Das königliche akademische Museum, das
anfänglich in dem vormahligen akademischen Audito-
rium und nunmehrigen philosophischen Bibliotheks-
saal aufgestellt war, ist bei dem zunehmenden An-
wachs desselben seit dem Sommer 1793 in das an
die sonstige Universitätskirche stoßende Gebäude am
Collegienplatze verlegt worden, das bei Stiftung der
Universität zu vier Häusern für Professoren-Fami-
lien eingerichtet war, und worin unter andern Gebauer
und Gesner bis an ihren Tod gewohnt haben.
Jetzt ist das Museum in 14 Zimmer vertheilt;
sieben für die zoologische Abtheilung; fünfe für die
mineralogische; und zwei für die ethnographische, der
auch das was von Kunstsachen des Alterthums dem
Museum zu Theil wird, beigefügt ist. Dagegen ha-
ben die im 2ten Th. §. 171. S. 236 u.f. ange-
führten Herbarien seit dieser Versetzung in das neue
Local ihre passendste Stelle im botanischen Garten
erhalten.
Die zoologische Sammlung begreift Ein Zim-
mer mit Thieren in Spiritus; die übrigen aber aus-
gestopfte Thiere, die trocknen Theile und Skelete
der rothblütigen so wie die entomologische und
helminthologische Sammlung.
Zu dem wichtigsten Zuwachs, den diese Abthei-
lung seit ihrer jetzigen Aufstellung durch Geschenke
oder Ankauf erhalten, gehört nahmentlich das zoo-
logische Cabinet des verstorbenen Dr. Schnecker zu
Hildesheim; eine Sammlung von merkwürdigen
Süd-Africanischen Thieren, die ein trefflicher Ken-
ner, der Herr Pastor Hesse zu Nienburg, während
seines 17jährigen Aufenthalts in der Capstadt, als
Prediger der dasigen deutschen Gemeinde, zusam-
mengebracht hat, und worunter sich z.B. eine 14
Fuß hohe Giraffe, das wenigstens in europäischen
Cabinetten nicht minder seltne Capsche Erdschwein
(Orycteropus capensis), eine bedeutende Folge
zur Geschichte des Antilopen-Geschlechts, ein gro-
ßer Straus u. dergl. m. befinden; eine reiche Samm-
lung von Westindischen Vögeln und Säugethieren
die von dem ehemaligen Könige von Westfalen ans
Museum geschenkt worden; so wie eine andere von
ausgestopften Fischen aus dem atlantischen Ocean,
womit der russisch-kaiserliche General-Consul in
Brasilien, Herr von Langsdorff, dieses Institut be-
reichert hat.
Was den mineralogischen Theil des Museums
anbetrift, so begreift, die gegenwärtig vollständig
geordnete, in vier Sälen aufgestellte Sammlung:
[Seite 421] A. eine Sammlung der einfachen Mineralkörper.
Diese besteht: a) aus einer Sammlung von Schau-
stuffen von ausgewählten Exemplaren in großem
Format, die in Glasschränken aufbewahrt wird;
b) aus einer Sammlung von Stücken in Handformat,
welche in Auszügen unter den Glasschränken liegt. Diese
Sammlungen sind nach dem Blumenbachischen Sy-
steme geordnet. Vorzüglich reich sind sie an Sibiri-
schen Mineralien aus den vielen Schenkungen des
Barons von Asch, an Königsbergs Silberstuffen
und an Mineralien vom Harz, unter denen sich die
Crystallisationen des Kalkspaths durch Mannigfaltig-
keit und Schönheit besonders auszeichnen. B. Eine
geologische Sammlung. Diese besteht: a) aus einer
systematischen petrographischen Sammlung; b) aus
geognostischen Localsammlungen. Unter diesen sind
besonders zu bemerken: 1) eine Sammlung von
Harzer Gebirgsarten; 2) eine Sammlung von Un-
garischen Gebirgsarten, aus den Schenkungen des
Hrn. Professors Zipser zu Neusohl gebildet; 3) eine
Sammlung Sibirischer Gebirgsarten, aus den Aschi-
schen Schenkungen gebildet; 4) eine Sammlung von
Norwegischen und Schwedischen Gebirgsarten, von
dem Hofrath Hausmann, als Belege zu seinem Rei-
sewerke über Skandinavien dem Museum geschenkt;
5) eine von dem berühmten Reisenden, Niebuhr dem
Museum geschenkte Sammlung Aegyptischer Stein-
arten; 6) eine ausgezeichnet schöne und instructive
Sammlung vulkanischer Producte aus Italien und
von Inseln im mittländischen Meere, gesammelt und
dem Museum geschenkt von dem berühmten Reisen-
den Hawkins.
Ihren vorzüglichen Zuwachs verdankt diese
Abtheilung, nächst dem gelegentlichen Ankauf,
[Seite 422] der Freigebigkeit zahlreicher Gönner unsrer gelehr-
ten Anstalten, worunter wir nur von Auswärtigen,
außer dem bis an seinen 1807 erfolgten Tod dafür
unermüdeten Baron von Asch, besonders den Pro-
fessor der Mineralogie zu Dublin Sir Charles Lewis
Giesecke, der sich fast 8 Jahr in Grönland aufgehalten,
Herrn John Hawkins, den verstorbenen Dr. Höpf-
ner zu Bern, den Herrn Cammer-Präsidenten von
Hövel in der Grafschaft Mark, und den Herrn
Professor Zipfer zu Neusohl dankbar zu nennen
haben; so wie auch eine vormahls beym Georgia-
num zu Hannover befindlich gewesene Petrefacten-
Sammlung dem Museum zu Theil worden ist.
Die ethnographische Abtheilung hat durch den
Ankauf der ganzen dahin einschlagenden Sammlung
von Waffen, Geräthschaften etc. der Südsee-Insu-
laner aus dem Nachlaß des verstorbenen Dr. For-
ster zu Halle, so wie durch reiche Geschenke des
sel. Baron von Asch, zumahl von hieher gehörigen
Merkwürdigkeiten der mongolischen Völkerschaften des
asiatischen Rußlands, worunter z.B. eine ansehnliche
Folge von kupfernen und thonernen Burchaern und an-
dern Idolen der Lamaischen Religion befindlich ist.
Manche instructive Alterthümer verdankt das Mu-
seum der Aufmerksamkeit des verstorbenen Gehei-
menraths Guldberg zu Copenhagen, Sr. Exc. des
Herrn General-Feldzeugmeisters von der Decken u.
a.m. Noch verdient besondre Erwähnung eine mit
einem Commentar des Gebers versehene Tibetani-
sche Apotheke vom Herrn Dr. Rehmann, russisch
kaiserlicher Leibarzt zu St. Petersburg; und als
Unicum, das in mehrern Werken beschriebene wun-
[Seite 423] dersame fast handdicke musive Wachsgemählde des
berühmten göttingischen Lehrers Tob. Mayers, –
eine Erigone nach Guido – aus verdünnt an ein-
ander gesetzten fertigen Wachsblättchen, so daß je-
der Queerdurchschnitt davon ein Exemplar giebt, und
das ganze sich mit seinen lebendigen Farben vielfach
abdrucken läßt. Ein Geschenk seines Herrn Sohns,
des Hofraths Mayer.
Die so beträchtliche immer zunehmende Vermeh-
rung und Erweiterung des Museums machte in der
Folge auch mehrere Aufseher nothwendig; daher
schon 1792 der nachher verstorbene Dr. Fr. Alb.
Ant. Meyer, und 1809 der nun in Breslau lehren-
de Professor Gravenhorst dabei angestellt wor-
den; so wie jetzt seit 1815 die Mitaufsicht der zoo-
logischen und ethnographischen Abtheilung dem Pro-
fessor J.F. Osiander, und die der mineralogischen
dem Hofrath Hausmann übertragen ist.