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J.H. Voigts
Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde
,
mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften.

Dritten Bandes
Viertes Stück
.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs
1802
.

6.
Naturhistorische Miscellen vom Hn. H. Blu-
menbach, Fortsetzung v. No. 2. S. 678.

[Seite 723]

4) Eine Guanchen-Mumie von Te-
nerife.

Aus einem Briefe des Hn. Baronet Banks
vom 26 Nov. 1801.

Ich habe kürzlich von Tenerife die Mumie ei-
nes alten Guanchen, der Ureinwohner der
Canarischen Inseln erhalten. Sie ist ganz voll-
ständig und aufs beste conservirt; und da dieß ein
willkommener Beytrag für Ihre anthropologische
Sammlung seyn wird, so werde ich sie Ihnen
mit der nächsten Gelegenheit überschicken.*)

Notes
*).
[Seite 723]

Die Guanchen (– überhaupt eins der merk-
würdigsten und räthselhaftesten Völkchen der Erde –)
sind vor allem durch die wunderbare Weise berühmt
wie sie vor Alters ihre Leichen zu mumisiren ge-
wußt, und sie dann, zumal am Tenerife, in
den dasigen großen unterirdischen Catacomben auf-
gestellt haben. Diese Mumien sind nicht wie die
alten Aegyptischen mit Harz durchzogen oder
mit Binden umwickelt, sondern mit vege-
[Seite 724] tabilischen Specereyen so Kunstreich balsamirt,
daß sie aufs kenntlichste mit Haut und Haar erhal-
ten und dann in feingegerbte Ziegenhäute aufs
Kunstreichste eingenäht worden sind. – Die ge-
naueste Nachricht davon giebt der gelehrte Archidiaco-
nus auf Fuerteventura, Don Ioseph de Viera
y Clavijo
in seinen classischen Noticias de las Islas
de Canaria T. I.
S. 175. u.f. – Ihre Selten-
heit in Europa ist so groß daß man wenigstens
immer zehn Aegyptische die in Cabinetten befindlich
sind, gegen eine Guanchen-Mumie rechnen kann.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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