A Voyage round the world, in His Majesty’s
Frigate Pandora, performed under the direction
of Cptn Edwards a. 1790. 91. and 92. by G.
Hamilton. 1793. 164 Seiten in Octav. – Als
der nunmehrige Capitän Bligh im März 1790 mit
der unerwarteten Nachricht nach England zurückkam,
[Seite 163] daß auf der Bounty, in welcher er tausend junge
Brodbäume von Utaheiti nach Westindien hatte brin-
gen sollen, plötzlich im April 1789 Meuterey aus-
gebrochen, und der Rädelsführer Christian mit 24
Complicen das Schiff auf der Südsee fortgeführt
habe etc. (s. diese Anzeigen 1790. 30. St. 1792. 104.
St.)., so ward zwar bald nachher dieser große See-
fahrer zum zweytmal mit einem ähnlichen, zu einer
schwimmenden Baumschule eingerichteten Schiffe (der
Providence) nach jener glückseligen Insel abgeschickt,
von da er nun auch, wie bekannt, einige taufend
junge Brodbäume glücklich abgeholt und größten-
theils nach Jamaica gebracht hat: Zuvörderst aber
gleich im August 1790 die Pandora, eine Fregatte,
ausgerüstet und in der doppelten Absicht vorausge-
schickt, um jene 25 Aufrührer, die nach allem An-
schein nach Utaheiti zurückgekehrt waren, aufzusu-
chen, und auf der Heimreise die Endeavourstraße
(zwischen Neuholland und Neuguinea) näher zu un-
tersuchen, und dadurch, wo möglich, die Fahrt nach
Sydneycove (Botany-Bay etc.) abzukürzen. Nun
und eben diese durch ihre Abentheuer und Unglücks-
fälle berühmt gewordene Expedition ist es, die der
Schiffswundarzt in dem vor uns liegenden kleinen
Werke beschreibt. Wir geben erst einige Nachricht
von der Reise, und dann einige einzeln ausgehobene
Bemerkungen zur Länder- und Völkerkunde. – Die
Pandora war das erste Schiff, das die Admiralität
außer den sonstigen Vorräthen auch mit Thee und
Zucker versorgte: eine menschenfreundliche Sorgfalt,
die sich zumal bey Mangel an sattsamem Trinkwasser
und dann für die Kranken von den wohlthätigsten Fol-
gen zeigte. – Die Fahrt gieng um Cap Horn.
Den 23. März 1791 landeten sie auf Utaheiti, wo
sich wirklich 14 der gesuchten Aufrührer befanden,
von welchen sogleich viere von freyen Stücken an
[Seite 164] Bord kamen, und auch die übrigen zehne, da ihnen
sogleich ein Commando entgegen geschickt ward, es
gar nicht zur Action kommen ließen, sondern das Ge-
wehr streckten und sich gefangen gaben. Zugleich
erfahr man aber, daß der Rädelsführer Christian mit
noch neun andern seiner Complicen und 14 schönen
Utaheitischen Mädchen vorlängst mit der Bounty wei-
ter gesegelt war, um sich auf einer andern Insel jenes
glücklichen Himmelstrichs niederzulassen. Auch hat
man sie nirgends auf der fernern Reise getroffen.
Und wenn diese Colonie gedeiht, was kann sie nicht
für die Humanität für Folgen haben! zumal da dem
Christian das Zeugniß gegeben wird, daß er übrigens
ein Mann von liebenswürdigem Character und treff-
lichen Fähigkeiten sey. – Seine auf Utaheiti zurück-
gebliebenen und nun gefangenen Cameraden wurden
zwar geschlossen und in ein für sie auf dem Schiffe
erbauetes Gefängniß gebracht; übrigens aber aufs
humanste behandelt, und sogar, gegen die Regel, in
Rücksicht der Kost mit dem übrigen Schiffsvolke völ-
lig gleich gehalten. Nur gegen die Insulaner selbst
mußte man jetzt mehr als sonst auf der Hut seyn,
weil manche der nun gefangenen Aufrührer sich in
die angesehensten Familien verheyrathet hatten, und
zu befürchten stand, daß diese etwa Versuche zur
Befreyung derselben machen würden. Indeß durften
die Weiber und Kinder derselben an Bord kommen,
und ihre gefangenen Männer und Väter besuchen,
was dann rührende Scenen veranlaßte. Sie brach-
ten ihnen die 6 Wochen über, so lange die Pan-
dora da lag, alle mögliche Erfrischungen. Aber
die Trennung beym Abschied war erschütternd! Das
Schiff war mit Canoes voll jammernder Einwohner
umringt, die, als nun die Anker gelichtet wurden,
und sie sich für ewig von ihren Geliebten trennen
mußten, die nun über zwey Jahre unter ihnen gelebt
[Seite 165] und sich mit ihnen befreundet hatten, ihren verzweif-
lungsvollen Schmerz ganz so, wie sonst beym Tode
ihrer nächsten Verwandten äußerten. – Auf der
Palmerston-Insel fanden die Reisenden einige Ge-
räthschaften von der entführten Bounty, von den
übrigen Rebellen selbst aber konnten sie, wie gesagt
nichts weiter entdecken. Hingegen hatten sie zu
zweyenmalen das Unglück, zwey Boote mit einem
Theil ihres Schiffsvolkes zu verlieren. Das eine
bey der eben genannten Insel, das andere aber in
der Nähe der Freundschaftsinseln. Doch das schreck-
lichste Schicksal traf sie erst eben in der so gefahr-
vollen Endeavoursstraße, deren Untersuchung ein
Hauptzweck ihrer Reise seyn sollte. Es war in
der Nacht auf den 28. Aug. 1791, als das Schiff
mitten in der ängstlichsten Fahrt an einem Felsen-
riff scheiterte, und, nachdem das Schiffsvolk, zwi-
schen Leben und Tod schwebend, alle Kräfte zur Ret-
tung desselben vergebens erschöpft hatte, so plötz-
lich untergieng, daß 35 Mann von diesen und 4
der gefangenen Aufrührer ertranken, und die übrigen
102 Personen mit genauer Noth nur sich selbst in
die vier offenen Boote vertheilen und so retten konn-
ten, Und doch sind auch diese kühnen und geübten
Seeleute meist alle nach einer, über alle Vorstel-
lung unsäglich mühseligen Fahrt von 1100 See-
meilen endlich, so wie zwey Jahre vorher Capitän
Bligh, noch glücklich auf Timor angelandet. Was
sie von Hunger, Durst und Sonnenstich ausgestan-
den, ist unbeschreiblich. Und wo sie landeten, sa-
hen sie der Gefahr entgegen, von den wilden Küsten-
bewohnern erschlagen zu werden. Und wo sie auch
frisch Wasser fanden, fehlte es dann an Gefäßen,
welches mitzunehmen. Alles mögliche ward zu die-
sem Behuf benutzt, die Compaßbüchsen etc., beson-
[Seite 166] ders aber des Zimmermanns Stiefeln. – Bey der
ersten Landung brachten die Einwohner Schweine,
Hühner, Milch, Brod etc., verlangten aber Silber
zur Zahlung; doch nahmen sie nachher auch mes-
singene Knöpfe; wenigstens auch diese lieber als
Gold, da sie die Guineen geradezu verwarfen. So
kamen sie nach Cupang, wo sie die gleiche menschen-
freundliche Aufnahme und Behandlung erfuhren, die
auch der würdige Bligh so dankbar rühmt. – Die
wunderbar Geretteten wollten am nächsten Morgen,
da es ihrer Meynung nach Sonntag seyn sollte,
zur Kirche gehen, um Gott für ihre Erhaltung zu
danken, und hatten nicht bedacht, daß sie nun bey
ihrer Weltreise nach Westen unvermerkt in den Mon-
tag gekommen waren! – Zu ihrem größten Erstau-
nen ward hier auf einmal ihre Gesellschaft mit acht
Landsleuten vermehrt, die 14 Tage vorher mit einer
Frau und 2 Kindern da angekommen waren, –
Delinquenten aus Sydneycove, die von da entflo-
hen, und nun hier, nach einem so kurzen Genuß
der Freyheit, wieder gefangen genommen und nebst
den Aufrührern von der Bounty nach England zu-
rückgebracht werden mußten! – In den Kramladen
jener fernen Weltgegend stand Wedgwoodisches Thee-
zeug und Birminghamer Waaren feil. – Die größte
Ueberraschung aber stand unsern Abentheurern noch
in Samarang auf Java bevor, wo sie von ihren
für verloren gehaltenen Reisegefährten, die, wie ge-
dacht, bey den Freundschaftsinseln von ihnen ge-
trennt worden waren, bewillkommt wurden! Was
diese armen Leute auf ihrer fast unbegreiflichen Fahrt
abgestanden hatten, überstieg, wo möglich, noch
die Unfälle unsrer Schiffbrüchigen, und als end-
lich ein holländisches Schiff sie aufgenommen
hatte, so wurden sie für entflohene Aufrührer von
[Seite 167] der Bounty angesehen und bewacht, doch aber übri-
gens gut gehalten. – Von Samarang gieng nun
diese so wunderbar zusammengebrachte Gesellschaft
in einem holländischen Retourschiffe erst nach Ba-
tavia, und von da über das Cap nach Holland,
und so nach England.
Nun noch einige einzelne Anmerkungen: – Von
der unüberwindlichen Arbeitsscheue der üppigen Uta-
heiter werden auch hier auffallende Beweise gegeben.
So gern sie Fische essen, so finden sie es doch zu
mühsam, sie sich selbst zu fangen: drum haben sie
auf einer benachbarten fischreichen Insel die Brod-
bäume ausgerottet, um die Einwohner zu zwingen,
ihnen Fische zu Markte zu bringen, die sie nun
gegen Brodfrüchte eintauschen. Die Cultur so vie-
ler nützlichen Gewächse, wozu ihnen schon Hr. Ba-
ronet Banks und nachher die folgenden englischen
Seefahrer Sämereyen etc. ausgetheilt hatte, scheint
ihnen viel zu lästig: nur der Ueberredungsgrund des
Cap. Edwards machte sie aufmerksam, daß wenn
sie den künftig ankommenden englischen Schiffen gu-
ten Vorrath von diesen Früchten etc. liefern könnten,
diese ihnen Aexte, Messer und rothes Tuch in Ueber-
fluß dafür vertauschen würden. Viele Utaheiten
wünschten mit nach England zu gehen: aber sie
gaben den Wunsch gleich auf, so bald man ihnen
verständigte, daß man daselbst auch nicht einmal
Brod umsonst und ohne zu arbeiten haben könne. –
Die Lustseuche hat schreckliche Verheerungen unter
diesen sonst so glücklichen Menschen angerichtet! auch
der arme Omai ward zwey Jahre nach seiner Rück-
kunft ein Opfer derselben. – Die Einwohner von
Bolabola (so wird diese Insel auch hier geschrieben;
nie Borabora) sind von einem ausgezeichnet männ-
lichen Character. Die Mannsen tatowiren sich sogar
[Seite 168] die Eichel, da doch den Engländern, wenn sie sich
auf diese Weise in die Arme oder Beine schröpfen
ließen, dieselben oft Monate lang wie gelähmt wa-
ren. – So kühne Seefahrer auch die Südsee-Insu-
laner sind, so sind doch die Fälle, daß sie auf wüste
Inseln verschlagen werden, so häufig, daß jetzt nicht
leicht einer eine weitere Reise in seinem Boote anders
unternimmt, als in Gesellschaft einer jungen Frau und
einer Sau mit Ferkeln; weiter bedarf es nichts, um
im Nothfall eine neue Colonie zu gründen. – Der
Character der Einwohner der Freundschaftsinseln wird
hier ganz anders geschildert, als von Cap. Cook:
sie seyen, heißt es, die größten Diebe und Mör-
der! – Eine (irrige) Tradition, daß Abel Tasmann
ihren Vorfahren (a. 1643) zuerst Hühner und
Schweine gebracht habe etc., soll sich durch so man-
che Generationen bey diesen Insulanern fortgepflanzt
haben bis auf diesen Tag. – Die Geographie
des stillen Oceans ist durch diese Reise mit vie-
len neuentdeckten Inseln und näher bestimmten
Küsten von Neuholland etc. bereichert. Unter den
erstern ist Otutelah, ohnfern der Freundschafts-
inseln, wo sie Kleidungsstücken und Knöpfe des
French navigator’s fanden (schwerlich kann hier-
unter jemand anders, als la Peyrouse gemeynt
seyn), und es sey kaum zu zweifeln, daß er da-
selbst erschlagen worden.