Seit ich aus Neigung und Beruf
den grössten Theil meiner reifern
Studien und meiner besten Zeit der
Grundfeste der Arzneywissenschaft,
wie Zimmermann die Physiologie
nennt, und der prima materia philo-
sophiae, wie die Naturgeschichte bey
Bacon von Verulam heisst, ge-
widmet habe, bin ich sehr bald und
[Seite VI] täglich mehr überzeugt geworden
wie wahr es ist wenn Haller sagt:
die Physiologie habe von der verglei-
chenden Anatomie mehr Licht erhal-
ten als selbst von der Zergliederung
menschlicher Leichen; und wenn
Leibnitz eben jene anatome compa-
rata für die lebendige Seele der gan-
zen Naturgeschichte der Thiere er-
klärt. Und wenn ich glauben darf in
jenen beyden Feldern nicht ohne Nut-
zen gearbeitet zu haben, so Verdanke
ich das grösstentheils der Beyhülfe die
mir die vergleichende Anatomie dazu
gewährt hat; so wie ich es mir ander-
seits wohl zu einigen Verdienst an-
rechnen darf, dass ich, meines Wis-
sens, wenigstens in Deutschland zu
[Seite VII] erst, schon seit langer Zeit alljährig*)
eigene Vorlesungen über dieselbe ge-
halten und selbst dadurch das mei-
nige beygetragen habe Sinn und Ei-
fer für dieses fruchtbare Studium zu
erwecken und immer mehr zu ver-
breiten; und so hoffe ich nun auch
durch die Ausgabe dieses Handbuchs,
als des ersten das je über die ganze
anatome comparata erschienen ist,
dieses Studium noch mehr zu erleich-
tern, und selbst dadurch gemein-
nütziger zu machen. Es ist dieses
[Seite VIII] Buch in derselben Manier abgefasst,
die bey denen so ich über die andern
beyden gedachten Wissenschaften über
die Physiologie und Naturgeschichte
herausgegeben, Beyfall gefunden; auf
den ich auch wohl bey dieser neuen
Arbeit um so eher rechnen darf, da
sie, wie gesagt die erste in ihrer Art
ist, die nämlich mit ihrem scientifi-
schen Gehalt und zweckmässigen Plan,
besonders auch die zu einer brauch-
baren Grundlage für Vorlesungen er-
forderliche Form verbindet.
Zu dem für ein solches Handbuch
zweckmässigen Plan, gehört aber vor
allem eine recht überdachte Auswahl,
aus der unermesslichen Fülle von Ma-
[Seite IX] terialien die sich bis jetzt schon bey
der Bearbeitung dieses Studiums an-
gehäuft haben; wobey ich denn die
beständige Anwendung auf Physiolo-
gie und Thiergeschichte vor Augen
gehabt, auch eben desshalb hin und
wieder kleine Bemerkungen aus jenen,
Wissenschaften eingestreut habe. Und
so begreift sich von selbst, warum
hingegen ausführliche Myologie, An-
giologie, Nevrologie u.s.w. ganz
ausser den Grenzen eines solchen
Handbuchs liegen. Anders verhält es
sich hingegen mit der vergleichenden
Osteologie, da der Knochenbau der
rothblütigen Thiere als Grundfeste
ihres ganzen Körpers, nicht nur im
genauesten Bezug mit der übrigen
[Seite X] Anatomie, sondern auch mit der To-
talform jener Geschöpfe, mithin auch
grossentheils mit ihrer ganzen Oeco-
nomie und Lebensweise steht.
Auf unsere jagdbaren und Haus-
thiere habe ich aus einem doppelten
Grunde vorzüglich Rücksicht genom-
men. Theils weil sie zur Zergliede-
rung überall am leichtesten zu schaf-
fen sind; theils wegen des grossen
Interesses was die richtige Kenntniss
ihres Baues für Landwirtschaft und
Vieharzneykunst haben muss. Von aus-
ländischen hingegen habe ich immer
ausgehoben was sich durch die bedeu-
tendsten Eigenheiten auszeichnet.
[Seite XI] Bey dem was ich nicht selbst in
der Natur zu untersuchen oder zu se-
hen Gelegenheit gehabt, sind immer
meine Gewährsleute angegeben, aber
auch ausserdem theils die besten mir
bekannten Abbildungen, theils beson-
ders die vorzüglichsten kleinen Schrif-
ten und die in periodischen Sammlun-
gen zerstreuten Abhandlungen zur
anatome comparata citirt, so dass ich
nicht leicht eine von Wichtigkeit über-
gangen, sondern beyläufig in den An-
merkungen ein ziemlich vollständiges
Verzeichniss zur Litteratur dieses Stu-
diums gegeben zu haben glaube. Solche
Hauptquellen hingegen wie des um die
vergleichende Anatomie so hochver-
dienten Herrn Professor Cuvier's
[Seite XII] classisches Werk, oder solche reiche
Repertorien, wie die Hallersche
grosse Physiologie, sind meist nur
Ein für Allemahl, und auch das zu
allem Ueberfluss, genannt.
Das bedarf wohl keiner Apologie,
dass ich viele lateinische oder griechi-
sche allgemein bekannte und allge-
mein verständliche Kunstwörter nicht
erst verdeutscht habe, als wodurch
sie sicherlich für viele Leser gerade
minder verständlich worden wären,
so wie es sich auch widerlich ausge-
nommen haben würde, wenn ich im-
mer und immer bey jedem Satze wo
von etwas die Rede ist was irgend
einer ganzen Classe oder Ordnung
[Seite XIII] von Thieren gemein ist, den ewigen
Refrain von ‘„so viel bis jetzt bekannt“’
oder ‘„meines Wissens“’ u.s.w. hätte
ausdrücklich wiederhohlen wollen, da
es sich von selbst versteht, dass jede
solche allgemeine Behauptung nichts
anders sagen will und kann, als dass
der welcher sie äussert bis jetzt noch
von keiner Ausnahme weiss.
Ueber die bestimmte Bedeutung
der sonst in der Zootomie sehr rela-
tiven Ausdrücke von oben, unten,
vorn u.s.w., habe ich mich im
Buche selbst (S. 70, 235.) erklärt.
[Seite XIV] Dass diese neue Ausgabe mancher-
ley Zusätze und Berichtigungen erhal-
ten hat, bedarf wohl nicht erst mei-
ner Versicherung.
Göttingen,
den 31. März 1815.J. F. Blumenbach.
Nur die rothblütigen*) Thiere sind
mit einem wahren Gerippe versehen, zu
welchem ihre Knochen, und zwar bey
[Seite 2] den mehrsten nur bis auf wenige Aus-
nahmen*), untereinander verbunden
sind, und wovon im Ganzen die Total-
form**) und die mehrere oder mindere
Gelenkigkeit ihres Körpers abhängt.
Die gewöhnlich***) weisse Farbe der
Knochen hat doch mancherley Abstufun-
[Seite 3] gen, selbst zuweilen am gleichen Stück
(wie z.B. in den Backenzähnen der Ele-
phanten), und bey einigen wenigen Gat-
tungen oder Rassen von Thieren sind sie
überhaupt von andrer Farbe*). So
z.B. die Gräten des Hornfisches (Esox
belone) grün, die Knochen mancher Abar-
ten von Hünern schwärzlich u.s.w.**).
Weit mannichfaltiger aber ist ihre
Textur und Korn, und zwar sowohl
überhaupt an den verschiedenen Knochen
des nähmlichen Skelets, als auch insbe-
sondre in einzelnen Classen und Ord-
nungen von Thieren, da sich z.B. das
spröde Gefüge der Luftknochen der Vö-
gel, das gleichsam langsplittrige bey vie-
len grössern Amphibien und Fischen,
das sonderbar Zähe und Dichte an einzel-
nen Theilen mancher sogenannten Knor-
pelfische u.s.w. gar auffallend von an-
drer Knochen ihrem auszeichnet.
Die Kronen oder den freystehenden
Theil der Zähne ausgenommen, sind die
Knochen überhaupt von aussen mit Bein-
haut bekleidet, und die mehrsten auch
[Seite 5] inwendig mit Mark*) versehen, das
von verschiedner Consistenz, z.B. bey
den Cetaceen ein flüssiger Thran ist.
Wiederum den grössten Theil der
Zähne ausgenommen, werden die übri-
gen Knochen durch Verknöcherung an-
fänglicher Knorpel gebildet, welches Os-
sificationsgeschäffte ceteris paribus bey
den lebendig gebährenden Thieren sei-
nen Anfang und Fortgang in frühern
Terminen zu haben scheint, als bey den
Eyerlegenden. Wenigstens verhält sich
diess so beym bebrüteten Hühnchen in
Vergleich zu ungebohrnen Säugethie-
ren**). So wie hinwiederum unter
[Seite 6] diesen letztern manche Termine der Os-
sification früher bey den Quadrupe-
den als beym Menschen einzutreten
scheinen*).
So vielartig auch die Formen der Säu-
gethiere, zumal der vierfüssigen, und
folglich auch die Gerippe derselben sind,
so kommen dennoch diese entweder
sämtlich, oder doch die mehresten der-
selben in folgenden Eigenheiten mitein-
ander überein, und unterscheiden sich
zugleich durch dieselben vom Gerippe
der andern Classe warmblütiger Thiere,
der Vögel.
A) SÄUGETHIERE. | B) VÖGEL. |
1) Schedel mit äch- ten Nähten. (Bis auf wenige Aus- nahmen: etwa des Ele- phanten, u. des Schna- belthiers*). |
Schedel ohne ächte Nähte**). |
2) Gebiss. Ausnahmen: die A- meisenbären. Manis. Schnabelthier. Ba- laena. |
Schnabel ohne Zähne. |
3) Unbewegliche Oberkiefer. |
Bewegliche Ober- kiefer. Ausnahmen: z.B. der Nashornvogel. |
4) Os intennaxillare. (Von den etwanigen Ausnahmen s. S. 26.) |
Kein solches os in- termaxillare. |
Zuförderst nun vom Schedel der Säu-
gethiere, als dessen Bildung überhaupt
den bedeutendsten grössten Bezug auf
die ganze thierische Oeconomie hat; na-
mentlich als Behälter des Gehirns, der
mehrsten Sinnorgane, und der Fress-
werkzeuge*).
Bey der bekannten Eintheilung der
Schedelknochen in die eigentliche Hirn-
schale (ossa caluariae) und in die Ge-
sichtsknochen (ossa faciei mit Einschluss
des Unterkiefers) ist das theils auffallende
Verhältnis der respectiven Grösse dieser
beiden Haupttheile merkwürdig**). Man
[Seite 12] vergleiche z.B. um nur einige Paar Gat-
tungen aus gleichen Ordnungen zu nen-
nen, den Schedel des eigentlichen Orang-
utang (Simia satyrus) mit dem vom
Mandril (Papio maimon); oder den vom
Tümmler (Delphinus delphis) mit des Ca-
schelot (Physeter macrocephalus) seinem.
Die Anzahl der eigentlichen Hirn-
schalenknochen ist im Ganzen wie beym
Menschen. Doch das Stirnbein bey den
mehrsten gehörnten Thieren aus zwey
Hälften zusammen gesetzt; hingegen
die Scheitelbeine bey manchen dersel-
ben zu einem zusammenhängenden Stück
und bey andern meist mit dem Hinter-
hauptsbeine verwachsen. Und manche
[Seite 13] Digitata haben noch einen eignen in
die Breite laufenden flachen Knochen
zwischen den Scheitelbeinen und dem
Hinterhauptsbein*).
So wie an Schönheit der gewölbten
Form kein thierisches Stirnbein dem
menschlichen gleichkommt, als worin
ihm bloss vergleichungsweise das vom
Orangutang und einigen Meerkatzen (z.
B. vom Cercopithecus apella) nahe steht,
so zeichnet sich hingegen dasselbe schon
[Seite 14] bey manchen andern Quadrumanen, zu-
mal bey den grossen Pavianen (Papio
mormon u.s.w.) durch die grosse platte
triangulare Fläche aus, mit welcher die
Stirne gleichsam zurückgepresst ist, und
deren Seitenränder unten vom proces-
sus malaris am Aussenrande der Augen-
höhlen schräg rückwärts bis gegen die
crista occipitalis convergiren*).
Uebrigens hängt vom Mangel oder
aber vom Daseyn und dann wiederum
von der Grösse und Richtung dieser crista
occipitalis eine Hauptverschiedenheit der
Scheitelform ab, und steht meist in be-
stimmten Bezug zur mehrern oder min-
dern Stärke des Gebisses. Sie mangelt
z.B. dem eigentlichen Orangutang, und
ist hingegen bey dem furchtbaren unge-
schwänzten Pavian von Borneo (Papio
pongo)*) von mächtiger Grösse. – Die
longitudinale crista ist zumahl beym
Dachs auffallend stark ausgewirkt: so wie
die transversale z.B. am Biber. – Bey
den Elephanten liegt zwischen den hoch-
gewölbten Seitentheilen des Obersche-
dels eine tiefe weite Grube, auf deren
Boden eine kleine longitudinale crista
sitzt**). – Unter den Hunderassen findet
[Seite 16] sich hierin viele Verschiedenheit; wenn
man z.B. den Mops mit dem Neufund-
länder vergleicht.
Auch die Lage und Richtung des
grossen foramen occipitale zeigt bey man-
chen Gattungen merkwürdige Diffe-
renz. Statt dass es nemlich beym
Menschen am weitsten nach vorn*) und
meist horizontal liegt (zuweilen gar mit
dem vordern Rande höher als mit dem
hintern); so liegt es hingegen bey den
mehrsten Quadrupeden am Ende der
Grundfläche des Schedels, und zwar
schräg, mit dem hintern Rande mehr
oder weniger aufwärts gekehrt: bey ei-
nigen gar am Hinterkopfe geradeaus in
[Seite 17] verticaler Richtung; und zuweilen, wie
z. E. beym Murmelthier (Marinota al-
pina) sogar mit dem obern Rande mehr
vorwärts gerichtet, als mit dem untern*).
Die wahren Nähte, wodurch die Hirn-
schalenknochen unter einander verbun-
den werden, sind bey den mehrsten Qua-
drupeden, wenigstens von aussen, min-
der geschlängelt als beym Menschen.
Doch sind sie bey den gehörnten Bisul-
cis zu leicht einzusehendem Zweck sehr
stark und scharf gezähnelt; auch die Stirn-
knochen dabey überaus dick*).
[Seite 19] Sogenannte Zwickelbeinchen (ossicula
Wormiana) finden sich selten an Thier-
schedeln. Doch habe ich welche an Ha-
sen, und am Schedel des eigentlichen
Orangutang vor mir; welcher letztere
auch durchgehends ausnehmend elegante
Suturen hat*).
Die Facialknochen des Schedels tra-
gen überhaupt durch ihre Richtung und
stärkere oder mindere Prominenz auf-
fallend, viel zur Totalform des ganzen
[Seite 20] Kopfs bey*); und zwar wird diese Pro-
minenz grösstentheils durch die verlän-
[Seite 21] gerten Oberkiefer selbst; zum Theil aber
auch, und bey manchen hauptsächlich,
[Seite 22] durch den zwischen denselben gleichsam
eingekeilten berühmten Intermaxillar-
Knochen bewirkt.
Statt dass nemlich beym Menschen
die beiden Knochen des Oberkiefers vorn
unter der Nase an einander stossen*)
und alle oberen Zähne enthalten; so sind
sie hingegen bey den übrigen Säuge-
thieren vorn durch diesen besondern, –
einfachen oder gepaarten – Intermaxil-
lar-Knochen**) getrennt, der gleichsam
[Seite 23] darzwischen eingekeilt ist, und bey den-
jenigen, welche mit obern Schneidezäh-
nen versehen sind, dieselben aufnimmt*).
Er findet sich aber auch bey den Bisul-
cis, denen diese Zähne im Oberkiefer ab-
gehen, so wie auch bey solchen Ge-
schlechtern, die überhaupt keine Vor-
derzähne haben, wie das Schnabelthier
(Ornithorhynchus paradoxus) und die Ar-
madillgattungen, ja selbst bey gänzlich
zahnlosen Säugethieren, wie die Amei-
senbären und eigentlichen Wallfische**).
– Er wird von den benachbarten Sche-
delknochen durch deutliche Suturen ab-
gesondert, die von aussen neben der
Nase und Schnauze***), am Gaumen
[Seite 24] aber neben den vordem foraminibus pa-
latinis*) laufen. – Seine Grösse und
[Seite 25] Form ist in manchen Ordnungen und
Geschlechtern von Säugethieren von auf-
fallender Verschiedenheit. Bey vielen feris
z.B. ist er klein; so auch beym Wallross.
Hingegen bey vielen Gliribus (digitatis
und palmatis) theils mächtig gross; so
beym Murmelthier, Biber; auch beym
Nilpferd, beym Tümmler, Caschelot u.a.
m. – Die seltsamste Form haben die
beiden hakenförmig gebognen durch eine
breite Synchondrose von einander ge-
[Seite 26] trennten Intermaxillar-Knochen des
Schnabelthiers (– tab. I. n. o. –)*).
Die eben gedachten vordem foramina
palatina (oder incisiua) sind bey den
mehrsten Säugethieren, so wie beym
Menschen, doppelt. Meines Wissens
sind sie bey den Quadrupeden weit grösser
als beym Menschen; zumal bey den Bi-
sulcis von auffallender Länge und Weite.
So auch im Hasengeschlecht*).
Besonders merkwürdig sind bey den
meisten Bisulcis die an der Aussenseite
[Seite 28] der Oberkiefer neben den Nasenbeinen
befindlichen grubenförmigen Eindrücke
von den aussen daran liegenden soge-
nannten sinibus sebaceis. – Beym Hasen,
der auch hierin, so wie in so vielen an-
dern Stücken seines Baues, eine so auf-
fallende Aehnlichkeit mit den wieder-
kauenden Thieren jener Ordnung zeigt,
ist diese Stelle zum Theil wie netzför-
mig durchbrochen.
Das Zygoma zeigt vielerley und sehr
bedeutende Verschiedenheit, die zumal
mit den Beisswerkzeugen in sehr direc-
tem Bezuge steht*). Bey vielen Quadru-
peden (zumal unter den Digitatis und
Palmatis) verläuft sich der processus ma-
laris des Oberkiefers in einen eben so
langen schmalen Fortsatz, als der ihm
[Seite 29] vom Schlafbein entgegen kommende; so
dass er nach Verhältniss die Stelle ein-
nimmt, wo bey andern so wie beym
Menschen, das Jochbein liegt; und die-
ses selbst nur als ein Zwischenstück
zwischen jene beiden Fortsätze wie ein-
geschaltet ist; mithin gar nicht ans
Stirnbein reicht, und folglich auch nichts
zur Bildung der Augenhöhle beyträgt.
Fast fadenförmig und meist gerade-
laufend ist das Zygoma beym Maulwurf.
Hingegen von ungeheurer Stärke und
weitem innern Raum für die mächtigen
zur Bewegung des Unterkiefers be-
stimmten Muskeln bey vielen Raubthie-
ren, wie z.B. beym Tiger; aber auch
beym Biber. – Bey manchen unter-
wärts gebogen, wie bey der Ratte u.a.m.;
bey andern aufwärts, z.B. bey den
Wieseln.
Besonders auffallend ist ein grosser
herabsteigender Fortsatz, wodurch sich
[Seite 30] das Jochbein der Faulthiere aus-
zeichnet*).
Von den Nasenknochen zeigt sich bey
dem Elephanten gleichsam nur ein Ru-
diment. Bey den mehrsten Affen, und
selbst beym Orangutang ist er einfach,
dreyeckt, und sehr klein; bey dem Cho-
ras (Papio mormon) auffallend lang und
schmahl, vertieft zwischen den langen
wulstigen Leisten der Oberkieferbeine.
Bey den allermehrsten eigentlichen Qua-
drupeden aber ist er doppelt und theils
von ausnehmender Grösse. So z.B. bey
den Bisulcis und dem Hasengeschlecht;
auch beym Pferd. Schwein u.s.w. Bey
den Gattungen des Rhinocergeschlechts
verwachsen die das Horn tragenden Na-
senknochen frühzeitig zusammen.
Auch von den Thränenbeinen haben die
Elephanten nur ein Rudiment. Am an-
sehnlichsten zeigen sie sich hingegen
bey den Bisulcis, besonders bey den An-
tilopen, und noch auffallender beym
Opossum (Didelphis marsupialis)*).
Die Augenhölen sind, zumal in Rück-
sicht ihrer Richtung, ihres Umfanges
und ihrer Tiefe, von mancherley merk-
würdiger Verschiedenheit. Bey den al-
lermehrsten sind sie seitwärts gerichtet.
Bey den Affen, Pavianen und Meer-
katzen, so wie beym Menschen, vor-
wärts, und zwar weit näher beysam-
[Seite 32] men als bey diesem. Beym Biber ste-
hen sie aufwärts.
In Bücksicht des Umfangs sind sie
bey den gedachten Quadrumanen ganz
geschlossen. Bey den Bisulcis und So-
lidungulis haben sie zwar nach aussen
einen kreisförmigen Rand, aber die
äussere Seitenwand der Höle ist nach
hinten offen. Bey den feris endlich
und manchen gliribus ist auch selbst der
äussere Rand nach hinten unterbrochen.
Eben so vielartig ist auch die Tiefe
oder Fläche dieser Hölen. Bey man-
chen sind sie so flach, dass sie kaum
diesen Namen verdienen. So z.B. beym
Maulwurf und den Ameisenbären*).
Bey den mit Hörnern versehenen Säu-
gethieren sitzen dieselben auf besonders
dazu bestimmten Fortsätzen gewisser
Schedelknochen. Beym einhornigen
Rhinocer nemlich auf einer rauhen et-
was erhabnen Fläche des ungeheuren
Nasenbeins. Und eben da sitzt auch
das vordere des zweyhornigen; das
hintre aber so wie bey den gehörnten
Bisulcis auf dem Stirnknochen*). Und
zwar zeigt sich bey den letztern eine
doppelte merkwürdige Verschiedenheit,
nachdem sie entweder im Ochsen-Zie-
gen- und Antilopengeschlecht eigentlich
sogenannte Hörner, oder aber im Hirsch-
geschlecht Geweihe tragen. Bey jenen
erwächst nemlich dem jungen Thiere
die äussre Tafel der Stirnbeine zu ei-
nem.**) Zapfen, in welchen sich bey
[Seite 34] den mehrsten*) selbst die Stirnhölen er-
strecken; und dessen äussre Haut allge-
mach Horn abscheidet, und damit wie
mit einem Futteral überzogen wird.
Im Hirschgeschlecht**) hingegen (und
zwar bey den mehrsten Gattungen nur
[Seite 35] bey den Männchen)*) erhebt sich jene
Tafel bloss zu einem kurzen stumpfen
Stuhl oder Rosenstock, auf welchem
nach der Hand das eigentliche Geweihe
[Seite 36] empor wächst, das alljährlich gewech-
selt wird, und während seines Wachs-
thums mit behaarter sehr gefässreicher
Haut bekleidet ist*).
[Seite 37] Die einfachen Hörnchen der Giraffe
halten gleichsam das Mittel zwischen
[Seite 38] jenen beiderley Hauptarten von Gehörn.
Die Form, Textur, und dass sie peren-
niren, haben sie mit den Stirnzapfen
der eigentlichen Hörner, die behaarte
Bekleidung aber mit den Geweihen
gemein.
Der Unterkiefer der Thiere derjenigen
Classe, bey welcher wir jetzt stehen,
weicht auffallender als kaum irgend ein
andrer Knochen ihres Gerippes vom
menschlichen ab. – Vor allem gleich
schon durch den Mangel des auszeich-
[Seite 39] nenden Characters der Humanität – des
prominirenden Kinnes, als welches alle
Rassen des Menschengeschlechts mitein-
ander gemein haben, und das hingegen
keinem bis jetzt bekannten andern Säu-
gethiere zukommt. Auch hat der Mensch,
nach Verhältniss zum Schedel, den kür-
zesten Unterkiefer (worin ihm nur etwa
der Elephant*) gleichkommt), so wie
er sich auch durch die eigne Form
und Richtung der Gelenkknöpfe aus-
zeichnet.
Die Einlenkung derselben ist nach
der Verschiedenheit des Gebisses sehr viel-
artig. Bey den feris z.B. liegen beide
meist in gleicher Linie, sind walzen-
förmig, und genau in die lange cauitas
glenoidea wie in eine ausgefurchte Rinne
[Seite 40] gepasst, in welcher sie als in einem
festen Gewinde laufen. Am allerauf-
fallendsten ist diess beym Dachs, wo
diese walzenförmigen Gelenkknöpfe von
den Rändern ihrer Rinnen so umfasst
werden, dass (wenigstens beym erwach-
senen Thiere) der Unterkiefer, selbst
nach der Maceration des Schedels, nicht
herausfallen kann. – Bey manchen Her-
bivoren (im weiten Sinn des Worts)
sind jene condyli wirklich kugelförmige
Knöpfe; so beym Elephanten und beym
Biber. – Bey den Bisulcis hingegen sind
sie wie mit einer flach ausgeschweiften
Delle gleichsam abgeschnitten; und zu-
gleich ist bey dieser Ordnung von Thie-
ren (am auffallendsten bey der Giraffe)
der Unterkiefer ungleich schmaler als
der obere, so dass folglich die beiden
Zahnreihen nicht auf einander passen,
sondern erst durch die freyere Seiten-
bewegung der Kinnlade beym Wieder-
kauen an einander geschoben werden.
– Bey vielen Gliribus liegen beide con-
[Seite 41] dyli nach der Länge fast einander pa-
rallel; so z. E. beym Hasen, dem auch
(so wie den Ameisenbären) der proces-
sus coronoideus fast gänzlich abgeht; der
hingegen bey der Giraffe von ganz auf-
fallender Höhe ist. – Bey den Ceta-
ceen ist die Gelenkfläche des Unterkie-
fers fast gerade nach hinten gekehrt*).
Ueberhaupt sind wenig andre Kno-
chen am Gerippe der Säugethiere von
so vielförmiger Verschiedenheit als der
Unterkiefer. Zu den alleranomalischten
gehört der nach vorn schaufelförmig
flache des Schnabelthiers (– tab. I. i –).
Noch ist endlich zu bemerken, dass
die beiden Hälften des Unterkiefers bey
vielen Säugethieren entweder bis ins er-
[Seite 42] wachsene Alter oder gar lebenslang
durch eine blosse Synchondrose ver-
bunden bleiben, die sich im Kochen
oder Maceriren leicht von einander giebt.
So z.B. bey vielen feris, gliribus und
cetaceis. Hingegen verwachsen sie wie
beym Menschen früh zu einem Stück
bey den Quadrumanen, auch beym Pferd,
Rindvieh, Schwein, Elephanten u.s.w.
Bis auf wenige Ausnahmen sind bey
den allermehrsten Säugethieren die Kie-
fer mit Zähnen*) versehen: denn gänz-
[Seite 43] lich zahnlos sind bloss die eigentlichen
Wallfische (Balaenae), die Schuppen-
thiere, und die Americanischen Amei-
senbären.
Substanz und Gefüge der Zähne sind
von aller andern Knochen ihren ver-
schieden. Besonders zeichnet sich der
Schmelz (substantia vitrea) an den Kro-
nen derselben sowohl durch seine aus-
nehmende Härte, da er theils am Stahl
Funken giebt, als durch den Mangel
des Schleimgewebes aus, womit der
innere mehr knochenartige Theil (sub-
stantia ossea) der Krone, so wie die Wur-
zel durchzogen ist. Er scheint den El-
fenbeinzähnen so wie den obern Hau-
zähnen des Emgalo (Sus aethiopicus),
den Vorderzähnen des Hippopotamus,
den Hauern des Wallrosses und dem
Stosszahn des Narhwal zu fehlen; doch
unterscheidet man auch an allen diesen
eine äusste dünne Rinde womit sie be-
kleidet sind. Ueberhaupt haben aber
diese Zähne manches eigne in ihrer
[Seite 44] Textur; und besonders ist sie im El-
fenbein ohne ihres Gleichen*).
[Seite 45] Bey einigen Thieren zeichnen sich
die Kronen gewisser Zähne von aussen
[Seite 46] durch besondre Farbe aus. So sind die
Nagezähne mancher glirium, z.B. des
Bibers, Murmelthiers und Eichhörnchens,
wenigstens an der Vorderseite, nuss-
braun; und die Backenzähne vieler Bi-
sulcorum, so wie auch der Elephanten,
grossentheils wie mit einer schwarzen
Glasur überzogen*).
Eine Eintheilung der Zähne, wenn
sie allgemein passend und doch ver-
ständlich seyn soll, hat ihre Schwierig-
keiten. – Inzwischen taugt doch immer
die Lage derselben besser dazu, als etwa
ihre Form, (denn die ist z.B. bey den
[Seite 47] Cascheloten und Delphinen fast durch-
gehends die gleiche;) und so lassen sie
sich im Ganzen unter die bekannten
drey Classen von Vorderzähnen, Eck-
zähnen und Backenzähnen bringen, nur
muss der Begriff von denselben genau
bestimmt werden.
Vorderzähne sind im Oberkiefer der
Quadrupeden und Delphine diejenigen,
die im os intermaxillare sitzen, (daher
freylich auch die Stosszähne des Ele-
phanten darunter gehören;) und im Un-
tern die, so mit diesen Zähnen, oder
bey denjenigen Thieren, welchen diesel-
ben mangeln, mit dem vordern Rande
jenes Knochen zusammen passen. –
Zahl und Form derselben ist sehr ver-
schieden. Von letzterer doch einiges
zum Beyspiel anzuführen, so sind bey
den gliribus zumal die untern meissel-
förmig, (dentes scalprarii, wie sie Grew
nannte.) Bey einigen derselben, na-
[Seite 48] mentlich beym Biber, Stachelschwein
und der Hausmaus, hat das untere Paar
ganz ausnehmend lange Wurzeln. Im
Hasengeschlecht und die obern dop-
pelt, so dass sich noch ein ganz klei-
nes Paar hinter dem grössern vordern
Paare findet. Beym Wallross ähneln
die Kronen der Vorder- sowohl als der
Backenzähne flachen Knöpfen. Beym
Tümmler ragt, gegen die Weise bey
andern Thieren, das Vorderende des
Unterkiefers mit seinen äussersten Vor-
derzähnen weiter hervor, als das vom
obern. – Ueberhaupt haben die untern
Vorderzähne der Säugethiere eine mehr
oder weniger schräge Lage, da sie hin-
gegen beym Menschen aufrecht stehen,
als worin ihm höchstens nur der Orang-
utang von Borneo ähnelt.
Von den Eckzähnen sitzen die obern
im Kiefer selbst nahe an den Intermaxil-
lar-Knochen, folglich gehört der wun-
[Seite 49] derbar lange Stosszahn des Narhwal*),
so wie die Hauzähne des Wallrosses,
unter diese Classe. – Bey manchen Pa-
vianen, zumal aber bey den grössern
reissenden Thieren, sind diese Zähne
theils von furchtbarer Stärke; und bey
den letztern der ganze Profilumriss und
Wurf des Vorderschedels nach densel-
ben gerichtet, was z.B. am Tiger auf-
fallend sichtlich ist. Die sonderbarste
Bildung haben die obern Eckzähne des
Babirussa, deren Zweck, bey einer sol-
chen Länge und fast kreisförmigen Rich-
tung im Vergleich zu ihrer Dünne, noch
unbekannt scheint. – Merkwürdig sind
bey den jetzt existirenden Bärenarten
und mehrern andern Gattungen dieses
[Seite 50] Geschlechts die ganz kleinen Eckzähn-
chen, die neben den grossen nach hin-
tenzu sitzen*).
Die Backenzähne, sind in so fern die
allgemeinsten, dass, wenn anders Säuge-
thiere Zähne haben, dieselben wenig-
stens aus dieser Classe sind, wenn
auch gleich manchen, wie den Tatus
die Vorder- und Eckzähne abgehen.
Nur der Narhwal macht hiervon einer
Ausnahme, als welcher, seinen Stoss-
zahn ausgenommen, übrigens zahnlos
ist. – Form, Textur und respective
Lage der Backenzähne sind von merk-
würdiger Verschiedenheit. Bey vie-
len Quadrumanen z.B. haben die bei-
den vordern, den Eckzähnen zunächst
stehenden, so wie beym Menschen klei-
nere Kronen und einfachere Wurzeln
als die hinteren*): wesshalb sie auch
[Seite 52] von J. Hunter mit dem Namen bi-
cuspides bezeichnet, und nur die letz-
tern molares genannt worden. – In
der eben genannten Ordnung sind die
Kronen der Backenzähne, so wie auch
bey den feris und beym Menschen, ganz
mit Schmelz überzogen*): da hingegen
bey vielen gliribus**), so wie bey den
[Seite 53] Solidungulis, Bisulcis*) und den mehrsten
Multungulis, auch Knochensubstanz auf
der Mahl- oder Endfläche derselben zu
sehen ist, die mit verticalstehenden
theils sonderbar gewundnen Blättern
von Schmelz, der etwas mehr hervor-
ragende Kanten bildet, gleichsam durch-
schlängelt ist**). Bey manchen bloss
grasfressenden und nicht ruminirenden
Thieren, wie die Solidungula und die
Elephanten, liegen die breiten Kronen
[Seite 54] der Backenzähne meist horizontal auf
einander. Bey den mehrsten Bisulcis
hingegen sind sie schräg ausgeschlegelt,
so dass an den obern die äussern Rän-
der, an den untern hingegen die innern
höher sind, so wie es in Verbindung
mit dem schmalen Unterkiefer und der
Art seiner Einlenkung (§. 22. S. 40.) der
Function des Wiederkauens angemessen
ist. Bey den mehrsten reissenden Thie-
ren, zumal aus dem Löwen- und Hunde-
Geschlecht, haben die Backzähne zackigte
nach der Länge der Kiefer gleichsam
zusammengedrückte Kronen, davon die
untern dicht innerhalb der obern lie-
gen, so dass beiderley beym Zerbeissen
mittelst des festen Gewindes der wal-
zenförmigen Gelenkknöpfe des Unter-
kiefers wie Scheerenblätter an einander
weggleiten.
So wie manchen Ordnungen, Ge-
schlechtern und Gattungen der Quadru-
peden gewisse Arten von Zähnen gänz-
[Seite 55] lich abgehen, wie z.B. den Bisulcis die
obern Vorderzähne, den Elephanten die
untern, dem Africanischen Nashorn so-
wohl diese als jene; den gliribus die
Eckzähne u.s.w.; so sind dann auch
bey manchen andern gewisse Abschnitte
des Gebisses, zumal die Eck- und Backen-
zähne, durch Zwischenräume von ein-
ander abgesondert. So z.B. im Pferde-
und Baren-Geschlecht. Bey keinem an-
dern Thiere sind aber wohl die sämmt-
lichen Zähne so eben an einander gerei-
het und von so gleichförmiger Höhe als
beym Menschen.
Ueber das Wechseln der Zähne lässt
sich aus Mangel sattsamer Beobachtun-
gen*), zumal an wilden Thieren, we-
nig Zuverlässiges sagen. Manche ehe-
malige irrige Behauptung, wie z.B. dass
[Seite 56] nur das Hausschwein seine Zähne
wechsle, und die wilde Sau hingegen
nicht, bedarf jetzt keiner weitern Wi-
derlegung*). Unter den feris haben na-
mentlich Hunde und Fischottern wäh-
rend des Wechselns oft doppelte Eck-
zähne, wenn der neue perennirende
früher hervorbricht, als der alte Milch-
zahn ausgefallen war. – Wenigstens
bey manchen Affen finden sich, so wie
beym Menschen, unter den Milchbacken-
zähnen noch keine bicuspides, sondern
an deren Statt auf jeder Seite jedes Kie-
fers anfänglich, zwey eben so vielzak-
kichte Zähne, wie die eigentlichen
maxillares**). – Besonders merkwür-
dig ist die Art, wie das Wechseln der
[Seite 57] Backenzähne bey den Elephanten er-
folgt, da der neue perennirende hinter
dem alten Milchzahn ausbricht*), von
welchem dann allgemach eine Verti-
calschicht nach der andern absorbirt
wird**), und dagegen jener in glei-
cher Masse zunimmt***). – Ueber-
haupt aber giebt es schwerlich irgend
[Seite 58] ein Thier dieser Classe, bey welchem
sowohl der erste Ausbruch als das nach-
herige Wechseln der Milchzähne nach
Verhältniss so auffallend späte erfolgt
als beym Menschen.
Mit den Jahren werden die Kronen
der Zähne durch den Gebrauch mehr
oder weniger abgenutzt*), und erhal-
[Seite 59] ten dadurch zum Theil das Ansehen wie
angeschliffene Flächen, die zumal bey
den Eckzähnen der Schweine und des
Nilpferdes sichtlich sind. An den Vor-
derzähnen der Pferde lässt sich darnach
das Alter derselben bestimmen.
So viel vom Schedel der Säugethiere.
Nun zum Rumpf ihres Gerippes, nach
der Ordnung der drey Haupttheile des-
selben, Rückgrat, Becken und Thorax:
wovon ersteres überhaupt der allge-
meinste Theil des Gerippes ist, der nem-
lich allen rothblütigen Thieren ohne
Ausnahme, und hingegen keinem ein-
zigen weissblütigen zukommt.
Merkwürdig ist, dass die Thiere die-
ser Classe, wenigstens die Quadrupe-
den, im Ganzen einerley Anzahl von
Halswirbeln haben. Die Giraffe und das
Pferd z.B. nicht einen mehr als der
Maulwurf oder die Ameisenbären. Durch-
gehends nemlich, so wie beym Men-
schen, ihrer sieben. Nur bey dem drey-
zehihten Faulthier hat Hr. Prof. Cu-
vier die unerwartete Anomalie ent-
deckt, dass es deren 9 hat. Bey man-
chen Cetaceen hingegen scheinen sich
nur 6 zu finden: überhaupt aber sind
bey denselben meist ihrer 4 oder 5 zu-
sammen verwachsen. – Bey den mehr-
sten feris zeichnet sich der erste Hals-
wirbel (atlas) durch seine ausnehmende
Stärke und grossen flügelähnlichen pro-
cessus transuersos aus*).
Die Zahl der Brustwirbel richtet sich
nach den Rippenpaaren, wovon unten
einiges gedacht werden wird. – Zumal
bey den langhalsigen Quadrupeden, wie
das Pferd, die Giraffe, Camele und
andere Bisulca, und bey den sehr schwer-
köpfigen, wie die Elephanten, sind die
processus spinosi dieser Wirbel, beson-
ders der vordem, an welche das grosse
ligamentum suspensorium colli mit sei-
nem hintern Ende befestigt ist, von
auffallender Länge.
Auch die Lendenwirbel variiren gar
sehr in der Zahl. Die Elephanten z.B.
haben ihrer nur 3, die Camele 7. Eben
so manche Quadrumanen, z.B. der
Mandril, andre Thiere nur 6 oder 5.
Das Pferd gewöhnlich 6. Der Esel 5.
(Die Maulthiere meist 6, zuweilen aber
auch nur 5). – Bey den mehrsten Qua-
drupeden sind die Fortsätze dieser Wir-
[Seite 62] bel vorwärts (so wie bey den Affen nach
der gewöhnlichen Stellung derselben
aufwärts*)) gekehrt. – Die processus
transuersi sind, zumal bey vielen wie-
derkauenden Thieren, von ausnehmen-
der Grösse; und so zeigen sie sich auch
beym Hasen.
Noch vielartiger ist die Form und
das Verhältniss des Kreuzbeins. Die
Anzahl seiner sogenannten Wirbel va-
riirt selbst bey verschiedenen Gattun-
gen des gleichen Geschlechts. Bey der
[Seite 63] gemeinen Fledermaus z.B. besteht es
aus 4 Wirbeln, und hingegen beym
fliegenden Hund aus einem einzigen;
bey den mehrsten Affen aus drey Stük-
ken*), beym Orangutang aus 4**),
beym Schimpanse aus 5***). – In der
Bildung zeichnet sich Unter andern das
vom Pferd durch die grossen flügelför-
migen Seitenfortsätze am vordem Ende,
und das vom Maulwurf durch ein
gleichsam scharfkantiges schmales Blatt
aus, in welches die processus spinosi
desselben verwachsen sind****). – Den
[Seite 64] Cetaceen kann beym Mangel der Hüft-
knochen gar kein wahres Kreuzbein zu-
geschrieben werden.
Das Kukuksbein wird bey den ge-
schwänzten Thieren zur sogenannten
Schwanzrippe verlängert, die bey man-
chen aus einer grossen Anzahl von Wir-
beln besteht. Z.B. beym Todtenköpf-
chen (Cercopithecus morta) aus 22. Beym
Coaita (Cercopithecus paniscus) aus 32.
Beym zweyzehigten Ameisenbär aus 41*).
Die Hüftknochen im weitern Sinn,
oder was man insgemein die ungenann-
ten Beine nennt, machen in Verbin-
dung mir dem Kreuzbein das sogenannte
Becken*) aus. Indess lässt sich, so pa-
[Seite 66] radox es auch lautet, wohl behaupten,
dass ausser dem Menschen gar kein
andres Thier ein Becken habe: da in
der That bey keinem derselben die
genannten zusammen verbundnen Kno-
chen von beckenähnlicher Gestalt sind.
Denn auch bey den menschenähnlich-
sten Affen sind die beiden Hüftknochen
doch weit länger als breit; und bey den
Elephanten, beym Pferd u.s.w. haben
sie wegen der langen Schaambeinver-
bindung eben so wenig Beckenform. –
Bey manchen, wie beym Biber und Kän-
guruh, ist gar keine Synchondrose der
Schaambeine, sondern beide Knochen
sind an deren Stelle zu einem Stücke
mit einander verwachsen. Hingegen
stehen sie bey den Ameisenbären fast
wie bey den Vögeln von einander. –
Beym Maulwurf ist das Becken so eng.
dass es gar die innern Genitalien und
übrigen benachbarten Eingeweide nicht
fassen kann, sondern diese ausserhalb
der Schaambeine liegen müssen. – Bey
[Seite 67] dem Känguruh*) und andern Beutel-
thieren**) findet sich am obern oder
vordern Rande der Schaambeine am
Bauche hin noch ein besonderes Paar
etwas divergirender länglicher platter
Knochen (die ossa marsupialia oder cor-
nua peluis abdominalia), dergleichen
auch, doch von anderer Gestaltung, beym
Schnabelthier gefunden wird***).
[Seite 68] Die Cetaceen haben, da ihnen die
Hinterfüsse mangeln, auch keine Hüft-
knochen, und folglich gar kein Becken;
doch unten am Bauche ein paar kleine
Knochen, die man gewissermassen mit
den Schaambeinen vergleichen kann*).
Der Thorax ist, bey den allermehr-
sten, wo nicht bey allen Thieren die-
ser Classe, schmaler, und hingegen
vom Brustbein nach den Wirbeln ge-
messen, nach Verhältniss tiefer ah beym
Menschen. Diess hängt theils von der
schwächern Krümmung ihrer Rippen,
theils von der schlankern Form des
Brustbeins ab. Am auffallendsten ist
jene kielförmige Bildung (thorax cari-
natus) bey den hochbeinichten Quadru-
peden, wie z.B. bey der Giraffe, dem
Hirschgeschlecht u.s.w.
Nur sehr wenige Säugethiere, nem-
lich einige Gattungen von Fledermäu-
sen und Armadillen, haben ein Rippen-
paar weniger als der Mensch. Bey wei-
tem die allermehrsten haben hingegen
deren mehrere. Selbst viele Quadrumana
haben 14 Paar, das Schnabelthier 17, das
Pferd gewöhnlich 18. die Elephanten
19*), der Tapir 20, das zweyzehichte
Faulthier (Bradypus didactylus) gar 23
[Seite 70] Paar. – Beym zweyzehichten Amei-
senbär (Myrmecophaga didactyla) zeich-
nen sich die 16 Rippenpaare durch ihre
auffallende Breite aus, womit der ganze
Rücken und die Seiten des Skelets, fast
bis zu den Hüftknochen, gleichsam
wie gepanzert sind.
Das Brustbein ist bey den mehrsten
Thieren dieser Classe, zumal unter den
feris, cylindrisch und wie gegliedert.
So ist es selbst bey vielen Quadruma-
nen und bey den Bären, deren Gerippe
sonst in vielen Stücken dem mensch-
lichen ähnelt. – Am sonderbarsten ist
dieser Knochen beym Maulwurf ge-
staltet, wo er sich nach vorn*) in einen
[Seite 71] langen fast pflugschaarförmigen Fort-
satz verläuft, der unter den Halswir-
beln, und mit denselben parallel, liegt*).
Endlich zu den so genannten Extre-
mitäten des Gerippes, die sich, so viel-
artig auch ihre Gestaltung in dieser
Thierclasse ist, dennoch im Ganzen und
nach ihren Haupttheilen, und der re-
spectiven Verbindungsart derselben**)
[Seite 72] u.s.w., sämmtlich mit denen am Men-
schen vergleichen lassen. – Zuerst von
den vordern.
Die Schlüsselbeine, die selbst von treff-
lichen neuern Zoologen bloss Linné's
Primaten (worunter er ausser dem Men-
schen und den Quadrumanen auch die
Fledermäuse begriff) zugeschrieben wor-
den, finden sich ausserdem noch bey
einer grossen Anzahl von Säugethie-
ren*): so zumal bey denjenigen Qua-
drupeden, die besondern Gebrauch von
ihren Vorderfüssen machen, z.B. zum
Fassen, wie Eichhörnchen und Biber:
und zum Graben, wie das Murmelthier
oder vollends der Maulwurf; oder zum
Wühlen, wie die Ameisenbären und
Igel**); oder zum Klettern, wie die
[Seite 74] Faulthiere u.s.w. – Viele andere ha-
ben wenigstens an deren Stelle einen
analogen kleinen, bloss zwischen Seh-
nen steckenden*), Knochen auf jeder
Seite, den Vicq d'Azyr daher zum
Unterschied os clauiculare nannte. So
bey den meisten seris**) und manchen
gliribus. – Uebrigens ist auch die Form
und relative Grösse der wahren einge-
lenkten Schlüsselbeine sehr mannich-
faltig. Bey den Fledermäusen sind sie
von auffallender Länge. – Beym Orang-
utang haben sie die grösste Aehnlich-
keit mit dem menschlichen: beym zwey-
[Seite 75] zehichten Ameisenbär sind sie fast rip-
penförmig: am alleranomalischten, fast
cubisch, beym Maulwurf. – Sie feh-
len hingegen gänzlich den hochbeinich-
ten Quadrupeden mit kielförmiger Brust,
namentlich den Bisulcis und Solidungu-
lis; aber auch den Cetaceen.
Die Schulterblätter finden sich durch-
gehends bey allen rothblütigen Thie-
ren, welche Vorderfüsse oder ähnliche
Bewegungswerkzeuge haben. Nament-
lich also in beiden Classen der warm-
blütigen Thiere ohne Ausnahme. Ihre
Bildung ist aber selbst bey den Säuge-
thieren von mancherley Verschieden-
heit: zumal das Verhältniss ihrer drey
Hauptränder gegen einander, das sich
nach der Lage dieser Knochen, und
dieses sich nach der Totalform des Tho-
rax (§. 38.) richtet. So ist z.B. der
nach dem Rückgrat gekehrte Rand bey
den mehrsten eigentlichen Quadrupeden,
[Seite 76] zumal bey den hochbeinichten mit
schmaler Brust, als bey welchen die
Schulterblätter zu beiden Sehen dersel-
ben liegen, am kürzesten; bey man-
chen aber, z.B. beym Elephanten, so
wie bey den Chiropteris, bey den mei-
sten Quadrumanen, und zumal beym
Menschen selbst, am längsten. – Wie-
derum ganz anomalisch, fast einem
Röhrenknochen ähnelnd, sind die Schul-
terblätter des Maulwurfs*). – Dass die
beiden Hauptfortsätze an diesen Kno-
chen, der coracoides und das acromium
bey denen am ansehnlichsten ausge-
bildet seyn müssen, die wahre lange
[Seite 77] Schlüsselbeine haben, lässt sich schon
a priori erwarten.
Die merkwürdigsten Verschiedenhei-
ten an den eigentlich so genannten vor-
dern Extremitäten lassen sich am füg-
lichsten nach den Ordnungen und Ge-
schlechtern der Thiere dieser Classe zu-
sammen fassen. Am allerauffallendsten
und abweichendsten ist ihr Bau bey den
Fledermäusen und beym Maulwurf.
Jenen fehlt der radius im Vorderarm,
oder sie haben höchstens nur ein grä-
tenförmiges Rudiment davon*). Ihr
Daumen ist kurz, mit einer hakenför-
migen Kralle: hingegen die phalanges
der übrigen 4 Finger, zwischen wel-
chen die Flatterhaut ausgespannt ist,
ausser allem Verhältniss lang, dünne,
fast grätenförmig, und ohne Nä-
[Seite 78] gel*). Beym Maulwurf ist die Form
des Schulterknochen (os humeri) ohne
ihres gleichen; in der Mitte schmal,
und an beiden Enden aufs sonderbarste
breit ausgeschweift. Seine Schaufelpfo-
ten zeichnen sich zuförderst durch einen
ganz eignen sichelförmigen Knochen aus,
der vom vordem Ende des radius nach
dem Daumen hin liegt; ferner finden
sich an den Phalangen der Finger zahl-
reiche Fortsätze, und auf ihrer Aussen-
seite eine Menge Sesamsbeinchen; alles
zur Vergrösserung des Insertionswinkels
der Sehnen als Hauptmittel zur Erleich-
terung der Muskelbewegung. – Bey
den Seehunden sind die grossen Röh-
renknochen der vordem Extremitäten
nicht cylindrisch, sondern wie plattge-
[Seite 79] druckt, wodurch sie flossenartiger aus-
fallen und besser zum rudern taugen*).
– Besonders merkwürdig sind einige Ei-
genheiten am metacarpus und metatar-
sus der Thiere mit gespaltnen Klauen
und Hufen. Beym Schwein nemlich
bestehen diese Theile aus vier Röhren.
– Bey den Bisulcis vor der Geburt aus
zweyen dicht an einander liegenden, die
aber nachher durch Absorbtion der Schei-
dewände zu einer gemeinschaftlichen
Röhre umgebildet werden**). – Beym
Pferd aus einer einzigen Hauptröhre
(gamba Veget. Fr. le canon), an deren
hintern Seitenrändern ein Paar weit kür-
zere unbewegliche Nebenröhren, die Grif-
felbeine (Fr. les poinçons oder os epi-
[Seite 80] neux) wie angewachsen sitzen, so dass
nur jene Hauptröhre mit dem Fessel-
knochen (Fr. le paturon) articulirt, wel-
cher sich mit der ersten phalanx eines
der mittlern Finger in der Menschen-
hand, so wie der Hufknochen gewis-
sermassen mit dem dritten oder Nagel-
gliede desselben, vergleichen lässt.*). –
[Seite 81] Ueberhaupt aber ist diese äusserste Pha-
lanx nach der Verschiedenheit der horn-
artigen Bedeckung derselben durch platte
Nägel oder Krallen oder Hufe oder ge-
spaltene Klauen u.s.w. selbst von
verschiedener damit correspondirender
Bildung.
Endlich auch noch einiges von den
hintern Extremitäten. – Bey den aller-
mehrsten Quadrupeden ist das Schen-
kelbein weit kürzer als ihre Schienbein-
röhre, und daher gar nicht oder kaum
[Seite 82] merklich vom Unterleibe abstehend. Nur
bey wenigen, wie z.B. beym Bär, ist
der erstgenannte Knochen länger, und
so auch bey manchen Affen, nament-
lich beym Orangutang, bey welchem
auch, so wie bey verschiednen andern
wahren Affen und Pavianen, die Röhren
des Ober- und Vorder-Arms auffallend
länger sind, als die vom Ober- und
Unter-Schenkel. – Manche, wie z.B.
die Elephanten, haben kein ligamentum
teres am Schenkelkopf, folglich auch
keine Grube dafür auf demselben, die
sich hingegen bey den Nashörnern
findet. – Den Bisulcis fehlt fast
durchgehends die fibula. – Die eigne
Form des talus bey den Thieren der
nämlichen Ordnung ist aus dem Ge-
brauch desselben zum Knöchelspiel der
Alten bekannt*). – Bey manchen Qua-
[Seite 83] drumanen, und namentlich beym Orang-
utang, sind die beiden hintern Phalan-
gen der vier Finger an ihrer Hinter-
hand merklich bogenförmig gekrümmt,
wodurch sie zum Anhalten auf den
Baumästen bequem, hingegen zum auf-
rechten Gange desto unfähiger sind. –
Die Cetaceen haben gar keine Knochen
in ihren Schwanzflossen, aber wohl in
den Brustfinnen*), wo sie im Ganzen
denen in den Vorderfüssen der Robben
ähneln.
Der Totalbau des Vogelgerippes*) hat
in der ganzen Classe viele übereinstim-
mende Gleichförmigkeit; und zeigt,
wenn er mit den so ungleich vielför-
migern Skeleten der Säugethiere vergli-
chen werden soll, noch die mehrste,
theils auf den ersten Blick unerwartete
Aehnlichkeit mit dem menschlichen**).
Zu den Eigenheiten des Schedels der
Vögel gehört, dass, wenigstens bey den
Erwachsenen, die eigentlichen Hirn-
schalenknochen*) ohne ächte Nähte, son-
dern wie zu einem Stücke verwach-
sen, sind**).
[Seite 86] Ferner haben sie ohne Ausnahme nur
einen einzigen mit dem obersten Hals-
wirbel articulirenden condylus am vor-
dem Rande der grossen Oeffnung des
Hinterhauptes. (– tab. IV. a –)
Und eben so allgemein ist auch wohl
in der ganzen Classe der Quadratkno-
chen (Fr. os carré)*), wodurch der Un-
[Seite 87] terkiefer in der Ohrgegend zu beiden
Seiten mit dem Schedel eingelenkt ist.
(– tab. IV. b –)
Das Thränenbein haben zwar die Säu-
gethiere mit den Vögeln gemein; doch
scheint es bey diesen noch allgemeiner
als bey jenen; ist meist von ansehnli-
cher Grösse (– tab. IV. c –) und muss
genau von dem, weit weniger allge-
meinen, aber bey den mehrsten Raub-
vögeln ansehnlichen Superciliarknochen*)
unterschieden werden.
Ihre Kiefer sind durchgehends zahn-
los; aber der obere, der bey den Säuge-
thieren gänzlich unbeweglich ist, hat
bey den Vögeln, bis auf wenige Aus-
nahmen, mehrere oder mindre Beweg-
lichkeit**); entweder so dass er, wie
[Seite 88] bey den Papageyen*), einen eignen von
der Hirnschale abgesonderten Knochen
ausmacht, der durch eine wahre Arti-
culation mit derselben verbunden ist,
oder doch so, dass er bey den aller-
mehrsten übrigen zwar in Einem Stück,
aber doch mittelst nachgiebiger elasti-
scher Knochenblätter mit derselben zu-
sammenhängt. – Nur bey wenigen, z.
B. beym Nashornvogel**) (Buceros rhi-
[Seite 89] noceros), scheint er gänzlich unbe-
weglich*).
Das Verhältniss der eigentlichen Hirn-
schalenknochen zu den Kiefern ist auch
in dieser Classe sehr verschieden. Jene
sind z.B. bey den Eulen von auffallen-
der, so wie diese hingegen bey den Nas-
hornvögeln von ungeheurer Grösse**).
Zu den übrigen vorzüglich characte-
[Seite 91] ristischen Verschiedenheiten der Vögel-
schedel unter einander*), gehört beson-
ders, dass die Augenhöhlen (die über-
haupt in dieser ganzen Classe von an-
sehnlicher Grösse sind), bey manchen
bloss durch eine membranose, bey an-
dern durch eine knöcherne mehr oder
weniger durchbrochne Scheidewand von
einander, abgesondert sind; und dann
das Verhältniss der Nasen- und Gau-
menöffnung zum Oberkiefer; das selbst
bey verschiednen Gattungen des glei-
chen Geschlechts ausnehmend differirt;
denn so sind z.B. diese Oeffnungen
klein beym Storch, und hingegen beym
Kranich von einer solchen Weite, dass
dadurch der längste Theil des Kiefers
nur wie ein durchbrochnes Prisma aus
drey weit von einander abstehenden,
nach der Schnabelspitze convergiren-
den, schmalen Knochenstreifchen zu be-
stehen scheint.
Die Steifheit des Rückens der Vögel
wird durch zahlreichere und bewegli-
chere Halswirbel compensirt, deren, um
nur wenige Beyspiele anzuführen, der
Rabe 12 hat, das Huhn 13, der Straus
18, der Storch 19, der Schwan 23.
Am Rumpfe (truncus) des Vogelge-
rippes sind überhaupt weniger knorpe-
lichte Theile als bey den Säugethieren,
zumal ist der dazu gehörige Theil des
Rückgrates kurz und wenig oder gar
nicht beweglich, und ohne wahre Len-
denwirbel. So wie auch kein Vogel ein
zu einer wahren gegliederten Schwanz-
rippe verlängertes Kukuksbein hat*).
Das Becken der Vögel wird haupt-
sächlich durch einen breiten einfachen
gemeinschaftlichen Hüftknochen gebil-
det, dessen Seitentheile bey mancher-
ley Gattungen verschiedentlich gestaltet
sind, nach unten aber, statt eine Schaam-
beinverbindung zu machen, weit von
einander abstehen, wovon, so viel bis
jetzt bekannt, bloss der Straus die merk-
würdige Ausnahme macht, dass sein
Becken auch, wie bey den allermeisten
Quadrupeden, nach unten, und zwar,
wie bey einigen derselben (§. 37. p. 63.)
durch völlig zusammen verwachsene
Schaambeine geschlossen ist. (– tab.
II. e –).
Die Vögel haben weniger Rippen als
die Säugethiere. Meines Wissens nie
über 10 Paar. Auch liegen die so ge-
nannten unächten (costae spuriae), die
nemlich gar nicht ans Brustbein rei-
[Seite 94] chen, bey ihnen nach vorn, nicht wie
bey jener Thierclasse nach den Hüften
zu; und die ächten sind nur mittelbar
durch besondre kleine Zwischenknochen
mit den Rändern des Brustbeins ver-
bunden. Auch zeichnen sich, wenig-
stens die mittlern Paare, durch einen
besondern flachen fast hakenförmigen
Fortsatz ans, der nach oben und hin-
ten gekehrt ist.
Das Brustbein dieser Thiere verläuft
sich nach unten in das verticale Kno-
chenblatt (crista) zur Anlage der mäch-
tig grossen Brustmuskeln. Beym männ-
lichen wilden Schwan (Anas cygnus),
so wie bey einigen Gattungen des Rei-
hergeschlechts, z.B. beym Kranich, bil-
det dieser Theil eine sonderbare hohle
Kapsel, die zur Aufnahme eines be-
trächtlichen Theils der Luftröhre dient.
– Dem Straus fehlt aber jenes Kno-
chenblatt gänzlich, da sein Brustbein
[Seite 95] die in dieser Classe sonst unerhörte Form
einer flachgewölbten Schale oder eines
Brustharnisches hat.
Die Flügel mit dem Rumpfe zu ver-
binden, dienen dreyerley merkwürdige
Knochen*). Die überaus robusten
Schlüsselbeine, welche gerade Röhren-
knochen bilden. Dann das dieser Classe
eigne Gabelbein (furcula, Fr. la lunette,
Engl. the merry thought), wodurch das.
obere Ende derselben mit dem Brust-
bein zusammenhängt, und die säbelför-
migen Schulterblätter.
Der Straus und Casuar haben zwar
keine abgesonderte furcula; dagegen
aber auf jeder Seite, am Vordertheil des
Brustbeins, einen sonderbaren, läng-
[Seite 96] licht flachen Knochen, der aus einem
Rudiment derselben, so wie aus dem
Schlüsselbein und Schulterblatt gleich-
sam in eins verschmolzen ist.
Die Flügelknochen lassen sich im Gan-
zen füglich mit denen im Arm des
Menschen oder der Quadrumanen ver-
gleichen, und bestehen bey den aller-
mehresten Vögeln aus einer Oberarm-
röhre, zwey Vorderarmröhren, zwey
Knochen in der Handwurzel, zweyen
meist zusammen gewachsenen in der
Mittelhand, einem Daumenknochen, und
zweyen Fingern, wovon der zunächst
am Daumen liegende aus zwey Glie-
dern, der äusserste aber nur aus einem
besteht. – Zu den merkwürdigsten Ab-
weichungen davon gehört, so wohl was
die Zahl als die Bildung und das re-
spective Verhältniss dieser Knochen ge-
gen einander betrifft, die Einrichtung
derselben in den fast flossenartigen
[Seite 97] Ruderflügeln des Penguingeschlechts
(– tab. III. –).
Der Knochenbau der untern Extre-
mitäten ist am Vogelgerippe einfacher
als bey den Säugethieren, und begreift
im Allgemeinen bloss das Schenkelbein,
die Schienbeinröhre (bey manchen mit
einer kurzen fast grätenförmigen Ne-
benröhre), eine Röhre des Mittelfusses
(metatarsus)*), und die Fusszehen.
Und da die Vögel weder wahre Neben-
röhre (fibula), poch auch Fusswurzel
(tarsus) haben, so articulirt ihre Schien-
beinröhre unmittelbar mit der gedach-
[Seite 98] ten Mittelfussröhre. – Bey den mehr-
sten Vögeln ist eine merkwürdige Pro-
gression der Zahl der Phalangen in ih-
ren Zehen, da die hintre Zehe ans zwey
Gliedern, die innere aus dreyen, die
mittlere aus vieren, und die äusserste
aus fünfen besteht*). – Doch haben
die Pagageyen an der grossen Zehe noch
einen besondern Querknochen**).
Bey den Amphibien sind erstens die
beiden Ordnungen derselben, die vier-
füssigen nemlich und die Schlangen,
und unter jenen wiederum die drey
Hauptgeschlechter von Schildkröten, Frö-
schen und Eidechsen, in der Totalform
ihres Körpers, und mithin auch in der
Einrichtung ihrer Gerippe, so sehr von
einander verschieden, dass es am bessten
seyn wird, das hierher gehörige nach
der Folge dieser Ordnungen und Ge-
schlechter selbst, zusammen zu fassen.
Zuerst also von den Reptilien.
Die Schildkröten, deren ganze Gerippe*)
überhaupt, so wie diese Thiere selbst,
einen ausnehmend sonderbaren Bau ha-
ben, sind völlig zahnloss; haben aber
vorn am Oberkiefer eine Art von os in-
termaxillare. Der hornichte Ueberzug
ihrer Kinnladen hat, zumal an der
obern, in Rücksicht seiner Verbindung
mit derselben, manche theils auffallende
Aehnlichkeit mit dem Pferdehuf. Zu-
mal bey den Seeschildkröten ist die Hirn-
höhle äusserst eng in Vergleich zur
Grösse des Schedels, dessen grössten
Raum die beiden weiten fossae latera-
les einnehmen, in welchen die mäch-
tig grossen Beissmuskeln Hegen.
Der eigentliche Rumpf des Skelets
ist mit den beiden grossen Schalen des
Thiers verwachsen: so, dass die Brust-
wirbel und Rippen in der Rückenschale
festsitzen, das Brustbein hingegen dem
Bauchschild zur Grundlage dient.
Die knöcherne Rückenschale besteht
aus ohngefähr 50 Stücken, die theils
durch ächte Nähte unter einander ver-
bunden sind.
An den Beckenknochen*) unterschei-
det man die gleichen drey Haupttheile,
wie bey der Säugethiere ihren, aber im
umgekehrten Verhältniss der respectiven
Grösse. Die Schaambeine nemlich sind
so hoch und breit, dass sie die beiden
grössten flachen Knochen (ossa plana)
am ganzen Schildkröten-Skelet aus-
machen, die Hüftknochen hingegen am
kleinsten.
Am sonderbarsten ist Form und Lage
ihrer Schulterblätter und Schlüsselbeine.
Jene liegen ganz anomalisch nach un-
ten, hinter dem Brustschilde, und diese
haben gleichsam die Gestalt eines Win-
kelhaken, wo aussen an der Ecke des-
selben die Oberarmröhre (os humeri) ein-
gelenkt ist.
Frösche und Kröten*) haben theils
Gaumen – theils Kieferzähnchen, und ein
sehr kurzes Rückgrat, das sich hinten
in einen einfachen geraden Knochen en-
digt, der mitten zwischen dem gabelför-
migen Hüftknochen zu liegen kommt.
Sie haben gar keine Kippen; dage-
gen aber breite processus transuersos der
Brustwirbel, und eine sonderbare Ver-
bindung der fast Schuppenförmigen
Schulterblätter und zweyer Paare von
Schlüsselbeinähnlichen Knochen mit dem
Brustbeine.
Noch verdient eine sonderbare Ein-
richtung in der Vorderarmröhre und
dem Schienbein dieser Thiere Erwäh-
nung, als welche zwar nur aus einem
Stücke bestehn und noch dazu in der
Mitte dicht sind ohne Markhöhle, aber
sich an beiden Enden gleichsam in zwey
fast trichterförmige Röhren mit deutli-
chen Markhölen spalten*).
Unter den Eidexenartigen*) Amphi-
bien mögen hier die Crocodile**) we-
gen mancher besonders merkwürdigen
Eigenheiten in ihrem Bau zum Bey-
spiel dienen.
Schwerlich sind bey irgend einer an-
dern Art von Thieren die Kiefer von
so auffallender Grösse in Vergleich zu
der äusserst engen Hirnhöle.
Der obre endigt sich vorn in ein an-
sehnliches os intermaxillare, und die
[Seite 105] Seitenflügel des untern bestehn aus
mehrern zusammengefügten Stücken.
Besonders ist auch bey diesen Thie-
ren*) die Einlenkung des Unterkiefers;
da derselbe die am Oberkiefer befindliche
Gelenkwalze (condylus) in seiner Gelenk-
rinne (cauitas articularis) aufnimmt**).
Ihre zahlreichen Zähne haben das
merkwürdige, dass zum Behuf des Wech-
selns anfänglich immer ihrer zweye wie
Tuten in einander stecken*).
Die allerauffallendste Sonderbarkeit
an ihrem Gerippe ist aber ein wunder-
bares sternum abdominale, was ganz vom
[Seite 107] vordem eigentlichen Brustbein verschie-
den ist, und sich vom Schwerdknorpel
desselben nach den Schaambeinen ei-
streckt, und zur Stütze der Bauchein-
geweide zu dienen scheint*).
Die Schlangen*) haben wohl sämmt-
lich einen, unabhängig von der übrigen
Hirnschale schon für sich mehr oder
weniger beweglichen Oberkiefer.
Bey ihrem Gebiss ist vor allem die
wichtige sehr bestimmte Verschiedenheit
zu merken, wodurch sich die gifti-
gen Gattungen von Schlangen von den
ungleich zahlreichern giftlosen aus-
zeichnen.
Die letztern haben nämlich im Ober-
kiefer vier mit kleinern Zähnen besetzte
Maxillarknochen, wodurch gleichsam
eine gedoppelte doch weit von einander
abstehende Reihe von Zähnen gebildet
wird, wovon die eine nach innen auf
jeder Seite längs des Gaumens, die
[Seite 109] andre aber nach aussen am vordem Kie-
ferrande sitzt.
Den giftigen fehlt diese äussre Rinde
von kleinen Zähnchen; dagegen haben
sie aber am vordem Rande des Ober-
kiefers die längern röhrenförmigen Gift-
zähne, welche mit den Giftblasen in
Verbindung stehen, und im Grunde als
wahre knöcherne ductus excretorii an-
zusehen sind, wodurch das Gift beym
Biss in die damit gebissne Wunde ein-
geflösst wird*).
So wie es überhaupt scheint dass die
Menge der Rückgratswirbel bey den roth-
blütigen Thieren mit der Grösse und
Stärke ihrer äussern Bewegungswerk-
[Seite 110] zeuge im umgekehrten Verhältnisse ste-
hen; so haben namentlich die Schlan-
gen beym gänzlichen Mangel solcher
Werkzeuge die allerzahlreichsten Wir-
bel; theils über 300.
Bey den Klapperschlangen sind die
letzten Schwanzwirbel breit, und mit
den ersten blasenförmigen Gliedern der
hornartigen Klapper überzogen; so wie
auch die übrigen holen Glieder dieses
in seiner Art so Einzigen und räthsel-
haften Organs*) auf eine bewunderns-
werthe Weise an einander gelenkt sind.
Auch finden sich bey den Schlangen
die allermehrsten Rippenpaare; bey man-
chen auf dritthalbhundert.
Darunter verdienen besonders die 20
Paare von sogenannten costis scapulari-
bus der Brillenschlangen bemerkt zu wer-
den, die ihnen zum Aufblähen des Hals-
kragens dienen*).
Hingegen sind die Schlangen wohl
unter allen rothblüthigen Thieren die
einzigen die gar kein Brustbein haben.
Bey der mannichfaltigen Verschieden-
heit in der Totalbildung der Fische be-
greift sich von selbst wie vielartig auch
die Form ihrer Gerippe seyn muss*);
[Seite 113] doch kommen sie im Ganzen darin un-
tereinander überein, dass ihre Finnen, zu-
mal die Brust- und Bauch-Flosse an
besondre dazu bestimmte Knochen ein-
gelenkt sind; überhaupt aber die Fische
weit mehr lose vom übrigen Skelet ab-
gesonderte Knochen haben, als die Thiere
der vorigen Classen*).
Der Schedel ist bey vielen Knorpel-
fischen (namentlich bey den Rochen)
von sehr einfachen Bau, und besteht
(den Unterkiefer abgerechnet) meist nur
aus Einem Haupt-Stück. Bey den Grä-
tenfischen hingegen ist er aus desto
zahlreichern Knochen zusammengesetzt,
deren man z.B. am Kopfe des Barsch
auf 80 zählt.
Die meisten von diesen haben einen
mehr oder minder beweglichen Oberkiefer.
Besonders zeigt sich in dieser Classe
grosse Mannichfaltigkeit im Bau des
Gebisses.
Manche Geschlechter, wie z.B. die
Störe, sind zahnlos. Ihr Gebiss, das
aus den Oberkiefern, Jochbeinen und
[Seite 115] beiden Hälften der Unterkinnlade be-
steht, macht einen vom übrigen Sche-
del abgesonderten, eignen beweglichen
Theil aus, der aus dem, unten nach
dem Halse zu liegenden Maule, heraus-
geschoben und wieder eingezogen wer-
den kann.
Unter den mit Zähnen versehenen
Fischen findet sich ausnehmende Ver-
schiedenheit in Form, Menge und Lage
derselben.
So haben z.B. manche Gattungen des
Brachsengeschlechts (Sparus probatoce-
phalus u.a.m.) fast menschenähnliche
Vorderzähne*), die auch mit Wurzeln
in Zahnzellen eingekeilt sitzen.
Bey sehr vielen andern Fischgeschlech-
tern hingegen werden die Zähne durch
zapfenförmige Fortsätze der Kieferkno-
[Seite 116] chen gebildet, die nur wie mit einer
Rinde von Schmelz (substantia vitrea)
überzogen sind.
Bey den allermehresten Hayfischen ist
das Gebiss mit zahlreichen Zähnen auf
den Nothfall zum Ersatz von verlohren
gehenden, versehen. Der carcharias z.
B. hat ihrer über 200, die in mehreren
Reihen fast wie die Blätter einer Arti-
schocke auf einander liegen. Nur die
in der äussersten Reihe am Kiefer-Rande
stehen auswärts und bloss. Die in den
übrigen Reihen hingegen sind kleiner,
mit den Spitzen rückwärts gekehrt und
mit einer Art Zahnfleisch bedeckt. Sie
brechen durch und schlagen sich rum
wenn welche in der äussern Reihe ver-
lohren gehen*). Es versteht sich da-
her bey dieser Einrichtung von selbst,
dass sie keine Wurzeln haben können.
[Seite 117] Nur der Sägefisch (Squalus pristis) hat
an beiden Seitenrändern seines Schwerd-
förmigen Gewehrs fest eingekeilte Zähne.
Bey manchen Fischen ist selbst der
Gaumen und bey einigen (z.B. beym
Lophius piscatorius) sogar das Zungen-
bein, so wie bey vielen Rochen der
Rand des Mundes mit Zähnen wie ge-
pflastert*).
Das Rückgrat besteht bey den lang-
gestreckten Fischen mit kurzen Flossen
aus desto zahlreichern Wirbeln (§. 72.),
deren sich z.B. beym Aal über 100, bey
manchen Hayen über 200 finden.
Das Hauptstuck oder sogenannte
corpus dieser Wirbel ist meist cylin-
drisch, auf beiden Flächen mit einer
trichterförmigen Vertiefung und con-
centrischen Ringen, deren Zahl sich nach
dem Alter des Thiers richten soll.
Das Rückenmark läuft oberhalb der-
selben durch einen an der Wurzel der
Dornfortsätze gebildeten Canal.
Mit den sogenannten Brustwirbeln
sind bey den mehrsten Gräten-Fischen
die Rippen eingelenkt; bey manchen
stehen sie aber ausser dergleichen Ver-
bindung mit denselben; und den Knor-
pelfischen kann man gar keine eigent-
lichen Rippen zuschreiben.
Unter den besondern Knochen die zur
Grundlage und Einlenkung der Flossen
dienen*), lassen sich die an den Brust-
finnen mit Schulterblättern, und die
an den Bauchflossen gewissermassen mit
den Hüftknochen der vorigen Thier-
classen vergleichen**).
Viele Fische sind endlich auch noch
mit blossen Fleischgräten (ossicula mu-
sculorum Artedii) versehen, die theils
gabelförmig sind, immer bloss zwischen
den Muskeln liegen und zur Bewegung
derselben dienen.
Auf die vergleichende Uebersicht der
Gerippe, als von welchen die Totalbil-
dung der rothblütigen Thiere abhängt,
folgt nun der zweckmässige Aushub des-
sen, was vom übrigen thierischen Kör-
perbau und dessen Verrichtungen hier
zu merken ist; und diess zwar nach
einer natürlichen Ordnung und Folge
der Functionen.
In den Unterabtheilungen jedes Ab-
schnitts werden dann die einzelnen Thier-
classen, nach der im Vortrag der Zoo-
logie gewöhnlichsten Ordnung durch-
gegangen.
Die sogenannten Functiones naturales
die das Ernährungs-Geschäfte der Thiere
[Seite 122] im weitern Sinne begreifen, machen um
so füglicher den Anfang, da sie einer-
seits allen Thierclassen ohne Ausnahme
zukommen, ja sogar, wenn gleich auf
eine andre Weise, den Pflanzen mit den
Thieren gemein sind: anderseits aber
doch auch gerade in der eigenthümli-
chen Art wie sie von den Thieren voll-
zogen werden, ein Hauptcharacter der
Animalität liegt; insofern nemlich die
Thiere diejenigen organisirten Körper
sind, die in der Regel ihre Nahrung
mittelst willkührlicher Bewegung su-
chen, und sie durch den Mund in den
Magen bringen.
Von ihrem Gebiss ist das merkwür-
digste schon im zweyten Abschnitt ge-
sagt. – Manche Affen, Paviane und
Meerkatzen, sind so wie die Hamster
und einige demselben ähnliche Gattun-
gen des Marmotengeschlechts mit Bak-
[Seite 123] kentaschen (thesauri) versehen, worin
jene Quadrumanen bey ihrem Aufent-
halte auf den Bäumen im Nothfall kleine
Provisionen aufnehmen, und die Ham-
ster u. dergl. Wintervorrath in ihre Erd-
hölen eintragen*).
Bloss bey den Camelen der alten
Welt ist bis jetzt der sonderbare drü-
senreiche willkührlich bewegliche Beu-
tel (bursa faucium) bemerkt worden,
der hinten am Gaumen sitzt, und ver-
muthlich diesen Thieren bey ihrem Auf-
enthalt in dürren Sandwüsten zur
Netzung des Rachens dient**).
Der Schlund der Quadrupeden zeich-
net sich von dem Menschlichen beson-
ders durch den fast schraubenförmigen
Lauf der beiden Reihen von einander
durchkreuzenden Querfasern in seiner
Fleischhaut aus. – Bey gierig schlin-
genden Raubthieren wie z. E. beym
Wolf ist er von auffallender Weite: so
wie hingegen bey vielen grössern Gras-
fressenden, zumal aber bey den Wie-
derkauenden seine Häute desto robu-
ster sind*).
Auch die Mündung des Schlundes
in den Magen zeigt in Rücksicht der
Weite sowohl, als der Art ihrer Inser-
tion manche Verschiedenheit; daher be-
greiflich ist warum sich manche Thiere,
wie der Hund, so sehr leicht, andre
[Seite 125] hingegen, wie z.B. das Pferd, kaum
anders als in äusserst seltnen Fällen*),
erbrechen können**).
Weit mehr ist der Magen selbst bey
vielen Thieren dieser Classe in Form
und Bau und Function verschieden*).
Bey den mehrsten fleischfressenden**)
Quadrupeden, zumal bey den sogenann-
ten Reissenden Thieren, ist er dem
Menschlichen im Ganzen ziemlich ähn-
lich, doch theils von andrer Gestalt, wie
z.B. bey der Robbe (Phoca vitulina) wo
der Schlund gleich am linken Ende des
Magens eintritt, so dass dasselbe gar
keinen sogenannten blinden Sack bildet.
Bey manchen andern, z.B. beym Lö-
wen, Bär u.s.w. ist er um die Mitte
[Seite 127] herum durch eine schwache Verenge-
rung wie in ein paar Abschnitte ge-
theilt, und überhaupt sind bey den
Carnivoren seine Häute, zumal die
Fleischhaut sehr robust*).
Bey manchen Herbivoren scheint er
von aussen ebenfalls einfach; ist aber
inwendig entweder wie beym Pferd**),
durch auffallende Verschiedenheit der
beiden Hälften der innern Haut die ihn
auskleidet***); oder aber wie bey so
[Seite 128] vielen mauseartigen Thieren durch eine
fast klappenförmige Verlängerung der-
selben Haut gleichsam in zwey Ab-
schnitte getheilt. Diess ist auch beym
Hasen und Caninchen der Fall, und da
zeigt sich, besonders wenn sie ein paar
Stunden vorher gefressen haben, auffal-
lende Verschiedenheit zwischen der Be-
schaffenheit des Futters in derjenigen
Hälfte wo der Schlund eintritt, in Ver-
gleich zu der die nach dem Darm geht.
Bey manchen andern, zumal eben-
falls grasfressenden Säugethieren, besteht
er aber aus zwey oder noch mehreren
schon von aussen ganz von einander
unterschiedenen, und gleichsam eben so
viele Mägen bildenden Abschnitten. So
z. E. beym Hamster aus zweyen*);
beym Känguruh**), zumal aber beym
Bisamschwein***) aus dreyen; bey den
Faulthieren aus vieren†).
Aber auch die fleischfressenden Ceta-
ceen haben einen vielfachen Magen,
[Seite 130] und zwar manche Gattungen dersel-
ben von drey, andre von vier und
theils von fünf sackförmigen Abtheilun-
gen*).
Die so zu sagen kunstreichste Ein-
richtung, zumal des innern Baues und
seines Mechanismus findet sich bey den
allgemein bekannten vier Mägen der
wiederkauenden Thiere mit gespaltnen
Klauen, wovon wir die von zwey da-
hin gehörigen Hausthieren, dem Horn-
und Wollvieh zum Muster nehmen**).
[Seite 131] Der erste Magen, der Pansen (beym
Rothwildbret der Wanst, rumen, penula,
magnus venter, ingluuies, Fr. le Double,
l'herbier, la panse; Engl. the paunch)
ist beym erwachsnern Vieh (noch nicht
so beym neugebohrnen oder Säugling)
[Seite 132] bey weiten der allergrösste; von aussen
am Ende gleichsam in zwey sackförmige
Anhänge, inwendig aber wie in vier
Hölungen abgetheilt; und seine innere
Haut wie mit unzähligen plattgedrück-
ten Zäpfchen besetzt*).
[Seite 133] Hierauf folgt zweytens die Haube,
Mütze, das Garn oder der Magenzipfel
(reticulum, arsineum, ollula, Fr. le bon-
net, le reseau, Engl. the Honeycomb) der
[Seite 134] gleichsam als ein kuglichter Anhang
zum Pansen anzusehen ist, sich aber
doch besonders durch die ausnehmend
saubre Bildung der polygonischen scharf-
kantigen Zellen oder Fächer von dem-
selben auszeichnet, die durch die inner-
ste Haut desselben formirt werden.
Der dritte Magen heisst das Buch,
der Psalter, Falten- oder Blättermagen,
oder Löser, (echinus, conclaue, centipel-
lio, omasum, Fr. le feuillet; le pseautier,
Engl. the manyfold, the feck) ist der
kleinste, und von den vorigen beiden
sowohl in seiner Form, die man mit
der eines zusammengekugelten Igels
verglichen hat, als in seinem Innern
gänzlich verschieden; denn seine Hö-
lung wird durch zahlreiche (beym Schaf
gegen 40, beym Ochsen gegen 100)
blätterförmige Duplicaturen seiner in-
nern Haut sehr beengt, die längs liegen
und von verschiedener regelmässig ab-
wechselnder Breite sind.
[Seite 135] Der vierte endlich, der sogenannte
Laab, Fettmagen oder Rohde (aboma-
sum, faliscus, ventriculus intestinalis, Fr.
la caillette, Engl. the Read) ist nächst
dem Pansen der grösste, länglicht birn-
förmig, und seine innere Haut der in
andern Thiermägen ähnlich, mit grossen
längslaufenden wulstigen Falten.
Die ersten drey Mägen stehen auf
eine überaus merkwürdige Weise unter
einander und mit einer rinnenförmigen
Fortsetzung des Schlundes in Verbin-
dung. Dieser tritt nämlich da ein wo
Pansen, Haube, und Buch an einander
grenzen; verlauft sich aber dann in-
wendig in die gedachte Rinne, so dass
das obre Ende derselben mit ihm con-
tinuirt, das untre aber nach dem dritten
Magen geht. Als Rinne steht sie dann
zugleich den rechts und links liegenden
beiden ersten Mägen offen. Wenn sich
aber ihre wulstigen fast lippenähnlichen
[Seite 136] Seitenränder an einander legen, so bil-
det sie dann eine geschlossene Röhre,
die gleichsam als eine directe Fortset-
zung des Schlundes nach dem dritten
Magen anzusehen ist.
Die verschiedene Verrichtung dieses
sonderbaren Theils entweder als offne
Rinne, oder als geschlossene Röhre,
scheint also dahin abzuwecken, dass
sie im ersten Fall das abgegrasste nur
obenhin zermalmte noch halb rohe Fut-
ter in den Pansen als in ein Magazin
fallen lässt; von wannen es in kleinen
Portionen in die Haube kommt, und
von dieser, nachdem es mehr durch-
weicht ist, (gleichsam durch eine Art
von motus antiperistalticus) in den
Schlund zurück, und so wieder ins
Maul getrieben, daselbst ruminirt und
zum zweyten mal geschluckt wird;
wobey sich aber sodann die Rinne zur
[Seite 137] Röhre schliesst*) und den wiederge-
kauten Bissen geradewegs in den dritten
[Seite 138] Magen leitet*). Hier wird das rumi-
nirte bey seinem vermuthlich nur kur-
zen Aufenthalt, zwischen den Blättern
desselben noch mehr zur Verdauung
vorbereitet, und diese dann vollends
im vierten oder eigentlich sogenannten
Magen beendigt**).
Noch ein paar Eigenheiten an den
Mägen einiger andern Säugethiere fin-
den gerade hier ihre passendste Stelle,
ehe wir zu der Vögel ihren übergehn,
da sie darin mit dem übereinkommen,
wodurch sich sonst viele von diesen
auszeichnen.
[Seite 140] Beym Beutelthier nemlich stehn ganz
gegen die sonstige Regel in dieser Thier-
classe die beiden Mündungen des Ma-
gens, so nahe oder eigentlich noch
dichter beysammen als bey so vielen
Vögeln.
Der Biber hat am obern Magen-
munde ein eignes corpus glandulosum,
ohngefähr von der Grösse eines Gulden
nach innen voller Schleimhölen; das
im Ganzen dem bulbus glandulosus am
Vogelmagen ähnelt, und diesem bewun-
dernswerthen Thiere wohl zur Verdauung
und Animalisirung seines trocknen Fut-
ters von Baumrinden, Spänen u.s.w.
dient.
Und der Magen des Pangolin (Ma-
nis pentadactyla) ist fast so derb und
fleischicht als ein Hünermagen, und
enthält auch so wie der von den Kör-
nerschluckenden Vögeln, Steinchen und
Grant, der von jenem Thier wahrschein-
[Seite 141] lichst zu gleichm Zweck, wie bey die-
sen Vögeln, eingeschluckt wird*).
So wie oben der Backentaschen bey
manchen Säugethieren gedacht worden,
so verdient hier der Kehlsack Erwäh-
nung, der beym männlichen Trappen
vorn am Halse unter der Haut liegt,
[Seite 142] und sich mit einer weiten Mündung unter
der Zunge öffnet, dessen Nutzen aber
noch nicht ganz entschieden scheint*).
Der Schlund, der überhaupt bey den
meisten Vögeln der Luftröhre zur rech-
ten herabsteigt, ist bey vielen fleisch-
fressenden so wie auch ihr obrer Ma-
genmund von auffallender Weite; (meist
ungleich weiter als der Darmcanal;)
theils um die ganzen Fische oder grosse
Knochen die sie schlucken und die der
Magen nicht fassen könnte, einstweilen
zu beherbergen**); theils auch um das
[Seite 143] Gewölle (die Haar- oder Federn- und
Knochen- oder Gräten-Ballen) desto
leichter wieder auszubrechen*).
Meist nur bey den Landvögeln wie
es scheint, und auch nicht einmal bey
diesen Allen, (übrigens aber bey vielen
Raubvögeln**) so gut als bey Körner-
fressenden,) erweitert sich der Schlund
vor dem Brustbein erst in den Kropf
(ingluuies, prolobus, Fr. jabot), der mit
[Seite 144] zahlreichen, theils in regelmässige Rei-
hen vertheilten Schleim- oder Speichel-
Drüsen besetzt ist; die besonders bey
denen die ihre Junge aus diesem Kropfe
ätzen, um die Zeit merklich anschwel-
len*) und eine beträchtlichere Menge
Saftes secerniren**).
Ohne Vergleich allgemeiner und wohl
meist der ganzen Classe zukommend,
ist ein andres drüsenreiches secerniren-
des Organ, der bulbus glandulosus (echi-
nus, infundibulum, prouentriculus, cor-
pus tubulosum etc.) der vor dem Ein-
tritt des Schlundes in den eigentlichen
Magen liegt, dessen Bildung und rela-
[Seite 145] tive Grösse aber bey verschiedenen Ge-
schlechtern und Gattungen vielartig dif-
ferirt. Beym Straus z. E. nimmt er sich
in Grösse und Form völlig wie ein
zweyter Magen aus*). Bey manchen
andern Vögeln, wie z. E. beym Papa-
geyen, Reihern u.s.w. weicht er zwar
vom eigentlichen Magen in der Gestalt
ab, übertrifft ihn aber an Grösse; so wie
er hingegen bey den Hünern u.s.w.
weit kleiner ist**) und dem Eisvogel
gänzlich zu mangeln scheint.
Bey den mehresten Vögeln liegt der
Magen mehr nach oben***), nach
[Seite 146] dem Rückgrat zu, und ruht gleichsam
auf einer Unterlage von Gedärmen; beym
Kukuk hingegen kommt er unten zu
liegen; doch ist diess bey weiten keine
ausschliessliche Eigenheit dieses merk-
würdigen Geschöpfs*), sondern ich
habe das gleiche auch bey manchen an-
dern, namentlich beym Pfefferfras (Ram-
phastos tucanus) und Nussheher (coruus
caryocatactes) gefunden.
Der Bau des Magens scheint zwar
bey den verschiedenen Ordnungen und
Geschlechtern dieser Classe von auffal-
lend grosser Verschiedenheit zu seyn.
Bey vielen Fleisch- und Insectenfressen-
den z. E. nur wie ein häutiger Schlauch
in Vergleich zu dem mit den derben
muskulösen Ballen bey den Körner-
[Seite 147] schluckenden Vögeln. Aber zwischen
diesen beiden Extremen finden einer-
seits mannichfaltige Uebergänge*), und
anderseits auch grosse Analogieen statt;
zumal was den Lauf der Faserbündel
in der Fleischhaut**) und das gleich-
sam schwielichte Ansehen der inner-
sten***) betrifft, als worinn doch auch
viele von jenen sogenannten membra-
nösen Mägen mit dem bey den Hü-
nern u.s.w., merkliche Aehnlichkeit
zeigen.
Freylich aber ist beides, zumal der
muskulöse Theil, am ventriculus bulbosus
[Seite 148] der körnerschluckenden Vögel, bekannt-
lich von ganz ausgezeichneter Stärke*).
Hier finden sich nemlich statt der blossen
Fleischhaut die vier ausnehmend dicken
derben Muskeln; das grosse Paar he-
misphärische laterales, und zwey klei-
nere wulstige intermedii über den beiden
Enden der Magenhöhle. Alle viere un-
terscheiden sich sowohl durch ihre Tex-
tur**) und beyspiellose Festigkeit, als
durch die ihnen eigene Farbe von allen
andern Muskeln des thierischen Körpers.
Die schwielichte innerste Haut, de-
ren Furchen und Runzeln von beiden
Halbkugeln wechselseitig in einander
greifen, verhält sich wie eine wahre
Epidermis, indem sie so wie diese durch
[Seite 149] anhaltenden Gebrauch von Druck und
Reiben allgemach dicker wird*).
Die Höhle dieser sonderbaren Mägen
ist nach Verhältniss enge und klein,
und verläuft sich trichterförmig in den
untern Magenmund, der nahe bey dem
obern liegt. – Kurz, alles ist an die-
sem merkwürdigen Organe auf mächtige
Triturationskraft**) berechnet, zu de-
[Seite 150] ren Verstärkung noch der bekannte In-
stinct der körnerschluckenden Vögel
kommt ausser ihrem Futter immer auch
rauhe harte Steinchen zu sich zu neh-
men*).
Bey den Seeschildkröten hat der weite
Schlund eine ganz auffallende Eigen-
heit, da er inwendig mit unzähligen
[Seite 152] grossen, steifen, an den Spitzen fast
hornartigen Stacheln von weisser Farbe
besetzt ist*). Sie stehen alle in einer-
ley Richtung, mit den Spitzen rück-
wärts nach dem Magenmunde zu. Ver-
muthlich um den Rücktritt des dahin-
eingeschluckten Futters zu verhüten,
das nur allmälich in den Magen gelan-
gen kann.
Bey den Crocodilen ist der Schlund
trichterförmig, und ihr Magen hat so-
wohl in der benachbarten Lage seiner
beiden Mündungen als auch gewisser-
massen in der Derbheit seiner Häute,
einige (wenngleich nur entfernte) Aehn-
lichkeit mit der körnerfressenden Vö-
gel ihrem.
Bey den Schlangen zeigt der Ma-
gen wenig andere Verschiedenheit vom
[Seite 153] Schlünde, als dass er etwas weiter, aber
in Verhältniss zu dieses seiner ansehn-
lichen Länge, auffallend kurz ist.
Dagegen ist der Schlund bey den
mehresten Fischen desto kürzer. Doch
ist diess weder wie Aristoteles
glaubte*) der ganzen Classe gemein,
noch auch, wie Andere es modificirt, der
verlängerte Schlund den langgestreck-
ten Fischen eigen.
Grösse und Form des Magens va-
riirt in dieser Classe sehr mannichfal-
tig**). Bey den mehresten Fischen ist
[Seite 154] er dünnhäutig. Bey gar manchen aber
auch ziemlich derb fleischig*) und
inwendig mit schwielichter Haut aus-
gekleidet; doch dass auch bey diesen
die vermeinte Aehnlichkeit desselben
mit dem Magen der körnerschluckenden
Vögel nur sehr entfernt bleibt.
Was schon anderwärts**) angemerkt
worden, dass das Ernährungsgeschäft
der Insecten bey weiten nicht bloss
wie bey den allermehresten rothblü-
tigen Thieren, auf ihre Selbsterhal-
tung, sondern hauptsächlich darauf ab-
[Seite 155] zweckt, dass sie organisirte Materie
consumiren sollen, das wird durch des
ausgezeichneten Bau ihrer sogenannten
ersten Wege augenscheinlich bestätigt*):
da zumal bey den allermehresten von
denen, die sich einer Verwandlung un-
terziehen, der Magen im Larvenzustande
von mächtiger Grösse in Verhältniss zu
dem kurzen Darmcanal ist; und dage-
gen bey denen die in ihrem vollende-
ten Zustande wenig oder keine Nahrung
mehr zu sich nehmen, alsdann auch
ganz auffallend verkleinert und gleich-
sam zusammengeschrumpft erscheint**).
Ueberhaupt kann von den endlos
mannichfaltigen Besonderheiten des in-
[Seite 156] nern Baues in einzelnen Geschlechtern
und Gattungen dieser so vielförmigen
Thierclasse hier nur sehr weniges Platz
finden: also auch von denen am Schlund
und Magen derselben bloss ein Paar
Worte*).
[Seite 157] Bey vielen wird Anfang und Ende
des tubus alimentarius, Schlund und
Mastdarm, von einer ringförmigen Thei-
lung des Rückenmarks umfasst.
Im Ohrwurm ist der obere Magen-
mund inwendig mit einigen Zähnen
in zwey Reihen besetzt*).
Bey manchen Heuschrecken ist der
Magen selbst zwar klein, dafür aber
der Schlund von desto grösserer Weite.
[Seite 158] Bey manchen Gattungen dieses Ge-
schlechts; zumal bey der Maulwurfs-
grille besteht der Magen aus drey bis
vier blasenförmigen Abtheilungen*),
die man mit den Mägen der wieder-
kauenden Säugethiere verglichen hat**).
Des mit Gräten und andern Knochen-
stücken versehenen Magens des Hum-
mers und einiger anderer Krebse***)
ist schon oben gedacht [§. 1. Not. *)].
Bekanntlich liegen auch an diesem
seine drey Zähne, die wenigstens
[Seite 159] beym Flusskrebs, so wie der Magen
selbst alljährlich reproducirt werden.
Auch aus dieser Classe die so sehr
vielartig von einander verschiedene Ge-
schöpfe begreift, können hier nur we-
nige Beyspiele gleichsam als Muster
ausgehoben werden*).
[Seite 160] Einen überaus sonderbaren Magen hat
der wegen seiner wunderschönen Farben
[Seite 161] allgemein bekannte Goldwurm (Aphro-
dite aculeata); bey welchem dieses
Eingeweide an Form und Grösse fast
einem Dattelkern, so wie an Derbheit
des Gefüges beynahe dem bey den kör-
nerschluckenden Vögeln ähnelt*).
Bey vielen Schalthieren, zumal un-
ter den Bivalven wird der Schlund wie
zu einen Kropf oder Vormagen erwei-
tert; und ist bey manchen inwendig
mit hunderten von zarten Zähnchen
besetzt**).
In dem sehr robusten und dehnba-
ren Magen der Bulla lignaria sitzen
drey harte halkichte Schalen womit das
[Seite 162] Thier andre Conchylien die es verzehrt
zu zermalmen im Stande ist**).
Bey den mehrsten eigentlichen Mol-
lusken ist der Magen von einfachem
häutigen Bau, und nach Verhältniss von
sehr verschiedner Grösse. Auffallend gross
habe ich ihn z. E. bey Scyllaea pelagicum
gefunden. Vollends bey den Blutigeln
füllt er bekanntlich den grössten Theil
des Leibes und ist inwendig mittelst
zehn häutiger durchbrochener Scheide-
wände wie in Abschnitte getheilt.
Die Armpolypen endlich und andere
ihnen ähnliche Zoophyten sind überhaupt
kaum für etwas anders als für einen be-
seelten an der Mündung mit Fangarmen
besetzten Magen anzusehen.
Der Darmcanal (– überhaupt nächst
dem Magen das allerallgemeinste Ein-
geweide im ganzen Thierreich –) zeigt
bey den Thieren dieser Classe, beson-
ders nach der Nahrungsweise derselben
eine doppelte Hauptverschiedenheit, in-
dem er in der Regel bey den Fleisch-
fressenden nach Verhältniss kürzer, und
dann auch die Strecke der sogenannten
dünnen Därme bey denselben im Aeus-
sern weniger von den dicken verschie-
den ist, als bey den Herbivoren*). –
[Seite 164] Doch leidet auch alles dieses seine Aus-
nahmen. Denn so hat z.B. die Robbe
auffallend lange, und hingegen das Faul-
thier sehr kurze Gedärme; so sind fer-
ner beym Dachs, der doch kein eigent-
lich fleischfressendes Thier ist, ja selbst
bey manchen bloss Herbivoren, wie
z. E. beym Siebenschläfer (Glis esculen-
tus) u.a.m. die dünnen Därme meist
von gleicher Stärke mit den dicken, und
was dergl. m. ist*).
In den dünnen Därmen sind bey den
mehresten Säugethieren die sogenannten
Kerkringischen Klappen schwächer aus-
gewirkt als beym Menschen; bey man-
chen ganz unmerklich; und das sowohl
bey Fleischfressenden als Herbivoren. –
Bey den Cetaceen hingegen ist die ganze
innere Fläche der Därme mit längslau-
fenden meist geschlängelten Falten be-
setzt.
Die flockichte zur Einsaugung des
Milchsafts dienende innerste Haut*)
unterscheidet wohl ganz allgemein die
[Seite 166] dünnen Därme von den dicken, als
welche mehr bloss zur Aufnahme des
Unraths bestimmt sind. Beym Bär sind
diese Flocken auffallend langzottig.
Die Fallopische Klappe (valuula coli)
fehlt wohl nur wenigen Thieren dieser
Classe wie z.B. dem Igel, Waschbär,
Schnabelthier u.s.w.*).
Der Blinddarm zeigt bey ihnen, und
zwar selbst bey manchen Gattungen aus
dem gleichen Geschlecht, grosse Ver-
schiedenheit. Manche, zumal unter den
Fleischfressenden haben ihn gar nicht;
doch fehlt er auch einigen Herbivoren
wie z.B. dem Siebenschläfer. Bey an-
dern Grasfressenden ist er hingegen
theils von ausnehmender Grösse und
Weite. Z. E. beym Hasen und Canin-
[Seite 167] chen länger als das ganze Thier, und
inwendig mit einer sonderbaren in
Schneckenwindung laufenden Klappe
besetzt. – Der Klipdas (Hyrax capen-
sis) hat erst ein grosses weites coecum
und dann eine Strecke weiter hin von
neuem zwey andre conische Blinddärm-
chen*).
Der wurmförmige Anhang mangelt gar
vielen Säugethieren; selbst manchen Af-
fen (z.B. dem syluanus u.a.m.)
Der Grimmdarm (colon) ist bey den
mehresten grasfressenden Thieren dieser
Classe wie in blassenförmige Abschnitte
getheilt, und von grosser Weite und
Länge. So z.B. auffallend beym Ele-
phant und Pferd., Bey letztern ist die
ganze Strecke der dicken Därme auf 24
Fuss lang; da sie hingegen bey einem
mittelmässigen Hunde wenig über eine
[Seite 168] Spanne beträgt. Bey diesem zeichnet
sich der Mastdarm durch starke Quer-
falten aus, wodurch er beengt und auch
wohl die Ausleerung des Unraths er-
schwert wird.
Bey einigen wenigen z. E. beym Bi-
ber*) und Faulthier (am auffallendsten
aber beym Schnabelthier), haben Mast-
darm und Harnröhre einen gemein-
schaftlichen Ausgang der sich gewisser-
massen mit der cloaca der Vögel ver-
gleichen lässt**).
Diese haben im Ganzen einen weit
kurzem Darmcanal als die Säugethiere;
[Seite 170] und ebenfalls ist er bey den Fleisch-
fressenden gemeiniglich kürzer als bey
[Seite 171] denen die sich vom Gewächsreich näh-
ren. Auch zeigt sich bey ihnen im
Aeussern kein merklicher Unterschied
zwischen den dünnen und dicken Där-
[Seite 172] men; vielmehr sind sie bey manchen
am Anfange weiter als gegen das Ende.
Die mehresten Vögel haben zwey
Blinddärme, die bey manchen Gattun-
gen zumal unter den Geschlechtern der
Hünerartigen und Wasservögel von an-
sehnlicher Länge sind. Beym Straus
zeichnen sie sich durch eine merkwür-
dige schneckenförmig gewundne Klappe
aus*). Einige wenige Wasservögel ha-
ben nur Einen solchen Blinddarm, und
manchen, besonders unter den Raubvö-
geln fehlen sie gänzlich.
Der Mastdarm endigt sich in die so-
genannte cloaca, eine schlauchförmige
Weitung**) worin sich zugleich die
Harnleiter, die Genitalien, und die
[Seite 173] hinter ihr liegende bursa Fabricii
(von welcher in einem andern Abschnitt
die Rede seyn wird) öffnen.
Nur aus jeder der beiden Hauptord-
nungen Eine Gattung als Beyspiel.
Bey der Caret-Schildkröte (Testudo
caretta) ist der Darmcanal fünfmal so
lang als das ganze Thier; die sogenann-
ten dünnen Därme beträchtlich weiter
als die kurze Strecke der dicken. Beide
inwendig durchaus der Lange nach ge-
faltet*), und (wie diess wohl in der
ganzen Classe der Fall ist) mit einer
Menge zähen Schleim überzogen**).
In der Natter (Coluber natrix) be-
trägt die ganze Länge des Darmcanals
nicht einmal die des Thiers. Die dün-
nen Därme bilden durch ihren verlän-
gerten Eintritt in die dicken eine an-
sehnliche Fallopische Klappe. Nur das
letzte Ende der dünnen ist so wie die
dicken und wie der Schlund (der wohl
1/3 so lang als das ganze Thier ist) und
Magen inwendig der Länge nach ge-
faltet*).
Sie haben, bis auf wenige Ausnah-
men einen sehr kurzen Darmcanal. Bey
einigen, z. E. im Zitterrochen ist er nur
halb so lang als der Magen*). Doch
wird bey ihm (so wie auch bey man-
cherley andern Knorpelfischen) der Weg
den der Darmbrey und nachher der Un-
rath darin zu machen haben, durch
eine breite Klappe verlängert, die schnek-
kenförmig hindurchläuft**).
Ueberaus merkwürdig, und wie es
scheint bis auf sehr wenige Ausnahmen
[Seite 176] (z. E. beym Hecht) allen Fischen gemein,
sind die sogenannten appendices pylori-
cae, die sich theils am untern Magen-
munde, meist aber zu Anfang des Darm-
canals in denselben öffnen und einen
Darmsaft abscheiden, der einen Haupt-
einfluss auf das bey diesen Thieren in
kurzer Zeit zu beendigende Verdauungs-
und Chylifications-Geschäft zu haben
scheint*). Meist haben sie die Gestalt
kleiner freyhängender Blinddärmchen**),
[Seite 177] deren Anzahl bey den verschiedenen
Gattungen von einem einzigen bis zu
mehreren hunderten variirt; bey manchen
Knorpelfischen aber sind sie wie in ei-
nem drüsenartigen Eingeweide verwach-
sen*), das man mit dem pancreas der
warmblütigen Thiere verglichen hat.
Aehnliche solche Blinddärmchen (va-
sa varicosa Swammerd.) finden sich
auch an dem vollends überaus kurzen
Darmcanal vieler Insecten**), der sich
[Seite 178] übrigens in dieser Classe besonders
durch den Mangel eines Gekröses von
den Därmen der rothblütigen Thiere
auszeichnet*).
Unter den Mollusken haben manche
wie z.B. der Goldwurm (Aphrodite acu-
leata) ebenfalls solche Blinddärmchen
zu beiden Seiten ihres kurzen Haupt-
darms.
Unter den Schalthieren scheinen die
festsitzenden überhaupt einen kürzern
und einfachern Darmcanal zu haben,
als die so sich von der Stelle bewegen.
Bey den mehresten Bivalven geht der
Mastdarm nach Poli's Versicherung
mitten durchs Herz. Bey den Weg-
Schnecken (Limax) sowohl als bey de-
[Seite 179] nen mit dem Haus (Helix u.s.w.), öffnet
sich der Mastdarm vorn auf dem limbus
dicht neben dem Luftloch.
Dem Blutigel kann eigentlich gar
kein Darm zugeschrieben werden, doch
hat er allerdings einen After am Schwanz-
ende, wodurch er nur zuweilen etwas
weniges von Unrath (bey weiten das
mehrste aber durch den Mund) von sich
gibt. Die Armpolypen hingegen haben
auch nicht einmal so eine Oeffnung.
Was von diesen dreyen Organen hier
angeführt werden muss, kann füglich
zusammengefasst werden, da sie in
Rücksicht ihrer Functionen in nahen
Bezug untereinander stehen; Milz und
Netz scheinen minder allgemein als die
Leber, und dieser gleichsam untergeord-
net zu seyn: welche letztere hingegen
wohl keiner Classe oder Ordnung des
Thierreichs mangelt, die mit einem Her-
zen und Circulationssystem versehen ist.
Die Leber dieser Thiere zeigt ausser
den minder bedeutenden und wohl nicht
[Seite 181] immer constanten Varietäten der Grösse,
Farbe, Abtheilung durch Einschnitte
(die z. E. bey den Carnivoren gewöhn-
lich zahlreicher sind als bey den Her-
bivoren) und dergl.*) vorzüglich die
zweyfache Hauptverschiedenheit, dass
sie bey manchen Geschlechtern und Gat-
tungen alle ihre Galle unmittelbar in den
sogenannten Zwölffingerdarm ergiesst,
bey vielen andern aber sich ein Theil
derselben vorher in die Gallenblase sam-
melt. Diese fehlt unter andern dem
[Seite 182] Pferde-*) und Hirsch-Geschlecht, und
den Cetaceen.
Bey manchen von denen so hinge-
gen damit versehen sind, namentlich
beym Rindvieh, zeigen sich die berühm-
ten ductus hepaticystici die unmittelbar
aus der Leber in dieselbe übergehn.
Ebenfalls beym Ochsen so wie auch
beym Schaaf u.s.w. zeichnet sich die
Milz durch ein eigenes zellenartiges Ge-
füge von dem bloss adrigen vieler an-
[Seite 183] drer Thiere dieser Classe aus*). Viel-
leicht dass diese Verschiedenheit der
Textur gelegentlich nähern Aufschluss
über die nähere Function dieses immer
noch sehr räthselhaften Eingeweides
gibt**).
[Seite 184] Ein eigentliches wahres Netz*)
scheint wohl den Säugethieren aus-
schliesslich eigen**). Und selbst was
bey andern Thieren für die Milz ge-
[Seite 185] nommen wird, ist doch ebenfalls in sei-
ner Textur, Verbindung u.s.w. von je-
nem Eingeweide wie es sich in dieser
Classe findet, sehr verschieden*).
Die Leber ist bey dem Hausgeflügel
nach Verhältniss auffallend grösser als
bey den wilden Vögeln**). Bekannt-
lich fehlt die Gallenblase auch vielen
Gattungen dieser Classe, (z.B. den Tau-
ben, Papageyen u.s.w.) ja selbst zu-
weilen einzelnen Individuis einer Gat-
tung die sonst nach der Regel damit
versehen ist, wie z.B. unter den Haus-
hünern.
[Seite 186] Ein kuchenförmiger drüsenartiger Fett-
klumpen der zumal bey Wasservögeln
unter den Därmen liegt, wird von man-
chen Zootomen für ein Netz gehalten.
Ueberhaupt ist die Leber bey diesen
Thieren von ansehnlicher und bey man-
chen, z. E. beym Salamander von ganz
auffallender Grösse. Auch ist mir keine
Gattung bekannt der die Gallenblase
mangelte.
Die gelben, theils keulenförmigen,
theils wie gefingerten ductus adiposi oder
appendices luteae die bey den Fröschen
zu beiden Seiten des Rückgrats über
den Nieren liegen, hat zuerst Mal-
pighi für eine Art von Netz gehalten*).
Wie entfernt aber diese Aehnlichkeit
sey, zeigt ausser so vielen andern Ver-
[Seite 187] schiedenheiten besonders das constante
merkwürdige Verhältniss worin die ver-
änderliche Grösse derselben mit dem
Paarungsgeschäft dieser Thiere steht.
Bey vielen ist der kurze Darmcanal
von der grossen langen Leber wie um-
fasst und gleichsam bewachsen. – Bey
manchen, in ihrem übrigen Körper fast
fettlosen Fischen, wie z.B. die Rochen,
der Kabeljau u.s.w. strotzt hingegen die
Leber von Thran. – Nicht vielen Gat-
tungen fehlt die Gallenblase; wie z.B.
der Lamprete, Rothbarbe u.s.w.
Ein wirklich gallebereitendes und
in sofern leberähnliches Organ scheint
sich bloss bey den wenigen Thieren die-
ser Classe zu finden, die mit einem
[Seite 188] Herzen und System von Saftgefässen
versehen sind; also namentlich bey den
Krebsen*). – Dass aber auch die bey
vielen andern befindlichen Blinddärm-
chen theils für Gallenwege angesehen
worden, ist schon oben erinnert.
So wie dann auch manchen Zooto-
men das grosse corpus adiposum das bey
den Raupen und vielen andern Insecten
den grössten Theil ihres Leibes aus-
füllt**), einige Aehnlichkeit mit einem
Netze zu haben geschienen hat.
Die Organe worin der Saft abgeson-
dert und enthalten wird, von welchem
die Tintenfische den Namen haben, sind
längst mit Gallenwegen verglichen wor-
den, so dass man den Mytis für eine
[Seite 189] Leber, und den Tintenbeutel für eine
Gallenblase genommen hat*).
Bey vielen Schalthieren, zumal un-
ter den Bivalven, liegt die Leber um
den Magen und ergiesst ihre Galle in
die Höhle desselben**). – Bey man-
chen Schnecken füllt sie die obern Win-
dungen des Gehäuses***).
Diese reinigenden Organe gehen gar
vielen Thieren ab die doch noch Gal-
lenwege haben, und finden sich aus-
schliesslich bloss in den rothblütigen
Classen, als welchen allen die Nieren
gemein sind, da hingegen die Blase
manchen Ordnungen und Geschlechtern
derselben mangelt.
Die Nieren haben bey manchen dersel-
ben, wie namentlich beym Bär*), einen
gleichsam traubenartigen Bau, so dass
[Seite 191] jede wie aus vielen kleinern*) zusammen-
gesetzt ist, die durch ihre Blutgefässe**)
und Harngänge mit gemeinschaftlichen
Stämmen derselben zusammen hängen.
Die ihrer Lage nach mit den Nieren
zunächst verbundenen Neben-Nieren
(Glandulae supra-renales, renes succentu-
riati u.s.w.) gehören (so wie die Schild-
und Brustdrüse) ihrer Function nach zu
den annoch problematischen Organen;
doch scheinen sie nach den neuesten zoo-
tomischen Vergleichungen***) den mehr-
sten Bezug auf die Sexualverrichtungen
zu haben.
Die Blase hat bey den mehrsten Qua-
drupeden eine freyere Lage in der Bauch-
höhle als beym Menschen*). In den
reissenden Thieren ist sie nach Verhält-
niss weit kleiner als in den Herbivoren.
Vorzüglich gross ist sie bey den wieder-
kauenden bisulcis und dem Hasen**).
Ihre Nieren*) bilden (bis auf sehr
wenige Ausnahmen beym Cormoran
u.s.w.) eine doppelte Reihe von ein-
zelnen von einander abgesonderten drü-
senartigen Körperchen**) die zu bei-
den Seiten der Lendenwirbel, in beson-
dern Vertiefungen der Hüftknochen, wie
eingepresst liegen. – Dass der ganzen
Classe die Blase mangelt, ergibt sich
aus dem was oben von ihrer cloaca ge-
sagt worden, von selbst.
Im Schildkröten- und Frosch-Ge-
schlechte findet sich zwar eine grosse
Blase, die bey manchen der eigentlich
sogenannten Frösche sogar doppelt ist,
so dass ihrer zweye neben einander lie-
gen, die aber von den Harnwegen un-
abhängig zu seyn scheint*).
Merkwürdig ist, dass so viel be-
kannt, dieser Classe die Neben-Nieren
abgehn; die also bloss mit Lungen ath-
menden Thieren zuzukommen scheinen.
Ohngeachtet nicht abzusehen ist,
wozu den Fischen, und überhaupt den
blossen Wasserthieren, eine Harnblase
nutzen kann, so ist doch wenigstens eine
grosse Zahl von Geschlechtern und Gat-
tungen derselben damit versehen.
Unter den mancherley verschiedenen
Bestimmungen und Functionen der so-
genannten allgemeinen Integumente, ist
wenigstens für die rothblütigen Thiere
eine der allerwichtigsten, so wie die
allgemeinste, dass sie denselben als rei-
nigende Organe dienen; daher denn
auch das was hier von denselben zu
sagen ist, seine passendste Stelle gleich
hinter den Harnwegen finden kann.
Die Grundlage aller übrigen äussern
Bedeckungen macht die lederartige ei-
gentliche Haut (corium) die allen vier
Classen von rothblütigen Thieren ge-
[Seite 196] mein und gleichsam als die filzartig
verdichtete (mit Nerven und Blut- und
Saug-Adern durchwebte) Aussenfläche
ihres Zellgewebes anzusehen ist. –
Diese wird zu äusserst mit der Oberhaut
bedeckt, die wenigstens bey den mit
Lungen athmenden Thieren grosse Aehn-
lichkeit unter einander zeigt. – Zwi-
schen beiden liegt der Malpighische
Schleim der aber doch nur bey den
warmblütigen sich als eine besondere
Hautschicht unterscheiden lässt. – Die
Oberhaut ist endlich noch in den ver-
schiedenen Classen mit besondern, wie es
scheint zunächst zur Ab- und Ausschei-
dung gewisser Stoffe bestimmten Or-
ganen besetzt; wie bey den Säugethie-
ren mit Haaren, bey den Vögeln mit
Federn u.s.w.
Ihr corium ist von auffallender Ver-
schiedenheit der Stärke. Z.B. ausneh-
[Seite 197] mend zart im Flügel der Fledermäuse;
ungeheuer dick hingegen bey manchen
Multungulis (namentlich bey den Rhino-
cern) und Palmatis [vor allem beym
Wallross*)]. Auch die Form der Pa-
pillen auf seiner Aussenfläche ist bey
den mancherley Thieren dieser Classe
und selbst an verschiedenen Theilen
desselben Thieres vielartig; theils gar
fadenförmig, wie z.B. an den Tatzen
des Bären und ausnehmend sauber an
den Zitzen des eigentlichen Wallfisches
(Balaena mysticetus).
Die Farbe in der Malpighischen
Schleimhaut variirt zuweilen individuell
bey Thieren einer und eben derselben
Gattung so wie bey verschiedenen Rassen
im Menschengeschlechte**). Am dick-
[Seite 198] sten ist sie bey manchen Cetaceen*).
Sonderbar ist der schon von Aristo-
teles bemerkte consensus in welchen oft
bey manchen gefleckten Hausthieren,
besonders bey Schafen, Caninchen und
Hunden der Gaumen und zuweilen selbst
der Augenstern mit dem Felle steht,
so dass wie dieses gefleckt ist, sich
auch Flecken in jenen Theilen zeigen**).
Die Oberhaut ist nach Verschieden-
heit ihrer Bestimmung oft an einzelnen
Theilen eines Thieres von sehr un-
[Seite 199] gleicher Stärke. Z.B. sehr zart an
den Fingerspitzen der Affen und Pa-
viane in Vergleich zur Dicke derselben
an mancher ihrer Gefäss-Schwielen.
Bey verschiedenen Multungulis, zumal am
Elephanten, bildet sie an vielen Stellen
des Körpers gleichsam hornartige dicht
an einander stehende Zapfen*). Doch
dieser Verschiedenheiten sind zu end-
los mancherley, als dass sie hier be-
rührt werden könnten.
Haare finden sich, wenigstens ein-
zeln, wohl bey allen erwachsenern
Säugethieren, selbst die Cotaceen nicht
ausgenommen. Ihre verschiedene Stärke
macht, von der feinsten Shawlwolle bis
zu den dicksten Stachelschweinstacheln,
unmerkliche Uebergänge. Dickere Borsten
und Haare, so wie z.B. die im Schwanze
des Elephanten u.a.m. ähneln in ihrem
Gefüge gar sehr dem Horn oder Fisch-
bein. So wie anderseits manche von
diesen beiderley Stoffen sich leicht in
Borsten spalten. Gewöhnlich sind die
Haare cylindrisch; doch manche breit,
gleichsam zweyschneidig; so z.B. die
oben auf den Zehen des Schnabelthiers
und des gemeinen Stachelschweins; und
recht auffallend die langen trocknen
gleichsam binsenähnlichen Schweifhaare
des grossen Ameisenbären (Myrmeco-
phaga iubata); Andere wie z. E. die
Barthaare der Robben*) sind auch et-
[Seite 201] was flach, aber wie mit wollenförmigen
Rändern, so dass sie gleichsam ein kno-
tiges oder gegliedertes Ansehen erhalten.
Etwas ähnliches zeigt sich auch schon
beym Haar von manchen Bisulcis*), am
auffallendsten bey dem womit der Bi-
sambeutel am männlichen Moschusthiere
besetzt ist. Diese sind zugleich nur
wie mit einem lockern Markgewebe ge-
füllt, und daher sehr brüchig. –
[Seite 202] Manche sind zwar dicht und fest aber
doch mit einer durch ihre Axe laufen-
den engen Röhre wie durchbohrt; so
die langen steifen Barthaare des Seebä-
ren (Phoca vrsina). Und die am
Schwanze einiger Gattungen von Sta-
chelschweinen sind ganz hohl, gleich-
sam wie Federspulen.
Ueberhaupt sind die Haare die un-
verweslichsten Theile der Säugethiere,
und besitzen beiderley Art von Repro-
ductionskraft [die gewöhnliche im na-
türlichen Zustande und die ausserordent-
liche nach zufälligen Verlust*)] in auf-
fallender Stärke. – Sie sind zumal
bey manchen Gattungen ausnehmend
elektrisch, und dienen den dichtbehaar-
ten Thieren überhaupt wohl vorzüglich
zur Absetzung des Ueberflusses von
Phosphorsäure**); manchen Gattungen
[Seite 203] oder Rassen aber auch nach der Ver-
schiedenheit ihrer Integumente noch zu
besondern Ausleerungen, die sich durch
eigenthümlichen Geruch äussern, der da-
her z. E. bey manchen Pferde- und
Hunde-Rassen eben so specifisch ist
als der Nationalgeruch mancher Spiel-
arten im Menschengeschlecht*).
Die dreyerley Häute haben die Be-
deckungen der Vögel mit der Säuge-
thiere ihren gemein. Auch sind man-
che, wie der Lämmergeyer (Vultur bar-
batus), die Raben, Puter u. e. a. an ein-
zelnen Stellen mit Haaren versehen.
Und andre, wie der Casuar in seinen
Flügeln, mit hornichten oder fischbein-
ähnlichen Stacheln, die sich aber doch
[Seite 204] durch das kielartige Gefüge ihrer Wurzel
schon dem Bau der Federn als der all-
gemeinen und ausschliesslichen Beklei-
dung dieser Thierclasse, nähern. Die
besondern Verschiedenheiten des Gefie-
ders sind unzählbar. Zu den merk wür-
digern gehören z.B. die schuppenähnli-
chen kleinen Federchen (gleichsam squa-
mulae ciliatae) an den zum rudern be-
stimmten Stummelflügeln der Pinguine;
die lanzettförmigen Blättchen an der
Spitze der Hals- und Flügelfedern des
wilden Stammhahns, und an den hintern
Schwungfedern des Seidenschwanzes;
auch dass gar mancherley Vögel aus ver-
schiedenen Ordnungen Doppelfedern ha-
ben, bey welchen nämlich immer zwey
oder auch mehrere*) Schafte aus Einem
[Seite 205] gemeinschaftlichen Kiele entspringen u.
dergl. m.*).
[Seite 206] Ihr periodischer Wechsel beym Mau-
sern zeigt zuweilen bey solchen Gattungen
deren Männchen anders gefiedert sind als
ihre Weibchen, das für die Physiologie
höchst interessante Phänomen, dass letz-
tre in zunehmenden Alter wenn sie auf-
hören Eyer zu legen, allgemach männli-
ches Gefieder bekommen*).
Dass übrigens die Integumente der
Vögel ebenfalls zu reinigenden abfüh-
renden Organen dienen, zeigt nament-
lich sowohl die Mause selbst, als auch
bey manchen die Abscheidung beson-
drer Stoffe durch diesen Weg; wie z. E.
des weissen mehlichten Staubes, der
zumal bey den weissen Cacadus (aber
auch bey manchen andern Gattungen
des Papageygeschlechts und auch bey
mehrern Vögeln aus andern Ordnungen)
[Seite 207] besonders zur Brunstzeit häufig abge-
sondert wird.
Die vielartigen Bedeckungen bey
den verschiedenen Ordnungen oder Ge-
schlechtern dieser Classe, von Schil-
dern, Reifen, Schuppen oder nackter
Haut, sind zu äusserst mit einer Ober-
haut bekleidet, die bey vielen, nament-
lich bey den Schlangen als sogenanntes
Natterhemd (leberis, senecta), und bey
den Wassermolchen häufig abgestreift
wird. Bey letztern, zumal im Frühjahr
und Herbst, wohl wöchentlich zu meh-
rern Malen. Manche von den feinge-
schuppten, wie das Chamäleon, oder
mit nackter Haut, wie so manche Frö-
sche, ändern zu Zeiten, zumal nach Ver-
schiedenheit des Lichts, der Wärme und
auch der Leidenschaften, ihre Farbe.
Die Fische sind (bis auf wenige Aus-
nahmen) mit Schuppen bedeckt, die bey
vielen von denen die sich bloss in ho-
her See aufhalten, bloss liegen, hinge-
gen bey denen die an den Küsten und
im süssen Wasser leben, mit einer
Schleimhaut überzogen sind. Merkwür-
dig ist dass die Hautfarbe mancher Fi-
sche, namentlich z.B. der Rothbarbe,
sich genau nach der Leber ihrer rich-
tet*). Die Schuppen selbst werden
nicht wie Haare und Gefieder gewechselt,
sondern perenniren, und sollen jährlich
eine neue Lage zu ihrem blattrigen Ge-
füge erhalten, aus deren Zahl sich folg-
lich das Alter des Thiers erkennen lasse.
Noch verdienen mancherley Organe
Erwähnung, die zur Abscheidung be-
sonderer Säfte, grösstentheils von noch
nicht genug bekannten Nutzen, in ein-
zelnen Classen oder Geschlechtern und
Gattungen von Thieren bestimmt sind,
und wohl am füglichsten hier kurz
zusammen gefasst werden können.
Ausser den allgemein bekannten Spei-
cheldrüsen findet sich besonders beym
Hund und einigen andern reissenden
[Seite 210] Thieren auch eine in der Augenhöhle,
die Nuck beschrieben hat, und deren
Ausführungsgang sich am Oberkiefer bey
einem der hintern Backzähne öffnet*).
Beiderley Gattungen des Elephanten-
geschlechts, die Afrikanische sowohl als
die Indische, und zwar die weiblichen
so gut als die männlichen, haben eine
ansehnliche secernirende Drüse*) an
den Schläfen, zwischen dem Auge und
Gehörgang worinnen zur Brunstzeit ein
bräunlicher Saft abgeschieden wird, der
dann durch eine Oeffnung in der Haut
ausfliesst**).
[Seite 212] Mit dieser Secretion scheint mir übri-
gens was den Bau der Organe betrifft,
die hinten auf dem Rücken des soge-
nannten Bisamschweins (Sus taiassu)
noch die mehreste Aehnlichkeit zu haben.
Viele wiederkauende Bisulca und so
auch die Hasen haben auf der obge-
dachten Stelle der Oberkiefer (§. 16.)
die sinus sebaceos, die von dem fettigen
Schleime so genannt worden der bey
manchen derselben in ansehnlicher
Menge darin abgeschieden wird, und
besonders beym Hirsch unter dem gleich
unpassenden Namen der Hirschthränen
oder des Hirschbezoars bekannt ist*).
Ebenfalls bey den mehresten wieder-
kauenden Thieren und auch wieder bey
[Seite 213] den Hasen finden sich hinten in den
Weichen, neben den Genitalien und
Zitzen die antra inguinalia wie sie Pal-
las nannte, worin aus darunter liegen-
den Drüsen eine Art von starkriechen-
dem Schmalz abgesetzt wird*).
Einige andre Säugethiere haben zu
besondern Zwecken eigene inwendig
fein behaarte Taschen am Unterleibe,
worin auch gewisse fettige Feuchtigkeiten
von eigenthümlichem Geruch abgeson-
dert werden. So z.B. der Afterbeutel
des Dachses; und der Zitzensack der
weiblichen Beutelthiere**).
Gleichfalls beym Dachs und den Beu-
telthieren, aber auch sonst noch bey
sehr vielen andern fleischfressenden Thie-
ren (sowohl unter den Digitatis als Pal-
matis) sitzen an Ende des Mastdarms
die After-Drüsen und Bälge, (– tab.
VII. w. x. y. z. –) die einen eigenen im
frischen Zustand meist, sehr heftig und
widerlich riechenden gelben schmieri-
gen Stoff secerniren, wovon bey man-
chen ihr Auswurf einen fast bisamarti-
gen Geruch erhält*).
Von diesen Afterdrüsen muss man
eine andre Art von solchen secerniren-
den Glandeln und Bälgen unterscheiden,
in welchen zwar ebenfalls starkriechende
[Seite 215] Stoffe abgeschieden werden, die aber
mehr mit den Genitalien in Verbindung
zu stehen scheinen*). Sie finden sich
sowohl bey gar manchen der nämlichen
fleischfressenden Thiere die auch mit
den Afterdrüsen versehen sind, wie z. E.
beym Löwen u.s.w., dem Zibet-Thier
u.a.m.; als auch bey manchen von Ve-
getabilien lebenden, denen jene Organe
mangeln; und zwar bey manchen von
diesen in beiden Geschlechtern, wie z. E.
beym Biber**), bey der canadischen Bi-
[Seite 216] samratte*), (Mus zibethicus) u.s.w.,
bey andern aber bloss beym männlichen,
80 z. E. beym Bisamthier dessen Beutel
in der Nabelgegend an der Vorhaut
befindlich ist**).
Endlich verdienen auch noch die in-
wendig behaarten drüsenreichen Höhlen
Erwähnung, die sich an den Füssen von
mancherley wiederkauenden Bisulcis und
namentlich beym Schaf finden und sich
mit einem besondern Ausführungsgang
in der Fuge zwischen den Klauen öff-
nen***), dessen Verstopfung, zumal
[Seite 217] durch lang anhaltende nasse Witterung,
bey diesen Thieren beschwerliche Zu-
fälle verursacht.
Ohngeachtet die Vögel überhaupt
ihre Speise nicht wirklich kauen, so sind
doch manche derselben, und vor allen
die Spechte mit ansehnlichen Speichel-
drüsen, an den Seitenflügeln des Unter-
schnabels u.s.w., versehen, die durch
ihre Secretion die so sehr häufige und
starke Bewegung der Zunge beym
Schlucken erleichtern helfen.
Die Bauch-Speicheldrüse, wie man
neuerlich das Pancreas genannt hat, ist
zumal bey denjenigen Raubvögeln die
nicht saufen von beträchtlicher Grösse;
übrigens in dieser Classe von vielartiger
Form und Gefüge.
Die Oeldrüsen am Vropygium sind
nach Verhältniss bey den Schwimmvö-
[Seite 218] geln am grössten, und bey manchen
derselben, wie z. E. bey der Bisam-Ente
(Anas moschata) von einem ausgezeich-
neten Geruch. Nur bey der ungeschwänz-
ten Hüner-Rasse, dem Kluthahn (Gal-
lus ecaudatus) hat sich dieses Organ
durch die Degeneration verloren*).
Ob gerade alles das was bey manchen
Thieren dieser und der folgenden Clas-
sen für ein Pancreas angesprochen wor-
den, diesen Namen mit recht verdient,
scheint wohl noch zweifelhaft**).
[Seite 219] Aber Afterdrüsen die zu gewissen
Zeiten einen starken specifischen Ge-
ruch verbreiten, finden sich allerdings
sowohl bey manchen Reptilien, wie z. E.
beym Kaiman (Lacerta alligator), als
bey Schlangen, wie namentlich bey den
Klapperschlangen*).
Manche Reptilien, z. E. der Salaman-
der und die Kröten schwitzen, zumal
wenn sie gereitzt werden, eine scharfe
Feuchtigkeit durch zahlreiche Poren
der Haut. Und der Gecko soll eine
wirklich giftartige zwischen seinen blät-
terigen Fusszehen secerniren.
Weit heftiger ist aber das Schlangen-
gift, das bey so manchen Gattungen
abgeschieden wird, die sich durch die
dazu bestimmten schon oben (S. 108.)
angeführten Organe von den Giftlosen
auszeichnen.
Die allergemeinste von den hier zu
nennenden Secretionen in dieser Classe
ist die des Haut- und Schuppen-Schleims
in den längs der Seitenlinien liegenden
Canäle*), deren auf jeder Seite eine oder
etliche vom Kopf**) bis zur Schwanz-
[Seite 221] flosse laufen. Bey manchen Fischen er-
giesst sich ihr Schleim durch die Zwi-
schenräume der Schuppen, bey andern
sind aber diese selbst mit regelmässigen
Oeffnungen zum Ausfluss desselben wie
durchbohrt.
Bey den Insecten finden sich wohl
gar keine wahren glandulae conglome-
ratae oder analoge Eingeweide; son-
dern ihre mancherley Secretionen wer-
den bloss durch freyliegende Gefässe be-
wirkt*).
Ausser so mancherley Abscheidungen
gewisser Stoffe die bloss einzelnen Gat-
[Seite 222] tungen eigen sind, wie zum Beyspiel
der sehr scharfe Saft in einer besondern
Blase am Halse der Gabelschwanzraupe
(von Phalaena vinula) oder der Dunst
den einige kleine Laufkäfer (Carabus
crepitans, marginatus u.s.w.) von sich
treiben, oder die heftig riechbare Aus-
dünstungen womit sich viele Wanzen
im Nothfall vertheidigen u. dergl. m.
ausser diesen verdienen hauptsächlich
zweyerley Arten von abgesonderten Säf-
ten in dieser Classe bemerkt zu werden,
der Seidenstoff den zumal die Raupen
der Phalänen*) und die Spinnen**) ver-
weben, und dann das Gift womit zumal
manche hymenoptera***) und aptera†)
bewaffnet sind.
[Seite 223] Gewissermassen kann aber auch das
Wachs das die Honigbiene und der In-
dische Coccus mellificus bereiten, mit
zu den Secretionen, die manchen Thie-
ren dieser Classe eigen sind, gerechnet
werden.
Die merkwürdigsten hierher gehöri-
gen Secretionen finden sich bey den
Schalthieren; die allgemeine nämlich,
wodurch sie sich in einem besondern
nahe beym Herzen belegenen Einge-
weide (sacculus calcarius Swammerd.
glandula testacea Pol.) den Kalkstoff
zu ihren Schalen verarbeiten*); dann
die besonders einigen Gattungen von
Seeschnecken (wie z.B. Buccinum lapil-
[Seite 224] lus, echinophorum, Murex brandaris,
trunculus u.s.w. Helix ianthina u.a.m.)
und sehr wenigen Muscheln (z.B. Arca
nucleus) eignen, da sie den Purpur be-
reiten*); und endlich die welche bey
manchen Bivalven, bloss in ausseror-
dentlichen Fällen, Statt hat, wenn sie
nämlich die Perlen absetzen**).
Ein wahres vollständiges Circula-
tionssystem, dessen Centralorgane, dem
Herzen, rohe Säfte aus den absorbiren-
den Gefässen durch Blutadern zugeführt,
und aus welchem dagegen Schlagadern
zur Secretion nach den abscheidenden
Drüsen und drüsenartigen Eingeweiden
gehen, ein solches System scheint wohl
bloss den rothblütigen Thieren eigen
und allgemein. Und eben so allgemein
ist auch wohl ihrem Herzen der Herz-
beutel*). – Aber Theile eines ähnli-
[Seite 226] chen Systems, zumal Herz, und ge-
wisse damit verbundene Gefässe finden
sich allerdings auch bey manchen Ge-
schlechtern in den beiden weissblütigen
Classen.
Der innere Bau ihres Herzens ist im
Ganzen wie beym Menschen; aber die
Lage desselben bey den Quadrupeden
und Cetaceen anders. Es liegt nämlich
bey denselben mehr längs des Körpers;
ruht mehr auf dem Brustbein als auf
dem Zwerchfell; auch ist daher der
Herzbeutel dieser Thiere (höchstens bis
auf sehr wenige Ausnahmen) nicht so
wie im Menschen mit demselben ver-
wachsen*); die Strecke der untern
[Seite 227] Hohlader die innerhalb der Brust liegt,
nach Verhältniss länger, und was dergl.
mehr ist.
Die erwachsenen grössern Bisulca
und auch das Schwein haben da wo
die aorta aus dem linken Ventrikel tritt,
einen oder zwey kleine platte Knochen,
die sogenannten (zumal am Hirsch wei-
land berufenen) Herzbeinchen. Der an-
gebliche Nutzen derselben zur Stütze
der Valveln*) u.s.w. scheint nicht
sehr einleuchtend.
Man hat gemeint die Amphibien in
dieser Classe (Palmata) und die Ceta-
ceen hätten in der Scheidewand der bei-
den sinuum ein offenes foramen ouale
wie die Leibesfrucht, und müssten es
haben, da sie bey ihrer Lebensweise
[Seite 228] im Tauchen oft geraume Zeit des Ath-
mens entbehrten u.s.w. Diess ist nun
widerlegt, da wiederhohlte Zergliede-
rungen erwachsener Thiere dieser Art
gezeigt haben, wie selten sich, diese
ungewöhnliche Ausnahme von der son-
stigen Regel findet*).
Aber wohl hat man dagegen bey
mehrern Geschlechtern und Gattungen
von Palmatis sowohl als Cetaceis (na-
mentlich beym Seehund, bey der See-
[Seite 229] otter, beym Delphin u.s.w.) beträcht-
liche und constante Weitungen und
Geflechte an gewissen Blutadern, zumal
an der untern Hohlader entdeckt, die
wohl ohne Widerrede dazu dienen, um
während des Untertauchens einen Theil
des nach dem Herzen zurücklaufenden
Blutes einstweilen aufzunehmen, bis
das Thier wieder athmen und dadurch
den kleineren Blutumlauf wieder in
Gang bringen kann*).
Von besonders merkwürdigen Verthei-
lungen der Schlagadern an einzelnen
Theilen gewisser Thiere dieser Classe,
verdienen vorzüglich das sogenannte rete
mirabile beym Eintritt der carotis ce-
rebralis in die Hirnschalenhöhle von
vielen Bisulcis**) und reissenden
[Seite 230] Thieren; und dann die überaus sonder-
bare Art Erwähnung, wie, nach Hrn.
Carlisle's Bemerkung*) bey den Faul-
thieren sowohl als bey dem Lemur tar-
digradus die Stämme der zu den Beinen
laufenden Arterien sich bey ihrem Aus-
tritt aus dem Rumpf sogleich in zahl-
reiche meist parallele Aeste oder plexus
vertheilen, die sich zum Theil dann ge-
gen die Elnbogen und Kniee hin auch
wieder miteinander verbinden.
Von merk würdigen Vertheilungen der
Blutadern, ist eine der wundersamsten
und in ihrer Art prachtvollsten die, so
das rete mirabile venosum in der Fleisch-
sohle des Pferdehufs bildet, (– S. 80 –)
da die Vorderseite des Hufknochen mit
zahlreichen meist parallel laufenden
Zweigen, die untere Hohlfläche dessel-
ben aber mit netzförmigen Anastomo-
sen überzogen ist.
In dieser ganzen Classe zeigt sich so
viel bekannt ohne Ausnahme die über-
aus merkwürdige Eigenheit im Baue ihres
Herzens, dass der rechte Ventrikel statt
einer membranösen Klappe (wie sie sich
bey den Säugethieren in beiden Herz-
kammern und bey den Vögeln selbst auch
in der linken findet) mit einem derben
straffgespannten, fast dreyeckten Muskel
versehen ist. Diese sonderbare Einrich-
tung dient wohl dazu um das Blut aus
dem rechten Herzen mit desto mehr
Nachdruck in die Lungen treiben zu kön-
nen, da sich diese selbst (wegen ihres
Zusammenhanges und Verbindung mit
den mancherley Luftbehältern von wel-
chen unten die Rede seyn wird) nicht
so wie bey den Säugethieren durch die
Inspiration aufblähen, als wodurch der
Uebertritt des carbonisirten Bluts in
[Seite 232] dieselben ohnehin schon erleichtert
wird*).
Bey manchen Amphibien, wie nament-
lich bey unseren hieländischen Fröschen
und Salamandern besteht ihr einfaches
Herz nur aus Einem Ventrikel und Ei-
nem sogenannten Ohr**); bey andern,
wie z.B. den Crocodilen, eigentlich so-
genannten Eidexen und Schlangen aus
Einer Kammer mit zwey Herzohren.
Noch anders aber verhält es sich in
den Schildkröten, über deren Herz und
[Seite 233] dessen Theile mehr als über das irgend
einer andern Ordnung von Thieren, ge-
stritten worden.
Die Haupteinrichtung desselben kommt
auf folgendes hinaus:
Ihr Herz hat zwey Ohren*), die so
wie bey den warmblütigen Thieren durch
eine verschlossene Scheidewand von ein-
ander abgesondert sind, und ihr Blut
auch durch eben die Wege wie bey die-
sen, empfangen; das rechte Ohr nämlich
aus den beiden Hohladern, das linke
aus den venis pulmonalibus. Jedes er-
giesst dann auch sein Blut in den ihm
zugehörigen Ventrikel; denn deren sind
[Seite 234] ebenfalls zwey; folglich alles bisher er-
wähnte im Ganzen wie bey uns.
Aber die sonderbare Eigenheit wo-
durch sich das Herz dieser Thiere aus-
zeichnet und von anderer ihrem unter-
scheidet, liegt ausser der auffallenden
mehr in die Breite gezognen äussern
Form in dreyerley. Dass nämlich 1) die
beiden Herzkammern selbst (und bey
manchen Gattungen, zumal von See-
schildkröten auch die Höhlen der soge-
nannten Herzohren) ausnehmend eng
und klein, dagegen aber die fleischich-
ten Wände dieses Eingeweides ganz auf-
fallend dick und von gleichsam schwam-
michter Textur sind, so dass das Herz
nicht so wohl einen fleischichten zwey-
kammerigen Sack, als vielmehr einen mit
Blut getränkten Schwamm vorstellt; –
dess 2) jene beiden Ventrikel durch eine
besondere fleischichte fast röhrenförmige
Valvel, die aus dem linken in den rech-
ten hinüber geht, mit einander mün-
den, jener in diesen sich öffnet: – und
[Seite 235] dass 3) die sämmtlichen grossen Schlag-
ader-Stämme mit dem rechten Ventrikel
in Verbindung stehen; keiner derselben
ausschliesslich bloss mit dem linken. Da-
bey liegt die aorta mit ihren drey Haupt-
ästen*) mehr nach rechts und oben, die
pulmonalis hingegen entspringt wie aus
einer Nebenweitung**) jenes rechten
Ventrikels, in der Mitte der basis des
Herzens nach unten***) (– versteht
[Seite 236] sich, wie schon oben ein für alle Mal
erinnert worden, nach der horizontalen
Lage der Thiere zu reden. –)
Nun begreift sich leicht wie diese
merkwürdige anomalische Einrichtung,
dass nämlich im Grunde alles Blut durch
den rechten Ventrikel weiter getrieben
[Seite 237] wird*), der Lebensweise dieser Schild-
kröten beym langen Untertauchen zu
statten kommt, indem bey ihnen der
sogenannte grosse Blutumlauf vom klei-
nen der durch die Lungen geht, in so
fern unabhängig ist, dass dann, wäh-
rend sie unter Wasser sind und nicht
athmen, dessen ungeachtet jener seinen
Fortgang behält; anders als bey den
warmblütigen Thieren, wo bekanntlich
nach ihrer Geburt die aorta kein Blut
[Seite 238] fortführen kann, was nicht so eben erst
aus den athmenden Lungen durch den
linken Ventrikel ihr zugeführt worden
wäre*).
In dieser Thierclasse ist das Herz*)
nach Verhältniss zum ganzen Körper
ausnehmend klein, und von einem sehr
einfachen Bau, da es bloss aus Einem
Ventrikel und Einem Ohr besteht, die
zusammen mit dem sogenannten cor
dextrum der warmblütigen Thiere zu
vergleichen sind. Denn der aus dem
Ventrikel entspringende Arterienstamm
(der bey den mehrsten Fischen gleich
bey seinem Austritt aus demselben wie
[Seite 240] zu einem kleinen Schlauch erweitert
wird) geht gerade vorwärts zu den Re-
spirationsorganen, den Kiemen; aus wel-
chen das Blut nachher mittelst einer
grossen, der aorta zu vergleichenden,
Schlagader die längs des Rückgrats nach
hinten läuft in den übrigen Körper ver-
theilt und nachdem es in die Venen
übergetreten, durch die Stämme der Hohl-
ader nach dem Herzohr zurück gebracht
wird*).
Ueberhaupt haben die mehrsten kalt-
blütigen Thiere, namentlich die Fische
[Seite 241] und die hieländischen Amphibien nach
Verhältniss weit geringere Blutmasse
und weniger Blutgefässe als die warm-
blütigen. Dagegen ohne Vergleich
mehr aus dem Arteriensystem entsprin-
gende vasa decolora.
Nur bey den wenigsten sogenannten
weissblütigen Thieren findet sich ein
wahres Herz und damit zusammenhän-
gendes Adersystem; hier in dieser Classe
wohl bloss bey einigen Geschlechtern
der ungeflügelten Insecten, wie die
Krebse*) und Kiefenfüsse. Denn die
Meinung so vieler älterer Zootomen,
die das lange theils zu beiden Seiten
gleichsam gefiederte Rücken-Gefäss bey
[Seite 242] den Raupen u.s.w. für ein Herz ange-
nommen, hat schon Lyonet widerlegt.
Und selbst bey den genannten Geschlech-
tern scheint doch kein Uebergang der
Arterienenden in die Anfänge der Ve-
nen, folglich kein wahrer Kreislauf
statt zu haben.
Bey zahlreichen Geschlechtern dieser
Classe, zumal unter den Molluscis*)
und Testaceis**) ist ein Herz unver-
[Seite 243] kennbar*), und theils von auffallend
sonderbarem Bau. So besteht es z. E. bey
den Tintenfischen aus einem Ventrikel
und zwey Ohren, die aber von einander
abgesondert zu beiden Seiten desselben
nach den beiden Kiemen zu liegen. –
Auch manche Bivalven sollen nach
Poli zwey Herzohren, und einige gar
ihrer viere haben. Aber auch bey allen
diesen Schalthieren hat man noch kei-
[Seite 244] nen Zusammenhang zwischen ihren Ar-
terien*) und sogenannten Venen be-
merken können**); so wie anderseits
gar manche Geschlechter aus andern Ord-
nungen dieser Classe zwar mit einem
zusammen hängenden Gefässsystem aber
ohne Herz versehen sind***), und den
eigentlichen Zoophyten weder das eine
noch das andere zugeschrieben werden
kann, als bey welchen die Ernährung
wohl bloss durch unmittelbare Einsau-
gung des Nahrungssaftes aus ihrer Bauch
[Seite 245] höhle in das gallertartige parenchyma
ihres Körpers vor sich geht*).
Schon Valsalva nahm als Axiom
an, dass da wo wahre Blutgefässe sind
auch die eigentlich sogenannten absor-
birenden oder lymphatischen Gefässe
nicht fehlen. Umgekehrt scheint es
auch dass nur diejenigen Thierclassen
mit wahren lymphatischen Gefässen ver-
sehen sind, bey welchen sich zugleich
ein vollständiges Circulationssystem von
Blutgefässen findet. Das wäre also nur
bey den vier Classen von rothblütigen
Thieren. (§. 156.)
Bey gar vielen sogenannten weissblü-
tigen ist zwar eine Art von Einsau-
gung entweder ganz evident, wie bey
den Armpolypen, deren parenchyma,
[Seite 247] wenn sie farbige Insecten verschluckt
haben, nach einiger Zeit mit gleicher
Farbe tingirt erscheint; oder doch nach
der Analogie aus andern Phänomenen
zu vermuthen, wie bey der Verwand-
lung der verpuppten Raupen u.s.w. –
Aber doch ist noch kein wirkliches Sy-
stem von eigentlichen absorbirenden Ge-
fässen an denselben erwiesen*).
Dieses System, das eben wegen des
constanten Verhältnisses, worin es zum
wahren Blutumlauf steht, am füglich-
sten auch hier gleich abgehandelt wird,
begreift bekanntlich die aus den dünnen
Därmen entspringenden Milchgefässe,
und die eigentlich so genannten lym-
[Seite 248] phatischen im übrigen Körper; dann
die glandulas conglobatas, die wenig-
stens bey den mehrsten damit versehe-
nen Thieren bloss aus knaulförmiger
Verwickelung jener beiderley Unterar-
ten von Gefässen zu bestehen scheinen;
und endlich den ductus thoracicus als
den Hauptabführungscanal der durch
jene Gefässe dem Blute zuzubringen-
den Säfte.
In dieser Classe sind alle die gedach-
ten Theile des absorbirenden Systems
am vollständigsten und deutlichsten
ausgewirkt*). Auch zeichnen sich bey
ihnen die Milchgefässe, wenn sie Chy-
lus enthalten, durch die weisse Farbe
desselben Von den übrigen einsaugen-
[Seite 249] den Gefässen aus, die nur meist wasser-
helle oder blassgelbliche Lymphe füh-
ren. Die erstern laufen, besonders bey
Schafen und Ziegen in ansehnliche
Stämme zusammen: und die letztern;
die eigentlich so genannten lymphati-
schen Gefässe, sind unter andern, na-
mentlich an den Unterschenkeln des
Pferdes, in überaus saubern Geflechten
zu sehen.
Die Milchsaftröhre ist bey vielen Qua-
drupeden, z.B. beym Hund, doppelt*),
und bildet bey den mehrsten grössern
Gattungen an ihrem Anfang (constan-
ter als beym Menschen) eine blasen-
förmige cisterna chyli**).
[Seite 250] Und bey vielen, zumal unter den fe-
ris, findet sich ein ansehnliches Aggre-
gat von Gekrösdrüsen, das unter dem
unpassenden Namen des pancreas Asel-
lii bekannt ist*).
In dieser Classe ist der Chylus meist
durchsichtig, mithin unterscheiden sich
auch die Milchgefässe nur durch ihre
Lage und Function von den eigentli-
[Seite 251] chen lymphatischen. Auch bilden sie
keine Gekrösdrüsen, da sich doch an
andern Stellen bey vielen grössern Vö-
geln glandulae conglobatae zeigen. Ihr
ductus thoracicus ist gedoppelt*).
Bey den Seeschildkröten finden sich
in ihrem zarten Gekröse ausnehmend
starke Milchgefässe. Ihre Milchsaftröhre
ist ebenfalls doppelt: und die lymphati-
schen Drüsen scheinen ihnen gänzlich
zu fehlen**).
Bey diesen sind, so viel man bis jetzt
untersucht hat, die absorbirenden Ge-
[Seite 252] fässe ohne Valveln; auch scheinen ih-
nen die lymphatischen Drüsen abzuge-
hen; und ihr ductus thoracicus theilt
sich, wenigstens nach vorn (oder oben),
in zwey Hauptäste*).
So unentbehrlich wenigstens den bey
weiten allermehrsten Thieren die lebens-
wierige Unterhaltung des grossen che-
mischen Processes ist, wodurch ihnen
der Sauerstoff, dieses wahre pabulum
vitae, zugeführt und gegen Ueberfluss
von Wasser- und Kohlenstoff umgesetzt
wird, so sehr verschieden sind die Or-
gane und der Mechanismus, wodurch
diese bewundernswerthe Function voll-
zogen wird*). Beym gebohrnen Säu-
[Seite 254] gethier, so wie beym ausgekrochnen
Vogel und den ausgebildeten Amphi-
bien, ist das Hauptlaboratorium zu die-
sem Behuf in die Lungen verlegt, bey
den Fischen in die Kiemen, bey den
mehrsten Insecten in die Luftröhren,
bey den Würmern in analoge, aber selbst
wieder verschiedenartige, Werkzeuge.
Die Lungen der Quadrupeden in die-
ser Classe kommen im Ganzen, was
Gefüge, Form und Verbindung betrifft,
mit den menschlichen überein. Bey
den Cetaceen hingegen und den zu-
nächst an dieselben gränzenden Palma-
tis, wie z. E. beym Manaten, zeichnen
[Seite 255] sie sich durch festere Textur, zumal
der sie umgebenden Haut, so wie auch
der eignen Gestalt aus, da sie nicht in
so genannte lobos eingetheilt, sondern
ohne Einschnitte, und langgestreckt,
aber flach, und theils mit dem Brust-
fell, theils auch dadurch mit dem aus-
nehmend robusten fleischichten Zwerch-
fell verwachsen sind*).
Die Werkzeuge des Athmens in die-
ser Classe gehören wegen vieler Eigen-
thümlichkeiten, besonders aber wegen
ihres Zusammenhangs und Verbindung
mit mancherley durch einen grossen
Theil des ganzen Körpers verbreiteten
Theilen, zu den merkwürdigsten Ein-
richtungen in der thierischen Oecono-
mie**).
[Seite 256] Die Lungen selbst sind bey den Vö-
geln nach Verhältniss klein, flach, hin-
ten im Thorax angewachsen, gleichsam
in die Zwischenräume der Rippen ein-
gefugt, und werden bloss nach vorn
oder unten mit dem Brustfelle beklei-
det, so dass sie folglich, genau zu reden,
ausserhalb der Brusthöhle liegen. Ein
grosser Theil dieser Höhle wird dage-
gen, so wie auch ein Theil der so ge-
nannten Bauchhöhle, von membranösen
Luftsäcken eingenommen*), in welche
sich die Lungen durch ansehnliche Mün-
dungen öffnen. Jene in der Brust sind,
wenigstens bey grossen Vögeln, durch
häutige querliegende Scheidewände in
einige Abschnitte getheilt**), deren
jeder, so wie auch die im Bauche lie-
genden Säcke, durch eine besondere
Oeffnung in den Lungen mit den Luft-
[Seite 257] wegen derselben, und folglich mit der
Luftröhre in Verbindung steht. Eben-
falls bey grössern Vögeln zeigen sich
in den Membranen dieser Luftsäcke hin
und wieder ansehnliche Bündel und
Streifen von Muskelfasern, die man für
ein Surrogat des dieser Thierclasse man-
gelnden wahren Zwerchfells angesehen
hat*), und die, wie man bey Vivisec-
tionen solcher grösserer Vögel sieht**),
hauptsächlich dazu dienen mögen, die
[Seite 258] durchs Einathmen hinein gebrachten
Luftvorräthe nach Bedürfniss wieder in
die Lungen zurück zu treiben, wobey
auch die Füllung oder Ausleerung der
Brustsäcke mit denen im Unterleibe ab-
zuwechseln scheint*).
Ausser diesen Säcken ist aber auch,
wenigstens bey den allermehresten Vö-
geln (denn es findet darin bey den ver-
schiedenen Geschlechtern und Gattungen
gar vielartige Verschiedenheit, Ausnah-
men u. dergl. Sratt) ein beträchtlicher
Theil ihres Gerippes zu Luftbehältern
bestimmt. Hauptsächlich gehören da-
hin die grösseren Röhrenknochen, na-
mentlich die Schulter und Schenkel-
knochen und die Schlüsselbeine. Dann
aber auch die mehrsten flachen und viel-
eckichten Knochen am Rumpfe, beson-
ders das Brustbein, die Hüftknochen,
[Seite 259] und die Rückenwirbel. Alle diese sind
bey den erwachsenen Vögeln, wenig-
stens im Mittelstück, markleer*), so
dass die Röhrenknochen eine grosse Höh-
lung enthalten, und meist nur gegen
die Enden zu wie mit knochichten Quer-
fäden durchkreuzt; die übrigen aber mit
einem Gewebe von leeren Knochenzel-
len gefüllt sind. Sie haben (zumal die
Röhrenknochen an dem nach der Brust
zugekehrten Ende) ansehnliche Oeffnun-
gen**), wodurch sie vermittelst beson-
derer Gefässe mit den Lungen in einer
Verbindung stehen, die sich durch man-
cherley Versuche an lebendigen oder
todten Vögeln zeigen lässt**).
Dass diese Luftknochen den mehr-
sten Vögeln zur Erleichterung im Flug*),
so wie manchen Wasservögeln beym
Schwimmen, und dem Straus u. mehr.
beym schnellen Lauf u.s.w., dienen
mögen, wird schon daher wahrschein-
lich, weil man gerade bey vielen der
grössern hochfliegenden Vögel, Adler u.
dergl. die mehrsten und geräumigsten
Luftknochen findet; vollends aber, weil
diese Knochen beym ganz jungen erst
ausgekrochenen Vogel allerdings mit
blutreichem Marke versehen sind, das
sich erst gegen die Zeit wenn sie flück
werden, durch Absorption, bey man-
chen ganz, bey andern, zumal unter
[Seite 261] den Wasservögeln, doch wenigstens
grösstentheils verliert.
Dass aber anderseits doch nicht alle
diese knöchernen Luftbehälter, so wie
die Luftsäcke, directen Bezug auf das
Respirationsgeschaft dieser Thiere haben
mögen, lässt sich schon daher schliessen,
weil ausser den gedachten, auch bey
vielen der Zwischenraum zwischen den
beiden Knochentafeln der Hirnschale
und der Unterkiefer Luft fasst, deren
Zuführungsgänge in keiner Verbindung
mit den Lungen, sondern bloss mit den
Eustachischen Röhren stehen.
Durch den gleichen Weg wird auch
in derjenigen Ordnung der Vögel, die
desshalb Levirostres genannt werden,
ihr theils ungeheurer Schnabel mit Luft
versehen, als welcher ihnen nicht, wie
andere Zergliederer gemeint*), zu Ge-
[Seite 262] ruchwerkzeugen, sondern ebenfalls zum
Luftbehälter dient. (– tab. V. e. f. vom
Ramphastos tucanus. –)
Ausser dem schon erwähnten Nutzen
dieser verschiedenen Luftbehälter, mögen
sie überhaupt auch dazu dienen, dass
die Vögel bey mancherley schnellen oder
anhaltenden Bewegungen, und die Sang-
vögel beym Schlagen*), seltner zu ath-
men brauchen, so wie die Bauchsäcke
offenbar auch zur Ausleerung des Un-
raths, und bey den Weibchen vielleicht
selbst zum Legen des Eyes wirken.
Die Lungen der Amphibien**) zeich-
nen sich von der warmblütigen Thiere
ihren schon sowohl durch ihre auffal-
[Seite 263] lende Grösse als durch ihre ausneh-
mend lockere Textur aus*); was denn
vielen derselben besonders zum Schwim-
men zu Statten kommt.
Beym Chamäleon sind sie mit zahl-
reichen, gleichsam gefingerten, Fortsätzen
[Seite 264] oder Anhängen versehen*). Bey den
Wassermolchen endigen sie sich nach
hinten in eine längliche Blase.
Die Schlangen (wenigstens die aller
mehresten) haben nur eine einzige
Lunge, die einen langgestreckten, bla-
senförmigen Schlauch bildet**).
Bey den neugebornen Fröschchen (Kaul-
quappen) und denjenigen Eidexen, die
im Wasser jung werden***), findet sich
[Seite 265] in diesem ihren Larvenzustande ein
Paar den Fischkiemen gewisser Massen
ähnliche Organe (appendices fimbriatae
Swammerd.*)); die aber frey zu bei-
den Seiten des Halses heraus ragen, und
nicht permanent sind, sondern sich all-
[Seite 266] gemach (bey unsern hieländischen Repti-
lien jener Art meist binnen wenigen
Tagen,) in die Brust zurück ziehen, und
ihre Reste da noch für einige Zeit als
so genannte Afterlungen*) neben den
wahren Lungen zu sehen sind**). Und
[Seite 267] Statt der Kiemenöffnung, wodurch die
Fische das durch den Mund einge-
schluckte Wasser wieder von sich geben,
haben manche Kaulquappen an der lin-
ken Seite des Kopfs neben dem Auge
zu diesem Behuf einen kleinen schlauch-
förmigen Ausführungsgang*), der von
der kleinen Röhre an der Unterlefze
mancher dieser Larven unterschieden
werden muss, womit sich dieselben
zur sicherern Haltung anfangs an Was-
serpflanzen fest saugen**).
Statt der Lungen ist diese Thierclasse
mit Kiemen oder Kiefern (branchiae)
versehen, die zu beiden Seiten am Hin-
tertheile des Kopfs jede unter ihrem
beweglichem Kiemendeckel (operculum
bronchiale) liegen (der nur den chon-
dropterygiis abgeht), und mit dem Ra-
chen in Verbindung stehen, wodurch
ihnen ihr Sauerstoff aus der im Wasser
befindlichen Luft (so wie den durch
Lungen athmenden Thieren mittelst der
atmosphärischen) zugeführt wird*).
Sie geben das Wasser nachher durch
die Kiemenöffnungen (aperturae bran-
chiales) wiederum von sich; und zeich-
nen sich folglich auch schon dadurch
von den Thieren der vorigen drey Clas-
sen aus, dass sie nicht so wie diese
[Seite 269] durch den gleichen Weg exspiriren,
durch welchen sie vorher eingeathmet
hatten.
Wie die Kiemen zum Behuf dieses
so genannten phlogistischen Processes
ihr venöses Blut durch die Branchial-
arterie erhalten, und es nach seiner
Umsetzung in arterielles, durch die Aorta
wieder fortschicken, ist schon oben
(§. 164) berührt worden. Die Ver-
theilung dieser Gefässe auf den Falten
und Feldern der Kiemenblätter selbst
aber gehört zu den allerzartesten
und zahllosesten im thierischen Kör-
perbau*).
Bey den mehrsten Fischen**) be-
steht jede der beiden Kiemen aus vier
Blättern, die an eben so vielen mit
dem Zungenbein verbundenen bogen-
[Seite 270] förmigen Gräten oder Knorpeln sitzen.
Meist findet sich nur Eine Kiemenöff-
nung auf jeder Seite; bey manchen aber,
namentlich unter den Knorpelfischen,
ihrer mehrere.
Sehr viele Seefische, zumal aber die
im süssen Wasser lebenden, sind mit
einer einfachen oder doppelten Schwimm-
blase*) versehen, die, bey den deshalb
untersuchten hieländischen Süsswasser-
fischen grossentheils Stickgas, bey den
Seefischen hingegen meist Sauerstoffgas
[Seite 271] enthält. Ob sie ausser dem allgemein
bekannten Nutzen, nach welchem sie be-
nannt ist*), noch zu andern Functio-
nen diene, ist noch unentschieden; in-
zwischen findet sie doch aber immer
eben so wohl als oben die Luftbehälter
der Vögel hier in diesem Abschnitt füg-
lich ihre Stelle.
Sie sitzt in der so genannten Bauch-
höhle, am Rückgrath fest, und steht
gewöhnlich mit dem Schlunde, bey ei-
nigen mit dem Magen, durch einen
besondern Canal (ductus pneumaticus)
in Verbindung**) in welchem man bey
manchen, wie z.B. beym Karpen, Klap-
pen gefunden hat, die, wie es scheint,
wohl die Luft durch denselben aus der
Blase heraus, aber keine von aussen
hinein lassen.
Dass auch den weissblütigen Thieren,
im Ganzen genommen, eine Art von
Respirationssgeschäft unentbehrlich sey,
liess sich schon nach der Analogie aus
dem in den mehrsten Ordnungen bei-
der Classen derselben entdeckten wun-
derbaren Apparat von Kiemen oder Luft-
röhren schliessen; bey vielen derselben
ist aber auch der Process selbst, die
Umsetzung des Sauerstoffs gegen Koh-
lenstoff u.s.w., durch directe Versuche
erwiesen*).
Uebrigens unterscheiden sich die weiss-
blütigen Thiere von den rothblütigen
schon dadurch, dass, so viel bekannt,
[Seite 273] keines derselben durch den Mund Luft
schöpft.
Unter den Insecten*) sind manche
von denen die im Wasser leben, wie
namentlich die Fluss- und Seekrebse,
da wo die Beine ansitzen, mit einer
Art von Kiemen**), unter den übri-
gen aber, zumal die Landinsecten***),
[Seite 274] die bekanntlich überhaupt ohne Ver-
gleich die bey weiten grösste Zahl in
dieser Thierclasse ausmachen, mit be-
wundernswürdigen durch den grössten
Theil ihres Körpers verbreiteten Luft-
gefässen versehen: und zwar sind letz-
tere bey denen die sich einer Verwand-
lung unterziehen müssen, in ihren Lar-
venzustande (– während also ihr Nutri-
tionsgeschäft im vollsten Gange ist, –)
in ungleich grösserer Menge und Starke
vorhanden, als nachdem sie ihre letzte,
so genannte vollkommene, Gestaltung
erlangt haben.
Bey den Raupen z.B. liegt zu bei-
den Seiten unter der Haut eine starke
Luftröhre (trachea), die nach aussen
mit neun Luftlöchern (stigmata) mün-
det; nach dem Innern hin sich aber
durch eben so viele Stämmchen von
[Seite 275] Luftgefässen (bronchiae) in zahllosen
Ramificationen verbreitet*).
[Seite 276] Beides, ihre Tracheen und Bronchien,
sind von silberweisser Farbe, und die
Hauptmembran derselben besteht aus
spiralförmig gewundenen Fäden (fast
wie der Ueberzug der gesponnenen Sai-
ten). Ihre aller zartesten und zahlreich-
sten Enden vertheilen sich in den Speise-
canal, vorzüglichst aber in das oben
(§. 126.) erwähnte grosse corpus adiposum.
Uebrigens zeigt sich so wohl in der
Anzahl als in der Lage der zum Ath-
men der Insecten bestimmten äussern
Mündungen vielartige Verschiedenheit*).
Bey den mehresten liegen dieselben zu
beiden Seiten des Leibes. Viele von
denen im Wasser lebenden Larven oder
[Seite 277] auch ausgebildeten Insecten hingegen
schöpfen atmosphärische Luft mittelst des
Endes vom Hinterleibe. Besonders merk-
würdig ist die Veränderung, die mit man-
chen Thieren dieser Classe in dieser Rück-
sicht während ihrer Verwandlung vor
sich geht; da z.B. die gemeinen Mücken
(Culex pipiens etc.) als Larven durch eine
Rühre am Hinterleibe, als Nymphen
hingegen durch zwey andere am Kopfe
Luft schöpfen*).
In dieser so vielartige Geschöpfe um-
fassenden Thierclasse sind auch die Or-
gane des Athmens von sehr verschiede-
nem Bau**), und einigen Ordnungen,
[Seite 278] namentlich bey den Bewohnern der Co-
rallen und den eigentlich so genannten
Zoophyten, vielleicht auch den Intesti-
nalwürmern, scheinen sie gänzlich zu
mangeln, so dass, wenn auch bey ihnen
eine analoge functio vitalis Statt hat, sie
doch auf andern vor der Hand noch
unentdeckten Wegen vor sich gehen muss.
Bey denen aber die mit eigentlichen
Respirationswerkzeugen versehen sind,
zeigt sich so wie unter den Insecten,
wiederum die gleiche Verschiedenheit,
dass das nämlich bey Manchen, wie
z.B. bey den Tintenfischen*), Au-
stern**) u.s.w., eine Art von Kiemen
[Seite 279] – selbst wieder von mancherley Bau –;
bey den mehresten hingegen Tracheen
sind, wie z.B. bey so vielen andern
Schaalthieren*) und Molluscis**) und
Intestinis***). Doch sind viele aus der
ersten dieser Ordnung mit beiderley Re-
spirationswerkzeugen zugleich versehen.
Bey manchen Bewohnern der Bivalven,
z.B. der Venusmscheln†), liegen die
Luftgefässe zwischen den Häuten eines
einfachen oder doppelten röhrenförmi-
[Seite 280] gen Schlauchs, der am Vordertheile des
Thiers befindlich ist, willkürlich aus-
gestreckt oder eingezogen werden kann,
und an sich noch zu andern Zwecken,
z.B. zum Eyerlegen, dient, am Rande
seiner Mündung aber mit den Oeffnun-
gen der Tracheen als mit Stigmaten
besetzt ist.
Schon Aristoteles hat richtig ein-
gesehen, dass nur denjenigen Thieren
wahre Stimme zugeschrieben werden
könne, die mit wirklichen Lungen ath-
men, folglich bloss denen in den ersten
drey Classen des Thierreichs. Aber
auch selbst unter diesen sind manche
Geschlechter und Gattungen entweder
überhaupt stumm, wie z.B., so viel
bekannt, die Ameisenbären*), die
[Seite 282] Schuppenthiere, die Cetaceen*), Schild-
kröten, mancherley Eidexen und Schlan-
gen; oder geben doch in gewissen Erd-
strichen keine Stimme von sich, wie
z.B. die Hunde in manchen Ländern
von America, oder die Wachteln**)
und Frösche***) in vielen Gegenden von
Sibirien.
Die allermehresten Thiere dieser
Classe*) haben das mit einander ge-
mein, dass ihre Stimmritze vorn mit
dem Kehldeckel (und dieser, wenig-
stens bey sehr vielen, mit einem be-
sondern vom Zugenbeine entspringen-
den, im Menschen nicht befindlichen,
Muskel) versehen ist; und die Seiten-
ränder jener Ritze durch die doppelten
Stimmbänder (ligamenta thyreo-arytae-
[Seite 284] noidea) gebildet werden, zwischen wel-
chen auf jeder Seite die Stimmhöhlen
(ventriculi laryngis) liegen. Der Kehl-
deckel fehlt inzwischen den mehresten
Fledermäusen; und bey einigen mause-
ähnlichen Thieren, wie z.B. beym Sie-
benschläfer, ist er kaum merklich. So
wie anderseits die obern Stimmbänder,
mithin auch die Stimmhöhlen, man-
chen Bisulcis, z.B. dem Ochsen und
Schaafe, abgehen.
Bey manchen Gattungen von Säuge-
thieren wird die ihnen eigenthümliche
sich besonders auszeichnende Stimme,
oder doch gewisse Töne noch durch
andere Organe gebildet, wohin vorzüg-
lich bey einigen sonderbare gespannte
Membranen, bey andern aber eigene
Blasen und Säcke gehören, die mit dem
Innern des Kehlkopfs in Verbindung
stehen, und theils als Fortsetzungen
der Stimmhöhlen anzusehen sind.
[Seite 285] Beym Pferde z.B. wird der Anfang
des Wieherns durch eine besondere zart-
sehnige, fast sichelförmige Membran
bewirkt, die in der Mitte am Schild-
knorpel sitzt, und mit ihren Enden
nach den äussern Rändern der Stimm-
ritze läuft*).
Das eigene Geschrey des Esels hin-
gegen wird dadurch hervor gebracht,
dass sich unter einer ähnlichen Mem-
bran eine besondere kesselförmige Ver-
tiefung im Schildknorpel befindet, und
ausserdem noch zu beiden Seiten ein
paar Oeffnungen liegen, die zu beson-
deren Höhlen führen**).
Und nun das Maulthier –, das wie-
hert nicht wie die Pferdestute, von wel-
cher es geworfen ist, sondern schreyt
wie der Eselhengst, von dem es er-
zeugt worden, und hat auch ganz den
Kehlkopf desselben, und nichts von
[Seite 286] jenen eigenen Stimmorganen seiner
Mutter. Eine Erscheinung, die wie
so viele andere sich wohl schwerlich
mit der vermeinten Präexistenz der prä-
formirten Keime im mütterlichen Eyer-
stocke reimen lässt*).
Bey der Katze liegen unter den Stimm-
bändern ein Paar zarte Membranen, die
vermuthlich das diesen Thieren eigene
Schnurren oder Spinnen verursachen**).
[Seite 287] Das Schwein hat zwey beträchtliche
membranöse Säcke vorn oberhalb der
Stimmbänder*).
Mancherley Affen**) und Paviane***)
haben, so wie auch das Renthier†),
[Seite 288] vorn am Halse ansehnliche einfache oder
doppelte Kehlbeutel von verschiedener
Form und Abtheilung, die mit einer oder
zwey Oeffnungen im Kehlkopf zwischen
dem Zungenbein und Schildknorpel
münden.
Und bey manchen Meerkatzen (z.B.
beym Cercopithecus beelzebub und seni-
culus) bildet der mittlere oder Vorder-
theil des Zungenbeins eine sonderbare
knöcherne Capsel von fast kugelichter
Form*), mittelst deren diese Thiere
ihr durchdringendes weit schallendes
Geschrey hervorbringen.
Die bis auf sehr wenige Ausnahmen
allgemeinste Haupteigenheit der Stimm-
organe in dieser Classe reducirt sich dar-
auf, dass die Vögel, wie man insge-
[Seite 289] mein sagt, einen doppelten – oder wie
man richtiger sagen sollte, einen an
beiden Enden der Luftröhre vertheilten
Kehlkopf und zweyerley Stimmritze
haben.
Am oberen Ende der Luftröhre liegt
nämlich bloss die obere oder eigentliche
Stimmritze, und zwar ohne Kehldeckel*),
deren scheinbarer Mangel bey sehr vie-
len durch die conischen Fleischfasern zu
beiden Seiten der Ritze ersetzt wird.
Der Hauptapparat zur Bildung der
Vogelstimme findet sich hingegen im
[Seite 290] untern oder Bronchial Larynx*), der
inwendig eine zweyte Stimmritze ent-
hält, die durch gespannte Membranen
gebildet wird, und bey vielen, zumal
unter den Wasservögeln, mit einem so
genannten Schnarrwerk in den Orgel-
pfeifen verglichen werden kann: von
aussen aber bey den verschiedenen Ord-
nungen und Geschlechtern mit mehre-
ren oder wenigern Muskelpaaren so wie
mit einer Art von Schilddrüse versehen
ist. Uebrigens zeigt sich, und zwar
ebenfalls besonders bey den Wasservö-
geln, theils schon in der verhältniss-
[Seite 291] mässigen Länge und Lauf der Luftröhre,
hauptsächlich aber im Baue des untern
Kehlkopfes, bey vielen Gattungen, und
bey manchen derselben wieder nach der
Sexualverschiedenheit, vielartige Abän-
derung*). So hat z.B. der so genannte
zahme oder stumme Schwan (Anas olor)
eine gerade auslaufende Luftröhre, die
hingegen beym männlichen wilden oder
[Seite 292] singenden (cygnus) in die oben gedachte
Capsel des Brustbeins tritt (– §. 55.).
Beym Löffelreiher (Platalea leucorodia),
so wie auch beym Katraka (Phasianus
motmot) u.a. finden sich ähnliche Win-
dungen der Luftröhre, doch ohne jene
Brustbeincapsel. Bey vielen Schwimm-
vögeln aber haben bloss die Männchen
am untern oder Bronchial-Larynx eine
knöcherne Blase von mancherley Ge-
stalt*), die ebenfalls zur Verstärkung
ihrer Stimme dient**). So die gemeine
[Seite 293] Ente, die Europäische Haubenente
(Anas fuligula), die Brandente (tadorna),
die weisse Tauchente (Mergus albellus),
die Tauchergans (merganser) u.a.m.
In dieser letzten Classe von animali-
bus vocalibus ist der Bau der Stimm-
werkzeuge im Ganzen ziemlich einfach,
doch wieder bey den mancherley Ge-
schlechtern, Gattungen, und selbst theils
nach der Sexualverschiedenheit, von
vielartiger Einrichtung.
Die Landschildkröten (wenigstens
Testudo graeca), haben eigentlich zwey
Luftröhren, indem sich der kurze ge-
meinschaftliche Stamm gleich beym drit-
ten Halswirbel in zwey lange Haupt-
äste theilt, die weit in die Brust hin-
absteigen ehe sie in die Lungen ein-
treten. Jeder macht seitwärts eine starke
[Seite 294] Krümmung über welche sich die beiden
aortae abdominales herumschlagen*).
Bey den Fröschen ist die Luftröhre sehr
kurz; doch bey den Männchen etwas
länger als bey den Weibchen; auch ihre
Stimmritze weiter. Uebrigens ist diese
auch wohl bey allen Thieren dieser
Classe mit Stimmbändern versehen**).
Bey manchen Fröschen zeichnen sich
die Männchen noch durch besondere
Luftsäcke aus, wohin die grosse Kehl-
blase des Laubfrosches und die Backen-
blasen gehören, die der grüne Wasser-
[Seite 295] frosch (Rana esculenta) zur Paarungs-
zeit an beiden Seiten der Mundwinkel
durch ein Paar Oeffnungen aufbläht, die
am Unterkiefer nahe an der Stimmritze
liegen*).
In keiner andern Classe von Functio-
nen der thierischen Oekonomie ist eine
so reine einleuchtende Stufenfolge vom
einfachsten Bau zum zusammengesetz-
ten bemerklich*), als in der, zu wel-
cher wir jetzt übergehen, die den Haupt-
character der Animalität bestimmt, und
[Seite 297] selbst davon ihren Namen erhalten
hat*).
Bey manchen der einfachsten Thiere,
aus der Classe der Würmer, zumal bey
den Eingeweidewürmern und den so ge-
nannten Zoophyten, ist überhaupt wenig
oder keine Verschiedenheit von partibus
similaribus**) ihres Körpers, und na-
[Seite 298] mentlich nichts zu erkennen, was als
ein distinctes Nervensystem oder dazu
gehörige Theile angesprochen werden
könnte: sondern die Nervenmaterie, die
sich übrigens durch Empfindungs- und
Bewegungsvermögen bey ihnen so gut
als in irgend einer andern Ordnung
oder Classe des Thierreichs äussert, ist
in ihre ganze meist homogene Masse
wie verschmolzen: so dass z.B. bey den
fast durchscheinenden Armpolypen, die
sich in unsern Gewässern doch oft mit
Zoll langen Körper und Spannen lan-
gen Fangarmen finden, selbst bey bester
Beleuchtung und starker Vergrösserung,
doch nichts als ein körniges, (gleichsam
gekochten Sago ähnelndes) Gefüge zeigt,
das durch eine gallertartige Grundmasse
in die bestimmte Form verbunden wird.
Schon bey vielen andern Würmern
ist, so wie bey den Insecten, ein di-
stinctes Gangliensystem von Nerven zu
unterscheiden, die bey den mehresten
grösstentheils aus dem so genannten Rük-
kenmark entspringen, an dessen Kopf-
ende das eigentliche Gehirn nur einen
sehr kleinen unansehnlichen Theil macht:
der hingegen in den beiden Classen von
Thieren mit rothem kalten Blute, noch
viel mehr aber bey den warmblütigen,
von weit zusammengesetzteren Bau und
relativ beträchtlicherer Grösse ist, worin
endlich der Mensch in so fern alle übri-
gen übertrifft, dass er, nach Hrn. Söm-
merring's scharfsinniger Bemerkung*),
das bey weiten allergrösste Gehirn in
[Seite 300] Verhältniss zu der Feinheit seiner dar-
aus entspringenden Nerven hat*).
Schon die beiden grossen Scheide-
wände welche die harte Hirnhaut als
[Seite 301] so genanntes Zelt (tentorium) zwischen
dem grossen und kleinen Gehirn, und
als Sichel (falx) zwischen den beiden
Hälften des erstern bildet, zeigen bey
einigen Thieren dieser Classe die merk-
würdige Eigenheit, dass sich ein star-
kes Knochenblatt als Fortsatz der be-
nachbarten Hirnschalenknochen zwi-
schen ihre Duplicatur erstreckt.
Von einer knöchernen Grundlage der
Sichel ist mir zwar unter den Quadru-
peden dieser Classe nur Ein Beyspiel
ohne seines gleichen bekannt, das ich
bey dem an Anomalien der Art so rei-
chen Ornithorhynchus gefunden (– tab.
I. c. –); unter den Cetaceen aber findet
sich etwas Aehnliches, wenigstens bey
den Delphinen*). Uebrigens tritt auch
[Seite 302] die Sichel selbst, bey manchen Gattun-
gen mehr, bey andern weniger tief zwi-
schen die Hirnhälften*), und einigen
fehlt sie ganz.
Weit häufiger findet sich hingegen
bey manchen Säugethieren ein tentorium
cerebelli osseum, das aber bey den ver-
schiedenen Gattungen von ungleicher
Grösse und Umfang ist. Es wird durch
besondere Knochenblätter gebildet, die
sich hauptsächlich von der so genann-
ten tabula vitrea der Scheitelbeine, und
zum Theil auch von den beiderseiti-
gen Felsenbeinen in das tentorium der
harten Hirnhaut erstrecken, und im
[Seite 303] Ganzen eine doppelte Verschiedenheit
zeigen.
Bey manchen nämlich, stellt es gleich-
sam eine knöcherne Wand vor, die nur
nach unten einen meist viereckten Durch-
gang lässt. So bey den mehresten Gat-
tungen des Katzen und Bärengeschlechts,
beym Marder u.a.m., sogar bey einer
Meerkatze, dem Coaita (Cercopithecus
paniscus)*).
Bey andern hingegen besteht es aus
drey von einander abstehenden Stücken,
deren eins von oben und hinten, wie
ein Dach, in die Hirnschalenhöhle hin-
ein ragt; die andern beiden aber seit-
wärts von den Felsenbeinen entsprin-
gen. So bey manchen phocis**), im
Hunde- und Pferdegeschlecht u.s.w.
[Seite 304] Endlich zeigt sich aber auch bey noch
andern, z.B. beym Schwein, Caninchen,
manchen Mäusen n. dergl. doch ein
Rudiment zu den letztgedachten Seiten-
theilen, wenigstens ein scharfer Rand
an den Felsenbeinen*).
Zu denen Eigenheiten aber, wodurch
sich bey den Säugethieren das Gehirn
selbst**) von dem menschlichen aus-
[Seite 305] zeichnet, gehört überhaupt, ausser der
schon erwähnten grössern Stärke der
daraus entspringenden Nerven, auch
das nach Verhältniss zum grossen Ge-
hirn beträchtlichere Volumen des klei-
[Seite 306] nen, so wie die ansehnlichere Dicke
des Rückenmarks*).
Ferner ist das merkwürdige und räth-
selhafte Sandhäufchen, das sich beym
Menschen nach den ersten Jugendjahren
bis auf höchst seltene Ausnahmen, immer
an seiner Zirbeldrüse findet**), bis jetzt
nur erst einigemal anomalisch an ein-
zelnen Individuen von Bisulcis, beob-
achtet worden***).
Bey den eigentlichen Quadrupeden
(also die Quadrumanen ausgenommen)
Verlaufen sich die vordern lobi des
grossen Gehirns nach unten in die so
genannten processus mamillares*), aus
welchen hernach die Geruchnerven des
ersten Paars entspringen. Sie sind, zu-
mal bey den Grasfressenden, von an-
sehnlichster Grösse**), überhaupt aber
um so merkwürdiger, da sie, besonders
[Seite 308] wegen der Verlängerung der vordern
Ventrikel, die sich hinein erstrecken,
weiland zu grossen physiologischen Irr-
thumern Anlass gegeben haben*).
Uebrigens findet zwischen dem Hirn
der grasfressenden Quadrupeden und der
mehresten Carnivoren im allgemeinen
auch noch die eigene Verschiedenheit
Statt, dass bey ersteren die vordern
oder obern von den corporibus quadri-
geminis (die vulgo so genannten nates)
grösser sind, als die hintern und untern,
bey den Carnivoren hingegen das Wi-
derspiel Statt hat. So wie auch bey
jenen die eminentia candicans gross und
einfach, bey den Fleischfressenden hin-
gegen klein und doppelt ist**).
Allerdings bildet auch bey manchen
Vögeln die harte Hirnhaut einen sichel-
förmigen Fortsatz der folglich mit Un-
recht der ganzen Classe abgesprochen
worden*). Ja, beym Auerhahn habe
ich sogar eine knöcherne Grundlage
dazu, fast so wie in der Hirnschale des
Schnabelthiers (§. 204.), gefunden**).
Das Hirn selbst***) ähnelt, im Ganzen
genommen, dem in der vorigen Thier-
[Seite 310] classe (selbst darin, dass es sich bey
manchen Vögeln nach vorn in eine Art
von processibus mamillaribus verläuft),
so wie es sich hingegen von dem in
den folgenden auffallend auszeichnet.
Doch unterscheidet es sich von der Säu-
gethiere ihrem ausser seiner glatten
Oberfläche (ohne wulstige Windungen)
besonders dadurch, dass die thalami*)
der Sehenerven nicht innerhalb des ei-
gentlichen oder grossen Gehirns einge-
schlossen, sondern hinter demselben frey
liegen, meist von kuglichter Form und
inwendig hohl sind; ein Bau, den im Ge-
gentheil die Vögel mit den beiden Clas-
sen der Thiere mit rothem kalten Blut
gemein haben. – Auch sind diejeni-
gen Körper, die bey den Säugethieren
mit Recht striata heissen, bey den Vö-
geln nur einfarbig.
Hingegen fehlen den Vögeln manche
Theile des Gehirns, die sich bey den
[Seite 311] Säugethieren finden, entweder gänzlich,
oder die Meinungen darüber sind we-
gen abweichender Eigenheiten im Bau
u.s.w. wenigstens getheilt. Ersteres ist
allem Anschein nach der Fall mit dem
corpus callosum, der Brücke u.a.m.;
letzteres mit dem fornix, der Zirbel-
drüse, den eminentiis mamillaribus, cor-
poribus quadrigeminis etc.*). Auch hat
[Seite 312] das Cerebellum der Vögel so wie aller
Eyerlegenden Thiere keine Seiten-lobos,
sondern besteht einzig aus dem Vermis.
Ueber das Hirn der Amphibien ist
Vergleichungsweise noch wenig gearbei-
tet. Im Ganzen scheint es sehr klein
und einfach; besteht nur aus fünf rund-
lichen Partien, nämlich den beiden
Hemisphären, den dahinter frey und
abgesondert liegenden durch Ventrikel
ausgehöhlten beiden thalamis, und dem
kleinen Gehirn, das in beiden Classen
von Thieren mit rothem kalten Blut
in seinem Innern keinen so genannten
arbor vitae zeigt. Hingegen ist das
Rückenmark verglichen mit der Klein-
heit des Gehirns, bey den mehresten
Amphibien von ausnehmender Stärke*).
In dieser Classe*) füllt das Gehirn
bey weiten nicht die Hirnschale aus:
sondern zwischen der dura mater (die
bey den mehresten grossen Fischen von
einer fast knorpelartigen Festigkeit ist,)
und der pia findet sich eine Menge ei-
ner fettig-salzigen Feuchtigkeit in ei-
nem lockern Schleimgewebe, das einer
schaumigen Sulze ähnelt**) und die
[Seite 315] Stelle der arachnoidea zu vertreten
Scheint.
Uebrigens ist der Bau des Hirns bey
den verschiedenen Geschlechtern und
Gattungen (ja selbst nicht gar selten
bey den Individuis der nämlichen Spe-
cies, von Fischen von vielartiger Ver-
schiedenheit, besteht aus mancherley
meist paarweise gereihten tuberculis oder
lobulis, unter welchen doch durchge-
hends die füufe, deren bey den Amphi-
bien gedacht worden, als die constan-
testen sich auszeichnen*).
Eine eigne Merkwürdigkeit die zu
vielen physiologischen Untersuchungen
[Seite 317] und Folgerungen Anlass gegeben, ist,
dass wenigstens bey den mehrsten Fi-
schen die Sehenerven sich (ungefähr
wie ein Paar übereinander geschlagene
Finger) kreuzen*).
Eben diese Nerven haben bey man-
chen Fischen den sonderbaren Bau einer
der Länge nach aufs sauberste zusam-
mengefalteten Markhaut**).
[Seite 318] Und die Geruchsnerven bilden bey
manchen, z. E. beym Stock-Kabeljau
(Gadus merluccius) und Karpen*) ehe
sie sich in die unten zu erwähnende ge-
faltete Nasenhaut verbreiten eine Art
von Nervenknoten, dergleichen sich
sonst, so viel bekannt, am übrigen Ner-
vensystem der Fische nicht finden.
Endlich verdienen hier auch noch
diejenigen Nerven besondere Erwähnung,
die sich bey den elektrischen Fischen
in ihre bewundernswerthen aponeuro-
tischen Zellen vertheilen, welche mit
[Seite 319] Eyweiss ähnlichen Stoffe und Gallerte
gefüllt sind und ihnen gleichsam statt
einer Leidner Flasche oder elektrischen
Batterie dienen. Beym Zitterrochen (Raia
torpedo) liegen bekanntlich diese son-
derbaren Organe nach den Seitenflossen
des Thiers*) und erhalten ihre Nerven
Vom 5ten Paare. Beym Zitteraal (Gymno-
tus electricus) finden sie sich zu beiden
Seiten unter dem Hinterleibe**) und
ihre Nerven kommen von den vertebra-
libus. Und beym Zitterwels (Silurus
electricus) sind sie, wie man spricht,
zwischen Fell und Fleisch über den gan-
zen Leib des Thiers verbreitet und ihre
Nerven entspringen vom 8ten Paare***).
Der allgemeinen Einrichtung des Ner-
vensystems in dieser Classe ist oben (§.
204.) gedacht.
Bey den Raupen, als bey welchen es
bis jetzt am genauesten untersucht wor-
den*), liegt dös Gehirn gleichsam wie
ein bohnenförmiger doppelter Nerven-
knoten in der nach Verhältniss zu dem-
selben mächtig grossen hörnernen Hirn-
schaale. Von da läuft längs des Bauches
[Seite 321] der nervige Strang der insgemein mit
dem Rückenmark der rothblütigen Thiere,
neuerlich aber auch mir dem Intercostal-
Nerven derselben verglichen worden,
und bildet unterwegs ein Dutzend ein-
fache ganglia, aus welchen zunächst, so
wie aus dem doppelten Hirnknoten, die
Nerven-Paare entspringen*).
Die Bewohner der Corallen und die
eigentlich sogenannten Zoophyten aus-
genommen, ist nun bey vielen Geschlech-
tern aus den übrigen Ordnungen dieser
Classe ein distinctes Nervensystem, so
gut wie bey den Insecten, erwiesen*).
[Seite 323] Selbst bey vielen von denen, welchen es
sonst von andern Naturforschern aus-
[Seite 324] drücklich abgesprochen worden war*).
In manchen zeigt selbst der Bau und
die Vertheilung dieses Systems auffal-
lende Aehnlichkeit mit der Insecten ih-
rem. So z. E. des Goldwurm (Aphrodite
aculeata) seines, verglichen mit der
Raupen ihrem**). Bey anderen ist es
hingegen desto anomalischer, wie z. E.
beym Tintenfisch, aus dessen Gehirn
zwey dicke Stränge entspringen, die sich
in der Brust in zwey käulenförmige
ganglia enden, von welchen sich zahl-
reiche Nerven verbreiten***).
Ueber wenige andere Gegenstände der
vergleichenden Anatomie und Physiolo-
gie sind die Meinungen so verschieden
und getheilt gewesen, als über die Sinn-
werkzeuge mancher Thierclassen*).
Vieles Missverständniss hierin ist offen-
bar dadurch veranlasst worden, dass man
[Seite 327] zu voreilig und unbedingt von den
menschlichen Sinnwerkzeugen auf der
Thiere ihre geschlossen; folglich z.B.
gemeint hat, Thiere, die eine Zunge
haben, müssten deshalb auch damit
schmecken können, hingegen Thieren
an denen keine Nase zu unterscheiden
ist, fehle der Sinn des Geruchs; und
dergl. m. Beobachtung und Nachsinnen
lehrt bald, dass um nur bey den eben-
gedachten Beyspielen zu bleiben, sehr
vielen Thieren, z.B. unter den Säuge-
thieren den Ameisenbären, und dann
den allermehrsten Vögeln, die Zunge wo-
mit sie versehen sind, nach der Substanz
oder auch nach dem Mechanismus der-
selben zu urtheilen, unmöglich als Or-
gan des Geschmacks sondern bloss zur
Ingestion ihres Futters dienen kann;
und dass andere, besonders unter den
Insecten, sehr scharfen Geruch verra-
then, ob sich gleich kein Theil an ih-
rem Kopfe angeben lässt, den man der
Analogie nach für eine Nase ansprechen
dürfte.
So allgemein wohl den Thieren das
Gefühl überhaupt zukommt, wodurch
sie besonders für die Eindrücke von
Wärme und Kälte empfänglich werden,
so sind hingegen nur sehr wenige, so
wie der Mensch, mit Organen versehen,
die ausschliesslich zum unmittelbaren*)
Tasten bestimmt sind; um nämlich da-
mit absichtlich äussere Gegenstände zu
befühlen, zu exploriren, gleichsam zu
sondiren.
Ueberhaupt scheint sich dieser Sinn,
so viel wenigstens bis jetzt bekannt, nur
in drey Thierclassen zu finden: nämlich
bey mehreren Säugethieren, bey weni-
gen Vögeln, und dann wahrscheinlich
bey den Insecten.
Am vollkommensten, dem mensch-
lichen Bau am ähnlichsten, ist bekannt-
lich das Organ des Betastungssinnes bey
den Quadrumanen ausgebildet; als bey
welchen die Fingerspitzen, zumahl an
den Hinterhänden, mit einer eben so
weichen, und eben so sonderbar und
regelmässig zarthefurchten Haut beklei-
det sind als beym Menschen.
Auch unter den Digitatis mögen meh-
rere mit diesem Sinn versehen seyn.
Namentlich glaube ich ihn an der Un-
terseite der Vorderzehen des Waschbären
(Vrsus lotor), und dem feinen Gebrauch
den er davon macht, zu bemerken.
Minder ausgemacht dünkt mich, ob
man den Rüssel des Maulwurfs*) und
der Schweine**), oder die Zunge
bey den solidungulis und bisulcis***),
[Seite 330] und die Schnauze bey diesen und an-
deren Thieren*), für wahre Organe des
Betastungssinnes in der obgedachten Be-
deutung ansehen darf**). Eher möchte
man ihn noch dem Rüssel des Elephan-
ten zuschreiben können.
[Seite 331] Desto unverkennbarer zeigt sich der-
selbe hingegen nach meinen Untersu-
chungen an dem so wunderbaren Schna-
belthier (Ornithorhynchus paradoxus),
und zwar ist bey ihm so wie bey den
Aenten u.s.w., das Organ dazu, die
ausnehmend nervenreiche Haut womit
seine schnabelförmigen Kiefer, zumahl
der obere, bekleidet sind, und in wel-
che sich die ansehnlichen Nerven vom
fünften Paare, und zwar hauptsächlich
vom zweyten Aste desselben, im gan-
zen völlig wie bey den genannten
Schwimmvögeln, verbreiten. (– tab. I.
k. l. m. p. –)
Das so eben gedachte Organ des Be-
tastungs-Sinnes beym Schnabelthier
[Seite 332] stimmt seinem Bau nach zum Bewun-
dern mit dem bey den Gänsen und Aen-
ten überein, als bey welchen der Schna-
bel mit einer ähnlichen äusserst empfind-
lichen Haut überzogen, und diese mit
einer Menge Nerven von allen drey
Aesten des fünften Paars durchzogen ist.
(– tab. IV. c und f bis o –) Offenbar
dient ihnen dieser Apparat um damit
im Schlamme, wo ihnen weder Sehen
noch Riechen zu Statten kommt, nach
ihrem Futter umher zu tasten.
Es ist wohl mehr witzig als wahr,
wenn man von den Schlangen gesagt
hat*), ihr ganzer Körper sey gleichsam
eine Hand, wodurch sie sehr richtige
Gefühlsbegriffe erhalten könnten. Viel-
mehr scheint jener der Hand zukom-
mende Sinn des Tastens, von welchem
[Seite 333] hier die Rede ist, der ganzen Classe der
Amphibien abzugehen.
Und eben diess ist wohl der Fall
bey den Fischen, wovon übrigens die
mehresten, zumahl am Bauche und an
den Lippen ein äusserst feines Gefühl
haben*).
Mehr als bloss wahrscheinlich ist es
hingegen nach allen Untersuchungen
und Beobachtungen, die über den Bau
der Antennen, dieser den vollkommnern
Insecten wohl allgemein zukommenden
eigenen Organe, und den unverkennba-
ren Gebrauch angestellt worden, den
so viele Geschlechter davon machen,
dass dieselben wirklich das sind, was
[Seite 334] ihr deutscher Name andeuten soll,
Fühlhörner, oder noch eigentlicher Be-
tastungswerkzeuge, um damit zu sondi-
ren und zu exploriren*), was ihnen
bey der Unempfindlichkeit ihrer äussern
meist hornartigen Bekleidung und den
mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit
ihrer Augen um desto nöthiger ist.
Minder entschieden scheint es hinge-
gen vor der Hand noch, ob auch die so-
genannten Fühlfaden (tentacula) bey so
[Seite 335] vielen Würmern, und namentlich die
Arme der Sepien*), für Organe des
Tastens, in dem engern Sinne wovon
hier die Rede ist, angesehen werden
dürfen**).
Dass bey uns und manchen andern
Thieren die Zunge das Organ des Ge-
schmacks ist, berechtigt uns freylich
nicht, allen Thieren, die eine Zunge
haben, deshalb denselben zuzuschreiben.
Denn manchen dient dieses Organ, wie
schon gedacht, offenbar bloss zur Inge-
stion*), und bey vielen andern ist es
[Seite 337] wenigstens noch sehr zweifelhaft, ob sie
wirklich damit schmecken. Aber eben
so wenig sind wir befugt, weder die-
sen noch den ganz zungenlosen Thie-
ren den Geschmackssinn abzusprechen,
der bey ihnen einen andern Sitz haben
kann*). Ueberhaupt aber ist diess wohl
[Seite 338] unter den fünf Sinnen derjenige, über
welchen sich vor der Hand noch in der
vergleichenden Physiologie am wenig-
sten mit Gewissheit entscheiden lässt.
Eine völlig menschenähnliche Zunge
hat sich meines Wissens noch bey kei-
[Seite 339] nem andern Säugethiere gefunden. Selbst
der Affen ihre unterscheidet sich davon
durch ihre schmalere langgestreckte Form
und durch die grössere Differenz der
mehr verschiedenartigen Papillen, womit
ihre obere Seite gleichsam besäet ist*).
Bey den mehrsten Herbivoren, zu-
mahl aber bey den bisulcis, ist sie mit
[Seite 340] einem festen und dichten epithelium be-
kleidet, das zahllose zugespitzte und
rückwärts gekehrte Papillen bildet, die
wenigstens bey den hieländischen, ihrer
Consistenz und Richtung nach, zum Ab-
rupfen des Grases zu nutzen scheinen.
Weit schärfer greift hingegen die gleich-
sam stachelige Zunge der Thiere aus
dem Katzengeschlecht ein*). Doch fin-
den sich ähnliche scharfe Papillen auch
auf der Zunge mancher andrer, z. E.
bey manchen Fledermäusen**), Beutel-
thieren***) u.s.w.
[Seite 341] Inzwischen scheint kein Zweifel, dass
doch auch allen diesen Thieren ihre
Zunge, wenigstens an den vordem Rän-
dern, ebenfalls zum Schmecken diene.
Anders verhält es sich hingegen bey
denjenigen zahnlosen Säugethieren, die
wie die Ameisenbären*) und Schuppen-
[Seite 342] thiere ihr Futter ganz schlucken, als
bey welchen wohl offenbar die lange
[Seite 343] wurmförmige Zunge lediglich zürn Or-
gan der Ingestion bestimmt scheint.
Zwar sind wohl alle Vögel mit einer
Zunge versehen, denn auch der Pelican
(onocrotalus), dem man sie absprechen
wollen, hat doch allerdings ein deut-
liches Rudiment davon: aber nur weni-
gen Geschlechtern scheint dieselbe wirk-
lich zum Schmecken zu dienen. Doch
ist diess wohl mit manchen Raub- und
Schwimmvögeln, besonders aber mit
den mehrsten Papageyen der Fall, als
deren weiche, dicke Zunge mit Papillen
besetzt ist und mit speichelartiger Feuch-
tigkeit benetzt wird, und die auch
mancherley Getränk und flüssige oder
weiche Speisen mit derselben wirklich
kosten und auswählen.
Hingegen ist bey vielen andern Vögeln
die Zunge hornartig, steif, nervenlos,
folglich durchaus zum Schmecken unfä-
hig, sondern bloss zur Ingestion bestimmt.
So um Ein auffallend unverkennbares
Beyspiel statt vieler anzuführen bey
den Pfefferfrassen, deren Zunge theils
Spannenlang und doch an der Wurzel
kaum zwey Linien breit, durchaus wie
ein Streifen Fischbein und an den Sei-
tenrändern vorwärts gezasert ist.
Ueberhaupt ist die Zunge bey den ver-
schiedenen Geschlechtern und Gattungen
dieser Thierclasse von sehr vielartiger
Gestaltung*) und Mechanismus. Von
letzterm verdienen zwey Beyspiele be-
[Seite 345] sondre Erwähnung; der nämlich an der
Zunge der Spechte und des Auerhahns.
Insgemein wird den Spechten eine
ausnehmend lange Zunge zugeschrieben.
Dem ist nicht so. Denn was man bey
andern Vögeln eigentlich ihre Zunge
nennt, ist bey jenen winzig klein;
gleichsam nur ein hornartiges Pfeilspitz-
chen mit Wiederhaken an den Seiten-
rändern. Dahinter aber folgt ein über-
aus sonderbares schlankes, aber sehr lang-
schenkeliges Zungenbein, das aus fünf
fast grätenförmigen, theils knorpeligen
Stücken besteht, einem einfachen und
vier gepaarten. In der Ruhe liegt je-
nes in einer fleischigen sehr dehnbaren
Scheide im Schnabel. Das erste Paar
der damit articulirenden Seitenschenkel
liegt zu beiden Seiten des Halses, das
andre hieranstossende aber läuft unter
der Haut über den Schedel, wo die con-
vergirenden Extreme neben einander
wie in einer Rinne liegen, und vorn,
gewöhnlich zur rechten im Oberschna-
[Seite 346] bel, enden. An diesem hintern Paar
hängt das ganze sonderbare Ingestions-
organ gleichsam wie in Stahlfedern*).
Das vordre aber legt sich, wenn die
Zunge ausgeschossen werden soll, an
einander, wird von dem hintern Ende
der alsdann ausgedehnten fleischigen
Scheide des Vorderstücks mit aufgenom-
men; und dadurch die gleichsam ver-
längerte Zunge mehrere Zoll weit her-
ausgetrieben**).
Beym Auerhahn hat die Zunge eine
noch mehr anomalische Mobilität, in-
dem sie mit sammt dem Kehlkopf in der
[Seite 347] Ruhe tief unten im Schlunde steckt,
und doch mittelst ansehnlicher Mus-
keln auch schnell und leicht heraufge-
zogen werden kann*).
Auch aus dieser Classe nur einige
wenige Beyspiele von Hauptverschie-
denheiten.
Bey den Crocodilen, denen die Zunge
von Herodatus bis Hasselquist so
oft ganz abgesprochen worden, ist sie
klein, von weniger Beweglichkeit und
zwischen dem Unterkiefer wie ver-
wachsen**).
[Seite 348] Ihnen ähneln hierin die Salamander.
Ganz verschieden hiervon ist hinge-
gen die wunderbare oft beschriebene
Zunge des Chamäleon, deren Mecha-
nismus gewisser Massen eher mit der
Spechte ihrer verglichen werden könnte;
doch ist die Form anders, das vordere
Ende kolbicht, mit einer ausgehöhlten
Vertiefung u.s.w.*).
[Seite 349] Die Zunge mancher Schildkröten ist
am vordern Rande mit langfaserigen Pa-
pillen dicht besetzt*).
Bey den Fröschen liegt die flache
fleischige Zunge in der Ruhe von vorn
nach hinten, d.h. sie ist vorn hinter
dem Bogen des Unterkiefers festgewach-
sen und ihr freyes Ende ist rückwärts
gekehrt, so dass es mit seinem meist halb-
mondförmigen Ausschnitt die Stimm-
ritze umfasst. Um Beute damit zu ha-
schen, wird die Zunge vorwärts und
zum Maule heraus geschlagen.
Eine ähnliche Befestigung und Rich-
tung der Zunge findet sich auch bey den
Schlangen**), nur ist dieselbe rund und
schlank, mit zweyspaltiger Spitze und
[Seite 350] ihre Wurzel wie in einer fleischigen
Scheide, aus welcher sie aus und ein
gezogen werden kann*).
Von der Zunge dieser und der bey-
den folgenden Thierclassen lässt sich vor
der Hand noch wenig sagen. Vollends
ob und in wie fern sie als Geschmacks-
organ diene?
Bey den Fischen zeigt sie wenigstens
keine deutlichen Papillen**), und ist
hingegen bey vielen mit Zähnen besetzt.
[Seite 351] Was man an manchen, z. E. beym
Karpen, insgemein die Zunge nennt, ist
ein oben am Gaumen befestigter, drü-
senartiger, aber am lebendigen Thier
äusserst reitzbarer Theil*).
Dasjenige Organ das allgemein bey den
Insecten die Zunge genannt wird**),
dient wohl offenbar bloss zur Inge-
stion***), hingegen ist es nach den ge-
[Seite 352] nauen Beobachtungen des Hrn. Prof.
Knoch sehr wahrscheinlich, dass wenig-
stens vielen derselben das hintere Paar
Palpen zum Schmecken gegeben sey*).
Der Sinn des Geruchs ist im Thier-
reich ohne Vergleich ausgedehnter und
allgemeiner als der des Geschmacks, da
er nicht nur zahlreichen Gattungen zur
Unterscheidung ihres Futters nöthig ist,
wenn sie gleich dasselbe nachher nicht
erst zu Schmecken brauchen, sondern
auch ausserdem so sehr vielen bey Be-
friedigung ihrer Geschlechtstriebe zum
Aufsuchen der Gatten dient. Doch ist
auch hier, zumahl was die dazu be-
stimmten Werkzeuge betrifft, in den
beyden Classen der sogenannten weiss-
blütigen Thiere noch vieles problema-
tisch.
Bey den vierfüssigen Säugethieren*)
im weitern Sinn (d.h. mit Einschluss
der Quadrumanen und Fledermäuse,)
lässt sich schon am Schedel die grössre
oder mindre Stärke ihres Geruchssinnes,
und zwar hauptsächlich aus dreyerley
beurtheilen.
a) Aus dem Bau ihres Siebbeins, be-
sonders aus der Menge und symmetri-
schen Anordnung der Oeffnungen, die
im obern Horizontalblatt desselben zum
Durchgang der Nervenfäden vom ersten
Paar bestimmt sind; b) aus der Bildung
der untern Muscheln; und c) aus dem
Daseyn und Verhältniss der mittelbar
zum Geruchsorgan beytragenden Neben-
höhlen der innern Nase, vorzüglichst
aber aus der Beschaffenheit der Stirn-
höhlen.
Als Muster von gleichsam kunstreich-
ster Ausbildung des Siebbeins, sowohl
an Eleganz des siebförmigen Querblat-
tes als der wundersamen Windungen
seiner Muscheln, um in dem beengten
Raum der Nasenhöhlen durch die grösst-
möglichste Fläche für die Schneidersche
Haut zu erhalten, dienen namentlich
die vom Igel, Maulwurf, Wiesel-Bä-
ren- Hund- und Katzengeschlecht, fer-
ner die von den mehresten bisulcis und
von den Elephanten. Lauter Thiere die
auch bekanntlich in der ausnehmenden
Schärfe des Geruchs eminiren.
Ueberaus enge und wenig ausgebildet
ist hingegen das Siebbein der mehre-
sten Quadrumanen, als bey welchen es
nicht zwischen ihren so dicht an ein-
ander stossenden Augenhöhlen (§. 20.)*),
[Seite 356] sondern tiefer in die Nase hinab liegt,
so dass ihre Geruchsnerven erst zwischen
den partibus orbitalibus des Stirnbeins
wie durch einen Canal herablaufen, auf
dessen Boden das kleine unansehnliche
Siebchen befindlich und nur mit weni-
gen Oeffnungen durchbohrt ist*).
Den Cetaceen kann gar kein Siebbein
zugeschrieben werden; so wie auch noch
die Frage ist von welchem Paare ihr
Geruchwerkzeug seine eigentlich für die-
sen Sinn bestimmten Nerven erhält.
Die untern Muschelbeine stehen bey
den meisten Quadrupeden in Rücksicht
[Seite 357] der mehr oder minder gewundenen Ab-
theilungen mit den obern im Siebbein
in gleichem Verhältniss. Besonders gross
und fast tutenförmig sind sie bey den
bisulcis*). Mit sehr zahlreichen Win-
dungen bey vielen reissenden Thieren**).
Beydes aber, nämlich ausnehmend gross
und zum Bewundern vielfältig durch ein-
ander gewunden bey der Robbe***).
Die Stirnhöhlen sind, um nur we-
nige Beyspiele auszuheben*), am aller-
ungeheuersten beym Elephanten**);
nächst dem bey dem so scharfwittern-
den Schwein. Bey vielen von den mit
eigentlichen Hörnern (§. 21. pag. 33 u. f.)
versehenen Thieren dieser Classe, er-
strecken sie sich mehr oder weniger in
die Hornzapfen des Stirnbeins, doch bey
[Seite 359] keinem so sehr weit hinauf, als beym
Steinbock. Ueberhaupt sind sie bey den
bisulcis ansehnlich*), so auch bey den
solidungulis und den mehresten reisen-
den Thieren. Hingegen fehlen sie der
Robbe, und so auch den meisten nagen-
den Säugethieren, und den Cetaceen.
In Betreff der äussern Verlängerung
und Oeffnungen der Nase, verdienen vor
allen wegen ihres anomalischen Baues
der Rüssel der Elephanten und die Blas-
röhren der Cetaceen, Erwähnung.
Bey jenem ist der Zwischenraum zwi-
schen der äussern Haut und den beyden
durch eine Scheidewand von, einander
[Seite 360] abgesonderten innern Canälen haupt-
sächlichst mit zahllosen Muskelbündeln
von zweyerley Richtung und Function
ausgefüllt. Mit innern transversalen
nämlich, die gleichsam eccentrisch von
jenen langen Nasenhöhlen nach den
äussern Bekleidungen laufen*); und
dann mit äussern bogenförmigen, die
mehr nach der Länge des Rüssels, doch
mit ihren Enden meist nach innen ge-
kehrt liegen**). Jene dienen denselben
auszudehnen, ohne dass doch dadurch
seine beyden Höhlen beengt werden; die
letztern hingegen ihn zu verkürzen;
und beyderley ihm noch ausserdem
seine wundersame Beweglichkeit nach
allen Richtungen zu geben.
[Seite 361] Bey den Cetaceen aber ist das Blase-
loch (fistula) nicht wie viele Naturfor-
scher gemeint, ein besondres, von den
Nasenlöchern verschiednes Organ, son-
dern ganz mit denselben einerley*),
scheint aber überhaupt nicht zum rie-
chen sondern bloss zum athmen und
mittelst einer Klappe zum Aussprützen
des mit ihrem Fras in den Rachen drin-
genden. Wassers bestimmt zu seyn**).
Die Nasenlöcher münden bey den
mancherley Geschlechtern dieser Classe
an sehr verschiedenen Stellen des Ober-
schnabels; bey manchen, wie z. E. bey
den Papageytauchern (Alca arctica etc.)
an den Seitenrändern desselben mit ei-
[Seite 362] ner so schmalen Ritze, dass sie leicht
übersehen werden können*).
Die Vögel haben kein eigentliches Sieb-
bein, sondern ihre Geruchsnerven treten
durch die Augenhöhlen in die innere
Nase und vertheilen sich in die Schleim-
haut, womit zumahl die zwey bis drey
Paar knöchernen**) oder knorpeligen
und membranösen***) Muscheln (bul-
lae turbinatae oder tubulatae vesicae†),
[Seite 363] von vielartiger Form und Grösse be-
kleidet sind*).
In dieser Thierclasse ist das Geruchs-
werkzeug minder deutlich ausgewirkt.
Doch zeigen sich auch hier wenigstens
ein Paar knorpelige Erhabenheiten, die
den Muscheln der warmblütigen Thiere
ähneln**).
Die mehresten Fische scheinen auf
jeder Seite gedoppelte Nasenlöcher zu
haben, da die Mündung derselben durch
eine klappenförmige, bewegliche Haut
[Seite 364] als wie mit einer Scheidewand getheilt
ist*).
Hinter derselben liegt bey den meh-
resten, statt der Muscheln eine überaus
sauber, meist excentrisch gefaltete Mark-
haut (ungefähr von der Form einer ge-
streiften Napfmuschel,) in welche sich
das Ende des Geruchsnerven vom er-
sten Paare verläuft**).
Dass viele Insecten riechbare Dinge
mit ausnehmender Schärfe, theils aus
weiter Ferne wittern, ist durch zahl-
reiche Erfahrungen längst ausgemacht.
Nur ist man noch über das Organ zwei-
felhaft, das ihnen zu diesem Behufe
dient*).
[Seite 366] Da alle rothblütigen Landthiere nur
mittelst der Luft riechen, die sie ein-
ziehen, so haben manche Naturforscher
auch die Stigmaten der Insecten für die
Geruchswerkzeuge derselben gehalten*).
Andre schreiben diese Function wahr-
scheinlich dem vordern Paar Palpen
zu**).
Auch manche Würmer zeigen, dass
sie riechen können. So nahmentlich
[Seite 367] viele Landschnecken (Helix pomatia
etc.)*). Aber wie es geschieht, ist noch
unbekannt. Etwa durch das stigma
thoracicum?
Der vielartige Nutzen, den das Gehör
den Thieren gewährt, sie für Gefahr
zu warnen, viele Raubthiere zu ihrem
Frasse zu leiten, bey manchen andern
die Gatten zur Paarung zusammen zu
bringen u. dergl. m. lässt schon auf die
Allgemeinheit desselben in den mehrsten
Thierclassen schliessen*). Die roth-
[Seite 369] blütigen sind wohl ohne Ausnahme da-
mit versehen. Aber auch bey manchen
sogenannten weissblütigen zeigt sich ein
analoges Organ desselben, und von ver-
schiednen andern weiss man wenigstens,
dass sie hören, wenn auch gleich das
dazu bestimmte Werkzeug noch unbe-
kannt ist.
Die vierfüssigen Säugethiere sind die
einzigen mit wahren äusseren Ohren
[Seite 370] versehenen Geschöpfe; und davon sind
doch auch die mehresten von denen
ausgenommen, die im Wasser oder un-
ter der Erde leben. So fehlen sie
z.B. den mehresten Gattungen des Rob-
bengeschlechts, dem Wallross und der
Seekuh, dem Schnabelthier und dem
Maulwurf. Hingegen sind sie manchen
andern mit Unrecht abgesprochen wor-
den, wie dem Erdzeiselchen (Marmota
citillus). Eben so irrig werden insge-
mein die nur ungeheuer grossen Ohren
der einen hieländischen Fledermaus
(Vespertilio auritus) für doppelt ausge-
geben*). In den wesentlichen Thei-
len kommen sie wohl durchgehends
mit dem menschlichen überein; nur
ist ihre Totalform sehr vielartig ver-
schieden. Ausser den Quadrumanen
haben wenige andre, wie z.B. das ge-
meine Stachelschwein, menschenähn-
[Seite 371] liche Ohren*). Bey keinem aber scheint
die knorpelige Grundlage derselben (nach
Verhältniss der Grösse,) von so festem
elastischen Gefüge als beym Menschen.
Bey manchen, wie nahmentlich am
Beutelthier (Didelphis marsupialis) sind
sie fast bloss häutig.
Der äussere Gehörgang ist bey man-
chen, zumal im Wasser lebenden oder
doch hineingehenden Quadrupeden die-
ser Classe, mit einer eignen Klappe zum
untertauchen verwahrt, die z. E. bey der
Wasserspitzmaus (Sorex fodiens) von
ausnehmend kunstreicher Einrichtung
ist. Länge, Weite und Richtung**)
[Seite 372] des Ganges selbst variiren bey vielen
Geschlechtern mannigfaltig. Ausneh-
mend lang und sonderbar gewunden
ist er beym Schnabelthier*).
Dass alle Säugethiere ein Paukenfell,
die dahinter liegende Paukenhöhle, und
eine damit correspondirende, von jedem
Ohr nach dem Schlunde [nur bey den
Cetaceen nach dem Blaseloch (§. 245.)]
gehende Eustachische Röhre haben, be-
darf kaum erst einer Erwähnung. Ihr
Paukenfell ist nach aussen etwas con-
cav; indem es nach dem Mittelpunct
eine kleine Grube bildet. Eben so sind
alle mit den beyden sogenannten Fen-
stern versehen; dem eyförmigen, das
der Fusstritt des Steigbügels füllt, und
[Seite 373] dem runden, das zur Mündung der
Schnecke führt.
Beym Pferd und Esel öffnet sich die
Eustachische Röhre nicht unmittelbar in
den Rachen, sondern in eine besondre
diesem Thiergeschlechte eigne geräumige
Höhle (den sogenannten Luftbeutel) an
den Seitenflügeln des Unterkiefers; und
diese Hölen münden erst wieder durch
eine knorplichte Klappe mit einer läng-
lichten Spalte in den Rachen*).
Mit der eigentlichen Paukenhöhle
steht bey vielen vierfüssigen Säugethie-
ren eine andre Cavität in Verbindung,
die nach der Lage des knöchernen Or-
gans worin sie befindlich ist, mit den
Zellen im Zitzenfortsatz am Schlafbein
des erwachsenen Menschen, verglichen
werden kann*).
[Seite 375] Bey vielen bildet dieses Organ eine
ganz hohle knöcherne Blase (Bulla ossea).
So bey Katzen, Hunden, Mardern, Eich-
horn, Haase, auch bey manchen bisul-
cis; und eine Anlage dazu zeigt sich
selbst bey manchen Meerkatzen. Beym
Rindvieh hingegen und bey den Schwei-
nen ist die Höhlung durch zahlreiche
Knochenblättchen in längliche Zellen
(fast wie die Fächer in einem reifen
Mohnkopf,) abgetheilt*).
Die allermehrsten warmblütigen Qua-
drupeden haben, wie der Mensch, drey**)
[Seite 376] Gehörknöchelchen; im Ganzen auch von
ähnlicher Form*); nur das durchaus
so anomalische Schnabelthier hat ihrer
bloss zweye**); hingegen findet sich,
zumal bey manchen bisulcis, zuweilen
noch ein oder das andere überzählige
Nebenbeinchen***).
Auch der sogenannte Labyrinth scheint,
so viel bekannt, bey den desshalb un-
tersuchten vierfüssigen Säugethieren, im
Ganzen und Wesentlichsten mit dem
beym Menschen überein zu kommen.
[Seite 377] Doch hat die Schnecke (– die übrigens
dieser Classe ausschliesslich eigen ist –)
bey einigen ein Gewinde mehr als bey
ihm; anderer minder bedeutenden Ver-
schiedenheiten zu geschweigen*).
Hingegen zeigt sich bey den Ceta-
ceen**) ausser dem was schon von ih-
rer Eustachischen Röhre erwähnt wor-
[Seite 378] den, noch in gewissen andern Stücken
ihres Gehörorgans so manches Besonde-
res, und von der warmblütigen Qua-
drupeden ihren Abweichendes, dass es
allerdings eine eigene Erwähnung ver-
dient.
Dass sie kein äusseres Ohr haben, ist
bekannt. Die Oeffnung ihres Gehörgan-
ges ist auffallend enge. Das knöcherne
Gehörorgan ist bey den Delphinen nur
lose mit dem Schedel verbunden. Bey
den Balänen und Cascheloten aber wie
ganz davon abgesondert.
Der bekannte weiland officinelle mas-
sive Knochen, den man ganz irrig La-
pis manati s. tiburonis genannt hat,
ist nichts anders, als der Aussentheil
der Paukenhöhle, und bulla ossea der
Balänen.
Die Gehörknöchelchen und der Laby-
rinth, besonders die desshalb lange ver-
kannten Bogengänge (canales semicircu-
lares) sind überhaupt bey den Cetaceen
ausnehmend klein.
In der ganzen Classe*) findet sich
so wenig als in den folgenden, ein
knorpeliges äusseres Ohr**), das also
[Seite 380] bloss den mehresten Säugethieren aus-
schliesslich eigen ist. Bey den Vögeln
wird dieser scheinbare Mangel durch
die, zumal bey vielen Raubvögeln,
überaus regelmässige excentrische Stel-
lung der Federn um die Oeffnung des
Gehörganges herum ersetzt. Auch sind
manche, zumal gleichfalls unter der
eben genannten Ordnung, und nahment-
lich unter den Eulen, mit einer über-
aus sonderbaren, theils häutigen, theils
muskulösen Klappe, in der gedachten
Oeffnung versehen*).
Das Paukenfell ist bey den Vögeln
nach aussen convex; und die Pauken-
höhlen beyder Ohren stehen bey den
mehresten durch die markleeren Zellen
[Seite 381] der Hirnschale mit einander in Ver-
bindung*).
Sie haben nur Ein Gehörbeinchen,
wodurch das Paukenfell mit dem ey-
förmigen Fenster connectirt, und das
folglich die Stelle von Hammer und
Steigbügel der Säugethiere vertritt. Der
Theil, der den Hammer vorstellt, ist
meist nur knorpelig, und mit keinem
tensor tympani versehen.
Die Eustachischen Röhren öffnen sich
hinten am Gaumengewölbe, wie mit
einer gemeinschaftlichen Mündung.
Ihr Labyrinth zeichnet sich durch an-
sehnliche, ziemlich freyliegende (nicht
wie bey den mehresten Säugethieren in
dichter Knochenmasse vergrabene) Bo-
gengänge, besonders aber durch den
Mangel der Schnecke aus. Statt der-
[Seite 382] selben haben die Vögel einen kurzen,
stumpfen, hohlen, knöchernen Zapfen,
der aus dem Vorhof schräg nach hinten
herabsteigt, übrigens aber so wie die
Schnecke der Säugethiere, durch eine
Scheidewand in zwey Gänge abgetheilt
ist, deren einer auf das runde Fenster
stösst; überhaupt auch eben so, wie
jene Schnecke, Markfäden vom Gehör-
nerven aufnimmt u. dergl. m.
Das Gehörorgan zeigt in den ver-
schiedenen Ordnungen, und selbst bey
manchen Geschlechtern dieser Thier-
classe*) mehr Verschiedenheit, als in
[Seite 383] den beyden vorigen, oder in den nächst
folgenden; daher die vorzüglichsten der-
selben einzeln angeführt zu werden ver-
dienen.
Unter den Reptilien haben die Schild-
kröten, Frösche, und die mehresten Gat-
tungen des Eidexengeschlechts, ausser
den Bogengängen des Labyrinths, auch
noch, wie die warmblütigen Thiere,
eine Pauke mit der Eustachischen Röhre,
welches beydes aber, so wie auch die
eigentlichen Gehörbeinchen, den Sala-
mandern abgeht.
Bey den Schildkröten hat das Pau-
kenfell eher das Ansehen eines knorpe-
[Seite 384] ligen Deckels, der selbst wieder mit
den gemeinschaftlichen Integumenten
bekleidet ist. Ihr einzelnes Gehörbein-
chen ähnelt der Vögel ihrem.
Die Frösche haben bekanntlich ein
grosses, frey zu Tage liegendes Pauken-
fell, und weite Gaumenmündung ihrer
kurzen Eustachischen Röhre, zwey
knorpelartige Gehörbeinchen, und in
dem Säckchen am Vorhofe des Laby-
rinths, schon ein Rudiment eines sol-
chen kleinen weichen Steinchens, der-
gleichen bey den Eidexen und Schlan-
gen, so wie in den folgenden drey
Thierclassen, mehr vorkommen.
Die Crocodile sind wohl die einzi-
gen Amphibien, die eine Art von äusse-
rem Gehörgang haben. Sie sind, so
wie die mehresten übrigen Eidexen,
sowohl mit Gehörbeinchen, als auch
mit den eben gedachten steinartigen
Körperchen am Vorhofe des Labyrinths
versehen.
[Seite 385] Dass den Salamandern die Pauke nebst
Zubehör abgeht, ist schon gedacht. Ihr
eyförmiges Fenster ist bloss mit einem
knorpeligen Deckel verschlossen, und
der Sack an ihrem Vorhof enthält ein
weiches Steinchen.
Auch die Schlangen haben (höchstens
bis auf wenige Ausnahmen, z.B. der
Blindschleiche*)) weder Pauke noch
Eustachische Röhre. Doch wie ein Ru-
diment eines gleichsam in Fleisch ver-
wachsenen Gehörbeinchens.
Nur bey einigen Geschlechtern von
Knorpelfischen, den Rochen und Hayen,
erstreckt sich ein fast röhrenförmiger
Anhang vom Vorhof des Labyrinths
nach hinten und aussen, so dass er für
ein Rudiment einer Pauke angesehen
werden kann.
Die übrigen Thiere dieser Classe*)
hingegen, haben nichts dergleichen,
sondern ihr Gehörwerkzeug besteht bloss
[Seite 387] aus den drey sehr ansehnlichen und
meist frey ausgewirkten und in der
Schedelhöhle sichtlichen Bogengängen,
in deren gemeinschaftlichem Vorhof an
den feinsten Enden des bey ihnen vom
fünften Paare kommenden Gehörnerven,
bey manchen ein, bey andern zwey,
und bey den mehresten drey, theils
überaus sauber ausgebildete Steinchen
hängen, die, zumal bey vielen Gräten-
fischen, von Farbe weiss wie Porcellan,
aber überaus spröde und brüchig sind*).
Dass viele Insecten Gehör haben, ist
keinem Zweifel unterworfen*); aber
ungewiss bleibt noch, welches ihr dazu
bestimmtes Organ seyn mag. Nur bey
manchen der grösseren Krebse zeigt sich
allerdings ein besonderer Theil, welcher
der Analogie nach mit dem Vorhof des
Labyrinths in den vorigen Thierclassen
verglichen werden muss**). Es findet
[Seite 389] sich nämlich an der Wurzel ihrer Fühl-
hörner auf jeder Seite ein kurzes bein-
artiges Röhrchen, dessen äussere Oeff-
nung mit einer festen Membran ver-
schlossen ist, und das ein häutiges Säck-
chen enthält, worein sich ein Nerve
verliert, der mit dem zu den Antennen
gehenden aus einem gemeinschaftlichen
Stamme entspringt. Letzterer Umstand
könnte die Meinung begünstigen, als
ob die Fühlhörner selbst mit zu Gehör-
organen dienten, sie wird aber sowohl
durch Beobachtungen über das feine Ge-
hör solcher Insecten, die, wie z.B. die
Spinnen, gar keine wahren Antennen
haben, als durch Versuche an andern,
z.B. an Heuschrecken, entkräftet, die
nachdem man ihnen die Fühlhörner ab-
[Seite 390] geschnitten, dennoch nach wie vor
scharf gehört haben*).
Nur bey den Sepien hat man bis jetzt,
und zwar in dem knorpelartigen Ringe,
der den grossen tentaculis dieser Thiere
gleichsam zur Basis dient, zwey ovale
Höhlen, und in jeder derselben ein
Beutelchen gefunden, das eine kleine
knochenartige Substanz einschliesst, an
welche sich Nervenfäden, so wie an
denen im Vorhof des Labyrinths der
Fische verlieren**).
Empfindung für Licht ist wohl allen
den Thieren gemein, die demselben in
ihrem freyen Naturzustande ausgesetzt
werden; evident zeigt sich diess wenig-
stens bey manchen der einfachsten Zoo-
phyten, wie z. E. bey den Armpoly-
pen; aber Empfänglichkeit für Bilder
von äussern Gegenständen ist nur denen
eigen, die zur Aufnahme derselben mit
Augen*) versehen sind. Denn ausser-
dem hat die Natur auch einigen Gattun-
gen selbst von rothblütigen Thieren,
zwar nach dem bloss mechanischen Nor-
maltypus des Bildungstriebes ihrer Clas-
sen ein Rudiment von Augen gegeben,
[Seite 392] die übrigens nicht zum Sehen nutzen
können, wie diess unter den Säugethie-
ren von dem Slepez (Marmota typhlus)
und unter den Fischen von der Myxine
glutinosa angegeben wird*).
Da das Auge**), zumal bey den roth-
blütigen Thieren, ein sehr zusammenge-
[Seite 393] setztes Organ ist, so fassen wir bey den
anzuführenden Eigenheiten desselben
erst die zusammen, die den Augapfel
selbst, seine Häute und Feuchtigkeiten
betreffen, hernach die von den ihn um-
gebenden Theilen*), den Augenliedern,
Thränenwegen u.s.w.
Dass die Sclerotica bey vielen Qua-
drupeden dieser Classe, so wie beym
Menschen selbst, nicht durchgehends
[Seite 394] von gleicher Stärke, sondern, zumal in
ihrem Hintergrunde, am dicksten ist,
war längst bekannt*). Auch liess sich
wohl vermuthen, dass diese Einrich-
tung auf die sogenannten mutationes
oculi internas ihren Bezug haben möge,
um die Form des Augapfels, folglich
die Länge seiner Achse und die respe-
ctive Lage der Linse nach der Nähe
oder Ferne der zu sehenden Gegenstände
und andrer dergleichen Verhältnisse zu
accommodiren. Ich hoffe aber, diese
Vermuthung durch den bewundernswer-
then Bau dieser Haut bey warmblütigen
Amphibien (die nämlich abwechselnd,
nicht nur in mancherley Entfernungen,
sondern sogar durch zweyerley Medium
von so sehr verschiedener Dichtigkeit,
als Luft und Wasser ist, sehen müs-
sen), so wie ich ihn zuerst am Auge
einer Grönländischen Robbe (Phoca
grönlandica) gefunden, zur Gewissheit
[Seite 395] gebracht zu haben*). Die Hornhaut
dieses Auges ist nämlich sehr dünne und
nachgiebig; das zunächst an ihr an-
stossende Segment der Sclerotica dick
und fest; der mittlere Gürtel derselben
wieder ungleich dünner und geschmei-
dig; endlich ihr Hintergrund am aller-
dicksten, fast knorpelartig (– tab. VI. –).
Nun ist der ganze Augapfel mit über-
aus robusten Muskeln umgeben, und
[Seite 396] so begreift sich leicht, wie durch die
nach den Umständen accommodirte Action
derselben jene erforderlichen innern Ver-
änderungen bewirkt werden müssen,
um die Augenachse, wenn das Thier
durch die Luft sehen will, zu verkür-
zen, die Linse dem Hintergrunde des
Augapfels näher zu bringen, so wie es
die starke Brechung der Lichtstrahlen
erfordert, die dann aus dem dünnen
Medium der Luft in das Dichtere des
Auges gehen; und v. v.
Bey den Wallfischen zeichnet sich die
Sclerotica durch ihre mächtige Stärke
und Festigkeit, zumal im Hintergrunde,
aus, als wo sie, wenn der ganze Aug-
apfel etwa die Grösse einer Orange hat,
beynahe einen Zoll dick ist, so dass
bey der fast kugeligen Form des Auges
doch der innere Raum für den Glaskör-
per gleichsam linsenförmig ausfällt. Je
näher aber die Sclerotica der Hornhaut
kommt, desto dünner wird sie. Zumal
im Hintergrunde zeigt sie ein überaus
[Seite 397] sonderbares, wie aus festen sehnigten
Fasern und Blättern, aufs dichteste zu-
sammen gewirktes oder gleichsam ge-
filztes Gefüge, das, vorzüglich an den
Seiten, von mehr als Knorpelhärte ist*).
[Seite 398] Das Verhältniss des Umfanges der
Hornhaut zur Sclerotica, ist bey den
mancherley Gattungen von Säugethie-
ren sehr verschieden. Am grössten ist
es wohl beym Stachelschwein (Hystrix
cristata), als bey welchem die Horn-
haut fast die Hälfte des Augapfels ein-
nimmt.
Ein bis jetzt ganz beyspielloses, und
wohl noch problematisches Organ ist
neuerlich in den Augen des Ostindischen
Nashorns beschrieben worden. Es ent-
springt vom innern Hintergrunde der
Sclerotica mit vier sehnichten Bändern,
die sich vorwärts zusammen in einer
muskulosen Haut verbinden, welche die
Choroidea umgibt, und sich in der Ge-
gend des breitesten Querdurchmessers
des Augapfels in dieselbe verliert*).
[Seite 399] Bey den Wallfischen besteht die Cho-
roidea deutlicher, als bey andern Säu-
gethieren, aus zwey besondern Blät-
tern, wovon das innere (die Mem-
brana Ruyschiana) auch mit einem
matten Tapetum versehen ist.
Die Choroidea zeichnet sich bey vielen
Geschlechtern dieser Classe, zumal von
solchen reissenden Thieren, die ihrem
Geschäfte im Dunkeln nachgehen, und
dann unter den bisulcis durch die schön-
farbige, meist saphirblaue oder seladon-
grüne, theils wie Atlas glänzende zart-
flockige Fläche (das so genannte Tape-
tum lucidum)*) aus, womit ein Theil
vom Hintergrunde ihrer innern Seite
auf dem schwarzen oder braunen Pig-
[Seite 400] ment*) überzogen ist, und wahrschein-
lich dazu dient, um weniger Licht zu
[Seite 401] absorbiren, sondern es vielmehr an die
davor liegende Markhaut zurück zu
werfen.
Die Markhaut (Retina) zeigt bey man-
chen Quadrupeden, namentlich beym
Hasen und Caninchen, ihr Nervenmark
in überaus saubern deutlich abgeson-
derten gleichsam flammigen, zumal in
die Quere laufenden Streifen*).
[Seite 402] Das merkwürdige foramen centrale,
das Hr. Sömmerring in der mensch-
lichen Markhaut entdeckt hat, ist seit-
dem auch bey mehreren Quadrumanen,
deren Augen ebenfalls wie beym Men-
schen in parallelen Achsen vorwärts ste-
hen, gefunden worden*). Diese Lage
gewährt den Vortheil dass die Gegen-
stände mit beiden Augen zugleich und
folglich desto schärfer gesehen werden.
Hingegen hat sie auch den Nachtheil,
dass im allzuhellen Licht beyde Augen
zugleich um so eher und um so stärker
geblendet weiden, da das blendende
[Seite 403] Licht auf die correspondirenden focos
principales beyder Augen zugleich fällt.
Dieser Nachtheil wird aber wie es mir
scheint, durch das foramen centrale ge-
hoben, oder doch gemindert, wenn die-
jenige Stelle der Retina auf welche der
focus principalis fällt, sich im blenden-
den Lichte wie zu einer kleinen Pupille
erweitern, und den concentrirten Licht-
kegel durch dieselbe hindurch und auf
die dahinter liegende Choroidea fallen
lassen kann, deren Pigment dieses Licht
absorbirt; eine Einrichtung die den
Menschen und Affen um so mehr zu
statten kommt, da ihren Augen bekannt-
lich auch die Blinzhaut abgeht.
Die Regenbogenhaut (Iris), überhaupt
ein Organ ohne seines Gleichen, zeigt
bey den mancherley Geschlechtern und
Gattungen von Säugethieren mannich-
faltigere und sonderbarere Verschieden-
heiten, als irgend ein anderer Theil des
[Seite 404] Auges. Die den verschiedenen Gattun-
gen eigene Farbe ihrer Vorderseite va-
riirt bey den Rassen und Spielarten un-
ter den Hausthieren, doch minder auf-
fallend, als bey denen im Menschenge-
schlecht; steht aber auch, wie bey die-
sen, meist mit der Farbe der Haare in
Consensus; sogar dass sich nicht selten
bey gefleckten Hunden, Caninchen u.
s. w., auch correspondirende Flecken auf
dem Augensterne zeigen.
Das Gefüge der Iris ist nach Ver-
schiedenheit der Gattungen von sehr un-
gleicher Dichtigkeit. Bey keiner ein-
zigen aber, deren Augen ich desshalb
untersucht, habe ich noch eine Spur von
wahren Muskelfasern finden können.
Eben so wenig bey denen vom Ele-
phanten und von Wallfischen, die ich
vor mir habe, als bey den weissen Ca-
ninchen mit ihrer zarten fast durch-
scheinenden Regenbogenhaut.
In dem gedachten Seehundauge sind
die Ciliargefässe nicht in die Iris ver-
[Seite 405] theilt, sondern liegen grossentheils frey
an der Vorderseite derselben, so dass sie
von aussen, auch ohne Einsprützung,
sehr sichtliche und ansehnliche Netze
bilden*).
Bekanntlich ist die Oeffnung der Iris,
die Pupille, bey den bisulcis, so wie bey
den solidungulis, cetaceis u.s.w., trans-
versal, im Katzengeschlecht, zumal im
hellen Lichte, oblong u.s.w. Anderer
kleiner Eigenheiten an diesem Theil zu
geschweigen, wie z.B. der flockigen mit
schwarzen Pigment**) tingirten kleinen
Anhängsel (oder sogenannten Trauben),
[Seite 406] womit, zumal beym Pferde*), aber auch
bey mancherley bisulcis**) mehrentheils
die Mitte des obern Randes der Pupille
besetzt ist***).
Einer der bewundernswürdigsten, aber
was seine gewiss höchst wichtige Fun-
ction betrifft, bis jetzt noch immer
räthselhaftesten Theile des Auges, ist
das Corpus ciliare, zumal die so genann-
ten processus auf seiner Rückseite mit
der Fülle und unbeschreiblichen Eleganz
ihrer Blutgefässe. Ihre feinern Verschie-
denheiten bey den schon desshalb un-
tersuchten Gattungen, lassen sich nicht
aufzählen, geschweige ohne Abbildun-
gen verständlich beschreiben*). Un-
ter andern scheint mir, nahmentlich
beym Elephanten und Hund, die Zart-
heit ihres Baues von ausgezeichneter
Schönheit.
Das Verhältniss der so genannten Cry-
stalllinse zum Glaskörper variirt bey den
verschiedenen Gattungen theils sehr auf-
fallend. Die grösste Linse aus dieser
Rücksicht habe ich in dem an sich sehr
kleinen Auge des Beutelthiers (Didel-
phis marsupialis) gefunden; die kleinste
hat, wie bekannt, der Wallfisch. Bey
keinem Säugethier ist sie wohl so
schwach gewölbt, als beym erwachse-
nen Menschen. Bey der Katze, dem
Hasen, den bisulcis, dem Pferd, dem
Beutelthier, den Seehunden, ist sie in
derselben Folge, wie sie hier genannt
werden, immer convexer. Endlich bey
den Cetaceen fast sphärisch*).
Merkwürdig ist doch auch die be-
stimmte Regelmässigkeit, mit welcher
bey manchen Gattungen die Linse durchs
[Seite 409] Austrocknen oder Einheizen in Säuren
u. dergl. vom Mittelpunct nach dem Um-
fange in Hauptsegmente springt*).
Die Thränendrüse**) ist wohl allen
Thieren dieser Classe gemein. Viele
Quadrupeden haben auch noch eine oder
die andere überzählige, die dem Men-
schen abgeht. Aber manche haben we-
nigstens keine Thränenpuncte, und der
Elephant überhaupt auch keinen Thrä-
[Seite 410] nensack*), so wie kein Thränenbein
(§. 19.).
Die Blinzhaut (membrana nictitans, pal-
pebra tertia s. interna, periophthalmium),
wovon sich bey den Quadrumanen, so
wie beym Menschen, hur ein Rudiment
findet, ist bey manchen Quadrupeden**)
von ansehnlicher Grösse und Beweglich-
keit. So nahmentlich im Katzenge-
schlecht, beym Beutelthier, Dachs,
Waschbär***), Pferd, den Seehunden,
und vor allen beym Elephanten.
Die respective Grösse der eigentlichen
Augenlieder zeigt bey den Thieren die-
ser Classe mancherley Verschiedenheit.
Das untere ist, z. E. beym Elephanten
[Seite 411] ganz ansehnlich, beym Pferd sehr klein;
und bey diesem so wie bey den mehre-
sten Quadrupeden, ohne Wimpern, da
hingegen bey den Quadrumanen, auch
beym Bären, Elephanten, bey der Gi-
raffe u.s.w. beyde damit besetzt sind.
Ueberhaupt sind die Augen der meh-
resten Vögel*), folglich auch die knö-
[Seite 412] chernen Augenhöhlen in Verhältniss zum
Kopf, von auffallender Grösse.
Bey den Raubvögeln haben sie eine
ganz eigene fast kelchförmige Gestalt,
so dass dann die sehr gewölbte Horn-
haut den Boden des Kelchs vorstellt,
und der Hintergrund der Sclerotica
gleichsam den Deckel*).
Diese Eigenheit der Form rührt von
der Krümmung und Zusammenfügung
der dicht neben einander liegenden
Knochenblätter her, die bey diesen, so
wie überhaupt bey allen andern Vö-
geln**), im Vordertheil der Sclerotica
verwachsen, aber bey den übrigen nur
[Seite 413] kurz, und gleichsam schuppenförmig
sind, so dass sie zusammen nur einen
flachen etwas gewölbten Ring bilden,
hingegen bey den Raubvögeln, wegen
ihrer Länge und Beugung, dem ganzen
Augapfel die gedachte Kelchform ge-
ben*).
Schärfer und deutlicher als bey an-
dern Thieren, zeigt sich im Auge man-
cher Vögel die Grenze zwischen einigen
Häuten desselben, von welchen man
sonst gemeint hat, dass sie in einander
continuirten. So habe ich z. E. die zwi-
schen der Choroidea und der Iris vor-
züglich schön im Auge des Schuhu (Strix
bubo), und die zwischen dem Bande
der Retina und dem äussern Umfang
des Ciliarkörpers nirgend bestimmter,
[Seite 414] als in dem eines Pfefferfrasses (Ram-
phastos tucanus) gefunden.
Ein dem Auge der Vögel wohl eigen-
thümlicher überaus sonderbarer und
noch grossentheils räthselhafter Theil
ist der so genannte Fächer*) (pecten
plicatum, marsupium, Fr. la bourse, le
peigne), der innerhalb der retina wie
aus einer Spalte derselben entspringt,
schräg in den Glaskörper dringt, und
in demselben befestigt ist, und bey
manchen Gattungen bis an den Rand
der Kapsel der Linse reicht. Sein Umriss
ist meist ein verschobenes Viereck; in
seinen Falten laufen zahlreiche Blutge-
fässe; und das vorzüglich starke Pig-
ment, womit er angeschwärzt ist, macht
[Seite 415] es wahrscheinlich, dass er hauptsächlich
mit zur Absorbtion des blendenden
Lichts bestimmt seyn mag*).
Die Vögel haben ansehnliche Thränen-
wege, deren Ableitungsgänge sich oben
in die Gaumenhöhle ergiessen**).
[Seite 416] Ihre Blinzhaut*) ist mit zwey deut-
lichen Muskeln versehen**).
Von ihren Augenliedern hat bey man-
chen Gattungen, z. E. beym Haushuhn,
Puter, Gans, Aente u.s.w. das untere,
das ein eigenes kleines Knorpelblatt ent-
hält, die mehreste Beweglichkeit; bey
anderen hingegen, wie bey den Papa-
geyen, dem Straus u.s.w. das obere.
Nur bey wenigen sind beyde Augen-
lieder mit Wimpern besetzt. So z. E.
beym Straus, dem Secretär (Falco ser-
pentarius), dem Ani, manchen Papa-
geyen u.s.w.
Von merkwürdigen Besonderheiten der
Augen in dieser Thierclasse ist noch
wenig bekannt***).
[Seite 417] Um indess doch Einiges anzuführen,
so macht bey manchen hieländischen
Reptilien und Schlangen die gemein-
schaftliche Oberhaut eine Art von festem
Fenster vor den Augäpfeln, die sich hin-
ter demselben frey bewegen.
Wenigstens die Riesenschildkröte*)
hat, wie die Vögel, einen aus Knochen-
scheibchen zusammengesetzten Ring in
der Sclerotica. Ueberhaupt sind die
Schildkröten mit ansehnlichen Thränen-
drüsen und, so wie die Frösche u.s.w.,
mit einer sehr beweglichen Blinzhaut
versehen**).
Die Eigenthümlichkeiten der Fischau-
gen*), welche entweder der ganzen
Classe oder doch den mehresten Ge-
schlechtern und Gattungen derselben ge-
mein sind, betreffen theils die Trennung
ihrer Choroidea und Retina in mehrere
deutlich abgesonderte Blätter; theils ein
paar kleine im Innern des Auges befind-
liche Organe, die ausser dieser keiner
andern Thierclasse zukommen.
Statt dass nämlich die Choroidea beym
Menschen nur eine einfache, bey man-
chen anderen warmblütigen Thieren,
besonders bey den Cetaceen, eine dop-
pelte Haut bildet; so besteht sie hinge-
gen bey den Fischen aus drey distincten
Blättern, indem die innerste derselben
eine wahre membrana Ruyschiana
vorstellt, die mittlere aber (membrana
vasculosa Halleri) sowohl von dieser
als der äussersten verschieden ist, wel-
che letztere mit der allen rothblütigen
Thieren gemeinen eigentlich so genann-
ten Choroidea verglichen werden muss.
Eben diese letztgedachte wird bey den
Fischen vorn zur Iris, und zeichnet
sich bey vielen durch den bekannten
eigenen Silber- oder Goldglanz aus.
Die Retina ist deutlich in zwey Blät-
ter theilbar, wovon das äussere markig,
das innere aber von sauber faserigem
Gefüge ist.
Die beyden andern den Fischaugen
ausschliesslich eigenen und, wenigstens
den Grätenfischen, gemeinen Organe,
sind erstens ein meist hufeisenförmiger
Wulst, der zwischen den beyden ge-
dachten inneren Blättern der Choroidea
(der Ruyschiana und vasculosa Hall.)
liegt, und von manchen für muskulös,
von anderen für drüsicht, von noch an-
dern für ein blosses Convolut von Blut-
gefässen gehalten wird; und zweytens
die klockenförmige Gefässhaut (campa-
nula Halleri), die aus der Ruyschi-
schen entspringt, und nach der Linse
geht, mithin einige (aber doch nur ent-
ferntere) Aehnlichkeit mit dem Fächer
im Vogelauge (§. 287.) zu haben scheint.
Hingegen findet sich wiederum, we-
nigstens bey den Grätenfischen, kein
wahrer Ciliarkörper.
Die Crystalllinse ist bey den mehre-
sten Fischen, nach Verhältniss zum Aug-
[Seite 421] apfel, von sehr ansehnlicher Grösse, und
fast oder vollkommen kugelig. Die
gläserne Feuchtigkeit hingegen klein,
und die wässerige bey vielen kaum
merklich.
Zu den merkwürdigen Eigenheiten an
den Augen einzelner Geschlechter und
Gattungen von Fischen gehören z. E. die
festen durchsichtigen Scheiben der ge-
meinschaftlichen Integumente, hinter
welchen sich die Augäpfel, wie bey
manchen Amphibien (§. 289.), bewe-
gen*); die sonderbare articulirende Ver-
bindung des Augapfels der Rochen und
Hayen mit einem knorpeligen Stiel**);
[Seite 422] die seitwärts weit hinausragenden Au-
gen des Hammerfisches (Squalus zy-
gaena), das gleichsam gefingerte opercu-
lum pupillare im Rochenauge*)); der
ganz beyspiellose wunderbare Bau des
Auges bey der Cobitis anableps mit ge-
theilter Hornhaut und doppelter Pupille
bey einer einfachen Linse**) u. dergl. m.
Bekanntlich finden sich bey den Thie-
ren dieser Classe*) zwey ihrem Bau
nach ganz von einander verschiedene
Arten von Augen. Kleine, einfache
(stemmata) und grosse gleichsam polye-
drische oder facettirte (oder auch wie
mit Kugelflächen oder Kegelspitzen be-
setzte), die wie aus Tausenden von an-
dern kleinen Augen zusammengesetzt
scheinen**). Die ersten in verschiede-
ner Anzahl bey den mehresten apteris,
so wie bey vielen nachher geflügelten
in ihrem Larvenzustande. Mit den Flü-
geln erhalten diese in ihrer letzten so
[Seite 424] genannten vollkommenen Ausbildung
die grossen zusammengesetzten Augen.
Viele Geschlechter von geflügelten In-
secten haben aber auch dann so wie
manche aptera (z.B. die grössern Gat-
tungen von Kiefenfüssen*)), ausser die-
gen noch einige stemmata.
Der innere Bau hat bisher nur an den
grossen polyedrischen Augen untersucht
werden können**). Die innere Fläche
der facettirten Hornhaut ist mit einem
farbigen Pigment überzogen. Hinter
[Seite 425] diesem liegen eben so viel prismatische
oder eigentlich keilförmige Zäpfchen
dicht neben einander zusammengehäuft,
als die Hornhaut Facetten hat. Hierauf
folgt noch weiter nach innen eine
zweyte farbige Haut; und auf diese zu
innerst etwas markiges, das für eine
Fortsetzung des Sehnerven genommen
wird.
Wie aber die Insecten mit diesen Au-
gen sehen, das bedarf, so wie über-
haupt die wahre Bestimmung jener zwey
so ganz verschiedenen Arten der Au-
gen*), erst noch weiterer Untersuchung.
In dieser ganzen Classe*) sind ei-
gentlich bis jetzt bloss bey den Tinten-
fischen wahre unverkennbare Augen er-
wiesen, bey welchen sie zwar denen der
rothblütigen Thiere, zumahl der Fische,
im Ganzen sehr ähnlich, wenigstens ohne
Vergleich ähnlicher sind, als die Augen
irgend eines bekannten Insects; doch
dass sie sich auch von jenen durch man-
cherley eigenthümliche Besonderheiten
auszeichnen**). So ist bey ihnen z.B.
[Seite 427] statt der Hornhaut nur eine locker mit
dem übrigen Augapfel verbundene Haut
vorgespannt; die Iris ist von sehr fester,
zäher Substanz, gleichsam wie eine
Fortsetzung der Sclerotica, und am obern
Rande mit einem in die Pupille ragen-
den Fortsatz versehen, wodurch letztere
eine fast halbmondförmige Gestalt er-
hält; ihr Ciliarkörper vorzüglich voll-
kommen und deutlich ausgebildet u.s.w.
Allen andern Würmern fehlen die Au-
gen entweder gänzlich, oder sie sind we-
nigstens noch sehr zweifelhaft. Denn
selbst bey den Landschnecken*) ist es
doch noch problematisch, ob die schwar-
zen Puncte am äussersten Ende ihrer so
genannten Hörner für wahre zum Sehen
bestimmte Augen angesprochen werden
dürfen**).
Vom Herzen und andern muskulosen
Eingeweiden ist schon anderwärts ge-
handelt. Hier ist nun von den eigent-
lichen Muskeln die Rede, welche für
die insgemein so genannten willkürli-
chen Bewegungen bestimmt sind. Doch
liegt die ausführliche specielle Myologie
ausser dem Plan dieses Handbuchs, als
für welchen nur etwas Weniges von
dem gehört, was von Eigenheiten im
Muskelbau der verschiedenen Classen
und einiger desshalb besonders merk-
würdiger Gattungen vorzüglich wichtig
scheint*).
Die grössere oder geringere Aehnlich-
keit des Muskelbaues der übrigen Säu-
gethiere*) zu des Menschen seinem,
[Seite 430] lässt sich schon aus der mehrern oder
mindern Analogie folgern, die ihr Ge-
rippe in Vergleich zum menschlichen
zeigt. Mithin ist sie bey den Quadru-
manen am auffallendsten. Und doch
unterscheiden sich auch diese selbst
schon von aussen durch die Kleinheit
ihrer Gesäss- und Wadenmuskeln, als
deren Stärke und Wölbung bekanntlich
zu den Eigenthümlichkeiten der schö-
nen menschlichen Form gehört*).
Unter den Muskeln die dem Men-
schen abgehen, hingegen wenigstens
den allermehresten Quadrupeden gemein
sind, verdienen vorzüglich der grosse
Hautmuskel des Rumpfs**) (paniculus
[Seite 431] carnosus, expansio carnea, musculus sub-
cutaneus) und der suspensorius oculi*)
Erwähnung.
Zu denen die hingegen nur gewissen
Geschlechtern und Gattungen eigen sind,
gehören z. E. die theils äusserst zahlrei-
chen am Rollschwanze mancher Meer-
katzen**) u.a. Südamerikanischen und
[Seite 432] Neuholländischen Säugethiere; die schon
erwähnten im Elephantenrüssel*); der
am Kehldeckel vieler Quadrupeden**)
(ceratoëpiglottidaeus) u.s.w.
Andere Muskeln, die wohl den meh-
resten Ordnungen der ganzen Classe ge-
[Seite 433] mein sind, zeichnen sich aber doch bey
manchen Gattungen durch ausnehmende
Stärke zu besondern ihnen eigenthüm-
lichen Bewegungen aus; wie z.B. der
glutaeus medius beym Pferd*), der in
Verbindung mit einigen andern, zumahl
mit dem gemellus**), vorzüglich das
diesen Thieren eigene Hintenausschla-
gen bewirkt; so die ungeheuer starken
flexores am Biberschwanz u.a.m.
Die Muskeln dieser Thierclasse zeich-
nen sich im Allgemeinen schon durch
die physiologische Eigenheiten aus, dass
ihre Reizbarkeit vergleichungsweise sehr
schwach, und im Tode sehr bald ver-
gänglich ist, und dass bey vielen die
[Seite 434] Sehnen der langen Muskeln, zumahl an
den Extremitäten, doch theils auch am
Rumpfe, mit zunehmenden Alter ver-
knöchern*). Auffallend habe ich diess
nahmentlich am Kranichskelet ge-
funden.
Von der besondern Myologie**) der
Vögel ist schon das Merkwürdigste im
[Seite 435] Vorhergehenden berührt; z.B. von Mus-
keln die ihnen eigen sind, wie die an
ihrer Blinzhaut; oder die ihnen fehlen,
wie das fleischigte Zwerchfell; oder die
sich bey ihnen durch ihre ausnehmende
Grösse und eigne Form auszeichnen, wie
die Brustmuskeln u.s.w.
Die beyden Hauptordnungen dieser
Classe zeichnen sich durch eine auffal-
lende Verschiedenheit in ihrem Muskel-
bau von einander aus, die sich nach der
eben so grossen Verschiedenheit ihres
Gerippes richtet. Bey den Reptilien
nämlich, zumahl bey den Schildkröten*)
[Seite 436] und Fröschen, bey welchen der Rumpf
ihres Skelets so wenige Beweglichkeit
hat, sind der Muskeln wenigere (– denn
den Schildkröten fehlen sogar ausser dem
Zwerchfell auch die eigentlichen Bauch-
und Brustmuskeln –), aber dafür, be-
sonders bey dem eben gedachten Ge-
schlechte, von ausnehmender fleischiger
Stärke: bey den Schlangen hingegen
sind sie einförmiger, dünner, dagegen
aber, wie es die mächtige Menge ihrer
Wirbel und Rippen und anderntheils
der Mangel aller äussern Bewegungs-
werkzeuge erfordert, bey weiten desto
zahlreicher.
Das Muskelfleisch der Fische*) unter-
scheidet sich von dem der durch Lun-
[Seite 437] gen athmenden Thiere im Ganzen schon
ausser seinem geringen Blutgehalt und
der davon herrührenden blassern Farbe,
vorzüglich durch das ihm eigene bey
den mehresten gleichsam blättrige und
zugleich grossentheils sehnenlose im
Ganzen aber sehr einförmige*) Gefüge;
eine Einrichtung, die übrigens in Ver-
bindung mit der Menge ihrer Muskeln
genau dem grossen Aufwand von An-
strengung und Kraft angemessen ist, den
der Aufenthalt und die ganze Oecono-
mie dieser Thiere mit sich bringt**).
Was so eben von der Einförmigkeit,
Menge und Kraft der Muskeln bey den
Fischen gesagt worden, das findet im
Ganzen ebenfalls, nur anders modificirt,
aber meist noch auffallender bey den
Insecten statt*). Doch zeigt sich schon
bey den wenigen die aus dieser Rück-
sicht genauer untersucht worden, man-
cherley Verschiedenheit. So haben z.B.
die äusserst starken Muskeln in den
Krebsscheeren**) vergleichungsweise
[Seite 439] noch grosse Aehnlichkeit mit de-
nen bey manchen Organen der rothblü-
tigen Thiere, da sie sich hingegen bay
andern Insecten, wie nahmentlich bey
den Raupen, durch ihre eigene bläulich-
weisse Farbe; platte, gleichsam kurzen
Bandstreifchen ähnelnde Form; weiches
Gefüge und ganz ausnehmende Anzahl
von denen bey den vorigen Thierclassen
auszeichnen. Denn so zählte bekannt-
lich Lyonet*) in der Weidenraupe
nicht weniger denn 4061 Muskeln**),
von welchen nur allein 2186 dem tubus
alimentarius zugehören.
Mit dem Totalhabitus des Muskelsy-
stems der eben gedachten Raupen hat
[Seite 440] wiederum das bey den Mollusken*)
und den Bewohnern der Conchylien**)
im Ganzen grosse Aehnlichkeit. Ausser
denen die den Würmern dieser beyden
Ordnungen überhaupt gemein sind, ha-
ben, wie sich von selbst versteht, die
von der letzten noch besondere eigene
Muskeln zur Verbindung mit ihren
Schalen und zur Bewegung derselben.
So z.B. in den Schnecken ansehnliche
Muskelbündel an ihrem Hinterleibe,
mittelst deren sie in dem Hauptgewinde
ihres Hauses festsitzen und sich in sel-
biges hineinziehen; die Bivalven ihre
[Seite 441] mächtig starken adductores um ihre
Schalen zu schliessen*) u.s.w. Vie-
len, besonders von den eigentlich so
genannten oder nackten Mollusken,
dient ein eigener Apparat von Hautmus-
keln zu der theils so auffallenden Ver-
kürzung ihres Körpers: die hingegen
bey den mehresten Zoophyten und Be-
wohnern der Corallen auch ohne sicht-
liche Muskelfasern durch das ausneh-
mende Contractionsvermögen in ihrem
gallertigen Parenchyma statt hat.
Die vergleichende Anatomie muss sich
bey den Sexualfunctionen bloss auf die-
jenigen Thiere beschränken, bey welchen
bestimmte männliche Organe für Be-
fruchtung und weibliche zur Empfäng-
niss vorhanden sind.
Zu jenen gehören hauptsächlich die
Geilen, Samenbläschen, Prostata und
männliche Ruthe. Doch sind die letz-
tern drey, zumahl die Bläschen und
Prostata, selbst unter den rothblütigen
Thieren, bey weitem nicht allgemein.
Die Geilen, und theils auch die Samen-
bläschen und Prostata, sind bey vielen
von denjenigen männlichen Thieren die
[Seite 443] eine bestimmte Brunstzeit haben, von
ausnehmend veränderlicher Grösse; um
diese Zeit nemlich mächtig angeschwol-
len, und hingegen in den von dieser
Periode entferntesten Monaten äusserst
klein. Besonders auffallend ist diess
z.B. an den Geilen des Maulwurfs,
Sperlings, der Frösche u.s.w.*).
Beyläufig verdienen doch auch erst
noch im Allgemeinen die eignen Or-
gane Erwähnung, womit die Männchen
einiger Gattungen von Thieren ausser
den Genitalien zu dem Zweck verse-
hen sind, um ihre Weibchen bey der
Paarung damit fest zu halten. So z.B.
[Seite 444] die Sporn an den Hinterfüssen des männ-
lichen Schnabelthiers; der knollige
schwarze Ballen der sich im Frühjahr
am Daumen des männlichen Grasfro-
sches und grünen Wasserfrosches bildet;
die beyden mit articulirenden Knochen
versehenen Glieder neben den Genitalien
des männlichen Zitterrochen und eini-
ger andern Knorpelfische*); die Zange
[Seite 445] am Hinterleibe der Libellen-Männchen,
die Saugescheiben an den Vorderfüssen
des männlichen Dyticus marginalis und
dergl. m.
Ein scrotum worin die Hoden ausser-
halb der so genannten Bauchhöhle hän-
gen, findet sich bloss unter den Säuge-
thieren; aber bey weitem nicht bey allen
Gattungen derselben. Unter andern fehlt
es, und zwar sehr zweckmässig, den
im Wasser lebenden Thieren dieser
Classe; so wie den vollkommenen sub-
[Seite 446] terraneis, dem Maulwurf u.s.w.; und
denen die sich, wie der Igel u.a. bey
Gefahr kuglicht zusammenrollen. Von
diesen beständigen testicondis müssen
diejenigen Thiere unterschieden werden,
bey welchen (wie z. E. beym Hamster*)
und der canadischen Bisamratte, onda-
tra**)) die Hoden nach Erforderniss
der Umstände, aus dem Unterleibe her-
aus oder auch wieder zurücktreten
können.
Bey solchen testicondis wo auch zu-
gleich die männliche Ruthe ausser ihrer
Sexualfunction sehr versteckt liegt, wie
bey dem Kater, dem Rammler, dem Ele-
phanten u.s.w., hält es, vollends wann
sie noch jung sind, oft schwer, sie auf
den ersten Blick von den weiblichen
Thieren derselben Art zu unter-
scheiden.
Bey vielen eigentlichen Quadrupeden,
z.B. beym Hund, Hengst, Widder und
a. m. liegt in oder neben der Achse des
Testikels nach dem Nebengeilen zu ein
Streif von verdichtetem Schleimgewebe,
der unter dem Nahmen des corpus High-
mori bekannt, aber weder ein hohler
Canal, noch auch sonst von so kunst-
reichem Bau ist, als er von vielen Zer-
gliederern des 17ten Jahrhunderts beschrie-
ben und abgebildet worden*).
Bey weiten die mehresten Gattungen
von Säugethieren, und zwar, die Ceta-
[Seite 448] ceen ausgenommen*), aus allen übri-
gen Ordnungen der ganzen Classe, sind
mit Samenbläschen versehen, die sich
bey manchen, wie z. E. bey einigen
Affen, vor allen aber beym Igel**),
während seiner Brunstzeit durch eine
auffallende Grösse auszeichnen.
[Seite 449] Zu denenjenigen Gattungen hingegen,
denen sie gänzlich abgehen, gehören
nahmentlich das Hunde- und Katzenge-
schlecht, die Bären, Beutelthiere, Fisch-
ottern, Seehunde und das Schnabelthier.
Die bey manchen Gattungen einfache,
bey den mehresten aber doppelte Pro-
stata, ist wohl nur den Säugethieren
eigen, aber vermuthlich allen Gattun-
gen der ganzen Classe gemein. Wenig-
stens linden sich bey denen, welchen
sie von Manchen abgesprochen werden,
wie beym Bock und Widder, ansehn-
liche drüsenartige Körper, die im Gan-
zen doch mehr Aehnlichkeit mit diesen,
als mit den Cowperschen Drüsen zu ha-
ben scheinen*).
Zu den vom menschlichen Baue ab-
weichenden Eigenheiten der männlichen
[Seite 450] Ruthe in dieser Thierclasse gehört, dass
dieselbe bey manchen Gattungen nur
Ein corpus cauernosum penis ohne Schei-
dewand hat. So z. E. beym Schwein
und bey den Cetaceen, bey welchen letz-
tern dieser schwammichte Körper gar
wundersam wie mit sehnichten Zellen
durchkreuzt ist*).
Bey einigen Gattungen, deren Paa-
rung eine längere Zeit braucht, wie z. E.
bey den Hunden, Dachsen u.s.w. ist
der schwammichte Körper der Eichel, und
theils auch der untere Theil am hintern
Ende der Ruthe, so eingerichtet, dass
er während jenes Acts weit stärker als
die übrige Ruthe anschwillt, und da-
durch die festere Verbindung mit den
weiblichen Organen bewirkt wird**).
Viele Gattungen von Säugethieren, zu-
mahl von denen die keine Samenbläs-
chen haben, und wohl eben desswegen
einer längern Zeit zur Paarung bedür-
fen, doch auch manche von den übri-
gen*) sind mit einem besondern, meist
cylindrischen, theils rinnenförmigen
Knochen**) in der männlichen Ruthe
versehen. So einige Affen, die mehre-
sten Fledermäuse, der Hamster und viele
andere mäuseartige Thiere, der Hund,
Bär, Dachs, das Wiesel, die Robbe, das
Wallross u.a.m.***).
Bey den allermehresten männlichen
Thieren dieser Classe verläuft sich die
Harnröhre bis zur Eichel, und dient zum
gemeinschaftlichen Ausführungsgang für
den Harn, den liquor prostatae und den
Samen. Bey einigen wenigen Gattun-
gen sind aber für den erstem und für
die zum Zeugungsgeschäfte gehörigen
Säfte besondere Abführungswege vor-
handen. Beym Opossum z.B. ist die
gabelförmig gespaltene Eichel mit drey
Mündungen versehen; eine für den Harn
in der Fuge wo jene Theilung beginnt,
und zweye für den Samen an den bey-
den Spitzen der Eichel*). Beym Schna-
[Seite 453] belthier öffnet sich die kurze Harnröhre
gerade in die cloaca, und die ansehn-
liche Ruthe hingegen dient bloss zur
Ausleerung des Samens, der sich durch
die beyden mit stachelichten Papillen be-
setzten Mündungen der gleichsam zwey-
kolbigen Eichel ergiesst*); beym orni-
thorhynchus hystrix endigt sich die im
übrigen dem eben gedachten Bau ähn-
liche Ruthe gar in vier Eicheln**).
Die Eichel ist, zumahl bey manchen
Gattungen aus dem Katzengeschlecht,
mit Widerhäkchen besetzt, die wohl
auch diesen mit keinen Samenbläschen
versehenen Thieren zur innigem und
[Seite 454] längern Verbindung bey der Paarung
dienen mögen*).
Endlich verdient auch noch ange-
merkt zu werden, dass bey manchen
Gattungen dieser Thierclasse die männ-
liche Ruthe, so lange sie sich ausser
Erection befindet, nach hinten gekehrt
ist, so dass sie ihr Wasser in der glei-
chen Richtung wie die weiblichen Thie-
re lassen. So, um nur wenige Bey-
spiele zu nennen, der Hase, der Löwe
und die Camele. Aber irrig ist die seit
Aristoteles**) so oft nachgeschrie-
[Seite 455] bene Behauptung, als ob diese retromin-
gentia sich auch rückwärts paarten.
Die an den Nieren liegenden Geilen und
die ductus deferentes sind die einzigen in
dieser Classe allgemein constanten Theile
der männlichen Genitalien*).
Nur bey wenigen, wie z.B. beym
Hahn, endigen sich die eben genannten
Gänge in eine längliche Weitung, die
man für ein Analogon der Samenbläs-
chen hat wollen gelten lassen.
Statt einer Ruthe finden sich bey den
mehresten in der cloaca zwey kleine
Papillen, in welche sich jene Samengänge
[Seite 456] verlaufen. So z. E. beym Hahn*), Pu-
ter, Tauber u.s.w.
Einige wenige Gattungen aber haben
eine einfache Ruthe von beträchtlicher
Länge, die ausser der Paarung neben der
cloaca zusammengeschlagen und verbor-
gen liegt, aber nachdem das Thier sein
Weibchen getreten hat, noch einige Zeit
sichtbar bleibt, ehe sie sich wieder zu-
rückzieht. Beym Aentrich**) ist diess
eine lange, wurmförmige Röhre; beym
Straus hingegen eine Rinne, die auch
beym Harnen des Thiers zum Vorschein
kommt***).
Bey den Schildkröten liegen die Nie-
ren, Geilen und Nebengeilen dicht an
einander, jedes von diesen drey Organen
unterscheidet sich aber durch eigene
Farbe und Gefüge auf den ersten Blick.
Samenbläschen scheinen sie nicht zu
haben*); wenigstens finde ich bey einer
[Seite 458] Testudo graeca, die ich kürzlich zer-
gliedert, keine Spur davon. Hingegen
ist ihre Ruthe von auffallender Grösse;
ausser der Sexualfunction in der Cloaca
zurückgezogen; statt der Harnröhre mit
einer Rinne versehen, deren Seitenrän-
der sich aber wohl in der Erection an
einander legen, und so eine geschlossene
Röhre bilden*). Die Eichel endigt sich
in eine stumpfe, hakenförmige Spitze,
gewissermassen wie das Ende des Ele-
phantenrüssels.
Unsere hieländischen eigentlich so ge-
nannten Frösche**) haben ansehnliche
Samenbläschen, und statt der Ruthe in
der Cloaca eine kleine Papille.
[Seite 459] Den Kröten*) fehlt beydes; sowohl
die Bläschen als diese Warze.
Die Crocodile haben eine einfache
Ruthe; die hieländischen Landeidechsen
hingegen ihrer zweye; die Wassermolche
aber, die sich nicht paaren, überhaupt
nichts einem solchen Organ ähnliches.
Die Schlangen haben sehr lange, schmale
Geilen, keine Samenbläschen, aber dop-
pelte Ruthen, deren jede wieder gabel-
förmig gespalten, und mit stacheligen
Widerhäkchen besetzt ist**).
Die männlichen Genitalien sind in den
verschiedenen Ordnungen dieser Classe*)
selbst von verschiedenem Bau**). Wir
heben nur zwey Gattungen als Muster
aus. Von Knorpelfischen, den Zitter-
rochen, von den mit Gräten versehe-
nen, den Karpen.
Bey jenem finden sich deutliche Gei-
len, die theils aus zahllosen Drüsenkörn-
chen, theils aber, wie bey den Gräten-
fischen, aus Milch bestehen; vasa defe-
rentia, und ein Samenbläschen, das sich
mittelst einer kleinen Papille in den
Mastdarm öffnet***).
[Seite 461] Beym Karpen*) hingegen vertritt, so
wie bey vielen andern Grätenfischen,
die Milch die Stelle der Geilen, und
bildet bey diesem zwey längliche, platte
Eingeweide von ansehnlicher Grösse,
weisser Farbe und zackiger, irregulärer
Gestalt, die zu beyden Seiten der Ge-
därme und der Schwimmblase liegen,
so dass die linke den Mastdarm wie eine
Rinne umfasst. Mitten durch jeden die-
ser beyden Milche läuft ein ductus de-
ferens, der hinten in eine Art Samen-
bläschen übertritt, welche beyde sich
dann beym After nach unten in ei-
nen gemeinschaftlichen Ausführungsgang
öffnen**).
Auch aus dieser Classe erlaubt uns
die vielartige Verschiedenheit des Baues
bey den verschiedenen Ordnungen, Ge-
schlechtern und Gattungen*), nur ein
[Seite 463] Paar der letztern als Beyspiele auszuhe-
ben. Den Seidenwurmschmetterling we-
gen der Aehnlichkeit seiner Genitalien
mit denen bey manchen der so genann-
ten vollkommenem warmblütigen Thiere.
Und eine Heuschrecke wegen der schein-
[Seite 464] baren äussern Analogie ihrer männlichen
Zeugungstheile mit den weiblichen.
Bey dieser (dem Gryllus verruciuorus)
sehen nämlich zumahl die mächtig
grossen Testikel mit ihren bündelweis
zusammengefalteten Gefässen, den eben
so grossen Eyerstöcken mit den auch
gleichsam bündelweis darin vertheilten
Eyern, auffallend ähnlich*).
Beym Seidenfalter aber unterscheidet
man ausser den Geilen auch noch lange
davon ableitende vasa deferentia, selbst
eine Art von Samenbläschen, und eine
sehr ansehnliche Ruthe mit hakenför-
miger Eichel**).
Eben so auch aus dieser Classe nur
zwey Beyspiele statt vieler***). Eins
[Seite 465] von einem Intestinalwurm (Ascaris lum-
bricoides), weil es auch noch für Noso-
logie Interesse hat, das andere von ei-
nem Molluscum, dem Tintenfisch, we-
gen der ganz sonderbaren Eigenheiten
bey den männlichen Genitalien desselben.
Der Spulwurm hat nur Einen Geilen,
der ungefähr in der Mitte des Thiers
liegt, und aus einem einzigen in ein
längliches Bündel zusammengefalteten
Gefäss besteht, das sich leicht auseinan-
der wickeln lässt, und dann gegen drey
Fuss lang ist. Es verliert sich nach
dem Hintertheil des Wurms zu in eine
[Seite 466] dickere Röhre, fast von der Stärke einer
Rabenspule, und hieran stösst die im
Schwanzende verborgene Ruthe, die
vermuthlich bey der Paarung heraus-
tritt*).
Die männlichen Genitalien des Tin-
tenfisches (Sepia loligo) sind zumahl
durch die merkwürdigen, freylich wohl
in der Beschreibung etwas verschöner-
ten, Beobachtungen berühmt worden,
die Türberv. Needham daran ge-
macht**), und die Büffon zu einer
Hauptstütze seiner Zeugüngshypothese
benutzt hat***). Der Theil, der sich
mit der Milch der Grätenfische verglei-
chen lässt, enthält zur Laichzeit viele
hundert kleiner (etwa vier Linien lan-
ger) röhrenförmiger Samenbehälter, die
bündelweis nach dem Ausführungsgang
[Seite 467] hin gerichtet sind, und zusammen in
einer zähen Feuchtigkeit liegen. Diese
ganzen Röhrchen werden excernirt, da
dann ein spiralförmiges Gefäss, welches
sie nebst dem eigentlichen Samen wie
in einer Hülse enthalten, das dünnere
Vorderende derselben sprengt, so dass
sich der Same selbst ergiesst und die
gelaichten Eyer des Weibchens be-
fruchtet.
Von allen zu den weiblichen Genita-
lien gehörigen Organen ist ein Eyerstock
das allerwesentlichste und allgemeinste.
Ausser ihm finden sich bey allen durch
Lungen athmenden Thierclassen, so
wie bey manchen Fischen und vielen
weissblütigen Thieren, auch so ge-
nannte Eyergänge (Fallopische Röhren
u.s.w.), die vom Eyerstock zur Ge-
bärmutter führen, und endlich. – we-
nigstens bey denen, die durch wirk-
liche Paarung befruchtet werden, auch
eine Scheide, wodurch wiederum der
Uterus mit den äussern Sexualtheilen in
Verbindung kommt.
[Seite 469] Bey den Vögeln sind alle diese Theile
nur einfach. Manche Knorpelfische ha-
ben zwar doppelte Eyergänge, die aber
doch mit einer gemeinschaftlichen Mün-
dung beginnen, und sich auch in einer
einfachen Gebärmutter enden. Das weib-
liche Menschengeschlecht hat, so wie viele
andere Säugethiere, zwey Eyerstöcke,
und für jeden einen besondern Eyer-
gang, aber einfache Gebärmutter und
Scheide. Viele andere weibliche Thiere
dieser Classe haben einen vterus bicor-
nis; einige andere aber fast durchge-
hends gedoppelte innere Genitalien, näm-
lich selbst vollkommen doppelte vteros,
und, wenigstens zum Theil, auch dop-
pelte Scheiden, wie das Opossum
(– tab. VII. –).
Von den zu den äussern weiblichen
Sexualorganen dieser Thierclasse gehöri-
gen besondern Theilen ist wohl die cli-
[Seite 470] toris der allgemeinste*), als welche
vielleicht bloss dem Schnabelthier ab-
geht**), sich hingegen selbst bey den
Cetaceen findet***).
So wie sie überhaupt manche Aehn-
lichkeit mit der männlichen Ruthe zeigt,
so ist sie auch bey mehrern Gattungen
von Säugethieren, z. E. bey der Ziesel-
maus (Marmota citillus), dem Wasch-
[Seite 471] bären, der Löwin, der Fischotter u.s.w.
mit einem kleinen Knochen versehen;
und so wie die Ruthe des männlichen
Beutelthiers eine gespaltene Eichel hat
(§. 219.), so ist auch der Kitzler beym
weiblichen auf eine ähnliche Weise ge-
theilt (– tab. VII. c. –). Beym Loris
(Lemur tardigradus) geht die Aehnlich-
keit gar so weit, dass sich selbst die
Harnröhre in denselben verläuft und
sich an seinem vordern Ende mündet*).
Aber auch schon bey der Ratte, Haus-
maus, dem Hamster u.s.w. liegt die
clitoris und die Oeffnung der Harnröhre
vom Eingang zur Scheide entfernt,
mehr nach vorn; ein Bau, der daher zu-
weilen für eine widernatürliche Zwit-
tergestaltung missgedeutet worden**).
Ein wahres hymen ist wohl, wenig-
stens in der Form und Lage wie bey
Mädchen und Jungfrauen, noch bey kei-
nem andern weiblichen Thiere bemerkt
worden. Denn selbst die bekannte häu-
tige Klappe vor der Harnröhrenmündung
in der Scheide der Stute u.s.w.*) ist
doch sehr davon verschieden**).
Die Mutterscheide (vagina) der Qua-
drupeden, so viel ich deren aus dieser
Rücksicht untersucht habe, unterschei-
det sich hauptsächlich durch zweyerley
von der menschlichen. Durch ihre Rich-
[Seite 473] tung, und durch den Habitus ihrer in-
nersten Haut. Jene liegt nämlich, so
wie es der Bau ihres Beckens mit sich
bringt, mit dem uterus, oder wenig-
stens mit dem Mutterhalse, fast ganz
in der gleichen Axe. Und diese, die
drüsenreiche Haut, womit ihre Höhlung
ausgekleidet ist, bildet keine so äusserst
elegante Querfurchen wie im Menschen-
geschlecht, sondern ist bey den meh-
resten bloss in die Länge gerunzelt;
und wo auch Querfalten sind, da fin-
den sie sich doch entweder nur, wie
bey der Kuh, am vordern Ende der
Scheide hinter dem äussern Mutter-
munde, oder wenn sie sich, wie bey
den Aeffinnen, weiter erstrecken, so
sind sie doch, wie gesagt, durchgehends
von der ausnehmenden Sauberkeit, die
sich in der menschlichen vagina zeigt,
sehr entfernt*).
Die Gebärmutter selbst ist in dieser
Classe von auffallend verschiedener Tex-
tur und Gestaltung*). Von solcher
Stärke und Derbheit des parenchyma
wie beym Weibe findet sie sich wohl
[Seite 475] bey keinem andern Säugethiere*). Un-
ter denen, die ich zergliedert, hatte das
Weibchen von Simia syluanus verglei-
chungsweise noch den derbsten uterus.
Nächst dem das von dem zweyzehich-
ten Ameisenbär. Bey den allermehrsten
Säugethieren ist er hingegen, wie be-
kannt, dünnhäutig, gleichsam darmähn-
lich, aber mit einer unverkennbaren
wahren Muskelhaut versehen.
Die vielartige Form des ungeschwän-
gerten uterus in dieser Thierclasse lässt
sich auf folgende Hauptverschiedenhei-
ten zurück bringen:
1) Einfach ohne Hörner (vterus sim-
plex) meist birn- oder eyförmig. So
[Seite 476] zumahl bey den gedachten Thieren mit
derber Gebärmutter. Doch ist sein Um-
riss bey manchen Aeffinnen von mehr
dreyeckter Form, als beym Weibe, und
bey einigen (z.B. beym Gibbon) finden
sich oben nach den Fallopischen Gän-
gen zu schon gleichsam Anlagen zu ein
paar stumpfen Säcken*), die beym Lo-
ris (Lemur tardigradus) noch deutlicher
ausgewirkt sind, und sich schon dem
vterus bicornis nähern**).
2) Einfach, aber mit geraden oder
etwas gebogenen Hörnern (vterus bicor-
nis). Gerade sind sie bey der Hün-
dinn***) und beym Waschbären; auch
bey den hieländischen Fledermäusen, bey
der Fischotter, den Seehunden u.s.w.†);
[Seite 477] mehr gebogen bey den Cetaceen*), bey
der Stute**), beym Igel, noch stärker
bey den bisulcis***).
3) Doppelt, als blosse Hörner, die
mit keiner besondern einfachen Mutter-
höhle zusammenhängen, sondern un-
mittelbar in die Scheide münden (vte-
rus duplex), bey den Hasen†) und Ca-
ninchen††).
4) Doppelt, mit sonderbaren grossen
Seitenwindungen (vterus anfractuosus),
beym Opossum (– tab. VII. –)†††),
[Seite 478] und auf eine ähnliche Art auch beym
Känguruh*).
Jene vielartigen Gestaltungen leiden
aber im trächtigen Zustande auch ver-
schiedenartige Abänderung.
Beym einfachen uterus scheint sich
diese äussere Formänderung im Ganzen
wie bey der schwangern Gebärmutter
des Weibes zu verhalten.
Beym trächtigen vterus bicornis ist
wiederum die Form anders bey denen,
die in der Regel nur Ein Junges auf
[Seite 479] einmahl werfen, als bey den multiparis.
Bey der Stute liegt die Frucht, bloss in
der Höhle der eigentlichen Gebärmut-
ter*). Bey der Kuh aber ausserdem auch
zugleich in dem einen damit zusammen-
hängenden erweitertem Horne**). Bey
denen hingegen, die viele Junge zugleich
werfen, so wie auch beym vterus duplex
der Hasen und Caninchen, in beyden
Hörnern, die sich dann bey denen, wo
sie im ungeschwängerten Zustande ge-
rade sind, wie bey den Hunden, krumm
winden, und nach der Zahl der darin
befindlichen Früchte durch flache Ein-
schnitte abgetheilt werden***).
[Seite 480] Der vterus anfractuosus der Beutel-
thiere erleidet wohl die mindeste Abän-
derung seiner sonstigen Gestaltung, da
diese wunderbaren Geschöpfe ihre Brut
so ausser Verhältniss klein, gleichsam
als ganz unreife Abortus gebären.
Von den Fallopischen Röhren bemerke
ich hier bloss, dass dieselben bey man-
chen, wie z. E. beym gemeinen Affen
(S. syluanus), und noch mehr beym
Opossum (– tab. VII. l. r. –) wie
knaulförmig in einander geschlängelt
sind. Und von den so genannten Fim-
brien, dass diese bey andern, wie z. E.
beym Caninchen, eine meist trichter-
förmige Gestalt haben.
Die Eyerstöcke sind bey den mehre-
sten Gattungen*) eyförmig, so dass die
Graafischen Bläschen im Parenchyma der-
[Seite 481] selben gleichsam versteckt liegen. Bey
manchen, wie z. E. beym Schwein, pro-
miniren diese Bläschen nach aussen, so
dass die ovaria wie mit kuglichten
Buckeln besetzt (mammelonirt) schei-
nen*); beym Igel aber hängen die
Bläschen meist ganz frey, so dass die
Eyerstöcke dieses Thiers kleinen Trau-
ben, und in so fern der Vögel ihren
ähneln.
Die Anzahl der Bläschen scheint im
Ganzen ungefähr mit der Menge der
Jungen übereinzustimmen, die eine Mut-
ter in ihrem Leben hecken kann**).
[Seite 482] Und die gelben Körper, die diesen Nah-
men von der Farbe haben, die sie in
den Eyerstöcken der Kühe zeigen, fin-
den sich wohl schwerlich bey irgend
[Seite 483] einem Quadruped anders, als nach vor-
gängiger Befruchtung*).
Die weiblichen Genitalien dieser Thier-
classe**) lassen sich am fasslichsten
unter drey Hauptabtheilungen bringen.
Die äussern mit Inbegriff der cloaca;
dann der darmähnliche tubus genitalis;
und endlich der fast ganz davon abge-
sonderte Eyerstock.
[Seite 484] Und da ihr Totalbau bey allen weib-
lichen Vögeln, so viel bekannt, im Gan-
zen sehr übereinstimmt, so können
wir nur gleich die allgemeinstbekannte
Gattung, die Henne, zum Muster neh-
men*).
Die äussere Mündung der Genitalien
wird durch eine Querspalte hinter den
von einanderstehenden Schambeinen
(§. 53.) gebildet, die bey der Henne
grösser ist, als beym Hahn, und deren
kleinere vordere Lefze von der grössern
hintern (velabrum) bedeckt wird.
Diese Spalte führt zur cloaca, in
welcher viererley verschiedene Organe
münden (§. 114.). Der Mastdarm, und
an dem wulstigen Rande seiner Oeffnung
[Seite 485] die beyden Harnleiter; zu seiner Linken
die Mutterscheide, und hinter jenem
Rande nach oben die bursa Fabricii*).
Diese letztre ist bey den verschiednen
Gattungen dieser Thierclasse von un-
gleicher Form; eyförmig, oder länglich
wie ein kurzes Därmchen u.s.w. und
bey jungen Vögeln am grössten: im Al-
ter schrumpft sie zusammen, so dass
sie z. E. bey alten Hahnen kaum ein
Hirsenkorn fasst**).
An dem langen darmähnlichen, im
Ganzen freylich ziemlich einförmigen,
[Seite 487] tubus genitalis lassen sich doch drey
Theile wiederum besonders unterschei-
den. Die Scheide, der eigentliche vte-
rus und der ouiductus, der sich zu
[Seite 488] äusserst in das ohnehin ganz davon dif-
ferirende infundibulum endet.
Die Scheide ist etwa anderthalb Zoll
lang, sehr dehnbar, hat aber eine ge-
schlängelte Lage.
Der vterus ist ungefähr eben so lang,
aber von weiterem Umfange, fleischich-
tern Wänden, und, zumahl inwendig,
gefaltet.
Der ouiductus (Fr. la portière) ist
gleichsam eine Fortsetzung desselben,
wohl anderthalb Fuss lang, darmförmig
gewunden, hin und wieder durch
schwache Einschnitte um etwas veren-
gert, überhaupt conisch, nämlich nach
dem infundibulum zu schlanker, seine
innere Haut mit unzähligen Zäpfchen*)
zur Abscheidung des mehrsten Ey weisses
besetzt, und nach oben wie mit einer
[Seite 489] Art von Gekröse (mesometrium s. mese-
raeon vteri) am Rückgrat befestigt*).
Er mündet endlich an seinem äusser-
sten dünnern Ende ins infundibulum,
das zur Aufnahme der Dotter aus dem
Eyerstocke bestimmt ist, und eine läng-
liche ausgebreitete feine Haut mit aus-
nehmend sauber gefaltetem Rande vor-
stellt, die hinterwärts durch ein rundes
sehnichtes Band mit dem vterus ver-
bunden wird.
Der traubenförmige Eyerstock liegt
unter der Leber, und hält bey einem
jungen Legehuhn wohl gegen 500 Dot-
ter, von der Grösse eines Nadelknopfs
bis zur Reife, und zwar liegen die reif-
sten immer nach dem äussern Umfange
des Stocks. Jeder Dotter ist in einer
[Seite 490] Haut (calyx) eingeschlossen, die mit-
telst eines kurzen petiolus am Stocke
sitzt. Wenn ein Dotter reift, so zeigt
sich aussen an seinem calyx eine weisse
glänzende Linie, nach deren Richtung
diese Haut endlich berstet und ihren
Dotter von sich lässt, der vom infun-
dibulum auf eine schwer zu begreifende
Weise*) aufgenommen und in den oui-
[Seite 491] ductus getrieben wird, wo er während
seines Durchgangs sein Eyweiss und
seine Häute, und endlich auch seine
Kalkschale erhält, die im uterus zu ih-
rer vollen Festigkeit gelangt. Der ca-
lyx hingegen bleibt am Eyerstocke und
schrumpft allgemach ein, so wie über-
haupt bey alten Hühnern, wenn sie
ausgelegt haben, die sämmtlichen in-
nern Genitalien fast bis zur Unkennt-
lichkeit einkriechen und schwinden.
Bey den Schildkröten, nahmentlich bey
den auf dem Lande lebenden, ist in
den äussern Genitalien eine deutliche,
in der cloaca liegende, clitoris zu mer-
ken. Ihre vteri, ouiductus und Eyer-
stöcke haben im Ganzen viel Aehnlich-
keit mit der Vögel ihren, nur dass bey
ihnen alle diese innern Sexualorgane
gedoppelt da sind, und sich auch die
kurzen Scheiden mit zwey Mündungen
in die cloaca öffnen*). Auch sind nur
die beyden Gebärmütter fleischig, die
oviductus hingegen überaus zarthäutig.
Die hieländischen, eigentlich so ge-
nannten Frösche haben ausser der cloaca
einen grossen blasenförmigen uterus, der
aber inwendig durch eine verticale Schei-
dewand in zwey Höhlen getheilt ist,
[Seite 493] aus welchen zwey wohl eine Elle lange
darmförmig gewundene oviductus ent-
springen, die in ihrem Fortgange enger
werden, und sich zuletzt mit einer of-
fenen Mündung zu beyden Seiten des
Herzens enden. Die Eyerstöcke hinge-
gen liegen unter der Leber, so dass es
auch schwer zu begreifen ist, wie die
einzelnen Eyer von da in die eben ge-
dachten Mündungen gelangen*).
Den Kröten fehlt jener blasenförmige
uterus, sondern ihre oviductus treten
über der cloaca in einen gemeinschaft-
lichen Ausgang zusammen**).
Auch bey den hieländischen Eidech-
sen ist der Bau dieser Theile im Ganzen
wie bey den letztgedachten Thieren, nur
sind die oviductus nach Verhältniss
[Seite 494] weiter, aber kürzer, und der Eyerstock
enthält wenigere Eyer.
Die weiblichen Schlangen haben auch
doppelte äussere Oeffnungen der Geni-
talien, zur Aufnahme der doppelten Or-
gane ihrer Männchen (§. 326.). Ihre
langen oviductus sind meist sonderbar
geschlängelt und gefaltet; und ihre
Eyerstöcke ähneln einem Paar langer mit
gallertigen Bläschen besetzter Schnüre.
Aus dieser Classe*) hier nur wieder,
so wie im vorigen Abschnitt, den Zit-
terrochen und Karpen als Muster der
beyderley Hauptarten von Fischen.
Jener**) hat doppelte uteros, die nach
hinten mit einer gemeinschaftlichen
[Seite 495] Scheide in die cloaca münden, nach
vorn aber in die oviductus übergehen,
welche sich dann am Ende in ein eben-
falls gemeinschaftliches infundibulum
zur Aufnahme der successiv reifern und
dann in Vergleichung zu den Grätenfi-
schen sehr grossen Dotter aus den trau-
benförmigen Eyerstöcken öffnen. Diese
Dotter werden erst während ihres Durch-
gangs durch den oviductus mit Eyweiss
und der sonderbaren hornartigen Schale
versehen, die unter dem Nahmen der
Seemaus*) bekannt, und von länglich
vierkantiger Form ist, deren vier Ecken
sich bey den Rochen in eine gekrümmte
Spitze, und bey den Hayen in einen
sonderbar gekräuselten hornartigen Fa-
den verlieren**). Zu dieser Secretion
[Seite 496] des Eyweisses und Ausbildung der Schale
dient theils die papillose innere Haut
der Eyergänge, theils auch die beyden
drüsenartigen Wülste, die gerade in den
Sommermonathen, während welcher
diese Knorpelfische ihre Eyer legen, am
vordern Ende der Eyergänge, gegen das
infundibulum hin, zu sehen sind*).
Beym Karpen, so wie vermuthlich
bey den allermehresten eyerlegenden
Grätenfischen, ist der Bau weit einfacher.
Die beyden Rogen liegen nämlich, so
wie die Milch der Männchen (§. 327.),
zu beyden Seiten der Gedärme, Leber
und Schwimmblase bis zum After; be-
stehen bloss aus einer zarten Haut, wel-
che die durchgehends gleich grossen und
äusserst zahlreichen Eyer (beym Karpen
über 200,000) einschliesst; und endigen
[Seite 497] mit einem gemeinschaftlichen Ausgang
hinter dem After*).
Wieder nur von den beyden schon
im vorigen Abschnitte zu Beyspielen ge-
wählten Gattungen**).
Beym Gryllus verruciuorus hält jeder
der beyden ansehnlichen Eyerstöcke auf
50 gleichsam bündelweise vertheilte
Eyer, und beyde verbinden sich am
hintern Ende mit einander und öffnen
sich zwischen den beyden Scheiden des
Legestachels***).
[Seite 498] Beym Seidenfalter hingegen besteht
jeder seiner beyden Eyerstöcke wie aus
vier Perlschnürchen, deren jedes auf 60
Eyer enthält, die durch einen kurzen
Ausführungsgang (der aber mit mehre-
ren sackförmigen, vor der Hand noch
problematischen, Eingeweiden zusam-
menhängt) am Ende des Hinterleibes
gelegt werden*).
Ebenfalls bloss die beyden Thiere als
Muster deren männliche Zeugungstheile
oben beschrieben worden**).
Beym weiblichen Spulwurm ist die
Oeffnung seiner Genitalien ohngefähr
auf der Mitte des Körpers, und führt
erst zu einem kurzen Gange, der sich
dann nach dem hintern Ende des Thiers
hin in zwey lange Schenkel theilt, die
[Seite 499] zuletzt in zwey noch weit längere auf
und abgewickelte zarte, fadenförmige
Eyergänge sich verlieren*), welche oft
bey gedrückten oder geborstenen Spul-
würmern zum Leibe heraushangen, und
wohl eher zu dem Irrthum verleitet ha-
ben als seyen das junge Würmer, das
Thier folglich lebendig gebährend u.s.w.
Beym Tintenfisch scheint der weib-
liche Bau im Ganzen sehr einfach; ein
doppelter Eyerstock mit Eyern, von
ungleicher Grösse, der sich in einen ge-
meinschaftlichen Ausgang beym After
und der Mündung des Tintenbeutels
endigt**).
Das erste was sich nach der Befruch-
tung der weiblichen Säugethiere in ih-
rer dadurch trächtig gewordenen Gebär-
mutter bildet, sind die Häute (inuolu-
cra) der eyförmigen Blasen, in welchen
dann nach bestimmten Terminen die
Leibesfrucht sichtbar wird, die mittelst
der Nabelschnur mit jenen Häuten, und
so mit dem vterus der Mutter selbst, in
Verbindung steht, und dadurch bis zu
ihrer Wurfzeit ernährt wird*). Dem-
[Seite 501] nach scheint es die natürlichste Ord-
nung, auf die Beschreibung der Gebär-
mutter nun zunächst die von den Häu-
ten und anderen Theilen der sogenann-
ten Nachgeburt und zuletzt endlich das
folgen zu lassen, was auch über die
Leibesfrüchte selbst hier angemerkt zu
werden verdient.
Die Verbindungsart des trächtigen ute-
rus mit den Häuten der Nachgeburt und
durch diese mit der Frucht, zeigt bey
den Säugethieren eine dreyfache Haupt-
verschiedenheit. Entweder nämlich
hängt die Gebärmutterhöhle mit der
ganzen äussern Haut des sogenannten
Eyes zusammen; oder sie ist mittelst
einer einfachen placenta, oder aber durch
zahlreichere cotyledonen mit derselben
verbunden.
Das erstere ist der Fall bey der träch-
tigen Sau*); und noch bestimmter bey
der Stute, als bey welcher die äussere
Haut des sogenannten Eyes, das chorion,
gewissermassen einen sackförmigen Mut-
terkuchen vorstellt. Es ist dasselbe
nämlich, zumahl in der zweyten Hälfte
des Trächtigseyns, mit zahlreichen und
theils gar starken Verästelungen der
Nabelschnuradern durchzogen, und auf
der Aussenseite mit unzähligen schwam-
michten Zäpfchen besetzt, die mit der
innern Seite der Gebärmutter zusam-
menhängen**).
Bey denen Thieren dieser Classe die
ihre Früchte mittelst eines Mutterku-
[Seite 503] chens ernähren, zeigt sich wieder bey
mancherley Gattungen merkwürdige Ver-
schiedenheit, theils in der Form und bey
einigen auch in der successiven Verän-
derung derselben, theils aber auch im
einfachern oder zusammengesetztern Bau
dieses Organs.
Bey den mehresten Digitatis, so wie
bey den Quadrumanen, ist die placenta
rundlich*); doch theils wie aus zwey
neben einander liegenden Hälften zu-
sammengesetzt, bey der Hündinn aber
so wie bey der Katze, Marder u.s.w.
gurtförmig (cingulum s. zona)**), und
[Seite 504] beym Iltis hält ihre Form gleichsam das
Mittel zwischen diesen beyden, da sie
aus zwey runden Kuchen besteht, die
durch ein breites gurtförmiges Zwischen-
stück mit einander verbunden sind*).
Von Formwandelung dieses Organs
glaube ich das allersonderbarste Beyspiel
im Igel gefunden zu haben. Bey die-
sem nimmt nämlich einige Wochen
nach der Befruchtung die placenta meist
den ganzen Umfang des chorii ein, hat
ungefähr die Gestalt und Grösse einer
Haselnuss, und ist dabey von innen
schwammicht, blutreich; nach aussen
aber derb und fest, gleichsam von Knor-
pelhärte. Doch ist sie nicht durchaus
von gleicher Stärke, sondern nach der
concaven Seite der Mutterhörner hin
weit dünner und geschmeidiger als an
der entgegengesetzten (– Tab. VIII.
fig. 1. –) Mit der Zeit aber nimmt jene
dünne, geschmeidige Stelle an Umfang
zu, wird allgemach fast membranös und
[Seite 505] die entgegenstehende dickste hingegen
bildet sich nach und nach zu einer gleich-
sam sattelförmigen sehr dicken und fe-
sten placenta mit dünn zulaufenden
Rändern. (– Tab. VIII. fig. 2. –). Diese
kommt dem reifern foetus meist quer
über die Hüften zu liegen, doch so,
dass auch der Nächstanliegende ebenfalls
zum Theil damit bedeckt und für Be-
schädigung bey äussern gewaltsamen
Druck geschützt wird. Denn gerade
das scheint die Endabsicht bey dieser
so sonderbaren und meines Wissens in
ihrer Art einzigen Einrichtung, um
dadurch die zarten Fötus im Leibe ei-
nes Thiers zu sichern, das sich bekannt-
lich mit solcher Anstrengung zusammen-
kugelt, dass ohne jene Vorkehrung die
trächtige Gebärmutter und ihre Bewoh-
ner dadurch gefährlichem Druck ausge-
setzt seyn müssten.
Bey mancherley Gattungen von Di-
gitatis ist die nach dem uterus zuge-
kehrte Aussenseite des Mutterkuchens,
[Seite 506] noch mit einem besondern weissen,
gleichsam drüsenartigen Körper (corpus
glandulosum Everardi*) s. subpla-
centa) besetzt, der kleiner ist als die
eigentliche placenta, von derselben ein-
gefasst wird**), und sich, je mehr die
Frucht reift, durch desto leichtern Druck
davon trennen und ablösen lässt.
Bey den Bisulcis endlich ist der Mut-
terkuchen in zahlreiche cotyledonen von
ausnehmend merkwürdiger und für die
ganze Physiologie der placenta über-
[Seite 507] haupt lehrreicher Einrichtung, vertheilt.
So nennt man nämlich eigene fleischige
Auswüchse (glandulae vterinae), die sich
im befruchteten uterus auf seiner inne-
ren Fläche ausbilden, und in welchen
eben so viele genau damit correspondi-
rende flockichte Gefäss-Büschel (carun-
culae) auf der Aussenfläche des chorii
gleichsam eingewurzelt sind, so dass
dann die pars vterina und die pars foe-
talis des Mutterkuchens zwey deutlich
von einander verschiedene und gegen
die Zeit, da die Frucht reift, auch leicht
von einander zu trennende Theile aus-
machen, von welchen nur die letztern
mit der Nachgeburt abgehen, die erstern
aber, nämlich die Cotyledonen, im ute-
rus, nachdem er seiner Bürde quitt ge-
worden, allgemach einschrumpfen. Zahl
und Form jener Auswüchse ist bey den
mancherley Geschlechtern und ihren
Gattungen verschieden. Bey Schafen
und Kühen steigt ihre Zahl zuweilen
auf hundert. Bey Schafen und Ziegen
[Seite 508] sind es im Wortverstande*) Cotyledo-
nen, nämlich napfförmig oder wie die
sogenannten Krebsaugen**); da sie hin-
gegen bey den Kühen, Rehen u.s.w.
gleichsam Knöpfe oder Pilze mit Kugel-
fläche***) bilden.
Die Stämme der entweder von gan-
zen chorion (§. 352.) oder von der pla-
centa (§. 353.) oder den Carunkeln (§. 354.)
kommenden Venen und hinwiederum
von der Frucht zu ihnen laufenden Ar-
terien verbinden sich in der Nabelschnur,
[Seite 509] die, so viel bekannt, bey keinem an-
dern Säugethier nach Verhältniss von
einer so ansehnlichen Länge*) und so
Strickförmig gewunden ist als beym
reifen Kinde**).
Am Füllen hat sie so wie beym Kinde
nur Eine Nabelvene***), da sich hin-
gegen bey den mehresten andern Qua-
drupeden deren zwey finden, die sich
aber entweder nahe am Leibe der Frucht,
oder doch innerhalb desselben, zu ei-
nem gemeinschaftlichen Stamme ver-
binden†).
Das amnion, die innerste von den
beyden Häuten des sogenannten Eyes,
[Seite 510] welche die schwangere Frau mit den
trächtigen andern Säugethieren gemein
hat, zeichnet sich doch bey manchen der
letztern, wie z. E. bey der Kuh und der
Stute*), durch ihre zahlreichen Blutge-
fässe aus, da sie hingegen beym Men-
schen blutlos ist.
Ausserdem aber findet sich bey den
mehresten trächtigen Quadrupeden und
selbst bey den Cetaceen zwischen dem
chorion und amnion die sogenannte
allantois oder Harnhaut. Den letztern
Nahmen hat sie, weil sie mittelst des
vrachus mit der Harnblase der Frucht
zusammenhängt, daher man denn auch
die wässerige Feuchtigkeit, wovon sie
strotzt, für den Harn derselben gehal-
ten**), der dahinein seinen Abfluss habe
u.s.w. Allantois aber hat man sie we-
[Seite 511] gen der Wurstform genannt, die sie bey
den Bisulcis und dem Schweine zeigt*),
die aber bey mancherley andern Ge-
schlechtern und Gattungen auch anders
gestaltet ist. So ähnelt sie z.B. unter
den Digitatis beym Hasen, Caninchen,
Meerschweinchen u.s.w. einer kleinen
Flasche die mit ihrem Boden auf der in-
nern Fläche der placenta aufsitzt; beym
Iltis einer eyförmigen Blase u.s.w.
Bey den Solidungulis kleidet sie die gan-
ze innere Fläche des chorii aus, und
schliesst das Füllen mit seinem amnion
in sich, und eben bey den Thieren die-
[Seite 512] ser Ordnung findet sich auch am häu-
figsten (doch auch nicht selten bey Kü-
hen) in dem Wasser der allantois ein
gleichsam coagulirtes Sediment in grö-
ssern oder kleinen Klumpen verschiede-
ner Form und Anzahl, das längst unter
dem wunderlichen Nahmen des Pferde-
gifts, (Hippomanes) bekannt ist*).
Manchen Ordnungen und Geschlech-
tern von Säugethieren, nahmentlich den
Quadrumanen und unter den Digitatis
dem Igel, fehlt aber jene Harnhaut, so
wie dem Menschen ganz und gar; ja
beym Igel verläuft sich nicht einmahl
die Harnblase, wie bey der menschli-
chen Leibesfrucht in ein Rudiment des
urachus, sondern ist schon beym Fötus
[Seite 513] kugelicht, ohne Oeffnung im Boden der-
selben (– Tab. VIII. fig. 2. f. –).
Hingegen zeigt sich bey dem eben
genannten Thiere, so wie auch bey der
Hündinn, Katze u.s.w., ebenfalls zwi-
schen chorion und amnion eine auf dem
ersten Blicke zwar der allantois ähn-
liche Blase, die tunica erythroides (-
Tab. VIII. fig. 1. c. fig. 2. c. –), die im
Anfange des Trächtigseyns auch, so wie
jene, von einer wässerigen Feuchtigkeit
strotzt, aber schon dadurch gänzlich von
ihr unterschieden ist, dass sie keines-
weges durch einen urachus mit dem
Boden der Harnblase, sondern durch die
vasa omphalomeseraica (– Tab. VIII.
fig. 2. k. –) mit den Blutgefässen des
Gekröses der Frucht in Verbindung
steht*). Eben diese Verbindung zeigt
[Seite 514] auch die Aehnlichkeit, die sie, einer-
seits mit dem Dottersacke der bebrüte-
ten Vögel, und anderseits mit der so
merkwürdigen vesicula vmbilicalis, an
zarten menschlichen Embryonen aus den
ersten Monathen der Schwangerschaft*)
hat; auch ist jene tunica erythroides, so
wie dieses eben gedachte Bläschen, nur
[Seite 515] bey zarten Leibesfrüchten recht gefüllt
und strotzend, und schrumpft hingegen
in der Folge so zusammen, dass man
offenbar sieht, beyder ihre Function muss
bloss für die frühere Lebensperiode der
Frucht bestimmet seyn*).
Die erste Spur von Bildung der Frucht
selbst, zeigt sich bey den verschiedenen
Gattungen dieser Thierclasse immer erst
[Seite 516] eine bestimmte meist beträchtlich lange
Zeit nach der Empfängniss. Auch ist,
so wie beym menschlichen Embryo,
ihre anfängliche Gestaltung noch weit
von der nachwärtigen Vollkommenheit
des reifen Fötus entfernt*), und die
Ordnung des Wachsthums und der Aus-
bildung der Gliedmassen, ist bey wei-
tem nicht in der ganzen Classe die näm-
liche, sondern ist bey den besondern
Gattungen dahin berechnet, dass immer
diejenigen äussern Organe am frühesten
ausgebildet und vervollkommnet wer-
den, die gerade dem jungen Thiere zu
seiner Lebensweise die nothwendigsten
sind. Daher z.B. die auffallende Grösse
der Hinterhände der ungebornen Qua-
drumanen, oder der Füsse der Eichhörn-
[Seite 517] chen, kurz der Säugethiere die auf Bäu-
men zu leben bestimmt sind, oder aber
auch der jungen Füllen, Ziegenlämmer
u.s.w., die sogleich nach der Geburt
schon auftreten und laufen müssen*),
in Vergleich mit dem Verhältniss der da-
mit correspondirenden Theile der reifen
menschlichen Leibesfrucht**).
Das wichtigste von dem, worin man-
che Gattungen ungeborner Säugethiere
in ihrem inneren Bau von der mensch-
lichen Leibesfrucht abweichen, ist schon
gelegentlich angeführt. Im übrigen, so
viel nämlich bisher darüber angemerkt
worden*), wie z.B. in der membrana
[Seite 519] pupillaris*), den dreyerley räthselhaf-
ten, sogenannten Drüsen, thymus**),
thyreoidea und den suprarenalibus***)
u.s.w., scheinen sie mit dem ungebor-
nen Kinde im Ganzen meist übereinzu-
kommen. Kleiner Verschiedenheiten zu
geschweigen, wie z.B. dass das meconium
bey den reifern Früchten von Bisulcis
und mauseartigen Thieren schon festen
scybalis ähnelt†) u. dergl. m.
Zur ersten Nahrung der reifen und
neu gebornen Frucht, ist in dieser Thier-
classe die Muttermilch bestimmt, die
in den Brüsten abgeschieden wird, von
welchen die ganze Thierclasse, der diese
Secretion ausschliesslich eigen ist, den
Linnéischen Nahmen mammalia erhalten
hat. Doch sind beym Schnabelthier
noch keine Zitzen (als die äusseren An-
zeichen derselben) gefunden worden*),
So wie dieselben bey einigen andern,
wie nahmentlich beym Hamster und
Mongos, den Männchen zu fehlen schei-
[Seite 521] nen, da doch sonst dieses Geschlecht be-
kanntlich eben so wie das weibliche da-
mit versehen ist*), wenn sie auch gleich
dieselben entweder wie der Hund in
geringerer Anzahl, oder wie der Hengst
an andrer Stelle**) haben.
Ueberhaupt sind die Brüste von allen
Organen der Säugethiere die einzigen
die nach Verschiedenheit der Gattungen
eine so vielartig verschiedne Lage ha-
ben, und auch in der Anzahl so sehr
variiren. Letztere ist doch, zumahl bey
unsern Hausthieren, mancherley Anoma-
lien unterworfen*); so wie denn auch
die insgemein angenommene Regel, als
ob die Thiere meist noch einmahl so
viel Zitzen hätten als sie gewöhnlich
Junge würfen, bey manchen Gattungen,
wie z. E. nahmentlich beym Hausschwein,
beym Meerschweinchen u.s.w., ihre
grossen Ausnahmen leidet.
Und was ihre Lage betrifft, so ist diese
bey manchen so anomalisch, dass sie
eben deshalb lange unerkannt geblie-
ben; wie z.B. am Stachelschwein (Hy-
stix cristata) wo ich endlich an einen
Ungebohrnen auf jeder Seite dicht hin-
ter dem Schultergelenk ein Paar Papil-
[Seite 523] len gefunden habe, die man schwerlich
für etwas anders als für Zitzen an-
sprechen kann. Die wundersamste Lage
haben sie aber bekanntlich bey den
weiblichen Beutelthieren, wo sie auch
ausser der Zeit da die Mutter gerade
Junge in ihrem Zitzensack trägt kaum
zu erkennen sind*).
Bey eben diesen sonderbaren Thieren
sind auch, so wie bey den im Wasser
und unter der Erde lebenden Säugethie-
ren, (und zwar bey allen diesen aus
leicht zu übersehenden Endabsichten),
die Milchdrüsen selbst nur ganz flach
unter die Haut verbreitet, ohne zu Brü-
sten oder Eutern ausgebildet zu seyn,
und ihre Milchgänge verlaufen sich in
keine solche Weitungen und Höhlen,
worin sie hingegen bey den Bisulcis,
auch bey der Stute u.s.w. zusammen-
kommen*). Aber auch bey denen die
[Seite 525] mammas pectorales haben, sind diese
doch nie von derjenigen Form, wo-
durch sich das weibliche Menschenge-
schlecht in der Blüthe des Lebens so
ausschliesslich auszeichnet.
Alle die mannichfaltigen Lebens- und
Nutritions- und Formations-Processe,
denen sich das neuentstandene ungebo-
rene Säugethier in seiner Mutter Leibe,
und durch den innigsten Zusammen-
hang mit derselben unterzieht, die führt
hingegen das Küchelchen im Eye selbst-
ständig, ganz unabhängig von seiner
Mutter, und ohne irgend eine andere
fremde Hülfe als die der atmosphäri-
schen Luft in Temperatur von Brüt-
wärme.
Das reife befruchtete Ey, so wie wir
es oben (§. 342.) nach seiner Ausbildung
[Seite 527] im oviductus und uterus verlassen hat-
ten, ist zunächst innerhalb seiner Schale,
mit der weissen, dichten, aderlosen Haut
(membrana albuminis) ausgekleidet, de-
ren beyde übrigens dicht zusammen-
hängende Blätter nur gewöhnlichst am
stumpfen Ende einen mit atmosphäri-
scher Luft*) gefüllten Zwischenraum
lassen.
Von dieser Haut wird zunächst das
doppelte Eyweiss umschlossen, wovon
jedes wieder mit einer zarten Membran
umgeben, das äussere flüssiger und
durchsichtiger, das innere aber dichter
und trüber ist, sich auch in hartgesot-
tenen Eyern eins vom andern schalicht
ablösen lässt.
Vom innern wird bekanntlich der
Dotter umflossen, der mit einer eigenen
Haut umzogen ist, von welcher sich
mehrentheils zwey gleichsam knotige,
[Seite 528] und an den äussersten Enden flockichte
Schnüre, die sogenannten Hagel (gran-
dines, chalazae)*) in das innere Eyweiss
verlaufen.
Oben auf der Haut des Dotters ist
endlich ein kleiner milchweisser rund-
licher Fleck, der irrig sogenannte Hah-
nentritt (cicatricula s. macula) zu merken,
der mit einem oder mehreren weisslichen
concentrischen Kreisen (halones s. circuli)
umgeben wird, deren Nutzen aber so
wie der vom Hahnentritt selbst, und
von den Hageln noch nicht ausgemacht
scheint.
Um nun zu den bewundernswerthen
successiven Veränderungen, die während
[Seite 529] des bebrütens im Eye vorgehen, und zu
den Metamorphosen welchen sich theils
die Totalform des Küchelchen, theils
einzelne Eingeweide desselben unterzie-
hen, wobey wir zur Angabe der Ter-
mine, wieder aus dem schon angeführ-
ten Grunde, das von der Henne zum
Muster nehmen*). Erst das ganze nur
[Seite 530] cursorisch in chronologischer Ordnung*).
Dann aber noch über einige der wich-
[Seite 531] tigsten Theile und deren Geschäfte ein
Wort ins besondere.
Nicht in oder auf dem Hahnentritt
selbst, sondern dicht neben ihm zeigt
sich zu Ende des ersten Tages, an
welchem das Brüten seinen Anfang ge-
nommen, auf der Dotterhaut eine glän-
zende meist länglicht abgerundete, aber
in der Mitte etwas schmalere*), kleine
Stelle, (nidus pulli s. colliquamentum s.
areola pellucida) das dem künftigen
Küchelchen gleichsam vorläufig die Stätte
bereiten soll.
Eine wahre erste Spur von diesem
selbst, wird schwerlich vor Anfang des
zweyten Tages beobachtet seyn; und
zwar erscheint sie dann noch unge-
krümmt, wie ein kurzer gallertiger Fa-
den mit kolbichten Enden, und ziem-
[Seite 532] lich enge eingeschlossen in dem an-
fangs kaum von ihm zu unterscheiden-
den amnion.
Die Halonen (§. 365.) erweitern um
diese Zeit ihre Kreise, schwinden aber
kurz darauf so wie auch bald nachher
der Hahnentritt für immer.
Gegen Ende des zweyten Tages zei-
gen sich die ersten Spuren von rothem
Blut auf der Fläche der Dotterhaut. An-
fangs als Puncte, die allgemach wie in
Furchen oder Rinnen zusammenfliessen,
so wie diese dann bald hernach zu wah-
ren Adern sich schliessen, und in ge-
meinschaftlichen Stämmen sich mit dem
Küchelchen verbinden*). Die Aderfläche
selbst heisst figura venosa s. area vascu-
losa; die Blutader wodurch sie begrenzt
wird vena terminalis; und der Haupt-
stamm aller dieser Venen tritt in die
[Seite 533] Pfortader des Küchelchens, so wie hin-
gegen die in diese Dotterhaut sich ver-
laufenden Schlagadern aus dem Stamme
der Gekrösarterie desselben entspringen.
Zu anfange des dritten Tages verräth
sich das indess neu gebildete Herzchen
(das Hauptorgan des nun eingeleiteten
Circulationsprocesses,) durch seinen Tri-
ple-Schlag als dreyfaches punctum sa-
liens. So wie nämlich gar manche Theile
des bebrüteten Küchelchens sich einer
successiven Formwandlung unterziehen
müssen, so gilt diess vor allen von der
Metamorphose des Herzens, als welches
in seiner ersten Gestalt einem zusam-
mengeschlängelten Canal mit drey im
Triangel dicht aneinander liegenden Wei-
tungen ähnelt, wovon die eine das
dann noch gemeinschaftliche (eigentlich
rechte) Herzohr; die andere den dann
auch noch alleinigen (eigentlich linken)
Ventrikel; und die dritte den bulbus aor-
tae vorstellt.
[Seite 534] Um die gleiche Zeit krümmt sich nun
das anfänglich langgestreckte Rückgrat
des zarten Geschöpfes zur sogenannten
carina, in welcher die distincten Wirbel
deutlich zu erkennen sind; und die Au-
gen verrathen sich durch ihr schwarzes
Pigment, und ihre nach Verhältniss auf-
fallende Grösse; zeichnen sich aber in
der Folge besonders durch eine eigene
Spalte der Regenbogenhaut*) aus, wo-
[Seite 535] mit dieselbe nach unten zu unterbro-
chen wird*).
Vom vierten Tage an, wo das Küchel-
chen schon eine Länge von 4 Linien
erreicht hat, und seine wichtigsten
Baucheingeweide, Magen, Gedärme und
Leber (doch diese bis zum 6ten Tage
noch ohne Gallenblase) sichtbar werden,
zeigt sich auch in seiner Nabelgegend
ein gefässreiches Blaschen (chorion s.
membrana vmbilicalis), das in den fol-
[Seite 536] genden Tagen fast zusehends anwächst,
bis es in der zweyten Hälfte der Brüte-
zeit den grössten Theil der Schale in-
nerhalb der membrana albuminis (§. 365.)
auskleidet, um einstweilen für die
Lungen zu vicariren, und an ihrer
Statt den sogenannten phlogistischen
oder Respirationsprocess zu führen.
Denn die Lungen selbst fangen zwar
schon vom fünften Tage an ausgebildet
zu werden, sind doch aber so lange
das Küchelchen noch von seinem am-
nion (§. 367.) umgeben, und von dessen
liquor umflossen ist, eben so unthätig
als die im neugebornen Säugethiere.
Am sechsten Tage wenn nun das
Hühnchen schon gegen 7 Linien lang
ist, zeigt es auch die erste Bewegung
willkürlicher Muskeln.
Am neunten beginnt das Verknöche-
rungsgeschäfte, da der erste Knochen-
saft abgesetzt wird und in puncta ossifi-
[Seite 537] cationis verhärtet (§. 5. Not. **). Recht
als Puncte oder gleichsam als ein kreisför-
miges Schnürchen von ein paar Dutzend
der zartesten Perlen, sieht man sie im
Augapfel rund um die Hornhaut, wo
sie die Grundlage des Knochenrings der
Sclerotica machen*).
Im gleichen Termine fangen dann
auch auf der Dotterhaut die schönen
Zeichnungen der gelben Dottergefässe
(vasa vitelli lutea) an sichtbar zu
werden.
Am vierzehnten Tage brechen die
Kiele der Federn hervor, und das Kü-
chelchen ist schon im Stande, wenn
man es aus dem Eye nimmt, nach Luft
zu schnappen.
Am neunzehnten vermag es schon
Stimme von sich zu geben, und am ein
[Seite 538] und zwanzigsten seinen Kerker zu durch-
brechen und sein zweytes Leben zu
beginnen.
Nun zum Schluss noch ein Paar Worte
über die beyden schon gedachten wun-
derbaren Membranen, die Dotterhaut
und das chorion, von denen das Leben
und die Erhaltung des kleinen Geschö-
pfes am unmittelbarsten abhängt*).
Letzteres, das chorion, dieses so
höchst einfache und so höchst vollkom-
mene temporäre Surrogat der Lungen,
gibt in einem mit Vorsicht geöffneten
Ey, aus der zweyten Hälfte des Bebrü-
tens, auch ohne alle weitere künstliche
Einspritzung u.s.w., einen der pracht-
vollesten Anblicke in der organischen
Schöpfung. Ein Feld von zahllosen
Ramificationen strotzender Blutgefässe
beyderley Art. Und zwar die Venen –
[Seite 539] scharlachroth, indem sie oxygenirtes
Blut zum Küchelchen hinführen; die
Arterien hingegen – schwarzroth, weil
sie carbonisirtes Blut von demselben
herausbringen*) (§. 161. Not. *). Ihre
Stämme hängen mit den iliacis des
Hühnchens zusammen, und ihre dünn-
häutigen Aeste geben im frischgeöff-
neten noch lebenden Eye, das beste
microscopische Object, um den Blut-
umlauf an einem warmblütigen Thiere
zu demonstriren.
Auch die andere der genannten bey-
den Häute, die membrana vitelli hängt
mit dem Unterleibe des Küchelchens –
aber auf eine doppelte und ganz an-
dere Weise als die vorige – zusammen.
[Seite 540] Theils durch den ductus vitello-intesti-
nalis (pedunculus s. apophysis)*) mit
[Seite 541] einer Stelle des dünnen Darms, theils
wie schon obgedacht (§. 368.) durch
seine Blutgefässe mit der arteria mese-
raica und der Pfortader des Vogels.
Nun aber wird der Dotter im Fort-
gange des bebrütens durch Beymischung
des inneren Eyweisses (§. 365.) immer
blasser und dünner: und zugleich bil-
den sich an der inneren Fläche der Dot-
terhaut, da wo auf der äusseren die
schon erwähnten gelben geaderten Zeich-
nungen sichtbar werden (§. 371.), zahl-
lose in den Dotter hinabhängende ge-
franste Gefässe mit flockichten Enden,
von einem ganz eigenen, meines Wis-
sens sonst beyspiellosen Bau*), die
[Seite 542] wohl sicher dazu dienen den Dotter ein-
zusaugen und in die gedachten Venen
zu führen*), wo er dem Blute assi-
milirt und demnächst zur Nutrition des
Küchelchens verwandt wird; so dass
beym auskriechenden jungen Hühnchen,
nur noch der Rest des ganzen Dotters
und seines Sackes im Bauche zu sehen
ist, der allgemach in den folgenden
[Seite 543] Wochen so weit vollends eingesogen
wird, dass sich zuletzt nur noch die
Spur davon wie eine an der Aussen-
seite des Darms klebende Narbe bemer-
ken lässt*).
(– Tab. II. und die Nebenfigur auf
Tab. VIII. ausgenommen, sind auf
den übrigen die Gegenstände in na-
türlicher Grösse abgebildet –).
Der Schedel des Schnabelthiers (Orni-
thorhynchus paradoxus). Von der Hirn-
schale, die keine Nähte hat, ist ein
Stück der rechten Seite ausgebrochen,
um das Innere zu zeigen.
a. b. Die beyden condyli occipitales.
c. Die sonderbare knöcherne falx.
[Tab. I] [interleaf] [Seite 545]f. Der breite processus mandibularis
am Oberkiefer.
g. Ein ähnlicher an der Unterkinn-
lade.
k. Der Gelenkknopf dieser Kinn-
lade.
i. Der fast wie bey den Aenten ge-
ähnelte Rand des vordern Seiten-
theils derselben.
k. Der zweyte Ast des fünften Ner-
venpaars.
l. m. p. Zweige dieses Astes die sich
in die Schnabelhaut vertheilen.
n. o. Der Intermaxiliarknochen die-
ser Seite.
Das Becken und die Schenkelknochen
vom Straus (Struthio camelus).
a. b. Das Kreuzbein (20 Zoll lang).
c. d. e. Die vorn zusammen ver-
wachsenen ungenannten Beine.
f. g. Die markleeren Schenkel-
knochen.
Der skeletirte rechte Fittig des Cap-
Pinguins (Aptenodytes demersa).
Ueberhaupt zeichnen sich die sämmt-
lichen Flügelknochen desselben schon
durch ihre auffallend flache gleichsam
plattgedrückte Form, dann aber auch
durch zwey überzählige Knochen am
Elnbogen, so wie anderseits durch den
Mangel des Daumenknochen aus.
1. ist das untere Ende der Oberarm-
röhre.
2. 3. die beiden überzähligen Knochen.
6. 7. die beiden Knochen in der Hand-
wurzel.
8. das getheilte os metacarpi.
9. 10. die beiden Phalangen des vor-
dern Fingers.
11. der nur aus einem Glied beste-
hende Nebenfinger.
Der Schedel einer Aente. Besonders
zur Vergleichung mit dem Schedel des
Schnabelthiers, tab. I.
a. Der einfache condylus occipitalis.
d. Die elastischen Knochenblätter
zur beweglichen Verbindung der
Oberkiefer mit der Hirnschale.
e. Die membranosen Muscheln der
inneren Nase.
f. c. Der erste Ast des fünften Ner-
venpaars.
g. Zweige desselben in die Ober-
schnabelhaut.
h. i. Der zweyte Ast jenes Nerven-
paars.
k. l. m. Zweige desselben in die ge-
dachte Haut.
h. n. Der dritte Ast des fünften Ner-
venpaars.
o. Zweig desselben in die Unter-
schnabelhaut.
Der nach der Länge vertical halbirte
Schedel und Oberschnabel eines jungen
Pfefferfrases (Tucanus ramphastos).
b. Die membranosen Muscheln der
inneren Nase.
c. Eine grosse Aushöhlung im Schna-
bel, vor diesen Muscheln.
d. Eine membranose verticale Schei-
dewand, wodurch jene Aushöhlung
abgetheilt ist.
e. f. Der hornichte, inwendig zel-
lichte Oberschabel.
Augapfel der Phoca grönlandica.
b. Die dicke vordere Zone der scle-
rotica.
c. Die dünne nachgiebige mittlere
Zone, gleichsam der Aequator der-
selben.
d. Der fast knorpelartige dickste
Hintergrund dieser harten Haut.
e. Der breite orbiculus ciliaris.
h. Die vordere Fläche der Crystall-
linse.
Die weiblichen Genitalien des Beutel-
thiers (Didelphis marsupialis) mit den
benachbarten Eingeweiden.
Die vagina ist von der Seite längs
aufgeschnitten und offen auseinander
gelegt.
a. b. Der gemeinschaftliche Theil für
beyde Scheiden.
c. Die doppelte clitoris, deren Eicheln
aus der Vorhaut herausragen.
e. Die Scheide linker Hand unge-
öffnet.
b. f. Die zur rechten laufende, so
wie der gemeinschaftliche Theil
a. b. der Länge nach aufgeschnit-
ten und auseinander gelegt.
g. Die erste Windung des uterus
rechter Seite.
h. Die zweyte die da mit der ent-
gegen liegenden o. in eine gemein-
schaftliche Höhle zusammentritt.
i. k. Die dritte (was Tyson die cor-
nua vteri nennt).
l. Die geschlängelten feinen Windun-
gen der Fallopischen Röhre dersel-
ben Seite.
n. o. p. q. r. s. Dieselben Theile von
der linken Seite.
u. u. Das Ende des dicken Darms.
w. x. Die Afterbälge (Scent-bags)
(§. 146.).
y. z. Die Mündungen der Ausfüh-
rungsgänge derselben.
Ungeborene Igel verschiedenen Alters,
besonders um die Veränderung zu zei-
gen die mit ihrem Mutterkuchen vor-
geht:
Ein noch sehr unreifer conceptus.
a. b. b. Das eyförmige chorion geöff-
net, so dass die ganze vordere
Hälfte weggenommen ist.
a. Der dicke fast knorpelharte Theil
desselben.
b. b. Der dünnere geschmeidigere
Theil.
c. Die tunica erythroides die so wie
d. der Embryo mit seinem amnion
vorher im chorion eingeschlossen
gewesen.
a. b. Der nun sattelförmige Mutter-
kuchen.
d. Der Fötus mit geöffnetem Unter-
leibe, dessen Eingeweide und Ge-
fässe in der Nebenfigur vergrössert
sind.
f. Die Harnblase ohne urachus.
g. h. Die beyden arteriae vmbilicales.
Zu S. 111. unten: s. ebenfalls Hrn. Baronet
Home über den Antheil, welchen die
Bewegung der Rippen am Kriechen
der Schlangen hat; in den Philosoph.
Transact. for 1812.
Zu S. 144. §. 96. Z. 4. vor bulbus glandulosus
setze Vormagen.
Von dem verschiednen Bau und Lage
der in demselben zur Auflösung des
Futters bestimmten Drüsen s. wie-
derum Hrn. Home a. a. O. for 1812
p. 394. und for 1813 p. 77.
Zu S. 158. Not. ***) noch unter die letzte Z. –
s. Fr. W. L. Succow myologiae in-
sectorum specimen. Heidelb. 1813. 4.
tab. 2. fig. 10. 11. 12.
Zu S. 166. §. 110. Z. 1. hinter Blinddarm setze
**) und unten als Note **) Gerh. v.
den Busch diss. de intestino coeco
eiusque processu vermiformi, Goett.
1814. 4. mit Kupf.
Seit 1777. über einzelne Fächer und Ge-
genstände derselben, z.B. über Osteo-
logia comparata, Zootomie der hielän-
dischen Hausthiere u. e. w., dann aber
seit 1785. immer den vollständigen Cur-
sus über die ganze Disciplin.
Nur bey wenigen Insecten und Gewür-
men finden eich wirklich knochenartige
Theile: wie z.B. die überaus saubern
kleinen Schilde, Bögen und Gräten am
Magen des Hummers und einiger andern
Krebse. – Das knöcherne Gestelle oder
die sogenannte Laterne des Aristoteles
in den See-Igeln u.a.m.
Wenigstens ähneln diese Theile weit
mehr wahren Knochen als etwa das so-
genannte os sepiae.
Von der Art ist das Zungenbein, der
Knochen in der männlichen Ruthe vieler
Säugethiere, die ossicula clauicularia
bey manchen derselben, der knöcherne
gleichsam gefächerte Hing in der harten
Haut der Vogelaugen, u.a.m.
s. Galen's Anwendung davon auf die
Menschenähnlichkeit der Affen im Iten B.
seines Meisterwerks de anatomicis admi-
nistrat. T. IV. pag. 36. der Chartier. Ausg.
Dass die Knochen mancher Thiere nach
dem Genuss der Färberröthe roth wer-
den, hat schon Laevin. Lemnius in der
Mitte des XVI. Jahrh. angemerkt, s. dess.
miracula occulta naturae p. 390 der Ant-
werp. Ausg. von 1581. 8.
[Seite 3] Merkwürdig bleibt doch, dass dieser
bekannte Versuch bey den kaltblütigen
Thieren höchstens nur sehr unvollkom-
men gelingt.
Doch ist dergleichen auch von einigen
Thieren ohne Grund behauptet worden.
Denn was z.B. F. Nicholls im com-
pendium anatomic. pag. 7. von den Ben-
galis (Fringilla amandaua) u.a. vom
Goldfasan gesagt, dass sie gelbe Kno-
chen hätten, habe ich da ich beide
Thiere frisch untersucht, nicht andem
gefunden.
Namentlich von den Hünern zu Indore
und Neermul in Berar sagte diess Akber's
des grossen Vizier Abulfazel in s. clas-
[Seite 4] sischen Ayeen Akbery vol. II. Calcutta
1784. 4. pag. 72. und von denen um Per-
sepolis, Niebuhr in s. Reisebeschr. II. B.
S. 12.
Die von Aristoteles irrig behauptete
Marklosigkeit der Löwenknochen bedarf
jetzt keiner weitern Widerlegung, s. da-
von so wie von einigen ähnlichen Sagen
Ren. Hener apolog. pro Vesalio ad-
vers. Sylvium. Ven. 1555. 8. pag. 27.
Beym Hühnchen im Ey, das bekannt-
lich 21 Tage bebrütet wird, zeigt eich
[Seite 6] die erste Spur eines Knochenkerns nicht
früher als zu Anfang des nennten Tages,
der mit der 17ten Woche der mensch-
lichen Schwangerschaft zu vergleichen
ist; da hingegen die ersten puncta os-
sificationis im menschlichen Embryo
schon in der 7ten oder 8ten Woche nach
der Empfängniss (– aber gewiss nicht,
wie neuerlich grosse Zergliederer ge-
meynt haben, gar schon in der 3ten bis
4ten Woche –) abgesetzt werden.
Folglich begreift sich leicht, wie grosse
Einschränkungen es leiden muss was Hr.
von Haller am Schluss seiner übrigens
so musterhaften Beobachtungen über die
Bildung der Knochen im bebrüteten Kü-
chelchen sagt: ‘„quae de pullorum ossi-
bus demonstrauimus, ea etiam de aliis
animantium classibus vera erunt, et de
ipso demum homine.“’
So z.B. die Schliessung der Fontanellen,
als welche ich bey unreifen Leibesfrüch-
[Seite 7] ten von Feris und von Bisulcis sehr
gross, hingegen bey den reifen kaum
noch eine Spur davon gefunden, die sich
wenigstens mit der gewöhnlichen Grösse
derselben beym neugebohrnen Kinde gar
nicht vergleichen lässt. – Auch be-
greift sich leicht aus der Vergleichung
des Beckens zur Grösse des Kindskopfs
und aus der ganzen Mechanik des Ge-
burtsgeschäftes des Weibes mit dem Bek-
ken und dem Jungewerfen der weibli-
chen Quadrupeden, warum nur beym
Kinde jene – vorzüglich durch die Fon-
tanellen bewirkte – nachgiebige Schieb-
barkeit der grossen Hirnschalenknochen,
zur Erleichterung der Geburt erforder-
lich war.
Doch leidet es auch seine Ausnahmen
wenn Hr. Prof. Flormann in Lund
überhaupt den jungen Thierschedeln
die Fontanellen abspricht (nach We-
ber's und Mohr's naturhistor. Reise
durch einen Theil Schwedens p. 35 u. f.)
Wenigstens habe ich sie bey manchen
Gliribus, wie z.B. bey neugebohrnen
gesunden Seidenhasen, in ganz an-
sehnlicher Grösse gefunden.
So ist es wenigstens bey meinem Exem-
plar, dessen nahtloser Schedel auch von
dieser Seile einem skeletirten Vogelkopfe
auffallend ähnelt. (– Tab. I. vergl. mit
tab. IV. –)
Versteht sich bey erwachsenen Vögeln;
denn ganz junge haben wenigstens ab-
gesonderte Schedelknochen, wenn gleich
ohne wirklich gezähnelte ächte Nähte.
Viele nützliche Bemerkungen über den
Schedel und andre Theile des Skelets
bey mancherley Quadrupeden, s. in Hrn.
Dr. Neergaard's Beyträgen zur verglei-
chenden Anatomie u.s.w. Göttingen 1807.
8. S. 91 u. f.
Dazu dient sowohl die Ansicht im Pro-
fil als von oben her. Vom Nutzen der
[Seite 12] letztern (der norma verticalis) nament-
lich zu Vergleichung der Nationalformen
der Menschenschedel, habe ich in der
dritten Ausg. der Schrift de generis hum.
varietate natiua pag. 203. und in der
IVten Decas cranior. diuersar. gentium
pag. 12. not. q) gehandelt.
s. Hrn. Prof. Merrem's Zergliederung
der Haus-Maus in seinen vermischten
Abhandlungen aus der Thiergeschichte.
S. 59. tab. 2. fig. 11. a., und Hrn. D. Nic.
Meyer prodromus anatom, murium Jen.
1800. pag. 15. fig. 6. 8. Letztrer nennt
es os transuersum.
Treffliche Bemerkungen über die
Osteogenie dieses Knochen sowohl als
des Hinterhauptsbeins bey vielartigen
Säugethieren s. in Hrn. Prof. Meckel's
Handbuch der pathologischen Anatomie
I. B. S. 336 u. f.
An dem in meiner Sammlung befindli-
chen schaudererregenden Schedel eines
dreyssigjährigen, von Mutterleibe an
blödsinnig gewesenen, Thiermenschen,
den ich in der Commentatio de anoma-
lis et vitiosis quibusdam nisus forma-
tiui aberrationibus, Gott. 1813. 4. be-
schrieben und tab. II. abgebildet habe,
spricht sich der rohthierische Charakter
namentlich dadurch aus, dass die fast
trianguläre eingedrückte Stirne oben in
einen so schmalen Scheitel zuläuft,
dass die obern Ränder der grossen Bo-
gen von der Anlage der Schläfemuskeln
(die plana semicircularia) kaum Dau-
men breit von einander abstehen.
An dem eben gedachten Schedel des
dreyssigjährigen Thiermenschen liegt
diese Oeffnung fürs Rückenmark weit
mehr zurück, als an irgend einem der
zahlreichen Affen und Paviane, die ich
damit verglichen habe.
s. Daubenton sur les différences de la
situation du grand trou occipital dans
l'homme et dans les animaux in den
Mém. de l'Acad. des sc. de Paris 1764.
pag. 568. Dieser treffliche Zootome grün-
dete auch auf diese Verschiedenheit seine
sogenannte Occipital-Linie, eine der
Normalregeln die man zur Vergleichung
der Schedelformen unter einander, an-
gegeben hat. – Er zieht nemlich zwey
gerade einander durchschneidende Li-
nien im Profil der Schedel: die eine vom
hintern Rande des foramen magnum
(der auch zugleich bey den allermehr-
sten Säugethieren der obere ist) durch
den untern Rand der Augenhöle; die
andre aber durchs planum horizontale
jener grossen Hinterhaupts – Oeffnung,
mitten zwischen beiden condylis; und
bestimmt dann nach dem Winkel, worin
diese beiden Linien zusammenstossen,
[Seite 18] die Aenlichkeit oder Verschiedenheit der
Schedelformen.
Gar viel scheint übrigens durch diese
Regel nicht gewonnen, da einmal bey
den bey weitem allermehrsten, übrigens
noch so sehr von einander verschiede-
nen Quadrupeden, dieser Winkel immer
zwischen 80 und 90° fällt, und andrer-
seits die kleinern Abweichungen selbst
individuell in einer und eben derselben
Gattung variiren.
Hingegen habe ich die Hirnschalenkno-
chen bey den mit der Drehkrankheit be-
hafteten Schafen (den sogenannten Seeg-
lern oder Quesenköpfen), wenn die
[Seite 19] Wurmblase (Hydatis cerebralis) nahe
unter der Hirnschale Jag und gross war,
an dieser Stelle grösstentheils absorbirt
und zuweilen bloss wie eine dünne,
dem Druck sehr nachgebende knorpel-
artige Haut gefunden.
Es ist daher mit Einschränkung zu ver-
stehen, wenn Eustach von den Nähten
an den Affenschedeln sagt: ‘„vbique ad-
eo obscurae sunt, vt magna ex parte
suturae nomen, aut nullo modo, aut
vix mereantur“’ Ossium exam. pag. 173.
Zur festern Bestimmung derselben hat
Camper seine Facial-Linie angenom-
men, deren Anwendung am ausführlich-
sten in seinem posthumen Werke über
den natürlichen Unterschied der Ge-
sichtszuge u.s.w. (übersetzt von
Soemmerring, Berl. 1792. 4.) aus einan-
der gesetzt ist. – Er zieht auch wie
Daubenton im Profil eines jeden Sche-
dels zwey gerade einander durchschnei-
dende Linien, aber in andern Richtun-
gen als jener. Eine horizontale nem-
lich, die durch den äussern Gehörgang
und den Boden der Nasenhöle läuft;
und dann eine andre von der Wölbung
der Stirne mitten über der Nase nach
dem äussersten prominirenden Rande der
Oberkiefer oder des Intermaxillar-Kno-
chen, mitten unter der Nase. Letztre
ist die eigentliche Facial-Linie, und
der Winkel, den sie mit jener horizon-
talen macht, bestimmt nach ihm die
Verschiedenheiten der Thierschedel, so
[Seite 21] wie der Nationalphysiognomieen der
mancherley Menschenrassen.
In Rücksicht auf diese letztre Anwen-
dung habe ich meine Erinnerungen da-
gegen schon in der dritten Ausg. der
Schrift de gener. hum. var. pag. 200 u. f.
beygebracht. Und was ihren Gebrauch
zu Unterscheidung der Thierschedel be-
trifft, so gilt mutatis mutandis auch
hier, was oben von der Daubentoni-
schen Linie gesagt worden, dass nem-
lich die bey weitem allergrösste und
mannichfaltigste Menge der übrigens
dem Kopfe nach noch so verschieden
gebildeten Quadrupeden (– wenigstens
drey Viertheile von den ohngefähr vier-
hundert Gattungen derselben, die wir
bis jetzt kennen –) dennoch eine und
eben dieselbe Faciallinie haben.
Bestimmter und bedeutender ist die
comparative Ansicht des Hrn. Prof. Cu-
vier der die Schedel von verschiednen
Menschenrassen und Thierarten vertical
nach der Länge durchgesägt und das
[Seite 22] Verhältniss der Durchschnittsfläche der
Hirnschalenhöhle zu der Gesichtskno-
chen ihrer (mit Ausschluss des Unter-
kiefers), verglichen hat. Anat. comparée
T. II. p. 10 u. f.
wo sie die Spinna nasalis bilden, die hin-
gegen den Thieren, die keine so promi-
nirende Nase haben, mangelt.
Gotth. Fischer über die verschiedne
Form des Intermaxillarknochens in ver-
schiednen Thieren. Leipz. 1800. 8. mit
Kupfern, und D. Kools annotationes
anatomicae. Groning. 1810 pag. 5 u. f.
Desshalb habe ich diesen Knochen lie-
ber os intermaxillare als mit Haller
os incisiuum genannt. Blair in sei-
ner trefflichen Osteographia elephantine
nennt ihn os palati; Vitet os maxil-
laire inférieur.
Da wo auch zuweilen an Menschen-
schedeln, wenigstens von ganz jungen
Kindern, das foramen incisiuum auf
beiden Seiten mit einer Ritze umzogen
ist, von welcher Fallopius schon 1561
so richtig sagte: ‘„reperio hanc diuisio-
nem, vel rimam potius esse, quam su-
turam, cum os ab osse non separet, ne-
que in exterioribus appareat, vel cum
os cum osse non coniungat, quod sutu-
rarum munus est.“’ s. Dess. Obserua-
tion. anatomic. fol. 35. b. der Venetian.
Orig. Ausg.
Um so unerwarteter war mirs daher,
dass Vicq-d'Azyr noch 1780 hierin eine
ihm unerwartete Aenlichkeit zwischen
dem Schedel des Menschen und mehre-
rer Quadrupeden finden konnte. s. Mé-
moires de l'ac. des sc. de Paris v. jen.
J. pag. 489.
Unter den Anatomen des XVI. Jahr-
hunderts, die bey der bekannten Streit-
frage, ob Galen's Osteologie nach Men-
[Seite 25] schen – oder nach Affen-Gerippen ab-
gefasst sey, das letztre unter andern
aus dem von ihm auch dem Menschen
zugeschriebnen Intermaxillar-Knochen
erwiesen, verdient hier vorzüglichst In-
grassias angeführt zu werden, weil er
in seinen classischen Commentariis in
Galeni librum de ossibus, Panorm. 1603
fol. besonders durchgehends auf diejeni-
gen Stellen aufmerksam macht, ‘„vbi ex
simiarum dissectione deceptus Galenvs,
a vera hominis constructione ac sceleto
deuiat.“’ s. pag. 120. 125 u. f.
Ich darf nicht alles hier wiederholen,
was vom Intermaxillar-Knochen in der
3ten Ausg. de gener. hum. variet. pag.
34 bis 41 gesagt ist, wo ich auch einige
Affen und Meerkatzen angeführt, an
deren Schedeln, ohngeachtet sie von
jungen Subjecten waren, eich doch keine
Spur dieses Knochens erkennen liess. –
Mann müsste denn annehmen, dass er
bey allen diesen Thieren schon in ihrem
unreifem Alter ganz verwachsen wäre,
wenn gleich die übrigen Schedelkno-
chen noch aufs deutlichste ihre Suturen
erhalten hätten.
Auch bey verschiedenen Säugethieren
aus andern Ordnungen, namentlich dem
Bradypus tridactylus und Vespertilio
ferrum equinum, konnte Herr Hofr. Fi-
scher keine Spur des Intermaxillar-Kno-
chen auffinden. s. Dess. oben ange-
führte meisterhafte Monographie S. 47.
89. Doch giebt er selbst die Möglich-
keit zu, dass wenigstens beym Faulthier
jener Knochen lossgestossen und ver-
[Seite 27] loren gegangen seyn könne. – Kurz
alle die angeführten Ausnahmen bedür-
fen erst noch weiterer genauer Unter-
suchung an mehrern recht vollständi-
gen Exemplaren aus verschiednen Le-
bensperioden u.s.w.
Bey manchen, wie z.B. beym Löwen,
sind die Ausgänge dieser grossen Oeff-
nungen am Gaumen sogar beym lebendi-
gen Thiere sehr sichtlich. – s. J. El.
Rindinger's Abbildung des zahmen Lö-
wen, der 1760. in Deutschland zu se-
hen geweeen. gr. Fol.
Hrn. Pinel's Recherches sur une nou-
velle methode de classification des qua-
drupêdes im Iten B. der Actes de la Soc.
d'histoire naturelle de Paris pag. 50.
Die beiden Tanrecs (Erinaceus setosus
und ecaudatus) haben gar kein Jochbein.
s. Hrn. Prof. Meckel's Beyträge zur
vergleichenden Anatomie I. B. I. Heft S. 40.
Eine Eigenheit an den Makis (dem Le-
mur-Geschlechte) ist, dass bey ihnen
die obere Oeffnung des Thränencanals,
sein Eingang, ausserhalb der Augenhöhle,
auf dem Oberkiefer selbst liegt. s. Hrn.
Hofr. Fischer's reichhaltige Anatomie
der Maki I. B. Frankf. 1804 4. S. 6.
Unrichtig ist Haller's Behauptung
(Elem. T. V. pag. 343.) ‘„homini maior
quam vlli bestiarum orbitae pars ossea
est.“’ Schon die Katze z.B. hat nach
Verhältniss weit grössere Augenhöhlen,
vollends aber so manche Makis, von de-
ren Schedeln H. Hofr. Fischer im ge-
dachten Werke treffliche Abbildungen
gegeben hat.
Hr. Geoffroy in den Mémoires de la
Societé d'histoire naturelle de Paris. a.
7. Cab. I.
Man hat die Antilopen davon ausgenommen;
dass diese Ausnahme aber wenigstens nicht
von allen Gattungen dieses Geschlechts
gilt, sehe ich am Gehörn einer Antilope
bubalis in meiner Sammlung, dessen knö-
cherner Zapfen allerdings hohl ist und
mit den Stirnhölen in Verbindung steht.
Ich habe nun wohl gegen 20 verschiedne
Beyspiele zusammen gebracht, wo man
seit der Mitte des XVIten Jahrhunderts
hin und wieder in Europa, und auch in
Ostindien gehörnte Hasen mit kleinen
Rehbockartigen Geweihen gefunden zu
haben versichert. Hätte diess seine Rich-
tigkeit, so wäre es noch ein Umstand
mehr, worin diese Thiere den Bisulcis
ähneln. Was mir aber dieses Vorgeben
sehr verdächtig macht, ist, dass ich bis
jetzt, aller angewandten Mühe ohnge-
[Seite 35] achter, noch von keinem einzigen Exem-
plare solcher Hörnchen habe vergewis-
sert werden können, wo dieselben auf
dem Kopf des Hasen selbst fest sässen.
Die, von welchen ich genaue Zeich-
nungen vor mir habe, sind offenbar für
den Hasen von unverhältnissmässiger
Grösse; und die auf dem hölzernen
Kopf eines vorgeblich gehörnten Hasen
im akademischen Museum (der 1621 ge-
schossen seyn soll) sind durchaus nichts
weiter als kleine Rehgeweihchen.
Von anomalischen Beyspielen von Hirsch-
kühen, die, durch eine in die Zwitter-
gestaltung schlagende Abweichung des
Bildungtriebes, Geweihe bekommen, s.
G. E. Stahl propempt. de cornu cerui
deciduo. Hal. 1699. J. Jac. Scheuchzer
in J. Fr. Leopold diss. de alce. Bas. 1700.
Jam. Hoy in den Transact. of the Lin-
nean Soc. vol. II. pag. 356 u.a.m.
Die jährliche Reproduction der Geweihe
gehört aus mehrerer Rücksicht zu den
merkwürdigsten Phänomenen in der
thierischen Physiologie. Sie giebt eins
der auffallendsten Beyspiele a) von der
Stärke der Nutrition und dem dadurch
bewirkten schnellen Wachsthum bey
warmblütigen Thieren. Denn das Ge-
hörn eines Capitalhirsches, das wohl 1/4
Centner am Gewichte hält, ist dennoch
binnen 10 Wochen völlig ausgebildet:
– b) von der eben so auffallenden
Stärke der Absorption, wodurch gegen
die Zeit des Abwerfens das alte Ge-
weihe, das vorher wie zu Einem Stück
mit dem Stirnknochen zusammenhing,
unter dem Rosenstock verzehrt, und
dadurch sein bisheriger fester Zusam-
menhang mit dem Schedel allgemach
gelösst wird: – c) vom partiellen Le-
benslaufe eines thierischen Theils, der
vom Lebensalter des ganzen Thiers (als
[Seite 37] welches sich beym Hirsch auf 30 Jahre
erstreckt) ganz unabhängig ist: – d)
von der Veränderlichkeit des Calibers
einzelner Blutgefässe, da die zur Ernäh-
rung des Geweihes bestimmten Aeste
der äussern Carotis während des Auf-
setzens so auffallend erweitert werden,
und sich hingegen, sobald dasselbe ver-
eckt ist, wieder zusammenziehen: –
und e) von dem innigen sogenannten
Consensus, der zwischen dem Aufsetzen
der Geweihe und dem Zeugungsge-
schäft vorwaltet; dass nemlich absicht-
liche Castration, oder auch zufällige aber
wesentliche Beschädigung an den Geni-
talien ein so auffallendes Hinderniss der
Erzeugung oder regelmässigen Ausbil-
dung, oder aber des Wechselns der Ge-
weihe abriebt. s. z.B. die merkwürdi-
gen Versuche des Dr. Rich. Russell
in seiner Oeconomy of nature in acute
and chronical Diseases of the glands
pag. 21 und die genaue Beobachtung in
[Seite 38] der obgedachten Commentatio de nisus
formatiui aberrationibus pag. 12 u. f.
Noch auffallender ist die Bemerkung,
die man gemacht zu haben versichert,
die aber doch erst noch genaue Prü-
fung erfordert, dass durch eine Art von
Reaction die Verletzung des neu aufge-
setzten Gehörns den Hirsch wenigstens
für eine Zeitlang impotent mache. s.
Hrn. Gr. von Mellin in den Beob. und
Entdeck. der Berliner naturforsch. Ge-
sellsch. IV. B. pag. 360.
Den seltsamen und doch ziemlich ge-
meinen Irrthum, da die Hälften des Un-
terkiefers vom eigentlichen Wallfisch
für Rippen angesehen worden, hat
schon Rondelet widerlegt, de piscibus
pag. 53.
(Jos. Guich. Duverney) Lettre conte-
nant plusieurs nouvelles observations sur
l'osteologie. Par. 1689. 4.
Jo. Jac. Kober de dentibus eorum-
que diuersitate. Argent. 1774. 4 c. f. ae.
P. Mar. Aug. Broussonet comparai-
son entre les dents de l'homme et celles
des quadrupedes in den Mém. de l'Acad.
des sc. de Paris 1787. pag. 550.
Rob. Blake's Essay on the structure
and Formation of the Teeth in Man and
various animals. Dubl. 1801. 8.
Mancher andern Eigenheiten des Elfen-
beins zu geschweigen, wodurch selbst
noch neuere Naturforscher verleitet
worden, es für eine Art von Horn zu
halten, so zeigt sich die Verschiedenheit
seiner Textur von anderer Zähne ihrer
namentlich in dem überaus merkwür-
digen pathologischen Phänomen, da
man zuweilen beym Zersägen grosser
Elfenbeinzähne mitten in ihrer Substanz
Kugeln auf eine eigne Weise verwach-
sen gefunden, womit das Thier in jün-
gern Jahren geschossen worden. Hal-
ler bediente sich desselben sowohl zur
Widerlegung von Duhamel's Meinung,
als ob die Knochen aus der Beinhaut,
so wie das Holz der Bäume aus dem
Splinte gebildet werde, als auch zum
Erweis der beständigen Erneuung der
festen Theile des thierischen Körpers.
Noch belehrender wird es aber zur Er-
klärung der besonders durch die Pe-
tersburger Preisaufgabe bekannten nu-
tritio vltra vasa. – Beyspiele beschrei-
[Seite 45] ben Daubenton bey Buffon T. XI. pag.
161. Gallandat over de Olyphants
Tanden im IX. D. der Verhandelingen
der Genootsch. te Vlissingen pag. 352.
und Hr. Prof. Bonn in der descr. the-
sauri Houiani pag. 146. In allen die-
sen Fällen waren es eiserne Kugeln die
im Elfenbein verwachsen waren. Auch
ich besitze mehrere solche Stücke. –
Aber ohne allen Vergleich bewunderns-
werther ist ein andres in meiner Samm-
lung, wo eine Bleykugel, ohne platt
gedruckt zu seyn, in einem Segment
eines Ostindischen Elfenbeinzahns, der
Ton der Dicke eines Mansschenkels ge-
wesen seyn muss, dicht an der innern
Höle des Zahns so verwachsen liegt,
dass der Eingang des Schusses auf der
Aussenseite wie durch eine saubere Ma-
ser geschlossen, die Kugel selbst als mit
einer besondern Rinde umgeben, und
der Elfenbeinsaft am innern Rand in
die Hölung des Zahns gleichsam stalac-
titförmig ausgewuchert ist.
Zuweilen ist diese schwarzbraune Gla-
sur, zumal bey dein domesticirten Horn-
und Wollvieh noch mit einer sogenann-
ten Weinsteincruste von auffallender
metallisch glänzender Bronzefarbe über-
zogen, s. Kil. Stobaeus de inauratione
spontanea dentium quorundam anima-
lium in den Act. literar. Succiae. vol. III.
e. 1733. pag. 83.
Ueber die Frage, ob der Narhwal wirk-
lich mir Einen oder aber eigentlich
zwey solcher Stosszähne habe, muss ich
auf das verweisen, was ich darüber im
Vten Heft der Abbildungen naturhi-
storischer Gegenstande zu tab. 44 ge-
sagt habe.
So ist es namentlich beym braunen Al-
pen-Bär, von welchem ich drey Sche-
del vor mir habe, und eben so bey ei-
nem schwarzen Americanischen, ferner
bey einem andern im Nationalmuseum
zu Paris, dessen Vaterland unbekannt
ist, und auch beym nordischen Eisbär;
von welchen allen ich meisterhafte
Zeichnungen von der Güte des Herrn
Prof. Cüvier besitze.
Hingegen fehlen diese kleinen Eck-
zähnchen dem ungeheuer grossen fossi-
len Bär der Vorwelt (Vrsus spelaeus),
zu dessen Osteologie ich eine grosse
Sammlung aus den vier berühmten Kno-
chenhölen Deutschlands, nemlich der
Scharzfelder am Harz, der Gailenreuter
am Fichtelberge, der Altensteiner auf
dem Thüringerwalde, und der Sundwi-
cher bey Iserlohn, zusammengebracht
habe.
Bey manchen Affen und Pavianen hat
der vorderste Backenzahn im Unterkie-
fer eine sehr ausgezeichnete Bildung:
die Krone nemlich (fast wie bey den
feris, von welchen sogleich die Rede
[Seite 52] ist,) zusammengedrückt, mit einer schar-
fen Spitze, und ausserdem auch lang
herabsteigendem Vorderrande; mit wel-
chem die vordere der beiden Wurzeln
einen stumpfen Winkel macht. – s.
die treffliche Abbildung vom Schedel
des grossen Mandril (engl. Man-tyger)
in Cheselden's osteography vor dem
Iten Cap.
Eben so auch bey dem ungeheuern jetzt
fossilen Ohio-Incognitum aus der Vor-
welt, dem vulgo sogenannten fleisch-
fressenden Elephanten (Mammut ohio-
ticum), s. den IIten Heft der Abbild.
naturhistorischer Gegenst. tab. 19. fig. A.
Bey vielen – denn bey einigen, z.B.
beym Murmelthier, ist die ganze Krone
dieser Zähne mit Schmelz überzogen.
Vom innern Bau der Backenzähne der
Bisulcorum s. Hollmann de ossibus fos-
silibus in den Commentar. soc. Reg.
scient. Gottingens. T. II. pag. 263., und
Hrn. Prof. Schreger in Isenflamm's
und Rosenmüller's Beyträgen für die
Zergliederungskunst I. B. 1. Heft S. 5 u. f.
Die specifisch verschiedene Form die-
ser Blätter bey den beiden Gattungen
des Elephantengeschlechts, des Asiati-
schen und des Africanischen s. in den
Abbild. n. h. Gegenstände. a. a. O. fig. B. C.
S. als Muster die ausführliche Beschrei-
bung des Zähnewechselns des Pferdes,
von Tenon in den Mém. de l'Institut
national T. I. pag. 553.
So sind z.B. in dem Schedel eines noch
unerwachsenen Orangutangs von Bor-
neo, den ich der Güte des Hrn. van
Marvm verdanke, noch keine bieuspi-
des, sondern die vielzackichten Milch-
backenzähne.
Den ganzen so merkwürdigen Gang der
Dentition der Elephantenbackenzähne hat
Hr. Prof. Cuvier aufs genauste nach der
Natur beschrieben, im IIten B. seiner
Recherches sur les ossemens fossiles des
Quadrupedes p. 67.
s. Hrn. Prof. Brugmanns Bemerkungen
darüber in van Maanen diss. de absorp-
tione solidorum. Lugd. Batav. 1794. 8.
pag. 51.
Von der ersten Bildung dieser Vertical-
schichten ehe sie zu ihrem Durchbruch
gelangen, besonders von der Art wie
ihr Schmelz aus der substantia ossea
in kleinen Zäpfchen ausschwitzt, habe
ich in der Preisschrift über die Nu-
tritionskraft, St. Petersb. 1789. 4. p. 16.
fig. 1. eine Abbildung gegeben.
Daher hat man bey gliribus verschie-
dentlich bemerkt, dass wenn sie das
eine Paar ihrer Forderzähne verloren
haben, sodann das entgegenstehende zu
einer theils ganz monstreusen Länge
fortgewachsen ist. Etwas ähnliches soll
auch erfolgen, wenn sie bloss weiche
Nahrungsmittel zum Futter erhalten.
– s. Morton's natural history of
Northamptonshire p. 445. und Hrn. Prof.
Achard's chymisch-physische Schriften
pag. 161.
Noch weit sonderbarer ist aber eine
ähnliche Verlängerung der Backenzähne
der einen Seite au einem Hasenschedel
[Seite 59] in meiner Sammlung, die nicht auf ein-
ander passen, sondern deren Kronen
theils zu einer Länge von 10 Linien
neben einander vorbey gewachsen sind
und sich ganz pfriemenförmig aneinander
abgeschliffen haben.
Vesling in Severini vipera Pythia.
Patav. 1651. 4. pag. 232.
Von dem Bezug den diess auf das Ge-
biss dieser reissenden Thiere hat, s. Eu-
stachius de dentibus pag. 86.
Da Galenus in seiner Osteologie die
Richtung dieser Fortsätze eben so an-
giebt, so zeigte Vesalius auch hieraus,
so wie aus der Galenischen Beschrei-
bung des Kreuz- und Kukuksbeins und
mehreren anderen Stellen, dass dieselbe
nach Affen und nicht nach Menschen
abgefasst sey. – s. dessen Epistola ra-
tionem modumque propinandi radicis
Chynae decocti, pertractans. pag. 49. der
grossen Oporinischen Ausg. 1546. gr. 4.
Camper sagt, das Kreuzbein dieses be-
rühmten Thiers bestehe aus drey Wir-
beln. In dem Exemplar in meiner Samm-
lung aber sind offenbar ihrer viere.
Etwas ähnliches zeigt sich auch beym
Armadill, von dessen überhaupt sehr
anomalisch gebauten Becken, so wie von
[Seite 64] seinem ganzen merkwürdigen Gerippe
Hr. Prof. Wiedemann in s. Archiv für
Zoologie und Zootomie I. B. I. St. p. 106.
eine sehr genaue Beschreibung giebt.
– Vergl. damit die Abbildung eines Ar-
madill-Gerippes in Cheselden's osteo-
graphy vor dem 8ten Cap.
Wenn sich, wie das oft der Fall ist,
Meerkatzen, Beutelratten u.s.w. in der
Gefangenschaft entweder selbst ein Stück
des Schwanzes abfressen, oder es durch
[Seite 65] andern Zufall verlieren, was dann zu-
weilen in der Bestimmung der Gattun-
gen Irrthum veranlasst hat, so bildet
sich gewöhnlich am äussersten Wirbel
des verstümmelten Schwanzes ein son-
derbarer knorrichter theils wie cariöser
Auswuchs.
Bernh. Gottl. Schregeri peluis ani-
mantium brutorum cum humana compa-
ratio. Lips. 1787. 4.
J. H. F. Autenrieth et J. Fischer
observationes de pelui mammalium. Tu-
bing. 1798. 8.
Abbildungen des Beckens der Kuh,
mit genauen Dimensionen s. bey J.
Gunth. Eberhard over het Verlossen
der Koeijen. Amst. 1798. 8. tab. IV bis VII.
Ever. Home on the mode of genera-
tion of the Kanguroo in den philos.
Transact. for 1795. tab. 21. a. a.
Daubenton vol. X. tab. 51. fig. 3. N.
O. P. Q. (– Dieses Citat bedeutet hier
und in der Folge immer die erste Ori-
ginalausgabe des Büffonischen Werks in
4. das ich aber nicht unter Büffon's
Namen anführen darf, da bekanntlich
gerade der zootomische Theil, von Dau-
benton, in den mehresten andern Aus-
gaben weggelassen ist. –)
Ever. Home's Anatomy of the Orni-
thorhynchus paradoxus, in den philos.
Transact. for 1802. P. I. tab. 3 e. e.
So ist es wenigstens an dem Skelet des
asiatischen Elephanten im hiesigen aca-
demischen Museum; so fand es Blair
in dem, wovon er die vortreffliche Ana-
tomie geliefert; und so finde ich es
auch in einer handschriftlichen italiäni-
schen Notiz von dem Gerippe desjeni-
Elephanten, der 1657 zu Florenz ge-
storben, die ich aus der herzoglichen
Bibliothek zu Gotha vor mir habe. –
Allen Moulin hingegen (im anatomi-
cal Account of the Elephant burnt in
Dublin. Land. 1682. 4.) und Daubenton
geben 20 P. an.
Kaum bedarf es wohl erst der Erinne-
rung, dass die Ausdrücke von vorn,
hinten, oben, oder unten, bey den
Quadrupeden immer nach der horizon-
talen Richtung ihres Körpers zu verste-
hen sind. Folglich nach vorn das was
beym Menschen in seiner aufrechten
Stellung nach oben heissen müsste u.s.w.
Auch am Robbenskelet, (dessen Rumpf
in seinem Totalhabitus überhaupt man-
che auffallende Aehnlichkeiten mit des
Maulwurfs seinem hat) ist das Brustbein
am Halsende in einen langen cylindri-
schen Fortsatz verlängert.
Ein paar Stellen beym Aristoteles,
hist. animal. II. 1. und de animal. in-
cessu c. 11, und beym Plinivs XI. 102.
haben zu dem seltsamen qui pro quo
Anlass gegeben, als ob bey den mehr-
sten Quadrupeden Einbogen und Kniee
in Vergleich zu den menschlichen nach
der ganz entgegengesetzten Richtung
[Seite 72] flectirt würden. Dieses Missverständ-
niss muss wohl dadurch veranlasst seyn,
dass da der Schulterknochen (os humeri)
und das Schenkelbein, zumal bey den
hochbeinichten Quadrupeden sehr kurz
sind und nahe am Rumpfe anliegen,
und nicht so, wie beym Menschen und
den Quadrumanen, und Bären, Elephan-
ten u.s.w. frey hervorstehen, diesel-
ben desshalb verkannt, und demnach
überhaupt auch die übrigen Haupttheile
der Extremitäten bey jenen Thieren un-
richtig mit andern als den wirklich
damit correspondirenden Theilen des
menschlichen Körpers verglichen wor-
den. – s. darüber Fabric. ab Aqua-
pendente de motu locali animalium se-
cundum totum in dess. oper. anatomic.
pag. 342 der Albinischen Ausg. und Bar-
thez des mouvemens progressifs de
l'homme im Journal des Sçav. vom Jan.
1783. pag. 34 der Pariser 41 Ausg.
Jo Gottl. Haase comparatio clauicu-
larum animantium brutorum cum huma-
nis. Lips. 1766. 4.
Vicq d'Azyr sur les clavicules et
sur les os claviculaires in den Mém. de
l'Acad. des sc. de Paris 1785. pag. 350.
Den Zweck der Schlüsselbeine bey man-
chen der genannten Thiere hat schon
[Seite 74] der wackre Fabric. Hildanvs richtig
eingesehen. s. dess. Kurtze Beschreibung
der Fürtrefflichkeit der Anatomy. Bern
1624. 8. pag. 219.
Daher Serao denselben mit den Se-
samsbeinchen vergleicht. s. dess. opus-
coli di fisico argumento. Napol. 1766. 4.
pag. 84.
Von dem wunderbaren Bau der Schul-
terblätter und ihrer Verbindung mit
den eben so anomalischen Schlüsselbei-
nen und Brustknochen des Schnabelthiers
s. Home a. a. O. tab. 3. und H. M. Ducrotay
de Blainville Diss. sur la place que
la famille des Ornithorynques et des
Echidnés doit occuper dans les séries
naturelles. Par. 1812. 4. p. 9–12.
Das fliegende Eichhorn hat an der
Aussenseite des Carpus einen eignen grä-
tenförmigen Knochen, der mittelst
zwey kleiner rundlicher Beinchen an
der Handwurzel befestigt, und in der
zum Fallschirm dienenden Seitenhaut
eingewachsen ist.
Jo. Bapt. Com. a Covolo de metamor-
phosi duorum ossium pedis in quadru-
pedibus aliquot. Bonon. 1765. 4. – Fou-
geroux in den Mém. de l'Acad. des Sc.
1772. P. II. pag. 520.
Den beträchtlichen Zwischenraum zwi-
schen dem nach Verhältniss kleinen
Hufknochen und der innern Seite des
weit grössern hornichten Hufs füllt zu-
mal die sogenannte Fleischsohle, die
aus verdichtetem Schleimgewebe besteht,
und mit zahlreichen Nerven und Blut-
gefässen durchwirkt ist, zumal mit den
zahllosen Zweigen des rete mirabile ve-
nosum, das die Vorder- und Unterseite
der Hufknochen umgiebt.
Der Huf selbst bildet längs der in-
nern Seite der Hornwand, wohl 500
gar sonderbare schmale Hornstreifen,
zwischen welche sich eben so viele Blät-
ter der Fleischsohle erstrecken.
[Seite 81] Auf der Hornsohle unterscheidet man
aber vorzüglichst dreyerley, durch ihre
Elasticität für die leichte Bewegung des
Pferds höchst wichtige Organe, den
Strahl mit seiner Grube, und hinter
demselben zu beiden Seiten die Ballen.
Von allem diesen s. viel Neues und
Wichtiges in des gelehrten Veterinararz-
tes Hrn. Bracy Clark's Series of origi-
nal Experiments on the Foot of the
living Horse. Lond. 1809. 4. mit Kupf.
Aristotelis H. A. l. II. c. 1. vide de
partib. animal. l. X. c. 4. – Von den
mancherley Benennungen dieses so all-
[Seite 83] gemein bekannt gewordnen Knochens
in den mehreren Europäischen und Mor-
genländischen Sprachen, so wie von
seiner Form bey verschiedenen Thieren,
s. Th. Hyde historia talorum im IIten
B. des Syntagma dissertationum Des-
selb. Oxon. 1767. 4. pag. 310 u. f.
So auch beym Manaten, dessen vor-
dere Ruderfüsse weiland für Sirenen-
hände ausgegeben worden. s. z.B. Th.
Bartholini histor. anatomic. Cent. II.
pag. 188.
Viel treffliches zu diesem ganzen Ab-
schnitt enthalten des Hrn. Prof. Nitsch
osteografische Beyträge zur N. G. der
Vögel. Lipz. 1811. 8. mit Kupf.
Wie schon der wackre Belon gezeigt
hat. s. Dess. histoire de la nature des
oyseaux. ovec leurs naïfs portraiets re-
tirez du naturel. Paris. 1555. fol. pag. 40.
Von diesen eigentlichen Hirnschalen-
knochen der Vögel s. Vinc. Malacarne
in den Mem. della Società Italiana. T.
I. pag. 747. und T. II. pag. 237. und
Geoffroy-Saint-Hilaire in den An-
nales du Muséum T. X. Cah. 58. 1807.
mit trefflichen Abbild.
Hier verdient eine, so viel bis jetzt
bekannt, blos der Scharbe (Pelecanus
carbo) eigne Anomalie erwähnt zu wer-
den, als bey welcher auf dem Hinter-
theil des Scheitels ein sonderbarer sä-
belförmiger kleiner Knochen befindlich
ist, der, wie man glaubt, dem Thiere
als Hebel dient, um den Kopf zurück
zu schlagen, wenn er die weggeschnapp-
ten Fische erst in die Höhe, wirft, um
sie dann mit offnem Rachen der Länge
[Seite 86] nach aufzufangen. – Aber freylich
thun das gar manche andere fischfres-
sende Vögel auch, ohne doch dazu mit
diesem besondern Knochen versehen zu
seyn. – Das ganze Gerippe der Scharbe
hat schon Coiter auf der IVten von
seinen trefflichen Tafeln mit Thierske-
leten abgebildet, die den von ihm her-
ausgegebenen Lectionibus Fallopii de
partib similaribus etc. Notib. 1575. fol.
beygefügt sind.
Diesen Namen hat ihm Herissant bey-
gelegt in der nachbenannten Abhand-
lung pag. 356. Aber schon Coiter hat
denselben im angeführten Werke genau
bestimmt, und Stenonis ihn das os inter-
medium genannt. Act. Eafn. vol. II. 1673.
p. 321.
Hérissant sur les mouvemens du bec
des oiseaux in den Mém. de l'Ac. des
[Seite 88] sc. de Paris 1748. pag. 345. mit treffli-
chen Kupfern.
Auch von dem Oberschnabel des Pele-
canus varius sagt Hr. Labillardiere:
‘„cette mandibule est mobile comme celle
des perroquets.“’ s. Dess. Relation du
voyage à la recherche de la Perouse.
T. I. pag. 210.
So ist es wenigstens an einem Schedel
dieses abenteuerlichen Geschöpfs in
meiner Sammlung, der noch aus dem
Nachlass des verdienstvollen C. Clusius
abstammt.
Die alte Sage; als ob beym Flamingo
(Phoenicopterus ruber) nur der Ober-
kiefer beweglich; und hingegen der
untre völlig unbeweglich sey, (s. z.B.
Museum Wormianum p. 309 u. f.) ver-
sichert Hr. Prof. Lichtenstein in s.
Reise I. Th. S. 70. nach eigner Unter-
suchung richtig befunden zu haben. Ver-
muthlich beruht das auf einem Miss-
verständniss. Wenigstens finde ich diese
kaum denkbare Anomalie an dem Fla-
mingoschedel, den ich vor mir habe,
keinesweges bestätigt. – Vergl. Buffon,
hist. nat. des oiseaux vol. XVI. p. 300.
ed. in 12°.
Eine bewundernswarthe Sexual verschie-
denheit zeigt sich hierin am Schedel
[Seite 90] der Hollen hühner, als bey welchen der
Stirntheil der Hirnschale wie zu einer
monstrosen Blase aufgetrieben wird,
auf welcher dann ihr grosser Feder-
busch sitzt. – Eine erbliche Abwei-
chung des Bildungstriebes, die meines
Wissens ausserdem im ganzen Thier-
reich ihres gleichen nicht hat, und von
der ich nicht absehe, wie Pallas (in
den Act. acad. Petropolit. a. 1780. P. II.
p. 97.) auf die seltsame Vermuthung kom-
men konnte, sie möchte wohl aus Ver-
mischung zwischen Perlhühnern (Nu-
mida meleagris) und Haushühnern ent-
standen seyn.
Ich habe neuerlich mehrere Köpfe
solcher Hollenhühner frisch untersucht
und zum Ueberfluss mit denen vorn Perl-
huhn verglichen, und die totale Ver-
schiedenheit zwischen beider ihrem Sche-
delbau, und bey erstern zumal das Ver-
hältniss des Hirns zu seiner Hirnschale,
beschrieben und abgebildet in der ob-
gedachten Commentatio de nisus forma-
tiui aberrationibus p. 19 u. f. tab. I. fig. 2.
Bey der ungeschwänzten Hühnerrasse,
dem sogenannten Kluthuhu (Gallus
ecaudatus) bey welchem sich das Vro-
pygium durch Degeneration verloren
hat, ist auch vom Kukuksbein nichts
weiter als ein unförmlicher knorrichter
kurzer Ansatz übrig.
Von mancherley Verschiedenheiten im
Bau derselben s. Vicq-d'Azyr in sei-
nen Mémoires pour servir à l'anatomie
des oiseaux in den Mém. de l'Ac. des
sc. de Paris 1772. P. II. pag. 626.
An diesem os metatarsi sitzt beym Haus-
hahn und manchen andern männlichen
Thieren der Hühnerordnung der Sporn,
eine mit Horn überzogene apophysis
vera, von deren consensus mit den
Genitalien Hr. Prof. Osiander in Beck-
mann's Beytr. zur Gesch. der Erfindun-
gen Vter B. S. 499 u. f. handelt.
Viele treffliche Bemerkungen über die-
sen, so wie über manche andre Theile
der Osteologie dieser Thierclasse, giebt
Hr. Prof. Schneider in seinen so reich-
haltigen commentar. ad reliqua libro-
rum Friderici II. Imperatoris pag. 30.
Diesen finde ich wenigstens an meh-
rern Papageyskeleten in meiner Samm-
lung. Bey dem von Psittacus eritha-
cus ähnelt er einem ganz kurzen Röhren-
knochen; beym Ps. leucocephalus ist er
mehr rundlich u.s.w.
Gute Abbildungen von Schildkröten-
Skeleten s. bey Coiter, Cheselden
und zumal in Joh. Dan. Meyer's Zeit-
vertreib mit Betrachtung curioser Vor-
stellungen allerhand Thiere u.s.w. T. I.
t. 29. 31. T. II. t. 62., und die einzel-
nen Theile in Giov. Caldesi osservaz.
anatom. intorno alle Tartarughs. Fir.
1687. 4.
Gerippe der Hieländischen s. in Rö-
sel's allgemein bekannten Meisterwerke
t. 7. 12. 16. 19. 21. 23. 24. und das son-
derbare Skelet der Pipa genau beschrie-
ben und abgebildet, von Hrn. Profes-
sor Rudolph in F. G. Breyer obs.
anat. circa fabricam Ranae pipae. Be-
rol. 1812. 4. So wie das der Rana pa-
rodoxa bey Lorenz a. a. O.
s. des ber. Wundarztes Mich. Troja
Memoria sopra la struttura singolare
della tibia e del cubito nelle Rane e
nei Rospi, in seinen Sperienze intorno
alla Rigenerazione delle ossa. Nap. 1779.
8. pag. 250. t. 7. 8.
Das Gerippe der gemeinen grünen Ei-
dexe s. bey Coiter t. 4. Meyer T. I.
t. 56.
Des Salamanders bey Meyer T. I. t. 54.
Crocodilskelete s. in Nehem. Grew
musaeum Regalis Societatis Lond. 1681.
fol. t. 4. – vorzüglich aber in Herrn
Faujas-Saint-Fond hist. naturelle de
la montagne de St. Pierre de Maes-
tricht t. 24.
Ein Uebergang zu dieser Art von Ein-
lenkung zeigt eich an den Kiefern der
Schildkröten.
Jene Gelenkwalze ähnelt (wenigstens
beym Alligator, dessen Schädel ich vor
mir habe) gewissermassen der Rolle
(trochlea oder rotula Alb.) am untern
Ende der Oberarmröhre.
Vielleicht hat eben diese merkwür-
dige Einlenkungsweise zu dem alten
Irrthum Anlass gegeben, der doch Selbst
von so guten Anatomen, wie Vesa-
lius und Columbus adoptirt worden,
als ob beym Crocodil der Oberkiefer
beweglich, der untre hingegen unbe-
weglich sey.
Aber der Augenschein lehrt, dass
zwar die Crocodile, wenn gleich der
[Seite 106] Unterkiefer ruhig liegt, dennoch den
übrigen Schädel in jenem Gelenke auf
und nieder bewegen können, und dass
diess bey ihnen sowohl wegen des Ver-
hältnisses des Oberschädels zur unge-
heuren Grösse des Unterkiefers, als
auch wegen jener anomalischen Articu-
lation leichter geht, als bey andern
Thieren: dass aber an eine eigne Be-
weglichkeit der blossen Oberkieferkno-
chen, (so wie sie bey den allermehre-
sten Vögeln, Schlangen und Fischen Statt
hat) bey ihnen nicht zu denken ist.
Zuweilen gar ihrer dreye, wie Hr. Prof.
Retzius versichert, in sein, animaduers.
circa crocodylum Lund. 1797. 4. p. 12 sq.
An drey ostindischen Crocodilskeleten
die ich untersucht, hatte der thorax
12 Paar Rippen, nemlich 10 P. ächte
und 2 P. sogenannte spurias. Erstre
hatten knöcherne appendices und zwi-
schen dem Hauptstück der Hippe und
diesen Anhängen auch noch überdem
ein drittes kleines Mittelstück.
Das sternum abdominale bestand aus
7 Paar zusammen verbundner knorp-
lichter Bogen; von welcher die 6 vor-
dem Paare mit offnen Zwischenräumen
durchbrochen waren, hingegen der Raum
zwischen dem hintersten Paar und den
Schaambeinen mit einem breiten Knor-
pelblatt ausgefüllt war. – Von dem we-
nigstens gewissermassen ähnlichen Bau
beym Nilcrocodil vergl. Jo. Veslingii
observationes anatomicas. Hafn. 1664.
8. pag. 43 seq. und vom Alligator die
[Seite 108] Beschreibung des P. Plumier in den
Mémoir. de Trevoux vom Jan. 1704.
pag. 165.
Beyspiele zur Vergleichung s. im IVten
Hefte meiner Abbildungen naturhistori-
scher Gegenstände tab. 37. wo die Köpfe
einer Klapperschlange und der Riesen-
schlange beide mit offnen Rachen zu
dieser Absicht vorgestellt sind.
Von dem vermuthlichen Zweck dieses
den Klapperschlangen so ausschliesslich
eignen Organs, und wie fern es diesen
sehr trägen Geschöpfen doch vielleicht
dazu dienen könne, die dadurch auf-
geschreckten Vögel u.s.w. zu sich her-
unter zu bringen (was dann den Anlass
zu der Sage von ihrem vermeynten Fas-
cinationsvermögen gegeben haben kann)
s. Hrn. Hofr. Voigt's neues Magazin
I. B. 2tes St. S. 37 u. f. über die Zau-
[Seite 111] berkraft der Klapperschlangen, beson-
ders in Rücksicht einer Schrift des Hrn.
Dr. Barton.
s. Home in den Philosoph. Transact.
for 1804.
Dasselbe ist auch wohl bey einigen
andern Gattungen des Coluber-Ge-
schlechts der Fall, namentlich bey der
Aegyptischen C. haje, die auch ihren
Hals im Zorne sehr weit auftreiben kann.
Noch Fehlt es an Abbildungen von Ge-
rippen der verschiedenartigsten See-
fische. Ein schönes Rochen-Skelet
finden eich bey Cheselden hinter der
Vorrede.
Von 25 Gerippen verschiedner Süss-
wasserfische hat Meyer in den beyden
ersten Bänden seines schon öfter an-
geführten Werks gute Vorstellungen
geliefert.
Ein Karpen-Skelet s. in Du Hamel
Traité des pêches (einem Theil der grossen
Descriptions des arts et métiers) P. II.
Sect. I. tab. 3. [Seite 113]
Das vom Brachsen und vom Häring
musterhaft beschrieben und abgegildet
in Fr. Rosenthal's ichthyotomischen
Tafeln 1. Heft. Berl. 1812. 4.
Treffliche Bemerkungen über den Bau
des Skelets der Fische im Allgemeinen,
giebt Autenrieth in Wiedemann's Ar-
chiv I. B. 2tes St. und Rosenthal in
Reil's und Autenrieth's Archiv für
die Physiol. X. B.
Von den Gerippen einzelner Ord-
nungen von Fischen s. Vicq-d'Azyr
im. VII. B. der Mémoires presentés à
l'Acad. des scienc. Deutsch mit An-
[Seite 114] merkungen und Zusätzen des Hrn. Prof.
Schneider in dessen Sammlung von
anatomischen Aufsätzen und Bemerkun-
gen zur Aufklärung der Fischkunde.
I. Th. Leipz. 1795. 8.
Augustin. Scilla de corporibus mari-
nis lapidescentibus ed. Rom. 1759. 4.
tab. 2. fig. 3.
s. Hèrissant in den Mém. de l'Acad.
des sc. de Paris 1749. pag. 155. und W.
André in den phil. Transact. vol. LXXIV.
pag. 274.
Eins der wunderbarsten Arten von Ge-
biss findet eich beym Narinarifische, ei-
ner westindischen Rochengattung (Raja
flagellum Schneid) und ist von Sloane
als die Zunge des Thiers beschrieben
und abgebildet in den philos. Trans-
act. vol. XIX. pag. 674. – Das Stück,
was ich davon besitze, ist ein flacher
Knochen gegen 5 Zoll lang, fast 2 Zoll
breit, und klein Fingers dick, der aus
15 nach der Länge an einander stehen-
den bogenförmigen Abschnitten zusam-
men gefügt, und jeder dieser Bogen
auf der obern Seite mit 60 dicht neben
einander liegenden schmalen, Zähnen
bedeckt ist.
C. H. Geoffroy im Xten B. der Anna-
les du Muséum und H. Rosenthal im
Xten B. des Archivs für Physiologie.
Ich besitze ein Exemplar des überaus
sonderbaren, hierher gehörigen Knochen
der im Museum Wormianum pag. 270.
in Jacobaei museum regium tab. 9. fig. 2.
und in Olearii Gottorf. Kunstkammer
tab. 12. fig. 3. abgebildet, und lange für
ganz räthselhaft gehalten worden. Er
ist dicht, flachrundlich, ohngefähr von
der Form und Grösse einer glatten Ca-
stanie, verläuft sich am obern Rande
mit der einen Seite in einem knochich-
ten Stachel, und articulirt auf der an-
dern mittelst eines bewundernswerthen
Ginglymus ohne seines Gleichen mit
[Seite 120] zwey kleinen Knöchelchen verschiede-
ner Grösse, die ohngefähr die Form
von Pfeilspitzen haben. Höchst wahr-
scheinlich gehört er einem ostindischen
Chaetodon (vermuthlich dem Ch. arthri-
ticus Schneid.) zu; so dass das grössere
Stück zur Grundlage der Rückenflosse
dient, und die kleinen die ersten ra-
dios derselben ausmachen. – Vergl. W.
Bell's description of a Chaetodon cal-
led by the Malays Ecan Bonna, in den
philos. Transact. 1793. und Goth. Fi-
scher im Archiv für die Physiol. IV. B.
1 St.
Eine genaue Beschreibung und Abbil-
dung derselben s. in einer der muster-
haftesten naturhistorischen und zooto-
mischen Monographieen, Hrn. Hofrath
Sulzer's Versuch einer Naturgeschichte
des Hamsters p. 41. 58 u. f. tab. 3. fig. 1.
e. Ever. Home's Life of J. Hunter
vor dieses letztern posthumen Werke
on the blood, inflammation etc. p. 42.
Vom Schlund, so wie vom ganzen tu-
bus alimentarius vieler Thiere aus ver-
schiedenen Classen s. besonders Grew
im Anhange zum obgedachten museum
Regal. Societ.
s. Hrn. Prof. Nebel de nosologia bru-
torum cum hominum morbis comparata.
Giess. 1798. 8. pag. 66.
Unerwartet scheint es auf den ersten
Blick, dass auch die wiederkauenden
Bisulca, denen dach der Rückweg des
Futters aus ihren ersten Mägen in den
Schlund so geläufig ist, ebenfalls nur
äusserst schwer zum Erbrechen zu brin-
gen sind. – Ich besitze von der Güte
des verdienstvollen Veterinararztes. Hrn.
Havemann's, Directors der Vieharzney-
schule zu Hannover einen Haarballen
aus dem Pansen einer Kuh, die an
Stockung in der Verdauung litt, wel-
cher nach der Anwendung eines Stücks
weisser Niesswurz, das dem kranken
Thier durch einen Einschnitt vorn am
Brustlappen unter die Haut geschoben
worden, mit Heftigkeit weggebrochen
ist. Eine ausführlichere Nachricht da-
von habe ich im II. B. von Hrn. Hofr.
Voigt's Magazin für den neuesten Zu-
[Seite 126] stand der Naturkunde pag. 637 u. f.
mitgetheilt.
s. hierzu überhaupt Jens W. Neer-
gaard's vergleichende Anatomie der
Verdauungswerkzeuge der Säugethiere
und Vögel. Berl. 1806. 8. und Home
in den philosoph. Transact. for 1807.
Doch ists nicht wörtlich zu nehmen,
wenn Röderer sagte: ‘„Der Bär hat
einen doppelten Magen: des erstern
und grössern Bau ist wie bey den
fleischfressenden Thieren; des zwey-
ten und kleinern wie bey den Vögeln,
die sich mit harten Saamen nähren.“’
Bertin in den mém. de l'Ac. des scienc.
de Paris a. 1746. tab. 7. und Neergaard
a. a. O.
An beiden Hälften dieser innersten
Haut des Pferdemagens finden sich, zu-
[Seite 128] mal im Frühjahr, so häufigst die Lar-
ven zweyer Gattungen des Bremsenge-
schlechts, vom Oestrus equi nemlich
(– den Linné Oe. bouis nannte –),
und vom haemorrhoidalis, deren wahre
Naturgeschichte erst neuerlich, durch
den vortrefflichen Veterinararzt Herrn
Bracy Clark im III. B. der Transactions
of the Linnean Society pag. 298 u. f.
aufgehellt worden. – Die Figur der
Pferde-Bremse und ihrer Larve findet
sich auch in meinen Abbildungen na-
turhistorischer Gegenstände, tab. 47. fig.
3. 4. 5.
So sagt Labillardiere in der Relation
du voyage à la recherche de la Pérouse.
T. I. pag. 134.
Tyson in den philos. Transact. vol. XIII.
pag. 364. tab. 1. fig. 5. tab. 2. fig. 1. 2.
Daubenton. Vol. XIII. pag. 54. tab. 3.
und pag. 63. tab. 7. und Hr. Prof. Wie-
demann in sein. Archiv. I. B. 1tes St.
pag. 145 u. f.
s. z.B. Tyson's anatomy of a Porpess.
Lond. 1680. 4. tab. 1. fig. 6. und 1.
Hunter in Hrn. Prof. Schneider's Bey-
trägen zur Naturgeschichte der Wall-
fischarten. I. Th. pag. 51 u. f.
Von dem Heer von Schriftstellern, die
über die Mägen der wiederkauenden
Thiere und deren Function geschrieben
haben, führe ich nur folgende wenige,
wegen der deutlichen Abbildungen an,
die sie geliefert, besonders diejenigen,
[Seite 131] aus welchen sich die in den ersten Le-
bens-Perioden so auffallend zunehmende
Grösse des ersten Magen im Vergleich
zum vierten ersehen lässt.
Observationes anatomicae collegii pri-
vati Amstelodamensis. (P. I.) 1667. 12.
pag. 12. fig. 3. (vom neugebohrnen Kalbe)
Perrault im III. B. seiner Essais de
physique. pag. 211 u. f. tab. 13. 14.
Jo. Conrad. Peyeri merycologia. Basil.
1685. 4.
Jo. Jac. Harderi apiarium ib. 1687. 4.
pag. 16. tab. 1. (vom ungebohrnen Kalbe)
Daubenton T. IV. tab. 15-18. (unter
andern tab. 15. fig. 2. von einem Kalbe
von fünf Wochen).
P. Camper Lessen over de thans zwee-
vende Veesterfte, Leeuward. 1769. 8.
H. Vink Lessen over de herkauwing
der Runderen, Rotterd. 1770. 8.
Meist in diesem ersten Magen, seltner
im zweyten finden sich zuweilen bey
manchen wiederkauenden Bisulcis ku-
glichte oder länglichtrunde krankhafte
Concremente von dreyerley Stoff; die
nemlich entweder aus verschluckten
Haaren, oder ans unverdauten Pflan-
zenzasern zusammengeballt, oder aber
aus Säften, als Steine abgesetzt sind.
Die Haarballen, zumal beym Horn-
vieh, entstehen aus ihren eignen Haa-
ren, die sie sich ablecken, und die
dann im Magen gleichsam zusammen
gefilzt werden. Sie bleiben entweder
auch von aussen haaricht, oder werden
da wie mit einer schwarzglänzenden
Glasur überzogen, die der an ihren
Backzähnen ähnelt (– §. 23. S. 43. –).
Die aus vegetabilischen Stoffen, und
wie man sagt, besonders aus den ma-
[Seite 133] cerirten Zasern der Aethusa meum ge-
bildeten Gemsballen (aegagropilae) fin-
den sich bey den Gemsen, und sind
meist von einem überaus zarten, fei-
nem Zunderschwamme ähnlichen Ge-
webe, von aussen aber auch mit einer
glatten schwarzen Rinde bekleidet.
Von den steinartigen oder sogenann-
ten Bezoaren kommen die orientalischen
aus wilden Ziegen. Die occidentali-
schen aber aus den Südamericanischen
Gattungen des Camelgeschlechts. Letz-
tre sind meist von gelblichgrauer Farbe;
erstre grünlichschwarz mit concentri-
schen schaalichten Ablosungen, und hal-
ten zuweilen als Kern ein Stückchen
Reisholz. – Bey einem ziemlich grossen
orientalischen Bezoar, den ich zur Un-
tersuchung durchsägt, besteht hingegen
der Kern aus rothbraunen, überaus zar-
ten und dichten Gewebe wie Zunder-
schwamm, oder wie die Substanz der
Gemsballen.
Das setzt freylich eine Art von will-
kührlichen Bewegungsvermögen in die-
sem Theil voraus. Aber überhaupt ist
der Einfluss des Willens auf das Ge-
schäft des Wiederkauens unverkennbar.
Es ist an keine bestimmte Zeit gebun-
den, sondern die Thiere können es
bey vollem Pansen nach Gelegenheit
der Umstände früher oder später in
Gang setzen. – Unter den nicht gar
seltnen Beyspielen von ruminirenden
Menschen wird von manchen ausdrück-
lich gesagt, dass es bey ihnen ein will-
kührliches Geschäfft gewesen. Ich selbst
habe vier Männer gekannt, die ihr
Gemüse u.a. vegetabilische Nahrung
wiederkaueten. Sie versicherten was
ebenfalls schon von andern angemerkt
worden) dass für sie die Rumination
ein wahrer Genuss sey: und der eine
hatte es ganz in seiner Willkühr, wenn
er sich denselben erlauben durfte, oder
nach Beschaffenheit der Umstände ver-
sagen musste.
So hats schon der alte Severino in
seiner reichhaltigen Zootomia Demoori-
tea eingesehen: ‘„penula et ollula me-
dia reuomitur ad os, hinc ruminatum
ad conclaue descendit, et hinc postremo
ad ventriculum proprie dictum.“’
Ich habe schon anderwärts das Ge-
ständniss geäussert; dass mir die allge-
meine, auf alle wiederkauende Thiere
passende Endabsicht der Rumination
und der Hauptnutzen, den diese so wun-
derbar zusammengesetzte Function für
ihre Oeconomie haben muss, noch un-
bekannt ist. Was insgemein dafür an-
genommen wird, ist sämmtlich unbe-
friedigend. Den alten Aristotelischen
und Galenischen Wahn als sey es zum
Ersatz der Vorderzähne, deren Stoff
[Seite 139] bey diesen Thieren zu Hörnern und
Geweihen verwandt werde, hat schon
Fabric. ab aquapendente mit leichter
Mühe widerlegt.
Perrault u.a. meynten, es sey zur
Sicherheit dieser vielfressenden und
meist schüchternen Thiere, um nicht
zu vielen Nachstellungen ausgesetzt zu
seyn, wenn sie lange Zeit mit Kauen
auf offner Weide zubringen müssten.
Aber der Indische Buffel ruminirt auch,
der doch vor keinem Löwen flieht,
sondern ihn eher anfällt und gemeinig-
lich zu nichte stösst. Und der Steinbock
hausst in solchen alpinischen Regionen,
die jedem Raubthier unzugänglich sind,
und was dergleichen mehr ist.
Nemlich wohl gewiss nicht, wie Hr. Burt
im IIten B. der Asiatick Researches ver-
muthet, um sich davon zu nähren, son-
dern wie mir es scheint, vielmehr um die
lebendigen Insecten u.a. kleinen Thie-
re, die sein gewöhnliches Futter sind,
dadurch todt zu quetschen u.s.w., die
sonst vermöge ihrer Vitalität der blossen,
chemischen Action des Magensafts eben
so wohl resistiren wurden, als es bey
Menschen und andern Säugethieren die
einheimischen Spulwürmer, oder ver-
schluckte Wassermolche u.s.w. thun. –
Davon unten ein mehreres.
Edwards's natural History of Birds.
T. II. tab. 73. und Hrn. Prof. Schneider
ad reliqua librorum Friderici II. T. II.
pag. 9.
Eine Seemöve (Larus tridactylus), die
ich Jahre lang lebendig unter Augen ge-
habt, konnte Spannenlange Knochen
verschlucken, so dass bloss das untre Ende
davon in den Magen reichte und von
[Seite 143] demselben verdaut ward, indess das
übrige noch in den Schlund hinauf-
ragte, und so wie jenes aufgelösst ward,
allgemach nachrutschte.
Ueber den ähnlichen Ursprung der gal-
lertigen vulgo sogenannten Sternschnup-
pen s. Morton's natural History of
Northamptonshire. pag. 353. und Dr.
Persoon in Hofr. Voigt's neuen Maga-
zin. I. B. 2tes St. pag. 56.
Dr. Wolf in dem eben angeführten
Magazin. I. B. 4tes St. pag. 73. tab. I.
Dr. Neergard in dem oben (S. 126.)
angeführten Werke tab. 4. fig. 1. 3.
Vom umgekehrten Verhältniss des Al-
ters der jungen Tauben zur Zeit wie
lange die Alten das Futter für dieselben
im Kropfe behalten, s. Viridet du bon
chyle pour la production du sang. T. I.
pag. 78.
Vallisnieri nennt ihn daher auch bey
diesem Thier ventricolo primo; s. dess.
Notomia dello Struzzo. tab. 1. p. 159.
u. f. der Ausgab. v. 1713. 4.
Von mancherley andern Verschiedenhei-
ten dieses Theils an allerhand Vögeln
s. die Pariser Mémoires pour servir à
l'histoire naturelle des animaux, hin
und wieder.
Wie Herissant glaubte und darin den
Grund suchte, warum der Kukuk nicht
brüten dürfe, s. die Mém. de l'Acad.
des sciences de Paris 1752.
Wepferi cicutae aquaticae historia et
noxae pag. 174. – Ueberhaupt eins der
reichhaltigsten Werke zu diesem ganzen
Abschnitt der Zootomie.
J. Conr. Peyeri anatome ventriculi gal-
linacei an seiner Exercit. de glandulis
intestinor. Scafhus. 1677. 8.
Al. Monro des Aelt. Versuch über ver-
gleichende Anatomie. Aus dem Engl.
Götting. 1790. 8. pag. 71.
Reaumür's zahlreiche Versuche die Stärke
dieser Triturationskraft zu bestimmen,
sind allgemein bekannt. Sie stehen un-
ter andern im Hamburgischen Magazin
XII. B. pag. 63 u. f.
Ein paar minder bekannte Beobach-
tungen sind, dass. Fel. Plater einen
Onyx, den eine Henne verschluckt hatte,
nach vier Tagen um ein Viertheil klei-
ner fand, und dass ein Louisd'or auf
diese Weise im Magen einer Ente 16 As
am Gewicht verloren hatte, s. Swammer-
dam bibl. nat. pag. 168.
Zweck und Nutzen dieses Steinschluk-
kens ist sehr verschieden angegeben
worden. – Nach Caesalpinus sollte
es mehr ein Medicament als ein all-
tägliches Beförderungsmittel zur Ver-
dauung seyn. – Nach Boerhaave na-
mentlich ein absorbens gegen die Ma-
gensäure. – Nach Redi ein Surrogat
für den Mangel der Zähne. – Nach
Whytt besonders ein mechanisches
Reitzmittel für den Magen, das ihnen
bey der so schwielichten Haut, womit
er ausgekleidet sey, zu statten komme,
und was dergleichen mehr ist.
Spallanzani verwarf geradezu alles
Zweckmässige dabey und meinte, die
Vögel thätena bloss aus Stupidität. Ich
zweifle aber, ob man in dieser Mei-
nung grosse Sagacität finden kann, wenn
man weiss, wie schlechterdings unent-
[Seite 151] behrlich ihnen dieses Hülfsmittel zur
Verdauung ihrer Körner ist, da sie ohne
dasselbe beym reichlichsten Futter ab-
zehren u.s.w. – Auch ist daher je-
nes Paradoxon schon von J. Hunter on
animal oeconomy pag. 155. und von D.
G. Fordyce on digestion pag. 23. treff-
lich widerlegt worden.
Mir scheint übrigens das Bedürfniss
des Einschluckens dahin abzuzwecken,
um die Saamenkörner dadurch zu töd-
ten und ihrer Lebenskraft zu berauben,
die sonst der Digestionskraft widersteht
(– s. oben S. 141. Not.*) –); so wie
man gefunden hat, dass die Pferde,
wenn man ihr Futter an Hafer und
Gerste vorher durch abbrühen tödtet,
nur halb so viel brauchen und doch
besser dabey gedeihen als sonst.
Abbildungen von mancherley Fisch-
mägen s. im IIten B. von Sam. Col-
[Seite 154] lins's System of anatomy. Lond. 1685.
Fol. und bey Vicq-d'Azyr in den oben
[pag. 118. Not.*)] angeführten Abhand-
lungen.
Vergl. z. B. den Magen der Raupe von
Papilio vrticae bey Swammerdam bibl.
naturae tab. 34. sig. 4. mit dem des
Schmetterlings tab. 36. fig. 1.
Hierher gehörige Abbildungen von Mä-
gen aus den verschiedenen Ordnungen
dieser Classe haben gegeben: z.B. von
der Larve des Nashornkäfers Swammer-
dam tab. 27. fig. 11. 12. vergl. mit Rösel
II. B. Erdkäfer 1. Cl. tab. 8. fig. 1. 2.
Von der Larve des Hornschröters
Rösel a. a. O. tab. 9. fig. 8.
Vom Ohrwurm C. F. Posselt tenta-
mina circa anatomiam Forsiculae auri-
culariae. Jen. 1800. 4. fig. 26.
Vom Gryllus verruciuorus Rösel II. B.
Heuschrecken tab. 9. fig. 2.
Vom Seidenwurm Malpighi de bom-
byce Lond. 1669. 4. tab. 5. fig. 1. und in
der Puppe tab. 8. fig. 3. vergl. mit Rösel
IIIten B. tab. 9. fig. 1. 2. und F. Bibiena
in den Comm. instit. Bononiens. T. V.
[Seite 157] P. I. tab. 2. fig. 7. 8. 10. 11. und tab. 3.
fig. 13.
Von der Weidenraupe Lyonet's Mei-
sterwerk tab. 13. fig. 1. 2.
Vom Uferaas (Ephemera horaria)
Swammerdam tab. 15. fig. 1. 5.
Von der Puppe der Musca chamaeleon
tab. 41. fig. 6.
Swammerdam algem. Verhandel. van de
Bloedeloose Dierkens. Utr. 1669. 4. pag.
93. und G. Hier. Velschii hecatosteae
obs. Aug. Vindel. 1675. 4. pag. 41.
Abbildungen von Mägen bey Würmern
aus den verschiedenen Ordnungen ha-
ben unter andern folgende Zootomen
gegeben:
Vom Spulwurm Tyson in den philos.
Transactions. vol. XIII. N. 147. Vergl.
mit P. Chr. Fr. Werneri vermium in-
testinal. expositio. Lips. 1782. 8. tab. 7.
fig. 153 und 154.
Vom Regenwurm Willis a. a. O. tab.
4. fig. 1. vergl. mit Vandelli diss. de
Aponi thermis etc. Patav. 1758. 8. [Seite 160]
Vom Blutigel Morand in den Mém.
de l'ac. des sc. de Paris a. 1739. vergl.
mit Bibiena in den comm. instit. Bo-
noniens. T. VII. pag. 102.
Von der Weg-Schnecke Swammer-
dam tab. 9. fig. 2.
Von Tintenfischen ebendas. tab. 51.
fig. 5. vergl. mit Monro's Physiologie
der Fische tab. 31. der Schneiderschen
Uebers.
Von mancherley Muscheln Poli in
den testac. vtriusque Siciliae Parm.
1791-95. II. B. gr. Fol. und zwar na-
mentlich unter den Vielschaligen, von
pholas dactylus T. I. tab. 7. fig. 2. 8. –
und unter vielen zweyschaligen vor-
züglich von Tellina planata T. I. tab.
14. fig. 8. von Mactra neapolitana T. II.
tab. 19. fig. 1. 3. 4. 5. und von Venus
chione tab. 20. fig. 4. 7.
Von Schnecken s. z.B. den der He-
lix pomatia bey Swammerdam tab. 5.
fig. 6. 7. 8.
z.B. im Chiton cinereus bey Poli T. I.
tab. 3. fig. 9.
Vergl. damit den auf eine ähnliche
Weise bezahnten Schlund der Tinten-
fische in Turberv. Needham's nouvel-
les observations microscopiques tab. 3.
fig. 1 und 4.
Humphrey in den Transact. of the Lin-
nean Society vol. II. pag. 15. Drapar-
naud im neuen Journ. de physique T. VII.
pag. 146.
Eben dieser Magen war neuerlich von
einigen Naturforschern für ein eigenes
Geschlecht einer ganz neuen Ordnung
von dreyschaligen Conchylien angesehen
worden.
Anmerkenswerth ist wie der Caliber der
Därme und die Stärke oder Dicke ihrer
[Seite 164] Häute durchaus eben in keinem be-
stimmten Verhältniss zueinander stehen.
So haben z.B. die mächtig langen aber
nur klein fingersdicken tenuia einer
bald erwachsnen Robbe ohne Vergleich
weit robustre Membranen als die mehr
als daumensstarken des Opossum bey wel-
chem sie aufgetrocknet wie die zarteste
Blase durchscheinen, statt dass sie bey
der Robbe ihrer robusten Dicke wegen
fast undurchsichtig sind.
Viel wichtiges über den verschiednen
Bau der Gedärme, aber auch des Ma-
[Seite 165] gens und andrer Bauch-Eingeweide bey
den Nagethieren, enthalten Pallas no-
vae species quadrupedum e glirium or-
dine. Erlang. 1778. 4.
Ueber den Bau dieser flockichten Haut
in vielerley Gattungen aus allen vier
Classen von rothblütigen Thieren s.
Rom. Ad. Hedwig disquisitio ampullu-
larum Lieberkühnii. Lips. 1797. 4. und
Asm. Rudolphi's anatomisch-physiolo-
gische Abhandlungen S. 41.
Genaue Beschreibung dieser Klappe bey
den hieländischen Hausthieren gibt J.
M. Röderer de valuula coli. Argent.
1768. 4. pag. 46 u. f.
Bey diesem öffnen sich auch die Biber-
geilbehälter in die cloaca. s. Andr.
Conr. Bonn anatome Castoris. Lugd.
Batav. 1806. 4. tab. I. fig. 1.
So wie oben der Bezoare und anderer
Magen-Concremente gedacht worden,
so verdienen hier die Intestinalsteine,
die sich zuweilen bey Pferden finden,
und die köstlichen Stercoralverhärtun-
gen bey Cascheloten, Erwähnung.
Jene sind gemeiniglich gelblich grau,
kugelrund, von aussen fettglänzend, auf
[Seite 169] dem Bruche matt, erdig; halbhart; ihre
mittlere Grösse ohngefähr wie die einer
Billardkugel; theils aber hat man sie
auch grösser als ein Menschenkopf ge-
sehen; so wie überhaupt alle diese
äusseren Kennzeichen gar vielartig va-
riiren. Das Merkwürdigste ist ihr Ge-
halt, der nach Fourcroy's und Bar-
tholdi's Analyse, wenigstens bey vie-
len, zur Hälfte aus phosphorsaurer Talk-
erde besteht. – Gewöhnlich finden sie
sich bey Müllerpferden, die lange mit
Kleie und Mehlstaub gefüttert worden;
meist nur Einer, zuweilen aber auch
ihrer eine grosse Menge beysammen;
am öftersten im Grimmdarm, sehr sel-
ten im Magen (wenn anders diese von
der nämlichen Art gewesen sind). In
den häufigsten Fällen sind sie erst nach
dem Tods des Thiere bey der Section
[Seite 170] gefunden worden. – In den Episto-
lis de re numismatica ad Z. Goezium
pag. 247. finde ich aber auch ein Bey-
spiel, wo ein Pferd geraume Zeit hin-
durch alle Monathe einen solchen Stein
von der Grüsse eines Hünereyes mit
dem Miste von sich gegeben.
Eine ganz von diesen Darmsteinen
verschiedene Art von kugelichten Con-
crementen, die sich ebenfalls zuweilen
bey Pferden im colon und zumal im
coecum findet, ist ans vegetabilischen
feinen Zasern innig zusammengeballt,
und ähnelt auf den ersten Blick den
Gemskugeln; daher auch Lafosse der
sie beschrieben und abgebildet, diesel-
ben aegagropilas (und hingegen die
wahren Darmsteine bezoar equinum)
nennt. S. dess. Cours d'hippiatrique
pag. 158. tab. 51. fig. 20-22. Sie sind
80 wie die Gemsballen weit leichter als
jene Darmsteine, und nicht selten fin-
den sie sich Paarweise beysammen. Ein
grösserer (wohl wie ein Kindskopf,)
[Seite 171] napfförmig, in welcher der andere klei-
nere kugelichte einpasst.
Die Stercoralverhärtung vom Casche-
lote oder Pottfische ist Hie unter dem
Namen des grauen Ambers bekannte
kostbare Substanz, die schon vorlängst
für ein thierisches Excrement, neuer-
lich aber von vielen für ein Fossil,
von andern für ein Baumharz gehalten
worden; deren animalischer Ursprung
aber nun nach den genauesten Untersu-
chungen ausser Zweifel gesetzt scheint.
– Der Herr Baronet Banks schrieb mir
darüber, dass nach dem was er von den
englischen Südseewallfischfängern erfah-
ren, der im gesunden Zustande des Ca-
schelots fast flüssige Auswurf durch eine
Art von Verstopfung zu Amber verhärte;
daher man ihn nur in matten abgemer-
gelten Thieren finde, und der festeste
kostbarste komme, wie es scheint von
Todten, die nämlich an der dadurch
verursachten Krankheit gestorben.
Beym Straus bildet sie eine grosse kug-
lichte Blase, s. Sam. Collins's System
of Anatomy vol. II. tab. 73.
Im Mastdarm fand ich diese Falten so
breitblätterig und in solcher Menge
dicht an einander liegend, dass ein
Querdurchschnitt desselben das Ansehen
eines sternförmigen breiten Ringes hatte.
Diejenige Strecke des dünnen Darmes,
die dem Sprachgebrauche nach das ieiu-
[Seite 174] num heissen wurde, war id dem Thiere,
das ich secirt, zumal da wo das Ge-
kröse ansitzt, etwa spannenlang mit un-
zähligen kleinen beutelförmigen Fort-
sätzen besetzt; (fast wie die sogenannten
appendiculae epiploicae, die sich zuwei-
len bey manchen Säugethieren finden.)
Vergl. Charas nouvelles experiences sur
la vipére. Par. 1672. 8. und Tyson's
anatomy of a Rattle-Snake in den
philos. Transact. Vol. XIII. N. 144.
Aus einer andern Gattung von Rochen
abgebildet von Swammerdam in der
vierten (überhaupt für die Zootomie gar
reichhaltigen) Ausg. von Th. Bartholini
anatome Lugd. Bat. 1673. 8. pag. 297.
Aus einem Hayfische in Perrault's
Essais de physique T. III. pag. 219.
Das Hauptwerk über diesen merkwür-
digen Theil ist die äusserst seltene Pars
altera obseruationum anatomicarum col-
legii priuati Amstelodumensis, 1673. 12.
die fast ganz Swammerdams Arbeit ist.
Bey manchen, wie z. E. bey der Quappe,
haben sie ein gleichem fingerähnliches
Ansehen; daher dieser Theil bey die-
sem Fische vorlängst unter dem Namen
Quappenhändchen oder Quappenfuss be-
kannt war. s. Chr. Encelius de re
metallica. Francof. (1551.) 8. pag. 241.
wo auch meines Wissens die erste Ab-
bildung davon gegeben worden.
Die Folgen, die sich hieraus zur Auf-
klärung des Secretionsgeschäfts über-
haupt ziehen lassen, habe ich schon in
den institution. physiolog. pag. 397. ed. 3.
angedeutet.
Sie sind von manchen Zootomen für
dünne Därme, von andern für Gallen-
wege, von noch andern für Milchge-
fässe gehalten worden.
Hierher, so wie zu manchen der fol-
genden Abschnitte, gehören die mehre-
sten der schon oben pag. 156 und 159
angeführten Abbildungen.
Beyläufig verdient doch als eine beson-
dre Eigenheit der Leber einiger an und
in der See lebenden vierfüssigen Säuge-
thiere, des Eisbären nämlich und ge-
wisser Seehunde, erwähnt zu werden,
dass ihr Genuss für den Menschen giftig
zu seyn scheint. So erfuhren es an
jenem, Heemskerk's Gefährten auf No-
waja Semlja, und an diesen, die schiff-
brüchige Mannschaft von Anson's Ge-
schwader an der Küste von Pata-
gonien.
Manche haben freylich den sehr weiten
Gallengang des Pferdes auch eine Blase
nennen wollen. s. z.B. Sr. Th. Brown's
pseudodoxia epidemica pag. 119. der Ausg.
von 1672.
Eher kann man das vom Elephanten
sagen, dessen Gallengang bey seinem
Eintritte in den Darm eine blasenför-
mige Weitung macht. Camper tab. 7.
Einen ähnlichen Bau hat Neergaard
im Waschbär gefunden. s. dess. ver-
gleichende Anat. der Verdauungswerkz.
tab. 6. fig. 4-8.
Stukeley on the Spleen tab. 3 und tab. 4.
fig. 2 und 4.
Beides, jene Leber-Blasengänge und
diese zellichte Textur verdienen um so
mehr Erwähnung, da sie zu Irrthümern
in der Physiologie des Menschen Anlass
gegeben.
Einiges was ich aus der Lage und Be-
schaffenheit der Milz mancher Thiere,
über H. Home's sehr scharfsinnige Mei-
nung vom Nutzen dieses Theils (um
nemlich die Flüssigkeiten gleich aus der
obern- oder Schlundhälfte des Magens
abzuführen) erinnert, s. in der 3ten Ausg.
meiner Institut. physiolog. pag. 335.
Diesem kann ich jetzt noch beyfügen,
dass ich ohnlängst bey der Zergliede-
rung einer alten Löwin (also einer
Thierart die sehr wenig säuft,) den-
noch eine auffallend grosse Milz gefun-
[Seite 184] den, die bey weiten grösstentheils über
der untern- oder Darmhälfte des Ma-
gens lag.
Vom besondern Ansehen des Netzes bey
einzelnen Gattungen führe ich seiner
auffallenden Eigenheit wegen nur das
vom Waschbär (Vrsus lotor) an, das
ich von dem eifrigen Zoptomen, Hrn.
Dr. Albers in Bremen erhalten habe.
Es ist nach Verhältniss sehr gross und
besteht aus unzähligen riemenförmigen
netzartig zusammen anastomosirenden
Fettstreifen von einer ausnehmenden
Eleganz, die durch eine äusserst zarte
fast Spinnweben ähnliche Zwischenhaut
unter einander verbunden sind.
Wunderschön und ausnehmend gross
habe ich es auch bey der Zergliederung
der gedachten Löwin gesehn.
Vergl. A. G. Stosch de omentis mamma-
lium, partibusque illis similibus alio-
rum animalium. Berol. 1807. 8.
Beschreibungen dieses Theils aus man-
cherley Vögeln, Amphibien und Fischen
s. bey A. Moreschi della Milza in tutti
gli animali vertebrali. Mail. 1803. 8.
Br. Robinson on the food and discharges
of human bodies. Lond. 1748. 8. pag. 97
u. f. tab. 1 und 2.
De omento et adiposis ductibus, Oper.
T. II. pag. 35. 42. 46 und 49. der Londn.
Fol. Ausg.
Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1. –
Rösel III. Th. tab. 58. fig. 9. tab. 59.
fig. 15. 16.
Poli T. I. tab. 3. fig. 5. 10. vom Chiton
cinereus. – tab. 4. fig. 13. 16. von Le-
pas balanus. – tab. 8. fig. 7. von Pho-
las dactylus. – tab. 13. fig. 1. vom Solen
strigilatus. – tab. 14. fig. 12. von Tel-
lina planata. – tab. 22. fig. 11. 12. vom
Spondylus gaederopus u.s.w.
Beym Bär wohl aus 50 und darüber, s.
H. F. v. Fleming deutscher Jäger. Leipz.
1719. Fol. pag. 126 u. f.
Bey manchen Palmatis (z.B. Robbe und
Fischotter) bilden die Nierenvenen ein
ansehnliches Netz, mit dessen Maschen
die Furchen zwischen der mamelonir-
ten Aussenfläche der Nieren durchzo-
gen sind.
Nemlich nach den meisterhaften Unter-
suchungen des Herrn Prof. Meckel
[Seite 192] (über alle die dreyerley gedachten drü-
senartigen Organe) in seinen Abhand-
lungen aus der menschlichen und ver-
gleichenden Anatomie. Halle 1806. 8.
Vesalii anatomicar. Falloppii obserua-
tionum examen. pag. 126 u. f. der Orig.
Ausg. v. 1564. 4. Riolani anthropo-
graphia pag. 241. der Pariser Ausg. v.
1626. 4.
Bey den Pferden, von deren Intesti-
nalsteinen oben die Rede gewesen, fin-
den sich auch nicht gar selten Harn-
blasensteine und zwar theils von aus-
nehmender Grösse. Diese zeichnen sich
in Rücksicht ihres Stoffes gar sehr von
den Menschlichen aus, da sie nach
[Seite 193] Fourcroy's und Vauquelin's Untersu-
chung weder Phosphorsäure noch Harn-
säure, sondern statt deren Kohlensäure
enthalten.
Aloys. Galvani in den comment. instit.
Bononiens. T. V. P. II. pag. 508. tab. 1. 2.
Eins der lehrreichsten Beyspiele von
auffallender Aehnlichkeit zwischen den
secernirenden eigentlich sogenannten
Eingeweiden und den glandulis con-
glomeratis. Vergl. die institut. physio-
logic. a. a. O.
s. Hrn. C. von Schreibers üb. den Harn der
Eidechsen in Gilbert's Annalen 1813.
XLIII. B. S. 85.
Daher schon die alten Normannen ihre
fast unverwüstlichen Ankertaue daraus
verfertigten. – s. J. Spelmanni vita
Aelfredi magni Anglor. Regis. Oxon.
1678. Fol. pag. 205.
Namentlich habe ich diess z. E. bey
mehreren Macacos (Simia cynomolgus)
und Mandrils (Papio maimon) bemerkt.
Frisch habe ich diese Haut der Cetaceen
bloss bey einem gestrandeten Finnfische
(Balaena boops) und einem Delphine zu
untersuchen Gelegenheit gehabt. Bey
beiden bildete sie eine ansehnliche
Schleimlage: doch war sie bey weiten
nicht von der Dicke eines kleinen Fin-
gers, wie sie an einem übrigens unbe-
stimmten Wallfisch im Museum Gaubia-
num 1783. 8. pag. 14. angegeben wird.
So wie ich sie bey mehreren dieser
Thiere über dem Rüssel unter der Stirne
befunden, hatten sie grosse Aehnlichkeit
mit der hornzapfigen Oberhaut der bei-
den sogenannten porcupine-men, aus
Suffolk, die sich vor einigen Jahren
auch hier bey uns sehen liessen, und in
der trefflichen Monographie des Hrn.
Hofr. Tilesius über die beiden sogenann-
ten Stachelschweinmenschen aus der Fa-
milie Lambert, Altenb. 1802. gr. Fol.
auf's genaueste beschrieben und abge-
bildet sind.
Durch gewisse Abweichungen des Bil-
dungstriebes, die zumal in fehlerhafter
Beschaffenheit des corii ihren Grund zu
haben scheint, kann auch bey Men-
schen das Haar eine ihm sonst unna-
türliche, gewissermassen dem von man-
chen Quadrupeden und namentlich dem
von Hirschen und Rehen ähnelnde Form
erhalten. Diess war z.B. der Fall bey
dem Mädchen aus dem Trierischen, das
in den 70ger Jahren hier so wie in einem
grossen Theile von Europa zur Schau
herumgeführt worden. s. Lavater's
physiognom. Fragmente IV. Th. pag. 68.
und den IV. B. des Supplement zum
Büffon pag. 571.
Mehr davon habe ich in der 3ten Ausg.
der Schrift de generis hum. varietate
natiua pag. 163 u. s. gesagt.
An den Rückenfedern eines so eben aus
dem Ey gekrochenen jungen Stranses in
meiner Sammlung, sind theils bis 20 in
einem gemeinschaftlichen Kiele verbun-
den. s. Abbild. n. h. Gegenst. VIII. H.
tab. 77. fig. 2.
So wie man schon manchesmal in mensch-
lichen Leichen, zumal bey Weibsperso-
nen in einer sogenannten Honig- oder
Grützgeschwulst der Eyerstöcke, theils
auffallend grosse Haarbüschel gefunden;
so haben sich auch zuweilen, doch ohne
Vergleich seltner, bey zahmen Gänsen
und Enten, an Eingeweiden der Brust
und des Unterleibes eben so präterna-
turelle Gebilde von wundersamen wie
mit Schmalz übergossnen Federgewächsen
gezeigt.
In einem Faustgrossen dergleichen
Stück, womit Hr. Dr. Baring zu Elbin-
gerode meine Sammlung bereichert hat,
und das aussen am Magen einer gemä-
steten Gans gesessen, stecken zum min-
desten viele hundert weisser, meist
zwey Zoll langer und wie mich die Un-
tersuchung gelehrt hat, vollkommen
ausgebildeter Federn.
Vergl. die ähnlichen Fälle in Hanow's
Seltenheiten 1. B. S. 255. und in Jac.
Penada osservaz. e memorie anatomiche.
Sagg. II. Pad. 1800. 4. p. 59.
Die genaue Beschreibung dieser wunder-
samen Sexual-Metamorphose an einer
alten Goldfasanhenne in meiner Samm-
lung s. in der oben S. 14. angeführten
Commentatio pag. 8 u. f.
Ant. Nuck sialographia tab. 3. und
tab. 6. fig. 2. 3.
Ueber eine besonders merkwürdige se-
cernirende Drüse, die sich beym Menschen,
sehr vielen andern Säugethieren und
vermuthlich allen Vögeln, und zwar
meist an der Aussenseite der Nasenhöle
findet, und deren Ausführungsgang sich
am vordern Ende der untern Muschel
öffnet, haben wir von dem trefflichen Dä-
nischen Wundarzt und Zootomen Hrn.
L. Jacobson hoffentlich bald nähere
Aufschlüsse zu erwarten. Das Bulletin
des Sciences. de la Socté philomathique
vom Apr. 1813 enthält vorläufig einiges
über die vergleichende Anatomie dieses
Organs, das er nach dem verdienstvollen
Entdecker desselben, la glande nasale
latérale de Sténon nennt. Vergl.
nemlich Stenonis obseruat. anatomie.
1662. 12. p. 105.
s. die Hist. des animaux der Pariser
Academisten P. III. pag. 138. tab. 22. fig.
Y. Z. und Camper's Elephantenanatomie
tab. 10. fig. 1. und tab. 11. fig. 1. 2.
Eine alte Bemerkung, die schon in
der Indischen Mythologie vorkommt. s.
Lt. F. Wilford im IIIten B. der Asia-
tick Researches pag. 443. Später auch
bey Strabo im XVten B. pag. 1031. der
Almelov. Ausg.
Vergl. auch Gen. Beaulieu's voy. aux
Indes orientales pag. 105. (in des ältern
Thevenot Samml. T. II.) und J. Wolfg.
Heydt's Ostind. Schauplatz pag. 212.
J. J. Wepfer in E. N. C. Dec. II. a. 6.
obs. 118.
Chabert und Heron im Journal de
l'Agriculture etc. Mai 1778. p. 87.
Die gelbe Feuchtigkeit in diesem letz-
tern verglich Tyson mit derjenigen, die
beym Menschen in den Jahren der Mann-
barkeit unter den Achseln ausgeschwitzt
wird. Phil. Transact. vol. XX. pag. 120.
s. z.B. Grew a. a. O. tab. 23. vom Iltis.
Wiesel, Fuchs und Katze.
Daubenton T. IX. tab. 4 fig. 1. vom
Löwen. tab. 16. fig. 2. vom Panther. tab.
32. vom Zibetthier. T. VII. tab. 13. von
der Fischotter u.s.w.
Tyson, der übrigens zuerst recht ge-
naue Untersuchungen über die mancher-
ley von ihm sogenannten Scent-Bags
angestellt (in Plott's natural history
of Oxfordshire pag. 305. und in den
philos. Transact. vol. XIII. pag. 39. 377.
vol. XX. pag. 120. u.s.w.), hat doch die
verschiedenen Arten derselben mitein-
ander verwechselt. So auch Haller
in den Elem. physiol. T. VII. P. I.
pag. 147. u.a.m.
Sarrazin in den Mém. de l'Ac. des sc.
de Paris 1725. tab. 12. fig. 9. tab. 13.
fig. 11.
Rob. R. Livingston im IIten B. der
Transact. of the Soc. of New-York
pag. 140.
J. Fr. Niemann in s. Taschenbuche für
Hausthierärzte u.s.w. H. B. S. 87.
de Reaumur Art. de faire éclorre des
oiseaux domestiques. T. II. pag. 332 u. f.
der Ausg. von 1751.
Wenigstens haben pich die Zootomen
selbst nicht immer darüber vergleichen
können. Charas z. B. nahm bey den
Schlangen das für ein Pancreas was
Tyson mit den Alten für eine Milz an-
sah u.s.w.
(Aug. Quir. Rivinus) in den Leipziger
Actis eruditor. 1687. pag. 161. tab. 3.
vergl. mit Perrault in den Essais de
Physique T. III. tab. 20. fig. 2.
Von besonders merkwürdigem Bau und
Vertheilung sind die zahlreichen an-
sehnlichen Haut-Canäle am Kopfe von
mancherley Rochen und Hayen, die ihr
berühmter Entdecker Stenonis in sei-
nen beiden classischen Werken, de
musculis et glandulis pag. 42. und ele-
mentor. myologiae specim. pag. 72., am
genauesten aber Lorenzini sulle Torpe-
dini pag. 7 und 21. beschrieben.
Der schon oben gerühmte treffliche
Zootome Herr L. Jacobson vermuthet
[Seite 221] aber nach sorgfältiger Untersuchung dass
diese Gänge an den gedachten Knorpel-
fischen als Werkzeuge eines besondern
Sinnes anzusehen seyen. s. das Nou-
veau Bulletin der Sciences par la Socté
philomathique vom Sept. 1813.
Swammerdam tab. 5. fig. 4. 5. von He-
lix pomatia.
Poli T. II. tab. 20. fig. 6. von Venus
chione – tab. 26. fig. 11. 13. von Arca
pilosa.
s. z.B. vom Buccinum lapillus Ström
im XIten B. der Kiöbenh. Selsk. Skrifter
pag. 30.
Sonderbar ist, wie so manche, sonst
gute Anatomen, dem Igel haben den
Herzbeutel absprechen können. So z.B.
Blasius, Peyer, Harder, Ottav.
Tozzetti u.a.m. – Freylich ist er bey
[Seite 226] diesem Thier meist sehr zart und es er-
fordert einige Behuthsamkeit bey Oeff-
nung der Brust dass er nicht zerreisse.
So besitze ich durch die Güte des Hrn.
Dr. Albers in Bremen, ein allerdings
sehr merkwürdiges Herz eines erwach-
senen Seehundes, in welchem nicht
nur das foramen ouale, sondern auch
der ductus arteriosus noch vollkommen
offen; ausserdem aber auch beide grosse
Schlagaderstämme, zumal aber der von
der aorta, zu einem weiten, gleichsam
aneurysmatischen Sacke ausgedehnt sind.
Und das letztere hat auch gerade so der
wackere Seger an einer Robbe bemerkt,
in den Ephem. nat. cur. Dec. 1. a. 9.
pag. 252.
Ausführlicher habe ich davon im IXten
Bande der commentat. der Königl. Soc.
der Wiss. gehandelt und auch daselbst
pag. 128. fig. 2. die Abbildung dieses Mus-
kels aus dem grauen Reiher gegeben.
Die deutlichste Zeichnung des Frosch-
herzens und der damit zunächst in
Verbindung stehenden Blutgefässe gibt
Swammerdam tab. 49. fig. 3. 4.
Eine auffallende Verschiedenheit finde
ich hier zwischen der Testudo caretta
und der mydas, von welchen beiden
ich die Herzen vor mir habe. – Bey
jener sind die Ohren, wie bey den
warmblütigen Thieren, dünnhäutig,
schlapp; bey dieser hingegen ausneh-
mend derb, ihre äusseren Wände fast
dicker und robuster als selbst an den
Ventrikeln.
Davon zwey nach dem Unterleibe ge-
hen, rechts nämlich die eigentliche aorta
abdominalis und links der ductus com-
municatiuus Meryi, der mit dem ductus
arteriosus der Leibesfrucht verglichen
worden.
Mery, Morgagni u.a. rechneten diese
Weitung für einen dritten ventriculus
intermedius; daher sich begreift, warum
manche den Schildkröten nur Einen
Ventrikel (wegen der offenen Zwischen-
mündung), andere zwey, und noch
andere ihrer drey zugeschrieben haben.
Die besten und deutlichsten Abbildun-
gen des innern Baues vom Herzen der
[Seite 236] Seeschildkröten sind die von Mery in
den Mém. de l'Acad. des sc. 1703. tab.
12. so irrig auch übrigens die Anwen-
dung war, die er davon auf den ver-
meinten Weg des Blutlaufs im Herzen
der menschlichen Leibesfrucht machen
wollte.
Nach der Vergleichung mit meinen
Präparaten zu schliessen, vermuthe ich,
dass seine Zeichnungen nach einer Te-
studo caretta gemacht sind.
Wrisberg hat sich zwar in seinen
obseruat. de corde testudinis marinae
mydas dictae im XVI. B. der Commen-
tat. Soc. Reg. scientiar. Gottingens.
pag. 48. auf dazu gehörige Abbildungen
bezogen, die aber nie zum Vorschein
gekommen.
Vollkommen richtig hat das schon der
musterhaft genaue Morgagni eingesehn,
der seine treffliche Beschreibung des
Herzens einer Seeschildkröte (in den
Aduersar. anat. V. animadv. 17.) mit
folgendem schliesst:
‘„Quae cum ita essent, agnoui facile,
sanguinem turn ab vniuerso corpore,
tum a pulmonibus redeuntem, illum
quidem per auriculam dexteram im-
mediate, hunc vero per sinistram,
subiectumque sinistrum ventriculum,
omnem denique in dextrum compelli,
vt ab hoc, et communicante inter-
medio turn in corpus vniuersum, tum
in pulmones propellatur“’ etc.
Was bey diesen Thieren normaler Bau
ist, das zeigt sich zuweilen auf eine
analoge Weise auch in der abnormen
Bildung des menschlichen Herzens bey
Personen die daher von Mutterleibe an
mit der sogenannten Blausucht behaftet
gewesen. Ein Phänomen was sich mit
so vielen andern reimt, welchen zu Folge
sich gewisse. Organe des menschlichen
Embryo, so wie selbst die früheste To-
talgestaltung desselben einer Art von Me-
tamorphose unterziehen, und gleichsam
erst die einfachern Gebilde aus niedern
Thierclassen durchlaufen müssen, ehe sie
den Gipfel des vollendetsten menschlichen
Typus erreichen; – und hingegen im
Fall dass sie in diesem Lauf durch zufäl-
lige Störung des Bildungstriebes gehemmt
werden, und folglich auf einer jener
niedern Staffeln stehen bleiben, alsdann
mehr oder minder Aehnlichkeit mit der
niedern thierischen Organisation zeigen.
Also, such bey manchen Blausüchtigen
[Seite 239] zwey Ventrikel die aber durch eine
Oeffnung in ihrer Zwischenwand mit
einander mündeten, und beide Arterien-
stämme aus der rechten dieser Kam-
mern entspringend, keine aus der lin-
ken. – s. z.B. Abernethy's surgical
and physiological Essays P. II. pag. 158.
mit Kupf.
vergl. auch Jo. Conr. Toeler de morbo
caeruleo. Gotting. 1812. 4.
Abbildungen geben Perrault in den
Essais de physique T. III. tab. 19. Du-
verney in den posthumen Oeuvres ana-
tomiques T. II. tab. 9. Gouan historia
piscium tab. 4. fig. 4. 5. (– nur dass
diese alle den Stamm der Branchialar-
terie für die aorta nehmen –) Monro
Physiol. der Fische tab. 1. fig. 4. tab. 15
und 18, und vor allen Hr. Prof. Tie-
demann a. a. O.
Willis de anima brutorum tab. 3. fig. 1.
Rösel's Insectenbelustigungen III. Band
tab. 58. fig. 9 und 14.
s. z.B. vom Limax maximus, Swam-
merdam tab. 9. fig. 1. und von der Sepia
officinalis tab. 52. fig. 1. vergl. mit Mon-
ro's Physiol. der Fische tab. 31. fig. 1. 2.
und Cuvier's Tableau élémentaire de
l'hist. naturelle des animaux tab. 8. fig. 1.
Vom Chiton cinereus. Poli T. I. tab. 3.
fig. 13. – von Pholas dactylus tab. 7.
fig. 8. und tab. 8. fig. 7. 8. – von Mya
pictorum tab. 9. fig. 11. 12. – vom So-
len siliqua tab. 10. fig. 16. – vom So-
[Seite 243] len strigilatus – von Tellina planata
tab. 14. fig. 14. – von Venus chione
T. II. tab. 20. fig. 10. – von Arca pilosa
tab. 26. fig. 13.
Von Ostrea edulis, Willis a. a. O.
tab. 2. fig. 2.
Von Helix pomatia, Swammerdam
tab. 5. fig. 4. vergl. mit tab. 4. fig. 1.
Hr. Cuvier theilt dem zu Folge die
ganze Classe der Würmer, je nachdem sie
mit einem Herzen und dazu gehörigen
Gefässsystem versehen sind oder nicht,
in zwey Hauptfamilien, wovon er jene
Mollusca und diese Zoophyta nennt.
Poli T. II. tab 25. fig. 2. von Arca noae
und tab. 27. fig. 8. 12. von Ostrea jacobaea.
Bern. Fr. Bening de hirudinibus Har-
derov. 1776. 4. pag. 23. – eine treff-
liche Monographie.
Auch die Medusen haben kein Herz
und dennoch ein deutliches Circulations-
system von Arterien und Venen. s.
Mitchill in Albers's americanischen
Annalen. I. Heft. pag. 121.
Baker, Fontana, O. Fr. Müller und
mehrere berühmte Naturforscher haben
das dunkle Körperchen im Leibe des
Räderthiers (Vorticella rotatoria) für
ein Herz gehalten, ohngeachtet es will-
kürliche Bewegung hat, die sich nach
der wirbelnden Bewegung der Steinrä-
derchen richtet. Vielmehr hat man durch
eine sonderbare petitio principii daraus
demonstriren wollen, dass es folglich
Thiere gebe, die ihr Herz ganz nach
Willkür in Bewegung setzen oder ruhen
lassen könnten u.s.w. – Ich habe aber
schon vor 33 Jahren gezeigt, dass dieses
merkwürdige Organ nichts weniger als
ein Herz sey, sondern zum Speisecanal
gehöre.
Dem Seidenwurm u.a. Raupen hat
Sheldon absorbirende Gefässe zuge-
schrieben, in s. History of the absor-
bent System P. I. pag. 28.
So dem Seeigel (Echinus esculentus)
Monro in der Physiol. der Fische
pag. 88 u. f.
Auch sind bekanntlich alle Haupttheile
dieses wichtigen Systems von Gefässen
zuerst an Säugethieren nach und nach
entdeckt worden.
Ueberhaupt aber variiren Lauf und Ver-
theilung des ductus thoracicus auch bey
den Quadrupeden – wenigstens bey
unsern Hausthieren – so gut wie im
menschlichen Körper. Er bildet z.B.
[Seite 250] namentlich beym Hund gegen das obere
(oder vordere) Ende nicht selten eine
gleichsam ringförmige Theilung, aus
welcher unbedeutenden Varietät dann
der wunderliche van Bils etwas con-
stantes – sein vermeintes receptaculum
tortuosum etc. – machen wollte. Er
hat es auf einem übrigens, (von Seiten
der Kunst,) schönen Blatte abbilden
lassen in seiner Responsio ad admoni-
tiones Io. ab Horne. Roterod. 1661. 4.
pag. 7.
Hewson und Monro an den a. O. –
vergl. auch vom Cyclopterus lumpus Th.
Bartholini anat. renov. p. 609. der
Ausg. von 1673.
Aug. Broussonet variae positiones circa
respirationem. Monspel. 1778. 4. und in
Hrn. Prof. Ludwig delectus opusculor.
ad scient. naturalem spectant. Lips. 1790.
8. pag. 118. [Seite 254]
Chr. L. Nitzsch de respiratione ani-
malium. Viteb. 1808. 4.
A. F. Schweigger's Classification der
Thiere nach den Respirationsorganen.
im Königeberger Archiv für Naturwiss.
etc. 1. Th. pag. 90.
Casp. Bartholini diaphragmatis struc-
tura noua. Paris 1676. 8. pag. 31.
Sonst sind noch neuerlich die Mei-
nungen der Zootomen getheilt gewesen,
welche von den verschiedenen Häuten
in und an der Vogelbrust man eigentlich
mit dem Zwerchfell vergleichen solle.
s. z.B. J. Hunter in den Philos. Trans-
act. vol. LXIV. P. I. pag. 207. und Mich.
Girardi in den Memorie della Societa
Italiana T. II. P. II. pag. 739.
Das wusste schon Kais. Frider. II. de
arte venandi cum auibus p. 39 sq. der
Schneiderschen Ausg.
Vorzüglich merkwürdig sind die scharf-
sinnigen Versuche des Hrn. Dr. Albers,
[Seite 260] der mittelst eines besonders dazu einge-
richteten Apparats lebendige Vögel durch
diese Luftknochen hat verschiedene Gas-
arten einathmen lassen. s. Dess. Bey-
träge zur Anatomie und Physiologie der
Thiere Istes Heft. Brem. 1802. 4. pag. 110.
Zum Grund des bekannten Phänomens,
dass die Lungen bey lebendig geöffne-
ten Schildkröten und Fröschen nicht wie
bey Vivisectionen der Säugethiere zu-
sammenfallen, sondern sich oft noch
geraume Zeit, wenigstens zum Theil,
aufgetrieben erhalten können, fanden
Malpighi a. a. O. und neuerlich Hr.
Rob. Townson de amphibiis Goett. 1794.
4. die zusammenziehenden Muskeln der
Stimmritze (constrictores glottidis) hin-
reichend; Bremond hingegen hielt diess
nach seinen Versuchen nicht für allein
zulänglich, sondern rechnete dabey viel
auf die eigne Lebenskraft der Lungen
selbst; und hiermit vergl. auch Hrn. Prof.
Rudolphi's Versuche in s. anatomisch-
physiologischen Abhandl. pag. 119 u. f.
Bey einer viertehalb Fuss langen Natter
die ich secirte, mass die Lunge 1 Fuss
1 Zoll; ihre vordere Hälfte ähnelte einem
fleischichten Darm, dessen innere Haut
überaus sauber gegittert war (im Kleinen
fast wie die innere Fläche der Haube
bey den Bisulcis); die hintere hin-
gegen bildete bloss eine dünnhäutige,
lange Blase.
Man hat gezweifelt, ob auch die Junge
des wahren Salamanders mit solchen
[Seite 265] Kiemen versehen seyen, und Hr. La-
Treille in der Histoire naturelle des
Salamandres de France fragt noch (pag.
19 u. f.) ‘„Les jeunes Salamandres ter-
restres ont-elles des branchies? Voilà
une question que je mets encore au
rang des problèmes“’ etc. Ich habe aber
diese Frage schon vor 28 Jahren und
zwar bejahend nach der Natur, beant-
wortet, da mehrmals trächtige Salaman-
derweibchen, die ich in Gläsern mit et-
was Wasser auf dem Zimmer gehabt,
unter meinen Augen ihre Junge geheckt
haben, die ansehnliche solche Kiemen
mit zur Welt brachten. s. das Specimen
physiologiae comparatae im VIIIten B.
der Göttingischen Societäts-Commenta-
tionen pag. 99.
Die räthselhafte Siren lacertina aus Ca-
rolina hat nach J. Hunter's Zergliede-
rungen bey ihren äussern Kiemen zu-
gleich auch in ihrem Innern zwey bla-
senförmige Lungen, s. Philosoph. Trans-
act. vol. LVI. pag. 307 u. f.
Dasselbe ist der Fall bey dem nicht
minder räthselhaften Proteus anguinus
im Sitticher See in Krain, dessen son-
derbaren inneren Bau Hr. Dr. von
Schreibers in eben diesen Transactions
v. J. 1801 beschrieben und abgebildet hat.
Von beiden so wie auch von den
Larven mancher Frösche und Salaman-
der hat Herr Cuvier mit seiner ge-
wohnten Genauigkeit musterhafte Be-
schreibungen und Abbildungen (zumal
[Seite 267] was die Splanchnologie und Osteologie
dieser Thiere betrifft) gegeben in s. Re-
cherches anatomiques sur les reptiles
regardés encore comme douteux par les
Naturalistes, faites à l'occasion de
l'Azolotl rapporté par M. de Hum-
boldt du Mexique Par. 1807. 4.
Vorzüglich deutlich habe ich dieses
Organ an ein paar grossen Larven der
Rana paradoxa vor mir.
Duméril vom Mechanismus des Ath-
mens der Fische, übers. in Gehlen's
Journ. für die Chemie etc. IV. B. S. 99 u. f.
Gotth. Fischer über die Schwimmblase
der Fische. Leipz. 1795. 8. und Nachträge
dazu in Dess. naturhistorischen Frag-
menten. I. B. S. 229 u. f. an beiden Orten
mit Abbildungen der Blase aus verschie-
denen Fischen.
Dergleichen aus mehreren andern ge-
ben Needham de formato foetu tab. 7.
Redi de viuentibus intra viuentia tab.
3-6. und die Observ. anatom. collegii
priuati Amstelod. P. II. tab. 10.
Vergl. Aug. W. Zachariä's Elemente der
Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8.
S. 90 u. f.
s. davon die beiden reichhaltigen Schrif-
ten: F. Loth. Aug. Sorg disquisit. phy-
siolog. circa respirationem insector. et
vermium. Rudolst. 1805. 8.
und Fr. Hausmann commentatio de
animalium exsanguium respiratione. Han-
nov. 1803. 4.
So z.B. am Flusskrebs, bey Willis de
anima brutorum. tab. 3. fig. 2. 3., Rö-
sel's Insectenbelustig. III. Th. tab. 58.
fig. 9. II. tab. 59. fig. 17. und Fr. Gu.
L. Succow Specimen myologiae insecto-
rum tab. 1. fig. 1. k. k.
Doch geben auch unter diesen die Skor-
pione, da sie ebenfalls mit Kiemen ver-
sehen sind, ein auffallendes, freylich
so viel bekannt in ihrer Art einziges
Beyspiel einer Thierart, die, obgleich
blos in der Luft lebend, nach Art der
Fische Athem schöpft, s. G. R. Trevi-
[Seite 274] ranus über den innern Bau der Arach-
niden. Nürnb. 1812. 4. S. 8. tab. 1. fig. 7. 8.
Lyonet tab. 4 fig. 1. tab. 5. fig. 1 u. f.
tab. 6. fig. 1. tab. 7. fig. 1. tab. 10. fig. 1. 2.
und tab. 11.
Vergl. damit die Abbildungen der Luft-
wege im Nashornkäfer bey Swammer-
dam tab. 29. fig. 9. 10. tab. 30. fig. 1. 10.
Im Hornschröter, bey Malpighi de
bombyce. tab. 3. fig. 2.
In einer Cicade, ebendas. tab. 3. fig. 3.
In einer Heuschrecke tab. 4. fig. 1. und
Hr. Cuvier in den Mém. de l'a Soc. d'hi-
stoire naturelle de Paris, an 7. pag. 39.
fig. 2.
Im Seidenwurm, Malpighi tab. 3. fig. 1.
In einer Libelle, Hr. Cuvier a. a. O.
fig. 2. 5. 6.
Im Uferaas, Swamwerdam tab. 14.
fig. 1. tab. 15. fig. 1. 4. 7.
In der Honigbiene, ebendas. tab. 17.
fig. 9. 10. tab. 25. fig. 10. tab. 24. fig. 1. 2. 3.
In der Ochsenbremse, Hr. Bracy
Clark in den Transact. of the Linnean
Society. T. III. tab. 23. fig. 25. [Seite 276]
In Fliegenmaden, Swammerdam tab.
40. fig. 1. 2. tab. 41. fig. 1. 2. tab. 42. fig.
3. 8. tab. 43. fig. 2.
In der Laus, ebenders. tab. 1. fig. 8. 4. 7.
In mehrern Gattungen von Spinnen.
G. R. Treviranus a. a. O. tab. 2. u. f.
vergl. hierüber vorzüglich Cuvier so-
wohl im Journal d'histoire naturelle
1792. T. II. p. 85. als in seinem tableau
de l'hist. nat. des animaux S. 384 u.a.,
[Seite 278] und Sorg. Hausmann a. a. O. auch Spal-
lanzani sur la respiration Genèv.
1803. 8.
Swammerdam bibl. nat. tab. 51. fig. 1.
Monro tab. 41. fig. 1. und besonders
Tilesius de respiratione Sepiae officina-
lis. Lips. 1801. 4. tab. 1. 2.
Von der Lepas balanus s. Poli tab. 4.
fig. 20. 22.
von Pholas dactylus tab. 8. fig. 61.
Von den Blutegeln s. Bening de hiru-
dinibus pag. 20 u. f. und P. Thomas,
histoire naturelle des sangsuës. Par.
1806. 8.
An einem – freylich trocknen – Präpa-
rate vom Larynx und den Lungen des
kleinen Tamandua (Myrmecophaga di-
dactyla) finde ich den Kehlkopf ganz
knöchern, völlig von der nemlichen Sub-
[Seite 282] stanz wie das Zungenbein, die aus-
nehmend kurze Luftröhre aber ist wie
ein bloss hantiger Canal zusammen ge-
fallen, ohne eine merkliche Spur von
Knorpelringen.
J. Hunter hat bey den Cetaceen, die er
zergliedert, keine glandula thyreoidea
gefunden. Das reimte sich mit der
Hypothese, dass diese Drüse zur Bil-
dung der Stimme diene.
Müller's Sammlung Russischer Ge-
schichte T. VII. pag. 123.
Vergl. J. Chr. Beckmann's historische
Beschreibung der Chur und Mark Bran-
denburg. T. I. pag. 590.
Ausser den beiden ältern Hauptwerken
über die Stimmwerkzeuge von Casse-
rius und Fabric. ab Aquapendente, und
den in der Folge anzuführenden Schrif-
ten, gehört hieher Marc. Jan Busch
diss. de mechanismo organi vocis, Gro-
ning 1770. 4. die viele wichtige Bemer-
kungen von P. Camper enthält, vorzüg-
lich aber L. Wolff (Praes. C. Asm.
Rudolphi) diss. anatomica de organo
vocis mammalium. Berol. 1812. 4. mit
trefflichen Kupf.
Jener so wesentlichen ganz specifischen
Verschiedenheit im Bau des Kehlkopfs
des Pferdes und Esels habe ich im
Handb. der Naturgesch. pag. 27. der
IXten Ausg. als Einer von so manchen
Instanzen gegen die von Ray, Büffon
u.a. angenommene Regel gedacht, als
ob alle diejenigen Geschöpfe zu Einer
Species gehören müssten, die mit ein-
ander fruchtbare Nachkommenschaft
zeugen.
Casserius de vocis auditusque organis
tab. 10. fig. 9. 10. pag. 55. ‘„ad grunnitum
in porcis efficiendum.“’ – Herissant
a. a. O. tab. 11.
z.B. der Orang-Utang (Simia satyrus),
s. Camper's Naturgesch. desselben tab. 3.
fig. 2. tab. 4. a. fig. 2. 3.
Der Magot (Simia inuus) in Hrn. Prof.
Ludwig's Grundr. der Naturgesch. der
Menschenspecies. tab. 1. 2.
Bey einem gemeinen Affen (Simia sil-
vanus), den ich vor einiger Zeit zerglie-
dert, liess sich der rechte. Kehlbeutel
Daumens dick und drey Zoll lang auf-
blasen, der linke hingegen nur zur Grösse
einer Muskatennuss. Den Kehlbeutel
eines geschwänzten Affen, (vermuthlich
Simia cynomolgus) s. bey Camper tab.
4. a. fig. 2.
Was Warren in den philos. Transact.
vol. XXXIV. p. 113. beym Straus für
einen Kehldeckel ansah, ist bloss eine
kleine Erhabenheit auf der Zungenwurzel.
s. Hrn. Cuvier in der Ménagerie du Mu-
seum national d'histoire naturelle. Par.
1801. Fol. No. 1. bey tab. 3.
Daher mancherley Vögel, wenn man
ihnen schon die Luftröhre unter der
obern Stimmritze durchschneidet, doch
noch mittelst des Bronchial-Kehlkopfs
ihre Stimme ziemlich unverändert von
sich geben können s. Duverney in der
Hist. de l'Acad. des sc. de Paris T. II.
pag. 7. Hrn Girardi in den Memorie
della Società Italiana T. II. P. II. pag.
737. und Hrn. Cuvier im Magazin en-
cyclopédique ann. I. T. II. pag. 357.
Vom Bronchial-Larynx s. vorzüglich
Herissant, Vicq-d'Azyr, und Hrn. Cu-
vier a. den a. O., und noch eine zweyte
Abhandlung des Letztern im 2ten B. des
IVten Jahrg. vom Magaz. encyclopéd.
Ferner Hrn. Prof. Schneider im Leipzi-
ger Magazin v. 1786 und 1787. und in
seinem reichhaltigen Commentar ad re-
liqua libror. Friderici II. pag. 33. 211 u. f.
Ins besondere vom wilden Schwan s.
Aldrovandi ornitholog. T. III. p. 13 u. f.
und von der Gans, Haller's meister-
hafte Beschreibung de partium c. h. fa-
brica et functionibus T. VII. pag. 321 u. f.
verglichen mit den schönen Abbildun-
gen bey Herissant a. a. O. tab. 12 u. 14.
Vergl. wieder ausser Herissant und
Hrn. Cuvier a. a. O. Aldrovandi orni-
thol. T. III. pag. 190. Willoughby orni-
thol. tab. 73. Bloch in den Beschäftig.
der Berliner naturf Gesellsch. T. IV.
pag. 579 u. f. tab. 16 u. f. und in den
Schriften T. III. pag. 372. tab. 7 u. f. und
Hrn. Latham in den Transactions of
the Linnean Society vol. IV. pag. 90.
tab. 9-16.
S. darüber schon des alten Fabricius
Hildanus Beschr. der Fürtrefflichkeit
der Anatomy pag. 223.
Vicq-d'Azyr a. a. O. tab. 13. fig. 45. 46.
von Schildkröten; fig. 41. 42 44. von
Fröschen; fig. 47 bis 52. von Schlangen.
Den Kehlkopf der Klapperschlange s.
bey Tyson's Anatomy of a Rattle-snake
in den philos. Transact. vol. XIII. Nr. 144.
fig. 5.
Einen scharfsinnigen Versuch einer neuen
Eintheilung der Thiere nach dem To-
talorganismus des Nervensystems in ih-
ren Classen oder Hauptordnungen, hat
Herr. Prof. Rudolphi geliefert in sei-
nen Beyträgen zur Anthropologie und
allgemeinen Naturgeschichte. Berl. 1812.
8. S. 79.
Viel lehrreiches zu diesem Abschnitt,
(besonders über das Hirn der warmblü-
tigen Thiere) das nur nach dem Zu-
schnitt dieses Handbuchs nicht einzeln
beygebracht werden kann, findet sich
in Gall et Spurzheim Anatomie et Phy-
siologie du Systeme nerveux etc. Par-
seit 1810. 4. mit den dazu gehörigen
Kupf. in Fol.
und bey Jos. et C. Wenzel de structura
cerebri humani et brutorum. Tubing.
1812. fol.
So wurden bekanntlich von den Alten
die homogenen organischen Stoffe, wie
z.B. Nerven, Muskeln, Sehnen, Kno-
[Seite 298] chen, Knorpel u.s.w. genannt, aus de-
ren Verbindung partes dissimilares des
thierischen Körpers, nämlich seine Theile,
Gliedmassen, Eingeweide u.s.w. ge-
bildet sind.
S. Dess. Diss. de basi encephali, Goetting.
1778. 4. pag. 17. und tabula baseos en-
cephali. Francof. 1799. Fol. pag. 5 u. f.
Vergl. damit Jo. Godofr. Ebel obser-
vat. neurologic. ex anatome comparata,
Francof. ad Viadr. 1788. 8.
Den grossen Einfluss den dieses Ver-
hältniss der Grösse des Gehirns zum
übrigen Nervensystem auf die ganze
thierische Oeconomie der kaltblütigen
Thiere, verglichen mit den warmblüti-
gen, äussert, wie namentlich davon ihre
weit mindern Consensus, folglich die
schwächere Mobilität ihrer ganzen Ma-
schine, anderseitig hingegen auch die
grössere vom Hirn unabhängige, vielmehr
eigenthümliche Vitalität der einzelnen
Theile, so wie die ausnehmende Stärke
ihrer Reproductionskraft abhängt, von
alle dem habe ich ausführlicher gehan-
delt in dem Specimen physiol. comp. in-
ter animantia calidi et frigidi sanguinis
im VIIIten B. der Societäts-Commenta-
tionen; auch im Handb. der Naturge-
schichte pag. 225 u. f. der IXten Ausg.
Etwas Aehnliches, aber bloss als eine
meines Wissens beyspiellose anatomische
Varietät, zeigt sich in einem Schedel
einer 30jährigen Weibsperson in meiner
Sammlung, in welchem die so genannte
[Seite 302] tabula vitrea des Stirnbeins, da wo der
processus falciformis anliegt, ebenfalls
wie beym Schnabelthier, ein langes si-
chelförmiges Knochenblatt bildet.
S. hiervon die überhaupt für die verglei-
chende Anatomie des Gehirns ausneh-
mend reichhaltige Schrift des Hrn. Geh.
R. Soemmerring vom Hirn und Rücken-
mark, Mainz 1788. 8.
S. Hrn. Prof. Josephi's Anatomie der
Säugethiere. Beytr. zum Isten B. S. 34.
tab. 4. fig. 1.
Im Schedel einer jungen Robbe, den ich
besitze, hängt die vordere oder obere
Seite jenes dachförmigen Stücks durch
[Seite 304] ein sehr robustes verticales Knochenblatt,
das sich bis an die Mitte der sutura lamb-
doidea erstreckt, mit der innern Fläche
des Hinterhauptbeins, da wo die Sichel
sich endet, zusammen.
Von den Hauptverschiedenheiten des
knöchernen tentorii und seinem angebli-
chen, aber nicht wahrscheinlichen Nutzen
habe ich schon im osteologischen Hand-
buche S. 117 n. f., und von letzterm auch
in den instit. physiolog. pag. 161 u. f.
gehandelt.
Abbildungen von Gehirnen aus dieser
Thierclasee (ausser denen, die in den
[Seite 305] folgenden Noten angeführt werden), ge-
ben z.B.
vom Schimpanse (Simia troglodytes),
Tyson in seiner vortrefflichen Monogra-
phie fig. 13. 14.
vom Hund, Collins im System of
anatomy vol. II. tab. 53. fig. 1. und Ebel
a. a. O. tab. 1. fig. 7.
von der Katze, Collins tab. 53. fig. 2.
und Ebel tab. 1. fig. 3.
vom Pferd, Vicq-d'Azyr in den Mém.
de l'Ac. des sc. von 1783. tab. 7. und
Ebel tab. 1. fig. 1.
vom Schaf, Vicq-d'Azyr tab. 8. fig. 1.
und Ebel tab. 1. fig. 8.
vom Ochsen Vicq-d'Azyr tab. 8. fig. 2.
und Ebel tab. 1. fig. 6 und 9.
Das Auffallende dieser Verschiedenheit,
selbst schon bey den so genannten an-
thropomorphis, den Quadrumanen, zeigt
die Abbildung des Hirns eines Mandrills
(Papio maimon), die ich in den beiden
ersten Auflagen der Schrift de generis
hum. variet. natiua tab. 1. fig. 1. gege-
ben habe.
Soemmerring de lapillis vel prope vel
intra glandulam pinealem sitis. Mo-
gunt. 1785. 8.
In einem Damhirsch hat es Soemmer-
ring gefunden, a. a. O. pag. 10. [Seite 307]
in der Ziege Malacarne. s. Dess.
Encefalotomia de alcuni quadrupedi.
Mant. 1795. 4. pag. 31.
S. Metzger's Specimen anatomiae com-
paratae primi paris neruorum in Dess.
Opusc. anatom. et physiolog. Goth. 1790.
8. pag. 100 u. f.
Abbildungen dieses Organs, zumal an
Hirnen von Bisulcis und vom Hasenge-
echlechte s. in Collins's System of ana-
tomy vol. II. tab. 51 u. f. Ebel a. a. O.
Willisii anat. cerebri fig. 2. Monro on
the nervous System tab. 9 und 24.
Die zuerst und ganz aus der Natur von
dem wackern Conr. Vict. Schneider zu
Wittenberg widerlegt worden, in s. clas-
sischen kleinen Liber de osse cribriformi.
1655. 12.
Ebenfalls beym Auerhahn ist das Gehirn
in Verhältniss zur Grösse des Kopfs und
ganzen Körpers ganz auffallend klein; da
es hingegen bekanntlich bey manchen
andern Thieren dieser Classe, zumal un-
ter den Sangvögeln, in eben, dieser Re-
lation, selbst das menschliche übertrifft.
S. Haller's kernigen Aufsatz de cere-
bro auium im IIIten Bd. der Oper. minor.
pag. 191.
und Malacarne's weitläuftigen Com-
mentar darüber in den Memorie della
Societa Italiana T. I. pag. 747. T. II.
P. I. p.237. T. III. pag. 126.
Abbildungen von Vogelgehirnen ha-
ben gegeben; z.B.
von einem Habicht Ebel tab. 1. fig. 13.
von einer Eule Id. ib. fig. 12.
vom Eisvogel Collins tab. 49. fig. 1.
vom Kolkraben Vicq-d'Azyr in den
Mém. de l'ac. des sc. 1783. tab. 10.
fig. 1. [Seite 312]
vom Indianischen Haubenfink Col-
lins tab. 58. fig. 3.
von einem Finken Ebel tab. 2. fig. 6.
von einer Taube Id. tab. 58. fig. 5.
vom Haushuhn Vicq-d'Azyr a. a. O.
tab. 9. fig. 3. 4. 5.
vom Truthahn Collins tab. 57. fig.
3. 4. 5.
vom Trappen Id. tab. 57. fig. 1. 2.
von der Waldschnepfe Id. tab. 57.
fig. 6.
von der Heerschnepfe Id. ib. fig. 8.
von der Brachschnepfe Id. tab. 58.
fig. 1.
von der Pfuhlschnepfe ib. fig. 2.
vom Schwan Id. tab. 56. fig. 1.
von der Gans Id. Tab. 56. fig. 1. und
tab. 59. fig. 2. und von der Seite und
im Innern Hr. Prof. Ludwig de cinerea
cerebri substantia Lips. 1779. 4. fig. 1.
2. 3. von unten Ebel tab. 2. fig. 1. [Seite 313]
Abbildungen des Gehirns einer Land-
schildkröte s. bey Caldesi tab. 2. fig. 5. [Seite 314]
von Fröschen bey Ludwig, Vicq-
d'Azyr und Ebel a. a. O.
und von der Viper ebenfalls bey Vicq-
d'Azyr tab. 10. fig. 8.
Zumahl bey den Knorpelfischen findet
sich diese Sulze in Menge, und bey
manchen mehrere Lagen derselben von
verschiedner Consistenz, theils Eyweiss-
ähnlich und so durchsichtig und klar wie
Hirschhorn-Gallerte.
Die Küsten-Eskimos auf Labrador
wissen sich daraus nette Putzcorallen zu
[Seite 315] verfertigen, wovon die Proben die ich
besitze auf den ersten Blick wie aus
Copal gearbeitet scheinen.
Haller de cerebro piscium in den Oper.
minor. T. III. pag. 198.
Abbildungen von Fischgehirnen fast
aus allen Ordnungen, doch meist nur
von der obern Aussenseite finden sich
bey Collins tab. 60. bis 70.
[Seite 316] Ausserdem von Rochen Camper in s.
klein. Schr. II. Bd. 2. St. tab. 3. fig. 1. 2.
Monro Physiol. der Fische, tab. 1. 34.
und 37. Scarpa de auditu et olfactu.
tab. 1. fig. 1. und Harwood im System
of comparative Anatomy and Physiology.
vol. 1. tab. 10.
von Hayfischen Stenonis in den Elem.
myologiae tab. 5. fig. 4. und tab. 7. fig. 1.
auch Scarpa a. a. O. tab. 2. fig. 6.
vom Froschfisch (Lophius piscatorius)
Camper a. a. O. tab. 1. fig. 1. 2.
vom Meeraal (Muraena conger) Vicq-
d'Azyr a. a. O. tab. 10. fig. 3.
vom Kabeljau (Gadus morrhua) Cam-
per a. a. O. 1. B. 2. St. tab. 1. fig. 2. und
Monro tab. 39.
vom Schellfisch (Gadus aeglesinus)
Id. on the nervous System tab. 32.
von der Steinbutte (Pleuronectes ma-
ximus) Vicq-D'Azyr tab. 10. fig. 5.
vom Wels Ebel a. a. O. tab. 2. fig. 4.
[Seite 317] vom Hecht Casserius de auditu tab.
12. Vicq-d'Azyr tab. 10. fig. 4. Ebel
tab. 2. fig. 2. Scarpa tab. 2. fig. 1. und
Harwood tab. 9. fig. 1. 2.
S. Soemmerring in den Hessischen
Beyträgen zur Gelehrsamkeit 1. B. 2. St.
1784. S. 205. und Dess. Dissert. de
decussatione nervor. opticor. Mogunt.
1786. pag. 24.
G. Coopmans neurologia pag. 38 u. f.
Hrn. Prof. Rudolphi im Wiedemann-
ischen Archiv. I. B. 2. St. pag. 156.
S. Eustachii ossium examen pag. 227.
[Seite 318] und eine Abbildung aus dem Schwert-
fisch bey Malpighi de cerebro.
Um damit das gewöhnliche Gefüge an-
drer Nerven zu vergleichen s. man z.B.
die Abbildung von dem physiologischen
Präparat des Anfanges vom 5ten Paar
beym Elephanten in Abr. Kaau Boer-
haave historia anatomica (prior) infan-
tis, cuius pars corporis inferior mon-
strosa. Petrop. 1754. 4. tab. 1.
J. Hunter in Philos. Transact. Vol. LXIII.
pag. 481. tab. 20.
Mich. Girardi in den Memorie della
Societa italiana. T. III. pag. 553.
Hr. Prof. Geoffroy im Bulletin de la
Societé philomatique 60 année. T. III.
pag. 169 sq.
S. vor allen Lyonet's Nevrologie der
Weidenraupe tab. 9. tab. 10. fig. 5. 6.
und tab. 18. fig. 1.
vom Seidenwurm Swammerdam tab.
28. fig. 3. (besser als bey Malpighi) und
Bibiena in den comm. instit. Bononiens.
T. V. P. I. tab. 4. fig. 17. 18. 20. und im
Schmetterling. fig. 21.
In der Raupe des Nessel-Papilions
Swammerdam tab. 34. fig. 7.
Von andern Insecten s. z.B. das Ner-
vensystem der Larve des Nashornkäfers
bey Swammerdam tab. 28 fig. 1. und
Roesel T. II. Erdkäfer 1ste Cl. tab. 8.
fig. 4.
vom Uferaas Swammerdam tab. 14.
fig. 1. tab. 15. fig. 6.
vom Männchen der Imme Id. tab. 22.
fig. 6.
von Musca chamaeleon in verschiede-
nen Stadien der Verwandlung Id. tab.
40. fig. 5. tab. 41. fig. 7.
von der Käsemade Id. tab. 43. fig. 7.
von der Laus Id. tab. 2. fig. 7.
von einem Schneckenkrebs Id. tab.
11. fig. 9. [Seite 322]
vom Hummer Willis de anima bru-
torum tab. 3. fig. 1.
Viele treffliche anatomische und phy-
siologische Bemerkungen über das Ner-
vensystem mancher Insecten enthalten
Hrn. Fr. Al. von Humboldt's Versuche
über die gereizte Muskel- und Nerven-
faser I. B. pag. 273 bis 86.
S. z.B. vom Regenwurm Jos. Mangili
de systemate nerueo hirudinis, lumbrici
terrestris aliorumque vermium. Ticini
1795. Deutsch im IIten B. des Archiv's
für Physiologie.
vom Blutegel schon Redi de viuenti-
bus intra viuentia tab. 14. fig. 9. und
Bibiena in den comment. instit. Bono-
[Seite 323] niens. T. VII. tab. 2. fig. 5. tab. 3. fig. 6. –
vergl. auch Bening pag. 19 u. f. und
Mangili a a. O.
von einer Wegschnecke Swammerdam
tab. 9. fig. 2.
von der Weinbergschnecke Swammer-
dam tab. 4. fig. 6. tab. 6. fig. 1. vergli-
chen mit Spallanzani in den Memorie
della Societa italiana. Tab. II. P. II.
pag. 545.
vom Mytilus cygneus Mangili sopra
alcune specie di conchiglie bivalvi. Mail.
1804. 8. fig. 1. 2.
vom Mytilus anatinus Ratke in den
Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. IV. B.
1. Heft. p. 162. Vor allen aber Hrn. Cu-
vier's meisterhafte Zergliederung so
vielartiger Mollusken in den Annales
du Muséum d'hist. nat. und die des
Hrn. Prof. Meckel in seinen Beyträgen
zur vergleichendan Anatomie.
vergl. auch Steph. Fr. Leue de Plen-
robranchaea, nouo molluscorum genere.
Hal. 1813.
[Seite 324] und vom Nervensystem in der Acti-
nia coriacea und in der Asterias rubens
Hrn. Dr. Spix in den eben genannten
Annales du M. d'h. n. T. XIII.
S. darüber Hrn. von Humboldt a. a. O.
pag. 257 u. f. und Hrn. Prof. Cuvier's
oben schon ein für alle Mahl angeführtes
classisches Werk. T. II. pag. 298 u. f.
Swammerdam tab. 52. fig. 2. Monro's
[Seite 325] Physiol. der Fische tab. 41. fig. 3. Scar-
pa a. a. O. tab. 4. fig. 7. und Tilesius
in Isenflamm's und Rosenmüller's
Beyträgen für die Zergliederungskunst.
I. B. 2. Heft. tab. 2.
Viele nützliche Collectanea so wie zur
vergleichenden Physiologie überhaupt,
so besonders über die Sinnwerkzeuge der
Thiere s. in P. Boddaert's natuurkun-
digen Beschouwing der Dieren. 1. D. Ut-
recht 1778. 8. und über das Verhältniss
der Sinne in den verschiedenen Thier-
classen, Dr. Troxler's Versuche in der
organischen Physik, Jena 1804. 8.
Denn diese zum unmittelbaren Tasten
bestimmten Organe müssen von denen
die mittelbar gewissermassen dazu die-
nen können und von welchen im näch-
sten § die Rede ist, eben so unterschie-
den werden als beym Blinden seine
Hand von seinem Stock.
Noch weniger können wohl die langen
steifen Barthaare beym Katzengeschlecht
und vielen andern Säugethieren für un-
mittelbare Organe des Tastens im oben
bestimmten Sinn angesehen werden, ob
sie gleich mittelbar gar wohl dazu die-
nen mögen, die Thiere, wenn sie da-
mit anstossen, zu warnen oder auf an-
dere Weise aufmerksam zu machen. –
So z. E. bey der Robbe, deren aus-
nehmend starker, aus ohngefähr 40 Fä-
den bestehender Infraorbital-Nerve sich
in die wulstige Oberlippe verlauft, wo
ich viele seiner letztes Enden bis zu
den Hautscheiden verfolgt habe, in wel-
chen die Wurzelknollen der starken Bart-
haare fest sassen. [Seite 331]
Vergl. auch Darwin a. a. O. Hrn. Prof.
Wiedemann in den Götting. sel. Anzei-
gen 1798. S. 210. Hrn. Dr. Albers eben-
das. 1803. S. 603. und Hrn. Prof. Vro-
lik over het Nut der Knevels by vier-
voetige Dieren. Amst. 1800. 8.
S. hierüber vorzüglich Hrn. Dr. M. Chr.
Gottl. Lehmann de antennis insectorum
Diss. I. II. Lond. 1799. 8.
Und besonders von den Fühlhörnern
der Käfer Herrn Prof. Knoch's neue
Beyträge zur Insectenkunde 8. Th. Leipz.
1801. 8. pag. 33 u. f.
Vergl. auch Hrn. Dr. Ramdohr von
den Organen des Tastens bey den Bie-
nen; im Magaz. der Berliner naturf.
Freunde IV. Jahrg. 4. Quart. 1810. S. 387.
S. darüber ebenfalls Hrn. Dr. Lehmann
de sensibus externis animalium exsan-
guium Gotting. 1798. 4. pag. 43. u. f.
Und Hrn. Prof. Schelver's Versuch
einer Naturgesch. der Sinneswerkzeuge
bey den Insecten und Würmern. Eben-
das. 1798. 8. pag. 28 u. f.
Besonders aber Draparnaud's Tableau
des Mollusques terrestres et fluviatiles
de la France. Montpell. 1801. 8. pag.
8 u. f.
Nach der verschiedenen Ingestionsweise
ist auch das Zungenbein bey den Thie-
ren in den drey ersten Claseen von
vielartiger Verschiedenheit. S. darüber
schon viel Treffliches bey Fabric. ab
Aqvapendente de larynge pag. 276 u. f.
und Casserius de vocis organis mit
braven Abbildungen.
Die sonderbaren Zungenbeine des
Wallrosses und Braunfisches (Delphinus
[Seite 337] phocaena) wird Hr. Dr. Albers im IIten
Hefte seiner Beyträge beschreiben.
Manches hierher gehörige ist schon be-
rührt, anderes kommt in der Folge vor.
Ueber die Bewegung der Zunge bey
verschiedenen Säugethieren und Repti-
lien s. Hrn. G. L. Duvernoy im Bulle-
tin de la Soc. philomathique. 8. année
T. III. nr. 86.
Ich habe selbst einen erwachsenen übri-
gens sehr wohl gebildeten Menschen
gesehen, der ohne Zunge geboren war,
und der mir dennoch, wenn ich ihm
die Augen verband und Auflösungen von
Salzen, Aloe u.s.w. an den Gaumen
strich jedesmahl hernach den Geschmark
schriftlich angab, den jede dieser Solu-
tionen ihm verursacht hatte. Warum
[Seite 338] sollten also nicht auch Thiere, die ent-
weder gar keine oder eine aller Vermu-
thung nach zum Schmecken ungeschickte
Zunge haben, dennoch einen Geschmacks-
sinn in einem oder dem andern benach-
barten Theile besitzen. Nur würde ich
nicht mit dem sonst so scharfsinnigen
Grew (in seiner comparative anatomy
of stomachs and guts pag. 26.) die in-
nere Haut der drey ersten Magen bey
den bisulcis für das Organ ihres Ge-
schmacks halten, um so weniger, da
schon Wepfer u.a. längst den Genuss
des Wohlgeschmacks bemerkt haben, der
mit dem Wiederkauen des zurückge-
brachten Futters verknüpft ist.
So ist z.B. die Zunge des gemeinsten
ungeschwänzten Affen (Simia syluanus),
die ich vor mir habe, fast drey Mahl so
lang als breit, hat hinten nur drey,
wie im Triangel stehende papillas pe-
tiolatas, dann aber auf 200 obtusas,
die vor jenen und an beyden Seiten
der Zunge, am meisten aber am vor-
dern Ende derselben, wie weisse Körn-
chen aufsitzen, selbst zwar nicht ganz
von gleicher Grösse sind, sich aber doch
sämmtlich auf den ersten Blick ohne
Vergleich auffallender von den conicis,
welche die übrige ganze Oberfläche be-
decken, auszeichnen, als diess bey der
Menschenzunge der Fall ist.
Daubenton Vol. IX. tab. 15. fig. 2. vom
Panther. Fig. 3. von der Katze. Tab.
22. fig. 2. 3. vom Luchs.
Ebendas. Vol. X. tab. 15. vom fliegenden
Hund.
Pallas spicileg. III. tab. 2. fig. 5. 6.
vom Vespertilio cephalotes.
So fand ich auf der Zunge eines Opos-
sum (Didelphis marsupialis) die Mitte
des vordem Endes mit scharfen steifen
Papillen besetzt, die stärker in die
Haut hakten als der Katzen ihre.
Bey einem zweyzehigen Ameisenbär,
den ich zergliedert, war die Zunge
dritthalb Zoll lang und am dicken Wur-
zelende doch nur von der Stärke eines
Taubenkiels, meist cylindrisch, doch
längs der obern Seite mit einer kaum
merklichen feinen Furche. Hinten an
der Wurzel fanden sich zwey sehr feine
foramina coeca. Das Zungenbein ro-
bust, doch nicht sonderlich gross, auch
ziemlich einfach, hufeisenförmig. Hin-
gegen die dazu gehörigen Muskeln, die
geniohyoidei, der mylohyoideus, zumahl
aber der genioglossus von ausnehmen-
der Grösse und Stärke.
[Seite 342] Da eben von der Zange, als Organ
der Ingestion, die Rede ist; so findet
auch wohl hier der vulgo sogenannte
Tollwurm der Hunde seine fügliche
Stelle; ein sehniges spindelförmiges
Band das unter ihrer Zunge längs bis
gegen die Spitze läuft, ziemlich lose,
wie in einer häutigen Scheide liegt, ohne
als eine wahre Sehne mit einem der be-
nachbarten Muskeln verwachsen zu seyn,
und dessen Exstirpation ein altes Vorur-
theil, wenigstens schon seit Plinii Zei-
ten, für ein Präservativ gegen die Hunds-
wuth hielt. Ueber den Bau dieses übri-
gens allerdings sonderbaren und noch
aus mancher Rücksicht räthselhaften
Theils s. vorzüglich Morgagni de sed. et
causs. morbor. T. 1. pag. 67. der Venet.
Ausg. von 1761. Fol. Schon Casserius
meinte, dieses Organ diene wohl den
Hunden zum Einlecken bey der eigenen
Weise, wie sie saufen. Damit reimt
sich wenigstens, dass das gedachte
Opossum, das ich lange Zeit lebendig
[Seite 343] gehabt, und das auf ähnliche Weise soff,
auch ein Rudiment eines ähnlichen Ban-
des unter der Zunge hat.
G. Ole Horch in Bartholini Act. Hafn.
vol. II. p. 155 u. f.
Auch die Kupfertafeln zu Iac. Chr.
Schaeffer elementis ornithologicis Ra-
tisb. 1774. 4.
Ein schönes Beyspiel zum Erweis des
grossen Antheils, den schon die blosse
Federkraft an der Vollziehung man-
cher Functionen der thierischen Oeco-
nomie hat.
Mery in den Mém. de l'Acad. des sc.
1709. pag. 85.
Waller in den philosoph. Trans-
actions Vol. XXIX. pag. 509.
Hr. Dr. Wolf im neuen Voigt'schen
Magazin II. Th. pag. 468 u. f.
Frisch Vögel in Deutschland tab. 108.
Schneider ad reliqua libror. Friderici
II. tab. 2.
Corn. Gul. de Rhoer de fide Hero-
doti rite aestimanda in den Verhande-
[Seite 348] lingen van Teyler's tweede Genootschap
VII. St. pag. 104.
S. ausser den schon oben hin und wie-
der zur Anatomie dieses Thiers ange-
führten Quellen, B. Hussem in den
Verhandelingen van de Maatschappye te
Haadern VIII. D. II. St. pag. 228.
Abbild. naturhist. Gegenstände IV. Heft
tab. 37. von der Boa und Klapper-
schlange.
Das sonderbare Zungenbein der Schlan-
gen, das mit zwey Knorpelfäden vorn
zu beyden Seiten der Luftröhre herab-
steigt. s. bey Tyson in den philos.
Transact. Vol. XIII. pag. 58. fig. 5.
Ueber diesen Theil und seine Verschie-
denheiten habe ich eine überaus genaue
mit zahlreichen Zeichnungen erläuterte
Monographie eines trefflichen Entomo-
logen des Herrn Dr. Jac. Chr. Gust.
Karsten aus Rostock in der Handschrift
vor mir, die hoffentlich bald bekannt
gemacht werden wird.
Schelver a. a. O. pag. 39 u. f.
Aug. W. Knoch neue Beyträge zur
Insectenkunde 1. Th. 1801. 8. pag. 40.
tab. I. fig. 30. Die Zunge des Maykäfers
(Scarabaeus melolontha).
a. a. O. pag. 32. tab. 1. fig. 9. d. d. vom
Scarabaeus Frischii. tab. 8. fig. 4. vom
Carabus vnicolor etc.
Fr. Chr. Rosenthal diss. de organo ol-
factus quorundam animalium. Ien. 1802.
und Fasc. II. Gryphiae 1807. 4.
Am Gerippe eines Cercopithecus capuci-
nus, das ich besitze, ist die ohnehin
dünne Scheidewand zwischen beyden
[Seite 356] Augenhöhlen, da wo am Menschensche-
del die so genannten ossa papyracea
liegen, mit einer grossen Oeffnung
durchbrochen, die im frischen Zustande
nur wie mit einem Fenster von Bein-
haut geschlossen scheint.
S. des jüngern Casp. Bartholini ana-
lecta obseruationum an seinem Specimen
historiae anatomicae tab. 3. fig. 3. 4. vom
Schaf.
Salv. Morand in den Mém. de l'ac.
des sc. 1724. tab. 24. vom Ochsen; und
von mancherley andern Säugethieren
in dem bis jetzt allein erschienenen Iten
Heft von B. Harwood's System of com-
parative Anatomy. Cambr. 1796. 4.
tab. 2. 3. 13. 14.
Eine treffliche Abbildung dieses Theils
im Wallrosse wird im IIten Heft von
Hrn. Dr. Albers's Beyträgen erscheinen.
Ueber den Bau dieser Höhlen in den
zahlreichen Geschlechtern und Gattun-
gen aus den verschiedenen Ordnungen
der Säugethiere habe ich ausführlich
gehandelt in einer prolusio de sinibus
frontalibus. Götting. 1779. 4., wo ich
eben aus der vergleichenden Anatomie
den Antheil den diese Höhlen zur Ver-
stärkung des Geruchs haben, zu erwei-
sen, und hingegen die Meinung, als ob
sie zur Bildung der Stimme dienten, zu
widerlegen gesucht habe.
Bey den Schafen dienen sie bekanntlich
den Larven des Oestrus ouis zum Ab-
lager; so wie die Fälle nicht gar selten
sind, dass eich bey Menschen zufälliger
Weise andere Insecten, zumahl aber Sco-
lopendra electrica hinein genistelt und
theils heftige und langwierige Zufälle
verursacht haben.
Hist. des animaux a. a. O. b. c. d. e.
Stukeley tab. 5. fig. 1.
Wie schon Tyson richtig bemerkt hat.
S. Dess. anatomy of a Porpess tab. 2.
fig. 8. 9.
Das mag Büffon's irrige Behauptung
entschuldigen, als ob vielen Vögeln die
Nasenlöcher gänzlich mangelten, so dass
sie die Gerüche blos durch die Gaumen-
öffnung empfangen könnten u.s.w.
Hist. des oiseaux T. I. p. 13.
Unter diesem Namen beschreibt sie
schon vortrefflich der verdiente Conr.
Vict. Schneider de osse cribriformi
pag. 180 u. f.
Scarpa de auditu et olfactu tab. 3. fig. 1.
2. 3. von der Gans. fig. 4. vom wälschen
Hahn. fig. 6. 7. vom Reiher.
Scarpa tab. 5. fig. 1. 2. von einer See-
schildkröte. fig. 10. o. p. von der Viper.
Der alte, doch noch neuerlich behaup-
tete Wahn, als ob diess auch der Weg
sey, durch welchen die Fische den
Schall empfänden, bedarf jetzt keiner
Widerlegung mehr.
Vom Nagelrochen (Raja clauata) Scarpa
tab. I. fig. 1. 2. vom Glattrochen (Raja
batis) Harwood tab. II.
Von Hayfischen Stenonis im Speci-
men myologiae tab. 7. fig. 1. vom Squa-
lus catulus Scarpa tab. 2. fig. 6. 7.
Vom Froschfisch Id. tab. 1. fig. 1. 3. [Seite 365]
Vom Hecht Casserius de auditus
organis tab. 12. Camper in den klei-
nen Schriften II. Th. 2. St. tab. 2. fig. 1.
Scarpa tab. 2. fig. 1. 2. Harwood
tab. 5. fig. 4.
Vom Karpfen Id. tab. 2. fig. 4. 5.
Einzelne Bemerkungen über die Ge-
ruchswerkzeuge einiger Fische gibt Mor-
gagni in den epist. anatom. pag. 356.
der Paduan. Ausg. 1764. Fol.
s. Hrn. Dr. Rosenthal über den Ge-
ruchssinn der Insecten im Archiv für
Physiologie X. B. pag. 427 u. f.
vergl. auch Hrn. Dr. Ramdohr über
die Organe des Geruchs der gemeinen
Biene, im Magaz. der Berlin. natur-
forsch. Gesellsch. Vten Jahrg. pag. 386 u. f.
Das war schon die Muthmassung des
ehrwürdigen Herm. Sam. Reimarus
über die Triebe der Thiere pag. 308. der
dritten Ausg.
Vergl. Hrn. Duméril im Magas. en-
cyclopéd. A. III. T. II. pag. 435 u. f.
S. Hrn. Prof. Knoch in seinen neuen
Beyträgen zur Insectenkunde pag. 32.
tab. 1. fig. 8. b. f. vom Scarabaeus Fri-
schii und tab. 8. fig. 3. vom Carabus
vnicolor.
Von den Gehörwerkzeugen in verschie-
denen Thierclassen s. Casserius de vo-
cis auditusque organis Ferrar. 1600. fol.
(Der Theil vom Gehör ist auch seinem
Pentaestheseion inserirt.)
Perrault Essais de Physique T. II.
Geoffroy sur l'organe de l'ouie etc.
Amst. 1788. 8. (Deutsch. Leipz. 1780. 8.)
Scarpa's schon öfter angeführtes Werk. [Seite 369]
Andr. Comparetti obseruationes ana-
tomicae de aure interna comparata. Pa-
tav. 1789. 4.
Alex. Monro's three Treatises, on
the Brain etc. Edinb. 1797. 4.
und Ever. Home in den philos.
Transact. for 1800. P. I. pag. 1 u. f.
Viel Treffliches hieher gehöriges enthal-
ten Autenrieth's und Kerner's Beob-
achtungen über die Function einzelner
Theile des Gehörs, im Archiv für Phy-
siologie IX. B. pag. 313 u. f.
Das sind sie eben so wenig als dass sie,
wie es Hrn. v. Haller entfallen, eine
zufällige Monstrosität seyn sollten.
Und doch nur mehr oder minder Men-
schenähnlich – denn ein wahres Ohr-
läppchen z.B., eo wie beym Menschen,
scheint sich bey keinem andern Säuge-
thiere zu finden.
Grew über die verschiedene Richtung
des äussern Gehörganges bey mancherley
[Seite 372] Thieren und über die Zweckmässigkeit
dabey, in Birch's hist. of the Royal
Society vol. III. pag. 484 u. f.
s. Bourgelat Elemens de l'art veteri-
naire Par. 1769. 8. pag. 498 u. f.
Hrn. Prof. Rudolphi in seinen (über-
haupt für vergleichende Anat. sehr reich-
haltigen) Reisebemerkungen I. B. pag. 77
u. f. II. B. pag. 220 u. f.
und Hrn. Justizr. Viborg im IIIten B.
seiner Samml. von Abhandl. für Thier-
ärzte und Oeconomen S. 240 u. f.
Herr Direct. Havemann fand einmal
den linken dieser Luftbeutel an einer
12 bis 14 jährigen magern Stute noch
[Seite 374] einmal so gross als im natürlichen Zu-
stande, so dass sie von aussen eine läng-
lichte Geschwulst bildete; und in der-
selben, ausser einigen Theetassen voll
zähen Schleims, 136 weisse knorpelähn-
liche Concremente, die meisten von
Haselnussgrösse, manche grösser oder
kleiner. s. davon mit mehrern Voigt's
neues Magaz. IX. B. S. 216 u. f.
Hr. Jac Sönnerberg (Lehrer der Anat.
zu Lund) widerspricht dieser Verglei-
chung, und rechnet hingegen die bulla
ossea von welcher sogleich die Rede ist,
(– ohngeachtet sie innerhalb des Trom-
meifells liegt u.s.w. –) geradezu zum
äussern Gehörgang! s. Dess. Quaestio
[Seite 375] physiologica, quue et qualis est muscu-
lorum vis formam ossium mutandi.
Lund. 1801. 4. pag. 14 sq.
Denn dass der vermeinte lenticulus nichts
weiter als eine Apophyse des Amboses
ist, habe ich schon in der Gesch. und
Beschr. der Knochen des menschl. Kör-
pers pag. 155 u. f. (der 2ten Ausg.) gezeigt.
Eine treffliche Monographie über den
Steigbügel giebt Hr. Carlisle in den
philosophical Transactions vom J. 1805.
pag. 198 u. f.
P. Pauw primitiae anatomicae pag. 55 u. f.
Adair in Cowper's myotomia refor-
mata Lond. 1694. 8. pag. 70. fig. 9. F.
Teichmeyer vindiciae quorundam in-
ventor. anatomicor. Ien. 1727. 4. fig. 5.
Vergl. hierüber ausser den schon genann-
ten Werken, Scarpa de structura fene-
strae rotundae auris. Mutin. 1777. 8.
pag. 94 sqq. Ph. Fr. Meckel de laby-
rinthi auris contentis. Argent. 1774. 4.
Vom Gehörwerkzeug des eigentlichen
Wallfisches s. Camper's kleine Schriften
II. B. 1. St.
Des Pottfisches Ebendas. I. B. 2. St.
Der Delphine Klein hist. nat. pis-
cium missus I. pag. 29. tab. 5. fig. 1-4.
und 7-9. und Monro's Treatises on the
Far etc. tab. 5. 6. von Delphinen und
dem Caschelot; vergl. auch des letzteren
schon oft angeführte Physiologie der
Fische tab. 35. vom Braunfisch.
Vom Gehörwerkzeug der Vögel s. ausser
den schon oben (pag. 368 not. *)) ge-
nannten:
Allen Moulin in den philos. Trans-
act. vol. XVII. pag. 712 sq.
Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'acad.
des sc. de Par. 1778. pag. 381 sqq.
Scarpa de structura fenestrae rotun-
dae auris etc. pag. 101 sqq. mit Abbil-
dungen aus dem wälschen- und Haus-
hahn, und de auditu tab. 1. fig. 10 u. f.
von der Gans.
Galvani in den comm. instit. Bonon.
T. VI. pag. 420 sqq. tab. 19-22. von
einem Raubvogel.
Comparetti tab. 2. fig. 2-12. von
Raubvögeln, dem Haushahn und Sper-
ling.
Denn die riemenförmigen Lappen am
Halse des Orikugeyers vom Cap haben
keinen Bezug auf sein Gehörorgan.
Roberg bey Klein, stemm. auium tab.
10. fig. 2. a.
Comparetti tab. 2. fig. 2. der dieses
Organ mit den muschelförmigen Thei-
len des Menschenohrs vergleicht.
Eine ähnliche Verbindung mittelst der
Zellen in der Hirnschale, hat Hr. Home
am Elephantenschedel bemerkt.
S. ausser den schon genannten, Bau-
nelli im VII. B. der comment. instit.
Bononiens. pag. 301 u. f. mit Abbildun-
gen des Gehörorgans von See- und
Fluss-Schildkröten, Fröschen, Eidexen
und Schlangen. Andere Figuren aus
[Seite 383] eben diesen Geschlechtern und Ordnun-
gen von Amphibien hat Comparetti
tab. 2. fig. 13 bis 35 gegeben. Und vor-
züglich schöne aus einer Seeschildkröte,
einem Crocodil, der grünen Eidexe,
dem Salamander, der Viper und Blind-
schleiche, Scarpa de auditu etc. tab. 5.
Auch von einer Seeschildkröte Monro
in der Physiol. der Fische tab. 36.
S. ausser den schon so oft in diesem
Abschnitt angeführten Quellen, Klein
mantissa ichthyologica Lips. 1746. 4.
Kölreuter in den nov. comment.
acad. Petropolit. T. XVII. pag. 521. tab.
10. vom Stör und Hausen.
Camper's kleine Schriften I. B. 2. St.
pag. 1. tab. 2. vom Kabeljau, und II. B.
2. St. pag. 1. und 39. tab. 1. 2. 3. vom
Froschfisch, Hecht, und Rochen.
Zu vergleichen mit den Abbildungen
bey Comparetti tab. 3. von Rochen,
Hayen, Stören, Tunnfisch, Aal, Scholle,
Hecht, Karpen, Kaulkopf, und Schlan-
genfisch (Ophidium); bey Scarpa tab.
1. 2. 4. von Rochen, Hayen, Frosch-
fisch, Hecht und Karpen; und bey
Monro sowohl in der Physiolog. der
Fische tab. 34. und 37., als on the Ear
etc. tab. 7. 8. sämmtlich aus einem
Rochen.
S. die schon öfter zusammen angeführ-
ten beyden Schriften von Lehmann und
Schelver. Jene pag. 22 u. f. Diese
pag. 50 u. f.
P. Ant. Minasi continuaz. delle disser-
taz. sopra vari fatti meno ovvi della
storia naturale. Nap. 1775. 8. fig. 4. vom
Cancer pagurus.
Scarpa de auditu tab. 4. fig. 4. 5. 6.
vom Flusskrebs.
Comparetti tab. 3. fig. 26. 27. 28. von
mehreren Gattungen von Krebsen. Ob
[Seite 389] aber die auf eben dieser Tafel fig. 29.
bis 34. vorgestellten Organe am Kopf
anderer Insecten, Käfer, Cicaden, Schmet-
terlinge, Hornissen, und Stubenfliegen,
gleichfalls Gehörwerkzeuge seyen, ist
noch sehr zweifelhaft.
Unser Seetzen versichert gefunden zu
haben, dass auch die (gemeinen wahren)
Maulwürfe auf dem Libanon wirklich
blind seyen; sogar ohne Spur von Aug-
äpfeln. S. des Hrn. Bar. von Zach mo-
natl. Corresp. XIV. B. pag. 163.
Vergl. Bidloo de oculis et visu vario-
rum animalium. Lugd. Bat. 1715. 4.
Zinn de differentia fabricae oculi hu-
mani et brutorum in den Commentar.
societ. Reg. scientiar. Goettingens. T. IV.
a. 1754. pag. 191 sqq. und in den Com-
mentation. antiquior. T. I. ad a. 1778.
pag. 47 sqq.
W. Porterfield on the Eye. Edinb.
1759. II. vol. 8. hin und wieder. [Seite 393]
Haller in Operib. minorib. T. III.
pag. 218 sqq.
Chr. H. Theod. Schreger's Versuch
einer vergleichenden Anatomie des Auges
und der Thränenorgane. Leipz. 1810. 8.
Dess. vergleichende Ansicht der Au-
gen, durch alle Thierclassen, im 1sten
Th. der Abhandl. der physical. medicin.
Societ. zu Erlangen.
s. Alb. Blumenthal de externis oculor.
integumentis quorundam animalium. Be-
rol. 1812. 4.
Commentat. societ. Reg. vol. VII. ad ann.
1784. pag. 46.
Hr. Dr. Albers hat in einer der Kö-
nigl. Societ. zugeschickten Abhandlung
den nämlichen Bau am Auge des Wall-
rosses (Trichechus rosmarus) beschrie-
ben, und beyläufig, Satz für Satz die
Zweifel gehoben, die man neuerlich
gegen den angegebenen Zweck dieser
merkwürdigen Einrichtung daher hat
nehmen wollen, weil eich eine schwache
Aehnlichkeit derselben auch bey Land-
thieren, dem Pferde u.s.w. finde. –
s. Götting. gelehrte Anzeigen 1803. pag.
601 u. f.
Ruysch thesaur. anat. II. tab. 1. fig.
1. 2. 6.
Hrn. Geh. R. Loder tabulae anato-
micae vol. 1. tab. 56. fig. 8.
und Hr. Dr. Albers im 1sten B. der
Abhandl. der physikal. medicinischen So-
ciet. zu Erlangen tab. 6.
Von den Eigenheiten der Wallfisch-
augen überhaupt, vergl. B. S. Albini in-
dex supellectilis J. J. Ravii pag. 36 sqq.
Ej. annotat. academ. L. VII. pag. 40.
100.
Supellex anatomica eiusd. pag. 132 sqq.
Musei Gaubiani pars complectens
praeparata anatomica pag. 14.
und Hrn. Dr. Albers a. a. O. S. 457
u. f. wo er besonders auch die coni-
sche Masse von fettigem Zellgewebe be-
schreibt, die hinter der Sclerotica den
Sehnerven umgiebt.
Leigh Thomas in den philos. Transact.
1801. P. I. pag. 149. tab. 10. fig. 1. 2. 3.
und in Voigt's neuem Magaz. IV. B.
pag. 240 u. f. tab. 4. fig. 6. 7. 8.
H. Fr. Elsaesser (praes. Storr)
de pigmento oculi nigro etc. deque ta-
peto. Tubing. 1800. 8.
s. davon Hrn. Prof. Leop. Gmelin's in-
dagationem pigmenti nigri oculorum tau-
rinorum etc. Goetting. 1812. 8.
Bekanntlich fehlt dieses Pigment ent-
weder durchaus, oder doch grössten-
theils im ganzen inneren Auge der so
genannten Albinos oder Kackerlacken,
dergleichen sich nicht selten unter Men-
schen und manchen Gattungen von an-
dern Säugethieren und von Vögeln fin-
den. Unter den Kaltblütigen ist mir
hingegen noch kein Beyspiel eines Al-
bino bekannt. Diese fehlerhafte Ano-
malie ist immer angeboren, und mit
eben so anomalisch weisser Farbe der
Haare oder Federn verbunden, und
macht unter manchen Säugethieren eine
constante erbliche Rasse; so zumal bey
den weissen Caninchen, Mäusen, und
Pferden (welche letztere unter dem Na-
men der Glasaugen bekannt sind). Hin-
gegen zweifle ich, dass irgend einer
ganzen Gattung von warmblütigen Thie-
ren dieses Pigment ursprünglich man-
[Seite 401] geln sollte, und halte eben desshalb das
Frettel (Mustela furo) nur für eine Ab-
art des Iltis (M. putorius).
Ausführlicher habe ich über diesen
Mangel des zur gesunden Organisation
des Auges so nöthigen Pigments gehan-
delt, so wohl in den Commentat. societ.
Reg. scient. vol. VII. pag 29 u. f., als in
der dritten Ausg. der Schrift: de gene-
ris hum. variet. natiua pag. 272 u. f.
So habe ich es z.B. sehr nett in den
ganz frischen Augen sowohl eines un-
geschwänzten Affen (Simia syluanus)
als eines geschwänzten (S. cynomolgus)
gefunden. Bey beyden machte der Ein-
tritt des Schenerven innerhalb der Mark-
haut einen kleinen orangegelben Kreis.
Darneben aber zeigte sich in der imagi-
nären Achse des Auges ein etwas grösse-
rer aschgrauer Querstreif mit der Cen-
tralöffnung in seiner Mitte.
Selbst in einem so genannten Pferde-
glasauge (– s. oben S. 400. not. *) –)
in meiner Sammlung, sind diese Flok-
ken caffeebraun, da übrigens die an-
dern sonst dunkel gefärbten Theile in
diesem Auge nur einen sehr schwachen
gräulich-bräunlichen Anflug zeigen.
Bey diesem schon erwähnt von Soley-
sel im parfait Marechal. Par. 1667. 4.
Manche Nosologen, wie Sauvages,
und Naturforscher wie Linné, haben
dieses normale Organ irrig für was
krankhaftes angesehn.
s. Hrn. Prof. Kieser's Diss. de ana-
morphosi oculi. Goett. 1804. 4. tab. 1.
und 2. von Ziegen, Schafen, Ochsen
und dem Dromedar.
vergl. Ebendens. in Hrn. Hofr. Him-
ly's ophthalmologischer Bibliothek II. B.
3. St. S. 113 u. f. tab. 1. vom Pferde.
Swammerdam sagt in den Bibl. nat.
pag. 881. bey Gelegenheit des sonderba-
ren Pupillendeckels der Rochen, er habe
dergleichen auch in einem Pferdeauge
entdeckt. Wenn das nicht ein unge-
wöhnlicher Bau, und bloss etwa solche
Anhängsel gewesen, so ist die Verglei-
chung übertrieben.
Manches Gute darüber hat Jac. Hovius
de circulari humorum motu in oculis
ed. 2. Lugd. Batav. 1716. 8. eine Schrift,
die aber auch gar manches Unverständ-
liche und Unzuverlässige enthält, und
also mit Vorsicht genutzt werden muss.
F. Pourf. du Petit in den Mém. de
l'Ac. des sc. 1730. pag. 4 sq. übers. in
Froriep's Bibl. für die vergleich. Anat.
I. B. pag. 200 u. f.
Leuwenhoek arcana naturae detecta
pag. 73 u. f.
Perrault in der hist. des animaux
P. I. tab. 30. fig. S.
Th. Young in philos. Transact. for
1793. tab. 20. fig. 2. 3.
Dav. Hosack im folgenden Jahrgang
tab. 17. fig. 4.
J. C. Reil de lentis crystallinae stru-
ctura fibrosa. Hal. 1794. 8.
s. ausser den schon oben (pag. 392. not. **))
angeführten Schriftstellern:
mehrere Aufsätze von Petit in den
Pariser Mém. de l'Ac. des sc. von den
J. 1726. 1735. und 1736. Die letzteren
übers. in Froriep's Bibl. I. B.
Home in den philos. Transact. for
1796. pag. 9 u. f., übers. in Reil's Ar-
chiv II. B. 2. Heft.
Albers's Beyträge I. Heft. pag. 69 u. f.
und Soemmerring in den Denkschrif-
ten der Acad. zu München f. d. Jahr
1811. S. 177.
Coiter miscell. obseruat. anat. chirur-
gicar. pag. 130.
Pierce Smith in den philos. Trans-
act. for 1795. P. II. pag. 263 u. f.
Hr. Dr. Albers vermuthet a. a. O.,
dieser knöcherne Ring diene zum Er-
satz der bey den Vögeln so unvollkom-
menen Orbita.
S. z.B. die nette Abbildung vom innern
Auge des Fischadlers in Kieser's schon
angeführten Diss. de anamorphosi oculi.
tab. 2. fig. 1. –
Andre glaubten er diene in dieser Classe
zu den sogenannten mutationibus oculi
internis (§. 274.); Hr. Ph. Crampton
hat aber in Hrn. Dr. Thomson's An-
nals of Philosophy vom März 1813
p. 172. Erinnerungen dawider gemacht
und hingegen einen besondern kreisför-
migen Muskel im Augapfel des Strauss
(und mehrerer grosser Vögel) beschrie-
ben und tab. 3. abgebildet, durch wel-
chen diese Veränderungen namentlich
in Bezug auf die Wölbung der Horn-
haut, bewirkt werden könnten.
s. Haller in den Mém. de l'Ac. des sc.
de Paris v. J. 1762. p. 76 u. f.
Guenellon's Anatomie der Augen des
Kabeljau's, steckt in einem Buche wo
man sie nicht leicht suchen würde, in
Bayle's Nouvelles de la Republique des
Lettres, vom März 1686. pag. 326.
vergl. auch Hrn. Dr. Albers a. a. O.
sowohl über dieses Fisches Auge als
über das des Sprenkelfisches (Coryphaena
equiselis); und Hrn. Dr. Rosenthal im
Xten B. des Archivs für Physiol. beyde
mit trefflichen Abbildungen.
Stenonis specimen elementor. myologiae
tab. 5. fig. 1.
Perrault Essais de Physique T. III.
tab. 1. fig. 4.
Goyeau im Mercure de France Dec.
1757. pag. 130 u. f. [Seite 422]
Da die Augäpfel bey den genannten
Knorpelfischen (zumahl bey den Hayen)
in der Ruhe stark prominiren, aber
auch willkührlich in die Augenhölen
eingezogen werden können; so scheint
es, dass so wie letztres durch die vitale
Action der Muskeln bewirkt wird, so
hingegen ersteres blos durch die mecha-
nische Schnellkraft dieses knorpeligen
Stiels.
Stenonis de muscul. et glandul. pag. 68.
Camper in den Mém. présentés à l'A-
cad. des sc. de Paris T. VI. tab. 3. fig. 1.
Thesaur. rer. natural. Alb. Sebae T. III.
tab. 34.
Camper in Monro's Physiol. der Fi-
sche pag. 165 u. f. [Seite 423]
Lacepède in den Mem. de l'Instit.
national T. II. pag. 372 u. f.
und besonders Hr. Prof. Schneider
im IVten B. der neuen Schriften der
Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin.
Andre in den philos. Transact. vol.
LXXII. P. II. tab. 16. vom Monoculus
polyphemus.
Swammerdam tab. 20. fig. 1. und 5. von
der Drone oder Deckbiene.
Cuvier in den Mém. de la Soc. d'hist.
nat. de Paris A. VII. pag. 41. fig. 3. von
der Libellula grandis.
vergl. auch Marcel de Serres im
Journal de Physique T. LXVIII. 1809.
pag. 278. von mehrem hemipteris.
Ich habe schon anderwärts Gründe ange-
führt, warum es mir gegen die sonstige
allgemeine Behauptung wahrscheinlich
ist, dass die polyedrischen Augen mehr
für die Ferne, und die einfachen für
nähere Objecte bestimmt seyen. We-
nigstens reimt sich diess damit, dass die
Schmetterlinge in ihrem geflügelten voll-
[Seite 426] kommenen Zustande solche grosse com-
ponirte telescopische Augen kriegen, da
sie vorher als Raupen nur myopische
kleine Augen hatten.
Aber freylich habe ich bey alle dem
noch eigene Zweifel über die Bestim-
mung dieser zweyerley Augen: z.B. dass
doch auch vollkommene animalia subter-
ranea, wie die Maulwurfsgrille, die bei-
derley Augen haben, u. dergl. m.
Dass der Iste B. von Hrn. Cuvier's vor-
trefflichem Werke bey weitem das voll-
[Seite 429] ständigste enthält was wir über ver-
gleichende Myologie im Ganzen haben,
brauche ich nicht erst zu erinnern; –
so wenig als dass sich eine Fülle von
einzelnen dazu gehörigen Bemerkungen
bey Borelli de motu animalium und
Barthez nouvelle mechanique des mou-
vements de l'homme et des animaux, Car-
cassone 1798. 4. findet.
Vorzügliche Myologien von einzelnen
Gattungen dieser Classe haben geliefert
vom Schimpansee, Tyson.
vom Hund, Jac. Douglas im Speci-
men myographiae comparatae und Ga-
Rengeot in der Myotomie humaine et
canine. Paria. 1724. 8.
vom Pferd statt aller Stubbs in sei-
ner unübertrefflichen Anatomy of the
horse.
vom Hornvieh Vitet im Isten B. sei-
ner Médecine veterinaire.
Er fehlt unter andern auch dem Schwein.
Ist hingegen vorzüglich bey denen Qua-
drupeden die sich zusammenkugeln, z. E.
bey den Tatus, Manis, Stachelswei-
[Seite 431] nen, Igeln u.s.w. von ausnehmender
Stärke. – S. die treffliche Monographie
des Hrn. Hofr. Himly über das Zusam-
menkugeln des Igels. Braunschw. 1801.
4. tab. 1-3.
Bey grossen Cetaceen lassen sich die
Sehnen dieses Hautmuskels in Faden
von hundert und mehr Fuss Länge spal-
ten, woraus nahmentlich die Aleuten
ihren zum Bewundern feinen zwey-
drähtigen Sehnenzwirn verfertigen.
Mery zählte am Rollschwanze eines
solchen Thiers nicht weniger als 280
[Seite 432] Muskeln. J. B. Du Hamel Reg. scient.
acad. hist. pag. 276.
Merkwürdige eigne Beobachtungen des
Hrn. Prof. Cuvier über den Organis-
mus des Elephantenrüssels s. in der
VIIten Lieferung der Ménagerie du Mu-
seum national. Er gedenkt den wunder-
baren Bau dieses in seiner Art so ein-
zigen Organs in einem besondern Werke
durch zwölf Kupfertafeln zu erläutern.
Einiges darüber findet sich auch in
der überaus reichhaltigen Description
anatomique d'un Eléphant mâle par P.
Camper, publiée par son fils, A. G.
Camper Par. 1802. fol.
s. Stubbs in seiner unübertrefflichen
Anatomy of the horse, muscles tab. 2.
q. Q. r. s. t. und tab. 3. a. b. c. d.
Ein Phänomen, wodurch manche Phy-
siologen des XVIIten Jahrhunderts zu
dem Fehlschluss verleitet worden, als
ob die Knochen überhaupt, wenigstens
grossentheils, aus Sehnen entstünden.
s. Nic. Stenonis de musculis et glandu-
lis pag. 26. Casp. Bartholini iun. spe-
cim. hist. anatomicae partium corp. hu-
mani pag. 185.
Ueber die Myologie der Vögel vergl.
Stenonis in den Act. Havniensib. 1673.
pag. 320 u. f. und in Valentini amphi-
theatr zootomic. P. II. pag. 8.
Vicq-d'Azyr in den Mém. de l'Ac. des
sc. de Paris 1772. u. f. [Seite 435]
Merrem's vermischte Abh. aus der
Thiergesch. pag. 144. tab. 5. 6.
S. die Myologie der so genannten getä-
felten Schildkröte, ebenfalls von Wie-
[Seite 436] demann in s. Archiv III. B. 2. St.
pag. 78.
La Cepède hist. naturelle des poissons
T. I. Discours pag. 47. [Seite 437]
Anth. Carlisle on the Arrangement
and mechanical Action of the muscles
of Fishes in den philosophical Transact.
for 1806. P. I. pag. 1.
Kielmeyer über die Verhältnisse der
organischen Kräfte untereinander u.s.w.
Stuttg. 1793. 8. pag. 22.
Von der Einförmigkeit der Muskeln bey
den Insecten und Würmern s. Kiel-
meyer a. a. O.
Stenosis specim. elementor. myologiae
pag. 55.
Peerault Essais de physique T. III.
tab. 4. fig. 3.
Vor allen aber Fr. W. L. Succow
Specimen myologiae insectorum de
astaco fluuiatili. Heidelb. 1813. 4. mit
Kupf.
Das sind ihrer also fast zehnmahl so
viel als der Mensch an seinem Körper
hat; – und beynahe noch einmahl so
viel als Stücke zu einem Strumpfwir-
kerstuhl gehören.
Vergl. z.B. die Myologie der Aphrodite
aculeata von Pallas in seinen Miscel-
lan. zoolog. tab. 7. fig. 13.
Von den Tritonien, Aplysien u.a.m.
Cuvier in den Annales du Muséum na-
tion. d'hist. nat. T. I. und II.
S. z.B. von der Weinbergsschnecke
Swammerdam tab 6. fig. 2.
Von einer Menge Bivalven und Mul-
tivalven Poli auf vielen Figuren durchs
ganze Werk.
Etwas ähnliches ereignet sich auch bey
den verschnittenen Thieren nach dem
Verlust der Geilen an manchen der übri-
gen genannten Organe. – S. z.B. von
den Samenbläschen bey den castrirten
Hengsten oder so genannten Wallachen
Bourgelat Elémens de l'art veterinaire.
Par. 1769. 8. pag. 359 u. f.
Ray, Klein, Battarra u. a. hielten
diese Glieder (so wie Menz, Triller
und Krüger die gedachten Ballen an
den Froschdaumen) irrig für wirkliche
Zeugungsorgane.
Eben so irrig war aber auch ander-
seits die Meynung des sonst so vortreff-
lichen Tyson, als ob das gerippte Brust-
schild des See-Hasen (Cyclopterus lum-
pus) dem Männchen dazu diene, wäh-
rend der Paarung sein Weibchen damit
fest zu halten, was ihm besonders bey
der Kürze seiner Ruthe zu statten kom-
me. – Denn ohne zu gedenken dass
die Lage dieses Schildchens am Halse,
bey dem gewölbten Bauche des Thiers,
[Seite 445] der Paarung eher hinderlich als förder-
lich seyn würde, und dass es sich bey
beyden Geschlechtern findet; – so
paaren sich ja überhaupt diese Fische
gar nicht, sondern die Weibchen kom-
men, wie bey vielen andern Arten von
Fischen, zur Laichzeit alleine und lange
vor den Männchen, die dann erst die
von jenen gelegten Eyer ausserhalb
Mutterleibes befruchten.
Z. E. bey de Graef de viror. organis
generat. inseruient. tab. 3. fig. 4. vom
Hund.
Vergl. damit die sehr getreuen Abbil-
dungen bey Al. Monro iun. de testibus,
Edinb. 1755. 8. tab. 4. fig. 5. ebenfalls
vom Hund. fig. 8. vom Pferd. tab. 3. fig.
5. vom Schwein u.a.m.
Wenigstens spricht J. Hunter (in den
philos. Transact. vol. LXXVII. pag. 442)
den Cetaceen ausdrücklich die Samen-
bläschen ab. Zwar weiss ich wohl,
dass insgemein behauptet wird, der
übrigens um die Zootomie so hoch-
verdiente Rondelet habe diesen wich-
tigen Theil zu allererst bey der Zer-
gliederung eines Delphins entdeckt.
Allein die dafür angeführte Stelle sei-
nes classischen Werks de piscibus ma-
rinis pag. 461. scheint mir diess eben
so wenig zu beweisen, als was Ray
ebenfalls von den männlichen Genita-
lien des Tümmlers (in den philos.
Transact. vol. VI. pag. 2276.) sagt, und
von Haller auch auf Samenbläschen
gedeutet worden.
Vergl. Daubenton T. V. tab. 47. und des
Hrn. Geh. R. Walter Mém. sur le
Blaireau in den Mém. de l'acad. de
Berlin 1792. pag. 20.
So hat z.B. ein Simia cynomolgus, den
ich neulich zergliedert, ein kleines os pe-
nis bey mächtig grossen Samenbläschen.
Eine Menge Abbildungen dieses Kno-
chen aus mancherley Thieren finden
sich bey Redi de viuentib. intra viuentia
tab. 26. so wie bey Meyer's Thierskele-
ten, im Daubenton, u. s. w.
Merkwürdig ist, dass sich dieser Kno-
chen doch nicht eben bey allen Gattun-
[Seite 452] gen desselben Thiergeschlechts findet.
So fehlt er z.B. den mehresten Gat-
tungen von Affen, manchen Arten von
Fledermäusen, im Hundegeschlecht der
Hyäne u.s.w. Vergl. J. F. Hermann
obseruat. ex osteolog. comparata. Ar-
gent. 1792. pag. 13.
Cowper in den philos. Transact. vol.
XXIV. pag. 1583. fig. 2-5. [Seite 453]
Zu andern Eigenheiten dieses son-
derbaren Geschöpfs gehört auch, dass
bey ihm die Ruthe hinter dem scrotum
liegt.
Ich habe in der Lampischen Sammlung
in Hannover eine männliche Ruthe ge-
sehen, die vom Tiger oder einer ihm
verwandten Gattung seyn sollte, und
an dem Untertheile der Eichel mit zwey
starken neben einander liegenden horn-
artigen dreyzackigten Widerhaken be-
setzt war.
Godofr. Gu. Tannenberg Spicilegium ob-
seruationum circa partes genitales mas-
culas auium. Goett. 1789. 4. mit Kupf.
Deutsch mit Zusätzen von J. J. A.
Schönberg und G. Spangenberg, eben-
das. 1810. 4.
de Graef de mulierum organis tab. 17.
und Herr Collegienrath Tannenberg a.
a. O. tab. 1. und 2. fig. 1. 2.
Ich würde mich kaum zweifelhaft dar-
über ausdrucken, wenn nicht der be-
kannte Anatome Lieberkühn der Schild-
kröte (er sagt freylich nicht welcher?)
Samenbläschen zugeschrieben hätte. In
G. Erh. Hambergeri physiologia me-
dica pag. 712.
Ueberhaupt herrscht in den verschie-
denen Beschreibungen der männlichen
Genitalien des Schildkrötengeschlechts
viele Undeutlichkeit. Die mancherley
Angaben darüber hat Schneider zu-
sammengestellt in seiner allgem. Natur-
gesch. der Schildkröten pag. 129 u. f.
Vergl. damit Gilibert in seinem Mé-
decin naturaliste Ie Série. Lyon. 1800.
8. pag. 290.
Ungefähr wie die rinnenförmige Fort-
setzung des Schlundes, die nach dem drit-
ten Magen der wiederkauenden Thiere
mit gespaltenen Klanen läuft (§. 90. 91.).
Tyson in den philos. Transact. vol. XIII.
tab. 1. fig. 2. von einer Klapperschlange,
und fig. 3. von der Viper.
Ph. Cavolini über die Erzeugung der
Fische und der Krebse; mit Anm. von
E. A. W. Zimmermann. Berl. 1792. 8.
Merkwürdig ist, dass eich unter den
Karpen häufiger als bey andern Fischen
einzelne anomalische Zwitter-Individua
mit vollkommen ausgebildeten beiderley
Sexualorganen finden. S. z.B. Ali-
scher in den Breslauer Samml. XIV. Vers.
[Seite 462] pag. 645. Schwalbe im commerc. litte-
rar. Noric. 1734. pag. 305. und Morand
in der Hist. de l'Ac. des sc. 1737. pag. 51.
Ich habe die vollständigen Eingeweide
zweyer solchen Zwitterkarpen vor mir,
die ich vor einigen Jahren kurz hinter
einander, so wie sie eben gefangen
waren, vom Hrn. Dr. Filter aus Nord-
hausen erhalten.
S. z.B. vom Scarabaeus nasicornis Swam-
merdam tab. 30. fig. 8. 9.
Vom Scarab. stercorarius Posselt in
Beytr. zur Anat. der Insecten tab. 1.
fig. 16-27.
Vom Carabus granulatus Ramdohr im
Magaz. der Berlin. naturf. Gesellsch.
1. Jahrg. pag. 216 n. f.
Von einem grossen Wasserkäfer Swam-
merd. tab. 22. fig. 5.
[Seite 463] Von verschiednen andern käferartigen
Insecten Rossi und Rolando im IIIten
B. der Mém. de l'Acad. de Turin tab. 3.
Von einer Cicade Malpighi de bom-
byce tab. 11. fig. 2.
Von Nepa cinerea, Swammerdam
tab. 3. fig. 6.
Von Papilio vrticae Id. tab. 36. fig. 2.
Von Ephemera horaria Id. tab. 14.
Von der Drone Id. tab. 21. fig. 1-4.
und tab. 22. fig. 1-4.
Von Musca chamaeleon Id. tab. 42.
fig. 7.
Von Musca putris Id. tab. 43. fig. 17.
Von einer Krabbe Cavolini tab. 2.
fig. 10. 11.
Von männlichen Genitalien solcher
Würmer, bey welchen beyderley Sexual-
[Seite 465] organe in jedem Individuum verbunden
sind, s. z.B. die von einer Wegschnecke
bey Swammerdam tab. 8. fig. 9.
Von den Aplysien, Clio borealis und
Tritonia Hrn. Cuvier a. a. O.
Linné hielt die clitoris für ein eigen-
thümliches Unterscheidungszeichen des
weiblichen Menschengeschlechts von den
Aeffinnen. Aber gerade bey diesen fin-
det sie sich meist von auffällender
Grösse. Am stärksten ausgebildet habe
ich sie bey einem Mandril (Papio mai-
mon), den ich zergliedert, gefunden.
Tyson's Porpess tab. 2. fig. 3.
Bey einer 52 Fuss langen Balaena
boops, die ich frisch gestrandet zu se-
hen Gelegenheit gehabt, war dieser
Theil selbst im Verhältniss zum ganzen
ungeheuern Thier doch auffallend an-
sehnlich.
Io. Iac. Döbel in nov. literar. mar.
Balt. 1698. pag. 238.
Vergl. Io. Faber ad Franc. Hernandez
plantar. etc. Mexicanar. histor. pag. 547.
Daubenton T. IV. tab. 4. fig. 2. und
tab. 8.
Io. Brugnone in den Mém. de l'ac. des
sc. de Turin. T. IV. pag. 406.
Von einem analogen Theil am Kam-
tschatkischen Manaten s. Steller in
nov. Comm. acad. Petropolit. Tom. II.
pag. 308.
Abbildungen der geöffneten Scheide der
Stute gibt Daubenton T. IV. tab. 4.
fig. 2. [Seite 474]
Der Kuh, Nic. Hoboken anat. secun-
dinae vitulinae. VItraj. 1675. 8. fig. 3.
und I. Gunth. Eberhard over het ver-
lossen der Koeijen. Amsterd. 1793. 8.
tab. 1.
Der Schafmutter, Fabric. ab Aqua-
pendente de formato foetu tab. 17.
fig. 35. 36. und de Graef de mulierum
organis tab. 20.
Der Hirschkuh, Daubenton T. VI.
tab. 17.
Der Ratte, Id. T. VII. tab. 38. fig.3.
J. Ch. G. Jörg über das Gebärorgan des
Menschen und der Säugethiere im
schwangern und nichtschwangern Zu-
stande. Leipz. 1808. Fol. mit Kupf.
Schon Haller sagt: ‘„Vterus humanus
ab omnium animalium vteris differt,
quae ego inciderim. Quadrupedum
vterus verus est musculus, pene vt
oesophagus. – Crassior etiam est in
homine, quam in vllo animale.“’ Elem.
physiol. T. VII. P. II. pag. 56.
Daubenton T. IX. tab. 16. vom Pan-
therthier.
tab. 33. von der Zibethkatze. [Seite 477]
Erst nachdem ich diesen wunderbaren
Bau an einem Opossum, das ich einige
[Seite 478] Jahre lebendig besessen, frisch zu un-
tersuchen Gelegenheit gehabt, sind mir
die theils dunkeln, theils widerspre-
chenden Beschreibungen, die andere
davon gegeben, verständlich worden,
und ich darf erwarten, dass das die
Leser eben so finden werden, wenn sie
meine Abbildung mit denen bey Tyson,
Daubenton u. a. m. vergleichen wollen.
Fabric. ab Aquapend. tab. 28. vom
Hund.
Vom Schwein Id. tab. 34. Dauben-
ton T. V. tab. 20.
J. Hunter in den philos. Transact.
vol. LXXVII. pag. 233.
Da sich nun aber hierin eine ganz
auffallende Verschiedenheit zwischen der
Fruchtbarkeit der zahmen und wilden
Rassen von einer und eben derselben
Gattung zeigt, so scheint mir diess ein
neues sehr einleuchtendes Argument zur
[Seite 482] Widerlegung der vermeinten Präexi-
stenz der präformirten Keime im weib-
lichen Eyerstocke abzugeben. Das Haus-
schwein z.B. wirft gewöhnlich zwey-
mahl des Jahrs, und dann wohl eher
20 Ferken auf einmahl. Die wilde San
hingegen nur einmahl im Jahre, und
dann höchstens 10 Frischlinge, und
beyde erreichen doch ungefähr das glei-
che Alter von circ. 20 Jahren.
Eine ähnliche Differenz findet sich
zwischen der zahmen Katze und der
wilden; zwischen der Haustaube und
der wilden Holztaube u.a.m. – Wo-
her sollten nun jene Hausthiere, die
sich der Mensch durch Domestication
aus den wilden Stammrassen umgeschaf-
fen hat, eine so auffallende Majorität
von Jungen haben, wenn sie aus Kei-
men entwickelt werden müssten, die
seit der ersten Schöpfung präformirt
gewesen wären?
Dass, und unter welchen Umständen
sich hingegen allerdings wohl bey Mäd-
chen gelbe Körper in den Eyerstöcken
bilden können, so gut als sich zuwei-
len teere calyces in denen von Vögeln
finden, die noch von keinem Hahn
getreten worden, habe ich gezeigt
in Commentat. Soc. Goettingens. T. IX.
pag. 109.
G. Spangenberg disquisitio circa partes
genitales foemineas auium. Goett. 1813.
4. mit Kupf.
Der Kürze wegen verweise ich ein- für
allemahl bey dieser Beschreibung der
weiblichen Genitalien der Vögel auf die
trefflichen Abbildungen bey Aldrovandi,
ornithol. T. II. pag. 209 u. f. ed. 1637. de
Graaf, tab. 18. und Spangenberg a. a. O.
de Graaf de mulierum organis generat.
inseruientibus tab. 17.
Tannenberg observ. circa part. ge-
nital. mascul. auium tab. 2. fig. 1. tab. 3.
fig. 2.
Die Meinung des berühmten Anatomen,
von welchem dieses räthselhafte Organ
den Nahmen führt, als ob dasselbe zur
Aufnahme und langen Aufbewahrung
des Saamens diene, den der Mahn,
wenn er die Henne tritt, dahinein er-
[Seite 486] giesse u.s.w., widerlegt sich unter an-
dern schon dadurch, dass diese bursa
sich ja auch beym Hahne selbst, und
gerade bey diesem ohne Vergleich grösser,
als bey den Hühnern findet, ja dass sie
bey den letztern oft so sehr klein ist,
dass sie daher sogar neuerlich denselben
abgesprochen worden. Doch diess mit
Unrecht. Denn ich habe sie allerdings,
wenigstens bey jungen Hühnern, so oft
ich sie gesucht, auch jedesmahl gefun-
den. Nur hat sie oft bloss die Grösse
eines Gerstenkorns; liegt auch nicht so
frey, wie beym Hahn, sondern ist im
Schleimgewebe wie verwachsen, daher
es dann einige Uebung und Vorsicht er-
fordert, sie auszupräpariren. Ihre Mün-
dung, wodurch sie sich sogar aufblasen
lässt, findet sich an der obern Seite der
cloaca, hinter der Oeffnung des Mast-
darms, am vordern Rande einer kleinen
schildförmigen Erhabenheit (scutellum),
deren Grösse und scharfe Ausbildung
[Seite 487] mit der bursa ihrer in umgekehrtem
Verhältniss zu stehen scheint.
Ueberhaupt aber ist es mir, nach
allem was ich über diesen Theil (den
Perrault sehr unpassend le troisième
coecum nannte) zu beobachten Gelegen-
heit gehabt, wahrscheinlich, dass seine
zweckmässige Function dem männlichen
Geschlechte zugehört, und er hingegen
bey den Hühnern nur als mechanisches
Rudiment anzusehen ist, mithin ein
Beyspiel von den beyderley im Bildungs-
trieb verbundenen Principien gibt, wo
im gegenwärtigen Falle das teleologische
bey der bursa des Hahns, das bloss me-
chanische hingegen bey den Hühnern
ihrer vorwaltet; so wie umgekehrt, z. E.
bey den Brüsten, das teleologische am
weiblichen Geschlechte einleuchtet, da
sie hingegen am männlichen nur als
Rudimente erscheinen, die nach dem
mechanischen Princip gebildet worden.
Ohngefähr wie im Pansen bey den bisulcis.
S. Sal. Schinz de calce terrarum et la-
pidum calcariorum. Lugd. Bat. 1756. 4.
fig. 2.
Zuweilen sind auch Hühner mit doppel-
ten ouiductus beobachtet worden. z.B.
von Stenonis im IIten B. der Act. Havn.
pag. 226. und von Morgagni, epist.
anat. XX. not. 31.
Wepfer cicutae aquaticae hist. et noxae.
pag. 173.
Ein Beyspiel statt vieler von so man-
chen ganz sonderbaren eigenthümlichen
Bewegungen in der thierischen Oecono-
mie, die sich wohl schwerlich auf die
allgemeinen bewegenden Lebenskräfte,
auf Contractilität, Irritabilität u.s.w.
nach den bisher davon in der Physio-
logie angenommenen Begriffen zurück-
bringen lassen, und die ich daher, um
sie aus dieser Rücksicht zu unterschei-
den (– bey Leibe nicht um dadurch
etwas zu erklären –) mit dem Nahmen
von vita propria wenigstens ad interim
und für so lange auszeichne, bis man
[Seite 491] die bisherigen Begriffe von den gedach-
ten allgemeinen Lebenskräften so er-
weitert und abgeändert haben wird,
dass sie mit auf solche ganz eigenthüm-
liche Bewegungen, wie die, von wel-
chen hier die Rede ist, angewandt wer-
den können. Ausführlicher habe ich
mich hierüber erklärt in den curis ite-
ratis de vi vitali sanguini deneganda,
vita autem propria solidis quibusdam
corporis humani partibus adserenda.
Goett. 1795. 4.
Und so ists auch bey der Pipa. S.
Camper's kleinere Schriften I. B. 1. St.
tab. 3. fig. 1.
Lorenzini tab. 3. fig. 1. 2. Vergl. auch
Monro's Physiol. der Fische tab. 2. und
13. von Raja batis.
W. G. Tilesius über die so genannten
Seemäuse oder hornartigen Fischeyer.
Leipz. 1802. 4. tab. 4. 5.
Diese temporären Organe hat schon Ari-
stoteles gekannt und Brüste genannt.
Vergl. auch Rondelet de piscib. mari-
nis p. 380. Collins vol. II. tab. 43.
und Monro und Tilesius a. a. O.
Bey den oben pag. 462. Not. *) ange-
führten Schriftstellern finden sich, auch
von den mehrsten der daselbst genann-
ten Insectengattungen, Abbildungen ih-
rer weiblichen Genitalien.
Damit zu vergleichen, die freylich in
manchem davon verschiedenen Abbil-
dungen bey Lister, conchylior. biual-
vium exercit. anat. tertia Lond. 1696. 4.
tab. 1. fig. 10.
Viel Lehrreiches zu diesem und dem
letzten Abschnitt gehöriges, enthält des
Hrn. Dr. J. Fr. Lobstein Essai sur la
[Seite 501] nutrition du foetus. Strasb. 1802. 4.
Deutsch von Hrn. Dr. Theod. Fr. Arn.
Kestner. Halle 1804. 8.
Fabric. ab Aquapend. tab. 25. und tab.
26. fig. 50. Stenonis in den Act. Haf-
niensib. II. p. 228.
s. z.B. Daubenton T. VII. tab. 38. fig. 3.
4. von der Ratte.
Ib. tab. 40. fig. 7. 8. von der Hausmaus.
T. VIII. tab. 13. fig. 6. vom Maulwurf.
Vom Hund: Eustachii tab. anatomicae
tab. 14. fig. 7. 8. Fabric. ab. Aquapend.
tab. 27. 28. Daubenton T. V. tab. 50.
Von der Katze Gualt. Needham de
formato foetu tab. 4. fig. 1. Daubenton
T. VI. tab. 6. Jörg tab. 4. fig. 1. 4.
Vom Hasen Daubenton T. VI. tab. 46.
Jörg tab. 4. fig. 2. 3.
Vom Caninchen Gualt. Needham
tab. 3. de Graaf tab. 26. 27.
Vom Meerschweinchen Fabric. ab
Aquapend. tab. 30. Daubenton T. VIII.
tab. 4. fig. 6.
Darum belegte auch Massa diejenige
Stelle der menschlichen Gebärmutter-
höhle, an welcher die placenta in ihrer
verdickten decidua sitzt, mit dem Nah-
men cotyledon.
Am kürzesten ist sie vielleicht beym Il-
tis. s. Daubenton T. VII. tab. 27. fig. 3.
Auch erhält sich meines Wissens bey
keinem andern Säugethiere eine so deut-
lich vernarbte, Lebenslang bleibende
und vertiefte Spur des Nabels, als beym
Menschen.
Z.B. vom Schaf Fabric. ab Aquapend.
tab. 13. tab. 14. fig. 29. und tab. 17. fig. 37.
ib. Jörg tab. 3. fig. 6. und von einem
Embryo am 19ten Tage nachdem die
Schafmutter besprungen worden, in Io.
Ghph. Kuhlemann obseruat. circa ne-
gotium generationis in ouibus. Gotting.
1753. 4. tab. 3. fig. 1. 2.
Von der Kuh Hoboken fig. 10 bis 13.
und 25. ib. Jörg. tab. 3. fig. 5.
Daubenton T. IV. tab. 9. fig. 1. 2. vom
Pferd.
vergl. G. Hartmann's Pferde- und
Maulthierzucht p. 196.
Hoboken fig. 19-21. und 37. von
der Kuh.
vergl. Stalp. v. d. Wiel obseruat.
anatom. chirurgic. Cent. II. p. 347.
Fabric. ab Aquapend. Das kleine Ku-
pfer vor tab. 1. vom Hund. [Seite 514]
Gualt. Needham tab. 4. fig. 1. von
der Katze.
vergl. auch C. H. Dzondi supple-
menta ad anatomiam et physiologiam
potissimum comparatam. Lips. 1806. 4.
p. 15. Jörg t. 4. fig. 15. vom Biber.
Es sind fast 30 Jahre da ich die Analo-
gie der tunica erythroides mit der vesi-
cula vmbilicalis des menschlichen Em-
bryo in den ersten Monathen nach der
Empfängniss, so wie die normale Be-
ständigkeit des letztern, zu erst erwie-
sen habe; gleich in der 1sten Ausg. der
Institution. physiolog. (1797) und im
specim. physiolog. comparatae inter ani-
mantia calidi sanguinis viuipara et oui-
para (1798) im IXten B. der Commentat.
soc. Reg. scientiar. Gottingens.
Viele treffliche Bemerkungen über die
Bestimmung dieser Blase und über die
verschiedenen Angaben von ihrem Zu-
sammenhang mit den Därmen s. in
Oken's und Kieser's Beyträgen zur ver-
gleichenden Zoologie, Anatomie und
Physiologie, I. u. II. Heft. 1806 u. 1807.
in J. Fr. Meckel's Beyträgen zur
vergleichenden Anatomie I. B. 1sten Heft.
1808. und ausführlicher im Archiv für
die Physiologie IX. B. 3ten Heft 1809.
und in Emmert's Untersuchung über
das Nabelbläschen in eben diesem Ar-
chiv X. B. 1811. p. 42 u. f. u. 375.
Vergl. treue Abbildungen zarter thieri-
scher Embryonen aus frühen Perioden,
wie z.B. von Caninchen, bey de
Graaf tab. 26. fig. 8-10., und in v.
Haller oper. anat. minor. T. III. tab.
21. fig. 1-4.
Beym neugebornen Känguruh, so wie
es nämlich noch ganz unreif in den
Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse
weit grösser und stärker als die hintern,
weil es jener zuförderst bedarf, um sich
zum Saugen anzuhalten. Erst in der
Folge wenn das nun reifere Geschöpf
gleichsam zum zweytenmahle geboren,
und sich bald selbst überlassen werden
soll, wachsen dann die Hinterbeine zu
der bekannten, fast enormen Grösse.
Die seit Aristoteles so oft wieder-
hohlte Sage von der vermeynten Un-
form der ungebornen und selbst der
neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl
kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht
selbst noch von manchen der neusten,
[Seite 518] und übrigens sorgfältig genauen, Zoolo-
gen nachgeschrieben worden. Die bün-
digste Widerlegung dieses Wahns habe
ich im IVten Heft der Abbild. naturhi-
stor. Gegenst. tab. 32. an einem sehr un-
reifen und dessen ungeachtet sehr nett
ausgebildeten Bären-Embryo, aus mei-
ner Sammlung gegeben, den ich der
Güte des Hrn. Staatsrath von Stoff-
regen in St. Petersburg verdanke.
Splanchnologische Abbildungen des Fö-
tus vom Pferd gibt Ruini pag. 189. und
Daubenton T. IV. tab. 7.
Vom ungebornen Schaf Kuhlemann
tab. 2. fig. 8. und Jörg. tab. 4. fig. 6.
Sam. Chr. Lucae anatomische Unter-
suchungen der Thymus in Menschen und
Thieren. Frankf. 1811. II. Hefte. 4.
Ueber beyde letztre J. Fr. Meckel's
Abhandlungen aus der menschlichen und
vergleichenden Anatomie. Halle. 1806. 8.
H. Fr. v. Fleming deutscher Jäger
pag. 130 sq. auch schon Harvey de ge-
nerat. animalium pag. 197.
Sogar dass man zahlreiche Beyspiele von
männlichen Thieren, nahmentlich von
Böcken, Ochsen, Hunden, Katzen und
Hasen hat, die, so wie manche Manns-
personen, wahre Milch in ihren Brü-
sten abgeschieden. Ich habe von die-
sem physiologischen Phänomen, bey
Anlass eines Ziegenbocks auf einem be-
nachbarten Amte, der lange Jahre hin-
durch einen Tag um den andern ge-
molken werden musste, im hannöver-
schen Magazine v. J. 1787. pag. 753 u. f.
ausführlich gehandelt.
Und so wie sich gewöhnlich Milch in
den Brüsten neugeborner Kinder findet,
bey Knäbchen so wohl als bey Mädchen,
so ist das nämliche auch bey jungen Fül-
len und Kälbern angemerkt worden.
Der sonst so ausnehmend scharfsichtige
Tyson konnte an seinem frischen Opos-
sum-Weibchen durchaus keine Spur von
Zitzen finden. Und d'Aboville versi-
chert geradezu, sie würden erst durchs
Ansaugen der Jungen gebildet, darum
fänden sich auch bey saugenden Müt-
tern immer nur so viele als sie das-
mahl Junge geworfen, und sie sässen
auch ohne alle Symmetrie, sondern wie
sich eben die Jungen bey ihrer An-
kunft in den Sack festgesogen hätten
u.s.w., s. voyages du Marqu. de Chas-
tellux dans l'Amerique septentrionale
vol. II. pag. 332 u. f.
Ich habe aber bey einem dieser Thiere
das ich mehrere Jahre lebendig gehabt,
[Seite 524] und an dessen Eyerstöcken ich nach-
her, da ich es anatomirte, keine Spur
einer ehemahligen Empfängniss finden
können, dessen ungeachtet im Zitzen-
sacke, den ich desshalb noch in Spiri-
tus aufbewahre, drey Paar freylich ganz
flache, aber sehr regelmässig in einen
halben Mond gereihte Zitzen gesehen.
I. C. L. Hehl obseruata physiologica de
natura et vsu aëris, ouis auium incluso.
Tubing. 1796. 4.
Hr. Léveillé sur la nutrition des foe-
tus. Par. 1799. 8. unterscheidet noch
ein drittes Eyweiss und hält die Hagel
für absorbirende, mit demselben umge-
bene Gefässe, die dazu bestimmt seyen,
während des bebrütens dieses und das
bekannte innere albumen mit dem Dot-
ter zu vermischen.
Zeichnungen von der Ausbildung des
Küchelchens im Eye geben:
Fabric. ab Aquapendente de forma-
tione oui et pulli. Patav. 1621. fol.
Malpighi de formatione pulli. Lond.
1673. 4.
Id. de ouo incubato ib. 1686. fol.
W. Langly in Iust. Schraderi ob-
serv. et histor. de generatione. Amst.
1674. 12.
Ant. Maître-Jan observ. sur la for-
mation du poulet. Par. 1722. 12.
Casp. Fr. Wolff theoria generationis.
Hal. 1759. 4. tab. 2.
Id. in nov. comment. acad. Petropolit.
T. XII. tab. 7. T. XIII. tab. 13. und T. XIV. [Seite 530]
P. I. tab. 11. s. J. F. Meckel's Beyträge
zur vergleichenden Anatomie I. B. 1. H.
p. 83 u. f.
Weil aber die von Langly und Wolff
nur die frühern Anfänge betreffen, und
die übrigen wenigstens nicht mit der
verdienten Eleganz und Klarheit gear-
beitet sind, so habe ich im IVten und
VIIten Heft der Abbild. naturhist. Ge-
genstände, einige mit aller Sauberkeit
ganz nach der Natur verfertigte Zeich-
nungen geliefert, die aus ein paar Perio-
den gewählt sind, wo gerade die wich-
tigsten Phänomene in der Oeconomie
des bebrüteten Küchelchene in ihrer voll-
sten Deutlichkeit zu beobachten sind.
Ebenfalls sehr nette Abbildungen fin-
den sich in L. Seb. Com. ab Tredern
oui auium historiae et incubationis prodr.
Ien. 1808. 4.
Die Termine so angegeben wie ich sie
in eigenen und oft wiederhohlten Rei-
hen von Beobachtungen am constante-
sten gefunden habe.
s. Malpighi de format. pulli tab. 2. fig.
18-21. und de ouo tab. 3. fig. 18. 20.
tab. 4. fig. 21.
Und meine Abbildungen VII. Heft
tab. 64.
Vergl. auch Haller sur la format. du
coeur dans le poulet T. I. pag. 163. 194.
T. II. pag. 160.
Herr Prof. Kieser hingegen hält sich
überzeugt, dass der Vogelfötus eine Pu-
pille ohne Iris habe, und dass das, was
man für Spalte der Iris ansehe, nichts
anders sey als die in den ersten Bil-
dungsperioden des Vogelembryo sich bis
[Seite 535] in die Pupille erstreckende Oeffnung in
der Sclerotica für den Eintritt des Sehe-
nervens. – s. Beyträge zur verglei-
chenden Zoologie, Anatomie und Phy-
siologie. II. Hefte. Würzburg, 1807. 4.
p. 92 u. f.
Und eine völlig gleiche Spalte habe ich
auch in der iris unreifer Landeidechsen
(Lacerta agilis) gefunden, die ich aus
dem Eye genommen; also gerade bey
solchen Thieren, denen hingegen die
membrana pupillaris abgeht.
Noch ungleich eleganter als beym Hühn-
chen habe ich diesen zarten Perlkreis
in den Augen bebrüteter Pfauen, vom
14ten und folgenden Tagen gesehen.
Daher denn bekanntlich ein noch so fri-
sches bebrütetes Küchelchen sogleich
ersticken muss, wenn man seine Schale
überfirnisst und dadurch folglich seinen
phlogistischen Process niederschlägt.
Den inzwischen Hr. Léveillé a. a. O.
pag. 77. für ein blosses Ligament ansieht.
Auch findet eich bekanntlich kein wah-
rer Dotter im Darm des bebrüteten
Hühnchens. – Aber man kann doch
zuweilen (freylich nicht immer, und
vielleicht nur unter gewissen noch nicht
genug bestimmten Umständen) durch
jenen pedunculus Luft aus dem Darm
des Küchelchens in die Dotterhaut ein-
blasen, wie schon Maître-jan und
nach ihm Haller erfahren, und ich
selbst noch erst da ich dieses schrieb,
an einer frischgeöffneten 22 Tage lang
bebrüteten jungen Aente wiederhohlt
habe.
Auch der analoge Nabelsack der un-
geborenen Hayen (dergleichen aber
auch viele andere Fische und manche
Reptilien haben) hängt mit dem dün-
nen Darm, nämlich mit der sogenann-
ten bursa Entiana, einer besonderen
Weitung am hinteren Ende desselben
[Seite 541] zusammen. s. Collins vol. II. tab. 33.
fig. 2. und Ent selbst bey Charleton
de differentiis animalium, p. 84. der Fol.
Ausg. von 1677.
Ich wüsste ihre sonderbare Form nicht
sogleich mit etwas passenderem zn ver-
gleichen, als mit der sogenannten che-
[Seite 542] nille einer sehr bekannten Art von
flockichten, seidenen Schnüren, die zu
Besetzung weiblichen Putzes gebraucht
wird.
Bey wiederhohlten und vielartig abge-
änderten microscopischen Beobachtun-
gen der Dotterhaut aus der letzten
Woche des bebrütens, glaube ich den
wirklichen Uebergang des Dotters aus
den gelben flockichten Gefässen, auf
der inneren Seite jener Haut, in die
nach dem Küchelchen laufenden Blut-
adern derselben – nämlich deutliche
gelbe Streifen zwischen und neben
dem in diesen Venen enthaltenen ro-
them Blute – gesehen zu haben.
Bey manchen Gattungen, zumahl von
Sumpfvögeln erhält sich an dieser Stelle
lebenslang ein eigner darmförmiger An-
hang. (– ein analogon des diuerticuli
Littriani das sich zuweilen noch bey
erwachsenen Menschen und anderen
Säugethieren z.B. Schweinen u.s.w.
findet –) der übrigens von den Blind-
därmen dieser Thiere durchaus verschie-
den ist. s. Jam. Macartney in den
philosoph. Transact. for 1811. P. II.
p. 257.