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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band,
auf das Jahr 1806.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Göttingen.

[Seite 681]

In der Versammlung der königl. Societät der
Wissenschaften am 15. März wurden derselben
einige zootomische Aufsätze ihres thätigen Corre-
spondenten, des Hrn. Dr. Albers in Bremen, nebst
den dazu gehörigen trefflichen Zeichnungen und Prä-
paraten, durch Hrn. Hofr. Blumenbach vorgelegt.
Sie betrafen unter andern nahmentlich das Auge
des Kabeljau (Gadus morrhua) und die Schwimm-
blase der Seeschwalbe (Trigla hirundo). An er-
sterem besteht die Sclerotica aus zwey besondern
Lamellen, wovon die äussere häutig, die andere
hingegen hornartig ist, und sich wiederum in meh-
rere Lagen trennen läßt. Die innerste dieser La-
gen ist mit einer wallrathähnlichen Masse ausge-
kleidet, welche kleine, in ihren Zwischenräumen
Wasser haltende, Höcker bildet, wodurch diese
Haut von dem darauf folgenden äussern silberfar-
bigen Blatte der choroidea abgesondert wird;
welches Blatt sich aber durch Maceration eben wie-
der in zwey andere trennt. Das mittlere von den
[Seite 682] drey Hauptblättern, die in den Fischaugen die
Stelle der choroidea einnehmen, die vasculosa
Hall
, besteht bey dieser Gattung aus einem wun-
derschönen netzförmigen Adergeflechte, dessen Stäm-
me aus dem den Fischaugen ausschließlich eigenen,
bisher so räthselhaften, hufeisenförmigen Wulste
entspringen, der von manchen Zootomen für eine
Drüse, so wie von andern für einen Muskel an-
gesehen worden, der aber nach den genauen Unter-
suchungen des Hrn. Doctors aus einem bloßen Con-
volut von ansehnlichen Blutgefäßen besteht, mit-
hin wohl eher für eine Art von Blutbehälter
(– gleichsam wie ein rete mirabile –) zu halten ist.

Die Schwimmblase der Seeschwalbe weicht so-
wohl in ihrer Form, als im überaus merkwürdi-
gen innern Bau von allen bisher bekannten bey
andern Fischen auffallend ab. Sie ist gegen 3 Zoll
lang, 2 Zoll breit, aber wenig über 1 Zoll hoch,
am einen Ende durch Einen, am andern durch
zwey stumpfe Einschnitte wie eingekerbt, wovon
erstere durch eine kurze, ¾ Zoll messende, letztere
aber durch zwey über 2 Zoll lange, meist parallel
laufende, vertical stehende Scheidewände gebil-
det wird.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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