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J.H. Voigts
Magazin
für den neuesten Zustand
der
Naturkunde
,
mit Rücksicht auf die dazu gehörigen
Hülfswissenschaften.

Zwölften Bandes
VI. Stück.

Jahrgang 1806.
December.

Weimar,
im Verlage des Industrie-Comptoirs
1806
.

[Seite 519]

18) Bestätigung des Lebendiggebährens der
Aale.

Sonderbar, daß die Behauptungen der Natur-
forscher und Zootomen über die Frage: ob der Aal
lebendige Junge gebähre oder Eier lege, so wunder-
lange getheilt bleiben konnten. Vieles von den
verschiedenen Meinungen darüber hat Bloch in
seiner Naturgeschichte der Fische Deutschlands, Th.
III. S. 9–15 zusammengetragen. Noch manche
neuere Klassiker, wie Haller unter den Physio-
logen und Broussonet unter den Ichthyologen
zählten diesen Fisch unter die Oviparen. Schon
in den früheren Ausgaben des Handbuchs der Natur-
geschichte stimmte ich, nach kritischer Vergleichung
der Beobachter, dafür, daß er lebendige Junge
hecke.

Jetzt bin ich durch die einstimmigen Zeugnisse
dreier meiner ehemaligen Herrn Zuhörer vollends
davon vergewissert.

Der seitdem verstorbene M. Berger ver-
sicherte mir, in der Lausitz, seiner Heimath, öf-
ters beobachtet zu haben, daß sich an den Mutter-
aalen im Junius in der Gegend des Afters eine
Geschwulst bilde, aus welcher im folgenden Monat
die jungen ausgebildeten Aale hervorbrechen.

[Seite 520]

Herr Graf von Rechtern aus Nimwe-
gen
sagt mir, daß er dort die kleinen Aale leben-
dig gesehen, die man bei Oeffnung eines Mutter-
aales gefunden. Sie waren etwa einen Zoll lang
und von der Dicke eines Brief-Bindfadens gewesen,
und hatten sich eine halbe Viertelstunde lang im
Wasser lebendig erhalten.

Und von Hrn. Dr. Luce in Livland habe
ich nun selbst solche völlig ausgebildete neugeborne
Aale erhalten. Sie waren zum Theil ganz nackt,
zum Theil wie mit einer zarten schleimichten Haut
umgeben, von der Mutter abgegangen.

Von ältern und wichtigen Autoritäten für die
Wahrheit dieser Behauptung führe ich nur zweie
und zwar nur deshalb an, weil ich sie gerade bei
keinem der neuern Schriftsteller, die darüber be-
kannt sind, angeführt finde. Den großen Archi-
tecten und Physiologen Sir Christopher Wren
und den verdienten Anatomen Fr. Ruysch.

Das Zeugniß des erstern s. in Birch’s hi-
story of the Royal Society vol. III. pag.
350.
und das des letztern in dem posthumen, wenig be-
kannten, aber reichhaltigen Catalogus van ana-
tomische Voorwerpen, met veel Oordeel en
vlyt toebereid door Fr. Ruysch. te Amsterd.

1731. 8. pag. 70 und 72.

* * *


Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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