Bey Varrentrapp und Wenner erscheinen:
Gotth. Fischer’s, Prof. und Bibliothekars
zu Mainz, naturhistorische Fragmente. Erster
Band. 1801. 256 Seiten in gr. Quart, mit IV
Kupfertafeln. Eine fruchtbare Sammlung von
eigenen Aufsätzen, die Naturhistorie, Zootomie
und theils auch beider ihre Litterargeschichte be-
treffend, die der Rec., der sich seit lange und
ziemlich viel mit eben diesen Fächern beschäftigt,
mit Vergnügen und mannigfaltiger Belehrung ge-
lesen hat. Hier dieser Band enthält sieben Arti-
kel: I. Ueber die auf dem Erdballe verbreitete
Fülle des Lebens, und das Streben der Natur-
forscher, dieselbe zu ergründen – eine Antritts-
rede des Verf. – II. Ueber die Methode in
der vergleichenden Anatomie und Physiologie.
Nebst Beschreibung einer zootomisch-littera-
rischen Seltenheit. Letztere ist die kleine Samm-
lung von Abbildungen menschlicher und thierischer
Skelete, die Phil. de Liagno herausgab, und
die, wie der Verf. sagt, in Deutschland wenig
[Seite 586] oder gar nicht bekannt ist. (– Ja, sie ist über-
haupt fast unbekannt geblieben. Keine Bibliotheca
anatomica, kein Künstler-Lexicon u. dergl. ge-
denkt ihrer. Aber der Rec. besitzt ein Exemplar,
so wie der Verfasser, und es ist desselben auch
schon vor mehreren Jahren in unsern Anzeigen
gedacht worden. Eine kleine Nachlese zu des Ver-
fassers bloß bibliographischer Beschreibung dieser
seltenen Blätter steht wohl hier nicht am unrech-
ten Orte. Liagno, der als Mahler berühmt ge-
nug ist, war von Geburt ein Spanier, der aber
seine reifern Jahre in Italien, zumahl in Rom
und Florenz, zubrachte, und 1625 starb. Die
Skelete, von welchen die Rede ist, hatte Theoph.
Molitor aus Hessen, verfertigt. s. Faber bey
Hernandez im Thesaur. Mexican. p. 488 und 530.
Sicherlich ist es ein bloßer Schreibfehler, wenn
diese Blätter in Hrn. Fischer’s Beschreibung einige
Mahl Holzschnitte genannt werden. Sie sind in
Kupfer geätzt, und mit einer trockenen, aber fei-
nen, Nadel radirt. Auf dem Blatte mit dem
Mausgerippe hat die Unterschrift, Topo, ihre
volle Richtigkeit. Des vermeinten Zwittergeschöp-
fes, von welchem dieses Skeletchen genommen
ist, gedenkt ebenfalls Faber a.a.O. pag. 547. –)
Beyläufig über die Vorzüge der so genannten
architectonischen Zeichenmethode vor der perspecti-
vischen bey anatomischen Abbildungen (– was ehe-
dem die Streitschriften zwischen Camper und B.
S. Albinus veranlaßte –). III. Ueber das Pa-
riser Museum der Naturgeschichte; besonders
über das Kabinet der vergleichenden Anato-
mie. Auch nützliche Nachrichten von dem, was
frühere Französische Naturforscher seit Belon in der
Zootomie geleistet haben. Nur sollte Cl. Perrault
nicht Stifter der Pariser Academie genannt seyn.
[Seite 587] Auch Gautier nicht Erfinder der nicht-illuminir-
ten, sondern gleich mit den Farben abgedruckten
Abbildungen thierischer Theile. Und das Viele,
was Rec. von des allerdings arbeitsamen Mannes
bunten Kupferwerken gesehen, steht seiner Mei-
nung nach, wenn es auf Genauigkeit und Deut-
lichkeit ankommt, größten Theils unter dem Mit-
telmäßigen. Über die Seltenheit der completen
Exemplare von seinen Observations sur l’histoire
naturelle (die genaueste Notiz von einem solchen
findet sich im ersten Bande der Deliciae Cobre-
sianae pag. 25 u.f. –). – Die mehresten Prä-
parate in Daubenton’s Antheil an dem Büffoni-
schen Werke seyen von Hrn. Mertrud verfertigt. –
Was in Vicq d’Azyr’s Syst. anat. des animaux
ihm eigen scheine, sey von seinem Gehülfen Riche.
(– So wenig der Rec. auch nur den entfernte-
sten Grund hat, das letztere zu bezweifeln, so
sonderbar ist es doch, daß der harte Vorwurf,
als ob Gelehrte fremde Arbeit für ihre eigene
ausgegeben, bey keiner andern Nation so häufig
vorkommt, als bey der Französischen, wo man
sich denselben selbst bey großen Hauptwerken er-
laubt hat, wie ehedem bey Rondelet’s Geschichte
der Fische, bey Belon’s Reisebemerkungen, neuer-
lich bey Senac’s Werke vom Herz etc. –) Ein
interessantes und wegen vieler eingestreuter eige-
nen Bemerkungen doppelt reichhaltiges Verzeich-
niß der im Pariser Museum befindlichen Skelete
aus allen vier Classen von rothblütigen Thieren. –
Die Buchstaben V.C.D. auf Volcher Coiter’s
Kupfertafeln zur Osteologia comparata hat der
Rec. immer auf diesen wackern Anatomen selbst
gedeutet, so wie das G.P.D. auf dessen Gehül-
fen, Georg Palm. IV. Ueber die verschiedene
Form der Affenschedel, mit Abbildungen nach
[Seite 588] Original-Zeichnungen von denen der Simia tro-
glodytes, inuus, cynocephalus, des ungeheuren
Papio pongo, und des Cercopithecus feniculus
und paniscus. Ein Aufsatz voller interessanter
Bemerkungen, z.B. über das Rudiment zum
Daumen bey der letzt genannten Meerkatze: über
den Ausdruck Quadrumanen: über die Nähte
am Schedel der Quadrupeden, verglichen mit de-
nen am menschlichen; über den Bezug, in wel-
chem der Unterkiefer des Cercopith. seniculus
mit seiner knöchernen Kehlblase steht; und so noch
eine Menge nützlicher Beyträge zur Pithecologie.
Auch bey der Simia inuus ist das Becken des
Weibchens geräumiger, als das männliche. V.
Ueber die äusserst feine Vertheilung der Blut-
gefäße in den Kiemen den Fische; auch über
ihr Athmen, über ihre Schwimmblase etc. VI.
Ueber die Ausdünstungsgefäße am Carthamus
argenteus, und VII. Ueber die fossilen Palmen
in den Umbergruben zu Liblar bey Cölln. –
Im Verzeichniß der Druckfehler sind doch einige
unbemerkt geblieben, die irrigen Sinn geben,
z.B. S. 8 Südsee statt Zuydersee, und S. 155
muß es in der ersten Note heißen: Barrere Es-
sai sur l’histoire naturelle de la France equi-
noxiale. 12. pag. 150.