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Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde

mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften
herausgegeben
von
Johann Heinrich Voigt,
Professor der Mathematik zu Jena und verschiedener
gel. Ges. Mitglied.
Ersten Bandes zweites Stück.

Mit drey Kupfertafeln und einer gedruckten Tafel.

Jena,
in der akademischen Buchhandlung
1798
.

XXII.
Beobachtung über den Wärmestoff.

[Seite 135]

In eben diesem Briefe wird auch gemeldet, daß
Graf Rumford in München einige Gallonen Wasser
blos durch schnelle Friction eines stumpfen Bohrers
[Seite 136] auf dem Boden eines Canonenlaufs zum sieden ge-
bracht habe. Er steht dieses als einen neuen Beweis
an, daß Wärmestoff ein ursprünglicher, eigenthum-
licher Urstoff, und nicht das Product einer Zerse-
tzung sey.*)

Notes
*).
[Seite 136]

Aus dieser Beobachtung folgt wohl nur so viel,
daß freye Wärme entstehen kann, ohne daß dabey
Lebensluft zersetzt zu werden braucht. Dabey blei-
ben aber alle die Meynungen noch unwiderlegt,
die man bisher über die Natur des Wärmestoffs
bekannt gemacht hat. Warum sollte z.B. nach
dem antiphlogistischen System, der Wärmestoff nicht
eben so gut mit dem Metalle, als mit dem Sauer-
stoffe in Verbindung seyn, und durch die Heftigkeit
des Reibens, beym Metalle eben so, wie durch
Erhöhung der Temperatur unter dem Beytritt ei-
ner sauerbaren Substanz, bey der Lebensluft, in
Freyheit gesetzt werden können? Auch wenn man
ihn, nach meiner Vorstellung, als ein aus zwey be-
sondern Stoffen bestehendes Wesen ansehen wollte,
so kann er, als zusammen gesetzte Substanz, auf
eben die Art ein Bestandtheil anderer Körper seyn,
wie nach dem antiphlogistischen Systeme, nicht
blos die einzelnen Bestandtheile des Wassers, son-
dern das zusammengesetzte Wasser selbst, ein Be-
standtheil eines dritten Körpers ist. Uebrigens
ist die Beobachtung des Hrn. Grafen immer merk-
würdig, indem man sonst unter solchen Umständen
wo das Reiben im trocknen Zustande starke Hitze
hervorbringt, nichts mehr davon spürt, sobald
Wasser zutritt, wie z.B. beym Schleifen; auch
wird versichert, daß sich die Feilen nicht mehr er-
[Seite 137] hitzen, sobald man sie mit Oel bestreicht. Vielleicht
kann das Wasser in kleinen Portionen und im un-
eingeschlossenen Zustande nicht Wärmestoff genug in
sich zurückhalten um kochend zu werden, sondern es
verdünstet vielmehr in unmerklich kleinen Portionen,
fast in eben dem Augenblick, in welchem Wärme-
stoff, der aus einem andern Körper entbunden wor-
den, mit ihm wieder eine neue Verbindung einge-
het. Es scheint also hiermit ohngefähr dieselbe Be-
wandniß zu haben, wie mit dem Ablöschen durchs
Feuer erhitzter Körper, im Wasser; dieses erhält
auch nur dadurch eine beträchtliche Hitze, daß es
in hinreichender Menge in einem Gefäße eingeschlos-
sen ist, und der darinn abgelöschte Körper einen
hohen Grad von Hitze gehabt hat.

D.H.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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