Bey Weidmanns Erben und Reich: Nützliches
Allerley aus der Natur und dem gemeinen Leben für
allerley Leser. von J. Aug. Ephr. Goeze, Pastor
zu Quedlinburg. I. Band. 404 Seiten in Octav.
Eine Sammlung von 70 kleinen Aufsätzen, meist
physicotheologischen Inhalts, vorzüglich für Kin-
der und andere Ungelehrte. Die Schriften dieser
Art haben ihren unverkennbaren Werth, da sie
ein kurzer und sicherer Weg sind, Vorurtheile zu
tilgen, nützliche Kenntnisse in Umlauf zu bringen
u.s.w. Nur hängt freilich aller dieser zu hoffende
Nutzen von der Art ihrer Ausführung ab, die weit
mehr voraussetzt, als manche ihrer so zahlreichen
Verfasser dazu nöthig zu haben glauben mögen; We-
nigstens doch einen ansehnlichen Vorrath richtiger
Kenntnisse in der Naturgeschichte, um daraus mit
reifer Urtheilskraft das wirklich Nützliche auszuheben,
[Seite 601] und es dann in dem so schwer zu treffenden popu-
lären Ton vorzutragen, der kunstlos und unterhal-
tend seyn muß, ohne doch im mindesten ins Nie-
drige oder Kindische zu versinken. Hr. G. hat an
vielen Stellen dieses seines Allerley gezeigt, daß er
jene Erfordernisse besitze. Manche andre haben uns
aber doch den Wunsch abgenöthigt, daß er in der
Folge noch mehr Fleis und Ueberlegung auf die
Fortsetzung desselben verwenden möge. Nur ein
paar derselben zum Beweise – Er läßt fragen:
‘„wer hat das nützlichste Ding in der Welt erfun-
den?„’ und antwortet darauf: Tubalcain, das
Eisen. Und der solls auch gleich selbst zum Pfluge
und zum Ackerbaue gebraucht haben etc. Und es sinde
sich keine Sache in der Welt, wozu man nicht Eisen
haben müsse, wenn sie solle gebraucht werden u.s.w.
(Wie wären da Tubalcains Vorfahren zurecht ge-
kommen, und noch jetzt die kunstreichen Südländer
ohne Spur von irgend einem Metall –?) Die jun-
gen Crocodile seyen ganz kahl wenn sie aus dem Eye
kommen. Der Straus und Casuar seyen die ein-
zigen Vögel in der Natur, die nicht fliegen können
u.s.w. Solche Uebereilungen fallen um so mehr
auf, weil der Hr. Pastor doch immer darneben auf
die Unwissenheit mehrerer seiner Confratrum in der
Naturgeschichte stichelt. Manches ist, vollends für
die Jugend, gewiß nicht passend. Wenn z.B.S.
76 der Hr. P. die Mistkäfer des lieben Gottes wahre
Policeydiener in der Natur nennt, so könnte man-
chem seiner jüngern Leser einfallen, v.v. die Poli-
ceydiener E.E. Raths Mistkäfer zu nennen. –
Die Erzählung von einem Elephanten, der, um sich
an einem Schneider zu rächen, der ihn gefoppt, den
Rüssel voll Wasser nimmt und so wieder vor dessen
Werkstätte vorbeygeht, schließt sich damit daß es
heißt: ‘„der Schneider will sein Stückchen mit der
[Seite 602] Nadel abermal probiren. Der Elephant aber spritzt
los aus seinem Rüssel. Das ganze Gewölbe voll
Wasser, daß der Schneider darin, wie eine Ente
herumschwimmt.„’ An solchen Hyperbeln lernen
die Kinder Ausschneiden. – Daß weiland der ehr-
liche Wolfg. Franz A. 1612 in seiner längst vergeßnen
historia animalium sacra aus dem schwarzen Kreuz
auf des Esels Rücken eine christliche Moral ziehen
wollen, das ist wohl in jenen Zeiten und in einem
latein. Buche weniger aufgefallen, als daß es nun jetzt
der Hr. P. in einem deutschen Buche für allerley
Leser wieder hervorsucht und den guten alten Dr.
theol. damit zum Gelächter machen will.