In der Versammlung der Königl. Societät der
Wiss. am 21. Oct. hielt Hr. Prof. Blumen-
bach eine Nachlese zu seiner letztern Vor-
lesung über den Bildungstrieb, wozu ihm ein wich-
tiges Geschenk den Anlaß gab, mit welchem der
Hr. Baron von Asch ohnlängst seine Sammlung
von Schädeln der verschiedenen Menschenraçen be-
reichert hatte. Er legte nur drey derselben vor,
wovon der eine wegen seines ganz auffallend ho-
hen, schmalen und scharf zulaufenden Scheitels
zur Erläuterung der berühmten Hippokratischen
Erzählung von den Macrocephalis am schwarzen
Meere diente (s. G. Anz. v. d. J. 6. St.) Im
ganzen gleicht der Scheitel dieses übrigens vollkom-
men symmetrisch gebildeten und gesunden Kopfes
[Seite 1874] einem umgekehrten Schiffkiel: der scharfe Rücken
fängt schon mitten auf dem Stirnbein an, ist aber
längst der sonstigen Pfeilnath am schärfsten: diese
Nath selbst aber gänzlich verwachsen, ohngeachtet
der Kopf, nach den Zähnen und andern Zeichen
zu urtheilen, von keiner alten Person zu seyn
scheint. – Der zweyte gehört zum ganzen Ge-
rippe eines Donischen Kosacken, das überhaupt
seines massiven, starken, schweren Knochenbaues
wegen merkwürdig ist, da das Brustbein z.B.
fast handbreit ist, meist noch einmal so breit, als
es gewöhnlich zu seyn pflegt. Der Schädel nähert
sich schon mehr der Kalmückischen Gestaltung. Die-
ses Scelet muß nach allen Anzeichen von einem
bejahrten Manne seyn: auch sind mehrere Knochen,
z.B. vier Lendenwirbel, zusammen ankylosirt; dem
ohngeachtet aber das Kuckucksbein nicht mit dem
Ende des Heiligenbeins verwachsen, sondern ganz
beweglich etc.: so daß also die neuerliche Behau-
ptung nicht zu unbedingt angenommen werden
darf, daß bey berittenen Völkern jene beiderley
Knochen leicht zusammen verwüchsen, wovon man
dann bekanntlich die häufigen schweren Nieder-
kunften unter solchen Völkern, und auch beym
englischen Frauenzimmer, hat ableiten wollen. –
Ein dritter Schädel, von einem Russischen Tattar,
zeichnet sich unter andern durch seine schmalen
und ganz ungewöhnlich weit von einander stehen-
den Zähne aus, welche Sonderbarkeit insgemein
als ein Hauptkennzeichen der Tattarischen Bildung
angegeben wird.