahl in Siebenbürgen und im Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel,
Sandarac, Realgar
.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend;
gibt gelben Strich; häufig krystallisirt in kleinen
vier- oder sechsseitigen Säulen; theils aber auch
nur angeflogen über andere Fossilien (so z.B. auf
St. Andreasberg über Kalkspath- und Zeolithdru-
sen etc.). Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klaproth)
= 69 Arsenik, 31 Schwefel. Fundort vorzüglich
auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar-
senic oxydé.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig,
theils in haarförmigen, büschelig zusammengehäuf-
ten, seidenglänzenden, durchscheinenden Krystallen.
Im Wasser auflösbar. Besteht bloß aus Arsenik und
Sauerstoff. Hingegen ist der Gehalt des ihr im äu-
ßern sehr ähnlichen und daher sonst mit ihr verwech-
selten Pharmacoliths (nach John) = 45,68
Arseniksäure, 23,86 Wasser und 27,28 Kalkerde;
folglich nicht im Wasser, aber wohl in Salpetersäure
auflösbar. Fundort von beyden Arten St. Andreas-
bérg am Harz, und von der letztern vorzüglich Rie-
gelsdorf in Hessen und Wittichen im Fürstenber-
gischen.

XVI. Molybdän-Geschlecht.

[Seite 260]

Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau,
und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht =
6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigene Säure.

1. Wasserbley, Molybdänkies. Molybdéne
sulfuré.

Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist
bleygrau; von metallischem Glanze; und meist krumm-
blätterigem Gefüge; fettig anzufühlen; weich ab-
färbend; in dünnen Blättchen biegsam. Gewicht =
4738. Gehalt (nach Klaproth) = 60 Molybdän-
säure, 40 Schwefel. Findet sich an nicht vielen Or-
ten; aber einzeln in sehr verschiedenen Weltgegen-
den. Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und bey
Kolywan in Sibirien.


XVII. Scheel-Geschlecht.

Das Scheel- oder Wolfram-Metall (Fr.
Tungsténe) ist erst neuerlich aus seinen Erzen als
König reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als
sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden. Ist
sehr strengflüssig; sein Kalt enthält eine eigene Säure,
und bildet mit Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein
eigenes Mittelsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig sogenannte
weiße Zinngraupen. Schéelin calcaire.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend;
fettglänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt;
oder in doppelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt.
[Seite 261] Gewicht = 6066. Gehalt des Schlackenwalder (nach
Klaproth) = 77,75 Scheelkalk, 17,60 Kalkerde,
3 Kieselerde, Scheelsäure und Kalkerde. Fundort
vorzüglich an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferrugine.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; matt-
glänzend; blätteriger Bruch; meist schalig; unge-
formt; oder krystallisirt, zumahl in platten, sechs-
seitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Gewicht
= 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Eisen und et-
was Braunstein. Fundort zumahl im Erzgebirge
und in größter Menge auf Dolcoath in Cornwall.
Überhaupt (so wie auch der Tungstein) meist bey
Zinnstein.


XVIII. Uran-Geschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 von Herrn
Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mat-
tem, metallischen Glanze; weich; spröde; Gewicht
= 6440, äußerst strengflüssig; wird in Salpetersäure
und in Königswasser aufgelöst, und durch Laugensalz
daraus als ein gelber Kalt gefällt, der dem Glase eine
hellbraune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Uranium sulphura-
tum.
Urane oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend;
spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium und
Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gattungen
zumahl im Sächsischen und Böhmischen Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Uranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreiblich,
[Seite 262] matt; theils glänzend, fest, krystallisirt, zumahl
in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Uranium durch
Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.

3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane
oxydé.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist
auf und zwischen dem Pecherz.


XIX. Titan-Geschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar Herr Gre-
gor
schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt,
aber Herr Klaproth 1795 erst ganz außer Zweifel
gesetzt. Es zeigt in seiner metallischen Gestalt eine
dunkle Kupferfarbe; nimmt gute Politur an; ist sprö-
de; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungsver-
mögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpe-
tersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und
durch Laugensalze aus diesen Auflösungen weiß – hin-
gegen durch Galläpfelaufguß kermesbraun – niederge-
schlagen; mit Salpeter verpufft es lebhaft; die Lau-
gensalze aber scheinen weder auf dem trocknen noch
nassen Wege etwas davon aufzulösen.

1. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé
ferrifére.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in klei-
nen ungleichförmtgen eckigen Körnern; auf den er-
sten Blick grob körnigem Schießpulver ähnelnd; wird
theils vom Magnet gezogen. Gewicht = 4427.
Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titankalk, 51
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 3,50 Kieselerde.
[Seite 263] Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel Ma-
nacan in Cornwall und an der Providenz-Insel bey
Botanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem
Isergrund in Böhmen, hält (nach Klaproth) = 28
Titankalk, 72 Eisenkalk.

2. Titan-Spath, Titanik, Brunon.
Sphène.

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend;
krystallisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zusam-
mengedruckten, vierseitigen, an beyden Enden mit
zwey Flächen zusammengeschärften Säulen. Gehalt
des Norwegischen (nach Abildgaard) = 58 Titankalk,
22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundort im Passaui-
schen in einer gemengten Gebirgsart aus vorwalten-
dem Feldspath mit Quarz, Hornblende etc. und bey
Arendal in Norwegen in Quarz.

3. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zumahl
in und auf Bergkrystall und gemeinem Quarz; theils
aber in stärkern, vierseitigen, der Länge nach ge-
streiften, stangenförmigen Krystallen; so vorzüglich
bey Boinik in Ungarn in einem aus Glimmerschie-
fer und milchweißem Quarz geschichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin findet sich in
stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben in
den Goldseifenwerken bey Olahpian in Siebenbür-
gen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titankalk,
14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.


XX. Tellur-Geschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen ei-
genthümliche Metallität zuerst von Herrn Müller
[Seite 264] von Reichenstein entdeckt, und nachher von Hrn.
Klaproth vollkommen bestätigt worden, hat eine
aus dem Zinnweißen ins Bleygraue fallende Farbe; ist
starkglänzend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde;
und leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das
leichteste von allen Metallen.

1. Gediegen (aurum problematicum s. parado-
xum
.) Tellure natif ferrifère.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen,
und ein weniges Gold. Meist eingesprengt in grauen,
hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay in Sieben-
bürgen.

2. Schrifterz (das sogenannte aurum graphicum).
Tellure natif aurifère et argentifère.)

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen fäulen- oder
tafelförmigen Krystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf, und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klaproth) =
60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber. Fundort bey
Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz und Grau-
stein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif
aurifère et plombèrifere
.

Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge; weich;
etwas abfärbend; in etwas biegsam, Gehalt (nach
Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54 Bley, 9 Gold,
1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwefel. Fundort bey
Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz und Roth-
Braunsteinerz.

[Seite 265]

XXI. Chromium-Geschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1797 von
Herrn Klaproth, und um gleiche Zeit auch von
Herrn Vauquelin entdeckt worden, ist fast bley-
grau, spröde, sehr hart und strengflüssig. Sein Kalk
enthält eine eigene Saure.

1. Chromocher. Chrome oxydé natif.

Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen
Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im De-
partement der Sarne und Loire; meist in einem
breschenartigen Gestein.


XXII. Tantalum-Geschlecht.

Dieses Metall ward von Herrn Ekeberg 1802
entdeckt und ist von schwärzlichgrauer Farbe; in den
Säuren unauflöslich; aber auflösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dich-
tem Bruch; hart: in undeutlichen, wie es scheint,
octoëdrischen Krystallen meist von Haselnußgröße.
Gewicht = 7953. Halt (nach Ekeberg und Wolla-
ston) außer dem Tantalkalk auch Eisen – und Braun-
steinkalt. Fundort in Finnland in einem granitarti-
gen Gemenge, und in Nordamerika (als vor dem
sogenannter Columbit), vermuthlich in Massa-
chusetsbay.

[Seite 266]

XXIII. Cerium-Geschlecht.

Von den Herren Hisinger und Berzelius
1804 entdeckt. Dieses Metall ist von graulichweißer
Farbe, blätterigem Bruch, sehr spröde; wird in Kö-
nigswasser aufgelöst und in starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd;
von splitterigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht
= 4753. Gehalt (nach Vauquelin) = 67 Cerium-
kalk, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Eisenkalk,
12 Wasser und Kohlensäure. Fundort bey der Ritter-
hütte in Westmanland.


XXIV. Iridium-Geschlecht.

Dieses von Herrn Tennant 1803 entdeckte (in
Frankreich auch Pténe genannte) Metall ist silberweiß,
sehr hart, spröde und strengflüssig; wird von einfa-
chen Säuren gar nicht, und selbst vom Königswasser
nur schwach angegriffen; aber durch die festen Alkalien
läßt sichs auflösen und gibt ihnen eine rothe und blaue
Farbe.

1. Gediegen.

Nähmlich bloß mit Osmium verbunden, in ein-
zelnen Körnern unter der rohen Platina, außer-
dem aber auch in Verbindung mit den gedachten
sieben andern Metallen.

[Seite 267]

XXV. Palladium-Geschlecht.

Ebenfalls 1803 von den Herren Chenevix
und Wollaston entdeckt. Das Metall ist lichtstahl-
grau ins Silberweiße, von faserigem Gefüge. Ge-
wicht = 11,300. Gibt mit Salpetersäure eine rothe
Auflösung.

1. Gediegen.

Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in
einzelnen Körnern unter der gediegenen Platina.


Sechszehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen.

[Seite 268]

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder sogenannte Orycto-
logie im engern Sinn, ist – wenn sie anders aus
dem rechten Gesichtspuncte angesehen und benutzt wird
– ein sehr wichtiger und fruchtbarer Theil der Mine-
ralogie, da sie mannigfaltiges, aufklarendes Licht über
Geogenie, über die verschiedenen successiven, mehr
oder weniger allgemeinen Katastrophen*), die mit
unserer Erde vorgegangen, folglich über das relative
Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die Entste-
hungsart mancher Arten von Flötzgebirgen insbesonde-
re u.s.w. verbreitet, ohne welches alles kein philoso-
phisches Studium des mineralogischen Theils der Na-
turgeschichte gedacht werden kann.

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Ver-
steinerungen
(Engl. extraneous fossils) im weit-
läufigsten Sinn alle abgestorbene Thiere und Gewächse,
die entweder ihren Tod in einer solchen Erdkatastrophe
gefunden, oder doch nachher durch eine dergleichen in
[Seite 269] eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch ihr Kör-
per oder einzelne Theile desselben, statt zu verwesen,
seine Bildung weht oder minder vollkommen erhalten,
und mehrentheils noch überdies; mit fremden steinarti-
gen oder metallischen Stoffen, oder aber mit Erdhar-
zen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt ward.
Vor allen die bloßen sogenannten Naturspiele,
lusus naturae, an denen sich ehedem die Einbildungs-
kraft übte, und die Unwissenheit und der Aberglaube
sich weideten. Z.B. der leibhafte Dr. Luther im Maus-
selber Kupferschiefer, den Val. Alberti 1675 beschrie-
ben; des alten Dr. Nic. Lange zu Luzern lapicidina
sacra
u. dgl. m. Ferner offenbare Artefacten, wie z.
B. die Badner Würfelchen; oder vollends absichtliche
Betriegereyen, wie die sogenannten Würzburger Ver-
steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer an-
geführt worden S. Dess. lithographia Wirceburgen-
sis
1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Conservation
pflegt man folgende viererley Auen zu unterscheiden.
Die Versteinerungen finden sich nähmlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy-
lien etc. ihren thierischen Leim und mit demselben einen
großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit verloren haben*),
da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter,
[Seite 270] Mergeltuff u. dgl. durchzogen worden; mithin gemei-
niglich mürbe und leicht sind. Sie finden sich meist im
aufgeschwemmten Lande und zwischen dem Kaltsinter
der Berghöhlen und Klüfte.

2) Wirtlich petrificirt, als eigentlich soge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzgebirge
eingeschlossen sind, und daher großen Theils selbst Stein-
härte erlangt haben. Dahin gehören zuvörderst die un-
bekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl
die Kalkflötzgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das
den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so zu sagen,
wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder
Wachsopal versteinten Hölzer etc.

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien, die
sich auf diese Weise wirtlich versteinert finden, ist sel-
ten die Schale selbst noch erhalten (wie dieß z. E. bey
dem feurig opalisirenden Muschelmarmor aus Kärnthen
der Fall ist), sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß
der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt
hat. So z. E. bey den allermehrsten Ammoniten, Hy-
sterolithen etc. Man nennt dergleichen Petrefacte zum
Unterschied Steinkerne, nucleos (Fr. pierres
moulées
). – Spurensteine hingegen, typolithi
(Fr. pierres imprimées) heißen die, von welchen bloß
der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie
bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) metallisirt (Fr. petrifications pyriteuses,
bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen
Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefelkies,
oder mit Fahlerz, Thon-Eisenstein etc.

[Seite 271]

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erbpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. – Und da-
hin gehören auch allerdings die im Bernstein einge-
schlossenen Insecten etc., da es ebenfalls nach dem Tode
erhaltene organisirte Körper sind, die bey irgend einer
partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köstliches Grab ge-
funden haben müssen.

§. 264.

Wichtiger, und für die Geogenie lehrreicher, ist
hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man
die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß der
Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden, und
anderseits nach der Gleichheit oder bloßen Ähnlichkeit,
oder aber völligen Verschiedenheit mit den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung, betrachtet.

§. 265.

Aus dem ersten dieser beyden Gesichtspunkte ist es
zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der Re-
volutionen, die einst mit unserm Planeten vorgegan-
gen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn
man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Meeres-
fläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch
Versteinerungen finden. Nur ein Paar Beyspiele von
denen in Europa zu geben, so hat Hr. de Lüc auf den
Savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß
über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe
(Ammoniten) gefunden*), und in Whitehaven in
[Seite 272] Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß
tief unter derselben die Abdrücke von Waldge-
wächsen
(Farrenkräutern) aus! Außerdem gehören
zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der
Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen vorkom-
men, vorzüglich folgende: Sie finden sich nähmlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist
lose liegend. So z.B. die mehrsten fossilen Elephan-
ten, Rhinozere etc. und so auch das Nordamerikanische
Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in
Trümmern, durch Kalkiofus gleichsam breschenar-
tig zusammengesintert
. So die prodigiosen
Knochenfelsen an einigen Küsten des mittelländischen
und Adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien und
Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Walde, am Fichtelberge*) und
an den Karpathen.

Oder endlich 4) in den Flötzlagern von Kalk-
stein, Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps,
Schieferthon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein
u. dgl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten Kör-
pern der jetzigen Schöpfung, scheint es mir am zweck-
mäßigsten und sichersten, die Versteinerungen über-
haupt unter folgende dreyfache Hauptabtheilungen zu
bringen:

[Seite 273]

A) Petrificata superstitum.

Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren Ver-
steinerungen, d.h. denen jetzt existirende Geschöpfe
völlig gleichen. Von der Art sind z.B. die Fluß-
schneckchen und Reste von Vegetabilien im hierländi-
schen Mergeltuff*), auch wie es scheint wohl die meh-
resten der versteinerten Thiere und Pflanzen in den
merkwürdigen Stinkschiefer-Flötzen bey Öningen am
Bodensee.

B) Petrificata dubiorum.

Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß ähneln;
aber sich von denselben theils durch ihre ungeheure
Größe, theils durch mancherley kleine aber doch con-
stante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile
auszeichnen. Dieß ist zumahl der Fall mit vielen fossi-
len Knochen großer Säugethiere, der fossilen Hirsche,
Bären etc., so auch mit mancherley Seegeschöpfen im
Pappenheimer Kalkschiefer, deren ähnliche Urbilder
jetzt bloß zwischen den Wendezirkeln leben etc.

C) Petrificata incognitorum.

Die Versteinerungen von völlig unbekann-
ten
Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu welchen sich bis
jetzt nicht ein Mahl nur ein ähnelndes, geschweige ein
völlig gleiches Urbild gefunden. So z.B. die Phaci-
ten, Belemniten u.a.m.

§. 267.

[Seite 274]

Dem zu Folge sind also hier die Versteinerungen
erst nach den beyden Reichen organisirter Körper, und
die Zoolithen nach den sechs Classen des Thierreichs ge-
ordnet, die Unterabtheilungen aber, so weit es sich
thun läßt, nach dem eben angegebenen Gesichtspuncte
bestimmt.

* * *

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petrefacten-
kunde.

  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. Lugd.
    B.
    1758. 8.
  3. J. E. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762.
    II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der
    Versteinerungen. Nürnb. 1755 u. f. IV. B.
    in Fol.
  5. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad
    genera naturalia protyporum
    ; in den novis
    commentar. Soc. Reg. sciens. Goetting.
    T. II.
    und III.
  6. God. Gv. Leibnitii prologaea. Goett. 1749. 4.
  7. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg.
    scient. Soc. recensitarum sylloge
    . Goett. I.
    1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  8. Fr. Xav. Burtin sur les revolutions générales
    qu'a subies la surface de la terre
    ; im VIII.
    St. der Verhandelingen uitgegeeven door Tey-
    ler's tweede Genootschap
    . Haarl. 1790. 4.
  9. FaujasSt. – Fond Essai de Géologie. Pa-
    ris
    . 1803. u. f. III. B. 8.
  10. (Andreä) Briefe aus der Schweitz nach Hannover
    geschrieben. Zürich 1776. 4.
  11. Gust. Brander. fossilia Hantoniensia. Lond.
    1766. 4.
  12. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung merkwürdi-
    ger Versteinerungen. Nürnb. 1780. 4.
  13. G. Cuvier Recherches sur les Ossemens fossiles
    de Quadrupèdes
    etc. Par. 1812. IV. vol. 4.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 276]

I. Von Säugethieren.

A) Bestimmbare.

So z.B. die theils fast completten Menschen-
gerippe
an der Küste von Guadeloupe (von den
dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalkar-
tigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken aus
der jetzigen Schöpfung zusammengesintert*), und
so die Knochen von Füchsen, Schweinen etc. im hier-
ländischen Mergeltuff.

B) Zweifelhafte.

So z.B. 1) von einer Gattung von Bären
(Ursus spelaeus), und zwar in unsäglicher Menge in
den oben (§. 265.) genannten Berghöhlen**).

[Seite 277]

2) Von einer eigenen Gattung des Hirschge-
schlechts, dem sogenannten Riesen-Elenn, Cer-
vus
giganteus, die zumahl in Irland ausgegraben
wird, und sich durch ihre mächtige Größe auszeich-
net. Von manchen ist der Schedel fast eine Elle
lang und stehen die Enden der beyden (zuweilen et-
liche Centner wiegenden) Geweihe auf 14 Fuß
aus einander*).

3) Von dem schon gedachten Mammut der al-
ten Welt, einer Elephantengattung (Ele-
phas
primigenius) [die vermeinten Riesenknochen**)
unserer ehrlichen Altens]; unter andern auch in
Menge in Deutschland***). Das Elfenbein der
Sibirischen, die zumahl am Eismeere ausgegraben
werden (das sogenannte Mammontovaiakost), äh-
nelt dem frischesten von den beyden jetzt existirenden
Elephantengattungen, und wird in Archangel und
von den Schinesischen Künstlern in Canton u.s.w.
auch eben so verarbeitet.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis). Häufig in Sibirien; aber auch in
Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz†) (a.
1750 fünf Individua im Umfang einer Meile); bey
Burg-Tonna††) im Gothaischen u.a.

C) Völlig unbekannte.
[Seite 278]

Nur wenige von vielen:

So 1) das colossale Land-Ungeheuer der Vor-
welt, das Nordamerikanische Mammut (Mam-
mut
ohioticum, – Mastodonte Cuv.), dessen Ge-
beine besonders am Ohio etc. in Menge ausgegraben
werden; und das sich unter andern schon durch die
eigene auffallende Form seiner enormen Backzähne
(Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19) von der übrigen
thierischen Schöpfung der Vorwelt auszeichnet*).

2) Das besonders durch die abenteuerliche Miß-
gestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und Kral-
len auffallende Megatherium americanum, dessen
Gebeine hin und wieder in Südamerika ausgegra-
ben werden**).

3) Das ganze Geschlecht der Paläotherien,
wovon Hr. Cüvier im Gypsflötz von Montmartre
schon mehrere Gattungen entdeckt hat; unbekannte
Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn-, Tapir- und
Schweinegeschlechtern***).

4) Der wundersame, vom Hrn. Geh. R. von
Sömmerring genau beschriebene†), und in diese
Thierclasse gesetzte Ornithocephalus im Pappenhei-
mer Kalkschiefer.


II. Von Vögeln††).

Überhaupt nur wenige, doch z.B. im Öninger
[Seite 279] Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln, und
von mancherley andern im eben gedachten Gyps von
Montmartre.


III. Von Amphibien.

A) Bestimmbare.

Z.B. Frösche und Kröten im Öninger Stink-
schiefer*).

B) Zweifelhafte.

Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna besitze,
wo auch Elephanten- und Rhinozer-Gebeine der
gedachten zweifelhaften Gattungen gefunden wer-
den**).

C) Unbekannte.

Z.B. von einem ungeheuren, krokodillartigen
Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr-
scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andere Kno-
chen, die im Petersberge bey Mastricht gesunden
werden***).


IV. Von Fischen.

Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser Classe,
die Ichthyolithen, in größter Menge und
Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen, die sie
vorstellen, als der Steinarten, worin sie brechen),
gefunden werden, so bedarf es doch bey den mehre-
sten erst noch einer strengvergleichenden präjudizlosen
[Seite 280] Nevision, ehe sich mit Sicherheit bestimmen läßt,
zu welcher von unseren drey Hauptabtheilungen, (in
bestimmbare oder zweifelhafte oder unbekannte) sie
gehören mögen. Denn nur mit wenigen, wie z.B.
mit denen im Öninger Stinkschiefer oder mit den
einzelnen so sonderbar in länglichen Thonschollen
gleichsam mumisirten Angmarsets (Salmo
arcticus
) von Zuckertop auf der Westküste von Grön-
land*), läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit
thun.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in
Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte
Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey be-
denklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemein-
schaftliche Niederlage nicht nur von Flußfischen so-
wohl, als von Seefischen, sondern unter den letz-
tern zumahl, zugleich von Thieren aus den weitest
von einander entfernten Oceanen seyn soll. Von
Utaheiti sowohl als aus dem mittelländischen Meer,
und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem
nordöstlichen Amerika, Afrika etc. Die im Tafelschie-
fer vom Blattenberg im Canton Glaris und die im
Mansfeldischen und Heffischen bituminösen Mergel-
schiefer haben selten die zur specifischen Charakteri-
stik wichtigsten Theile deutlich genug erhalten, daß
man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen
könnte.

Was sich aber im dichten Flötz-Kalkstein von ver-
steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wir-
bel, Graten und Zähne. Unter letztern zumahl die
sogenannten Schlangenzungen (glossopetrae)
aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten
[Seite 281] oder sogenannten Schlangenaugen (Fr. cra-
paudines
), wovon manche mit den stumpfen Zäh-
nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Ähnlich-
keit haben.


V. Von Insecten.

A) Bestimmbare.

So z.B. im Öninger Schiefer, Larven von Li-
bellen, Wasserwanzen und dgl.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören wohl vor der Hand noch die mei-
sten von den im Bernstein eingeschlossenen, so wie
auch die mehrsten versteinten Krebse (Cammaro-
lithen
).

C) Unbekannte.

So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
sogenannten Käfermuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolythus paradoxus Linn. Engl. Dudley-
fossil
), die hin und wieder, aber nirgend schöner als
bey Dudley in Worcestershire, und zwar theils noch
mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden
werden (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50).


VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea und Corallia. Doch scheinen
die fossilen Schnäbel, die sich auf dem Heinberg bey
Göttingen, so wie im Petersburge bey Mastricht
und bey Bath finden, einem Mollusken-Ge-
schlechte, nähmlich den Sepien zugehört zu haben*).

I. Testacea.

[Seite 282]

In zahllosen Gattungen; und was dabey beson-
ders merkwürdig, mitunter auch Lagen von Fluß-
conchylien abwechselnd zwischen solchen, die nach al-
ler Analogie im Meere gelebt haben müssen*).

A) Bestimmbare.

So wie es scheint, z.B. unier den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirklich petrificirten
Terebratuliten im Flötz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea) gleicht, und
nach dem alten Typus in der Vorwelt nun auch in
der nachwärtigen jetzigen Schöpfung regenerirt
worden.

Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke
(Trochus lithophorus), die sich in
Piemont im aufgeschwemmten Lande findet.

B) Zweifelhafte.

Z.B. Von vielschaligen Conchylien der schö-
ne Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**),
der besonders durch den merkwürdigen Umstand für
die Archäologie unsers Planeten lehrreich wird, daß
er nicht selten in aller seiner Integrität auf einzel-
nen glatt abgerundeten Geröllen aufsitzt***).

Unter den Muscheln die sehr großen Tere-
bratuliten
ebenfalls im Osnabrückischen†).

Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.

C) Unbekannte.
[Seite 283]

Nun davon die Fülle in den Kalkflötzgebirgen.

So z.B. um nur einige der sonderbarsten anzu-
führen, unter den Muscheln:

1) Der feurig opalisirende Ostracit im Kärnth-
ner Muschelmarmor.

2) Der dickschalige ostracites pinnigenus, den der
jüngere Herr de Lüc nebst dem folgenden auf dem
Saleveberg bey Genf entdeckt hat*).

3) Der große fast herzförmige Anomit**).

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die sogenannte Langue fourrée aus Saint-
Onges***).

7) Die Pantoffel-Muschel des Herrn von
Hüpsch†).

8) Die sogenannten versteinten Ziegenklauen aus
dem Blattensee in Ungarn††) u.a.m.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so-
genannten polythalamiae, deren Schale nähmlich
inwendig durch Scheidewände in Kammern oder Fä-
cher abgetheilt ist:

So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten
oder Linsensteine, in Gegenden theils auch
Pfennigsteine, Kümmelsteine und
Fruchtsteine genannt, porpites, lapis numu-
laris, helicites
einiger Schriftsteller (Fr. camérine,
pierre lenticulaire oder numismale, monnoie du
diable
), die außen mit flachgewölbten blätterigen
Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus
zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher
[Seite 284] Länge enthalten (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40.).
Sind häufigst von Linsengröße, theils aber auch
wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen
Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; nah-
mentlich in Nieder-Ägypten, wo die Pyramiden
großen Theils daraus erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Or-
thoceratiten
, die sich theils fußlang, und vor-
züglich im Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine,
dactyli idaei, (Engl. thunder-stones, fairies-
fingers
), unter welchen es aber auch Gattungen
ohne Scheidewände oder Alveolen gibt. Übrigens
eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalk-
flötzgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
stein durchzogen sind; aber auch in andern Flöß-
lagen, wie z.B. in den Kreidebergen von Kent
brechen.

5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae von
Capo Passaro an Sicilien*).

Von solchen einschaligen Conchylien, die niemahls
innere Scheidewände haben, z.B.

1) Die merkwürdigen linksgewundenen
Muriciten
am Ufer von Harwich (Abbild. n. h.
Gegenst
. tab. 20.).

2) Der überaus sonderbare kleine Muricites de-
formis Soland
., dessen Spitze sich immer wie in
eine irreguläre Wurmröhre verläuft**).

3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten
[Seite 285] aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher
Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen*).

4) Der kleine Serpulites coacervatus, der am
Deister im Hannöverischen in ganzen Flötzlagen von
Stinkstein zusammengehäuft ist**).

II. Crustacea.

1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl
diejenigen, so start der Stacheln mit den ehedem so
räthselhaften Judensteinen besetzt sind***).

Dann 2) die Encriniten, und 3) die Pen-
tacriniten
, zwey ansehnliche Petrefactenarten,
die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung zwar
ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem viesar-
migen Körper bestehen, der auf einem langen ge-
gliederten Stäugel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien†),
(Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60.) die sich meist in
dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers ge-
wöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Ähn-
lichkeit mit einer Maiz-Ähre oder einer noch unauf-
geblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein ge-
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem
untern Ende aus dem Meeresboden der Vorwelt
festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder,
welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnen-
förmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen
der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfenni-
ge, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl.
St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der
Flötzkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam
davon.

[Seite 286]

Der Pentacrinit oder die Medusenpal-
me
*) (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70) besteht aus
einem großen vielarmigen, quastenförmigen Körper,
der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne
Äste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist.
Dieses merkwürdige Petrefact fand sich ehedem vor-
züglich im bituminösen Mergelschiefer bey Boll im
Wirtembergischen.

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines
ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.

III. Corallia.

Zumahl 1) Madreporiten in Gegenden
theils als in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in
unermeßlicher Menge und großer Mannigfaltigkeit.
So z.B. im dichten Kalkstein und Marmor auf
dem Saleveberge bey Genf, auf dem Harz bey Blan-
kenburg und bey Grund etc. Von letzterm Orte ver-
dient nahmentlich der ansehnliche schön geformte Ma-
dreporites
cristatus**) Erwähnung; so wie von
der berühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine
Madreporites lenticularis (Abbildung. n. h. Gegenst.
tab. 80.), der zu mancherley mineralogischen Irrthü-
mern Anlaß gegeben. – Madreporiten in
sandartigem Kalkstein im Petersberge bey Mastricht.
– In Kreide als sogenannte Fungiten in Kent.

– In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz,
auch als Fungiten und Schraubensteine (eine Art
Tubiporiten?) bey Rübeland am Harz. Letztere
auch im Catharinburgischen in Sibirien. –

[Seite 287]

2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten, vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalk-
stein des Petersbergs bey Mastricht. – In Feuer-
stein bey Celle im Hannöver'schen, und im Pudding-
stein in Hertfortshire etc.


B. Versteinerungen des Pflanzen-
reichs*).

[Seite 288]

Überhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten, daß man ihre specifischen Cha-
raktere daran erkennen könnte, was zumahl bey ge-
wissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie z. E.
bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist; indeß fin-
det doch im Ganzen der nähmliche dreyfache Unter-
schied Statt, den ich bey der Eintheilung der thie-
rischen Versteinerungen zum Grunde gelegt habe.

I. Abdrücke von Pflanzen und Blättern**).

A) Bestimmbare.

So z.B. die im Öninger Stinkschiefer etc.

B) Zweifelhafte.

Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farrenkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein zu gehören.

C) Unbekannte.

Von diesen nur zu einem Beyspiele statt aller die
äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften, theils
ästigen, oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke,
die hin und wieder, zumahl auf Steinkohlengruben,
in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bey Edin-
[Seite 289] burgh in Kohlensandstein, und bey Clausthal in
Grauwacke und Thonschiefer*) gefunden werden.

II. Fossile Samen, Früchte u. dgl.

A) Bestimmbare.

Z.B. in dem oft genannten Öninger Stinkschie-
fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blü-
then (eines Ranunculus) gefunden haben.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören die sogenannten Frankenber-
ger Kornähren, Sterngraupen
u.a. da-
selbst brechende in Silber- und Kupfererze metalli-
sirte Fruchttheile.

C) Unbekannte.

Z.B. die mandelförmigen Fruchtkapseln, die sich
zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den Preußi-
schen Bernsteingruben finden; so wie die kleinen
Palmnässe aus den Kölnischen Umbergruben**) u.
a. m.

III. Fossile Hölzer (Lithoxyla).

Bey den mehresten derselben hält es, wie gesagt,
sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die hier zum
Grunde gelegte Haupteinheilung zu bringen.

Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das (zwar kaum hieher zu rechnende) saubere
in Raseneisenstein umgewandelte Birkenholz von
Kontschosero im Olonezkischen.

[Seite 290]

Und andere hingegen sind vor der Hand völlig un-
bekannt
, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
sogenannte Staarholz von Hilbersdorf bey Chem-
nitz, das sich durch seine gleichförmige dichte Textur
ohne Spur concentrischer Lagen auszeichnet, und
überdem gleichsam, wie mit parallellaufenden Röh-
ren (meist von der Dicke einer Gänsespuhle) durch-
zogen gewesen scheint.

Die übrigen mehr zweifelhaften sind über-
haupt entweder wirklich versteint, z.B. in
Kalkstein, Sandstein, besonders aber in Holzstein
und in Holzopal; – oder aber noch brennbar,
wohin vor allem das bituminöse Holz in den mäch-
tigen Flötzlagen so vieler Gegenden der nördli-
chen Erde
gehört. Doch ist auch dieses zuweilen an
manchen Stellen mit Quarz durchzogen, so daß es
da am Stahl Funken schlägt.

Überhaupt aber stehen manche Arten von fossilem
Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bi-
tuminösen in sofern gleichsam in der Mitte, daß
sie mit kohlensaurem Kalk durchzogen sind, und da-
her mit Säuren brausen, und doch auch auf Kohlen
mit Harzgeruch brennen; wie z.B. das merkwür-
dige sogenannte Sündfluthholz, das im Trapp
zu Jaachimsthal in einer Teufe von 150 Lachter
bricht.


Appendix A Register*).

[Seite 291]

Appendix B Anweifung der Kupfertafeln.

[[326]]

Appendix B.1 Tab. I.

Fig. 1–6. die Interstinal-Würmer im menschli-
chen Körper in natürlicher Größe.

Fig. 1 Ascaris vermicularis (S. 9. II. Abth.).

– 2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoides
(ebendaselbst).

– 3. Trichocephalus dispar (ebendaselbst).

– 4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer
(S. 11. II. Abth.).

– 5. Vier Hinterglieder der taenia solium (S. 12.
II. Abth.).

– 6. Dreyzehn Hinterglieder der taenia vulgaris
(ebendaselbst).

– 7. Das Vorderstück vom Regenwurm (S. 10.
II. Abth.).

– 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke
(S. 4. II. Abth.), stark vergrößert.

– 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen,
tubularia sultana (S. 58. II. Abth.),
stark vergrößert.

– 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen hydra vi-
ridis
(S. 63. II. Abth.) in natürlicher Größe.

– 11. Ein Stamm von zwölf Blumen-Polypen,
brachionus anastatica (ebendaselbst),
stark vergrößert.

– 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria (S. 64.
II. Abth.), stark vergrößert.

– 13. Ein menschliches Samenthierchen, chaos
spermaticum (S. 66. II. Abth.), noch weis
stärker vergrößert.

Appendix B.2 Tab. II.

Die merkwürdigsten Krystallisationen der Fossilien.


Appendix C

[Tab.I]
TAB. I.xxx
TAB. II.xxx
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite IV]

Ins Französische, Englische, Holländi-
sche, Dänische
, Russische, und der größte
Theil desselben, nähmlich die allgemeine Naturge-
schichte und Zoologie, auch ins Ungrische.

*).
[Seite XI]

Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre
Sprache zu vernachlässigenden Regel:

‘„Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch
die Eigennahmen – so schreiben, als die Sprache
sie schreibt, aus der man sie entlehnt.“’

s. Hrn. Legat. R. Hennicke im allg. Anzeiger der
Deutschen 1809. N. 16.

*).
[Seite 1]

Nur bleiben einige Naturproducte, wie z.B. das Wasser,
von den ein Mahl angenommenen Gränzen der eigentlichen
Naturgeschichte deshalb ausgeschlossen, weil sie passender in
andern Naturwissenschaften abgehandelt werden.

*).
[Seite 2]

‘„Ars, sive additus rebus homo.“’ Bacon de Verulam. de
augm. scient
. L. II.

‘„L'art en géneral est l'industrie de l'homme appliquée par
ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Na-
ture
.“’ Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines.

**).
[Seite 2]

Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern
hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge
zur Naturgeschichte
, Facta angeführt, die es mehr als bloß
wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schö-
pfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen,
und gleichsam nacherschaffen werden; wohin nahmentlich
[Seite 3] auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und
microscopischkleinen organisirten Körper, wie z.B. der mehr-
sten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.

*).
[Seite 6]

‘„Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam
verbis exacte definire.
“’ Gaubius.

‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde,
welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit
in manchen Fällen zu finden.“’ J. Aug. Unzer.

**).
[Seite 6]

Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir
im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der
Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. Videmus enim,
omnes rationes, quibus natura explicari solet, modos esse
tantummodo imaginandi, nec ullius rei naturam, sed tan-
tum imaginationis constitutionem indicare. Spinoza
.

*).
[Seite 7]

Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der
Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106 u. f. gesagt.

*).
[Seite 11]

Vergl. Kant's Kritik der Urtheilskraft. S. 285 u. f.

*).
[Seite 12]

‘„Denn“’ (so sagt Haller, das Haupt der neueren Evolutioni-
sten –) ‘„alle Ein geweide und die Knochen selbst waren schon
im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich
in einem fast flüssigen Zustande.“’

Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.

Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolutionshypothe-
se mit der Lehre von der allmählichen Bildung zu vereinba-
ren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey,
aber doch meinen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu-
gungsstoff etc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke.
Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie
dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer,
wovon er sagt: ‘„corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid
sit, nullo prorsus modo intelligo
.“’

**).
[Seite 12]

S. Kant a. a. Q. S. 372.

***).
[Seite 12]

Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hy-
perphysischen
Anstalten.

*).
[Seite 14]

‘„Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam
quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis suf-
ficiant
:“’ ist ja die erste von Newton's goldenen regulis
philosophandi
.

*).
[Seite 15]

Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ih-
rer Empfängniß im Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie
der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.

Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß me-
chanischen
Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung or-
ganisirter
Körper durch eine sogenannte vis plastica (wie
es unsere ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff
von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweck-
mäßigkeit
involvirt. – s. Kant a. a. O. S. 292.

**).
[Seite 15]

Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Kör-
pern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast
immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalfor-
men reducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thie-
re und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen
Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unü-
bersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen)
gebildet werden mußten.

*).
[Seite 16]

Von dieser Verbindung der beyden Principien, – des mecha-
nischen mit dem teleologischen, – die man sonst bey Erklä-
rung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar
gehalten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichen-
de Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Menge, de-
ren ich manche in meinem Handbuch derselben S. 65. und an-
derw., auch in Hrn. Hofr. Voigt's neuen Magazin B. II.
S. 213. angeführt habe.

**).
[Seite 16]

Dieß alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift
über den Bildungstrieb. Göttingen 1791. 8. weiter ausge-
führt.

*).
[Seite 17]

‘„Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin
d'hérbe que l'ambre attira, jusqu'à la route que tant d'a-
stres suivent dans l'espace: depuis la formation d'une mite
dans un fromage jusqu'à la Galaxie; soit que vous consi-
dériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours
d'une comète traversant les cieux, tout est
qualité occul-
te
.“’ Voltaire.

*).
[Seite 18]

Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in
einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus
formatiui aberrationibus
. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.

**).
[Seite 18]

Widernatürliche versteht sich wieder nach dem allgemeinen
Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint es sey bes-
ser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber
das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung
selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natürlich ist.

*).
[Seite 19]

Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner
Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von
Monstrosität vereint finden, s. in den Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 61.

*).
[Seite 20]

Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Maga-
zin
v. J. 1737. S. 753. u. f. gehandelt.

*).
[Seite 21]

Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae naturalis an-
tiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustrantis
.
Gott. 1808. 4. Mit Kupf. S. 14. u. f.

**).
[Seite 21]

Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardartige
Geschöpfe, die nur nicht aus der Vermischung von zweyerley
specifisch verschiedenen Ältern, sondern nur aus den von
verschiedenen Racen der nähmlichen Gattung, erzeugt wer-
den; wie z.B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulat-
ten
etc. (§. 15.)

*).
[Seite 22]

Diesen Unterschied zwischen Racen und Spielarten hat zuerst
Kant genau bestimmt, im Deutschen Mercur 1788. I. B.
S. 48. S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kanti-
sche Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.

*).
[Seite 24]

S. über Menschen-Racen und Schweine-Racen – in
Voigt's Magazin. VI. B. 1. St. S. 1. u. f.

*).
[Seite 28]

J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138
u. f. tab. 6. fig. 1-6.

**).
[Seite 28]

A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175
u. f. und vol. XLII. N. 484. S. 138. u. f.

*).
[Seite 29]

Swammerdam biblia naturae. P. 157. tab. 8. fig. 6.

*).
[Seite 33]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R.
Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17.
Blumenbachs Handbuch 1. Bd.

*).
[Seite 35]

‘„Ergo in hiemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo som-
nus
.“’ Plinius.

*).
[Seite 36]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thie-
re. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.

Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens
sujets
etc. Par. 1807. 8. S. 147–373.

*).
[Seite 37]

‘„Nascitur ars ista, non discitur.“’ Seneca.

**).
[Seite 37]

Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l' intélligence et
la perfectibilité des animaux
. Par. 1802. 8.

*).
[Seite 40]

Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerkzeuge herge-
nommene Charakter dünkt mich minder unbestimmt, als die,
wodurch man sonst Insecten und Gewürme von einander zu
unterscheiden gesucht hat.

*).
[Seite 42]

Überhaupt sind die Brüste von allen Organen der Säugethie-
re die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen so-
wohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.

An manchen, wie meines Wissens z.B. am Stachelschwein,
waren sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey
ungebornen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß
sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer freylich unerwar-
teten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schulterge-
lenk sitzen. Und so findet man sie vielleicht auch noch an irgend
einer ungewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an welchem
wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bisher ebenfalls noch
nicht bemerkt worden.

*).
[Seite 43]

Denn selbst die Haut der Wallfische ist hin und wieder, an
den Lippen etc. dünn behaart; auch haben sie Augenwimpern etc.

*).
[Seite 44]

Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem
besondern (einfachen oder gepaarten) Knochen, der das os
intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Beson-
derheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de generis huma-
[Seite 45] ni varietate nativa
S. 34 u. f. und im Handb. der ver-
gleichend. Anatomie
S. 22 u. f. der 2ten Ausg. ausführ-
lich gehandelt habe. In den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist
er Tab. 52. am Schedel des Orangutangs zu sehen.

*).
[Seite 46]

Mehr davon s. im Handb. der vergleichend Anato-
mie
S. 136 u. f.

*).
[Seite 49]

Auch das, daß bey manchen schon das einzelne Individuum
von so bedeutendem Werth ist; wie z.B. große Wallfische oder
Pottfische; edler Hausthiere zu geschweigen, bey welchen Schön-
heit, Feinheit der Wolle, Dressirung etc., den Preis so mäch-
tig steigert.

**).
[Seite 49]

Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem macerirten
Fleisch von Pferden u.a. Quadrupeden bereitete. S. Voigt's
neues Magazin II. B. S. 772. u. f.

*).
[Seite 51]

‘„Non enim methodicorum scholis se adstringere vo-
luit natura
systemata artificialia nostra flocci fa-
ciens
.“’ Pallas.

*).
[Seite 53]

‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, coë-
unt, vivos foetus pariunt, eosdem que lacte alunt, partium
denique omnium internarum structura et vsu cum iis con-
veniunt
.“’ Raius.

*).
[Seite 56]

Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generi
humani varietate nativa
weiter ausgeführt.

*).
[Seite 58]

‘„Jede dieser fünf Haupt-Racen begreift übrigens wieder ein
und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder
minder auffallend von den übrigen derselben Abtheilung aus-
zeichnet. Und so könnten z.B. die Hindus von der Kauka-
sischen; die Schinesen und Japaner von der Mongoli-
schen: die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie
die Nord-Amerikaner von denen in der südlichen
Hälfte
der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf
Neuholland etc. von den braunen Utaheiten u.a. Insula-
nern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert
werden.“’ Beytr. zur Naturgesch. I. Th. S. 72. der 2ten
Ausg.

**).
[Seite 58]

Versteht sich nähmlich dieß Alles so – daß die in den ver-
schiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der
stärkern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate
und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder
um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Race ausgear-
tet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr ge-
nähert haben. So sind z.B. die Jakuten, Koräken, Eski-
mos u.a. dergl. Polarvölker der Mongolischen Race, sehr
[Seite 59] auffallend von der Kaukasischen Mittel-Race abgeartet; da
hingegen die (wenn gleich entfernter, aber einen meist mil-
dern Erdstrich bewohnende) Amerikanische Race sich derselben
wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres
Welttheils; nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls
in die Mongolische Gestaltung zurückfallt. – Eben so ist ge-
genseitig die Aethiopische Race im brennendheißen Afrika zum
andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietaten
ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu-Holland
und auf den neuen Hebriden etc. zur Malayischen Race übergeht.

Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Vermischung fremd-
artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Ra-
cen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.

*).
[Seite 59]

Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs)
müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschie-
den werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine
Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht
habe, in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Le-
ben vorgestellt ist.

**).
[Seite 59]

Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der
Beytr. zur Naturgesch. p. 13 – 44.

*).
[Seite 60]

Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist
oben bey der Mongolischen und Malayischen Race angegeben.
Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Amerikaner, die ist
Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der
Schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes des Eudo-
rus
beym Plinius. –)

**).
[Seite 60]

Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par
J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol.

*).
[Seite 61]

Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so
wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Mil-
lionen Köpfen, wohl die größte.

*).
[Seite 62]

Ursprünglich in Bernh. von Breydenbach Reyß in das
gelobt Land. Mainz. 1486. Fol.

**).
[Seite 62]

Z.B. im VI. B. von Martini's Übersetzung von Büffon.

***).
[Seite 62]

Denn der furchtbar große Pavian auf Borneo (papio von-
go
), ist gänzlich ungeschwänzt; und der Mandril hinge-
gen kann wohl langgeschwänzt heißen.

*).
[Seite 63]

Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ketten-
artig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume
am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegen
über stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-
Ausgabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I.
p. 144. dergl. mit p. 149.

**).
[Seite 63]

Gotth. Fischer's Anatomie der Maki. I. B. Frankf. 1804
4. mit Kupf.

*).
[Seite 66]

Apicius VIII. 9.

**).
[Seite 66]

Varro de R. R. III. 15.

*).
[Seite 70]

III. B. Mosis, C. XI. V. 5. u. f.

**).
[Seite 70]

Meine Zweifel gegen die Echtheit derselben habe ich im
Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34,
u. f. angegeben.

***).
[Seite 70]

s. Meisners Museum der Naturgesch. Helvetiens Nro. 4.

*).
[Seite 71]

(Cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.

†).
[Seite 71]

‘„Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculorum
auxilium militare a divo Augusto petiisse
.“’ Plinius.

**).
[Seite 71]

Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (pie-
dra del porco
) soll sich in einer noch nicht genau bekannten
Ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.

*).
[Seite 72]

Schwerlich nur 2, wie Linné weinte. Denn obere Vor-
derzähne sind doch wohl alle die, so im Os intermaxillare (–
S. 52. Not * –) sitzen; und untere alle die vorn im Un-
terkiefer, auf welche jene obern passen.

**).
[Seite 72]

Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Aus-
gabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419.

***).
[Seite 72]

So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus.

*).
[Seite 73]

Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich leßendig beses-
sen, habe ich in Voigt's neuent Magazin mitgetheilt, im z.
B. S. 683. u. f.

*).
[Seite 77]

Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf Labra-
dor findet sich in G. Gariwright's Journal during a Resi-
dence of nearly
6 years on the Coast of Labrador. Ne-
wark
1792. III. vol. 4.

*).
[Seite 78]

Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich Jahre lang
lebendig besessen; und eben so sahen es Ol, Worm, Linné,
Rolof, Büffon
, J. Dom. Schulze, Götze, Bech-
stein
u.a.m.

*).
[Seite 80]

So nannten Ray, Linné u.a. das eigentliche Windspiel,
das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben
scheinen.

*).
[Seite 81]

Ein extraschönes Fell eines Labradorischen Silberfuchses ist
wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt
worden.

*).
[Seite 82]

Eine zehnjährige Löwinn, die ich im vorigen Frühjahr zerglie-
dert, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes
4 Fuß 10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Cro-
cuta, die in Ld. Valentia's Reisen beschrieben wird, eben
so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.

Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gestreiften Hyäne,
womit der Hr. Forstconservateur von Wildungen meine
Sammlung bereichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß
als der von meiner Löwinn.

*).
[Seite 83]

Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge-
schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hin-
gegen alle gefleckte ohne Ringform, Tieger.

*).
[Seite 84]

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.

*).
[Seite 86]

Das neuerlich so berühmte Englische Rennpferd, Eclipse, leg-
te in einer Secuunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bey der
größten Streckung 25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1/3
Mahl in einer Secunde – s. an Essay on the Proportions
of
Eclipse; in den Works of. Ch. Vial de Sainbel London,
1795. 4.

*).
[Seite 87]

Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 228. sq.

**).
[Seite 87]

Buffon, supplem. vol. 3. tab. 1.

***).
[Seite 87]

Ebendaselbst tab. 2.

*).
[Seite 88]

III. B. Mosis Kap. XI. V. 4.

**).
[Seite 88]

Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das
Kamehl mit zwey Buckeln Dromedar genannt.

*).
[Seite 90]

Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen
Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund.

**).
[Seite 90]

Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.

***).
[Seite 90]

Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt-
ringischen Taschenbuch
für das J. 1813. Nachricht ge-
geben.

*).
[Seite 94]

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10.

*).
[Seite 96]

v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.

*).
[Seite 97]

Baba heißt auf Malayisch das Schwein, russa, der Hirsch.

*).
[Seite 100]

So habe ich z.B. a. 1784, bey der Zergliederung eines See-
hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch
diese Thiere im Stande sind, nach Willkühr die Achse dessel-
ben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley me-
dium
von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich
eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. s.
Handbuch der vergleichend. Anatomie §. 274. tab. 6.

*).
[Seite 101]

G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren Meerthie-
ren. Halle, 1753. 8. (aus den nvv. Comment. Petropolit.)

**).
[Seite 101]

Linnés Phoca cristata und seine jubata sind einerley
Thier.

*).
[Seite 102]

Denn die Organe, die Hr. Ever. Home für Backenzähne
des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder
substantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzel-
len haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der
von der innern Haut des Hühnermagens vergleicht, wohl we-
der nach dem gemeinen Sprachgebrauch, noch nach der wissen-
schaftlichen anatomischen und naturhistorischen Terminologie
für wirkliche Zahne eines warmblutigen Quadruped's gehal-
ten werden.

*).
[Seite 103]

S. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi ma-
gni Anglor. regis
. p. 205.

**).
[Seite 103]

Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht
von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußeren
Gehörganges und der Pauke des Wallfisches.

***).
[Seite 103]

G. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl. zur Auf-
klärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8. S. 175 – 304.

C. Lacepede histoire naturelle des cetaceés Par. an 12. 4.

*).
[Seite 104]

Denn von der vermeinten Riefen-Krake s. unten bey der
Asterias caput medusae.

**).
[Seite 104]

Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von den Wall-
fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden,
die eine Rückensinne haben, wie physalus u.a. –) den ich
frischgestrandet zu sehen die mir unverhoffte Gelegenheit ge-
habt, war 2 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumens-
breite und eben so tiefe Brustfurchen.

*).
[Seite 108]

Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der
Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae
comparatae
inter animantia calidi sanguini vivipara et ovi-
para
gehandelt, das im IX B. der commentation, societ reg.
scientiar. Gottingens
. p. 108-128 befindlich ist.

*).
[Seite 109]

Die Kunstnahmen dieser verschiedenen, Bildung der Vogelfüße
sind in Forsieri euchiridion p. 15. und in Illigers Ter-
minologie S. 187 erklärt, und im 3ten Th. von Bechsteins
ornitholog. Taschenbuch durch treffliche Abbildungen erläutert.

*).
[Seite 110]

Über den Zweck und Nutzen, weßhalb diese Vogel solche Stein-
chen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen
sehr verschieden. – Manche haben gar gewähnt, es geschehe
aus Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein un-
entbehrliches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner da-
durch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berau-
ben
, die sonst der Digestionskraft widersteht.

**).
[Seite 110]

Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genann-
ten Sternschnuppen, nähmlich die graulichweißen, gal-
lertartigen, weist darmförmig gewundenen Klumpen, die man
oft haufenweise auf Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Ein-
geweide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf- und
Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. – s. Hrn. Dr.
Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin I. B. 2.
St. S. 56 u. f.

*).
[Seite 113]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern ver-
schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther.
Nürnb. 1772 Fol.

**).
[Seite 113]

In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine willkühr-
liche
Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus un-
willkührlichen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet.

*).
[Seite 114]

Plin. L. X. cap. 55. ‘„Livia Augusta, prima sua juventa
Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem se-
xum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum
in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici
per finum tradendo, ne intermitteretur tepor.
“’

**).
[Seite 114]

Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.

L'Art de faire éclore des oiseaux domestiques, par Mr.
de Reaumur. Par.
1741, 3 Vol. 12.

(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12.

***).
[Seite 114]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen, gar nicht kostba-
ren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und
lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Holl-
manns
Unterricht von Barometern und Thermometern. Göt-
tingen, 1783. 8. S. 206 u. f. 271 u. f.

*).
[Seite 115]

Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den
zu seiner Öconomie gehörigen Organen des Eyes s. den
XXVII. Abschn. des Handb. der vergleichend. Ana-
tomie
.

*).
[Seite 124]

Viele unserer neuern Naturforscher, z.B. Büffon, Fortis,
und andere, auch Bomare, Molina etc. hielten ihn (ganz
irrig) für einerley mit dem Condor.

*).
[Seite 125]

Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er gehöre eher un-
ter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes
Exemplar im akademischen Museum vor mir, und habe den
Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun ans
seinem Bau sowohl, als aus seiner Lebensart, das hier die
ganz richtige Stelle ist, die ihm im Systeme gebührt.

*).
[Seite 127]

Linné und viele andre Naturforscher, aber auch Antiquarier
hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht
so, sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, habe ich aus
den alten griechischen Kunstwerken gezeigt im Specimen histo-
riae naturalis antiquae artis operibus illustratae
p. 20. sq.

*).
[Seite 129]

Histoire naturelle des Perroquets par F. Levaillant. Par.
1801 u. fg. gr. Fol.

*).
[Seite 134]

Nozemann en Chr. Sepp. Nederlandsche Vogelen. p. 129 sq.

*).
[Seite 135]

Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches,
par J. B. Audebert Par. seit. 1800. fol.

*).
[Seite 139]

Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Prome-
rops
, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Au-
debert
et C. Sauvages. Par
. seit 1801. fol.

Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et
des Promerops
, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par
F. Le-Vaillant, eben das. seit 1801. fol.

**).
[Seite 139]

J. R. Forster von den Paradiesvögeln und dem Phönix; in
der Indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.)
S. 26 u. f.

*).
[Seite 142]

Besonders auch von der Tillandsia usneoides, die fast wie
Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 149]

Frisch tab. 12. fig. 5.

*).
[Seite 150]

Günthers Nester und Eyer verschiedener Vögel, durch
Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 153]

Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111.

*).
[Seite 155]

Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 40.

*).
[Seite 156]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach
wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Gue-
nau de Monbeillard
vollständig zusammengestellt und
geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p. 557.

**).
[Seite 156]

Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winter-
schlafs
der Schwalben war Daines Barrington; in
s. miscellanies. p. 225.

Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen
Meinung finden sich in den Memoirs of the American Aca-
demy of arts an sciences
zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II.
P. I. p. 93 u. 94.

*).
[Seite 159]

Les pigeons, par Mme. Knip, le Texte par C. J. Trem-
mingk
. Par
. seit 1811. gr. Fol.

*).
[Seite 160]

S. den Göttingischen Taschen-Kalender 1790.

*).
[Seite 164]

Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95.

**).
[Seite 164]

Sogar, daß bey den sogenannten Hollen- oder Hauben-
Hühnern
, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der
Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große
oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben
wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abweichung des Bil-
dungstriebes, die ich in der Commentatio de nisus formativi
abberationibus
genauer beschrieben und durch anatomische Ab-
bildung erläutert habe.

***).
[Seite 164]

Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür-
digen Künsteley, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf
einzupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris
vom Jahr 1746. S. 349 u. f.

*).
[Seite 167]

Volat curriculo. Plaut.

*).
[Seite 168]

Ich habe von diesen u.a. Beweisen der Veränderlich-
keit in der Schöpfung
im ersten Theile der Beyträge
zur Naturgeschichte
S. 24 u. f. gehandelt.

*).
[Seite 171]

Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s.
im Hannoverschen Magazin 1809. 96. St.

**).
[Seite 171]

Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Levante gesehen
habe, das war bloß in der schönern Schwärze, nicht in Form
und Gefüge von den Nackenfedern des hierländischen Reihers
verschieden. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich
davon verschiedenen weisen, kommen hingegen wie gesagt
von der Garzetta.

*).
[Seite 172]

Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses Vogels gerade
mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnähme der
jenem Wunderlande so wohlthätigen Überschwemmung zusam-
mentrifft. s. Jul. Ces. Savigny, histoire naturelle et mytholo-
gique de l'Ibis
. Par. 1805. 3. mit Kupf.

**).
[Seite 172]

Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in
London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den philosophi-
cal Transaction
vom Jahr 1794. Nachricht gegeben.

Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la-
byrintho apud Sacaram repertis
. Viteb. 1803. 4. mit Kupf.

***).
[Seite 172]

Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Afrika
von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Past. Hesse in
der Capstadt erhalten habe.

*).
[Seite 179]

Vergl. Pennant's arctic zoology. Vol. II. p. 507.

*).
[Seite 180]

Harvey de generat. animal. p. 30.

**).
[Seite 180]

s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the remotest of
all the Hebrides
. Lond. 1698. 8.

*).
[Seite 181]

s. Valentyn's Oost-Indien. III. D. 2. St. pag. 69. tab. D.

*).
[Seite 182]

Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwandten
Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer
Stirne (Frisch tab. 189.), die daher, auch bey vielen Orni-
thologen den Nahmen Bernicla oder Barnacle führt.

*).
[Seite 184]

J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc.
Gött.
1780. Vol. III. p. 121 sq.

*).
[Seite 188]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi et frigidi
sanguinis
; im VIII. B. der Commentation. Soc. reg. scien-
tiar. Gottingens
.

*).
[Seite 191]

Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen Eidechsenähn-
liche Amphibien, der Proteus anguinus in dem unterirdischen
Sittichersee in Krain, und die Siren lacertina in den Gewäs-
sern von Carolina, haben ganz anomalischer weise zugleich
ansehnliche Lungen und doch auch solche Kiemen, wie sie sich
sonst nur im Larvenzustande der oben gedachten Reptilien
zeigen.

Vom Proteus s. Hrn. von Schreibers (dem ich selbst ein treff-
liches Exemplar des eben so wundersamen als seltenen Thieres
verdanke) in den Philosophical Transactions v. J. 1801. –
Von der Sirene Ellis und J. Hunter im LVIten B. eben
dieser Societätsschriften und von beyden Hrn. Cüvier in
dess. Recherches anatomiques sur le reptiles regardés encore
comme douteux
etc. Par. 1807. 4.

*).
[Seite 193]

T. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schildkröten.
Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.

J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata.
Erlang. 1702. 4.

*).
[Seite 194]

S. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th.
S. 68 u. f.

*).
[Seite 195]

Über die hierländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rö-
sels
natürl. Histoire der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758.
gr. Fol.

**).
[Seite 195]

S. Camper im IX. Bande der comment. soc. reg. scientiar.
Göttingens
. p. 129. u. f.

*).
[Seite 198]

Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p. 163.

**).
[Seite 198]

Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten Crocodile
s. Hrn. Cüvier in den annales du Museum d'histoire na-
turelle T. X. 1807.

und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire über zwey-
erloy Gattungen von Nil-Krokodilen.

*).
[Seite 202]

S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Amphibien.
Duisb. 2 Hefte 4.

Patr. Russell's Account of Indian Serpentstogether
with experiments on their several poisons
. Lond. 1796. gr.
Fol.

**).
[Seite 202]

Diese sind mit ♃ bezeichnet.

Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen
scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.

*).
[Seite 203]

Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den
bey weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch
sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein
breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schup-
pen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen
d.h. mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer
Schwanz, der nähmlich weniger als 1/5 der Lange des Thiers
mist. S. Dr. Gray in den philos. Transact. Vol. LXXIX.
P. 1.

**).
[Seite 203]

Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht
auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben
nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich ei-
gene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch
aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter zu bringen. – (– so
wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage,
[Seite 204] dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen
soller, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat mir ein
sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gard-
ner
, der sich lange in Ost-Florida aufgeholten, versichert,
daß deßhalb die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu
fangen, den raffelnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.

Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuen
Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37. u. f. ‘„über die Zau-
berkraft der Klapperschlangen, besonders in Rücksicht einer
Schrift des Hrn. Dr. Barton.“’

*).
[Seite 210]

Über den Mechanismus des Schwimmens der Fische, (so wie
auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zacha-
ria's
Elemente der Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S.
34 u. f. 89 u. f.

Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch
die Kiemen (§. 101.) daran hat, S. J. Brugmans over
de Middelen, door welke de Visschen sich bewegen
etc.

(Amst. 1813.) 4.

*).
[Seite 211]

S. Sonnerat in Rozier Journal de physique Avr. 1774.
pag. 256. u. f. Buffon Supplement Vol. V. pag. 54. u. f.

**).
[Seite 211]

S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American.
philos. Soc. at. Philadelphia.
Vol. II. tab. 5. B.

*).
[Seite 212]

S. Handbuch der vergleichenden Anatomie
S. 404 u. f.

**).
[Seite 212]

Aster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 8.

*).
[Seite 213]

s. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765.
S. 978. u. f.

*).
[Seite 214]

Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

*).
[Seite 218]

S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner
Descrizione di Congo etc. p. 52.

*).
[Seite 225]

S. Voigts neues Magazin XII. B. S. 519.

*).
[Seite 226]

S. Sammlung seltener und merkwürdiger Rei-
segeschichten
. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.

**).
[Seite 226]

Eine mahlerische Schilderung der wundersamen Weise, wie
die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen
wimmelnden Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer er-
schütternden Kraft entladen, und bald darauf ohne Gefahr
gefangen werden können; s. in Alex. von Humboldts
Ansichten der Natur I. B. S. 37 u. f.

*).
[Seite 227]

Götting, gel. Anz. v. J. 1771. S. 13 21 u. f.

*).
[Seite 228]

Jac. Ph. d'Orville Sicula T. I. p. 272 u. f.

*).
[Seite 229]

T. Hrn. Hofr. Ofiander's Denkwürdigkeiten für die Heil-
kunde u. Geburtshülfe I. B. S. 417 u. f.

*).
[Seite 230]

du Hamel Traité genéra des pêches. P. II. sect. I. p. 36. sq.

*).
[Seite 237]

s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle
de quelques animaux
, in seinen Mémoires d'histoire natu-
relle
S. 5 u. f.

**).
[Seite 237]

Von seinem wichtigen Fange s. Houel voyage pittoresque
de Sicile etc
. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.

*).
[Seite 238]

Seba thesaur. T. III. tab. 34. p. 108.

*).
[Seite 246]

S. z.B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materialien für
die Staats-A. W. 2te Samml. S. 150 u. f.

**).
[Seite 246]

Bloch tab. 17.

*).
[Seite 247]

Bloch tab. 16.

*).
[Seite 248]

S. Beckmanns Beyträge zur Geschichte der Erfindungen.
II. B. S. 325. u. f.

*).
[Seite 251]

M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium
exsanguium: commentatio praemio regio ornata
. Goetting.
1708. 4. – F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturge-
schichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern,
ebendas. 1798. 8.

*).
[Seite 252]

M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insectorum. Diss. I. II.
London 1800. 8.

**).
[Seite 252]

Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité
anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule
, à la
Haye
1762. 4.

*).
[Seite 253]

S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S.
266. u. f.

*).
[Seite 254]

Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen
Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und nahment-
lich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen
den bey weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächst-
folgenden Thierclasse zum Aufenthalt angewiesen ist.

*).
[Seite 256]

Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's lepidopterous
insects of Georgia
vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99.

*).
[Seite 259]

Lyonet chenille de faule. p. 585 u. f.

**).
[Seite 259]

Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge-
wesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten,
daß sich aus ahn ichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge
entwickelten. – So aber kommen z.B. aus manchen Ameri-
kanischen Raupen, die manchen Europäischen aufs täuschendste
ähneln, doch ganz anders gestaltete Schmetterlinge: und an-
dererseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmet-
terlinge dieser beyden Welttheile aus ganz verschieden gestalte-
ten Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's ange-
führtem Werke. I. B. S. 5.

*).
[Seite 261]

Chr. Conr. Sprengels endecktes Geheimniß der Natur im
Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.

*).
[Seite 266]

Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopteres, à la
Haye
1766 u. f. 4.

Gu. Ant. Olivier entomologia. Par. seit 1789. 4.

Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illi-
ger
. Braunschw. seit 1800. 4.

J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8.

*).
[Seite 269]

Wie z.B. im Jahre 1479, da die Engerlinge deßhalb in ei-
nem förmlichen Monitorio vor das geistliche Recht gegen Lau-
sanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von
Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung
beyder Parteyen, und reiflicher Überlegung ganz ernstlich in
den Bann that. S. Mich. Stettlers Schweizer-Chro-
nik. S. 278. u. f.

*).
[Seite 284]

J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptero etc. Brunsv.
1802. 8. Ej. monographia coleopterorum micropterorum,
Geotting. 1806. 8.

*).
[Seite 286]

Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Südseereise
im voyage de la Perouse autour du monde vol. I. p. 279
u. f.

*).
[Seite 287]

Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken,
wandelende Bladen etc. door Casp. Stoll. Amst. J. 1737. 4.

**).
[Seite 287]

C. Fabricii Supplementum entomologiae systematicae,
Hafniae. 1798. 8. p. 180.

*).
[Seite 289]

S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte
diese furchtbaren Insects.

[Seite 290] Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leip-
zig, 1792. 8.

und Jac. Bryant's observations upon the plagues in-
flicted upon de Egyptians
. Lond. 1794. 8. p. 137.

*).
[Seite 290]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Na-
tuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en
Wantzen
, door Casp. Stoll. Amst. 1780. sq. 4.

Überhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngotorum, Brun-
svigae 1805. 8.

*).
[Seite 291]

Fougeroux in dem Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J.
1769.

Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis Danicis im-
pensa
. Havn. 1790, fol.

*).
[Seite 292]

Könnten das vielleicht Überreste solcher obgedachten Keulen-
schwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des
Thiers gewachsen sind?

*).
[Seite 293]

Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammer-
dam
an dem hierländischen grauen Wasserscorpion gemacht.

S. dessen Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

**).
[Seite 293]

Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen

A) Baumöhl.

B) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisenvitriol, von
jedem am Gewicht gleich viel, untereinander gemischt.

[Seite 294] C) Ätzenden Quecksilber-Sublimats 1/2 Quentchen; auf-
gelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß zu 1 Quartier Terpen-
thingeist gemischt und bey jedesmahligem Gebrauche stark um-
geschüttes.

Mit diesen Mitteln werden die Fugen etc. bestrichen.

D) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwefel, von
jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlossenen Thüren und Fen-
stern in den ausgeräumten Zimmern auf Kohlen gestreuet, und
sie so 24 Stunden verschlossen gehalten.

Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Wein-
steig auf die Bettrücher etc. gesprengt.

*).
[Seite 295]

S. Fr. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B. S. 426.

*).
[Seite 298]

Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachs-
ähnliches, weißes
Lack entdeckt, wovon die Proben, die
ich besitze, aus einzelnen Zellen bestehen, die an Größe undo
Form den Kaffehbohnen ähneln, und das für Indien, in
Bienenwachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.

*).
[Seite 299]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer den
schon obengenannten, vorzüglich noch folgende Werke:

Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Erlangen,
seit 1776. gr. 4.

Jac. Hübners Schmetterlinge in Abbildungen. Augsb. 4.

Systematische Beschreibung der Europäischen Schmetterlinge.
I. Th. Rostock, 1785. 8.

M. B. Borghausens Naturgeschichte der Europäischen
Schmetterlinge. Frankf. 1788 u. f. 8.

(Denis und Schiffermüller) Systematisches Verzeich-
niß der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr.
4. 2te verm. Ausg. (von Illiger und Häfeti). Braunschw.
1800 sq. II. B. 8.

Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.

C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sq.
II. vol. 4.

P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.

The natural history of the rarer lepidopterous insects of
Georgia, collected from
Abbot's observations by Jam. E.
Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.

Joh. Maders Raupenkalender. Herausgegeben von C. F.
C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.

*).
[Seite 307]

Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54.
tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. XIV. fig. 10.
11. S. 498.

*).
[Seite 309]

Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Nahmens (der
so genannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat
neuerlich Hr. Heeger zu Berchtoldsdorf bey Wien im Gro-
ßen und fabrikenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen ge-
sucht.

*).
[Seite 310]

SEPP Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25. Taf. 5.

**).
[Seite 310]

Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst zarten,
leuchten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt
von einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nähmlich von
der phalaena (noctua) serici. s. Thunberg in den Schwedi-
schen Abhandl. 1731. II. B. tab. V. fig. 1. 2.

*).
[Seite 315]

Gegenmittel hat Hr. Obercommiss. Westfeld im Hannöver-
schen Magaz. 1806. 37. St. mitgetheilt.

*).
[Seite 316]

S. Voigt's neues Magaz. XII. B. S. 521.

*).
[Seite 318]

S. Reaumur. T. I. III. tab. 33.

*).
[Seite 320]

J. C. Fabricii Systema Piszatoram. Brunsvigae 1804. 8.

*).
[Seite 322]

Fr. Klug monographica siricum Germaniae. Berol. 1803. 4.

*).
[Seite 325]

Von mancherley andern in Brasilien einheimischen Arten von
Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali p.
111 u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's
Theatre of politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag.
203 u. f.

*).
[Seite 326]

Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie-
nen abgehandelt worden, führe ich nur fünfe statt aller an:

Swammerdam bibl. nat. pag. 369.

Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.

J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. pag. 128.

Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève 1792. 8.

und, besonders in Rücksicht der neuern Bemerkungen über die
künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnet oeuvr.
vol. V. P. I. p. 61.

[Seite 327] Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten
Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Okono-
mie
dieser bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet
schriftlich mitgetheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B.
bekannt gemacht.

*).
[Seite 328]

P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la France.
Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des fourmis.
Paris 1802. 8.

P. Hüber Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes.
ebendas. 1810. 8.

*).
[Seite 329]

Gleditsch in den Mém. de l'ac, des sc. de Berlin. 1749.
Pl. 2.

*).
[Seite 331]

J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae. 1805. 8

**).
[Seite 331]

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von
Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewunderus-
würdigen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechen-
den, kaum einen halben Zoll langen Maden, und zwar, wie
es scheint, von Insecten dieser Ordnung (– etwa von Tipu-
lis
oder Asilis –). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 El-
len lang, Hände breit und Daumens hoch, und zieht so in
Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, regel-
mäßigster Ordnung umher.

***).
[Seite 331]

Die bisher ganz verworrene; Naturgeschichte dieses merkwür-
digen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar-
arzt, Hrn. Bracy Clark aufgehellt. – S. dess. meister-
hafte observations on the genus oestrus; im III. B. der
Transactions of the Linnean Society, p. 289. u. f.

*).
[Seite 334]

Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlosesten Mitteln,
die Fliegen in einem Zimmer zu tödten, gehört eine halbe Quen-
te Quassia-Extract mit einem Stückchen Zucker in ein Paar
Unzen Wasser aufgelöst.

*).
[Seite 338]

Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee heraus-
gekrochen seyn können, wird dadurch erwiesen, laß man sie
manchmahl auch nach heftigem Winde auf frischen Schnee ge-
funden, der eine hartgefrorene See bedeckte. s. de Geer in der
Hist. de l'ac. de sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40.

*).
[Seite 339]

S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum.
Opusculor. ed. Amst. 1086. 12. P. I. tab. 1-24.

**).
[Seite 339]

Die Kleiderlaus soll von der Kopflaus specifisch verschieden
und schwerer zu vertreiben seyn. Ein Mittel finde ich als ganz
bewährt in einem seltenen Buche angegeben, wo man es nicht
eben suchen würde; in Fr. v. d. Mye de morbis popularibus
Bredanis tempore obsidionis Antverp. 1627. 4. p. 30. Eine
Salbe von 2 Loch grüner Seife mit 2 Quentesen Kochsalz.

*).
[Seite 340]

J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié par Fr. L.
Hammer. Strasb. 1804. fol. mit ausgemahlten Kupfern.

*).
[Seite 342]

Über die hierländischen Gattungen dieses Geschlechts s. C.
Clerk aranci Suecici. Holm. 1. 57. 4.

**).
[Seite 342]

S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Hrn. Dr. Roi-
marus
in der Einkeit. zur IVten Ausg. von seines Vaters
classischen Werks über die Triebe der Thiere S. 8. u. f.

*).
[Seite 343]

Bonnet oeuvres vol. I. p. 545 u. f.

*).
[Seite 345]

Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter andern
schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche wider-
legt. Reisen II. Theil. S. 231.

**).
[Seite 345]

J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krab-
ben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.

*).
[Seite 346]

H. Baronet Banks in Hawkesworth's collection etc. ve.
H. p. 32.

*).
[Seite 349]

Strglsund. Magaz. I. B. S. 239.

*).
[Seite 3]

Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe
ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den gemeinsten Gar-
ten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.)
als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren
kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,
[Seite 4] und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzenschaftes
hat. (tab. I. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz
löcker in einer Öffnung des Halfes, und wenn ihrer zwey und
zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil
dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgangige Aus-
wechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreißung
erfolgt die wahre Paarung.

*).
[Seite 4]

S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im II. B.
von Ant. de Ulloa Nachr. von Amerika. Leipz. 1781. 8. S.
377 – 431.

**).
[Seite 4]

Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margarifera etc.
Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch
[Seite 5] inwendig an der Schale fest. Nach ist ihre wahre Entstehungs-
art nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf
Ceilan und im Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindi-
schen, Californischen, so auch die von Utaheiti etc. sind schon
weniger schön: vollends die meisten von denen aus Europäi-
schen Flüssen etc. Doch finden sich unter letztern und nahment-
lich unter den hierländischen Cellischen, so wie unter den Lief-
ländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.

*).
[Seite 5]

S. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerika.
S. 34 u. f. 173 etc.

**).
[Seite 5]

In der großen südländischen Sammlung, die S. Mai. der
König an das hiesige akademische Museum geschenkt haben,
findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar
[Seite 6] ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten,
und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmer-
lichsten Auswurf des Menschengeschlechts verschrien wird,
nähmlich von den Pesserähs auf dem Feuerlande.

*).
[Seite 6]

Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen von der
höllischen Furie, einem von niemand zuversichtlich gesehenen,
und doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit
Widerhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum
fliegenden Würmchen, was auf Menschen und Vieh herab-
stürzen, und sie durchbohren soll u.s.w., keinen Glauben
beymessen.

*).
[Seite 8]

Joh. Aug. Ephr. Göze Versuch einer Naturgeschichte der
Eingeweidewürmer thierischer Körper, Blankenburg, 1782. 4.

Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.

Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis
expositio
, auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst
der dazu gehörigen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.

J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Eingeweidewürmer.
Bamberg. 1803. 8.

Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorum s. vermium
intestinalium historia naturalis
. Amst. 1808. II. vol. 8. mit
Kupf.

*).
[Seite 9]

S. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümliche Ani-
malität schon alte Griechische Arzte ohne Grund haben bezwei-
feln wollen), die beyden vorzüglich classischen Werke:

Kæmpfer amoenitat. exotic. p. 526.

und Winterbottom on the native Africans in the Neigh-
bourhood of Sierra Leone
. vol. II. p. 82.

*).
[Seite 11]

Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abgerissenen Stü-
cken von Bandwürmern aus ihrem Vorderende wieder ein
neuer Kopf bildet. S. Hrn. Carlisle's treffliche Beobach-
tungen über diese Thiere im II. B. der Transactions of the
Linnean Society
. p. 256.

*).
[Seite 14]

J. F. P. Braun's systematische Beschreibung einiger Egel-
arten. Berl. 1805. 4.

**).
[Seite 14]

P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8.

***).
[Seite 14]

Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch wenig
bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:

Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marinis.
Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr.
Leske
. Ebend. 1776. 4.

Petr. Forskal. icones rerum naturalium, quas in itinere
orientali depingi curavit
. edidit Carst. Niebuhr. Havn.
1776. fol.

Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. Ibid. 1777
sq. fol.

Und L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801.
III. vol. 8.

*).
[Seite 17]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen Und salzigen Was-
sers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 18]

s. des verdienstvollen Weltumseglers Tilesius Monogra-
phie über die Seeblasen in A. J. von Krusenstern Reise um
die Welt
. III. Th. p. 1.

*).
[Seite 20]

J. G. Schneider. Samml. vermischter Abhandl. zur Zoo-
logie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 4. S. 7–134.

**).
[Seite 20]

Die Tinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das
Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.

*).
[Seite 21]

S. Tilesius im Jahrbuche d. N. G. I. S. 166. u. f.

**).
[Seite 21]

Vergl. Mitchill in ALBERS'S Amerikanischen Annalen I.
S. 119. u. f.

*).
[Seite 23]

S. J. Sam. Schröter über den innern Bau der See-
u.a. Schnecken. Frankf. 1783. 4.

**).
[Seite 23]

Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz
andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen Ober-
fläche.

***).
[Seite 23]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach der ge-
meinen sonstigen Behandlungsweise, freylich nicht eben aller-
fruchtbarsten –) Theil der N. G. gehören unter andern:
[Seite 24] Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond.
1685 sq. Fol.

Ed. 2 (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.)
Oxon. 1770. Fol.

Index testarum conchyliorum, quae adservantur in
museo
Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.

Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.

Ed. 3. par. de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schne-
chen etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.

Fr. H. W. Martini systematisches Conchyliencabinett
(fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI.
B. 4.

Jon. a Born testacea musei Caesarei Vindobonensis.
Vindob. 1780. fol.

V. vol. 3.

* * *

Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771.
1. (it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)

C. L. Kaemmerer Cochylien im Cabinette des H. Erbpr.
von Schwarzburg-Rudolstadt
. Rudolst. 1786. 8.

* * *

Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle des mollus-
ques terrestre et fluviatiles de la France
. Par. 1806. 4.

Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different
voyages to the South-Seas
. Lond. 1784. gr. Fol.

* * *

Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque hi-
storia et anatome
. Parmae 1791. II. vol. Fol.

*).
[Seite 25]

S. Tilesius a. a. O. S. 222–419.

*).
[Seite 32]

Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den Euro-
päischen Küsten s. in Beckmanns Vorbereit. zur Waaren-
kunde I. B. S. 93 – 111.

*).
[Seite 33]

Selbst in den härtesten Marmor, wie z.B. das berühmte
immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomne,
[Seite 34] an den drey großen Säulen von Cipollino antico im Serapis-
Tempel zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über
dem Spiegel des benachbarten mittelländischen Meeres rings-
herum von diesen Steindatteln angebohrt sind. S. P. Ant. Paoni
Antichità di Pozzuoli tab. 15.

*).
[Seite 35]

S. Chemnitz Conchylien-Cabinet. IX. B. 1. Abschnitt von
den Linksschnecken.

*).
[Seite 37]

z.B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu sagen
die Larve) von Cypraea tigris.

*).
[Seite 38]

In Bengalen gelten ihrer 2500 ungefähr einen halben Gul-
den, und doch gibts dort Waaren, die man für ein einziges
Kauri auf dem Markte laufen kann S. Rennell's geographi-
cal Illustrations of
M. Park's Journey. p. 86.

*).
[Seite 42]

Vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden. 1786. 4
mit Kupf.

*).
[Seite 43]

Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) ‘„stupendum natu-
rae artificium
“’ und neuere Archäologen halten die schöne
Schnecke für das Urbild der Volute an den Jonischen Säulen.

*).
[Seite 46]

Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 50]

Jac. Theod. Kleind. naturalis dispositio echinodermatum ex
ed.
Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4.

*).
[Seite 51]

J. H. Linkius de stells marinis. Lips. 1733. Fol.

*).
[Seite 52]

Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses
Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon
Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer-
liches erzählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähm-
lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor
steigen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa
gerade über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeres-
fläche herausragender Rücken für eine schwimmende Insel an-
gesehen worden sey u.s.w.

Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden,
kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zu-
gleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben
haben mögen.

Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z.B. einen
neuerlichen Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines sol-
chen Thiers unter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk.
Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p. 52. –)
Manches hingegen auf dicke, niedrig stehende Nebel, derglei-
chen zuweilen selbst von sehr erfahrnen Seeleuten für Küsten etc.
angesehen worden: (einen merkwürdigen Fall der Art s. un vo-
yage de
la Pérouse autour du monde vol. III. p. 10. –) Und
so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod Torse-
sen in s. Groenlandia antiqua p. 160. vom Kraken sagt:
‘„Tracta haec fabula videtur ex insulaaliquando con-
spicua, saepius tamen inconspicua
.“’

*).
[Seite 53]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch
mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.

J. Ellis's natural history of the corallines etc. Lond.
1753. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb.
1767. 4.

Es. natural history of many curious and uncommon zoo-
phytes etc
. – systematically arranged and described by D.
Solander. Lond. 1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreff-
liche Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter
Solander's Nahmen –).

Vital. Donati della storia naturale marina dell' Adria-
tico
. Ven. 1750. 4.

Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi
marini
. Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel.
Nürnb. 1813. 4.

E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb. seit 1788. 4.

[Seite 54] Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Maumont
sur les polypiers de mer. Zelle 1782. 8.

* * *

J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzen-
thiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die
besondern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.

*).
[Seite 54]

Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in Westindien etc.
Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4 Jahren über und über mit
Madreporen u.a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der
sonst so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils von
Corallen eingenommen.

**).
[Seite 54]

Viele vulkanische Inseln der Südsee, auch Westindische, wie
z.B. Barbados, sind wie mit einer Corallen-Rinde überzogen;
und wie furchtbar die zu einer unermeßlichen Höhe aus dem
Boden des Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden können, hat
Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von
ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug er-
fahren.

*).
[Seite 56]

Elis's Gründe für die gegenseitige Meinung s. in den philos.
Transact
. vol. LXVI. P. I. p. 1.

*).
[Seite 58]

Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f.

*).
[Seite 61]

S. Abr. Trembley Mèmoires pour servir à Phist. d'un genre
de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes
. Leid.
1744. 4.

H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.

Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4. (am
III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)

Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Was-
sern um Redensburg. 1754. 4.

*).
[Seite 62]

Pallas elenchus Zoophytor. p.28.

**).
[Seite 62]

S. Götting Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 64]

Auch diese sind also Thiergattungen, die erst lange nach der
ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen
worden. Denn sie finden sich, so viel bekannt, bloß im Essig
und Kleister, und beydes sind späte Kunstproducte des culti-
virten Menschengeschlechts.

*).
[Seite 65]

Schon in den 70ger Jahren des vorigen See. kannte O. Fr.
Müller
auf 400 Gattungen von Infusionsthierchen.

*).
[Seite 66]

Die ungefähr so für die unterste erste Staffel von Vegetation,
wie das dabey befindliche Chaos aquatile für die unterste erste
Staffel von eigenthümlicher Animalität angesehen werden kann.

**).
[Seite 66]

Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch eines
zweypfündigen Karpfen über 253000 Millionen Samenthierchen
halten kann.

*).
[Seite 67]

Extensio minus definita.

*).
[Seite 68]

S. hierüber vorzüglich die beyden Göttingischen Preisschriften,
von Rudolphi (Berlin, 1807. 8.), und Link (Götting 1807,
mit Nachträgen 1809. 8.). So wie auch L. C. T. Trevira-
nus
vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8.
welche Schrift das Accessit erhalten; und von frübern Abhand-
lungen J. J. Bernhardi's Beobachtungen über die Pflan-
zengefäße. Erf. 1805. 8.

* * *

Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Versuchen Pflanzen
mit Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg.
scientiar. Göttingens
. vol. XVI. pag. 100 u. f.

*).
[Seite 69]

S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch die Metamor-
phose der Pflanzen zu erklaren
. Gotha, 1790. 8.

Und besonders über die Identität der Knollen (z.B. der
Kartoffeln und ihrer Stängel Hrn. Obercommiss. Westfeld
in Voigt's neuem Magazin VI. B. S. 371 u. f.

**).
[Seite 69]

Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogelsang, am
Leidner Canal bey Harlem, eine ganze Linden-Allee auf diese
Weise gepflanzt.

*).
[Seite 70]

Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt zu seyn
scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern immer an den Wur-
zeln gewisser anderer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich
durch dieselbe nähren. So z.B. die hydnora africana an der
euphorbia mauritanica u.a. – S. schwed. Abhandl. XXXIX. B.
S. 132.

*).
[Seite 71]

S. Voigts neues Magazin. I. B. 2tes St. 1798. S. 101 u. f.

**).
[Seite 71]

So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina. s. Jo. di.
Loureiro
flora Cochinchinens. T. II. p. 525. ‘„mirabilis hujus
plantae proprietas est, quod ex sylvis domum delata, et in
,
aëre libero suspensa, in multos annos duret, crescat, floreat,
et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia com-
probassem
.“’

*).
[Seite 73]

Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharssinnige Naturfor-
[Seite 74] scher daraus für praktische Landwirthschaft gezogen, s. in Voigts
neuem Magazin a. a. O.

*).
[Seite 74]

J. Ingen-Housz's Experiments upon vegetables. Lond.
1779. 8.

*).
[Seite 75]

s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von der
Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4.

*).
[Seite 76]

Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach
dem Lichte: – In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über
Winter aufbewahrt worden, und der nur oben an einer Seite
ein kleines Lichtloch hatte, war bey dem Ausräumen im Früh-
jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine Kartossel
liegen geblieben, die nun einen Auslaufer getrieben hatte, der
erst 20 Fuß weit auf dem Boden hin, dann an der Wand in
die Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war –
S. die Memoirs of the American Academy of arts and
scienses
zu Boston, Vol. II. P. I. p. 147.

Vergl. auch Hrn. Legat. R. Bertuch's Beobachtungen an
der Indianischen Kresse im allgem. Deutschen Garten-Magaz.
1804. 5. St. S. 226 u. f.

*).
[Seite 77]

Zu den allerauffallendsten Producten des Secretionsgeschäfts
der Gewächse gehört wohl das längst beruhmte, aber erst neu-
erlich recht untersuchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an
den Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die
[Seite 78] sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambusrohrs findet,
und sowohl im äußern Ansehen, und daß sie im Wasser durch-
sichtig wird, als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile,
dem mineralischen Hydrophan oder Wettauge ähnelt. – S.
Dr. Patr. Russel und Jac. L. Macie in den philosoph. Trans-
act
. Vol. LXXX. und LXXXI.

*).
[Seite 78]

Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen; von G
Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8.

*).
[Seite 79]

Fr. Stromeyer histoire vegetabilium geogranhicae speci-
men
. Goett. 1800. 4.

*).
[Seite 83]

Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur
Blüthen zeit und zwar zumahl bey Gewitterregen in Menge ab-
geweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf ste-
henden Wassern, Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur Sage
von ver meinten Schwefelregen Anlaß gegeben.

*).
[Seite 86]

Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflanzen zu hal-
ten, die sich bloß als nackte Fructificationstheile darstellen. S.
Voigts Magazin VIII. V. 4. St. S. 80 u. f.

**).
[Seite 86]

L. Cl. Richard Analyse der Frucht- und des Samenkorns,
übers. mit Zusätzen des Verf. etc. von F. S. Voigt. Leipz.
1811. 8.

***).
[Seite 86]

Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum. Stuttg.
1788 – 91. II. vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner car-
pologia
. Lips. 1805. 4.

†).
[Seite 86]

S. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede zu den
Wasser-Insecten der zweyten Classe.

*).
[Seite 87]

S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter on the
blood, inflammation, and gun-shot wounds.
pag. 237.

*).
[Seite 89]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht. S. 51 u. f.

**).
[Seite 89]

S. Hrn. Staats-Rath Hufeland's Makrobiotik. I. Th.
S. 58 u. f. der dritten Aufl.

*).
[Seite 90]

S. J. R. Forsters Stoff zur künftigen Entwerfung einer
Theorie der Erde. S. 14. – vergl. mit dem voyage de la Pi-
rouse autour du monde. vol. II. p. 81.

*).
[Seite 91]

Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792 durch den großen
Seefahrer, Eptn. Bligh, glücklich nach den Westindischen In-
[Seite 92] seln verpflanzt worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen da-
selbst habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St. S. 110
u. f. einige Nachricht gegeben.

*).
[Seite 92]

Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Afrika eine
schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes
[Seite 93] Getränk daraus. – s. Munoo Park's Travels in the interior
Districts of Afrika.
Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1.

*).
[Seite 93]

S. Mungo Park. a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V.

*).
[Seite 95]

Und hierzu auch nahmentlich für die Küstenbewohner der
nordischen Polarländer das wundersame Treibholz (von
Pappeln, Lärche etc.) ohne welches jene Eisgegenden, wo
kein Baum wächst, ganz unbewohnbar bleiben müßten.

**).
[Seite 95]

Von der vielartigen Benutzung des Bambus rohres bey den
Schinesen s. van Braam voyage de l'Ambassade etc. Philad.
1797. 4. T. I. p. 314 sq.

*).
[Seite 101]

Über diese zum philosophischen Studium der Mineralo-
gie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. Hrn. Prof. de
Lüc's
Lettres sur l'histoire physique de la terre, Par. 1798.
8. die in Voigts Magazin (VIII. und folg. B.) aus der
Französischen Handschrift übersetzt sind, und Hrn. Hofr. Mayer's
Lehrbuch über die physische Astronomie, Theorie der Erde etc.
Gött. 1805. 8.

*).
[Seite 103]

A. G. Werners neue Theorie von der Entstehung der
Gänge. Freyberg 1791. 8.

*).
[Seite 104]

Insgemein: – denn bin und wieder finden sich auch
Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst in Europa auf
den Pyrenäen und manchen Savoyischen und Schweitzer-Alpen)
weit über 1000 Klafter hoch über der Meeresfläche; und anderer
Seits weit niedrigere Urgebirge, wie z. N. unser Brocken auf
dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter über des
Meeres seiner erhoben ist.

*).
[Seite 106]

So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager solcher
calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berech-
nung auf 130 Millionen Cubic-Klaftern halten soll.

**).
[Seite 106]

Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirklicher
Entstehungsort; und Lagerstätte hingegen so viel als
[Seite 107] bloßer Fundort. Beyde müssen in der Mineralogie sorgfäl-
tig von einander unterschieden werden. Denn so ist z.B. von
den gediegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen, die in
sogenannten Steinregen herabgefallen, der Fundort hienieden –
ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde.

*).
[Seite 107]

Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Classification
s. mit mehreren.

J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgslehre. Zweyte
Ausgabe. Weimar 1768. 8.

C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Einthei-
lung der Gebirgsarten 1785. 4.

A. G. Werner's kurze Classification und Beschreibung
der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden 1787. 8.

C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgs-
lehre in A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das
Jahr 1790. S. 163 u. f.

und besonders den orologischen Theil der systematisch-tabella-
rischen Übersicht der Mineralkörper von Leonhard, Merz
und Kopp. Frkf. 1806. Fol.

Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die
Harzgebirge. Hannover 1789. 8. nebst der dazu gehörigen pe-
trographischen Karte des Harzgebirges
, und dem
Cabinet der Harzischen Gebirgsarten.

Ähnliche Sammlungen von Deutschen Gebirgsarten sind
z.B. die Voigtischen, die Charpentierische, und die
des Hrn. Past. Heim zu Gumpelstodt im Meiningischen.

*).
[Seite 108]

Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique, et sur
l'espéce minéralogique.
Par. 1801. 8.

**).
[Seite 108]

Dieses gilt sogar zuweilen von der mechanischen Verbindungs-
art der Fossilien; so daß es in einzelnen Fällen nichts weniger
als leicht ist, die Gränzen zwischen mechanisch-einfachen und
gemeingten Steinarten zu ziehen. So z. E. bey den Über-
gängen des reinsten Basalts von noch so homogen-scheinendem
Korn zum Halbgranit, der aus Hornblende und Feldspath ge-
mengt ist; oder des körnigen Quarzes zu manchem Sand-
stein etc.

*).
[Seite 109]

J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum naturalium
anorganicorum indoles chemicas atque externas
im IIten B.
der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recentior.
1813.

**).
[Seite 109]

Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kennzeichen
der Fossilien. Leipz. 1774. 8.

J. Fr. L. Hausmanu Versuch eines Entwurfs zu einer
Einleitung in die Oryctognosie. Braunschw. 1805. 8.

***).
[Seite 109]

Pesanteur specifique des corps – par M. Brisson. Par. 1787. 4.
Deutsch durch Blumhof. Leipz. 1796. 8.

Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge anführe,
sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers
zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fahrenh.
angenommen. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es des sel.
Hofr. Lichtenberg's Wägung.

*).
[Seite 110]

Die aus Holz geschnittenen Modelle der wichtigsten Krystalli-
sationen, die in der hiesigen Industrie-Schule unter der Auf-
sicht des Mathematicus, Hrn. List, verfertigt werden, sind
nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für
anderthalb Rthlr. zu haben.

Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallo-
graphie par
M. de Romé de l'Isle. 2de Edit. Par. 1783. IV
Bande. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisations-
formen gehalten. Weittiefer ist hingegen H. Hahn in den unten
anzuführenden Werken mittelst der Stereotomie der Fossilien
in das innere Gefüge (Structur) der Krystalle und in die Be-
stimmung der Formen ihrer Kerne oder Grundgostalten und
dieser ihrer Massentheilchen (molécules intégrantes) einge-
drungen.

**).
[Seite 110]

Folglich versteht sich von selbst, daß man nach diesem Begriffe
von wahrem Krystall, nicht etwa die zwar säulenförmigen,
aber nicht so determinirten Gestalten manches Basalts, thon-
artigen Eisensteins, Stangenkohle etc. damit verwechseln dürfe.

Eben so genau müssen auch ursprüngliche Krystalle von
sogenannten After-Krystallen unterschieden werden, da
nähmlich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befind-
lich gewesenen, aber allgemach aufgelösten verwitterten oder
ausgefallenen Krystalls anderer Art eingenommen hat. Es
z.B. die sogenannten krystallisirten Hornsteine von Schnee-
berg etc.

Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfänger auch nicht
überflüssig, daß man nähmlich nicht etwa bloße außere (fremde)
Eindrücke auf ein Fossil für dessen eigene Krystallisation
halte. So z. E. bey manchem Chalcedon.

***).
[Seite 110]

S. Théorie sur la structure des cristaux; par R. J. Hauy
im Journal de physique T. XLIII. p. 103 u. f.

J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Beyträge. Braun-
schweig 1813. 4. – f. auch Dess. Handbuch I. S. 13 u. f.

*).
[Seite 111]

Gust. von Engeström Beschreibung eines mineralogischen
Taschen-Laboratoriums und insbesondere des Nutzens des Löth-
rohrs in der Mineralogie. Mit Anm. von C. E. Weigel.
Zweyte Auflage. Greifsw. 1782. 8.

**).
[Seite 111]

S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B. und er-
sten Heft des III. B. seiner kleinen physikalisch-chemischen Ab-
handlungen; und

J. F. A. Göttling's chemisches Probier-Cabinet zum
Handgebrauche, Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen
Kiste mit Reagentibus etc.

*).
[Seite 117]

Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alkalien, beson-
ders in erhöheter Temperatur – Denn daß sich z.B. selbst
die Kieselerde in Verbindung mit Sode in manchen heißen
Quellen aufgelöst finde, zeigt der an manchen derselben (– zu-
mahl in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende Kiesel-
sinter, von welchem unten die Rede seyn wird, so wie auch
auch Analyse dieser Wasser selbst. s. Black in den Transact.
of the Roy. Soc. of. Eidenburgh
. Vol. III. S. 119. u. f.

**).
[Seite 117]

Terrae characteres vix nisi privativi habentur. Bergman.

*).
[Seite 121]

Diese dentritischen Zeichnungen sind (besonders bey manchen
orientalischen) zuweilen carneol- und onyxfarbig; häufigst schei-
nen sie hingegen vom Braunstein herzurühren; – manche
Isländische enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst
unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das Ansehen vom
Wasserfaden-Moos (Conserven) zu haben scheint.

*).
[Seite 124]

Vom vegetabilischen Hydrophan, s. §. 179. not. *)

*).
[Seite 126]

Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614. ‘„in locis
autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex re-
peritur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis.
Ad
Coblenz, et in inferiore Germania
.“’

*).
[Seite 127]

Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahmgelben
Halbopal werden in Rom nette Cameen gearbeitet.

**).
[Seite 127]

S. B. Hacquets physische und technische Beschreibung der
Flintensteine. Wien, 1792. 8.

*).
[Seite 129]

Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen, von neuern
Schriftstellern oft verkannten und mit andern verwechselten
Steinart gehandelt un Specimen historiae naturalis antiquae
artis operibus illustratae
p. 30. u. f.

*).
[Seite 130]

S. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz. 1794. 8,;
und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's
Archiv für die Naturg. I. B. S. 111.

*).
[Seite 136]

G. Chr. Bernoulli in Voigts neuem Magazin IV. B.
S. 524. tab. 8. fig. *.

*).
[Seite 137]

Aus Afrika ist bis jetzt überhaupt wenig von eigentlich so-
genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich von Hrn.
Baronet Banks einen grobkörnigen Sand erhalten, den der Bo-
taniker W. Braß am Capé Coast auf Guinea gesammelt, und
worin sich besonders eine Menge Körner finden, die dem Hya-
cinth vollkommen gleichen. Außerdem auch unter andern kleine,
dem Spinell ähnelnde Gerölle.

*).
[Seite 141]

Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8, 78 Talkerde und 6,
18 Chromiumkalk.

**).
[Seite 141]

Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke: f. z.B.
im Inventaire des diamants de la couronne etc. imprimé par-
orde de l'Assemblée nationale.
Par. 1791. 8. T. I. p. 200.
n. 4. ‘„Un saphir d'orientcouleur saphir des deux bouts,
et topaze au milieu
.“’

*).
[Seite 142]

S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in den
Philos. Transact. 1798. P. I.

**).
[Seite 142]

Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages de
Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292.

*).
[Seite 143]

Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien
(z. E. in einigen Gegenden von Thüringen der Holzstein) we-
gen des ähnlichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des
Glases, Stahls etc. Smirgel genannt.

**).
[Seite 143]

S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten – zu eigener
nächtlicher Zeitverkürzung, aufgezeichnet von einem Liebhaber
der Immer Gern Specülirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f.
wo der Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste
bestimmte Nachricht vom Ceilanischen Turmalin gibt.

*).
[Seite 145]

S. J. G. Freiesleben über das schiliernde Fossil von der
Baste bey Harzburg. Leipz. 1794. 8.: und J. Fr. L. Haus-
mann
in den Norddeutschen Beyträgen zur Berg- und Hüt-
tenkunde 1. St. S. 1.

*).
[Seite 146]

Von der merkwürdigen Eigenschaft des Russischen Frauen-
glases, das es den Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen
parallel durchgehen läßt, und dem nützlichen Gebrauch den
man folglich davon bey astronomischen Instrumenten machen
kann, s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B. p.
239 u. f.

*).
[Seite 148]

So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy- Granit aus
Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarz-
blattchen und Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das
Fossil, nach bestimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das
Anschen einer cufischen Steinschrift erhält, daher es auch den
Nahmen, pierre graphique, erhalten hat. – s. Voigts
Magazin. VI. B. 4. St. S. 21.

**).
[Seite 148]

Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino (Avan-
turinspath
) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother Feld-
spath, der mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen durch-
mengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Widerscheine opalisirt.

*).
[Seite 150]

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons,
die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten
Gefäße auszeichnen, gehören vorzüglich.

1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken Griechi-
schen und sogenannten Etruskischen Vasen gearbei-
tet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende
Leichtigkeit unterscheiden.

2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estre-
mos
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringi-
renden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus
genossenen Getränk mittheilen.

3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Siebenbürgen die
sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen
Blasen in ihren Wänden verfertigt.

**).
[Seite 150]

Vor auen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom
jüngern Cowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung de
[Seite 151] Kamyschinka in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige
aschgraue Hygrometer-Schiefer, der von der äußerst
scharfsinnigen Anwendung den Nahmen hat, die dieser treff-
liche Chemiker davon gemacht, und in Lichtenberg's Göttin-
gischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401 u. f. genau
beschrieben hat.

*).
[Seite 151]

Denn der officinelle Armenische Bolus ist eine Art Steinmark.

*).
[Seite 152]

Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend feinkör-
niges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine
schärfsten Kanten in einer Hitze, die Eisen schmilzt, unverandert
erhält.

*).
[Seite 156]

Viele dieser Mandelsteine sind zur Zeit, da der sogenannte
Vulcanismus sehr im Schwunge war, für Laven angesehen
worden. So z.B. nahmentlich die vom Kaiserstuhle, einem Ge-
birgszug im Breisgau, die wegen ihrer mancherley Abartung
der Wacke sowohl als der darin eingemengten Fossilien merk-
würdig sind. S. Bar. de Dietrich Descript. des Volcans, de-
couverts en
1774. dans le Brisgau im Xten B. der Mém. pre-
sentés à l'Ac. des sc
. p. 435 u. f. Ich habe mich aber vom
Ungrund ihrer vermeinten Vulcanität durch eine zahlreiche
Suite derselben in meiner Sammlung überzeugt, als worunter
sich auch nicht ein einziges Stück befindet, das man mit Schein
des Rechtens für eine wirkliche Lave ansprechen durfte.

*).
[Seite 157]

So vor allen die unzähligen mächtig großen Basaltsäulen, die
eins der prodigiosesten Phänomene in der Physischen Erdkunde,
nähmlich den Riesendamm (Giant's Causeway) an der Nord-
küste von Irland ausmachen. – Ich besitze von diesem berühm-
testen aller Basalte vier zusammenpassende Glieder, die zu-
sammen auf 400 Pfund wiegen, und wovon ich eine genaue
Zeichnung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Ge-
genstände
tab. 18. geliefert habe. – Immer bleibt die äußerst
regelmäßige Articulation dieser Säulen eines der räthselhafte-
sten und merkwürdigsten Phänomene der Geogenie.

**).
[Seite 157]

Dahin scheinen die mehresten antiken Ägyptischen Basalte
zu gehoren. In manchen Abarten derselben, zumahl unter den
schwarzen, sind die Gemengstoffe noch von einander zu unter-
scheiden, und diese gehen dann in den aus Hornblende und
Feldspath bestehenden Halbgranit über Mehr davon habe
ich in dem Specimen historiae naturalis antique artis operi-
bus illustratae
p. 29. gesagt.

*).
[Seite 159]

So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet. S.
Sr. Will. Hamilton's Campi phlegraei tab. 40. nr. 3.

**).
[Seite 159]

S. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen über vul-
kanische Gegenstände. Frankf. 1792 – 94. III. Th. 8.

*).
[Seite 160]

Unter denen vom Vesuv verdient die feilförmige, spiral-
artig gedrehete vom Atrio di Cavallo und die eyförmigen
Bombe, die zumahl bey der großen Eruption von 1790 ausge-
worfen worden, besondere Erwähnung. Von jener s. die Campi-
phlegraei
tab. 13. und 33, und von dieser das Supplement
dazu tab. 4.

*).
[Seite 163]

S. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Got-
ting
. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des Colleg. R. Reineggs
Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigts Ma-
gazin. IV. B. 3. St. S. 13 u. f.

*).
[Seite 164]

S. Über die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der
Steinschneider. Von C. von Dalberg. Erf. 1800. 8.

**).
[Seite 164]

Wenigstens der Sächsische hält (nach Rose) auch Chromium-
kalk.

*).
[Seite 166]

Das hiesige akademische Museum besitzt in der alten Schlüter-
schen Sammlung zwey kleine Stücke gediegen Eisen von
Johanngeorgenstadt, die unvollkommen ästig, wie an manchen
Stellen das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Olivinähn-
lichen Fossil gemengt sind.

**).
[Seite 166]

Nun und hiermit kommt wieder der Gehalt der so wunder-
haren Aerolithen oder Meteorsteine, nähmlich der
Steinmassen überein, die schon so manchmahl zu ganz ver-
schiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weitgegenden, aber
meist unter gleichen Umständen, bey Explosion eines Meteors,
vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen, welche
man bis jetzt genauer untersucht, sowohl im äußern als in
ihrem Gehalt einander auffallend ähneln, hingegen sich von
allen bekannten tellurischen Fossilien schlechterdings auszeich-
nen. – Von diesen so merkwürdigen Massen s. mit mehrern
den Freyh. von Ende über Massen und Steine die aus dem
Monde auf die Erde gefallen sind.
Braunschweig. 1804. 4
und in Voigts neuem Magazin. II. B. S. 629 u. f. IV. B.
S. 515 u. f. VII. B. S. 233 u. f. VIII. B. S. 3. 7. 133.
178 und 134. u. f. und X. B. S. 220 u. f.

*).
[Seite 167]

Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter den
Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen
gediegenen Kupferschollen.

*).
[Seite 170]

Ein Stück, so ich davon besitze, hat mir Herr Baronet
Banks aus dem Nachlasse des s. l. Dr. König in Trankebar
mitgetheilt, welcher es selbst bey Gale auf Ceilan gebrochen
hatte.

*).
[Seite 171]

Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalkerde nur in den
opaken, nie in den durchsichtigen Boraciten.

**).
[Seite 171]

So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen etc.
ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der
Kalk zu einer Härte verdunden werden, daß er am Stahl
[Seite 172] Funken gibt, S. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin.
T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thierische phos-
phorhaltige Kalk im Schmelz der Zähne).

*).
[Seite 172]

S. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar-
keschen
Ausgabe von 1719.

*).
[Seite 173]

Fr. Stromeyer de Arragonite ejusque differentia a Spathe
calcareo rhomboidali chemica
im II. B. der Commentat. Societ.
Regiae scientiar. Gottingens recentior. 1813.

*).
[Seite 174]

‘„Tales sunt aquae, qualis est natura terrae, per quam fluunt.“’
Plin. XIV. 4.

*).
[Seite 175]

Daher man den steinkörnigen aus den Bagni di San Filippo
im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice)
zum Abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medallions be-
nutzt; s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schrif-
ten der Göttingischen königl, Soc. der Wiss
.
I. Th. S. 94. und Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch. der zeich-
nenden Künste I. B. S. 463.

**).
[Seite 175]

So z.B. in der berühmten piscina mirabule, davon weiter
oben.

*).
[Seite 180]

Zu welchem auch der Nilschlamm gehört.

**).
[Seite 180]

S. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

*).
[Seite 181]

S. Tilesius Jahrbuch der N. G. I. Th. S. 473.

*).
[Seite 182]

S. Voigts Magazin. V. B. 1. St. S. 10 u. s.

**).
[Seite 182]

Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von einer
Bergleiter befindlich, die man beym Aufräumen einer, höch-
stens 100 Jahre lang verlassen gewesenen Grube im Rammels-
berge am Harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und
von einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.

*).
[Seite 183]

Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und Selenit-
Arten aus der Gegend von Paris, die ich vom sel. Girtan-
ner
erhalten, befindet sich Gyps mit ganzen Lagen und Adern
von Hornstein durchzogen, und anderseits Hornstein voll einge-
wachsener Selenitblättchen.

*).
[Seite 187]

Der Strontianit, der oft mit dem Witherit verwechselt wor-
den, unterscheidet sich besonders auch dadurch von demselben,
daß er, nach den Versuchen, die ich damit an warmblütigen
Thieren angestellt, von denselben ohne allen merklichen Nach-
theil genossen wird, da hingegen der Witherit bekanntlich den-
[Seite 188] selben ein tödtliches Gift ist. – Ich habe diese Versuche im
III. B. der medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben. Auch
gibt nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, ein mit der sal-
petersauren Auflösung der Strontianerde getränktes Papier,
wenn es getrocknet und angezündet wird, eine schön purpur-
rothe Flamme, da hingegen die vom Witherit unter gleicher
Umständen gelblichweiß brennt.

*).
[Seite 192]

Vergleiche hiermit Karstens tabellarische übersicht der Ge-
birgsarten, einen vorzüglich lehrreichen Abschnitt seiner oben
angeführten mineralogischen Tabellen.

*).
[Seite 194]

Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus welchem die be-
wundernswurdigsten Denkmahle der alt Ägyptischen Kunst, die
[Seite 195] Obelisken, gehauen worden, von seinem Fundort bey der
Stadt Syene am Nil in Ober-Ägypten erhalten. S. das
Gabinetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238. ‘„I gra-
niti delle nostre guglie Egiziane hanno per base un fel-
spato rossigno con quarzo fragile semitrasparente
, e mica
nero
.“’ – Vollkommen so sind die Proben von rothem antiken
Granit in meiner Sammlung; nahmentlich eine vom Obelisk
des Rameses, und eine von der Säule Kais. Antonin's. – Und
Hr. Prof. Wad, der die echten frischen Bruchstücke, die sich
von den berühmtesten Römischen Obelisken in der Sammlung
des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft, sagt
ausdrücklich: ‘„Ex his speciminibus clare patet Syeniten Pli-
nii
esse granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo,
feldspato, et mica).“’ S. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei
Borgiani
. Velitris 1794. 4. pag. 1 u. f. – Vergl. auch H. Pe-
trini
bey Zoega de origine obeliscorum. Rom. 1797. fol.
p. 648.

*).
[Seite 195]

Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst bewegt wor-
den. – Der große Vaticanische Obelisk, den Fontana aufge-
richtet, hält kaum den dritten Theil; nur 973537 Pfund. –
S. des Grafen Carbury monument élévé à la gloire de
Pierre le grand. Par. 1777. Fol.

*).
[Seite 196]

So nahmentlich, obschon nur in geringer Menge, in einigen
magnetischen Granitfellen am Brocken auf dem Harz, die an ge-
wissen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der ob-
gedachte vom Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Serpen-
tinfels, die Richtung der Magnetnadel invertiren. S. I. Fr. L.
Hausmann im Hannöverischen Magazin 1801. St. 84. u. f.

*).
[Seite 198]

Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz eigene
merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte un-
geachtet die prodigiosesten und vermuthlich ältesten aller bekann-
ten Denkmahle menschlicher Kunst, nähmlich die wunderbaren
mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bey Bombay mit
ihren abenteuerlichen, theils colossalen Idolen nicht erbaut,
sondern in den lebendigen Felsen selbst aus dem Ganzen ge-
hauen sind Die Probe, die ich davon besitze, die mir Chs. Town-
ley
von der berühmten Gruppe in seinem Museum von Al-
terthümern absägen lassen, besteht, so wie andre aus diesem Fel-
sentempel ausgeschlagene Idole, die ich in London gesehen, aus
einer Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisenschus-
sigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger Quarz und noch
weniger Hornblende eingemengt ist. – Mehr davon habe ich in
dem Specimen historiae naturalis archaeologicum p. 28. u. f.
gesagt.

*).
[Seite 199]

En scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens besitze
ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuersteingerölle ver-
steinte Cellularien enthalten.

**).
[Seite 199]

Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgstrecken ist mehr oder
weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmassen von
sehr ungleicher Härte. Die mergelartige allgemach erweichte des
[Seite 200] schräggelegenen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C.
Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1896
verursacht, der das Goldauerthal überschüttete.

*).
[Seite 201]

Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte des 17ten Jahr-
hunderts in Europa. s. Gassendi vit. Peireskii ad a. 1630.
pag. 150.

*).
[Seite 203]

Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestimmung des
Begriffes von Salzen; in Hrn. v. Crells chemischen Anna-
len. 1795: II. B. S. 6. u. f.

*).
[Seite 204]

Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de Luc's geologische
Briefe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37.

*).
[Seite 207]

Der so genannte Atramentstein oder Kupferrauch ist
ein aus fremdartigem, zum Ausfüllen leerer Räume in den
Gruben gebrauchten, zusammengebackenes Gestein, so mit Vi-
triolwasser durchzogen worden, und woraus dann (z.B. in
Goslar) der mehreste Vitriol gesotten wird.

Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der
Alten sey, zeigt Beckmann in den Beyträgen zur Geschich-
te der Erfindungen, II. Th. S. 92.

*).
[Seite 208]

S. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeugung des
Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.

*).
[Seite 209]

Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit einiger ägyptischen
Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1791. im Brit-
tischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. S. philosoph.
Transactions for
1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beytr.
zur Naturgesch
. II. Th. S. 53.

*).
[Seite 212]

Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser-
hell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird,
was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stück-
chen von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was
hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht.

**).
[Seite 212]

In einer überaus instructiven Suite zur Naturgeschichte des
Bernsteins, womit der Herr Graf von Finkenstein-Schön-
burg
meine Sammlung bereichert hat, finden sich unter andern
manche vollkommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini,
Blattae, etc.

**).
[Seite 212]

Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkap-
sel des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die
Güte des Hrn. Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze.

*).
[Seite 213]

Der von Barbados wird als ein bewährtes Heilmittel bey hart-
näckigen Hautkrankheiten und sogar bey krebsartigen Übeln ge-
braucht.

**).
[Seite 213]

Diese Persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten
Jahrhundert von den alten Ägyptischen balsamirten Leichen ge-
braucht, man diese seitdem allgemein Mumien genannt war.

*).
[Seite 214]

Man hat die bituminösen Holzflötze – diese großen für die Geo-
genie so merkwürdigen Denkmahle einer katastrophirten Vor-
welt – für eine Art Treibholz halten wollen, das, so wie
das frische an den Küsten der jetzigen nordischen Erde durch
Strömungen etc. in solche mächtige Lagen zusammengeschwemmt
worden sey. Mir scheint hingegen manches Treibholz, wie z.B.
dasjenige, so hier zu Lande bey Stade angeschwemmt wird,
dessen Risse und Spalten ich oft mit Blan-Eisen-Erde
gefüllt gefunden habe, selbst erst aus Flötzlagen von bituminösem
fossilen Holze losgerissen und an die Küsten getrieben zu seyn.

*).
[Seite 215]

Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht aus ver-
moderten, oder auch nur dicht zusammengefilzten, mit Erd-
harz mehr oder weniger durchzogenen Pflanzen, zumahl von
Moosen und Gräsern; in Gegenden theils auch von Heide-
kraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen Theils von
neuer Entstehung, wodurch denn manche Naturforscher bewo-
gen worden, den Torf überhaupt gar nicht zu den Fossilien zu
zählen. Indeß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von einem
weit höheren (auf Erdrevolutionen zurückführenden) Alter des-
selben zeugen, mancher auch ganz deutlich in Braunkohle über-
geht, so scheint hier doch immer für denselben die passendste Stel-
le in der Naturgeschichte zu bleiben.

**).
[Seite 215]

Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in Pechkohle von
Reigoldswyl im C. Basel durch die Güte des Hrn. Prof. D'An-
none
besitze.

*).
[Seite 216]

S. E. F. Rettberg's Erfahrungen über die Lagerstätte der
Steinkohlen, Braunkohlen und des Torfes. Hannover 1801. 8.;
und I. C. W. Voigt's Versuch einer Geschichte der Steinkoh-
len etc. Weimar 1802. 8.

*).
[Seite 217]

Ich habe bey den Versuchen, die ich über den sogenannten
Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der
Graphit denselben eben so gut als Metalle oder Holzkohle er-
regt, er mag nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder
als Conductor gebraucht werden.

*).
[Seite 218]

Doch besitze ich auch durch die Güte des sel. Baron von Asch,
als eine exotische Seltenheit, ausnehmend feinen Graphit vom
äußersten Ende des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß,
dessen sich die Tschuktschen und andere benachbarte Polarmen-
schen, auch auf der gegenüberliegenden Küste des nordwestli-
chen Amerika, zur Schminke und statt Farbe an ihren Gerä-
then und Kleidungsstücken bedienen.

**).
[Seite 218]

Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beyderley
Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode-
[Seite 219] caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten
in meiner Sammlung, die ich dem berühmten Demantschleifer
emelmann in Amsterdam verdanke, der sie nach den ver-
schiedenen Richtungen geklovt hat.

*).
[Seite 219]

Optice pag. 270. 272. der oben angeführten Ausgabe.

**).
[Seite 219]

S. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in den Götting. gel.
Anzeigen vom J. 1805. S. 1777. u. f.

*).
[Seite 224]

Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert, steigt das specifi-
sche Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf = 23286.

**).
[Seite 224]

So besitze ich z.B. vom Hrn. Dr. Wollaston Platindrahte
von der bewundernswerthen Feinheit von 1/3260, 1/6200, und
sogar 1/8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß
Kupferblech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit
Platina plattirt etc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metal-
le zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen
aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

*).
[Seite 229]

Des festen = 14391 (Gehlens Journ. IV. B. S. 434.)

*).
[Seite 230]

Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus Ver-
nachlässigung des solidern Petrefacten-Studiums entstanden
sind, gehört unter andern, daß manche der neuesten und übri-
gens sehr verdienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
losungen des schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich
sogenannten Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen
gehalten haben.

*).
[Seite 231]

Cämentkupfer. oder gediegen Kupfer von der zweyten
Formation
, heißt das, so aus vitriolischen Kupferwassern
(z.B. bey Neusohn in Ungarn, im Rammelsberge bey Gos-
lar etc.) mittelst des Eisens gefällt wird.

*).
[Seite 236]

S. Dr. Pearson's Remarks on the properties and composi-
tion of the different states of Iron
; in den philosoph. Trans-
[Seite 237] actions v. J. 1795, S. 337 u. f. bey Gelegenheit seiner Un-
tersuchung des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der
Hindus bey Bombay, s. Voigts neues Magazin. I. B. 1. St.
S. 64. u. f. und 2. St. S. 109.

*).
[Seite 237]

Eine Probe von diesem berühmten süd-Amerikanischen Eisen-
block, die ich als eine ausnehmende Seltenheit der Güte des
Hrn. Baronet Banks verdanke, unterscheidet sich von dem
Sibirischen besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich nä-
hernde Farbe.

*).
[Seite 238]

Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepatico ac radiato
auctor.
) im IIIten B. der Commentat. recentior. Societ. Reg.
scientiar. Gottingens.

*).
[Seite 239]

S. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic.
indol. chemicas atque externas
pag. 34.

**).
[Seite 239]

Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de natura
fossilium.
L. V. p. 604.

*).
[Seite 243]

So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewänden von Braun-
spath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die durch
Dr. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. S. Hrn.
Faujas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc.
T. I. p. 124 und Girtanners Darstellung des Darwin-
schen Systems. II. B. S. 324. u. f.

*).
[Seite 245]

Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila, den ich
von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus London erhalten,
übertrifft an ausnehmender Eleganz alles, was ich von noch so
netten Fossilien in dergl. besondern Gestalt gesehen habe.

**).
[Seite 245]

Die berühmten Slickensides in den Derbyshirer Gruben sind
spiegelglatte Saalbandflächen des dasigen dichten Flusses, die
[Seite 246] wie mit einem dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind,
der ans Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen soll.
Beym Brechen desselben entstehen durch Beytritt der atmo-
sphärischen Luft oft gewaltsame, den Arbeitern leicht tödtliche
Explosionen. – S. W. Jones's physiological disquisitions.
Lond. 1781. 4. p. 5. 11 u. f.

*).
[Seite 248]

Doch thut dieß das reine Zinn on Malacca nicht.

**).
[Seite 248]

Seifenwerke (Engl. stream-works) sind eine eigene
Art von Bergbau in Thälern zwischen erzführenden Gangge-
birgen, die theils zu mehreren Lachtern hoch mit abgerissenen
Geschieben und theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge
und ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z.B. die bey Eiden-
stock im Erzgebirge, und die bey St. Austel etc. in Cornwall
sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen s. Charpentier's
mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen
aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143.

*).
[Seite 250]

Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Bley
zusammengeschmolzen, gibt das so genannte rosensche Metall,
das schon im kochenden Wasser schmilzt.

*).
[Seite 253]

Kobalt, vermuthlich aus dem Böhmischen kowalty. Erz-
haltig
. S. Adelungs Wörterbuch.

*).
[Seite 255]

Gediegen ist der Nickel auch, aber nur in geringen Pro-
centen dem oben gedachten gediegenen Eisen beygemischt; und
zwar (nach Howard) dem Sibirischen zu 17, dem Sudamerika-
nischen aber zu 10 pro Cent.

*).
[Seite 258]

S. Götting. gel. Anzeigen 1814. 74. St.

*).
[Seite 268]

Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen archaeolo-
giae telluris etc. Götting.
1803. 4. mit Kupf. und im XV. B. der
Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens.

*).
[Seite 269]

Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un-
verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeach-
tet wessen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolu-
tionen
der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den
Versteinerungen im weitläufigen Sinne gezählt werden müs-
sen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1806 am Ausfluß
der Lena ins Eismeer noch mit Haut und Haar ausgegrabene
Mammut der alten Welt (Elephas primigenius), dessen aus-
gestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der Akad. der
Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist.

*).
[Seite 271]

Der Güte des Hrn. Prof. Stromeyer verdanke ich blau-
lichscharze Ostraciten in bräunlichgrauem splittrigen Flötzkalk, die
am Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern Hö-
he, nähmlich von 8400 Fuß brechen.

*).
[Seite 272]

S. die Umgebungen von Muggendorf; ein Taschenbuch von G.
Aug. Goldfuß. Erlang. 1810. 12.

*).
[Seite 273]

Hr. Obercommiss. Westfeld über die letzte Ausbildung der
obersten Erdrinde der Gegend um Göttingen. s. die hiesigen
gel. Anzeigen 1809. 106. Stück.

*).
[Seite 276]

Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe in
den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.

Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's vermeinter hommo di-
luvii testis
und die Pfoten von Palmatis in bituminösem Mer-
gelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen ange-
sehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat Spallan-
zani's zuversichtliche Behauptung (im III. B. der Memorie della
Società italiana
S. 452 u. f.), daß die zusammengesinterten
Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wimmeln sol-
len, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. – Ich
habe aber durch die Freundschaft des besonders durch seine ge-
lehrten Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-
kins
einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen er-
halten, und nach aller streng osteologischen Prüfung eben so
wenig eine Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als
in den ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen,
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalmatien besitze.

**).
[Seite 276]

Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte fossiler
Knochen, I. St. Leipz. 1795. 8.

*).
[Seite 277]

L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch für Forst-
und Jagdfreunde, für 1800 S. 159 u. f. und J. Weib.
Neergaard
Beyträge zur vergleich. Anatomie. Gött. 1807. 8.
S. 127. u. f.

**).
[Seite 277]

G. Voigts Magazin. V. B. 1. St. S. 16 u. f.

***).
[Seite 277]

(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'elephans et de
rhinoceros qui se trouvent en Allemagne
etc. I–III. St.
Darmst. 1783. u. f. 4.: und Hr. Staatsrath Cüvier in dem
angeführten classischen Werke.

†).
[Seite 277]

Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens. T. II.
pag. 215–280. und Cuvier a. a. O. – s. Voigts neues
Magazin. XII. B. S. 97 u. f.

††).
[Seite 277]

S. Hrn. Hofr. Voigt in seinem Magazin. III. B. 4. St. S.
2 u. f.

*).
[Seite 278]

Rembr. Peale's. Account of the Skeleton of the Mam-
moth
Lond. 1802. 4. Cuvier. a. a. und A. C. Bonn in den
natuurlyke Verhandel. der Maatsch. der Wetensch. te Haar-
lem.
IV. B. 2. St.

**).
[Seite 278]

D. Jos. Garrica Descripcion del Esqueleto de un quadrupe-
do muy corpulento y raro
. Madr. 1796. 4. und Cuvier. a. a. O.

***).
[Seite 278]

Hr. Cuvier a. a. O.

†).
[Seite 278]

In den Denkschriften der königl. Akad. der Wissensch. zu
München, für die Jahre 1811 und 1812. S. 89. tab. 5.

††).
[Seite 278]

S. Hrn. Geh. Assist. Rath von Hoff in s. Magaz. über die ge-
sammte Mineralogie. I. B. S. 283. und Hrn. Cüvier a. a. O.

*).
[Seite 279]

Andreä a. a. O. tab. 15. fig. 6.

**).
[Seite 279]

S. Hrn. Hofr. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 1.

***).
[Seite 279]

B. FaujasSt.Fond histoire naturellende de la Montagne de
St. Pierre de Maestricht. Par. an. VII. 4.

*).
[Seite 280]

Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19.

**).
[Seite 280]

S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the
Royal Irish Academy
. Vol. V. 1794. p. 281.

*).
[Seite 281]

Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 5.

*).
[Seite 282]

Vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur la Géogra-
phie mineralogique des Environs de Paris
. 1811. 4.

**).
[Seite 282]

Eben daselbst. tab. 1. fig. 1.

***).
[Seite 282]

Eine Art des Vorkommens, das der gelehrte Mineraloge
Guettard bey fossillen Conchylien ganz bezweifelte. s. Mém.
de l'Acad. des scienc. de Paris
v. J. 1759. S. 204. 206.

†).
[Seite 282]

In dem eben angeführten Specimen tab. 1. fig. 4.

*).
[Seite 283]

S. de Saussure voyages dans les Alpes. vol. I. tab. 2. fig. 5. 6.

**).
[Seite 283]

de Saussure l. c. fig. 1–4.

***).
[Seite 283]

S. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Er-
de und des Menschen. I. B. S. 262. u. f.

†).
[Seite 283]

S. Dess. neue in der N. G. Nieder-Deuschlands gemach-
ten Entdeckungen. Franks 1708. 8. tab. 1.

††).
[Seite 283]

C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B. S. 135 u. f.

*).
[Seite 284]

S. Wiedemanns Archiv für Zoologie etc. IV. B. S. 1. tab.
1. und Karsten im Magaz. der Berlin. naturforsch. Gesellsch.
3ter Jahrg. 1tes Quart. S. 95.

**).
[Seite 284]

Brander. l. e. tab. 2. fig. 37. 38.

*).
[Seite 285]

S. Voigts Magazin. V. Bd. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2.

**).
[Seite 285]

Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8.

***).
[Seite 285]

S. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 263 u. f.

†).
[Seite 285]

Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis
prodromus
. Hamb. 1719. 4.

Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett. 1784. 4.
Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.

*).
[Seite 286]

Act. acad. Palatina. T. III. P. phys. – Die Platte voller Medu-
senpalmen, die in dem Walchischen Petrefactenwerke. T. I. tab. 11.
b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.

**).
[Seite 286]

Specimen archaeologiae telluris tab. 3. fig. 12.

*).
[Seite 288]

Jam. Parkinson's organic Remains of a former world. T. I.
Lond. 1804. 4.

**).
[Seite 288]

J. Jac. Scheuchzer herbarium diluvianum. Lugd. Batav.
1723. Fol.

E. F. von Schlotheim Beschreibung merkwürdiger
Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen 1ste Abthl. Gotha.
1804. 4.

*).
[Seite 289]

Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das auf der
Grube Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 Lach-
ter Teufe gebrochen und sich jetzt in meiner Sammlung befin-
det, s. das Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben
von dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge.
S. 41 u. f.

**).
[Seite 289]

Hr. Faujas St. Fond im Journal des mines 1797. an V.
Trimestr. 4. tab. 25.

*).
[Seite 291]

Diejenigen Wörter, welche mit einem * bezeichnet
sind, befinden sich in der zweyten Abtheilung.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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