19) Große Libellen-Züge im Mai d.J.

Die außerordentliche Erscheinung gewisser Ar-
ten von Säugethieren, Vögeln, Fischen oder In-
secten in unübersehlicher Menge und in Gegenden,
wo sie sonst gewöhnlich nur in unbedeutender Zahl
und gleichsam bloß sporadisch sich sehen lassen, ge-
hört, was ihre immer noch räthselhaften Ursachen
und Veranlassungen betrifft, zu den merkwürdigsten
Ereignissen in der Naturgeschichte. Von der Art
waren die eben so Unerwarteten als unermeßlichen
Züge von Wasserjungfern, die im vorigen Mai
(vom 15ten bis zum 21sten) in mehreren Gegenden
von Teutschland, zumal in Thüringen, auf dem
Eisfeld, am Harz etc. beobachtet und theils
für Heere von Zugheuschrecken angesehen worden.
Offenbar waren es aber, wie ich aus mehreren mir
von verschiedenen Orten, namentlich von Werni-
gerode und Bodungen zugeschickten Exempla-
ren sehe, Legionen der bekannten dickleibigen Li-
bellula depressa. Am erstgenannten Orte zogen
sie den 21sten Vormittags von 10–12 Uhr von
S.W. nach N.O., ohne sich während der Zeit ir-
gend niederzulassen. In Bodungen gieng der
Zug mehr von S.O. nach N.W. – Aehnlicher
Libellenzüge, die 1744 im Erzgebirge und 1746 bei
Gera und Lauban sich sehen lassen, gedenkt
Rösel im II. B. Heuschrecken S. 135.