Herr Hornemann ist glücklich in Cairo, dem ersten Haupt-
Orte seiner Bestimmung angekommen, und hat mich von da-
her mit einem mir sehr interessanten Briefe vom 14ten Oct.
vorigen Jahres erfreut.
Da er in Marseille kein Schiff fand, das geradezu nach
Alexandrien gehen wollte, aber eins, das für Cypern segelfer-
tig lag, von wannen, zumahl um die Zeit, häufig Fahrzeuge
dorthin abgehen, so bedung er sich auf dasselbe, das dann den
11ten August seine Anker lichtete.
Die Fahrt ging an der westl. Küste von Sardinien hinun-
ter, zwischen ihr und der an ihrer süd-westl. Ecke liegen-
den Insel St. Pietro hindurch, dann gegen das Cap Bona an der
afrikanischen Küste, wo also unser Reisender zuerst den Welt-
theil erblickte, dessen Inneres er bald zu besuchen gedenkt. –
So Malta und Candia vorbey, bis er nach einer zwanzigtägi-
gen Fahrt am letzten August auf der Rhede von Lernica in
Cypern landete. Hier erfuhr er, dass bald aus einer andern
Bay der Insel, nämlich bey Cap Caroubé, ein venetianisches
Schiff nach Alexandrien abgehen werde; er nahm daher am
dritten Tage ein Boot, womit er nach zwey Tagen an dieses
Cap gelangte, das zwar einen guten Anker Platz, ausserdem
aber weder Stadt noch Dorf, und seinen Namen von der Menge
Johannisbrod hat (– arabisch Charoub, ceratonia filiqua
Linn. Siliqua dulcis officin. –) das daselbst wachst, und
womit viele Schiffe befrachtet werden. Wie sehr aber diese
berufene Insel auch an bessern Lebensmitteln Überfluss hat,
ergibt sich aus den Preisen derselben: Das Pfund Trauben,
Pfirschen, Abrikosen oder Feigen kostete einen Pfennig (näm-
lich drey Pfund einen Para) das Pfund Fleisch 6 Pfennige.
[Seite 369] Nur Geflügel war theuer. Ein Huhn 6 bis 8 ggr. – Mehr
aber als aller jener Segen musste Herrn Hornemann die frühe
Pubertät und die ganz ausnehmende Wohlbeleibtheit der dasi-
gen Frauenzimmer auffallen.
Nach einigen Tagen gings erst noch nach Limosol und von
da endlich den 10ten Sept. gerade nach Alexandrien, wo er
beym englischen Consul logirte, und, ohngeachtet man um
diese Jahrszeit wegen der Araber aus den Wüsten, die nahe
um die Stadt schwärmen, sich nicht zu weit aus derselben wa-
gen darf, doch seinen zehntägigen Aufenthalt zu mineralogi-
schen Untersuchungen der dortigen Gegend benutzte.
Durch den sonderbarsten Glückszufall traf er in einem
dasigen Kloster einen alten freundlichen Mönch, Pater Christia-
nus, von Geburt einen Deutschen, der aber jetzt besser ara-
bisch als deutsch spricht, und der auch nach Cairo reist und
einige Monate daselbst bleiben wird.
Herr Hornemann verliess Alexandrien den 21ten Sept. und
kam den 27ten über Rosette auf dem Nil (gerade also um
die Jahrszeit, da dieser berühmteste aller Ströme der Erde am
höchsten steht) in Cairo an.
Hier fand er einen Bekannten von mir, Herrn Major
Schwarz, der mit Hrn. Hope die Levante bereist hat, und
machte gleich mit diesen einen Abstecher nach den Pyramiden
bey Gize (Dsjîse).
Ich hoffe den Herrn Major bald hier zu sehen, der mir
Proben von den Steinarten der Pyramiden selbst und der dasi-
gen Gegend für meine Sammlung mitbringen wird.
Während nun Herr Hornemann in Cairo seiner Instruction
gemäss erst vorläufig so viel Nachrichten als möglich vom in-
nern Afrika sammelt, bis er sichere Gelegenheit gefunden hat,
mit einer Negergesellschaft nach Cashna abzugehen, ist indess
der andere Reisende, den die African Association zur Untersu-
chung des westlichen Theils jener unbekannten Weltgegend
vom Gambia aus gen Tombuctu gesandt hatte, Hr. Mungo
Park, von seiner wichtigen Sendung glücklich nach England
zurückgekommen!
Er hatte, wie mir Herr Baronet Banks unterm 8ten Jan.
meldet, sich über zwey Jahre lang ohne einen europäischen
Gefährten, und den grössten Theil dieser Zeit hindurch sogar
ohne allen Begleiter, aufgehalten, da ihn seine schwarzen
Dolmetscher und Bedienten aus Furcht verlassen hatten.
Es ist nun durch seine Untersuchungen ausgemacht, dass
der Joliba (der Niger der Alten) allerdings seinen Lauf nach
Osten nimmt. Er hat ihn als einen schiffbaren Strom 200 engl.
Meilen weit, nämlich bis zwey Tagereisen vor Genné (oder
Jeenie) und vierzehn Tagereisen von Tombuctu, verfolgt;
hat aber nicht wagen dürfen, diese beyden Städte selbst zu
besuchen, weil man ihn versicherte, dass sie unter der Herr-
schaft von Muhamedanern stehen, die sicherlich jeden einzelnen
Christen ermorden würden, der ihnen in die Hände fiele.
Er hat gefunden, dass der schiffbare Theil des Joliba nicht
weiter als etwa 28 Tagereisen (one month’s journey) von dem
schiffbaren Theil des Gambia entfernt, und das dazwischen
liegende Land in hohem Grade cultivirt ist. Denn da die nörd-
lichern Gegenden, die von Arabern bewohnt werden, zum
Getreidebau zu sandig sind, so müssen diese ihre Frucht von
den Schwarzen kaufen, die in der fruchtbaren Nachbarschaft
jener Ströme wohnen, wo die Erndte weit ergiebiger ist, als
dass sie von den Einwohnern consumirt werden könnte.
So hat folglich die Association nun schon einen Weg ins
innere Afrika geöffnet, der zwar nicht von einem einzelnen
Reisenden verfolgt werden kann (– denn was Herr P. auf
dieser Versuchsreise ausgestanden, lässt sich daraus ermessen,
dass mir der Herr Baronet schreibt, es übersteige alles, was er
von Abentheuern der Art je gelesen –) aber wol durch ei-
nige bewaffnete Mannschaft. Denn aus allem ergibt sich,
dass einige wenige rüstige und beherzte Soldaten mit Boot-
Zimmerleuten; damit sie sich gehörigen Orts einschiffen kön-
nen, gar leicht im Stande seyn werden, ins Herz dieses bis
jetzt so unzugänglich gebliebenen Welttheils zu dringen.
Zuförderst wird eine vorläufige Nachricht von dieser äu-
sserst merkwürdigen Reise für die Mitglieder der Association
[Seite 371] gedruckt werden, wovon ich durch die Güte des Hrn. Baronets,
sobald sie erscheint, einen Abdruck zu erhalten Hoffnung habe.
Aber auch die ausführliche Reisebeschreibung wird schon
zum Druck bereitet. Herr Major Rennell ist mit den geogra-
phischen Resultaten beschäftigt, die sich hoffentlich ganz ge-
nau sollen ziehen lassen, da Herr P. Breiten zu bestimmen
im Stande war, und seine Instrumente sämtlich bis Yarra,
einige aber auch die ganze Reise hindurch benutzen konnte.