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Göttingische Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band,
auf das Jahr 1797.

Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Göttingen.

[Seite 57]

Der königl. Societät ward an ihrer Jahrs-
tagsfeyer eine Abhandlung des Hrn. Hofr. Soem-
merring
vorgelegt, de trunco vertebrali vasorum
absorbentium corporis humani
, und zum Erweis
der zuverlässigsten Genauigkeit der dazu gehörigen
Abbildungen, das Präparat selbst dabey vorge-
zeigt. Es war eine überaus merkwürdige, so-
wohl für Physiologie als Pathologie lehrreiche Be-
schaffenheit im Bau der Milchsaftsröhre, die
sich längs ihres Laufs verschiedentlich in große,
zu beiden Seiten der Aorta liegende, drüsen-
artige Geflechte von ausnehmend weiten Saug-
adern vertheilt. Offenbar sind hier die so ge-
nannten runden Drüsen (glandulae conglobatae)
als bloße Knauel von verwickelten Saug-
adern anzusehen, und die auffallende Weite
derselben und ihre glückliche Füllung mit Queck-
silber dient zu einem neuen Beweis, daß das,
was insgemein Verstopfung dieser Drüsen genannt
[Seite 58] wird, oft nichts weniger als dieß, sondern viel
mehr Ausdehnung und Vergrößerung des Cali-
bers ihrer Gefäße ist. Die Aorta war gleichsam
wie mit einer Scheide von so ansehnlichen Saug-
adergeflechten umgeben, daß auch hier die größere
Capacität dieses Gefäßsystems in Vergleich zum
System der Blutgefäße erhellt. Uebrigens be-
gann der Stamm der Milchsaftsröhre auch in
diesem Präparate ohne eine besondere blasen-
förmige Erweiterung, die man ehedem mit dem
auszeichnenden Nahmen von cisterna chyli belegte.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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