Der Gefälligkeit eines jungen Seeofficiers,
Dawuidof, der ein kleines Schiff der amerika-
nischen Compagnie nach Kadjak führte, verdanke
[Seite 499] ich das Fell mit dem ganzen Kopfe vom sogenann-
ten wilden Schaafe oder Argali. Das Thier hat
außer seinen 8 untern Vorderzähnen, sowohl oben,
als unten, 12 Backenzähne, 6 auf jeder Seite jeden
Kiefers (nicht 8, wie insgemein angegeben wird).
Diese Zahl bleibt sich in alten und jungen Thieren
gleich; und wenn auch in alten die Zähne zuwei-
len durch Incrustation wie verwachsen scheinen, so
sind doch die Alveolen immer gleichzählig und von
einander abgesondert. Die Hörner sind bei dem
Exemplare, das ich vor mir habe, an der Wurzel
auf 3 bis 4 Zoll dick und nur 9 Z. lang, dreikantig,
querwulstig geribbt und hinterwärts halbcirkelför-
mig umgekrümmt. Der Hinterkopf ist sehr ge-
wölbt. Der Kopf ist 11½ Zoll lang, 9 Z. vom
Horn bis zur Nasenspitze. Lebendig habe ich das
Thier nicht gesehen; es soll aber springen, wie eine
Gems; auch auf den Felsenklippen so mit den 4
Fußklauen dicht zusammentreten. Das Fleisch, das
wir mehrere Male gegessen, ist überaus schmackhaft.
Der Schädel ist für Ihre Sammlung bestimmt.
Ich zweifle eben so sehr daß dieses Thier der Stamm-
vater des gemeinen Schaafs, als daß es mit dem
Muffelthiere auf Sardinien und Corsica ei-
nerlei seyn sollte. M.s. Taf. VI. Fig. 1 u. 2.
(Aus einem andern Briefe, auch von Kamt-
schatka vom 24. Sept. 1805.
Der Commandeur eines vor einigen Tagen
von Ochotsk hieher gekommenen Schiffes meldet
uns, daß man oberhalb Kamtschatka an der
Küste des Eismeeres, am Ausflusse der Kolyma,
die Knochen eines vollständigen Mammuts*) aus-
gegraben, und deshalb um Verhaltungsbefehle nach
St. Petersburg geschrieben habe.
Der Steuermann eines vorgestern von Una-
laschka angekommenen Schiffes brachte mir Haare
vom Hinterkopfe eines Mammuts, das in dasiger
Gegend ausgegraben worden war, und die einer
seiner Leute selbst abgenommen hatte. Nach seinem
Berichte ist der ganze Kopf mit seinen Stoßzähnen
noch vorhanden, und zwar noch mit der lederarti-
gen Haut und dichten Haaren am Hinterkopfe be-
deckt**). – Ein Kaufmann zu Jakutsk sam-
[Seite 501] melt Mammutsknochen, um daraus ein vollstän-
diges Skelet zusammen zu bringen. Diesem soll
wo möglich dieser Kopf zugeschickt werden.
Ein Mitglied unsrer Reisegesellschaft, Herr
Major Friederici machte, während wir nach
Segalien segelten, eine Landreise nach Nischni
und Wirchni-Kamtschatka, und brachte ei-
nen ungeheuren Backenzahn und ein Stück von ei-
nem Stoßzahn des Mammuts mit, welche an den
Ufern des Kamtschatka-Flusses ausgewaschen
gefunden worden. Der Stoßzahn war etwas spi-
ralförmig gekrümmt*), hielt acht Fuß in der Länge
[Seite 502] und an der Wurzel fast einen Fuß im Durchmesser.
Hier war er einen Fuß lang hohl, das übrige hin-
gegen ganz massiv.
Nicht das Mammut ohioticum (der ehemals
sogenannte fleischfressende Elephant) sondern der
unsern jetzigen beiden Gattungen des Elephanten-
geschlechts weit ähnlichere Elephas primigenius,
der in Sibirien Mammut genannt wird, so wie
die meist zum Wunder in ihrer vollen Frischheit
erhaltenen Stoßzähne desselben auf Russisch Mam-
montovajakost heißen.
Schon mehrmals sind in Sibirien, namentlich
zwischen dem Kolyma und Indighirka Mammut-
[Seite 501] köpfe annoch mit Haut und Haar ausgegraben
worden, so z.B. Messerschmidt in den phi-
losoph. Transact. Vol. XL. pag. 138. und
pag. 39.
Von dieser auszeichnenden Krümmung der Stoß-
zähne dieser präadamitischen Elephantengattung
siehe unter andern Sauer’s Account of Com-
modore Billings Expedition pag. 93. sq. auch
Hrn. Baronet Banks im IXten Bde. dieses Ma-
gazins S. 214. Eben so war der Bug des 115
Pfund schweren Elfenbeinzahns, der im Sommer
1782 in der Unstrut ohnweit Tennstädt in Thü-
ringen gefunden und damals von mehrern be-
rühmten Naturforschern für ein Horn gehalten
worden.