Vor beynahe 50 Jahren ward ein Kaufmann
Jorissen in Cleve, der das Gehör fast ganz verloh-
ren hatte, unverhoft und aufs froheste überrascht,
da er mit einer irdenen Tobackspfeife im Munde bey
einem Clavier stand das gespielt wurde, und indem
er zufälliger Weise das untere Ende der Pfeife auf
den Resonanzboden legt, sogleich alle Töne aufs
Vollkommenste hört. Durch einiges Nachdenken und
Uebung gelangte er so wieder zum Gebrauch dieses
köstlichsten Sinnes, der, wie Bonnet sich ausdrückt,
[Seite 106] uns mit der moralischen Welt in Verbindung setzt;
indem er nun gar bald lernte sich mittelst eines Stäb-
chens von hartem Holze, das Er am einen Ende, und
ein Anderer am andern Ende an die Zähne setzte mit
demselben zu unterreden, und auf diese Weise die
leisesten Worte zu verstehen. Sein Sohn hat diese
wohlthätige Erfindung zum Thema seiner Inaugural-
Schrift genommen. Dissertatio medica sistens
novae methodi surdos reddendi audientes
physicas et medicas rationes. Praes. Andr.
El. Büchnero; auct Io. Iorissen. Halae 1757.
4. Am deutlichsten hört man, wenn das Stäbchen
nur an die obern Vorderzähne angestemmt wird,
besser als wenn es zwischen die Zähne gefaßt ist.
Blos an die Zähne des Unterkiefers gesetzt, hilfts
gar nichts. Die natürlichen Ursachen dieser und vie-
ler andern Variationen die der Verf. und sein Vater
hierüber angestellt haben, sind in der nützlichen Schrift
auseinander gesetzt, die auch nachher vom Präses deutsch
herausgegeben worden, unter dem Titel: Büch-
ners Abhandlung von einer besondern und leichten
Art Taube hörend zu machen: nebst andern Anmer-
kungen. 1re Saml. Halle 1759. 8.