So gebe ich denn die zwölfte rechtmäßige Auflage die-
ses Handbuchs ans Licht, das, mehrere Nachdrücke des-
selben ungerechnet, auch in mancherlei Sprachen (– ins
Englische, Französische, Italienische, Holländische, Dä-
nische und Russische –) übersetzt worden, kurz, wie man
spricht, sein Publikum gefunden hat.
Es bedarf dabei nicht erst der Versicherung, daß
diese abermalige Ausgabe mit ganz bedeutendem Zu-
wachs und Berichtigungen ausgestattet worden, wovon
ich namentlich im mineralogischen Theile Vieles der Gü-
te meiner theuren Freunde und Collegen, der Hofräthe
Stromeyer und Hausmann verdanke.
Nachstehendes aus der Vorrede zu den vorigen Aus-
gaben mag auch in dieser seine Stelle finden.
Ich habe eben in jenen mineralogischen Abschnitten,
so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den dar-
unter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn, daß
man in der Mineralogie die Fossilien in genera und
species eintheilt, und die genera auf deutsch Ge-
schlechter, so wie die species Gattungen nennt,
darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und phi-
losophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stim-
me. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich
also in einem Theile des Buchs die Benennungen von
Geschlecht und Gattung in diesem von jeher angenomme-
nen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern
Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für ge-
nus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von
[Seite IV] gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik beliebt ist.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese
Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen
zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich,
was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch
‘„quem penes arbitrium est, et jus, et
norma loquendi“’
bei andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß
es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern
gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. – Genug indeß,
daß so viele philosophische Naturforscher und die größten
unserer naturkundigen Philosophen das verba valent si-
cut numi besser befolgt, und sich also durch diese son-
derbare Umstempelung nicht irre führen lassen. – Und
warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim
Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, da-
für habe ich folgende Gründe:
1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun-
dige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß,
der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen –)
was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:
‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge:"’
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes
Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus
des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Ue-
bersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf
Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaftli-
chen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.
2. Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß
hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte
sich gatten, abstammt; und da nun im freien Na-
turzustande wohl nur die Thiere von einer species sich
mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von
selbst, daß das Wort species, in dem Sinne, wovon
hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort
passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt
werden konnte, als durch Gattung.
3. Daß aber die Homonymie des deutschen Wortes
Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet,
zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig
im Ernst zu befürchten, als bei dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Knabenjahren in der Gra-
matik beim Unterschied der Worte generis masculini
oder feminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4. Und wenn aber auch obbesagter Reformator im
Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er
immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eige-
ner Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts
vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die
Landessprache – d.h. den bestimmten einmal festgesetz-
ten Sinn der deutschen Worte – (da man z.B. Men-
schen geschlecht etc. sagt, so gut wie genus humanum)
zu verkehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bei
einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim-
me der Welt vorzulegen, darf niemand gewehrt
seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die
Sprache gehört der Nation, und mit
dieser darf man nicht umspringen,
wie man will.“’
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Na-
tion gehörige Eigenthum, habe ich auch bei den deut-
schen Namen der Naturalien beobachtet, und mich daher
immer der allgemein angenommenen und allgemein ver-
[Seite VI] ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer ein-
zelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z.B. nicht
das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern
das allgemein angenommene Molch; eben so nicht das
im Erzgebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das
längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende
und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u.s.w.
Anders ist der Fall mit den in der Naturbeschrei-
bung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung
der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfun-
denen Kunst- und Trivial- Namen. So billig und
vernünftig es freilich ist, auch hierin so viel als möglich
die einmal ziemlich allgemein angenommenen Benennun-
gen beizubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo
es noch billiger und vernünftiger ist, einen vorher ge-
wählten Namen, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch
habe ich mich dieser an sich erlaubten, aber auch heut zu
Tage so oft gemißbrauchten und dann das Studium der
Naturgeschichte so äußerst erschwerenden Freiheit nur in
sehr wenigen Fällen, wo es mir unvermeidlich schien,
bedient. So habe ich z.B. den Panzerthieren oder Ar-
madillen ihren einheimischen, allgemein bekannten und
längst von classischen Zoologen angenommenen Namen,
Tatu, restituirt; da man sonst diesen fast haarlosen
Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Namen,
Rauchfuß, Dasypus, beigelegt hatte, womit die al-
ten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur,
das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben.
– Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen
neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimischen Na-
men (Punammustein), unter welchem er zuerst von
unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden,
als die ihm neuerlich beigelegte Benennung Beilstein,
da ich im hiesigen akademischen Museum, so wie in den
in London befindlichen großen Sammlungen von südlän-
dischen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von
Hacken und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer
[Seite VII] aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein
daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so
habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafen-
den Säugethieren das Blut aussaugt: da hingegen Lin-
né diesen Namen dem fliegenden Hund beigelegt hatte,
der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat,
sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen
der Art habe ich dennoch beibehalten, um ja nicht die
Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth,
zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien
hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein
geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe
ich z.B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so Manacanit*) und nicht
Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner er-
sten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Na-
men vorausgesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe
vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständ-
lichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benen-
nungen die bekanntesten und selbst großen Theils in an-
dere Sprachen aufgenommen.
Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich
in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen
Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte
dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein
verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denen
[Seite VIII] aber die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes
Vaterland haben, wie der Boracit etc. unzureichend ge-
wesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände, die in der Verlagshandlung dieses Hand-
buchs heftweise herauskommen, (– und von welchen
schon mehrere Hefte [namentlich I. II. V. VI.] in neuen
verbesserten Auflagen erschienen sind –) beziehen sich
auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihm zu
einer zweckmäßigen Erläuterung.
Göttingen,
im Januar 1831.
J. F. Blumenbach.
Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde finden, zeigen
sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus
der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich
selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so,
wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absichten,
oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umge-
schaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Einthei-
lung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst
verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegen-
stand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu
den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine we-
sentliche Veränderung durch Menschen erlitten
haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der
Mensch*) absichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen und
vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bei so verschie-
dentlicher Rücksicht und Modification, nicht anders als relativ
seyn können, bedarf wohl keiner Erinnerung. – Denn so könnte
man ein Maulthier, oder einen Caraiben mit seinem durch die
Kunst gemodelten Schedel und dergl. mehr, aus gewisser Rück-
sicht auch zu den Artefacten nehmen.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunstproducten
so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind.
Daher z.B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug
in der piscina mirabile bei Bajá ein von selbst aus dem Wasser
abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich
aufgetragener künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. An-
zeigen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürlichen Körper zeigen, 1) in Rücksicht ih-
rer Entstehung, 2) ihres Wachsthums, und 3) ihrer
Structur, eine doppelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von andern natürlichen
Körpern derselben Gestalt und Art hervorgebracht; so daß ihre
Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schö-
pfung*) hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt,
denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als
Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Be-
standtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus,
und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wech-
sel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, in-
tus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine be-
sondere Structur bei dieser Art von natürlichen Körpern vor-
aus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nah-
rungsmittel zu sich nehmen und umwandeln und mit der Zeit
andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen, man-
cherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung
entsprechende, deßhalb mit den so genannten Lebenskräften ver-
sehene, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver-
bundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Kör-
per haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimila-
tion jener Alimente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u.
s. w. nothwendig sind.
Dies Alles fehlt bei den natürlichen Körpern der andern
Art, nähmlich der Mineralien. Beides, sowohl ihre Ent-
[Seite 3] stehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs-
thum nennen darf), wird keinesweges durch Ernährung, son-
dern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (me-
chanischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung oder An-
satz homogener Theile von außen (aggregatio, juxta po-
sitio) bewirkt; folglich ist bei ihnen weder ursprüngliche Orga-
nisation noch Lebenskraft zu erwarten*).
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene
hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper
selbst, besonders in der Art, wie sie ihre Nahrungsmittel zu
sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr einfachen Nahrungs-
saft, vorzüglich mittelst zahlreicher Fasern, die sich am untern
Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkührliche Be-
wegung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache Hauptöffnung
am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem
geräumigen Schlauche führt, wohin sie, vom innern Gefühle
des Hungers getrieben, ihre Alimente, die von sehr verschiede-
ner Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern
(locomotivitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der
Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B.
die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern kön-
nen zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufenthalt verändern, bald
zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers
steigen u.s.w. Und anderseits gibt es ganze Geschlechter von
Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen etc. die
ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder ver-
lassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natürlichen Körper in
organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten
wieder unter einander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich ge-
bracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die
Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte
[Seite 4] Körper, die sich ihre sehr vielartige Nahrung mittelst willkür-
licher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den
Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Kör-
per, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nah-
rungssaft ohne willkürliche Bewegung mittelst der Wurzeln
einsaugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorgani-
sirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den physischen
(mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäu
fung, Bildungskraft etc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neu-
erlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten
und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimm-
ten Gränzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andere hingegen haben die beliebten Metaphern von Stu-
fenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt
keine bestimmbaren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u.
s. w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht
vergessen, was so oft bey Gegenständen der Erfahrung der Fall
ist, daß man sie weit leichter für das, was sie sind, richtig an-
erkennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unter-
scheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann*) – So
sagte z.B. Linné: ‘„nullum characterem hactenus eruere
potui, unde Homo a Simia internoscatur.“’ Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität
angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so
menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt
von allen andern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber
auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in
praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa
zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus
noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und uner-
wartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die
dessen ungeachtet unverkennbare Verschiedenheit zwischen diesen
Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z.B. die Thiere sehr
natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so na-
türlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insec-
ten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen
in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa
ein Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es unter den
[Seite 5] Mollusken Geschlechter, wie z.B. die Sepien, die sich von den
übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen man-
che auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber Nie-
mand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen
diesen beiden Classen aufgehoben werden. – Und eben so wenig
wird Jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier- und
Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an
gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren be-
merkt hat. Von der Art sind z.B. die sonderbaren Bewegun-
gen mancher Mimosenarten, und des hedysarum gyrans etc.,
die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht ein-
mahl in den oben angegebenen Charakter der Animalität eingrei-
fen. So wenig als hinwiderum diejenigen Aehnlichkeiten, so die
Arm-Polypen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten
Charakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Po-
lypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom
Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung in
den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis
jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Einwendung ge-
gen die Naturreiche etc., die sich auf die so gepriesene Metapher
von Stufenfolge der Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz etc.
in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der
Naturgeschichte in sofern ihren unverkennbaren Nutzen zum regu-
lativen Gebrauch, als sie den Grund eines sogenannten natür-
lichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ih-
ren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Total-
habitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft
untereinander zusammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinenden Physico-
theologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung
hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang
derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich
ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in
Rücksicht ihrer äußern Form so fein stufenweise auf ein-
ander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwach-
heit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bei ernsterer
Prüfung sich selbst widerlegte*).
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig an-
gelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der
Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin
einerseits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in
Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl
unter den Insecten und Gewürmern, aber auch im Pflanzenrei-
che) zusammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt ste-
hen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten, ganz eigenen Bildung
nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur ir-
gendwo eingeschoben und untergebracht werden können (wie z.B.
[Seite 6] die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachten Se-
pien u.a.m.). – Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen,
wie z.B. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine
so durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich
in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und
nach dieser so sehr verschiedenen Sexualform beiden auf weit von
einander entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen
müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offen-
bar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen
ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den organi-
sirten Körpern und den Mineralien u.s.w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen
von Kette und Natur u. dergl. gerathen müssen, so ganz grund-
los ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Phy-
sicotheologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier ge-
brachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst
stocken sollte u.s.w. – So gut einzelne Gattungen von Thieren
aus ganzen großen Inseln, z.B. die Wölfe aus Großbritannien
vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nun-
mehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren
haben sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen Welttheilen
und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allem
Anschein nach mit manchen, z.B. mit dem Dudu wirklich ge-
schehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch
in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang
der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.
Im allgemeinen werden die organisirten Körper (§. 2.) von
ihres Gleichen*) erzeugt, dann durch eigene Kraft lebens-
lang ernährt, und dadurch ihre Selbsterhaltung und Wachs-
thum, und wenn sie zu ihrer Reise gelangt, auch ihre Fort-
pflanzungsfähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden sie eben durch die
Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben
verbundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch
diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit
für reitzende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewegungsvermögen,
ohne welches beides, weder Ernährung noch Wachsthum, noch
wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßigen Erhal-
tung des Ganzen, und umgekehrt**), denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklä-
ren, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolu-
tions-Hypothese bequem gefunden, und gemeint, es werde
gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze
erzeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung
als völlig präformirte Keime***) bei ihren Aeltern und
[Seite 9] Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen
steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und
würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch
die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. – Eine Mei-
nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf-
wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstal-
ten*), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung
der natürlichen [physischen]**) Kräfte, und durch die un-
übersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten
und allereifrigsten Verfechter der Evolutionshypothese,
sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen,
und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen-
den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an-
getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich
nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den
Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.
Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem
Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren
männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die-
sen verschiedenen Vätern ähneln; – zweyerlei Men-
schenrassen, z.B. Neger und Weiße, zeugen mit einander
nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn
nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von
Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastar-
de, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen
Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu
Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,
[Seite 10] außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bil-
dende Kraft zu, daß er den bei der Mutter präformirt gele-
genen Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzufor-
men vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerlei Kraft im männlichen
Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende. –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Generationen hin-
durch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeugung endlich die
Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere
umwandeln. So hat man z.B. aus der künstlichen Befruchtung
der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes
von eine andern, Samen gezogen, welcher fecundable Ba-
stardpflanzen gegeben; d.h. die sich zur Blüthezeit abermahls
mit männlichen Staub von jener andern Gattung befruchten las-
sen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Genera-
tion hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation
hielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm-
Aeltern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zwey-
ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väterlichen, als der
mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch
fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wiederholt
worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüng-
liche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und
in die väterliche umgewandelt worden. (– s. Kölreu-
ter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Geschlecht
der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der
Ueberschrift: ‘„Gänzlich vollbrachte Verwandlung Ei-
ner natürlichen Pflanzengattung in die ande-
re.“’ –)
Da hat denn folglich alle Präformation des seit Erschaffung
der Welt conservirten mütterlichen Keims am Ende zu nichts ge-
holfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stof-
fes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine
erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich
weichen müssen.
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntniß-
vermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Naturfor-
schung*) weit angemessener, wenn man die Entstehung der
neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche
Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten,
aber unter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren,
Zeugungsstoffes erklärt.
Nur kommt es bei der vielfachen Vorstellungsart, die man
sich von einer solchen allmählichen Bildung machen kann und ge-
[Seite 11] macht hat*), darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem
Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen,
die uns die Beobachtung bei Entstehung derselben lehrt, am un-
gezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reife, vor-
her zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Ael-
tern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Um-
ständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann für eine
in demselben nun zweckmäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich
den Bildungstrieb (nisus formativus), zuerst empfäng-
lich wird; – für einen Trieb, der sich von aller bloß mecha-
nischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Rei-
che Krystallisationen**) und dergl. hervorbringt] dadurch aus-
zeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be-
stimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielar-
tig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so mannichfaltig
aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu for-
men vermag – und so [– durch die Verbindung des mecha-
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe***)
–] zuerst bei der Empfängniß die allmähliche Ausbildung;
[Seite 12] dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen
Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch
Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung
derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen organisirten Kör-
per ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer
ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur
verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßi-
ger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden
können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen,
wie z.B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis,
Caeramium caespitosum Roth.) die sich in den ersten Früh-
lingstagen fortpflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49.)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des
Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag
fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung
überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die
Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit
dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unter-
scheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Er-
fahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die
Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte
für uns hier nieden im eigentlichen Wortverstande qualitas oc-
culta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erfor-
schen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück
zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bil-
dungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisir-
baren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten
Körpern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch
ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung
auszeichnen.
Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl
als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig
[Seite 13] modificirte Lebenskraft auf mancherlei Weise von seiner eigent-
lichen bestimmten Richtung abweichen*).
So entstehen dann (– der bloß krankhaften, nicht
ins Gebiet der Naturgeschichte gehörigen, Abweichungen zu
geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen des-
selben ganz widernatürliche**) Formen der organisirten Kör-
per, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-Charakter, der
sonst in den beiden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder
weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden
ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwei Geschöpfe ganz verschiedener Gat-
tung (zweierlei Species) einander befruchten, die Ba-
starde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancherlei Ursachen der
allmählichen Ausartung, die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen
Sprachgebrauche, eine widernatürliche, angebohrne, leicht in
die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer
Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können,
so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zu-
rückbringen***);
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung einzelner Glieder.
Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzel-
ner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen
(– nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebenen Sinne.
Oft hat man hingegen bei Leichenöffnungen wohlgebildeter
Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter
Lage gefunden –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per
defectum. Unter diesen die lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Monstra per
excessum. Die gemeinsten (– selbst nicht selten unter
wilden Thieren, z.B. Hasen –); theils gar erblich, wie
z.B. in den sechsfingrigen Familien, und bei Hühnern mit
fünf oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten
beweiset, daß auch selbst diese Abweichungen des Bildungstriebes
dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung
und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in
ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten
unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen
hingegen fast unerhört sind), auch daß sie in manchen Jahren
ungewöhnlich häufig fallen, sich mit der Lehre der Evolutionisten,
daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten
Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt ge-
legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche
einzelne Individua von organisirten Körpern, bei welchem wi-
dernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen
Sexual-Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst,
in den männlichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, ge-
trennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen
unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem Rindvieh,
Schafen und Ziegen, aber im Menschengeschlechte sind sie noch
unerwiesen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Abweichung des
Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körper-
liche Functionen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte
eigen seyn sollten, sich bei Individuis des andern äußern.
Wenn z.B. Hirschkühe und Reh-Geißen Geweihe aufsetzen;
oder Fasan- und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren
männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere
männliche Säugethiere Milch geben*) u.s.w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß
des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und
schön gebildeter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder
[Seite 15] weniger vom Totalhabitus des andern; z.B. weibliche Weich-
lichkeit in der Totalform des männlichen*).
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem
männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so ent-
stehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderlei
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist**). Da aber
von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, be-
sonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schö-
pfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt,
so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens,
wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freien
Natur-Zustande meines Wissens niemals eine Paarung und
Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt worden;
zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfrucht-
bar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei-
ter fortzuflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Aus-
nahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänflingen
und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den Pflan-
zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung ver-
schiedener Gattungen Bastarde hervorgebracht werden können,
die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben Seite 10. –).
Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba-
starden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder
Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar
von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Wider-
legung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freien
Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben
derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allerna-
türlichsten durch Gattung übersetzt wird (– davon mit mehren
in der Vorrede –).
Rassen und Spielarten (varietates) sind diejeni-
gen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung
[Seite 16] der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch
die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinne ein solcher durch
Degeneration entstandener Charakter, der durch die Fortpflan-
zung unausbleiblich und nothwendig forterbt, wie z.B. wenn
Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen
Indianern Mestissen zeugen: welches hingegen bei den Spiel-
arten keine nothwendige Folge ist; wie z.B. wenn blau-
äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*).
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehlichen Reihen
von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu
bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene
Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent-
scheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwend-
bare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da
hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen
haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommenschaft
zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohne-
hin bei allen den Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne
Paarung fortpflanzen (– s. unten §. 20. –), so findet sie
auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher Schwie-
rigkeiten nicht Statt, wie z.B. bei Entscheidung der Frage, ob
der asiatische und der afrikanische Elephant zu einerlei Species
gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt
hat, wie z. E. bei der Vermischung von Pferd und Esel, fragt
sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene
Erfolg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die
Maulthiere steril, und nur in äußerst seltenen Fällen hat man
sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen
wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd
und Esel für Thiere derselben Species halten, ungeachtet sie in
ihrem ganzen Körperbau – zumahl im Innern (und namentlich
in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimm-
werkzeuge), wenigstens eben so specifisch von einander differiren
als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür,
sie als zwey ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen. Und
eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß halte ich auch die ge-
dachten beiderlei Elephanten für ganz verschiedene Gattungen,
weil ihr Gebiß, äußeres Ohr etc. eine so constante auffallende
Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der De-
generation gedenken läßt.
Zu den mancherlei Ursachen der Ausartung gehören vor-
züglichst der Einfluß des Himmelstrichs, der Nahrung, und bei
Menschen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachsthum der orga-
nisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lapplän-
der etc., so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein,
untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thie-
ren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer
von Natur von weißer Haut etc., so wie viele warmblütige
Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Fe-
dern, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben
u.s.w. – Dagegen tragen die Creolen (d.h. die in Ost-
und West-Indien von europäischen Aeltern gebohrenen Weißen)
meist das unverkennbare Gepräge ihrer südlichen Heimath
an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nah-
rungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Con-
stitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon
sehen wir an unsern Hausthieren*), an unserem Getreide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. – am aller-
auffallendsten aber bei den Verschiedenheiten im Menschen-Ge-
schlechte selbst, die augenscheinlichsten Beispiele.
Diese mancherlei Ursachen der Degeneration können nun
aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder un-
terstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender
machen, oder aber auch wieder gewisser Maaßen einander auf-
heben u.s.w.; daher man in dieser Untersuchung bei der An-
wendung auf einzelne Fälle nie zu einseitig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche,
wie im Innern von Sumatra etc. Hingegen bringt Sibirien
gar viele Gewächse der wärmern Gegenden hervor, die in weit
südlichern Ländern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die eigenthümliche Wirkung, die einige
Climate auf die organisirten Körper, zumahl des Thierreichs,
äußern. So, daß z.B. in Syrien die Katzen, Kaninchen,
Ziegen etc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf
Corsica die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind; auf
Guinea Menschen, Hunde und Hühner zu Negern in ihrer Art
werden u.s.w.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf ver-
schiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nah-
rung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes
am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin-
gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre
Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen
und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch
unzählige Gefäßchen, fast wie bei den Pflanzen durch Wurzeln,
eingesogen und dem übrigen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch
einen bewundrungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten
Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet;
und bei den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie
die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andere Wege als Un-
rath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Fol-
ge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte
Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pinifolia oder Arau-
caria excelsa), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem
Baobab (Adansonia digitata) etc., auch von einigen andern
Gewächsen, z.B. vom Rotang (Calamus rotang) und so
auch von manchen Thieren, wie z.B. von vielen Gattungen
der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen
Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in
ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre
Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigen-
schaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres
Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewundernswerthe
Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere
und die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper ver-
letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung über-
haupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen
aus der Hand des Schöpfers bei weitem über die größten
Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre
Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern
und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt
würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hin-
[Seite 19] gegen der Schöpfer jedem Thiere und jeder Pflanze – nur in
verschiedenem Maaße – beigelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten
gewisse Theile ihres Körpers von freien Stücken, die ihnen
nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlan-
gen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern
der Gewächse u.s.w. gehört. Man könnte dies die gewöhn-
liche Reproduction nennen.
Die andere hingegen ist die außerordentliche, von
der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten
Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. ge-
heilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile
wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zunächst ver-
wandten Thiere besitzen eine freilich sehr eingeschränkte Repro-
ductionskraft: die hingegen bei vielen kaltblütigen Thieren,
besonders bei den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken,
Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-
Polypen etc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkom-
menheit ist.
Anm. Vor mehreren Jahren habe ich einem Wassermolch der
größern Art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus auf-
bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte
auslaufen lassen und dann ⅘ der ausgeleerten Häute rein aus-
geschnitten; – und doch hat sich binnen zehn Monaten ein voll-
kommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern,
Crystall-Linse etc. reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern
gesunden Auge auszeichnet, daß er nur erst ungefähr halb so
groß ist, (s. – Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernährung und
Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann
auch das Fortpflanzungsvermögen (§. 5.), das aber
auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt
nämlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande,
sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer
zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organi-
sirte Körper ihrer Art hervorbringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten in diesen
beiderlei Hauptweisen der Fortpflanzung lassen sich doch füglich
unter folgende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise,
ohne vorhergegangene Befruchtung: entweder durch Theilung,
[Seite 20] wie manche Infusions-Thierchen*) und Blumen-Polypen**);
oder wie bei der Brunnen-Conferve so, daß das alte faden-
artige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen
anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen
Faden ausgetrieben und umgebildet wird (– Abbild. nat.
hist. Gegenst. tab. 49. –); oder durch Sprossen, wie
die Arm-Polypen und viele Gewächse u.s.w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflan-
zen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderlei Geschlechts-
theile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist,
die bei sich habenden weiblichen Eierchen mit männlichem Sa-
men – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samen-
körner mit männlichem Blumenstaub – befruchten, ehe sich
ein Junges daraus bilden kann. Dies ist der Fall bei den
mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bei
manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bei den Hermaphroditen
der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß
keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern nur
immer ihrer zweye sich zusammen paaren und wechselseitig
einander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese
sonderbare Einrichtung findet sich nur bei wenigen Thieren;
beim Regenwurm, bei manchen Land-Schnecken***) etc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten Individuis, von de-
nen das eine die weiblichen Theile oder Eier, das andere den
männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige
und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie
die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eier selbst von sich,
in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet.
Dies sind die eierlegenden Thiere (ovipara). Bei andern
aber wird dies Ei so lange in der Bärmutter zurück behalten,
bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von
seinen Hüllen befreit zur Welt kommen kann; lebendig ge-
bärende Thiere (vivipara).
Anm. Quae actu animal pariunt, vivipara dicuntur; quae
potentia, ovipara. Harvey.
Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen Eierlegen und
lebendig gebären sei, erweisen die Beispiele der Blattläuse und
Federbusch-Polypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und man-
cher Schlangen, die zwar Eier legen, in welchen aber schon das
ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man
mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in de-
ren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen
liegt, wie z.B. bei den sogenannten ägyptischen Bohnen von der
Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Bestimmungen ihres
Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ih-
nen, und sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel,
das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat,
sondern tausenderlei Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist
lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z.B., daß
von 1000 in Europa gebohrnen Menschen nur ungefähr 78 für
Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Cro-
codilen, Riesenschlangen etc. erreicht vielleicht nicht das tausend-
ste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere
und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder
Verbrennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe
allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre
Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher
Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere
ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige
Ausnahmen mancher so genannten Infusionsthierchen etc.) den
Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen
sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflan-
zen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und
Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst
mannigfaltig, und wird beinahe ohne Ausnahme aus den
organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch
die peinlichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will-
kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre
Selbsterhaltung zu bewirken.
Bei den insgemein so genannten vollkommneren Thie-
ren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute,
das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in
die übrigen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Dieses eigent-
lich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht sei-
ner Wärme bei den verschiedenen Classen dieser rothblütigen
Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bei den einen (nähmlich
bei den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Tem-
peratur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie
kaltblütig genannt werden. Bei den andern aber, die deß-
halb warmblütig heißen (den Säugethieren und Vögeln),
zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wär-
me von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der
Saft hingegen, welcher bei den so genannten weißblütigen
Thieren die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich beson-
ders durch den Mangel der rothen Kügelchen von jenem eigent-
lich so genannten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt
oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit
frischen Portionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes (–
des so genannten Sauerstoffs –) aus der atmosphärischen Luft
oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche
Portionen eines andern Stoffes (– des Kohlenstoffes –) aus
dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen le-
benswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium
dient vorzüglichst das Athemholen; welches die rothblütigen
Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kie-
men; die weißblütigen aber mittelst mancherlei anderer analogen
Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind, kön-
nen auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich
außer der ihm angebohrnen Stimme auch noch die Rede (lo-
quela) erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewegungen un-
mittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bei den
rothblütigen Thieren das eigentliche so genannte Fleisch ausma-
chen. Nur bei einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die
Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gal-
lertigen Stoffe nicht zu unterscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über
welche der Wille nichts vermag. So z.B. das Herz, als
welches lebenslang unaufhörlich (– beim Menschen ungefähr
4500 Mahl in jeder Stunde –), und zwar ohne wie andere
Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupt-
triebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis unwillkürlichen sowohl
als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, be-
dürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der
Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem
Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern
in Vergleichung der Dicke der daraus entstehenden Nerven mit
den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß ste-
[Seite 24] he*), so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver-
gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfäl-
tige Thiere, wie z.B. die hieländischen Amphibien, dicke Ner-
ven bei einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewe-
gung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern
Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzu-
theilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist aber in den
verschiedenen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z.B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne
daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen entdecken können, die
bei andern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeiß-
fliege z.B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir
gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne überhaupt auf we-
nigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermeh-
ren wollen. Vanini z.B. und viele nach ihm hielten das
Gefühl bei Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten
Sinn; Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beim Kitzeln unter
den Achseln für einen siebenten. So hielt achtens Spallan-
zani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bei ihrem Flat-
tern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie neuntens Dar-
win das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Mus-
keln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur
Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren
ist die Nacht zu dieser Erholung angewiesen; doch halten sich
auch manche von diesen, wie z.B. der Siebenschläfer etc., be-
sonders aber viele Raubthiere, wohin zumahl die mehresten Fi-
sche gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage
verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weßhalb
sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie
vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen
beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten
Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhal-
[Seite 25] tung zu sorgen*), in einem tiefen Winterschlaf zubringen.
Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an sichere, schau-
rige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von
Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Frühlings-
sonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark,
daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur
unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 22. –),
und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre
Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie
Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fal-
len läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen
die mehresten Amphibien, Winterschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen
mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z.B. die Vor-
stellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die
beiden so genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich und
Einbildungskraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß
sich beim Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähm-
lich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Da-
gegen er hinwiederum im ausschließlichen Besitze der Ver-
nunft ist.
Der Instinct**) ist das Vermögen der Thiere, aus einem
angebohrnen, unwillkürlichen, inneren Drange, ohne allen Un-
terricht, von freien Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer
und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu un-
terziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt,
bloß nach ursprünglichen Gesetzen der Nothwendigkeit, und
gleichsam maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahl-
[Seite 26] reiche Bemerkungen erweislich, wie z.B., daß die Hamster auch
todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter
anbeißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zim-
mer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortzie-
hen fühlen, und im Käfich bei allem guten Futter und Pflege
unruhig werden.
Unter den mancherlei Arten dieser thierischen Triebe sind
besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich
nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*), (als welche
bei so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z.B. bei den
Seidenwürmern etc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben
davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings
erster Versuch und Meisterstück Eins seyn muß), so ungemein
künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem Aufent-
halte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes,
und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere
Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vol-
lends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen schein-
baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche
Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stär-
kerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere**)
auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der
gesammten menschlichen Seelenkräfte u.s.w., so liegt wenig-
stens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz dersel-
ben erhält, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen, un-
widerredlich am Tage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt
offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise
überlassen ist, so erzeugt freilich eben die große Verschiedenheit
der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm
der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be-
dürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber
wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Umständen gleich-
[Seite 27] sam accommodirenden Vernunft auf eben so mannichfaltige Wei-
se zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen
Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wer-
de, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle
Triebe und über die Lebensart, Haushaltung etc., mit einem
Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe
nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre
heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen
abrichten kann u.s.w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte
Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht
man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entde-
ckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vorge-
nommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in
jene übergepflanzt hat, wie z.B. Reis, Caffee etc., Pferde, Rind-
vieh etc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welt-
theile einheimisch gemacht, wie z.B. Cartoffeln, Taback, wäl-
sche Hühner u.s.w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug
der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige
thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere;
worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblütigen
Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be-
dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich
ihrer Freiheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern
Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so
wie die Cochenill-Insekten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine drey-
fache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich hat
der Mensch die ganze Gattung ihrem freien Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd. Von andern,
die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die
ursprünglich wilde Stammrasse, wie vom Schwein, Katze,
Rennthier, den beiderlei Camelen der alten Welt, und dem so
genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar
nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst
des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit
eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere variiren zwar
häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säuge-
thiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und
schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständiges
Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit
mehreren den Gothaischen Hof-Kalender vom J. 1796. –)
Die zoologischen Systeme haben sich nach dem Linnéi-
schen vielartig gemehrt*). Nach diesem wird das ganze Thier-
reich unter folgende sechs Classen gebracht:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen
rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen,
und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmem rothen Blut, die aber
Eier legen, und Gefieder haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die
durch Lungen Athem holen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch
Kiemen, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die
Fühlhörner (antennas) am Kopf und eingelenkte (hornar-
tige) Bewegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen
Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist Fühlfäden (ten-
tacula) und wohl nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge
haben.
Die beiden letztern Classen sind aber neuerlich, zumahl von fran-
zösischen Zoologen, und vor allen von Hrn. Bar. Cúvier naturge-
mäßer in mehrere vertheilt und geordnet worden, wovon weiter un-
ten behörigen Ortes die Rede seyn wird.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vö-
geln gemein; aber sie gebären lebendige Junge: und ihr Haupt-
charakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und
von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist,
sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit
Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist ver-
schieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mut-
ter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen
entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den
Hinterbeinen*).
Der Körper der allermehresten [wo nicht aller**)] Säu-
gethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke,
Länge und Farbe besetzt; die auch bei einigen als Wolle ge-
kräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder
gar wie beim Igel etc. steife Stacheln bilden. Bei manchen
sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart
verlängert; und bei einigen, wie bei den Pferden, Hunden etc.
stoßen sie an bestimmten Stellen in entgegengesetzter Richtung
an einander und machen so genannte Nähte (suturas). Bei
[Seite 31] andern, wie z.B. bei den Seehunden etc. ändert sich die Farbe
mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei
uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein,
entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hin-
gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und
rothen Pupillen verbunden ist, wie bei den so genannten Ka-
ckerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen andern
Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer
wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden.
Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen,
Eichhörnchen etc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der
Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der
Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die
Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser,
wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder
ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha-
ben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände;
die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen der-
jenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zu-
gleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bei
den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang
und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt,
die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus
dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wall-
fischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische;
doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal,
nicht wie ein Fischschwanz vertikal, liegen. Einige wenige
Säugethiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca)
gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den
Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch,
und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u.
a. m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere und eini-
ge Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit
Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*) (primores s.
[Seite 32] incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniarios),
und Backenzähne (molares) eintheilt. Die letztern zumahl
sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch ver-
schiedentlich gebildet. Bei den fleischfressenden nähmlich ist die
Krone scharfkantig, fast schneidend; bei den grasfressenden
oben breit und eingefurcht; und bei denen, die sich, so wie der
Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte
eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z.B. der Elephant und der
Narhwal, haben große prominirende Stoßzähne (dentes ex-
serti); andere, wie z.B. das Wallroß, Hauzähne.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den
grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattun-
gen, bei welchen nähmlich das zuerst bloß obenhin zerbissene
und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund
zurückgetrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum
zweyten Mahl geschluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine
eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie
mit sägeförmigen Querfurchen ausgeschnitten sind, und die
Kronen derselben nicht horizontal liegen, sondern schräg aus-
geschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite,
an denen im untern aber die nach der Zunge hin gerichtete in-
nere Seite die höchste ist. Dabei haben sie einen schmalen Un-
terkiefer, der eine sehr freie Seitenbewegung gestattet, wo-
durch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus die-
ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bei den ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen
haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache
Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus
merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb
rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen
(rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbe, la
panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es
nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Por-
tion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten
Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Hau-
be, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des er-
[Seite 33] sten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrie-
ben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden
ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den
dritten (Echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet,
le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei-
tet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten
(abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der
Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer Säugethiere am
nächsten kommt*).
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere über-
haupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch
unbekannt.
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele Säugethiere auch
mit Hörnern als Waffen versehen. Bei einigen Gattungen,
wie beim Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt; bei an-
dern, wie beim Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre
Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form
und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr ver-
schieden. Beim Ochsen-, Ziegen- und Gazellengeschlecht sind
sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen
Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der beider-
lei Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase
verwachsen. Beim Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar eben-
falls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig.
Sie heißen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljähr-
lich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bei den mehresten Säuge-
thieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des
Kuckucksbein (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und
Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen Thieren sich der stechen-
den Insecten zu erwehren; vielen Meerkatzen und einigen an-
dern americanischen und Neu-holländischen Thieren statt einer
Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können
(cauda prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum
Springen (cauda saltatoria); dem Kängaruh zum Gleich-
gewicht bei seinem aufrechten Sitz und zur Vertheidigung etc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere
Beutel von verschiedener Bestimmung zu merken. So haben
[Seite 34] viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u.a.,
Backentaschen (thesauros), um Proviant darin einschleppen
zu können. Beim Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen
in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugen-
den Jungen verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z.B. die mehresten größern
grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf
einmahl trächtig; andere hingegen, wie z.B. die Raub-
thiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so
genannte Nachgeburt (secundinae) in Verbindung, welche
aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z.B. im Men-
schengeschlecht einen einfachen größern Mutterkuchen (pla-
centa) bildet, hingegen bei den wiederkauenden Thieren mit
gespaltenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahl-
reiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledo-
nes) vertheilt ist u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich haupt-
sächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte bestimmen; ent-
weder nähmlich, in sofern sie auf die Haushaltung der Natur
im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in sofern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar
werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen wer-
den, die Insecten und Gewürme die bei weiten wichtigsten Ge-
schöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl
wegen der Größe als der Vielartigkeit ihrer Benutzung.
Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit,
ihre Stärke u.s.w. machen sie für den Menschen auf die man-
nichfaltigste Weise brauchbar*). Aus keiner andern Classe von
Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Ge-
hülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelba-
ren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als
diese. – Ganze Völker des Erdbodens können mit einer ein-
zigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürf-
nisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die
Lappen, Tungusen etc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem
Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere für das
Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum
Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.:
Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Ele-
phanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur Jagd zum Be-
wachen etc.: Hunde. Zum Mausen und Vertilgen anderer
schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur Spei-
se: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen,
vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u.s.w. Ferner
Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Klei-
dung, zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk, Leder, Haare,
Wolle etc. Zum Brennen: Talg, Thran, Wallrath. Zum
Schreiben, Bücherbinden etc.: Pergament, Leder. Für
andere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten,
Haar, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u.a. Zähne,
Fischbein, Knochen, Blasen, Därme, Sehnen und Knochen zu
Tischlerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berliner-
blau u.a. Farben. Knochen und Huf zu Beinschwarz,
Hornschwarz etc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum
Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich zu
Arznei: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch etc.
Von der andern Seite sind aber freilich mehrere Thiere
dieser Classe dem Menschengeschlecht unmittelbar oder mittelbar
nachtheilig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem
Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und
noch manche andere, z.B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Viel-
fraße, Fischottern, Wallfische etc. vertilgen viele nutzbare Thie-
re: – oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar-
tenfrüchten, dem Getreide u.s.w. wie die Feldmäuse,
Hamster, Lemming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephan-
ten, Rhinocer, Nilpferde etc. oder gehen andern Eßwaren
nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse u.s.w. Gift scheint
(außer etwa dem männlichen Schnabelthier, dessen Sporn am
Hinterfuße für giftig gehalten worden) kein anderes Thier dieser
Classe im gesunden Zustande zu besitzen.
Man hat verschiedene künstliche, d.h. bloß von einzel-
nen zum Classificationsgrunde gelegten Charaktern entlehnte Sy-
steme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Natur-
forscher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristo-
telis Eintheilung z.B. ist bloß auf die allgemeinste Verschie-
[Seite 36] denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch
Ray u.a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen
etc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und
im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären,
Faulthieren etc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger
Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund ge-
wählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die
unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver-
bindungen stößt*). Das Geschlecht der Fledermäuse muß
nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bei
einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun-
gen zerstückt werden; so die beiderlei Nashörner in zwey; –
dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und
den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ord-
nung etc.
Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System
der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf
den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die
Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fal-
len und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund
der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige
Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge-
bisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den be-
kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und
so die ganze Classe folgender Maaßen geordnet:
I. Ord. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Pa-
viane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flat-
terhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier
Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit
des Gebisses in folgende drey Familien:
A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen,
Hasel- und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein-
chen u.s.w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere
und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.
[Seite 37] Löwen etc., Hunde etc., Bären, Wiesel, Viverren, Beu-
telthiere, Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder-
zähne etc. Faulthiere, Ameisenbären, Schuppenthiere,
Panzerthiere.
VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen
Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr große, aber unförmliche,
borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey
Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben
im Grunde vier Klauen), Tapir, Elephanten, Nashörner,
Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimmfüßen. Wieder
nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey
Familien getheilt:
B) Ferae. Seehunde etc., Ottern.
C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.
Letzterer macht von hier den schicklichsten Uebergang zur letz-
ten Ordnung.
IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere, die mit den
kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen
gemein haben, und deren natürliche Verbindung mit den
übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig einge-
sehen hat*).
1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum prominulum.
Dentes aequaliter approximati; incisores inferiores
erecti.
1. †. Sapiens*).
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst
vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen
Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech-
ter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung be-
sonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhält-
niß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh-
len, eingerichtet sind), dann der freieste Gebrauch zweyer
vollkommnen Hände; ferner sein prominirendes
Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern
Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe
des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigen-
thümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen
Thieren abgehen, nämlich einen periodischen Blutverlust
[Seite 39] in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen
besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel
oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der ver-
letzten jungfräulichen Integrität anzusehen, und in der
Form und Lage bei andern weiblichen Thieren nicht gefun-
den ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so
hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von In-
stinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechter-
dings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz
der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst
erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit
der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf
(§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den
stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen
beiden ausschließlichen Vorzügen das große ausschließliche Ei-
genthum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übri-
ge thierische Schöpfung erhoben wird, das Vermögen
sich selbst zu vervollkommnen (§. 37.)
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfsbedürfti-
ges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lan-
ge Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so
sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät
mannbar u.s.w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft
und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, son-
dern erst durch fremde Hülfe, Cultur und Erziehung entwi-
ckeln können; daher denn bei dieser Hülfsbedürftigkeit und
bei diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na-
türliche Bestimmung des Menschen zur gesellschaftlichen
Verbindung. – Nicht ganz so allgemein läßt sich hinge-
gen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen
die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und
Mädchen, und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähig-
keit bei beiden Geschlechtern so gleich sei, daß der Mensch über-
all so wie in Europa zur Monogamie bestimmt
werde*).
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide un-
beschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde, und nährt
sich mit den vielartigsten Stoffen aus dem weitesten Umfang
[Seite 40] der organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner
mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern
Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschengeschlecht;
und alle uns bekannte Völker aller Zeiten und aller Himmels-
striche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse ab-
stammen*). Alle National-Verschiedenheiten in Bildung
und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallen-
der oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gat-
tungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Haus-
thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese
Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherlei Abstufungen
und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher
auch keine andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ih-
nen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschenge-
schlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen**) zu
bringen geglaubt:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3 und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wangen,
langem, weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits
ins Blonde, anderseits ins Schwarze übergeht), und der
nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaf-
testen Schädel- und Gesichts-Form. Es gehören dahin
die Europäer mit Ausnahme der Lappen; dann die west-
lichern Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen Meers
und des Ganges; nebst den Nordafricanern; – al-
so ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und
Römern bekannten Welt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie ge-
trocknete Citronenschalen); mit wenigem, straffem, schwar-
zem Haar; enggeschlitzten aber gleichsam aufgedunsenen
Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden
Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asia-
[Seite 41] ten, mit Ausnahme der Malayen; dann in Europa die
Lappen, und im nördlichen America, von der Beringsstra-
ße bis Labrador, die Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar;
vorwärts prominirenden Kiefern wulstigen Lippen und
stumpfer Rase. Dahin die übrigen Africaner, na-
mentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die
Mauren etc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Va-
rietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zu-
sammen fließt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.
meist lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder
angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem
Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern
stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Ameri-
caner außer den Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahagoni, an-
derseits bis ins dunkelste Nelken- und Castanienbraun);
mit dichtem, schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase;
großem Mund. Dahin gehören die Südsee-Insula-
ner oder die Bewohner des fünften Welttheils und der Ma-
rianen, Philippinen, Molucken, sundaischen Inseln etc.,
nebst den eigentlichen Malayen*).
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologi-
schen Gründen die caucasische als die so genannte Stamm-
oder Mittel-Rasse angenommen werden. Die beiden
Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mon-
[Seite 42] golische, anderseits die äthiopische. Die andern zwei Ras-
sen machen die Uebergänge. Die americanische den,
zwischen der caucasischen und mongolischen, so wie die ma-
layische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio-
pischen*).
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen
die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich
jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges von vielem.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B. sind,
von Magellan's Zeiten bis auf die unsrigen, in den
Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebenthalb
eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder an-
dere Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwerg-
völkchen ausgegebenen Quimos auf Madagascar nichts
weiter sind als eine Art Cretine, d.h. kleine Blödsinnige
mit dicken Köpfen und langen Armen (dergleichen sich im
Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber
im Piemontesichen in Menge finden), wird bei pathologi-
scher Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder
weißen Mohren**) nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige
[Seite 43] eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, de-
ren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhi-
storie gehört.
Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemisch
aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Moh-
ren, und des Orang utangs: – sein Homo lar hingegen
ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder*) sind
klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als an-
dere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum
Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hotten-
tottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der
Americaner**), die Sirenen, Centauren, und alle
Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der
gutherzigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und
ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprüng-
lich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause***).
2. Simia. Affe. Habitus plus minus anthropomorphus,
auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores.
Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii so-
litarii, reliquis longiores.
Bloß in der alten Welt, zwar menschenähnlicher als die
Thiere der nächstfolgenden Geschlechter, doch aber außer den
schon beim Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ih-
rer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüf-
ten und platten Lenden, auf das ausfallend-sichtlichste vom
Menschen unterschieden.
1. Satyrus. der Orang utan, Pongo*). S. rufa,
pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida,
auriculis minoribus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.
Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch
da in geringer Anzahl**); läßt sich, wenn er ganz jung ein-
gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen
auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man
aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers
gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen
aufrechten Ganges fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. ni-
gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im Innern von Angola, Congo etc. und tiefer landein-
wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Linné's
Homo lar.). S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.
Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken;
hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber
ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe.
4. Sylvanus. der gemeine türkische Affe. S. bra-
chiis corpore brevioribus, natibus calvis, capite
subrotundo.
In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den ungeschwänzten
Affen der gemeinste und dauerhafteste; der auch leicht in Eu-
ropa Junge heckt; ist sehr gelehrig etc. Wohl kaum vom inuus
(Büffon's magot) verschieden. Ist auch auf Gibraltar ver-
wildert, und hat sich da im Freien fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Ban-
tagan-Affe, Bantanian, (Fr. le nasique, la
guenon à long nez. Engl. the Proboscis Monkey).
S. cauda mediocri, naso elongato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia, die nicht sima
ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Nase auffal-
lend auszeichnet.
6. Silenus. der Bartaffe, Wanduru. S. caudata,
barbata nigra, barba incana prolixa.
Auf Ceilon etc. Aeltere ganz kenntliche Abbildungen*)
dieses Affen sind durch Verschönerung von spätern Copisten**)
zum vorgeblichen geschwänzten Menschen umgestaltet worden.
7. Cynomulgus. der Macacco, die (insgemein so ge-
nannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, nari-
bus bifidis elatis.
Auf Guinea, Angola etc. beinahe olivengrün. Wird un-
ter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa
gebracht.
3. Papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon). Fa-
cies prolongata, minus anthropomorpha, nasus utrin-
que tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda (ple-
risque) abbreviata. Dentes ut in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig men-
schenähnliches, bei manchen eher etwas vom Schwein, zumahl
[Seite 46] in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile
Thiere.
1. Hamadryas. der Hundskopf. (Cynocephalus.
Fr. le Tartarin). P. cinereus, auribus comosis, un-
guibus acutiusculis.
In Aegypten etc. bis zum Cap. Kommt so oft in der Bil-
derschrift auf den altägyptischen Kunstwerken vor*).
2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra,
profunde sulcata.
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scharen Wein-
berge und Obstgärten plündern sollen.
Eine größere Gattung oder Varietät davon (S. mormon,
der Choras) ist in Ceilon zu Hause.
4. Cercopithecus. Meerkatze. Auriculae et manus
minus humanae. Nares laterales. Nates tectae. Den-
tes ut in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-America
einheimisch, wo es den Indianern zu einem gemeinen Wild-
bret dient.
a) Cauda prehensilii, die Sapajous.
1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l' Alouate.)
C. barbatus rufus, gutture tumido,
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.
Scharenweis in den großen Waldungen von Guiana etc.,
wo er, so wie eine andre Gattung (Cercop. Belzebul) zu-
mahl bei Wetterveränderung ein betäubendes Geschrei hören
läßt, das durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase am
Kehlkopfe (zwischen den mächtig großen Seitenflügeln des Un-
terkiefers) hervorgebracht wird.
1. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis tetradacty-
lis absque pollice.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze**).
[Seite 47] b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen,
(eigentlich Sahuichen).
3. Jacchus. der Uistiti, (eigentlich Titi). der Nach-
tigallaffe, Bisamaffe. C. fuscus, juba pilosa
alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
Das flinke, in der Gefangenschaft gar zuthuliche Thier-
chen erreicht nicht die Größe unsrer Eichhörnchen; daher es
in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.
5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes primores supe-
riores 4. per paria remoti, inferiores 4–6. porrecti,
compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approxi-
mati*).
1. Tardigradus. der Loris. (cucang). L. ecaudatus.
Zumahl auf Ceilon; hat die Größe und Farbe des Eich-
hörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so wie die folgende
Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle,
an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et
cauda griseis.
So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und
den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als
die vordern. Sein Fell hat, wie bei manchen Affen, einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Daumen ausgenom-
men, länger als der ganze Körper dieser Thiere; und zwischen
denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher
können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder
die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem
auf der Erde gehen.
6. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chauve-souris.
Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum bre-
ves, reliqui longissimi, membranae expansili inter-
texti, pro volatu.
Ein weitläufiges Geschlecht von animalibus nocturnis,
dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbrei-
tet sind.
a) Dentibus primoribus 4. utrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso in-
fundibiliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe des Eich-
hörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur ande-
ren größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden etc.,
sondern auch schlafenden Menschen, bei welchen er sich vor-
züglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn
auch den Namen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linné's vampy-
rus, Büffon's roussette). V. ecaudatus, naso sim-
plici, membrana inter femora divisa.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespann-
ten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß
von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vam-
pyr genannt werden: findet sich scharenweise in Hindustan
und auf den ostindischen und Austral-Inseln; in größter
Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf den Pelew-Inseln
das allereinzige Säugethier.
b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritus. (Büffon's oreillard). V. caudatus, au-
riculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten
Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, dop-
pelt nennt, sind einfach, nur alle Theile auffallend groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck-
maus. (Engl. the rearmouse). V. caudatus, auri-
culis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Win-
terschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen auf. Vermehrt sich
zuweilen in manchen Gegenden binnen kurzer Zeit in Unzahl.
c) Dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso
foliato ferri equini aemulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.
Im Mittlern und südlichen Europa.
Die Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen.
Die zahlreichste Ordnung an Geschlechtern und Gattungen, da-
her jene füglich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wie-
der unter drei Familien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae.
C) Bruta.
Mit zwei zum Nagen bestimmten meißelartigen Vorder-
zähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.
7. Sciurus. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores
utrinque 2; inferiores subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf-
fon's polatouche). S. duplicatura cutis laterali a
pedibus anterioribus ad posteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des
petit-gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach
den Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur
wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der
Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'écureil.
Engl. the squirrel). S. auriculis apice barbatis,
cauda dorso concolori.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1808.
Wohl in ganz Europa, und fast ganz Asien. Die nordi-
schen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-See,
werden im Winter grau, und geben dann das ächte Grau-
werk, (petit-gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lan-
de schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenro-
then Augen; und noch seltener weiß- und schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit-gris) ist
größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Maisfeldern
großen Schaden.
8. Glis. (Myoxus). Cauda rotunda, versus apicem cras-
sior. Dentes ut in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch,
die Rellmaus. (Fr. le loir. Engl. the rellmouse).
G. griseus, subtus albidus, auriculis rotundatis,
nudis.
So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen
der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie ver-
speiseten*), und in eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in
Eichen- und Buchenwäldern, nistet in hohlen Bäumen; und
hält langen und sehr festen Winterschlaf.
2. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le
muscardin. Engl. the dormouse). G. rufus, polli-
ce plantarum mutico, auriculis rotundatis.
Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem Winter-
schlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von
Tangelnadeln, u.a. kleinen Gestrüppe, worein sie sich ver-
gräbt.
9. Mus. Cauda gracilis, subnuda. Dentes ut in praece-
dentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subses-
quiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus,
palmis subtetradactylis, corpore fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch
die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka
aus, in manchen Jahren, fast wie der Lemming, anstellt,
besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdi-
schen Höhlen schleppt, denen die Tungusen etc. (wie die Thü-
ringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.
2. †. Sylvaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat.). M. cau-
da mediocri, pectore flavescente, abdomine albi-
do***).
Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erdwolf.
M. cauda longitudine dimidia corporis, auribus vix
vellere prominulis, palmis subtetradactylis.
In der ganzen nördlichen Erde. Ist zumahl den Gärten
nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk*).
4. †. Arvalis. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le
campagnol. Engl. the field mouse). M. cauda me-
diocri, dorso ferrugineo, abdomine cinereo.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zu-
mahl der Wintersaat großen Schaden. Das bewährteste Ver-
tilgungsmittel ist wohl der englische Erdbohrer. Auch unter
dieser Gattung finden sich hier herum, wie unter der folgen-
den, Kackerlacken.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris.
Engl. the mouse). M. cauda elongata, palmis te-
tradactylis pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und
America. Hat sich den Menschen gewisser Maßen zum Haus-
thier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen (die Kackerlacken in
ihrer Art), sind zuweilen so lichtscheu, daß sie in der Hel-
lung die Augenlieder fest zuschließen, und für blind gehal-
ten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat).
M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum ungui-
culo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint
aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause**). Aeußerst
gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Menschen
und seinen Victualien überall nach; den Bergleuten in die
tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Un-
ter andern gehört diese Land- und Hausplage zu den gefähr-
lichsten Feinden der Zuckerplantagen in Westindien.
An vielen Orten wird sie allgemach durch die ursprünglich
wohl in Ostindien und Persien einheimliche Wanderratte
[Seite 52] (M. decumanus. Fr. le surmulot. Engl. the Norway-
rat) verdrängt, die von röthlich-grauer Farbe und ihr Fell
mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.
7. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, cauda
brevicula, corpore nigro fulvoque irregulariter
maculato.
Schreber. tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren
ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre uner-
wartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall,
daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich
doch noch los gearbeitet und herunter gefallen etc., mag zu
der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lem-
minge vom Himmel regne.
8. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecauda-
tus, palmis pentadactylis, incisoribus supra in-
fraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque
nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde.
Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar kei-
ne Oeffnung in der Gegend der Augenlieder haben, und
folglich gänzlich blind seyn.
10. Marmota. (Arctomys). Auriculae abbreviatae, cau-
da brevis, aut nulla. Dentes ut in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmot-
te). M. corpore depresso, supra fusco, subtus
flavescente.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1812.
In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merk-
würdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen
theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem
Eismeer hervorragen, etliche Stundenweit von allem unbeeiseten
Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wo-
chen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die
dasigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe
vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ih-
rer Existenz wachend zu.
2. †. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslick.(Mus pon-
ticus). M. auriculis minimis, cauda villosa, cor-
pore vario.
Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat die Grö-
ße vom Hamster; auch so wie dieser Backentaschen.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. ab-
domine nigro.
F. G. Sulzer's N. G. des Hamsters. Götting. 1774.
8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibirien etc. Lebt
vorzüglich von Getreide, Bohnen etc., wovon er großen Vor-
rath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen, wohl 7
Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält manchmal auf
60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend,
und man hat wohl eher nur allein in der Gothaischen Stadt-
flur in Einem Sommer auf 90000 Hamster getödtet. Es gibt
eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch
Kackerlacken mit rothen Pupillen.
11. Hyrax. (Daman.) Dentes primores superiores 2,
distantes, inferiores 4 contigui, palmae digitis 4,
plantae digitis 3, cauda nulla.
1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's marmotte du
Cap). H. palmarum unguibus planis, plantarum
unico subulato.
Am Cap, fast von der Größe des Murmelthiers. Lagert
sich auch so in Felsenhöhlen, ist aber seinem eigenen anoma-
lischen Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und der Füße,
schwer zu classificiren.
12. Savia. Halbkaninchen. Auriculae rotundatae,
parvae. Cauda nulla aut brevis. Dentes primores
utrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Südamerica, zu-
mahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya (Fr.
le cochon d'Inde. Engl. the Guinea-pig). S. ecau-
data, corpore variegato*).
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe,
und ist wohl das fruchtbarste von allen Säugethieren. Soll
jetzt kaum mehr wild gefunden werden.
2. Aguti. (Piculi). das Ferkelkaninchen. S. cauda-
ta, corpore ex rufo fusco, abdomine flavescente.
Ménag. du Mus. nation. L. V. tab. 3.
13. Lepus. Dentes primores utrinque 2; superiores du-
plicati.
1. †. Timidus. der Hase. (Fr. le lièvre. Engl. the
hare). L. auriculis apice nigris, corpore et pedi-
bus posticis longioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1798.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist unter den Fußsohlen,
und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide, Hase und
Kaninchen, scheinen wiederzukauen*).
Sonderbar ist die wundersame, von so vielen braven Na-
turforschern für wahr angenommene Sage, daß man schon
oft und in ganz verschiedenen Gegenden und Zeiten einzelne
gehörnte Hasen mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe**).
Der Berghase (Lepus variabilis) in manchen nörd-
lichen und alpinischen Gegenden, unterscheidet sich schon in
der Bildung vom gemeinen durch einen dickeren Kopf, kür-
zere Ohren, und kürzern Schwanz, längere Hinterbeine mit
auffallend breiten Pfoten; paart sich auch nicht mit jenem.
Im äußersten Norden, wie in Grönland etc. ist er Jahr aus
Jahr ein, in den Schweizer- und Tyroler-Alpen etc. aber nur
im Winter weiß***).
2. †. Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl.
the rabbit.) L. auriculis nudatis, corpore et pedi-
bus posticis brevioribus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber
nun auch in nordischen Gegenden einheimisch, und auf man-
che Südsee-Inseln verpflanzt. Sie vermehren sich so stark,
daß sie wohl eher [z.B. ums Jahr 1736 auf der St. Pe-
[Seite 55] ters-Insel bei Sardinien*)] zur Landplage geworden sind**);
und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volca-
no, der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden
sind grau; und die weißen mit rothen Augen die ge-
meinsten Kackerlacken.
Die langhaarigen angorischen (S. 17. Anm. 2.) oder so
genannten englischen Seidenhasen kommen auch hier
zu Lande gut fort.
14. Jaculus. (Dipus). Pedes antici brevissimi, postici
elongati. Cauda saltatoria, apice floccosa. Dentes
primores utrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die Spring-
maus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tri-
dactylis, plantis tetradactylis.
Zumahl in Nordafrica, Arabien etc. Macht sich Höhlen in
die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und
wohl 7 bis 8 Fuß weit.
15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl.
porcupine). Corpus spinis tectum. Dentes primores
utrinque 2.
1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cristato,
cauda abbreviata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa;
nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde. Im
Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, be-
sonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine
Verfolger von sich schießen!***)
2. Dorsata. (Urson). H. spinis brevibus sub pilis oc-
cultis.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsonsbay etc.
Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen
Schaden.
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur ei
nem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bei den mehrsten von
ansehnlichter Größe und Stärke ist. – Die eigentlich so ge-
nannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit
ähnlichem Gebiß.
16. Erinaceus. Corpus spinis tectum. Dentes primores
utrinque 6*); laniarii supra 3, infra 1, molares 4.
1. Europaeus. der Igel. (Fr. le hérisson. Engl.
the hedge-hog). E. auriculis rotundatis, naribus
cristatis**).
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum.
Nährt sich aus beiden Reichen. Mauset wie eine Katze. Kann
spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie
die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund
bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen
Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Sta-
cheln, um sie so in sein Lager zu tragen***).
17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breves. Dentes
primores superiores 6†), bifidi: inferiores 2-4 in-
termediis brevioribus; laniarii utrinque plures.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne.
Engl. the shrew). S. cauda mediocri, abdomine
albido.
In Europa und Nordasien. Daß sie giftig sey, oder den
Pferden in den Leib krieche etc. sind ungegründete Sagen.
Selten finden sich gefleckte oder ganz weiße Spitzmäuse.
2. †. Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdomine
cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimmhaut ist jede
Zehe zu beiden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die Fü-
[Seite 57] ße zum Rudern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung
des Gehörganges kann das Thier wie durch eine Klappe zu-
schließen, so lange es unter Wasser ist.
3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt bekannten
Säugethiere. Wiegt nur 1/2 Quentchen.
18. Talpa. Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes
primores superiores 6. inferiores 8; laniarii major
1, minores 4.
1. †. Europaea. der Maulwurf, die Schermaus.
(Fr. la taupe. Engl. the mole). T. cauda breviore,
auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommenes ani-
mal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten
seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten
kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwim-
men und bei Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Eine
erbsengelbe Spielart findet sich mitunter in der hiesigen Ge-
gend.
2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, palmis tri-
dactylis.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica
heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit
farbigem Goldglanz.
19. Didelphys. (Plerisque) hallux muticus. Feminis fol-
liculus abdominalis mammarum.
Auch bei dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im
Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so
mannichfaltig, daß dieselben nach dem linnéischen System in
ganz verschiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum. D.
albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cau-
da squamosa longitudine corporis. Dentes primores
superiores 10, inferiores 8, laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
Zuwahl im wärmern Nordamerica*). Das Weibchen von
dieser und andern Gattungen dieses Geschlechts hat eine gro-
ße Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln geschlossen
[Seite 58] und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen lie-
gen. Die Junge werden ganz außer Verhältniß klein (gleich-
sam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber
erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau-
gen und von der Muttermilch nähren, bis sie reifer und voll-
kommener ausgebildet, gleichsam vom neuen geboren werden
können.
2. Gigantea. das Känguruh. D. grisea, cauda lon-
ga crassa, pedibus anticis brevissimis, posticis lon-
gissimis. Palmis pentadactylis, plantis subtetradac-
tylis. Dentes primores superiores 6. inferiores 2.
laniarii nulli.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt,
wohl mannshoch, und gegen 200 Pfund schwer. Lebt in
Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend.
Springt in weiten wohl zwey Klafter langen Sätzen, wobei
ihm sein mächtig starker Schwanz zum Springstock, so wie
beim Aufrechtsitzen zur Stütze, und gegen den Angriff als
kräftige Vertheidigungswaffe dient. Das Weibchen wirft nur
ein Junges auf einmahl, das bei der Geburt kaum halb so
groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vier-
teljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14
Pfund wiegt.
3. Wombat. (Phascolamys). D. subfusca, cauda bre-
vissima. Dentes primores utrinque 2 cylindrici,
obtusi. laniarii nulli. molares 5.
Ebenfalls im fünften Welttheile. Von der Größe des Dach-
ses. Wie es scheint, auch so ein animal nocturnum, das
in der Erde wühlt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina.
Dentes primores utrinque 6, intermediis brevioribus.
Lingua plerisque retrorsum aculeata. Ungues exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze. (Hyaena odorifera. Fr.
la civette. Engl. the civet). V. cauda annulata, dor-
so jubato cinereo nigroque undatim striato.
Ménagerie du Muséum national. Livrn. IV. tab. 1.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bei beiden Ge-
schlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwi-
schen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth,
eine schmierige, wohlriechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl.
the genet). V. cauda annulata, corpore fulvo-ni-
gricante maculato.
H. n. des mammifères XVII. tab. 3.
In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.
3. Nasua. Coatimondi. V. rufa, cauda albo annulata.
In Südamerika. Mit einer rüsselförmigen sehr beweglichen
Nase.
4. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la
mouffette. Engl. the skunk, pol-cat). V. lineis
dorsalibus albis, per caudam productis.
In Virginien, Canada etc. Hat seinen Namen von dem
unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte
Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.
5. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo.
(Büffon's große mangouste). V. cauda basi in-
crassata sensim attenuata, apice floccosa.
Ménag. du Mus. nation. L. VI. tab. 4.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit braunem breit
geringelten Streifen. Ist häufig in Aegypten, wo es zumahl
den Crocodileneiern, so wie außerdem den Schlangen, nach-
stellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.
21. Mustella. Dentes primores superiores 6, erecti,
acutiores, distincti: inferiores 6, obtusiores, con-
ferti: duo interiores. Lingua laevis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und
einen lang gestreckten Körper, den sie im Geben bogenförmig
krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.
1. †. Martes. der Baummarder, Edelmarder,
Tannenmarder, Wildmarder, Feldmarder.
(Fr. la marte. Engl. the pinemartin). M. corpore
fulvo-nigricante, gula flava.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen Erde. Sein
schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.
2. †. Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr.
la fouine. Engl. the martin). M. corpore fulvo-ni-
gricante, gula alba.
Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten
Asien. Läßt sich jung eingefangen, so wie auch die vorige
Gattung, zum Wunder zahm machen.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stänker-
ratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, polecat). M.
flavo-nigricans, ore et auricularum apicibus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Hausmarder. Auch
in der Barbarei. Das ganze Thier, und selbst sein abgezo-
genes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo. Fr. le furet. Engl. the ferret)
von gelblich weißer Farbe mit rothen Pupillen, ist ein wah-
rer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl keine ursprüngli-
che eigene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit wel-
chem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten- und Canin-
chen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the
sable). M. corpore fulvo-nigricante, facie et gula
cinereis.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarzbrau-
nem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.
5. †. Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr.
le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine).
M. caudae apice nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer
als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die
Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber
(als Hermelin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette.
Engl. the weesel). M. corpore ex rufo fusco sub-
tus albo.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft
ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob
sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).
22. Ursus. Dentes primores superiores 6, intus excavati
alterni, inferiores 6, laterales 2, longiores lobati;
laniarii primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos et
primos molares), lingua laevis.
1. †. Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear). U.
fusco nigricans, cauda abrupta.
Ménag. du Mus. nat. III. tab. 3.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nördlichen Erde, doch auch in Ostindien und Nord-
africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach
dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht be-
dient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses. Ein
ausgewachsener kann wohl vier Centner und darüber an Ge-
wicht halten.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehö-
ren: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbrau-
nen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbä-
ren; sämmtlich zottig, und zumahl unter dem Halse lang-
beharrt.
Hingegen macht der nordamericanische Bär mit schwarzem,
schlichtem, atlasglänzendem Haar, und flacherm Kopf mit
spitzerer Schnauze, wohl eine eigene Gattung aus, die sich
gewöhnlich von Früchten und in manchen Jahrszeiten fast
ausschließlich von Ameisen nährt.
2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polarbär,
U. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33.
An den Küsten und beim Treibeis der nördlichsten Erde.
Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären ver-
wechselt werden. Er wird bei 10 Fuß lang, und über 15
Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist
fast bloß fleischfressend*).
3. Longirostris. (Engl. the Petre Bear). niger, vilo-
sus, labiis protensilibus, colli macula alba.
Cattons Animals in aquatinta 1788. tab. 20.
Tidemann über das vermeintliche Bärenartige Faul-
thier 1820. 4.
In Bengalen, wo er in die Erde gräbt. Auch dort selten
(S. 44. N. **). Von der Mittelgröße des Bären**).
4. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton.
Engl. the glutton). U. corpore rufofusco, medio
dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologie. XIV. tab. 2.
In der nördlichen Erde, besonders in Sibirien. Seine
Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf
Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm ver-
schieden zu seyn.
5. †. Taxus. der Dachs. Meles. (Fr. le blaireau,
Engl. the badger). U. cauda concolore, abdomine
nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omni-
vorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem
verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größ-
ten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen
Winterschlaf, wobei er seine Schnauze in den Fettbeutel am
Hinterleibe steckt.
6. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. U. dorso
cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab.
4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen,
die in die Höhlen der Stachelschweine etc. nisten. Er gibt auf
den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, mit
einer ungemein starken sehr beweglichen schiebbaren Haut, wo-
durch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor
tiefen Bissen der Hunde etc. gesichert ist.
7. Lotor. der Waschbär, Rakun, Sjupp, Coati.
(Büffon's Raton). U. cauda annulata, fascia pal-
pebrarum transversali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62.
Ein animal nocturnum, im wärmern nordöstlichen Ame-
rica etc. Frißt mancherlei. Bedient sich der Vorderpfoten sehr
geschickt zum Fassen, zum Einweichen oder Auffischen sei-
nes Futters etc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein Haar ist
nächst des Bibers seinem, das vorzüglichste für Hutmacher.
23. Canis. Dentes primores superiores 6, laterales lon-
giores distantes, intermedii lobati, inferiores 6, lo-
bati omnes, laniarii solitarii, incurvati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the
dog). C. cauda recurvata; subinde digito spurio
ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders
durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit
seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fisch- und
Robbenfang), aber auch durch mancherlei andere Brauchbar-
keit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile
verbreitet, und gibt den größten Beweis von der Perfectibi-
lität der Thiere, wenn der Mensch ihre Anlagen durch lange
Reihen von Generationen ausbildet.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varie-
täten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob
diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich
zu entscheiden. Doch scheinen manche Rassen, z.B. der Dachs-
hund, das Windspiel etc. viel Eigenes, zu besondern Functio-
nen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß man
diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge
der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl.
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. the
pug-dog). Mit untersetztem, kurzem Leibe, schwar-
zen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfolgenden Rasse
macht der eigentliche Bullenbeißer, Wachthund,
Bluthund, molossus (Engl. the bull-dog), bei
welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas hervor-
tritt.
b) Mastivus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue.
Engl. the mastiff). Mit stumpfem Kopfe, hängen-
den lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dum-
pfig und kurz. – Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le
matin) nahe verwandt.
c) Terrae novae. der Neufundländer. (– Ab-
bild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeichnet sich durch
seine ausnehmende Größe, langes seidenartiges Haar,
langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be-
sonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwischen
den Zehen aus, die bei ihm ungleich größer ist, als bei
andern Hunden. Daher sein ungemeines Geschick zum
Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz;
und ausnehmend gelehrig*).
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien
courant). Mit langem dickem Körper, eingefurch-
tem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar
bald schlicht, bald zottig. – Hierher auch die Bracke
(Engl. the spanish pointer),der Hühnerhund,
Wachtelhund und die schön getigerten Corsicaner-
hunde.
e) Aquaticus. der Pudel. (Fr. le barbet. Engl.
the water-dog). Mit stumpfem Kopfe, und wollich-
tem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schä-
ferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger.
Engl. the cur). mit aufrechten Ohren; der Schwanz
an der untern Seite lang behaart. – Hierzu auch der
isländische Hund, und der Spitz oder Pommer.
(Fr. le chien loup). Auch der große St. Bern-
hards-Hund; und der kleinere, den die Kamtscha-
dalen etc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. – Auch die
auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen
Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezogen
werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen,
scheinen zu dieser Rasse zu gehören.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'e-
pagneul, le bichon. Engl. the lapdog, the shock).
Mit sehr langem, seidenartigem Haar, zumahl im Ge-
sichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset.
Engl. the tumbler, the turnspit). Mit langer
Schnauze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Körper,
kurzen, krummen Vorderfüßen, und rothbraunen Fle-
cken über den Augen. – Ihm scheint der englische Ter-
rier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger
Schnauze, nahe verwandt.
i) Dingo. der neuholländische Hund. Aehnelt,
zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwanzes,
mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier.
Engl. the grey-hound). Mit langem, zugespitztem
Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlankem
Leib und Beinen.
l) Graius*). der spartanische Hund. (canis laco
[Seite 65] nicus). Sehr groß; hält in der Bildung das Mittel
zwischen Jagdhund und Windspiel.
Ihm ähnelt der große dänische und der nun aus-
gestorbene große irländische Hund.
m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le
chien-turc. Engl. the Indian dog, the naked
dog). Aehnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesich-
te gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und
schwarz, oder rußigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S.
17. Anm. 2.)
Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und vermischen
sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen
und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Ba-
starde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf).
C. cauda incurvata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Län-
dern, wie z.B. in Groß-Britannien und Irland ausgerottet.
Hat einen schleppenden doch dabei schnellen und nicht leicht zu
ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf
und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre
nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der
alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive).
C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae
apice nigro.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien
und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise umher; frißt
Thiere, Lederwaren etc.; gräbt Leichen aus. Manche Natur-
forscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden
Hund, und manche Exegeten Simson's Füchse für Schakale
gehalten.
4. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard.
Engl. the fox). C. cauda recta, apice discolore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Zumahl in der nördlichern alten Welt. In Unzahl auf den
östlichen Aleuten, die davon den Namen der Fuchsinseln
erhalten haben. Frißt unter andern Früchten namentlich sehr
gern Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Ab-
art davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles berühmte
schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien,
aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn
seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silber-
fuchs genannt wird*)], für eine bloße Abart des gemeinen
Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sei, läßt
sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Stein-
fuchs, Eisfuchs. Isatis. (Engl. the arctic fox. Russ.
Pesez). C. cauda recta, apice concolore, palmis
plantisque pilosissimis.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-Zem-
bla, Grönland etc. – Die mehresten sind weiß. Die so ge-
nannten blauen Füchse hingegen bläulichgrau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis virga-
tis, facie nigra, juba cervicis dorsique, pedibus te-
tradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerlei Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch
in der Lebensart ähnelt. Hat ihr Ablager unter der Erde oder
in Felsenhöhlen und Berg-Klüften.
Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel größer**)
als jene gestreifte; findet sich zumahl in großer Menge in
Habessinien und von da südlich bis zum Cap.
24. Felis. Ungues retractiles, caput rotundius, lin-
gua aspera, Dentes primores 6 acutiusculi, exteri-
oribus majoribus; laniarii solitarii, supra a primo-
ribus, infra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion). F.
cauda elongata floccosa*), corpora fulvo.
Ménag. du Mus. national. VI. tab. 2. und II.
tab. 1.
In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa;
weiland aber auch in Peloponnes und Aetolien. Auch neulich
haben Löwinnen in Menagerieen, in Deutschland und sonst
im mildern Europa Junge geworfen. Dem Männchen bricht
die Mähne erst im zweiten Lebensjahre aus. Das Fleisch des
Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Ara-
ber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata: capite, cor-
pore et crucibus nigro-virgatis.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina,
auch auf Sumatra etc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt
sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten
erliegen.
3. Pardus. der Panther, Parder**). F. cauda sub-
elongata, maculis obtuse angulatis, passim con-
fluentibus et annulatis.
Ménag. du Mus. nat. III. tab. 1.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin
und wieder wie zusammengeflossen, theils in Hufeisenform,
oder geringelt u.s.w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart, mit klei-
neren Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem
Grunde beisammen stehen.
4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once):
F. cauda elongata, corpore albido, maculis irre-
gularibus nigris.
In der Barbarei und Ostindien. Weit kleiner, als die
vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der
[Seite 68] Rehe, Gazellen etc.) abzurichten, wozu sie im Orient vor-
längst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frank-
reich gebraucht worden.
5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger. F.
cauda subelongata, corpore fusco lutescente, ma-
culis angulatis, ocellatis, medio flavis.
Hist. nlle. des Mammifères XVII. tab. 1.
In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst
sehr ähnelt.
6. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cu-
guar. F. cauda mediocri, corpore immaculato fulvo.
In Peru, Brasilien etc.; zeichnet sich durch sein rothgelbes,
ungeflektes Fell (weßhalb er mit dem Namen eines Löwen
belegt worden) und kleinen Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl.
the mountain cat). F. cauda abbreviata, apice atro,
auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis
palmisque amplissimis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitani-
schen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
8. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat).
F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinali-
bus, lateralibus spiralibus.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch
die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde*)
ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit
schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich
äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert
sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu
den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Elektricität;
das Leuchten ihrer Augen im Dunkeln; ihre seltsame Gierde
auf gewisse Pflanzen, wie z.B. auf die Nepeta cataria und
aufs Teucrium marum etc.; ihr Schnurren oder Spinnen;
die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen ge-
gen dieselben etc. – Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört
die angorische oder persische Katze mit dem langen,
seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-
graue Carthäuser- oder Cyperkatze; und die spani-
[Seite 69] sche oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell-
cat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von
drey ganz verschiedenen Farben (z.B. schwarz, weiß
und gelbbraun) in großen Flecken gleich vertheilt,
aber äußerst selten einen dergleichen Kater, findet.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignavus. Fr. paresseux.
Engl. sloth). Caput rotundatum, crura antica lon-
giora. Dentes primores nulli utrinque; laniarii (?)
obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridactylis, cau-
da brevi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
In Guiana etc. Freilich ein äußerst langsames schwerfälli-
ges, aber bei aller dieser Trägheit listiges und im Nothfall
muthiges und starkes Geschöpf; hat dabei ein äußerst zähes
Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar
nicht etc.
26. Orycteropus. Caput productum rostratum. Cauda
elongata conica. Palmae tetradactylae, plantae pen-
tadactylae. Dentes primores et laniarii nulli; mola-
res infra 4, supra 5.
Buffon Supplément vol. VI. tab. 31.
Am Cap. Vordem irrig zu den Ameisenbären gerechnet.
Ein großes animal nocturnum, das mit seinen mächtig
starken Krallen in der Erde gräbt, und fast einzig von Ter-
miten lebt.
27. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller.
Engl. ant-eater). Rostrum productius, lingua lum-
briciformis: dentes nulli.
1. Jubata. der große Tamandua. M. palmis tetra-
dactylis, cauda longa jubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.
Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß, als ein Flei-
scherhund, und lebt doch so wie die folgende kleine Gattung
in der Wildniß einzig von den dortigen großen Ameisen.
2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis di-
dactylis, ungue exteriore maximo, plantis tetra-
dactylis: cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
[Seite 70]Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast
von der Farbe des Eichhörnchens.
28. Echidna. (Tachyglossus). Corpus spinis pilisque
tectum: rostrum elongatum, teretiusculum: lingua
lumbriciformis: dentes nulli.
1. Hystrix. E. spinis albido annulatis.
Leach's Miscellany vol. II. tab. 91.
Home in den philos. Transact. 1802. tab. 10.
So wie eine verwandte Gattung (E. setosa) in Neu-Hol-
land. Beide haben im innern Bau vieles, von andern Mam-
malien Abweichendes, mit dem Schnabelthiere gemein.
29. Manis. Schuppenthier, formosanisches Teufel-
chen. Corpus squamis tectum: lingua teres: dentes
nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Ge-
schlechts in ihrer Bildung, Lebensart etc. viel Aehnliches mit
den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern wur-
den sie unter die Eidexen gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda longiore:
ungulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von
der Größe des eben gedachten kleinen Ameisenbären. Sein ca-
stanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.
30. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier.
(dasypus linn). Corpus testis zonisque osseis cata-
phractum: dentes primores et laniarii nulli.
1. Novemcinctus. der Caschicame. T. zonis dorsali-
bus 9; palmis tetradactylis: plantis pentadactylis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.
In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut
unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bei Gefahr, so
wie die Schuppenthiere und der Igel, kugelicht zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen
Gattungen.
31. Equus. Pedes ungula indivisa, cauda setosa. Den-
tes primores superiores 6 obtuse truncati: inferiores
6 prominentiores; laniarii solitarii utrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the
horse). E. cauda undique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich mehr,
aber häufig und theils in großen Herden verwilderte,
so z.B. in der Mongolei, und in Paraguay, wohin die
Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spa-
nier überhaupt worden u.s.w. Unter den zahmen Pferde-
Rassen*) zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht
der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge-
gen den Horeb etc.) durch ihren wunderschönen Baut, so wie
durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen
folgen die Persianer und Barben. Unter den europäischen sind
die spanischen (besonders die aus Andalusien), die neapolita-
nischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in
den Wettrennen auszeichnen**). – Ganzer berittenen Na-
tionen zu geschweigen, wie z.B. die Kosaken, Tartaren, Cal-
mücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer etc., so ist auch
für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Land-
wirthschaft, Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich. Manche
der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom
Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zu-
sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden,
das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. †. Asinns. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass).
E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme Hausthier
abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich
jetzt zumahl in der Tatarei, unter dem Namen Kulan***),
von da er jährlich im Herbst in großen Heerden südlich nach
Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist
größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausneh-
mender Schnelligkeit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel
[Seite 72] bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus.
Höchstens etwa in der Farbe, da es z.B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben
zweyerlei Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stär-
ke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist
das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)], das
vom männlichen Esel erzeugt, und von der Stute geworfen
wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bar-
deau**)], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn
geworfen ist. Dieser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit
zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen
Bastarden vom Pferde- und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regula-
ribus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gattungen
gibt, deren eine, das Guagga***), man irrig für die Weib-
chen der andern gehalten hat) ist im südlichen Africa zu Hau-
se. Es lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und
unbändig. Gezähmt haben beide sowohl mit Eseln als Pfer-
den Bastarde gezeugt†).
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen, unter
welchem sich die wichtigsten Hausthiere finden.
32. Camelus, Cornua nulla, labium leporinum, pedes
subbisulci††). Dentes primores inferiores 6 spathi-
formes: superiores 2; laniarii distantes, superiores
3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel. [Fr. le dro-
madaire†††)]. C. tofo dorsi unico.
Ménag. du Mus. nat. II. tab. 4.
[Seite 73]Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den
Wüsteneien zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für
den ganzen Orient und für das nördliche und mittlere Africa
das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nen-
nen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen-
Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich
gegen vier deutsche Meilen (– die Courier-Camele oder
Heiries aber zwey Meilen in einer Stunde –) zurück.
Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den
Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur
Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst
mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer
viel auf ein Mahl. Beide, sowohl diese, als die folgende
Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier
kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den
Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie
müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau.
Engl. the camel). C. tosis dorsi duobus.
Ménag. du Mus. nat. I. tab. 1.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen
großen Heerden in Bessarabien etc. wird daselbst seines schnel-
len Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vo-
rige Gattung zum Zuge gebraucht.
3. Liama. das Liama, die Camelziege, Guana-
co. C. dorso laevi, tofo pectorali.
So wie die folgende Gattung im südlichen America, beson-
ders dem gebirgigen Peru. Wird als Lastthier gebraucht,
und kann bei seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Cent-
ner tragen.
4. Vicuuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne). C.
tofis nullis, corpore lanato.
Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zähmen, sondern
wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte
Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden hau-
fenweis gefangen. Auch soll der occidentalische Bezo-
arstein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.
33. Capra. Cornua cava rugosa scabra. Dentes primo-
res superiores nulli, inferiores 8; laniarii nulli.
1. †. Ovis. das Schaf. (Fr. la brebis. Engl. the
sheep). C. mento inberbi, cornibus compressis lu-
natis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint
auch weit seltner als die Ziege wieder verwildern zu kön-
nen; wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der
allernutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach
der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen
die spanischen, aus Segovien, und die englischen und
deren treffliche Abkömmlinge auf Neu-Süd-Wallis wegen
ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier,
sechs oder acht Hörnern; und die arabischen und ägyp-
tischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-
Schwanze, zu merken. Die ostfrisischen Marsch-Schafe
sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän-
zen; die lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und
beide Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln ha-
ben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar;
und die in Südafrica noch überdies lang herabhängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier. (musimon. Büffon's
mouflon). C. cornibus arcuatis circumflexis subtus
planiusculis, palearibus laxis pilosis.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Bar-
barei; eine verwandte weit größere Art aber (das Argali)
in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichen Ame-
rica. Letzteres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mächtig
starke und schwere*) Hörner, und wird von einigen Natur-
forschern für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.
3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chèvre. Engl. the
goat). C. mento barbato, cornibus arcuatis, cari-
natis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus abzustammen,
der im Caucasus und den daran gränzenden östlichen Gebir-
gen lebt, und in dessen Pansen (so wie bei manchen Gattun-
gen von Antilopen) zuweilen der orientalische Bezoar-
stein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Namen
[Seite 75] des Bezoarbocks belegt worden*). – Die Hausziege (– das
wichtige Hausthier der alten Guanchen auf den Canarischen
Inseln –) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so
weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. – Die angori-
sche Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges
Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn, so wie ausdem
äußerst feinen Wollhaar, das die schönen kleinen geradhörnigen
Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ihrem gröbern, lan-
gen Haar tragen, die allerköstlichsten Shawls in jenem pa-
radiesischen Wunderlande gewebt werden**).
4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. Fr. le bou-
quetin. Engl. the wild goat). C. mento barbato,
cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dor-
sum reclinatis.
Meisner's Museum der N. G. Helvetiens
Nro. 1 und 6.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in
den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks
wiegt wohl 8 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige
Ringe auf jeder Seite.
34. Antilope. Cornua cava, teretia, annulata, vel spi-
ralia. Dentes ut in capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattun-
gen im mittlern und südlichen, Asien und Africa, zumahl
aber am Cap finden***).
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard).
A. cornibus erectis uncinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und west-
lichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Zie-
gen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau-
lichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihrem Pansen die
ehedem berühmten so genannten Gemsballen (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. A. cornibus teretibus an-
nulatis, medio flexis, apicibus laevibus approxi-
matis.
Im ganzen Orient und Nordafrika. Das schlanke flinke
Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ih-
rer Dichtersprache das reizende Bild weiblicher Schönheit.
3. Oreotragus. der Klippspringer. A. cornibus
rectis subulatis, capite rufo, corpore ex flavo
virescente, cauda brevissima.
4. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cor-
nibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca,
clunibus albis.
Vosmaer. descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich
in Heerden von vielen tausenden gegen das Cap zu und nach
einigen Monathen wieder zurück zieht.
5. Leucophaea. der große blaue Bock. A. corni-
bus recurvatis teretiusculis annulatis, corpore cae-
rulescente.
Nur noch im Cafferlande; übrigens aber ausgerottet.
6. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis ca-
rinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer. descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner
geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn,
wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.
7. Pieta. das Nylghau. A. cornibus antrorsum in-
curvis, cervice colloque jubatis, cauda longa floc-
cosa, pedibus albo nigroque annulatis.
W. Hunter. in philos. Transact. vol. LXI. tab. 5.
8. Gnu. A. cornibus antrorsum directis, apicibus re-
flexis; mente barbato: juba cervicali et pectorali.
In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast von der
Größe eines Pferdes; und an Gebilde manches Ochsenähnlich.
35. Bos. Cornua concava, lunata, laevia. Dentes ut in
generibus praecedentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox).
B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, paleari-
bus laxis.
Der Auerochse (urus, bonasus und Bison der alten
Welt) wird noch jetzt in Polen, Litauen, Sibirien gefunden,
und war ehedem auch in Deutschland einheimisch. Ob er die
wilde Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh sei, ist
neuerlich bezweifelt worden.
Zu den merkwürdigsten Varietäten des domesticirten Rind-
viehs gehört die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder
schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in
Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in
Sicilien; die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von
England u.a.m.
Dagegen scheint's noch zweifelhaft, daß auch die indischen
(von den Hindus heilig verehrte) Buckelkuh, der bos indi-
cus, oder Zebu*) eine bloße Varietät dieser Gattung seyn
solle.
Im Pansen des Rindviehs finden sich zuweilen Ballen aus
Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die
ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl
seit 1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hinge-
gen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als
wohlthätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern bewährt
worden.
2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo). B.
cornibus resupinatis intortis antice planis.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach
und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrika
verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z.
B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn,
und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht.
Hat ein schwarzes, dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark
und vorzüglich zu Schläuchen tauglich ist.
3. Arni. der Riesenbüffel. B. cornibus divarica-
tis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hindostan. Un-
geheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif,
Ziegenochse. B. cornibus teretibus, introrsum
[Seite 78] curvatis, vellere propendente, cauda undique ju-
bata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
In Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Haus-
thier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch
außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges
Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen
Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch ge-
schätzt und theuer bezahlt wird.
5. Bison. der nordamericanische Bison. B. cor-
nibus divaricatis brevibus, juba longissima dorso
gibboso.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt heerdenweise
in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordamerica. Im
Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr
hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und be-
hält bloß seine große Brust- und Nacken-Mähne.
6. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf mus-
qué. Engl. the musk ox). B. cornibus deflexis, ba-
sibus latissimis complanatis ad frontem contiguis;
apicibus reflexis.
Cptn. Parry's 1st voyage tab. 17.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nordamerica im
Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite einge-
schränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen hal-
ben Centner wiegen.
36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fascicu-
lo pilorum nigro terminata. Dentes primores supe-
riores nulli: inferiores 8 spathulati, extimo bilobo;
laniarii nulli.
1. Camelopardalis, die Giraffe. (Nabis).
Cptn. Carteret in den philos. Transact. Vol. LX.
tab. 1.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Halses,
kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röth-
lichen, schön gefleckten Felles, ein sehr auszeichnendes Anse-
hen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den
Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und
daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewe-
gung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und
ist, wenn sie aufrecht steht, über 16 Fuß hoch.
37. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes ut in ge-
neribus praecedentibus (interdum tamen laniarii
solitarii superiores).
1. Alces. das Elennthier, Elch. (Fr. l'élan. Engl.
the elc). C. cornibus planis acaulibus, palmatis.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord-
americanische Elenn, Fr. l'original. Engl. the moose-
deer*) keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig;
erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 600 und sein
Gehörn 30 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf
die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft
von Epilepsie befallen werde etc. brauchen jetzt keiner Widerle-
gung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le
daim. Engl. the buck, fallow-deer). Cornibus
subramosis compressis, summitate palmata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine Hirsch; va-
riirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne.
Engl. the rein). C. cornibus (in utroque sexu) lon-
gis, simplicibus, teretibus, summitatibus subpal-
matis, juba gulari pendula.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde; theils in mächtigen Heer-
den; kann in wärmern Zonen nicht ausdauern, lebt von dür-
rem Laub, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es un-
ter dem Schnee hervorscharrt. Dient zumahl den Lappländern,
Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung der
dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl.
the stag). C. cornibus ramosis totis teretibus, re-
curvatis apicibus multifidis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter
mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes
richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers; nach dem
achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschönen
Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren En-
[Seite 80] den. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas dar-
über alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl.
the roe). C. cornibus ramosis, teretibus, erectis,
summitate bifida.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und
Asien. Das Gehörn des Rehbocks wird zumahl nach Castra-
tion, auffallender als bei andern Gattungen dieses Geschlechts
durch sonderbare Exostosen entstellt.
38. Moschus. Cornua nulla. Dentes primores ut in prae-
cedentibus generibus; laniarii superiores solitarii ex-
serti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl.
the musk). M. folliculo umbilicali.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegenden von Ti-
bet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der
Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühner-
eies, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneimittel,
sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. (Fr.
le chevrotain). M. supra fusco-rufus, subtus al-
bus, ungulis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser
Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und
haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, borstige oder dünn
behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem
Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben
im Grunde vier Klauen.
39. Sus. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Den-
tes primores (plerisque) superiores 4, convergentes.
inferiores 6, prominentes; laniarii superiores 2, in-
feriores 2, exserti.
1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier,
das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, die-
ses the hog). S. dorso setoso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und über-
haupt eine andere Form des Schädels, kürzere aufrechte Oh-
ren, größere Fangzähne als das Hausschwein, und ist fast
immer von schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde
verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein
scharfen Geruch, und ist beinahe ein animal omnivorum.
Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und
wohl eher bis 20 Junge auf ein Mahl. – In America, wo-
hin diese Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie
theils verwildert. (Fr. cochons marons). Auf Cuba wur-
den sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen
Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abentheuerli-
che Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang
waren etc. – Die schinesischen (Fr. cochons de Siam) ha-
ben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne
Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten
eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten
bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gese-
hen hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du
Cap verd). S. dentibus primoribus nullis: laniariis
superioribus lunatis extrorsum curvatis: sacculis
verrucosis sub oculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92.
Im Innern von Südafrica. Auch auf Madagascar. Ein
furchtbar wildes Thier, mit mächtig großem Kopf, spannen-
breitem Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den
Augen etc.
3. Tajassu. das Bisamschwein, Nabelschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschi-
fero ad extremum dorsi.
Heerdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica.
Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*). S. dentibus laniariis superioribus
maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser,
kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegenen Inseln schwim-
men. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zir-
kelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
beim Weibchen sind sie weit kleiner.
40. Tapir. Dentes primores utrinque 6; laniarii 4; pal-
mae ungulis 4, plantae ungulis 3.
Das größte Landthier in Südamerica, von der Statur ei-
nes mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr
wie beim Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweg-
lich. Gewöhnlich setzt sich's auf die Hinterfüße wie ein Hund.
Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut etc. – Ein sehr
ähnliches Thier, das Maïta findet sich in Ostindien auf Ma-
lacca und Sumatra*).
41. Elephas. Elephant. Proboscis longissima, prehen-
silis: dentes superiores eburnei exserti.
1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte concava, au-
riculis minoribus angulosis: dentium molarium co-
rona lineis undulatis parallelis distincta.
Ménag. du Mus. nat. II. tab. 2. VII. tab. 3.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilon. Ist das größte
von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im
zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken
fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen Insectenstiche
empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan
des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen,
zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter
damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu vielerlei an-
dern Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey
Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder
einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen
Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst-
reiche Handlungen verrichten, z.B. Knoten aufknüpfen,
Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl
aufheben u.s.w. Seine Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der
Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemei-
ner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bei der Begat-
[Seite 83] tung soll er sich, wie die mehresten vierfüßigen Säugethiere be-
springen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule
(nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bei beiden Geschlechtern
die zwei großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein
geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer der-
selben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird
der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man
ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tra-
gen, und schwere Ballen etc. Berge hinauf zu wälzen im Stan-
de ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schieben der
Beine, und dabei so sicher, daß er auf auch ungebahnten We-
gen doch nicht strauchelt*).
2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte convexa,
auriculis amplissimis, rotundatis: dentium mola-
rium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa einheimische Gat-
tung wird jetzt höchstens nur noch im Innern dieses Erdtheils
als Hausthier gehalten, im übrigen aber bloß des Fleisches
und vorzüglich des Elfenbeins wegen gefangen und geschossen.
42. Rhinoceros. Nashorn. (Abada). Cornu solidum,
conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus, utrinque qua-
ternis, inferioribus conicis, superioribus subloba-
tis; laniaris nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bei dieser Gattung mehrentheils ein-
zelne Horn ist bei ihm, so wie das doppelte beim africanischen
nicht am Knocher fest gewachsen, sondern bloß auf demselben
aufsitzend.
2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis
nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Südafrica, am Cap etc. Meist mit doppeltem Horn;
das zweite ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
43. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti,
[Seite 84] (inferiores procumbentes); laniarii inferiores incur-
vati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap Seekuh ge-
nannt).
Buffon, Supplément vol. III. tab. 62. 63. vol. VI.
tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeu-
ßerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, unge-
heuern Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen etc. Ein erwach-
senes wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich
von Vegetabilien und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen deren Geschlechter wie-
der nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Di-
gitata) in drey Familien zerfallen. A) Glires. B) Ferae.
C) Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
44. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores utrin-
que 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the
beaver). C. cauda depressa, ovata, quasi squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.
In der nördlichern Erde, in einsamen Gegenden an Land-
Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen
Haare für die Handlung, und für die Arzneikunst wegen des
so genannten Bibergeils wichtig, das sich bei beiden Geschlech-
tern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet.
Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmen-
de Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im
Innern von Canada) noch in Menge beisammen finden, ihre
dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nö-
thig finden, die dazu gehörigen bewundernswürdigen Däm-
me aufführen. Denn, zugegeben, daß freilich in den Erzäh-
lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biberhütten
vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch
diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdäch-
tigsten Beobachter aus ganz verschiedenen Welttheilen, dabei
[Seite 85] so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich da-
durch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere
erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
45. Phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti. Den-
tes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die
Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau
darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu
können*).
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See-
kalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. ca-
pite laevi, auriculis nullis, corpore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
In den nördlichen Meeren; auch im schwarzen, Caspi-
schen und mehrern Sibirischen Seen. Ist für die finnischen
Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber
für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein
äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, be-
ziehen ihre Sommerhütten und Lederbothe damit etc. Sein
Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin er-
worbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. Kann
wie die nächstfolgende Gattung leicht kirre und zuthuig werden.
2. Monachus. die Mönchsrobbe. (Fr. le phoque à
ventre blanc). P. inauriculata, dentibus incisoribus
utrinque 4; palmis indivisis, plantis exunguicu-
latis.
Buffon, Supplém. vol. VI. tab. 44.
Zumahl im mittländischen Meere. Sehr gelehrig. Auch
auffallend wegen der unruhigen Veränderlichkeit ihrer gan-
zen Gesichtsbildung.
3. Ursina. der Seebär. P auriculata, collo laevi.
Buffon. Supplém. vol. VI. tab. 47.
Im Sommer heerdenweise auf den Inseln des kamtschatki-
schen Meers, überwintert aber vermuthlich auf den benach-
barten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in
Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier-
zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und ge-
gen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*).
4. Jubata. der stellersche Seelöwe. P. auricula-
ta, collo jubato.
Buffon. Supplém. vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses Ge-
schlechts; hat den Namen von der beim Männchen gewisser
Maßen löwenartigen Mähne.
5. Proboscidea (cristata. Linn.). der ansonsche Seelö-
we. (Engl. the Sea-Elephant). P. naso probosci-
deo retractili.
Péron. voy. aux terres australes. tab. 32.
An den südlichern Inseln im atlantischen und stillen Ocean.
Wird auf 30 Fuß lang. Nur das Männchen hat die sonder-
bare rüsselförmige Nase.
46. Lutra. Palmae plantaeque natatoriae. Dentes pri-
mores utrinque 6; superiores distincti, inferiores
conferti.
1. †. Vulgaris. die Fischrotter. (Fr. la loutre. Engl.
the otter). L. plantis nudis, cauda corpore dimi-
dio breviore.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1798.
In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schön-
sten in Canada.
2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der
Wasserwolf. (la sarivovienne). L. badia, macula
alba submentali cauda corpore dimidio breviore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.
Diese gemeiniglich mit der folgenden verwechselte Gattung
lebt in den Flüssen und Landseen des östlichen und innern
Südamerica.
3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
[Seite 87] Engl. the sea-otter). L. nigra, plantis pilosis, cau-
da corpore quadruplo breviore.
Cook's voyage to the northern hemisphere. vol.
II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste
vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund,
doch auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwar-
zes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste
aller Rauchwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.
47. Ornithorhynchus. Mandibulae rostratae (anatinae).
Dentes nulli*).
1. Paradoxus. das Schnabelthier. Engl. the duck-
bill).
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet sich von allen
bisher bekannten Säugethieren durch die beispiellose Bildung
seiner Kinnladen aus, die im äußern aufs vollkommenste ei-
nem breiten platten Entenschnabel ähneln, auch eben so mit
einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut über-
zogen, auch an den Seitenrändern gezähnelt sind. Beiderlei
Füße sind mit einer Schwimmhaut versehen, die an den Vor-
dern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst der-
selben fächerartig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Die-
ses Wunderthier lebt in Landseen des an sonderbaren Formen
seiner Geschöpfe so reichen Australiens, unweit Botanybay.
48. Trichechus. Pedes posteriores compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl.
the walrus). T. dentibus laniariis superioribus ex-
sertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Bei dem Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten beisam-
men. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit
[Seite 88] seinen Hauzähnen loskratzt. Die alten Normannen machten
ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*).
Eine verwandte Gattung, der Dugong, ist in Südin-
dien, zumal an den Sundischen und Moluckischen Inseln zu
Hause**).
2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin). T. den-
tibus laniariis inclusis.
Albers icones ad illustr. anat. compar. Fasc. II.
tab. 4.
In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern Erde, z.
B. häusig in Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen von
Meerjungfern (oder Sirenen der neuern) Anlaß gegeben zu
haben***).
49. Monodon. Dens alteruter maxillae superioris exser-
tus longissimus, rectus, spiralis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat
ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferknochen Ei-
nen), die aber von ungleicher Größe sind, und beim Er-
wachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern
gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang als der
Körper des Thieres, d.h. wohl 18 Fuß und darüber.
50. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco superiorum
corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl.
the black whale). B. dorso impinni.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.
[Seite 89]Das größte aller bekannten Thiere*), das über 100000
Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber
auch in südlichen Gegenden im atlantischen Ocean, und im
stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden,
sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf
macht wohl ein Drittel des ganzen Thiers aus. Die Haut ist
meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt etc., hin und wie-
der dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamt-
schadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern
gibt dieses ungeheuere Thier victus et amictus etc. Die Eu-
ropäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer
5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Bar-
den wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das (zu-
weilen weißstreifige) Fischbein geben, und von denen die mit-
telsten wohl 20 Fuß lang werden.
2. Rostrata. einer der verschiedenen Finnfische. B. pec-
tore sulcato, pinna dorsalis obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs
ist bei dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts
sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht**).
51. Physeter. Dentes in maxilla inferiore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl.
the white whale). P. dorso impinni, dentibus in-
flexis, apice acutiusculo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumal an den Küsten
von Brasilien und von Neu-Südwallis. Er erreicht die Grö-
ße des Wallfisches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann
Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr
breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüg-
lich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in
Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers
bei dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in
[Seite 90] besondern Behältern am Kopfe desselben, zumal vorn auf den
Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb
durchsichtigen Talg verhärtet. – Die köstliche wohlriechende
graue Ambra ist eine Stercoralverhärtung, die sich zumal im
dicken Darm mancher davon erkrankender Caschelotte findet.
52. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braunfisch.
(tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl. the porpoise).
D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, ro-
stro subobtuso.
Ménag. du Mus. nat. VII. tab. 4.
So wie die folgende Gattung in den europäischen Meeren:
wird so wie diese 1 1/2 Klafter lang und ist zumal für die Lach-
se ein schädliches Raubthier.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dau-
phin. Engl. the porpesse). D. corpore oblongo
subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr. l'épau-
lard. Engl. the grampus). D. pinna dorsi altissima;
dentibus subconicis, parum incurvis.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittellän-
dischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in
ihrer Lebensart etc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur
wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man
sich folglich bei ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu
seyn gedrungen sieht. Bei den Vögeln ist der Fall anders. Bei-
des, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Gan-
zen genommen mehr Uebereinstimmendes, daher man sich bei
der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattun-
gen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit
einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, ei-
nen ganz oder doch zum Theil hornichten Schnabel, und
einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen
sich zugleich durch diese vier Charaktere von allen andern Thie-
ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam isolirte
Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen
fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der na-
türlichen Körper (S. 6.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Charakteren sind die Federn den Vögeln
ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Reihen (in quincun-
ce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durchzogen
sind; aber in gewisser Jahrszeit, gewöhnlich im Herbste, aus-
fallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Viele, zumal
die meisten Wasservögel, auch die Schneehühner etc. mausern
sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Bei
manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten
Mause (als avis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen
des Gefieders, als im reisern Alter. Bei manchen herrscht auch
hierin große Sexualverschiedenheit. Von den Haaren unterschei-
den sie sich besonders auch dadurch, daß sie, so viel bekannt,
[Seite 92] wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann
nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwan-
ze. Jene heißen Schwungfedern (remiges), diese Steu-
erfedern (rectrices). Die Schwungfedern bilden bei aus-
gespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vö-
gel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel
(aves impennes), wie die Pinguine etc. haben gar keine
Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So
fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen etc.
die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*) zeichnen sich die Vögel be-
sonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in
ihrem Körper vertheilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer-
ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, an-
dere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel
kann sie nach Willkür mit Luft laben oder ausleeren. Zu diesen
Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte häutige Zel-
len, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und
sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einath-
men mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Au-
ßerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Kno-
chen, wie die Schulterknocken im Flügel etc. und manchen selbst
die Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken; und endlich sind auch die
ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel etc.
ebenfalls dahin gehörig.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vö-
gel zum Flug geschickt, bei welchem die Geschwindigkeit so-
wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin-
guine und andere aves impennes (§. 58.) können gar nicht
fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beinahe eben so verschie-
den als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäu-
[Seite 93] men, andere auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde:
aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen,
und andere Geschöpfe in den beiden letztern Thier-Classen) bloß
unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bei den Vö-
geln, so wie bei den Säugethieren, ihrem verschiedenen Auf-
enthalt angemessen*).
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohnplatz zu
gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in sofern, daß sie
nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen,
und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber,
wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche etc. so, daß sie
im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen
beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Win-
ter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zo-
nen zubringen**).
Kein Vogel hat wahre Zähne, sondern diese Thiere müssen
ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz
schlucken. Bei denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Kör-
ner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht sogleich
in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kro-
pfe (ingluvies, prolobus) eingeweicht, und von da nur all-
mählig an den Magen überlassen, der bei diesen Thieren äu-
ßerst musculös, und so stark ist, daß er sogar nach Reaumur's
u.a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Haselnüsse und Oli-
venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzu-
scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch über-
dieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen befördern***). Verschie-
dene fleischfressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvö-
[Seite 94] gel etc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thie-
re, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie,
in eine Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wie-
der von sich*).
Zu den besondern Eigenheiten der Sinnwerkzeuge
der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter
andern der Mangel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden äußern Ohren; der aber, zumal bei den nächtli-
chen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige
Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend
des Ohres und bei manchen derselben auch noch überdieß durch
eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange vergütet wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u.a. verwand-
te Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d.
h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das
Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die
mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beim leben-
digen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die En-
ten in den Pfützen, wo sie bei Aufsuchung des Fraßes weder dem
Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel
wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumal bei den kleinen so genannten
Sangvögeln mannichfaltig und anmuthig, doch darf man nicht
sowohl sagen, daß sie singen, (– denn natürlicher Gesang ist
ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß sie
pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt
ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx)
zu Statten, der bei den Vögeln nicht bloß, so wie den Säuge-
thieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zun-
genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte
Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Pa-
pageien, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man die Men-
schenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie
auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang anneh-
men, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagné-
[Seite 95] ment abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen
zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueber-
haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst
durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; man-
che aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach
Weihnachten. Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit
gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge-
schäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer
paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haus-
hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.
Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben,
für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich
vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z.B.
die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bei den polygynischen Vö-
geln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei-
nen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paar-
weise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es
doch Baumaterialien herbei, und verpflegt sein Weibchen wäh-
rend ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr
Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart
aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch
jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich.
Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen
sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen etc. auf
der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so
die Spechte, Heber, Dohlen, Sperlinge etc. Sehr viele, zumal
unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Ne-
ste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel; andere, wie
der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch an-
dere, wie manche Meisen, Kernbeißer etc. die von einem Beu-
tel u.s.w.*).
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist,
so legt die Mutter ihre Eier hinein; deren Anzahl bei den ver-
schiedenen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele
Wasservögel z.B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ei; die
Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey,
die Raben vier; die Finken fünf; die Schwalben sechs bis acht;
die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, be-
sonders wenn man ihm die Eier nach und nach wegnimmt*),
bis fünfzig und darüber. Zuweilen geben auch manche Vögel,
ohne vorher gegangene Befruchtung, Eier von sich, die aber zum
Brüten untauglich sind und Windeier (ova subventanea,
cynosura, zephyria, hypenemia) heißen.
Die Ausbildung des jungen Thiers, die bei den Säugethie-
ren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bei den
Vögeln im schon gelegten Ei, mittelst des Brütens bewirkt
werden. Nur der Kukkuk brütet seine Eier nicht selbst aus,
sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen etc., in de-
ren Nest er sein Ei gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst
Capaunen und Hunde und sogar Menschen Vogeleier ausgebrü-
tet haben**). Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten
Mist***), und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma-
schinen†) und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskrie-
chen lassen. – Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten ab-
gemattet, und nur bei solchen, die sich paarweise zusammen hal-
ten, wie bei den Tauben, Schwalben etc. nimmt auch das Männ-
chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana-
[Seite 97] rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc. überlassen zwar das
Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während
der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eie selbst die große
Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählich ge-
bildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch
leichter als das Eiweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle
auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cica-
tricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt,
selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folg-
lich bei jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe
des brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen
Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem
das Brüten seinen Anfang genommen; beim Hühnerei z.B.
kaum vor Ende des ersten Tages; so wie am Ende des zweyten
das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch
sehr unvollkommnen Herzchens (das punctum saliens) seinen
Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das
ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten
brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das
Hühnchen schon nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im
Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beim Vogel im Ei ist die erste Gestalt, worin er sich
zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahligen Form, wenn er
zum Auskriechen reif wird, verschieden, als die früheste Gestalt
des neu empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bil-
dung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eie gelange
erst durch eine wahre Metamorphose zu seiner vollkommenen Ge-
stalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B.
des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n.
h. Gegenst. tab. 64. –)
Unter den mancherlei zur bewundernswürdigen Oekono-
mie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die
beiden allerwichtigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die
zumal um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schön-
[Seite 98] heit sich zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion),
die dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dot-
terhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darm-
canal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm
statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß (–
S. 23 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters,
der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt
wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit
von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des
Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder
beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu
Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus
dem Eie reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und
bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vie-
ler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körner-
fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und über-
haupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen
Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr ho-
hes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft
Adler und Papageien über hundert, Buchsinken, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Gro-
ßen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare
Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein-
facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh-
lige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger ver-
meintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in man-
chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung
des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größe-
re Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen etc. oder
Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern
Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung
der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel be-
fördert. So weiß man z.B., daß die wilden Enten bei ihren
Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen,
und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel
[Seite 99] verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich
geben, und dadurch die Verbreitung derselben befördern: so z.
B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse etc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher
nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengat-
tungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch-
fang, abrichten etc. So sehr viele Vögel, ihre Eier, ihr Fett etc.
dienen zur Speise; die ganzen Felle der Seevögel zur Klei-
dung mancher Polar-Völker; die Federn zum Füllen der Bet-
ten, zum Schreiben, und zu mancherlei theils kostbaren
Putz, so wie sie auch bei vielen wilden Völkern, zumal auf den
Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handelsartikel
ausmachen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänz-
lich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Ge-
wächse zurückbringen. Der Condor, der Lämmergeier u.a.
Raubvögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der Fischadler
und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich, so
wie die Habichte, Sperber, Aelstern etc. dem Hausgeflügel ge-
fährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden
der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen etc. Und endlich
werden freilich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch
eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vögel verpflanzt.
Wirklich giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe
eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziem-
lich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der
Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nah-
rung etc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus
bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Clas-
sification auf die Verschiedenheit des einen oder des andern von
den genannten Theilen gegründet; Klein z.B. auf die Bil-
dung der Zehen; Möhring auf die Bedeckung der Beine,
Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des
Schnabels etc. Linné nimmt in dem Plan seines Systems
der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und
so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er
sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben; we-
nigstens begreift man nicht, wie Papageien, Colibrite und Krä-
hen bei ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben
und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und
[Seite 100] mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen wer-
den durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderungen von dem Lin-
néischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun
Ordnungen abzutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnä-
beln, meist mit kurzen, starken, knorrigen Füßen, und gro-
ßen, gebogenen, scharfen Klauen.
II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen,
dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten
Schnäbeln, Papageien, Tucane etc.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen
Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger
Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite etc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langem, und
ziemlich starkem, oben erhabenem Schnabel. Raben, Krä-
hen etc.
V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwal-
ben etc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger
kegelförmigen, zugespitzten Schnabel, von verschiedener Län-
ge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabe-
nem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut
bewachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung
gebracht, da sie bei weitem mehr mit den Hühnern als mit
den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschickten Land-
vögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem,
fast walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen, einem stum-
pfen, mit Haut überzogenen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem
Häkchen endigt.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen scharfen Kral-
len und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der
Seite in zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an
der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) be-
deckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Or-
ten, und haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geier. Rostrum rectum, apice aduncum;
plerisque caput et collum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus. der Condor, Cuntur. V. caruncula
verticali longitudine capitis.
de Humboldt Recueil d'observations de Zoologie.
tab. 8. 9.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit aus-
gespannten Flügeln auf 12 Fuß in die Breite, und seine
Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz-
braun von Farbe mit einem weißen Halskragen. Nistet zu-
mal an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist
vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen,
welche die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeier, Sonnen-
geier. V. naribus carunculatis, vertice colloque
denudato.
Buffon oiseaux vol. I. tab. 6.
In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe ei-
nes welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben, ro-
then und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen
[Seite 103] über dem Schnabel. Kann den nackten Hals ganz in den dick-
befiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeier, Bartgeier,
Goldgeier, Jochgeier. V. rostri dorso versus
apicem gibboso, mento barbato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.
In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien
und Habessinien. Der größte europäische Raubvogel, dessen
ausgespannte Flügel bei 10 Fuß messen, und der sich vorzüg-
lich durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den befieder-
ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn
am Oberschnabel von andern Geiern auszeichnet.
4. Percnopterus. der Aasgeier. V. remigibus nigris,
margine exteriore, praeter extimas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten.
Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphibien etc. Die alten
Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen
vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig
in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen etc.
vorgestellt.
2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera
instructum: caput pennis tectum: lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius, Fr. le
messager). F. cera alba, cruribus longissimis, cri-
sta cervicali pendula, rectricibus intermediis elon-
gatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen. Mit
langen Beinen, wie ein Sumpfvogel.
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büf-
fon's aigle commun, Engl. the black eagle). F.
cera lutea, pedibusque semilanatis, corpore ferru-
gineo, nigricante, striis flavis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle. Engl. the golden eagle). F.
cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis,
corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi
cinereo undulata.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und ver-
sorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen etc.
4. †. Ossifragus. der Seeadler, Fischadler, Bein-
brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the seaeagle, the osprey).
F. cera lutea pedibusque semilanatis, corpore fer-
rugineo, rectricibus latere interiore albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
An den europäischen Küsten, auch in Nordamerica und
theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers.
Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr.
le balbuzard. Engl. the osprey). F. cera pedibus-
que caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo,
capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist
oft mit dem Fischadler vermengt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeier, Milan,
Scheerschwänzel, Schwalbenschwanz, Tau-
benfalke. (Fr. le milan. Engl. the kite). F. cera
flava, cauda forsicata, corpore ferrugineo, capite
albidiore.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl.
the falcon). F. cera pedibusque flavis, corpore ci-
nereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigri-
cantibus.
In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in
zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für
besondere Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich
(so wie freilich manche andere verwandte Gattungen dieses
Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel,
namentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in
Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (ac-
cipiter, Fr. l'autour. Engl. the gooshawk). F. ce-
ra nigra, margine pedibusque flavis, corpore fus-
co, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
[Seite 105]9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'éper-
vier. Engl. the sparrow hawk). F. cera viridi,
pedibus flavis, abdomine albo griseo undulato, cau-
da fasciis nigricantibus.
In einem großen Theile der alten Welt.
3. Strix. Eule. (Noctua). Rostrum breve, aduncum,
nudum absque cera: nares barbatae: caput grande;
lingua bifida: pedes digito versatili: remiges aliquot
serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr.
le grand duc. Engl. the great horn owl, the eagle-
owl). S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpo-
re rufo.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa
und westlichen Asien*).
2. Nyctea. die Schnee-Eule, Harfang. S. capite
laevi, corpore albido, maculis lunatis distantibus
fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.
In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.
3. †. Flammea. Die Schleiereule, Perleule, Kir-
cheneule, Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. capite
laevi, corpore luteo punctis albis, subtus albido
punctis nigricantibus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In den gemäßigtern Zonen der alten und neuen Welt.
Von ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.
4. †. Passerina. das Käuzchen. (Fr. la chevêche.
Engl. the little owl, screechowl). S. capite laevi,
remigibus maculis albis quinque ordinum.
4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente utrinque ver-
sus apicem, basi nudum: lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la
pie-grieche grise. Engl. the great shrike). L. cau-
da cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis ni-
gris macula alba.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgen-
de Gattung, andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'écorcheur. Engl.
the red-backed shrike). L. cauda subcuneiformi,
dorso griseo, rectricibus quatuor intermediis uni-
coloribus, rostro plumbeo.
In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zumal
Käfern, Grashüpfern etc., die er zum Vorrath an Schwarz-
dorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten
Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, di-
cken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich,
deren oben (§. 59.) bei Gelegenheit der Luftbehälter gedacht
worden.
5. Psittacus. Papagei, Sittig. (Fr. perroquet. Engl.
parrot). Mandibula superior adunca, cera instruc-
ta; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii*).
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gattungen dieses
(– weitläufigen, daher von den Ornithologen in mancherlei
Familien eingetheilten –) Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich, z.B. auf den Philippi-
nen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der ei-
nen oder andern Insel, und hingegen nie auf den noch so nahe
liegenden, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Papa-
geien viel auszeichnendes, Eigenes in ihrem Betragen. Sie
wissen sich z.B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, brin-
gen ihre Speise damit zum Schnabel, krauen sich damit hin-
ter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so tre-
ten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen, sondern
[Seite 107] mit der ganzen Ferse auf etc. Ihr hakenförmiger Oberschna-
bel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen
statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten etc. Beide
Geschlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat
man. wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe (Aracan-
ga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeru-
leis, subtus rufis, genis nudis rugosis.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectore-
que rubro, gula nigra.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista pli-
catili flava.
In Ostindien, zumal auf den Molucken.
4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagei. P.
brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda
coccinea.
5. Ochrocephalus. (Fr. l'amazone à tête jaune). P. vi-
ridis, vertice flavo, tectricibus alarum puniceis,
remigibus ex viridi, nigro, violaceo et rubro va-
riis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.
6. Pullarius. (Fr. l'inséparable). P. brachyurus viri-
dis, fronte rubra, cauda fulva fascia nigra, orbitis
cinereis.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein
Blutfink. Hat den französischen Namen von der irrigen Sa-
ge, als ob er immer Paarweis gehalten werden müßte, weil
keiner den Verlust seines Gatten überleben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras. Rostrum maxi-
mum, inane, extrorsum serratum, apice incurvatum.
Pedes scansorii plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel aus-
[Seite 108] zeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein weichem
Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von
Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den
Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach
der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem
Alter etc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flavescente, versus
basin fascia nigra, fascia abdominali flava.
7. Buceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydroco-
rax). Rostrum maximum, inane, ad basin versus
frontem recurvuatum: pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abentheuerlich
gebildeten Geschlechts sind in Ostindien und Neu-Holland zu
Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recurvato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist
einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. woodpecker). Ro-
strum polyedrum, apice cuneato; lingua brevissima,
retrorsum aculeata; vagina ossis linguae teres lum-
briciformis, longissima; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau, daß sich
ihr Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft,
die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der
Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabel-
wurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische
Federn, mittelst welcher diese Vögel das wurmförmige Vor-
derende desto leichter hervorschießen, und an der hornigen
kleinen Zunge Insecten anspießen können*).
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht,
die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und
nördlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. vi-
ridis, vertice coccineo.
3. †. Major. der große Bunt- oder Rothspecht.
P. albo nigroque varius, occipite rubro.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Rothspecht.
P. albo nigroque varius, vertice rubro.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum; lingua
ut in picis mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Nat-
terwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck). F.
cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
Hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksamkeit sei-
nes Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedach-
ten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subulatum, teretius-
culum, apice compresso, mandibula superiore paul-
lo longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle le tor-
chepot. Engl. the nut-hatch, the woodcracker). S.
rectricibus nigris, lateralibus quatuor infra apicem
albis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todus. Rostrum subulatum, depressiusculum, ob-
tusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow). T.
viridis, pectore rubro.
2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, corpore al-
bo, cauda cuneata , rectricibus intermediis longis-
simis.
In Südafrica, auf Madagascar etc.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, lon-
gum; pedes breves, gressorii.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, (Fr. le martin-
[Seite 110] pêcheur Engl. the kingsfisher). A. supra cyanea,
fascia temporali flava, cauda brevi.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen,
deren Gräten er dann als Gewölle (§. 63.) ausbricht. Daß
er nach dem Tode leicht vertrocknet ohne in Fäulniß überzu-
gehn, ist nicht, wie Paracelsus und so viele nach ihm mein-
ten, eine Eigenheit dieses Vogels, sondern zeigt sich unter
ähnlichen Umständen auch am Kreuzschnabel, Canarienvogel u.a.
13. Merops. Rostrum curvatum compressum, carina-
tum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr.
le guépier. (Engl. the bee-eater). M. dorso ferru-
gineo, abdomine caudaque viridi caerulescente,
gula lutea, fascia temporali nigra.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von In-
secten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, convexum, subcom-
pressum, obtusiusculum, pedes ambulatorii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn. (Fr. la hu-
pe. Engl. the hoopoe). U. crista variegata.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regenwürmern
und mancherlei Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie
schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men-
schenkoth*).
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue,
subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grau-
specht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl.
the creeper). C. grisea, subtus alba, remigibus fus-
cis; rectricibus decem.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baum-
stämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen etc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, rec-
tricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis,
maculis alarum fulvis niveisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
[Seite 111]Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und
lebt einsam im wärmern Europa. Namentlich im C. Bern.
In Deutschland ist's äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer,
auf Thürmen etc.
3. Coccinea (vestiaria). C. coccinea, rectricibus re-
migibusque nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner
mit den Federchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels man-
cherlei prachtvollen Putz und andere Kleidungsstücke, Helme etc.
sogar ganze Mäntel etc. überziehen.
4. Sannio. C. olivacea, vertice subviolaceo, remigi-
bus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
16. Trochilus*). Colibri. Honigsauger, Blumen-
specht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird).
Rostrum subulato-filiforme longum. Mandibula infe-
riore tubulata, superiore vaginante inferiorem. Lin-
gua filis duobus coalitis tubulosa; pedes ambulato-
rii, brevissimi.
Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein
in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern
theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur West-
küste von Patagonien.
1. Pella. (Fr. le colibri-topase). Tr. ruber, rectrici-
bus intermediis longissimis, capite fusco, gula au-
rata uropygioque viridi.
2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus albido;
rectricibus lateralibus margine exteriore albis.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufgetrocknet nur un-
gefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und
hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eier etwa die
von einer Zuckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Ru-
bis topase). T. viridescens vertice purpureo aura-
to, gutture auroreo rutilo.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinro-
them Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben er-
habenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße.
Sie leben theils von Getreide u.a. Pflanzensamen etc. theils von
Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wil-
derndes, unschmackhaftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum, rectum, subquadrangulare;
mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus.
Pedes ambulatorii.
1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater).
18. Crotophaga. Rostrum compressum, semiovatum,
arcuatum, dorsato-carinatum. Mandibula superiore
margine utrinque angulata. Nares perviae.
1. Ani. der Madenfresser. (Fr. le bout de petun.
Engl. the razor-billed blackbird). C. pedibus
scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung, und
es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und
ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit einander brüten etc.
19. Corvus. Rostrum convexum cultratum, nares mysta-
ce tectae; pedes ambulatorii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl.
the raven). C. corpore atro-nitente, rostri apice
subincurvo, cauda semirhombea..
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchgehends in bei-
den Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fi-
sche, Krebse, junge Enten, selbst junge Haasen etc. schleppt
auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la corneille,
[Seite 113] Engl. the carrion crow). C. atrocaerulescens to-
tus, cauda rotundata: rectricibus acutis.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel.
(Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook). C.
ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.
Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet den mäßigen
Schaden, den sie der Saat thut, durch die weit beträchtli-
chere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Engerlinge, Gras-
raupen etc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hauben-
krähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hoo-
ded crow, royston crow). C. cinerascens capite, ju-
gulo, alis caudaque nigris.
In den mildern Zonen der alten Welt. Hauset in man-
chen Gegenden als Standvogel Jahr aus Jahr ein, in an-
dern läßt sie sich bloß über Winter nieder, ohne daß man
noch recht weiß, wo sie von da im Frühjahr hinzieht. Wird
ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar,
thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl.
the jackdaw). C. fuscus, occipite incano, fronte,
alis caudaque nigris.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Mar-
colph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl.
the jay). C. tectricibus alarum caeruleis, lineis
transversis albis nigrisque, corpore ferrugineo
variegato.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le cassenoix.
Engl. the nutcracker). C. fuscus alboque puncta-
tus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis:
intermediis apice detritis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Heister.
[Seite 114] (Fr. la pie. Engl. the magpie). C. albo nigroque
varius, cauda cuneiformi.
In Europa und Nordamerica. Ein schädliches Thier für
junges Meyergeflügel, und mitunter wohl für die Saatfelder,
das aber auch zahllose Raupen, Schnecken etc. vertilgt.
20. Coracias. Rostrum cultratum, apice incurvato, basi
pennis denudatum; pedes breves ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier. Engl. the
roller). C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der
Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, haufenweise
auf den Feldern sehen.
21. Gracula. Rostrum convexo-cultratum, basi nu-
diusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa.
Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle).
G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia oc-
cipitis nuda, flava.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht
Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-violacea, cau-
da rotundata.
22. Paradisea*). Paradisvogel. (manucodiatta). Ro-
strum basi plumis tomentosis tectum. Pennae hypo-
chondriorum longiores. Rectrices duae superiores
singulares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat ein
überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-
Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach
[Seite 115] den Moluken u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt
schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres pracht-
vollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn
sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die
leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzuspre-
chen wagten*).
1. Apoda. (Fr. l'émeraude). P. brunnea pennis hypo-
chondriis luteis corpore longioribus, rectricibus
duabus intermediis longis setaceis.
2. Alba. der weiße Paradisvogel. (Fr. le manu-
code à 12 filets). P. anterius nigra violacea, po-
sterius alba, humeris viride virgatis, rectricibus
12 nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.
Eine der schönsten und sonst seltensten Gattungen dieses Ge-
schlechts, am Leibe ohngefähr von der Größe einer Drossel.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite brevius, cul-
tratum, aduncum, margine mandibularum serratum.
Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula
nigra.
24. Bucco. Bartvogel. (Fr. barbu. Engl. barbet).
Rostrum cultratrum, lateraliter compressum apice
utrinque emarginato, incurvato; rictu infra oculos
protenso.
1. Atroflavus. B. niger, jugulo, pectore et lineis
supra et infraorbitalibus luteis, abdomine griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
25. Cuculus. Rostrum teretiusculum. Nares margine
prominulae. Pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou. Engl.
the cuckow). C. cauda rotundata nigricante albo-
punctata.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im
Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet das halbe
dutzend Eier, die er jedes Frühjahr nach und nach legt, nicht
selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken
und Bachstelzen etc.*) zwischen dieser ihre eigenen Eier, da
sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Ge-
schäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eier, die doch
um Vieles größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ih-
re, dennoch eben nicht länger als diese bebrütet zu werden
brauchen. Der junge Kukuk wächst aber dagegen sehr schnell,
und drängt wohl eher die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun-
gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Neste**). Sein Win-
teraufenthalt ist noch nicht zuverlässig bekannt.
2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C.
cauda cuneiformi fusco et albido maculata, alis
fuscis maculis flavis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts. Hat seinen
Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-
Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennestern
aufzusuchen weiß.
3. Persa. der Turaco. C. capite cristato, corpore
viridi-caerulescente, remigibus sanguineis, cauda
aequali.
In Südafrica. Das sehr schöne Thier zeichnet sich außer
andern besonders durch die doppelte apfelgrüne Holle mit wei-
ßen Endspitzen von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts
auffallend aus.
26. Oriolus. Rostrum conicum, convexum, acutissi-
mum, rectum: mandibula superiore paulo longiore,
obsolete emarginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der
Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot). O.
luteus, pedibus nigris, rectricibus exterioribus
postice flavis.
Hin und wieder in der alten Welt. Soll in Bigamie le-
ben. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein künstliches, napfförmiges, sehr
dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird).
O. niger, alarum tectricibus coccineis.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu dem
obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula).
3. Jupujuba. (Persicus Linn.). O. niger, dorso posti-
co maculaque tectricum alarum basique rectricum
luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige und mehrere
andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmi-
ges Nest von Schilf und Binsen*), deren man zuweilen meh-
rere Hundert an einem Baume hängen sieht.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelför-
migem, scharf zugespitztem Schnabel von verschiedener Größe
und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von In-
secten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaftes
Fleisch, und die meisten von ihnen singen (wie man's insgemein
nennt).
27. Alauda. Rostrum cylindrico-subulatum, rectum,
mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus.
Unguis posticus rectior digito longior.
1. †. Arvensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-lark,
sky-lark). A. rectricibus extimis duabus extrorsum
longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere
ferrugineis.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich, so wie der
Straus, die Hühner und viele andere deßhalb so genannte
Scharrvögel (aves pulveratrices), im Sande.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis). A. rectricibus ni-
gris: extimis duabus margine exteriore albis, capi-
te cristato.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Sturnus. Rostrum subulatum, angulato-depressum,
obtusiusculum: mandibula superiore integerrima, mar-
ginibus patentiusculis.
1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'étour-
neau. Engl. the stare, starling). S. rostro flave-
scente, corpore nigro punctis sagittatis albis.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das
unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum: mandibula su-
periore apice deflexo, emarginato.
1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel,
der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the
missel bird, shrite). T. dorso fusco collo maculis
albis, rostro flavescente.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistel-
beeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt werden.
2. †. Pilaris. der Krammetsvogel. (Fr. la litorne,
tourdelle. Engl. the fieldfare). T. rectricibus ni-
gris; extimis margine interiore apice albicantibus,
capite uropygioque cano.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins südliche. Nährt
sich vorzüglich von Wachholder- (Krammets-) Beeren.
3. †. Iliacus. Weindrossel, Rothdrossel. (Fr. le
mauvis. Engl. the redwing). T. alis subtus ferru-
gineis, superciliis flavescentibus.
Im nördlichen Europa. Glättet ihr Nest mit Letten und
faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuch-
tet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur
Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lu-
cente gegeben haben.
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Zippdrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle,
song thrush). T. remigibus basi interiore ferru-
gineis.
Mehr südlich verbreitet als die vorige. Zuweilen findet
sich eine weißgraue Spielart von ihr.
5. Polyglottus. die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mockbird).
T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verti-
cis, alarum et caudae candidis.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc. Ahmt ande-
rer Vögel Stimme leicht und täuschend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis caudaque
nigris, occipite cristato.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zug-
heuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le
merle. Engl. the blackbird, ouzel). T. ater, rostro
palpebrisque flavis.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von
Wachholderbeeren; hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.
8. Cyanus. die Blauamsel. (Solitarius. Fr. le merle
bleu). T. nigro-caeruleus, remigibus rectricibus-
que fuscis.
Einsam auf den Inseln und an den Küsten des Archipela-
gus; ein lieblicher Sangvogel.
30. Ampelis. Rostrum rectum, convexum: mandibula
superiore longiore, subincurvata, utrinque emar-
ginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervogel,
Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Bohème.
Engl. the bohemian chatterer). A. occipite crista-
to: remigum secundariorum apice coccineo lan-
ceolato.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jah-
[Seite 120] ren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumal auf den
Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum, frontis basi ro-
tundatum; mandibula inferior margine laterali in-
flexa.
1. †. Curvirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagei. (Fr. le bec
croisé. Engl. the cross-bill, sheldaple). L. rostro
forsicato.
In den Schwarzwäldern der nördlichen Erde. Brütet mit-
ten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirschfink.
(Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch). L. linea ala-
rum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rec-
tricibus latere basis tenuiore nigris.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaffe, Blutfink, Lie-
big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl.
the bullfinch). L. artubus nigris, tectricibus cau-
dae remigumque posticarum albis.
In der nördlichern alten Welt. Beide Geschlechter lernen
leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagniren, und so-
gar Worte nachsprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flavescens, fronte olivacea,
nucha, humeris, alis et cauda fuscis.
Am Cap, wo Heerden von mehreren Hunderten ihre Ne-
ster auf einem Baum dicht zusammen bauen, und das wun-
derbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden
Dache bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture flavis, fas-
cia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pedi-
bus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes. T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap, so wie auf Madagascar. Bauet auch
eins der wundersamsten Nester, am Wasser, fast retortenför-
mig mit abwärts hängendem Halse zum Ein- und Ausflug,
so daß die Mündung nahe über der Wasserfläche zu hängen
kommt.
6. Philippina. die Baya. L. fusca, subtus albido-
flavicans, vertice pectoreque luteis, gula fusca.
Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.
In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der indischen
Halbinsel zu mancherlei kleinen Künsten abgerichtet wird. Bauet
gleichfalls ein sehr kunstreiches hängendes Nest aus Binsen etc.
7. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die
virginische Nachtigall. (Engl. the redbird). L.
cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque
sanguineis.
In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und
seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.
8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün-
schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le
verdier. Engl. the greenfinch). L. flavicantivirens,
remigibus primoribus antice luteis, rectricibus la-
teralibus quatuor basi luteis.
9. Oryx. der Feuervogel. L. grisea, rostro, fron-
te abdomineque nigris, collo uropygioque fulvis.
Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. unb tab. 134.
fig. 1.
Am Cap etc.; das Männchen im Frühling und Sommer
feuerroth und sammetschwarz; im Herbst und Winter hinge-
gen von der graulichbraunen Farbe des Weibchens.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum conicum, mandibulae
basi deorsum a se invicem discedentes: inferiore
lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schneevogel.
(Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting).
E. remigibus albis, primoribus extrorsum nigris:
rectricibus nigris: lateralibus tribus albis.
In der nördlichsten Erde*). Kommt nur zum Ueberwin-
tern nach Deutschland, wo sie sich aber zuweilen mit ein Mal
in unermeßlichen Zügen sehen läßt.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl.
the bunting). E. grisea, subtus nigro maculata,
orbitis rufis.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fett-
ammer, windsche Goldammer. E. remigibus ni-
gris, primis tribus margine albidis; rectricibus ni-
gris, lateralibus duabus extrorsum nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den wärmern Gegenden von Europa und dem benach-
barten Asien.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der
Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow ham-
mer). E. rectricibus nigricantibus: extimis duabus
latere interiore macula alba acuta.
5. Aureola. E. citrina, vertice, dorsoque spadi-
ceis, crisso albido, rectricibus duabus utrinque
extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier
d'or. Engl. the whidah bird). E. fusca, pectore
rubro, rectricibus intermediis quatuor elongatis
acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.
Hat den englischen, nachher in andern Sprachen aus Miß-
verstand verunstalteten Namen von seiner Heimath, dem Kö-
nigreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.
33. Tanagra. Rostrum conicum acuminatum, emargina-
tum, basi subtrigonum, apice declive.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent,
Engl. the red-breasted blackbird). T. atra, fron-
te, jugulo pectoreque coccineis.
So wie mehrere verwandte Gattungen in Westindien und
dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acumi-
natum.
1. †. Caelebs*). der Buchfink, Gartenfink, Roth-
fink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaf-
finch). F. artubus nigris, remigibus utrinque al-
bis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus
oblique albis.
In Europa und Africa: hat mannichfaltigen Gesang, so
daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Mei-
len in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden
wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannenfink,
Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink,
Quäkfink, Böheimer. (Fr. le pinçon d'Ardennes.
Engl. the bramble). F. alarum basi subtus flavis-
sima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut
gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen
Gegenden Deutschlands.
3. Nivalis. der Schneefink. (Fr. la niverolle). F.
fusca, subtus nivea, remigibus secundariis rectri-
cibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistle-
finch). F. fronte et gula coccineis, remigibus an-
trorsum flavis: rectricibus duabus extimis medio,
reliquisque apice albis.
Fast durch ganz Europa und in den benachbarten Ländern
der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne
Bastarde**).
5. Amandava. der Fink von Bengalen. (Fr. le
Bengali piqueté. Engl. the Amedabad finch). F.
fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
[Seite 124]In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet,
gelb seyn sollen, habe ich bei denen, die ich zu untersuchen
Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vögelein. (Fr. le serin de Canarie). F. rostro al-
bido, corpore subfusco, pectore flavescente, rec-
tricibus remigibusque virescentibus.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts aus den
canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht worden zu
seyn: ist aber seitdem daselbst in mancherlei Varietäten aus-
geartet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit
gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der
Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Kapp-
Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus,
acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin). F. remi-
gibus medio luteis: primis quatuor immaculatis,
rectricibus basi flavis, apice nigris.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in
dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden
wird*).
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet).
F. remigibus primoribus rectricibusque nigris, utro-
que margine albis.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachsfink,
Bluthänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser
linnet). F. remigibus rectricibusque fuscis, margi-
ne obsolete pallido, litura alarum albida. (Mas pec-
tore et vertice sanguineis.)
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, der Spatz. (passer.
Fr. le moineau. Engl. the sparrow). F. remigibus
[Seite 125] rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus fer-
rugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übri-
gen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch, daß er sich
in einzelnen Gegenden, wie z.B. an manchen Orten in Thü-
ringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laub-
holz noch Obstbäumen etc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier
Mal im Jahre. Freilich für Gärten und Feld ein schädliches
Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt.
Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Muscicapa. Fliegenfänger. (Fr. gobe-mouche.
Engl. flycatcher). Rostrum subtrigonum utrinque
emarginatum, apice incurvo; vibrissae patentes ver-
sus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra,
subtus, frontis macula alarumque speculo albis,
rectricibus lateralibus extus albis.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibu-
lis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale). M. rufo-cinerea armillis
cinereis.
In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt
im April in unsern Gegenden an, und zieht zu Ende Augusts
wieder von dannen, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we-
nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Heckenschma-
tzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the
hedge sparrow). M. supra fusca subtus albida, rec-
tricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.
3. †. Ficedula. die Beccafige. (im alten Fr. l'oy-
selet de Chypre). M. subfusca, subtus alba, pec-
tore cinereo maculato.
Im mildern und wärmern Europa, zumal auf Cyprus,
[Seite 126] von wannen sie wegen ihres schmackhaften Fleisches weit ver-
führt wird.
4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das
Ackermännchen. (Fr. la lavandière. Engl. the
white waterwagtail). M. pectore nigro, rectrici-
bus duabus lateralibus dimidiato-oblique albis.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina, olivaceo-maculata, sub-
tus ex flavescente alba, gula miniata, linea alba
nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr.
la fauvette à tête noire. Engl. the blackcap). M.
testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.
Linné fauna suecica. tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa. Einer der lieblichsten Sangvögel.
7. †. Phoenicurus. das Rothschwänzchen, Schwarz-
kehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the
redstart). M. gula nigra, abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt
und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüstchen,
der Rothbart. (erithacus. Fr. le rouge-gorge.
Engl. the robin redbreast, ruddock). M. grisea,
gula pectoreque ferrugineis.
Meist in ganz Europa. In England der Lieblingsvogel
des Volks. Das muntere beliebte Geschöpf wird durch Ver-
tilgung unzähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.
9. †. Suecica. das Blaukehlchen, die Schild-Nach-
tigall. M. pectore ferrugineo fascia caerulea, rec-
tricibus fuscis versus basin ferrugineis.
Zumal am Wasser in den gebirgigen Gegenden der mil-
dern alten Welt.
10. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu-
pfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the
[Seite 127] wren). M. grisea, alis nigro cinereoque undu-
latis.
In der nördlichen Erde. Macht sich ein bedecktes Nest,
fast in Gestalt eines Backofens*), und legt zahlreiche Eier.
11. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roite-
let). M. remigibus secundariis exteriori margine
flavis, medio albis, crista verticali crocea.
Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste europäi-
sche Vogel.
12. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide
lutea.
J. R. Forster's Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Namen
von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baum-
blättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes
am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit
Flaumen etc. ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite brevius, basi
subtrigonum integerrimum, apice incurvum. Pedes
gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche). P. crista erecta
margine purpurea, corpore croceo, tectricibus
rectricum truncatis.
38. Parus. Meise. (Fr. mésange. Engl. titmouse).
Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
1. †. Major. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la
charbonnière. Engl. the great titmouse). P. capite
nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges Thier, das
weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die
Köpfe aufhackt etc. Man hat bei dieser und andern über Win-
ter bei uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts ange-
[Seite 128] merkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird
als im Sommer, das ihnen beim Auspicken ihres Futters aus
dem gefrornen Erdreich zu Statten kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mé-
sange bleue. Engl. the nun). P. remigibus caeru-
lescentibus: primoribus margine exteriore albis,
fronte alba, vertice caeruleo.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige
Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moormeise,
Schneemeise (Fr. la mésange à longue queue.
Engl. the longtailed titmouse). P. vertice albo, cau-
da corpore longiore.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eier, baut sich
ein sackförmiges Nest*) von Moos, Wolle etc. und bekleidet
es von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u.a. Moosen,
womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, be-
wachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der india-
nische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the
bearded titmouse). P. vertice cano, cauda corpore
longiore, capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. †. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulinmei-
se, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de
Pologne). P. capite subferrugineo, fascia oculari
nigra, remigibus rectricibusque fuscis margine utro-
que ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz descriptus. Lips.
1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Oesterreich, Ober-Italien, Polen, Si-
birien etc. baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle etc.,
das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum minimum incurvum,
subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch
ihre Lebensart etc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser
Ordnung aus. Bei der bekannten Streitfrage über den Win-
teraufenthalt unserer hierländischen Schwalben, zumal der
beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was dar-
über geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins
Reine. Schade, daß bei den für die eine*) oder für die an-
dere**) Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattun-
gen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug
angegeben sind. Im Ganzen hat doch aber immer das Weg-
ziehen derselben nach wärmeren Gegenden bei weiten die größ-
te Wahrscheinlichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuerschwal-
be. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hirondelle de che-
minée. Engl. the house-swallow, chimney-swal-
low). H. rectricibus, exceptis duabus intermediis,
macula alba notatis, fronte et gula spadiceis.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitetsten Vögel
auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gat-
tung sind bei den Systematikern auf das seltsamste vermengt
und verwechselt worden. Hier diese, mit den nackten unbe-
fiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, baut ihr of-
fenes Nest (das oft von Wanzen wimmelt) an die Dachgie-
bel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Haus-
flur und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fensterschwal-
be, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo ur-
bica Linn. Fr. l'hirondelle de fenêtre ou de mu-
raille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin,
martlet). H. pedibus hirsutis, rectricibus immacu-
latis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.
Zumal in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dör-
fern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchen-
fenstern etc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zu-
gewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sandmartin,
shore bird). H. cinerea, gula abdomineque albis.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sandhügeln etc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omni-
bus macula alba notatis.
Von der Größe des Zaunkönigs. Auf den sundaischen u.
a. Inseln des indischen Archipelagus bis Neu-Guinea etc.
Baut da in die Uferlöcher und Berghöhlen die berufenen in-
dianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase
ähnelt. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser
Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe,
Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet.
Engl. the black martin, swift). H. nigricans, gu-
la alba, digitis omnibus quatuor anticis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
40. Caprimulgus. Rostrum modice incurvum, mini-
mum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares.
Rictus amplissimus; unguis intermedius introrsum
ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der
Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tag-
schläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent, la tette-
chèvre. Engl. the goatsucker, night-raven). C.
narium tubis obsoletis.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das
im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt
von Insecten, besonders von Nachtfaltern etc. und die al-
te Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist unge-
gründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen
convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen
Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten
über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen,
die sie im Kropfe einweichen, legen zahlreiche Eier; und geben
das mehreste Hausgeflügel.
41. Columba. Taube*). (Fr. und Engl. pigeon). Rostrum
rectum versus apicem descendens.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock
dove). C. caerulescens, cervice viridi nitente,
dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae
nigricante.
Sylvan, v. Laurop und Fischer für d. J. 1815.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hau-
se. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern
Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern
scharenweise in Felsenklüften, kohlen Bäumen etc. Das wilde
Weibchen brütet zwey Mal im Jahre, die Haustaube hinge-
gen neun bis zehn Mal, so daß man von einem einzigen Paar
binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vor-
züglichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gat-
tungen angesehen werden) sind folgende;
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pat-
tu. Engl. the rough-footed dove). Mit lang befieder-
ten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr.
le pigeon à grosse gorge, le grandgosier. Engl. the
cropper pigeon). Mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch
tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à
gorge frisée. Engl. the turbit). Mit krausen Brust-
federn und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant.
Engl. the tumbler). Mit glattem Kopf und einem kah-
[Seite 132] len rothen Augenring: überschlägt sich im steigenden Fluge.
Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr.
le pigeon nonain, Engl. the jacobine). Mit vorwärts
gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühner-
schwanz. (Fr. le pigeon paon. Engl. the shaker).
Mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türki-
sche Taube. (Fr. le pigeon messager. Engl. the
carrier pigeon). Mit rothen Fleischwarzen um den Schna-
bel und die Augen herum. Diese Taubenart hat ihren Na-
men daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der
Levante bediente, um Briefchen zu überschicken*).
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, su-
pra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris
ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumal auf Neu-Guinea und den Molucken etc. Fast von
der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holztau-
be, Schlagtaube, Plochtaube, Kohltaube, Holz-
taube. (Fr. le pigeon ramier. Engl. the ring-dove).
C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus
margine exteriore albidis, collo utrinque albo.
Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1815.
4. † Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tourterelle.
Engl. the turtle-dove). C. rectricibus apice albis,
dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali
colli nigra lineolis albis.
Sylvan, v. Laurop. u. Fischer für d. J. 1815.
In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt.
Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fa-
belhaften Uebertreibungen abgerechnet, haben sie darin nichts
vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à
collier. Engl. the indian turtle). C. supra lute-
scens lunula cervicali nigra.
Im mildern Europa und in Ostindien.
[Seite 133]6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis denudatis
sanguineis, pectore ruso.
Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer unermeß-
lichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer
aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grouse). Macula prope oculos nu-
da, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille. Engl.
the quail). T. pedibus nudis, corpore griseo ma-
culato, superciliis albis, rectricum margine lunu-
laque ferruginea.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im
Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la
perdrix grise. Engl. the partridge). T. pedibus
nudis calcaratis, macula nuda coccinea sub oculis,
cauda ferruginea, pectore subfusco.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Im mittlern Europa und in den mildern Gegenden des
asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle). T.
pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gu-
la alba cincta fascia nigra albo punctata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Im südlichen Europa und Orient. Wird aus den Inseln
des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinotte. Engl.
the grouse). T. pedibus hirsutis, rectricibus cine-
reis punctis nigris fascia nigra: exceptis interme-
diis duabus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.
Das schwedische (Hiärpe) ist wohl das schmackhafteste von
allem wilden Geflügel.
5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la
gelinotte blanche. Engl. the white grouse, ptar-
migam). T. pedibus lanatis, remigibus albis, rec-
tricibus nigris apice albis, intermediis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
[Seite 134]In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten
und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Na-
mentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Co-
lonisten in Labrador und Grönland.
Eine dieser verwandte Art ist der L. Scoticus (Engl. the
red grouse, moor cock), zumal ist den schottischen Hoch-
ländern.
6. †. Tetrix. der Birkhahn, die Kurre. (Fr. le pe-
tit tetras. Engl. the black cock). T. pedibus hirsu-
tis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin
versus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Urogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruy-
ère, tetras. Engl. the capercaile, cock of the wood).
T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Im nördlichern Europa; hat ein äußerst scharfes Gesicht
und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief
unten im Halse.
43. Numida. Caput cornutum, collum compressum co-
loratum; palearia carunculacea ad latera maxillae
utriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl.
the guiney hen). N. rostro cera instructo nares re-
cipiente.
Das so wunderschön weißpunctirte Geschöpf ist ursprüng-
lich im nördlichen und westlichen Africa einheimisch, aber
auch längst nach Europa und vielen Gegenden von America
verpflanzt.
44. Menura. Cauda elongata, plana, rectricibus 16.
duabus intermediis angustis, longioribus, duabus ex-
ternis apice dilatato exterius recurvo; reliquis laxis.
1. Superba. der Leierschwanz, Schweifhahn.
Audebert et Vieillot oiseaux de Paradis tab. 14.
15. 16.
Auf Neuholland. Das Männchen wegen seines großen wun-
dersam gebildeten schönfarbigen Schweifes eines der sonder-
barsten Thiere der ganzen Classe.
45. Phasianus. Genae cute nuda laevigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq. Engl. the
cock). Ph. caruncula compressa verticis geminaque
gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.
Die vermuthliche wilde Stammrasse*) ist in Hindustan zu
Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache
hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals- und Flügelfe-
dern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seiden-
schwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über
die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier
nach America gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Süd-
see bei ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefun-
den worden. Das Huhn ist bei der Menge Eier, die es legt,
und seinem oftmaligen Brüten eins der allernutzbarsten Thie-
re der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und
in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volksschauspiel.
Die Hühner sind unter den Hausthieren dieser Classe in die
allermannichfaltigsten und auffallendsten Rassen und Spielar-
ten degenerirt; theils in wahre zum erblichen Schlag gewor-
dene Monstrositäten**); sowohl per defectum (– s. oben
S. 14 –), wie der ungeschwänzte Kluthahn; als per
excessum (– a. a. O. –), wie z.B. mit fünf oder gar
sechs Zehen***).
Unter den übrigen Abarten verdienen besonders bemerkt zu
werden:
a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so groß als
der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so
groß als der gemeine.
c) Der Strupphahn, krause Hahn, frieslän-
dische Hahn, mit krausen auswärts gekrümmten
Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc. Seine
Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel
von Bastarden, die von Kaninchen und Hühnern erzeugt
seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich
auf St. Jago am grünen Vorgebirge, wo auch noch
andere Vogelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan. Engl. the
pheasant). P. rufus, variegatus, capite viridi cae-
rulescente, cauda cuneata, genis papillosis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien, von
wo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben
sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro punctatus et
undulatus, remigum 11 interlorum latere exteriore
ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato,
rectricibus 2 intermediis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste prachtvollste Ge-
schöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf
den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, je-
dem gleichsam ein Lichtpunkt aufgesetzt etc.; mißt vom Schna-
bel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beiden
folgenden Gattungen zumal in Schina zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flava, pectore
coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda
cuneata.
Bei dieser und der folgenden Gattung zeichnen sich die er-
wachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres
Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista
abdomineque nigris, cauda cuneata.
46. Crax. Rostrum basi cera obductum in utraque man-
dibula. Pennae caput tegentes revolutae.
1. Alector. der Curasso, Hocco. C. cera flava,
corpore nigro, ventre albo.
47. Meleagris. Caput carunculis spongiosis tectum,
gula caruncula membranacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon.
Engl. the turkey). M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen
Heerden auf Bäumen lebt; ward 1530 zuerst nach Deutsch-
land gebracht, wo er nun als Meiergeflügel gehalten wird,
und in mancherlei Varietäten von weißer u.a. Farben aus-
geartet ist.
48. Pavo. Caput pennis revolutis tectum, pennae cau-
dales elongatae, ocellatae.
1. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon. Engl. the
peacock). P. capite crista compressa, calcaribus
solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit
Alexanders des Großen Zeiten nach Europa verpflanzt. Das
Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht
seiner Schwanz- oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter
den Spielarten ist die weiße die auffallendste.
49. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata; pe-
des cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde. Engl. the
bustard). O. maris capite juguloque utrinque cri-
stato.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Dieser größte hierländische Vogel ist in der gemäßigten al-
ten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30
Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verbor-
genen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freien unverbundenen Zehen, und
kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.
50. Struthio. Rostrum subconicum: pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the
ostrich). S. pedibus didactylis, digito exteriore
parvo mutico, spinis alarum binis.
Ménag. du Mus. nat. I. tab. 3.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.
[Seite 138]Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von 8 Fuß und dar-
über erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist.
Das Unvermögen zum Flug wird bei ihm durch die ausneh-
mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*). Von seinen
Eiern, deren er wohl 30 legt, hält jedes ungefähr so viel
als 24 Hühnereier. Vorzüglich wird er durch seine Federn
schätzbar.
Der americanische Straus (Str. rhea) ist zumal
in Chili zu Hause.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tri-
dactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spi-
nosis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue.
Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und
es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem ge-
meinschaftlichen Kiele.
Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm (Str. austra-
lis) ist neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis
entdeckt worden.
51. Didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus
transversis: utraque mandibula inflexo apice; facies
ultra oculos nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus, D. pedibus ambulatoriis, cau-
da brevissima, pennis incurvis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Isle de France und Bourbon. – Aber nach den
Versicherungen von Morel, der deßhalb an Ort und Stelle
Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht
mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer-
leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht
zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von we-
nig Nutzen war**).
Diese, die Sumpfvögel, haben einen walzenförmigen
Schnabel von ungleicher Länge, hohe stelzenartige Beine, und
auch mehrentheils seinen langen Hals, aber kurzen Schwanz.
Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist
von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die
mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden gro-
ßentheils durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ih-
re Eier nutzbar.
52. Phoenicopterus. Rostrum denudatum, infracto-in-
curvatum, denticulatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P.
ruber, remigibus nigris.
Sylvan, v. Laurop u. Fischer für d. J. 1814.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten.
Wird bei einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend
langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.
53. Platalea. Rostrum planiusculum: apice dilatato,
orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher.
(Fr. la spatule. Engl. the spoonbill). P. corpore
albo, gula nigra, occipite subcristato.
Hin und wieder, zumal in der westlichen alten Welt.
54. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superio-
re adunca. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle). P. alulis bispi-
nosis, fronteque cornuta.
Latham vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Südamerica.
55. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum: man-
dibula superiore triquetra; inferiore trigona acumi-
nata adscendente; frons calva: nares lineares: pedes
tetradactyli.
1. Americana. (Jabiru, Touyou. Fr. la cigogne du
Brésil).
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
[Seite 140]56. Cancroma. Rostrum gibbosum; mandibula superiore
cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. le cuiller. Engl. the boatbill). C.
ventre rufescente.
57. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, sub-
compressum; pedes tetradactyli.
1. Pavonina. der Kron-Kranich. (Fr. l'oiseau royal).
A. crista setosa erecta, temporibus palearibusque
binis nudis.
Im südlichern Africa. Die Federn in seiner schönen Krone
sind sonderbar spiralförmig gewunden.
2. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the
crane). A. occipite nudo papilloso, corpore cine-
reo, alis extus testaceis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
3. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cigogne. Engl.
the stork). A. alba, orbitis nudis remigibusque ni-
gris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt.
Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutz-
bare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u.s.w.; schleppt
auch nicht selten Leinwand, Garn etc. ins Nest, um es weich
auszufuttern*).
4. †. Major. der Reiher, Fischreiher. (Fr. héron.
Engl. heron). A. occipite crista nigra dependente,
corpore cinereo, collo subtus linea fasciaque pec-
torali nigris.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche Thiere,
die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachthei-
lig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen etc.**).
5. Garzetta. (Fr. l'aigrette). A. occipite cristato,
corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque vi-
rescentibus.
Zumal in Persien etc. Mit den kostbaren langen, silber-
weißen, seidenartigen Rückenfedern.
6. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern). A. capite lae-
viusculo, supra testacea maculis transversis, sub-
tus pallidior maculis oblongis fuscis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.
58. Tantalus. Rostrum longum, subulatum, teretius-
culum, subarcuatum: facies nuda ultra oculos: pe-
des tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis. [Tantalus aethiopicus. Latham. Numenius
ibis Cuvier*)]. T. albus, remigum apicibus, rostro
et pedibus nigris, remigibus secundariis elongatis
nigro-violaceis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.
Das berühmte, von den alten Aegyptern, als Symbol
der Ueberschwemmung des Nils**), auf ihren Denkmälern
verewigte, und so wie die damaligen menschlichen Leichen und
manche Thiere (wie z.B. verschiedenartige Raubvögel, Fal-
ken sowohl als Sperber), zu Mumien bereitete***) und in
besondern Gewölben in größter Menge beigesetzte, aber jetzt
so wie das Nilpferd, der Nilcrocodil etc. in Nieder-Aegyp-
ten selten gewordne Thier†).
Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Eu-
ropa und selbst im südlichen Deutschland vorkommenden Tan-
talus falcinellus einerlei zu seyn.
59. Scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiusculum, ob-
tusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradac-
tyli, postico pluribus articulis insistente.
1. †. Arquata. die Brachschnepfe, das Brachhuhn.
(Numenius. Fr. le courlis. Engl. the curlew). S.
rostro arcuato: pedibus caerulescentibus, alis ni-
gris maculis niveis.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1809.
Weit verbreitet, zumal an den Küsten und Ufern der nörd-
lichern Erde.
2. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la bécasse.
Engl. the woodcock). S. rostro basi rufescente,
pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis
nigra.
v. Wildungen Taschenbuch für d. J. 1801.
In den wärmern Gegenden der nördlichen alten Welt.
3. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmelszie-
ge, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr.
la bécassine. Engl. the snipe). S. rostro recto,
tuberculato, pedibus fuscis frontis lineis fuscis
quaternis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
Fast durchgehends in der nördlichern Erde.
60. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis,
digito postico uniarticulato, a terra elevato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Haus-
teufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl.
the ruff). T. rostro pedibusque rubris, rectrici-
bus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis
granulatis carneis.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Namen von der
Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur Brunstzeit ge-
gen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kiebitz. (gavia. Fr. le vanneau.
Engl. the bastard-plover, lapwing, pee-wit). T.
pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.
Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.
61. Charadrius. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier. Engl.
plover). Rostrum teretiusculum, obtusum. Nares li-
neares. Pedes cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche, der Brachvogel.
(Fr. le pluvier à collier. Engl. the sealark). C.
pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver-
tice fusco, pedibus luteis.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, na-
mentlich auch auf den Sandwich-Inseln.
62. Recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depres-
so-planum, subulatum, recurvatum acuminatum,
apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.
1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.; nährt sich
vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit
feinem sonderbar aufwärts gebogenen Schnabel sehr geschickt
zu fangen weiß.
63. Haematopus. Rostrum compressum, apice cuneo
aequali; pedes cursorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. Der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the seapie,
oyster-catcher). H. rostro pedibusque rubris.
Latham vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile; nährt
sich vorzüglich von Muschelthieren.
64. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum convexum, mandi-
bula superiore margine supra inferiorem fornicata;
frons calva, pedes tetradactyli, subpinnati.
1. Porphyrio. (Fr. la poule Sultane. Engl. the pur-
ple water-hen). F. pedibus fissis, fronte pedibus-
que rubris, corpore viridi subtus violaceo.
Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zonen in al-
len fünf Welttheilen. Vom schönsten schlanken Wuchs und
prächtigen violet und grün schillenden Gefieder. Wird leicht
zahm.
2. †. Atra. das schwarze Blätzhuhn. (Fr. la foul-
[Seite 144] que, morelle. Engl. the coot). F. pedibus pinnatis
fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigri-
cante.
In der mildern nördlichern Erde.
65. Parra. Rostrum teretiusculum, obtusiusculum. Na-
res ovatae in medio rostri. Frons carunculata, carun-
culis lobatis. Alulae spinosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier). P. ungui-
bus posticis longissimis, pedibus viridescentibus.
66. Rallus. Rostrum basi crassius, compressum, dorso
attenuatum apicem versus, aequale, acutum; pedes
tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesen-
schnarrer, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de
genet. Engl. the rail, dakerhen). R. alis rufo-fer-
rugineis.
In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig
heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel
Heerführer im Zuge sey.
67. Psophia. Rostrum cylindrico-conicum, convexum,
scutiusculum, mandibula superiore longiore. Nares
ovatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku-
kawa. (Fr. l'oiseau trompette). P. nigra, pectore
columbino.
Latham vol. II. P. II. tab. 68.
In Südamerica, vorzüglich häufig am Amazonen-Strom.
Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimm-
füße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und da-
her zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Ge-
hen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häk-
[Seite 145] chen, und ist wie der untere bei den mehresten mit einer aus-
nehmend nervenreichen Haut überzogen (– s. oben S. 94).
Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen Gau-
men, und bei vielen von ihnen haben die Männchen vorn an
der Luftröhre eine besondere knorpelige oder knöcherne Kapsel.
Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt,
halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse,
auf Inseln, Klippen, im Schilfe etc. auf, und leben mehren-
theils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige
Eier; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe-
dern etc. von mannichfaltiger Nutzbarkeit.
68. Rhinchops. Rostrum rectum, mandibula superiore
multo breviore; inferiore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en oiseaux. Engl. the seacrow,
cut-water). R. nigricans, subtus alba, rostro basi
rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der
untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschla-
genes Taschenmesser.
69. Sterna. Rostrum edentulum, subulatum, subrec-
tum, acutum, compressiusculum. Nares lineares,
ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable). S. cor-
pore nigro, fronte albicante, superciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the silver-
bird). S. cauda forficata: rectricibus duabus exti-
mis albo nigroque dimidiatis.
An der ganzen nördlichsten Erde.
70. Colymbus. Taucher. Rostrum edentulum, subula-
tum, rectum, acuminatum, pedes compedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the
sea-turtle). C. pedibus palmatis tridactylis, cor-
pore atro, rectricibus alarum albis.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot). C. pedi-
[Seite 146] bus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore
abdomineque niveo, remigibus secundariis extremo
apice albis.
An den Seeküsten der nördlichen Erde.
3. †. Urinator. (Fr. le grébe). C. capite laevi, pal-
pebra inferiore lutea, macula alarum alba.
Im wärmern Europa. Sein am Unterleibe silberweißes
Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen,
Verbrämungen etc. verarbeitet.
71. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull). Rostrum
edentulum, rectum, cultratum, apice subadunco.
Mandibula inferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich
auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheueren
Schaaren.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock). L. albicans,
dorso canescente, rectricum apicibus, excepto ex-
tremo, nigris, pedibus tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
72. Plotus. Rostrum rectum, acuminatum, denticula-
tum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis
connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer Ente,
aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralför-
mig zusammenrollen und so den Kopf gegen die Fische, die es
erschnappen will, los schnellen soll.
73. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acumina-
tum, fauce pone rostrum hiante. Digitus posticus
antrorsum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. le paille-en-
queue. Engl. the tropic-bird). P. rectricibus dua-
bus longissimis, rostro serrato, pedibus aequilibri-
bus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen den beiden Wendezirkeln.
Nährt sich meist von fliegenden Fischen.
74. Procellaria. Rostrum edentulum, subcompressum:
mandibulis aequalibus, superiore apice adunco; in-
feriore apice compresso-canaliculato. Pedes ungue
postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervogel.
(Fr. le petrel. Engl. the tempestbird, stormfinch,
mother cary's chicken). P. nigra, uropygio albo.
Linné fauna suecica tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offe-
ner freier See fern vom Lande auf Klippen, und die Schif-
fer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden
Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet.
Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner statt Lampe,
indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und
anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das
allmählich hineindringt, lange Zeit unterhalten wird.
75. Diomedea. Rostrum rectum; maxilla superiore api-
ce adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albators. (Fr. le mouton du cap).
D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus
trydactylis.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespann-
ten Flügeln über 10 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Mei-
len von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als
10 bis 20 Fuß über der Meeresfläche. Nährt sich großen-
theils von fliegenden Fischen*).
76. Pelecanus. Rostrum rectum: apice adunco, ungui-
cultato: pedes aequilibres: digitis omnibus quatuor
simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. pélican. Engl. pelican). P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.
In den wärmern Gegenden aller fünf Welttheile, (wenn
anders die americanische Kropfgans nicht specifisch von der in
der alten Welt verschieden ist). Hat den griechischen Namen
von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von dem ungeheu-
ren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt,
[Seite 148] und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser
fassen kann.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the
man of war bird). P. alis amplissimis, cauda forfi-
cata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit dem
Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14
Fuß klaftern, und dem fliegenden Thiere ein sonderbares
Ansehen geben.
3. †. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und
Engl. cormoran). P. cauda rotundata, corpore ni-
gro, rostro edentulo, capite subcristato.
Meist in allen fünf Welttheilen. Den Fischen sehr nach-
theilig. Vermehrt sich zuweilen an Küsten, wo er sonst un-
bekannt war, binnen wenigen Jahren zu vielen Tausenden*).
Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis)
wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild. n.
h. Gegenst. tab. 25. –)
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan.
Engl. the gannet, the soland goose). P. cauda cu-
neiformi, corpore albo, rostro remigibusque pri-
moribus nigris, facie caerulea.
Häufigst im Norden von Europa und America, zumal auf
den schottischen Inseln, und namentlich auf Baß**), wovon
diese Gans den Namen führt. Macht die Hauptnahrung der
Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch die abgestreif-
te Haut dieses Vogels statt Schuhe tragen, die zwar nur
ungefähr fünf Tage halten, aber auch augenblicklich wieder
durch neue ersetzt sind***).
77. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, convexum, ob-
tusum; lingua ciliata, obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne.
Engl. the swan, elk). A. rostro semicylindrico atro,
cera nigra, corpore albo.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen,
Wasserpflanzen etc. Man muß diesen, den so genannten stum-
men oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden,
A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und
weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Die-
ser letztere findet sich auch in Nordamerika
und gibt einen hellen weit schallenden nicht unangeneh-
men Ton von sich.
Der schwarze Schwan mit weißen Schwungfedern (A.
nigra) ist an den Küsten von Australien zu Hause. Bei
Botanybay sowohl als an der Westküste, wo das schöne Thier
schon 1697 gefunden und beschrieben worden*).
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schi-
nesische Gans. (Fr. l'oie de Guinée. Engl. the
swan-goose, chinese goose). A. rostro semicylin-
drico: cera gibbosa, palpebris tumidis.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina,
und wie es scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stillen
Oceans. Man unterscheidet mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oie. Engl. the goose).
A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo,
subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Hat unter den warm-
blütigen Thieren wohl das schnellste Wachsthum. Unter den
zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber
nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.
4. Aegyptiaca (chenalopex). A. rostro subcylindrico,
corpore undulato, vertice albo, speculo alari can-
dido fascia nigra.
Ménag. du Mus. nat. V. tab. 4.
Zumal in Aegypten, auf dessen alten Kunstwerken sie häu-
fig als Symbol der Kinderliebe vorkommt.
5. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the
rey goose). A. cinerea, capite colloque nigris,
genis gulaque albis.
Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen ihrer aus-
nehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreib-
federn.
6. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schotti-
sche Gans. A. fusca, capite, collo pectoreque ni-
gris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde, kommt bloß
zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Ge-
genden, wo sie sich unter andern von dem Thiere der Enten-
muschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die
alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus
einem Ei, sondern ans einer Muschel hervorkomme u.s.w.*)
7. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oie à duvet.
Engl. the eiderduck, cuthbert duck). A. rostro cy-
lindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnich's N. H. des Eidervogels tab. 1 u. f.
In der nördlichen Erde, zumal häufig auf Island und in
Grönland. Sein Fleisch und Eier sind sehr schmackhaft; noch
wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und
die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen be-
kannt sind.
8. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the
duck, mallard). A. rectricibus intermediis (maris)
recurvatis, rostro recto.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nördlichen
Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahme
(A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürlicher Paa-
rung zu haben, so daß z.B. die Entriche aus Hühner erpicht
sind und sie zu reitzen suchen.
9. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler). A. rostro extremo dilatato ro-
tundato; ungue incurvo.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder
[Seite 151] des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt,
fast wie kleine Wallfischbarden.
78. Mergus. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denti-
culatum, subulato-cylindricum, apice adunco.
1. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the
goos-ander). M. crista longitudinali erectiuscula:
pectore albido immaculato, rectricibus cinereis
scapo nigricante.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie andere Gattun-
gen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zu-
mal zur Laichzeit.
79. Alca. (Engl. auk). Rostrum edentulum, breve,
compressum, convexum, transverse sulcatum: man-
dibula inferior ante basin gibba.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nörd-
lichen Erde.
1. Arctica. der Papageitaucher. (Fr. le macareux.
Engl. the puffin). A. rostro compresso-ancipiti,
sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque
albis, palpebra superiore mucronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein un-
terirdisches Lager.
80. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot).
Rostrum compressiusculum, subcultratum, longitu-
dinaliter oblique sulcatum; mandibula inferior apice
truncato: alae impennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flossenähn-
lichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast
aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Anse-
hen, deren verschiedene Arten an den südlichen Küsten und
Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu-
Holland, Neu-Guinea und Neu-Seeland zu Hause sind*).
Finden sich theils in zahlloser Menge beisammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus fla-
vescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari
deflexa flava.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
[Seite 152]Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.
2. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, macula
ad aures aurea.
In der gleichen Heimath, die größte Gattung ihres Ge-
schlechts. Und von Farbe und Zeichnung des Gefieders, zu-
mal am Halse, die schönste.
3. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, superciliis
fasciaque pectorali albis.
Die Säugethiere und Vögel unterscheiden sich beides durch die
Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere
Menge desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warm-
blütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vor-
züglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen
Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und
auch ihre Athemzüge weit unbestimmter, und so zu sagen unor-
dentlicher sind, als bei den beiden Classen mit warmen Blute.
Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese,
weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in
eingesperrter Luft (wie z.B. Kröten in einer engen Höhle mit-
ten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume
Zeit in einer Atmosphäre von kohlenstoffsaurem Gas aushalten,
und auffallende Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß
man z.B. ungezweifelte Beispiele von Wassermolchen und Frö-
schen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen
gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis-
schollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen versehen sind,
so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch
scheinen einige (wie z.B. unter den hierländischen der wahre Sa-
lamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche etc.) gänzlich
stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich
die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie ent-
weder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen etc. mit Füßen
versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten,
cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge
haben.
Die äußern Bedeckungen sind bei den Amphibien
mannichfaltiger als bei den warmblütigen Thieren. Einige sind
mit einer knochigen Schale überzogen: andere mit hornartigen
Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schup-
pen bedeckt: und noch andere haben eine nackte nur mit Schleim
überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu
Zeit. Manche, wie z.B. der Laubfrosch und verschiedene Ei-
dexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötz-
lich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung
der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemein-
schaftlichen Aufenthalt angewiesen. Manche gehen willkür-
lich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. An-
dere hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres
Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu.
Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Land,
oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich be-
stimmt.
Manche Amphibien, zumal unter den Schildkröten und
Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hin-
gegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen in
der Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß lebende Insecten
von einigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Ge-
fangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und kön-
nen dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z.B. Sa-
lamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne
daß sie dabei beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und von
[Seite 154] Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne
alle Nahrung ausdauern können.
Die bei vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit
und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), hat,
wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und
hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen
Grund: da folglich die erstern von letzterem minder abhängig
sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mo-
bilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Am-
phibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bei den
warmblütigen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit
eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und
da folglich bei dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der ein-
zelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen
Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bei den
warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt
sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche,
denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und
Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen
worden, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die
anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Thei-
le, wie z.B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschlei-
chen etc.*)
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient
manchen Amphibien, zumal unter den Schlangen, ihr Gift;
dem Salamander, der Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum
den sie im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der speci-
fike Geruch, den sie verbreiten; so zumal manche Schlangen,
Kröten, Eidexen etc.
Die äußern Sinne scheinen bei den mehresten Amphibien
von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. – Unter den innern
zeichnet sich doch bei vielen das Gedächtniß aus, da man Bei-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter
kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlan-
gen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleien abrichten lassen.
[Seite 155] Hingegen finden sich bei den Thieren dieser Classe nur sehr we-
nige Spuren von wahren Kunsttrieben (§. 36.).
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Er-
holungsschlaf zu halten; – dagegen aber wohl alle die
kältern Wintermonathe in Erstarrung zuzubringen; und das
zwar theils einzeln, theils, wie unsere hieländischen Frösche und
Salamander, in Haufen. Doch können auch diese gar leicht
des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend
im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäft der Amphibien hat
ungemein viel Sonderbares. Der Paarungstrieb ist bei vielen
so heftig, daß man z.B. Frösche gesehen hat, die in Ermange-
lung eines Weibchens andere männliche Frösche oder Kröten
oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bei den mehresten
Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere
Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der
Paarung mit dem Hinterleibe aufs innigste um einander, und
züngeln dabei mit gebogenem Halse auf einander los. Die
Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern
das Männchen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein Weibchen
herum und bespritzt die Eierchen, so wie sie dieselben von sich
gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen,
eierlegende Thiere. Aber manche, zumal unter den Schlan-
gen etc. geben die Eier nicht eher von sich, als bis das darin
befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten
hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Som-
mers an ganzer vier Monathe lang völlig isolirt in einem Gla-
se gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet
binnen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier
eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit
hinaus, als bei den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden,
kommen nicht gleich in ihrer vollkommnen Gestalt, sondern als
so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer
Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung
und den völligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen.
Die kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaulquappen,
[Seite 156] gyrini, cordyli, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben
anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruder-
schwanz: auch, so wie die jungen Salamander*), eine Art
von Fischkiefern (branchiae oder Swammerdam's appen-
dices fimbriatae) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum
Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m.
Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen
Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben
allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so
daß z.B. unsere hierländischen Frösche meist erst im vierten Jahr
mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Ver-
hältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12
bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst
in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß,
hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen etc.
wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien für's Menschengeschlecht
ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst
beträchtlich. Zumal der Genuß der Schildkröten und ihrer
Eier, so wie auch verschiedener Frösche und Eidechsen etc. – auch
von Schildkröten Thran; Schildpatt zu Kunstarbeiten;
gegerbte Alligatorshäute zu schönen Sätteln etc. –
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Clas-
se, die Crocodile, Wasserschlangen etc. durch ihre Größe,
und andere, zumal unter den Schlangen, durch ihr Gift,
das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Hef-
tigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Haupt-Ordnungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die qua-
drupeda ovipara der ältern Naturforscher) – Schild-
kröten, Frösche, Eidechsen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewe-
gungswerkzeuge (§. 84.).
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre
vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen,
die nach dem verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freie (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut ver-
bundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene
Zehen (pinnati) haben.
1. Testudo**). Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoi-
se, die See-Schildkröten aber turtle. Span. ga-
làpago). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque)
brevis, os mandibulis nudis edentulis***).
Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr
festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrath und
den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hor-
nigen Schuppen belegt ist, die bei manchen Gattungen so
stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet
werden. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der
Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder
das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere, und mit Aus-
[Seite 158] schnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. – Ueber-
haupt aber dient die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil-
dung dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu einer
bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der
Natur.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, unguiculis
tribus, testa orbiculari orvata, membranacea gri-
sea, striata, scabra.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawksbill
turtle). T. pedibus pinniformibus, testa cordata
subcarinata, margine serrato: scutellis imbricatis
latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang
tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste
Schildpatt*).
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schildkröte.
(viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the
green turtle). T. pedibus pinniformibus, margini-
bus maxillarum dentatis, testa ovata.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Ge-
wicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Namen von ihrer blaß-
olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ih-
res Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien,
daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte
(Emys Aristot.) T. pedibus palmatis, testa orbi-
culata planiuscula.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa postice gib-
ba: margine laterali obtusissimo, scutellis planius-
culis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa und nördlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae
scutellis elevatis truncatis.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe ei-
ner flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßigen schwarz
und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rückenschildes ein arti-
ges Ansehen.
2. Rana*). Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog.) und
Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad). Corpus nudum
pedibus quatuor, posticis longioribus**).
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, di-
gitis anticis muticis quadridentatis, posticis ungui-
culatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus
sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter
ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht
nämlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn-
liche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und
befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eierchen ver-
wachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach
Verlauf von beinahe drei Monathen die darin befindlichen an-
fangs geschwänzten Kaulquappen***) zum Ausbruch reif sind,
und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie da-
gegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter ver-
lassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen,
und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein
abentheuerliches Ansehen.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog). R. auribus ocel-
latis, pedibus muticis.
In Nordamerica. Fast von der Größe eines Meerschwein-
chens. Hat den englischen Namen von seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis). R. femori
bus postice oblique striatis.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine
fast spannenlange Größe, ist dann viel größer, als der aus-
gebildete, zu seiner Reife gelangte Frosch, und hat in jenem
Larvenzustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich
in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon
die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten ha-
ben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.
5. †. Buso. die Kröte. R. corpore ventricoso ver-
rucoso lurido fuscoque.
Daß ihr sogenannter Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschie-
dentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstäm-
men, oder in Steinblöcken etc. angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verru-
coso, abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla
triquetra.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie
ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita
Laurent.). R. verrucosa, linea dorsali flava, late-
ralibus rufescentibus.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt selten zum
Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut von sich,
der allerhand abergläubige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R. sub-
fusca dorso planiusculo subangulato.
Im Gras und Gebüsch etc., von da die Jungen nach war-
men Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da dann
ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Frosch-
regen Anlaß gegeben haben mag.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. (Engl. the gibbous frog). R.
viridis, corpore angulato, dorso transverse gibbo,
abdomine marginato.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut,
zumal des Abends bei schönem Wetter, und treiben dabei
zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind
schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst
junge Enten, Forellen etc. und können sogar über große Hechte
Herr werden. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen
dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an
den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um
ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla.
Fr. la rainette, grenouille de St. Martin, le grais-
set). S. corpore laevi, subtus granulato, pedibus
fissis, apicibus digitorum lenticulatis.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in
America etc. Der klebrige Schleim, womit er wie die Schne-
cken überzogen ist, dient ihm bei seinem Aufenthalt am Laub
der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die
an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stim-
me, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch
außerdem zur Paarungszeit von sich geben. Sie blähen dabei
die Kehle zu einer großen Blase auf.
3. Draco*) Corpus tetrapodum caudatum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidechse. D. brachiis ab
ala distinctis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.
4. Lacerta**). Eidechse. (Fr. lézard. Engl. lizard).
Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Crocodi-
lus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali, scutis nuchae
6, squamis dorso quadratis, sex-fariam positis,
pedibus posticis palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumal häufig in den größern Strömen von Africa (na-
mentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der
süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen
[Seite 162] soll*): und doch haben seine Eier kaum die Größe eines
Gänse-Eies. Erwachsen fällt er Menschen und andere große
Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen**).
2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus sclerops Cuv.)
L. porca transversa inter orbitas, nucha fasciis os-
seis 4 cataphracta, pedibus posticis semi-palmatis.
Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.
Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Lei-
be und Schwanz, als der eigentliche Crocodil, wird auch
nicht so groß als dieser und legt kleinere Eier. Hat übrigens
eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und vier
an den hintern, von welchen allen aber nur die drey innern
mit Krallen bewaffnet sind. Die Felle dieser Gattung werden
jetzt in Brasilien trefflich gegerbt.
3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elongatis
subcylindricis, pedibus posticis palmatis.
Edwards in philos. Transact. vol. XLIX.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde). L. cauda carina-
ta, corpore mutico squamis marginatis, maculis
ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig schwarz
und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Namen
daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der
Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den
es von sich gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen
soll.
5. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, su-
tura dorsali dentata, crista gulae denticulata.
Seba vol. I. tab. 95 sq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmack-
haftes Fleisch und Eier.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus
tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 11.
[Seite 163]In Ostindien, Nordafrica, und nun auch theils in Spa-
nien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, nährt
sich von Insecten, die er mit seiner langen vorn kolbigen aus-
gehöhlten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht.
Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier
kann sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner machen,
daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag,
daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz ei-
gene Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zu-
gleich nach verschiedenen Richtungen, eines z.B. aufwärts,
das andere hinterwärts etc. und zwar schnell bewegt werden
können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, er ändert
dieselbe aber zuweilen, zumal wenn es gereizt wird etc. Der
zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen
Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen
Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine
Farbe überhaupt nach denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio*) oder saurus
der Alten). L. cauda tereti mediocri, digitis muticis
subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus con-
cavis.
In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Süd-
see und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z.B. im
Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen
blätterichten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren,
wo das Thier darüber wegläuft, mittheilen.
8. Scincus. (crocodilus terrester). L. cauda tereti me-
diocri, apice compressa, digitis muticis lobato-
squamosis marginatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.
Im steinigen Arabien, Aegypten etc.
9. †. Agilis. die grüne Eidechse, Kupfer-Ei-
dechse. L cauda verticillata longiuscula, squamis
acutis, collari subtus squamis constricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in bei-
den Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eier leuch-
ten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-Sa-
[Seite 164] lamander. L. nigra, dorso lateribusque verruco-
sis, abdomine flavo, nigro-maculato.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis
zum Schwanz längs des Rückens hinlaufende emporstehende
ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductions-
kraft s. oben S. 19.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch, die
Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron). L. cauda
tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigro-
que vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und citrongelb gefleckt, spannenlang und dau-
mendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne etc., sind
Fabeln.
Interimistisch mögen hier ein Paar anomalische Amphi-
bien ihre Stelle finden, deren sonderbarer Bau – zumal ihre
ansehnlichen frei ausstehenden Kiemen – immer noch räthselhaft
scheint.
A. Proteus. Pedes antici digitis 3; postici binis. Pal-
pebrae indivisae.
von Schreibers in den philos Transact. for.
1801*).
Im unterirdischen Sitticher See in Krain. Höchst licht-
scheu.
B. Siren. Pedes tantum antici: digitis 4.
Die Schlangen**) haben gar keine äußeren Gliedmaßen,
sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie
wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern oder
Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer
ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen.
Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eier, und ihre
Kinnladen sind nicht, wie bei andern Thieren, fest eingelenkt,
sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander
dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit
dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist
gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten***).
Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vor-
dern Rande des Oberkiefers versehen†), das in eigenen Drüsen
abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehen-
de, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene,
Giftzähne (– als durch einen Ausführungsgang –) beim Biß
in die Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst tab.
37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern Rande des zugleich
merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch
den zuverlässigsten Charakter ab, um die giftigen Schlangen von
den giftlosen zu unterscheiden††), da bei den letztern der ganze
äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be-
setzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –);
[Seite 166] außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte
Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.
5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnet-
tes. Engl. rattle-snake). Scuta abdominalia. Scuta
squamaeque subcaudales. Crepitaculum terminale
caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumal im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang
und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unter-
scheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von
allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhaf-
te, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes.
– Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten
und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jah-
ren zu, und soll bei alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine
Vögel, Eichhörnchen etc. im Gebüsch der darunter liegen-
den Klapperschlange*) von selbst in den Rachen fallen, wird
von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließ-
liche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das Nämliche auch
an mehreren andern Schlangen der neuen und alten Welt be-
merkt haben will. – Die Klapperschlangen selbst werden häu-
figst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch las-
sen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Calcaria ana-
lia bina.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. (Fr. ledevin). B. scutis 240.
scutellis 60.
In Ostindien, Africa und Brasilien*). Wird nach Adan-
son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendi-
gen Antilopen etc. die Rippen und andere Knochen entzwei bre-
chen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer über-
ziehen, und so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu ma-
chen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen
Gauklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. – Die Ama-
ru-Schlange in Südamerica, die von den Antis in Peru
angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint
wenig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die auf
Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange
von einer andern Gattung.
7. Coluber. (Fr. couleuvre). Scuta abdominalia. Squa-
mae subcaudales.
1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Namen der Viper
belegt. Hier diese von Linné so genannte ist in Aegypten zu
Hause und giftlos.
2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C. tenta-
culis superciliaribus, scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang
tab. 40.
Diese von den beiden über den Augen stehenden Hörnchen
benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen,
und ist allerdings giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder).
♂ C. scutis 146. squamis 39.
Diese ehemals officinelle Viper ist von bräunlicher Farbe
und in wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in
Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verur-
sacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödt-
lich. Es ist dieselbe Gattung, womit ehedem Redi und
nachher Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt
haben.
4. †. Natrix. die Ringel-Natter, Schnake, der
Unk. (Fr. la couleuvre à collier). C. scutis 170.
squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seitenflecken, zumal an den bei-
den Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von
10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den
abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern etc. gegeben
haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis
175. squamis 35.
Voigt's Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange
ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick
und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche
und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Fle-
cken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder
mit citrongelben Querstreifen von einander abgesondert sind.
Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als
Halsband oder in die Haare geflochten tragen etc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Gabelo).
♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten
mit einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der gif-
tigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefres-
sen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu-
richten.
8. Anguis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, Bruchschlange,
der Haselwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl.
the blind-worm, slowworm). A. squ. abd. 135. to-
tidemque subcaud.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc. Bricht leicht
entzwei, wenn man sie anfaßt, und die Stücken bewegen sich
doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherlei theils
sauber gezeichnete Spielarten.
2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.
[Seite 169]1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Runzelschlange. Rugae trunci caudae-
que. Labrum superius tentaculis 2.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern run-
zelige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten Blut versehenen
Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorpligen
Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer im-
mer zu beiden Seiten des Halsels verwahrt liegenden (nicht wie
an den Froschlarven etc. außerhalb desselben frei hervorragenden)
Kiemen Athem holen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie von den
gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Sa-
lamander etc. (§. 94.) zu unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) vertreten bei
den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen
auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder
mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die
Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bei den
mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana branchiostega)
verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zar-
testen Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier
Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln
und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten
unterstützt werden.
Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die
mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht
bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben;
folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein- und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von
selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden
kann, obgleich einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt genommen, ist
bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vori-
gen Thierclassen. Bei den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung, d.h. er ist auf beiden Seiten zusammen
gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei-
nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal,
ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s. plagio-
plateum); bei andern, wie beim Aal etc. ist er mehr walzen-
förmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder
vierkantig etc.
Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an ein-
ander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abge-
sondert zu seyn.
Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schup-
pen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so ge-
nannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bei den
verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils aus-
nehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold-
und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit
mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern
Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleim-
höhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fi-
schen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Sei-
ten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische*), die Flossen (an
welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahr-
genommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpeli-
gen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander ver-
bunden, an eigenen Knochen befestigt, und durch bestimmte Mus-
keln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die
obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter
den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales);
die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch-
flossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steiß-
flosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse
(pinna caudalis), die immer eine verticale Stellung hat.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und
straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberflä-
che des Wassers erheben und kleine Strecken weit fortfliegen
können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, beson-
ders wohl zum Steigen und Sinken (wie bei den so genannten
cartesianischen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit
zumal die Süß-Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst
eines eigenen Canals (ductus pneumaticus) meist mit dem
Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische
überhaupt in See- und Süß-Wasser-Fische. Manche können
doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne etc. Andere theils in warmen mineralischen
Quellen**).
Die mehresten Fische, zumal die in der See leben, sind
animalia nocturna, die nämlich ihren Geschäften zur Nacht-
zeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig
[Seite 172] halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und
Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in ge-
wissen Jahrszeiten ihren Aufenthalt; so Steigen viele Seefische
um zu laichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; man-
che derselben aber, wie z.B. die Häringe im nördlichen atlan-
tischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge
zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen Scharen zwi-
schen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen
America*).
Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere,
und da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fas-
sen, mit mancherlei andern Mitteln ihrer Herr zu werden ver-
sehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirrhi) am Mau-
le, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder
zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der
Froschfisch etc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit
einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden
Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See-
fische, der Zitterochse, Tetrodon electricus und Trichiu-
rus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und
der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäu-
benden Kraft etc.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der
Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten
Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist
scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern
Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich
mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, zahlreichere
Häute, ausschließlich eigne andre Organe u. dergl. m.**).
Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte der Fi-
sche läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobach-
tungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z.B.
[Seite 173] die Forellen, überaus kirre werden*); andere, z.B. alte Kar-
pfen, sehr listig und verschlagen sind etc.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung,
die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm-
lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind;
aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi-
schen Erholungsschlaf haben: wie es z.B. vom Goldbrachsen ge-
sagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin
der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich
wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bei
den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet
von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mir seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen
gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von
Eiern und Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische erzielen
kann**).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi-
sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge-
hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an-
dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, wirk-
liche Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder
stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält-
niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer
andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer
sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z.B.
beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über
200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine
Million Eierchen etc.***).
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie
kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben-
falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Me-
tamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m.
allgemach vollends ausgebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Kör-
pers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hech-
ten etc., daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können.
Doch werden einige kleine Fische, wie z.B. der Stichling etc.,
nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist
ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser
Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils
fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig-
keit. Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamtschadalen, Bra-
silianer etc., wissen die Fische auf die mannichfaltigste Weise, so-
gar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten: und
bei vielen, wie z.B. unter den Insulanern des stillen Oceans,
macht der Fischfang ihr Hauptgeschäft, – und in Rücksicht der
überaus sinnreichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich
dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Stu-
dium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten
Erde ist der Fang, z.B. des Härings, Kabeljaus, Thunfisches
u. dergl. m. von großer Wichtigkeit – Der Thran von
Hayen, Häringen, Kabeljauen etc. wird häufigst in Lampen ge-
brannt: der Leberthran von letztern nun auch als Arzneimittel.
– Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden
sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche Theile einiger Fi-
sche werden zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt;
wie z.B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; und Fischhaut
von Rochen und Hayen etc.; Hausenblase etc.
Den mehresten Schaden thun die Raubfische; zumal in
den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hech-
te. – Auch sind manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden
giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumal ei-
nige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische scheint noch man-
cher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor
der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen, nämlich:
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wah-
ren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genann-
te Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ord-
nungen, welche la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des
Kiemendeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen
Geschlechter vertheilt hat: nämlich:
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné
nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet:
nämlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Jugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brust-
flossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter
den Brustflossen, und
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel,
und bei den mehresten ist das Maul an der Unterseite des
Kopfs befindlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchialia 7 ad latera colli.
Fistula in nucha. Pinnae pectorales aut ventrales
nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproie.
Engl. the lamprey). P. ore intus papilloso, Pinna
dorsali posteriore a cauda distincta.
In der Nordsee so wie im mittelländischen u.a. Meeren.
Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse.
Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluviatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna
dorsali posteriore angulata.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige
Gattung.
2. Gastrobranchus. Bauchkieme. Spiracula branchia-
lia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales
aut ventrales nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Na-
men Myxine den Gewürmen beigezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (Myxine
glutinosa Linn.)
An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar
keine Augen haben.
3. Raia. Roche*). (Fr. raie. Engl. ray). Spiracula
branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum,
os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar organi-
sirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehedem durch
allerhand Künstelei zu vorgeblichen Basilisken etc. umgestaltet
und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bei einiger Aehnlich-
keit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschenge-
[Seite 177] sichte hat, zu der Sage von Meerjungfern etwas beigetragen
zu haben*). Ungeachtet sie nur ein Ei auf einmal legen, so
vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen
Gegenden gleichsam davon wimmelt. Die Eier haben eine
hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr.
la torpille. Engl. the crampfish). R. tota laevis
maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mittelländischen Meere. Der bekannteste von
den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.). Wird an
theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete,
Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair).
R. varia, dorso medio glabro, cauda unico aculeo-
rum ordine.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer.
Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr.
la pastenaque, tareronde, raie baïonette. Engl.
the sting-ray). R. corpore glabro, aculeo longo
anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-Stachel ist zwar
nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völ-
kern als Waffen.
4. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark).
Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblon-
gum teretiusculum. Os in inferiore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat). S.
pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore te-
retiusculo.
In den europäischen Meeren. Hat drei Reihen Zähne in
jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. (Fr. le
marteau). S. capite latissimo transverso malleiformi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.
[Seite 178]3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl.
the white shark). S. dorso plano, dentibus serratis.
Einer der weitest verbreiteten Fische. Zumal häufig im at-
lantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und
in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefunden.
Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kiefern, die (wie über-
haupt bei den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen ein-
gekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben ver-
bunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das ei-
gentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beim jungen
Thier) rückwärts gekehrt, gleichsam auf Reserve, damit zu-
fälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wiederholten
Malen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la
scie de mer. Engl. the saw fish). S. pinna ani nul-
la, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.
Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das brei-
te schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das die-
ses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rän-
dern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zähnen
besetzt.
5. Lophius. Seeteufel (Fr. baudroie, diable de mer.
Engl. sea-devil). Pinnae pectorales branchiis insi-
dentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana piscatrix.
Fr. la grenouille pêcheuse. Engl. the frog-fish).
L. depressus capite rotundato.
An den europäischen Küsten. Der ungeheure Kopf, der die
größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die
fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein
auffallendes Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput compressum. Apertura
supra pinnas pectorales. Corpus compressum, squa-
mis corio coadunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife). B. pin-
na capitis biradiata, corpore posterius subvilloso.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, quadripartita, sub
collo. Oris labium superius quinquepartitum. Dentes
primores incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Im nördlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kiemendeckeln versehenen Knorpelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia solitaria, linearia. Os
sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub
rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the
sturgeon). A. squamis dorsalibus 11.
In allen europäischen Meeren, auch im caspischen etc., in
der Wolga, im Nil etc. Macht nebst den übrigen Gattungen
dieses Geschlechts sowohl wegen des Fleisches, als des aus
dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichti-
gen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer wer-
den. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen
Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaf-
ten Sage von ungeheuren nordischen Seeschlangen gegeben
haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsalibus 15.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufig-
sten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über
30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antacaeus.) A.
squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist nebst dem
Wels wohl der größte Süß-Wasserfisch, und vorzüglich we-
gen des Fischleims oder Hausenblase merkwürdig, die man
besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus
dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Ge-
schlechts, nämlich der Sewruge (Acipenser stellatus),
die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimm-
blase des Wels u.a. bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson coffre). Cor-
pus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn anders der O.
stellifer nicht eine eigene Gattung ist, auch in America.
2. Triqueter. O. trigonus muticus.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus sub-
caudalibus binis.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer
aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen,
bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus murica-
tum. Pinnae ventrales nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur). T. abdo-
mine aculeato, corpore laevi, humeris prominen-
tibus.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man
oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen.
Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms,
sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den bis jetzt bekannten elektrischen Fischen (§. 110.)
In Ostindien an der St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the
moon-fish). T. totus hispidus, papillis setaceis.
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen Wassern der
benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (lana Fr. la lune de mer.
Engl. the sun-fish). T. laevis compressus, cauda
truncata: pinna brevissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.
Häufig im mittelländischen und atlantischen Meere. Wiegt
zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von
seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen
[Seite 181] aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Sei-
ten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mobilibus undique
adspersum. Pinnae ventrales nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the
porcupine-fish). D. oblongus, aculeis teretibus.
Zumal im atlantischen Ocean: namentlich auch an den
nordamericanischen Küsten.
12. Cyclopterus. Bauch-Sauger. Caput obtusum.
Pinnae ventrales in orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf-
padde. (Fr. le lièvre de mer. Engl. the lumpsu-
cker). C. corpore squamis osseis angulato.
In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit
seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klip-
pen, Schiffe u.s.w. an.
13. Centriscus. Messer-Fisch. Caput productum in
rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae
ventrales unitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squa-
moso scabro, cauda recta extensa.
14. Syngnathus. Rostrum subcylindricum, ore opercu-
lato, maxilla inferiore mobiliore. Corpus cataphrac-
tum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl.
the pipe). S. pinnis caudae ani pectoralibusque ra-
diatis; corpore septem-angulato.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-
Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the seahorse).
S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore sep-
temangulato tuberculato.
Einer der weitest verbreiteten Seefische. Hat seinen Na-
men, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals, das
hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode
[Seite 182] krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im
Schach.
15. Pegasus. Os proboscide retractili. Rostrum ensifor-
me, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, ca-
taphractum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln aus-
gespannten Flügeln, und mögen wohl den Namen veranlaßt
haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen begreifen nun die
mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten
Fische. Und zwar hier diese, die sogar keine Bauchflossen haben.
16. Muraena. Caput laeve. Nares tubulosae. Membr.
branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum.
Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula
pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectoralibus
nullis.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren
beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the
eel). M. maxilla inferiore longiore, corpore uni-
colore.
Einer der allgemeinst verbreiteten Flußfische beider Welten.
Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat
ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz behält
wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den
genauesten Beobachtungen gebiert er sicher lebendige Junge*).
17. Gymnotus. Caput operculis lateralibus. Tentacula
duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5;
corpus compressum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
[Seite 183] fisch. (Fr. l'anguille électrique). G. nudus, dorso
apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.
Besonders bei Surinam und Cayenne, wo ihn van Ber-
kel*) 1695 zuerst bekannt gemacht hat. Ungefähr Manns-
lang**).
18. Trichiurus. Caput porrectum, operculis laterali-
bus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primo-
res majores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus
compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch (§. 110.).
19. Anarrhichas. Caput obtusiusculum. Dentes primo-
res supra infraque conici, divergentes, sex pluresve,
molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch.
radiis 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae di-
stincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Steinbei-
ßer. (Engl. the ravenous). A. pinnis pectoralibus
amplis subrotundis.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius
duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7.
Corpus teretiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch, Sandspier. (Engl. the sandlaunce).
A. maxilla inferiore longiore.
Ebenfalls am nördlichen Europa. Wühlt sich in den Kü-
[Seite 184] stensand, wo er in England und Holland in Menge heraus-
gestochen wird.
21. Ophidium. Caput nudiusculum. Dentes maxillis,
palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula.
Corpus ensiforme.
1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch. O.
maxillis imberbibus, cauda obtusiuscula.
British Zoology. App. tab. 93.
Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste Feind der
Austern seyn soll. Wird nicht selten in fest geschloßnen Au-
sterschalen gefunden*).
22. Stromateus. Caput compressum. Dentes in maxil-
lis, palato. Corpus ovatum, latum, lubricum. Cau-
da bifida.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro
ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8;
corpus teretiusculum, alepidotum..
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr.
l'épée de mer, l'empéreur, l'espadon. Engl. the
sword-fish, whale killer). X. mandibula inferiore
acuta, triangulari.
In den nördlichen sowohl als südlichen Meeren. Wird mit
seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5
Centner an Gewicht. Hat ein sehr schmackhaftes Fleisch und
macht besonders für die calabrischen und sicilianischen Fischer
einen wichtigen Fang**).
24. Leptocephalus. Caput exile. Corpus elongatum,
tenuissime compressum. Pinnae pectorales minutae.
Leach's zoolog. miscell. vol. III. tab. 126.
An den englischen Küsten, wie ein schmaler hell durchschei-
nender Rieme***).
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.
25. Callionymus. Caput labio superiore duplicato; ocu-
li approximati. Membr. branchiostega rad. 6; aper-
tura nuchae foraminibus respirante. Opercula clau-
sa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper). C. dorsalis
prioris radiis longitudine corporis.
26. Uranoscopus. Caput depressum, scabrum, majus.
Os simum, maxilla superior brevior. Membr. branch.
radiis 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the star-gazer). U. cirris multis in maxilla infe-
riore.
Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere.
27. Trachinus. Caput scabriusculum, compressum.
Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever, stingfish). Trachinus.
Im mittelländischen Meere, in der Nordsee etc.
28. Gadus. Corpus laeve. Membr. branch. rad. 7 tere-
tibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acu-
minatae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the had-
dock). G. tripterygius cirratus albicans, cauda bi-
loba, maxilla superiore longiore.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vorzüglich aber
an den englischen und schottischen Küsten. – Viele Fische
phosphoresciren unter gewissen Umständen nach dem Tode:
bei diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf-
fallender Stärke und langanhaltender Dauer*).
2. †. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus
varius, cauda integra, maxilla superiore longiore.
Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccal-
jao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the codfish).
G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio
primo anali spinoso.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Namen mehrere
verwandte Gattungen dieses Geschlechts begriffen, die wegen
der unsäglichen Menge und wegen der mannichfaltigen Zube-
reitung (als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch)
und langen Conservation etc. von der äußersten Wichtigkeit
sind. Sie finden sich vorzüglichst in den nördlichen Gegenden,
beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders
um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den
Nordküsten von Großbritannien den wichtigsten Fischfang aus-
machen*).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le mer-
lan. Engl. the whiting). G. tripterygius imberbis
albus, maxilla superiore longiore.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Rutte, Aal-
raupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot).
G. dipterygius cirratus, maxillis aequalibus.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der schmackhaf-
testen deutschen Fische.
29. Blennius. Schleimfisch. Caput declive, tectum.
Membr. branch. rad. 6; corpus lanceolatum, pinna
ani distincta.
1. †. Viviparus. die Aalmutter. B. ore tentaculis
duobus.
Im mittelländischen Meere, in der Nordsee etc. Gebiert le-
bendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflos-
sen sitzen.
30. Cepola. Caput subrotundum compressum. Os si-
mum, dentes curvati, simplici ordine. Membr. branch.
radiis 6, corpus ensiforme, nudum, abdomine vix
capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban). C. pinna
caudae attenuata, capite obtusissimo.
31. Echeneis. Caput depressum, supra planum margi-
natum, transverse sulcatum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl.
the sucking-fish). E. cauda bifurca, striis capitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann
sich mittelst des quergestreiften Hinterkopfs aufs festeste an
Schiffe, Hayfische etc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß
ein einziger ein Schiff im vollen Lauf zu hemmen vermöge.
32. Coryphaena. Caput truncato-declive. Membr. branch.
rad. 5; pinna dorsalis longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl.
the dolphin). C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.
Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das be-
sonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gel-
ben ins Blaue und Purpurrothe etc.) spielt.
33. Gobius. Caput poris 2 inter oculos approximatos,
altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ven-
trales unitae in ovatam.
1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali secun-
da radiis 14.
Im atlantischen und indischen Ocean.
34. Cottus. Caput corpore latius, spinosum. Membr.
branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Steinpicker.
[Seite 188] (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis
bifidis, capite subtus cirroso.
An den nördlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp,
Kruppe. (Fr. le chabot. Engl. the bull-head, the
miller's thumb). C. laevis, capite spinis duabus.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen
scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es,
bis die Jungen ausgekrochen sind, aufs sorgfältigste.
35. Scorpaena. Caput magnum, aculeatum. Oculi vi-
cini. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr.
branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
36. Zeus. Caput compressum, declive. Labium supe-
rius membrana transversa fornicatum. Lingua subu-
lata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in-
fimo transverso. Corpus compressum.
1. Vomer. (Engl. the silvery dory). Z. cauda bifur-
ca, spina ante pinnam analem dorsalemque recum-
bente.
2. Faber. (Engl. the doree, dory). Z. cauda rotun-
data; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus
duabus.
37. Pleuronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr.
sole. Engl. flounder.) Oculis utrisque in eodem la-
tere frontis. Membr. branch. rad. 4-7; corpus com-
pressum, latere altero dorsum, altero abdomen re-
ferente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere die ihre beiden Au-
gen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen
nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten
finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der
unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher
[Seite 189] sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Goldbutte.
(passer. Fr. la plie. Engl. the plaise). P. oculis
dextris, corpore glabro, tuberculis 6 capitis.
Nebst den folgenden besonders in den nördlichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P.
oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad
pinnas.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl. the
dab). P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis
ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus ob-
tusis.
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang.
Engl. the holibut). P. oculis dextris, corpore toto
glabro.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in
größter Menge im nördlichen stillen Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl.
turbot). P. oculis sinistris, corpore aspero.
Doch weit kleiner als die vorige. Einer der schmackhafte-
sten Fische.
38. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles con-
fertissimi, numerosissimi. Membr. branch. radiis 6;
corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squa-
mosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsa-
lis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre,
wodurch der Fisch die Insecten, die an allerhand Wasserpflan-
zen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise
werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsali-
bus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.
39. Sparus. Brachse. Dentes primores robusti, mola-
res obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch.
rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectorales acu-
minatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea in-
ter oculos.
Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat fast in
allen Sprachen seinen Namen von dem goldfarbigen halben
Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello subcau-
dali, corpore fasciis nigris.
Im mittelländischen Meer. Die Männchen sollen zur Be-
gattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre
Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachsen. S. rubescens, cute
ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum pro-
ducta.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen
giftig.
40. Labrus. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata
magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii
postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotun-
datae.
1. Julis. der Meerjunker. L. lateribus caerulescen-
tibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata.
Im mittelländischen Meer. Nur Fingers lang, von aus-
nehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen
Biß lästig.
41. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr.
branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus fossula
dorsi pro pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-albescente.
Wie viele andere Gattungen dieses Geschlechts im rothen
Meere.
42. Perca. Opercula spinosa, antrorsum serrata. Membr.
[Seite 191] branch. rad. 7; corpus pinnis spinosis. Linea latera-
lis cum dorso arcuata.
1. †. Fluviatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl.
the perch). P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda
radiis 16.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel.
P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 23.
So wie der folgende im nördlichen Europa. Hier diese
Gattung vorzüglich schmackhaft, vor allen die im Plattensee
in Ungarn. Von ansehnlicher Größe in der Donau.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe). P.
pinnis dorsalibus unitis radiis 27; spinis 15; cauda
bifida.
43. Gasterosteus. Membr. branch. rad. 3; corpus ad
caudam utrimque carinatum. Pinnae ventrales pone
pectorales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl.
the stickleback). G. spinis dorsalibus tribus.
In Europa; wird fast bloß zum Mästen der Schweine, zu
Thran, und statt Dünger gebraucht.
2. Ductor. der Lootsman. (Fr. le pilote. Engl.
the pilot-fish). G. spinis dorsalibus 4 membrana
branchiostega 7-radiata.
Der berühmte kleine Fisch der sich immer als Begleiter oder
Vorläufer beim furchtbaren Requin (Squalus carcharias)
findet. Einige Uebertreibungen abgerechnet ist die Hauptsache
neuerlich durch treffliche Beobachter vollkommen bestätigt*).
44. Scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch.
rad. 7; corpus laeve, linea laterali postice carinatum.
Pinnae spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maquereau.
Engl. the mackrel). S. pinnulis 5.
Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie der folgen-
de ein gefräßiger aber sehr schmackhafter Raubfisch. Von bei-
den machten die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferioribus 7;
abdomine lineis utrimque 4 nigris.
In allen wärmern Welt-Meeren. Auch dieses Thier phos-
phorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann
so wie manche andere Fische und deren Thran etc. zum Leuch-
ten des Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl.
the tunny.) S. pinnulis utrimque 8.
In der Nordsee, dem mittelländischen Meer, Ost- und
Westindien etc. Wird über Manns lang, und dann wohl ge-
gen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig*). – Ihm äh-
nelt die zumal aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.
45. Mullus. Caput compressum, declive, squamis tec-
tum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis
facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbarbe, Meerbarbe. (trigla.
Fr. le surmulet). M. cirris geminis, corpore rubro.
Zumal im mittelländischen Meere. Ungefähr fußlang. Be-
rühmt wegen des Luxus, den weiland die römischen Schwel-
ger damit getrieben, so wie wegen des physiologisch merkwür-
digen wundersamen Farbenspiels, das dieser Fisch (so wie der
Goldkarpfe – S. 187 – u. einige andere) im Sterben
zeigt**).
Der M. surmuletus (Bloch tab. 47.) scheint mir nach
genauer Vergleichung gar nicht specifisch von dieser Gattung
verschieden.
46. Trigla. Seehahn. Caput loricatum lineis scabris.
Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pec-
torales.
1. Volitans. T. digitis vicinis membrana palmatis.
Einer der fliegenden Fische in den mildern Welt-Meeren.
Die, deren Bauchstoßen hinter den Brustfloßfedern sitzen.
Die mehresten Süßwasserfische sind aus dieser Ordnung.
47. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr.
branch. rad. 4-6; cauda versus pinnam minus an-
gustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis pro-
minulis.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird beson-
ders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey
Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Ein-
richtung der Augäpfel, merkwürdig*).
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bart-
grundel. (Fr. la loche. Engl. the loach). C. cir-
ris 6, capite intermi compresso.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bartfäden etc. Die
größten finden sich in der Aar in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlamm-
peizker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpiet-
sche. C. cirris 6, spina supra oculos.
In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich
geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden,
erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung un-
ruhig**).
48. Silurus. Caput nudum. Os cirris filiformibus tenta-
culatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinna-
rum pectoralium aut dorsalis primus spinosus, retro-
dentatus.
1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dor-
sali unica mutica, cirris 6.
In den mildern Strichen der alten Welt. Nebst dem Hau-
sen der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner am
[Seite 194] Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten
Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbares Anse-
hen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica uniradiata,
squamis ordine simplici, cirris 6, cauda integra.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le
trembleur). S. pinna dorsali unica lumbari, remo-
ta absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris.
1792. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110). Findet sich im
Nil und mehrern andern africanischen Flüssen. Wird unge-
fähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.
49. Loricaria. (Fr. cuirassier). Caput laeve depres-
sum. Os edentulum retractile. Membr. branch. ra-
diis 6; corpus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
50. Salmo. Caput laeve. Dentes in maxillis, lingua.
Membr. branch. rad. 4-10; pinna dorsalis postica
adiposa: pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon.
Engl. the salmon). S. rostro ultra inferiorem ma-
xillam prominente.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf La-
brador und im Amur-Lande in unsäglicher Menge. Hält sich
des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See
auf. Wächst wohl unter den Fischen am schnellsten. Nur die
Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber
der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben
ausnehmend geschmeidig zu machen, um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte sau-
monée. Engl. the sea trout). S. ocellis nigris iri-
dibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.
An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8
bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the
trout). S. maculis rubris, maxilla inferiore sub-
longiore.
In schattigen Waldbächen des gebirgigen mildern Europa
und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr
an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch.
S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichtiges Thier
für die schwedischen Lappen, deren beinahe einzige Nahrung
es zu Zeiten ausmacht; lebt großentheils von Mücken (culex
pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl.
the smelt). S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.
Im nördlichern Europa. Fast durchscheinend. – Ihm äh-
nelt der so genannte grönländische Häring, Angmarset
(Salmus arcticus) den die Grönländer nächst ihrer Haupt-
nahrung, dem Seehundfleische, in größter Menge gleichsam
als Brod oder Kuchen verzehren.
6. †. Lavaretus. der Gangfisch, Schnepel, Weiß-
fisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi 14.
In der Nord- und Ostsee; auch in der Hudsonsbay. –
Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aal-
bock im Thuner-See, der mit der Ferra des Gemfer-
Sees einerlei zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre). S. ma-
xilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.
Im mittlern Europa und Sibirien.
51. Fistularia. Caput: rostrum cylindricum, apice
maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus....
1. Tabacaria. E. cauda bifida setifera.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-kleinem
Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den
östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.
52. Esox. Caput supra planiusculum: mandibula supe-
riore plana breviore, inferiore punctata: dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the
pike). E. rostro depresso subaequali.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien, und
Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht
nur andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, Krö-
ten etc. viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu-
weilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl.
the garpike). E. rostro utraque maxilla subulato.
In den europäischen Meeren, theils in unsäglicher Menge.
Hat grünliche Gräten, die durchs Sieden grasgrün werden.
53. Polypterus. Membr. branch. radio unico. Spiracu-
la utrinque bina in vertice. Pinnae dorsales nume-
rosae.
Geoffroy Saint-Hilaire: Mémoires d'histoire na-
turelle tab. 5.
Im Nil. Ungefähr zwey Spannen lang, von meergrünet
Farbe, wie mit knöchernen Schuppen gepanzert. Seine zahl-
reichen Rückenflossen (16 und darüber); und die gleichsam
wie an Beinen ansitzenden Brust- und Bauchflossen, so wie
noch mehrere auffallende Eigenheiten zeichnen dieses sonderba-
re Thier zu einem eigenen Geschlechte aus.
54. Elops. Caput laeve. Dentium scabrities in maxilla-
rum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; prae-
terea exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
55. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch.
radiis 8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae ventrales
multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Hat den Namen von ihrem Vaterlande.
[Seite 197]56. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula.
Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali ar-
gentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
57. Mugil. Caput: Labia membranacea; inferius intror-
sum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus su-
pra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curvis. Oper-
cula laevia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinquera-
diata.
Im mittelländischen u.a. Meeren.
58. Exocoetus. Caput squamosum, maxillis utroque
latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus
albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales ma-
xime volatiles, radiis antice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdomine
utrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Ist zahnlos. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen
Scharen.
Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der Exocoetus
mesogaster (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 100. –)
die zumal im Westen des atlantischen Oceans zu Hause ist,
zeichnet sich außer den gezähnelten Kiefern, auch durch die
Stellung der Bauchflossen an der Mitte des Unterleibes, und
dadurch aus, daß die mittlern Strahlen in denselben die
längsten sind.
59. Polynemus. Caput compressum, undique squamo-
sum: rostro obtusissimo prominente. Membr. branch.
rad. 5. vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas pec-
torales.
1. Quinquaris P. digitis quinque corpore longio-
ribus.
Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.
60. Clupea. Caput maxillarum superiorum mystacibus
serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne
[Seite 198] setaceae. Abdominis carina senata. Pinnae ventrales
saepe novemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras?
Fr. l'hareng. Engl. the herring). C. immaculata,
maxilla inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der
zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumal vom
Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen etc.) verfolgt
wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt.
Besonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Ge-
legenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regelmäßigen Som-
mer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den europäischen
Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Norwegen etc. tausen-
de von Europäern mit ihrem Fang beschäftigt.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr.
la sardine. Engl. the sprat). C. pinna dorsali ra-
diis 13.
Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittel-
ländischen. Ist von manchen Naturforschern irrig für den
jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mai-
fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus
nigro maculatis, rostro nigro.
Vorzüglich häufig im mittelländischen Meere; aber auch in
der Nord- und Ostsee etc.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anschovis.
(Fr. l'anchois). C. maxilla superiore longiore.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vor-
züglich häufig an Gorgona im Golfo di Livorno gefangen.
61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum.
Membr. branch. rad. 3. Corpus laeve albens. Pinnae
ventrales saepe novemradiatae.
1. †. Barbus. Die Flußbarbe. C. pinna ani radiis 7.
cirris 7. pinnae dorsi radio secundo utrinque ser-
rato.
Im mildern Europa und westlichen Asien. Ihr Rogen ist
[Seite 199] giftig, so daß sein Genuß schon oft sehr gefahrvolle Zufälle
erregt hat*).
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the
carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dor-
salis radio postice serrato.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nördlichere seit 300
J. allgemach durch die Kunst verpflanzt. Soll mit verwand-
ten Gattungen, zumal mit der Karausche, Bastarden geben.
Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als
unter irgend einer andern bekannten Fischgattung. – Die
Spiegelkarpfen**), die sich besonders durch die bestän-
dig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen,
scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondere
Gattung dieses Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl.
the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra,
corpore mucoso, cirris 2.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kie-
mendeckeln einen Laut von sich geben. Die Goldschleihe***)
ist einer der schönsten deutschen Fische.
4. †. Carassius. die Karausche. (Fr. le carasin. Engl.
the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra,
linea laterali recta.
5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der
Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the
goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae trifida trans-
versa bifurca.
Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit
illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere
gehalten werden, und in mancherlei wunderbare, theils fast
monströse Varietäten, der vortrefflichsten Farben, Zahl und
Bildung der Flossen, Größe der Augen etc. ausgeartet sind.
[Seite 200] Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Kön-
nen sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere
Nahrung leben, und geben dabei doch von Zeit zu Zeit Un-
rath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl.
the minow). C. pinna ani radiis 8, macula fusca
ad caudam, corpore pellucido.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C.
pinna ani radiis 13.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orangefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch,
Schneiderfischchen. (Fr. l'able, ablette. Engl.
the bleak). C. pinna ani rad. 20.
So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen
Asien. Meist nur fingerslang. Seine Schuppen werden zur
Verfertigung der Glasperlen gebraucht*).
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la brème).
C. pinna ani rad. 27, pinnis fuscis.
Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten
und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorher-
gehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen
weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.)
auch von den Alten blutlose Thiere (animalia exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum, weil sie
keine Rückenwirbel – so wie überhaupt kein Gerippe – haben,
auch wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.
Die Insecten haben ihren Namen daher, daß, wenigstens
im Zustande ihrer vollkommenen Ausbildung, Kopf, Brust und
Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert
sind, ja bei vielen fast nur wie durch einen Faden unter einan-
der verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch
(bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der unge-
flügelten Ordnung) durch besondere theils sehr empfindliche Or-
gane aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tra-
gen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mal an der
Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert
sind; und endlich durch die hornartigen, eingelenkten Fü-
ße, und deren größere Anzahl, da die völlig ausgebildeten In-
secten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf an-
derthalb hundert etc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten
in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die
ganz unermeßliche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver-
schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so ver-
schiedene Lebensart, Bedürfnisse etc. erfordern eine äußerst viel-
artige Bildung, in welcher sie, so wie in der ungleichen Größe
ihres Körpers, ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist man-
nigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit
einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stü-
cken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes
über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor man-
cherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln etc. dienen, ent-
schädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und
bei den Schmetterlingen etc. die Flügel mit so genannten Feder-
chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von
den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den In-
secten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge*), und
also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen
die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen
sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern
Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben
absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander
zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen
bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern,
unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und
zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen
sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Fa-
cetten, bei einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen,
bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbi-
gen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten ge-
flügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der
Flußkrebs, Hummer etc. haben dergleichen. Die Augen der an-
dern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl
in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern
scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe
bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die
Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande
solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor-
[Seite 203] her als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur we-
nige Insecten, wie z.B. die Krebse, können ihre Augen be-
wegen.
Die Fühlhörner*) die bei den verschiedenen Gattun-
gen, und bei manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben,
sehr vielartig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für
Organe des Geruchs oder des Geschmacks etc. angesehen haben,
scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Name andeutet,
– Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen
bei ihrer harten, unempfindlichen, äußern Decke, und den mehr-
sten auch bei der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihrem An-
tennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie
großentheils im Dunkeln leben, dadurch, so wie Blinde, den
Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hingegen
ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen,
und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von
manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch
sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau**) weichen die Insecten gar
sehr von den rothblütigen Thieren ab.
Was man z.E. bei den Raupen für ihr Herz angesehen
hat, das ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längs
des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader ent-
springt, so daß folglich auch die Ernährung bei diesen Insecten
auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz
verschiedene Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom er-
staunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen
Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der
Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen
Thiere, des Umsatzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.)
zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur
bei wenigen (wie z.B. bei den Krebsen, Heuschrecken und man-
chen Cicaden und Käfern etc.) eine dem Athemholen ähnliche Be-
wegung. Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch
den Mund, sondern durch mancherlei andere spiracula*).
Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere
im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben
in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen
Luft, worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen (–
dem gekohlten Wasserstoffgas etc. –) gleichsam als in ihrem
Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und un-
ter der Erde**) weit unbeschränkter, als der von irgend einer
andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütigen Thie-
ren welche anzutreffen, und sogar größere Insecten, wie z.B.
Käfer, Bienen etc. haben selbst wieder ihre besonderen Milben
und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Gewächse (etwa der Ta-
xus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose etc.) die gar
keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen.
Da hingegen manche, wie z.B. die Eiche, von mehr als einem
hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und be-
sucht werden. – So allgemein aber die Insecten, im Ganzen
genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist
doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer,
eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflan-
zen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und leisten einander in ihren Geschäften wechselsei-
tige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren
Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahl-
[Seite 205] reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nach-
her, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungs-
zeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnungen etc.
die sich so viele Insecten zu verfertigen wissen, ist schon oben bei
Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mal, in
einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die
Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollendeten Ge-
stalt als Larven sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schu-
tze verfertigen; oder sich um die Verwandlung und den langen
Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen etc.,
oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallgruben graben, und wie
die Spinnen Netze für ihren Raub weben: oder die, wie man-
che Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkom-
menschaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eier
anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach
den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meß-
kunst, gemeinschaftliche Wohnungen u.s.w.
Bei der Ernährungsart der Insecten sieht man offen-
bar, daß dieselbe nicht, wie bei den allermehrsten rothblütigen
Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich
darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sol-
len. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern
um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andere lebendi-
ge Insecten aufzureiben etc., um Unkraut zu vertilgen etc. – eine
große Bestimmung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen
Menge der Gattungen überhaupt, sehr vielen von diesen spe-
ciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre bei-
spiellos heftige Freßgierde und schnelle Verdauung bei einem
sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z.B.,
daß eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eigenen Ge-
wichts verzehren kann. – Auch sind die Freßwerkzeuge der
Insecten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da
manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und
Freßzangen (maxillae); andere mit einem zugespitzten, horn-
artigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen
Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche mit
[Seite 206] einer spiralförmig aufgerollten (so genannten) Zunge etc. ver-
sehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige
Insecten wie z.B. die Spannraupen durch ihre täuschende Ge-
stalt; andere dadurch daß sie einerlei Farbe mit den Gewächsen
haben, worauf sie leben*), folglich weniger darauf abstechen,
und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl
durch den heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten kön-
nen; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch
andere durch ihre bewundernswürdige Stärke etc. gesichert. Und
manche sind gar mit Waffen, z.B. mit Hörnern wie Kneip-
zangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bei der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich
ungemein viele eigene Sonderbarkeiten. So z.B., daß oft in
einer und eben derselben Gattung die beiden Geschlechter einan-
der so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für
ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gat-
ten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen
verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich ge-
schlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren wer-
den, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestim-
mung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bei verschiedenen Insecten
sehr viel Eigenes. Bei nicht wenigen Gattungen wird sie z.B.
im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese
kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueberhaupt aber leben die
mehresten in sofern in einer gezwungenen Monogamie, daß sie
schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben
sich paaren können: der Tod ist bei ihnen eine so unausbleibliche
Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch ver-
zögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beim Fortpflanzungsgeschäfte
der Insecten gehört auch, daß bei vielen, wie z.B. beim Co-
chenille-Wurm, beim Sandfloh etc. das trächtige Weibchen zu
einer ungeheuren Größe anwächst: so daß man z.B. rechnet,
daß bei der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren rei-
[Seite 207] fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist, als er vor der
Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern
nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste
an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten
Orte gebracht werden. Manche legen z.B. ihre Eier bloß in
den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder
in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirk-
lich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der
jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den
Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderba-
ren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an
die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen,
damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu-
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä-
ren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen
sich auf beiderlei Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß die-
ser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72.
Anm.), bei weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor-
phose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un-
mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich (– so wie
auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen ei-
ner Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur
ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau
(gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet*),
die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformir-
ter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Meta-
morphose unterziehen, zuerst aus dem Ei kriechen, heißen sie
Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z.
B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mal schwerer wiegt als
da sie eben ans dem Ei gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber
auch desto schneller, so daß z.B. die Maden der blauen Schmeiß-
fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mal schwe-
rer sind als da sie aus dem Ei kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und En-
gerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie
gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflan-
zung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wach-
sen, und häuten sich mit unter einige Mal.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt
sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes
herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere
hingegen verschließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia),
und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden To-
desschlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle
zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos
und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm
selbst die große Palingenesie vor, daß es aus seinem Larvenstand
zum vollkommenen Insect (insectum declaratum,
imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem
Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren diese
letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene
bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mal einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht
weiter; jene beiden Bestimmungen eines organisirten Körpers
hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die
dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der
Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit*) der Insecten für
den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil,
den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haus-
haltung der Natur haben, desto mannichfaltiger und ganz un-
[Seite 209] ermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils
im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, ver-
tilgen, und seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an-
dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten,
die sich von Aas nähren, im Miste leben u.s.w. und die da-
durch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auszeh-
ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der In-
fection der Luft vorbeugen, und von der andern die all-
gemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rück-
sicht werden z.B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen
so wohlthätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die
Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)
und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung
der Feigen. Verschiedenartige Insecten werden von den Fischern
zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie
die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken etc. sind eß-
bar. So der Honig der Bienen, aus welchem auch in man-
chen Gegenden von Europa so wie im Innern von Afrika der
Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und
mancherlei anderm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben treff-
liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach etc. Die Gall-
äpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerlei
andern Gebrauch benützt. So das Lack, ein Product gewisser
ostindischer Schildläuse, das zu Firniß , zum Siegellack u.s.w.
verbraucht wird. Für die Arznei sind vorzüglich die spani-
schen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und
neuerlich sind auch die so genannten Maiwürmer, vom neuen
als Hülfsmittel gegen die Wasserscheue, so wie manche andere
Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutzen der Insecten ist, so ist aber
auch anderseits der Schade**) sehr erheblich, den viele Gat-
tungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten
überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren,
wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auf-
fallen. Manche sind besonders dem Getreide nachteilig; an-
dere, wie so viele Raupen, Erbflöhe, Engerlinge etc. den Gar-
tengewächsen; andere Raupen und Käferlarven etc. den Obst-
bäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die
[Seite 210] Larven einiger Dermestes-Gattungen und die Holzraupen den
Holzungen; die Ameisen, Grasraupen etc. den Wiesen; die
Brod-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen etc. dem
Hausgeräthe etc.; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz-
werk u.s.w. Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern
und Naturaliensammlungen. Endlich werden auch ei-
nige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Menschen selbst,
so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthie-
ren, ja sogar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere,
wie manche Skorpione etc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich auch
hier überhaupt dem Linnéischen Systeme, doch daß in der letzten
Ordnung, nach dem Vorgange von De Lamarck u.a. neuen
französischen Entomologen die Spinnen, Skorpione, Krebse etc.
(die Arachniden und Crustaceen) von den eigentlichen Insecten
ganz abgesondert, den Beschluß machen.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem
Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen,
und sind mit zwey hornartigen Decken oder Scheiden
belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander
schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zusammen ge-
legten oder gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte harten,
fast pergamentähnlichen Flügeln etc. Theils haben sie Freß-
zangen, theils einen spitzigen Bohr-Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem be-
haartem Körper, und vier ausgespannten Flügeln, die mit
bunten Schuppen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder
gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten
Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flü-
geln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.
Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nachricht interes-
sant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadelmacher, Hr. Fehler,
nicht nur Insectennadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, son-
dern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Ge-
gend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.
Die Insecten dieser Ordnung*) werden überhaupt Käfer
genannt, ob man gleich diesen Namen auch dem ersten Geschlech-
te insbesondere beilegt. Die Larve hat Freßzangen, und bei
den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen:
bei einigen, wie unter den Holzböcken, ist sie ohne Füße (eine
Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in
einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bei den ge-
nannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene In-
sect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet
aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn-
laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken
(elytra) versehen.
1. Scarabaeus. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle).
Antennae clavatae capitulo fissili. Tibiae anticae sae-
pius dentatae.
1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scutellatus,
thoracis cornu incurvo maximo; subtus unidenta-
to, capitis recurvo; supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larven einen starken Daumen dick. Der
Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün etc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace
bicorni, capitis cornu unidentato, apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
[Seite 213]3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, tho-
race tricorni; intermedio obtuso bifido, capitis
cornu erecto, clypeo emarginato.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus
dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln
formt, die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Gras-
wurzeln befestigt und in jede ein einziges Ei legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nashorn-
käfer. S. scutellatus, thorace prominentia tripli-
ci, capitis cornu incurvato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hierländische Käfer; fliegt selten; als Enger-
ling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäu-
men; und thut in manchen Gegenden den Reden großen
Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, cly-
peo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis
posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzer's Gesch. tab. 1. fig. 3.
Namentlich häusig in Aegypten, wo er von den alten Aegyp-
tiern als Sinnbild der Ober- und Unterwelt verehrt, und
auf ihren Obelisken, Mumiensarcophagen und mancherlei an-
dern Kunstwerken, theils in coloßaler Größe, vorgestellt wor-
den*). Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyp-
tischen (und auch der Etruskischen) geschnittenen Steine aus-
geschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt
werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutellatus,
thorace inermi, capite tuberculato, elytris rubris,
corpore nigro.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung-
beetle). S. scutellatus, muticus, ater, glaber; ely-
tris sulcatis; capite rhombeo: vertice prominulo;
antennis rubris.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen.
[Seite 214] Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist
meist auch für den folgenden Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muti-
cus, elytris glabris laevissimis, capitis clypeo rhom-
beo, vertice prominulo, antennis nigris.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gartenkä-
fer. S. scutellatus muticus, capite thoraceque cae-
ruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.
10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris. F.) der
Maikäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the Maychaffer,
cockchaffer). S. scutellatus muticus testaceus, tho-
race villoso; cauda inflexa, incisuris abdominis
albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als
Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getrei-
dewurzeln etc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs
verursacht hat*). Nach der Verpuppung kommt es endlich
als Maikäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt
dem jungen Laube, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brachkä-
fer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutella-
tus muticus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
Auch dieses Käfers Larve thut in manchen Jahren der Saat
großen Schaden.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkäfer,
Rosenkäfer. S. scutellatus muticus auratus, seg-
mento abdominis primo lateribus unidentato, cly-
peo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
[Seite 215]Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen
und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in
Gärten etc. Man hat Beyspiele, daß er mit angefeuchteten
Brodrinden gefüttert, über 8 Jahre lebendig erhalten worden.
2. Lucanus. Antennae clavatae, clava compressa latere
latiore pectinato fissili. Maxillae porrectae, exser-
tae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hirschkäfer, Hornschröter,
Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag
beetle). L. scutellatus; maxillis exsertis, apice bi-
furcatis, latere unidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die
Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clavatae; capitulo perfoliato;
articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix
marginatus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris
antice cinereis, punctis nigris.
Larve und Käfer nähren sich von fetten, weichen Theilen
todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis.
Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren. etc.
3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der Borken-
käfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm.
D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemor-
so-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch.
Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in
mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier;
das im Splint der Fichten (Pinis abies) theils in solcher Men-
ge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über
80000 seiner Larven gezählt bat. Bei der dadurch verursach-
ten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab,
seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt
dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkohlen, geschwei-
ge als Bau- oder Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannenkäfer,
[Seite 216] schwarze fliegende Wurm. D. niger subvillo-
sus, elytris piceis integris, plantis rufis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brotkäfer. D.
oblongus, ferrugineus, oculis rufis.
Seine Larve verzehrt zumal das Brot, wird daher nament-
lich auf weiten Seereisen dem Schiffszwieback sehr gefährlich,
und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.
4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.)
Antennae filiformes; articulis ultimis majoribus. Tho-
rax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus unicolor.
Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn be-
rührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch kei-
nen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadri-
dentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensammlungen,
Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Tod-
tenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the death-
watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter
maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den
klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Paarungs-
zeit locken, zu mancherlei Volksaberglauben Anlaß gegeben
haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo;
infimo articulo compresso, decurvato. Caput intra
corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore bre-
viora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzer's Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinus. Antennae clavatae, rigidae, capite brevio-
res, oculi 4, duobus supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. substriatus.
Sulzer's Gesch. tab. 2. fig. 10.
[Seite 217]Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des
Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern;
gibt einen widrigen Geruch von sich.
7. Byrrhus. Antennae clavatae subsolidae, subcom-
pressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulosus,
elytris subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
8. Silpha. Antennae extrorsum crassiores. Elytra mar-
ginata. Caput prominens. Thorax planiusculus, mar-
ginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Todtengrä-
ber. (Fr. le fossoyeur). S. oblonga atra clypeo or-
biculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Namen von der besondern Geschicklich-
keit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen,
Fröschen etc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu
vergraben, und ihre Eier dahinein zu legen verstehen. Ihrer
sechse find wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen
vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae subfiliformes, ex-
trorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub tho-
racis clypeo plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und Puppe sind
ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen
versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, elytris san-
guineis, punctis nigris sparsis.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Marienkuh, Som-
merkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu;
bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.)
Antennae subclavatae, truncatae. Palpi clava semi-
cordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque
marginatis, abdomine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleoptris rubris; punctis ni-
gris septem.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë-Gat-
tungen als wirksames Heilmittel bey mancherlei Zahnweh em-
pfohlen worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis ru-
bris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Antennae moniliformes,
extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, margi-
natus.
1. †. Goettingensis. (Chrys. haemoptera F.) C. ovata
atra pedibus violaceis.
Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3.
Häufig an der Schafgarbe*).
2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so
groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus,
coleoptrisque quinque violaceis, abdomine vio-
laceo.
4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. fe-
moribus posticis crassissimis) virescenti-caerulea.
Ein, namentlich der Rübsaat, gar schädliches kleines Thier,
das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Namen
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist**).
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkäfer. C.
oblonga rubra, thorace cylindrico utritique im-
presso.
Sulzer's Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Maiblumen etc. Die Larve bedeckt sich mir ih-
rem eigenen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich
verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors
Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hel-
len Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusiformes, basi
approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque
aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Bruchus. Antennae filiformes, sensim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo puncta-
tis, podice albo maculis binis nigris.
Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.
2. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis, femori-
bus posticis ovatis, dentatis, tibiis incurvis.
Mém. de l'ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkä-
fers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt,
und durchbohrt die steinharten, daumensdicken Nußschalen der
Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.
14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson). Anten-
nae subclavatae, rostro insidentes. Rostrum corneum
prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart
gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger ge-
bogenen Rüssel von verschiedener Länge. Es sind nachtheilige
Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüs-
sel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gar-
tengewächsen Schaden thun. Die Larven mancher Gattungen
nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palmbohrer.
C. longiroster ater, thorace ovato planiusculo, ely-
tris abbreviatis striatis.
Sulzer's Kennz. tab. 3. fig. 20.
Zumal in Süd-Indien. Hat fast die Größe des Horn-
schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber
selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der rothe
Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster
sanguineus.
So wie der folgende eine große Plage für die Kornböden.
Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen.
Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre
Gebälke etc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und ab-
fegen zu lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in
Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. der schwarze Kornwurm. (Calan-
[Seite 220] dra granaria. F.). C. longiroster piceus oblongus
thorace punctato longitudine elytrorum.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longiroster cylin-
dricus subcinereus, elytris muconatis.
Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pfer-
den Lähmung verursache, ist ungegründet, und trifft wohl
die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende
unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Rebensticher.
C. longiroster aureus, rostro plantisque nigris.
Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.
6. †. Pomorum. C. longiroster, femoribus anticis den-
tatis, corpore griseo nebuloso.
Zerstört in manchen Jahren die mehresten Apfelknospen.
7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longiroster,
femoribus dentatis, corpore griseo longitudine
rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. (Engl. the Dia-
mond Beetle.) C. breviroster niger, elytris denta-
tis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore
distinctis, abdomine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das ge-
färbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf
den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zu-
mal unter dem Vergrößerungsglase, eine ausnehmende Wir-
kung.
15. Attelabus. Caput postice attenuatum inclinatum.
Antennae apicem versus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzer's Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immenwolf.
A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzer's Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jah-
ren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capricornus)
Anttennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus.
Elytra linearia.
Manche Gattungen haben auffallend lange Fühlhörner, ei-
nen ungemein starken Brustschild und ein überaus zähes Leben,
so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen le-
bendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben
mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben,
einen knarrenden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris
basi unidentatis apiceque bidentatis, antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Cervicornis. (Prionus C. F.) C. thorace marginato
dentato, maxillis porrectis coniformibus utrinque
spinosis, antennis brevibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet,
mit Kneipzangen, fast wie am Hornschröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis
viridibus nitentibus, femoribus muticis, antennis
mediocribus.
Gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spinoso; punc-
tis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis lon-
gissimis.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mal so lang als das ganze
Thier.
17. Leptura. Antennae setaceae. Elytra apicem versus
attenuata. Thorax teretiusculus.
1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deaurata,
antennis nigris, femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. Antennae setaceae. Ely-
tra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Major. (Molorchus abbreviatus F.) N. elytris
abbreviatis ferrugineis immaculatis, antennis bre-
vioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen. (cicindela nitedu-
la. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm). Antennae
filiformes. Elytra flexilia. Thorax planus, semiorbi-
culatus, caput subtus occultans cingensque. Abdo-
minis latera plicato-papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey
blaulich phosphorescirende lichte Punkte unten am Bauche.
Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die
Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht
vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden.
Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eier gelegt hat (die
selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bei
beiden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc. Ein Paar
in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabei im
Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus
capite brevior. Elytra flexilia. Abdominis latera pli-
cato-papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro, macula ni-
gra, elytris fuscis.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde
auf, und kommt dann zuweilen, wenn es geschneit hat, zu
tausenden hervorgekrochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf
dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß
gegeben.
21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) An-
tennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro
pectoris e foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit merkwür-
dig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kom-
men, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu
helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der
vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am
Bauche paßt, aus der er beim Aufschnellen mit Gewalt her-
aus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf bei-
den Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü-
geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus
macula flava glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden
gelben runden Flecken gegen die Seitenspitzen des Brustschil-
des leuchten stark im Finstern, und die Caraiben bedienten sich
ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden
Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laevi, elytris, pedibus cor-
poreque nigris.
22. Cicindela. Sandkäfer. Antennae setaceae. Ma-
xillae prominentes denticulatae. Oculi prominuli.
Thorax rotundato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Amei-
senlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer
wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und
Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. O. viridis, elytris puncto lunula-
que apicum albis.
23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longi-
tudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem re-
tractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis,
thorace marginato laevi, corpore inaurato.
Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beiden Indien. Klein Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitudinali-
ter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, tho-
race punctato.
Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 39.
3. †. Viridis. B. elytris integerrimis sublinearibus
punctatis, thorace deflexo, viridi elongato.
Von der Farbe der spanischen Fliege, aber nur ein Paar
Linien lang. Die Larve richtete vor einigen Jahren in hie-
siger Gegend große Verwüstung in jungen Rothbuchen-
Stämmen an. Tödtete sie durch Zerstörung des Splints,
worin sie geschlängelte Gänge fraß.
24. Dyticus. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hydrocan-
tharus). Antennae setaceae aut clavato-perfoliatae.
Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis perfo-
[Seite 224] liatis, corpore laevi, sterno carinato, postice
spinoso.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eier
legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die
er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den ein-
geschlossenen Eiern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt,
bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in
ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytrorumque
margine flavis (mas).
Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 42.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen dieses Ge-
schlechts), den Fischreichen gefährlich. Beim Weibchen ist die
vordere Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.
25. Carabus. Laufkäfer. Antennae setaceae. Thorax
obcordatus apice truncatus marginatus. Elytra mar-
ginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie an-
faßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können
fliegen, laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punc-
tis intricatis subrugosis.
Sulzer's Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris
porcatis; striis sulcisque laevibus inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo nitens,
thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis,
abdomine subatro.
Sulzer's Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hierländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bombardir-
käfer. (Fr. le pétard). C. thorace capite pedibus-
que ferrugineis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen
Gattung verfolgt, und ist dabei durch die von Dr. Rolan-
der beschriebene ganz eigene Art bekannt geworden, womit
er sich gegen den C. inquisitor u.a. seiner Feinde zu ver-
theidigen sucht; da er ihnen mit einem merklich starken Laut
einen blaulichen Dunst entgegen schießt etc.
5. †. Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus. F.) C.
piceus, thorace linea excavata longitudinali mani-
bus spinosis.
Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.
Die unterirdische Larve verursacht in manchen Jahren (wie
z.B. 1776 in der Lombardey und 1812 im Hallischen Saal-
kreise) furchtbaren Mißwachs der jungen Getreidesaat. Der
Käfer hält sich des Nachts in Menge auf den Aehren auf.
26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo ultimo
subrotundo. Thorax plano-convexus, marginatus.
Caput exsertum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anti-
cis crassioribus.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häu-
fig in Mühlen und Bäckerhäusern, heißen Mehlwürmer,
und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.). der Tod-
tenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris
laevibus mucronatis.
27. Meloë. Antennae moniliformes articulo ultimo ova-
to. Thorax subrotundus. Elytra mollia flexilia, ca-
put inflexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maiwurm. (Fr. le scarabé
onctueux. Engl. the oil-beetle). M. apterus, cor-
pore violaceo.
Ein weiches Thier, das bei gewaltsamer Berührung einen
stinkenden Saft aus den Kniegelenken der Beine ausfließen
läßt.
2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die spani-
sche Fliege. (cantharis offic.) M. alatus viridissi-
mus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das (so wie in Bengalen
die M. trianthemae*)) zum Blasenziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput de-
flexum sub collo (in territo). Palpi compresso-cla-
[Seite 226] vati, oblique truncati. Elytra deorsum curva apicem
versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur weni-
ge Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzer's Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinus*). Antennae moniliformes. Elytra dimi-
diata. Alae tectae. Cauda simplex exserens duas ve-
siculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwürdig, die
sie, sobald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben;
deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cine-
reis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficula. Antennae setaceae. Elytra dimidiata.
Alae tectae. Cauda forcipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohr-
höhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.)
F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.
An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier gern den
Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel, daß sich ir-
gend etwa ein Mal eins dahin so gut, wie irgend ein andres
Insect, verirren kann Aber dem jungen Gemüse, den Nel-
kenknospen etc. sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in
Menge vermehren, dem Grundholz der Gebäude und den
Fensterfutterungen.
Bei den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach
der Brust niedergedrückt, bei einigen mit Kinnladen, bei den
mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Sauge-
rüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern
Proboscidea genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel,
[Seite 227] von welchen zumal die obern an der Wurzel fester und hornar-
tiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bei ei-
nigen sind sie grade ausgestreckt, bei andern übers Kreuz zu-
sammengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flü-
geldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bei ver-
schiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver-
wandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln
dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und
nach völlig ausgebildet werden*).
31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Antennae seta-
ceae. Elytra alaeque planae, subcoriaceae. Thorax
planiusculus orbiculatus, marginatus. Pedes curso-
rii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchenschabe,
der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ra-
vet. Engl. the black beetle, cockroach). B. ferru-
gineo-fusca elytris abbreviatis sulco oblongo im-
presso.
Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige andre
Gattungen dieses Geschlechts (z.B. die, ich weiß nicht war-
um, sogenannte Germanica, die Americana etc.) für man-
che Gegenden, wo sie sich eingenistet und stark vermehrt hat,
eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich mancher-
lei Victualien, vor allen aber Brot etc. Kann daher in Schif-
fen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verursachen**).
Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und
Asa foetida, kochend Wasser etc. und wo nur wenige in ei-
nem Zimmer oder einer Küche sind, dadurch zu vertilgen,
daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hineinsperrt.
2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro inte-
gro 4-pustulato; dextro ad marginem internum se-
mipellucido, 3-pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden Ungleichheit in
der Zeichnung der beiden Oberflügel werkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigromaculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
[Seite 228]32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instruc-
tum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, con-
volutae, inferiores plicatae. Pedes antici compresi,
subtus serrato-denticulati, armati ungue solitario et
digito setaceo laterali articulato: postici 4. laeves,
gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonderba-
ren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr Betragen etc. hat was
Eigenes gleichsam Feierliches, das wohl zu der abergläubi-
schen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattun-
gen dieses Geschlechts, zumal im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. [Phasma G. F.**)] M. thorace teretiusculo
scabro, elytris brevissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als
eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus an-
ticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die Gottes-
anbetherin, das wandelnde Blatt, der Wein-
handel, Weinhasel. M. thorace laevi subcarina-
to elytrisque viridibus immaculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die
vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde
Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem
Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.
4. Precaria. M. thorace subciliato, elytris flavis ocel-
lo ferrugineo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.
Am Cap; wo sie von den Hottentotten heilig verehrt wird.
33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. gras-
hopper). Caput inflexum, maxillosum, palpis instruc-
tum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,
[Seite 229] convolutae, inferiores plicatae. Pedes postici salta-
torii. Ungues ubique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen dem
Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bei manchen ge-
ben die Männchen entweder zur Begattungszeit, oder wenn
sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut
von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber
mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre, Maul-
wurfsgrille, der Riehwurm, Reitwurm,
Schrotwurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. (Fr. la
courtilière. Engl. the molecricket). G. thorace ro-
tundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus
anticis palmatis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: theils an Orten wie im
Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der
Erde, und thut zumal den Küchengewächsen und der Ger-
stensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille, Zir-
se, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket).
G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longiori-
bus, pedibus simplicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feldgrille. G.
thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro brevioribus, corpore nigro.
4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der Baum-
hüpfer. G. thorace rotundato, alis viridibus im-
maculatis, antennis setaceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Gebüschen, springt
vorzüglich weit.
5. †. Verrucivorus. (Locusta verrucivora. F.) das
Heupferd. G. thorace subquadrato laevi, alis vi-
ridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitu-
dine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
[Seite 230]6. Cristatus. die Kammheuschrecke. G. thorace cri-
stato, carina quadrifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten etc.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strichheu-
schrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarina-
to; segmento unico, capite obtuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch
in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Mißwachs, Hun-
gersnoth etc. verursacht hat. Ursprünglich gehört es wohl (so
wie der ihm ähnliche, sich auch zu Zeiten in Unzahl vermeh-
rende Gr. tartaricus), in die asiatische Tartarei zu Hause,
doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit
1750 mit großen Invasionen desselben verschont geblieben*).
Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gat-
tung ist) in Nord- und Süd-America finden. – Daß sie in
Arabien und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in den
ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird, ist eine ausgemach-
te Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Län-
der für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Bei-
spiel von voreilig dreistem Hyperscepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. thorace
subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge ei-
nen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fulgora**). Caput fronte producta, inani. Anten-
nae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Ro-
strum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist die hornige
Blase vor der Stirne, die bei den nachbenannten Gattungen
im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen Schein ver-
breitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträger,
Leiermann. (Fr. la porte-lanterne. Engl. the
lanthorn-fly). F. fronte ovali recta, alis lividis;
posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so groß als
der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die
Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient ha-
ben sollen.
2. Candelaria. der schinesische Laternträger. F.
fronte rostrato-subulata adscendente, elytris viri-
dibus luteo-maculatis, alis flavis: apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.
35. Cicada (Fr. cigale). Rostrum inflexum. Antennae
setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes ple-
risque saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken einen
Laut von sich, der durch besondere, mehr zusammengesetzte
Werkzeuge an ihrem Unterleibe hervorgebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keulenschwäm-
men (clavariae) besonders häufig aus den Puppen von Ci-
caden, theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so
wie andere auf Raupen, Schmetterlings-Puppen, Laufkä-
fern etc. wachsen*).
1. Orni. die Manna-Cicade – (Tettigonia O. F.)
C. nigra flavo-maculata, alis hyalinis, basi flavis
maculis nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 1. 2.
Im südlichen Europa und in Nordafrica an einigen Gat-
tungen von Eschen, wo sie durch ihren Stich das Ausschwit-
zen der Manna (so wie in Arabien eine Gattung von Schild-
lausen an einer Tamariske) verursachen soll. Wird insgemein
nebst der fast noch ein Mal so großen C. plebeia (Rösel
[Seite 232] fig. 4.) für die bei den Alten so beliebten Cicaden gehal-
ten*).
2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaumwurm,
Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis
lateralibus; fascia duplici interrupta albida.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im
Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines
Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter wel-
chen sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt. Daher auch
die Sage von regnenden Weiden.
3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis nigris:
punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris, ano
lanato.
In Westindien. Hat den Beinamen von den räthselhaften,
schneeweißen, aber im Wasser gleichsam schmelzenden langen
Flocken am Hinterleibe**).
36. Notonecta. Wasserwanze. Rostrum inflexum. An-
tennae thorace breviores. Alae 4 cruciato-complica-
tae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi nata-
torii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco
punctatis apice bifidis.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch
in dieser Lage kleine Mücken etc., von denen sie sich nährt,
mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum inflexum, Alae
4 cruciato-complicatae anticae coriaceae. Pedes an-
teriores cheliformes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpo-
re oblongo-ovato.
Die Eier dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Ge-
stalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von
Kornblumen etc.
2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdominis mar-
gine serrato.
3. Plana. (Nepa rustica F.) N. subfusca: oculis ni-
gris, alis albidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das na-
namentlich auf Trankebar zu Hause ist, ihre Eier auf den
Rücken*).
38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4 crucia-
to-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dor-
sum planum thorace marginato. Pedes cursorii**).
1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia F.) die Bett-
wanze, Wandlaus. (Fr. la punaise. Engl. the
bug, wall-louse). C. flavescens, alis nullis.
Sulzer's Kennz. tab. 10. fig. 69.
Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufenthalt die-
ses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wilden Zustande weiß
man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs fast in allen Welt-
theilen (namentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und Süd-
America etc.) So leicht Wanzen durch Zufall in ein Haus kom-
men können, so leicht ist es, sie bald anfangs durch sorgfältige
wiederholte Anwendung kräftiger Mittel***) auch wieder zu
vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie ein-
mal überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. membranaceus,
abdominis margine imbricatim secto, corpore ni-
gricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschen-
den, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.
3. †. Baccarum. der Qualster. C. ovatus griseus,
abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumal an Johannisbeeren. Auch diese Wanze
stinkt heftig: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der
Gestank, wie manchen andern Wanzen, zum Vertheidigungs-
mittel zu dienen scheint.
4. †. Personatus. P. (Reduvius P. F.) C. rostro ar-
cuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo
subvilloso fusco.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer wie mit
Staub und Kehricht bedeckt.
5. †. Apterus. (Lygaeus A. F.) C. ovatus, rubro ni-
groque varius, elytris rubris, punctis duobus ni-
gris.
Mitunter doch auch geflügelt. Ueberwintert klumpenweiß
an Baumwurzeln etc.*)
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, (vulgo sogenannter
Mehltau). (Fr. puceron. Engl. plant-louse). Ro-
strum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4
erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen po-
stice saepius bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben der-
selben Familie, geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und
das ohne alle Beziehung auf den Sexualunterschied. Die
Männchen sind kleiner als ihre Weibchen: und werden auch
in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als
in der letzten Generation jeden Sommers**); bei den meh-
resten Gattungen also erst zu Ende desselben, und nur auf
kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf
Eier oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar
[Seite 235] die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber
doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervorbrechen,
und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse
durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß bis zu dem eben-
gedachten Termin der letzten Generation keine männliche Blatt-
laus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene
jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines
Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so daß jene einmalige
Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im fol-
genden Frühjahr und Sommer bei vielen bis ins neunte
Glied äußert.
2. †. Ulmi. A. ulmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 45. fig. 22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren Auswüch-
se verursachen, die man Pappelrosen, Alberknospen
etc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissi-
mis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum etc., wo sich die
Blattläuse in einer spannenlangen, schotenähnlichen Hülse
aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pectorale. An-
tennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gib-
bus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten
Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hü-
pfen auch so etc.
41. Coccus. Schildlaus. (Fr. Gallinsecte). Rostrum
pectorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae
masculis. Feminae apterae.
Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlechter
einander so auffallend ungleich, als bei den Schildläusen.
Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen
hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bei
manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für
ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen
schwärmt indeß im Freien umher, bis es, vom Begattungs-
trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht
und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäumen, auf
der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in den Gewächshäusern, besonders an Caf-
feebäumen etc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse
nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in der
Provence etc. an Stechpalmen etc. Die beerenförmigen, gall-
apfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere
werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus
verfertigt.
4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johannis-
blut. C. radicis scleranthi perennis.
Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den Wurzeln
des Scleranthus perennis und einiger andern Pflanzen;
zumal häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und
zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille.
Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactus-
arten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die
Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen,
und jährlich zu dreyen Malen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae
et religiosae.
D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B. 4.
St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu bei-
den Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte
Gummilack*).
42. Thrips. Rostrum obscurum. Antennae longitudine
thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae,
dorso incumbentes, longitudinales, angustae, sub-
cruciatae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in den
Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch
die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, be-
merkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab.
4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüthen etc.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige Ordnung,
die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schuppen befieder-
te Flügel, und einen behaarten Körper auszeichnet. Als Rau-
pen haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang
[Seite 238] gestreckten, cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit
neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen
Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden fleischiger
Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bei der
Weidenraupe und einigen andern sehr wenigen Gattungen sich
von der Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt end-
lich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vor-
schein, der meist lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt
der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so genannte) Zun-
ge, und statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halbku-
glichte und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gat-
tungen hat Linné unter drey Geschlechter gebracht.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butterfly). Antennae
apicem versus crassiores, saepius clavato-capitatae.
Alae erectae sursumque conniventes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und
häutet sich gewöhnlich vier Mal. Sie verpuppt sich ohne ein
äußeres Gespinste: die Puppe ist zackig, theils schön gold-
farbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin-
tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage um-
her, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten
Flügel in die Höhe, mit der Oberseite (die bei vielen an
Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unterseite verschieden
ist) gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht
leichter Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien (phalan-
ges) abgetheilt.
a. Equites: Alis primoribus ab angulo postico ad api-
cem longioribus, quam ad basin: his saepe an-
tennae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis. (saepius ni-
gris).
Achivi, pectore incruento, ocello ad angulum ani.
[Seite 239]b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denu-
datis; primoribus oblongis; posticis brevissimis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Phalerati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeii. Parvi. Larva saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Urbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis supra
viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris.
Auf Amboina etc. So wie der folgende ein großes prächti-
ges Thier.
2. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeru-
leo splendente dentato. Posticis subtus ocellis
septem.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwanz. P. E. A.
alis caudatis concoloribus flavis, limbo fusco, lu-
nulis flavis, angulo ani fulvo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis cau-
datis subconcoloribus flavescentibus: fasciis nigri-
cantibus geminatis: posticis subtus linea aurantia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis
oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra
4: subtus 6, basique rubris.
Sulzer's Kennz. tab. 13. fig. 41.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweißling,
Heckenweißling. P. H. alis integerrimis rotunda-
tis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
[Seite 240]Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die jungen
halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweißling,
Buttervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis
albis: primoribus maculis duabus apicibusque ni-
gris, major.
Herold's Entwickelungsgesch. des Schmetterl. tab. 1.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rüb-
saat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie die But-
terblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Na-
me, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt gege-
ben worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis in-
tegerrimis rotundatis: primoribus maculis duabus
apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis:
subtus venis dilatato-virescentibus.
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis
integerrimis rotundatis albis, primoribus medio ful-
vis, posticis subtus viridi-nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis angu-
latis flavis: singulis puncto flavo, subtus ferru-
gineo.
12. †. Hyperantus. P. D. F. alis integerrimis fuscis,
subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus
tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fulvis nigro-macu-
latis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
14. †. Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis
albis nigroque variis, subtus primoribus ocello
unico, posticis quinque obsoletis.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis denta-
[Seite 241] tis fulvis albo nigroque variegatis, posticis utrin-
que ocellis quatuor, saepius coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jah-
ren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel. P. N. G. alis subden-
tatis subtus griseis; fascia utrinque alba interrupta,
posticis supra uniocellatis.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis
angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.
18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis
angulatis fulvis, nigro maculatis: primoribus su-
pra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
19. †. Urtica. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P.
N. P. alis angulatis fulvis nigro-maculatis; primo-
ribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angula-
tis fulvis nigro maculatis, posticis subtus C. albo
notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel. (Engl. the
admirable). P. N. P. alis dentatis nigris albo macu-
latis: fascia communi purpurea, primoribus utrin-
que, posticis marginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis denta-
tis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis
transversis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.
23. †. Aglaja. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis nigro
maculatis: subtus maculis 21 argenteis.
24. †. Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra fuscis:
posticis subtus fascia margineli fulva nigropunctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeruleis: po-
sticis subtus limbo ferrugineo: ocellis caeruleo-ar-
genteis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.
26. †. Malvae. der Pappelvogel. P. P. V. alis den-
ticulatis divaricatis nigris albo-maculatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae medio crassiores s.
utraque extremitate attenuatae subprismaticae. Alae
deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehrentheils von
vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen Horn am En-
de des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sicht-
bar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinn-
ste. Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil sie
meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die meh-
resten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das
ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgen-
de Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
b. Adscitae – habitu et larva diversae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis
repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis suban-
gulatis viridibus: fasciis variis pallidioribus satura-
toribus flavescentibusque.
3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis nigro
fasciatis margine postico albo-punctatis abdomine
rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
[Seite 243]4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis
fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis integris:
posticis luteis fasciis, abdomine luteo cingu-
lis nigris.
Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke. Die Raupe
auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis
lineola albo-nigra; inferioribus basi rubris macu-
lis sex.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große Wein-
vogel. S. L. alis integris virescentibus, fasciis pur-
pureis variis, posticis rubris basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis
integris margine rubris; posticis basi fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis
integris fuscis, vitta superioribus pallida, inferio-
ribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis
integris canis, margine postico albo maculato, ab-
domine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln
aufhält, zuweilen große Verheerungen anrichtet.
11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Taubenschwanz,
Karpfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus al-
bo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die Zirkelmot-
te. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex ru-
bris; inferioribus rubris immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die Ringel-
motte. S. A. viridi-atra, alis punctis fenestratis:
superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cin-
gulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae
setaceae, a basi ad apicem sensim attenuatae. Alae
sedentis saepius deflexae.
Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten. Die Rau-
pen sind mehrentheils behaart; und verpuppen sich meist in-
nerhalb eines besondern seidenartigen Gespinnstes (folli-
culus), wozu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen
Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen
liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern
Röhre, die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu
äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu
andern Zwecken, sich z.B. daran herablassen zu können etc.
nutzen*). Diese Gehäuse werden bei einigen, wie bei dem
Pfauenauge, wegen ihrer überaus künstlichen Einrichtung;
bei einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große
Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des
Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende
Familien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
b. Bombyces – alis incumbentibus; antennis pec-
tinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua involuto-spirali.
c. Noctuae – alis incumbentibus. Antennis setaceis,
nec pectinatis.
d. Geometrae – alis patentibus horizontalibus qui-
escentes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, ut fere retusis, mar-
gine exteriore curvo.
f. Pyralides – alis conniventibus in figuram deltoi-
deam forficatam.
g. Tineae – alis convolutis, fere in cylindrum, fron-
te prominula.
h. Alucitae – alis digitatis fissis ad basin usque.
1. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis elin-
guis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, ma-
cula fenestrata, superioribus sesquialtera.
In beiden Indien. Die Flügel größer als an einer hier-
ländischen Fledermaus, aber mit auffallend kleinem Leibe.
Man macht aus dem Gespinnste dieser und anderer großen
Phalänen in Schina die sogenannte wilde Seide.
2. Cecropia. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicornis
elinguis, alis subfalcatis griseis: fascia fulva, su-
perioribus ocello subfenestrato ferrugineo.
In Nordamerica*).
3. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nachtpfauen-
auge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotunda-
tis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante
subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche,
mit einem, dem Anschein nach, offnen abgestutzten Halse,
dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus artige
Weise, mittelst elastischer convergirender Stacheln, die in
eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt
ist, daß das vollkommene Thier zu seiner Zeit füglich heraus,
hingegen kein feindseliges Insect durch diesen Weg hinein drin-
gen kann**).
4. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eichblatt.
P. B. elinguis, alis reversis semitectis dentatis fer-
rugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
[Seite 246]Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stel-
lung.
5. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefernspinner,
die Fichtenraupe, Föhrenraupe. P. B. elinguis,
alis reversis griseis; strigis duabus cinereis; punc-
to albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefernwaldungen.
6. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabelschwanz,
Hermelinvogel. P. B. elinguis albida nigro-
punctata, alis subreversis fusco venosis, stria-
tisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
Die Raupe bekommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf,
und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars
Hinterfüße gegeben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie ver-
mag einen scharfen Saft durch eine Oeffnung unten am Hal-
se von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu ver-
theidigen*).
7. †. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis rever-
sis rufo-cinereis; fasciis duabus linearibus luteis
flexuosis.
Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch abenteuerlich
gestaltet. Mit langen Vorderbeinen, zwei hornichten Schwanz-
spitzen etc.
8. Mori. (Bombyx M. F.) der Siedenwurm. P. B.
elinguis, alis reversis pallidis; striis tribus obsole-
tis fuscis maculaque lunari.
Der assyrische Bombyx beim Plinius etc. ist wohl sicher un-
sere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet her-
aus; und ist der Wurm selbst erst zu Justinians Zeiten in
Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf nachdem er sich vier Mal gehäutet hat, in
einen Coccon von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er
drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß lan-
gen Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt erst
die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich
[Seite 247] drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paa-
rung legt das überaus dicke Weibchen bei 500 Eier, die im
folgenden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul-
beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl
ursprünglich in Schina*) zu Hause, gewöhnen aber auch un-
ser Clima recht gut, und man zieht sie nun auch in Nord-
america.
9. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringelraupe.
P. B. elinguis, alis reversis: fascia sesquialtera;
subtus unica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Pha-
läne legt ihre Eier in einer Spirallinie dicht an einander um
ein Aestchen herum.
10. †. Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fichten-
spinner. P. B. elinguis, alis griseis: strigis tribus
obscurioribus, posterioribus pallidis; puncto anali
fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
11. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze Bären-
raupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis
albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.
12. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne, der
Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis deflexis, su-
periobus albis atro-undatis, abdominis incisuris
sanguineis.
Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe, fig.
17–19.
Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichtenwaldungen.
13. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elinguis, alis
deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis femi-
neis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung und Grö-
ße der beiden Geschlechter. In manchen Jahren in Unzahl an
Obstbäumen, Rosenbüschen etc.
14. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwarze
Winterraupe. P. B. elinguis, alis deflexis albi-
dis, abdominis apice barbato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume, die im
Herbst aus den Eiern kriecht, und den Winter durch gesell-
schaftlich in zusammen gesponnenem welken Laube an den
Aesten zubringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schadet.
15. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elinguis, alis
planiusculis: superioribus ferrugineis lunula alba
anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
16. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B. elinguis
cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus albidis
coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.
17. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die Weiden-
raupe. P. B. elinguis, alis deflexis nebulosis, tho-
race postice fascia atra, antennis lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte Zer-
gliederung geliefert hat. Sie hält sich in Ulmen, Eichen etc.,
doch bei weitem am häufigsten an Weidenstämmen auf, die
so von ihr durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder
bei mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den diese Rau-
pe verursacht, wird dadurch vergrößert, daß sie gegen das
Beispiel vielleicht aller übrigen Raupen bei drey Jahr alt
wird, ehe sie sich verpuppt. Dabei hat sie ein so äußerst zä-
hes Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so
genannten luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast
drey Wochen lang unter Wasser ausdauern kann. Eben so
sonderbar ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen,
und wenn die Zeit des Auskriechens herbeinaht, aus der
Mitte des Stammes sich vorn bis an die Mündung in der
Rinde hervor hohren kann.
18. †. Graminis. die Grasraupe. (Cossus Gr. F.)
P. B. spirilinguis, alis depressis griseis: linea tri-
furca, punctoque albidis.
Schwed. Abhandl. 1742. tab. 2.
In manchen Jahren für die Wiesen furchtbar verheerend.
[Seite 249]19. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis laevis
nivea, antennis thorace brevioribus, alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.
20. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elinguis fulva,
antennis thorace brevioribus, maris alis niveis.
21. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis crista-
ta, alis grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra rubro.
22. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis erosis pallidis: superioribus basi in-
carnata, intra triangulum fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erdbeeren.
23. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G. pectini-
cornis, alis fuscis flavo-maculatis subtus nebulo-
sis: fasciis duabus fuscis.
Auch eins der schädlichsten Insecten für Fichtenholzungen.
24. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cinereis:
anticis fasciis 4 nigris abbreviatis inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachelbeeren.
25. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis,
maculis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
26. †. Brumata. der Frostschmetterling , Blüthen-
wickler. P. G. seticornis, alis griseo-fuscis: striga
nigra postice pallidioribus; femina aptera.
Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume. Das un-
geflügelte Weibchen legt seine Eier in die Blüthknospen.
27. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis rhombeis,
superioribus viridibus immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
28. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis recur-
vatis, albis politis fuscescentibus, strigis repandis
albidis area interjecta glauca.
29. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fuscis, fa-
scia et maculis niveis subinterruptis; posticis ci-
nereis.
J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.
In Fichtenwaldungen an den Nadeln.
[Seite 250]30. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti. alis su-
perioribus flavis, maculis duabus argenteis, ante-
riore oblonga, posteriore ovata.
Ebenfalls in Fichtenwaldungen.
31. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelzmotte. P.
Ti. alis canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
32. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleidermotte.
P. Ti. alis cinereis, thorace utrinque puncto albo.
Besonders in wollenen Kleidungstücken.
33. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis canis po-
stice purpurascentibus, striga alba, scutello nigro,
apice candido.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
34. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf, weiße
Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis
capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.
Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhülset,
zerschrotet, und sich daher leicht verräth*).
35. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti. alis auratis:
fasciis 2 argenteis: priori antrorsum posteriore re-
trorsum arcuata.
36. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis fuscis, punc-
tis tribus argenteis elevatis.
37. †. Pentadactyla. (Pterophorus pentadactylus F.)
die Fünffeder. P. Al. alis patentibus fissis quin-
quepartitis niveis: digito quinto distincto.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie, wegen der
sonderbaren gespaltenen Flügel, ein ungewöhnliches Ansehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte netzförmige
oder gegitterte Flügel auszeichnet, die mehrentheils in aller-
hand Farben schillern. Die Larve hat sechs Füße.
46. Libellula. Wasserjungfer, Spinnejungfer,
Teufelsnadel. (Fr. demoiselle. Engl. dragon-fly.)
Os maxillosum, maxillis pluribus. Antennae thorace
breviores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-for-
cipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben gleich-
sam eine bewegliche Maske oder Kappe vor dem Munde, wo-
mit sie ihre Beute haschen. Die Paarung der vollkommen ge-
flügelten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel Sonderba-
res hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigricantibus,
thorace lineis duabus flavis, abdomine lanceolato
lateribus flavescente.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7. fig. 3.
Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling 1806 und 07
am Harz und in Thüringen etc.) in mächtigen Zügen sehen
lassen*).
2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Geschwäder, Lo-
renzfliege, Rheinschnake. (hemerobius, diaria).
Os edentulum absque palpis. Ocelli 2 maximi supra
oculos. Alae erectae, posticis minimis. Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im Wasser.
Nach dieser Zeit kommen mitten im Sommer binnen wenigen
Tagen in manchen Gegenden Millionen der vollkommen aus-
gebildeten Thiere mit einem Mal aus dem Wasser hervorge-
flogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise anderer Insecten,
erst nochmals häuten müssen; überhaupt aber diesen ihren
vollkommenern Zustand nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige
Stunden genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-ma-
culatis.
Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact. N. 481. tab. 2.
fig. 2. 3. 4. p. 329 sq.
Das Weibchen legt ein eiförmiges Klümpchen, das aus
sehr vielen Eierchen zusammengesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine cras-
siore nigricantibus.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.
48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl. caddice,
water-moth.) Os edentulum palpis 4. Ocelli 3. An-
tennae thorace longiores. Alae incumbentes, inferi-
oribus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhalten, wer-
den besonders durch die theils sehr künstlichen (meist cylindri-
schen theils aber auch vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die
sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr
Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen diese Ge-
häuse aus Schilfstücken, andere aus Gras, aus Sandkörn-
chen, aus kleinen Steinchen, andere aus kleinen Flußschneck-
chen u.s.w.
1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda biseta, alis
venosis reticulatis.
Sulzer's Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-striatis.
3. †. Rhombica. P alis flavescentibus deflexo com-
pressis macula rhombea laterali alba.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobius. Florfliege, Landlibelle. Os denti-
bus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae deflexae (nec pli-
catae). Antennae thorace convexo longiores, seta-
ceae porrectae.
Die Larve lebt im Trockenen. Das vollkommene Insect äh-
nelt dem vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis; vasis vi-
ridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.
Befestigt seine Eier auf eine wundersame Weise auf Baum-
[Seite 253] blätter oder an Moos etc. mittelst eines aufrechtstehenden bor-
stenähnlichen kleinen Stiels*).
2. †. Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus,
Holzlaus, Todtenuhr. (Fr. le pou de bois). H.
apterus, ore rubro oculis luteis.
Sulzer's Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz. Ward sonst
allgemein für ungeflügelt gehalten. Auch sind die geflügelten
Individua so äußerst selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur
auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen.
(§. 136.)
50. Myrmelon. Afterjungfer. Os maxillosum: denti-
bus 2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda maris
forcipe e filamentis duobus rectiusculis. Antennae
clavatae longitudine thoracis. Alae deflexae.
1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le four-
milion.) M. alis macula alba marginali postica.
Rösel vol. III. tab. 17. u. f.
Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve
eine trichterförmige Fallgrube in Sandboden wühlt, sich selbst
unten bis an den Hals hineinscharrt, und da die Ameisen u.
a. kleine Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens an
den Rand dieser Grube kommen, und mit dem lockern Sand
hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum corneum cy-
lindricum. Palpi 2. Ocelli 3. Antennae thorace lon-
giores. Cauda maris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigromaculatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os dentibus 2 in capite de-
presso corneo. Palpi 4. Ocelli 3. Alae deflexae. An-
tennae longitudine thoracis antice elongati cylindrici.
Cauda feminae seta recurva laxa.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit wenigen aber
starken Adern durchzogen, auch meist kürzer und schmäler sind
als bei den Insecten der vorigen Ordnung. Bei den mehresten
sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit einem verletzen-
den Stachel am Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie beim
Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze Ord-
nung auch von einigen Entomologen Aculeata genannt worden.
Die Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen mit
zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße etc.*).
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis absque probosci-
de. Aculeus spiralis, saepius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eier in besondere Theile gewisser
Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils sonderbare
Auswüchse bilden, die dann der Larve so lange zum Aufent-
halte dienen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und
nun als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervorbre-
chen kann. Ganz sonderbar ist dabei, daß jene Eier selbst,
nachdem sie von der Mutter in das Gewächs gelegt worden,
erst noch wachsen, theils noch Ein Mal so groß werden, be-
vor die darin befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo postice
nigro, pedibus ferrugineis.
An wilden Rosen, wo sie die moosartigen, krausen Aus-
wüchse verursacht, die unter dem Namen Rosenschwäm-
me oder Schlafäpfel (spongia cynosbati, Bedeguar)
ehedem officinell waren.
2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pedi-
bus griseis, femoribus subtus nigris.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Galläpfel her-
vorbringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon von der
Nachkommenschaft ihrer Urheberinn verlassen sind, kleinen
Wespen verschiedener Art zum Aufenthalt dienen.
Zumal auf den Inseln des mittelländischen Meeres; in den
wilden Feigen, die man deßhalb zu den zahmen Feigen
hängt, damit der cynips von jenen in diese übergehen mag,
als wodurch die Zeitigung und Größe derselben befördert
wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxillis absque pro-
boscide. Alae planae tumidae. Aculeis laminis dua-
bus serratis, vix prominentibus. Scutellum granis
duobus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt (daher sie Reaumür
fausses chenilles nannte), leben vom Laub, und finden sich
besonders auf Rosenstöcken und Weiden; verpuppen sich aber
in der Erde.
1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis clavatis lu-
teis, abdominis segmentis plerisque flavis.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxillis 2
validis. Palpi 2 truncati: Antennae filiformes, arti-
culis ultra 24. Aculeus exsertus rigens serratus. Ab-
domen sessile mucronatum. Alae lanceolatae, planae
omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Legestachel,
sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um seine Eier da ein-
zulegen. Die Larve hält sich einige Jahre lang im Holze
auf*).
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis ni-
gris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichneumon. Schlupfwespe, Raupentödter, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua. Antennae ar-
ticulis ultra 30. Abdomen petiolatum plerisque. Acu-
leus exsertus vagina cylindrica, bivalvi.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der Rau-
pen, Spinnen und anderer Insecten beitragen. Sie legen
ihre Eier in lebendige Raupen, die davon erkranken, und
vor oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch
[Seite 256] an andere Gattungen ihres eigenen Geschlechts gewiesen, de-
nen sie als Larven ihre Eier in den Leib legen, so daß nach
Rolander's Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die
eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen zu seyn
scheint.*)
1. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace stria-
to, abdomine falcato.
2. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger pedibus
flavis.
Legt seine Eier in die Raupen der Buttervögel, so wie der
vorige in die von manchen Phalänen.
3. †. Globatus. (Cryptus G. F.) I. niger, pedibus fer-
rugineis.
An Grashalmen. Merkwürdig wegen des äußerst zarten
baumwolleähnlichen Gespinnstes, von der Größe eines Tau-
beneies, worin die zahlreichen kleinen Puppen ihre Verwand-
lung zusammen bestehn.
57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis 10. Alae plano-in-
cumbentes (nec plicatae) in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus.
Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses Geschlechts
graben sich Höhlen in sandigen Boden, schleppen eine große
Spinne oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist nur
lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ei, da
dann nachher die junge Larve dem großen Thier, das die
Mutter dahin begraben hatte, den Saft zum Gespinste aus-
saugt, und sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus be-
reitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo, po-
stice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die Sieb-
Biene. S. nigra abdomine fasciis flavis, tibiis an-
ticis clypeis concavis fenestratis.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen des
Männchen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht er-
mangelt, diesen vermeinten Sieben eine merkwürdige Be-
[Seite 257] stimmung anzudichten, und viel Schönes über die weise Ein-
richtung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.
58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. golden fly). Os
maxillis absque proboscide. Antennae filiformes: ar-
ticulo 1 longiore, reliquis 11 brevioribus. Abdomen
subtus fornicatum, utrinque squama laterali. Anus
dentatus aculeo subexserto. Alae planae. Corpus au-
ratum.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdo-
mine aureo; apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp). Os ma-
xillis absque proboscide. Alae superiores plicatae in
omni sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des folgenden Ge-
schlechts werden durch die strenge gesellschaftliche Verbindung,
in der sie theils zu Tausenden beisammen leben, und durch
die überaus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh-
nungen, die sie sich mit vereinten Kräften aus so vielartigen
Stoffen (– z.B. die Wespen aus Holzzasern etc., die Im-
men aus Wachs, die Maurerbienen aus Grand etc. –) zu
verfertigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet). V.
thorace nigro antice rufo immaculato abdominis in-
cisuris puncto nigro duplici contiguo.
Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.
2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp). V.
thorace utrinque lineola interrupta, scutello qua-
drimaculato, abdominis incisuris punctis nigris di-
stinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
3. Nidulans. (Fr. la guèpe cartonnière). V. nigra,
thorace striga antica subscutelloque albis, abdomi-
nis segmentis margine flavis.
In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres kunstreichen Ne-
stes ähnelt einer feinen, wie mit Schreibpapier überzogenen
Pappe.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.) Os maxillis
atque proboscide inflexa vaginis duabus bivalvibus.
Alae planae in omni sexu. Aculeus feminis et neutris
punctorius reconditus.
1. †. Mellifica. Die Honigbiene, Imme. A. pu-
bescens thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis
posticis ciliatis, intus transverse striatis*).
Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen, Ameisen und
Termiten, die bei weiten zahlreichsten Individuen geschlechts-
los, d.h. sie werden von einem Vater erzeugt, und von ei-
ner dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst voll-
kommene Geschlechtsorgane zu haben**). – Hier bei der Im-
me hat das Weibchen, die so genannte Königinn oder
Mutterbiene, oder der Weißler, einen schlanken schma-
len Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen behaar-
ten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die
männlichen Bienen oder Dronen (Deck- oder Wasser-
oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit lan-
gen Flügeln etc. – Die Werk- und Arbeits-Bienen
hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittlern
Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß,
schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschen-
kel, die zum Eintragen dient, u.s.w. Diese letztern, deren
in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben
allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens,
Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln
aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den ältern ab-
genommen, und das Wachs vom Honig geschieden wird. Sie
füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock
rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit
Stachel als Waffen versehen, den sie aber wenn sie tief ste-
chen, leicht in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen
[Seite 259] Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine an-
dere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und zwar
wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden
von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht um-
gebracht. Die so reichlich befruchtete Mutterbiene legt
ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon
vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übri-
gen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als
Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wildniß
bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und
durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermeh-
rung und Benutzung zu befördern gelernt. – Obgleich ein-
zelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wär-
me des menschlichen Körpers*).
2. †. Centuncularis. (Antophora C. F.) die Rosen-
biene. A. nigra, ventre lana fulva.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine über-
aus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosen-
büchse.
3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holzbiene. A.
hirsuta atra, alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der
Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne
Holzscheibchen von einander absondert.
4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel. (bom-
bylius. Engl. the humble-bee). A. hirsuta nigra
thoracis cingulo flavo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die Moosbiene.
A. hirsuta fulva abdomine flavo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulva ab-
domine nigro (femina nigro-violacea pedibus fu-
scis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festigkeit
ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten Mauern, die viel
Sonne haben. Die eiförmigen Zellen, deren etwa zehn in je-
dem solchen Gebäude sind, werden mit Gespinste austape-
zirt, und zuweilen auch vom Attelabus apiarius, Schlupf-
wespen etc. bewohnt.
61. Formica*). Ameise, Emse. (Fr. fourmi. Engl.
ant). Petiolus abdominis elongatus, nodulosus, aut
munitus squamula erecta. Aculeus feminis et neutris
reconditus. Alae maribus et feminis, sed neutris
nullae.
Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich in
Wäldern und Wiesen, theils bei vier- und mehreren tausen-
den in einem Haufen auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks,
vorzüglich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälsch-
lich so genannten Ameisen-Eier) warten und pflegen, geht
so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsameise, der man
den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ih-
rem schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.
1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra abdo-
mine ovato, femoribus ferrugineis.
Sulzer's Kennz. tab. 19. fig. 125.
2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferrugineo,
capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdo-
mine nigris.
4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra nitida, ti-
biis cinerascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers im Schwär-
men, da sie zuweilen in unzähliger Menge und sonderbarer
Gestalt der Schwärme, als auf- und niederfahrende Säulen
zum Vorschein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf
Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein Nordlicht
ausnehmen*).
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo binodi: priore
subtus, thoraceque supra bidentato.
Sulzer's Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadrispinoso,
capite didymo magno utrinque postice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien. Von der Größe einer Wespe.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse, Termite.
(Fr. fourmi blanche, poux de bois. Engl. white ant,
wood-ant, wood-louse). Squamula intergerina nul-
la. Alae maribus et feminis temporariae; sed neutris
plane nullae.
1. Fatalis. (bellicosus. Soland). T. corpore fusco, alis
fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus sub-
superis oculo propinquis, puncto centrali promi-
nulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
Die Gebäude der guineischen Termiten. Ebendaselbst
tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenigstens noch
vier andere bekannt, die hin und wieder zwischen den Wen-
dezirkeln zumal in beiden Indien, im südwestlichen Africa und
auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders in Ostin-
dien und Guinea, und führt aus Thon, Letten etc. kegelförmi-
ge, meist mit mehreren Spitzen besetzte, inwendig hoch aus-
gewölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch
sind, und theils in solcher Menge beisammen stehen, daß sie
von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren
wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras
[Seite 262] überwachsen etc. und ist dabei so fest, daß er mehrere Men-
schen zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst
mit großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils über
eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in
diesen Stöcken gebaut, alte Zellen werden abgebrochen, neue
aufgeführt, andere erweitert u.s.w. Die Zellen des Königs
und der Königinn (als von welchen in jedem Stocke nur Ein
Paar befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes ver-
borgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter,
hierauf folgen die Eierzellen für die junge Brut, und dicht bei
diesen die Magazine. Diese Thiere zerheißen und verzehren
Holzwerk, Geräthe, Hütten etc. und können binnen wenigen
Wochen mächtige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß
der Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mal dicker und
größer wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie
kann dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eier legen.
63. Mutilla. Alae nullae in plerisque. Corpus pube-
scens. Thorax postice retusus. Aculeus reconditus
punctorius.
1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea, abdo-
mine cingulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar kleiner
Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen oder Balancirstan-
gen (halteres), die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und
meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen
aber noch unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun-
dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve
ist meist eine Made**), die Puppe braun, cylindrisch. Das
[Seite 263] vollkommene Insect hat bei einigen Geschlechtern einen spitzigen
harten Saugestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel,
bei noch andern bloß eine einfache Mündung u.s.w. Einige
Gattungen gebähren lebendige Junge.
64. Oestrus*). Bremse. Os apertura simplex. Palpi
duo, biatriculati, apice orbiculares in depressione
oris utrinque siti.
Bei den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen
seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere, wodurch gleich-
sam eine Art von Fontanell (die so genannte Dasselbeule)
entsteht, in welchem sich die Larve (der Engerling) er-
nährt.
1. †. Bovis. die Ochsenbremse. (Engl. the gadfly,
breeze). O. alis immaculatis fuscis, abdomine fa-
scia atra media: apice pilis fulvo-flavis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.
2. Tarandi. die Renthierbremse. Os alis imma-
culatis, thorace flavo fascia nigra, abdomine fulvo
apice flavo.
3. †. Equi. die Pferdebremse. (Engl. the horse-bee.
Oestrus bovis Linn.) O. alis albidis, fascia media
punctisque duobus nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.
Legt ihre Eier den Pferden an die Schultern und Vorder-
schenkel, wo die ausgekrochenen Larven von denselben abge-
leckt und hintergeschluckt werden; die sich dann von dieser
und der folgenden Gattung, im Frühjahr fast allgemein und
theils in großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo sie
mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe und Form un-
gefähr einem Dattelkern ähnelnden Körpers (Engl. Botts)
in der innern Haut des Magens eingehakt festsitzen.
4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. alis
[Seite 264] immaculatis fuscis, abdomine atro, basi albo api-
ceque fulvo.
Legt ihre Eier den Pferden gleich an die Lippen.
5. †. Ovis. die Schafbremse. O. alis pellucidis,
basi punctatis, abdomine albo nigroque versicolore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.
Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe,
Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipula. Schnake. (Engl. cranefly). Os capitis elon-
gati maxilla superiore fornicata: palpi duo incurvi
capite longiores. Proboscis recurvata brevissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar in Schwe-
felwassern leben können, und die unser Prof. de Lüc in ei-
ner Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche angetroffen.
1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis, costa mar-
ginali fusca.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumal am Ge-
müse viel Schaden.
2. Destructor. [Engl. the Hessian fly*)]. T. capite
et thorace nigris, alis nigris basi fulvis.
Philadelph. journal of nat. sciences. 1817. tab. 3.
Ist bloß im Nordamericanischen Freistaat einheimisch, wo
sie große Verwüstung am Waizen anrichtet.
3. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.) T. alis in-
cumbentibus, thorace virescente, alis hyalinis punc-
to nigro.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist eine Speise
der Armpolypen.
4. †. Hortulana. T. alis albis margine exteriore nigro,
thorace abdomineque rubro.
So wie mehrere Gattungen dieses Geschlechts den Obstbäu-
men sehr schädlich.
5. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis defle-
xis cinereis ovato-lanceolatis ciliatis.
Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen Orten, Abtrit-
ten etc. lebt.
66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.) Os pro-
boscide carnosa: labiis 2 lateralibus: palpi duo.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. antennis
plumatis pilosa, thorace nigro, abdomine caeruleo
nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa nigra,
thorace lineis pallidioribus, abdomine nitidulo tes-
selato: oculis rubris.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. antennis
plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5 obsoletis,
abdomine nitidulo tesselato, oculis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stubenfliege.
(Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in theils Gegen-
den, wie auf Utaheiti, Neuholland, am Cap etc. in unsäglich
lästiger Menge. Das befruchtete Weibchen legt seine 80 oder
mehr Eier in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppenhülse
aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife Fliege ihre
Stirne wie zu einer Blase auftreiben.
4. †. Celaris. (vinulus, conops.) M. antennis setariis
pilosa nigra, alis nervosis, oculis ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt auf
süßlichen gährenden Früchten etc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra, abdo-
mine subcinereo, alis basi subflavis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen sonderbaren, gleich-
sam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis setariis,
subpilosa atra, alarum costa nigra, oculis ferru-
gineis.
67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr. taon.) Os
proboscide carnosa, terminata labiis duobus. Rostro
palpis duobus, subulatis, proboscidi lateralibus, pa-
rallelis.
1. †. Bovinus. T. oculis virescentibus, abdominis
dorso maculis albis trigonis longitudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Culex. Os aculeis setaceis intra vaginam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le cousin.
Engl. the gnat. Portug. mosquito). C. cinereus,
abdomine annulis fuscis 8.
Kleemann's Beitr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig am Wasser
auf. In vielen Erdstrichen, zumal in heißen (wo ohnedieß
alle Insectenstiche – wie bei uns in brennenden Sommertagen
– weit heftigere Entzündung verursachen), sind diese Thie-
re, die von den europäischen Seefahrern, nach dem Portu-
gisischen, Moskiten genannt werden, in unsäglicher
Menge, und werden oft eine recht gefährliche Plage. Oft
aber werden auch andere mückenartige stechende Insecten mit
jenem Namen belegt.
2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege, Co-
lumbachische Mücke, Columbatz. C. niger, alis
hyalinis, pedibus nigris annulo albo.
Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II. tab.
1. fig. 1.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor al-
lem aber im Bannat, wo sie zwey Mal im Jahre, im Früh-
jahr und Sommer, in unermeßlichen Scharen erscheinen und
den Pferden u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers ein-
kriechen, und dieses oft davon in wenigen Minuten sterben
soll. Auch den Menschen werden sie dann wenigstens sehr
lästig.
69. Empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi, thora-
ce longiore, valvulis horizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus po-
sticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 137.
2. †. Maura. E. nigra, tarsis anticis incrassatis
ovatis.
Schwärmen an Frühlingsabenden, zuweilen in Unzahl an
siebenden Wassern, so daß man dann die Ufer von Teichen
mit Millionen Tobten, wie mit einer wohl 2 Ruthen breiten
und fast zolldicken Einfassung bedeckt gefunden.
70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os rostro
porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. antennis sub-
plumatis, cinerea glabra ovata.
Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des
Schlurfrüssels den hervorragenden Bohrstachel. Sie kommt
nur wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt
sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der Wei-
de sich an die Füge des Viehes zu setzen gewohnt ist, das da-
her so unruhig wird und aufstampft.
71. Asilus. Raubfliege. Os rostro corneo porrecto,
recto bivalvi.
1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomentoso, anti-
ce segmentis tribus nigris, postice flavo inflexo.
72. Bombylius. Schwebfliege. (Fr. bourdon. Engl.
buzz-fly). Os rostro porrecto, setaceo, longissimo,
bivalvi: valvulis horizontalibus, intra quas aculei
setacei.
1. †. Major. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzer's Kennz. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée). Os rostro bi-
valvi, cylindrico, obtuso, nutante. Pedes unguibus
pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech). H. alis obtusis, thorace albo variegato, pe-
dibus tetradactylis.
Sulzer's Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt nur
ein einziges Ei oder vielmehr eine Puppe, in welcher sich in
den ersten Wochen nichts als ein weißer Saft zeigt, der nach-
her gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird, das nach ei-
niger Zeit als vollkommenes geflügeltes Insect auskriecht.
2. †. Ovina. die Schaflaus. (Engl. the sheeptik,
sheepfagg). H. alis nullis.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines ganzen
übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie sind in Rücksicht
der Größe, Bildung, Aufenthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge,
Anzahl und Länge der Füße, der Augen u.s.w. so sehr ver-
schieden, daß daher, nach der schon oben gedachten Anordnung
der neuern Französischen Zoologen, die spinnen- und krebsar-
tigen Insecten, so wie die Tausendfüße etc. auch hier – wenig-
stens als Unterordnungen – von den ungeflügelten eigentlichen
Insecten gänzlich abgesondert werden. Theils legen sie Eier,
theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen,
besteht wohl keins der übrigen eine eigentliche Verwandlung.
74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2 setaceis et
2 capitatis. Cauda setosa setis extensis. Corpus squa-
mis imbricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fischchen.
(forbicina). L. squamosa, cauda triplici.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon fast in
gang Europa einheimisch.
75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pedes 6 cursorii.
Oculi 2 compositi ex octonis. Cauda bifurca, salta-
trix, inflexa. Antennae setaceae elongatae.
Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich zuweilen man-
che Gattungen (z.B. P. nivalis, der so genannte Schnee-
floh) in Unzahl auf frischgefallenem Schnee*).
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl. louse.) Pedes 6
ambulatorii, oculi 2. Os aculeo exserendo. Anten-
nae longitudine thoracis. Abdomen depressum sub-
lobatum.
Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thiergeschlechter.
Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl ihre Läu-
[Seite 269] se haben: und selbst Fische, ja sogar manche Insecten, wie
die Bienen etc. sind damit geplagt.*)
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß am Schim-
pansee (Simia troglodytes) und am Coaita (Cercopithe-
cus paniscus) gefunden worden. Bei den Mohren sind die
Läuse schwarz; daß sie sich aber, wie Oviedo u. a behaup-
ten, auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passi-
ren, ist leider eine Fabel**).
2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl. the crab-
louse). P. pubis.
77. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea). Pedes 6 sal-
tatorii: oculi 2. Antennae filiformes. Os rostro in-
flexo, setaceo, aculeum recondente. Abdomen com-
pressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide corpore bre-
viore.
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen, Katzen,
Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc. doch nicht im äußerstem Nord-
america, und nur sehr einzeln aus manchen Westindischen In-
seln (z.B. auf Martinike) etc. Angekettete sind auf 6 Jahr
alt worden.
2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua,
Ton, Attun. P. proboscide corporis longitudine.
Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10. fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, ähnelt
dem gemeinen Floh in der Bildung und in den Sprüngen, ist
aber weit kleiner; hält sich besonders im Staube auf, und
[Seite 270] bohrt sich den Hunden in die Fußballen, und den Menschen
besonders unter die Haut der Fußzehen, wo dann der Hinter-
leib des befruchteten Weibchens zu einem Eiersacke von Erb-
sengröße anschwillt, wodurch heftige und zuweilen in Brand
übergehende Entzündungen entstehen können.
78. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick). Pedes 8.
Oculi 2 ad latera capitis. Tentacula 2 articulata,
pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattungen*), die
sich auch zum Theil, wie die Läuse auf andern Thieren
finden.
1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus, Zä-
cke, der Holzbock. (Engl. the dog-tick). A. glo-
boso-ovatus; macula baseos rotunda; antennis cla-
vatis.
2. †. Telarius. A. rubicundo hyalinus, abdomine
utrinque macula fusca.
Unter andern auf den Linden. Eins der schädlichsten Unge-
ziefer für die Gewächshäuser.
3. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron,
la mite. Engl. the mite). A. lateribus sublobatis,
pedibus 4 posticis longissimis, femoribus capite-
que ferrugineis, abdomine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie wird nur
mit drey Paar Füßen geboren, und das vierte wächst erst
nachher dazu**).
79. Hydrachna. Wasserspinne, Wassermilbe. Pedes
8. Palpi 2 articulati. Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax,
abdomenque unita.
1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F. Acarus
aquaticus Linn.) H. rubra rotundata maculis plu-
ribus; oculis inferis.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.
Nun wie gesagt als ein Paar besondere Unterord-
nungen:
80. Phalangium. Afterspinne. Pedes 8. Oculi verti-
cis 2 contigui. Frons antennis pediformibus. Abdo-
men rotundatum.
1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist,
Tod, die Holzspinne. (Fr. le faucheur. Engl.
the shepherd). P. abdomine ovato; subtus albo.
Sulzer's Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum, und eins der wenigen Land-In-
secten die Wasser trinken. Die ausgerissenen Beine zeigen noch
Tage lang Lebenskraft durch Bewegung. Das zweite Paar
derselben scheint ihnen statt Fühlhörner zu dienen. Die Augen
sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.
2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücherscor-
pion. (Fr. le scorpion araignée). P. abdomine obo-
vato depresso, chelis laevibus, digitis pilosis.
In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen plattgedrück-
ten Körpers und der langen Scheeren sonderbar aus. Kriecht
vor- und rückwärts wie ein Krebs.
3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdomine
dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's British zoology. P. IV. tab. 18. fig. 7.
4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis dentatis vil-
losis, corpore oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten Welt. Sein
Biß verursacht heftige Entzündung, zuweilen mit gefahrvol-
len Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée. Engl.
spider). Pedes 8. Oculi 8. (plerisque). Os unguibus
s. retinaculis 2. Anus papillis textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattungen*)
die sich wohl bloß von lebendigen Thieren, zumal Insecten,
[Seite 272] nähren, auch einander selbst auffressen. Die mehresten ver-
fertigen sich ein Gespinnst, entweder bloß gewebt (wie die
Fensterspinnen u.a. deshalb sogenannte Ar. textores s. te-
lariae) oder netzförmig (wie die Kreuzspinne u.a. Ar. geo-
metricae s. retiariae) bei welchem letztern die regelmäßige
Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und Wet-
ter aushält, bewundernswürdig ist*). Auch hat man mehr-
mals den freilich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt,
aus Spinnwebe, und besonders aus dem Eiergespinnste der
Kreuzspinne, eine Art Seide zu verarbeiten. – Der so ge-
nannte fliegende Sommer (Mädchen-Sommer, Marien-
garn etc.) (Fr. Filets de St Martin, cheveux de la Ste
Vierge. Engl. Gossamer.) ist wenigstens größtentheils ei-
ner kleinen Gattung von Spinnen (der A. obtectrix) zuzu-
schreiben, die, zumal im Frühjahr, häufig an Hecken und
Büschen umher webt.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomine sub-
globoso rubro-fusco: cruce alba punctata.
Quatremere d'Isjonval erklärte diese und die fol-
gende Spinne für den untrüglichsten Wetterpropheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdomine
ovato fusco: maculis nigris 5 subcontiguis: anteri-
oribus majoribus.
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse). A. saliens ni-
gra: lineis semicircularibus 3 albis transversis.
Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein Gespinnste.
4. †. Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo fusco.
Sie trägt ihre Eier in einem Sacke am Hinterleibe mit
sich umher, und wagt mit einer beispiellosen Beharrlichkeit ihr
Leben, um ihn, wenn er ihr mir Gewalt entrissen wird, zu
retten**).
5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace orbicu-
lato convexo: centro transverso excavato.
Kleemann's Beiträge zu Rösel Tom. I. tab.
11. 12.
Zumal in Westindien. Von der Größe einer kleinen Kin-
derfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben. Sie
soll Colibrite tödten, und die Eier derselben aussaugen. Ihr
Biß kann auch bei Menschen gefahrvolle Entzündung ver-
ursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus longis-
simis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Umfang ei-
ner ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus subtus
atro fasciatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.
In Apulien. Die Fabeln von den unausbleiblichen Folgen
ihres Bisses und den musicalischen Heilungsmitteln dagegen,
lösen sich dahin auf, daß es theils Einbildungen hypochondri-
scher und hysterischer Patienten; mehrentheils aber armselige
Betteleien seyn mögen, womit sich leichtgläubige Reisende ha-
ben hintergehen lassen. So viel ist indeß richtig, daß diese
Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält,
den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird:
und, so wie der Stich mancher anderer Insecten im brennen-
den Sommer gefährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz
erregen) kann, so auch freilich wohl der Tarantel-Biß.
8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo lateri-
bus striatis: pedibus fulvis apicibus nigricantibus.
Labillardiére voyage. tab. 12. fig. 4-6.
Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen Insulanern
zu Hunderten geröstet und gegessen wird.
82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 frontales. Ocu-
li 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes. Cauda elongata
articulata terminata mucrone arcuato. Pectines 2 sub-
tus inter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und Lebensart man-
ches mit den Krebsen gemein, auch werfen sie, so wie diese,
jährlich ihre Schale ab. Sie nähren sich von andern Insec-
ten, und hecken lebendige Junge. Der Stich der kleinen eu-
[Seite 274] ropäischen ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u.a.
dergl. Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich*).
1. Afer. S. pectinibus 13-dentatis, manibus subcor-
datis pilosis.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18-dentatis, manibus
angulatis.
83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab). Pedes
8. insuper manus 2 chelatae. Oculi 2 distantes, ple-
risque pedunculati, elongati mobiles. Palpi 2 cheli-
feri. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach der
verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes, von Lin-
né in folgende drey Familien abgetheilt worden**):
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, thorace
laevi lateribus antice planato, caudae medio nodu-
loso carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steckmu-
schel aufhalte, um die Muschel bei Annäherung der Blackfische
zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl oft in den Bart
dieser Muschel so wie andere Krebse auch: aber die vorgege-
bene Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C. bra-
chyurus, thorace laevi integerrimo, antice retuso:
pedum articulis ultimis penultimisque undique
spinosis.
In Westindien und den benachbarten Landstrichen. Lebt im
Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber im Frühjahr, theils in gro-
ßen Scharen nach den Seeufern, um die Eier in den Sand
zu legen.
3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sandcrab).
C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela al-
tera ingenti.
In Ostindien und im wärmern Nordamerica. Das Männ-
chen*) wird durch die auffallende Ungleichheit seiner beiden
Scheren merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein
Bein des Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist, daß
sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf den Rücken
legen, und so forttragen soll.
4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, thorace
laeviusculo, utrinque quinquedentato, carpis uni-
dentatis, pedibus ciliatis: posticis subulatis.
5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace utrinque
dentato, pedibus posticis unguibus geminis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.
Im indischen Ocean. Hat so wie manche andere Krabben-
arten vier Beine oben auf dem Rücken, womit er eine leere
Muschelschale fassen und damit kleine Fische oder Krebse zu
seiner Nahrung fangen soll.
6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger). C. brachyurus, thorace utrin-
que obtuse novem-plicato, manibus apice atris.
7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsiedler. C.
macrourus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra majore.
Sulzer's Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es scheint
ohne Auswahl besonderer Geschlechter oder Gattungen. Oft
sind solche ausgestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyo-
nien u.a. dergl. Corallen besetzt.
8. Cammarus. (Astacus marinus F.) der Hummer.
(Fr. l'homard. Engl. the lobster). C. macrourus
thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi supra
dente duplici.
In den Meeren der nördlichen Erde: wo er, wie manche
Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin und her zieht.
9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Flußkrebs,
Edelkrebs. (Fr. l'écrevisse. Engl. the craw-fish).
C. macrourus thorace laevi, rostro lateribus denta-
to: basi utrinque dente unico.
Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und an-
dere selbst beim Sieden schwarzbleibende Spielarten gibt),
erreicht ein zwanzigjähriges Alter und wirft bekanntlich seine
ganze Schale alljährlich ab, wobei zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey kalkigen
Steine die sich im Sommer zu beiden Seiten seines Magens
finden (die irrig so genannten Krebsaugen), sind doch wohl
der vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale ver-
härtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen, Scheren etc.
dieser u.a. Gattungen von Krebsen, wird durch ihre starke
Reproductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen sogar
Füße und Scheeren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Lei-
be) gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt werden,
von selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bei hef-
tigen Donnerschlägen thun soll.)
10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate, Gar-
neele. (Fr. la chevrette, crevette, salicoque le bar-
bot. Engl. the shrimp). C. macrourus, thorace
laevi, rostro supra serrato, subtus tridentato, ma-
num digitis aequalibus.
Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab.
1. fig. 1. 2.
11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die Gar-
neele. C. macrourus, thorace laevi rostro integer-
rimo, manum pollice longiore.
Rösel vol. II. tab. 63. fig. 1. 2.
So wie die vorige, häufig an den Küsten von Europa,
zumal in der Nordsee.
12. Arctus. (Scyllarus A. E.) C. macrourus, thorace
antrorsum aculeato, fronte diphylla, manibus sub-
adactylis.
Gesner hist. aquatil. pag. 1097.
13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus articula-
[Seite 277] ris, manibus adactylis compressis falcatis serrato-
dentatis.
Sulzer's Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittelländischen u.a. Meeren der wärmern Erdstriche.
14. †. Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-Garnee-
le. C. macrourus articularis, manibus 4 adactylis,
pedibus 10.
Zumal häufig in der Brunnenkresse. Aber auch in Unzahl
an manchen Seeküsten. Sehr gefräßig, Aas verzehrend.
15. †. Stagnalis. (Grammarus St. F.) C. macrourus ar-
ticularis, manibus adactylis, pedibus patentibus,
cauda cylindrica bifida.
Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
84. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes natatorii. Corpus
crusta tectum. Oculi approximati, testae innati.
Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Geschlechts finden
sich bloß im Wasser*).
1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der moluckische
Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-fish). M.
testa plana convexa sutura lunata, postica dentata,
cauda subulata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von 4 Fuß
erreichen kann. Daß es Einäugig genannt worden, ist lä-
cherlich, da es über 2000 Augen hat. Auch findet es sich nicht
allein in Ostindien, sondern auch an den Küsten des nordöst-
lichen America, zumal häufig in der bahamischen Meerenge.
2. †. Apus. (Limulus lacustris Müll.) M. testa sub-
compressa, antice retusa, postice truncata, cauda
biseta.
Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber daselbst
in nassen Jahren nach Ueberschwemmungen etc. in auffallender
Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwitter**), dem Schäf-
fer über 2 Millionen Gelenke angerechnet hat.
3. †. Pulex. der Wasserfloh. (Daphnia pennata.
Müll.) M. antennis dichotomis, cauda inflexa.
Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 10.
In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser: theils
an Orten so häufig, daß er bei seiner ziegelrothen Farbe wohl
eher die Sage von Wasser, das in Blut verwandelt sey, ver-
anlaßt hat.
4. †. Conchaceus. (Cypris pubera Müll.). M. testa
bivalvi ovali tomentosa.
Ebenfalls in unsern süßen Wassern. Bei dieser und eini-
gen verwandten Gattungen, steckt das Thierchen in seinen
zarten Schalen wie in einer Klaffmuschel.
85. Oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae. Corpus
ovale.
1. Ceti. (Cymothoa C. F.) die Wallfischlaus. O.
ovalis, segmentis distinctis, pedibus tertii quarti-
que paris linearibus ovaticis.
Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4. fig. 14.
Zumal eine Plage der Wallfische, bei welchen dieses In-
sect, besonders an den Finnen und Zeugungstheilen, aufs fe-
steste sich einnistelt.
2. †. Asellus. der Kelleresel. (millepeda. Fr. la
cloporte. Engl. the wood louse). O. ovalis, canda
obtusa, stylis simplicibus.
86. Scolopendra. Assel. Pedes numerosi, totidem utrin-
que quot corporis segmenta. Antennae setaceae. Pal-
pi 2 articulati. Corpus depressum.
1. †. Lagura. S. pedibus utrinque 24, corpore ova-
li, cauda penicillo albo.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc. Merkwür-
dig ist, daß verschiedene Gattungen dieses und des folgenden
Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und nach erhalten,
und nur wenige Paare derselben mit aus dem Ei bringen.
2. †. Gigantea. S. pedibus utrinque 22.
Im Westindien etc. Der folgenden sehr ähnlich, aber fuß-
lang und drüber.
3. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spanien. Ihr
Biß verursacht gefährliche Entzündung.
4. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus utrinque 70.
Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie gelegen,
leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vorzüglich in feuch-
tem Erdreich, kriecht aber auch zuweilen auf Blumen, und
dadurch lassen sich wohl die nicht gar seltenen Fälle erklären,
wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bei Menschen einge-
nistelt und wohl Jahre lang unerträgliches Kopfweh etc. ver-
ursacht hat.
87. Julus. Vielfuß. Pedes numerosi: duplo utrin-
que plures quam corporis segmenta. Antennae mo-
niliformes. Palpi 2 articulati. Corpus semicylin-
dricum.
1. †. Terrester. (Engl. the hundred-legs). S. pedi-
bus utrinque 100.
Sulzer's Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder im Miste; be-
sonders schädlich für die Kohlarten.
Die Insecten haben so bestimmte und faßliche, die Würmer
hingegen so wenig allgemein passende positive Charactere, daß
man die letztern vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblü-
tigen Thiere definiren könnte, die keine Insecten sind; als von
welchen sie sich sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als der
eingelenkten Bewegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.).
Sie haben mehrentheils einen weichen, theils gleichsam
gallertartigen Körper: nur wenige sind, wie die Aphroditen,
mit Haaren, einige, wie die See-Igel, mit einer kalkartigen
Schale bedeckt. Manche Amphitriten verfertigen sich eine kunst-
reiche Hülse von Sandkörnchen etc. viele andere Thiere dieser
Classe aber (die Conchylien nämlich und manche Polypen) be-
wohnen ein ihnen angebornes festes, fast porzellan- oder stein-
artiges Gehäuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt die-
net: und theils von dem Thiere umher getragen wird, theils
aber unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich geflügelt (denn
daß der Tintenfisch ziemlich große Sätze aus dem Wasser her-
aus thun kann, ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Körpers und zum Fort-
schreiten zugestehen. Doch haben die Regenwürmer, See-Igel,
Seesterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen eine ähnli-
che Bestimmung haben. Und dann wird auch der Mangel die-
ser äußern Bewegungswerkzeuge bei vielen Würmern
durch die bei ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechsels-
weise weit auszustrecken, und wieder enge zusammen zu ziehen,
ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so genannte
Fühlfaden (tentacula), oder biegsame ungegliederte,
[Seite 281] meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bei einigen von an-
sehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Bestim-
mung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang:
u.s.w.
Uebriges läßt sich über die Sinne dieser Thiere und
deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insec-
ten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische etc.), und andere, wie z.B. die Polypen,
haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und
Hellung.
Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewür-
me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von
dem der rothblütigen Thiere ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch
von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier dersel-
ben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer wah-
ren Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser:
und zwar der bei weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Ei-
nige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im le-
bendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa-
menthierchen u.s.w.
Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Clas-
se die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und
einige, wie z.B. der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen ei-
ne Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstör-
bar scheinen.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tin-
tenfische etc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer
wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein
Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 20.)
fortzupflanzen im Stande ist*).
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Clas-
se (§. 152.), zumal die Conchylien und Corallen, werden in
der großen Haushaltung der Natur vorzüglich dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die Insecten auf und in
der Erde (§. 143.) –] unendlich mannigfaltigen überflüssigen
oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um-
wandeln u.s.w. – Dem Menschen insbesondre werden sie da-
durch nutzbar, daß Viele derselben, zumal unter den Mol-
lusken und Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie
z.B. namentlich venus mercenaria und mytilus bidens)
manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer Hauptnah-
rung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt die Purpur-Farbe genommen*). Aus dem den Black-
fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche bereitet werden.
Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die
verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen**).
Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zu-
mal nach Ostindien. – Verschiedene Schneckchen oder Muscheln etc.
cursiren ganz oder in Stückchen geschnitten bei einigen fernen
Völkern statt Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen
von verschiedenen Farben machen die Irokesen u.a. nordameri-
canische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) etc. die ih-
nen statt Urkunden dienen***). Viele Wilde brauchen Muschel-
schalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel
etc. Die Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen An-
geln und mancherlei anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nord-
[Seite 283] westlichen Americaner schärfen ihre Harpunen mit scharfge-
schliffenen Stücken von Muschelschalen. – Zu Kunstarbei-
ten dienen vorzüglich manche Archen-Muscheln und Kinkhorn-
schnecken, die auf Onyr-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Black-
fisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern be-
nutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherlei häuslichem
Gebrauche; Madreporen zu Quader-Bausteinen z.B.
an beiden Küsten des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und
Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Mu-
schelschalen im südlichen Schina und der Indischen Halbinsel statt
Fensterscheiben gebraucht u.s.w. Auch dienen die Conchy-
lien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*). Die Blut-
egel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Genes-
mittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe gehören
vorzüglich alle die furchtbaren Würmer des menschlichen
Körpers, die sich entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür-
mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darmcanal, oder wie
der Nervenwurm nahe unter der Haut aufhalten**). Sodann
auch die Egelschnecken, die sich bei den Schafen etc., die Fin-
nen bei den Schweinen, die Blasenwürmer und so viele
andere Würmer, zumal bei den vierfüßigen Hausthieren und
bei Fischen finden, und sie krank machen. Die Regenwürmer
und Schnecken schaden Gewächsen. Der Pfahlwurm, die
Bohr-Pholade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.
Ich habe auch bei dieser Classe bis auf einige wenige Abän-
derungen im Ganzen die Ordnung des Linnéischen Systems
befolgt:
I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merklich sichtbare
äußere Gliedmaßen.
II. Mollusca. Nackte welche Würmer, mit deutlichen,
theils sehr zahlreichen Gliedmaßen; viele derselben haben
große Aehnlichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschalen in der folgenden Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern der vorigen Ordnung
ähnlichen Bewohner der Conchylien.
IV. Echinodermata (Crustacea). Mit einem beinahe
knorpeligen Körper, und theils mit einer festen (gleichsam
kalkartigen) Rinde. See-Igel, Seesterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere Pflanzenthiere, die
einen Corallenstamm oder andere ähnliche Gehäuse be-
wohnen.
VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne Gehäuse.
Nebst den Infusionsthierchen.
Das von den neuern französischen Zoologen gegründete Sy-
stem der Thiere dieser Classe, ist weit mehr als das Linnéische
dem innern Baue derselben entsprechend. Daher die nackten Mol-
lusken und die Bewohner der Conchylien mit einander in eine
gemeinschaftliche Ordnung verbunden, und diesen überdem noch
vor den Insecten ihre Stelle angewiesen worden; so wie eine
andere Abtheilung (Annelides), welche die Geschlechter Ser-
pula, Sabella, Amphitrite, Nereis, Aphrodita, Lum-
bricus, Nais, Hirudo und die mehrsten Gattungen von Gor-
dius begreift, vor die Krebse und Spinnen (Crustaceen und
Arachniden) zu stehen kommt. Der übrigen Ordnungen, die
bann den Schluß des ganzen Thierreichs machen, sind folgen-
de fünf:
3) Acalephae. Die Geschlechter Actinia, Medusa und
Holothuria.
5) Infusoria mit Einschluß von Furcularia, Brachionus,
Vibrio, Volvox etc.
Die mehrsten haben theils einen cylindrischen, theils einen
bandförmigen Körper. Die Eingeweidewürmer des mensch-
lichen Körpers sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle aus
dieser Ordnung.*)
1. Gordius. Fadenwurm. Filaria. (Engl. hairworm).
Corpus filiforme, teres, aequale, laeve.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. (Seta equina). G.
pallidus extremitatibus nigris.
Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirnfadens.
In lettigem Boden und im Wasser. Zuweilen aber auch
wie der folgende tropische Nervenwurm bei Menschen in Ge-
schwüren.
2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dra-
cunculus, vena Medinensis. Fr. le ver de Guinée.)
G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II. tab. 134.
fig. 1.
Am persischen Meerbusen, in Ost- und West-
Indien, auf Guinea etc. Wohl zwey Ellen lang. Zeigt sich
unter der Haut, zumal an den Knöcheln, Knieen, Armen etc.
wo er schmerzhafte Beulen, Entzündung u.s.w. verursacht,
und äußerst vorsichtig (damit er nicht abreiße) ausgewunden
werden muß; eine langwierige oft mehrere Wochen dauernde
Operation*).
3. Papillosus. F. ore orbiculari colloque papillosis,
corpore subaequali, postice attenuato, cauda in-
curvata.
Bei Pferden in mehreren Eingeweiden; und, wenn es an-
ders die gleiche Gattung ist, zumal in Ostindien auch nicht
selten in der vordern Augenkammer.
2. Ascaris. Corpus aequale teres ore trinodo, intesti-
nis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Madenwurm,
Springwurm. (Oxyuris vermicularis.) A. cauda
subulata, cute ad latera corporis subtilissime cre-
nata.
Hält sich im Mastdarm bei Menschen auf, saugt mit dem
stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides. der Spulwurm, Herzwurm.
(lumbricus teres. Fr. le strongle. Engl. the round
worm). A. cauda obtusa, ani rima transversa, in-
testino aurantio.
Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Körper,
zumal in den dünnen Därmen; zuweilen in unsäglicher
Menge.
3. Trichocephalus. Corpus inaequale, teres; antice
capillare, postice incrassatum.
1. †. Dispar. die (vulgo so genannte) Trichuride. T.
supra subcrenatus, subtus laevis, anterius subtilis-
sime striatus.
Beim Menschen in den dicken Därmen; saugt mit dem dün-
nen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchus. Kratzerwurm, Hakenwurm*).
Corpus teres, proboscide cylindrica retractili echi-
nata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, proboscide va-
ginata: aculeorum uncinatorum ordinibus pluri-
bus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lumbricus. Corpus teres annulatum, longitudinali-
ter exasperatum aculeis conditis.
1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de ter-
re. Engl. the earth-worm, dew-worm). L. ephip-
pio circulari, 8 seriebus aculeorum abdominalium.
Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche Thier:
ein wahres animal subteraneum, unter dessen Haut selbst
wieder eine Gattung kleiner Intestinalwürmer (ascaris mi-
nutissima) nistet.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sexfa-
riam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr.) vol. I. tab. 1.
fig. 1-4.
Ein überaus schönfarbiges etwa 1 ½ Zoll langes Thier. In
Teichen, Gräben etc. Hat, so wie der gemeine Regenwurm
auch, ausnehmende Reproductionskraft. Sogar ein abge-
schnittenes 1/26 des Thieres, kann binnen einigen Monaten wie-
der zu einem ganzen Thiere von vollkommener Länge repro-
[Seite 288] ducirt werden. Seine natürliche Fortpflanzung geschieht, so-
wohl indem er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge
Brut, die er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus gelatinosum, planiusculum, poro
ventrali duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Distoma hepati-
cum. Fr. la douve. Engl. the fluke.) F. depressa,
ovata fusca, antice tubulo instructa.
J. C. Schäffer's Egelschnecken etc. fig. 1-8.
In den Lebergallengängen der Schafe und mancherlei an-
drer zumal grasfressender Säugethiere*).
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fischrieme,
Fick. (Ligula cingulum). F. corpore taeniolari mar-
ginibus undulatis.
Journal des savans. 1726. p. 102.
Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in der Bauchhöhle
bei manchen Fischen. Ist selbst, nachdem diese gesotten waren,
noch lebendig in ihnen gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Kettenwurm.
(vormals sogenannter Lumbricus latus. Fr. ver solitaire.
Engl. tape-worm, jointed-worm). Corpus planius-
culum, geniculatum. Os quadrilobum.
Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend sonder-
baren Einrichtung seines Baues, als wegen der hartnäckigen
und mannigfaltigen Zufälle, die durch die nachgenannten
Gattungen im menschlichen Körper verursacht werden, über-
aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm
saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1.
fig. 4.) heraus ragenden zugespitzten Saugerüssels im Darm-
canal fest**). Zunächst aus den Kopf folgt, (wenigstens bei
den nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler, fast
fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit im-
mer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen Körper
des Wurms übergeht. In jedem der größern Glieder, die
dann bei weitem den längsten Theil des Thiers ausmachen
[Seite 289] (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein besonderer Eierstock, meist
von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk etc. der seine
Eierchen durch eine am Rande oder auf der breiten Seite be-
findliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann.
Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als solitaire,
sondern man hat gar oft bei Einem Menschen oder Einem
Thiere viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T.
cucurbitina). T. humana articulis oblongis, orifi-
cio marginali solitario, ovario pinnato.
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Findet
sich, so wie der folgende, im dünnen Darme beim Menschen.
Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes cu-
curbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte Hinterglie-
der dieses Wurms.
2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
[Bothriocephalus latus*)]. T. humana articulis ab-
breviatis transversis, orificio laterali duplici, ova-
rio stellato.
In andern Gegenden von Europa, zumal häufig in der
Schweiz und in Frankreich.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus taeniforme desinens
in vesicam lymphaticam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus sonderbaren
Thiere, die sich meist an und in verschiednen Eingeweiden
vielerlei Säugethiere finden, hat bei den mehrsten Gattungen
viele Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hinter-
theil aber endigt sich in eine eiförmige Wasserblase verschiede-
ner Größe.
1. †. Finna. die Finne. (Cysticercus cellulosae). H.
conica, vesicae duplici inclusa, interiori basi sua
adhaerens, capite versus collum vesicae directo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.
Sehr selten bei Menschen**) und Affen auf den Muskeln,
[Seite 290] auf dem Hirne etc. Am gemeinsten aber im Schweinefleisch.
Ihre thierische Natur hat schon Malpighi außer Zweifel
gesetzt. Da sie sich bloß bei dem vom Menschen unterjochten
Hausschwein, aber nicht bei der wilden Sau findet, so gibt
sie ein Beispiel von organisirten Körpern, die erst lange nach
der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu seyn
scheinen.
2. †. Globosa. H. simplex ovata, corpore distincte
articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer. tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerei. Am häufigsten am
Bauchfell und an der Leber der Schweine.
3. †. Cerebralis. die Queese. (Coenurus cer.) H. mul-
tiplex, corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesenköpfe,
Segler, Dreher, Umgänger. Engl. staggers.)
4. Erratica. H. multiplex, corpusculis pluribus,
ovatis, vesicae communi innatantibus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.
So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hydatiden gefun-
den, womit viele Eingeweide eines Macacco (Simia cyno-
molgus) besetzt waren.
9. Hirudo. Blutegel. (Fr. sangsue. Engl. leech). Cor-
pus oblongum, promovens se ore caudaque in orbi-
culum dilatandis*).
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra li-
neis flavis 6: intermediis nigro-arcuatis, subtus ci-
nerea nigro maculata.
Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII. tab. 5.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**). Daher jetzt
für manche Gegenden ein bedeutender Handelsartikel.
2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris
supra os.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ei, das anfangs bloße Lymphe ent-
[Seite 291] hält, aus welchem aber nachher 8 bis 10, und mehr Junge
heraus kommen.
Nackte Würmer, die sich durch einen mehr schleimigen
Körper und deutlichere äußere Gliedmaßen von denen in der
vorigen Ordnung auszeichnen*). Manche haben große Aehnlich-
keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und Muschel-
schalen.
10. Limax. Weg-Schnecke. (Fr. limace. Engl. slug).
Corpus oblongum, repens: supra clypeo carnoso:
subtus disco longitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis. Tentacula 4
supra os.
Diese nackten Schnecken haben die starke Reproductions-
kraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem Haus, aus
dem Helix-Geschlechte, gemein.
Lister. ex edit. Huddesfordl. tab. 101. fig. 102.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
4. †. Agrestis. die Ackerschnecke. L. cinereus imma-
culatus.
Diese, zumal in nassen Frühjahren, eine furchtbare Plage
für die Feldfrüchte*).
11. Aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali membrana-
ceo. Foramen laterale dextrum pro genitalibus. Anus
supra extremitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Al-
ten). A. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
Wie das folgende Thier im mittelländischen Meere.
12. Doris. Corpus repens, oblongum, subtus planum.
Os antice subtus. Anus postice, supra cinctus ciliis.
Tentacula 2, supra corpus antice, intra foramina re-
tractilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae). D. ova-
lis, corpore laevi, tentaculis 2 ad os, ano ciliato
phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
13. Glaucus. Corpus oblongum, pertusum foraminu-
lis lateralibus duobus. Tentacula 4. Brachia 8 pal-
mata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.
Im atlantischen und indischen Ocean.
14. Aphrodita. Seeraupe. Corpus repens, oblongum
subdepressum , articulatum: articuli utrinque fasci-
culati, setiferi, pilosi. Os retractile. Tentacula (si-
phunculi) 2 annulata.
1. Aculeata. der Goldwurm. (Fr. la taupe de mer,
la grosse scolopendre de mer. Engl. the Sea-mon-
se). A. ovalis hirsuta aculeata, pedibus utrin-
que 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln und Haa-
re, womit er an beiden Seiten besetzt ist, schillern, zumal
im Sonnenschein, mit feurigen Farben: theils wie blaue
Schwefelflammen u.s.w.
15. Amphitrite. Corpus protensum in tubulo, annula-
tum. Pedunculi verrucosi. Tentacula acuminata ap-
proximata; plumosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris binis utrin-
que, anterius tentaculis pectiniformibus auratis
rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
In der Nordsee etc. Diese und verschiedne andere Gattun-
gen dieses Geschlechts bewohnen überaus zarte, etwas conische
Gehäuse, die meist aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht
an einander liegender kleiner Körnchen auf eine bewunderns-
würdige Weise zusammengesetzt sind.
16. Nereis. Corpus repens oblongum lineare. Pedun-
culi laterales penicillati. Tentacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix con-
spicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten sie in man-
chen Gegenden etwas beitragen mag.
17. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Millepied d'eau).
Corpus lineare pellucidum, depressum, setis pedun-
culatum. Tentacula nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene Weise fort*):
das letzte Gelenk des gegliederten Wurms dehnt sich nämlich
allmählig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere, das
sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder andere Junge
auf gleiche Weise durch die Ausdehnung seines letzen Gelenks
hinten austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattun-
gen, wie z.B. die nachstehende, auch außerdem durch Eier-
stöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet werden,
fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N. setis
lateralibus solitariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
18. Ascidia. Corpus fixum teretiusculum, vaginans.
Aperturae binae ad summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen und vermögen das Wasser in lan-
gen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea.
So wie das folgende Thier im nördlichen Weltmeere.
19. Actinia. Seeanemone, Meernessel, Klipprose.
(urtica marina. Fr. cul d'âne). Corpus se affigens
basi, oblongum, teres, apicis margine dilatabili in-
tus tentaculato, os terminale centrale ambiente.
Hat ausnehmende Reproductionskraft.
1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq. fig.
10 sq.
20. Holothuria. Corpus liberum, cylindricum, coria-
ceum. Os terminale, tentaculis subramosis cinctum.
1. Tubulosa. die Röhren-Holothurie. (H. tremula
Linn.) H. tentaculis fasciculatis, corpore papillis
hinc subconicis, illine cylindricis.
Tiedemann*) tab. 1.
Im mittelländischen u.a. Meeren.
21. Tethys. Corpus liberum, oblongiusculum, carno-
sum, apodum. Os proboscide terminali, cylindrico,
sub labio explicato. Foramina 2 ad latus colli si-
nistrum.
1. Leporina. (lepus marinus major Columnae.) T.
labro ciliato.
22. Physalia. Seeblase. Corpus liberum, vesicam
oblongam aëream referens, dorso cristato velificans.
Tentacula abdominalia numerosa filiformia, pendula,
cava, ore terminali peltato instructa**).
1. Arethusa. (Fr. la frégatte, galère, velette. Engl.
the Portuguese man of war). H. corpore pyrifor-
mi, rostro conico, tentaculis longissimis.
v. Krusenstern's Atlas. tab. 23.
[Seite 295]Im atlantischen Ocean etc. Von dem faustgroßen mit Luft
gefüllten zarthäutigen blau und roth spielenden Körper des
wundersamen Thieres hängen lange ausnehmend dehnbare
Fäden herab, die die Magenstelle vertreten, aber wenn man
sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Längs des
Rückens der Blase läuft eine kammförmige Segelhaut, die
das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.
23. Thalia. [Salpa*)] corpus liberum, oblongum, ge-
latinosum, diaphanum. Tubus alimentarius distinc-
tus. Tentacula nulla.
1. Lingulata. Th. corpore depresso, antice in apicem
acutum desinente.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.
24. Terebella. Steinbohrer. Corpus filiforme. Os an-
ticum, praeputio glandem pendunculatam tubulosam
exserente. Tentacula circum os, capillaria plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8. cir-
ca os 4.
Schwedische Abhandl. 1754. tab. III. fig. A-E.
25. Lernaea. Corpus se affigens tentaculis, oblongum
teretiusculum. Ovaria bina. Tentacula brachiformia.
Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kiefern es vor-
züglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclavato, thorace cy-
lindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
26. Scyllaea. Corpus se affigens, compressum, dorso
canaliculato. Os foramine edentulo, terminali. Ten-
tacula s. brachia subtus trium parium.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Zumal am Sargasso (fucus natans).
27. Clio. Corpus natans, oblongum. Pinnis duabus
membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bei Spitzbergen, Neufundland etc. Diese und ähnliche Gat-
tungen im nördlichsten Ocean sollen fast die einzige Nahrung
des Wallfisches (Balaena mysticetus) ausmachen.
28. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch. (Engl. Ink-fish,
squid). Brachia 8 interius adspersa cotyledonibus.
Rostrum inter brachia terminale, corneum. Venter
(plerisque) vesica atramentifera instructus, infra scis-
sura transversa ad basin apertus, supra quam fistula
excretoria eminet.
Die Tintenfische, die sich meist in allen Weltmeeren fin-
den*), weichen in sehr vielen Stücken, zumal in Rücksicht
ihres innern Baues, der so vollkommen ausgebildeten Einge-
weide, Paarungs-Werkzeuge, besonders aber auch der Au-
gen und sogar der Gehörwerkzeuge gänzlich von andern Thie-
ren dieser Classe ab.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit
dem Alter der Thiere, und steigt dann bei manchen Gattun-
gen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie mit
Schröpfköpfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von Mu-
scheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, haben,
wie schon die Alten wußten, Reproductionsvermögen. Die
mehresten Gattungen werden auch durch den schwarzbraunen
Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter im
Leibe führen, und willkürlich von sich lassen, und dadurch das
Wasser zunächst um sich verdunkeln können**). Prof. Schnei-
der hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Fa-
milien abgetheilt:
A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo
dorsi.
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr.
la seiche). S. ventre latissimo rotundato undique
pinna cincto, osse dorsali maximo.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste os se-
piae (das so genannte weiße Fischbein, das auch in man-
[Seite 297] chen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite knochichte
Schulpe von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten der so genannten Seetrauben (uvae ma-
rinae) sind die Eierstöcke dieser und verwandter Gattungen.
2. Loligo. der Calmar. (Fr. le casseron). S. ventre
stricto subulato, pinna angulari media, osse dorsa-
li penniformi.
Pennant's Brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.
B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidibus,
pinnis et osse dorsali.
3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe). S. acetabu-
lorum in interna pedum superficie ordine duplici,
in basi singulis acetabulis, paullatim increscen-
tibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte Gatt-
tung findet sich in manchen Gegenden, besonders in Ostindien
und im mexicanischen Meerbusen theils von ausnehmender
Größe.
29. Medusa. Qualle, Meernessel, Seelunge, See-
flagge. (Engl. blabber). Corpus gelatinosum, or-
biculatum, supra convexum, subtus cavum. Os in-
ferum, centrale, labiatum. Tentacula plerisque mar-
ginalia, saepius retractilia*).
Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten des Meeres
bei**).
1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula, margine in-
flexo villoso tentaculato.
Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.
2. Velella. (urtica marina Columnae). M. ovalis con-
centrice striata, margine ciliato, supra velo mem-
branaceo.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis tentaculis
[Seite 298] nullis, subtus columna quadriplicata: apice lobis
8 multifidis, laterumque appendicibus 16.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schönsten Veil-
chenblau.
Man unterscheidet bei diesen äußerst zahlreichen Geschöpfen
zwey Haupttheile, nämlich die Schalen und die darin befindli-
chen Thiere. Die Letztern sind von mannigfaltiger Bildung;
doch großentheils den Würmern der vorigen Ordnung ähnlich.
Die Schalen bestehen anfänglich aus einer häutigen, theils fast
hornartigen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit durch die
allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die neugebornen
Schneckenhäuser haben aber (nach Reaumur's, Kämme-
rer's u.a. Beobachtungen) noch nicht ihre vollzähligen Win-
dungen, sondern diese werden mit zunehmendem Wachsthume
des Thieres allgemach nacherzeugt und an dem Mündungssaume
der Schale abgesetzt. (– Bei weiten nicht etwa aus der ju-
gendlichen Schale als Keime entwickelt. –) Und bei den Mu-
scheln ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele dieser
Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues, andere wegen
ihres porzellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vor-
trefflichen Farben*), regelmäßigen, saubern Zeichnung u.a.
dergl. Schönheiten, merkwürdig**).
Gar viele Gattungen von mancherlei Geschlechtern der Mu-
scheln und Schnecken sind immer mit einer theils sehr nett orga-
nisirten Oberhaut bekleidet, die nicht mit den oft zufällig darauf
sitzenden Milleporen, Flustren u. dergl. verwechselt werden darf.
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am füglichsten
nach der Anzahl und Bildung der Schalen in folgende vier Fa-
milien:
B) Zweyschalige oder Muscheln.
C) Einschalige mit bestimmten Windungen, nämlich die
Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
30. Chiton. Käfermuschel. Testae plures, longitudi-
naliter digestae, dorso incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septemvalvi,
corpore tuberculato.
31. Lepas. (Engl. acorn-shell). Animal rostro involu-
to spirali, tentaculis cristatis. Testa multivalvis,
inaequivalvis.
Manche Gattungen, wie z.B. hier die beiden ersten, sitzen
mit der Schale selbst unbeweglich fest; bei andern hingegen,
wie bei den zwei letztern, hängt die vielschalige Muschel an
einem darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. –
Eine Verschiedenheit die so auffallend ist, daß man wohl zwey
besondere Geschlechter darnach bestimmen sollte*).
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa
conica sulcata fixa, operculis acuminatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel der Schiffe,
oder auch an Thieren, auf Muscheln, Krebsen etc.
2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L. testa
subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843 sq.
So wie einige andere Gattungen dieses Geschlechts auf der
Haut des Nordkapers u.a. Wallfische.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl.
the horn of plenty). L. testa valvis 20 (aut pluri-
bus) polymorphis, intestino squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.
Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf ist besonders an
den Küsten der Barbarei zu Hause.
4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
[Seite 301] nacle). L. testa compressa quinquevalvi, intestino in-
sidente laevi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen berüchtigt
worden, deren schon bei der Baumgans (S. 150.) gedacht
worden. Die fünffache Muschelschale hängt mit dem darin
wohnenden Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stammes an ei-
nem gemeinschaftlichen solchen Darme, der gewöhnlich auf
faulen Weiden, allem Schiffwrack etc. fest sitzt.
32. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl. pierce-
stone). Testa bivalvis, divaricata, cum minoribus
accessoriis difformibus ad cardinem. Cardo recurva-
tus, connexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in den
härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme, Auster-
schalen, Schiffskiele etc. und höhlen sich am Ende des Ganges
ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa oblonga
hinc reticulato-striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit hellem Scheine.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa oblonga
rotundata arcuato-striata.
Spengler in den Schriften der Berl. Naturf. Ge-
sellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1-5.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf der
Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen und ihrer
Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses (cardo).
33. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl. muscle,
gaper). Testa bivalvis, hians altera extremitate. Car-
do dente (plerisque) solido, crasso, patulo, vacuo,
nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahlermuschel.
[Seite 302] M. testa ovata, cardinis dente primario crenulato:
laterali longitudinali: alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa
ovata antice coarctata, cardinis dente primario co-
nico, natibus decorticatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
34. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de couteau,
coutelier. Engl. razor-shell). Testa bivalvis, oblon-
ga, utroque latere hians. Cardo dens subulatus, re-
flexus, saepe duplex, non insertus testae oppositae:
margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine altero bi-
dentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
35. Tellina. Sonne. Testa bivalvis, antice hinc ad
alterum latus flexa. Cardo dentibus ternis; laterali-
bus planis alterius testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter subtilis-
sime substriata nitida, sutura anali canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transversim striata, costa
fusca transversali.
Eine gemeine kleine Flußmuschel.
36. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle). Testa bival-
vis, subaequilatera, aequivalvis. Cardo dentibus me-
diis binis alternatis; lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequivalvi; costis eleva-
tis carinatis concavis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151 sq.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exaratis
linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 obsolete re-
curvato-imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufig an den Küsten des mildern Europa.
[Seite 303]37. Mactra. Backtrog. Testa bivalvis inaequilatera,
aequivalvis. Cardo dente medio complicato cum ad-
jecta foveola; lateralibus remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca lae-
viuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 22. fig. 229 sq.
38. Donax. (Fr. came tronquée). Testa bivalvis, mar-
gine antico obtusissimo. Cardo dentibus duobus: mar-
ginalique solitario, subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ovata
compressa laevi, scripta lineis purpureis undatis,
rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261 sq.
39. Venus. Testa bivalvis, labiis margine antico incum-
bentibus. Cardo dentibus 3 omnibus approximatis,
lateralibus apice divergentibus.
1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa subcor-
data, transverse sulcata, antrorsum spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271 sq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam. Irokes. wam-
pum). V. testa cordata solida transverse substriata
laevi, margine crenulato, intus violacea, ano
ovato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen u.a.
nordamericanische Wilde die Corallen zu ihren Denkschnüren,
Putz etc. schleifen, (– s. oben S. 282.) und das darin be-
findliche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde führen,
auskauen etc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lentiformi:
striis crenatis decussatis, ano impresso ovato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.
40. Spondylys. (Fr. huître épineuse.) Testa inaequival-
vis, rigida. Cardo dentibus 2 recurvis, cum forami-
nulo intermedio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet
de Lazare). S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 495.
Die eine Schale läuft hinten beim Gewinde weit über die
andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so merkwürdig
[Seite 304] ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst, dessen Zähne so
sonderbar in einander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar
öffnen kann, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen des
Schlosses von einander ablösen lassen.
41. Chama. Gienmuschel (Engl. cockle). Testa bi-
valvis, crassior. Cardo callo gibbo, oblique inserto
fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laevi,
processibus retrorsum recurvatis, rima hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Riesen-
muschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima. Fr. le
grand bénitier). C. testa plicata, fornicata, squa-
mosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl gegen
6 Centner und das Fleisch 30 Pfund wiegen. Letzteres wird
von den ostindischen Insulanern, so wie von den Küstenbe-
wohnern am rothen Meere etc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huître de
la mer rouge). C. testa orbiculata, muricata; val-
vula altera planiore; altera nate productiore sub-
spirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.
4. Bicornis. C. testa valvulis conicis, natibus cunei-
formibus obliquis tubulosis valvula longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.
42. Arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Cardo dentibus
numerosis, acutis, alternis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata apice
emarginata, processibus incurvis remotissimis, mar-
gine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.
2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa suborbicu-
lata aequilatera pilosa, natibus incurvis; margine
crenato.
Poli T. II. tab. 26. fig. 1-4.
Im mittelländischen Meere. Die Schalen, zumal am Au-
ßenrande, wie mit einem braunen sammtartigen Ueberzuge
bekleidet. (s. oben S. 299.)
43. Ostrea. Auster. (Fr. huître. Engl. oyster, scal-
lop). Testa bivalvis, inaequivalvis, (plerisque) sub-
aurita. Cardo edentulus fossula cava ovata, striisque
lateralibus transversis.
Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses Geschlechts
könnten füglicher in zwei andere vertheilt werden, deren eins
die Kamm-Muscheln (wohin die ersten beiden Gattungen
gehören), das andere aber die Austern begreifen müßte.
1. Jacobaea. O. testa inaequivalvi radiis 14 angulatis
longitudinaliter striatis.
Chemnitz vol. VII. tab. 60. fig. 588.
2. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'évan-
tail). O. testa aequivalvi radiis 12 duplicatis, ex-
tus laevi.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
3. Pallium. der Königsmantel, die Jacobsmu-
schel. O. testa aequivalvi radiis 12 convexis, stria-
ta scabra squamis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
4. Malleus. der polnische Hammer, das Cruci-
fix. (Fr. le marteau noir). O. testa aequivalvi tri-
loba, lobis transversis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.
5. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inaequival-
vi ovata, lateribus obtuse plicata parasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.
6. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inaequival-
vi semiorbiculata, membranis imbricatis undulatis,
valvula altera plana integerrima.
Wird zumal an den Küsten des nordwestlichen Europa
auch am mittelländischen und adriatischen Meere etc. auf Au-
sterbänken gehegt*), und besonders in Rücksicht auf diese,
und die davon abhängende Verschiedenheit des Geschmacks in
Berg-, Sand- und Thon-Austern eingetheilt.
7. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa aequi-
valvi orbiculata compressa membranacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 69. fig. 576 sq.
[Seite 306]Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen, aber meist
mißfarbige, und ungestaltete.
8. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweins-
ohr. O. testa aequivalvi plicata, spinosa, labro
utroque scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.
44. Anomia. Bastardmuschel. Testa inaequivalvis; val-
vula altera planiuscula (saepe basi perforata), altera
basi magis gibba. Cardo edentulus cicatricula lineari
prominente, introrsum dente laterali. Radii 2 ossei
pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa suborbicu-
lata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obovata inae-
quali violacea: superiore convexa, inferiore per-
forata.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et
la poule). A. testa ovata, ventricosa, alba, tener-
rima, valvula altera rostro incurvata, perforata.
Margine acuto integerrimo, undique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.
Im mittelländischen Meere, atlantischen Ocean u.s.w. –
Eins von den wenigen Seethieren der jetzigen Schöpfung,
das als ein Original zu einem wirklich ähnlichen Petrefact der
Vorwelt in den Flötzkalk-Gebirgen angesehen werden kann.
45. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl. sea-
muscle, mussel). Testa bivalvis rudis, saepius affixa
bysso. Cardo edentulus, distinctus linea subulata ex-
cavata longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr.
la coquille de nacre). M. testa compresso-plana
suborbiculata, basi transversa imbricata tunicis
dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die sich in
diesem Thiere finden, und theils der Schale wegen merkwür-
dig, die das gemeinste Perlenmutter gibt, so wie aus dem
[Seite 307] sehnigen Schloßbande derselben der wie Labradorstein schil-
lernde so genannte Pfauenstein (gemma penna pavonis s.
helmintholithus androdamas Linn.) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindattel.
(Fr. la moule pholade, la date). M. testa cylindri-
ca utrinque extremitatibus rotundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme u.s.w.*)
3. Edulis. der Blaubart, die Schille. M. testa
laeviuscula violacea, valvulis antice subcarinatis,
postice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.
Eine zweideutige Speise, deren Genuß zuweilen tödtlich
gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcurvata, margine po-
steriore inflexo, cardine terminali bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.
5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laevi
margine anteriore carinato, natibus gibbis cardine
sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bei Neuguinea. Sonst aber auch an den
nordischen europäischen Küsten.
46. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Seidenmuschel.
(Fr. jambon, coquille portesoie). Testa subbivalvis,
fragilis, erecta, emittens barbam byssinam. Cardo
edentulus, coalitis in unam valvulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt, womit
sie sich befestigen können, und der eine braune Seide (lana
[Seite 308] penna) gibt, die in Smyrna, Tarent, Palermo etc. zu Hand-
schuhen u. dergl. verarbeitet wird*).
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per
series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canaliculato tu-
bulosis subimbricatis.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durchgehends
gleichförmig; so nämlich, daß wenn man die Spitze unter-
wärts und die Mündung nach oben gerichtet hält, diese letz-
tere einem alsdann links zugekehrt ist, und die Windungen
von oben nach unten rechts, (der scheinbaren Bewegung der
Sonne gleich) laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur eine gegensei-
tige Windung; (– s. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 20.
–) und dann finden sich auch, obschon äußerst selten, unter
andern Schnecken zuweilen völlig linksgewundene Miß-
geburten [anfractibus sinistris s. contrariis]**).
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst eines be-
sondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und andere zie-
hen bei Annäherung des Winters eine Kalkscheibe vor die
Mündung ihres Hauses.
47. Argonauta. Testa univalvis spiralis, involuta, mem-
branacea, unilocularis.
1. Argo. der Papiernautilus, Reißbrei. (nauti-
lus papyraceus. Engl. the paper-sailor). A. cari-
na subdentata. (Animal sepia?).
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.
Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber große Scha-
[Seite 309] le, die von einem blackfischähnlichen Thier bewohnt wird*),
welches mittelst einer ausgespannten Haut sehr geschickt auf
der Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch unterzutau-
chen etc. verstehen soll.
48. Nautilus. Testa univalvis, isthmis perforatis con-
camerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren vorde-
ren das Thier wohnt, und durch Wasser, das es in die übri-
gen ein- und auspumpt, sich nach Willkür leichter oder schwe-
rer machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffkuttel,
Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau. Engl. the
sailor). N. testa spirali apertura cordata, anfracti-
bus contiguis obtusis laevibus.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, anfrac-
tibus contiguis: geniculis elevatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.
Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sande von
Rimini.
49. Conus. Tute. Testa univalvis, convoluta, turbina-
ta. Apertura effusa longitudinalis, linearis edentu-
la, basi integra. Columella laevis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contreadmi-
ral, Schout by Nacht. C. testa conica fusca, ma-
culis ovatis albis, spirae anfractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis sparsis; fasciis-
que 3 flavis tenuissime reticulatis; media cingulo
ferrugineo itidem squamulis albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferru-
ginea maculis albis squamatis tota reticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pal-
[Seite 310] lide aurantia, fasciis fuscis catenulatis; lineisque
punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or). C.
testa venis reticulatis luteis, maculis luteis fus-
cisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.
50. Cypraea. Porcellane. (Concha veneris, s. cythe-
riaca, s. paphia). Testa univalvis, involuta, subo-
vata, obtusa, laevis. Apertura utrinque effusa, li-
nearis, utrinque dentata, longitudinalis.
Die Thiere dieses Geschlechts sollen ihr Schneckenhaus zu
gewissen Zeiten ab und erhalten dafür ein neues, das bei
manchen Gattungen mit zunehmendem Alter dem jugendlichen
so unähnlich wird, daß dadurch manche Irrung in die Con-
chyliensysteme gekommen*).
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa sub-
turbinata characteribus inscripta, macula longitu-
dinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. te-
sta obtusa triquetro-gibba, postice depressa-acu-
ta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317 sq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell). C. te-
sta obtusa ovata, postice obtusa, antice rotundata,
linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232 sq.
In Ost- und Westindien, auch auf der Südsee, nament-
lich bei Utaheiti, wo sie den Einwohnern zur Trinkschale
dient.
4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri, Sim-
bipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the cowry, trus-
sed fowl, blackmoor's teeth.) C. testa marginato-
nodosa albida.
Zumal an den Philippinen und Maldiven, aber auch an
der guineischen Küste und an manchen Südseeinseln. Ist be-
[Seite 311] kanntlich die Scheidemünze mancher ostindischen Völker*),
so wie der Neger in einem großen Theil von Africa und West-
indien. Und die Braminen bedienen sich ihrer statt Rechen-
pfennige u.s.w.
51. Bulla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper)/ Testa
univalvis, convoluta, inermis. Apertura subcoarc-
tata, oblonga, longitudinalis, basi integerrima. Co-
lumella obliqua, laevis.
1. Ovum. das Hühnerei. B. testa ovata obtuse sub-
hirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205 sq.
2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida lineis cri-
spata, spina retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obovato-clavata, re-
ticulato-striata, cauda exserta, spira obliterata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733 sq.
52. Voluta. Walze. (Engl. Rhomb-shell). Testa uni-
locularis, spiralis. Apertura ecaudata subeffusa. Co-
lumella plicata: labio umbilicove nullo.
1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali-oblonga
spira rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436 sq.
2. Oliva. die Mohrinn, das Prinzenbegräbniß.
V. testa emarginata cylindroide laevi, spirae basi
reflexa, columella oblique striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472 sq.
In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emarginata
fusiformi laevi, labro denticulato, columella qua-
driplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
[Seite 312]4. Musica. die Notenschnecke. V. testa marginata
fusiformi, anfractibus spinis obtusis, columella oc-
toplicata, labro laevi crassiusculo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926 sq.
5. Pirum. die Tsjanko-Schnecke, das Opferhorn.
V. testa obovata subcaudata: spirae anfractibus
striatis; apice producto glaberrimo, columella tri-
plicata.
Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.
Chemnitz vol. IX. P. I. tab. 104. fig. 884 sq. (links-
gewunden).
Besonders an der Küste von Coromandel. Wird hauptsäch-
lich zu Arm- und Fingerringen verarbeitet, die von den är-
mern Hindus durch ganz Indien getragen und nach deren
Tode von ihren Verwandten in einen heiligen Fluß geworfen
und von Niemandem dieses Volks, der sie wieder findet, auf-
gehoben werden. Daher der große Absatz dieser Ringe und
die Wichtigkeit der Fischerei der Schnecke woraus sie verfer-
tigt werden.
6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ventri-
cosa flavicante aurantio striata; anfractu primo re-
liquis triplo majore tuberculato.
Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.
Im indischen Ocean. Ein durch die Sammlerliebhaberei
sehr vertheuertes Schneckenhaus.
53. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn. (Engl.
whelk). Testa univalvis, spiralis, gibbosa. Apertu-
ra ovata, desinens in canaliculum dextrum, cauda
retusum. Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eier als so genannte See-
trauben, andere als Seehopfen, noch andere aber in
einer langen Reihe hornartiger flacher Kapseln, die mit dem
einen Rande an einer gemeinschaftlichen, wohl Fuß langen
Rippe befestigt an einander liegen.
1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varicibus
aequalibus longitudinalibus distinctis mucronatis,
columella laevigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ovata acuta striata laevi, colu-
mella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 121. fig. 1121 sq.
[Seite 313]Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich die Nor-
männer noch jetzt bedienen.
3. Undatum. das Wellenhorn, Bartmännchen.
B. testa oblonga rudi transversim striata: anfracti-
bus curvato-multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206 sq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrie-
me. B. testa turrita subfusiformi, anfractibus lae-
vibus indivisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
54. Strombus. Flügelschnecke. (Engl. screw). Testa
univalvis, spiralis, latere ampliata. Apertura labro
saepius dilatato, desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laevi, cauda subulata, labio dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493 sq.
2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Bothshake.
S. testa labro hexadactylo, digitis curvis, cauda
recurvata.
Martini vol. III. tab. 86 sq. fig. 853. sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro an-
tice trilobo incrassato, dorso verrucoso coronato,
cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken (die so ge-
nannte Räucherklaue, unguis odoratus oder blatta
byzantina), war ehedem officinell.
55. Murex. Stachelschnecke. (Engl. caltrop, rock-
shell). Testa univalvis, spiralis, exasperata suturis
membranaceis. Apertura desinens in canalem inte-
grum, rectum s. subascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ovata spi-
nis setaceis trifariis, cauda elongata subulata recta
similiter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1055 sq.
2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf. M. te-
sta subovata spinis rectis cincta, cauda mediocri
subulata recta spinisque oblique circumdata.
Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.
So wie die folgende im mittelländischen Meere.
[Seite 314]3. Trunculus. M. testa ovata nodosa anterius spinis
cincta, cauda breviore truncata perforata.
Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken der
Alten*).
4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M. testa pa-
tulo-caudata oblonga, anfractibus 8 teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.
An den Küsten von Großbritannien, Island etc.
5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnauzen-
nadel. M. testa turrita, anfractibus superne plica-
tis, cauda adscendente, columella intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.
56. Trochus. Kräuselschnecke. (Engl. top-shell,
button-shell). Testa univalvis, spiralis, subconica.
Apertura subtetragono-angulata s. rotundata, supe-
rius transversa, coarctata: columella obliquata.
1. Perspectivus. die Perspectivschnecke, das Wir-
belhorn. (Engl. the stair case). T. testa convexa
obtusa marginata, umbilico pervio crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. p. 1691 sq.
Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend saubern Win-
dungen, die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwi-
schen sich lassen etc.**).
2. Magus. T. testa oblique umbilicata convexa: an-
fractibus supra obtuse nodolusis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imperforata
turrita striata, columella exserta spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 169. fig. 1507 sq.
4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty). T. te-
sta imperforata ovata, subcaerulea, laevi, obli-
que striata.
Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.
[Seite 315]Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen neusee-
ländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die lebhaftesten
Goldfarben, zumal vom höchste Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la fripiè-
re, maçonne). T. testa imperforata rugosa quisqui-
liarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688 sq.
An den westindischen Inseln. Hat ihren Namen daher,
weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen, Stückchen von
andern Schneckenhäusern etc. dicht belegt ist, die unebene
Eindrücke auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.
57. Turbo. Mondschnecke. (Engl. whirl, wreath).
Testa univalvis, spiralis, solida. Apertura coarctata,
orbiculata, integra.
1. Littoreus. T. testa subovata acuta striata, margine
columnari plano.
Chemnitz vol. V. tab. 185. fig. 1852.
In vielen Meeren. Unter andern im Adriatischen; dessen
Anwohner das Thier in Unzahl verspeisen.
2. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa imperfora-
ta ovata striata: stria unica dorsali crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805 sq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gattungen, ist
die so genannte Meer-Bohne (umbilicus veneris).
3. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata.) T.
testa cancellata conica anfractibus distantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426 sq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeichnet sich
durch die von einander abstehenden gleichsam durchbrochenen
Windungen aus.
4. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T. testa
cancellata turrita exumbilicata, anfractibus conti-
guis laevibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434 sq.
5. Terebra. die Trommelschraube. T. testa turri-
ta: anfractibus carinis 6 acutis.
Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.
6. †. Perversus. das Linkshörnchen. T. testa turri-
[Seite 316] ta pellucida: anfractibus contrariis, apertura
edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke (die übrigens
dem immer rechtsgewundenen Turbo muscorum
sehr ähnlich ist) findet sich häufig an alten Weiden und an-
dern Baumstämmen.
7. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus an-
nulatis, dorso cristatis.
Rösel Polypen-Historie. tab. 97. fig. 7.
58. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr. escargot. Engl.
snail, periwincle). Testa univalvis, spiralis subdia-
phana, fragilis. Apertura coarctata, intus lunata s.
subrotunda: segmento circulari demto.
Meist Land- und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa umbilicata convexa hispida
diaphana, anfractibus quinis, apertura subrotun-
do-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr. le vig-
neron). H. testa umbilicata subovata, obtusa deco-
lore, apertura subrotundo-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumal in der Schweiz, wird gegen
die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken
getrieben. Auch hat man da besondere Schneckengärten, wor-
in sie zu Tausenden gefüttert werden etc. Ihrer starken Repro-
ductionskraft ist schon oben gedacht worden.
3. †. Arbustorum. H. testa umbilicata convexa acu-
minata, apertura suborbiculari bimarginata, anti-
ce elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräu-
sel, das Qualle-Bothchen. H. testa subimper-
forata subrotunda obtusa diaphana fragilissima,
apertura postice dilatata, labro emarginato.
Im mittelländischen so wie im atlantischen Meere, auch
auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche andere
Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale selbst ist pur-
purblau.
5. †. Vivipara. (Cyclostoma viviparum). H. imperfo-
rata subovata obtusa cornea, cingulis fuscatis;
apertura suborbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la livrée).
H. testa imperforata subrotunda laevi diaphana fas-
ciata, apertura subrotundo-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.
7. Decollata. H. testa imperforata turrita; spira mu-
tilato-truncata, apertura ovata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. 1254 sq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr-
schulpe. H. testa imparforata depresso-planius-
cula striis undatis; apertura ovali dilatata usque in
apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.
59. Nerita. Schwimmschnecke. Testa univalvis spira-
lis, gibba, subtus planiuscula. Apertura semiorbicu-
laris: labio columellae transverso, truncato, plani-
usculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papil-
lon). N. testa umbilicata laevi, spira submucrona-
ta, umbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.
2. †. Fluviatilis. N. testa purpurescente, maculis al-
bis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so, wie
die folgende Gattung, seine Brut außen auf der Schale mit
sich herum trägt*).
3. Pulligera. N. testa laevi rudi, spirula excavato-
oculato, labio interiore laevi crenulato.
Eine ostindische Fluß-Schnecke.
60. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear, Venus's ear).
Testa auriformis, patens: spira occultata laterali;
disco longitudinaliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subovata dorso transversim
rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.
[Seite 318]2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia).
H. testa ovata, dorso gibbo, spira alte prominula.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde Seeohr
ist bei unsern Antipoden zu Hause.
Bloß im Wasser; und zwar die bei weiten allermehresten
in der See.
61. Patella. Napfschnecke, Klippkleber. (Engl.
limpet). Testa univalvis subconica absque spira ex-
terna.
1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice subspirali,
labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 obsole-
tis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ovali, vertice
mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ovali striato-reticulata, vertice
recurvo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ovata conve-
xa: margine introrsum crenulato, vertice perfo-
rato.
Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus gegessen.
62. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre. (Engl. tooth-
shell). Testa univalvis, tubulosa, recta, utraque ex-
tremitate pervia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua laevi.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laevi minuta.
63. Serpula. Wurmröhre. (Engl. worm-shell). Testa
univalvis, tubulosa, adhaerens.
1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre. S. te-
[Seite 319] stis capillaribus fasciculatis ramoso-glomeratis can-
cellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa semite-
reti rugosa glomerata carinata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gelegenheit ge-
habt habe, hat eine überaus artige Bildung, mit sieben lan-
gen in Bogen gekrümmten und convergirenden Armen, die
an der Wurzel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschacht, Neptunusschacht,
die Gießkanne. (Engl. the watering pot). S. te-
sta tereti recta, extremitatis disco poris pertuso,
margine reflexo, tubuloso.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die doch auch
manche Aehnlichkeit mit den Tubiporen hat) deren Mündung
dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am Rande wie
mit einem Kranze von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das
hintere Ende ist fast immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata viola-
cea, intus laevi lutea; apertura alba undulatim
striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den Steinbohrern.
Bewohnt ausgehöhlte Gänge in großen Madreporen.
64. Teredo. Darmröhre. Testa teres, flexuosa, lig-
num penetrans.
1. Navalis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohr-
wurm. (Fr. le taret). T. corpore tereti elongato,
ore attenuato, extremitate postica pholadiformi,
quadrivalvi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.
Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang. Wohnt in
Eichen-, Ellern-, Tannen- u.a. Holz, worin es sich fin-
gersweite Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale
auskleidet. Hat, zumal 1730, für Holland groß Unglück
gedroht, da es die Dämme in Seeland und Frießland so
durchwühlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht wiederste-
hen konnten: richtet auch noch jetzt zumal im Westkappler
Damm, zuweilen arge Verwüstungen an. Hat sich hingegen
[Seite 320] neuerlich von den Schiffen mancher seefahrenden europäischen
Nationen wieder ganz verloren.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine besondere
Ordnung gebracht, da sie zu sehr von andern Würmern ab-
weichen, und im Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes un-
ter einander zeigen.
Sie halten sich bloß in der See auf: – so wie überhaupt
kein Thier der noch übrigen Ordnungen im Trocknen zu le-
ben bestimmt ist.
65. Echinus*). See-Igel. (Engl. sea hedgehog). Cor-
pus subrotundum, crusta spatacea tectum, spinis
mobilibus saepius aculeatum. Os quinquevalve subtus.
Die Schale der See-Igel (deren Textur bei manchen den
Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen Stacheln be-
setzt, die aber nicht mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen
des Thiers verwechselt werden dürfen. Diese sind um ein
Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar,
als das Thier unter Wasser ist, es zieht sie ein, wenn es
aus seinem Elemente genommen wird. Ein See-Igel, der
etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe-
gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel haben in ih-
rem Innern ein sonderbares, knöchernes Gestelle, das unter
dem seltsamen Namen der Laterne des Aristoteles bekannt ist.
Ueberhaupt variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses
weitläuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl in der Bildung
ihrer Schale als der so genannten Stacheln, womit dieselbe
besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg). E. hemisphaeri-
co-globosus; areis obsolete verrucosis.
2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; ambula-
cris 5 repandis linearibus: areis alternatim bifa-
riis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambulacris
5 ovalibus, ano subremoto.
66. Asterias*). See-Stern. Corpus depressum, cru-
sta subcoriacea, tentaculis muricata. Os centrale,
quinquevalve.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind denen der
See-Igel ähnlich. Doch können sie nicht so schnell wie diese,
sondern nur langsam wie die Schnecken fortkommen. Manche
Gattungen thun den Dorschen u.a. Fischen, andere den Au-
stern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis, un-
dique aculeata.
Vorzüglich bei dieser Gattung ist die ausnehmende Repro-
ductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter einer ganzen
Folge solcher in der Reproduction stehenden See-Sterne
dieser Gattung besitze ich einen, der von seinen fünf Strah-
len viere völlig verloren hatte, und die alle viere schon wie-
der ergänzt zu werden anfingen.
2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, angulis ver-
rucoso-aculeatis.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella
orbiculata quinqueloba.
4. Caput Medusae. (Gorgono-cephalus). A. radiata,
radiis dichotomis.
In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspischen. –
Doch scheint das im nordischen Ocean von dem Südindi-
schen etc. specifisch verschieden zu seyn. Ein überaus träges
und sonderbar gebildetes Thier, an dessen Umfange man auf
82000 Endzweige gezählt hat**).
67. Encrinus. Stirps elongata, corpore terminali ra-
diato.
1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.) E.
stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verti-
cillatis: stella terminali sexfida ad basin, tum di-
chotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll sich
an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt zwar den
versteinten Pentacriniten oder Medusen-Palmen, aber ohne
ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf hat
viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupte.
2. Radiatus. (Vorticella encrinus Linn.) E. stirpe car-
tilaginea continua, stella terminali octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an Haller. Lond. 1755. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu der folgenden
letzten, beinahe wie die Conchylien zu den Molluscis. Die Thie-
re selbst haben wenigstens in manchen Geschlechtern beider Ord-
nungen viel Uebereinstimmendes. Nur sind sie in der letzten
nackt, unbedeckt und können sich von der Stelle bewegen: da
sie hingegen hier in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewoh-
nen, die bei den mehresten Arten von steinartiger Substanz sind,
und Corallen*) heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse
[Seite 323] nicht als von ihren Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als
einen ihnen angebornen Theil vorstellen, und sie daher nicht
etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-Schalen
vergleichen: nur daß bei ihrer Fortpflanzung das junge Thier
zugleich mit seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig
aus dem Stamme hervorgetrieben wird, und sich daher beim
schnellen Wachsthum*) und Vermehrung dieser merkwürdigen
Geschöpfe die ungeheure Größe und Umfang derselben**) er-
klären läßt.
68. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium tubis cylin-
dricis, cavis, erectis, parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fasciculatis
combinatis: dissepimentis transversis distantibus.
69. Madrepora. Stern Corall. Corallium cavitatibus
lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella
[Seite 324] convexa: lamellis simplicibus longitudinalibus,
subtus concava.
2. Muricata. M. ramoso composita subimbricata,
stellis oblique truncatis prominentibus adscenden-
tibus.
3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tu-
bulosa glabra flexuosa oblique substriata, ramis al-
ternis, stellis immersis bifariis.
70. Millepora. Punct-Corall. Corallium poris turbi-
natis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie di-
chotoma, ramis denticulatis binis porosis scabris.
2. Cellulosa. die Neptunus-Manschette. M. mem-
branacea reticulata umbilicata, turbinato-undu-
lata, hinc porosa pubescens.
71. Cellepora. Corallium foraminulis urceolatis, mem-
branaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis
spongiae offic.) C. lamellis simplicibus undulato-
turbinatis cumulatis; cellulis seriatis: osculo mar-
ginato.
72. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata solida, cor-
tice molli habitabili obducta*).
1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe articula-
ta, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe continua,
aequali, striis obsoletis obliquis, ramis vagis.
Wird vorzüglich an den Küsten des mittelländischen Meeres
gefischt, und in Marseille etc. zu kostbaren Kunstsachen ver-
[Seite 325] arbeitet, die nach Ostindien verführt, und zumal in Japan
und Schina fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
73. Gorgonia. Crusta calcarea corallina stirpem vege-
tabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (deren
holzige Natur, zumal an den starken Wurzelstämmen nicht
zu verkennen ist), die bloß mit Corallencruste überzogen sind.
Man findet den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings
nichts ausschließlich Animalisches*).
1. Antipathes. das schwarze Corall. G. panicula-
ta-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. reticu-
lato, ramis interne compressis, cortice flavo.
74. Alcyonium. See-Kork. Stirps radicata, stuposa,
tunicato-corticata. Animal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la
main de ladre). A. stirpe arborescente coriacea coc-
cinea superne ramosa, papillis stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
75. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr. Eponge). Stirps
radicata, flexilis, spongiosa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich gehört, wird
mir immer zweifelhafter.
1. Officinalis. der Badeschwamm. S. foraminulata
subramosa difformis tenax tomentosa.
2. †. Fluviatilis. (Ruß. Badiäga). S. conformis po-
lymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr starken
specifiken Geruch; und ist oft, aber nur zufällig, mit Stäm-
men von Federbusch-Polypen durchwirkt. Wenn sie jung ist,
liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit
der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ge-
trocknet ist sie ganz mürbe und zerreiblich. – Ich habe diese
Gattung im hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft
[Seite 326] allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend
ein entscheidendes Zeichen einer wirklich animalischen Natur
an ihr gewahr zu werden.
76. Flustra. Stirps radicata foliacea, undique poris cel-
lulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cuneiformi-
bus rotundatis.
77. Tubularia. Stirps radicata, filiformis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen der
süßen Wasser, nämlich die Federbusch-Polypen (Fr.
polypes à panache), an welchen man, so wie bei denen
im Meere, die Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern weißen Federbusch
auszeichnet, den es aber bei der mindesten Erschütterung oder
im Tode einzieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bei der gleichen
Gattung unter sehr verschiedenen Gestalten. Ich habe einzel-
ne dergleichen Röhrchen, wie kleine Därme an Wasserpflan-
zen, umherranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit
Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die Höhe gewachsen
waren: andere, die sich zu Tausenden flach neben einander an
Dämme etc. angelegt hatten: andere, die in dichten Klum-
pen in unzähliger Menge neben einander empor standen,
u.s.w.
1. Indivisa. C. culmis simplicissimis, geniculis con-
tortis.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta termi-
nali striata radiata calcarea.
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis vaginae
annulatis, corpore intra vaginam abscondito.
Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat gegen
60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ci-
liata.
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im hiesigen Stadt-
[Seite 327] graben gefunden habe. Es hat 20 Arme, die äußerst regel-
mäßig wie ein kleiner Federbusch gestellt sind*).
78. Corallina. Stirps radicata, geniculata, filamento-
sa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis sub-
reniformibus.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subturbinatis.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: articu-
lis superioribus elevatis.
79. Sertularia. Stirps radicata, tubulosa, cornea, nu-
da, articulata: denticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich mancherlei Arten
auf der gewölbten Schale der gemeinen Austern finden. Die
Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre Schön-
heit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich durch
Blasen fort, die man mit Eierstöcken vergleichen kann.
1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis,
ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis.
2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis trunca-
tis, ovariis ovatis, ramis pinnatis alternis.
3. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticulatis,
ovariis obovatis polyzoniis, stirpe ramosa.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre un-
gleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Armpolypen der sü-
ßen Wasser sehr ähnlich gefunden.
80. Cellularia. Stirps crustacea, lapidescens, e cel-
lulis seriatis composita; plerumque ramosa et articu-
lata, tubulis adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata Linn. ) C. denti-
culis alternis acutis, ramis dichotomis erectis fa-
stigiatis.
2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dichotoma,
articulis subciliatis, ovato-truncatis, uno latere
planis celliferis.
Man hat den Namen Zoophyt oder Thierpflanze den Ge-
schöpfen dieser und der vorigen Ordnung gemeinschaftlich beige-
legt. Und in der That sehen auch, wie schon erinnert worden,
manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern mancher
Corallen in der vorigen gar sehr ähnlich. Nur haben sie in
der gegenwärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein sol-
ches Corallengehäuse als in der vorigen. Auch können wenig-
stens die bei weiten allermehresten (wo nicht alle) ihren Stand-
punct verändern (haben stirpem liberam, wie man es nennt).
Einige sind doch dabei in einen gemeinschaftlichen Stamm ver-
bunden, andere hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch
die Infusionsthierchen u.a. dergl. Geschöpfe mit in dieser Ord-
nung begriffen.
81. Pennatula. Seefeder. Stirps libera, penniformis.
Man unterscheidet an den beiden ersten Gattungen dieses
merkwürdigen Geschlechts, wie an einer Vogelfeder, zwey
Haupttheile, den Kiel nämlich und die Fahne. Letztere be-
steht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen Armen,
womit die obere Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist.
Auf jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr
überaus saubere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren
jeder ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fangarmen
fest sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenig-
stens über 500 solche kleine Armpolypen gezählt werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laevi, pinnis im-
bricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4. fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pin-
nis imbricatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.
Leuchtet so wie die folgenden stark im Finstern.
3. Cynomorium. (Alcyonium epipetrum. Linn. Veretil-
[Seite 329] lum Cuv.) P. stirpe cylindrica, subclavata, semi-
nuda, superne polypos minutos exerens.
Pallas miscell. zool. tab. 13. fig. 1. 4.
Wie die vorigen, zumal im mittelländischen Meere, aber
in der mehr cylindrischen Form und in der weichen Textur
des ganzen, doch sehr von jenen verschieden.
82. Hydra. Armpolype, Vielarm. Corpus gelatino-
sum conicum. Os terminale cinctum cirris filifor-
mibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind gallertartig,
halb durchsichtig, und daher von ungeübten Augen nicht im-
mer gleich zu erkennen. In der Ruhe haben sie den Körper
und die Arme ausgestreckt: bei einer gewaltsamen Berührung
aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförm-
liches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen
Frühlingstagen an, bis in den Herbst in sanft fließenden
Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern
Ende an Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest. Ihr ganzer Kör-
per ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Masten.
Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die le-
bendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper treiben,
die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge aus-
gewachsen sind, von der Mutter losreissen. Bei Annäherung
des Winters aber mögen sie wohl Eier legen**), aus denen
im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen erwachsen.
Man kann ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge
nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Poly-
pen schaffen. Man kann mehrere in einander stecken, und so
oder auf andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen
zusammen heilen. Man kann sie durch einen, freilich Uebung
und Geduld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh
umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und
[Seite 330] wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch können auch
dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine
schwer zu begreifende Weise einander verzehren, oder eigent-
lich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk-
würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg*), mit
Schlingen von Haaren durchschnüren, und während daß die
Schlinge allmählich durchschneidet, werden die derweile ge-
trennten Theile doch schon wieder an einander wachsen u.s.w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. viridis
tentaculis brevioribus.
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rücksicht
der Stärke und Länge des Körpers und der Arme zu varii-
ren. Die hier abgebildete Art findet sich in unserer Nachbar-
schaft; und die Beobachtung ihrer Reproduction hat mich zu-
erst auf die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.
3. †. Grisea. der orangegelbe Armpolype. H. au-
rantia, corpore longiore, cirris longioribus.
83. Brachionus. Blumenpolype. (Fr. polype à bou-
quet). Stirps ramosa, polypis terminalibus ore con-
tractili (plerisque ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemeinschaftlichen
Stamme als Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge
wie ein Kügelchen Schimmel vorkömmt, das aber bei der
mindesten Erschütterung für einen Augenblick ganz zusammen-
fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campa-
nulatis.
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich auf
die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 20. S. 19).
2. †. Umbellarius. (Vorticella umbellaria Linn.) B.
stirpe umbellata, floribus ciliatis globosis muticis.
Wie die vorige Gattung und das folgende Geschlecht in
Gräben und Teichen an Wasserpflanzen, Schneckenhäusern etc.
84. Vorticella. Afterpolype. Corpus nudum, sim-
plex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so daß oft tau-
sende derselben beisammen sind, und dann fast das Ansehen
von Schimmel haben. Ich habe selbst lebendige Wassermol-
che längs dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht über-
zogen gesehen.
1. †. Stentorea. (Hydra stentorea Linn.) V. corpore
infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.
2. †. Socialis. (Hydra socialis Linn.) V. mutica toro-
sa rugosa.
85. Furcularia. Corpus liberum nudum oblongum,
tentaculis rotatoriis ciliatis, cauda bicuspidata.
1. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel-
animal).
Dieses überaus sonderbare mikroskopische Thierchen findet
sich in stehenden Wassern und mancherlei Infusionen,
schwimmt überaus behende, verändert dabei fast alle Augen-
blicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trockenen für todt
liegen können, und doch nachher im Wasser zu wiederholten
Malen wieder aufleben etc. Der dunkele Körper in seinem
Vorderleibe, den so viele Naturforscher seiner willkürlichen
Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich
genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal ge-
höriges Organ, und kein Herz*).
86. Vibrio. Corpus liberum, teres, elongatum.
1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda lon-
giore tenuiore acuminata: mucrone retractili ad
basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12 u. f.
Dieser ist in mancherlei Essig. Eine verwandte Gattung
in altem Buchbinderkleister**).
87. Volvox. Corpus liberum, rotundatum, gelatino-
sum, gyratile. Tubus alimentarius vix ullus.
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus, su-
perficie granulata.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder anderer
Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungswerkzeuge doch
im Wasser fortwälzt und umher dreht. Man kann die Nach-
kommenschaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins vierte
Glied erkennen.
88. Chaos. Corpus liberum . . . . . . (generi polymor-
phon, speciebus uniforme).
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum Beschluß
der ganzen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsnamen die
unzählbaren*), dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe
zusammen, wovon sich manche Gattungen schon im See- und
süßen Wasser, andere erst im Aufguß von allerhand thieri-
schen und vegetabilischen Substanzen (daher diese dann In-
fusionsthierchen heißen), und noch andere im reifen
Samen männlicher Thiere finden**).
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Familien abthei-
len, deren jede aber zahlreiche Gattungen begreift:
Die im See- und stagnirenden süßen Wasser [– zumal in
solchem, worin die Priestleysche sogenannte grüne Ma-
terie†) vegetirt –].
Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.
C) Spermaticum.(Cercaria spermatica).
[Seite 333]Die Samenthierchen, wovon die im männlichen Sa-
men des Menschengeschlechts befindliche Gattung tab. 1. fig.
13. stark vergrößert abgebildet ist*).
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter
Körper, nämlich zu den Gewächsen, die sich nach den oben
(§. 3 und 4.) festgesetzten Begriffen schon dadurch von den Thie-
ren auffallend unterscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nah-
rungssaft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung, und
zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch
unter allen äußern Theilen der Pflanzen der bei weiten der allge-
meinste ist, worin sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostocs, der Trüffeln etc.) sämmtlich mit einan-
der überein kommen.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse überhaupt auch
darin von der der allermehresten Thiere ihrer verschieden, daß ihr
Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der
Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so bestimmt, sondern im Gan-
zen ungleich veränderlicher ist**).
Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer Bau,
als welcher nichts von alle dem zeigt, was man mit den, für
die thierische Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten
Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit wahren Mus-
keln, mit Knochen etc. vergleichen könnte: sondern es reducirt
sich ihre Organisation am Ende nur auf eigentlich so genannte
[Seite 334] Gefäße (Adern) und auf das dazwischen liegende Zellge-
webe*).
Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Namen mit mehre-
rem Rechte als das ihm übrigens ziemlich analoge Schleimge-
webe der Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen der Ge-
wächse, ein wirklich zellulöses, theils Luft theils Säfte halten-
des Gefüge zeigt. Es ist zumal in der Borke und im so genann-
ten Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält
häufig einzelne dazwischen vertheilte größere Bläschen (utricu-
li), und bildet auch theils lange röhrenförmige Höhlen.
Die eigentlich sogenannten Gefäße (die übrigens manchen
Familien und Geschlechtern von kryptogamischen Gewächsen –
so wie im Thierreich den Zoophyten und auch wohl manchen
Mollusken – gänzlich abzugehn scheinen), zeichnen sich (wenig-
stens bei weiten größtentheils) besonders dadurch aus, daß ih-
re Wände aus spiralförmig gewundenen Fäden (oder Röhr-
chen?) bestehen, und so gleichsam das Ansehn von besponnenen
Saiten haben.
So vielartig aber die netzförmigen u.a. Verbindungen
(Anastomosen) dieser Gefäße unter einander sind, so zeigt sich
doch kein solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein wahrer
Kreislauf der Säfte, wie bei allen rothblütigen und so vielen
weißblütigen Thieren, dadurch unterhalten werden könnte.
Aus der einförmigen Identität jener wenigen organi-
schen Bestandtheile der Gewächse (ihrer so genannten
partium similarium) erklärt sich die leichte Umwandlung der
daraus zusammengesetzten Theile (der partium dis-
similarium) in einander; der Blätter z.B. in den Kelch oder
[Seite 335] in die Krone der Blüthe, zumal bei gefüllten Blumen etc.*);
auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und da-
durch ihre Aeste in Wurzeln und diese hingegen in belaubte Ae-
ste umwandeln kann**).
Die aus jenen organischen Bestandtheilen zusammengesetz-
ten besondern Theile der Pflanzen, und ihre Geschäfte, las-
sen sich am füglichsten in die zur Selbsterhaltung, und in die
zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.
Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbsterhaltung nöthigen
Stoffe theils aus der Atmosphäre, theils aus dem Wasser oder
dem damit getränkten Boden. – Aus jener saugen sie Nah-
rung mittelst der unter ihrer Oberhaut, zumal auf den Blät-
tern, in unsäglicher Menge verbreiteten absorbirenden
Gefäße: aus dem Wasser aber mittelst der Wurzelzasern,
womit die allermehrsten unmittelbar in der Erde; manche aber
(wie z.B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille etc.) als so
genannte Schmarotzer-Pflanzen (plantae parasiticae) an an-
dern Gewächsen***) festsitzen; da hingegen noch andere, wie
die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser
schwimmen.
Uebrigens scheint es bei aller dieser Verschiedenheit des Auf-
enthalts der Gewächse im Grunde doch immer darauf hinaus
zu kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun in tropfbar
flüssiger Form oder in Dünste aufgelöst, als Vehikel dient,
wodurch ihnen die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach
Ingen-Housz's Untersuchungen†) wahrscheinlich einen
[Seite 336] Hauptnahrungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird be-
greiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzelzasern
in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln auf blo-
ßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen
lassen, sondern manche andere, wie das Hauslauch auf den
Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen der dürresten,
heißesten Erdstriche, z.B. die Agaven, Aloën, Cactusgattun-
gen etc. auch bloß durch Einsaugen aus der Atmosphäre für lan-
ge Zeit hinlängliche Nahrung erhalten können*).
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder eigentlich In-
gestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelzasern, treiben bei
vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bei an-
dern aber treten sie vorher erst in einen Wurzelstrunk und die-
ser wird dann bei vielen in einen Stamm oder Stängel,
Halm (wie man es bei manchen Pflanzen nennt) verlängert,
der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wur-
zelstrunk selbst, behält.
Der Stamm der Bäume und Stauden ist zu äußerst
mit einer feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Bor-
ke und der Bast (liber) liegen, welcher letztere fast ganz aus
den thätigsten Saftgefäßen besteht, und daher für die Erhal-
tung der Pflanze einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter
hinein folgt der Splint (alburnum) und hierauf die eigent-
lich holzige Substanz, und dann theils zwischen dieser, theils
aber auch besonders längs der Mitte des Stammes, das so ge-
nannte Mark, welches letztere aber mit zunehmendem Alter
an Menge abzunehmen und gleichsam zu schwinden pflegt. Auch
wird bei diesen Gewächsen, alljährlich eine oder eigentlich zwey
neue Holzlagen, und zwar wahrscheinlich aus dem gedachten
Splint erzeugt, daher man bekanntlich aus der Anzahl die-
ser concentrischen Lagen (pectines) ungefähr das Alter der
Stämme schätzen kann.
Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer der Palmen
ausgenommen, als welche keine solche concentrische Lagen bilden,
sondern durchaus gleichförmig dicht, sehr hart und wie mit par-
[Seite 337] tiellen Splintröhren durchzogen sind. Eine Bemerkung die auch
für die Bestimmung der versteinten Hölzer von Wichtigkeit ist.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste, dieser wie-
der in Zweige, an welchen endlich die Blätter ansitzen, die
doch im Grunde aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder
der Stamm, zusammengesetzt sind: indem man auch an ihnen
Oberhaut, Rinde, holzige Substanz und markiges Zellgewebe
unterscheiden kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blatts,
zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze, von welchem
man durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übrigen Theile ab-
sondern und dadurch die sogenannten Blätter-Skelete verfer-
tigen kann. Dieses holzige Netz ist auf beiden Seiten des Blatts
mit einer besondern Haut überzogen, die man insgemein die
Cutikel nennt, die aber noch von dem eigentlichen Oberhäut-
chen, was endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar
sehr verschieden, und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen (§.
166.) durchzogen ist.
Diese Organisation der Blätter wird um so merkwürdiger,
je größer und wichtiger die Functionen derselben für die damit
versehenen Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich vor-
züglichst zur Unterhaltung des sogenannten phlogistischen
Processes, der bei den Thieren hauptsächlich durchs Einath-
men des respirabeln Theils der Luft oder seiner Grundlage des
Sauerstoffs, vollzogen, bei den Pflanzen aber wohl hauptsäch-
lich eben durch die Blätter bewirkt wird.
Denn auch den Gewächsen ist dieses respirable Gas oder
seine Grundlage zum Lebensunterhalte unentbehrlich; besonders
um (wie es Ingen-Housz's mehr Untersuchungen wahrscheinlich
machen) sich dadurch in ihrem belebten Laboratorium ihren
Hauptnahrungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.) zu bereiten;
wovon sie hernach den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wie-
der ausdunsten*).
Dieser wichtige Proceß wird, zumal in der Dunkelheit,
in seiner größten Stärke betrieben. Bei Tage hingegen, und
vollends im Sonnenscheine gehet er langsamer von Statten; da-
her die Pflanzen alsdann weniger Kohlensäure bereiten und
[Seite 338] verbrauchen; und dagegen während der Zeit aus ihren Blättern
Sauerstoffgas, den respirablen Theil der atmosphärischen Luft,
entbinden*).
Inzwischen sind doch die Blätter, diese so wichtigen Organe,
bei den mehresten Gewächsen der kältern Himmelsstriche, ein
vergänglicher Schmuck, womit sie bloß den Sommer hindurch
versehen sind, der hingegen mit Annäherung des Winters ver-
trocknet, welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblättern
hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse
in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bei den Thieren den
Lauf ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß
die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert wer-
den und absterben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die Ge-
wächse der heißen Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem
Abfallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch selbst
in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei-
ches Blatt haben, wie z.B. die mehresten Tangel- oder Nadel-
hölzer, der Epheu, die Preußel- oder Mehlbeeren (vaccini-
um vitis idaea), das Heidekraut, der Buxbaum u.s.w. das-
selbe den Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die gerade im
Winter am lebhaftesten sind, sich da paaren etc. so gibt es auch
manche Pflanzen, die dann am stärksten vegetiren, wie die schwar-
ze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.
Bei vielen Gewächsen ist es auffallend, wie sich ihre Blät-
ter und bei manchen die Blüthen des Abends zusammenlegen
oder doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und
fast wie in eine Art von Schlaf fallen; der übrigens nicht etwa
bloß von der kühlen Abendluft herrührt, da er im Treibhause
eben so gut wie im Freien erfolgt: auch schwerlich bloß von der
Dunkelheit, denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia nocturna (§.
31.) den Tag zum Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall
mit den Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des cactus grandi-
florus , mesenbryanthemum noctiflorum, der hesperis
tristis etc.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen verschiedene an-
dere Arten von eigenthümlicher Bewegung; wohin z.B.
[Seite 339] meist bei allen ihr Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise
so äußerst wohlthätigen Lichte*) gehört, als welcher Zug bei
weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, sondern fast an allen
Gewächsen zu merken ist: zumal in Treibhäusern, wo sich oft
die Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glasfenster drän-
gen, als ob sie dawider gepreßt wären**). Ferner bewegen sich
manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie berührt
werden; wie z.B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mi-
mosa pudica), oder der averrhoa carambola, oder die vor-
dern Blatt-Ansätze der Venus-Fliegenfalle (dionaea musci-
pula), welche, wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt, au-
genblicklich zusammenklappen und das Insect zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils ausnehmend leb-
hafte Bewegung, die zur Befruchtungszeit an den Geschlechts-
theilen in vielen Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie auf ihrer innern
Seite (wo sie nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) berührt
werden, (wenn sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen) einwärts
schnellen und ihre männlichen Staubbeutel gegen die weibliche
Narbe treiben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewegungen sind, und
so sinnliche Beweise sie von der Thätigkeit der Lebenskräfte
in den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bei ge-
nauer physiologischer Prüfung aufs deutlichste von dem aus-
schließlichen Eigenthume der Thiere, nämlich der willkühr-
lichen Bewegung, als von welcher auch bei den, wegen ihrer
[Seite 340] Bewegung, berufensten Pflanzen, (wie z. E. beym hedysa-
rum gyrans*)) keine echte Spur zu erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier, das seine Nah-
rung ohne willkürliche Bewegung, und hingegen keine einzige
Pflanze, welche die ihrige mittelst derselben zu sich nähme.
Aus den gedachter Maßen von den Gewächsen eingesogenen
und assimilirten Nahrungsstoffen werden nun die ihnen eigenen
specifiken Säfte abgeschieden, da z.B. manche einen milchigen,
theils ätzenden Saft enthalten; andere Gummi geben; verschie-
dene Bäume, zumal unter den Nadelhölzern, im höhern Alter
Harz bereiten. Andere Pflanzentheile enthalten Mehl, Manna,
Wachs, fette und ätherische Oehle, Kampfer etc. Einige we-
nige das sogenannte Federharz (cahutchuc) u.s.w.**).
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstungen gewisser
Pflanzen, wie z.B. die harzigen entzündbaren des weißen Dip-
tams etc.
Daß aber diese verschiedenen Säfte durch mancherlei Ab-
scheidungen (secretiones) und Veränderungen der eingesoge-
nen Nahrungssäfte in den Gewächsen selbst bereitet wer-
den müssen, erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich
und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre bittern, der Sau-
erampfer seine sauren und der Lattich seine kühlenden Säfte er-
hält; und weil selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein
und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht,
dennoch so äußerst verschieden seyn können.
Freilich aber trägt auch allerdings die Verschiedenheit des
Bodens***) und des Climas zur verschiedenen Beschaffen-
heit der Säfte in den Pflanzen vieles bei: daher denn eines Theils
[Seite 341] manche in fremden Boden verpflanzte Gewächse so wie in ihrer
Bildung, so auch in der Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert
werden, dadurch von ihren Kräften verlieren etc. andere hin-
gegen eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine bestimmten, ihm
angemessenen Pflanzen*), so daß man zuweilen schon aus den
einheimischen Gewächsen einer Gegend die Beschaffenheit ihres
Bodens errathen kann; doch hat die Vorsehung manchen, für
das Menschengeschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes fremde Clima
zu gewöhnen, so daß z.B. die schwächlich scheinenden Getreide-
arten etc. besser als Eichen u.a. noch so robust aussehende Bäu-
me in ganz verschiedenen Himmelsstriche; die aus Chili ab-
stammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welttheilen fortkom-
men etc.; oder, wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebunden
sind, doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie z.B.
die Cocospalme, die eben so üppig im steinigen und Sandland
als im fetten Erdreich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß gewisse Länder (wie
z.B. das Cap und Neu-Holland) eine so große Mannigfal-
tigkeit von recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern aus-
schließlich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ordnungen
von Gewächsen großen Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat
der heiße Erdgürtel fast keine Kohl- und Rübenarten. So fin-
den sich aus den westindischen Inseln vergleichungsweise wenige
Laub-Moose (musci frontosi) und hingegen desto mannigfal-
tigere Farnkräuter etc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rücksicht der
Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die ebenfalls im Thier-
reich, zumal bei den Insecten, Statt hat, daß nämlich manche
nur isolirt und einsam leben, da hingegen andere dicht beisam-
[Seite 342] men bleiben und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstri-
che, oder (wie das Sargasso) weite Meeresstrecken überziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Gewächse, de-
ren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Haupt-
wege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wur-
zeln oder Zweige; zweytens durch Augen; und endlich durch
Samen.
Die erste Art der Propagation, nämlich durch Zweige,
von der wir auch schon im Thierreiche bei den Polypen und sonst
einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto ge-
wöhnlicher. Manche Gewächse nämlich vermehren sich von selbst
auf diese Weise. Bei vielen andern hat es die Kunst durch Ab-
senken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine Art
Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen Zweige
herab hangen, und wenn sie dann den Boden berühren, von
selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit
der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bo-
gen verbunden sind, vorstellen könnte.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Ba-
nianbaum von 50 bis 60 zusammenhängenden Stämmen, der auf
370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mittags wirft,
über 1100 Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflanzungsart, durch
Augen. So nennt man nämlich die kleinen Knöpfchen, die
im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
Vorschein kommen, aber bei den mehresten erst im folgenden
Frühjahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist nur
an den Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bei einigen
von selbst ab: sollen auch theils, wenn man sie vorsichtig säet,
wie ein Same aufkeimen. Man kann bekanntlich diese Augen
andern Stämmen inoculiren, oder auch das davon ausge-
schossene Reis einpfropfen.
Viel Aehnliches mit den Augen haben die Zwiebeln,
nur daß die Augen am Stamm der Bäume und also über der
Erde, die eigentlich an lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwie-
beln aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel entstehen;*)
[Seite 343] bei jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt;
bei diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wur-
zel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise
mit welcher hinwiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln
etc.) manche Aehnlichkeit zeigt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflanzungswege
und beinahe im ganzen Pflanzenreiche verbreitet, ist endlich die
dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Die-
se nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder
Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte
auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), ver-
schiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männ-
lich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit
der Fortpflanzung herbei gekommen ist, von jenen befruchtet
werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung ha-
ben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den
Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon
dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den
Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß
sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge
bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben
vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, fin-
det gewisser Maßen auch bei den Blüthen vieler Gewächse Statt.
Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B. halten sich lange,
wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruch-
tet werden. Sobald dies geschehen, welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; wer-
den der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus
dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus),
und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder
mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen
superum), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln etc. unten
außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer
die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behäl-
ter gewisser Maßen mit dem Eierstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den
Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine
gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männlichen
oder die Staubfäden (stamina) herum: und bestehen aus
dem Faden (filamentum), und dem darauf ruhenden Staub-
beutel (anthera). Dieser letztere ist mit einem mehligen häu-
figst gelben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man
unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zarten Bläs-
chen besteht, die bei vielen Pflanzen eine überaus sonderbare
Bildung haben, und ein unendlich feineres, duftiges Pulver
enthalten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen
Samen der Thiere verglichen zu werden pflegt*).
Bei der Befruchtung fällt jener Blumenstaub auf
die weibliche Narbe: scheint da sich zu öffnen, und sein duftiges
Pulver zu verschütten, welches dann vermuthlich durch den Grif-
fel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig liegen-
den, bis dahin aber unfruchtbar gewesenen Samenkörner fekun-
dirt. Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines
dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als
ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.
Bei den mehresten Gewächsen sind diese beiderlei Geschlechts-
theile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20.
S. 20.), verbunden. Bei einigen hingegen in verschiedenen
Blüthen, wovon die einen bloß männlichen, die andern weibli-
chen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind,
getrennt (Monoecia Linn), wie z.B. bei der Haselstaude,
dem Wallnußbaum, dem Brotbaum, den Gurken etc. Andere
Gewächse, wie z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben gar dreyerlei
Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und überdem auch
Zwitterblüthen (Polygamia). Bei noch andern aber, wie z. E.
bei den Palmen, dem Hanf, Hopfen etc. sind die beiden Ge-
schlechter in den Pflanzen selbst, so wie bei allen rothblütigen
und vielen andern Thieren abgesondert: so daß die eine Pflan-
ze bloß männliche, eine andere aber, die übrigens von der glei-
chen Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die Blüthen des
weiblichen Stammes nicht anders befruchtet werden, als wenn
der Blumenstaub von der männlichen Pflanze durch den Wind
[Seite 345] oder durch Insecten oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt
worden ist. (Dioecia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemeinen, Theilen der
Blüthe ist besonders der doch bei den mehresten befindliche
Blumen-Kelch (calyx), und die so genannten nectaria,
u.. a. m. zu merken. Ueberhaupt aber theilt man die Blüthen
nach ihrer Bildung und nach der Lage ihrer Theile in regel-
mäßige und irreguläre. Bei jenen nämlich haben die ein-
zelnen Theile derselben Art, z.B. die Blumenblätter etc. von
gleiche Gestalt, Größe und Verhältniß; bei diesen hingegen
von ungleicher Proportion.
Bei den eigentlich so genannten oder Laub-Moosen
(musci frondosi etc.) ist, nach Hedwig's Entdeckungen die
Aehnlichkeit der Befruchtungswerkzeuge mit denen bei andern
Gewächsen weit größer, als man vorher geglaubt hatte. Das
saubere, fast becherförmige Köpfchen (capitulum) derselben,
enthält gleichsam als Fruchtknoten (§. 190.) die Samenkörn-
chen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der
die Stelle des Griffels und der Narbe vertritt, von dem männ-
lichen Blumenstaube besonderer, theils rosen- oder sternförmi-
ger Theile befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.
Von denjenigen einfachern Aftermoosen hingegen, die
bloß im Wasser leben, wie bei den Tremellen, Ulven, Conferven,
und beim See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl
sehr verschieden, obschon bei den wenigsten noch genau genug
untersucht; bei manchen aber, wie z.B. bei der oben erwähn-
ten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 12. und 20. –), zur
Bewunderung einfach. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab.
49. –)
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die Fortpflanzungswei-
se der Pilze, Pfifferlinge, der Trüffeln etc. und des Schim-
mels, deren ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaft Dunk-
les hat*).
Bei den vollkommnen, im eigentlichen Sinne blühenden
Gewächsen fallen nach der Befruchtung die übrigen nun über-
[Seite 346] flüssigen, Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwängerte
Fruchtknoten aber fängt an aufzuschwellen, und seinen theils er-
staunlich zahlreichen Samen nach und nach zur Reise zu bringen*).
Die Bildung sowohl der verschiedenen Samenkörner selbst**),
als auch der Gehäuse, worin sie eingeschlossen sind, ist eben so
mannigfaltig als die der Blüthen, und in Rücksicht auf ihre
weite Verbreitung†) und auf ihr weiteres Verbleiben etc. der Er-
haltung der Gattungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der
bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bei jeder Lage,
die sie im Boden erhalten, dennoch, wenn sie aufkeimen, alle
Mahl die ersten Wurzelzäserchen oder das so genannte Schnäbel-
chen (rostellum) unter sich, und hingegen den Blattkeim (plu-
mula) über sich treiben††). Zur allerersten Ernährung des
neuen Pflänzchens dienen ihm dann die bei den mehresten Ge-
wächsen doppelten Samenlappen oder Kernstücke (cotyledones),
die vorher die Hauptmasse des Samenkerns ausmachten.
Viele Samen sind in eine holzartige, aber theils noch weit
härtere Schale eingeschlossen, die, wenn sie von beträchtlicher
Größe und Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die
bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem saftreichen Zellge-
webe oder sogenannten Fleische überzogen sind, so heißt dies
eine Beere (– sey sie übrigens noch so groß und an einem
großen Baume, wie z.B. die Brotfrucht. –). Zuweilen lie-
gen auch die bloßen Samenkörner von außen auf dem großge-
wachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie bei den Erdbeeren,
die folglich nach der Kunstsprache nicht sollten Beere genannt
werden.
Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr
ansehnliche Familie von Gewächsen aus, deren Frucht entweder,
wie bei Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus oder Kröbs
einschließt, die dann Kernfrüchte (und die Bäume dieser
[Seite 347] ganzen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bei den
Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfirschen, eine Nuß ent-
hält, die dann Steinfrüchte (die Bäume drupaceae) ge-
nannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) scheinen bei
den Gewächsen leichter als bei den Thieren auf den Bildungs-
trieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Richtung
geben zu können*): daher viele theils in ihrer ganzen Bildung,
besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so
zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z.B.
jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
vor dritthalbhundert Jahren bloß die gelbe Stammart in Eu-
ropa bekannt war. – So ist der Stängel (§. 168.) bei man-
chen Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst im
cultivirten Zustande treiben, da sie hingegen im wilden Natur-
zustande acaules sind (z.B. carlina acaulis u.a.m.). An-
derseits verlieren manche Gewächse durch die Cultur gewisse Thei-
le, die sie im Naturzustande hatten. So wird z.B. die indi-
sche wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die Cultur
inermis. – Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen Ar-
ten von Degeneration ausgesetzt, die bei den Thieren gar nicht
Statt haben können, wie z.B. die Ausartung der männlichen
Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der Gewächse
durch Bastardzeugung (§. 14.)**), worüber bekanntlich
Kölreuter die scharfsinnigsten Versuche angestellt, und sogar
durch wiederholte Erzeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die
Eine Gattung von Tobak (nicotiana rustica) endlich vollkom-
men in eine andere (nicotiana paniculata) verwandelt und
umgeschaffen hat***): welches sich freilich mit der Lehre von ver-
meinten präformirten Keimen schlechterdings nicht, aber wenn
ich nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.)
reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen in Gärten
entstehen; wenn zwei verschiedene, aber doch verwandte Gat-
tungen zur Blühzeit nahe beisammen waren*).
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Gewächsrei-
che ungleich zahlreicher, als unter den Thieren und zwar be-
kanntlich bei den cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufi-
ger als bei den wildwachsenden (– s. oben §. 12. Anm.
–). Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man nicht
zuweilen, an einigen aber sehr häufig, Monstrositäten bemerk-
te**). Am meisten sind es überzählige, wuchernde Theile
(monstra per excessum S. 14.); doppelte an einander ge-
wachsene Stämme, doppelte oder vielfache Früchte etc. vielfa-
che Kornähren; Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen
hervorschießen u.s.w.
Das Alter der Gewächse ist so verschieden, daß es sich
bei manchen kaum über eine Stunde, und bei andern hinge-
gen auf lange Jahrhunderte erstreckt***). Ueberhaupt aber
theilt man die Pflanzen in perennirende und Sommer-
gewächse, welche letztere nämlich schon mit dem Ende ihres
ersten Sommers absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen Vertrock-
nen, das im Thierreich vom Räderthier (S. 281. 331.) und
vom Kleisteraal behauptet worden, finden sich unter den Gewäch-
sen ähnliche Beispiele; besonders an der deßhalb längst berufe-
nen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tremella nostoc). Ich
habe von dieser merkwürdigen Erscheinung in der Abhandl. de
vi vitali sanguini deneganda etc. Gotting. 1795. 4. pag. 8.
gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet der Raum
hier nur etwas Weniges kurz zu erwähnen.
Der unermeßlich große Einfluß ist schon oben (§. 172
u. f.) berührt, den die Pflanzen durch ihren phlogistischen
Prozeß auf die atmosphärische Luft äußern, indem sie dersel-
[Seite 349] ben einerseits das aus dem Thierreich unablässig zufließende irre-
spirable kohlensauere Gas eben so unaufhörlich wieder entziehen
und zu ihrer Selbsterhaltung verwenden; und anderseits dersel-
ben durch ihre Blätter in der Hellung Sauerstoffgas liefern.
Für gewisse Weltgegenden, besonders für niedre Inseln
der heißen Zonen, wird die Vegetation, zumal der Waldun-
gen, dadurch von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der Boden gewässert
wird*).
Die mancherlei Futterkräuter (und theils auch Wur-
zeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung der dem Menschen wich-
tigsten, eigentlich so genannten Hausthiere; und der beiden
nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bienen
nämlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung der Gewächse
für den Menschen selbst betrifft, so gibt es erstens einige dersel-
ben, mit welchen ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im Stande sind, als
andere mit gewissen Säugethieren (den Seehunden, dem Renn-
thier etc.). Von der Art ist z.B. die Cocospalme, zumal für
die malayische Menschen-Rasse (– S. 41. –) und gewisser
Maßen auch die Dattel-Palme für manche Völker von der cau-
casischen, so wie die gemeine Birke für manche von der mongo-
lischen (– S. 40. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des Men-
schengeschlechts gehören zuvörderst die sogleich ohne weitere Be-
reitung genießbaren mancherlei Früchte. Zumal in den hei-
ßen Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von phoenix dacty-
lifera); und die verschiedenen Gattungen Pisang (zumal die
Plantanen von musa paradisiaca und die Bananes oder
Bacoves von der musa sapientum). Für die malayische Men-
schen-Rasse die Brotfrucht [von artocarpus incisa**)], die
[Seite 350] nur bloß vorher geschält und geröstet zu werden braucht. In
Hindostan, Ceilon etc. die Jacca, ebenfalls eine Art Brotfrucht
von artocarpus integrifolia.
So die vielen andern Gattungen von Beeren (denn die
Brotfrucht ist nach dem obigen Begriff auch eine Beere), die
ebenfalls für manche Völker (wie z.B. für die Lappen) eins der
wichtigsten Nahrungsmittel abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfordernden Wur-
zeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln, Erdäpfel (helianthus
tuberosus); in beiden Indien die Bataten (convolvulus
batatas); im wärmern America die Yams-Wurzeln (dios-
corea alata, sativa etc.), Caßawi-Wurzel (jatropha
manihot) und dergl. m.; so mancherlei Hülsenfrüchte
und Gemüse.
Dann die sich nirgend mehr ursprünglich wild findenden,
eigentlichen Getreidearten; nebst dem Mais (zea mays);
Buchweizen oder Heidekorn (polygonum fagopyrum); Reis
(oryza sativa und montana), zumal für die Morgenländer;
so wie die Moorhirse (holcus sorghum, Engl. Barbadoes
millet) besonders für viele africanische Völkerschaften und für
die Schinesen etc.; das Teff (poa abyssinica) für die Habes-
sinier etc.
So auch die berühmten Lotus-Beeren (von rhamnus lo-
tus) der Lotophagen*).
Und einige andere besondere Pflanzentheile, die
von manchen Völkern als gewöhnliches Nahrungsmittel ver-
speißt werden, wie das Sagumark (von cycas circinalis etc.);
das Senegal-Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.
Hierzu die mancherlei Arten von Gewürzen. Auch der
Zucker; der eigentliche nämlich aus dem Zuckerrohr; außerdem
aber auch aus manchen andern Gewächsen, z.B. aus der Run-
kelrübe u.a.m. So in Nordamerica aus acer saccharinum
(der Maplezucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-Palme;
auf Island aus dem fucus saccharinus; in Kamtschatka aus
dem heracleum sibiricum u.s.w.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen, Oel,
Essig etc.
Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus dem Butter-
baume im Innern von Africa*).
Als Getränk erst die natürliche Pflanzenmilch in der
unreifen Cocosnuß, die mancherlei Biere, (unter andern
das Spruce-Bier aus der pinus canadensis etc.)
Dann die verschiedenen weinigen Getränke: der Rebensaft;
der Palmwein von der weiblichen Weinpalme (borassus fla-
bellifer) oder auch von der weiblichen Cocospalme. Andere
berauschende Getränke, Brantewein, Arak, Rum, Kirschwas-
ser etc. etc.
Die gegohrenen Getränke aus gekauten Wurzeln, wie z.
B. bei den Brasilianern etc. aus ihrem Caßawi-Brot; bei den
Insulanern der Südsee aus piper latifolium etc.
Und der Rauchtabak: und der auf gleiche Weise ge-
nossene Hanf etc.
Endlich unsere dreyerlei warmen Getränke. Und dann
in Süd-America der Paraguay-Thee (von einigen Gattungen
des Cassine Geschlechts), und bei den Mongolen der schinesi-
sche Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines noch
nicht genau bestimmten wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die wollichten
Fäden womit die Samenhaut in den Fruchtcapseln bewachsen ist)
von den verschiednen Gattungen gossypium und bombyx;
die zu Leinewand präparirten Saftgefäße des Flachses, Hanfs,
mehrerer Gattungen von Nesseln etc. Der treffliche neuseelän-
dische Seidenflachs vom phormium tenax; die südländischen
Zeuge vom Baste der Broussonetia papyrifera und des
Brotbaums etc.
Zur Feuerung außer dem vielerlei gemeinen Brenn-
holze in manchen Gegenden besondre Arten; wie z.B. auf
den Alpen rhododendron ferrugineum, auf den Heiden eri-
ca vulgaris etc.
Der Torf (großentheils von conferva rivularis, spha-
gnum palustre, carex caespitosa, myriophyllum spica-
tum etc.).
Zum Bau der Häuser und Schiffe das mancherlei Bau-
holz (in Ostindien auch bambos arundinacea).
Zum Dachdecken und vielfachen andern Gebrauch,
Schilf, Stroh, – bei den Südsee-Insulanern die Palmetto-
Blätter (von pandanus tectorius).
Vielerlei Gesträuche zu Befriedigungen, Hecken,
Lauben, Hütten etc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahlwürmer etc.,
der Seewier (zostera marina).
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für Künstler und
Handwerker alle das verschiedene Nutzholz*) für Tisch-
ler, Ebenisten, Wagner, Drechsler, Faßbinder etc. – So auch
die mancherlei Rohre**). Beides auch bei vielen Völkern zu
ihren Waffen (so z.B. das schöne Holz des Keulenbaumes,
casuarina equisetifolia, zu den kunstreichen Lanzen u.a.
Gewehren der Südsee-Insulaner).
Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von der crescen-
tia cujete) und mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.
Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß und dergl. zum
Korbflechten etc. – Kork etc.
Mancherlei vegetabilische Substanzen zur Färberei (wie
zu Einem Beispiel statt aller der Indig –), zum Gärben,
Waschen etc. andere zu Packpapier, Pappen, Papiertapeten
und dergl.
Gummi zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.
Wachs (von myrica cerifera etc.)
Talg (z.B. vom croton sebiferum).
[Seite 353]Oele, Firnisse etc. (der allerköstlichste Japanische Lack-
Firniß von demjenigen rhus vernix welcher bei Jassino gezo-
gen wird).
Auch die mehresten Schreibmaterialien sind aus dem Ge-
wächsreich genommen. Schreibrohr, Papierschilf (cyperus
papyrus), malabarische Oltjes von Palmblättern der Wein-
palme etc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und so wohlthäti-
gen Arzneikräuter hierher, deren Kenntniß die ganze Heil-
kunde der ältesten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens aus-
macht.
Schädlich sind dagegen hauptsächlich das Unkraut im
weitläufigsten Sinne (– also z.B. mit Einschluß der ver-
wüstenden Holzschwämme, merulius destruens und vastator
etc. so wie der mikroskopischen Schwämme uredo .segetum
etc. welche den Brand, und Krebs und Rost am Getreide ver-
ursachen u. dergl. m. –) und die giftigen Gewächse.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die man seit
Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht hat, sind neuerlich, zu-
mal von den so genannten künstlichen, das Linnéische Se-
xualsystem und das Jussieusche am allgemeinsten adop-
tirt und befolgt worden. Jenes ist bekanntlich den oben ange-
zeigten Befruchtungswerkzeugen, nach deren verschiedener An-
zahl und Verhältniß angepaßt. – Das Jussieusche hinge-
gen gründet sich zuförderst auf den Mangel oder Daseyn und
Beschaffenheit der Samenlappen, dann auf die respective Stel-
lung der Staubfäden, und auf den Mangel oder Daseyn und
Form der Blumenkrone.
Mineralien sind die unorganischen Naturkörper (§.
2. 4.), die nämlich nach den bloß physischen und chemischen Ge-
setzen, auf und in der Erde gebildet werden.
Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen Mineralien, wie
Quecksilber und Erdöl, sind die übrigen fest; aber doch sämmt-
lich erst im flüssigen Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die jetzige feste
Felsenrinde unseres Planeten, so tief wir sie kennen (und das
ist freilich noch nicht 1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), an-
fangs selbst flüssig gewesen seyn muß*).
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es, daß jenes Pri-
mordialfluidum auch als Universalsolution die Stoffe der nach-
her daraus niedergeschlagenen Mineralien in sich aufgelöst ent-
halten hat.
Durch die successiven Niederschläge und andere che-
mische Processe, die dann allgemach in jenem Fluidum erfolgt
sind, haben folglich die verschiednen Arten von Gebirgs- und
Erdlagen ihre Entstehung erhalten, die sich im Ganzen aus
chronologischer Rücksicht unter zwey Hauptabthei-
lungen bringen lassen: nämlich
A) die primitiven, so vor der organisirten Schöpfung
gebildet worden: und
B) die secundären, so erst seit der Zeit, da Thiere und
Pflanzen existirt, entstanden sind.
Jede von beiden zerfällt wieder in zwey Classen:
Der erste große und allgemeine Niederschlag, von welchem
wir die unverkennbarsten Spuren finden, gab wohl dem echten
Granit seine Entstehung; als welcher nun die selbstständige,
uranfängliche, feste Rinde unsers Planeten auszumachen, und
den später gebildeten Gebirgen und Erdschichten gleichsam zur
Unterlage zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und
[Seite 357] wieder, zumal in den größten und höchsten Gebirgsketten zu
Tage hervorragt.
Deßhalb werden denn die Granitgebirge auch in der Geo-
logie Urgebirge oder Grundgebirge genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag abgesetzten Ar-
ten von Gebirgslagen, mußten, so wie das Mischungsverhält-
niß im Primordialfluidum (§. 224.) durch die jedesmaligen
Präcipitationen verändert ward, sowohl von dem Granit der
Urgebirge, als unter einander selbst, verschieden ausfallen.
Diese Gebirgsarten der zweyten Classe sind größtentheils von
schiefrigem Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmerschiefer,
Thonschiefer etc.), und in mächtigen Lagen stratificirt; wel-
che Lagen sich überdem mehrentheils durch eine sehr abhängen-
de, gestürzte Richtung auszeichnen.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam angelehnten Lagen,
zeigen sich auch häufig ehemalige Risse und Spalten, die allge-
mach mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung (das sich
nach der Hand darin absetzt) wiederum mehr oder weniger aus-
gefüllt worden*). Und in eben diesen spätern Ausfüllungen
oder sogenannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins) hat
sich auch das allermehrste Erz erzeugt, daher sie den wichtigsten
Hauptgegenstand des praktischen Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der zweyten Classe
selbst den Namen, Gang-Gebirge (Fr. montagnes à
filons), weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber doch
die mehresten und ergiebigsten Erzgänge finden.
Durch diese beiden Classen von primitiven Gebirgen
ist, wie gesagt, die fest Rinde unsers Planeten gegründet wor-
den, ehe er durch Vegetation belebt und mit thierischer Schö-
pfung beseelt worden. Denn in keiner von beiden findet sich
irgend eine Spur von versteinten, vormals organischen Körpern.
Anders verhält es sich hingegen mit den beiden übrigen
Classen der secundären Gebirge und Erdlager.
Die Flözgebirge (Fr. montagnes à couches) näm-
lich sind zwar mehrentheils auch stratificirt, aber meist in
flächeren Lagen, als die Ganggebirge, und von mehr abwech-
selnder Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch machen sie
[Seite 358] insgemein*) nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorge-
birge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie
großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleich-
sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind so genann-
te Incognita, zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisir-
ten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z.B. die Be-
lemniten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen von Am-
moniten u.s.w. Diese Incognita sind aber, wie alle Ana-
logie lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter
Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die
Coralliolithen wie in einem Corallenriff etc.), so daß man aus
allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst
der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame
plötzliche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.
Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannigfaltig ab-
wechselnden Lagen werden von den deutschen Bergleuten Flöze
genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Namen erhalten.
Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen,
die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, –
durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zu-
sammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unter-
scheidet man nun viertens auch die so genannten aufge-
schwemmten Erdlager (Fr. montagnes et terreins de
transport, couches meubles), die sich hin und wieder, zu-
mal im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und
weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z.B. die
so genannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager von
Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff etc., welche letztere
gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut
erhaltene Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen Or-
ten in unübersehlicher Menge**) enthalten.
Außer diesen vier Hauptclassen von Gebirgen und Erdla-
gern, die sämmtlich durch Niederschlag aus dem Wasser, oder
wie man zu sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden
sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und wieder theils
ganze Berge, theils flache Lager, die, seit sie auf jene Weise
entstanden waren, nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers,
oder, wie man es zu nennen pflegt, auf dem trockenen We-
ge, große Veränderung erlitten, gleichsam ungewandelt wor-
den, und dadurch ihren jetzigen Habitus erhalten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch Erdbrände
verschlacktes Land, und die ihm eigenen Mineralien (zum
Unterschied von denen der wirklich feuerspeienden Berge) pseu-
do-vulcanische Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen von Geburts-
und Lager-Stätten*) der Mineralien im Ganzen von einan-
der zu unterscheiden sind; so begreift sich doch aus dem, was
über ihrer Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie an
den Gränzen, wo die einen an die andern stoßen, zuweilen durch
unmerkliche Uebergänge gleichsam zusammen fließen müssen**).
Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem genetischen Character
von der Entstehungsweise der unorganischen Körpern oder Fossi-
lien, im Gegensatz der durch Zeugung fortgepflanzten organisir-
ten, von selbst, daß, wenn man etwa die einfachsten Fossilien
ausnimmt (wie z.B. Diamant, Schwefel, gediegene Metalle
etc.) bei den übrigen keine so scharf bestimmbare Charakteristik der
Gattungen (species)*) als bei den organisirten Körpern; mit-
hin aber weit mehr Willkürliches in der Vertheilung derselben
unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar unter ihre Classen
Statt hat, so daß z.B. Chlorit, Röthel etc. von manchen Mi-
neralogen unter die Erze, von andern unter die Steinarten ge-
bracht werden können.
Denn da erstens sowohl das ursprüngliche Mi-
schungsverhältniß der Bestandtheile, als auch die Ver-
bindungsart etc. vieler einander übrigens sehr ähnlichen Minera-
lien in den mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so entstehen
schon dadurch eben so mannigfaltige und theils durch fast un-
merkliche Nüancen gleichsam zusammenfließende Uebergänge, in
deren Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug sich aus-
zeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern, zumal in einzelnen
Exemplaren, bei weitem keine so bestimmten Grenzen als bei den
organisirten Körpern sich ziehen lassen. Besonders ist dieß der
Fall bei den vererzten Metallen, doch auch bei sehr vielen Stein-
arten gemischten Gehalts.
Zweytens aber werden diese Uebergänge auch durch die
Decomposition und Auflösung vieler schon gebildeten Mi-
neralien vervielfältigt, da manche Steinarten durch den Verlust
ihres so genannten Krystallisationswassers, manche Erze durch
die Einwirkung von Säuren etc. allmählich verwittern, und so
z.B. Feldspath in Porcellanerde, Kupferkies in Kupferschwärze
gleichsam umgewandelt werden.
Um so einleuchtender wird daher das dringende Bedürf-
niß, zur gründlichen Kenntniß der Mineralien die genaue Be-
stimmung ihrer äußeren Kennzeichen, mit der Untersuchung ih-
rer [ohnehin mit diesen Kennzeichen in sehr constantem Bezug
stehenden*)] Bestandtheile durch die chemische Analyse zu verbin-
den**).
Unter den äußeren Kennzeichen***) sind für die
mineralogische Diagnostik die allerwichtigsten und sichersten: das
specifische Gewicht†), die Härte, und zumal, wo sie Statt
hat, die Krystallisation††), d.h. eine bestimmte Form aus
einer bestimmten Anzahl und eben so bestimmten Verbindungs-
[Seite 362] art von Faßetten*), und der so genannte Durchgang der Blät-
ter (oder die Richtung der natürlichen Trennungsflächen), der
sich bei vielen Arten von Krystallisationen nach dem Verhältniß
der Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt (Forme pri-
mitive) oder so genannten Kerne richtet**). Minder allgemein
constant und zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der Durch-
sichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs, der Strich den man-
che Mineralien geben, wenn sie gekratzt werden, u. dergl. m.
Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien ihre physi-
kalischen Kennzeichen***), die nämlich erst einen physikali-
schen Versuch voraussetzen, wie z.B. nächst der Schmelzbarkeit
im Feuer und Auflösbarkeit im Wasser, die Phosphorescenz,
Electricität, das Verhalten zum Magnet etc., und bei den durch-
sichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen, oder aber das
Bild der dadurch angesehenen Gegenstände verkoppeln. – Und
mitunter sind auch für den ersten Anlauf die so genannten em-
pirischen Kennzeichen brauchbar, die von beigemengten be-
kannten Mineralien, oder von dem Fundorte abstrahirt wer-
den†).
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestandtheile aber††)
dient theils das weitere Verhalten derselben im Feuer, das auf
dem so genannten trockenen Wege, besonders mittelst des
[Seite 363] Löthrohrs*), erkannt wird; vorzüglich aber die Zerlegung der-
selben auf dem nassen Wege mittelst der Reagentien etc.**).
Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Chemikern ange-
stellten Analysen eines und eben desselben Minerals zuweilen so
sehr von einander abweichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie
viel Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftere Wiederholung
der Versuche dazu gehört, um dabei gegen Selbsttäuschung und
Irrthum gesichert zu seyn.
Nur das muß man selbst bei den unübertrefflich genauesten
Analysen nie vergessen, daß sie durchaus nichts weiter zeigen kön-
nen und sollen, als Art und Menge (Qualität und Quantität) der
Stoffe, worin sie sich zerlegen lassen. – Aber nichts von dem,
was doch gerade den wahren eigenthümlichen Charakter so vieler
Fossilien ausmacht, nämlich die bewundernswürdige Zusammense-
tzung und specifische Verbindungsart jener Stoffe, wodurch
z.B. die Thonerde zum Saphir, und in Verbindung mit ein
Paar andern eben so gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird!
oder wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung mit Thon-
erde den Bildstein und hingegen in Verbindung mit Talke de den
demselben übrigens so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt
u. dergl. m. – s. Lichtenberg's vermischte Schriften. Vter B.
S. 161. u. f. de Lúc in Voigt's Magazin IX. B., 1. St.
S. 74. u. f. und Klaproth im I. B. seiner Beiträge S. 89.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien nach der alten
(– zuerst von Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen; deren Unterschiede und Eigen-
schaften zu Anfange der folgenden vier Abschnitte näher bestimmt
werden.
I. Steine und erdige Mineralien.
III. Eigentlich so genannte brennliche Mine-
ralien.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch weil unent-
behrlicher ist, als bei der Zoologie und Botanik (wo doch getreue
Abbildungen noch aushelfen können und in hundert Fällen schlech-
terdings aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln für die
mehresten Anfänger eine schwierige Sache seyn muß; so ist es
für diese eine große Erleichterung, daß man bei der Mine-
ralien-Niederlage zu Freyberg, und beim Mineraliencom-
toir zu Heidelberg, so wie hier in Göttingen beim Minera-
lienhändler Geisler und beim Universitäts-Mechanikus Apel,
kleine Mineralien-Sammlungen, zu verschiedenen sehr billig be-
stimmten Preisen, zu Kauf haben kann.
Steine und erdige Mineralien heißen diejenigen
trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für sich*),
nicht wie die Salze im Wasser oder wie die eigentlich so ge-
nannten Erdharze im Oel auflösen lassen; noch auch wie
diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich
wie Metalle hämmern und breitschlagen lassen**). Ueberhaupt
sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn sie aber
schmelzen, so sind sie dabei durchsichtig. Ihre specifische Schwe-
re übersteigt die des Wassers höchstens vier bis fünf Mal.
Gegenwärtig kennt man neun primitive oder Grund-Er-
den, wornach die sämmtlichen Mineralien dieser Classe unter
folgende, davon benannte Geschlechter geordnet worden:
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon dieses Ge-
schlecht den Namen hat, ist für sich im Feuer nicht schmelzbar,
und bleibt auch an der Luft und im Wasser unveränderlich: auch
wird sie von keiner andern als der Spathsäure angegriffen:
schmilzt aber mit beiderlei feuerfestem Laugensalz (der Natron
und Kali) zu Glas, daher sie auch glasartige oder vi-
trescible Erde genannt wird.
Der krystallisirte, eigentlich als doppelt sechsseitige Pyra-
mide, mit längerer oder kürzerer Zwischensäule, deren Flä-
chen meist in die Quere feingestreift sind. (– tab. II. fig.
19. –). Er ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht,
wenn man zwey Stücke im Finstern an einander reibt.
Er begreift zwey Hauptarten; nämlich 1) den edlen und
2) den gemeinen Quarz.
1) Edler Quarz, Bergkrystall. (Fr. crystal de
roche).
Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glasglanz; flach-
muscheligem Bruche; die Krystallen meist mit dem einen En-
de im Mutter-Quarz festgewachsen; und dann theils in cent-
nerschweren Krystallen (so zumal in der Schweiz und auf Ma-
dagascar); oft aber auch lose, und rein auskrystallisirt, d.h.
mit den beiderseitigen Endspitzen; darunter besonders die klei-
nen, aber ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel-
säule zu merken (z.B. die ungarschen aus der marmaroscher
[Seite 368] Gespanschaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils von
vorzüglicher Härte und Klarheit (so z.B. die ceilanischen
Keys oder Kiesel.) – Sein specifisches Gewicht = 2653.
Gehalt (nach Buchholz) = 99,37 Kieselerde, 0,63 Alaun-
erde, nebst einer Spur Eisenoxyd. – Nicht selten hält er
fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B. Chlorit-Erde, As-
best, Strahlstein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titan-
schörl etc.: zuweilen Wassertropfen. Selten findet er sich mit
sechskantigen geraden hohlen Röhrchen durchzogen (so na-
mentlich am St. Gotthard).
Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des edlen Quarzes
gehören vorzüglich:
a. Citrin. (Engl. Topazine Quartz).
Meist von weingelbes Farbe, selten krystallisirt. Von der
Art sind die vorgeblichen pfundschweren Topase.
b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der schwärzeste wird
auch Morio genannt.
Meist violet in mancherlei Abstufungen; zuweilen von
stänglig zusammengehäuften Gefüge, theils mit festungsför-
migen Ablosungen. Gehalt (nach Rose d. Vater) = 97,50
Kieselerde, 0,25 Alaunerde, 0,75 Eisen- und Manganoxyd.
Die schönstfarbigen in Ostindien und Persien.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst verbreiteten
Fossilien. Meist milchweiß: aber auch in mancherlei andern
Farben; mehr oder weniger durchscheinend. Meist von Glas-
glanz, theils aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils
aber krystallisirt; zuweilen als Afterkrystall [S. 362. not.*)];
hin und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie gehackt,
zellig etc. Der Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige,
Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch dicht eingemengte fei-
ne Glimmerblättchen oder durch eine eigene Art von schuppi-
gem Gefüge ein besonderes schimmerndes Ansehen; so vor-
züglich der zimmtbraune spanische Avanturinquarz vom Cabo
de Gates (das natürliche Avanturino wie es nach der
Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der bekannten Glas-
composition – genannt wird).
Ein Paar besonders merkwürdige Abarten sind
Hat den Namen von seiner blaßrothen Farbe und diese
vom Braunstein. Bricht meist ungeformt, und theils mit
[Seite 369] schaligen Ablosungen; besonders in Baiern und am Altai,
in starken Lagern.
Hat den Namen von seiner lauchgrünen Farbe. Meist un-
geformt. Gehalt (nach Buchholz) = 98,5 Kieselerde,
0,5 Alaunerde, 1 Eisenoxyd mit etwas Manganoxyd. Bricht
besonders bei Breitenbrunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff. (Engl.
stalagmitical quartz). Tofus siliceus thermalis.
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die erhöhte Tem-
peratur und vermuthlich auch durch die Verbindung mit Na-
tron aufgelöst [§. 242. not.*)] und dann als Sinter absetzt.
Er ist weiß, theils ins Milchblaue, theils ins Wachsgelbe etc.
Wenig durchscheinend. Wie der Kalksinter von mancherlei
besonderer Gestalt und Bruch; theils wie über einander ge-
tropft oder geflossen; traubig etc. Meist von lockerem Gefü-
ge, theils blätterig etc. Gewicht = 1917. Gehalt eines is-
ländischen (nach Klaproth) = 98 Kieselerde. 1,50 Alaun-
erde, 0,50 Eisenoxyd. In vorzüglicher Menge und Man-
nigfaltigkeit an den heißen Quellen in Island und Kamt-
schatka, und der Perlsinter oder Fiorit zu St. Fiora
im Florentinischen*).
3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, müllerisches
Glas.
Weißlich, in mancherlei Abstufungen: mehr oder weni-
ger durchscheinend; glasglänzend; theils wie getropft oder
geflossen, kleintraubig etc. An Farbe und Form zuweilen ei-
nem Baumharz oder Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug
auf Tuffwacke. Gehalt (nach Buchholz) = 92 Kieselerde,
6,33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fundort zumal
bei Frankfurt am Mayn.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols, Heliotrops, Chry-
sopras's und des Achats. Denn die ersten beiden differiren
fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und Achat
ist nur aus mehreren von diesen und einigen andern Stein-
arten zusammengemengt oder gemischt.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue; aber auch
ins Honiggelbe und Rothe des Carneols, ins Rauchbraune
des Onyx etc. Oft auch streifig, wolkicht etc. In manchen
Gegenden häufig mit dendritischen*) Zeichnungen (Moos-
achat, Dendrachat, Mochhastein). Ueberhaupt mehr
oder weniger durchscheinend; von Fettglanz; meist ebenem
Bruch; oft von mancherlei besonderer Gestalt, zumal stalac-
titisch, oder in ursprünglicher Nierenform, in Mandeln, Ku-
geln etc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten mit einge-
schlossenen Höhlungen, und in diesen zuweilen Wassertropfen
(Fr. Hydrocalcedoine); anderwärts auch theils wie ge-
hackt, zellig etc. auch mit fremden Krystallisations-Eindrü-
cken, theils auch in eigenthümlicher, meist cubischer Krystal-
lisation. Gewicht = 2615. Auch viele Chalcedone phos-
phoresciren, wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt
eines Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16
Alaunerde. Uebergang in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht
häufig im Trapp.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit scharf ab-
wechselnden Schichten von milchblauen gemeinen Chalcedon
(arabischer oder so genannter blinder Sardonyx; ital. Nic-
colo).. Hauptgebrauch bei den alten Römern zu Siegel-
steinen.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe oder Horn-
braune, anderseits ins dunkelste Granatroth. Von letzterer
Art vor allen die köstliche antike Carniola nobile (Fr. cor-
nuline de la vieille roche), die mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber bluthroth, wie
ein böhmischer Granat oder Pyrop und fast eben so durchsich-
tig, ihr Fundort aber jetzt unbekannt ist, und worin die bei
weiten größten Meisterwerke der alten griechischen und etrus-
kischen Siegelsteinen oder Intaglios gegraben sind.
Der indische Sardonyx, woraus hingegen die köstlich-
sten antiken Cameen gearbeitet worden, ist meist hornbrau-
ner Carneol mit Chalcedonschichten.
Gehalt des Carneols (nach Bindheim) =94 Kieseler-
de, 3,50 Alaunerde, 0,75 Eisenoxyd.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Puncten ; wenig-
stens an den Kanten durchscheinend; Fettglanz; muscheliger
Bruch; ungeformt. Gewicht = 2633. Gehalt (nach Bran-
de) = 96,25 Kieselerde, 0,83 Alaunerde, 1,25 Eisenoxyd,
1,05 Wasser. Fundort vorzüglich in Aegypten. Häufig unter
den antiken Intaglios.
Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das Plasma,
oder der Smaragd-praser. (Fr. prime d'Emerau-
de. Ital. plasma di smeraldo gemmario). – Licht
lauchgrün, meist mit weißen oder geldlichen kleinen Flecken;
durchscheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch vermuthlich
Aegypten; häufig von den alten Römischen Künstlern zu Pet-
schirsteinen etc. verarbeitet*). Von der Art sind auch viele
antike so genannte Smaragde.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend; hat seine
schöne aber im Feuer sehr vergängliche Farbe vom Nickel-
kalk; ist durchscheinend; ungeformt. Gehalt (nach Klap-
roth) = 96, 16 Kieselerde, 1 Nickeloxyd. Fundort vor-
züglich bei Kosemitz in Schlesien.
Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von mehreren der
vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von Quarz
(zumal Amethyst), Jaspis etc. in endloser Mannigfaltigkeit der
Zusammensetzung, Farben und Zeichnung. Daher die man-
cherlei Benennungen, von Achatonyx, Jaspachat,
Bandachat, Kreisachat, Punctachat, Festungs-
achat etc. – Trümmerachat, der Bruchstücke von je-
nen Steinarten enthält, die durch Quarzcäment zusammen
verbunden sind. Regenbogenachat, mit buntem Far-
benspiel bei durchfallendem Lichte. Ueberhaupt häufig in Ku-
[Seite 372] gelform; oft hohl. In größter Menge und Mannigfaltigkeit
in Deutschland, zumal in der Pfalz.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten verschieden:
alle sind mehr oder weniger durchscheinend; haben meist Fett-
glanz, theils stärker, theils matter: ihr Bruch ist musche-
lig; sie finden sich bloß derb; und sind meist nur halbhart.
– Die beiden Hauptarten sind; 1) der eigentliche
Opal, und 2) der Halbopal.
mit folgenden Abarten: nämlich
Bei durchfallendem Lichte mehrentheils gelb; bei auffallen-
dem milchblau, mit einem eigenen feurigen Spiel von Re-
genbogenfarben: Gewicht = 2114. Gehalt (nach Klap-
roth) = 90 Kieselerde, 10 Wasser. Fundort zumal Ober-
Ungarn. Und des von seiner glühenden Farbe so genannten
Feueropals besonders Mexico. Gehalt desselben (auch nach
Klaproth) = 92 Kieselerde, 0,25 Eisenoxyd, 7,75
Wasser.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Farbenspiel. Eine
rahmgelbe Abart hat den mongolischen Namen Kascholong
(d.h. schöner Stein). Gehalt eines Kosemitzer (nach Klap-
roth) = 98,75 Kieselerde, 1 Alaunerde, 1 Eisenoxyd.
Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern etc. Ueber-
gang in Chalcedon, Chysopras etc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi, lapis
mutabilis.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus der vori-
gen Abart entstanden; daher gleicher Fundort, und ähnlicher
Gehalt; weicher als diese; klebt an der Zunge; saugt Was-
ser ein; wird dabei durchsichtig; theils mit Regenbogenfar-
ben*). Gehalt des Hubertsburger (nach Klaproth) =
93,12 Kieselerde, 1,62 Alaunerde, 5,25 Wasser.
a. Pechopal, Telkobanjerstein.
[Seite 373]Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber auch theils
braunroth, olivengrün etc.; mehr oder weniger durchschei-
nend; theils Glasglanz, theils Fettglanz; muscheliger Bruch.
Uebergang in gelben Chalcedon, Pechstein und in Feuerstein.
Vorzüglich in großer Mannigfaltigkeit bei Telkobanja in Ober-
Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klaproth) = 93,50
Kieselerde, 1 Eisenoxyd, 5 Wasser.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz; gelblich,
braunlich etc. Der Längenbruch theils noch faserig; und zu-
weilen mit schaligen Ablosungen der Holz-Jahre. Gehalt
(nach Brande) = 93 Kieselerde, 0,12 Alaunerde, 0,37
Eisenoxyd, 6,12 Wasser. Fundort zumal in Ungarn bei
Schemnitz.
6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz-agathe, cha-
toyant.(Oeil de chat).
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauchgraue; mit
einem eigenen Widerschein, daher der Name; wenig durch-
scheinend; Fettglanz; meist als Gerölle auf Ceilon und Ma-
labar, von wannen er meist schon in so genannte Talgtropfen
(en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen geschlif-
fen kommt; aber auch am Harz, bei der Treseburg. Ge-
wicht = 2657. Gehalt (nach Klaproth) = 95 Kieseler-
de, 1,75 Alaunerde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd.
7. Pechstein. Petrosilex résinite.
In mancherlei Farben; doch meist ins Braune; meist we-
nig durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch; meist derb;
theils in Nieren; halbhart. Gewicht = 2314. Gehalt des
von Meißen (nach Klaproth) = 73 Kieselerde, 14,50
Alaunerde, 1 Kalkerde, 1 Eisenoxyd, 0,10 Manganoxyd,
1,75 Natron, 8,50 Wasser. Uebergang in Wachsopal; theils
mit eingemengten Feldspath- und Quarz-Körnern (Pech-
stein-Porphyr).
8. Menilit, Knollenstein, Leberopal. vulgo blau-
er Pechstein.
Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnesten Kanten
durchscheinend; der Bruch aus dem Flachmuscheligen ins
Grobsplittrige; ritzt in Glas. Gehalt (nach Klaproth)
= 85,50 Kieselerde, 1 Alaunerde, 0,50 Kalkerde, 0,50
Eisenoxyd, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff. In Nieren
[Seite 374] und knolligen Stücken, im Polir-Schiefer zu Menil- Mon-
tant bei Paris.
9. Polirschiefer, Saugkiesel, Klebschiefer.
Meist gelblichweiß, theils ins Bräunliche, oft gestreift;
wenig abfärbend; von schiefrigem Bruch; feinerdig; mager
anzufühlen; hängt nicht an der Zunge; sehr weich; leicht.
Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Alaun-
erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50 Eisenkalk, 19
Wasser. Fundort zumal bei Menil-Montant.
Meist schwarzgrau; erdig; mager; weich. Gehalt (nach
Haase) = 90 Kieselerde, 7 Alaunerde, 3 Eisenoxyd.
Fundort unter andern bei Ronneburg im Altenburgischen.
11. Schwimmstein. Quarz nectique.
Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger Bruch; sehr
weich; milde. Gewicht = 0,800. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 98 Kieselerde, 2 kohlensaure Kalkerde. Fundort bei
Paris, meist in kuglichten Stücken oder Knollen.
12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce. Engl. pu-
mice stone).
Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwammicht; meist
krummfaseriges Gefüge; spröde; scharfes Korn; sehr leicht.
Gehalt des liparischen (nach Klaproth) = 77,05 Kiesel-
erde, 17,50 Alaunerde, 1,75 Eisenoxyd. Fundort zumal
in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bei Lipari, Santo-
rini, Veracrux in Mexico etc.
13. Porcellan-Jaspis. Thermantide porcellanite.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch theils stroh-
gelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglänzend; muscheliger Bruch.
Ein pseudovulcanisches Product, vermuthlich aus Schiefer-
thon entstanden. Fundort unter andern bei Stracke in Böh-
men. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,75 Kieselerde,
27,26 Alaunerde, 2 Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 3,66 Kali.
14. Obsidian, Opsian, isländischer Achat, To-
ckayer Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse
obsidienne. (Span. Pietra del gallinazzo).
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze; mehr oder
weniger, theils aber nur an den dünnsten Kanten (und zwar
bei den Antiken von der Sarbo-Bucht an der Westküste des
rothen Meeres*), aus dem Schwarzgrauen ins Lauchgrüne)
durchscheinend; glasglänzend; muscheliger Bruch; ungeformt;
Gehalt (nach Vauquelin) = 78 Kieselerde, 10 Alaun-
erde, 2 Eisenoxyd, 6 Kali, 1 Kalkerde, 1,16 Manganoxyd.
Hält theils Quarz- und Feldspath-Körner eingemengt (Ob-
sidian-Porphyr). Fundort zumal bei Vulcanen, z.B.
auf Island, Insel Ascension, Oster-Insel etc.
15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhomachus. (Fr.
pierre à feu, pierre à fusil. Engl. flint).
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc. wenig durch-
scheinend; muscheliger, scharfkantiger Bruch; meist in dich-
ten Knollen, theils in hohlen Kugeln (zu letztern gehören die
so genannten Melonen vom Berge Carmel); härter
als Quarz. Gibt, wenn er geschlagen wird, einen eigenen
Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klaproth) =
98 Kieselerde, 0,50 Kalkerde, 0,29 Alaunerde, 0,25 Ei-
senoxyd. Uebergang in Hornstein, Halbopal etc.**). Häufig
in Kreide-Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zumal von
See-Igeln und zarten Corallen (Cellularien etc.). Als Ge-
rölle im Puddingstein von Hertfordshire. Ein Hauptgebrauch
zu Flintensteinen†).
16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex corneus. (Fr.
pierre de corne. Engl. chert).
Meist grau, in allerhand andere meist auch unansehnliche
Farben übergehend. Am Altai milchweiß mit saubern dendriti-
schen Zeichnungen (so genannter weißer Jaspis). Höchstens
nur an den Kauten durchscheinend. Meist splitteriger Bruch;
ungeformt; doch theils in Afterkrystallen [S. 362. not. *)]
nach Kalkspath gemodelt; minder hart als Quarz. Gewicht
[Seite 376] = 2708. Gehalt (nach Klaproth) = 90,95 Kieselerde,
0,7 Alaunerde, 0,5 Eisenoxyd, 0,5 Wasser. Uebergang in
Feuerstein, Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grundmasse
mancher Porphyre aus.
Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braun-
rother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bei Schemnitz eine
Hauptgangart ausmacht.
Holzstein oder Kieselholz ist eine Art von Hornstein
petrificirtes Holz; von mancherlei Farben; unter andern zu-
weilen coschenillroth, selten apfelgrün. Fundort zumal im
aufgeschwemmten Lande; theils aber auch in Flözgebirgen
(im rothen todten liegenden).
17. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern doch meist
matten Farben; nur an den Kanten durchscheinend; matter
schimmernder Fettglanz; meist grobsplitteriger, theils schup-
piger Bruch; schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit
Quarzadern durchzogen. Uebergang in Thonschiefer.
Der Basanit, eine jaspisähnliche Abart des Kieselschie-
fers, die Werner lydischen Stein nannte, ist zumal
schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit mehr ebnem Bruch,
und findet sich häufig als Gerölle.
18. Eisenkiesel. Quarz hématoïde.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz; meist unge-
formt; zuweilen in kleinen Krystallen von sechsseitigen Säu-
len sowohl mit sechs- als dreyseitigen Endspitzen hart. Ge-
halt eines rothen (nach Bucholz) =76,8 Kieselerde, 0,25
Alaunerde, 21,66 Eisenoxyd, 1 flüchtige Theile. Fundort
zumal in Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die Beinamen
Bandjaspis etc. undurchsichtig; matter muscheliger Bruch;
meist ungeformt: selten in ursprünglicher Nierenform; sehr
hart. Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75
Kieselerde, 20 Alaunerde, 5 Eisenoxyd. Uebergang in Horn-
stein, Eisenkiesel etc.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der Aegyptische Ja-
spis, Aegypten-Kiesel, silex Niloticus. (Fr. Cail-
lou d'Egypte). – Braun in allerhand Abstufungen; theils
streifig oder geadert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in
ursprünglicher Kieselform; trefflich polirbar. Gewicht
= 2564. Fundort zumal in Ober-Aegypten.
Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb, theils kry-
stallisirt, und das in breiten sechsseitigen Säulen, die Enden
mit zwey oder vier Flächen zugeschärft oder auch zugespitzt.
Die Krystalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend; Län-
genbruch blätterig; Querbruch muschelig. Gewicht = 3640.
Gehalt (nach Vauquelin) = 37 Kieselerde, 21 Alaun-
erde, 15 Kalkerde, 24 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd. Fund-
ort in den Eisengruben zu Arendal in Norwegen.
Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so genann-
te grüne Schörl von Dauphiné; daher auch Werner
beide Fossilien unter dem gemeinschaftlichen Namen des Pi-
stacits vereinigte.
21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; kleinmuscheli-
ger Bruch; sowohl ungeformt als auch in flachen Rauten
krystallisirt. Gewicht = 3166. Gehalt (nach Klaproth)
= 50,5 Kieselerde, 17 Alaunerde, 17 Kalkerde, 9,5 Ei-
senoxyd, 5,25 Manganoxyd, 0,25 Kali, (und nach Vogel
und Wiegmann auch Boraxsäure). Fundort zumal Dau-
phiné und Thum im Erzgebirge.
22. Kreuzstein, Kreuzkrystall. Harmotome.
Meist milchweiß, und nur durchscheinend; selten wasser-
hell; der Längenbruch blätterig, der Querbruch muschelig;
immer krystallisirt*), und zwar ursprünglich als schmale,
dicke, rechtwinkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den
Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast immer als Zwil-
lingskrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander der Län-
ge nach gleichsam durchschneiden (– tab. II. fig. 15. –)
und sie dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel-
len. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth) = 49
Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Alaunerde, 15 Wasser. Fund-
ort zumal Andreasberg am Harz.
23. Ichthyophthalmit, Fischaugenstein. Apophyl-
lite.
Meist graulichweiß; durchscheinend, theils durchsichtig;
blätteriger Bruch, von dreyfachem rechtwinkligen Durch-
[Seite 378] gang; ritzt schwach ins Glas. Gewicht = 2467. Gehalt
(nach Stromeyer) = 51,8 Kieselerde, 25,1 Kalkerde,
5,1 Kali, 16 Wasser. Fundort besonders zu Uton in Ros-
lagen in Schweden, und im Faßathal in Tyrol.
Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perlmut-
terglanz; theils ungeformt, theils in kurzen vierseitigen
Säulen stänglich zusammengehäuft. Gewicht = 2942. Ge-
halt (nach Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Alaun-
erde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenoxyd, 1,83 Wasser. Fund-
ort zumal am Cap und in Dauphiné; auch an mehrerern Or-
ten am Harz; z.B. krystallisirt bei Goslar.
Hat den Namen (Brausestein) von seiner Haupteigenschaft,
daß er sich auf der Kohle vor dem Löthrohre zweigartig auf-
bläht, ohne zu einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancher-
lei Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische
mehr oder weniger durchscheinend; meist perlmutterglänzend,
so zumal der Stilbit; (der verwitterte hingegen undurch-
sichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist divergirend
strahlicht; theils blätterig; häufig ungeformt; oft nierenför-
mig; oft krystallisirt, und dieß meist in sechsseitigen Tafeln
oder Säulen, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubi-
cit, Analcime) und rhomboidal (Chabasie) etc. theils na-
delförmig (so der seltene wasserhelle Isländische Glaszeo-
lith oder Nadelstein), theils faserig (Faser- und
Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht = 2134. Ge-
halt eines Färöer (nach Smithson) = 49 Kieselerde, 27
Alaunerde, 17 Natron, 9 Wasser. Fundort unter andern
zumal auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst auch
in manchen Basalt etc.
Zum Faserzeolith gehört auch der Natrolith; isabell-
und orangegelb; nierenförmig und mamellonnirt, von diver-
girend strahligem Gefüge. Auf dem Porphyrschiefer von Ho-
hentwyl im Württembergischen.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder weniger durch-
scheinend; selten wasserhell und durchsichtig; glasglänzend;
in runden und stumpfeckigen Körnern; meist ungefähr von
Erbsengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse und
darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach Klaproth) =
81 Kieselerde, 9,50 Alaunerde, 0,33 Kalkerde, 0,60 Eisen-
oxyd, 2,70 Kali, 4,50 Natron, 0,50 Wasser (folglich hie-
[Seite 379] rin dem Obsidian sehr ähnlich). Fundort zumal beim Ausfluß
der Marekanka ins ochotskische Meer; liegen als Kerne in ei-
ner blätterigen Rinde von Perlstein; beides Kern und Rinde
blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.
27. Perlstein. Lave vitreuse perlée.
Meist aschgrau, theils ziegelroth, beides in mancherlei
Schattirungen; wenig durchscheinend; theils von Seiden-
theils von Perlmutterglanze; besteht theils aus körnigen ab-
gesonderten, theils aus krummschaligen blätterigen bröckligen
und zerreiblichen Stücken, welche letztere die eben gedachte
Rinde der Marekanitkörner bilden. Gehalt (nach Klap-
roth) = 76 Kieselerde, 12 Alaunerde, 4,50 Kali, 1,60
Eisenoxyd, 4,50 Wasser.
28. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli. Sapphirus der
Alten. (Fr. pierre d'azur).
Hat den Namen aus dem Persischen von seiner vortreffli-
chen blauen Farbe; ist undurchsichtig; von mattem fast erdi-
gen Bruch; oft mit eingesprengten Schwefelkies-Puncten;
ungeformt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klaproth)
= 46 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 28 kohlensaure Kalk-
erde, 6,50 schwefelsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenoxyd, 2
Wasser. Fundort unter andern in ausnehmender Schönheit
und großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu mancherlei Kunst-
arbeiten und namentlich zur Ultramarin-Farbe.
29). Haüyn. Latialite*).
Aus dem Lasurblauen bis ins Spangrüne; mehr oder min-
der durchscheinend; glasglänzend; hart; meist in Körnern.
Gewicht = 3333. Gehalt (nach Leop. Gmelin) =
35,48 Kieselerde, 18,87 Alaunerde, 12 Kalkerde, 12,39
Schwefelsäure, 15,45 Kali, 1,16 Eisenoxyd, 1,20 Wasser.
Fundort zumal bei Albano mit Glimmer.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colophoniumbraunen
ins Schwarze; wenig durchscheinend; stark glänzend; blät-
teriger Längenbruch; muscheliger Querbruch; theils derb;
theils aber krystallisirt in flachen, kurzen sechsseitigen Säu-
len mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vauquelin)
= 52 Kieselerde, 13,20 Kalkerde, 10 Talkerde, 3,33 Alaun-
erde, 14,66 Eisenoxyd, 2 Manganoxyd. Meist eingewachsen
in Basalt, Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom Ve-
suv und Aetna.
Der Coccolith, eine körnige Abart des Augits, bricht
zumal bei Arendal in Norwegen.
Und ebendaselbst der hieher gehörige Malacolith,
(Sahlit): grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den Kan-
ten durchscheinend; fast von Wachsglanz; theils ungeformt,
theils krystallisirt; auch meist in vierseitigen Säulen mit ab-
gestumpften Kanten. Gewicht = 3236. Gehalt nach (Vau-
quelin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalkerde, 3
Alaunerde, 4 Eisen- und Manganoxyd.
Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in mancherlei
Abstufungen; wenig durchscheinend; glasglänzend; der Län-
genbruch blätterig mit einfachem Durchgang; der Querbruch
muschelig; meist krystallisirt als vierseitige Säule mit abge-
schärften Kanten; theils in sehr großen Krystallen. Gewicht
= 2200. Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kie-
selerde, 20 Kalkerde, 6 Eisenoxyd. Bricht zwischen Kalkspath
und großblätterigem Glimmer an den Quellen der Sljuden-
ka im S. W. des Baikals.
Auch findet in der Nähe des Augits der Ilvait (Liev-
rit) eine passende Stelle. Schwarz; undurchsichtig; hart;
Textur blättrig, theils strahlig; krystallisirt als Octaëder,
oder geschoben vierseitiges Prisma. Gehalt [nach Stro-
meyer*)] = 29,27 Kieselerde, 13,77 Kalkerde, 52,54
schwarzes Eisenoxyd, 1,58 Manganoxyd, 1,26 Wasser. Fund-
ort auf der Insel Elbe.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel- olivengrüne; wenig
durchscheinend; von außen meist Fettglanz; inwendig Glas-
glanz; immer krystallisirt; besonders in vierseitigen kurzen
Säulen mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspi-
tzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35,50 Kieselerde, 33
Kalkerde, 22,25 Alaunerde, 7,50 Eisenoxyd, 0,25 Man-
ganoxyd. Fundort unter den Primordial-Fossilien des Ve-
suvs; vorzüglich aber (in rein auskrystallisirten theils dau-
mensdicken Krystallen), an der Mündung des in den Wiluj
fallenden Achtaragda.
Der Loboit [wie ihn Berzelius nach dem Grafen
Lobo da Oriola benannt hat, dem wir die erste genaue
[Seite 381] Kunde von diesem merkwürdigen Fossil verdanken*)] unter-
scheidet sich von dem ihm in manchen äußern Kennzeichen
ähnelnden Vesuvian, außer seinem andern Verhalten vor dem
Löthrohre und daß er keine Spur von Elektricität zeigt, be-
sonders durch einen bedeutenden Gehalt von Talkerde. Fund-
ort in einem Kalkbruche ohnweit den Dannemora Eisengruben
in Upland.
32. Leucit, weißer Granat, vulcanischer Granat.
Graulichweiß, milchicht; durchscheinend; aber meist rissig,
und daher trübe; von außen rauh; inwendig glasglänzend,
zeigt auf dem Bruche concentrische Textur. Gemeiniglich kry-
stallisirt, weist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flä-
chen an jeder Endspitze (– tab. II. fig. 14. –); sehr sprö-
de. Gewicht = 2468. Gehalt (nach Klaproth) = 54
Kieselerde, 23 Alaunerde, 22 Kali. Fundort vorzüglich in
Unter-Italien, in mancherlei Laven und Tuffwacken.
Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig; glasglänzend;
muscheliger Bruch; nie krystallisirt, sondern in rundlichen
Körnern, lose oder eingewachsen in Serpentin etc. Gewicht
= 3941. Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde,
28,50 Alaunerde, 10 Talkerde, 3,50 Kalkerde, 16,50 Ei-
senoxyd, 2 Chromoxyd, 0,25 Manganoxyd. Fundort zu-
mal Böhmen und Sachsen.
34. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat. Engl. Gar-
net).
Aus dem Colombin - und Karmesinrothen durchs Pechbrau-
ne ins Olivengrüne; eben so verschiedene Grade der voll-
kommnern oder mindern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz;
muscheliger Bruch; sowohl ungeformt als krystallisirt; letz-
teres in mancherley Form; doch meist als Dodecaëder mit
rautenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –); auch wie
der Leucit (– tab. II. fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man folgende drey Ar-
ten des Granats; wovon ersterer edler, die andern bei-
den aber gemeiner Granat genannt werden.
1) Rother Granat, orientalischer Granat, Al-
mandin.
Meist von der gedachten rothen Farbe. Gewicht = 4188.
Gehalt (nach Klaproth) = 35,75 Kieselerde, 27,25
[Seite 382] Alaunerde, 36 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Findet sich
vorzüglich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf (en
cabochon) geschliffen.
2) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter andern vor-
züglich schön am St. Gotthard; auch beim Vesuvian vom
Vesuv.
3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.
Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754. Gehalt (nach
Wiegleb) = 36,45 Kieselerde, 30,83 Kalkerde, 28,75
Eisenoxyd. Unter andern als so genannter Großular rein
auskrystallisirt in der Leucit-Form (– tab. II. fig. 14. –)
beim Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thü-
ringen und Meisen, auch nebst dem braunen am Spitzenberg
am Harz.
35. Eudialyt*).
Aus dem blaßrosenrothen ins Hyacinthrothe; an den Kan-
ten durchscheinend; ins Fettglänzende; Bruch aus dem musch-
ligen ins splittrige; theils ungeformt, theils krystallisirt als
Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen. Gewicht = 2,903.
Gehalt (nach Stromeyer) =54,39 Kieselerde, 11,30
Circonerde, 9,50 Kalkerde, 671 Eisenoxyd, 1,51 Man-
ganoxyd. Fundort an der Westküste von Grönland.
36. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.
Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durchscheinend;
immer krystallisirt, meist in flachen sechsseitigen Säulen; zu-
weilen als Zwillingskrystall, theils in rechten Winkeln, theils
wie ein Andreaskreuz [dieß der so genannte Basler Tauf-
stein**)]. Gehalt (nach Vauquelin) = 30,59 Kieseler-
de, 37 Alaunerde, 3 Kalkerde, 15,30 Eisenoxyd. Fund-
ort in Bretagne und am St. Gotthard, in Glimmerschiefer,
theils mit krystallisirtem Cyanit.
37. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silberweiße; durch-
scheinend; fast perlmutterglänzend; der Bruch langsplitterig,
strahlig und blätterig; meist ungeformt; theils krystallisirt,
meist in flachen sechsseitigen Säulen ; auf dem Querbruch theils
so hart, daß er am Stahl Funken gibt; dagegen er sich im Län-
[Seite 383] genbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Gehalt (nach Klap-
roth) =43 Kieselerde, 55,5 Alaunerde, 0,5 Eisenoxyd
nebst einer Spur von Kali. Fundort zumal am St Gotthard,
im Zillerthal im Salzburgischen.
Die vom Klaproth entdeckte Zirconerde, von wel-
cher dieß Fossilien-Geschlecht den Namen hat, wird in Schwe-
felsäure und im concentrirten Essig, aber nicht in Laugensalzen
aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre mit Borax eine wasser-
helle Perle, und findet sich in zwey so genannten Edelsteinen,
dem Zircon und dem Hyacinth.
Ersterer meist gelblichbraun; theils in allerhand blassen
Farben, zumal ins Gelbliche, Blauliche etc.; durchsichtig;
von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas fettigen
Glanze; krystallisirt in vierseitigen Säulen, die mit vier auf
den Seiten aussitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II.
fig. 7. –); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche wer-
den stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach Klaproth)
= 69 Zirconerde, 26,30 Kieselerde, 0,50 Eisenoxyd. Fund-
ort Ceilon und Norwegen; hier nämlich bei Friedrichswärn,
in einem aus opalisirendem Feldspath und Hornblende ge-
mengten Halbgranit.
Der Hyacinth aber meist orangegelb, feuerfarben; durch-
sichtig; gewöhnlich rein auskrystallisirt; und zwar meist in
vielseitigen Säuten, die mit vier auf den Kanten aufsitzen-
den Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 20. –). Ge-
wicht = 3687. Gehalt (nach Klaproth) = 70 Zircon-
erde, 25 Kieselerde. Fundort vorzüglich Ceilon*).
Die nach ihrem Entdecker Profess. Gadolin benannte
Erde unterscheidet sich von der Glücin- und Thonerde, mit
welchen sie sonst in manchen Eigenschaften überein kommt, un-
ter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den ätzenden festen
Laugensalzen, und daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch
blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbestoff gefällt wird.
Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmuscheliger
Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den Magnet. Gehalt
(nach Ekeberg) = 55,5 Gadolinerde, 13 Kieselerde,
4,5 Glücinerde, 16,5 Eisenoxyd. Fundort Falun, und Yt-
terby in Roslagen in Schweden.
Die von Vauquelin entdeckte Glücinerde (Süß-
erde) unterscheidet sich von der Thonerde, mit welcher sie man-
che Eigenschaften gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der
Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht; und hat ihren Na-
men von der Eigenheit, daß sie mit Säuren süße und leicht zu-
sammenziehende Salze bildet.
1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine).
Meergrün in mancherlei Schattirungen, einerseits bis ins
Himmelblaue, anderseits bis ins Honiggelbe; durchsichtig;
Längenbruch muschelig; Querbruch blätterig; in sechsseitigen
Säulen von mancherlei Varietät krystallisirt. Gewicht =
2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glücinerde, 69
Kieselerde, 13 Alaunerde, 0,5 Kalterde, 1 Eisenoxyd. Fund-
ort vorzüglichst auf dem Adonschelo zwischen Nertschinsk und
dem Baikal, und eine gemeine grünlichgraue etc. fast undurch-
sichtige Abart in großen Säulen bei Chanteloupe in Haute-
Vienne.
2. Smaragd. (Fr. Emeraude. Engl. Emerald).
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Namen: seine
Krystallisation ist eine sechsseitige Säule (– tab. II. fig. 10.
–) in mancherlei Abänderungen. Gewicht = 2775. Gehalt
(nach Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46,60 Kieselerde,
14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chromiumkalk. Fundort
vorzüglichst in Peru; aber auch in Oberägypten, bei Coßir etc.
Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglänzend; Längen-
bruch blätterig; mit zweyfachem Durchgang der Blätter;
leicht darnach zu spalten. Querbruch muschelig; krystallisirt
als geschobene vierseitige Säule; hart. Gewicht = 3062.
Gehalt (nach Berzelius) = 21,78 Glücinerde, 43,22
Kieselerde, 30,56 Alaunerde, 2,22 Eisenoxyd, 0,70 Zinn-
oxyd. Fundort Brasilien.
Meist aus dem Weingelben ins Spargelgrüne; opalisirt
ins Blaue; durchsichtig; glasglänzend; muscheliger Bruch;
meist ungeformt in Körnern; selten krystallisirt als achtseiti-
ge Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht = 3710. Ge-
halt (nach Seybert) = 16 Glücinerde, 68,66 Alauner-
de, 5,99 Kieselerde, 4,73 Eisenoxydul, 2,66 Titanoxyd.
Fundort ebenfalls Brasilien.
Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch Alaun-
erde (terra aluminosa, Fr. alumine), weil sie mit der
Schwefelsäure den Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in
der Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der Auf-
lösung durch Kali wieder gefällt. Für sich ist sie im Feuer un-
schmelzbar, verhärtet aber darin; und wird dabei (und zwar
nach Verhältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern Raum
zusammengezogen. – Viele thonartige Fossilien geben, wenn
sie angehaucht werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die
weichen kleben meist an der Zunge, und manche derselben sau-
gen das Wasser ein, und werden darin zähe.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst – so auffallend es
auch auf den ersten Blick scheinen muß – manche farbige
Edelsteine(Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre ge-
naueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem Thone bestehen,
der auf eine unbegreifliche Weise, zu so ausnehmend harten,
durchsichtigen, feurigen edlen Steinalten verbunden ist (§.
240. S. 362.)
Gelb in mancherlei Abstufungen; theils aber auch einer-
seits ins Rosenrothe, anderseits ins Meergrüne, Blauliche
[Seite 386] etc.; der Längenbruch muschelig; der Querbruch blätterig.
Meist krystallisirt, und zwar gewöhnlich als vier- oder acht-
seitige Säule, die beim brasilischen mit vier, acht oder auch
sechs Flächen zugespitzt (– tab. II. fig. 16. –), beim Säch-
sischen aber mehrentheils mit einer sechsseitigen Fläche abge-
stumpft ist (– tab. II. fig. 9. –). Gewicht des brasilischen
= 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität des Turmalins.
Gehalt des Sächsischen (nach Vauquelin) = 49 Alaun-
erde, 29 Kieselerde, 20 Flußsäure. Fundort, in Europa
zumal bei Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein,
in einem eigenen, merkwürdigen Muttergestein (dem Topas-
fels); in Asien vorzüglich bei Mukla in Natolien und am Ur-
al in Sibirien; in America in Brasilien; und in Neuhol-
land jenseits der blauen Berge im Westen von Botanybay.
2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangenstein,
weißer Stangenschörl, schörlartiger Beryll,
Pyrophysalith. Pycnite.
Gelblich und grünlich- weiß, theils auch röthlich; wenig
durchscheinend; blätteriger Querbruch; in stänglich zusam-
mengehäuften Säulen, theils in sechsseitigen Krystallen. Ge-
wicht = 2530. Gehalt (nach Klaproth) = 49,50 Alaun-
erde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Eisenoxyd, 1 Wasser.
Fundort vorzüglich im Stockwerk bei Altenberge im Erzge-
birge, in einem gemengten Muttergestein von Glimmer und
Quarz.
Roth in mancherlei Abstufungen; daher die besondern Be-
nennungen, da der ponceaurothe Spinell genannt wird,
der rosenrothe Balais, der ins Hyacinthenrothe fallende
Rubicell etc., zuweilen geht er aber auch ins Blauliche,
ins Weiße etc.; seine Krystallisation mannigfaltig; doch meist
als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5 –)
oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in mancherlei Abän-
derungen. Mittel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klap-
roth) = 74,50 Alaunerde, 15,50 Kieselerde, 8,25 Talk-
erde, 0,75 Kalkerde, 1,50 Eisenoxyd*). Fundort Ceilon,
Pegu etc.
3. Gahnit, Automolit. Spinelle zincifère.
Schwarzgrün; an dünnen Kanten durchscheinend; zwi-
schen Fett- und Glasglanz; muschliger Bruch; Krystallisation
[Seite 387] als doppelt vierseitige Pyramide; Gewicht = 4,177. Ge-
halt (nach Ekeberg) = 60 Alaunerde; 24,25 Zinkoxyd,
9,25 Eisenoxyd, 4,25 Kieselerde. Fundort bei Falun in
Talkschiefer.
Meist blau in mancherlei Abstufungen; bis ins Weiße (äch-
ter Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*), wozu vielleicht
mancher so genannte ostindische Topas gehört; eigent-
lich durchsichtig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Krystalli-
sation als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide (–
tab. II fig. 18. –). Ist der härteste Stein dieses Geschlechts.
Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt (nach Klaproth) =
98,50 Alaunerde, 1 Eisenoxyd, 0,50 Kalkerde. Findet sich
meist als Gerölle; zumal auf Ceilon; aber auch in Krystal-
len, eingewachsen in der Rheinländischen Mühlstein-Lava.
5. Demantspath und Corund**).
Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün, selten ins
Haarbraune; beide wenig durchscheinend; von so genanntem
Demant-Glanz, und spathartigem Gefüge; krystallisirt in
sechsseitigen (zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen Säu-
len. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesischen als hindosta-
nischen, = 3911 L. Gehalt des letztern (nach Klaproth)
= 89,50 Alaunerde, 5,50 Kieselerde, 1,25 Eisenoxyd.
Fundort Coromandel und Schina, im Granit. Gebrauch in
jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der Edelsteine und
des Stahls***).
Unter dem Namen von edlen Corund kann man die
schönfarbigen, zumal rubinrothen und saphirblauen Abarten
begreifen, die sich ebenfalls in Ostindien finden und wovon
die erstern Salamrubine, die letztern aber vulgo Stern-
saphire genannt werden, weil sie, zumal wenn sie an den
Enden der Säule rundlich angeschliffen werden, bei auffal-
[Seite 388] lendem Lichte mit einem beweglichen sechsstrahligem Sterne
spielen.
Dem Demantspath ist der Andalusit, Feldspath apy-
re, nahe verwandt, der meist Pfirschblüthroth, theils (na-
mentlich in Tyrol) in vierseitigen Säulen krystallisirt, in
Gneis und Glimmerschiefer bricht.
6. Smirgel. Smiris. (Fr. Emeril. Engl. emery).
Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an den Kanten
durchscheinend; schimmernd, theils fast metallisch glänzend;
kleinkörniger theils splittriger Bruch. Sehr hart. Gewicht
ungleich. Z.B. = 3922. Auch der Gehalt verschieden, z.
B. der von Naxos (nach Tennant) = 86 Alaunerde, 3
Kieselerde, 4 Eisenoxyd: hingegen der von Jersey (nach
Vauquelin) = 53,83 Alaunerde, 12,66 Kieselerde, 24,66
Eisenoxyd, 1,66 Kalkerde. Fundort des wahren Smirgels*)
unter andern Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erz-
gebirge.
7. Türkis, Agaphit, dichter Thonhydrat.
Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene die kostbar-
sten; (verwittert ins Berggrüne); undurchsichtig; in klein-
traubigen knospigen Nierchen. Gewicht = 2900. Gehalt
(nach John) = 73 Alaunerde, 18 Wasser, 4,5 Kupfer-
oxyd, 4 Eisenoxyd. Kommt vorzüglich von Nischabur in Ost-
persien. Bricht in Thonlagern zwischen Gangschiefer. Ward
vulgo, aber irrig, für ein Petrefact, nämlich für verstein-
te Fischzähne gehalten.
In den nachbenannten Farben; theils Glasglanz, theils
Fettglanz; meist muscheliger Bruch. Theils als Gerölle, meist
aber in drey- oder sechs- oder neunseitiger Säule mit kurzer
Endspitze (– tab. II. fig. 12. –). Manche Abarten zeigen die
sonderbare Elektricität, daß sie, wenn sie nur bis zu einer ge-
wissen Temperatur erwärmt sind, Asche etc. anziehen und ab-
stoßen, und diese heißen Turmaline**).
1) Schwarzer gemeiner Schörl und Turmalin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils in dünnen Split-
tern braun oder grün durchscheinend. Hat glasartigen Bruch.
Meist in langen Säulen (Stangenschörl), theils nadel-
förmig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
Gehalt des Grönländischen (nach Gruner) = 41 Kiesel-
erde, 32 Alaunerde, 3 Talkerde, 5 Eisenoxyd, 1 Mangan-
oxydul, 9 Boraxsäure, 5 Lithion. Bricht sowohl im Granit,
als in manchen Ganggebirgsarten, zumal im Gneis, Schnei-
destein, Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen; namentlich
in Tyrol, Grönland, auf Madagascar etc.
Bei auffallendem Lichte schwarzbraun, bei durchfallendem
fast colophoniumbraun, durchsichtig; auch wie der schwarze
theils in langen Säulen (so z.B. auf den Pyrenäen), theils
in Graupen (z.B. auf Ceilon). Gehalt (nach Bergmann)
= 39 Alaunerde, 37 Kieselerde, 15 Kalkerde, 9 Ei-
senoxyd.
3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Rubellit.
Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säulen in die
Länge gestreift, theils stänglicht zusammengehäuft. Gewicht
3043. Gehalt (nach Vauquelin) = 40 Alaunerde, 42
Kieselerde, 10 Natron, 7 Braunsteinkalk. Fundort Per-
mien. Es gehört aber auch dazu der sonst so genannte kry-
stallisirte Lepidolith von Rozena in Mähren.
Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten durchschei-
nend; Glasglanz, dem metallischen sich nähernd; hart; meist
in nadelförmigen, zusammengehäuften, der Länge nach ge-
streiften Säulen. Fundort Utön in Südermanland.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durchsichtig; die
Säulen meist tief gefurcht. Gewicht = 3600. Gehalt (nach
Bergmann) = 50 Alaunerde, 34 Kieselerde, 11 Kalk-
erde, 5 Eisenoxyd. Fundort Brasilien.
Dunkelveilchenblau; an den Kanten durchscheinend; glas-
glänzend; hart; selten krystallisirt in kleinen sechsseitigen
[Seite 390] Säulen. Gewicht = 2560. Gehalt (nach Stromeyer)
= 49,17 Kieselerde, 33,10 Alaunerde, 11,48 Talkerde,
4,33 Eisenoxyd. In Baiern, Spanien, Grönland etc.
Schwarz und grün, in mancherlei Abstufungen und Ueber-
gängen. Undurchsichtig oder wenig durchscheinend; meist blät-
teriger Bruch; gibt grünlichgrauen Strich. Gewicht = von
3600 bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen
Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu werden:
1) gemeine Hornblende. (Fr. roche de corne
striée).
Theils strahlig, büschelförmig etc. Gehalt (nach Klap-
roth) = 42 Kieselerde, 12 Alaunerde, 11 Kalkerde, 2,25
Talkerde, 30 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd. Eins der wei-
test verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem Planeten; das
einen der gemeinsten Gemengtheile vieler Aftergranits aus-
macht.
Meist mit kurzen durch einander laufenden strahligen Fa-
sern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säulen, die theils
tafelartig, und mit zwey oder drey Endflächen zugeschärft
oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen in Basalt und Tuff-
wacke; auch eingemengt in Laven.
Meist rauchgrau in mancherlei Abstufungen, theils mit
Silber- oder Messing-Glanz, oder tombackbraun bis ins
Schwarze; mehr oder weniger durchsichtig; meist geradblät-
terig, selten, krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaeri-
ca Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B. das russi-
sche Frauenglas oder Fensterglimmer [Engl.
Isinglass. Russ. Sliuda*)]; die Blätter elastisch bieg-
sam; meist ungeformt, theils aber krystallisirt und dieß ge-
[Seite 391] wöhnlich in sechsseitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt
des russischen Frauenglases (nach Klaproth) = 34,25
Alaunerde, 48 Kieselerde, 8,75 Kali, 4,50 Eisenoxyd, 0,5
Talkerde und Manganoxyd. Hingegen des silberweißen Glim-
mers von Zinnwalde in Böhmen (nach Turner) = 44,28
Kieselerde, 24,53 Klaunerde, 9,47 Kali, 4 Lithion, 11,33
Eisenoxydul, 1,66 Manganoxyd, 5,14 Flußsäure.Auch eins
der primitivsten und allgemeinst verbreiteten Mineralien in
unserer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Gebir-
gen (§. 227-230).
12. Lepidolith, Lillalith. (Fr. Mica grena)
Lillaroth, theils ins Graue, Braunliche etc.; an den Kan-
ten durchscheinend; schimmernd, fast metallischer Glanz; un-
ebner, kleinschuppiger, fast glimmeriger Bruch; halbhart.
Gehalt (nach Klaproth) = 38,25 Alaunerde, 54,50
Kieselerde, 4 Kali, 2,50 Wasser, 0,75 Mangan- und Ei-
senoxyd. Fundort bei Rozena in Mähren, in einer gemeng-
ten Gebirgsart von Feldspath und großen Quarzbrocken.
13. Kryolith, flußsaurer Thon.
Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend; von dick-
schaligem Gefüge; weich. Gewicht = 2957. Schmilzt sehr
leicht vor dem Löthrohre zu milchweißen Kügelchen. Gehalt
(nach Klaproth) = 24 Alaunerde, 40 Flußsäure, 36
Natron. Fundort Grönland.
14. Skapolith mit Wernerit oder Fettstein etc. Pa-
ranthine.
Aus dem Grünlichgrauen ins Gelblichgraue und Lauchgrü-
ne etc.; durchscheinend; hart; derb oder in vierseitigen Säu-
len krystallisirt. Gehalt (des Skapoliths, nach John) =
50,25 Kieselerde, 30 Alaunerde, 10,45 Kalkerde, 3 Eisen-
oxyd, 1,45 Manganoxyd, 2 Kali, 2,85 Wasser. Meist im
Gneis in Norwegen und Schweden.
Damit verwandt der Sodalit in Grönland.
15. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl. Field
spar.)
Von mancherlei, doch meist blassern Farben; meist nur
wenig durchscheinend; meist mit wahren Spathgefüge; theils
ungeformt, theils verschiedentlich krystallisirt; häufig als Be-
standtheil gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Mine-
ralien (z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der Art ist z.
B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen Serpentino verde an-
tico.
Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch theils auch in an-
dern und selbst hohen Farben, z.B. smaragdgrün mit mat-
tem Permutterglanz im so genannten Amazonenstein aus dem
Catharinburgischen; mit deutlichen Spathgefüge; häufig kry-
stallisirt, zumal in sechsseitigen (einfachen oder zu Zwillings-
krystallen verbundenen) Tafeln mit zugeschärften oder zuge-
spitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseitigen Säulen etc.
Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon). Ge-
wicht des smaragdgrünen sibirischen = 2573 L. Und der
Gehalt des nämlichen (nach Vauquelin) = 65 Kieseler-
de, 17 Alaunerde, 3 Kalkerde, 13 Kali. Ueberbaupt aber
ist der gemeine Feldspath wiederum eine der uranfänglichsten
Mineralienarten unsers Erdkörpers, als Hauptgemengtheil
des Granits, wo er in manchen Abarten den bei weiten vor-
waltenden Theil ausmacht*).
Theils farbenlos und wasserhell; theils weiß; glasglän-
zend; theils ungeformt (so z.B. eingewachsen, in manchen
hieländischen Basalt); theils säulen- oder tafelförmig kry-
stallisirt (so z.B. in ersterer Form im Granit von Drachen-
fels am Rhein, in letzterer am Vesuv).
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglänzend; opalisi-
rend; seine Krystallisation meist wie am gemeinen Feldspath.
Gewicht = 2561. Fundort zumal auf der Adula am St.
Gotthard (theils in großen Krystallen), und der eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilon**).
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber bei auf-
fallendem Lichte in mancherlei, theils hohe Farben schillernd,
theils mit Messing- oder Tombackglanz; durchscheinend. Ge-
wicht = 2692. Gehalt (nach Klaproth) = 55,75 Kie-
selerde, 26,50 Alaunerde, 11 Kalkerde, l,25 Eisenoxyd,
4 Natron, 0,50 Wasser. Fundort vorzüglich auf Labrador
und in Ingermanland.
Auch zum Feldspath rechnete Werner 6) den Hohl-
spath, Chiastolith, Macle, ein sonderbares Mineral
von weißer oder gelblichgrauer Farbe, in langen dünnen vier-
seitigen Säulen die im Querbruch in der Mitte einen schwar-
zen ebenfalls viereckten Kern zeigen, der von seinen Ecken nach
den Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fettglanz, feinsplit-
terigen Bruch, und ritzt ins Glas. Gewicht = 2944. Es
ist in Thonschiefer eingewachsen. Fundort unter andern Bre-
tagne, und Gefrees im Bayreuthischen.
16. Kieselspath*), Albit, Cleavelandit.
Aehnelt im äußern dem Adular; hat aber eine ausgezeich-
net blätterige Textur. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,67
Kieselerde, 59,80 Alaunerde, 9 Natron etc. Fundort in Mas-
sachusets.
17. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.
Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend; mager
anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Gewicht 1669. Gehalt
(nach Stromeyer) = 30,26 Alaunerde, 23,36 Schwe-
felsäure, 46,37 Wasser. Fundort zumal bei Halle.
18. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.
Weißlich, in allerhand blasse Farben übergehend; mager;
sanft anzufühlen; von verschiedenem Zusammenhange. Ge-
halt verschieden; z.B. der Passauer (nach Fuchs) = 45
Kieselerde, 32 Alaunerde, 0,74 Kalkerde, 0,90 Eisenoxyd,
18 Wasser. Fundort in vielen Ländern von Europa und Asien.
Ist wenigstens großentheils aus verwittertem Feldspath ent-
standen.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch man-
cherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufüh-
len; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den
eigenen Thongeruch. Es gehören dahin
1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer
mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig im Ansehen,
Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauch-
barkeit, z.B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so viel-
artiger anderer Töpferwaare*), Tabackspfeifen, türkischen
Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so genannten terrae sigillatae
Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlech-
ter Tücher, zum Raffiniren des Zuckers etc. Findet sich meist
in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.
2) Verhärteter Thon, Thonstein.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem
Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus.
Gebrauch in theils Gegenden als Baustein.
Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch schiefrig, schei-
benförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**);
oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein ge-
wöhnlicher Gefährte der Steinkohlen. Uebergän-
ge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.
Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist, heißt er
Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus carbona-
rius, (Engl. slag, cleft); dieser brennt mit Harzgeruch
und wird dabei heller. Kann auch sehr gut zu mancher Art
von Feuerung gebraucht werden, weßhalb er denn auch von
manchen Mineralogen den Steinkohlen selbst beigezählt wird.
20. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser erweichbar; in-
nig gemengt mit Sand und Kalk, daher er mit Säuern braust,
und theils leicht im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fund-
ort in aufgeschlemmtem Lande.
21. Bolus, [der Mineralogen*)], lemnische-Erde, Sie-
gelerde. Terra Lemnia s. sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; fettig; musche-
liger Bruch; glänzender Strich; weich; hängt stark an der
Zunge; zerfällt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und
Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Gehalt (nach
Klaproth) = 66 Kieselerde, 14,50 Alaunerde, 6 Ei-
senoxyd, 3,50 Natron, 0,35 Kalkerde, 0,25 Talkerde, 8,50
Wasser. Fundort vorzüglich auf der Insel Stalimene (Lemnos).
22. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl. fuller's
earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Farben; theils strei-
fig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch; fettig anzufühlen;
gibt glänzenden Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett
ein; daher ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach Klap-
roth) = 53 Kieselerde, 10 Alaunerde, 0,50 Kalkerde,
1,25 Talkerde, 0,75 Eisenoxyd, 0,10 Kochsalz, 24 Wasser.
Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.
Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß mit grauen
und leberbraunen Adern; seifenartiger Bruch; sehr fettig an-
zufühlen; hängt stark an der Zunge, und läßt sich spähneln.
Gehalt (nach Bucholz) = 44 Kieselerde, 26,5 Alauner-
de, 0,5 Kalkerde, 8 Eisenoxyd, 20,5 Wasser. Fundort in
Thüringen, auch bei Medziana Gora in Polen etc.
24. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stonemarrow.)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu allen drey
Grundfarben; theils streifig, oder marmorirt (so z.B. die
[Seite 396] meist veilchenblaue so genannte Wundererde von Planitz bei Zwi-
ckau) von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreiblichen bis
zum Halbharten*); letzteres mit muscheligem Bruche. Ge-
halt desselben (nach Klaproth) = 45,25 Kieselerde, 36,50
Alaunerde, 2,75 Eisenoxyd, 14 Wasser.
Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich gesprenkelte
armenische Bolus gehört hierher.
Und diesem ähnelt, wenigstens im Aeußern, die bei den Al-
ten so berühmte, von ihrem Fundorte benannte Sinopische
Erde, (Sinopsis pontica).
Besonders merkwürdig ist das vom sel. von Trebra im
tiefen Georgstollen bei Clausthal auf Grauwacke entdeckte
milchweiße Steinmark, welches mittelst eines Federkiels ei-
nen phosphorescirenden Strich gibt.
25. Bildstein, schinesischer Speckstein. Agalmato-
lithe).
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche, Rothe; mehr
oder weniger durchscheinend; Gewicht = 2600; ähnelt
überhaupt im Aeußern dem eigentlichen Specksteine; enthält
aber keine Talkerde, sondern (nach Klaproth) = 36
Alaunerde, 54 Kieselerde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Wasser.
Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancherlei kleinen
Kunstsachen verarbeitet wird.
26. Röthel Rubrica. (Fr. crayon rouge, Eng. red-
chalk.)
Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend; meist schiefe-
riger Bruch. Gewicht = 3931 Innig gemengt mit rothem
Eisenocher (doch nur in wenigen pro Centen).
Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend; weich;
gibt starken Thongeruch. Fundort zumal in der Oberlausitz,
in ganzen Flözen.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger Bruch;
etwas fettig; theils derb (so bei Verona); theils als Ueber-
zug in Drusenlöchern, im Trapp (Mandelstein) und auf den
darin liegenden Chalcedon- und Zeolieth-Nieren (so z.B. bei
Ilfeld und auf den Färöern).
29. Wavellit, Hydrargillit, phosphorsaurer
Thon. Diaspore.
Weiß in allerhand Farben; meist Perlenmutterglänzend;
theils erdig; theils divergirend strahlig und durchscheinend;
letzterer halbbart. Gehalt (nach Fuchs) = 37,2 Alauner-
erde, 35,12 Phosphorsäure, 28 Wasser. Fundort in De-
vonshire (in Kieselschiefer) und Böhmen (auf Sandstein).
Ganz in den nämlichen drey Abartungen wie der gemeine
Thon, von dem er sich aber unter andern auch meist schon
durch einen süßlich zusammenziehenden Alaungeschmack aus-
zeichnet.
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzender Strich;
theils in ganzen Flözen. Uebergang in Braunkohle.
Weiß, ins Gebliche, Grauliche etc. (im Feuer brennt er
sich röthlich); theils an den Kanten etwas durchscheinend
(mehr noch wenn er im Wasser liegt); halbhart; theils ab-
färbend. Gehalt (nach Vauquelin) = 43,92 Alaunerde,
24 Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3,80 Kali, 4 Wasser. In
ganzen Flözen bei Tolfa im Kirchenstaat.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht scheibenförmig,
theils gerade-theils krumm-blätterig; theils in Kugeln,
der Bruch theils matt, theils glänzend; hält häufig Schwe-
felkies eingemengt; bricht theils (– aber bei weiten nicht
ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thonschiefer, von dem
er im Aeußern oft kaum zu unterscheiden ist; und theils hin-
gegen unläugbar in Flözgebirgen mit Abdrücken von Verstei-
nerungen aus beiden organisirten Reichen; so z.B. als Kräu-
terschiefer im Saarbrückischen; und als Trilobitenschiefer bei
Andrarum. Gehalt des von Garphytta in Schweden (nach
Berzelius und Hisinger) = 44,70 Kieselde, 10,30
Thon, 26,77 Erdharz, 18,23 Schwefelkies.
31. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schistus.
(Fr. Ardoise, Engl. Slate.)
Grau, in mancherlei andre Farben übergehend, bis ins
Schwarze; theils gestreift, oder fleckig etc.; schimmernd, theils
mit Seidenglanz; von sehr verschiedener Feinheit des Korns;
[Seite 398] der Bruch theils gerade, theils wellenförmig; die Bruchstücke
meist scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken und un-
deutlichen Ablosungen; selten trapezoidisch; weich oder halb-
hart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt
aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils
von ihrem Gebrauch den Namen haben, z.B. Probirstein
(Ital. pietra paragone. die ein wahrer Thonschiefer ist
–), Tafelschiefer, Dachschiefer etc. Auch mancher-
lei Uebergänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer etc. Haupt-
sächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in Flözgebirgen
(– so z.B. der glarner Tafelschiefer vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer oder die
schwarze Kreide, ampelites; sehr weich; abfärbend.
32. Wetzschiefer (Fr. pierre à rasoir, Engl. whet-
stone.)
Meist grünlich- oder gelblich-grau; theils ins rahmgel-
be und graunlich-schwarze; nur an den Kanten wenig durch-
scheinend; schwachschimmernd; schieferiger Bruch; theils split-
terig; halbhart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der
Levante, in Deutschland unter andern im Bayreuthschen.
33. Klingstein. (Fr. Phonolithe).
Grau in mancherlei Schattirungen, zumal ins Grünliche;
mattschimmernd; an den Kanten durchscheinend; von dick-
schieferigem Gefüge; der Bruch grobsplitterig; halbhart; zä-
he; Gewicht = 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23,50
Alaunerde, 57,25 Kieselerde, 2,75 Kalkerde, 3,25 Eisen-
oxyd, 0,25 Manganoxyd, 8,10 Natron, 3 Wasser. Hat den
Namen vom Klange den dünne Scheiben beim Anschlagen von
sich geben; macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyr-
schiefers. Fundort unter andern in Böhmen und der Lausitz.
34. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn. Corneus
trapezius Waller. (Engl. Whinstone).
Meist graulichschwarz, aber auch ins Grünliche und ins
Rothbraune; undurchsichtig; matter feinkörniger Bruch;
theils ins Erdige; ungeformt; Härte und Gewicht verschie-
den. Macht oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen ge-
mengten Gebirgsart aus, da er andere Mineralien einge-
mengt enthält, z.B. basaltische Hornblende, Glimmer, Zeo-
lith, Chalcedon, Kalkspathnieren etc. Dahin gehören also die
mehresten Mandelsteine, wie z.B. die von Ilfeld; der
Blatterstein (Perlstein) von Lerbach am Harz, der
[Seite 399] Toadstone von Derbyshire. Uebergang in Grünstein, Ba-
salt etc. Eine durch die entferntesten Weltgegenden verbreitete
Gebirgsart; findet sich z.B. nördlich bis Island, Kamt-
schatka etc. und so auch fast im äußersten von Europäern be-
suchten Süden auf Kerguelen-Land.
Vermuthlich gehören noch hieher:
a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom Vesuv.
Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer oder grüner
basaltischer Hornblende und kleinen Kalkspathkörnern. Scheint
das Urgestein zu vielen vesuvischen Laven, von denen sie ins-
gemein (aber irrig) selbst beigezählt wird.
Und auch wohl b. der so genannte Variolit.
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberggrünen Nier-
chen, die dem Stein ein pockenartiges Ansehen geben. Fund-
ort zumal im Bayreuthischen und als Gerölle in der Duran-
ce bei Briançon.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche und theils
auch ins Grünliche; von sehr ungleichem Korn; mehr oder
weniger dicht; theils in unebnen schiefrigen Ablosungen, theils
wie aus runden Körnern zusammengebacken etc. Ueberhaupt
aber entweder ungeformt, oder säulenförmig. Diese Säulen,
von drey bis neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht an
einander; meist schräg, wie angelehnt, theils aber auch auf-
recht: theils gebogen; theils gar aufs regelmäßigste geglie-
dert*); und diese Glieder zuweilen durch Verwitterung ku-
gelicht abgerundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte,
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark auf den Mag-
net. Gehalt eines Böhmischen Säulenbasalts (nach Klap-
roth) = 16,76 Alaunerde, 44,50 Kieselerde, 9,50 Kalk-
erde, 2,25 Talkerde, 20 Eisenoxyd, 0,12 Manganoxyd, 2,60
Natron, 2 Wasser. Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gat-
tungen von mancherlei andern Mineralien eingemengt, zumal
[Seite 400] Olivin, Augit, Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische
Hornblende etc. Uebergänge zumal in Trapp, Tuffwacke und
Lava; auch theils in den eigentlichen Grünstein eine aus
Hornblende und Feldspath innig gemengte Gebirgsart (Fr.
Roche amphibolique)*). Gemeiniglich in einzelnen Ber-
gen (Kuppen); die aber in manchen Gegenden ganze Züge
machen.
Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest verbreiteten
Flözgebirgsarten der Urwelt gehören, werden leicht vom Feuer
angegriffen; und da sich nun seit der Schöpfung unseres
Planeten so mancherlei unterirdische Selbstentzündungen in
seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie dieselben an
manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so leichtflüssigen
Steinarten, gewirkt, und diese dadurch hin und wieder die
unverkennbarsten Spuren ihrer im Feuer erlittenen Verände-
rung erhalten haben.
36. Tuffwacke, Basalttuff. (Ital. Tufa).
Meist aschgrau theils ins Gelbliche, theils Rothbraune etc.;
erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; leicht; großentheils
vulcanischen Ursprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fund-
ort bei Vulcanen und ehemaligen Erdbränden.
Ueberhaupt lassen sich die mancherlei Verschiedenheiten der-
selben unter folgende zwey, freilich theils in einander über-
gehende, Hauptarten bringen;
Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dichterem Ge-
füge, und mehrerer oder minderer Festigkeit.
Zu der lockerern Abart gehört z.B. die rothbraune mit
Leucit durchmengte, woraus Pompeji großentheils erbaut
war; und die mit basaltischer Hornblende, welche in der Ge-
gend von Andernach die Mittellage, zwischen dem Traß und
dem so genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.
Zur dichtern hingegen das aschgraue, vielen Feldspath
haltende Piperno der Phlegräischen Felder, und die mehreste
der besonders mit Olivin gemengten Tuffwacke vom Habichts-
walde ohnweit Cassel.
Dabin gehören namentlich folgende zwey, wegen ihrer
Brauchbarkeit zum Wasserbau, besonders merkwürdige Ab-
arten :
a. Pozzolana. Pulvis puteolanus Vitruv. Therman-
tide cimentaire.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in Brocken. Fund-
ort zumal bei Pozzuolo. Scheint auch das Haupt-Ingre-
dienz zu Faxe's Steinpapier zu seyn.
Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken; auch zuwei-
len Aeste oder kleine Stämme von verkohltem Holze*).
Fundort zumal bei Andernach am Rhein.
37. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbstentzündun-
gen mehr oder weniger vom Feuer angegriffenen, theils ver-
schlacken, theils verglasten Mineralien, zumal basaltischen
Ursprungs; wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**).
Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins Graue, Roth-
braune etc.; höchstens nur in zarten Splittern durchscheinend;
von sehr verschiedenem Gewicht und Gehalt, nach Verschie-
denheit der Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades und der anhaltenden Dauer des Feuers, dem sie
ausgesetzt worden. Die Laven enthalten, so wie der Ba-
salt und die Tuffwacke, oft basaltische Hornblende, Olivin,
Leucit etc. eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey Hauptarten
bringen:
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem Bruche matt-
glänzend; schwer; theils auf mancherlei Weise geflossen, ge-
tropft, ästig***).
Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist namentlich der
so genannte Rheinländische Mühlstein aus der Ge-
gend von Andernach zu merken.
Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glasglänzend; mit
muscheligem Bruch; manche ähneln dem Obsidian, andere
dem Pechstein. Fundort zumal auf den liparischen Inseln, auf
den neu entstandenen vulcanischen bei Santorini, auf der
Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf der Oster-Insel
in der Süd-See etc.
Die Talkerde, deren auszeichnende Eigenschaft zuerst
vom Prof. Black genau bestimmt worden, heißt auch Bit-
tererde (terra magnesialis), weil aus ihrer Verbindung
mit der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra mu-
riatica, weil sie häufig aus der Muttersole (muria) gewon-
nen wird, die nach der Krystallisation des Kochsalzes zurück
bleibt. Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auflösungen
in Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren auf, und
theilt denselben einen bittern Geschmack mit. Blaue Pflanzen-
säfte färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer kommt großen-
theils mit der Alaunerde überein.
Anmerkenswerth, daß bei den unter dieses Geschlecht ge-
hörigen Mineralien mehrentheils die grüne Farbe vorwaltet.
Meist fühlen sie sich fettig an. Die mehresten finden sich unge-
formt, und bloß in den Ganggebirgen, daher sie nie Verstei-
nerungen enthalten.
Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; mattschimmernd;
theils schuppig; weich; gibt angehaucht den Thongeruch
von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
Locker zusammen gebacken, oder staubig; schimmernd;
nicht abfärbend; mager anzufühlen. Gehalt (nach Vau-
[Seite 403] quelin) = 8 Talkerde, 26 Kieselerde, 18,50 Alaun-
erde, 43 Eisenoxyd. Findet sich zumal zwischen und im
Bergkrystall, vorzüglich auf Madagascar und dem St.
Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.
Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätterigem oder
krummschieferigem Bruch. Meist als Ueberzug über man-
cherlei krystallisirte Fossilien, z.B. über Granaten, Bit-
terspath, Bergkrystall, magnetischem Eisenstein etc.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig; gibt grün-
lichgrauen Strich; hält oft Granaten, Stangenschörl etc.
eingewachsen. Gehalt (nach Gruner) = 29,50 Kiesel-
erde, 15,62 Alaunerde, 21,39 Talkerde, 1,50 Kalkerde,
7,38 Wasser. Uebergang in Thonschiefer, Talkschiefer etc.
Fundort zumal in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört hierher,
mancher hingegen zur nächstfolgenden Gattung, und wie-
derum zum Talkschiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. Lapis olla-
ris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger Bruch, theils
wenig schimmernd; fettig anzufühlen; fast blätteriges Ge-
füge; weich. Gewicht (eines von Neu-Caledonien auf der
Süd-See) = 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) =
38,54 Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde, 12,2
Eisenoxyd. Fundort zumal Graubünden und Grönland.
Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen; auf
Neu-Caledonien zu Schleudersteinen; wo auch eine wei-
chere zerreibliche Abart von den dasigen Insulanern häu-
fig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein gröberes
Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist spröder, und wird
in dicke Platten zu unvergänglichen Stubenöfen gehauen.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig durchschei-
nend; glänzend; fettig anzufühlen.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammengebacken,
und dann leicht zerreiblich; abfärbend. Fundort unter an-
dern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherlei Abstufungen der grünen Farbe; meist
Perlmutterglänzend; krummblätterig; biegsam. Gewicht
= 2780. Gehalt des Gottharder (nach Klaproth) =
30,5 Talkerde. 62 Kieselerde, 2,5 Eisenoxyd, 2,75 Kali,
0,5 Wasser. Uebergang in Tropfstein etc.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schiefrig; oft mit ein-
gesprengtem Schwefelkies. Uebergang in Chloritschiefer.
4. Magnesit, so genannte reine Talkerde.
Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und Gelbliche; un-
durchsichtig; meist flachmuschlicher Bruch; halbhart; mager;
abfärbend; klebt an der Zunge; meist in kuglicht zusammen-
gehallten Knollen. Gehalt eines späthigen aus dem Zillertha-
le (nach Stromeyer) = 84,79 kohlensaure Talkerde,
13,82 kohlensaures Eisenoxydul. Fundort unter andern in
Steyermark und im Bisthum Durham.
5. Meerschaum. Spuma marina. Leucaphrum. (Fr.
Ecume de mer, Türk. Kefekil oder Killkeffi, d.h.
Schaumthon oder leichter Thon.)
Meist blaß isabellgelb; matter feinerdiger Bruch; fettig
anzufühlen; gibt glänzenden Strich; ist sehr weich; und sehr
leicht. Gehalt (nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50
Kieselerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Hauptfundort Kilt-
schik (d.h. Thonort) bei Konie in Anatolien.*)
6. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).
In mancherlei, meist blassen Farben; theils marmorirt
oder mit dendritischen Zeichnungen; an den Kanten wenig
durchscheinend; von mattem Fettglanz; fettig anzufühlen;
stumpfsplitteriger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther
selten in kleinen Krystallen, und dann meist in sechsseitiger
Säule mit dergleichen Spitze (– tab. II. fig. 19. –) auch
rhomboidal etc.; weich in verschiedenem Grade, verhärtet
[Seite 405] aber im Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt*).
Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt (nach Klap-
roth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kieselerde, 2,50 Eisen-
oxyd, 5,50 Wasser.
Zu den weichern Abarten gehört die spanische und
Briançoner-Kreide.
7. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rok).
Theils milchweiß und an den Kanten durchscheinend, theils
gelblich, schwärzlichgrau etc., seifenartig anzufühlen; theils
blätterig; leicht mit dem Nagel zu schaben; laßt sich sphä-
neln wie Seife. Gehalt (nach Klaproth) = 24,75 Talk-
erde, 45 Kieselerde, 9,25 Alaunerde, 1 Eisenoxyd, 0,75
Kali, 18 Wasser. Fundort in Cornwall. Gebrauch besonders
zum Englischen Steingut (Staffordshire-ware).
In mancherlei meist schwarz- oder graulichgrünen Farben,
theils ins Dunkelrothe etc.; geadert, marmorirt, fleckig etc.;
meist nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fet-
tig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Gewicht = 2700.
Gehalt (nach Vauquelin) = 44 Talkerde, 44 Kieseler-
de, 2 Alaunerde, 7,3 Eisenoxyd, 1,5 Manganoxyd, 2
Chromoxyd. Hält zuweilen Pyrop eingemengt. Fundort zu-
mal Zöblitz im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.
Besonders merkwürdig ist der von Alex. von Hum-
boldt bei Erbendorf am Fichtelberge entdeckte Serpentin-
fels, wovon manche Stücke selbst in kleinen Fragmenten auf-
fallende Polarität zeigen.
Edlen Serpentin nannte Werner eine (dem Neph-
rit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne Abart, die durchschei-
nend und etwas härter ist als der gemeine, und sich auch in
manchen italiänischen Marmorarten eingemengt findet, na-
mentlich in einer Art von so genanntem verde antico und
im Polzevera.
9. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherlei Abstufungen, einerseits ins
Lichtberggrüne, anderseits ins Schwarzgrüne (so besonders
der unter dem Namen der pietra d'Egitto bekannte schöne
antike ägyptische, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder
[Seite 406] weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger Bruch;
Härte verschieden; meist polirbar. Gehalt (nach Kastner)
= 50,50 Kieselerde, 31 Talkerde, 10 Alaunerde, 5,50
Eisenoxyd, 2,76 Wasser.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der Punammu-
stein, Beilstein. Lauchgrün in mancherlei Abstufungen;
mancher gibt am Stahl Funken. Gewicht = 3000 L. Fund-
ort zumal auf Tavai-Punammu (der südlichen von den bei-
den neu-seeländischen Inseln) woselbst unsere dasigen Anti-
poden ihre Hacken, Meisel, Ohrgehänge etc. (aber keine Bei-
le) daraus verfertigen.
Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schinesische Stein
Yü. Er ist molkenfarbig; folglich wenig durchscheinend; fett-
glänzend; ritzt ins Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, nament-
lich zu Petschirsteinen.
10. Chrysolith, Peridot*).
Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglänzend; musche-
liger Bruch; die Außenfläche längsgestreift; krystallisirt in
breiten viereckigen Säulen, mit abgestumpften Seitenkanten
und meist sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375.
Gehalt (nach Stromeyer) = 48,42 Talkerde, 38,48
Kieselerde, 11,19 Eisenoxydul. Fundort nicht genau bekannt;
vermuthlich in den türkischen Morgenländern.
Der dazu gehörige Olivin ist olivengrün, in mancher-
lei Abstufungen (verwittert wird er ochergelb); durchschei-
nend; glasglänzend; von muscheligem, theils blätterigem
Bruch; rissig; eingesprengt in Trapp, Basalt und Tuffwacke.
Gewicht = 3225. Gehalt (nach Stromeyer = 50,49
Talkerde, 40,09 Kieselerde, 8,17 Eisenoxydul.
Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen als dem Ge-
halte nach, das merkwürdige Fossil, welches die Blasenräu-
me der berühmten, von Pallas 1772 am Jenisei wiederge-
fundenen großen Eisenmasse füllt, und (ebenfalls nach Stro-
meyer) = 48,42 Talkerde, 38,48 Kieselerde, 11,19 Ei-
senoxydul, 0,34 Manganoxyd hält*).
Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt; von faseri-
gem oder blätterigem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amiant, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlichweiß; wenig durchscheinend; starkschim-
merd, theils mit Seidenglanz; in zarten theils spannenlan-
gen Fasern; elastisch biegsam. Gehalt eines schwedischen
(nach Bergmann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9
Kalkerde, 2,7 Alaunerde, 1,2 Eisenoxyd. Fundort unter
andern in Graubünden, auf Corsica, und besonders häufig
in Schina, wo man sich seiner gewöhnlich zu Lampendochten
bedient.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchschneinend; glasglän-
zend; in langsplitterigen Bruchstücken; unbiegsam. Gehalt
(nach Wiegleb) = 48,45 Talkerde, 46,66 Kieselerde,
4,79 Eisenoxyd. Bricht oft in und bei Serpentinstein.
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum, aluta
montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils blätterig,
theils dicht; der Bruch theils verworren faserig; sehr weich;
elastisch biegsam. Mittelgewicht = 0,836. Gehalt (nach
Bergmann) = 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7
Kalkerde. 2 Alaunerde, 3 Eisenoxyd. Fundort unter an-
dern in sehr großen Stücken bei Dannemora in Upland und
im Olonezkischen*).
Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt schim-
mernd; von völlig holzähnlichem Gefüge; weich; hängt an
der Zunge; etwas biegsam; gibt glänzenden Strich. Dieses
aus mancher Rücksicht noch räthselhafte Fossil bricht bei Ster-
zingen in Tyrol.
12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante.)
Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue; mehr
oder weniger durchscheinend; faserig oder strahlig.
1) Gemeiner Strahlstein. (Schwed. Hornblenda.)
Von mancherlei Grün; durchscheinend; glänzend; der
Länge nach gestreift; das Gefüge theils gleichlaufend, theils
divergirend strahlig; meist krystallisirt in langen, breitge-
druckten, theils nadelförmigen vier- oder sechsseitigen Säu-
len; halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach Berg-
mann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3 Kalkerde, 2,7
Alaunerde, 4 Eisenoxyd.
Grünlich, graulich etc. sehr wenig durchscheinend; matt-
schimmernd; meist divergirend faserig; ungeformt; weich;
etwas fettig anzufühlen. Uebergang in Asbest. Fundort unter
andern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglänzend; meist
von faserigem Gefüge; sehr spröde. Gehalt des dasigen (nach
Laugier) = 50 Kieselerde, 19,5 Talkerde, 9,75 Kalk-
erde, 0,75 Alaunerde, 11 Eisenoxyd, 5 Chromoxyd 3
Wasser. Fundort unter andern im Zillerthal.
13. Schillerstein, Schillerspath. [Fr. Diallage
métalloide*).]
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durchschei-
nend; von metallischem, schillerndem Glanze; geradblätterig;
weich. Gehalt (nach Köhler) = 25,85 Talkerde, 43,90
Kieselerde, 13,02 Eisen- und Chromoxydul, 2,64 Kalkerde,
1,28 Alaunerde, 12,42 Wasser. Fundort im harzburger Forst
am Harz, in einem grünlichschwarzen, mit Serpentin und
Asbest durchzogenen Urgrünstein.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder weniger
durchscheinend; strahliges oder faseriges theils blätteriges
Gefüge; meist divergirend; bricht meist in einem Mutterge-
stein von weißem, körnigem, theils sandartigem kohlensau-
ern Kalk (Dolomit).
In folgenden drey Arten (fast wie beim Strahlstein):
[Seite 409]Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig durchschei-
nend; meist mit Seidenglanz; theils krummfaserig; meist
ungeformt, theils aber krystallisirt in sehr geschobenen vier-
oder sechsseitigen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern-
förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde, 60,50 Kie-
selerde, 23,25 Kalkerde. Mit der Nadel im Finstern gekri-
tzelt gibt er einen leuchtenden Strich. Fundort zumal das Levanti-
nerthal am St. Gotthard.
Ins Silberweiße; perlmuttergänzend; fast undurchsich-
tig, theils blätterig; fettig anzufühlen; silberweiß abfär-
bend; weich; phosphorescirt nicht wie die vorige Art (aus
deren Verwitterung sie aber entstanden seyn mag). Fundort
ebenfalls am St. Gotthardsberge.
Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchscheinend; glas-
glänzend; blätterig; der Längenbruch aus dem Faserigen
ins Splitterige; sehr spröde; hart; phosphorescirt stark auf
die gedachte Weise. Fundort unter andern auf Ceilon.
Dieses in jeder Rücksicht so sonderbare Fossil, findet sich
selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils rauchgrau,
und mehr oder weniger durchscheinend; frisch ist es glas-
glänzend ; verwitternd aber rauh und matt; bricht musche-
lig; immer rein auskrystallisirt, eigentlich als Würfel mit
abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die Flächen der
letztern abwechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so
der ganze Krystall gewöhnlich 26 Flächen hat ( tab. II. fig.
3.). Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt (nach
Arfwedson) = 30,3 Talkerde, 69,7 Boraxsäure. Bei
erhöheter Temperatur zeigt er die Elektricität des Turmalins,
aber mit vier Aren, deren jede von einer der sechsseitigen
stark abgestumpften Endflächen nach der gegenüberstehenden
schwachabgestumpften dreyseitigen der gleichen Fläche liegt,
und wovon jenes Ende der Axe positive, und hingegen das
letztere negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art so
einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr kleinen ebenfalls
reinauskrystallisirten Rauchkrystallen) besonders im schuppi-
gen Gypsstein des so genanten Kalkbergs bei Lüneburg.
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige, caustische,
gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat brennenden Geschmack,
erhitzt sich mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht
mit andern, zumal mit Thon- und Kieselerde); hat starke An-
ziehungskraft zur Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwe-
felsäure zu Gyps, mit der Flußsäure zu Fluß etc.; und färbt
blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist nur halbhart,
theils gar weich*); sie werden im Feuer mürbe gebrannt; sind
großentheils animalischen Ursprungs; und machen eins der all-
gemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherlei Gattungen dieses Geschlechts werden am
natürlichsten nach ihrer Verbindung mit den verschiedenen Säu-
ren eingetheilt:
1. Kalkspath.**)
Theils farbenlos und wasserhell, meist aber weiß; selten
farbig; mehr oder weniger durchsichtig; starkglänzend; hat
rhomboidale Textur, und größere klare Stücken zeigen auf-
fallend starke doppelte Strahlenbrechung***); daher
denn der Name Doppelspath, Spathum disdiaclasti-
cum (ehedem irrig so genannter isländischer Krystall,
Androdamas etc.); bricht theils ungeformt, theils stalak-
titisch; theils wie stängelich zusammengehäuft; häufigst aber
auch krystallisirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so ge-
nannte Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –);
theils verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf-
winkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in sechs-
seitigen Tafeln, die dann theils in die Säule übergehen,
oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden (–
tab. II. fig. 1.), letztere theils so platt niedrig, daß sie
[Seite 411] Linsen bilden, als so genannter Nagelkopfspath etc.;
theils in Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als so
genannte Schweinszähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt
(nach Stromeyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlen-
säure. Uebergang in körnigen Kalkstein, in Braunspath etc.
Hierher gehört auch der irrig so genannte krystallisir-
te Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fontainebleau,
Gelblichgrau; nur in Splittern durchscheinend; inwendig
mattschimmernd; ohne deutliches Spathgefüge; sondern mit
splittrigem Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher Au-
ßenfläche. Gewicht = 2611.
Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend; von
Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in sechsseitigen
Säulen (– tab. II. fig. 10.) häufig als Zwillingskry-
stall (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stänge-
licht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concen-
trich. Gewicht = 2778. Gehalt [nach Stromeyer*)]
= 53,62 Kalkerde, 2,31 Strontianerde, 42,44 Kohlen-
säure, 0,30 Wasser. Hat den Namen von seinem Fundort,
wo er nesterweise in ziegelrothem Gyps bricht.
3. Schieferspath, blättricher Aphrit.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchscheinend; von mat-
tem Perlmutterglanz; der Bruch blätterig ins Schieferige;
bloß ungeformt; weich; braust stark mit Säuren. Gewicht
= 2474. Gehalt (nach Buchholz) = 55 Kalkerde, 3
Manganoxyd, 41,66 Kohlensäure. Fundort besonders Schwar-
zenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).
Weiß, in mancherlei Farben übergehend, zumal ins
Rahmgelbe, Braune, meist nur an den Kanten durchschei-
nend; glasglänzend; mit blätterigem Bruch; und rhomboi-
dalen meist sehr geschobenen Bruchstücken; häufig ungeformt;
theils aber krystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhomben etc.;
etwas härter als Kalkspath; braust auch schwächer mit Säu-
ren. Gewicht 2880 L. Gehalt (nach Hisinger) = 27,97
Kalkerde, 21,14 Talkerde, 3,40 Eisenoxyd, 1,50 Mangan-
oxyd, 44,60 Kohlensäure.
Dahin gehört auch nach Hausmann's neuern Untersu-
chungen der so genannte faserige Kalkstein vom Harz.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.; durchscheinend;
glasglänzend; in Rhomben krystallisirt; meist mit einem
kalkartigen Ueberzug. Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klap-
roth) = 52 kohlensaure Kalkerde, 45 kohlensaure Talker-
de, 3 Eisenoxyd. Fundort zumal im Salzburgischen und
Steyermärkischen; meist im talkartigen Schneidestein.
Eine besondere Abart ist der spargelgrüne, stängelich-
te Bitterspath (Miemit), auf der Außenfläche in fast
rechtwinkeligen Tetraëdern mit abgestumpften Seitenkanten
drusig krystallisirt. Gewicht = 2880 L. Gehalt (nach Klap-
roth) = 33 Kalterde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenoxyd,
47,25 Kohlensäure, 2,75 Wasser etc. Fundort bei Glücks-
brunn im Gothaischen.
Und auch hierher gehört der schöne weiße Atlas-Spath
(Engl. satin spar) von Alstonmore in Northumberland,
wo er zu allerhand Putz verarbeitet wird.
6. Kalksinter. Tofus calcarius.
Von mancherlei Farben; doch an den mehresten Orten
nur weißlich; mehr oder weniger durchscheinend; theils un-
durchsichtig; aus kalkigem Wasser regenerirt*); der Bruch
dicht, oder faserig oder schalig; und hiernach also drey Ar-
ten; die sich namentlich im Carlsbad in zahllosen Spielarten
der Farben, Zeichnungen etc. finden; die ersten beiden unter
dem gemeinschaftlichen Namen des dasigen Sprudelsteins,
die dritte als Erbsenstein.
Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils marmor-
artig**) polirbar; theils aber auch erdig, zerreiblich; auch
sehr verschieden in Rücksicht seines Gehalts. Meist als Rin-
denstein, da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind-
[Seite 413] lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen etc. die kal-
kiges Wasser enthalten*), abgesetzt wird; oder auch andere
fremde Körper überzieht; oder sich sonst in mancherlei zu-
fälligen Gestalten (wie z.B. unter dem mancherlei Tra-
vertino das so genannte Confetto di Tivoli) anlegt;
oder auch Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt,
wie z.B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er die Osteoli-
then und Steintrümmer zusammencämentirt**).
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem Gefüge;
gleichlaufend oder divergirend: der frische Bruch meist schim-
mernd; häufig stalactitisch als Tropfstein; theils in man-
cherlei zufälliger Gestalt, als so genannte Naturspiele.
Fundort zumal in den gedachten Berghöhlen: z.B. in der
auf Antiparos, in der Baumannshöhle am Unterharz etc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne feinkör-
nige, polirbare Marmorsinter, alabastrites der Alten.
[Ital. alabastro antico, Fr. albâtre calcaire oder
oriental.***)].
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die so genann-
te Eisenblüthe, ein corallenförmiger Kalksinter, von
schneeweißer Farbe, seideglänzendem Bruche mit krummlau-
fenden, theils wie durcheinander gewirrten Fasern; und
krummästiger zackiger Gestalt. Fundort zumal an den Sei-
tenwänden der Schatzkammer des Arzberges zu Eisenerz in
Steyermark, beim Spatheisenstein.
Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen; theils als eine
Art Rindenstein, meist krummschalig oder wellenförmig;
meist aber als Ueberzug über Sandkörner; so z.B. die so
genannten Drageen von Radicofani.
Von der Art ist vorzüglich der Carlsbader
Erbsenstein, pisolithus, der sich großentheils in Masse
[Seite 414] zusammengebacken findet, theils polirbar ist, und nicht mit
dem unten anzuführenden Rogenstein verwechselt werden darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Bergzi-
ger, schuppichter Aphrit. Lac lunae, Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide; stark ab-
färbend; mager; sehr leicht. Fundort unter andern nament-
lich im Mondloch am Lucerner Pilatusberge.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanzerde oder
Schaumerde von Rubitz bei Gera, die sich durch ein fast
talkähnliches Ansehen und einen eigenen matten Silberglanz
auszeichnet. Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrü-
cken von geschnittenen Steinen. Gehalt (nach Buchholz) =
90,5 kohlensaurer Kalk, 5,71 Kieselerde, 3,28 Eisenoxyd,
1 Wasser.
8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mondmilch; stark
abfärbend; hängt stark an der Zunge. Mittelgewicht =
2525. Hält auf 40 p. c. Kohlensäure. In ihr findet sich oft
Feuerstein (s. oben S. 375) und Versteinerungen von
Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge,
zumal an Seeküsten (daher Albion seinen Namen hat).
In mancherlei Farben und Zeichnungen; meist wenig
oder gar nicht durchscheinend; immer ungeformt; meist po-
lirbar, da dann die feinern Sorten Marmor genannt
werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des Korns fol-
gende zwey Hauptarten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor. (Fr. marbre saccaroide).
Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder doch nur
in blassern Farben; und einfärbig (nicht marmorirt); we-
nigstens an den Kanten durchscheinend; auf dem Bruche
schimmernd, theils wie geschlagener Zucker, das Korn ver-
schieden, theils schuppig etc. Daher Uebergänge einerseits
in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den dichten
Kalkstein. Hält nur sehr selten Versteinerungen; aber der
carrarische (marmor Lunense) zuweilen wasserhelle Berg-
krystalle. Gebrauch zu Bildhauerei und Baukunst; zumal die
herrlichen Sorten von bianco antico und unter diesen vor
[Seite 415] allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes
Wachs; das Gewicht desselben = 2837.
2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatée
fibreuse.)
Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern bei
der Porta Westphalica.
3) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancherlei
Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor
sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartig-
ste Weise bunt, marmorirt, geadert etc. in endloses Mannig-
faltigkeit. So z.B. vom einfarbigen die vorzüglichsten
antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar-
bigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey
Farben, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vie-
ren, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w.
So unter denen mit besondern Zeichnungen, z.B. Dendri-
ten-Marmor (alberino); Ruinen-Marmor (citta-
dino ruderato, paësino, Rimaggio etc.) der schon in
Mergelstein übergeht etc. So unter denen, die fremde Kör-
per enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und un-
ter diesen wieder namentlich der Muschel-Marmor (lu-
macchella); und der Corallen-Marmor, wohin
die pietra stellaria gehört etc. Mancher besteht als Bre-
schen-Marmor als zusammencämentirten Trümmern von
andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien
durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S.
405), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauch-
grüne Cipollino antico u.s.w. – Ueberhaupt hat der
dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils
in schieferiges Gefüge (– so z.B. der neuerlich zur Lithogra-
phie oder Steindruckerei angewandte Pappenheimer Kalkschie-
fer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von
tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden –). Mittelge-
wicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z.B. der
ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden Zech-
stein heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete
Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht
leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefacten-
stein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der
Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des gemeinen
Kalksteins gehört namentlich:
a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der nicht
mit dem Erbsenstein verwechselt werden darf, sondern aus
mächtigen, theils ganze Flözlagen bildenden Massen von
gleichgroßen Körnern dichten (selten concentrisch schaligen)
Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges oder mergelartiges
Cäment zu einem festen Gestein zusammen verbunden sind.
b) Die dem Korne nach gleichsam sandsteinähnlichen Kalk-
steinarten; wie z.B. die wegen ihrer Versteinerungen von
vielartigen Seethieren so berühmte Gebirgsart des Peters-
berges bei Maestricht; der so genannte marmo arenaceo
vom Vesuv; der theils fast zur Hälfte kohlensaure Talk-
erde haltende Dolomit, unter andern besonders im Le-
vantinerthal am St. Gotthard, wo er das Muttergestein
des dasigen Tremolits ausmacht, und in dünnen Tafeln
biegsam ist.
10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc. Meist
grau in andere unansehnliche Farben; undurchsichtig; von
verschiedenem Zusammenhang und Festigkeit. Daher beson-
ders drey Hauptarten desselben zu unterscheiden sind:
1) Erdiger-Mergel, Düngmergel.
Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; mager;
meist rauh anzufühlen; laßt sich durch Rühren im Wasser
zertheilen; zieht an der Luft Feuchtigkeit an und zerfällt
früher oder später. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile
werden die Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmergel*)
etc.), und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiede-
ner Arten von Boden bestimmt.
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwam-
michtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zerfällt nicht an der
Luft, sondern verhärtet vielmehr. Fast immer voll Reste
und Spuren vegetabilischer Körper die davon incrustirt
worden; besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und
Schilf (letzteres zumal im röhrförmigen so genannten Bein-
well oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in man-
[Seite 417] chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte
See-Conchylien (s. oben S. 358.) etc. Bildet hin und wie-
der große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in
welchem, sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhi-
nocere, u.a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern
Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk etc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumal
letzterer oft dendritisch; auch in mancherlei besonderer Ge-
stalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwersteine etc. hat
erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein.
Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende,
durch Reiben phosphorscirende Sandmergel-
stein*): und der wegen seiner eignen Gestaltung aller-
dings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de
van-Helmont, Engl. waxen-vein), der sich nur
in wenigen Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und im
Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen
Mergelsteins besteht, die durch Scheidewände von grauem
dichten Kalksinter von einander abgesondert sind, und im
Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas-
sen bilden.
11. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist
graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig;
häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Riegels-
dorfer, Eisleber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind;
selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z.B.
der bei Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme. Oft
ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copperore);
und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Ge-
genstand des Bergbaues ausmachen.
12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwar-
ze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist er-
diger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polir-
[Seite 418] bar; meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schieferig;
selten spathartig [wie z.B. der Stinkspath oder Leber-
spath von Lissabon*)]. Wenn er geschabt oder scharf ge-
kratzt wird, gibt er einen Geruch, wie gebranntes Horn.
Hält häufig Versteinerungen, und zwar sowohl unbekannte
Seethiere der Vorwelt, zumal Belemniten, als auch orga-
nisirte Land- und Flußgeschöpfe beider Reiche, wie z.B. im
Oeninger Stinkschiefer.
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung des Kalk-
geschlechts sind den vorigen im Ganzen genommen, analog;
nur sind sie ceteris paribus weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis, Marien-
glas. (Ital. scagliola)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weißlich, ins
Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr oder weniger durch-
sichtig; theils mit Perlmutterglanz; blätteriges Gefüge; ein
wenig biegsam, doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich
leicht mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils aber
auch krystallisirt**); zumal in Linsenform, oder in rauten-
förmigen Tafeln mit zugeschärften Kanten (– tab. II. fig.
17. –) oft auf mancherlei Weise als Zwillingskrystall; sel-
ten in achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w. Ge-
halt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22. Wasser.
So wie der Kalksinter als Tropfstein, oder Rin-
denstein, oder sonst als Ueberzug über andere Körper etc.;
theils faserig, theils dicht. Letzterer theils alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl. Fari-
na fossilis.
Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß; theils ins
Grauliche etc.; staubartig. Fundort, in den Klüften der Gyps-
berge.
Meist weißlich oder graulich, doch auch in andere, meist
unansehnliche Farben; mehr oder weniger durchscheinend;
immer ungeformt.
1) Schuppiger Gypstein, auch schlechtweg Gyps,
und in manchen Gegenden Kalk genannt. Gypsum la-
mellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig durchschei-
nend; schuppig, theils ins Blätterige. Gewicht = 2167.
Gehalt (nach Kirwan) = 32 Kalkerde, 30 Schwefelsäu-
re, 38 Wasser. Theils mit anderen Fossilien inniger oder
gröber gemengt, z.B. mit Quarz (bei Wisbaden), mit Horn-
stein (bei Montmartre). Oft hält er andere Fossilien, theils
ausschließlich in sich eingewachsen; so z.B. bei Lüneburg den
Boracit, in Aragonien den Arragonit, und in gleichem Kö-
nigreich auch die zimmtbraunen kleinen Quarzkrystalle (die
irrig so genannten Hyacinthen von Compostella) etc.
2) Faseriger Gypsstein, Strahlgyps, Katzen-
stein. Gypsum fibrosum, lapis inolithus, stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Querbruch theils ge-
rade-, theils krumm-faserig; meist schimmernd; theils mit
Perlmutterglanz; theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen.
Gewicht = 2305.
3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum den-
sum.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherlei andere,
doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze; theils streifig,
oder geadert, marmorirt etc.; der weiße theils stark durch-
scheinend; matt; der Bruch aus dem Splitterigen ins
Erdige.
17. Anhydrit, Muriacit, Karstenit.
Begreift zwey schwefelsaure Kalkarten, die sich außer ih-
rem äußern Habitus vorzüglich durch den Mangel des Kry-
stallisationswassers von den übrigen auszeichnen.
1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.
Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmutterglänzend;
dreyfacher rechtwinklichter Durchgang der Blätter; sehr leicht
zersprengbar; Gewicht = 2964. Gehalt (nach Vauque-
[Seite 420] lin) = 40 Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beim
Steinsalz im Salzburgischen und im C. Bern.
2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.
Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durchscheinend;
spröde; Gewicht = 2940. Gehalt (nach Klaproth) =
42 Kalkerde, 57 Schwefelsäure mit etwas Kieselerde und Ei-
senkalk. Fundort zumal Sulz am Neckar.
Begreift die dem Stinkstein (S. 417.) analogen, mit
Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite, die, wenn sie
geschabt werden, wie Schwefelleber riechen; sind meist von
rauchgrauer Farbe.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).
Hat den Namen von dem Gebrauche, den man beim Hüt-
tenwesen davon macht. Findet sich von den mehrsten Farben
der Edelsteine; selten ungefärbt; mehr oder weniger durch-
sichtig; glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils un-
geformt; selten stängelicht zusammengehäuft (so der honey-
comb spar von Derbyshire); häufig krystallisirt, zumal cu-
bisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II.
fig. 5. –); meist polirbar. Gewicht eines smaragdgrünen
= 3481. Gehalt des von Gersdorf in Sachsen (nach Klap-
roth) = 67,75 Kalkerde, 32,25 Flußsäure, und eine Spur
Eisenoxyd. Auf glühende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er
meist mit grünem Lichte; vorzüglich thun dieß (auch schon in
größern Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein vio-
letter und grünlichweißer von Nertschinsk (der deßhalb so ge-
nannte Chlorophan oder Pyrosmaragd).
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den Mangel
des Spathgefüges; findet sich meist grünlich- oder blaulich-
weiß; schwach durchscheinend; mit schimmerndem Bruche;
ungeformt. Fundort zumal Derbyshire, und Strasberg am
Harz.
In mancherlei Farben, fast wie der Flußspath, nur blas-
ser; meist durchsichtig; glasglänzend; der Querbruch blätte-
rig, der Längenbruch ins Muschelige. Gewöhnlich krystalli-
[Seite 421] sirt, meist in sechsseitigen Säulen von mancherlei Abartung.
Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) = 55 Kalk-
erde, 45 Phosphorsäure und etwas Braunsteinkalk; auf
Kohlen gebröckelt phosphorescirt er ebenfalls mit grünem Lich-
te. Fundort zumal die Zinnwerke bei Ehrenfriedersdorf und
Schlackenwalde.
Auch der Spanische Spargelstein und der Norwegi-
sche Moroxit gehören zu dieser Gattung.
21. Phosphorit,erdiger Apatit.
Gelblich- weiß; undurchsichtig; von magerm Korn; erdi-
digem auch splitterigem Bruche, der theils auch ins Faseri-
ge übergeht; halbhart; schwer; im Dunkeln mit scharfem
Eisen gekratzt gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge-
bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fundort bei
Truxillo in Estremadura in abwechselnden Schichten von ge-
meinem Quarz; und lose staubartig bei Sigeth in Ungarn.
Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend; Bruch aus dem
Kleinmuscheligen ins Splittrige; derb und krystallisirt (wie's
scheint würflich mit abgestumpften Kanten). Gehalt (nach
Klaproth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kieselerde, 24 Bo-
raxsäure, 4 Wasser. Fundort Andreasberg*) und Arendal.
Die Strontianerde ist zuerst vom geh. Hofr. Sul-
zer in Altenburg und Dr. Crawford für eine besondere
Grunderde anerkannt worden. Zu den Haupteigenschaften der-
selben gehört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige Krystallen
bildet, und daß eine Auflösung derselben in Weingeist carmin-
roth brennt, wenn Papier, Baumwolle etc. damit eingetränkt
und angezündet worden. Die salpetersaure Auflösung derselben
gibt sechsseitige, dicke, tafelförmige Krystallen.
Diese Erde findet sich mit zweierlei Säuren, mit der Koh-
len- und Schwefelsäure verbunden. Also:
Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durchscheinend;
schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils stängelicht
zusammengehäuft; meist in keilförmigen Bruchstücken; meist
ungeformt; äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten
Krystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach Klaproth)
= 69,50 Strontianerde, 30 Kohlensäure, 0,50 Wasser.
Halbhart. Fundort im Bleigange des Granitgebirges bei
Strontian in Schottland, meist in Schwerspath eingewachsen.
Nicht bloß, wie der erste Name andeutet, blau, sondern
auch weiß, gelblich, graulich etc.; mehr oder weniger durch-
scheinend und auch undurchsichtig; sowohl von dichtem, als
faserigem und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in gescho-
benen vierseitigen Tafeln krystallisirt. Gewicht des faserigen
aus Pensylvanien = 3714 L. Gehalt des Sicilianischen
von Girgenti (nach Stromeyer) = 36,35 Strontianer-
de, 43 Schwefelsäure, 0,18 Wasser. Andre Fundorte (zumal
der blätterigen Abart), der Süntel bei Münder im Hannö-
verschen; [deren Gehalt (nach Stromeyer) = 97 schwe-
felsaure Strontianerde, 1,30 schwefelsaure Baryterde, 0,74
schwefelsaure Kalkerde]; Bristol in Sommersetshire; und
der derben erdigen bei Montmartre.
Die dieses Geschlecht charakterisirende Schwererde
(terra ponderosa, barytes) ist zuerst von Bergmann für
eine eigene Grunderde erkannt worden, und hat den Namen
von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte = 4000. Sie
wird, so wie die Kalkerde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt
in hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit der
Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird aus ihren Auflösun-
gen in der Salpeter- und Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.
Auch sie findet sich, wie die Strontianerde, sowohl mit
der Kohlen- als mit der Schwefelsäure verbunden.
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe; durchschei-
nend; ähnelt im äußern Totalhabitus fast dem Alaun; ist
fettglänzend; meist ungeformt, springt in keilförmige Bruch-
stücke, auf dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr
selten krystallisirt; und dann meist in sechsseitiger Säule mit
sechsseitiger Spitze (– tab. II. fig. 19. –). Gewicht =
4271 L. Gehalt (nach Kirwan) = 78 Schwererde, 30
Kohlensäure. Fundort vorzüglich in den Bleiwerken zu An-
glezark bei Chorley in Lancashire, und zu Steinbauer in
Obersteiermark. Innerlich genossen ist er warmblütigen Thie-
ren ein Gift, aber auch; wie so viele andere Gifte, zweckmä-
ßig versetzt und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath. (Fr. spat pesant. Engl. cawk, pon-
derous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber auch wie
mancher Gypsspath, faserig; und wie mancher Flußspath,
dicht; daher dann folgende drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath.
Meist weiß, aber auch in mancherlei andere, doch nur
unansehnliche, Farben; selten farbenlos und wasserhell;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils undurchsich-
tig; häufig ungeformt; theils in dickschaligen Ablosungen;
aber auch in sehr vielartigen Krystallisationen; sowohl in
Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten und
mancherlei Zuschärfung und Zuspitzung; auch als doppelt
vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) etc. Die
Säulen theils nadelförmig, wohin z.B. der so genannte
Stangenspath von Freyberg gehört. Die Tafeln
häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die theils wie-
der mit kleinen Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 8
–); theils in sehr kleinen, wie an Fäden angereihten,
tafelförmigen Krystallen als Haardrusen; oder sonst
in mannigfaltiger besondern Gestalt zusammengehäuft, z.
B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht = 4430.
Gehalt eines krystallisirten weingelben aus Surrey (nach
Stromeyer) = 65,53 Schwererde, 35,85 Schwefel-
säure etc. Ueberhaupt häufig auf Gängen, wo er eine der
[Seite 424] gemeinsten Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin
und wieder in Flözen.
Eine besonders anzuführende Abart ist der so genannte
Aehrenstein oder fälschlich so genannte Strausasbest
(Lapis acerosus), ein weißer Schwerspath, blumicht wie
Aehrenbüschel, womit sein aschgraues, thonartiges Mutter-
gestein gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem bei
Osterode.
2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; rauchgrau,
wenig durchscheinend, in rundlichen, gleichsam plattge-
drückten Nieren (von Größe und Form meist wie getrock-
nete Feigen). Gewicht = 4440. Gehalt (nach Arvid-
son) = 62 schwefelsaure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75
Alaunerde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenoxyd,
2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno bei Bolo-
gna; auch hat man aus dieser Abart des Schwerspaths
zuerst die so genannten Lichtmagnete verfertigt.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur an den
Kanten oder in Splittern durchscheinend; matter meist split-
teriger Bruch; ungeformt. Gehalt des Rammelsberger
(nach Westrumb) = 83,5 schwefelsaure Schwer- und
Strontianerde, 6,5 Kieselerde, 1,5 Alaunerde, 2 schwe-
saurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge-
sagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire etc.
3. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sulfatée
fétide. Lapis hepaticus Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb; nur an den
Kanten durchscheinend, oder undurchsichtig; glänzend; in
Nieren oder stumpfeckigen ungeformten Stücken. Gibt,
wenn er mit Eisen geschabt oder gekratzt wird, einen Ge-
ruch nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongsberg in
Norwegen. Gehalt (nach John) = 92,75 schwefelsau-
rer Baryt, 2 Kohle und Erdharz, 2 schwefelsaurer Kalk,
1,50 Eisenoxyd, 1,25 Wasser.
Wir haben bisher die Erden und Steine als homogene (me-
chanisch einfache) Fossilien betrachtet. Häufigst aber finden sich
auch Fossilien verschiedener Gattungen und selbst aus verschie-
denen Geschlechtern auf mannigfaltige, aber bestimmte Weise
und meist in ansehnlichen Massen und Gebirgslagern unter ein-
ander gemengt, daher es, besonders für den geognostischen
Theil der Mineralogie, überaus wichtig ist, auch diese aus he-
terogenen Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgsarten
(saxa s. petrae heterogeneae) unter eine systematische Ue-
bersicht zu bringen.
Doch schränken wir uns hier bloß auf diejenigen ein, die
in ihren bestimmten Mengungsverhältnissen ganze Gebirgslager
bilden, mit Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln
ein Fossil in einem andern gleichsam eingewachsen findet, wie
z.B. zuweilen Bergkrystall im carrarischen Marmor (S. 414) etc.
oder wo irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Ge-
steins andere Fossilien von weit neuerer Entstehung abgesetzt
worden, wie z.B. Kalksinter in alten Erdschlacken oder Laven etc.
Jene eigentlich so genannten gemengten Gebirgsarten,
lassen sich nach der verschiedenen Verbindungsart ihrer Gemeng-
stoffe unter folgende drey Hauptclassen bringen;
A) Wo die verschiedenen Gemeintheile bei gleichzeitigem
Niederschlag aus ihrem Primordialfluidum (§. 227 u. f.)
ohne alles fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich
wie in einander krystallisirt und innig zusammen verwach-
sen sind, wie beim Granit; daher angeschliffene Stücke
desselben gleichsam einem Mosaik ähneln.
B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien in einen Grund-
teig oder Hauptmasse von anderer Steinart gleichsam ein-
geknetet sind, wie beim Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte Körner und Ge-
rölle durch ein Cäment gleichsam zusammengekittet sind,
wie in den Breschen und im Sandstein.
Bei den beiden ersten Classen sind wohl alle Gemengstosse von
gleichzeitiger Entstehung.
Bei der dritten hingegen müssen, wenigstens bei den Breschen,
die Körner und Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe
sie durch ein Cäment unter einander verbunden worden.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die Hauptarten
wieder in folgende Unterarten abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr eigentlich zu-
kommenden Stoffen rein gemengt ist, wie z.B. eigentli-
cher Granit aus Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des andern der ihr
eigentlich zukommenden Stoffe, einen oder den andern
fremden enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren eigentlichen
Stoffen überdieß noch fremde überzähliche beigemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere ihrer eigent-
lichen Stoffe mangelt, ohne daß dafür ein fremder einge-
mengt wäre.
In derben Gebirgsmassen, oder nur in mächtigen
Bänken geschichtet; aber von mannigfaltiger Verschiedenheit
des grob- oder feinkörnigen Gemenges; oder des ungleichen
Verhältnisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder minder
festen und frischen Korns u.s.w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und Glimmer;
s. z.B. der antike Granito rosso. So auch das berühmte
[Seite 427] ungeheure Geschiebe aus einem Sumpfe am finnischen Meer-
busen, das seines Gewichtes von drey Millionen Pfund unge-
achtet nach St. Petersburg transportirt worden, um der Sta-
tüe Czaar Peters des großen zur Basis zu dienen*).
Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein Haupt-
Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls ein eigentlicher
Granit, dessen Feldspath in Verwitterung steht.
So z.B. der statt des Glimmers Hornblende enthält,
wohin auch manche antike Arten gehören (nur nicht der
wahre Syenit).
Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und Glimmer
auch noch Hornblende oder Stangenschörl, Granaten, De-
mantspath, Zinnstein, magnetischen Eisenstein**) etc. enthält.
Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath besteht,
welcher dann, wenn er innigst gemengt ist, nach oryctogno-
stischer Ansicht in den Grünstein (S. 400) übergeht; oder
aus Feldspath und Glimmer, wohin man das Feldspath
[Seite 428] Avanturino vom weißem Meere [S. 392 not. *)] rech-
nen kann etc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beim Granit, an welchen er auch
meist angrenzt, und daher theils in ihn übergeht (zumal
durch den von Saussüre so genannten Granit veiné); ins-
gemein aber geschichtet, dickfaserich, theils gar schieferig;
bricht in Ganggebirgen. Seine Unterarten übrigens wie beim
Granit.
Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind eigentlich
bloß Quarz mit vorwaltendem Glimmer in schieferigem Ge-
füge. Häufig erzführend; theils alaunhaltig.
Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe Oefen Ge-
stellstein (saxum fornacum) genannt.
Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und avanturinartig
goldschimmernde Art bricht bei Catharinburg in Sibirien.
Auch findet der berühmte so genannte biegsame Sand-
stein von Villa rica in der Brasilischen Provinz Minas
geraes nach neuern Untersuchungen*) wohl hier seine pas-
sende Stelle.
Der so genannte Murkstein ist ein mit Granaten über-
mengter Glimmerschiefer.
Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig Hornstein;
aber auch verhärteter Thon; oder Trapp; oder Pechstein etc.;
gehört mehrentheils, wie die beiden vorigen, zu den Gang-
gebirgsarten, und bricht meist in derben Massen: doch theils
auch kugelich.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten Grund-
massen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden Härte etc. vor-
züglich und eigentlich so genannte antike Porphyr, ist, wie
[Seite 429] schon der Name anzeigt, von rothbrauner Farbe und Grund-
masse, die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis
sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken eines von
dieser Grundmasse röthlich tingirten, dichten Feldspaths und
schwarzer Hornblende enthält. Fundort vorzüglichst Nieder-
Aegypten und das steinige Arabien.
Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feldspaths Kalk-
spath eingemengt ist, wie in manchen irrig so genannten dich-
ten Laven des Vesuvs (S. 399).
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der Grund-
masse.
Dahin gehört der verschiedenartige weitverbreitete Tra-
chyt; z.B. namentlich der ungarische Graustein (Saxum
metalliferum Born.), der aus einer Grundmasse von ver-
härtetem Thon mit eingemengter Hornblende, Feldspath,
Glimmer und zuweilen Quarz, besteht und in Nieder-Un-
garn das Hauptganggebirge und das Muttergestein der meh-
resten dasigen reichen Gold- und Silbererze ausmacht*).
Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grundmasse.
So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr (das fälsch-
lich so genannte Serpentino verde antico), mit lauchgrü-
ner, hornsteinähnlicher, (zuweilen auch grünsteinartiger)
Grundmasse und darein gemengten mittelmäßig großen Feld-
spathbrocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.
5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse des eigentlichen Porphyrschiefers ist meist
der obgedachte Klingstein (S. 398). Eingemengt ist in sehr
kleinen Körnern Feldspath, Quarz etc. Das Gefüge, wie
schon der Name zeigt, schiefrig.
Hingegen beim Weißstein oder (wie er von seinem
Fundort in Mähren genannt wird) Namiesterstein der
auch meist schieferige Textur hat, macht weißer dichter Feld-
spath die Grundmasse, in welcher kleine Granaten theils auch
Glimmer etc. porphyrartig eingemengt liegen.
6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat. (Ital.
Breccia).
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine oft
sandsteinartige Hauptmasse eingebacken. Von großer Man-
nigfaltigkeit des Cäments sowohl als der inliegenden Ge-
mengstoffe. Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferigem
Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Die so schöne und köstliche antike Breccia verde d'Egit-
to; eine grünsteinartige Grundmasse mit grünem dichten
Feldspath, Hornstein, Serpentinstein etc.; woraus unter an-
dern altägyptischen Kunstwerken der im brittischen Museum
befindliche, unter dem Namen des Sargs Alexanders be-
rühmte herrliche Sarcophag gearbeitet ist.
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von einem
meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment verbundenen
Sandstein, in welchem Gerölle von Feuerstein, Kieselschiefer
etc. fest eingewachsen sind*). Fundort vorzüglich in England;
der schönste bei St. Albans in Hertfordshire.
Das so genannte Rothe todte liegende der deutschen
Bergleute. – Meist eine Grundmasse von stark eisenschüssi-
gen durch Thon-Cäment verbundenem Sandstein, in welchem
[Seite 431] Quarz, Kieselschiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester
oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig, die unter-
ste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch theils ganze
weite Berglagerungen; zumal in der Schweiz, denn die dasi-
ge Nagelfluhe*) ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine Grund-
masse von meist grauem, durch Thon-Cäment verbundenen
Sandstein, in welchem Quarz von ungleichförmigen Geröl-
len oder Körnern und theils sehr verschiedener Größe, fester
oder lockerer eingemengt liegt. Uebergang in Sandstein, und
zwar namentlich in denjenigen, welcher bei den Steinkohlen-
flözen bricht, und deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen
neuern Flözsandstein) Kohlensandstein genannt wird. Macht
eine Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche Erzgän-
ge führt, und ins Flözgebirge übergeht.
Die Gemengtheile, wie bei den letztgedachten Arten der
Breschen, aber mit schieferigem Gefüge.
So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in manchen
Gegenden des Oberharzes, z.B. am Burgstetterzug bei Claus-
thal, schilfähnliche Abdrücke enthält, die für die Geogenie um
so merkwürdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise die al-
lerältesten Spuren von organisirter Schöpfung auf unserm
Planeten sind.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht zu-
sammen gekittet. Das Cäment ist von verschiedener Art; z.
B. kalkartig: oder thonartig; oder eisenschüssig; zuweilen
aber auch selbst quarzartig, da dann solcher Sandstein in
körnigen gemeinen Quarz (S. 369) übergeht.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit krystallinischem
Kron; theils mit Abdrücken von Petrefacten der Vorwelt und
zwar aus beiden Reichen organisirter Körper.
Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört vorzüglich
der, so sich bei Clausenburg in Kugeln der verschiedensten
Größe findet.
Des so genannten krystallisirten Sandsteins on Fontaine-
bleau ist oben gehörigen Orts beim Kalkspath (S. 410) Er-
wähnung geschehen. Eher verdient derjenige hier seine Stel-
le, der im Würtembergischen bei Stuttgard und Tübingen
bricht.
Am allergemeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B. außer dem
Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-Würfelchen in dem son-
derbaren Muttergestein des rothen Bleierzes von Beresofsk
im Catharinburgischen.
Und so findet auch wohl der Topasfels des Schne-
ckensteins im Voigtlande (S. 385) hier füglich seine Stelle,
der aus einem in körnigen Quarz übergehenden Sandstein
zu bestehen scheint, welcher mit nadelförmigem schwarzen
Stangenschörl, gemeinem dichten Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durchzogen ist.
Der sich also wegen seines Gefüges zum derben Sand-
stein verhält, wie der Porphyrschiefer zum Porphyr, oder
wie der Grauwackenschiefer zur Grauwacke etc.
Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeiniglich mit Glim-
mer übermengt und meist damit im schiefrigen Bruche durch-
zogen (so z.B. namentlich im englischen Yorkstone, Bre-
mingstone etc.) Nur variirt dabei das Verhältniß des
Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als
der Vertheilung gar vielartig.
Die in der Mineralogie aufzuführenden Salze unterschei-
den sich von andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte Auf-
lösbarkeit im Wasser, und durch ihren specifiken Geschmack.
Alle diese hieher gehörigen Salze (die sich nämlich von Na-
tur fossil finden), gehören zu den so genannten Neutral- oder
zu den Mittel- oder zu den Metall-Salzen; die nämlich aus
einer Säure bestehn, verbunden, entweder A) mit einem Lau-
gensalze, oder B) mit einer so genannten Erde, oder C) mit
den Oxyden (sonst so genannten Kalken) einiger Metalle.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a. aus einer
Erde mit einer Säure verbundene Fossilien in diese Classe; sie
werden aber wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auflös-
barkeit, hier in der Mineralogie, füglich wie oben geschehen, den
Erden und Steinen beigezählt.
Die mineralischen Salze werden am natürlichsten nach den
verschiedenen Säuren, die sie enthalten, unter folgende fünf
Geschlechter gebracht:
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Natron.
Sal gemmae, muria montana. Sal ammoniacum vet.
Soude muriatée.
Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber graulich;
selten ziegelroth, oder saphirblau etc.; meist mehr oder weni-
[Seite 434] ger durchscheinend; theils nur schimmernd, theils aber glän-
zend; der Bruch theils dicht, theils blätterig, theils faserig,
theils körnig; meist ungeformt; selten krystallisirt, und dann
cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Wassertropfen etc. Ge-
wicht = 2143. Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Natron, 17
Wasser. Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils mäch-
tige Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke), wie z.B. zu Boch-
nia und Wieliczka bei Krakau etc. Theils aber wird es auch
(als Seesalz) an den Ufern salziger Landseen durch die
Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z.E. in Aegypten**)
und am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Ammoniak.
Sal ammoniacum. Ammoniaque muriaté.
Weiß, graulich etc. theils gelb von beigemischtem Schwe-
fel etc. Meist nur mattschimmernd; theils mehlich; theils in
undeutlichen kleinen Krystallen; zeigt einige Ductilität und
Schnellkraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlendstechend,
laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe.
Fundort namentlich in vulcanischen Gegenden. Gehalt des kry-
stallisirten vesuvischen (nach Klaproth) = 99,5 salzsaures
Ammoniak, 0,5 salzsaures Natron.
1. Natürliches Glaubersalz, schwefelsaures Na-
tron. Sal mirabile Glaub. Soudé sulfatée.
Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig. Gehalt des
von Eger (nach Reuß)= 67,02 schwefelsaures Natron,
16,33 kohlensaures Natron, 11 Kochsalz, 5,64 kohlensaure
Kalkerde. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort unter
andern bei dem natürlichen Natron von Debrezin.
2. Polyhalit, schwefelsaures Kali.
Dieses erst zum Gyps, nachher zum Anhydrit gerechnete
und nun erst von Stromeyer genau untersuchte Fossil ist
ziegelroth; wachsglänzend; theils faserig; durchscheinend;
von salzig bitterm Geschmack; ausnehmend leichtflüssig. Ge-
halt = 27,63 schwefelsaures Kali, 28,46 schwefelsaures
Kalkhydrat, 22,22 schwefelsaure Kalkerde, 20,03 schwefel-
saure Talkerde, 0,29 schwefelsaures Eisenoxydul, 0,19 salz-
saures Natron, 0,19 Eisenoxyd. Fundort in den Steinsalz-
lagern zu Ischel in Oberösterreich*).
3. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure Talk-
erde. Magnesia vitriolata. Magnésie sulfatée.
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadelförmigen
zusammengehäuften Krystallen. Gehalt = 33 Schwefelsäu-
re, 19 Talkerde, 48 Wasser. Geschmack sehr bitter. Fund-
ort unter andern bei Jena.
Eine besondere Abart ist das so genannte Haarsalz
(Halotrichum) von Idria, das sich durch seine langen haar-
förmigen Krystallen, silberweiße Farbe und Seidenglanz aus-
zeichnet.
4. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thonerde.
Alumen, argilla vitriolata. Alumine sulfatée.
Meist graulich; theils durchscheinend; meist nur schim-
mernd; theils seideglänzend; theils erdig. Gewicht = 2071.
Gehalt ungleich; z.B. der Frauenwalde (nach Klap-
roth)= 15,25 Alaunerde, 0,25 Kali, 7,50 Eisenoxydul,|
77 Schwefelsäure. Geschmack zusammenziehend, herbe, hin-
tennach süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen. Zu-
weilen auch auf den so genannten Alaunerzen. Gebrauch
hauptsächlich zur Färberei etc.
Schwefelsaure Metalloxyde, zumal von Kupfer, Eisen,
Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere dieser verschiede-
[Seite 436] nen Metalloxyde zusammen verbunden; werden sie auch dann
a potiori benannt.
1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer. Cuivre sulfaté. (couperose
bleue.)
Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glasglänzend; meist
stalactitisch. Gewicht = 2230. Gibt im Feuer grüne Flam-
me; seine Auflösung färbt das damit geriebene Eisen kupfer-
roth. Herber, zusammenziehender, ekelhafter Kupfergeschmack.
Fundort z.E. bei Herrengrund in Ungarn etc.
2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupferwas-
ser, schwefelsaures Eisen Fer sulfaté. (cou-
perose verte.)
Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb; theils auch
als weißer Beschlag auf Schwefelkies etc.; meist durchschei-
nend; herber zusammenziehender Tintengeschmack. Fundort
z.B. im Rammelsberge bei Goslar, aber auch bei Vulka-
nen, Steinkohlen etc.*).
3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau-
rer Zink. Zinc sulfaté. (couperose blanche.)
Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger Bruch; theils
als mehliger Beschlag; theils haarförmig (als mancher so
genannte Feder-Alaun); theils stalactitisch etc. Fundort
z.B. ebenfalls im Rammelsberge.
4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt. Co-
balt sulfaté.)
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend; stalactitisch.
Fundort bei Herrengrund in Ungarn, und zu Bieber bei
Hanau. Gehalt des letztern (nach Kopp) = 38,71 Kobalt-
oxyd, 19,74 Schwefelsäure, 41,55 Wasser.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pott-
asche. Nitrum prismaticum. Potasse nitratée.
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend, theils schim-
mernd; meist in zarten Nadeln, oder wollicht; theils stalac-
titisch. Gewicht = 1920. Geschmack bitterlich und kältend.
Im Feuer schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er;
mehrentheils ist er nur Kalkerde gemischt (als so genannte
Salpetererde) Fundort vorzüglich in Ludamar (im Innern
von Africa), in Hindustan, außerdem auch hin und wieder
in Europa, z.B. in Ungarn, Apulien etc. bei Homburg im
Würzburgischen, und auch bei Göttingen am Reinhauser
Sandstein etc.*). Hauptgebrauch bekanntlich zu Schießpulver,
zu Scheidewasser etc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda. Swa-
ga der Tibetaner. Soude boratée.
Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachsglänzend; krumm-
blätteriger Bruch; krystallirt in sechsseitigen platten Säu-
len mit schräg zugeschärften Enden. Geschmack anfangs süß-
lich, hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer. Gehalt
(nach Klaproth) = 14,5 Natron, 37 Boraxsäure, 47
Wasser. Fundort an einigen alpinischen Seen in den Schnee-
gebirgen von Tibbet und Nepal. Gebrauch besonders zum Lö-
then etc.
2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.
In gelblich weißen fast silberglänzenden schuppigen oder
glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt (nach Klaproth) =
86 Boraxsäure, 11 schwefelsaurer Braunstein, 3 Gyps.
Fundort an den heißen Quellen (Lagoni) bei Sasso im Flo-
rentinischen.
Die natürliche Boraxsäure in einer Felsenhöhle der Lipa-
rischen Insel Vulcano, aus welcher ebenfalls heiße Quellen
[Seite 438] entspringen, ist hingegen [nach Stromeyer*)] mit 5 bis
20 p. C. Schwefel verbunden.
1. Natürliches Natron kohlensaure Soda, vul-
go natürliches mineralisches Laugensalz, Na-
trum. Borech der Persianer. Trona in der Barbarey.
Nitrum der Alten. Soude carbonatée.
Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist erdig; doch
theils derb, durchscheinend, mattglänzend; theils auf dem
Bruche stängelich zusammengehäuft; leicht im Wasser auflös-
bar; Geschmack laugenhaft. Gehalt des Aegyptischen (nach
Klaproth) = 32,5 kohlensaures Natron, 20,8 schhwefel-
saures Natron, 15 salzsaures Natron, 31,6 Wasser. Fund-
ort besonders an den Natron-Seen in Aegypten etc. Außer-
dem auch auf den Heiden um Debrezin, bei Erzen unweit
Hameln etc. – Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen
Monat lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mu-
mien bereiteten**); und den schiffbrüchigen Kaufleuten am
Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung des Glas-
machens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den
Morgenländern häufig zu diesem letztern Zweck, so wie zur
Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegyp-
ten zum Brodteig und sonst an die Speisen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calca-
rium, das aus feuchten Mauren wie wollichter Schimmel
ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Salpeter ge-
nannt wird), ist eine mit Kalkerde vermischtes, unreines
natürliches Natron.
Brennlich oder combustibel heißen im Grunde alle diejeni-
gen Fossilien, die sich so schnell mit dem Sauerstoff verbinden,
daß dabei Wärmestoff und Lichtstoff frei werden. Folglich gehö-
ren, genau genommen, auch hie Metalle darunter. Allein, da
sich diese außerdem noch durch manche andere auffallende und
ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen übrigen mine-
ralischen Körpern auszeichnen, so werden sie nach der alten ein-
mahl allgemein angenommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine
besondere Classe gebracht, und nur nachstehende vier Geschlechter
zu den eigentlich so genannten brennlichen Mineralien gerechnet:
Das erste dieser Geschlechter und die mehrsten Gattungen
des zweyten, haben das mit einander gemein und hingegen von
den übrigen beiden verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein sind,
in Oel auflösen lassen, und schon im Glühfeuer mit Rauch und
Flamme und eigenem Geruch brennen oder wenigstens glim-
men, und zur Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom
Erdharz ist eine Gattung, nämlich das Erdöl, flüssig. Die
übrigen trockenen sind stark idioelektrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr. Sonfre.
Engl. Brimstone)
In mancherlei Abstufungen seiner bekannten Farbe; mehr
oder weniger durchscheinend; Fettglanz; muscheliger Bruch;
[Seite 440] spröde; meist ungeformt und zwar sowohl locker als dicht;
theils krystallisirt, in dreiseitigen oder doppelt vierseitigen
Pyramiden. Gewicht = 2033. Schmilz bei 244° Fah-
renh. und bricht den 414° in Flamme aus. Oft unrein, as
Schwefelerde etc. Fundort zumal in Gypsflözen, z.E. bei
Lauenstein im Hannoverischen; und dann auf und bei Vul-
canen etc.
Dieses vor der Hand immer noch ziemlich problematische
Fossil, ist meist honiggelb; durchscheinend; glasglänzend;
sehr spröde; kleinmuscheligem Bruch; immer krystalli-
sirt, häufigst als doppelt vierseitige Pyramide, und zeigt
beim Reiben Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt
(nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 einer eigenen Säu-
re die davon den Namen erhalten hat, 39 Wasser. Fund-
ort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bituminösem
Holz und dergl. Holzerde, bei Artern im Mansfeldischen.
2. Bernstein Agtstein. Succinum, electrum, lyn-
curium, glesum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune,
carabé. Engl. amber).
Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom
durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten wasserhell,
meist ölkar*), theils Glasglanz, theils Wachsglanz; mu-
scheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige
oder kugelichte Tropfen. Läßt sich drehen, poliren etc. Gewicht
eines durchsichtigen weingelben = 1083. Ist vermuthlich als
Folge einer der frühern Erdrevolutionen aus Baumharz ent-
standen; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zu-
mal Wald-Insecten etc.**). Fundort vorzüglichst Samland
[Seite 441] in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem Holz*)
und Braunkohle, theils am Seestrande.
3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Bitume li-
quide. (Engl. fossil tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkommen
tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr zähe, wie
ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben
so verschieden in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B.
von mancherlei gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarz-
braune (der echte Barbados-Theer grünlich-braun); je-
nes durchsichtig; dieser hingegen kaum in dünnen Faden durch-
scheinend. Mittel-Gewicht = 0,850. Starkriechend. Ge-
halt des Persischen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff,
14,8 Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den bren-
nenden Feldern am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z.E. bei Edemißen
im Amte Meinersen. Gebrauch der Naphtha zum Brennen,
selbst zur Feuerung etc. des Berghteers als Arznei etc.**)
1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.
Meist schwarz und nur in Splittern braun durchscheinend;
theils Fettglanz, theils Glasglanz; meist muscheliger Bruch;
sehr spröde, brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat einen
eigenen meist bitterlichen Geruch; brennt mit dickem Dampf.
Gewicht = 1104. Fundort zumal auf dem todten Meere,
das davon seinen griechischen Namen hat. Ward von den al-
ten Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumienbereitung
genommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber etc. häufigst
in Oel aufgelöst zum Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um
die Stechfliegen abzuhalten etc. – Unter den Abarten ver-
dient der berühmte kostbare, wohlriechende feste Bergbal-
sam, oder die mineralische Mumie [Pers. Mumi-
nahi***)] aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des
Caucasus, Erwähnung.
2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.
Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos, und auffal-
lend elastisch, so, daß es sich zwar nicht, wie das vegetabi-
lische Federharz, ohne zu zerreißen, dehnen, aber doch fast
wie weicher Kork zusammendrücken läßt und dann in seine
vorige Gestalt zurückschnellt. Fundort bei Castletown in Der-
byshire, zumal in folgenden beiden Abarten.
Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird in der Wär-
me weich; und ähnelt überhaupt in dem äußern Habitus mehr
noch als das folgende dem vegetabilischen Cahutschuk.
Haarbraun: von einem schwammichten, theils ins Faseri-
ge übergehenden Gefüge; ist zäher als die dichte Abart.
5. Bituminöses Holz. Oryctodendron, lignum fos-
sile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie z.B. das is-
ländische Surtar-brandr oder Schwarzholz); mit mehr oder
minder deutlicher Holztextur. Uebergang in Braunkohle und
Pechkohle; theils in mächtigen Flözen*); theils alaunhaltig.
Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche Umber
(namentlich die Cölnische) gehört, ist durch Verwitterung die-
ses Holzes entstanden, und findet sich theils bei demselben in
Flözen, theils aber auch in aufgeschwemmten Lande, Torf-
mooren etc.
6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille, charbon de
terre. Engl. coal.)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit
unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Eindrücken fremdar-
tiger Gewächse; theils auch mit fest eingemengten Holzkoh-
len; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz
[Seite 443] und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in eben so
verschiedenem Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe,
Glanz, Gefüge etc. besonders in folgende sechs Abarten: die
sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen
lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger dem bitu-
minösen Holze nähern, in mächtigern Lagern vorkommen,
meist auf gemeinem Flözsandstein oder dichtem Kalkstein auf-
liegen und gewöhnlich von Basalt bedeckt sind; die beiden letz-
tern aber in weit schwächern Flözen, meist nur von weni-
gen Fuß Mächtigkeit vorkommen, deren aber dagegen meh-
rere übereinander mit Schichten von Schieferthon oder Koh-
lensandstein (S. 431) abwechseln. Auch findet sich diese letz-
tere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge, und ist
fast immer mit Kohlensandstein oder mit Schieferthon (zumal
mit Pflanzenabdrücken) und Brandschiefer (S. 395) bedeckt.
1) Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey-coal.
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in so genannte
Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von welchem sie sich
doch durch das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.
2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas-
kohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abarten); stark-
glänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.
In stängelich abgesonderten Stücken; meist fettglänzend;
weich; spröde. Fundort vorzüglich am Meißner in Hessen.
4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet,
jais, Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger Bruch; fest,
so daß sie sich drehen und poliren läßt.
Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus Lancashi-
re. Dieser ihr Gewicht = 1275.
5) Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; Wachsglanz; weich, und sehr
spröde. Uebergang in Bradschiefer.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze; großmusche-
ligem Bruche; würfliger Gestalt der Bruchstücke; zur Feue-
rung die vorzüglichste, zumal häufig in Großbrittannien.
Gebrauch der letztgedachten beiden Arten (außer dem all-
[Seite 444] gemein bekannten der Steinkohlen überhaupt) unter an-
dern auch zum Theerschwelen und zur Gewinnung des Sal-
miaks.
1. Kohlenblende, (schiefrige Glanzkohle). Anthra-
colithus. (Fr. Anthracite, plombagine charbon-
neuse.
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie auch ehe-
dem oft angesehen worden; färbt stark ab; ist sehr spröde;
ihr Bruch theils schieferig, theils stängelich in kleinen viersei-
tigen Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton
Morveau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauerstoff und
etwa 4 p. C. Alaunerde. Bricht meist bei und mit Quarz;
unter andern bei Gera, Chemnitz, Kongsberg (hier theils
mit gediegenem Silber) etc.
2. Graphit, Reißblei, Schriftblei. Plumbago.
(Fr. fer carburé, plombagine, crayon noir, crayon
d'Angleterre. Engl. blac lead, Keswick lead, wad.)
Meist bleigrau; theils eisengrau, mehr oder weniger me-
tallischglänzend; abfärbend; fettig anzufühlen; theils dicht,
theils körnig, theils schuppig, oder krummblätterig, oder
dünnschieferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Gehalt des
Cornwaller (nach Saussüre) = 96,1 Kohlenstoff, 3,9
Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er größtentheils*).
Fundort zumal in der größten Menge und Feinheit bei Kes-
wick in Cumberland**). Gebrauch des feinern, festen vor-
züglich zu Bleistiften (auch zur Spitze auf die Stangen der
Gewitterableiter), des gemeinsten aber zu Ipser Schmelztie-
[Seite 445] geln, Ofenschwärze etc. Auch zum Einschmieren hölzerner
Schrauben und Räderwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Dia-
mond.)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wunder-
barsten – so wie der kostbarste Körper in der Natur. –
Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasser-
hell, wie eine Thautropfen; doch theils blaß tingirt, und das
fast in allen Farben; von einem eigenen dem Metallischen
sich nähernden Glanze; ursprünglich immer krystallisirt; und
zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –), deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und
theils gar in der Mitte zugespitzt sind, so daß dadurch
der octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenförmi-
gen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) umgewandelt wird.
Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter
richtet sich allemal und einzig nach den acht Seiten der octoë-
drischen Grundkrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt*). Er
ist der härteste aller bekannten Körper, der von keiner Feile
angegriffen wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und
daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idio-
elektrisch; und manche saugen besonders leicht Licht ein. Was
Newton aus der ausnehmend starken Strahlenbrechnung
des Demanten a priori geahndet**), daß er eine brennbare
Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkommenste
bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er ein wunderbar ver-
dichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar aus Stabeisen
durch Verbrennen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht
hat. – Fundort Ostindien [zumal Hindustan und Borneo***)],
Brasilien, und nun auch der Ural.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die brennlichen
Fossilien gehören, ist schon oben erwähnt (§. 251). Sie unter-
scheiden sich aber durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als von den üb-
rigen Mineralien der andern beiden Classen.
Sie sind unter den Fossilien die allerundurchsichtigsten;
sie haben alle den deßhalb so genannten metallischen Glanz;
meist hakigen Bruch; und viele auch eine dreifache Art von ge-
schmeidiger Ductilität. Sie sind nämlich erstens biegsam (so
besonders Blei und Zinn); zweytens dehnbar oder malleabel,
daß sie sich in dünne Blättchen treiben lassen (so zumal Gold
und Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach ihrer ver-
schiedenen Tenacität im Drahtzug mehr oder weniger strecken
lassen, und gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Metallen
größere oder geringere Lasten tragen können, ehe sie davon ge-
rissen werden (so vorzüglichst Platin, Gold und Eisen).
Sie schmelzen in der Hitze; doch das Quecksilber schon in
einer sehr niedern Temperatur, daher es gewöhnlich flüssig erscheint,
die übrigen Metalle hingegen erfordern erhöhte Temperatur,
und manche derselben (z.B. Platin, Eisen, Mangan, Wol-
fram etc.) eine sehr große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. –
Alle schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.
Bis auf eine oder die andre Ausnahme unter den neuerlich
entdeckten Metallen lassen sich die übrigen entweder in Salpe-
tersäure oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusammenge-
setzten Königswasser) auflösen; und sind die vollkommensten elek-
trischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das Ansehen ist,
unter welchen sich die mehresten Metalle in der Natur zu finden
pflegen, so lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf zwey
Hauptarten zurück bringen:
Entweder nämlich finden sich die Metalle gediegen
(metallum nativum, Fr. métal vierge) in ihrer wahren
[Seite 447] vollkommen metallischen Gestalt: – oder aber vererzt im
weitläuftigern Sinn (metallum mineralisatum), so daß ih-
nen mehr oder weniger von ihrem metallischen Habitus benom-
men ist.
Doch hat auch beim gediegenen Zustande eines Me-
talls mancherlei besondere Verschiedenheit Statt. – Es findet
sich z.B. dasselbe entweder sichtbar, oder aber in unmerklich
kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und durch
dieselben verlarvt. – Ferner findet sich entweder Ein ge-
diegenes Metall (z.B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber
mehrere im gediegenen Zustande zusammen gemischt (z.B. na-
türliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne (§. 254.),
erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:
Erstens nämlich bloß durch Verbindung eines Metalls
mit einem andern verbrennlichen Stoffe, dem Schwefel; da sie
dann geschwefelt oder vererzt im engern Sinne genannt
werden; und bei dieser Verbindung mehrentheils noch einen
metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch eine weit wesentlichere Verän-
derung, nämlich durch Verbindung des Metalls mit Säuren;
da sie ihres metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert oder
Verkalkt genannt werden.
Und zwar erfolgt diese Verkalkung wiederum, entwe-
der durch den unmittelbären Beitritt des reinen Sauerstoffs,
– oder so, daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte Säure bildet.
Nur neun Metalle (nämlich Silber, Quecksilber, Kupfer,
Eisen, Wismuth, Spießglas, Arsenik und Tellurium und Palla-
dium) hat man bis jetzt in beiderley Hauptgestalt gefunden; so
wohl gediegen als vererzt. Von den übrigen hingegen die mehr-
sten bloß vererzt.
Daß die ehemahlige Eintheilung der Metalle, in Ganze-
und Halb-Metalle, aus bloß relativen, unbestimmten Verhält-
nissen abstrahirt und nicht in der Natur gegründet war, bedarf
jetzt kaum noch einer Erwähnung.
Bis jetzt kennt man nun folgende hieher gehörige, eigent-
lich so genannte Metalle:
Diese achte hießen vor Alters ganze Metalle; von den fol-
genden hingegen die vormals schon bekannten, Halb-Metalle:
Da sich aber letztere beide vor der Hand bloß mit dem ro-
hen Platin und dem Iridium und Palladium verbunden finden,
so werden sie hier in der Mineralogie nur beiläufig angeführt.
Ein mehreres von denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV.
B. 1806. S. 209 u. f.
Der vollkommen gereinigte Platin-König ist silberweiß;
sein Gewicht = 20850 [folglich der schwerste aller bekannten
Körper in der Natur*)]; so gereinigt ist er auch ausnehmend
dehnbar und zähe*) (§. 253.); wird in Königswasser aufge-
löst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das
strengflüssigste Metall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt
sich auch so wie dieses, schweißen. Gebrauch vorzüglich zu Maas-
stäben, Mikrometerfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py-
rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clarke's Nachtlicht ohne
Flamme, Räderwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik
versetzt zu Teleskopspiegeln etc.
Unter dem Namen von Platina (dem Spanischen Di-
minutiv von plata, Silber), seit 1736 bekannt. Gewöhnlich
nur in kleinen, fast stahlgrauen, theils rundlichen, theils
eckigen, meist aber platten Körnern; die aber außer der
Platina noch achterlei andere Metalle (– nämlich: Kupfer,
Eisen, Titanium, Chromium, Iridium, Osmium, Rho-
dium und Palladium –) halten; und in einem mit magne-
tischem Eisensande, Waschgold, Quecksilberkügelchen, und
kleinen Hyacinthen etc. vermengten Sande, vorzüglich bei
Santa Fé in Mexico (aber auch am Ural) gefunden werden..
Das Gold ist ausnehmend ductil in aller dreyfachen
Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zähigkeit), weich,
doch daß es sich durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern
stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in Königswasser aufge-
löst; und aus der Solution durch Salmiak als Knallgold, und
durch Zinnauflösung als mineralischer Purpur, gefällt. Amal-
[Seite 450] gamirt sich sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen und
Mangan wahrscheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der ihm in grö-
ßerer oder geringerer Menge beigemischten andern Metalle,
Kupfer, Silber, Eisen, oder Tellurium. In mancherlei be-
sonderer Gestalt z.B. blätterig, gestrickt etc. Theils krystal-
lisirt, in mancherley Formen, z.B. cubisch, octoëdrisch etc.;
theils dendritisch etc.
Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beim Zinnge-
schlecht), wie z.E. das bei Wicklow in Irland.
Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder ver-
larvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein von Bere-
sofsk, im rammelsberger Braunerz, in vielem Schwefelkies,
Bleiglanz, Zinkblende etc. Namentlich auch in der goldhalti-
gen Kohle (dem so genannten Brandstein) von Verespatak in
Siebenbürgen.
Das Silber läuft von Schwefeldämpfen gelbschwarz
an. Gewicht = 10474. Ausnehmend dehnbar; auch sehr zähe;
hat nächst dem Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter-
säure aufgelöst, und aus der Solution durch Salzsäure als
Hornsilber, und durch Quecksilber als so genannter Dianen-
baum gefällt.
In mancherlei besonderer Gestalt; blätterig, zähnicht,
haarförmig, gestrickt etc. theils krystallisirt, und zwar auch
meist als doppelt vierseitige Pyramide; theils dendritisch;
theils bei metallisirten Petrefacten, wie z.B. bei den Fran-
kenberger Kornähren etc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit andern Metal-
len gemischt.
So z.B. mit Gold bei Kongsberg und am Schlangen-
berg (das Electrum des Grafen von Veltheim).
Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß; blätteriger
Bruch; theils krystallisirt in sechsseitigen Säulen und Pyra-
[Seite 451] miden; weich. Gehalt sehr ungleich z.B. in einem andreas-
berger (nach Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik,
44,25 Eisen, 4 Spießglas.
Zinnweiß; theils derb; theils krystallisirt in vier- und
sechsseitigen Säulen und sechsseitigen Tafeln. Gehalt (nach
Klaproth) = 76 Silber, 24 Spießglanz. Fundort eben-
falls bei Andreasberg am Harz und bei Alt-Wolfach im Für-
stenbergischen.
4. Glaserz, Glanzers, Weichgewächs, Silber-
kies. Argent sulfuré.
Schwärzlich bleigrau; mattschimmernd; gibt glänzenden
Strich; theils krystallisirt; meist in doppelt vierseitigen Py-
ramiden; auch cubisch etc.; weich; sehr geschmeidig; läßt sich
spähneln; ist theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge-
wicht = 7215. Gehalt (nach Klaproth) = 85 Silber,
15 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erzgebirge.
5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs, Silberkies.
Meist eisenschwarz, theils rußig, theils krystallisirt, und
das meist in sehr kleinen sechseitigen Säulen oder Tafeln;
theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klap-
roth) = 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas, 5
Eisen. Fundort zumal in Ungarn.
6. Silberschwärze, erdiges Glaserz. Argent noir.
Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr weich; scheint
aus einer Auflösung des Schwarzgülden und Glaserzes ent-
standen zu seyn. Findet sich meist in der Nachbarschaft dieser
Beiden.
7. Hornerz, Chlorinsilber. Chlorure d'argent.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pistaziengrüne,
an den Kanten durchscheinend; fast wachsglänzend, theils
knospig; theils cubisch krystallisirt; theils dendritisch (so vor-
züglich das sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei-
dig; läßt sich spähneln. Gewicht = 4840. Fundort, außer
dem eben gedachten, Johanngeorgenstadt im Erzgebirge,
Cornwall etc.
8. Rothgülden, Silberblende. (Fr. argent rouge,
rosiclair.)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth bis ins
dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins Bleigraue und Ei-
senschwarze; mehr oder weniger durchscheinend; theils mit
auffallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber blut-
roth, (Engl. ruby ore); fast metallisch glänzend; theils
krystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer sechs-
seitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendritisch; gibt ro-
then Strich. Mittelgewicht = 5563. Gehalt eines dunkeln
von Andreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber, 19
Spießglanz, 17 Schwefel, 4 Sauerstoff. Andre sind auch
arsenikhaltig. – Fundort, vorzüglich am gedachten Orte.
Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr. mercure, vif-
argent, Engl. quicksilver) behält seinen Silberglanz an
der Luft unverändert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst
bei 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht des flüssi-
gen = 13568*). Wird am vollkommensten von der Salpeter-
säure aufgelöst; phosphorescirt im so genannten luftleeren Raume;
amalgamirt sich am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und Blei;
daher sein Gebrauch zum Anquicken der Erze zum Vergolden,
zur Spiegelfolie etc. Außerdem bekanntlich auch zu meteorologi-
schen Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher Insecten,
und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen, Jungfern Quecksilber.
Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und Zwischenräu-
men von Quecksilbererzen. Fundort, in Europa zumal Idria
und das Zweybrückische.
2. Natürliches Amalgama. Mercure argental.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber amalgamirt.
Meist nur als Ueberzug; doch theils derb, knospig etc.; weich.
Gehalt sehr ungleich; z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksil-
ber, 36 Silber. Fundort zumal im Zweybrückischen.
3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinnabaris. Mer-
cure sulfuré.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe etc.;
theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchscheinend;
theils erdig, theils derb; und dann theils von einem fast me-
tallischen Glanze; theils faserig; theils krystallisirt, und zwar
meist in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachrothen Strich.
Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z.B. (nach Kir-
wan) = 80 Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte zumal
Idria, das Zweybrückische, Almaden, Schina und Mexico.
Das so genannte Quecksilber-Branderz von Idria
ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.
Das eben daselbst brechende, seltene Stinkzinnober
(Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchscheinend; von
spathartigem Gefüge; und gibt, wenn es gerieben wird,
Schwefellebergeruch.
4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilberblende.
Mercure sulfuré bituminifère.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; undurch-
sichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt coschenill-
rothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von zwey Haupt-
arten: nämlich a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen
Ablosungen, wie mancher Glaskopf*). Gewicht = 7937.
Gehalt (nach Klaproth) = 81,80 Quecksilber, 13,75
Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65 Kieselerde, 0,55 Alaunerde,
0,20 Eisenoxyd, 0,72 Wasser etc. Fundort zumal bei Idria,
wo es das gewöhnlichste Quecksilbererz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Turpeth,
natürlicher Sublimat. Mercure muriaté.
Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend; von fast me-
tallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüften an-
derer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubischen oder
säulenförmigen Krystallen; weich. Im Gehalt auch eine Chlo-
rinverbindung. Fundort zumal im Zweybrückischen.
Das Kupfer ist sehr hart und elastisch, und hat unter
allen Metallen den stärksten Klang. Gewicht = 7788. Wird
von allen Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und blauer
Flamme: verbindet sich leicht mit andern Metallen, und gibt
dadurch die mancherlei vorzüglichen Compositionen; wie z.B.
mit Gold, das Similor und das malayische Suasso; mit Zink,
das Messing und Tomback (von Tombago, dem malayischen
Worte für Kupfer); mit Zinn die antike Bronze, das Glocken-
gut und Stückgut; mit Arsenik das argent haché und die Com-
position zu Teleskopspiegeln; mit Nickel, das schinesische Pack-
fong u.s.w. Dient daher auch beim Münzwesen zur Karati-
rung und Legirung des Goldes und Silbers etc.
Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher Abstufungen
der Röthe; in mancherlei besonderer Gestalt; theils krystalli-
sirt; und dann meist als doppelt vierseitige Pyramide. Fund-
ort, in Europa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer- Insel (Med-
noi ostrow) im kamtschatkischen Meere, die Ufer des Ku-
pferflusses im N. W. der Hudsonsbay, Brasilien etc.*).
2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz. (Fr. cuivre
sulfuré, mine de cuivre vitreuse.)
Bleigrau, ins Eisenschwarze, theils ins Violette, dunkel
Leberbraune etc.; theils metallischer Glanz; der Bruch theils
ins Blätterige; meist ungeformt; theils aber krystallisirt,
z.B. in sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –);
weich; milde, schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt
leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt des Sibirischen
(nach Klaproth)= 78,50 Kupfer, 18,50 Schwefel, 2,25
Eisen, 0,75 Kieselerde. Fundort, in Europa zumal Corn-
wall und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre pyri-
leux hépatique.
Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist taubenhäl-
sig angelaufen; metallisch glänzend; spröder als das Kupfer-
[Seite 455] glas; gibt braunrothen Strich; findet sich wohl nur unge-
formt. Gehalt (nach Philipps) = 61 Kupfer, 14 Ei-
se, 23,75 Schwefel etc. Fundort, unter andern Lauterberg
am Harz, und der Schlangenberg in Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf. (Fr. cui-
vre pyriteux, mine de cuivre jaune.)
Goldgelb in mancherlei Abstufungen; theils grünlich; auch
oft taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils mit
Spiegelfläche; oder geflossen, nierenförmig, traubig etc.; zu-
weilen krystallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide (– tab.
II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980. Gehalt des Corn-
waller (nach Phillips) = 30,50 Kupfer, 32 Eisen,
35,16 Schwefel, 2,14 Blei, Arsenik etc. Ist das allergemein-
ste Kupfererz; findet sich, so wie auch theils die beiden vori-
gen Gattungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der dann
Kupferschiefer genannt wird. (s. oben S. 417.)
5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; mattglänzend; sprö-
de; gibt theils am Stahl Funken; hält (nach Henkel) 40
p. C. Kupfer und außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang
in Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich überhaupt selten;
unter andern bei Freyberg.
6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz so genann-
tes Weißgülden. (Fr. mine de cuivre grise, Engl.
grey copper-ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grauröthlichen
Strich; meist ungeformt; theils krystallisirt; z.B. in drey-
seitigen Pyramiden, sechsseitigen Säulen u.a.m. Gehalt
eines Freibergischen (nach Klaproth) = 41 Kupfer, 22,5
Eisen, 24,10 Arsenik, 0,40 Silber, 10 Schwefel etc. Fin-
det sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa und Asien.
Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metallischglänzend;
kleinmuscheliger Bruch; hart; spröde,; theils derb; theils
krystallisirt in dreyseitigen Pyramiden (tab. II. fig. 4.) bei
Clausthal. Gehalt des Kapnicker (nach Klaproth) =
37,75 Kupfer, 22 Spießglanz, 5,25 Eisen, 5 Zink, 28
Schwefel.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager; meist als
Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz; wohl bloß aus Ver-
[Seite 456] witterung derselben entstanden. Fundort unter andern am
Harz bei Lauterberg.
9. Kupferroth, roth Kupfer-Glas, Kupfer-Le-
bererz. (Fr.cuivre oxydé rouge, mine de cuivre
rouge.)
Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth bis ins
Bleigraue; das Coschenillrothe theils durchscheinend; selten
durchsichtig; theils fast metallischglänzend; theils dicht; theils
blätterig; theils krystallisirt und dann meist in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig, seideglän-
zend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Ge-
halt des Cornwaller (nach Chenevix) = 88,5 Kupfer,
11,5 Sauerstoff. Fundort vorzüglich Cornwall und Catharin-
burg; die Kupferblüthe aber besonders bei Rheinbreidbach
im Cölnischen.
10. Kupferbraun, Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre
rouge.)
Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und Gelbe; matt
oder mit Pechglanz; theils erdig; theils verhärtet als Ku-
pfer-Pecherz; letzteres mit kleinmuscheligem Bruche. Ei-
gentlich aus der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher in-
nig gemengt. Fundort, unter andern der Bannat, Lauter-
berg am Harz etc.
11. Kupferblau, Bergblau, Kupferlasur. (Fr.
cuivre carbonaté bleu, azur de cuivre, bleu de mon-
tagne.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils matt, er-
dig, zusammengebacken, abfärbend; theils aber glänzend,
zuweilen durchscheinend; theils strahlig; theils nierenförmig,
traubig etc.; theils krystallisirt, zumal in kurzen vierseitigen
Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 p. C. Kupfer, wie
in den drey nächstfolgenden Gattungen, durch Kohlensäure ver-
kalkt. Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nämlich als Atlaserz (Fr. mine de cuivre
soyeuse); smaragdgrün; seidenglänzend; faserig; theils in
abgesonderten, haarförmigen Krystallen, büschelförmig di-
vergirend etc. Fundort zumal Lauterberg am Harz und der
Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter Malachit, dicht,
[Seite 457] polirbar, meist nierenförmig, mamelonirt in concentrischen
Schalen, theils traubig, stalactitisch, röhrenförmig etc. Ge-
wicht = 3641. Gehalt eines sibirischen (nach Klaproth)
= 58 Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50
Wasser. Fundort zumal Catharinburg in Sibirien.
13. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo nativa,
chrysocolla, lapis armenus. (Fr.cuivre carbonaté
vert, verd de montagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an den Kan-
ten durchscheinend; theils erdig, zerreiblich; theils dicht mit
muscheligem Bruche; meist nur in kleinen Partien bei andern
Kupfererzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch
Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld, Dillenburg und
Catharinburg. Gehalt des letztern (nach Klaproth) = 50
Kupferoxyd, 7 Kohlensäure, 26 Kieselerde, 17 Wasser.
14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseudomalachit.
(Fr. Cuivre phosphaté).
Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; undurchsich-
tig, meist seidenglänzend, schimmernd; zartfaseriger Bruch;
meist traubig, nierenförmig; selten in sehr kleinen sechssei-
tigen Krystallen; weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13
Kupferoxyd, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg bei
Rheinbreidbach im Cölnischen.
15. Olivenerz, Pharmakochalcit, arsenikalsaures
Kupfererz. Cuivre arseniaté.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins dunkel Lauch-
grüne und anderseits ins Spangrüne; durchscheinend oder
durchsichtig; fettglänzend; meist krystallisirt, theils in span-
grünen sechseitigen Tafeln (Kupferglimmer oder blät-
teriges Olivenerz), theils in sehr flachen Octoëdren (Lin-
senerz), theils in kleinen sechsseitigen Säulen etc. und diese
theils büschelförmig divergirend, theils in kleinen kugelichten
Nieren mit büschelförmig, faserig seidenglänzendem Bruch
(faseriges Olivenerz, Engl. wood-copper). Gehalt =
Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure verkalkt. Fund-
ort zumal Carrarach in Cornwall.
16. Salzkupfererz, Smaragdochalcit. (Fr. cuivre
muriaté, muriate de cuivre oxygené.)
Von mancherlei grüner Farbe; vom Undurchsichtigen bis
zum Durchsichtigen; theils matt, erdig; theils verschiedenar-
tiger Glanz. So der Atacamit, als smaragdgrüner Sand,
[Seite 458] von sehr kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durchschei-
nend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue und
grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) = 70,50 Kupfer-
oxyd, 11 Salzsäure, 18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-
America in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama
zwischen Peru und Chili.
Reines oder so genanntes Frisch-Eisen hat eine aus
dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe und ist äu-
ßerst zähe. Gewicht = 7807. Es wird vom Magnet gezogen,
und selbst leicht attractorisch; läßt sich schweißen; wird von al-
len Säuren angegriffen und gibt ihnen einen Tintengeschmack;
wird aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure schwarz,
und durch die Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Metallen
am allgemeinsten in der Erde und selbst in der organisirten Schö-
pfung verbreitet; auch wird kein anderes Metall von den cul-
tivirten Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet: sowohl als
eigentlich so genanntes Eisen in seinen beiden Hauptverschieden-
heiten (Guß-Eisen nämlich und Stab-Eisen), als auch
nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder gebrannt worden.*)
Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen gediegenen Ei-
sens, die neuerlich bekannt worden und von denen schon oben
die Rede gewesen [S. 359. not.**) und S. 406], gehört
besonders die 1772 von Pallas zwischen Krasnojarsk und
Abekansk auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefun-
dene. Sie hat ein sonderbares, theils ästiges, theils gleich-
sam zelliges Gefüge, und enthält in ihren bläserigen Zwi-
schenräumen das obgedachte grüngelbe, glasartige, dem Oli-
vin ähnelnde Fossil (S. 406). Das Eisen selbst in dieser auf
1600 Pfund schweren Masse hält (nach Stromeyer) =
10 p. C. Nickel und Kobalt.
Eine andere noch ungleich größere findet sich unweit des
Paranastroms in Chaco, im spanischen Süd-America, wo
sie 1782 durch Don Mich. Rubin de Celis untersucht und
[Seite 459] ihr Gewicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden.*), und
dieses Eisen hält ebenfalls 10 p. C. Nickel.
Hingegen hält das von diesem so genannten Meteorei-
sen verschiedene tellurische gediegen Eisen vom Ei-
sernen Johannes zu Groscamsdorf im Neustädtischen Kreise
in Sachsen (nach Klaproth) = 92,50 Eisen, 6 Blei,
1,50 Kupfer.
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Pyrites.
Fer sulfuré. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherlei Abstufungen; einerseits ins Gold-
gelbe, anderseits fast ins Stahlgraue; oft taubenhälsig oder
tombackbraun angelaufen; metallischglänzend; meist so hart,
daß er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch; hält,
außer dem durch Schwefel vererzten Eisen zuweilen auch Gold,
Silber, Arsenik etc. findet sich in mancherlei besonderer Ge-
stalt, z.B. als Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilz-
formig etc. häufig krystallisirt in mancherlei Form, z.B. als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) ; oder
als Dodecaëder mit fünfseitigen Flächen und zwanzig Ecken
(– tab. II. fig. 4. –) oder in einer der seltensten krystalli-
nischen Formen der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen
dreyseitigen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6. –) ;
häufig hingegen cubisch mit gestreiften Flächen, und das so
sonderbar, daß immer nur die Streifen von zwey einander
gerade entgegenstehenden Flächen einerlei Richtung haben, hin-
gegen die von den dreyen in eine Ecke des Würfels zusammen-
stoßenden Flächen in conträrer Richtung widereinander lau-
fen (– tab. II. fig. 2. –). Mittelgewicht = 4700. Ueber-
gang in dichten Brauneisenstein. Gehalt (nach Hatchett)
= 47,85 Eisen, 52,15 Schwefel. Fundort fast in aller
Welt als die gemeinste aller Erzarten.
Der Wasserkies ist meist heller von Farbe; häufig in
Nierenform; entweder dicht (Leberkies), krystallisirt meist
als doppelt vierseitige Pyramide, und zwar in mancherlei
Abarten zusammengruppirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.**); oder strahlig (Strahlkies), theils als man-
[Seite 460] cher Haarkies (z.E. bei St. Andreasberg auf dem
Harz), in abgesonderten haarförmigen Nadeln; theils in
mancherlei besonderer Gestalt, z.B. stalactitisch, röhrenför-
mig, gestrickt, zellig etc.; theils als metallisirte Petrefacten
der Vorwelt, zumal als Ammoniten. Gehalt des Strahlkie-
ses (nach Berzelius) = 45,07 Eisen, 0,70 Mangan,
53,35 Schwefel, 0,80 Kieselerde.
Gebrauch zur Gewinnung des Schwefels, Alauns und Ei-
senvitriols; ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; metallischglän-
zend; doch meist angelaufen; ungeformt; sehr selten
(am Harz) krystallisirt, in sechsseitigen Tafeln und Säulen,
die zuweilen an den Endkanten abgestumpft sind*). Ist wie
so manche andere Eisenerze retractorisch, d.h. er wird vom
Magnet gezogen. Gehalt des von der Treeseburg am Harz
(nach Stromeyer) = 59,85 Eisen, 40,15 Schwefel.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Magnet, at-
tractorisches Eisenerz. (Fr. Aimant, fer oxydulé.
Engl. Load-stone.)
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in kleinen Kry-
stallen als doppelt vierseitige Pyramiden; hart; spröde; zeich-
net sich durch die beiden großen physicalischen Eigenschaften
aus, daß er das Eisen zieht, und sich in freischwebender La-
ge nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem Eisen
selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Ist natürliches schwarzes
Eisenoxyd oder eine Verbindung von Eisenoxydul mit Eisen-
oxyd. Hält aber häufigst noch andere Metalloxyde, besonders
Titanoxyd, Manganoxyd und Kieselerde. Fundort vorzüg-
lichst der Magnetberg in Werchoturien; außerdem unter an-
dern auch in unserer Nachbarschaft der Spitzenberg am Harz**).
Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus, fin-
det sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, entweder in Ge-
birgsarten eingesprengt [so z.B. in manchem Granit (s. oben
S. 426), Porphyr, Basalt etc.]; oder aber, und zwar häu-
figer in manchem Sande des Meeres oder der Seen und Flüsse.
5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié).
Theils braunlich-theils eisenschwarz; jenes wenigglän-
zend; dieses von Eisenglanz; der Bruch theils ins Muschlige,
theils ins Blättrige, theils vieleckigkörnig; hart; spröde;
Gewicht = 4667. Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisen-
oxyd, 22 Titanoxyd. Fundort am Spessart und bei Egger-
sund, Krageröe etc. in Norwegen.
6. Chromeisen. (Fr. Fer chromaté.)
Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune; mattschim-
mernd; aschgrauer Strich; rauher unebner Bruch; hart;
spröde; meist ungeformt; für sich unschmelzbar, schmilzt aber
mit Borax, den es grün färbt. Gewicht = 4032. Fundort
besonders im Departement Dü Var, und in Octoödern kry-
stallisirt bei Baltimore. Gehalt des letztern (nach Seybert)
= 39,51 Chromoxyd, 36 Eisenoxyd, 13 Alaunerde, 10,60
Kieselerde.
7. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oligiste,
fer speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen; von starkem
metallischem Glanze; sowohl ungeformt als krystallisirt; letz-
teres z.B. in doppelt dreyseitigen Pyramiden, die dann in
Linsenform übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Ge-
wicht = 5158. Ist reines Eisenoxyd, bestehend aus 70 Ei-
sen und 30 Sauerstoff. Fundort vorzüglich in großer Man-
nigfaltigkeit und Schönheit der Krystallisationen auf der In-
sel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von blät-
terigem Gefüge; sowohl ungeformt als krystallisirt in kleinen
sechsseitigen Tafeln, die theils zellicht zusammengehäuft sind.
Fundort unter andern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuser-
berg, und in manchen vesuvischen Laven.
8. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirschrothe, ander-
seits bis fast ins Strahlgraue. Gehalt im ganzen wie in der
vorigen Gattung.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark abfärbend;
theils derb; theils als Ueberzug über andere Eisenerze dieser
Gattung; sehr leicht.
Meist ungeformt; theils krystallisirt, cubisch; (so z.B.
am Cap) meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisenocher ge-
nannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.
Meist nierenförmig, mit mamelonirter Außenfläche und
schaligen Ablösungen; theils stalactitisch; keilförmige Bruch-
stücke von strahligem Gefüge. Gebrauch unter andern als
Pulver zum Poliren der Stahlwaaren.
9. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits ins Gelbe,
anderseits ins Schwarzbraune. Ist natürliches Eisenoxyd-
hydrat.
Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils krystallisirt
in zweyen der beim Schwefelkies (S. 459) gedachten For-
men, nämlich als Dodecaëder mit den fünfseitigen Flächen
(– tab. II. fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderba-
ren Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen (– tab.
II. fig. 2. –). Theils auch als Petrefact von Incognitis
der Vorwelt; so z.B. bei Rübeland am Harz als Schrau-
benstein, Fungit etc. Uebergang des ungeformten in Spath-
Eisenstein, Thon-Eisenstein etc.
Auch Braun-Eisenocher wie bei der vorigen Gat-
tung, wohin denn auch die eigentliche oder so genannte tür-
kische Umber gehört.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der rothe. Der
Bruch theils seidenglänzend; faserig. Gehalt des von Berg-
zabern (nach D'Aubuisson) = 79 Eisenoxyd, 2 Man-
ganoxyd, 3 Kieselerde, 15 Wasser.
10. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahlstein,
Flinz. Chaux carbonatée ferrifère.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze; theils an
den Kanten durchscheinend; häufig krystallisirt, und zwar
meist in Rhomben oder Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der
Bruchstücke; spröde. Gewicht = 3784. Ist natürliches koh-
lensaures Eisenoxydul. Gehalt eines Dankeröder (nach Klap-
[Seite 463] roth) = 57,50 Eisenoxydul, 3,50 Manganoxyd, 1,25
Kalkerde, 36 Kohlensäure.
Aus dem Weingelben ins Gelblichbraune; durchschei-
nend; inwendig glänzend; halbhart; kugelich, oft mit krumm-
schaaliger Absonderung. Gewicht = 3,915. Gehalt (nach
Stromeyer) = 59,62 Eisenoxydul, 1,89 Manganoxyd,
0,20 Kalkerde, 0,14 Talkerde, 38 Kohlensäure. Fundort
Steinheim bei Hanau.
Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins Schwarzbrau-
ne; aber auch theils rauchgrau; meist erdig; weich; mager;
theils ungeformt; aber auch in mancherlei, besonderer Gestalt;
theils mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Conchylien
oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die berühmten so genann-
ten Katzenköpfe von Colbrookdale, deren jeder inwendig ein
kleines Farnkraut einschließen).
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu werden:
a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.
Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken; theils
wie Miniaturen von Säulenbasalt. Vermuthlich pseudovulca-
nischen Ursprungs. Fundort zumal bei Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein, Ad-
lerstein, Klapperstein. Aëties (Fr. Géode).
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit schaligen Ab-
losungen; meist hohl; theils mit eingeschlossenen losen und
daher klappernden Brocken und Körnern; theils dicht, kug-
lich*).
c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen meist stumpf-
eckigen Körnern; theils plattgedruckt, abgerundet; so z.B.
wie in großen runden Bohnen ausnehmend sauber am Vor-
gebirge der guten Hoffnung. Gehalt des aus der Högau (nach
[Seite 464] Klaproth) = 53 Eisenoxyd, 23 Kieselerde, 6,5 Alaun-
erde, 1 Manganoxyd, 14,5 Wasser.
d. Linsenerz, königer Thoneisenstein.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils fast wie
ein lockerer Rogenstein.
13. Rasen-Eisenstein, Wiesenerz, Ortstein. To-
fus Tubalcaini Linn. Minera ferri subaquosa Waller.
(Fr. mine de fer limoneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt oder fett-
glänzend; meist in löcherigen Brocken zusammengebacken,
knollig; erdig; theils in allerhand Vegetabilien von neuerem Da-
tum, Moos, Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Ge-
halt des von Klempnow (nach Klaproth) = 66 Eisenoxyd,
1,5 Manganoxyd, 8 Phosphorsäure, 23 Wasser. Findet sich
meist nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemmten Lan-
de und in Moorgrunde.
14. Eisenblau, vulgo natürliches Berlinerblau.
(Fr. Fer azure; Prussiate de fer natif).
Meist indigblau; durchscheinend; blättrich; auf dem Bru-
che glasglänzend; weich; theils krystallisirt in kleinen vier-
seitigen Säulen. Gehalt des von Bodenmais in Baiern (nach
Vogel) = 41 Eisenoxydul, 26,4 Phosphorsäure, 31
Wasser. Fundort außer dem eben gedachten*) vorzüglich schön
(als sogenannter Vivianit) in Cornwall.
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an der Luft blau
in mancherlei Abstufungen; ist erdig, staubartig oder zu-
sammengebacken; abfärbend; mager. Gehalt der Eckards-
berger (nach Klaproth) = 41,5 Eisenoxyd, 32 Phos-
phorsäure, 20 Wasser. Fundort unter andern im Hanno-
verschen am Ufer der Stecknitz, und so auch im fossilen Treib-
holz bei Stade (s. oben S. 442. not. *).
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, abfärbend; sel-
ten verhärtet. Das Vererzungsmittel noch nicht zuverlässig
bekannt. Fundort zumal bei Schneeberg im Erzgebirge.
16. Würfelerz, arseniksaures Eisen, Pharmako-
siderit.
Olivengrün; durchsichtig; fettglanzend; weich; in kleinen
cubischen Krystallen von mancherlei Abänderung. Meist auf
Brauneisenstein zu Carrarach in Cornwall. Gehalt desselben
(nach Vauquelin) = 48 Eisenoxydul, 18 Arseniksäure,
2 Kalkerde, 32 Wasser.
17. Pittizit, Eisenpecherz. Fer oxydé résinite.
Meist dunkel-leberbraun, an den rissigen Kanten feuer-
roth durchscheinend; von Pechglanz; muschelichem Bruche.
Gibt citrongelben Strich. Gewicht = 2407. Gehalt (nach
Stromeyer) = 33,46 Eisenoxyd, 0,59 Manganoxydul,
26,6 Arseniksäure, 10,75 Schwefelsaure, 28,48 Wasser.
Fundort bei Freyberg und in Ober-Schlesien.
Das Blei, läuft an der Luft schwarz an, und färbt, stark ge-
rieben, mit einem eigenen Geruche ab. Ist das weichste der fe-
sten Metalle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar, und gar
wenig zähe (§. 253.). Gewicht = 11,352. Schmilzt ehe es glü-
het: brennt leicht zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur
allgemach verglast; und von allen Säuren aufgelöst, die davon
einen süßlichen Geschmack erhalten. Gebrauch (außer dem allge-
mein bekannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken, Wasser-
röhren, Schriftgießen etc.) besonders beim Hüttenwesen und in
der Probirkunst; auch zu mancherlei Farbe etc.
1. Bleiglanz. Galena. Plomb sulfuré. (Engl. blue
lead-ore.)
Bleigrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist mit star-
kem metallischem Glanze; meist ungeformt; theils mit Spie-
gelfläche; theils wie geflossen, zellig etc.; theils dendritisch
oder gestrickt*); häufig krystallisirt; und zwar meist cubisch;
[Seite 466] selten in doppelt vierseitigen Pyramiden, oder sechsseitigen
Säulen etc.; sämmtliche Krystallisationen wieder in mancher-
lei Abarten; bricht in cubische Stücken; hat meist blätteriges
Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittelgewicht =
7290. Gehalt sehr verschieden: z.B. 85 Blei, 15 Schwe-
fel außerdem auch (z.B. das Harzer) etwas Schwefel-Sil-
ber. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.
Der Bleischweif, plumbago (Fr. mine de plomb
compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd, weicher als der
Bleiglanz, mehr abfärbend; immer ungeformt, und etwas
Schwefel-Spiesglanz haltend. Fundort unter andern bei
Clausthal, und in Derbyshire*).
Aehnelt im Aeußern kleinspeisigem Bleiglanz, doch sticht
seine lichte bleigraue Farbe mehr ins Blaue; Gewicht =
7697. Gehalt (nach Stromeyer) = 70,98 Blei, 28,11
Selen, Kobalt 0,83. Neuerlich bei Clausthal entdeckt**).
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt graulich
weißen Strich; hat einen eigenen fast dem Metallischen sich
nähernden Glanz; meist krystallisirt, in kleinen sechsseitigen
Säulen. Fundort unter andern bei Freiberg, wo es auf 60
p. C. Blei hält.
4. Weiß Bleierz, weißer Bleyspath, Hetero-
chrom. Plomb carbonaté.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue; mehr oder we-
niger durchscheinend; meist gleichsam demantglänzend; sowohl
derb, als krystallisirt in Nadeln oder vier- und sechsseitigen
Säulen. Gehalt des von Leadhills in Schottland (nach Klap-
roth) = 82 Bleioxyd, 16 Kohlensäure, 2 Wasser. Fund-
ort vorzüglich bei Zellerfeld am Harz.
5. Bleierde, Bleiocher. Plomb carbonaté terreux.
[Seite 467]Theils staubartig, theils zusammengebacken, doch zerreib-
lich; in verschiedenen Farben, nämlich schwefelgelb; (Fr.
massicot natif); weißlich grau, bräunlich roth etc.; Ge-
halt der von Tarnowitz (nach John) = 66 Bleioxyd, 12
Kohlensäure, 2,25 Wasser, 10,50 Kieselerde, 4,50 Alaun-
erde, 2,25 Eisen- und Manganoxyd.
6. Grün Bleierz, grüner Bleyspath. Plomb phos-
phaté.
Meist zeisiggrün, in mancherlei Abstufungen und Ueber-
gängen; theils ins Nelkenbraune etc. durchscheinend; fettglän-
zend; meist krystallisirt, zumal in sechsseitigen Säulen. Ge-
wicht = 6270. Gehalt des von Tschopau (nach Klaproth)
= 78,40 Bleioxyd, 18,37 Phosphorsäure, 1,70 Salzsäu-
re, 0,10 Eisenoxyd. Fundort außer den eben genannten auch
bei Clausthal, bei Wanlockhead in Schottland, und bei Be-
resofsk im Catharinburgischen (letzteres hält nach Vauque-
lin auch Chromiumoxyd).
7. Roth Bleierz, rother Bleispath, Kallochrom.
Plomb chromaté.
Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchscheinend; glänzend;
meist krystallisirt, zumal als vierseitige Säule in mancherlei
Abartung; gibt gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt
(nach Vauquelin) = 63,96 Bleioxyd, 36,40 Chro-
miumsäure. Fundort Beresofsk im Catharinburgischen meist
in der obgedachten eigenen Art von übermengtem Sand-
stein (S. 431).
8. Gelb Bleierz, Bleigelb. Plomb molybdaté.
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fettglänzend; meist
krystallisirt, zumal in vierseitigen Tafeln etc. Hält (nach Klap-
roth) = 64,42 Bleioxyd, 34,25 Molybdänoxyd. Fundort
zumal Bleyberg in Kärnthen.
9. Vitriolbleierz, Bleivitriol, Bleiglas. Plomb
sulfaté.
Selten farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich durchschei-
nend ins Gelbliche oder Apfelgrüne etc.; Glasglanz, theils
Demantglanz; muscheliger Bruch; meist krystallisirt, zumal
als doppelt vierseitige Pyramide: theils in mancherlei Abän-
derungen, als Rhomboëder etc. Gewicht = 6300. Gehalt
(nach Stromeyer) = 75 Bleioxyd, 26 Schwefelsäure
und etwas Eisen- und Manganoxyd. Fundort Zellerfeld und
Anglesey bei Wales.
Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber wenig
zähe; er knirscht zwischen den Zähnen und knarrt, wenn es ge-
bogen wird*) (le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben
einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr leicht zu
Zinnasche; wird in Königswasser aufgelöst; und findet sich nur
in wenigen Weltgegenden; aber daselbst meist in ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silberpapier, Glockengut,
Stückgut, zur Scharlachfärberei etc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif natif.
Engl. bellmetal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metallischglänzend;
spröde; bloß ungeformt. Gewicht = 4350. Gehalt (nach
Klaproth) = 26,5 Zinn, 30 Kupfer, 12 Eisen, 30,5
Schwefel. Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins Hyacinth-
gelbe und Gelblichgraue; theils durchscheinend, zuweilen fast
durchsichtig (so z.B. das rosin-tin aus Cornwall); theils
ungeformt; theils als Gerölle in Seifenwerken**) (Engl.
stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber krystallisirt
(so genannte Zinngraupen), zumal als sehr kurze vier-
seitige Säule an beiden Enden vierseitig zugespitzt; oft als
Zwillingskrystalle (Visirgraupen). Mittel-Gewicht =
6900. Gehalt eines Cornwaller (nach Klaproth) = 99
Zinnoxyd, 0,25 Eisenoxyd, 0,75 Kieselerde. Fundort zumal
das sächsische und böhmische Erzgebirge, Cornwall, Malac-
ca, die Insel Banca bei Sumatra etc.
3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr. étain limo-
neux, hématite d'étain. Engl. wood-tin.)
Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf dem Bru-
che divergirend faserig; in kleinen Nieren mit concentrischen
[Seite 469] deutlich absetzenden Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart,
daß es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Gehalt
(nach Vauquelin) = 91 Zinnoxyd, 9 Eisenoxyd. Fund-
ort Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittelfarbe zwi-
schen Blei und Zinn, einen breitstrahligen zackigen Bruch, und
beträchtliche Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe
er glüht, und entzündet sich im offenen Feuer mit einer blau-
lichgrünen Flamme. Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne
sie zu färben. Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.
1. Blende. Pseudogalena. (Fr. Zinc sulfuré. Engl.
black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, anderseits ins Gel-
be; auch theils ins Rothe und Grüne; daher die Benennun-
gen von Pechblende, Colophoniumblende, Rubinblende etc.;
mehr oder weniger durchscheinend; von verschiedener Art des
Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig krystallisirt, z.
B. als dreyseitige, oder als doppeltvierseitige Pyramide etc.;
spathähnlicher Bruch; manche Abarten geben, wenn sie ge-
rieben werden, Schwefellebergeruch; manche phosphoresciren,
wenn sie im Finstern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-Ge-
wicht = 4000. Gehalt einer braunen aus Cornwall (nach
Thomson) = 59,09 Zink, 12,05 Eisen, 28,86 Schwe-
fel; theils auch gold- und silberhaltig mit innig eingemeng-
tem Bleiglanze (so z.B. das so genannte Braunerz vom
Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreite-
tes Erz.
2. Galmay. Lapis calaminaris. (Fr. zinc oxydé, ca-
lamine.)
Meist aus dem Bleigrauen ins Gelblichbraune durch man-
cherlei Abstufungen; theils undurchsichtig; theils mehr oder
weniger durchscheinend; meist ungeformt, und zwar sowohl
erdig als derb; theils wie gestoßen, traubig, nierenförmig,
oder auch wie durchlöchert, zerfressen etc. Gehalt eines Breis-
gauer (nach Berthier) = 64,5 Zinkoxyd, 25,5 Kieseler-
de, 10 Wasser. Fundorte in verschiedenen Gegenden von
Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Polen etc.
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche etc; durchschei-
nend; krystallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide, oder
als sechsseitige Säule etc. Gehalt eines Derbyshirer (nach
Smithson Tennant) 65,2 Zinkoxyd, 34,8 Kohlensäu-
re. Fundorte meist wie beim Galmey.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr. étain de
glace, Engl. tin-glass), hat eine aus dem Silberweißen ins
Röthliche fallende Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde;
Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*). Ueberhaupt ein
nicht häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum Schnell- oder
Zinn-Loth.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist ungeformt; theils
gestrickt; selten krystallisirt in kleinen Würfeln etc.; blätteri-
ger Bruch. Findet sich doch häufiger als die folgenden Gat-
tungen, und nebst denselben zumal im sächsischen und böh-
mischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bismuth
sulfuré.
Bleigrau; meist gelblich angelaufen; blätteriger, theils
strahliger Bruch; meist ungeformt; selten in spießigen der
Länge nach eingewachsenen Krystallen oder in haarförmigen
Nadeln; sehr weich, schneidbar. Gehalt (nach Rose) =
80,98 Wismuth, 18,72 Schwefel.
Stahlgrau; läuft gelblich an; metallischglänzend; klein-
körniger Bruch. Gehalt (nach John) = 43,20 Wismuth,
24,32 Blei, 12,10 Kupfer, 1,58 Nickel?, 1,32 Tellur?,
11,58 Schwefel. Meist in Milchquarz eingewachsen als
nadelförmige Krystallen; zuweilen mit gediegenem Golde, so
im Catharinburgischen.
4. Wismuthocher. Bismuth oxydé.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig; ange-
flogen oder eingesprengt. Gehalt (nach Lampadius) =
[Seite 471] 86,3 Wismuthoxyd, 5,2 Eisenoxyd, 4,1 Kohlensäure, 3,4
Wasser.
Der Spießglanz oder das Spießglas, antimo-
nium, stibium, hat eine Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und
Silberweiß; blätteriges, strahliges Gefüge; ist spröde; Ge-
wicht = 6702; schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem
Feuer, wird von den Säuren nur unvollkommen aufgelöst; und
aus der Solution in Königswasser durch Laugensalze weiß ge-
fällt. Gebrauch unter andern um weichen Metallen mehr Här-
te zu geben; also z.B. zum Schriftgießen.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils blätterig,
theils schalig. Fundort unter andern bei Andreasberg. Ge-
halt desselben (nach Klaproth) = 98 Antimonium, 1
Silber, 0,25 Eisen.
2. Grau Spießglanzerz, Spießglanzkies. Anti-
moine sulfuré.
Bleigrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt; und zwar so-
wohl dicht als blätterig; häufiger aber strahlig und
zwar meist in nadelförmigen Krystallen; theils aber auch in
stärkern vier- oder sechsseitigen Säulen. Schmilzt und brennt
am Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200. Gehalt
(nach Thomson)= 73,77 Antimonium, 26,23 Schwe-
fel. Fundort vorzüglich in Ungern und Siebenbürgen.
Das Federerz, von graulichschwarzer oder bleigrauer
Farbe, ist ein zartfaseriges oder haariges (theils silberhalti-
ges), hierher gehöriges Spießglanzerz, das sich unter an-
dern zu St. Andreasberg und bei Nagybanya in Siebenbür-
gen findet.
Aus dem Bleigrauen ins Zinnweiße; unvollkommen blät-
trig; glänzend; unebner Bruch; halbhart. Gewicht = 6546.
Gehalt (nach Klaproth) = 47,75 Spießglanz, 25,25
Nickel, 11,75 Arsenik, 15,25 Schwefel. Fundort im Nas-
sauischen.
4. Roth Spießglanzerz, Spießglanzblende. An-
timoine hydrosulfuré.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glanzes; theils
ungeformt, theils in nadelförmigen, strahligen Krystallen,
die theils sternförmig zusammengehäuft sind. Gewicht =
4090. Gehalt des Bräunsdorfer (nach Klaproth) =
67,50 Spießglanzmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70 Schwe-
fel. Fundort Bräunsdorf bei Freyberg und Ungarn.
Eine besondre blättrige Abart ist das so genannte Zun-
dererz, das sich in Drusenhöhlen und als Ueberzug auf
Quarz, Bleiglanz etc. bei Clausthal findet.
5. Weiß Spießglanzerz. Antimoine oxydé.
Aus dem weißen ins Gelbliche oder Graue; meist perl-
mutterglänzend; meist in sternförmig zusammengehäuften
nadelförmigen Krystallen; ähnelt im Aeußern so wie (nach
Klaproth) im Gehalt den präparirten weißen Spießglanz-
blumen (Nix antimonii). Fundort bei Malaczka in Sieben-
bürgen und Przibram in Böhmen.
6. Spießglanzocher. (Fr. Kermes minéral).
Gewöhnlich zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort bei
Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwischen strahligem
Grauspießglanzerz.
Das Kobalt-Metall*), oder die so genannte Ko-
balt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahlgraue und ein we-
nig ins Rothe ziehend; gibt in Königswasser aufgelöst die sym-
pathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig, und
wenn es völlig rein ist, magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es
zu schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten das für die Blau-
farbenwerke wichtige Smalteglas gibt.
1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti. Cobalt gris.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als Spiegel;
auch theils gestrickt; theils baumförmig; nicht selten krystal-
lisirt, und zwar meist cubisch in mancherlei Abartungen als
Kobaltgraupen; minder hart als die folgende Gattung.
Gehalt (nach Stromeyer) = 20,3 Kobalt, 72,2 Arsenik,
3,4 Eisen etc. Fundort unter andern Glücksbrunn im Gothaischen,
Riegelsdorf in Hessen etc. Eins der häufigsten Kobalterze.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt. Co-
balt arsenical.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit glatter
Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch ähnelt dem vom
englischen Stahl; sehr hart; hält ebenfalls außer dem Kobalt
auch Arsenik und Eisen. Fundort unter andern im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge.
Zinnweiß ins Blaßröthliche; meist ungeformt; theils nie-
renförmig, und in kleinen undeutlichen Krystallen. Gehalt
(nach Stromeyer) = 33,1 Kobalt, 43,4 Arsenik, 3,2
Eisen, 20 Schwefel. Findet sich an wenigen Orten, z.B. im
Stiftamte Christiania in Norwegen.
4. Schwarzer Erdkobalt, Kobaltschwärze. Cobalt
oxydé noir.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins Braunli-
che; theils staubartig oder doch zerreiblich, als Rußko-
balt; theils verhärtet als Schlackenkobalt; theils trau-
big, nierenförmig, schalig etc.; matt oder schimmernd; wird
durch den Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch Koh-
lensäure verkalkt. Findet unter andern auch an den bei
der ersten Gattung angegebenen Orten.
Vom Leberbraun durch mancherlei Abstufungen ins Gelb-
lichgraue (gelber Erdkobalt, Leberkobalt). Unge-
formt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich. Fundort
unter andern zumal im Saalfeldischen.
6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.
Pfirschblüthroth, das aber an der Luft verschießt; entwe-
der ungeformt, erdig, matt, als Kobaltbeschlag; oder
in nadelförmigen, theils sammetartigen, theils sternförmig
zusammengehäuften, glänzenden, durchscheinenden Krystal-
len, als Kobaltblüthe. Gehalt der letztern, von Rie-
gelsdorf (nach Buchholz) = 39 Kobaltoxyd, 38 Arsenik-
säure, 23 Wasser. Fundort unter andern bei Schnee-
berg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulichweißen ins Blaßro-
the fallende Farbe; ist sehr hart; sehr strengflüssig; und wenn
er völlig rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vorzüglich in
[Seite 474] Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung grün; sein Kalk
aber den Salmiakgeist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch zum
schinesischen Packtong (S. 454).
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in abgesonderten
haarförmigen Nadeln (wie der oben S. 459 genannte haar-
förmige Strahlkies). Gehalt (nach Arswedson) = 64,35
Nickel, 34,26 Schwefel, nebst Spuren von Eisen und Ar-
senik. Fundort in den Drusenlöchern des Hornsteins zu Jo-
hanngeorgenstadt im Erzgebirge.
2. Kupfernickel. Nickel arsenical.
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfeckiger, gleich-
sam facettirter Bruch, selten strahlig, (so bei Riegelsdorf in
Hessen). Gewicht = 7560. Gehalt (nach Stromeyer)
= 44,2 Nickel, 54,7 Arsenik, mit etwas Eisen, Blei und
Schwefel. Fundort gemeiniglich bei Glanzkobalt.
3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel oxydé.
Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet (so bei Rie-
gelsdorf); mager; abfärbend; meist als Ueberzug; gewöhn-
lich beim Kupfernickel. Gehalt (nach Stromeyer) =
37,35 Nickeloxyd mit Kobaltoxyd, 1,13 Eisenoxyd, 36,97
Arseniksäure, 24,32 Wasser. Daß der Chrysopras seine Far-
be von ihm habe, ist oben erwähnt (S. 371), so wie auch,
daß sich Nickeloxyd in dem olivinähnlichen Fossil des Pallasi-
schen gediegenen Eisens, und in den Aërolithen findet
(S. 406).
Das Mangan- oder Braunstein-Metall, mag-
nesium (Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart, spröde,
und strengflüssig. Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit
dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärkste Anziehungs-
vermögen zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr bald zu
schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde ver-
breitet; selbst in der vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vor-
züglich zur Verfertigung des weißen Glases, zur Bereitung der
Lebensluft, der übersauren Salzsäure etc.
1. Manganblende, Schwarzerz, Manganglanz.
[Seite 475]Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurchsichtig; glän-
zend; unebner, kleinkörniger, mattschimmernder Bruch;
halbhart; spröde. Gewicht = 3950. Gehalt des Siebenbür-
gischen (nach Klaproth) = 82 Mangan, 11 Schwefel,
5 Kohlensäure. Fundort zumal beim Siebenbürgischen Roth-
braunsteinerz.
2. Grau Manganerz. Manganèse oxydé métalloi-
de etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder matte-
rem, metallischem Glanze; theils ungeformt, häufig aber
strahlig, und zwar meist büschelförmig, oder sternförmig;
theils in nadelförmigen Krystallen, oder in vierseitigen Säu-
len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden; theils mit
braunem Pulver (Manganit). Fundort zumal bei Ilfeld
am Harz. Gehalt desselben (nach Ed. Turner) = 86,85
rothes Manganoxyd, 3,05 Sauerstoff, 10,10 Wasser.
3. Schwarz Manganerz. Manganèse oxydé noir etc.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig; sehr weich;
abfärbend; theils staubartig, rußig; (so z.B. das black
wad von Winster in Derbyshire, das mit Leinöl angerieben
in Selbstentzündung geräth; und häufig zur schwarzen Oel-
farbe gebraucht wird); theils verhärtet, nieren- oder stau-
denförmig etc.; theils von schlackenförmigem Ansehen (so das
von Saska im Bannat). Gehalt eines dichten (Philome-
lan) vom Harz (ebenfalls nach Turner) = 69,79 rothes
Manganoxyd, 16,36 Schwererde, 0,26 Kieselerde, 7,36
Sauerstoff, 6,21 Wasser.
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeichnungen in man-
cherlei Steinarten rühren von dieser Gattung des Braunstein-
geschlechts her.
4. Roth Manganerz. Manganèse oxydé rose.
Rosenroth in mancherlei Abstufungen; theils dichter, theils
blätteriger Bruch; theils matt, theils glänzend, mehr oder
weniger hart. Gehalt (nach Klaproth) Manganoxyd mit
einer Spur von Kieselerde. Fundort zumal bei Nagyag und
Kapnik in Siebenbürgen (als Gangart der dasigen Gold-
und Tellurerze) und zu Catharinburg in Sibirien.
Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe zwischen
zinnweiß und bleigrau; einen schuppig blätterigen, Bruch. Ge-
wicht = 8308. Ist das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der wie Knoblauch
riecht, süßlich schmeckt und das Kupfer weiß färbt; so wie über-
haupt die farbigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß
werden. Sein Kalk, der ebenfalls eine eigene Säure enthält, läßt sich
im Wasser auflösen.
Lichtbleigrau; lauft aber an der Luft gelblich, dann tom-
backbraun, und endlich schwarz an; häufig in Nierenform,
oft mit krummschaligen Ablosungen als irrig so genannter
Scherbenkobalt oder Näpfchenkobalt (Fr. arse-
nic testacé); sehr selten gestrickt, dendritisch etc.; in dün-
nen Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort unter an-
dern zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer arsenical.
(Engl. arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft angelaufen;
meist ungeformt, sowohl derb als eingesprengt; theils kry-
stallisirt, zumal vierseitigen Säulen, hart; gibt gerieben
oder zerschlagen starken Knoblauchsgeruch. Gehalt des kry-
stallisirten von Freyberg [nach Stromeyer*)] = 42,88
Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.
3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic sulfuré.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripigmen-
tum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils mit einem fast talk-
artigen Ansehen und fast metallischen Glanze; blätterig; weich;
biegsam; meist ungeformt theils krystallisirt, zumal in vier-
seitigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen verwach-
senen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt (nach Klaproth)
= 62 Arsenik, 38 Schwefel. Fundort zumal in Siebenbür-
gen und im Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglänzend; gibt gel-
ben Strich; häufig krystallirt in kleinen vier- oder sechssei-
tigen Säulen; theils aber auch nur angeflogen über andere
Fossilien (so z.B. auf St. Andreasberg über Kalkspath- und
Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 69 Arsenik, 31 Schwefel. Fundort, vorzüglich
auf dem Vesuv und in Siebenbürgen.
4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Arsenik oxydé.
Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig, theils in
haarformigen, büschelig zusammengehäuften, seidenglänzen-
den, durchscheinenden Krystallen. Im Wasser auflösbar. Be-
steht bloß aus Arserik und Sauerstoff.
Hingegen ist der Gehalt des ihr im Aeußern sehr ähnlichen
und daher sonst mit ihr verwechselten Pharmakoliths
(nach John) = 45,68 Arseniksaure, 23,86 Wasser und
27,28 Kalkerde; folglich nicht im Wasser aber wohl in Sal-
petersäure auflösbar. Fundort von beiden Arten St. Andreas-
berg am Harz, und von der letztern vorzüglich Riegelsdorf
in Hessen und Wittichen im Fürstenbergischen.
Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau; und sehr
spröde; nicht sonderlich hart. Gewicht = 6963. Sein Kalk
hält ebenfalls eine eigene Säure.
1. Wasserbley; Molybdänkies. Molybdène sulfuré.
Dieses sonst oft mit dem Graphit verwechselte Erz ist blei-
grau; von metallischem Glanze; und meist krummblätterigem
Gefüge; fertig anzufühlen; weich; abfärbend; in dünnen
Blättchen biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Findet sich an
nicht vielen Orten; aber einzeln in vielen Weltgegen-
den. Zumal bei Altenberg im Erzgebirge und bei Kolywan
in Sibirien.
Das Scheel- oder Wolfram-Metall (Fr. Tung-
stène), ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt
worden; dessen Farbe aber sowohl als sein Gewicht sehr ver-
[Seite 478] schieden angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein Kalt ent-
hält eine eigene Säure und bildet mit Ammoniac ein eigenes
Mittelsalz.
1. Tungstein, Schwerstein, irrig so genannte weiße
Zinngraupen. Schéelin calcaire.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchscheinend; fett-
glänzend; fast muscheliger Bruch; ungeformt; oder in dop-
pelt vierseitigen Pyramiden krystallisirt. Gewicht = 6066.
Gehalt des Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75
Scheelsäure, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde. Fundort vorzüg-
lich an gedachtem Orte in Böhmen.
2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferruginé.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich; mattglän-
zend; blätteriger Bruch; meist schalig ; ungeformt; oder kry-
stallisirt, zumal in platten sechsseitigen Säulen und vierseiti-
gen Tafeln. Gewicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit
Eisen und etwas Mangan. Fundort zumal im Erzgebirge und
in größter Menge auf Dolcoath in Cornwall. Ueberhaupt (so
wie auch der Tungstein) meist bei Zinnstein.
Das Urangeschlecht, das 1789 von Klaproth
entdeckt worden, ist dunkelgrau, von mattem, metallischem
Glanze; weich; spröde; Gewicht = 6440, äußerst streng-
flüssig; wird in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst,
und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk gefällt, der
dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.
1. Pecherz, Pechblende. Uranium sulphuratum. Ura-
ne oxydulé.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend; spröde.
Gewicht = 7500. Gehalt (nach Pfaff) = 84,52 Uran-
oxydul, 8,24 Eisenoxydul, 1,45 Kobaltoxyd, 2,02 Kiesel-
oxyde, 4,20 Schwefelblei. Fundort nebst den folgenden Gat-
tungen zumal im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith. Urani-
um spathosum. Urane oxydé.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisiggrüne etc.;
durchscheinend; theils erdig, zerreiblich, matt; theils glän-
zend, fest, krystallisirt, zumal in vierseitigen Tafeln. Ge-
[Seite 479] halt des aus Cornwall (nach Phillips) = 60 Uranoxyd,
9 Kupferoxyd, 16 Phosphorsäure, 0,5 Kieselerde, 14,5
Wasser.
3. Uranocher. Uranium ochraceum. Urane oxydé.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich; mager;
löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist auf und zwischen
dem Pecherz. Dem Gehalte nach ebenfalls ein phosphorsaures
Uranoxyd.
Das Titan-Metall hat zwar W. Gregor schon
1791 im Manacanit zu finden geglaubt, aber Klaproth
1795 erst ganz außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner metalli-
schen Gestalt eine dunkle Kupferfarbe; nimmt gute Politur
an; ist spröde; äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungs-
vermögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpetersäure,
Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und durch Laugensal-
ze aus diesen Auflösungen weiß – hingegen durch Galläpfelauf-
guß kermesbraun – niedergeschlagen; mit Salpeter verpufft es
lebhaft; die Laugensalze aber scheinen weder auf dem trocknen
noch nassen Wege etwas davon aufzulösen.
1. Anatas, Oisanit, Octaëdrit.
Indigblau; durchscheinend, fast metallischglänzend; in klei-
ne längliche Octaëder krystallisirt. Gewicht = 3857. Fund-
ort zumal bei l'Oisans in Dauphiné.
2. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.
Braunroth; theils mit einem dem Metallischen sich nähern-
den Glanze; meist nadelförmig; zumal in und auf Berg-
krystall und gemeinem Quarz; theils aber in stärkern, vier-
seitigen, der Länge nach gestreifen, stangenförmigen, Kry-
stallen; so vorzüglich bei Boinik in Ungern in einem aus
Glimmerschiefer und milchweißem Quarz geschichteten Lager.
Der ihm nahe verwandte Nigrin oder Eisentitan
findet sich in stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben
in den Goldseifenwerken bei Olahpian in Siebenbürgen, und
hält (nach Klaproth) = 84 Titanoxyd, 14 Eisenoxyd,
2 Manganoxyd.
3. Titan-Spath, Titanit, Brunon. Sphène.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglänzend; krystal-
lisirt in kurzen, gleichsam linsenförmig zusammengedruckten,
[Seite 480] vierseitigen an beiden Enden mir zwey Flächen zugeschärf-
ten Säulen. Am St. Gotthard theils als vollkommner
Kreuzkrystall. Gehalt des norwegischen (nach Abildgaard)
= 58 Titanoxyd, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundorte
außer dem eben genannten auch im Passauischen in einer
gemengten Gebirgsart aus vorwaltendem Feldspath mit
Quarz, Hornblende etc. und bei Arendal in Norwegen in
Quarz.
4. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé ferri-
fère.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in kleinen un-
gleichförmigen eckigen Körnern; auf dem ersten Blick grob-
körnigem Schießpulver ähnelnd; wird theils vom Magnet ge-
zogen. Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) =
45,25 Titanoxyd, 51 Eisenoxyd, 0,25 Manganoxyd, 3,50
Kieselerde. Fundort besonders als Flußsand im Kirchspiel
Manacan in Cornwall und an der Providenz-Insel bei Bo-
tanybay.
Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem Isergrund
in Böhmen hält (nach Klaproth) = 28 Titanoxyd, 72
Eisenoxyd.
Das Tellurium (Sylvanium), dessen eigenthümliche
Metallität zuerst von Müller von Reichenstein entdeckt,
und nachher von Klaproth vollkommen bestätigt worden,
hat eine aus dem Zinnweißen ins Bleigraue fallende Farbe; ist
starkglänzend; hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und leicht
flüssig. Gewicht nur = 6115. Also das leichteste von allen hie-
her gehörigen Metallen.
1. Gediegen (aurum problematicum s. paradoxum
Tellure natif ferrifère).
Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch. Gehalt
(nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen, und ein we-
niges Gold. Meist eingesprengt in grauen, hornsteinähnlichen
Quarz von Fatzebay in Siebenbürgen.
2. Schrifterz (das so genannte aurum graphicum). Tel-
lure natif aurifère et argentifère.
Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder tafelförmi-
gen Krystallen, die meist mit Einer Seitenfläche auf- und ge-
[Seite 481] wöhnlich ihrer mehrere durch einander gewachsen sind. Ge-
halt (nach Klaproth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10
Silber. Fundort bei Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz
und Graustein.
3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure natif aurifè-
re et plombifère.
Ins Bleigraue; meist blätteriges Gefüge; weich; etwas
abfärbend; in etwas biegsam. Gehalt (nach Klaproth) =
32,2 Tellurium, 54 Blei, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer,
3 Schwefel. Fundort bei Nagyag in Siebenbürgen, in
Quarz und Roth Manganerz.
Das Chromium-Metall, das 1797 von Klap-
roth, und um gleiche Zeit auch von Vauquelin entdeckt
worden, ist fast bleigrau, spröde, sehr hart und strengflüssig.
Sein Kalk enthält eine eigene Säure.
1. Chromocher. Chrome oxydé natif.
Meist apfelgrün; erdig; gibt grünlichgrauen Strich; in-
nig mit Quarz gemengt. Fundort im Departement der Sar-
ne und Loire; meist in einem breschenartigen Gestein.
Dieses Metall ward von Ekeberg 1802 entdeckt und ist
von schwärzlichgrauer Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber
auflösbar in den Alkalien.
Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dichtem Bruch;
hart; in undeutlichen, wie es scheint octoëdrischen Krystallen
meist von Haselnußgröße. Gewicht = 7953. Hält (nach
Ekeberg und Wollaston) außer dem Tantaloxyd auch
Eisen- und Manganoxyd. Fundort in Baiern, in Finnland
in einem granitartigen Gemenge, und in Nordamerica (als
vordem so genannter Columbit), vermuthlich in Massa-
chusetsbay.
Im Aeußern so wie im Vorkommen dem vorigen ähnelnd.
Aber Gehalt (nach Vauquelin) = 45 Tantaloxyd, 55
[Seite 482] Eisenoxyd und Gadolinerde. Fundort bei Ytterby. (s. S.
384.).
Von Hisinger und Berzelius 1304 entdeckt. Dieses
Metall ist von graulichweißer Farbe, blätterigem Bruch, sehr
spröde; wird in Königswasser aufgelöst und in starkem Feuer
verflüchtigt.
Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd; von splitt-
rigem Bruch; halbhart; spröde. Gewicht = 4733. Gehalt
(nach Vauquelin) = 67 Ceriumoxyd, 17,5 Kieselerde,
2 Kalkerde, 2 Eisenoxyd, 2 Wasser und Kohlensaure. Fund-
ort bei der Ritterhütte in Westmanland.
Schwarzbraun; undurchsichtig; pechglänzend; halbhart;
theils krystallisirt in vierseitigen Säulen. Gewicht = 3500.
Gehalt (nach Thomson) = 33,9 Ceriumoxyd, 35,4 Kie-
selerde, 9,2 Kalkerde, 4,1 Alaunerde, 25,4 Eisenoxyd. In
granit- und gneisartigem Gemenge in Grönland*).
Dieses von Tennant 1805 entdeckte Metall ist silberweiß,
sehr hart, spröde und strengflüssig; wird von einfachen Säuren
gar nicht und selbst vom Königswasser nur schwach angegriffen;
aber durch die festen Alkalien läßt sich's auflösen und gibt ihnen
eine rothe und blaue Farbe.
Nämlich bloß mit Osmium (S. 448) verbunden, in ein-
zelnen Körnern unter der rohen Platina, außerdem aber
auch in Verbindung mit den (S. 449 u. f.) gedachten sieben
andern Metallen.
Ebenfalls 1803 von Wollaston und Chenevix ent-
deckt. Das Metall ist lichtstahlgrau ins Silberweiße, von fase-
rigem Gefüge. Gewicht = 11,300. Gibt mit Salpetersäure ei-
ne rothe Auflösung.
Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses in einzelnen
Körnern unter der gediegnen Platina.
Das neueste, 1818 von Hofr. Stromeyer zuerst in der
strahligen Zinkblende von Przibram in Böhmen entdeckte Me-
tall, ist fast zinnweiß, sehr weich, biegsam, doch zähe; färbt
stark ab; ist sehr leichtflüssig; verflüchtigt in der Hitze so leicht
als Quecksilber. Gewicht = 8604*).
Die Petrefactenkunde, oder so genannte Oryktologie
im engern Sinn, ist – wenn sie anders aus dem rechten Ge-
sichtspuncte angesehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger
und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie mannigfaltiges,
aufklärendes Licht über Geogenie, über die verschiedenen succes-
siven, mehr oder weniger allgemeinen Katastrophen**), die mit
unserer Erde vorgegangen, folglich über das relative Alter der
Gebirgsarten überhaupt, über die Entstehungsart mancher Ar-
ten von Flözgebirgen insbesondere u.s.w. verbreitet, ohne wel-
ches alles kein philosophisches Studium des mineralogischen Theils
der Naturgeschichte gedacht werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Versteinerun-
gen (Engl. extraneous fossils) im weitern Sinn alle ab-
gestorbene Thiere und Gewächse, die entweder ihren Tod in ei-
ner solchen (– mehr oder weniger allgemeinern, oder aber lo-
calern –) Erdkatastrophe gefunden oder doch nachher durch
eine dergleichen in eine so günstige Lage gekommen, daß da-
durch ihr Körper öder einzelne Theile desselben, statt zu verwe-
sen, seine Bildung mehr oder minder vollkommen erhalten, und
mehrentheils noch überdem mit fremden steinartigen oder me-
tallischen Stoffen, oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon abgesondert
werden, was weiland damit vermengt ward; vor allen die blo-
ßen so genannten Naturspiele, lusus naturae, an denen
sich ehedem die Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte Dr. Nic. Lange
zu Luzern lapidicina sacra u. dergl. m. Ferner offenbare Ar-
tefacten, wie z.B. die Badner Würfelchen; oder vollends ab-
sichtliche Betrügereien, wie die so genannten Würzburger Ver-
steinerungen, womit einst der ehrliche Beringer angeführt
worden, s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726. Fol.
zumal S. 5.
Von der verschiedenheit Weise dieser Conservation, pflegt
man folgende viererlei Arten zu unterscheiden. Die Versteine-
rungen finden sich nämlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchylien etc. ihren
thierischen Leim und mit demselben einen großen Theil ihrer
sonstigen Festigkeit verloren haben*), da sie statt desselben nur
höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen wor-
den; mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
meist im aufgeschwemmten Lande (S. 412. 417) und zwischen
dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S. 412).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so genannte
Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den
festern Steinlagen der Flözgebirge eingeschlossen sind, und
[Seite 485] daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehö-
ren zuvörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe der
Vorwelt, wovon zumal die Kalkflözgebirge auf dem jetzigen fe-
sten Lande, das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so
zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder
Wachsopal versteinten Hölzer etc.
Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf
diese Weise wirklich versteinert finden, ist selten die Schale selbst
noch erhalten (– wie dieß z. E. bei dem feurig opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –), sondern bei
den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem verstei-
nerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale
ausgefüllt hat. So z. E. bei den allermehrsten Ammoniten, Hy-
sterolithen etc. Man nennt dergleichen Petrefacten zum Unterschied
Steinkerne, nucleos (Fr. pierres moulées). – Spu-
rensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres imprimées),
heißen die, von welchen bloß der Abdruck der äußern
Oberfläche übrig ist; wie bei den allermehrsten Kräuterschiefern.
3) Metallisirt (Fr. pétrifications pyriteuses,
bronzées), wenn die Versteinerungen mit metallischen Stoffen
durchzogen sind; besonders mit Schwefel- und Kupferkies, oder
mit Fahlerz, Thon-Eisenstein etc.
Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech etc. durchzogen,
wie das bituminöse Holz etc. – Und dahin gehören allerdings
die im Bernstein eingeschlossenen Insecten etc. da es ebenfalls
nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei irgend
einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köstliches Grab gefun-
den haben müssen.
Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist hingegen der
zweyfache große Gesichtspunct, da man die Versteinerungen ei-
nerseits nach dem Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge-
genwärtig finden, und anderseits nach der mehrern oder min-
dern Aehnlichkeit, oder aber völligen fremdartigen Verschiedenheit
mit den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, betrach-
tet*).
Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist es zu bewun-
dern, und in Bezug auf die Größe der Revolutionen, die einst
[Seite 486] mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von wichtiger
Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzi-
gen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Beispiele von denen
in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen
Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*), und in
Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000
Fuß tief unter derselben die Abdrücke von Waldgewäch-
sen (Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den besonders
merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die
Versteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich nämlich
1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend.
So z.B. die mehrsten fossilen Elephanten, Rhinocere etc. und so
auch das Nordamericanische Mammut.
Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trüm-
mern, durch Kalktofus gleichsam breschenartig zusammen-
gesintert. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen Kü-
sten des mittelländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo,
Dalmatien und Gibraltar.
Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am Harz, am
Thüringer Wald, am Fichtelberge, an den Karpaten, und in
Yorkshire etc.
Oder endlich 4) in den Flözlagern von Kalkstein,
Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schiefer-
thon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.
In Vergleichung aber zu den organisirten Körpern der jetzigen
Schöpfung, finden sich manche (selbst unter den präadamitischen
Conchylien des hiesigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so
gut wie völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi-
renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils durch ih-
re auffallende Größe, theils durch mancherlei kleine aber doch
constante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile, theils
aber auch dadurch auszeichnen, daß die damit mehr oder min-
der übereinstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropischen
Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte einheimisch sind. –
Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteo-
[Seite 487] lithen, auch manche Seegeschöpfe (z.B. unter denen im Pap-
penheimer Kalkschiefer) und viele der Insecten im Bernstein ge-
bracht werden.
Und davon unterscheiden sich wieder die Versteinerun-
gen von völlig unbekannten Geschöpfen der Vorwelt, d.
h. zu welchen sich bis jetzt nicht einmal nur ein ähnelndes, ge-
schweige ein gleiches Urbild gefunden. So z.B. die Phaciten,
Belemniten u.a.m.
Die so oft und viel pro und contra besprochnen so genann-
ten Anthropolithen wie z.B. die theils fast completen Men-
schengerippe an der Küste von Guadeloupe in einem fe-
sten Kalksinter mit Muschelsand, der auch Milleporen und
Schnecken aus der jetzigen Schöpfung enthält*), sind wohl
von zu modernen Datum als daß sie in die eigentliche Pe-
trefactenkunde gezogen werden dürften; so wenig als die
Knochen von Füchsen, Schweinen etc. im hieländischen Mer-
geltuff**).
Hingegen gehören zu den fossilen Resten von solchen Qua-
drupeden der Vorwelt, welchen verwandte Gattungen in der
jetzigen Schöpfung ähneln, um nur einige Beispiele anzufüh-
ren, 1) die von einer Gattung von Bären (Ursus spelaeus)
und zwar in unsäglicher Menge in den oben (§. 265.) ge-
nannten Berghöhlen.
So 2) in einigen derselben (wie namentlich in der von
Yorkshire, und bei Montpellier, aber auch am Harze) die
von einer großen Hyäne*).
3) Von dem schon gedachten [S. 484. Note *)] Mam-
mut der alten Welt, einer Elephantengattung (Ele-
phas primigenius) [die vermeinten Riesenknochen**) unse-
rer ehrlichen Alten]; unter andern auch in Menge in Deutsch-
land***). Das Elfenbein der sibirischen, die zumal am Eis-
meere ausgegraben werden (das so genannte Mammonto-
vaiakost) , ähnelt dem frischesten von den beiden jetzt existi-
renden Elephantengattungen, und wird in Archangel und
von den Schinesischen Künstlern in Canton u.s.w. auch eben
so verarbeitet.
4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros antiqui-
tatis). Häufig mit dem eben gedachten Elephanten z.E. in
Sibirien; aber auch in Deutschland, z.E. bei Herzberg am
Harz†), (a. 1750 die Gebeine von fünf Individuen im Um-
fang einer Meile); bei Thiede im Braunschweigischen; bei
Burg-Tonna im Gothaischen u.a.
Und von völlig fremdartig gestalteten auch nur wenige von
vielen:
So 5) das colossale Land-Ungeheuer der Vorwelt, das
Nordamericanische Mammut (Mammut ohioticum, –
Mastodonte Cuv.), dessen Gebeine besonders am Ohio etc.
in Menge ausgegraben werden; und das sich unter andern
schon durch die eigene auffallende Form seiner enormen Back-
zähne (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. –) von der
übrigen thierischen Schöpfung der Vorwelt auszeichnet††).
6) Das besonders durch die abenteuerliche Mißgestalt des
Kopfs, Beckens, der Beine und Krallen auffallende Mega-
[Seite 490] therium americanum, dessen Gebeine hin und wieder in
Südamerica ausgegraben werden*).
7) 8) Die ganzen Geschlechter der Paläotherien und
Anoplotherien, wovon Baron Cüvier im Gypsflöz
von Montmartre schon mehrere Gattungen entdeckt hat; un-
bekannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn-, Tapir- und
Schweinegeschlechtern**); aber manche Arten nur von der
Größe des Fuchses und noch kleiner.
Die im Pappenheimer Kalkschiefer gefundenen kleinen Ske-
lete eines fliegenden Thiergeschlechts der Urwelt zeigen einen
so zweydeutigen Bau, daß dasselbe von Sömmerring
unter dem Namen ron Ornithocephalus zu den Chiropteris
hier dieser Classe gerechnet***), hingegen von Cüvier****)
und Oken†) unter dem von Pterodactylus für ein ge-
flügeltes Amphibium angesprochen wirda).
Ueberhaupt nur wenige, doch z.B. im öninger Stinkschie-
fer Knochen von Sumpfvögeln, und von mancherley an-
dern in eben gedachten Gyps von Montmartre.
Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stinkschiefer.†††)
Schildkrötenschalen, dergleichen ich aus der gleichen
Gegend von Burg-Tonna besitze, wo auch fossile die Ele-
phanten- und Rhinocer-Knochen gefunden werden††††).
Die Gebeine eines ungeheuren, crocodillartigen Geschöpfs
(Lacerta gigantea)*), zumal im Petersberge bey Mäst-
richt**).
Und die neuerlich zumal in England bey Lyme Regis und
Batha) entdeckten Arten vom Protesaurus***) Ichthyo-
saurus (mit der Menge von einzelnen Knochen in den Ru-
derfüßen), Plesiosaurus (dieser mit den sonst beispiellos
zahlreichen Halswirbeln) u.a.m.b).
Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der Ich-
thyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in längli-
chen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen [Angmar-
set? (Salmo arcticus) S. 194.] vom Zuckertop auf der
Westküste von Grönland††).
Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blattenberg
im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und Hessischen
bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur specifischen
Charakteristik wichtigsten Theile deutlich genug, daß man die
Gattungen wie Zuversicht bestimmen könnte.
Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stinkschiefer
vom Bolkaberg im Veronesischen†††) werden zwar insge-
[Seite 492] gemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber
schon das scheint dabei bedenklich, daß dem zu Folge jener
Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfi-
schen sowohl, als von Seefischen, sondern unter den letztern
zumal, zugleich von Thieren aus den weitst von einander ent-
fernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mittländischen Meere und von den Küsten von Japan, Bra-
silien, dem nordöstlichen America, Africa etc.
Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von versteinten
Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und
Zähne. Unter letztern zumahl die so genannten Schlangen-
zungen (glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und
die Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zäh-
nen des Klippfisches (Anarrhichas lupus) Aehnlichkeit haben.
So z.B. im öninger Schiefer, Larven von Libellen, Was-
serwanzen und dergl.
Dann die Mannigfaltigkeit der in Bernstein, theils wie in
wundersamer Lebendigkeit eingeschloßnen Insecten [s. oben S.
440. not. **)].
Ferner die versteinten Krebse (Camarrolithen).
Und besonders die berühmten Trilobiten*) oder fälsch-
lich so genannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln (en-
tomolithus paradoxus Linn. Engl. Dudley-fossil),
die hin und wieder (s. z.B. oben S. 398), aber nirgend
schöner als bey Dudley in Worcestershire und zwar theils noch
mit der natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –)
Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen Testacea,
Echinodermata (oder Crustacea) und Corallia. Doch
scheinen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg bei
[Seite 493] Göttingen, so wie im Petersberge bei Mästricht und bey Bath
finden, einem Mollusken-Geschlechte, nämlich den
Sepien zugehört zu haben*).
In zahllosen Gattungen**): und was dabei besonders
merkwürdig, mitunter auch Lagen von Flußconchylien abwech-
selnd zwischen solchen, die nach aller Analogie im Meere ge-
lebt haben müssen***).
Z.B. von vielschaligen Conchylien der schöne Bala-
nites porosus aus dem Osnabrückischen****) der beson-
ders durch den merkwürdigen Umstand für die Archäologie
unsers Planeten lehrreich wird, daß er nicht selten in aller
seiner Integrität auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen
aufsitzt†).
1) Der feurig opalisirende Ostracit im Kärnthner Mu-
schelmarmor. (Engl. fire marble).
2) Der dickschalig ostracites pinnigenus den de Lüc
nebst dem folgenden auf dem Saleveberg bei Genf entdeckt
hat.††)
3) Der große fast herzförmige Anomit.†††)
6) Die so genannte Langue fourrée aus Saint-On-
ges.††††)
7) Die Pantoffel-Muschel des von Hüpsch*).
8) Die so genannten versteinten Ziegenklauen aus dem
Blattensee in Ungarn**) u.a.m.
So wie auch 9) zu einem Beispiele statt mehrerer diejeni-
ge, übrigens noch so gemeine Gattung von Terebratu-
liten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merkwürdig wird,
daß sie der jetzt lebenden Glasbohrmuschel (Anomia vitrea
S. 306.) gleicht, und nach dem vormaligen Typus aus der
Urwelt nun auch in der nachwärtigen Schöpfung gleichsam
reproducirt worden.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann-
ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch
Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:
So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Lin-
sensteine, in theils Gegenden auch Pfennigsteine,
Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites,
lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr. ca-
mérine, pierre lenticulaire oder numismale, monnoie
du diable), die außen mit flachgewölbten blätterigen Scha-
len belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme-
rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. –). Sind häufigst von
Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen
Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden
großentheils daraus erbaut sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl.
Snake-stones)***).
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Orthocera-
titen, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Mecklen-
burgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), unter
welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Al-
veolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerun-
gen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
[Seite 495] stein durchzogen sind (S. 417); aber auch in andern Flöz-
lagen, wie z.B. in den Kreidebergen von Kent brechen.
5) Die Hippuriten (Thomson's cornu copiae),
zwar gar sehr von den Belemniten verschieden, doch aber in
die Nachbarschaft zu ordnen, kegelförmig, wohl einige Fuß
lang, im Innern mit longitudinellen Walzen und Quer-
kammern, am weiten Ende mit einem besondern Deckel. Theils
in Unzahl in Frankreich, Italien, und in Baiern*).
Von solchen einschaligen Conchylien, die keine innere Schei-
dewände haben, z.B. vor so vielen andern
1) die räthselhaften Doppelröhren (Bitubulites pro-
blematicus vom Heinberg bei Göttingen**).
2) Die merkwürdigen linksgewundenen Murici-
ten am Ufer von Harwich. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 20. –)
3) Der überaus sonderbare kleine Muricites deformis
Soland., aus Hampshire, dessen Spitze sich immer wie in
eine irreguläre Wurmröhre verläuft***).
4) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem
Lucerner Gebiet, die dort in unsäglicher Menge und unver-
mengt im dichten Kalkfels liegen†).
5) Der kleine Serpulites coarcevatus der am Deister
im Hannöverschen in ganzen Flözlagen von Stinkstein zusam-
mengehäuft ist††).
1) Unter den mancherlei See-Igeln, zumal diejenigen,
so statt der Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Juden-
steinen besetzt sind†††).
Dann 2) die Enkriniten und 3) die Pentakrini-
ten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme
aus der jetzigen Schöpfung (S. 322.) zwar ähneln, aber
nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper bestehen,
der auf einem langen gegliederten Stängel sitzt.
Bei den Enkriniten oder Seelilien*), (– Ab-
bild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich meist in dichtem
Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glie-
der**) Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da
er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer
noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein ge-
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern En-
de auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Sei-
ne wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl-
steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem
Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige,
Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's
beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Ge-
genden wimmelt gleichsam davon.
Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen
[Helmintholithus portentosus Linn.***)] (– Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 70 –) besteht aus einem großen, viel-
armigen, quastenförmigen Körper, der auf einem geglieder-
ten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens
über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefactengeschlecht
fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bei
Boll im Wirtembergischen (S. 417).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom geglie-
derten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch
nicht ganz bekannten Petrefacts.
Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden als in
wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge
und großer Mannigfaltigkeit. So z.B. im dichten Kalkstein
und Marmor auf dem Saleveberge bei Genf, auf dem Harz
[Seite 497] bei Blankenburg und bei Grund etc. Von letzterm Orte ver-
dient namentlich der ansehnliche schön geformte Madrepori-
tes cristatus*) Erwähnung; so wie von der berühmten
Perte du Rhône der sonderbare kleine Madreporites len-
ticularis (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 80.) der zu
mancherlei mineralogischen Irrthümern Anlaß gegeben. –
Ausnehmend schöne und große Madreporiten in mu-
scheligem Hornstein, theils mit milchblauen Chalcedon durch-
zogen, auf der W. Indischen Insel Antigua.
Andre in sandartigem Kalkstein im Petersberge bei Mast-
richt. – In Kreide als so genannte Fungiten in Kent.
– In Brauneisenstein und eisenschüssigem Quarz, auch als
Fungiten und Schraubensteine (– eine Art Tubiporiten?
–) bei Rübeland am Harz. Letztere auch im Catharinbur-
gischen in Sibirien. –
2) Milleporiten und andere zarte Corallenarten vor-
züglich eben gedachten sandigen Kalkstein des Petersberges
bei Mastricht. – In Feuerstein (S. 375) bey Celle im Han-
növerschen**), und im Puddingstein in Hertfordshire (S.
430. not. *) etc.
So z.B. die manchen hieländischen Baumblättern ähneln-
den, im Oeninger Stinkschiefer, im Sandstein bei Blanken-
burg etc.
Ferner die mancherlei Farnkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein (S. 463 u. f.)
Und von den ganz fremdartigen nur zu Einem Beispiele
[Seite 498] statt aller die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften, theils
ästigen oft ungeheuer großen schuppigen Abdrücke, die hin
und wieder, zumal auf Steinkohlengruben, in Schieferthon
(Kohlenschiefer); aber auch bei Edinburgh in Kohlensand-
stein (S. 431), und bey Clausthal in Grauwacken- und
Thonschiefer*) gefunden werden.
Z.B. in dem oft genannten Oeninger Stinkschiefer, wo
sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blüthen (eines Ra-
nunculus) gefunden haben.
Ferner die so genannten Frankenberger Kornäh-
ren, Sterngraupen u.a. daselbst brechende in Silber-
und Kupfererze metallisirte Fruchttheile.
So wie eins der schönsten und zugleich seltensten Petrefac-
ten, der vulgo so genannte Madenstein in gelblichen und
röthlichen Hornsteingeschieben im Plauischen Grunde bei Dres-
den, das den Samenkapseln einer tropischen Onoklea äh-
nelt**).
Und die mandelförmigen Fruchtkapseln, die sich zuweilen
zwischen dem fossilen Holze in den Preußischen Bernsteingru-
ben***) finden [s. oben S. 441 not. *)]; so wie die kleinen
Palmnüsse aus den Cölnischen Umbergruben†) u.a.m.
Z.B. das in Holzstein petrificirte so genannte Staar-
holz von Hilbersdorf bei Chemnitz, das sich durch seine
gleichförmige dichte Textur ohne Spur concentrischer Lagen
(S. 336 Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie
mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke einer Gän-
sespuhle) durchzogen gewesen scheint.
Andre fossile Hölzer sind entweder wie der oben gedachte
wirklich versteint, z.B. in Kalkstein, Sandstein, be-
sonders aber in Holzstein (S. 376) und in Holzopal
(S. 373); – oder aber noch brennbar, wohin vor al-
lem das bituminöse Holz (S. 442) in den mächtigen Flözla-
gen so vieler Gegenden der nördlichen Erde gehört. Doch
ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit Quarz durch-
zogen, so daß es da am Stahl Funken schlägt.
Uederhaupt aber stehen manche Arten von fossilem Holz
zwischen dem wirklich petrificirten und dem bituminösen in so
fern gleichsam in der Mitte, daß sie mit kohlensaurem Kalk
durchzogen sind und daher mit Säuren brausen, und doch auch
auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z.B. das merkwür-
dige so genannte Sündfluthholz, das im Trap zu Joachims-
thal in einer Tiefe von 150 Lachter bricht.
Schließlich verdient auch noch die mineralische Holz-
kohle Erwähnung die sich in manchen Steinkohlen (S.
442), so wie im Traß und Piperno (S. 400. 401) und
zuweilen (als so genannte Goldkohle) beim gediegenen
Golde von Verespatak in Siebenbürgen findet.
Fig. 1-6. Die Intestinal-Würmer im menschlichen Körper in
natürlicher Größe (theils nach Bremser).
Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 286).
— 2. Der Vordertheil von Ascaris lumbricoides (Ebenda-
selbst).
— 3. Der männliche spiralförmige Tricocephalus dispar
(S. 287).
— 4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer (S. 288).
— 5. Fünf Hinterglieder der Taenia solium (S. 289).
— 6. Drey und zwanzig Hinterglieder der Taenia vulgaris
(Ebendaselbst).
— 7. Das Vorderstück vom Regenwurm (S. 287).
— 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke (S. 281)
stark vergrößert.
— 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen, Tubula-
ria sultana (S. 326) stark vergrößert.
— 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen, hydra viridis
(S. 330) in natürlicher Größe.
— 11. Ein Stamm von sechszehn Blumen-Polypen, Bra-
chionus anastatica (S. 330) stark vergrößert.
Fig. 12. Das Räderthier, Furcularia rotatoria (S. 331)
stark vergrößert.
— 13. Ein menschliches Samenthierchen, Chaos spermati-
cum (S. 333) noch weit stärker vergrößert.
S. 29 Z. 18 J. B. Wilbrand Handbuch der Naturge-
schichte des Thierreichs. Gießen 1829. 8.
– 149 Z. 10 Dieser letztere findet sich auch in Nordamerika
und gibt
– 256 zu Z. 5 *)
*)J. L. C. Gravenhorst Ichneumono-
logia europaea. Vrastil. 1829. II. vol. 8.
S. 93. N. **) l. for. 1824. P. I. pag. 11. S. 181. Z. 22
Scolopax. S. 199. Z. 23. Carassius.
Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu
vernachlässigenden Regel:
‘“Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch die Eigen-
namen – so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der
man sie entlehnt.”’
s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen
1809. No. 16.
‘„Ars, sive additus rebus homo.“’ Bacon de Verulam.
de augm. scient. L. II.
‘"L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par
ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature.“’
Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines.
Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern
hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur
Naturgeschichte Facta angeführt, die es mehr als bloß wahrschein-
lich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattun-
gen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaf-
fen werden; wohin namentlich auch die erste Entstehungsweise man-
cher sehr einfachen und mikroskopischkleinen organisirten Körper, wie
z.B. der mehrsten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.
Vergl. Hausmann's Untersuchungen über die Formen der
leblosen Natur. I B. S. 20. u. f.
‘„Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire.“’. Gaubius.
‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterscheidungsgrunde, welcher
stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen
Fällen zu finden.“’ J. Aug. Unzer.
Mehreres hierüber habe ich in der zweiten Ausg. der Beyträge
zur Naturgeschichte I. Th. S. 106. u. f. gesagt.
‘„Denn“’ (so sagt Haller, das Haupt der neuern Evolu-
tionisten –) ‘„alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im
unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast
flüssigen Zustande.“’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.
[Seite 9]Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh-
re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß
der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des-
sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als
ungeformter Zeugungsstoff etc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü-
cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie
dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo-
von er sagt: ‘"corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo.“’
‘„Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam
quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis suffici-
ant:"’ ist ja die erste von Newton's goldenen regulis philoso-
phandi.
Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kinder bey ih-
rer Empfängniß im Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Can-
dis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.
Aber das schlechterdings Unstatthafte aller solchen bloß mechani-
schen Erklärungsarten der allmählichen Ausbildung organisirter
Körper durch eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehrlichen
Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat,
ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als
welcher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. – s. Kant
a. a. O. S. 292.
Die Krystallisationen unterscheiden sich von den organisirten
Körpern selbst schon durch die geometrische Regularität ihrer fast im-
mer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen re-
ducirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse
eben wegen ihrer unübersehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimm-
ten Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos
variirenden Umrissen) gebildet werden mußten.
Von dieser Verbindung der beiden Principien, – des mecha-
nischen mit dem teleologischen, – die man sonst bei Erklärung der
Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar gehalten, und wor-
in gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb
liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend ein-
leuchtende Beyspiele in Menge, deren ich in meinem Handbuche der-
selben manche angeführt habe; – s. auch Voigt's neues Magazin
II. B. S. 213.
Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über
den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt.
Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in
der Schrift de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formativi
aberrationibus. im IIten B. der Commentat. Societ. R. scientiar.
recentior.
(Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemeinen
Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint, es sey besser, un-
gewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind
zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht
ungewöhnlich, aber gewiß nicht natürlich ist.
Einen abenteuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner
Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Mon-
strosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.
Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Ma-
gazin v. 1787. S. 753 u. f. gehandelt.
Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae natura-
lis antiquae artis operibus illustratae eaque vicissim illustran-
tis. im XVIten B. der Commentat. Soc. Gotting.
Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls bastardar-
tige Geschöpfe, die aber nicht aus der Vermischung von zweyerlei
specifisch verschiedenen Aeltern, sondern nur aus der von ver-
schiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie
z.B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten etc. (§. 15.)
Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst
Kant genau bestimmt, im deutschen Mercur 1788. I. B. S. 48.
S. hiervon ausführlich Girtanner über das Kantische Princip
für die Naturgeschichte. Göttingen 1797. 8.
S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in
Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f.
Abr. Trembley ebendaselbst vol. XLIII. N. 474. S. 175
u. f. und vol. LXIV. N. 484. S. 138 u. f.
Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Geh. R. von
Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17.
Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der
Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.
Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur différens sujets
etc. Par. 1807. 8. S. 147-373.
The Percy Anecdotes of Instinct. by Sholto and Reuben
Percy. Lond. 1821. 12.
Ch. G. le Roy. Lettres philosophiques sur l'intelligence
et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8.
J. Spir's Gesch. und Beurtheilung aller Systeme in der
Zoologie. Nürnberg 1811. 8.
J. Fr. Meckel's System der vergleichenden Anatomie. I. Th.
S. 64 u. ff.
Ueberhaupt sind die Brüste von allen äußern Organen der
Säugethiere die einzigen, die nach Verschiedenheit der Gattungen so-
wohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.
An manchen, wie meines Wissens am Stachelschwein, waren
sie gar noch nicht aufgefunden. Ich sehe aber an zwey ungebohrnen
der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen ha-
ben, die paarweise an einer freilich unerwarteten Stelle, nähmlich
seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen, (s. Abbild. nat. hist.
Gegenst. tab. 81.). Und auch am weiblichen Schnabelthiere hat
Meckel nun die Milchdrüse entdeckt.
Denn selbst die Haut des Wallfische ist hin und wieder, an
den Lippen etc. dünn behaart; auch haben sie Augenwimpern etc.
Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem
besondern (– einfachen oder gepaarten –) Knochen, der das os
intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Besonderhei-
[Seite 32] ten ich in der 3ten Ausg. der Schrift: de generis humani varietate
nativa S. 34 u. f., und im Handbuche der vergleichen-
den Anatomie S. 22 u. f. der 3ten Ausg. ausführl. gehan-
delt habe. – In den Abbild. n. hist. Gegenst. ist er tab. 52. am
Schedel des Orang utans zu sehen.
Auch das, daß bei Manchen schon das einzelne Individuum
von so bedeutendem Werth ist; wie z.B. große Wallfische oder Pott-
fische; edler Hausthiere zu geschweigen, bei welchen Schönheit, Fein-
heit der Wolle, Dressirung etc., den Preis so mächtig steigert.
‘„Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit
natura – systemata artificialia nostra flocci faciens.“’. Pallas.
‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant,
coëunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium
denique omnium internarum structura et usu cum iis conve-
niunt.“’ Raius.
W. Lawrence's Lectures – on the natural History of
Man. Lond. 1819. 8. Mit 12 Kupfern.
Jam. Cowl. Prichard's Researches into the physical History
of Mankind. 2d Ed. Lond. 1826. II. vol. 8. mit Kupf.
Doch vergl. auch Hrn. Staatsrath Hufeland über die
Gleichzahl beider Geschlechter im Menschengeschlecht. Berl. 1820. 8.
Ich habe dies in der 3ten Ausgabe der Schrift: de generis
humani varietate nativa weiter ausgeführt.
Vergl. die nach dieser Eintheilung colorirte Weltcharte im
ersten B. des Archivs für Ethnographie und Linguistik von J. F.
Bertuch und J. S. Vater.
‘„Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens wieder ein
und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder
auffallend von den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so
könnten z.B. die Hindus von der Caucasischen; die Schinesen
und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der
Aethiopischen; so wie die Nord-Amerikaner von denen in der
südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus
auf Neuholland etc. von den braunen Utaheiten u.a. Insulanern
des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden.“’ Beytr.
zur Naturgesch. I. Th. S. 75. der 2ten Ausg.
Versteht sich nähmlich dies Alles so – daß die in den verschie-
denen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stärkern und län-
gern Einwirkung der verschiedenen Climate und anderer obgedachten
Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt
der Mittel-Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hinwie-
derum mehr genähert haben. So sind z.B. die Jakuten, Koräken,
Eskimos u.a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffal-
lend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn
gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) ame-
ricanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am süd-
lichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten Feuerlande
nochmals in die mongolische Gestaltung, zurückfällt. – Eben so ist ge-
genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern
Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hin-
gegen in dem schon mildern Neu-Holland und auf den neuen Hebri-
den etc. zur malayischen Rasse übergeht.
Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremdartiger
durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf
kaum erst einer Erwähnung.
Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs)
müssen die blos weißgefleckten Neger genau unterschieden wer-
den, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von sei-
[Seite 43] nem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem Leben vorgestellt ist.
Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der
Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44.
Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben
bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänz-
liche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so
gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer (–
die Struthopodes des Eudoxus beim Plinius. –).
Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par
J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol.
Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich
außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Rudol-
phi's anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren
(in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824),
und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Handzeichnungen
von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber
durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt
im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof.
Reinwardt zu Leyden überzeugt.
Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-
sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe
ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem-
plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn.
Dr. E. A. Fritze in Batavia verdanke –) die obige specifische
Charakteristik beibehalten müssen.
Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so
wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen
Köpfen, wohl die größte.
Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam ket-
tenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am
dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegenüber stehen-
den zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von ant.
de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149.
Vor Kurzem erhielt ich eine gar schöne Spielart dieser Gat-
tung aus hiesiger Gegend. Hermelinweiß, bloß mit ein paar bräunlich-
grauen Flecken auf dem Rücken.
Von der von manchen neuern Naturforschern gar seltsam an-
gegebenen ursprünglichen Heimath, so wie von der allmähligen Ver-
pflanzung der Ratten und vieler andern nun weit verbreiteten Thiere,
habe ich ausführlich gehandelt in der Commentatio de quorundam
animantium coloniis, sive sponte migratis sive casu aut studio
ab hominibus aliorsum translatis. Gotting. 1823. 4. und im T. V.
comm. recentior. Soc. R. Scientiar. Gott.
Meine Zweifel gegen die Aechtheit derselben habe ich im
Handbuche der vergleichenden Anatomie S. 34 u. f. an-
gegeben.
‘„Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo-
rum auxilium militare a divo Augusto petiisse.“’ Plinius.
Der weiland als Panazee berufene köstliche Gallenstein (piedra
del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen
Gattung von Stachelschweinen finden.
Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn obere Vor-
derzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare (– S. 31.
Not. *) –) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche jene obern passen.
Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Aus-
gabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419.
Bemerkungen an einem Beutelthier, das ich lange lebendig
besessen, s. in Voigt's neuem Magazin III. B. S. 683 u. f.
Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf Labra-
dor findet sich in G. Cartwright's Journal during a Residence of
nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III.
vol. 4.
Der erste, der vor 40 J. nach London kam, hatte die Vor-
derzähne verloren und ward deshalb damals unter die Faulthiere ge-
rechnet.
So nannten Ray, Linné u.a. das eigentliche Windspiel,
das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.
Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silberfuchses ist
wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.
Eine zehnjährige Löwin, die ich vor einigen Jahren zerglie-
derte, maß von der Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes 4 Fuß
10 Zoll; und eine noch nicht völlig erwachsene Crocuta, die in Ld.
Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so gemessen 4 Fuß 3 Zoll.
Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gefleckten Hyäne, womit
der sel. Oberforstmeister von Wildungen meine Sammlung be-
reichert hat, ist wenigstens vollkommen so groß; als der von meiner
Löwin.
Die alten Echoliasten zum Homer (Il. XX. 170) reden
von einem eignen Stachel am Löwenschwanze. Und wirklich habe ich
bei der gedachten Löwin etwas dergleichen gefunden, und in dem Spe-
cimen historiae naturalis ex auctoribus classicis illustratae be-
schrieben und abgebildet.
Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Ge-
schlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle
gefleckte ohne Ringform, Tiger.
Abbildungen sämmtlicher Pferderaçen von R. Kurtz. mit Text
von E. d'Alton. Carlsr. 1827. Fol.
Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte
in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte nähmlich bei der größten
Streckung 25 Fuß, und wiederholte diese Action 2⅓ Mahl in einer
Secunde. – s. an Essay on the Proportions of Eclipse, in den
Works of Ch. Vial de Sainbel. Lond. 1795. 4.
s. Sir Joseph Banks in Nicholson's Journal of natural
Philosophy vol. II. pag. 267. und Graf Morton in den philos.
Transact. for. 1821. P. I. pag. 20.
Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das
Camel mit zwey Buckeln Dromedar genannt.
Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen
Horn im akademischen Museum wiegt volle 9 Pfund.
Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziege im Göt-
tingischen Taschenbuch f. d. J. 1813 Nachricht gegeben.
s. H. Lichtenstein's Darstellung neuer oder wenig be-
kannter Säugethiere. Berl. 1827. Fol. H. I. II.
Eine Fundgrube zur N. G. dieser Elephantengattung, aus
indischen Schriftstellern, enthält A. W. von Schlegel Indische
Bibliothek, I. B. S. 129–231.
So habe ich z.B. a. 1784 bei der Zergliederung eines See-
hund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese
Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän-
gern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei medium von so ver-
schiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch
die Luft deutlich sehen zu können. s. Handbuch d. vergl. Anatomie
S. 401. der 3ten Aufl. tab. 6.
G. W. Steller's Beschreibung von sonderbaren Meerthie-
ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Petropolit.)
Denn die Organe, die Hr. Bar. Home für Backenzähne
des Schnabelthiers ausgegeben, können doch, da sie weder substan-
tia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und
er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut
des Hühnermagens vergleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprach-
gebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und naturhi-
storischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warmblütigen Qua-
druped's gehalten werden.
Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht
von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Ge-
hörganges und der Pauke des Wallfisches.
s. Schneider's vermischte Abhandl. zur Aufklärung der
Zoologie etc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304.
Ein solcher Finnfisch (mit welchem Namen von den Wall-
fischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine
Rückenfinne haben, wie physalus, boops. u.a. –) den ich frisch
gestrandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52
Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumensbreite und eben so tie-
fe Brustfurchen.
Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vö-
gel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae compara-
tae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara gehan-
delt, das im IX. B. der commentation societ. reg. scientiar. Got-
tingens. p. 108-128. befindlich ist.
Die Kunstnamen dieser verschiedenen Bildung der Vogelfüße
sind in Forsteri enchiridion p. 15. und in Illiger's Terminolo-
gie S. 187. erklärt, und im IIIten Theil von Bechstein's ornitho-
log. Taschenb. durch treffliche Abbildungen erläutert.
Ueber den Zweck und Nutzen weßhalb diese Vögel solche
Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr
verschieden. – Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupi-
dität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehrliches Hülfs-
mittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ih-
rer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Digestionskraft
widersteht.
Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genann-
ten Sternschnuppen, nämlich die graulichweißen, gallertartigen,
meist darmförmig gewundenen Klumpen, die man oft haufenweise auf
Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind,
die von Krähen, Sumpf- und Wasservögeln wieder ausgebrochen wor-
den. – s. Dr. Persoon in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2.
St. S. 56. u. f.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern ver-
schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb.
1772. Fol.
In diesem Fall scheint also das Eierlegen eine willkür-
liche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürli-
chen Gebähren der Säugethiere auffallend auszeichnet.
Plin L. X. cap. 55. ‘„Livia Augusta, prima sua juven-
ta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilem se-
xum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in
sino fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per si-
num tradendo, ne intermitteretur tepor“’
Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.
L'art de faire éclorre des oiseaux domestiques, par de
Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
(Des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12.
Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostba-
ren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrrei-
che Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmann's Unter-
richt von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S.
206. u. f. 271. u. f.
Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchens, und den
zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eies s. den XXVII. Ab-
schnitt des Handb. der vergl. Anatomie.
Aber auch über den merkwürdigen Organismus im noch unbe-
brüteten Vogel-Eie: J. Er. Purkinje ovi ovium historia ante in-
cubationem. Vratisl. 1825. 4.
Linné und viele andere Naturforscher, aber auch Antiqua-
rier hielten den Uhu für den Minervens-Vogel. Daß dem nicht so,
sondern daß das eine glattköpfige Eule sey, (– wahrscheinlich das
Käuzchen, Str. passerina –) habe ich aus den alten griechischen Kunst-
werken gezeigt im Specimen historiae naturalis antiquae artis ope-
ribus illustratae p. 20. sq.
V. A. Huber diss. de lingua et osse hyoideo Pici viridis.
Stuttg. 1821. 4. m. Steindr.
Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mouches,
par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.
Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des Pro-
merops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B.
Audebert et C. Sauvages. Par. seit 1801. fol.
Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et
des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par
F. Le-Vaillant, ebendas. seit 1801. fol.
J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix;
in der indischen Zoologie. Halle 1795. Folio (2te Ausg.)
S. 26. u. f.
oder schiebt sie auch wohl mit dem Schnabel hinein. – s.
Weidmann's Feierabende 1. B. 1815. S. 67.
s. zur ganzen N. G. dieses gar merkwürdigen Thiers Dr.
Jenner in den philos. Transact. vol. LXXVIII. P. II. pag. 219.
Das einzige lebende Geschöpf, das sich dort noch in einer
Höhe von 2000 F. oberhalb der Schneegränze findet. Wahlenberg
über die Lappländischen Alpen; mit Anmerk. von Hausmann.
Göttingen 1812. 4. S. 55.
Hat diesen im Grunde unpassenden Namen von der irrigen
Sage, als ob nur die Weibchen Zugvögel wären, hingegen die
Männchen als Nordvögel bei uns überwinterten.
Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wär-
mern Gegenden hat zumal Büffon's Gehülfe Guenau de Mon-
beillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux vol. VI. p. 557.
Einer der eifrigsten neuern Vertheidiger des Winterschlafs
der Schwalben war Daines Barrington; in s. miscella-
nies 225.
Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung
finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts
and sciences zu Boston Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93
u. 94.
Les pigeons, par Mme. Knip, le Texte par C. J. Them-
minck. Par. seit 1811. gr. Fol.
Sogar, daß bei den so genannten Hollen- oder Hauben-
Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirn-
theil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich
sogenannte Gehirn fassenden Blase ausgetrieben wird. Eine in ihrer
Art einzige erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die ich in der
Commentatio de nisus formativi aber rationibus genauer beschrie-
ben und durch anatomische Abbildungen erläutert habe.
Von der bekannten, aber doch immer physiologisch merkwür-
digen Künstelei, einem Hahn seinen Sporn auf den Kopf einzu-
pfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris
vom Jahr 1746. S. 349 u. f.
Ich habe von diesem u.a. Beweisen der Veränderlich
keit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur
Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt.
Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der Störche s.
im hannoverschen Magazin 1809. 96. St.
Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Levante gese-
hen habe, das zeichnete sich bloß durch schönere Schwärze, nicht in
Form und Gefüge von den Nackenfedern des hierländischen Reihers
aus. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschied-
nen weißen, kommen hingegen, wie gesagt, von der Garzetta.
s. Dess. Détermination des oiseaux nommés Ibis par
les anciens Egyptiens im 1sten B. seiner Recherches s. les os-
semens fossiles pag. CXLI.
Weil die Ankunft, Brützeite und Rückzug dieses Vogels ge-
rade mit dem Eintritt, Steigen und der nachherigen Abnahme der
jenem Wunderlande so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft.
s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et mythologique de l'Ibis.
Par. 1805. 8. mit Kupf.
Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in
London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den Philosophical
Transactions vom Jahr 1794 Nachricht gegeben.
Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis avium in la-
byrintho apud Sacaram repertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf.
Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlichsten Africa,
von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Superint. Hesse, vor-
maligen Past. in der Capstadt, erhalten habe.
s. die oben (S. 51) citirte Commentatio de quorundam
animantium coloniis a. a. O. pag. 109.
s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the remotest of
all the Hebrides. Lond. 1698. 8.
Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwand-
ten Gattung Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne
(Frisch tab. 189), die daher auch bei vielen Ornithologen den Na-
men Bernicla oder Barnacle führt. Fischer im Sylvan 1820.
tab. 3.
J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc.
Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121 sq.
Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen
physiol. comparatae inter animantia calidi et frigidi sanguinis;
im VIII. B. der Commentat. Soc. reg. scientiar. Gotting.
J. L. C. Gravenhorst reptilia musei zoologici Vratisla-
viensis. Fasc. I. Lips. 1829 fol.
s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkröten.
Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Er-
lang. 1792. 4.
F. M. Daudin histoire naturelle des rainettes, des gre-
nouilles et des crapauds. Par. 1803. mit Kupf.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösel's
natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758 gr. Fol.
S. Camper im IX. Bande der Commentat. soc. reg.
scientiar. Gottingens. p. 129. u. f.
Brongniart's Sauriens (mit Einschluß des vorigen Ge-
schlechts, und ausgenommen die Molche.)
Von den Verschiedenen Gattungen der sogenannten Croco-
dile s. Cúvier in den annales du Museum d'histoire naturelle.
T. X. 1807.
Und ebendas. Geoffroy St. Hilaire über zweyerlei Gat-
tungen von Nil-Crocodilen.
Vergl. P. Configliachi e M. Rusconi del Proteo angui-
no. Pavia 1809. 4.
G. R. Treviranus in den Commentat. Soc. Scientiar. Got-
tingens. recentior. vol. IV.
Und von beiden wundersamen Geschöpfen Cúvier in den voya-
ges de Humboldt IIme P. Obs. d'anat. comparée. Ier. vol.
S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am-
phibien. Duisb. 1790-1821. III. Hefte 4.
Patr. Rusell's Account of Indian Serpents – together
with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol.
Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint
sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.
Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den
bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die
giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz-
förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen,
2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rü-
cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als ⅕ der
Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact.
vol. LXXIX. P. I.
Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht
auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht
unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder-
bare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vö-
gel etc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, we-
nigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so ge-
nannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbei zu zie-
hen. –) Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter,
der Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten,
versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer, um Eichhörnchen
zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.
Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuen Magazin ge-
[Seite 167] handelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton.“’
Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. I.
p. 334.
Denn daß sie auch in Südamerica einheimisch ist, beweist
der Prinz Maximilian zu Wied in s. Beiträgen zur N. G. von
Brasilien. I. B. S. 211 u. f.
Ueber den Mechanismus des Schwimmens der Fische (so wie
auch des Flugs der Vögel), s. vorzüglich Aug. W. Zachariá's Ele-
mente der Luftschwimmkunst. Witttemb. 1807. 8. S. 34 u. f. 89 u. f.
Und über den Antheil, den besonders ihr Ausathmen durch die
Kiemen (§. 101.) daran hat. S. J. Brugmanns over de Mid-
delen, door welke de Visschen zich bewegen etc. (Amst. 1813.) 4.
S. Sonnerat in Rozier Journal de physique. Avr. 1774.
pag. 256 u. f. Buffon Supplément Vol. V. pag. 540 u. f.
S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American
philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B.
Ueber dieses und die beiden folgenden und das Chimaera-
Geschlecht s. Ed. Eichwald de Selachis Aristot. Viln. 1819. 8.
S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner
Descrizione di Congo etc. p. 52.
S. Sammlung seltener u. merkw. Reisegeschich-
ten. I. Th. Memmingen. 1789. 8. S. 220.
Eine malerische Schilderung der wundersamen Weise, wie
die Indianer Maulthiere und Pferde in die von Zitteraalen wimmeln-
den Sümpfe treiben, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft
entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen werden können, s. in
Alex. von Humboldt's Ansichten der Natur. I. Bd. S. 37 u. f.
Eine verwandte Gattung dieses gar sonderbaren Geschlechts,
von der südafricanischen Küste, verdanke ich der Güte des Herrn Su-
perint. Hesse.
s. F. B. Osiander's Denkwürdigkeiten für die Heilkunde
und Geburtshülfe. I. B. S. 417 u. f.
S. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'affection mutuelle de
quelques animaux, in seinen Mémoires d'histoire naturelle S. 5 u.f.
Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de
Sicile. etc. Par. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII-XXX.
Detm. W. Soemmerring de oculor. hominis et animalium
sectione horizontali. Gotting. 1818. fol. pag. 68 sqq. tab. III.
S. z.B. Jul. H. Gottl. Schlegel's Materialien für die
Staats- A. W. IIte Samml. S. 150 u.f.
M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium
exsanguium; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798.
4. – F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sinnes-
werkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8.
Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet
traite anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la
Haye. 1762. 4. H. Straus-Dürckheim anatomie comparée des
animaux articulés. Par. 1828. 4.
Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen
Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und namentlich finden
sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bei weiten al-
lermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum
Aufenthalt angewiesen ist.
Einige auffallende Beispiele davon s. in Abbot's lepidopterous
insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99.
Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge-
wesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnli-
chen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. – So aber
kommen z.B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen eu-
ropäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestalteten Schmet-
terlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten
Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Wer-
ke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmet-
terlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u.f.
Chr. Conr. Sprengel's entdecktes Geheimniß der Natur
im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.
Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres.
à la Haye 1766. u. f. 4.
Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.
Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger.
Braunschw. seit 1800. 4.
J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8.
Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb in ei-
nem förmlichen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne citirt
wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freiburg zugestand, sie
selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteien, und reiflicher
Ueberlegung ganz ernstlich in den Bann that. S. Mich. Stettler's
Schweitzer-Chronick. S. 278 u.f.
S. Prof. Gravenhorst's critische Bestimmung dieser oft
verkannten und mit andern verwechselten Gattung in Voigt's neuem
Magaz. XI. B. S. 201 u. f.
J. L. G. Gravenhorst coleoptera microptera etc. Brunsv.
1802. 8. Ej. monographia coleopterorum micropterorum. Gottin-
gae. 1806. 8.
Viel zur N. G. dieser Ordnung und der Neuropteren enthal-
ten T. de Charpentier horae entomologicae. Vratisl. 1825. 4.
Ein schreckliches Beispiel gibt Maurelle's Südseereise im
voyage de la Perouse autour du monde. Vol. I. p. 279. u. f.
Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken
wandelende Bladen etc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4.
S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte dieses
furchtbaren Insects:
Joel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipz.
1792. 8.
und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon
the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.
Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern s. Na-
tuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Want-
zen, door Casp. Stoll. Amst. 1780 sq. 4.
Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyngotorum. Brunsvigae
1803. 8.
Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris v. J.
1769.
Theod. Holmskiold beata ruris otia fungis Danicis impen-
sa. Havn. 1790. fol.
Allein die ächt griechische (weiland den Musen geheiligte,
von den griechischen Dichtern gefeierte) Cicade, die mir einer meiner
Zuhörer, Herr Dr. Glarakes, aus Chios kommen lassen, und
die von jenen beiden sehr verschieden ist, finde ich bloß bei Petiver
abgebildet. Gazophylac. tab. 15. fig. 7.
Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten Keulen-
schwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers ge-
wachsen sind?
Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.
Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam
an dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. S. dessen Bibl.
naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
J. Fr. Wolff incones cimicum descriptionibus illustratae.
Fasc. I–V. Erlang. 1800. sq. 4.
Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen.
B. Absud von Zweigen und Borke des Lärchenbaums.
Mit diesen Mitteln wird das Holzwerk gewachsen:
C. Räucherungen von oxygenirter Salzsäure in Gas- oder Dunst-
gestalt, in den ausgeräumten Zimmern bei festverschlossenen Thüren
und Fenstern.
Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Weines-
sig auf die Betttücher etc. gesprengt.
Bei Madras in Indien hat man ein wachsähnliches,
weißliches Lack entdeckt, wovon die Proben, die ich besitze, aus
einzelnen Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffeebohnen
ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer ist, wichtig
werden kann.
Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man, außer den
schon oben genannten, vorzüglich noch folgende Werke:
Eug. Joh. Ehph. Esper's Schmetterlinge. Erlangen, seit
1777. gr. 4.
Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbildungen. Augsb. 4.
Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge. I. Th.
Rostock, 1785. 8.
M. B. Borkhausen's Naturgesch. der europäischen Schmet-
terlinge. Frkf. 1788 u. f. 8.
Ferd. Ochsenheimer's Schmetterlinge von Europa. Dresd.
seit 1817. 8. – fortgesetzt von Fr. Treitschke. Leipz. seit 1827.
J. W. Meigen Beschreibung der europäischen Schmetterlinge.
Aachen, seit 1829. 4.
(Denis und Schiffermüller) Systematisches Verzeichniß
der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Wien, 1776. gr. 4. 2te [Seite 238]
verm. Ausg. (von Illinger und Häfeli). Braunschw. 1800 sq.
II. B. 8.
Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.
C. Clerck icones insectorum rariorum. Holm. 1759. sq. II.
vol. 4.
P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit 1775. 4.
The natural history of the rarer lepidopterous insects of
Georgia, collected from Abbot's observations by Jam. E.
Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.
Lyonet Traité anatomique. tab. 2. fig. 8. 9. 10. S. 54.
tab. 5. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und tab. 14. fig. 10. 11.
S. 498.
Von einem eifrigen Entomologen, Herrn M. C. Sommer
Kaufmann in Altona, habe ich ausgezeichnet schöne Exemplare dieses
ansehnlichen Nachtvogels erhalten, die er (so wie mehrere erotische
Schmetterlinge) aus den Eiern gezogen.
Das Gespinnste der kleinern Gattung dieses Namens (der so-
genannten Ph. pavonia minor oder Bombyx carpini) hat Wenz.
Heeger zu Berchtoldsdorf bei Wien im Großen und fabrikenmäßig
auf vielfache Weise zu benutzen versucht.
Die Seide, woraus hingegen in Japan die äußerst zarten,
leichten und doch ganz festen Zeuge verfertigt werden, kommt von
einer ganz eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von der pha-
laena (noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen Abhandl.
1781. II. B. tab. 5. fig. 1. 2.
Gegenmittel hat der Amtm. A. W. Westfeld im Hannsv.
Magazin 1806. 37. St. mitgetheilt.
J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvigae. 1804. 8.
J. Jurine nouvelle methode de classer les Hymenoptères.
Genèv. 1801. 4.
Von mancherlei andern in Brasilien einheimischen Arten von
Honigbienen s. W. Piso de Indiae utriusque re naturali p. 111
u. f. und J. Stanes in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of
politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag. 203 u.f.
Bei den bekannten, zumal seit Schirach und Wilhelmi
so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Larven der
sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln, und zu Ab-
legern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so manche Varianten
und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst einer ächtkritischen Revision
zu bedürfen scheinen.
Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie-
nen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an:
Swammerdam bibl. nat. pag. 369.
Reaumur mém etc. vol. V. p. 207.
J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. p. 128.
Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève
1792. 8.
Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234.
und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bon-
net oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art
von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser
bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitgetheilt,
habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht.
P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de la
France. Brive 1798. 8. und Dess. histoire naturelle des four-
mis. Paris 1802 8.
P. Huber Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes.
Ebendas. 1810. 8.
J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8.
J. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zweyflügli-
chen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8.
C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insec-
ten. Hamm seit 1828. 8.
Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von
Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswürdi-
gen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden, kaum ei-
nen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ordnung (– etwa [Seite 263]
von Tipulis –). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang,
Hand breit und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an feuchten
Gegenden im Sommer in größter, regelmäßigster Ordnung umher.
Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merkwürdi-
gen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinararzt, Bra-
cy Clark aufgehellt. – S. dess. meisterhafte Observations on the
genus oestrus; im III. B. der Transactions of the Linnean So-
ciety, p. 289. u. f.
Und daß sie nicht immer aus der Erde durch den Schnee her-
ausgekrochen seyn können, wird dadurch erwiesen, daß man sie manch-
mal auch nach heftigem Winde auf frischem Schnee gefunden, der ei-
nen hartgefrorenen See bedeckte. S. de Geer in der Hist. de l'ac.
des sc. de Paris vom Jahr 1750. S. 40.
S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum.
Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. 1-24.
Auch von diesen parasitischen Insecten sowohl als von den übri-
gen Epizoen, zumal aus den beiden nächstfolgenden Geschlechtern, s.
J. Fr. M. de Olfers de vegetativis et animatis corporibus in
corporib. animat. reperiundis. Gotting. 1815. 8. p. 68.
Die Kleiderlaus ist von der Kopflaus specifisch verschieden und
schwerer zu vertreiben. Ein Mittel finde ich als ganz bewährt in ei-
nem Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen würde; in Fr. v.
d. Mye de morbis popularibus Bredanis tempore obsidionis. Ant-
verp. 1627. 4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth grüner Seife mit 2
Quenten Kochsalz.
J. Fr. Hermann mémoire aptérelogique publié par Fr. L.
Hammer. Strasb. 1804. sol. mit ausgemalten Kupfern.
Ueber die Meinungen von den so genannten Krätz-Milben s.
Kirby and Spencer vol. I. pag. 92.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Th.
Martyn's natural History of Spiders. Lond. 1793. 4. enthält
Eleaz. Albins und C. Clerk's Werke darüber.
S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Dr. Reimarus
in der Einleit. zur IVten Ausg. von seines Vaters klassischem Werke
über die Triebe der Thiere S. 8 u. f.
Die Fabel von ihrem vorgeblichen Selbstmord hat unter an-
dern schon unser vortrefflicher Keyßler durch eigne Versuche wi-
derlegt. Reisen II. Theil. S. 231.
J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte der Krab-
ben und Krebse. Zürich 1782, u. f. 4.
Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe un-
gemein viel Eigenes, wie z.B. bei den gemeinsten Garten- und
Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche
zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen
sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines
vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil [Seite 282]
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn
ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil
dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechse-
lung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die
wahre Paarung.
S. Schneider's Abbandl. hierüber im II. B. von Ant. de
Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377-431.
Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera
etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch in-
wendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht
aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilon und im
persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch
die von Utaheiti etc. sind schon weniger schön: vollends die meisten
von denen aus europäischen Flüssen etc. Doch finden sich unter letztern
und namentlich unter den hieländischen Celischen, so wie unter den
Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.
In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj. unser
voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt haben,
findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar ein Hals-
bald von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit Seh-
nen kunstreich zusammen geflochtenen Schneckenhäuschen von demjeni-
gen Volke, das vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Men-
schengeschlechts verschrien wird, nämlich von den Pescheräs auf dem
Feuerlande.
Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen von der
höllischen Furie, einem von Niemand zuversichtlich gesehenen, und
doch sehr genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen be-
waffneten, und ohne Flügel in der Luft herum fliegenden Würmchen,
was aus Menschen und Vieh herabstürzen, und sie durchbohren soll
u.s.w., keinen Glauben beimessen.
Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Naturgeschichte der
Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blankenburg, 1782. 4.
Nachtrage dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz. seit 1800. 4.
Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae brevis
expositio, auctore P. Chr. Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der da-
zu gehörigen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.
J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. Bam-
berg, 1803. 8.
Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi entozoorums. vermi-
um intestinalium historia naturalis. Amst. 1808. II. vol. 8. mit
Kupf.
Ej. entozoorum Synopsis. Berol. 1819. 8. mit Kupf.
Und J. G. Bremser über lebende Würmer im lebenden Men-
schen. Wien, 1819. 4. mit Kupf.
Ej. Icones helminthum systema Rudolphi entozoologicum il-
lustrantes. ib. 1824. III. Fasc. fol.
S. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigenthümliche Ani-
malität schon alte griechische Aerzte ohne Grund haben bezweifeln wol-
len,) außer den beiden vorzüglich classischen Werken:
Kämpfer amoenit. exotic. p. 526.
Und Winterbottom on the native Africans in the Neigh-
bourhood of Sierra Leone. vol. II. p. 82.
Besonders noch sechs verschiedene Aufsätze im IIten B. des Edin-
burgh medical and surgical Journal 1806. Kann der Wurm mit
einem Male ganz herausgebracht werden, so zeigt er noch viele Mi-
nuten lang Leben und Bewegung. (s. a. a. O. S. 302.)
Allerdings scheint aber, daß sich auch bei abgerissenen Stücken
von Bandwürmern, aus ihrem Vorderende wieder ein neuer Kopf
bildet. S. Carlisle's treffliche Beobachtungen über diese Thiere
im II. B. der Transactions of the Linnean Society. p. 256.
Ueber die unter dem Namen der Grubenköpfe, Bothrio-
cephali, zu einem besondern Geschlechte verbundenen Gattungen von
Bandwürmern, s. Leuckart's zoologische Bruchstücke I. Helmst.
1820. 4.
S. Hofr. Himly im Journal der practischen Arzney-
kunde 1809. II. B. 12. St. p. 115. tab. 1-3.
P. Thomas histoire naturelle des Sangsues. Par. 1806. 8.
Jam. Rawl. Johnson on the medicinal Leech. Lond. 1817. 8.
Einige Hauptwerke zur Kenntniß dieser Ordnung sind:
J. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus marmis.
Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk. von Nath. Gottfr. Les-
ke. Ebendaselbst 1776. 4.
Petr. Forskal icones rerum naturalium, quas in itinere
orientali depingi curavit, edidit Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.
Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae. ibid. 1777.
sq. fol.
L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers. Par. 1801. III.
vol. 8.
Cuvier Mémoires sur les Mollusques. Par. 1807. 4.
Und d'Audebard de Ferussac histoire naturelle des mollus-
ques terrestres et fluviatiles. Paris. seit 1819. fol. mit Kupf.
S. die Preisschrift von J. C. Leuchs im Hannoverschen
Magazin von 1820. S. 1 bis 140. Auch einzeln, Nürnb. eod. 8.
Fr. Tiedemann's Anat. der Röhren-Holothurie, des Po-
meranzfarbigen Seesterns und Stein-See-Igels. Landsh. 1816.
fol. mit Kupf.
S. Tilesiu's Monographie über die Seeblasen in A. J.
von Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. S. 1.
Und von Olfers in den Abh. der Berl. Acad. der Wis-
sensch. v. 1820. S. 347.
J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl. zur Zoo-
logie und Handlungsgeschichte. Berlin, 1784. 4. S. 7-134.
Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich auch das
Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.
Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden, eine ganz
andere Farbe, als die von ihrer sonstigen natürlichen Oberfläche.
Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach der ge-
meinen sonstigen Behandlungsweise freilich nicht eben allerfruchtbar-
sten –) Theil der N. G. gehören unter andern:
Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum. Lond. 1685.
sq. Fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Huddesford.) Oxon.
1770. Fol.
Index testarum conchyliorum, quae adservantur in museo
Nic. Gualtieri. Florent. 1742. Fol.
Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris. 1757. 4.
Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib. 1780. 4.
[Seite 299] F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln, Schnecken etc.
Kopenhagen 1758. gr. Fol.
Fr. H. W. Martini systematisches Conchyliencabinet (fortge-
setzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb. 1768 sq. XI. B. 4.
Ign. a Born testacea musei Caesarei Vindobonensis. Vin-
dob. 1780. sol.
C. Schreiber's Versuch einer vollständigen Conchylienkenntniß,
nach Linné's System. Wien, 1793. II. vol. 8.
L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquilles. Par. 1802.
V. vol. 8.
Chr. Fr. Schumacher Essai d'un nouveau système des ha-
bitations des vers testacés. Copenh. 1817. 4. mit Kupf.
Fr. Chr. Schmidt's Versuch über die beste Einrichtung der
Conchylien-Sammlungen etc. Gotha 1818. Fol.
Sam. Brookes's Introduction to the study of Conchology.
Lond. 1820. 4. Deutsch mit Zusätzen von C. Gust. Carus. Leipz.
1823. 4.
Adolph Murray fundamenta testaceologiae. Upsal. 1771. 4.
(it. in Linné amoenitat. acad. vol. VIII.)
C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des Erbpr. von
Schwarzburg Rudolstadt. Rudolst. 1786. 8.
Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire naturelle der mollus-
ques terrestres et fluviatiles de la France. Par. 1806. 4.
d'Audebard de Ferussac s. oben S. 291.
C. Pfeiffer's Naturgeschichte deutscher Land- und Süßwasser-
Mollusken. Weimar 1825. 4. mit Kupf.
Th. Martyn's Figures of Shells collected in the different
voyages to the South-Seas. Lond. 1784. gr. Fol.
Jos. Xav. Poli testacea utriusque Siciliae eorumque historia
et anatome. Parmae 1791. II. vol. Fol.
Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an den europäi-
schen Küsten s. in Beckmann's Vorbereit. zur Waarenkunde I. B.
S. 93-111.
Selbst in den härtesten Marmor, wie z.B. das berühmte,
immer noch räthselhafte und schwer zu begreifende Phänomen an den
drey großen Säulen von Cipollino antico im Serapis Tempel zu
Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß über dem Spiegel des
benachbarten mittelländischen Meeres ringsherum von diesen Steindat-
teln angebohrt sind. s. P. Ant. Paoli Antichità di Pozzuoli. tab.
15. D. Andr. de Jorio sul tempio di Serapide in Pozzuoli Nap.
1820. 4. pag. 52. tab. 7. von Hoff's Gesch. der durch Ueberliefer.
nachgewiesenen natürl. Veränderungen der Erdoberfläche. I. Th. S.
455. und von Goethe zur Naturwissensch. II. B. S. 79.
s. davon vorzüglich der Fr. Elisa von der Recke R. durch
Italien. III. B. S. 76. 331 u. f.
z.B. Bulla cypraea Linn. ist die junge Schale (so zu sa-
gen die Larve) von Cypraea tigris.
In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen halben Gul-
den, und doch giebts dort Waaren (z.B. Betelblätter, Areknüsse etc.)
die man für ein einziges Kauri auf dem Markte kaufen kann. s.
Rennell's geographical Illustrations of M. Park's Journey.
p. 86.
Vergl. Mich. Rosa delle porpore degli antichi. Moden.
1786. 4. mit Kupf. und C. F. Heusinger observ. de purpura an-
tiquorum. Isen. 1826. 4.
Linné nennt dieses Nabelloch (umbilicus) ‘„stupendum
naturae artificium“’ und neuere Archäologen halten die schöne Schne-
cke für das Urbild der Volute an den Ionischen Säulen.
Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinodermatum
ex ed. Nath. God, Leske. Lips. 1778. 4.
Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses
Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pon-
toppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuerliches er-
zählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nämlich in der Tie-
fe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor steigen, zur großen Ge-
fährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm befänden;
da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für
eine schwimmende Insel angesehen worden sey u.s.w.
Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden, kri-
tisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich sehr
mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.
Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z.B. einen
Unglücksfall, der sich durch's Aufsteigen eines solchen Thiers unter
einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of
the settlement at Pt. Jackson p. 52. –) Manches hingegen auf
dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr er-
fahrenen Seeleuten für Küsten etc. angesehen worden: (– einen
merkwürdigen Fall der Art s. im voyage de la Pérouse autour
du monde vol. III. p. 10. –) Und so löst sich das auf, was vor-
längst der alte Thormod. Torfaeus in s. Groenlandia antiqua p.
100. vom Kraken sagt: ‘„Tracta haec fabula videtur ex in-
sula – aliquando conspicua, saepius tamen inconspicua.“’
Zur Geschichte der Corallen vergl.
P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8. Deutsch
mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens. Nürnb. 1787. 4.
J. Ellis's natural history of the corallines etc. Lond. 1753.
4. Deutsch mit Zusätzen von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
Ej. natural history of many curious and uncommon zoo-
phytes etc. – systematically arranged and described by D.
[Seite 323] Solander. Lond. 1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreffliche
Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden, unter Solan-
der's Namen –).
Vital. Donati della storia naturale marina dell' Adriatico.
Ven. 1750. 4.
Fil. Cavolini memoria per servire alla storia de polipi ma-
rini. Nap. 1785. 4. Deutsch durch W. Sprengel. Nürnb.
1813. 4.
E. J. Chr. Esper's Pflanzenthiere etc. Nürnb. seit 1788. 4.
Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques de Maumont
sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.
J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflanzenthiere
(als Anhang an Herm. Sam. Reimarus Betr. über die beson-
dern Arten der thierischen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.
Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in Westindien etc.
Schiffwrack auffischt, das binnen ¾ Jahren über und über mit Ma-
dreporen u.a. Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so
treffliche Hafen von Bantam nun großentheils von Corallen einge-
nommen.
Viele vulcanische Inseln der Südsee, auch westindische, wie
z.B. Barbados, sind wie mit einer Corallen-Rinde überzogen; und
wie furchtbar die aus dem Boden des Meeres emporrankenden Co-
rallen-Stämme den Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden
können, hat Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der von
ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland lange genug erfahren.
Von diesen und den übrigen folgenden Corallengeschlechtern
s. J. V. F. Lamouroux histoire des polypiers coralligènes flexi-
bles. Caen. 1816. 8. mit Kupf.
S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist. d'un
genre de polypes d'eau douce à bras en forme de cornes. Leid.
1744. 4.
H. Baker's natural history of the polype. Lond. 1743. 8.
Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4. (am III.
B. seiner Insecten-Belustigung.)
Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen Wassern
um Regensburg. 1754. 4.
Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange nach der
ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen worden.
Denn sie finden sich so viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und
beides sind späte Kunstproducte des cultivirten Menschengeschlechts.
Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte O. Fr.
Müller gegen 400 Gattungen von Infusionsthierchen.
Vergl. G. R. Treviranus Biologie II. B. S. 264 u. f.
Chr. L. Nitzsch Beitrag zur Infusorienkunde. Halle 1817. 8.
mit Kupf. Und so wie über manche andre nackte Würmer K. E. v.
Baer Beitr. zur Kenntniss der niedern Thiere in den Nov. Act.
de N. C. vol. XIII. P. II. p. 525 u. f.
Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von Vegeta-
tion , wie das dabei befindliche Chaos aquatile für die unterste er-
ste Staffel von eigenthümlicher Animalität angesehen werden kann.
Unser sel. Hollmann hat berechnet, daß die Milch eines
zweypfündigen Karpfen über 253000 Millionen Samenthierchen hal-
ten könne.
S. hierüber vorzüglich die beiden Göttingischen Preisschrif-
ten, von Rudolphi (Berlin 1807. 8.), und Link (Götting. 1807,
mit Nachträgen 1809. 8.) So wie auch L. C. T. Treviranus
vom inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806 8.; und von frü-
hern Abhandlungen I. I. Bernhardi's Beobachtungen über die
Pflanzengefäße. Erf. 1805. 8.
Von des sel. Osiander's glücklichen Versuchen, Pflanzen mit
Quecksilber einzuspritzen s. Commentat. Societat. Reg. scientiar,
Gottingens. vol. XVI. pag. 100 u. f.
S. von Goethe Versuch die Metamorphose der Pflanzen
zu erklären. Gotha, 1790. 8.
Und besonders über die Identität der Knollen (z.B. der Kartof-
feln) und ihrer Stängel Dr. Westfeld in Voigt's neuem Maga-
zin VI. B. S. 371 u. f.
Ein Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am Leidner Kanal bei Haarlem, eine ganze Linden-Allee auf
diese Weise gepflanzt.
Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewurzelt zu
seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzelzasern immer an den Wur-
zeln gewisser andrer benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch
dieselben nähren. So z.B. die hydnora africana an der euphor-
bia mauritanica u.a. – S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132.
So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina. s. Jo.
de Loureiro flora Cochinchinens. T. II. p. 525. ‘„mirabilis hu-
jus plantae proprietas est, quod ex sylvis domum delata, et
in aëre libero suspensa, in multos annos duret, crescat, flo-
reat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia
comprobassem.“’
Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsinnige Naturfor-
scher daraus für practische Landwirthschaft gezogen, s. in Voigt's
neuem Magazin a. a. O.
s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift von der
Natur und den Eigenschaften des Lichts. 1806. 4.
Ein Beispiel statt vieler von der Stärke dieses Zugs nach
dem Lichte: – In einem Keller, in welchem Wurzelwerk über Win-
ter aufbewahrt worden, und der nur oben an einer Seite ein klei-
nes Lichtloch hatte, war beim Ausräumen im Frühjahr unten in ei-
nem entgegengesetzten Winkel eine Kartoffel liegen geblieben, die nun
einen Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem Bo-
den hin, dann an der Wand in die Höhe und so gerade nach dem Licht-
loche fortgerankt war. – s. die Memoirs of the American Acade-
my of arts and sciences zu Boston Vol. II. P. I. p. 147.
Auch F. J. Bertuch's Beobachtungen an der Indianischen Kres-
se; im allgem. deutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S. 226 u. f.
Vergl. davon C. W. Hufeland's kleine medizinische Schrif-
ten 1ten B. Taf. I. fig. 1. 2.
Zu den allerauffallendsten Producten des Secretionsgeschäfts
der Gewächse gehört wohl das längst berühmte, aber erst neuerlich
recht untersuchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den Kanten
durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die sich zuweilen in ein-
zelnen Absätzen des Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An-
sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird, als auch sogar in
Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mineralischen Hydrophan oder Welt-
auge ähnelt. – s. Dr. Patr. Russel und Jam. L. Magie in den
philosoph. Transact. Vol. LXXX. und LXXXI. und Dr. Dav.
Brewster in eben diesen Transact. von 1819.
Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen: von
G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8.
Fr. Stromeyer historiae vegetabilium geographicae spe-
cimen. Goett. 1800. 4.
Al. de Humboldt Essai sur la Géographie des plantes.
Par. 1807. fol.
Ej. Prolegomena de distributione geographica plantarum
vor seinen Nove genera et species.
Joach. Fr. Schouw Grundzüge einer allgemeinen Pflanzen-
Geographie. Verl. 1823. 8. mit Atlas.
s. von Hofr. Schrader's Commentatio de varia planta-
rum propagatione absque praevia foecundatione, die Göt-
ting. gel. Anz. 1830. 62. St.
Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur
Blüthezeit und zwar zumal bei Gewitterregen in Menge abgeweht
und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf stehenden Wassern,
Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von vermeintem Schwe-
felregen Anlaß gegeben hat.
Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflanzen zu
halten, die sich bloß als nackte Fructificationstheile darstellen. S.
Voigt's Magaz. VIII. B. 4. St. S. 80 u. f.
L. Cl. Richard Analyse der Frucht und des Samenkorns,
übers. mit Zusätzen des Verf. etc. von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8.
Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum.
Stutg. 1788-91. II. vol. 4. und vol. III. s. t. C. Fr. Gaertner
carpologia. Lips. 1805. 4.
s. Rösel's Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede zu den
Wasser-Insecten der zweyten Classe.
s. merkwürdige Versuche hierüber bei Jo. Hunter on the
blood, inflammation, and gun-shot wounds. pag. 237.
s. J. R. Forster's Stoff zur künftigen Entwerfung einer
Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem voyage de la Pérou-
se autour du monde vol. II. p. 81.
Dieser so wichtige Baum ist seit a. 1792. durch den be-
rühmten Seefahrer, Cptn. Bligh, glücklich nach den westindischen
Inseln verpflanzt worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen da-
selbst habe ich in Voigt's neuem Magazin. I. B. 2. St. S. 110.
u. f. einige Nachricht gegeben.
Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von Africa eine
schmackhafte Art von Pfefferkuchen und ein sehr beliebtes Getränk dar-
aus. – S. Mungo Park's Travels in the interior Districts of
Africa. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1.
Und hierzu auch namentlich für die Küstenbewohner der Nor-
dischen Polarländer das wundersame Treibholz (von Pappeln,
Lärchen etc.) ohne welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst,
ganz unbewohnbar bleiben müßten.
Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres bei den
Schinesen s. van Braam voyage de l'Ambassade etc. Philad. 1797.
4. T. I. p. 314. sq.
Ueber diese zum philosophischen Studium der Minera-
logie unentbehrliche geogenische Prämissen, s. J. A. de Lúc Lettres
sur l'histoire physique de la terre, Par. 1798. 8., die in Voigt's
Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französischen Handschrift über-
setzt sind, und Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astrono-
mie, Theorie der Erde etc. Götting. 1805. 8.
Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich auch Gebirge
dieser dritten Classe (wie z.B. selbst in Europa auf den Pyrenäen
und manchen savonischen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf-
ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Ur-
gebirge, wie z.B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Flä-
che nur 573 Klafter über der des Meeres erhaben ist.
So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol-
cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berechnung
auf 130 Millionen Cubic-Klafter hatten soll.
Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als wirkli-
cher Entstehungsort; und Lagerstätte hingegen so viel als blo-
ßer Fundort. Beide müssen in der Mineralogie sorgfältig von ein-
ander unterschieden werden. Denn so ist z.B. von den gediegenen
Eisen-Massen und von den Aërolithen die in so genannten Steinre-
gen herabgefallen, der Fundort hienieden – ihr Entstehungsort aber
außerhalb unserer Erde.
Von den mancherlei Gebirgsarten und ihrer Classification s.
mit mehreren.
J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgslehre. Zweyte Aus-
gabe. Weimar 1768. 8.
C. Haidinger's Entwurf einer systematischen Eintheilung der
Gebirgsarten. 1785. 4.
A. G. Werner's kurze Classification und Beschreibung der ver-
schiedenen Gebirgsarten. Dresden 1787. 8.
C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer Gebirgslehre in
A. W. Köhler's bergmännischem Kalender für das Jahr 1790. S.
163 u. f.;
Auch den orologischen Theil der systematisch-tabellarischen Ueber-
sicht der Mineralkörper von Leonhard, Merz und Kopp. Frkf.
1806. Fol.
Vorzüglich aber K. C. von Leonhard Charakteristik der Fels-
arten. Heidelb. 1823. 8.
Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtungen über die Harz-
gebirge. Hannover 1789. 8. nebst der dazu gehörigen petrogra-
[Seite 360] phischen Charte des Harzgebirgs, und dem Cabinet der
harzischen Gebirgsarten.
Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgsarten sind z.B.
die Voigtischen, die Charpentierische, und die des Past.
Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen.
Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogique, et
sur l'espèce minéralogique. Par. 1801. 8.
J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corporum natura-
lium anorganicorum indoles chemicas atque externas im II. B.
der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recen-
tior. 1813.
(Fr. Bouterwek) über die Möglichkeit einer philosophi-
schen Classification der Mineralkörper. Ein Gutachten aus keiner
Schule. Götting. 1808. 8.
Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kennzeichen
der Fossilien. Leipz. 1774. 8.
I. Fr. L. Hausmann Versuch eines Entwurfs zu einer Ein-
leitung in die Oryktognosie. Braunschw. 1805. 8.
Und nun aber Dess. Einleitung in die Mineralogie (als Ir Th.
der neuen Ausgabe von dess. Handbuche). Götting. 1828. 8.
Pesanteur spécifique des corps. – par M. Brisson. Par.
1787. 4. Deutsch durch H. Blumhof. Leipz. 1796. 8.
Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge anführe,
sind nach Tausendtheilen angegeben, das Gewicht des Wassers
zu 1000 in einer Temperatur von ungefähr 64° Fahrenh. an-
genommen. – Wo ein L. dabei steht, bedeutet es des sel. Hofr.
Lichtenberg's Wägung.
Die mit schärfster Genauigkeit und in zweckmäßiger Größe
(von 1 – 1½ zolliger Länge) aus Holz geschnittene Modelle der
wichtigsten Kristallisationen, die in der hiesigen Industrie-Schule
unter der Leitung des Hofr. Hausmann, verfertigt werden, sind
nebst der dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst in Lieferun-
gen zu 25 St. zu haben.
Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der Crystallogra-
phie par M. de Romé de l'Isle. 2de Edit. Par. 1783. IV. Bän-
de. 8. Dieser hat sich mehr an die äußern Krystallisationsformen
gehalten. Weit tiefer ist hingegen Haüy in den unten anzuführen-
den Werken mittelst der Stereotomie der Fossilien in das innere Ge-
fuge (Structur) der Krystalle und in die Bestimmung der Formen
ihrer Kerne oder Grundgestalten, und dieser ihrer Maßentheilchen
(molécules intégrantes) eingedrungen.
Vergl. C. M. Marx Geschichte der Crystallkunde. Carlsruhe
1825. 8.
Versteht sich, daß ursprüngliche Krystalle von so genann-
ten After-Krystallen unterschieden werden müssen, wo näm-
lich ein Fossil die Stelle und Form eines vorher da befindlich gewe-
senen, aber allgemach aufgelösten, verwitterten öder ausgefallenen
Krystalls anderer Art eingenommen hat. So z.B. die so genann-
ten krystallisirten Hornsteine von Schneeberg etc.
S. Théorie sur la structure de cristaux; par R. J.
Haüy im Journal de Physique T. XLIII. p. 103. u. f.
I. Fr. L. Hausmann's krystallogische Beiträge. Braunschw.
1803. 4.
Und nun vor allen Dess. Untersuchungen über die Formen der
leblosen Natur. I. B. Göttingen 1821. gr. 4.
Und in der Petrefactenkunde sind gerade diese empi-
rischen Kennzeichen von der höchsten Bedeutsamkeit. s. z.B. mein
Specimen archeologiae telluris alterum im IIIten B. der Com-
mentat. recentior. soc. scientiar. Gottingens. S. 22 u. f.
Jac. Berzelius von der Anwendung des Löthrohrs in
der Chemie und Mineralogie übers, von H. Rose. Nürnb. 1821. 8.
I. F. A. Götting's chemisches Probir-Cabinet zum Hand-
gebrauche. Jena 1790. 8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit
Reagentien etc.
Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alkalien, beson-
ders in erhöheter Temperatur. – Denn daß sich z.B. selbst die Kie-
selerde in Verbindung mit Natron in manchen heißen Quellen auf-
gelöst finde, zeigt der an manchen derselben (– zumal in Kamtschat-
ka und Island –) sich ansetzende Kieselsinter, von welchem un-
ten die Rede seyn wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edinburgh. Vol.
III. S. 119. u. f.
So wie unten der Aërolithen gedacht wird, so können
auch hier die Fulguriten oder Blitzröhren eine Stelle finden,
die neuerlich nach Einschlagen des Blitzes als röhrenförmige Quarz-
schmelzungen (einer derselben im K. Naturalien-Cabinet zu Dresden
16 F. lang) zu Tage gefördert worden.
Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bei manchen
orientalischen) zuweilen carncol- und onyxfardig; häufigst scheinen sie
hingegen vom Braunstein herzurühren; – manche isländische enthal-
ten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst unter dem Vergröße-
rungsglase vollkommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Con-
ferven) zu haben scheint.
Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen (von neuern
Schriftstellern oft mit andern verwechselten) Steinart gehandelt im
Specimen historiae naturalis antiquae artis operibus illustratae
p. 30 u. f.
Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614: ‘„in
locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc ardent, pumex
reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. – Ad
Coblenz, et in inferiore Germania.“’
Von diesem wahren Opsian der Alten habe ich in den Com-
mentat. Soc. Reg. Gotting. recentior. vol. III. pag. 76 u. f. Nach-
richt gegeben.
Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von rahmgelben
Halboval werden in Rom schöne Cameen gearbeitet.
s. B. Hacquet's physische und technische Beschreibung der
Flintensteine. Wien, 1792. 8.
S. Leop von Buch über den Kreuzstein. Leipz 1794. 8.
und J. Fr. L. Hausmann in Weber's und Mohr's Archiv
für die Naturg. I. B. S. 111.
Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von eigentlich so
genannten Edelsteinen bekannt, doch habe ich vom Baronet
Banks einen grobkörnigen Sand erhalten, den der Botaniker W.
Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt, und worin sich beson-
ders eine Menge Körner finden, die dem Hyacinth vollkommen glei-
chen. Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell ähnelnde
Gerölle.
Manchmal sogar gelb und blau am gleichen Stücke: s. z.B.
im Inventaire des diamans de la couronne etc. imprimé par or-
dre de l'Assemblée nationale. Par. 1791 8. T. I. p. 200. n. 4.
‘„Un saphir d'orient – couleur saphir des deux bouts, et to-
paze au milieu.“’
S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia; in
den Philos. Transact. 1798. P. I.
Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den voyages de
Thevenot. T. III. Par. 1684. 4. p. 292.
Denn sonst werden auch manche ganz heterogene Fossilien (z.
E. in einigen Gegenden von Thüringen der Holzstein) wegen des ähn-
lichen Gebrauchs zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls etc.
Smirgel genannt.
S. Curiöse Speculationes bei schlaflosen Nächten – zu eige-
ner nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeichnet von einem Liebhaber [Seite 389]
der Immer Gern Speculirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der
Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste bestimm-
te Nachricht vom ceilonischen Turmalin gibt.
Von der Eigenschaft des russischen Frauenglases, daß es den
Lichtstrahl ungebrochen und vollkommen parallel durchgehen läßt, und
dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon bei astronomischen
Instrumenten machen kann, s. des B. von Zach monatl. Corresp.
III. B. p. 239 u. f.
So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit aus
Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie mit Quarzblättchen und
Splittern so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimm-
ter Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen einer cufischen Stein-
schrift erhält, daher es auch den Namen, pierre graphique, erhal-
ten hat. – s. Voigt's Magazin VI. B. 4. St. S. 21.
Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino (Avan-
turinspath) vom weißen Meere. Ein blaßfleischrother Feldspath, der
mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und des- [Seite 393]
sen geschliffene Oberfläche mit einem schönen blauen Wiederscheine
opalisirt.
Hausmann in den Götting. gel. Anz. 1817. S. 1401 und
Stromeyer's Untersuchungen. I. B. S. 300.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die
sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße aus-
zeichnen , gehören vorzüglich
1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen und so
genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden, die sich
besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden.
2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bacaros de Estremoz
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack
haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen.
3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die son-
derbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren
Wänden verfertigt.
Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jün-
gern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka
in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome-
ter Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den
Namen hat, die dieser vortreffliche Chemiker davon gemacht, und in Lich-
tenberg's Göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401
u. f. genau beschrieben hat.
Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend fein-
körniges Steinmark von der Insel St. Helena, das selbst seine
schärfsten Kanten in einer Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.
So vor allen die unzähligen mächtig großen Basaltsäulen,
die eins der prodigiosesten Phänomene in der physischen Erdkunde,
nämlich den Riesendamm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Island ausmachen. – Ich besitze von diesem berühmtesten aller Ba-
salte vier zusammenpassende Glieder, die zusammen auf 400 Pfund
wiegen, und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten Hefte der
Abbildungen naturhist. Gegenstände tab. 18 geliefert habe. –
Immer bleibt die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen ei-
nes der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phänomene der Geogenie.
Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen Basalte
zu gehören. In manchen Abarten derselben, zumal unter den schwar-
zen, sind die Gemengstoffe noch von einander zu unterscheiden, und
diese gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath bestehenden
Halbgranit über. Mehr davon habe ich in dem Specimen histo-
riae naturalis antiquae artis operibus illustratae p. 29. gesagt.
So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno findet. s.
Hamilton's Campi phlegraei tab. 40. nr. 3.
s. K. W. Nose's Beiträge zu den Vorstellungen über vul-
canische Gegenstände. Frankf. 1792-94. III. Th. 8.
Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige, spi-
ralartig gedrehte Lava corde vom Atrio di Cavallo und die ei-
förmigen Bombe, die zumal bei der großen Eruption von 1790
ausgeworfen worden, besondere Erwähnung. Von jener s. die Campi [Seite 402]
phlegraei tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement dazu
tab. 4.
s. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg. scient. Got-
ting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des Colleg. R. Reineggs
Brief aus Persien an den Baron von Asch in Voigt's Magazin
IV. B. 3. St. S. 13 u. f.
s. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunstwerken der
Steinschneider. Von C. v. Dalberg. Erfurt 1800. 8.
Stromeyer de Olivini, Chrysolithi et fossilis, quod cel-
lulas et cavernulas ferri meteorici Pallasii explet, analysi che-
mica. in den Götting. gel. Anz. 1824. S. 2073–83.
Nun und hieran grenzen die so wunderbaren Aërolithen
oder Meteorsteine, nämlich Steinmassen, die schon so manchmal
zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen Weltgegenden,
aber meist unter gleichen Umständen, mit Explosion eines Meteors.
vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen, welche man bis [Seite 407]
jetzt genauer untersucht, sowohl im Aeußern als in ihrem Gehalt ein-
ander eben so auffallend ähneln, als sie sich hingegen von allen be-
kannten tellurischen Mineralien auszeichnen.
Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen unter den
Aschischen Geschenken, als Saalband zu großen dendritischen gedie-
genen Kupferschollen.
s. Freiesleben über das schillernde Fossil von der Baste
bei Harzburg. Leipz. 1794. 8.; und Hausmann in den Norddeut-
schen Beiträgen zur Berg- und Hüttenkunde. 1. St. S. 1.
So wie aber die Thonerde in den gefärbten Edelsteinen etc.
ausnehmend hart verbunden ist, so kann allerdings auch der Kalk
zu einer Härte verbunden werden, daß er am Stahl Funken gibt.
s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin. T. V. p. 870. (Es
thut dieß selbst zuweilen der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz
der Zähne).
Traité complet de la Chaux carbonatée et de l'Arra-
gonite, par le Cte. de Bournon. Lond. 1808. III. Vol. 4.
s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376. und 394. der Clar-
keschen Ausgabe von 1719.
Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got-
tingens. recentior. 1813.
Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Gesellsch.
III. Jahrg. I. Quart.
Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San Fi-
lippo im Florentinischen sich absetzenden Kalksinter (albâtre factice)
zum Abformen marmorähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt;
s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schriften der
göttingischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94. und
Fiorillos's Gesch. der zeichnenden Künste. I. B. S. 463.
Vom Guadeloupe-Sinter (the Galibi stone) worin sich die
Menschenknochen eingesintert finden, s. unten im Abschnitt von den
Versteinerungen.
Von dem berühmten zu Tabriz in Persien und seiner For-
mation s. Jam. Morier's second Journey through Persia. Lond.
1818. 4. p. 284
Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse von einer
Bergleiter befindlich, die man beim Aufräumen einer, höchstens 100
Jahre lang verlassen gewesenen Grube im Rammelsberge am Harze
vorgefunden, um welche sich während dieser Zeit eine Gypsspath-
Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ausnehmenden Schön-
heit angesetzt hat.
Diesen Namen hat derjenige Granit, aus welchem die be-
wundernswürdigsten Denkmahle der altägyptischen Kunst, die Obe-
lisken, gehauen worden, von seinem Fundort bei der Stadt Sye-
ne am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Cabinetto del
collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238 ‘„I graniti delle nostre
guglie Egiziane hanno per base un felspato rossigno con
quarzo fragile semitrasparente, e mica nero.”’ – Vollkommen [Seite 427]
so sind die Proben von rothen antiken Granit in meiner Sammlung;
namentlich eine vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule
Kais. Antonin's – Und Hr. Prof. Wad, der die echten frischen Bruch-
stücke, die sich von den berühmtesten römischen Obelisken in der
Sammlung des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft,
sagt ausdrücklich: ‘„Ex his speciminibus clare patet Syeniten Pli-
nii esse granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feld-
spato, et mica)”’ s. Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgia-
ni, Velitris 1794. 4. pag. 1. u. f. – Vergl. auch Petrini bei
Zoega de origine obeliscorum. Rom. 1797. fol. pag. 648. Zumal
aber W. Hamilton's Aegyptiaca. Lond. 1809. 4. pag. 68. not. †);
und de Rozière in der großen Descr. de l'Egypte. Hist. nat. T.
II. 1813. pag. 45. und T. III. 1818. pag. 461.
Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst bewegt wor-
den. – Der große vaticanische Obelisk, den Fontana aufgerichtet,
hält kaum den dritten Theil; nur 973,537 Pfund. – s. des Grafen
Carbury monument élévé à la gloire de Pierre le grand.
Par. 1777. Fol.
So namentlich, obschon bis jetzt nur in geringer Menge, in einigen
magnetischen Granitfelsen am Brocken auf dem Harz, die an gewis-
sen Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie der obgedachte von
Alex. von Humboldt entdeckte polarische Serpentinfels, die
Richtung der Magnetnadel invertiren. s. Hausmann im Hannöve-
rischen Magazin 1801. St. 84. u. f.
Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die ganz eigene
merkwürdige Gebirgsart, worin ihrer ausnehmenden Härte ohngeach-
tet die prodigiosesten und vermuthlich ältesten aller bekannten Denk-
mahle menschlicher Kunst, nämlich die wunderbaren mächtig großen
Felsenpagoden auf Elephanta bei Bombay mit ihren abenteuerlichen
theils colossalen Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendigen Fel-
sen selbst aus dem Ganzen gehauen sind. Die Probe die ich davon
besitze, die mir Chs. Townley von der berühmten Gruppe in sei-
nem Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht, so wie andre
aus diesem Felsentempel ausgeschlagne Idole, die ich in London ge-
sehen, aus einer Grundmasse von überaus hartem, leberbraunen,
eisenschüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger Quarz und
noch weniger Hornblende eingemengt ist. – Mehr davon habe ich in
dem Specimen historiae naturalis archeologicum p. 28 u. f.
gesagt.
Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenigstens besitze
ich Stücke davon, wo die eingewachsenen Feuersteingerölle versteinte
Cellularien enthalten.
Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist mehr
oder weniger horizontal oder gesenkt; und ihre Grundmasse von sehr
ungleicher Härte. Die mergelartige allgemach erweichte des schrägge-
legenen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im C. Schwyz hat
den schrecklichen Absturz desselben am 2. Sept. 1806 verursacht, der
das Goldauerthal überschüttete.
Von der Entstehung derselben s. de Lüc's geologische Brie-
fe; im Voigtischen Magazin IX. B. 4. St. S. 37.
Fr. Stromeyer de polyhalite, nova e salium classe fos-
silium specie. im IVten B. der Commentat. Soc. Gotting. re-
centior. p. 139.
Der so genannte Atramentstein oder Kupferrauch
ist ein aus fremdartigen, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gru-
ben gebrauchtem zusammengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser
durchzogen worden, und woraus dann (z.B. in Goslar) der mehr-
ste Vitriol gesotten wird.
Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das alumen der Alten
sey, zeigt Beckmann in den Beiträgen zur Geschichte der Erfin-
dungen, II. Th. S. 92.
s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeugung des
Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.
Ich habe dieses Mumiensalz bei Gelegenheit einiger ägypti-
schen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1792 im brit-
ischen Museum zu öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans-
actions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4 und Beitr. zur
Naturgesch. II. Th. S. 53.
Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser-
hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was
der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen von
diesem in die Höhe, wenn man sie fallen laßt, was hinwiederum nicht
mit dem Copal geschieht.
Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis
jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des ehe-
maligen Bernsteinbaumes.
Der von Barbados wird als ein bewährtes Heilmittel bei
hartnäckigen Hautkrankheiten und sogar bei krebsartigen Uebeln ge-
braucht.
Diese persische Benennung des Bergbalsams ist erst im 13ten
Jahrhundert von den alten ägyptischen balsamirten Leichen gebraucht,
und diese seitdem allgemein Mumien genannt worden.
Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese großen für die
Geogenie so merkwürdigen Denkmahle einer catastrophirten Vorwelt –
für eine Art Treibholz halten wollen, das, so wie das frische an den
Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben S. 352. not.*) durch
Strömungen etc. in solche mächtige Lagen zusammengeschwemmt wor-
den sey. Mir scheint hingegen manches Treibholz, dasje-
nige, so hier zu Lande bei Stade angeschwemmt wird, dessen Risse
und Spalten ich oft mit Blau-Eisen-Erde gefüllt gefunden
habe, selbst erst aus Flözlagen von bituminösem fossilem Holze losge-
rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.
Ich habe bei den Versuchen, die ich über den so genannten
Galvanismus angestellt, im Herbst 92 gefunden, daß der Graphit
denselben eben so gut als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun
zur Belegung der entblößten Nerven, oder als Conductor gebraucht
werden.
Doch besitze ich auch vom sel. Baron von Asch, als eine
erotische Seltenheit, ausnehmend feinen Graphit vom äußersten Ende
des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen sich die Tschukt-
schen und andere benachbarte Polarmenschen, auch auf der gegenüber-
liegenden Küste des nordwestlichsten America, zur Schminke und statt
Farbe an ihren Geräthen und Kleidungsstücken bedienen.
Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beiderlei Kry-
stallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dodecaëdrischen,
ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in meiner Sammlung,
die ich dem berühmten Demantschleifer Bemelmann in Amsterdam
verdanke, der sie nach den verschiedenen Richtungen geklovt hat.
s. Fr. B. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An-
zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.
Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das specifi-
sche Gewicht dieses merkwürdigen Metalls sogar auf = 23286.
So besitze ich z.B vom Dr. Wollaston Platindrahte von
der bewundernswerthen Feinheit von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/8100 Zoll
Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupferblech auf einer Seite
mit Silber, auf der andern mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen
dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Pa-
pier) ; auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bractea-
ten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.
Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern, die aus Ver-
nachlässigung der solidern Petrefacten-Studiums entstanden sind, ge-
hört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr verdienstvolle Mi-
neralogen diese concentrischen Ablosungen des schaligen Quecksiber-Le-
ber-Erzes, oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirkli-
che Versteinerungen gehalten haben.
Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der zwey-
ten Formation, heißt das so auf vitriolischen Kupferwassern (z.
B. bei Neusohl in Ungarn, im Rammelsberge bei Goslar etc.) mit-
telst des Eisens gefällt wird.
s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and compo-
sition of the different states of Iron; in den philosoph. Transac-
tions v. J. 1795. S. 337 u. f. bei Gelegenheit seiner Untersuchung
des Wootz, des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bei Bombay.
Eine Probe von diesem berühmten süd-amerikanischen Eisen-
block, die ich vom Bar. Banks erhalten, unterscheidet sich von dem
sibirischen besonders durch eine weit hellere dem Zinnweißen sich nähern-
de Farbe.
Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite gilvo (hepatico ac radia-
to auctor.) im IIIten B. der Commentat. recentior. Societ. Reg.
scientiar. Gottingens. p. 1.
s. Hausmann de relatione inter corpor. natur. anorganic
indol. chemicas atque externas im IIten B. der gedachten Com-
menlat. p. 34.
Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola de natu-
ra fossilium, L. V. p. 604.
So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewänden von Braun-
spath durchzogenen Kugeln von Aberlady in Lothian, die durch Dr.
Hutton's Theorie der Erde berühmt worden. s. Faujas-Saint-
Fond in s. Voyage en Angleterre etc. T. I. p. 224 und Gir-
tanner's Darstellung des Darwinschen Systems. II. B. S. 324. u. f.
s. Hausmann im Vten B. der Denkschr. der K. Akad. der
Wiss. zu München. II. Abth. S. 233.
Ein solcher gestrickter Bleiglanz von der Insel Ila, den ich
von der Güte des Dr. Crichton verdanke, übertrifft an ausnehmender
Eleganz alles, was ich von der Art in dergl. besondern Gestalt gese-
hen habe.
Die berühmten Slickensides in den derbyshirer Gruben sind
spiegelglatte Saalhandflächen des dasigen dichten Flusses (S. 421),
die wie mit einem dünnen bleifarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus Bleiglanz mit gephosphortem Wasserstoff bestehen soll. Beim Bre-
chen desselben entstehen durch Beitritt der atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosionen. – s. W. Jo-
nes's physiological disquisitions. Lond. 1781. 4. pag. 5. 11 u. f.
Seifenwerke (Engl. stream-works), sind eine eigene
Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführenden Ganggebirgen, die
theils zu mehrern Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieden und theils
abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge gefüllt sind;
und wovon z.B. die bei Eibenstock im Erzgebirge, und die bei St.
Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen
s. Charpentier's mineralog. Geogr. der Chursächs. Lande S. 270.
Von diesen aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143.
Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so viel Blei
zusammengeschmolzen gibt das so genannte rosensche Metall, das
schon im kochenden Wasser schmilzt.
Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty, erz-
haltig. s. Adelung's Wörterbuch.
Eins von den vielen merkwürdigen Fossilien, womit der ver-
diente Sir Charles Lewis Giesecke bei seinem fast achtjähri-
gen Aufenthalt daselbst die Wissenschaft bereichert hat.
Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen ar
chaeologiae telluris I. Götting. 1803. 4. mit Kupf. und im XV.
B. der Commentat. Soc. Reg. Scient. Gottingens.
Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist un-
verändert an thierischen Stücken erhalten, die dessen ungeachtet
wegen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolutionen
der Vorzeit gerathen sind, ohne Widerrede zu den fossilen Thieren im
weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu einem Beispiele
statt vieler das 1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit Haut
und Haar ausgegrabene Mammut der alten Welt (Elephas primi-
genias), dessen ausgestopftes Fell so wie sein Skelet im Museum der
Akad. der Wissensch. zu St. Petersburg aufgestellt ist.
Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Untereinthei-
lung der Versteinerungen in Petriticata superstitum, dubiorum
und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend, aufgegeben.
Der Gute des Hofr. Stromeyer verdanke ich blaulich-
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flözkalk, die am
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.
Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe
in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3.
und in meinem Specimen archaeologiae telluris alterum (1816.)
das Epimetrum p. 22. u.f.
Zwar bedarf des alten Scheuchzer's vermeinter homo diluvii
testis und die Pfoten von Palmatis in bituminösem Mergelschiefer,
die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt keiner Be-
richtigung mehr; aber wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be-
hauptung (im III. B. der Memorie della Società italiana S. 452
u. f), daß die zusammengefinterten Knochenbreschen auf Cerigo von
Anthropolithen wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freundschaft des besondere
durch seine gelehrten Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn.
Hawkins einen Vorrath von diesen famosen Knochenbreschen erhal-
ten, und nach aller streng osteologischen Prüfung eben so wenig eine
Spur von Menschengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryk-
tognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und
der Küste von Dalmatien besitze.
Und das gleiche gilt auch wohl von den Knochen und mächtig
großen Geweihen des sogenannten Riesen-Elenns (Cervus megace-
ros), die zumal in Irland in neuern Torf- und Mergeltuff-Lagern
gefunden werden. s. Th. Weaver in den philos. Transactions for
1825. p. 429 und die Abbildung des Skelets in J. Hart's Descrip-
tion. Dublin. 1825. 8.
s. Buckland a. a. O. wo er auch die von ihm entdeck-
ten, ganz unverkennbare fossilen Excremente dieser Hyäne (– also
eine Art von so genannten album graecum der Vorwelt –) beschrie-
ben und abgebildet hat.
(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'éléphans
et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne etc. I-III. St.
Darmst. 1783 u. f. 4; Tilesius in den Mém. de l'Acad. des
Sciences de St. Petersbourg. T. V. p. 406 und Cuvier T. I. p. 95
Hollmann in comment. Societ. scient. Gottingens. T. II.
pag. 215-280. und Cuvier T. II. P. I. p. 43
Remer. Peale's Account of the Skeleton of the Mam-
moth. Lond. 1802. 4. Cuvier T. I. p. 206. und A. C. Bonn in
den natuurlyke Verhandel. der Maatsch der Wetensch. te
Haarlem. IV. B. 2. St.
Chr. Panders's und E. d'Alton's Riesenfaulthier, Bra-
dypus giganteus. Bonn 1821. quer Fol.
‘„Es ist deutlich“’ (sagt Link a. a. O. Th. I. S. 21), ‘„daß
dieses Thier zwischen drey Thierclassen in der Mitte stand, den Säu-
gethieren, den Amphibien, und auch den Vögeln.”’
S. Geh. Confer. Rath v. Hoff in s. Magazin über die ge-
sammte Mineralogie. 1. B. S. 283 und Cüvier s. les Ossem.
fossiles.
s. Th. von Sömmerring über die Lac. gigantea der
Vorwelt; und über den Crocodilus priscus. Jenen im VI. und die-
sen im V. B. der Denkschr. der Königl. Acad. der Wissensch. zu München.
Faujas – St. – Fond histoire naturelle de la Montag-
ne de St. Pierre de Maestricht. Par. an VII. 4.
Eine geniale Idee hat Prof. Buckland auf einem lithogra--
phirten Blatte ausgeführt; eine Ansicht der mancherlei urweltlichen
nun fossilen Thiere und Gewächse an jener Küste von Dorsetshire, wie
sie sich weiland im Leben ausgenommen haben mögen.
B. Cuvier T. V. p. II. p. 445. und G. F. Jäger über
fossile Reptilien in Würtemberg. Stuttg. 1828. 4.
S. Ev. Home's Lectures on comparative Anatomy. vol. III.
tab. 62-76.
Auch von diesen Geschlechtern hat Buckland eine Mannig-
faltigkeit nun fossiler Excremente gefunden, die er Coprolithen
nennt.
M. H. de Blainville sur le poissons fossiles im nouveau
Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F. Krüger.
Quedlinb. 1823. 8.
S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the Roy-
al Irish Academy. Vol. V. 1794. p. 281.
s. von diesen und den versteinten Krebsen Al. Brongniart et
Ans. Gaet. Desmarest Hist. nat. des crustacés fossiles Par.
1822. 4. und von den Trilobiten W. G. von Tilesius in dess.
naturhistorischen Abhandlungen, besonders die Petrefactenkunde be-
treffend. Cass. 1826. 4. und J. W. Dalmann über die (von ihm
so genannten) Paläaden. Nürnb. 1828. 4.
s. z.B. einen Reichthum nur allein von Englischen in Jam.
Sowerby's mineral Conchology of Great Britain. Lond. seit
1812. 8. so wie von denen in einigen Strichen in Italien gelagerten
in G. Brocchi Conchiologia fossile subapennina. Milan. 1814 II.
vol. 4. und Al. Brogniart Mém. sur les terrains de sédiment
supérieurs du Vicentin. Par. 1823. 4.
Vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur la
Géographie mineralogique des Environs de Paris. 1811. 4. ed.
2. 1822 als T. II. P. II. von des Erstern oben (S. 487 und öfter)
genannten classischen Werke.
Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mineraloge
Guettard bei fossilen Conchylien ganz bezweifelte. s. Mém. de
l'Acad. des scienc. de Paris v. J. 1759. S. 204. 206.
S. de Lüc's Briefe über die Geschichte der Erde und des
Menschen, I. B. S. 262 u. f.
s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutschlands ge-
machten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8. tab. 1.
s. unter andern J. C. M. Reinecke – cornua ammo-
nis – in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8.
Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy-
tis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Gött. 1784. 4.
Voigt's Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.
Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the Cri-
noidea, or Lily-shaped animals etc. Bristol 1821. 4. mit 50
Steindrucktafeln.
Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder,
in oben genannten organic Remains vol. II. p. 181.
Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. – Die Platte vol-
ler Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I.
tab. II. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.
E. Fr. von Schlotheim Beschreibung merkwürdiger
Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen. 1ste Abthl. Gotha. 1804. 4.
J. G. Rhode Beiträge zur Pflanzenkunde der Vorwelt. Berl.
seit 1820. gr. Fol.
Graf Kasp. Sternberg Versuch einer geognostisch-botani-
schen Darstellung der Flora der Vorwelt. Leipz. auch seit 1820. Fol.
Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das auf der Grube
Dorothea zu Clausthal mitten im Gange in 160 Lachter Tiefe gebro-
chen und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s. das Mineralien-
Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrun-
gen vom Innern der Gebirge. (von Trebra) S. 41 u. f.
Specimen alterum fig. 3. 4. wo ich auch fig. 1. 2. einen
ächten Karpachat mit einigen unverkennbaren stachlichten Perikarpien
(der Form nach fast wie von Bunias orientalis) in einem orientali-
schen Chalcedon abgebildet habe.