Unser hochverdienter Blumenbach hat in einer
kleinen aber reichhaltigen Abhandlung, – die schon
vor zwei Jahren in den Göttinger Kommentationen,
und auch besonders abgedruckt*) erschienen, aber
wohl schwerlich in die Hände aller Freunde der
Mineralogie und Geognosie gekommen ist, – eine
Beschreibung einer Gebirgsart gegeben, welche den
Plaz, der ihr in Ihrem Taschenbuch schlechterdings
gebührt, noch nicht erhalten hat, und mit welcher
[Seite 354] das grössere mineralogische Publikum noch beschenkt
werden muss.
Die Rede ist von der Gebirgsart auf den vorderin-
dischen Inseln Salcette und Elephanta unweit Bombay,
aus welcher dort die berühmten uralten Tempel nicht
gebaut, sondern unmittelbar ausgehauen sind, im
festen Felsen, mit fast unbegreiflicher Arbeit, und
bewundernswürdiger Kunst. Diese Gebäude sind be-
kanntlich nicht blos rohe, durch Pfeiler gestüzte Höh-
len, sondern regelmässige Kunstwerke, nicht nur der
Baukunst, sondern auch der Bildhauerei, denn sie
sind mit einer Menge von Figuren mannichfaltiger
Art, besonders auch von menschlichen Gruppen in
den abentheuerlichsten Verschlingungen angefüllt,
deren nähere Beschreibung und Abbildung man zum
Theil in Niebuhr’s Reise findet, unter welchen es
aber auch manche giebt, welche zu schildern, ihr,
nach unsern Begriffen die guten Sitten gröblich be-
leidigender Gegenstand verbietet. Von einer der
lezteren ist vor mehreren Jahren in England
ein Kupferstich erschienen, der zu den Selten-
heiten gehört. Diese Riesenwerke menschlichen
Fleisses erscheinen dadurch noch bewundernswer-
ther, dass die Gebirgsart in welcher sie ausgearbei-
tet sind, durch ihre Härte und Festigkeit, die Schwie-
rigkeiten, die jedem Werke dieser Art entgegenste-
hen, noch gar sehr vermehrt haben muss. Diese
Gebirgsart – Elephanta-rock von den Engländern
genannt, – charakterisirt unser scharfblickender For-
[Seite 355] scher, nach einem ihm von Townley mitgetheiltem
Probestück, auf folgende Weise:
Sie ist eine porphyrartig gemengte Gebirgsart von
bedeutender Härte und Festigkeit, so dass es dem
Steinhauer äusserst schwer wurde, das beschriebene
Handstück mit der Säge abzuschneiden. Das spezifi-
sche Gewicht ist = 2367. Sie nimmt nur eine ge-
ringe Politur an. Von ihrem geognostischen Ver-
halten, ihrer Stratifikation u.s.w. ist nichts erwähnt.
Die Grundmasse ist ein eisenschüssiger Thonstein,
von unebenem Bruche, lichtorangengelber Farbe
(col. flavo-luteo), die befeuchtet ins Braune fällt.
Aus dieser Beschreibung – bei welcher ich die
Anordnung der Kennzeichen nur ein wenig zu ver-
ändern mir erlaubt habe – ergiebt sich das von dem
Herrn Verfasser selbst gefällte Urtheil, dass die Ge-
birgsart durchaus nicht zum Basalt gehört, wie von
einigen angenommen worden ist; sondern dass sie
zum Thonporphyr gerechnet werden muss. Uebri-
gens fügt der Herr Verfasser die Versicherung hinzu,
[Seite 356] dass sie nichts ähnliches mit andern ihm bekannten
Porphyrarten habe, am wenigsten unter jenen, in-
dessen von dem ungarischen Grausteine verschieden
sey. Diese Bemerkung muss aus dem Munde eines
Blumenbach, der Alles gesehen und mit geübtem
scharfen Blicke gesehen hat, für einen jeden von be-
deutendem Gewichte seyn, dem sie durch eigene
Beobachtung zu bestätigen versagt bleibt.
J. Fr. Blumenbach Specimen historiae naturalis antiquae
artis operibus illustratae eaque vicissim illustrantis. Goet-
ting. 1808. 4. m. B.