Eine halbwilde Schweinezucht auf Madera.
Die jungen Hausschweine werden nemlich markirt
und dann ins Holz gejagt, wo sie, sich selbst über-
lassen, ihrem Fraß nachgehen, der vorzüglich in Far-
renkraut-Wurzeln besteht. Mit der Zeit werden sie
dann von ihren Eigenthümern wieder aufgetrieben
und eingefangen.
Das Primordialfoßil eines der dasigen Vulkane,
worauf die älteste Lavaschicht ruhte, war Thon-Ei-
senstein. – Glasartige Laven und ächter Bims-
stein fanden sich nicht daselbst. Beyde aber auf dem
Pic von Teneriffa. Die ganze Bay von Funchal
scheint offenbar ein Segment eines großen Craters,
dessen übriger Rand in die See versunken war.
Auf Teneriffa finden sich jetzt nur noch wenige
Nachkommen der alten Guanchen, der Ureinwoh-
ner dieser Insel. Einer von ihnen, der einigen der
englischen Reisenden zum Wegweiser auf dem Pico
diente, war ein großer robuster Mann von festem
Knochenbau, mit stark ausgewirkten Gesichtszügen,
hochgewölbten Augenbraunen, prominirenden Backen-
Knochen, etwas flacher Nase und Lippen fast so stark
als bey den Negern. (– Ihre Haut-Farbe, die
ich hier nicht angegeben finde, ist, wie Glas in der
History of the Canary Islands versichert, weißer,
als bey den Spaniern in Andalusien –). Die
wilden Canarienvögel sind graulich mit einigen
gelben Brustfedern, die mit dem Alter zunehmen. –
Ihre Stimme soll noch anmuthiger seyn, die
von unsern domesticirten.
Ein Herr Johnstone, der den Pic bestiegen, be-
stimmt die Höhe desselben nach einer geometrischen
Messung auf 2023 Faden (= 12138 engl. Fuß).
Die Spitze des Pico ist durch einen 80 Fuß tie-
fen Kessel ausgehölt, der meist mit Schwefel bedeckt
ist (der mannichfaltigen Schattirungen dieses Schwe-
fels in meiner Sammlung habe ich in der fünften
Ausg. des Handb. der N. G. S. 630 gedacht. –)
An vielen Stellen kann man nicht eine Minute stille
stehn, so schnell dringt die Hitze durch die Schuhso-
len.
Durch den letzten Ausbruch dieses coloßalischen
Vulcans im J. 1704 ist der vormalige schöne Hafen
zu Garrachica so mit vulcanischen Producten ausge-
füllt worden, daß nun Häuser da stehn, wo vorher
Schiffe vor Anker lagen.
So fanden unsre Reisende nachher in Ostindien
den ehemaligen Hafen von Bautam nun großen-
theils von Polypen mit ihren Corallen verbaut!
Das paradiesische Clima von Teneriffa soll dem
insgemein so gepriesenen von Madera bey weitem
vorzuziehen seyn.
Auf der Capoverd-Insel St. Jago, die ihre
ersten Erfinder, des vielen Regens wegen, pluvialis
genannt hatten, war nun seit drey Jahren fast kein
Tropfen gefallen. (– Gerade an einer eben so lan-
gen schrecklichen Dürre hatte diese Insel gelitten, da
[Seite 20] unser Hr. von Wurmb im J. 1774. daselbst an-
kam. –) Das Elend und der Mangel, die daraus
entstanden, waren unsäglich. Und doch vegetirten
in diesem ausgedorrten Boden manche dort einheimi-
sche Gewächse aufs üppigste. Unter andern ein Bao-
bab-Baum (Adansonia digitata) dessen Stamm
56 Fuß im Umfang maß.
Zu Rio de Janeiro wird eine Cochenille gezo-
gen, die doch vom Coccus Cacti verschieden seyn
soll. Man wendet aber bey weitem nicht die Sorg-
falt darauf, wie in Mexico, folglich ist auch der Er-
trag ohne Vergleich geringer.
An dieser Küste von Brasilien treibt eine pri-
vilegirte Handelsgesellschaft starken Wallfischfang der
wahren Balänen mit Fischbein-Barden.
Caschelotte hingegen werden mehr auf der Süd-
See gefangen. Ein englisches Schiff, was von die-
sem Fang von daher zurück kam und in Rio de J.
einsprach, hatte 69 dieser köstlichen Ungeheuer auf-
getrieben, die 82800 Thaler werth waren. Im
Durchschnitt nemlich eins auf 1200 Th. gerechnet:
es giebt aber auch mit unter so große, daß eins der-
selben zu sechs tausend Thaler geschätzt werden kann.
In den Brasilianischen Demantgruben sollen,
wie hier gesagt wird, auf 10,000 Neger-Sclaven
[Seite 21] arbeiten. Auch soll neuerlich ein Demant gefunden wor-
den seyn, größer als irgend einer der bisher bekannten.
Da die Benedictiner in Rio bemerkt haben, daß
die Mulatten insgemein fähige offene Köpfe sind,
(endowed with much intelligence and inge-
nuity) so lassen sie nun manche davon studiren:
und schon hat einer von dieser gemischten Rasse neuer-
lich in Lissabon eine Professur erhalten.
Die eingebohrnen Brasilianer sind unter Mit-
telstatur, fleischicht, untersetzt, aber dabey flink;
haben wenig Bart und lange (long) schwarze Au-
gen, deren Blick sowohl, als die übrige Physiogno-
mie dieser Wilden durchaus nichts gemeines, oder
niedriges, oder blödsinniges anzeigt. Im Gegentheil
ist ihr ganzer Ausdruck verständig und bedeutend.
Auf der unbewohnten Amsterdam-Insel,
(ohngefähr in der Mitte zwischen dem Cap und der
S.W. Ecke von Neu-Holland) fanden die englischen
Reisenden fünf Abentheurer, die, um eine dort
häufige Robengattung zu schlagen, schon seit 5 Mo-
naten da gehaußt hatten, und noch 10 lange Mona-
te daselbst zu verweilen gedachten. Ein Handelsschiff,
das von Amerikanern zu Boston und von Franzosen
auf Isle de France in Compagnie ausgerüstet worden
war, und wechselsweise bald nach Nortka-Sund, und
[Seite 22] bald nach der Amsterdam Insel seegelte, um von
dort See-Otter-Felle, und von hier Robben-Häute
nach Schina zu bringen, hatte sie auf dieser Insel
zurückgelassen, um in neu gedachten 15 Monaten
25,000 Häute zusammen zu bringen. Die Englän-
der trafen jenes Schiff nachher bey Canton, und er-
klärten es, da sie indeß Nachricht von dem zwischen
Frankreich und England ausgebrochnen Kriege erhal-
ten hatten, für Prise, so, daß jene fünf armen Ein-
siedler nun, wer weiß wie lange, auf ihre Ablösung
werden warten müssen!
Die Robben-Gattung, derentwegen sie dahin ge-
kommen waren, soll her Linneische See-Bär, und
doch ein Weibchen davon nur höchstens 120 Pfund
schwer und 5 Fuß lang seyn. (– Die von Stel-
ler auf der Beringsinsel bey Kamtschatka beobachtete
und so meisterhaft beschriebne wahre Phoca ursina
wiegt auf 800 Pfund und ist 16 Fuß lang –).
Die Schinesischen Kürschner verstehen diese Felle auf
eine vortrefliche Weise zu bereiten, so, daß sie ihnen
das äußere lange grobe Haar benehmen, und blos
die darunter steckende zarte dichte sammetartige Wolle
stehen lassen.
Siedend heiße Quellen finden sich auf dieser vul-
canischen Insel. Und doch wucherten auf Schlamm,
der das Quecksilber zum Siedpunkt trieb, Marchan-
tien und Lycopodium.
Das benachbarte Gestein enthielt schönen Zeo-
lith.
Ueberall vulcanische Producte. In den Schich-
ten zu unterst glasartige Lava. Hierauf dichte;
dann schwammichte; hernach die vulcanische Asche,
und zu oberst eine Lage Pflanzen-Erde. Der große
Crater an der Ostseite der Insel übertrift den vom
Aetna oder Vesuv an Größe bey weitem.
In Batavia erhielten die Reisenden eine, wie es
scheint, noch nicht bekannte Gattung des Phasan-Ge-
schlechts. Schwarz, stahlblau schillernd, mit einem
braunrothen Streif um den Leib, der am Rücken ins
Feuerrothe spielt. Am nächsten kommt er dem pha-
sianus curvirostris.
Die Lava, die man dort statt Baustein brauch,
kommt aus dem Innern von Java, wo sich ein noch
rauchender Crater findet.
Auf Banda hat ein Vulcan vor einigen Jahren
große Verwüstung angerichtet, und hätte den Mus-
kat-Nuß-Baum aus der Schöpfung vertilgen können,
den die Holländer nun mercantilem Eigennutz in den
übrigen Molucken ausgerottet, und bloß auf dieser
einen Insel übrig gelaßen haben.
Försch’s abentheuerliche Erzählung vom vorgebli-
chen Giftbaum (Boa-upas) auf Java wird daselbst
mit denen in Münchhausens Reisen verglichen,
(– so weit hat sich also die Celebrität dieser, freylich
sehr originellen, Fictionen verbreitet –).
Die feinsten, weißen durchscheinenden Indiani-
schen Vogelnester werden von den Schinesen mit Sil-
ber aufgewogen. Die kleine Schwalbe (Hirundo
esculenta) bringt wohl zwey Monate mit Verferti-
gung dieses Nestchens zu. Dreymal im Jahr wer-
den die Nester aus den Felsen-Klüften und Hölen
von den Javanern eingesammelt, die sich von Kindes-
beinen an in diesem halsbrechenden Geschäffte üben:
und doch büssen viele ihr Leben dabey ein. Ehe sie aufs
Sammlen dieser Nester ausziehen, opfern sie, laßen
sich von ihren Priestern einseegnen etc.
In Cochinchina werden Elephanten geschlach-
tet. Doch nur für die Tafeln der Großen.
Bey großer Hungersnoth soll auch dort zuwei-
len Menschenfleisch auf dem Markte feil gewesen seyn.
Melkvieh kennt man gar nicht daselbst. Und auch
in Schina wird fast keine Milch oder Butter und
Käse genossen.
Zur Regenzeit, die sich in Cochinchina in den Herbst-
monaten einstellt, und sich nach dem Mondwechsel zu
richten scheint, strömt das Wasser von den Gebirgen
und überschwemmt das Land, wie der Nil Aegypten,
und macht es dadurch zu einem der fruchtbarsten auf
der Erde.
Genau und umständlich von der Weise, wie die
Schinesen ihren Mädchen in der ersten Kindheit die
Füße einzwängen, um sie so klein als möglich zu erhal-
ten. Die große Zehe bleibt frey, die übrigen viere
aber werden unterwärts geschlagen, und so der Fuß
aufs festeste eingebunden. Wir geben den Lesern hier
die genaue Abbildung eines schönen Schinesischen
Damen-Fußes nach einem vom Leben abgeformten
Gypsabguß zum besten. Taf. I. Solche Füsse sind bey
den Schinesen ein schlechterdings nothwendiges Erfoder-
niß zur weiblichen Schönheit. Ein in allen übrigen
Vorzügen noch so vollkommnes Frauenzimmer, die
aber das Unglück gehabt hätte, daß bey ihrer ersten
Erziehung dieser Fußzwang verabsäumt worden, wäre
eo ipso in ihrer eignen Familie so gut wie verbannt,
durchaus nicht producibel. Nur die ärmste Volks-
klaße ist von diesem Zwange befreyt, und die Man-
schurischen Weiber kennen ihn auch nicht.
Durch eine, gewißermaaßen ähnliche, Künsteley ha-
ben es die Schniesen dahin gebracht, daß sie sich mit-
[Seite 26] telst einer in dem Werke selbst genau beschriebnen
Procedur, Zwergbäume von Eichen, Fichten etc.
ziehen, die nicht über zwey Fuß hoch werden, und
doch das volle Ansehn, den ganzen Habitus von al-
ten bejahrten Baumstämmen in Mignatüre haben.
Dieß macht einen beträchtlichen Zweig ihrer Stuben-
gärtnerey aus, womit sie die Zimmer aufputzen.
Nützlicher ist die ihnen übrigens eben so eigne Er-
findung, die Hörner von Ziegen und Schaafen (–
ich vermuthe zumal die mächtig großen des Argali,
Capra Ammon –) durch Einweichen in heißem Was-
ser und andre Kunstgriffe in große dünne Blätter zu
spalten und diese dann selbst wieder an einander zu
fügen, zu krümmen u.s.w. und daraus ihre ausneh-
mend schönen hellen und dauerhaften Laternen von an-
sehnlicher Größe zu verfertigen.
In der Nachbarschaft von Peckin wird, so wie
in manchen Gegenden vom innern Hindostan, ein un-
reiner, natürlicher Salpeter statt des Kochsalzes an
die Speisen gethan.
Bekanntlich bringen Millionen Schinesen mit
Weib und Kind ihre Lebenszeit in kleinen Fahrzeu-
[Seite 27] gen (Junken), auf Flüßen und Landseen zu. Bloß
auf der Strecke des Pei-ho Fl. zwischen Tong-tschu-
fu und Tien-sing rechneten die Reisenden auf hun-
dert tausend solcher Wasserbewohner.
Die Mohrhirse (Holcus sorghum) scheint die
älteste Getraide-Art zu seyn, so im nördlichen Schina
gebaut worden.
Auffallende Wirkung der Sonne auf die Haut-
farbe bey denjenigen Schinesen, welche die kleinen
Schiffe ziehen, und dabey im Sommer meist bis an
den Gürtel nackt gehen. Da ist ihre Haut braun, wie
angelaufnes Kupfer (copper-coloured); und hin-
gegen an den Beinen, die sie nur dann entblößen,
wenn sie durchs Wasser waden, ganz weiß.
Auch die Schinesen wißen das trübe Wasser, so
mit dem aus den Flußbetten losgeschlemmten Thon
vermengt ist, gleich dadurch klar und trinkbar zu ma-
chen, daß sie ein Stück Alaun in ein mit Löchern
durchbohrtes Bambusrohr werfen, und mit diesem
Rohr das Wasser ein paar Minuten lang umrühren;
so verbindet sich der Alaun mit der Thon-Erde und
diese wird dadurch zu Boden gefällt.
Bey Peckin wird ein Polygonum gebaut, dessen
Blätter eine dem Indig ähnliche Farbe geben. Denn
[Seite 28] die eigentlichen Indig-Pflanzen gedeihen nur im süd-
lichern Schina.
Ueberhaupt ist es zum Bewundern, was sich die
Schinesen für eine Fülle von einheimischen succeda-
neis statt exotischer Bedürfniße, ausgefunden haben.
So bedienen sie sich z.B. der Körner von einer Gattung
des Fagara-Geschlechts statt Pfeffer. Sie schlagen
ein ganz vortrefliches Oel aus den Apricosen-Ker-
nen; und gemeinere Sorten aus den Saamen von
Hanf, Sesam, Baumwolle, Rüben, u.a.m. Sie
weben Zeuge aus dem Saftgefäßen einer tauben Nes-
sel, und machen Pappier aus mancherley Baumrinden,
so wie aus Hanf, aus Reis-Stroh etc. etc. Die
Frucht von einer zahmen Gattung des Momordica-
Geschlechts dient ihnen statt Gurken. Eine Distel-
gattung essen sie mit Reis, so wie das Täschelkraut
im Salat. Aus dem Carthamus bereiten sie ihr
feinstes Roth, als wozu sie sich nur sehr selten des
Carmins bedienen. Die Eichelnäpfchen brauchen sie
zum schwarzfärben; die Blätter der Esche als Sur-
rogat für die vom weissen Maulbeerbaum zur Fütte-
rung der Seidenraupen, u. dergl. m.
Der Gebrauch des Rauch-Tobacks ist in Schina
unter allen Ständen und bey beyden Geschlechtern
allgemein. Zehnjährige und noch jüngere Mädchen
haben immer die Pfeife im Munde.
Außer dem Schnupf-Toback wird auch gepülver-
ter Zinnober in die Nase gezogen.
In der Schinesischen Tatarey giebt es häufige
Kröpfe, und theils von ungeheurer Größe. Die
mit diesem Uebel behafteten Personen sind zugleich
oft blödsinnig, werden aber (– so wie die Cretinen
in manchen alpinischen Gegenden von Europa, von
welchen sich im dritten Bande meiner medicinischen
Bibliothek genaue Nachrichten finden, und mit wel-
chen jene in der Tatarey große Aehnlichkeit haben –)
mit einer eignen Art von Verehrung angesehn.
In einem der kaiserlichen Gärten in der Tatarey
ein Achat vier Fuß lang, in Form einer Felsen-
Landschaft ausgearbeitet.
Natürliche Soda (foßiles Mineral-Alkali) in
Menge um Peckin.
Für die Aussätzigen sind in China (– so wie in
den sogenannten mittlern Zeiten in Deutschland u.a.
Ländern von Europa –) eigne Leprosen-Spitäler.
Die Schinesischen Elephanten sind kleiner, als die
in Cochinchina, und im eigentlichen Verstande gra-
nivora, da sie mit Reis und Hirse gefüttert werden.
Unter den Schinesischen Frauenzimmern fanden
die Reisenden welche, die wegen ihres weißen Teint
[Seite 30] und ihrer zarten Haut, und der Schönheit und Re-
gelmäßigkeit ihrer Gesichtsbildung, Bewunderung
erregten.
Bey einer Fahrt auf dem großen Canal sahen sie
Tausende von kleinen Fischerbooten mit den zum
Fischfang so sonderbar abgerichteten Schinesischen
Seeraben (Pelecanus sinensis, Schines. Leu-tze).
Dieser berühmte Vogel scheint allerdings eine eigne
Gattung des Pelecan-Geschlechts auszumachen. Er
ist braun mit weißer Kehle; weißlichtem braungefleck-
ten Bauch; abgerundetem Schwanz; blauen Augen-
sternen und gelben Schnabel. Daß ihm ein Hals-
ring übergeworfen werde, wenn er Fische fangen soll,
ist nicht nothwendig. – Man zieht und dreßirt
diese nutzbaren Vögel in gewißen Provinzen und von
da aus werden sie durchs ganze Reich verführt.
Die gemeinen Schinesen genießen kaum anderes
Fleisch, als Fische. Ausserdem höchstens das von
Schweinen und gemästeten Hunden.
Mancherley Spielarten der famosen Nymphea
nelumbo (Schines. Lien-wha) mit deren pracht-
vollen, balsamisch-duftenden Blüthen ganze Teiche
und Marschgegenden bedeckt sind. Ihre Kerne sind
schmackhafter, als Mandeln; und die Wurzel, in
Scheibchen geschnitten, wird im Sommer mit Eis,
[Seite 31] im Winter mit Salz und Eßig eingemacht ge-
geßen.
Die überschwengliche Menge von Wasser und
Schlamm, so der gelbe Fluß unaufhörlich ins gelbe
Meer ergießt! – Jede Stunde wohl =
418′176,000 Cubik-Fuß Wasser (also 1100 mal
mehr, als der Ganges ins Meer strömt) und mit
diesem Wasser zwey Millionen Cubikfuß Erde.
Die Seidenwurm-Puppen werden, nachdem der
Coccon davon abgewunden, von den Schinesen ge-
gessen.
Ohne das Thermometer zu kennen, wißen sie doch
beym künstlichen Ausbrüten der Hünereyer sowohl,
als bey der Seidenwurm-Zucht genau die erfoderliche
Temperatur zu unterhalten.
Die schöne gelbe Nankin-Baumwolle soll blos in
der Provinz Kiang-nan gezogen werden können,
und hingegen in fremdem Boden beydes an Farbe und
Feinheit verlieren.
Die besten Talglichter werden aus der Frucht des
Talgbaums, Croton sebiferum, gemacht. Schlech-
ter aus thierischem Unschlitt, das, wenn es dazu zu
weich ist, mit einer Rinde von jenem vegetabilischen
Talg, oder aber von einer sonderbaren Art Wachs’
überzogen wird.
Dieses Wachs, woraus man auch ganze Lichter
verfertigt, wird von den Eyernestern eines Coccus-
ähnlichen Insekts bereitet, die sich an einer Gattung
des Ligustergeschlechts finden.
Noch jetzt bedient man sich in Schina der Lam-
pendochte aus Amianthfäden.
Die Wichtigkeit des Campherbaums als Bau-
holz zu Häusern und Masten.
Die Schinesischen Zuckerplantagen werden doch
nicht so ins Große betrieben, als in Westindien.
Die vielfache Benutzung des Bambusrohrs, zum
Bauen, Meublement, zu Pappier, eingemacht zum
Dessert etc. etc. Daher es auch in großen Pflanzun-
gen gezogen wird. Die Schinesen unterscheiden auf
60 Spielarten von diesem wichtigen Rohr.
Die Menge von Thee, die in Schina gezogen und
theils daselbst consummirt, theils aber ausgeführt
wird (namentlich nach England), übersteigt alle
Vorstellung. – Schon in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts ward in England in öffentlichen Häu-
sern Thee geschenkt, und die Consumtion davon auch
damals schon mit Taxe belegt. Und doch belief sich
das, was die Ostindische Compagnie davon noch im
Umfang des gegenwärtigen Jahrhunderts jährlich
absetzte, nicht viel über 50′000 Pfund am Ge-
[Seite 33] wicht. – Jetzt beträgt ihr jährlicher Absatz von
Thee nahe an zwanzig Millionen Pfund! also in Zeit
von kaum 100 Jahren 400 mal mehr, als damals.
Wichtig ist die nähere Bestimmung der Ingre-
dienzen zum Schinesischen Porcellan:
Pe-tun-tse ist ein feiner Granit, worin der
Quarz den vorwaltenden Gemengstoff auszumachen
schien: auch kann daher reiner Quarz an dessen statt
genommen werden.
Kaolin, Porcellanerde aus verwittertem Feld-
spath.
Wha-she, eine Art Speckstein – oder was
Hr. Prof. Klaproth jetzt Bildstein nennt –)
Ein Schinesischer Porcellan-Töpfer versicherte,
daß außer diesen vier Foßilien auch Asbest dazu ge-
nommen würde.
Die wenigen Demantschleifer in Canton bedienen
sich dazu des Demant Spaths. Aber eben deshalb
wird es zweifelhaft, ob es auch wahrer Demant ist,
den sie damit bearbeiten können.
Das Schinesische weisse Kupfer, Pe-tung, ist
ein Gemische von Kupfer, Zink und etwas Silber.
[Seite 34] In einigen Proben hat sich ausserdem auch etwas
Eisen und Nickel gefunden.
Selbst der Stand von den Steinkohlen wird ge-
sammelt und mit eben so viel Moorerde in Backstein-
form (wie Turf) gedrückt, an der Sonne getrock-
net, und so in Gegenden verführt die keine Stein-
kohlen haben.
Das wären denn diejenigen Bemerkungen in dem
ansehnlichen Werke, die zum Gebiete der Naturge-
schichte und folglich auch hier in dieses Magazin ge-
hören.
Hoffentlich ist es aber doch vielen Lesern ange-
nehm, wenn sie auch von dem übrigen einiges we-
nige hier finden, zumal von dem, was Schina,
dieses ungeheure Reich, und die Schinesen, dieses
äusserst intereßante Volk, betrift.
Jenes ist nach seinen jetzigen, mächtig erweiter-
ten Grenzen, ohngefähr mit dem Rußischen von glei-
cher Größe; jedes umfaßt so viel Land, als zwey
Drittel vom ganzen Europa oder fast 1/11 des festen
Landes unsrer Erdkugel, betragen würden.
Die Zahl der Einwohner in den 15 alten Provin-
zen von Schina wird hier auf 333 Millionen gerechnet.
Peckin allein soll ihrer drey Millionen haben.
Die Wörter-Schrift der Schinesen (bekanntlich
eine Art von conventioneller Bilder-Schrift) besteht
aus nicht weniger, als 80000 zusammengesetzten Cha-
racteren.
Von der so ganz ausnehmenden Industrie dieses
bewundernswürdigen Volkes enthält das Werk zahl-
reiche auffallende Beweise. Hier nur zwey aus vielen:
In der Provinz Kiang-see sah man einen Land-
mann, der mit einer Hand den Pflug regierte, den
seine Frau zog, und mit der andern den Saamen in
die gezognen Furchen legte.
Abgebildet ist die Weise, wie ein einziger Schiffer
auf einem Fracht-Fahrzeuge mit einem Fuße rudert,
mit der einen Hand steuert, mit der andern das
Seegel regiert, und dabey noch seine Pfeife raucht.
Unter den übrigen zahlreichen und prächtigen Ku-
pfern, sind diejenigen vorzüglich merkwürdig, welche
die eigentliche Bauart und Einrichtung zweyer den
berühmtesten und prodigiösesten Denkmäler des über
alle Schwierigkeiten siegenden menschlichen Kunstflei-
ses vorstellen, des großen oder sogenannten Königs-
Canals nemlich, und vor allem der großen Schinesi-
[Seite 36] schen Mauer. Die letztre ist nach den zuverläßigsten
Datis nun über zweytausend Jahr alt; 300 deutsche
Meilen lang; und einer der Bergrücken, über welche
sie geführt ist, 5225 Fuß hoch.
Das dem 1ten B. vorgesetzte Bildniß des ehr-
würdigen Kaisers Kieng-long (oder wie er hier
geschrieben wird Tchien-lung) soll zwar, wie im
Buche selbst gesagt wird, nicht ganz sprechend getrof-
fen seyn, kommt doch aber, was die characteristische
Nationalbildung betrift, mit dem ehedem von Panzl
gezeichneten Portrait desselben überein, die vor dem
1ten B. der großen Mémoires concernant les
Chinois steht.
Zum Schluß nur noch ein paar characteristische
Züge, der eine von der körperlichen Gewandheit,
der andre von der natürlichen Gutmüthigkeit soge-
nannter Wilden.
Ein Sandwich-Insulaner sprang oft, wäh-
rend das Schiff über einer Tiefe von 20 Clafftern
vor Anker lag, über Bord in die See, um spani-
sche Thaler aufzufangen, die man zugleich mit ihm
hineinwarf, und die er haschte, ehe sie den Grund er-
reichten. Ja er konnte sogar zwey Thaler zugleich
fangen, die von beyden äussersten Enden des Schiffs
ins Meer geworfen wurden.
Er ließ von zweyen Europäern zugleich Lanzen
gegen sich werfen, die er allemal mit seinen Händen
entweder ausparirte, oder faßte.
Eins der zur Gesandschaft gehörigen englischen
Schiffe hatte auf der Süd-Küste von Sumatra an
einem Pfosten ein Bret mit einer Notiz für ein nach-
kommendes Schiff befestigt. Da jenes nach einiger
Zeit wieder dort landete, fand sich, daß die dorti-
gen Malayen zwar der Versuchung nicht hatten
widerstehen können, es, der ihnen unschätzbaren Nä-
gel wegen, abzubrechen; daß sie aber dagegen –
statt es nun liegen zu lassen – es zwar verkehrt,
übrigens aber sorgfältig mit hölzernen Pflöcken wies
der angeschlagen hatten.
Sie ist mit großer typographischer Pracht unter
folgendem Titel erschienen: An authentic Account
of an Embassy from the King of Great Britain
to the Emperor of China – Taken chiefly from
the papers of the Earl of Macartney and of other
Gentlemen of the Embassy. by Sir George Staun-
ton, Secretary of Embassy and Minister Plenipo-
tentiary. Lond. 1797. Zwey Bände in gr. 4.
mit Kupf. und außerdem noch ein Band mit Kar-
ten und Kupfern in Landkarten-Format.