Bey J. Chr. Hermann: – Systematisch-ta-
bellarische Uebersicht und Charakteristik der
Mineralkörper. In oryktognostischer und oro-
logischer Hinsicht aufgestellt von C.C. Leon-
hard, K.F. Merz und. Dr. J.H. Kopp. 2½ Al-
phabet in groß Folio. – Ein ansehnliches Werk,
dessen schöner Druck auch der Hanauer Presse Ehre
macht, und das wegen seiner ausnehmenden Voll-
ständigkeit, Genauigkeit und ganzen zweckmäßigen
Einrichtung unter dem Heer von Deutschen Mine-
ralogien, die in den letztern Decennien in so man-
cherley Formen erschienen sind, eine vorzügliche
Stelle behauptet, und auf lange Brauchbarkeit
[Seite 714] rechnen kann. Es begreift, ausser den am Ende
beygefügten Anmerkungen, zwey Haupttheile, den
oryktognostischen, und den orologischen (die Ge-
birgslehre). Erstern in tabellarischer Form, die
hier allerdings zur bequemern Uebersicht und Ver-
gleichung ihre unverkennbaren Vortheile gewährt.
So ist die Farbe jeden Fossils, seine Krystallisa-
tion, übrige äussere Gestalt, Oberfläche und
Glanz, Art des Bruchs, Form der Bruchstücke,
übrige äussere Kennzeichen (Transparenz, Här-
te etc.), seine Uebergänge, specifische Schwere,
so genannte physische Kennzeichen und chemisches
Verhalten, Analyse und Art des Vorkommens in
besondern Columnen neben einander gestellt. Die
äussern Kennzeichen sind bey weitem nicht etwa
bloß den Vorgängern nachgeschrieben, sondern
vom Hrn. Assessor Leonhard durchgehends mit der
Natur selbst verglichen, wozu ihm besonders der
reiche Vorrath im Hanauer Mineralien-Comtoir
erwünschte Gelegenheit gab. Die Fundorte der
Fossilien sind nur bey den seltneren von ihm
angemerkt, da er diesen Gegenstand in einem
eigenen Werke, das wir sogleich anzeigen wer-
den, ausführlich behandelt hat. Den physisch-
chemischen Theil dieser Tafeln hat Hr. Dr. Kopp
bearbeitet, und darin ebenfalls eine Fülle von
eigenen Beobachtungen geliefert. Bey der An-
gabe der specifischen Schwere und der chemischen
Analysen sind immer die Gewährsleute genannt.
Im Ganzen ist die Ordnung und Nomenclatur
des Wernerschen Systems befolgt, und die noch
nicht genug bekannten Fossilien, deren passende
Stelle in demselben noch problematich ist, an-
hangsweise beygefügt. Auch die neuerlichst be-
kannt gewordenen findet man hier, und darunter
[Seite 715] gar manche von den Französischen, Englischen etc.
Mineralogen beschriebene, die in den bisherigen
Deutschen Handbüchern noch vermißt werden.
Was seit dem Abdruck des Werks von fernern
mineralogischen Entdeckungen und Berichtigungen
bekannt wird, das liefert dann jährlich Herrn
Leonhard’s Taschenbuch, das folglich statt eines
beständigen Nachtrags zu diesen Tabellen dient,
deren zweyter Haupttheil, wie gedacht, die Ge-
birgslehre begreift, und von Hrn. Pf. Merz
ebenfalls in bündiger Kürze, und doch mit zweck-
mäßiger Vollständigkeit, ausgearbeitet ist, und
auch die neuesten Beyträge zu diesem interessan-
ten Studium (z.B. die vom Hrn. v. Humboldt,
Hrn. v. Buch, Hrn. Hausmann u.A.) enthält. –
Der Recensent hat sich des nützlichen Werks seit
Jahr und Tag fleißig bedient, und nur gar we-
nig gefunden, was einer kleinen Berichtigung
bedarf, wie z.B. S. 29 N. 12, wo unter dem
Smaragdit zweyerley verschiedenartige Fossilien
begriffen sind, der grüne Feldspath (oder so ge-
nannte Amazonenstein der Stufenhändler), und
Werner’s körniger Strahlstein (Haüy’s Dialla-
ge). Und wenn die S. 115 erwähnte Affen-
hand in bituminosem Mergelschiefer von Riechels-
dorf in Hessen dasselbe Stück ist, das der Re-
censent gesehen und genau betrachtet hat: so
kann er versichern, daß es keine Hand ist, weder
von einem Affen, noch von einem Kinde (wofür
es der sel. Bergrath Rieß angesehen und beschrie-
ben hat), sondern wahrscheinlich eine Fischotter-
Pfote. – Was aber die auch hier (Anmerkung
93**), so wie von mehreren der neuesten und
vorzüglichsten mineralogischen Schriftsteller, wie-
derhohlte Behauptung betrifft, daß sich im so
[Seite 716] genannten Corallenerze (dem schaligen Quecksilber-
Lebererze von Idria) allerdings Muschelversteine-
rungen befänden, so will Rec. nur so viel be-
merken, daß alles, was er davon besitzt, oder
sonst gesehen und untersucht hat, eben so wenig
eine Spur von einem wahren Petrefact enthält,
als sich dergleichen in den ähnlichen schaligen Ab-
losungen des Glaskopfs oder Malachits finden.