Aus einem Schreiben Sr. Exc. des Hrn. Chevalier
Lobo de Silveira, K. Portugies. Gesandten
am K. Schwedischen Hose, an Hrn. Hofrath
Blumenbach)
Den 11. Februar um 6¾ Uhr des Abends
wurde es bei einer mittelmäßigen Kälte und einem
dunklen Himmel auf einmal so helle, als wenn der
hellste Mond sich plötzlich gezeigt hätte. Die Er-
scheinung dauerte ohngefähr 2''–3''. Auf mei-
nem Zenith sah ich einen runden Körper, dessen
Durchmesser, dem Anscheine nach, dem scheinba-
ren Mondsdurchmesser gleich war: und aus diesem
Körper als Mittelpunkt betrachtet, strahlte nach
allen Richtungen des Horizonts ein weißes Licht,
wodurch die ganze Atmosphäre als weißglühend er-
schien. Zweimal hintereinander breiteten sich mit
der Schnelligkeit des Blitzes die Lichtstrahlen aus,
und zogen sich wieder zusammen. Während der
Ausbreitung nahm die Helligkeit des erwähnten
runden Körpers immer ab, und während der Zu-
sammenziehung immer ab, so daß ihr Maximum
und ihr Minimum durch das Maximum der Aus-
[Seite 538] breitung und der Zusammenziehung der Lichtstrah-
len bestimmt wurde. Das Minimum gab dem
runden Centralkörper eine violettrothe Farbe. Die
Atmosphäre bekam eine zitternde Bewegung; und
einige Personen; die ich darüber gesprochen, wollen
behaupten, daß ihnen das Athmen, während dieser
Erscheinung beschwerlich geworden sey. Auf dem
Lande will man eine Art von Beben in den Häusern
bemerkt, ein recht dumpfes Geräusch gehört, und
dasselbe Phänomen wieder um 2 Uhr des Morgens
gesehen haben. – Nach der zweiten Zusammen-
ziehung der Lichtstrahlen verschwand die Erschei-
nung ganz.