Bey Vandenhoeck und Ruprecht: de oculo-
rum hominis animaliumque sectione horizon-
tali commentatio, quam in Georgia Augusta
pro obtinendis summis in medicina honori-
bus exhibuit Detm. W. Soemmerring.
1818. 80 S. in Fol. mit vier Kupfertafeln.
Der würdige Sohn des hochverdienten Zerglie-
derers liefert hier eine Inauguralschrift, welche
so wie die seines berühmten Vaters (– de basi
encephali 1778 im gleichen Verlage –) zu den
wichtigsten gehört, die auf unsrer Universität er-
schienen sind. Eine vollendete Musterarbeit in
vergleichender Anatomie, wo der ganze innere
Bau des Auges nach seinen bedeutungsvollen
Verschiedenheiten beym Menschen, bey 14 an-
dern Säugethieren (darunter Elephant, Kängu-
ruh, Luchs etc.), fünferley Vögeln (Straus, Gold-
adler etc.), eben so vielen Amphibien (Alligator,
Lac. monitor etc.), sechs Fischen (Cobitis
anableps u.a.m.), vier Insecten (der großen
Buschspinne etc.) und bey den Sepien beschrieben
[Seite 1042] und in natürlicher Größe – die kleineren In-
sectenaugen aber auch außerdem vergrößert –
mit bewundernswerther Treue, Klarheit und Ele-
ganz, nach den vom Verf. selbst gefertigten Zeich-
nungen abgebildet sind. Von den Thieren im-
mer die untre Halbkugel des linken Augapfels
im Querdurchschnitt, als in welchem die Lage,
Größe, Form und Verbindung der wichtigsten
Theile im Auge am besten mit Einem Blick zu
übersehen sind. Nur von der Cobitis anableps
ist es wegen ihres anomalischen Baues zwar eben-
falls nach der Achse aber in verticaler Richtung
vorgestellt.
Aber auch ein Wort insbesondere von der Isten
Tafel, einem Meisterstücke in seiner Art an ana-
tomischer Kunst so wie an Zeichnung und Stich.
Auch nach der Richtung der Augenachsen, aber
der Durchschnitt des ganzen Kopfs von ei-
nem 20jährigen ausgezeichnet hübschen Tyroler
Mädchen. Ein Blatt eben so vielseitig lehrreich
(– unter andern auch für ein Examinatorium –)
als lieblich. (– Das angenehme Gesichtchen con-
trastirt wundersam mit den cadaverosen Delin-
quentenköpfen mit Stachelbart und verzognem
Munde, wie sie auf einigen sonst gar braven
anatomischen Tafeln neuerer Zeit paradiren –).
Der reichhaltige Text zeugt durchgehends von
reifer umfassender Kenntniß, so wie von großer
Belesenheit, und enthält auch eine Fülle von
beyläufigen zweimäßigen Bemerkungen. Z.E.
bey Gelegenheit des sonst bildschönen Kopfs der
jungen Tyrolerin, von der auch hier, wie fast
allgemein bemerkbaren Asymmetrie der rechten
und linken Hälfte des Schedels und Hirns in
noch so wohlgeformten Köpfen, und daß die Ab-
weichungen meist übers Kreuz (decussatim)
gehen (– was Rec. immer für Eine Instanz
statt vieler gegen die Gallsche Organenlehre an-
[Seite 1043] gesehen hat –). So auch noch gar manches
über andrer Thiere Augen, außer den abgebilde-
ten. Und am Ende ein paar ausnehmend genaue
comparative Dimensionstabellen der Theile dieser
abgebildeten Augen von rothblütigen Thieren und
vom Tintenfisch.
Schließlich meint Rec. auch wohl das als ein
Zeichen der Trefflichkeit dieses Werks ansehen zu
dürfen, daß er nichts bedeutenders darin zu be-
richtigen gefunden als ad pag. 78 lin. ult. daß
nicht Trembley, sondern der Leidner Prof. Al-
lamand, der Uebersetzer von Türberv. Need-
ham’s Discoveries war.