Inzwischen bleiben für die nächsten drey Ter-
mine folgende ökonomische Preisfragen in ihrer
schon früher in diesen Blättern bekannt gemach-
ten Ordnung.
Nehmlich für den dießjährigen Novem-
ber:
Die Innerste, welche bey Langelsheim den
Harz verläßt, und dann ihren Lauf durch das
Hildesheimische nimmt, um sich bey Ruhte
mit der Leine zu vereinigen, führt von den
Abfällen der am Oberharze an ihr liegenden
Poch- und Hüttenwerke viele Theile mit
sich fort, wodurch nicht allein ihr Wasser
gewisse nachtheilige Eigenschaften zu erhal-
ten scheint, sondern wodurch auch besonders
die in ihrer Nähe liegenden Wiesen und an-
dere Ländereyen mit sehr unfruchtbaren, der
Vegetation schädlichen Theilen über-
schwemmt werden, wodurch jährlich der Er-
trag eines sehr großen Areals bedeutend ver-
mindert wird, wie solches mit Mehrerem
aus einem diesen Gegenstand betreffenden
schätzbaren Aufsatze im 28. Stücke des Han-
növerschen Magazins für 1818 zu erse-
hen ist. Es sind bereits zu verschiedenen Zei-
ten Mittel vorgeschlagen, um jenem großen
Uebel zu steuern, gegen deren Anwendbar-
keit man aber mit Recht Zweifel erhoben hat.
Man wird auch wahrscheinlich nicht eher
zweckmäßige Vorkehrungen zur Verminde-
rung des durch die Innerste bewirkten Scha-
dens auffinden, bevor man nicht eine gründ-
[Seite 1217] liche Einsicht in die Natur desselben erlangt
hat. Es ist aber bis jetzt nach nicht einmahl
entschieden, ob die Innerste allein durch die
sogenannten After (die Abfälle von den Poch-
werken) welche durch sie aufgeschwemmt
werden, oder auch durch ihr Wasser, wel-
ches vielleicht schädliche Theile chemisch auf-
gelöst enthält, schade; ob die After bloß me-
chanisch, oder ob sie auch durch ihre Be-
standtheile nachtheilig einwirken u.s.w.
Die Königliche Societät d.W. ver-
langt daher, um die Aufklärung dieser
Sache und wo möglich die Auffindung
wirksamer Mittel gegen das große Ue-
bel, welchem die Landwirthschaft einer
Provinz des Königreichs Hannover fort-
während ausgesetzt ist, zu veranlassen,
eine gründliche Untersuchung der Ursachen
des Schadens, den die Innerste den an-
gränzenden Ländereyen auf ihrem Laufe
durch das Hildesheimische zufügt, nebst
Vorschlägen zu wirksamen und im Gro-
ßen ausführbaren Maßregeln, um dem-
selben so viel wie möglich Einhalt zu
thun.
Was die zu erwarteten Vorschläge betrifft, so
würde dabey unter andern zu berücksichtigen
seyn:
Für den Julius künftigen Jahres:
Der Mangel sehr feuerfester Schmelzge-
fäße, welche höhere Hitzgrade als z.B.
die bekannten Almeröder Tiegel aushal-
ten können ohne zu schmelzen, ist in man-
chen Gegenden von Deutschland, bey ver-
schiedenen technischen Anwendungen, sehr
fühlbar. Die Erfahrung lehrt, daß Talk-
erde die Feuerbeständigkeit des Thons sehr
zu vermehren vermag und es frägt sich,
ob nicht etwa die aus den Mutterlau-
gen von der Rochsalzsiedung auf manchen
Salinen in Menge darstellbare kohlensaure
Bittererde oder Talkerde haltige Fossilien,
wie u.A. der Serpentin, mit Vortheil als
Zusatz bey der Fabrication solcher Schmelz-
gefäße angewandt werden könnten?
Die Königl. Societät d.W. macht daher zum
Gegenstande einer Preisaufgabe:
Eine auf Versuche gegründete Beantwor-
tung der Frage: wie die auf den Salinen
zu gewinnende kohlensaure Talkerde, oder
andre Talkerde haltige Körper, zur Ver-
fertigung sehr feuerfester Schmelzgefäße
mit Vortheil benutzt werden können?
Wobey die Königl. Societät d.W. erwartet,
daß der Anleitung zu Anfertigung derselben,
[Seite 1219] Proben von dem nach derselben bereiteten
Schmelzgeräthe zur Prüfung beygefügt wer-
den.
Für den November desselben Jahres:
Die mechanische, maschinelle Bearbeitung
des Flachses Statt der bisher üblichen Ro-
tung oder Röstung desselben, fesselt gegen-
wärtig die Aufmerksamkeit der deutschen
Landwirthe im hohen Grade. Eine un-
parteyische, vollständige und richtige Ab-
wiegung der Vortheile oder Nachtheile die
mit der einen oder anderen dieser Methoden
verknüpft sind, wird erst in der Folge mög-
lich seyn, wenn eine bedeutende Samm-
lung unzweydeutiger Erfahrungen zu Ge-
bote stehet und alte Gewohnheit und Vor-
urtheile auf der einen Seite so wie eine zu
lebhafte Hinneigung zum Neuen auf der an-
deren überwunden seyn werden. Eine sol-
che Beurtheilung wird aber überall nur dann
gründlich seyn können, wenn sie sich auf
eine genaue Kunde der Veränderungen stützt,
die bey den verschiedenen Zubereitungsar-
ten mit dem Flachse vorgehen und der Eigen-
schaften, welche der Flachs dadurch erlangt;
wiewohl außerdem noch manche andere
Dinge dabey zu berücksichtigen sind. Läug-
nen läßt es sich nicht, daß dieser Gegenstand
im Allgemeinen und besonders auch für das
Königreich Hannover von großer Wichtig-
keit ist. Die Königliche Societät der Wis-
senschaften wünscht daher ihrer Seits zur
künftigen, richtigen Würdigung der Sache
beyzutragen, indem sie folgende Aufgabe
zum Gegenstande einer Preisbewerbung
macht:
Eine gründliche Nachweisung der Verän-
derungen, welche der Flachs bey den ver-
schiedenen Arten seiner Zubereitung durch
das Roten oder auf dem bloß mechani-
schen Wege erleidet, nebst einer genauen
Untersuchung und Vergleichung der in
Beziehung auf die weitere Verarbeitung
wichtigen Eigenschaften des nach den ver-
schiedenen Methoden bearbeiteten Flach-
ses.
Die K.S.d.W. wünscht, daß dabey die in
verschiedenen Gegenden üblichen Processe
der Wasser- und Thauröste einer Prüfung
unterworfen werden, wobey es erforder-
lich ist, daß die Veränderungen welche da-
rin mit dem Flachse vorgehen nicht bloß,
wie solches schon oft geschehen, im Allge-
meinen nachgewiesen, sondern mit Ge-
nauigkeit chemisch verfolgt werden, welches
bisher nicht genügend geschah. Eben so ist
es in Hinsicht der bloß mechanischen Bear-
beitung erforderlich, die verschiedenen Mo-
dificationen der dazu in Vorschlag gebrach-
ten Mittel zu prüfen. Sodann sind die
Eigenschaften des auf verschiedene Weise
zubereiteten Flachses durch genaue Beobach-
tungen und Versuche vergleichend auszumit-
teln und zugleich sowohl die Quantität der
erhaltenen Producte als auch die Abfälle
nach ihrer Natur und Benutzungsfähig-
keit, so wie auch die Beschaffenheiten der
durch weitere Verarbeitung des Flachses er-
haltenen Fabricate zu berücksichtigen. Es
versteht sich dabey von selbst, daß, um zu
sicheren Resultaten zu gelangen, der zu den
vergleichenden Untersuchungen bestimmte,
rohe Flachs von einer und derselben Quali-
tät seyn müsse.
Um die Beantwortung dieser Preisfrage
zu erleichtern, will die K.S.d.W. sie
nicht ausdrücklich auch auf den Hanf aus-
dehnen; es wird indessen gern gesehen wer-
den, wenn von den Preisbewerbern die
Behandlung dieser Pflanze mit berücksich-
tigt wird.
Für den Julius 1822 wird wie gedacht die
nachstehende Preisfrage vom neuem, und zwar
mit Verdoppelung des dafür bestimm-
ten Preises in der Maße aufgegeben, daß im
Fall Eine genügende und die andere überwie-
gende Schrift einkommt, ihr Verfasser den dop-
pelten Preis, also vier und zwanzig Du-
caten erhalten soll. Falls hingegen zwey
gleich gute einlaufen, jede derselben mit dem
sonstigen einfachen Preise von zwölf Duca-
ten honorirt werden wird.
Die Verf. der schon eingesandten Concurrenz-
Schriften können Abänderungen derselben, oder
Nachträge dazu einschicken; auch wenn sie es nö-
thig finden sollten, eine Abschrift ihrer frühern
Abhandlungen von hier aus besorgen lassen.
Die Aufgabe selbst ist folgende:
Da das Zusammentreffen verschiedener
Umstände bewirkt, daß der Betrieb der Berg-
werke am Oberharz gegenwärtig nicht mehr
so schwunghaft seyn kann, als er es vormahls
war; und da die allmählige Verminderung
der Erze, falls nicht etwa unerwartet neue,
große Anbrüche entdeckt werden sollten, eine
Einschränkung des Betriebes und dadurch die
Verminderung einer Haupterwerbsquelle
für viele Menschen nothwendig zur Folge ha-
ben muß; so ist es gewiß gerathen, bey Zei-
ten zu untersuchen: welche Arten von Ge-
werben sich am besten dazu eignen dürften,
um am Oberharz neben den eigentlichen
[Seite 1222] Bergmännischen Gewerben mit Vortheil be-
trieben zu werden, und welche Mittel am
dienlichsten seyn möchten, um solche neue
Gewerbe dort mit Glück einzuführen. Die
Königl. Societät d.W. bestimmt daher,
um ihrer Seits dazu beyzutragen, die Auf-
merksamkeit auf diesen, für jeden Freund des
Vaterlandes und jener merkwürdigen Ge-
birgsgegend insbesondre, so wichtigen Ge-
genstand zu leiten, zur Preisaufgabe, die
beste Beantwortung der Frage:
Welche Arten von Gewerben sind in Hin-
sicht auf die natürliche Beschaffenheit und
die übrigen Verhältnisse des Oberharzes
am Mehrsten dazu geeignet, neben den ei-
gentlichen Bergmännischen Gewerben, ei-
nem Theile der dortigen Einwohner einen
angemessenen und dauernden Unterhalt zu
verschaffen, und durch welche Mittel wür-
de dort solchen neuen Gewerben am leichte-
sten Eingang verschafft werden können?
Der auf jede dieser Preisaufgaben ausgesetzte
Preis ist von zwölf Ducaten.
Die Concurrenz-Schriften für die Juliusauf-
gaben müssen vor Ablauf des Mayes, und
die für den November vor Ende des Sep-
tembers jedes Jahrs postfrey eingesandt seyn.