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Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band,
auf das Jahr 1790.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Göttingen.

[Seite 185]

Die Königl. Societät der Wissenschaften hat von
einem ihrer Correspondenten, dem Hrn.
Prof. Schneider zu Frankfurt an der Oder, einen
Aufsatz über die Amphibien zur Beurtheilung er-
halten, der eine Probe eines ausführlichen Werkes
über diese Thierclasse giebt, was den bekannten
Forschungsfleiß des Verf. nun schon seit mehrern
Jahren fast ausschließlich beschäftigt. Es wird in
dreyen Theilen I. eine kritische Behandlung des
vielen Wichtigen, was bey den alten Naturforschern
über diesen Gegenstand zeither fast so gut, wie
vergraben lag: II. Berichtigungen der Linnéischen
Kennzeichen der Geschlechter und Gattungen von
Amphibien: und III. anatomische Untersuchungen
über den innern Bau dieser Geschöpfe, enthalten.

[Seite 186]

In der eingesandten Probe verbessert der Hr.
Prof. ganz auffallend zahlreiche Irrthümer vieler
seiner Vorgänger (zumal eines der neuesten, des
Grafen de la Cepede), sowohl aus der Natur,
als schon aus der Vergleichung der von ihnen
selbst angeführten, und sich doch oft ganz wider-
sprechenden, Citaten, und bereichert sowohl hier-
durch, als durch die mancherley beygefügten
eigenen Bemerkungen über den äussern Bau die-
ser Thiere, die Charakteristik der Gattungen (unter
welchen er selbst viele neue aufstellt) aufs nützlichste.
So unterscheidet er z.B. den Siamschen Crocodil
als eine eigene, von den andern sich auszeich-
nende, Gattung, besonders auch durch die zwey
scharfen und hohen Kiele über den Augen etc. Von
einer neuen Gattung im Geckogeschlechte waren,
so wie von einer vermuthlichen Abart der Lacerta
calotes
und von Rana typhonia, genaue Zeich-
nungen beygefügt. Wichtige Beyträge von Ame-
rikanischen Amphibien sind auch aus der Hand-
schrift des P. Plumier, die Hr. Dr. Bloch besitzt,
eingeschaltet. Bey Gelegenheit des Ueberganges
der schlanken kurzfüßichten Eidechsen zu den Schlan-
gen merkt der Hr. Prof. an, daß auch die hie-
ländische Blindschleiche ein Brustbein, ein Kreuz-
bein, und selbst einen Ansatz zum Beckenknochen
habe. Am Brustbein der männlichen Pipa hat er
eine ganz sonderbare knöcherne, mit einem Deckel
versehene, Capsel entdeckt, in welcher zwey cylin-
drische dichte bewegliche Knochen liegen.

So viel zur Probe von einer Probe eines Werks,
das über einen so merkwürdigen, und doch ver-
gleichungsweise noch so sehr wenig bearbeiteten,
Theil der Zoologie sehr viel Licht hoffen läßt, und
wodurch der Verf. seine wichtigen, bekannten Ver-
[Seite 187] dienste um wahrhaft fruchtbare wissenschaftliche
Naturgeschichte vom neuen sehr vergrößern wird.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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