XII.
(Der Aehnlichkeit der Materie wegen,
zum Theil auch zur Bestätigung des
vorhergehenden füge ich eine Anzeige
aus den Götting. gelehrten Zeitungen,
47 Stück, den 26 März, 1785 bey.)

In der Versammlung der Königl. Societät am
12 Februar, zeigte der Hr. Prof. Blumenbach
einen Wassersalamander der größern Art (Lacerta
lacustris) vor, dem er auf Veranlassung eines
nur nicht genug bestimmten Versuches des Herrn
Bonnet (Oevr. d’hist. nat. T.V.P. I. 355)
im May vorigen Jahres das linke Auge exstripirt
hatte, und das nun jezt eben in voller Repro-
duktion stand. Dreyen dieser Thiere, welchen er
um die gleiche Zeit den ganzen bulbus beym Ein-
tritt des Gesichtsnerven in die harte Haut ausge-
nommen hatte, ward nichts einem wahren Auge
ähnliches wieder ersetzt; sondern aus dem Reste
des Nervus optikus wuchs ein weißlicher, und
wie die nachherige Zergliederung lehrte, ganz dich-
ter Schwamm, der die Augenhöhle füllte, wobey
die Thiere selbst aufschwollen, und hinnen einigen
Monaten starben. In dem gedachten vierten
[Seite 140] Wassersalamander hingegen, hatte er erst die Horn-
haut geöffnet, die Linse und übrigen Feuchtigkei-
ten auslaufen lassen, und denn die zusammenge-
fallnen Häute bis auf ein kleines Stück davon,
das er im Hintergründe am Augennerven sitzen
lassen, ausgeschnitten. Bey der genauen Untersu-
chung jenes ausgeschnittnen größten Theils in rei-
nem Wasser, fand er, daß derselbe wenigstens 4/5
des ganzen Augapfels betrug, und den ganzen
Augenstern, und das ganze Strahlenband enthielt;
so daß folglich das zurückgebliebne 1/5 nichts als
den kleinen Rest der 3 großen gemeinschaftlichen
Häute des bulbus ausmachte.

Die Augenhöhle schien bey diesem Thiere in
den nächsten Monaten von den Augenlidern wie
bedeckt; aber schon im November fingen diese an,
sich wieder zu öffnen, und es zeigte sich dann an-
fangs ein milchblauer Körper, der nun mit An-
fang dieses Jahrs immer deutlicher zu einen wah-
ren neu producirten Auge ausgebildet ward. Noch
ist es freylich weit kleiner, als das andre natür-
liche; auch die Hornhaut ist minder gewölbt, und
etwas trübe; aber man kann sehr deutlich hinter
derselben den neu ergänzten goldnen Augenstern,
und die Sehe darinnen unterscheiden. Wenn es
zu seiner gehörigen Größe gelangt, so gedenkt der
[Seite 141] Hr. Prof. dem Thiere dann das gesunde Auge aus-
zustechen, um zu erfahren, ob es mit diesem neu
erzeugten auch wirklich sehen kann.

Zugleich ließ der Hr. Leibmed. Michaelis der
Societät eine Nachricht von der ihm gelungen Ner-
venreproduction vorlegen, woraus wir das wesent-
liche mit seinen eignen Worten, mittheilen. Der
Hauptversuch war der: ich entblößte den neruus
phrenicus eines Hundes, aus dem ich vor vier
Wochen ein, einen starken Zoll langes Stück aus-
geschnitten hatte, und fand, wie gewöhnlich eine
dem übrigen Nerven völlig ähnliche nur etwas
dünnere regenerirte Substanz, und als ich den
von allen andern Theilen sorgfältig lospräparirten
Nerven, über, unter, oder an der regenerirten
Stelle mit der Pincette kneipte, empfand der Hund
nicht nur heftige Schmerzen, sondern bekam auch
die stärksten Convulsionen des Zwergfells.