Aus einem Schreiben des Hofraths Blumenbach.
Durch die nun nachgekommenen Englischen Posten
habe ich fünf Briefe mit vorläufigen Notizen aus
Hornemann’s Berichten an die African Association,
sowol vom Baronet Banks als auch vom Hofrath Best
und Doctor Noehden erhalten; auch noch einen, den
Hornemann selbst an seine Mutter geschrieben, und
theile Ihnen aus denselben zur Ergänzung der neu-
lich Ihnen zugeschickten Nachrichten*) noch fol-
gendes mit.
Hornemann verliess, wie Sie wissen, im Septem-
ber 1798 mit der Fezzan-Karavane Cairo, wo er meh-
rern und bedenklichern Gefahren ausgesetzt gewesen,
als auf seiner ganzen übrigen bisherigen Reise, na-
mentlich auch der Pest; woran unter andern eine
Frau in dem Hause starb, wo er wohnte.
Der Weg jener Karavane geht bekanntlich erst auf
Seewah, (Siwah) eine von den drey berühmten Oasen
des Alterthums. Hier hat er Browne’s Bemerkungen
über das sonderbare kleine antike Gebäude bestätigt, das
[Seite 298] derselbe da gefunden hat;*) hat auch die Grundlage
von Mauern, die dasselbe umgeben, so verfolgt, dass
es nun um so wahrscheinlicher wird, dass diess doch
wirklich Ruinen sind, die zu dem berufenen Am-
mon’s-Tempel gehört haben mögen.
Die Karavane hatte noch nicht lange Seewah ver-
lassen, als sie von einem Trupp von etlichen hundert
Arabern zu Pferde eingeholt ward, die auf die Aus-
lieferung Hornemann’s und seines Begleiters, des
Mamelucken von Cölln, drangen, weil sie Christen,
und zwar Französische Spione wären. Beyde wurden
von der Karavane ausgeliefert, wussten sich aber so
gut durch Hersagen ihrer Arabischen Gebete und
Stellen des Korans und durch Arabisch-Schreiben zu
legitimiren, dass die Reuter sich völlig vom Ungrun-
de ihres Verdachts, und hingegen von der Muhame-
danischen Rechtglaubigkeit der beyden Franken über-
zeugt hielten: folglich umkehrten, und diese in Frie-
den mit der Karavane weiter ziehen liessen.
So kam diese nach 41 Tagereisen in Mursuk (Mur-
zuk) an, wo, (wie ich neulich schon gemeldet) Horne-
mann’s Reisegefährte starb, und er selbst von dem dort
endemischen Fieber befallen, und dadurch verhindert
ward, seinen Weg gen Soudan mit zwey indess da-
hin abgegangenen Karavanen fortzusetzen. Er ge-
nass durch Chinarinde; und hielt es nun fürs rath-
samste, die übrigen Monate des Jahrs bis gegen die
Zeit der Abreise der nächsten Soudan-Karavane
in Tripoli zuzubringen, seine Papiere da zu ordnen,
Duplicate davon zu nehmen, und diese Früchte sei-
[Seite 299] ner zeitherigen Expedition sicher auf Englische Schiffe
zu befördern; da sie sonst, wenn er sie in Mursuk
fremden Händen hätte anvertrauen sollen, leicht ver-
loren gehen können. Im December wollte er dann
nach Fezzan zurück, um dort die nächste Karavane
abzuwarten, die im Frühjahr nach Soudan abgeht.
Alle seine Briefe zeugen von seinem frohen Muthe,
und wie sehr ihn die Leichtigkeit, womit er nun
schon Sprache, Sitten u.s.w. der Muhamedaner an-
genommen, zu den gegründeten Hoffnungen eines
fernern glücklichen Fortgangs seiner Reise berechtigt.