Hr. Dr. Kieser zu Nordheim hat der königl.
Societät der Wissenschaften einen Aussatz über den
Ursprung des Darmcanals aus der vesicula umbi-
licalis zugeschickt, worin er diese von Hrn. Prof.
Oken zuerst an thiersichen Embryonen gemachte Ent-
deckung nun auch durch die sorgfältige Zerlegung
eines menschlichen abortiven dreymonathlichen ovuli
bestätigt. Dieses Eychen, von zwey Zoll im Durch-
messer, enthielt einen gegen ein Zoll langen Em-
bryo. Das Nabelbläschen lag an der äussern Wand
des amnion, mit einer zarten Membran überzogen.
Ob diese zarte Membran die allantois sey, bleibe
fernern Untersuchungen auszumitteln vorbehalten.
Das Bläschen hielt Eine Linie im Durchmesser, war
platt, zusammengeschrumpft, ein käsiges Concre-
ment enthaltend. Die Nabelschnur war einen hal-
ben Zoll lang; hingegen das ausserhalb derselben
zwischen chorion und amnion bis zur vesicula fort-
laufende fadenförmige Ende etwas länger. Nach-
dem der Nabelstrang der Länge nach aufgeschnitten,
und die Bauchhöhle geöffnet war, zeigte sich, daß
[Seite 1450] bey weitem der größte Theil des Darmcanals, –
nur den Anfang des dünnen, und das Endstücke des
dicken ausgenommen, – im Nabelstrange liegt.
Jener etwas dicker, als das letztere. Jener macht
im Nabelstrange einige Windungen, und endet in
einen stumpfen Knopf, an welchen sich der After-
darm anlegt. Zwischen beiden ist das Gekröse mit
der arteria und vena omphalo-meseraica, die
sich in den Windungen der Därme verlieren. An
jener Stelle der Vereinigung des Magen- und After-
darms zeigt sich nun das Ende der von der vesicula
umbilicalis bis hieher verfolgten feinen weissen
Schnur, welche der Verfasser die Darmscheide nen-
nen möchte. Vielleicht eine Fortsetzung des Peri-
tonäums, deren trichterförmiges, späterhin völlig
abgelösetes, Ende bey wirklichen Nabelbrüchen den
aus dem Peritonäum entstandenen Bruchsack bildet.
Sie umfaßt nähmlich mit einer trichterförmigen Aus-
dehnung die Enden beider Därme, so daß diese
eigentlich noch in ihr als einer sie umfassenden Scheide
liegen, zum sichern Beweis, wie der Verf. sagt,
des Ursprunges der letztern aus der erstern. Alles
hat er durch eigenhändige saubere und deutliche
Zeichnungen sowohl des gedachten zerlegten ovuli,
als auch noch eines andern sehr frühzeitigen, von
3 bis 4 Wochen, erläutert, in welchem letztern ne-
ben dem nur Eine Linie langen Embryo noch mehrere
kleine rundliche Körperchen lagen, deren Natur und
Verrichtung sich aber vor der Hand noch nicht mit
Sicherheit bestimmen läßt.