In derselben Sitzung ward der Kön. Societät
auch ein Aufsatz des Hrn. Oberstaabschirurgus
Dr. Spangenberg’s zu Hannover über die
Natur der sogenannten Luftstreifschüsse vor-
gelegt. Erst genaue Schilderung der Erscheinungen,
die sich dabey am Körper zeigen. Wie dann die meist
schon matten Kanonen- und Haubitzenkugeln schwere
oft tödtliche Verletzungen, verderbliche Zerstörung
der innern Theile, der Eingeweide, Muskeln etc. selbst
der stärksten Knochen – und das ohne sichtliche äußere
Verwundung, verursachen. Dann kritische Prüfung
der mancherley theils seltsamen und durchgängig un-
zureichenden Hypothesen, die seit 60 J. zur Erklärung
des wichtigen Phänomens aufgestellt worden. Com-
pression der Luft, allein oder in Verbindung mit ei-
nem vermeinten dahinter entstehenden luftleeren
Raume; electrische Wirkung; Anhäufung von Wär-
mestoff; Gegenschleudern zerschossener Balken,
Masten, Gewehre etc.; körperliche und geistige
Anstrengung der Getroffenen, und was dergl.
mehr ersonnen worden. Dagegen behauptet der
Verf. aus physisch-mechanischen Gründen die
wirkliche Berührung der schief auftreffenden und
wieder abprellenden Kugel, nach den Gesetzen
[Seite 1344] der Wurf- und Schwerkraft, zumahl aber ihrer
Centrifugalkraft, nahmentlich bey den Haubitzen-
kugeln, als bey welchen wegen ihres dicken Bo-
dens der Schwerpunct nicht im Centrum liegt.
Dieß alles im Verhältniß zu der verschiednen
Widerstandskraft nach Verschiedenheit der Orga-
nisation des getroffenen Theils.