Joh. Hermann observationes zoologicae,
quibus novae complures, aliaeque animalium
species describuntur et illustrantur. Opus post-
[Seite 1299] humum edidit Fr. L. Hammer, histor. nat.
Prof. – P. I. 332 Seiten in groß Quart.
Der sel. Prof. Hermann, einer der gelehrtesten
und scharfsinnigsten Naturforscher, die Europa neuer-
lich verloren, hinterließ unter andern eine Fülle
von handschriftlichen naturhistorischen Bemerkungen,
sowohl über sehr viele merkwürdige Stücke in sei-
ner eigenen, zum Bewundern reichen und instructi-
ven, Sammlung, als über andere seltene oder sonst
interessante Naturalien, die er ausserdem zu beob-
achten und zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Um
diesen wichtigen Schatz gemeinnützig zu machen, hat
sich sein würdiger Schwiegersohn, der Hr. Prof.
Hammer, der höchst verdienstlichen Arbeit unter-
zogen, diese Papiere zu ordnen, und nach und nach
herauszugeben. Der erste Band, den wir vor uns
haben, betrifft die vier Classen von rothblütigen
Thieren, und gehört ohne Widerrede zu den lehr-
reichsten zoologischen Werken, womit diese Wissen-
schaft neuerlich bereichert worden. Er enthält aus
400 Observationen, und diese zum Theil Beschrei-
bungen von ganz neuen Gattungen, zum Theil aber,
wie sich von dem critischen Scharfblick des genau
beobachtenden Mannes erwarten läßt, eine Menge
Berichtigungen zur Natur-Beschreibung Anderer.
Ausserdem aber auch zahlreiche, ausnehmend inter-
essante und unterhaltende, neue Bemerkungen zur
eigentlichen Natur-Geschichte vieler Thiere, de-
ren Lebensweise, Naturell etc. er zu studiren Gele-
genheit gehabt. So z.B. über Affen, Hunde,
Hamster, Eichhörnchen, Bisamente, Storch, Schild-
kröte, Frösche, Kröten etc. Auch manches Nützliche
zur vergleichenden Anatomie, so wie mitunter No-
tizen aus ungedruckten Handschriften, die er in
seiner ausgesuchten und ansehnlichen Bibliothek be-
[Seite 1300] saß, wie z.B. aus Rösel’s Naturgeschichte der hie-
ländischen Eidechsen, Commerson’s Fauna borbo-
nica u.a.m. Endlich hat auch der verdienstvolle
Herausgeber eigene nützliche Zusätze beygefügt. –
So viel nur im Allgemeinen vom wichtigen Gehalt
des trefflichen Werkes, das übrigens seiner ganzen
Einrichtung nach keinen ausführlichen Auszug für
unsere Blätter gestattet: und doch kann sich der
Rec. das Vergnügen nicht versagen, einiges We-
niges davon gleichsam zur Probe auszuheben. –
Der Verf. hat ein ausgestopftes Faulthier gesehen,
von der Größe eines mittelmäßigen Hundes, aber
mit Krallen, fast so groß, als der Schnabel eines
Pfefferfraßes. (– Das ist wichtig wegen der Aehn-
lichkeit, welche die fossilen Incognita der Vorwelt,
das Megatherium peruvianum, und Jefferson’s
Megalonyx mit den Faulthieren zeigen. –) Ueber
die Verwandtschaft des Hundes mit dem Schakal,
Wolf, Fuchs und der Hyäne. Dem Verf. war es
wahrscheinlich, daß die ersten Menschen zuerst Scha-
kale domesticirt, und diese sich in der Folge mit
ebenfalls gezähmten Wölfen und Füchsen verschie-
dentlich vermischt haben möchten. Die Fleischer-
hunde schienen noch die Röthe der Füße vom Wolf
erhalten zu haben. Alexander’s Indische muth-
volle Hunde seyen ohne Zweifel von jenen durch
Vermischung mit der Hyäne entstanden. Unsere
kleinen Hunde-Rassen stammten vermuthlich vom
Fuchse ab. Den Linneischen Satz, medulla a ma-
tre cortex a patre, habe er allerdingt oft bestä-
tigt gefunden. Einen ungeheuern Wolf, der 1799
im Hagenauer Walde erlegt worden, hielten die
erschrockenen Landleute anfangs für einen Währ-
wolf, nähmlich für den aus der Unterwelt zurück-
gekehrten Eulogius Schneider, cujus saevitiam,
[Seite 1301] wie es hier heißt, vicies mille Alsatae exules
effugerant. – Ganz gegen Buffon’s Behauptung
hat der Verf. einen Steinmarder gesehen, der ei-
ner Magd sehr folgsam und zugethan war, und
mit her Katze freundschaftlichst hausete. – Ueber
die Verschiedenheit der Schedel der Hippopotame.
(– Eine Bestätigung der vor einiger Zeit in die-
sen Blättern geäusserten Vermuthung, daß wohl
das Nilpferd und der Capsche Hippopotam zwey
specifisch von einander verschiedene Gattungen seyn
mögen. –) Das durch den letzten Krieg vernich-
tete Zweybrücker Museum enthielt gegen 300 Vö-
gel, die in keinem Pariser Cabinette zu finden
waren. – Ein Psittacus nobilis, der, nachdem
er 14 Jahre in Straßburg gelebt, drey Eyer ge-
legt. (– Der Rec. besitzt vier dergleichen Wind-
eyer, die vor einiger Zeit von einem Aras, der
28 Jahre am Gothaischen Hofe gehalten worden,
und kürzlich an der wahren Bauchwassersucht ge-
storben, binnen wenigen Tagen gelegt sind. –)
Von den kleinen Löchern im Vorderrand am Kiefer-
knochen des Entenschedels sagt der Verf.: viden-
dum an nervi inde emergant etc. (– Es sind
dieß, wie schon vor einigen Jahren in diesen un-
sern Blättern angemerkt worden, Zweige vom zwey-
ten Aste des fünften Paares, die den Enten zum
Tasten dienen. –) Zwanzigjährige Beobachtungen
über die Rückkunft der Störche. Den großen Rei-
her und den grauen hält auch der Verf., nach ge-
nauer Untersuchung, für zweyerley Gattungen. –
Ueber Buffon’s irrige Behauptung, als ob Thiere,
wenn sie nur fruchtbare Junge mit einander zeu-
gen, deßhalb zu Einerley Gattung gehören müß-
ten! – Einen Wels, der in der Ill gefangen
worden, hat man 52 Jahre lang in einem Weiher
[Seite 1302] mit Brot, Fleisch und Fischen erhalten, und wäh-
rend der Zeit ist er von einem Fuß bis zu fünfen
erwachsen. – Ein Fischer kann in Einer Nacht
auf 3000 Nasenkarpen fangen.
Dieß, wie gesagt, nur als eine kleine Probe
von einzelnen Bemerkungen. Unzählige andere,
die, zumahl für die richtigere Charakteristik und
Naturbeschreibung so vieler Gattungen von roth-
blütigen Thieren, von Wichtigkeit sind, müssen in
dieser Anzeige übergangen werden. Selbst der
gemeine Rabe ist hier genauer, als bey andern
Ornithologen bestimmt.