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Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band,
auf das Jahr 1795.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Velletri.

[Seite 353]

Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani Velitris de-
scripsit Greg. Wad, Danus, soc. privatae phys
.
Goettingensis et Volscorum Velitern. sodalis.
1794. 5 Bogen in Quart. Eine neue wichtige Aus-
beute des an so vielartigen merkwürdigen Samm-
lungen so reichen, und durch die edle liberale Den-
kungsart seines Besitzers für die Wissenschaften so
gemeinnützigen, ergiebigen Musei des Hrn. Cardinal
Borgia. Hr. Wad, unser neulicher gelehrter Mit-
bürger, hat die antiquarischen Schätze desselben als
Mineraloge studirt, und giebt in der vor uns lie-
genden Schrift einen lehrreichen Beytrag sowohl zur
Mineralogie von Aegypten, als zur alten Aegypti-
schen Kunstgeschichte. Es ist ein oryctognostisch be-
stimmtes Verzeichniß derjenigen Fossilienarten, aus
welchen die im Museum des Hrn. Cardinals befind-
lichen Aegyptischen Alterthümer gearbeitet sind. Der
berühmte, in Rom lebende, Landsmann des Verf.,
Hr. Zoëga, hat in kurzen Anmerkungen Einiges über
[Seite 354] Den Anfang
machen die unbezweifelt Aegyptischen Fossilien, zum
Unterschied solcher Aegyptischen Kunstwerke, wozu die
Steinarten auch wohl durch den, zu den Zeiten der
Ptolemäer ausgebreiteten, Handel aus Indien nach
Aegypten gebracht seyn könnten; wie z.B. manche
der sogenannten Edelsteine. So wie anderseits auch
verschiedene Abraxen hier mit angeführt sind, die
nach allem Anschein aus Aegyptischen Steinarten,
wenn gleich von fremden Künstlern späterer Zeit,
gearbeitet worden. – Wir heben Einiges zur
Probe aus. – Zuvörderst die Granite, nach der
Verschiedenheit ihrer Gemengstoffe. Also z.B. ei-
gentlicher
Granit, in Bruchstücken vom Laterani-
schen Obelisk, so wie von dem von der Tiberinsel,
von dem neuerlich zu Präneste ausgegrabenen etc.
Folglich ganz unbezweifelt der wahre, echte Syeni-
tes
des Plinius. Und dieser besteht, wie nun Hr.
W. nach der genauesten Prüfung versichert, aus
Quarz, Feldspath und Glimmer – ohne alle
Spur von Hornblende! Hingegen führt er andere
Kunstwerke von Aftergranit an, der nämlich statt
des Glimmers Hornblende enthält. Uebermengter
Granit, der ausser dem Quarz und Feldspath sowohl
Glimmer, als Hornblende, zugleich hält, wie der
granito rosato mit sehr kleinen quarzartigen Kry-
stallen von honiggelber Farbe. Endlich Halbgra-
nit,
aus bloßem Feldspath und Glimmer; z.B.
ein Altar mit 22 mumienähnlichen Figuren; oder
aus bloßem Feldspath und Hornblende; z.B. ein
Käferrücken. – Vom antiken Aegyptischen Basalt
unterscheidet Hr. W. zweyerley ganz verschiedene
Sorten. Die eine gehört zu den gemengten Ge-
birgsarten der Urgebirge, und besteht aus vorwal-
tendem Gemengstoff von olivengrüner oder schwarzer
Hornblende mit wenigem Feldspath und theils etwas
[Seite 355] Quarz. Die andere ist unserm allgemein bekann-
ten Basalt ähnlich, nur von vorzüglicher Härte,
worin sie besonders dem gemeinen Italiänischen Ba-
salt, dem Pflasterstein der alten Römer (ihrem silex)
ähnelt. Diese letztere Sorte auch theils mit kry-
stallisirter Hornblende, Olivin etc. Manche dieser
Basalte haben durch Auswitterung solcher eingemengt
gewesenen Stoffe eine bläserige Oberfläche erhalten,
die Hrn. v. Dolomieu verführt hat, sie für vulca-
nischen Ursprungs zu erklären. – Ein Kopf aus
Basalt mit eingemengtem Leucit, welcher manchen
Laven vom Vesuv und von Albano vollkommen äh-
nelt, ist wahrscheinlich im nachgeahmten Aegypti-
schen Stil (unter Hadrian etc.) in Rom selbst ge-
hauen. – Ein Basrelief in Glimmerschiefer. –
Weingelber wahrer antiker Topas. Praser, das
plasma di smeraldo. Unter den Chalcedonen auch
eine, wie es scheint, alt-Aegyptische Camee.
Der Kopf einer alten Statüe aus Obsidian. Man-
cherley Sorten von grünem Feldspath, pietra delle
amazoni
; darunter eine besonders seltene mit ein-
gemengter schwarzer Hornblende und Schwefelkies.
Eine Statüe aus Chloritschiefer. Verschiedene Ab-
arten des Nephrits; darunter der schwarzgrüne,
des sel. Ferbers basaltes nigerrimus maculis ex
hornblende viridescenti
, wovon das Borgianische
Museum allein 29 alte Gewichte besitzt. Mancher-
ley Serpentinstein und Topfstein, zu welchem letz-
tern der Verf. auch mit guten Gründen den lapis
Thebaicus
der Alten rechnet. – Ueberhaupt ist
Aegypten besonders reich an talkartigen Fossilien. –
Lapis Troicus, der weisse mit Linsensteinen (Pha-
citen, Lenticuliten) ganz durchsäete dichte Kalkstein,
woraus die Pyramiden großentheils erbaut sind.
(Strabo’s versteinte Linsen der daran arbeitenden
Bauleute.) Auch eine Statüe aus dieser Steinart.
[Seite 356] Eine dickbauchichte Vase mit einem Anubiskopf auf
dem Deckel zu Balsamationsharz der Mumienberei-
ter; aus kalkichtem Sinter oder Alabastrit.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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