Aus einem Briefe von Hrn. John Hawkins
vom 10. Sept. 1798.
Das Stück Ceder-Holz, das ich durch Hrn.
William Hamilton an Hrn. Hofr. Heyne geschickt
[Seite 25] habe*), ist vom Propyläum zu Athen, und folg-
lich über 2000 Jahr alt. Es zeigt, wie klüg-
lich man sich dieses so dauerhaften Holzes in der
frühesten Periode der Bildhauerkunst bedient hat:
denn dieses Stück ist noch völlig unversehrt, und,
sie etwas dunklere Farbe ausgenommen, in nichts
vom frischen Holze des oxycedrus verschieden,
der einer der gemeinsten einheimischen Bäume in
Griechenland ist, und auch bey den Neugriechen
κεδρος heißt. – Das Stück, so ich überschickt
habe, ist aus den Fugen einer dorischen Säule
genommen, und diente, die Marmorstücke, wor-
aus sie zusammengesetzt war, zu verbinden; auch
wohl dazu, damit sie nicht bey Erdbeben aus den
Fugen gerückt werden möchten; vielleicht auch als
ein Zapfen bey Errichtung der Säulen, um zwey
auf einander gelegte Marmorstücke dadurch, daß
sie erst um denselben wie ein Paar Mühlsteine
um ihre Axe gedreht werden konnten, gleichsam
abzuschleifen, folglich desto genauer zusammen zu
passen, und die Fugen zwischen denselben dadurch
unmerklicher zu machen.
Anm. – Dieses wahre Cederholz behauptet also den
großen Vorzug der dauerhaftesten Unwandelbarkeit
mit Recht, der sonst einigen andern Holzarten ganz
ohne Grund zugeschrieben worden.
So hat man z.B. oft von der Ceder vom Libanon
(Pinus cedrus) behauptet, sie werde nicht von Holz-
würmern angegriffen; und doch habe ich, da ich die-
ses schreib, einen Stamm dieses Holzes vor mir,
der durch und durch wurmstichig ist.
Und daß die vermeyntliche Unverweslichkeit des ägy-
ptischen Sycomorholzes (von Ficus sycomorus)
eben so ungegründet ist, habe ich in meinen An-
merkungen zu Bruce’s Reisen nach den Quellen
des Nils aus morschen Stücken von Mumien-Sar-
kophagen erwiesen.