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MONATLICHE
CORRESPONDENZ
ZUR BEFÖRDERUNG
DER
ERD- UND HIMMELS-KUNDE,
herausgegeben
von
Fr. von ZACH,
H.S. Oberstwachtmeister und Director der Sternwarte
Seeberg.

ERSTER BAND.

GOTHA,
im Verlage der Beckerischen Buchhandlung
1800
.
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XIX.
Nachrichten
von
Hornemann’s Afrikanischer Reise.

[Seite 188]

Aus zwey Schreiben vom Hofrath Blumenbach.


Göttingen, den 23 und 25 Jan. 1800.

Ohngeachtet des Eises wegen noch so viele Engli-
sche Posten zurück sind; so habe ich doch vorgestern
einen Brief vom Hofrath Best aus London vom 24
Dec. mit folgenden vorläufigen Nachrichten von Hor-
nemann
erhalten. ‘”Die vor wenigen Tagen von ihm
hier eingegangenen Briefe sind vom 3 Oct. Den 2
Nov. gedachte er von Tripoli auf Fezzan wieder zu-
rück, um von dort über Soudan weiter zu gehen.
[Seite 189] Mit einem Exemplar seines Journals war er fertig
und mit dem Duplicat beschäftigt. Er hat die Data,
die er aus den besten Quellen von seiner bevorstehen-
den Route gesammelt, nebst einer danach construir-
ten Karte eingesandt. Der Aufsatz ist Deutsch und
war zum Übersetzen gleich weiter befördert.’

‘So vorsichtig H. in der Annahme dessen ist, was
er nicht selbst sieht, so legt er doch diesen vorläufi-
gen Nachrichten vielen Werth bey, und ich höre,
dass Major Rennell mit der Karte sehr zufrieden ist.
Wie H. alles wird gefunden haben, das hofft er uns
in zwey Jahren mündlich zu erzählen.”’

So eben erhalte ich einen Brief von Hornemann
an seine würdige (leider indess verstorbne) Mutter,
den er in Tripoli den 19 October geschrieben und
mit einem Englischen Kriegsschiffe abgeschickt hat,
welches dort einige Zeit im Hafen gelegen und zwey
seiner dasigen Freunde, die damahligen Englischen
und Schwedischen Consuls, nach Europa zurück ge-
bracht hat. Ich sehe daraus, dass wir noch frühere
Briefe von ihm zu erwarten haben, die er zwey Mo-
nate vorher von dort abgeschickt, und die, wie er
auch schon erfahren, richtig auf der Englischen Flotte
angekommen waren.

Er hat, wie er schreibt, dort so zufrieden ge-
lebt, als man nur auf der Küste der Barbarey und in
seiner Lage leben kann, wo er freylich, um Ver-
dacht zu vermeiden, wenigen Umgang mit Christen
pflegen durfte: da er hingegen in seinem ganz Ara-
bischen Costume, Lebensweise und Wohnung in ei-
nem Türkischen Hause, durchgends von den Muha-
medanern für einen ihrer Glaubensgenossen gehalten
[Seite 190] ward. Bey seiner Ankunft in Tripoli war er so gelb,
als ein Araber; er ist aber während des dasigen Aufent-
halts fast wieder so weiss geworden, als er vorher war.

Der Deutsche Renegat, (aus Cölln) den er aus
Ägypten mitgenommen*), und der ihm anfangs noch
zum Dolmetscher diente, ist in Fezzan an den Folgen
der Ausschweifungen in Liebe und Wein (– versteht
sich Dattelwein –) gestorben. Auch war dieser Tod
in so fern weiter kein grosser Verlust für Hornemann,
da dieser jetzt besser Arabisch spricht, als es jener
sprach. Überhaupt aber wird er nie wieder einen
Europäer mit sich nehmen. Hingegen hat er in Fez-
zan
einen Schwarzen aus Burnu zurückgelassen, den
er einst mit nach England zu bringen gedenkt, einen
treuen gar wackern Mann, der dreyzehnmahl die
Reise von Fezzan nach Burnu, und fünfmahl die nach
Soudan gemacht hat. Ihm selbst soll übrigens nun,
wie er hofft, die Zeit in Afrika mit wahrem Vergnü-
gen hinfliessen, da er nun dort schon wie einge-
wohnt, mit den Beschwerden und Gefahren des dasi-
gen Aufenthalts bekannt ist, und dieselben theils zu
vermeiden, theils zu ertragen gelernt hat.

So, schreibt er, ist Mursuk ein erbärmlicher Auf-
enthalt, so lange keine Karavanen da sind; auch un-
gesund; hingegen findet man da alle Sicherheit für
seine Person und Güter. Die Weiber in dieser Sul-
tans-Stadt
wenden besonders viele Zeit auf ihre Toi-
lette. Eine Fezzanerin mit ihrem Kopfputz ist eine
wahre Sehenswürdigkeit; und die Sudanerinnen, wel-
che überdiess unter allen Schwarzen und Halbschwar-
zen die sanftesten und feinsten sind, legen ihr Haar
[Seite 191] so kunstreich, dass es kein Wunder wäre, wenn die-
ser Kopfputz auch einmahl in Europa Nachahmung
finden sollte.


[Seite 193] [Seite 194]
Notes
*).
[Seite 190]

A.G.E. III B.S. 194.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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