Aechter Cortex Winteranus aus der Magellanischen
Strasse, wovon ausser den Stükken in der Südländischen
[Seite 104] Sammlung, auch noch andere vom Herrn Professor
Büttner hier sind, der die seinigen noch von Alb. Seba
erhalten hat. Ueber die Geschichte dieser vom Kapitän
Johann Winter*) im Jahr 1578 entdekten, von allen
Schriftstellern der Materia medika dem Namen nach an-
geführten, und doch von so wenig gesehenen, sondern
fast durchgehends mit dem weissen Zimmt verwechselten
Rinde; über ihre chemische Analyse; und über die bota-
nische Bestimmung des nun vom ältern Herrn Professor
Forster mit dem Namen Drimys Winteri belegten Baums,
wovon sie genommen wird; verweise ich an die unten ge-
nannten Schriftsteller.**)
Alle Stükke, die ich von der Rinde vor mir habe,
find von dunkler rothbrauner Farbe, auf der äussern
Fläche theils graulicht und bemoost, auf der innern aber
nach der Splint zu, theils heller, fast Zimmetfarben.
Sie ist meist eben so hart, als der weisse Zimmt, aber
nicht so dicht und nicht so spröde, sondern weit zäher,
läßt sich schwerer stossen u.s.w. Sie riecht auch dann
nicht so gewürz nelkenhaft, wie der weisse Zimmt, son-
dern vergleichungsweise eher etwas harzicht. Sie
brennt ferner mit lichter Flamme, und weit lichter und
anhaltender, als jener. Und endlich läßt sich auch von ihr
[Seite 105] weit mehr als von jenem in Weingeist auf. Ihr Ge-
schmak ist bitter und scharf; für einige Minuten recht
brennend und hinterläßt noch geraume Zeit nachher die
Empfindung einer merklichen Wärme im Munde.
Was ich vom verschiedentlichen Nuzzen der Rinde
oder des Baums bei einigen Reisebeschreibern gefunden,
ist folgendes:
Die Wilden an beiden Küsten der Strasse brauchen
die jungen Bäumchen zu Lanzen, die sie mit einer Spizze
von festem Holze schüften.*)
Seb. de Weert, Oliv van Noort etc. etc.**)
brauchten den Baum zu Bauholz, davon sich nach Ritter
Narboroughs Versicherung Stämme von 40 Zoll im
Durchmesser finden.
Von vielen Seefahrern, die die Strasse besucht,
sind die Blätter und Rinde statt Würze***) ans Essen,
besonders zu den Muscheln etc. gebraucht worden. Vor-
züglich die Kerne in den Beeren, die dem besten Pfeffer
am Geschmak äneln.****)
Eben so hat man die Rinde ins Trinkwasser gelegt,
das dadurch angenehme Farbe und Geschmack erhält.a)
Als Arznei ist sie bekanntlich am häufigsten gegen
den Scharbok gebraucht, und allgemein würksam befun-
den worden.b)
G. Handisyd gab sie, ebenfalls mit bestem Erfolg,
gegen die heftigen Folgen des Genusses von Seelöwenfleisch,
das den Kranken die Haut in grossen Stükken vom Leibe
fallen machte etc. und brauchte auch die Blätter zu Fomen-
tazionen.c)
Diese Rinde, nebst der im I. Stück dieses Magazins beschriebe-
nen neuen Art Drachenblut ist aus der ihrer Vollständigkeit we-
gen so einzigen, grossen Sammlung von Südländischen Seiten-
heiten, die auf den drei grossen Reisen des unvergeßlichen Kapi-
tän Cook gesammelt, und von Sr. Majestät, dem König, aus
Museum zu Göttingen geschenkt worden.
s. the voyage, of Mr. IOHN WINTER into the South-
Sea &c Writen by Edw. Cliffe, in HAKVYT’S. collect.
p. III. p. 748 u.s.f.
CLVSII exot. p. 75. Angl. mit p. 78 und 324. Sloane
in den philos. Transact. Nro. 204. S. 92 u.f. Fothergill,
Solander und Morris in den medical. obs. by a Soc. of
Physic in Lond. Vol. V. S. 41 u.f. Taf. 1. I.R. FOR-
STER nova gener. plant. Nro. 42. Der jüngere Herr Prof.
Forster in den nov. act. Upsal. Vol. III. S. 181. und LINNE
supplem. syst. vegetab p. 43. 269 u.f.
CLVSIVS l.c. vergl. mit des Wundarztes BARENT IANSZ
Verhael van SEBALD DE WEERT etc. Amst. 1600. 4to
transv. fol. D. 3. und E. 1.
Voyagie om den geheelen Werelt Cloot door OLIV. V.
NOORT. Rotterd. 1602. transv. p. 22.
Sr. Richard Hamkin’s voyage into the South Sea in Purchas
his pilgrimes. Vol. IV. p. 1390.