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Beschreibung der Insel Nukahiwa der vorzüglichsten der Washingtons-Inseln im grossen Süd-Meere —

Table of contents

[Tab. I.]
xxx
Taf. I.Tatowirter vornehmer Mannaus Nukahiwa.
[binding_recto] [interleaf]
[titlePage_recto]
Beschreibung
der
Insel
NUKAHIWA

der
vorzüglichsten der Washingtons-Inseln
im
grossen Süd-Meere;
nach
A. J. v. Krusenstern’s Reise um die Welt,
systematisch geordnet
und mit Anmerkungen versehen.

Nebst
Hofr. Langsdorf’s und Blumenbach’s
Abhandlung
über das Tatowiren
.

Aus dem XXXIII. u. XXXIV. Bande von Bertuch’s
A.G. Ephemeriden besonders abgedruckt.

Mit drei Kupfertafeln.

Weimar,
im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs.
1811
.
[titlePage_verso]

Einleitung.

[Seite 3]

Zum Beweise, dass sich noch manche grössere
und kleinere Insel in dem grossen südlichen
Oceane entdecken lässt, oder noch manche vor-
handen ist, die man nur dem willkürlichen
Namen nach, den ihr der erste Entdecker gab,
kennt, und noch näher zu erforschen übrig ist,
dient die ziemlich befriedigende und sehr interes-
[Seite 4] sante Schilderung der Insel Nukahiwa, die uns
der verdienstvolle Capitän von Krusenstern in
dem ersten Bande der Beschreibung seiner glück-
lich und ruhmvoll vollbrachten Reise um die
Welt mitgetheilt hat. Sie ist eine Zierde dieses
Werks, und gewiss das gelungenste geographi-
sche und ethnographische Gemälde des ersten
Bandes, das er um desto schöner und richtiger
ausmalen konnte, da er zwei Europäer, einen
Engländer, Namens Roberts und einen Franzo-
sen
, Namens Joseph Cabrit, die durch Zufall
hieher gekommen waren, auf dieser Insel fand,
welche ihm nicht nur zu Dolmetschern dienten,
sondern ihm auch die wichtigsten Notizen über
das Fleckchen Erde, auf welchem sie sich da-
mals aufhielten, und dessen Bewohner mitthei-
len konnten, und wirklich um so unparteiischer
mittheilten, da diese beiden Europäer aus
[Seite 5] Nationalhass einander durchaus nicht hold
waren.

Dies interessante Tableau nun aus dem Kru-
senstern
schen Werke auszuheben, die Beschrei-
bung systematisch zu ordnen, und mit Anmer-
kungen zu versehen, wurde ich um so mehr
bewogen, da ich das Glück hatte, von dem
Herrn Hofrath Dr. Langsdorf, der des Capitän
v. Krusenstern’s Begleiter, und mit in Nuka-
hiwa
war, durch die Hand meines Freundes,
des Herrn Hofraths Blumenbach in Göttingen,
eine vortreffliche Abhandlung über das Tatowi-
ren
der Marquesas-Insulaner, mit einer nicht
minder interessanten Einleitung des Letzteren,
über den Gebrauch des Tatowirens überhaupt,
zu erhalten. – Beide kleine Abhandlungen
sind nebst den nach Herrn Hofrath Langsdorfs,
[Seite 6] Zeichnungen gestochnen Abbildungen hier bei-
gefügt worden, und geben diesem schätzbaren
Beitrage zur Länder- und Völkerkunde, ein
noch höheres Interesse.

B.


Nukahiwa.

[Seite 7]

Die Insel Nukahiwa gehört zu der Gruppe der
Washingtons-Inseln, welche im Jahre 1791
von dem nordamericanischen Schiffscapitän In-
graham
am Bord des Kauffahrteischiffes Hope,
auf seiner Fahrt von den Marquesas-Inseln nach
der Küste von Nordwestamerica, entdeckt und
nach dem unsterblichen Washington, dem der
nordamericanische Freistaat grösstentheils sein
Daseyn zu danken hat, benannt worden ist*).
Nur einige Wochen später entdeckte auch der
französische Seefahrer Marchand dieselben In-
seln, und, da er von seinem Vorgänger Ingra-
ham
nichts wusste, so hielt er sich für den er-
sten Entdecker derselben, und benannte diese
[Seite 8] Gruppe die Revolutions-Inseln. Auch gab er
den einzelnen Inseln, die er sah, französische
Namen.

Im März 1792 kam der brittische Lieutenant
Hergest, welcher dem Capitän Vancouver Pro-
viant zuführte, zu diesen Inseln, untersuchte
sie, und landete in einer Bucht auf der Insel
Nukahiwa, welcher Bucht er den Namen Anna-
Maria’s-Port
oder Haven gab. Vancouver
nannte dann diese Gruppe, jenem Erforscher zu
Ehren, Hergest’s-Inseln.

Einige Monate später besuchte auch Capitän
Brown am Borde des englischen Kauffahrteischif-
fes Butterworth diese Inseln, und landete auf
der Westküste der Insel Uahuga. Er gab aber
diesen Inseln keine Namen.

Im Februar 1793 kam Capitän Roberts mit
dem americanischen Schiffe Jefferson auf diese
Inseln. – Nach demselben war der russische
Schiffscapitän v. Krusenstern der erste, der diese
Gruppe, und zwar im Mai 1804 wieder besuchte.
Er benutzte seinen Aufenthalt daselbst von zehn
Tagen sehr wohl zur Anstellung nützlicher Beob-
achtungen und Einsammlung schätzbarer Bemer-
kungen, die er in seiner Reisebeschreibung treu-
lich aufgezeichnet hat.

[Seite 9]

Die Marquesas-Inseln, von welchen die
Washington-Inseln eigentlich ein Theil sind,
und mit welchen sie beinahe ganz gleiche Be-
schaffenheit haben, sind grossentheils im Jahre
1595 von dem spanischen Seefahrer Alvaro Men-
daña de Neyra
entdeckt worden, der sie zu Eh-
ren des damaligen Vicekönigs von Peru, der
die Unternehmung veranstaltet hatte, des Don
Garcia Hurtado de Mendoza, Las Marque-
sas de Mendoza
nannte; jetzt werden sie ge-
wöhnlich schlechtweg Marquesas-, Marquises-
oder auch Mendozas-Inseln genannt.

Dieser Inseln sind fünfe, nämlich: 1) S. Pe-
dro
oder O-Nitajo. – 2) Santa Christina oder
Wahitaho. – 3) Dominica oder O-Hewahöa,
die zusammen eine Gruppe ausmachen; ferner
4) La Madalena und 5) Hood-Island, welche
letztere der erste Entdecker Mendaña nicht ge-
sehen hat; sie wurde erst von dem berühmten
Capitän Cook beschrieben, der diese Inseln
ebenfalls besucht hat, so wie auch vor und nach
ihm verschiedene Seefahrer gethan haben, unter
welchen letzteren auch der französische Schiffs-
capitän Marchand ist, der uns schätzbare Nach-
richten von diesem Archipel mitgetheilt hat*).

[Seite 10]

Die, wie wir bereits gesehen haben, erst in
neueren Zeiten entdeckten Washingtons-Inseln,
von deren Hauptinsel wir hier insbesondere
sprechen, bilden eine eigene Inselgruppe, von
acht Inseln, deren eigene Namen folgende sind:
1) Nukahiwa, die Hauptinsel, 2) Uahuga, 3)
Uapoa, 4) Lincoln, (der von Ingraham gegebe-
ne Name, der eigene, den ihr die Einwohner
geben, ist zur Zeit noch nicht bekannt) 5) und
6) Motfuakti, zwei kleine unbewohnte Insel-
chen 7) Hiau und 8) Fattuuhu sind beide
ebenfalls unbewohnt*). –

Nukahiwa,

die Hauptinsel dieser Gruppe, wurde von Ingra-
ham
, dem Americaner, ihrem ersten Entdecker
Federal-Island, sodann von Marchand, dem
französischen Schiffscapitän, Ile Baux (nach dem
Namen eines der Eigenthümer seines Schiffes)
von Hergest, dem englischen Schiffslieutenant,
Sir-Henry Martin’s-Island, und von Roberts,
einem americanischen Schiffscapitäne Adam’s Is-
land
genannt. – Ihre Lage wird von Krusen-
[Seite 11] Stern
folgendermassen bestimmt: die Südostspitze
Point Martin genannt, liegt unter 139 Gr. 32′
30″ d. L. und 8 Gr. 57′ S. Br., die Südspitze un-
ter 139 Gr. 44′30″ d. L. und 8 Gr. 58′40″ S.
Br. und die Nordwestspitze unter 139 Gr. 49′00″
d. L. und 8 Gr. 53′30″ S. Br. –

Ihre grösste Länge von der Südost- bis zur
Westspitze beträgt 17 Meilen. Ihre Richtung
von der Südost- bis zur Südspitze ist ostnordöst-
lich und westsüdwestlich. Von der Südspitze an
nimmt sie eine nordwestliche Richtung an, und
wahrscheinlich dann eine nordöstliche, so wie
ihre Richtung von der Südostspitze an gerade
nördlich ist.

Das Klima dieser und der übrigen Washing-
tons-Inseln
ist sehr heiss, doch gar nicht unge-
sund, aber es wird nicht selten durch seine all-
zugrosse Trockenheit der Vegetation höchst nach-
theilig, denn es regnet zuweilen in zehn ganzen
Monaten im Jahre nicht, obgleich gewöhnlich
die tropischen Regen auch hier den sogenannten
Winter oder vielmehr die Regenzeit bilden. Bleibt
der Regen etwas zu lange aus, so entsteht eine
fürchterliche Hungersnoth. – Denn obgleich
diese Insel nicht wirklich unfruchtbar ist, so be-
setzt sie doch wegen des Mangels an Bewässe-
rung keine hinlängliche Menge von Lebensmit-
[Seite 12] teln, um genugsame Vorräthe auf die Zeiten der
Noth zu liefern. Die vorzüglichsten Pflanzen sind
die Kokospalmen, die noch ziemlich häufig vor-
handen sind, weniger sind es die Bananen- und
Brodfruchtbäume; es giebt auch Taro- und
Awawurzeln, nebst verschiedenen anderen nutz-
baren Pflanzen. Von essbaren Thieren hat man
hier bloss Schweine, doch nicht in grosser Menge,
und Fische. – Hierauf beschränken sich bei-
nahe ganz allein die Nahrungsmittel auf dieser
Insel, die noch obendrein oft nur zum Theile in
unzulänglicher Menge zu haben sind. Weswegen
auch die hier anlegenden Schiffe ihren Proviant
nur mit Wenigem, ausser Kokosnüssen, ergänzen
oder vermehren können: doch finden sie sehr gu-
tes Trinkwasser in kleinen Bächen. –

Die Bewohner von Nukahiwa gehören ohne
Zweifel zu dem röthlichbraunen oder weisseren
Stamme der Südsee-Insulaner, die man für Ab-
kömmlinge der Malajen hält, und sind von den
Bewohnern der Inseln umher nicht sehr verschie-
den. Nach unsers Berichtgebers, Herrn von Kru-
senstern’s
Versicherung sind die Nukahiwer die
schönsten unter allen Australiern. Doch ist diese
körperliche Schönheit hier nicht, wie auf anderen
Südsee-Inseln, ein Vorzug der höhern Classe, die
den Adel vorstellt; denn unter den Nukahiwern
findet kein eigentlicher Unterschied der Stände
[Seite 13] Statt. Die Häuptlinge, oder Könige haben hier,
wie wir weiter unten sehen werden, bei ihrer
beschränkten Macht weit weniger Ansehen, als
auf den übrigen Australischen Inseln, nur die
Priester machen gewissermassen einen eigenen
Stand aus, dessen Ansehen sich jedoch bloss auf
den Aberglauben gründet.

Die Nukahiwer sind grösstentheils und bei-
nahe durchgängig von grossem Wuchse, mit sehr
gut gebautem, stark muskeligen Körper. Der Hals
ist schön und lang; die Gesichtszüge sind sehr
regelmässig, und würden für ihre Gutartigkeit
sprechen, wenn sie nicht zugleich eine stumpfe
Gleichgültigkeit ankündigten; auch fehlt ihnen
durchaus ein feuriges sprechendes Auge. Ihre
natürliche Leibesfarbe ist ziemlich hell; sie giebt
der Weisse der Europäer wenig nach, ausser dass
sie etwas ins Gelblichte fällt. Diese Farbe fin-
det man aber nur bei Kindern und Weibern;
denn die Jünglinge und Männer sind sehr stark
tatowirt oder punctirt, und dann ist ihre Haut
noch mit einer dunkeln Farbe eingerieben, die
dem ganzen Körper ein schwärzliches Ansehen
giebt. Verwachsene oder gebrechliche Menschen,
so wie auch solche, die mit einem Ausschlage
oder Aussatze behaftet sind, findet man nicht un-
ter den Nukahiwern. Sie geniessen überhaupt
einer sehr guten und dauerhaften Gesundheit,
[Seite 14] und wissen daher auch nichts von Arzneien.
Dieses haben sie vorzüglich ihrer musterhaften
Mässigkeit und Nüchternheit zu danken, woran
aber wohl auch die geringe Menge von Lebens-
mitteln Schuld seyn mag, die sich auf ihrer In-
sel findet. Der schädliche Awa- oder Kawa-
Trank
, der aus den Wurzeln des Taumelpfeffers
bereitet wird, und besonders auf der Insel Ota-
hiti so
grosse Verheerungen unter der Bevölke-
rung angerichtet hat, ist hier zwar bekannt,
wird aber nur selten und sehr mässig genossen.
Die Nukahiwer sind auch bisher noch von
der schrecklichen venerischen Krankheit ver-
schont geblieben. Sie kennen überhaupt, aus-
ser gewöhnlichen körperlichen Verwundungen,
keine eigentliche Krankheit; denn das Uebelbe-
finden, das sie durch Zauberei angehext zu be-
kommen glauben, besteht, wie es scheint, nur
in der Einbildung.

Die Weibspersonen haben meistens ein sehr
gutes Aussehen; ihre Gesichtszüge sind gewöhn-
lich regelmässig; der Kopf ist gut geformt; das
Gesicht ist mehr rund als länglicht, und die
Farbe desselben blühend; die Augen gross und
funkelnd; die Zähne sind sehr schön; das Haar
ist gekräuselt und wird geschmackvoll mit einer
weissen Binde geziert; die Leibesfarbe ist, wie
bereits erwähnt, ziemlich hell und weiss. Bei
[Seite 15] allen diesen Vorzügen, die sie vor vielen andern
Südsee-Insulanerinnen haben, fehlen den Nuka-
hiwerinnen
doch viele andere Reize und Vorzüge;
ihr Wuchs ist meistens gar nicht schön; sie sind
von kleiner Statur und ihr Körper hat keine Hal-
tung, so dass selbst junge Mädchen einen schlep-
penden, schwankenden Gang haben; überdies ent-
stellt sie ein unverhältnissmässig dicker Unterleib.

Ihnen fehlt auch der Ausdruck von Sanftmuth
und Gefühl, den man in den Blicken und Ge-
sichtszügen vieler anderer Südsee-Insulanerinnen
findet, und aus ihren Mienen spricht nur äusserste
Frechheit.

Die Nukahiwer, männlichen Geschlechts,
tatowiren ihren ganzen Körper, sobald sie mann-
bar sind; nämlich, sie stechen sich, oder lassen
sich allerlei Figuren mit feinen Stichen in die
Haut ritzen, die sodann mit allerlei Farben, be-
sonders mit schwarzer, eingerieben werden, so dass
der ganze Körper bemalt zu seyn scheint.*) In
dieser Kunst hat es wohl dieses Volk noch viel
weiter gebracht, als irgend ein anderes auf der
Erde, bei welchem die Sitte, sich den Leib zu
punctiren, üblich ist. Es giebt auch Leute, die in
dieser Kunst sehr geschickt sind.

[Seite 16]

Unter den Aermeren, welche sich meist nur
wenig tatowiren lassen, findet man auch mehrere,
die es gar nicht sind. Die Könige und die Hohen-
priester sind bis auf den Kopf hinauf schwarz ta-
towirt. Das Tatowiren scheint also ein Unterschei-
dungszeichen zu seyn. – Die Weibspersonen ha-
ben gewöhnlich nur Arme, Hände, Ohrläppchen
und Lippen tatowirt. – Die Beschneidung ist
hier nicht üblich.

Was den sittlichen Character der Nukahiwer
betrifft, so sind sie, wie sich schon aus ihrem Zu-
stande schliessen lässt, sehr rohe Naturkinder, die
sich, bei der ersten Bekanntschaft mit ihnen, als
gutartige, sanftmüthige, freundschaftliche, schuld-
lose und unverdorbene Leute zeigen. Die Diebe-
rei ist unter denselben auch nicht so gemein, als
auf den meisten andern Inseln der Südsee. Wenn
man sie aber näher kennen lernt, so findet man,
dass sie sehr verdorbene, tückische, boshafte, hab-
süchtige, gefühllose, grausame, blutdürstige
Wilde – ja wirkliche Menschenfresser sind, für
welche Menschenfleisch der köstlichste Leckerbis-
sen ist. Sie fressen nicht nur ihre Kriegsgefange-
nen und die Feinde, die sie im Gefechte erlegen,
mit grösster Wut, sondern sie schlagen ihnen
auch ein Loch in die Hirnschädel, um ihr Blut
daraus zu trinken. Diese Vorliebe für Menschen-
fleisch ist Männern und Weibern eigen. Ja diese
[Seite 17] Barbaren gehen so weit, dass sie ihre Weiber und
Kinder schlachten und verzehren, wenn eine Hun-
gersnoth eintritt.

Folgendes Beispiel von der Heimtücke dieser
Insulaner verdient hier erzählt zu werden. Nach-
dem die Russen unter v. Krusenstern sich zehn
Tage bei diesen Wilden aufgehalten hatten, und
von denselben mit aller Freundlichkeit, scheinba-
rer Gutmüthigkeit und Dienstfertigkeit behandelt
worden waren, doch wie es in der Folge erhellte,
aus blosser Furcht vor der Ueberlegenheit des eu-
ropäischen Feuergewehrs und aus Gewinnsucht,
so zeigten sie doch ihre schändliche Verstellung
bei der Abfahrt der russischen Schiffe; denn da
dieselben genöthigt waren, wegen des widrigen
Windes, vor der Bucht nahe am Ufer vor Anker
zu gehen, so verbreitete sich das Gerücht auf der
Insel, eines dieser Schiffe sey am Strande ge-
scheitert. In weniger als zwei Stunden erschien
am Ufer ein zahlreicher Haufe mit Streitkolben,
Aexten und Spiessen bewaffneter Nukahiwer,
welche glaubten, das verunglückte Schiff er-
obern, und die Schiffbrüchigen ermorden zu
können. Das ganze Thal war im Aufruhre; denn
Jeder wollte Theil an der Beute nehmen. Dieses
berichtete der zu den Russen an Bord gekomme-
ne, auf dieser Insel gewesene Franzose, der sodann
mit ihnen nach Kamtschatka gegangen ist. –

[Seite 18]

Von der Kleidung der Nukahiwer haben wir
nur sehr wenig zu sagen; denn sie gehen beinahe
so gut als nackt; indem sie ausser einem schmalen
Gürtel von Maulbeerrinde gemacht, den sie um
die Lenden wickeln, ihren Körper nicht bedek-
hen. Sehr viele tragen aber auch nicht einmal
diesen Gürtel. Selten sieht man einen, der eine
Matte, statt eines Mäntelchens auf dem Rücken
hat. Dennoch haben sie auch ihre Art von Putz.
Manche tragen einen Schweinszahn im Barte.
Andere schmücken sich mit rothen Bohnen. Der
Kopfputz besteht entweder aus einem Helme von
schwarzen Vogelfedern, oder aus einer Kopfbinde
mit Perlmutter geziert, oder aus einem Reife von
weichem Holze, mit einer Reihe Schnüren behängt.
Andere tragen grosse, zwischen die Haarlocken
gesteckte Blätter. In die Ohren werden mit Sand
gefüllte Muscheln mittelst eines Sehweinszahns
gesteckt. Auf den Putz des Halses wird noch am
meisten Sorge gewendet. Die Priester tragen eine
Art von Ringkragen von weichem Holze, in Ge-
stalt eines halben Mondes, mit Reihen von ro-
then Bohnen besetzt*). Eine andere Art von Ring-
kragen besteht aus lauter Schweinszähnen, die
an ein Band aus Kokosfasern angereihet sind;
auch tragen Viele einzelne Schweinszähne an
einer Schnur um den Hals, und Andere haben
[Seite 19] eine Kugel von der Grösse eines Apfels, die über
und über mit rothen Bohnen besteckt ist, am Halse
hängen. Manche scheeren ihren Bart ab bis auf ei-
nen kleinen Knebelbart, oder ein Büschelchen Haa-
re am Kinne, Manche aber nicht. Den Kopf tragen
sie oft bis auf zwei Stellen geschoren, wo zu beiden
Seiten das Haar in Locken, die gleichsam Hörner
bilden, aufgebunden ist. Andre scheeren ihr Haar
gar nicht ab, sondern tragen es auf dem Wirbel in
eine Bürste aufgebunden, wie z.B. Taf. II., und
an ihren Köpfen sieht man, dass das Haar kurz
und kraus ist.

Die Kleidung der Weibspersonen besteht auch,
aus einem Gürtel, den sie, wie die Mannsleute,
zwischen den Schenkeln durchziehen, und aus
einem Stücke Zeuch, das ihnen zwar bis auf die
Waden herabreicht, aber ihren ganzen Körper
nur sehr dürftig bedeckt. Diesen Mantel legen
sie jedoch ab, wenn sie in das Wasser gehen, so
wie auch den Gürtel. Den ganzen Körper rei-
ben sie täglich mit Kokosnussöl ein, das ihn zwar
glänzend, aber auch stinkend macht. Das schwar-
ze Haar wird ebenfalls stark mit Oel eingerie-
ben, und hinten, dicht am Kopfe, in einen
Zopf zusammengebunden. Sie haben jedoch auch
weisse Kopfbinden. Sie tragen durchgehends Fä-
cher von rautenförmiger oder halbrunder Gestalt,
[Seite 20] die sehr künstlich von Gras geflochten und mit
Muschelkalk weiss gefärbt sind.

Die gewöhnlichsten Speisen der Nukahiwer
sind Jamswurzeln, Tarowurzeln, Bananas, Brod-
frucht und Zuckerrohr. Fische, die sie ganz roh,
bloss in Salzwasser getaucht, essen, ist auch eine
ihrer gewöhnlichsten Speisen. Schweinefleisch
essen sie sehr gern; aber die Aermeren geniessen
es nicht oft, weil es etwas selten ist. Ihre Koch-
kunst ist überhaupt noch sehr einfach. Sie bra-
ten die Speisen auf Bananasblättern, die ihnen
auch zu Schüsseln dienen. Die Schweine braten
sie auf dieselbe Art, wie die Otahitier, nämlich in
Löchern in der Erde. Sie wissen auch eine Art
von Sauerpudding aus dem Teige von Tarowurzeln
und Brodfrucht zu bereiten, der nicht unschmack-
haft ist, sondern beinahe wie eine süsse Aepfel-
torte schmeckt. Dieser wird, so wie die Fische,
in, bei den Häusern angebrachten, mit Steinen
belegten Kellern als Vorrath aufbewahrt, wo er
sich mehrere Monate lang hält.

Ihre Art zu essen ist, wie bei allen Völkern
dieser Art, ziemlich ekelhaft. Sie gebrauchen
bloss ihre Hände zum Essen; sie greifen mit den
Fingern in den Sauerpudding und führen ihn mit
vieler Gierigkeit nach dem Munde. Doch muss
man ihnen auch nachsagen, dass sie ihre Hände
[Seite 21] hübsch reinlich halten und oft waschen, besonders
vor und nach der Mahlzeit.

Nicht minder einfach sind die Wohnungen
der Nukahiwer, welche aus einer langen, schmalen
Hütte bestehen, die aus Bambusrohr und dem
Stamme eines Baumes aufgeführt, den sie in
ihrer Sprache Fau nennen, und mit Kokosblättern
und Farrnkraut durchflochten ist. Auf der Hin-
terseite der Hütte ist die Wand derselben höher,
als auf der Vorderseite; weswegen das Dach, das
etwa einen halben Fuss hoch mit trockenen Blät-
tern des Brodfruchtbaums belegt ist, immer sich
nach einer Seite hinneigt. Das Innere des Ge-
bäudes wird durch einen Balken, welcher auf
der Erde die ganze Länge des Hauses hindurch
geht, in zwei Theile abgesondert. Der vordere
Theil des Hauses ist mit Steinen belegt, der hin-
tere hingegen mit Matten, auf welchen die
sämmtlichen Hausgenossen, ohne Unterschied
des Geschlechtes, die Nacht hindurch schlafen.
Auf der einen Seite sieht man noch eine kleine,
besondere Abtheilung angebracht, worin sie ihre
kostbarsten Effecten bewahren. Unter dem Dache
und an der Wand hängen ihre Kalebassen, Waf-
fen, Beile, Trommeln, u.s.w. In der Mitte
der Hütte ist die Thüre, von etwa 3 Fuss Höhe,
um welche sich gewöhnlich die ganze Familie
herumsetzt.

[Seite 22]

Vornehme und Reiche haben in der Entfer-
nung von einigen zwanzig Schritten von dem
Wohnhause noch ein anderes Gebäude von glei-
cher Bauart und Einrichtung, nur dass es unge-
fähr zwei Fuss höher über der Erde steht, und
dass vor demselben, der ganzen Länge nach, eine
Erhöhung, oder Art von Auftritt hinläuft, die
zehn bis zwölf Fuss breit und mit grossen Stei-
nen belegt ist. Dieses Nebengebäude ist bloss
ein Speisesaal, worin der Vornehme, dem er
gehört, täglich eine bestimmte geschlossene Ge-
sellschaft speisen muss, die zusammen eine Art
von Clubb bildet, in welchem nicht Jeder aufge-
nommen wird, und der mit unsern geheimen Ge-
sellschaften einige Aehnlichkeit zu haben scheint.
Der Engländer Roberts, den die Russen hier tra-
fen, der zum Clubb des Königs gehörte, sagte den-
selben weiter nichts, als bloss, der äusserste Hun-
ger habe ihn dahin bringen können, sich in den-
selben aufnehmen zu lassen; er liess sich nicht
weiter hierüber heraus, aber der Widerwille, den
er gegen diese Verbrüderung äusserte, liess nicht
viel Gutes errathen; ob er gleich gestand, dass
die Aufnahme in einen solchen Clubb, eine Aus-
zeichnung sey. Nur der König, die Verwandten
desselben, die Priester und einige vornehme
Kriegsleute halten solche Clubbs, deren jeder
sich vor dem andern durch tatowirte Figuren
auszeichnet.

[Seite 23]

Die Weiber dürfen den Mahlzeiten dieser
Clubbs nicht beiwohnen; auch nicht die abge-
sonderten Speisegebäude derselben betreten; ob-
gleich dieselben immer, jedoch zu Hause, mit ih-
ren Männern und Verwandten speisen; welches
bei vielen Wilden sonst nicht üblich ist.

Hier haben wir also auch geheime Gesell-
schaften!

Die Zahl der Werkzeuge ist bei diesem wil-
den Volke sehr gering; denn da die Nukahiwer
nur wenige Bedürfnisse haben, so ist der Ackerbau
bei ihnen noch in seiner Kindheit. Man sieht
zwar hie und da einzelne Pflanzungen von Papier-
Maulbeerstauden, Tarowurzeln und Pfefferpflan-
zen; aber es sind ihrer im Ganzen genommen
nur sehr wenige, die unmöglich für den Bedarf
aller Einwohner hinreichen können, welches man
auch aus dem Mangel an solchen Producten er-
sieht. Der Brodfruchtbaum, die Kokospalme und
die Bananasstaude erfordern keine weitere Pfle-
ge, als dass sie zur gehörigen Zeit, wenn sie noch
jung sind, verpflanzt werden müssen, welches aber
wenig Mühe kostet; denn man thut nichts weiter,
als dass man ein Loch gräbt, und den zu ver-
setzenden Zweig hineinsteckt, und nach einem
Monate ist die Pflanze in vollem Wachsthume,
und sonst keine Wartung ist dann mehr nöthig.
[Seite 24] Dieser Anbau giebt demnach den Männern sehr
wenig Beschäftigung.

Den Fischfang verachten die Nukahiwer, wahr-
scheinlich, weil er mit grösserer Mühe und auch
mit einiger Gefahr verknüpft ist. Die Zahl der
Fischer, die sich insbesondere mit dem Fischfange
abgeben, ist nicht gross; denn nur die Aermsten
legen sich darauf, welche nicht einmal so viel
Grund und Boden besitzen, dass sie davon leben
könnten. Diese nukahiwischen Fischer sind je-
doch gar nicht ungeschickt; sie fischen theils mit
Angeln, die künstlich aus Perlmuttermuscheln
geschnitten sind; die Angelschnüre sind aus den
Fasern der Baumrinde gedreht; theils mit Netzen,
die jedoch nicht so häufig gebraucht werden,
theils, welches die gewöhnlichste Art zu seyn
scheint, mit einer Art von Betäubungsmittel,
indem die Fischer eine gewisse Art Wurzeln, die
zwischen den Felsen wachsen, mit Steinen zer-
malmen, und dann, indem sie untertauchen, auf
den Grund des Meeres streuen. Die davon be-
täubten Fische kommen darauf halb todt und in
Menge auf die Oberfläche des Wassers, so, dass
sie ohne Mühe mit den Händen eingesammelt
werden können.

Die einzige Beschäftigung der Männer, die
wirklich eine Arbeit genannt werden kann, ist
[Seite 25] der Bau ihrer Häuser, und dann auch die Ver-
fertigung ihrer Waffen, welche Arbeiten aber
nur sehr selten vorfallen; sie sind daher die er-
klärtesten Müssiggänger, die oft ganze Tage lang
auf ihren Matten faullenzen.

Den Weibern liegen schon mehrere Geschäfte
ob. Sie drehen nämlich Schnüre und Stricke von
verschiedener Art von Baumrinde. Sie bereiten
die Fasern und Baumrinden zur Verfertigung der
Zeuche, die sie zu ihren Gürteln und andern
Kleidungsstücken gebrauchen; der eine dieser
Zeuche, der aus den Fasern eines Baumes gemacht
wird, ist grob und graulich von Farbe; derselbe
wird auch von Reichern und Vornehmern nur zu
Leibgürteln gebraucht; die zweite Art Zeuch, aus
dem Papier-Maulbeerbaume gemacht, ist nicht so
dicht und derb, als der erst genannte; aber sehr
fein und blendend weiss, und wird daher auch
nur von den Vornehmern zu Kleidung und Kopf-
putz getragen. Diese feinem Zeuche sind auch
um Vieles kleiner, als die gröberen. – Endlich
machen die Weiber auch Fächer von verschiede-
ner Art für sich und ihre Männer, und mancher-
lei andere Zierrathen und Putzwerk.

Was nun weiter die übrigen Werkzeuge der
Nukahiwer betrifft, so sind sie ebenfalls sehr ein-
fach, und bestehen hauptsächlich aus folgenden
[Seite 26] drei Stücken: einem scharf zugespitzten Steine,
der zum Bohren dient, einem Beile, welches aus
einem schwarzen flachen Steine gemacht ist, und
einem Messer aus dem Zahne eines Haifisches,
das auch zum Rasiermesser dient. Seit sie das
Eisen und die eisernen Werkzeuge der Europäer
und ihre Vorzüge kennen gelernt haben, bedie-
nen sich alle jene Wilde derselben, die sich wel-
che haben verschaffen können.

Die Hausgeräthschaften, die sie sich selbst
zu verfertigen wissen, sind Kokosnussschalen,
Kalebassen, oder ausgehöhlte Kürbisse, mu-
schelförmig gearbeitete Schalen mit Deckeln,
Angeln und Angelschnüre. Die Kokosschalen
und Kalebassen sind gewöhnlich zur Zierde
mit Knochen von den Fingern der Feinde, die
sie erschlagen und aufgefressen haben, besetzt.

Was den Ehestand betrifft, so ist hier die
Vielweiberei nicht eingeführt; jeder Mann hat
nur ein Weib; aber bei der herrschenden Wol-
lust und Zügellosigkeit der Nukahiwer sind die
Ausschweifungen sehr gemein, und der Ehe-
bruch ist weder verboten, noch wird er bestraft.
Nur bei Weibspersonen aus der königlichen Fa-
milie soll er geahndet werden. Mädchen und
Weiber geben sich hier den Fremden für eine
kleine Belohnung noch schamloser Preis, und
[Seite 27] bieten sich noch frecher den europäischen Ma-
trosen dar, als die Bewohnerinnen anderer In-
seln des Südmeers; ja die Männer bringen so-
gar selbst ihre Weiber und Töchter auf die
Schiffe, um ihre Gunstbezeugungen an die
Fremden zu verhandeln. Man hat sogar gese-
hen, dass Männer ihre Weiber und Töchter
zu dem schändlichen Handel genöthigt haben. –

Die Waffen der Nukahiwer sind Streitkol-
ben oder Keulen von schön polirtem Kasuarina-
holze,*) ungefähr fünf Fuss lang und zehn
Pfund schwer. Am Ende ist ein Menschenkopf
ausgeschnitzt. Spiesse oder Lanzen von demsel-
ben Holze, 10 bis 12 Fuss lang, in der Mitte
einen Zoll dick und an beiden Enden scharf
zugespitzt; und Schleudern aus hübsch gefloch-
tenen Schnüren gemacht, und in der Mitte
mit einem breiten Flecke, worauf der Stein
gelegt wird.

Die Nukahiwer führen, hauptsächlich um
sich Menschenfleisch zu verschaffen, wornach
sie so äusserst lüstern sind, häufig Krieg mit
ihren Nachbarn. Diese Kriege aber bestehen
nicht in eigentlichen Schlachten, sondern bloss
in Scharmützeln, Ueberfällen, Hinterhalten u.
dergl. Die Kriege endigen sich alle Mal mit all-
gemeinen Tanzfesten, wo dann vorher ein Waf-
[Seite 28] fenstillstand geschlossen wird, wobei sie sich
wild lustig machen. Der Tanz besteht in ei-
nem beständigen Hüpfen auf einer Stelle, wo-
bei sie manchmal die Hände in die Höhe he-
ben, und mit den Fingern eine zitternde Be-
wegung machen. Den Tact schlagen sie mit
den Händen. Ihr Gesang ist nichts, als ein
widriges wildes Geheul. Ihre einzigen mu-
sikalischen Instrumente sind ungeheuer grosse
Trommeln, die einen dumpfen widrigen Ton von
sich geben; überhaupt ist bei diesem Volke Al-
les roh.

Zu Wasser führen die Nukahiwer selten
Krieg. Auch scheinen sie überhaupt mit dem
Meere nicht gern viel zu thun zu haben. Sie
haben zwar Kähne mit Auslegern; diese sind
aber ziemlich unzuverlässige Fahrzeuge, in wel-
chen sie sich nicht wohl auf die hohe See hin-
aus wagen dürfen; denn die Planken dersel-
ben sind nur mit Schnüren gleichsam zusam-
mengenäht.

Die Regierungs-Verfassung ist auf dieser In-
sel nicht monarchisch; zwar hat jeder einzelne
Theil derselben*) seinen Häuptling, oder soge-
[Seite 29] nannten König; aber seine Gewalt ist höchst
unbedeutend; denn er hat nichts zu befehlen,
und zeichnet sich gewöhnlich bloss durch Reich-
thum von seinen Unterthanen aus; auch hat
er nichts mit der Gerechtigkeitspflege zu schaffen,
und kann eben so wenig strafen; die Selbst-
rache macht alle Strafen entbehrlich; nur Mord
wird förmlich bestraft; aber nicht von dem
Könige, sondern von den Verwandten des Er-
schlagenen.

Eine merkwürdige, sonderbare Sitte ist es,
dass sich der König einen sogenannten Feuer-
anmacher
hält, welcher beständig um den Kö-
nig seyn muss, die Befehle desselben vollzieht,
gewissermassen die Stelle eines Kammerdieners
vertritt, und sein beständiger Gefährte ist. Ent-
fernt sich aber der König auf mehr, als einige
Stunden, so muss der Feueranmacher inzwischen
zu Hause bleiben, die Königin bewachen, und
[Seite 30] in jedem Falle die Stelle des Königs bei ihr ver-
treten.

Von der Religion der Nukahiwer hat man
bisher nur sehr wenig erfahren können. Sie ha-
ben Priester, welche heilige Personen vorstel-
len und unverletzlich sind; aber von ihrem
Gottesdienste weiss man nichts. Sie glauben an
mehrere Götter oder Geister, die sie Etua nen-
nen. Ein religiöser Gebrauch ist es, dass die
Priester die Gewalt haben, wie auch auf andern
Südsee-Inseln, ein Tabu oder Verbot auf irgend
Etwas zu legen, so dass das damit Belegte gewis-
sermassen heilig und unverletzlich wird. Die
Priester besorgen ferner alle Begräbnissfeierlich-
keiten, die hauptsächlich in Schmausereien be-
stehen. Man findet hier auch Morais oder Be-
gräbnissplätze, wie auf andern Südsee-Inseln,
die ebenfalls heilig sind. Jede Familie hat ihr
eigenes. Die Priester werden für Zauberer ge-
halten; auch ist der Glaube an Hexerei bei die-
sem Volke allgemein.


[Seite 31]
Hrn. Hofr. Dr. Langsdorff’s
in
St. Petersburg,
Abhandlung
über die
kunstreiche Tatowirung
der
Washingtons-Insulaner.

Mit einer Einleitung
von
Hrn. Hofr. und Prof. Blumenbach
in Göttingen.

[interleaf]

Einleitung.
Ueber die
Gewohnheit des Tatowirens,
vom
Hrn. Hofr. Blumenbach.

[Seite 33]

Unter den endlos vielartigen, theils noch so
abenteuerlichen Verschönerungsmitteln, die sich
der Mensch ersonnen, ist das Tatowiren, so wie
eins der ältesten und der weit verbreitetsten, so
eins der wundersamsten, paradoxesten, da es ei-
ne ganz schmerzhafte Operation voraussetzt und
dann aber lebenswierig permanent bleibt, nicht
(was der Vorzug andrer Art von Putz ist) nach
Willkür oder Mode abgeändert werden kann.

Bekanntlich versteht man schon seit 40 Jahren
unter diesem nun in Europa allgemein natura-
lisirten, ursprünglich Utaheitischen Worte die
punctirten Züge, welche in die Haut entweder
eingestochen oder aber mittelst eines gefärbten
Fadens eingenäht werden; und unterscheidet da-
von sowohl die mit einem schneidenden Instru-
ment in die Haut gezogenen vernarbten Figuren,
[Seite 34] die bei vielen Negervölkern, so wie auch bei den
Brasilianern gebräuchlich sind, als auch das
Einbrennen von Mahlzeichen, womit sich man-
che Völkerschaften in Süd-Indien, so wie im
westlichen Africa und in Südamerica aus-
zeichnen.

Für’s hohe Alter jenes eigentlichen Tatowi-
rens
braucht man bloss den Vater der Profange-
schichte, Herodot anzuführen, der es bekannt-
lich schon von den alten Thraciern meldet, so wie
spätere Griechen und Römer, Strabo, Plinius
u.a.m. auch von den Illyriern, Sarmaten,
u.s.w.

Die weite Verbreitung dieser Sitte aber un-
ter Völkern von allen fünf Hauptrassen des Men-
schengeschlechts, ergiebt sich aus den in der
Folge anzuführenden Datis.

Merkwürdig ist in Bezug auf die Malajische
Rasse, dass das Tatowiren bloss auf die braune
Abart derselben beschränkt, hingegen der schwar-
zen unbekannt ist.

Uebrigens haben aber diese in die Haut punctir-
ten Zeichnungen, ausser dem dass sie zum Putze
dienen sollen, auch noch mancherlei andern
Zweck und Bedeutung; selbst in verschiedenen
Gegenden Teutschlands.

[Seite 35]

So ist es z.B. hin und wieder im westli-
chen Theile des Königreichs Westphalen, na-
mentlich bei Ziegenhayn, eine nicht ungewöhn-
liche Galanterie, dass sich die jungen Bauerbur-
sche von ihren Mädchen den Namen oder auch
Figuren auf die Arme einstechen lassen.

In Tyrol bezeichnen viele Aeltern ihre Kin-
der auf ähnliche Weise, bevor sie dieselben in
die Fremde schicken, wodurch diese sich theils
nach vieljähriger Abwesenheit wieder bei ihren
Verwandten legitimiren können. (S. Keyssler’s
Reisen.)

Dass sich die Christen, die nach dem heili-
gen Grabe wallfahrten, daselbst das Wappen von
Jerusalem u. dergl. eintatowiren lassen, ist all-
gemein bekannt. Der Brandenburgische adeli-
che Pilger, wie er sich nennt, von der Grö-
ben, hat in seiner orientalischen Reisebeschrei-
bung 5 Figuren, womit er dort an beiden Ar-
men bezeichnet worden, in Kupfer abgebildet;
und ich besitze in meiner anatomischen Samm-
lung das Stück Haut vom Arme eines solchen
Pilgrims mit jenem Wappen, in Spiritus; und
dabei zum Contraste ein andres von einem Hol-
ländischen Matrosen, der sich und sein Schätz-
chen darauf vorstellen lassen. Denn bekanntlich
lassen sich unzählige Matrosen, und im südli-
[Seite 36] chen Europa auch Soldaten ohne weitern be-
stimmten Zweck, als weil es unter ihnen ein-
mal gebräuchlich ist, an den Armen oder Beinen
punctiren. (S. Fleurieu in Marchand Voy. aut.
d. Monde.
)

Bei manchen Völkern der Caucasischen,
americanischen und malajischen Rasse, ist es
ein Wahrzeichen der Mannbarkeit ihrer Mäd-
chen; so wie bei den Männern aus den letzt-
gedachten beiden Rassen, Feld- und Siegeszei-
chen ihrer Krieger.

Aber eine ganz eigne Gewohnheit ist es bei
den Bewohnern der Marquesas- oder Mendoza-
Inseln
, dass, wenn ein Krieger von seinen Fein-
den erschlagen und gefressen worden, eine sei-
ner Schwestern auf eine besondre Weise quer
über das Gesicht tatowirt wird, und nur dann
davon verschont bleibt, wenn sie noch unerwach-
sen oder vorzüglich schön ist. (S. Evangelical-
Magazine
Vol. VIII. for 1800. p. 6.)

Die Verschiedenheit der Operation selbst
reducirt sich hauptsächlich, theils auf die Weise,
wie die Stiche in die Haut gemacht, theils
auf die Art des Pigments, womit sie gefärbt
werden.

[Seite 37]

Ersteres geschieht entweder durch eigentli-
che Acupunctur mit einzelnen Nadelstichen;
oder aber, wie bei den braunen Südsee-Insula-
nern
, mittelst eines beinernen schmalen Kammes
mit kurzen, aber sehr spitzigen Zinken*); oder
endlich, wie bei manchen Stämmen der mongo-
lischen Rasse z.E. in Sibirien bei den Tungu-
sen
und im nördlichsten America bei den Grön-
ländern
und Eskimos, so dass die Züge gleich mit
einem, flach durch die Haut gezognen, gefärbten
Faden ausgenäht werden. (S. J.G. Gmelin und
Dav. Cranz.)

Zum Pigment nehmen die Europäer und
Negern meistens Schiesspulver; von erstem man-
che auch Zinnober; die Beduinen Ochsengalle,
oder auch ein Spiesglaspräparat; die Aleuten ei-
nen schwarzen Thon; die Utaheiten etc. den Russ
von abgebrannten Oelnüssen. (Aleuritis triloba.)

Bei manchen Völkern ist das Tatowiren bloss
auf eins von beiden Geschlechtern beschränkt.
So bei den europäischen Nationen aufs männli-
che. Hingegen bei den Eskimos und Grönlän-
dern
, so wie bei den Ostiaken, und den Bewoh-
nern der Aleutischen- und Fuchs-Inseln, auch
bei den Loango-Negern bloss aufs weibliche.
Und die Negressen um Sierra-Leona und die
Abiponerinnen werden zwar nicht ausschliesslich,
[Seite 38] aber doch auf eine von den Männern sehr aus-
gezeichnete kunstreichere Weise tatowirt. (Win-
terbottom
und Dobrizhoffer.)

Auch bei den Kayns oder Bergbewohnern
zwischen Arracan und Ava bloss die Mädchen,
und zwar ausschliesslich im Gesichte. (Symes.)

Bei manchen andern Völkerschaften wer-
den nur gewisse Theile des Körpers, allein
oder doch vorzüglich tatowirt. So bei den Uta-
heitischen Mädchen die Hinterbacken; da hinge-
gen diese Insulaner das Gesicht davon frei las-
sen, das hinwiederum bei den Männern eines
andern Volks des gleichen Stammes, nämlich bei
unsern Antipoden, den Neuseeländern über und
über so stark bezeichnet wird, dass es einem ge-
blümten Damast ähnelt, die dagegen die eben
gedachten Hintertheile ungeziert lassen; so wie
anderseits ihre Weiber sich meist nur an den
Lippen tatowiren. (Banks.)

Endlich wird auch bei manchen Völkern
diese Operation vermuthlich aus religiösem Be-
zug, der überhaupt wohl den ersten Anlass zu
derselben gegeben haben mag, in einem be-
stimmten Lebensalter oder bei gewissen beson-
dern Ereignissen vorgenommen. So werden, wie
schon erwähnt, bei vielen, z.E. bei den Bedui-
[Seite 39] nen, Abiponern, Utaheiten
etc. die Mädchen ta-
towirt
, wenn sich die ersten Spuren der Mann-
barkeit an ihnen zeigen. Bei den Marquesas-
Insulanern
wird den Buben bei ihrer Tatowi-
rung
ein neuer Name beigelegt. (S. das Evan-
gelical-Magazine
a.a.O.) u. dergl. m.

Doch alles dies steht hier nur als Einleitung
zu Hrn. Hofr. Dr. Langsdorff’s folgender Nach-
richt über die Tatowirung der Bewohner von Nu-
kahiwa
und der Washingtons-Insulaner.


Hrn. Hofr. Dr. langsdorff’s
Nachricht
über die
Tatowirung der Bewohner
von
Nukahiwa
und der
Washingtons-Insulaner.

[Seite 40]

Es ist auffallend, unter weit von einander
entfernten Nationen, die in keinem Berührungs-
puncte zu stehen, oder gestanden zu haben
scheinen, doch öfters ein und dieselben Sitten
und Gebräuche zu bemerken. In dieser Hin-
sicht scheint mir eine genauere Untersuchung
und Auseinanderstellung des Tatowirens so vie-
ler, unter sich weit entlegener, Völker eine
grössere Aufmerksamkeit der Reisenden zu ver-
dienen.

Unter den civilisirten Europäern, den Wall-
fahrern nach dem heil. Grabe und den Matrosen
beinahe aller Nationen Europens, auf den Aleuti-
schen Inseln
, an der Nordwestküste von America,
namentlich an der Küste Neualbions, auf den mei-
sten Inseln der Südsee, auf der nördlichen (den
[Seite 41] Sandwichs-Inseln) sowohl, als südlichen Hälfte
des Erdballs, kurz allenthalben findet man Spuren
dieser Sitte. Unter allen Nationen des Erdbodens
aber ist wohl keine, welche diesen Gebrauch
gleichsam als Ausübung einer Kunst zu einer grös-
sern Vollkommenheit gebracht hat, als die Be-
wohner der neuen Marquesas- oder der Washing-
tons-Inseln.
– Die regelmässigsten Züge und
Verzierungen, womit der Körper, von dem gröss-
tentheils geschornen Kopfe bis zum Fusse tatowirt
ist, ersetzt diesen Menschen gewissermassen die
Kleidung, deren sie, vermöge des heissen Him-
melsstriches, ganz und gar nicht benöthigt sind,
und so wie die Schönheit des wohlgebildeten
Körpers durch ein gutanpassendes Kleid erhöht
wird, so auch durch diese symmetrische Tatowi-
rung.
Hier kann ich nur einige Bruchstücke mei-
ner Bemerkungen geben, so viel mir solche noch
in dem Gedächtniss schweben, in der Folge will
ich mich etwas ausführlicher hierüber auslassen,
da ich, ich darf es dreist sagen, jede einzelne
Figur des Körpers, sowohl vordere als hintere
Seite, eben so genau nach der Natur, an Ort und
Stelle gezeichnet habe, als die Hand der Königin*).

Mannspersonen sind über den ganzen Körper,
die Frauen bloss an der Hand tatowirt, nur we-
nige Weiber haben einige Streifen oder Linien
längs der Arme, oder zuweilen auch einzelne
[Seite 42] Ringe, gleich Armbändern. – Der grosse und über
alle Begriffe wohlproportionirte Körper dieser
Menschen gewinnt ungemein durch die regel-
mässig an denselben angebrachten Figuren. Die
reichern Personen, d.h. die Chefs oder Besitzer
vieler Brodfruchtbäume, werden durch Männer,
deren einziges Geschäft in der Ausübung des
Tatowirens besteht, ganz vorzüglich schön, die
ärmeren hingegen, von Anfängern der Kunst,
schlecht, und die allerniedrigste und ärmste
Classe von Menschen (deren jedoch nur sehr we-
nige auf der Insel Nukahiwa zu sehen waren)
ganz und gar nicht tatowirt. Wer sich von ei-
nem Meister der Tatowirkunst will punctiren
lassen, muss demselben ansehnliche Geschenke
machen.*) Arme Indianer, die nicht viel zu be-
zahlen haben und nicht im Stande sind, Schwei-
ne schlachten zu lassen, dienen den jung ange-
henden Künstlern zur Uebung; dergleichen Pro-
bestückchen der Tatowirkunst können nicht als
Modell angeführt werden, und lassen sich auch
von dem Fremdling sehr bald unterscheiden. –
[Seite 43] Ein solcher armer Teufel ist dann natürlich auf
seine ganze Lebenszeit verschändet, und kann
nicht mehr zu einem ordentlichen Kleide kom-
men.

Der Knabe ist bis etwa zu seinem zwölften
oder dreizehnten Jahre untatowirt. – Dann wird
mit der Tatowirung einiger Hauptfiguren der An-
fang gemacht; während dieser Zeit (mehrere Wo-
chen lang) hält er sich in einer besondern, in
dieser Absicht neu errichteten kleinen Bambus-
hütte auf, und ist Tabu,*) d.h. er darf nicht
ausgehen, und auch von Niemand, ausser denen
Personen, die von dem Tabu ausgeschlossen sind,
besucht werden. Der Vater des Knaben muss bei
dieser Gelegenheit dem Künstler mehrere Schweine
schlachten, und ihm, so lange er mit Tatowiren
beschäftigt ist, alle Arten von Lebensmitteln in
dem grössten Uebermasse reichen lassen. – Im
ersten Jahre werden, wie eben gesagt, bloss grosse
Hauptverzierungen, an Brust, Armen, Rücken,
Schenkel und Füssen angebracht, kleine Neben-
Zierrathen aber in den folgenden nach und nach
hinzugesetzt, so dass der Mann erst in seinem
[Seite 44] 30–35 Jahre über und über mit seinem Haupt-
schmucke prangt. Mit zunehmendem Alter wer-
den noch immer neue Figuren in und über die
schon vorhandenen einpunctirt, so dass ein ange-
sehener bejahrter Chef über den ganzen Körper
ein schwarzblaues, negernartiges Ansehen hat, ob-
gleich die natürliche Farbe der Eingebornen noch
weisser und heller ist, als die der Malajischen
Rasse gewöhnliche. – In diesem Zustande ist die
grösste Schönheit der Tatowirung für uns Euro-
päer
verloren, indem eine Figur durch die andere
gleichsam verwischt worden, und man nur un-
deutlich die Grundcontouren noch bemerkt.

Die Figuren eines schön tatowirten Körpers,
z.B. Taf. I., sind jedem einzelnen Theile dessel-
ben anpassend gewählt, und haben, für sich be-
trachtet, mit unsern à la grèc-Figuren die ge-
naueste Aehnlichkeit, so dass man beinahe in
Versuchung möchte geführt werden, zu fragen,
ob diese Menschen von uns, oder wir von ihnen
diese gefällige Formen von Zeichnungen entlehnt
haben?*) Die einzelnen Züge bei der Hand der
[Seite 45] Königin Katanuäh (Taf. III.) können nur schwache
Beweise dieser Wahrheit darbieten. Die grösste
Symmetrie ist über den ganzen Körper beobachtet.
Die Brust ist mit einer schildförmigen Figur ge-
schmückt, z.B. Taf. II. An den Armen und
Schenkeln sind mehrere, bald breitere, bald schmä-
lere Streifen so geschickt angebracht, dass man
beinahe vermuthen könnte, diese Menschen hät-
ten den Verlauf und die Insertion der Muskeln
studiert. Längs dem Rücken läuft ein breites
Kreuz, in dessen Mitte man die, freilich rohe, Fi-
gur eines Menschenkopfes sieht. Dieselbe Zeich-
nung findet man auch auf der obern und vor-
deren Hälfte der Schenkel. An beiden Seiten der
Waden sind zwei Oval- und die Sitzbacken mit
grossen runden Figuren geziert, die sich sehr gut
ausnehmen. Jedes einzelne der Zeichen, aus de-
nen ganze Figuren gebildet werden, so wie auch
jede Figur, hat eine gewisse Bedeutung, z.B.
Männer, Fische, Schildkröten etc. und ist mit ei-
nem bestimmten Namen bezeichnet. – Die zar-
testen Theile des Körpers, sogar selbst die Au-
genlieder bleiben nicht von der Tatowirung ver-
schont. – Zuweilen, wenn Brodfrüchte oder an-
dere Nahrungsmittel etwas sparsamer sind, so stellt
der Chef oder irgend ein reicher Inselbewohner
[Seite 46] ein Gastmahl an, bei welchem jeder Anwesende
ein beliebiges Zeichen tatowirt bekömmt. Jeder
dieser mit gleichem Bild tatowirte Indianer ist
in der Folge, vermöge eines Tabu’s, verbunden,
seinem Ordensbruder Gleiches mit Gleichem zu
vergelten, wenn er bei der sparsamen Jahreszeit
noch Ueberfluss an Lebensmitteln haben sollte. –

Die Meister dieser Kunst tatowiren ausseror-
dentlich schnell, und gebrauchen hierzu statt der
Nadeln die Flügelknochen der Tropicvögel, die
sie zu den verschiedenen Figuren ganz verschie-
den formen; sie werden nämlich an einem Ende
kammartig ausgezackt und zugespitzt, und bieten
bald halbmondförmige, bald schmale, bald breite
und gerade Spitzen dar, je nachdem sie der Künst-
ler zu seiner Absicht nöthig erachtet. Diese kamm-
artig zugeschärften Knochen werden in einem
spitzigen Winkel in das vordere Ende eines, etwa
fingerdicken und spannenlangen Bambusstäbchen
gesteckt, auf welches der Tatowirer so gelinde
und in kurzen Schlägen aufschlägt, dass die Spiz-
zen kaum durch die Haut eindringen. Um die
Regelmässigkeit desto genauer befolgen und dem
Tatowirer als Leitfaden dienen zu können, so wer-
den besonders grössere und runde Figuren zuerst
auf die Haut gemalt. Wenn alsdann die belie-
bigen Formen eingestochen sind, und das Blut
kaum durch die feinen Oeffnungen durchschwitzt,
[Seite 47] so wird die Kohle eines Nusskernes mit etwas
Wasser als Farbe angemacht und stark eingerie-
ben. Hierauf entsteht eine leichte Entzündung,
wenig Schmerz und an der tatowirten Stelle ei-
ne Borke, die nach einigen Tagen abfällt und
das unauslöschbare Bild auf oder in der Haut
zurücklässt.


Abbildung des Instruments,
womit man auf der Insel Nukahiwa tatowirt.

Textabbildungxxx
[interleaf]

Appendix A

[Tab. II.]
xxx
Taf. II.Brustbildeines Mannes von Nukahiwa
[interleaf] [Tab. III.]
xxx
Taf. III.Linke Hand der Königin Katanuaehauf Nukahiwa, der grössten der neuenMarquesas Inseln; nach dem Leben genaugezeichnet von Dr. Langsdorff.1804.
[interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite 7]

Nach Anderen haben sie diesen Namen von dem
Americanischen Schiffscapitän Roberts erhalten.

*).
[Seite 9]

In seiner Voyage autour du Monde pendant les an-
nées 1790, 1791 et 1792, die der gelehrte Seemann
[Seite 10] Fleurieu redigirt und im Jahr 1798 in 5 Bänden gr. 8.
mit einem Atlasse herausgegeben hat.

*).
[Seite 10]

Nach ihrer Lage und ihren verschiedenen Namen
genauer angegeben in der Rec. von Krusenstern’s
Reise, im XXXIII. B. der A.G. E. S. 32 und 33.

*).
[Seite 15]

Man sehe z.B. Taf. I. und die folgende Abhandlung
des Hrn. Hofr. Blumenbachs und Langsdorfs, über
das Tatowiren.

*).
[Seite 18]

Man sehe z.B. Taf. I.

*).
[Seite 27]

Man sehe Taf. I.

*).
[Seite 28]

Herr von Krusenstern zählt folgende Bezirke mit
Angabe der Zahl ihrer Krieger auf:

[Seite 29]
1)Tayo-Hoae, (wo sich die Russen   10 Tage lang
aufhielten) mit  800 Kriegern.
2)Home1000    –
3)Schegua  500    –
4)Mau Doi1200    –
5)Hotti-Scheve1200    –
6)Ein Thal in Nordosten, dessen Na-
me nicht angegeben werden kann.

1000    –
–––––––––––
5900 Krieger.

Derselbe schätzt die ganze Volksmenge auf 18,000
Seelen.

*).
[Seite 37]

Man sehe die Schluss-Vignette.

*).
[Seite 41]

Siehe Taf. III.

*).
[Seite 42]

Von der Neuheit der Sache eingenommen, liessen
sich die meisten unserer Schiffsgesellschaft, die Her-
ren Officiere sowohl als Matrosen, irgend eine Art
Armband, Namen oder sonst ein Zeichen zum An-
denken tatowiren, wofür dem Künstler Messer,
Schnupftücher, Leinwand, Eisen, Nadeln, kleine
Spiegel etc. in grosser Menge zuströmten.

*).
[Seite 43]

Das Tabu der Südsee-Insulaner kann, glaube ich,
am besten durch das Wort Gesetz bei uns übersetzt
werden; dies scheinen eine Menge dieser Tabu’s
die ich auf Nukahiwa zusammen zu bringen suchte,
zu beweisen.

*).
[Seite 44]

Da diese Inseln erst seit wenig Jahren entdeckt sind,
so versteht es sich von selbst, dass weder das eine,
noch das andere erwiesen werden kann; desto in-
teressanter aber scheint es mir, ganz gleichartige
Zeichnungen unter dem civilisirtesten Europäer und
dem uncultivirtesten Südseebewohner zu finden, die,
[Seite 45] so viel uns nur Geschichte lehrt, niemals in
dem geringsten Berührungspuncte mit einander ge-
standen.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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