Göttingen.

Von der Schrift des Hrn. Hofr. Blumenbach
über den Bildungstrieb ist bey Dieterich
eine neue Auflage auf 108 S. mit Vignetten er-
schienen, die sich aber, so wie im Aeussern, so
durch die Verbesserungen und Zusätze auch im In-
nern, von den vorigen unreifern Ausgaben (wie sie
im Vorbericht genannt werden) gänzlich auszeichnet.
Sie ist in drey Abschnitte eingetheilt. I. Von
den verschiedenen Wegen, die man eingeschlagen
hat, zu einigem Aufschluß über das Zeugungs-
geschäft zu gelangen. Hier die nähere Bestim-
mung des Begriffs von nisus formativus und
seiner gänzlichen Verschiedenheit von der vis essen-
tialis des Hrn. Wolff, oder gar der vis plastica
der Alten etc. II. Prüfung der Hauptgründe für
die vorgegebene Präexistenz des präformirten Keims
[Seite 370] im weiblichen Eye; und Gegengründe zu ihrer
Widerlegung. Besonders ist hier die Inconse-
quenz der Schlüsse gezeigt, die man aus den Be-
obachtungen am bebrüteten Hähnchen zu Gunsten
der präformirten Keime hat ziehen wollen. Aerger
war freylich der Einfall des Hrn. Spallanzani,
da er im vollen Ernste das schwarze Pünktgen im
Froschlaich zum präformirten Kaulquappen demon-
striren wollte. – III. Erfahrungen zum Beweis
des Bildungstriebes und zu näherer Bestimmung
einiger Gesetze desselben. Besonders auch von sei-
nen Abweichungen. So z.B. wenn er bey Bil-
dung der einen Art organischer Körper, die für
eine andere Art derselben bestimmte Richtung an-
nimmt. Dahin rechnet der Verf., wenn Frauen-
zimmer einen thierischen uterus bicornis haben,
oder den Haasen kleine Rehgeweihchen wachsen etc.
Wenn hingegen bey Ausbildung der Sexualorgane,
die beym einen Geschlecht mehr oder weniger von
der Gestaltung des andern annehmen, so entstehen
Zwitter, dergleichen sich nach unbezweifelten Be-
obachtungen auch selbst zuweilen unter den warm-
blütigen Thieren finden.