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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band
auf das Jahr 1813.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

London.

[Seite 225]

Part II. of a Dissertation on the Foot of the
horse and shoeing. By Bracy Clark, Vete-
rinary Surgeon, F.L.S.
1812. 147 S. in gr.
Quart, mit sechs trefflichen Kupfertafeln.

[Seite 226]

Den ersten Theil dieses wichtigen, gehaltreichen
Werkes haben wir schon vor Jahr und Tag an-
gezeigt (1811 im 182. Stücke). Hier in diesem
letzteren, der erst kürzlich erschienen, wird haupt-
sächlich die musterhaft genaue, von Jahr zu Jahr
an den gleichen Pferden beobachtete und durch
deutliche Abbildungen anschaulich gemachte, Dar-
stellung der auffallenden nachtheiligen Veränderun-
gen fortgesetzt, die der frühe Beschlag zumahl
auf der Hornsohle des Hufes hervorbringt, und
wie dadurch die zum freyen und sichern Gange
des Pferdes so wichtigen Theile an derselben all-
gemach entstellt, und ihre Functionen erschwert
oder gehemmt werden. Die daraus entstehenden
Fehler von Steifheit oder aber krankhafter Em-
pfindlichkeit etc. des Fußes kannte jeder Reiter,
Kutscher, Hufschmidt, ohne ihren Sitz und Ursache
zu ahnen: und eben diese Unkunde veranlaßt
einerseits so manche mehr schädliche oder höch-
stens als Palliativmittel nur auf kurze Dauer Er-
leichterung schaffende Operationen der Hufschmiede
mit ihrem Wirkmesser, und anderseits so manche
grausame, unverdiente und doch durchaus frucht-
lose Mißhandlungen gegen die Pferde, die der
Verfasser im vollen Gefühl des Gerechten rügt,
der sich seines Viehes – und obendrein eines so
wichtigen und kostbaren – erbarmt. Mehrere,
theils selbst kostbare, Versuche des Verfassers,
eigens dazu erkauften, übrigens schönen, Pferden
zwischendurch den Beschlag abzunehmen, und sie
ohne denselben geraume Zeit auf die Weide zu
thun und dergl. mehr, vermochten doch nicht, die
einmahl durch den Beschlag verursachten Nach-
theile wieder zu heben. – Critische Prüfung
und Vergleichung der mancherley neuerlich vor-
geschlagenen und theils in Gebrauch gekommenen
[Seite 227] Arten von Hufeisen, und Würdigung ihrer Vor-
züge oder Nachtheile. – Wie tief die Folgen
des vorzeitigen Beschlages selbst in die Bildung
des Hufknochens eingreifen, zeigen ein paar
treffliche Vorstellungen dieses sonderbaren Knochen
von einem Pferde, das nie Hufeisen getragen,
zur Vergleichung mit dem von einem, das von
Jugend auf beschlagen gewesen. (– Gerade so,
wie sie der Rec. an vollkommen gleichen Mustern
in seiner Sammlung vor sich hat. –) Die nor-
male Textur dieses Knochen, die hier zuerst recht
meisterhaft genau beschrieben wird, wie sie sich
im ersten Falle verhält, und dann in ihrer Art
zu den ausgezeichnet saubersten Knochengebilden
gehört, ist im letztern kaum mehr zu erkennen.
Aber auch seine ganze Form wird allgemach ent-
stellt. – Genaue Entwickelung der Entstehung
des Vollhufes und seiner mancherley Arten und
Zufälle, durch Fehler des Hufknochens veranlaßt. –
Eben so genaue Beschreibung eines wichtigen,
bisher, wie es scheint, von den Hippotomen und
Veterinar-Aerzten unbeachteten, Theils, nähmlich
der elastischen, häutig-sehnichten Lage oberhalb
des Hornstrahls. – Eben so über die nicht sel-
tene Verknöcherung der Ringknorpel. – Auch
von den weichen Blättern, die sich von den flei-
schichten Umgebungen des Hufknochens zwischen
die blättrigen Fächer der innern Hornwand er-
strecken, ist behauptet worden, daß man sie ver-
knöchert
gefunden habe. Dem Verfasser ist das
zwar nicht vorgekommen (– so wenig, als dem
Recensenten –), doch hält er es für wahrschein-
lich, und sich sogar dadurch in der Vermuthung
bestärkt, daß jene Blätter knorpelartig seyen.

Das ganze treffliche Werk führt zum Erweis,
wie vortheilhaft es sey, wenigstens die unerwach-
[Seite 228] senen Füllen unbeschlagen zu lassen. Nahmentlich
beruft sich der Verfasser auf das beyfällige Zeug-
niß der Veterinar-Aerzte bey zwey Regimentern
der horse guards, welche mehrere Hunderte ih-
rer noch jungen Pferde mit dem erwünschtesten
Erfolge für die Stärke und Gesundheit der Füße
ohne Beschlag aufwachsen lassen.

In einem gelehrten Anhange über die Geschichte
des Beschlags im Alterthum stimmt der Verfasser,
nach eignen Untersuchungen, der Meinung unsers
sel. Beckmann’s (im dritten Bande seiner Bey-
träge
zur Geschichte der Erfindungen) bey, daß
sich die ersten Spuren davon nicht über das neunte
Jahrhundert nach Chr. Geb. hinauf erstrecken.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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