Seit ich aus Neigung und Beruf
den grössten Theil meiner reifern Stu-
dien und meiner bessten Zeit der Grund-
feste der Arzneywissenschaft, wie Zim-
mermann die Physiologie nennt, und
der prima materia philosophiae, wie die
Naturgeschichte bey Bacon von Ve-
rulam heisst, gewidmet habe, bin
ich sehr bald und täglich mehr über-
zeugt geworden wie wahr es ist wenn
Haller sagt: die Physiologie habe von
der vergleichenden Anatomie mehr
Licht erhalten als selbst von der Zer-
gliederung menschlicher Leichen; und
wenn J. J. Rousseau eben jene ana-
[Seite VI] tome comparata für die lebendige Seele
der ganzen Naturgeschichte der Thiere
erklärt. Und wenn ich glauben darf in
jenen beyden Feldern nicht ohne Nut-
zen gearbeitet zu haben, so verdanke
ich das grösstentheils der Beyhülfe die
mir die vergleichende Anatomie dazu
gewährt hat; so wie ich es mir ander-
seits wohl zu einigen Verdienst anrech-
nen darf, dass ich, meines Wissens,
wenigstens in Deutschland zu erst,
schon seit langer Zeit alljährig*) ei-
gene Vorlesungen über dieselbe gehal-
ten und selbst dadurch das meinige
beygetragen habe Sinn und Eifer
[Seite VII] für dieses fruchtbare Studium zu er-
wecken und immer mehr zu verbrei-
ten; und so hoffe ich nun auch durch
die Ausgabe dieses Handbuchs, als des
ersten das je über die ganze anatome
comparata erschienen ist, dieses Stu-
dium noch mehr zu erleichtern, und
selbst dadurch gemeinnütziger zu ma-
chen. Es ist dieses Buch in derselben
Manier abgefasst, die bey denen so ich
über die andern beyden gedachten Wis-
senschaften über die Physiologie und
Naturgeschichte herausgegeben. Bey-
fall gefunden; auf den ich auch wohl
bey dieser neuen Arbeit um so eher
rechnen darf, da sie, wie gesagt die
erste in ihrer Art ist, die nämlich mit
ihrem scientifischen Gehalt und zweck-
mässigen Plan, besonders auch die zu
einer brauchbaren Grundlage für Vor-
[Seite VIII] lesungen erforderliche Form ver-
bindet.
Zu dem für ein solches Handbuch
zweckmässigen Plan, gehört aber vor
allem eine recht überdachte Auswahl,
aus der unermesslichen Fülle von Ma-
terialien die sich bis jetzt schon bey
der Bearbeitung dieses Studiums ange-
häuft haben; wobey ich denn die be-
ständige Anwendung auf Physiologie
und Thiergeschichte vor Augen gehabt,
auch eben desshalb hin und wieder
kleine Bemerkungen aus jenen Wis-
senschaften eingestreut habe. Und so
begreift sich von selbst, warum hinge-
gen ausführliche Myologie, Angiologie,
Nevrologie u.s.w. ganz ausser den
Grenzen eines solchen Handbuchs lie-
gen. Anders verhält es sich hingegen
mit der vergleichenden Osteologie, da
[Seite IX] der Knochenbau der rothblütigen Thiere
nicht nur im genauesten Bezug mit
der übrigen Anatomie, sondern auch
mit der Totalform jener Geschöpfe,
mithin auch grossentheils mit ihrer
ganzen Oeconomie und Lebensweise
steht.
Auf unsere jagdbaren und Haus-
thiere habe ich aus einem doppelten
Grunde vorzügliche Rücksicht genom-
men. Theils weil sie zur Zergliede-
rung überall am leichtesten zu schaf-
fen sind; theils wegen des grossen In-
teresse was die richtige Kenntniss ih-
res Baues für Landwirthschaft und
Vieharzneykunst haben muss. Von
ausländischen hingegen habe ich immer
ausgehoben was sich durch die bedeu-
tendsten Eigenheiten auszeichnet.
[Seite X] Bey dem was ich nicht selbst in
der Natur zu untersuchen oder zu se-
hen Gelegenheit gehabt, sind immer
meine Gewährsleute angegeben, aber
auch ausserdem theils die besten mir
bekannten Abbildungen, theils beson-
ders die vorzüglichsten kleinen Schrif-
ten und die in periodischen Sammlun-
gen zerstreueten Abhandlungen zur
anatome comparata citirt, so dass ich
nicht leicht eine von Wichtigkeit über-
gangen, sondern beyläufig in den An-
merkungen ein ziemlich vollständiges
Verzeichniss zur Litteratur dieses Stu-
diums gegeben zu haben glaube.
Solche Hauptquellen hingegen wie die
beyden bis jetzt erschienenen er-
sten Bände von des um die verglei-
chende Anatomie so unendlich verdien-
ten Herrn Professor Cuvier's classi-
[Seite XI] schen Werke, oder solche reiche Re-
pertorien, wie die Hallersche grosse
Physiologie, sind meist nur Ein für
Allemahl, und auch das zu allem Ue-
berfluss, genannt.
Die Eintheilung der Abschnitte nach
den vorlängst angenommenen vier Clas-
sen von Functionen, bedarf hoffentlich
keiner langen Entschuldigung. Ich
sehe sehr gut ein wie wenig derglei-
chen Eintheilungen in der Natur ge-
gründet sind, und dass die Stimme
z.B. keine functio vitalis ist u. dergl.
Auch habe ich den Beweis dieser mei-
ner Einsicht schon dadurch gegeben,
dass ich manche Functionen in diesem
Handbuch unter andere Classen als in
dem physiologischen gebracht habe;
z.B. die Absorbtion hier zu den vitalen,
und dort hingegen zu den sogenannten
[Seite XII] natürlichen. So vielseitig ist nämlich
die Ansicht aus der sich so viele dieser
Verrichtungen ordnen lassen. Aber
die Classification selbst ist übrigens all-
gemein bekannt und im Ganzen ver-
ständlich, und daher an sich eben so
wenig zu verwerfen, als die eben so
bekannte und verständliche, ob gleich
eben so wenig in der Natur fest be-
gründete Classification der vier Tem-
peramente und andere dergl. mehr.
Noch weniger bedarf es wohl einer
Apologie, dass ich viele lateinische
oder griechische allgemein bekannte
und allgemein verständliche Kunstwör-
ter nicht erst verdeutscht habe, als wo-
durch sie sicherlich für viele Leser
gerade minder verständlich worden
wären, so wie es sich auch widerlich
ausgenommen haben würde, wenn ich
[Seite XIII] immer und immer bey jedem Satze
wo von etwas die Rede ist was irgend
einer ganzen Classe oder Ordnung von
Thieren gemein ist, den ewigen Re-
frain von ‘„so viel bis jetzt bekannt“’
oder ‘„meines Wissens“’ u.s.w. hätte
ausdrücklich wiederhohlen wollen, da
es sich von selbst versteht, dass jede
solche allgemeine Behauptung nichts
anders sagen will und kann, als dass
der welcher sie äussert bis jetzt noch
von keiner Ausnahme weiss.
Ueber die bestimmte Bedeutung
der sonst in der Zootomie relativen
Ausdrücke von oben, unten, vorn
u.s.w., habe ich mich im Buche
selbst (S. 68, 230.) erklärt.
Aber das muss ich noch erinnern
dass ein guter Theil desselben schon
vor mehreren Jahren abgedruckt ge-
[Seite XIV] wesen, 'ehe ich in der siebenten Aus-
gabe des Handbuches der Naturge-
schichte mein System der Säugethiere
verbessert hatte, daher in jenen er-
steren Bogen noch die Benennungen
von einigen Ordnungen vorkommen,
die nun ausgefallen sind, da die Bra-
dypoda unter die Digitata, die Gli-
res und Ferae aber theils unter diese,
theils unter die Palmuta vertheilt,
und die Pecora nun Bisulca, die Bel-
luae aber Multungula genennt worden.
Göttingen,
den 1. Jul. 1804.
J. F. Blumenbach.
Nur die rothblütigen*) Thiere sind
mit einem wahren Gerippe versehen, zu
welchem ihre Knochen, und zwar bey
den mehrsten nur bis auf wenige Aus-
[Seite 4] nahmen*), untereinander verbunden
sind, und wovon im Ganzen die Total-
form**) und die mehrere oder mindere
Gelenkigkeit ihres Körpers abhängt.
Die gewöhnlich***) weisse Farbe der
Knochen hat doch mancherley Abstufun-
[Seite 5] gen, selbst zuweilen am gleichen Stück
(wie z.B. in den Bachenzähnen der Ele-
phanten) und bey einigen wenigen Gat-
tungen oder Rassen von Thieren sind sie
überhaupt von andrer Farbe*). So
z.B. die Gräten des Hornfisches (Esox
belone) grün, die Knochen mancher Abar-
tungen von Hünern schwärzlich u.s.w.**).
Weit mannichfaltiger aber ist ihre
Textur und Korn, und zwar sowohl
überhaupt an den verschiednen Knochen
des nähmlichen Scelets, als auch insbe-
sondre in einzelnen Classen und Ord-
nungen von Thieren, da sich z.B. das
spröde Gefüge der Luftknochen der Vö-
gel, das gleichsam langsplittrige bey vie-
len grössern Amphibien und Fischen,
das sonderbar Zähe und Dichte an einzel-
nen Theilen mancher sogenannten Knor-
pelfische u.s.w. gar auffallend von an-
drer Knochen ihrem auszeichnet.
Die Kronen oder den freystehenden
Theil der Zähne ausgenommen, sind die
Knochen überhaupt von aussen mit Bein-
haut bekleidet, und die mehrsten auch
[Seite 7] inwendig mit Mark*) versehen, das
von verschiedner Consistenz, z.B. bey
den Cetaceen ein flüssiger Thran ist.
Wiederum den grössten Theil der
Zähne ausgenommen, werden die übri-
gen Knochen durch Verknöcherung an-
fänglicher Knorpel gebildet, welches Os-
sificationsgeschäffte ceteris paribus bey
den lebendig gebährenden Thieren sei-
nen Anfang und Fortgang in frühern
Terminen zu haben scheint, als bey den
Eyerlegenden. Wenigstens verhält sich
diess so beym bebrüteten Hühnchen in
Vergleich zu ungebohrnen Säugethie-
ren**). So wie hinwiederum unter
[Seite 8] diesen letztern manche. Termine der Os-
sification früher bey den Quadrupe-
den als beym Menschen einzutreten
scheinen*).
So vielartig auch die Formen der Säu-
gethiere, zumal der vierfüssigen, und
folglich auch die Gerippe derselben sind,
so kommen dennoch diese entweder
sämtlich, oder doch die mehresten der-
selben in folgenden Eigenheiten mitein-
ander überein, und unterscheiden sich
zugleich durch dieselben vom Gerippe
der andern Classe warmblütiger Thiere,
der Vögel.
A) SÄUGETHIERE. | B) VÖGEL. |
1) Schedel mit äch- ten Nähten. (Bis auf wenige Aus- nahmen: etwa der Ele- phant, und das Schna- belthier*). |
Schedel ohne ächte Nähte**). |
2) Gebiss. Ausnahmen: die A- meisenbären. Manis. Schnabelthier. Ba- laena. |
Schnabel ohne Zähne. |
3) Unbewegliche Oberkiefer. |
Bewegliche Ober- kiefer. Ausnahmen: z. B. der Nashornvogel. |
4) Os intermaxillare. (Von den etwanigen Ausnahmen s. S. 25.) |
Kein solches os in- termaxillare. |
Zuförderst nun vom Schedel der Säu-
gethiere, als dessen Bildung überhaupt
[Seite 13] den bedeutendsten grössten Bezug auf
die ganze thierische Oeconomie hat; na-
mentlich als Behälter des Gehirns, der
mehrsten Sinnorgane, und der Fress-
werkzeuge.
Bey der bekannten Eintheilung der
Schedelknochen in die eigentliche Hirn-
schale (ossa caluariae) und in die Ge-
sichtsknochen (ossa faciei mit Einschluss
des Unterkiefers) ist das theils auffallende
Verhältnis der respectiven Grösse dieser
beiden Haupttheile merkwürdig*). Man
vergleiche z.B. um nur einige Paar Gattun-
gen aus gleichen Ordnungen zu nennen,
[Seite 14] den Schedel des eigentlichen Orangutang
(Simia satyrus) mit dem vom Mandril
(Papio maimon); oder den vom Tümm-
ler (Delphinus delphis) mit des Caschelot
(Physeter macrocephalus) seinem.
Die Anzahl der eigentlichen Hirn-
schalenknochen ist im Ganzen wie beym
Menschen. Doch das Stirnbein bey den
mehrsten gehörnten Thieren aus zwey
Hälften zusammen gesetzt; hingegen die
Scheidelbeine bey manchen derselben zu
einem zusammenhängenden Stück und
bey andern mit dem Hinterhauptsbeine
verwachsen. Und einige aus der Ord-
nung der glirium haben noch einen eig-
nen in die Breite laufenden flachen Kno-
chen zwischen den Scheitelbeinen und
dem Hinterhauptsbein*).
Eine Hauptverschiedenheit der Schei-
telform hängt vom Mangel oder aber
vom Daseyn und dann wiederum von
der Grösse und Richtung der crista occi-
pitalis ab, die meist in bestimmten Be-
zug zur mehrern oder mindern Stärke
des Gebisses steht. Sie mangelt z.B.
dem eigentlichen Orangutang, und ist
hingegen bey dem furchtbaren unge-
schwänzten Pavian von Borneo*) von
[Seite 16] mächtiger Grösse. – Die longitudinale
crista ist zumahl beym Dachs auffallend
stark ausgewirkt: so wie die transver-
sale z.B. am Biber. – Bey den Elephan-
ten liegt zwischen den hochgewölbten
Seitentheilen des Oberschedels eine tiefe
weite Grube, auf deren Boden eine
kleine longitudinale crista sitzt. – Unter
den Hunderassen findet sich hierin viele
Verschiedenheit; wenn man z.B. den
Mops mit dem Neufundländer vergleicht.
Auch die Lage und Richtung des
grossen foramen occipitale zeigt bey man-
chen Gattungen merkwürdige Verschie-
denheit. Statt dass es nemlich beym
Menschen am weitsten nach vorn und
meist horizontal liegt (zuweilen gar mit
dem vordern Rande höher als mit dem
hintern); so liegt es hingegen bey den
mehrsten Quadrupeden am Ende der
Grundfläche des Schedels, und zwar
schräg, mit dem hintern Rande mehr
[Seite 17] oder weniger aufwärts gekehrt: bey ei–
nigen gar am Hinterkopfe geradeaus in
verticaler Richtung; und zuweilen, wie
z. E. beym Murmelthier (Marmota al-
pina), sogar mit dem obern Rande mehr
vorwärts gerichtet, als mit dem untern*).
Die wahren Nähte, wodurch die Hirn-
schalenknochen unter einander verbun-
den werden, sind bey den mehrsten Qua-
drupeden, wenigstens von aussen, min-
der geschlängelt als beym Menschen.
Doch sind sie bey den gehörnten peco-
ribus zu leicht einzusehendem Zweck sehr
stark und scharf gezähnelt; auch die Stirn-
knochen dabey überaus dick*).
[Seite 19] Sogenannte Zwickelbeinchen (ossicula
Wormiana) finden sich selten an Thier-
schedeln. Doch habe ich welche an Ha-
sen, und am Schedel des eigentlichen
Orangutang vor mir; welcher letztere
auch durchgehends ausnehmend elegante
Suturen hat*).
Die Facialknochen des Schedels tra-
gen überhaupt durch ihre Richtung und
Stärkere oder mindere Prominenz auf-
[Seite 20] fallend viel zur Totalform des ganzen
Kopfs bey*); und zwar wird diese
[Seite 21] Prominenz grösstentheils durch die ver-
längerten Oberkiefer selbst; zum Theil
aber auch, und bey manchen hauptsäch-
lich, durch den zwischen denselben gleich-
sam eingekeilten berühmten Interma-
xillar-Knochen bewirkt.
Statt dass nemlich beym Men-
schen die beiden Knochen des Oberkie-
fers vorn unter der Nase an einander
stossen und alle oberen Zähne enthalten;
so sind sie hingegen bey den übrigen
Säugethieren vorn durch diesen beson-
dern, – einfachen oder gepaarten –
Intermaxillar-Knochen*) getrennt, der
gleichsam darzwischen eingekeilt ist,
und bey denjenigen, welche mit obern
Schneidezähnen versehen sind, diesel-
ben aufnimmt**). Er findet sich aber
auch bey den pecoribus, denen diese
Zähne im Oberkiefer abgehen, so wie
auch bey solchen Geschlechtern, die über-
haupt keine Vorderzähne haben, wie
das Schnabelthier (ornithorhynchus pa-
[Seite 23] radoxus) und die Armadillgattungen,
ja selbst bey gänzlich zahnlosen Säuge-
thieren, wie die Ameisenbären und ei-
gentlichen Wallfische*). – Er wird
von den benachbarten Schedelknochen
durch deutliche Suturen abgesondert,
die von aussen neben der Nase und
Schnauze**), am Gaumen aber neben
den vordern foraminibus palatinis***)
[Seite 24] laufen. – Seine Grösse und Form ist
in manchen Ordnungen und Geschlech-
[Seite 25] tern von Säugethieren von auffallender
Verschiedenheit. Bey vielen feris z.B.
ist er klein; so auch beym Wallross.
Hingegen bey den gliribus theils mäch-
tig gross; so beym Biber, Murmel-
thier; auch beym Nilpferd, beym Tümm-
ler, Caschelot u.a.m. – Die selt-
samste Form haben die beiden haken-
förmig gebognen durch eine breite Syn-
chondrose von einander getrennten In-
termaxillar-Knochen des Schnabelthiers.
(s. tab. I. n. o.)*).
Die eben gedachten vordern fora-
mina palatina (oder incisiua) sind bey
den mehrsten Säugethieren, so wie beym
[Seite 27] Menschen, doppelt. Meines Wissens
sind sie bey den Quadrupeden weit grösser
als beym Menschen, zumal bey den pe-
coribus von auffallender Länge und Weite.
So auch im Hasengeschlecht*).
Besonders merkwürdig sind bey den
meisten pecoribus die an der Aussenseite
der Oberkiefer neben den Nasenbeinen
befindlichen grubenförmigen Eindrücke
von den aussen daran liegenden soge-
nannten sinibus sebaceis. – Beym Ha-
sen, der auch hierin, so wie in so vie-
len andern Stücken seines Baues, eine
so auffallende Aehnlichkeit mit den
wiederkauenden Thieren jener Ordnung
[Seite 28] zeigt, ist diese Stelle zum Theil wie
netzförmig durchbrochen.
Das Zygoma zeigt vielerley und sehr
bedeutende Verschiedenheit, die zumal
mit den Beisswerkzeugen in sehr di-
rectem Bezuge steht*). Bey den meh-
resten wird es bloss durch die Verbin-
dung des Jochbeins mit dem Schlafbeine
gebildet. Bey manchen Palmatis und
Digitatis aber (z. E bey den Ottern, Bi-
ber, Opossum, Meerschweinchen u.s.w.)
ist noch ein besonderer Knochen zwi-
schen eingeschaltet.
Fast fadenförmig und meist gerade-
laufend ist das Zygoma beym Maulwurf.
Hingegen von ungeheurer Stärke und
weitem innern Raum für die mächtigen
zur Bewegung des Unterkiefers be-
stimmten Muskeln bey vielen Raubthie-
[Seite 29] ren, wie z.B. beym Tiger; aber auch
bey manchen gliribus, wie beym Bi-
ber. – Bey manchen unterwärts gebo-
gen, wie bey der Ratte u.a.m.; bey
andern aufwärts, z.B. bey den Wieseln.
Besonders auffallend ist ein grosser
herabsteigender Fortsatz, wodurch sich
das Jochbein der Faulthiere auszeichnet.
Von den Nasenknochen zeigt sich bey
dem Elephanten gleichsam nur ein Imi-
tament. Bey den mehrsten Affen, und
selbst beym Orangutang ist er einfach,
dreyeckt, und sehr klein. Bey den aller-
mehrsten eigentlichen Quadrupeden aber
ist er doppelt und theils von ausneh-
mender Grösse. So z.B. bey den peco-
ribus und dem Hasengeschlecht; auch
beym Pferd, Schwein u.s.w. Bey den
Gattungen des Rhinocergeschlechts ver-
wachsen die das Horn tragenden Nasen-
knochen frühzeitig zusammen.
Die Thränenbeine fehlen den Elephan-
ten gänzlich. Am ansehnlichsten zei-
gen sie sich hingegen bey den pecori-
bus, vor allen aber bey den Antilopen.
Die Augenhölen sind, zumal in Rück-
sicht ihrer Richtung, ihres Umfanges
und ihrer Tiefe, von mancherley merk-
würdiger Verschiedenheit. Bey den al-
lermehrsten sind sie seitwärts gerich-
tet. Bey den Affen, Pavianen und
Meerkatzen, so wie beym Menschen,
vorwärts, und zwar weit näher bey-
sammen als beym Menschen. Beym
Biber stehen sie aufwärts.
In Rücksicht des Umfangs sind sie
bey den gedachten Quadrumanen ganz
geschlossen. Bey den pecoribus und so-
lidungulis haben sie zwar nach aussen
einen kreisförmigen Rand, aber die äussere
Seitenwand der Höhle ist nach hinten offen. Bey den
feris endlich und manchen gliribus ist
[Seite 31] auch selbst der äussere Rand nach hin-
ten unterbrochen. Eben so vielartig ist
auch die Tiefe oder Fläche dieser Hö-
len. Bey manchen sind sie so flach,
dass sie kaum diesen Namen verdienen.
So z.B. beym Maulwurf und den
Ameisenbären.
Bey den mit Hörnern versehenen Säu-
gethieren sitzen dieselben auf besonders
dazu bestimmten Fortsätzen gewisser
Schedelknochen. Beym einhornigen
Rhinocer nemlich auf einer rauhen etwas
erhabnen Fläche des ungeheuren Nasen-
beins. Und eben da sitzt auch das Vor-
dere des zweyhornigen; das hintre aber
so wie bey den gehörnten pecoribus auf
dem Stirnknochen*). Und zwar zeigt
sich bey den letztern eine doppelte merk-
würdige Verschiedenheit, nachdem sie
entweder im Ochsen-Ziegen- und Anti-
[Seite 32] lopengeschlecht eigentlich sogenannte
Hörner, oder aber im Hirschgeschlecht
Geweihe tragen. Bey jenen erwächst
nemlich dem jungen Thiere die
äussre Tafel der Stirnbeine zu einem
Zapfen, in welchen sich bey den mehr-
sten (die Antilopen ausgenommen) selbst
die Stirnhölen erstrecken; und dessen
äussre Haut allgemach Horn abscheidet,
und damit wie mit einem Futteral über-
zogen wird.
Im Hirschgeschlecht*) hingegen (und
zwar bey den mehrsten Gattungen nur
[Seite 33] bey den Männchen)*) erhebt sich jene
Tafel bloss zu einem kurzen stumpfen
Stuhl oder Rosenstock, auf welchem
[Seite 34] nach der Hand das eigentliche Geweihe
empor wächst, das alljährlich gewech-
selt wird, und während seines Wachs-
thums mit behaarter sehr gefässreicher
Haut bekleidet ist*).
[Seite 35] Die einfachen Hörnchen der Giraffe
halten gleichsam das Mittel zwischen
[Seite 36] jenen beiderley Hauptarten von Gehörn.
Die Form, Textur, und dass sie peren-
niren, haben sie mit den Stirnzapfen
der eigentlichen Hörner, die behaarte
Bekleidung aber mit den Geweihen
gemein*).
Der Unterkiefer der Thiere derjeni-
gen Classe, bey welcher wir jetzt ste-
hen, weicht auffallender als kaum ir-
gend ein andrer Knochen ihres Gerippes
vom menschlichen ab. – Vor allem
gleich schon durch den Mangel des aus-
[Seite 37] zeichnenden Characters der Humanität,
des prominirenden Kinnes, als welches
alle Rassen des Menschengeschlechts mit-
einander gemein haben, und das hin-
gegen keinem bis jetzt bekannten an-
dern Säugethiere zukommt. Auch hat
der Mensch, nach Verhältniss zum Sche-
del, den kürzesten Unterkiefer (worin
ihm nur etwa der Elephant*) gleich-
kommt), so wie er sich auch durch die
eigne Form und Richtung der Gelenk-
knöpfe auszeichnet.
Die Einlenkung derselben ist nach
der Verschiedenheit des Gebisses sehr viel-
artig. Bey den feris z.B. liegen beide
meist in gleicher Linie, sind walzen-
förmig, und genau in die lange cauitas
glenoidea wie in eine ausgefurchte Rinne
gepasst, in welcher sie als in einem
festen Gewinde laufen. Am allerauf-
fallendsten ist diess beym Dachs, wo
[Seite 38] diese walzenförmigen Gelenkknöpfe von
den Rändern ihrer Rinnen so umfasst
werden, dass (wenigstens beym erwach-
senen Thiere) der Unterkiefer, selbst
nach der Maceration des Schedels, nicht
herausfallen kann. – Bey manchen Her-
bivoren (im weiten Sinn des Worts)
sind jene condyli wirklich kugelförmige
Knöpfe; so beym Elephanten und beym
Biber. – Bey den pecoribus hingegen
sind sie wie mit einer flach ausge-
schweiften Delle gleichsam abgeschnit-
ten; und zugleich ist bey dieser Ord-
nung von Thieren (am auffallendsten
bey der Giraffe) der Unterkiefer un-
gleich schmaler als der obere, so dass
folglich die beiden Zahnreihen nicht
auf einander passen, sondern erst durch
die freyere Seitenbewegung der Kinn-
lade beym Wiederkauen an einander
geschoben werden. – Bey vielen gli-
ribus liegen beide Condyli nach der
Länge fast einander parallel; so z. E.
beym Hasen, dem auch (so wie dem
[Seite 39] Ameisenbären) der processus coronoideus
fast gänzlich abgeht; der hingegen bey
der Giraffe von ganz auffallender Höhe
ist. – Bey den Cetaceen ist die Gelenk-
fläche des Unterkiefers fast gerade nach
hinten gekehrt*).
Ueberhaupt sind wenige andre Kno-
chen am Gerippe der Säugethiere von
so vielförmiger Verschiedenheit als der
Unterkiefer. Zu den alleranomalischten
gehört der nach vorn schaufelförmig
flache des Schnabelthiers (– tab. I. i –).
Noch ist endlich zu bemerken, dass
die beiden Hälften des Unterkiefers bey
vielen Säugethieren entweder bis ins er-
wachsene Alter oder gar lebenslang
durch eine blosse Synchondrose ver-
bunden bleiben, die sich im Kochen
oder Maceriren leicht von einander giebt.
[Seite 40] So z.B. bey vielen feris, gliribus und
cetaceis. Hingegen verwachsen sie wie
beym Menschen früh zu einem Stück
bey den Quadrumanen, auch beym Pferd,
Rindvieh, Schwein, Elephanten u.s.w.
Bis auf wenige Ausnahmen sind bey
den allermehrsten Säugethieren die Kie-
fer mit Zähnen*) versehen: denn gänz-
lich zahnlos sind bloss die eigentlichen
Wallfische (Balaenae), die Schuppen-
thiere, und die Americanischen Amei-
senbären.
Substanz und Gefüge der Zähne sind
von aller andern Knochen ihren ver-
[Seite 41] schieden. Besonders zeichnet sich der
Schmelz (substantia vitrea) an den Kro-
nen derselben sowohl durch seine aus-
nehmende Härte, da er theils am Stahl
Funken giebt, als durch den Mangel
des Schleimgewebes aus, womit der
innere mehr knochenartige Theil (sub-
stantia ossea) der Krone, so wie die Wur-
zel durchzogen ist. Er scheint den El-
fenbeinzähnen so wie den Hauern des
Wallrosses und dem Stosszahn des Narh-
wal zu fehlen; doch unterscheidet man
auch an allen diesen eine äussre dünne
Rinde womit sie bekleidet sind. Ueber-
haupt haben aber diese Zähne manches
eigne in ihrer Textur; und besonders ist
sie im Elfenbein ohne ihres Gleichen*).
[Seite 42] Bey einigen Thieren zeichnen sich
die Kronen gewisser Zähne von aussen
[Seite 43] durch besondre Farbe aus. So sind die
Nagezähne mancher glirium, z, B. des
Bibers, Murmelthiers und Eichhörnchens,
Wenigstens an der Vorderseite, nuss-
braun; und die Backenzähne vieler bi
sulcorum,
so wie auch der Elephanten grossentheils wie mit einer schwar-
zen Glasur überzogen*).
Eine Eintheilung der Zähne, wenn
sie allgemein passend und doch ver-
ständlich seyn soll, hat ihre Schwierig-
keiten. – Inzwischen taugt doch immer
die Lage derselben besser dazu, als etwa
ihre Form, (denn die ist z.B. bey den
Cascheloten und Delphinen fast durch-
gehends die gleiche;) und so lassen sie
sich im Ganzen unter die bekannten
drey Classen von Vorderzähnen, Eck-
zähnen und Backenzähnen bringen, nur
muss der Begriff von denselben genau
bestimmt werden.
Vorderzähne sind im Oberkiefer der Quadrupeden und Delphine die-
jenigen, die im os intermaxillare sitzen,
[Seite 45] (daher freylich auch die Stosszähne des
Elephanten darunter gehören;) und im
Untern die, so mit diesen Zähnen, oder
bey denjenigen Thieren, welchen diesel-
ben mangeln, mit dem vordern Rande
jenes Knochens zusammen passen. –
Zahl und Form derselben ist sehr ver-
schieden. Von letzterer doch einiges
zum Beyspiel anzuführen, so sind bey
den gliribus zumal die untern meisselför-
mig, daher J. Hunter diese Thiere
scalpris dentata nannte. Bey einigen
derselben, namentlich beym Biber und
der Hausmaus, hat das untere Paar ganz-
ausnehmend lange Wurzeln. Im Ha-
sengeschlecht sind die obern doppelt, so
dass sich noch ein ganz kleines Paar
hinter dem grössern vordem Paare findet.
Beym Wallross ähneln die Kronen der
Vorder- sowohl als der Backenzähne
flachen Knöpfen. Beym Tümmler ragt,
gegen die Weise bey andern Thieren,
das Vorderende des Unterkiefers mit sei-
nen äussersten Vorderzähnen weiter her-
[Seite 46] vor, als das vom obern. – Ueberhaupt
haben die untern Vorderzähne der Säu-
gethiere eine mehr oder weniger schräge
Lage, da sie hingegen beym Menschen
aufrecht stehen, als worin ihm höch-
stens nur der Orangutang von Bor-
neo ähnelt.
Von den Eckzähnen sitzen die obern
im Kiefer selbst nahe an den Intermaxil-
lar-Knochen, folglich gehört der wun-
derbar lange Stosszahn des Narhwal*), so
wie die Hauzähne des Wallrosses, unter
diese Classe. – Bey manchen Pavianen,
zumal aber bey den grössern reissenden
Thieren, sind diese Zähne theils von
furchtbarer Stärke; und bey den letztern
[Seite 47] der ganze Profilumriss und Wurf des
Vorderschedels nach denselben gerichtet,
was z.B. am Tiger auffallend sichtlich
ist. Die sonderbarste Bildung haben
die obern Eckzähne des Babirussa, deren
Zweck, bey einer solchen Länge und
fast kreisförmigen Richtung im Ver-
gleich zu ihrer Dünne, noch unbekannt
scheint. – Merkwürdig sind bey den
jetzt existirenden Bärenarten und meh-
rern andern Gattungen dieses Geschlechts
die ganz kleinen Eckzähnchen, die neben
den grossen nach hintenzu sitzen*).
Die Backenzähne sind in so fern die
allgemeinsten, dass, wenn anders Säuge-
thiere Zähne haben, dieselben wenig-
stens aus dieser Classe sind, wenn auch
gleich manchen, wie den Tatus und dem
Schnabelthier, die Vorder- und Eck-
zähne abgehen. Nur der Narhwal macht
hiervon eine Ausnahme, als welcher,
seinen Stosszahn ausgenommen, übri-
gens zahnlos ist. – Form, Textur und
respective Lage der Backenzähne sind
von merkwürdiger Verschiedenheit. Bey
vielen Quadrumanen z.B. haben die
beiden vordern, den Eckzähnen zunächst
[Seite 49] stehenden, so wie beym Menschen
kleinere Kronen und einfachere Wur-
zeln als die hinteren*): wesshalb sie
auch von J. Hunter mit dem Namen
biscuspides bezeichnet, und nur die letz-
tern molares genannt worden**). –
[Seite 50] In der eben genannten Ordnung sind
die Kronen der Backenzähne, so wie
auch bey den feris und beym Men-
schen, ganz mit Schmelz überzogen*):
[Seite 51] da hingegen bey vielen gliribus*), so
wie bey den solidungulis, pecoribus**)
und den mehrsten belluis, auch Kno-
chensubstanz auf der Endfläche der-
selben zu sehen ist, die mit vertical-
stehenden theils sonderbar gewundnen
Blättern von Schmelz, der etwas mehr
hervorragende Kanten bildet, gleichsam
durchschlängelt ist***). Bey manchen
bloss grasfressenden und nicht rumini-
renden Thieren, wie die solidungula
und die Elephanten, liegen die breiten
Kronen der Backenzähne meist hori-
[Seite 52] zontal auf einander. Bey den mehrsten
pecoribus hingegen sind sie schräg aus-
geschlegelt, so dass an den obern die
äussern Ränder, an den untern hinge-
gen die innern höher sind, so wie es
in Verbindung mit dem schmalen Un-
terkiefer und der Art seiner Einlenkung
(§. 22. S. 38.) der Function des Wie-
derkauens angemessen ist. Bey den
mehrsten reissenden Thieren, zumal aus
dem Löwen- und Hunde-Geschlecht,
haben die Backzähne zackichte nach der
Länge der Kiefer gleichsam zusammen-
gedrückte Kronen, davon die untern
dicht innerhalb der obern liegen, so
dass beiderley beym Zerbeisen mittelst
des festen Gewindes der walzenför-
migen Gelenkknöpfe des Unterkiefers
wie Scheerenblätter an einander weg-
gleiten.
So wie manchen Ordnungen, Geschlech-
tern und Gattungen der Quadrupeden ge-
wisse Arten von Zähnen gänzlich abgehen,
[Seite 53] wie z.B. den pecoribus die obern Vor-
derzähne, den Elephanten die untern,
dem Africanischen Nashorn sowohl diese
als jene; den gliribus die Eckzähne u.
s. w.; so sind dann auch bey manchen
andern gewisse Abschnitte des Gebisses,
zumal die Eck- und Backenzähne,
durch Zwischenräume von einander ab-
gesondert. So z.B. im Pferde- und
Bären-Geschlecht. Bey keinem andern
Thiere sind aber wohl die sämmtlichen
Zähne so eben an einander gereihet und
von so gleichförmiger Höhe als beym
Menschen.
Ueber das Wechseln der Zähne lässt
sich aus Mangel sattsamer Beobachtun-
gen*), zumal an wilden Thieren, we-
nig Zuverlässiges sagen. Manche ehe-
[Seite 54] malige irrige Behauptung, wie z.B. dass
nur das Hausschwein seine Zähne
wechsle, und die wilde Sau hingegen
nicht, bedarf jetzt keiner weitern Wi-
derlegung. Unter den feris haben na-
mentlich Hunde und Fischottern wäh-
rend des Wechselns oft doppelte Eck-
zähne, wenn der neue perennirende
früher hervorbricht, als der alte Milch-
zahn ausgefallen war. – Wenigstens
bey manchen Affen finden sich, so wie
beym Menschen, unter den Milchbacken-
zähnen noch keine bicuspides. sondern
an deren Statt auf jeder Seite jedes Kie-
fers anfänglich zwey eben so vielzak-
kichte Zähne, wie die eigentlichen
maxillares*). – Besonders merkwür-
dig ist die Art, wie das Wechseln der
[Seite 55] Backenzähne bey den Elephanten er-
folgt, da der neue perennirende hinter
dem alten Milchzahn ausbricht*), von
welchem dann allgemach eine Verti-
calschicht nach der andern absorbirt
wird**), und dagegen jener in glei-
cher Masse zunimmt***). – Ueber-
haupt aber giebt es schwerlich irgend
[Seite 56] ein Thier dieser Classe, bey welchem
sowohl der erste Ausbruch als das nach-
herige Wechseln der Milchzähne nach
Verhältniss so auffallend späte erfolgt
als bey in Menschen.
Mit den Jahren werden die Kronen
der Zähne durch den Gebrauch mehr
oder weniger abgenutzt*), und erhal-
ten dadurch zum Theil das Ansehen wie
angeschliffene Flächen, die zumal bey
den Eckzähnen der Schweine und des
[Seite 57] Nilpferdes*) sichtlich sind. An den
Vorderzähnen der Pferde lässt sich dar-
nach das Alter derselben bestimmen.
So viel vom Schedel der Säuge-
thiere. Nun zum Rumpf ihres Gerippes,
nach der Ordnung der drey Haupttheile
desselben, Rückgrat, Becken und Tho-
rax: wovon ersteres überhaupt der all-
gemeinste Theil des Gerippes ist, der
nemlich allen rothblütigen Thieren ohne
Ausnahme, und hingegen keinem ein-
zigen weissblütigen zukommt.
Merkwürdig ist, dass die Thiere die-
ser Classe, wenigstens die Quadrupe-
den, im Ganzen einerley Anzahl von
Halswirbeln haben. Die Giraffe und das
Pferd z.B. nicht einen mehr als der
Maulwurf oder die Ameisenbären.
[Seite 58] Durchgehends nemlich, so wie beym
Menschen, ihrer sieben. Nur bey dem
dreyzehichten Faulthier hat Hr. Prof. Cuvier die
unerwartete Anomalie entdeckt, dass
es deren 9. Bey manchen Ce-
taceen hingegen scheinen sich nur 6 zu
finden: überhaupt aber sind bey den-
selben meist ihrer 4 oder 5 zusammen
verwachsen. – Bey den mehrsten feris
zeichnet sich der erste Halswirbel (atlas)
durch seine ausnehmende Stärke und
grossen flügelähnlichen processus trans-
versos aus*).
Die Zahl der Brustwirbel richtet
sich nach den Rippenpaaren, wovon
unten einiges gedacht werden wird. –
Zumal bey den langhalsigen Quadru-
peden, wie das Pferd, die Giraffe, Ca-
[Seite 59] mele und mehrere andere pecora, und
bey den sehr schwerköpfigen, wie die
Elephanten, sind die processus; spinosi
dieser Wirbel, besonders der vordern,
an welche das grosse ligamentum Suspen-
sorium colli mit seinem hintern Ende
befestigt ist, von auffallender Länge.
Auch die Lendemvirbel variiren gar
sehr in der Zahl. Die Elephanten z.B.
haben ihrer nur 3, die Camele 7. Eben
so manche Quadrumanen, z.B. der Man-
dril. Das Pferd 6. Der Esel 5. (Die
Maulthiere meist 6, zuweilen aber auch
nur 5). – Bey den mehrten Quadru-
peden sind die Fortsätze dieser Wirbel
vorwärts (wie bey den Affen nach der
gewöhnlichen Stellung derselben auf-
wärts*)) gekehrt. – Die processus trans-
[Seite 60] versi sind, zumal bey vielen wieder-
kauenden Thieren, von ausnehmender
Grösse; und so zeigen sie sich auch
beym Hasen.
Noch vielartiger ist die Form und
das Verhältniss des Kreuzbeins. Die An-
zahl seiner sogenannten Wirbel variirt
selbst bey verschiedenen Gattungen des
gleichen Geschlechts. Bey den mehr-
sten Affen z.B. besteht es aus 3 Stuk-
ken*), beym Orangutang aus 4**),
[Seite 61] beym Schimpanse aus 5*). – In der
Bildung zeichnet sich unter andern das
vom Pferd durch die grossen flügelför-
migen Seitenfortsätze am vordern Ende,
und das vom Maulwurf durch ein
gleichsam scharfkantiges schmales Blatt
aus, in welches die processus spinosi des-
selben verwachsen sind**). – Den Ce-
taceen kann beym Mangel der Hüft-
knochen kein wahres Kreuzbein zuge-
schrieben werden.
Das Kukuksbein wird bey den ge-
schwänzten Thieren zur sogenannten
Schwanzrippe verlängert, die bey man-
chen aus einer grossen Anzahl von Wir-
beln besteht. Z.B. beym Todtenköpf-
chen (Cercopithecus morta) aus 22.
Beym Coaita (Cercopithecus paniscus)
aus 52. Beym zweyzehigten Ameisen-
bär aus 41*).
Die Hüftknochen im weitern Sinn,
oder was man insgemein die ungenann-
ten Beine nennt, machen in Verbin-
[Seite 63] dung mit dem Kreuzbein das sogenannte
Becken*) aus. Indess lässt sich, so pa-
radox es auch lautet, wohl behaupten,
dass ausser dem Menschen gar kein
andres Thier ein Becken habe: da in
der That bey keinem derselben die
genannten zusammen verbundnen Kno-
chen von beckenähnlicher Gestalt sind.
Denn auch bey den menschenähnlich-
sten Affen sind die beiden Hüftknochen
doch weit länger als breit; und bey den
Elephanten, beym Pferd u.s.w. haben
sie wegen der langen Schaambeinverbin-
dung eben so wenig Beckenform. –
Bey manchen, wie beym Biber und Kän-
guruh, ist gar keine Synchondrose der
Schaambeine, sondern beide Knochen
sind an deren Stelle zu einem Stücke
[Seite 64] mit einander verwachsen. Hingegen
stehen sie bey den Ameisenbären fast
wie bey den Vögeln von einander. –
Beym Maulwurf ist das Becken so eng,
dass es gar die innern Genitalien und
übrigen benachbarten Eingeweide nicht
fassen kann, sondern diese ausserhalb
der Schaambeine liegen müssen. – Bey
dem Känguruh*) und andern Beutel-
thieren**) findet sich am obern oder
vordern Rande der Schaambeine am
Bauche hin noch ein besonderes Paar
etwas divergirender länglicher platter
[Seite 65] Knochen (die ossa marsupialia oder cornua peluis abdominalia),
das diesen Thieren ausschliesslich eigen
ist, und dem Weibchen zur Stütze des
Zitzenbeutels dient, aber doch (wenig-
stens bey manchen Gattungen) auch in
den Männchen gefunden wird*).
[Seite 66] Die Cetaceen haben, da ihnen die
Hinterfüsse mangeln, auch keine Hüft-
knochen, und folglich gar kein Becken;
doch unten am Bauche ein paar kleine
Knochen, die man gewissermassen mit
den Schaambeinen vergleichen kann*).
Der Thorax ist, bey den allermehrsten,
wo nicht bey allen Thieren dieser Classe,
schmaler, und hingegen vom Brustbein
nach den Wirbeln gemessen, nach Verhält-
niss tiefer als beym Menschen. Diess
hängt theils von der schwächern Krüm-
mung ihrer Rippen, theils von der schlan-
kern Form des Brustbeins ab. Am auffal-
lendsten ist jene kielförmige Bildung
(thorax carinatus) bey den hochbeinich-
ten Quadrupeden, wie z.B. bey der
Giraffe, dem Hirschgeschlecht u.s.w.
Nur sehr wenige Säugethiere, nem-
lich einige Gattungen von Fledermäu-
sen und Armadillen, haben ein Rippen-
paar weniger als der Mensch. Bey wei-
tem die allermehrsten haben hingegen
deren mehrere. Selbst viele quadrumana
haben 14 Paar. Das Pferd 18. Die Ele-
phanten 19*). Das zweyzehichte Faul-
thier (Bradypus didactylus) gar 23 Paar. –
Beym zweyzehichten Ameisenbär (Myr-
mecophaga didactyla) zeichnen sich die
[Seite 68] 16 Rippenpaare durch ihre auffallende
Breite aus, womit der ganze Rücken
und die Seiten des Scelets, fast bis zu
den Hüftknochen, gleichsam wie ge-
panzert sind.
Das Brustbein ist bey den mehrsten
Thieren dieser Classe cylindrisch und
wie gegliedert. So ist es selbst bey vie-
len Quadrumanen und bey den Bären,
deren Gerippe sonst in vielen Stücken
dem menschlichen ähnelt. – Am son-
derbarsten ist dieser Knochen beym
Maulwurf gestaltet, wo er sich nach
vorn*) in einen langen fast pflugschaar-
förmigen Fortsatz verläuft, der unter
[Seite 69] den Halswirbeln, und mit denselben pa-
rallel, liegt.
Endlich zu den so genannten Ex-
tremitäten des Gerippes, die sich, so viel-
artig auch ihre Gestaltung in dieser
Thierclasse ist, dennoch im Ganzen und
nach ihren Haupttheilen, und der re-
spectiven Verbindungsart. derselben*)
[Seite 70] u.s.w., sämmtlich mit denen am Men-
chen vergleichen lassen. – Zuerst von
den vordern.
Die Schlüsselbeine, die selbst von treff-
lichen neuern Zoologen bloss Lin-
né's Primaten (worunter er ausser dem
Menschen und den Quadrumanen auch
die Fledermäuse begriff) zugeschrieben
[Seite 71] worden, finden sich ausserdem noch
bey einer grossen Anzahl von Säuge-
thieren*): besonders bey denjenigen
Quadrupeden, die besondern Gebrauch
von ihren Vorderfüssen machen, z.B.
zum Fassen, wie Eichhörnchen und
Biber: oder zum Graben, wie der Maul-
wurf; oder zum Wühlen, wie die Amei-
senbären und Igel**); oder zum Klet-
tern, wie die Faulthiere u.s.w. –
Viele andere haben wenigstens an deren
[Seite 72] Stelle einen analogen kleinen, bloss zwi-
schen Sehnen stechenden*), Knochen
auf jeder Seite, den Vicq d'Azyr da-
her zum Unterschied os clauiculare nennt.
So bey den meisten feris**) und man-
chen gliribus. – Uebrigens ist auch die
Form und relative Grösse der wahren
eingelenkten Schlüsselbeine sehr man-
nichfaltig. Bey den Fledermäusen sind
sie von auffallender Länge. – Beym
Orangutang haben sie die grösste Aehn-
lichkeit mit dem menschlichen: beym
zweyzehichten Ameisenbär sind sie fast
rippenförmig: am alleranomalischten,
fast cubisch, beym Maulwurf. – Sie
fehlen hingegen gänzlich den hochbei-
nichten Quadrupeden mit kielförmiger
[Seite 73] Brust, namentlich den pecoribus und so-
lidungulis; aber auch den Cetaceen.
Die Schulterblätter finden sich durch-
gehends bey allen rothblütigen Thieren,
welche Vorderfüsse oder ähnliche Bewe-
gungswerkzeuge haben. Namentlich
also in beiden Classen der warmblüti-
gen Thiere ohne Ausnahme. Ihre Bil-
dung ist aber selbst bey den Säugethie-
ren von mancherley Verschiedenheit:
zumal das Verhältniss ihrer drey Haupt-
ränder gegen einander, das sich nach
der Lage dieser Knochen, und dieses
sich nach der Totalform des Thorax
(§. 38.) richtet. So ist z.B. der nach
dem Rückgrat gekehrte Rand bey den
mehrsten eigentlichen Quadrupeden, zu-
mal bey den hochbeinichten mit schma-
ler Brust, als bey welchen die Schul-
terblätter zu beiden Seiten derselben
liegen, am kürzesten; bey manchen
aber, z.B. beym Elephanten, so wie bey
den chiropteris, bey den meisten Qua-
[Seite 74] drumanen, und zumal beym Menschen
selbst, am längsten. – Wiederum ganz
anomalisch, fast einem Röhrenknochen
ähnelnd, sind die Schulterblätter des
Maulwurfs. – Dass die beiden Haupt-
fortsätze an diesen Knochen, der cora-
coides und das acromium bey denen am
ansehnlichsten ausgebildet seyn müssen,
die wahre lange Schlüsselbeine haben,
lässt sich schon a priori erwarten.
Die merkwürdigsten Verschiedenhei-
ten an den eigentlich so genannten vor-
dern Extremitäten lassen sich am füg-
lichsten nach den Ordnungen und Ge-
schlechtern der Thiere dieser Classe zu-
sammen fassen. Am allerauffallendsten
und abweichendsten ist ihr Bau bey den
Fledermäusen und beym Maulwurf.
Jenen fehlt der radius im Vorderarm*) oder sie haben höchstens nur ein grätenför-
miges Rudiment davon.
[Seite 75] Ihr Daumen ist kurz, mit einer haken-
förmigen Kralle: hingegen die phalan-
ges der übrigen 4 Finger, zwischen
welchen die Flatterhaut ausgespannt ist,
ausser allem Verhältniss lang, dünne,
fast grätenförmig, und ohne Nägel.
Beym Maulwurf ist die Form des Schul-
terknochen (os humeri) ohne ihres glei-
chen; in der Mitte schmal, und an bei-
den Enden aufs sonderbarste breit aus-
geschweift. Seine Schaufelpfoten zeich-
nen sich zuförderst durch einen ganz
eignen sichelförmigen Knochen aus, der
vom vordem Ende des radius nach dem
Daumen hin liegt; ferner finden sich
an den Phalangen der Finger zahlreiche
Fortsätze, und auf ihrer Aussenseite
[Seite 76] eine Menge Sesamsbeinchen; alles zur
Vergrösserung des Insertionswinkels der
Sehnen als Hauptmittel zur Erleichte-
rung der Muskelbewegung. – Beson-
ders merkwürdig sind einige Eigenhei-
ten am metacarpus und metatarsus der
Thiere mit gespaltnen Klauen und Hu-
fen. Beym Schwein nemlich bestehen
diese Theile aus vier Röhren. – Bey
den pecoribus vor der Geburt aus zweyen
dicht an einander liegenden, die aber
nachher durch Absorbtion der Scheide-
wände zu einer gemeinschaftlichen Röhre
umgebildet werden*). – Beym Pferd
aus einer einzigen Hauptröhre (gamba
Veget. Fr. le canon), an deren hintern
Seitenrändern ein Paar weit kürzere un-
bewegliche Nebenröhren (Fr. les poin-
çons oder os epineux) wie angewachsen
sitzen, so dass nur jene Hauptröhre mit
[Seite 77] dem Fesselknochen (Fr. le paturon) ar-
ticulirt, welcher sich mit der ersten
Phalanx eines der mittlern Finger in
der Menschenhand, so wie der Hufkno-
chen gewissermassen mit dem dritten
oder Nagelgliede desselben vergleichen,
lässt*). – Ueberhaupt aber ist diese
äusserste Phalanx nach der Verschieden-
heit der hornartigen Bedeckung dersel-
ben durch platte Nägel oder Krallen
oder Hufe oder gespaltne Klauen u.s.w.
selbst von verschiedner damit corre-
spondirender Bildung.
Endlich auch hoch einiges von den
hintern Extremitäten. – Bey den aller-
mehrsten Quadrupeden ist das Schen-
kelbein weit kürzer als ihre Schienbein-
röhre, und daher gar nicht oder kaum
merklich vom Unterleibe abstehend. Nur
bey wenigen, wie z.B. beym Bär, ist
der erstgenannte Knochen länger, und
[Seite 78] so auch bey manchen Affen, nament-
lich beym Orangutang, bey welchem
auch, so wie bey verschiednen andern
wahren Affen und Pavianen, die Rühren
des Ober- und Vorder-Arms auffallend
länger sind, als die vom Ober- und
Unter-Schenkel. – Manche, wie z.B.
die Elephanten, haben kein ligamentum
teres am Schenkelkopf, folglich auch
keine Grube dafür auf demselben, so
wie sie hingegen andre, z.B. die Nas-
hörner, haben*). – Den pecoribus fehlt
fast durchgehends die fibula. – Die
eigne Form des talus bey den Thieren
der nämlichen Ordnung ist aus dem Ge-
brauch desselben zum Knöchelspiel der
Alten bekannt**). – Bey manchen Qua-
[Seite 79] drumanen, und namentlich beym Orang-
utang, sind die beiden hintern Phalan-
gen der vier Finger an ihrer Hinter-
hand merklich bogenförmig gekrümmt,
wodurch sie zum Anhalten auf den
Baumästen bequem, hingegen zum auf-
rechten Gange desto unfähiger sind. –
Die Cetaceen haben gar keine Knochen
in ihren Schwanzflossen, aber wohl in
den Brustflossen*), wo sie im Ganzen
denen in den Vorderfüssen der Rob-
ben ähneln.
Der Totalbau des Vogelgerippes hat
in der ganzen Classe viele übereinstim-
mende Gleichförmigkeit; und zeigt,
wenn er mit den so ungleich vielför-
migern Sceleten der Säugethiere vergli-
chen werden soll, noch die mehrste,
theils auf den ersten Blick unerwartete
Aehnlichkeit mit dem menschlichen*).
Zu den Eigenheiten des Schedels der
Vögel gehört, dass, wenigstens bey den
[Seite 81] Erwachsenen, die eigentlichen Hirn-
schalenknochen*) ohne ächte Nähte, son-
dern wie zu einem Stücke verwach-
sen, sind**).
[Seite 82] Ferner haben sie ohne Ausnahme
nur einen einzigen mit dem obersten
Halswirbel articulirenden condylus am
vordern Rande der grossen Oeffnung
des Hinterhauptes.
Und eben so allgemein ist auch wohl
in der ganzen Classe der Quadratkno-
chen (Fr. os carré)*), wodurch der Un-
terkiefer in der Ohrgegend zu beiden
Seiten mit dem Schedel eingelenkt ist.
Das Thränenbein haben zwar die
Säugethiere mit den Vögeln gemein;
[Seite 83] doch scheint es bey diesen noch allge-
meiner als bey jenen; ist meist von an-
sehnlicher Grösse, und muss genau von
dem, vermutlich nur den Raubvögeln
eignem*) Superciliarknochen unterschie-
den werden.
Ihre Kiefer sind durchgehends zahn-
loss; aber der obere, der bey den Säuge-
thieren gänzlich unbeweglich ist, hat
bey den Vögeln, bis auf wenige Aus-
nahmen, mehrere oder mindre Beweg-
lichkeit**); entweder so dass er, wie
bey den Papageyen***), einen eignen
[Seite 84] von der Hirnschale abgesonderten Kno-
chen ausmacht, der durch eine wahre
Articulation mit derselben verbunden
ist, oder doch so, dass er bey den aller-
mehrsten übrigen zwar in Einem Stück,
aber doch mittelst nachgiebiger elastischer
Knochenblätter mit derselben zusammen-
hängt. – Nur bey wenigen, z.B. beym
Auerhahn, zumal aber beym Nashorn-
vogel*) (Buceros rhinoceros), scheint er
gänzlich unbeweglich.
Das Verhältniss der eigentlichen
Hirnschalenknochen zu den Kiefern ist
auch in dieser Classe sehr verschieden.
Jene sind z.B. bey den Eulen von auf-
[Seite 85] fallender, so wie diese hingegen bey
den Nashornvögeln von ungeheurer
Grösse*).
Zu den übrigen vorzüglich characte-
ristischen Verschiedenheiten der Vögel-
schedel unter einander**), gehört beson-
ders, dass die Augenhöhlen (die über-
[Seite 86] haupt in dieser ganzen Classe von an-
sehnlicher Grösse sind), bey manchen
bloss durch eine membranose, bey an-
dern durch eine knöcherne mehr oder
weniger durchbrochne Scheidewand von
einander abgesondert sind; und dann
das Verhältniss der Nasen- und Gau-
menöffnung zum Oberkiefer; das selbst
bey verschiednen Gattungen des glei-
chen Geschlechts ausnehmend differirt;
denn so sind z.B. diese Oeffnungen klein
beym Storch, und hingegen beym Kra-
nich von einer solchen Weite, dass da-
durch der längste Theil des Kiefers nur
wie ein durchbrochnes Prisma aus drey
weit von einander abstehenden, nach der
Schnabelspitze convergirenden, schmalen
Knochenstreifchen zu bestehen scheint.
Die Steifheit des Rückens der Vögel
wird durch zahlreichere und bewegli-
chere Halswirbel compensirt, deren, um
nur wenige Beyspiele anzuführen, der
[Seite 87] Rabe 12 hat, das Huhn 13, der Straus
13, der Storch 19, der Schwan 23.
Am Rumpfe (bruncus) des Vogelge-
rippes sind überhaupt weniger knorpe-
lichte Theile als bey den Säugethieren,
zumal ist der dazu gehörige Theil des
Rückgrates kurz und steif, und ohne
wahre Lendenwirbel. So wie auch kein
Vogel ein zu einer wahren geglieder-
ten Schwanzrippe verlängertes Kukuks-
bein hat.
Das Becken der Vögel wird haupt-
sächlich durch einen breiten einfachen
gemeinschaftlichen Hüftknochen gebil-
det, dessen Seitentheile bey mancher-
ley Gattungen verschiedentlich gestaltet
sind, nach unten aber, statt eine Schaam-
beinverbindung zu machen, weit von
einander abstehen, wovon, so viel bis
jetzt bekannt, bloss der Straus die merk-
würdige Ausnahme macht, dass sein
[Seite 88] Becken auch, wie bey den allermeisten
Quadrupeden, nach unten, und zwar,
wie bey einigen derselben (– §. 37.
pag. 63. –) durch völlig zusammen ver-
wachsene Schaambeine geschlossen ist.
(– tab. II. e –).
Die Vögel haben weniger Rippen als
die Säugethiere. Meines Wissens nie
über 10 Paar. Auch liegen die so ge-
nannten unächten (costae spuriae), die
nemlich gar nicht ans Brustbein rei-
chen, bey ihnen nach vorn, nicht wie
bey jener Thierclasse nach den Hüften
zu; und die ächten sind nur mittelbar
durch besondre kleine Zwischenknochen
mit den Rändern des Brustbeins ver-
bunden. Auch zeichnen sich, wenig-
stens die mittlern Paare, durch einen
besondern flachen fast hakenförmigen
Fortsatz aus, der nach oben und hinten
gekehrt ist.
Das Brustbein dieser Thiere verläuft
sich nach unten in das verticale Kno-
chenblatt (crista) zur Anlage der mäch-
tig grossen Brustmuskeln. Beym männ-
lichen wilden Schwan (Anas cygnus),
so wie bey einiget Gattungen des Rei-
hergeschlechts, z.B. beym Kranich, bil-
det dieser Theil eine sonderbare hohle
Kapsel, die zur Aufnahme eines be-
trächtlichen Theils der Luftröhre dient.
– Dem Straus fehlt aber jenes Kno-
chenblatt gänzlich, da sein Brustbein
die in dieser Classe sonst unerhörte Form
einer flachgewölbten Schale oder eines
Brustharnisches hat.
Die Flügel mit dem Rumpfe zu ver-
binden, dienen dreyerley merkwürdige
Knochen*). Die überaus robusten
[Seite 90] Schlüsselbeine, welche gerade Röhren-
knochen bilden. Dann das dieser Classe
eigne Gabelbein (furcula, Fr. la lunette,
Engl. merry thought), wodurch das
obere Ende derselben mit dem Brust-
bein zusammenhängt, und die säbelför-
migen Schulterblätter.
Die Flügelknochen lassen sich im Gan-
zen füglich mit denen im Arm des
Menschen oder der Quadrumanen ver-
gleichen, und bestehen bey den aller-
mehresten Vögeln aus einer Oberarm-
röhre, zwey Vorderarmröhren, zwey
Knochen in der Handwurzel, zweyen
meist zusammen gewachsenen in der
Mittelhand, einem Daumenknochen, und
zweyen Fingern, wovon der zunächst
am Daumen liegende aus zwey Glie-
dern, der äusserste aber nur aus einem
[Seite 91] besteht. – Zu den merk würdigsten Ab-
weichungen davon gehört, so wohl was
die Zahl als die Bildung und das re-
spective Verhältniss dieser Knochen ge-
gen einander betrifft, die Einrichtung
derselben in den fast flossenartigen
Ruderflügeln des Penguingeschlechts
(– tab. III. –)*).
Der Knochenbau der untern Extre-
mitäten ist am Vogelgerippe einfacher
als bey den Säugethieren, und begreift
im Allgemeinen bloss das Schenkelbein,
die Schienbeinröhre (bey manchen mit
einer kurzen fast grätenförmigen Ne-
benröhre), eine Röhre des Mittelfusses
(metatarsus), und die Fusszehen. Selbst
statt der Kniescheibe findet sich bey
vielen ein blosser Fortsatz der Schien-
beinröhre. Und da die Vögel weder
wahre Nebenröhre (sibula), noch auch
Fusswurzel (tarsus) haben, so articu-
lirt ihre Schienbeinröhre unmittel-
bar mit der gedachten Mittelfussröhre.
– Bey den mehrsten Vögeln ist eine
merkwürdige Progression der Zahl der
Phalangen in ihren Zehen, da die grosse
Zehe aus zwey Gliedern, die nächst-
folgende aus dreyen, die mittlere aus
vieren, und die äusserste aus fünfen be-
[Seite 93] steht*). – Doch haben die Papageyen
an der grossen Zehe noch einen beson-
dern Querknochen.
Bey den Amphibien sind erstens die
beiden Ordnungen derselben, die vier-
füssigen nemlich und die Schlangen,
und unter jenen wiederum die drey
Hauptgeschlechter von Schildkröten, Frö-
schen und Eidechsen, in der Totalform
ihres Körpers, und mithin auch in der
Einrichtung ihrer Gerippe, so sehr von
einander verschieden, dass es am bessten
seyn wird, das hierher gehörige nach
der Folge dieser Ordnungen und Ge-
schlechter selbst, zusammen zu fassen.
Zuerst also von den Reptilien.
Die Schildkröten, deren ganze Ge-
rippe*) überhaupt, so wie diese Thiere
selbst, einen ausnehmend sonderbaren
Bau haben, sind völlig zahnloss; haben
aber vorn am Oberkiefer eine Art von
os intermaxillare. Der hornichte Ueber-
zug ihrer Kinnladen hat, zumal an der
obern, in Rücksicht seiner Verbindung
mit derselben, manche theils auffallende
Aehnlichkeit mit dem Pferdehuf. Ihre
Hirnhöhle ist äusserst eng in Vergleich
zur Grösse des Schedels, dessen grössten
Raum bey den Seeschildkröten
die beiden weiten fossae laterales
einnehmen, in welchen die mächtig
grossen Beissmuskeln liegen.
Der eigentliche Rumpf des Scelets
ist mit den beiden grossen Schalen des
Thiers verwachsen: so, dass die Brust-
wirbel und Rippen in der Rückenschale
festsitzen, das Brustbein hingegen dem
Bauchschild zur Grundlage dient.
Die knöcherne Rückenschale besteht
aus ohngefähr 50 Stücken, die theils
durch ächte Nähte unter einander ver-
bunden sind.
An den Beckenknochen unterschei-
det man die gleichen drey Haupttheile,
wie bey der Säugethiere ihren, aber im
umgekehrten Verhältniss der respectiven
Grösse. Die Schaambeine nemlich sind
so hoch und breit, dass sie die beiden
grössten flachen Knochen (ossa plana)
am ganzen Schildkröten-Scelet aus-
machen, die Hüftknochen hingegen am
kleinsten.
Am sonderbarsten ist Form und Lage
ihrer Schulterblätter und Schlüsselbeine.
Jene liegen ganz anomalisch nach un-
ten, hinter dem Brustschilde, und diese
haben gleichsam die Gestalt eines Win-
kelhaken, wo aussen an der Ecke des-
selben die Oberarmröhre (os humeri) ein-
gelenkt ist.
Frösche und Kröten*) sind ebenfalls
zahnloss**) und haben ein sehr kurzes
[Seite 98] Rückgrat, das sich hinten in einen ein-
fachen geraden Knochen endigt, der
mitten zwischen dem fast gabelförmi-
gen Hüftknochen zu liegen kommt.
Sie haben gar keine Rippen; dage-
gen aber breite processus transuersos der
Brustwirbel, und eine sonderbare Ver-
bindung der fast Schuppenförmigen
Schulterblätter und zweyer Paare von
Schlüsselbeinähnlichen Knochen mit
dem Brustbeine.
Noch verdient eine sonderbare Ein-
richtung in der Vorderarmröhre und dem
Schienbein dieser Thiere Erwähnung,
als welche zwar nur aus einem Stücke
bestehn Und noch dazu in der Mitte
dicht sind ohne Markhöhle, aber sich
an beiden Enden gleichsam in zwey
[Seite 99] fast trichterförmige Röhren mit deutli-
chen Markhölen spalten*).
Unter den Eidexenartigen**) Amphi-
bien mögen hier die Crocodile***) we-
gen mancher besonders merkwürdigen
Eigenheiten in ihrem Bau zum Bey-
spiel dienen.
[Seite 100] Schwerlich sind bey irgend einer an-
dern Art von Thieren die Kiefer von so
auffallender Grösse in Vergleich zu der
äusserst engen Hirnhöle.
Der obre endigt sich vorn in ein an-
sehnliches os intermaxillare, und die Sei-
tenflügel des untern bestehn aus meh-
rern zusammengefugten Stücken.
Besonders ist auch bey diesen Thie-
ren*) die Einlenkung des Unterkiefers;
da derselbe die am Oberkiefer befindliche
Gelenkwalze (condylus) in seiner Gelenk-
rinne (cauitas articularis) aufnimmt**).
Ihre zahlreichen Zähne haben das
merkwürdige, dass zum Behuf des Wech-
selns anfänglich immer ihrer zweye wie
Tuten in einander stecken*).
Die allerauffallendste Sonderbarkeit
an ihrem Gerippe ist aber ein wunder-
bares sternum abdominale, was ganz vom
vordem eigentlichen Brustbein verschie-
den ist, und sich vorn Schwerdknorpel
desselben nach den Schaambeinen er-
streckt, und zur Stütze der Bauchein-
geweide zu dienen scheint*).
Die Schlangen*) haben wohl sämmt-
lich einen, unabhängig von der übrigen
Hirnschale schon für sich mehr oder
weniger beweglichen Oberkiefer.
Bey ihrem Gebiss ist vor allem die
wichtige sehr bestimmte Verschiedenheit
zu merken, wodurch sich die giftigen
Gattungen von Schlangen von den
ungleich zahlreichern giftlosen aus-
zeichnen.
Die letztern haben nämlich im Ober-
kiefer vier mit kleinem Zähnen besetzte
[Seite 104] Maxillarknochen, wodurch gleichsam
eine gedoppelte doch weit von einan-
der abstehende Reihe von Zähnen ge-
bildet wird, wovon die eine nach in-
nen auf jeder Seite längs des Gaumens,
die andre aber nach aussen am vordem
Kieferrande sitzt.
Den giftigen fehlt diese äussre Reihe
von kleinen Zähnchen; dagegen haben
sie aber am vordem Rande des Ober-
kiefers die längern röhrenförmigen Gift-
zähne, welche mit den Giftblasen in
Verbindung stehen, und im Grunde als
wahre knöcherne ductus excretorii an-
zusehen sind, wodurch das Gift beym
Biss in die damit gebissne Wunde ein-
geflösst wird*).
So wie es überhaupt scheint dass die
Menge der Rückgratswirbel bey den
rothblüthigen Thieren mit der Grösse
und Stärke ihrer äussern Bewegungs-
werkzeuge in umgekehrten Verhältnisse
Stehen; so haben namentlich die Schlan-
gen beym gänzlichen Mangel solcher
Werkzeuge die aller zahlreichsten Wir-
bel; theils über 300.
Bey den Klapperschlangen sind die
letzten Schwanzwirbel breit, und mit
den ersten blasenförmigen Gliedern der
Kornartigen Klapper überzogen; so wie
auch die übrigen, holen Glieder dieses
in seiner Art so Einzigen und räthsel-
haften Organs*) auf eine bewunderns-
werthe Weise an einander eingelenkt sind.
Auch finden sich bey den Schlangen
die allermehresten Rippenpaare; bey
manchen auf dritthalbhundert.
Darunter verdienen besonders die
sogenannten costae scapulares der Bril-
lenschlangen bemerkt zu werden, die
ihnen zum Aufblähen des Halskragens
dienen*).
Hingegen sind die Schlangen wohl
unter allen rothblüthigen Thieren die
einzigen die gar keine Spur eines Brust-
beins haben.
Bey der mannichfaltigen Verschie-
denheit in der Totalbildung der Fische
begreift sich von selbst wie vielartig
auch die Form ihrer Gerippe seyn muss*),
[Seite 108] doch kommen sie im Ganzen darin
untereinander überein, dass sich ihr
Rückgrat vom Schedel bis zur Schwanz-
flosse erstreckt; dass die übrigen Fin-
nen, zumal die Brust- und Bauch-Flosse
an besondre dazu bestimmte Knochen
eingelenkt sind; überhaupt aber die Fi-
sche weit mehr lose vom übrigen Sce-
let abgesonderte Knochen haben, als die
Thiere der vorigen Classen*).
Der Schedel ist bey vielen Knorpel-
fischen, (namentlich bey den Rochen)
von sehr einfachen Bau und besteht
(den Unterkiefer abgerechnet) meist nur
aus Einem Haupt-Stück. Bey den Grä-
tenfischen hingegen ist er aus desto
zahlreichern Knochen zusammen gesetzt,
deren man z.B. am Kopfe des Barsch
auf 80 zählt.
Die meisten von diesen haben ei-
nen mehr oder minder beweglichen
Oberkiefer.
Besonders zeigt sich in dieser Classe
grosse Mannichfaltigkeit im Bau des
Gebisses.
Manche Geschlechter wie z.B. die
Störe sind zahnloss. Ihr Gebiss, das
[Seite 110] aus den Oberkiefern, Jochbeinen und
beiden Hälften der Unterkinnlade be-
steht, macht einen vom übrigen Sche-
del abgesonderten, eignen beweglichen
Theil aus, der aus dem, unten nach
dem Halse zu liegenden Maule, heraus-
geschoben und wieder eingezogen wer-
den kann.
Unter den mit Zähnen versehenen
Fischen findet sich ausnehmende Ver-
schiedenheit in Form, Menge und Lage
derselben.
So haben z.B. manche Gattungen
des Brachsengeschlechts (Sparus proba-
tocephalus u.a.m.) fast menschenähnliche
Vorderzähne*) die auch mit Wurzeln
in Zahnzellen eingekeilt sitzen.
[Seite 111] Bey sehr vielen andern Fischge-
schlechtern hingegen werden die Zähne
durch zapfenförmige Fortsätze der Kie-
ferknochen gebildet, die nur wie mit
einer Rinde von Schmelz (substantia vi-
trea) überzogen sind.
Bey den allermehresten Hayfischen
ist das Gebiss mit zahlreichen Zähnen
auf den Nothfall zum Ersatz von ver-
lohren gehenden, versehen. Der carcha-
rias z.B. hat ihrer über 200, die in
mehreren Reihen fast wie die Blätter
einer Artischocke auf einander liegen.
Nur die in der äussersten Reihe am
Kiefer-Rande stehen auswärts und bloss.
Die in den übrigen Reihen hingegen
sind kleiner, mit den Spitzen rückwärts
gekehrt und mit einer Art Zahnfleisch
bedeckt. Sie brechen durch und schla-
gen sich rum wenn welche in der äu-
ssern Reihe verlohren gehn*). Es ver-
[Seite 112] steht sich daher bey dieser Einrichtung
von selbst, dass sie keine Wurzeln ha-
ben können.
Nur der Sägefisch (Squalus pristis)
hat an beiden Seitenrändern seines
Schwerdförmigen Gewehrs fest einge-
keilte Zähne.
Bey manchen Fischen ist selbst der
Gaumen und bey einigen (z. E. beym
Lophius piscatorius) sogar das Zungen-
bein, so wie bey vielen Rochen der
Rand des Mundes mit Zähnen wie ge-
pflastert*).
Das Rückgrat besteht bey den lang-
gestreckten Fischen mit kurzen Flossen
aus desto zahlreichern Wirbeln (§. 72.),
deren sich z. E. beym Aal über 100, bey
manchen Hayen über 200 finden.
Das Hauptstück oder sogenannte
corpus dieser Wirbel ist meist cylin-
drisch, auf beiden Flächen mit einer
trichterförmigen Vertiefung und con-
centrischen Ringen, deren Zahl sich nach
dem Alter des Thiers richten soll.
Das Rückenmark läuft oberhalb der-
selben durch einen an der Wurzel der
Dornfortsätze gebildeten Canal.
[Seite 114] Mit den sogenannten Brustwirbeln
sind bey den mehrsten Gräten-Fischen
die Rippen eingelenkt; bey manchen
stehen sie aber ausser dergleichen Ver-
bindung mit denselben; und den Knor-
pelfischen kann man gar keine eigent-
lichen Rippen zuschreiben.
Unter den besondern Knochen die
zur Grundlage und Einlenkung der
Flossen dienen, lassen sich die an den
Brustfinnen mit Schulterblättern, und
die an den Bauchflossen gewissermassen
mit den Hüftknochen der vorigen
Thierclassen vergleichen*).
Viele Fische sind endlich auch noch
mit blossen Fleischgräten (ossicula mu-
[Seite 116] sculorum Artedii) versehen, die theils
gabelförmig sind, immer bloss zwi-
schen den Muskeln liegen und zur Be-
wegung derselben dienen.
Auf die vergleichende Uebersicht der
Gerippe, als von welchen die Totalbil-
dung der rothblütigen Thiere abhängt,
folgt nun der zweckmäsige Aushub des-
sen, was von übrigen thierischen Kör-
perbau und dessen Verrichtungen hier
zu merken ist; und diess zwar nach
der gewöhnlichen Eintheilung in vier
Classen von Functionen; die, so man-
cher Einschränkung sie auch unterwor-
fen ist, doch im Ganzen auch hier gar
füglich befolgt werden kann.
In den Unterabtheilungen jedes Ab-
schnitts werden dann die einzelnen
[Seite 120] Thierclassen, nach der im Vortrag der
Zoologie gewöhnlichsten Ordnung durch-
gegangen.
Die sogenannten Functiones naturales
die das Ernährungs-Geschäfte der Thiere
im weitem Sinne begreifen, machen um
so füglicher den Anfang, da sie einer-
seits allen Thierclassen ohne Ausnahme
zukommen, ja sogar, Wenn gleich auf
eine andre Weise, den Pflanzen mit den
Thieren gemein sind: anderseits aber
doch auch gerade in der eigenthümli-
chen Art wie sie von den Thieren voll-
zogen werden, ein Hauptcharacter der
Animalität liegt; insofern nemlich die
Thiere diejenigen organisirten Körper
sind, die in der Regel*) ihre Nahrung
[Seite 121] mittelst willkührlicher Bewegung su-
chen, und sie durch den Mund in den
Magen bringen.
Von ihrem Gebiss ist das merkwür-
digste schon im zweyten Abschnitt ge-
[Seite 123] sagt. – Manche Affen, Paviane und
Meerkatzen, sind so wie die Hamster
und einige demselben ähnliche Gattun-
gen des Marmotengeschlechts mit Bak-
kentaschen (thesauri) versehen, worin
jene Quadrumanen bey ihrem Aufent-
halte auf den Bäumen im Nothfall kleine
Provisionen aufnehmen, und die Ham-
ster u. dergl. Wintervorrath in ihre Erd-
hölen eintragen*).
Bloss bey den Camelen der alten
Welt ist bis jetzt der sonderbare drü-
senreiche willkührlich bewegliche Beu-
tel (bursa faucium) bemerkt worden,
der hinten am Gaumen sitzt, und ver-
muthlich diesen Thieren bey ihrem Auf-
enthalt in dürren Sandwüsten zur
Netzung des Rachens dient*).
Der Schlund der Quadrupeden zeich-
net sich von dem Menschlichen beson-
ders durch den fast schraubenförmigen
Lauf der beiden Reihen von einander
durchkreuzenden Querfasern in seiner
Fleischhaut aus. – Bey gierig schlin-
genden Raubthieren wie z. E. beym
[Seite 125] Wolf ist er von auffallender Weite: so
wie hingegen bey vielen grössern Gras-
fressenden, zumal aber bey den Wie-
derkauenden seine Häute desto robu-
ster sind*).
Auch die Mündung des Schlundes
in den Magen zeigt in Rücksicht der
Weite sowohl, als der Art ihrer Inser-
tion manche Verschiedenheit; daher be-
greiflich ist warum sich manche Thiere,
wie der Hund, so sehr leicht, andre
hingegen, wie z.B. das Pferd, kaum
anders als in äusserst seltnen Fällen**),
erbrechen können***).
Weit mehr ist der Magen selbst bey
vielen Thieren dieser Classe in Form
und Bau und Function verschieden.
[Seite 127] Bey den mehrsten fleischfressenden*)
Quadrupeden, zumal bey den sogenann-
ten Reissenden Thieren, ist er dem
Menschlichen im Ganzen ziemlich ähn-
lich, doch theils von andrer Gestalt, wie
z. E. bey der Robbe (Phoca vitulina) wo
der Schlund gleich am linken Ende des
Magens eintritt, so dass dasselbe gar
keinen sogenannten blinden Sack bildet.
Bey manchen andern, z. E. beym Löwen,
Bär u.s.w. ist er um die Mitte herum
durch eine schwache Verengerung wie
in ein paar Abschnitte getheilt, und
überhaupt sind bey den Carnivoren seine
Häute, zumal die Fleischhaut sehr ro-
bust**).
Bey manchen Herbivoren scheint er
von aussen ebenfalls einfach; ist aber
inwendig entweder wie beym Pferd*),
durch auffallende Verschiedenheit der
beiden Hälften der innern Haut die ihn
auskleidet**); oder aber wie bey so
vielen mauseartigen Thieren durch eine
[Seite 129] fast klappenförmige Verlängerung der-
selben Haut gleichsam in zwey Ab-
schnitte getheilt. Diess ist auch beym
Hasen und Caninchen der Fall, und da
zeigt sich, besonders wenn sie ein paar
Stunden vorher gefressen haben, auffal-
lende Verschiedenheit zwischen der Be-
schaffenheit des Futters in derjenigen
Hälfte wo der Schlund eintritt, in Ver-
gleich zu der die nach dem Darm geht.
Bey manchen andern, zumal eben-
falls grasfressenden Säugethieren, be-
steht er aber aus zwey oder noch meh-
rern schon von aussen ganz von ein-
ander unterschiedenen, und gleichsam
eben so viele Mägen bildenden Ab-
schnitten. So z. E. beym Hamster aus
zweyen*); beym Känguruh**), zumahl
[Seite 130] aber beym Bisamschwein*) aus dreyen;
bey den Faulthieren aus vieren**).
Aber auch die fleischfressenden Ce-
taceen haben einen vielfachen Magen,
und zwar manche Gattungen dersel-
ben von drey, andre von vier und
theils von fünf sackförmigen Abteilun-
gen***).
Die so zu sagen kunstreichste Ein-
richtung, zumal des innern Baues und
seines Mechanismus findet sich bey den
allgemein bekannten vier Mägen der
[Seite 131] wiederkauenden Thiere mit gespaltnen
Klauen, wovon wir die von zwey da-
hin gehörigen Hausthieren, dem Horn-
und Wollvieh zum Muster nehmen*).
[Seite 132] Der erste Magen, der Pansen (ru-
men, penula, magnus venter, ingluuies)
ist beym erwachsnern Vieh (noch nicht
so beym neugebohrnen oder Säugling)
bey weiten der allergrösste; von aussen
am Ende gleichsam in zwey sackför-
mige Anhänge, inwendig aber wie in
vier Hölungen abgetheilt; und seine in-
nere Haut wie mit unzähligen plattge-
drückten Zäpfchen besetzt*).
[Seite 133] Hierauf folgt zweytens die Haube,
Mütze, oder das Garn (reticulum, ol-
[Seite 134] lula) die gleichsam als ein kuglichter
Anhang zum Pansen anzusehen ist, sich
aber doch besonders durch die ausneh-
mend saubre Bildung der polygonischen
scharfkantigen Zellen oder Fächer von
demselben auszeichnet, die durch die
innerste Haut derselben formirt werden.
Der dritte Magen heisst das Buch,
der Psalter, Faltenmagen, oder Löser,
(echinus, conclaue, centipellio, omasum)
ist der kleinste, und von den vo-
rigen beiden sowohl in seiner Form,
die man mit der eines zusammengeku-
gelten Igels verglichen hat, als in sei-
nem Innern gänzlich verschieden; denn
seine Hölung wird durch zahlreiche
(beym Schaf gegen 40, beym Ochsen
gegen 100) blätterförmige Duplicaturen
seiner innern Haut sehr beengt, die
[Seite 135] längs liegen und von verschiedener re-
gelmässig abwechselnder Breite sind.
Der vierte endlich, oder der soge-
nannte Laab (abomasum, faliscus, ven-
triculus intestinalis) ist nächst dem Pan-
sen der grösste, länglicht birnförmig,
und seine innere Haut der in andern
Thiermägen ähnlich, mit grossen längs-
laufenden wulstigen Falten.
Die ersten drey Mägen stehen auf
eine überaus merkwürdige Weise unter
einander und mit einer rinnenförmigen
Fortsetzung des Schlundes in Verbin-
dung. Dieser tritt nämlich da ein wo
Pansen, Haube, und Buch an einander
grenzen; verlauft sich aber dann in-
wendig in die gedachte Rinne, so dass
das obre Ende derselben mit ihm con-
tinuirt, das untre aber in den dritten
Magen geht. Als Rinne steht sie dann
zugleich den rechts und links liegenden
beiden ersten Mägen offen. Wenn sich
[Seite 136] aber ihre wulstigen fast lippenähnlichen
Seitenränder an einander legen, so bil-
det sie dann eine geschlossene Röhre, die
gleichsam als eine directe Fortsetzung
des Schlundes in den dritten Magen an-
zusehen ist.
Die verschiedene Verrichtung dieses
sonderbaren Theils entweder als offne
Rinne, oder als geschlossene Röhre,
scheint also dahin abzuzwecken, dass
sie im ersten Fall das abgegrasste nur
obenhin zermalmte noch halb rohe Fut-
ter in den Pansen als in ein Magazin
fallen lässt; von wannen es in klei-
nen Portionen in die Haube kommt,
und von dieser, nachdem es mehr durch-
weicht ist, (gleichsam durch eine Art
von motus antiperistalticus) in den
Schlund zurück, und so wieder ins Maul
getrieben, daselbst ruminirt und zum
zweyten mal geschluckt wird; wobey
sich aber sodann die Rinne zur Röhre
[Seite 137] schliefst*) und den wiedergekauten
Bissen geradeswegs in den dritten Ma-
[Seite 138] gen leitet*). Hier wird das ruminirte
bey seinem vermuthlich nur kurzen Auf-
enthalt, zwischen den Blättern dessel-
ben noch mehr zur Verdauung vorbe-
reitet, und diese dann vollends im vier-
ten oder eigentlich sogenannten Magen
beendigt**).
Noch ein paar Eigenheiten an den
Mägen einiger andern Säugethiere fin-
den gerade hier ihre passendste Stelle,
ehe wir zu der Vogel ihren übergehn,
da sie darin mit dem übereinkommen,
wodurch sich sonst viele von diesen
auszeichnen.
[Seite 140] Beym Beutelthier nemlich stehn ganz
gegen die sonstige Regel in dieser Thier-
classe die beiden Mündungen des Ma-
gens, so nahe oder eigentlich noch
dichter beysammen als bey so vielen
Vögeln.
Der Biber hat am obern Magen-
munde ein eignes corpus glandulosum,
ohngefähr von der Grösse eines Gulden
nach innen voller Schleimhölen; das
im Ganzen dem bulbus glandulosus am
Vogelmagen ähnelt, und diesem bewun-
dernswerthen Thiere wohl zur Verdauung
und Animalisirung seines trocknen Fut-
ters von Baumrinden, Spänen u.s.w.
dient.
Und der Magen des Pangolin (Ma-
nis pentadactyla) ist fast so derb und
fleischicht als ein Hünermagen, und
enthält auch so wie der von den Kör-
nerschluckenden Vögeln, Steinchen und
Grant, der von jenen Thier wahrschein-
[Seite 141] lichst zu gleichem Zweck, wie bey die-
sen Vögeln, eingeschluckt wird*).
So wie oben der Backentaschen bey
manchen Säugethieren gedacht worden,
so verdient hier der Kehlsack Erwäh-
nung, der beym männlichen Trappen vorn am Halse
unter der Haut liegt, und sich mit ei-
[Seite 142] ner weiten Mündung unter der Zunge
öffnet, dessen Nutzen aber noch nicht
ganz entschieden scheint*).
Der Schlund, der überhaupt bey den
meisten Vögeln der Luftröhre zur rech-
ten herabsteigt, ist bey vielen fleisch-
fressenden so wie auch ihr obrer Ma-
genmund von auffallender Weite; (meist
ungleich weiter als der Darmcanal;)
theils um die ganzen Fische oder grosse
Knochen die sie schlucken und die der
Magen nicht fassen könnte, einstweilen
zu beherbergen**); theils auch um das
[Seite 143] Gewölle (die Haar- und Knochen- oder
Gräten-Ballen) desto leichter wieder
auszubrechen*).
Nur bey den Landvögeln wie es
scheint, und auch nicht einmal bey die-
sen Allen, (übrigens aber bey vielen
Raubvögeln**) so gut als bey Körner-
fressenden,) erweitert sich der Schlund
vor dem Brustbein erst in den Kropf
(ingluuies, prolobus, Fr. jabot), der mit
zahlreichen, theils in regelmässige Rei-
[Seite 144] hen vertheilten Schleim- oder Speichel-
Drüsen besetzt ist; die besonders bey
denen die ihre Junge aus diesem Kropfe
ätzen, um diese Zeit merklich anschwel-
len*) und eine beträchtlichere Menge
Saftes secerniren**).
Ohne Vergleich allgemeiner und ver-
muthlich der ganzen Classe zukommend,
ist ein andres drüsenreiches secerniren-
des Organ, der bulbus glandulosus (echi-
nus, infundibulum, prouentriculus, cor-
pus tubulosum etc.) der vor dem Ein-
tritt des Schlundes in den eigentlichen
Magen liegt, dessen Bildung und rela-
[Seite 145] tive Grösse aber bey verschiedenen Ge-
schlechtern und Gattungen vielartig dif-
ferirt. Beym Straus z. E. nimmt er sich
in Grösse und Form völlig, wie ein
zweyter Magen aus*). Bey manchen
andern Vögeln, wie z. E. bey Papa-
geyen, Reihern u.s.w. weicht er zwar
vom eigentlichen Magen in der Gestalt
ab, übertrifft ihn aber an Grösse; so
wie er hingegen bey den Hünern u.s.w.
weit kleiner ist**).
Bey den mehresten Vögeln liegt der
Magen mehr nach oben***), nach
[Seite 146] dem Rückgrat zu, und ruht gleichsam
auf einer Unterlage von Gedärmen; beym
Kukuk hingegen kommt er unten zu
liegen; doch ist diess bey weiten keine
ausschliessliche Eigenheit dieses merk-
würdigen Geschöpfs*), sondern ich,
habe das gleiche auch bey manchen an-
dern, namentlich beym Pfefferfras (Ram-
phastos tucanus) und Nussheher (coruus
caryocatactes) gefunden.
Der Bau des Magens scheint zwar
bey den verschiednen Ordnungen und
Geschlechtern dieser Classe von auffal-
lend grosser Verschiedenheit zu seyn.
Bey vielen Fleisch- und Insectenfressen-
den z. E. nur wie ein häutiger Schlauch
in Vergleich zu dem mit den derben
muskulösen Ballen bey den Körner
[Seite 147] schluckenden Vögeln. Aber zwischen
diesen beiden Extremen finden einer-
seits mannichfaltige Uebergänge*), und
anderseits auch grosse Analogieen statt;
zumal was den Lauf der Faserbündel
in der Fleischhaut**) und das gleich-
sam schwielichte Ansehen der inner-
sten***) betrifft, als worinn doch auch
viele von jenen sogenannten membra-
nösen Mägen mit dem bey den Hü-
nern u.s.w., merkliche Aehnlichkeit
zeigen.
Freylich aber ist beides, zumal der
muskulöse Theil, am ventriculus bulbosus
[Seite 148] der körnerschluckenden Vögel, bekannt-
lich von ganz ausgezeichneter Stärke*).
Hier finden sich nemich statt der blossen
Fleischhaut die vier ausnehmend dicken
derben Muskeln; das grosse Paar he-
misphärische laterales, und zwey klei-
nere wulstige intermedii über den beiden
Enden der Magenhöhle. Alle viere un-
terscheiden sich sowohl durch ihre Tex-
tur**) und beyspiellose Festigkeit, als
durch die ihnen eigene Farbe von allen
andern Muskeln des thierischen Körpers.
Die schwielichte innerste Haut, de-
ren Furchen und Runzeln von beiden
Halbkugeln wechselseitig in einander
greifen, verhält sich wie eine wahre
Epidermis, indem sie so wie diese durch
[Seite 149] anhaltenden Gebrauch von Druck und
Reiben allgemach dicker wird*).
Die Höhle dieser sonderbaren Mägen
ist nach Verhältniss enge und klein,
und verläuft sich trichterförmig in den
untern Magenmund, der nahe bey dem
obern liegt. – Kurz, alles ist an die-
sem merkwürdigen Organe auf mächtige
Triturationskraft**) berechnet, zu de-
[Seite 150] ren Verstärkung noch der bekannte In-
stinct der körnerschluckenden Vögel
kommt ausser ihrem Futter immer auch
rauhe harte Steinchen zu sich zu neh-
men*).
Bey den Seeschildkröten hat der weite
Schlund eine ganz auffallende Eigen-
heit, da er inwendig mit unzähligen
[Seite 152] grossen, steifen, an den Spitzen fast
hornartigen Stacheln von weisser Farbe
besetzt ist*). Sie stellen alle in einer-
ley Richtung, mit den Spitzen rück-
wärts nach dem Magenmunde zu. Ver-
muthlich um den Rücktritt des dahin-
eingeschluckten Futters zu verhüten,
das nur allmälich in den Magen gelan-
gen kann.
Bey den. Crocodilen ist der Schlund
trichterförmig, und ihr Magen hat so-
wohl in der benachbarten Lage seiner
beiden Mündungen als auch gewisser-
massen in der Derbheit seiner Häute,
einige (wenn gleich nur entfernte) Aehn-
lichkeit mit der körnerfressenden Vö-
gel ihrem.
Bey den Schlangen zeigt der Ma-
gen wenig andere Verschiedenheit vom
[Seite 153] Schlunde, als dass er etwas weiter, aber
in Verhältniss zu dieses seiner ansehn-
lichen Länge auffallend kurz ist.
Dagegen ist der Schlund bey den
mehresten Fischen desto kürzer. Doch
ist diess weder wie Aristoteles
glaubte*) der ganzen Classe gemein,
noch auch, wie Andere es modificirt, der
verlängerte Schlund den langgestreck-
ten Fischen eigen.
Grösse und Form des Magens va-
riirt in dieser Classe sehr mannichfal-
tig**). Bey den mehresten Fischen ist
[Seite 154] er dünnhäutig. Bey gar manchen aber
auch ziemlich derb und fleischig*) und
inwendig mit schwielichter Haut aus-
gekleidet; doch dass auch bey diesen
die vermeinte Aehnlichkeit desselben
mit dem Magen der körnerschluckenden
Vogel nur sehr entfernt bleibt.
Was schon anderwärts**) angemerkt
worden, dass das Ernährungsgeschäfft
der Insecten bey weiten nicht bloss,
wie bey den allermehresten rothblü-
tigen Thieren, auf ihre Selbsterhal-
tung, sondern hauptsächlich darauf ab-
[Seite 155] zweckt, dass sie organisirte Materie
consumiren sollen, das wird durch den
ausgezeichneten Bau ihrer sogenannten
ersten Wege augenscheinlich bestätigt:
da zumal bey den allermehresten von
denen, die sich einer Verwandlung un-
terziehen, der Magen im Larvenzustande
von mächtiger Grösse in Verhältniss zu
dem kurzen Darmcanal ist; und dage-
gen bey denen die in ihrem vollende-
ten Zustande wenig oder keine Nahrung
mehr zu sich nehmen, alsdann auch
ganz auffallend verkleinert und gleich-
sam zusammengeschrumpft erscheint*).
Ueberhaupt kann von den endlos
mannichfaltigen Besonderheiten des in-
[Seite 156] nern Baues in einzelnen Geschlechtern
und Gattungen dieser so vielförmigen
Thierclasse hier nur sehr weniges Platz
finden: also auch von denen am Schlund
und Magen derselben bloss ein Paar
Worte*).
[Seite 157] Bey vielen wird Anfang und Ende
des tubus alimentarius, Schlund und
Mastdarm, von einer ringförmigen Thei-
lung des Rückenmarks umfasst.
Im Ohrwurm ist der obere Magen-
mund inwendig mit einigen Zähnen
in zwey Reihen besetzt*).
Bey manchen Heuschrecken ist der
Magen selbst zwar klein, dafür aber
der Schlund von desto grösserer Weite.
[Seite 158] Bey manchen Gattungen dieses Ge-
schlechts, zumal bey der Maulwurfs-
grille besteht der Magen ans drey bis
vier blasenförmigen Abtheilungen*),
die man mit den Mägen der wieder-
kauenden Säugethiere verglichen hat**).
Des mit Gräten und andern Knochen-
stücken versehenen Magens des Hum-
mers und einiger anderer Krebse***)
ist schon oben gedacht [– §. 1. Not.*)
–]. Bekanntlich liegen auch an die-
sem seine drey Zähne, die, wenigstens
[Seite 159] beym Flusskrebs, so wie der Magen
selbst alljährlich, reproducirt werden.
Auch aus dieser Classe die so sehr
vielartig von einander verschiedene Ge-
schöpfe begreift, können hier nur we-
nige Beyspiele gleichsam als Muster
ausgehoben werden*).
[Seite 160] Einen überaus sonderbaren Magen hat
der wegen seiner wunderschönen Farben
[Seite 161] allgemein bekannte Goldwurm (Aphro-
dite aculeata), bey welchem dieses
Eingeweide an Form und Grösse fast
einem Dattelkern, so wie an Derbheit
des Gefüges beynahe dem bey den kör-
nerschluckenden Vögeln ähnelt*).
Bey vielen Schalthieren, zumal un-
ter den Bivalven wird der Schlund wie
zu einen Kropf oder Vormagen erwei-
tert; und ist bey manchen inwendig
mit hunderten von zarten Zähnchen
besetzt**).
In dem sehr robusten und dehnba-
ren Magen der Bulla lignaria sitzen
[Seite 162] drey harte kalkichte Schalen womit das
Thier andre Conchylien die es verzehrt
zu zermalmen im Stande ist*).
Bey den mehrsten eigentlichen Mol-
lusken ist der Magen von einfachem
häutigen Bau, und nach Verhältniss
von sehr verschiedner Grösse. Auffal-
lend gross habe ich ihn z. E. bey Scyl-
laca pelagicum gefunden. Vollends bey
den Blutigeln füllt er bekanntlich den
grössten Theil des Leibes und ist in-
wendig mittelst zehn häutiger durch-
brochener Scheidewände wie in Ab-
schnitte getheilt.
Die Armpolypen endlich und andere
ihnen ähnliche Zoophyten sind überhaupt
kaum für etwas anders als für einen be-
seelten an der Mündung mit Fangarmen
besetzten Magen anzusehen.
Der Darmcanal (– überhaupt nächst
dem Magen das allerallgemeinste Ein-
geweide im ganzen Thierreich –) zeigt
bey den Thieren dieser Classe, beson-
ders nach der Nahrungsweise derselben
eine doppelte Hauptverschiedenheit, in-
dem er in der Regel bey den Fleisch-
fressenden nach Verhältniss kürzer, und
dann auch die Strecke der sogenannten
dünnen Därme bey denselben im Aeu-
ssern weniger von den dicken verschie-
den ist, als bey den Herbivoren. –
Doch leidet auch alles dieses seine Aus-
nahmen. Denn so hat z.B. die Robbe
[Seite 164] auffallend lange, und hingegen das Faul-
thier sehr kurze Gedärme; so sind
ferner beym Dachs, der doch kein
eigentlich fleischfressendes Thier ist, ja
selbst bey manchen bloss Herbivoren,
wie z. E. beym Siebenschläfer (Glis escu-
lentus) u.a.m. die dünnen Därme meist
von gleicher Stärke mit den dicken, und
was dergl. m. ist.
In den dünnen Därmen sind bey den
mehresten Säugethieren die sogenannten
Kerkringischen Klappen schwächer aus-
gewirkt als beym Menschen; bey man-
chen ganz unmerklich; und das sowohl
bey Fleischfressenden als Herbivoren. –
Bey den Cetaceen hingegen ist die ganze
innere Fläche der Därme mit längslau-
fenden meist geschlängelten Falten be-
setzt.
Die flockichte zur Einsaugung des
Milchsafts dienende innerste Haut un-
terscheidet wohl ganz allgemein die
[Seite 165] dünnen Därme von den dicken, als
welche mehr bloss zur Aufnahme des
Unraths bestimmt sind. Beym Bär sind
diese Flocken auffallend langzottig.
Die Fallopische Klappe (valuula coli)
fehlt wohl nur wenigen Thieren dieser
Classe wie z.B. dem Igel*).
Der Blinddarm zeigt bey ihnen, und
zwar selbst bey manchen Gattungen aus
dem gleichen Geschlecht, grosse Ver-
schiedenheit. Manche, zumal unter den
Fleischfressenden haben ihn gar nicht;
doch fehlt er auch einigen Herbivoren
wie z.B. dem Siebenschläfer. Bey an-
dern Grasfressenden ist er hingegen
theils von ausnehmender Grösse und
Weite. Z. E. beym Hasen und Canin-
[Seite 166] chen länger als das ganze Thier, und
inwendig mit einer sonderbaren in
Schneckenwindung laufenden Klappe
besetzt. – Der Klipdas (Marmota ca-
pensis) hat erst ein grosses weites coecum
und dann eine Strecke weiter hin von
neuem zwey andre conische Blinddarm-
chen*).
Der wurmförmige Anhang mangelt
gar vielen Säugethieren; selbst manchen
Affen (z.B. dem syluanus u.a.m.)
Der Grimmdarm (colon) ist bey den
mehresten grasfressenden Thieren die-
ser Classe wie in blasenförmige Ab-
schnitte getheilt, und von grosser Weite
und Länge. So z.B. auffallend beym
Elephant und Pferd. Bey letztern ist
die ganze Strecke der dicken Därme
auf 24 Fuss lang; da sie hingegen bey
[Seite 167] einem mittelmässigen Hunde wenig über
eine Spanne beträgt. Bey diesem zeich-
net sich der Mastdarm durch starke
Querfalten aus, wodurch er beengt und
auch wohl die Ausleerung des Unraths
erschwert wird.
Bey einigen wenigen z. E. beym Bi-
ber und Faulthier haben Mastdarm und
Harnröhre einen gemeinschaftlichen Aus-
gang der sich gewissermassen mit der
cloaca der Vögel vergleichen lässt*).
Diese haben im Ganzen einen weit
kürzern Darmcanal als die Säugethiere;
[Seite 169] und ebenfalls ist er bey den Fleisch-
fressenden gemeiniglich kürzer als bey
[Seite 170] denen die sich vom Gewächsreich näh-
ren. Auch zeigt sich bey ihnen im
Aeussern kein merklicher Unterschied
zwischen den dünnen und dicken Där-
men; vielmehr sind sie bey manchen
am Anfange weiter als gegen das Ende.
Die mehresten Vögel haben zwey
Blinddärme, die bey manchen Gattun-
gen zumal unter den Geschlechtern der
Hünerartigen und Wasservögel von an-
sehnlicher Länge sind. Beym Straus
zeichnen sie sich durch eine merkwür-
dige schneckenförmig gewundne Klappe
aus*). Einige wenige Wasservögel ha-
ben nur Einen solchen Blinddarm, und
manchen, besonders unter den Raubvö-
geln fehlen sie gänzlich.
Der Mastdarm endigt sich in die so-
genannte cloaca, eine schlauchförmige
[Seite 171] Weitung worin sich zugleich die Harn-
leiter, die Genitalien, und die hinter
ihr liegende bursa Fabricii öffnen.
Diese letztre ist bei den verschiednen
Gattungen von ungleicher Form, eyför-
mig, oder länglich wie ein Blinddärm-
chen u.s.w., und bey jungen Vögeln
am grössten: im Alter schrumpft sie
zusammen, so dass sie z. E. bey alten
Hahnen kaum ein Hirsenkorn fasst*).
Nur aus jeder der beiden Hauptord-
nungen Eine Gattung als Beyspiel.
Bey der Caret-Schildkröte (Testudo
caretta) ist der Darmcanal fünfmal so
lang als das ganze Thier; die sogenann-
[Seite 172] ten dünnen Därme beträchtlich weiter
als die kurze Strecke der dicken. Beide
inwendig durchaus der Länge nach ge-
faltet*), und (wie diess wohl in der
ganzen Classe der Fall ist), mit einer
Menge zähen Schleim überzogen**).
In der Natter (Coluber natrix) be-
trägt die ganze Länge des Darmcanals
nicht einmal die des Thiers. Die dün-
nen Därme bilden durch ihren verlän-
[Seite 173] gerten Eintritt in die dicken eine an-
sehnliche Fallopische Klappe. Nur das
letzte Ende der dünnen ist so wie die
dicken und wie der Schlund (der wohl
1/3 so lang als das ganze Thier ist) und
Magen inwendig der Länge nach ge-
faltet*).
Sie haben, höchstens bis auf wenige
Ausnahmen einen sehr kurzen Darmcanal.
Bey einigen, z. E. im Zitterrochen ist
er nur halb so lang als der Magen**).
Doch wird bey ihm (so wie auch
bey mancherley andern Knorpelfischen)
der Weg den der Darmbrey und nach-
her der Unrath darin zu machen haben,
[Seite 174] durch eine breite Klappe verlängert, die
schneckenförmig hindurchläuft*).
Ueberaus merkwürdig, und wie es
scheint bis auf sehr wenige Ausnah-
men (z. E. beym Hecht) allen Fischen gemein, sind die
sogenannten appendices pyloricae, die sich
theils am untern Magenmunde, meist
aber zu Anfang des Darmcanals in den-
selben öffnen und einen Darmsaft ab-
scheiden, der einen Haupteinfluss auf
das bey diesen Thieren in kurzer Zeit
zu beendigende Verdauungs- und Chy-
lifications-Geschäft zu haben scheint**).
[Seite 175] Meist haben sie die Gestalt kleiner frey-
hängender Blinddärmchen*), deren An-
zahl bey den verschiedenen Gattungen von
einem einzigen bis zu mehreren hunder-
ten variirt; bey manchen Knorpelfischen
aber sind sie wie in einem drüsenarti-
gen Eingeweide verwachsen**), das
[Seite 176] man mit dem pancreas der warmblüti-
gen Thiere verglichen hat.
Unter den Mollusken haben manche
wie z.B. der Goldwurm (Aphrodite acu-
[Seite 177] leata) ebenfalls solche Blinddärmchen
zu beiden Seiten ihres kurzen Haupt-
darms.
Unter den Schalthieren scheinen die
festsitzenden überhaupt einen kürzten
und einfachem Darmcanal zu haben,
als die so sich von der Stelle bewegen.
Bey den mehresten Bivalven geht der
Mastdarm nach Poli's Versicherung
mitten durchs Herz. Bey den Weg-
schnecken (Limax) sowohl als bey de-
nen mit dem Haus (Helix u.s.w.), öffnet
sich der Mastdarm vorn auf dem limbus
dicht neben dem Luftloch.
Den Blutigel kann eigentlich gar
kein Darm zugeschrieben werden, doch
hat er allerdings einen After am Schwanz-
ende, wodurch er nur zuweilen etwas
weniges von Unrath (bey weiten das
mehrste aber durch den Mund) von sich
gibt. Die Armpolypen hingegen haben
auch nicht einmal so eine Oeffnung.
Was von diesen dreyen Organen hier
angeführt werden muss, kann füglich
zusammengefasst werden, da sie in
Rücksicht ihrer Functionen, in nahen
Bezug untereinander stehen; Milz und
Netz scheinen minder allgemein als die
Leber, und dieser gleichsam untergeord-
net zu seyn: welche letztere hingegen
wohl keiner Classe oder Ordnung des
Thierreichs mangelt, die mit einem Her-
zen und Circulationssystem versehen ist.
Die Leber dieser Thiere zeigt ausser
den minder bedeutenden und wohl nicht
[Seite 179] immer constanten Varietäten der Grösse,
Farbe, Abtheilung durch Einschnitte
u. dergl.*) vorzüglich die zweyfache
Hauptverschiedenheit, dass sie bey man-
chen Geschlechtern und Gattungen alle
ihre Galle unmittelbar in den sogenann-
ten Zwölffingerdarm ergiesst, bey vie-
len andern aber sich ein Theil dersel-
ben vorher in die Gallenblase sammelt.
Diese fehlt unter andern dem Pferde-**)
[Seite 180] und Hirsch-Geschlecht, und den Ce-
taceen.
Bey manchen von denen so hinge-
gen damit versehen sind, namentlich
beym Rindvieh, zeigen sich die berühm-
ten ductus hepaticystici die unmittelbar
aus der Leber in dieselbe übergehn.
Ebenfalls beym Ochsen so wie auch
beym Schaaf u.s.w. zeichnet sich die
Milz durch ein eignes zellenartiges Ge-
füge von dem bloss adrigen vieler an-
drer Thiere dieser Classe aus*).
[Seite 181] Ein eigentliches wahres Netz scheint
wohl den Säugethieren ausschliesslich
eigen*). Und selbst was man bey an-
dern Thieren eine Milz genannt hat, ist
doch ebenfalls in seiner Textur, Ver-
bindung u.s.w. von jenem Eingeweide
wie es sich in dieser Classe findet, sehr
verschieden.
Die Leber ist bey dem Hausgeflügel
nach Verhältniss auffallend grösser als
[Seite 182] bey den wilden Vögeln*). Bekannt-
lich fehlt die Gallenblase auch vielen
Gattungen dieser Classe, (z.B. den Tau-
ben, Papageyen u.s.w.) ja selbst zu-
weilen einzelnen Individuis einer Gat-
tung die sonst nach der Regel damit
versehen ist, wie z.B. unter den Haus-
hünern.
Ein kuchenförmiger Fettklumpen der
bey manchen Wasservögeln die Därme
deckt, ist wohl eher für ein Netz ange-
sehen worden.
Ueberhaupt ist die Leber bey diesen
Thieren von ansehnlicher und bey man-
chen, z. E. beym Salamander von ganz
auffallender Grösse. Auch ist mir keine
Gattung bekannt der die Gallenblase
mangelte.
[Seite 183] Die gelben, theils keulenförmigen,
theils wie gefingerten ductus adiposi oder
appendices luteae die bey den Fröschen
zu beiden Seiten des Rückgrats über
den Nieren liegen, hat zuerst Mal-
pighi für eine Art von Netz gehalten*).
Wie entfernt aber diese Aehnlichkeit
sey, zeigt ausser so vielen andern Ver-
schiedenheiten besonders das constante
merkwürdige Verhältniss worin die ver-
änderliche Grösse derselben mit dem
Paarungsgeschäft dieser Thiere steht.
Bey vielen ist der kurze Darmcanal
von der grossen langen Leber wie um-
fasst und gleichsam bewachsen. – Bey
manchen, in ihrem übrigen Körper fast
fettlosen Fischen, wie z.B. die Rochen,
[Seite 184] der Kabeljau u.s.w. strotzt hingegen die
Leber von Thran. – Nicht vielen Gat-
tungen fehlt die Gallenblase; wie z.B.
der Lamprete, Rothbarbe u.s.w.
Ein wirklich gallebereitendes und
in sofern leberähnliches Organ scheint
sich bloss bey den wenigen Thieren die-
ser Classe zu finden, die mit einem
Herzen und System von Saftgefässen
versehen sind; also namentlich bey den
Krebsen*). – Dass aber auch die bey
vielen andern befindlichen Blinddärm-
chen theils für Gallenwege angesehen
worden, ist schon oben erinnert.
So wie dann auch manchen Zooto-
men das grosse corpus adiposum das bey
den Raupen und vielen andern Insecten
[Seite 185] den grössten Theil ihres Leibes aus-
füllt*), einige Aehnlichkeit mit einem
Netze zu haben geschienen hat.
Die Organe worin der Saft abge-
sondert und enthalten wird, von wel-
chem die Tintenfische den Namen ha-
ben, sind längst mit Gallenwegen ver-
glichen worden, so dass man den My-
tis für eine Leber, und den Tinten-
beutel für eine Gallenblase genommen
hat**).
Bey vielen Schalthieren, zumal un-
ter den Bivalven, liegt die Leber um
den Magen und ergiesst ihre Galle in
[Seite 186] die Höhle desselben*). – Bey man-
chen Schnecken füllt sie die obern Win-
dungen des Gehäuses**).
Diese reinigenden Organe gehen gar
vielen Thieren ab die doch noch Gal-
lenwege haben, und finden sich aus-
schliesslich bloss in den rothblütigen
Classen, als welchen allen die Nieren
gemein sind, da hingegen die Blase
manchen Ordnungen und Geschlechtern
derselben mangelt.
Die Nieren haben bey manchen der-
selben, wie namentlich beym Bär*),
[Seite 188] einen gleichsam traubenartigen Bau, so
dass jede wie aus vielen kleinern*) zu-
sammengesetzt ist, die durch ihre Blut-
gefässe und Harngänge mit gemein-
schaftlichen Stämmen derselben zusam-
men hängen. – Die Blase hat bey den
mehrsten Quadrupeden eine freyere Lage
in der Bauchhöhle als beym Men-
schen**). In den reissenden Thieren
ist sie nach Verhältniss weit kleiner als
in den Herbivoren. Vorzüglich gross
ist sie bey den wiederkauenden bisulcis
und dem Hasen***).
Ihre Nieren*) bilden (bis auf sehr
wenige Ausnahmen beym Cormoran
u.s.w.) eine doppelte Reihe von ein-
zelnen von einander abgesonderten drü-
senartigen Körperchen**) die zu bei-
den Seiten der Lendenwirbel, in beson-
dern Vertiefungen der Hüftknochen, wie
[Seite 190] eingepresst liegen. – Dass der ganzen
Classe die Blase mangelt, ergibt sich
aus dem was oben von ihrer cloaca ge-
sagt worden, von selbst.
Im Schildkröten- und Frosch-Ge-
schlechte findet sich eine Harnblase,
die bey manchen der eigentlich soge-
nannten Frösche gedoppelt ist, so dass
ihrer zweye neben einander liegen.
Die Crocodile hingegen und manche
wahre Eidechsen haben keine; so we-
nig als die Schlangen bey welchen sich
die Harnleiter in die cloaca öffnen.
Merkwürdig ist, dass so viel be-
kannt, dieser Classe die Neben-Nieren
(capsulae suprarenales) abgehn; die also
[Seite 191] bloss den mit Lungen athmenden Thie-
ren zuzukommen scheinen.
Ohngeachtet nicht abzusehen ist,
wozu den Fischen, und überhaupt den
blossen Wasserthieren, eine Harnblase
nutzen kann, so ist doch wenigstens
eine grosse Zahl von Geschlechtern
und Gattungen derselben damit ver-
sehen.
Unter den mancherley verschiedenen
Bestimmungen und Functionen der so-
genannten allgemeinen Integumente, ist
wenigstens für die rothblütigen Thiere
eine der allerwichtigsten, so wie die
allgemeinste, dass sie denselben als rei-
nigende Organe dienen; daher denn
auch das was hier von denselben zu
sagen ist, seine passendste Stelle gleich
hinter den Harnwegen finden kann.
Die Grundlage aller übrigen äussern
Bedeckungen macht die lederartige ei-
gentliche Haut (corium) die allen vier
[Seite 193] Classen von rothblütigen Thieren ge-
mein und gleichsam als die filzartig
verdichtete (mit Nerven und Blut- und
Saug-Adern durchwehte) Aussenfläche
ihres Zellgewebes anzusehen ist. –
Diese wird zu äusserst mit der Oberhaut
bedeckt, die wenigstens bey den mit
Lungen athmenden Thieren grosse Aehn-
lichkeit unter einander zeigt. – Zwi-
schen beiden liegt der Malpighische
Schleim der aber dach nur bey den
warmblütigen sich als eine besondere
Hautschicht unterscheiden lässt. – Die
Oberhaut ist endlich noch in den ver-
schiedenen Classen mit besondern, wie es
scheint zunächst zur Ab- und Ausschei-
dung gewisser Stoffe bestimmten Or-
ganen besetzt; wie bey den Säugethie-
ren mit Haaren, bey den Vögeln mit
Federn u.s.w.
Ihr corium ist von auffallender Ver-
schiedenheit der Stärke. Z.B. ausneh-
mend zart im Flügel der Fledermäuse;
ungeheuer dick hingegen bey manchen
Multungulis (namentlich bey den Rhino-
cern) und Palmatis [vor allen beym
Wallross*)]. Auch die Form der Pa-
pillen auf seiner Aussenfläche ist bey
den mancherley Thieren dieser Classe
und selbst an verschiedenen Theilen
desselben Thieres vielartig; theils gar
fadenförmig, wie z.B. an den Tatzen
des Bären und ausnehmend sauber an
den Zitzen des eigentlichen Wallfisches
(Balaena mysticetus).
Die Farbe in der Malpighischen
Schleimhaut variirt zuweilen individuell
[Seite 195] bey Thieren einer und eben derselben
Gattung so wie bey verschiedenen Rassen
im Menschengeschlechte*). Am dicksten
ist sie bey manchen Cetaceen**). Son-
derbar ist der schon von Aristoteles
bemerkte consensus in welchem oft bey
manchen gefleckten Hausthieren, be-
sonders bey Schafen, Caninchen und
Hunden der Gaumen und zuweilen selbst
der Augenstern mit dem Felle steht,
[Seite 196] so dass wie dieses gefleckt ist, sich
auch Flecken in jenen Theilen zeigen*).
Die Oberhaut ist nach Verschieden-
heit ihrer Bestimmung oft an einzelnen
Theilen eines Thiers von sehr un-
gleicher Stärke. Z.B. sehr zart an
den Fingerspitzen der Affen und Pa-
viane in Vergleich zur Dicke derselben
an mancher ihrer Gesäss-Schwielen. Bey
manchen Multungulis, zumal am Ele-
phanten, bildet sie an vielen Stellen des
Körpers gleichsam hornartige dicht an
einander stehende Zapfen**). Doch
dieser Verschiedenheiten sind zu end-
[Seite 197] los mancherley, als dass sie hier be-
rührt werden könnten.
Haare finden sich, wenigstens ein-
zeln, wohl bey allen erwachsenern
Säugethieren, selbst die Cetaceen nicht
ausgenommen. Ihre verschiedene Stärke
macht, von der feinsten Schafwolle bis
zu den dicksten Stachelschweinstacheln,
unmerkliche Uebergänge. Dickere Borsten
und Haare, so wie z.B. die im Schwanze
des Elephanten u.a.m. ähneln in ihrem
Gefüge gar sehr dem Horn oder Fisch-
bein. So wie anderseits manche von
diesen beiderley Stoffen sich leicht in
Borsten spalten. Gewöhnlich sind die
Haare cylindrisch; doch manche breit,
gleichsam zweyschneidig; so z.B. die
oben auf den Zehen des Schnabelthiers
und des gemeinen. Stachelschweins.
Andere wie z. E. die Barthaare der Rob-
ben*) sind auch etwas flach, aber wie mit
[Seite 198] stumpf gezähnelten Rändern, so dass
sie gleichsam ein knotiges oder geglie-
dertes Ansehen erhalten. Etwas ähnli-
ches zeigt sich auch schon beym Haar
von manchen Bisulcis*), am auffallend-
sten bey dem womit der Bisambeutel
am männlichen Moschusthier besetzt
ist. Diese sind zugleich nur wie mit
einem lockern Markgewebe gefüllt, und
[Seite 199] daher sehr brüchig. – Manche sind
zwar dicht und fest aber doch mit einer
durch ihre Axe laufenden engen Röhre
wie durchbohrt; so die langen steifen
Barthaare des Seebären (Phoca vrsina).
Und die am Schwanze einiger Gattun-
gen von Stachelschweinen sind ganz
hohl, gleichsam wie Federspulen.
Ueberhaupt sind die Haare die un-
verweslichsten Theile der Säugethiere,
und besitzen beiderley Art von Repro-
ductionskraft [die gewöhnliche im na-
türlichen Zustande und die ausserordent-
liche nach zufälligen Verlust*)] in auf-
fallender Stärke. – Sie sind zumal
bey manchen Gattungen ausnehmend
elektrisch, und dienen den dichtbehaar-
ten Thieren überhaupt wohl vorzüglich
zur Absetzung des Ueberflusses von
Phosphorsäure**); manchen Gattungen
[Seite 200] oder Rassen aber auch nach der Ver-
schiedenheit ihrer Integumente noch zu
besondern Ausleerungen, die sich durch
eigenthümlichen Geruch äussern, der da-
her z. E. bey manchen Pferde- und
Hunde-Rassen eben so specifisch ist
als der Nationalgeruch mancher Spiel-
arten im Menschengeschlecht*).
Die dreyerley Häute haben die Be-
deckungen der Vögel mit der Säuge-
thiere ihren gemein. Auch sind man-
che, wie der Lämmergeyer (Vultur bar-
batus), die Raben, Puter u. e. a. an ein-
zelnen Stellen mit Haaren versehen.
Und andre, wie der Casuar in seinen
Flügeln, mit hornichten oder fischbein-
ähnlichen Stacheln, die sich aber doch
[Seite 201] durch das kielartige Gefüge ihrer Wurzel
schon dem Bau der Federn als der all-
gemeinen und ausschliesslichen Beklei-
dung dieser Thierclasse, nähern. Die
besondern Verschiedenheiten des Gefie-
ders sind unzählbar. Zu den merkwür-
digem gehören z.B. die schuppenähnli-
chen kleinen Federchen (gleichsam squa-
mulae ciliatae) an den zum rudern be-
stimmten Stummelflügeln der Pinguine;
die lanzettförmigen Blättchen an der
Spitze der Hals- und Flügelfedern des
wilden Stammhahns, und an den hintern
Schwungfedern des Seidenschwanzes;
auch dass gar mancherley Vögel aus ver-
schiedenen Ordnungen Doppelfedern ha-
ben, bey welchen nämlich immer zwey
oder auch mehrere*) Schafte aus Einem
gemeinschaftlichen Kiele entspringen u.
dergl. m.
[Seite 202] Ihr periodischer Wechsel beym Mau-
sern erfolgt in kürzerer Zeit, und fällt
daher schon deshalb mehr in die Augen
als das Haaren der Säugethiere, wobey
man schon oft und an mancherley Gat-
tungen von solchen Vögeln deren Männ-
chen anders gefiedert sind als ihre Weib-
chen, die für die Physiologie höchst in-
teressante Bemerkung gemacht hat, dass
letztre in zunehmenden Alter wenn sie
aufhören Eyer zu legen, männliches Ge-
fieder erhalten haben.
Dass übrigens die Integumente der
Vögel ebenfalls zu reinigenden abfüh-
renden Organen dienen, zeigt nament-
lich sowohl die Mause selbst, als auch
bey manchen die Abscheidung beson-
drer Stoffe durch diesen Weg; wie z. E.
des weissen mehlichten Staubes, der
zumal bey den weissen Cacadus (aber
auch bey manchen andern Gattungen
des Papageygeschlechts und auch bey
mehrern Vögeln aus andern Ordnungen)
[Seite 203] besonders zur Brunftzeit häufig abge-
sondert wird.
Die vielartigen Bedeckungen bey
den verschiedenen Ordnungen oder Ge-
schlechtern dieser Classe, von Schil-
dern, Reifen, Schuppen oder nackter
Haut, sind zu äusserst mit einer Ober-
haut bekleidet, die bey vielen, nament-
lich bey den Schlangen (als sogenanntes
Natterhemd,) und bey den Wassermol-
chen häufig abgestreift wird. Bey letz-
tern, zumal im Frühjahr und Herbst,
wohl wöchentlich zu mehrern Malen.
Manche von den feingeschuppten, wie das
Chamäleon, oder mit nackter Haut, wie
so manche Frösche, ändern zu Zeiten,
zumal nach Verschiedenheit des Lichts,
der Wärme und auch der Leidenschaf-
ten, ihre Farbe.
Wohl alle Fische ohne Ausnahme
sind mit Schuppen bedeckt, die bey vie-
len von denen die sich bloss in hoher
See aufhalten, bloss liegen, hingegen
bey denen die an den Küsten und im
süssen Wasser leben, mit einer Schleim-
haut überzogen sind. Merkwürdig ist
dass die Hautfarbe mancher Fische, na-
mentlich z.B. der Rothbarbe, sich ge-
nau nach der Leber ihrer richtet*).
Die Schuppen selbst werden nicht wie
Haare und Gefieder gewechselt, sondern
perenniren, und sollen jährlich eine
neue Lage zu ihrem blättrigen Gefüge
erhalten, aus deren Zahl sich folglich
das Alter des Thiers erkennen lasse.
Noch verdienen mancherley Organe
Erwähnung, die zur Abscheidung be-
sonderer Säfte, grösstentheils von noch
nicht genug bekannten Nutzen, in ein-
zelnen Classen oder Geschlechtern und
Gattungen von Thieren bestimmt sind,
und wohl am füglichsten hier am
Schlusse der Hauptabtheilung von den
sogenannten natürlichen Verrichtungen
kurz zusammen gefasst werden können.
Ausser den allgemein bekannten Spei-
cheldrüsen findet sich besonders beym
[Seite 206] Hund und einigen andern reissenden
Thieren auch eine in der Augenhöhle,
die Nuck beschrieben hat, und deren
Ausführungsgang sich am Oberkiefer bey
einem der hintern Backzähne öffnet*).
Beiderley Gattungen des Elephan-
tengeschlechts, die Africanische sowohl
als die Indische, und zwar die weibli-
chen so gut als die männlichen, haben
eine ansehnliche secernirende Drüse**)
an den Schläfen, zwischen dem Auge
und Gehörgang worinnen zur Brunft-
zeit ein bräunlicher Saft abgeschieden
[Seite 207] wird, der dann durch eine Oeffnung in
der Haut ausfliesst*).
Mit dieser Secretion scheint mir
übrigens was den Bau der Organe be-
trifft, die hinten auf dem Rücken des
sogenannten Bisamschweins (Sus taiassu)
noch die mehreste Aehnlichkeit zu
haben.
Viele wiederkauende bisulca und so
auch die Hasen haben auf der obge-
dachten Stelle der Oberkiefer (– §. 16. –)
die sinus sebaceos, die von dem fettigen
[Seite 208] Schleime so genannt worden der bey
manchen derselben in ansehnlicher
Menge darin abgeschieden wird, und
besonders beym Hirsch unter dem Na-
men der Thränen bekannt ist*).
Ebenfalls bey den mehresten wie-
derkauenden Thieren und auch wieder
bey den Hasen finden sich hinten in
den Weichen, neben den Genitalien und
Zitzen die antra inguinalia wie sie Hr.
Pallas nennt, worin aus darunter lie-
genden Drüsen eine Art von starkrie-
chendem Schmalz abgesetzt wird**).
Einige andre Säugethiere haben zu
besondern Zwecken eigene inwendig
fein behaarte Taschen am Unterleibe,
[Seite 209] worin auch gewisse fettige Feuchtigkeiten
von eigenthümlichem Geruch abgesondert
werden. So z.B. der Afterbeutel des
Dachses; und der Zitzensack der weib-
lichen Beutelthiere*).
Gleichfalls beym Dachs und den Beu-
telthieren, aber auch sonst noch bey
sehr vielen andern fleischfressenden Thie-
ren (sowohl unter den digitatis als pal-
matis) sitzen am Ende des Mastdarms,
die After-Drüsen und Bälge, die einen
eigenen im frischen Zustand meist sehr
heftig und widerlich riechenden gelben
schmierigen Stoff secerniren, wovon bey
manchen ihr Auswurf einen fast bisam-
artigen Geruch erhält**).
Von diesen Afterdrüsen muss man
eine andre Art von solchen secerniren-
den Glandeln und Bälgen unterscheiden,
in welchen zwar ebenfalls starkriechende
Stoffe abgeschieden werden, die aber
mehr mit den Genitalien in Verbindung
zu stehen scheinen*). Sie finden sich
sowohl bey gar manchen der nämlichen
fleischfressenden Thierse die auch mit
den Afterdrüsen versehen sind, wie z. E.
[Seite 211] beym Löwen u.s.w., dem Zibet-Thier
u.a.m.; als auch bey manchen von Ve-
getabilien lebenden, denen jene Organe
mangeln; und zwar bey manchen von
diesen in beiden Geschlechtern, wie z. E.
beym Biber*), bey der Ondatra**),
(Mus zibethicus) u.s.w., bey andern aber
bloss beym männlichen, so z. E. beym
Bisamthier dessen Beutel in der Na-
belgegend an der Vorhaut befindlich
ist***).
Endlich verdienen auch noch die in-
wendig behaarten drüsenreichen Höhlen
Erwähnung, die sich an den Füssen von
mancherley wiederkauenden bisulcis und
namentlich beym Schaf finden und sich
[Seite 212] mit einem besondern Ausführungsgang
in der Fuge zwischen den Klauen öff-
nen*), dessen Verstopfung, zumal durch
lang anhaltende nasse Witterung, bey
diesen Thieren beschwerliche Zufälle
verursacht.
Ohngeachtet die Vögel überhaupt
ihre Speise nicht wirklich kauen, so sind
doch manche derselben, und vor allen
die Spechte mit ansehnlichen Speichel-
drüsen, an den Seitenflügeln des Unter-
schnabels u.s.w., versehen, die durch
ihre Secretion die so sehr häufige und
starke Bewegung der Zunge beym
Schlucken erleichtern helfen.
Die Bauch-Speicheldrüse, wie man
neuerlich das Pancreas genannt hat, ist
zumal bey denjenigen Raubvögeln die
[Seite 213] nicht saufen von beträchtlicher Grösse;
übrigens in dieser Classe von vielar-
tiger Form und Gefüge.
Die Oeldrüsen am Vropygium sind
nach Verhältniss bey den Schwimm-
vögeln am grössten, und bey manchen
derselben, wie z. E. bey der Bisam-Ente
(Anas moschata) von einem ausgezeich-
neten Geruch. Nur bey der ungeschwänz-
ten Hüner-Rasse, dem Kluthahn (Gal-
lus ecaudatus) hat sich dieses Organ
durch die Degeneration verloren*).
Ob das was man bey gar manchen
Thieren dieser und der folgenden Clas-
sen so oft für ein Pancreas genommen
[Seite 214] hat, diesen Namen mit Recht verdient,
ist mir sehr unwahrscheinlich*).
Aber Afterdrüsen die zu gewissen
Zeiten einen starken specifischen Ge-
ruch verbreiten, finden sich allerdings
sowohl bey manchen Reptilien, wie z. E.
beym Kaiman (Lacerta alligator), als
bey Schlangen, wie namentlich bey den
Klapperschlangen**).
Manche Reptilien, z. E. der Salaman-
der und die Kröten schwitzen, zumal
wenn sie gereitzt werden, eine scharfe
Feuchtigkeit durch zahlreiche Poren
der Haut. Und der Gecko soll eine
wirklich giftartige zwischen seinen blät-
terigen Fusszehen secerniren.
[Seite 215] Weit heftiger ist aber das Schlangen-
gift, das bey so manchen Gattungen
abgeschieden wird, die sich durch die
dazu bestimmten schon oben (– S. 104 –)
angeführten Organe von den Giftlosen
auszeichnen.
Die allergemeinste von den hier zu
nennenden Secretionen in dieser Classe
ist die des Haut- und Schuppen-Schleims
in den längs der Seitenlinien liegenden
Canäle*), deren auf jeder Seite eine
oder etliche vom Kopf bis zur Schwanz-
flosse laufen. Bey manchen Fischen
ergiesst sich ihr Schleim durch die Zwi-
schenräume der Schuppen, bey andern
sind aber diese selbst mit regelmässigen
[Seite 216] Oeffnungen zum Ausfluss desselben wie
durchbohrt*).
Bey den Insecten finden sich wohl
gar keine wahren glandulae conglome-
ratae oder analoge Eingeweide; son-
dern ihre mancherley Secretionen wer-
den bloss durch freyliegende Gefässe
bewirkt**).
Ausser so mancherley Abscheidungen
gewisser Stoffe die bloss einzelnen Gat-
tungen eigen sind, wie zum Beyspiel
der Dunst den einige kleine Laufkäfer
(Carabus crepitans, marginatus u.s.w.)
von sich treiben, oder die heftig riech-
bare Ausdünstungen womit sich viele
[Seite 217] Wanzen im Nothfall vertheidigen u.
dergl. m. ausser diesen verdienen haupt-
sächlich zweyerley Arten von abgeson-
derten Säften in dieser Classe bemerkt
zu werden, der Seidenstoff den zumal
die Raupen der Phalänen*) und die Spin-
nen**) verweben, und dann das Gift
womit zumal manche hymenoptera***)
und aptera****) bewaffnet sind.
Gewissermassen kann aber auch das
Wachs das die Honigbiene und der Indi-
sche Coccus mellificus bereiten, mit zu den
Secretionen, die manchen Thieren dieser
Classe eigen sind, gerechnet werden.
Die merkwürdigsten hierher gehöri-
gen Secretionen finden sich bey den Schal-
[Seite 218] thieren; die allgemeine nämlich, wodurch
sie sich in einem besondern nahe beym
Herzen belegenen Eingeweide (sacculus
calcarius Swammerd. glandula testacea
Pol.) den Kalkstoff zu ihren Schalen ver-
arbeiten*); dann die besonders einigen
Gattungen von Seeschnecken (wie z.B.
Buccinum lapillus, echinophorum, Murex
brandaris, trunculus u.s.w. Helix ian-
thina u.a.m.) und sehr wenigen Mu-
scheln (z.B. Arca nucleus) eignen, da sie
den Purpur bereiten**)); und endlich die
welche bey manchen Bivalven, bloss in
ausserordentlichen Fällen, Statt hat, wenn
sie nämlich die Perlen absetzen***).
Ein wahres vollständiges Circula-
tionssystem dem einerseits rohe Säfte
durch absorbirende Gefässe zur Verar-
beitung zugeführt, und aus welchem
anderseits wieder andre Säfte in Drüsen
und drüsenartigen Eingeweiden abge-
schieden werden, scheint wohl bloss
den rothblütigen Thieren eigen und
allgemein. Und eben so allgemein we-
nigstens ist auch wohl bey denselben
der Herzbeutel*). – Aber Theile eines
[Seite 222] ähnlichen Systems, zumal Herz, und
gewisse damit verbundene Gefässe fin-
den sich allerdings auch bey manchen
Geschlechtern in den beiden weissblüti-
gen Classen.
Der innere Bau ihres Herzens ist im
Ganzen wie beym Menschen; aber die
Lage desselben bey den Quadrupe-
den und Cetaceen anders. Es liegt
nämlich bey denselben mehr längs des
Körpers; ruht mehr auf dem Brustbein
als auf dem Zwerchfell; auch ist daher
der Herzbeutel dieser Thiere (höchstens
bis auf sehr wenige Ausnahmen) nicht
so wie im Menschen mit demselben
[Seite 223] verwachsen*); die Strecke der untern
Hohlader die innerhalb der Brust liegt,
nach Verhältniss länger und was dergl.
mehr ist.
Die erwachsenen grössern bisulca
und auch das Schwein haben da wo
die aorta aus dem linken Ventrikel tritt,
einen oder zwey kleine platte Knochen,
die sogenannten (zumal am Hirsch wei-
land berufenen) Herzbeinchen. Der an-
gebliche Nutzen derselben zur Stütze
der Valveln**) u.s.w. scheint nicht sehr
einleuchtend.
Man hat gemeint die Amphibien in
dieser Classe (palmata) und die Ceta-
ceen hätten in der Scheidewand der bei-
den sinuum ein offenes foramen ouale
[Seite 224] wie die Leibesfrucht, und müssten es
haben, da sie bey ihrer Lebensweise
im Tauchen oft geraume Zeit des Ath-
mens entbehrten u.s.w. Diess ist nun
widerlegt, da wiederhohlte Zergliede-
rungen erwachsener Thiere dieser Art
gezeigt haben, wie selten sich diese
ungewöhnliche Ausnahme von der ge-
genseitigen allgemeinen Regel findet.
Aber wohl hat man dagegen bey
mehrern Geschlechtern und Gattungen
von palmatis sowohl als cetaceis (na-
mentlich bey det Flussotter sowohl als
bey der Seeotter, beym Delphin u.s.w.)
beträchtliche und constante Erweiterun-
gen und Geflechte an gewissen Bluta-
dern, zumal an der untern Hohlader
entdeckt, die wohl ohne Widerrede da-
zu dienen, um während des Untertau-
chens einen Theil des nach den Her-
zen zurücklaufenden Blutes einstweilen
aufzunehmen, bis das Thier wieder
athmen und dadurch den kleineren
[Seite 225] Blutumlauf wieder in Gang bringen
kann*).
Von besonders merkwürdigen Ver-
theilungen der Schlagadern an einzelnen
Theilen gewisser Thiere dieser Classe,
verdienen vorzüglich das sogenannte rete
mirabile beym Eintritt der carotis cere-
bralis in die Hirnschalenhöhle von vie-
len wiederkauenden bisulcis**) und reis-
senden Thieren; und dann die überaus
sonderbare Art Erwähnung, wie, nach
Hrn. Carlisle's Bemerkung***) bey
den Faulthieren sowohl als bey dem
Lemur tardigradus die Stämme der zu
den Beinen laufenden Arterien sich bey
[Seite 226] ihrem Austritt aus dem Rumpf sogleich
in zahlreiche meist parallele Aeste oder
plexus vertheilen, die sich zum Theil
dann gegen die Einbogen und Kniee
hin auch wieder miteinander verbinden.
In dieser ganzen Classe zeigt sich
so viel bekannt ohne Ausnahme die
überaus merkwürdige Eigenheit im Baue
ihres Herzens, dass der rechte Ventrikel
statt einer membranösen Klappe (wie
sie sich bey den Säugethieren in beiden
Herzhöhlen und bey den Vögeln selbst
auch in der linken findet) mit einem
derben straffgespannten, fast dreyeckten
Muskel versehen ist. Diese sonderbare
Einrichtung dient wohl dazu um das
Blut aus dem rechten Herzen mit desto
mehr Nachdruck in die Lungen treiben
zu können, da sich diese selbst (wegen
ihres Zusammenhanges und Verbindung
[Seite 227] mit den mancherley Luftbehältern von
welchen unten die Rede seyn wird)
nicht so wie bey den Säugethieren durch
die Inspiration aufblähen, als wodurch
der Uebertritt des carbonisirten*) Bluts
in dieselben ohnehin schon erleichtert
wird**).
Wenigstens bey unseren hieländi-
schen Fröschen, Eidexen und Schlangen
besteht ihr einfaches Herz unverkenn-
[Seite 228] bar nur aus Einem Ventrikel und Ei-
nem sogenannten Ohr*).
Anders verhält es sich hingegen in
den Seeschildkröten, über deren Herz
und dessen Theile mehr als über das
irgend einer andern Ordnung von Thie-
ren, gestritten worden.
Die Haupteinrichtung desselben
kommt auf folgendes hinaus:
Ihr Herz hat zwey Ohren**), die
so wie bey den warmblütigen Thieren
[Seite 229] durch eine verschlossene Scheidewand
von einander abgesondert sind, und ihr
Blut auch durch eben die Wege wie
bey diesen, empfangen; das rechte Ohr
nämlich aus den beiden Hohladern, das
linke aus den venis pulmonalibus. Jedes
ergiesst dann auch sein Blut in den ihm
zugehörigen Ventrikel; denn deren sind
ebenfalls zwey; folglich alles bisher
erwähnte im Ganzen wie bey uns.
Aber die auffallende Eigenheit wo-
durch sich das Herz dieser Thiere aus-
zeichnet und von anderer ihrem unter-
scheidet, liegt in zweyerley. Dass näm-
lich 1) diese beiden Ventrikel durch eine
besondere fleischichte fast röhrenförmige
Valvel, die aus dem linken in den rech-
ten hinüber geht, mit einander mün-
den, jener in diesen sich öffnet: und
[Seite 230] dass 2) die sämmtlichen grossen Schlag-
ader-Stämme allein aus dem rechten
Ventrikel (gar keiner derselben aus dem
linken) entspringen; die aorta nämlich
mit ihren drey Hauptästen*) mehr nach
rechts und oben, die pulmonalis hinge-
gen wie aus einer Nebenweitung**)
desselben Ventrikels, in der Mitte
der basis des Herzens nach unten
(– versteht sich, wie schon oben ein
für alle Mal erinnert worden, nach
[Seite 231] der horizontalen Lage der Thiere zu
reden. –)
Nun begreift sich leicht wie diese
merkwürdige anomalische Einrichtung,
– dass nämlich alles Blut bloss aus
dem rechten Ventrikel weiter getrieben
wird, – der Lebensweise dieser Schild-
kröten beym langen Untertauchen zu
statten kommt, indem bey ihnen der
sogenannte grosse Blutumlauf vom klei-
nen der durch die Lungen geht, in so
fern unabhängig ist, dass dann, wäh-
rend sie unter Wasser sind und nicht
athmen, dessen ungeachtet jener seinen
Fortgang behält; anders als bey den
warmblütigen Thieren, wo bekanntlich
nach ihrer Geburt die aorta kein Blut
fortführen kann, was nicht so eben erst
aus den athmenden Lungen durch den
linken Ventrikel ihr zugeführt worden
wäre*).
In dieser Thierclasse ist das Herz
nach Verhältniss zum ganzen Körper
ausnehmend klein, und von einem sehr
einfachen Bau, da es bloss aus Einem
Ventrikel und Einem Ohr besteht, die
zuzammen mit dem sogenannten cor
dextrum der warmblütigen Thiere zu
vergleichen sind. Denn der aus dem
Ventrikel entspringende Arterienstamm
(der bey den mehrsten Fischen gleich
bey seinem Austritt aus demselben wie
[Seite 233] zu einem kleinen Schlauch erweitert
wird) geht gerade vorwärts zu den
Respirationsorganen, den Kiemen; aus
welchen das Blut nachher mittelst ei-
ner grossen, der aorta zu vergleichenden,
Schlagader die längs des Rückgrats nach
hinten läuft in den übrigen Körper ver-
theilt und nachdem es in die Venen
übergetreten, durch die Stämme der Hohl-
ader nach dem Herzohr zurück gebracht
wird*).
Ueberhaupt haben die mehrsten kalt-
blütigen Thiere, namentlich die Fische
[Seite 234] und die hieländischen Amphibien*)
nach Verhältniss weit geringere Blut-
masse und weniger Blutgefässe als die
warmblütigen. Dagegen ohne Vergleich
mehr aus dem Arteriensystem ensprin-
gende vasa decolora.
Nur bey den wenigsten sogenann-
ten weissblütigen Thieren findet sich
ein wahres Herz und damit zusammen-
hängendes Adersystem; hier in dieser
[Seite 235] Classe wohl bloss bey einigen Geschlech-
tern der ungeflügelten Insecten, wie
die Krebse*) und Kiefenfüsse. Denn
die Meinung so vieler älterer Zooto-
men, die das lange theils zu beiden
Seiten gleichsam gefiederte Rücken-Ge-
fäss bey den Raupen u.s.w. für ein
Herz angenommen, hat schon Lyonet
widerlegt. Und selbst bey den ge-
nannten Geschlechtern scheint doch kein
Uebergang der Arterienenden in die
Anfänge der Venen, folglich kein wah-
rer Kreislauf statt zu haben.
Bey zahlreichen Geschlechtern die-
ser Classe, zumal unter den Molluscis**)
[Seite 236] und Testaceis*) ist ein Herz unver-
kennbar**), und theils von auffallend
sonderbarem Bau. So besteht es z. E.
bey den Tintenfischen aus einem Ven-
[Seite 237] trikel und zwey Ohren, die aber von
einander abgesondert zu beiden Seiten
desselben nach den beiden Kiemen zu
liegen. – Auch manche Bivalven sol-
len nach Poli zwey Herzohren, und
einige gar ihrer viere haben. Aber
auch bey allen diesen Schalthieren hat
man noch keinen Zusammenhang zwi-
schen ihren Arterien*) und sogenann-
ten Venen bemerken können**); so
wie anderseits gar manche Geschlechter
aus andern Ordnungen dieser Classe
zwar mit einem zusammenhängenden
Gefässsystem aber ohne Herz versehen
sind***), und den eigentlichen Zoo-
phyten weder das eine noch das andere
zugeschrieben werden kann, als bey
[Seite 238] welchen die Ernährung wohl bloss durch
unmittelbare Einsaugung des Nahrungs-
saftes aus ihrer Bauchhöhle in das gal-
lertartige parenchyma ihres Körpers vor
sich geht*).
Schon Valsalva nahm als Axiom
an, dass da wo wahre Blutgefässe sind
auch die eigentlich sogenannten absor-
birenden oder lymphatischen Gefässe
nicht fehlen. Umgekehrt scheint es
auch dass nur diejenigen Thierclassen
mit wahren lymphatischen Gefässen ver-
sehen sind, bey welchen sich zugleich
ein vollständiges Circulationssystem von
Blutgefässen findet. Das wäre also nur
bey den vier Classen von rothblütigen
Thieren. (– §. 156. –)
Bey gar vielen sogenannten weiss-
blütigen ist zwar eine Art von Ein-
[Seite 240] saugung entweder ganz evident, wie
bey den Armpolypen, deren paren-
chyma, wenn sie farbige Insecten ver-
schluckt haben, nach einiger Zeit mit
gleicher Farbe tingirt erscheint; oder
doch nach der Analogie aus andern
Phänomenen zu vermuthen, wie bey
der Verwandlung der verpuppten Rau-
pen u.s.w. – Aber doch ist noch
kein wirkliches System von eigentlichen
absorbirenden Gefässen an denselben
erwiesen*).
Dieses System, das eben wegen des
constanten Verhältnisses, worin es zum
wahren Blutumlauf steht, am füglich-
[Seite 241] sten auch hier gleich abgehandelt wird,
begreift bekanntlich die aus den dünnen
Därmen entspringenden Milchgefässe,
und die eigentlich so genannten lym-
phatischen im übrigen Körper; dann
die glandulas conglobatas, die wenig-
stens bey den mehrsten damit versehe-
nen Thieren bloss aus knaulförmiger
Verwickelung jener beiderley Unterar-
ten von Gefässen zu bestehen scheinen;
und endlich den ductus thoracicus als
den Hauptabführungscanal der durch
jene Gefässe dem Blute zuzubringen-
den Säfte.
In dieser Classe sind alle die ge-
dachten Theile des absorbirenden Sy-
stems am vollständigsten und deutlich-
sten ausgewirkt*). Auch zeichnen sich
[Seite 242] bey ihnen die Milchgefässe, wenn sie
Chylus enthalten, durch die weisse
Farbe desselben von den übrigen ein-
saugenden Gefässen aus, die nur meist
wasserhelle oder blassgelbliche Lymphe
führen. Die erstern laufen, besonders bey
Schafen und Ziegen in ansehnliche
Stämme zusammen: und die letztern,
die eigentlich so genannten lymphati-
schen Gefässe, sind unter andern, na-
mentlich an den Unterschenkeln des
Pferdes, in überaus saubern Geflechten
zu sehen.
Die Milchsaftröhre ist bey vielen
Quadrupeden, z.B. beym Hund, dop-
pelt*), und bildet bey den mehrsten
grössern Gattungen an ihrem Anfang
[Seite 243] (constanter als beym Menschen) eine
blasenförmige cisterna chyli*).
Und bey vielen, zumal unter den
feris, findet sich ein ansehnliches Ag-
gregat von Gekrösdrüsen, das unter
dem unpassenden Namen des pancreas
Asellii bekannt ist**).
In dieser Classe ist der Chylus meist
durchsichtig, mithin unterscheiden sich
auch die Milchgefässe nur durch ihre
Lage und Function von den eigentli-
chen lymphatischen. Auch bilden sie
keine Gekrösdrüsen, da sich doch an
andern Stellen bey vielen grössern Vö-
geln glandulae conglobatae zeigen. Ihr
ductus thoracicus ist gedoppelt*).
Bey den Seeschildkröten finden sich
in ihrem zarten Gekröse ausnehmend
starke Milchgefässe. Ihre Milchsaft-
röhre ist ebenfalls doppelt: und die
lymphatischen Drüsen scheinen ihnen
gänzlich zu fehlen**).
Bey diesen sind, so viel man bis
jetzt untersucht hat, die absorbirenden
Gefässe ohne Valveln; auch scheinen
ihnen die lymphatischen Drüsen abzu-
gehen; und ihr ductus thoracicus theilt
sich, wenigstens nach vorn (oder oben),
in zwey Hauptäste*).
So unentbehrlich wenigstens den bey
weiten allermehrsten Thieren die le-
benswierige Unterhaltung des grossen
chemischen Processes ist wodurch ihnen
der Sauerstoff, dieses wahre pabulum
vitae, zugeführt und gegen Ueberfluss
von Wasser- und Kohlenstoff umgesetzt
wird, so sehr verschieden sind die Or-
gane und der Mechanismus, wodurch
diese bewundernswerthe Function voll-
zogen wird*), Beym gebohrnen Säu-
[Seite 247] gethier, so wie beym ausgekrochnen
Vogel und den ausgebildeten Amphi-
bien, ist das Hauptlaboratorium zu die-
sem Behuf in die Lungen verlegt, bey
den Fischen in die Kiefern, bey den
mehrsten Insecten in die Luftröhren, bey
den Würmern in analoge, aber selbst
wieder verschiedenartige, Werkzeuge.
Die Lungen der Quadrupeden in die-
ser Classe kommen im Ganzen, was
Gefüge, Form und Verbindung betrifft,
mit den menschlichen überein. Bey
den Cetaceen hingegen und den zu-
nächst an dieselben gränzenden palma-
tis, wie z. E. beym Manaten, zeichnen
sie sich durch festere Textur, zumal
der sie umgebenden Haut, so wie auch
der eignen Gestalt aus, da sie nicht in
so genannte lobos eingetheilt, sondern
ohne Einschnitte, und langgestreckt,
[Seite 248] aber flach, und theils mit dem Brust-
fell, theils auch dadurch mit dem aus-
nehmend robusten fleischichten Zwerch-
fell verwachsen sind*).
Die Werkzeuge des Athmens in die-
ser Classe gehören wegen vieler Eigen-
thümlichkeiten, besonders aber wegen
ihres Zusammenhangs und Verbindung
mit mancherley durch einen grossen
Theil des ganzen Körpers verbreiteten
Theilen, zu den merkwürdigsten Ein-
richtungen in der thierischen Oecono-
mie**).
Die Lungen selbst sind bey den Vö-
geln nach Verhältniss klein, flach, hin-
ten am Thorax angewachsen, gleich-
sam in die Zwischenräume der Rippen
[Seite 249] eingefügt, und werden bloss nach vorn
oder unten mit dem Brustfelle beklei-
det, so dass sie folglich, genau zu reden,
ausserhalb der Brusthöhle liegen. Ein
grosser Theil dieser Höhle wird dage-
gen, so wie auch ein Theil der so ge-
nannten Bauchhöhle, von membranösen
Luftsäcken eingenommen*), in welche
sich die Lungen durch ansehnliche Mün-
dungen öffnen. Jene in der Brust sind,
wenigstens bey grossen Vögeln, durch
häutige querliegende Scheidewände in
einige Abschnitte getheilt**), deren
jeder, so wie auch die im Bauche lie-
genden Säcke, durch eine besondere
Oeffnung in den Lungen mit den Luft-
wegen derselben, und folglich mit der
Luftröhre in Verbindung steht. Eben-
falls bey grössern Vögeln zeigen sich
in den Membranen dieser Luftsäcke hin
[Seite 250] und wieder ansehnliche Bündel und
Streifen von Muskelfasern, die man für
ein Surrogat des dieser Thierclasse man-
gelnden wahren Zwerchfells angesehen
hat*), und die, wie man bey Vivisec-
tionen solcher grösserer Vögel sieht**),
hauptsächlich dazu dienen mögen, die
durchs Einathmen hinein gebrachten
Luftvorräthe nach Bedürniss wieder in
die Lungen zurück zu treiben, wobey
auch die Füllung oder Ausleerung der
[Seite 251] Brustsäcke mit denen im Unterleibe ab-
zuwechseln scheint*).
Ausser diesen Säcken ist aber auch,
wenigstens bey den allermehresten Vö-
geln (denn es findet darin bey den ver-
schiedenen Geschlechtern und Gattungen
gar vielartige Verschiedenheit, Ausnah-
men u. dergl. Statt) ein beträchtlicher
Theil ihres Gerippes zu Luftbehältern
bestimmt. Hauptsächlich gehören da-
hin die grösseren Röhrenknochen, na-
mentlich die Schulter- und Schenkel-
knochen und die Schlüsselbeine. Dann
aber auch die mehrsten flachen und viel-
eckichten Knochen am Rumpfe, beson-
ders das Brustbein, die Hüftknochen,
und die Rückenwirbel. Alle diese sind
bey den erwachsenen Vögeln, wenig-
[Seite 252] stens im Mittelstück, markleer*), so
dass die Röhrenknochen eine grosse Höh-
lung enthalten, und meist nur gegen
die Enden zu wie mit knochichten Quer-
fäden durchkreuzt; die übrigen aber mit
einem Gewebe von leeren Knochenzel-
len gefüllt sind. Sie haben (zumal die
Röhrenknochen an dem nach der Brust
zugekehrten Ende) ansehnliche Oeffnun-
gen**), wodurch sie vermittelst beson-
derer Gefässe mit den Lungen in einer
Verbindung stehen, die sich durch man-
cherley Versuche an lebendigen oder
todten Vögeln zeigen lässt***).
[Seite 253] Dass diese Luftknochen den mehr-
sten Vögeln zur Erleichterung im Flug*),
so wie manchen Wasservögeln beym
Schwimmen, und dem Straus u. mehr.
beym schnellen Lauf u.s.w., dienen
mögen, wird schon daher wahrschein-
lich, weil man gerade bey vielen der
grössern hochfliegenden Vögel, Adler u.
dergl. die mehrsten und geräumigsten
Luftknochen findet; vollends aber, weil
diese Knochen beym ganz jungen erst
ausgekrochenen Vogel allerdings mit
blutreichem Marke versehen sind, das
sich erst gegen die Zeit wenn sie flück
werden, durch Absorption, bey man-
chen ganz, bey andern, zumal unter
den Wasservögeln, doch wenigstens
grösstentheils verliert.
Dass aber anderseits doch nicht alle
diese knöchernen Luftbehälter, so wie
[Seite 254] die Luftsäcke, directen Bezug auf das
Respirationsgeschäft dieser Thiere haben
mögen, lässt sich schon daher schliessen,
weil ausser den gedachten, auch bey
vielen der Zwischenraum zwischen den
beiden Knochentafeln der Hirnschale
und der Unterkiefer Luft fasst, deren
Zuführungsgänge in keiner Verbindung
mit den Lungen, sondern bloss mit den
Eustachischen Röhren stellen.
Durch den gleichen Weg wird auch
in derjenigen Ordnung der Vögel, die
desshalb Levirostres genannt werden,
ihr theils ungeheurer Schnabel mit Luft
versehen, als welcher ihnen nicht, wie
andere Zergliederer gemeint*), zu Ge-
ruchwerkzeugen, sondern ebenfalls zum
Luftbehälter dient. (– tab. V. e. f. vom
Ramphastos tucanus. –)
Endlich gehören aber auch die Fe-
derspulen zu diesen Behältern*), die wie
die gedachten Luftknochen beym jungen
erst ausgekrochenen Vogel ebenfalls mit
einer Art von blutreichem Mark ge-
füllt, aber nach der Absorption des-
selben hohl werden, und sich mittelst
des Athmens mit Luft füllen oder da-
von ausleeren lassen, daher sich auch
das schnelle willkürliche Sträuben des
Gefieders bey Putern, Dohmpfaffen u.
s. w. erklären lässt.
Ausser dem schon erwähnten Nutzen
dieser mancherley Luftbehälter, mögen
sie überhaupt auch dazu dienen, dass
die Vögel bey mancherley schnellen oder
anhaltenden Bewegungen, und die Sang-
vögel beym Schlagen**), seltner zu ath-
[Seite 256] men brauchen, so wie die Bauchsäcke
offenbar auch zur Ausleerung des Un-
raths, und bey den Weibchen vielleicht
selbst zum Legen des Eyes wirken.
Die Lungen der Amphibien*) zeich-
nen sich von der warmblütigen Thiere
ihren schon sowohl durch ihre auffal-
lende Grösse als durch ihre ausneh-
mend lockere Textur aus**); was denn
[Seite 257] vielen derselben besonders zum Schwim-
men zu Statten kommt.
Beym Chamäleon sind sie mit zahl-
reichen, gleichsam gefingerten, Fortsätzen
oder Anhängen versehen*). Bey den
Wassermolchen endigen sie sich nach
hinten in eine längliche Blase.
Die Schlangen (wenigstens die aller
mehresten) haben nur eine einzige
[Seite 258] Lunge, die einen langgestreckten, bla-
senförmigen Schlauch bildet*).
Bey den neugebornen Fröschchen
(Kaulquappen) und denjenigen Eidexen,
die im Wasser jung werden**), findet
[Seite 259] sich in diesem ihren Larvenzustande ein
Paar den Fischkiemen gewisser Massen
ähnliche Organe (appendices simbriatae
Swammerd.*)); die aber frey zu bei-
den Seiten des Halses heraus ragen, und
nicht permanent sind, sondern sich all-
gemach (bey unsern hieländischen Repti-
lien jener Art meist binnen wenigen
Tagen,) in die Brust zurück ziehen, und
[Seite 260] ihre Reste da noch für einige Zeit als
so genannte Afterlungen*) neben den
wahren Lungen zu sehen sind**). Und
Statt der Kiemenöffnung, wodurch die
Fische das durch den Mund einge-
schluckte Wasser wieder von sich geben,
haben manche Kaulquappen an der lin-
ken Seite des Kopfs neben dem Auge
zu diesem Behuf einen kleinen schlauch-
[Seite 261] förmigen Ausführungsgang*), der von
der kleinen Röhre an der Unterlefze
mancher dieser Larven unterschieden
werden muss, womit sich dieselben
zur sicherern Haltung anfangs an Was-
serpflanzen fest saugen**).
Statt der Lungen ist diese Thier-
classe mit Kiemen oder Kiefern (bran-
chiae) versehen, die zu beiden Seiten
am Hintertheile des Kopfs jede unter
ihrem beweglichem Kiemendeckel (oper-
culum branchiale) liegen (der nur den
chondropterygiis abgeht), und mit dem
Rachen in Verbindung stehen, wodurch
[Seite 262] ihnen ihr Sauerstoff aus der im Wasser
befindlichen Luft (so wie den durch
Lungen athmenden Thieren mittelst der
atmosphärischen) zugeführt wird*).
Sie geben das Wasser nachher durch
die Kiemenöffnungen (aperturae bran-
chiales) wiederum von sich; und zeich-
nen sich folglich auch schon dadurch
von den Thieren der vorigen drey Clas-
sen aus, dass sie nicht so wie diese
durch den gleichen Weg exspiriren,
durch welchen sie vorher eingeathmet
hatten.
Wie die Kiemen zum Behuf dieses
so genannten phlogistischen Processes
ihr venöses Blut durch die Branchial-
[Seite 263] arterie erhalten, und es nach seiner
Umsetzung in arterielles, durch die Aorta
wieder fortschicken, ist schon oben
(– §. 164 –) berührt worden. Die Ver-
theilung dieser Gefässe auf den Falten
und Feldern der Kiemenblätter selbst
aber gehört zu den allerzartesten
und zahllosesten im thierischen Kör-
perbau*).
Bey den mehrsten Fischen**) be-
steht jede der beiden Kiemen aus vier
Blättern, die an eben so vielen mit
dem Zungenbein verbundenen bogen-
förmigen Gräten oder Knorpeln sitzen.
Meist findet sich nur Eine Kiemenöff-
nung auf jeder Seite; bey manchen aber,
namentlich unter den Knorpelfischen,
ihrer mehrere.
Sehr viele Seefische, zumal aber die
im süssen Wasser lebenden, sind mit
einer einfachen oder doppelten Schwimm-
blase*) versehen, die, wenigstens bey
den hieländischen, Stickgas enthält. Ob
sie ausser dem allgemein bekannten
Nutzen, nach welchem sie benannt ist,
noch zu andern Functionen diene, ist
noch unentschieden; inzwischen findet
sie doch aber immer eben so wohl als
oben die Luftbehälter der Vögel hier in
diesem Abschnitt füglich ihre Stelle.
[Seite 265] Sie sitzt in der so genannten Bauch-
höhle, am Rückgrath fest, und steht
gewöhnlich mit dem Schlunde, bey ei-
nigen mit dem Magen, durch einen
besondern Canal (ductus pneumaticus)
in Verbindung, in welchem man bey
manchen, wie z.B. beym Karpen, Klap-
pen gefunden hat, die, wie es scheint,
wohl die Luft durch denselben aus der
Blase heraus, aber keine von aussen
hinein lassen.
Dass auch den weissblütigen Thie-
ren, im Ganzen genommen, eine Art
von Respirationsgeschäft unentbehrlich
sey, liess sich schon nach der Analo-
gie aus dem in den mehrsten Ordnun-
gen beider Classen derselben entdeckten
wunderbaren Apparat von Kiemen oder
Luftröhren schliessen; bey vielen der-
selben ist aber auch der Process selbst,
[Seite 266] die Umsetzung des Sauerstoffs gegen
Kohlenstoff u.s.w., durch directe Ver-
suche erwiesen*).
Uebrigens unterscheiden sich die
weissblütigen Thiere von den rothblü-
tigen schon dadurch, dass, so viel be-
kannt, keines derselben durch den Mund
Luft schöpft.
Unter den Insecten**) sind manche
von denen die im Wasser leben, wie
namentlich die Fluss- und Seekrebse,
da wo die Beine ansitzen, mit einer
[Seite 267] Art von Kiemen*), unter den übri-
gen aber, zumal die Landinsecten, die
bekanntlich überhaupt ohne Vergleich
die bey weiten grösste Zahl in dieser
Thierclasse ausmachen, mit bewunderns-
würdigen durch den grössten Theil
ihres Körpers verbreiteten Luftgefassen
versehen: und zwar sind letztere bey
denen die sich einer Verwandlung unter-
ziehen müssen, in ihrem Larvenzu-
stande (– während also ihr Nutritions-
geschäft im vollsten, Gange ist, –) in
ungleich grösserer Menge und Stärke
vorhanden, als nachdem sie ihre letzte,
so genannte vollkommene, Gestaltung
erlangt haben.
Bey den Raupen z.B. liegt zu bei-
den Seiten unter der Haut eine starke
[Seite 268] Luftröhre (trachea), die nach aussen
mit neun Luftlöchern (stigmata) mün-
det; nach dem Innern hin sich aber
durch eben so viele Stämmchen von
Luftgefässen (bronchiae) in zahllosen
Ramificationen verbreitet*).
[Seite 269] Beides, ihre Tracheen und Bronchien,
sind von silberweisser Farbe, und die
Hauptmembran derselben besteht aus
spiralförmig gewundenen Fäden (fast
wie der Ueberzug der gesponnenen Sai-
ten). Ihre aller zartesten und zahlreich-
sten Enden vertheilen sich in den Speise-
canal, vorzüglichst aber in das oben
(– §. 126 –) erwähnte grosse corpus
adiposum.
Uebrigens zeigt sich so wohl in der
Anzahl als in der Lage der zum Ath-
men der Insecten bestimmten äussern
[Seite 270] Mündungen vielartige Verschiedenheit*).
Bey den mehresten liegen dieselben zu
beiden Seiten des Leibes. Viele von
denen im Wasser lebenden Larven oder
auch ausgebildeten Insecten hingegen
schöpfen atmosphärische Luft mittelst des
Endes vom Hinterleibe. Besonders merk-
würdig ist die Veränderung, die mit man-
chen Thieren dieser Classe in dieser Rück-
sicht während ihrer Verwandlung vor
sich geht; da z.B. die gemeinen Mücken
(Culex pipiens etc.) als Larven durch eine
Röhre am Hinterleibe, als Nymphen
hingegen durch zwey andere am Kopfe
Luft schöpfen**).
In dieser so vielartige Geschöpfe
umfassenden Thierclasse sind auch die
[Seite 271] Organe des Athmens von sehr verschie-
denem Bau*), und einigen Ordnungen,
namentlich bey den Bewohnern der Co-
rallen und den eigentlich so genannten
Zoophyten, vielleicht auch den Intesti-
nalwürmern, scheinen sie gänzlich zu
mangeln, so dass, wenn auch bey ihnen
eine analoge functio vitalis Statt hat, sie
doch auf andern vor der Hand noch
unentdeckten Wegen vor sich gehen muss.
Bey denen aber die mit eigentlichen
Respirationswerkzeugen versehen sind,
zeigt sich so wie unter den Insecten,
wiederum die gleiche Verschiedenheit,
dass das nämlich bey Manchen, wie
[Seite 272] z.B. bey den Tintenfischen*), Au-
stern**) u.s.w., eine Art von Kiemen
– selbst wieder von mancherley Bau –;
bey den mehresten hingegen Tracheen
sind, wie z.B. bey so vielen andern
Schaalthieren***) und Molluscis****) und
Intestinis*****). Doch sind viele aus der
ersten dieser Ordnung mit beiderley Re-
spirationswerkzeugen zugleich versehen.
Bey manchen Bewohnern der Bivalven,
[Seite 273] z.B. der Venusmuscheln*), liegen die
Luftgefässe zwischen den Häuten eines
einfachen oder doppelten röhrenförmi-
gen Schlauchs, der am Vordertheile des
Thiers befindlich ist, willkürlich aus-
gestreckt oder eingezogen werden kann,
und an sich noch zu andern Zwecken,
z.B. zum Eyerlegen, dient, am Rande
seiner Mündung aber mit den Oeffnun-
gen der Tracheen als mit Stigmaten
besetzt ist.
Schon Aristoteles hat richtig ein-
gesehen, dass nur denjenigen Thieren
wahre Stimme zugeschrieben werden
könne, die mit wirklichen Lungen ath-
men, folglich bloss denen in den ersten
drey Classen des Thierreichs. Aber
auch selbst unter diesen sind manche
Geschlechter und Gattungen entweder
überhaupt stumm, wie z.B., so viel
bekannt, die Ameisenbären*), die
[Seite 275] Schuppenthiere, die Cetaceen*), Schild-
kröten, mancherley Eidexen und Schlan-
gen; oder geben doch in gewissen Erd-
strichen keine Stimme von sich, wie
z.B. die Hunde in manchen Ländern
von America, oder die Wachteln**)
und Frösche***) in vielen Gegenden von
Sibirien.
Die aller mehresten Thiere dieser
Classe*) haben das mit einander ge-
mein, dass ihre Stimmritze vorn mit
dem Kehldeckel (und dieser, wenig-
stens bey sehr vielen, mit einem be-
sondern vom Zungenbeine entspringen-
den, im Menschen nicht befindlichen,
Muskel) versehen ist; und die Seiten-
ränder jener Ritze durch die doppelten
Stimmbänder (ligamenta thyreo-arytae-
noidea) gebildet werden, zwischen wel-
chen auf jeder Seite die Stimmhöhlen
(ventriculi laryngis) liegen. Der Kehl-
[Seite 277] deckel fehlt inzwischen den mehresten
Fledermäusen; und bey einigen mause-
ähnlichen Thieren, wie z.B. beym Sie-
benschläfer, ist er kaum merklich. So
wie anderseits die obern Stimmbän-
der, mithin auch die Stimmhöhlen,
manchen bisulcis, z.B. dem Ochsen und
Schaafe, abgehen.
Bey manchen Gattungen von Säuge-
thieren wird die ihnen eigenthümliche
sich besonders auszeichnende Stimme,
oder doch gewisse Töne noch durch
andere Organe gebildet, wohin vorzüg-
lich bey einigen sonderbare gespannte
Membranen, bey andern aber eigene
Blasen und Säcke gehören, die mit dem
Innern des Kehlkopfs in Verbindung
stehen, und theils als Fortsetzungen
der Stimmhöhlen anzusehen sind.
Beym Pferde z.B. wird der Anfang
des Wieherns durch eine besondere zart-
sehnige, fast sichelförmige Membran
[Seite 278] bewirkt, die in der Mitte am Schild-
knorpel sitzt, und mit ihren Enden
nach den äusseren Rändern der Stimm-
ritze läuft*).
Das eigene Geschrey des Esels hin-
gegen wird dadurch hervor gebracht,
dass sich unter einer ähnlichen Mem-
bran eine besondere kesselförmige Ver-
tiefung im Schildknorpel befindet, und
ausserdem noch zu beiden Seiten ein
paar Oeffnungen liegen, die zu beson-
deren Höhlen führen**).
Und nun das Maulthier –, das
wiehert nicht wie die Pferdestute, von
welcher es geworfen ist, sondern schreyt
wie der Eselhengst, von dem es er-
zeugt worden, und hat auch ganz den
Kehlkopf desselben, und nichts von
jenen eigenen Stimmorganen seiner
Mutter. Eine Erscheinung, die wie
[Seite 279] so viele andere sich wohl schwerlich
mit der vermeinten Präexistenz der prä-
formirten Keime im mütterlichen Eyer-
stocke reimen lässt*).
Bey der Katze liegen unter den
Stimmbändern ein Paar zarte Membra-
nen, die vermuthlich das diesen Thie-
ren eigene Schnurren oder Spinnen ver-
ursachen**).
[Seite 280] Das Schwein hat zwey beträchtliche
membranöse Säcke vorn oberhalb der
Stimmbänder*).
Mancherley Affen**) und Pavia-
ne***) haben, so wie auch das Ren-
[Seite 281] thier*), vorn am Halse ansehnliche ein-
fache oder doppelte Kehlbeutel von ver-
schiedener Form und Abtheilung, die
mit einer oder zwey Oeffnungen im
Kehlkopf zwischen dem Zungenbein und
Schildknorpel münden.
Und bey manchen Meerkatzen (z.B.
beym Cercopithecus seniculus und beel-
zebub) bildet der mittlere oder Vorder-
theil des Zungenbeins eine sonderbare
knöcherne Capsel von fast kugelichter
Form**), mittelst deren diese Thiere
ihr durchdringendes weit schallendes
Geschrey hervorbringen.
Die bis auf sehr wenige Ausnahmen
allgemeinste Haupteigenheit der Stimm-
[Seite 282] organe in dieser Classe reducirt sich dar-
auf, dass die Vögel, wie man insge-
mein sagt, einen doppelten – oder wie
man richtiger sagen sollte, einen an
beide Enden der Luftröhre vertheilten
Kehlkopf und zweyerley Stimmritze
haben.
Am oberen Ende der Luftröhre liegt
nämlich bloss die obere oder eigentliche
Stimmritze, und zwar ohne Kehldeckel*),
deren scheinbarer Mangel bey sehr vie-
len durch die conischen Fleischfasern zu
beiden Seiten der Ritze ersetzt wird.
Der Hauptapparat zur Bildung der
Vogelstimme findet sich hingegen im
[Seite 283] untern oder Bronchial-Larynx*), der
inwendig eine zweyte Stimmritze ent-
hält, die durch gespannte Membranen
gebildet wird, und bey vielen, zumal
unter den Wasservögeln, mit einem so
genannten Schnarrwerk in den Orgel-
pfeifen verglichen werden kann: von
aussen aber bey den verschiedenen Ord-
nungen und Geschlechtern mit mehre-
ren oder wenigern Muskelpaaren so wie
mit einer Art von Schilddrüse versehen
ist. Uebrigens zeigt sich, und zwar
ebenfalls besonders bey den Wasservö-
geln, theils schon in der verhältniss-
[Seite 284] mässigen Länge und Lauf der Luftröhre,
hauptsächlich aber im Baue des untern
Kehlkopfes, bey vielen Gattungen, und
bey manchen derselben wieder nach der
Sexual Verschiedenheit, vielartige Abän-
derung*). So hat z.B. der so genannte
zahme oder stumme Schwan (Anas olor)
eine gerade auslaufende Luftröhre, die
hingegen beym männlichen wilden oder
[Seite 285] singenden (cygnus) in die oben gedachte
Capsel des Brustbeins tritt (– §. 55. –).
Beym Löffelreiher (Platalea leucorodia),
so wie auch beym Katraka (Phasianus
motmot) u.a. finden sich ähnliche Win-
dungen der Luftröhre, doch ohne jene
Brustbeincapsel. Bey vielen Schwimm-
vögeln aber haben bloss die Männchen
am untern oder Bronchial-Larynx eine
knöcherne Blase von mancherley Ge-
stalt*), die ebenfalls zur Verstärkung
ihrer Stimme dient**). So die gemeine
[Seite 286] Aente, die Europäische Haubenänte
(Anas fuligula), die Brandänte (tadorna),
die weisse Tauchänte (Mergus albellus),
die Tauchergans (Merganser) u. a m.
In dieser letzten Classe von anima-
libus vocalibus ist der Bau der Stimm-
werkzeuge im Ganzen ziemlich ein-
fach, doch wieder bey den mancherley
Geschlechtern, Gattungen, und selbst
theils nach der Sexualverschiedenheit,
von vielartiger Einrichtung.
Bey manchen Schildkröten*) und
Crocodilarten macht die lange Luft-
[Seite 287] röhre verschiedene Windungen. Bey
den Fröschen ist sie sehr kurz; doch
bey den Männchen etwas länger als
bey den Weibchen; auch ihre Stimm-
ritze weiter. Uebrigens ist diese auch
wohl bey allen Thieren dieser Classe mit
Stimmbändern versehen*).
Bey manchen Fröschen zeichnen
sich die Männchen noch durch beson-
dere Luftsäcke aus, wohin die grosse
Kehlblase des Laubfrosches und die
Backenblasen gehören, die der grüne
Wasserfrosch (Rana esculenta) zur Paa-
[Seite 288] rungszeit an beiden Seiten der Mund-
winkel durch ein Paar Oeffnungen auf-
bläht, die am Unterkiefer nahe an der
Stimmritze liegen*).
In keiner andern Classe von Fun-
ctionen der thierischen Oekonomie ist
eine so reine einleuchtende Stufenfolge
vom einfachsten Bau zum zusammen-
gesetzten bemerklich, als in der, zu
welcher wir jetzt übergehen, die den
Hauptcharakter der Animalität bestimmt
und selbst davon ihren Namen erhal-
ten hat*).
Bey manchen der einfachsten Thiere,
aus der Classe der Würmer, zumal bey
den so genannten Zoophyten, ist über-
haupt wenig oder keine Verschieden-
heit von partibus similaribus**) ihres
Körpers, und namentlich nichts zu er-
kennen, was als ein besonderes Ner-
vensystem oder dazu gehörige Theile
angesprochen weiden könnte: sondern
die Nervenmaterie, die sich übrigens
durch Empfindungs- und Bewegungs-
vermögen bey ihnen so gut als in irgend
einer andern Ordnung oder. Classe des
Thierreichs äussert, ist in ihre ganze
meist homogene Masse wie verschmol-
zen: so dass z.B. bey den fast durch-
[Seite 293] scheinenden Armpolypen, die sich in
unsern Gewässern doch oft mit Zoll
langen Körper und Spannen langen
Fangarmen finden, selbst bey bester
Beleuchtung und starker Vergrösserung,
doch nichts als ein körniges, (gleich-
sam gekochten Sago ähnelndes) Gefüge
zeigt, das durch eine gallertartige Grund-
masse in die bestimmte Form verbun-
den wird.
Schon bey vielen andern Würmern
sind, so wie bey den Insecten, beson-
dere Nerven zu unterscheiden, die gröss-
tentheils aus dem so genannten Rücken-
mark entspringen, an dessen Kopfende
das eigentliche Gehirn nur einen sehr
kleinen unansehnlichen Theil macht:
der hingegen in den beiden Classen von
Thieren mit rothem kalten Blute, noch
viel mehr aber bey den warmblütigen,
von weit zusammengesetzteren Bau und
relativ beträchtlicherer Grösse ist, worin
[Seite 294] endlich der Mensch in so fern alle übri-
gen übertrifft, dass er, nach Hrn. Söm-
merring's scharfsinniger Bemerkung*),
das bey weiten allergrösste Gehirn in
Verhältniss zu der Feinheit seiner dar-
aus entspringenden Nerven hat**).
Schon die beiden grossen Scheide-
wände welche die harte Hirnhaut als
so genanntes Zelt (tentorium) zwischen
dem grossen und kleinen Gehirn, und
als Sichel (falx) zwischen den beiden
Hälften des erstem bildet, zeigen bey
einigen Thieren dieser Classe die merk-
würdige Eigenheit, dass sich ein star-
kes Knochenblatt als Fortsatz der be-
nachbarten Hirnschalenknochen zwi-
schen ihre Duplicatur erstreckt.
Von einer knöchernen Grundlage der
Sichel ist mir zwar unter den Quadru-
peden dieser Classe nur Ein Beyspiel
ohne seines gleichen bekannt, das ich
[Seite 296] bey dem an Anomalien der Art so rei-
chen Ornithorhynchus gefunden (– tab.
I. c. –); unter den Cetaceen aber findet
sich etwas Aehnliches, wenigstens bey
den Delphinen*). Uebrigens tritt auch
die Sichel selbst, bey manchen Gattun-
gen mehr, bey andern weniger tief
zwischen die Hirnhälsten**).
Weit häufiger findet sich hingegen
bey manchen Säugethieren ein tentorium
[Seite 297] cerebelli osseum, das aber bey den ver-
schiedenen Gattungen von ungleicher
Grösse und Umfang ist. Es wird durch
besondere Knochenblätter gebildet, die
sich hauptsächlich von der so genann-
ten tabula vitrea der Scheitelbeine, und
zum Theil auch von den beiderseiti-
gen Felsenbeinen in das tentorium der
harten Hirnhaut erstrecken, und im
Ganzen eine doppelte Verschiedenheit
zeigen.
Bey manchen nämlich, stellt es
gleichsam eine knöcherne Wand vor,
die nur nach unten einen meist vier-
eckten Durchgang lässt. So bey den
mehresten Gattungen des Katzen- und
Bärengeschlechts, beym Marder u.a.m.,
sogar bey einer Meerkatze, dem Coaita
(Cercopithecus paniscus)*).
[Seite 298] Bey andern hingegen besteht es aus
drey von einander abstehenden Stücken,
deren eins von oben und hinten, wie
ein Dach, in die Hirnschalenhöhle hin-
ein ragt; die andern beiden aber seit-
wärts von den Felsenbeinen entsprin-
gen. So bey manchen phocis*), im
Hunde- und Pferdegeschlecht u.s.w.
Endlich zeigt sich aber auch bey
noch andern, z.B. beym Schwein, Ca-
ninchen, manchen Mäusen u. dergl.
doch ein Rudiment zu den letztgedach-
ten Seitentheilen, wenigstens ein schar-
fer Rand an den Felsenbeinen**).
Zu denen Eigenheiten aber, wodurch
sich bey den Säugethieren das Gehirn
selbst*) von dem menschlichen aus-
[Seite 300] zeichnet, gehört überhaupt, ausser der
schon erwähnten grössern Stärke der
daraus entspringenden Nerven, auch
das nach Verhältniss zum grossen Ge-
hirn beträchtlichere Volumen des klei-
nen, so wie die ansehnlichere Dicke
des Rückenmarks*).
Ferner ist das merkwürdige und räth-
selhafte Sandhäufchen, das sich beym
[Seite 301] Menschen nach den ersten Jugendjahren
bis auf höchst seltene Ausnahmen, immer
an seiner Zirbeldrüse findet*), bis jetzt
nur erst bey wenigen andern Säuge-
thieren, und zwar namentlich bey man-
chen bisulcis, beobachtet worden**).
Bey den eigentlichen Quadrupeden
(also die Quadrumanen ausgenommen)
verlaufen sich die vordern lobi des
grossen Gehirns nach unten in die so
genannten processus mamillares***), aus
[Seite 302] welchen hernach die Geruchnerven des
ersten Paars entspringen. Sie sind, zu-
mal bey den Grasfressenden, von an-
sehnlichster Grösse*), überhaupt aber
tun so merkwürdiger, da sie, besonders
wegen der Verlängerung der vordem
Ventrikel, die sich hinein erstrecken,
weiland zu grossen physiologischen Irr-
thümern Anlass gegeben haben**).
Uebrigens findet zwischen dem Hirn
der grasfressenden Quadrupeden und
der Carnivoren auch fast durchgehends
[Seite 303] noch die eigene Verschiedenheit Statt,
dass bey ersteren die vordern von den
corporibus quadrigeminis oder die so ge-
nannten testes grösser sind, als die hin-
tern, bey letzteren hingegen das Wi-
derspiel Statt hat. So wie auch bey
jenen die eminentia candicans gross und
einfach, bey den Fleischfressenden hin-
gegen klein und doppelt ist*).
Allerdings bildet auch bey manchen
Vögeln die harte Hirnhaut einen sichel-
förmigen Fortsatz, der folglich mit Un-
recht der ganzen Classe abgesprochen
worden**). Ja, beym Auerhahn habe
ich sogar eine knöcherne Grundlage
[Seite 304] dazu, fast so wie in der Hirnschale des
Schnabelthiers (§. 204), gefunden*).
Das Hirn selbst ähnelt, im Ganzen
genommen, dem in der vorigen Thier-
classe (selbst darin, dass es sich bey
manchen Vögeln nach vorn in eine Art
von processibus mamillaribus verläuft),
so wie es sich hingegen von dem in
den folgenden auffallend auszeichnet.
Doch unterscheidet es sich von der Säu-
gethiere ihrem ausser seiner glatten
Oberfläche (ohne wulstige Windungen)
besonders dadurch, dass die thalami der
Sehenerven nicht innerhalb des eigent-
lichen oder grossen Gehirns eingeschlos-
[Seite 305] sen, sondern hinter demselben frey lie-
gen, meist von kuglichter Form und
inwendig hohl sind; ein Bau, den im Ge-
gentheil die Vögel mit den beiden Clas-
sen der Thiere mit rothem kalten Blut
gemein haben. – Auch sind diejeni-
gen Körper, die bey den Säugethieren
mit Recht striata heissen, bey den Vö-
geln nur einfarbig.
Hingegen fehlen den Vögeln manche
Theile des Gehirns, die sich bey den
Säugethieren finden, entweder gänzlich,
oder die Meinungen darüber sind we-
gen abweichender Eigenheiten im Bau
u. s. a. wenigstens getheilt. Ersteres ist
allem Anschein nach der Fall mit dem
corpus callosum, der Brücke u.a.m.;
letzteres mit dem fornix, der Zirbel-
drüse, den eminentiis mamillaribus, cor-
poribus quadrigeminis etc.*)
Ueber das Hirn der Amphibien ist
vergleichungsweise noch wenig gearbei-
[Seite 307] tet. Im Ganzen scheint es sehr klein
und einfach; besteht nur aus fünf rund-
lichen Partien, nämlich den beiden
Hemisphären, den dahinter frey und
abgesondert liegenden durch Ventrikel
ausgehöhlten beiden thalamis, und
dem kleinen Gehirn, das in beiden
Classen von Thieren mit rothem kalten
Blut in seinem Innern keinen so genann-
[Seite 308] ten arbor vitae zeigt. Hingegen ist das
Rückenmark verglichen mit der Klein-
heit des Gehirns, bey den mehresten
Amphibien von ausnehmender Stärke*).
In dieser Classe füllt das Gehirn bey
weiten nicht die Hirnschale aus: son-
dern zwischen der dura mater (die bey
den mehresten grossen Fischen von einer
fast knorpelartigen Festigkeit ist,) und
der pia findet sich eine Menge einer fet-
tig-salzigen Feuchtigkeit in einem
lockern Schleimgewebe, das einer schau-
migen Sulze ähnelt und die Stelle der
arachnoidea zu vertreten scheint**).
Uebrigens ist der Bau des Hirns bey
den verschiedenen Geschlechtern und
Gattungen (ja selbst nicht gar selten
bey den Individuis der nämlichen Spe-
cies) von Fischen von vielartiger Ver-
schiedenheit, besteht aus mancherley
meist paarweise gereihten tuberculis oder
lobulis, unter welchen doch durchge-
hends die fünfe, deren bey den Amphi-
bien gedacht worden, als die constan-
testen sich auszeichnen*).
Eine eigne Merkwürdigkeit die zu
vielen physiologischen Untersuchungen
und Folgerungen Anlass gegeben, ist,
dass wenigstens bey den mehrsten Fi-
schen die Sehenerven sich (ungefähr
[Seite 311] wie ein Paar übereinander geschlagene
Finger) kreuzen*).
Eben diese Nerven haben bey man-
chen Fischen den sonderbaren Bau einer
der Länge nach aufs sauberste zusam-
mengefalteten Markhaut**).
[Seite 312] Und die Geruchsnerven bilden bey
manchen, z. E. beym Stock-Kabeljau
(Gadus merluccius) und Karpen*) ehe
sie sich in die unten zu erwähnende ge-
faltete Nasenhaut verbreiten eine Art
von Nervenknoten, dergleichen sich
sonst, so viel bekannt, am übrigen Ner-
vensystem der Fische nicht finden.
Endlich verdienen hier auch noch
diejenigen Nerven besondere Erwähnung,
die sich bey den elektrischen Fischen
in ihre bewundernswerthen aponeuro-
tischen Zellen vertheilen, welche mit
Eyweiss ähnlichen Stoffe und Gallerte
gefüllt sind und ihnen gleichsam statt
einer Leidner Flasche oder elektrischen
[Seite 313] Batterie dienen. Beym Zitterrochen (Raia
torpedo) liegen bekanntlich diese son-
derbaren Organe nach den Seitenflossen
des Thiers*) und erhalten ihre Nerven
vom 5ten Paare. Beym Zitteraal (Gymno-
tus electricus) finden sie sich gegen Ende
des Hinterleibes**) und ihre Nerven
kommen von den vertebralibus. Und
beym Zitterwels (Silurus electricus) sind
sie, wie man spricht, zwischen Fell und
Fleisch über den ganzen Leib des Thiers
verbreitet und ihre Nerven entspringen
vom 8ten Paare***).
Der allgemeinen Einrichtung des
Nervensystems in dieser Classe ist oben
(§. 204.) gedacht.
Bey den Raupen, als bey welchen
es bis jetzt am genauesten untersucht
worden*), liegt das Gehirn gleichsam
wie ein bohnenförmiger doppelter Ner-
venknoten in der nach Verhältniss zu
demselben mächtig grossen hörnernen
[Seite 315] Hirnschaale. Von da läuft der nervige
Strang, der bey den rothblütigen Thieren
das Rückenmark macht, hier längs des
Bauches und bildet unterwegs ein
Dutzend einfache ganglia, aus welchen
zunächst, so wie aus dem doppelten Hirn-
knoten, die Nerven-Paare entspringen*).
Die Bewohner der Corallen und die
eigentlich sogenannten Zoophyten aus-
genommen, ist nun bey vielen Geschlech-
tern aus den übrigen Ordnungen dieser
Classe ein distinctes Nervensystem, so
gut wie bey den Insecten, erwiesen*).
[Seite 317] Selbst bey vielen von denen, welchen es
sonst von andern Naturforschern aus-
drücklich abgesprochen worden war*).
In manchen zeigt selbst der Bau und
die Vertheilung dieses Systems auffal-
lende Aehnlichkeit mit der Insecten ih-
rem. So z. E. des Goldwurm (Aphrodite
aculeata) seines, verglichen mit der
Raupen ihrem**). Bey anderen ist es
hingegen desto anomalischer, wie z. E.
[Seite 318] beym Tintenfisch, aus dessen Gehirn
zwey dicke Stränge entspringen, die sich
in der Brust in zwey käulenförmige
ganglia enden, von welchen sich zahl-
reiche Nerven verbreiten*).
Ueber wenige andere Gegenstände der
Vergleichenden Anatomie und Physiolo-
gie sind die Meinungen so verschieden
und getheilt gewesen, als über die Sinn-
werkzeuge mancher Thierclassen*).
Vieles Missverständniss hierin ist offen-
bar dadurch veranlasst worden, dass man
zu voreilig und unbedingt von den
menschlichen Sinnwerkzeugen auf der
[Seite 320] Thiere ihre geschlossen; folglich z.B.
gemeint hat, Thiere, die eine Zunge
haben, müssten deshalb auch damit
schmecken können; hingegen Thieren
an denen keine Nase zu unterscheiden
ist, fehle der Sinn des Geruchs, und
dergl. m. Beobachtung und Nachsinnen
lehrt bald, dass um nur bey den eben-
gedachten Beyspielen zu bleiben, sehr
vielen Thieren, z.B. unter den Säuge-
thieren den Ameisenbären, und dann
den allermehrsten Vögeln, die Zunge wo-
mit sie versehen sind, nach der Substanz
oder auch nach dem Mechanismus der-
selben zu urtheilen, unmöglich als Or-
gan des Geschmacks sondern bloss zur
Ingestion ihres Futters dienen kann;
und dass andere, besonders unter den
Insecten, sehr scharfen Geruch verra-
then, ob sich gleich kein Theil an ih-
rem Kopfe angeben lässt, den man der
Analogie nach für eine Nase ansprechen
dürfte.
So allgemein Wohl den Thieren das
Gefühl überhaupt zukommt, wodurch
sie besonders für die Eindrücke von
Wärme und Kälte empfänglich werden,
so sind hingegen nur sehr wenige, so
wie der Mensch, mit Organen versehen,
die ausschliesslich zum Tasten bestimmt
sind; um nämlich damit absichtlich
äussere Gegenstände zu befühlen, zu
exploriren, gleichsam zu sondiren.
Ueberhaupt scheint sich dieser Sinn,
so viel wenigstens bis jetzt bekannt, nur
in drey Thierclassen zu finden: nämlich
bey mehreren Säugethieren, bey weni-
gen Vögeln, und dann wahrscheinlich
bey den Insecten.
Am vollkommensten, dem mensch-
lichen Bau am ähnlichsten, ist bekannt-
lich das Organ des Betastungssinnes bey
[Seite 322] den Quadrumanen ausgebildet; als bey
welchen die Fingerspitzen, zumahl an
den Hinterhänden, mit einer eben so
weichen, und eben so sonderbar und
regelmässig zartbefurchten Haut beklei-
det sind als beym Menschen.
Auch unter den Digitatis mögen
mehrere mit diesem Sinn versehen seyn.
Namentlich glaube ich ihn an der Un-
terseite der Vorderzehen des Waschbär
(Vrsus lotor), und dem feinen Gebrauch
den er davon macht, zu bemerken.
Minder ausgemacht dünkt mich, ob
man den Rüssel des Maulwurfs*) und
der Schweine**), geschweige die Zunge
bey den solidungulis und bisulcis***),
oder die Schnauze bey diesen und ande-
ren Thieren****), für wahre Organe des
[Seite 323] Betastungssinnes in der obgedachten Be-
deutung ansehen darf*). Eher möchte
man ihn noch dem Rüssel des Elephan-
ten zuschreiben können.
Desto unverkennbarer zeigt sich der-
selbe hingegen nach meinen Untersu-
chungen an dem so wunderbaren Schna-
belthier (Ornithorhynchus paradoxus),
und zwar ist bey ihm so wie bey den
Aenten u.s.w., das Organ dazu, die
ausnehmend nervenreiche Haut womit
[Seite 324] seine schnabelförmigen Kiefer, zumahl
der obere, bekleidet sind, und in wel-
che sich die ansehnlichen Nerven vom
fünften Paare, und zwar hauptsächlich
vom zweyten Aste desselben, im gan-
zen völlig wie bey den genannten
Schwimmvögeln, verbreiten. (– tab. I.
k. l. m. p. –)
Das so eben gedachte Organ des Be-
tastungs-Sinnes beym Schnabelthier
stimmt seinem Bau nach zum Bewun-
dern mit dem bey den Gänsen und Aen-
ten überein, als bey welchen der Schna-
bel mit einer ähnlichen äusserst empfind-
lichen Haut überzogen, und diese mit
einer Menge Nerven von allen drey Aes-
ten des fünften Paars durchzogen ist.
(– tab. IV. c und f bis o –) Offen-
bar dient ihnen dieser Apparat um da-
mit im Schlamme, wo ihnen weder Se-
[Seite 325] hen noch Riechen zu Statten kommt,
nach ihrem Futter umher zu tasten.
Es ist wohl mehr witzig als wahr,
wenn man von den Schlangen gesagt
hat*), ihr ganzer Körper sey gleichsam
eine Hand, wodurch sie sehr richtige
Gefühlsbegriffe erhalten könnten. Viel-
mehr scheint jener der Hand zukommende
Sinn des Tastens, von welchem hier die
Rede ist, der ganzen Classe der Amphi-
bien abzugehen.
Und eben diess ist wohl der Fall
bey den Fischen, wovon übrigens die
mehresten, zumahl am Bauche und an
[Seite 326] den Lippen ein äusserst feines Gefühl
haben*).
Mehr als bloss wahrscheinlich ist es
hingegen nach allen Untersuchungen
und Beobachtungen, die über den Bau
der Antennen, dieser den vollkommnern
Insecten wohl allgemein zukommenden
eigenen Organe, und den unverkennba-
ren Gebrauch angestellt worden, den
so viele Geschlechter davon machen,
dass dieselben wirklich das sind, was
ihr deutscher Name andeuten soll,
Fühlhörner, oder noch eigentlicher Be-
tastungswerkzeuge, um damit zu sondi-
ren und zu exploriren**), was ihnen
[Seite 327] bey der Unempfindlichkeit ihrer äussern
meist hornartigen Bekleidung und den
mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit
ihrer Augen um desto nöthiger ist.
Minder entschieden scheint es hinge-
gen vor der Hand noch, ob auch die so-
genannten Fühlfaden (tentacula) bey so
vielen Würmern, und namentlich die
Arme der Sepien*), für Organe des
Tastens, in dem engern Sinne wovon
hier die Rede ist, angesehen werden
dürfen**).
Dass bey uns und manchen andern
Thieren die Zunge das Organ des Ge-
schmacks ist, berechtigt uns freylich
nicht, allen Thieren, die eine Zunge ha-
ben, deshalb denselben zuzuschreiben.
Denn manchen dient dieses Organ, wie
schon gedacht, offenbar bloss zur Inge-
stion*), und bey vielen andern ist es
[Seite 330] wenigstens noch sehr zweifelhaft, ob sie
wirklich damit schmecken. Aber eben
so wenig und wir befugt, weder die-
sen noch den ganz zungenlosen Thie-
ren den Geschmackssinn abzusprechen,
der bey ihnen einen andern Sitz haben
kann*). Ueberhaupt aber ist diess wohl
[Seite 331] unter den fünf Sinnen derjenige, über
welchen sich vor der Hand noch in der
vergleichenden Physiologie am wenig-
sten mit Gewissheit entscheiden lässt.
Eine völlig menschenähnliche Zunge
hat sich meines Wissens noch bey kei-
nem andern Säugethiere gefunden. Selbst
der Affen ihre unterscheidet sich davon
durch ihre schmalere langgestreckte Form
[Seite 332] und durch die grössere Differenz der
mehrverschiedenartigen Papillen, womit
ihre obere Seite gleichsam besäet ist*).
Bey den mehrsten Herbivoren, zu-
mahl aber bey den bisulcis, ist sie mit
einem festen und dichten epithelium be-
kleidet, das zahllose zugespitzte und
rückwärts gekehrte Papillen bildet, die
[Seite 333] wenigstens bey den hieländischen, ihres
Consistenz und Richtung nach, zum Ab-
rupfen des Grases zu nutzen scheinen.
Weit schärfer greift hingegen die gleich-
sam stachelige Zunge der Thiere aus
dem Katzengeschlecht ein*). Doch fin-
den sich ähnliche scharfe Papillen auch
auf der Zunge mancher andrer, z. E.
bey manchen Fledermäusen**), Beutel-
thieren***) u.s.w.
Inzwischen scheint kein Zweifel, dass
doch auch allen diesen Thieren ihre
[Seite 334] Zunge, wenigstens an den vordem Rän-
dern, allerdings auch zum Schmecken
diene.
Anders verhält es sich hingegen bey
denjenigen zahnlosen Säugethieren, die
wie die Ameisenbären*) und Schuppen-
[Seite 335] thiere ihr Futter ganz schlucken, als
bey welchen wohl offenbar die lange
[Seite 336] wurmförmige Zunge lediglich zum Or-
gan der Ingestion bestimmt scheint.
Zwar sind wohl alle Vögel mit einer
Zunge versehen, denn auch der Pelican
(onocrotalus), dem man sie absprechen
wollen, hat doch allerdings ein deutli-
ches Rudiment davon: aber nur weni-
gen Geschlechtern scheint dieselbe wirk-
lich zum Schmecken zu dienen. Doch
ist diess wohl mit manchen Raub- und
Schwimmvögeln, besonders aber mit
den mehrsten Papageyen der Fall, als
deren weiche, dicke Zunge mit Papillen
besetzt ist und mit speichelartiger Feuch-
tigkeit benetzt wird, und die auch
mancherley Getränk und flüssige oder
weiche Speisen mit derselben wirklich
kosten und auswählen.
Hingegen ist bey vielen andern Vö-
geln die Zunge hornartig, steif, nerven-
los, folglich durchaus zum Schmecken
unfähig, sondern bloss zur Ingestion
bestimmt. So um Ein auffallend un-
verkennbares Beyspiel statt vieler anzu-
führen bey den Pfefferfrassen, deren
Zunge theils Spannenlang und doch an
der Wurzel kaum zwey Linien breit,
durchaus wie ein Streifen Fischbein und
an den Seitenrändern vorwärts geza-
sert ist.
Ueberhaupt ist die Zunge bey den
verschiedenen Geschlechtern und Gat-
tungen dieser Thierclasse von sehr viel-
artiger Gestaltung*) und Mechanismus.
Von letzterm verdienen zwey Beyspiele
[Seite 338] besondre Erwähnung; der nämlich an
der Zunge der Spechte und des Auer-
hahns.
Insgemein wird den Spechten eine
ausnehmend lange Zunge zugeschrieben.
Dem ist nicht so. Denn was man bey
andern Vögeln eigentlich ihre Zunge
nennt, ist bey jenen winzig klein;
gleichsam nur ein hornartiges Pfeilspitz-
chen mit Wiederhaken an den Seiten-
rändern. Dahinter aber folgt ein über-
aus sonderbares schlankes, aber sehr lang-
schenkeliges Zungenbein, das aus fünf
fast grätenförmigen, theils knorpeligen
Stucken besteht, einem einfachen und
vier gepaarten. In der Ruhe liegt je-
nes in einer fleischigen sehr dehnbaren
Scheide im Schnabel. Das erste Paar
der damit articulirenden Seitenschenkel
liegt zu beiden Seiten des Halses, das
andre hieranstossende aber läuft unter
der Haut über den Schedel, wo die
convergirenden Extreme neben einander
wie in einer Rinne liegen, und vorn,
[Seite 339] gewöhnlich zur rechten im Oberschnabel,
enden. An diesem hintern Paar hangt das
ganze sonderbare Ingestionsorgan gleich-
sam wie in Stahlfedern*). Das vordre aber
legt sich, wenn die Zunge ausgeschossen
werden soll, an einander, wird von dem
hintern Ende der alsdann ausgedehnten
fleischigen Scheide des Vorderstücks
mit aufgenommen; und dadurch die
gleichsam verlängerte Zunge mehrere
Zoll weit herausgetrieben**).
Beym Auerhahn hat die Zunge eine
noch mehr anomalische Mobilität, in-
[Seite 340] dem sie mit sammt dem Kehlkopf in der
Ruhe tief unten im Schlunde steckt,
und doch mittelst ansehnlicher Mus-
keln auch schnell und leicht heraufge-
zogen werden kann*).
Auch ans dieser Classe nur einige
wenige Beyspiele von Hauptverschie-
denheiten.
Bey den Crocodilen, denen die Zunge
von Herodotus bis Hasselquist so
oft ganz abgesprochen worden, ist sie klein,
von weniger Beweglichkeit und zwi-
schen dem Unterkiefer wie verwachsen**).
[Seite 341] Ihnen ähneln hierin die Salamander.
Ganz verschieden hiervon ist hinge-
gen die wunderbare oft beschriebene
Zunge des Chamäleon, deren Mechanis-
mus gewisser Massen eher mit der Spechte
ihrer verglichen weiden könnte; doch
ist die Form anders, das vordere Ende
kolbicht, mit einer ausgehöhlten Ver-
tiefung u.s.w.*).
[Seite 342] Die Zunge mancher Schildkröten ist
am vordem Rande mit langfaserigen
Papillen dicht besetzt*).
Bey den Fröschen liegt die flache
fleischige Zunge in der Ruhe von vorn
nach hinten, d.h. sie ist vorn hinter
dem Bogen des Unterkiefers festgewach-
sen und ihr freyes Ende ist rückwärts
gekehrt, so dass es mit seinem meist
halbmondförmigen Ausschnitt die Stimm-
ritze umfasst. Um Beute damit zu ha-
schen, wird die Zunge vorwärts und
zum Maule heraus geschlagen.
Eine ähnliche Befestigung und Rich-
tung der Zunge findet sich auch bey den
Schlangen**), nur ist sie rund und
[Seite 343] schlank, mit zweyspaltiger Spitze und
ihre Wurzel wie in einer fleischigen
Scheide, aus welcher sie aus und ein
gezogen weiden kann*).
Von der Zunge dieser und der bey-
den folgenden Thierclassen lässt sich vor
der Rand noch wenig sagen. Vollends
ob und in wie fern sie als Geschmacks-
organ diene?
Bey den Fischen zeigt sie wenig-
stens keine deutlichen Papillen**), und
[Seite 344] ist hingegen bey vielen mit Zähnen
besetzt.
Was man an manchen, z. E. beym
Karpen, insgemein die Zunge nennt,
ist ein oben am Gaumen befestigter,
drüsenartiger, aber am lebendigen Thier
äusserst reitzbarer Theil*).
Dasjenige Organ das allgemein bey den
Insecten die Zunge genannt wird**),
dient wohl offenbar bloss zur Inge-
stion***), hingegen ist es nach den ge-
[Seite 345] nauen Beobachtungen des Hrn. Prof.
Knoch sehr wahrscheinlich, dass we-
nigstens vielen derselben das hintere Paar
Palpen zum Schmecken gegeben sey*).
Der Sinn des Geruchs ist im Thier-
reich ohne Vergleich ausgedehnter und
allgemeiner als der des Geschmacks, da
er nicht nur zahlreichen Gattungen zur
Unterscheidung ihres Futters nöthig ist,
wenn sie gleich dasselbe nachher nicht
erst zu Schmecken brauchen, sondern
auch ausserdem so sehr vielen bey Be-
friedigung ihrer Geschlechtstriebe zum
Aufsuchen der Gatten dient. Doch ist
auch hier, zumahl was die dazu be-
stimmten Werkzeuge betrifft, in den
beyden Classen der sogenannten weiss-
blütigen Thiere noch vieles problema-
tisch*).
Bey den vierfüssigen Säugethieren*)
im weitern Sinn (d.h. mit Einschluss
der Quadrumanen und Fledermäuse,) lässt
sich schon am Schedel die grössre oder
mindre Stärke ihres Geruchssinnes, und
zwar hauptsächlich aus dreyerley beur-
theilen.
a) Aus dem Bau ihres Siebbeins, be-
sonders aus der Menge und symmetri-
schen Anordnung der Oeffnungen, die
im obern Horizontalblatt desselben zum
Durchgang der Nervenfäden vom ersten
[Seite 348] Paar bestimmt sind; b) aus der Bildung
der untern Muscheln und c) aus dem
Daseyn und Verhältniss der mittelbar
zum Geruchsorgan beytragenden Neben-
höhlen der innern Nase, vorzüglichst
aber aus der Beschaffenheit der Stirn-
hohlen.
Als Muster von gleichsam kunst-
reichster Ausbildung des Siebbeins, so-
wohl an Eleganz, des siebförmigen Quer-
blattes als der wundersamen Windun-
gen seiner Muscheln, um in dem be-
engten Kaum der Nasenhöhlen durch
die grösstmöglichste Fläche für die
Schneidersche Haut zu erhalten, dienen
namentlich die vom Igel, Maulwurf,
Wiesel- Bären- Hund- und Katzenge-
schlecht, feiner die von den mehresten
bisulcis und von den Elephanten. Lau-
ter Thiere Hie auch bekanntlich in
der ausnehmenden Schärfe des Geruchs
eminiren.
[Seite 349] Ueberaus enge und wenig ausgebil-
det ist hingegen das Siebbein der meh-
resten Quadrumanen, als bey welchen
es nicht zwischen ihren so dicht an ein-
ander stossenden Augenhöhlen (§ 20)*),
sondern tiefer in die Nase hinab liegt,
so dass ihre Geruchsnerven erst zwischen
den partibus orbitalibus des Stirnbeins
wie durch einen Canal herablaufen, auf
dessen Hoden das kleine unansehnliche
Siebchen befindlich und nur mit weni-
gen Oeffnungen durchbohrt ist**).
Den Cetaceen kann, gar kein Sieb-
bein zugeschrieben weiden; so wie ih-
[Seite 350] nen auch überhaupt das erste Nerven-
paar zu mangeln und dagegen der erste
Ast des fünften Paars dessen Verrich-
tung zu vertreten scheint.
Die untern Muschelbeine stehen bey
den meisten Quadrupeden in Rücksicht
der mehr oder minder gewundenen
Abtheilungen mit den obern im Sieb-
bein in gleichem Verhältniss. Besonders
gross und fast tutenförmig sind sie bey
den bisulcis*). Mit sehr zahlreichen Win-
dungen bey vielen reissenden Thieren**).
Beydes aber, nämlich ausnehmend gross
[Seite 351] und zum Bewundern vielfaltig durch
einander gewunden bey der Robbe*).
Die Stirnhöhlen sind, um nur we-
nige Beyspiele auszuheben**), am aller-
ungeheuersten beym Elephanten***);
nächst dem bey dem so scharfwittern-
[Seite 352] den Schwein. Bey vielen von den mit
eigentlichen Hörnern (§. 21. pag. 31 u. f.)
versehenen Thieren dieser Classe, er-
strecken sie sich mehr oder weniger in
die Hornzapfen des Stirnbeins, doch bey
keinem so sehr weit hinauf, als beym
Steinbock. Ueberhaupt sind sie bey den
bisulcis ansehnlich*), so auch bey den
solidungulis und den mehresten reissen-
den Thieren. Hingegen fehlen sie der
Robbe, und so auch den meisten nagen-
den Säugethieren, und den Cetaceen.
In Betreff der äussern Verlängerung
und Oeffnungen der Nase, verdienen vor
allen wegen ihres anomalischen Baues
[Seite 353] der Rüssel der Elephanten und die Blas-
röhren der Cetaceen, Erwähnung.
Bey jenem ist der Zwischenraum
zwischen der äussern Haut und den
beyden durch eine Scheidewand von
einander abgesonderten innern Canälen
hauptsächlichst mit zahllosen Muskel-
bündeln von zweyerley Richtung und
Function ausgefüllt. Mit transversalen
nämlich, die gleichsam eccentrisch von
jenen langen Nasenhöhlen nach den
äussern Bekleidungen laufen*); und
dann mit bogenförmigen, die mehr nach
der Länge des Rüssels, doch mit ihren
Enden nach innen gekehrt liegen**).
Jene dienen denselben auszudehnen,
ohne dass doch dadurch seine beyden
Höhlen beengt werden; die letztern
hingegen ihn zu verkürzen; und bey-
[Seite 354] derley ihm seine wundersame Beweg-
lichkeit nach allen Richtungen zu geben.
Bey den Cetaceen aber ist das Blase-
loch (fistula) nicht wie viele Naturfor-
scher gemeint, ein besondres, von den
Nasenlöchern verschiednes Organ, son-
dern ganz mit denselben einerley*),
scheint aber überhaupt nicht zum rie-
chen sondern bloss zum athmen und
mittelst einer Klappe zum Aussprützen
des mit ihren Fräs in den Rachen drin-
genden Wassers bestimmt zu seyn**).
Die Nasenlöcher münden bey den
mancherley Geschlechtern dieser Classe
an sehr verschiedenen Stellen des Ober-
[Seite 355] schnabels; bey manchen, nie z. E. bey
den Papageytauchern (Alca arctica etc.)
an den Seitenrändern desselben mit ei-
ner so schmalen Ritze, dass sie leicht
übersehen werden können*).
Die Vögel haben kein eigentliches
Siebbein, sondern ihre Geruchsnerven
treten durch die Augenhöhlen in die
innere Nase und vertheilen sich in die
Schleimhaut, womit zumahl die zwey
bis drey Paar knöchernen**) oder knor-
peligen und membranösen***) Muscheln
(bullae turbinatae oder tubulatae vesi-
[Seite 356] cae*), von vielartiger Form und Grösse
bekleidet sind**).
In dieser Thierclasse ist das Ge-
ruchswerkzeug minder deutlich ausge-
wirkt. Doch zeigen sich auch hier we-
nigstens ein Paar knorpelige Erhaben-
heiten, die den Muscheln der warmblü-
tigen Thiere ähneln***).
Die mehresten Fische scheinen auf
jeder Seite gedoppelte Nasenlöcher zu
[Seite 357] haben, da die Mündung derselben durch
eine klappenförmige, bewegliche Haut
als wie mit einer Scheidewand getheilt
ist*).
Hinter derselben liegt bey den meh-
resten, statt der Muscheln eine überaus
sauber, meist excentrisch gefaltete Mark-
haut (ungefähr von der Form einer
gestreiften Napfmuschel,) in welche sich
das Ende des Geruchsnerven vom er-
sten Paare verläuft**).
Dass viele Insecten riechbare Dinge
mit ausnehmender Schärfe, theils aus
weiter Ferne wittern, ist durch zahl-
reiche Erfahrungen längst ausgemacht.
Nur ist man noch über das Organ zwei-
felhaft, das ihnen zu diesem Behufe dient.
Da alle rothblütigen Landthiere nur
mittelst der Luft riechen, die sie ein-
ziehen, so haben manche Naturforscher
auch die Stigmaten der Insecten für die
[Seite 359] Geruchswerkzeuge derselben gehalten*).
Andre schreiben diese Function wahr-
scheinlich dem vordem Paar Palpen
zu**).
Auch manche Würmer zeigen, dass
sie riechen können. So nahmentlich
viele Landschnecken (Helix pomatia
etc.)***). Aber wie es geschieht, ist noch
unbekannt. Etwa durch das stigma
thoracicum?
Der vielartige Nutzen, den das Ge-
hör den Thieren gewährt, sie für Ge-
fahr zu warnen, viele Raubthiere zu
ihrem Frasse zu leiten, bey manchen
andern die Gatten zur Paarung zusam-
men zu bringen u. dergl. m. lässt schon
auf die Allgemeinheit desselben in den
mehrsten Thierclassen schliessen*). Die
[Seite 361] rothblütigen sind wohl ohne Ausnahme
damit versehen. Aber auch bey man-
chen sogenannten weissblütigen zeigt
sich ein analoges Organ desselben, und
von verschiednen andern weiss man we-
nigstens, dass sie hören, wenn auch gleich
das dazu bestimmte Werkzeug noch
unbekannt ist.
Die vierfüssigen Säugethiere sind
die einzigen mit wahren äusseren Ohren
[Seite 362] versehenen Geschöpfe; und davon sind
doch auch die mehresten von denen
ausgenommen, die im Wasser oder un-
ter der Erde leben. So fehlen sie z.B.
den mehresten Gattungen des Robben-
geschlechts, dem Wallross und der See-
kuh, dem Sohnabelthier und dem Maul-
wurf. Hingegen sind sie, manchen an-
dern mit Unrecht abgesprochen wor-
den, wie dem Erdzeiselchen (Marmota
citillus). Eben so irrig werden insge-
mein die nur ungeheuer grosse Ohren
der einen hieländischen Fledermaus
(Vespertilio auritus) für doppelt ausge-
geben*). In den wesentlichen Theilen
kommen sie wohl durchgehends mit
dem menschlichen überein; nur ist ihre
Totalform sehr vielartig verschieden.
Ausser den Quadrumanen haben wenige
andre, wie z.B. das gemeine Stachel-
schwein, menschenähnliche Ohren. Bey
[Seite 363] keinem aber scheint die knorpelige
Grundlage derselben (nach Verhältniss
der Grösse,) von so festem elastischen
Gefüge als beym Menschen. Bey man-
chen, wie nahmentlich am Beutelthier
(Didelphis marsupialis) sind sie fast
bloss häutig.
Der äussere Gehörgang ist bey man-
chen, zumal im Wasser lebenden oder
doch hineingehenden Quadrupeden die-
ser Classe, mit einer eignen Klappe zum
untertauchen verwahrt, die z. E. bey der
Wasserspitzmaus (Sorex fodiens) von
ausnehmend kunstreicher Einrichtung
ist. Länge, Weite und Richtung des
Ganges selbst variiren bey vielen Ge-
schlechtern mannigfaltig. Ausnehmend
lang und sonderbar gewunden ist er
beym Schnabelthier*).
Dass alle Säugethiere ein Paukenfell,
die dahinter liegende Paukenhöhle, und
eine damit correspondirende, von jedem
Ohr nach dem Schlunde [nur bey den
Cetaceen nach dem Blaseloch (§. 245.)]
gehende Eustachische Röhre haben, be-
darf kaum erst einer Erwähnung. Ihr
Paukenfell ist nach aussen etwas con-
cav; indem es nach dem Mittelpunct
eine kleine Grube bildet. Eben so
sind alle mit den beyden sogenannten
Fenstern versehen; dem eyförmigen, das
der Fusstritt des Steigbügels füllt, und
dem runden, das zur Mündung der
Schnecke führt.
Mit der eigentlichen Paukenhöhle
steht bey vielen vierfüssigen Säugethie-
ren eine andre Cavität in Verbindung,
die nach der Lage des knöchernen Or-
gans worin sie befindlich ist, mit den
Zellen im Zitzenfortsatz am Schlafbein
[Seite 365] des erwachsenen Menschen, verglichen
werden kann.
Bey vielen bildet dieses Organ eine
ganz hohle knöcherne Blase (Bulla ossea).
So bey Katzen, Hunden, Mardern, Eich-
horn, Haase, auch bey manchen bisul-
cis; und eine Anlage dazu zeigt sich
selbst bey manchen Meerkatzen. Beym
Rindvieh hingegen und bey den Schwei-
nen ist die Höhlung durch zahlreiche
Knochenblättchen in längliche Zellen
(fast wie die Fächer in einem reifen
Mohnkopf,) abgetheilt*).
Die allermehrsten warmblütigen Qua-
drupeden haben, wie der Mensch, drey**)
[Seite 366] Gehörknöchelchen; im Ganzen auch von
ähnlicher Form; nur das durchaus so
anomalische Schnabelthier hat ihrer
bloss zweye*); hingegen findet sich,
zumal bey manchen bisulcis, zuweilen,
noch ein oder das andere überzählige
Nebenbeinchen**).
Auch der sogenannte Labyrinth
scheint, so viel bekannt, bey den dess-
halb untersuchten vierfüssigen Säuge-
thieren, im Ganzen und Wesentlichsten
mit dem beym Menschen überein zu
kommen. Doch hat die Schnecke (– die
übrigens dieser Classe ausschliesslich
eigen ist –) bey einigen ein Gewinde
mehr als bey ihm; anderer minder
[Seite 367] bedeutenden Verschiedenheiten zu ge-
schweigen*).
Hingegen zeigt sich bey den Ceta-
ceen**) ausser dem was schon von
ihrer Eustachischen Röhre erwähnt wor-
den, noch in gewissen andern Stücken
ihres Gehörorgans so manches Beson-
deres, und von der warmblütigen Qua-
[Seite 368] drupeden ihren Abweichendes, dass
es allerdings eine eigene Erwähnung
verdient.
Dass sie kein äusseres Ohr haben,
ist bekannt. Die Oeffnung ihres Ge-
hörganges ist auffallend enge. Das knö-
cherne Gehörorgan ist bey den Delphi-
nen nur lose mit dem Schedel ver-
bunden. Bey den Balänen und Casche-
loten aber wie ganz davon abgesondert.
Der bekannte weiland officinelle
massive Knochen, den man ganz irrig
Lapis manati s. tiburonis genannt hat,
ist nichts anders, als der Aussentheil
der Paukenhöhle, und bulla ossea der
Balänen.
Die Gehörknöchelchen und das La-
byrinth, besonders die desshalb lange
verkannten Bogengänge (canales semi-
circulares) sind überhaupt bey den Ce-
taceen ausnehmend klein.
In der ganzen Classe*) findet sich
so wenig als in den folgenden, ein
knorpeliges äusseres Ohr**), das also
[Seite 370] bloss den mehresten Säugethieren aus-
schliesslich eigen ist. Bey den Vögeln
wird dieser scheinbare Mangel durch
die, zumal bey vielen Raubvögeln,
überaus regelmässige excentrische Stel-
lung der Federn um die Oeffnung des
Gehörganges herum ersetzt. Auch sind
manche, zumal gleichfalls unter der
eben genannten Ordnung, und nah-
mentlich unter den Eulen, mit einer
überaus sonderbaren, theils häutigen,
theils muskulösen Klappe, in der ge-
dachten Oeffnung versehen*).
Das Paukenfell ist bey den Vögeln
nach aussen convex; und die Pauken-
höhlen beyder Ohren stehen bey den
mehresten durch die markleeren Zellen
[Seite 371] der Hirnschale mit einander in Ver-
bindung*).
Sie haben, nur Ein Gehörbeinchen,
wodurch das Paukenfell mit dem ey-
förmigen Fenster connectirt, und das
folglich die Stelle von Hammer und
Steigbügel der Säugethiere vertritt. Der
Theil, der den Hammer vorstellt, ist
meist nur knorpelige und mit keinem
tensor tympani versehen.
Die Eustachischen Röhren öffnen sich
hinten am Gaumengewölbe, wie mit
einer gemeinschaftlichen Mündung.
Ihr Labyrinth zeichnet sich durch
ansehnliche, ziemlich freyliegende (nicht
wie bey den mehresten Säugethieren in
dichter Knochenmasse vergrabene) Bo-
gengänge, besonders aber durch den
Mangel der Schnecke aus. Statt der-
[Seite 372] selben haben die Vögel einen kurzen,
stumpfen, hohlen, knöchernen Zapfen,
der aus dem Vorhof schräg nach hin-
ten herabsteigt, übrigens aber so wie
die Schnecke der Säugethiere, durch
eine Scheidewand in zwey Gänge ab-
getheilt ist, deren einet auf das runde
Fenster stösst; überhaupt auch eben so,
wie jene Schnecke, Markfäden vom Ge-
hörnerven aufnimmt u. dergl. m.
Das Gehörorgan zeigt in den ver-
schiedenen Ordnungen, und selbst bey
manchen Geschlechtern dieser Thier-
classe*) mehr Verschiedenheit, als in
[Seite 373] den beyden vorigen, oder in den nächst
folgenden; daher die vorzüglichsten der-
selben einzeln angeführt zu werden
verdienen.
Unter den Reptilien haben die Schild-
kröten, Frösche, und die mehresten
Gattungen des Eidexengeschlechts, ausser
den Bogengängen des Labyrinths, auch
noch, wie die warmblütigen Thiere,
eine Pauke mit der Eustachischen Röhre,
welches beydes aber, so wie auch die
eigentlichen Gehörbeinchen, den Sala-
mandern abgeht.
Bey den Schildkröten hat das Pau-
kenfell eher das Ansehen eines knor-
[Seite 374] peligen Deckels, der selbst wieder mit
den gemeinschaftlichen Integumenten
bekleidet ist. Ihr einzelnes Gehörbein-
chen ähnelt der Vögel ihrem.
Die Frösche haben bekanntlich ein
grosses, frey zu Tage liegendes Pauken-
fell, und weite Gaumenmündung ihrer
kurzen Eustachischen Röhre, zwey
knorpelartige Gehörbeinchen, und in
dem Säckchen am Vorhofe des Laby-
rinths, schon ein Rudiment eines sol-
chen kleinen weichen Steinchens, der-
gleichen bey den Eidexen und Schlan-
gen, so wie in den folgenden drey
Thierclassen, mehr vorkommen.
Die Crocodile sind wohl die einzi-
gen Amphibien, die eine Art von äusse-
rem Gehörgang haben. Sie sind, so wie
die mehresten übrigen Eidexen, so-
wohl mit Gehörbeinchen, als auch mit
den eben gedachten steinartigen Kör-
perchen am Vorhofe des Labyrinths
versehen.
[Seite 375] Dass den Salamandern die Pauke
nebst Zubehör abgeht, ist schon ge-
dacht. Ihr eyförmiges Fenster ist bloss
mit einem knorpeligen Deckel ver-
schlossen, und der Sack an ihrem Vor-
hof enthält ein weiches Steinchen.
Auch die Schlangen haben (höch-
stens bis auf wenige Ausnahmen, z.B.
der Blindschleiche*)) weder Pauke
noch Eustachische Röhre. Doch wie
ein Rudiment eines gleichsam in Fleisch
verwachsenen Gehörbeinchens.
Nur bey einigen Geschlechtern von
Knorpelfischen, den Rochen und Hayen,
erstreckt sich ein fast röhrenförmiger
Anhang vom Vorhof des Labyrinths
nach hinten und aussen, so dass er für
ein Rudiment einer Pauke angesehen
werden kann.
Die übrigen Thiere dieser Classe*)
hingegen, haben nichts dergleichen, son-
dern ihr Gehörwerkzeug besteht bloss
[Seite 377] aus den drey sehr ansehnlichen und
meist frey ausgewirkten und in der
Schedelhöhle sichtlichen Bogengängen,
in deren gemeinschaftlichen Vorhof an
den feinsten Enden des bey ihnen vom
fünften Paare kommenden Gehörnerven,
bey manchen ein, bey andern zwey,
und bey den mehresten drey, theils
überaus sauber ausgebildete Steinchen
hängen, die, zumal bey vielen Gräten-
fischen, von Farbe weiss wie Porcellan,
aber überaus spröde und brüchig sind*).
Dass viele Insecten Gehör haben, ist
keinem Zweifel unterworfen*); aber
ungewiss bleibt noch, welches ihr dazu
bestimmtes Organ seyn mag. Nur bey
manchen der grösseren Krebse zeigt sich
allerdings ein besonderer Theil, welcher
der Analogie nach mit dem Vorhof des
Labyrinths in den vorigen Thierclassen
verglichen werden muss**). Es findet
[Seite 379] sich nämlich an der Wurzel ihrer Fühl-
hörner auf jeder Seite ein kurzes bein-
artiges Röhrchen, dessen äussere Oeff-
nung mit einer festen Membran ver-
schlossen ist, und das ein häutiges
Säckchen enthält, worein sich ein Nerve
verliert, der mit dem zu den Antennen
gellenden ans einem gemeinschaftlichen
Stamme entspringt. Letzterer Umstand
könnte die Meinung begünstigen, als
ob die Fühlhörner selbst mit zu Gehör-
organen dienten, sie wird aber sowohl
durch Beobachtungen über das feine Ge-
hör solcher Insecten, die, wie z.B. die
Spinnen, gar keine wahren Antennen
haben, als durch Versuche an andern,
z.B. an Heuschrecken, entkräftet, die
nachdem man ihnen die Fühlhörner ab-
[Seite 380] geschnitten, dennoch nach wie vor
scharf gehört haben*).
Nur bey den Sepien hat man bis
jetzt, und zwar in dem knorpelartigen
Ringe, der den grossen tentaculis die-
ser Thiere gleichsam zur Basis dient,
zwey ovale Höhlen, und in jeder der-
selben ein Beutelchen gefunden, das
eine kleine knochenartige Substanz ein-
schliesst, an welche sich Nervenfäden,
so wie an denen im Vorhof des Laby-
rinths der Fische verlieren**).
Empfindung für Licht ist wohl allen
den Thieren gemein, die demselben in
ihrem freyen Naturzustande ausgesetzt
werden; evident zeigt sich diess wenig-
stens bey manchen der einfachsten Zoo-
phyten, wie z. E. bey den Armpoly-
pen; aber Empfänglichkeit für Bilder
von äussern Gegenständen ist nur denen
eigen, die zur Aufnahme derselben mit
Augen versehen sind. Denn ausserdem
hat die Natur auch einigen Gattungen
selbst von rothblütigen Thieren, zwar
nach dem bloss mechanischen Normal-
typus des Bildungstriebes ihrer Classen
ein Rudiment von Augen gegeben, die
übrigens nicht zum Sehen nutzen kön-
[Seite 382] nen, wie diess unter den Säugethieren
von dem Slepez (Marmota typhlus) und
unter den Fischen von der Myxine glu-
tinosa versichert wird.
Da das Auge*), zumal bey den roth-
blütigen Thieren, ein sehr zusammen-
gesetztes Organ ist, so fassen wir bey
den anzuführenden Eigenheiten dessel-
ben erst die zusammen, die den Aug-
apfel selbst, seine Häute und Feuchtig-
keiten betreffen, hernach die von den
ihn umgebenden Theilen, den Augen-
liedern, Thränenwegen u.s.w.
Dass die Sclerotica bey vielen Qua-
drupeden dieser Classe, so wie beym
Menschen selbst, nicht durchgehends
von gleicher Stärke, sondern, zumal in
ihrem Hintergrunde, am dicksten ist,
war längst bekannt*). Auch liess sich
wohl vermuthen, dass diese Einrich-
tung auf die sogenannten mutationes
oculi internas ihren Bezug haben möge,
um die Form des Augapfels, folglich
die Länge seiner Achse und die respe-
ctive Lage der Linse nach der Nähe
oder Ferne der zu sehenden Gegen-
stände und andrer dergleichen Verhält-
nisse zu accommodiren. Ich hoffe aber,
diese Vermuthung durch den bewun-
dernswerthen Bau dieser Haut bey warm-
blütigen Amphibien (die nämlich ab-
wechselnd, nicht nur in mancherley
[Seite 384] Entfernungen, sondern sogar durch
zweyerley Medium von so sehr ver-
schiedener Dichtigkeit, als Luft und
Wasser ist, sehen müssen), so wie ich
ihn zuerst am Auge einer Grönländi-
schen Robbe (Phoca grönlandica) gefun-
den, zur Gewissheit gebracht zu ha-
ben*). Die Hornhaut dieses Auges ist
nämlich sehr dünne und nachgiebig;
das zunächst an ihr anstossende Seg-
[Seite 385] ment der Sclerotica dick and fest; der
mittlere Gürtel derselben wieder un-
gleich dünner, und geschmeidig; end-
lich ihr Hintergrund am allerdicksten,
fast knorpelartig (– tab. VI. –). Nun
ist der ganze Augapfel mit überaus ro-
busten Muskeln umgeben; und so be-
greift sich leicht, wie durch die nach
den Umständen accommodirte Action
derselben jene erforderlichen innern Ver-
änderungen bewirkt werden müssen,
um die Augenachse, wenn das Thier
durch die Luft sehen will, zu verkür-
zen, die Linse dem Hintergrunde des
Augapfels näher zu bringen, so wie es
die starke Brechung der Lichtstrahlen
erfordert, die dann aus dem dünnen
Medium der Luft in das Dichtere des
Auges gehen; und v. v.
Bey den Wallfischen zeichnet sich
die Sclerotica durch ihre mächtige Stärke
und Festigkeit, zumal im Hintergrunde,
aus, als wo sie, wenn der ganze Aug-
apfel etwa die Grösse einer Orange hat,
[Seite 386] beynahe einen Zoll dick ist, so dass
bey der fast kugeligen Form des Auges
doch der innere Raum für den Glaskör-
per gleichsam linsenförmig ausfällt. Je
näher aber die Sclerotica der Hornhaut
kommt, desto dünner wird sie. Zumal
im Hintergrunde zeigt sie ein überaus
sonderbares, wie aus festen sehnigten
Fasern und Blättern, aufs dichteste zu-
sammen gewirktes oder gleichsam ge-
filztes Gefüge, das, vorzüglich an den Sei-
ten, von mehr als Knorpelhärte ist*).
[Seite 387] Das Verhältniss des Umfanges der
Hornhaut zur Sclerotica, ist bey den
mancherley Gattungen von Säugethie-
ren sehr verschieden. Am grössten ist
es wohl beym Stachelschwein (Hystrix
cristata), als bey welchem die Horn-
haut fast die Hälfte des Augapfels
einnimmt.
Ein bis jetzt ganz beyspielloses, ei-
genes Organ ist neuerlich in den Augen
des Ostindischen Nashorns entdeckt
Worden. Es entspringt vom innern Hin-
tergrunde der Sclerotica mit vier sehnich-
ten Bändern, die sich vorwärts zusammen
in einer muskulosen Haut verbinden,
welche die Choroidea umgibt, und sich
in der Gegend des breitesten Querdurch-
messers des Augapfels in dieselbe ver-
liert*). Vermuthlich dient es gleich-
[Seite 388] falls zu den erwähnten mutationibus
oculi internis.
Bey den Wallfischen besteht die Cho-
roidea deutlicher, als bey einem der
übrigen Säugethiere, aus zwey beson-
dern Blättern, wovon das innere (die
Membrana Ruyschiana) auch mit einem
matten Tapetum versehen ist.
Die Choroidea zeichnet sich bey vie-
len Geschlechtern dieser Classe, zumal
von solchen reissenden Thieren, die ihrem
Geschäfte im Dunkeln nachgehen, und
dann unter den bisulcis durch die schön-
farbige, meist saphirblaue oder seladon-
grüne, theils wie Atlas glänzende zart-
flockige Fläche (das so genannte Tape-
tum lucidum)*) aus, womit ein Theil
vom Hintergrunde ihrer innern Seite
auf dem schwarzen oder braunen Pig-
[Seite 389] ment*) überzogen ist, und wahrschein-
lich dazu dient, um weniger Licht zu
[Seite 390] absorbiren, sondern es vielmehr an die
davor liegende Markhaut zurück zu
werfen.
Die Markhaut (Retina) zeigt bey
manchen Quadrupeden, namentlich beym
Hasen und Caninchen, ihr Nervenmark
in überaus saubern deutlich abgeson-
derten gleichsam flammigen, zumal in
die Quere laufenden Streifen*).
Das merkwürdige foramen centrale,
das Hr. Sömmerring in der menschli-
chen Markhaut entdeckt hat, ist seit-
dem auch bey mehreren Quadrumanen,
[Seite 391] deren Augen in parallelen Achsen vor-
wärts stehen, gefunden worden*).
Die Regenbogenhaut (Iris), über-
haupt ein Organ ohne seines Gleichen,
zeigt bey den mancherley Geschlechtern
und Gattungen von Säugethieren man-
nichfaltigere und sonderbarere Verschie-
denheiten, als irgend ein anderer Theil
des Auges. Die den verschiedenen Gat-
tungen eigene Farbe ihrer Vorderseite
variirt bey den Rassen und Spielarten
unter den Hausthieren, doch minder
auffallend, als bey denen im Menschen-
[Seite 392] geschlecht; steht aber auch, wie bey
diesen, meist mit der Farbe der Haare
in Consensus; sogar dass sich nicht sel-
ten bey gefleckten Hunden, Caninchen
u.s.w., auch correspondirende Flecken
auf dem Augensterne zeigen.
Das Gefüge der Iris ist nach Ver-
schiedenheit der Gattungen von sehr
ungleicher Dichtigkeit. Bey keiner ein-
zigen aber, deren Augen ich desshalb
untersucht, habe ich noch eine Spur
von wahren Muskelfasern finden können.
Eben so wenig bey denen vom Ele-
phanten und von Wallfischen, die ich
vor mir habe, als bey den weissen Ca-
ninchen mit ihrer zarten fast durch-
scheinenden Regenbogenhaut.
In dem gedachten Seehundauge sind
die Ciliargefässe nicht in die Iris ver-
theilt, sondern liegen grossentheils frey
an der Vorderseite derselben, so dass
sie von aussen, auch ohne Einsprützung,
[Seite 393] sehr sichtliche und ansehnliche Netze
bilden*).
Bekanntlich ist die Oeffnung der Iris,
die Pupille, bey den bisulcis, so wie bey
den solidungulis, cetaceis u.s.w., trans-
versal, im Katzengeschlecht, zumal im
hellen Lichte, oblong n. s. w. Anderer
kleiner Eigenheiten an diesem Theil zu
geschweigen, wie z.B. der flockigen
mit schwarzen Pigment**) tingirten
Meinen Anhängsel, womit, zumal beym
Pferde, mehrentheils die Mitte des obern
Randes der Pupille besetzt ist***).
Einer der bewundernswürdigsten,
aber was seine gewiss höchst wichtige
Function betrifft, bis jetzt noch immer
räthselhaftesten Theile des Auges, ist
das Corpus ciliare, zumal die so genann-
ten processus auf seiner Rückseite mit
der Fülle und unbeschreiblichen Ele-
ganz ihrer Blutgefässe. Ihre feinern
Verschiedenheiten bey den schon dess-
halb untersuchten Gattungen, lassen
sich nicht aufzahlen, geschweige ohne
Abbildungen verständlich beschreiben*).
[Seite 395] Unter andern scheint mir, nahmentlich
beym Elephanten und Hund, die Zart-
heit ihres Baues von ausgezeichneter
Schönheit.
Das Verhältniss der so genannten
Crystalllinse zum Glaskörper variirt bey
den verschiedenen Gattungen theils sehr
auffallend. Die grösste Linse aus die-
ser Rücksicht habe ich in dem an sich
sehr kleinen Auge des Beutelthiers (Di-
delphis marsupialis) gefunden; die klein-
ste hat, wie bekannt, der Wallfisch.
Bey keinem Säugethier ist sie wohl so
schwach gewölbt, als beym erwachse-
nen Menschen. Bey der Katze, dem
Hasen, den bisulcis, dem Pferd, dem
Beutelthier, den Seehunden, ist sie in
der Folge, wie sie hier genannt wer-
den, immer convexer. Endlich bey den
Cetaceen fast sphärisch*).
[Seite 396] Merkwürdig ist doch auch die be-
stimmte Regelmässigkeit, mit welcher
bey manchen Gattungen die Linse
durchs Austrocknen oder Einheizen
in Säuren u. dergl. vom Mittelpunct
nach dem Umfange in Hauptsegmente
springt*).
Die Thränendrüse**) ist wohl allen
Thieren dieser Classe gemein. Viele
Quadrupeden haben auch noch eine oder
[Seite 397] die andere überzählige, die dem Men-
schen abgeht. Aber manche haben
wenigstens keine Thränenpuncte, und.
der Elephant überhaupt auch keinen
Thränensack*), so wie kein Thränen-
bein (§. 19.).
Die Blinzhaut (membrana nictitans,
palpebra tertia s. interna, periophthal-
mium), wovon sich bey den Quadruma-
nen, so wie beym Menschen, nur ein
Rudiment findet, ist bey manchen Qua-
drupeden**) von ansehnlicher Grösse
und Beweglichkeit. So nahmentlich im
Katzengeschiecht, beym Beutelthier, den,
Seehunden, und vor allen beym Ele-
phanten.
Die respective Grösse der eigentli-
chen Augenlieder zeigt bey den Thieren
[Seite 398] dieser Classe mancherley Verschieden-
heit. Das untere ist, z. E. beym Ele-
phanten ganz ansehnlich, beym Pferd
sehr klein; und bey diesem so wie bey
den mehresten Quadrupeden, ohne Wim-
pern, da hingegen bey den Quadrumanen,
auch beym Elephanten, bey der Giraffe
u.s.w. beyde damit besetzt sind.
Ueberhaupt sind die Augen der meh-
resten Vögel*), folglich auch die knö-
[Seite 399] chernen Augenhöhlen in Verhältniss zum
Kopf, von auffallender Grösse.
Bey den Raubvögeln haben sie eine
ganz eigene fast kelchförmige Gestalt,
so dass dann die sehr gewölbte Horn-
haut den Boden des Kelchs vorstellt, und
der Hintergrund der Sclerotica gleich-
sam den Deckel*).
Diese Eigenheit der Form rührt von
der Krümmung und Zusammenfügung
der dicht neben einander liegenden
Knochenblätter her, die bey diesen, so
wie überhaupt bey allen andern Vö-
geln**), im Vordertheil der Sclerotica
[Seite 400] verwachsen, aber bey den übrigen nur
kurz, und gleichsam schuppenförmig
sind, so dass sie zusammen nur einen
flachen etwas gewölbten Ring bilden,
hingegen bey den Raubvögeln, wegen
ihrer Länge und Beugung, dem ganzen
Augapfel die gedachte Kelchform geben*).
Schärfer und deutlicher als bey an-
dern Thieren, zeigt sich im Auge man-
cher Vögel die Grenze zwischen einigen
Häuten desselben, von welchen man
sonst gemeint hat, dass sie in einander
continuirten. So habe ich z. E. die zwi-
schen der Choroidea und der Iris vor-
züglich schön im Auge des Schuhu (Strix
bubo), und die zwischen dem Rande der
Retina und dem äussern Umfang des
Ciliarkörpers nirgend bestimmter, als in
[Seite 401] dem eines Pfefferfrasses (Ramphastos tu-
canus) gefunden.
Ein dem Auge der Vögel wohl ei-
genthümlicher überaus sonderbarer und
noch grossentheils räthselhafter Theil
ist der so genannte Fächer*) (pecten pli-
catum, marsupium, Fr. la bourse, le
peigne), der innerhalb der retina wie
aus einer Spalte derselben entspringt,
schräg in den Glaskörper dringt, und
in demselben befestigt ist, und bey
manchen Gattungen bis an den Rand
der Kapsel der Linse reicht. Sein Um-
riss ist ein verschobenes Viereck; in
seinen Falten laufen zahlreiche Blutge-
[Seite 402] fässe; und das vorzüglich starke Pig-
ment, womit er angeschwärzt ist, macht
es wahrscheinlich, dass er hauptsächlich
mit zur Absorbtion des blendenden
Lichts bestimmt seyn mag.
Die Vögel haben ansehnliche Thrä-
nenwege, deren Ableitungsgänge sich
oben in die Gaumenhöhle ergiessen*).
Ihre Blinzhaut**) ist mit zwey
deutlichen Muskeln versehen***).
Von ihren Augenliedern hat bey man-
chen Gattungen, z. E. beym Haushuhn,
Puter, Gans, Aente n. s. w. das untere,
das ein eigenes kleines Knorpelblatt ent-
halt, die mehreste Beweglichkeit; bey
[Seite 403] anderen hingegen, wie bey den Papa-
gayen, dem Straus u.s.w. das obere.
Nur bey wenigen sind beyde Augen-
lieder mit Wimpern besetzt. So z. E.
beym Straus, dein Secretär (Falco ser-
pentarius), dem Ani, manchen Papa-
gayen u.s.w.
Von merkwürdigen Besonderheiten
der Augen in dieser Thierclasse ist noch
wenig bekannt*).
Um indess doch Einiges anzuführen,
so macht bey manchen hieländischen
Reptilien und Schlangen die gemein-
schaftliche Oberhaut eine Art von festem
Fenster vor den Augäpfeln, die sich hin-
ter demselben frey bewegen.
[Seite 404] Wenigstens die Riesenschildkröte*)
hat, wie die Vögel, einen aus Knochen-
scheibchen zusammengesetzten Ring in
der Sclerotica. Ueberhaupt sind die
Schildkröten mit ansehnlichen Thränen-
drüsen und, so wie die Frösche u.s.w.,
mit einer sehr beweglichen Blinzhaut
versehen**).
Die Eigenthümlichkeiten der Fisch-
augen***), welche entweder der ganzen
[Seite 405] Classe oder doch den mehresten Ge-
schlechtern und Gattungen derselben ge-
mein sind, betreffen theils die Trennung
ihrer Choroidea und Retina in mehrere
deutlich abgesonderte Blätter; theils ein
paar kleine im Innern des Auges befind-
liche Organe, die ausser dieser keiner
andern Thierclasse zukommen.
Statt dass nämlich die Choroidea
beym Menschen nur eine einfache, bey
manchen anderen warmblütigen Thieren,
besonders bey den Cetaceen, eine dop-
pelte Haut bildet; so besteht sie binge-
gen bey den Fischen aus drey distincten
Blättern, indem die innerste derselben
eine wahre membrana Ruyschiana
vorstellt, die mittlere aber (membrana
vasculosa Halleri) sowohl von dieser
als der äussersten verschieden ist, wel-
che letztere mit der allen rothblütigen
Thieren gemeinen eigentlich so genann-
ten Choroidea verglichen werden muss.
[Seite 406] Eben diese letztgedachte wird bey den
Fischen vorn zur Iris, und zeichnet sich
bey vielen durch den bekannten eigenen
Silber- oder Goldglanz aus.
Die Retina ist deutlich in zwey Blät-
ter theilbar, wovon das äussere markig,
das innere aber von sauber faserigem Ge-
füge ist.
Die beyden andern den Fischaugen
ausschliesslich eigenen und, wenigstens
den Grätenfischen, gemeinen Organe,
sind erstens ein meist hufeisenförmiger
Wulst, der zwischen den beyden ge-
dachten inneren Blättern der Choroidea
(der Ruyschiana und vasculosa Hall.)
liegt, und von manchen für musku-
lös, von anderen hingegen für drüsicht
gehalten wird; und zweytens die klok-
kenförmige Gefäshaut (campanula Hal-
leri), die aus der Ruyschischen ent-
springt, und nach der Linse geht, mit-
hin einige (aber doch nur entferntere)
[Seite 407] Aehnlichkeit mit dem Fächer im Vogel-
auge (§. 287.) zu haben scheint.
Hingegen findet sich wiederum, wenig-
stens bey den Grätenfischen, kein wah-
rer Ciliarkörper.
Die Crystalllinse ist bey den mehresten
Fischen, nach Verhältniss zum Augapfel,
von sehr ansehnlicher Grösse, und fast
oder vollkommen kugelig. Die gläserne
Feuchtigkeit hingegen klein, und die
wässerige bey vielen kaum merklich.
Zu den merkwürdigen Eigenheiten
an den Augen einzelner Geschlechter und
Gattungen von Fischen gehören z. E. die
festen durchsichtigen Scheiben der ge-
meinschaftlichen Integumente, hinter
welchen sich die Augäpfel, wie bey man-
chen Amphibien (§. 289.) bewegen*);
[Seite 408] die sonderbare articulirende Verbindung
des Augapfels der Rochen und Hayen
mit einem knorpeligen Stiel*); das
gleichsam gefingerte operculum pupillare
im Rochenauge**); der ganz beyspiel-
lose wunderbare Bau des Auges bey der
Cobitis anableps mit getheilter Hornhaut
und doppelter Pupille bey einer ein-
fachen Linse***) u. dergl. m.
Bekanntlich finden sich bey den
Thieren dieser Classe*) zwey ihrem
Bau nach ganz von einander verschiedene
Arten von Augen. Kleine, einfache
(stemmata) und grosse gleichsam polye-
drische oder facettirte (oder auch wie
mit Kugelflächen oder Kegelspitzen be-
setzte), die wie aus Tausenden von an-
dern kleinen Augen zusammengesetzt
scheinen**). Die ersten in verschiede-
ner Anzahl bey den mehresten Apteris,
so wie bey vielen nachher geflügelten
in ihrem Larvenzustande. Mit den Flü-
geln erhalten diese in ihrer letzten so
genannten vollkommenen Ausbildung
die grossen zusammengesetzten Augen.
Viele Geschlechter von geflügelten In-
secten haben aber auch dann so wie
[Seite 410] manche aptera (z.B. die grössern Gat-
tungen von Kiefenfüssen*), ausser die-
sen noch einige stemmata.
Der innere Bau hat bisher nur an
den grossen polyedrischen Augen unter-
sucht werden können**). Die innere
Fläche der facettirten Hornhaut ist mit
einem farbigen Pigment überzogen. Hin-
ter diesem liegen eben so viel prisma-
tische oder eigentlich keilförmige Zäpf-
chen dicht neben einander zusammen-
gehäuft, als die Hornhaut Facetten hat.
Hierauf folgt noch weiter nach innen
eine zweyte farbige Haut; und auf diese
zu innerst etwas markiges, das für
[Seite 411] eine Fortsetzung des Sehnerven genom-
men wird.
Wie aber die Insecten mit diesen Au-
gen sehen, das bedarf, so wie über-
haupt die wahre Bestimmung jener zwey
so ganz verschiedenen Arten der Au-
gen*), erst noch weiterer Untersuchung.
In dieser ganzen Classe*) sind ei-
gentlich bis jetzt bloss bey den Tinten-
fischen wahre unverkennbare Augen er-
wiesen, bey welchen sie zwar denen der
rothblütigen Thiere, zumahl der Fische,
im Ganzen sehr ähnlich, wenigstens ohne
Vergleich ähnlicher sind, als die Augen
irgend eines bekannten Insects; doch
dass sie sich auch von jenen durch man-
cherley eigenthümliche Besonderheiten
auszeichnen**). So ist bey ihnen z.B.
statt der Hornhaut nur eine locker mit
dem übrigen Augapfel verbundene Haut
vorgespannt; die Iris ist von sehr fester,
zäher Substanz, gleichsam wie eine
Fortsetzung der Sclerotica, und am obern
Rande mit einem in die Pupille ragen-
den Fortsatz versehen, wodurch letz-
tere eine fast halbmondförmige Ge-
stalt erhält; ihr Ciliarkörper vorzüglich
[Seite 413] vollkommen und deutlich ausgebildet
u.s.w.
Allen andern Würmern fehlen die
Augen entweder gänzlich, oder sie sind
Wenigstens noch sehr zweifelhaft. Denn
selbst bey den Landschnecken*) ist es
doch noch problematisch, ob die schwar-
zen Puncte am äussersten Ende ihrer so
genannten Hörner für wahre zum Sehen,
bestimmte Augen angesprochen wer-
den dürfen**).
Vom Herzen und andern muskulo-
sen Eingeweiden ist schon anderwärts
gehandelt. Hier ist nun von den ei-
gentlichen Muskeln die Rede, welche
für die insgemein so genannten willkür-
lichen Bewegungen bestimmt sind. Doch
liegt die ausführliche specielle Myologie
ausser dem Plan dieses Handbuchs, als
für welchen nur etwas Weniges von
dem gehört, was von Eigenheiten im
Muskelbau der verschiedenen Classen
und einiger desshalb besonders merk-
würdiger Gattungen vorzüglich wichtig
scheint*).
Die grössere oder geringere Aehnlich-
keit des Muskelbaues der übrigen Säu-
gethiere*) zu des Menschen seinem,
[Seite 416] lässt sich schon aus der mehrern oder
mindern Analogie folgern, die ihr Ge-
rippe in Vergleich zum menschlichen
zeigt. Mithin ist sie bey den Quadru-
manen am auffallendsten. Und doch
unterscheiden sich auch diese selbst
schon von aussen durch die Kleinheit
ihrer Gesäss- und Wadenmuskeln, als
deren Stärke und Wölbung bekanntlich
zu den Eigenthümlichkeiten der schönen
menschlichen Form gehört*).
Unter den Muskeln die dem Men-
schen und, so viel bekannt, auch den
Quadrumanen abgehen, hingegen wenig-
stens den allermehresten Quadrupeden
gemein sind, verdienen vorzüglich der
grosse Hautmuskel des Rumpfs**) (pan-
[Seite 417] niculus carnosus, expansio carnea, muscu-
lus subcutaneus) und der suspensorius
oculi*) Erwähnung.
Zu denen die hingegen nur gewissen
Geschlechtern und Gattungen eigen sind,
gehören z. E. die theils äusserst zahlrei-
chen am Rollschwanze mancher Meer-
[Seite 418] katzen*) u.a. Südamerikanischen und
Neuholländischen Säugethiere; die schon
erwähnten im Elephantenrüssel**); der
am Kehldeckel vieler Quadrupeden***)
(ceratoëpiglottidaeus) u.s.w.
Andere Muskeln, die wohl den meh-
resten Ordnungen der ganzen Classe ge-
mein sind, zeichnen sich aber doch bey
manchen Gattungen durch ausnehmende
Stärke zu besondern ihnen eigenthüm-
lichen Bewegungen aus; wie z.B. der
glutaeus medius beym Pferd*), der in
Verbindung mit einigen andern, zu-
mahl mit dem gemellus**), vorzüglich
das diesen Thieren eigene Hintenaus-
schlagen bewirkt; so die ungeheuer star-
ken flexores am Biberschwanz u.a.m.
Die Muskeln dieser Thierclasse zeich-
nen sich im Allgemeinen schon durch
die physiologische Eigenheiten aus, dass
ihre Reizbarkeit vergleichungsweise sehr
[Seite 420] schwach, und im Tode sehr bald ver-
gänzlich ist, und dass bey vielen die
Sehnen der langen Muskeln, zumahl ah
den Extremitaten, doch theils auch am
Rumpfe, mit zunehmenden Aller ver-
knöchern*). Auffallend habe ich diess
nahmentlich am Kranichscelet gefunden.
Von der besondern Myologie**) der
Vögel ist schon das Merkwürdigste im
[Seite 421] Vorhergehenden berührt; z.B. von
Muskeln die ihnen eigen sind, wie die
an ihrer Blinzhaut; oder die ihnen feh-
len, wie das fleischigte Zwerchfell; oder
die sich bey ihnen durch ihre ausneh-
mende Grösse und eigne Form auszeich-
nen, wie die Brustmuskeln u.s.w.
Die beyden Hauptordnungen dieser
Classe zeichnen sich durch eine auffal-
lende Verschiedenheit in ihrem Muskel-
bau von einander aus, die sich nach der
eben so grossen Verschiedenheit ihres
Gerippes richtet. Bey den Reptilien
nämlich, zumahl bey den Schildkrö-
[Seite 422] ten*) und Fröschen, bey welchen der
Rumpf ihres Scelets so wenige Beweg-
lichkeit hat, sind der Muskeln wenigere
(– denn den Schildkröten fehlen sogar
ausser dem Zwerchfell auch die eigent-
lichen Bauch- und Brustmuskeln –),
aber dafür, besonders bey dem eben ge-
dachten Geschlechte, von ausnehmender
fleischiger Stärke: bey den Schlangen
hingegen sind sie einförmiger, dünner,
dagegen aber, wie es die mächtige Menge
ihrer Wirbel und Rippen und andern-
theils der Mangel aller äussern Bewe-
gungswerkzeuge erfordert, bey weiten
desto zahlreicher.
Das Muskelfleisch der Fische**) unter-
scheidet sich von dem der durch Lungen
[Seite 423] athmenden Thiere im Ganzen schon
ausser seinem geringen Blutgehalt und
der davon herrührenden blassem Farbe,
vorzüglich durch das ihm eigene bey den
mehresten gleichsam blättrige und zu-
gleich grossentheils sehnenlosse im Gan-
zen aber sehr einförmige*) Gefüge;
eine Einrichtung, die übrigens in Ver-
bindung mit der Menge ihrer Muskeln
genau dem grossen Aufwand von An-
strengung und Kraft angemessen ist, den
der Aufenthalt und die ganze Oecono-
mie dieser Thiere mit sich bringt**).
Was so eben von der Einförmigkeit,
Menge und Kraft der Muskeln bey den
Fischen gesagt worden, das findet im
[Seite 424] Ganzen ebenfalls, nur anders modificirt,
aber meist noch auffallender bey den
Insecten statt*). Doch zeigt sich schon
bey den wenigen die aus dieser Rück-
sicht genauer untersucht worden, man-
cherley Verschiedenheit. So haben z.B.
die äusserst starken Muskeln in den Krebs-
scheeren**) vergleichungsweise noch
grosse Aehnlichkeit mit denen bey man-
chen Organen der rothblütigen Thiere,
da sie sich hingegen bey andern In-
secten, wie nahmentlich bey den Rau-
pen, durch ihre eigene bläulichweisse
Farbe; platte, gleichsam kurzen Band-
streifchen ähnelnde Form; weiches Ge-
füge und ganz ausnehmende Anzahl von
denen bey den vorigen Thierclassen aus-
zeichnen. Denn so zählte bekanntlich
[Seite 425] Lyonet*) in der Weidenraupe nicht
weniger denn 4061 Muskeln**), von
welchen nur allein 2186 dem tubus ali-
mentarius zugehören.
Mit dem Totalhabitus des Muskel-
systems der eben gedachten Raupen hat
wiederum, das bey den Mollusken***)
und den Bewohnern der Conchylien****)
[Seite 426] im Ganzen grosse Aehnlichkeit. Ausser
denen die den Würmern dieser beyden
Ordnungen überhaupt gemein sind,
haben, wie sich von selbst versteht, die
von der letzten noch besondere eigene
Muskeln zur Verbindung mit ihren Scha-
len und zur Bewegung derselben. So
z.B. in den Schnecken ansehnliche Mus-
kelbündel an ihrem Hinterleibe, mittelst
deren sie in dem Hauptgewinde ihres
Hauses festsitzen und sich in selbiges
hineinziehen; die Bivalven ihre mächtig
starken adductores um ihre Schalen zu
schliessen*) u.s.w. Vielen, besonders
von den eigentlich so genannten oder
nackten Mollusken, dient ein eigener
Apparat von Hautmuskeln zu der theils
so auffallenden Verkürzung ihres Kör-
pers: die hingegen bey den mehresten
Zoophyten und Bewohnern der Corallen
auch ohne sichtliche Muskelfasern durch
das ausnehmende Contractionsvermögen
in ihrem gallertigen Parenchyma statthat.
Die vergleichende Anatomie muss
sich bey den Sexualfunctionen bloss auf
diejenigen Thiere beschränken, bey wel-
chen bestimmte männliche Organe für
Befruchtung und weibliche zur Em-
pfängniss vorhanden sind.
Zu jenen gehören hauptsächlich die
Geilen, Samenbläschen, Prostata und
männliche Ruthe. Doch sind die letz-
tern drey, zumahl die Bläschen und
Prostata, Selbst unter den rothblütigen
Thieren, bey weitem nicht allgemein.
Die Geilen, und theils auch die Sa-
menbläschen und Prostata, sind bey vie-
[Seite 430] len von denjenigen männlichen Thieren
die eine bestimmte Brunstzeit haben, von
ausnehmend veränderlicher Grösse. um
diese Zeit nemlich mächtig angeschwol-
len, und hingegen in den von dieser Pe-
riode entferntesten Monaten äusserst
klein. Besonders auffallend ist diess z.B.
an den Geilen des Maulwurfs, Sperlings,
der Frösche u.s.w.*).
Beyläufig verdienen doch auch erst
noch im Allgemeinen die eignen Organe
Erwähnung, womit die Männchen eini-
ger Gattungen von Thieren ausser den
Genitalien zu dein Zweck versehen sind,
um ihre Weibchen bey der Paarung da-
[Seite 431] mit fest zu halten. So z.B. die Sporn
an den Hinterfüssen des männlichen
Schnabelthiers; der knollige schwarze
Ballen der sich im Frühjahr am Daumen
des männlichen Grasfrosches bildet; die
beyden mit articulirenden Knochen ver-
sehenen Glieder neben den Genitalien
des männlichen Zitterrochen und eini-
ger andern Knorpelfische*); die Zange
am Hinterleibe der Libellen-Männchen
u. dergl. m.
Ein scrotum worin die Hoden ausser-
halb der so genannten Bauchhöhle hän-
gen, findet sich bloss unter den Säuge-
thieren; aber bey weitem nicht bey allen
Gattungen derselben. Unter andern fehlt
es, und zwar sehr zweckmässig, den im
[Seite 432] Wasser lebenden Thieren dieser Classe;
so wie den vollkommenen subterraneis,
dem Maulwurf u.s.w.; und denen die
sich, wie der Igel u.a. bey Gefahr kug-
licht zusammenrollen. Von diesen be-
ständigen testicondis müssen diejenigen
Thiere unterschieden werden, bey wel-
chen (wie z. E. beym Hamster*) und der
canadischen Bisamratte**)) die Hoden,
nach Erforderniss der Umstände, aus
dem Unterleibe heraus oder auch wieder
zurücktreten können.
Bey solchen testicondis wo auch zu-
gleich die männliche Ruthe ausser ihrer
Sexualfunction sehr versteckt liegt, wie
bey dem Kater, dem Rammler, dem
Elephanten u.s.w., hält es, vollends
wann sie noch jung sind, oft schwer, sie
auf den ersten Blick von den weib-
lichen Thieren derselben Art zu unter-
scheiden.
Bey vielen eigentlichen Quadrupeden,
z.B. beym Hund, Hengst, Widder u.
a. m. liegt in oder neben der Achse des
Testikels nach dem Nebengeilen zu ein
Streif von verdichtetem Schleimgewebe,
der unter dem Nahmen des corpus High-
mori bekannt, aber weder ein hohler
Canal, noch auch sonst von so kunst-
reichem Bau ist, als er von vielen Zer-
gliederern des 17ten Jahrhunderts be-
schrieben und abgebildet worden*).
Bey weiten die mehresten Gattungen
von Saugethieren, und zwar, die Ceta-
[Seite 434] ceen ausgenommen*), aus allen übrigen
Ordnungen der ganzen Classe, sind mit
Samenbläschen versehen, die sich bey
manchen, wie z. E. bey einigen Affen,
vor allen aber beym Igel**), während
seiner Brunstzeit durch eine auffallende
Grösse auszeichnen.
[Seite 435] Zu denenjenigen Gattungen hinge-
gen, denen sie gänzlich abgehen, ge-
hören nahmentlich das Hunde- und
Katzengeschlecht, die Bären, Beutel-
thiere, Fischottern, Seehunde und das
Schnabelthier.
Die bey manchen Gattungen ein-
fache, bey den mehresten aber doppelte
Prostata, ist wohl nur den Säugethieren
eigen, aber vermuthlich allen Gattungen
der ganzen Classe gemein. Wenigstens
finden sich bey dienen, welchen sie von
Manchen abgesprochen werden, wie
beym Bock und Widder, ansehnliche
drüsenartige Körper, die im Ganzen doch
mehr Aehnlichkeit mit diesen, als mit
den Cowperschen Drüsen zu haben
scheinen*).
Zu den vom menschlichen Baue ab-
weichenden Eigenheiten der männlichen
[Seite 436] Ruthe in dieser Thierclasse gehört, dass
dieselbe bey manchen Gattungen nur
Ein corpus cauernosum penis ohne Schei-
dewand hat. So z. E. beym Schwein
und bey den Cetaceen, bey welchen letz-
tern dieser schwammiche Körper gar
wunderbar wie mit sehnichten Zellen
durchkreuzt ist*).
Bey einigen Gattungen, deren Paa-
rung eine längere Zeit braucht, wie z. E.
bey den Hunden, Dachsen u.s.w. ist
der schwammiche Körper der Eichel, und
theils auch der untere Theil am hintern
Ende der Ruthe, so eingerichtet, dass
er während jenes Acts weit stärker als
die übrige Ruthe anschwillt, und da-
durch die festere Verbindung mit den
weiblichen Organen bewirkt wird**).
Viele Gattungen von Säugethieren,
zumahl von denen die keine Samenbläs-
chen haben, und wohl eben desswegen
einer längern Zeit zur Paarung bedür-
fen, doch auch manche von den übri-
gen*) sind mit einem besondern,
meist cylindrischen, theils rinnenförmi-
gen Knochen**) in der männlichen
Ruthe versehen. So einige Affen, die
mehresten Fledermäuse, der Hamster
und viele andere mäuseartigen Thiere,
der Hund, Bär, Dachs, das Wiesel, die
Robbe, das Wallross u.a.m.***).
Bey den allermehresten männlichen
Thieren dieser Classe verläuft sich die
Harnröhre bis zur Eichel, und dient zum
gemeinschaftlichen Ausführungsgang für
den Harn, den liquor prostatae und den
Samen. Bey einigen wenigen Gattun-
gen sind aber für den erstern und für
die zum Zeugungsgeschäfte gehörigen
Säfte besondere Abführungswege vor-
handen. Beym Opossum z.B. ist die
gabelförmig gespaltene Eichel mit drey
Mündungen versehen; eine für den Harn
in der Fuge wo jene Theilung beginnt,
und zweye für den Samen an den bey-
den Spitzen der Eichel*). Beym Schna-
[Seite 439] belthier öffnet sich die kurze Harnröhre
gerade in die cloaca, und die ansehn-
liche Ruthe hingegen dient bloss zur
Ausleerung des Samens, der sich durch
die beyden mit stachelichten Papillen be-
setzten Mündungen der gleichsam zwey-
kolbigen Eichel ergiesst*); beym orni-
thorhynchus hystrix endigt sich die im
übrigen dem eben gedachten Bau ähn-
liche Ruthe gar in vier Eicheln**).
Die Eichel ist, zumahl bey manchen
Gattungen aus dem Katzengeschlecht,
mit Widerhäkchen besetzt, die wohl
auch diesen mit keinen Samenbläs-
chen versehenen Thieren zur innigern
[Seite 440] und längern Verbindung bey der Paarung
dienen mögen*).
Endlich verdient auch noch ange-
merkt zu werden, dass bey manchen
Gattungen dieser Thierclasse die männ-
liche Ruthe, so lange sie sich ausser
Erection befindet, nach hinten gekehrt
ist, so dass sie ihr Wasser in der glei-
chen Richtung wie die weiblichen Thiere
lassen. So, um nur wenige Beyspiele
zu nennen, der Hase, der Löwe und die
Camele. Aber irrig ist die seit Aristote-
les**) so oft nachgeschriebene Behaup-
[Seite 441] tung, als ob diese retromingentia sich
auch rückwärts paarten.
Die an den Nieren liegenden Geilen
und die ductus deferentes sind die einzi-
gen in dieser Classe allgemein constan-
ten Theile der männlichen Genitalien*).
Nur bey wenigen, wie z.B. beym
Hahn, endigen sich die eben genannten
Gänge in eine längliche Weitung, die
man für ein Analogon der Samenbläs-
chen hat wollen gehen lassen.
Statt einer Ruthe finden sich bey den
mehresten in der cloaca zwey kleine Pa-
pillen, in welche sich jene Samengänge
verlaufen. So z. E. beym Hahn**), Pu-
ter, Tauber u.s.w.
[Seite 442] Einige wenige Gattungen aber haben
eine einfache Ruthe von beträchtlicher
Länge, die ausser der Paarung neben der
cloaca zusammengeschlagen und verbor-
gen liegt, aber nachdem das Thier sein
Weibchen getreten hat, noch einige Zeit
sichtbar bleibt, ehe sie sich wieder zu-
rückzieht. Beym Aentrich*) ist diess
eine lange, wurmförmige Röhre; beym
Straus hingegen eine Rinne, die auch
beym Harnen des Thiers zum Vorschein
kommt**).
Bey den Schildkröten liegen die Nie-
ren, Geilen und Nebengeilen dicht an
einander, jedes von diesen drey Organen
unterscheidet sich aber durch eigene
Farbe und Gefüge auf den ersten Blick.
[Seite 443] Samenbläschen scheinen sie nicht zu
haben*); wenigstens finde ich bey ei-
ner Testudo graeca, die ich kürzlich zer-
gliedert, keine Spur davon. Hingegen
ist ihre Ruthe von auffallender Grösse;
ausser der Sexualfunction in der Cloaca
zurückgezogen; statt der Harnröhre mit
einer Rinne versehen, deren Seitenrän-
der sich aber wohl in der Erection an
[Seite 444] einander legen, und so eine geschlossene
Röhre bilden*). Die Eichel endigt sich
in eine stumpfe, hakenförmige Spitze,
gewissermassen wie das Ende des Ele-
phantenrüssels.
Unsere hieländischen eigentlich so ge-
nannten Frösche**) haben ansehnliche
Samenbläschen, und statt der Ruthe
in der Cloaca eine kleine Papille.
Den Kröten***) fehlt beydes; sowohl
die Bläschen als diese Warze.
Die Crocodile haben eine einfache
Ruthe; die hieländischen Landeidechsen
[Seite 445] hingegen ihrer zwey; die Wassermolche
aber, die sich nicht paaren, überhaupt
nichts einem solchen Organ ähnliches.
Die Schlangen haben sehr lange,
schmale Geilen, keine Samenbläschen,
aber doppelte Ruthen, deren jede wieder
gabelförmig gespalten, und mit stache-
ligen Widerhäkchen besetzt ist*).
Die männlichen Genitalien sind in den
verschiedenen Ordnungen dieser Classe**)
selbst von verschiedenem Bau***). Wir
[Seite 446] heben nur zwey Gattungen als Muster
aus. Von Knorpelfischen, den Zitterro-
chen, von den mit Gräten versehenen,
den Karpen.
Bey jenem finden sich deutliche
Geilen, die theils aus zahllosen Drüsen-
körnchen, theils aber, wie bey den Grä-
tenfischen, aus Milch bestehen; vasa de-
ferentia, und ein Samenbläschen, das sich
mittelst einer kleinen Papille in den
Mastdarm öffnet*).
Beym Karpen**) hingegen vertritt,
so wie bey vielen andern Grätenfischen,
die Milch die Stelle der Geilen, und bil-
det bey diesem zwey längliche, platte
Eingeweide von ansehnlicher Grösse,
weisser Farbe und zackiger, irregulärer
Gestalt, die zu beyden Seiten der Ge-
därme und der Schwimmblase liegen, so
[Seite 447] dass die linke den Mastdarm wie eine
Rinne umfasst. Mitten durch jeden
dieser beyden Milche läuft ein ductus
deferens, der hinten in eine Art Samen-
bläschen übertritt, das sich dann beym
After nach unten öffnet*).
Auch aus dieser Classe erlaubt uns
die vielartige Verschiedenheit des Baues
[Seite 448] bey den verschiedenen Ordnungen, Ge-
schlechtern und Gattungen*), nur ein
Paar der letztern als Beyspiele auszu-
[Seite 449] heben. Den Seidenwurmschmetterling
wegen der Aehnlichkeit seiner Genita-
lien mit denen bey manchen der so ge-
nannten vollkommenem warmblütigen
Thiere. Und eine Heuschrecke wegen
der scheinbaren äussern Analogie ihrer
männlichen Zeugungstheile mit den
weiblichen.
Bey dieser (dem Gryllus verruciuo-
rus) sehen nämlich zumahl die mächtig
grossen Testikel mit ihren bündelweis
zusammengefalteten Gefässen, den eben
so grossen Eyerstöcken mit den auch
gleichsam bündelweis darin vertheilten
Eyern, auffallend ähnlich*).
Beym Seidenfalter aber unterscheidet
man ausser den Geilen auch noch lange
davon ableitende vasa deferentia, selbst
eine Art von Samenbläschen, und eine
sehr ansehnliche Ruthe mit hakenför-
miger Eichel**).
Eben so auch aus dieser Classe nut
zwey Beyspiele statt vieler*). Eins
von einem Intestinalwurm (Ascaris lum-
bricoides), weil es auch noch für Noso-
logie Interesse hat, das andere von
einem Molluscum, dem Tintenfisch,
wegen der ganz sonderbaren Eigenhei-
ten bey den männlichen Genitalien des-
selben.
Der Spulwurm hat nur Einen Geilen,
der ungefähr in der Mitte des Thiers
[Seite 451] liegt, und aus einem einzigen in ein
längliches Bündel zusammengefalteten
Gefäss besteht, das sich leicht auseinan-
der wickeln lässt, und dann gegen drey
Fuss lang ist. Es verliert sich nach
dem Hintertheil des Wurms zu in eine
dickere Röhre, fast von der Stärke einer
Rabenspule, und hieran stösst die im
Schwanzende verborgene Ruthe, die
vermuthlich bey der Paarung heraus-
tritt*).
Die männlichen Genitalien des Tin-
tenfisches (Sepia, loligo) sind zumahl
durch die merkwürdigen, freylich wohl
in der Beschreibung etwas verschöner-
ten, Beobachtungen berühmt worden,
die Türberv. Needham daran ge-
macht**), und die Büffon zu einer
Hauptstütze seiner Zeugungshypothese
[Seite 452] benutzt hat*). Der Theil, der sich
mit der Milch der Grätenfische verglei-
chen lässt, enthält zur Leichzeit viele
hundert kleiner (etwa vier Linien lan-
ger) röhrenförmiger Samenbehälter, die
bündelweis nach dem Ausführungsgang
hin gerichtet sind, und zusammen in
einer zähen Feuchtigkeit liegen. Diese
ganzen Röhrchen werden excernirt, da
dann ein spiralförmiges Gefäss, welches
sie nebst dem eigentlichen Samen wie in
einer Hülse enthalten, das dünnere Vor-
derende derselben sprengt, so dass sich
der Same selbst ergiesst und die geleich-
ten Eyer des Weibchens befruchtet.
Von allen zu den weiblichen Geni-
talien gehörigen Organen ist ein Eyer-
stock der allerwesentlichste und allge-
meinste. Ausser ihm finden sich bey
allen durch Lungen athmenden Thier-
classen, so wie bey manchen Fischen
und vielen weissblütigen Thieren, auch
so genannte Eyergänge (Fallopische
Röhren u.s.w.), die vom Eyerstock
zur Gebärmutter führen, und endlich,
– wenigstens bey denen, die durch
wirkliche Paarung befruchtet werden,
auch eine Scheide, wodurch wiederum
der Uterus mit den äussern Sexualtheilen
in Verbindung kommt.
[Seite 454] Bey den Vögeln sind alle diese Theile
nur einfach. Manche Knorpelfische ha-
ben zwar doppelte Eyergänge, die aber
doch mit einer gemeinschaftlichen Mün-
dung beginnen, und sich auch in einer
einfachen Gebärmutter enden. Das weib-
liche Menschengeschlecht, so wie viele
andere Säugethiere, hat zwey Eyer-
stöcke, und für jeden einen besondern
Eyergang, aber einfache Gebärmutter
und Scheide. Viele andere weibliche
Thiere dieser Classe haben einen vterus
bicornis; einige andere aber fast durch-
gehends gedoppelte innere Genitalien,
nämlich selbst vollkommen doppelte
vteros, und, wenigstens zum Theil,
auch doppelte Scheiden, wie das Opos-
sum (– tab. VII. –).
Von den zu den äussern weiblichen
Sexualorganen dieser Thierclasse gehöri-
gen besondern Theilen ist wohl die cli-
[Seite 455] toris der allgemeinste*), als welche
vielleicht bloss dem Schnabelthier ab-
geht**), sich hingegen selbst bey den
Cetaceen findet***).
So wie sie überhaupt manche Aehn-
lichkeit mit der männlichen Ruthe zeigt,
so ist sie auch bey mehrern Gattungen
von Säugethieren, z. E. bey der Ziesel-
[Seite 456] maus (Marmota citillus), dem Wasch-
bären, der Löwin, der Fischotter u.s.w.
mit einem kleinen Knochen versehen;
und so wie die Ruthe des männlichen
Beutelthiers eine gespaltene Eichel hat
(§. 219.), so ist auch der Kitzler beym
weiblichen auf eine ähnliche Weise ge-
theilt (– tab. VII. c. –). Beym Loris
(Lemur tardigradus) geht die Aehnlich-
keit gar so weit, dass sich selbst die
Harnröhre in denselben verläuft und
sich an seinem vordem Ende mündet*).
Aber auch schon bey der Ratte, Haus-
maus, dem Hamster u.s.w. liegt die
clitoris und die Oeffnung der Harnröhre
vom Eingang zur Scheide entfernt,
mehr nach vorn; ein Bau, der daher zu-
weilen für eine widernatürliche Zwit-
tergestaltung missgedeutet worden**).
Ein wahres hymen ist wohl, we-
nigstens in der Form und Lage wie
bey Mädchen und Jungfrauen, noch
bey keinem andern weiblichen Thiere
bemerkt worden. Denn selbst die be-
kannte häutige Klappe vor der Harn-
röhrenmündung in der Scheide der
Stute u.s.w.*) ist doch sehr davon
verschieden**).
Die Mutterscheide (vagina) der Qua-
drupeden, so viel ich deren aus dieser
Rücksicht untersucht habe, unterschei-
det sich hauptsächlich durch zweyerley
von der menschlichen. Durch ihre Rich-
[Seite 458] tung, und durch den Habitus ihrer in-
nersten Haut. Jene liegt nämlich, so
wie es der Bau ihres Beckens mit sich
bringt, mit dem uterus, oder wenig-
stens mit dem Mutterhalse, fast ganz
in der gleichen Axe. Und diese, die
drüsenreiche Haut, womit ihre Höh-
lung ausgekleidet ist, bildet keine so
äusserst elegante Querfurchen wie im
Menschengeschlecht, sondern ist bey
den mehresten bloss in die Länge gerun-
zelt; und wo auch Querfalten sind, so
finden sie sich doch entweder nur, wie
bey der Kuh, am vordem Ende der
Scheide hinter dem äussern Mutter-
munde, oder wenn sie sich, wie bey
den Aeffinnen, weiter erstrecken, so
sind sie doch, wie gesagt, durchgehends
von der ausnehmenden Sauberkeit, die
sich in der menschlichen vagina zeigt,
sehr entfernt*).
Die Gebärmutter selbst ist in dieser
Classe von auffallend verschiedener Tex-
tur und Gestaltung. Von solcher Stärke
und Derbheit des parenchyma wie beym
Weibe findet sie sich wohl bey keinem
andern Säugethiere*). Unter denen,
[Seite 460] die ich zergliedert, hatte das Weibchen
von Simia syluanus vergleichungsweise
noch den derbsten uterus. Nächst dem
das von dem zweyzehichten Ameisenbär.
Bey den allermehrsten Säugethieren ist
er hingegen, wie bekannt, dünnhäutig,
gleichsam darmähnlich, aber mit einer
unverkennbaren wahren Muskelhaut ver-
sehen.
Die vielartige Form des ungeschwän-
gerten uterus in dieser Thierclasse lässt
sich auf folgende Hauptverschiedenhei-
ten zurück bringen:
1) Einfach ohne Hörner (vterus sim-
plex) meist birn- oder eyförmig. So
zumahl bey den gedachten Thieren mit
derber Gebärmutter. Doch ist sein Um-
riss bey manchen Aeffinnen von mehr
dreyeckter Form, als beym Weibe, und
[Seite 461] bey einigen (z.B. beym Gibbon) finden
sich oben nach den Fallopischen Gängen
zu schon gleichsam Anlagen zu ein paar
stumpfen Säcken*), die beym Loris
(Lemur tardigradus) noch deutlicher aus-
gewirkt sind, und sich schon dem vte-
rus bicornis nähern**).
2) Einfach, aber mit geraden oder
etwas gebogenen Hörnern (vterus bicor-
nis). Gerade sind sie bey der Hün-
dinn***); auch bey den hieländischen
Fledermäusen, bey der Fischotter, den
Seehunden u.s.w.****); mehr gebogen
bey den Cetaceen†), bey der Stute††),
[Seite 462] beym Igel, noch stärker bey den bi-
sulcis*).
3) Doppelt, als blosse Hörner, die
mit keiner besondern einfachen Mutter-
höhle zusammenhängen, sondern un-
mittelbar in die Scheide münden (vte-
rus duplex), bey den Hasen**) und
Caninchen***).
4) Doppelt, mit sonderbaren grossen
Seitenwindungen (vterus anfractuosus),
beym Opossum (– tab. VII. –)****),
[Seite 463] und auf eine ähnliche Art auch beym
Känguruh*).
Jene vielartigen Gestaltungen leiden
aber im trächtigen Zustande auch ver-
schiedenartige Abänderung.
Beym einfachen uterus scheint sich
diese äussere Formänderung im Ganzen
wie bey der schwangern Gebärmutter
des Weibes zu verhalten.
Beym trächtigen vterus bicornis ist
wiederum die Form anders bey denen,
die in der Regel nur Ein Junges auf ein-
mahl werfen, als bey den multiparis.
Bey der Stute liegt die Frucht bloss
in der Höhle der eigentlichen Gebär-
[Seite 464] mutter*). Bey der Kuh aber ausserdem
auch zugleich in dem einen damit zusam-
menhängenden erweitertem Horne**).
Bey denen hingegen, die viele Junge
zugleich werfen, so wie auch beym
vterus duplex der Hasen und Caninchen,
in beyden Hörnern, die sich dann bey
denen, wo sie im ungeschwängerten Zu-
stande gerade sind, wie bey den Hun-
den, krumm winden, und nach der
Zahl der darin befindlichen Früchte
durch flache Einschnitte abgetheilt wer-
den***).
[Seite 465] Der vterus anfractuosus der Beutel-
thiere erleidet wohl die mindeste Ab-
änderung seiner sonstigen Gestaltung,
da diese wunderbaren Geschöpfe ihre
Brut so ausser Verhältniss klein, gleich-
sam als ganz unreife Abortus gebären.
Von den Fallopischen Röhren bemerke
ich hier bloss, dass dieselben bey man-
chen, wie z. E. beym gemeinen Affen
(S. syluanus), und noch mehr beym
Opossum (– tab. VII. l. r. –) wie
knaulförmig in einander geschlängelt
sind. Und von den so genannten Fim-
brien, dass diese bey andern, wie z. E.
beym Caninchen, eine meist trichter-
förmige Gestalt haben.
Die Eyerstöcke sind bey den mehre-
sten Gattungen eyförmig, so dass die
Graafischen Bläschen im Parenchyma
derselben gleichsam versteckt liegen.
Bey manchen, wie z. E. beym Schwein,
[Seite 466] prominiren diese Bläschen nach aussen,
so dass die ovaria wie mit kuglichten
Buckeln besetzt (mammelonirt) schei-
nen*), beym Igel aber hängen die
Bläschen meist ganz frey, so dass die
Eyerstöcke dieses Thiers kleinen Trau-
ben, und in so fern der Vögel ihren
ähneln.
Die Anzahl der Bläschen scheint im
Ganzen ungefähr mit der Menge der
Jungen übereinzustimmen, die eine
Mutter in ihrem Leben hecken kann**).
[Seite 467] Und die gelben Körper, die diesen Nah-
men von der Farbe haben, die sie in
den Eyerstöcken der Kühe zeigen, fin-
den sich wohl schwerlich bey irgend
[Seite 468] einem Quadruped anders, als nach vor-
gängiger Befruchtung*).
Die weiblichen Genitalien dieser
Thierclasse lassen sich am fasslichsten
unter drey Hauptabtheilungen bringen.
Die äussern mit Inbegriff der cloaca;
dann der darmähnliche tubus genitalis;
und endlich der fast ganz davon abge-
sonderte Eyerstock.
Und da ihr Totalbau bey allen weib-
lichen Vögeln, so viel bekannt, im
Ganzen sehr übereinstimmt, so können
[Seite 469] wir nur gleich die allgemeinstbekannte
Gattung, die Henne, zum Muster neh-
men*).
Die äussere Mündung der Genitalien
wird durch eine Querspalte hinter den
von einanderstehenden Schambeinen
(§. 53.) gebildet, die bey der Henne
grösser ist, als beym Hahn, und deren
kleinere vordere Lefze von der grössern
hintern (velabrum) bedeckt wird.
Diese Spalte führt zur cloaca, in
welcher viererley verschiedene Organe
münden (§. 114). Der Mastdarm, und
an dem wulstigen Rande seiner Oeffnung
die beyden Harnleiter; zu seiner Linken
[Seite 470] die Mutterscheide, und hinter jenem
Rande nach oben die bursa Fabricii*).
An dem langen darmähnlichen, im
Ganzen freylich ziemlich einförmigen,
[Seite 472] tubus genitalis lassen sich doch drey
Theile wiederum besonders unterschei-
den. Die Scheide, der eigentliche vte-
rus und der ouiductus, der sich zu
äusserst in das ohnehin ganz davon dif-
ferirende infundibulum endet.
Die Scheide ist etwa anderthalb Zoll
lang, sehr dehnbar, hat aber eine ge-
schlängelte Lage.
Der vterus ist ungefähr eben so lang,
aber von weiterem Umfange, fleischich-
tern Wänden, und, zumahl inwendig,
gefaltet.
Der ouiductus (Fr. la portière) ist
gleichsam eine Fortsetzung desselben,
wohl anderthalb Fuss lang, darmförmig
gewunden, hin und wieder durch
schwache Einschnitte um etwas veren-
[Seite 473] gert, überhaupt conisch, nämlich nach
dem infundibulum zu schlanker, seine
innere Haut mit unzähligen Zäpfchen
zur Abscheidung des mehrsten Eyweisses
besetzt*) und nach oben wie mit einer
Art von Gekröse (mesometrium s. mese-
raeon vteri) am Rückgrat befestigt.
Er mündet endlich an seinem äusser-
sten dünnern Ende ins infundibulum,
das zur Aufnahme der Dotter aus dem
Eyerstocke bestimmt ist, und eine läng-
liche ausgebreitete feine Haut mit aus-
nehmend sauber gefaltetem Rande vor-
stellt, die hinterwärts durch ein rundes
sehnichtes Band mit dem vterus ver-
bunden wird.
Der traubenförmige Eyerstock liegt
unter der Leber, und hält bey einem
[Seite 474] jungen Legehuhn wohl gegen 500 Dot-
ter, von der Grösse eines Nadelknopfs
bis zur Reife, und zwar liegen die reif-
sten immer nach dem äussern Umfange
des Stocks. Jeder Dotter ist in einer
Haut (calyx) eingeschlossen, die mit-
telst eines kurzen petiolus am Stocke
sitzt. Wenn ein Dotter reift, so zeigt
sich aussen an seinem calyx eine weisse
glänzende Linie, nach deren Richtung
diese Haut endlich berstet und ihren
Dotter von sich lässt, der vom infun-
dibulum auf eine schwer zu begreifende
Weise*) aufgenommen und in den oui-
[Seite 475] ductus getrieben wird, wo er während
seines Durchgangs sein Eyweiss und
seine Häute, und endlich auch seine
Kalkschale erhält, die im uterus zu
ihrer vollen Festigkeit gelangt. Der ca-
lyx hingegen bleibt am Eyerstocke und
schrumpft allgemach ein, so wie über-
haupt bey alten Hühnern, wenn sie
[Seite 476] ausgelegt haben, die sämmtlichen in-
nern Genitalien fast bis zur Unkennt-
lichkeit einkriechen und schwinden.
Bey den Schildkröten, nahmentlich
bey den auf dem Lande lebenden, ist
in den äussern Genitalien eine deut-
liche, in der cloaca liegende, clitoris zu
merken. Ihre vteri, ouiductus und Eyer-
stöcke haben im Ganzen viel Aehnlich-
keit mit der Vögel ihren, nur dass bey
ihnen alle diese innern Sexualorgane
gedoppelt da sind, und sich auch die
kurzen Scheiden mit zwey Mündungen
in die cloaca öffnen*). Auch sind nur
die beyden Gebärmütter fleischig, die
oviductus hingegen überaus zarthäutig.
Die hieländischen, eigentlich so ge-
nannten Frösche haben ausser der cloaca
[Seite 477] einen grossen blasenförmigen uterus, der
aber inwendig durch eine verticale
Scheidewand in zwey Höhlen getheilt
ist, aus welchen zwey wohl eine Elle
lange darmförmig gewundene oviductus
entspringen, die in ihrem Fortgange
enger werden, und sich zuletzt mit
einer offenen Mündung zu beyden Sei-
ten des Herzens enden. Die Eyerstöcke
hingegen liegen unter der Leber, so
dass es auch schwer zu begreifen ist,
wie die einzelnen Eyer von da in die
eben gedachten Mündungen gelangen*).
Den Kröten fehlt jener blasenför-
mige uterus, sondern ihre oviductus
treten über der cloaca in einen gemein-
schaftlichen Ausgang zusammen**).
Auch bey den hieländischen Eidech-
sen ist der Bau dieser Theile im Ganzen
wie bey den letztgedachten Thieren,
nur sind die oviductus nach Verhältniss
weiter, aber kürzer, und der Eyerstock
enthält wenigere Eyer.
Die weiblichen Schlangen haben auch
doppelte äussere Oeffnungen der Geni-
talien, zur Aufnahme der doppelten
Organe ihrer Männchen (§. 326.). Ihre
langen oviductus sind meist sonderbar
geschlängelt und gefaltet; und ihre Eyer-
stöcke ähneln einem Paar langer mit
gelbartigen Bläschen besetzter Schnüre.
Aus dieser Classe*) hier nur wieder,
so wie im vorigen Abschnitt, den Zit-
[Seite 479] terrochen und Karpen als Muster der
beyderley Hauptarten von Fischen.
Jener*) hat doppelte uteros, die
nach hinten mit einer gemeinschaftli-
chen Scheide in die cloaca münden,
nach vorn aber in die oviductus über-
gehen, welche sich dann am Ende in
ein ebenfalls gemeinschaftliches infun-
dibulum zur Aufnahme der successiv
reifern und dann in Vergleichung zu
den Grätenfischen sehr grossen Dotter
aus den traubenförmigen Eyerstöcken
öffnen. Diese Dotter werden erst wäh-
rend ihres Durchgangs durch den ovi-
ductus mit Eyweiss und der sonder-
baren hornartigen Schale versehen, die
unter dem Nahmen der Seemaus**) be-
[Seite 480] kannt, und von länglich vierkantiger
Form ist, deren vier Ecken sich bey
den Rochen in eine gekrümmte Spitze,
und bey den Hayen in einen sonderbar
gekräuselten hornartigen Faden verlie-
ren*). Zu dieser Secretion des Ey-
weisses und Ausbildung der Schale dient
theils die papillose innere Haut der Eyer-
gänge, theils auch die beyden drüsenarti-
gen Wülste, die gerade in den Sommer-
monathen, während welcher diese Knor-
pelfische ihre Eyer legen, am vordern
Ende der Eyergänge, gegen das infun-
dibulum hin, zu sehen sind**).
Beym Karpen, so wie vermuthlich
bey den allermehresten eyerlegenden
Grätenfischen, ist der Bau weit einfacher.
[Seite 481] Die beyden Rogen liegen nämlich, so
wie die Milch der Männchen (§. 327.),
zu beyden Seiten der Gedärme, Leber
und Schwimmblase bis zum After; be-
stehen bloss aus einer zarten Haut, wel-
che die durchgehends gleich grossen und
äusserst zahlreichen Eyer (beym Karpen
über 200,000) einschliesst; und endigen
mit einem gemeinschaftlichen Ausgang
hinter dem After*).
Wieder nur von den beyden schon
im vorigen Abschnitte zu Beyspielen
gewählten Gattungen**).
Beym Gryllus verruciuorus hält jeder
der beyden ansehnlichen Eyerstöcke auf
[Seite 482] 50 gleichsam bündelweise vertheilte
Eyer, und beyde verbinden sich am
hintern Ende mit einander und öffnen
sich zwischen den beyden Scheiden des
Legestachels*).
Beym Seidenfalter hingegen besteht
jeder seiner beyden Eyerstöcke wie aus
vier Perlschnürchen, deren jedes auf 60
Eyer enthält, die durch einen kurzen
Ausführungsgang (der aber mit mehre-
ren sackförmigen, vor der Hand noch
problematischen, Eingeweiden zusam-
menhängt) am Ende des Hinterleibes
gelegt werden**).
Ebenfalls bloss die beyden Thiere
als Muster deren männliche Zeugungs-
theile oben beschrieben worden***).
[Seite 483] Beym weiblichen Spulwurm ist die
Oeffnung seiner Genitalien ohngefähr
auf der Mitte des Körpers, und führt
erst zu einem kurzen Gange, der sich
dann nach dem hintern Ende des Thiers
hin in zwey lange Schenkel theilt, die
zuletzt in zwey noch weit längere auf
und abgewickelte zarte, fadenförmige
Eyergänge sich verlieren*), welche oft
bey gedrückten oder geborstenen Spul-
würmern zum Leibe heraushangen, und
wohl eher zu dem Irrthum verleitet ha-
ben als seyen das junge Würmer, das
Thier folglich lebendig gebährend u.s.w.
Beym Tintenfisch scheint der weib-
liche Bau im Ganzen sehr einfach;
ein doppelter Eyerstock mit Eyern, von
ungleicher Grösse, der sich in einen ge-
meinschaftlichen Ausgang beym After
und der Mündung des Tintenbeutels
endigt**).
Das erste was sich nach der Befruch-
tung der weiblichen Säugethiere in ihrer
dadurch trächtig gewordenen Gebärmut-
ter bildet, sind die Häute (inuolucra) der
eyförmigen Blasen, in welchen dann
nach bestimmten Terminen die Leibes-
frucht sichtbar wird, die mittelst der
Nabelschnur mit jenen Häuten, und so
mit dem vterus der Mutter selbst, in
Verbindung steht, und dadurch bis zu
ihrer Wurfzeit ernährt wird. Demnach
scheint es die natürlichste Ordnung, auf
die Beschreibung der Gebärmutter nun
zunächst die von den Häuten und ande-
[Seite 486] ren Theilen der sogenannten Nachgeburt
und zuletzt endlich das folgen zu lassen,
was auch über die Leibesfrüchte selbst
hier angemerkt zu werden verdient.
Die Verbindungsart des trächtigen
uterus mit den Häuten der Nachgeburt
und durch diese mit der Frucht, zeigt
bey den Säugethieren eine dreyfache
Hauptverschiedenheit. Entweder näm-
lich hängt die Gebärmutterhöhle mit der
ganzen äussern Haut des sogenannten
Eyes zusammen; oder sie ist mittelst ei-
ner einfachen placenta, oder aber durch
zahlreichere cotyledonen mit derselben
verbunden.
Das erstere ist der Fall bey der träch-
tigen Sau*); und noch bestimmter bey
der Stute, als bey welcher die äussere
[Seite 487] Haut des sogenannten Eyes, das chorion,
gewissermassen einen sackförmigen Mut-
terkuchen vorstellt. Es ist dasselbe
nämlich, zumahl in der zweyten Hälfte
des Trächtigseyns, mit zahlreichen und
theils gar starken Verästelungen der
Nabelschnuradern durchzogen, und auf
der Aussenseite mit unzähligen schwam-
michten Zäpfchen besetzt, die mit der
innern Seite der Gebärmutter zusam-
menhängen*).
Bey denen Thieren dieser Classe die
ihre Früchte mittelst eines Mutterku-
chens ernähren, zeigt sich wieder bey
mancherley Gattungen merkwürdige Ver-
schiedenheit, theils in der Form und bey
einigen auch in der successiven Verän-
derung derselben, theils aber auch im
einfachem oder zusammengesetztern Bau
dieses Organs.
[Seite 488] Bey den mehresten Digitatis, so wie
bey den Quadrumanen, ist die placenta
rundlich*); doch theils wie aus zwey
neben einander liegenden Hälften zu-
sammengesetzt; bey der Hündinn aber
so wie bey der Katze, Marter u.s.w.
gurtförmig (cingulum s. zona)**), und
beym Iltis hält ihre Form gleichsam das
Mittel zwischen diesen beyden, da sie
aus zwey runden Kuchen besteht, die
durch ein breites gurtförmiges Zwi-
[Seite 489] schenstück mit einander verbunden
sind*).
Von Formwandelung dieses Organs
glaube ich das allersonderbarste Beyspiel
im Igel gefunden zu haben. Bey die-
sem nimmt nämlich einige Wochen
nach der Befruchtung die placenta meist
den ganzen Umfang des chorii ein, hat
ungefähr die Gestalt und Grösse einer Ha-
selnuss, und ist dabey von innen schwam-
micht, blutreich; nach aussen aber derb
und fest, gleichsam von Knorpelhärte.
Doch ist sie nicht durchaus von gleicher
Stärke, sondern nach der concaven Seite
der Mutterhörner hin weit dünner und
geschmeidiger als an der entgegengesetz-
ten. (– Tab. VIII. fig. 1. –) Mit der
Zeit aber nimmt jene dünne, geschmei-
dige Stelle an Umfang zu, wird allge-
mach fast membranös und die entgegen-
stehende dickste hingegen bildet sich
[Seite 490] nach und nach zu einer gleichsam sat-
telförmigen sehr dicken und festen pla-
centa mit dünn zulaufenden Rändern.
(– Tab. VIII. fig. 2. –). Diese kommt
dem reifern foetus meist quer über die
Hüften zu liegen, doch so, dass auch der
Nächstanliegende ebenfalls zum Theil
damit bedeckt und für Beschädigung bey
äussern gewaltsamen Druck geschützt
wird. Denn gerade das scheint die
Endabsicht bey dieser so sonderbaren
und meines Wissens in ihrer Art einzi-
gen Einrichtung, um dadurch die zar-
ten Fötus im Leibe eines Thiers zu si-
chern, das sich bekanntlich mit solcher
Anstrengung zusammenkugelt, dass ohne
jene Vorkehrung die trächtige Gebär-
mutter und ihre Bewohner dadurch
gefährlichem Druck ausgesetzt seyn
müssten.
Bey mancherley Gattungen von Di-
gitatis ist die nach dem uterus zuge-
kehrte Aussenseite des Mutterkuchens,
[Seite 491] noch mit einem besondern weissen, gleich-
sam drüsenartigen Körper (corpus glan-
dulosum Everardi*) s. subplacenta)
besetzt, der kleiner ist als die eigent-
liche placenta, von derselben eingefasst
wird**), und sich, je mehr die Frucht
reift, durch desto leichtern Druck da-
von trennen und ablösen lässt.
Bey den Bisulcis endlich ist der Mut-
terkuchen in zahlreiche cotyledonen von
ausnehmend merkwürdiger und für die
ganze Physiologie der placenta über-
[Seite 492] haupt lehrreicher Einrichtung, vertheilt.
So nennt man nämlich eigene fleischige
Auswüchse (glandulae vterinae), die sich
im befruchteten uterus auf seiner inne-
ren Fläche ausbilden, und in welchen
eben so viele genau damit correspondi-
rende flockichte Gefäss-Büschel (carun-
culae) auf der Aussenfläche des chorii
gleichsam eingewurzelt sind, so dass
dann die pars vterina und die pars foe-
talis des Mutterkuchens zwey deutlich
von einander verschiedene und gegen die
Zeit, da die Frucht reift, auch leicht
von einander zu trennende Theile aus-
machen, von welchen nur die letztern
mit der Nachgeburt abgehen, die erstern
aber, nämlich die Cotyledonen, im uterus,
nachdem er seiner Bürde quitt gewor-
den, allgemach einschrumpfen. Zahl
und Form jener Auswüchse ist bey den
mancherley Geschlechtern und ihren
Gattungen verschieden. Bey Schafen
und Kühen steigt ihre Zahl zuweilen
auf hundert. Bey Schafen und Ziegen
[Seite 493] sind es im Wortverstande*) Cotyledo-
nen, nämlich napfförmig oder wie die
sogenannten Krebsaugen**); da sie hin-
gegen bey den Kühen, Rehen u.s.w.
gleichsam Knöpfe oder Pilze mit Kugel-
fläche***) bilden.
Die Stämme der Von der placenta
(§. 353.) oder den Carunkeln (§. 354.)
kommenden Venen und hinwiederum
von der Frucht zu ihnen laufenden Ar-
[Seite 494] terien verbinden sich in der Nabelschnur,
die, so viel bekannt, bey keinem andern
Säugethier nach Verhältniss von einer
so ansehnlichen Länge ist als beym rei-
fen Kinde*).
Am Füllen hat sie so wie beym
Kinde nur Eine Nabelvene**), da sich
hingegen bey den mehresten andern
Quadrupeden deren zwey finden, die
sich aber entweder nahe am Leibe
der Frucht, oder doch innerhalb dessel-
ben, zu einem gemeinschaftlichen Stam-
me verbinden***).
Das amnion, die innerste von den
beyden Häuten des sogenannten Eyes,
welche die schwangere Frau mit den
trächtigen andern Säugethieren gemein
[Seite 495] hat, zeichnet sich doch bey manchen
der letztern, wie z. E. bey der Kuh,
durch ihre zahlreichen Blutgefässe aus,
da sie hingegen beym Menschen blut-
los ist.
Ausserdem aber findet sich bey den
mehresten trächtigen Quadrupeden und
selbst bey den Cetaceen zwischen dem
chorion und amnion die sogenannte
allantois oder Harnhaut. Den letztern
Nahmen hat sie, weil sie mittelst des
vrachus mit der Harnblase der Frucht
zusammenhängt, daher man denn auch
die wässerige Feuchtigkeit, wovon sie
strotzt, für den Harn derselben gehal-
ten, der dahinein seinen Abfluss habe
u.s.w. Allantois aber hat man sie we-
gen der Wurstform genannt, die sie bey
den Bisulcis und dem Schweine zeigt*),
[Seite 496] die aber bey mancherley andern Ge-
schlechtern und Gattungen auch anders
gestaltet ist. So ähnelt sie z.B. unter
den Digitatis beym Hasen, Caninchen,
Meerschweinchen u.s.w. einer kleinen
Flasche die mit ihrem Boden auf der in-
nern Fläche der placenta aufsitzt; beym
Iltis einer eyförmigen Blase u.s.w.
Bey den Solidungulis kleidet sie die gan-
ze innere Fläche des chorii aus, und
schliesst das Füllen mit seinem amnion
in sich, und eben bey den Thieren die-
ser Ordnung findet sich auch am häu-
figsten (doch auch nicht selten bey Kü-
hen) in dem Wasser der allantois ein
gleichsam coagulirtes Sediment in grö-
[Seite 497] ssern oder kleinen Klumpen verschiede-
ner Form und Anzahl, das längst unter
dem wunderlichen Nahmen des Pferde-
gifts, (Hippomanes) bekannt ist*).
Manchen Ordnungen und Geschlech-
tern von Säugethieren, nahmentlich den
Quadrumanen und unter den Digitatis
dem Igel, fehlt aber jene Harnhaut, so
wie dem Menschen ganz und gar; ja
beym Igel verläuft sich nicht einmahl
die Harnblase, wie bey der menschli-
chen Leibesfrucht in ein Rudiment des
urachus, sondern ist schon beym Fötus
kugelicht, ohne Oeffnung im Boden der-
selben (– Tab. VIII. fig. 2. f –).
Hingegen zeigt sich bey dem eben
genannten Thiere, so wie auch bey der
[Seite 498] Hündinn, Katze u.s.w., ebenfalls zwi-
schen chorion und amnion eine auf dem
ersten Blicke zwar der allantois ähnliche
Blase, die tunica erythroides (– Tab. VIII.
fig. 1. c. fig. 2. c. –), die im Anfange
des Trächtigseyns auch, so wie jene,
von einer wässerigen Feuchtigkeit strotzt,
aber schon dadurch gänzlich von ihr
unterschieden ist, dass sie keinesweges
durch einen urachus mit dem Boden der
Harnblase, sondern durch die vasa om-
phalomeseraica (– Tab. VIII. fig. 2. k. –)
mit den Blutgefässen des Gekröses der
Frucht in Verbindung steht*). Eben
diese Verbindung zeigt auch die Aehn-
lichkeit, die sie, einerseits mit dem Dot-
tersacke der bebruteten Vögel, und an-
derseits mit der so merkwürdigen vesi-
cula vinbilicalis, an zarten menschlichen
Embryonen aus den ersten Monathen
[Seite 499] den Schwangerschaft*) hat; auch ist
jene tunica erythroides, so wie dieses
eben gedachte Bläschen, nur bey zar-
ten Leibesfrüchten recht gefüllt und
strotzend, und schrumpft hingegen in
der Folge so zusammen, dass man of-
fenbar sieht, beyder ihre Function muss
bloss für die frühere Lebensperiode der
Frucht bestimmet seyn.
Die erste Spur von Bildung der Frucht
selbst, zeigt sich bey den verschiedenen
Gattungen dieser Thierclasse immer erst
eine bestimmte meist beträchtlich lange
Zeit nach der Empfängniss. Auch ist,
so wie beym menschlichen Embryo,
ihre anfängliche Gestaltung noch weit
von der nachwärtigen Vollkommenheit
des reifen Fötus entfernt**), und die
[Seite 500] Ordnung des Wachsthums und der Aus-
bildung der Gliedmassen, ist bey wei-
tem nicht in der ganzen Classe die näm-
liche, sondern ist bey den besondern
Gattungen dahin berechnet, dass immer
diejenigen äussern Organe am frühesten
ausgebildet und vervollkommnet wer-
den, die gerade dem jungen Thiere zu
seiner Lebensweise die nothwendigsten
sind. Daher z.B. die auffallende Grösse
der Hinterhände der ungebornen Qua-
drumanen, oder der Füsse der Eichhörn-
chen, kurz der Säugethiere die auf Bäu-
men zu leben bestimmt sind, oder aber
auch der jungen Füllen, Ziegenlämmer
u.s.w., die sogleich nach der Geburt
schon auftreten und laufen müssen*),
[Seite 501] in Vergleich mit den Verhältniss der da-
mit correspondirenden Theile der rei-
fen menschlichen Leibesfrucht*).
Das wichtigste von dem, worin man-
che Gattungen ungeborner Säugethiere
in ihrem inneren Bau von der mensch-
lichen Leibesfrucht abweichen, ist schon
gelegentlich angeführt. Im übrigen, so
viel nämlich bisher darüber angemerkt
worden*), wie z.B. in der membrana
pupillaris**), den dreyerley räthselhaf-
ten, sogenannten Drüsen, thymus, thy-
reoidea und den suprarenalibus u.s.w.,
[Seite 503] scheinen sie mit dem ungebornen Kinde
im Ganzen meist übereinzukommen.
Kleiner Verschiedenheiten zu geschwei-
gen, wie z.B. dass das meconium bey den
reifern Früchten von Bisulcis und mau-
seartigen Thieren schon festen scybalis
ähnelt*) u. dergl. m.
Zur ersten Nahrung der reifen und
neu gebornen Frucht, ist in dieser Thier-
classe die Muttermilch bestimmt, die in
den Brüsten abgeschieden wird, von
welchen die ganze Thierclasse, der diese
Secretion ausschliesslich eigen ist, den
Linnéischen Nahmen mammalia erhalten
hat. Doch sind beym Schnabelthier noch
keine Zitzen (als die äusseren Anzeichen
derselben) gefunden worden*). So wie
dieselben bey einigen andern, wie nah-
mentlich beym Hamster und Mongos,
den Männchen zu fehlen scheinen, da
[Seite 505] doch sonst dieses Geschlecht bekanntlich
eben so wie das weibliche damit verse-
hen ist*), wenn sie auch gleich diesel-
ben entweder wie der Hund in gerin-
gerer Anzahl, oder wie der Hengst an
andrer Stelle**) haben.
Ueberhaupt ist die Lage so wie die
Anzahl der Zitzen bey den verschiede-
nen Gattungen von vielartiger Verschie-
denheit. Letztere ist doch, zumahl bey
unsern Hausthieren, mancherley Ano-
malien unterworfen*); so wie denn auch
die insgemein angenommene Regel, als
ob die Thiere meist noch einmahl so
viel Zitzen hatten als sie gewöhnlich
Junge würfen, bey manchen Gattungen,
wie z. E. nahmentlich beym Hausschwein,
beym Meerschweinchen u.s.w., ihre
grossen Ausnahmen leidet.
Und was ihre Lage betrifft, so ist
dieselbe bekanntlich bey den weiblichen
Beutellhieren am wunderbarsten, wo
sie auch ausser der Zeit da die Mutter
gerade Junge in ihrem Zitzensack trägt
kaum zu erkennen sind**).
Bey eben diesen sonderbaren Thieren
sind auch, so wie bey den im Wasser
[Seite 508] und unter der Erde lebenden Säugethie-
ren, (und zwar bey allen diesen aus
leicht zu übersehenden Endabsichten),
die Milchdrüsen selbst nur ganz flach
unter die Haut verbreitet, ohne zu Brü-
sten oder Eutern ausgebildet zu seyn,
und ihre Milchgänge verlaufen sich in
keine solche Weitungen und Höhlen,
worin sie hingegen bey den Bisulcis,
auch bey der Stute u.s.w. zusammen-
kommen*). Aber auch bey denen die
mammas pectorales haben, sind diese doch
nie von derjenigen Form, wodurch sich
das weibliche Menschengeschlecht in
der Blüthe des Lebens so ausschliesslich
auszeichnet.
Alle die mannichfaltigen Lebens- und
Nutritions- und Fonuations-Processe,
denen sich das neuentstandene unge-
borene Säugethier in seiner Mutter Leibe,
und durch den innigsten Zusammen-
hange mit derselben unterzieht, die führt
hingegen das Küchelchen im Eye selbst-
ständig, ganz unabhängig von seiner
Mutter, und ohne irgend eine andere
fremde Hülfe als die der atmosphäri-
schen Luft in Temperatur von Brüt-
wärme.
Das reife befruchtete Ey, so wie wir
es oben (§. 342.) nach seiner Ausbildung
[Seite 510] im oviductus und uterus verlassen hat-
ten, ist zunächst innerhalb seiner Schale,
mit der weissen, dichten, aderlosen Haut
(membrana albuminis) ausgekleidet, de-
ren beyde übrigens dicht zusammenhän-
gende Blätter nur gewöhnlichst am
stumpfen Ende einen mit atmosphäri-
scher Luft*) gefüllten Zwischenraum
lassen.
Von dieser Haut wird zunächst das
doppelte Eyweiss umschlossen, wovon
jedes wieder mit einer zarten Membran
umgeben, das äussere flüssiger und durch-
sichtiger, das innere aber dichter und
trüber ist, sich auch in hartgesottenen
Eyern eins vom andern schalicht ablö-
sen lässt.
Vom innern wird bekanntlich der
Dotter umflossen, der mit einer eigenen
Haut umzogen ist, von welcher sich
[Seite 511] mehrentheils zwey gleichsam knotige,
und an den äussersten Enden flockichte
Schnüre, die sogenannten Hagel (gran-
dines, chalazae)*) in das innere Eyweiss
Verlaufen.
Oben auf der Haut des Dotters ist
endlich ein kleiner milchweisser rund-
licher Fleck, der irrig sogenannte Hah-
nentritt (cicatricula s. macula) zu merken,
der mit einem oder mehreren weisslichen
concentrischen Kreisen (halones s. circuli)
umgeben wird, deren Nutzen aber so
wie der vom Hahnentritt selbst, und
von den Hageln noch nicht ausgemacht
scheint.
Und nun zu den bewundernswerthen
successiven Veränderungen, die während
des bebrütens im Eye vorgehen, und zu
den Metamorphosen welchen sich theils
die Totalform des Küchelchen, theils
einzelne Eingeweide desselben unterzie-
hen, wobey wir zur Angabe der Ter-
mine, wieder aus dem schon angeführ-
ten Grunde, das von der Henne zum
Muster nehmen*). Erst das ganze nur
[Seite 513] cursorisch in chronologischer Ordnung*).
Dann aber noch über einige der wichtig-
sten Theile und deren Geschäfte ein
Wort ins besondere.
Nicht in oder auf dem Hahnentritt
selbst, sondern dicht neben ihm zeigt
sich zu Ende des ersten Tages, an wel-
chem das Brüten seinen Anfang genom-
men, auf der Dotterhaut eine glänzende
meist länglicht abgerundete, aber in der
Mitte etwas schmalere*), kleine Stelle,
(nidus pulli s. colliquamentum s. areola
pellucida) das dem künftigen Küchelchen
gleichsam vorläufig die Stätte bereiten soll.
Eine wahre erste Spur von diesem
selbst, wird schwerlich vor Anfang des
zweyten Tages beobachtet seyn; und
zwar erscheint sie dann noch unge-
krümmt, wie ein kurzer gallertiger Fa-
den mit kolbichten Enden, und ziemlich
enge eingeschlossen in dem anfangs kaum
von ihm zu unterscheidenden amnion.
Die Halonen (§. 365.) erweitern um
diese Zeit ihre Kreise, schwinden aber
[Seite 515] kurz darauf so wie auch bald nachher
der Hahnentritt für immer.
Gegen Ende des zweyten Tages zei-
gen sich die ersten Spuren von rothen
Blut auf der Fläche der Dotterhaut. An-
fangs als Puncte die allgemach wie in
Furchen oder Rinnen zusammenfliessen,
so wie diese dann bald hernach zu wah-
ren Adern sich schliessen, und in ge-
meinschaftlichen Stämmen sich mit dem
Küchelchen verbinden. Die Aderfläche
selbst heisst figura venosa s. area vascu-
losa; die Blutader wodurch sie begrenzt
wird vena terminalis; und der Hauptstamm
aller dieser Venen tritt in die Pfortader
des Küchelchens, so wie hingegen die in
diese Dotterhaut sich verlaufenden Schlag-
adern aus dem Stamme der Gekrösarterie
desselben entspringen.
Zu anfange des dritten Tages verräth
sich das indess neu gebildete Herzchen
[Seite 516] (das Hauptorgan des nun eingeleiteten
Circulationsprocesses,) durch seinen Tri-
ple-Schlag als dreyfaches punctum sali-
ens. So wie nämlich gar manche Theile
des bebrüteten Küchelchens sich einer
successiven Formwandlung unterziehen
müssen, so gilt diess vor allen von der
Metamorphose des Herzens, als welches
in seiner ersten Gestalt einem zusam-
mengeschlängelten Canal mit drey im
Triangel dicht aneinander liegenden Wei-
tungen ähnelt, wovon die eine das dann
noch gemeinschaftliche (eigentlich rechte)
Herzohr; die andere den dann auch noch
alleinigen (eigentlich linken) Ventrikel;
und die dritte den bulbus aortae vorstellt.
Um die gleiche Zeit krümmt sich nun
das anfänglich langgestreckte Rückgrat
des zarten Geschöpfes zur sogenannten
carina, in welcher die distincten Wirbel
deutlich zu erkennen sind; und die Au-
gen verrathen sich durch ihr schwarzes
Pigment, und ihre nach Verhältniss auf-
[Seite 517] fallende Grösse; zeichnen sich aber in der
Folge besonders durch eine eigene Spalte
der Regenbogenhaut*) aus, womit die-
selbe nach unten zu unterbrochen wird**).
Vom vierten Tage an, wo das Küchel-
chen schon eine Lange von 4 Linien er-
reicht hat, und seine wichtigsten Bauch-
eingeweide, Magen, Gedärme und Leber
(doch diese bis zum 6ten Tage noch ohne
Gallenblase) sichtbar werden, zeigt sich
[Seite 518] auch in seiner Nabelgegend ein gefäss-
reiches Bläschen (chorion s. membrana
vmbilicalis) das in den folgenden Tagen
fast zusehendes anwächst, bis es in der
zweyten Hälfte der Brütezeit den gröss-
ten Theil der Schale innerhalb der mem-
brana albuminis (§. 365.) auskleidet, um
einstweilen für die Lungen zu vicariren,
und an ihrer Statt den sogenannten phlo-
gistischen oder Respirationsprocess zu
führen. Denn die Lungen selbst fan-
gen zwar schon vom fünften Tage an
ausgebildet zu werden, sind doch aber
so lange das Küchelchen noch von sei-
nem amnion (§. 367.) umgeben, und von
dessen liquor umflossen ist, eben so un-
thätig als die im ungebornen Säugethiere.
Am sechsten Tage wenn nun das
Hühnchen schon gegen 7 Linien lang
ist, zeigt es auch die erste Bewegung
willkürlicher Muskeln.
[Seite 519] Am neunten beginnt das Verknöche-
rungsgeschäfte, da der erste Knochen-
saft abgesetzt wird und in puncta ossifi-
cationis verhärtet. (§. 5. Not.**). Recht
als Puncte oder gleichsam als ein kreisför-
miges Schnürchen von ein paar Dutzend
der zartesten Perlen, sieht man sie im
Augapfel rund um die Hornhaut, wo
sie die Grundlage des Knochenrings der
Sclerotica machen*).
Im gleichen Termine fangen dann
auch auf der Dotterhaut die schönen
Zeichnungen der gelben Dottergefässe
(vasa vitelli lutea) an sichtbar zu werden.
Am vierzehnten Tage brechen die
Kiele der Federn hervor, und das Kü-
chelchen ist schon im Stande, wenn man
es aus dem Eye nimmt, nach Luft zu
schnappen.
[Seite 520] Am neunzehnten vermag es schon
Stimme von sich zu geben, und am ein
und zwanzigsten seinen Kerker zu durch-
brechen und sein zweytes Leben zu
beginnen.
Nun zum Schluss noch ein Paar
Worte über die beyden schon gedachten
wunderbaren Membranen, die Dotter-
haut und das chorion, von denen das
Leben und die Erhaltung des kleinen
Geschöpfes am unmittelbarsten abhängt.
Letzteres, das chorion, dieses so höchst
einfache und so höchst vollkommene
temporäre Surrogat der Lungen, gibt in
einem mit Vorsicht geöffneten Ey, aus
der zweyten Hälfte des Bebrütens, auch
ohne alle weitere künstliche Einspritzung
u.s.w., einen der prachtvollesten Anblicke
in der organischen Schöpfung. Ein Feld
von zahllosen Ramificationen strotzender
Blutgefässe beyderley Art. Und zwar
die Venen – scharlachroth, indem sie
[Seite 521] oxygenirtes Blut zum Küchelchen hin-
führen; die Arterien hingegen – schwarz-
roth, weil sie carbonisirtes Blut von dem-
selben herausbringen*) (§. 161. Not. *).
Ihre Stämme hängen mit den iliacis des
Hühnchens zusammen, und ihre dünn-
häutigen Aeste geben im frischgeöffneten
noch lebenden Eye, das beste microscopi-
sche Object, um den Blutumlauf an einem
warmblütigen Thiere zu demonstriren.
Auch die andere der genannten bey-
den Häute, die membrana vitelli hängt
mit dem Unterleibe des Küchelchens –
aber auf eine doppelte und ganz andere
Weise als die vorige – zusammen.
Theils durch den ductus vitello-inte-
[Seite 522] stinalis (pedunculus s. apophysis)*) mit
einer Stelle des dünnen Darms, theils
[Seite 523] wie schon obgedacht (§. 368.) durch seine
Blutgefässe mit der arteria meseraica und
der Pfortader des Vogels.
Nun aber wird der Dotter im Fort-
gange des bebrütens durch Beymischung
des inneren Eyweisses (§. 365.) immer
blasser und dünner: und zugleich bil-
den sich an der inneren Fläche der Dot-
terhaut, da wo auf der äusseren die
schon erwähnten gelben geaderten Zeich-
nungen sichtbar werden (§. 371.), zahl-
lose in den Dotter hinabhängende ge-
franste Gefässe mit flockichten Enden,
von einem ganz eigenen, meines Wissens
sonst beyspiellosen Bau*), die wohl
sicher dazu dienen den Dotter einzusau-
gen und in die gedachten Venen zu füh-
[Seite 524] ren*), wo er dem Blute assimilirt und
demnächst zur Nutrition des Küchelchens
verwandt wird; so dass beym auskrie-
chenden jungen Hühnchen, nur noch
der Rest des ganzen Dotters und seines
Sackes im Bauche zu sehen ist, der all-
gemach in den folgenden Wochen so
weit vollends eingesogen wird, dass sich
zuletzt nur noch die Spur davon wie
eine an der Aussenseite des Darms kle-
bende Narbe bemerken lässt.
(– Tab. II. und die Nebenfigur auf
Tab. VIII. ausgenommen, sind auf
den übrigen die Gegenstände in na-
türlicher Grösse abgebildet –).
Tab. I.
Der Schedel des Schnabelthiers (Or-
nithorhynchus paradoxus). Von der Hirn-
schale, die keine Nähte hat, ist ein Stück
der rechten Seite ausgebrochen, um das
Innere zu zeigen.
a. b. Die beyden condyli occipitales.
c. Die sonderbare knöcherne falx.
[Seite 526]f. Der breite processus mandibularis
am Oberkiefer.
g. Ein ähnlicher an der Unterkinnlade.
h. Der Gelenkknopf dieser Kinnlade.
i. Der fast wie bey den Aenten ge-
zähnelte Rand des vordem Seitentheils
derselben.
k. Der zweyte Ast des fünften Ner-
venpaars.
l. m. p. Zweige dieses Astes die sich
in die Schnabelhaut vertheilen.
n. o. Der Intermaxillarknochen die-
ser Seite.
Das Becken und die Schenkelkno-
chen vom Straus (Struthio camelus).
a. b. Das Kreuzbein (20 Zoll lang).
c. d. e. Die vorn zusammenverwach-
senen ungenannten Beine.
f. g. Die markleeren Schenkelknochen.
Der sceletirte rechte Fittig des Cap-
Pinguins (Aptenodytes demersa).
Die Erklärung s. S. 91. Not.*).
Der Schedel einer Aente. Besonders
zur Vergleichung mit dem Schedel des
Schnabelthiers, tab. I.
a. Der einfache condylus occipitalis.
d. Die elastischen Knochenblätter zur
beweglichen Verbindung der Oberkiefer
mit der Hirnschale.
e. Die membranosen Muscheln der
inneren Nase.
f. c. Der erste Ast des fünften Ner-
venpaars.
g. Zweige desselben in die Ober-
schnabelhaut.
h. i. Der zweyte Ast jenes Nerven-
paars.
k. l. m. Zweige desselben in die ge-
dachte Haut.
h. n. Der dritte Ast des fünften Ner-
venpaars.
o. Zweig desselben in die Unter-
schnabelhaut.
Der nach der Länge vertical halbirte
Schedel und Oberschnabel eines jungen
Pfefferfrases (Tucanus ramphastos).
b. Die membranosen Muscheln der
inneren Nase.
c. Eine grosse Aushöhlung im Schna-
bel, vor diesen Muscheln.
d. Eine membranose verticale Schei-
dewand, wodurch jene Aushöhlung ab-
getheilt ist.
e. f. Der hornichte, inwendig zel-
lichte Oberschnabel.
Augapfel der Phoca grönlandica.
b. Die dicke vordere Zone der scle-
rotica.
c. Die dünne nachgiebige mittlere
Zone, gleichsam der Aequator derselben.
d. Der fast knorpelartige dickste Hin-
tergrund dieser harten Haut.
e. Der breite orbiculus ciliaris.
h. Die vordere Fläche der Crystall-
linse.
Die weiblichen Genitalien des Beu-
telthiers (Didelphis marsupialis) mit den
benachbarten Eingeweiden.
Die vagina ist von der Seite längs
aufgeschnitten und offen auseinander
gelegt.
a. b. Der gemeinschaftliche Theil für
beyde Scheiden.
c. Die doppelte clitoris, deren Ei-
cheln aus der Vorhaut herausragen.
e. Die Scheide linker Hand ungeöffnet.
b. f. Die zur rechten laufende, so
wie der gemeinschaftliche Theil a. b. der
Länge nach aufgeschnitten und ausein-
ander gelegt.
g. Die erste Windung des uterus rech-
ter Seite.
h. Die zweyte die da mit der entge-
gen liegenden o. in eine gemeinschaftliche
Höhle zusammentritt.
i. h. Die dritte (was Tyson die cor-
nua vteri nennt).
l. Die geschlängelten feinen Win-
dungen der Fallopischen Röhre dersel-
ben Seite.
n. o. p. q. r. s. Dieselben Theile von
der linken Seite.
u. u. Das Ende des dicken Darms.
w. x. Die Afterbälge (Scent-bags)
(§. 146.)
y. z. Die Mündungen der Ausfüh-
rungsgänge derselben.
Ungeborene Igel verschiedenen Alters,
besonders um die Veränderung zu zei-
gen die mit ihrem Mutterkuchen vorgeht:
Ein noch sehr unreifer conceptus.
a. b. b. Das eyförmige chorion geöff-
net, so dass die ganze vordere Hälfte
weggenommen ist.
a. Der dicke fast knorpelharte Theil
desselben.
b. b. Der dünnere geschmeidigere
Theil.
c. Die tunica erythroides die so wie
d. der Embryo mit seinem amnion
vorher im chorion eingeschlossen gewesen.
a. b. Der nun sattelförmige Mutter-
kuchen.
d. Der Fötus mit geöffneten Unter-
leib, dessen Eingeweide und Gefässe in
der Nebenfigur vergrössert sind.
f. Die Harnblase ohne urachus.
g. h. Die beyden arteriae vmbilicales.
Zu S. 9. Z. 3. Doch habe ich kürz-
lich ein paar Köpfchen von neu gebo-
renen Seidenhasen mit ganz ansehnli-
chen Fontanellen erhalten.
Zu S. 30. zu Ende des §.19. Noch
auffallender beym Opossum (Didelphis
marsupialis).
Zu S. 31. zu Ende des §. 20. Unrich-
tig ist Haller's Behauptung (Elem. T. V.
pag. 343.) ‘„homini maior quam vlli be-
stiarum orbitae pars ossea est.“’ Schon
die Katze z.B. hat nach Verhältniss weit
grössere Augenhöhlen, vollends aber so
manche Makis, von deren Schedeln Hr.
Hofr. Fischer im Iten B. seiner reich-
haltigen Anatomie der Maki Frankf. 1804.
4. treffliche Abbildungen gegeben hat.
Zu S. 51. Not. **) – und Hrn. Prof.
Schreger in Isenflamm's und Ro-
[Seite 538] senmüller's Beyträgen für die Zerglie-
derungskunst I. B. 1. Heft S. 5. u. f.
Zu S. 65. oben. Doch hat auch das
Schnabelthier eine Art von cornubus pel-
vis abdominalibus. s. Hrn. Home in den
philos. Transact. for 1802. P. I. tab. 3.
Zu S. 75. Z. 6. Das fliegende Eich-
horn hat an der Aussenseite des carpus
einen eigenen grätenförmigen Knochen,
der mittelst zwey kleiner rundlicher
Beinchen an der Handwurzel befestiget,
und in der zum Fallschirm dienenden
Seitenhaut eingewachsen ist.
Zu S. 85. Not. *). Ich habe neuerlich
mehrere Köpfe solcher Hollenhühner
frisch untersucht, und gefunden, dass der
so sonderbar aufgetriebene Vordertheil
der Hirnschale durch die Hemisphärien
des eigentlichen oder grossen Gehirns ge-
füllt; und dieser Theil der Hirnschalen-
höhle von dem Hintern, der wie bey
den gemeinen Hennen das kleine Gehirn
[Seite 539] fasst, durch eine auffallende Verenge-
rung derselben abgesondert wird.
Zu S. 90. §. 56. Der Straus und Ca-
suar haben zwar keine abgesonderte fur-
cula; dagegen aber auf jeder Seite, am
Vordertheil des Thorax, einen sonderba-
ren, länglicht flachen Knochen, der aus
einem Rudiment derselben so wie aus
dem Schlüsselbein und Schulterblatt
gleichsam in Eins verschmolzen ist.
Zu S. 122. in der Note. – Wohl aber
habe ich neuerlich bey der Zergliederung
einer Simia cynomolgus deren Lungen,
Leber und Netz mit einer Menge Was-
serblasen verschiedener Grösse besetzt
waren, in denselben eine zahllose Menge
microscopisch kleiner, frey in der Lym-
phe womit die Blasen gefüllt waren, lie-
gender Körperchen gefunden, die sich
unter starker Vergrösserung aufs deut-
lichste, als kleine mit scharf ausgebil-
deten Hakenkranz und Saugemund ver-
[Seite 540] sehene Blasenwürmchen, folglich als
wahre selbstständige Thiere zeigten.
Zu S. 124. oben. Nach Hrn. Cuvier
(im Iten Heft der Ménagerie du museurn
national) hat nur das gemeine Camel mit
Einem Buckel (Dromedarius) den son-
derbaren Schlundbeutel, und treibt ihn
nur zur Brunstzeit hervor.
Zu S. 134. letzte Z. der Note. – Bey
einem ziemlich grossen orientalischen Be-
zoar, den ich zur Untersuchung durchsägt,
besteht der Kern aus rothbraunen überaus
zarten und dichten Gewebe wie Zunder-
schwamm, oder wie die Substanz der
Gemsballen.
Zu S. 141. §. 93. Z. 4. Der verstor-
bene Dr. Bloch wollte auch bey weib-
lichen Trappen den Kehlsack gefunden
haben. Vermuthlich war diess aber ein
Irrthum. Wenigstens habe ich noch erst
im vorigen December eine Trapphenne
untersucht, die durchaus keine Spur da-
von zeigte.
[Seite 541] Zu S. 144. §. 96. Z. 1. vermuthlich).
Doch scheint der bulbus glandulosus man-
chen Vögeln, z.B. dem Eisvogel, zu
mangeln.
Zu S. 146. Eine meines Wissens bey-
spiellose Anomalie ist, dass des erwachse-
nen Kuckucks Magen (der eigentliche ven-
triculus) inwendig mit einer Menge kur-
zen borstenartigen, und in spiralförmiger
Richtung dicht anliegenden Haren be-
setzt ist.
Zu S. 155. Note *). Die Bienenlarve
hätte ich hier nicht anführen sollen.
Denn da dieser das Futter in den Stock
zugetragen wird, so kann ihr Consum-
tionsgeschäfte nicht hoch angeschlagen
werden. Zudem gibt sie wenig Unrath
von sich, daher bey ihr das was sie ver-
zehrt, doch meist zur Selbsterhaltung
und zu ihrer schnellen Ausbildung die-
nen muss.
Zu S. 164. unten. – Ueber den Bau
dieser flockichten Haut in vielerley Gat-
[Seite 542] tungen aus allen vier Classen von roth-
blütigen Thieren, s. Rom. Ad. Hed-
wig disquisitio ampullularum Lieber-
kühnii Lips. 1797. 4. und K. Asm.
Rudolphi's anatomisch physiologische
Abhandlungen S. 41.
Zu S. 167. letzte Z. – Am auffal-
lendsten ist diese Aehnlichkeit bey der
cloaca des Schnabelthiers. Hr. Home
a. a. O. tab. 4.
Zu S. 169. in der Note Z. 3. – Eine
ganz von diesen Darmsteinen verschie-
dene Art von kugelichten Concrementen,
die sich ebenfalls zuweilen bey Pferden
im colon und zumahl im coecum findet,
ist aus vegetabilischen feinen Zasern in-
nig zusammengeballt, und ähnelt auf
den ersten Blick den Gemskugeln; da-
her auch Lafosse der sie beschrieben
und abgebildet, dieselben aegagropilas
(und hingegen die wahren Darmsteine
bezoar equinum) nennt. s. Dess. cours
d'hippiatrique pag. 153. tab. 51. fig. 20-22.
[Seite 543] Sie sind so wie die Gemsballen weit
leichter als jene Darmsteine, und nicht
selten finden sie sich Paarweise beysam-
men. Ein grösserer (wohl wie ein Kinds-
kopf,) napfförmig, in welchen der an-
dere kleinere kugelichte einpasst.
Zu S. 196. Note **). – W. G. Ti-
l e s i u s Beschreibung und Abbildung der
beyden sogenannten Stachelschweinmen-
schen. Altenb. 1802. fol.
Zu S. 222. §.157. Ueber das Verhält-
niss der Länge des Herzens zu der des
ganzen Körpers s. Theoph. H. Berg-
mann primas lineas pathologiae compa-
ratae Goett. 1804. 4. pag. 14. 59.
Zu S. 224. Z. 9. – So besitze ich
durch die Güte des Hrn. Dr. Albers in
Bremen, ein allerdings sehr merkwürdi-
ges Herz eines erwachsenen Seehundes,
in welchem nicht nur das foramen ouale,
sondern auch der ductus arteriosus noch
vollkommen offen; ausserdem aber auch
beyde grosse Schlagaderstämme, zumahl
[Seite 544] aber der von der aorta, zu einem wei-
ten, gleichsam aneurysmatischen Sacke
ausgedehnt sind. Und das letztere hat
auch gerade so der wackere Seger an
einen Seehunde bemerkt, in den Ephe-
mer. nat. curios. Dec. I. a. 9. pag. 252.
Zu S. 226. zu Ende des §. 160. –
Von merkwürdigen Vertheilungen der
Venen ist eine der wunderbarsten und
in ihrer Art prachtvollesten die womit
der Hufknochen des Pferdes auf der Vor-
derseite in fast zahllosen meist parallel-
laufenden Zweigen und auf der untern
Hohlfläche in netzförmigen Anastomosen
überzogen ist.
Zu S. 228. § 163. Z. 2. in den See-
schildkröten). – Neuerlich habe ich auch
eine Landschildkröte aus Marocco (Ab-
bild. naturhist. Gegenstände VII. Heft
tab. 66.) geöffnet, die ich ebenfalls durch
die Güte des Hrn. Dr. Albers lebendig
erhalten, und den Bau ihres kleinen
Herzens, worüber selbst Morgagni
[Seite 545] noch zweifelhaft war, in der Hauptsache,
– d.h. in der Verbindung der beyden
Ventrikel durch eine Zwischenöffnung
und in dem Ursprung der sämmtlichen
grossen Schlagadern aus dem rechten Ven-
trikel, so wie auch in der Theilung der
aorta und der Verbindung ihrer beyden
Hauptäste im Unterleibe –, gerade eben
so gefunden wie in den Seeschildkröten.
Auch die Höhlungen der Ventrikel nach
Verhältniss eben so eng, die fleischich-
ten Wände derselben dagegen eben so
schwammig u.s.w. Nur die Mündung
zwischen beyden Ventrikeln war einfa-
cher ohne den bekannten valvelartigen
Bau, wie er sich im Herzen der See-
schildkröten zeigt; die Ohren schlapp
und dünnhäutig wie bey der caretta,
nicht so derb und schwammig wie bey
der mydas.
Zu S. 236. u. f. Eine Abbildung vom
Herzen des Calmar gibt Herr Prof. Cu-
vier in sein. Tableau élémentaire de l'hist.
[Seite 546] naturelle des animaux. Par. 1798. 8. tab. 8.
fig. 1.
Zu S. 237. unten. – Auch die Me-
dusen haben kein Herz und dennoch ein
deutliches Circulationssystem von Arte-
rien und Venen. s. Mitchill in. Hrn.
Dr. Albers's americanischen Annalen
Ites Heft pag. 121.
Zu S. 271. Note *) letzte Z. – auch
Spallanzani, Mémoires sur la respira-
tion. Genève 1803. 8.
Zu S. 286. §. 200. Die Landschild-
kröten (wenigstens T. graeca) haben ei-
gentlich zwey Luftröhren, indem sich
der kurze gemeinschaftliche Stamm gleich
beym dritten Halswirbel in zwey lange
Hauptäste theilt, die weit in die Brust
hinabsteigen ehe sie in die Lungen ein-
treten. Jeder macht seitwärts eine starke
Krümmung, über welche sich die beyden
aortae abdominales herumschlagen.
Zu S. 318. Note *) – und Tilesius
in Isenflamm's und Rosenmüllers
[Seite 547] Beyträgen für die Zergliederungskunst I. B.
2. Heft tab. 2.
Zu S. 319. Ueber das Verhältniss der
Sinne in den verschiedenen Thierclassen
Vergl. Hrn. Dr. Troxler's Versuche in
der organischen Physik. Jena, 1804. 8.
Zu S. 341. Note *). – Ueber die Zunge
des Chamaeleon s. vor allen Hrn. Du-
vernoy im Bulletin de la Societé philo-
matique 8. année T. III. nro. 86. tab. 24.
fig. 5. 6.
Zu S. 362. unten. – Ein wahres Ohr-
läppchen, so wie beym Menschen, scheint
sich doch bey keinem anderen Säugethier
zu finden.
Zu S. 382. Note *). – Jo. Lud. An-
gely de oculo organisque lacrymalibus ra-
tione aetatis, sexus, gentis et variorum
animalium. Erlang. 1803. 8.
Zu S. 390. u. f. – Da ich im vorigen
Februar bey der Zergliederung eines an-
deren frischen Affen (S. cynomolgus) das
[Seite 548] foramen centrale desselben im Collegium
der vergleichenden Anatomie demonstrir-
te, so äusserte ich dabey über den Nutzen
desselben folgende Vermuthung: – der
Mensch und diejenigen Quadrumanen
bey welchen die Augen in parallelen
Achsen liegen, haben den Vortheil dass
sie die Objecte mit beyden Augen zu-
gleich und folglich desto schärfer sehen.
Aber auch den Nachtheil dass im allzu-
hellen Lichte beyde Augen zugleich um
so eher und um so stärker geblendet
werden, weil das blendende Licht auf
die correspondirenden focos principales
in beyde (noch dazu mit keiner Blinz-
haut versehene) Augen zugleich fällt.
Dieser Nachtheil wird wie es scheint
durch das foramen centrale gehoben oder
gemindert, wenn diejenige Stelle der re-
tina vor welche der focus principalis
fällt, sich im blendenden Lichte wie zu
einer Art von kleinen Pupille öffnen,
und den concentrirten Lichtkegel durch
dieselbe hindurch und auf die dahinter
[Seite 549] liegende choroidea fallen lassen kann,
deren Pigment dieses blendende Licht
absorbirt.
Zu S. 485. u. f. Viel zu diesen und
den letzten Abschnitt gehöriges, enthalt
des Hrn. Dr. J. Fr. Lobstein's
Essai sur la nutrition du foetus. Strasb.
1802. 4.
Seite 23. Zeile 1. statt Elephantengattungen lies
Armadillgattungen. S. 30. Z. 2 und 3. von unten, l.
aber die äussere Seitenwand der Höhle ist nach hin-
ten offen. S. 43. Z. 5. 6. st. pecorum l. bisulcorum,
so wie auch der Elephanten. S. 44. §. 25. Z. 1. nach
Oberkiefer s. der Quadrupeden und Delphine. S. 51.
Z. 4. st. obern Fläche l. Endfläche. S. 58. Z. 2. 3. l.
bey dem dreyzehichten Faulthier; Z. 5. l. es deren
9 hat. S. 65 Z. 1. in der Parenthese hinter die s.
ossa marsupialia oder. S. 74. letzte Z. nach Vorder-
arm s. oder sie haben höchstens nur ein grätenför-
miges Rudiment davon. S. 83. Note **) Z. 1. st. bee
l. bec. S. 95. Z. 3. v. u. nach Raum s. bey den See-
schildkröten. S. 141. §. 93. Z. 4. vor Trappen setze
männlichen. S. 158. Note ***) Z. 1. st. Hummer l.
Flusskrebs; ibid. vorletzte Z. die Worte vom Fluss-
krebs auszustreichen. S. 174. §. 118. Z. 2. zwischen
scheint und allen setze bis auf sehr wenige Ausnah-
men (z. E. beym Hecht). S. 191. Z. 2. st. scheint l.
scheinen. S. 222. §. 157. Z. 7. l. Zwerchfell. S. 233.
Z. 3. st. Kiefern l. Kiemen. ib. Note *) Z. 7. st. Bron-
chial l. Branchial. S. 306. in der Note Z. 11. st. 1753.
l. 1783. S. 339. Z. 1. st. linken l. rechten. S. 501.
Note Z. 5. st. worin l. wenn.
Seit 1777, über einzelne Fächer und Ge-
genstände derselben, z.B. über Osteo-
logia comparata, Zootomie der hielän-
dischen Hausthiere u.s.w., dann aber
seit 1785. immer den vollständigen Cur-
sus über die ganze Disciplin.
Nur bey wenigen Insecten und Gewür-
men finden sich wirklich knochenartige
Theile: wie z.B. die überaus saubern
kleinen Schilde, Bögen und Gräten am
Magen des Hummers und einiger andern
Krebse. – Das knöcherne Gestelle oder
die sogenannte Laterne des Aristoteles
in den See-Igeln u.a.m.
Wenigstens ähneln diese Theile weit
mehr wahren Knochen als etwa das so-
genannte os sepiae.
Von der Art ist das Zungenbein; der
Knochen in der männlichen Ruthe vieler
Säugethiere; die ossicula clauicularia
bey manchen derselben; der knöcherne
gleichsam gefächerte Ring in der harten
Haut der Vogelaugen, u.a.m.
s. Galen's Anwendung davon auf die
Menschenähnlichkeit der Affen im Iten B.
seines Meisterwerks de anatomicis admi-
nistrat. T. IV. pag. 26. der Chartier. Ausg.
Dass die Knochen mancher Thiere nach
dem Genuss der Färberröthe roth wer-
den, hat schon Ant. Misaud in der
Mitte des XVI. Jahrh. angemerkt. s. dess.
centurias memorabilium s. arcanor. omnis
generis pag. 161. der Cölner Ausg. von
1572. 12.
[Seite 5] Merkwürdig bleibt doch, dass dieser
bekannte Versuch bey den kaltblütigen
Thieren höchstens nur sehr unvollkom-
men gelingt.
Doch ist dergleichen auch von einigen
Thieren ohne Grund behauptet worden.
Denn was z. B. F. Nicholls im com-
pendium anatomic. pag. 7. von den Ben-
galis (Fringilla amandaua) u.a. vom
Goldfasan gesagt. dass sie gelbe Kno-
chen hätten, habe ich da ich beide
Thiere frisch untersucht, nicht andem
gefunden.
Namentlich von den Hünern zu Indore
und Neermul in Berar sagte diess Akber's
des grossen Vizier Abulfazel in s. clas-
[Seite 6] sischen Ayeen Akbery vol. II. Calcutta
1784. 4. pag. 72. und von denen um
Persepolis, H. Cptn Niebuhr in s. Rei-
sebeschr. II. B. S. 12.
Die von Aristoteles irrig behauptete
Marklosigkeit der Löwenknochen bedarf
jetzt keiner weitern Widerlegung. s. da-
von so wie von einigen ähnlichen Sagen
Ren. Hener apolog. pro Vesalio ad-
vers. Sylvium. Ven. 1555. 8. pag. 27.
Beym Hühnchen im Ey, das bekannt-
lich 11 Tage bebrütet wird, zeigt sich
[Seite 8] die erste Spur eines Knochenkerns nicht
früher als zu Anfang des neunten Tages,
der mit der 17ten Woche der mensch-
lichen Schwangerschaft zu vergleichen
ist; da hingegen die ersten puncta os-
sificationis im menschlichen Embryo
schon in der 7ten oder 8ten Woche
nach der Empfängniss (– aber gewiss
nicht, wie neuerlich grosse Zergliederer
gemeynt haben, gar schon in der 3ten
bis 4ten Woche –) abgesetzt werden.
Folglich begreift sich leicht, wie
grosse Einschränkung es leiden muss was
Hr. von Haller am Schluss seiner übri-
gens so musterhaften Beobachtungen
über die Bildung der Knochen im bebrü-
teten Küchelchen sagt: ‘„quae de pullo-
rum ossibus demonstrauimus, ea etiam
de aliis animantium classibus vera erunt,
et de ipso demum homine.“’
So z.B. die Schliessung der Fontanellen,
als welche ich bey unreifen Leibesfrüch-
[Seite 9] ten von feris und von pecoribus sehr
gross, hingegen bey den reifen kaum
noch eine Spur davon gefunden, die
sich wenigstens mit der gewöhnlichen
Grösse derselben beym neugebohrnen
Kinde gar nicht vergleichen lässt. –
Auch begreift sich leicht aus der Ver-
gleichung des Beckens und der ganzen
Mechanik des Geburtsgeschäftes des Wei-
bes mit dem Becken und dem Jungewer-
fen der weiblichen Quadrupeden, war-
um nur beym Kinde jene – vorzüglich
durch die Fontanellen bewirkte – nach-
giebige Schiebbarkeit der grossen Sche-
delknochen, zur Erleichtung der Geburt
erforderlich war.
So ist es wenigstens bey meinem Exem-
plar, dessen nahtloser Schedel auch von
dieser Seite einem sceletirten Vogelkopfe
auffallend ähnelt.
Versteht sich bey erwachsenen Vögeln;
denn ganz junge haben wenigstens ab-
gesonderte Schedelknochen, wenn gleich
ohne wirklich gezähelte ächte Nähte.
Dazu dient sowohl die Ansicht im Pro-
fil als von oben her. Vom Nutzen der
letztern (der norma verticalis) nament-
lich zu Vergleichung der Nationalformen
der Menschenschedel, habe ich in der
dritten Ausg. der Schrift do generis hum.
varietate natiua pag. 203. und in der
IVten Decas cranior. diuersar. gentium
pag. 12. not. q) gehandelt.
s. Hrn. Prof. Merrem's Zergliederung
der Haus-Maus in seinen vermischten
Abhandlungen aus der Thiergeschichte.
[Seite 15] S. 59. tab. 2. fig. 11. a., und Hrn. D. Nic.
Meyer prodromus anatom. murium Jen.
1800. pag. 15. fig. 6. 8. Letzter nennt
es os transuersum.
Der vom Hrn. von Wurme im IIten B.
der Verhandelingen van het Bataviaasch
Genootschap p. 245 zuerst beschriebne
(nur sehr irrig mit dem Namen des
grossen Orangutang oder Pongo belegte)
gänzlich ungeschwänzte Pavian, dessen
4 F. 2. Z. hohes ungeheuer starkes Ge-
rippe ich im Dec. 1791 im Erbstatthal-
terschen Cabinet im Haag abgezeich-
net habe.
s. Daubenton sur les différences de la
situation du grand trou occipital dans
l'homme et dans les animaux in den
Mém. de l'Acad. des sc. de Paris 1764.
pag. 568. Dieser treffliche Zootome grün-
dete auch auf diese Verschiedenheit seine
sogenannte Occipital-Linie, eine der
Normalregeln die man zur Vergleichung
der Schedelformen untereinander, an-
gegeben hat. – Er zieht nemlich zwey
gerade einander durchschneidende Li-
nien im Profil der Schedel: die eine
vom hintern Rande des foramen magnum
(der auch zugleich bey den allermehr-
sten Säugethieren der ohre ist) durch
den untern Rand der Augenhöle; die
andre aber durchs planum horizontale
jener grossen Hinterhaupts – Oeffnung,
mitten zwischen beiden condylis; und
[Seite 18] bestimmt dann nach dem Winkel, worin
diese beiden Linien zusammenstossen,
die Aenlichkeit oder Verschiedenheit der
Schedelformen.
Gar viel scheint übrigens durch diese
Regel nicht gewonnen, da einmal bey
den bey weitem allermehrsten, übrigens
noch so sehr von einander verschiede-
nen Quadrupeden, dieser Winkel immer
zwischen 80 und 90° fallt, und andrer-
seits die kleinern Abweichungen selbst
individuell in einer und eben derselben
Gattung variiren.
Hingegen habe ich die Hirnschalenkno-
chen bey den mit der Drehkrankheit be-
[Seite 19] hafteten Schafen (den sogenannten Seeg-
lern oder Quesenköpfen), wenn die
Wurmblase (Hydatis cerebralis) nahe
unter der Hirnschale lag und gross war,
an dieser Stelle grösstentheils absorbirt
und zuweilen bloss wie eine dünne, dem
Druck sehr nachgebende knorpelartige
Haut gefunden.
Es ist daher mit Einschränkung zu ver-
stehen, wenn Eustach von den Nähten
an den Affenschedeln sagt: ‘„vbique ad-
eo obscurae sunt, vt magna ex parte
suturae nomen, aut nullo modo, aut
vix mereantur.“’ Ossium exam, pag. 173.
Zur festern Bestimmung derselben hat
Camper seine Facial-Linie angenom-
men, deren Anwendung am ausführlich-
sten in seinem posthumen Werke über
den natürlichen Unterschied der Ge-
sichtszüge u.s.w. (übers. von Hrn. Hofr.
Soemmerring, Berl. 1792. 4) aus einan-
der gesetzt ist. – Er zieht auch wie
Daubenton im Profil eines jeden Sche-
dels zwey gerade einander durchschnei-
dende Linien, aber in andern Richtun-
gen als jener. Eine horizontale nem-
lich, die durch den äussern Gehörgang
und den Boden der Nasenhöle läuft;
und dann eine andre von der Wölbung
der Stirne mitten über der Nase nach
dem äussersten prominirenden Rande der
Oberkiefer oder des Intermaxillar-Kno-
chen, mitten unter der Nase. Letztre
ist die eigentliche Facial-Linie, und der
Winkel, den sie mit jener horizontalen
macht, bestimmt nach ihm die Verschie-
denheiten der Thierschedel, so wie der
[Seite 21] Nationalphysiognomieen der mancher-
ley Menschenrassen.
In Rücksicht auf diese letztre Anwen-
dung habe ich meine Erinnerungen da-
gegen schon in der dritten Ausg. der
Schrift de gener. hum. var. pag. 200 u. f.
beygebracht. Und was ihren Gebrauch
zu Unterscheidung der Thierschedel be-
trifft, so gilt mutatis mutandis auch hier,
was oben von der Daubentonischen Li-
nie gesagt worden, dass nemlich die
bey weitem allergrösste und mannich-
faltigste Menge der übrigens dem Kopfe
nach noch so verschieden gebildeten
Quadrupeden (– wenigstens drey Vier-
theile von den ohngefähr vierhundert
Gattungen derselben, die wir bis jetzt
kennen –) dennoch eine und eben
dieselbe Faciallinie haben.
Gotth. Fischer über die verschiedne
Form des Intermaxillarknochens in ver-
schiednen Thieren. Leipz. 1800. 8. mit
Kupfern.
Desshalb habe ich diesen Knochen lieber
os intermaxillare als mit Haller os in-
cisiuum genannt. Blair in seiner treff-
lichen Osteographia elephantina nennt
ihn os palati; Vitet os maxillaire in-
férieur.
Da wo auch zuweilen an Menschensche-
deln, wenigstens von ganz jungen Kin-
dern, das foramen incisiuum auf bei-
den Seiten mit einer Ritze umzogen ist,
von welcher Fallopius schon 1561 so
richtig sagte: ‘„reperio hanc diuisionem,
vel rimam potius esse, quam suturam,
cum os ab osse non separet, neque in
[Seite 24] exterioribus appareat, vel cum os cum
osse non conjungat, quod suturarum
munus est.“’ s. Dess. Obseruation. ana-
tomic. fol. 35. b. der Venetian. Orig. Ausg.
Um so unerwarteter war mirs daher,
dass Vicq-d'Azyr noch 1780 hierin eine
ihm unerwartete Aenlichkeit zwischen
dem Schedel des Menschen und mehre-
rer Quadrupeden finden konnte. s. Mé-
moires de l'ac. des sc. de Paris v. jen.
J. pag. 489.
Unter den Anatomen des XVI. Jahr-
hunderts, die bey der bekannten Streit-
frage, ob Galens Osteologie nach Men-
schen- oder nach Affen-Gerippen abge-
fasst sey, das letztre unter andern aus
dem von ihm auch dem Menschen zu-
geschriebnen Intermaxillar-Knochen er-
wiesen, verdient hier vorzüglichst In-
grassias angeführt zu werden, weil er
in seinen classischen Commentariis in
Galeni librum de ossibus, Panorm. 1603
fol. besonders durchgehends auf diejeni-
[Seite 25] gen Stellen aufmerksam macht, ‘„vbi ex
simiarum dissectione deceptus Galenus,
a vera hominis constructione ac sceleto
deniat.“’ s. pag. 120. 125 u. f.
Ich darf nicht alles hier wiederholen,
was vom Intermaxillar-Knochen in der
3ten Ausg. de gener. hum. variet. pag.
34 bis 41 gesagt ist, wo ich auch einige
Affen und Meerkatzen angeführt, an
deren Schedeln, ohngeachtet sie von
jungen Subjecten waren, sich doch keine
Spur dieses Knochens erkennen liess. –
[Seite 26] Man müsste denn annehmen, dass er bey
allen diesen Thieren schon in ihrem un-
reifen Alter ganz verwachsen wäre,
wenn gleich die übrigen Schedelknochen
noch aufs deutlichste ihre Suturen er-
halten hätten.
Auch bey verschiednen Säugethieren
aus andern Ordnungen, namentlich dem
Bradypus tridactylus und Vespertilio
ferrum equinum, konnte Herr Bibliothe-
kar Fischer keine Spur des Intermaxil-
lar-Knochen auffinden. s. Dess. oben
angeführte meisterhafte Monographie S.
47. 89. Doch giebt er selbst die Mög-
lichkeit zu, dass wenigstens beym Faul-
thier jener Knochen lossgestossen und
verloren gegangen seyn könne.– Kurz,
alle die angeführten Ausnahmen bedürfen
erst noch weiterer genauer Untersuchung
an mehrern recht vollständigen Exem-
plaren aus verschiednen Lebensperio-
den u.s.w.
Bey manchen, wie z. E. beym Löwen,
sind die Ausgänge dieser grossen Oeff-
nungen am Gaumen sogar beym lebendi-
gen Thiere sehr sichtlich. – s. J. El.
Ridinger's Abbildung des zahmen Lö-
wen, der 1760. in Deutschland zu sehen
gewesen, gr. Fol.
Pinel, Recherches sur une nouvelle me-
thode de classification des quadrupêdes
im Iten B. der Actes de la Soc. d'histoire
naturelle de Paris pag. 50.
Ich habe nun wohl gegen 20 verschiedne
Beyspiele zusammen gebracht, wo man
seit der Mitte des XVIten Jahrhunderts
hin und wieder in Europa, und auch in
Ostindien gehörnte Hasen mit kleinen
Rehbockartigen Geweihen gefunden zu
haben versichert. Hätte diess seine Rich-
tigkeit, so wäre es noch ein Umstand
mehr, worin diese Thiere den pecoribus
ähneln. Was mir aber dieses Vorgeben
sehr verdächtig macht, ist, dass ich bis
[Seite 33] jetzt, aller angewandten Mühe ohnge-
achtet, noch von keinem einzigen Exem-
plare solcher Hörnchen habe vergewis-
sert werden können, wo dieselben auf
dem Kopf des Hasen selbst fest sässen.
Und die, von welchen ich genaue Zeich-
nungen vor mir habe, sind offenbar für
den Hasen von unverhältnissmässiger
Grösse.
Von anomalischen Beyspielen von Hirsch-
kühen, die, durch eine in die Zwitter-
gestaltung schlagende Abweichung des
Bildungtriebes, Geweihe bekommen, s.
G. E. Stahl propempt. de cornu cerui
deciduo. Hal. 1699. J. Jac. Scheuchzer
in J. Fr. Leopold diss, de alce. Bas. 1700.
Jam. Hoy in den Transact. of the Lin-
nean Soc. vol. II. pag. 356. u.a.m.
Von einem gehörnten Reh, das 1790
bey Westerzelle im Hannoverschen ge-
schossen worden, besitze ich eine colo-
rirte Zeichnung und genaue Nachricht.
Die jährliche Reproduction der Geweihe
gehört aus mehrerer Rücksicht zu den
merkwürdigsten Phänomenen in der
thierischen Physiologie. Sie giebt eins
der auffallendsten Beyspiele a) von der
Stärke der Nutrition und dem dadurch
bewirkten schnellen Wachsthum bey
warmblütigen Thieren. Denn das Ge-
hörn eines Capitalhirsches, das wohl 1/4
Centner am Gewichte hält, ist den-
noch binnen 10 Wochen völlig ausgebil-
det: – b) vom partiellen Lebenslaufe
eines thierischen Theils, der vom Le-
bensalter des ganzen Thiers (als wel-
ches sich beym Hirsch auf 30 Jahre er-
streckt) ganz unabhängig ist: – c) von
der Veränderlichkeit des Calibers ein-
zelner Blutgefässe, da die zur Ernäh-
rung des Geweihes bestimmten Aeste
der äussern Carotis während des Auf-
[Seite 35] setzens so auffallend erweitert werden,
und sich hingegen, sobald dasselbe ver-
eckt ist, wieder zusammenziehen: –
und d) von dem merkwürdigen soge-
nannten Consensus, der zwischen dem
Aufsetzen der Geweihe und dem Zeu-
gungsgeschäfft vorwaltet; dass nemlich
absichtliche Castration oder auch zufäl-
lige, aber wesentliche Beschädigung an
den Genitalien ein so auffallendes Hin-
derniss der Erzeugung, oder regelmässi-
gen Ausbildung, oder aber des Wechselns
der Geweihe abgiebt. s. z.B. die merk-
würdigen Versuche des Dr. Rich. Rus-
sell, in seiner Oeconomy of nature in
acute and chronical Diseases of the
glands pag. 21.
Noch auffallender ist die Bemerkung,
die man gemacht zu haben versichert,
die aber doch erst noch genaue Prü-
fung erfordert, dass durch eine Art von
Reaction die Verletzung des neu auf-
gesetzten Gehörns den Hirsch wenig-
[Seite 36] stens für eine Zeitlang impotent mache.
s. Hrn. Gr. von Mellin in den Beob.
und Entdeck. der Berliner naturforsch.
Gesellsch. IV. B. pag. 360.
Bey der jungen Giraffe bildet dieser
Stirnzapfen, wie ich an einem durch-
gesägten Exemplare gesehen habe, eine
epiphysis, die durch eine deutliche
Knorpelscheibe vom Stirnbeine abgeson-
dert ist, aber nach der Hand zu einer
sogenannten apophysis spuria mit ihm
verwächst.
Den seltsamen und doch ziemlich ge-
meinen Irrthum, da die Hälften des Un-
terkiefers vom eigentlichen Wallfisch
für Rippen angesehen worden, hat schon
Rondelet widerlegt, de piscibus p. 53.
(Jos. Guich. Duverney) Lettre conte-
nant plusieurs nouvelles observations sur
l'osteologie. Par. 1689. 4.
Jo. Jac. Kober de dentibus eorum-
que diuersitate. Argent. 1774. 4. c. f. ac.
P. Mar. Aug. Broussonet compa-
raison entre les dents de l'homme et
celles des quadrupedes in den Mém. de
l'Acad. des sc. de Paris 1787. pag. 550.
Mancher andern Eigenheiten des Elfen-
beins zu geschweigen, wodurch selbst noch
neuere Naturforscher verleitet worden, es
für eine Art von Horn zu halten, so
zeigt sich die Verschiedenheit seiner Tex-
tur von anderer Zähne ihrer namentlich
[Seite 42] in dem überaus merkwürdigen patholo-
gischen Phänomen, da man zuweilen
beym Zersägen grosser Elfenbeinzähne
mitten in ihrer Substanz Kugeln auf
eine eigne Weise verwachsen gefunden,
womit das Thier in jüngern Jahren ge-
schossen worden. Haller bediente eich
desselben sowohl zur Widerlegung von
Duhamel's Meinung, als ob die Kno-
chen aus der Beinhaut, so wie das Holz
der Bäume aus dem Splinte gebildet
werde, als auch zum Erweis der bestän-
digen Erneuung der festen Theile des
thierischen Körpers. Noch belehrender
wird es aber zur Erklärung der beson-
ders durch die Petersburger Preisaufgabe
bekannten nutritio vltra vasa. – Bey-
spiele beschreiben Daubenton bey Buf-
fon T. XI. pag. 161. Gallandat over de
Olyphants Tanden im IX. D. der Ver-
handelingen der Genootsch. te Vlissin-
gen pag. 352. und Hr. Prof. Bonn in der
descr. thesauri Houiani pag. 146. In
allen diesen Fällen waren es eiserne Ku-
[Seite 43] geln die im Elfenbein verwachsen waren.
Auch ich besitze ein solches Stück. –
Aber ohne allen Vergleich bewunderns-
werther ist ein andres in meiner Samm-
lung, wo eine Bleykugel, ohne platt ge-
druckt zu seyn, in einem Segment
eines Ostindischen Elfenbeinzahns, der
von der Dicke eines Mannsschenkels ge-
wesen seyn muss, dicht an der innern
Höle des Zahns so verwachsen liegt,
dass der Eingang des Schusses auf der
Aussenseite wie durch eine saubere Ma-
ser geschlossen, die Kugel selbst als
mit einer besondern Rinde umge-
ben, und der Elfenbeinsaft am innern
Rand in die Hölung des Zahns gleich-
sam stalactitförmig ausgewuchert ist.
Zuweilen ist diese schwarzbraune Gla-
sur, zumal bey dem domesticirten Horn-
[Seite 44] und Wollvieh noch mit einer sogenann-
ten Weinsteincruste von auffallender
metallisch glänzender Bronzefarbe über-
zogen. s. Kh. Stobaeus de inauratione
spontanea dentium quorundam anima-
lium in den Act. literar. Sueciae. vol. III.
a. 1733. pag. 83.
Ueber die Frage, ob der Narhwal wirk-
lich nur Einen oder aber eigentlich,
zwey solcher Stosszähne habe, muss
ich auf das verweisen, was ich darüber
im 5ten Heft der Abbildungen naturhi-
storischer Gegenstände zu tab. 44 ge-
sagt habe.
So ist es namentlich beym braunen Al-
pen-Bär, von welchem ich drey Schedel
vor mir habe, und eben so bey einem
schwarzen Americanischen, ferner bey
einem andern im Nationalmuseum zu
Paris, dessen Vaterland unbekannt ist,
und auch beym nordischen Eisbär; von
welchen allen ich meisterhafte Zeich-
nungen von der Güte des Hrn. Prof.
Cüvier besitze.
[Seite 48] Hingegen fehlen diese kleinen Eck-
zähnchen dem ungeheuer grossen fossi-
len Bär der Vorwelt (Vrsus spelaeus),
zu dessen Osteologie ich eine grosse
Sammlung aus den drey berühmten Kno-
chenhölen Deutschlands, nemlich der
Scharzfelder am Harz, der Gailenreuter
am Fichtelberge, und der Altensteiner
auf dem Thüringerwalde, zusammenge-
bracht habe.
Bey manchen Affen und Pavianen hat
der vorderste Backenzahn im Unterkie-
fer eine sehr ausgezeichnete Bildung:
die Krone nemlich (fast wie bey den
feris, von welchen sogleich die Rede
ist,) zusammengedrückt, mit einer schar-
fen Spitze, und ausserdem auch lang
herabsteigendem Vorderrande; mit wel-
chem die vordere der beiden Wurzeln
einen stumpfen Winkel macht. – s. die
treffliche Abbildung vom Schedel des
grossen Mandril (engl. Man-tyger) in Che-
selden's osteography vor dem 1ten Cap.
Ich finde diesen Unterschied zwischen
den Backenzähnen schon in dem aller-
ersten nach menschlichen Leichen abge-
fassten anatomischen Compendium, nem-
lich in der berühmten anatomia partium
corporis humani beobachtet, die Mondini
[Seite 50] in der ersten Hälfte des XIVten Jahrhun-
derts geschrieben, da er in jedem Kiefer
ausser den 4 Vorderzähnen und 2 Eck-
zähnen ‘„quatuor maxillares et sex
molares“’ rechnet pag. 370b der clas-
sischen Ausg. mit Berengar's Com-
mentar. – Und eben so habe ich auch
die Eintheilung dieser beiderley Arten
von Backenzähnen in dem berühmten
Volumen von bewundernswürdigen ana-
tomischen Zeichnungen des auch hierin
unvergleichbaren Lion. da Vinci ge-
funden, das in der grossen Sammlung
von Handzeichnungen in der Bibliothek
Sr. Majestät des Königs aufbe-
wahrt wird.
Eben so auch bey dem ungeheuern jetzt
fossilen Ohio-Incognitum aus der Vor-
weit, dem vulgo sogenannten fleisch-
fressenden Elephanten (Mammut ohio-
ticum), s. den IIten Heft der Abbild.
naturhistorischer Gegenst. tab. 19. fig. A.
Bey vielen – denn bey einigen, z. E.
beym Murmelthier, ist die ganze Krone
dieser Zähne mit Schmelz überzogen.
Vom innern Bau der Backenzähne der pe-
corum s. Hollmann de ossibus fossilibus
in den Commentar. soc. Reg. scient.
Gottingens. T. II pag. 263.
Die specifisch verschiedne Form dieser
Blätter bey den beiden Gattungen des
Elephantengeschlechts, der Asiatischen
und der Africanischen s. in den Abbild.
n. h. Gegenst. a. a. O. fig. B. C.
S. als Muster die ausführliche Beschrei-
bung des Zähnewechselns des Pferdes,
von Tenon sur une methode particulière
d'etudier l'anatomie in den Mém. de l'In-
stitut national T. I. pag. 558.
So sind z.B. in dem Schedel eines noch
unerwachsenen Orangutangs von Bor-
neo, den ich der Güte des Hrn. van Ma-
rum verdanke, noch keine bicuspi-
des, sondern die vielzackichten Milch-
backzähne.
Vortrefflich ist diess am Schedel eines
jungen Africanischen Elephanten im hie-
sigen academischen Museum zu sehen.
s. Hrn. Prof. Brugmanns Bemerkungen
darüber in van Maanen diss. de absorp-
tione solidorum. Lugd. Batav. 1794. 8.
pag. 51.
Von der überaus sonderbaren Bildung
dieser Verticalschichten in den Backenzäh-
nen der Elephanten, ehe sie zu ihrem
Durchbruch gelangen, besonders von
der Art wie ihr Schmelz aus der substan-
tia ossea in kleinen Zäpfchen aus-
schwitzt, habe ich in der Preisschrift
über die Nutritionskraft, St. Petersb.
1789. 4. pag. 16. fig. 1. eine Abbildung
gegeben.
Daher hat man bey gliribus verschie-
dentlich bemerkt, dass wenn sie das eine
Paar ihrer Vorderzähne verloren haben,
sodann das entgegenstehende zu einer
theils ganz monstreusen Länge fortge-
wachsen ist. Etwas ähnliches soll auch
erfolgen, wenn sie bloss weiche Nah-
rungsmittel zum Futter erhalten. – s.
Morton's natural history of Nort-
hamptonshire. p. 445. Hrn. Prof. Achard's
chymisch-physische Schriften pag. 161.
Vesling in Severin vipera Pythia. Pa-
tav. 1651. 4. pag. 232.
Von dem Bezug den diess auf das Ge-
biss dieser reissenden Thiere hat, s. Eu-
stachius de dentibus pag. 86.
Da Galenus in seiner Osteologie die
Richtung dieser Furtsätze eben so an-
giebt, so zeigte Vesalius auch hieraus,
[Seite 60] so wie aus der Galenischen Beschreibung
des Kreuz- und Kukuksbeins und meh-
reren anderen Stellen, dass dieselbe
nach Affen und nicht nach Menschen
abgefasst sey. – s. dessen Epistola ra-
tionem modumque propinandi radicis
Chynae decocti, pertractans. pag. 49. der
grossen Oporinischen Ausg. 1546. gr. 4.
Camper sagt, das Kreuzbein dieses be-
rühmten Thiere bestehe aus drey Wir-
[Seite 61] beln. In dem Exemplar in meiner Samm-
lung aber sind offenbar ihrer viere.
Etwas ähnliches zeigt sich auch beym
Armadill, von dessen überhaupt sehr
anomalisch gebauten Becken, so wie von
seinem ganzen merkwürdigen Gerippe
Hr. Prof. Wiedemann in s. Archiv für
Zoologie und Zootomie I. B. 1. St. pag.
106 eine sehr genaue Beschreibung giebt.
– Vergl. damit die Abbildung eines Ar-
madill-Gerippes in Cheselden's osteo-
graphy vor dem 8ten Cap.
Wenn sich, wie das oft der Fall ist,
Meerkatzen, Beutelratten u.s.w. in der
Gefangenschaft entweder selbst ein Stück
des Schwanzes abfressen, oder es durch
andern Zufall verlieren, was dann zu-
weilen in der Bestimmung der Gattun-
gen Irrthum veranlasst hat, so bildet sich
gewöhnlich am äussersten Wirbel des ver-
stümmelten Schwanzes ein sonderbarer
knorrichter theils wie cariöser Auswuchs.
Bernh. Gottl. Schregeri peluis ani-
mantium brutorum cum humana compa-
ratio. Lips. 1787. 4.
J. H. F. Autenrieth et J. Fischer
observationes de pelui mammalium. Tu-
bing. 1798. 8.
Ever. Home on the mode of genera-
tion of the Kanguroo in den philos.
Transact. for 1795. tab. 21. a. a.
Daubenton vol. X. tab. 51. fig. 3. N.
O. P. Q. (– Dieses Citat bedeutet hier
und in der Folge immer die erste Origi-
nalausgabe des Büffonischen Werks in 4.
das ich aber nicht unter Büffon's
Namen anführen darf, da bekanntlich
gerade der zootomische Theil, von Dau-
benton, in den mehresten andern Aus-
gaben weggelassen ist. –)
Diess ist Eins der Beyspiele, deren die
Zootomie eine Fülle darbietet, um den
bestimmten Begriff von Bildungs-
trieb zu erläutern, in so fern dieses
Wort die Verbindung der beiden Princi-
pien beym Zeugungsgeschäffte bezeich-
net, die man sonst für unvereinbar ge-
halten hat, des teleologischen nämlich
mit dem mechanischen.
Die zweckmässige Bildung dieses sonst
so anomalischen Knochenpaars, zur
Stütze des sonderbaren Zitzenbeutels der
Weibchen, deutet offenbar auf das teleo-
logische. Dass hingegen der Bildungs-
trieb auch bey den männlichen Thieren
dieser Gattung, wo doch jene Zweck-
mässigkeit wegfällt, dennoch derglei-
chen Knochen gleichsam nach dem ein-
[Seite 66] mal für diese Gattungen bestimmten
Normalschema hervorbringt, dient zum
Erweis des mechanischen Princips.
So ist es wenigstens an dem Scelet des
asiatischen Elephanten in Cassel; so
fand es Blair in dem, wovon er die
vortreffliche Anatomie geliefert; und so
finde ich es auch in einer handschrift-
lichen italiänischen Notiz von dem Ge-
rippe desjenigen Elephanten, der 1657 zu
Florenz gestorben, die ich aus der her-
zoglichen Bibliothek zu Gotha vor mir
habe. – Allen Moulin hingegen (im
anatomical Account of the Elephant
burnt in Dublin. Lond. 1682. 4.) und Dau-
benton geben 20 P. an.
Kaum bedarf es wohl erst der Erinne-
rung, dass die Ausdrücke von vorn,
hinten, oben, oder unten, bey den
Quadrupeden immer nach der horizon-
talen Richtung ihres Körpers zu verste-
hen sind. Folglich nach vorn das was
beym Menschen in seiner aufrechten
Stellung nach oben heissen müsste u.s.w.
Ein paar Stellen beym Aristoteles,
hist. animal. II. 1. und de animal. in-
cessu c. 11. und beym Plinivs XI. 102.
haben zu dem seltsamen qui pro quo
Anlass gegeben, als ob bey den mehrsten
Quadrupeden Einbogen und Kniee in
Vergleich zu den menschlichen nach
der ganz entgegengesetzten Richtung
flectirt würden. Dieses Missverständniss
muss wohl dadurch veranlasst seyn, dass
da der Schulterknochen (os humeri)
und das Schenkelbein, zumal bey den
hochbeinichten Quadrupeden sehr kurz
sind und nahe am Rumpfe anliegen,
und nicht so, wie beym Menschen und
[Seite 70] den Quadrumanen, und Bären, Ele
phanten u.s.w. frey hervorstehen, die-
selben desshalb verkannt, und demnach
überhaupt auch die übrigen Haupttheile
der Extremitäten bey jenen Thieren un-
richtig mit andern als den wirklich
damit correspondirenden Theilen des
menschlichen Körpers verglichen wor-
den. – s. darüber Fabric. ab Aqua-
pendente de motu locali animalium se-
cundum totum in dess. oper. anatomic.
pag. 342 der Albinischen Ausg. und Bar-
thez des mouvemens progressifs de
l'homme im Journal des Sçav. vom Jan.
1783. pag. 34 der Pariser 4t Ausg.
Jo. Gottl. Haase comparatio clauicu-
larum animantium brutorurn cum huma-
nis. Lips. 1766. 4.
Vicq d'Azyr sur les clavicules et
sur les os claviculaires in den Mém. de
l'Acad. des sc. de Paris 1785. pag. 350.
Den Zweck der Schlüsselbeine bey man-
chen der genannten Thiere hat schon
der wackre Fabric. Hildanvs richtig
eingesehen. s. dess. Kurtze Beschreibung
der Fürtrefflichkeit der Anatomy. Bern
1624. 8. pag. 219.
Daher Serao denselben mit den Se-
samsbeinchen vergleicht. s. dess. opus-
coli di fisico argumento. Napol. 1766. 4.
pag. 84.
Ich habe im ehemaligen Hagenschen Ca-
binet zu Nürnberg einen merkwürdi-
gen Osteolithen in Solenhofer Kalk-
schiefer gesehen, der aus drey sehr
schlanken nach der Länge an einander
articulirten Röhren bestand, und für
einen versteinten Vogelflügel gehalten
ward, aber nach der Einfachheit und
Länge der mittlern Röhre zu urtheilen,
wohl ohne Zweifel einer grossen Süd-
indischen Fledermaus zugehört.
Jo. Bapt. Com. a Covolo de metamor-
phosi duorum ossium pedis in quadru-
pedibus aliquot. Bonon. 1765. 4. – Fou-
geroux in den Mém. de l'Acad. des Sc.
1772. P. II. pag. 520.
Auch diese scheinbare Kleinigkeit hat
mir doch, so wie manche ähnliche bey
Bestimmung von grossen fossilen Kno-
chen der Vorwelt, auf sichere Spur
geholfen.
Aristotelis H. A. l. II. c. 1. – Von den
mancherley Benennungen dieses so all-
[Seite 79] gemein bekannt gewordnen Knochens
in den mehrsten Europäischen und Mor-
genländischen Sprachen, so wie von
seiner Form bey verschiedenen Thieren,
s. Th. Hyde historia talorum im IIten
B. des Syntagma dissertationum Des-
selb. Oxon. 1767. 4. pag. 310 u. f.
So auch beym Manaten, dessen vor-
dere Ruderfüsse weiland für Sirenen-
hände ausgegeben worden. s. z.B. Th.
Bartholini histor. anatomic. Cent. II.
pag. 188.
Wie schon der treffliche Belon gezeigt
hat. s. Dess. histoire de la nature des
oyseaux, avec leurs naïfs portraiets re-
tirez du naturel. Paris. 1555. fol. pag. 40.
Von diesen eigentlichen Hirnschalen-
knochen der Vögel s. ausführlichst Vinc.
Malacarne delle parti relative all' En-
cefalo degli Uccelli in den Mem. della
Società Italiana. T. I. pag. 747. und T. II.
pag. 237.
Hier verdient eine, 80 viel bis jetzt
bekannt, blos der Scharbe (Pelecanus
carbo) eigne Anomalie erwähnt zu wer-
den, als bey welcher auf dem Hinter-
theil des Scheitels ein sonderbarer sä-
belförmiger kleiner Knochen befindlich
ist, der, wie man glaubt, dem Thiere
als Hebel dient, um den Kopf zurück
zu schlagen, wenn er die weggeschnapp-
ten Fische erst in die Höhe wirft, um
sie dann mit offnem Rachen der Länge
nach aufzufangen. – Aber freylich
thun das gar manche andere fischfres-
sende Vögel auch, ohne doch dazu mit
diesem besondern Knochen versehen zu
[Seite 82] seyn. – Das ganze Gerippe der Scharbe
hat schon Coiter auf der IVten von
seinen trefflichen Tafeln mit Thiersce-
leten abgebildet, die den von ihm heraus-
gegebenen Lectionibus Fallopii de par-
tib. similaribus etc. Norib. 1575. fol.
beygefügt sind.
Diesen Namen hat ihm Hèrissant bey-
gelegt in der nachbenannten Abhand-
lung pag. 356. Aber schon Coiter hat
ihn im angeführten Werke genau
bestimmt.
Hèrissant sur les mouvemens du bec
des oiseaux in den Mém. de l'Ac. des sc.
de Paris 1748. pag. 345. mit trefflichen
Kupfern.
Auch von dem Oberschnabel des Peleca-
nus varius sagt Hr. Labillardière:
‘„cette mandibule est mobile comme celle
[Seite 84] des perroquets.“’ s. Dess. Relation du
voyage à la recherche de la Pérouse.
T. I. pag. 210.
So ist es wenigstens an einem Schedel
dieses abentheuerlichen Geschöpfs in
meiner Sammlung, der noch aus dem
Nachlass des verdienstvollen C. Clusius
abstammt.
Eine bewundernswerthe Sexual verschie-
denheit zeigt sich hierin am Schedel der
Hollenhühner, als bey welchen der Stirn-
theil der Hirnschale wie zu einer mon-
strosen Blase aufgetrieben wird, auf
welcher dann ihr grosser Federbusch
sitzt. – Eine erbliche Abweichung des
Bildungstriebes, die meines Wissens
ausserdem im ganzen Thierreich ihres
gleichen nicht hat.
s. Stobaeus in Act. literar. Suec.
vol. III. 1730. pag. 53. Pallas in spici-
leg. Zoolog. fasc. IV. pag. 22. und Sandi-
fort im Mus. anat. acad. Lugd. Bat.
vol. I. pag. 306.
Von mäncherley Verschiedenheiten im
Bau derselben s. Vicq-d'Azyr in sei-
[Seite 90] nen Mémoiren pour servir a l'anatomie
des oiseaux in den Mém. de l'Ac. des sc.
de Paris 1772. P. II. pag. 626.
Die Abbildung stellt den sceletirten rechten
Flügel einer Aptenodytes demersa aus mei-
ner Sammlung in natürlicher Grösse vor.
Ueberhaupt zeichnen sich die sämmtli-
chen Flügelknochen desselben schon
durch ihre auffallend flache gleichsam
plattgedrückte Form, dann aber auch
durch zwey überzählige Knochen am Ein-
bogen, so wie anderseits durch den
Mangel des Daumenknochen aus.
1. ist das untere Ende der Oberarm-
röhre. – 2. 3. die beiden überzähligen
Knochen. – 4. die Einbogenröhre. –
5. die Speiche. – 6. 7. die beiden Kno-
chen in der Handwurzel. – 8. das ge-
theilte os metacarpi. – 9. 10. die beiden
Phalangen des vordern Fingers – 11.
der nur aus einem Glied bestehende Ne-
benfinger.
Viele treffliche Bemerkungen über die-
sen, so wie über manche andre Theile
der Osteologie dieser Thierclasse, giebt
Hr. Prof. Schneider in seinen so reich-
haltigen commentar. ad reliqua librorum
Freiderici II. Imperatoris pag. 30.
Gute Abbildungen von Schildkröten-
Sceleten s. bey Coiter, Cheselden und
zumal in Joh. Dan. Meyer's Zeitvertreib
mit Betrachtung curioser Vorstellungen
allerhand Thiere u.s.w. T. I. t. 29. 31.
T. II. t. 62., und die einzelnen Theile in
Giov. Caldesi osservaz. anatom. intorno
alle Tartarughe. Fir. 1687. 4.
Gerippe der Hieländischen s. in Rö-
sel's allgemein bekannten Meisterwerke
t. 7. 12. 16. 19. 21. 23. 24. und das son-
derbare Scelet der Pipa genau beschrie-
ben und abgebildet, in Hrn. Professor
Schneider's hist. amphibior. Fasc. I. Es
zeichnet sich dasselbe zumal durch auf-
fallend grosse Seitenflügel des Kreuz-
beins und dann durch eine räthselhafte,
diesem Thier wie es scheint, ausschliess-
lich eigne knöcherne Kapsel (cista
Schneid.) aus, die am Bauche hinter
dem Brustbeine liegt.
Versieht sich, dass hier von wirklichen
Zähnen, und nicht von den sogenann-
[Seite 98] ten gezähnelten Rändern der Kiefer die
Rede ist.
s. des ber. Wundarztes Mich. Troja
Memoria sopra la struttura singolare
della tibia e del cubito nelle Rane e
nei Rospi, in seinen Sperienze intorno
alia Rigenerazione delle ossa. Nap. 1779.
8. pag. 250. t. 7. 8.
Das Gerippe der gemeinen grünen Eidexe
s. bey Coiter t. 4. Meyer T. I. t. 56.
Des Salamanders bey Meyer T. I. t. 54.
Crocodilscelete s. in Nehem. Grew
musaeum Regalis Societatis Lond. 1681.
fol. t. 4. – vorzüglich aber in Herrn
Faujas Saint-Fond hist. naturelle de
la montagne de St. Pierre de Maes-
tricht t. 24.
Ein Uebergang zu dieser Art von Ein-
lenkung zeigt sich an den Kiefern der
Schildkröten.
Jene Gelenkwalze ähnelt (wenigstens
beym Alligator, dessen Schädel ich vor
mir habe) gewissermassen der Rolle
(trochlea oder rotula Alb.) am untern
Ende der Oberarmsröhre.
Vielleicht hat eben diese merkwür-
dige Einlenkungsweise zu dem alten
Irrthum Anlass gegeben, der doch selbst
von so guten Anatomen, wie Vesa-
[Seite 101] lius und Columbus adoptirt worden,
als ob beym Crocodil der Oberkiefer
beweglich, der untre hingegen unbe-
weglich sey.
Aber der Augenschein lehrt, dass
zwar die Crocodile, wenn gleich der
Unterkiefer ruhig liegt, dennoch den
übrigen Schädel in jenem Gelenke auf
und nieder bewegen können, und dass
diess bey ihnen sowohl wegen des Ver-
hältnisses des Oberschädels zur unge-
heuren Grösse des Unterkiefers; als
auch wegen jener anomalischen Articu-
lation leichter geht, als bey andern
Thieren; dass aber an eine eigne Be-
weglichkeit der blossen Oberkieferkno-
chen, (so wie sie bey den allermehre-
sten Vögeln, Schlangen und Fischen
Statt hat) bey ihnen nicht zu denken ist.
Zuweilen gar ihrer dreye, wie Hr. Prof.
Retzius versichert, in sein, animaduers.
circa crocodylum Lund. 1797. 4. p. 12 sq.
An drey ostindischen Crocodilsceleten,
die ich untersucht, hatte der thorax
12 Paar Rippen. nemlich 10 P. ächte
und 2 P. sogenannte spurias. Erstre
hatten knöcherne appendices und zwi-
schen dem Hauptstück der Rippe und
diesen Anhängen auch noch überdem
ein drittes kleines Mittelstück.
Das sternum abdominale bestand aus
7 Paar zusammen verbundner knorp-
lichter Bogen; von welchen die 6 vor-
dem Paare mit offnen Zwischenräumen
durchbrochen waren, hingegen der Raum
Zwischen dem hintersten Paar und den
Schambeinen mit einem breiten Knor-
[Seite 103] pelblatt ausgefüllt war. – Von dem
wenigstens gewissermassen ähnlichen Bau
beym Nilcrocodil vergl. Jo. Veslingii
obseruationes anatomicas. Hafn. 1664.
8. pag. 43 seq. und vom Alligator die
Beschreibung des P. Plumier in den
Mémoir. de Trevoux vom Jan. 1704.
pag. 165.
Beyspiele zur Vergleichung s. im IVten
Hefte meiner Abbildungen naturhisto-
rischer Gegenstände tab. 37. wo die
Köpfe einer Klapperschlange und der
Riesenschlange beide mit offnen Rachen
zu dieser Absicht vorgestellt sind.
Von dem vermuthlichen Zweck dieses
den Klapperschlangen so ausschliesslich
Eignen Organs, und wie fern es diesen
sehr trägen Geschöpfen doch vielleicht
dazu dienen könne, die dadurch auf-
geschreckten Vögel u.s.w. zu sich herun-
[Seite 106] ter zu bringen (was dann den Anlass
zu der Sage von ihrem vermeynten
Fascinationsvermögen gegeben haben
kann) 8. Hrn. Hofr. Voigt's neues Ma-
gazin I. B. 2tes St. S. 37 u. f. über die
Zauberkraft der Klapperschlangen, be-
sonders in Rücksicht einer Schrift des
Hrn. Dr. Barton.
Dasselbe ist auch wohl bey einigen
andern Gattungen des Coluber-Ge-
schlechts der Fall, namentlich bey der
Aegyptischen C. haje, die auch ihren
Hals im Zorne sehr weit auftreiben kann.
Noch fehlt es an Abbildungen von
Gerippen der verschiedenartigsten See-
fische. Ein schönes Rochen-Scelet fin-
det sich bey Cheselden hinter der
Vorrede.
Von 25 Gerippen verschiedner Süss-
wasserfische hat Meyer in den beyden
ersten Bänden seines schon öfter an-
geführten Werks gute Vorstellungen
geliefert.
[Seite 108] Ein Karpen-Scelet s. in Du Hamel
Traité des pêches (einem Theil der grossen
Descriptions des arts et métiers) P. II.
Sect. I. tab. 3.
Treffliche Bemerkungen über den Bau
des Scelets der Fische im Allgemeinen,
giebt Hr. Prof. Autenrieth in Hrn.
Prof. Wiedemann's Archiv I. B. 2tes St.
Von den Gerippen einzelner Ord-
nungen von Fischen s. Vicq-d'Azur
im VII. B. der mémoires presentés à
l'Acad. des scienc. Deutsch mit An-
merkungen und Zusätzen des Hrn. Prof.
Schneider in dessen Sammlung von
[Seite 109] anatomischen Aufsätzen und Bemerkun-
gen zur Aufklärung der Fischkunde.
I. Th. Leipz. 1795. 8.
Augustin. Scilla de corporibus mari-
nis lapidescentibus ed. Rom. 1759. 4.
tab. 2. fig. 3.
s. Hèrissant in den Mém. de l'Ac. des sc.
de Paris 1749. pag. 155. und W. André in
den phil. Transact. vol. LXXIV. pag. 274.
Eins der wunderbarsten Arten von Ge-
biss findet sich, bey einer westindi-
schen Rochengattung (Raja flagellum
Schneid.) und ist von Sloane als die
Zunge des Thiers beschrieben und ab-
gebildet in den philos. Transact. vol.
XIX. pag. 674. – Das Stück, was ich da-
von besitze, ist ein flacher Knochen gegen
5 Zoll lang, fast 2 Zoll breit, und klein
[Seite 113] Fingers dick, der aus 15 nach der Länge
an einander stehenden bogenförmigen
Abschnitten zusammen gefügt, und je-
der dieser Bogen auf der obern Seite
mit 60 dicht neben einander liegenden
schmalen Zähnen bedeckt ist.
Ich besitze ein Exemplar des überaus
sonderbaren, hierher gehörigen Knochen
der im Museum Wormianum pag. 270.
in Jacobaei museum regium tab. 9. fig. 2.
und in Olearii Gottorf. Kunstkammer
[Seite 115] tab. 12. fig. 3. abgebildet, und lange für
ganz räthselhaft gehalten worden. Er
ist dicht, flachrundlicht, ohngefähr von
der Form und Grösse einer glatten
Castanie, verläuft sich am obern Rande
mit der einen Seite in einem knochich-
ten Stachel, und articulirt auf der an-
dern mittelst eines bewundernswerthen
Ginglymus ohne seines Gleichen mit
zwey kleinen Knörhelchen verschiede-
ner Grösse, die ohngefähr die Form
von Pfeilspitzen haben. Höchst wahr-
scheinlich gehört er einem ostindischen
Chaetodon (vermuthlich dem Ch. arthri-
ticus Schneid.)zu; so dass das grössere
Stück zur Grundlage der Rückenflosse
dient, und die kleinen die ersten ra-
dios derselben ausmachen. – Vergl. W.
Bell's description of a Chaetodon cal-
led by the Malays Ecan Bonna, in den
philos. Transact. 1793.
Als Einseitige Ausnahmen von dieser
Regel könnte man theils solche Thiere
anführen, an welchen man vor der
Hand noch keinen Mund hat entdecken
[Seite 121] können (wie z.B. manche sogenannte In-
fusionsthierchen, und gewissermassen
auch manche Quallen, die wenigstens
keine einfache dergleichen Oeffnung,
sondern mehrere Mündungen zur Auf-
nahme ihrer Nahrung zeigen): – theils
solche, an welchen bis jetzt noch keine
deutliche willkührliche Bewegung beob-
achtet worden (wie z. E. an manchen
wirklichen Blasenswürmern).
Allein man ist neuerlich weiter ge-
gangen, und hat sogar Dinge für Thiere
erklärt, an welchen doch weder das
Eine noch das Andre, eben so wenig
ein Mund als willkührliche Bewegung zu
finden ist. Dag sind gewisse hydropi-
sche Blasen, die sich zuweilen bey der
Leichenöffnung wassersüchtiger Personen
(seltener bey andern warmblütigen Thie-
ren) zumal in der sogenannten Bauch-
höle, und zwar theils in zahlloser Menge
und verschiedner Grösse, von der eines
[Seite 122] Gänse-Eyes bis zu der des kleinsten
Nadelknopfs gefunden haben. So viel
ich aber an einer Mannichfaltigkeit der-
selben habe sehen können, die ich im
Aug. 97 aus der frischen Leiche eines
wassersüchtigen Greises erhalten habe
(dessen Krankheitsgeschichte und Section
Hr. Hofr. Richter in Hrn. geh. Hofr.
Loder's Chirurg. Journal III. B. S. 415
u. f. beschrieben hat), so differiren diese,
in ihrem ganzen Bau, und namentlich.
in der Beschaffenheit ihrer Häute, doch
weit mehr von den wahren Blasenwür-
mern als von so manchen andern ledig-
lich krankhaften Wasserblasen, die sich
nicht selten im Körper warmblütiger
Thiere finden, und so unwiderredlich
bloss aus widernatürlich umgebildeten
Gefässen und Häuten entstanden sind,
dass an keine eigenthühmliche selbst-
[Seite 123] ständige Animalität derselben zu den-
ken ist. So habe ich z.B. gerade jetzt
ähnliche Wasserblasen aus einer eben
geöffneten Henne vor mir, wovon die
grössten (von der Grösse eines kleinen
Hünereyes), so wie jene aus der ge-
dachten Leiche ganz frey und losse la-
gen, die zahlreichen übrigen aber durch
ihre Verbindung mit dem Eyerstocke
auf den ersten Blick zeigen, dass sie
nichts anders als Dotterhäute (calyces)
sind, die aus krankhafter Ursache statt
des Dotters Lymphe enthalten.
Eine genaue Beschreibung und Abbil-
dung derselben s. in einer der muster-
[Seite 124] haftesten naturhistorischen und zooto-
mischen Monographieen, Hrn. Rath
Sulzer's Versuch einer Naturgeschichte
des Hamsters p. 41. 58 u. f. tab. 3. fig. 1.
s. Ever. Home's Life of J. Hunter
vor dieses letztern posthumen Werke
on the blood, inflammation etc. p. 42.
Vom Schlund, so wie vom ganzen tu-
bus alimentarius vieler Thiere aus ver-
schiedenen Classen s. besonders Grew
im Anhange zum obgedachten museum
Regal. Societ.
9. Hrn. Prof. Nebel de nosologia bru-
torum cum hominum morbis comparata.
Giess. 1798. 8. pag. 66.
Unerwartet scheint es auf den ersten
Blick, dass auch die wiederkunenden
[Seite 126] bisulca, denen doch der Rückweg des
Futters aus ihren ersten Mägen in den
Schlund so geläufig ist, ebenfalls nur
äusserst schwer zum Erbrechen zu brin-
gen sind. – Ich besitze von der Güte
des verdienstvollen Veterinararztes. Hrn.
Havemann's, Directors der Vieharzney-
schule zu Hannover einen Haarballen,
aus dem Pansen einer Kuh, die an
Stockung in der Verdauung litt, wel-
cher nach der Anwendung eines Stücks
weisser Niesswurz, das dem kranken
Thier durch einen Einschnitt vorn am
Brustlappen unter die Haut geschoben
worden, mit Heftigkeit weggebrochen
ist. Eine ausführlichere Nachricht da-
von habe ich im II. B. von Hrn. Hofr.
Voigt's Magazin für den neuesten Zu-
stand der Naturkunde pag. 657 u. f.
mitgetheilt.
Doch ists nicht wörtlich zu nehmen,
wenn Röderer sagte: ‘„Der Bär hat
einen doppelten Magen: des erstern
und grössern Bau ist wie bey den
fleischfressenden Thieren; des zwey-
ten und kleinern wie bey den Vögeln,
die eich mit harten Saamen nähren.“’
An beiden Hälften dieser innersten
Haut des Pferdemagens finden sich,
zumal im Frühjahr, so häufigst die Lar-
ven zweyer Gattungen des Bremsenge-
schlechts, vom Oestrus equi nemlich
(– den Linné Oe. bouis nannte –),
und vom haemorrhoidalis, deren wahre
Naturgeschichte erst neuerlich durch
den vortrefflichen Veterinararzt Herrn
Bracy Clark im III. B. der Transactions
of the Linnean Society. pag. 298 u. f.
aufgehellt worden. – Die Figur der
Pferde-Bremse und ihrer Larve fin-
det sich auch in meinen Abbildungen
naturhistorischer Gegenstände, im 5ten
Heft tab. 47. fig. 3. 4. 5.
So sagt Labillardiere in der Relation
du voyage à la recherche de la Pèrouse.
T. I. pag. 134.
Tyson in den philos. Transact. vol. XIII.
pag. 364. tab. 1. fig. 5. tab. 2. fig. 1. 2.
Daubenton. Vol. XIII. pag. 54. tab. 3.
und pag. 63. tab. 7. und Hr. Prof. Wie-
demann in sein. Archiv. I. B. 1tes St.
pag. 145 u. f.
s. z.B. Tyson's anatomy of a Porpess.
Lond. 1680. 4. tab. 1. fig. 6. und. J.
Hunter in Hrn. Prof. Schneider's Bey-
trägen Zur Naturgeschichte der Wall-
fischarten. I. Th. pag. 51 u. f.
Von dem Heer von Schriftstellern, die
über die Mägen der wiederkauenden
Thiere und deren Function geschrieben
haben, führe ich nur folgende wenige, we-
gen der deutlichen Abbildungen an, die
sie geliefert, besonders diejenigen, aus
welchen sich die in den ersten Lebens-Pe-
rioden so auffallend zunehmende Grösse
des ersten Magen im Vergleich zum vier-
ten ersehen lässt.
Observationes anatomicae collegii pri-
vati Amstelodamensis. (P. I.) 1667. 12.
pag. 12. fig. 3. (vom neugebohrnen Kalbe).
Perrault im III. B. seiner Essais de
physique. pag. 211 u. f. tab. 13. 14.
Jo. Conrad. Peyeri merycologia. Basil.
1685. 4.
Jo. Jac. Harderi apiarium ib. 1687. 4.
pag. 16. tab. 1. (vom ungebohrnen Kalbe).
Daubenton. T. IV. tab. 15-18. (unter
andern tab. 15. fig. 2. von einem Kalbe
von fünf Wochen).
[Seite 132] P. Camper Lessen over de thans zwee-
vende Veesterfte, Leeuward. 1769. 8.
H. Vink Lessen over de herkauwing
der Runderen, Rotterd. 1770. 8.
Meist in diesem ersten Magen, seltner
im zweiten finden sich zuweilen bey
manchen wiederkauenden bisulcis ku-
glichte oder länglichtrunde krankhafte
Concremente von dreyerley Stoff; die
nemlich entweder aus verschluckten
Haaren, oder aus unverdauten Pflan-
zenzasern zusammengeballt, oder aber
aus Säften, als Steine abgesetzt sind.
[Seite 133] Die Haarballen, zumal beym Horn-
vieh, entstehen aus ihren eignen Haa-
ren, die sie sich ablecken, und die
dann im Magen gleichsam zusammen
gefilzt werden. Sie bleiben entweder
auch von aussen haaricht, oder werden
da wie mit einer schwarzglänzenden
Glasur überzogen, die der an ihren
Backzähnen ähnelt (– § 23. S. 43. –).
Die aus vegetabilischen Stoffen, und
wie man sagt, besonders aus den ma-
cerirten Zasern der aethusa meum ge-
bildeten Gemsballen (aegagropilae) fin-
den sich bey den Gemsen, und sind
meist von einem überaus zarten, fei-
nem Zunderschwamme ähnlichen Ge-
webe, von aussen aber auch mit einer
glatten schwarzen Rinde bekleidet.
Von den steinartigen oder sogenann-
ten Bezoaren kommen die orientalischen
aus wilden Ziegen. Die occidentali-
schen aber aus den Südamericanischen
Gattungen des Camelgeschlechts. Letz-
[Seite 134] tre sind meist von gelblichgrauer Farbe;
erstre grünlichschwarz mit concentri-
schen schaalichten Ablosungen, und hal-
ten zuweilen als Kern ein Stückchen
Reisholz.
Das setzt freylich eine Art von will-
kührlichen Bewegungsvermögen in die-
sem Theil voraus. Aber überhaupt ist
der Einfluss des Willens auf das Ge-
schäft des Wiederkauens unverkennbar.
Es ist an keine bestimmte Zeit gebun-
den, sondern die Thiere können es
bey vollem Pansen nach Gelegenheit
der Umstände früher oder später in
Gang setzen. – Unter den nicht gar
seltnen Beyspielen von ruminirenden
Menschen wird von manchen ausdrück-
lich gesagt, dass es bey ihnen ein
willkührliches Geschäfft gewesen. Ich
selbst habe zwey Männer gekannt, die
ihr Gemüse u.a. vegetabilische Nah-
rung wiederkaueten. Beide versicher-
ten (was ebenfalls schon von andern
angemerkt worden) dass für sie die Ru-
mination ein wahrer Genuss sey: und
der eine hatte es ganz in seiner Will-
kühr, wenn er sich denselben erlauben
durfte, oder nach Beschaffenheit der
Umstände versagen musste.
So hats schon der alte Severino in
seiner reichhaltigen Zootomia Democri-
tea eingesehen: ‘„a penula et ollula
media reuomitur ad os, hinc ruminatum
ad conelaue descendit, et hinc postremo
ad ventriculum proprie dietum.“’
Ich habe schon anderwärts das Ge-
ständniss geäussert; dass mir die allge-
meine, auf alle wiederkauende Thiere
passende Endursache der Rumination
und der Hauptnutzen, den diese so wun-
derbar zusammengesetzte Function für
ihre Oeconomic haben muss, noch un-
bekannt ist. Was insgemein dafür an-
genommen wird, ist sämmtlich unbe-
friedigend. Den alten Aristotelischen
und Galenischen Wahn als sey es
zum Ersatz der Vorderzähne, deren
[Seite 139] Stoff bey diesen Thieren zu Hörnern
und Geweihen verwandt werde, hat
schon Fabric. ab aquapendente mit
leichter Mühe widerlegt.
Perrault u.a. meynten, es sey zur
Sicherheit dieser vielfressenden und
meist schüchternen Thiere, um nicht
zu vielen Nachstellungen ausgesetzt zu
seyn, wenn sie lange Zeit mit Kauen
auf offner Weide zubringen müssten.
Aber der Indische Buffel ruminirt auch,
der doch vor keinem Löwen flieht,
sondern ihn eher anfällt und gemeinig-
lich zu nichte stösst. Und der Steinbock
hausst in solchen alpinischen Regionen,
die jedem Raubthier unzugänglich sind,
und was dergleichen mehr ist.
Nemlich wohl gewiss nicht, wie Hr. Burt
im IIten B. der Asiatick Researches ver-
muthet, um sich davon zu nähren, son-
dern wie mir es scheint, vielmehr um die
lebendigen Insecten u.a. kleinen Thie-
re, die sein gewöhnliches Futter sind,
dadurch todt zu quetschen u.s.w., die
sonst vermöge ihrer Vitalität der blossen
chemischen Action des Magensafts eben
so wohl resistiren würden, als es bey
Menschen und andern Säugethieren die
einheimischen Spulwürmer, oder ver-
schluckte Wassermolche u.s.w. thun. –
Davon unten ein mehreres.
Edward's natural History of Birds.
T. II. tab. 73. und Hrn. Prof. Schneider
ad reliqua librorum Friderici II. T. II
pag. 9.
Eine Seemöve (Larus tridactylus), die
ich Jahre lang lebendig unter Augen ge-
habt, konnte Spannenlange Knochen
verschlucken, so dass bloss das untre Ende
davon in den Magen reichte und von
[Seite 143] demselben verdaut ward, indess das
übrige noch in den Schlund hinaufragte,
und so wie jenes aufgelösst ward, all-
gemach nachrutschte.
Ueber den ähnlichen Ursprung der gal-
lertigen vulgo sogenannten Sternschnup-
pen s. Morton's natural History of Nort-
hamptonshire. pag. 353. und Hrn. Dr.
Persoon in Hrn. Hofr. Voigt's neuen
Magazin. I. B. 2tes St. pag. 56.
Vom umgekehrten Verhältniss des Al-
ters der jungen Tauben zur Zeit wie
lange die Alten das Futter für die-
selben im Kropfe behalten, s. Viridet
du bon chyle pour la production du
sang. T. I. pag. 78.
Vallisnieri nennt ihn daher auch bey
diesem Thier ventricolo primo; s. dess.
Notomia dello Struzzo. tab. 1. pag. 159
u. f. der Ausgab. v. 1713. 4.
Von mancherley andern Verschieden-
heiten dieses Theils an allerhand Vögeln
s. die Pariser Mémoires pour servir à
l'histoire naturelle des animaux, hin
und wieder.
Wie Herissant glaubte und darin den
Grund suchte, warum der Kukuk nicht
brüten dürfe, s. die Mém. de l'Acad.
des sciences de Paris 1755.
Wepferi cicutae aquaticae historia et
noxae pag. 174. – Ueberhaupt eins der
reichhaltigsten Werke zu diesem ganzen
Abschnitt der Zootomie.
J. Conr. Peyeri anatome ventriculi gal-
linacei an seiner Exercit. de glandulis
intestinor. Scafhus. 1677. 8.
Al. Monro des Aelt. Versuch über ver-
gleichende Anatomie. Aus dem Engl.
Götting. 1790. 8. pag. 71.
Reaumür's zahlreiche Versuche die Stärke
dieser Triturationskraft zu bestimmen,
sind allgemein bekannt. Sie stehen un-
ter andern im Hamburgischen Magazin
XII. B. pag. 63 u. f.
Ein paar minder bekannte Beobach-
tungen sind, dass Fel. Plater einen
Onyx, den eine Henne verschluckt hatte,
nach vier Tagen um ein Viertheil klei-
ner fand, und dass ein Louisd'or auf
diese Weise im Magen einer Ente 16 As
am Gewicht verloren hatte, s. Swammer-
dam bibl. nat. pag. 168.
Zweck und Nutzen dieses Steinschluk-
kens ist sehr verschieden angegeben
worden. – Nach Gaesalpinus sollte
es mehr ein Medicament als ein all-
tägliches Beförderungsmittel zur Ver-
dauung seyn. – Nach Boerhaave na-
mentlich ein absorbens gegen die Ma-
gensäure. – Nach Redi ein Surrogat
für den Mangel der Zähne. – Nach
Whytt besonders ein mechanisches
Reitzmittel für den Magen, das ihnen
bey der so schwielichten Haut, womit
er ausgekleidet sey, zu statten komme,
und was dergleichen mehr ist.
Spallanzani verwarf geradezu alles
Zweckmäsige dabey und meinte, die
Vögel thätens bloss aus Stupidität. Ich
zweifle aber, ob man in dieser Mei-
nung grosse Sagacität finden kann, wenn
man weiss, wie schlechterdings unent-
[Seite 151] behrlich ihnen dieses Hülfsmittel zur
Verdauung ihrer Körner ist, da sie ohne
dasselbe beym reichlichsten Futter ab-
zehren u.s.w. – Auch ist daher jenes
Paradoxon schon von J. Hunter on
animal oeconomy pag. 155. und von D.
G. Fordyce on digestion pag. 23. treff-
lich widerlegt worden.
Mir scheint übrigens das Bedürfniss
des Einschluckens dahin abzuzwecken,
um die Saamenkörner dadurch zu töd-
ten und ihrer Lebenskraft zu berauben,
die sonst der Digestionskraft widersteht
(– s. oben S. 141. N. *) –); so wie
man gefunden hat, dass die Pferde,
wenn man ihr Futter an Hafer und
Gerste vorher durch abbrühen tödtet,
nur halb so viel brauchen und doch
besser dabey gedeihen als sonst.
Abbildungen von mancherley Fisch-
mägen s. im IIten B. von Sam. Col-
[Seite 154] lins's System of anatomy Lond. 1685.
Fol. und bey Vicq-d'Azyr in den oben
[pag. 108. Not.*)] angeführten Abhand-
lungen.
Vergl. z.B. den Magen der Raupe von
Papilio vrticae bey Swammerdam bibl.
naturae tab. 34. fig. 4. mit dem des
Schmetterlings tab. 36. fig. 1.
Und den von der Bienen-Larve
tab. 24. fig. 6. mit dem der Arbeitsbiene
tab. 18. fig. 1.
Hierher gehörige Abbildungen von Mä-
gen aus den verschiedenen Ordnungen
dieser Classe haben gegeben: z.B. von
der Larve des Nashornkäfers Swammer-
dam tab. 27. fig. 11. 12. vergl. mit Rösel
II. B. Erdkäfer 1. Cl. tab. 8. fig. 1. 2.
Von der Larve des Hornschröters
Rösel. a. a. O. tab. 9. fig. 8.
Vom Ohrwurm C. F. Posselt tenta-
tamina circa anatomiam Forficulae au-
riculariae. Jen. 1800. 4. fig. 26.
Vom Gryllus verruciuorus Rösel
II. B. Heuschrecken tab. 9. fig. 2.
Vorn Seidenwurm Malpighi de bom-
byce Lond. 1669. 4. tab. 5. fig. 1. und in
der Puppe tab. 8. fig. 3. vergl. mit Rösel
IIIten B. tab. 9. fig. 1. 2. und F. Biriena
in den Comm. instit. Bononiens. T. V.
[Seite 157] P. I. tab. 2. fig. 7. 8. 10. 11. und tab. 3.
fig. 13.
Von der Weidenraupe Lyonet's Mei-
sterwerk tab. 13. fig. 1. 2.
Vom Uferaas (Ephemera horaria)
Swammerdam tab. 15. fig. 1. 5.
Von der Puppe der Musca chamaeleon
tab. 41. fig. 6.
Swammerdam algem. Verhandel. van
de Bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4.
pag. 93. und G. Hier. Velschii heca-
tosteae obs. Aug. Vindel. 1675. 4. pag. 41.
Abbildungen von Mägen bey Würmern
aus den verschiedenen Ordnungen ha-
ben unter andern folgende Zootomen
gegeben:
Vom Spulwurm Tyson in den philos.
Transactions. vol. XIII. N. 147. Vergl.
mit P. Chr. Fr. Werneri vermium in-
testinal. expositio. Lips. 1782. 8. tab. 7.
fig. 153 und 154.
Vom Regenwurm Willis a. a. O. tab.
4. fig. 1. vergl. mit Vandelli diss. de
Aponi thermis etc. Patav. 1758. 8.
[Seite 160] Vom Blutigel Morand in den Mém.
de l'ac. des sc. de Paris a. 1739. vergl.
mit Bibiena in den comm. instit. Bo-
noniens. T. VII. pag. 102.
Von der Weg-Schnecke Swammer-
dam tab. 9. fig. 2.
Von Tintenfischen ebendas. tab. 51.
fig. 5. vergl. mit Monro's Physiologie
der Fische tab. 31. der Schneiderschen
Uebers.
Von mancherley Muscheln Poli in
den testac. vtriusque Siciliae Parm.
1791-95. II. B. gr. Fol. und zwar na-
mentlich unter den Vielschaligen, von
pholas dactylus T. I. tab. 7. fig. 2. 8. –
und unter vielen zweyschaligen vor-
züglich von Tellina planata T. I. tab.
14. fig. 8. von Mactra neapolitana T. II.
tab. 19. fig. 1. 3. 4. 5. und von Venus
chione tab. 20. fig. 4. 7.
Von Schnecken 8. z.B. den der He-
lix pomatia bey Swammerdam tab. 5.
fig. 6. 7. 8.
[Seite 161] Vom See-Igel (Echinus esculentus),
Monro a. a. O. tab. 32.
z.B. im Chiton cinereus bey Poli T. I.
tab. 3. fig. 9.
Vergl. damit den auf eine ähnliche
Weise bezahnten Schlund der Tinten-
fische in Turberv. Needham's nouvel-
les observations microscopiques tab. 3.
fig. 1 und 4.
Draparnaud im neuen Journ. de phy-
sique T. VII. pag. 146.
Eben dieser Magen war neuerlich
von einigen Naturforschern für ein eige-
nes Geschlecht einer ganz, neuen Ord-
nung von dreyschaligen Conchylien an-
gesehen worden.
Genaue Beschreibung dieser Klappe bey
den hieländischen Hausthieren gibt J.
M. Röderer de valvula coli. Argent.
1768. 4. pag. 46 u. f.
So wie oben der Bezoare und anderer
Magen-Concremente gedacht worden,
so verdienen hier die Intestinalsteine,
die sich zuweilen bey Pferden finden,
und die köstlichen Stercoralverhärtun-
gen bey Cascheloten, Erwähnung.
Jene sind gemeiniglich gelblich grau,
kugelrund, von aussen fettglänzend, auf
dem Bruche matt, erdig; halbhart; ihre
mittlere Grösse ohngefähr wie die einer
Billardkugel; theils aber hat man sie
auch grösser als ein Menschenkopf ge-
[Seite 168] sehen; so wie überhaupt alle diese
äusseren Kennzeichen gar vielartig va-
riiren. Das Merkwürdigste ist ihr Ge-
halt, der nach Fourcroy's und Bar-
tholdi's Analyse, wenigstens bey vie-
len, zur Hälfte aus phosphorsaurer Talk-
erde besteht. – Gewöhnlich finden sie
sich bey Müllerpferden, die lange mit
Kleie und Mehlstaub gefüttert worden;
meist nur Einer, zuweilen aber auch
ihrer eine grosse Menge beysammen;
am öftersten im Grimmdarm, sehr sel-
ten im Magen (wenn anders diese von
der nämlichen Art gewesen sind). In
den häufigsten Fällen sind sie erst nach
dem Tode des Thiers bey der Section
gefunden worden. – In den Episto-
lis de re numismatica ad Z. Goezium
pag. 247. finde ich aber auch ein Bey-
spiel, wo ein Pferd geraume Zeit hin-
[Seite 169] durch alle Monathe einen solchen Stein
von der Grösse eines Hünereyes mit dem
Miste von sich gegeben.
Die Stercoralverhärtung vom Casche-
lote oder Pottfische ist die unter dem
tarnen des grauen Ambers bekannte
kostbare Substanz, die schon vorlängst
für ein thierisches Excrement, neuer-
lich aber von vielen für ein Fossil,
von andern für ein Baumharz gehalten
worden; deren animalischer Ursprung
aber nun nach den genausten Untersu-
chungen ausser Zweifel gesetzt scheint.
– Der Herr Baronet Banks schrieb mir
darüber vor einiger Zeit, dass nach
dem was er von den englischen Süd-
seewallfischfängern erfahren, der im ge-
sunden Zustande des Caschelots fast
flüssige Auswurf durch eine Art von
Verstopfung zu Amber verhärte; daher
man ihn nur in matten abgemergelten
Thieren finde, und der festeste kost-
barste komme, wie es scheint von Tod-
ten, die nämlich an der dadurch verur-
sachten Krankheit gestorben.
De Graaf de mulierum organis gene-
rat. inseruientibus tab. 17. vergl. mit
God. Gu. Tannenberg spicileg. observ.
circa partes genital. masculas auium,
Goett. 1789. 4. tab. 2. fig. 1. tab. 3. fig. 2.
Im Mastdarm fand ich diese Falten so
breitblätterig und in solcher Menge
dicht an einander liegend, dass ein
Querdurchschnitt desselben das Ansehen
eines sternförmigen breiten Ringes hatte.
Diejenige Streke des dünnen Darmes, die
dem Sprachgebrauche nach das ieiunum
heissen würde, war in dem Thiere,
das ich secirt, zumal da wo das Ge-
kröse ansitzt, etwa spannenlang mit
unzähligen kleinen beutelförmigen Fort-
sätzen besetzt; (fast wie die sogenannten
appendiculae epiploicae, die sich zuwei-
len bey manchen Säugethieren finden.)
Vergl. Charas nouvelles experiences sur
la vipére. Par. 1672. 8. und Tyson's
anatomy of a Battle-Snake in den
philos. Transact. Vol. XIII. N. 144.
Aus einer andern Gattung von Rochen
abgebildet von Swammerdam in der
vierten (überhaupt für die Zootomie
gar reichhaltigen) Ausg. von Th. Bar-
tholini anatome Lugd. Bat. 1673. 8.
pag. 297.
Aus einem Hayfische in Perrault's
Essais de physique T. III. pag. 219.
Das Hauptwerk über diesen merkwür-
digen Theil ist die äusserst seltene Pars [Seite 175]
altera observationum anatomicarum col-
legii priuati Amstelodamensis, 1673. 12.
die fast ganz Swammerdam's Arbeit ist.
Bey manchen, wie z. E. bey der Quappe,
haben sie ein gleichsam fingerähnliches
Ansehen; daher dieser Theil bey diesem
Fische vorlängst unter dem Namen
Quappenhändchen oder Quappenfuss be-
kannt war. 8. Chr. Encelius de re
metallica. Francof. (1551.) 8. pag. 241,
wo auch meines Wissens die erste Ab-
bildung davon gegeben worden.
Die Folgen, die eich hieraus zur Auf-
klärung des Secretionsgeschäfts über-
haupt ziehen lassen, habe ich schon in
den institution. physiolog. pag. 367 u. f.
angedeutet.
Sie sind von manchen Zootomen für
dünne Därme, von andern Für Gallen-
wege, von noch andern für Milchge-
fässe gehalten worden.
Hierher, so wie zu manchen der fol-
genden Abschnitte, gehören die mehre-
ren der schon oben pag. 156 und 159
angeführten Abbildungen.
Beyläufig verdient doch als eine beson-
dre Eigenheit der Leber einiger an
und in der See lebenden vierfüssigen
Säugethiere, des Eisbären nämlich und
gewisser Seehunde, erwähnt tu werden,
dass ihr Genuss für den Menschen giftig
zu seyn scheint. So erfuhren es an
jenem, Heemskerk's Gefährten auf No-
waja Semlja, und an diesen, die schiff-
brüchige Mannschaft von Anson's Ge-
schwader an der Küste von Patagonien.
Manche haben freylich den sehr weiten
Gallengang des Pferdes auch eine Blase
nennen wollen. s. z.B. Sr. Th. Brown's
[Seite 180] pseudodoxia epidemica pag. 119. der Ausg.
von 1672.
Eher kann man das vom Elephanten
sagen, dessen Gallengang bey seinem
Eintritte in den Darm eine blasenför-
mige Weitung macht. Camper van de
Ontleding eens jongen Elephants pag. 16.
Stukeley on the Spleen tab. 3 und tab. 4.
fig. 2 und 4.
Beides, jene Leber-Blasengänge und
diese zellichte Textur verdienen um so
mehr Erwähnug, da sie zu Irtthümern
in der Physiologie Anlass gegeben.
Vom besondern Ansehen des Netzes bey
einzelnen Gattungen führe ich seiner
auffallenden Eigenheit wegen nur das
vom Waschbär (Ursus lotor) an, das
ich so eben von einem eifrigen Zooto-
men Hrn. Dr. Albers in Bremen er-
halten habe. Es ist nach Verhältniss
sehr gross und besteht aus unzähligen
riemenförmigen netzartig zusammen ana-
stomosirenden Fettstreifen von einer aus-
nehmenden Eleganz, die durch eine
äusserst zarte fast Spinnweben ähnliche
Zwischenhaut unter einander verbun-
den sind.
Br. Robinson on the food and dischar-
ges of human bodies Lond. 1748. 8.
pag. 97 u. f. tab. 1 und 2.
De omento et adiposis ductibus, Oper.
T. II. pag. 35. 42. 46 und 49. der Londn.
Fol. Ausg.
Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1. –
Rösel III. Th. tab. 58. fig. 9. tab. 59.
fig. 15. 16.
Poli T. I. tab. 3. fig. 5. 10. vom Chiton
cinereus. – tab. 4. fig. 13. 16. von Le-
pas balanus. – tab. 8. fig. 7. von Pho-
las dactylus. – tab. 13. fig. 1. vom Solen
strigilatus. – tab. 14. fig. 12. von Tel-
lina plarata. – tab. 22. fig. 11. 12. vom
Spondylus gaederopus u.s.w.
Beym Bär wohl aus 50 und darüber. s.
H. F. v. Fleming deutscher Jäger Leipz.
1719. Fol. pag. 126 u. f.
Vasalii anatomicar. Falloppii obser-
vationum examen. pag. 126 u. f. der Orig.
Ausg. v. 1564. 4. Riolani anthropo-
graphia pag. 241. der Pariser Ausg. v.
1626. 4.
Bey den Pferden, von deren Intesti-
nalsteinen oben die Rede gewesen,
finden sich auch nicht gar selten Harn-
[Seite 189] blasensteine und zwar theils von aus-
nehmender Grösse. Diese zeichnen sich
in Rücksicht ihres Stoffes gar sehr von
den Menschlichen aus, da sie nach
Fourcroy's und Vauquelin's Untersu-
chung weder Phosphorsäure noch Harn-
säure, sondern statt deren Kohlensäure
enthalten.
Aloys. Galvani in den comment. instit.
Bononiens. T. V. P. II. pag. 508. tab. 1. 2.
Eins der lehrreichsten Beyspiele von
auffallender Aehnlichkeit zwischen den
secernirenden eigentlich sogenannten
Eingeweiden und den glandulis con-
glomeratis. Vergl. die institut. physio-
logiae a. a. O.
Daher schon die alten Normannen ihre
fast unverwüstlichen Ankertaue daraus
verfertigten. – s. J. Spelmanni vita
Aelfredi magni Anglor. Regis. Oxon.
1678. Fol. pag. 205.
Namentlich habe ich diess z. E. bey
mehreren Macacos (Simia cynomolgus)
und Mandrils (Papio maimon) bemerkt.
Frisch habe ich diese Haut der Cetaceen
bloss bey einem gestrandeten Finnfische
(Balaena boops) und einem Delphine zu
untersuchen Gelegenheit gehabt. Bey
beiden bildete sie eine ansehnliche
Schleimlage: doch war sie bey wei-
ten nicht von der Dicke eines kleinen
Fingers, wie sie an einem übrigens un-
bestimmten Wallfisch im Museum Gau-
bianum 1783. 8. pag. 14. angegeben
wird.
So wie ich sie bey mehreren dieser
Thiere über dem Rüssel unter der Stirne
befunden, hatten sie grosse Aehnlichkeit
mit der warzichten Oberhaut der beiden
englischen sogenannten porcupine-men,
die ich ohnlängst zu sehen Gelegenheit
gehabt und in Hrn. Hofr. Voigt's neuen
Magazine III. B. 4. St. beschrieben.
Durch gewisse Abweichungen des Bil-
dungstriebes, die zumal in fehlerhafter
Beschaffenheit des corii ihren Grund zu
haben scheint, kann auch bey Men-
schen das Haar eine ihm sonst unna-
türliche, gewissermassen dem von man-
chen Quadrupeden und namentlich dem
von Hirschen und Rehen ähnelnde Form
erhalten. Diess war z.B. der Fall bey
dem Mädchen aus dem Trierischen, das
in den 70ger Jahren hier so wie in
einem grossen Theile von Europa zur
Schau herumgeführt worden. s. Lava-
ter's physiognom. Fragmente IV. Th.
pag. 68, und den IV. B. des Supplement
zum Büffon pag. 571.
Mehr davon habe ich in der 3ten Ausg.
der Schrift de generis hum. varietate
natiua pag. 163 u. f. gesagt.
An den Rückenfedern eines so eben aus
dem Ey gekrochenen jungen Strauses,
den ich vor mir habe, sind theils bis
20 in einem gemeinschaftlichen Kiele
verbunden.
s. die Hist. des animaux der Pariser
Academisten P. III. pag. 138. tab. 22.
fig. Y. Z. und die zwar schon in den
70ger Jahren gestochenen aber noch
nicht edirten Tafeln des sel. Camper
zur Elephantenanatomie tab. 6. fig. 1.
und tab. 7. fig. 1. 2.
Eine, alte Bemerkung, die schon in
der Indischen Mythologie vorkommt. s.
Lt. F. Wilford im IIIten B. der Asia-
tick Researches pag. 443. Später auch
bey Strabo im XVten B. pag. 1031. der
Almelov. Ausg.
Vergl. auch Gen. Braulieu's voy. aux
Indes orientales pag. 105. (in des ältern
Thevenot Samml. T. II.) und J. Wolfo.
Heydt's Ostind. Schauplatz pag. 212.
Die gelbe Feuchtigkeit in diesem letz-
tern verglich Tyson mit derjenigen, die
beym Menschen in den Jahren der Mann-
barkeit unter den Achseln ausgeschwitzt
wird. Phil. Transact. vol. XX. pag. 120.
s. z.B. Grew a. a. O. tab. 23. vom IItis,
Wiesel, Fuchs und Katze.
[Seite 210] Daubenton T. IX. tab. 4. fig. 1. vom
Löwen. tab. 16. fig. 2. vom Panther. tab.
32. vom Zibetthier. T. VII. tab. 13. von
der Fischotter u.s.w.
Tyson, der übrigens zuerst recht ge-
naue Untersuchungen über die mancher-
ley von ihm sogenannten Scent-Bags
angestellt (in Plott's natural history
of Oxfordshire pag. 305. und in den
philos. Transact. vol. XIII. pag. 39. 377.
vol. XX. pag. 120. u.s.w.), hat doch die
verschiedenen Arten derselben miteinan-
der verwechselt. So auch Haller in den
Elem. physiol. T. VII. P. I. pag. 147. u.a.m.
Sarrazin in den Mém. de l'Ac. des sc.
de Paris 1725. tab. 12. fig. 9. tab. 13.
fig. 11.
de Reaumur Art de faire éclorre des
oiseaux domestiques. T. II. pag. 332 u. f.
der Ausg. von 1751.
Die Zootomen haben sich selbst nicht
darüber vergleichen können. Charas
z. B. nahm bey den Schlangen das für
ein Pancreas was Tyson mit den Alten
für eine Milz ansah u.s.w.
s. des Erfinders Stenonis beide classi-
sche Werke, de musculis et glandulis
pag. 42. und elementor, myologiae spe-
cimen pag. 72.
(Aug. Quir. Rivinus) in den Leipziger
Actis eruditor. 1687. pag. 161. tab. 3.
vergl. mit Perrault in den Essais de
Physique T. III. tab. 20. fig. 2.
Swammerdam tab. 5. fig. 4. 5. von He-
lix pomatia.
Poli T. II. tab. 20. fig. 6. von Venus
chione – tab. 26. fig. 11. 13. von Arca
pilosa.
s. z.B. vom Buccinum lapillus Ström
im XIten B. der Kiöbenh. Selsk. Skrifter
pag. 30.
Sonderbar, ist, wie so manche, sonst
gute Anatomen, dem Igel haben den
Herzbeutel absprechen können. So z.B. [Seite 221]
Blasius, Peyer, Harder, Ottav.
Tozzetti u.s.w. – Freylich ist er bey
diesem Thier meist sehr zart und es er-
fordert einige Behuthsamkeit bey Oeff-
nung der Brust dass er nicht zerreisse.
Aus einem ungeborenen Kalbe abgebil-
det bey Hrn. Prof. Monro on the ner-
vous System tab. 1.
Die Gründe warum ich mich der Be-
nennungen von carbonisirten und oxy-
genirten Blute statt deren von arteriel-
len und venösen bediene, habe ich in
den institut. physiolog. pag. 13. ange-
geben.
Ausführlicher habe ich davon im IXten
Bande der commentat. der Königl. Soc.
der Wiss. gehandelt und auch daselbst
die Abbildung dieses Muskels aus dem
grauen Reiher pag. 128. fig. 2. gegeben.
Die deutlichste Zeichnung des Frosch-
herzens und der damit zunächst in
Verbindung stehenden Blutgefässe gibt
Swammerdam tab. 49. fig. 3. 4.
Eine auffallende Verschiedenheit finde
ich hier zwischen der Testudo caretta
und der mydas, von welchen beiden
ich die Herzen vor mir habe. – Bey
jener sind die Ohren, wie bey den
warmblütigen Thieren, dünnhäutig, [Seite 229]
schlapp; bey dieser hingegen ausneh-
mend derb, ihre äusseren Wände fast
dicker und robuster als selbst an den
Ventrikeln.
Davon zwey nach dem Unterleibe ge-
hen, rechts nämlich die eigentliche aorta
abdominalis und links der ductus com-
municatiuus Meryi, der mit dem ductus
arteriosus der Leibesfrucht verglichen
worden.
Mery rechnete diese Weitung für einen
dritten ventriculus intermedius; daher
sich begreift, warum manche diesen
Schildkröten nur Einen Ventrikel (we-
gen der offenen Zwischenmündung), an-
dere zwey, und noch andere ihrer drey
zugeschrieben haben.
Die besten und deutlichsten Abbildungen
des innern Baues vom Herzen der See-
[Seite 232] schildkröten hat Mery gegeben in den
Mém. de l'Acad. des sc. 1703. tab 12.
so irrig auch übrigens die Anwendung
war, die er davon auf den vermeinten
Weg des Blumtlaufs im Herzen der mensch-
lichen Leibesfrucht machen wollte.
Nach der Vergleichung mit meinen
Präparaten zu schliessen, vermuthe ich,
dass seine Zeichnungen nach einer Te-
studo caretta gemacht sind.
Abbildungen geben Perrault in den
Essais de physique T. IV. tab. 19.
Duverney in den posthumen Oeuvres
anatomiques T. II. tab. 9. Gouan histo-
ria piscium tab. 4. fig. 4. 5. (– nur dass
diese alle den Stamm der Branchialar-
terie für die aorta nehmen –) und
Monro Physiol. der Fische tab. 1. fig. 4.
tab. 15 und 18.
Nach einem Versuch, den ich mit er-
wachsenen frisch eingefangenen Was-
sermolchen (Lacerta palustris) ange-
stellt, erhielt ich aus 24 derselben, die
zusammen anderthalb Unzen wogen,
nur drittehalb Scrupel Blut; ein Gewicht,
das sich folglich zu dem ihres ganzen
Körpers verhielt, wie 2 1/2 zu 36; da es
hingegen beym erwachsenen gesunden
Menschen wie 1 zu 5 angenommen wird.
Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1.
Rösels Insectenbelustigungen III. Band
tab. 58. fig. 9 und 14.
s. z.B. vom Limax maximus, Swam-
merdam tab. 9. fig. 1. und von der Se-
[Seite 236] pia officinalis tab. 52. fig. 1. vergl. mit
Hrn. Monro's Physiol. der Fische tab. 31.
fig. 1. 2.
Vom Chiton cinereus, Poli T. I. tab. 3.
fig. 13. – von Pholas dactylus tab. 7.
fig. 8. und tab. 8. fig. 7. 8. – von Mya
pictorum tab. 9. fig. 11. 12. – vom So-
len siliqua tab. 10. fig. 16. – vom So-
len strigilatus – von Tellina planata
tab. 14. fig. 14. – von Venus chione
T. II. tab. 20. fig. 10. – von Arca pilosa
tab. 26. fig. 13.
Von Ostrea edulis, Willis a. a. O.
tab. 2. fig. 2.
Von Helix pomatia, Swammerdam
tab. 5. fig. 4. vergl. mit tab. 4 fig. 1.
Hr. Cuvier theilt dem zu Folge die
ganze Classe der Würmer, je nachdem sie
mit einem Herzen und dazu gehörigen
Gefässsystem versehen sind oder nicht,
in zwey Hauptfamilien, wovon er jene
Mollusca und diese Zoophyta nennt.
Poli T. II. tab. 25. fig. 2. von Arca
noae und tab. 27. fig. 8. 12. von Ostrea
jacobaea.
Bern. Fr. Bening de hirudinibus. Har-
derov. 1776. 4. pag. 23. – eine meister-
hafte Monographie.
Spallanzani, Fontana, O. Fr. Müller
und mehrere berühmte Naturforscher
haben das dunkle Körperchen im Leibe
des Räderthiers (Vorticella rotatoria)
für ein Herz gehalten, ohngeachtet es
willkürliche Bewegung hat, die sich
nach der wirbelnden Bewegung der
Sternräderchen richtet. Vielmehr hat
man durch eine sonderbare petitio
principii daraus demonstriren wollen,
dass es folglich Thiere gebe, die ihr
Herz ganz nach Willkür in Bewegung
setzen oder ruhen lassen könnten u.s.w.
– Ich habe aber schon vor 23 Jahren
gezeigt, dass dieses merkwürdige Organ
nichts weniger als ein Herz sey, son-
dern zum Speisecanal gehöre.
Dem Seidenwurm u.a. Raupen hat
Sheldon absorbirende Gefässe zuge-
schrieben, in. s. History of the absor-
bent System P. I. pag. 28.
So dem Seeigel (Echinus esculentus)
Hr. Monro in der Physiol. der Fische
pag. 88 u. f.
Auch sind bekanntlich alle Haupttheile
dieses wichtigen Systems von Gefässen [Seite 242]
zuerst an Säugethieren nach und nach
entdeckt worden.
Ueberhaupt aber variiren Lauf und Ver-
theilung des ductus thoracicus auch bey
den Quadrupeden – wenigstens bey
unsern Hausthieren – so gut wie
im menschlichen Körper. Er bildet
z.B. namentlich beym Hund gegen das
obere (oder vordere) Ende nicht selten
eine gleichsam ringförmige Theilung, aus
welcher unbedeutenden Varietät dann
der wunderliche van Bils etwas constan-
tes – sein vermeintes receptaculum
tortuosum etc. – machen wollte. Er
hat es auf einem übrigens, (von Seiten
der Kunst,) schönen Blatte abbilden
lassen in seiner Responsio ad admoni-
tiones Io. ab Horne. Roterod. 1661. 4.
pag. 7.
Hewson und Monro an den a. O. –
vergl. auch vom Cyclopterus lumpus Th.
Bartholini anat. renov. p. 609. der
Ausg. von 1673.
Aug. Broussonet variae positiones circa
respirationem. Monspel. 1778. 4. und in
Hrn. Prof. Ludwig delectus opusculor.
ad scient. naturalem spectant. Lips. 1790.
8. pag. 118.
Casp. Bartholini diaphragmatis struc-
tura noua. Paris. 1676. 8. pag. 31.
Sonst sind noch neuerlich die Mey-
nungen der Zootomen getheilt gewesen,
welche von den verschiedenen Häuten
in und an der Vogelbrust man eigentlich
mit dem Zwerchfell vergleichen solle.
s. z.B. J. Hunter in den Philos. Trans-
act. vol. LXIV. P. I. pag. 207. und Mich.
Girardi in den Memorie della Societa
Italiana T. II. P. II. pag. 739.
Das wusste schon Kais. Frider. II. de
arte venandi cum auibus p. 39 sq. der
Schneiderschen Ausg.
Vorzüglich merkwürdig sind die scharf-
sinnigen Versuche des Hrn. Dr. Albers,
der mittelst eines besonders dazu ein-
gerichteten Apparats lebendige Vögel
durch diese Luftknochen hat verschiedene [Seite 253]
Gasarten einathmen lassen, s. Dess. Bey-
träge zur Anatomie und Physiologie der
Thiere Istes Heft. Brem. 1802. 4. pag. 110.
Zum Grund des bekannten Phänomens,
dass die Lungen bey lebendig geöffne-
ten Schildkröten und Fröschen nicht wie
bey Vivisectionen der Säugethiere zu-
sammenfallen, sondern sich oft noch
geraume Zeit, wenigstens zum Theil,
aufgetrieben erhalten können, fan-
[Seite 257] den Malpighi a. a. O. und neuerlich
Hr. Rob. Townson de amphibiis Goett.
1794. 4. die zusammenziehenden Mus-
keln der Stimmritze (constrictores glot-
tidis) hinreichend; Bremond hingegen
hielt diess nach seinen Versuchen nicht für
allein zulänglich, sondern rechnete dabey
viel auf die eigne Lebenskraft der Lungen
selbst; und hiermit vergl. auch Hrn. Prof.
Rudolphi's Versuche in s. anatomisch-
physiologischen Abhandl. pag. 119 u. f.
Bey einer viertehalb Fuss langen Natter
die ich secirte, mass die Lunge 1 Fuss
1 Zoll; ihre vordere Hälfte ähnelte einem
fleischichten Darm, dessen innere Haut
überaus sauber gegittert war (im Kleinen
fast wie die innere Fläche der Haube
bey den wiederkauenden Thieren mit
gespaltenen Klauen); die hintere hinge-
gen bildete bloss eine dünnhäutige, lange
Blase.
Man hat gezweifelt, ob auch die Junge
des wahren Salamanders mit solchen
Kiemen versehen seyen, und Hr. La-
treille in der Histoire naturelle des
Salamandres da France fragt noch (pag.
19 u. f.). ‘„Les jeunes Salamandres ter-
restres ont – elles des branchies? Voilà [Seite 259]
une question que je mets encore au
rang des problèmes“’ etc. Ich habe aber
diese Frage schon vor 15 Jahren und
zwar bejahend nach der Natur beant-
wortet, da mehrmals trächtige Salaman-
derweibchen, die ich in Gläsern mit et-
was Wasser auf dem Zimmer gehabt,
unter meinen Augen ihre Junge geheckt
haben, die ansehnliche solche Kiemen
mit zur Welt brachten, s. das Specimen
physiologiae comparatae im VIIIten B.
der Göttingischen Societäts-Commenta-
tionen pag. 99.
Die räthselhafte Siren lacertina aus Ca-
rolina hat nach J. Hunter's Zergliede-
rungen bey ihren äussern Kiemen zu-
gleich auch in ihrem Innern zwey bla-
senförmige Lungen. s. Philosoph. Trans-
act. vol. LVI. pag. 307 u. f.
Dasselbe ist der Fall bey dem nicht
minder räthselhaften Proteus anguinus
im Sitticher See in Krain, dessen son-
derbaren inneren Bau Hr. Dr. Schrei-
bers in eben diesen Transactions v. J.
1801 beschrieben und abgebildet hat.
Vorzüglich deutlich habe ich dieses
Organ an ein paar grossen Larven der
Rana paradoxa vor mir.
Wie diess schon Mayow mit seinem be-
wundernswürdigen Scharfblick in den
chemischen Process des Respirationsge-
schäfts eingesehen hat. de thermis Ba-
thoniensibus in den Tractat. medico-phy-
sicis. P. I. pag. 259 der Oxforder Ausg.
1674. 8.
Gottl. Fischer über die Schwimmblase
der Fische. Leipz. 1795. 8. und Nachträge
dazu in Dess. naturhistorischen Frag-
menten. I. B. S. 229 u. f. an beiden Orten
mit Abbildungen der Blase aus verschie-
denen Fischen.
Dergleichen aus mehreren andern geben
Needham de formalo foetu tab. 7. Redi
de viuentilus intra viuentia tab. 3–6.
und die Observ. anatom. collegii priuati
Amstelod. P. II. tab. 10.
s. davon die beiden reichhaltigen Schrif-
ten: F. Loth. Aug. Sorg disquisit. phy-
siolog. circa respirationem insector. et
vermium.
und Fr. Hausmann tentamen solutio-
nis a Societ. Reg. scientiar. Goetting.
circa insectorum respirationem proposi-
tae quaestionis.
So z.B. am Flusskrebs, bey Willis de anima
brutorum. tab. 3. fig. 2. 3., und Rösel's
Insectenbelustig. III. Th. tab. 58. fig. 9.
11. tab. 59. fig. 17.
Lyonet tab. 4. fig. 1. tab. 5. fig. 1 u. f.
tab. 6. fig. 1. tab. 7. fig. 1. tab. 10. fig. 1. 2.
und tab. II.
Vergl. damit die Abbildungen der Luft-
wege im Nashornkäfer bey Swammer-
dam tab. 29. fig. 9. 10. tab. 30. fig. 1. 10.
Im Hornschröter, bey Malpighi de
bombyce. tab. 3. fig. 2.
In einer Cicade, ebendas. tab. 3. fig. 3.
In einer Heuschrecke tab. 4. fig. 1. und
Hr. Cuvier in den Mém. de la Soc. d'hi-
stoire naturelle de Paris, an 7. pag. 39.
fig. 2.
Im Seidenwurm, Malpighi tab. 3. fig. 1.
In einer Libelle, Hr. Cuvier a. a. O.
fig. 2. 5. 6.
Im Uferaas, Swammerdam tab. 14.
fig. 1. tab. 15. fig. 1. 4. 7.
[Seite 269] In der Honigbiene, ebendas. tab. 17.
fig. 9. 10. tab. 25. fig. 10. tab. 24. fig. 1. 2. 3.
In der Ochsenbremse, Hr. Bracy
Clark in den Transact. of the Linnean
Society. T. III. tab. 23. fig. 25.
In Fliegenmaden, Swammerdam tab.
40. fig. 1. 2. tab. 41. fig. 1. 2. tab. 42. fig.
3. 8. tab. 43. fig. 2.
vergl. hierüber vorzüglich Cuvier so-
wohl im Journal d'histoire naturelle
1792. T. II. pag. 85. als in seinem tableau
de l'hist. nat. des animaux. S. 384 u.a.,
und Sorg, Hausmann a. a. O.
Swammerdam bibl. nat. tab. 51. fig. 1.
Monro tab. 41. fig. 1. und besonders Hrn.
Dr. C. Fr. Gu. Tilesius de respiratione
Sepiae officinalis. Lips. 1801. 4. tab. 1. 2.
Vom Lepas balanus s. Poli tab. 4. fig.
20. 22.
von Pholas dactylus tab. 8. fig. 61.
An einem – freylich trocknen – Präpa-
rate vom Larynx und den Lungen des
kleinen Tamandua (Myrmecophaga di-
dactyla) finde ich den Kehlkopf ganz
knöchern, völlig von der nemlichen [Seite 275]
Substanz wie das Zungenbein, die aus-
nehmend kurze Luftröhre aber ist wie
ein bloss häutiger Canal zusammen ge-
fallen, ohne eine merkliche Spur von
Knorpelringen.
J. Hunter hat bey den Cetaceen, die er
zergliedert, keine glandula thyreoidea
gefunden. Das reimte sich mit der Hy-
pothese, dass diese Drüse zur Bildung
der Stimme diene.
Müller's Sammlung Russischer Ge-
schichte T. VII. pag. 123.
Vergl. J. Chr. Beckmann's historische
Beschreibung der Chur und Mark Bran-
denburg. T. I. pag. 590.
Ausser den beiden ältern Hauptwerken
über die Stimmwerkzeuge von Casse-
rius und Fabric. ab Aquapendente, und
den in der Folge anzuführenden Schrif-
ten, gehört vorzüglich hieher Marc.
Jan Busch diss. de mechanismo organi
vocis, Groning 1770. 4. die viele treff-
liche Bemerkungen von P. Campee
enthält.
Jener so wesentlichen ganz specifischen
Verschiedenheit im Bau des Kehlkopfs
des Pferdes und Esels habe ich im Handb.
der Naturgesch. pag. 26 der 7ten Ausg.
als Einer von so manchen Instanzen
gegen die von Ray, Büffon u.a. ange-
nommene Regel gedacht, als ob alle die-
jenigen Geschöpfe zu Einer Species ge-
hören müssten, die mit einander frucht-
bare Nachkommenschaft zeugen.
Casserius de vocis auditusque organis
tab. 10. fig. 9. 10. pag. 55. ‘„ad grunni-
tum in porcis efficiendum.“’ – Herissant
a. a. O. tab. 11.
Z.B. der Orang-Utang (Simia satyrus),
s. Camper's Naturgesch. desselben tab. 3.
fig. 2. tab. 4. a. fig. 2. 3.
Der Magot (Simia inuus) in Hrn. Prof.
Ludwig's Grundr. der Naturgesch. der
Menschenspecies. tab. 1. 2.
Bey einem gemeinen Affen (Simia sil-
vanus), den ich vor einiger Zeit zerglie-
dert, liess sich der rechte Kehlbeutel
Daumens dick und drey Zoll lang auf-
blasen, der linke hingegen nur zur Grösse
einer Muskatennuss. Den Kehlbeutel
eines geschwänzten Affen, (vermuthlich
Simia cynomolgus) s. bey Camper tab.
4. a. fig. 2.
Was Warren in den philos. Transact.
vol. XXXIV. pag. 113. beym Straus für
einen Kehldeckel ansah, ist bloss eine
kleine Erhabenheit auf der Zungenwurzel.
s. Hrn. Cuvier in der Ménagerie du Mu-
seum national d'histoire naturelle. Par.
1801. Fol. No. I. bey tab. 3.
Daher mancherley Vögel, wenn man
ihnen schon die Luftröhre unter der
Obern Stimmritze durchschneidet, doch
noch mittelst des Bronchial-Kehlkopfs
ihre Stimme ziemlich unverändert von
sich geben können. s. Duverney in der
Hist. de l'Acad. des sc. de Paris T. II
pag. 7. Hrn. Girardi in den Memorie
della Societá Italiana T. II. P. II. pag.
737. und Hrn. Cuvier im Magazin en-
cyclopédique ann. I. T. II. pag. 357.
Vom Bronchial-Larynx s. vorzüglich
Herissant, Vicq-d'Azyr, und Hrn. Cu-
vier a. den a. O., und noch eine zweyte
Abhandlung des Letztern im 2ten B. des
IVten Jahrg. vom Magaz. encyclopéd.
Ferner Hrn. Prof. Schneider im Leipzi-
ger Magazin v. 1786 und 1787. und in
seinem reichhaltigen Commentar ad re-
liqua libror. Friderici II. pag. 33. 211 u. f.
Ins besondere vom wilden Schwan s.
Aldrovandi ornitholog. T. III. p. 13 u. f.
und von der Gans, Haller's meister-
hafte Beschreibung de partium c. h. fa-
brica et functionibus T. VII. pag. 321 u. f.
verglichen mit den schönen Abbildun-
gen bey Herissant a. a. O. tab. 12 u. 14.
Vergl. wieder ausser Herissant und
Hrn. Cuvier a. a. O. Aldrovandi orni-
thol. T. III. pag. 190. Willoughby orni-
thol. tab.73. Bloch in den Beschäftig. der
Berliner naturf. Gesellsch. T. IV. pag. 579
u. f. tab. 16 u. f. und in den Schriften T. III.
pag. 372. tab. 7. u. f. und Hrn. Latham in
den Transactions of the Linnean Society
vol. IV. pag. 90. tab. 9–16.
S. darüber schon des alten Fabricius
Hildanus Beschr. der Fürtrefflichkeit
der Anatomy pag. 223.
Vicq d'Azyr a. a. O. tab. 13. fig. 45. 46.
von Schildkröten; fig. 41. 42. 44. von Frö-
schen; fig. 47 bis 52 von Schlangen.
Den Kehlkopf der Klapperschlange s.
bey Tyson's Anatomy of a Rattle-snake
in den philos. Transact. vol. XIII. Nr. 144.
fig. 5.
S. über diese ganze Classe von Functionen
vor allen die beyden bis jetzt allein noch
erschienenen Bände der meisterhaften Le-
çons d'anatomie comparée des Hrn. Prof.
Cuvier, von welchen Hr. Prof. Fischer
eine deutsche Uebersetzung geliefert hat.
So wurden bekanntlich von den Alten
die homogenen organischen Stoffe, Ner-
ven, Muskeln, Sehnen, Knochen, Knor-
pel u.s.w. genannt, aus deren Verbin-
dung partes dissimilares des thierischen
Körpers, nämlich seine Theile, Glied-
massen, Eingeweide u.s.w. gebildet sind.
S. Dess. Diss. de basi encephali, Goetting.
1778. 4. pag. 17. und tabula baseos en-
cephali Francof. 1799. Fol. pag. 5 u. f.
Vergl. damit Jo. Godofr. Ebel. obser-
vat. neurologie. ex anatome comparata,
Francof. ad Viadr. 1788. 8.
Den grossen Einfluss den dieses Ver-
hältniss der Grösse des Gehirns zum
übrigen Nervensystem auf die ganze
thierische Oeconomie der kaltblütigen
Thiere, verglichen mit den warmblüti-
gen, äussert, wie namentlich davon ihre
weit mindern Consensus, folglich die
Schwächere Mobilität ihrer ganzen Ma-
schine, anderseitig hingegen auch die
grössere vom Hirn unabhängige, sondern
eigenthümliche Vitalität der einzelnen
Theile, so wie die ausnehmende Stärke
ihrer Reproductionskraft abhängt, von [Seite 295]
alle dem habe ich ausführlicher gehan-
delt in dem Specimen physiol. camp. in-
ter animantia calidi et frigidi sanguinis
im VIIIten 13. der Societäts. Commenta-
tationen; auch im Handb. der Naturge-
schichte pag. 225 u. f. der 7ten Ausg.
Etwas Aehnliches, aber bloss als eine mei-
nes Wissens beyspiellose anatomische
Varietät, zeigt sich in einem Schedel
einer 30 jährigen Weibsperson in meiner
Sammlung, in welchem die so genannte
tabula vitrea des Stirnbeins, da wo der
processus falciformis anliegt, ebenfalls
wie beym Schnabelthier, eine lange knö-
cherne sichelförmige crista bildet.
S. hiervon die überhaupt für die verglei-
chende Anatomie des Gehirns ausneh-
mend reichhaltige Schrift des Hrn. Hofr.
Soemmerring vom Hirn und Rückenmark,
Mainz 1788. 8.
S. Hrn. Prof. Josephi's Anatomie der
Säugethiere. Beytr. zum sten B. S. 34. tab.
4. fig. 1.
Im Schedel einer jungen Robbe, den ich
besitze, hängt die vordere oder obere
Seite jenes dachförmigen Stücks durch
ein sehr robustes verticales Knochenblatt,
das sich bis an die Mitte der sutura lamb-
doidea erstreckt, mit der innern Fläche
des Hinterhauptbeins, da wo die Sichel
sich endet, zusammen.
Von den Hauptverschiedenheiten des
knöchernen tentorii und seinem angebli- [Seite 299]
chen, aber nicht wahrscheinlichen Nutzen
habe ich schon im osteologischen Hand-
buche S. 117 u. f., und von letzterm auch
in den instit. physiolog. pag. 160 u. f.
gehandelt.
Abbildungen von Gehirnen ans dieser
Thierclasse (ausser denen, die in den
folgenden Noten angeführt werden), ge-
ben z.B.
vom Schimpanse (Simia troglodytes),
Tyson in seiner vortrefflichen Monogra-
phie fig. 13. 14.
vom Hund, Collins im System of
anatomy vol. II. tab. 53. fig. 1. und Ebel
a. a. O. tab. 1. fig. 7.
von der Katze, Collins tab. 53. fig. 2.
und Ebel tab. 1. fig. 3.
vom Pferd. Vicq-d'Azyr in den Mém.
de l'Ac. des sc. von 1783. tab. 7. und Ebel
tab. 1. fig. 1.
[Seite 300] vom Schaf, Vicq-d'Azyr tab. 8. fig. 1.
und Ebel tab. 1. fig. 8.
vom Ochsen Vicq-d'Azyr tab. 8. fig. 2.
und Ebel tab. 1. fig. 6. und 9.
Das Auffallende dieser Verschiedenheit,
selbst schon bey den so genannten an-
thropomorphis, den Quadrumanen, zeigt
die Abbildung des Hirns eines Mandrills
(Papio maimon), die ich in den beiden
ersten Auflagen der Schrift de generis
hum. variet. natiua tab. 1. fig. 1. gege-
ben habe.
Soemmerring de lapillis vel prope vel in-
tra glandulam pinealem sitis. Mogunt.
1785. 8.
In einem Damhirsch hat es Hr. Hofr.
Soemmerring gefunden, a. a. O. pag. 10.
in der Ziege Hr. Malacarne. s. Dess.
Encefalotomia di alcuni quadrupedi.
Mant. 1795. 4. pag. 31.
S. Hrn. Hofr. Metzger's Specimen ana-
tomiae comparatae primi paris neruorum
in Dess. Opusc. anatom. et physiolog.
Goth. 1790. 8. pag. 100 u. f.
Abbildungen dieses Organs, zumal an
Hirnen von bisulcis und vom Hasenge-
schlechte 6. in Collin's System of ana-
tomy vol. II. tab. 51 u. f. Ebel a. a. O.
Willisii anat. cerebri fig. 2. Monro on
the nervous System tab. 9 und 24.
Die zuerst und ganz mit der Natur von
dem wackern Conr. Vict. Schneider zu
Wittenberg widerlegt worden, in s. clas-
sischen kleinen Liber de osse cribiformi.
1655. 12.
Ebenfalls beym Auerhahn ist das Gehirn
in Verhältniss zur Grösse des Kopfs und
ganzen Körpers ganz auffallend klein; da
es hingegen bekanntlich bey manchen
andern Thieren dieser Classe; zumal unter
den Sangvögeln, in eben dieser Relation,
selbst das menschliche übertrifft.
S. Haller's kernigen Aufsatz de cere-
bro auium im IIIten Bd. der Oper. minor.
pag. 191.
[Seite 306] und Malacarne's weitläuftigen Com-
mentar darüber in den Memorie della
Societa Italiana T. I. pag 747. T. II.
P. I. pag. 237. T. III. pag. 126.
Abbildungen von Vogelgehirnen haben
gegeben; z.B.
von einem Habicht Ebel tab. I. fig. 13.
von einer Eule Id. ib. fig. 12.
vom Eisvogel Collins tab. 49. fig. 1.
vom Kolkraben Vicq-d'Azyr in den
Mém. de. l'ac. des sc. 1783. tab. 10.
fig. 1.
vom Indianischen Haubenfink Col-
lins tab. 58. fig. 3.
von einem Finken Ebel tab. 2. fig. 6.
von einer Taube Id. tab. 58. fig. 5.
vom Haushuhn Vicq-d'Azyr a. a. O.
tab. 9. fig. 3. 4. 5.
vom Truthahn Collins tab. 57.
fig. 3. 4. 5.
[Seite 307] vom Trappen Id. tab. 57. fig. 1. 2.
von der Waldschnepfe Id. tab. 57.
fig. 6.
von der Heerschnepfe Id. ib. fig. 8.
von der Brachschnepfe Id. tab. 58.
fig. 1.
von der Pfuhlschnepfe ib. fig. 2.
vom Schwan Id. tab. 56. fig. 1.
von der Gans Id. Tab. 56. fig. 1. und
tab. 59. fig. 2. und von der Seite und
im Innern Hr. Prof. Ludwig de cinerea
cerebri substantia Lips. 1779. 4. fig. 1.
2. 3. von unten Ebel tab. 2. fig. 1.
Abbildungen des Gehirns einer Land-
schildkröte s. bey Caldesi tab. 2. fig. 5.
von Fröschen bey Ludwig, Vicq-
d'Azyr und Ebel a. a. O.
S. die herrliche Abbildung eines geöff-
neten Hechtkopfs bey Casserius de au-
ditu tab. 12.
Haller de cerebro piscium in den Oper.
minor. T. III. pag. 198.
Abbildungen von Fischgehirnen fast
aus allen Ordnungen, doch meist nur
von der obern Aussenseite finden sich
bey Collins tab. 60. bis 70.
Ausserdem von Rochen Camper in s.
klein. Schr. II. B. 2. St. tab. 3. fig. 1. 2.
Monro Physiol. der Fische, tab. 1. 34.
und 37. und Scarpa de auditu et olfactu,
tab. 1. fig. 1. [Seite 310]
von Hayfischen Stenonis in den
Elem. myologiae tab. 5. fig. 4. und tab. 7.
fig. 1. auch Scarpa a. a. O. tab. 2. fig. 6.
vom Froschfisch (Lophius piscatorius)
Camper a. a. O. tab. 1. fig. 1. 2.
vom Meeraal (Muraena conger) Vicq-
d'Azyr a. a. O. tab. 10. fig. 3.
vom Kabeljau (Gadus morrhua) Id
ib. 1. B. 2. St. tab. 1. fig. 2. Camper a.
a. O. und Monro tab. 39.
vom Schellfisch (Gadus aeglefinus)
Id. on the nervous System tab. 32.
von der Steinbutte (Pleuronectes ma-
ximus) Vicq-d'Azyr tab. 10. fig. 5.
vom Wels Ebel a. a. O. tab. 2. fig. 4.
vom Hecht ausser Casserius a. a. O.
vicq-d'Azyr tab. 10. fig. 4. Ebel tab. 2.
fig. 2. und Scarpa tab. 2. fig. 1.
S. Hrn. Hofr. Soemmerring in den Hes-
sischen Beyträgen zur Gelehrsamkeit
1. B. 2. St. 1784. S. 205. und Dess. Diss.
de decussatione nervor. opticor. Mo-
gunt. 1786. pag. 24.
G. Coopmans neurologia pag. 38. ü. f.
Hrn. Prof. Rudolphi im Wiede-
mannischen Archiv. 1. B. 2. St. pag. 156.
S. Eustachii ossium examen pag. 227.
und eine Abbildung aus dem Schwert-
fisch, bey Malpighi de cerebro.
Um damit das gewöhnliche Gefüge
andrer Nerven zu vergleichen s. man
z.B. die Abbildung von dem physiolo-
gischen Präparat des Anfanges vom 5ten [Seite 312]
Paar beym Elephanten in Abr. Kaau
Boerhaave historia anatomica (prior)
infantis, cuius pars corporis inferior
monstrosa. Petrop. 1754. 4. tab. 1.
I. Hunter in Philos. Transact. Vol. LXIII.
pag. 481. tab. 20.
Mich. Girardi in den Memorie della
Societa italiana. T. III. pag. 553.
Hr. Prof. Geoffroy im Bulletin de la
Societé philomatique 6e année. T. III.
pag. 169 sq.
S. vor allen Lyonet's Nevrologie der
Weidenraupe tab. 9. tab. 10. fig. 5. 6. und
tab. 18. fig 1.
vom Seidenwurm Swammerdam tab.
28. fig. 3. (besser als bey Malpighi) und
Bibiena in den comm. instit. Bononiens.
T. V. P. I. tab. 4. fig. 17. 18. 20. und im
Schmetterling fig. 21.
In der Raupe des Nessel-Papilions
Swammerdam tab. 34. fig. 7.
Von anderen Insecten s. z.B. das Ner-
vensystemder Larve des Nashornkäfers
bey Swammerdam tab. 28. fig. 1. und Roe-
sel T. II. Erdkäfer 1ste Cl. tab. 8. fig. 4.
vom Uferaas Swammerdam tab. 14.
fig. 1. tab 15. fig. 6.
vom Männchen der Imme Id. tab.
22. fig. 6.
von Musca chamaeleon in verschiede-
nen Stadien der Verwandlung Id. tab.
40. fig. 5. tab. 41. fig. 7.
von der Käsemade Id. tab. 43. fig. 7.
von der Laus Id. tab. 2. fig. 7.
von einem Schneckenkrebs Id. tab.
11. fig. 9.
vom Hummer Willis de anima bru-
torum tab. 3. fig. 1. [Seite 316]
Viele treffliche anatomische und phy-
siologische Bemerkungen über das Ner-
vensystem mancher Insecten enthalten
Hrn. Fr. Al. von Humboldt's Versuche
über die gereitzte Muskel- und Nerven-
faser I. B. pag. 273 bis 86.
S. z.B. vom Regenwurm Ios. Mangili
de systemate nerueo hirudinis, lumbrici
terrestris aliorumque vermium. Ticini
1795. Deutsch im IIten B. von Hrn.
Oberbergrath Reil's Archiv.
vom Blutegel schon Redi de viuenti-
bus intra viuentia tab. 14. fig. 9. und
Bibiena in den comment. instit. Bono-
niens. T. VII. tab. 2. fig. 5. tab. 3. fig. 6. – [Seite 317]
vergl. auch Bening's treffliche Mono-
graphie pag. 19 u. f. und Mangili a. a. O.
von einer Wegschnecke Swammer-
dam tab. 9. fig. 2.
von der Weinbergschnecke Swam-
merdam tab. 4. fig. 6. tab. 6. fig. 1. ver-
glichen mit Spallanzani in den Memo-
rie della Societa italiana. Tab. II. P. II.
pag. 545.
S. darüber Hrn. von Humboldt a. a. O.
pag. 257 u. f. und Hrn. Prof. Cuvier's
oben schon ein für alle Mahl angeführtes
classisches Werk. T. II. pag. 298. n. f.
Swammerdam tab. 52. fig. 2. Monro's
Physiol. der Fische tab. 41. fig. 3. und
Scarpa a. a. O. tab. 4. fig. 7.
Viele nützliche Collectanea so wie zur
vergleichenden Physiologie überhaupt,
so besonders über die Sinnwerkzeuge
der Thiere 8. in P. Boddaert's natuur-
kundige Beschouwing der Dieren. I. D.
Utrecht 1778. 8.
Noch weniger können wohl die langen
steifen Barthaare beym Katzengeschlecht
und vielen andern Säugethieren für Or-
gane des Tastens im oben bestimmten
Sinn angesehen werden, ob sie gleich
dazu dienen mögen, die Thiere, wenn
sie damit anstossen, zu warnen oder auf
andere Weise aufmerksam zu machen.
S. darüber Darwin a. a. O. Hrn. Prof.
Wiedemann in den Götting. gel. Anzei-
gen. 1798. S. 210. Hrn. Dr. Albers eben-
das. 1803. S. 603. und Hrn. Prof. Vro-
lik over het Nut der Knevels by vier-
vostige Dieren. Amst. 1800. 8.
S. hierüber vorzüglich Hrn. Dr. M. Chr.
Gottl. Lehmann de antennis insectorum
Diss. I. II. Lond. 1799. 8. [Seite 327]
Und besonders von den Fühlhörnern
der Käfer Herrn Prof. Knoch's neue
Beyträge zur Insectenkunde 1. Th. Leipz.
1801. 8. pag. 33 u. f.
S. darüber ebenfalls Hrn. Dr. Lehmann
de sensibus externis animalium exsan-
guium Goetting. 1798. 4. pag. 43 u. f. [Seite 328]
Und Hrn. Dr. F. Ios. Schelver's
Versuch einer Naturgesch. der Sinnes-
werkzeuge bey den Insecten und Wür-
mern. Ebendas. 1798. 8. pag. 28 u. f.
Besonders aber Hrn. Prof. Drapar-
naud's Tableau des Mollusques terrestres
et fluviatiles de la France. Montpell. 1801.
8. pag. 8 u. f.
Nach der verschiedenen Ingestionsweise
ist auch das Zungenbein bey den Thie-
ren in den drey ersten Classen von
vielartiger Verschiedenheit, S. darüber
schon viel Treffliches bey Fabric. ab
Aquapendente de larynge pag. 276. u. f.
und Casserius de vocis organis mit
braven Abbildungen. [Seite 329]
Die sonderbaren Zungenbeine des
Wallrosses und Braunfisches (Delphinus
phocaena) wird Hr. Dr. Albers im IIten
Hefte seiner Beyträge beschreiben.
Manches hierher gehörige ist schon be-
rührt, anderes kommt in der Folge vor.
Ich habe selbst einen erwachsenen übri-
gens sehr wohl gebildeten Menschen
gesehen, der ohne Zunge geboren war,
und der mir dennoch, wenn ich ihm
die Augen verband und Auflösungen von
Salzen, Zucker, Aloe u.s.w. an den
Gaumen strich jedesmahl hernach den
Geschmack schriftlich angab, den jede
dieser Solutionen ihm verursacht hatte.
Warum sollten also nicht auch Thiere,
die entweder gar keine oder eine aller
Vermuthung nach zum Schmecken un-
[Seite 331] geschickte Zunge haben, dennoch einen
Geschmackssinn in einem oder dem an-
dern benachbarten Theile besitzen. Nur
würde ich nicht mit dem sonst so scharf-
sinnigen Grew (in seiner comparative
anatomy of stomachs and guts pag. 26.)
die innere Haut der drey ersten Magen
bey den bisulcis für das Organ ihres Ge-
schmacks halten, um so weniger, da
schon Wepfer u.a. längst den Genuss
des Wohlgeschmacks bemerkt haben,
der mit dem Wiederkauen des zurück-
gebrachten Futters verknüpft ist.
So ist z.B. die Zunge des, gemeinsten
ungeschwänzten Affen (Simia syluanns),
die ich vor mir habe, fast drey Mahl so
lang als breit, hat hinten nur drey,
wie im Triangel stehende papillas pe-
tiolatas, dann aber auf 200 obtusas,
die vor jenen und an beyden Seiten
der Zunge, am meisten aber am vor-
dem Ende derselben, wie weisse Körn-
chen aufsitzen, selbst zwar nicht ganz
von gleicher Grösse sind, sich aber doch
sämmtlich auf den ersten Blick ohne
Vergleich auffallender von den conicis,
welche die übrige ganze Oberfläche be-
decken, auszeichnen, als diess bey der
Menschenzunge der Fall ist.
Daubenton Vol. IX. tab. 15. fig. 2. vom
Panther. Fig. 3. von der Katze. Tab.
22. fig. 2. 3. vom Luchs.
Ebendas. Vol. X. tab. 15. vom fliegenden.
Hund.
Pallas spicileg. III. tab. 2. fig. 5. 6.
vom Vespertilio cephalotes.
So fand ich auf der Zunge eines Opos-
sum (Didelphus marsupialis) die Mitte
des vordem Endes mit scharfen steifen
Papillen besetzt, die stärker in die
Haut hakten als der Katzen ihre.
Bey einem zweyzehigen Ameisenbär,
den ich zergliedert, war die Zunge
dritthalb Zoll lang und am dicken Wur-
zelende doch nur von der Stärke eines
Taubenkiels, meist cylindrisch, doch
längs der obern Seite mit einer kaum
merklichen feinen Furche. Hinten an
der Wurzel fanden sich zwey sehr feine
Foramina coeca. Das Zungenbein ro-
bust, doch nicht sonderlich gross, auch
ziemlich einfach, hufeisenförmig. Hin-
gegen die dazu gehörigen Muskeln, die
geniokyoidei, der mylohyoideus, zumahl
aber der genioglossus von ausnehmen-
der Grösse und Stärke.
Da eben von der Zunge, als Organ
der Ingestion, die Rede ist; so findet
auch wohl hier der vulgo sogenannte
Tollwurm der Hunde seine fügliche
Stelle; ein sehniges spindelförmiges
Band das unter ihrer Zunge längs bis
gegen die Spitze läuft, ziemlich lose,
wie in einer häutigen Scheide liegt,
ohne als eine wahre Sehne mit einem
der benachbarten Muskeln verwachsen
zu seyn, und dessen Exstirpation ein
altes Vorurtheil, wenigstens schon seit
Plinii Zeiten, für ein Präservativ gegen
die Hundswuth hielt. Ueber den Bau
dieses übrigens allerdings sonderbaren
und noch aus mancher Rücksicht räth-
selhaften Theils s. Morgagni de sed.
et causs. morbor. T. I. pag. 67. der Venet.
Ausg. von 1761. Fol. Schon Casserius
meinte, dieses Organ diene wohl den
Hunden zum Einlecken bey der eigenen
Weise, wie sie saufen. Damit reimt
sich wenigstens, dass das gedachte
Opossum, das ich lange Zeit lebendig [Seite 336]
gehabt, und das auf ähnliche Weise soff,
auch ein Rudiment eines ähnlichen
Bandes unter der Zunge hat.
S. die Kupfertafeln zu Iac. Chr. Schaef-
fer elementis ornithologicis Ratisb.
1774. 4.
Ein schönes Beyspiel zum Erweis des
grossen Antheils, den schon die blosse
Federkraft an der Vollziehung man-
cher Functionen der thierischen Oeco-
nomie hat.
Mery in den Mém. de l'Acad. des sc.
1709. pag. 85.
Frisch Vögel in Deutschland tab 108.
Schneider ad reliqua libror. Frideri-
ci II. tab. 2.
Corn. Gul. de Rhoer de fide Hero-
doti rite aestimanda in den Verhande- [Seite 341]
lingen van Teyler's tweede Genootschap
VII. St. pag. 104.
S. ausser den schon oben hin und wie-
der zur Anatomie dieses Thiers ange-
führten Quellen B. Hussem in den
Verhandelingen van de Maatschappye te
Haarlem VIII. D. II. St. pag 228.
So fand ich sie noch dieser Tage bey
einer Testudo graeca von Magador.
Die verschiedene Form der Zungen-
beine der Schildkröten s. bey Caldesi
tab. 8.
Abbild. naturhist. Gegenstände IV. Heft
tab. 37 von der Boa und Klapper-
schlange.
Das sonderbare Zungenbein der Schlan-
gen, das mit zwey Knorpelfäden vorn
zu beyden Sehen der Luftröhre herab-
steigt 8. bey Tyson in den philos.
Transact. Vol. XIII. pag. 58. fig. 5.
Ueber diesen Theil und seine Verschie-
denheiten habe ich eine überaus ge-
naue mit zahlreichen Zeichnungen er-
läuterte Monographie eines trefflichen
Entomologen des Herrn Dr. Iac. Chr.
Gust Karsten ans Rostock in der Hand-
schrift vor mir, die hoffentlich bald be-
kannt gemacht werden wird.
Schelver a. a. O. pag. 39 u. f. [Seite 345]
Aug. W. Knoch neue Beyträge zur
Insectenkunde 1. Th. 1801. 8. pag. 40.
tab. 1. fig. 30. Die Zunge des Maykäfers
(Scarabaeus melolontha).
a. a. O. pag. 32. tab. 1. fig. 9. d. d. vom
Scarabaeus Frischii. tab. 8. fig. 4. vom
Carabus vnicolor etc.
Ueber die Geruchswerkzeuge vieler Gat-
tungen aus den vier Classen von roth- [Seite 347]
blutigen Thieren s. ausser den schon
im Vorhergehenden angeführten Wer-
ken von Cuvier, Scarpa u.s.w. noch
besonders B. Harwood's System der
vergleichenden Anatomie und Physiologie,
übers. mit Anm. und Zusätzen von C.
R. W. Wiedemann 1. Heft, (das auch
viel über den Bau des Gehirns enthält)
Berl. 1799. 4.
Am Gerippe eines Cercopithecus capucinus,
das ich besitze, ist die ohnehin dünne
Scheidewand zwischen beyden Augen-
höhlen, da wo am Menschenschedel
die so ernannten ossa papyracea lie-
gen, mit einer grossen Oeffnung durch-
brochen, die im frischen Zustande nur
wie mit einem Fenster von Beinhaut
geschlossen scheint.
S. des jüngern Casp. Bartholini ana-
lecta obseruationum an seinem Specimen
Historiae anatomicae tab. 3. fig. 3. 4. vom
Schaf.
Salv. Morand in den Mém. de l'ac.
des sc. 1724. tab. 24. vom Ochsen.
Eine treffliche Abbildung dieses Theils
im Wallrosse wird im IIten Heft von
Hrn. Dr. Albers's Beyträgen erscheinen.
Ueber den Bau dieser Höhlen in den
zahlreichen Geschlechtern und Gattun-
gen aus den verschiedenen Ordnungen
der Säugethiere habe ich ausführlich
gehandelt in einer prolusio de sinibus
frontalibus. Goetting. 1779. 4., wo ich
eben ans der vergleichenden Anatomie
den Antheil den diese Höhlen zur Ver-
stärkung des Geruchs haben, zu erwei-
sen, und hingegen die Meinung, als
ob sie zur Bildung der Stimme dienten,
zu widerlegen gesucht habe.
Bey den Schafen dienen sie bekanntlich
den Larven des Oestrus ouis zum Ab-
lager; so wie die Fälle nicht gar selten
sind, dass sich bey Menschen zufälliger
Weise andere Insecten, zumahl aber Sco-
lopendra electrica hinein genistelt und
theils heftige und langwierige Zufälle
verursacht haben.
Wie schon Tyson richtig bemerkt hat.
S. Dess. anatomy of a Porpess tab. 2.
fig. 8. 9.
Das mag Büffon's irrige Behauptung
entschuldigen, als ob vielen Vögeln die
Nasenlöcher gänzlich mangelten, so dass
sie die Gerüche blos durch die Gaumen-
öffnung empfangen könnten u.s.w.
Hist. des oiseaux T. I. pag. 13.
Unter diesem Namen beschreibt sie
schon vortrefflich der verdiente Conr.
Vict. Schneider de osse cribriformi
pag. 180 u. f.
Scarpa de auditu et olfactu tab. 3. fig. 1.
2. 3. von der Gans. fig. 4. vom wälschen
Hahn. fig. 6. 7. vom Reiher.
Scarpa tab. 5. fig. 1. 2. von einer See-
schildkröte. fig. 10. o. p. von der Viper.
Der alte, doch noch neuerlich behaup-
tete Wahn, als ob diess auch der Weg
sey, durch welchen die Fische den Schall
empfänden, bedarf jetzt keiner Wider-
legung mehr.
Vom Nagelrochen (Raja clauata) Scarpa
tab. I. fig. 1. 2. vorn Glattrochen (Raja
batis) Harwood tab. 7.
Von Hayfischen Stenonis im Speci-
men myologiae tab. 7. fig. 1. vom Squalus
catulus Scarpa tab. 2. fig. 6. 7. [Seite 358]
Vom Froschfisch Id. tab. 1. fig. 1. 3.
Vom Hecht Casserius de auditus
organis tab. 12. Camper in den kleinen
Schriften II. Th. 2. St. tab. 2. fig. 1.
Scarpa tab. 2. fig. 1. 2. Harwood tab. 5.
fig. 4.
Vom Karpfen Id. tab. 2. fig. 4. 5.
Einzelne Bemerkungen über die Ge-
ruchswerkzeuge einiger Fische gibt Mor-
gagni in den epist. anatom. pag. 350.
der Paduan. Ausg. 1764. Fol.
Das war schon die Muthmassung des
ehrwürdigen Herm. Sam. Reimarus
über die Triebe der Thiere pag. 308. der
dritten Ausg.
Vergl. Hrn. Duménil im Magas. en-
cycloped. A. III. T. II. pag. 435 u. f.
S. Hrn. Prof. Knoch in seinen neuen Bey-
trägen zur Insectenkunde pag. 32. tab. 1.
fig. 8. b. f. vom Scarabaeus Frischii und
tab. 8. fig. 3. vom Carabus vnicoler.
Von den Gehörwerkzeugen in verschie-
denen Thierclassen s. Casserius de vo-
cis auditusque organis Ferrar. 1600. Fol.
(Der Theil vom Gehör ist auch seinem
Pentaestheseion inserirt.)
Perrault Essais de Physique T. II. [Seite 361]
Geoffroy sur l'organe de l'ouie etc.
Amst. 1788. 8. (Deutsch, Leipz. 1780. 8.)
Scarpa's schon öfter angeführtes
Werk.
Andr. Comparetti observationes ana-
tomicae de aure interna comparata. Pa-
tav. 1789. 4.
Alex. Monro's three Treatises, on
the Brain etc. Edinb. 1797. 4.
und Ever. Home in den philos.
Transact. for 1800. P. I. pag. 1 u. f.
Das sind sie eben so wenig als dass sie,
wie es Hrn. v. Haller entfallen, eine
zufällige Monstrosität seyn sollten.
Denn dato der vermeinte lenticulus nichts
weiter als eine Apophyse des Ambosses
ist, habe ich schon in der Gesch. und
Beschr. der Knochen des menschl. Kör-
pers pag. 144 u. f. gezeigt.
Adair in Cowper's myotomia reformata
Lond. 1694. 8. pag. 70. fig 9. F.
Teichmeyer vindiciae quorundam
inuentor. anatomicor. Ien. 1727. 4. fig. 5.
Vergl. hierüber ausser den schon genann-
ten Werken Scarpa de structura fene-
strae rotundae auris. Mutin. 1777. 8.
pag. 94 sqq. Ph. Fr. Meckel. de laby-
rinthi auris contentis. Argent. 1774. 4.
Vom Gehörwerkzeug des eigentlichen
Wallfisches a. Camper's kleine Schriften
II. B. 1. St.
Des Pottfisches Ebendas. I. B. 2 St.
Der Delphine Klein hist. nat. pis-
cium missus I. pag. 29. tab. 5. fig. 1-4.
und 7-9. und Monro's Treatises on the
Ear etc. tab. 5. 6. von Delphinen und
dem Caschelot; vergl. auch des letzteren
schon oft angeführte Physiologie der
Fische tab. 35. vom Braunfisch.
Vom Gehörwerkzeug der Vögel 8. ausser
den schon oben (pag. 360 not.*)) ge-
nannten:
Allen Moulin in den philos. Trans-
act. vol. XVII. pag. 712 sq.
Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'acad.
des sc. de Par. 1778. pag. 381 sqq.
Scarpa de structura fenestrae rotun-
dae auris etc. pag. 101 sqq. mit Abbil-
dungen aus dem wälschen- und Haus-
hahn, und de auditu tab. 1. fig. 10 u. f.
von der Gans.
Galvani in den comm. instit. Bonon.
T. VI. pag. 420 sqq. tab. 19–21. von
einem Raubvogel.
Comparetti tab. 2. fig. 2–12. von
Raubvögeln, dem Haushahn und Sperling.
Denn die riemenförmigen Lappen am
Halse des Orikugeyers vom Cap haben
keinen Bezug auf sein Gehörorgan.
Roberg bey Klein, stemm. auium tab.
10. fig. 2. a.
Comparetti tab. 2. fig. 2. der dieses
Organ mit den muschelförmigen Thei-
len des Menschenohrs vergleicht.
Eine ähnliche Verbindung mittelst der
Zellen in der Hirnschale, hat Hr. Home
am Elephantenschedel bemerkt.
S. ausser den schon genannten, Bru-
nelli im VII. B. der comment. instit.
Bononiens. pag. 301 u. f. mit Abbildun-
gen des Gehörorgans von See- und
Fluss. Schildkröten, Fröschen, Eidexen
und Schlangen. Andere Figuren aus [Seite 373]
eben diesen Geschlechtern und Ordnun-
gen von Amphibien hat Comparetti
tab. 2. fig. 13 bis 35 gegeben. Und vor-
züglich schöne aus einer Seeschildkröte,
einem Crocodil, der grünen Eidexe,
dem Salamander, der Viper und Blind-
schleiche, Scarpa de auditu etc. tab. 5.
Auch von einer Seeschildkröte Monro
in der Physiol. der Fische tab. 36.
S. ausser den schon so oft in diesem
Abschnitt angeführten Quellen, Klein
mantissa ichthyologica Lips. 1746. 4.
Kölreuter in den nov. comment.
acad. Petropolit. T. XVII. pag. 521. tab.
10. vom Stör und Flausen.
Camper's kleine Schriften I. B. 2. St.
pag. 1. tab. 2. vom Kabeljau, und II. B.
2. St. pag. 1. und 39. tab. 1. 2. 3. vom
Froschfisch, Hecht, und Rochen.
Zu vergleichen mit den Abbildungen
bey Comparetti tab. 3. von Rochen,
Hayen, Stören, Tunnfisch, Aal, Scholle,
Hecht, Karpen, Kaulkopf, und Schlan-
genfisch (Ophidium); bey Scarpa tab.
1. 2. 4. von Rochen, Hayen, Frosch-
fisch, Hecht und Karpen; und bey
Monro sowohl in der Physiolog. der
Fische tab. 34. und 37., als on the Ear etc.
tab. 7. 8. sämmtlich aus einem Rochen.
S. die schon öfter zusammen angeführ-
ten beyden Schriften von Lehmann und
Schelver. Jene pag. 22 u. f. Diese
pag. 50 u. f.
P. Ant. Minasi continuaz. delle disser-
taz. sopra vari fatti meno ovvi della
storia naturale. Nap. 1775. 8. fig. 4. vom
Cancer pagurus.
Scarpa de auditu tab. 4. fig. 4. 5. 6.
vom Flusskrebs.
Comparetti tab. 3. fig. 26. 27. 28. von
mehreren Gattungen von Krebsen. Ob
aber die auf eben dieser Tafel fig. [Seite 379]
19. bis 34. vorgestellten Organe am
Kopf anderer Insecten, Käfer, Cicaden,
Schmetterlinge, Hornissen, und Stu-
benfliegen, gleichfalls Gehörwerkzeuge
seyen, ist noch sehr zweifelhaft.
Vergl. Bidloo de oculis et visu vario-
rum animalium. Lugd. Bat. 1715. 4.
Zinn de differentia fabricae oculi hu-
mani et brutorum in den Commentar.
societ. Reg. scientiar. Göttingens. T. IV.
a. 1754. pag. 191 sqq. und in den Com-
mentation. antiquior. T. I. ad a. 1778.
pag. 47 sqq.
W. Porterfield on the Eye. Edinb.
1759. II. vol. 8. hin und wieder.
Commentat. societ. Reg. vol. VII. ad ann.
1784. pag.46.
Hr. Dr. Albers hat in einer der Kö-
nigl. Societ. zugeschickten Abhandlung
den nämlichen Bau am Auge des Wall-
rosses (Trichechus rosmarus) beschrie-
ben, und beyläufig, Salz für Satz die
Zweifel gehoben, die man neuerlich ge-
gen den angegebenen Zweck dieser
merkwürdigen Einrichtung daher hat
nehmen wollen, weil sich eine schwache
Aehnlichkeit derselben auch bey Land-
thieren, dem Pferde u.s.w. finde. –
s. Götting. gelehrte Anzeigen 1803. pag.
601 u. f.
Ruysch thesaur. anat. II. tab. 1. fig.
1. 2. 6.
und Hrn. Geh. R. Loder tabulae ana-
tomicae vol. 1. tab. 56. fig. 8.
Von den Eigenheiten der Wallfisch-
augen überhaupt, vergl. B. S. Albini in-
dex supellectilis J. J. Ravii pag. 36 sqq.
Ei. annotat. academ. L. VII. pag. 40.
Supellex anatomica eiusd. pag.
132 sqq.
Musei Gaubiani pars complectetis
praeparata anatomica pag. 14.
Leigh Thomas in den philos. Transact.
1801. P. I. pag. 149. tab. 10. fig. 1. 2. 3.
und in Voigt's neuem Magaz. IV. B. pag.
240 u. f. tab. 4. fig. 6. 7. 8.
H. Fr. Elsaesser (praes. Storr) de
pigmento oculi nigro etc. deque tapeto.
Tubing. 1800. 8.
Bekanntlich fehlt dieses Pigment ent-
weder durchaus, oder doch grössten-
theils im ganzen inneren Auge der so
genannten Albinos oder Kackerlacken,
dergleichen sich nicht selten unter Men-
schen und manchen Gattungen von andern
Säugethieren und von Vögeln finden.
Unter den Kaltblütigen ist mir hingegen
noch kein Beyspiel eines Albino bekannt.
Diese fehlerhafte Anomalie ist immer
angeboren, und mit eben so anomalisch
weisser Farbe der Haare oder Federn
verbunden, und macht unter manchen
Säugethieren eine constante erbliche
Rasse; so zumal bey den weissen Ca-
ninchen, Mäusen, und Pferden (wel-
che letztere unter dem Namen der Glas-
augen bekannt sind). Hingegen zweifle
ich, dass irgend einer ganzen Gattung
von warmblütigen Thieren dieses Pig-
ment ursprünglich mangeln sollte, und
halte eben desshalb das Frettel (Mustela
furo) nur für eine Abart des Iltis (M.
putorius). [Seite 390]
Ausführlicher habe ich über diesen
Mangel des zur gesunden Organisation
des Auges so nöthigen Pigments ge-
handelt, so wohl in den Commentat.
societ. Reg. scient. vol. VII. pag. 29 u. f.,
als in der drillen Ausg. der Schrift: de
generis hum. variet. natiua pag. 272 u. f.
So habe ich es z.B. sehr nett in den
ganz frischen Augen eines so genann-
ten Türkischen Affen (Simia syluanus)
gesehen. Der Eintritt des Sehenerven
machte innerhalb der Markhaut einen
kleinen orangegelben Kreis. Darneben
aber zeigte sich in der imaginären Achse
des Auges ein etwas grösserer asch-
grauer Querstreif mit der Centralöff-
nung in seiner Mitte.
Selbst in einem so genannten Pferde-
glasauge (– s. oben S. 389. not. *) –)
in meiner Sammlung, sind diese Flok-
ken caffeebraun, da übrigens die an-
dern sonst dunkel gefärbten Theile in
diesem Auge nur einen sehr schwachen
gräulich-bräunlichen Anflug zeigen.
Swammerdam sagt in den Bibl. nat. pag.
881. bey Gelegenheit des sonderbaren [Seite 394]
Pupillendeckels der Rochen, er habe
dergleichen auch in einem Pferdeauge
entdeckt. Wenn das nicht ein unge-
wöhnlicher Bau, und bloss etwa sol-
che Anhängsel gewesen, so ist die Ver-
gleichung übertrieben.
Manches Gute darüber hat Jac. Hovius
de circulari humorum motu in oculis
ed, 2. Lugd. Batav. 1716. 8. eine Schrift,
die aber auch gar manches Unverständ-
liche und Unzuverlässige enthält, und
also mit Vorsicht genutzt werden muss.
F. Pourf. du Petit in den Mém. de
l'Ac. des sc. 1730. pag. 4 sq. übers. in
Hrn. Prof. Froriep's Bibl. für die ver-
gleich. Anat. I. B. pag. 200 u. f.
Leuwenhoek arcana naturae detecta
pag. 73 u. f.
Perrault in der hist. des animaux
P. I. tab. 30. fig. 8.
Th. Young in philos. Transact. for
1793. tab. 20. fig. 2. 3.
Dav. Hosack im folgendem Jahrgang
tab. 17. fig. 4.
J. C. Reil de lentis crystallinae stru-
ctura fibrosa. Hal. 1794. 8.
S. ausser den schon oben (pag. 382. not. *))
angeführten Schriftstellern:
mehrere Aufsätze von Petit in den
Pariser Mém. de l'Ac. des sc. von den
J. 1726. 1735. und 1736. Die letzteren
übers. in Froriep's Bibl. I. B.
Home in den philos. Transact. for
1796. pag. 9 u. f., übers. in Reil's Ar-
chiv II. B. 2. Heft.
Coiter miscell. observat. anat. chirur-
gicar. pag. 130.
Pierce Smith in den philos. Trans-
act. for 1795. P. II. pag. 263 u. f.
Hr. Dr. Albers vermuthet a. a. O.,
dieser knöcherne Ring diene zum Er-
satz der bey den Vögeln so unvollkom-
menen Orbita.
S. z.B. die nette Abbildung vom innern
Auge des Fischadlers bey Dieter. G. Kie-
ser de anamorphosi oculi. Goett. 1804.
4. tab. 2. fig. 1. – so wie überhaupt die
ganze Schrift lehrreiche Beyträge zu die-
sem Abschnitt enthält.
Al. Monro fil. observations anatomi-
cal and physiological, Edinb. 1758. 8.
Albers a. a. O. fig. 1. 2.
Noch fehlt es an recht deutlichen Abbil-
dungen des innern Baues der Fischau-
gen, und die besten die ich kenne, zu
Guenellon's Anatomie der Augen des
Kabeljau's, stecken in einem Buche wo
man sie nicht leicht suchen würde, in
Bayle's Nouvelles de la Republique des
Lettres, vom März 1686. pag. 326.
Stenonis de muscul. et glandul. pag. 68.
Camper in den Mém. présentés à l'A-
cad. des sc. de Paris T. VI. tab. 3. fig. 1.
Thesaur. rer. natural. Alb. Sebae T. III.
tab. 34.
Camper in Monro's Physiol. der Fische
pag. 165 u. f.
Lacepede in den Mém. de l'Instit.
national T. II. pag. 372 u. f.
Andre in den philos. Transact. vol.
LXXII. P. II. tab. 16. vom Monoculus po-
lyphemus.
Swammerdam tab. 20. fig. 1. und 5. von
der Dione oder Deckbiene.
Cuvier in den Mém. de la Soc. d'hist.
nat. de Paris A. VII. pag. 41. fig. 3. von
der Libellula grandis.
Ich habe schon anderwärts Gründe ange-
führt, warum es mir gegen die sonstige
allgemeine Behauptung wahrscheinlich
ist, dass die polyedrischen Augen mehr
für die Ferne, und die einfachen für nä-
here Objecte bestimmt seyen. Wenig-
stens reimt sich diess damit, das die
Schmetterlinge in ihrem geflügelten voll-
kommenen Zustande solche grosse com-
ponirte telescopische Augen kriegen, da
sie vorher als Raupen nur myopische
kleine Augen hatten.
Aber freylich habe ich bey alle dem
noch eigene Zweifel über die Bestim-
mung dieser zweyerley Augen: z.B. dass
doch auch vollkommene animalia subter-
ranea, wie die Maulwurfsgrille, die bei-
derley Augen haben, u. dergl. m.
Dass der Iste B. von Hrn. Cuvier's vor-
trefflichen Werke bey weitem das voll- [Seite 415]
ständigste enthält was wir über verglei-
chende Myologie im Ganzen haben,
brauche ich nicht erst zu erinnern; –
so wenig als dass sich eine Fülle von
einzelnen dazu gehörigen Bemerkungen
bey Borelli de motu animalium und
Barthez nouvelle mechanique des mou-
vements de l'homme et des animaux, Car-
cassone 1798. 4. findet.
Vorzügliche Myologien von einzelnen
Gattungen dieser Claase haben geliefert
vom Schimpansee, Tysonn.
vom Hund. Jac. Douglas im Speci-
cimen myographiae comparatae und Ga-
rengeot in der Myotomie humaine et ca-
nine. Paris. 1724. 8.
vom Pferd statt aller Stubbs in sei-
ner unübertrefflichen Anatomy of the
horse.
vom Hornvieh Vitet im Isten B. sei-
ner Médecine veterinaire.
Er fehlt unter andern auch dem Schwein.
Ist hingegen vorzüglich bey denen Qua-
[Seite 417] drupeden die sich zusammenkugeln, z.
E. bey den Tatus, Manis, Stachelschwei-
nen, Igeln u.s.w. von ausnehmender
Stärke. – S. die treffliche Monographie
des Hrn. Hofr. Himly über das Zusam-
menkugeln des Igels. Braunschw. 1801.
4. tab. 1–3.
Bey grossen Cetaceen lassen sich die
Sehnen dieses Hautmuskels in Faden von
hundert und mehr Fuss Länge spalten,
woraus nahmentlich die Aleuten ihren
zum Bewundern feinen zweydrähtigen
Sehnenzwirn verfertigen.
Mery zählte am Rollschwanze eines sol-
chen Thiers nicht weniger als zwey-
hundert und achtzig Muskeln. J. B. Du
Hamel Reg. scient. acad. hist. pag. 276.
Ueberaus merkwürdige eigne Beobach-
tungen des Hrn. Prof. Cuvier über den
Organismus des Elephantenrüssels. in
der VIIten Lieferung der Ménagerie du
Museum national. Er gedenkt den wun-
derbaren Bau dieses in seiner Art so ein-
zigen Organs in einem besondern Werke
durch zwölf Kupfertafeln zu erläutern.
Einiges darüber findet sich auch in
der überaus reichhaltigen Description
anatomique d'un Eléphant màle par P.
Camper, publiée par son fils, A. G. Cam-
per Par 1802. fol. die mir erst jetzt
zu Gesichte gekommen.
Ein Phänomen, wodurch manche Phy-
siologen des XVIIten Jahrhunderts zu
dem Fehlschluss verleitet worden, als
ob die Knochen überhaupt, wenigstens
grossentheils, aus Sehnen entstünden.
s. Nic. Stenonis de musculis et glandu-
lis pag. 26. Casp. Bartholini iun. spe-
cim. hist. anatomicae partium corp. hu-
mani pag. 185.
Ueber die Myologie der Vögel vergl. Ste-
nonis in den Act. Havniensib. 1673.
pag. 6. und in Valentini amphitheatr.
zootomic. P. II. pag. 8. [Seite 421]
Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'Ac. des
sc. de Paris 1772. u. f.
Hrn. Prof. Merrem's vermischte Abh.
aus der Thiergesch. pag. 144. tab. 5. 6.
und Hrn. Hofr. Wiedemann in s. Ar-
chiv II. B. 2. St. pag. 68.
S. die Myologie der so genannten getä-
felten Schildkröte, ebenfalls von Hrn.
Hofr. Wiedemann in s. Archiv III. B.
2. St. pag. 78.
Hr. Prof. Kielmeyer über die Verhält-
nisse der organischen Kräfte untereinan-
der u.s.w. Stuttg. 1793. 8. pag. 22.
Von der Einförmigkeit der Muskeln bey
den Insecten und Würmern s. Kielmeyer
a. a. O.
Das sind ihrer also fast zehnmahl so viel
als der Mensch an seinem Körper hat;
– und beynahe noch einmahl so viel
als Stücke zu einem Strumpfwirkerstuhl
gehören.
Vergl. z.B. die Myologie der Aphrodite
aculeata von Pallas in seinen Miscellan.
zoolog. tab. 7. fig. 13.
Von den Tritonien, Aplysien u.a.m.
Cuvier in den Annales du Muséum na-
tion. d'hist. nat. T. I. und II.
S. z.B. von der Weinbergsschnecke
Swammerdam tab. 6. fig. 2.
Von einer Menge Bivalven und Mul-
tivalven Poli auf vielen Figuren durchs
ganze Werk.
Etwas ähnliches ereignet sich auch bey
den verschnittenen Thieren nach dem
Verlust der Geilen an manchen der übri-
gen genannten Organe. – S. z.B. von
den Samenbläschen bey den castrirten
Hengsten oder so genannten Wallachen
Bourgelat Elémens de l'art veterinaire.
Par. 1769. 8. pag. 359 u. f.
Ray, Klein, Battarra u.a. hielten
diese Glieder (so wie Menz und Krüger
die gedachten Ballen an den Froschdau-
men) irrig für wirkliche Zeugungsorgane.
Z. E. bey de Graef de viror. organis ge-
nerat. inseruient. tab. 3. fig. 4. vom Hund.
Vergl. damit die sehr getreuen Abbil-
dungen bey Al. Monro iun. de testibus,
Edinb. 1755. 8. tab. 4. fig. 5. ebenfalls
vom Hund. fig. 8. vom Pferd. tab. 3. fig.
5. vom Schwein u.a.m.
Wenigstens spricht J. Hunter (in den
philos. Transact. vol. LXXVII. pag. 442)
den Cetaceen ausdrücklich die Samen-
bläschen ab. Zwar weiss ich wohl, dass
insgemein behauptet wird, der übrigens
um die Zootomie so höchst verdiente
Rondelet habe diesen wichtigen Theil
zu allererst bey der Zergliederung eines
Delphins entdeckt. Allein die dafür an-
geführte Stelle seines classischen Werks
de piscibus marinis pag. 461 scheint mir
diess eben so wenig zu beweisen, als
was Ray ebenfalls von den männlichen
Genitalien des Tümmlers (in den philos.
Transact. vol. VI. pag. 2276.) sagt, und
von Haller auch auf Samenbläschen ge-
deutet worden.
Vergl. Daubenton T. V. tab. 47. und des
Hrn. Geh. R. Walter Mém. sur le
Blaireau in den Mém. de l'acad. de Ber-
lin 1792. pag. 20.
So hat z.B. ein Simia cynomolgus, den
ich neulich zergliedert, ein kleines os
penis bey mächtig grossen Samenbläschen.
Eine Menge Abbildungen dieses Kno-
chen aus mancherley Thieren finden
sich bey Redi de viuentib. intra viuentia
tab. 26. so wie bey Meyer's Thierscele-
ten, im Daubenton, u. s w.
Merkwürdig ist, dass sich dieser Kno-
chen doch nicht eben bey allen Gattun- [Seite 438]
gen desselben Thiergeschlechts findet.
So fehlt er z.B. den mehresten Gattun-
gen von Affen, manchen Arten von Fle-
dermäusen, im Hundegeschlecht der
Hyäne u.s.w. Vergl. J. F. Hermann
obseruat. ex osteolog. comparata. Argent.
1792. pag. 13.
Cowper in den philos. Transact. vol.
XXIV. pag. 1583. fig. 2–5. [Seite 439]
Zu andern Eigenheiten dieses sonder-
baren Geschöpfs gehört auch, dass bey
ihm die Ruthe hinter dem scrotum liegt.
Ich habe in der Lampischen Sammlung
in Hannover eine männliche Ruthe ge-
sehen, die vom Tiger oder einer ihm
verwandten Gattung seyn sollte, und an
dem Untertheile der Eichel mit zwey
starken neben einander liegenden horn-
artigen dreyzackigten Widerhaken be-
setzt war.
Godofr. Gu. Tannenberg Spicilegium
obseruationum circa partes genitales mas-
culas anium. Goett. 1789. 4. mit Kupf.
De Graef de mulierum organis tab. 17.
und Herr Collegienrath Tannenberg a.
a. O. tab. 1. und 2. fig. 1. 2.
Ich würde mich kaum zweifelhaft dar-
über ausdrucken, wenn nicht der be-
kannte Anatome Lieberkühn der Schild-
kröte (er sagt freylich nicht welcher?)
Samenbläschen zugeschrieben hätte. In
G. Erh. Hambergeri physiologia medica
pag. 712.
Ueberhaupt herrscht in den verschie-
denen Beschreibungen der männlichen
Genitalien des Schildkrötengeschlechts
viele Undeutlichkeit. Die mancherley
Angaben darüber hat Hr. Prof. Schnei-
der zusammengestellt in seiner allgem.
Naturgesch. der Schildkröten pag. 129 u. f.
Vergl. damit Hrn. Prof. Gilibert in
seinem Médecin naturaliste 1é Série.
Lyon. 1800. 8. pag. 290.
Ungefähr wie die rinnenförmige Fort-
setzung des Schlundes, die nach dem drit-
ten Magen der wiederkauenden Thiere
mit gespaltenen Klauen läuft (§. 90, 91.).
Tyson in den philos. Transact. vol. XIII.
tab. 1. fig. 2. von einer Klapperschlange,
und fig. 3. von der Viper.
Ph. Cavolini über die Erzeugung der
Fische und der Krebse; mit Anm. von E.
A. W. Zimmermann. Berl. 1792. 8.
Merkwürdig ist, dass sich unter den
Karpen häufiger als bey andern Fischen
einzelne anomalische Zwitter-Individua
mit vollkommen ausgebildeten beider-
ley Sexualorganen finden. S. z.B. Ali-
scher in den Breslauer Samml. XIV. Vers.
pag. 645. Schwalbe im commerc. litte-
rar. Noric. 1734. pag. 305. und Morand
in der Hist. de l'ac. des sc. 1737. pag. 51.
Ich habe die vollständigen Eingeweide
zweyer solchen Zwitterkarpen vor mir,
die ich im vorigen Jahre kurz hinter einan-
der, so wie sie eben gefangen waren,
vom Hrn. Dr. Filter aus Nordhausen
erhalten.
S. z.B. vom Scarabaeus nasicornis Swam-
merdam tab. 30. fig. 8. 9.
Von einem grossen Wasserkäfer Id.
tab. 22. fig. 5.
Von einer Cicade Malpighi de bom-
byce tab. 11. fig. 2.
Von Nepa cinerea, Swammerdam tab. 3.
fig. 6.
Von Papilio vrticae Id. tab. 36. fig. 2.
Von Ephemera horaria Id. tab. 14.
Von der Drone Id. tab. 21. fig. 1–4.
und tab. 22. fig. 1–4.
Von Musca chamaeleon Id. tab. 42.
fig. 7.
Von Musca putris Id. tab. 43. fig. 17.
Von einer Krabbe Cavolini tab. 2.
fig. 10. 11.
Von männlichen Genitalien solcher Wür-
mer, bey welchen beyderley Sexualor-
gane in jedem Individuum verbunden
sind, s. z.B. die von einer Wegschnecke
bey Swammerdam tab. 8. fig. 9.
Von den Aplysien, Clio borealis und
Tritonia Hrn. Cuvier a. a. O.
Linné hielt die clitoris für ein eigen-
thümliches Unterscheidungszeichen des
weiblichen Menschengeschlechts von den
Aeffinnen. Aber gerade bey diesen fin-
det sie sich meist von auffallender
Grösse. Am stärksten ausgebildet habe
ich sie bey einem Mandril (Papio mai-
mon), den ich zergliedert, gefunden.
Tyson's Porpess tab. 2. fig. 3.
Bey einer 52 Fuss langen Balaena
boops, die ich frisch gestrandet zu sehen
Gelegenheit gehabt, war dieser Theil
selbst im Verhältniss zum ganzen un-
geheuern Thier doch auffallend an-
sehnlich.
Io. Iac. Döbel in nov. literar. mar.
Balth. 1698. pag. 238.
Vergl. Io. Faber ad Franc. Hernandez
plantar. etc. Mexicanar. histor. pag. 547.
Daubenton T. IV. tab. 4. fig. 2. und
tab. 8.
Io. Brugnone in den Mém. de l'ac. des
sc. de Turin. T. IV. pag. 406.
Von einem analogen Theil am Kam-
tschatkischen Manaten s. Steller in
nov. Comm. acad. Petropolit. Tom. II.
pag. 308.
Abbildungen der geöffneten Scheide der
Stute gibt Daubenton T. IV. tab. 4.
fig. 2. [Seite 459]
Der Kuh, Nic. Hoboken anat. secun-
dinae vitulinae. VItraj. 1675. 8. fig. 3.
und I. Gunth. Eberhard over het ver-
lossen der Koeijen. Amsterd. 1793. 8.
tab. 1.
Der Schafmutter, Fabric. ab Aqua-
pendente de formato foetu tab. 17.
fig. 35. 36. und de Graef de mulierum
organis tab. 20.
Der Hirschkuh, Daubenton T. VI.
tab. 17.
Der Ratte, Id. T. VII. tab. 38. fig. 3.
Schon Haller sagt: ‘„Vterus humanus
ab omnium animalium vteris differt,
quae ego inciderim. Quadrupedum [Seite 460]
vterus verus est musculus, pene vt
oesophagus. – Crassior etiam est in
homine, quam in vllo animale.“’ Elem.
physiol. T. VII. P. II. pag. 56.
Daubenton T. IX. tab. 16. vom Pan-
therthier.
Erst nachdem ich diesen wunderbaren
Bau an einem Opossum, das ich einige
Jahre lebendig besessen, frisch zu un-
tersuchen Gelegenheit gehabt, sind mir
die theils dunkeln, theils widersprechen-
den Beschreibungen, die andere davon [Seite 463]
gegeben, verständlich worden, und ich
darf erwarten, dass das die Leser eben
so finden werden, wenn sie meine Ab-
bildung mit denen bey Tyson, Dauben-
ton u.a.m. vergleichen wollen.
Fabric. ab Aquapend. tab. 28. vom
Hund.
Vom Schwein Id. tab. 24. Dauben-
ton T. V. tab. 20.
J. Hunter in den philos. Transact.
vol. LXXVII. pag. 233.
Da sich nun aber hierin eine ganz
auffallende Verschiedenheit zwischen der
Fruchtbarkeit der zahmen und wilden
Rassen von einer und eben derselben
Gattung zeigt, so scheint mir diess ein
neues sehr einleuchtendes Argument zur [Seite 467]
Widerlegung der vermeinten Präexistenz
der präformirten Keime im weiblichen
Eyerstocke abzugeben. Das Hausschwein
z.B. wirft gewöhnlich zweymahl des
Jahrs, und dann wohl eher 20 Ferken
auf einmahl. Die wilde Sau hingegen
nur einmahl im Jahre, und dann höch-
stens 10 Frischlinge, und beyde errei-
chen doch ungefähr das gleiche Alter
von circ. 20 Jahren.
Eine ähnliche Differenz findet sich
zwischen der zahmen Katze und der
wilden; zwischen der Haustaube und
der wilden Holztaube u.a.m. – Wo-
her sollten nun jene Hausthiere, die
sich der Mensch durch Domestication
aus den wilden Stammrassen umgeschaf-
fen hat, eine so auffallende Majorität
von Jungen haben, wenn sie aus Kei-
men entwickelt werden müssten, die
seit der ersten Schöpfung präformirt
gewesen wären?
Dass, und unter welchen Umständen
sich hingegen allerdings wohl bey
Mädchen gelbe Körper in den Eyer-
stöcken bilden können, so gut als sich
zuweilen leere calyces in denen von
Vögeln finden, die noch von keinem
Hahn getreten worden, habe ich ge-
zeigt in Commentat. Soc. Goettingens.
T. IX. pag. 109.
Der Kürze wegen verweise ich ein- für
allemahl bey dieser Beschreibung der
weiblichen Genitalien der Vögel auf die
trefflichen Abbildungen des Ulmus in
Aldrovandi ornithol. T. II. pag. 209 u. f.
ed. 1637. und de Graaf's tab. 18.
Die Meinung des berühmten Anatomen,
von welchem dieses räthselhafte Organ
den Nahmen führt, als ob dasselbe zur
Aufnahme und langen Aufbewahrung
des Saamens diene, den der Hahn,
wenn er die Henne tritt, dahinein er-
giesse u.s.w., widerlegt sich unter an-
dern schon dadurch, dass diese bursa
sich ja auch beym Hahne selbst, und
gerade bey diesem ohne Vergleich grösser,
als bey den Hühnern findet, ja dass sie
bey den letztern oft so sehr klein ist,
dass sie daher sogar neuerlich denselben
abgesprochen worden. Doch diess mit
Unrecht. Denn ich habe sie allerdings,
wenigstens bey jungen Hühnern, so oft
ich sie gesucht, auch jedesmahl gefun-
den. Nur hat sie oft bloss die Grösse
eines Gerstenkorns; liegt auch nicht so
frey, wie beym Hahn, sondern ist im
Schleimgewebe wie verwachsen, daher
es dann einige Uebung und Vorsicht er-
fordert, sie auszupräpariren. Ihre Mün-
dung, wodurch sie sich sogar aufblassen [Seite 471]
lässt, findet sich an der obern Seite der
cloaca, hinter der Oeffnung des Mast-
darms, am vordern Rande einer kleinen
schildförmigen Erhabenheit (scutel-
lum), deren Grösse und scharfe Ausbil-
dung mit der bursa ihrer in umgekehr-
tem Verhältniss zu stehen scheint.
Ueberhaupt aber ist es mir, nach
allem was ich über diesen Theil (den
Perrault sehr unpassend le troisième
coecum nannte) zu beobachten Gelegen-
heit gehabt, wahrscheinlich, dass seine
zweckmässige Function dem männlichen
Geschlechte zugehört, und er hingegen
bey den Hühnern nur als mechanisches
Rudiment anzusehen ist, mithin wieder
ein Beyspiel von den beyderley im
Bildungstrieb verbundenen Principien
[S. 65. Note *)] gibt, wo im gegen-
wärtigen Falle das teleologische bey der
bursa des Hahns, das bloss mechanische
hingegen bey den Hühnern ihrer vor-
waltet; so wie umgekehrt, z. E. bey [Seite 472]
den Brüsten, das teleologische am weib-
lichen Geschlechte einleuchtet, da sie
hingegen am männlichen nur als Rudi-
mente erscheinen, die nach dem mecha-
nischen Princip gebildet worden.
Fast wie im Pansen bey den bisulcis.
S. Sal. Schinz de calec terrarum et la-
pidum calcariorum. Lugd. Bat. 1756. 4.
fig. 2.
Wepfer cicutae aquaticae hist. et noxae.
pag. 173.
Ein Beyspiel statt vieler von so man-
chen ganz sonderbaren eigenthümlichen
Bewegungen in der thierischen Oecono-
mie, die sich wohl schwerlich auf die
allgemeinen bewegenden Lebenskräfte,
auf Contractilität, Irritabilität u.s.w.
nach den bisher davon in der Physio-
logie angenommenen Begriffen zurück-
[Seite 475] bringen lassen, und die ich daher, um
sie aus dieser Rücksicht zu unterschei-
den (– bey Leibe nicht um dadurch
etwas zu erklären –) mit dem Nahmen
von vita propria wenigstens ad interim
und für so lange auszeichne, bis man
die bisherigen Begriffe von den gedach-
ten allgemeinen Lebenskräften so er-
weitert und abgeändert haben wird,
dass sie mit auf solche ganz eigenthüm-
liche Bewegungen, wie die, von wel-
chen hier die Rede ist, angewandt
werden können. Ausführlicher habe ich
mich hierüber erklärt in den curis ite-
ratis de vi vitali sanguini deneganda,
vita autem propria solidis quibusdam
corporis humani partibus adserenda.
Goett. 1795. 4.
Und so ists auch bey der Pipa.
S. Camper's kleinere Schriften I. B.
1. St. tab. 3. fig. 1.
Lorenzini tab. 3. fig. 1. 2. Vergl. auch
Monro's Physiol. der Fische tab. 2.
und 13. von Raja batis.
W. G. Tilesius über die so genannten
Seemäuse oder hornartigen Fischeyer.
Leipz. 1802. 4. tab. 4. 5.
Diese temporären Organe hat schon
Aristoteles gekannt und Brüste ge-
nannt. Vergl. auch Bondelet de piscib.
marinis p. 380. Collins vol. II. tab. 43.
und Monro und Tilesius a. a. O.
Bey den oben pag. 448 Not. *) angeführ-
ten Schriftstellern finden sich, auch von
den mehrsten der daselbst genannten
Insectengattungen, Abbildungen ihrer
weiblichen Genitalien.
Turberv. Needham tab. 2. [Seite 484]
Damit zu vergleichen, die freylich in
manchem davon verschiedenen Abbil-
dungen bey Lister, conchylior. biual-
vium exercit. anat. tertia Lond. 1696. 4.
tab. 1. fig. 10.
s. z.B. Daubenton T. VII. tab. 38. fig. 3.
4. von der Ratte.
Vom Hund: Eustachii tab. anatomicae
tab 14. fig. 7. 8. Fabric. ab. Aquapend.
tab. 27. 28. Daubenton T. V. tab. 50.
Von der Katze Gualt. Needham de
formato foetu tab. 4. fig. 1. Daubenton
T. VI. tab. 6.
Vom Hasen Daubenton T. VI. tab. 46.
Vom Caninchen Gualt. Needham
tab. 3. de Graaf tab. 26. 27.
Vom Meerschweinchen Fabric. ab
Aqvapend. tab. 30. Daubenton T. VIII.
tab. 4. fig. 6.
Darum belegte auch Massa diejenige Stelle
der menschlichen Gebärmutterhöhle, an
welcher die placenta in ihrer verdickten
decidua sitzt, mit dem Nahmen cotyledon.
Am kürzesten ist sie vielleicht beym Il-
tis. s. Daubenton T. VII. tab. 27. fig. 3.
Z.B. vorn Schaf Fabric. ab Aqvapend.
tab. 13. tab. 14. fig. 29. und tab. 17. fig. 37. [Seite 496]
und von einem Embryo am 19ten Tage
nachdem die Schafmutter besprungen
worden, in Io. Chph. Kuhlemann ob-
seruat. circa negotium generationis in
ouibus. Gotting. 1753. 4. tab. 2. fig. 1. 2.
Vergl. treue Abbildungen zarter thieri-
scher Embryonen aus frühen Perioden, [Seite 500]
wie z.B. von Caninchen, bey de Graaf
tab. 26. fig. 8-10., und in v. Haller
oper. anat. minor. T. III. tab. 21. fig. 1-4.
Beym neugebornem Känguruh, so wie
es nämlich noch ganz unreif in den [Seite 501]
Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse
weit grösser und stärker als die hintern,
weil es jener zuförderst bedarf, um sich
zum Saugen anzuhalten. Erst in der
Folge wenn das nun reifere Geschöpf
gleichsam zum zweytenmahle geboren,
und sich bald selbst überlassen werden
soll, wachsen dann die Hinterbeine zu
der bekannten, fast enormen Grösse.
Die seit Aristoteles so oft wieder-
hohlte Sage von der vermeynten Un-
form der ungebornen und selbst der
neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl
kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht
selbst noch von manchen der neusten,
und übrigens sorfältig genauen, Zoolo-
gen nachgeschrieben worden. Die bün-
digste Widerlegung dieses Wahns habe
ich im IVten Heft der Abbild naturhi-
stor. Gegenst. tab. 32. an einem sehr un-
reifen und dessen ungeachtet sehr nett
ausgebildeten Bären-Embryo, aus mei- [Seite 502]
ner Sammlung gegeben, den ich der
Güte des Hrn. Dr. Stoffregen in Riga
verdanke.
Splanchnologische Abbildungen des Fö-
tus vom Pferd gibt Ruini pag. 189. und
Daubenton T. IV. tab. 7.
Herr Hofr. Wrisberg in den nov. com-
mentar. soc. Reg. scient. Goettingens.
T. II. pag. 207.
H. Fr. v. Fleming deutscher Jäger
pag. 130 sq. auch schon Harvey de ge-
nerat. animalium pag. 197.
Sogar dass man zahlreiche Beyspiele von
männlichen Thieren, nahmentlich von
Böcken, Ochsen, Hunden, Katzen und
Hasen hat, die, so wie manche Manns-
personen, wahre Milch in ihren Brü-
sten abgeschieden. Ich habe von die-
sem physiologischen Phänomen, bey
Anlass eines Ziegenbocks auf einem be-
nachbarten Amte, der lange Jahre hin-
durch einen Tag um den andern ge-
molken werden musste, im hannöver-
schen Magazine v. J. 1787. pag. 753 u. f.
ausführlich gehandelt.
Und so wie sich gewöhnlich Milch in
den Brüsten neugeborner Kinder findet,
bey Knäbchen so wohl als bey Mädchen,
so ist das nämliche auch bey jungen Fül-
len und Kälbern angemerkt worden.
Der sonst so ausnehmend scharfsichtige
Tyson konnte an seinem frischen Opos- [Seite 507]
sum-Weibchen durchaus keine Spur von
Zitzen finden. Und d'Aboville versi-
chert geradezu, sie würden erst durchs
Ansaugen der Jungen gebildet, darum
fänden sich auch bey saugenden Müt-
tern immer nur so viele als sie dasmahl
Junge geworfen, und sie sässen auch
ohne alle Symmetrie, sondern wie sich
eben die Jungen bey ihrer Ankunft in
den Sack festgesogen hätten u.s.w., s.
voyages du Marqu. de Chastellux dans
l'Amerique septentrionale vol. II. pag.
332 u. f.
Ich habe aber bey einem dieser Thiere
das ich mehrere Jahre lebendig gehabt,
und an dessen Eyerstöcken ich nachher,
da ich es anatomirte, keine Spur einer
ehemahligen Empfängniss finden können,
dessen ungeachtet im Zitzensacke, den
ich desshalb noch in Spiritus aufbe-
wahre, drey Paar freylich ganz flache,
aber sehr regelmässig in einen halben
Mond gereihte Zitzen gesehen.
I. C. L. Hehl obseruata physiologica de
natura et vsu aëris, ouis auium incluso.
Tubing. 1796. 4.
Hr. Léveillé sur la nutrition des foe-
tus. Par. 1799. 8. unterscheidet noch
ein drittes Eyweiss und hält die Hagel
für absorbirende, mit demselben umge-
bene Gefässe, die dazu bestimmt seyen,
während des bebrütens dieses und das
bekannte innere albumen mit dem Dot-
ter zu vermischen.
Zeichnungen von der Ausbildung des
Küchelchens im Eye geben:
Malpighi de formatione pulli Lond.
1673. 4.
Id. de ouo incubato ib. 1686. fol.
W. Langly in Iust. Schraderi ob-
serv. et histor. de generatione Amst.
1674. 12.
Ant. Maître-Jan observ. sur la for-
mation du poulet. Par. 1722. 12.
Casp. Fr. Wolff theoria generationis.
Hal. 1759. 4. tab. 2. [Seite 513]
Id. in nov. comment. acad. Petropolit.
T. XII. tab. 7. T. XIII. tab. 13. und T. XIV.
P. I. tab. 11.
Weil aber die von Langly und Wolff
nur die frühern Anfänge betreffen, und
die übrigen wenigstens nicht mit der
verdienten Eleganz und Klarheit gear-
beitet sind, so habe ich im IVten und
VIIten Heft der Abbild. naturhist. Ge-
genstände, einige mit aller Sauberkeit
ganz nach der Natur verfertigte Zeich-
nungen geliefert, die aus ein paar Perio-
den gewählt sind, wo gerade die wich-
tigsten Phänomene in der Oeconomie
des bebrüteten Küchelchens in ihrer
vollsten Deutlichkeit zu beobachten sind.
Die Termine so angegeben wie ich sie
in eigenen und oft wiederhohlten Rei-
hen von Beobachtungen am constante-
sten gefunden habe.
s. Malpighi de format. pulli tab. 2. fig.
18-21. und de ouo tab. 3. fig. 18. 20.
tab. 4. fig. 21.
Und meine Abbildungen VII. Heft tab. 64.
Vergl. auch Haller sur la format. du
coeur dans le poulet T. I. pag. 163. 194.
T. II. pag. 160.
Und eine völlig gleiche Spalte habe ich
auch in der iris unreifer Landeidechsen
(Lacerta agilis) gefunden, die ich aus
dem Eye genommen; also gerade bey
solchen Thieren, denen hingegen die
membrana pupillaris abgeht.
Noch ungleich eleganter als beym Hühn-
chen habe ich diesen zarten Perlkreis
in den Augen bebrüteter Pfauen, vom
14ten und folgenden Tagen gesehen.
Daher denn bekanntlich ein noch so fri-
sches bebrütetes Küchelchen sogleich
ersticken muss, wenn man seine Schale
überfirnisst und dadurch folglich seinen
phlogistischen Process niederschlägt.
Den inzwischen Hr. Léveillé a. a. O.
pag. 77. für ein blosses Ligament ansieht.
Auch findet sich bekanntlich kein wahrer
Dotter im Darm des bebrüteten Hühn-
chens. – Aber man kann doch zuweilen
(freylich nicht immer, und vielleicht nur
unter gewissen noch nicht genug be-
stimmten Umständen) durch jenen pedun-
culus Luft aus dem Darm des Küchel-
chens in die Dotterhaut einblasen, wie
schon Maître-jan und nach ihm Hal-
ler erfahren, und ich selbst noch erst
heute, da ich dieses schreibe, an einer
frischgeöffneten 22 Tage lang bebrüte-
ten jungen Aente wiederhohlt habe.
Auch der analoge Nabelsack der un-
geborenen Hayen (dergleichen aber auch
viele andere Fische und manche Repti-
lien haben) hängt mit dem dünnen
Darm, nämlich mit der sogenann-
ten bursa Entiana, einer besonderen
Weitung am hinteren Ende desselben
zusammen. s. Collins vol. II. tab. 33.
fig. 2.
Ich wüsste ihre sonderbare Form nicht
sogleich mit etwas passenderen zu ver-
gleichen, als mit der sogenannten che-
nille einer sehr bekannten Art von
flockichten, seidenen Schnüren, die zu
Besetzung weiblichen Putzes gebraucht
wird.
Bey wiederhohlten und vielartig abge-
änderten microscopischen Beobachtun-
gen der Dotterhaut aus der letzten Wo-
che des bebrütens, glaube ich den wirk-
lichen Uebergang des Dotters aus den
gelben flockichten Gefässen, auf der in-
neren Seite jener Haut, in die nach
dem Küchelchen laufenden Blutadern
derselben – nämlich deutliche gelbe
Streifen zwischen und neben dem in
diesen Venen enthaltenen rothem Blute –
gesehen zu haben.