Göttingen, den 18 Jan. 1799.
Der strenge Frost, der so lange die Ankunft der Engli-
schen Posten verhindert hat, ist auch Ursache, dass ich erst
heute ein Schreiben des Baronet Banks vom 11 Dec. erhalte,
worin er mir die neuesten Nachrichten von Hornemann mit-
theilt.
Der Brief, den dieser an Banks geschrieben, ist aus Cairo
vom 31 August. Er befand sich da noch immer gesund und
wohl, und war, – wie sich B. ausdrückt – noch völlig so
eifrig als je, um seiner Mission Ehre zu machen und die
Hoffnungen zu erfüllen, die seine Freunde zu Göttingen und
in England in ihn gesetzt haben.
Er war in Cairo, als die Französische Armee daselbst ein-
rückte, und ward sogleich nebst allen übrigen dort befindli-
chen Franken in die Festung gebracht, um vor der Wuth der
aufgebrachten Einwohner gesichert zu seyn.
Als er wieder auf freyen Fuss kam, ward er bald mit
Monge und Berthollet bekannt, die ihn sogleich dem General
Bonaparte vorstellten. Dieser empfing ihn mit der grössten
Aufmerksamkeit und Achtung; nahm ihn, so lange er sich in
Cairo aufhalten würde, in seinen Schutz: bot ihm, falls er
verreisen wollte, Pässe an, und sogar Geld, wenn er dessen
benöthigt seyn sollte.
Schon vor Ankunft der Franzosen hatte Hornemann seinen
Reiseplan festgesetzt, dem zu Folge er unter dem Character
als Muhamedanischer Kaufmann mit der Fezzan-Karavane
zu gehen gedenkt. So bald er also Bonaparte’s Schutz hatte,
so eilte er aus Cairo, um nur erst seine Fezzaner Freunde und
künftigen Reisegefährten wieder aufzusuchen, die bey Annä-
herung der Französischen Armee aus der Stadt geflüchtet wa-
ren, nach und nach aber wieder zurückkehrten, da sie die
neuen Einrichtungen der Franzosen und die Zusage von Schutz
und Sicherheit erfuhren, die diese den sich ruhig verhalten-
den Einwohnern versprachen. So ward denn der 12 Sept. zum
Aufbruch der Karavane bestimmt. Hornemann zog seine Gel-
der auf die Association, um sich als Kaufmann mit Kamelen,
Pferden und Waaren zu versorgen, gerade so viel, als un-
umgänglich nöthig war; aber doch, dass er den mindestbemit-
telten bey der Karavane vorstellt, um so wenig als möglich
etwa die Habsucht seiner Gefährten zu reizen.
Er hat in Aegypten die Bekanntschaft eines Deutschen ge-
macht, der sehr gut Arabisch und Türkisch spricht; schon
Vorlängst zur Muhamedanischen Religion übergetreten, und
schon dreymahl in Mekka gewesen ist; jetzt aber willens war,
nach Europa zurückzukehren. Doch liess er sich bereden,
dafür lieber die Afrikanische Reise mitzumachen, und so sind
die beyden Landsleute mit einander abgereist. Hornemann ge-
denkt von Fezzan nach Cashna zu gehen, und dann aus dem
Herzen von Afrika mit der besten Gelegenheit, sey’s westlich
über Senegambien, oder östlich durch Aethiopien zurück zu
kehren. Banks erhielt Hornemann’s Brief unter Bonaparte’s
officiellem Siegel, und – sagt er – ‘„es würde ungerecht seyn,
[Seite 195] wenn ich nicht zur Ehre der Französischen Nation bemerkte,
dass dieser Brief, der mitten durch die Gebiete der Republik
passirt ist, mir uneröffnet und aufs unversehrteste durch
den Französischen Agenten, der sich wegen der Kriegsgefan-
genen hier in London aufhält, eingehändigt worden.”’