A Series of original Experiments on the
Foot of the living Horse, exhibiting the chan-
ges produced by Shoeing, and the causes of
the apparent mystery of this Art. By Bracy
Clark, veterinary Surgeon. Part I. 1809.
64 Seiten in groß Quart, mit Kupfern. –
Ein völlig unverdorbener, natürlich schöner, Huf
eines erwachsenen Pferdes ist in Ländern, wo diese
Thiers beschlagen werden, eben so selten, als ein
natürlich schöner, noch ganz unverdorbener, erwach-
sener Menschenfuß in denen, wo man Schuhe trägt.
Wenige Kenner menschlicher Schönheit dürfen sich
rühmen, einen solchen Fuß – und wenige Pferde-
kenner, einen solchen Huf gesehen zu haben. Der
Beschlag verdrückt und entstellt allgemach die na-
türliche Form des Hufes, so wie der Schuh die
reine Schönheit des Menschenfußes. P. Camper
hat sich in seiner berühmten Abhandlung sur la
meilleure forme des Souliers um die Conserva-
[Seite 1810] tion der Form und der freyesten Action eines so
wichtigen Theils des menschlichen Körpers, und nun
Hr. Clark, einer der gelehrtesten und erfahrensten
Veterinar-Aerzte (– der berühmte Verfasser der
meisterhaften Monographie über die mancherley
Viehbremsen –) durch die Schrift, die wir vor
uns haben, um die Erhaltung der natürlichen Form
und Function des wichtigsten Theils an dem edel-
sten und kostbarsten unserer Hausthiere, sehr ver-
dient gemacht. Noch existirte ja nicht einmahl
eine Abbildung der ganz unverdorbenen, wegen
ihrer mancherley Theile höchst merkwürdigen, Un-
terseite des Pferdehufes, bis ein günstiger Glücks-
fall den Verfasser in den Stand setzte, sie aufs
vollkommenste zu liefern. Von einer bildschönen
fünfjährigen, bis dahin noch gar nicht beschlagenen,
Stute ward der Fuß durch eine scharfsinnige Vor-
richtung aufs sorgfältigste in Gyps abgegossen,
und nachdem sie hierauf beschlagen worden, der-
selbe Fuß wieder, erst nach Jahr und Tag, dann
nach zwey, und endlich nach drey Jahren, von
neuem abgemodelt, und wir erhalten hier von die-
sen vier merkwürdigen Abgüssen die vergleichende
Ansicht in trefflichen Kupfern. Die nachtheiligen
Veränderungen, welche die natürlich schöne Form
der Sohle an dieser Stute durch den gewiß in sei-
ner Art noch so musterhaften und kunstmäßigen
Beschlag erlitten, wird durch diese herrlichen Ab-
bildungen eben so einleuchtend als auffallend! –
Am meisten leidet dadurch der so genannte Strahl
mit seiner Grube und Hinterballen: lauter zum
leichten und sichern Gange des Pferdes höchst wich-
tige Organe. Das freye Wachsthum des Strahls
wird gehemmt; die ursprünglich fast trichterför-
[Seite 1811] mige Grube desselben durch die allgemach verschobe-
nen Seitenwände zu einer länglichen Spalte ent-
stellt. (– Daher sie dann auch von manchen unse-
rer sonst vorzüglichsten Deutschen Thierärzte nach
dieser verdrückten Unform die Falte, und das ur-
sprünglich kegelförmige Dach, wodurch sie gebildet
wird, dann eben so unnatürlich der Hahnenkamm
genannt worden. –) Die schöne Kugelwölbung
der Hinterballen des Strahls wird plattgedrückt
und dergl. mehr. – Genau und ausführlich und
unwiderredlich zeigt Hr. Cl., wie durch diese so
nachtheiligen Folgen des bisherigen Beschlags die
Nachgiebigkeit und Schnellkraft des Pferdefußes
mehr und mehr leiden muß. Ueberhaupt zeigt sich
die Entbehrlichkeit des Beschlags für gar manche
Gegenden durch die späte Einführung desselben,
da seine Erfindung, nach des Verf. Untersuchungen,
erst in den Anfang des sechsten Jahrhunderts fällt.
(– Auch gibt es ja noch jetzt in allen vier Welt-
theilen Länder genug, wo man die Pferde unbeschla-
gen läßt. –) Aber er hofft auch, daß sich die hier
zur Evidenz erwiesenen großen Nachtheile der bis-
herigen Beschläge durch eine andere Construction
dieser letztern gar wohl heben lassen sollen. Dar-
über wird die noch zu erwartende zweite Hälfte
des wichtigen Werks das Mehrere besagen. Hier
diese erste enthält unter andern vielerley neue und
interessante Ansichten vom Baue des Pferdefußes
überhaupt. Gewisser Maßen nähert sich derselbe
durch die Grube des Strahls und seine beiden
Ballen bey der natürlichen, unverdorbenen, Bil-
dung den gehaltenen Klauen der wiederkauenden
Thiere. (– Die Unterfläche des Hufes ist nähmlich
beym Pferdegeschlechte vorn geschlossen, und hinten
[Seite 1812] getrennt, so wie hingegen bey den Kamelen die bal-
lenförmige Sohle hinten geschlossen und vorn ge-
trennt ist, weßhalb schon der Levitische Gesetzgeber
von diesen Thieren sagte: sie haben Klauen, aber
spalten sie nicht. –) Ein schöner Pferdehuf sey
eigentlich nicht conisch, sondern mehr wie ein schräg
durchschnittener Cylinder. – Treffliche Bemerkun-
gen über die mancherley wichtigen Theile, welche
den Raum zwischen dem nach Verhältniß kleinen
Hufknochen und dem Hufe selbst füllen, die Fleisch-
sohle, Knorpel etc.; besonders die merkwürdige Ver-
bindung zwischen dem wundersamen Blutaderge-
flechte (– einem wahren rete mirabile –), wo-
mit die Vorder- und Unterseite jenes Knochen gleich-
sam bedeckt ist, und den gar sonderbaren 500 schma-
len abgesonderten Blättern auf der innern Seite
der Hornwand. Auch manches bisher Uebersehene,
wie das hornartige Kronband des Strahls etc. etc. –
Ueber die allmähliche Entwickelung der Theile auf
der Unterseite des Hufes beym Füllen bis ins
fünfte Jahr, wo sie erst zu ihrer vollkommenen Aus-
bildung gelangen. Wie die Natur fernerhin von
selbst, nahmentlich am Strahl durch Abschilfern des
überflüssigen Horns, die zweckmäßige Form unter-
hält, ohne daß es der meist so unnützen und oft
höchst nachtheiligen Geschäftigkeit der gemeinen Huf-
schmiede bedürfe, die mit Wirkmesser und Raspel
dieses edle Organ so gern zerarbeiten, um, wie
sie sagen, recht Luft zu machen! Deutlich und
ohne alle Uebertreibung zeigt der Verf., wie durch
dergleichen Mißhandlung, so wie durch die Folgen
eines fehlerhaften Beschlags, so mancherley topi-
sche Uebel, z.B. Zwanghuf, Strahlenschwären etc.
veranlaßt, und nach seinen Beobachtungen das
[Seite 1813] sonstige Lebensziel der Pferde überhaupt auffal-
lend verkürzt wird.