Die Katzenseuche, die neuerlich, so wie in Däne-
mark und verschiednen andern Ländern von Europa,
so auch in der Lombardey große Niederlagen unter
diesen nutzbaren Thieren angerichtet, hat den Sani-
tätsrath zu Pavia veranlaßt, die Krankheit genauer
zu untersuchen, und die Resultate davon durch eines
ihrer Mitglieder, den Hrn. Prof. Brera, in einer
kleinen aber sehr interessanten Schrift unter dem
Titel: Memoria sull’ atuale Epidemia de’ Gatti
(Pavia 1798. 26 S. in Quart) bekannt zu
machen.
Die von der Seuche befallnen Katzen werden
traurig, Menschenscheu, matt; schleichen träge um-
her oder verkriechen sich; mögen nicht fressen, nicht
saufen, und sogar die dreyerley Gewächse nicht lei-
den auf die sie sonst mit so viel Gierde erpicht sind,
Marum verum nämlich, und Baldrian und Katzen-
münze.
Mit dem Fortgang der Krankheit nehmen die
Kraftlosigkeit und der Stumpfsinn immer zu; sie kön-
nen sich kaum noch auf den Beinen erhalten, kriegen
struppiges Haar, lassen den Schwanz und den Kopf
hängen, so daß der Hals wie verlängert scheint; die
Ohren werden schlapp und kalt, die Augen klein, die
Pupille eng, die Zunge trocken, mit gelben Schleim
bedeckt; sie geifern weißgrünlichen Schaum; sind
mehrentheils verstopft; haben kurzen Athem, kleinen
schnellen Fieberpuls, brennende Hitze; kriegen end-
lich aufgetriebnen Leib, fruchtloses Würgen, heftige
Convulsionen und sterben unter diesen Zufällen meist
am 4ten oder 5ten Tage der Krankheit.
Diese gehört, den Zufällen nach, zu den mit
Dumpfsinn verbunden Nervenfiebern.
Doch ist sie bey weitem nicht immer tödtlich, son-
dern bey manchen damit befallnen Katzen verlieren
[Seite 132] sich auch gedachten Symptome allgemach wieder
von selbst.
Die Art, wie dort diese Krankheit behandelt
worden, ist ganz Brownisch: man goß z.B. den
kranken Katzen täglich viermal eine halbe Unze Cyper-
wein, zumal in Verbindung mit einem Scrupel ge-
pülverter Baldrianwurzel ein; brauchte auch Aloe
und Knoblauchsaft in einem geistigen Vehikel, und
ausserdem auch Essigdämpfe.
Der Vorschlag, jede an der Seuche erkrankende
Katze gleich zu tödten (– il gatticido –) wird
billig verworfen: aber wohl empfohlen, die daran
verstorbnen tief genug und mit beygeschüttetem Kalk
zu verscharren; auch die Stelle, wo sie todt gefun-
den worden, mit Eßig, Aschenlauge oder Kalkwasser
abzuwaschen.
Gesunde Katzen solle man von den inficirten
möglichst absondern, ihnen nahrhaftere Speise und
besonders ihre obgedachten drey Favoritpflanzen vor-
setzen, und sie ebenfalls öfters mit Eßigdämpfen be-
räuchern.
Der vortreffliche Arzt und Naturforscher, Herr
Prof. Schacht zu Harderwyk, schrieb mir von
[Seite 133] daher im May 96, daß die in dortiger Ge-
gend seit einigen Wochen von einer eignen Haut-
krankheit befallen worden, die einem krätzartigen
Ausschlag ähnle. Sie kriegen dabey von scharfer
Jauche triefende Augen, wovon sie endlich erblinden;
zugleich fallen ihnen die Zähne aus, und sie sterben
bald nachher unter kläglichem Geschrey. Man hat
angemerkt, daß in den vorhergehenden Monaten
Febr. – April das Nachtgeschrey bey ihrer Brunst
und Paarung ganz außerordentlich stark und laut
gewesen.
Darwin in seiner Zoonomie (Vol. II. S. 229.
des englischen Originals) gedenkt noch einer andern
Epidemie, die zu Zeiten unter den Katzen graßirt und
die er Parotitis felina nennt. Sie äußre sich durch
heftiges Fieber mit Geschwulst und häufiger Eiterung
in der Gegend der unter dem Unterkiefer liegenden
Speigeldrüsen. Er vergleicht sie mit den neuerlich
so bekannt gewordnen Mumps (Angina parotidea)
und ist nicht abgeneigt zu glauben, daß diese Krank-
heit zuerst durch Ansteckung von Menschen auf die
Katzen verpflanzt worden.
Zugleich erwähnt er einer Krankheit am Hals
und Kopf der Katzen, wodurch einst fast alle diese
[Seite 134] Thiere in Westphalen ausgestorben seyen, und beruft
sich dabey auf eine Stelle in Sauvages nosol. cl. X.
art. 30. 8., die ich aber in der Ausg. dieses Werkes,
die ich vor mir habe (Amst. 1763. in drey gr. Octav-
bänden) nicht auffinden kann.