Des Herrn Professor Blumenbachs, zu
Göttingen, Nachlese zu Herrn von Hallers
Bibliotheca anatomica.
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Der Herr von Haller, dessen Briefwechsel und für mich
gehegte Freundschaft ich unter die Glückseligkeiten mei-
nes Lebens rechne, klagte mehrmalen gegen mich, daß er bey
seinen litterarischen Arbeiten, außer seiner eignen Büchersamm-
lung, wenig Hülfe von andern Bibliotheken hätte, und zumal
sehr schwer an alte gute Bücher kommen könnte. Noch ein
Jahr vor seinem Tode erbot er sich, gern alles anzuwenden,
wenn ich ihm nur einen jungen Mann in Göttingen verschaffen
könnte, der ihm auf unsrer Bibliothek die ausführlichen Titel
der alten und sonst nicht gemeinen Bücher für seine Fächer
abschreiben wollte. Ich habe ihm selbst verschiedene Male
Nachträge und Zusätze zu den schon publicirten Bänden der
Bibl. med. geschickt, die er auch in den Supplementen be-
nutzt hat. Der gegenwärtige Aufsatz war ihm auch zuge-
dacht; ich erhielt aber die, freylich nicht ganz unerwartete,
Nachricht von seinem Tode einige Tage zuvor, ehe ich mei-
nen Brief abschicken wollte.
Zur Biblioth. anat. T. I.
- S. 7. Z. 2. Ossa Andromedae. Es ist eine Zeile ausgelas-
sen, und sollte heißen: Ossa belluae cui dicebatur ex-
posita fuisse Andromeda. - S. 32. Z. 17. Guarinonii Comment. über Arist. L. II. hist.
animal, betrifft größtentheils die Generatio aequiuoca. - S. 78. Z. 1. Erotiani Synagoge und S. 79. die Expositio-
nes partium ex Ruso und S. 84. Appellationes partium
[Seite 34] ex Galeni introd. und S. 88. die Definitiones ex Gale-
no de ossibus, stehen alle viere auch in Henr. Stephani
Diction. medico. Paris. 1584. 8. - S. 134. Nuperiores Arabes. Noch finde ich in Casiri Bibl.
Escurial Cod. DLXII. Gelaleldini Alsiuthi Aegyptii cin-
gulum muliebre gemmis ornatum, de matrimonii in-
stitutione, praestantia, vtilitate etc. Ad Codicis cal-
cem occurrit Supplementum Ars anatomica nuncupa-
tum, vbi auctor ceteroquin doctus et grauis, singulas
viri et mulieris partes ad generationem pertinentes
nulla prorsus habita pudoris ratione, describit. - S. 140. Z. 9. Umständliche Nachricht von Pabst Bonifacius
VIII. Verbot gegen die Zergliederungen und seiner Veran-
lassung, s. bey Andr. Gryphius de mumiis Wratisla-
viens. S. 82. u.f. - S. 141. Sanctae Hildegardis de Pinguia Physica, cum Ori-
basio de simplicibus, Theodori dieta et Esculapio de
morbis. Argentor. 1533. fol. Die heilige Frau, die
im Jahre 1180 gestorben ist, beschreibt hier in vier Büchern
die Heilkräfte der Thiere und Gewächse. Von ihrer
Latinität mögen folgende Ueberschriften zur Probe dienen:
de Brunnecrasso, de Roemisch Menta, de Huoflath-
detha (Huflattig), de Amsla, de Drosla, de Humbe-
lim (Hummel). - S. 143. Alberti magni opera studio Petri Iammy, Lugd.
1651. 10 Bände in Fol. - Von dem Comment. eines Ungenannten über Alberts Buch
de secr. mulier, besitze ich eine alte Ausgabe mit Mönch-
schrift. s.l. 1478. 4. - Alberts Buch selbst mit einem andern Scholiasten, Lugd.
1566. in 24. - S. 144. Vincentius de Beauvais – statt doctrinali lies
naturali. Dieser Mönch war Prinzeninformator bey
König Ludwig IX. von Frankreich, und schrieb vier un-
geheure Specula, davon das naturale in der Ordnung
das dritte ist. Die übrigen sind: doctrinale, morale,
historicum. - Z. 4. v.E. P. de Apono conciliator. Venet. 1471. maitt.
ist eins der ersten medicinischen Bücher, die mit Anzeige der
Jahrszahl gedruckt worden. - S. 147. Z. 20. Magister Aldobrandinus hieß eigentlich Di-
no de Serbuono s. Bruno del Garbo, war Professor zu
Bologna, Siena und Padua, starb 1327. s. Ritratti d’Uo-
mini illustri Toscani. Fir. 1770. Vol. III. No. 4. - S. 151. Hieher gehört Nicol. Cusanus, der S. 233 recensirt
wird. Der nachherige Cardinal war von Kusa im Trieri-
schen, geb. im Jahre 1400. Seinen dialogus de staticis
Experimentis finde ich nicht in seinen übrigen Operib.
Paris. 1514 3 Vol. in fol. Ich besitze ihn aber bey einer
Ausgabe vom Vitruuius de archit. exed. Guil. Machae-
ropiei. Argent. 1550 4. Das Gespräch ist funfzehn
Seiten lang, und wird von einem Philosophen und einem
Mechaniker geführt. Letzterer thut Vorschläge zu statischen
(aber freylich nicht Santorisch-statischen) Versuchen. - Z. 7. v.E. Cunrat Megenberger (von Megenberg) Buch
der Natur. Augsp. 1482. fol. Bibl. Goett. Auch besitzt
diese Biblioth. nunmehr auch eine Handschrift von diesem
Werke. Aus S. 108. des gedruckten Exemplars zu schlies-
sen, so hat er es im Jahre 1349 beschrieben. S. 78. ci-
tirt er eine andre seiner Schriften: ‘„Das teutsch Buch das
ich hab gemachet von der gestalt der welt vnd heist die
teutsch Spera vnd hebt sich an: Fleuß in mich aller Ge-
nadenkunst – da findet man viel hübscher Ding in.“’ - Im Artzneipuch durch Maister Ortolf von Bayrland, Nürnb.
1477. fol. (bibl. Goett.) ist am Ende ein Puch von den
Krewtern, das ebenfalls Conrad Magdeburgensis gemacht
zu haben scheint: denn im Kap. vom Rettig heists: ‘„Ich
Meytenberger wene (i.e. glaube) das die wurtz u.s.w.“’ - S. 155. Z. 4. Meine Ausgabe vom Rosengarten. Augspurg,
1528. ist in 4. - S. 164. Z. 14. Vasari sagt: Si dice communemente che
Michel Angiolo studiasse dodici anni la notomia. und
nennt auch Realdus Columbus amicissimo di Michel-
Angiolo. - Z. 22. Und von Leonard de Vinci sagt er: Da Lionardo
abbiamo la notomia de’ Cavalli, e quella degli Vomini
assai piu perfetta. – Enne anche smarito un modello
piccolo di cera, ch’era tenuto perfetto, insieme con
un libro di Notomia di cavalli, fatta da lui per suo stu-
dio. Attese di poi, ma con maggior cura, alla noto-
mia degli uomini. - Die Carricaturköpfe von de Vinci haben den Titel: Recueil
de Têtes de charactere & de charges. Dessinées par L.
de Vinci & gravées par M. le C. de C. (Caylus) 1730.
à Paris, chez Mariette. gr. 4. Nur die ersten acht und
dreyßig Köpfe sind nach de Vinci, die übrigen zwey und
zwanzig aber nach andern Meistern geätzt. Jene sind theils
unaussprechlich häßlich, aber doch alle nach der Natur:
denn de Vinci war ein drolliger besondrer Mann, und wo
er ein lebendig Fratzengesicht antraf, so copirte er es. - S. 174. Guntheri instit. anat. ex emend. Wesalii, Wit-
teberg. 1585. 8. (Bibl. Goett.) - S. 204. Petrus Belon. Er war Amanuensis bey dem ge-
lehrten Peter Gylli, und soll dessen Papiere auf eine un-
[Seite 37] erlaubte Weise benutzt und unter eignen Namen herausge-
geben haben. s. Thuanus hist. L. XVI. - S. 223. Meine Ausgabe von Gyllis überaus merkwürdiger
Beschreibung des Elephanten ist zugleich mit Aeliani hist.
anim. und Demetrius Pepagomenus de cura accipitrum
et canum gedruckt. Lugd. 1565. 8. - S. 239. Von Cäsalpin, s. Ritratti d’ill. Tosc. T. III. N. 37.
- S. 327. Physonomica y varios secretos de naturaleza por
Geronymo Cortes, natural de la Civdad de Valencia, en
Barcelona, 1614. 8. (Bibl. Goett.) Dies ist die vierte
Edition. Die erste scheint von 1609 zu seyn. - S. 335. zu Z. 6. Ej. p. lavrenbergii pasicompse no-
va i.e. accurata et curiosa delineatio pulchritudinis.
Lips. 1634. 8. Der Verfasser durchgeht alle Glieder des
Körpers und detaillirt ihre Schönheiten mit einer überaus
lebhaften und zuweilen allzu malerischen und ausschwei-
fenden Beredsamkeit. - S. 362. Z. 5. v. E. Von Asellii Vorstellung der Milchadern
im Gekröse in Clairobscur, s. Möhsen Samml. von Bild-
nissen. S. 138. - S. 366. Harveys Unterredung über die Untauglichkeit der
eingeschlossenen Luft zum Athemholen mit dem gelehrten
Professor der Astronomie, Johann Graves, zu Oxford,
der drey Stunden lang in der großen Pyramide bey Kairo
geblieben war; s. in dessen Pyramidographie, S. 136. u.f. - S. 393. Z. 6. ist wieder eine Zeile ausgelassen; statt Tendines
omnes ossei soll es heißen: Tendines omnes, qui in tar-
sum pedis et crura feruntur, propemodum ossei. - S. 415. Die Wirsungische Zeichnung des Ductus pancrea-
ticus, wovon die Originalplatte bey der medicinischen Fa-
[Seite 38] kultät zu Padua aufbewahrt wird, ist nachgestochen in
Fortun. Liceti epistol. - S. 491. Z. 6. v.E. Vom wahren Erfinder des Ductus Ste-
noniani heißt es in Lud. Wilh. Krausens Reisediario in
Buders Samml. ungedr. Schriften. ‘„In Amsterdam
wurde beständig und ausdrücklich gesagt, Gerhard Bla-
sius hätte die Duct. saliv. zuerst im Collegio anatomico
seinen Zuhörern, darunter auch Steno war, gewiesen;
worauf dieser, als er vernommen, daß Hr. van Horne
in Leyden eine Anatomie vorhätte, in aller Eil nach Ley-
den gefahren, in die Demonstration gegangen, in einem
Kalbskopfe die duct. saliv. gesucht, und mit einem Stylo,
den er darein gethan, dem Herrn van Horne, als er
Caput demonstrirt, präsentirt und gewiesen. Und weil
Steno nicht gesagt, daß ihm Blasius solchen gewiesen
und erfunden, hätte van Horne laut gegen die umstehen-
den Zuhörer gesagt: en ductum stenonianum! daher
auch nachmals, obgleich fälschlich, Steno für den Erfin-
der des duct. saliv. in fraudem D. Blasii wäre gehalten
worden.“’ - S. 507. Lorenz di Girolamo Bellini war zugleich ein be-
rühmter italienischer Dichter. s. Rittr. d’ill. Tosc. T. III.
N. 40. Er litte im Alter viel vom Podagra, und dedicir-
te daher seine Opuscula an Pitcarne mit den Worten:
Pitcarnio Laurentius Bellini carnes poplitis ferro chi-
rurgico novies sectus et spinam tibiae ter abrasus, be-
ne agere! - S. 520. Von Redi, s. die Ritratti l.c.N. 47.
- S. 539. Von der Stiftung der londner Societät der Wissen-
schaften sagt Johann Wallis in seinem eignen Lebens
laufe: ‘„About the Year 1645 while I lived in Lon-
don, I had the opportunity of being acquainted with
divers worthy persons, inquisitive into natural philo-
[Seite 39] sophy and other parts of humane learning: and par-
ticularly of what has been called the new philosophy
or experimental philosophy. We did by agreement,
divers of us meet weekly in London, on a certain
day to treat and discourse of such affairs. Of such
number were Dr. Wilkins, afterward Bishop of
Chester. Dr. Jonathan Goddard, Dr. G. Ent, Dr.
Glisson, Dr. Merret Drs in Physik, Mr. Sam. Foster,
then Prof. of Astronomy at Greshamcollege: Mr.
theod. haak a German of the Palatinate and Re-
sident in London, who, I think, gave the first occasion
and first suggested these Meetings, and many others.“’ - S. 549. Der berühmte Zergliederer und Baumeister Clau-
sius Perrault hatte die Aufsicht über die königlichen Ge-
bäude, und hat seine großen architektonischen Kenntnisse in
seiner französischen Ausgabe vom Vitruvius bewiesen. - S. 668. Z. 17. Flamstead hat doch den Zitteraal nicht zuerst
entdeckt. Schon im Jahre 1677 hat D. Richer zu Cayen-
ne Beobachtungen über dieses merkwürdige Geschöpf an-
gestellt. s. Duhamel hist. ac. Paris. S. 168. - S. 678. Z. 23. Musaeum Kircherianum. ed. noua per Io.
Ant. Batarra, Rom. 1773. gr. Fol. mit ebend. ausge-
malten Kupfern. Der Herausgeber hat nutzbare Anmer-
kungen zur Zoologie beygefügt. - S. 682. Peter Sylvanus Regis hat zuerst geglaubt, daß
manche Mißgeburten schon aus einer fehlerhaften Anlage
des Keims, und nicht alle blos durch Zufall entstünden. - S. 692. Z. 17. Gerard von Lairesse hat die 81 und 82 von
Bidloos Tafeln selbst geätzt, und diese sind auch den übri-
gen, die Peter von Gunst und Anton Blooteling nach
seinen Zeichnungen verfertigten, bey weiten vorzuziehen.