Voyages and Travels to India, Ceylon,
the red Sea, Abyssinia and Egypt – by Geor-
ge, Viscount Valentia. Dritter Band.
(s. oben S. 697 f., S. 780 f.)
Wir verließen Hrn. Salt, den Secretär unsers
Lords, in Habessinien, und finden durch seine Be-
richte daher die seines Vorläufers Bruce oft be-
richtigt, und theils widerlegt, oft aber auch –
nahmentlich was die Natur-Producte dieses merk-
würdigen Landes betrifft, – vollkommen bestätigt.
Daß dieß auch in Betreff des rohen Rindfleisches
der Fall ist, das dort als ein vorzügliches Gericht
genossen wird, und worüber unwissende Englische
Critiker ihn der Lügen zeihen wollten, bedarf nun
kaum erst einer Erwähnung. Hr. Salt aß mehr-
mahlen davon, und überzeugte sich, that it is
merely prejudice which deters us from this
food. Er hat einen solchen Roh-Rindfleisch-
schmaus oder Brindfest, wie es dort heißt, umständ-
lich beschrieben und abgebildet; aber Bruce’s aben-
teuerliches Vorgeben, daß die Habessinier bey wei-
[Seite 842] ten Reisen einen Ochsen mit sich trieben, um ihm
unter Weges von Zeit zu Zeit einen kleinen Rin-
derbraten bey lebendigem Leibe auszuschneiden,
und das operirte Thier dann seinen Marsch mir
nichts dir nichts weiter fortsetzte etc., das wider-
legt er geradezu aufs Wort aller Einwohner, die
er darum befragte.
(– Unser Hr. Röntgen, der sich bey uns, so
wie vorher Hr. Hornemann, zur Entdeckungsreise
nach dem innern Africa vorbereitet hat, und an-
fangs Hrn. Salt, da dieser, wie oberwähnt, zum
zweyten Mahle nach Habessinien ging, zu begleiten
gedachte, hat lange Zeit tagtäglich rohe Scheiben
Rindfleisch mit Pfeffer und Salz gegessen, und es,
so wie gar viele seiner Bekannten, die es mit ihm
gekostet, eben so schmackhaft als leicht verdaulich
gefunden. – Bekanntlich ist er aber nicht nach
Habessinien, sondern zunächst nach Mogadore ge-
gangen, und hat von da auch schon seine weitere
Reise über den Atlas, und so nach Tombuctu zu,
angetreten. –)
Hr. Salt hält sich nach aller Untersuchung über-
zeugt, daß die Lustseuche in Habessinien nicht existirt.
(– Eine für die geographische Nosologie höchst
merkwürdige Bestätigung dessen, was Hr. Browne
in gleicher Rücksicht von Kulla, recht im Herzen
von Africa, und schon Leo von Numidien gesagt
haben. – Auch reimt sich damit unsers Horne-
mann’s Versicherung von der großen Leichtigkeit,
womit in Fezzan das Uebel, bloß durch den Ge-
brauch von Coloquinten und Salz, gehoben werde. –)
Ausführlich von den merkwürdigen Alterthümern
zu Axum. Der 80 Fuß hohe Obelisk aus einem
einzigen Granitblock, den schon Bruce, aber ganz
unrichtig, abgezeichnet hat. Der steinerne Sitz,
auf welchem weiland die Könige des Reichs ge-
[Seite 843] krönt wurden, zwischen vier dergleichen Pfeilern.
Vor allem aber die wichtige Entdeckung der Grie-
chischen Inschrift aus den Zeiten Aïzanas, des Axu-
mitischen Königes, in der ersten Hälfte des vierten
Jahrhunderts, unter welchem nach aller Wahr-
scheinlichkeit das Christenthum zuerst in Aethiopien
eingeführt worden. Diese merkwürdige Inscription
ist unter uns durch die gelehrten Forschungen der
Herren Professoren Buttmann und Niebuhr zu Ber-
lin (im II. Bande des Museums der Alterthums-
Wissenschaft) bekannt, auf welche wir hier also nur
verweisen, und dagegen noch einige einzelne Be-
merkungen aus Hrn. Salt’s Reise-Relation aus-
heben. Besonders interessant sind die bestimmte-
ren Notizen von den räthselhaften ungeheuern Och-
senhörnern, die auch Bruce beschrieben, und eines
derselben mit nach England gebracht, wo es der
Rec. in Händen gehabt. Sie kommen von Gon-
dar; die Ochsenart heißt Gusht oder wilde Kuh;
findet sich zumahl in der Provinz Walkayt, soll
aber auch in Ras-el-Feel als Hausthier gezogen
werden; die Hörner liegen rückwärts nach dem
Nacken des Thiers, sind glatt und rund, folglich
ganz von des Büffels seinen verschieden. – Bey
einer Revue zu Antalow war der Verf. Augenzeuge,
daß die Krieger dem Ras die abgeschnittenen Ge-
nitalien der von ihnen erschlagenen Feinde als
Trophäe (– wie weiland die Vorhäute der Phili-
ster –) zu Füßen legten, die sie vorher über dem
Armband der rechten Hand getragen hatten. –
Das Schach wird in Habessinien in vielen Stücken
ganz anders gespielt, als bey uns. – Kinder
kriegen, wenn sie ungezogen sind, mitunter schwere
Beinschellen – Eine einfache Art, aus dem
Stegreif binnen wenigen Minuten gute Kuchen zu
backen. Der aufgerollte Teig wird um einen glü-
[Seite 844] henden Stein geschlagen, und dann ans Feuer ge-
legt. – Kurze Uebersicht der ältern Geschichte
von Habessinien, und der neuesten Vorfälle, als
Fortsetzung des II. Bandes von Bruce, dem hierin
das Lob der Genauigkeit ertheilt wird. – Dieß
alles von Hrn. Salt. Nun nimmt Lord Valentia
wieder das Wort, der seinen Landsleuten sehr an-
gelegentlich das Handelsverkehr nach Habessinien
und zur Niederlassung die obgedachte, nach seinem
Nahmen genannte, Insel empfiehlt, und ihnen aus
einander setzt, wie das gerade jetzt durch die Zeit-
umstände begünstigt werde, nahmentlich auch durch
die jetzige politische Verfassung von Aegypten, und
durch die von den Wahabiten nun aufgehobenen
Pilger- und respective großen Handelsfahrten nach
Mecca etc. etc. – Noch eine lange Deduction von
Unwahrheiten in Bruce’s Reise.
Von Massua gingen unsere Reisenden nun nord-
lich, und zunächst wieder nach der Arabischen Küste,
gen Dsjidda. – Unter den Persischen Säbeln,
die der dasige Vizier (der aus Fez stammte) besaß,
auch einer mit geraden, nicht wellenförmigen, Strei-
fen damascirt, den er auf tausend Piaster schätzte.
– Auch hier sind die Häuser aus Madreporen er-
bauet. – Von da gerade nach Suez. – Ein Zug
von hohem Ehrgefühl der Araber: Osman Bey
und Elfi Bey waren nach Murad Bey’s Tode Ri-
vale. Ersterer suchte mit seinen Truppen, wor-
unter sich auch Nasr Chedid befand, den Elsi auf,
der eben aus England zurückgekommen war. Die-
ser entkam aber mit genauer Noth nach der Wüste,
und flüchtete nach einem Zelte, worin sich die Frau
jenes Chedid, seines Widersachers, aufhielt, und
hat um Schutz. Sie verbarg ihn, zeigte Osman’s
Kundschaftern einen falschen Weg, den er genom-
men habe, und half ihm dann auf einem Leibpferde
[Seite 845] ihres gegen ihn zu Felde gezogenen Gemahls in
Sicherheit. Osman erfuhrs hinter drein, setzte
den Chedid deßhalb zur Rede, der ihm geradezu
antwortete: Herr, ihr wißt, daß Elfi nie mein
Freund war; aber, hätte meine Frau anders ge-
handelt, so würde ich ihr nun mit diesem meinem
Säbel den Kopf abhauen. – Ein gelehrter Ex-
curs über die Stelle, wo die Kinder Israel durchs
rothe Meer gezogen; wobey er, so wie Hr. Dubois-
Aymé, annimmt, daß sich zu jener Zeit dasselbe
noch fünf (Deutsche) Meilen nordlich über Suez
hinaus erstreckt habe. – Die in Aegypten gebor-
nen Griechinnen sind in der Jugend und bis sie
Mütter werden, schön, und gehen reich gekleidet;
aber ohne alle geistige Bildung. The mind of a
female Greek is a total blank, or worse. –
Der Aufenthalt des Verf. zu Cairo, Alexandria,
Damietta etc., so wie seine Reisen durchs Delta,
geben für unsere Anzeige keine weitere Ausbeute.
Er hält die Meinung, daß letzteres durch Absatz des
Nilschlammes gebildet seyn solle, für durchaus un-
gegründet. – Ein von den Antiquariern schon so
oft gewünschter genauer Plan der Ruinen um die
Diocletians- (vulgo Pompejus-) Säule bey Ale-
xandria, sorgfältig verglichen mit Strabo’s Be-
schreibung. – Schilderung des jetzigen politischen
Zustandes der beiderley Aegypten. Das niedere
unter Mohammed Ali Pascha; das obere hingegen
unter der Herrschaft der Beys. – Ein Spring-
hase (Jaculus jerboa), mit den Jungen, die über
drey Wochen alt waren, und doch die Augenlieder
noch nicht geöffnet hatten. – Auf Malta ein bota-
nischer und resp. öconomischer Garten. Auf der
dasigen Bibliothek auch eine kleine Antiken-Samm-
lung von lauter auf der Insel selbst ausgegrabe-
nen Stücken. – Den 26. October 1806 landete
Lord Valentia zu Portsmouth.