Von des Hrn. Hofr. Blumenbach’s Beyträgen
zur Naturgeschichte ist eine zweyte Ausgabe auf
131 Seiten in klein Octav erschienen. Neu ist
hier unter andern ein Abschnitt über anthropolo-
gische Sammlungen. Sonderbar bleibt es freylich,
wie bey dem Eifer, womit die übrige Naturge-
schichte seit so langen Jahrhunderten bearbeitet wor-
den, doch gerade die des Menschengeschlechts selbst,
die Bestimmung und Vergleichung seiner Rassen,
körperlichen National-Eigenheiten etc. bis vor un-
gefähr 100 Jahren gleichsam unberührt geblieben.
Die großen Polygraphen in jenem Studium, Ges-
ner, Aldrovandi, Jonston, Ray etc. haben in ihren
voluminösen Werken die Geschichte oder wenigstens
sie Beschreibung aller drey Naturreiche umfaßt,
alles, nur einzig und allein die Naturgeschichte des
Menschen selbst ausgenommen. Auch war kein
Naturforscher von Profession, sondern ein Mathe-
matiker in Upsala, Harald Wallerius, der erste,
der endlich 1705 in seiner wackern Schrift, de va-
ria hominum forma externa diese so wunderlang
[Seite 1554] offen gebliebene Lücke zu füllen suchte. Aber nicht
minder sonderbar ist es, daß noch lange Decennien
hernach die Naturaliensammler immer eher auf
alles Andere in der weiten Schöpfung Jagd ge-
macht, als irgend auf das, was zu Belegen für
die Naturgeschichte des Menschengeschlechts und sei-
ner Verschiedenheiten dienen muß. – Ausführ-
liche Beantwortung der sehr natürlichen und sehr
vernünftigen Frage, die wohl eher an den Verf.
beym Besehen seiner Sammlung von 128 Schedeln
fremder Völkerschaften geschehen ist, was sich nähm-
lich wohl alles daraus folgern lasse? Ausser der
hier aus einander gesetzten vielartigen und bedeu-
tenden wissenschaftlichen Belehrung, gewährt sie
auch beyläufig das, freylich traurige, Interesse,
daß sie so manche Reliquie von weiland respecta-
beln Völkern enthält, die nun von ihren Ueber-
windern nach und nach immer mehr, und theils
schon fast ganz, aufgerieben worden, wie die Ca-
raiben auf den Westindischen Inseln, die Guanchen
auf den Canarischen u.a.m., denen es ergangen,
wie einigen nützlichen Abarten von Hausthieren,
z.B. den großen Irländischen Windspielen und den
St. Bernhards-Hunden, als welche auch nun aus
der Schöpfung vertilgt scheinen. – Bey der Ein-
theilung des Menschengeschlechts in fünf Haupt-
Rassen erinnert der Verf., daß jede derselben übri-
gens wieder ein und das andere Volk begreift, das
sich durch seine Bildung mehr oder minder auf-
fallend von den übrigen derselben Abtheilung aus-
zeichnet. Und so könnten z.B. die Hindus von der
Caucasischen; die Schinesen von der Mongolischen;
die Hottentotten von der Aethiopischen; so wie die
Nordamericaner von denen in der südlichen Hälfte
der neuen Welt; und die schwarzen Papus von
den braunen Otaheiten u.a. Insulanern des stillen
[Seite 1555] Oceans, als eigene Unterarten abgesondert wer-
den. – Am Ende finden sich drey neue Zusätze:
1) über die Stufenfolge in der Natur. 2) über
die Zeitfolge der verschiedenen Erd-Catastrophen,
und 3) über die so genannten Endabsichten.