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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band,
auf das Jahr 1808.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Bern.

[Seite 1436]

Das Museum der Naturgeschichte Helvetiens
in Bern. Oder Beschreibungen und Abbildun-
gen der merkwürdigsten Gegenstände, die in
den naturhistorischen Sammlungen auf der Bi-
bliothek-Gallerie in Bern enthalten sind. Her-
ausgegeben von Fr. Meisner, Prof. der Natur-
geschichte und Geographie in Bern
. 1807. II
Hefte in groß Quart, jeder von 1 Bogen Text und
einer meisterhaft gearbeiteten Kupfertafel, wovon
die im zweyten Hefte eben so trefflich colorirt
ist. – So unvergeßlich verdient sich vor 200
Jahren der wackre Stadt-Physicus zu Hirschberg
in Schlesien, Casp. Schwenkfeld, dadurch ge-
macht hat, daß er sein eifriges Studium der Na-
turgeschichte ausschließlich auf die Naturproducte
seines Vaterlandes gerichtet, und durch sein noch
jetzt classisches Werk darüber der Vater aller unsrer
nachwärtigen Faunisten und Floristen geworden ist;
eben so sehr verdienstlich ist es, daß man neuer-
lich Naturaliensammlungen, zumahl solche, die bey
öffentlichen Instituten befindlich sind, hauptsächlich,
oder doch in sonderlichen Abtheilungen derselben,
ebenfalls auf die vaterländischen einheimischen Na-
turalien beschränkt. Solche Cabinete können nicht
nur weit eher, als die allumfassenden, zu einiger
Vollständigkeit gelangen; sondern auch dem Lande
selbst durch Entdeckung vorher ungekannter, und
folglich unbenutzter, wichtiger Producte zur Er-
leichterung oder Erweiterung der Gewerbe, Fabri-
ken etc. auf vielartige Weise einträglich und wohl-
[Seite 1437] thätig werden. – Solch ein höchst zweckmäßiges
nutzbares Museum ist nun A. 1802 auch bey der
öffentlichen Bibliothek in Bern angelegt, und da
nun Helvetien bey der wundersamen Vielartigkeit
seiner Gebirge und seines Bodens und der dadurch
bestimmten ganz contrastirenden Verschiedenheit sei-
ner Climate, einen Reichthum von eben so viel-
artigen, großen Theils anderwärts gar seltnen,
Naturproducten hervorbringt, die in jenem Mu-
seum als im Archiv der vaterländischen Natur ge-
sammelt werden; so ist es ein sehr verdienstliches
Unternehmen des Hrn. Prof. Meisner’s, daß er
eine Auswahl der merkwürdigsten Seltenheiten des-
selben in so vortrefflichen Abbildungen und mit
einem so zweckmäßigen und gehaltreichen Commen-
tar bekannt macht. Wahl und Ausführung in
den beiden Heften, die wir vor uns haben, lassen
uns Beyfall der Kenner und Liebhaber, mithin bal-
dige und gleichmäßige Fortsetzung, wünschen.

Beide Hefte enthalten große zoologische Selten-
heiten aus dem Herzen der Alpen. Der erste,
den Steinbock, Männchen und Weibchen; der
zweyte, die Alpenkrähe (Corvus graculus), und
Alpendohle (C. pyrrhocorax). Von allen dreyen
beides, sowohl genaue systematische Naturbeschrei-
bung,
Maaße der Theile etc., als interessante Na-
turgeschichte der Lebensweise etc. Von allen dreyen
sind dem Rec. keine vorherigen Abbildungen be-
kannt, die beides an Treue und Lebendigkeit, mit
diesen hier verglichen werden dürften. Der erste
Heft enthält ausserdem auch eine kurze Geschichte
des Museums; und der zweyte eine critische Un-
tersuchung (aus einem Briefe des sel. Pfarrers
Sprüngli, dessen reiche Sammlung Helvetischer
Vögel den Grund zum Berner Museum gelegt hat),
über den abenteuerlichen und wahrscheinlich gar
[Seite 1438] nicht existirenden, sondern bloß vermeinten Corvus
eremita
, womit der ehrliche Conr. Gesner wohl
nur getäuscht worden.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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