Voyages and Travels to India, Ceylon,
the red Sea, Abyssinia and Egypt, in the years
1802... 1806. By George, Viscount Va-
lentia. Drey Bände in groß Quart. I. 496
Seiten. – II. 520 S. – III. 506 S. – Da-
zu ein vierter mit 69 Kupfern und Karten. –
Der Verfasser, ein angesehener, einsichtsvoller
und begüterter Britte (– Enkel des berühmten
Lord Lyttelton –), hat diese höchst interessante
fast fünftehalbjährige Reise nach einigen der merk-
würdigsten Gegenden der östlichen Erde, nahment-
lich ins Innere von Hindustan und an die beider-
seitigen Küsten des rothen Meeres, aus eignem
Antrieb und auf eigne Kosten unternommen. Als
Secretär und kunstreicher Zeichner begleitete ihn
Hr. Salt, der unter Weges auch einige eigne
Abstecher – besonders einen sehr bedeutenden nach
Habessinien – gemacht; nach seiner Rückkunft in
England auch eine eigne Sammlung von 24 gro-
ßen colorirten Ansichten von dieser Reise in Atlas-
format herausgegeben, die 26 Guineen kosten;
[Seite 698] und hierauf im Februar 1809 wieder nach Habes-
sinien gesandt worden.
Die Reise dauerte vom Junius 1802 bis Ende
Octobers 1806, und ging über Madeira, St. He-
lena, ums Cap erst nach den Nicobaren (– Januar
1803 –); nun nach Calcutta, und von da nord-
ostlich ins Innere über Patna und Benares nach
Lucknow, wo sich der Verf. vier Monathe lang
(so wie in Indien überhaupt fünf Vierteljahre)
aufhielt. Auf dem Ganges herab wieder nach
Calcutta, und von da nun nach Ceilon (– Ja-
nuar 1804 –), hierauf an der Küste Coromandel
bis Madras, und dann quer durch die Indische
Halbinsel nach Mangalore (– so weit der erste
Band –).
Von da nach dem rothen Meere. Erst an den
beiderley südlichen Küsten, bis Massuah. Dann
erst von Mocha nochmahls nach Indien, und zwar
nach Bombay, und von da wieder zurück auf
Massuah (– Januar 1805 –) und Suakin. Aber-
mahls nach Mocha, von wannen nun Salt seine
Reise nach Habessinien antritt. (– Mit dem An-
fange seines Journals schließt der zweyte Band,
das Uebrige füllt einen beträchtlichen Theil des
dritten –). Nach dieser seiner Rückkunft geht es
nach Dsjdda (– bis Januar 1806 –), und über
Sues nach Niederägypten. – Endlich über Malta
und Gibraltar wieder nach England.
Alles, was wir bey diesem großen, vielumfassen-
den Werke thun können, ist, daß wir, nach unserer
Weise, aus dem voluminösen Tagebuche (denn als
solches ist es abgefaßt) Eins und das Andere für
diese Blätter ausheben.
Erster Band. – Bey der Landung an Madera
empört sich das Europäische Zartgefühl des Verf.
beym Anblick der Fischer, die unter diesem heißen
[Seite 699] Himmel ihre Boote nackt rudern, wobey Frauen-
zimmer gleichgültig aus den Fenstern sehen. (– Die
letztern könnten sich auf das Beyspiel der Prinzes-
sinn Nausicaa berufen, die in edler Unbefangenheit
den nackten schiffbrüchigen Ulysses ansah, vor des-
sen Blöße hingegen ihre zimpferlichen Waschjung-
fern kreischend davon liefen – werden aber am
beßten von dem edeln Lord selbst gerechtfertigt,
der es im Verfolg seiner Reise einigen Damen,
mit welchen er zu Columbo in Gesellschaft war,
zur Affectation auslegt, daß sie in einem von Cin-
galesen aufgeführten Schauspiel die Erscheinung
einiger unbekleideten Wilden anstößig fanden! –)
Ein reicher Kaufmann in Fungal hat eine Menge
fremder Nutz- und Zierpflanzen nach der Insel
versetzt. Von erstern nahmentlich die herrlichen
Pumpelmusen (Citrus decumana), und dauerhaf-
tes Bambusrohr, das nun statt des nur wenige
Jahre aushaltenden Pfeilschilfs (Arundo donax)
zu so genannten Rebenpfälen angebaut, und da-
durch die Hälfte des sonst dazu erforderlichen Lan-
des erspart wird. – St. Helena, die theure
Erfrischungs-Station für die Schiffe, als welche
der Ostindischen Compagnie jährlich nicht weniger
denn 40,000 Pf. Sterl. kostet. Getreidebau findet
der Menge Ratten wegen nicht Statt; desto er-
giebiger gedeihen aber die Kartoffeln. Guter Bo-
den gibt daselbst in guten Jahren drey Ernten der-
selben. Der Morgen (acre ) liefert dann jährlich
wohl 400 Himten (bushels ) und so ein Himten
gilt auf drittehalb Thaler. – S. 40 heißt es,
die Reisenden hätten am Cap die erste covraca-
pelle getödtet (– wahrscheinlich ein Mißverständ-
niß, wenn das nähmlich, wie nicht anders zu ver-
muthen, die Brillenschlange seyn soll; denn die
hätten wir in jener Weltgegend nicht erwartet –).
[Seite 700] Stattlich große Eichen daselbst, aber von schlech-
tem Holze, gar nicht mit den Nordischen zu ver-
gleichen. – Auf den Nicobaren nahm das Schiff
Provision von Babirussa-Schweinen an Bord,
und hinterließ den Insulanern einen Bock und eine
Ziege zur Zucht. – Gegen Ende des Januars
ankerte es in der westlichen Mündung des Ganges.
Um diese Zeit wallfahrtet eine Anzahl von Hindus
dahin, um sich in diesem heiligen Flusse von Sün-
den zu waschen; viele auch, um sich den Croco-
dilen zum freywilligen Opfer zu geben, indem sie
ins Wasser waden, und sehnlich erwarten, daß so
ein Ungeheuer sie unter die Fluthen ziehe, und
verschlinge. Andere werden von den Tigern zer-
rissen. – Bey Unterhaltung des botanischen Gar-
tens unter Aufsicht des Dr. Roxburgh bleibt das
Gemeinnützige immer der Hauptzweck. Tausende
von wichtigen Frucht- und Nutzholz-Bäumen sind
von da aus über das Englische Ostindien ver-
breitet worden. Unter andern der Muscatnuß-
Baum, der vortrefflich gedeiht. – Seit die Ost-
indische Companie den Alleinhandel von Opium und
Salpeter übernommen hat, läßt sie den Dänen in
Serampore eine gewisse Quantität dieser beiden
wichtigen Handelsartikel für einen bestimmten Preiß,
aber unter der Bedingung ab, daß sie außerdem
nichts davon von den Eingebornen nehmen. So
verkauften die Dänen A. 1803 ihr auf diese Weise
von den Engländern erhaltenes Opium (ohne es
nur aus Calcutta abzuhohlen) auf der Stelle wie-
der mit 20,000 Pf. Sterl. reinem Gewinn. (– Die
Phantasie schaudert, wenn sie die Kraft erwägt,
die in einer solchen Masse von Opium steckt, von
welchem doch übrigens keine Nachforschung einen
befriedigenden Aufschluß gibt, wie es am Ende
consumirt wird? – wenigstens hat der Rec. schon
[Seite 701] vor 20 Jahren in London erfahren, daß nach Ver-
hältniß jährlich eine weit größere Menge Opium in
die Englischen Materialisten-Laden kam, als hin-
gegen theils in den dasigen Apotheken als Arzney
verbraucht, oder aber von England wieder ausge-
führt ward. –) Die Prämien von 10 Rupien für
den Kopf eines erwachsenen Tigers, und fünf für
den von einem jungen oder von einem Leoparden,
haben zwar schon anderhalb Lac Rupien (ungefähr
eine Tonne Goldes) gekostes, dafür sind sie aber
auch um Burhampore schon gänzlich, und in an-
dern Gegenden großen Theils, vertilgt. – Von
den verschiedenen Sorten von Seidenwürmern in
Indien, einheimischen und eingeführten, und dem
eben so verschiedenen Werthe ihres Gespinnstes. –
Die Mannsen in Bengalen und Bahar haben un-
förmliche Knie und so gut wie gar keine Waden;
vermuthlich Folge ihrer Art in der Hurke zu sit-
zen. – Onyxe im Flußbette der Soane bey
Patna. – Dort wuchert auch der Wunderbaum
aufs üppigste, ohne daß die Compagnie dieß ah-
nete, die bis vor kurzem das Ricinusöhl aus Eu-
ropa kommen ließ.
Die Reise des Verf. von Bengalen durch Bahar
und Benares nach Aude wird unter andern durch
Nachrichten von der Familie des letztverstorbenen
Großmoguls und der Nabobs interessant; eine
Menge Personen, die in der Indischen Geschichte
der letztern Jahrzehnten, namentlich auch viele
derselben bey Gelegenheit von Hastings’s sieben-
jährigem Proceß, so oft genannt worden. Der
unglückliche Shaw Allum lebte selbst noch (– er
starb erst nach des Verf. Rückkunft nach England,
im November 1806, nachdem ihm bekanntlich Gho-
lam Khadir achtzehn Jahre vorher die Augen mit
einem Dolche hatte ausstechen lassen –). Der
[Seite 702] geblendete Mogul hat selbst den Verlust seines
Gesichts in einem rührenden Gedichte besungen.
Unter den berühmten Frauen von großem Einfluß
findet man hier auch Munny Begum, die Witwe
von Jaffier, die damahls noch in Reichthum und
Ansehen lebte. So den durch Burke’s Feuer-
reden gegen Hastings auch unter uns bekannten, noch
jetzt sehr reichen, Verschnittenen, Almas Ali Khan,
einen weiland gar thätigen intriganten Hofmann.
Er lebt zu Lucknow beym Nabob von Oude, so wie
auch ein paar andere Hofleute, die unter dem beson-
dern Schutze der Engländer stehen, und von denselben
mit dem expressiven (Spott-)Titel von Lord Noodle
und Lord Doodle beehrt worden sind. – Die
Beschreibung von allen den ceremoniösen Prunk-
und Staats-Visiten, die der Verf. bey den vielen
Indischen Großen abstattet und von ihnen erhält,
wird gerade durch ihre Umständlichkeit anschaulich
und interessant. Unter den wechselseitigen Gast-
geschenken zumahl Shawls, Musseline, Goldstoffe,
Rosenöhl etc. Mitunter ward der vornehme Gast
auch mit Rosenwasser befluthet (deluged). – Ein
Bothe, den der Nabob von Oude ausgeschickt hat-
te, um die Ankunft des Viscounts zu erfahren,
meldete dieselbe mit den Worten an: ‘“der En-
kel der alten Madam Companie sey im An-
zug!“’ denn das Volk in Indien denkt sich im-
mer die Ostindische Compagnie als eine reputir-
liche Matrone, und die General-Gouverneure als
ihre Söhne; und so mochte die große Auszeich-
nung, die dem Verf. von dem damaligen Gou-
verneur und den übrigen Behörden der Compagnie
erwiesen ward, jene sonderbare Vermuthung ver-
anlassen. – In Lucknow sah der Verf. große
Zelte, eines wohl so geräumig, als ein kleines
Zimmer, die von Elephanten, und zwar schnell ge-
[Seite 703] nug, gezogen wurden; wohl das erste Mahl,
daß man in Indien diese Thiere zum Zuge ge-
braucht hat; denn die Artillerie schieben sie bloß
mit dem Rüssel. Beyspiele von der Vorsicht die-
ser wundersamen Geschöpfe, um im Gedränge, z.B.
wenn Geld ausgeworfen wird, Niemanden zu tre-
ten, wie sie die dichte Volksmasse sorgfältig zu-
rück zu schieben wissen etc. – Die Pferde des
Nabobs mit bunten Farben angepinselt! und so
auch die Ziegen in seiner Menagerie. Unter den
letztern fand sich auch eine sehr merkwürdige Sel-
tenheit, einige aus Caschmir, aus deren feinem
Wollhaar, das nur im Winter und nur in gerin-
ger Menge unter ihrem langen Ziegenhaar wächset,
die feinsten und köstlichsten Shawls gewebt wer-
den. Der Nabob hatte gehofft, die Raße dieser
edeln Thiere in Oude fortzupflanzen; aber weis-
lich hatten ihm die Caschmirer keine andere als
verschnittene Böcke zukommen lassen.
(– Sonderbar, wie lange die Meinungen über
das Material zu den theuersten Shawls getheilt
seyn konnten. Unser Beckmann behauptete in sei-
ner Waarenkunde und in der Litteratur der Reise-
beschreibungen auf die Versicherung, die er von
Pallas erhalten, ‘“sie würden nicht aus Ziegenhaar,
sondern aus Schafwolle gewebt;“’ und Legoux
de Flaix hingegen, die superfeinen Shawls würden
aus Kamelhaar verfertigt; da doch schon der
classische Bernier versichert hatte, daß eben diese
kostbarste Sorte vom Haar d’une espèce de
chevre sauvage du grand Tibet bereitet wer-
de. – Der Rec. befragte deßhalb Hrn. Hofr.
von Langsdorf, Correspondenten unserer Societät,
da sich derselbe in Orenburg befand, und erhielt von
ihm zur Antwort, daß er von Bucharen, die selbst
in Caschmir gewesen, erfahren habe, daß diese
[Seite 704] feinste Wolle allerdings von Ziegen, und nicht von
Schafen genommen, und zwar von der Brust
der Tibetanischen Bergziegen ausgekämmt wer-
de. – Auch ähnelt unter verschiedenen Sorten
von so genannter Shawlwolle, welche der Rec.
in seiner Sammlung besitzt, die allerfeinste weit
mehr einem wunderfeinen Ziegenhaar, als der edel-
sten Schafwolle. –)
Unter den Feten, die dem vornehmen Gaste
gegeben wurden, auch Elephantengefechte, sowohl
diese Riesengeschöpfe paarweise gegen einander,
lauter männliche in der Brunst, als auch gegen
andere Thiere, nahmentlich gegen die Tiger. Je-
der kämpfende Elephant hat dabey seinen Mohout
(Cornak) auf dem Rücken sitzend. Der Tiger zog
den Kürzern. Das Gefecht der Elephanten gegen
einander war (wie so manche andere Schauspiele)
Einmahl wohl sehenswerth, aber nicht öfter.
Nichts von Geschick oder Abwechselung etc. sondern
alles einförmige Stoßkraft, ohne weitern sichtlichen
Erfolg, als daß sie einander die Gesichter schun-
den. –
Von Lucknow ging der Lord nach Furruckabad;
sein Reisegefolge bestand aus 287 Mann. Der
Nabob Vizier sandte ihm unter andern Geschen-
ken vier Frauenzimmer-Anzüge, mit dem Bedeu-
ten, daß dieselben seiner, des Viziers, eignen Frau
gehörten; ein Beweis, wie sehr sich jetzt manche
Muselmänner jenes Erdtheils über die sonstige
eifersüchtige Verschlossenheit in diesem Puncte hin-
wegsetzen. – Nun wieder nach Calcutta. Die
berufene schwarze Höhle macht jetzt einen Theil
einer Waren-Niederlage. Die Frauenzimmer sind
der Auszehrung sehr unterworfen, die der Verf.
auch dort der Erkältung nach dem unaufhörlichen
Tanze zuschreibt. Der Griechische Styl, den die
[Seite 705] Englischen Architecten an den dortigen Gebäuden
angewandt haben, paßt nicht für jenes Clima,
schützt weder gegen die brennende Sonne, noch
gegen die Schlagregen in der nassen Jahrszeit;
da ist gegen beides die Hindu-Bauart angemes-
sener. Daß Spieler von Profession dort gedul-
det werden, mißbilligt der Verf. sehr. Noch be-
denklichere Folgen fürchtet er aber von der immer
zunehmenden Vermischung seiner dortigen Lands-
leute mit den Hinduerinnen, und erinnert an die
mächtigen Nachtheile, die, seiner Meinung nach,
dergleichen Verbindungen fürs Spanische America
und für St. Domingo gehabt haben. Auch das
rügt er, daß eine Kirche in Calcutta die aller-
einzige im Brittischen Indien ist, statt daß die
vorigen Muhammedanischen Beherrscher dieses
Reichs in jeder Stadt Moscheen erbauet haben.
Zur Bekehrung der Hindus zum Christenthum sey
wenige Aussicht. Schon die Kluft, die einmahl
zwischen ihren Casten befestigt ist, wird dabey
zum unüberwindlichen Hinderniß; denn daß man
Pareier in den Schoß der Christlichen Kirche auf-
genommen, müsse die höhern Casten durchaus von
derselben entfernen; vollends bey dem mächtigen
Einfluß, den die Brahminen haben, die doch übri-
gens selbst schon manchen wohlthätigen Verfügun-
gen des Gouvernements, wie z.B. dem Verbote
des Kinderopfers zu Sorgur, beygetreten sind.
Gerade aber jene strenge Aufrechthaltung des Ca-
sten-Unterschiedes hält der Verf. für die wichtigste
Stütze der Europäischen Herrschaft in Indien.
Denn sollte dieser durch allgemeine Annahme des
Christenthums aufgehoben werden, so würde, wie
er fürchtet, dann jeder Hindu von Kopf seine Fä-
higkeiten geltend zu machen suchen. ‘“Talents”’
(setzt er mit bewundernswerther Offenherzigkeit
[Seite 706] hinzu), ‘“would have their free career, and
every man of spirit would consider himself
as the establisher of his own fortune”’ etc. etc.
– Von seinen Nachrichten von Ceilon können
wir nur Weniges ausheben. Die mancherley Ca-
sten unter den Cingalesen, meist nach ihren Ge-
werben. Die Wäscher-Caste z.B. wäscht bloß,
die Barbier-Caste rasirt bloß. Ein Zwist, der
vor einiger Zeit zwischen beiden entstand, hatte
die Folge, daß die Wäscher so lange ungeschoren,
und die Barbirer in schmutziger Wäsche einher
ziehen mußten. Die Zimmtschäler-Caste genießt
große Vorrechte. Sie hat ihren eignen Richter,
der Captn Zimmt genannt wird. Die höheren
Casten sind zumahl auf ihre Vorrechte in der
Kleiderordnung sehr eifersüchtig. Einem über-
müthigen Schneider, der sich unbefugter Weise
unterwunden hatte, an seinem Hochzeittage in ei-
nem scharlachenen Camisol zu prunken, hätte das
noch an der Kirchthüre fast das Leben gekostet.
Die Weibsen mancher niedern Casten müssen mit
unbedecktem Busen gehen. – Die Cingalesen
sitzen nicht, wie so viele andere Indische Völker-
schaften, in der Hurke, und haben daher gute
Waden. Auch hier scheint das Christliche Bekeh-
rungsgeschäfte nicht eben gar tief zu dringen.
Ein Cingalese ward vom Englischen Gouverneur
gefragt: weß Glaubens bist du? ‘“ein Christ!“’
von welcher Secte? ‘“ein Holländischer Christ!“’
glaubst du auch an Buddah? ‘“ja freylich!“’ –
Es ist ein Vorurtheil, daß der dünneste Zimmt
der beßte sey; auf gutem Boden ist der dicke,
glatte, dichte, weit vorzüglicher. – Auch auf
Ceilon war neuerlich einmahl die Hornviehseuche
ausgebrochen. – Unter den einheimischen Krank-
heiten auch der Aussatz, und nahmentlich die
[Seite 707] Elephantiasis. Im Leprosen-Spital zu Columbo
ist der Arsenik dawider in großen Gaben, so wie
in mancherley Form und Versetzung, aber ohne
Erfolg, gegeben worden. – Einige unartige
Ausfälle, die sich der Verf. beyläufig auf den
verdienstvollen Thunberg erlaubt, werden gelehrte
Naturforscher nicht ohne Unwillen lesen, z.B.
dieser habe ein Verzeichnis von Gerichten gege-
ben, die aus der Brotfrucht bereitet werden,
when, in fact, every one of them refers to
the jack, a very different fruit. (– Der edle
Lord wußte also, wie es scheint, wirklich nicht,
daß sein Jack selbst nichts anders ist, als eine
Gattung Brotfrucht, nähmlich von Artocarpus
incisa,die in den Philosophical Transactions
Vol. LXIX. for 1779 so meisterhaft – und zwar
von Hrn. Thunberg selbst – beschrieben worden!)
Von Ceilon ging der Verf. nach der Küste von
Coromandel. – Der Rajah von Tanjore, ein
sehr gebildeter Mann, Zögling des würdigen Dä-
nischen Missionars Schwarz, dessen Schule für
50 arme Kinder er auch nach dem Tode dieses
seines Lehrers auf eigne Kosten unterhält. Der
Trankebarischen Missions-Anstalt überhaupt läßt
der Verf. doch alle Gerechtigkeit widerfahren. –
Vellore, in dessen Fort Tippoo’s Familie, 12
Söhne und 8 Töchter, mit einem Harem von un-
gefähr 800 Seelen, gebracht worden. Zur mehre-
ren Sicherheit finden sich im Festungsgraben
große Crocodile. (– Also wie weiland bey den
Horaten am Indus urbe fossis palustribus mu-
nita, per quas crocodili, humani corporis
avidissimi, aditum nisi ponte non dant. Plin.
VI. S. 23 –) Doch ward ein Schottischer Ser-
geant durch eine Wette vermocht, sich unter sie
[Seite 708] zu wagen. Ein paar Mahl ward er von den Un-
geheuern unters Wasser gezogen; kam aber doch
mit einigen tüchtigen Wunden davon. – Die
Americanische Agave oder Aloe fand der Verf.
hier im bergichten Carnatic in solcher Menge,
daß er zweifelt, sie sey erst aus der neuen Welt
dahin verpflanzt. – Interessante einzelne Züge
zur Characteristik und Geschichte von Hyder und
Tippoo. Ihre Familie ist wahrscheinlichst Arabi-
scher Abkunft, und um 1660 nach Indien gekom-
men. An ersterem wird nahmentlich seine Klug-
heit und Mäßigung gerühmt; der Sohn hingegen
als ein unwissender Starrkopf geschildert. Um-
stände von dessen Ende bey der Stürmung von
Seringapatam. Der noch unbekannt gebliebene
Soldat, durch dessen Hand er gefallen, trug die
ganz unschätzbare Perlenschnur zur Beute davon,
die der Sultan um den Hals und an welcher er
lange Jahre gesammelt hatte, da er immer eine
Perle davon that, wenn er eine noch kostbarere
kaufen konnte. Noch ist auch dieses Kleinod nicht
wieder zum Vorschein gekommen. Die Zimmer
des Harem (Zenana) waren noch ganz so geblieben,
wie sie ihre damahligen Bewohnerinnen verlassen
hatten. Der mancherley Schmutz von Oehl etc.
der darin herrschte, contrastirt sonderbar mit den
üppigen Schilderungen dieser Frauen-Zimmer in
den Morgenländischen Mährchen. Nur die in den-
selben oft erwähnten Versuche zu Befriedigung der
heißen Begier, fremde Mannspersonen zu sehen,
zeigten sich auch hier an den durch die Wand ge-
machten Gucklochern, zumahl nach dem Exercier-
Platz. Hyder’s Pallast bewohnt jetzt der Wund-
arzt, und sein Zenana ist nun ein Europäisches
Hospital!
Im Anhange unter andern eine Menge Certi-
ficate mehrerer Zemindare und anderer dortigen
Hindus über die berühmten am 20. December
1798 bey Benares gefallenen Aërolithen. –
Major Ousely über die seltenen goldenen Schau-
stücke mit dem Zeichen des Thierkreises, welche,
nach Tavernier’s und Anderer irrigem Vorgeben,
Jehangir’s Gemahlinn, und zwar alle an Einem
Tage, sollte haben münzen lassen – und derglei-
chen mehr. – (Von den übrigen Bänden nächstens.)