Ein Menschenschedel – sey’s auch von wel-
chem Volke unter der Sonne es wolle – ver-
glichen mit dem vom allermenschenähnlichsten
Affen, ist allein schon hinreichend, den kör-
perlichen Character der Humanität zu bestim-
men, und die Kluft zu ermessen, welche die
Natur zwischen menschlicher und thierischer
Gestaltung befestigt hat. Und so finden zwey
musterhafte Abbildungen dieser beiderley sich
so sehr von einander auszeichnenden Schedel-
formen auch in dieser Sammlung eine pas-
sende Stelle.
Der von einem Neger würde zwar ausser-
dem auch zugleich gedient haben, mit einem
Blicke zu zeigen, wie schlechterdings bloss
relativ die Züge sind, wodurch er sich von den
[[6]] Köpfen anderer Menschenraçen unterscheidet;
und wie gänzlich er hingegen durchaus in
allem was nur am Schedel den constanten
absoluten Character der Humanität ausmacht,
mit allen übrigen Völkern übereinkommt, und
so gut wie irgend eines derselben, von der
übrigen thierischen Schöpfung absteht: – Ich
habe aber doch lieber hier diesen gewählt,
weil er wohl allgemeineres Interesse, wegen
der bewundernswerthen Schönheit seiner Bil-
dung haben wird, wodurch er sich so auf-
fallend von mehr als zweyhundert andern
Schedeln fremder Völkerschaften auszeichnet,
wozu nun meine Sammlung angewachsen ist.
Er ist eins der vielen und grossen Geschenke,
womit der sel. Baron von Asch diese Samm-
lung bereichert hat, und dient zur Beglaubigung
dessen, was ausser so vielen andern Zeugen
von der Schönheit der Georgianer, namentlich
der philosophische Reisende, Chardin, von
den bezaubernden Reizen ihrer Weiber sagt*).
Also von dem der oben im IIten Heft tab. 12.
abgebildet worden. Hier sein Schedel, den ich
der Güte des berühmten Naturforschers Hrn.
Dr. van Marum in Haarlem verdanke, und
der in bestimmtem Verhältniss der Grösse zu
dem vorigen menschlichen gezeichnet ist, un-
terscheidet sich von diesem hauptsächlich 1)
durch den Mangel des prominirenden Kinnes –,
desjenigen Wahrzeichens der Humanität, wo-
durch sich meines Wissens das menschliche
Haupt von allen Thierköpfen auszeichnet.
2) Hingegen durch das Daseyn des berühm-
ten Intermaxillar-Knochens, in welchem auch
bey diesem so wie bey andern Quadrumanen
und so vielen Quadrupeden die obern Vorder-
[[10]] zähne sitzen; der sich aber bekanntlich auch
bey solchen Säugethieren findet, denen diese
Zähne mangeln, oder die überhaupt gänzlich
zahnlos sind; da hingegen beym Menschen
jene Schneidezähne, so wie das ganze obere
Gebiss, bloss in den beiden Kieferknochen
befestigt sind.
Und 3) durch das was die Affen insbeson-
dere vom Menschen auszeichnet, wie z.B. die
so dicht aneinander liegenden Augenhöhlen,
die Kleinheit der gleichsam eingedrückten Na-
senbeine, und überhaupt sehr beengten Ge-
ruchsorgane etc.
Der Französische Plinius schildert die Faul-
thiere als die elendesten, kümmerlichsten, von
der Natur stiefmütterlich verwahrlosesten Ge-
schöpfe auf unserm Erdenrund. ‘“Es ist nicht
sowohl Trägheit (sagt er unter andern) was
sie characterisirt, als Elend, Gebrechlichkeit,
fehlerhafte Bildung; – sie bezeichnen den
letzten schwächsten Grad von möglicher Exi-
stenz unter den Thieren, die Fleisch und Blut
haben; – in solchen Missgriffen der Natur
noch causes finales annehmen wollen, würde
Kurzsichtigkeit verrathen.”’ etc. – Die Haupt-
belege für diese Behauptungen sind die be-
kannten Zeugnisse der Reisebeschreiber von
der allerdings auffallenden Langsamkeit dieser
Thiere bei ihrer Locomotivität.
Allein bey alle dem gewinnt doch die Sache
in der That ein minder klägliches Ansehen,
wenn man anderseits auch nicht vergisst, dass
diesen Thieren bey ihrem Phlegma zugleich
das glückliche Loos zu Theil worden, äusserst
wenige Bedürfnisse zu haben, wenigen Nach-
stellungen ausgesetzt zu seyn, und sich gegen
Anfall durch Geschick und selbst durch Ge-
brauch ihrer starken Klauen vertheidigen zu
können. Sie leben vom Laub der Bäume,
saufen nicht, und wissen den wenigen die
Bäume bekletternden Raubthieren durch Reti-
rade auf schwankende Aeste zu entgehen, und
wie gesagt sich ihrer im Nothfalle auch durch
ihre Krallen zu erwehren.
Hier diese Gattung erreicht ungefähr die
Grösse eines Caninchens.
Die Abbildung – wogegen freilich die meh-
resten der bisher bekannt gemachten seltsam
contrastiren – ist von einem vorzüglich schö-
nen Exemplare genommen, womit der sel.
Leibchir. Lampe in Hannover meine Samm-
lung bereichert hat.
Es ist nach dem lebendigen Beutelthiere ge-
zeichnet, das ich durch die freundschaftliche
Gefälligkeit des Hrn. Dr. Tidyman zu Char-
leston besessen, und wovon ich im IIIten B.
von Voigt’s neuem Magazin ausführlichere
Nachricht gegeben habe. Hier nur ein Paar
Worte von dem Zitzensack, dem merkwürdi-
gen Organ, wodurch sich diese und mehrere
andere Gattungen des Didelphys-Geschlechts,
das Kängaruh etc. auszeichnen. – Die irrige
Meinung, als ob bey diesen Thieren, so lange
die Mutter keine Junge im Beutel trägt, auch
keine Spur von Zitzen in selbigem zu erkennen
wäre, sondern dass diese erst durchs Ansaugen
der Jungen ausgebildet würden, habe ich schon
[[18]] anderwärts*) aus der Natur widerlegt. Die
Mutter ist nur ungefähr 14 Tage trächtig, da-
her die Jungen bey der Geburt kaum Erbsen-
grösse haben; aber dann erst noch volle 10
Wochen lang im Zitzensack genährt werden;
wo sie sich festsaugen, so dass Ulloa sogar
bey einer schon seit drey Tagen todten und
in Fäulung übergehenden Mutter noch die
Jungen lebendig und im vollen Saugen ange-
troffen hat**).
Ich habe schon anderwärts unter den Instan-
zen gegen die übertriebenen Vorstellungen von
Stufenfolge in der Natur, die ganze Classe
der Vögel angeführt, als welche gleichsam
isolirt steht, mit keiner andern zusammenfliesst,
und sich daher auch in den scharfsinnigsten
und kunstreichsten Entwürfen von Kette oder
Leiter in der Natur, nicht ohne sichtlichen
Zwang unterbringen lässt.
Hier dieser Vogel kann nun zu Einem Bey-
spiel statt vieler dienen, wie wenig vollends
in einzelnen Fällen von scheinbarer Aehnlich-
keit in der äussern Bildung der Geschöpfe auf
wirkliche Aehnlichkeit ihrer Verrichtungen und
Lebensweise (– kurz auf das Contingent was
[[22]] sie zum Gange der Schöpfung beytragen –
was doch die Seele aller solcher Vorstellungen
von Stufenfolge seyn müsste) zu folgern ist.
Oft schon hat man diesen mit Adlerkopf
und Raubfängen bewaffneten Vogel, weil er
doch dabey lange Beine hat (vielleicht auch
noch der Nackenfedern wegen) für ein Bin-
dungsglied zwischen Raubvögeln und Reihern
angesehen, so dass ihn selbst manche Natur-
forscher nicht unter die Accipitres sondern zu
den Grallis gesetzt haben. Und doch zeigt
seine ganze Lebensart, die Weise wie er seiner
Beute Herr wird, kurz alles was wir, zumal
durch Levaillant, Vosmaer und I.R. For-
ster, von seiner thierischen Oeconomie wis-
sen, wie ganz diese von der der Sumpfvögel
abweicht, und hingegen mit der von andern
Raubvögeln übereinkommt. Auch ich habe das
an dem, den ich in London lebendig gesehen,
vollkommen bestätigt gefunden.
Die Zeichnung ist nach einem 2 Fuss 9 Zoll
hohen ausgestopften Exemplare im hiesigen
academischen Museum gemacht.
Noch ist mir keine colorirte und überhaupt
keine recht treue Abbildung dieser schönen
Sibirischen Ammer bekannt. Hier diese ist
nach einem ausgestopften Exemplar unter den
grossen Aschischen Geschenken im academi-
schen Museum verfertigt, das vom Petropaw-
lowschen Hafen aus Kamtschatka gebracht
worden. Das hübsche Thier findet sich aber
auch in andern Gegenden von Sibirien, zumal
auf den Pappeln und Weiden der Flussinseln
des Irtisch, Tobol und Ob. –
Grösse und Stimme sind wie die der Gold-
ammer.
Der berühmteste von den bis jetzt entdeckten
electrischen Fischen. Das Phänomen, dass die-
ser Roche erschütternde und betäubende Kraft
besitze, war seit 2000 Jahren bekannt, scheint
aber nun erst durch das Licht, dass die Unter-
suchung des Galvanismus der Naturlehre und
Physiologie aufgesteckt hat, seine nähere Auf-
hellung zu erhalten.
Die Zeichnung ist halb so lang und breit
als das Original eines jungen im academischen
Museum, wovon sie genommen worden.
Besonders merkwürdig sind an diesem
Exemplare die deutlichen Spuren von matten
[[30]] Nebenflecken, die sich um und zwischen den
fünf schwarzen Hauptflecken befinden.
Da sich unter einigen alt-griechischen
Vasen die ich besitze, eine mit der Figur eines
solchen Rochen befindet, so habe ich eine
verkleinerte Figur dieses schönen Gefässes bey-
gefügt. Es ist 7 1/2 Zoll hoch und der obere
Rand hält 8 1/2 Zoll in Durchmesser. –
In einer schätzbaren Sammlung von Insecten
und andern Thieren aus Schina, die ich vom
vorletzten Hrn. Herzoge von Sachsen-Gotha
zum Geschenk erhalten, finden sich auch zwey
Exemplare dieses ausnehmend saubern kleinen
Panzerfisches, der mir eine bisher noch unbe-
kannte Gattung zu seyn scheint; und der sich
von den bis jetzt gekannten besonders durch
die zwey hinter einander stehenden Rücken-
spitzen auszeichnet, wovon ich auch den Tri-
vialnamen des hier in natürlicher Grösse ab-
gebildeten netten Geschöpfs genommen habe.
Der Körper ist dreykantig und am Bauche
so breit, dass der Umriss eines Querdurch-
schnitts durch die Mitte des Körpers ein ziem-
lich gleichseitiges Dreyeck bilden würde.
Die fensterartige Scheibe an der Stelle der
Augen, ist eine festsitzende hornartige Haut,
die mit dem Augapfel nicht verwachsen war,
als welcher sich (so wie ich das bei mehreren
Fischen und Amphibien gefunden) hinter der-
selben frey bewegen konnte.
Die sehr enge und in dieser Stellung nicht
sichtliche Bronchial-Oeffnung liegt zwischen
dem untern Augenrande und der Brustflosse.
Die Conchyliologie, so wie sie sich gewöhn-
lich bloss mit den leeren Schalengehäusen be-
schäftigte, ist wohl schon oft für das mindest
fruchtbare Feld der Naturgeschichte – oder
eigentlich blosser Naturbeschreibung – gehal-
ten worden. Sie kann aber diesen Vorwurf
ablehnen und sich der Würde anderer auch
für den Denker nahrhaftern Theile dieser nütz-
lichen Wissenschaft nähern, wenn nach und
nach die darin bisher so vernachlässigten Be-
wohner jener Gehäuse immer mehr bekannt
werden, die dann gewiss auch mancherley
Stoff für die Philosophie der Thiergeschichte
geben können. Und so mag auch dieses Blatt
einen kleinen Beytrag dazu liefern, das den
[[38]] meines Wissens bisher noch nirgend abgebil-
deten Inwohner einer der gemeinsten Gattung
von Wurmröhren vorstellt, den ich schon
a. 1774 zufällig in einer derselben gefunden
habe. Seine sieben convergirenden Arme sind
an der Wurzel mit ohngefähr 60 kurzen steifen
Fäden besetzt.
Fig. 1. stellt ihn bey a in natürlicher Grösse
vor; Fig. 2. stark vergrössert.
Die Seelilien, wovon der hier abgebildete
sogenannte Lilienstein das obere Ende macht,
und zu welchen wie zu so vielen andern
Petrefacten, die jetzige Schöpfung wohl kein
Original mehr aufzuweisen hat, müssen in den
Zeiten der nun catastrophirten Vorwelt grosse
weite Strecken des damaligen Meeresbodens in
zahllosen Familien bewohnt haben. Denn um
nur einen Beweis statt vieler dafür anzuführen,
so finden sich nur allein im Königreich Han-
nover, und namentlich bey Brüggen auf dem
Wege von hier nach Hannover ganze Gebirgs-
massen von Flözkalk, die einzig aus Millionen
Wirbeln des Stiels und andren zerfallenen Glie-
dern dieser präadamitischen Thiere bestehen.
[[42]] Das Geschöpf muss am untern Ende seines
Stiels mit einem breiten Fusse festgewurzelt
gewesen seyn. Wie lang der einfache astlose
Stiel selbst gewesen, lässt sich nicht bestim-
men, da noch nie eine ganz vollständige See-
lilie gefunden worden. Das Geschlecht muss
mehrere Gattungen begriffen haben, die sich
sowohl durch die Flächenzeichnung der Wirbel
des Stiels, als durch den Bau eines obern
– einer reifen Maysähre gewissermassen ähneln-
den – Körpers unterscheiden.
Hier dieses Stück aus meiner Sammlung
ist von unserm Hainberge, der berühmten
Fundgrube vielartiger und merkwürdiger Pe-
trefacten.