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Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band,
auf das Jahr 1786.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Darmstadt.

[Seite 1209]

Troisième lettre sur les os fossiles d’Eléphans
et de Rhinocéros, qui se trouvent en Al-
lemagne et particulierement dans le pays
de Hesse-Darmstadt, addressée à M. Forster, Cons.
privé de S.M. Pol
. 30 S. in Quart mit 3 Kpfrt. –
Es ist dieß der neueste von den merkwürdigen Briefen,
womit sich der Hr. Kriegsr. Merk sowohl die Lieb-
haber der physischen Cosmologie, als der verglei-
chenden Zergliederungskunde gar sehr verbunden
hat. Er betrifft vorzüglich die fossilen Rhinocer,
die bis jetzt hin und wieder in Deutschland aus-
gegraben worden, und wovon der Verf. 22 Indi-
vidua zählt (der Rec. kan das zweyte Dutzd voll
machen). Für uns erhalten diese wichtigen Denk-
male der Vorwelt auch noch dadurch ein besonde-
[Seite 1210] res Interesse, da die Naturforscher zuerst von hier
aus durch die bekannte Abhandlung unsers verdienst-
vollen Hrn. Prof. Hollmann (im II. Bande der
ältern Societäts-Commentarien) auf dieselben auf-
merksam gemacht worden. – Der Hr. Kriegsr.
giebt nun hier erst ein paar meisterhafte Abbildun-
gen vom natürlichen (nicht-fossilen) Ober- und
Unterkiefer des Afrikanischen Nashorns, das sich,
nach Hrn. Camper’s Entdeckung sowohl durch
das doppelte Horn, als durch den Mangel der
so verschiedentlich bestrittenen Vorderzähne von
dem gemeinen Asiatischen auszeichnet. Beide Gat-
tungen aber finden sich fossil. Und Hr. Hofgerichts-
rath Sömmerring besitzt wirklich ein paar fossile
Vorderzähne des Asiatischen. – Doch für die
wichtigsten Reste von fossilen Rhinocern überhaupt
hält Hr. M. S. 20 einige Backenzähne von einem
ganz jungen Thiere der Art, und giebt auf der
III. Taf. Fig. 3. die Abbildung eines dieser mor-
ceaux uniques
(– vollkommen änliche, die das
hiesige akademische Museum besitzt, sind bey Oste-
rode gegraben. –) Beyläufig von den in Deutsch-
land gegrabenen Zähnen des sogenannten Incogniti
vom Ohiofluß; von verschiedenen Stücken von drey
Individuis des langschnauzichten Crocodils vom
Ganges; u.d.m.

Die vorhergehenden beiden Briefe sind dem Hrn.
Staatsr. v. Cruse in Petersburg zugeschrieben.
Der erste enthielt zumal genaue Beschreibungen und
Abbildungen eines sehr gut erhaltenen Nashorn-
schädels, den der Verf. besitzt, und der im Darm-
städtischen Amte Dornberg gegraben worden. –
Im zweyten erst wieder von Resten fossiler Nashör-
ner. (Der Rec. hat einen änlichen großen Backen-
zahn, wie die Fig. 1. 2. der I. Taf. vor sich, nur
die Krone nicht so abgeschliffen, sondern vollkomm-
[Seite 1211] ner erhalten, der im Gothaischen in der Nachbar-
schaft von Tonna, dem berühmten Vaterlande des
vom verdienten alten Tenzel beschriebenen Elephan-
tengerippes gegraben worden, das noch großen-
theils in der Gothaischen Kunstkammer aufbewahrt
wird. – Von dieser ganzen für die Cosmogenie so
instructiven Gegend erwarten wir nächstens einige
nähere Nachricht von der Feder des Hrn. Prof.
Voigt in Gotha.) Bey Gelegenheit eines fossilen
Elephanten-Unterkiefers von Worms in der Samm-
lung des Verf. verfolgt er die schon von Tenzel
angemerkte Verschiedenheit zwischen den fossilen und
den frischen Elephanten-Backenzähnen, die doch,
wie er selbst äussert, vielleicht blos von der Ver-
schiedenheit im Alter dieser Thiere abhängen könnte.
(– Das akademische Museum besitzt fossile Elephan-
ten-Backenzähne aus vier verschiedenen Gegenden,
nemlich von Osterode, von Wolfenbüttel, aus der
Baumannshöhle, und aus der Weser bey Stolzen-
au: sie sind aber sämtlich schon auf dem ersten
Blick von denen im frischen Schädel eines jungen
Elephanten, der im Museum befindlich ist, ver-
schieden. – Dem Rec. ist aber überhaupt nach der
Vergleichung desselben mit den mancherley Beschreib-
bungen von andern frischen Elephantenschädeln, be-
sonders in Betreff des Wechselns der Backenzähne
bey diesen Thieren, noch manches räthselhaft. –)



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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